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#3/2015

Die Zeit des Nörgelns ist vorbei. Wir haben uns aufgemacht, die Dinge zu Ändern. Christiane Arp, Anita Tillmann Bewusstsein schaffen. Warum die Mode aktive politische Gestaltung braucht /// Mysterium TTIP: Müssen Marktwirtschaftler bedingungslos JA sagen? /// Partnerschaft reloaded. Handel und Industrie sitzen im selben Boot /// Eine Modestadt im Umbruch. Berlin, Berlin! Wer fährt denn nach Berlin? /// Das deutsche Wunderkind. Wolfgang Joop ist immer noch hungrig

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006 editorial

Nach vorne schauen

Coverfoto: Peter Rigaud

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Liebe Leserinnen und Leser, eigentlich haben sie ja viel gemeinsam, die Mode und die Politik. In beiden Metiers wird schnell gewechselt, beiden mangelt es oft an Tiefgang und Beständigkeit. Und trotzdem wollen sie so wenig voneinander wissen. Mutti regiert am erfolgreichsten, wenn die Mode, oder nennen wir es mal die wechselnde Farbe ihrer immer gleichen Blazer, kein Thema ist. Und die Fashion People hatten sich zwar an Wowi und seinen obligatorischen Kurzbesuch auf den Berliner Messen gewöhnt, ihre Geschäfte dann aber lieber ohne die Politik gemacht. Dass es viele gute Gründe gibt, warum die Mode und die Politik einander brauchen, zeigt der Schwerpunkt Mode & Poltik (ab Seite 082) dieser Ausgabe. In anderen Ländern ist eine enge Verbindung längst Realität: Thesy Kness-Bastaroli berichtet aus Italien (Die Mode der Nation, ab Seite 096), wo im Jahr 2015 die Fördersumme für die Modebranche auf 260 Millionen Euro angewachsen ist. Das macht sogar rückgängig, was Uwe Mazura, Geschäftsführer des deutschen Gesamtverbands Textil + Mode e.V. im Interview mit Quynh Tran („Wir müssen die Verantwortung dahin platzieren, wo sie hingehört“, ab Seite 104) noch für unverrückbare Realität hält: „Die Bekleidungsindustrie ist schon seit Jahrzehnten eine globale Industrie und das ist kein Trend, den wir stoppen könnten oder wollten.“ Bella Italia freut sich derweilen über nennenswertes Reshoring – sogar Prada kehrt zurück, weil es plötzlich wieder günstiger ist, in Italien zu produzieren. In Frankreich öffnet, wie Autorin Silke Bender weiß (Die Mode der Nation, ab Seite 096), der Außenminister Laurent Fabius seinen Amtssitz für Designausstellungen. Doch in Deutschland gibt es Grund zur Hoffnung, dass die Mode ihre Lobby bekommt, wie der Longview (ab Seite 074) mit Christiane Arp und Anita Tillmann zeigt. Die VogueChefredakteurin erklärt: „Es ist genau unser Ansatz, nach vorne zu blicken und nicht zurück. Die Zeit des Nörgelns ist vorbei. Wir haben uns aufgemacht, die Dinge zu ändern und die Idee von einem German Fashion Council

als Anlaufstelle für Nachwuchsdesigner real werden zu lassen. Das war unsere Grundstimmung, dass wir eben nicht länger die Vergangenheit aufarbeiten, sondern die Zukunft gestalten wollen.“ Die Messechefin ergänzt: „Ich kann nicht immer nur in der Vergangenheit nach Ursachen forschen, damit kann ich mich nicht aufhalten. Ich möchte lieber Teil dessen sein, das den Weg der Kreativindustrie in die Zukunft mitgestaltet.“

Die Zukunft gestalten Gestalten kann man auch Städte: Werden Innenstädte morgen noch spannend bleiben? Oder überlassen wir die teuren Lagen den Monolabel-Stores und kaufen selbst im Outlet auf der grünen Wiese? Autorin Ina Köhler hat sich in ihrem Artikel (Gestaltung wagen, ab Seite 110) diesen Fragen angenommen. Gestalten kann man auch im Kleinen, im eigenen Laden: Nicoletta Schaper widmet sich in ihrem Artikel (Wir machen uns den Markt kaputt!, ab Seite 124) der spannenden Frage, wie man Sortimente begehrlich hält. Das ist längst nicht das Ende der Gestaltungsmöglichkeiten: FairPlay, Ehrlichkeit und endlich das gegenseitige Über-den-TischZiehen bleiben lassen, das wäre mal ein Anfang – finden Martina Müllners Gesprächspartner (Im selben Boot, ab Seite 120). Sie haben eines Verstanden: Wenn wir alle in die gleiche Richtung rudern, klappt’s schon viel besser. In diesem Sinne: an die Ruder und viel Vergnügen beim Lesen, Ihr Team von style in progress


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008 inhalt

006 EDITORIAL Nach vorne schauen

016 JETZT 056 FINDEN WIR GUT

074

The Longview 074 „Mode muss auf die politische Agenda“ style in progress im Gespräch mit den German Fashion Council Initiatorinnen Christiane Arp und Anita Tillmann

So Läuft’s Mode+politik 082 Partner statt Buhmann Stephan Huber über Sisyphos- und Herkulesaufgaben 084 Mode ist Politik. Ist Mode Politik? Was alles auf die Agenda muss: die Wunschliste unserer Branche 096 Die Mode der Nation Deutsche (Nicht-)Wahrnehmung, italienischer Nationalstolz, französische Prioritäten und US-amerikanische Liberalität: Wie die Mode gefördert wird

096

104 „Wir müssen die Verantwortung dahin platzieren, wohin sie gehört“ Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands Textil + Mode e.V. verteidigt TTIP 104 „Hinter TTIP steht ein grundsätzlich fragwürdiger Gedanke“ Sven Giegold, EU-Parlamentarier und ATTAC-Gründungs­ mitglied über mangelnde Transparenz 110 Gestaltung wagen Weitsicht in der Regionalplanung – dringend gesucht

116 Berlin, Berlin. Wer fährt denn nach Berlin? Neue Saison, neu gemischte Karten: Messestadt Berlin 120 Im selben Boot Ellenbogenmentalität oder Kooperation? Was die Branche voranbringt 124 Wir machen uns den Markt kaputt Es mangelt arg an echter Begehrlichkeit. Auswege aus der Entwertungsspirale

110

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130 Die Neuerfindung des Wunderkinds Wolfgang Joop über deutsche Mode, Kunst, Ansehen und Anziehen



010 inhalt

134 Keine Kompromisse mey story – das T-Shirt von der Schwäbischen Alb 136 Rekordverdächtig Selbst sein perfektes Model: Cristiano Ronaldos Label CR7 137 Der Weg zur Global Brand Ein Traditionsunternehmen mit jungem Spirit: Colmar Originals 138 Auf Erfolgskurs North Sails segelt unter neuer Führung

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139 Das beste weiße Hemd der Schweiz Artigiano setzt auf Handwerklichkeit und schnelle Nachorder 140 „Nachhaltigkeit ist keine Religion“ Superjeans of Sweden Gründer Bo Bech-Nielsen im Gespräch

Mode 142 Belle de Jour 150 Bold Travellers

Vor Ort 158 Simpler Luxus The Store x Soho House/Berlin 160 Auf Mission Statement Store/München 162 Strandperle Pier 14/Zinnowitz

142

164 Im Dialog mit der Mode Seefelder/München 166 Blick hinaus in die Welt PoeSie 1895/Bad Ischl 168 Abseits des Mainstreams. Immer L’Eclaireur/Saint-Ouen 170 Eng verbunden ... Almliebe/München 171 Bike me up Rose Biketown/München 172 Zauber der Einzigartigkeit Un autre Voodoo/Berlin 174 Positive Kurskorrektur Dings/Zürich

176 EDITOR’S LETTER Zalando und die analoge Welt 150

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176 IMPRESSUM


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Herzlichen Dank an alle Spender! Es sind bis dato 250.000 € auf unserem Spendenkonto eingegangen!

Mit Eurer Hilfe konnte die „Josef Einwaller Nepalhilfe“ mit ihren Partnern – Stephan Keck und Christina Hirber mit ihren Helfern – bis jetzt 52 Tonnen gespendete Hilfsgüter – 1000 Zelte, 6000 Schlafsäcke, Planen, Isomatten, Bekleidung, Medikamente, Werkzeug, etc. – im Warenwert von ca. 1 Mio € um ca. 100.000 € Cargokosten nach Nepal senden. Vielen, vielen Dank! Somit konnten wir vor Beginn der Monsunzeit vielen armen Menschen ein Zelt über dem Kopf geben.

In der Nähe von Kathmandu werden nächste Woche bereits 2 temporäre Bambusschulen für 300 Kinder fertig sein. Auch wird ins Rolwalingtal gerade ein neuer Weg zu den abgeschnittenen Dörfern Simigon, Bedding und Na gebaut, die wir momentan mit Hubschraubern versorgen.

Nun geht es vor allem um den Wiederaufbau der Dörfer, Schulen und Krankenstationen, wo Christina Hirber vor Ort gerade arbeitet. Stephan Keck und ich werden im Herbst Hilfs-Trekking ins Rolwalingtal begleiten und dort vor Ort helfen! Wir freuen uns wenn ihr uns begleiten und beim Aufbau helfen möchtet!

Wiederaufbau von Nepal!

BITTE SPENDEN SIE WEITER!

Phurba Tenjing Sherpa mit seiner Mutter. Ambros und Josef Einwaller. Auf 4.200 m in Na-Rolwalingtal. Beim ersten Hubschrauber-Versorgungsflug.

Namaste und vielen Dank für Eure weitere Hilfe! Josef Einwaller

Gemeinsam helfen wir Nepal. DANKE.

inga dpunkt / photocase.de

Jetzt geht es um den Aufbau der Dörfer, Schulen, Krankenstationen, Brücken, Wasserstationen, ... wozu wir weiterhin Ihre finanzielle Untestützung brauchen!


DIREKT-HILFE FÜR NEPAL

„Josef Einwaller Nepalhilfe“ Spendenkonto Tiroler Sparkasse IBAN: AT76 2050 3033 0164 6364 BIC: SPIHAT22 WEITERE INFOS UNTER: www.einwaller.com

Danke für Ihre Spende ! 6 SHOPS INNSBRUCK ALTSTADT


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014

Alberto Frauen­power

Minimum Zwei neue Konzepte Die dänische Marke Minimum hat die Frauenkollektion um die Linie Moves by Minimum erweitert. Mit sechs bis acht Kollektionen pro Jahr entsprechen die Dänen damit dem Wunsch der Kunden, kurzfristig auf aktuelle Trends reagieren zu können. Die Kollektionen beinhalten je nach Saison zwischen 60 und 70 Teile zu VK-Preisen zwischen 25 und 80 Euro bei einer 2,7er-Kalkulation. Zu den ersten Kunden dieser Sublinie, die im April erstmals ausgeliefert wurde, gehören u. a. Kauf Dich Glücklich, Cube und God Bless You. Die Zeitspanne von der Order bis zur Auslieferung beträgt sechs bis acht Wochen. Ein weiteres Highlight ist die Männerlinie Extended, die im Januar auf dem Pitti Uomo in Florenz erstmalig präsentierte wurde. Diese Erweiterung der Männerkollektion richtet sich an Konsumenten, die einen straighten, cleanen Look bevorzugen und bereit sind, ein bisschen mehr für gute Stoffqualitäten auszugeben. Die maskulinen Silhouetten basieren auf klassischen Schnitten in zeitgemäßer modischer Umsetzung. Die Linie Extended mit rund 120 Teilen wurde von zahlreichen Einkäufern sehr gut angenommen und wird ab der Saison Herbst/Winter 2015 u. a. in Österreich bei Livid, Taiga und P&C und in Deutschland bei Wormland, Ansons, Ludwig Beck, P&C, Crämer & Co, Breuninger und Peoples Place erhältlich sein. Die VK-Preise rangieren im Sommer von 35 bis 350 Euro und unterliegt einer 2,5er- bis 3,0er-Mischkalkulation. Für den Vertrieb der Marke in Deutschland und Österreich ist die Berliner Generalagentur Deluxe Distribution zuständig. www.minimum.dk

Der perfekte Mix steht bei Alberto Woman an erster Stelle – auch in Bezug auf das richtige Team.

Ende April übernahm Simone Boumans den Vertrieb der neuen Hosenlinie Alberto Woman für Nordrhein-Westfalen und Norddeutschland. Damit setzt der Hosenspezialist aus Mönchengladbach auf langjährige Erfahrung – Simone Boumans führt die von ihrem Großvater Herbert Boumans gegründete Agentur bereits in dritter Generation – und gleichzeitig auf Innovationsgeist und ein progressiv ausgerichtetes Team, das unter anderem Kollektionen wie L’Argentina oder Daughter of Italy vertritt. Alberto Woman wurde 2014 gelauncht, die ersten beiden Kollektionen wurden aber ausschließlich online verkauft. Simone Boumans ist von Anfang an dabei, denn Premiere im Einzelhandel feiert die Kollektion zur Herbst-/Winter-Saison 2015/16. Für den Vertrieb sieht Boumans viel Potenzial im Markt: „Die Kollektion verfügt über ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis, das einen guten Preisaufbau im hochwertigen Markenumfeld bietet. Für mich ist Alberto Woman die perfekte modische Ergänzung der Stammabteilungen, mit der die Fläche modern und innovativ aufgewertet werden kann.“ www.alberto-pants.com

Lardini Essenz von Stil und Leidenschaft

Mit der Linie Extended richtet sich Minimum an stilbewusste Männer.

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Moves by Minimum ist die konsequente Erweiterung der Frauenkollektion.

Andrea, Luigi und Lorena Lardini gründeten 1978 ihre Firma, um Anzüge von allerfeinster Qualität für Männer herzustellen. Mittlerweile ist auch ihre Schwester Annarita mit an Bord und genießt das Arbeiten mit den Geschwistern in ihrer italienischen Heimatstadt Filottrano bei Ancona. Dort sind über 300 Mitarbeiter in der eigenen, 20.000 Quadratmeter großen Produktionsstätte damit beschäftigt, die Kollektionen, mittlerweile auch für Frauen, vom Design über den Zuschnitt bis zum letzten Nadelstich von Hand herzustellen. Weitere 600 Mitarbeiter arbeiten in den benachbarten Zulieferbetrieben, um die vollständige Herstellung in Italien zu gewährleisten. Der Maschinenpark ist auf dem neuesten Stand und als eines der ersten Unternehmen der Region produziert Lardini seinen eigenen Strom mittels Solaranlage. Täglich werden 1.500 Teile gefertigt. Beliefert werden über 500 der besten Multibrand-Stores weltweit sowie Monostores und Corners in Russland, Korea, den USA und China. Die Exportquote liegt bei 60 Prozent. Das neueste Highlight ist ein Full-Canvas-Anzug, dessen Material die einzigartige Expertise der italienischen Schneiderkunst widerspiegelt. In einem über 100-stündigen Produktionsprozess mit über 240 Arbeitsschritten, entsteht ein eleganter Anzug, der in Passform, Griff und handwerklicher Vollendung die langjährige Erfahrung von Lardini in einem Produkt verkörpert. www.lardini.it

Qualität pur: Moderne Schnitte, ausgezeichnete Passformen und hochwertige Verarbeitung zeichnen die Anzüge von Lardini aus.



016 jetzt

Chefdesignerin Ulli Ehrlich inszenierte den neuen Sportalmshowroom in München.

Sportalm Kitzbühel-Feeling Den Look and Feel des berühmten österreichischen Ski- und Ferienortes einzufangen und in eine hochwertige Kollektion mit den Saisonschwerpunktthemen Ski und Golf zu übersetzen, gelingt Chefdesignerin Ulli Ehrlich von Sportalm jede Saison. Dass sich dieser Spirit auch in ein authentisches Ladenbaukonzept übertragen lässt, stellte die Tochter des Firmengründers Wilhelm Ehrlich Anfang des Jahres gleich zweimal unter Beweis: Im März eröffnete ein Shop-in-Shop in der neu eröffneten Jelmoli Sportwelt in Zürich mit 20 Quadratmeter Fläche und im April folgte dann der neue Showroom mit 180 Quadratmeter in der Fashion Mall München. Stilelemente wie eine silberfarbene Holzschindelwand und Altholzmöbel in Kombination mit Edelstahl ziehen sich als Corporate Identity von Sportalm durch. Aber in Zürich setzte Ulli Ehrlich vor allem auf technische Raffinessen vor und hinter den Kulissen: Servicemitarbeiter haben direkten Zugriff auf das Sportalm-Warensystem und Kunden können auf einer installierten iPad-Dockingstation direkt auf die Sportalm-Website gehen und sich inspirieren lassen. www.sportalm.at

Ludwig Beck/Käfer Sinneslust Wenn sich zwei so berühmte Traditionshäuser die Hand geben, funkt es: Feinkost Käfer zog bei Ludwig Beck ein. Das Kaufhaus der Sinne bekam eine eigene Gourmetabteilung und der Feinkostspezialist ein sehr prominentes Ladenlokal. Im April eröffnete in der zweiten Etage der neue Genuss-Raum, eine Kombination aus Bistro, Café und Delikatessenshop. Mit insgesamt 20 Sitzplätzen auf gemütlichen Vintage-Holzstühlen und einer gepolsterten Eckbank werden die Gäste mit Frühstück, wechselnden Mittagsgerichten, Sandwiches und Suppen verwöhnt. Daneben wartet die unverschämt prächtige Auswahl an Confiserie und Patisserie mit feinen Tartes und Trüffeltorten in der Auslage. Damit reagiert Ludwig Beck auf einen Trend, der sich immer stärker durchsetzt: die Verbindung von Mode und Kochkunst. Für Ludwig-Beck-Vorstand Christian Greiner ein Glücksgriff: „Mit Käfer haben wir den bestmöglichen Partner für das Gastronomieangebot in unserem Haus gefunden. Der Genuss-Raum ist die ideale kulinarische Ergänzung zu unserem hochwertigen Sortiment.“ www.ludwigbeck.de

Innovation für den Umweltschutz: Recycelte PET-Flaschen werden zu Nylonstoffen.

Blauer Fliegengewichte In der kommenden Kollektion für Frühjahr/Sommer 2016 setzt die Marke Blauer aus dem italienischen Montegalda auf innovative Fertigungsprozesse, neue Farben, neuartige Stoffe und Styles. Der Fokus liegt dabei wie gewohnt auf der Outerwear für Frauen und Männer, die in diesem Sommer so innovativ und vor allem leicht wie nie zuvor wird. Das Highlight ist dabei die Jacke, die mit der neu entwickelten Eco Circle Fiber produziert wurde, wofür recycelte PET-Flaschen zum Einsatz kommen: Diese werden geschreddert und aus den Flakes wird ein sehr hochwertiger Nylonstoff produziert. Gegenüber einer herkömmlichen Produktion von Nylonstoffen spart dieser Prozess 20 Prozent Abwasser, 50 Prozent Energie und 60 Prozent Luftverschmutzung ein. www.blauer.it „Wir sind ein echtes Münchner Traumpaar“, nennt Michael Käfer von der Käfer Gruppe die neue Liaison mit Ludwig Beck.

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018 jetzt

Lucky de Luca Brooklyn Vibes

Der erste eigene Store von Better Rich eröffnete in Düsseldorf-Oberkassel.

Better Rich Erster eigener Store Nach der erfolgreichen Etablierung der Marke Better Rich im Premiumfachhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Benelux-Ländern und Spanien hat das Team von Better Rich seinen Blick strategisch ein Stück weiter in Richtung Zukunft gelenkt. Denn durch das stetige Wachstum der Marke, das sie seit ihrem Launch verzeichnet, gibt es jede Menge Potenzial im Markt. Seit dem 28. März ist Better Rich nun mit einem ersten eigenen Store in exponierter Lage von Düsseldorf-Oberkassel vertreten. Der Store wird in Eigenregie geführt und könnte auch als Vorlage für weitere Dependancen dienen. Es war einfach an der Zeit, die aufgebauten Vertriebskanäle durch die Präsenz von Better Rich in ausgewählten Ladenlokalen für den Kunden noch sichtbarer und erlebbarer zu machen, erklärte das Better Rich Team. www.better-rich.com

Für die kommende Saison Frühjahr/Sommer 2016 präsentiert Valentino de Luca eine neue Marke: Brooklyn Dumbo. Lässig gewaschene T-Shirts, Sweatshirts, Hoodies, Polos und Sweat­pants in soften Farben wie Oliv oder Steinfarben erzählen dabei vom Flair des New Yorker Künstlerviertels Dumbo, das nach seiner Lage zwischen Manhattan und Brooklyn (Down Under the Manhattan Bridge Overpass) benannt ist. Damit setzt Valentino de Luca seinen Weg der letzten Jahre fort, für jede Produktgruppe eine eigene Marke anzubieten – denn statt einen Total Look unter Lucky de Luca zu präsentieren, hat er es durch die Fragmentierung in einzelne Produktgruppen geschafft, Spezialist für jedes Produkt zu sein. Konsequenterweise wird es in Zukunft auch keine Poloshirts mehr in der Blusen- und Hemdenkollektion geben, sondern nur mehr in der nur im Sommer erhältlichen Kollektion Brooklyn Dumbo. Mit der Entscheidung, sich vom Zwei-Saisons-Takt loszulösen, hatte Valentino de Luca bereits mit der Jackenkollektion B36 sehr gute Erfahrungen im Handel gemacht, diese gibt es nur im Winter. „Ich vergleiche mich mit einem italienischen Restaurant: Auf der Speisekarte steht, was es gibt. Wenn das aus ist, ist es aus. Bei mir gibt es kein Lager, kein NOS. Ich halte nichts von der unendlichen Verfügbarkeit. Bei meinen Produkten steht die Qualität, die Zuverlässigkeit von mir als Unternehmer und die Begehrlichkeit durch eine natürliche Limitierung an erster Stelle.“ In der Hosenkollektion Barb’one wird es in Zukunft vermehrt auch Jeansmodelle für Frauen und Männer geben, unter anderem in den Farbtönen Oliv, Steingrau, Orange, Aqua und vor allem auch Weiß. Für die Jackenkollektion B36 wird es im kommenden Winter maskuline Modelle aus grobem Canvas und Lammfell geben. Die Herrenkollektion von Lucky de Luca wird sich im Frühjahr/Sommer mit etwas dezenteren

„Ich halte nichts von der unendlichen Verfügbarkeit.“ Valentino de Luca

G-Lab Relaunch der Frauen­ kollektion

Björn Gericke expandiert mit G-Lab strategisch auf dem asiatischen Markt. ©Robin Hartschen / THE DORF

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Zur Frühjahr-/Sommer-Saison 2015 stellte G-Lab den umfassenden Relaunch der Frauenkollektion vor: Sportliche Elemente wurden stark reduziert, subtile Eleganz, urbane Lässigkeit und Stil­ elemente wie asymmetrische Schnitte kreierten einen neuen, souveränen Gesamtlook. Ihrem übergeordneten Ziel, eine Jacke für die täglichen urbanen Ansprüche zu kreieren, ist G-Lab mit diesem Relaunch ebenso treu geblieben wie dem konzeptionellen Ansatz, Jacken zu produzieren, die universell ganzjährig tragbar sind. Dass dieses Konzept im von Wetterkapriolen geplagten Handel sehr gut ankommt, beweist die Vororder für Herbst/Winter 2015/16, die mit einem hohen zweistelligen Plus abgeschlossen wurde. Entsprechend legt G-Lab auf allen Märkten ein gesundes Wachstum hin, möchte in Zukunft allerdings verstärkt auch den asiatischen Markt aufbauen. In dieser Saison konnte das Unternehmen einen neuen, starken Distributeur für Südkorea unter Vertrag nehmen und es laufen bereits Verhandlungen mit potenziellen Partnern in Japan sowie weiteren asiatischen Ländern. www.g-lab.com

Mustern und Dessins präsentieren, die Valentino de Luca ausschließlich selbst designt und produzieren lässt. In der Frauenkollektion hält er an femininen Blusenkleidern fest. Die Marke setzt ihren Erfolgskurs auch im Schweizer Markt fort, wo inzwischen auch Grieder in Zürich, Phänomen in Luzern und Skiservice in St. Moritz dazuzählen. Auch im deutschen Markt läuft die Kollektion beispielsweise bei Tuxedo in Düsseldorf sehr gut. www.luckydeluca.com

Der neue Stern im Universum von Lucky de Luca: Brooklyn Dumbo.


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WP Lavori in Corso Ars Vivendi

Wie aus dem Bilderbuch: WP Relais bietet Urlaubsdestinationen in den schönsten Landschaften Italiens.

30 Jahre nach der Eröffnung des ersten WP Stores in Italien widmet sich Cristina Calori nun einem neuen Geschäftsfeld – der Vermietung von ausgewählten Ferienwohnsitzen in einmaligen Lagen. Das Projekt trägt den Namen WP Relais und zielt u. a. darauf ab, die Geschichte und Tradition Italiens zu promoten und im respektvollen Umgang mit der Natur die Kunst und Kultur des Landes zu fördern. Bereits jetzt haben Besucher die Auswahl zwischen zwei Landhäusern mit Swimmingpool in der toskanischen Region Val D’Orcia umgeben von einem 46 Hektar großen Grundstück mit Olivenhainen, Weinbergen, Gemüsegärten, alten Eichenwäldern sowie Pferde- und Eselsweiden. Zudem sechs Wohnungen in der historischen Altstadt von Florenz, eine davon an der Piazza della Signoria. Abgerundet wird das Angebot nun mit einem restaurierten Haus aus dem 18. Jahrhundert in einem Dorf in der Gegend von Salento unweit vom Meer gelegen. Bereits im nächsten Jahr sollen noch eine sizilianische Villa, ein apulisches Landhaus und ein Natursteinhaus in Pantelleria hinzukommen. Auch in anderen europäischen Ländern will WP in Zukunft Ferienhäuser und Apartments zur Vermietung anbieten. www.wprelais.com

Stetson Europe Guter Geburtstag Das 150-jährige Firmenjubiläum von Stetson wurde Ende Februar mit einem exklusiven Charity-Event unter dem Titel „Gamblers’ Ball for the Good“ im Londoner Hippodrome Casino gefeiert. Mit von der Partie waren zahlreiche Kunden aus aller Herren Länder, Mitglieder der Eigentümerfamilie aus den USA und die Swing-Punk-Big-Band Cherry Poppin’ Daddies. Ein Abend mit guter Musik und guten Gesprächen, vor allem aber wurde ordentlich an den Spieltischen des Casinos gezockt und zwar für den guten Zweck! Die 250 geladenen Gäste spendeten fleißig ihre Gewinne. Klaus Kirchner und Rüdiger Bigus, die geschäftsführenden Gesellschafter von FWS Hats, dem Europa Distributeur von Stetson, verdoppelten großzügig die Spenden der Spieler, sodass insgesamt ein Betrag von 8.000 Euro an die Kinderhilfsorganisation Human Help Network übergeben werden konnte. Die neue Sommerkollektion von Stetson steht ganz im Zeichen des Sports und wird auf dem Pitti Uomo in Florenz, auf dem Selvedge Run in Berlin, der Jacket Required in London und der Premier Class in Paris gezeigt. www.stetson-europe.com

150 Jahre Stetson wurde zugunsten der Kinderhilfsorganisation Human Help Network gefeiert.

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So vermittelt man seinen Mitarbeitern Spaß am Job: Im Azubi-Battle 2015 von Marc O’Polo ging der Sieg nach Hamburg.

Marc O’Polo Neue Ideen braucht der Retail Im Juni stellte Marc O’Polo ein neues Karrierekonzept für seinen eigenen Retail vor, das ein zunehmend größer werdendes Problem der Branche einfach an den Hörnern packt: Wie mache ich einen Karriereweg im Retail wieder attraktiver für Hochschulabsolventen und Professionals? Denn zu den unpopulären Arbeitszeiten gesellen sich steigende Ansprüche wie ein immer höherer Serviceanspruch der informierten Kunden, die Verknüpfung von On- und Offline und neue Technologien – um nur ein paar zu nennen. Das neue Konzept sieht zwei Laufbahnen mit zwei unterschiedlichen Schwerpunkten vor, genannt Management Career und Professional Career. Beide Ausbildungen bieten beispielsweise Store-Mitarbeiter in den Bereichen Sales, Visual Merchandising und Store Management weitere Spezialisierungsmöglichkeiten. Neuen Bewerbern soll es die vielen unterschiedlichen Facetten einer Karriere im Handel zeigen. National wie international werden hierzu differenzierte Schulungen angeboten und Absolventen und Berufseinsteiger sollen durch High-Potential- und Förderprogramme aufmerksam werden. Kurz zuvor fand am 6. Mai auch eine weitere Retailaktion statt, die gerade den in Ausbildung stehenden Mitarbeitern viel Vertrauen und Anerkennung entgegenbrachte – und den Konsumenten jede Menge Spaß: der Azubi-Battle 2015. Zwei hoch frequentierte Marken-Stores in Hamburg und München wurden dafür einen Tag lang eigenverantwortlich von ausgewählten Azubis geführt. Entschieden wurde auf Basis des Umsatzes und Hamburg machte das Rennen, doch Gewinner waren irgendwie alle: „Die Basis für das Projekt stellt ein hohes Maß an Vertrauen und die ständige Suche nach innovativen Ideen dar, um junge Nachwuchskräfte Schritt für Schritt näher an den Beruf heranzuführen“, so Katrin Lumpp, Head of HR Retail Marc O’Polo. mwww.marc-o-polo.com


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Penfield kombiniert moderne Silhouetten mit funktionalem Back-to-Nature-Stil.

Learning by Doing: In der Denim City wird der Nachwuchs aktiv gefördert.

House of Denim Neue Anlaufstelle in Amsterdam In einer alten Straßenbahnhalle im Westen Amsterdams befindet sich das Media- und Kulturzentrum De Hallen mit Streetfood Market, Kinos, Bibliothek, Läden, Bibliothek und TV Studio. Im April 2015 wurde dort der Innovation Campus Denim City eröffnet. Damit hat die seit 2004 agierende House of Denim Foundation eine feste Anlaufstelle in der Stadt geschaffen. Hier haben Studenten der internationalen Jean School die Möglichkeit, im Blue Lab mit Hightech-Lasern sowie in Spray- und Ozonräumen praktische Erfahrungen des gesamten Produktionsprozesses zu sammeln. Neben klassischen Disziplinen wie Färben, Waschen und Ausrüsten gibt es Workshops zu Themen wie Upcycling und Recycling. Zudem stehen 20 Nähmaschinen und jede Menge gesponserter Denimstoff zur Verfügung. Ziel der House of Denim Foundation ist es, Amsterdam als Standort der Denimbranche weiter zu festigen, Netzwerke zu fördern und sauberere und umweltfreundlichere Produktion voranzutreiben. Zahlreiche Stoffproduzenten und Maschinenhersteller wie u. a. Candiani, Jeanologia oder Dorlet beteiligen sich an dem Projekt. Genau wie bereits die Hilfiger Gruppe und Pepe Jeans wollen in Zukunft noch weitere Marken die Denim City unterstützen und zudem beim Aufbau eines Denimarchives aktiv mitwirken. www.houseofdenim.org

Penfield Neuer Vertrieb und Distribution Mit Beginn der Frühjahr-/Sommer-Saison 2016 hat die Düsseldorfer Fashion Factory by Mark Grütters und die Panorama Europe GmbH den Vertrieb und die Distribution für die 1975 in Hudson, Massachusetts gegründete Marke Penfield für Deutschland und Österreich übernommen. Neben Parkas, Jacken und Daunenwesten für Frauen und Männer ist Penfield vor allem für seine hochwertigen Outer­ wear-Kooperationen mit namhaften Marken, innovative Stoffentwicklungen und guten Qualitäten bekannt. Mark Grütters erklärt: „Wir sind ein Jackenspezialist. Mit Penfield haben wir ein weiteres Zugpferd in unserem Portfolio. Penfield steht für die New-EnglandÄsthetik und ist weltweit in den besten Geschäften vertreten. Mit unserem etablierten System aus Distribution, Marketing-PR, Service und Vertrieb bin ich zuversichtlich, dass wir auch diese Marke à la longue in unserem Markt erfolgreich positionieren werden.“ Präsentiert wird Penfield auf der Seek in Berlin, im Düsseldorfer Showroom und auf der Premium Order in München. www.penfield.com

Anotherproject Press Factory gründet Vertriebsagentur

Vertrieb, Marketing und PR aus einer Hand: Luiza Philipp, Niels Garbe und Mandie Bienek (v.l.n.r.).

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Die Berliner PR-Agentur Press Factory von Mandie Bienek und Luiza Philipp hat mit der Anotherproject GmbH eine hauseigene Vertiebsagentur gegründet. Vertriebsdirektor und Mitbegründer ist Niels Garbe, der zuvor sechs Jahre für G-Star den Berliner Showroom verantwortete und für G-Stars Franchise-Partner sämtliche Store-Expansionen in Deutschland steuerte. Die Agentur bietet Marken und Partnern aus dem In- und Ausland Vertrieb, Distribution und Retail-Support ebenso wie PR- und Marketingdienstleistungen für die Länder Deutschland, Österreich und die Schweiz aus einer Hand. Anotherproject hat bereits den Vertrieb für die schwedische Marke Human Scales sowie für die Berliner Designerin Isabell de Hillerin übernommen und startet partiell mit der Auslieferung Herbst/Winter 2015/16. „Wir bieten Kontakte zum Handel, zu Headhuntern, Maklern, verbunden mit einschlägiger Retailerfahrung. Ebenso wie unser bewährtes Markenverständnis, Konzeptstärke und vor allem effiziente Medialisierung, die durch 15 Jahre Expertise einer führenden Presseagentur für Fashion und Lifestyle möglich ist“, erklärt Luiza Philipp. www.press-factory.de


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Marlino Lässige Eleganz

Auf das Projekt Zoo Portraits folgen Bomberjacken von Saint Noir.

Saint Noir Mehr als ein Lächeln Ihre Karriere begannen die Macher des Berliner Labels Saint Noir mit einem gewagten Schritt: Sie druckten unter anderem den Air-Mez-Schriftzug auf Shirts, da musste jeder Kritiker schmunzeln. Aus dem Gag der ersten Stunde hat sich eine T-Shirt-Kollektion entwickelt, die im ständigen Prozess des Entstehens sich selbst keine Grenzen setzt. Dem letzten erfolgreichen Projekt Zoo Portraits mit Tiermotiven, die in Zusammenarbeit mit dem spanischen Künstler Yago Partal entstanden, sollen in der kommenden Saison Bomberjacken folgen, die wie auch die T-Shirts im mittleren bis gehobenen Preissegment angesiedelt sind und vom großen Department-Store bis hin zur kleinen individuellen Modeboutique ein breites Publikum ansprechen sollen. Über die Motive der Jacken wurde noch nichts verraten. Der Verkauf läuft über die Agentur Stand By GmbH in München (www.standby-fashion.com). www.saintnoir.com

Teva Zurück zur Natur

Der Name Teva stammt aus dem Hebräischen und bedeutet Natur.

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Die amerikanische Marke Teva ist seit den frühen 1980er-Jahren für ihre Outdoorsandalen bekannt. Die Geschichte beginnt, als der Raftingführer Mark Thatcher seine Turnschuhe zerschneidet und zu für Riverrafting tauglichen Wasserschuhen umarbeitet. Er entwickelt so größenverstellbare Sandalen mit wasserabweisenden Nylonriemen, die nicht nur schnell trocknen, sondern auch sicheren Halt und Komfort bei langen Wanderungen bieten. Im letzten Sommer schickte Charlotte Ronson bei ihren Schauen auf den Fashion Weeks in London, New York und Berlin alle ihre Models in den farbenfrohen Basic-Sandalen von Teva über den Laufsteg. Zuletzt begeisterte die von Opening Ceremony designte Plateausandale nicht nur zahlreiche Fashion Blogger, sondern auch die Redakteurinnen der Vogue, die damit Tevas bequeme und luftige Sandalen mit und ohne Söckchen für die kommenden Sommersaisons die Absolution erteilt haben. Derzeit bietet der Onlinestore Nasty Gal sein eigenes extrahohes Flatform-Modell an. In Japan haben Marken wie Uniform Experiment, Goodenough, White Mountaineering und aktuell Beauty & Youth von United Arrows eigene Designs von Tevas Outdoormodellen auf den Markt gebracht, die u. a. bei Mr Porter oder Firmament erhältlich sind. In Deutschland und Österreich erfolgt der Vertrieb von Teva seit 1993 über die Tatonka GmbH. In dieser Saison stellt Teva erstmalig mit der Lifestylelinie auf der Seek in Berlin aus. www.teva.tatonka.com

Auf der Premium in Berlin präsentiert Marlino erstmalig Damenjacken aus exquisitem Nappa- und Velours-Lammleder für Frühjahr/Sommer 2016. Die lässigen Stücke mit ultrasoftem Griff sind gewaschen, bedruckt und teils aufwändig mit handgearbeiteten Makramé-Einsätzen verziert. Die Verarbeitung und Produktion erfolgt ausschließlich in Europa, die EK-Preise liegen zwischen 599 und 699 Euro. Alle Teile der Kollektion tragen die für Marlino typische Handschrift, erkennbar an den offenen Kanten, dekorativen Ziernähten, effektvollen Färbungen und besonderen Waschungen. Ebenfalls neu im Programm sind hauchzarte Cardi­ gans und Pullis in verschiedenen Längen und Silhouetten aus einem filigranen Seiden-CashmereMix zu EK-Preisen von 149 bis 249 Euro. „Diese ultimativen Sommer-Essentials mit ihren dezenten Backside-Prints sind die perfekte Ergänzung zu den Lederteilen“, sagt Designerin Melanie Nienaber. Kuschelige Sweat-Parkas und Hoodies, sowie feine Jersey-Shirts mit zauberhaften Drucken, zum Teil in neuartiger Belichtungstechnik mit Infinity-Effekt sorgen für ein Maximum an Laid-back-Attitude. Neutrals und softe Pastels sind die Nuancen der Saison, zusätzlich sorgt frisches Mint für sommerliche Farbakzente. Drucke spielen in der gesamten Kollektion eine wichtige Rolle und setzen mal als Mandalas oder Blumenranken gefällige Akzente oder beeindrucken durch effektvolle All-over-Motive. „Mich fasziniert die zauberhafte Anmutung der Ornamentik. In alten Kirchen, Palazzi, an Hauseingängen und historischen Gebäuden, sogar auf Teppichen und Tapeten – überall finde ich spannende Motive, die, losgelöst aus ihrem ursprünglichen Kontext, eine überraschende, neue Wirkung entfalten“, erklärt Melanie Nienaber die Inspiration zur Auswahl der Druckvorlagen. Der Vertrieb in Deutschland wird mittlerweile selbst von der Marlino GmbH vorgenommen, während in der Schweiz nach wie vor die Agentur von Stefanie Beckers aus Zürich zuständig ist. In Österreich erfolgt der Vertrieb der Marke über CCT Collectionen von Christian Teufl. Alle Messeauftritte und Showroomzeiten sind auf der Website in der Rubrik Messe zu finden. Marlino hat ab dieser Sommersaison einen festen Showroom in Düsseldorf im Sternhaus in der Kaiserswerther Strasse 115 (1. Etage). www.marlino.de

Bei Marlino trifft sophisticated Casualwear auf erlesene Materialien.



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Schott NYC Staraufgebot Wohl kaum eine andere Jacke sorgt im Handel derzeit für so gute Umsätze wie die Bomberjacke. Schott NYC produziert den Klassiker seit 1952. Verantwortlich für den Vertrieb von Schott in Deutschland und Österreich sind Fashion Factory und Panorama Europe aus Düsseldorf. „Die Bomberjacken von Schott funktionieren nach der erfolgreichen Markteinführung perfekt als Übergangs- bzw. Ganzjahresjacke. Derzeit beliefern wir 120 Kunden, darunter My Classico, Riders Room, Gasoline Alley, KaDeWe und Departmentstore im Quartier 206. Wir erhalten täglich zahlreiche Nachbestellungen“, erklärt Mark Grütters. Die klassische Bomberjacke mit schmalem Schnitt ist sowohl für Männer als auch für Frauen in bis zu 18 Farben erhältlich. Nach der Zusammenarbeit mit der Punkband Die Toten Hosen werden nun in Deutschland zahlreiche Stars, darunter Heidi Klum, Jürgen Vogel, Benno Führmann, Jan Josef Liefers, Christian Ulmen, Wotan Wilke Möhring, Christoph Kramer, Julian Draller, Lukas Podolski, Mario Götze, Marco Reis und Bastian Schweinsteiger, von Schott mit Jacken ausgestattet, um weiterhin gute Umsätze mit dem Klassiker zu forcieren. www.schottnyc.com

Neu in der Agentur MAB in Düsseldorf: das New Yorker Label Proenza Schouler.

Neue Farben: Die MA-1 Bomberjacke von Schott NYC in frischen Tönen für den Sommer.

Proenza Schouler Neuer Partner für Deutschland Sie transportieren den urbanen New Yorker Fashion-Spirit in seiner Essenz: Was 2002 mit einer Accessoire- und Taschenkollektion begann, ist inzwischen eine der meistbesprochenen Designer Runway-Kollektionen aus den USA geworden. Ab der kommenden Saison zeichnet die Düsseldorfer Agentur MAB für den deutschen Markt verantwortlich. Agentur­ inhaber Regis Benabou hatte die modische Ausrichtung und die klare, vom sportiven und puristischen Stil geprägte Handschrift der Kollektion überzeugt, die Marke in sein Portfolio aufzunehmen: „Proenza Schouler liegt weltweit neben Brands wie Yves Saint Laurent, Givenchy und Balenciaga. Mit durchschnittlichen EK-Preislagen um 390 Euro in der Ready to Wear und 515 Euro für Taschen bei einem Mark-up von 2,6 liegen wir etwas darunter und wollen so die Lücke zwischen Contemporary Fashion und den First Line Designer Brands schließen.“ An die hochwertige Positionierung in den USA, wo Proenza Schouler eigene Stores führt und bei Kunden wie Barneys in New York, Bergdorf Goodman und Harvey Nichols vertreten ist, möchte er anknüpfen. www. mab-fashion.com, www.proenzaschouler.com

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Stulz Mode: Genuss: Leben Mit besten Empfehlungen Verkaufen mit Leidenschaft haben sich Thomas und Anette Wartner Anette und Thomas Wartner feiern das 85-jährige immer schon zur Aufgabe gemacht. Jubiläum vom Modehaus Stulz, das sie in ihr eigenes Ihre zwei Geschäfte Stulz Mode: Genießerkonzept umgewandelt haben. Genuss: Leben in Waldshut-Tiengen verbinden Mode mit Feinkost und Büchern, ein Konzept, das aufgeht und das ihre Kunden lieben wie sie selbst. In diesem Jahr feiern Anette und Thomas Wartner das 85-jährige Jubiläum ihres Geschäftes, das 1930 von Theodor Stulz als Stoff- und Wäschegeschäft eröffnet worden war und das sich im Lauf der Jahre zum Modehaus Stulz entwickelte. 2008 übernahmen Anette und Thomas Wartner das Modehaus, welches zuvor Anette Wartners Eltern geführt hatten, um es nach und nach in ihr individuelles Genießerkonzept umzuwandeln, mit einem Herren- und einem Damengeschäft in derselben Straße und Mode von unter anderem Max Mara Weekend, Thomas Rath Trousers, Handstich, Lardini und Boglioli. „Die lange Tradition dieses Hauses stärkt uns den Rücken und gibt uns Energie, das spannende Konzept unter der Marke Stulz Mode: Genuss: Leben immer weiterzuentwickeln“, sagt Thomas Wartner. Das Stulz-Genießermagazin ist dabei das Tüpfelchen auf dem I, mit persönlichen Empfehlungen der Inhaber in punkto Mode, Essen und Hotels.


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People Lab. 100 Prozent Italien Heldmann Comeback für den Mann

Das Comeback des Namens Heldmann ziert eine kleine feine Herrenlinie.

Harald Heldmann hat aus der Not eine Tugend gemacht und dabei fast schon beiläufig etwas sehr Essenzielles gesagt: „Wir haben ein kleines Programm aus dem Ärmel geschüttelt, eins, das Spaß macht.“ Ursprünglich waren sie auf der Suche nach einer Herrenstrickkollektion für den eigenen Onlinestore myclassico.com. So entstand die Idee, unter dem Namen Heldmann eine kleine feine Kollektion zu produzieren. „Für uns standen die spitze modische Aussage, die Tragbarkeit entsprechend den Bedürfnissen des Mannes und akzeptable Preislagen an erster Stelle.“ Diese liegen bei einen Merino-­Pullover um die 99 bis 129 Euro, für einen Cashmere-Pullover zwischen 150 und 200 Euro. Die insgesamt 13 Artikel zeugen vom Strick-Know-how und dem hohen Qualitätsanspruch von Harald Helmann, denn Pullover und Cardigans in Wollqualitäten wie feinstes Cashmere oder Super 140 Merinowolle als 16gg-Feinstrick sind die Highlights. Spezielle Garment-dyed-Färbeverfahren bei den Pullovern kreieren VintageLooks, feste Full-Milano-Qualitäten oder Oil-dye-Färbetechniken geben der Kollektion einen legeren, entspannten Gesamtlook. Als Service für Kunden ist auch ein Lagerprogramm in Planung. Doch bewusst nicht als NOS-Lager, denn „das nimmt einfach die Spannung raus“, erklärt Harald Heldmann und verweist auf den dafür eingerichteten B2B-Store auf der neuen Website. www.heldmann.com

Das junge aufstrebende Label People Lab. wurde in den kreativen Köpfen innovativer Künstler und inspirierter Designer geboren. Es gehört zur italienischen Pier Spa Gruppe, einem Unternehmen das seit 1970 u. a. bereits für Marken wie Dries von Noten, Costume National, Hilfiger, Balenciaga, Balmain, Chloé, Dior Homme, Dries Van Noten, Karl Lagerfeld oder Kris Van Assche produziert. Die Brüder Marzia und Alessandro Narduzzi, Söhne des einstigen Firmengründers, sind stolze Botschafter von „100 Prozent made in Italy“. Die Kollektion für Frühjahr/Sommer 2016 wird daher auch dementsprechend zertifiziert sein. Thematisch dreht sich dann sowohl in der Frauen- als auch der Männerkollektion alles um die maritime Welt in Südfrankreich der 1920er-Jahren. Unter Beibehaltung der starken Denimeinflüsse liegt der Fokus bei den Frauen auf weiten Palazzo-Hosen, bedruckten und gewaschene Blusen, Kleidern und Foulards sowie mit maritimen Details verzierte Jacken. www.peoplejeans.it

Neu interpretiert: Bei People Lab. bekommen Designklassiker ausgefeilte Details.

Praio & Co Eine Lifestylebrand für Italien

Riccardo Manente gründete ein neues Büro für Praio & Co nahe Modena.

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Vertikale Expansion nennt es Praio-Inhaber Riccardo Manente selbst, und meint die Lancierung eines neuen Satelliten Praio & Co Srl. Vor rund fünf Jahren hat der Marketingfachmann die Kleiderlinie Praio lanciert und dabei seine gesammelte Erfahrung aus seiner Tätigkeit als Brandmanager bei Dsquared2 und als Marketing Plan Manager bei Dolce & Gabbana eingebracht. Bei Praio entwirft Manente, entwickelt selbst die Kollektion, überwacht den Produktionsprozess und arbeitet am weltweiten Netzwerk, um die legere Streetwear bekannt zu machen. Mit Praio & Co installierte der Veroneser jetzt ein Büro und eine Produktionsstätte in Carpi bei Modena, das als Abteilung Style & Product für die Kollektionen von Praio fungieren und den Standort Italien für die Herstellung von Mode generell manifestieren soll. www.praio.it


spring / summer 2016

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Blaumax Mehr Biobaumwolle Sein umfangreiches Angebot verschiedener Jerseyqualitäten erweitert die Marke Blaumax in der kommenden Saison um das neue Biobaumwollprogramm und richtet sich mit klassischen Slim Fit Shirts und lässigen Oversize Cuts an eine modeaffine Zielgruppe mit einem nachhaltigen Lifestyle. Für den Launch wird es eine Linie mit Jerseys für Damen geben, in weiterer Zukunft ist auch eine Herrenkollektion denkbar. Die EK-Preise liegen dabei zwischen 12,90 und 21,50 Euro mit einer angedachten Kalkulation von 2,8. Alle Modelle sind über die eigene B2B-Plattform nachzuordern und können binnen 72 Stunden geliefert werden. In der Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2016 gibt es zunächst sechs T-Shirt-Modelle, doch in Zukunft soll der Gesamtanteil an Biobaumwolle in der Kollektion stark ausgebaut werden. www.blaumax.com

Atelier Gardeur Expansion in China

Mit seinen Passformen überzeugt Atelier Gardeur auch auf dem chinesischen Markt.

Fünf neue Shop-in-Shop-Flächen plant der Hosenspezialist Atelier Gardeur aus Mönchengladbach innerhalb des laufenden Jahres in China zu eröffnen. Das gab das Unternehmen Ende April bekannt. Die Zusammenarbeit mit lokalen Franchise-Nehmern bezieht sich dabei auf Groß­städte abseits der Touristenpfade wie Shenyang, Dalian, Zhengzhou und Nanjing, denn das Angebot richtet sich an chinesische Endverbraucherinnen, die vermehrt die Passform und die Qualität zu schätzen wissen – wie die Nachfrage im Handel und die Verkaufszahlen aus China bestätigen. Über eigene Shopkonzepte transportiert Atelier Gardeur zudem das Gesamtkonzept und die Erlebniswelt der Marke. www.atelier-gardeur.de

IQ+Berlin Preview mit Fake Velours Auf die kommende Frühjahr/-Sommer-Saison 2016 stimmt IQ+Berlin seine Kunden in diesem Jahr mit einer kleinen, feinen Capsule-Kollektion als Preview ein. Darin kommen erstmals ausgewählte Modelle mit hochwertigem Fake-Veloursleder vor. Der neue Look wird mit einer Fransenjacke und -weste im Bohemian Texas Style und einem Cape mit 1970er-Jahre-Flair entspannt luxuriös transportiert. Abgerundet wird das Programm durch ein lässiges Westernhemd und eine Farbpalette von Brownstone und Camel über Hippie Orange bis hin zu Black Olive und Asphalt. Der Verkauf startet Anfang Juni 2015 und läuft bis Juli zur Premium in Berlin, die Auslieferung erfolgt dementsprechend vom 1. bis 15. November 2015. www.iqplusberlin.com

Blaumax startet mit einem neuen Programm mit Biobaumwolle.

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Lässig, entspannt und luxuriös sind die neuen FakeVelour-Styles von IQ+Berlin.



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Die Hinterhofagentur Gegen den Mainstream Die Hinterhofagentur hält an ihrer Strategie fest, neue und überzeugend auf das Produkt fokussierte Labels auf dem deutschsprachigen Markt einzuführen und auszubauen. „Die Sortimente im Handel brauchen neue Inhalte durch Produkte, die individuell sind“, erklärt Agenturinhaber Dominik Meuer. Neu ist der Relaunch der Herrenhemden bei 0039 Italy, die erstmals seit einigen Jahren Abstinenz wieder Modelle für Herren anbietet. Dominik Meuer fasst zusammen: Die Kollektion von Wool & Co hat sich über die letzten Saisons sehr gut etabliert und wächst kontinuierlich. Zur kommenden Saison wird es neu einen frühen Liefertermin vor Weihnachten geben. Hierin werden erstmals Cashmere- oder Cashmere-Mischungen angeboten. Das attraktive Preis-Leistungs-Verhältnis bleibt dabei mit VK-Preisen von 69 bis 99 Euro für Strick und 39 bis 49 Euro für Jerseys erhalten. Die französische Damenlinie Des Petits Hauts verzeichnete ebenfalls sehr gute Abverkäufe im Handel und rückt in der nächsten Orderrunde neben den gut gelaufenen Oberteilen mit Jerseys, Strick, Blusen und Kleidern auch mehr die Hosen in den Fokus. Immer mehr Liebhaber im Handel findet auch die lässige Casualkollektion von BOB mit farbenfrohen Poloshirts, Strick, Sakkos und Jacken für Herren. Alle Details sind handgemacht und machen jedes Stück zum Unikat (VK-Preise von 89 bis 99 Euro für Polos, 199 bis 249 Euro für Jacken und Sakkos). Die italienische Konfektionsmarke Breco’s hat sich auch schon bei verschiedenen namhaften Händlern in Deutschland bewährt. Das umfangreiche saisonale und NOS-Lager ist ein großer Pluspunkt. Ein lässiger, sartorialer Look für bezahlbare Preise (Sakko VK199 bis 299, Anzug VK 299 bis 399 Euro). Die katalanische Hemdenmanufaktur Koike Escayola setzt weiterhin auf Qualität made in Portugal. Feinste Baumwoll- und Leinenqualitäten werden mit geschmackvollen, subtilen Details geschmückt (VK 119 bis 149 Euro). Labels: 0039 Italy, BOB, Breco’s, Cape Horn, Des Petits Hauts, Koike Escayola, Out of Order, Sophie, Ten Denim, Wool & Co Die Hinterhofagentur, München/Deutschland, d.meuer@diehinterhofagentur.de, www.diehinterhofagentur.de

Save the Duck, Neuzugang bei Komet und Helden, geht keiner Ente an die Federn.

Komet und Helden High Flyer Mit Save the Duck und 7 for all Mankind hat die Münchner Agentur Komet und Helden zwei namhafte neue Brands an Bord. Die Kollektion Save the Duck, die Komet und Helden für ganz Deutschland unter Vertrag hat, steht für Fake-Daune auf hohem Niveau, eine Kollektion, die sich auch mit Sofortprogrammen dem Bedarf des Handels anpasst. So konnten die Händler im Mai eine Sofortkollektion für die Auslieferung im November und Dezember schreiben. 7 for all Mankind vertreibt die Agentur für den Raum Düsseldorf, wo Komet und Helden in der Kaistraße ebenfalls mit einem Showroom ansässig ist. „Komet und Helden steht seit jeher für Sportswear, Denim und Outerwear auf höchstem Niveau“, sagt Geschäftsführer Henrik Soller. „Wir freuen uns, mit Save the Duck und 7 for all Mankind zwei Marken bei uns begrüßen zu dürfen, die so perfekt in unser Portfolio passen. Damit stellen wir einmal mehr unsere Outerwear- und Denimkompetenz unter Beweis und starten gut gerüstet in die neue Saison.“ Labels: 7 for all Mankind, AG, Baracuta, B.D. Baggies, Blauer USA, Bowery NYC, Bucketfeet, Champion Reverse Weave, Diemme, Distorted People, Gilded Age, Gino-B, Hartford, Kindlein, Ottod’Ame, Paltò, Pence, Save the Duck, The Artistylist, The NIM, Todd Snyder + Champion, Woolrich John Rich & Bros. Komet und Helden, München/Deutschland, muenchen@kometundhelden.de, www.kometundhelden.de

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Eine Kollektion mit sehr viel Potenzial: Des Petits Hauts.

Säck & Nolde Sportiver Neuzugang

Die kanadische Footwear Marke Ransom ist neu im Portfolio von Säck & Nolde.

Das sympathische Team der Bochumer Säck & Nolde Distribution verzeichnet mit der Schuhmarke Ransom einen spannenden Neuzugang. Der auf den Import amerikanischer Produkte spezialisierte Vertrieb verantwortet die Distribution in Deutschland, Österreich, den Benelux-Staaten, Frankreich, Skandinavien und Osteuropa. In der Sommerkollektion gibt es sieben Modelle in bis zu fünf Farben. Neben Sneakers in Running-Optik gibt es klassische Tennismodelle und Hybride aus Mokassin und Laufschuh. Die VK-Preise liegen zwischen 109,90 und 189,90 Euro bei einer 2,3er-Kalkulation. In der Herbst-/Winter-Saison gibt es zudem ultraleichte Hikingboots mit griffigen Profil- oder komfortablen Sneakersohlen. Sales Manager Florian Adam ist für West- und Norddeutschland zuständig, Frank Brenden für Ost- und Süddeutschland sowie Österreich und Walid Shahin von Patta Distribution für die Benelux-Länder. Die Kollektion wird auf der Seek in Berlin gezeigt. Labels: Alife NYC, Blunt Wrap, Grenco, Incase, Jason Markk, Odd Future, Stüssy, Ransom, T.U.K, Undefeated, Uglydoll, Us Versus Them Säck & Nolde, Bochum/Deutschland, info@saeckundnolde.de, www.saeckundnolde.de


PREMIUM BERLIN Halle 3 F 16 08 / 09 / 10 JULY 2015 CPD DÜSSELDORF 24 / 25 / 26 / 27 JULY 2015 DÜSSELDORF SHOWROOM: RATHER STR. 49 E, 5 th FLOOR


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CCT Collectionen Christian Teufl Beständige Partnerschaften Mit einem um drei neue Verkaufsmitarbeiter verstärkten Team startet CCT Collectionen in die neue Saison. Dagegen bleibt das Portfolio der Agentur beständig. „Wir hatten ein sehr gutes Jahr und sehen keinen Grund, uns von Kollektionen zu trennen“, sagt Christian Teufl. „Wir versuchen eine Brücke zwischen Kunden und Lieferanten herzustellen, was uns bis dato sehr gut gelingt und massiv zum Erfolg jeder einzelnen Marke beiträgt.“ So ist Nachhaltigkeit ein großes Anliegen von Christian Teufl und seiner Frau Jasmin Ebner, die Brands wie FTC Cashmere, SeeMe und Marlino als diesbezügliche Vorreiter sehen. Durchstarter im Portfolio sind Colmar Originals und Colmar Skiwear. „Das perfekte Zusammenspiel von Mode zu einem guten Preis hat es uns ermöglicht, alle österreichischen Premiumkunden und viele Neukunden im Ski- und Sportbusiness zu gewinnen“, so Christian Teufl. Zu den langjährigen Geschäftspartnern der Agentur zählt die Marke Furla, die Teufl seit nunmehr 13 Jahren für Deutschland und Österreich vertritt. „Das Familienunternehmen feiert in diesem Jahr sein 88-jähriges Jubiläum und hat erstmals einen Umsatz von 300 Millionen Euro erwirtschaftet“, sagt Christian Teufl. „Das Unternehmen ist solide und kreativ zugleich und verarbeitet mit höchster Handwerkskunst Leder, das zu 100 Prozent aus Italien stammt. Die Positionierung in den weltweit besten Department-Stores und bei ausgewählten Fachhändlern hat der Marke zu Recht den angemessenen Respekt verschafft.“ Labels: 0039 Italy, 120% Lino, Allessandra Chamonix, Colmar Originals, Colmar Active & Ski, FTC Cashmere, Furla, Grace, Hunter, Lua Accessoires, Marlino, Manila Grace, Nine:inthe:morning, Post&Co, SeeMe, Twin Set by Simona Barbieri CCT Collectionen Christian Teufl, Salzburg/Österreich und München/ Deutschland, office@teufl.cc, www.teufl.cc

Er setzt auf Kundenschulung: Patrick Ebnöther von The Wearhouse Fashion Trade.

The Wearhouse Fashion Trade Lehrstück mit Produkten Der Handel ist mit einer Vielzahl von Marken und Produkten ausgestattet. Wie erreicht man, dass das Verkaufspersonal genau die Teile dem Endkunden empfiehlt, die man als Agentur im Portfolio hat? Patrick Ebnöther von The Wearhouse Fashion Trade hat das Instrument der Schulungen für sich und seine Kunden entdeckt. Mit Informationen vom Lieferanten über die Styles, die Qualitäten, das Merchandisingangebot und die Vision der Marke, wie sie positioniert werden möchte, ausgerüstet, startete Ebnöther im April mit seinem Team zu den Vertriebspartnern vor Ort und schulte dort das Verkaufspersonal. Das Ergebnis: Verkäufer und Verkäuferin kennen das Produkt besser, entwickeln eine emotionale Bindung und verkaufen so häufiger die Marken, die The Wearhouse Fashion Trade vertritt. Ganz besonders gut ist in dieser Saison der Neuzugang Paltò gelaufen: „Die innovativen Mäntel sind über die richtigen Kunden gut angekommen“, freut sich Ebnöther. Ein weiterer Neuzugang, der sich prächtig entwickelt, ist Freedom Day, eine witzige Jackenkollektion für Damen und Herren aus Italien. Labels: Barena Venezia, Caliban, Camerucci Archivio, Campomaggi, Caterina Lucchi, Circolo 1901, Freedom Day, Giuglielminotti, GMS-75, Hunkydory, Mason’s, Michael Stars, Nabholz, Natural Selection, Paltò, Rude Riders, Siviglia White, Spiewak, Stone Island, Tintoria Mattei 954 The Wearhouse Fashion Trade GmbH, Erlenbach/Schweiz, wearhouse@wearhouse.ch, www.wearhouse.ch

Solide und kreativ zugleich: Das Unternehmen Furla feiert sein 88-jähriges Jubiläum.

