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WERTVOLLSTEN UND PERSÖNLICHSTEN DATEN SIND UNSERE ERINNERUNGEN.
by UCM Verlag
REFIK ANADOL
Die Fähigkeiten des Menschen zu träumen, sich erinnern zu können, Vorstellungskraft zu haben waren schon immer Inspiration für Refik Anadol. Dass er entdeckte, dass Maschinen auch in der Lage sind zu lernen, hat ihm eine neue Welt eröffnet. „Natürlich kann eine Maschine nicht träumen, aber es gibt die Spekulation, dass Maschinen wirklich ein Ergebnis erzeugen können, das sich wie ein Traum oder eine Halluzination anfühlt und zugleich auf einer Erinnerung basiert, die wir ihr geben“, so der Künstler. „Mich interessiert, wie sich unsere Wahrnehmung von Zeit und Raum radikal verändert, jetzt, wo Maschinen unseren Alltag beherrschen, und wie das digitale Zeitalter und die KI eine neue ästhetische Technik zur Schaffung von bereicherten Umgebungen ermöglichen.“
Erinnerungswelten
Refik Anadol wurde 1985 in Istanbul geboren. Die Faszination für Science-Fiction und Computergaming begleitet den heute 37-Jährigen seit seiner Jugend, ebenso wie die Liebe zum Kino, die erwachte, als er zum ersten Mal „Blade Runner“ sah. Während seines Studiums reiste er durch Europa, lernte die Rolle der Technologie in der Geschichte und die neue Medienkunst kennen und eignete sich mehrere Programmiersprachen an. 2014 gründete er das Refik Anadol Studio in Los Angeles, um seine Kunst bis an die Grenzen von Vorstellung und technologischen Möglichkeiten zu treiben, gemeinsam mit einem jungen Team aus Künstlern, Architekten und Datenwissenschaftlern aus zehn verschiedenen
„Machine Hallucinations“ nutzte den größten Rohdatensatz, der jemals für ein einzelnes Kunstwerk gesammelt wurde, mit Millionen von Images der New Yorker Stadtarchitektur und mit Aufnahmen der Stadtgeräusche, für eine 3D-Präsentation.
Ländern. Beauftragt von großen Technologieunternehmen, Forschern und Vordenkern, realisierte das Refik Anadol Studio aufsehenerregende Projekte, die weltweit in über 50 Städten gezeigt wurden und sich einem Millionenpublikum erschlossen.
Wie die Technik dahinter funktioniert? Sehr vereinfacht ausgedrückt sind es zum Beispiel Millionen von Landschaftsaufnahmen, Aufzeichnungen menschlicher Gehirnströme oder Fotos von New Yorks Architektur, die das Team im Internet sammelt und die im Computer eingespeist werden. Dank der Anwendung komplexer Data Science werden sie zu form- und farbgewaltig ineinanderfließenden Images, die mit ergänzenden Klangwelten – mal dynamisch-herausfordernd, mal sphärisch-meditativ – ein immersives 3D-Erlebnis kreieren. Anadol drückt es so aus: „Ich male mit einem denkenden Pinsel, während ich über neue Formen der Erzählung, der Erinnerungen der Menschheit in physischen und virtuellen Räumen, einschließlich der Blockchain, nachdenke.“ So steckt in seiner künstlerischen Auseinandersetzung philosophische Tiefe: „Wir leben in einer Welt, in der jede einzelne unserer Handlungen von verschiedenen Systemen, von Software und Hardware, vorausgesagt wird; der freie Wille und die Privatsphäre der Menschen sind absolut gefährdet. Im Grunde genommen sind die wertvollsten und persönlichsten Daten unsere Erinnerungen.“ e