style in progress
#2/2015
Wir würden sonntags öffnen.
Richard Engelhorn
Content Curation. Der Ariadne-Faden im Irrgarten des World Wide Web /// Designed by Twitter. Der Einfluss von Social Media auf die Mode /// Das echte Leben. Multichannel in der Praxis /// Der Stiefel drückt. Italien muss sich neu erfinden
€ 6,90
Zukunft braucht Herkunft.
www.meindl-fashions.de
002 editorial
Wege und Lösungen
Liebe Leserinnen und Leser, wie kann Multichannel manifest werden? Darüber haben Richard Engelhorn und seine Kollegen in der Leitung der Mannheimer Einzelhandelsinstitution lange nachgedacht. Zwei Jahre Umbauzeit und eine zweistellige Millioneninvestition später ist klar, wie die Verknüpfung von Online und Offline funktionieren kann. Doch die Visionen des Unternehmens haben Limitierungen: Spätabends darf der Kunde zwar kommen, sein Paket abzuholen, er darf im Restaurant des Departement-Stores essen und er darf sich die Hose abstecken lassen – aber einkaufen, also im stationären Laden, darf er nicht. Im Interview mit Stephan Huber und Nicoletta Schaper (The Longview, ab Seite 032) sagt Richard Engelhorn, wie seine Wunschlösung dieses Problems aussieht. Multichannel zeigt uns Grenzen und Limitierungen auf – und ebenso lässt diese neue Form des „immer und überall Kommunizierens und Verkaufens“ Grenzen fallen. Der britische Onlineversender Asos nutzt 21 verschiedene Kommunikationskanäle, um mit seinen Kunden auf Augenhöhe zu sein. Petrina Engelke hat mit Sedge Beswick von Asos gesprochen (Volles Rohr auf 21 Kanälen, ab Seite 045) – und viel wissenswertes aus der Senior Social Media Managerin herausgekitzelt. Beeindruckende
Grenzen-hinter-sich-Lasser: Ajaz Ahmed, Jennifer Roebuck und Lucy Yeomans (Die Umsetzer, ab Seite 056), die ihre Firmen und Auftraggeber sicheren Schrittes auf neues Terrain führen. Dass dabei nicht immer das Rad neu erfunden werden muss, beweist ein Artikel von Martina Müllner und Dörte Welti (Das echte Leben, ab Seite 046) – vier Ideen, die Kernkompetenzen des stationären Handels unterstreichen und als Wettbewerbsvorteil in Stellung bringen. Denn mal ganz ehrlich: Der Onlinehandel hat seine Lektion schon gelernt und leiht sich dafür das Unwort des Jahres: Kuratieren. Autorin Quynh Tran hat kleine und große Player (Content Curation: Die neue On-Off-Beziehung des Handels, ab Seite 038) unter die Lupe genommen. Sie sehen schon: Ein dicker, fetter Schwerpunkt zu einem Thema, das uns alle beschäftigt. Der Ehrgeiz von style in progress, Ihnen mit ganzen Dossiers zu aktuellen Herausforderungen viel Stoff zum Nachdenken zu geben, wird großartig unterstützt: Von unserer Art-Directrice Elisabeth Prock-Huber, die diesen Schwerpunkten immer besonders viel Aufmerksamkeit angedeihen lässt. Und von der großartigen Illustratorin Claudia Meitert, die es schafft, die Gedanken unserer Autoren in so ausdrucksstarke Bilder zu fassen. Ausdrucksstark darf man auch nennen, was Fotograf Bernhard Musil, Stephan Huber, Martina Müllner und Kay Alexander Plonka an Trends für die aktuell laufende Ordersaison zusammengetragen haben. Was Isabel Faiss in den von ihr koordinierten Rubriken Jetzt (ab Seite 008) und Finden Wir Gut (ab Seite 022) präsentiert, ist nicht weniger spannend: Wir wünschen Ihnen, dass auch eine Neuentdeckung für Sie mit dabei ist! Viel Vergnügen beim Lesen, Ihr Team von style in progress
Coverfoto: Peter Schaffrath
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004 inhalt
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The Longview 032 „Wo wir sind, wollen wir die Nummer eins sein“ Richard Engelhorn, geschäftsführender Gesellschafter von Engelhorn, über den Spaß, wenn es läuft
So Läuft’s MULTICHANNEL 038 Content Curation: Die neue On-Off-Beziehung des Handels Weil unbeschränkte Auswahl überfordert: Onlineshops lernen das Prinzip der Empfehlung 042 #jederistdesigner Plötzlich reden alle mit: Im Social-Media-Zeitalter wird Modedesign demokratisiert 045 Volles Rohr auf 21 Kanälen Asos spricht Zielgruppensprache: fließend, schnell und direkt 038
046 Das echte Leben Multichannel hat nicht nur im Netz seine Bühne 052 Eine offene Dreiecksbeziehung Wie Marken ihre Händler am Onlinekuchen mitnaschen lassen können 056 Die Umsetzer Es gibt sie, diese Unternehmen, in denen die CrosschannelFiktion schon längst Realität ist 061 Casanova, der aus dem Kanal kam Ein Kommentar von Martina Müllner
062 Jenseits des Tellerrands Marken werden nicht im Schuhfachhandel gemacht – warum der Modehandel sich diesen Schuh anzieht 064 Casa dolce casa* Italiens Modehersteller und die Standortfrage – was Bella Italia tun muss, um zukunftsfähig zu bleiben
064
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067 „Luxus ist nicht demokratisch“ Luca Caprai produziert gerne in Italien – weil Luxus Wurzeln braucht
006 inhalt
Mode 070 Dress if you must 078 Trends Herbst/Winter 2015/16
Vor Ort 070
086 Die neue Schatzkammer Franz & Emil/Dresden 088 Was für „Töfflibueben“ Denim & Iron/Zürich 090 Die Avantgarde ist zurückgekehrt Wormland/Berlin 092 Der Glücksgriff A Good Man/Berlin 093 Glänzende Entscheidung Golden Carrot/Zürich 094 Über den großen Teich Ella + Rubi/Portland
086
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STANDARDS 002 EDITORIAL 008 JETZT 022 FINDEN WIR GUT 096 EDITOR’S LETTER/IMPRESSUM
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Blauer USA
High Performance Outerwear
Der authentischen Neuinterpretation von Originalen aus dem historischen Archiv amerikanischer Armee- und Polizeiuniformen besinnt sich die Kollektion von Blauer USA in der Saison Herbst/Winter 2015/16 – eine Hommage an die DNA der Marke. Dabei kommt verstärkt auch Taslan-Nylon zum Einsatz, das tatsächlich verwendete Material der Polizeikleidung in den USA. Getreu dem Markenslogan Uncompromising Performance sorgen herausnehmbare Innenjacken aus Daune oder Wolle, die sich unkompliziert ein- und ausknöpfen lassen, neue Materialien und Drucke für Daunenjacken und getapte Nähte für einen hohen Grad an Funktionalität. In der Herren- und Damenkollektion sind die Hosen deutlich schmaler geschnitten und überwiegend aus Bi-Stretch- und Baumwollstoffen gefertigt. Erstmals wird es auch eine Range Jogginghosen aus Baumwollfleece und leichter Wolle geben, um den amerikanischen Lifestyle als Dreh- und Angelpunkt von Blauer USA noch einmal kräftig zu unterstreichen. www.blauer.it
Neue Drucke auf Daunen jacken zieren die Fashion kollektion von Blauer USA.
Japanische High-EndPerfomance: Parajumpers’ erste CapsuleKollektion mit Yoshinoro Ono.
Parajumpers
Designer CapsuleKollektionen
Für die Saison Herbst/Winter 2015 präsentiert Parajumpers’ Kreativdirektor Massimo Rossetti vier Capsule-Kollektionen in Zusammenarbeit mit international renommierten Designern. Ein besonderes Highlight ist die sechsteilige Kollektion mit dem Titel Kegen, die gemeinsam mit dem Japaner Yoshinoro Ono realisiert wurde. Kegen ist ein altertümlicher japanischer Ausdruck, der das Auftreten von historischen Göttern und Buddhas in der Gegenwart und ihre veränderte körperliche Erscheinung beschreibt. Dieses philosophische Konzept und die Reinterpretation dieses Naturphänomens haben Yoshinoro Ono inspiriert. Dabei kommen erstmals neue und innovative technische Elemente zum Einsatz, wie z. B. die Non-Stitch-Steppung, die von außen nicht zu erkennen ist. Aufgrund von high-performance laminierten Stretchmaterialien, den verschweißten Nähten und Reißverschlüssen sind die Jacken extrem wasserabweisend. Zudem gibt es ein Modell mit Nylonfutter und ultrafeiner Mikrofaser-Isolierung, das aus einem starken, doppelt gewebten Satin mit matter Oberfläche gefertigt wurde und zudem das Licht reflektiert. www.parajumpers.it
215 style in progress
Bread & Butter
Fortsetzung folgt …
Mitte Dezember 2014 hatte die Bread & Butter GmbH & Co KG Insolvenz angemeldet. Einen Tag nach den Messen in Berlin verkündete Geschäftsführer Karl-Heinz Müller, dass im kommenden Sommer vom 2. bis 4. Juli (Donnerstag bis Samstag) wieder eine Messe auf dem Flughafen Tempelhof mit überarbeitetem Konzept stattfinden soll. Der vorläufige Insolvenzverwalter Christian Graf Brockdorff erklärte: „Für den Relaunch stehen die erforderlichen finanziellen Mittel durch Investoren bereits zur Verfügung. Unser Ziel ist die Sanierung der Modemesse.“ Während der Veranstaltung Back to the Street, die im Rahmen der Fashion Week Berlin mit 40 Marken in den BBB-Büros und dem benachbarten Blue Yard in Berlin Mitte stattfand, sollen sich eine große Mehrheit der Fachbesucher aus Industrie und Handel bei einer Abstimmung für die Rückkehr der Bread & Butter ausgesprochen haben. Wesentliche Eckpfeiler des neuen Konzepts seien der frühe Termin bei gleicher Veranstaltungsdauer, klare Konzeption modischer Cluster nach Zielgruppen, Design & Agents Area für Handelsagenturen entsprechender Zielgruppen, Lean Management & Produktion – was einen deutlich günstigeren Quadratmeterpreis ermögliche, klar abgegrenzte Bereiche ausschließlich für geladene Fachbesucher (B2B), definierter Consumer Bereich für Marketingaktivitäten der Marken (B2C), Einbindung weiterer Marken im Bereich Lifestyle außerhalb der klassischen Modebereiche und groß angelegte Abendveranstaltungen wie etwa Partys oder Konzerte unter Einbindung von Marken und Sponsoren. www.breadandbutter.com
Freie Wahl: Messechef Müller ließ Wahlurnen zur Abstim mung über die Zukunft der BBB aufstellen.
www.minimum.dk /#minimum_fashion
pitti immagine /firenze who’s next /paris mode fabriek /amsterdam revolver /copenhagen
010 jetzt
Cividini
Zurück und nach vorne
Der Weg zurück ist, meint man ihn ernst, ein langer: Das beweist die italienische Marke Cividini, die in ihren Glanzzeiten dem Handel erfreuliche Umsätze bescherte. Bis durch Übernahmen und Outsourcing verloren ging, was Cividinis Ruhm begründete – die famose Qualität, insbesondere im Strick. Inhaber Piero Cividini kämpft sich zurück, hat wieder die Kontrolle übernommen, alles Wichtige ins Haus geholt und ist zufrieden, wenn er mit alten Fans und neuen Freunden kleinere Brötchen bäckt. Die Weltherrschaft können jetzt getrost andere übernehmen. Ein Denken, das auch der neuen Agentin für die deutschsprachigen Länder eigen ist – mit langem Atem und bedachten, kleinen Schritten will Birgit Wissemann die Marke zurückbringen. Dem hochwertigen Handel gefällt’s – erste Order einflussreicher Imageträger sind platziert. www.cividini.com
Spiewak
Neue Agentur in Deutschland Die New Yorker Kultmarke Spiewak nimmt mit
einem neuen Vertriebspartner die erfolgreiche Weiterentwicklung des deutschen Marktes in Angriff. Ab der laufenden Saison ist die Agentur Kappler, München, sowohl für die Mainline als auch für die aus dem reichen Archiv geborene Capsule-Kollektion Golden Fleece verantwortlich. www.spiewak.com, www.agentur-kappler.de
Parts Denim setzt auf coole, überfärbte Styles.
An Cividinis Glanzzeiten haben noch viele Händler gute Erinnerungen: Kleiner und feiner ist die Marke auf dem Weg zurück.
Parts Denim
Tiefgang
Nach nur zwei Saisons hat die kleine, aber feine Kollektion Parts Denim von Vito Santoro bereits 71 namhafte Kunden erreicht, darunter The Listener, Fidelio, Helmut Eder und Braun. Der ersten Männerkollektion für Herbst/Winter 2014 folgten eine Saison später die ersten Styles für Frauen, die unter anderem bei Donna in Hannover, Ciolina und Fischer in Singen zu haben sind. Seitdem hat auch die Modeagentur Ventrella den Vertrieb für die deutschsprachigen Länder übernommen. „Unsere Abverkaufsquote liegt bei 80 Prozent; wir können sehr zufrieden sein mit dem Erfolg“, sagt Vito Santoro, der nach Stationen bei Drykorn und Closed mit Parts Denim auf die eigene Linie setzt. Besondere Waschungen sind eine Stärke von Santoro. In der aktuellen Saison zeigt er fünf Männerund sechs Frauenmodelle von Slim Fit bis Comfort Fit. Indigo ist die Basis, überfärbt mit Grau und Schwarz für noch mehr farbliche Tiefe. Die EK-Preise liegen zwischen 55 und 79 Euro. www.parts-denim.de
Neuer Mann an Bord: Robert Polet heuert bei North Sails an.
North Sails Apparel
Auf neuem Kurs
Seit 1957 ist North Sails einer der innovativsten Hersteller für Schiffsegel. Auf dem Pitti Uomo in Florenz hat North Sails Apparel bekannt gegeben, dass Robert Polet als Partner in das Unternehmen eingestiegen ist. Der passionierte Segler und ehemalige CEO der Gucci Gruppe will mit seiner Erfahrung die Sportswearkollektion des traditionsreichen Segelmachers in eine richtungweisende globale Marke verwandeln. Der neue Gesellschafter und CEO Eric Bijlsma (ehemals Scotch & Soda) hat bereits mit einem Team aus Seglern, Modedesignern und Produktentwicklern die Kollektion für Herbst/ Winter 2015 auf einen neuen Kurs gebracht und in vier Linien unterteilt. Die exklusive Linie Black mit cleanem Design und selektiver Distribution, Deep Blue als klassisch maritime Kollektion, Ocean Blue mit deutlich jüngerem Ansatz sowie die Iconic Line mit zeitlosen Klassikern. www.northsails.com
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012 jetzt
Marc O’Polo Pure
Internationale Expansion
Das Unternehmen aus Stephanskirchen geht mit seiner neuen exklusiven Damenkollektion Marc O’Polo Pure den nächsten Schritt und baut zur kommenden Saison Herbst/Winter 2015/16 den Vertrieb in Österreich und der Schweiz weiter aus. Grund dafür war der Erfolg der Kollektion, die im ersten Schritt selektiv in eigenen Marken-Stores in Deutschland und auch in wenigen eigenen Stores als Testläden in Österreich und der Schweiz verkauft wurde – unter anderem in Salzburg, Linz und Wien, Zürich, Luzern und Basel. Für Österreich vertritt weiterhin die Mairinger GmbH im Showroom in der Fashion Mall Salzburg die Kollektion, in der Schweiz ist es die Bollag-Guggenheim Wholesale AG mit Showroom in Glattbrugg zuständig. Mit Kernpreislagen zwischen 49 und 129 Euro für Jerseys, 129 und 299 Euro für Strick und 249 bis 349 Euro für Blazer (VK-Preise) richtet sich Marc O’Polo Pure an Premiumhändler, sowie exklusive, ausgewählte Partner und sieht sich in einem Mitbewerberumfeld von Hugo, Drykorn, Steffen Schraut oder Schumacher ideal positioniert. www.marc-o-polo.com
IQ+ Berlin
„Gentlemen, Sie sind die Elite ...“
Der Kultfilm „Top Gun“ diente der aktuellen Herrenkollektion von IQ+ Berlin nicht nur als Inspirationsquelle, er lieferte gleichzeitig auch ein berühmtes Zitat als Motto, das wie die Faust aufs Auge passt: Der Fokus für Herbst/Winter 2015/16 lag unter anderem darauf, die Herrenlinie weiter auszubauen. Originalgetreue, kernige Blousons und Aviatorjacken aus Nylonmischungen mit Curly-Lammfellkragen, Oversized Parkas mit herausnehmbaren Innenjacken (aus Neopren mit Lammfell gepatcht), authentische Fieldjackets aus Garment-dyed-Gabardine vereinen luxuriöse Urbanität und Outerwear-Ansprüche. Passend dazu wird es erstmals auch einen Parka für Kinder geben. In der Frauenkollektion hat der Anteil an Wollqualitäten deutlich zugenommen, wobei leicht konfektionierte, weich fallende Mäntel und Boxy Jackets mit offenen Saumkanten und haarigen, flauschigen Oberflächen auf echte Doubleface-Wollmäntel in entspannten H-Silhouetten mit Parka-Attitüde und Capes als perfekte Ergänzung zum Sneaker treffen. www.iqfashion.de
Schlichte Eleganz und Wertigkeit zeichnen Marc O’Polo Pure aus.