Room Nine Agency Alle Sparten Mit zwei neuen Marken aus dem Bereich Accessoires und Schuhe erweitert die Düsseldorfer Agentur von Torsten Müller ihr Angebot für die kommende Saison: Zum einen sind das die It-Boots von Minnetonka, deren Mokassins man regelmäßig in der Lifestylepresse auf „Gesehen an“-Prominentenporträts sieht, zum anderen die Klassikerkollektion Flip Flop mit Schuhen und Taschen. „Wir wollen unserem Kunden mehr als nur eine Sparte, nicht nur ein Produktsegment anbieten. Bei uns soll sich ein Store inhaltlich komplett bestücken können, daher ist auch das Preisgefüge all unserer Marken entsprechend abgestimmt“, erklärt Torsten Müller, der für die kommende Saison Die Kollektion von Minnetonka berei- schließlich auch eine T-Shirt-Kolchert das Angebot von Room Nine lektion gefunden hat: Prince Tees. Agency zur kommenden Saison. Ebenfalls neu ist auch die Marke Strammer Max, eine Shapewear-Linie für Männer. Auf der kommenden Premium in Berlin präsentieren sich alle Kollektionen der Agentur (außer Strammer Max) auf insgesamt sieben eigenen Ständen, auf der Premium in München hingegen zeigt Torsten Müller sein Portfolio auf einem großzügigen, gemeinsamen Agenturstand. Labels: C.P. Company, Deyk, Flip Flop, Jeff, Minnetonka, Prince Tees, Pyrenex, Strammer Max Room Nine Agency, Düsseldorf/Deutschland, torsten.mueller@roomnineagency.de, www.roomnineagency.de

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Heritage Agents Der richtige Riecher

Rolf Griesinger Internationale Mode Fokus auf Trends Wie schon in den vergangenen Saisons konzentriert sich die Agentur Rolf Griesinger auf ihre bestehenden Labels: Neben der hochwertigen Lederkollektion Vintage Racing by Meindl sind es jede Menge frische Womenswear-Looks. Animapop, eine Kleiderkollektion aus Florenz, wurde bereits in der vergangenen Saison eingeführt. „Das war ein voller Treffer“, so Martin Steckel. „Die erste Auslieferung der Kleider hatte sich sehr gut abverkauft.“ Modische Drucke, schlichte Schnitte, Lagerservice, gute Passformen und die Kalkulation mit 2,9 unterstützen den Erfolg der Linie. Neu ist in der Agentur auch Goodies aus Berlin, entstanden unter der Regie von Carsten Scheer (Flowers for Friends). Goodies setzt kurzfristig aktuelle Trendthemen wie Fake-Fur-Jacken und -Westen zu attraktiven Konditionen um. Auch hier liegt die Kalkulation für die Kunden bei 2,9 bis 3,0. Labels: Animapop, Bloom, FFC, Flowers for Friends, Goodies, IQ+Berlin, Vintage Racing by Meindl Rolf Griesinger Internationale Mode GmbH, München/Deutschland, office@griesinger-mode.de, www.griesinger-mode.de

Das italienische Label Animapop punktet mit Lagerservice und attraktiven Prints.

Daily Business Lust auf Lounge Qualitäten

Überzeugend: Juvia kommt dank großer Bandbreite in der Kollektion an.

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Lounge-Wear ist Wohlfühlmode auf hohem Niveau, aus edlen Materialien und so gut verarbeitet, dass man damit durchaus in einem Café sitzen kann, ohne als Bag-Lady verschrien zu werden. Genau so eine Kollektion fehlte Annette Bailleux noch in ihrem Portfolio und sie freut sich, Juvia entdeckt zu haben: „Juvia überzeugt mich durch die wunderschönen Qualitäten und durch die Vielfalt der Kollektion. Es gibt Strickwaren, Sweater, feine und festere Shirts, Hosen in verschiedenen Längen und alles in Unis und diversen Dessins.“ Juvia wird in Deutschland produziert und hat neben der Lounge-Wear auch Sportswear und die dazugehörenden Accessoires im Programm. Das Image der Marke, die Judith Berger mit über zehn Jahren Erfahrung im Entwickeln verschiedener Kollektionen selbst gegründet hat und die jetzt in die vierte Saison geht, zielt auf „moderne Mädels“, wie Annette Bailleux betont, ist aber sicher kein Girlie-Style oder übertrieben jung. Langarmshirts gibt es zum Beispiel von 28 bis 43 Euro, Sweater von 29,50 bis 61 Euro und Hosen von 37,50 bis 61 Euro, alles Einkaufspreise. Labels: Closed, Drykorn, FFC, iHeart, Juvia, Mabrun, Moorer, Nicolussi, Velvet Compagnia Maglia GmbH/Daily Business GmbH, Erlenbach/Schweiz, info@annettebailleux.ch, www.annettebailleux.ch

Ihre strategische Ausrichtung beschreiben Malte Kötteritz und Michael Brockmann über eine schöne Metapher: „Wir sehen uns wie die italienische Küche. Man hat immer die gleichen Zutaten, Pasta, frische Kräuter, hochwertiges Öl, aber die wahre Kunst ist es, diese Zutaten jede Saison so zu modifizieren, dass ein neuer Gusto entsteht“, erklärt Malte Kötteritz. An erster Stelle steht dabei die Konzentration auf absolute Spezialisten für eine jeweilige Produktgruppe in der HAKA, sodass durch das Gesamtportfolio ein ganz spezifischer Look entsteht, den sie als solchen idealerweise auch im Handel umgesetzt sehen. „Wir haben den richtigen Riecher für eine gute Story“, beschreibt Michael Brockmann das Ziel, ehrliche Marken von ehrlichen (Familien-)Unternehmen mit echten Geschichten dahinter auszuwählen, die in ihrem Segment das jeweils beste Produkt haben. „Der Handel muss heute mehr denn je darauf achten, die Stärken einer Marke zu kaufen. Dabei unterstützen wir ihn, das ist unsere Hauptaufgabe“, so Brockmann. Für Lardini sehen die Heritage Agents durch die Erweiterung um eine neue Full-Canvas-Konfektionslinie, deren Anzüge und Sakkos großteils in Handarbeit in Italien hergestellt werden, sehr viel Potenzial, vor allem auch bei neuen Kunden im Luxussegment. Der Hosenspezialist Pantaloni Torino erweitert seine Kollektion um eine fünfte Linie, PT Forward, eine junge, progressiver ausgerichtete Kollektion mit urbanen, modischen Styles. Ganz im Sinne des Anspruchs, für jede Produktgruppe das beste Stück in der Premiummenswear zu bieten, nahm die Agentur Anfang April die Kollektion mey story mit hochwertigen, in Deutschland produzierten Jersey-T-Shirts und Unterwäsche neu auf. „In Season“ ist ein Stichwort, das die Agenturinhaber mit dem gestiegenen Anspruch des Einzelhandels hinsichtlich Service, Nachorder, Unterstützung am PoS durch Personalschulungen und professionelles Marketing als Gesamtpaket versteht. Darauf legen Malte Kötteritz und Michael Brockmann sehr viel Wert: „Mit wenigen, ausgesuchten Marken können wir richtig in die Tiefe gehen. Bei uns soll der Kunde das Gefühl haben, er kaufe bei der Marke, denn wir verstehen uns als Teil davon.“ Labels: Adriano Meneghetti, Lardini, mey story, Pantaloni Torino, RVR Lardini, Xacus Heritage Agents, München/Deutschland, www.heritage-agents.com

„Bei uns kommt der Kunde zur Marke, nicht zum Handeslvertreter.“ 200 Quadratmeter stellen die Heritage Agents allein den Kollektionen von Lardini zur Verfügung.


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Anke Burkhardt Japanische Überraschung Clothing Concept Eine Punkt­ landung

Neuzugang bei Clothing Concept: Bianco Jeans aus Tel Aviv.

Erwin Kronawettleitner blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück und sieht seine Agentur mit den Kollektionen von Lucky de Luca, Better Rich und Rosemunde, die er in Österreich, Norditalien und Slowenien vertritt, und mit Save the Duck optimal aufgestellt. „Mit dem Launch von Better Rich vor vier Jahren und vor allem dem von Save the Duck vor einem Jahr haben wir wirklich eine Punktlandung sondergleichen im Handel hingelegt“, erklärt der Agenturinhaber, dessen Kundenstamm das Who-is-Who des gehobenen Premiumsegments führt, wo er seine Marken auch ideal platziert sieht. Für die kommende Saison nimmt Clothing Concept eine neue Marke auf: Über die befreundete Agentur Kamm & Kamm in der Schweiz wurde Erwin Kronawettleitner auf die trendige Denimkollektion Bianco Jeans aus Tel Aviv aufmerksam. „Mich hat die Lässigkeit der Hosen absolut überzeugt“, so Kronawettleitner. Labels: Better Rich, Bianco Jeans, Lucky de Luca, Rosemunde, Save the Duck Clothing Concept, Salzburg/Österreich, erwin@clothingconcept.at, www.clothingconcept.at

Die Verteilung der Münchner Messetermine auf zwei aufeinander folgende Wochen, von der Grippewelle lahm gelegte Einkäufer, Showroomwechsel zwischen Mailand und Paris – Anke Burkhardt brauchte diese Saison alle Kraft, um sich durch das Chaos zu navigieren. Am Ende machte aber eines alles wett: „Keine Kollektion kommt an die Neukundenzahl der Marke Suzusan heran. Meine konservative Prognose wurde weit übertroffen!“ Dafür arbeitet der in Düsseldorf lebende japanische Designer Hiroyuki Murase in fünfter Generation mit der traditionellen Shibori Färbetechnik. Seine Schal- und Modekollektion wird in Japan von Hand genäht, dreidimensionale Stoffe zu Lichtobjekten verarbeitet und es gibt Plaids in der Shibori-Technik. Anke Burkhardts Kunden stürzten sich auf die Kollektion aus Kleidern, T-Shirts und Cashmere-Pullovern: „Die Kunden haben mit so großer Freude ein­ gekauft, ich kann die Sommerkollektion kaum erwarten.“ Labels: 17 Stephanie Schneider, Antonio Marras, Giles, I’m Isola Marras, Lamberto Losani Cashmere, Mantù, Suzusan, Zilla Anke Burkhardt Mode Agentur, Pahlen/Deutschland, info@ankeburkhardt.de, www.ankeburkhardt.de Bestseller: Die neue Kleiderkollektion von Suzusan, eine Marke, die ursprünglich durch ihre Schals bekannt wurde.

MAB Luxus und Contemporary

High Fashion mit rockigem Streetwear-Appeal: The Kooples aus Frankreich, neu bei MAB.

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Mit topmodischen Kollektionen wie Proenza Schouler und The Kooples geht die Agentur MAB von Regis Benabou in die neue Saison. The Kooples vereint High Fashion mit rockiger Streetwear für Männer und Frauen, ergänzt von der eigenständigen Linie The Kooples Sport. „Mit The Kooples starten wir ein wirklich spannendes neues Label in Deutschland, das innerhalb kurzer Zeit zu einer festen Größe der Fashionwelt geworden ist“, sagt Regis Benabou. Weiterhin gehören Brands wie BLK DNM und Opening Ceremony, Rachel Zoe und andere zum Portfolio. Ebenso wie die Kollektion Kenzo, die zu den großen Konstanten des Angebots gehört und dank Humberto Leon und Carol Lim neue modische Aktualität gewonnen hat. Das setzt sich für Frühjahr-Sommer 2016 mit einer Taschenkollektion fort, darunter die Serie Bike und die angesagte Kalifornia-Bag. Darüber hinaus bietet die Düsseldorfer Agentur Full-Service inklusive Public Relations, Payment-Control und Eventmanagement. Labels: Ba&sh, BLK DNM, Fendi, Jimmy Choo, Kenzo, Phillip Lim, Mackage, National Standard, Opening Ceremony, Paul & Joe, Paul & Joe Sister, Proenza Schouler, Rachel Zoe, The Kooples, The Kooples Sport MAB–Modeagentur Benabou GmbH, Düsseldorf, info@mab-fashion.com, www.mab-fashion.com


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Matthias Schwarte Edel-Recycling

Die Kollektionen von Tiger of Sweden verzeichnen ein starkes Wachstum.

Select Trading Konzentration auf Stammmarken An der Segmentierung des Portfolios auf die vier Bereiche DOB, HAKA, Denim und Schuhe hält Bernard Waage weiterhin fest. „Dieses Prinzip hat sich sehr bewährt, weil wir in jeder Kategorie in die Tiefe gehen können und uns dabei vor allem auf unsere Stammkollektionen konzentrieren. Für den Bereich HAKA ist das Tiger of Sweden und John Varvatos, für DOB By Malene Birger und Tiger of Sweden Women, für Denim Tiger Jeans und für Schuhe Hudson Shoes. Für alle Marken zeigt sich die Agentur für den gesamten Markenaufbau in Deutschland und Österreich verantwortlich. „Seit wir die Marke Tiger of Sweden vor vier Jahren übernommen haben, verzeichnen wir ein stetiges, starkes Wachstum, das im letzten Geschäftsjahr 2014/15 bei 50 Prozent lag. Seit Beginn der Pre Fall/Winter Saison 2016 freuen wir uns sehr, das niederländische IT-Label Zoe Karssen für Deutschland und Österreich vertreten zu dürfen.“ Die Kollektion John Varvatos erlebte durch die Eröffnung eines Stores in London mit über 1.000 Quadratmeter Fläche enormen Aufwind und die Agentur konnte ihr Kundenportfolio in Deutschland, Österreich und der Schweiz weiter ausbauen. Spezielle Shoppingevents von By Malene Birger, die Select Trading in Zusammenarbeit mit einzelnen Kunden organisierte, kamen beim Endkonsumenten sehr gut an. Auch bei Hudson Shoes, mit denen Select Trading vor einem Jahr gestartet war, sowie bei der Lederkollektion MDK und der Sneakermarke Garment Project liefen die Abverkäufe positiv. Labels: By Malene Birger, Garment Project, Hudson Shoes, John Varvatos, MDK, Tiger Jeans, Tiger of Sweden, Zoe Karssen Select Trading GmbH, München/Deutschland, info@select-trading.com, www.select-trading.com

315 style in progress

Für die kommende Saison hält die Agentur Schwarte einiges Neue bereit. So hat Daniele Fiesoli eine Linie mit Eco-Cashmere herausgebracht, für die der Cashmere hochwertig aufbereitet, neu gesponnen und eingefärbt wird. „Die Kollektion lässt die alte Qualität Pratos aufleben“, beschreibt Matthias Schwarte, der die Kollektion im Süden Deutschlands vertreibt, während Stefan Wittmann für den Norden verantwortlich ist. „Die in Europa produzierte Kollektion ist hochaktuell im Sinne der Nachhaltigkeit, hat einen cool-modernen Look und überzeugt mit supersoftem Material.“ Eine kleine kompakte Kollektion vorab ist noch vor Weihnachten lieferbar, mit Parajumpers ist eine verlässliche Größe VK-Preisen zwischen 169 und 199 Euro. der Agentur Schwarte. John Sheep heißt ein weiterer Newcomer im Angebot, mit indigogefärbten Jacquard-Jerseysakkos für Damen und Herren im lässig-­ gepflegten Look zu Verkaufspreisen von 279 bis 398 Euro. Last but not least hat die Münchner Agentur Siviglia im Gepäck, eine formale bis lässige Hosenkollektion ebenfalls für Frauen und Männer, die von der Firma Gilmar gekauft und relauncht wurde – in Italien der wichtigste Gegenspieler zu Incotex. „Der Handel braucht Neues“, sagt Matthias Schwarte. „Dafür wollen wir ihm auch Spannendes bieten.“ Labels: Benson N.Y., Daniele Fiesoli, Fil Noir, John Sheep, Lodenfrey 1842, Parajumpers, Siviglia, Sundek Agentur Schwarte, München/ Deutschland, office@agentur-schwarte.de, www.agentur-schwarte.de

Welcome to my room with a view Gemischtes Doppel Die Agentur mit Dependancen in Düsseldorf, Salzburg und Zürich hat ein Credo: großes Geschäft mit kleinen Dingen, die 365 Tage im Jahr geliefert werden können. Um das ehrgeizige Ziel durchzusetzen, hat sich Agenturchef Christian Obojes zwei neue Fachleute ins Team geholt: Liane Taucher-Hohenbichler, die 20 Jahre im Einkauf für diverse Händler tätig war, betreut ab sofort in Österreich Hanky Panky, Wood’d, Bands of LA und den jüngsten Neuzugang Prtty mit sofort lieferbaren Temporary Tattoos. „Es hat sich herausgestellt, dass, wenn man im Accessoirebereich ein gutes, immer lieferbares Paket anbietet, der Händler sehr wohl risikolos sehr hohe Umsätze generiert“, erklärt Obojes den Neuzugang der Tattoos. „Wir müssen unsere Ganzjahrestätigkeit als Agentur viel ernster nehmen und die Händler dazu bringen, noch viel mehr Augenmerk auf Accessoires zu richten.“ Außerdem verstärkt Christopher Mönch das Verkaufsteam und wird sich vorwiegend um Kollektionen wie 7 for all Mankind, Ecoalf und Aglini in Seitenwechsel: Liane TauÖsterreich kümmern. „Ecoalf, aus Madrid kommend, cher-Hohenbichler arbeitet beginnt in der Frühjahr/Sommer-Saison 2016 mit Vierwege jetzt auf Agenturseite. Stretch-Tech-Jacken aus 100 Prozent recyceltem Material, die atmungsaktiv, wasserabweisend, windundurchlässig und auch noch nachhaltig sind. Eine wirklich sinnvolle Weltneuheit.“ Labels: 7 for all Mankind, Aglini, Bands of LA, Canada Goose, Ecoalf, George Gina & Lucy, Giorgio Brato, Hanky Panky, Nemen, NLST, Peuterey, Philo-Sofie, Pomandère, Prtty, R13, Roque, Tkees, Tyoulip Sisters, Warm-ME, Wood’d, Zoe Karssen Welcome to my room with a view, Salzburg/Österreich, Zürich/Schweiz, Düsseldorf/ Deutschland, office@roomwithaview.at, Er verstärkt das Verkaufsteam: Christopher Mönch. www.roomwithaview.at


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040 jetzt

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D-tails Nische der italienischen Spezialisten Saisonauftakt ist in Berlin zur Panorama auf der Nova – dort zeigt die Agentur D-tails ihr aktuelles Portfolio. Zur Gallery in Düsseldorf zieht Patrick Coppolecchia-Reinartz mit seinen Brands dann wieder in die Botschaft an der Cecilienallee. Mit dabei sind Brands wie Alpha Studio oder die reduzierte Männerlinie L(!)W Brand. Neu in dieser Saison ist die traditionsreiche italienische Taschenmarke Gherardini: Diese feierte im vergangenen Jahr ihr 130-jähriges Bestehen mit einer Ausstellung in Florenz zum Pitti Uomo. Ebenfalls neu sind auch die Taschen von Bruno Parise, auf antiken Webstühlen hergestellte Ledergeflechte aus Vicenza. Ganz reduziert und straight wirkt dagegen die Accessoires Linie 81 Carati Collection – ebenfalls hundert Prozent made in Italy. Taschen, Gürtel, Geldbörsen und Schmuck setzen auf die Exklusivität von schwarzem Leder kombiniert mit goldenem Metall. Auch wieder mit dabei ist People Lab., eine italienische Kollektion, die hochwertige Waschungen mit Meersalz aus Venedig präsentiert. Ihren Ursprung hatte sie mit detailreichen Vintage-Denim-Modellen, die durch eine Reihe von „Lieblingsteilen“ wie Mänteln, Jacken, Shirts, Strick und Kleidern ergänzt werden. Labels: People Lab., 81 Carati Collection, Alpha Studio, Anna F., Barleycorn, Bark, Borbonese, Gherardini, Cruna, Duvetica, Essent’ial, Globe-Trotter, Graziani Jewels, Liverani, L(!)W Brand, Massimo Alba, Pollini, Rialto 48, Spektre Sunglasses, Veeshoo, Vintage de Luxe, Wally Walker Agentur D-tails, München/Deutschland, info@d-tails.de, www.d-tails.de D-tails setzt auf italienische Fashion, beispielsweise von Alpha Studio. Ausgesuchte Accessoiresund SpecialProduct-Kollektionen sind das Konzept von Another Souvenir.

Another Souvenir Gesucht, gefunden! „Nach einem halben Jahr der Findungsphase haben wir nun eine klare Strategie für unsere Agentur entwickelt. Wir spezialisieren uns auf Accessoires und Special-Product-Kollektionen wie unser schwedisches Lifestyle-Unterwäsche-Konzept Bread & Boxers“, erklärt Tommy Wieler, der gemeinsam mit seiner Frau Vanessa Baroni-Wieler im Juli letzten Jahres die Agentur Another Souvenir gegründet hat. Vor allem der Bereich Special Product bekam mit zwei neuen Marken noch mehr Fokus: Für die hochwertige Unterwäschekollektion Bread & Boxers und die neue Linie mit exklusiven Lederhosen von Zinga sieht Tommy Wieler sehr viel Potenzial im Markt. „Mit Zinga sind wir bei Kunden wie Apropos, Mia Gergen, Bungalow, Frauenschuh in Kitzbühel, Reyer in Hallein oder Pool in München. Die Detailverarbeitung und das Stretch-Leder kommen sehr gut an, zu den jeweiligen Farben der Saison gibt es ein grofles NOS-Programm.“ Die Agentur betreut ebenfalls Accessoires, die mit Herzblut sorgfältig ausgesucht sind, wie zum Beispiel die Schmucklabels Vanessa Baroni und Nach Bijoux, das Handyzubehör aus Mailand Wood’d oder das Temporary Tatoo Label Prtty me aus Wien. Neu ist die Schmuckmarke La MÙme Bijou, die bereits bei Kunden wie Le Bon Marche oder Colette platziert werden konnte und die Uhrenkollektion von Briston aus Paris, ebenfalls bei Referenzkunden wie Selfridges, Colette oder Liberty in London gelistet. Labels: Bread & Boxers, Briston, La MÙme Bijou, Nach Bijoux, Prtty me, Vanessa Baroni, Wood’d, Zinga Another Souvenir GmbH, Leinfelden/Deutschland, tommy@anothersouvenir.de, vanessa@ anothersouvenir.de, www.anothersouvenir.de

315 style in progress

Aco Österreich Alternativen zum Mainstream

Clean-feminin: Hotel Particulier, neu bei Aco Österreich.

Neu im Portfolio der österreichischen Agentur Aco ist Hotel Particulier, eine clean-feminine und trendige Womenswearkollektion styled and made in France, die sich darüber hinaus durch qualitativ hochwertige Materialien und eine gehobene Mittelpreislage auszeichnet. Gas Jeans für Damen und Herren bereichert ebenso das Programm der Agentur. Die deutsche DOB-Kollektion Riani zeigt cool-moderne Looks mit lässigen Outfits und weichem sportiven Touch. Ebenfalls im Programm sind Just Cavalli, Versace und Trussardi Jeans mit einer stark verjüngten Kollektion, mit der die Marke einen neuen Weg beschreitet. „Wir sind der ideale Partner für Multibrand-Stores und bieten außerdem maßgeschneiderte Konzepte für Monobrand-Läden sowie Corner-Konzeptlösungen“, so Rudolf Kail von Aco Österreich. Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit Napapijri: Über 30 Monobrand-Stores wurden seit 2008 in allen Ländern vom Baltikum im Norden bis Rumänien im Süden sowie in den Balkanländern eröffnet, die wie die rund 50 Corners im gleichen Gebiet von Aco betreut werden. Labels: Allegri, Atos Lombardini, Elisabetta Franchi, Etoile du Monde, Furry, G 15, Gas Jeans, Geospirit, Happiness, Herzensangelegenheit, Hotel Particulier, Just Cavalli, Maliparmi, Napapijri, Pinko, Riani, Steffen Schraut, Trussardi Jeans, Versace Collection, Versace Jeans Aco Österreich, Salzburg/Österreich, info@acomode.at, www.acomode.at



042 jetzt

agenturen

Modeagentur Flessa Trends und Innovationen „Signifikante Nischenkollektionen bergen Potenzial. Eine kompetente Regie begünstigt deren Entfaltungsprozess und verhilft zum entscheidenden Durchbruch – dem Aufstieg zum namhaften Designerlabel“, sagt Agenturinhaberin Claudia Flessa, die mit ihrem Team seit 1999 expressive Designerlabels und hochwertige High-Fashion-Brands für Frauen auf dem deutschen, österreichischen und schweizer Markt selektiv im Topgenre platziert. „In einem immer komplexeren Fashionkosmos bieten wir mit trendweisenden Marken Orientierung, die anfänglich hierzulande meist noch unbekannt sind“, erklärt Flessa. Die derzeit wichtigste Marke im Portfolio ist 360 Cashmere, mit der die traditionellere Cashmere-Oberliga modisch aufgerüttelt wird. Neben extrem hochwertigen Jacken sowie dicken und feinen Cashmere-Strick-Capes sind von Ponchos inspirierte Umhänge die absoluten Highlights. Neuzugänge sind Printed Artworks, eine hochwertige Cashmere-Kollektion aus Italien mit 60 bis 70 Teilen vorwiegend für Frauen und die urbane und entspannte Kollektion der dänischen Designerin Charlotte Sparre mit luftig-leichten Sommerkleidern, Tuniken und Blusen. In Düsseldorf, München und Mailand ist die Agentur im eigenen Showroom zu finden und in Berlin auf der Premium. Labels: 360 Cashmere, Charlotte Sparre, Drome, Printed Artworks, Twisty Parallel Universe, Wlns Cashmere Modeagentur Flessa, Buch am Buchrain bei München/ Everybody’s Darling: 360 Cashmere Deutschland, info@flessa.eu, bietet die richtigen Teile für alle Momente des Lebens. www.flessa.eu

Free Mountain Stetige Weiterentwicklung Nach dem erfolgreichen Start mit der Kollektion von Paltò in der vergangenen Saison legt Andreas Schmied sein Hauptaugenmerk nun auf den Launch der ersten Frühjahr-/Sommer-Kollektion für 2016. „Wir konnten viele neue Kunden begeistern und sehen mit der neuen Sommerkollektion eine inhaltliche Erweiterung innerhalb der Kollektion, die sehr viel Potenzial hat“, erklärt der Agenturinhaber. Gleichzeitig gibt es ein Jubiläum zu feiern, denn C.P. Company feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass gab es ein großes Event während des Pitti Immagine Uomo in Florenz. Free Mountain hatte die Marke letztes Jahr übernommen und konnte „vor allem mit den Jacken und Trenchcoats sehr gute Abverkäufe erzielen“. Eine wichtige Weiterentwicklung gibt es auch bei Mason’s, denn die Kollektion ist über die letzten beiden Saisons immer mehr zur Vollkollektion mit T-Shirts, Sakkos und Hosen herangewachsen und stellt auch ein kleines Denimprogramm vor. Labels: Add, Bloom, C.P. Company, Deyk, Gwynedds, Handstich, Inverni, IQ+Berlin, Ivi, Mason’s, Paltò, Pyrenex, Sophie Free Mountain, Salzburg/Österreich, andreasfreemountain.at, www.freemountain.at

CP Fashion Shirts für Biker

LA Gang, der Neuzugang bei CP Fashion.

315 style in progress

Die neueste Marke im Portfolio von CP Fashion ist LA Gang aus Italien. Die Geschichte des Labels mit dem Subclaim „A motorcycle history gang“ basiert auf einer mysteriösen Tragödie, die sich 1975 in der Mojave-Wüste an der Route 66 ereignete. Eine Gruppe von sechs Bikern aus Los Angeles wurde für den Mord an drei Männern verhaftet. Unterstützer der Bikergang bedruckten T-Shirts mit einem Totenkopfschädel mit Bandana und forderten aus Mangel an Beweisen auf einer Reihe von Protestveranstaltungen die Freilassung der Gruppe. Die Kollektion beinhaltet handbedruckte T-Shirts und Sweatshirts für Männer und Frauen. Außerdem eine Reihe von kurzen wasserabweisenden und winddichten Jacken, die aufwändig gewaschen, bedruckt, gefärbt und gefineshed werden, um einen lederähnlichen Look zu erhalten. Eine Reihe von Accessoires und ein Flashprogramm runden das Angebot ab. „Die Kollektion ist eine ideale Ergänzung unseres Agenturportfolios und passt gut zu Motorrad und von Rock ’n’ Roll inspirierten Themen“, sagt Agenturchef Reinhart Oberstein. Labels: Chaser, Daja Vu, Evleo, Jim & Judy, Joe’s Jeans, King Baby Studio, LA Gang, Michael Stars, Pajar, Pretorian Los Angeles, Robin’s Jeans, Silver Jeans Co., Soia & Kyo CP Fashion, Bad Säckingen, Düsseldorf und München/Deutschland, info@cpfashion.de, www.cpfashion.de



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Wunschnaht Sneakers aus Stockholm Zuwachs im Portfolio der Agentur Wunschnaht. Für Frühjahr/Sommer 2016 hat das Team um die Brüder Robin und Montgomery Juchems mit Hauptsitz in der Offenbacher Heyne Fabrik und dem Showroom in München den Vertrieb für die schwedische Schuhmarke Gram übernommen. Mit dem Slogan Sophisticated Sneakers will Gram sich zwischen klassischen Herrenschuh­ anbietern und modischen Sneakers positionieren. Die Kollektion beinhaltet 14 Modelle mit 55 SKUs für Männer und Frauen, die mit den Zahlen ihres exakten Gewichts in Gramm benannt sind. Darunter Sued Slip-ons mit Elastischen Seiteneinsätzen, Schnürer aus natürlichem Leinen mit bedruckter Zehenkappe, Mesh-Sandalen mit Running-Sneakers-Sohlen und Sneakers in Lederschuhoptik. Die VK-Preise reichen von 69 Euro für klassische Canvas Sneakers bis hin zu 229 Euro für das absolute Spitzenmodell. Der Fokus liegt auf dem Modell 380g mit Preisen von 149 bis 209 Euro. Angeboten wird eine 2,4er-Kalkulation. Alle von Wunschnaht vertretenen Marken sind auf der Seek in Berlin und vom 23. bis 31. Juli in Düsseldorf im temporären Showroom an der Hansaallee 159 im Atelier Reservat zu sehen. Labels: Anderson’s, Be Edgy, Collective, Cote & Ciel, Enso Art, Gram, Lyle & Scott Vintage, Sandqvist, Schiesser Revival, Stutterheim, The One Goods, WhyRed Wunschnaht, Offenbach und München/Deutschland, info@wunschnaht.de, Der Mix macht’s: Die Hybriden von Gram sind eine www.wunschnaht.de Mischung aus Sneakers und traditionellen Schuhen.

Aco Deutschland Ein wunderbares Zusammenspiel Zur aktuellen Saison ist die Agentur Aco Deutschland in einen neuen Showroom in der Georg-Glock-Straße 8 in Düsseldorf gezogen. „Hier können wir alles auf einer ebenerdigen Fläche von 1.350 Quadratmetern zeigen und das Zusammenspiel unserer Kollektionen wunderbar präsentieren“, freut sich Aco Deutschland Geschäftsführer Michael Schulz. Hochkarätiger Newcomer, in Kooperation mit der Agentur Select Trading, ist die Kollektion Elisabetta Franchi. „Die Marke gehört zu den Aufsteigern der italienischen Designbrands, mit starker Contemporary Fashion“, so Schulz. Auch im deutschen Markt habe Elisabetta Franchi bereits sehr gute Abverkaufsquoten, wo sie beispielsweise bei Hans in Berlin, Laufsteg in Bad Homburg und Grace in Wiesbaden verkauft wird. Die Durchschnittspreislage liegt bei 90 Euro EK und 279 Euro VK. Eine weitere wichtige Kollektion ist Pinko mit zurzeit 50 Kunden im deutschen Markt, die jetzt das Entree bei Big Playern wie Breuninger und Peek & Cloppenburg geschafft hat. Labels: AnneClaire, Dsquared Underwear, Ebony & Ivory, Fracomina, Front Row Society, Fusalp, Geospirit, Hydrogen, Iceberg, Just Cavalli, J & C JackyCeline, Manila Grace, Moschino Underwear, Peuterey, Pinko, Versace Collection Aco Modeagentur, Düsseldorf/Deutschland, info@acomode.de, www.acomode.de

315 style in progress

Mit einer erweiterten Farbpalette und neuen Qualitäten wartet die Kollektion Another Bag auf.

Modeist GmbH Noch mehr Tiefe Für die kommende Orderrunde hat sich das Portfolio der Agentur von Marion Hoferer namentlich nicht verändert, aber jede Kollektion – jeweils Spezialist für ein Produktsegment – geht inhaltlich noch mehr in die Tiefe. Für die Hosenkollektion Dolores... but you can call me Lolita, eine Eigenmarke von Modeist, bedeutet das ganz konkret: Für Sommer 2016 gibt es deutlich mehr Hosenmodelle in feminin lässigem Stil. Zudem erweitert sich das Projekt um eine Herrenlinie unter dem Namen Current Mood. In der Gürtelkollektion von B.Belt wird es neben den Nietengürteln, die viermal im Jahr mit neuen Modellen aufwarten, zusätzlich Ledergürtel in neuen Qualitäten als Basics geben, und das auch mit NOS-Programm. „Es ist ein deutsches Label, mit dem man wirklich Geld verdienen kann“, so Marion Hoferer. Bei Another Bag erweitert sich die Auswahl um verschiedene Lederqualitäten und neue Optiken in breiter Farbpalette bereits für den Liefertermin November 2015 und Januar 2016. Dabei bezieht sich die Marke hauptsächlich auf die weibliche Zielgruppe, aber ein konzentriertes Männerthema ist auch mit dabei. Die Lederkollektion Montgomery zeigt noch mehr Varianten aus Glattleder und Velours, daneben auch edle Ledertops und Sommerkleider, und etabliert sich mit Einstiegspreislagen um die 299 Euro im Jackenbereich, wie auch die Kunstlederkollektion von MustHaves by Montgomery. In der bereits zweiten Saison zeigt das neue Stricklabel Brooktorquai 8 aus Hamburg noch mehr feinen Sommerstrick mit hauchdünnen Cashmere-Teilen und erweiterte seine Kollektion auf 30 Teile. Die Blusenkollektion Mu aus dem Hause Aglini entwickelte sich inhaltlich ebenfalls sehr gut weiter. „Ab sofort gibt es die Blusen in noch lässigeren Materialien und Farben“, so Hoferer. Labels: 0941, Another Bag, B.Belt, Blaumax, Brooktorquai 8, Montgomery, Mu, MustHaves by Montgomery, Sassi Cara, WannaHaves by Montgomery Modeist GmbH, München und Düsseldorf/ Deutschland, info@b-kleidung.com, www.modeist.com


046 jetzt

agenturen

Ausgesucht: Rehard hat Taschen und eine kleine Kollektion Jacken im Programm.

Das passende Accessoire für den Sommer: Kerbholz-Brillen ab jetzt bei Deluxe Distribution.

Deluxe Distribution Neue Sonnenbrillen und Schuhe Die Berliner Agentur Deluxe Distribution hat den Vertrieb für das Kölner Sonnenbrillen- und Uhrenlabel Kerbholz für Deutschland und Österreich übernommen. Die aus edlen Hölzern, Natur-Acetat oder Stein gefertigten Brillengestelle sind mit Gläsern von Carl Zeiss und Edelstahlscharnieren ausgestattet. 18 Modelle u. a. aus Walnussholz oder Grauschiefer stehen zur Auswahl. Die Preise reichen von 99 bis 169 Euro bei einer 2,3er-Kalkulation. Uhren gibt es aus Sandel- oder Birnenholz mit Biokalbslederarmband zu Preisen von 109 bis 499 Euro mit Miyota Automatiklaufwerk. Eine Vororder ist nicht nötig, denn die Uhren und Brillen können ab Lager bestellt werden. Zudem ist Deluxe Distribution künftig für die gesamte Abwicklung von Ben Sherman Footwear in Deutschland und Österreich zuständig. Die hochwertigen Lederschuhe für Männer kosten zwischen 99 und 149 Euro im Verkauf mit einer 2,4er-Kalkulation. Für Sommer 2016 sind 32 Modelle in bis zu drei Farben erhältlich, darunter Chelsea-, Desert- und Chukka Boots sowie Derbies. Gezeigt wird die Kollektion auf der Premium und der GDS. Labels: Ben Sherman Footwear, Kerbholz, Minimum, Minus, Moods of Norway, Puffa, Schutz, Skunkfunk, United Nude, WeSC Deluxe Distribution, Berlin/Deutschland, info@deluxe-distribution.de, www.deluxe-distribution.de

ModeraumFischer Hautsachen im Fokus Lars Fischer ist kein Mann, der sofort und immer jeden Trend mitmachen muss. Er überlegt sich sehr genau, wen er in sein kleines feines Portfolio mit einbringt. Neu mit in der Agentur ist die Firma Rehard. „Rehard ist ein Lederspezialist aus Italien, der wunderschöne Taschen und Lederjacken produziert. Das Ganze in einer Topqualität zu sehr fairen Preisen!“ Dass seine Strategie aufgeht, beweist Lars Fischer mit seinen bisherigen Marken. „Lucky de Luca wächst kontinuierlich und bei Barb’one konnten wir letzte Saison deutlich höhere Abverkäufe erzielen. Aber nicht nur wir, auch der Einzelhandel ist sehr zufrieden mit den Ergebnissen mit Barb’one. Die vielen angefragten Nachbestellungen konnten wir nur teilweise ausliefern.“ Lars Fischer wird diese Saison in Düsseldorf vom 23. bis 29. Juli auf der Gallery ausstellen: „Die Gallery präsentiert sich immer besser und hat auch für die Zukunft tolle Ideen.“ Marken: Barb’One, Lucky de Luca, Rehard ModeraumFischer, München/Deutschland, lars@moderaumfischer.de, www.moderaumfischer.de

Fashion Factory by Mark Grütters/Panorama Europe Neue Schuhmarke im Portfolio Ein französischer Klassiker wird neu entdeckt. Fashion Factory und Panorama Europe haben den Vertrieb für Paraboots in Deutschland und Österreich übernommen. Diese französischen Klassiker mit robuster Gummilaufsohle werden in norwegischer Konstruktionsweise mit Stormweltnaht gefertigt oder klassisch rahmengenäht. Hergestellt werden die Schuhe seit 1908 in der Nähe von Grenoble in der firmeneigenen Fabrik. Mokassins und Sneakers werden in Spanien, Portugal und Paraboot ist nach einer Brasilianischen Hafenstadt benannt – das Modell Italien produziert. Erhältlich sind zehn bis zwölf Modelle für Damen und Michael ist der bekannteste Klassiker. Herren in bis zu 200 Varianten. Die VK-Preise starten bei 230 Euro für Mokassins und 350 Euro für rahmengenähte Schuhe. Die Kalkulation liegt bei 2,7. „Wir haben uns dafür entschieden, mit Paraboot zu arbeiten, weil die Marke hierzulande seit den 1990er-Jahren nahezu unbeschrieben wie ein weißes Blatt ist. Die Produkte werden nachhaltig hergestellt, der Service ist gut und es gibt ganzjährig die Möglichkeit, auch kleine Mengen nachzubestellen. Im Lager werden rund 80.000 Paare der gängigsten Modelle vorgehalten“, erklärt Mark Grütters. Stars wie George Clooney, Matt Dillon, Harisson Ford, Tom Cruise, Eric Clapton oder Jean Réno gehören zu den Fans der Marke aus den französischen Alpen. Verkauft werden Paraboots weltweit in 18 Ländern, zu den Kunden zählen u. a. Edwards und Robert Schmitz in Düsseldorf, Axel Bohne in Berlin und Helmut Eder in Kitzbühel. Alle Marken von Fashion Factory und Panorama Europe werden auf der Seek in Berlin und der Premium Munich zu sehen sein. Espadrij l’Originale ist zusätzlich mit einem Stand auf der Bread & Butter vertreten. Labels: American College, Espadrij l’Originale, Grundens, La Botte Gardiane, Menil, Orcival, Paraboots, Rivieras, Schott NYC Fashion Factory by Mark Grütters, Düsseldorf/Deutschland, contact@ffbymg.com, www.ffbymg.com Panorama Europe GmbH, Düsseldorf/Deutschland, mail@panorama-europe.eu, www.panorama-europe.eu 315 style in progress



048 jetzt

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P4 Marketing General­ agentur für Zanerobe Die Düsseldorfer Vertriebs- und Marketingagentur P4 von Oliver Feske und Thomas Goetz hat die Generalvertretung für das australische Label Zanerobe für Deutschland, Österreich und die Schweiz übernommen. Für die Distribution und den Import ist Sasa Trend aus Aachen verantwortlich. Die Premium-Streetfashion-Marke für Männer ist seit 2002 vorwiegend in Australien, den USA und Asien bei rund 300 Händlern erhältlich, u. a. bei Ron Hermann, Neiman Marcus, Atrium, American Rag, Nordstrom, Saks und General Pants. Die rund 80-teilige Kollektion aus Sydney beinhaltet neben Joggerpants, bedruckten T-Shirts und Shorts auch Hemden, Jeans, Chinos, Sweatshirts und Jacken. Inspiriert vom Surf-, Music- und Travel-Lifestyle der Generation sportlicher Männer von 15 bis 35 Jahren, ist die Kollektion ein Mix aus kommerziellen Basics mit zeitgemäßen Schnitten und Prints. Die VK-Preise reichen von 39 Euro für T-Shirts über 99 Euro für Hosen bis hin zu 150 Euro für Jacken. Gezeigt wird die Kollektion auf der Seek in Berlin. Labels: Icon Brand, RVLT, Zanerobe P4 Marketing GmbH, Düsseldorf/Deutschland, oliver.feske@p4marketing.de, www.p4marketing.de

Das angesagte australische Label Zanerobe hat nun einen Vertrieb für die D-A-CH-Region.

Neu im Portfolio der Agentur Keen Sense ist die kanadische Schuhmarke Native Shoes.

Keen Sense Fingerspitzengefühl Als Tilo Jacob 2014 die Geschäftsleitung der neu gegründeten Agentur Keen Sense als Tochterfirma der Trade Art übernahm, legte er mit dem Namen gleichzeitig die Philosophie fest: „Es geht um das feine Gespür für das Wesentliche.“ Im April 2014 startete der Verkauf mit der Upper-Streetwear-Kollektion von Publish, deren Jogger Pants ein Türöffner bei Kunden im Premium-Sneakermarkt war. Inzwischen dehnt sich das Netzwerk von Keen Sense neben den einschlägigen Sneaker-Stores auch über rund 150 Kunden aus dem gehobenen Streetwearsegment wie beispielsweise BSTN Store in München, Crämer & Co in Nürnberg, Asphaltgold in Darmstadt bis hin zu Stierblut in München und Thomas iPunkt in Hamburg aus. Über die letzten beiden Saisons ist das Portfolio nicht nur größer, sondern auch facettenreicher geworden. Neben etablierten Brands wie LRG oder Volcomunity – die modischere Unterlinie der Marke Volcom – setzt Tilo Jacob auch auf innovative Accessoirekollektionen wie die Sockenmarke Stance, die nachhaltigen Rucksacklinien von Pinqponq und AEP und die Uhren und Sonnenbrillen von Komono. Aktuellster Neuzugang ist die kanadische Marke Native Shoes mit ultraleichten Sneakermodellen zu VK-Preisen ab 89 Euro. „Wir werden Native Shoes auf der Seek in Berlin vorstellen und dann im ersten Schritt an fünf bis acht ausgesuchte Händler herantreten“, erklärt Tilo Jacob, der auf der Seek die ideale Plattform für alle seine Marken sieht. Labels: AEP, Komono, LRG, Native Shoes, Pinqponq, Publish, Stance, Volcomunity Keen Sense, Stuttgart/Deutschland, T 0049.711.16917498, tilo@keensense.de, www.keensense.de

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Ben And Direkter Draht zum Kunden „Wir stehen für langfristige und konzentrierte Marktplatzierung“, sagt Ben Botas, Geschäftsführer der Agentur Ben And. „Das erreichen wir mit langfristigen Kooperationen und einer sehr engen Zusammenarbeit mit den Marken und dem Einzelhandel.“ Für den direkten Draht zum Kunden wurden zwei zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, die ausschließlich reisen, um Stimmungen im Handel zu erspüren, Verkäufer zu schulen und die Marken zu merchandisen. Auch insgesamt wurde das Team der Agentur weiter ausgebaut, mit zwei neuen Mitarbeitern im Showroom München sowie einem weiteren im Showroom Düsseldorf. Zu den wichtigsten Marken im Portfolio von Ben And gehört Dstrezzed. „Die Marke wächst wie nur wenige Brands in dieser Zeit, wir haben über 200 Prozent Plus zum Vorjahr“, sagt Ben Botas. „Die Kunden sind sehr zufrieden und wir wollen das Potenzial voll ausschöpfen.“ Labels: Cervolante, Dstrezzed, Franklin & Marshall, Frye Boots, Goosecraft, Loveday Jeans, Mason’s, Nabholz, Sand Ben And GmbH, München, Düsseldorf, Hamburg/Deutschland, agency@ben-and.com, www.ben-and.com

Dstrezzed ist eine Erfolgskollektion bei der Agentur Ben And, die sich ganz bewusst auf wenige Brands fokussiert.


Premium Berlin

Wednesday 8th -Friday 10th July 2015 Luckenwalder Strasse 4 - 6, 10963 Berlin

Who´s next Paris

Friday 4th - Monday 7th September 2015 Paris, Porte de Versailles

Die Hinterhofagentur Germany / Austria Siegesstr . 23, 80802 MĂźnchen Fon +49 (89) 388 877 47-48, mobil : +49 (179) 455 20 23 d.meuer@diehinterhofagentur.de www.diehinterhofagentur.de

www.despetitshauts.com


jetzt mes sen Zalando übernimmt die Bread & Butter Zalando möchte in Zukunft nicht nur Händler sein, sondern auch Modeplattform werden und übernimmt kurzerhand eine: Die Meldung, dass der Onlineriese die insolvente Streetwearmesse Bread & Butter übernimmt, hat wohl den meisten Vertretern der Modeindustrie im ersten Augenblick die Butter vom Brot genommen. „Die Bread & Butter hat über Jahre eine starke Marke in der internationalen Modeindustrie aufgebaut. Diese Kooperation ist eine fantastische Möglichkeit für uns, in diesen Markt einzutreten. Das Team der Bread & Butter und alle bei Zalando glauben an den Modestandort Berlin, deshalb haben wir uns entschieden ein starkes, kundenorientiertes Konzept für die Veranstaltung zu kreieren“, sagt David Schneider, Mitbegründer und Vorstandsmitglied von Zalando. Angesichts der Marktverschiebungen in Richtung Konsumen-

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ten hatte Bread-&-Butter-Gründer Karl-Heinz Müller bereits in der Vergangenheit angekündigt, die Messe für Endkunden öffnen zu wollen, distanzierte sich aber nach Gegenwehr der Aussteller wieder von der Idee. In diesem Sommer wird die Bread & Butter zum letzten Mal als B2B-Messe stattfinden. Ab der darauffolgenden Saison geht Zalando dann auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof mit Veranstaltungen und Konzerten in Richtung B2C. Inwieweit Müller in die Neugestaltung eingebunden wird, wie sich die Aussteller in das kundenorientierte Konzept einfügen, was vom ursprünglichen Messegedanken bleibt und in welche Richtungen Zalando noch abhebt, bietet reichlich Raum für neue Überraschungen. 7. bis 9. Juli 2015, www.breadandbutter.com

Selvedge Run Platz für Connaisseure

Premium Vordenker Auch in der kommenden Saison möchte die Premium internationale Leitmesse sein, die Maßstäbe setzt. Dafür feilt sie Saison für Saison an ihrem Angebot. So werden sich 1.800 Kollektionen verteilt auf zehn Areas präsentieren, bereichert um den neuen Bereich Active & Lounge Wear in Halle 2. „In den USA hat die Sportmode längst den Sprung in die angesagtesten Fashion-Stores geschafft, ein Trend, der Umsatz verspricht“, so Anita Tillmann, Gründerin, Inhaberin und Geschäftsführung Premium Exhibitions & Station-Berlin. Darüber hinaus wird die Premium ihr Konferenzformat #Fashiontech in Zusammenarbeit mit der Seek und Re:Publica fortsetzen. „Das Thema Mode und Technologie gestaltet die Zukunft der Modebranche. Es macht Spaß, ein Teil dieser Entwicklung zu sein und diese maßgeblich zu gestalten.“ 8. bis 10. Juli 2015, www.premiumexhibitions.com

Panorama Mehr Mode! Mit einer eigenen Trend-Area präsentiert die Berliner Panorama einen neuen Bereich, mit dem die Messe ihre modische Kompetenz betonen und noch mehr herausarbeiten will. Dazu gehören Mensund Womenswear, Schuhe und Accessoires ebenso wie ergänzende Lifestyle­artikel und eine Blogger-Base. Rund 550 Kollektionen werden in den

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(v.l.n.r.) Daniel Werner, ehemals Store-Manager bei 14 oz. Berlin, Jörg Shane Brandenburg von Burg & Schild und Matt Wilson vom Onlinemagazin Denimhunters kümmern sich um die Aussteller und die Besucher.

Hallen gezeigt, dazu wird der Bereich Now für Flashkollektionen und schnell drehende Mode mit neuen Namen erweitert – und mit aktuellem Input aus dem Fashion Business wie der TW Trend-Info ergänzt. Ein Panorama Berlin Street-Market auf dem Außengelände rundet die Messe mit Livemusik und einem vielfältigen kulinarischen Angebot ab. 7. bis 9. Juli 2015, www.panorama-berlin.com

Berlin wird wieder um eine neue Messe reicher. Der Selvedge Run in den Reinbeckhallen in Schöneweide, gelegen zwischen dem Flughafen Schönefeld und der Arena in Kreuzberg, richtet sich an Marken, die trendresistent produzieren und sich der Craft-Bewegung zugehörig fühlen. Dabei liegt der Fokus auf handwerksaffinen Herstellungsmethoden und qualitativ hochwertigen Materialien von Marken, die sich klar

vom Massenmarkt abgrenzen. Die Veranstalter Maria Klähn und Andreas Becker wollen zusammenbringen, was zusammengehört. Dazu haben Sie ein dementsprechendes Team auf die Beine gestellt. In der Halle mit über 1.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche werden Marken wie 3sixteen, Alexander Leathers, Indigofera, Iron Heart, Momotaro, Nudie Jeans, Stetson, Tellason oder Wolve­ rine 1000 Mile zu sehen sein. Shuttle­busse fahren direkt vom Rosenthaler Platz, Alexanderplatz und der Arena in Kreuz­ berg zum Gelände in Schöneweide und wieder zurück. 8. bis 10. Juli 2015, www.selvedgerun.com

Show & Order Neues Präsentationskonzept Zum achten Mal findet die Show & Order im Berliner Kraftwerk statt. Diesmal von Dienstag bis Donnerstag. Neu ist das Präsentatioskonzept „So… by Show & Order“, das über 20 Marken aus Frankreich nach Berlin bringt. Zusammengestellt wird das Portfolio aus Prêtà-Porter, Schuhen, Handtaschen, Schmuck und Lifestylemarken mit Düften, Kosmetik und Kerzen von Sophie Guyot aus Paris, die früher die Fame auf der Who’s next organisiert hat. Auf der Show & Order präsentieren sich in einem schicken und clean designten Showroom Marken wie Deyia, Amadoria, Zyga, Margareth et Moi, Lenny Niemeyer, Bagllerina, Bangle Up, Lucky Team, Les Interchangeables, Wehve, Charlie Joe, Lespard, Sha’cha, Lener Fabrique de manteau, Maison Violette, GAS Bijoux und Bella Jones. „Für unsere französischen Marken ist die Show & Order der passende Ort, um sich den Händlern aus Deutschland und Nordeuropa zu präsentieren. Mit der ‚So …‘ wollen wir den Einkäufern ein neues, wirklich selektiertes und klares Angebot zeigen, um das Einkaufen zu vereinfachen und effizient zu gestalten. Ich versetze mich selbst in die Rolle des Einkäufers und wähle danach die Marken aus, die wir im Showroom auf der Show & Order zeigen“, erklärt Sophie Guyot. 7. bis 9. Juli 2015, www.showandorder.com


S UM M E R PA N T S

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Die Seek versteht sich als progressivste Berliner Messe für Contemporary Fashion. Foto: Renato Silva

Bright Neue Location Die Streetfashion- und Skate-Messe Bright findet in diesem Sommer in direkter Nachbarschaft zur Seek auf dem Gelände der Arena in Berlin-Kreuzberg statt. Es wird einen gemeinsamen Außenbereich geben, wo das Catering und Lounges für beide Veranstaltungen zu finden sein werden. Außerdem ist das Badeschiff geöffnet – Schwimmzeug also nicht vergessen! Die gesamte Ausstellungsfläche hat sich im Vergleich zur vorherigen Location im Kaufhaus Jandorf

Seek Familiär 280 Kollektionen präsentiert die Seek auf der Fläche eines ehemaligen Lagerhauses der öffentlichen Verkehrsbetriebe. Zu 80 Prozent konzentriert sich das Ausstellerangebot auf Menswear, ergänzt von Damen-, Schuh- und Accessoirekollektionen sowie Lifestyleprodukten. „Nicht Standgröße und Umsatz der Marke, sondern das Produkt und die Menschen dahinter stehen im Fokus der Seek“, betont Maren Wiebus, Sales Director Seek Exhibitions. Neu dabei sind auch altbekannte Namen

des Business, wie Dickies, Element, Espadrij L’Originale und Tretorn. Das Eintrittsticket für die Seek gilt unter anderem ebenso für die Premium – und auch für die Bright, die ihr neues Zuhause jetzt ebenfalls auf dem Arena-Gelände neben der Seek gefunden hat. Maren Wiebus: „Beide Messen präsentieren starke Konzepte und Identitäten sowie sorgfältig selektierte Brandportfolios, die sich optimal ergänzen.“ 8. bis 10. Juli 2015, www.seekexhibitions.com

Gallery Kontinuierliche Zusammenarbeit Die kommende Gallery im Juli setzt auf die Fortführung ihres bewährten Konzepts: 450 nationale und internationale Brands gehören im Sommer zum Ausstellerportfolio. Zusätzlich kommen noch 50 weitere Hersteller im hochwertigen Red-Carpet-Segment hinzu. Dabei wird sowohl in der Botschaft an der Cecilienallee in Düsseldorf als auch im Red-Carpet-Segment die Grundfläche erweitert. Die Aufteilung der Botschaft, die bereits im Januar neu segmentiert wurde, bleibt erhalten: Die Gold Area steht für Agenturen mit internationalen Premiumbrands wie D-tails, die Hinterhofagentur, Agentur Klauser oder Hugenberg. Die Silver Area beherbergt designorientierte Brands aus der Contemporary Fashion. White Area steht für eine große Vielfalt von Accessoireherstellern. Mit dabei sind zudem Labels und Agenturen wie Armed Angels, 22 Fashion Agency, Pegaso Distribution, Agentur Stefan Kudla, Fish in the Sea, Studioventitre, Masch Agency, Myfashionpool oder Schuhe und Handwerk München. Im Sommer wird erstmals eine Präsentationsfläche für progressive Designer aus dem Nachbarland Polen initiiert. Fest in der Agenda verankert ist wieder das Pressefrühstück am Samstag und am Folgetag das Bloggerfrühstück für ausgewählte Fashion- und Lifestyle-Blogs. 24. bis 27. Juli 2015, www.the-gallery-duesseldorf.com

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um ein Drittel vergrößert. Neue Aussteller sind u. a. Levi’s, DC, Champion, People Footwear und Maui and Sons. Zudem wird es reichlich Side Events geben, wie u. a. die Opening Party am Mittwochabend mit Skate Session und Barbeque und After Party im Salon Wilde Renate mit mehr als zehn DJs auf vier Floors sowie die Closing Party am Freitagabend präsentiert von Obey und dem Lodown Magazin mit Bowl Contest, Chill & Grill und Aftershowparty. 8. bis 10. Juli 2015, www.brighttradeshow.com

Munich Fabric Start Vor­ geschmack auf den Winter Mit der View Premium Selection geben die Veranstalter der Munich Fabric Start im Juli 2015 bereits einen ersten Ausblick auf die Saison Herbst/Winter 2016/17. Rund 300 Kollektionen von hochwertigen Herstellern zeigen im MVG Museum in München erste Impressionen. Neu dabei sind Hersteller wie Marzotto Wool, Lanificio Fratelli Balli oder Lanificio Cerruti. Im September eröffnet dann die Munich Fabric Start endgültig den Saisonkalender für Herbst/Winter. Sie zeigt in gewohntem Umfang rund 950 Aussteller, die etwa 1.500 Basic- bis Haute-Couture-Kollektionen vorstellen werden. Neu erschlossen wird diesmal das Kesselhaus mit dem Kohlebunker, der direkt an die Zenith-Halle mit der Blue Zone und das MOC angrenzt. Hier soll in direkter Nachbarschaft zu den Messehallen eine Präsentationsfläche entstehen, auf der unterschiedliche Anbieter einen Inspirationspool aus Design-relevanten Produkten präsentieren können. Die gewohnte Segmentierung bleibt erhalten: Fabrics (Web- und Strickmaterialien von Basics bis Haute Couture), Additionals (Zutaten und Accessoires), Asia Salon (rund 100 Hersteller aus Korea und China) und Design Studios (Drucke, Patterns und Dessinierungen). Im Eco Village/organicselection präsentieren sich wieder gebündelt Zertifizierer und eine Auswahl von nachhaltigen Materialien und Zutaten. Diese können ganzjährig unter www. organic-selection.com online gesourct werden. In der Zenith-Halle zeigen während der Blue Zone wieder Weber, Finisher und Wäscher ihre Neuheiten rund um Denim-, Street- und Sportswear. View Premium Selection, 14. bis 15. Juli 2015, www.viewmunich.com Munich Fabric Start, 1. bis 3. September 2015 Bluezone, 1. bis 2. September 2015, www.munichfabricstart.com

Noch mehr Präsentationsfläche belegen Munich Fabric Start und Blue Zone zum Saisonauftakt.


