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Eine ganz eigene Realität
by UCM Verlag
Raum für Interpretation, Raum für Fantasie, Raum für Freiheit – der expressionistische und surrealistische Maler Paul Klee sagte einst, dass Kunst nicht das Sichtbare wiedergebe, sondern sichtbar mache. Was die Betrachter allerdings in der Kunst sehen, ist individuell.
Genauso individuell wie diese drei Museen und Galerien, die völlig unterschiedliche Konzepte verfolgen. Eines haben allerdings alle gemein: Sie machen Kunst sichtbar.
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I. BERLINISCHE GALERIE
Ein Museum mit Alleinstellungsmerkmal. In der Berlinischen Galerie wird zeitgenössische Kunst gesammelt, aufbewahrt, gezeigt und erforscht. Das Besondere daran: Die Kunst entstand ausschließlich in der Hauptstadt. Das Repertoire erstreckt sich von Bildender Kunst und Fotografie bis hin zu Grafik und Architektur; die Sammlungen reichen bis ins Jahr 1870 zurück. Das Programm selbst ist wie die Stadt Berlin: kontrovers, anregend und frei von Dogmen. 1975 wurde die Galerie von einheimischen Kunstinteressierten gegründet. Egal, was auf dem Programm steht, die Ausstellungen inspirieren alle auf ihre eigene Art. Das Museum ist ein offener Ort des Sehens, Entdeckens und Interpretierens. Dabei legen die Kuratoren und Leiter großen Wert auf Kommunikation, aber nur, wenn man will.
WWW.BERLINISCHEGALERIE.DE
DESTINATION: BERLIN // DEUTSCHLAND
II. TATE GALLERY OF MODERN ART
Zwischen Surrealismus, Geschichte und Performance Art: Dieses Museum beherbergt eine extraordinäre Vielfalt an Kunst, wie man sie sonst nirgendwo findet. Ein Besuch im Museum lässt einen geradezu in den eigenen Gedanken schweben. In der Dauerausstellung „Materials and Objects“ entführt Kunst aus untypischen Materialien in ganz andere, nie dagewesene Welten. Eine Antwort auf den Einfluss der Massenmedien auf den Menschen findet man in der Dauerausstellung „Media Networks“. Im Studio sind die Gedanken buchstäblich frei von Konventionen. Performances, interaktive Kunst und surreale Videoinstallationen befinden sich im architektonisch sehr beeindruckenden Bereich The Tanks, im Untergeschoss des Museums.
WWW.TATE.ORG.UK/VISIT/TATE-MODERN
DESTINATION: LONDON // ENGLAND
III. SERRALVES MUSEUM
Das Serralves ist nicht nur ein Museum. Es ist ein Areal für Fantasie, Naturerlebnis und beeindruckende Architektur. Für einen Besuch reicht ein Tag kaum. Eher sollte man eine Woche einplanen. Serralves umfasst unter anderem ein Museum für zeitgenössische Kunst, einen Park und eine Villa. Um den Kopf zwischen all den Impressionen frei zu bekommen, wandert man zwischendurch in luftigen Höhen über den Treetop Walk im Wald oder entspannt im dazugehörigen, weitläufigen Park. Artdeco-Liebhaber-Herzen schlagen in der pinken Villa Casa de Serralves mit Sicherheit höher. Lichtinstallationen und Performance Film Art finden sich im Casa do Cinema. Das Museum wurde von dem Architekten Álvaro Siza Vieira entworfen und belegt Platz zwei auf der Liste der meistbesuchten Museen in Portugal.
WWW.SERRALVES.PT
DESTINATION: PORTO // PORTUGAL
Andrew King will der erste Afroamerikaner werden, der den höchsten Berg und den höchsten Vulkan jedes Kontinents erklommen hat. Doch das allein ist ihm nicht genug. In Chamonix, Frankreich, wo er sich für die Besteigung des Mont Blancs und des Eigers vorbereitet, haben wir ihn getroffen, um mit ihm über seinen ersten Berg und sein liebstes Kind zu sprechen.