Napapijri
Abenteuer als DNA Roadtrips durch die USA, die Geschichten urbaner Aussteiger, die ihr Leben an der Wall Street hinter sich lassen und mit einem alten Schulbus durchs Land touren – mit Geschichten wie diesen treibt Napapijri die eigene Markenphilosophie in der kommenden Saison auf die Spitze. Funktionalität gepaart mit einem hohen, modischen Designanspruch bestimmt die Jackenkollektion für Frauen und Männer. Daneben hält man aber auch an der umfangreichen NOS-Basics-Linie fest und bietet dem Handel damit einen saisonübergreifenden Service an. Für den Vertrieb der Kollektionen zeichnet die Aco Handels GmbH in Salzburg verantwortlich. Auf den kommenden Messen wird die Marke allerdings nicht gezeigt, sondern ihren Kunden in Form von exklusiven Events präsentiert. www.napapijri.com
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Die Inspira tion für die Herrenlinie von IQ+ Berlin lieferte der Filmklassiker „Top Gun“. Napapijri verbindet Funktionalität mit Design.
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014 jetzt
Atelier Gardeur
Nationaler Vertrieb neu aufgestellt Für seine Hosen und Röcke mit Passformsicher-
heit bekannt, bedient der Mönchengladbacher Hosenspezialist Gardeur rund 3.000 Kunden in 50 Ländern. Auf der Agenda für 2015 steht die Stärkung des deutschen Vertriebs. Ab sofort stehen Deutschlands einzigem vollstufigen Hosenatelier mit den Modeagenturen Kimpfler/ Axel Bayer für die Region Bayern und Bölke für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland zwei erfahrene Vertriebspartner zur Seite. Ein wichtiger Schritt, um dem Ziel von CEO Gerhard Kränzle, schnellster und konsequent vertikal ausgerichteter Hosenspezialist zu werden, näher zu kommen: „Mit der vertrieblichen Neuaufstellung in Eschborn und München werden wir unsere dortigen Kundenbeziehungen weiter stärken. Unsere Wahl fiel auf die Modeagentur Kimpfler/Axel Bayer und das Team Dragana, Ramon und Sven Bölke, weil sie langjährig im Markt verankert und exzellent im Handel vernetzt sind.“ www.atelier-gardeur.de
Mit dem Hamburger Laden eröffnete Woolrich nach München und Sylt bereits den dritten Store in Deutschland.
Woolrich
Flaggschiff Nr. drei
Nach München und Sylt ist die Premiumsportmarke Woolrich John Rich & Bros seit Herbst nun auch mit einem Store in Hamburg vertreten. In den Hohen Bleichen 17, einer der attraktivsten Lagen der Stadt, nicht nur aufgrund der Schönheit des Gebäudes, sondern vor allem auch durch bekannte Nachbarn wie Polo Ralph Lauren, Armani oder Ludwig Reiter. Ob Outerwear oder Lifestyle-Kollektion – großzügige 300 Quadratmeter auf zwei Etagen bieten jede Menge Platz, um die gesamte Markenwelt von Woolrich abzubilden. Das Konzept des neuen Stores stammt vom weltweiten Lizenznehmer WP Lavori, der sich dafür von der mehr als 180-jährigen Geschichte des Labels inspirieren ließ. Betrieben wird der dritte deutsche Flagship-Store von der KUH Arctic GmbH, Tochterfirma der Vertriebs agentur Komet und Helden. www.woolrich.eu
Neues Jahr, neuer Vertrieb: Mit den Mode agenturen Kimpfler/Axel Bayer und Bölke will der Hosenspezialist Gardeur seinen nationalen Vertrieb weiter stärken.
Flauschige TeddyOptiken in hochwertigen Wollmischungen präsentiert Better Rich in seiner neuen Strick kollektion.
Better Rich
Kuschelfaktor
Für die kommende Herbst-/Winter-Saison erweiterte Better Rich seine Kollektion um rund 50 moderne, lässige Strickteile für jede Gelegenheit. Vor allem voluminöser Grobstrick, auffällige Strukturmusterungen wie breite Rippen oder dicke Zopfmuster und Outdoorstyles wie unter anderem Cardigan-Coats und V-Neck-Pullover stehen dabei im Vordergrund. Mit kastigen, aber auch legeren oversized Schnitten und teilweise weiten Ärmelformen zu engen Bündchen erhalten die Qualitäten, wie weiche Merino-Angora- und Merino-Alpakka-Wollmischungen, einen neuen modischen Twist. In der typischen Farbpalette mit Snow-White, Navy und sämtlichen Graunuancen komplettieren die hochwertigen Strickteile die Kollektion. Daneben wird es ein paar Trendfarben wie Forest Green, ein bläuliches Petrol und Marsala-Braun geben. Aufwändige Details wie überfärbte Minitapes an Schulter und Oberarm oder im Bündchenbereich und besondere Zipperlösungen sorgen für modische Raffinesse. Nach der Orderrunde von Januar bis März 2015 erfolgt die Auslieferung zwischen Juli und August 2015. www.better-rich.com
215 style in progress
www.marlino.de
016 jetzt
Sie will auch in der kalten Jahreszeit punkten: die italienische Kultmarke Superga.
Free Mountain
Jackenkompetenz
Superga
Macht sich winterfit
Superga im Winter? Und wie! Spätestens nach der Präsentation auf den Messen ist klar, dass der italienische Kultschuh „kein Saisonprodukt wie Eis“ sein möchte. So bringt es Marc Kofler auf den Punkt, neuer Teilhaber der Adventure Modeagentur. Gemeinsam mit Bernhard Aschauer will er dem deutschsprachigen Handel beweisen, dass man Leinenschuhe auch im Winter an Mann und Frau bringen kann. Nun gut, keine Leinenschuhe, sondern Modelle mit Kreppsohle und Leder als Obermaterial. Dazu fantasievolle Muster, großes Pepita, Raubkatzen-Prints. Eine nachvollziehbare Preislage, im VK zwischen 79 und 119 Euro, sei „elementar wichtig“ für den Erfolg, schildert Kofler. Das Ziel, mit Superga zum flächen- und shopfähigen Ganzjahresprodukt zu werden, wird durch die Popularität des Schuhs unterstützt. Ob Blogger oder Fans, die die Marke noch aus ihrem ersten Frühling kennen, dem Produkt schlägt generationenübergreifend Sympathie entgegen. Doch nicht nur im Winter rüstet man auf: „Im Sommer bieten wir unseren Kunden neben Lager und NOS noch einen zweiten Order- und Liefertermin, damit im Juni, traditionell dem stärksten Monat von Superga, auch genügend Ware am PoS ist“, erläutert Marc Kofler. www.superga.it
Das ist mal ein Aufschlag: Mit Paltò, Pyrenex und C.P. Company neu im Portfolio erweitert die österreichische Modeagentur Free Mountain ihre Jackenkompetenz deutlich. Denn neben den drei Neuzugängen bleiben Add, Handstich und IQ+ Berlin im Angebot – sechs starke Jackenmarken also, die jeweils perfekt ihre Nische ausfüllen. „Der Markt verändert sich und fordert neue Produkte“, ist Agenturinhaber Andreas Schmied überzeugt. Große Hoffnungen legt die Agentur auf das Comeback des formellen Mantels und der Jacke, wie sie beim italienischen Newcomer Paltò im Mittelpunkt steht. „Das ist einfach ein neuer Look, der muss gar nicht erst erklärt werden – er erschließt sich auf den ersten Blick. Danach suchen unsere Händler und von solchen Produkten brauchen wir als Agentur mehr.“ Labels: Add, Bloom, C.P. Company, Deyk, Gwynedds, Handstich, IQ+ Berlin, Inverni, Ivi, Mason’s, Paltò, Pyrenex, Sophie Free Mountain, Salzburg/Österreich, andreas@freemountain.at, www.freemountain.at
Borrelli
Neue Sportswearlinie
Elegante, sportliche Casualteile prägen die neue Sportswearlinie von Borrelli.
215 style in progress
Auf der Messe Pitti Immagine Uomo in Florenz präsentierte die italienische Marke Borrelli im Januar 2015 erstmals ihre neue Sportswearlinie Luigi Borrelli Sport (EK-Preise ab 250 Euro) mit ausgesuchten, eleganten Casualteilen, Daunen- und Lederjacken und Hemden in lässigen Schnitten. Die urbane, sehr clean gehaltene Kollektion in den Farben Weiß, Ecru, Schwarz und Grau richtet sich an den gehobenen Fachhandel. Patrick Coppolecchia-Reinartz von der Münchner Agentur D-Tails sieht dafür sehr großes Potenzial bei exklusiven Premiumkunden. Ab der kommenden Saison wird er die neue Sportkollektion und auch die anderen Linien Luigi Borrelli, Luigi Borrelli Royal Collection und Luigi Borrelli Denim ausschließlich im Showroom in Mailand mit Terminen nach Vereinbarung präsentieren, denn dort kann der Kunde die Marke in ihrer ganzen Vielfalt und in ihrer eigenen Welt erleben. Key-Item der Kollektion ist nach wie vor das Made to Measure Hemd, womit Borrelli seinen internationalen Kunden einen ganz besonderen Service bietet, denn die Hemden können innerhalb von zwei Wochen nach Bestellung geliefert werden. Im letzten Jahr wurden alleine 13.000 Maßhemden verkauft – für dieses Segment eine enorme Anzahl. www.luigiborrelli.com
Jacken und Mäntel von Paltò sind eines der High lights der Agentur in der neuen Ordersaison.
agen turen
Nachhaltiger Fixstarter im Portfolio von CCT: FTC Cashmere.
CCT Collectionen Christian Teufl
Das Wie interessiert
Für das Führungsduo der Modeagentur CCT, Jasmin Ebner und Christian Teufl, ist es heute „nicht mehr wichtig, jedem Cent hinterherzujagen. Stattdessen sind Nachhaltigkeit und verantwortungsvolle Produktion für uns wichtige Kriterien“, so Jasmin Ebner. In langfristigen Partnerschaften mit den von ihnen vertretenen Marken lasse sich ein solches Bewusstsein etablieren. „Früher haben wir Kollektionen aufgenommen, die uns gefallen haben, heute fragen wir, wie sie zustande kommen“, betont Christian Teufl. 120 % Lino, die italienische Leinenkollektion zum Beispiel, punktet mit Produktion im Heimatland und vielen recycelten Materialien, auch bei Prints gibt sie sich innovativ. „Das Bewusstsein der Konsumenten für Produkte aus nachhaltiger Produktion wächst“, ist Jasmin Ebner überzeugt. Genau wie ihr Geschäftspartner ist bio, fair und nachhaltig für sie auch privat gelebte Realität. Die Agentur bildet selbstverständlich keine Ausnahme: Ob Biosaft oder Biowein, CCT will mit gutem Beispiel vorangehen. Ein Musterbeispiel aus dem Kollektionsportfolio ist Seeme, eine Schmuckkollektion, die Caterina Occhio ins Leben gerufen hat. Sie war zunächst drei Jahre in der EU in Brüssel für Menschenrechte aktiv, ehe sie mit Seeme Frauen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, einen neuen Hoffnungsschimmer gab. „Wir freuen uns, mit Seeme in Österreich große Erfolge feiern zu können“, ist Jasmin Ebner stolz, ihren Beitrag zum Gelingen dieses Projekts zu leisten. Vorreiter in vielen Fragen der Nachhaltigkeit bleibt die Kollektion FTC Cashmere, die mit SeaCell, einer eigens entwickelten Faser, nun nicht mehr nur in der Mongolei Gutes tut. Verarbeitet werden Meeresalgen, durch die 50-prozentige Beimischung von Cashmere wird die Faser in jeder Saison tragbar – angenehm kühlend und pflegend noch dazu. „Wir gehen immer stärker in Richtung Nachhaltigkeit, diesen Weg werden wir verfolgen“, so Jasmin Ebner abschließend. Labels Österreich: 0039 Italy, 120 % Lino, Alessandra Chamonix, Colmar, Colmar Originals, DNA, FTC Cashmere, Furla, Grace, Hunter, Lua Accessoires, Marlino, Nine in the Morning, OSC Outdoor Survival Canada, Post & Co, Seeme, St.Emile, TopTee Luxury T-Shirt, Twin-Set by Simona Barbieri, Vintage Racing 1683; Labels Deutschland: Furla CCT Collectionen Christian Teufl, 5020 Salzburg/ Österreich und 80538 München/Deutschland, office@teufl.cc, www.teufl.cc
jetzt 017
Die Hinterhofagentur
Die Markenbotschafter
Der Start der Pariser Frauenkollektion Des Petits Hauts hätte nicht besser laufen können: „Wir konnten den Nachorderwünschen in der vergangenen Herbst-/Winter-Saison kaum nachkommen“, sagt Agenturinhaber Dominik Meuer. Insgesamt fällt sein Saisonresümee positiv aus: Das Gesamtkonzept der Herrenkollektion Bob kam im Handel sehr gut an und auch die katalanische Herrenhemdenkollektion von Koike gewinnt immer mehr Liebhaber. Erfreulich verlief auch der Vororderstart der italienischen Damen- und Herrenkollektion von Breco’s: „Die zeitgenaue Lieferung und ein umfangreiches Lagerprogramm machen Breco’s zu einem Produkt, das am Markt sehr konkurrenzfähig ist“, so Meuer. Für die laufende Orderrunde sieht Michael er großes Potenzial. Eine konsequente modische Weiterentwicklung zeigt auch die Brockmann (links) Daunenjackenkollektion von Cape Horn, ebenso wie die Hosenmarke Superpants und Malte Kötteritz mit grafischen Prints. Die toskanische Herrenstrickkollektion Wool & Co wird starten von in der kommenden Orderrunde erstmals ein Frühprogramm für Juli anbieten. Als München aus als Heritage WorkNeuzugang der Agentur präsentiert sich die traditionsreiche amerikanische wear-Kollektion von Smith’s American – die mittlerweile aus ItalienAgents. kommt – mit Schuhen, authentischer Workwear und kernigen Denims. Die Hinterhofagentur tritt als Botschafter für neue, unverbrauchte Labels und Produkte auf, erklärt Dominik Meuer: „Die Endverbraucher sind heute topinformiert, viel unterwegs und vielfach Heritage Agents gelangweilt vom Mainstream, der an jeder Ecke zu finden ist. Bei uns findet man eigenständige Kollektionen mit Charakter, die aber immer kommerziell umsetzbar sind. Wir alle leben vom Verkauf!“ Labels: Bob, Breco’s, Camplin, Cape Horn, Des Petits Hauts, Koike, Out of Order, Smith’s American, Sophie, Stramici, Superpants, Wool & Co Die Hinterhofagentur, München/Deutschland, d.meuer@diehinterhofagentur.de, www.diehinterhofagentur.de Mit viel Know-how, langjähriger beruflicher Erfahrung in der Holy Fashion Group und einer großen Portion Leidenschaft für ehrliche Produkte gründeten Malte Kötteritz und Michael Brockmann im März 2014 ihre Agentur Heritage Agents in München. Inzwischen läuft mit Herbst/Winter 2015/16 bereits die zweite Ordersaison und die beiden Inhaber sind sehr zufrieden. Die Frage, wie man das eigene Profil von den etablierten Agenturen abgrenzen könne, beantworten sie sowohl über die Gestaltung des Portfolios als auch über die Grundphilosophie ihrer täglichen Arbeit: „Für uns steht der Service an erster Stelle. Aus unserer Erfahrung in der Industrie wissen wir, wie wichtig eine kontinuierliche Kundenpflege und vor allem auch die Unterstützung am PoS ist. Daher haben wir mit sieben Marken eine überschaubare Anzahl, denn es ist einfach nicht möglich, mehr Marken mit unserem hohen Grad an persönlichem Einsatz zu vertreten. Wir haben uns auch nicht nach Marken aufgeteilt, sondern nach Regionen, um mit unserem Angebot im deutschen und österreichischen Markt immer möglichst nah am Kunden zu sein“, erklärt Malte Kötteritz. Er vertritt in Österreich und Süddeutschland, Michael Brockmann übernimmt den gesamten Rest Deutschlands bis in den hohen Norden. Ihr Portfolio gestaltet sich rund um das Thema Menswear in all ihren Facetten, für jedes Segment gibt es einen Produktspezialisten wie beispielsweise den Hemdenhersteller Xacus, den Jerseyanbieter Capobianco, Chukka Boots von Wally Walker, luxuriöse Chinos von Pantaloni Torino oder Jacken von Nabholz. Für die diese Saison neu hinzugekommene Komplettkollektion von RVR Lardini sieht Kötteritz sehr viel Potenzial im Premiummarkt (EK-Preislagen für Anzüge in einfacher Ausführung zwischen 250 und 450 Euro bei einer 2,7er-Kalkulation). „Wir statten den Herren von Kopf bis Fuß aus, dabei ist es uns besonders wichtig, dass alle Produkte immer einen ehrlichen Background haben, dass die Unternehmen dahinter berechenbar, erreichbar und präsent sind. Wir arbeiten zu 90 Prozent mit familiengeführten Unternehmen“, so Kötteritz. Der 250 Quadratmeter große Showroom im Lodenfrey-Park in München, der zur einen Hälfte mit der Kollektion Pantaloni Torino und zur anderen Hälfte als Multilabel-Fläche gestaltet ist, platzt bereits nach der ersten Orderrunde aus allen Nähten. Für Lardini kam daher eine Etage höher eine 200 Quadratmeter große Fläche hinzu. Die Heritage Agents sind mit diesem Blitzstart eine ernstzunehmende Größe geworden. Labels: Adriano Meneghetti, Capobianco, Lardini, Nabholz, Pantaloni Torino, RVR Lardini, Wally Walker, Xacus Heritage Agents, München/Deutschland, info@heritage-agents.com, www.heritage-agents.com
Produkte mit (Mehr-)Wert
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Room Nine Agency
Zu ebener Erde
agen turen
Im Gelben Haus in Düsseldorfs Rather Straße ist Torsten Müller mit seiner vierköpfigen Agentur Room Nine Agency umgezogen: zu ebener Erde statt im oberen Stock – nicht ohne Grund. Frisch von Peuterey getrennt, ist im neuen Showroom Platz für die neuen Zugpferde. Das sind C.P. Company (für ganz Deutschland) und Deyk (für NRW) sowie Pyrenex und Save the Duck. Mit letztgenannter Marke feiert die Agentur seit einem Jahr große Erfolge, nicht zuletzt das hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis belebt das Geschäft. „Gemeinsam mit meiner Frau führe ich ja auch vier Läden und wie alle Händler merken wir, dass sich teure Outdoorjacken einfach schwer tun. Mit denen haben wir alle Geld verloren, ich glaube fest daran, dass in der anlaufenden Saison die Vororders drastisch gekürzt werden. Umso besser, wenn man wie wir mit Save the Duck eine tolle Alternative bieten kann.“ Und ja: Der von Peta verliehene Vegan Fashion Award hilft im Abverkauf, dass Save the Duck in seine Organisation investiert, ebenso. Daniela Holnsteiner, zuvor Exportmanagerin bei Peuterey, bringt als gebürtige Deutsche und Wahlitalienerin das richtige Handwerkszeug mit, der Marke ein erfolgreiches Auslandsgeschäft zu bescheren. Labels: C.P. Company, Deyk, Jeff, Pyrenex, Save the Duck, Spalding Room Nine Agency, Düsseldorf/Deutschland, torsten.mueller@roomnineagency.de
Another Souvenir
Das Spezielle
Room Nine Agency hat jetzt die Hosen an: Torsten Müller und sein Team übernehmen den NRW-Vertrieb der Marke Deyk.