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Supreme Women & Men Neue Öffnungszeiten Sowohl für die Orderveranstaltungen im B1 Düsseldorf als auch im MTC World of Fashion Munich werden ab diesem Sommer die Öffnungszeiten verändert. Diese verschieben sich um eine Stunde nach hinten, sodass von 10 bis 19 Uhr gearbeitet werden kann. Am letzten Messetag schließen die Messen um 17 Uhr. „Die Öffnungszeiten waren immer schon ein Thema und wir stellen fest, dass die Kunden ihr Besuchsverhalten geändert haben und verstärkt die Messe über die Öffnungszeiten hinaus frequentieren“, sagt Aline Schade, Sales Director bei The Supreme

GDS Ein Tag für FashionBlogger Frische Impulse in punkto Schuhe und Accessoires möchte die GDS auch diese Saison bieten. Im Premiumbereich Studio zählen Kollektionen wie Mer du Sud aus Spanien und Intramontabile aus Deutschland zu den Neuausstellern. Außerdem wird in der Reihe Portuguese Young Talents zum zweiten Mal eine Auswahl vielversprechender Nachwuchsdesigner präsentiert. Die Highlight Route dient als Schauplatz für besondere Produktinszenierungen und Events, während der Catwalk in Halle 10 Neuheiten einzelner Brands zeigt, ebenso wie die Studio

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Group. Eine weitere Neuerung ist die Präsentation der Accessoires in separaten Areas. In Düsseldorf befindet sich die Accessoire-Area künftig auf der vierten Etage des B1 und in München wird das Segment in der Halle 5 im MTC world of fashion, Haus 1 gezeigt. Aline Schade: „Mit der konzentrierten Präsentation von Accessoires kommen wir den Interessen der Einkäufer entgegen.“ Während der vier Messetage wird die Supreme Homebase powered by Maserati zum Treffpunkt für die ganze Branche. In Düsseldorf wird dafür zum dritten Mal eine Zeltlandschaft mit großem Gastronomiebereich, gemeinsamem Barbecue und exklusiv gestaltetem Außenbereich direkt vor der Messelocation errichtet. Supreme Women & Men Düssel­dorf, 25. bis 28. Juli 2015 Supreme Women & Men München, 8. bis 11. August 2015 www.munichfashioncompany.com

Show. Die Trendspots werden dieses Mal auf eigener Fläche in der Halle 5 gezeigt; ergänzt vom Forum Touch als Informationspool für neue Oberflächen und Texturen. Einen Tag widmet die Düsseldorfer Messe wieder den Fashion-Bloggern. So inszeniert die GDS in Kooperation mit dem Onlinemagazin Styleranking am Messefreitag das FashionBloggerCafé Shoedition, ein Ableger der größten deutschen Blogger-Netzwerkveranstaltung FashionBloggerCafé, der zum dritten Mal Gast der GDS ist. 29. bis 31. Juli 2015, www.gds-online.com

Who’s next Paris Zurück zum späteren Termin Statt im Juli findet die Who’s next Paris wieder zum gewohnt späten Termin Anfang September statt. Für Boris Provost, Direktor für Strategie und internationale Entwicklung der Messe, ein nur folgerichtiger Schritt: „Die Mehrheit der Aussteller wie Besucher hat sich für den späteren Termin ausgesprochen. Wir arbeiten hart daran, neue Konzepte und Services zu entwickeln, um unsere Ausstellerund Besucherzahl zu erhöhen.“ Auch räumlich gibt es Änderungen auf dem Messegelände an der Porte de Versailles. Die Halle 7 ist aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossen, sodass die Messe in den Hallen 1, 2 und 3 stattfindet. Der Bereich Private wird in Halle 2.2 präsentiert, während die Areas wie Studio, Urban und Trendy in Halle 3 zeigen. Fame ist Cutting-Edge-Kollektionen vorbehalten, während Première Classe ein reichhaltiges Accessoireangebot bündelt, beides in Halle 1. Für den reibungslosen Eintritt sollen zwei Rezeptionen zwischen Halle 2 und 3 sowie in Halle 1 sorgen. 4. bis 7.September 2015, www.whosnext.com

Collection Première Moskau Prominentes Publikum Die 25. CPM wird in diesem Jahr ein berühmtes Gesicht eröffnen: Oxana Fedorova, Designerin, Model und ehemalige Miss Universe. Neben ihr haben zahlreiche russische Schauspieler und Modeblogger ihr Kommen angekündigt. Zum ersten Mal wird es auch eine Modenschau von den Marken Lacoste Footwear, Guess, Handstich, Marc Cain und Strellson geben. Neben diesem Glamour-Faktor setzt die Igedo hauptsächlich auf Kontinuität und hält an ihrem Konzept fest, das einen optimistischen Ausblick für die Branche vorstellt: Die Exporte aus der EU nach Weißrussland wachsen momentan um fünf Prozent, was einem Volumen von rund 70 Millionen Euro entspricht. Nach Aserbaidschan wachsen sie um 17 Prozent. Auf dem Expocentre Fairgrounds in

Moskaus Zentrum präsentieren sich im September etwa 1.000 Marken auf einer Gesamtfläche von rund 50.000 Quadratmetern, größtenteils internationale Hersteller aufgegliedert in die Segmente CPM Kids, CPM Premium, CPM Accessoires. Daneben findet die Messe Mode Lingerie & Swim Moscow statt, die vom Igedo-Partner Eurovet mit organisiert wird. Traditionell wird auf den Veranstaltungen der Innovationsfaktor hoch gehalten, so gibt es erstmals ein Start-up-Programm für Erstaussteller: Marken, die noch keinen russischen Vertriebskontakt haben, erhalten hier die Möglichkeit, einen Infostand zum Sonderpreis zu mieten. Darüber hinaus werden sie in der Onlinebörse Wanted-Tool der Messe integriert, wo Agentursuchende auf Anbieter treffen. 2. bis 5. September 2015, www.cpm-moscow.com

Chic Gemeinsame Sache Chinas führende und einflussreichste Messe Chic ist im vergangenen März von Peking in die asiatische Modemetropole Schanghai übersiedelt und kooperiert ab Oktober mit der Pure von der Londoner i2i Events Group. Die Chic findet auf Chinas modernstem und größtem Messegelände statt, dem National Exhibition & Convention Center im Stadtteil Hongqiao. Neben einer Vielzahl von chinesischen Marken präsentieren sich auf der Chic zahlreiche Anbieter aus Europa und anderen asiatischen Ländern. So ist Italien z. B. mit einem Ableger der Micam sowie einem landeseigenen Pavillon vertreten, genau wie Frankreich, Korea oder Deutschland. Gezeigt werden neben Womenswear, Casual und Sportswear auch Streetund Urban Wear sowie Denim, Accessoires und Kidswear. Zum Rahmenprogramm gehören Seminare, Workshops und Modenschauen sowie geführte Touren mit internationalen Journalisten und Einkäufern. 13. bis 15. Oktober 2015, www.chiconline.com.cn, www.pureshanghaishow.com


Photo by Irene Schaur


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Brooklyn Dumbo Under the Bridge

81 Carati Purer Style

The Kooples Exklusiv in Deutschland

Benannt wurde sie nach dem New Yorker Stadtteil, der sich unmittelbar unterhalb der Brooklyn Bridge befindet – Dumbo ist die Abkürzung für Down Under the Manhattan Bridge Overpass – und von diesem Historic District inspiriert, der als eines der am meisten florierenden Künstlerviertel der Metropole gehandelt wird. Valentino de Luca übersetzt den Spirit und die Energie dieser ikonischen Straßenschluchten in seine neue Kollektion Brooklyn Dumbo. Dabei stehen urbane, superlegere Styles mit T-Shirts (VK 39 Euro), Sweatshirts (99 Euro), Polos (79 Euro), Hoodies (119 bis 129 Euro) und Sweatpants (99 bis 119 Euro) in aufwändigen Waschungen im Mittelpunkt. „Den Look habe ich bewusst dezent gehalten, als Stilelement tauchen lediglich ein Logoprint oder ein gesticktes Logo auf“, erklärt de Luca. In der ersten Kollektion für Sommer 2016, die auf der kommenden Premium in Berlin ihr Debüt feiert, wird es je sechs Modelle für Frauen und sechs für Männer geben. Dabei legt Valentino de Luca sehr viel Wert auf Qualität und ein fair erbrachtes Preis-Leistungs-Verhältnis, das er mit einem Produzenten in Istanbul umsetzt. Die Kollektion wird es ausschließlich im Sommer geben. Für Deutschland begleitet Lars Fischer von Moderaumfischer den Launch, in Österreich Parisa Engel in Salzburg. Moderaumfischer, München/Deutschland, T 0049.89.45239893, lars@moderaumfischer.de Österreich: Modeagentur Parisa Engel, T 0043.676.7002677, info@parisaengel.com, www.luckydeluca.de

Das Design ist reduziert und zeitlos und kann mühelos mehrere Saisons überdauern. Die Accessoirelinie 81 Carati von Designerin Marianna Modena setzt auf das Wesentliche: Ihre dominierende Farbe ist Schwarz, kombiniert mit goldenen Akzenten. Quadratische, aufgeräumte, gut proportionierte Formen werden mit goldenen Zippern und Metallelementen kombiniert. Eine kleine und feine Taschenauswahl fokussiert sich auf das Wesentliche – vom Shopper über Dokumententaschen und Laptopbags bis hin zum leichten Rucksack. Handytaschen, Börsen und Kreditkartenhalter ergänzen das Sortiment. Die Gürtel bestehen aus unterschiedlichsten Materialien wie Glattleder, Python, Pony Skin und sind mit Vintage-Treatments oder Nieten dekoriert. Rustikale Armbänder mit Nieten, Strass und Metallschmuck machen die Linie komplett. Das Besondere daran: Alle Taschen, Gürtel, Geldbörsen und der Schmuck werden in handwerklicher Qualität in Italien gefertigt. Kunden sind Stores wie Queen in Brescia oder Concept in Verona. Agentur D-tails, München/Deutschland, T 0049.89.20207771, info@d-tails.de, www.81carati.com

Mit The Kooples startet die Agentur MAB in Düsseldorf zur kommenden Saison den Verkauf im deutschen Markt, exklusiv, denn das Pariser Headquarter eröffnete weltweit nur in Deutschland das Wholesale Business für die Damen- und Herrenkollektion. Neben den drei bereits existierenden eigenen Stores in Berlin sollen weitere hinzukommen. „Durch die sehr positive Entwicklung von The Kooples mit den eigenen Stores und in den existierenden Shopcorners und Shop-in-Shops in Department-Stores in Deutschland war uns die Entscheidung sehr leicht gefallen, da die Resonanz und die Ergebnisse extrem erfolgreich waren und sind“, erklärt Regis Benabou, Inhaber von MAB. Für ihn war die Aussage der Kollektion entscheidend, denn sie steht für tragbare Mode, cooles Under­statement und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis: Die VK-Preise liegen in der DOB-Kollektion zwischen 88 Euro für T-Shirts und 362 Euro für ein Lederkleid und in der Herrenkollektion zwischen 99 Euro für ein Poloshirt und 630 Euro für eine Lederjacke mit einer Kalkulation von 2,6. „Das Unternehmen kann sehr früh in der Saison und komplett liefern und unterstützt den Handel mit zahlreichen Aktivitäten“, so Regis Benabou. MAB, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.4371490, info@mab-fashion.com, www.thekooples.com

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Prince Tees Keep it simple

Prtty Custom made

Maurizio Massimino Jedes Stück ist ein Unikat

Die Idee ist einfach. Gemeinsam mit seinem Freund, Prinz Emanuel von Savoyen in Italien, ersann Inhaber von FGF Industry Enzo Fusco ein T-Shirt-Label, das sich über das übliche Shirtangebot herausheben sollte. Das Ergebnis heißt Prince Tees, eine kleine, feine Kollektion von T-Shirts, die sich durch die immer gleiche Mischung von 85 Prozent Baumwolle und 15 Prozent Cashmere auszeichnen und jetzt das Portfolio von FGF Industry neben Marken wie Blauer, C.P. Company und Ten C bereichern. „Die Shirts sind allein durch diese Zusammensetzung in Look, Farbe und dem supersoften Griff unverwechselbar“, so Torsten Müller, der mit seiner Agentur Room Nine den Vertrieb für Deutschland übernommen hat und die Kollektion jetzt erstmalig in seinem Düsseldorfer und Münchner Showroom zeigt. Es gibt drei Herrenund drei Damenmodelle in sechs Farben zum EK von 32 Euro und einer Kalkulation von 2,7. Die Kollektion erscheint viermal jährlich mit jeweils kurzen Lieferrhythmen von acht Wochen. Room Nine Fashion Agency, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.22987978, torsten.mueller@roomnineagency.de, www.roomnineagency.de 04

Das wollen im Moment alle: Von Stars wie Beyoncé, Rihanna oder Vanessa Hudgens bis hin zu Frauen wie du und ich, an jedem beliebigen Hotspot dieser Erde. Die Rede ist von Schmucktattoos, temporären. Was ursprünglich eine Hippie-Spielerei für den Strand war, hat sich zu einem handfesten Accessoiretrend gemausert. Prtty ist eine der erfolgreichsten Firmen auf diesem Sektor. Von Wien aus verlassen die schönsten Designs in vergänglichem Gold und Silber das Atelier inzwischen in alle Welt. Creative Director Sebastian Olesko legt Wert darauf, dass die Tattoos nicht toxisch und absolut hautverträglich sind. Im Moment sind Thementattoos, wie die Entwürfe Adele angesagt, die zum alljährlichen Life-Ball in Wien aufgelegt wurden. Für die kommende Saison stehen Partythemen im Vordergrund und ein Dessin, das unter „In bed with Prtty“ laufen wird und in Kombination mit Dessous besonders gut zur Geltung kommen soll. Und Prtty macht auch Custom-Tattoos, also Muster auf Auftrag. Preise: ab 35 Euro im Verkauf. Messen: Premium in Berlin. Another Souvenir, Leinfelden/ Deutschland, T 0049.160.96359318, tommy@anothersouvenir.de Österreich: Welcome to my room with a view, Salzburg/Österreich, T 0043.662.875651, office@roomwithaview.at, www.prtty.me

Der italienische Designer Maurizio Massimino kann auf eine lange Karriere als Spezialist für Waschungen und Trendberater großer Denimmarken wie u. a. Dsquared, Diesel und True Religion zurückblicken. Vor drei Jahren beschloss er, ein Projekt unter seinem eigenen Namen zu starten. Heute kennt man die Marke Maurizio Massimino in Italien als Synonym für Schneiderkunst und unnachahmlichen Stil. In seinen Kollektionen interpretiert er die amerikanische Tradition der 1950er- und 1960er-Jahre und kombiniert sie mit Military-Elementen, Samt und Strick. Den Vertrieb für Deutschland hat seit der Saison Herbst/Winter 2015 die Adventure Modeagentur in München übernommen. Die individuelle, kleine Kollektion ist voller Highlights und umfasst je 40 Teile für Frauen und Männer. Waschungen und Ausführungen überzeugen durch ihre aufwändigen Details und sind nahezu einzigartig. Die EK-Preise liegen zwischen 135 und 175 Euro bei einer 2,8er-Kalkulation. Für Massiminos Hosen wird limitierter japanischer Red Selvage Denim verwendet, der in Handarbeit mit englischen Stoffen oder Foulard-Prints außen oder innen veredelt wird und so jedes Modell zu einem einzigartigen Stück werden lässt. Adventure Modeagentur GmbH, München und Düsseldorf/Deutschland, T 0049.89.998160, info@adventure-gmbh.de, www.mauriziomassimino.it

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Gherardini Traditionsreich

Annie P. Italienischer Total Look

Headhunter Auf der Jagd

Mit Mode ist es wie mit einer Flasche Wein, man will wissen, wo sie her kommt. Im Fall von Annie P. ist die Herkunft gleichzeitig ein Qualitätsversprechen, denn das süditalienische Apulien, genauer die Region um Martina Franca gilt als eines der renommiertesten Produktionsgebiete Italiens. Hier produzierten Anna D’Eredità und Pietro Lacarbonara für internationale Designermarken, bevor sie sich mit Annie P. selbstständig machten. Seit Frühjahr/ Sommer 2013 präsentieren sie eine Total-Look-Kollektion, die italienischen Stil mit perfekten Passformen und innovativem Design verbinden. Annie P. steht für die Liebe und Sorgfalt in der Herstellung von qualitativ hochwertiger DOB. Neben Deutschland ist die Kollektion bereits in Großbritannien, Spanien, Dänemark, Russland, der Ukraine, Tschechien, China und Japan vertreten und zählt zu ihren Referenzkunden Namen wie Lodenfrey in München, Tatem in Berlin oder Louisa Via Roma in Florenz. Die VK-Preise rangieren für Mäntel zwischen 129 und 189 Euro, für Kleider um die 70 Euro und für Oberteile zwischen 55 und 85 Euro bei einer Kalkulation von 2,8 bis 3,0. Stand By Fashion Agency, München/ Deutschland, T 0049.89.35718899, info@standby-fashion.com, www.anniep.it

Die aktuellsten Trends aus der internationalen Modeszene sind das Elixier, das das Designteam von Headhunter täglich zu sich nimmt und in eine feminine, lässige und sehr modische Casual-Chic-Kollektion übersetzt. Dahinter steht das Unternehmen DS Fashion GmbH, Teil der niederländischen DS Gruppe, die seit über 40 Jahren im internationalen Modegeschäft tätig ist. Von Hamburg aus verantwortet Kai Seesemann seit Dezember 2014 als Geschäftsführer von DS Fashion die Damenkollektion von Headhunter, die Mützen-, Schal- und Shirtkollektion von Freaky Heads, Freaky Heads Kids und die hochwertige Hamburger Strickkollektion BTQ 8 – den gemeinsamen Showroom haben alle Marken direkt im Herzen der Speicherstadt. Headhunter wurde 2011 gelauncht und unterteilt sich zur Frühjahr-/Sommer-Saison 2016 bereits in fünf Linien mit ca. 40 Teilen. Die Preise liegen zwischen 120 und 300 Euro im Verkauf bei einer Kalkulation von 2,7. Nord- und Ostdeutschland: Agentur Norbert Gresch, Hamburg/Deutschland, T 0049.40.88141590, agentur@norbertgresch.de NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland: Agentur Bitterroff, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.93897626, agentur@bitterroff.de; Süddeutschland: Agentur Elke Wirichs, München/Deutschland, T 0049.89.32308100, info@elke-wirichs.com; www.dsfashion-hamburg.de/marken/headhunter

Seit 130 Jahren gibt es schon das Unternehmen, das für klassisch lässige Damentaschen steht – gegründet 1885 von Garibaldo Gherardini in Florenz. Textiltaschen, Lederwaren und Accessoires sind heute die Spezialität von Gherardini. Dabei reicht das Spektrum der Kollektion von der praktischen Dodicidodici-Bag von 1959, der Bellona-Bag von 1967 bis hin zum lässigen leichten Shopper. Handwerkliche Produktion und das typische G-Logo kennzeichnen Gherardini ebenso wie der Einsatz von Materialien wie dem typischen Ghe-Softy-Stoff in vielen Farben. Die Taschenmodelle starten ab ca. 140 Euro im VK bei einer Kalkulation von 2,7. Seit 2007 produziert und vertreibt Braccialini die edle Marke. Ganz aktuell ist jetzt mit Mr. Gherardini eine eigene Kollektion für Herren entwickelt worden. Sie enthält Business­ taschen und Reisegepäck. Flagship-Stores des Unternehmens befinden sich in Rom, Florenz und Mailand; auf dem japanischen Markt ist Gherardini bereits mit 50 Stores präsent. Im Museum stehen die Taschenmodelle auch schon. Allerhöchste Zeit für den Start nördlich der Alpen... Agentur D-tails, München/Deutschland, T 0049.89.20207771, info@d-tails.de, www.gherardini.it

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www.marlino.de


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Barbed Die Exzellenz der Einfachheit

ATF Clothing New Menswear

Freaky Heads Reine Kopfsache

Das Männerlabel ATF – Authentic Textile Fabrics – steht für innovative Materialien und formale Streetwear, chic, aber mit sportlichem Charakter und äußerst alltagstauglich. Gegründet wurde das Label 2012 von den zwei Nürnbergern Max Crämer und Moritz Lorenz. Produziert wird ausschließlich in Europa. Kleine Details verleihen den Teilen eine nützliche Funktion, ohne sie zu sportlich, aufdringlich oder technisch wirken zu lassen. Dabei liegt der Fokus besonders auf den Stoffqualitäten, Optiken und Texturen, die den 25 Teilen der Kollektion das besondere Etwas verleihen. Die VK-Preise für T-Shirts beginnen ab 40 Euro, für Hosen und Hoodies ab 80 Euro. ATF hat gerade einen eigenen Laden in Nürnberg eröffnet und ist bisher u. a. bei Starcow in Paris, Visitor Store in Zürich, Reservoir in Brüssel, Needs in Chicago, Newseum by Crämer & Co in Nürnberg, Above and Dost in Berlin, Rocket bzw. Stierblut in München, Stereoki in Berlin, Daniels in Köln und online bei cultizm. com erhältlich. Zu sehen ist ATF in Berlin auf der Seek. ATF Workshop GmbH, Nürnberg/ Deutschland, info@atf-clothing.com, www.atf-clothing.com

„Wir gestalten aus der klassischen Vernunftmütze individuelle und tragbare Modestatements, die mittlerweile schon echte Klassiker sind“, lautet das Motto der 2013 gelaunchten Mützenund Accessoirekollektion Freaky Heads. Kai Seesemann, Geschäftsführer des Hamburger Unternehmens DS Fashion GmbH hat mit ihr Großes vor: „Mein Ziel ist es, dass Freaky Heads in zwei bis drei Jahren mit einer klaren Markenstrategie an allen wichtigen PoS in Europa erhältlich ist.“ Zu den Grobstrickmützen und coolen Boyfriend-Styles kommen in der Frühjahr-/Sommer-Saison 2016 erstmals auch Caps, Bucket-Hats und Gatsby-Caps hinzu. Mit VK-Preisen zwischen 20 und 50 Euro und einer Kalkulation von 2,7 richtet sich Freaky Heads an eine jüngere, trendbewusste Zielgruppe und ist unter anderem in Stores wie Görtz und bei der Görgens Gruppe vertreten. Nord- und Ostdeutschland: Unkelbach Sport& Modeagentur, Hamburg/Deutschland, unkelbach@sport-modeagentur.de; Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland: Tom Oliver Mayer, Düsseldorf/ Deutschland, tomolivermayer@gmx.de; Baden-Württemberg, Bayern: Modeagentur Dietmar Krause, München/Deutschland, info@modeagentur-krause.com; Österreich: Agentur Ischen, Salzburg/Österreich, i.ro@gmx.at; www.dsfashion-hamburg.de/ marken/freaky-heads

Sie schreiben sich auf die Fahnen, die Ersten gewesen zu sein, die vor vier Jahren den Parka-Trend aufleben ließen und das Kultobjekt wieder salonfähig gemacht haben. Dafür wurden originale Vintage-Parka der US-Armee in Amerika aufgekauft und in der Produktion im italienischen Florenz weiter veredelt, unter anderem mit aus Portugal stammenden Pelzverbrämungen an den Krägen. Jeder Parka trägt ein Zertifikat, auf dem die Herkunft der Pelze bis hin zur Haltung der Tiere dokumentiert ist. Für die Herbst-/Winter-Kollektion 2015/16 erweiterte Barbed die Linie um wattierte Parkas mit Camouflage-Mustern in verschiedenen Farben und Lammfell als Kapuzen- und Innenfutter. Bereits für die Frühjahr-/Sommer-Saison 2015 stellt Barbed eine erste Sommerkollektion unter anderem mit hochwertig bestickten Parkas vor. Seit dem Markteintritt vor vier Jahren ist es der Marke gelungen, in Stores wie Breuninger in Stuttgart, Pool in München oder Jades in Düsseldorf zu verkaufen. Die VK-Preise liegen dabei zwischen 450 und 839 Euro mit einer Kalkulation von 2,7 bis 2,8. Stand By Fashion Agency, München/ Deutschland, T 0049.89.35718899, info@standby-fashion.com, www.barbed.it

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duvetica.it


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Heinrich Dinkelacker Frische Denkart plus Tradition

Private White V.C. Der Stoff, aus dem Helden sind

Brosbi Mit Herz und Verstand

Benannt ist die britische Marke aus Manchester nach dem Soldaten Jack White. Er wurde für seine heldenhaften Verdienste im Ersten Weltkrieg mit dem Victoria-Kreuz ausgezeichnet. Danach begann er eine Ausbildung zum Schnitttechniker, wurde Geschäftsführer und später Inhaber der Fabrik, die heute die Kollektion von Private White fertigt. Er starb 1949 im Alter von 52 Jahren. Bereits 1997 kauften seine Urenkel die Fabrik zurück, in der unter anderem für Marken wie Burberry und Nigel Cabourn produziert wurde. Die Kollektion Private White wird von Nick Ashley, vormals Chefdesigner von Dunhill Menswear und Sohn der Interieurdesignerin Laura Ashley, designt. Sie beinhaltet klassische Jacken und Mäntel für Frauen und Männer. Erhältlich sind bis zu 20 Modelle aus unterschiedlichen Materialien und in verschiedenen Farben. Neben Lederund Harrington-Jacken zählen Parkas und Trenchcoats aus ultraleichtem Ventile sowie eine Bomberjacke aus Alcantara zu den Highlights. Zudem besteht die Möglichkeit, die Materialien und Farben frei zu kombinieren. Die VK-Preise liegen zwischen 300 und 1.100 Euro bei einer 2,6er-Kalkulation. Zu den bekanntesten Kunden von Private White zählen Harrods, Manu­ factum und Mr Porter. Private White V.C. Ltd, Berlin/Deutschland, T 0049.176.23344122, dirk.thomas@privatewhitevc.com, www.privatewhitevc.com

Die Brüder Yves-Oliver und Dennis Wilke aus Bielefeld gründeten 2012 ihr Label Brosbi und kündigten ihre Jobs bei großen Modemarken. Anzusiedeln ist das Label im Bereich Contemporary Classics mit Anleihen aus der Streetund Urban Wear. Bodenständige Teile mit einer guten Portion Humor und Selbstironie. Ihre Icon-Serie ist bereits jetzt auf dem Weg, Kultstatus zu erlangen. Dabei handelt es sich um Serien von T-Shirts oder Button-down-Hemden, die auf der Brust ein rotes Herz, ein grünes Kleeblatt, eine gelbe Ente oder ein Monogram eingestickt haben. Die Kollektion beinhaltet 60 bis 70 Teile mit einer 2,7er-Kalkulation. Die VK-Preise für T-Shirts liegen zwischen 49 und 69 Euro, Hemden und Sweatshirts zwischen 99 und 169 Euro, Hosen beginnen bei 119 Euro, Blazer, Mäntel und Jacken reichen von 369 bis 499 Euro. Produziert wird in Polen, Portugal und der Türkei. Ihre Notizbücher und Kalender lassen sie bei einem Buchbinder in Deutschland fertigen. Brosbi ist unter anderem in folgenden deutschen Läden vertreten: Voo Store, Departmentstore Quartier 206, Brooks, Heckmann, BOB, Thomas I Punkt, Harvest und Sprout. International bei Czech Labels & Friends in Prag, Philos in Athen, Dictionary in Mailand, Lyyk Store in St. Petersburg, MOS in Maastricht und Black Sheep Road in Amsterdam. Die Kollektion wird auf der Seek und erstmalig auch in Paris gezeigt. Gebr. Wilke GmbH Lifestyle Laboratory, Bielefeld/Deutschland, T 0049.521.55600344, info@brosbi.com, www.brosbi.com

Seit 1879 steht die Marke Heinrich Dinkelacker für exklusive Herrenschuhe. In der Budapester Manufaktur entsteht bis heute handgefertigtes, rahmengenähtes Schuhwerk aus hochwertigsten Materialien, das den Schuhen mitunter eine Lebensdauer von 30 Jahren beschert, zu VK-Preisen von 549 bis zu 800 Euro. Seit zehn Jahren führt ein Gesellschafterteam die Traditionsmarke in die Zukunft. Der ehemalige IBM-Manager Norbert Lehmann, Ex-PorscheChef Wendelin Wiedeking und der ehemalige Porsche-Sprecher Anton Hunger haben vor drei Saisons die Special Edition Icons ins Leben gerufen, die auf Kooperation mit verschiedenen Designern setzt. Den Anfang machte das englische Menswear-Label Casely-Hayford, mit Sneakers oder Budapestern mit Zopfrahmen – und der typischen Dinkelacker Metallspitze, zu VK-Preisen um 699 Euro und einer Kalkulation von 2,36. Für diese Saison heißt der Kooperationspartner Hadi Teherani, ein bekannter Architekt, zu dessen Entwürfen die Kölner Kranhäuser am Rhein ebenso zählen wie der Fernbahnhof des Frankfurter Flughafens. Heinrich Dinkelacker GmbH, BietigheimBissingen/Deutschland, T 0049.7142.91740, info@heinrich-dinkelacker.de, www.heinrich-dinkelacker.de 13

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g a MADE IN ITALY a

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PREMIUM

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Stilnest Maximal individuell

Featuring Erfolgreich abgegrenzt

Fiveunits Skandinavischer Spirit

Nach dem Rebranding im Frühjahr/ Sommer 2015 steht Featuring, das Label der chinesischen Bosideng International Holding und ehemals Bosideng Polar Sense, erst seit kurzem auf eigenen Beinen – und das bereits jetzt mit Erfolg. Das Zusammenspiel von innovativem italienischem Design, dem kreativen Experimentieren mit Mode und der Expertise eines der größten Daunenspezialisten weltweit funktioniert und spiegelt sich in zwei Kollektionen pro Jahr wider. Bei Featuring treffen aktuelle Trends und funktionelle Materialien aufeinander und bieten hochwertige Outerwear zum attraktiven Preis: Der Schwerpunkt liegt im VK zwischen 129,95 und 199,95 Euro mit einer 2,7er-Kalkulation. Vororder- und Lagerprogramme werden angeboten, NOS für ausgewählte Daunen-Basics ist in Planung. Präsentiert wird auf verschiedenen Messen im Vertriebsgebiet Europa: auf der Panorama in Berlin, der Pure in London, der AIS in Birmingham, der CIFF in Kopenhagen und der Texcon in Oslo. Verkauft wird unter anderem bei Fabri in München, Hallet in London und Zalando. Zitra GmbH, Hamburg/Deutschland, T 0049.172.6732374, michael.hasse@zitra.com, www.featuring-fashion.com

Kopenhagen ist die Heimat der 2008 von Carit Løvdal ins Leben gerufenen Jeanskollektion. Es ist nicht nur einfach eines von vielen Labels, sondern eine mit viel Liebe gemachte Hosenlinie, die zu vielen Anlässen getragen werden kann. Besonderer Fokus liegt auf Passformen wie Skinny, Boyfriend oder Highwaist. Denim ist immer ein Schlüsselmaterial – destroyed, bleached oder beschichtet. Zudem gibt es andere Materialien wie Baumwollprints, Lederoptiken oder beschichtete Varianten. Jährlich produziert Fiveunits vier Kollektionen, zudem gibt es einen umfangreichen Lagerservice. Rund 60 bis 70 Teile umfasst die Hauptkollektion, im zweiten Liefertermin kommen noch einmal rund 30 bis 40 Teile hinzu. Kalkuliert wird mit einem Aufschlag von 2,7 – bei Preislagen zwischen 30 und 40 Euro. Fiveunits ist bereits bei zahlreichen Händlern wie Donna in Hannover, Crämer & Co. in Nürnberg, Elb by Kult in Köln, Stierblut in München oder Classico in Hamburg im Programm. Neben den skandinavischen und deutschsprachigen Märkten ist das Label auch in UK, den Niederlanden und Belgien präsent. Nord- und Ostdeutschland: 4 Happy Friends GmbH, Hamburg/Deuschland, T 0049.40.555773312, office@4happyfriends.de Westdeutschland: Agentur Marcus Bässler, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.3854640, office@agentur.baessler.de; Süddeutschland, Österreich, Schweiz: Agentur Kappler, München/Deutschland, T 0049.89.36006730, info@agentur-kappler.de, www.fiveunits.com

3D-Drucker sind die neue Wunderwaffe im Wettbewerb um kreative Konsumenten. Gerade bei Schmuck und Accessoires sind damit ganz individuelle Modelle in kleinen Stückzahlen möglich. Das 2013 gegründete Berliner Unternehmen versteht sich als Plattform für hochwertiges Schmuckdesign. Mehr als 250 sorgfältig ausgewählte Entwürfe von über 100 Designern aus aller Welt finden sich auf der Website des selbst ernannten „Verlagshauses“. Die Modelle werden in Feinpolyamid über 3D-Drucker ausgedruckt, verpackt und verschickt. Neben dem leichten Kunststoff sind auch Ringe, Ketten und Armbänder aus hochwertigem Sterling­ silber mit unterschiedlichen Oberflächen wie Goldplattierung in der Fertigung möglich. Ein Teil des Verkaufs läuft direkt über die Website, es gibt aber auch zahlreiche Handelskunden in Deutschland, Österreich, der Schweiz, UK und Asien. Mit dabei sind LNFA im Bikini Haus in Berlin, Uppers & Downers in Wien, Element Jewellery in Yorkshire oder Regalo in Schanghai. Die Preislagen des Schmucks liegen zwischen 50 und 200 Euro bei einer Kalkulation von 2,3 bis 2,8. Spontaneous Order GmbH, Berlin/Deutschland, T 0049.176.30734653, tim@stilnest.com, www.stilnest.com 16

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Goldbergh Modische Gipfel erklimmen

Dolores... but you can call me Lolita Klein und fein

Geniestreich Jeans – made in Germany

Funktionell, praktisch und luxuriös – wie gut diese Attribute zusammenpassen, beweist die Luxury-Sportswear-Brand Goldbergh. Designerin Lieke van den Berg möchte sich dabei auf das Wesentliche konzentrieren: „Es geht nicht um Extreme, sondern um schöne Kleidung, die Einfachheit, Eleganz und Ruhe ausstrahlt.“ So beinhalten die Damenkollektionen taillierte Jacken und feine Knitwear, aber auch Oversized-Parkas und funktionelle Skihosen mit Retro-Elementen. Preislich liegen die beiden jährlichen Kollektionen im EK zwischen 34 Euro für Accessoires und 341 Euro für Jacken – kalkuliert wird europaweit mit 2,6. Nachorder ist in begrenztem Rahmen möglich, ein Skihosenmodell ist sogar ständig verfügbar. Feste Präsentationstermine sind die Show & Order in Berlin, die Modefabriek in Amsterdam, die Sia Snow Show in Denver und die ispo in München. Zu den Kunden zählen Intersport, Engelhorn in Mannheim, Strolz Sport & Mode in Lech am Arlberg und Sport Adler in Ischgl. Im Vertrieb setzt das niederländische Label auf ein Mischkonzept aus Importeuren und Agenten – und auf Expansion, mit neuen Importeuren für Spanien, USA und Kanada. Deutschland: Agentur Stefan Mau, Hamburg/ Deutschland, T 0049.40.30087958, office@agtmau.de; Österreich: Danielle van Kalsbeek, T 0043.650.9391623, danielle@goldbergh.com; Schweiz: Purofashion GmbH, Glattpark/Schweiz, T 0041.44.8100975, bettina@purofashion.ch, www.goldbergh.com

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Als Inhaberin der Modeagentur Modeist ist Marion Hoferer nah an den Bedürfnissen des Marktes dran. Sie weiß, was ihre Kunden wollen. Mit der Hosenkollektion Dolores... but you can call me Lolita reagierte sie empathisch auf die Nachfrage nach kleinen, pointierten Produktkollektionen, die eben nicht jeder hat. Heraus kam eine sechsteilige feminine Hosenlinie mit einem einheitlichen Verkaufspreis von 199 Euro (Kalkulation 2,8), die bereits ab Juli 2015 im Handel vertreten ist und zur Frühjahr-/Sommer-Saison 2016 auf 15 Teile erweitert wird. Ebenso steckt eine Herrenlinie mit sechs Modellen für 2016 in der Pipeline, allerdings soll sie unter anderem – noch geheim gehaltenem – Namen gelauncht werden. Den Stil der Damenkollektion beschreibt Marion Hoferer ganz bewusst nicht in Silhouetten, sondern mit emotionalen Momentaufnahmen wie „Hosen, die Frauen einfach schöner machen und ihnen den Tag versüßen“, denn einen eng gesteckten Rahmen will sie vor allem zugunsten der Flexibilität vermeiden. Durch die Produktion in der Türkei steht diese an erster Stelle, wobei Marion Hoferer auf ein umfangreiches NOS-Programm verzichtet und nur wenige Modelle auf Lager hält. Klein und fein passt eben mit Mindestmengendiktaten nicht zusammen. Modeist GmbH, München/Deutschland, T 0049.89.15985591, info@b-kleidung.com, www.modeist.com

Eigentlich wollte Andreas Güntzel nur eine Jeans kaufen, die in Deutschland hergestellt wurde. Als er keine fand, beschloss er, mit seiner Frau im März 2013 eine Firma zu gründen und Hosen selbst zu produzieren. Seit Oktober 2014 liefern sie ihre Jeans aus GOTS-zertifizierter Biobaumwolle unter dem Label Geniestreich an ihre Kunden aus. Zwei Händler in Bielefeld und zwei weitere in der näheren Umgebung verkaufen diese in Deutschland produzierten Hosen bereits. Es gibt vier Modelle für Männer: Regular, Slim, Bootcut und ein Extramodell für Radfahrer mit kräftigen Oberschenkeln. Für Frauen gibt es sieben Modelle, eine Hot-Pants und ein Cocktailkleid aus fein gewebtem 8 oz. Denim. Alle Jeans können auch als vegane Variante mit Weblabel statt einem Lederpatch ausgeliefert werden. Die VK-Preise beginnen bei 149 Euro, eine Maßanfertigung kostet 199 Euro mit Kalkulationen von 2,2 und 2,3. Die Stoffe kommen aus der Türkei per LKW in die Bielefelder Manufaktur, wo eine Schneidermeisterin und eine Schnitttechnikerin auf sieben neuen Juki-Nähmaschinen und einer alten Dürkopp-Knopflochmaschine produzieren. Großaufträge können problemlos bewerkstelligt werden. Für Händler bietet sich der Vorteil, auch kleinere Mengen ordern zu können. Nachbestellungen werden binnen fünf bis zehn Tagen geliefert. Upstream GmbH, Bielefeld/Deutschland, T 0049.521.4282156, info@geniestreich-jeans.de, www.geniestreich-jeans.de

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Salco Es war einmal ein Regenmantel …

A Fortiori Selbst ist die Frau

The No Animal Brand Vegane Fashion

Corinna Locher war lange Zeit erfolglos für sich persönlich auf der Suche nach Basics zu Jeans und Blazer, die schlicht, aber nicht langweilig sind. Kurz­entschlossen entwarf sie eine eigene Kollektion in ausgesuchter Qualität und mit perfekter Passform. Weil sie auf gar keinen Fall Massenware produzieren wollte und gerne alles unter Kontrolle hat, finden Entwurf, Design und Produktion ausschließlich in der Schweiz statt. Das Besondere: Die Stoffmenge ist für alle Teile begrenzt. Ist eine Metrage aufgebraucht, kommt eine neue und somit auch neue Farbschattierungen. Bisher gibt es eine kleine feine Reihe von Tops und Pullovern, alle mit mindestens einem 30-prozentigen Cashmere-Anteil, der Rest ist entweder Baumwolle, Seide oder eine Modal-Elasthan-Mischung. EK-Preise: von ca. 190 bis ca. 400 Euro. Mit jedem verkauften Teil spendet Corinna Locher fünf Franken an eine ausgesuchte Schweizer Organisation, die sich sozial engagiert. Und weil Wohlfühlen auch mit Sinne verwöhnen einhergeht, hat Corinna Locher passend zu den Oberteilen einen Duft und eine Bodylotion entwickelt. A Fortiori GmbH, Meilen/Schweiz, T 0041.79.6867210, corinna@afortiori.ch, www.afortiori.ch

Dass ein modischer Schuh nicht unbedingt aus Leder gefertigt sein muss, stellt seit nunmehr drei Saisons das Label The No Animal Brand aus dem schweizerischen Baar unter Beweis. Die Kollektion setzt auf Mode ebenso wie auf Tragbarkeit, was nicht nur Händlern wie Jades, Jet Set in St. Moritz, Breuninger und Jelmoli in der Schweiz gefällt. Nach einem überzeugenden Start geht es nun mit der Herbst-/ Winter-Saison 2015/2016 in die dritte Runde, mit viel Fake Fur, gefolgt von Tweed und Filz, Brokat, Spitzenprägungen und Snake Prints für feminine Sandalen, Pumps, Boots und Sneakers. Dass die beiden Markengründerinnen Bianca Gubser und Nicole Frank so konsequent auf tierische Produkte verzichten, hat ihrem Label kürzlich sogar den PETA Vegan Award eingebracht. The No Animal Brand wird vollständig in Spanien gefertigt und zu EK-Preisen von 27 bis 60 Euro und einer Kalkulation von 2,6 angeboten. Unter www.the-nab.com wurde im vergangenen Frühling ein eigener Onlinestore gestartet. The No Animal Brand, Baar/Schweiz, T 0041.79.5598888, info@shades-newyork.com, www.the-nab.com

Die italienische Manufaktur Salco steht seit der Gründung im Jahr 1951 für handgefertigte, hochwertige Mäntel und kann auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurückblicken, die sich bis heute fortsetzt. Denn auch nach bald 65 Jahren ist das von Ricciotti Salvadori in Empoli gegründete Label im Besitz der Familie. Enthusiasmus, wirtschaftlicher Intuition und der richtigen Mischung aus modischen Traditionen und Innovationen der Heimat sei Dank. Als Zuhause des italienischen Regenmantels und Sponsor des italienischen Fußballnationalteams 1974 konnte sich Salco schnell auf dem heimischen Markt für Männermode behaupten. Seit den 1970er-Jahren rückte der Fokus verstärkt in Richtung Womens Outerwear und Daunenmäntel mit Pelzeinsätzen, bis heute Kernkompetenzen des Jackenherstellers. Nicht nur EK-Preise um 200 Euro, sondern auch die Präsentation der beiden Kollektionen pro Jahr, die ausschließlich im Showroom in Mailand stattfindet, machen Salco exklusiv. Zahlreiche Stores von Italien über Russland bis Japan sind bereits überzeugt. Salco S.p.A., Empoli/Italien, T 0039.02.76394028, showroom.mi@salcoitalia.it, www.salcoitalia.it

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©Pino Gomes

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CIFF

COPENHAGEN

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Jadicted Auf eigenen Wegen

Vocier Knitterfrei im Handgepäck

Koll3kt Technik und Innovation

Einen Anzug auf Geschäftsreisen knitterfrei zu transportieren? Nahezu unmöglich. Abhilfe schafft jetzt das neu entwickelte Handgepäck von Vocier mit einem revolutionären Konzept, das die Kleidung in einem noch einmal geschützten Bereich des Koffers verstaut und dadurch Knitterfalten verhindert. Vier Jahre Entwicklungszeit nahmen sich die beiden Firmengründer Michael Kogelnik und Vinzent Wuttke für ihre Innovation, die ihnen jetzt einen internationalen Design Award einbrachte. „Wir mussten komplett überdenken, wie Gepäck gefertigt wird“, so Michael Kogelnik. „Das Resultat ist erstaunlich einfach in der Handhabung, aber Einfachheit ist immer die größte Herausforderung.“ Die Black Collection umfasst Taschen und Koffer zu EK-Preisen wie zum Beispiel 38 Euro für eine Wash Bag und 274 Euro für den C 38 Carryon Trolley, gefertigt aus hochfesten Kunstoffen aus dem Automobilbau und italienischem Leder, kalkuliert mit 2,5. Der Firmensitz ist in Wiener Neustadt in Österreich und in Österreich wird zum Teil auch produziert. „Die innovativen Materialien wären außerhalb Europas gar nicht erhältlich“, begründet Kogelnik. „Ein weiterer Grund ist der Schutz vor Kopien unseres innovativen und patentierten Systems: Da wir selbst die Fertigung kontrollieren, können wir verhindern, dass Know-how nach außen dringt. Nicht zuletzt können wir uns bei der Ausführungsqualität auf unsere Partner verlassen.“ Handelskunden wie Modehaus Schnitzler in Münster, Moeller & Moeller in Hannover, Richard Anderson in London und Niedersuesz in Wien sind bereits von dem Produkt überzeugt. Vocier GmbH, Wiener Neustadt/Österreich, T 0043.650.8504376, support@vocier.com, www.vocier.com

Kreative und tragbare Produkte sind das Credo der niederländischen Herrenlinie Koll3kt. Qualität, Funktionalität und Innovation stehen in der Kollektionsentwicklung an erster Stelle, ohne das Design mit zu vielen Details zu überladen. Jedes Teil ist mit einem Hangtag und einem Inside-Print ausgestattet, die jeweils über unterschiedliche technische Features und den Ort der Produktion informieren. Funktionelle Materialien wie Bondings oder gecoatete Oberflächen werden mit Basics wie legeren Baumwollshirts oder lässigen gewaschenen Pants kombiniert. Die aufwändig gearbeiteten Jacken liegen zwischen 349 und 699 Euro im Verkauf, Hosen zwischen 179 und 199 Euro, Shorts zwischen 69 und 129 Euro. Koll3kt wurde auf der Premium in Berlin vorgestellt und hat bereits eine Reihe von Liebhabern progressiver Menswear gefunden. Dazu gehören Läden wie Daniels in Köln, Pier 67 in Hamburg, Fischer in Leipzig, Atelier 12 in Berlin, Stylesuite in Maastricht oder Didato in Amsterdam. Norddeutschland: Agentur Zuchel, Hamburg/Deutschland, T 0049.175.1898765, tz@agentur-zuchel.de Westdeutschland: Agentur Klinkenberg, Köln/Deutschland, T 0049.178.8247519, agentur-klinkenberg@netcologne.de Österreich: Steinacker Handels GmbH, Salzburg/Österreich, T 0043.699.16188901, horst.steinacker@personal-dressroom.at, www.koll3kt.com

Mit ihren Jades-Stores haben Evelyn Hammerström und Reinhard Haase definitiv einen neuen Look geprägt, der auch auf dem Blog Jadicted zelebriert wird. In der vergangenen Saison war dann die Zeit für das eigene gleichnamige Label reif: Mit Jadicted haben sie eine fokussierte Oberteilkollektion ins Leben gerufen, die im Mai 2015 erstmals in den Handel ausgeliefert wurde. Der Fokus liegt auf dem Allroundprodukt Bluse. Die Alltagsbegleiter sind aus hochwertiger Seide, aus Satin oder Waschseide gefertigt und in einer Vielfalt von Schnitten – von der klassischen taillierten Version bis hin zur lässigen Tunika – erhältlich. Tanktops, Shirts und Kleider runden das Sortiment ab. Neben einer Reihe von Basicfarben stehen grafische Prints oder Animalprints im Vordergrund. Die zwei Liefertermine für Herbst/Winter 2015 beinhalten 13 verschiedene Passformen in VK-Preislagen zwischen 189 und 229 Euro. Mit Shirts und Strick soll das Portfolio schrittweise erweitert werden. Blue Brain by Unifa, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.171499117, inkasorice@unifafashion.com, www.jadicted.com

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AUGUST 8–11

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Zukunft braucht Herkunft.


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074 THE LONGVIEW

In gemeinsamer Mission f端r das Ansehen des deutschen Modedesigns: Christiane Arp und Antia Tillmann.

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THE LONGVIEW 075

Das Thema Mode muss auf die politische Agenda

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076 THE LONGVIEW

Nur wer aktive und gezielte Nachwuchs­ förderung betreibt, kann Weltmeister werden. Eine wirt­ schaftliche Gesetz­ mäßigkeit anhand von Fußball zu belegen, ist keine Männerdomäne, wie Christiane Arp und Anita Tillmann be­ weisen. Sie haben sich aufgemacht, die Dinge zu än­ dern. Rund um die Chefredakteurin der deutschen Vogue und die Chefin der Berliner Messe Pre­ mium hat sich der Fashion Council Germany gebildet, ein Expertengremi­ um, das mit Herzblut und Fachwissen – zu gleichen Teilen – die Wahrnehmung von Mode in Deutschland verändern will. Interview: Stephan Huber. Text: Isabel Faiss. Foto: Peter Rigaud

Wenn ich mir zu Beginn dieses Gesprächs wünschen dürfte, was am Ende dabei herauskommt, sind das zwei Dinge: eine Vision, die zeigt, was in der deutschen Mode eigentlich möglich wäre und was dafür noch gebraucht wird.

Christiane Arp: Das ist genau unser Ansatz, nach vorne zu blicken und nicht zurück. Die Zeit des Nörgelns ist vorbei. Wir haben uns aufgemacht, die Dinge zu ändern und die Idee von einem Fashion Council Germany als Anlaufstelle für Nachwuchsdesigner real werden zu lassen. Das war unsere Grundstimmung, dass wir eben nicht länger die Vergangenheit aufarbeiten, sondern die Zukunft gestalten wollen. Demnach ist die Gründung des Fashion Council Germany eigentlich die Feststellung eines Bedarfs. Trotzdem fragt man sich, wer braucht diese Plattform und welche Absich­ ten hat sie?

CA: Der Nachwuchs braucht den Council mehr als jeder andere, denn es muss eine 365-Tage-Lobby für Mode geben und diese gibt es bis dato nicht. Das kann auch ich mit der Vogue nicht allein leisten. Anita Tillmann: Das kann auch keine Messe wie die Premium bieten, denn zweimal im Jahr reicht einfach nicht. CA: Dafür muss es auch die richtige Plattform geben und die richtigen Menschen müssen am Tisch sitzen, die alle an einem Strang ziehen. Denn wir alle haben bereits einen 24/7 Job und der Council braucht Zeit und Leidenschaft. Wir haben in Deutschland viele Talente und auch Leute, die sich für die Mode einsetzen, nur leider fehlte

„Es fehlt an Akzeptanz für das Unternehmertum aus den Creative Industries.“ Anita Tillmann

bisher das WIR-Gefühl, ein gemeinsames Verständnis dafür, dass die Förderung des Mode­ standorts Deutschland in unser aller Interesse ist. Auch dafür brauchen wir den Council.

Meiner Meinung nach fehlt in der Mode dieser gesellschaft­ liche Stolz auf das Unterneh­ mertum an sich, den man in anderen Ländern durchaus wahrnimmt. Während es in anderen Ländern sehr positiv wahrgenommen wird, wenn ein Designer aus dem eige­ nen Land kommt, gilt das für Deutschland nicht. Warum eigentlich?

AT: Das nehme ich in der neuen Generation nicht mehr wahr. Die jungen Designer haben kein Problem mehr mit Deutschland. Was vielmehr fehlt, ist die Akzeptanz für das Unternehmertum aus den Creative Industries. Unternehmertum an sich gab es in Deutschland ja schon immer, darin sind wir aus der Historie heraus sehr stark, aber eben nicht für Kreativität! Was jetzt passiert – nicht nur im Modebusiness, sondern überall –, ist, dass kreative Prozesse und Unternehmertum nicht mehr voneinander getrennt werden. Es entstehen neue Produkte, Innovationen, neue Arbeitsplätze und Wertschöpfung. Hier setzt der Fashion Council Germany an. Denn überall auf der Welt begegnen wir großartigen

„Die Modewirtschaft muss mitziehen, Institu­tionen und Firmen in Deutschland, insbesondere auch Handelsunternehmen und Fachgeschäfte.“

Christiane Arp 315 style in progress

deutschen Designern, die kein Problem mit ihrer Heimat oder der Anerkennung dort haben, sondern die in ihrer Startphase hier einfach keine Lobby fanden, an die sich Kreative wenden können. Unterstützung wird Designern höchstens durch Einzelpersonen zuteil, aber dieses System ist zu zerbrechlich und auch zu subjektiv. Das ist es, was wir ändern müssen. Nachwuchsdesigner haben kein Problem mit Deutschland, sondern mit dem Angebot hier. CA: Eines unserer wichtigsten Ziele ist, dass Mode in Deutschland als Kulturgut wahrgenommen wird. Auf der Condé Nast International Luxury Conference von Suzy Menkes in Florenz stand der Bürgermeister auf dem Podium und sagte: Mode ist Teil unserer Kultur und es ist unsere Leidenschaft. Wünschen wir uns das auch in Deutschland? Natürlich! Aber warum ist dem nicht so?

AT: Ehrlich gesagt, das kann ich in zwei Sätzen erklären: Das Bildungsbürgertum hat Mode immer als etwas Frivoles banalisiert. Ohne den Zweiten Weltkrieg hätte sich Berlin aus dem Flow der 1920er-Jahre heraus wahrscheinlich dahin entwickelt, wo Paris heute steht. Nur, ich kann nicht immer nur in der Vergangenheit nach Ursachen forschen, damit kann ich mich nicht aufhalten. Ich möchte lieber Teil dessen sein, das den Weg der Kreativindustrie in die Zukunft mitgestaltet. Der Zeitpunkt ist ideal. Nehmen wir den Fußball als Beispiel: Wenn wir nicht in den Nachwuchs investiert hätten, wären wir nicht Weltmeister. Momentan gibt es mehr junge Modeinteressierte denn je. Warum? Weil Social Media die Mode, Styles und Looks allgegenwärtig macht. Instagram, Facebook, Youtube, Blogs etc., noch nie war Mode so zugänglich, noch nie haben wir diese Werbefenster gehabt,



078 THE LONGVIEW

wir leben in einer Selfie-Kultur. Noch nie war es so selbstverständlich, Mode als Teil des Alltags zu betrachten – wie es sich Karl Lagerfeld einmal wünschte. Und noch nie war die Chance für Modeunternehmen größer als jetzt, genau diese Leute für sich zu gewinnen und sich deren Impact zu holen. Wer sich die Chance entgehen lässt, den verstehe ich nicht. Aber welche Perspektiven haben diese jungen Leute wirklich?

AT: Teil der Modewelt zu sein, gesehen zu werden, ernst genommen zu werden. Und wie bekommt man nun die Politik dazu, sich zu Mode als deutschem Kulturgut zu bekennen?

CA: Durch aktive Lobbyarbeit, die zu einem Bewusstseinswandel führt. Eines der Hauptziele des Fashion Council Germany. Das wird er wie anstellen?

CA: Die nächsten Schritte des Council stellen wir zur Fashion Week vor.

Anders gefragt: Welche Kom­ ponenten braucht man dafür?

CA: Die richtigen Leute und finanzielle Unterstützung. Beim Council ziehen Menschen an einem Strang, die schon bewiesen haben, dass sie für das Thema kämpfen. Anita Tillmann macht eine der erfolgreichsten Messen in Deutschland, Marcus Kurz oder Melissa Drier beschäftigen sich seit 20 Jahren mit Mode. Im Präsidium des Council sind glaubwürdige Fachleute, die sich schon lange um die deutsche Mode verdient machen und jetzt erstmals gemeinsam agieren. Aber natürlich muss auch die Modewirtschaft mitziehen, Institutionen und Firmen in Deutschland, insbesondere auch Handelsunternehmen und Fachgeschäfte. Am Beginn einer Veränderung steht fast immer eine Kata­ strophe. Der österreichische Weinbau hat beispielsweise durch die Katastrophe des

Glykolskandals erkannt: Massenproduktion kann nicht unsere Zukunft sein, unsere einzige Chance ist Qualität.

CA: Genau diese Qualität, dieses Potenzial haben wir in Deutschland. Wenn wir für den Vogue Salon, unsere Nachwuchsförderungsinitiative, junge Designer sichten, sehen wir so viele große Talente, die es wirklich wert sind, dass man sie fördert. Auch weil sie echtes Marktpotenzial haben. Denn natürlich geht es in letzter Konsequenz um wirtschaftlichen Erfolg. Ich kann eine Kollektion, die ich bemerkenswert finde, zwar im Magazin featuren, aber wenn meine Leserin sie dann nicht im Handel findet, dann sind wir nur den halben Weg gegangen. Muss man schon bei der Aus­ bildung ansetzen?

CA: Ganz bestimmt! Durch die Hochschulreform können Modestudenten heute in sechs Semestern ihren Bachelor machen und gehen damit ab. Das ist viel zu früh. Ich habe früher immer großartige Abschlussklassen von der UdK (Universität der Künste Berlin, Anm. d. Red.) gesehen und merke jetzt im Vergleich, dass nach sechs Semestern einfach noch etwas fehlt. Die Studenten sind meiner Meinung nach noch nicht fertig für den Beruf als Modedesigner. Also gibt es de facto einen qualitativen Unterschied im internationalen Vergleich?

CA: Absolut. Es muss schon in der Ausbildung Wert darauf gelegt werden, dass die Absolventen im internationalen Wettbewerb mithalten können. Meines Erachtens müssen wir viel fokussierter ausbilden und fördern. Es reicht heute nicht mehr, ein Kleid toll zeichnen zu können. Es geht vor allem darum, das Kleid ins Geschäft zu bringen. Wir blicken auf die erfolgreichen Modelle vom BFC (British Fashion Council) oder dem CFDA (Council of Fashion Designers of America). Die

„L’art pour l’art hat in der Mode nur sehr bedingt Gültigkeit.“

Anita Tillmann 315 style in progress

„Ich habe bei vielen Gesprächen das Gefühl, dass sich der Handel im Jetzt befindet, mit dem Blick nach hinten.“

Christiane Arp

setzen mit ihrem Programm erst nach der Ausbildung an. Dort wird auch ein Absolvent vom Central Saint Martins College in Förderprogrammen für zwei weitere Jahre gecoacht, denn auch nach dem Studium ist ein Designer oft noch nicht bereit, ein eigenes Label aufzubauen. Erst wenn all das greift, werden wir auch in Deutschland junge Modedesigner haben, die wirtschaftlich erfolgreich sind.

Und schon sind wir wieder beim Thema Geld. Für Verbes­ serungen sind alle, aber wenn es um das Finanzieren geht, lautet die Frage: Wer zahlt?

AT: Im besten Fall arbeiten hier Wirtschaft und Politik zusammen. Und bei beiden denke ich, dass wir mit dem Council nicht vor verschlossenen Türen stehen, ganz im Gegenteil, das Interesse ist da. Zumal die Creative Industries auf europäischer Ebene einen wirtschaftlichen Wert haben und sich das Bewusstsein dahingehend auch im Zuge der Globalisierung komplett geändert hat. Deutschland kann sich dem nicht entziehen und wird es auch nicht. In der Wirtschaft gibt es das Bewusstsein, dass nur qualitativ hervorragender Nachwuchs die Wettbewerbsfähigkeit und damit die Zukunft sichert. CA: Das Thema Mode steht auf der politischen Agenda heute sicher noch weit hinter anderen Themen, die es zu fördern gilt. Aber genau das wollen und werden wir ändern. Denn wir erzählen eine wirklich glaubwürdige Geschichte.

Der Modehandel braucht glaubwürdige Geschichten, um sie dann auch weiterzuerzäh­ len. Das ist eines der wichtigs­ ten Distinktionsmerkmale, die er heute noch hat.

CA: Der Handel muss aber auch lernen, bei der Geschichte wirklich zuzuhören. Denn früher war die Stadt die Grenze. Das

hat sich verändert. Heute ist die Welt offen. Ich kann im Internet global einkaufen. Oftmals unterschätzt der Handel seine Kunden und wie wichtig es ist, sie zu überraschen. Wenn ich in meinen Lieblings-Store gehe, dann will ich die Sicherheit haben, dort etwas Neues zu entdecken. AT: Wichtig ist vor allem, die Mitarbeiter in den Stores einzubeziehen – sie müssen die Storys kennen. Was man heute zum Verkaufen braucht, ist die Identifikation mit dem Produkt, sonst funktioniert es nicht. Story­ telling kann nur dann wirklich erfolgreich sein, wenn die gesamte Kette glaubwürdig ist. Vom Designer bis zum Verkäufer. Also geht es nicht zuletzt auch darum, dem Handel neue, moderne, überraschende Ge­ schichten anzubieten?

CA: Die Grundidee des Berliner Mode Salons, der im Januar in Berlin Premiere gefeiert hat, war, eine Begegnungsstätte zwischen Design und Handel zu schaffen und damit die Idee unseres Vogue Salons über den Nachwuchs hinaus auf eine größere Ebene zu heben. Wir wollten, dass auch deutsche Designer, die nicht oder nicht mehr im Zelt der Mercedes Benz Fashion Week zeigen, trotzdem gesehen werden, und zwar ganz konzentriert für ein paar Stunden für den Fachhandel. Natürlich war mir klar, dass kein Händler dorthin kommt und eine ganze Kollektion schreibt. Unser Ziel war es, dass die Designer die Chance bekommen, ihre Geschichte zu erzählen. Was ich als wirklichen Erfolg sehe, ist, dass wir beim letzten Berliner Mode Salon die KaDeWe-Chefin Petra Fladenhofer so begeistern konnten, dass sie im Juli die Front-Schaufenster mit Designern des Berliner Mode Salons ausstatten wird und es im Atrium des KaDeWe ihre aktuellen Kollektionsteile



080 THE LONGVIEW

zu Kaufen geben wird. Das ist genau der Bogen, um den es geht – und es muss einfach nur jemand anfangen.

Der Erfolg Ihres Engagements bemisst sich also letztlich auch am kommerziellen Erfolg?