Sie wollen vierzehn der höchsten Gipfel weltweit besteigen. Darüber hinaus wollen Sie mehr Diversität in die Berge bringen. Wie weit sind Sie auf diesen beiden Wegen gekommen?
Gute Frage. Ich habe den höchsten Vulkan in Nordamerika und den höchsten Vulkan in Afrika erklommen. Eine Besteigung haben wir leider aus Wettergründen abbrechen müssen, und eine geplante Tour in Russland haben wir aufgrund der aktuellen politischen Lage gecancelt. Derzeit lerne ich, welche Konsequenzen die globale Erwärmung in den Alpen zeigt. Habe ich es geschafft, mehr Diversität in die Berge zu bringen? Nein, das glaube ich nicht. Aber ich habe eine Menge gelernt. Diversität hat nicht nur eine ethnische, sondern auch viele andere Komponenten: kognitive, geschlechtliche ... Ich blättere gerade erst eine Seite in diesem Kapitel um, aber ich bin auf einem guten Weg. Ich bin glücklich, gerade hier in den Alpen zu sein, mit den Leuten zu reden und von ihnen zu lernen.
Sie sind in Detroit aufgewachsen, in einer Gegend, die nicht gerade für ihre Bergwelt berühmt ist. Wie kamen Sie dazu, sich für Outdoor-Sportarten wie Bergsteigen, Klettern und Surfen zu interessieren?
Niemand in meiner Familie hat sich je mit Bergsteigen oder Surfen beschäftigt. Ich bin mit einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen, habe meinen Vater nie kennengelernt, war aber immer glücklich mit dem, was ich hatte. Irgendwann wollte ich aufs College, ich wollte lernen und mich weiterentwickeln. Ich sollte der Erste aus der Familie sein, der aufs College geht. Meine Familie ist oft umgezogen, und so war ich eine Zeit lang in Europa und dann auf Hawaii, wo sich eine intensive Verbindung zur Natur aufbaute. Als ich älter wurde, habe ich dann das Meditieren für mich entdeckt. Ich ging auf Hügel, Berge und Vulkane, um dort zu meditieren. Ich bestieg sie nicht, um sie zu erobern, sondern um sie als Orte der Stille und des Friedens für mich zu nutzen. Je älter ich wurde, desto mehr fiel mir auf, dass das die einzigen Orte waren, an denen ich völlig im Einklang mit mir selbst und der Welt war. Jedes Mal, wenn ich auf einen Berg stieg, entwickelte ich ein tieferes Verständnis dafür, wer ich war und wen ich in mir sehen wollte, und ich hatte den Eindruck, dass mich auch die Leute um mich herum mit anderen Augen zu sehen begannen. Es ging mir also nicht um Eroberung oder um eine Karriere, es ging mir in erster Linie darum, eine Verbindung zu mir selbst und zu anderen Menschen herzustellen.
Hat Ihnen die Natur dabei geholfen, traumatische Erlebnisse Ihrer Kindheit, über die Sie öfters sprechen, zu überwinden oder besser mit ihnen klarzukommen?
Die USA sind immer noch ein Land, in dem es eine große Rolle spielt, mit welcher Hautfarbe man geboren wird. Ich habe nie darum gebeten, als Afroamerikaner geboren zu werden, aber bin heute dankbar dafür, dass ich einer bin. Dass meine Existenz durch offenen Rassismus in Zweifel gezogen wurde, war allerdings eine traumatische Erfahrung für mich. Mutter Natur beurteilt dich nicht. Die lässt dich nicht unter eine Lawine kommen, weil du schwarz bist. Sie gibt dir einen Ort, an dem du das Leben im Moment interpretieren kannst. Und jeder, der mit einem offenen Herzen kommt, wird das auch verstehen. Je mehr ich herumfuhr, um bergzusteigen, desto mehr Frieden fand ich. Wenn ich dann in meinen normalen Beruf zurückkehrte, begann ich zu verstehen, dass die Dinge zwar mitunter kompliziert sind, aber umso klarer werden, je mehr du dich selbst versteht. Es gelang mir sogar, einen Vater zu lieben, der nie für mich da war, einfach, weil er mich zeugte. Ich lernte zu akzeptieren, was mir gegeben wurde, und nicht damit zu hadern, was ich nicht habe. Es zu akzeptieren und wertzuschätzen, so, wie es ist.