Aco Österreich
„Wir wollen verlässlicher Partner sein“
Die zweite Saison mit der eigenen Agentur am Markt und viel gelernt: Vanessa Baroni-Wieler und Tommy Wieler präsentieren sich nun mit einem deutlich hochwertigeren Portfolio. „Accessoires und Special-Product-Kollektionen stehen im Vordergrund“, erklärt Tommy Wieler. Die Neuzugänge wären förmlich „auf uns zugelaufen“, darunter die Schmuckmarke Nach Bijoux, die Cashmere-Kollektion Zinga, die Walkprodukte von Angie Miller Pure sowie True Born, eine Kollektion, die auf Fell und Leder setzt. Erfolgreiche Produkte wie Wood’d und Vanessa Baroni konnten in der vergangenen Saison deutlich ausgebaut werden. „Bei Vanessa Baroni schlossen wir die erfolgreichste Saison seit der Gründung ab. Das Schöne: Wir haben das Umsatzwachstum mit sehr guten Kunden geschafft, keine Volumenskunden dazugenommen. Und die bestehenden Kunden haben deutlich mehr geschrieben – und natürlich auch verkauft“, erzählt die Schmuckdesignerin. On the road sei man viel, erfolgreicher Vertrieb verlange danach. „Es ist zweifellos ein tougher Moment im Modehandel – und gleichzeitig so chancenreich. Händler und Kunden sind satt, aber gleichzeitig sehr offen. Wer diesen Widerspruch meistern kann, der jammert nicht“, so Tommy Wieler. Labels: Angie Miller Pure, Hot Lava, Karta Originale, Nach Bijoux, Spirited, True Born, Vanessa Baroni, Wood’d, Zinga Cashmere Another Souvenir, Leinfelden/Deutschland, tommy@anothersouvenir.de, www.anothersouvenir.de
Premiumsportswear, Designerkollektionen und Modern Classics sind die drei Kompetenzen, für die Aco Österreich steht. „Als Agentur wollen wir optimalen Kundenservice bieten und weiterhin verlässlicher Geschäftspartner sein“, so Geschäftsführer Rudolf Kail. Dafür hat er die clean-feminine, trendorientierte DOB von Atos Lombardini made in Italy neu im Portfolio; ebenso wie die Kollektion Gas für Männer und Frauen mit sportlich-lässigen Komplettlooks für das breitere und jüngere Segment. Napapijri gehört seit 2008 zu den Klassikern, mit denen das Aco-Vertriebsteam alle Länder vom Baltikum im Norden bis Rumänien im Süden betreut und die Eröffnung von über 30 Mono Atos Lombardini ist mit trendorien brand-Stores maßgeblich begleitet hat. In punkto tierter DOB neu bei Aco Österreich. Modern Classic verzeichnet Riani starke Zuwächse mit modernen und komfortablen Looks. Steffen Schraut entwickelt sich laut Kail positiv, ebenso wie die Designerkollektionen Just Cavalli, Versace Jeans und Versace Collection. Trussardi Jeans verfolgt mit einer stark verjüngten und preisaggressiven Kollektion eine Strategie, die laut Aco erste Erfolge zeigt, so sind Erfolgreich wie bereits erste Shops und Corners geplant. nie mit ihrem Labels: Adenauer & Co., Allegri, Atos Lombardini, Elisabetta Franchi, Etoile du Monde, Schmuck: Vanessa Baroni-Wieler, gemein Fame on You, Gas, Geospirit, Giorgio Paris, Herzensangelegenheit, Hotel Particulier, Just sam mit Tommy Wieler Cavalli, Ki6 - Who are you?, Maliparmi, Napapijri, Pinko, Riani, Steffen Schraut, Trussardi leitet sie die Agentur Jeans, Versace Collection, Versace Jeans, Vignali, Vip Flap, Who*s Who Another Souvenir. Aco Österreich, Salzburg/Österreich, info@acomode.at, www.acomode.at
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Ben And
Marktnah
agen turen
Das Label Dstrezzed ist neu bei der Münchner Agentur Ben And. „Die Kollektion hat viele Argumente, die für sie sprechen“, so Agenturinhaber Ben Botas. „Sie ist marktnah, hat ein super Preis-Leistungs-Verhältnis mit einer Kalkulation von 3,2 und steht für tolle, oft aufwändig veredelte Qualitäten.“ Frye Boots ist im hochwertigen Schuh- und Modehandel positioniert. Fast alle Modelle können permanent nachgeordert werden; ein wichtiges Plus für das Label. „Außerdem erhalten wir super Feedback auf Loveday Jeans“, so Ben Botas. „Hier bedienen wir bereits Topkunden wie Jades in Düsseldorf, Abseits in Stuttgart, Different Fashion auf Sylt und Pool in München.“ Die Kollektion Cervolante, an der Ben Botas beteiligt ist, expandiert mit Distributoren in die Schweiz, nach Schweden und Japan. Auch in eigener Sache entwickelt sich die Agentur. So hat sich das Team vergrößert: Vier Fulltime Sales-Mitarbeiter arbeiten im Düsseldorfer Showroom und sieben in München. Darüber hinaus wurden die Firmen Brand Beast GmbH, der Loveday Jeans angehört, sowie die Brand Builder GmbH für Cervolante ausgegliedert und sind mit Lager und Logistik in ein eigenes Büro nach Schwabing gezogen. Labels: Cervolante, Dstrezzed, Follow Friday, Franklin & Marshall, Frye Boots, Goosecraft, I-Blues, InWear, Loveday Jeans, Mason‘s, Sand Copenhagen Ben And, München und Düsseldorf/Deutschland, agency@ben-and.com, www.ben-and.com Feminin, trendbewusst: die Kollektion Supertrash bei Aco Deutschland.
Die Kollektion Cervolante wird ausgebaut – zum Beispiel mit neuen Damenstyles.
Aco Modeagentur Deutschland
Starker Neuzugang
Markante Kollektionen, langjährige Partnerschaften. Die Aco Modeagentur Deutschland bleibt ihrer Linie treu und hat mit Peuterey einen starken Neuzugang für den norddeutschen Markt zu verzeichnen. „Peuterey ist für mich ein moderner Klassiker, ich bin sehr glücklich, die Marke mit unserer Agentur übernehmen zu können“, sagt Geschäftsführer Michael Schulz. „Gerade im modischen Bereich sehe ich großes Potenzial in der selektiven Distribution.“ Zusätzlich wurde das Portfolio in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit der Agentur Select Trading in München mit Marken wie Fracomina, Gas Jeans und Supertrash ergänzt. „Wir nennen die für uns neue und erfolgversprechende Ausrichtung Young Department“, so Michael Schulz. „Die Marken haben uns mit ihrer Kollektionsausrichtung und einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt.“ Zu den Stammmarken der Agentur zählt Pinko, die diese Saison erstmals auf der Premium präsentiert wurde. Just Cavalli setzt auf Prints, Farbe und innovative Styles in punkto Kleid und Leder. „Darüber hinaus sind wir in unserem Bereich Luxus-Contemporary sehr beständig“, so Schulz. „Brands wie Versace Collection haben neuen Aufwind; Iceberg besticht mit klarer Designausrichtung.“ Labels: Anne Claire, Day Birger et Mikkelsen, Dsquared Underwear, Fracomina, Frankie Morello, Front Row Society, Fusalp, Gas Jeans, Geospirit, Iceberg, Just Cavalli, J&C Jacky Celine, Ki6 – Who are you?, Manila Grace, Moschino Underwear, Peuterey, Pinko, Roberto Cavalli, Supertrash, Versace Collection, Who*s Who Aco Modeagentur, Düsseldorf/Deutschland, info@acomode.de, www.acomode.de
Anke Burkhardt
„Ein Label, an dem man nicht vorbeigeht“
Zurück in Meisters Hand: Antonio Marras designt die Kollektion I’m Isola Marras wieder selbst.