AT: Das ist zumindest ein ganz wesentlicher Faktor. L’art pour l’art hat in der Mode nur sehr bedingt Gültigkeit. Dabei liegt die Chance darin, in unserer globalisierten Reisegesellschaft den Kunden etwas zu bieten, das sie woanders nicht bekommen können. Für den deutschen Handel ist es daher essenziell, deutsche Designer anzubieten und diese auch zu fördern. Unsere Aufgabe ist es, dem Handel neue Kollektionen vorzustellen, aber auch darum, diesem ein Teil des Risikos zu nehmen. Das machen wir, indem wir das Angebot vorselektieren – auf der Premium gleichermaßen wie auf dem Berliner Mode Salon. Das ist Teil der angesprochenen Glaubwürdigkeit. Wenn ein Händler sich entscheidet, sich von einer etablierten Marke zu trennen und damit Umsatz an einen Nachwuchsdesigner abzugeben, geht dieser ein Risiko ein. Und genau da greift der Fashion Council Germany, denn wenn der Händler weiß, dass wir hinter einem Designer stehen, dass er durch uns gefördert und aufgebaut wird und dass für ihn kommuniziert wird, dann ist das ein überzeugender Grund, diesem ebenfalls eine Chance zu geben. Das Vertrauen des Handels in eine Institution wie den Fashion Council und in die Leute dahinter ist essenziell. Aus diesem Grund haben wir auch Händler früh mit eingebunden, um uns auszutauschen und auch die Probleme des Handels genau

zu analysieren.

Wir reden hier fast durchge­ hend über die Bedeutung des Nachwuchses und die Alterna­ tivlosigkeit, ihn bestmöglich zu fördern, um zukunftsfähig zu sein. Gerade für den Handel ist das ein brennendes Thema.

CA: Aber, sieht denn der Handel wirklich die Notwendigkeit dafür? Wir als Vogue müssen uns jeden Tag mit dem Morgen beschäftigen. Gerade deshalb hat unserer Claim „Before it’s in fashion, it’s in Vogue“ heute mehr Gültigkeit denn je. Ich habe bei vielen Gesprächen das Gefühl, dass sich der Handel im Jetzt befindet, mit dem Blick nach hinten. Weil: Diese Jacke mag meine Kundin, also kaufe ich sie nächste Saison wieder. Aber die Welt wird nie wieder so sein, wie sie in dieser Sekunde gerade ist. Und trotzdem verharrt hier jemand im Jetzt. Das reicht heute nicht mehr. AT: Das Problem mit dem qualifizierten Nachwuchs im Handel hat sehr viele Facetten. Es hat sehr viel mit den Perspektiven zu tun, die ein junger Mensch wahrnimmt. Natürlich auch mit Geld, aber die Perspektive und die Identifikation mit dem Unternehmen sind entscheidend. Führungsstil, Mitarbeitermotivation und Respekt spielen eine große Rolle. Ich plädiere ja immer dafür, sein Team bis hin zum Azubi mit auf eine Messe zu nehmen und auch anzunehmen, was das an neuem Input bringt.

CA: Absolut, wenn ich Vogue ganz allein machen und ausschließlich meinen Geschmack zeigen würde, wäre sie sturzlangweilig. Das ist ein schöner Satz ...

CA: Ganz im Ernst! Ich glaube,

„In der Wirtschaft gibt es das Bewusstsein, dass nur qualitativ hervorragender Nachwuchs die Wett­ bewerbsfähigkeit und damit die Zukunft sichert.“ Anita Tillmann 315 style in progress

„Wer nur seine eigene Perspektive zulässt, verhindert Weiterentwicklung.“

Christiane Arp

dass es essenziell ist, dass ich auch durch die Brillen meiner jungen Mitarbeiter schaue. Ich bin das Nadelöhr und davor darf ich auch keine Angst haben, aber ich will erst einmal alles sehen und dann entscheiden können, was wir in die Welt hinausschicken und was nicht. Ein sinnbildliches Beispiel ist vielleicht die typische Schleife, die ich häufig bei meinen Stylings mache. Eben so, wie sie mir gefällt. Aber würde ich alle Schleifen in den Modeproduktionen von Vogue machen, wäre das wenig überraschend. Wer nur seine eigene Perspektive zulässt, verhindert Weiterentwicklung. An welchen Stellen braucht es für die Entwicklung des Fashi­ on Council Germany die Politik als Unterstützer?

AT: Grundsätzlich geht es bei der Frage darum, inwieweit die Creative Industries als Wirtschaftsfaktor wahrgenommen werden, also, wie weit kann ein Politiker in diesem Thema vorpreschen? Wenn es in irgendeiner Form messbar ist! Die Politiker machen sich angreifbar, wenn sie für etwas eintreten, das nicht fundiert ist. Unser Ziel muss also sein, dass das Thema und seine wirtschaftliche Relevanz wahrgenommen werden – wir haben als Berliner Messen unseren Erfolg bewiesen und eine messbare Basis geschaffen. Jetzt sollten wir die Chance nutzen, über die Kreativszene in Deutschland zu sprechen. Die Politik nimmt das durchaus wahr – im Rahmen dessen, was machbar ist. Auch hier geht es in erster Linie um Vertrauen, das der Council gegenüber der Politik erst einmal aufbauen muss. Bis jetzt gab es niemanden, der mit einem konkreten Ziel von der Politik etwas gefordert hat. Ich würde auch von unserer Presse einfordern, fördert, was wir haben. Nörgelt nicht immer an dem herum, was nicht klappt, sprecht doch über das, was geht, welche Optionen

es gibt. Man muss Türen öffnen, damit jemand durchgeht. Und Sie haben keine Sorge, das Thema könnte etwas zu elitär werden?

CA: Eigentlich bin ich ja ein Fachidiot, ich habe mich in einem ganzen Berufsleben mit Mode beschäftigt ... Was für eine Headline ...

AT: Man nennt das heute Nerd! Jogi Löw hat sich zeitlebens nur mit Fussball beschäftigt, um beim Bild zu bleiben.

CA: Das nehme ich als Kompliment. Aber ist es nicht eine wunderbare Idee, zu sagen, ich habe dazu beigetragen, dass ein paar Talente ihren Weg an die Spitze der internationalen Modeszene gemacht haben? Das reicht als Vision. Hier sind wir wieder bei Jogi Löw. Er hatte Abermillionen an Co-Trainern, aber der „Fachidiot“ hat es am Ende gestemmt. Es braucht diejenigen, die sich mit der Sache wirklich auseinandersetzen. Was sollte daran elitär sein, etwas wirklich zu können?

Und was sind nun die nächsten Stepps für den Fashion Coun­ cil Germany?

CA: Der 9., 10. und 11. Juli 2015 in Berlin.



082 SO LÄUFT’S mode+politik

Partner statt Buhmann Warum die Mode die Politik braucht. Ein Kommentar von Stephan Huber

E

s gibt nichts zu beschönigen – die Mode­ branche hat ein verdammt toughes Jahr hinter sich. Das bestätigen die Umsatz­ zahlen, das bestätigt die Stimmung im Markt, das bestätigen die vielen per­ sönlichen Gespräche in den vergangenen Monaten. Die Problemanalyse war in all diesen Gesprächen interessanterweise weitgehend deckungsgleich: *Der (nicht nur) durch den Onlinehandel radikal veränderte Wettbewerb *Viel zu viel Ware im Markt *(Gefühlter) Dauerabverkauf *Hohe Abschriften *Rückläufige Frequenz in den Läden *Explosion der Mieten, vor allem aber nicht nur in Toplagen *Zunehmend monotone Einkaufsstraßen und Innenstädte *Vergleichbare und damit langweilige Sortimente *Personal bzw. Personalsuche *Den (emotionalen) Bedarf der Kundinnnen und Kunden weitgehend ignorierende Saisonrhythmen Alles richtig – und auf den ersten Blick eine Sisyphosaufgabe. Auf den zweiten Blick aber, um bei der griechischen Mythologie zu bleiben, eine Herkulesaufgabe. Also bewältigbar, aller­ dings nur mittels eines schier übermenschlichen Kraftaktes. Man könnte diese Analogie jetzt auch auf die Spitze treiben und daran erinnern,

315 style in progress

dass Herkules, bevor er gezwungen war, sich seinen zwölf Prüfungen zu stellen, im Wahn sei­ ne Existenzgrundlage vernichtet hat. Aber das wird dann doch etwas zu spitzfindig. Der Blick muss jetzt nach vorne gerichtet werden. Denn „übermenschlicher Kraftakt“ beschreibt sehr genau, was die Modebranche insgesamt und der Fachhandel im Speziellen zu stemmen haben. Und ein Halbgott wird’s nicht richten. Für Aufga­ ben, die die Kraft des Einzelnen überfordern, hat der Mensch aber schon in seinen evolutio­ nären Anfängen ein kluges Erfolgsrezept entwi­ ckelt: die Gemeinschaft! Mit Einzelkämpfertum ist obenstehende Liste nämlich nicht zu bewäl­ tigen. Den langbärtigen Kalauer vom Einzelhänd­ ler der einzeln handelt, habe ich schon immer grenzenlos dämlich gefunden, wenn auch nicht völlig frei von jedem Wahrheitsgehalt. Die Politik muss Teil dieser Gemeinschaft sein. Das Gesellschafts- und Wirtschaftssystem, in dem wir alle leben und agieren, bei aller an­ gebrachter und notwendiger Kritik übrigens das Einzige, dem es historisch gelungen ist, auch den Praxistest zu bestehen, ist auf eine Po­ litik angewiesen, die ihre Rolle als aktiver Gestalter nicht nur der Gegenwart, sondern vor allem der Zukunft auch aktiv wahrnimmt. Und es ist auf Menschen, Unternehmen, Interessensge­ meinschaften etc. angewiesen, die diese Rolle ebenso aktiv einfordern. Die sich also nicht damit begnügen, die in vielen Bereichen fehlen­ de Gestaltung zu bejammern, sondern vielmehr Bedarf anmelden und sich für ihre eigene Sache selbstbewusst stark machen. Ob es um ganz pragmatische Fragen wie die Sonntagsöffnung oder eine Rückkehr zur Regu­ lierung der Schlussverkäufe geht oder um große Zukunftsthemen wie die künftige Funktion und Funktionsfähigkeit der Städte oder die Bewusst­ seinsbildung für die gesamtgesellschaftliche Bedeutung der Modebranche – für die Lösung ist eine vertrauensvolle, gemeinschaftliche Zusam­ menarbeit mit der Politik unumgänglich. Oder, um es mit Angela Merkel zu sagen: „Alternativ­ los.“


CONTE MP OR ARY FAS HION TRA DE S HO W

S P R I N G / S UMME R 2016 A R EN A B ER LI N

8 - 10 JUL Y 2015

E I CHE NS TR A S S E 4

WWW.S E E K E X HIB IT IONS .COM

12435 B E R LI N


Mode ist Politik. Ist Mode Politik?

Wer kümmert sich denn in der Mode schon um Politik? Und kümmert sich die Politik um die Mode? style in progress hat Entscheidungs­ träger aus Handel, Industrie und Vertrieb nach ihrer Wunschliste an die regionale, nationale und europäische Politik gefragt. Und siehe da: Der Forderungskatalog ist lang. Text: Kay Alexander Plonka, Nicoletta Schaper. Illustrationen: Claudia Meitert@Caroline Seidler

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SO LÄUFT’S 085

ist mode politik? statements

Act local, think global

„Für mich braucht die Mode die Politik spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem ich meine Marke globalisieren möchte. Spätestens dann sind Regularien wichtig, die nicht nur für ein Land gelten, für einen gesunden und fairen Wettbewerb. Das wich­ tigste Thema der nächsten Jahre wird also sein, dass die Firmen, egal aus welchem Land sie stammen, gleichberechtigte Wettbewerbspartner im jeweiligen Markt sein können, mit gleichen Steuergesetzen für alle Länder und daraus resultierenden glei­ chen Kosten. Die Steuerpolitik und Infrastruktur Italiens erschweren das Business, außerdem ist das System korruptionsanfällig, was natürlich das Wirtschaftswachs­ tum bremst. Dennoch ist ‚Act local and think global‘ meine Maxime für eine Marke, die ihre Wurzeln in der italienischen Heimat hat, aber weltweit funktionieren kann.“

Stefano Colombo, Marketing Manager Colmar Originals

Flexiblere Ladenöffnungszeiten „Wünschenswert wäre eine Lockerung der Ladenöffnungszeiten. Vor allem der E-Commerce hat das Einkaufsverhalten der Konsumenten grundle­ gend verändert. Natürlich ist es im stationären Handel kaum realisierbar, die 24 Stunden Möglichkeit, die das Onlineshopping bietet, umzusetzen. Flexiblere Ladenöffnungszeiten würden aber sicherlich dazu beitragen, die stationären Anbieter hinsichtlich ihrer Abverkäufe zu unterstützen. Das Shoppingerlebnis würde so beim Konsumenten auch wieder mehr in den Fokus rücken.“ Gerrit Schweisfurth, Geschäftsführer

Milestone Sportswear

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Kulturgut 086 SO LÄUFT’S

ist mode politik? statements

„In Ländern wie Frankreich oder Italien ist Mode ein hohes Kulturgut. Wird die Mode als Kulturgut geachtet, ist sehr vieles auch von Seiten der Politik möglich. Ich habe große Achtung vor dem Pitti Florenz, der staatlich gestützt wird. Man überlässt es dort nicht dem Zufall, den Messeschauplatz für die wunderbaren Produkte aus Italien und aus aller Welt zu stellen. Die Italiener halten zusammen, sie lassen nichts an ihren Pitti kommen und haben es so geschafft, den Pitti als international geachteten Schauplatz zu etablieren. In Barcelona haben wir mit der Bread & Butter ähnliches Wohlwollen erfahren. Der Bürgermeister von Barcelona wie auch der Ministerpräsident Kataloniens haben unsere Gäste willkommen geheißen. Wir bekamen zwar keine finanzielle Unterstützung, aber man hat uns viele Möglichkeiten gegeben. Wir durften unsere Welcome Party im Palau Nacional veranstalten, einst Residenz der königlichen Familie und heute Nationalmuseum für kata­ lanische Kunst – zwar mit Auflagen verbunden, aber wir durften. Zu unserer Kick-off-Veranstaltung im Dezember 2004 konnten wir den deutschen Pavil­ lon von Mies van der Rohe nutzen, mein absoluter Lieblingsbau. In Deutsch­ land wäre das undenkbar. Barcelona hat für die Bread & Butter die große Brunnenanlage vor dem Palau schon im Januar statt wie üblich erst im April in Betrieb genommen und auf eigene Kosten die Hauptstraßen mit unseren Kampagnenfahnen beflaggt. Das hat die ganze Stadt inspiriert; die Händler haben auf Sales-Schilder verzichtet und stattdessen ihre Schaufenster mit neuer Ware dekoriert. Die Tageszeitungen haben seitenlang berichtet. So hat Barcelona die internationalen Gäste willkommen geheißen. In Deutschland dagegen wird Mode leider nicht als Kulturgut gesehen, sondern als Geschäft. Als Klaus Wowereit sich für den Modestandort Berlin und auch für den Tempelhof als Location für die Bread & Butter einsetzte, wurde er als Partybürgermeister beschimpft und von den Wählern zusätzlich abgestraft. Kaum jemand in der Politik sieht, dass Wowereit durch seinen persönlichen Einsatz und seine Willkommenskultur den Modestandort Berlin erst möglich gemacht hat. Die Modemessen haben in den letzten zwölf Jah­ ren sehr viel Geld in die Stadt gebracht und haben Berlin zu einer internatio­ nal viel beachteten Lifestyle-Metropole verholfen. Wir bekommen seitens der Politik keine Unterstützung, eher Gegenwind. Unser Mietvertrag ist seit 2009 noch immer Streitthema. Das Land Berlin hat mit seiner Messegesellschaft eine Gegenveranstaltung aufgebaut und ist damit in Konkurrenz zu den etablierten Veranstaltungen getreten. Damit hat sich der Wettbewerb hier in Berlin verschärft. Dadurch verschenken wir Chancen. Frankreich und Italien profitieren in erheblichem Maße, das ist ja bereits deutlich sichtbar. Ausstel­ ler und Besucher wenden sich zunehmend ab. Sehr bedauerlich für Berlin, denn mit diesem Verhalten sehe ich den Modestandort Berlin in Gefahr.“

Karl-Heinz Müller, Geschäftsführer Bread & Butter

Feste Reduzierungsphasen

„Die Begehrlichkeit und Attraktivität für Mode und Bekleidung ist vielfach verloren gegangen. Mit permanenten, ganzjährigen Reduzierungen haben wir uns systematisch immer wertloser gemacht.Wir haben die Kunden über Jahre erzogen, nichts mehr regulär kaufen zu müssen. Noch viel schlimmer ist der langfristige Effekt, der Geringschätzung gegenüber Bekleidung. Das übertriebene, aggressive Preismarketing vieler Saisons führt zu der momentanen Gleichgültigkeit der Kunden im Modeeinzelhan­ del. Der Gesetzgeber muss hier dringend eingreifen. Wir brauchen wieder feste Reduzierungsphasen (wie auch nach wie vor in den meisten europä­ ischen Nachbarländern). Ein Kunde von uns aus Norddeutschland hat es ausprobiert, im Winter erst ab Januar zu reduzieren. Er berichtete uns von besseren Umsätzen, bei geringerem Wareneinsatz. Ich denke, wenn nicht mehr pausenlos der Rotstift angesetzt werden kann, werden auch die Warenbestückungen auf den Flächen auf ein Normalmaß zurückgehen. Mehr Regulierung bei den Preisen, mehr Lockerung bei den Öffnungs­ zeiten: Am Sonntag zu öffnen, sollte gesetzlich freigestellt werden. Ausnahmeregelungen von verkaufsoffenen Sonntagen sind schon sehr erfolgreich. Am Sonntag haben die Familien Zeit zu shoppen. Warum sollen sie das nicht dürfen? Hier ist momentan noch der Onlinehandel klar im Vorteil. Um eine Vielfalt im Textileinzelhandel zu erhalten, brauchen wir diese dringenden Veränderungen. Die Attraktivität der Innenstädte, als auch der Mode insgesamt, sollte nicht noch weiter sinken.“ Dominik Meuer,

Inhaber Die Hinterhofagentur

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Freiheit ist nicht alles SO LÄUFT’S 087

ist mode politik? statements

„Früher waren die Schlussverkaufszeiten geregelt, die Geschäfte durften nur innerhalb dieses Zeitraums reduzieren und, wer umbaute und deshalb Ware vorab reduzieren wollte, musste das erst genehmigen lassen. Das war zwar mit Schwierigkeiten verbunden, aber ganz ehrlich, das würde ich mir zurückwünschen. Die Mode braucht wieder die Politik. Wenn jeder machen kann, was er will, gibt es bald nur noch die ganz großen Handelskonzepte plus Monolabel-Stores, während die kleineren Multi­ brand-Händler weggefegt werden, mit der Folge, dass die Innenstädte veröden. Der Markt hat sich radikal verändert, beschleunigt auch durch die rasante Entwicklung der Webstores. Wer auf dem Land lebt, braucht nicht mehr in die Stadt zu kommen, weil alles im Netz erhältlich ist und die Ware auch noch nach zwei oder drei Wochen ganz easy zurückge­ schickt werden kann. Ich fände es sehr angebracht, gesetzliche Regeln aufzustellen, die den Wettbewerb fair und allgemeingültig regeln, sodass es wieder Zeiten gibt, wo wir regulär verkaufen und somit auch Geld verdienen können. Auch wenn ich immer für Freiheit war und bin: Diese Art von Wettbewerb geht auf Kosten der Vielfalt im Markt – und damit auf Kosten von uns allen.“ Evelyn Hammerström, Geschäftsfüh-

rerin Jades und More Jades, Düsseldorf

Regeln statt Chaos

„Ich sehe die Zukunft der Städte in Gefahr, wenn die jeweilige Regierung weiterhin recht wahllos große Verkaufsflächen auf der grünen Wiese befürwortet. Das schwächt die Innenstädte erheblich. Stattdessen sollten sich die Stadtväter mit der Kaufmannschaft an einen Tisch setzen und gemeinsam überlegen, wie sie ihre Innenstadt attraktiver gestalten können, umso die Spannung für die Konsumen­ ten aufrechtzuerhalten. Denn genau die gibt es nicht, wenn man in jeder Stadt dieselben Marken und auch noch im Outlet findet. Wie viele Städte haben denn noch ihre Heroes wie Dallmeyer in München oder Garhammer in Waldkirchen, also Größen, für die die Konsumenten explizit in die Stadt gehen? Viele Städte haben sich das systematisch kaputt gemacht, dazu gehört auch mal das tolle Café, das dran glauben musste, weil die Mieten mit Kaffee und Kuchen nicht mehr zu erwirtschaften sind. Ändern wird sich nur etwas durch die Politik. Manches funk­ tioniert nun mal nicht ohne Gesetze: Würden wir im Straßenverkehr fahren, wie wir wollten, gäbe es auch nur das blanke Chaos.“ Michael Brockmann,

Geschäftsführer The Heritage Agents

Subventionieren und

Fördern

„Wo Kreative arbeiten, entscheidet sich die Zukunft. Politik schafft dafür die Rahmenbedingungen. So kann die Politik die Modebranche bei der Existenzgründung neuer Labels unterstützen, Ateliers und Arbeitsplätze subventionieren, durch Stipendien und Preisgelder den Nachwuchs för­ dern. Mode braucht die Politik, weil ein Land wie das unsere Ausbildung und Modebranche im globalen Wettbewerb verankern muss.“ Prof. Dr.

Ekkehart Baumgartner, Mitglied der Geschäftsführung AMD Akademie Mode & Design style in progress 315


088 SO LÄUFT’S

ist mode politik? statements

Überreguliert

„Natürlich müssen Nachhaltigkeit und Ehrlichkeit in unserem Bewusstsein und in unseren Taten wachsen. Auch Regularien sind wichtig, damit weder Mensch noch Umwelt ausgebeutet werden. Es stellt sich hierbei nur die Frage, ob bereits der richti­ ge Weg gefunden ist, diese Regularien zu kontrollieren. Es muss dabei vermieden werden, dass durch Testinstitute eine neue Lobby geschaffen wird, die durch teure Zertifikate den Produkti­ onspreis künstlich in die Höhe treiben. Wir finden es wichtig, dass Rahmenbedingungen auf die jeweiligen Produktionsländer und auf die Ausstattung der Fer­ tigungsbetriebe angepasst werden. In seriösen Betrieben sollte es möglich sein, während der in der Textilbranche klassischen Peak Season durch adäquate Entlohnung von Überstunden die Produktivität vorübergehend zu erhöhen – gerade Akkordarbei­ ter befürworten solche Zeiten, da sie letztlich dann auch mehr verdienen. Überstunden und Mehrschichten werden jedoch teils durch pauschale Betrachtungen der Zertifizierungen gebremst. Im Vordergrund sollte jedoch immer die Frage stehen, was der Umwelt, den Prozessen und vor allem dem Menschen wirklich nützt.“ André Berger, Geschäftsführer Handstich

Transparenz gefragt

„Selbstverständlich brauchen wir die Politik, ohne sie könnten wir keine Mode machen! Heute wird weltweit Mode produziert, doch nicht immer geht aus dem Etikett hervor, wo hergestellt wird. Für mich steht die Politik hier in der Pflicht, die Produktionskette trans­ parenter zu machen – nicht nur bei dem Luxushemd made in Italy, sondern auch bei dem Billigshirt made in Sri Lanka. Nicht nur für den freien Handel, sondern auch für ethisch korrekte Arbeitsbedingungen und gerechten Lohn muss länderübergreifend Sorge getra­ gen werden. Dafür müssen die Länder zusammenarbeiten. Aber obwohl die Bekleidungs­ industrie in Deutschland groß ist und viel Geld einbringt, hat sie keine Lobby und keinen politischen Einfluss. Ich habe auch nie darüber gehört, dass in der EU Produktionsbe­ dingungen in der Bekleidungsbranche zum Thema gemacht werden. Dabei ist es ebenso wichtig wie das Klima oder die Lebensmittelindustrie. Ich selbst komme aus Sri Lanka, wo viel billig gefertigt wird. Ich weiß also, wovon ich spreche. Für mein Label lasse ich in Italien produzieren, wo ich davon ausgehen kann, dass die Näher unter vertretbaren Bedingungen arbeiten und ein vernünftiges Gehalt bekommen. Aber das darf nicht nur das Privileg bei hochwertiger Mode sein.“

Ignatious Joseph, Geschäftsführer Ign. Joseph

Ökobilanz

„Wir machen uns so viele Gedanken darüber, wie wir die Umwelt besser schützen können und Abfälle vermeiden. Momentan geht es um die Frage, ob Plastiktüten verwendet werden dürfen. Die EU will die Plastiktüten verbannen, eigentlich eine gute Entscheidung. Aber gleichzeitig schauen wir alle zu, wie durch den boomen­ den Onlinehandel 100.000 Pakete in alle Welt geschickt werden. Da werden zehn Paar Schuhe von München nach Berlin geschickt und neun landen wieder beim Versender. Die Transporteure freuen sich und es werden Unmengen Verpackungs­ material verwendet. Ökologisch betrachtet ist das der völlige Wahnsinn. Wie nachhaltig ist da doch der stationäre Einzelhandel.“ Matthias Schwarte,

Geschäftsführer Agentur Schwarte

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HAMANSUTRA

7-9 JULY 2015 AIRPORT BERLIN TEMPELHOF BREADANDBUTTER.COM


090 SO LÄUFT’S

ist mode politik? statements

Brüssel, wir haben ein Problem!

„Wer aktuell die Wechselkurse studiert, wird mit Schrecken feststellen, wie schwach der Euro zwischenzeitlich gegenüber dem chinesischen Yuan oder dem US-Dollar steht. Ebenso, wie sich der Schweizer Franken seit der Freigabe auf dem Devisenmarkt gegenüber dem Euro manifestiert. Zusammengefasst würde ich es analog zum denkwürdigen Funkspruch aus dem Film „Apollo 11“ formulie­ ren: Brüssel, wir haben ein Problem! Was ich damit meine? Betrachten wir doch einmal die sogenannte Wertschöpfungskette der Einfachheit halber aus der Per­ spektive eines technischen (Sport-)Bekleiders mit Firmensitz in Deutschland und einem Kernabsatzmarkt in der EU: Angenommen, die Marke ist im mittleren bis gehobenen Preissegment beheimatet und kauft seine Stoffe bevorzugt in China ein. Kostete der benötigte Stoff für eine Bestellung Jacken zum Ende des Jahres noch 200.000 Euro, so sind es zum jetzigen Zeitpunkt schon 230.000 Euro. Das ist, allein durch die Währungsdifferenzen, ein Anstieg um 15 Prozent. Ein Preisan­ stieg, der an unserer Beispielmarke hängen bleiben würde, da erstens die Order in Euro fakturiert wurde und zweitens auch der Händler augenscheinlich keine Luft mehr hat, seine Preise weiter zu erhöhen. Folglich würde der währungsbedingte Kostenanstieg für unsere Beispielmarke bei ihrem anteilig am FOB-Preis berech­ neten Mark-up wiederum einen weiteren Anteil ihrer ohnehin nicht sehr hohen Marge aufzehren. Das Ergebnis ist ebenso leicht vorherzusehen wie unangenehm: Sofern sich der Devisenmarkt nicht sehr schnell wieder beruhigt und der Euro seinen Sinkflug beendet, wird es irgendwann im August, wenn die kostenintensive Winterware auf dem Container Richtung Europa verschifft wird und die Rechnun­ gen der Lieferanten fällig werden, für unsere Beispielmarke ein schmerzhaftes Erwachen geben. Denn irgendwie müssen die Rechnungen bezahlt werden. Es ist offensichtlich, dass dieses Problem branchenübergreifend und europaweit existiert. Bei allen Marken, die in Europa beheimatet sind, aber im EU-Ausland Rohware einkaufen und dort auch produzieren, wird es aufgrund der aktuellen Entwicklungen der Devisenkurse geringere Margen geben. Dann müssen alle Part­ ner der Wertschöpfungskette damit zurechtkommen – sofern sie es können. Deswegen, denke ich, ist es Zeit, einen sehr dringenden Funkspruch nach Brüssel abzusenden und zu hoffen, dass unsere EU-Politiker die Zeichen der Zeit richtig verstehen und entsprechend reagieren. Denn Dank des Griechenland-Dilemmas dürfte eine zeitnahe Stabilisierung und Aufwertung des Euro wohl als illusorisch zu betrachten sein. Deshalb sehe ich kaum eine andere Chance, als die europäischen Importzölle für Wirtschaftsgü­ ter aus Asien zeitweise drastisch zu reduzieren oder auch auszusetzen, bis die Talfahrt des Euro weitestgehend durchgestanden ist. Daher glaube ich, unsere Branche braucht die Politik heute dringender denn je! Ohne Intervention durch die Politik wird es für alle europäischen Marken, die in Europa entwickeln und designen, aber in Asien und mit Materialien aus Nicht-EU Ländern produzieren, noch ein wenig enger. Sofern man dann noch die Ergebnis­ se der letzten beiden Winter mit einrechnet, vermute ich sogar, für einige zu eng.“

Gerhard Flatz, Geschäftsführer KTC Ltd., Hongkong

Mode als

Wirtschaftsfaktor

„Coco Chanel hat einmal gesagt: ‚Mode ist nichts, was nur in Kleidung existiert. Mode ist in der Luft, auf der Straße, Mode hat etwas mit Ideen zu tun, mit der Art, wie wir leben, mit dem, was passiert.‘ Was hat da die Politik zu suchen? Sicher ein ganze Menge, denn Mode bedeutet nicht nur Individua­ lität, Kreativität und Inspiration. Mode ist auch ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor mit Umsätzen in Milliardenhöhe und einer starken Globalisierung. Da macht es natürlich Sinn, dass es bestimmte Rahmenbedingungen und verbindliche Regeln für alle gibt. Diese Regeln kann nur die Politik definie­ ren, vorgeben und am Ende auch kontrollieren. Ich denke, das ist besonders wichtig in allen Bereichen, in denen es um Arbeitssicherheit oder Umwelt­ schutz geht. Aber auch Dinge wie der Umgang mit Ressourcen wie zum Beispiel Leder fallen zuneh­ mend in den Bereich der politischen Einflussnahme. Gerade die starke Globalisierung der Modebranche macht es dabei nicht immer einfach, einen gemein­ samen und sinnvollen Nenner für alle zu finden. Und am Ende sollten wir dabei auch nicht die eigentliche Idee von Mode aus den Augen verlieren.“ Kirstin

Deutelmoser, Director GDS & tag it!

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Unbürokratische Rahmenbedingungen

„Wir wünschen uns von der Politik die Schaffung von Rahmenbedingungen, die es Unternehmern erlauben, möglichst unbürokratisch die Zukunft zu gestalten, um zu wachsen – beispielsweise durch Freihandelsabkommen, die uns den Eintritt in neue Märkte erleichtern, oder den Schutz der Swissness, der unsere Positionierung schärft und den Manufakturstandort Schweiz sichert.“

Marcel Hossli, Geschäftsführer Zimmerli of Switzerland

Ethisch korrekt

„Die Politik muss den Rahmen für ethisch korrekte Arbeitsbedingungen schaffen, und zwar auf weltweiter Basis. Wir brauchen eine Instanz, die die Arbeitsbedingungen in der Produk­ tion überwacht. Eine Instanz für ein Gütesiegel, die von privatwirtschaftlichen Interessen unabhängig agieren kann. Die Industrie kann das nicht leisten, dafür ist der Preisdruck allgemein zu hoch. Wir zeigen schnell auf Primark, Kik und Co, aber im Zweifel entscheidet auch im hochwertigen Bereich der Preis. Viele Zertifikate greifen zu kurz, das zeigen die großen Diskussionen um Daune, Pelz und auch um die Fleischindustrie. Oft ist die gesamte Produktionskette nicht nachvollziehbar, dabei wäre die durchgängige und lückenlose Prüfung so wichtig. Ich sehe auch nicht, dass das ethische Bewusstsein beim Endver­ braucher angekommen ist. Zwar findet er die Nachricht über das eingestürzte Hochhaus in Bangladesch ganz schrecklich, aber dennoch kauft er das T-Shirt für zwei Euro, auch wenn er mehr Geld ausgeben könnte. Wer sonst kann hier die Rolle der ethischen Instanz über­ nehmen, wenn nicht die Politik?“ Michael Schulz, Geschäftsführer Agentur

Aco Deutschland

Der richtige Ansatz

„Was kann der Staat für die Modebranche tun? Vielen fällt da ein, nach mehr Wirt­ schaftsförderung zu rufen. Ich selbst bin kein Freund staatlicher Förderung. Zum einen funktioniert sie nach dem Gießkannenprinzip, zum anderen muss man den bürokratischen Aufwand betrachten, der nötig ist, an Fördergeld zu gelangen. Wir investieren unsere Energie lieber woanders und machen das, was nötig ist, selbst. Wichtiger als Wirtschaftsförderung sind mir zwei andere Punkte. Erstens: Wir sollten versuchen, das Berufsbild der Modeverkäuferin aufzuwerten. Das Image des Berufs ist nicht besonders gut. Dabei ist er ungemein vielfältig: Modeverkauf ist Psycholo­ gie und bietet die Chance, hautnah mit Menschen zu arbeiten. Gefragt ist nicht nur kaufmännisches Wissen, sondern Sinn und Gespür für die Bedürfnisse der Kunden. Dazu Stilsicherheit, ästhetisches Feingefühl bis hin zu Kreativität bei der Schaufens­ tergestaltung. Und mit den Webshops kommen völlig neue Anforderungen auf uns zu. Staat und Wirtschaftskammern sollten gemeinsam daran arbeiten, die Ausbil­ dung aufzuwerten, sodass der Beruf auch für junge Leute mit Matura interessant wird. Das wäre eine echte Hilfe für Unternehmen wie das unsere. Und der zweite Punkt: Schärfere Kontrollen, was die Herkunft der Waren angeht. Als Unternehmen, das ausschließlich regional produziert, also in Deutschland, Österreich und Italien, legen wir größten Wert auf die Herkunft unserer Produkte. Da stellen sich uns Fra­ gen: Kommt Made in Italy wirklich aus Italien, oder nicht in Wahrheit aus Rumänien oder der Türkei? Welche Schadstoffe stecken in den Produkten? Unter welchen Bedingungen für Mensch, Tier und Umwelt wurden die Fasern, Stoffe und Felle produziert? Und auf welchen Wegen kommen die ganzen Kopien in den Binnen­ markt? Schwarze Schafe gefährden unser Geschäft und kratzen an unserer Glaub­ würdigkeit. Deshalb würde ich mir mehr Kontrollen wünschen und einen stärkeren Schutz authentischen Designs. Hier anzusetzen, wäre echte Wirtschaftsförderung.“

Kaspar Frauenschuh, Inhaber Frauenschuh

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Regulierung des Schlussverkaufs 092 SO LÄUFT’S

ist mode politik? statements

„Als am 3. Juli 2004 die Reform des Gesetzes gegen den unlauteren Wett­ bewerb in Kraft trat und die Schlussverkaufsregulierung des Einzelhandels kippte, leitete das eine Entwicklung ein, die der Bekleidungsbranche in erheb­ lichem Maße schadete und ein kränkelndes System in Gang setzte. Seitdem treiben falsche Rabattzeitpunkte und aus dem Takt geratene Liefertermine die Einzelhändler und Hersteller in den Ruin. Saisonale Waren werden zu Zeitpunkten rabattiert, zu denen noch nicht einmal die jeweiligen klimatischen Jahreszeiten eingesetzt haben – die sich aufgrund des Klimawandels auch noch zusätzlich weiter nach hinten verschieben. Die Kernverkaufszeiten für den Bedarfskunden werden konterkariert, womit sich der Handel aufgrund der zu frühen Rabattierungen selbst schadet. Die eigentlich geplanten Deckungs­ beiträge werden nicht mehr eingefahren und die Abschriften bestimmen die Profite. Dadurch geraten die Hersteller unter massiven Liefer- und Preisdruck. Hinzu kommt, dass der Konsument – zum Schnäppchenjäger erzogen – sich an Rabattierungen gewöhnt hat und somit nicht mehr bereit ist, zu regulären Preisen zu kaufen und sogar Rabatte vom Handel einfordert. Durch die zu frü­ hen Rabattierungen kommt es unter anderem auch zu verfrühten Lieferrhyth­ men. Das heißt, dass Sommerblusen bei Minusgraden und Daunenjacken bei hochsommerlichen Temperaturen auf den Flächen liegen. Das ist schlichtweg absurd! Selbstverständlich muss man in modische und in bedarfsorientierte Kunden unterscheiden. Aber entscheidend ist, dass der modische Kunde die Winterjacke in der gewünschten Farbe und Größe auch erst im August kaufen würde, wenn die Ware generell erst dann angeboten würde! Eine Ausnahme stellen die saisonal abhängigen Händler in den Touristengebieten dar. Diese brauchen ihre Ware zu früheren Zeitpunkten. Der Händler auf Sylt oder in Salzburg und Kitzbühel braucht seine Ware zu möglichst frühen Zeitpunkten, um die Touristen dementsprechend bedienen zu können. Darauf muss die Industrie natürlich mit praktikablen Angeboten reagieren. Die Lieferrhythmen und Rabattierungszeitpunkte sind völlig aus den Fugen geraten. Wenige Einzelhändler reagieren mit Vernunft und agieren dieser Entwicklung entgegen und wenige haben die Macht, sich dagegen zu wehren. Jeder will der Erste sein, der neue Ware hat, jeder meint, er muss der Erste sein, der rabattiert. Jeder hat Angst, er könnte im Wettstreit nicht mithalten. Welch ein Absurdum: Demnächst überholen wir uns selber und verkaufen die Sommerware im August für das Jahr darauf! Dem Neoliberalismus entgegengesetzt, bedarf es unserer Meinung nach ein gewisses Maß an Regulierung – und zwar EU-weit und durch die EU-Regierung –, um den Textilhandel wieder in die richtige Richtung zu dirigieren und vor dem weiteren Fortschritt dieser pathologischen Entwicklung und Unwucht zu schützen.“ Melanie und Dirk Nienaber,

Inhaber Marlino

Einheitliche Regelungen

„Ich würde mir von der Politik eine stärkere Reglementierung für bestimmte Bereiche der Branche wünschen, vor allem aber eine Wiedereinführung der ge­ setzlich geregelten Schlussverkaufszeiten. Derzeit ist es so, dass die Ware nach Belieben und zum Teil viel zu früh in der Verkaufssaison reduziert wird. Obwohl der Dezember mit dem Weihnachtsgeschäft der über das Jahr gesehen wirt­ schaftlich stärkste Monat für Winterware ist, beginnen einige Anbieter schon im November mit der Reduzierung der Ware. Für uns bedeutet das auch, dass die neuen Kollektionen teilweise schon zu einem wesentlich früheren Zeitraum aus­ geliefert werden müssen, um überhaupt einen angemessenen Verkaufszeitraum sicherzustellen. In der Praxis heißt das, das hochmodische Frühlingsware, wie von einigen Einkäufern teilweise gewünscht, schon im November oder Dezem­ ber ausgeliefert werden soll. Das stellt für viele Lieferanten oftmals ein Problem dar. Extrem frühe Reduzierungen, vor allem auch im Onlinebereich, wären mit einer einheitlichen Regelung vom Tisch. Gleiches gilt für eine europaweit einheitliche Regelung der nationalen Zollsätze, -tarife und -abkommen. Denn es gilt der Discount-Mentalität Grenzen zu setzen und allen bekannten Textildiscountern weniger Möglichkeiten zu bieten, durch noch günstigere Produktionsmöglichkeiten die Menschenrechte in Indien oder anderen Herstellungsländern immer weiter zu untergraben. Und das nur, damit sie ‚konkurrenzfähig‘ sind und ihre Jeans zu einem Verkaufspreis von 15 Euro anbieten können. Nur wenn im Bereich des Imports und Exports von Textilien für alle Akteure die gleichen Regeln gelten und homogene Ausgangsbedingungen geschaffen werden, wird für alle Beteiligten ein fairer Wettbewerb gewährleistet sein.“ Ilya Morgan, Inhaber Deluxe Distribution 315 style in progress


1 3 SEPT 15 I N T E R N AT I O N A L FA B R I C T R A D E FA I R FABRICS | ADDITIONALS | BLUEZONE | DESIGN STUDIOS

MUNICHFABRICSTART.COM


094 SO LÄUFT’S

ist mode politik? statements

Stärkere Förderung & gröSSere Gestaltung

„Die Zukunft des Facheinzelhandels ist in den Großstädten nach wie vor ein großes Problem. Jede Stadt gleicht der anderen: Mode und Billigketten prägen das Bild der Städte. Inhabergeführte Einzelhandelsgeschäfte haben es immer schwerer, ihre Positionen zu behaupten, aufgrund hoher Mieten und schlechter Infrastruktur. Eine stärkere Förderung von mittelständischen und Start-up-Unter­ nehmen in der Mode wäre anzustreben. Eine größere Gestaltung der öffentlichen Hand wäre sicher in manchen Bereichen wünschenswert, zum Beispiel flexible Öffnungszeiten, um gegenüber dem Onlinehandel bestehen zu können. Wichtig ist auch Zölle für den Einzel- und Großhandel einfacher zu gestalten. Waren aus dem nicht europäischen Raum sollten höher besteuert werden, wie es einige Länder bereits handhaben, damit handmade in Europe wieder einen höheren Stellenwert bekommt. Erstrebenswert wäre eine weitere Belebung der Innenstädte durch eine Branchen­vielfalt mit einem größeren Gastronomie- und Kulturangebot. Die bereits begonnene Rückentwicklung, die Innenstädte wieder als Wohnraum zu nutzen, ist ein weiterer Gesichtspunkt zur Innenstadtbelebung.“ Matthias Scho,

Geschäftsführer SchoShoes

Gesunder Branchenmix

„Wir brauchen die Politik – wie zum Beispiel zur Überwachung innenstadtrelevanter Sor­ timente. Auch bei uns in Waldshut gibt es immer wieder Anfragen großer Anbieter, Out­ lets oder Shoppingcenter, die sich auf der grünen Wiese ansiedeln wollen. Bisher achtet der Bürgermeister wie die regierende Partei darauf, nichts zu genehmigen, was die Innenstadt stört, weil sie sich bewusst sind, dass eine attraktive Innenstadt den funktio­ nierenden Handel braucht. Auch deshalb haben wir hier einen gesunden Branchenmix, der die Leute in die Stadt zieht, mit Modegeschäften, zwei einheimischen Bäckern und Metzgern, Foto- und Blumenladen, zwei tollen Cafés, die vom Kuchen bis zur Schoko­ lade alles selbst machen. Eine Kleinstadt zum Verlieben! Damit das aber auch erhalten bleibt, muss die Politik klare Spielregeln aufstellen, denn es tut keiner Innenstadt gut, wenn Frequenz und Kaufkraft auf die grüne Wiese umgeleitet werden. Spinnt man den Gedanken noch weiter, leiden darunter nicht nur die Händler in der Innenstadt, sondern auch die Handwerker und auch das Dienstleistungsgewerbe, das stark vom einheimi­ schen Handel abhängt. All das wird in vielen Städten Deutschlands und Österreichs zu wenig bedacht. Umso mehr sind Regierung, Landesregierung und auch die Kommunen gefragt, mit Konzepten durchzugreifen – aber viele haben leider gar kein Konzept.“

Thomas Wartner, Geschäftsführer Stulz: Mode: Genuss: Leben

Verlässliche Rahmenbedingungen

„Ich wünsche mir grundsätzlich weniger Eingriff der Politik. Zu einer Marktwirtschaft gehört, dass von Seiten der Politik Rahmenbedingungen geschaffen werden, die dann aber auch verlässlich und mit einer Konstanz versehen sind. Ein Beispiel aus meiner Sicht ist unser Ladenöffnungsgesetz. Sonntags muss der stationäre Handel mit wenigen Ausnahmen geschlossen sein. Online geht immer. 24/7. Aus meiner Sicht eine große Wettbewerbs­ verzerrung. Darüber hinaus wünsche ich mir eine innenstadtfreundlichere Politik. Stärkung des Marktplatzes, aber eben auch die Erreichbarkeit dessen.“ Thomas Ganter,

Geschäftsführer L+T Lengermann + Trieschmann

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Fairer Wettbewerb

„Im kreativen Bereich sollte die Mode weiterhin komplett autark bleiben, das ist klar. Auch provokative Werbekam­ pagnen sind eine Art der freien Meinungsäußerung und sollten keinerlei Regulation unterliegen. Von der Steuerpolitik hingegen würde ich mir eine ganz klare Regelung wünschen, dass Unternehmen ihre Steuern und Abgaben dort abfüh­ ren, wo sie ihre Gewinne erwirtschaften. Nur so ist ein fairer Wettbewerb zwischen den Marktteilnehmern möglich. Auch bin ich absolut für eine Reglementierung der Reduzierungs­ phasen, wie es sie in einigen Nachbarländern gibt. Dies gilt auch für den Onlinehandel. Durch klare Zeitspannen, in denen Reduzierungen ausschließlich stattfinden dürfen, wäre für den Kunden eine größere Vergleichbarkeit der einzelnen Händler gegeben. Der psychologische Effekt von mittlerweile fast kontinuierlich stattfindenden Sales-Schlachten ist nicht zu unterschätzen: In den letzten Jahren ging vielen Kunden dadurch komplett das Bewusstsein für ein gutes Preis-Leis­ tungs-Verhältnis verloren. Ebenso die Bereitschaft, für hohe Qualität auch einen höheren Preis zu bezahlen. Die Wahrneh­ mung von Qualität und Nachhaltigkeit würde sicherlich durch eine Regulierung der Reduzierungsphasen wieder steigen. Bezüglich der Innenstadtbelebung ist definitiv politischer Handlungsbedarf angesagt. Es muss ein Weg gefunden werden, der schleichenden Verarmung der Innenstädte entgegenzuwirken und dort einen für den Konsumenten ansprechenden Mix von individuellen, interessanten Händlern zu sichern. Aktuell scheint dies ohne Einfluss der Politik auf die Immobilienvermietung kaum möglich. Es sollten Gremien entstehen, in denen Stadtentwickler und Händler gemeinsam dafür sorgen, dass ein eigenständiger urbaner Charakter wieder hergestellt wird. Abgesehen vom Mietermix sind dafür auch andere innovative Ansätze notwendig. Z. B. freies Par­ ken in der Innenstadt wäre sicherlich ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, den die Politik beeinflussen kann.“

Oliver Beuthien, CEO Wormland

Innenstädte retten

„Ich halte grundsätzlich nicht viel von Politik. Zu oft muss erst einmal etwas passieren, damit irgendjemand auf die Idee kommt, den Schalter umzulegen. Reagieren ist auf jeden Fall mehrheitsfähiger als agieren. Schön wäre also, wenn die Politik wenigstens auf die Missstände in den Innenstädten reagie­ ren würde. Im Rahmen der Städteplanung sollte mehr Rücksicht auf die Bedürfnisse des stationären Einzelhandels genommen werden. Es ist sehr schade zu sehen, dass die Fachgeschäfte und Spezialisten immer weniger werden. Das betrifft selbstverständlich nicht nur die Mode, sondern genauso die Buchhandlung oder den Kurzwarenladen. Die Situation in den Innen­ städten ist natürlich nicht die einzige Hürde, die der klassische Einzelhandel nehmen muss, aber eben ein Bereich, den die Politik maßgeblich beeinflus­ sen könnte. Die guten Lagen können nur noch von Vertikalen bezahlt werden und somit veröden zuerst inhaltlich und dann im wörtlichen Sinn die Innenstädte. Wie das dann aussehen kann, hat uns die USA sehr deutlich veranschaulicht. Unterstützt wird der Trend von einer Vielzahl an Malls, deren Sortiment welt­ weit identisch zu sein scheint. In einer Großstadt fällt das vielleicht nicht so auf, da die Größe immer noch Raum für Segmente lässt. In der Kleinstadt ist der Grad an Vereinheitlichung und somit auch eine Art von Reglementierung allerdings oft ziemlich deprimierend. Und genau hier sollte die Politik eingreifen, für ein gesundes Stadtbild sorgen und humane Innenstädte schaffen. Das ist nicht nur ein Problem für den Handel, sondern auch verlorene Lebensqualität, die jeden Bürger betrifft. Vielleicht ist das aber auch nur eine Art von nostalgischer Verklärtheit und der moderne Mensch will Gemüse aus dem Supermarkt, egal ob bio oder nicht, und das Outfit von einem der Top Ten der deutschen Textiloutlets.“

Thomas Martini, CEO Bright Tradeshow

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Die Mode der Nation Ist die Mode auf der politischen Agenda? Während sie in Deutschland – ganz ohne stark organisierte Lobby – noch im Nirwana der politischen Wahrnehmung dämmert, haben andere Länder erkannt: Mode schafft Arbeitsplätze, das saisonale Spektakel rund um die neuesten Kreationen bringt Umwegrentabilität. Und Modekonsum befeuert die Konjunktur. Der italienische Staat investiert aktuell 260 Millionen Euro direkte und indirekte Förderung in die Modeindustrie. Pro Jahr! Im europäischen und globalen Wettbewerb garantiert derartige staatliche Rückendeckung noch keinen Erfolg, aber zumindest eine bessere Startposition. style in progress über politische Bekenntnisse zur Mode von Paris bis Schanghai.

Text: Silke Bender, Petrina Engelke, Thesy Kness-Bastaroli, Kay Alexander Plonka, Quynh Tran. Illustrationen: Claudia Meitert@Caroline Seidler. Fotos: Gesprächspartner

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Deutsche Mode: ein Zuordnungsproblem Wo steht die Mode in Deutschland? Wo ist sie in der Politik zu verorten? Das klingt nach einer einfachen Frage, aber die Antwort ist, genau wie die föderalistische Struktur der deutschen Wirtschaft und Politik, weit verzweigt. Das mag zunächst daran liegen, dass die Mode nur spärlich im öffentlichen Bewusstsein verankert ist. Alfons Kaiser, Stilredakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, bezeichnete Deutschland einmal als eine „verspätete Modenation“ mit untrüglichem Hang zum Pragmatismus, zu der etwas so emotionales wie die Mode eben nicht passt, und die deshalb erst noch aus ihrem Schlummerschlaf erwachen muss. Und weil die deutsche Politik noch ein bisschen langsamer ist als die Öffentlichkeit, ist das Thema Mode nur schwer auf dem politischen Radar zu verorten. Obwohl die Mode- und Textilindustrie laut statistischem Bundesamt mit 712.000 Beschäftigten fast 19 Milliarden Euro umsetzt und der Konsumentenmarkt Bekleidung und Schuhe einen Wert von 68 Milliarden Euro hat. Die Modeund Textilindustrie ist damit in Deutschland ein wichtiger Wirtschaftszweig, der bisher nicht angemessen wahrgenommen und gefördert worden ist. Probleme dabei sind die Unübersichtlichkeit der Industrie sowie der Föderalismus. Modeund Textilindustrie beinhalten so unterschiedliche Bereiche wie Haute Couture, technische Textilien oder Heimtextilien, so unterschiedliche Aspekte wie Produktion, Handel und Konsumgütermarkt und die Kompetenz- und Produktionsstätten sind über das ganze Land verteilt. Modedesign ist außerdem auch ein Bereich der Kreativwirtschaft, Textil nicht. Zum anderen mangelt es an einer effizienten, gebündelten Lobby. Der Gesamtverband Textil und Mode etwa zählt allein 24 Bereichsund Regionalverbände und setzt 315 style in progress

sich vor allem für die (technische) Textilindustrie ein, weniger für die Mode. Zwar wurde im Januar 2015 die Gründung des German Fashion Council (GFC), ein Interessenverband für die Mode, unter der Schirmherrschaft der Vogue-Chefredakteurin Christiane Arp angekündigt,

noch befindet er sich aber in der Konzeptualisierungsphase. Bewusstsein für die Mode

„Es muss überhaupt erst einmal ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass Forderungen an die Politik gestellt werden können und gestellt werden müssen. Es gilt klar zu definieren, was auf welchen Ebenen gebraucht wird, denn die mangelnde Förderung von staatlicher Seite ist weniger böser Wille, sondern vielmehr ein Zuordnungsproblem. Die Modeindustrie wird bisher nicht als eigener Industriezweig wahrgenommen, die Politik weiß nicht, wo sie zuzuordnen ist, und dementsprechend schwer gestaltet sich eine staatliche Förderung“, sagt PremiumChefin und Gründungsmitglied des GFC Anita Tillmann. Als sie 2003 in Berlin die Modemesse Premium gründete, gab es

bis auf den Existenzgründungszuschuss, den jeder Gründer erhält, keine gezielte Förderung. Allerdings stehen die Zeichen auf Umbruch; innerhalb der letzten zehn Jahre ist vor allem in Berlin ein Bewusstsein für Mode als potenzieller Wirtschaftsfaktor entstanden. Seit 2007 fördert die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung Mode als Teilbereich des „Projekt Zukunft“ mit etwa einer Million Euro pro Jahr. Darunter fallen Kommunikationsmaßnahmen für die Fashion Week, Experten-

diskussionen, der Preis Start Your Fashion Business, Coachings für Modeunternehmer, Co-Finanzierungen von Messen und Modeschauen und Programme des Landes über die Investitionsbank Berlin (IBB) für modebezogene Unternehmen. Im April 2015 wurde zudem erstmals der Wettbewerb Wearable IT/Fashion Technology mit einem Preisgeld von 30.000 Euro ausgeschrieben, um den Zukunftsmarkt technischer Mode gezielt zu fördern. „Mode, und insbesondere die Fashion Week, haben sich in den letzten Jahren in Berlin zu einem relevanten Wirtschaftsfaktor entwickelt, die eine umfangreiche Wertschöpfung generiert, von der auch Felder wie Tourismus oder Handel profitieren“, sagt Claus Pretzell, Volkswirt bei der Investitionsbank Berlin, der die Studie „Berlin Aktuell – Mode als wichtiger Wirtschaftsfak-

tor“ (2011) mitverantwortet hat. Demnach ist nicht nur die Aufwertung des Mode- und Messestandorts Berlin für das Wachstum der Kreativbranche verantwortlich, sondern auch die Kompetenzstrategie und die Investitionen des Landes Berlin. Stellt man allerdings die Bemühungen des Landes den Kennzahlen der Modewirtschaft gegenüber, scheint die staatliche Aufwendung wenig angemessen: Allein die Fashion Week generiert eine Wertschöpfung von 33 Millionen Euro pro Saison, die laut IBB fast 17 Millionen Euro in die öffentlichen Kassen spült, mit über 3.700 Modeunternehmen, 11.500 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten, 15.300 dauerhaften freien Mitarbeitern und zehn Modeschulen setzt die gesamte Branche und ihre Wertschöpfungskette 1,6 Milliarden Euro im Jahr um. Nach Beschäftigungs- und Unternehmenszahlen ist Berlin damit die größte Modestadt in Deutschland, nach Wirtschaftsvolumen nach München (mit einer Wertschöpfung von 2,3 Milliarden Euro) die zweitgrößte. Dagegen erscheint eine Million Euro Reinvestition seitens der öffentlichen Hand fast schon wie eine Lappalie. Für die Jungdesigner waren die Programme aber zumindest ein Anfang: „Der Preis Start Your Fashion Business war eine finanzielle Unterstützung, wenn auch nur saisonal. Geholfen hat allerdings auch, dass wir uns dafür überhaupt Gedanken um einen Businessplan machen mussten, und die Coachings, die Runway-Slots und der Berlin Showroom“, sagt Tutia Schaad von Perret Schaad, die 2010 zu den Preisträgern der ersten Runde gehörten und mittlerweile als eines der aussichtsreichsten deutschen Modelabels gelten. Und der Staat lernt weiter: „Die Modeförderung des Landes Berlin wird stetig um neue Instrumente ergänzt, unter anderem mit Vorhaben zur Akquise von Industriekooperationen sowie ein Sales- und Distributions-Coaching durch international tätige Experten. Bei der Vergabe der Präsentationsslots, bei dem Modewettbewerb wie auch der Teilnahme am Berlin Showroom entscheiden Expertenjurys über die Auswahl der Modelabels. Wir begleiten ausgewählte


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Modelabels länger, bevor sie sich gänzlich aus eigener Kraft weiterentwickeln. Weder Dauerförderungen noch eine allzu breite Basisförderung wären sinnvoll“, sagt Tanja Mühlhans von der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Forschung und Verantwortliche für den Bereich Kreativwirtschaft. Trotzdem sieht Marcus Kurz, Leiter der Kreativagentur No-

wadays und Mitbegründer des GFC Handlungsbedarf. „Momentan gibt es nur Unterstützung im Bereich der Nachwuchsförderung. Eine wahrnehmbare, ganzheitliche Förderung sehe ich nicht. Dabei ist Mode ein wichtiger Markt, der weiterentwickelt werden muss, aber das Bewusstsein in Deutschland und sukzessiv in Berlin, was Mode ist, ist nicht da. Wir brauchen von

der Öffentlichkeit und von der Politik ein Bekenntnis zur Mode, um sie mittel- und langfristig als effiziente Industrie zu etablieren. Wir müssen zielstrebiger auf eine Vision zuarbeiten.“ Dass der Modestandort Berlin allerdings erst über ein Jahrzehnt alt ist und noch im Prozess sich zu etablieren ist, und dass auch die Politik manchmal langsamer ist, ist hinlänglich bekannt. Es

bleibt zu hoffen, dass Vorhaben wie das Projekt Zukunft gestärkt werden und das German Fashion Council einen ersten Schritt in Richtung politischer Einbindung macht. „Aber Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“, sagt Anita Tillmann. Manche Dinge brauchen einfach Zeit.

Seit der ehemalige Bürgermeister von Florenz Matteo Renzi zum Regierungschef avancierte, atmet die Modebranche wieder auf. Renzi hat bereits als Bürgermeister von Florenz die Bedeutung des Modesektors und die Notwendigkeit erkannt, die Branchenmessen zu unterstützen, um deren Internationalisierung zu fördern.

das wachsende Phänomen des Reshoring, der Rückverlagerung der Produktion nach Italien. Die Regierung hat bereits durch Steuererleichterungen, wie etwa der weitgehenden Abschaffung der Unternehmenssteuer Irap und des neuen Arbeitsmarktgesetztes Jobs Act den Unternehmen unter die Arme gegriffen.

Italienische GroSSzügigkeit Italiens Modeindustrie, der Textil- und Bekleidungssektor, soll 2015 um fünf Prozent wachsen. Damit wird der Modesektor wesentlich stärker als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zunehmen, das laut Regierungsprognose um 0,6 Prozent wachsen wird. Bereits im Vorjahr hat der Modesektor mit plus 3,3 Prozent Wachstum auf 53 Milliarden Euro besser als das noch rückläufige BIP abgeschnitten. Kurzum, Italiens Textil- und Bekleidungsindustrie wird heuer erstmals wieder das Niveau der Vorkrisenzeit vor 2008 erreichen. Einziger Schatten ist der Bereich für Jugend- und Kinderbekleidung, deren Branchenaußenhandel sowohl im Vorjahr wie auch in den ersten drei Monaten dieses Jahres negativ abgeschlossen hat. Grund dafür ist, dass diese Branche besonders stark von den seit Monaten rückläufigen Exporten nach Russland abhängig war. Wachstumsmotor für Italiens Modebranche bleiben weiterhin die Exporte, die rund knapp über die Hälfte des Umsatzes ausmachen. Eine Trendwende findet derzeit auch auf dem seit fünf Jahren rückläufigen Inlandsmarkt statt. Hier werden auch Impulse von den 20 Millionen prognostizierten Besuchern der Mailänder Weltausstellung Expo (1. Mai bis 3. Oktober 2015) erwartet. „Die Modeindustrie avanciert neuerdings wieder zum Flagship der italienischen Konsumgüterbranche“, meinte der neu ernannte Präsident der Camera della

Moda, Carlo Capasa. Er verwies auch auf die wachsende Kooperation mit den Institutionen. Heuer wird die Regierung 40 Millionen Euro in die Internationalisierung des Messesystems investieren. U. a. wird die Stoffmesse Milano Unica mit 6,5 Millionen Euro gefördert. Erstmals wird Milano Unica auch eine Messe in New York organisieren. Das staatliche Außenhandelsinstitut ICE wird auch der internationalen Schuhmesse Micam Shoevent mit 2,4 Millionen Euro unter die Arme greifen.

IM INTERVIEW Raffaelo Napoleone ist als Generaldirektor von Pitti Immagine einer der wichtigsten Strippenzieher der italienischen Messe­ landschaft.