Sie haben mal gesagt, der erste Berg, den Sie bestiegen, sei die Schule in Ashbury Park gewesen.
Ich hatte eine Freundin, die in einer Drive-by-Schießerei getötet wurde, als wir beide zehn Jahre alt waren. Sie fuhr mit ihrer Mutter nach Hause, da wurde das Feuer eröffnet. Das war auch die Zeit, in der ich zum ersten Mal eine Pistole sah. Es wurde geschossen, Kinder wurden verprügelt, ausgeraubt. Die Schule war leicht zu meistern, wenn du es bis zur Tür schafftest. Die vierhundert Meter durch dieses Viertel waren die wirkliche Challenge. Man wusste nie, was passieren würde. Ich versuchte immer, so schnell wie möglich da durchzukommen. Ich habe viele Berge bestiegen, aber
ANDREW KING das war der erste, ja. Ich war so glücklich, dort rauszukommen. Viele Kinder kommen aus dieser Umgebung nie raus.
Andrew King besteigt Berge und Vulkane nicht, um sie zu erobern, sondern um sie als Orte der Stille und des Friedens für sich zu nutzen.
Dass jemand, der aus einer gefährlichen Gegend wie dieser rauskommt, sich dann die gefährlichsten Berge der Welt aussucht, um sie zu besteigen, klingt erst einmal ein wenig absurd. (Lacht.) So hab ich das noch gar nicht gesehen. Aber das hat mich schon geprägt. Neulich hatten wir während einer Tour mit einem Whiteout zu kämpfen. Man konnte nur ein paar Handbreit sehen, was sehr gefährlich ist, da man leicht in eine Gletscherspalte fallen kann. Als ich mich zu meinem Partner umdrehte und ihn breit anlächelte, fragte der verwirrt, was zum Teufel an dieser Situation so lustig sei. „Hey“, sagte ich, „it’s gonna be okay.“ Es ist einfach toll, das zu tun, was ich tue. Mutter Natur gibt mir einen Ort, an dem ich mich sicher fühle. Klar muss man wachsam und gut vorbereitet sein, aber was auch immer passiert: Niemand wird mich ausrauben, ich werde nicht über den Haufen geschossen oder vom Bus überrollt.
Bei aller Jagd nach Rekorden sei es weniger wichtig, auf Gipfeln zu stehen, sagen Sie, als vielmehr, aufzustehen für die Menschlichkeit und Dinge zu bekämpfen, die uns davon abhalten, das volle Potenzial auszuschöpfen. Was hält uns am meisten davon ab?
Ach, das sind eine Menge Dinge. Aber das Wichtigste ist, wie wir einander sehen, hören und uns gegenseitig Raum geben. Wir kämpfen um Ressourcen und geopolitische Vorteile, aber keines dieser Dinge wird eine Rolle spielen, wenn wir es nicht schaffen, diesen Planeten zu erhalten. Jede Form von Meinungsverschiedenheit beruht auf mangelhafter Kommunikation. Es geht darum, Brücken aus Verständnis und Empathie zu bauen.
Es ginge auch weniger darum, sagen Sie, der erste Afroamerikaner auf diesen Bergen zu sein, als darum, dass man nicht der letzte ist. Was braucht es, damit es pluralistischer wird auf unseren Bergen?