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Das sagt Anke Burkhardt über I’m Isola Marras, eine junge Marke des italienischen Modedesigners Antonio Marras, die bis vor kurzem noch in Lizenz von Interfashion der Stefanel Group produziert wurde. Diese hat sich der Designer nun wieder zurückgeholt und der Kollektion damit einen neuen, zeitgenössischen Geist verliehen. Grund genug für Anke Burkhardt, die bereits beste Erfahrungen mit Mode aus dem Hause Marras gemacht hat, die frische junge Linie ab sofort in ihr Portfolio aufzunehmen. Viel Farbe, viel Italianità, mutige Musterkombinationen und einfache, lässige Schnitte, die ihrer Meinung nach viele Frauen ansprechen werden, weil sie nicht so klatsch-platsch am Körper anliegen. Anke Burkhardt wird die Kollektion in Düsseldorf und in München in ihren temporären Showrooms präsentieren. Labels: 17 Stephanie Schneider, Antonio Marras, Giles, Lamberto Losani, Mantù, I’m Isola Marras, Walter Voulaz, Zilla Anke Burkhardt Mode Agentur, Pahlen/Deutschland, info@ankeburkhardt.de, www.ankeburkhardt.de
Photo by Irene Schaur
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Bowery NYC Die guten, alten Zeiten
Nemen Experimentierfreude
Civico 76 Das moderne Venedig
Inspired by New York City, made in Italy. Die T-Shirt-Kollektion von Bowery fängt den Charme des einst so verruchten und heute so pulsierenden Manhattener Stadtteils The Bowery ein und druckt sie auf gewaschene und over-dyed T-Shirts im Vintage-Look. Besonders auffällig sind die Prints, die Inspirationen aus den charismatischen Shops in der Bowery Street zeigen, zum Beispiel Schriftzüge von Bars, Etablissements und das typische Straßenbild des Viertels. Viele der Aufdrucke sind durch New Yorker Gangs, von denen einige tatsächlich existiert haben, inspiriert. Andere Drucke erinnern an den Boxsport und das Publikum von anno dazumal: Seemänner, Prostituierte, Spieler und Einwanderer. Um dem hohen Qualitätsanspruch der Kollektion gerecht zu werden, wird ausschließlich in Italien produziert, die Marke stammt aus der Nähe von Verona. Die EK-Preise liegen zwischen 26 Euro für T-Shirts und 50 Euro für Sweater bei einer 2,6er-Kalkulation. Bislang ist Bowery über den eigenen Onlineshop erhältlich. Ende letzten Jahres übernahm die Münchner Agentur Komet und Helden den Vertrieb für den deutschen Markt, Bowery startet damit in die vierte Saison in Deutschland. Komet und Helden, München und Düsseldorf/ Deutschland, T 0049.89.9705280, muenchen@kometundhelden.de, www.bowery-nyc.com
Seit eineinhalb Jahren setzt Leonardo Fasolo seine langjährige Expertise als Stoffentwickler in seinem eigenen Label Nemen um und bietet unter diesem Namen ausschließlich stückgefärbte und hochtechnische Jacken aus innovativen Materialien an. Neuestes Projekt ist eine limitierte Kollektion, in die LED-Lichter eingearbeitet sind. Typisch italienisches Design, hohe Qualität und das ständige Experimentieren mit Stoffen und Färbetechniken zeichnen Nemen aus – genauso wie das Versprechen der Produktion ausschließlich in Italien, was für Fasolo sowohl ethische als auch ökologische Gründe hat. Das Besondere: Verkaufen wollte er bisher im eigenen Land nicht. So war Nemen bis 2015 nur in ausgewählten Stores in England und Skandinavien vertreten. Preislich rangieren die beiden jährlichen Kollektionen im EK zwischen 120 und 280 Euro mit einer 2,7er-Kalkulation. Präsentiert wird im Studio in Mailand sowie auf dem Pitti Immagine Uomo in Florenz, der Seek und der Premium in Berlin sowie auf der White in Mailand. Room with a view, Salzburg/Österreich, T 0043.662.875651, office@roomwithaview.at, www.nemen.it
Venedig, das ist nicht nur eine Kulisse, durch die Jahr für Jahr unzählige Touristen strömen. Venedig, das ist auch die Stadt stolzer Kaufleute und weltoffener Händler, deren Horizont schon immer ein bisschen weiter war. In diese Kerbe schlägt auch das neue Label Civico 76, ein Start-up, das Hosen, Oberteile und Jacken für Männer bietet. Seine Aushängeschilder sind Jacken, die im Detail oder im Innenleben erst ihr wahres Gesicht offenbaren. Der dezenten Außenoptik stehen laute, auffällige Innenfutter entgegen, viele der Jacken sind reversibel und bieten ihren Trägern zwei Möglichkeiten: die alltagstaugliche, korrekte und die mit viel Innovation und Modemut. Keine Frage, für eine Jackenkollektion ist der Winter – für Civico 76 ist die Saison Herbst/Winter 2015/16 der zweite – immer die Nagelprobe: Mit Styles in einer attraktiven Preislage von 40 bis 65 Euro im EK (kalkuliert mit 2,8) tritt Civico 76 an. Auf der Gallery in Düsseldorf feiert das Label seine Deutschlandpremiere, vertreten durch Achim Repp vom Showroom Krause. Showroom Krause, Achim Repp, München/Deutschland, T 0049.175.2492249, info@ar-modeagent.de, www.civico76.it
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OC Authentic Masterfleece Stilsichere Sportswear
Ottod’Ame In the Mix
Der italienische Designer Olmes Carretti hat gemeinsam mit Ape & Partners, dem Hersteller und Distributeur von Parajumpers, eine neue Premiumsportswear-Marke aus der Taufe gehoben: OC Authentic Masterfleece. Den Vertrieb für Deutschland hat die Agentur Schwarte aus München übernommen. Im Fokus stehen qualitativ hochwertige, komfortable und stylische Fleece- und Jerseyoberteile sowie Hosen. Bereits in den 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahren hatte sich Carretti einen Namen in der Sportswearbranche gemacht, als er u. a. für die Marken Spitfire Jeans, Best Company, Henri Lloyd oder By American Sweatshirts Segelregattajacken und T-Shirts entwarf. Die Idee zu diesem neuen Gemeinschaftsprojekt entstand vor dem Hintergrund, Fleece nicht nur als reines Material für Sportbekleidung im Outdoorsegment zu betrachten, sondern aus dem funktionalen Stoff elegante und zugleich zweckmäßige und praktische Oberteile herzustellen. Gleiches gilt für die Hosen, die aus dem besonders komfortablen Material Il Super Jersey hergestellt werden. Dabei stehen mit Chinos, Five-Pocket- und Bundfaltenhosen sowohl traditionelle als auch elegante Silhouetten zur Auswahl. Bei der rund 50-teiligen Kollektion für Männer kommen neben unterschiedlichen Materialien auch innovative Druck-, Stick- und Färbetechniken zum Einsatz. „Die gestrickten Stoffe wurden in spezifischer Weise für OC Authentic entwickelt. Ich glaube, dass das Level an technischem Charakter, welches wir bei der Konstruktion der Garne, der Muster und der Stoffe erzielt haben, perfekt auf die Bedürfnisse des Marktes für die Zukunft abgestimmt ist. Derzeit gibt es keine vergleichbaren Produkte oder Marken. Wir richten uns an Menschen, die Komfort und Stil in ihrer Freizeit, auf Reisen oder bei der Arbeit bevorzugen, ohne dabei ihre Persönlichkeit aufzugeben“, erklärt Olmes Carretti. Die VK-Preise liegen zwischen 150 und 299 Euro bei einer 2,8er-Kalkulation. Offizielle Premiere feierte das Label im Januar auf dem Pitti in Florenz und der Premium in Berlin. MS GmbH, München/Deutschland, T 0049.89.3580576, office@agentur-schwarte.de, www.agentur-schwarte.de
Chic, feminin und zeitgemäß lässt sich der Total Look von Ottod’Ame beschreiben, mit einem eklektischen Mix verschiedener Stilrichtungen und großem Augenmerk auf das Detail. Die wichtigsten Materialien sind Seide, Wolle, Baumwolle, gepaart mit Spitze oder Leder. Überhaupt ist die Materialkombination typisch, so wird zum Beispiel Wolle mit Leder oder Seide in einem Teil verarbeitet. Gefertigt wird ausschließlich in eigenen Produktionsstätten in Florenz. Die kommerziellen Preise und eine Kalkulation von 2,8 bis 3,0 sind weitere Argumente für Ottod’Ame: Strick liegt bei durchschnittlich 55 Euro EK, während Hosen durchschnittlich 49 und Jacken 65 Euro kosten. Ottod’Ame wurde 2011 in Florenz gegründet und hat 1.200 Verkaufspunkte, die sich auf den Heimatmarkt, Russland, USA, UK und Frankreich verteilen; darunter Tsum in Moskau, Baby Beluga in Antwerpen und Clan Pontaccio in Mailand. Zusätzlich gibt es je einen Flagship-Store in Florenz und Paris. Mit der aktuellen Kollektion ist Ottod’Ame bei der Vertriebsagentur Komet und Helden gestartet und hat bereits 70 Kunden in Deutschland und Österreich überzeugt. Komet und Helden, München und Düsseldorf/ Deutschland, T 0049.89.9705280, muenchen@kometundhelden.de, www.kometundhelden.de
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Angie Miller Pure Walk für jeden Tag
7 Chic Avenue Seidenhaft
Bonds Der Clou mit dem Schuh
Feminin, pur, zeitlos und zuverlässig, mit feinen Details und Schnitten, die dem Körper schmeicheln. So beschreiben Jutta Schweiger und Marianne Tochtermann ihre elegante Seidenblusen- und Oberteilkollektion 7 Chic Avenue, die sie auf der Premium in Berlin erstmals mit dem Ziel präsentierten, den Vertrieb ab Herbst/Winter 2015 neben ihrem eigenen Onlinestore auch auf den deutschen Einzelhandel auszuweiten. Beide Inhaberinnen blicken auf viele Jahre Erfahrung in der Modebranche zurück und haben das Business klar aufgeteilt: Jutta Schweiger designt, Marianne Tochtermann rechnet und leitet den eigenen Showroom in der Hochallee 60 in Hamburg, von wo aus der Vertrieb für Nord- und Mitteldeutschland und den rest Europas aufgebaut werden soll. Für Süddeutschland und Österreich ist die Modeagentur Minder mit Sitz in München engagiert worden. Die Kollektion umfasst 14 Styles mit Tops, Blusen und Kleidern in vier Qualitäten und je drei bis sechs Farben. Die EK-Preise bewegen sich dabei zwischen 50 und 130 Euro bei einer 2,8er-Kalkulation. 7 Chic Avenue, Hamburg/Deutschland, T 0049.172.4301218, sales@7chicavenue.com Modeagentur Minder, München/ Deutschland, T 0049.89.3606251, sandra@modeagentur-minder.com, www.7chicavenue.com
Stéphanie Kelter und Marc Steinmetz stellten dem Schuhmarkt 2013 eine Innovation vor, die auf Anhieb gut ankam: Schuhsohlen, an denen sich je nach Anlass verschiedene Topics anbringen lassen. So wird aus einer Sandale per Knopfdruck am Zehensteg im Handumdrehen ein anderes Modell, nur die Sohle bleibt gleich. The Reshoelution nannten sie ihre Idee, die über die Agentur von Sabine Lamann in Düsseldorf schon in der ersten Saison in Läden wie Apartment 72 in Stuttgart oder Lieblings in Fulda landete. Mit 17 Grundmodellen mit verschiedenen Sohlen von Birkenstock-Look bis Glattleder, 50 Wechseltopics und EK-Preisen zwischen 50 und 85 Euro bzw. neun bis 32 Euro für die Topics richtet sich Bonds an Premiumboutiquen und exklusive Stores. Agentur Sabine Lamann, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.172.6233388, info@agentur-lamann.de, www.mybonds.com
Was 2009 als Hommage an die Tracht begann, hat sich mittlerweile weltweit als Lifestylelabel etabliert. Angelika Riedmiller schaffte es mit ihrer Marke Angie Miller, traditionellen Walk alltagstauglich zu machen – und geht 2015 mit ihrer Linie Pure noch einen Schritt weiter. Die Damen- und Herrenmodelle dieser neuen Kollektion überzeugen mit klaren Linien und einer Extraportion Leichtigkeit, ohne dabei auf die bewährten Eigenschaften und die Qualität von Walk und Cashmere-Walk zu verzichten. Hochwertige Materialien, die EK-Preise zwischen 159 und 249 Euro für Walkmodelle und 239 und 425 Euro für Cashmere-Walk rechtfertigen, kalkuliert wird mit 2,7. Als besonderen Service bietet Angie Miller ein Pronto-Programm an, das ganzjährig eine Lieferung innerhalb zwei bis drei Wochen garantiert. Präsentiert wird die Kollektion Pure auf der Supreme in Düsseldorf und München sowie auf der Tracht & Country in Salzburg. Another Souvenir, Leinfelden/Deutschland, T 0049.711.99751642, tommy@anothersouvenir.de, www.angie-miller.de
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Caterina Lucchi Aus gutem Hause
Inferno Ragazzi Leben, Lust und Leidenschaft
Kavat Family Business
Fashion, Kunst, Sport, Musik – Inferno Ragazzi will mehr als nur ein junges Hamburger Modelabel sein. Es definiert sich als Lifestyle, der tagtäglich auf vielfältige Weise gelebt wird. Exklusive Kooperationen und Events sind neben der Kleidung ein wichtiger Teil der Markenidentität. Daher sieht Mitgründer und Designer Flemming Park in den farbenfrohen Kollektionen auch nicht bloß Kleidungsstücke, sondern ausdrucksstarke Statements für die Lust am Leben. Kein Wunder, dass zu den Fans der auffälligen Snap-Back-Caps, Shirts, Sweater und Shorts auch Sternchen wie Toni Garrn, André Borchers oder Jimmy Blue Ochsenknecht zählen. Die VK-Preise bewegen sich dabei zwischen 39 Euro für T-Shirts oder Caps und 99 Euro für Sweater, kalkuliert wird mit 2,7. Zwei Kollektionen pro Jahr werden auf der Show & Order Berlin präsentiert. Den Vertrieb nimmt Inferno Ragazzi selbst in die Hand: Bislang ist die Marke im eigenen Onlineshop und in ausgewählten Stores in Deutschland und Japan vertreten. Inferno Ragazzi, Hamburg/Deutschland, T 0049.176.62719116, info@infernoragazzi.com, www.infernoragazzi.com
Es gibt zwei Traditionen, die bei Kavat gelebt werden: Das schwedische Familienunternehmen gibt sein Know-how über das Schuhhandwerk seit 1945 von Generation zu Generation weiter – inzwischen ist es die vierte – und Werte wie nachhaltige Produktion, Handarbeit und Perfektion werden hoch gehalten. Besonderes Augenmerk der Produktion liegt auf der Nachverfolgbarkeit „from Cow to Shoe“. Von der Gerbung des Leders bis zur Herstellung der Boots wird alles in schwedischer Handarbeit gefertigt, alle Leder sind natürlich gegerbt und über 60 Modelle der Kollektion tragen bereits das EU Eco Label, eine Auszeichnung, auf die man besonders stolz ist. Aus der anfangs reinen Kinderschuhkollektion entwickelte sich Kavat zum Anbieter für die ganze Familie. Man ist in 18 Ländern und seit 2010 auch im deutschen Markt vertreten. Hier richtet sich Kavat sowohl an die kleinen, individuellen Boutiquen wie Meilenstiefel in Hamburg oder Mazooka in Berlin, als auch an Stores wie Globetrotter, denn gerade das Outdoorsegment wird immer stärker nachgefragt. Die VK-Preise der Kollektion rangieren dabei zwischen 30 und 230 Euro, der Vertrieb läuft über die Firmenzentrale in Schweden. Skofabriken Kavat, Kumla/Schweden, T 0046.19.7612209, julia.miller@kavat.com, www.kavat.com
Der Name Caterina Lucchi ist untrennbar mit den Marken Campomaggi und Gabs Franco Gabrielli verbunden, als Teil des erfolgreichen Dreigestirns aus dem Hause Gruppo Emergenti Italiani. Das italienische Familienunternehmen hat sich auf die Produktion hochwertiger Lederwaren und Lederaccessoires spezialisiert und seine Kollektionen über ein weit gespanntes internationales Vertriebsnetz mit über 50 Agenturen und Partnern im gehobenen Fachhandel positioniert. Caterina Lucchi, die Frau von Marco Campomaggi, stellte ihre eigene Kollektion bereits in den 1980er-Jahren in Italien vor, verstärkte in den letzten sechs Saisons aber vor allem die Präsenz im deutschsprachigen Markt – in Deutschland mit Fashion Account von Andreas Bazata in Showrooms in München, Nürnberg, Frankfurt und Düsseldorf (ab Januar 2015), in Österreich über den Moderaum in Wien und in der Schweiz über Wearhouse von Patrick Ebnöther. Ihre Designs verbinden italienischen Retro- und Vintage-Charme mit Funktionalität. Die VK-Preise liegen dabei zwischen 230 und 450 Euro. Vertreten ist Caterina Lucchi bereits bei Kunden wie Daniels in Köln oder Bailly Diehl in Frankfurt. In diesem Jahr plant die Gruppe, einen ersten eigenen Flagship-Store mit allen drei Marken in Mailand zu eröffnen. Zusätzlich launchte Caterina Lucchi im November letzten Jahres ihren eigenen Onlinestore. Fashion Account, München/Deutschland, T 0049.89.35099994, andreas.bazata@fashionaccount.com, Moderaum, Wien/Österreich, T 0043.1.5044840, office@moderaum.at, Wearhouse, Erlenbach/Schweiz, T 0041.44.9121200, wearhouse@wearhouse.ch, www.caterinalucchi.it
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CO SY PA N T S
www.alberto-pants.com
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Matthew Harris Erschwinglicher Luxus
The Artistylist Neues Flächenformat
Brooktorquai 8 So weit, so gut