Der italienische Staat fördert und fordert seine Messen schon seit jeher – gerade im vergangenen Jahr hat Vizeminister Carlo Calenda wieder 40 Millionen Euro Förderung für die Mode­ messen zugesagt. Stimmt der Eindruck, dass die Mode der italienischen Regierung sehr am Herzen liegt?

Wie direkt ist ihr Draht in die Politik? Ist es wichtig, dass Institutionen wie Pitti Immagine den Dialog mit Politikern führen?

Wie gesagt, der Draht zur Politik ist seit dem Amtsantritt Renzis (März 2014) heißer geworden. Der Dialog zu den Politikern ist für uns von primärer Bedeutung.

Tut Italiens Politik Ihrer Meinung nach genug, um den Fortbestand Italiens als Pro­ duktionsnation zu sichern?

Der Fortbestand Italiens als Produktionsland wird durch die Vielzahl von hochspezialisierten kleinen und mittelständischen Unternehmen garantiert. Bestes Signal für den hohen Stellenwert Italiens als Produktionsland ist

Mit welchen Maßnahmen kann man italienische Mode stärken, schützen und weiter ausbauen?

Zweifellos können noch weitere Steuererleichterungen den Unternehmen helfen. Auch Unterstützungen für das Marketing, für die Internationalisierung, wie sie etwa das ICE derzeit betreibt, sind nützlich. Das Industrieministerium hat kürzlich der Beratungsfirma Boston Consulting Group einen Auftrag erteilt, eine Vergleichsstudie über den weltweiten Modesektor zu erstellen. Die Kenntnis des Mitbewerbs ist für die Expansion unserer Unternehmen wichtig. Auch unterstützt das ICE eine einmalige Initiative zum Vatertag am 21. Juni in den USA. Die Kaufhausstyle in progress 315


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gruppe Saks, deren Flagship-Store in New York und andere 39 Filialen haben renommierten italienischen Modemarken in den Schaufenstern und im Shop einen eigenen Platz eingeräumt. Der Vatertag ist bekanntlich der Start für das Sommer-Shopping. Eine ähnliche Initiative wurde bereits erfolgreich mit Isetan in Japan durchgeführt.

Die italienische Mode steht vor einem massiven Struktur­ wandel, immer mehr Betrie­ be schließen oder wandern ins Ausland ab. Was können Politik und öffentliche Hand dagegen unternehmen?

Die italienische Modeindustrie ist äußert vital. Derzeit ist ein konträrer Trend zur ehemaligen Produktionsauslagerung zu erkennen. Immer mehr Modeunternehmen, insbesondere die im oberen und obersten Segment angesiedelten Branchenfirmen, ziehen ihre Produktion vom Ausland ab und kehren nach Italien zurück. Prada ist das beste Bei-

spiel dafür. Grund für den Trend ist die hohe Spezialisierung der Facharbeiter in Italien, welche der Qualität zugutekommt. Die Nachfrage nach garantierter Qualitätsware nimmt auch im Mode- und Accessoiresektor zu. Des Weiteren sind inzwischen die Produktionskosten im Ausland, etwa in China, gestiegen. Italien bleibt eindeutiger Leader im Luxussegment, in der verarbeitenden Modeindustrie, im Textil- und Accessoiresektor.

Wie wichtig ist es, Unterneh­ men oder Messen direkt zu fördern? Gibt es diese direk­ ten Förderungen in Italien und sind diese Ihrer Meinung nach ausreichend?

Die Regierung hat für das laufende Jahr 260 Millionen Euro für die Produktion in Italien zur Verfügung gestellt, wobei den Messen Priorität eingeräumt wird. Es handelt sich um den höchste Betrag seit je. Offensichtlich ein großer Fortschritt gegenüber der Vergangenheit.

Frankreich: Die Nummer eins bleiben

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Messen sind ein wichtiges Marketinginstrument für die Mode. Die Florentiner Messe Pitti Immagine hat im letzten Jahr zwei Millionen Euro und heuer 2,3 Millionen Euro Fördermaßnahmen vom Staat erhalten.

Gemeinsame nationale An­ strengung oder die Summe vieler Einzelinitiativen? Wie ist die Stimmung bzw. die Verständigung der verschie­ denen Träger untereinander? Verständigen Sie sich zum Beispiel mit anderen Messe­ veranstaltern, stimmen Sie Ihre Initiativen ab?

Die Realität ist, dass Italiens Modemessensektor fragmentiert ist. Florenz ist für die Herren- und Kindermode zuständig, Mailand für Damenmode und Rom soll künftig nicht so sehr Standort für die Haute Couture blieben, sondern den jungen Designern als Modemessestadt offenstehen. Wir sind dabei, ein integriertes Modesystem aufzubauen. Erstmals soll im Juni ein Modezug

Denkt man an Mode, denkt man an Paris. Paris, fast ein Synonym für Eleganz und Stil. Besonders im Luxussegment ist Frankreich die Nummer eins. Chanel, Hermès, Louis Vuitton, Dior, Saint Laurent – von 270 der weltweit bekanntesten Prestigebrands kommen 130 aus Frankreich. Bis auf die Haute Couture wird heute zwar kaum noch in Frankreich produziert, sondern vor allem entworfen, vermarktet und vertrieben. Damit erwirtschaften 130.000 Beschäftigte etwa 34 Milliarden Euro jährlich. Mode ist damit einer der wichtigsten Wirtschaftszweige Frankreichs und der gesamte Luxusbereich, der auch Food, Gastronomie, Parfümerie oder Schmuck umfasst, sein größter Motor. Dessen Umsätze verzehnfachten sich in 30 Jahren auf heute 40 Milliarden Euro. So viel Wirtschaftspower ist in Frankreich gut organisiert: Der älteste Verband, die Fédération de la couture et du prêt-à-porter des couturiers et des créateurs de mode, kurz Mode à Paris, wurde bereits 1868 gegründet und zählt heute über 100 Mitglieder. Der Arbeitgeberverband der französischen Modeindus-

zwischen Florenz und Mailand eingerichtet werden, um die Modeexperten und Einkäufer vom Pitti Uomo nach Mailand, zu den Herrenmodeschauen zu befördern. Wie sehen Sie die Zukunft der italienischen Mode?

Ich bin optimistisch und sehe günstige Wachstumschancen. Der internationale Wettbewerb ist gesund. Italien hat in bestimmten Segmenten eine Spitzenposition inne und kann diese noch ausbauen. Zweifellos kommt uns derzeit auch das makroökonomische Umfeld zugute: etwa der gegenüber dem US-Dollar gesunkene Euro-Kurs. Die Modeexporte haben im ersten Quartal zugelegt. Oder aber die Geldpolitik der EZB, die es den mittleren und kleineren Unternehmen erleichtert, Kredite aufzunehmen. Auch die Reformpolitik der Regierung ist positiv zu werten.

trie organisiert nicht nur die Modenschauen, sondern setzt auch industrielle Qualitätsstandards und bestimmt, wer oder was sich Haute Couture nennen darf oder nicht. Seit 1927 betreibt der Verband auch eine Pariser Modeschule, die jährlich 40 Designerdiplome vergibt. 2011 wurde im Nationalrat der Industrie ein Fachausschuss Mode und Luxus gegründet, der direkt im Wirtschaftsministerium angesiedelt ist. Auf den Informationsseiten der Industrie- und Handelskammer werden rund 25 verschiedene staatliche Hilfsfonds aufgelistet, mit denen Designer und Modemacher finanziell unterstützt werden können. Seit 2012 gibt es sogar eine Banque de la Mode, die junge Modeunternehmen mit günstigen Krediten unterstützt. Die Bürgermeisterin von Paris Anne Hidalgo hat jüngst den örtlichen Modeschulen Investitionen in Höhe von 57 Millionen Euro zugesichert. Daneben gibt es auch das Comité Colbert, eine Herstellervereinigung aus heute 78 Maisons, Häuser, wie sich traditionsreiche Firmen in Frankreich nennen. Das Comité Colbert repräsentiert und fördert seit 1954 bereits den gesamten


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französischen Luxusbereich im Inland und in 180 Ländern.

IM INTERVIEW Elisabeth Ponsolle des Portes, seit zwölf

Jahren Generaldelegierte des Comité Colbert.

Madame Ponsolle des Portes, ist das große Wirtschafts­ wunder Luxus, welches Frankreich seit nun mehr fast drei Jahrzehnten erlebt, das Resultat privater Anstren­ gungen oder gezielter staatli­ cher Förderung?

Ganz klar: Das Resultat einer guten Organisation der Unternehmer. Sie haben angesichts der Veränderungen in der Weltwirtschaft strategisch richtig reagiert: Seit mehr als 30 Jahren wandern die Arbeitsplätze in den arbeitsintensiven Bereichen immer mehr ins lohnkostengünstigere Ausland ab. Im großen Massenmarkt, der über Preise bestimmt wird, waren in Frankreich produzierte Waren nicht mehr wettbewerbsfähig. Daher setzten die mittelständischen Unternehmer

unseres Verbandes folgerichtig auf das, was unseren Unterschied ausmacht: Qualität, Know-how und Tradition. Die Fokussierung auf eine Produktion Haut de gamme. Nur so ließ sich made in France halten. Das war der erste Schlüssel zum Erfolg. Da haben die Luxusunternehmer in Frankreich die gleiche, gute Entscheidung getroffen wie die deutsche Autoindustrie: Klasse statt Masse. Der zweite ist, dass sie es immer wieder schaffen, mit französischer Tradition, Innovation und Kreativität neue und alte Kunden zu begeistern. Und der dritte: Die Exportchancen in den neuen Märkten wie Japan, Russland, der arabischen Welt oder China früh erkannt zu haben. Das Comité Colbert ist heute in 180 Ländern präsent. 1954, als es gegründet wurde, waren es nur 70. Tut die Politik in Frankreich genug, um das Ansehen des Landes als Modenation zu unterstützen?

Wir vom Comité Colbert fühlen uns gut unterstützt, vor allem durch das diplomatische Netz im Ausland. Auch wenn unser Verband keine direkten, öffentlichen Finanzierungshilfen bekommt, können wir auf die moralische Unterstützung der Politik bauen. Bei unseren Auslandsaktivitäten begleitet uns in den meisten Fällen ein Staatssekretär im Außenhandel und Tourismus. Auch bei unserem Außenminister Laurent Fabius laufen wir offene

Türen ein. Seit er im Amt ist, hat er seinen Amtssitz, das Quai d’Orsay, für viele kulturelle Aktivitäten und französisches Savoir faire geöffnet. So wurde jüngst dort die Möbelausstellung AD Collections mit französischen Designern gezeigt. Im März organisierte das Außenministerium in Versailles den Gastronomie-Event Goût de France für ausländische Botschafter in Paris. Zur selben Zeit wie in Versailles luden 160 französische Botschaften weltweit ebenso zu Tisch und 1.500 Restaurants in 160 Ländern. Französische Mode, Design und Gastronomie ist als Staatsangelegenheit anerkannt worden. Besonders Fabius hat begriffen, wie sehr diese Bereiche auch dem Renommee unseres Landes dienen.

Das ist für uns Deutsche tat­ sächlich erstaunlich. Kaum vorstellbar, dass Frank-Wal­ ter Steinmeier beispielsweise eine Hugo-Boss-Ausstellung im deutschen Außenministe­ rium oder ein Dinner unserer deutschen Starköche organi­ siert. Wie war der Rückhalt in der Politik, als das Comité Colbert 1954 anfing?

Damals war vor allem der Wiederaufbau der französischen Industrie nach dem Zweiten Weltkrieg Thema – und der Politik war klar, dass dieser um unsere Kernkompetenzen herum geschehen musste. Die Mode genoss im französischen Selbstverständnis schon immer einen

Markt, Macht und Politik in New York 15 Millionen US-Dollar. Diesen Betrag steckt der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio ins örtliche Modegeschäft. Auf den ersten Blick wirkt das äußerst ungewöhnlich: Eigentlich soll sich nach amerikanischem Denken der Staat möglichst wenig einmischen. Schließlich sind die Vereinigten Staaten einmal aus dem Wunsch heraus entstanden, sich vom Druck der Obrigkeiten zu

befreien. Das muss im Hinterkopf behalten, wer verstehen will, wie das Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik in diesem Land heute funktioniert. Die Grundregel lautet: Jeder Mensch weiß selbst am besten, was gut für ihn ist, und soll in weiten Teilen selbst entscheiden können, muss dafür aber auch bereit sein, sich selbst zu kümmern. Auf die Wirtschaft bezogen bedeutet das: Die USA

setzen darauf, dass ein Markt sich selbst reguliert. In der Praxis machen Lobbyisten lautstark klar, was ihr jeweiliger Markt von der Politik erwartet. Dabei setzen sich nicht unbedingt diejenigen durch, die gerechterweise Zuwendung bekommen sollten, sondern die mit der größten Macht und der geschicktesten Strategie. Im Einzelhandel schlägt sich das oft in Steuergeschenken nieder.

hohen Stellenwert. Allerdings glaubten die Politiker damals auch schon, mit der moralischen Anerkennung sei es getan, wir würden uns schon alleine durchwurschteln. Das haben wir ja auch. Ich glaube nicht, dass der Politik von Anfang an klar war, welchen Wert die Luxusindustrie einmal für die französische Wirtschaft und das Image des Landes haben würde, und wie viele Arbeitsplätze heute an ihr hängen: 165.000 Angestellte arbeiten heute in der Luxusbranche, davon 47.000 direkt. Während sich die Arbeitsplätze in der Konsumgüterindustrie allgemein seit 1984 halbierten, verdoppelten sie sich in unserem Bereich. Damit das so bleibt – welche Forderungen haben Sie konkret an die Politik?

Im Grunde dieselben, die alle anderen Industrien in Frankreich auch haben: Die 35-Stunden-Woche ist aus unserer Sicht eine politische Fehlentscheidung und nicht zu halten. Des Weiteren die hohen Sozialkosten, die auf den Gehältern lasten. Wohlgemerkt, wir beurteilen nicht die Einkommen als zu hoch, sondern die Lohnnebenkosten, die die Arbeitgeber zu tragen haben. Gerade für unsere mittelständischen Unternehmer ist das eine Last, die Innovation und Investition und damit auch Kreativität hemmt.

In den USA können Landespolitik und Stadtverwaltung an den Steuern drehen und sie für ausgewählte Produkte beispielsweise für eine festgelegte Zeit senken oder gar ganz streichen. Da hat gut lachen, wer mit einer starken Lobby daherkommt: Zigaretten kosten etwa im Tabakfarmstaat Virginia 5,55 US-Dollar. Im ohnehin von Rauchverboten überzogenen New York City kostet eine Schachtel rund 14 US-Dollar. Weniger ideologiebehaftet und mehr mit Arbeitsplatzargumenten versehen profitiert von diesem Prinzip auch der Modehandel. Beim Einkauf in New York City zahlt man derzeit gar keine Mehrwertsteuer, sofern style in progress 315


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man ein Kleid oder ein anderes Modeteil unter 110 Dollar zur Kasse schleppt. Das kurbelt das Geschäft an und bringt logistische Fragen mit sich. Denn in den USA ist für die Berechnung der Umsatzsteuer der Wohnsitz des Empfängers ausschlaggebend; New Yorker Ladenbesitzer, die Kleider an ihre Kunden verschicken, weil sie zum Beispiel auch einen Onlineshop haben, müssen entsprechend unterschiedliche Steuersätze berechnen. Darauf haben sich die Hersteller von Buchhaltungssoftware schnell eingestellt. Die amerikanische Prämisse, dass der Markt am besten für sich selbst sorgt, funktioniert an diesem Punkt ganz prima. Mode als Imagepflege für die Politik

Ein Paradebeispiel für das Verhältnis von Mode und Politik in New York ist der Garment District. Früher einmal wurde mitten in Manhattan ein Großteil der Kleidung hergestellt. Dann kam die Auslagerung von Textilproduktion in Entwicklungsländer. Bereits in den 1980er-Jahren sollten Lokalgesetze das verbliebene Gewerbe am Ort halten – Vermieter müssen etwa die Hälfte der Fläche für Firmen aus der Modeindust315 style in progress

rie reservieren. Dagegen machen Immobilieninvestoren und andere Geschäftsleute zunehmend Druck. Bei der Garment District Alliance, die unter anderem einen Infokiosk betreibt, an dem sich Modeprofis schnell informieren können, bei welchen Firmen sie Stoffe, Zuschnitt, Applikationen, Spezialfärbung oder Plissierung bestellen können, sitzen auch Immobilienfirmenvertreter im Vorstand. Ein Interview lehnte die Leiterin der Organisation ab. Trotz der bestehenden Gesetze sind in den vergangenen zehn Jahren 30 Hotels im Garment District hochgeschossen, rund zehn weitere sind derzeit in Planung. Schließlich, so die Argumentation, liegt das Modeviertel herrlich zentral und die gesetzlichen Begrenzungen hätten nicht zu neuen Arbeitsplätzen geführt. 1950 arbeiteten noch 13,5 Prozent der New Yorker im Modegeschäft, 2012 sind es noch knapp über ein Prozent. Doch die New Yorker Politiker knicken – noch – nicht ein. Dabei scheint ein Punkt eine Rolle zu spielen, der auch andernorts Politikerohren öffnet: Image. Mode macht sich einfach gut. Für sie einzutreten, kommt viel besser als etwa ein Engagement für die Ölindustrie

an. Auch die Fotogelegenheiten fallen glamouröser aus. Hinzu kommt, dass das Etikett „Lokal produzierte Mode“ ein bisschen Weltretterruf verspricht. Damit argumentiert auch eine Gruppe, die auf den Schutz des Garment District drängt. Gerade nach den Bränden in Textilfabriken in Bangladesch sei ein Trend hin zu Mode made in USA erkennbar, so Samantha Cortes, Mitgründerin von Save The Garment Center. Sie will deshalb aber nicht den Garment District in ein Zentrum der Massenproduktion zurückverwandeln, sondern ihre Strategie zielt auf die Anerkennung der Nische. „Die Produktion in den USA hängt nicht einzig und allein vom New York City Garment Center ab“, sagt sie. „Aber die Prototypen und die High-End-Fertigung haben ihren Sitz in New York und das wird nun einmal als das Rückgrat der Branche betrachtet.“ In diesem Licht betrachtet, erstaunt es nicht, dass der New Yorker Bürgermeister das Budget der Stadt, das für die Modebranche reserviert ist, im Februar 2015 verdreifacht – auf 15 Millionen US-Dollar. Zusammen mit dem Council of Fashion Designers of America (CFDA) legt New York mehrere Programme auf. Unter anderem bekommen 35 junge Designer günstige Ateliers, Hilfe in wirtschaftlichen Fragen und die Chance, ihre Kollektionen bei der New York Fashion Week zu zeigen. Ein dicker Dollarstapel geht parallel dazu in die Ausbildung von Arbeitskräften in der Modeproduktion. Dabei setzt New York auf die Erkenntnis, dass manche Branchen von Nähe profitieren – siehe Hollywood oder Silicon Valley. New York hat mit der Wall Street bereits ein solches Cluster in der Finanzwelt und unter dem Label „Made in NY“ fördert die Stadt bisher unter anderem das Filmgeschäft und Technologie-Start-ups. Und nun eben auch Mode. „Die New York Fashion Week bringt der Wirtschaft von New York 900 Millionen US-Dollar ein“, konstatiert CFDA-Chef Steven Kolb. Auch das öffnet Türen in der Politik: Mode kann ein Magnet für Geld von außerhalb sein. 75 Modemessen gibt es in New York, mehr als 5.000 Showrooms

und mit hervorragenden Arbeitsmöglichkeiten für Designer, die direkt vor der Modewoche noch aufwändigere Stickereien oder laserbedruckten Stoff brauchen, gibt die Stadt der Branche einen Vorteil im globalen Wettbewerb. Und schon schaut das Um- und Ausland auf New York. Das funktioniert so gut, dass die Politik sich bereits gegen Nachahmer zur Wehr setzt. Mit dem Siegel „Made in Brooklyn“ trägt die Verwaltung einer Bewegung Rechnung, die zwar ganz ohne politische Förderung entstand, aber nun von den Früchten ihres Eigenengagements profitiert: die DIY-Szene von Brooklyn. Nicht nur, aber eben auch Modemacher haben dort seit Jahren darauf gesetzt, vieles in Handarbeit zu machen, vor allem aber am Ort zu produzieren, und damit einen weltweiten Trend ausgelöst. Jetzt dürfen sich diejenigen, die tatsächlich in Brooklyn ihre Gurken einlegen oder ihre Hosen nähen, der ganzen Welt unter einem verlässlichen Siegel präsentieren. Unklar ist nur, wer mehr davon hat – die Firmen oder die Tourismusbehörde.

New Yorker Mode in Zahlen + Schätzungsweise 900 Modefirmen + 180.000 Beschäftigte + Ca. zwei Milliarden US-Dollar Steuereinnahmen + Keine Umsatzsteuer auf Kleidung und Schuhe für Teile bis 110 US-Dollar + Mehr als 18 Milliarden US-Dollar Umsatz im Modeeinzelhandel + Ca. acht Milliarden US-Dollar Umsatz in der Modeproduktion + 75 Modemessen + Mehr als 5.000 Showrooms


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Vielversprechende Förderung in Schanghai Die Bedingungen für einen Markteintritt deutscher Modemarken in China sind aufgrund des schwachen Euro und des hohen Stellenwerts deutscher Produkte in der Volksrepublik gerade besonders günstig. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie fördert deshalb den Messeauftritt deutscher Firmen auf der Chic in Schanghai. Nicht nur dank Audi, BMW, Mercedes und VW steht Made in Germany in China ganz hoch im Kurs. Auch Motorsägen von Stihl oder Koffer von Rimowa haben einiges zum guten Image deutscher Produkte im Reich der Mitte beigetragen. Mode aus Deutschland braucht sich in China dank Pionieren wie Adidas, Boss, Escada und neuerdings auch Marc O’Polo nicht zu verstecken. Um den Export deutscher Unternehmen anzukurbeln, organisiert der Verband German Fashion im Rahmen und mit finanzieller Unterstützung des Auslandsmesseprogram des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie bereits zum vierten Mal in Folge einen Gemeinschaftsstand auf der größten Modemesse Chinas – der Chic in Schanghai. Hier stellen im deutschen Pavillon, der von der Messe Düsseldorf organisiert wird, Marken aus, die ihre Geschäftsbeziehungen mit chinesischen Händlern weiter ausbauen oder erst einmal vorfühlen wollen, wie und ob sich ein Markteintritt realisieren lässt. Die Bandbreite der Aussteller ist weit gefächert und reicht von einer der stärksten deutschen Modemarken Gerry Weber über Designer wie Annette Görtz bis hin zu Accessoire- und Taschenspezialisten wie Roeckl, Abro oder Picard. Thomas Rasch, Geschäftsführer German Fashion erklärt: „Generell betrachte ich den chinesischen Absatzmarkt als einen der wichtigsten der Welt. Deutsche Mode kann hier neue

Marktchancen wahrnehmen. Allerdings ist China ein Markt, den es zu bearbeiten gilt. Die Chic bietet eine gute Plattform, um sich als Marke darzustellen, Kontakte herzustellen oder zu festigen, und ist ein Marke-

Qualität an Besuchern feststellen können. Chinesen sind sehr modeaffin und so verwundert es nicht, dass selbst Nischenmode bis hin zu Dirndlherstellern hier auf Interesse stoßen. Allerdings gebe ich auch zu bedenken, dass

tingtool, um in den Markt zu gelangen. Wenngleich auch der Sektor der Multibrand-Stores in China wächst, so gibt es hier nicht das ausgeprägte Verhalten von Kategorieeinkäufern wie in Europa. Jede Modemarke hat eine Geschichte, die sollte in China erzählt werden. Die Präsentation sollte die Besonderheit der Marke herausstellen und auch die Flächentauglichkeit. Der Gemeinschaftspavillon Made in Germany ist ein Zugpferd für die Besucher und hat Signalwirkung. Er steht für einen hohen Qualitätsanspruch und unterstreicht das positive Image der deutschen Mode­ industrie. Wir haben bei der Frühjahrsmesse die Besucherzahl verdoppeln und eine sehr gute

China kein einfacher Markt ist, sondern strategische Bearbeitung durch Repräsentanten vor Ort erfordert.“ Das Feedback der Aussteller im deutschen Pavillon ist durchweg positiv. Georg Picard von der Picard Lederwaren GmbH & Co. KG ist da mit seiner Meinung nicht alleine: „Die Chic ist die wichtigste Messeplattform im Bereich Mode für den chinesischen Markt. Viele wichtige Mall-Manager, Vertriebsprofis und Einkäufer informieren sich dort über relevante westliche Marken mit hohem Potenzial für den chinesischen Markt. Made in Germany steht in China für beste Marken- und Produkteigen­schaften. Somit bietet uns die Initiative des

Verbandes German Fashion und des zuständigen Ministeriums mit dem deutschen Gemeinschaftsstand eine unkomplizierte Plattform, wo wir unsere Marke attraktiv vorstellen konnten. Viele organisatorische Dinge, die Zeit fressen, werden uns über das Management der Messe Düsseldorf abgenommen. Zudem erachten wir deren Beratung zum chinesischen Markt als sehr wertvoll. Lohnt sich die Teilnahme an der Messe? Ein einmaliger Auftritt sicher nicht, bei Wiederholung besteht die Chance, entdeckt zu werden und gute Partner zu finden, was uns nach der zweiten Teilnahme geglückt ist. Das Ergebnis: Für uns haben sich die drei Teilnahmen unter dem Strich gelohnt.“ Zwar hat sich das Wirtschaftswachstum in China verlangsamt, liegt aber mit sieben Prozent immer noch deutlich höher als in Europa oder den USA. Besonders gute Entwicklungschancen bestehen dank der schnellwachsenden städtischen Mittelschicht im mittleren Preissegment. Hier sind bezahlbare internationale Markenprodukte gefragt. Besonders beeindruckt sind Chinesen von Familien- oder Inhabergeführten Marken, die mit handwerklicher Tradition, Geschichte und hohen Verarbeitungsstandards zu begeistern wissen und ihre Produkte in Europa oder am besten sogar in Deutschland herstellen lassen.

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Seit Januar 2014 ist Dr. Uwe Mazura Haupt­ geschäftsführer des Gesamtverbands Textil + Mode e.V. Als Lobbyexperte mit jahrzehntelanger Industrieerfahrung möchte er nun die Interessen der Textil- und Modeindustrie dort platzieren, wo sie am besten wahrgenommen werden.

Als Experte der politi­ schen Kommunikation für Ins­ titutionen und Firmen wie der Bundesvereinigung der Deut­ schen Arbeitgeberverbände, der Deutschen Post und Randstad sind Sie eigentlich fachfremd. Wie sind sie zum deutschen Gesamtverband Textil + Mode gekommen? Warum wollte man gerade Sie hier?

und Berlin. Für mich war es zum einen reizvoll, weil die Branche sehr vielfältig und spannend ist, zum anderen, weil wir daraus noch sehr viel mehr machen können.

Interview: Quynh Tran. Illustration: Claudia Meitert @Caroline Seidler

Ich denke, die Verantwortlichen haben jemanden gesucht, der politische Erfahrung hat und in der Lage ist, das politische Geschäft zu betreiben. Genau das mache ich seit über 25 Jahren in Bonn

Sven Giegold ist Mitbegründer der globali­ sierungskritischen NGO Attac und seit 2009 als Koordinator im Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON) für die Fraktion der Grünen/Efa im Europa­ parlament aktiv. Dem transatlantischen Frei­ handelsabkommen (TTIP) steht der Grüne kritisch gegenüber.

Die Grüne Fraktion im Europaparlament ist entschiedener Gegner des trans­atlantischen Freihandels­abkommens (TTIP) – wegen der Transpa­ renzproblematik oder wegen des Freihandelsabkommens an sich? Sie bemängeln, dass viele Dokumente des Abkommens nicht zugäng­ lich und die Formulierungen unklar sind. Kann man etwas, dessen Gegenstand so unklar ist, überhaupt so fundamen­ tal kritisieren?

mens sind nicht zugänglich. Eine der Ausnahmen ist das Verhandlungsmandat zum transatlantischen Freihandelsabkommen, das nur die Spitze des Eisbergs darstellt. Das aber stellt im Grunde bereits die ganze Bandbreite von Dienstleistungen und Güterhandel zur Disposition: Wesentliche Punkte des Mandats sind die Deregulierung und Harmonisierung von Standards, und das Investor-Staats-Schiedsverfahren. Das würde Großunternehmen ermöglichen, Länder an privaten Schiedsgerichten zu verklagen. Damit fände eine doppelte Rechtsstaatlichkeit statt. Es gäbe dann einen

Interview: Quynh Tran. Illustration: Claudia Meitert @Caroline Seidler

Die Transparenz der Verhandlungen ist sehr schlecht und die meisten Dokumente des Abkom-

Was ist dieses Mehr?

Bei Textil denken die meisten zuerst an Bekleidung, an Fernost. Dass Deutschland Weltmarktführer im Bereich der technischen Textilien ist, wissen die Wenigsten. Auch ich habe neu gelernt, dass es 16 Textilforschungsinstitute gibt und dass textiles Bauen mit Beton- und Carbonfasern dazugehören. Das ist bisher noch zu wenig

bekannt.

Wenn technische Textilien in Ihrem Sichtfeld so präsent sind, welchen Stellenwert hat dann die Mode? Wie sehen Sie die öffentliche Wahrnehmung der Mode- und Textilindustrie in Deutsch­ land?

Die Mode ist ein Teilbereich der gesamten Branche, ebenso wie Schuh- und Lederwaren oder Heimtextilien. Aber Mode hat sehr viel mit Emotionen zu tun. Das ist bei technischen Textilien sicherlich anders, die sind näher an technischem Verständnis, Naturwissenschaft, Rationalität.

Rechtsstaat für diejenigen, die sich diese Schiedsgerichte leisten können, und einen anderen für diejenigen, die es nicht können. Der Rechtsstaat aber sollte für alle da sein, deshalb gehören quasirichterliche Entscheidungen in die Hände von richtigen Richtern und nicht von privaten Schiedsgerichten mit Industrieanwälten in der Richterrolle. Wir sind gegen diese Verhandlungen ohne klare demokratische, soziale und ökologische Grenzen, genau wie viele Vertreter der mittelständischen Wirtschaft, der Gewerkschaften und der Kirchen ebenfalls. Die Kritik an diesen neuen Handelsverträgen

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Technische Textilien werden zum großen Teil in Deutschland produziert, Bekleidung im Ausland. Die deutsche Textilindustrie braucht zunächst öffentliche Aufmerksamkeit, die die deutsche Modeindustrie schon hat. Für den Bereich der Bekleidungsproduktion hat die Diskussion um Nachhaltigkeit einen besonders hohen Stellenwert. Mode ist als Konsumentenprodukt ein Bestandteil unseres Lebens und hat eine breite Öffentlichkeit, es gibt eine umfangreiche Berichterstattung und signifikante Werbebudgets. Aber gibt es in Deutschland nicht ein Wahrnehmungspro­ blem mit der Mode? Gibt es nicht Nachholbedarf in ihrer kulturellen und wirtschaftli­ chen Wertschätzung?

Die Wertschätzung ist eine spannende Frage bezüglich der Mode. Es gibt durchaus eine Wertschätzung, aber ich habe den Eindruck, diese ist nüchterner als in anderen Ländern. Die Wahrnehmung der Mode ist für

ist inzwischen sehr breit. Die Bürgerinitiative „Stoppt TTIP und CETA“ hat mittlerweile fast 1,7 Millionen Unterschriften und in Deutschland gibt es 200 Kommunen, die TTIP-kritische Beschlüsse gefällt haben. Warum gibt es trotzdem so viele Anhänger in Politik und Wirtschaft? Was würde TTIP für die Textilindustrie bedeu­ ten, die TTIP ja mehrheitlich befürwortet?

Natürlich ist die Unterschiedlichkeit von Regeln grundsätzlich ein Problem für den freien Handel und die Harmonisierung von Standards kann Märkte öffnen. Grundsätzlich sind wir nicht gegen Freihandelsverträge auf der Basis eines Mandats, das soziale, ökologische und demokratische Regeln einhält. Sofern es technische Regeln sind, spricht nichts dagegen, diese anzugleichen. Geht es allerdings zum Beispiel um die Frage, welche Schadstoffe in Textilien enthalten sein dürfen, würden wir uns wünschen, dass Europa auch in 315 style in progress

uns tatsächlich äußerst relevant, aber ich denke, der Nachholbedarf für technische Textilien ist sehr viel höher.

Das heißt, Sie kompensie­ ren das asymmetrische Öffentlichkeitsverhältnis der Branche?

Das ist einer unserer Aufträge.

Zeitgleich mit Ihrer Er­ nennung wurde Ingeborg Neumann, eine Textilunter­ nehmerin, zur Präsidentin gewählt. Wie findet das Wechselspiel zwischen Ihnen beiden statt?

Frau Neumann ist eine erfolgreiche Textilunternehmerin, die mit ihrer Peppermint Holding mehrere Standorte in Sachsen und in Osteuropa betreibt und etwa 90 Millionen Euro im Jahr erwirtschaftet. Sie ist schon seit frühester Jugend politisch inter­ essiert und aktiv gewesen und bringt somit Kontakte mit – und in dieser Hinsicht ergänzen wir uns hervorragend. Als Unternehmerin besitzt sie eine Authentizität, die ein Hauptgeschäftsführer

Zukunft frei ist, diese Standards zu verschärfen – wer weiß, was wir noch über gesundheitsschädliche Wirkungen von Stoffen herausfinden werden. Europa, wie auch Amerika, muss frei bleiben, seine Umwelt-, Gesundheits- und Sozialstandards weiterhin selbstständig zu erhöhen und nicht, wie es jetzt laut Mandat geplant ist, erst durch einen Rat für regulatorische Kooperation gehen müssen, um seine Bürger besser zu schützen. Die Verhandlungen um TTIP sind leider über das sinnvolle Ziel der Angleichung technischer Normen weit hinausgeschossen. Sie zielen auf Qualitätsstandards, die Wertentscheidungen enthalten, und das unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Ist es üblich und demokra­ tisch tragbar, ein so wichti­ ges Abkommen so sehr unter Verschluss zu halten?

Bis auf das Europäische Parlament, wo Menschen unter Übersetzung in 23 Amtssprachen und Videoaufnahme

nicht haben kann. Eine Präsidentin, die Unternehmerin ist, kann viel authentischer darüber berichten, wo der Schuh drückt.

Der Gesamtverband Textil + Mode hat auch Büros in Moskau und Schanghai. Wel­ che Aufgabe hat ein Inter­ essenverband wie Ihrer im internationalen Rahmen? Wie können Sie die unternehme­ rischen Herausforderungen der deutschen Textilindustrie in der internationalen Wert­ schöpfungskette unterstüt­ zen?

Der wesentliche Auftrag unseres Verbands ist das politische Geschäft in Berlin und Brüssel. Dieses Jahr werden wir mit meinem Stellvertreter und Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Schuh- und Lederwarenindustrie, Manfred Junkert, die Arbeit in Brüssel deutlich intensivieren. Er wird häufig dort sein, um auf europäischer Ebene die Interessen der deutschen Textil- und Modeindustrie zu vertreten. Es

verhandeln, waren internationale Verhandlungen immer schon Geheimverhandlungen. Nur, je weiter die Globalisierung und das Internet fortschreiten, desto komischer finden die Menschen das – zu Recht. Sie haben das Gefühl, dass alles transparent ist und wir uns aushorchen lassen, solche wichtigen Fragen dann aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt werden. Das finden die Leute befremdlich, besonders dann, wenn selbst gewählte Abgeordnete, die dazu bezahlt werden, solche Prozesse zu kontrollieren, die entsprechenden Informationen nicht bekommen. Wir bekommen als EU-Abgeordnete in einem Leseraum Zugang zu bestimmten Dokumenten, aber die wichtigsten Dokumente sind nicht zugänglich und man darf sich keine Notizen machen, die meisten unserer Mitarbeiter dürfen sich die Unterlagen nicht anschauen, obwohl das tausende von Seiten handelsjuristischer Details sind, die

ist aufgrund der unterschiedlichen, komplexen Lobbystrukturen in Deutschland und Europa zwingend, Berlin und Brüssel gesondert zu bearbeiten. Unser Fokus ist, unseren Mitgliedern ein Optimum an Serviceleistung zu bieten. Bisher dienten die Büros in Schanghai und Moskau zur Markterschließung und zur Kontaktvermittlung zu ansässigen Behörden und Unternehmen vor Ort, eine Art Mittler in den jeweiligen Ländern.

Wie wird sich das Verhältnis für die Textilproduktion deut­ scher Unternehmen im Inund Ausland in der Zukunft entwickeln? Wird der Produk­ tionsstandort Deutschland/ Europa wieder wichtiger? Kann man ihn stärken?

Ich höre von einigen Unternehmern, dass Produktion nach Europa zurückkommt. Und zwar individuell gestaltete Produktion von kleinen Einheiten, bei denen der Kunde nicht lange auf die Lieferung warten möchte. Natürlich liegt es in unserem Interesse,

überprüft werden müssten. Das ist keine effiziente Kontrolle und bedeutet, dass wir nur begrenzte Mitwirkungsmöglichkeiten haben und am Ende vor ein tausende Seiten dickes Dokument gesetzt werden, dem wir dann nur zustimmen oder es ablehnen können. Bisher sind nur die Man­ date für das TTIP- und das TiSA-Abkommen veröffent­ licht, aber zeitgleich finden noch viele weitere Verhand­ lungen statt.

Parallel zu TTIP und TiSA wird noch an etwa 20 Freihandelsabkommen für Europa verhandelt, deren Mandate noch nicht einmal veröffentlicht sind. Allein der Vertrag für Kanada umfasst 1.600 Seiten, und jeder dieser Verträge ist ähnlich lang und hat jeweils etwas andere Regeln. Diese Bilateralisierung der Verhandlungen mit jeweils etwas anderen Regeln in jedem Vertrag wird das internationale Handelsrecht kompliziert machen und sehr schwer durchsetzbar.


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den Standort Deutschland zu stärken. Aber die Bekleidungsindustrie ist schon seit Jahrzehnten eine globale Industrie und das ist kein Trend, den wir stoppen könnten oder wollten. Technische Textilien hingegen werden in nennenswertem Umfang in Deutschland hergestellt. Ob eine Gefahr besteht, dass diese Produktion abwandert, ist auch eine Frage der Standortgestaltung, eine Frage an die Politik und der Wettbewerbsbedingungen, die sie durch Arbeits- und Produktionsregulierungen schafft. In den USA hat das Fracking beispielsweise die Energiepreise derart gesenkt, dass das die amerikanische Industrie wiederbelebt hat. Der Einsturz des Rana Plaza ist zu einem Symbol für die schlechten Arbeitsbedingun­ gen in Billigproduktionslän­ dern geworden. Ein solches Ereignis ist nicht nur eine menschliche Katastrophe, sondern bedingt auch einen enormen Imageschaden für die gesamte Branche – mit entsprechenden wirtschaftli­

Wie kann man dann den grundsätzlichen Gegenstand des freien Handels außerhalb des TTIP-Abkommens besser diskutieren?

Hinter TTIP steckt ein grundsätzlich fragwürdiger Gedanke, nämlich dass Europa und Amerika die Welt gestalten und einen so großen Binnenmarkt schaffen, dass die kleineren Länder faktisch gezwungen sind, die Standards zu übernehmen, wenn sie Marktzugang haben wollen, das finden auch viele Entwicklungs- und Schwellenländer problematisch. Dafür gibt es eigentlich die Welthandelsorganisation. Deutschland war traditionell immer für multilaterale Regeln, weil wir eine weltweit agierende Exportnation sind und eigentlich freie Märkte überall wollen. Deshalb sind wir für die Stärkung multilateraler Beziehungen über die WTO, aber das bedeutet natürlich, dass wir Kompromisse mit anderen Ländern eingehen müssen. Die Entwicklungsländer haben sehr deutlich gesagt, 315 style in progress

chen Konsequenzen. Inwiefern können Sie als In­ teressenverband die Verbin­ dung von Wirtschaftlichkeit und der Einhaltung ethischer und ökologischer Standards beeinflussen bzw. überhaupt schaffen, damit sich solche Vorfälle nicht wiederholen? Wie kann man Regeln des fairen Wettbewerbs auch in weniger entwickelten Län­ dern etablieren?

In erster Linie ist ein solcher Vorfall eine menschliche Katastrophe. Und glauben Sie mir, das erschüttert die deutschen Unternehmer nachhaltig. Natürlich ist auch der Imageschaden groß. Ich denke in der Tat, dass wir als Industrievertreter viel früher und viel deutlicher Position hätten beziehen müssen. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller hat in dieser Hinsicht mit seinem Textilbündnis völlig Recht. Warum haben Sie die Ini­ tiative denn dann so sehr kritisiert?

Dass wir als Industrie wie Handel eine Mitverantwortung

dass sie bereit sind, über weitere Themen zu reden, wenn wir im Agrarbereich Vernunft walten lassen würden. In Europa und den USA ist die Agrarwirtschaft mit Milliarden subventioniert, die Billigprodukte ermöglichen und eine absurde Wettbewerbsverzerrung für Entwicklungsländer schaffen, deren Hauptwirtschaft landwirtschaftliche Produktion ist. Würden wir da menschenfreundlichere und ökonomisch vernünftigere Politik machen, hätten wir eine Chance, viele der Fragen, die wir jetzt nur mit den Amerikanern diskutieren, in der WTO weltweit zu diskutieren. Deutschland und Europa sind Industrieländer mit immer stärker entwickelten Dienstleistungsmärkten, keine Agrarnationen. Es kann nicht der Maßstab sein, dass wir uns nicht trauen, einigen wenigen Agrarlobbyisten nicht die Grenzen zu zeigen, und dafür eine Bilaterisierung der gesamten Handelspolitik bei Investitionen, Dienstleistungen und Güterstandards in Kauf nehmen. Da

tragen für die Lebens- und Arbeitssituation der Menschen, die für uns produzieren, steht außer Frage. Dass wir in Deutschland nicht jedes Detail regeln können, ist eine andere Frage. Ich bin davon überzeugt, dass bei unseren Unternehmern das Verantwortungsbewusstsein auf sehr hohem Niveau vorhanden ist. Nehmen Sie die Fabriken deutscher Unternehmen – in Vietnam, in Bangladesch oder in anderen Staaten: Das sind in der Regel Vorzeigebetriebe, in denen nicht nur die ILO-Kernarbeitsnormen vollständig eingehalten werden und höchste Standards bestehen. Dass das in vielen Fabriken, die nicht von deutschen Unternehmen betrieben werden, anders ist, das wissen wir. Es ist definitiv ein Auftrag an uns, zur Verbesserung von Arbeitsbedingungen beizutragen, soweit wir das leisten können. Was aber nicht funktioniert, ist deutscher Idealismus auf abstraktem Niveau: Die Verpflichtung jedes deutschen Unternehmers zur Garantie von „living wages“

ist utopisch. Existenzsicherung ist zunächst eine staatliche Aufgabe, und wir müssen die Verantwortung dort platzieren, wo sie hingehört. Unternehmen können keine staatliche Aufsicht übernehmen oder ersetzen, weil sie gar keine demokratische Legitimation dafür haben. Mit welchem Recht sollte ein Unternehmen in einem anderen Staat polizeiliche Aufsicht führen? Das setzt Staatlichkeit voraus, da muss der Staat handeln. Wir können das unterstützen und dabei helfen. Die Unternehmen müssen sich selbstverständlich an Recht und Gesetz halten, kontrollieren müssen dies aber staatliche Organe.

verstehe ich die Industrie nicht. Der Textilverband, zum Beispiel, könnte doch sagen: „Wir haben Interesse an gemeinsamen Regeln, aber wir fordern von der Regierung, die WTO wieder flott zu machen.“ Das ist meiner Meinung nach die viel vernünftigere Position, als sich so auf TTIP zu stürzen.

gen, die der Vergangenheit angehören sollte – nämlich, dass die Reichen die Angelegenheiten auf der Welt für alle regeln.

Warum macht man das dann nicht einfach?

Das ist nicht einfach, weil man Kompromisse machen muss, mit Ländern, die man viel lieber über den Tisch ziehen möchte. Das heißt, wenn Europa mit den USA ein Abkommen unterzeichnet und einen so starken Markt schafft, dass alle anderen sich genötigt sehen, dieselben Standards zu übernehmen, weil sie nur dadurch den unproblematischen Marktzugang bekommen, dann ist das für uns bequemer, als uns darüber hinaus mit Brasilien, Südafrika, Indien und anderen Entwicklungsländern auseinanderzusetzen. Das ist eine Form von internationalen Beziehun-

An welche praktischen Maßnahmen denken Sie dabei, bei der Verbesserung ethischer und ökologischer Standards zu helfen?

Unternehmen vereinbaren schon heute vertraglich die Einhaltung von Standards. Sie müssen daran mitwirken, bei ihren Geschäftspartnern ein Bewusstsein für die Bedeu-

Was sind ihre Anforderungen an ein faires Freihandelsab­ kommen?

Es ist nicht so, dass wir TTIP grundsätzlich ablehnen. Wir diskutieren in Deutschland und Europa sehr detailliert darüber, was wir uns vorstellen können und was nicht. Sofern uns die Unterlagen zur Verfügung stehen, kontrollieren wir den Stand der Verhandlungen und arbeiten an Details. Allerdings hat das TTIP-Abkommen zu viele problematische Punkte. Es gibt für uns drei zentrale Anliegen. Zunächst wollen wir, dass Standards, die Wertentscheidungen enthalten, frei änderbar bleiben. Das heißt, wir sind gegen einen Rat für regulatorische Kooperationen und die dauerhafte Harmonisierung der Regeln, denn es muss die Möglichkeit geben, sie zu ändern. Wir sind zudem gegen private Schiedsge-


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tung sozialer und ökologischer Standards zu entwickeln. Das hat längst angefangen und wird weitergehen. Deswegen bin ich auch zuversichtlich, dass wir mit Ministerium und NGOs gemeinsam weiterkommen werden. Eine Studie der Boston Consulting Gruppe hat kürzlich das Ende der Billig­ lohnkarawane prognostiziert. Welche Auswirkungen wird der Anstieg der Lohnni­ veaus und des wachsenden Anspruchs der Arbeiter in produzierenden Ländern wie China und Indien für deut­ sche Betriebe haben?

Wenn Löhne steigen, gibt es Preissteigerungen. Ökonomisch geht das gar nicht anders. Das ist Marktwirtschaft. Und es ist ja auch in unserem Interesse, dass der Lebensstandard in den Produktionsstaaten steigt.

Sie unterstützen TTIP. Was erhoffen Sie sich davon für die deutsche Textilindustrie?

Wir unterstützen TTIP mit allem Nachdruck, weil wir uns eine Entbürokratisierung und

richte. Wenn wir internationale Gerichtsbarkeit haben wollen, muss das in Form eines internationalen Handelsgerichtshofs sein, nicht in Form der Privatisierung von Rechtsprechung. Außerdem müssen alle Fragen der kommunalen Dienstleistungen weiterhin frei von den Kommunen entschieden werden dürfen. Es soll keine Liberalisierungsverpflichtung in die Zukunft geben, da das eine Entscheidung der Kommunen ist und nicht in ein internationales Freihandelsabkommen gehört. Wir wollen ein neues Verhandlungsmandat für TTIP, das diese demokratiegefährdenden Aspekte nicht mehr enthält und sich auf technische Regeln beschränkt. Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass Deutschland und Europa gut beraten wäre, die Energien hinsichtlich dessen in die WTO zu investieren. Warum stürzt man sich überhaupt so auf den Han­ del? Wäre es, gerade für die Textilindustrie, nicht sinnvoll

Vereinfachung z. B. des Zollrechts erhoffen. Momentan haben wir im Durchschnitt einen Zollsatz von 20 Prozent auf unsere Produkte. Durch TTIP würde das wegfallen. Ein praktisches Beispiel ist ein Herrenanorak: Aus Baumwolle liegt der Zollsatz bei 9,4 Prozent, aus Chemiefasern sind es 27 Prozent, und wenn es sich um einen Anorak für Damen aus Chemiefasern handelt, liegt der Zollsatz bei 28 Prozent. Das ist absurd und

Ost- und Südeuropa als Produktionsstandort auf EU-Ebene zu stärken? Man könnte so zum Beispiel in Griechenland neue Arbeits­ plätze schaffen.

Es gibt hochwertige Kleidungsproduktion überall in Europa. Aber der größte Teil des Marktes hat ein solches Lohngefälle, dass ich für Griechenland, Süd- und Osteuropa bessere Zukunftsbranchen sehe, in Bereichen wie zum Beispiel erneuerbare Energien, Biolebensmittel und nachhaltigen Tourismus. Wir sind gegen ein zu großes Lohngefälle aktiv. Die EU stoppt regelmäßig Waren zum Beispiel aus China, weil sie mit Subventionen zu Dumpingpreisen kommen. Wir sind für faire Löhne weltweit und fördern dafür den fairen Handel. Aber wir Grünen wollen die Vorteile aus weltweitem Handel und auch die damit verbundenen Entwicklungschancen für andere Länder der Welt nützen.

niemand kann erklären, warum das so ist. In den USA muss das Made-in-Etikett, das sonst weltweit an der Taillennaht befestigt ist, in der Mitte des Kragenausschnitts eingenäht sein. Das heißt, wenn man es in die USA exportieren will, hat man einen zusätzlichen Produktionsschritt. Während große Unternehmen mit der Komplexität des Zollrechts umgehen können, kann das für ein mittelständisches Unternehmen schon ein Ausschlusskriterium für den Export in die USA sein. TTIP ist für sie eine Markterschließung, weil es Prozesse vereinfacht. Freihandel schafft grundsätzlich auch für Entwicklungs- und Schwellenländer mehr Wohlstand, davon bin ich überzeugt und unterstütze jegliche Freihandelsabkommen. Allerdings ist richtig, dass in der Kommunikation viel falsch gelaufen ist.

die vorher der EU oblagen, sowie den Investitionsschutz und das Sonderklagerecht von Unternehmen an privaten Schiedsgerichten. Ist das tragbar?

Zertifizierung für den Textil­ handel zu etablieren?

der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch mit vielen Toten liegt jetzt schon mehr als ein Jahr zurück. Mit unserer Resolution zu dem Fall konnten wir eine Mehrheit für die Forderung gewinnen, dass bestehende Arbeitsschutzstandards der OECD überall verbindlich werden sollen. Ich möchte in Zukunft faire Produktionsbedingungen für alle in die EU importierten Produkte festschreiben.

TTIP beinhaltet aber nicht nur eine Harmonisierung solcher bürokratischer As­ pekte, sondern auch die von Verbraucherschutzrichtlinien,

Diese Frage stellen wir schon lange. Inzwischen hat sich die zuständige EU-Kommissarin Cecilia Malmström zur Einführung einer Zertifizierung bekannt. Wir warten aber immer noch auf den Vorschlag. Wenn er nicht bald kommt, überlegen wir mit einem Initiativbericht des Parlaments Druck auf die Kommission zu machen. Die Brandkatastrophe

In manchen Bereichen sind EU-Standards höher als US-amerikanische – es gibt aber auch Gegenbeispiele! Zum Beispiel sind die Grenzwerte für Emissionen von Kraftwerken in den USA erheblich strenger als in der EU. Ich bin sicher, dass am Ende eines Harmonisierungsprozesses ein hohes Schutzniveau für Verbraucher stehen wird. Private Schiedsgerichtsverfahren sind keineswegs eine Erfindung von TTIP, und sie widersprechen auch nicht europäischem Recht. Seit 1959 hat die Bundesrepublik Deutschland mehr als 130 Investitionsabkommen abgeschlossen. Sie schützen auch deutsche Unternehmen vor Enteignungen oder anderen staatlichen Maßnahmen.

Warum schafft es Europa bisher nicht, eine sinnvolle

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Gestaltung wagen Für den einen sind sie ein Paradies, für den anderen seelenlose Konsummaschinen. Ein­ kaufscenter verändern nachhaltig das Bild der Städte. Welche Verant­ wortung hat die Politik auf Charakter und Aus­ sehen einer Stadt? Treffen Kommunalpolitiker die richtigen Entscheidungen für den städtischen Lebensraum? Text: Ina Köhler. Fotos: Gesprächspartner. Illustration: Claudia Meitert@Caroline Seidler

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Die Szenen sind immer gleich: Menschenmengen drängeln sich beim Start von großen Shoppingcentern durch die Gänge. So waren allein im Herbst 2014 bei der Eröffnung der Mall of Berlin am Leipziger Platz mehr als 10.000 Gäste mit dabei. Doch ein halbes Jahr später ist Normalität, um nicht zu sagen Ernüchterung im rund 76.000 Quadratmeter großen Shopping-Quartier eingekehrt: Mehr als ein Dutzend Geschäfte der ursprünglich 270 Läden stehen leer, viele Mieter klagen über Frequenzmangel. Zwar glaubt Christoph Meyer, ehrenamtlicher Leiter des Stadtentwicklungsausschusses der IHK Berlin an den Standort, der sich eben noch entwickeln müsse. Doch die Kritiker der Mallification sind hartnäckig. Die TAZ ätzte vor der Eröffnung, dass die Mall of Berlin nichts, aber auch gar nichts mit dem traditionsreichen Kaufhaus Wertheim zu tun habe, an dessen ehemaligen Standort das 67. Shoppingcenter der Hauptstadt steht. Die Zeitschrift „Die Zeit“ stellt Kommunalpolitiker an den Pranger, die anstatt ihre Planungshoheit geltend zu machen, „seelenlose Belanglosigkeiten und Scheußlichkeiten“ in Kauf nehmen würden. Christoph Stelzer, Geschäftsführer der Dfrost GmbH, einem Stuttgarter Unternehmen, das Einzelhandelsprojekte plant und realisiert, bemängelt auch in seiner Heimatstadt die mangelnde Initiative der städtischen Verantwortlichen: „Leider spielt die Politik eine zu schwache Rolle bei der Gestaltung der Innenstädte. Stuttgart ist in meinen Augen ein Paradebeispiel dafür, was in den Innenstädten gerade passiert.“ In der baden-würt315 style in progress

tembergischen Hauptstadt sind jüngst große Einkaufscenter wie Gerber oder Milaneo entstanden. „Die Stadt hat es nicht geschafft, eine so große Baumasse vernünftig in ein innerstädtisches Gefüge einzupassen“, meint Stelzer. „Das gilt vor allem für das Gerber. Hier hat die Kommune versäumt, auf eine allseitige Öffnung der Erdgeschossfassaden zu bestehen. Die Einbindung in die bestehende Einkaufsstruktur ist so nur leidlich gelungen.“ Abgesehen von städteplanerischen Sünden – vor dem Hintergrund wachsender Einzelhandelsflächen und stagnierender Kaufkraft – sei die Frage erlaubt, ob sich jedes Center, das in Deutschland entsteht, wirklich lohnt.

Performance zu tun: Kapitalstarke Investoren aus aller Welt setzen schon seit vielen Jahren auf Einzelhandelsimmobilien, insbesondere auf Shoppingcenter. Die Umsatzerwartungen, die an diese gekoppelt werden, sind entsprechend hoch. Doch die Flächenrentabilität sinkt,

Nicht die Neuesten sind die Besten

Es gibt sie, die Einkaufscenter, die laufen und laufen. An der Spitze liegt das Lago in Konstanz, dicht gefolgt vom Main-Taunus-Center in Frankfurt oder Breuningerland. Das ist ein Ergebnis des Shoppingcenter Performance Report des Beratungsunternehmens Ecostra. Auffallend: Es sind eben nicht die ganz schicken und neuen Vorzeigeobjekte, die rentabel arbeiten. Natürlich hilft dem Konstanzer Center die Nähe zur reichen Schweiz, allerdings sind auch die anderen Top-Ten-Kandidaten keine Glamour-Center, sondern eher solide Hausmannskost wie das 1964 eröffnete Main-Taunus-Center oder die Breuninger-Standorte in Sindelfingen und Ludwigsburg.

Rentabilität auf dem Prüfstand Galten vor wenigen Jahren Shoppingmalls noch als kommunale Vorzeigeobjekte und als Indikator für Fortschritt und Wohlstand einer Stadt, steht deren Rentabilität auf dem Prüfstand. Sogar verhältnismäßig neue Objekte wie das Frankfurter Skyline Plaza bekommen das zu spüren. Stimmt die Frequenz nicht, wie in dem 2013 eröffneten Center, drohen Mieter mit Mietreduzierung oder gar gleich mit Auszug. Warum in Einkaufscenter so gerne investiert wird, hat übrigens nicht unbedingt mit deren

„Die Kommune ist gefragt, beim Branchen­ mix einen guten Schlüssel zu finden: Tradi­ tionelle oder inhabergeführ­ te Häuser sind den Expansions­ gelüsten der Branchenriesen schutzlos aus­ geliefert.“ Christoph Stelzer, Dfrost

immer mehr Einzelhandelsfläche und die starke Konkurrenz im Onlinehandel nagen an den Umsätzen. Im Gefolge gehen die Renditen in den Keller. Das sollte auch die Kommunalpolitiker auf den Plan rufen. Kalkulierte man vor Jahren noch lange Laufzeiten für Center, stimmt die Rechnung heute nicht mehr: „Grundsätzlich glaube ich, dass Laufzeiten von 15 Jahren und mehr in Einkaufszentren nicht mehr realistisch sind“, meint

Christoph Stelzer von Dfrost. „Im Ladenbau gehen wir heute davon aus, dass sich ein Laden innerhalb von drei bis fünf Jahren amortisiert haben muss. Das war früher deutlich mehr – im Schnitt sieben bis zehn Jahre.“

GroSSstädte laufen noch gut – die Peripherie tut sich schwer Noch entwickeln sich zentrale Innenstadtlagen der Topstädte wie Berlin, München, Köln, Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg oder Stuttgart mit teilweise hohen Mietsteigerungen gut. Doch in den Nebenlagen oder der Peripherie stagnieren die Mieten seit Jahren. Düster ist das Bild in manchen Kleinstädten im ländlichen Raum oder in strukturschwachen Gegenden. Der Heilsbringer heißt hier nur zu oft: ein weiteres Shoppingcenter, mal größer, mal kleiner. Trotz erwiesenermaßen fehlender oder sinkender Kaufkraft wird munter weiter in periphere Lagen oder in Städte mit sinkenden Einwohnerzahlen investiert. Jüngste Beispiele von Eröffnungen sind Orte wie Meppen, Solingen, Hagen, Recklinghausen oder Kaiserslautern. Ist das, gerade vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, eine Investition in die Zukunft?

Kurzsichtige Planung Ungemach droht nicht nur von der Demografie. Einer Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung zufolge wird der stationäre Einzelhandel bis 2020 rund 20 Prozent seines Umsatzes auf rund 405 Milliarden Euro einbüßen. Das ficht die Planer der schönen neuen Shoppingwelten nicht an. Von 2005 bis 2014 stieg nach Angaben des EHI Retail Institute die Anzahl der Center in Deutschland von 363 auf 460, die Verkaufsfläche von 11,4 Millionen auf 14,4 Millionen Quadratmeter. Die Argumentation bei Planung oder Erweiterung läuft meist nach bewährtem Muster ab: Man verspricht Arbeitsplätze in Massen und Investitionen in die Zukunft der Städte. Wer könnte hier schon etwas dagegen


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haben? Politiker, die sich diesen Versprechungen entgegenstellen, brauchen Mut und Rückgrat. Das musste gerade in Österreich eine Kommunalpolitikerin der Grünen erfahren. Astrid Rössler, Raumordnungsreferentin des Bundeslandes Salzburg, stoppte auf der Grundlage einer Studie die weitere Ansiedlung von großen Einzelhandelsflächen. Der Widerstand gegen dieses Vorhaben formierte sich sofort. Der Salzburger Europark beispielsweise, der bereits eine Fläche von

„Eine Renais­ sance in den Stadtkernen ist bereits abseh­ bar und sollte unterstützt werden: Das bringt Leben in die Ortszent­ ren und schützt die Landschaft auSSerhalb der Ortskerne vor weiterem Verkehr und Flächenver­ brauch.“ Astrid Rössler, Raumord­ nungsreferentin Salzburg

34.000 Quadratmetern bespielt, musste seine Erweiterungspläne zunächst auf Eis legen – und droht nun medienwirksam mit dem Abbau von 200 Jobs.