Zeit, Hingabe und Engagement. Wir brauchen Marken, die das propagieren, die nicht hauptsächlich Weiße, sondern auch andere Ethnien abbilden bzw. vertreten, damit sie sich dort sehen und so ermuntert werden, dorthin zu gehen. Es geht darum, die Tür ein bisschen weiter aufzumachen. Aber ich bin sehr positiv gestimmt. Ich glaube, dass sich das in den kommenden zwanzig Jahren dramatisch verändern wird.
Sie haben einen ganz „normalen“ Job als Sicherheitstechniker. Wie lässt sich das mit Ihren Outdoor-Expeditionen vereinbaren? Ist das schwer?
Nein, gar nicht. Ich habe sehr lange Leichtathletik betrieben, weil das der einzige Sport war, den wir Schwarze uns leisten konnten. Ich ging jeden Morgen trainieren, kam danach nach Hause und studierte. Es hat sich nicht viel geändert. Und wenn ich dafür, dass ich die schöne Welt da draußen sehe und erfahre, abends ein paar Stunden mehr arbeiten muss, dann tue ich das gerne.
Andrew Alexander King (34) ist ein erfahrener Hochgebirgsbergsteiger und Top-Surfer und ein Philanthrop. Er wuchs in Detroit auf und besuchte als Teenager einige Jahre in Deutschland die Schule, bevor er mit seiner Familie nach Oahu auf Hawaii zog, wo er seinen ersten Berg bestieg. Heute lebt er in Kalifornien. Bei seinem „The Between Worlds Project“, das er vor acht Jahren ins Leben rief, rückt er Einzelpersonen und gemeinnützige Organisationen in den Vordergrund, die er bei seinen weltweiten Expeditionen kennenlernt, um Brücken für Hoffnung und positive Veränderung zu bauen.
Zusätzlich sind Sie auch ein gut gebuchter Keynote-Speaker?
Ja. Eigentlich wollte ich meine Geschichte ja gar nicht erzählen, aber irgendwann bin ich drauf gekommen, dass das selbstsüchtig wäre. Denn wem sollte es dann nützen außer mir? Meine Reisen sollen auch anderen helfen.
Haben Sie deshalb das „Between Worlds“-Projekt ins Leben gerufen?
Genau. Ich habe die ganze Welt bereist, um Berge zu besteigen. Als ich einmal in Taiwan in einem Coffeeshop war, unterhielt ich mich mit einer Einheimischen. „Warum kommst du nicht mal nach Amerika?“, fragte ich sie zum Abschluss, und sie starrte mich nur fassungslos an. In ihren Augen las ich: „Wie soll ich mir jemals ein Ticket leisten können?“ Für mich war das ein Turning Point. Ich werde nie wieder in meinem Leben irgendwohin gehen, ohne den Menschen dort zu helfen. Ich bin zwar nicht reich, ich bin Mittelklasse. Aber 200 Dollar einer Non-Profit-Organisation zu geben, damit die etwas bewirkt, was ist das schon für uns? Ein paar Kaffees weniger? „Between Worlds“ bedeutet für mich, an den Orten, die ich bereise, anzudocken, ins Gespräch zu kommen und dann zu schauen, wo ich helfen kann. Ich habe keine Spender, ich nehme das Geld von dem, was ich verdiene. Aber da es Partner gibt, die mich unterstützen, kann ich meine Reisekosten reduzieren. So werden Ressourcen frei, um zu helfen. Eine wundervolle Erfahrung. Ich habe keine Kinder, aber dieses Projekt ist wie ein Kind, das langsam wächst.
RÜCKGRAT ERKENNT MAN AM HANDGELENK.
Die Iron Walker von Wempe ist die Essenz einer zeitlos modernen und zugleich sportlichen Uhr. Reduziert auf das Wesentliche und kompromisslos in der Verarbeitung, wird sie höchsten Ansprüchen gerecht, weil sie an einem Ort gefertigt wurde, der wie kein zweiter in Deutschland für exzellente Uhrmacherkunst steht: Glashütte in Sachsen.