Mit einer prominenten Kundenliste startet der Newcomer Matthew Harris in den Markt: Ab Februar 2015 ist die Taschenkollektion unter anderem bei Ludwig Beck, Breuninger, Impressionen und dem Alterhaus zu finden, und das bereits nach der ersten Orderrunde. Der Fokus für den Markenlaunch liegt nun erst einmal auf Deutschland, Österreich und der Schweiz, wo Matthew Harris über die MH Services GmbH von Angelika Richter in Düsseldorf vertrieben wird. Neben Creative Director Peter Ary und der Produktionsfirma MJH International BV ist Richter selbst an der Marke beteiligt. Die Benelux-Staaten und weitere Länder sollen bald folgen. Die Kollektion besteht aus zehn verschiedenen Modellen in je drei unterschiedlichen Farbkombinationen und richtet sich an die Kundin im gehobenen Segment, deckt aber mit attraktiven VK-Preisen von 99 bis 249 Euro die Einstiegspreislagen ab. Erschwinglicher Luxus für jeden Tag lautet das Motto von Matthew Harris, das Design ist dementsprechend dezent, klassisch und elegant gehalten, funktionale Detaillösungen bringen zusätzlich Spannung. MH Services GmbH, Düsseldorf/Deutschland, info@matthewharris.com, www.matthewharris.com
„Ask me anything“, lautet der oberste Button auf der Website des Modeblogs von Diletta Cateni (http://dilettacateni. tumblr.com/). Der Einladung folgt man gerne, denn die Fotos, auf denen sie ihre eigene Modekollektion präsentiert, machen Lust, mehr über ihre Marke The Artistylist zu erfahren. Seit letztem Herbst ist die Kollektion neu im Portfolio der Münchner Agentur Komet und Helden, die sich damit eine sehr künstlerische, energiegeladene und farbenfrohe Newcomer-Marke ins Haus holte und in ihre dritte Saison im deutschen Markt startet. Die Kollektion besteht aus Tops, T-Shirts, Hemden, Kleidern und Schals, die aus Seide oder Neopren gefertigt und mit Catenis kreativen und unkonventionellen Drucken veredelt werden. Für die kommende Herbst-/Winter-Kollektion 2015/16 ließ sich die junge Designerin aus Pisa, die selbst aus einem modeaffinen Elternhaus mit eigener Boutique stammt, durch die Welt der 1950er-Jahre inspirieren. Die EK-Preise liegen zwischen 59 Euro für Neoprenshirts und 139 Euro für Seidenshirts und Schals mit einer 2,6er-Kalkulation. Komet und Helden, München und Düsseldorf/Deutschland, T 0049.89.9705280, teresa.petrucci@kometundhelden.de, www.theartistylist.com
Eine sehr modische Wellnesskollektion mit hochwertigen Strickteilen im XXL-Look, die sowohl zum Sneaker, zu klassischen Pumps oder zum robusten Biker-Boot passt, so beschreibt Marion Hoferer die Strickkollektion von Brooktorquai 8, deren Launchkollektion sie auf der Premium in Berlin präsentierte. Hinter der Damenkollektion mit Pullovern, Kleidern und Mänteln steht die Hamburger Designerin Anke Naumann, die sich nach ihrer Designtätigkeit für die Marke Boulezar selbstständig machte. Den Markenlaunch begleitet die Münchner Agentur Modeist und startet dafür mit dem Vertrieb in Deutschland und Österreich, um auf dieser soliden Basis eine europaweite Vermarktung aufzubauen. Mit VK-Preisen zwischen 199 und 399 Euro für Pullover richtet sich Marion Hoferer in erster Linie an das gehobene Mittelpreissegment und präsentiert Brooktorquai 8 in der laufenden Orderrunde in ihren Showrooms in München und Düsseldorf. Der erste Liefertermin ist Juli 2015. Modeist GmbH, München und Düsseldorf/ Deutschland, T 0049.89.15985591, info@b-kleidung.com, www.modeist.com
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True Born Starker Rückhalt
Shoreditch Sportlich unterwegs
Die Marke True Born ist ein bis dato noch recht unbeschriebenes Blatt mit jeder Menge Zukunftspotenzial. Denn als eines der wenigen Eigenlabels der JCC-Company kann es auf die bestehende Infrastruktur des erfolgreichen Lederproduzenten zurückgreifen. Das sichert nicht nur Produktqualität, sondern auch pünktliche Lieferungen. Zwei jährliche Kollektionen, bestehend aus je 15 bis 20 Teilen, umfassen Lederjacken, Parka und Westen mit Pelzbesatz – und werden auf bedarfs- und saisongerechte Nachfrage angepasst. Gleiches gilt für die Nachorder. Preislich bewegt sich True Born im VK zwischen 449 und 1.249 Euro mit einer 2,8er-Kalkulation. Für die Markteinführung im deutschsprachigen Raum wurde Another Souvenir als Generalvertriebsagentur beauftragt. Another Souvenir, Leinfelden/Deutschland, T 0049.711.99751642, tommy@anothersouvenir.de, www.jcc.de
Vom gleichnamigen Londoner Stadtteil inspiriert, steht das australische Label Shoreditch seit jeher für moderne und passgenaue Männermode. Zum Eintritt in den deutschen Markt im Herbst/Winter 2015/16 wird die maßgeschneiderte Kollektion um eine sportlich-luxuriöse Lifestylelinie ergänzt. Relaxed Tailoring steht dabei im Fokus und wird vom internationalen Fußballstar Tim Cahill verkörpert. Die von Alvin Manalo in New York designten Modelle bestechen durch hochwertige Verarbeitung schlichte Schnitte und elegante Farben und rechtfertigen so VK-Preise zwischen 57 und 98 Euro für Shirts sowie 269 und 350 Euro für Anzüge. Nachbestellungen ausgewählter Basics und aktueller modischer Ware sind möglich. Shoreditch war mit seiner Lifestylekollektion erstmals auf der Premium in Berlin vertreten und führte erste Gespräche mit möglichen Abnehmern in Deutschland, darunter Peek & Cloppenburg, Anson’s und Breuninger. Elvis Fashion Agency, München/ Deutschland, T 0049.171.4549866, elvis.giglione@elvis-fashion.com, www.shoreditchlondon.co
Mr. P by Larens Zürich Sein erstes – und letztes – Hemd
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Was aus Männerfreundschaften so entstehen kann: Als Holger Petermann, Inhaber der Münchner PR-Agentur Think Inc., und Bülent Öcal, Eigentümer der Marke Larens Zürich, darüber philosophieren, was einen Mann ausmacht, kennt Holger Petermann nur eine Antwort: ein perfektes Hemd. Eine Reise durch Stoffe, Schnitte, Fäden und Stiche beginnt. Es wird um Länge und Weite, Krägen, Manschetten und Fit gerungen, im Laufe des Designprozesses des perfekten Hemds kam auch noch eine Boxershort hinzu. Anspruchsvoll, wie Holger Petermann nun mal ist, muss alles vom Besten sein: Daraus resultiert eine Preislage, die man nur auf Anfrage kommunizieren möchte. Die Qualität jedenfalls hat es in sich: Super 170’s Cotton, viele satoriale Elemente, hergestellt in Handarbeit in Italien. Holger Petermann ist gespannt, wie die Verwirklichung seiner Vision im Handel ankommt – auf der Show & Order in Berlin erlebte Mr. P seine Feuertaufe. Kaster & Kaster Modeagentur, Düsseldorf/ Deutschland, T 0049.178.3694612, office@kasterkaster.com, www.larens.com
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L(!)W Brand Eine Frage der Wertschätzung
Tatras Poesie der Technologie
Qualität vor Name. Ein Grundsatz, dem sich das italienische Label L(!)W Brand verschrieben hat. Die 2008 gegründete Marke verlangt ein Umdenken in der Fashionindustrie und eine Rückbesinnung auf die Zeit, in der Kleidungsstücke noch langjährige Begleiter waren. Das Ergebnis ist eine komplette und in Italien in Handarbeit gefertigte Herrenkollektion mit vielseitigen Modellen, die Saisons überdauern. Stetige Qualitätsentwicklung und ein cleaner, minimalistischer Look zeichnen L(!)W Brand aus. Ein Fokus der Kollektion liegt auf Outdoorjacken, wobei hier hochwertige Materialkombinationen aus Stoff und Leder EK-Preise ab 200 Euro rechtfertigen. Auch sonst ist das Label mit EK-Preisen von 65 Euro für Hosen, 120 bis 140 Euro für Sakkos und einer 2,9er-Kalkulation im Premiumsegment anzusiedeln. Für Kunden werden verschiedene NOS-Programme angeboten. Nach erfolgreicher Etablierung in der Heimat hält die Marke im Herbst/Winter 2015 auch auf dem deutschen Markt Einzug – und wird von der deutschen Vertriebsagentur D-Tails in München und Düsseldorf präsentiert. D-Tails, München und Düsseldorf/Deutschland, T 0049.89.20207771, info@d-tails.de, www.d-tails.de
Die Kollektionen von Tatras vereinen die Eleganz japanischen Designs mit der Qualität italienischer Stoffe und der Kompetenz polnischer Daunenproduktion. Das Logo mit den drei Kreuzen symbolisiert zum einen die Verbindung dieser drei Länder, als auch die Eigenschaften von Weisheit, Kompetenz und Geschmack. Benannt ist die Marke nach dem Tatra-Gebirge zwischen der Slowakei und Polen. Im Jahr 2000 wurde Tatras von Masanaka Sakao in Japan als high-end Daunenjackenmarke gegründet und 2009 auf dem europäischen Markt eingeführt. Seitdem werden internationale Expansion, Design, Produktion und Distribution aus Mailand gesteuert. Für den Vertrieb in der Schweiz, Österreich und Deutschland ist Mirco Bruno von der Agentur Number 8 aus Düsseldorf zuständig. Der internationale Verkauf erfolgt über den Showroom in Mailand. Die VK-Preise für die Jacken liegen je nach Modell und Material zwischen 420 und 1.100 Euro, bei einer 2,7er-Kalkulation. Zu den internationalen Key-Accounts zählen u. a. Boon de Shop in Seoul, Isetan und Straka Est in Tokio, Galleries Lafayette in Peking, Luisa Via Roma in Florenz und Biffi in Mailand. Nach dem ersten Flagship-Store, der 2009 in der Via Bigli in Mailand eröffnet wurde, folgte im Oktober 2014 der zweite Store in Tokios Fashion District Minami-Moyama. Die Kollektion unterteilt sich in eine Pre- und eine Hauptkollektion mit je rund 50 Teilen für Frauen und Männer. Neben exklusiven, zeitgemäßen und glamourösen Designs in schmalen Passformen mit kommerziellen Aspekten setzt man bei Tatras vor allem auf anspruchsvolle technische Performance bei den verwendeten Stoffen. Die synthetischen Materialien stammen aus Japan, während die natürlichen Stoffe von renommierten italienischen Webereien stammen, z. B. Limonta oder Loro Piana. Als Füllung kommen nur beste polnische Gänsedaunen und -federn zum Einsatz. Neben klassischen Daunenparkas und -jacken gibt es zudem eine Auswahl von Trenchcoats und Mänteln, die von der Schnittführung japanischer Kimonos inspiriert sind. Agentur Number 8, Düsseldorf/Deutschland, T 0049.157.37739495, info@number8.de, www.tatras.it
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Todd Snyder + Champion Zusammenspiel
(+) People Für Menschen von Menschen
Figlia Es ist ein Mädchen!
Der Sport liebt Zahlen und Statistiken: 91 ist die Umkehrung von 19, eine Verlinkung zum Jahr 1919, in dem die Marke Champion gegründet wurde. Todd Snyder nahm sich diese 91 als Ziel für seine Kollektion Todd Snyder+ Champion und entwarf ebenso viele Styles und Farbvarianten für T-Shirts und Sweatshirts, die Key-Pieces der Linie. Seit der Frühjahr-/ Sommer-Kollektion 2014 bestehen die engen Bande zwischen dem Designer und Champion, der damals eine erste Capsule-Linie vorstellte, die so gut ankam, dass man nun die Kooperation in die dritte Saison startet und sehr bald schon von einem langfristigen Projekt sprach. Todd Snyder selbst ist großer Fan der Marke und vertritt ihre Werte, gleichzeitig ist sein Multibrand-Store City Gym in New York die ideale Heimat für die Kollektion, denn er zeigt eine erlesene Auswahl aus dem Bereich Sport Heritage. Mit EK-Preisen von 40 bis 50 Euro für T-Shirts und 100 bis 135 Euro für Sweatshirts (Kalkulation 2,6) positioniert sich die Kollektion im gehobenen Fachhandel und exklusiven Menswear-Boutiquen. Komet und Helden, München und Düsseldorf/ Deutschland, T 0049.89.9705280, muenchen@kometundhelden.de, www.toddsnyder.com
Das Motto der italienischen Denimkollektion (+) People steckt im Namen: Diese Marke steht für absoluten Individualismus, sie unterstreicht die Persönlichkeit des Trägers – konsequent dazu halten sich auch die Preise in einem bezahlbaren Rahmen. Seit Januar 2015 vertritt die Münchner Agentur D-Tails die Kollektion in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Besonderheit sind vor allem Produkte aus Indigowolle für Frauen und Männer und Jacken aus Shetlandwolle, die Kollektion umfasst neben Jeans aus hochwertigem japanischem Denim vor allem Outdoorjacken und Mäntel, Jeans hemden und Sakkos im Vintage Army Style. Alle Strickteile stammen zudem ausschließlich aus Italien. Die EK-Preise liegen dabei zwischen 60 und 85 Euro. Präsentiert werden alle Produkte erstmals während der Showroomtage der Agentur in Düsseldorf und München (7. bis 27. Februar). D-Tails, München und Düsseldorf/ Deutschland, T 0049.89.20207771, info@d-tails.de, www.pierspa.com
Der Launch der neuen Marke aus dem Hause Uli Schneider lief ungewöhnlich ab, und das sollte er auch: In einer Art Trunk Show stellte man von Anfang Januar bis Ende März die Herbst-/Winter-Kollektion der jungen Casuallinie Figlia ausgewählten Handelspartnern in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor Ort vor. Figlia, italienisch für Tochter, richtet sich mit einem unkomplizierten, spielend ineinander greifenden Programm aus soften Jerseyteilen und ausgefallenem Strick mit EK-Preisen von 29 Euro für Jersey-Shirts und 198 Euro für Outdoor-Wollmäntel an eine jüngere, preissensiblere Zielgruppe. Die Tochter ist eine Europäerin, denn Born in Europe ist das Motto des Design teams, das es sich zum Ziel gemacht hat, in diesem Marktsegment mehr Verlässlichkeit und Vertrauen ins Produkt zu schaffen. Alle Stoffe stammen ausschließlich aus Italien und werden in Europa konfektioniert. Außerhalb der TrunkVertriebs-Show kann die Kollektion im Rahmen der Ordertage in den Uli Schneider Showrooms in Hamburg, Düsseldorf und Paris sowie auf der Premium in München geordert werden. Uli Schneider Design GmbH, Hamburg/ Deutschland, T 0049.40.41009637, mona.buckschun@uli-schneider.net, www.uli-schneider.net
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Vordenker und Gestalter: Richard Engelhorn, geschäftsführender Gesellschafter der Engelhorn KGaA, ist seit nunmehr 50 Jahren im Unternehmen. Aufzuhören kann er sich nicht vorstellen.
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„Wo wir sind, wollen wir die Nummer eins sein“ Mit einer respektablen Investition in zweistelli ger Millionenhöhe hat das Mannheimer Familienunter nehmen Engelhorn seine Vorstellungen zukunftso rientierten Einzelhandels Wirklichkeit werden lassen. Nach zwei Jahren Renovie rungszeit sind zwei Premi umetagen entstanden, die das Einkaufserlebnis auch im Sinne einer Multichan nel-Strategie auf die nächs te Ebene heben und die einmal mehr beweisen, dass Engelhorn zu den großen Gestaltern im deutschen Modehandel gehört. style in progress sprach mit Richard Engelhorn, geschäftsführen der Gesellschafter Engel horn und seit fast 50 Jahren im Unternehmen. Interview: Stephan Huber, Nicoletta Schaper. Fotos: Peter Schaffrath
Seit geraumer Zeit prophezeien alle möglichen Experten dem sta tionären Multibrand-Fachhandel eine eher traurige Zukunft. Online werde alles übernehmen, und was Online nicht schafft, werden Outletcenter, Billigketten, Vertikale und Monolabel-Stores erledigen. In diesem Marktumfeld stemmt Engelhorn eine gewaltige Summe von 20 Millionen Euro in den Um bau seines stationären Geschäfts. Ist das angesichts dieser düsteren Prognosen nachhaltig angelegtes Geld?
Ja. Wir haben damit in die Zukunft des Gesamtunternehmens Engelhorn investiert; es ist wichtig, auch stationär auf der Höhe der Zeit zu sein. Aber natürlich gibt es gewisse Punkte, die zur Skepsis berechtigen angesichts der Zukunft des Fachhandels in den Innenstädten. Nicht in Großstädten, aber in den kleineren ist das Fachhandelssterben ein ganz großes Problem. Und dieses Problem geht nicht vom Handel aus. Vielmehr müssen sich die Städte die Zukunft des Handels überlegen. Hier ist die Politik gefragt, wie die jeweilige Stadt ihre Handelslandschaft auf Dauer attraktiv halten kann. Ein Haus wie Engelhorn spielt für eine Stadt wie Mannheim eine über die Einkaufsmöglichkeit hinausge hende Rolle. Hat denn die Politik hier ausreichend verstanden, dass Städte ohne eine gesunde Handels struktur sterbende Städte sind?
Nein, und genau hier müsste angesetzt werden. Aber die, die jetzt an der Regierung sind, wollen die Verantwortung nicht übernehmen; sollen das doch die Nächsten tun, die gewählt werden. Aber so lassen sich diese Dinge weder lösen noch optimieren – vielmehr müssen sie langfristig angegangen werden. Was könnte die Politik in dieser Situation konkret unternehmen?
Das Wichtigste ist gleichzeitig das Einfachste, nämlich, dass die Innenstädte gut erreichbar sind, und zwar auch für den motorisierten Individualverkehr. Bislang verlagert er sich mehr auf die öffentlichen Verkehrsmittel, und das halte ich für eine Fehlentscheidung, weil es die Frequenz in der Innenstadt verringert. Gerade werden unsere Rheinbrücken renoviert, was verkehrstechnisch
ebenfalls eine Katastrophe ist, auch für viele unserer Mitarbeiter, die aus der Pfalz kommen. Gleichzeitig investiert Mannheim stark in Kultur; mit Theater und dem Congress Center zum Beispiel, in dem auch Konzerte stattfinden. Gerade wird auch eine neue Kunsthalle gebaut. Dieses Angebot kann allerdings nur angenommen werden, wenn die Stadt auch für diejenigen aus der Region gut erreichbar ist. Von den Mannheimern allein kann die Kultur nicht leben – ebenso wenig wie die guten Restaurants und wir im Handel.