Mit Shopping­ parks an der EU-Spitze

Österreich verfügt schon jetzt über doppelt so viel Verkaufsfläche pro Einwohner wie der EU-Schnitt. Im Bundesland Salzburg sind es durchschnittlich 1,96 Quadratmeter, in der Landeshauptstadt gar 2,8 Quadratmeter. Der Einzelhandelsforscher Roland Murauer, Verfasser der Studie, warnt schon lange vor Einkaufszentren-Ruinen, Leerstand und zerstörten Ortskernen: „Es werden weiter Einkaufszentren gebaut, die niemand mehr braucht, nur weil große Mengen Geld für diese Investitionen vorhanden sind.“ Politikerin Astrid Rössler argumentiert, dass es in der Vergangenheit zu Kaufkraftabzug gekommen sei: „Gerade in den letzten zehn Jahren hat es im Land Salzburg sehr große Verkaufsflächenzuwächse gegeben, der weitere Ausbau soll daher genau geprüft werden. Da die Kaufkraft in den letzten Jahren kaum mehr angestiegen ist, kommt es durch zusätzliche Verkaufsflächen bereits zu Kannibalisierungseffekten zwischen einzelnen Orten bzw. Regionen.“ Grund genug für sie, um der ungehemmten Flächenentwicklung einen Riegel vorzuschieben. Rössler sieht die Zukunft nicht im ungehemmten Ausbau, sondern in der qualitativen Entwicklung der Städte: „Die Zukunft des ‚analogen Einzelhandels‘ liegt nicht im Ausbau der Quantität wie bisher, sondern der Qualität. Eine Renaissance in den Stadtkernen ist bereits absehbar und sollte unterstützt werden: Das bringt Leben in die Ortszentren und schützt die Landschaft außerhalb der Ortskerne vor weiterem Verkehr und Flächenverbrauch.“ Schon jetzt beträgt in Salzburg der Anteil von Bekleidung an der innerstädtischen Verkaufsfläche 54 Prozent. Die (Weit-)Sicht der Politikerin teilt man auch anderswo. „Die Kommune ist gefragt, beim Branchenmix einen guten Schlüssel zu finden: Traditionelle oder inhabergeführte Häuser sind den Expansionsgelüsten der Branchenriesen schutzlos ausgeliefert“, meint auch Christoph Stelzer von Dfrost. Gerade für Stuttgart sei das bedenklich: „In der Königstraße zum Beispiel

finden Sie keine gute Sitzgelegenheit mehr, kein Café und kein richtiges Restaurant mehr, weil sich ausschließlich Modeläden aneinanderreihen.“ Das Phänomen ist bekannt und gut dokumentiert: In dem 2014 erschienenen österreichischen Film „Global Shopping Village“ zeigt Ulli Gladik die teilweise fatalen Mechanismen der Shoppingcenterentwickler und die Auswirkungen auf die Gemeinden in ihrem Umfeld.

eine zukunftsfähige Einzelhandelsentwicklung.“ Die Immobilie mit dem Ankermieter Breunin­ ger hat für die Innenstadt ein Highlight gesetzt. Generell spielt der textile Einzelhandel in Düsseldorf eine zentrale Rolle: Etwa 1.300 Einzelhändler (inklusive

Widerstand gibt es auch anderswo

Auch in Deutschland formiert sich an manchen Stellen Widerstand gegen die „Malleritis“, insbesondere wenn es um Factory Outlets geht: Gegen den geplanten Ausbau des Hugo Boss Outlets in Metzingen wollen die benachbarten Städte Tübingen und Reutlingen gemeinsam vorgehen. In Metzingen will die Holy AG die ehemalige Tuchfabrik Ganslen & Völter als 8.000 Quadratmeter großes Outlet-Center ausbauen und zusätzliche Flächen von fast 3.000 Quadratmeter erschließen. Die umliegenden Städte klagen jetzt schon über einen Kaufkraftabfluss von rund 15 bis 20 Prozent in das bereits jetzt rund 30.000 Quadratmeter große Outlet. In Münster hat sich die „Initiative Starke Innenstadt“ gegründet, ein Bündnis aus Händlern, Dienstleistern, Gastronomiebetreibern und Immobilieneigentümern, die für ein Ziel stehen: Die Innenstadt langfristig durch ein Bündel von Maßnahmen attraktiv zu halten. Eigentlich ein Thema für die Politik.

Innenstadtgestaltung – aber richtig

In Düsseldorf wurden auf Seiten der Verantwortlichen schon recht früh die Weichen für eine langfristige Planung gestellt. „Düsseldorfs Textileinzelhandel entwickelt sich überwiegend organisch im Bestand“, erklärt Uwe Kerkmann, Leiter der Wirtschaftsförderung. „Der Kö-Bogen als Architekturikone mitten in der Innenstadt in bester Lage am Ende der Königsallee ist eines der herausragenden Beispiele für

„Eine ungesteu­ erte Ausweisung von Einzelhan­ delsflächen, häufig wohn­ ortfern und autoorientiert, ist eine Gefahr für die gewach­ senen und funk­ tionierenden Versorgungs­ strukturen einer Stadt.“ Uwe Kerkmann, Wirtschafts­ förderung Düsseldorf

Umland) erwirtschaften einen Umsatz von etwa 5,8 Milliarden Euro. In den vergangenen Jahren gab es eine Reihe von Investments in der Innenstadt, dadurch habe sich nach vorsichtigen Schätzungen die Fläche um zirka 20 Prozent erweitert. „Die Rolle der Politik kommt in einer Stadt – insbesondere im Zusammenhang mit der kommunalen Selbstverwaltung und der hoheitlichen Zuständigkeit für die Bauleitplanung – eine zentrale Bedeutung zu“, style in progress 315


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„Verantwortung auf die Politik abwälzen, ist einfach“

so Uwe Kerkmann. „Eine ungesteuerte Ausweisung von Einzelhandelsflächen, häufig wohnortfern und autoorientiert, ist in der Tat eine Gefahr für die gewachsenen und funktionierenden Versorgungsstrukturen einer Stadt. Verwaltung und Politik in Düsseldorf haben früh auf diese Entwicklung reagiert.“ Das meint im Klartext: Innerhalb des Stadtgebiets sind Zentren mit unterschiedlichen Funktionen definiert. Textileinzelhandel ist nur in definierten zentralen Versorgungsbereichen zulässig und über deren Größe entscheiden die Fachausschüsse und letztlich der Rat.

Privatinitiative zählt Denn eines ist klar, stehen Einkaufscenter erst einmal leer, hat nicht nur der Vermieter, sondern auch die Stadt ein Problem. Doch was passiert mit ungenutzten Flächen, die es auch in Boomtowns wie Düsseldorf oder Stuttgart gibt? In der baden-württembergischen Hauptstadt wurde die denkmalgeschützte Calwer Passage aus den 1960er- und 1970er-Jahren in Privatinitiative zur alternativen Einkaufsmeile Fluxus umgewandelt. Pop-up-Stores sollen für mehr Frequenz sorgen. Neues Leben also? „Ladenbetreiber sollten mehr Mut für Pop-up-Konzepte haben“, meint Christoph Stelzer. „Dafür sprechen viele Gründe: Die Halbwertszeit von Stores ist ohnehin geringer, zudem wird der Wert einer Marke nicht nur daran gemessen, ob sie mit edlen Materialien arbeitet. Für Immobilienbesitzer hingegen können Pop-up-Konzepte ihre Immobilie wieder aufwerten und diesen mehr Aufmerksamkeit und Frequenz verschaffen.“

Münster gilt als attraktive Einkaufsstadt mit überregionalem Einzugsgebiet. style in progress sprach mit Andreas Weitkamp, Inhaber des traditionsreichen Modehauses Schnitzler, über den Einfluss der Lokalpolitik auf das Gesicht der Stadt. Interview: Ina Köhler. Foto: Schnitzler

Welche Rolle spielt in Ihren Augen die Politik bei der Gestaltung der Innen­ stadt? In Münster traditionell

eine große, weil sich die Politik in die Gestaltung sehr stark einbringt. Wir haben eine Altstadtsatzung, diese regelt Details wie Schriften in einem bestimmten Farbton, keine Neonleuchten, keine auffälligen Aufbauten, keine beschrifteten Schirme. Sie schreibt vor, wie sich jeder einzelne zu verhalten hat. Das schafft eine gewisse Einheitlichkeit und sorgt für ein sauberes und gepflegtes Gesamtbild. Es ist einfach, wenn die Spielregeln für alle klar sind. Die Städte haben zudem Einfluss auf die Spielregeln, indem sie Projekte genehmi­ gen oder auch nicht. Auch in Münster gab es Planungen für die grüne Wiese. 1999

sollte mit dem Preußenpark ein neues Fußballstadion in Verbindung mit einem Einkaufscenter

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vom ECE gebaut werden. Das wurde damals ziemlich kontrovers diskutiert. Sowohl der Stadtrat als auch die Landesregierung NRW hatten das Projekt genehmigt, allerdings gab es eine Klage, die den Bau schließlich stoppte. In diesem Zusammenhang hatte sich die Kaufmannschaft sehr stark in Position gebracht. Später hat dann ECE die Münster Arkaden mitten im Zentrum gebaut, diese haben sich zum Magneten entwickelt, von dem heute die hier ansässigen Händler profitieren. Mittlerweile entscheidet der Stadtrat gezielt pro Innenstadt. Zurzeit gibt es beispielsweise einen Rechtsstreit mit Decathlon, die sich in einem Industriegebiet in der Peripherie ansiedeln wollten, das hat man nicht genehmigt.

Da bin ich mir gar nicht so sicher. Jeder Händler muss letztlich selbst auskundschaften, was er für sich nutzt. In Münster werden zum Beispiel keine verkaufsoffenen Sonntage vor Weihnachten genehmigt. Das wurde immer wieder gefordert und immer wieder abgelehnt – mal von den Kirchen, mal von der Gewerkschaft, mal von den Politikern. In meinen Augen ist das der einzige Punkt, an dem wir Differenzen hätten, denn sonst läuft es sehr gut. Es gibt kaum Leerstand, die Stadt lebt vom Zuzug und der dadurch steigenden Kaufkraft. Politik und die gut organisierte Kaufmannschaft haben sich immer gut verstanden und letztere greift dort ein, wo die Politik nicht weiterkommt.

Gibt es in Münster viel Kon­ kurrenz auf der Einzelhan­ delsfläche? Immerhin liegen Sie laut Immobilienverband Deutschland (IVD) mit durch­ schnittlich 150 Euro pro Quadratmeter Mietpreis noch vor Düsseldorf. Ja, das kann

Gibt es dafür Beispiele? Die

ich bestätigen – angesichts von 300.000 Einwohnern haben wir hier sehr viel textile Einzelhandelsfläche. Beinahe jeder namhafte Multibrand-Store ist vor Ort – von Appelrath & Cüpper bis hin zu P&C, zusätzlich zu den Vertikalen. Das sorgt natürlich für viel Konkurrenz. Gott sei dank gibt es noch inhabergeführte Läden in 1-a-Lage, allerdings ist die Verdrängung zu spüren. Alles, was neu entsteht, ist in 1-b-Lage angesiedelt. Könnte die Stadt bessere Rahmenbedingungen setzen?

Kaufmannschaft hat vor zwei Jahren entschieden, unseren Schlossplatz durch einen Architektenwettbewerb wiederzubeleben. Dann gibt es die Initiative Starke Innenstadt (ISI), in der Gastronomen und Händler zusammenarbeiten. Sie kümmert sich um verkaufsoffene Sonntage, Events und Angebote, um die Innenstadt für Bürger und Besucher aufzuwerten. Auf Seiten der Stadt bündelt das Münster Marketing die Initiativen. Die Wertschätzung auf beiden Seiten wirkt insgesamt sehr produktiv. Man macht es sich zu einfach, wenn man die Verantwortung nur auf die Politik abwälzt.



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Berlin, Berlin! Wer fährt denn nach Berlin? Immer mehr Messen werben um immer weniger Handelsbesucher, die ohnehin mit vielen Messeund Orderterminen in der Saison belastet sind. Was heißt das für die Zukunft von Berlin als Modestadt? Text: Nicoletta Schaper. lllustration: Claudia Meitert.

„Markus Wahl ist gutgelaunt, er freut sich auf Berlin. Für den Herrenmodehändler aus dem schwäbischen Ertingen ist es keine Frage, zum Saisonstart in die deutsche Hauptstadt zu kommen. „Für einmal nach Berlin fliegen bekomme ich auf den Messen einen umfassenden Überblick“, sagt er. „Ich komme aus meinem täglichen Trott her­ aus, die Inspiration ist wichtig und die Stimmung beflügelt uns nachhaltig in unserem Daily Business.“ Meet and Greet

Berlin ist erklärter Kick-off, mit einem breiten Angebot von ungefähr zwölf Fachmessen, ergänzt von der Mercedes Benz Fashion Week und Formaten wie dem neuen Berliner Modesalon, der von Vogue-Chefin Christiane Arp initiiert wurde, um Design made in Germany zu stärken. All das macht Berlin zu einem der wichtigsten Schauplätze der Branche. Aber nicht für alle. Dafür gibt es heute einfach zu viele Termine im Kalender der Händler, deren Reisetätigkeit sich in den letzten Jahren ohnehin nahezu verdoppelt hat – bei nahezu gleichem Volumen. Was einigen die Überlegung nahelegen dürfte, etwas davon zu streichen – und zwar den Termin, bei dem am wenigsten der saisonalen Arbeit zu erledigen ist. „Ich reise im Jahr bis zu 30 Mal zu Messen und zum Ordern, das ist mir manchmal zu viel“, sagt Petra Fischer, Geschäftsführerin

Modehaus Fischer. „Letztes Jahr musste ich Berlin für Mailand und Paris ausfallen lassen, einfach weil die Kollektionen dort für mein Business sehr wichtig sind. Wir sehen zwar auf der Premium viele unserer Lieferanten, aber manchmal frage ich mich nach Berlin, was ich überhaupt geschafft habe, weil das viele Meet and Greet mit konzentrierter Orderarbeit wenig zu tun hat.“ Einen guten Teil ihrer Trendrecherche erledigt Petra Fischer mittlerweile im Netz. „Ich schaue mir zum Beispiel die Schauen auf style.com an, zusätzlich blättere ich in allen möglichen Zeitschriften und lasse mich vom Straßenbild in Paris und Mailand inspirieren“, sagt sie. „All das liefert mir mindestens so wichtige Impulse wie die Messen.“ Auch Susanne Lindner ist für ihren Store Standby Lindner viel im Netz unterwegs. „Ich entdecke zum Beispiel „Es geht in Berlin we­ niger um Partys als vielmehr um Business und Innovationskraft. Aus meiner Sicht haben wir das Hoch als Mode­ metropole noch nicht erreicht. Dafür müssen wir weiterhin nachhaltig arbeiten und den Stand­ ort Berlin kontinuierlich weiterentwickeln.“ Anita Tillmann, Geschäftsführerin Premium Exhibtions

einiges auf Instagram, manchmal schreibe ich das Label an und stelle einen ersten Kontakt her“, so die Dortmunderin. „Manches Neue kommt aber auch auf mich zu, wie zum Beispiel Anine Bing, eine super erfolgreiche Kollektion, die ich Woche für Woche nachordere. Daran merke ich, dass es Begehrlichkeit noch gibt – und ich diese aber nicht unbedingt nur auf den Messen finde.“

„Berlin hat sich vor allem für den D-A-CH-Markt etabliert, der frühe Zeitpunkt und das große Angebot sind ideal. Wir können hier auf der Pre­ mium und Show & Order unverbindlich schau­ en, anders als in den Showrooms von Mailand und München.“ Ambros Strolz, Inhaber Strolz

Euphorie und Business

Keine Frage, die ganz große Berlin-Euphorie der Branche ist vorbei. Als die Bread & Butter 2009 von Barcelona nach Berlin zurückkehrte, brachte sie gleich einen Schwung südeuropäischer Händler mit in die Stadt. Der Andrang war so groß wie das vielsprachige Stimmengewirr, Berlin eine einzige Party und internationaler Fashion-Hotspot, mit einem prallen Angebot an Jeans- und Urban Lifestylebrands in Tempelhof und der kontinuierlich aufstrebenden Premium für Premiumwear on Top. „Dieser Mix war für uns ideal und so auch nur in Berlin zu finden“, sagt Ambros Strolz, Inhaber Strolz in Lech. Heute ist die Marktsituation eine ganz andere. „Viele Besucher aus Italien und Spanien bleiben weg, weil sie mit der wirtschaftlichen Lage zu kämpfen haben“, sagt Ambros Strolz. Aber nicht nur für Händler aus diesen Märkten ist der Berlinbesuch zu dieser Saison zumindest mit einem Fragezeichen versehen. So impulsreich die Stadt ist, so anregend „Messen sind auch heute zeitgemäß und wich­ tig für uns Händler, um Trends zu sichten. Wie viele Showrooms soll­ te ich mir ansehen, um diesen Überblick zu be­ kommen?“ Torsten Mansfeld,

Inhaber Bazar Royal

die neuen Stores, Restaurants und Clubs auch sein mögen: Berlin ist zur Routine geworden. Dazu kommt die Tatsache, dass es wenig starke neue Trends und dafür mehr Vergleichbarkeit im modischen Angebot gibt. Zudem kann für manchen Tophändler der unverbindliche Gang über die Messe anstrengend werden, wenn er von den Vertretern aus jedem Stand angesprochen wird. Nicht zuletzt kommt der allgemeine Druck des stationären Handels hinzu, sei es durch rasant wachsende Umsätze der Onlinegiganten oder auch durch große Brands, die vorrangig in eigene Retailstrategien investie„Mich wundert es, wenn ein Händler sagt, er schafft Berlin nicht, weil er am selben Tag einen Termin in Mailand hat. Warum also nicht den Termin in Mailand verlegen, um dafür hier in Berlin bis zu 3.000 Kollektionen sichten zu können?“ Jörg Wichmann, geschäftsführender Gesell­ schafter Panorama

ren und folglich nicht mehr auf der Messe zeigen. „Für uns ist es sehr bedauerlich, dass viele große Jeanser keine Notwendigkeit mehr in Messen sehen, dabei ist es für uns wichtig, zu verfolgen, welchen Weg die Marken gehen und welche Menschen dahinterstehen“, so Stefan Crämer von Crämer & Co in Nürnberg. „Aber das sollte umso mehr Ansporn für uns als Multibrand-Händler sein, uns mit Individualität abzuheben. Und die Kollektionen dafür finden wir wiederum auf den Messen.“ Neue Karten

Durch die Insolvenz der Bread & Butter wurden die Karten neu gemischt. Die Seek, ursprünglich im Kühlhaus in direkter Nachstyle in progress 315


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barschaft zur Premium, einem kleinen, feinen Angebot an progressiver Menswear vorbehalten, ist letzte Saison mit 280 Marken stark vergrößert in die Treptow-Arena gezogen, flankiert von „Berlin ist für viele First Look, First Impression. Kleine Händler müssen sich genau überlegen, welche Reisen für sie sinnvoll sind, und versu­ chen, die Termine, so gut es geht, zusammenzule­ gen. Anders können sie nicht überleben.“ Petra

Fischer, Geschäftsführerin Modehaus Fischer

der Bright. Das neue Format Selvedge Run in den Schöneweider Rheinbeckhallen soll Heimat für handwerklich orientierte Brands werden und startet mit Namen wie Nudie, Stetson und Wolve­ rine. Die großen Messen heute heißen Premium und Panorama, während sich die Bread & Butter ab Januar 2016 mit ihrem Kooperationspartner Zalando in Tempelhof mit neuem Konzept als großer Consumer Event aufstellen will. Rund 1.000 Brands zählte die Premium im vergangenen Winter, die Saison für Saison an ihrem trendorientierten Portfolio mit 20 bis 30 Prozent Neuausstellern feilt. „Es erfordert intensive Recherche, Investitionen und ein sehr gutes internationales Netzwerk, um kontinuierlich am Puls der Zeit zu sein“, beschreibt Premium Exhibitions Geschäftsführerin Anita Tillmann. Die Weiterentwicklung der Serviceangebote gehört ebenfalls dazu, um es den Handelsbesuchern so einfach wie nur möglich zu machen, angefangen bei Easy Travel Paketen, Shuttle Service, Joint Ticketing für Premium, Seek, Show & Order, Bright, Green Showroom und der Ethical Fashion Show bis hin zum Brand-Match-System, das dem Einkäufer eine auf ihn zugeschnittene Auswahl von Kollektionen vorschlägt. Die Panorama hat sich als Marktplatz für konsumstarke Kollektionen etabliert. „Wir müssen beide Seiten verstehen und uns nach dem Bedarf der Händler ausrichten“, so Jörg Wichmann, geschäftsführender Gesellschafter der Panorama. „Dabei wollen wir nicht nur marktstarke Marken abbilden, 315 style in progress

sondern verstärkt auch neue Trendlabels integrieren.“ Auch Verena Malta, die mit der Show & Order ins vierte Jahr geht und jetzt 300 Brands im Kraftwerk präsentiert, freut sich über wachsende Bestätigung ihres Konzepts. „Wir haben uns als Messe für neue Brands etabliert, die auf dem deutschen Markt Fuß fassen möchten, es ist wichtig, eine USP zu haben“, sagt die Show & Order Geschäftsführerin. Erstmalig kooperiert sie diese Saison mit Sophie Guyot, Entrepeneurin der Fame von der Who’s next Paris, die ihr neues Showroom-Konzept So... by Show & Order vorstellt. „Ich bin geehrt, mit so professionellen Partnern zusammenzuarbeiten“, so Verena Malta. „Das ist eine sehr spannende Bereicherung für die Show & Order.“ „Ich würde mir mehr Unterstützung von der Politik wünschen. Es müssten international wichtige Händler und Meinungsbildner einge­ flogen werden, wie das auch die verstaatlichte CIFF Kopenhagen macht oder auch die Who’s next Paris. Es reicht nicht, sich nur auf die Strahl­ kraft Berlins zu verlas­ sen.“ Verena Malta, Ge­ schäftsführerin Show & Order

Heimspiel?

Allem voran hat sich der Messestandort Berlin für die Händler in Deutschland, Österreich und der Schweiz etabliert. „Zeitpunkt und Angebot passen perfekt für unseren Markt. Wir Händler brauchen Berlin unbedingt, um das Neue zu finden, was im Retail als Ergänzung zu unseren Stammlieferanten vonnöten ist“, so Ambros Strolz. „Hier bekommen wir einen ersten und unverbindlichen Überblick vor allem über die Womenswear und einmal mehr über die Menswear, für die wir zuvor schon nach Florenz gereist sind, und können Termine ausmachen für die Kollektionen, die wir interessant finden, um uns dann „Berlin bietet mir als Händler Inspiration, die mir kein Showroom der Welt ersetzen kann.“

Markus Wahl, Geschäftsführer Bekleidungshaus Wahl

„Auf den Messen lernst du die Menschen hinter den Marken kennen, die Schwingung ist schon wichtig. Dafür sind wir auch in London und Kopenhagen unterwegs, um etwas zu finden, das nicht schon abgegrast ist.“ Susanne Lindner, Inhaberin Standby Lindner

im Showroom in München oder Salzburg festzulegen.“ Verwirrt die Vielfalt der Berliner Messen die Händler? Zumindest die letzte Messerunde war nicht nur für Torsten Mansfeld, Inhaber von Bazar Royal in Leipzig, schwierig, weil durch den Wegfall der Bread & Butter sich viele seiner Lieferanten auf ganz Berlin verteilt haben. „Als Besucher für drei Tage sind wir auf Effizienz aus, doch im Januar waren wir eigentlich ständig mit der Parkplatzsuche in der Stadt beschäftigt. Wir Händler brauchen Kontinuität seitens der Messen, für die beispielsweise der Pitti Uomo steht. Heute ist es so schwer, Schulterschluss mit den Herstellern und Agenturen zu haben, da braucht es zumindest in Form einer Messe einen verlässlichen Partner.“ Dennoch sieht auch Mansfeld in der Vielfalt einen Vorteil. „Finden wir auf der Premium nicht das, womit wir uns abheben können, sind wir flexibel genug, noch woanders zu schauen. Als kleines Geschäft in Nachbarschaft von Peek & Cloppenburg und Breuninger sind wir darauf angewiesen, etwas zu finden, das nicht Mainstream ist.“ Auch Markus Wahl hat die Erfahrung gemacht, dass sich Offenheit auszahlt. So wird er außer der Panorama die Bread & Butter und die Premium besuchen. „Selbst wenn vieles dort nicht zu unserem Konzept passt, lohnt immer der Blick über das eigene Geschäft hinaus.“ Alternativlos

Auch diese Saison gibt es Terminkonflikte im internationalen Messekalender. Aktuell konkurriert Berlin mit den Herrenschauen in Mailand sowie den Paris Pre-Collections. Vorbeugend haben die Premium, Berliner Salon und der Showroom von Bernd Schürmann ihren Berlintermin um einen Tag nach

hinten geschoben, um den High Fashion orientierten Händlern den Besuch in Berlin noch am Messefreitag zu ermöglichen, ebenso finden einige Shows am 9. und 10. Juli statt. Für Petra Fischer steht Berlin noch nicht zur Diskussion. Die Showrooms in Mailand und Paris im Juni und Düsseldorf und München im Juli stehen als Fixtermine im Kalender, genauso wie Berlin. Susanne Lindner reist diese Saison zur Revolver CPH nach Copenhagen, während ihr Sohn Tim auf der London Fashion Week Neues suchen wird. Nach längerem Überlegen hat sie sich letztendlich doch wieder zu einen kurzen Besuch von Berlin entschlossen. „Wir möchten nichts verpassen“, sagt sie. „Berlin ist und bleibt die richtige „Berlin ist für uns zurzeit alternativ- und konkur­ renzlos, kein anderer eu­ ropäischer Standort kann diese Vielfalt leisten, die wir für unser Jeans- und Streetwearkonzept brau­ chen.“ Stefan Crämer, Inhaber

Crämer & Co

Stadt“, ist Karl-Heinz Müller auch nach dem Zalando-Paukenschlag überzeugt. „Aber damit die Stadt im Messekalender bleibt, ist eine neue Willkommenskultur und wohlwollende Unterstützung der Politik nötig und der gesunde Wettbewerb unter klar geclusterten Veranstaltungen. Alles andere schwächt Berlin als internationale Modemetropole.“


THE MARKETPL ACE FOR LEADING BRANDS I N T E R N AT I O N A L F A S H I O N T R A D E S H O W | 7 – 9 J U LY 2 0 15 www.panorama-berlin.com


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Im selben Boot Limitgespräche, Konditio­ nenverhandlungen, Budget­ druck – da bleibt die Freude gerne auf der Strecke. Warum es gerade in Zeiten wie diesen so klug ist, nicht Zahlen, sondern Mensch­ lichkeit regieren zu lassen. Text: Martina Müllner. Illustration: Claudia Meitert@ Caroline Seidler

„Vor 25 Jahren, da hat Modehandel Spaß gemacht. Zu diesem Gefühl müssen wir wieder zurück! Wenn wir keinen Spaß haben, unsere Mitarbeiter keinen Spaß haben, wie sollen denn dann unsere Kunden Spaß haben?“ Wenn Frank Häusler, Inhaber zweier Multibrandund eines Franchise-Stores in Immenstadt und Oberstaufen, das mit Nachdruck formuliert, dann ist der Modehändler kein bisschen nostalgisch. „Der enormen Veränderung, die unsere Branche durchmacht, muss man sich stellen. Es ist eine Zeit, in der man viele Enttäuschungen erlebt, tagtäglich. Aber Höhen und Tiefen, die gehören doch dazu, bewahren uns davor, schlecht zu werden. Wer immer nur Erfolg hat, hat keinen Grund, sich zu hinterfragen und zu verändern.“ Verändert hat das Ehepaar Häusler in seinen beiden Multilabel-Stores so gut wie alles. Mit Erfolg: Die Zahlen stimmen, selbst als bei einem Einbruch im Frühjahr „die gesamten modischen Spitzen“ geklaut wurden, tat das der positiven Konjunktur der Multilabel-Stores keinen Abbruch. „Wir haben uns entschlossen, mit dem Restbestand weiterzumachen, denn von unseren Marken und Labels kann keiner nachliefern. Wir haben die verbliebene Ware showroomartig inszeniert und sind offen damit umgegangen. Das Ergebnis hat meiner Frau und mir die Augen geöffnet:

Plötzlich war wieder Begehrlichkeit da, plötzlich fühlten sich die Kunden wieder zum Kaufen animiert – und das erstaunlichste: Wir haben mit weniger Ware ein ordentliches Plus gemacht.“ „Der Endkunde ist übersättigt“, konstatiert auch Wilfrid Wetzl, Inhaber der drei Casa-Moda-Stores im österreichischen Steyr, Linz und St. Pölten. „Da ist es geradezu absurd, wenn eine Marke Druck macht, dass man bestimmte Budgets schreibt. Und dann noch jede Saison mehr verlangt. Das machen wir nicht mit – und dazu stehe ich, in aller Konsequenz. Wenn eine Marke unrealistische Budgets einfordert, würde ich sie weglassen.“ Vor sieben Jahren hat er aus Leidenschaft zur Mode den renommierten Laden Casa Moda in Steyr übernommen und mit zwei neuen Filialen in zwei österreichischen Landeshauptstädten seinen Kurs vorgelegt, im Juli eröffnet Salzburg als insgesamt vierter Standort. Als Anwalt und Immobilienunternehmer kennt er die Hintergründe der Geschäftspraktiken der Konzerne gut – als Modehändler stellt er sich trotzdem dagegen. „Konzerne üben großen Druck aus, verlangen oft von Saison zu Saison höhere Budgets und reduzieren auch sonst auf vielen Wegen die Margen für den unabhängigen Multibrand-Händler: Indem „Viele etablierte Marken haben Listen und Plä­ ne zu erfüllen, da steht doch Gier über allem.“

Frank Häusler, Inhaber Häusler Immenstadt und Oberstaufen

zum Beispiel Skontobeträge gestrichen werden oder sonstige Verschlechterungen, zum Beispiel bei Reklamationen, hinzunehmen sind. Dabei hat der hochwertige Einzelhandel diese Marken ja aufgebaut, dass er, wenn es ums Optimieren der

Gewinne geht, fallen gelassen wird wie eine heiße Kartoffel, empfinde ich persönlich als sehr verwerflich.“ Auch Frank Häusler vermisst Partnerschaften auf Augenhöhe und wirklichen Dialog. „Früher sin­d wir als Händler von der In„Der Endkunde ist über­ sättigt. Da ist es gerade­ zu absurd, wenn eine Marke Druck macht, dass man bestimmte Budgets schreibt.“ Wilfrid Wetzl,

Inhaber Casa Moda

dustrie geradezu hofiert worden, unser Feedback zu geben. Unsere Bedürfnisse waren wichtig und wurden gehört – das gibt es heute bei etablierten Marken nur noch selten. Einzig die kleinen, inhabergeführten Labels führen noch diesen Dialog. Alle anderen haben Listen und Pläne zu erfüllen, da steht doch Gier über allem. Zu dem Zeitpunkt der Order haben sie ja schon geplant, dass wir soundsoviel mehr schreiben sollen. Da hat keinen Platz, was wir uns von der Kollektion wünschen.“ Wie du mir, so ich dir

Partner des Handels, eine vielzitierte Phrase – oft von beiden Seiten missverstanden. Während die Industrie unter diesem Deckmantel versucht, möglichst viel Mitspracherecht am PoS eingeräumt zu bekommen, versucht der Handel möglichst viel Risiko auf Seiten des Lieferanten zu parken. „Was den großen und prestigeträchtigen Händlern alles eingeräumt wird, da kann einem ja übel werden. Das kann ein spannendes, kleines Newcomerlabel gar nicht erfüllen – und ich bin der Meinung, dass es das auch nicht soll. Das ist Kommisionssgeschäft, was da vielfach gefordert wird“, erzählt Marion Hoferer von der Agentur Modeist. Große Namen hat sie

in ihrem Agenturportfolio zu Gunsten echter Produktspezialisten ausgetauscht, zu denen sie ein Verhältnis pflegt, das weit über die klassische Agenten-Hersteller-Beziehung hinausgeht. „Ich bringe mich ein, sammle das Feedback aus dem Markt, gestalte die Kollektion intensiv mit, verantworte den Außenauftritt.“ Es sind ihre Babys, die Marion Hoferer gemeinsam mit den Markeninhabern, den Produzenten, anbietet. Da kommt für sie nur ein bedächtiges Platzieren im Markt in Frage. „Man kann den Kunden heute nicht mehr pressen oder erpressen – der dreht sich um und geht. Und „Man kann den Kunden heute nicht mehr pres­ sen oder erpressen – der dreht sich um und geht. Und das ist gut so!“ Marion Hoferer, Inhaberin Modeist

das ist gut so! Gleichzeitig muss ich als Agent auch das Rückgrat haben, dass ich nein sage, wenn ein Händler von einem Label wie Montgomery nur vier Jacken schreiben will. Dann bitte ich ihn lieber, dass er die vier Lederjacken bei einem seiner bestehenden Lieferanten sucht. Wichtig ist, dass man offen miteinander redet, respektvoll, das ist essenziell.“ Gute Beziehungen, gutes Business

„Ich will gar nicht, dass ein Lieferant meinen Job macht. Austausch ist bei einer Vielzahl unserer Lieferanten leider nur in der Theorie möglich, da sich die Meisten kaum noch Ware auf Lager legen. Es ist schon ein großer Glücksfall, wenn dort die Ware vorhanden ist, die man gerne nachziehen würde. Also bleibt uns nur eine punktgenaue Vororder“, sagt Markus Daniels, Inhaber der Daniels-Läden style in progress 315


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in Köln, Bonn und München. „Das Risiko liegt klar auf Seiten des Einzelhändlers, der alles mit seinem Vorkauf decken muss. Dabei wäre ein Nachziehen kurz nach dem Verkaufsstart so sinn„Unser Job als Händler ist heute viel aufwändi­ ger, man muss die ganze Saison über am Ball bleiben.“ Markus Daniels,

Inhaber Daniels

voll. Wäre es nicht gerade die Kompetenz eines Mittelständlers, sich Stoffe und Garne auf Stock zu legen und in der Saison noch einmal nachzuproduzieren? Sonst sind uns die Massimo Duttis dieser Welt immer einen Schritt voraus“, formuliert der Multilabel-Händler seine Wünsche. Im Sortiment setzt Markus Daniels „immer mehr auf Spezialisten, mittelständische Familienunternehmen, weil deren Produkt nicht nur spezieller ist, sondern auch mehr Unterscheidung zum Angebot der großen Marken und Vertikalen bietet“. Ein wichtiges Kriterium – neben Stil, Verfügbarkeit und Preis-Leistungs-Verhältnis – sei die Güte der Zusammenarbeit: „Unser Job als Händler ist heute viel aufwändiger, man muss die ganze Saison über am Ball bleiben und jeder Fehler wird einem direkt präsentiert. Da erwarte ich selbstverständlich von meinen Lieferanten ebenso Professionalität. Wenn ich mich zwischen zwei Strickkollektionen entscheiden muss, dann ist ja klar, dass ich den bevorzuge, mit dem ich ganzjährig eine gute Zusammenarbeit habe. Am besten funktioniert das mit Labels, die selbst nur mit einer überschaubaren Zahl an Händlern zusammenarbeiten wollen und nicht nur Wachstum um jeden Preis im Blick haben. Solche Marken zu entdecken, macht Spaß.“ Verknappen und nicht verprellen

„Wir leben vom Verkaufen, nicht vom Reindrücken. Ich habe noch nie einem Kunden ein Budget gesetzt, ich habe noch nie eine noch so kleine Order abgelehnt – ich sehe es als meine Aufgabe, mit meinen Produzenten auch spannende Artikel in kleinen Stückzahlen möglich zu machen – zu realistischen Preisen 315 style in progress

und pünktlichen Lieferterminen“, erklärt Valentino de Luca die Philosophie seiner Marken Lucky de Luca, Barb’one, B36 und Brooklyn Dumbo. „Wie das geht? Indem man miteinander spricht. Denn genau wie ich meine Kunden nicht drücke, drücke ich auch meine Lieferanten nicht. Aber ich bin dort, ich spreche mit den Leuten, ich schreibe keine E-Mails, ich fahre hin. Es findet sich immer ein Weg. Aber nicht mit diesem Produzentensqueezing, das viele große Marken betreiben. Die Ware, die dabei rauskommt, wenn man immer noch billigere Konditionen einfordert, die sieht auch so aus. Das macht doch keinen schöner – im übertragenen wie im wörtlichen Sinne. Es gibt einfach keine Rolex für den Preis einer Swatch. Punkt.“ Wenn Valentino de Luca in den Produktionsstätten und -ländern „Rückgaberecht, Ab­ schriftenbeteiligung, all solche Sachen, da ess ich lieber Sägespäne, als dass ich mein Geld so verdienen muss.“ Valentino de Luca, Inhaber Lucky de Luca

vor Ort ist (und wir sprechen von Europa), kocht in ihm der Unmut über das Modesystem hoch. „Leute ausbeuten kann jeder, sag ich dann immer. Diese Gier, die macht doch das ganze System krank. Denn, was diese Firmen im Sourcing sparen, das geht doch nicht an den Endverbraucher – das geht ausschließlich in die Gewinnmaximierung. Freilich, ich freue mich auch, wenn die Geschäfte laufen und es mehr wird, aber mit Maß und Ziel. Selbst wenn ich mir 20 Porsche wie meinen 356er aus 1957 leisten könnte, ich könnte immer nur einen fahren.“ Valentino de Lucas Konsequenz ist konsequent: „Ich verknappe ganz bewusst: Was vorbestellt wurde, wird produziert, mehr gibt’s nicht.“ Dem Buhlen großer „Ein guter Hirte tauscht seine Herde nicht aus, nur weil ein Tier hinkt.“ Michi Klemera, Gründer Luis Trenker

Kunden widersteht er beharrlich. „Die machen mir doch nur mein Label kaputt, steigen erst ein, wenn’s schon läuft und beginnen

dann zu drücken. Rückgaberecht, Abschriftenbeteiligung, all solche Sachen, da ess ich lieber Sägespäne, als dass ich mein Geld so verdienen muss.“ Schäfchen ins Trockene

„Ein guter Hirte tauscht seine Herde nicht aus, nur weil ein Tier hinkt.“ Das kann nur einer sagen, der die Berge liebt und lebt: Michi Klemera, Mastermind hinter der alpinen Lifestylemarke Luis Trenker, sagt über sich selbst, er habe „Geduld erst lernen müssen. Aber in der aktuellen Marktsituation bleibt uns nichts als Geduld, Vertrauen in die eigenen Leute und Selbstbewusstsein, das Richtige zu tun.“ Vielen seiner Lieferanten sei er seit zehn, 15 Jahren treu. „Wegen ein paar Euro Ersparnis wechseln wir nicht“, trotzdem es selbstverständlich auch bei Luis Trenker gilt „jeden Millimeter jedes Rädchens zu hinterfragen – ständig. Nur so bleibt man wach und kann in diesem Wettbewerb überhaupt bestehen.“ Seine Devise: „Zusammenrücken!“ Nicht nur mit seinen Kunden und beruflichen Vertrauten. „Ich suche ganz bewusst den Austausch zu inspirierenden Unternehmerkollegen wie Christian Obojes von room with a view oder Henrik Soller von Komet und Helden, um nur zwei Beispiele zu nennen. Ein geistiger, mentaler Austausch, ohne dass wir Geschäfte miteinander machen. Aber ich bin überzeugt, dass aus solchen Gesprächen immer etwas entsteht – allein die gegenseitige Wertschätzung ist schon Grund genug, die Diskussion zu suchen. Die Guten in unserer Branche haben immer den Austausch gesucht – aber es sollten viel mehr sein, die das tun.“ Gemeinsame Sache

Wenn von allen Seiten rauer Wind weht, dann werden auch untereinander die Sitten rau. Oder eben nicht. Stephan Lanzer, Inhaber von Knilli in Graz und vier Monolabel-Stores in Österreich und Slowenien, hat immer schon gerne über den Tellerrand geschaut und eines Tages einfach gewagt, was vielen anderen zumindest einen Zacken in der Krone gekostet hätte. „Ich habe Wilfrid Wetzl, Inhaber der drei Casa-Moda-Stores, angeschrieben, ob wir nicht koope-

rieren möchten.“ Keine Larifari-Unternehmerfreundschaft, sondern das volle Programm: Gemeinsam einkaufen, Warenwirtschaft synchronisieren und damit ermöglichen, dass der Kunde in Steyr kaufen kann, was in Graz oder Kitzbühel noch verfügbar ist. „Diesen Showroom­ effekt werden wir auch online abbilden, das Projekt startet gerade und Ziel ist ein gemeinsamer Onlinestore.“ „Wir haben uns einmal getroffen, um die Zusammenarbeit zu besprechen und ein zweites Mal, um sie zu beschließen“, berichtet Wilfrid Wetzl von der Entschlussfreudigkeit. Beiden Unternehmern ist klar: Den vielen Änderungen und Herausforderungen, dem Wandel, dem der stationäre Handel unterliegt, denen begeg„Wer kein Vertrauen hat, braucht auch keine Partnerschaft einzuge­ hen.“ Stephan Lanzer, Inhaber Knilli

net man im Duo besser als allein. „Das Einkaufsvolumen wird durch diese Partnerschaft entsprechend vergrößert und analog dazu erwarten wir uns natürlich auch, dass wir von den Lieferanten stärker wahrgenommen werden“, so der Casa-Moda-Inhaber. Eine Kooperation aus Stärke soll es sein: „Wir müssen diesen Mono-Stores und auch der Konkurrenz aus dem Web die Stirn bieten – indem wir die Sortimente spannend gestalten und in unserer Beratungsqualität überzeugen“, so Wilfrid Wetzl. Stephan Lanzer ergänzt: „Aber wir müssen gleichzeitig leisten können, was Monos und Online können: eine Verfügbarkeit von Ware, die weit über das im Laden gezeigte hinausgeht. Wenn ein Kunde zu uns auf die Fläche kommt, dann muss er die Sicherheit haben: Das ist der Ort, wo ich alles bekommen kann – wenn das nicht gegeben ist, ist er – verständlicherweise – verärgert.“ Um das umzusetzen, hieß es Transparenz auf beiden Seiten schaffen. „Selbstverständlich liegen jetzt die Zahlen für den jeweils anderen offen. Aber wer kein Vertrauen hat, braucht auch keine Partnerschaft einzugehen.“ Ein Wort.


Fashion Trade Show www.the-gallery-duesseldorf.com


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Wir machen uns den Markt kaputt! Überall gibt es das Gleiche im Überfluss und das Meiste ist auch noch reduziert. Wir stecken tief in einer selbst verursachten Entwertungs­ spirale. Wie kommen wir da wieder raus? Text: Nicoletta Schaper. Illustration: Claudia Meitert@ Caroline Seidler

Warendruck erzeugt Umsatzplus! In den 1980er- bis weit in die 1990er-Jahre war das ein treu befolgter Merksatz der Branche. „Damals hat das auch tatsächlich funktioniert; viele Händler haben so ihren Erfolg begründet“, sagt Torsten Müller, Inhaber der Vertriebsagentur Room Nine. „Heute siehst du von Flensburg bis Garmisch nur Vergleichbares von den üblichen Verdächtigen, stationär wie im Netz. Die Folge: große Langeweile und schwindende Umsätze.“ Womit das eigentlich Schlimmste eingetroffen wäre, denn die Begehrlichkeit ist verloren gegangen. „Die entsteht nur dann, wenn du als Kunde das Gefühl hast, dass du dir nicht viel Zeit lassen kannst, weil du sonst leer ausgehst“, sagt Florian Ranft, Inhaber der Vertriebsagentur Komet und Helden und des Münchner Stores Stereo Muc. „Aber heute hast du auch reduziert noch die volle Auswahl.“ „Wir entwerten uns selbst“, so Evelyn Hammerström, Inhaberin von Jades und More Jades. „Große Mitbewerber in derselben Stadt beschleunigen den Sales-Wahn. Gefühlt bekommt der Kunde schon zu Beginn der Saison großzügige Rabatte. Das setzt alle unter massiven Druck.

Es macht keinen Spaß, wenn du als Händler nur vier bis sechs Wochen Zeit für den regulären Abverkauf hast. Und es funktioniert auch nicht, weil weder das Wetter mitspielt noch die Laune der Kunden.“ „Zu den Flächenzuwächsen im Markt kommt, dass der Onlinehandel in den letzten drei Jahren geradezu explodiert ist“, sagt Harm Hesterberg, Geschäftsführer Stiesing in Bremen. „Noch dazu hat die Industrie ihre Absatzkanäle nicht mehr im Griff, weil sie wie mit der Gießkanne Ware breit im Markt verteilt.“ Dass die Fehler bereits im Vertrieb beginnen, findet auch Malte Kötteritz von der Vertriebsagentur Heritage Agents. „Da wird die Rotpreisphase über einen bewusst hohen Wareneingang gesteuert und von nicht wenigen bekannten Marken dem Handel viel Geld für Abschriften zur Verfügung gestellt. So wird Quote und Umsatz mit Reduzierungen gemacht.“ Für Marken wie Polo Ralph Lauren & Co sind Outlets heute bereits die größte Einkommensquelle. Mindestbudgets, bei Erfolgsmarken heute gang und gäbe, erhöhen den Warendruck „Mich persönlich würde es als Endverbraucher stören, immer die glei­ chen Anzeigen in allen Zeitschriften zu finden. Es macht für mich das Produkt nicht wirklich begehrlicher.“ Markus

Meindl, Geschäftsführer Meindl Authentic Luxury

zusätzlich. „Früher gab es zwei Liefertermine pro Saison, heute sind es vier für Pre- und Main-

collection, die du bei den großen Marken schreiben musst“, erklärt Evelyn Hammerström. „Bei allen wird das Budget klar vorgegeben. Einen Monat nach der Pre- wird die Maincollection geschrieben, die vier bis sechs Wochen später geliefert wird. Du musst heute auf den Punkt einkaufen, Fehler kannst du dir nicht mehr leisten. Das Business ist ernsthafter geworden.“ Auf Handelsseite werden die Prozesse ebenso angetrieben – beispielsweise, wenn sie mit „Der eigene Laden ist die Marke. Es ist wichtig, sich wieder eine Identität zu geben und für etwas zu stehen.“ Peter Boy Weber, Geschäftsführer Moden­ haus Ehlers Wyk auf Föhr

Eigenmarken im allzu großen Stil der Industrie vorgreift oder nur noch nach Abverkaufsquote und Deckungsbeitrag entscheidet. „Es geht um nackte Zahlen und maximale Quadratmeterumsätze“, so Florian Ranft. „Großen Händlern bleibt aber gar nichts anderes übrig, als so zu agieren, sonst gäbe es sie in fünf Jahren nicht mehr. Die großen Flächen in den Großstädten werden zu teuer, um anders bespielt zu werden. Gleichzeitig bietet das aber kleineren Handelskonzepten die Chance, sich abzuheben und auf das Besondere zu setzen.“ Raus aus der Gleichförmigkeit

Bei der Sortimentsgestaltung fängt es an. Schnelligkeit ist für Evelyn Hammerström für ein trendbewusstes Handelskonzept wie Jades wichtig, um sich von der Konkurrenz abzusetzen.

Dafür ordert sie Zwischenkollektionen: die Adidas-Kooperation von Pharell Williams, die innerhalb von einem Tag bei More Jades ausverkauft war, oder die Bloggerkollektion Anine Bing, die Hammerström spontan in der Saison dazugeordert hat. „Ich muss einen Vorsprung haben“, sagt sie. „Designerbrands wie Isabel Marant und Balmain führe ich bis Köln exklusiv. Dafür muss ich ein hohes Budget investieren, aber das ist es mir wert, weil ich trotz eigener Webshops der Marken gute Umsätze erziele. Die Kunden kaufen einfach gern bei uns, sie mögen unsere Atmosphäre und schätzen unseren Service.“ Service verbunden mit einer großen Denimauswahl machen More Jades noch einzigartiger in Düsseldorf. „Jeans verkaufen sich nur mit guter Bedienung, dafür schulen wir unsere Mitarbeiter regelmäßig“, sagt Evelyn Hammerström. Torsten Müller, der neben der Agentur drei Womensweargeschäfte namens Room Nine führt, vermeidet mittlerweile Sortimentsüberschneidungen mit seinen Mitbewerbern in der Stadt Bonn. „Alles, was irgendwie anders ist, verkauft sich gut bei uns: Zum Beispiel Labels wie Bash, die verrückteren Teile von Maison Scotch oder Strick von Jeff. Ich behaupte, dass es uns nur deshalb noch gibt, weil wir auf Impulse reagieren und sehr emotional einkaufen.“ Emotion und Storytelling

Auch Harm Hesterberg geht es um Emotionen. So wird das Stiesing-Sortiment mit Storytelling-Produkten und Manufakturlabels spannend bereichert, style in progress 315


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„Wir müssen einzigartig sein!“ Wie kann sich der stationäre Fachhandel über sein Sortiment abheben? Helmut Eder aus Kitzbühel, einer der wegweisenden Händler im Modebusiness, antwortet im style in progress Interview.

„Alle rennen um die Wet­ te, es geht viel zu sehr ums Verdrängen und Ver­ nichten. Auch wir haben noch nicht die perfekte Strategie gefunden, wie wir auf den Kannibalis­ mus da draußen reagie­ ren sollen.“ Harm Hester­

Text: Nicoletta Schaper. Foto: Helmut Eder

Alles gibt es überall. Wie kann sich der stationäre Modefachhandel heute noch profilieren? Indem er besonders

ist. Ich denke, wir bringen in unseren Stores einen guten Mix von Designern, Newcomern und witzigen, neuen Labels. Das kann ein Poeme Bohemien, Common Projects oder Marsèll sein. Von großen Designern wie Gucci, Prada und Dolce & Gabbana haben wir uns verabschiedet, weil wir nicht so vergleichbar sein möchten und weil ich den großen Budgetdruck nicht mag. Ich sage den Agenten grundsätzlich, was ich leisten kann und was nicht. Es macht keinen Sinn, etwas zu ordern, das nicht zu uns passt. Ist diese Konsequenz der Grund Ihres Erfolgs? Wir

versuchen, perfekt zu sein, vom Produkt bis hin zum Service. Die Kunden sollen sich bei uns wohlfühlen und uns weiterempfehlen. Bei uns findet die 18-Jährige ebenso etwas wie die 80-Jährige. Auch im Herrengeschäft wird der klassische Kunde ebenso glücklich wie der sehr modische. Wenn ich nur einen Kundentyp bedienen kann, wird die Luft sehr dünn.

Ist Exklusivität noch aus­ schlaggebend – obwohl ja spätestens im Internet alles verfügbar ist? Schon, ja. Die

Marken, die ich hier führe, möchte ich am Standort auch exklusiv haben.

Ihre Kunden kommen aller­ dings von überall her. Wir

merken natürlich die frühen Reduzierungen überall. 30 Prozent Rabatt Anfang Mai, das ist Wahnsinn! Wir müssen das Rad zurückdrehen und dahin zurückkommen, dass zum Beispiel vor Weihnachten auch im Designbereich nicht

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darunter Namen wie Lederlinge, Maglia, William Lockie und Mackintosh. „Das, was wir sind, vermitteln wir auch mit unserem eigenen Magazin, für das sich Prominente gern als Model zur Verfügung stellen“, so Hesterberg. „Es geht darum, die Kunden auf eine Reise mitzunehmen – und darum, die Seele des Ganzen sichtbar zu machen.“

berg, Inhaber Stiesing

Mit ähnlicher Motivation hat Peter Boy Weber seit vier Jahren das Sortiment von Ehlers auf Föhr konsequent umgestellt. Ein mutiger Schritt, sich von einstigen großen Zugpferden wie Polo Ralph Lauren oder Moncler zu trennen. „Ich verzichte heute auf Marken, die generell zu früh reduzieren lassen“, so Weber. „Lieber setze ich auf Produkte, die es nicht so oft gibt, mit dem Erfolg, dass ich mit weniger Umsatz mehr Gewinn mache. Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass jeder alle Helmut Eder ist Händler aus Leidenschaft und führt ein Menswear-, ein Womenswear- und ein sportives Fashiongeschäft in Kitzbühel. www.helmuteder.com

reduziert wird. Die Showkollektionen werden ohnehin sehr spät geliefert, sodass nur zwei, drei Wochen zum regulären Verkauf bleiben. In unseren Stores hängt grundsätzlich nichts Reduziertes. Die Ware kommt erst nach einer Saison in unser Outlet. Ist es für Sie ein Ausschluss­ kriterium, wenn eine Marke auch bei Zalando liegt? Na-

türlich hätte ich keine Freude daran, wenn eine Marke wie Isabel Marant bei Zalando läge. Sicher ist Online nicht wegzudenken. Aber ich glaube daran, dass die Kunden wieder vermehrt nach Spannendem im Fachhandel suchen werden.

Bislang leidet der Handel un­ ter mangelnder Kundenfre­ quenz. Was tun Sie dagegen?

Wir versuchen, immer frisch zu bleiben und besonders zu sein:

Kürzlich haben wir im Herrengeschäft Maßtage gehabt, Maßfertigung ist ein echtes Thema. Darüber hinaus glaube ich, dass die Kunden gern zu uns kommen, weil wir ein gut geschultes Beraterteam mit spürbarem Spaß an der Arbeit haben. Unsere Umsätze geben uns Recht. Was empfehlen Sie anderen Händlern? Weniger ist mehr!

Man kann nicht von allen Marken alles haben, sondern sollte Schönes auch hochwertig inszenieren. Wenn ein Agent zu mir sagt: Das sind unsere Bestseller, ist das für mich nicht ausschlaggebend. Wir kaufen für Kitzbühel sportiver und kerniger ein, wie es für unseren Ort passt. So werden wir es auch in Zukunft halten.

bedienen kann.“ Qualität statt Quantität – dieses Bewusstsein wächst, spürt Peter Boy Weber bei seinen Kunden: „Sie kaufen eher nur zwei hochwertige Teile statt fünf weniger hochwertige. Das kann der Pulli von Villa Gaia sein, der auf der Handstrickmaschine gefertigt wird, ein Gürtel von Werkstatt München oder ein Cashmere-Schal von 8 Eden & Avenue.“ Teile, in die der Kunde investieren muss, die aber auch zu Lieblingsstücken avancieren können – und, ganz wichtig, eine Assoziation zu ihrem Herstellungsland haben. Ohne Verfallsdatum

Meindl Authentic Luxury ist langlebige, nachhaltige Lederbekleidung, die mit entsprechendem Know-how und Liebe zum Detail in Deutschland gefertigt wird. „Wir versuchen den langsamen Weg zu gehen und unsere Kunden langfristig zu binden, mit Freude am Produkt“, sagt Markus Meindl, der Lodenfrey in München, Springer’s Erben in Wien und Kraftstoff in Meilen zu seinen Kunden zählt. „So gut wie alle unsere Produkte sind zeitlos und können auch mal drei Saisons später nachbestellt werden, sofern die Rohware in der Qualität verfügbar ist. Auch diese natürliche Kapazitätsbegrenzung macht die Begehrlichkeit unserer Produkte aus. Begehrlichkeit wird allzu oft im Handel vergessen; auch durch die Presse wird alles schnell „Wer auf Markenseite Konditionen und unge­ sunde Rücknahmemen­ gen anbietet, glaubt nicht an das Produkt.“ Florian Ranft, Inhaber Komet und Helden

uninteressant gemacht. Zu viele Händler werden unruhig, wenn der August nicht schon kalt ist und fangen bereits im Oktober an zu reduzieren, weil sie nicht mehr an den Winter glauben. So sind auch die Kunden nicht mehr bereit, Geld auszugeben.“ Oft fallen die Bedarfskäufe in die Rotpreisphase, weiß Florian Ranft. Der letzte Winter wurde erst im Januar richtig kalt. Woolrich wurde in den eigenen Stores bis in den Februar hinein noch zum regulären Preis verkauft – nicht nur die Erfolgsmodelle Arctic Parka und Eskimo, die


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mode+politik

„Kunden werden gegen Preisnach­ lässe immun“ Sale ist immer. Und über­ all. Denn ein Rabattgesetz kennen die USA nicht. Ein mögliches Rezept gegen das Reduzierungsrennen hat Jennifer Mankins. Sie arbeitete in New York als Einkäuferin bei Barneys und gründete ein Modelabel mit, ehe sie ihren Modeshop Bird eröffnete. Mit Labels wie Alexander Wang, Isabel Marant oder Marni ist sie auch in ihrem Online­ shop www.shopbird.com erfolgreich. Interview: Petrina Engelke. Foto: Bird

Frau Mankins, wie gehen Modeläden in den USA mit der Konkurrenz von Onlineshops um? In New York

haben wir schon immer mit den größten und besten Läden konkurriert, von fest etablierten Kaufhäusern wie Bergdorf Goodman und Barneys bis zu neuen Onlineshops wie neta-porter.com. Aber, statt sich Sorgen zu machen über etwas, das man nicht beeinflussen kann, finde ich es am produktivsten und effektivsten, sich auf das zu besinnen, was man ändern kann – deshalb konzentriere ich mich auf mein Geschäft und meine Designer. Nichtsdestotrotz weiß ich über die Vertriebs- und Werbestrategien der Konkurrenz Bescheid. Ich bemühe mich, bei Bird eine so einzigartige Erfahrung zu schaffen, dass meine Kundinnen dort auch dann kaufen, wenn sie das Teil anderswo auch finden könnten.

Kunden sind sich heute sehr bewusst, dass das begehrte Kleid von heute morgen im Ausverkauf landet. Wie sor­ gen Sie dafür, dass sie nicht einfach auf den Preisnach­ lass warten? Als Fachhändlerin

lagere ich nicht so viel Inventar oder Einheiten pro Modell wie meine größeren Konkurrenten. Ich will nicht, dass zehn Frauen in Park Slope das gleiche Kleid tragen. Meine Kundinnen wissen: Wenn sie etwas Schönes finden, sollten sie zugreifen, denn wenn sie das nächste Mal

Nach mehr als 16 Jahren im Modegeschäft verlässt sich Jennifer Mankins immer noch auf Instinkt und Neugierde.

kommen, ist das Modell in der Größe oft schon weg.

In den USA gibt es viele Arten von Preisreduzierung wie BOGO, Rabatt für Lehrer am Ende der großen Feri­ en, Online-Codes etc. Wie gestalten Sie das? Ich finde,

der Markt wird mit so vielen Preisnachlässen überschwemmt, dass die Kunden dagegen immun werden. Anders als viele Warenhäuser überschlagen wir uns nicht mit Rabatten und Reklameaktionen. Bei Bird haben wir meist einen Sale am Memorial Day (Mai) und Black Friday (November) und nach den Feiertagen. Ich denke, der „race to the bottom“, wie es Mickey Drexler von J. Crew gern nennt, ist definitiv nicht tragfähig.

generell nicht reduziert werden. „Das zu warme Wetter im November und Dezember haben wir regelrecht ausgesessen, aber die Woolrich-Kunden haben auch nicht nach Reduziertem gefragt“, sagt er. „Weil die Kunden eine Woolrich-Jacke nicht als Trendprodukt, sondern als Klassiker sehen, den sie sich für mehr als eine Saison leisten.“ Begehrlichkeit hängt immer auch mit dem Preis zusammen, meint Yves-Oliver Wilke, der gemeinsam mit seinem Bruder Dennis das Konzept Brosbi mit Contemporary Menswear gegründet hat und außerdem als Berater für Sortimente und Einzelhandelskonzepte tätig ist. „Alle Seiten müssten gegen zu frühen Sale steuern, damit alle wieder gutes Geld verdienen können. Dafür geht es allein darum: Wie wir dem Produkt die Wertigkeit zurückgeben, die es verdient.“ Brosbi ist bei rund 30 Händlern vertreten, darunter Voo Store in Berlin, Harvest in München, Brooks in Bielefeld und Dictionary in Mailand. Dagegen hat sich die junge Marke entschieden, ab der kommenden Herbst-/Winter-Saison mit Han„Eigentlich müssten sich die Händler einer Stadt an den Tisch setzen und wieder Regeln für die Reduzierphasen einfüh­ ren. Denn das, was wir jetzt machen, ist für alle absolut ungesund.“

Evelyn Hammerström, Inhaberin Jades und More Jades

In anderen Branchen ist der Preis hoch, wenn die Nachfrage hoch ist. Dau­ nenjacken werden dagegen ausgerechnet im Februar heruntergesetzt. Wird sich das je ändern?