Wo müsste die Politik über die Mobilitätsfrage hinaus in der Städteplanung agieren?
Eins der größten Probleme für den innerstädtischen Handel sind mit Sicherheit die stark gestiegenen Mietkosten für Wohnraum wie auch für die Geschäfte. Kaum eine Bank würde den Start eines Modegeschäfts finanzieren, wenn der finanzielle Hintergrund fehlt. Umso besser entwickeln sich leider die Primarks dieser Welt. Die 14- oder 15-jährigen Mädchen kaufen sich Riesentüten voll mit Billigkleidung, die sie vielleicht nur einmal tragen, bevor sie sie wegwerfen – weil die Qualität so minderwertig ist. Mit solchen Unternehmen entsteht schon ein gewisser Kulturverlust. Und auch ein Moralverlust, wenn man sich anschaut, wie die Mode produziert wird. Natürlich wissen auch wir nicht immer genau, wo unsere Markenhersteller ihre T-Shirts fertigen. Das ist wiederum ein Problem, dem sich Industrie und Handel stellen müssen – und wo wir aufzeigen können, dass es noch einen anderen Weg gibt: nämlich auf Qualität zu setzen. Ja, der Konsument hat sicher ver lernt, ein Gefühl für Produktwertig keiten zu haben. Ich denke, dass das in hohem Maß ein Verschulden unserer Modebranche insgesamt ist.
Leider kann ich Ihnen nur zustimmen. Es hängt mit dem Überangebot zusammen, dass der Konsument seit Jahren die Ware immer früher in der Saison reduziert bekommt, weil der Handel sie loswerden muss, um genug Platz im Geschäft für wieder neue Ware zu haben. Wie das zu verhindern ist, weiß ich nicht, ehrstyle in progress 215
034 THE LONGVIEW
lich gesagt. Als Händler können wir allerdings versuchen, den Stellenwert der Mode mittels fachgerechter Beratung aufrecht zu halten.
Ist es eigentlich in einer Stadt wie Mannheim schwierig, ausreichend Personal und personellen Nachwuchs auf dem Niveau, den ein Haus wie dieses braucht, zu finden?
Bisher gelingt es uns, genug Auszubildende zu bekommen. Allerdings merke ich immer wieder, dass der Job des Modeverkäufers allgemein einen schlechten Ruf hat. Das ist auch der Fehler von uns im Handel, dass wir den Job nicht weiter aufwerten und aus der Situation etwas Positives machen. Das haben wir in unserer Branche definitiv ein bisschen verschlafen. Deswegen gibt es allgemein auch nur wenige Führungskräfte, die über den Tellerrand hinaussehen. Umso mehr müssen wir Wert auf eine gute Ausbildung bei uns im Haus legen. Unsere Azubis werden erst einmal sechs Wochen im Hintergrund ausgebildet, angefangen bei den ganz einfachen Dingen wie gutem Benehmen, guter Ausdrucksweise und Rechnen, zum Beispiel. Als ich nach meiner Aus- und Weiterbildung ins Unternehmen eintrat, musste ich auch wieder ganz unten anfangen. Heute wird der Job im Modeverkauf nicht mehr genug respektiert und die Erwartungshaltung der Jugendlichen ist eine ganz andere. Es hat ja immer Diskussionen über Ladenöffnungszeiten ge geben. Jetzt hat der stationäre Handel einen gigantischen und weiter wachsenden Mitbewer ber, ...
der 24 Stunden an sieben Tagen der Woche verkauft. Wäre in dieser Situation die Diskussion über Ladenöff
Mit Unternehmen wie Primark entsteht ein Kulturverlust.
Richard Engelhorn
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Einkaufserlebnis auf der höheren Ebene: Die neuen Premiumetagen setzen in punkto Großzügigkeit, Luxus und Inszenierung Maßstäbe.
nungszeiten nicht neu zu führen?
Ganz klar, natürlich. Dass länger am Abend geöffnet ist und die Geschäfte auch sonntags geöffnet haben, sind Dinge, die passieren müssen.
Obwohl in unserer Gesellschaft gewaltige Gegenkräfte dage gen arbeiten werden?
Wenn der Druck der Arbeitslosigkeit größer wird, kommt das ganz sicher. Ich würde jede Wette eingehen, dass das in den nächsten fünf Jahren passiert. Vielleicht zunächst nur in den Monaten November und Dezember sowie März und April, aber später wird sich das ausdehnen.
Wenn Sie es sich aussuchen dürften, wie würden Sie die La denöffnungszeiten gestalten?
Wir würden sonntags öffnen. Nicht zehn Stunden, aber fünf Stunden in der Stadtbummelzeit. Wir starten in einem unserer Restaurants im Haus mit einem Sonntagsbrunch; ich bin neugierig, wie das angenommen wird. Zurück zu dem, was hier am Standort jetzt gemacht wurde. Was war die Motivation für Ihre Forward-Strategie? Eine Inves tition wie diese ist ja letztend lich der Ausdruck dafür, dass das Unternehmen trotz aller Widrigkeiten an die Zukunft des stationären Fachhandels glaubt.
Wir sind ein ganz traditionelles Familienunternehmen und feiern im Jahr 2015 unser 125-jähriges Jubiläum. Wir haben immer nur in Immobilien hier in Mann-
heim oder in der Umgebung investiert und es geht darum, diese Immobilien dauerhaft attraktiv zu halten und zu gestalten, weil uns der stationäre Handel wichtig ist. Wir haben 41.000 Quadratmeter Verkaufsfläche verteilt auf neun Häuser in Mannheim. Das versuchen wir, mit unserem Onlineshop zu verbinden, der immerhin bereits 20 Prozent unseres Gesamtumsatzes bestreitet und mit dem wir weiter wachsen wollen, so groß wie irgend möglich. Wobei uns unser Bekanntheitsgrad dann einen Streich spielt, weil wir nur in unserer Gegend bekannt sind und darüber hinaus nicht.
War es jemals eine Überlegung für Engelhorn, über Mannheims Grenzen hinauszugehen?
Stationär nicht, nein.
Warum nicht? Mitbewerber wie Breuninger haben das ja durchaus gemacht.
Es würde mich stören, in einer anderen Stadt nur die zweite Geige zu spielen. Ich bin jetzt bald 50 Jahre im Unternehmen und ich habe immer gesagt, wo wir sind und hingehen wollen, wollen wir die Nummer eins in der Stadt sein. Das wäre mit einem Filialsystem vielleicht zu schaffen gewesen, aber man hätte schon früh, nach 1945 beginnen müssen. Heute ist der Markt schon aufgeteilt. Sie selbst haben fünf Jahr zehnte im Unternehmen erlebt und mitgestaltet. Was war die aus Ihrer Sicht größte Heraus forderung für den Modehan del?
Der Preisverfall. Begonnen hatte er in den 1970er-Jahren, mit der Zeit ist das immer gnadenloser geworden und er lässt sich kaum wieder rückgängig machen. Ich wüsste jedenfalls nicht, wie. Im Lebensmittelmarkt ist es vielleicht noch eher möglich: Lebensmittel betreffen die Gesundheit unmittelbarer, sind dem Konsumenten noch näher, der gesund leben will und bereit ist, für einen Wert mehr Geld zu bezahlen. Beim Thema Bekleidung halte ich das für kaum mehr möglich. Aber hat der Fachhandel zu diesem Preisverfall nicht auch seinen Teil beigetragen?
Ja, natürlich. Auch wir haben das Spiel mitgespielt, haben versucht, über Preisangebote unsere Umsätze zu erhöhen. Dieses Zuviel an Ware und der Druck, sie dann wieder zum Sonderpreis loswerden zu müssen, das hat den Konsumenten an die Schnäppchenjagd gewöhnt.
Früher sah man zu Schluss verkaufszeiten in den Nach richten die Menschentrauben vor den Kaufhäusern, die hineinstürmten, sobald die Tore geöffnet wurden. Das war Tagesschau-Aufmacher, weil es damals etwas Besonderes war.
Jetzt ist das ganze Jahr Schlussverkauf. Im Herbst blieb es lange warm, dennoch haben wir uns mit Reduzierungen zurückgehalten. Aber womöglich war das wieder die falsche Entscheidung. Die Menge der Ware drückt natürlich.
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Liegt dem nicht der Fehler zu grunde, dass die Ware schon im August gekommen ist?
Womöglich ja. Wir haben für uns daraus den Schluss gezogen, die Vororder drastisch zu reduzieren. Einkäufer zu sein, heißt heute nicht mehr, nur zweimal im Jahr auf der Messe zu ordern, sondern eigentlich, jede Woche einzukaufen. Ob das bequem ist, ist eine andere Frage. Ein Geschäft muss für seine Kunden immer interessant sein, der Kunde muss neugierig sein auf das, was es Neues gibt. Das heißt, immer mal das Bild im Haus ändern, auch Abteilungen zu verlegen, um den Kunden zu überraschen. Wenn ich in London bin, gehe ich zu Harrods. Es ist immer spannend, was es dort Neues gibt und wie es inszeniert wird. Daraus kann man viel für das eigene Geschäft lernen. Geht es auch darum, Ware in einem anderen Kontext zu zeigen?
Es geht um Stilwelten und Looks, mit denen wir unsere Kunden inspirieren wollen. Wir haben in unseren zwei Premium etagen zum Beispiel Sitzecken mit wohnlicher Atmosphäre, präsentieren auf den Tischen auch Bücher, Kerzen, Kosmetik, Rasiersets. Das ist allerdings auch wieder personalintensiv. Man braucht wieder die Menschen, die das können.
Und da sind auch wir bei Engelhorn gefragt, sie für ihre Aufgaben gut vorzubereiten. Wir denken jetzt beispielsweise darüber nach, unsere Mitarbeiter auch innerhalb der Abteilungen
rotieren zu lassen. Bei unseren Führungskräften fangen wir an, unsere Einkäufer müssen sich auch mit dem Thema Online befassen, ein Gebiet, auf dem sie sich gar nicht ausgekannt haben. Was aber wichtig ist, damit sie die Zusammenhänge besser begreifen können.
Wäre es nicht auch denkbar, die eigenen Mitarbeiter für drei Monate in ein anderes Unternehmen zu schicken, wie es in anderen Branchen üblich ist? Dafür könnten sich doch mehrere Häuser gleichen Niveaus international miteinan der vernetzen.
Im Idealfall ja. Aber man müsste dann befürchten, dass die Guten vom Fleck weg engagiert werden. Oder man ist so selbstbe wusst, zu sagen, sie kommen zurück, weil das Unternehmen einfach gut ist. Ich denke einfach, dass für viele Jugend liche beim Job Modeberater die Perspektive fehlt, mal herauszukommen. Das könnte über den Zusammenschluss von Häusern dieser Dimension ja problemlos funktionieren.
Zumindest würden die Mitarbeiter dabei viel Neues voneinander lernen. Was kann der stationäre Multibrand-Fachhandel heute immer noch besser als seine Mitbewerber, sei es Online, seien es die Vertikalen?
Der Grund, warum sich Engelhorn 125 Jahre auf diesem Niveau halten konnte oder dieses Niveau sogar noch gebessert hat, ist immer zunächst im Menschen zu suchen. Wir müssen die richtigen Menschen finden, die auch
Einkäufer zu sein, heiSSt heute nicht mehr, nur zweimal im Jahr auf der Messe zu ordern, sondern eigentlich, jede Woche einzukaufen. Richard Engelhorn
das Interesse haben, das Engagement und die Begeisterung. Sie müssen sich wohlfühlen und sich akzeptiert fühlen. Sie müssen genug verdienen.
Auch das. Aber das ist nicht das Hauptproblem. Wenn die Einkäufer gut sind, können sie eigentlich jedes Geld verdienen. Und im Verkauf?
Da ist es schwieriger.
Aber das ist, finde ich, sehr entscheidend.
Ja. Aber noch entscheidender ist, ob die richtige Klamotte da hängt.
Aber die richtige Klamotte kann theoretisch auch bei Zalando online hängen. Die Verkaufsberater sorgen doch dafür, dass in einem guten Fachgeschäft auch Kommuni kation stattfindet.
Da gebe ich Ihnen völlig Recht. Von welchen Branchen kann der Modehandel denn für die Zukunft lernen?
Eigentlich von jeder Branche. Gehe ich ins Reisebüro, merke ich, wie unglaublich viel wert es ist, gut beraten zu werden. Gerade die großen Reisen, die ich gern und viel mache, zum Beispiel nach Asien, plane ich immer über ein Reisebüro. Die gute Beratung ist unbezahlbar. Womit wir wieder beim Faktor Mensch wären und auf eine Wertschätzung des Menschen, die im digitalen Zeitalter unmodern erscheint. Aktuell arbeiten wir mit Köchen aus anderen Ländern in einem unserer Restaurants. Der eine kommt aus Italien, der andere aus Singapur. Sie bringen neue Ideen mit, bereichern unser Restaurant; das Ganze macht sowohl den Köchen als auch uns und den Gästen einen großen Spaß.
Gerade der Spaß scheint unserer Branche in den letzten Jahren abhanden gekommen zu sein.
Ja, das stimmt. Ja. Dabei brauchen wir genau das.
Was macht Ihnen denn Spaß in Bezug auf Ihr Business? Wo geht Ihnen das Herz auf?
Mir macht es Spaß, wenn es läuft! Ich bin gerne in unseren Häusern unterwegs und sehe, was geschieht, wie die Kunden sich da bewegen, ich versuche immer auch die Dinge zu verbessern, wenn mir etwas auffällt. Worum es in Zukunft sicher stark geht, ist die Multichan nel-Strategie, das Miteinander von Online und Offline. Darauf hat auch Engelhorn bei seiner großen Investition ein großes Augenmerk gelegt. Wie kann es gelingen, das Beste aus beiden Welten zu vereinen?
Wir sind da noch in der Lernphase. Die Technik verändert sich stetig, die Darstellung online, die ganze Abwicklung ist ständig im Fluss. Und wir müssen ständig in diese Abläufe investieren, in die Logistik, in die Technik, was mit enormen Kosten verbunden ist. Es ist schwierig, das Onlinegeschäft in die schwarzen Zahlen zu bringen.
Click & Collect: Online bestellte Ware abholen, essen und Hose abstecken lassen: Man staunt, was außerhalb der Ladenöffnungszeiten möglich ist.
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Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass Online stationär braucht, aller Visio nen der Zukunftsforscher zum
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Es ist schwierig, das Onlinegeschäft in die schwarzen Zahlen zu bringen. Richard Engelhorn
Trotz: Online braucht stationär. Weil auch Online die Emotiona lisierung braucht.
Dafür spricht natürlich, dass einige Onlinebetreiber jetzt auch stationäre Geschäfte eröffnen. Aber wenn jetzt mein Sohn Fabian hier säße, der für unseren E-Commerce zuständig ist, würde er vehement widersprechen. Wir diskutieren oft darüber, dass ich alles ausdrucke, was mich im Netz interessiert. Wenn etwas wichtig ist, möchte ich es in Papierform haben. Deswegen bekommen unsere Mitarbeiter im Haus unsere News immer gedruckt. Ich glaube eben nicht, dass sie diese News so gründlich lesen würden, würde sie nur auf dem Bildschirm auftauchen. Für Click & Collect ist auf den neuen Flächen im sechsten Obergeschoss Ihres Fashion hauses ein großzügiger Be reich entstanden.
Auf diese Weise wollen wir unseren stationären Handel stärker mit unserem Onlineshop 215 style in progress
verknüpfen. Wer gern unabhängig von Ladenöffnungszeiten im Internet bestellt, kann sich die Ware hierher schicken lassen, anprobieren oder auch umtauschen. Damit können wir dem Kunden genau das abnehmen, was beim Onlinekauf lästig ist, wie zum Beispiel das Zurückschicken derjenigen Größen, die er zusätzlich bestellt hat, die aber nicht passen. Aber die Verbindung mit Online soll auch darüber hinaus den Einkauf bei uns erleichtern, auch in unseren anderen Abteilungen. Wünscht der Kunde ein anderes Modell oder eine andere Farbe als im Geschäft verfügbar, können unsere Verkaufsmitarbeiter mit Hilfe von Tablets schnell nachsehen, ob das Gewünschte online verfügbar ist. Geliefert werden kann dann entweder ins Haus oder direkt zum Kunden. Auch abteilungsübergreifend können die Mitarbeiter dank dieser Vernetzung prüfen, was in unseren anderen Häusern an Ware verfügbar ist.