Ich rede ständig mit Designern und Ladenbesitzern darüber, wie wir das derzeitige System so ändern können, dass wir die passenden Produkte zur rechten Zeit im Laden haben. Ich will nicht im Juni Pelzmäntel geliefert bekommen, wenn das Wetter endlich schön wird und meine Kundinnen Sommerkleider kaufen möchten. Der gesamte Zeitplan für Produktion und Auslieferung wurde von den großen Warenhäusern unerbittlich immer früher gesetzt, damit

delsformaten wie Zalando und Urban Outfitters nicht zusammenzuarbeiten. „Die schnellen Reduzierungen stören uns“, begründet Yves-Oliver Wilke. „Midseason-Sale ab Anfang April macht für uns als Brand keinen Sinn.“ Stattdessen die Sortimente spannender zu gestalten, hält Wilke für den richtigen Weg. „Ein Voo Store zum Beispiel denkt in Lifestyle mit allem, was schön ist, das können Bücher sein oder auch ein besonderes Duschgel. Auch die Sneakers nicht nur auf der Schuhwand können Spannung erzeugen. Allgemein denkt der Handel noch zu stark in Abteilungen und Schubladen – es fehlt an Mut und Konsequenz.“ Verantwortung

Mehr Verantwortung und Beratung auf Vertriebsseite wünscht sich Malte Kötteritz, um die Händlersortimente nicht allzu gleich aussehen zu lassen. „Drei Kunden in einer Stadt wie München reichen für eine Kollektion wie Lardini. Bediene ich in Mannheim Engelhorn, braucht es dort auch keinen weiteren Kunden, denn in einem solchen Haus können wir auch in die Tiefe arbeiten“, sagt Kötteritz, der wie sein Partner Michael Brockmann acht Jahre bei der Holy Fashion Group gearbeitet hat. Mit ihrer Agentur Heritage Agents, die jetzt in die dritte Saison geht, setzen sie bewusst auf inhabergeführte Marken. „Für uns ist es schön, dass wir mit vielen Familien arbeiten, in denen das Produkt gelebt wird“, so „Reyer in Hallein, The Listener in Frankfurt oder Stereo Muc er­ zeugen Kauflust. Diese Händler spielen span­ nend ihr Sortiment und haben ihr Profil ge­ schärft.“ Malte Kötteritz, Ge­

sie große Werbeaktionen machen können. Das halte ich nicht für zukunftsfähig, es ist auch für niemanden gut, auch nicht für die Kunden! Ich glaube, es ist eine Frage der Zusammenarbeit mit Designern, es muss vermittelt werden, was der Markt wirklich braucht, und dann werden wir hoffentlich langsam wieder dorthin zurückkehren, wo der Warenfluss im Einklang mit der Nachfrage ist.

schäftsführer Heritage Agents

Malte Kötteritz. „Die Kreativität und den Mehrwert der Produkte versuchen wir im zweiten Schritt dem Handel nahezubringen, auch mit Schulungen. Wir erfahren dort eine wunderbare Wertschätzung, weil wir uns kümmern. Es reicht schon lange nicht mehr, dem Job nur in der Orderphase nachzugehen.“ Pinko aus dem Portfolio der Agentur Aco Mode Deutschland style in progress 315


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ist eine modische Kollektion, die sich auf die Fahne geschrieben hat, mit angepasstem Rhythmus auf die Bedürfnisse einzelner Märkte und Handelskunden einzugehen. „Die Marke kennt die Herausforderung der richti„Die Marke muss sich fragen: Ist ein Zalando mein richtiger Kunde? Dass Karstadt und Kauf­ hof in der Krise sind, zeigt, dass man nicht jeden bedienen kann.“ Yves-Oliver Wilke, Gründer von Brosbi

gen Sortimentsgestaltung sehr genau aus dem eigenen Einzelhandel“, sagt Aco Deutschland Geschäftsführer Michael Schulz. „Wir geben dem Kunden die Möglichkeit, durch gezielte Lieferrhythmen ein sich ständig veränderndes Warenbild zu schaffen. Das heißt Pre- und Mainkollektion zu den üblichen Terminen liefern, aber die Auslieferung themenbezogen zu gestalten und zusätzlich kleine Flashprogramme passend zur Jahreszeit herauszubringen. Auch der Austausch von Lowsellern innerhalb der Saison machen wir möglich, um dem Waren- und Preisdruck entgegenzuwirken.“ Timing

Hat die Industrieseite in Sachen Timing dazugelernt? Der richtige Zeitpunkt am Point of Sale entscheidet oft, ob die Ware beim Kunden das Haben-wollen-Gefühl auslöst. Aber der richtige Zeitpunkt ist nicht für jeden Händler identisch. „Der sehr informierte Jades-Kunde muss die Ware sofort haben“, sagt Evelyn Hammerström. Peter Boy Weber wünscht sich die Winterware früh und die Sommerware spät für das Touristengeschäft auf Föhr – und damit antizyklisch zu den Städten auf dem Festland. „Ab Mitte Januar muss ich Frühjahr-Sommer-Ware zeigen“, erklärt er. „Auch wenn ich im März noch warme Sachen verkauft habe. Mitunter stapelt sich die neue Ware im Lager, aber wir steuern sie bewusst so ein, dass der Kunde den Eindruck immer neuer Ware hat.“ Dafür dekoriert Weber zweimal wöchentlich um, denn der Tourist, der durchschnittlich zehn Tage auf der Insel bleibt, will zweimal wöchentlich ein neues Bild sehen. 315 style in progress

Cleaning – ohne die Begehr­ lichkeit zu zerstören

Irgendwann muss die alte Ware der neuen Platz machen; ohne Cleaning geht es nicht. Wie aber am besten? „Wir lassen die Ware lange am PoS und tauschen unter unseren Läden aus, inszenieren also immer neu“, sagt Torsten Müller. „Erst Anfang Februar haben wir die Winterware in unser Outlet gebracht. Im August zum Schulbeginn muss das Herbstfenster da sein. Früher haben wir oft zu früh reduziert, aber diese Saison haben wir ganz gut hausgehalten, sodass wir nicht gezwungen sind, das hektisch frühe Reduzieren mitzumachen.“ Peter Boy Weber zählt zu den Händlern, die grundsätzlich Reduziertes aus dem Store verbannen und ins eigene Outlet geben. „Man bleibt immer auf irgendetwas sitzen, wenn man emotional einkauft“, sagt Peter Boy Weber. „Dennoch glaube ich, dass Emotion wieder wichtiger wird. Der Kunde muss die Ware schön finden – um sie wieder wertschätzen zu lernen. „Ich sehe viele Fehler auf beiden Seiten, auch wir kaufen oft zu impul­ siv. Aber würden wir das nicht machen, gäbe es uns nicht mehr.“ Torsten Müller, Vertrieb Room Nine und Inhaber von drei RoomNine-Geschäften in Bonn

Im Restaurant würde es ihm ja auch nicht im Traum einfallen, zu sagen: Tolles Menü, toller Service! Können wir da noch was am Preis machen?“

„Ich arbeite mit Marken, die es bei den GroSSen nicht gibt“ Ein Paradies? In Belgien ist der Schlussverkauf noch immer staatlich reguliert. Els Peeters, Inhaberin des Schuhladens Schoenen Loop in Merel­ beke, erklärt im Interview mit style in progress, warum frühe Reduzierungen (noch) nicht grassieren. Ende 2015 wird sie ihren Laden als OmnichannelKonzept mit einem Brick­ 2Click-System wieder­ eröffnen. Sie führt Marken wie Birkenstock, Candice Cooper, Floris van Bommel und United Nude. Interview: Kay Alexander Plonka. Fotos: Els Peeters

Reduzierungen während der laufenden Saison sind in vielen europäischen Län­ dern mittlerweile die Regel. Was ist in Belgien anders?

Die belgische Regierung hat den Händlern ein Reduktionsverbot für den Zeitraum vor der Sale Phase auferlegt. Einen Monat vor den regulären Schlussverkaufsphasen im Januar und im Juli ist es verboten, spezielle Rabatte zu gewähren. Zur Überwachung setzt das Finanzministerium Kontrolleure ein, die bei einem Verstoß gegen das Verbot bis zu 60.000 Euro Strafe verhängen können. Wie sieht das dann in der Praxis aus? Der November ist

für viele Händler der typische Monat für Midseason Sale. Die meisten Shops geben 20 Prozent Nachlass. Im Dezember und im Juni ist es dann verboten, Rabatt zu geben. Nur Maßnahmen wie „Kauf zwei Artikel und erhalte 30 Prozent Rabatt“ sind in dieser Zeit zulässig. Im Januar starten dann die meisten Läden mit 30 Prozent Nachlass auf die Preise und enden dann mit 50 Prozent. Rabatte in Höhe von 70 Prozent gibt es nur in Outlets oder auf Ware aus den Vorsaisons. In manchen Dörfern werden kleine Messen oder Straßenmärkte veranstaltet, dort sind Redukti-

Els Peeters konzeptioniert ihren Laden völlig neu: Ein durchdachter Omnichannel-Ansatz macht die Zusammenarbeit mit Labels, die schnell nachliefern können, wichtig.

onen dann zulässig. Dort wird dann oft Ware aus vergangenen Saisons mit hohen Rabatten angeboten.

Und wie gehen die großen Onlineshops oder Vertikalan­ bieter damit um? Für die gro-

ßen Anbieter ist eine Strafe von 60.000 Euro doch Peanuts im Vergleich zu der Aufmerksamkeit, die sie bekommen, wenn sie gegen das Verbot verstoßen und bestenfalls in den Nachrichten noch darüber berichtet wird. Wie gehen Sie dann mit dem Reduzierungsdruck um?

Zuerst mal fokussiere ich mich auf eine andere Art von Kunden, als die großen Anbieter. Meine Kunden kaufen nicht gerne anonym im Internet oder in großen Kaufhäusern, denn sie wären frustriert, wenn die Ware nicht ihren Erwartungen entspricht oder sie nicht fachgerecht beraten werden. Smalltalk, persönliche und ehrliche Beratung und


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das spürbare Einkaufserlebnis und nicht zuletzt ein perfekt passender Schuh in der richtigen Größe zählen weitaus mehr als ein paar vermeintlich gesparte Euro.

„Wir folgen keinen Trends!“

Nach welchen Kriterien wählen Sie die Lieferanten aus? Ich hab mich entschie-

den, mit Marken zu arbeiten, die nicht bei den ganz großen Anbietern im Sortiment geführt werden. Dadurch stehe ich z. B. nicht im Wettbewerb mit großen Onlineshops. Die Kollektionen, die ich führe, und die Modelle, die ich daraus wähle, unterscheiden sich sehr stark von dem Angebot durchschnittlicher Anbieter. Unsere Schuhe sieht man nicht überall. Wir setzen auf zeitlose, komfortable Modelle und verkaufen lieber hochpreisige Schuhe mit bester Qualität. Zudem muss ich mich auf die Marke verlassen können, sonst kann ich meinem Kunden keinen guten Service bieten. In unserem neuen Laden werden wir nur mit Marken arbeiten, die diese Kriterien erfüllen und eine B2B-Plattform anbieten, damit ich einzelne Paare für meine Kunden schnell und kostenlos nachordern kann.

Das Münchner Label Distorted People hat einen sehr erfolgreichen Start hingelegt – und das, obwohl sich seine Gründer Matthias Gnilka, Huy Vu und Dung Vu nicht um klassische Saisonrhythmen scheren. Wie das geht, beschreibt Matthias Gnilka im Interview. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Distorted People

Gegen den Strom zu schwimmen, haben Sie zu Ihrem Erfolgskonzept erklärt. Wie kam das? Vor zehn Jahren

sind wir mit Distorted als eine Art Partyreise gestartet, mit monatlichen Mottopartys haben wir uns ein gutes Standing in der Szene Münchens aufgebaut. Später kam ein Onlineshoppingkanal hinzu mit Printshirts, die nur anfangs reduziert zu haben waren. Woraus 2008 ein richtiger Onlineshop wurde, nach gleichem Prinzip: Wer innerhalb der ersten 48 Stunden kaufte, bekam das Shirt zum Pre-Sale von 16,95 Euro und danach zu 24,95 Euro. Damit haben wir das komplette Gegenteil von dem gemacht, was in der Modebranche üblich ist! Als kreative Clique hatten wir uns einen Namen gemacht und allein mit Brands for Friends 45.000 Shirts verkauft, aber mit zu geringen Margen. Auch die Werbung über MTV und DMax brachte zwar Traffic, aber wenig Conversion. Ende 2010 hatten

Hinter Distorted People steht ein kreatives Kollektiv, das Arbeit wie Freundschaft verbindet.

wir alle keinen Bock mehr und dafür die Erkenntnis, dass man ohne Investoren nicht wachsen kann. Was haben Sie geändert?

Wir änderten Style und Sourcing, suchten neue Produktionspartner und Investoren, die an uns glaubten. Die Schnitte heute, der ruhigere zeitlose Style in Vintage-Waschungen – das sind wir, wir tragen das. Mit zwei Investorenpartnern, die mit uns sehr freundschaftlich und professionell arbeiten, konnten wir in unser Wachstum investieren und starteten 2011 mit unserem ersten Store in München. Unsere Philosophie haben wir weiterverfolgt: Immer nur das beizubehalten, was wir selbst mögen, unabhängig von Trends und Saisons. Vieles unserer Komplettkollektion gibt es das ganze Jahr über. Neue Produkte waren recht schnell ausverkauft und konnten gar nicht so schnell nachproduziert werden. Auch dieses Verknappungsprinzip hat die Nachfrage umso mehr gesteigert. Jetzt geht Distorted Peop­ le mit dem Vertrieb durch die Agentur Komet und Helden nächsten Schritt. Wie kommen Händler ohne Saisonrhythmen klar? 2014

sind wir mit Konen in München

gestartet, mittlerweile haben sie ihre Order verzwanzigfacht, weil es so gut läuft. Auch bei Ludwig Beck wurde innerhalb der ersten Woche 70 Prozent unserer Ware abverkauft. Damit wir aber auch für einen größeren Händlerstamm lieferfähig sind, produzieren wir mehr vor, 75 Prozent sind NOS-Artikel. Im nächsten Jahr wollen wir unsere jetzt 45 Verkaufsstellen auf 200 im D-A-CH-Markt erhöhen, dazu sind zwei weitere eigene und sieben Franchise-Stores geplant. Die selbstbestimmten Zyklen behalten wir bei und die Händler finden es cool. Auch was Sales-Zeiten be­ trifft? Was wir selbst an Über-

hängen haben, verkaufen wir im Onlineshop in einem kleinen Sale-Bereich, eine Umsatzkonstante für uns. Außerdem haben wir eine Membership für unseren Onlineshop eingeführt. Für jährlich 29,95 Euro bekommen die Kunden 20 Prozent Rabatt pro Kauf auf alles. Außerdem können sie bei uns exklusiv vorordern, was noch mal das Zugehörigkeitsgefühl stärkt. Wir haben eine extrem hohe Wiederkaufsrate.

Stört der Online-Sale die stationären Händler nicht?

Bisher nicht, online funktioniert noch mal nach anderen Gesetzen. Aber momentan dreht sich unsere Ware auch im stationären Handel so schnell, dass Sale kein Thema ist. Eine absolute Luxussituation! style in progress 315


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Wolfgang Joop. Er selbst ist der Prototyp dessen, was Wunderkind verkörpern soll: eine authentische, deutsche, intellektuelle Kollektion, die trotz allem marktfähig ist.

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Die Neuerfindung des Wunderkinds Manchmal trifft man sich zweimal im Leben. Eine Zufallsbegegnung am Flug­ hafen brachte Peter Kappler und Wolfgang Joop, die sich noch aus Joop-Zeiten kennen, wieder zusammen. Kappler, der vorher bei Strenesse und Hugo Boss war und zuletzt das Schwei­ zer Label Jet-Set und das italienische Label Dondup leitete, soll die wirtschaft­ liche Kompetenz in Joops Luxushaus Wunderkind bringen. Vielleicht eine Traumaufstellung für den internationalen wirtschaft­ lichen Erfolg Wunderkinds. Interview: Stephan Huber und Quynh Tran. Fotos: Wunderkind

Wunderkind war von Anfang an ein Projekt, das sehr bewusst eine deutsche Kultur angenommen hat.

Wolfgang Joop: Viele Umstände sind schwer gewesen, aber die Kollektion zu erstellen, ist uns hier immer sehr leicht gefallen. Es muss wohl mit den Geistern zu tun haben, mit denen man sich identifizieren kann. Ich habe keine Zeitung aufschlagen, keine Trendscouts holen müssen, um diese Emotion abzurufen, denn ich finde, Wunderkind hat wirklich etwas, was wir in Deutschland vergeblich suchen: Authentizität. Es kann nicht so sein wie, sondern es ist so, wie es ist. Man könnte sich fragen, warum Sie nicht das Leben genießen statt weiterzuma­ chen. Warum dieser Hunger?

WJ: Das müssen sie sich nicht fragen. Ich genieße mein Leben, weil ich tun darf, was ich machen will. Es ist ein Privileg, unabhängig zu sein und Mode machen zu dürfen. Ich mache es, weil ich etwas zu sagen habe und meine Sprache arbeiten lasse. Mode ist wie eine universelle

Sprache, wie Esperanto. Warum sind wir fasziniert von ihr? Weil sie nicht berechenbar ist, launisch und frivol – alles, was hier in Deutschland Angst macht.

an Fashion interessiert. Wir kommunizieren durch Bilder. „Jeder macht heute sein Mood Board, jeder macht aus sich eine Kampagne“, hat die Künstlerin Britta Thie gesagt. Wenn ich mein Instagram und Facebook täglich neu zusammenstelle, mache ich meine Kampagne und schaffe ein Bild.

Warum hat Deutschland die­ ses eigentümliche Verhältnis zur Mode, beinahe eine Art Nicht-Wahrnehmung?

WJ: Weil Deutschland seine kulturelle Identität durch dem Krieg verloren hat. Durch die Vernichtung der Juden ist dem Land ein Großteil der Stylemaker und Kulturträger verloren gegangen. Mode ist in Ländern mit einer ungebrochenen Geschichte fester Bestandteil der Kultur. Doch in Deutschland klafft hier immer noch eine große Lücke, die durch die nächsten Generationen hoffentlich langsam wieder gefüllt wird. Berlin war schließlich vor dem Krieg eine stilprägende Modemetropole, gleichbedeutend mit Paris. Peter Kappler: Ich würde es eher als Anders-Wahrnehmung bezeichnen. In der Mode fühlen wir Deutschen uns einfach unsicher. Sie fragen, warum Wolfgang Joop weitermacht. In den USA oder in Italien würde keiner auf die Idee kommen, einen Ralph Lauren oder einen Giorgio Armani zu fragen, warum sie nicht lieber das Leben genießen. WJ: Hier würde keiner einen Schriftsteller oder Künstler fragen, warum er noch ein Buch schreibt und noch ein Bild malt. Die Kunst ist heilig, aber Mode liegt irgendwo zwischen Arts und Crafts, ein Bereich, der nicht identifiziert worden ist. Aber man kann mit Aussagekraft, Erfahrung und künstlerischem Anspruch innerhalb der Mode ein Menschenbild erfinden. Und hinter Wunderkind, das weiß man mittlerweile, steht ein Mensch. Sie versuchen in einer deutschen Tradition zu

Durch die Globalisierung und Digitalisierung ist die Beklei­ dungskultur rational durch­ gerastert. Wie sehr lassen Sie sich davon beeinflussen?

beweisen, dass es auch in dieser komplexen Kultur­ geschichte möglich ist, ein Projekt wie Wunderkind zu realisieren.

WJ: Ja, es ist möglich, mit Engagement und Entschlossenheit, und das zeigen wir. Auch Helmut Lang hat es gezeigt. Seine Kollektion bestand aus Wiener Kaffeehausfiguren, sie war dunkel, intellektuell, jüdisch, zeigte ein Menschenbild des versunkenen Wiens. Das war Identität, die uns umhaute, weil sie im Kontrast stand, weil es ein Widerspruch war. Jil Sander funktionierte im Kontrast zu einer Konfektion, die üppig und laut war, Saint Laurent, weil er einen Menschentypus geschaffen hat, der frivol und cool und anders war. Heute würde man das alles nicht mehr cool finden, weil es schnell zur Headline Fashion geworden ist. Heute finden die Umbrüche in der Mode viel schneller statt.

WJ: Die Welt hat sich geändert, weil man ein Smartphone in der Hand hat. Alles hat sich geändert. Die Jugend ist sehr

WJ: Ich lasse mich nicht beeinflussen. Früher hat man sich über Mode gefreut, weil man auf sie warten musste. So ähnlich wie in einer Beziehung, in der man getrennt ist und Sehnsucht hat. Dann ist es eine Eruption der Gefühle, wenn man sich wieder sieht. Diese Eruption der Gefühle findet nicht mehr statt. Gibt es eine Möglichkeit, neue Bedürfnisse zu schaf­ fen?

WJ: Für mich ist Luxus ein philosophisches Konzept. Es gibt kein Produkt, das Luxus ist. Eine Kroko-Tasche ist für den einen ein Verbrechen an der Natur, für den anderen etwas Tolles. Luxus ist Souveränität und Freiheit, sich das zu leisten, was für einen selbst knapp und vielleicht auch irrational ist. Wie wollen Sie in unserer Zeit der Umbrüche etwas Wertvolles kreieren?

WJ: Es geht heute darum, Maximalismus zu entwickeln, das Maximale aus dem, was du hast, herauszuholen. Ich kann auf zehn Jahre zurückschauen und sagen, dass sich bei Wunderkind nichts entwertet hat. Wenn ich ein Muster aus dem Jahr 2003 nehme, kann ich es wieder anziehen. Wir können heute aus dem Fundus unglaublich viel rausholen. Das ist mein Ansatz, aus dem Fundus eine Zukunft zu style in progress 315


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bauen. Wunderkind ist für mich immer eine Bilderwelt gewesen. Ich wollte Bilder gegen diese Mono­tonie in Deutschland setzen, etwas Bohèmes, Fragiles. Ich habe meinem Team jede Saison eine Geschichte erzählt. Bei der ersten Kollektion in Paris war es ein Dornröschen, das aus dem Schlaf erwacht, die verblichenen, bestickten Seidenkleider aus dem Schrank nimmt und einen Hut aufsetzt. Sie geht in die Stadt, in der es keinen Anlass für sie gibt. Der Anlass ist das Gefühl. Die Leute fragen sich hier immer, wofür das ist, wann man das tragen soll. Man lernt leider nicht, dass die Dinge im Kontext der eigenen Gefühl stehen sollen. Glauben Sie, dadurch aus der Saisonalität der Mode ausbrechen zu können?

WJ: Das machen wir in gewisser Weise durch unsere Pre-Kollektion. Wir haben einen globalen Markt für Wunderkind mit Produktgruppen, die sich mischen. Aber es geht auch darum, Produkte zu machen, die keine Nischenprodukte sind. Deswegen bin ich froh, dass Peter da ist, um mir zu helfen, aus der Nische herauszukommen. Ich habe in Peter Kappler jemanden gefunden, der grundsätzlich als Marketingidee versteht, dass wir hier mit einem hohen Grad an Identität eine Kollektion machen, die große Erwartungen geweckt hat.

die bewundern das Intellektuelle, sie verstehen, was er macht. Die Schwierigkeit ist, diese Kreativität zu filtern und marktgerecht zu präsentieren, ohne es kommerziell zu machen – wir machen es nicht kommerziell, sondern verständlich. Wir haben das Kapital, das Management, den Vertrieb und Unabhängigkeit von Finanzinvestoren. Wie sieht Ihre Aufstellung in der ersten gemeinsamen Saison aus?

PK: In Deutschland, Österreich und der Schweiz bearbeiten wir diese mit einem internen Vertrieb, alle anderen Märkte bedienen wir über unsere neue Plattform in Mailand. Wir haben am 19. Juni zum ersten Mal unsere „Wunderkind-Collection“ im Umfang von etwa 200

PK: Die Show/Runway ist Kommunikation, die Pre-Kollektion ist der wirtschaftliche Teil des Unternehmens. Bei vergleichbaren Marken wie Céline etc. zum Beispiel macht sie 90 Prozent des Umsatzes aus. Bei Wunderkind wurde bisher nur eine Runway Collection präsentiert, die wirtschaftlich unheimlich schwer umsetzbar ist. Deswegen haben wir jetzt den wirtschaftlichen Teil, die 90 Prozent, angebaut. Der Unterschied ist, dass es Teile sind, die multiplizierbar sind, die preislich gemäßigter positioniert sind, eine Wollhose für etwa 400 Euro, ein Kleid für 600 bis 1.000 Euro, Mäntel zwischen 1.200 und 1.500 Euro. PK: Intensiv blicken wir nach Italien, aber auch nach Osteuropa, trotz der Krise in die Ukraine und nach Russland, Japan und Südostasien. Wir wollen uns nicht verzetteln und können gut einschätzen, was wir können und was nicht. Für die USA sind wir noch nicht bereit. Und wir haben unabhängig von der Kollektion noch viele andere Punkte abzuarbeiten. Wir haben unseren Vertrieb aufgestockt und Strukturen für die neue Kollektion aufgestellt. Wir produzieren zu 100 Prozent in Italien und in Deutschland wegen der Authentizität und wegen der Geschichte.

WJ: Es war nicht überlegt. Ich habe Peter in einem Moment getroffen, in dem ich Veränderung haben wollte und musste. PK: Wir sind uns nach acht Jahren unverhofft auf dem Flughafen in Ancona begegnet. Ich flog jeden Montag nach Ancona. Wolfgang Joop fliegt einmal in seinem Leben da hin, das war an einem Dienstag. Gerade dann fliege ich ausnahmsweise an einem Dienstag und wir liefen ineinander. Das ist skurril.

Glauben Sie, dass die Über­ nahme der Mode- durch die Finanzindustrie am meisten Schaden angerichtet hat?

In der Mode muss es auch um kommerziellen Erfolg ge­ hen. Wie realisieren sie das?

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Was bedeutet „Wunder­ kind-Collection“?

Welche Märkte sind für sie interessant?

War ihr Zusammentreffen reiner Zufall oder klug über­ legt?

PK: Unser Traum ist, etwas aus Deutschland auf Toplevel international erfolgreich zu machen. Bevor ich zurückgekommen bin, habe ich mit internationalen Größen wie Carine Roitfeld und mit Franca Sozzani gesprochen –

Teilen in unserem permanenten Showroom in Mailand, während der Premium-Messe in der Villa Wunderkind in Potsdam, später in München und in Paris gezeigt.

Ob Zahlen, Vertrieb oder Marktfragen – was Wolfgang Joops Kreativität nur bremsen würde, liegt in den erfahrenen Händen von Peter Kappler.

WJ: Ich weiß es nicht. Viele wären vielleicht auch so gescheitert. In dieser Welt braucht man Vertriebspower, um Produkte an die Leute zu bringen, die noch Lust darauf haben. Es gibt immer wieder neue Märkte, die plötzlich Kapital haben. Die Türkei beispielsweise hat heute einen Mittelstand, Istanbul ist viel schicker als Berlin. Als wir Wunderkind begonnen haben, waren Luxuskaufhäuser in der Ukraine und Russland unsere besten Kunden. Es dauerte nicht lange, da war das alles weg. Das

geht heute sehr schnell. Märkte können auf einmal verschwinden und neue muss man schnell bedienen können. PK: Eines hat die Finanzindustrie ausgelöst: Den verrückten Wahn der Monostores. Weil man auf dem Papier eine sichere Marge hat und weil man Geld investieren kann. Man generiert ein Anabolika-Wachstum, pumpt das Unternehmen dadurch für den geplanten Weiterverkauf auf. Was planen Sie noch mit Wunderkind?

PK: Wir wollen zur ursprünglichen Idee Wunderkinds als eine Art Akademie. Dazu ist der Name perfekt. Wir wollen einen Hort der Kreativität schaffen, mit Wunderkindern. Es war immer Teil der Idee, dass innerhalb des Projekts Nachwuchs entstehen soll. Außerhalb Deutschlands gibt es bei den Designerfirmen – und da sehe ich die Ausbildung eher als in den Schulen – sehr viele Deutsche. Viele wollen wieder nach Deutschland zurück. Bisher gab es keine deutsche Alternative auf diesem Level, das soll sich mit Wunderkind ändern. Wir geben den jungen Talenten die Möglichkeit, von Anfang an Verantwortung zu tragen, nicht wie bei den etablierten Marken, bei denen man durch lange Hierarchien durchlaufen muss. Wolfgang Joop gibt den jungen Leuten die Chance, Verantwortung zu übernehmen, und steht ihnen wie ein Mentor bei.


design by wundergestalten.de

Pitti Immagine Uomo Florenz 16.06. – 19.06.15

30.07. – 28.08.2015 Showroom Munich

Premium Exhibition Berlin 08.07. – 10.07.15

Premium München 08.08. – 11.08.15 Showroom Munich

13.07. – 20.07.2015 Showroom Munich Gallery Düsseldorf Golden Area 22.07. – 29.07.15

Supreme München 08.08. – 11.08.15 Showroom Munich

Düsseldorf, Alte Botschaft Cecilienallee 5 Showroom: Siegesstraße 23 • 80802 München • T: 089 / 38 88 77 47 • F: 089 / 38 88 77 49 www.diehinterhofagentur.de Contact: Dominik Meuer 0179 / 45 52 023 • d.meuer@diehinterhofagentur.de

MEN


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mey story. Keine Kompromisse Als Matthias Mey 2014 die Geschäftsführung des Familienunternehmens Mey übernahm, präsen­ tierte er die Idee zu ei­ nem neuen Produkt. Das zentrale Stilmittel hätte kaum anspruchsvoller sein können: Er wollte das beste weiße T-Shirt produzieren, sozusagen das weiße Blatt, den Markenbotschafter für die eigene Geschichte, für Werte und Wertigkeit. Damit begann mey story.

ten Unternehmen im deutschen Markt, weil wir vom Garn bis zum fertigen Wäschestück alles auf der Schwäbischen Alb produzieren. In unserem Keller lagern rund 100 Tonnen Garn.“ Über die langjährige, enge Zusammenarbeit mit einem Baumwollproduzenten aus Peru bezieht Mey reinsten, hochwertigsten Pima Cotton, der dort von Hand gepflückt wird, wodurch die Fasern besonders langstapelig und hochwertig sind. Eine perfekte Ausgangslage.

Text: Isabel Faiss. Fotos: mey story

The Best White T-Shirt

„Bisher waren wir das schwäbische Wäscheunternehmen, das sich auf die Qualität und das Produkt fokussiert hat, aber mir fehlte der Aspekt der Kommunikation. Ich wollte eine Möglichkeit finden, den Menschen zu erzählen und näher zu bringen, was wir hier eigentlich tun. Daher war es mein Ansatz, eine neue Marke zu gründen, die von vorne bis hinten eigenständig und separat aufgestellt ist und ein neues Produkt bei Premiumkunden im Topsegment wie Lodenfrey in München, Schnitzler in Münster, Stiesing in Bremen oder Schlösser in Hannover platzieren kann.“ Dafür lagen für Matthias Mey die Zutaten auf der Hand – oder besser gesagt auf der Schwäbischen Alb: Als Gesellschafter des Wäschespezialisten Mey kehrte er im Januar 2014 von der Holy Fashion Group zurück, wo er zuvor für die Linie Windsor Men verantwortlich war. Und er kam nicht mit leeren Händen. „Die Idee zu mey story ist schon lange in mir herangewachsen. Durch meine Arbeit bei Windsor kannte ich das Topsegment an Herrenausstattern und war immer wieder enttäuscht über die Produkte von Designerlabels, die Wäsche lediglich als Commodity abdecken. Wir sind eines der authentischsten und nachhaltigs315 style in progress

Es entstand eine kleine hochwertige Wäscheserie, die alle Attribute des Unternehmens kommuniziert: 100 Prozent Wertschöpfung in Deutschland, ein saisonloses Basic, das sich durch seine Wertigkeit und Qualität selbst erklärt und dem Handel ein Spezialistenprodukt liefert, dessen Eingangsmarge gleich Ausgangsmarge ist. Und das perfekte weiße T-Shirt als Kernprodukt von mey story entstand, gestrickt als Interlock mit einem S- und einem Z-Garn, wodurch sich die Nähte beim Waschen nicht verdrehen. Das Modell gibt es als Crew-Neck, als V-Neck und als Crew-Neck mit Brusttasche. Der Kunde kann sein T-Shirt am PoS durch Einsticken seiner Initialen

Matthias Mey kehrte Anfang 2014 in den Familienbetrieb zurück und etablierte dort seine Idee zu mey story.


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personalisieren lassen und hält innerhalb von fünf Tagen sein Best White T-Shirt in Händen – ein ehrlicher Beweis für made in Germany, der einerseits die persönliche Beziehung zum Konsumenten vertieft und dem jeweiligen Store zusätzliche Frequenz bringt. Keine Abschriften

VK-Preislagen von 39 Euro für Shorts, 44 bis 49 Euro für Unterhemden und 59 Euro für die T-Shirts sind moderat, aber auch hart kalkuliert, denn Werte haben ihren Preis. Die Kalkulation der Produkte wird den Ansprüchen der hochwertigen Partner gerecht. Andererseits hat man auf mey story Produkte im Gegensatz zur Mode keine Abschriften, denn ein hochwertiges Basic verliert nie seinen Wert. Ein NOS-Programm und die Produktion vor Ort machen eine Nachlieferung innerhalb von 24 Stunden möglich. „mey story findet der Kunde künftig als Basic im Bereich Contemporary Fashion, wie etwa bei Breuninger in Stuttgart, oder in der Konfektion. Wir haben ein Präsentationskonzept entwickelt, das neben den Produkten immer auch ein iPad beinhaltet, auf dem der Kunde mehr über die Herkunft und die Produktion erfährt. Ich möchte dadurch auch mit dem Konsumenten in Kontakt treten, indem ich ihm unsere Story erzähle und ihn auch auffordere, mir sein Feedback zu geben“, so Matthias Mey. Zur Vororder Frühjahr/Sommer 2016 gibt es das beste weiße T-Shirt auch für den Sohn.

15 bis 20 Herrenausstatter in Deutschland herangetreten und haben ihnen das Thema exklusiv präsentiert. Diese werden zum September erstmals bestückt. Der offizielle Kick-off folgt dann über die klassischen Ordertermine“, sagt Michael Prues, für den das Produkt im Wäschesegment bislang konkurrenzlos ist. Keine Vintage-Story, keine aufgewärmte Suppe von gestern, sondern moderne Produkte, die den Zeitgeist treffen. Um diese einzigartige Geschichte auch seine Kunden erleben zu lassen, unternimmt er regelmäßig Touren nach Albstadt-Lautlingen und führt sie durch die Produktion. Denn das hatte ihn persönlich sofort überzeugt. „Das Zusammenspiel von Technologie, Effizienz und Handwerk machen möglich, woran in unserer Branche eigentlich keiner mehr geglaubt hat: ein fair produziertes Qualitätsprodukt aus Deutschland, mit dem der Handel und das Unternehmen ehrliches Geld verdienen.“ Mey Herrenwäsche GmbH & Co. KG Albstadt-Lautlingen/Deutschland, T 0049.7431.7060, m.prues@meystory.com, www.meystory.com

Frischer Wind

Für den Verkaufsstart Anfang Mai gewann mey story den erfahrenen Vertriebsspezialisten Michael Prues als Head of Business Development, der mit dem Verkauf die Münchner Agentur Heritage Agents beauftragte. „Im ersten Schritt sind wir an die top

Feinstes Pima Cotton aus Peru und eine spezielle Produktions­ technik machen die Produkte von mey story besonders hochwertig.

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CR7. Rekordverdächtig Er gilt als einer der besten Fußballspieler aller Zeiten, wurde dreimal zum Welt­ fußballer des Jahres sowie zweimal zu Europas Fuß­ baller des Jahres gewählt – Cristiano Ronaldo. Für sein Label CR7 kreierte er gemeinsam mit dem New Yorker Designer Richard Chai Unterwäsche, Hemden und Schuhe, die von der dä­ nischen JBS Textile Gruppe produziert werden. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: CR7

Cristiano Ronaldo, Kapitän und Rekordtorschütze der portugiesischen Nationalmannschaft ist eine vielbestaunte Schönheit auf dem Fußballrasen. Nach dem teuersten Transfer der Fußballgeschichte steht Ronaldo seit Sommer 2009 bei Real Madrid unter Vertrag. Im Laufe seiner Karriere schloss er zahlreiche Werbeverträge ab, darunter für Marken wie Castrol, Coca-Cola, Emporio Armani, Motorola, Pepe Jeans, Samsung, Suzuki und TAG Heuer. Gemeinsam mit dem brasilianisches Model Ana Beatriz Barros wirbt er aktuell für die Kollektionen der portugiesischen Marke Sacoor Brothers. Er gilt als absolut modeaffin. „Fashion und Design sind zwei meiner Leidenschaften, ich habe mir schon lange gewünscht, eine eigene Marke zu gründen“, sagt der 30-jährige Portugiese. Im November 2013 erfüllte er sich seinen Wunsch und launchte unter dem Label CR7, seinen Initialen und der Rückennummer 7, sein eigenes Unterwäschelabel für Männer, das mittlerweile durch eine Sockenlinie und eine Hemdenkollektion ergänzt wird. Zum Launch wurde die Kollektion mit einem großen Stand auf der Bread & Butter vorgestellt. Anfang dieses Jahres folgte unter dem Label CR7 der Verkaufsstart einer Schuhkollektion für 315 style in progress

Männer und Jungen, die auf der Premium in Berlin gezeigt wurde, während die Unterwäsche­ kollekion und die Sockenlinien in München auf der ispo zu sehen war. Enormes Potenzial

Mit über 100 Millionen Fans bei Facebook und 36 Millionen Followern bei Twitter ist Cristiano Ronaldo einer der Sportler mit der größten Reichweite in den sozialen Netzwerken. Ein Hinweis auf die Unterwäschekollektion auf Ronaldos Facebookseite erhält schnell mal 300.000 likes und fast 4.000 Kommentare, während bei Twitter eine beiläufige Ankündigung, dass in der CR7 Underwear künftig die bequemsten Styles auch aus Microfiber Fabric erhältlich sind, in Windeseile 7.000 mal retweetetd und über 16.000 mal geliket wird. Das Potenzial hinter diesen aufmerksamkeitsstarken Kommunikationskanälen ist enorm. Die Designs für CR7 stammen vom New Yorker Designer Richard Chai, der bereits für Marken wie Armani Exchange, Donna Karan und Marc Jacobs gearbeitet hat. Die Kommunikation wird von der Londoner Agentur Saatchi & Saatchi verantwortet. Das dänische Familienunternehmen JBS kümmert sich um die Produktion der Textilien, gefertigt wird in Dänemark, Litauen und China. Für den Vertrieb von CR7 in Deutschland und Österreich ist die Maratex Fashion AG zuständig, die zudem auch die Märkte in Finnland und Russland betreut. Als Handelsvertretung ist in Deutschland ETC München zuständig und in Österreich die Agentur Hütthaler mit Showrooms in Salzburg und Wien. „Die Konsumenten suchen nach neuen Produkten von Marken, die zu ihnen passen. CR7 spricht die Zielgruppe

Nicht nur auf dem Platz eine gute Figur: Cristiano Ronaldo gewann viermal den Goldenen Schuh als bester Torschütze Europas.

von Jungen ab einem Alter von zwölf Jahren an und bedient darüber hinaus auch junge Männer, die modische Designs und Schnitte wollen. Neben unseren saisonalen Kollektionen bieten wir ein umfangreiches Lagerprogramm und Anlassbezogene Special Packages, z. B. zum Vatertag oder zu Ostern sowie mit speziellen Back to School Branding, die von den Kunden sehr gut angenommen werden. Erwähnenswert ist die besonders feine Qualität der Underwear von CR7. Die Modelle dieser Linie bestehen aus 95 Prozent Pima Cotton und fünf Prozent Elastan und verfügen über einen besonders strapazierfähigen Gummibund“, erklärt Helmut Hütthaler von der österreichischen Vertriebsagentur. Zu den Kunden in Österreich gehören u. a. Intersport, Sport 2000, Peek & Cloppenburg und einige Häu-

ser aus dem gehobenen Facheinzelhandel. Die VK-Preislagen für ein Dreierpack Underwear liegt bei 39,90 Euro, ein Paar Socken kostet 7,95 Euro und Hemden gibt es von 64,95 bis 99,95 Euro. Das Produktportfolio wird in Kürze um eine Duftlizenz und eine Undershirt-Linie ergänzt. Auf lange Sicht ist eine Hosen­ linie nicht ausgeschlossen. Im Juni eröffneten in Helsinki und in Moskau die ersten CR7 Stores.


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Colmar Originals. Der Weg zur Global Brand Hinter Colmar Originals steht ein Traditionsunter­ nehmen mit jungem Spirit. Beste Voraussetzungen also, über den Heimatmarkt Italien hinaus zu punkten – mit dem erklärten Ziel der Globalisierung der italieni­ schen Marke. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Colmar Originals

Gutes Produkt, cooles Image. Die Jacken von Colmar Originals sind ein wunderbares Beispiel dafür, wie ein Traditionsunternehmen durch die Besinnung auf die eigene Heritage neuen Auftrieb bekommen kann. 2009 startete Colmar Originals mit Daunenjacken, inspiriert von der Colmar Fashionkollektion aus den 1970er-Jahren. „Das Feedback bestärkte uns, die Kollektion immer weiter auszubauen“, sagt Marketingmanager Stefano Colombo. „Wir haben seitdem unseren Umsatz von Saison zu Saison verdoppeln können. Ein toller Erfolg, denn es ist natürlich nicht leicht, in einem gesättigten Markt zu

wachsen.“ Neben einem innovativen und qualitativ hochwertigen Produkt ist der Preis ein weiteres Argument für Colmar Originals. Die Jacken kosten im VK 249 bis hin zu 500 Euro für besondere Styles, womit sie im Preissegment unter dem von Mitbewerbern wie Moncler und Duvetica liegen. Dazu kommen Polos, Shirts, Fleece und Schuhe als Lizenzprodukt – für einen Total Look der Marke. Solides Fundament

Das Fundament von Colmar wurde 1923 gelegt, als Mario Colombo in Monza anfing, Arbeitskleidung herzustellen. Als die Italiener nach 1945 ihre Arbeitsoveralls auch zum Skifahren benutzten, markierte das den Start der Skiwear von Colmar, die umso erfolgreicher wurde, nachdem Ski-Champion Zeno Colò mit der von Colmar speziell entwickelten aerodynamischen Kleidung die Weltmeisterschaften in Oslo gewann. Bis heute ist Sport mit Ski- und auch Golfbekleidung ein weiteres Standbein des

Marketingmanager Stefano Colombo möchte den Erfolg von Colmar Originals zur Global Brand ausbauen.

Jacken für Männer und Frauen stehen im Fokus der Total-LookKollektion von Colmar Originals.

Unternehmens. Engagement in punkto Sponsoring gehört dazu, wie zum Beispiel für den nach der Marke benannten Colmar Cup in Italien. Das wichtigste Standbein jedoch ist die Linie Colmar Originals. Dafür baut das Unternehmen auf seine Wurzeln in der Region Brianza zwischen Mailand und Como und auf die familiären Strukturen. Mario Colombo leitet Colmar heute als Präsident, tatkräftig unterstützt von seinen Vettern Giulio und Carlo Colombo – und Stefano Colombo in vierter Generation. Nachhaltig agieren

Ihre Arbeit trägt Früchte, angefangen bei 1.000 Verkaufspunkten im italienischen Heimatmarkt. „Unsere Kunden glauben an das Produkt“, so Stefano Colombo. „Dieses Zutrauen wollen wir in anderen Key-Märkten aufbauen und die Marke auf diesem Weg globalisieren.“ Dabei unterstützen Marketingpower und eine selektive Distribution. Zu den rund 300 Händlern in Deutschland zählen Sor in Hannover, Jades in Düsseldorf und Lodenfrey in München. In

Österreich, wo die Marke von CCT Collectionen Christian Teufl vertrieben wird, gehören Sailer in Seefeld, Einwaller in Innsbruck und Steffl in Wien zu den 70 Premiumkunden. Eigene Stores für einen angemessenen Markenauftritt sollen nicht fehlen, so gibt es bereits zwölf, zum Beispiel in Mailand und Berlin, denen in den nächsten Jahren Flagships in jedem wichtigen Markt folgen sollen. „Das Wichtigste ist aber, für ein gesundes Business nachhaltig zu agieren“, so Stefano Colombo. „Wir leben unsere Vision und sind mit großem Enthusiasmus dabei. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich diese Energie in unser eigenes Produkt stecken kann.“ Colmar Originals 2 Kollektionen jährlich à 200 Teile Produktion: Italien, China www.colmaroriginals.it

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North Sails. Auf Erfolgskurs

Neue Zielgruppe an Land gezogen: North Sails präsentiert die erste Frauenkollektion.

Nach der Übernahme durch Oakley Capital wurde der Schiffssegel- und Sports­ wearhersteller North Sails grundlegend neustrukturiert und die Apparelkollektion vollständig überarbeitet. Nun wurde auf dem Pitti Uomo in Florenz die neue Frauenkollektion gezeigt. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: North Sails

Um frischen Wind in die Sportswearkollektion des Segelherstellers zu bringen wurde eine erfahrene Mannschaft an Bord geholt. Der neue Gesellschafter und CEO Eric Bijlsma, der zuvor jahrelang an der Spitze der niederländischen Street­wearund Denimmarke Scotch & Soda stand, holte Robert Polet, Ex-CEO der Gucci Gruppe, als Partner ins Boot. Beide sind nicht nur erfahrene Kapitäne in der Textilbranche, sondern auch passionierte Segler. „Unser Ziel ist es, den traditionsreichen Segelmacher mit einem Team aus Modedesignern, Produktent315 style in progress

wicklern und Seglern in eine richtungsweisende globale Marke zu verwandeln“, erklärt Eric Bijlsma. Das neue Hauptquartier liegt direkt an der Hafeneinfahrt von Amsterdam. Im lichtdurchfluteten Penthaus des ehemaligen Hafenmeisterbüros mit phänomenalem Ausblick über Amsterdam sind Geschäftsleitung, Vertrieb und Marketing angesiedelt. Eine Etage darunter ist ein großer Showroom integriert. Der Creative Director Mauro Talliani, der früher u. a. für Hugo Boss, Trussardi und Calvin Klein Jeans tätig war, überarbeitete die Kollektion von seinem Studio in Florenz aus und kreierte eine Kollektion mit vier Linien. Globale Expansion

Die exclusive Premiumlinie Black mit cleanem Design und dezenten designtechnischen Anleihen aus dem Segelsport beinhaltet rund 60 aufwändig gefertigte Teile. Hier liegen die VK-Preise im Herbst/Winter

zum Beispiel für Jacken zwischen 550 und 1.100 Euro. Deep Blue ist die technisch sportliche, maritime Kollektion, Ocean Blue die Variante mit deutlich jüngerem und modischerem Ansatz. Die Iconic Line mit VK-Preisen ab 99 Euro mit zeitlosen Klassikern wie u. a. Poloshirts und Chinos ergänzt als NOS-Programm. Bereits nach der Präsentation im Januar platzierten Kunden wie Breuninger, Ansons, Conleys, Fashion Room sowie Excelsior Milano und Gerard Loft in Florenz erste Order. Mit dem Pariser Concept-Store Colette ist ein Special Project geplant. Für den Vertrieb in Deutschland und Österreich ist die Offenbacher Agentur Brandpool verantwortlich. Die weltweite Expansionsstrategie haben Bijlsma und sein Team in drei Phasen unterteilt. Nachdem die Marke nun auf dem europäischen Markt vorgestellt wurde, beginnt mit dem Launch der Damenkollektion auf dem Pitti Uomo nun die Phase zwei, bei der die Marke auch in den

North Sails wurde 1957 von Lowell North, in San Diego, Kalifornien gegründet, 1984 wurde an Terry Kohler verkauft, 1995 mit der dänischen Firma Diamond Sailmakers fusioniert. Für Windsurfsegel und Textilien wurden Lizenzen vergeben. Sowohl beim Volvo Ocean Race als auch beim America’s Cup verwenden die Teilnehmer vornehmlich Segel von North Sails. Im Jahr 2011 betrug alleine der Umsatz mit Segeln 110 Millionen US-Dollar. 2014 wurde die North Technology Group, Inhaber der Marke North Sails, an Oakley Capital Private Equity verkauft. Auch der Lizenznehmer für Europa und Asien, die italienische Tomasoni Topsail S.p.A wurde von Oakley Capital und Eric Bijlsma übernommen. www.northsails.com

USA, Australien, Neuseeland und Japan eingeführt werden wird. „In den nächsten ein bis zwei Jahren werden wir weltweit rund 20 Flagship-Stores eröffnen“, sagt Bijlsma. Sobald das Store-Konzept dann etabliert ist, will North Sails auch in Russland und China in See stechen.


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Artigiano. Das beste weiSSe Hemd der Schweiz Ganz so überheblich würden es die Macher des Hemdenspezialisten aus Neerach selbst nicht formulieren, aber der Claim lautet immerhin: „The No.1 for white Shirts.“ Nicht mehr und nicht weniger hat Firmengründer Hans Aeber­ hard seit jeher im Sinn. Text: Dörte Welti. Fotos: Artigiano

Es gibt sie noch, die Firmen, die so ein bisschen unter dem Radar fahren, einen verflucht guten Job machen und kontinuierlich wachsen, wenn andernorts alles drunter und drüber geht. Ein regelrechtes Erfolgsrezept hat Hans Aeberhard eigentlich nicht, außer, dass er 1972 beschloss, das beste weiße Hemd herzustellen. Dafür suchte und fand der Schweizer eine italienische Weberei, die feinste ägyptische Baumwolle nach seinen Vorstellungen verarbeitete, eröffnete eine Produktion im Tessin und legte los. Artigiano nannte er die Marke, die in der dafür gegründeten Firma Asoni Group auf den Markt kam und sich anfangs rein auf weiße und

blaue Hemden für Männer spezialisierte. Artigiano ist italienisch und heißt soviel wie Handarbeit, ein Grundprinzip der Marke. Handarbeit als Kern­ kompetenz

Heute, 43 Jahre später, wird immer noch das meiste per Hand hergestellt und die weißen und blauen Hemden sind die Basis des Geschäfts. Artigiano ist darüber hinaus zu einem veritablen Hemden- und auch Damenblusenanbieter gewachsen, mit eigener Produktionsstätte in Portugal und seit 2014 auch wieder mit einer Niederlassung im Tessin. In Deutschland zählen Apropos – The ConceptStore, die KaDeWe-Gruppe und Lodenfrey (für die beispielsweise auch Sonderserien zur Wies’n hergestellt werden) zu den festen Kunden, in Österreich sind es der Sagmeister, Grüner und Steffl, in der Schweiz Jelmoli, PKZ, Grieder und Bernie’s. Kooperationen gibt es auch: Mit Tommy Hilfiger wurde eine Kapselkollektion erarbeitet: Tommy Hilfiger Tailored by Artigano, die in den europäi-

Weiße Hemden von Artigiano, seit 43 Jahren eine feste Größe.

schen Monomarken-Läden von Tommy Hilfiger vertrieben wird. Der Handel kann von den Vorzügen der NOS-Politik von Artigiano profitieren: Montags wird durchgegeben, welche Hemden aus der NOS (never out of stock) Reihe fehlen, am Freitag treffen die Hemden am PoS ein. Saisonale und Pre-Kollektionen in verschiedensten Dessins, mit modischen Drucken und in so außergewöhnlichen Qualitäten wie Cashmere im Denimlook werden insgesamt sechsmal pro Jahr geliefert und es gibt ein Maßhemdenprogramm. Internationalisierung ist das Ziel

Artigiano hat jüngst seinen Vertrieb neu aufgestellt: Für Deutschland und Österreich ist ab sofort die Elvis Giglione Fashion Agency zuständig. Die Schweiz und die internationalen Märkte werden von Aline Aeberhard und Kai Müller betreut.

Zum dritten Mal zeigt Artigiano dieses Jahr auf dem Pitti in Florenz. Mit Gründertochter Aline Aeberhard, die seit 2013 im Geschäft tätig ist und am London College of Fashion studiert hat, und Produktmanager Kai Müller,

der an der Fachakademie Textil in Nagold gelernt hat, kommt erst Recht frischer Wind ins alte, herrlich ausgebaute Fachwerkhaus im beschaulichen Neerach. Hier atmet man Ruhe, hier ist der Firmenhauptsitz, hier entstehen die Designs, hier arbeiten acht Enthusiasten. Wohlgemerkt nicht, um Trendsetter zu sein, sondern um den Status als feste Größe bei einigen der besten Ausstatter Europas beizubehalten. Demnächst wird London angepeilt, dann Paris. Artigiano soll internationalisiert werden, Schweizer Qualität ist eine starke Aussage, wird im europäischen und ferneren Ausland nach wie vor hoch geschätzt. Für das beste Schweizer Hemd hätt’s überall noch Platz.

Asoni SA, Neerach/Schweiz, asoni@asoni.ch, www.asoni.ch

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Superjeans of Sweden. „Nachhaltigkeit ist keine Religion“

Der Style von Superjeans of Sweden ist minimalistisch, mit ausgefeiltem Fitting.

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Bo Bech-Nielsen ist erklärter Denimnerd und Gründer der Brand Superjeans of Sweden.

Braucht die Welt eine neue Denimbrand? Nein, antwor­ tet Bo Bech-Nielsen und hat dennoch Superjeans of Sweden aus der Taufe ge­ hoben. Im Interview spricht er über verantwortungsvolle Fertigung und bewussten Konsum. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Superjeans of Sweden

Jeans gibt es überall in großer Vielfalt. Was ist anders an Ihrem Produkt?

Als schwedische Brand repräsentieren wir die schwedische Cleanness, und das nicht nur im Design. Ohne dass ich wie ein Hippie klingen will: Wir respektieren Mutter Erde, was stark in unserer Kultur verankert ist. Schweden zählt zu den saubersten Ländern der Welt, wir versuchen, so viel wie möglich wiederzuverwenden. Das ist auch die Philosophie von Superjeans of Sweden. Sie haben 20 Jahre im Jeansbusiness hinter sich. Mit welcher Erkenntnis?

Ich habe für große Firmen gearbeitet, in China, Indien, Pakistan. Würden die Konsumenten sehen, was ich dort an Kinderarbeit und gesundheitsgefährdenden Produktionsbedingungen gesehen habe, würden sie nichts

von diesen Marken kaufen. Wir produzieren ausschließlich in Europa, wofür viele Gründe sprechen. Einer davon ist, dass ich genau weiß, wer mit unserer Jeans in Berührung kommt. Die Jeans werden in einer portugiesischen Fabrik von echten Fachleuten gefertigt, die vor allem eins sind: erwachsen! Wie nachhaltig ist Super­ jeans of Sweden?

Nachhaltigkeit ist für mich keine Religion. Ich will mein Produkt auch nicht hundertprozentig nachhaltig nennen, das kann ohnehin keiner. Aber wir versuchen, das beste Produkt so umweltschonend und verantwortungsvoll wie möglich zu fertigen und vieles wiederzuverwenden. Das Indigowasser der Jeans haben wir zur Färbung von T-Shirts noch mal genutzt, das Ergebnis zeigen wir auch auf der Premium Berlin. Zwar verwenden wir für die T-Shirts Biobaumwolle, aber eher aus Qualitäts- denn aus Umweltgründen. Ohnehin wird immer noch viel Wasser selbst zur Herstellung von Ökobaumwolle verbraucht. Was lässt sich über den Style sagen?

Er ist minimalistisch. Zudem ist das Fitting sehr wichtig. Von Stoff zu Stoff, den wir eigens in Spanien fertigen, entwickeln

wir das Design neu, weil sich jedes Material bei der Waschung unterschiedlich verhält. Wir stecken unendlich viel Zeit in die Entwicklung unserer Jeans, die wir mit Jacken, Kleidern und Hemden ergänzen. Für mich haben wir eine der coolsten Denimkollektionen, die ich je gesehen habe. Sie ist nicht groß, aber sie muss überzeugen. Und wenn du weißt, was du tun willst und auch wie, brauchst du keine 300 Styles. Sie sind 2012 im Heimat­ markt gestartet.

Schweden ist ein tougher Markt mit viel Wettbewerb. Ich habe dennoch getan, wovon mir jeder abgeraten hat und mit meiner unbekannten Marke einen Store in Malmö eröffnet. Ich hatte das Glück, dass bald die richtigen Leute aufmerksam wurden und uns publik machten. Jetzt läuft es richtig gut. In Skandinavien beliefern wir rund 100 Händler, wobei wir auch 300 hätten erreichen können, aber ich will die Richtigen haben. Lieber warte ich auf sie, wenn sie noch nicht bereit sind.

Nein, Scherz. Mit unserem Webshop hatten wir bereits viele Orders aus Deutschland, was uns gezeigt hat, dass hier ein Markt für uns ist. Über Celine Klauser haben wir bereits sehr positives Feedback einiger Big Player bekommen und möchten nun langsam und selektiv wachsen, mit einem hochwertigen Produkt, das die Zeit überdauert. Mein Großvater zeigte mir einmal seinen Kleiderschrank mit einem Hemd, das 50 Jahre alt war und immer noch aussah wie neu! Damit meine ich nicht, dass du unsere Jeans 30 Jahre tragen solltest. Aber du könntest. Wir möchten unseren Kunden etwas geben, das mehr wert ist als das Geld, das die Jeans kostet.

Superjeans of Sweden Unternehmenssitz: Malmö, Schweden 2 Kollektionen jährlich mit 6 Fits für Frauen und 5 für Männer, plus Flashprogramme Preise für Jeans: 150 bis 180 Euro VK www.superjeansofsweden.com

Über die Agentur Celine Klauser startet das Label jetzt in Deutschland. Mit welchem Ziel?

Wir wollen die größte Denimbrand in Deutschland werden. style in progress 315


142 MODE

Fotos & Produktion: Oliver Rauh Styling: Oliver Rauh & Samir Abou-Suede Haare/Make-up: Sigi KumpfmĂźller using Chanel Digital Operator: Arton Sefa Retouch: Elektronische SchĂśnheit Layout: Victoria Keller Model: Siri Mesmer@Modelwerk.de Licht: Dedo Weigert Film

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MODE 143

Linke Seite Mantel: Marc O’Polo Bluse: Cruciani Sonnenbrille: Orgreen Schmuck: Leonor Barrios BH: Calida Jeans: AG Diese Seite Ledermantel: Iris von Arnim Bluse: AG Kette: Escapulario Hose: Twin-Set Heels: French Connection

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144 MODE

Links Top: Alpens端nde Sonnenbrille: Valley Lederhose: Brunello Cucinelli Boots: Navyboot Rechts Pullover: Annie P. Tasche: Londine Rock: 0039 Italy Heels: French Connection

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MODE 145

Bluse: Luisa Cerano Ketten: Lumisha Hose: Drykorn Heels: French Connection

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146 MODE

Blazer: Antoinette Bluse: Sand Sonnenbrille: Marc by Marc Jacobs

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MODE 147

Links Bikerjacke: Set Bluse: Liu Jo Hose: Iris von Arnim Heels: Raoul Rechts Blouson: Gant Top: 81 Hours Armb채nder: Escapulario Hose: Annie P. Trainers: Candice Cooper

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148 MODE

Links Bluse: Sportalm Rechts Bluse: Des Petits Hauts Tuch als Gßrtel: 4colored Armband: Sense Copenhagen Handtasche: Twin-Set Culotte: Ottod’Ame Espandrillos: Sun Z

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MODE 149

Strickmantel: Marcel Ostertag Bluse: Ottod’Ame Hose: Twin-Set Wedges: French Connection

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Fotos: Norbert Baeres. Produktion/Styling: Oliver Rauh

Poloshirt: Falke Hemd: Joop Jackett: Joop Armband: Gabriele Frantzen Lederhose: Meindl G端rtel: Closed Socken: Falke Schuhe: Office London 315 style in progress


MODE 151

Jackett: Windsor Cardigan: Falke Hemd: Windsor Jeans: Alberto G端rtel: Windsor Schuhe: Floris van Bommel Reisetasche: Jost

Strickpolo: Falke

Styling-Assistenz: Jennifer Wurster Foto-Assistenz: Manuel Ringlstetter Grooming/Haare: Sigi Kumpfm端ller using chanel@kultartists.com Models: Campbell Pletts@kultmodels.com, Wincent@tune-models.com Layout: Marie-Luise Dorst Location: www.bold-hotels.com Special thanks to Felicitas M端ller & Alexandra Birkel style in progress 315


152 MODE Sweatshirt: 7 for all Mankind Sonnenbrille: Moscot

unten links Hemd: Stone Island Sweatshirt: 7 for all Mankind Armreif: Vain Jeans: Pt 05 unten rechts Hemd: Lucky de Luca Shirt: Drykorn Hose: Drykorn

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MODE 153

Hut: Stetson Lederjacke: Milestone Shirt: Boulezar Shorts: Boulezar Reisetasche: Souve Loafers: Jimmy Choo

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Jackett: Gant Hemd: Replay Sonnenbrille: Woodfellas Shorts: Replay G端rtel: Krag端 Lederrucksack: Souve

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MODE 155

links Hut: Stetson Blouson: Baracuta Hemd: Colli Shirt: Calida Shorts: Replay Schuhe: Superga rechts Daunenweste: Duvetica Poloshirt: Chalet G체rtel: Krag체 Hose: AG Armb채nder: Escapulario Schuhe: Office London Weekender: Suri Frey

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156 MODE

Jackett: Sand Hemd: Sand Shorts: Barb’one Gürtel: Closed Socken: Burlington Schuhe: Jimmy Choo Weekender: Jost

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MODE 157

links Strickblazer: Digel Hemd: Tommy Hilfiger Hose: Closed Schuhe: Superga rechts Daunenweste: Paltó Hemd: B.D. Baggies T-Shirt: O’Neill Jeans: Superjeans Gürtel: Replay Socken: Falke Schuhe: Tom’s

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Ein Wohnzimmer, ein Treffpunkt, eine kaufbare Stilwelt – das Erdgeschoss des Soho House Berlin ist zum Concept-Store geworden.

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Simpler Luxus. The Store x Soho House/Berlin Mit The Store hat die Engländerin Alex Eagle ein neues Concept-Store-Format im Berliner Soho House integriert. Neben Mode, Möbeln, Büchern und Kunst gibt es auch Schallplatten, Gemeinschaftsarbeitsplätze, einen Beauty Bereich, ein Foto- und Aufnahmestudio, ein Café und eine Pizzeria. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: The Store

Das Berliner Soho House gehört zu einer Gruppe von mittlerweile 14 Privatclubs u. a. in London, New York, Miami und Istanbul, die meist über ein angeschlossenes Hotel oder Apartments, ein Fitnessstudio mit Spa-Bereich, diverse Restaurants und Bars verfügen. Die Nutzung ist ausschließlich den Soho-House-Mitgliedern und ihren Gästen vorbehalten. Das denkmalgeschützte Gebäude, in dem 2010 der Berliner Soho Club einzog, wurde ursprünglich in den späten 1920er-Jahren als siebenstöckiges Kaufhaus mit Dachterrasse eröffnet. Seit heuer ist im Erdgeschoss das neue Retailkonzept The Store beheimatet. In den ersten Monaten ausschließlich für Mitglieder zugänglich, kann heute jedermann in dem Laden einkaufen oder lunchen. Das Café im The Store bietet frische regionale Speisen und Säfte. Im Bibliotheksbereich besteht die Möglichkeit, in Ruhe zu arbeiten oder zu lesen. Dazu gibt es ein Foto- und Aufnahmestudio, mietbare Arbeitsbereiche und das Restaurant Pizza East. Ein weiteres Highlight ist der Beauty-Bereich mit dem Namen Barber & Parlour, der unter Leitung von Wellas Creative Director Josh Wood steht. Wohnzimmer Shopping

Das Konzept für den 2.800 Quadratmeter großen Laden stammt von Kreativdirektorin Alex Eagle. Es ist quasi wie in einer

Wohnung, in der man alles kaufen kann: von der brennenden Kerze über die Schallpalllte, die der DJ auflegt, bis hin zum Sofa, auf dem man sitzt. „Morgens kommen die Leute auf einen Kaffee oder zum Frühstücken vorbei und verbringen am Ende den ganzen Tag bei uns, weil sie The Store x Soho House Berlin Torstraße 1, 10119 Berlin/Deutschland www.thestore-berlin.com Eröffnung: 2. Februar 2015 Store Managerin: Celia Solf Anzahl der Mitarbeiter: 28 Verkaufsfläche: 2.800 qm Marken Frauen: 3x1, Alexander Wang, Ann Demeulemeester, Baja East, Balenciaga, Body Editions, Christophe Lemaire, Christopher Raeburn, De Marquit, Each x Other, ESK, Falke, Frame, Issey Miyake, Jil Sander, Jonathan Saunders, Joseph, Junya Watanabe, JW Anderson, Kiki de Montparnasse, Le Kilt, Lisa Marie Fernandez, Marques Almeida, New & Lingwood x Alex Eagle, P.R. Patterson, Palmer Harding, Poplin, Proenza Schouler, Rosetta Getty, Rosie Assoulin, Simone Rocha, The Row, Trager Delaney, Vetements, Yohji Yamamoto Marken Männer: A. Sauvage, AMI, Casey Casey, Christophe Lemaire, Christopher Kane, Christopher Raeburn, Each x Other, Frame, Frescobol Carioca, Isaora, Issey Miyake, Joseph, Junya Watanabe, JW Anderson, Maharishi, Maison Labiche, Marni, Melinda Gloss, Neil Barrett, New & Lingwood, P.R. Patterson, Sunspel, Y-3

hier arbeiten und Freunde treffen können und dann gemeinsam eine Kleinigkeit essen oder zwischendurch die Kollektionen und Bücher anschauen“, erklärt sie. Eagle sammelte schon während ihrer Studienzeit erste Erfahrungen in der Modebranche, als sie einer Stylistin assistierte. Sie absolvierte Praktika beim Londoner Fashionlabel Gharani Strok und bei The Sunday Times Style. Danach arbeitete sie redaktionell für Tank und Harper’s Bazaar und übernahm dann die globale PR-Arbeit für die Marke Joseph. Das Zentrum aller Dinge

Warum die Wahl für den ersten Standort auf Berlin und nicht auf New York oder London fiel, erklärt Alex Eagle so: „Berlin ist eine großartige dynamische Stadt. Hier ist viel globale Kreativität und die Energie ist so unglaublich, dass es sich wie das Zentrum aller Dinge anfühlt, wenn man dort ist. Und es gab in Berlin diesen erstaunlich großen schönen Raum mitten in der Stadt, den man in einer Stadt wie London oder New York nicht finden würde – eine Location dieser Größenordnung ist einmalig. Früher war diese Ecke in Berlin-Mitte noch eine Randlage, mittlerweile ist hier die Heimat der expandierenden Kreativ- und Technologieindustrie in der Stadt.“ Als kultureller Treffpunkt bietet der Laden im Herzen von

Creative Director Alex Eagle hat mit The Store einen kulturellen Treffpunkt im Herzen von Berlin geschaffen.

Berlin-Mitte eine luxuriöse Verkaufsfläche mit Kunstinstallationen, zahlreichen Kollektionen namhafter Designer sowie Accessoires, Schmuck, Schallplatten, Einrichtungsgegenständen und Möbeln. „Die Philosophie hinter unserer Einkaufsstrategie basiert auf zusammenhängend aufgebauten Blocks, die eine saisonund zeitlose Garderobe kreieren, mit klassischen Teilen, die gut zusammen funktionieren. Der Fokus liegt auf den Schnitten, großartigen Passformen, schönen Materialien und Langlebigkeit. Es ist der Gegensatz zur Fast Fashion, also mehr der Ansatz Now & Forever“, erklärt Eagle. Die nächsten Konzepte dieser Art sind bereits an den SohoStandorten Oxfordshire und London in Planung. Zwischenzeitlich eröffnete Alex Eagle unter ihrem Namen einen weiteren Store in der Londoner Walton Street im Stadtteil Chelsea.

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Auf Mission. Statement Store/ München Ihre Leidenschaft für qualitativ hochwertige und detailverliebte Jeans hat Kay Knippschild und Christian Josh Heise aus Berlin dazu bewogen, in München ein klares Zeichen in Sachen Denim zu setzten. Der Statement Store macht seinem Namen alle Ehre, 99 Prozent der hier angeboten Hosen sind ungewaschene Selvedge Denims. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Statement Store

Na wo denn sonst? Im Münchner Glockenbachviertel, unweit des Gärtnerplatzes, in der Fraunhoferstraße zwischen Klenze- und Müllerstraße. Hier fand November letzten Jahres der Statement Store von Kay Knippschild und Christian Josh Heise seine Heimat. Bereits ein Jahr zuvor eröffneten die beiden im Nachbarladen den Münchner Red Wing Shoes Store. Statement jedoch ist als Jeansladen konzipiert. Über 80 Prozent der Ware sind Selvedge Denims aus den USA und Japan. Von 12,85 bis 21 Unzen ist alles dabei. Dazu gibt es Accessoires wie Gürtel von Hollywood Trading Company, Hüte und Mützen von Stetson, Jacken von Baracuta und die Stiefel von White’s Boots. Eine Besonderheit sind Vintage-Einzelteile die von US-amerikanischen Flohmärkten stammen, die beiden bringen sie von ihren USA-Reisen selbst mit. Bis auf zwei Modelle sind alle Jeans ungewaschen, sprich Raw. Dazu gibts für den Sommer noch ein paar Chinos. Die Passformen sind so vielfältig wie die Kunden: von Skinny und Slim über Tapered bis hin zu Relaxed und Loose fits. „Bei uns soll für jeden was dabei sein. Das 315 style in progress

Angebot richtet sich sowohl an Einsteiger als auch an informierte Kenner. Wir haben Kunden, die sind 16 Jahre alt, wir hatten aber auch schon einen Kunden, der war über 70 und hat sich bei uns eine 1947er 501 gekauft“, erzählt der gebürtige Berliner Heise. Im Vergleich zu Berlin – so seine Erfahrung – werden in München deutlich mehr kleinere Bundweiten verkauft – die Bayern scheinen demnach deutlich schlanker zu sein als die Preußen. Karriere im Einzelhandel

Erst 2010 war Heise in die Denimbranche gekommen, nach abgeschlossenem Studium in VWL, Soziologie und Politologie mit Diplom. Ein Referendariat bei der Bundesbank mit Verbeamtung hatte er zugunsten einer Stelle bei Burg und Schild und dem Berliner Red Wing Store sausen lassen. Jetzt ist er Teilhaber bei Statement. „München im Frühling ist schon sehr sexy. Die Aufgabe, den Laden hier aufzubauen, macht großen Spaß. Das Umfeld mit alteingesessenen Antik- und Vintage-Läden und Cafés für jedermann fühlt sich so an wie Berlin-Mitte und Prenzlauer Berg vor 15 Jahren“, sagt Heise.

Geworben wird für den Laden über den Blog auf der Website, per Facebook und Instagram sowie mit einem Labelfinder-Account. Es gibt schon nach den ersten sechs Monaten einige Stammkunden. „Am besten funktioniert die Mundpropaganda – sie ist und bleibt das A und O“, erklärt Heise. „Oft werden unsere Kunden einfach auf ihre Hosen oder Schuhe angesprochen und empfehlen uns dann weiter.“ Die Einstiegspreislage kommt von Edwin Jeans ab 140 Euro. Puristische Highlights im Sortiment mit fast 400 Euro Statement The Denim Store Fraunhoferstraße 8 80469 München/Deutschland www.statement-store.com Eröffnung: 27. November 2014 Inhaber: Kay Knippschild und Christian Josh Heise Verkaufsfläche: 60 qm Marken für Männer: 3sixteen, Baracuta, Ebbets Field Flannels, Edwin, Filson, Heller’s Cafe, Homespun, HTC, Indigofera, Indigo People, Ironheart, Japan Blue, Levi’s Vintage Clothing, Lightning Bolt, National Athletics, Stetson, Stevenson Overall, Talonmade, Tannergoods, The Strike Gold, Ondura, Rogue Territory, White’s Boots

VK-Preis sind unbehandelte 18 oz. Jeans von 3sixteen, deren Stoff direkt vom Webstuhl ohne Sanforisierung verarbeitet werden, oder Denims aus Left Hand Twill vom japanischen Label The Strike Gold aus Okayama mit unvergleichlicher Haptik und absolut hoher Stoffqualität. Grundsätzlich wollen die Inhaber des Stores eine breite und tiefe Auswahl von Hosen bieten. Fachwissen gibts gratis. „Wir geben Tipps, wie man die Hose am besten wäscht und was man tun muss, um die Farbe möglichst lange zu erhalten. Oder eben genau das Gegenteil, wie man einen ausgewaschenen Look erzielt“, erzählt Heise. Dazu kommen ehrliche Beratung und guter Service. Das Kürzen der Hosen ist selbstverständlich kostenlos. „Wir haben eigens eine Nähmaschine besorgt, die Chain Stitching ermöglicht. In Zukunft möchten wir noch einen Repair Service anbieten, daran arbeiten wir. Genauso wie an einem Onlinestore“, erzählt Heise. Ein echter Pionier eben, immer noch jede Menge unvollendete Missionen.


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Gemacht f端r eine Zielgruppe, die es gerne roh und ehrlich hat: die Inneneinrichtung im Statement Store.

Von der Spree an die Isar: Der Berliner Christian Josh Heise hat im Glockenbachviertel seine neue Wahlheimat.

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Strandperle. Pier 14/Zinnowitz Feinster Ostseesand, sonnenreichstes Ferienparadies Deutschlands – dafür steht Usedom. Mit dem Concept-Store Pier 14 in Zinnowitz hat die Ostseeinsel weiter Attraktivität gewonnen. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Pier 14

Stefan Richter (links) leitet gemeinsam mit Jana und Gert Griehl das Handelsunternehmen, das heute zwölf Stores betreibt.

Allein der erste Auftritt ist ein kleiner Paukenschlag: ein Schaukasten am Eingang, um Mode zu präsentieren – und ein Oldtimer. Im Geschäft selbst, das das Erdgeschoss einer alten Villa einnimmt, erwartet die Besucher Mode für Männer und Frauen, Kosmetik und Food. Ein gelungenes Rundumkonzept, das Pier 14 denn auch die Auszeichnung als Store of the Year 2015 des Handelsverbands Deutschland HDE beschert hat. Kuchen, Currywurst und Fashion

Pier 14 möchte alle Sinne ansprechen. So wird, wer den Store betritt, gleich von einem Kuchentresen in Versuchung geführt. Dahinter geht es ein paar Stufen zum räumlich separaten Kaminzimmer hinauf, wo mehrere Tische zum Sitzen und Essen einladen: die Currywurst vom Kräuterschwein zum Beispiel und dazu ein Glas Crémant oder den Weide-Burger vom LandWert-Rind. Auch mit Vollwertkuchen- und Torten hat sich Koch Andreas Kühn bei Pier 14 einen Namen gemacht. Dazu kommt last but not least die Mode. Drykorn, Parajumpers, Please und Better Rich 315 style in progress

heißen die Zugpferde im Sortiment. Marken wie Schumacher, High bei den Damen und Stone Island, Boss Black bei den Herren bilden die preisliche Spitze. „Unsere Kunden sagen oft, dass man bei uns auch das Spezielle findet, zum Beispiel Kollektionen wie Sophie, La Fée Marabutée, Oakwood oder Pen & Ink“, so Stefan Richter. Seit 2007 leitet er das HandelPier 14 Neue Strandstraße 36, 17454 Zinnowitz/Deutschland www.pier14.de Eröffnung: August 2013 Inhaber: Gert Griehl, Jana Griehl, Stefan Richter Anzahl der Mitarbeiter: 10 Verkaufsfläche: 360 qm Marken Frauen: u. a. 7 for all Mankind, Better Rich, Blaumax, Blonde No.8, Drykorn, FTC, High, La Fée Maraboutée, Oakwood, Parajumpers, Pen & Ink, Please, Schumacher, Set, Sophie Marken Männer: u. a. Baldessarini, Better Rich, Drykorn, Hugo Boss, Parajumpers, Stone Island, Strellson, Matchless Marken Accessoires: u. a. B. Belt, Beck Söndergaard, Campomaggi, Konplott, Le Specs, L’Occitane, Philippe Model, Saami Crafts, Vic, VMP, Voluspa, Ugg

sunternehmen hinter Pier 14 gemeinsam mit den Firmenbegründern Jana und Gerd Griehl, mit Geschäftssinn und spürbarer Leidenschaft. Lifestyle aus Kapstadt

Dabei sah es für Stefan Richter zuerst ganz nach einer Laufbahn im Profiradsport aus. Doch dann verschlug es ihn für zwei Jahre nach Kapstadt, wo er den Modeeinzelhandel für sich entdeckte und mehrere Filialen mit jung sportivem Sortiment mit aufbaute. In Kapstadt lernte er Jana und Gert Griehl kennen, eine Bekanntschaft, die sich zu einer Freundschaft bis hin zu der Idee entwickelte, beruflich gemeinsame Wege zu gehen. Heute sind es nunmehr zwölf Geschäfte, die das Trio im Osten Deutschlands führt, mit Franchise-Stores von Jack Wolfskin, Liebeskind und Marc O’Polo sowie den drei Multibrand-Konzepten Pier 14, die das Kernstück der Firma mit rund 60 Mitarbeitern bilden. Die Strukturen sind klar durchdacht: Jana Griehl kümmert sich um den Concept-Store und den Einkauf der DOB, Stefan Richter um Marketing, Einkauf und Ladenbau, während Gert Griehl Personal und Controlling

verantwortet. Für die strategische Ausrichtung sind Gert Griehl und Stefan Richter gemeinsam zuständig. Auch ihre Zukunftspläne sind ambitioniert; so soll das erfolgreiche Lifestylekonzept Pier 14 weiter filialisiert werden, mit weiteren sechs Geschäften in der Region. „Kapstadt war eine gute Schule für mich“, sagt Stefan Richter. „Oft ging es in den Kundengesprächen darum, wo eine coole Party stattfindet, wo es eine schöne Galerie gibt oder wo man gut essen kann. Dafür mussten wir die Leute immer woandershin schicken. Hier bei Pier 14 müssen wir das nicht mehr.“


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Das Storedesign greift die typische Bäderarchitektur Usedoms auf – und bricht sie mit modernen Elementen.

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Wohlfühlatmosphäre: Wenn sich die Kundin bei Barbara Seefelder wie zu Hause fühlt, ist das das größte Kompliment für die Inhaberin.

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Im Dialog mit der Mode. Seefelder/ München Barbara Seefelder hat ihrem Store nicht nur ihren Namen gegeben, sondern eigentlich alles, was sie in 30 Jahren Berufserfahrung mitnahm, was sie als erfolgreiche Unternehmerin und zweifache Mutter und durch ihre Leidenschaft für Kreativität mitbringt. Das Konzept dieser lebendigen Boutique inmitten von Schwabing ist die Inhaberin selbst. Text: Isabel Faiss. Fotos: Barbara Seefelder

„Ich bin mit Leib und Seele dieser Laden.“ Jeden Tag steht die Inhaberin persönlich hinter dem Tresen.

„Leidenschaftliche Kreativität hat schon immer meine Arbeit bestimmt.“ Im August 2013 übernahm Barbara Seefelder das Geschäft von der Vorbesitzerin und kreierte daraus eine Wohlfühlwelt für Frauen, die auf der Suche nach Mode sind, die man in München nur selten bekommt. Wenn sie ihre Geschichte erzählt, nimmt Barbara Seefelder einen mit: auf die Höhen und Tiefen ihrer Karriere als Modehändlerin, als Stilberaterin unter anderem für Frauen aus der Münchner Szene, der Wirtschaft und der Politik, als stolze Mutter, als kreativer Tausendsassa und als Inhaberin dieses Ladenlokals in der Hohenzollernstraße, mit dem sie sich ihren Traum erfüllt hat. Ihr herzliches Lachen ist ehrlich, ihr Konzept auch. Nach Farbthemen sortiert, reihen sich Oberteile aneinander, Schaupuppen inspirieren mit Kombinationsmöglichkeiten, eine kleine Denimwall mit Denham-Jeans hängt vor einem Containerblech an der Wand. Die Mode ist elegant und lässig, jung und feminin. Ihre Affinität

zu skandinavischem Design führt Barbara Seefelder auf Modemessen nach Kopenhagen, aber auch zu ungewöhnlicheren Veranstaltungen wie nach Istanbul oder Lissabon, wo sie für ihre Kundinnen nach dem gewissen Extra sucht. Neueste Entdeckung ist die dänische Schuhmanufaktur The Last Conspiracy mit handgenähten Schuhe. Mode zum Anfassen

Als erfahrene Stilberaterin denkt Barbara Seefelder in Looks und berät ihre Kundinnen auch nach diesem Prinzip. „Ich bin der Meinung, Mode sollte man sich nicht diktieren lassen, es sollte ein Dialog zwischen dem Kleidungsstück und seinem Träger entstehen. Die persönliche Atmosphäre mit einer sorgfältig, pointierten Produktauswahl lädt zum Verweilen im Laden und Durchblättern der Kleidungsstücke ein.“ An ihr Sortiment geht Barbara Seefelder sehr konzeptionell heran, denn sie legt großen Wert darauf, dass auch die 31 Marken in ihrem Laden farblich im Dialog zueinander stehen.

Zugegeben, das sei eine Herausforderung bei der Order, auch für die betreffenden Agenturen, denn Barbara Seefelder unterschreibt erst, wenn ihr individuell konzipiertes Gesamtbild für die Saison stimmt. Das macht ihren Stil aus, ihr Ziel ist es, der Businessfrau aus der Vorstands­ etage genauso wie der Mutter und Hausfrau einen unaufdringlichen Daily Chic zu vermitteln. Industrial Design

Containerbleche hängen an der Wand, Fabrikhallenlampen an der Decke und den Verkaufstresen bildet die alte Nähmaschine der Großmutter. Die Leiter an der Wand gehörte noch dem Großvater. „Die Kunst liegt im Detail und soll aus der Bequemlichkeit führen“, erklärt Barbara Seefelder, die offen zugibt, dass sie alleine von der Laufkundschaft auf der einst wichtigsten Einkaufsstraße Schwabings heute nicht mehr leben könnte. Umso mehr Wert legt sie darauf, ein besonderes Angebot für Stammkundinnen zu haben und sich stetig weiterzuentwickeln, denn

der nächste Traum steckt schon in der Pipeline: eine Dependance und ein eigenes T-Shirt-Label mit einem ausdrucksstarken Design, ein Statement für Männer, Frauen und Kinder. Mehr will sie noch nicht verraten.

Barbara Seefelder Hohenzollernstraße 38, 80801 München/Deutschland www.barbaraseefelder.com Eröffnung: August 2013 Inhaberin: Barbara Seefelder Anzahl der Mitarbeiter: keine Verkaufsfläche: 45 qm Marken Frauen: B.D. Baggies, Bellerose, Better Rich, Blonde No.8, Blank & Studs, Casimier, Custommade, Denham, Duvetica, Fish in the Sea, Frogbox, Goosecraft, Hotspot, Humanoid, Jay Jay, Maliparmi, Masha & Kate, Mason’s, Montgomery, My Flowers of Life, My Herzallerliebst, Pence, Rabens Saloner Marken Accessoires: Epice, Kindlein, LetmeSee, Lulu DK Tattoos, Saami Crafts, Smitten, Star Mela, The Last Conspiracy, Vanessa Baroni, Warm-Me, Uno de 50

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Blick hinaus in die Welt. PoeSie 1895/Bad Ischl Tradition bewahren heißt auch, sich neu erfinden, weiß man im Unternehmen Schauer im österreichischen Bad Ischl. So ist zusätzlich zu den Trachtengeschäften mit PoeSie 1895 ein Mode-Store entstanden, der es mit der internationalen Konkurrenz durchaus aufnehmen kann. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: PoeSie 1895

Der gehämmerte Marmorboden stammt aus dem Oman, die Glaslampen sind Kristalllustern in Opernhäusern und Palästen nachempfunden. Dazu gibt es alles, was einem zeitgemäßen Fashion-Store Stil verleiht: die breite Treppe etwa, die den Raum auch optisch öffnet, Sitzgruppen, Cafébar. PoeSie 1895 atmet bewusst weltmännisches Flair. „Mode ist für mich Fenster und Türe zu neuen Welten“, sagt Geschäftsführerin Angelika Schauer, „ein Medium zum Träumen, zum Komponieren – in jeder Hinsicht poetisch.“ Untrennbar: Mode und Tracht

Der Name Schauer ist aus Bad Ischl nicht wegzudenken. Ebenso bilden Mode und Tracht für Angelika Schauer eine untrennbare Einheit. Fünf Geschäfte gibt es heute, nur wenige Schritte voneinander entfernt: Zwei Tür an Tür am Kreuzplatz 22 und 23 inklusive Schneiderei, die 1895 von Angelika Schauers Urgroßvater als Maßatelier für Mode und Trachten gegründet wurde, um für die Sommerfrischler-Gesellschaft zu fertigen, die im Ge315 style in progress

folge von Kaiser Franz Josef und Sisi nach Bad Ischl kam. Heute ist das Haus am Kreuzplatz 22 Anlaufstelle für diejenigen, die selbst Tracht schneidern lassen oder Stücke der hauseigenen Kollektion Trachtmacher erwerben wollen, während nebenan weitere Kreationen zu haben sind: das Kaiserdirndl in den Stadtfarben oder der Kaiserkilt zum Beispiel, dazu Trachtenmode von Wenger, Grasegger oder Steinbock. Gegenüber der bekannten Konditorei Zauner, mitten im Zentrum von Bad Ischl liegt das Trachtenhaus für Premiumtracht, mit Marken wie Tostmann, Sportalm, Luis Trenker oder Elisa Cavaletti. Dazu kommt ein Stoffgeschäft für Modestoffe und Nähzubehör und schließlich PoeSie 1895, das modische Sahnestück von Schauer. Belebt und beliebt

Auf rund 600 Quadratmetern wird hier Damenmode von sportiv bis elegant präsentiert, tragbar und alltagstauglich, mit Modemarken wie Marc O’Polo, Drykorn, Marc Cain,

Boss Orange und Marc Aurel, dazu kommt Trachtenmode von Grasegger, Steinbock und Luis Trenker. „Wir hatten bereits früher eine kleine Fläche für Damenmode, als ich ins Unternehmen eingestiegen bin“, erzählt Angelika Schauer, die seit 2006 Geschäftsführerin ist. „Ich

PoeSie 1895 Auböckplatz 1, 4820 Bad Ischl/Österreich www.schauer-moden.at Eröffnung: März 2014 Inhaberin: Angelika Schauer Anzahl der Mitarbeiter: 7 Verkaufsfläche: 600 qm Marken Frauen: u. a. Arido, Bauer, Boss Orange, Cambio, Drykorn, Gerry Weber, Giesswein, Luis Trenker, Marc O’Polo, Marc Cain, Marc Aurel, Oui, Tostmann, Trachtmacher, Wenger, Wallmann Marken Männer: u. a. Auzinger, Fynch Hatton, Giesswein, Gras­ egger, LuisTrenker, Steinbock Marken Accessoires: u. a. Cash­ mere Blue, Cute Stuff, Erfurt, I love my moment, Luise Steiner, Liu Jo, Mala Alisha, Passigatti, Qudo, Shirin Sehan, Striessnig, Vanzetti

erkannte die Nachfrage und das Potenzial.“ Die Adresse: Auböckplatz 1, laut Angelika Schauer der wohl schönste Platz der Stadt gegenüber der alten Trinkhalle, ein Relikt der Kurtradition, dazu die kaiserzeitliche Hauptpost, die Stadtpfarrkirche – und als moderner Kontrast PoeSie 1895. „Seit seiner Eröffnung im letzten Jahr ist das Haus belebt und beliebt geworden, ein außergewöhnlicher Treffpunkt für Menschen, die Qualität zu schätzen wissen und das Schöne lieben“, freut sich Angelika Schauer. „Unser Konzept ist voll aufgegangen.“


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„Wir wollen nicht nur Bad Ischl etwas Neues und Traumhaftes bieten, sondern auch jener Kundin, die ständig Gast in den Boutiquen der Modezentren ist.“ PoeSie 1895 Geschäftsführerin Angelika Schauer.

Harmonische Farbwelt, stimmige Atmosphäre: PoeSie 1895 lädt zum Flanieren und Wohlfühlen ein.

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1 | Nummer sieben: L’Eclaireur hat sich wieder einmal neu erfunden. 2 | Designobjekte aus Vicenzo de Cotiis Progetto Domestico. 3 | Das pittoreske Häuschen auf dem Gelände des Marché aux Puces. 4 | Archivteile aus den früheren Kollektionen der anderen L’Eclaireur Shops.

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Abseits des Mainstreams. Immer. L’Eclaireur/Saint-Ouen Mit ihrem siebten L’Eclaireur-Shop in Saint-Ouen bleiben Martine und Armand Hadida ihrem Hang zum Querdenken treu: Die neue Dependance ist eine Hommage an gutes Design und ein zeitgenössisches Archiv von Kollektionen aus den Jahren 1980 bis 2000. Text: Quynh Tran. Fotos: L’Eclaireur

Weg von Trends und hin zum Ungewöhnlichen – das war schon immer die Philosophie von Martine und Armand Hadida, die für die mittlerweile legendären L’Eclaireur-Shops verantwortlich sind und den Begriff des Concept-Stores maßgeblich geprägt haben. Ein Teil der Pariser Modegeschichte

Seit der Eröffnung des ersten Shops in den 1980er-Jahren, einem Raum mit gerade einmal 28 Quadratmetern, den Armand Hadida selbst mit Holzmöbeln und Kokosteppichen bestückt hat, hat das Paar fleißig an der Pariser Modegeschichte mitgefeilt. Die Hadidas haben Marken wie Prada und Dolce & Gabbana in Frankreich eingeführt und immer wieder bis dahin unbekannte Designer, darunter Ann Demeulemeester, Dries van Noten, Martin Margiela, Junya Watanabe, Rei Kawakabu und jüngst Carol Christian Poell entdeckt und auf eigenes finanzielles Risiko gefördert. Ihr modisches Konzept haben sie stets um spektakuläre Architektur ergänzt, Designer und Künstler wie Philippe Starck, Piero Fornasetti oder Arne Quinze haben in ihrem Auftrag Pionierleistungen in der Ladengestaltung erbracht. Sieben Shops gibt es in Paris und Umgebung mittlerweile, jeder einzelne davon hat eine eigene Handschrift mit einer ganz eigenen Auswahl von Modemar-

ken und Designobjekten. Auch der Neueste ist alles andere als gewöhnlich: Ein Banlieue im Norden von Paris, dort, wo einst Unruhen unterprivilegierter Franzosen tobten, wäre wohl der letzte Ort, an dem man eine Nobelboutique erwarten würde. Aber genau dorthin, nach Saint-Ouen, auf den Marché aux Puces, einem der berühmtesten Flohmärkte der Stadt, hat es die Hadidas diesmal gezogen. Dort hat der Möbelhersteller Habitat, der 2011 von der französischen CAFOM-Gruppe aufgekauft wurde, auf Initiative seines Direktors Hervé Giaoui zum 50-jährigen Jubiläum Le Village Vintage eröffnet: Ein 25.000 Quadratmeter großes Gelände auf dem Flohmarkt, das design- und modebewussten Parisern durch sein individuelles Konzept den Genuss des analoL’Eclaireur Saint-Ouen 77 Rue des Roisiers, Puces de Saint-Ouen, 93400 Saint-Ouen/Frankreich Inhaber: Martine und Armand Hadida Verkaufsfläche: 450 qm Marken: Ann Demeulemeester, Balenciaga, Céline, Dries van Noten, Marni, Martin Margiela, Oscar de la Renta – alle Vintage Marken Lifestyle: American Flyer (Vintage), Aristide Najean, Cipria de Fernando (Vintage), General Trains (Vintage), Hugh Findletar, Humberto Campana (Vintage), Lindsey Adelman, Vicenzo de Cotiis, Von Pelt

gen Shoppens wieder näherbringen soll. Neben Habitat 1964, das mit originalen Vintage-Objekten von Habitat handelt, der Galerie Gam, Mademoiselle Steinitz und dem Café la Buvette von Tartes Kugler, fügt sich L’Eclaireur perfekt in diese Mischung ein. Ein Refugium abseits der Großstadt

In einem pittoresken, weinberankten Haus, dessen Inneres für einen L’Eclaireur-Laden ungewöhnlich simpel ausfällt, wird nördlich der französischen Hauptstadt nur an den Wochenenden zu Flohmarktzeiten die Liebe der Hadidas zum Design zelebriert. Exklusive Möbel gibt es hier, Designobjekte, Unikate und limitierte Editionen, die in Zukunft unter der Marke L’Eclaireur auf führenden Kunstmessen wie der Art Basel Miami oder der Art Paris gezeigt werden sollen. Den Anfang machte 2014 das Progetto Domestico, eine limitierte Auflage skulpturaler Möbelunikate von Vicenzo de Cotiis, der den Geist L’Eclaireurs mit seiner Einzigartigkeit kaum besser treffen könnte und der auch für den ersten amerikanischen Ableger L’Eclaireurs, der 2015 in Los Angelos öffnen wird, verantwortlich ist. Aber auch die Mode hat ihren Platz: Zwischen den Designobjekten versteckt sich ein zeitgenössisches Modearchiv mit Teilen, unter anderem von Ann Demeulemee-

Armand Hadida, Geschäftsführer der L’Eclaireur-Läden.

ster, Dries van Noten, Marni, Oscar de la Renta, Céline, Martin Margiela oder Balenciaga. Keine aktuelle Ware, sondern ikonische Stücke aus den Jahren 1980 bis 2000. „Es ist schön, weil es einfach anders ist“, sagt Armand Hadida. Für seine Kunden soll es eine neue Erfahrung sein, eine Wunderkammer, die zum Entdecken einlädt, so, wie es die L’Eclaireur-Shops immer schon getan haben.

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Eng verbunden ... Almliebe/München ... sind die drei Personen hinter dem rustikalen Holztresen in vielen Punkten: als Geschäftspartner, durch ihre familiären Wurzeln und durch die gemeinsame Leidenschaft, das Thema Tracht entstaubt und modern zu präsentieren. Nach dem ersten AlmliebeStore im niederbayerischen Pocking und dem Erfolg des gleichnamigen Onlinestores, eröffnete im März eine Almliebe-Filiale in München. Text: Isabel Faiss. Fotos: Almliebe

Ein Trachtenladen in München ist konsequent, aber auch keine Seltenheit. Umso höher ist der Anspruch für alle, die sich vom üblichen Bild abheben möchten. Klar, reduziert und durchgestylt ist der Weg, den das Team von Almliebe einschlug. Der Store von Sonja, Stefanie und Claus Ragaller kombiniert traditionelle, klassische Dirndl und Lederhosen mit Eyecatchern wie Strickjanker mit Kapuze von der Marke Liebling aus Bad Tölz. „Wir waren schon immer auf der Suche nach Labels, die Tracht modern interpretieren. sodass man einen Janker auch zur Jeans für jeden Anlass kombinieren kann“, erklärt Sonja Ragaller. Ausgefallene Trachtenlooks von Kopf bis Fuß, die nie zu modisch und immer auch alltagstauglich sind, das ist die Geschäftsidee der drei Geschwister, die sie anfangs als Store-in-Store im Familienunternehmen Modehaus Ragaller in Pocking umsetzten, um 2012 den dazugehörigen Onlinestore zu launchen. Moderne Tracht, traditionelle

Almliebe Ickstattstraße 22, 80469 München/Deutschland www.almliebe.com Eröffnung: März 2015 Inhaber: Sonja, Stefanie und Claus Ragaller Store Manager: Sonja Ragaller Anzahl der Mitarbeiter: 3 Verkaufsfläche: 90 qm Marken: 2964 Garmisch, Allwerk, Almsach, Alpenflüstern, Alpenterieur Bernhard Rieger, Alpenwahn, Anno Domini Design, ARK, Arido, Astrifa, Bauer, Basset, Bergvolk, Berwin & Wolff, Dirndl & Bua, Elmau, Faustmann, Franz Münchinger, FYFY, Giesswein, Gottseidank, Grace, Grasegger, Habsburg, Hammerschmid, Himmelgrün, Julia Trentini, Kaiseralm, Kaiser Franz Josef, Krüger, Lady Edelweiß, Liebling, Lodenfrey, Lola Paltinger, Luise Steiner, Luis Trenker, Lumisha, Lusana, Maddox, Maloja, Marjo, Mister Edelweiß, Mothwurf, My Herz­ allerliebst, Poldi, Pure, Sabrina Prexl, Schneiders, Sportalm, St. Moritz, St. Peter Trachten, Striessnig, Tramontana, Wallmann, Wiesnkönig, Wilderer, Zaubermasche

Mode und alpiner Lifestyle ist ihr Motto, das sie überwiegend mit regional verwurzelten Marken wie Luis Trenker, Meindl, 2964 Garmisch oder St. Moritz umsetzen. Ein Highlight sind neben den prunkvollen Dirndln von Fräulein Trentini auch die Schuhe von Dirndl & Bua oder die Sweatstoff-Lederhosen von Krüger Madl. Klassischen Lederhosen für Herren geben Hemden von Gottseidank einen Alltags-Twist, der sich genauso fürs Büro wie für den Biergarten eignet. Tracht meets Multichannel

Flexibilität ist für Sonja Ragaller der Schlüssel zum Erfolg. Mit den drei Verkaufspunkten bedient sie nicht nur das Prinzip Multichannel – wer im Laden das Gesuchte nicht findet, kann sich über ein bereitstehendes iPad im umfangreichen Sortiment des Onlinestores umschauen und sich seine Ware auf Wunsch nach Hause oder ohne Lieferkosten direkt in den Laden nach München oder Pocking,

Rustikales Holz trifft auf Stahl und Metall. Almliebe setzt Tracht im Industrial Design chic in Szene.

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wo es die persönliche Fachberatung noch mit dazu gibt, liefern lassen. Genügend Raum für Veranstaltungen und alle Ideen, die das Konzept von Almliebe begleiten, finden sich auf rund 90 Quadratmeter Fläche des Stores. Für das Interieurdesign gewann das Team das junge Label Fraai Berlin von Albert Dijkman, das für die Gestaltung auf hochwertige, massive Echtholzmöbel setzte, die vor Ort oder auf Bestellung auch zu kaufen sind. Den Ragaller-Geschwistern ist es jedenfalls gelungen, aus diesem hellen, freundlichen Raum in der etwas abgelegenen Ickstattstraße einen rundum stimmigen Concept-Store für Trachtenmode zu machen – für Liebhaber ebenso wie für Neuentdecker.


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Bike me up. Rose Biketown/München Das Rad haben sie nicht neu erfunden, seinen Verkauf schon. Rund um den Radsport dreht es sich nicht nur um die Zugehörigkeit zu einer gewissen Community – es geht um Innovation. Das digitale Store-Konzept von Rose Biketown in München setzte das in die Praxis um und gewann damit den Store of the Year Award 2015 des HDE. Text: Isabel Faiss. Fotos: Rose Biketown

Multichannel und die Verbindung von digitaler Technik und stationärem Einzelhandel ist nicht neu. Die Idee von Customizing direkt vor Ort? Gelernt. Aber die Kombination von beidem in einem interaktiv so ansprechenden Umfeld, dass auch neugierige Kunden in den Laden gezogen werden, die eigentlich gar kein Fahrrad kaufen wollten? Clever. Selbst, wenn man es an den ikonenhaft aufgebahrten Fahrrädern, die wie Ausstellungsstücke in einer Galerie auf leuchtenden Podesten stehen, vorbei geschafft hat, bleibt man spätestens an einem der daneben angebrachten Tablets kleben. Und wie das immer so ist, genau in dem Moment, in dem man sein inneres Kind wieder zur Vernunft gerufen hat und die Hände vom Tablet zieht, steht ein Berater neben einem und stellt die richtige Frage: „Macht Spaß, hm?“ Digitale Walhalla

In der Rose Biketown dreht sich zwar alles um Fahrräder, aber

nur ein Bruchteil der Ware ist tatsächlich ausgestellt. Die wahre Goldgrube des Herstellers, der jedes Rad in Deutschland produziert, verbirgt sich im digitalen Rad-Konfigurator, den die Kunden vor Ort bedienen können. So entstehen Räder nach Kundenwunsch, nach individuellem Anforderungsprofil und Budget. Auf einem überdimensionalen Bildschirm, der in die acht Meter breite und drei Meter hohe LED-Wall an der Rückwand des Stores eingelassen ist, können Außenstehende beim Konfigurieren zusehen. Man kann aber auch zuhause beginnen, das Rad zusammenzusetzen und es dann in der Biketown mit Hilfe fachkundiger Beratung fertig stellen, es bestellen und sich nach Hause oder in den Laden schicken lassen. Zum Ausprobieren der einzelnen Modelle, Rahmen, Sattel und Reifen – oder zum ganz analogen Kauf eines Fahrrads – stehen im Store reale Räder und kompetente Berater zur Verfügung.

Radeln für Digital Natives

Für die Umsetzung dieser Biketown – der zweiten neben dem Flagship-Store im Headquarter in Bocholt – engagierte das Familienunternehmen Rose Bike das Designbüro Blocher Blocher Partner, die den 250 Quadratmeter großen Store im neuen Münchner Einkaufszentrum Mona im futuristischen Design in Szene setzten. Ein Dorado für Digital Natives – und den stationären Einzelhandel, denn der Crossover zwischen Online und Offline kompensiert durch Rose Biketown

die Fusion ziemlich exakt die Schwachstellen des Einzelhandels und des E-Commerce: konkurrenzlose Flexibilität und maximale Auswahl plus Verfügbarkeit trotz minimaler Verkaufsfläche auf der einen Seite, persönliche Beratung und ein reales Einkaufserlebnis mit haptischen Eindrücken auf der anderen. Der Handelsverband Deutschland verlieh Rose Bike für diese Innovation den Preis als Store of the Year 2015 in der Kategorie Out of Line. Viel wichtiger dürfte die Antwort der Kundin auf die eingangs vom Berater gestellte Frage „Macht Spaß, oder?“ sein. Sie lautet JA!

Mona, Pelkovenstraße 143–147, 80992 München/Deutschland www.rosebikes.de Eröffnung: Oktober 2014 Inhaber: Rose Versand GmbH Anzahl der Mitarbeiter: 4 Verkaufsfläche: 250 qm Marken Textilien: u. a. Adidas, Alpenheat, Alpinestars, Basil, Craft, Falke, Gore Bike Wear, Hey Sport, Jack Wolfskin, Löffler, Maloja, Odlo, Roeckl, Schöffel, Vaude

Die Rose Biketown ist ein Mall-Store im neuen Einkaufszentrum Mona in München, ihr futuristisches Store-Design ist buchstäblich ihr Schaufenster.

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Restauriert, aber bewusst unvollkommen: Un autre Voodoo hat in einer ehemaligen Wohnung in Berlin-Neukรถlln Quartier gefunden.

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Zauber der Einzigartigkeit. Un autre Voodoo/Berlin. Nach 15 Ausgaben des Voodoo Markt in Berlin, haben Oryanne und Raphael Dufour ihr Slowshopping-Konzept nun permanent und stationär umgesetzt. Ihr Laden in Berlin-Neukölln verkauft jetzt Kunst, Schmuck, Accessoires und Mode von internationalen Designern, die allesamt in Berlin leben. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Un autre Voodoo

Im Sommer 2010 nahm alles seinen Anfang, als die Französin Oryanne Dufour zum ersten Mal den Voodoo Markt in Berlin veranstaltete. Der Kreis der befreundetet Designer und auch der Freundinnen, die sie beim organisieren des Events unterstützen, wuchs stetig. Mittlerweile findet der Markt alle drei Monate statt. Nach dem Erfolg ihres Pop-up-Stores in der Vorweihnachtszeit, beschlossen Oryanne Dufour und ihr Mann Raphael, einen Laden im Herzen von Neukölln zu eröffnen. Der ehemalige Antik-Trödelladen, den die beiden übernommen haben, muss einst eine Dreizimmer-Erdgeschosswohnung gewesen sein. Sie wurde liebevoll renoviert und liegt nur einen Steinwurf von Weserstraße und Rüttlischule entfernt. „Wir wollten den Laden nicht einfach Voodoo Shop nennen, deshalb haben wir inspiriert von den ständigen Ausrufen unserer zweijährigen Tochter das französische Add-on ‚un autre‘ davor gesetzt, was übersetzt soviel wie ‚ein anderer‘ heißt. Das finden wir sehr süß, auch wenn es für die nicht französischsprachigen

Kunden vielleicht nicht so einfach auszusprechen ist, aber es ist eben nicht so offensichtlich, wie das Markt von Voodoo einfach nur durch das Wort Shop zu ersetzen“, sagt Oryanne Dufour. 25 Designer im Sortiment

Auf jedem der selbstgebauten Warenträgern aus unbehandeltem Kiefernholz mit unterschiedlich hohen Präsentationsplattformen in der Mitte, werden jeweils nur die Stücke eines der insgesamt 25 Designer gezeigt. Un autre Voodoo Tellstraße 7 Berlin/Deutschland www.unautrevoodoo.com Marken: Alec Bizby, Aneye Anear, Antoniya Ivanova, Cee Cee, Elicamente, Greta Schwester, Hänska, Happarel bicycles, Haute Kuki & Die Markise, Jaan Ugrinsky, Kale Collective, Karakulowa, LeAgua, Luir, Malgorzata Salamon, Marion Mazo, Mies Nobis, MIO, Monkind, NU Slippers, Pastperfekt, Patsypillylindaline, Pau Esteve, Raumata, Rollbuch, Tabea Mathern, The Bronze Medal, Uberdoza, Woman.Made

Das Portfolio soll in jeder Saison neu zusammengestellt werden. Lampen, Bücher, Gürtel, Taschen, Schmuck, Kleidung für Frauen, Männer und Kinder, Schuhe und jede Menge Kunst waren im März zum Auftakt im Sortiment. „Wir wollen unseren Kunden ein einzigartiges Slowshopping-Konzept bieten. Einkaufen ohne Stress in einer angenehmen Atmosphäre, wir lieben es, die Machart der Produkte und die Geschichte der Designer zu erzählen. Lokale Produkte, nachhaltig, handgemacht, einzigartig und eigenständig im Design, das ist unser Anspruch“, erklärt Dufour. „Wir haben uns schon vor einem Jahr entschieden, einen Laden zu eröffnen, als wir festgestellt haben, wie schwer es für die Designer ist, Läden zu finden, in denen sie ihre Produkte verkaufen können. Aber auch aufgrund des Feedbacks vieler Kunden auf unseren Märkten, die Produkte wie die von unseren Designern nirgends im Handel gefunden haben“, erklärt Dufour, die seit über sieben Jahren in Berlin lebt. Vorher führte sie eine Kunstgalerie in Paris, während ihr Mann

Die gebürtigen Franzosen Oryanne und Raphael Dufour haben ihrem Slowshopping-Konzept nun in Berlin eine feste Adresse gegeben.

dort im Textilhandel arbeitete. Beide hatten schon langjährige Erfahrungen in der Gastronomie und im Eventbereich gesammelt, bevor sie nach Berlin kamen. Geworben wird für den Laden mit Posts auf Facebook, tumblr und Instragram und per Newsletter. Kurz nach der Shoperöffnung fand der 16. Voodoo Markt auf dem RAW Gelände in Friedrichshain statt. Er ist also durch den Shop nicht abgelöst – denn weitere sind in Planung.

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Positive Kurskorrektur. Dings/Zürich In der Schweiz muss man dieser Tage vorsichtig mit dem Wort Kurskorrektur umgehen. Das Vorgehen der Schweizer Nationalbank Anfang des Jahres steckt vielen noch in den Knochen. Wenn HP Endras seinen Kurs korrigiert, hat das selten mit Geld zu tun, sondern meist mit glasklarem Kalkül. Text: Dörte Welti. Fotos: No way

„Was früher mutig war, ist heute übermütig“, sinniert HP Endras und malt mal eben schnell das Unternehmensuniversum auf ein Blatt Papier. In der Mitte befindet sich ein großer Kreis Warenbestand. Auf stolze 68 Markennamen kommt der Unternehmer. Drumherum fünf Arme für seine fünf Läden, am Anfang war Dings, geboren 1993 aus einem Bauchgefühl heraus und an einem Standort situiert, der damals noch im verruchten Kreis «Cheib» lag, dem Viertel, wo sich die Drogenszene gute Nacht oder auch nicht sagte. Basis war No way, ein für damalige Verhältnisse revolutionärer Skaterladen mit entsprechendem Sortiment, den HP Endras mit Skaterbuddy Roland Brümmer gegründet hatte. Aus No way Shop wurde No way Großhandels- und Importfirma, nach und nach folgten mit je einem Sterling in Biel und Chur weitere Damenmodegeschäfte. Dann das Männergeschäft On y va in Zürich und zum Schluss Monsieur Dubois, ein reiner Schuhladen. Die einzelnen Ladenkonzepte entstanden eher zufällig, Endras hat eine Philosophie: „Schauen, was der Kunde will und dann eine mittelfristige Strategie entwickeln.“ Das Unternehmen floriert, kann schnell auf Kundenwünsche reagieren. Gibt es eine Marke an einem Ort nicht mehr, wird sie von woanders verschoben, wo weniger Nachfrage herrscht. Schnell geht 315 style in progress

das manchmal: „Ich setze zeitnah Sachen um, die mich gerade beschäftigen, seien es neue Ladenideen oder das Reagieren auf Kundenwünsche.“ Die Kunden sind heute dynamisch

Aber die Zeiten ändern sich, Endras ist ins Grübeln gekommen: „Manchmal bewegt man sich heute zu schnell, Abwarten ist Erfahrungssache.“ Mit dem Schuhladen Monsieur Dubois wartet er nicht mehr darauf, dass sich die rückläufige Frequenz in Zürichs Niederdorf ändert oder die zu hoch gewordenen Mieten wieder sinken. „Man muss auch zumachen können. Wie lange soll man einem Konzept nachhängen, wenn sich das Einkaufsverhalten ändert?“, fragt sich der Unternehmer und baut lieber das im November 2013 eingeführte Onlinebusiness weiter aus. Es steigt gerade überproportional und das schreibt Endras durchaus auch Massenanbietern Dings Zollstraße 12, 8005 Zürich/Schweiz www.onyva.ch/filialen/dings/ Eröffnung: November 1993 Inhaber: HP Endras Anzahl Mitarbeiter: 2 Verkaufsfläche: 80 qm Marken: u. a. Armor Lux, Baggy Port, Chloe Stora, Ganni, Gardenia, La Garconne, Leon & Harper, People Tree, Pertini, Second Female, Suncoo

Mit No way auf dem richtigen: HP Endras (l.) und Roland Brümmer in Skaterzeiten.

wie Zalando zu: „Sie haben einfach den Weg bereitet, sind ein Türöffner.“ Die Erwartungen sind bescheiden, HP Endras setzt momentan mehr auf Bestand erhalten, als auf Wachstum, die Schuhmarken aus Monsieur Dubois werden die Stammkunden in den vier Bekleidungsläden wiederfinden. Dings ist jetzt seit 23 Jahren am selben Ort, aus dem ehemaligen No-go-Viertel ist inzwischen Zürichs hippster Kreis geworden, das Abwarten hat sich hier gelohnt. Aber eine Sorge hat der Inhaber trotzdem: „Man kennt die Kunden nicht mehr. Der Kunde funktioniert heute auf verschiedenen Ebenen, ist dynamisch. Eigentlich geht man in der Sortimentsgestaltung von einem ganz falschen Kundentyp aus.“ Was der Richtige ist

und wie man darauf zu reagieren hat, wird Endras schon einfallen, er ist flexibel. Jetzt gibt es erst einmal Kurskorrektur, mit kostenbewussterem Schaffen und Vermeiden teurer Mieten. „Man ist immer mehr Buchhalter, nicht mehr der leidenschaftliche Einkäufer“, sagt er bedauernd, er, der nebenbei auch von seiner Bewunderung für Menschen wie Gründer der Bread & Butter Karl-Heinz Müller spricht: „Eigentlich hat er Recht, es braucht ganz persönliche Messen mit ganz persönlichen Kontakten. Die Messe für Publikum zu öffnen, wäre genial, denn der Kunde von heute ist nicht mehr der Laden, sondern der Endkunde.“


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Der Beständige: Dings ist seit 1993 am selben Ort, das Sortiment hat sich dem sich verändernden Publikum immer angepasst.

Der Schlichte: Das Ladenkonzept von Sterling in Biel stellt die Ware in den Vordergrund, die Einrichtung ist zweckmässig.

Der Hippe: Upgecycelte Secondhand-Möbel beherrschen den Männerladen On y va in Zürich.

Der Elegante: Die weibliche Kundschaft im Sterling in Chur ist einen Hauch von Exklusivität gewohnt.

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176 editor’S Letter /// Impressum

Zalando und die analoge Welt

D

ie wohl von niemandem antizipierte Übernahme der Bread & Butter durch den polarisierenden Onlinegiganten Zalando wirft viele Fragen auf. Zum Beispiel: Hatte KarlHeinz Müller doch recht, als er 2013 ankündigte, die Bread & Butter künftig auch für Endverbraucher öffnen zu wollen? Ja und nein! Ja, weil Müller erkannte, dass Online bzw. die sozialen Medien die Kommunikation völlig veränderten. Und zwar eben auch die Kommunikation zwischen (Mode-)Marken und ihren Konsumenten. Schneller, direkter, interaktiver. Und dass diese veränderte Kommunikation eben auch eine physische Manifestation braucht. Nein, weil sich das eben nicht mit den Mechanismen einer Fachmesse kombinieren lässt bzw. diese Kombination mit zu diesem Zeitpunkt nicht darstellbaren logistischen Herausforderungen und massiven zusätzlichen Kosten verbunden gewesen wäre. Sein Plan war die Quadratur des Kreises. Und daran haben sich schon viele die Zähne ausgebissen. Zalando muss sich mit den Bedürfnissen einer Modefachmesse dagegen überhaupt nicht auseinandersetzen, Weil der Big Player, der dieses Frühjahr mit der außerordentlich intelligenten internationalen Topshop-TV-Kampagne subtil einen Image-Turn­ around eingeleitet hat, ja ohnehin keine Fachmesse veranstalten will. Was also hinter diesem Schritt steckt, war zuletzt Ausgangspunkt vieler hitziger Debatten und bietet breiten Raum für überaus spannende Spekulationen. Ich darf also einfach mal:

Was hat Zalando denn gekauft? Eine weltweit geschützte und unbestreitbar sehr starke Marke und einen (langfristigen) Mietvertrag für eine ebenso unbestreitbar einzigartige Eventlocation, also Tempelhof. Dazu noch sehr viel Know-how für die Organisation und Durchführung von Großveranstaltungen.

Und warum eigentlich?

Zalando sieht seine Zukunft nicht einfach als ModeOnlinehändler. Marktmacht, Markenbekanntheit und die finanziellen Möglichkeiten erlauben eine völlig andere Vision. Das Vorbild ist Google. Für den kalifornischen Giganten war die Positionierung als wichtigste Suchmaschine mit de facto Monopolstellung rückblickend ja auch nur die erste Raketenstufe. Zalando verfügt heute über einen unvorstellbaren Datenschatz und enorme Logistikkompetenz. Damit lässt sich viel mehr anfangen, als Schuhe, Kleider und Taschen kreuz und quer durch Europa oder mittelfristig vielleicht über den gesamten Globus zu schicken. Zalando will also zu einer Art universellen Source für Fashion und Lifestyle werden. 315 style in progress

Und das gelingt mit einem Fashion-Remmidemmi zu Tempelhof?

Es geht um etwas völlig anderes. Nämlich darum, im Sinne des Wortes begreifbar zu werden und die systemimmanente Anonymität der reinen Onlinepräsenz hinter sich zu lassen. Online braucht Offline – vor allem wenn es um Emotionen, um Haptik, aber auch um Distinktion geht. Auch der ausgeklügeltste Logarithmus kann die Qualität der Kommunikation von Mensch zu Mensch nicht ersetzen oder eben Emotionen wirklich erlebbar machen. Genau das ist aber entscheidend, um auch eine wirklich langfristige Beziehung zu Kunden aufzubauen. Ein groß aufgezogenes Lifestylefestival in Tempelhof, das zweifellos alle popkulturellen Stückerln spielen wird und das Kernthema Fashion damit in genau diesen Kontext setzt, garantiert also nicht nur jede Menge mediale Aufmerksamkeit, sondern ist nur ein erster Schritt auf dem Weg Zalandos zur realen, weil eben auch real erlebbaren Marke. Nicht Plattform für (unzählige) Marken, sondern SELBST die Marke zu sein. Zalando = Fashion. Fashion = Zalando! DAS ist das Ziel!

Und wie geht’s dann weiter?

Ohne jeden Zweifel gibt es bei Zalando intensive Überlegungen, wie man die physische Präsenz und Erlebbarkeit der Marke systematisch ausbauen kann. Die langweilige Variante wären eigene stationäre Flächen. Mit Sicherheit würde ein Unternehmen wie Zalando diese sehr professionell aufziehen. Aber so richtig spannend kann das nicht werden. Dafür würde es richtig teuer, vor allem wenn man ein flächendeckendes Netz anstrebt. Vielleicht gibt es aber auch eine ganz andere, wesentliche modernere Lösung. Wäre es vorstellbar, dass Zalando Partnerschaften mit ausgezeichneten, jeweils regional fest etablierten stationären Fachhändlern eingeht? Und zwar wirklich als Partnerschaft und nicht als assimilierende Übernahme, um so das Beste aus beiden Welten zu vereinen. Logistik, Lagerrisiko, Überhänge etc., bei all diesen Problemen könnte Zalando Partnerstores mehr als nur unterstützen. Dazu die Einkaufsmacht, die Online-Offline-Weiche ... Bekommen würde Zalando dafür glaubwürdige, lokale Mensch-zu-Mensch-Kompetenz, Showroom und Servicecenter in jeder wichtigen Stadt und ein Modell, das problemlos und schnell in allen Märkten adaptierbar ist. Ganz egal, ob Cara Delevingne die Ortsnamen aussprechen kann oder nicht. Und vielleicht sogar ein Lösung für das systemimmanente Problem des Online-(Mode)-Handels: die Retourenquote. Denn dann gäbe es ja eben die Möglichkeit der direkten Rückgabe beim Partner vor Ort. Und parallel könnte man dann die Retoure per Post endlich kostenpflichtig machen. Ihr Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at

Eigentümer/Verleger/ Redaktion/Anzeigen UCM-Verlag B2B Media GmbH & Co KG Salzweg 17, 5081 Salzburg-Anif Österreich T 0043.6246.89 79 99 F 0043.6246.89 79 89 office@ucm-verlag.at www.ucm-verlag.at Geschäftsführung Stephan Huber Nicolaus Zott

Chefredaktion Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Martina Müllner martina.muellner@ucm-verlag.at Art Direktion/Grafik/Produktion Elisabeth Prock-Huber elisabeth@ucm-verlag.at Autoren dieser Ausgabe Isabel Faiss Silke Bender Petrina Engelke Thesy Kness-Bastaroli Ina Köhler Kay Alexander Plonka Oliver Rauh Nicoletta Schaper Quynh Tran Dörte Welti Katharina Wohlfahrt Fotografen Norbert Baeres Oliver Rauh Peter Rigaud Illustratoren Claudia Meitert Bildbearbeitung Anouk Schönemann anouk.schoenemann@ucm-verlag.at Anzeigenleitung Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Verlagsassistenz/Vertrieb Sigrid Staber sigrid.staber@ucm-verlag.at Christina Hörbiger christina.hoerbiger@ucm-verlag.at Lektorat Johannes Seymann Übersetzung Manfred Thurner Druck sandlerprint&packaging 3671 Marbach, Österreich Druckkoordination Manfred Reitenbach

Nächste Ausgabe Oktober 2015


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