Wäre es im nächsten Schritt denkbar, dass so ein Haus wie Engelhorn für seinen Kunden auch die Kaufabwicklung für ein Produkt oder eine Marke übernimmt, die das Haus gar nicht führt?
Absolut denkbar. Wir möchten unseren Kunden aber zunächst einmal ermöglichen, dass sie das, was sie bei uns online bestellt haben, nach ihrem Essen in unserem Restaurant abholen können. Auch um 22 oder 23 Uhr. Und das geht von den Laden öffnungszeiten?
Ja, klar, wir verkaufen ja nichts zu dieser Uhrzeit. Der Kunde holt nur sein Paket ab.
Das ist aber interessant. Das zeigt gleichzeitig, wie absurd das Ladenöffnungsgesetz ist.
Dabei gehen wir sogar noch einen Schritt weiter: Holt der Kunde sein Paket ab und probiert vorher die Hose noch mal an, um dann festzustellen, dass sie zu lang ist, stecken wir sie ihm auch ab.
Das dürfen Sie auch um diese Uhrzeit?
Ja, das dürfen wir. Und am nächsten Tag wird es in unserem Änderungsatelier bearbeitet. Sicher stehen wir hier noch am Anfang; das Ganze muss sich erst noch einspielen. Aber es ist eine Serviceleistung, für die wir als Unternehmen stehen wollen. Service ist absolut notwendig, um den stationären Fachhandel zukunftsfähig zu machen. Deswegen bin ich auch so sicher, dass die Ladenöffnungszeiten liberalisiert werden müssen. Vielen Dank für das Gespräch.
Engelhorn: 9 Häuser, insgesamt 41.000 Quadrat meter Geschäftsführende Direktoren: Richard Engel horn, Andreas Hilgenstock, Fabian Engelhorn, Simon Engelhorn, Gerhard Fähr
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Content Curation: Die neue On-Off-Beziehung des Handels Die schier endlosen Möglichkeiten des Internets sind seine Stärke – und seine Achillesferse. Denn gerade für den Handel birgt das unbegrenzte Angebot die Gefahr unbegrenzter Orientierungslosigkeit. Die Lösung liefert Curated Content. Text: Quynh Tran. Fotos: Gesprächspartner. Illustration: Claudia Meitert @Caroline Seidler
„Der Kurator verdankt seinen Aufstieg der neuen Unübersichtlichkeit des weltweiten Kunstbetriebs“, schreibt das Kunstmagazin Art. Er wählt aus, fügt zusammen und untermalt die Selektion mit einer Erzählung. So in etwa kann man mittlerweile auch die Entwicklungen im Onlinehandel beschreiben. Der unterliegt zwar nicht den räumlichen und logistischen Beschränkungen des stationären Handels, doch wird das wachsende Angebot leicht zu einer unübersichtlichen, anonymen Masse, die den Konsumenten überfordert und das Bedürfnis nach Orientierung entstehen lässt. Abhilfe kommt ausgerechnet durch Methoden aus dem Stationären: Entdecken, auswählen und präsentieren, sodass eine individuelle Atmosphäre und Verbundenheit mit dem Produkt geschaffen wird. Genau das wird jetzt als Marketingund Customer-Service-Strategie online übernommen und nennt sich Curated Content, betreutes Shoppen auf einen immer anspruchsvoller werdenden Kunden zugeschnitten, am besten als persönliches Erlebnis mit Narrativ. Bei Freunden von Freunden (FvF) beginnt sogar alles mit einer Geschichte. Zunächst als Onlinemagazin von Torsten Bergler, Frederik Frede und Tim Seifert gegründet, um Interviews und Interior Stories mit befreundeten Kreativen zu veröffentlichen, werden jetzt mit der eigenen Produktionsagentur Gesamtkonzepte mit kommer-
ziellen Ideen entwickelt, die bei FvF publiziert werden. So kann man zum Beispiel Produkte aus den Apartments der Interviewten über Thing-Links zu Onlineshops erwerben. Eine gezielte, individualisierte Auswahl von Marken und Partnern richtet sich dabei an eine internationale, kreative Community, die der Kultur der eigenen Marke entsprechen soll. Zu den Onlinekanälen wie dem iPad-Magazin, Reiseblogs und City Guides ist ein echtes FvF Apartment by Vitra als reale Erweiterung des Magazins hinzugekommen, um offline mit Gesprächsrunden, Dinners und Workshops zu beleben, was bereits online kommuniziert wurde. Im Dezember 2014 wurde der hauseigene Onlineshop gelauncht, der von den im Magazin präsentierten Inhalten inspiriert eine kuratierte Auswahl von Produkten bietet, die größtenteils in Kooperation mit den Interviewten entstanden ist und so mit der anfänglichen Story verbunden bleiben. „Wir wollen eine fließende Erfahrung schaffen, sodass Menschen einen Artikel lesen können, ein Produkt dabei entdecken und es auf eine Art und Weise erwerben können, die sich natürlich anfühlt“, sagt E-Commerce-Direktor Brian Fichtner. Bedürfnislücken decken
Multichannel ist auch bei Modomoto angesagt. „Wir haben eine echte Bedürfnislücke shoppingmüder Männer entdeckt“, sagt Geschäftsführerin Corinna
Powalla, die das erste betreute Shoppingportal für Männer 2011 gegründet hat. In ein Onlineformular tragen Männer ihr Profil samt Präferenzen ein, werden auf Wunsch telefonisch von Stylisten beraten und bekommen anschließend ein Paket mit zwei handverlesenen Outfits und handschriftlichem Gruß. Mann kann sich dann aussuchen, was er behält, wobei volle Retouren selten seien und der Großteil der Kunden wiederkäme. Seit Dezember 2013 ist das betreute Shoppen auch offline gegangen: Im Fitting Room können sich die Herren der Schöpfung nach Terminvereinbarung persönlich beraten lassen. Für Co-Geschäftsführer Andreas Fischer ist der Fitting Room „das konsequente Weiterdenken unseres Services und stellt das Handelskonzept von morgen vor: Wir verbinden den Onlinehandel mit dem stationären Handel, auf eine ganz besondere Weise und bieten unseren Kunden eine noch persönlichere und individuellere Beratungsleistung, die sie andernorts nicht finden.“ Content schafft Bindung
Im klassischen E-Commerce steht lediglich das Produkt im Vordergrund, durch Curated Content wird ein Dialog und damit auch eine Bindung mit dem Kunden geschaffen. Und genau die ist für Kisura, 2013 als kuratiertes Shoppingportal für Frauen von Tanja Bogumil und Linh Nguyen gelauncht, relevant. „Wenn man die Kundin style in progress 215
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kennt und weiß, was sie konsumiert, dann konsumiert sie mehr und öfter“, sagt Nguyen über das Technologie-getriebene Modeunternehmen mit einem Team aus Entwicklern und Stylisten. „Mode ist so ein emotionales Produkt, deshalb wird der menschliche Faktor immer eine Rolle spielen und sich nie eliminieren lassen. Was dennoch möglich ist, ist mit den vorhandenen Daten so sinnvoll zu arbeiten, dass Prozesse optimiert werden und die Kunden- und die Produktseite zusammenbringt“, so Bogumil. Und das geschieht vornehmlich durch intensive Kundenkommunikation über die Daten der Kundinnen, halbjährliche Umfragen, das hauseigene Magazin, Telefonate, Social-Media-Interaktionen und Skype-Video-Chats mit den Stylisten. Die Kundin stellt die Anfrage, entscheidet wann sie
was und wie möchte. Es soll die „perfekte Mischung aus Online, Offline und Teleshopping sein“, so Nguyen, mit dem „Service-Level vom stationären Handel, der Bequemlichkeit und Schnelligkeit des Internets und dem Gefühl, mit der besten Freundin shoppen zu gehen.“ Die Großen lernen von den Kleinen
Dass emotionale Prägungen der Konsumenten auf digitaler Ebene eine Rolle spielen, verstehen mittlerweile auch die Branchengrößen. Ging es bei Zalando anfänglich noch um Conversion Rates, also Bestellungen per Seitenbesuch, wird seit Ende letzten Jahres Wert auf kuratorische Prozesse gelegt. „Unser Ziel ist es, dass unsere Kunden ein Gefühl für die Produkte bekommen. Dies erreichen wir zum Beispiel durch auf den
Kunden zugeschnittene Empfehlungen“, so Daniel Schneider, Head of Onsite Customer Journey. Statt wie vorher von Algorithmen werden etwa die Neuheiten in kleinerer Auswahl von Stylingteams handverlesen. „Mit der Zusammenstellung des Sortiments, auch durch granulares Kuratieren, möchten wir das Trendbewusstsein von Zalando stärken und damit noch mehr Relevanz für Fashioninteressierte erreichen“, sagt VP Fashion Director Claudia Reth. „Mehr Fashion“ möchte Zalando werden, und das geschieht nicht nur durch eine bessere Auswahl und Clusterung der verschiedenen Kategorien und Fashion Corner durch Einkäufer, sondern auch durch handverlesene Stylingtipps und ergänzende datengetriebene Empfehlungsengines und mobile Tags. Mit der Veränderung der Kundenbedürfnisse und des
E-Commerce muss eben auch Zalando eine Evolution in der Einkaufserfahrung schaffen. Und die wird im nächsten Jahr noch viel weiter gehen. Erst im Dezember 2014 wurde durch ungewollte Leaks bekannt, dass Zalando Modomoto und Kisura mit einem Konzept, das im Detail Frühjahr 2015 gelauncht wird, Konkurrenz machen wird. Das zeigt, wie schnell die Entwicklungen im E-Commerce vorangehen, denn durch das Kuratieren kann gezielt auf die Präferenzen des immer anspruchsvoller werdenden Kunden, der sein Verhalten aus dem stationären Handel online überträgt, reagiert werden. Auf diese veränderten Kundenbedürfnisse reagiert nun eben auch der Marktführer mit einem Netzwerk von Stylisten, die dem Kunden wie bei den kleineren Nischenkonzepten das Gefühl
Tim Seifert, Frederik Frede und Torsten Bergler von Freunde von Freunden: Was als Onlinemagazin begann, hat jetzt ein konkretes Businessmodell.
Freunde von Freunden x Vitra: Das in Kooperation gestaltete Appartement in Berlin ist erleb- und shopbar.
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Oben: Andreas Fischer und Corinna Powalla von Modomoto locken shoppingmüde Männer mit persönlichem Service. Unten: Der Fitting Room von Modomoto in Berlin ergänzt das Angebot des Onlinestores.
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Tanja Bogumil und Linh Nguyen, Gründerinnen von Kisura, wissen: Wer gut beraten wird, kauft häufiger.
Benjamin Otto und Tarek Müller haben mit About You, Edited und Sister Surprise das kuratierte Shopping zum Prinzip ihres Start-up-Inkubators Projekt Collins gemacht.
Kampf dem Flohmarkt-Image: Dass Ebay ein modisches Gesicht bekommt, ist Nikki Tiedke-Maurers Aufgabe.
geben sollen, den richtigen Ansprechpartner für den eigenen Stil zu finden. „Wenn wir was umsetzen, dann kann man davon ausgehen, dass es relevant ist und zu einem Standard werden soll“, kommentiert dazu Boris Radke, Head of Corporate Communication, der die Ausrichtung zur individuellen Beratung eigentlich erst mit dem Launch bekannt geben wollte. Die Veränderung des digitalen Zugangs zu Mode ist auch bei der Otto Group, nach Amazon noch immer der zweitgrößte Versandhädler in der D-A-CH-Region, ein Thema. Mit dem Fashion-Start-up-Projekt Collins adressieren die Gründer Benjamin Otto und Tarek Müller über kuratierte Plattformen wie About You, Edited und Sister Surprise direkt vordefinierte Zielgruppen. Dabei spielt das Zusammenspiel zwischen Technologie und
Mensch die dominante Rolle. „Die Herausforderung besteht darin, Algorithmen mit der Intelligenz für das passende Andere, das Komplementäre zu füttern und sie mit dem Stilwissen von Modeexperten zu verbinden. Konkret heißt das: Josepha, Stylistin und Fashion Editor bei About You, arbeitet Hand in Hand mit den Mathematikern unserer Business-Intelligence-Unit zusammen. Das Potenzial kuratorische Entscheidungen durch Wissen zu unterfüttern, ist im Onlinehandel sehr groß, ebenso aber auch die Notwendigkeit, Algorithmen kreativer zu gestalten. Wir testen, wie Algorithmen Mode und Stil am besten erfassen und wie sie sich mit menschlichem Knowhow und Apps verknüpfen lassen. Durch Apps, und das ist das Entscheidende in unseren Augen, wirken Kunden am ku-
ratorischen Prozess endlich selbst mit“, sagt Müller. Auch Ebay hat mit Ebay-Kollektionen auf die Veränderung der digitalen Bedürfnisse reagiert. Die hauseigene Studie „Zukunft des Handelns“, die mit dem Marktforschungsinstitut Innofact AG 2014 publiziert wurde, zeigt, dass der Trend zum kuratierten Einkaufen zunehmen wird. 80 Prozent der befragten Konsumenten können sich demnach vorstellen, Produkte aus einer kuratierten Auswahl zu kaufen. „Das Suchen, Entdecken und Kaufen wird durch Ebay-Kollektionen zu einer inspirierenden Entdeckungsreise und einem echten Social-Shopping-Erlebnis. Die Käufer wollen heute emotional angesprochen werden. Sie wünschen sich aufgrund des riesigen Angebots im Internet stärker denn je Inspirations-, Entscheidungs- und Orientie-
rungshilfen. Die Ebay-Kollektionen werden von Kuratoren und Konsumenten mit viel Liebe manuell erstellt. Sie lassen sich da ganz von ihren persönlichen Interessen, Ideen und Hobbys inspirieren“, so Nikki TiedtkeMaurer, Lead Curator & Cura tion Strategy bei Ebay. Mit der Veränderung der Struktur des Internets und immer anspruchsvolleren Kunden hat auch im Onlinehandel eine Evolution zu mehr Orientierung durch Individualität, Atmosphäre und Dialog zwischen dem Konsumenten und dem Produkt vollzogen, die sich in immer innovativeren, kuratorischen Praktiken auswirkt. Es menschelt im E-Commerce – und das ist gut so.
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#jederistdesigner Facebook, Instagram und Co. haben Modemarken zum Greifen nah in Konsumentennähe gerückt. Die direkte Kommunikation über Social Media hat für eine neue Dynamik gesorgt, die ebenso Einfluss ins Design nimmt. Wie stark fließt Verbraucher-Feedback wirklich in die Kollektionen ein – und wo sollte die Grenze gezogen werden? Text: Nicoletta Schaper. Illustration: Claudia Meitert @Caroline Seidler
Sie waren ein Megahype: Die Moschino iPhone Cases in Form einer McDonald’s-Pommestüte und Taschen im typischen Rot-Gelb der Fastfoodkette waren bereits einen Tag nach der Runway-Show online zu haben und im Handumdrehen ausverkauft. Brandbeschleunigt von begeisterten Moderedakteurinnen und etlichen Postings auf den Styleblogs. Ein Supercoup für Moschino Kreativdirektor Jeremy Scott, der im vergangenen Herbst mit seiner quietsch-fröhlichen Barbiekollektion den nächsten Treffer landete. Playground Social Media
Viele Marken haben sich auf dem Gebiet Social Media professionalisiert. Gap, Roberto Cavalli oder Ralph Lauren gelten als Unternehmen, die den Dialog im Netz perfekt pflegen. User werden zu Markenbotschaftern, indem sie teilen, bewerten und weiterempfehlen. Brands wie Burberry oder Louis Vuitton registrieren genau, welche Teile der letzten Show wie oft getwittert werden. Das beschert ihnen wertvollen Input, um Ware entsprechend zu disponieren, für mehr Planungssicherheit. Wichtig zu Zeiten, in denen der Druck im Modemarkt so massiv zugenommen hat: Druck, der mitunter Marken wie Chanel dazu bringt, eine Tasche nach dem Riesenhype auf Twitter und Co. ganz schnell in Produktion zu geben, obwohl sie eigentlich nur als Showpiece gedacht war. Neue Spielregeln
Das Netz sorgt heute für top informierte Konsumenten, der Streetstyle aus aller Welt ist für jedermann und überall zugänglich. Damit hat sich auch Wissen, das früher von Fashiondesignern über Presse vermittelt wurde, in Richtung Endverbraucher verlagert. Mehr noch haben sich die Trends stark diversifiziert. „Früher gab es in
einer Saison wenige, dafür aber eindeutigere Trends“, beschreibt Carina Grendel, Managing Director bei Fashion Royal PR. „Heute machen etliche Real People die Modemeinung, die durch ihren Lifestyle mit Job und Reisen einen Style für sich kultivieren und dank Social-Media-Kanäle extrem stark verbreiten. Das sorgt für viele Trends, die nebeneinander funktionieren.“ Carina Grendel ist mit Fashion Royal für PR und Social-Media-Kommunikation auf dem deutschen Markt unter anderem auch für Supertrash verantwortlich, eine Marke, die mit Inhaberin und Designerin Olcay Gulsen ihr perfektes Testemonial hat. „Im Heimatmarkt Holland ist die 33-jährige Powerfrau sehr bekannt, seitdem sie mit einem holländischen Fußballspieler liiert und als Jurymitglied in TVShows zu sehen war“, so Carina Grendel. „Mit regelmäßigen Postings auf Facebook oder Instagram bringt sie nicht nur Supertrash ins Gespräch, sondern erhält wiederum wichtigen Input für die kommende Kollektion.“ Auch Pepe Jeans London pflegt den Kundenkontakt. „Vieles auf unserer Website ist interaktiv für einen lebhaften Austausch, auch die Kommunikation über Social Media wird immer stärker“, so Head of Design Denim bei Pepe Jeans London, dessen Name leider nicht kommuniziert werden darf, weil das Unternehmen als Gesamtheit auftreten und keine einzelnen Mitarbeiter exponieren möchte. „ Zweimal jährlich veranstalten wir in unseren Londoner Stores das sogenannte Custom Studio, bei dem Street artists die Jeans auf Wunsch der Kunden customizen, etwa, indem sie den Namen in den Stoff lasern. Dieselben Künstler posten unsere Aktion auf ihren eigenen Social Media Sites, was wiederum uns einen unglaublichen Traffic auf unserer Site beschert. Auch wenn Cara Delevingne in
einem Pepe Jeans Outfit über 250.000 Clicks erreicht, fließt ein solch enormes Feedback ins künftige Design ein.“ Allerdings will der Konsument das, was er sieht, wenn, dann sofort haben. Müssen also Vermarktungszeitpunkt und Verfügbarkeit enger zusammenrücken? Viele Marken reagieren mit Sofortprogrammen in der Saison. Michael Kors geht einen Schritt weiter und hat jüngst das Shoppingfeature #InstaKors gelauncht, das Instagram direkt mit dem Onlineshop verbindet. Wird ein Produkt auf Instagram von einem User mit einem Like markiert, erhält er eine E-Mail mit Link direkt zum Produkt und kann es sofort erwerben. Auch Pepe Jeans London will Kundenwünschen möglichst direkt entsprechen: „Wir arbeiten sehr daran, über unseren eigenen Webstore die Ware innerhalb von vier Stunden zur Verfügung zu stellen, etwa wenn ein Teil in anderem Material oder einer anderen Größe gewünscht wird. Die richtige Ware zum richtigen Zeitpunkt, das ist heute eine der größten Herausforderungen.“ Crowdsourcing
Für eine Modemarke gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit dem Einfluss der Konsumenten via Social Media kreativ zu arbeiten. „Ob bewusst oder unbewusst, die kreative Arbeit des Designers wird durch das Internet maßgeblich beeinflusst, das ist das, was wir subtilen Input nennen“, erklärt Andreas Schanzenbach. Als CIO der Agentur Cromatics hat er bereits mit vielen Fashionbrands zusammengearbeitet, darunter Adidas, Boxfresh, Converse, Eastpak, Levi’s und Ralph Lauren. So sammeln viele Marken Daten im Netz mittels MonitoringSoftware, um diese auszuwerten und den eigenen Designprozess zu optimieren. „Die Handels kette New Yorker hat sich eine style in progress 215
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Michael Boveleth, Geschäftsführer Blonde No8: „Heute musst du den Anspruch haben, der Beste in deinem Produkt zu sein. Dafür fließen Händlerund Pressefeedback, aber auch Input der Bloggerszene ins Design ein.“
André Berger, Geschäftsführer Handstich: „Wir wollen mit den Menschen entschleunigt kommunizieren. Vieles, was im Netz gepostet wird, ist doch sehr oberflächlich und kurzlebig.“
eigene App programmieren lassen, um direktes Feedback am PoS zu den neuen Designentwürfe einholen und damit rechtzeitig in der Produktion reagieren zu können“, fügt Schanzenbach hinzu. Andere Unternehmen machen den Konsumenten direkt zum Co-Designer. „Den Anfang machte LaFraise aus Frankreich, indem die Marke über Website und Social Media zu einem T-Shirt-Designwettbewerb aufgerufen hat“, so Andreas Schanzenbach. „Das Design mit den meisten Likes ging in Produktion.“ Auch Adidas lässt mit dem Sneaker ZX Flux über eine App die Kunden selbst aktiv werden. Projiziert er ein Foto als Allover Print auf den Schuh, kann er zwei Wochen darauf sein selbst designtes Paar Sneakers erhalten. Plattformen wie jovoto.com, die sich auf Ausschreiben von Designleistungen über Social Media spezialisiert haben, nutzen ebenfalls die Kreativität der Konsumenten. Kann man wirklich von einem Dialog von Marke mit Konsument über Social Media 215 style in progress
Head of Design Denim von Pepe Jeans London: „Wenn Cara Delevingne in einem Pepe Jeans Outfit über 250.000 Clicks erreicht, fließt ein solch enormes Feedback auch ins künftige Design ein.“
Carina Grendel, Managing Director Fashion Royal PR: „Die Bloggerszene hat eine große und loyale Community. Die Reichweite ist enorm, allerdings auch die Streuverluste.“
Andreas Schanzenbach, CIO Agentur Cromatics: „Inzwischen geben Blogger und Streetstyle-Fotografen den Ton an und entscheiden, was der letzte Schrei ist, dabei kann Social Media Fluch und Segen zugleich sein.“
sprechen? „Ja, wenn er von Markenseite gewünscht und aktiv gesteuert wird“, meint Schanzenbach. „Es gibt immer noch erstaunlich viele Marken, die sich dem Beziehungsspielplatz Social Media ganz verschließen. Meiner Meinung nach ist das eine verpasste Chance, zumal die Nutzer die Marken via Posting genau dorthin bringen. Wer sich entzieht, kann auch nicht mitsprechen.“ Der Weg muss der eigene sein
Junge Marken wie Blonde No8 sind in Sachen Social Media oft noch in den Anfängen. „Die grundlegende Idee ist keine Designervision, sondern ein Produkt, das auf den Bedarf von Markt und Konsumenten zugeschnitten ist“, beschreibt Michael Boveleth sein Erfolgskonzept. Dabei hilft ihm Händlerfeedback ebenso wie der Blick auf Bestseller der letzten Saison und Traffic in den Onlineshops seiner Kunden wie Breuninger, MyClassico und Brooks. Auch die Bloggerszene zu beobachten, ist Teil seiner
Arbeit. „Trends werden zurzeit stark von Bloggern gemacht, das wird sich künftig noch verstärken“, so Boveleth. Für Blonde No8 kooperiert er mit dem Blog Fashionista, um die Marke zu promoten; darüber hinaus erhält er viele Bloggeranfragen. „Es muss allerdings vom Markenumfeld her passen, wie in einem Modegeschäft. Wird mal eine Vintage Chanel-Tasche gepostet und dann wieder etwas von Hennes & Mauritz, passt der Blog nicht zu uns.“ André Berger hat mit Handstich ebenfalls in kurzer Zeit eine Erfolgsstory geschrieben; zu seinen Kunden zählen Engelhorn, Lodenfrey, Braun, Beck, Eckerle und Eder. „Als junge Marke sind wir vorrangig auf den Input von Fachhandelspresse und Handel fokussiert“, so André Berger. „Auch wenn Infos und Meinungen heute schnell fließen, glauben wir daran, dass die Konsumenten Werte und Wertschätzung für mehr Qualität entwickeln. Vieles, was im Netz gepostet wird, ist doch sehr oberflächlich und kurzlebig.“
Grundsätzlich will sich Berger für Handstich dem Thema Social Media nicht verschließen. „Aber zunächst muss eine Marke für sich klar definieren, wo sie stattfindet, wen sie anspricht und über welche Kanäle sie kommuniziert. Ist es homogen oder passt es manchmal nicht zusammen? Als kleines Label darf man sich keine Fehler erlauben.“ Denn Social Media ermöglicht eine große Reichweite, ist aber mitunter nicht optimal zielgerichtet. „Als Marke musst du mit deiner DNA stabil auf den Beinen stehen, sonst bist du ein Fähnchen im Wind“, sagt Berger. So muss auch der Weg des Designs letzten Endes der eigene sein. Auch das Designteam von Pepe Jeans London ist sich seiner Wurzeln sehr bewusst. „Die Marke wurde in den Straßen Londons geboren, das ist unsere Heritage, auf die wir uns immer wieder zurückbesinnen. Das weist uns auch im Design die richtige Richtung.“
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Volles Rohr auf 21 Kanälen Asos. Der Onlinemoderiese hat nicht nur seinen Namen vom Blick auf den Monitor (As seen on screen). Er ist in der digitalen Welt ebenso sehr zu Hause wie seine junge Zielgruppe – mit einer Ausnahme. Text: Petrina Engelke. Fotos: Asos
Edel sei der Mensch, hilfreich und gut. Der Poesiealbum-Klassiker könnte glatt als Merksatz aus der Multichannel-Marketingstrategie von Asos durchgehen – schließlich schreibt Goethe gleich hinterdrein: Denn das unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen. So dicht am Puls der Digitaluhr schlägt niemand sein Publikum in seinen Bann – vor allem mit hilfreichen Angeboten. Da verwundert es kaum, was auch innerhalb des Unternehmens als erfolgreichste Initiative des Jahres 2014 gilt: der Auftritt bei Google Helpouts. Modenachhilfe per Video-Chat
„Im typischen Asos-Stil ging es darum, Erste zu sein“, sagt Sedge Beswick, Senior Social Media Manager bei der britischen Firma. So stürzt sich Asos als erster Modehändler weltweit auf den neuen Dienst, bei dem Internetnutzer sich Beratung per Video zu allen möglichen Fragen holen können. Daraus macht Asos praktische Hilfestellung für Twentysomethings, die super aussehen und sich auch so fühlen wollen. Personal Stylists hat das Unternehmen für solche Aktionen ohnehin parat. Der Onlinehändler hat sich auf Leute zwischen 20 und 30 eingeschossen – und benimmt sich entsprechend. Die Website stellt etwa in ihrem Fashion Finder nicht nur Kleider zu Styles zusammen – die Nutzer zeigen dort auch ihre eigenen Varianten.
Selbstredend gibt es dazu auch Modeberatung, etwa via Skype, und Wettbewerbe auf Instagram, Twitter und Facebook. Auf 21 Social-Media-Kanälen ist Asos derzeit aktiv. „Wir untersuchen, was für unsere Zielgruppe wichtig ist, wie sie jeden dieser Kanäle nutzt und wie sie auf dessen Hintergrund Inhalte produziert“, sagt Beswick. „Alles ist auf ihre Wünsche und Bedürfnisse zugeschnitten. Das hilft uns sehr, eine loyale Gemeinschaft aufzubauen.“ Dahinter steckt eine einfache Rechnung: Als Onlinehändler hat Asos keine Laufkundschaft; Aufmerksamkeit muss aus dem Netz kommen. Multichannel taugt auch in der Krise
Eine große Gefolgschaft auf allen Kanälen, gepaart mit Alltagserfahrung darin, wie man diese erreicht, erweist sich für Asos nicht nur zum Verkaufen als der rechte Weg. Die Mischung bewährt sich auch bei der Krisenkommunikation: Im Juni 2014 zerstört ein Feuer im Lager des Unternehmens einen erheblichen Anteil der Ware. Für fast zwei Tage bleibt der Onlineshop vom Netz. „Auf unserem Twitter-Feed gab es Live-Updates, die kamen sehr gut an“, sagt Beswick. „Unsere Kunden waren uns extrem wohlgesonnen, sie wollten dabei helfen, uns so schnell wie möglich wieder auf die Beine zu bringen.“ Den Boden dafür bereitete Asos mit dem Anspruch, jederzeit ansprechbar zu sein. Die Kundschaft weiß, dass sie auf einen Tweet eine Antwort erwarten kann. „Damit machen wir ihr das Leben noch einfacher“, so Beswick. Auch das Kaufen vereinfacht Asos. Auf einer eigenen Facebook Shopping App etwa können Nutzer über Produkte debattieren und diese kaufen, ohne Facebook verlassen zu müssen. Click & Collect schickt Pakete in einen Laden in der Nähe der Kunden – sie brauchen nicht mehr zu Hause auf den Postboten zu warten.
Ist mit Asos gerne Erste: Sedge Beswick ist Senior Social Media Manager bei Asos.
Nutzern kommen. „Warum sollten wir User Generated Content nicht betonen?“, fragt Beswick. Selbst etwas ins Netz zu stellen, sei ein ganz normales Verhalten unter Mittzwanzigern. Und es sei bei Weitem authentischer, wenn Kunden sehen können, wie Gleichgesinnte die Kleider stylen, die sie selbst auch schon getragen haben. Asos fühlt sich in der digitalen Welt einfach zu Hause. Trotzdem raschelt die Marketingabteilung auch im Blätterwald: Das Asos Magazine geht an mehr als 475.000 Adressen. Vor allem belohnt der Onlinehändler damit seine besten Kunden, manchmal nutzt er es aber auch, um Neukunden zu erreichen. Zusatznutzen: PR. Schließlich tragen Stars wie Jennifer Lawrence, Jessica Chastain und Chloë Moretz auf dem Cover Asos-Kleider. „Das Magazin repräsentiert die Marke in materieller Form; als etwas, das die Kunden anfassen und behalten können“, sagt Beswick. So etwas fehlt in der digitalen Welt. Aber darauf braucht sich eine Multichannel-Strategie ja zum Glück nicht zu beschränken.
Authentisch mit User Generated Content Service mit Wortwitz: Auf Skype ist Asos unter A_SOS erreichbar – für jeden Style-Notfall.
Einen Schwerpunkt setzt Asos zudem auf Inhalte, die von den
fashionfinder.asos.com
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Das echte Leben Klar, Sie müssen Ihre Website für M-Commerce fit machen und Ihre Kunden auf sozialen Netzwerken bespaßen. Aber Multichannel-Business heißt vor allem Exzellenz, egal wo, wann und wie Kunden angesprochen werden. style in progress präsentiert Lösungs- und Denkansätze, die das Beste vieler Welten vereinen. Text: Martina Müllner, Dörte Welti. Fotos: Gesprächspartner. Illustration: Claudia Meitert @Caroline Seidler
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Alfredo Schilirò, Flowcube und Sailors of Success.
Von der Maßnahme zur Chance Als Alfredo Schilirò im April 2014 den ersten Weltraum Concept Store einweihte, war die Ansammlung von Marken in einem vorrübergehend leer stehenden Verkaufsraum lediglich eine Marketingmaßnahme. Auftraggeber war die Allreal Generalunternehmung AG. Sie erhoffte sich mit der Teilzeitbelegung einer nicht vermieteten Verkaufsfläche in der neuen Überbauung Richti-Areal Frequenz in einem neu erschlossenen Stadtteil Zürichs und damit das Interesse potenzieller langfristiger Mieter. Die Idee stammte von Alfredo Schilirò, Inhaber der Zürcher PR-Agentur Flowcube. Kernauftrag: Das Areal sollte zum Stadtgespräch werden. Schilirò schaffte das mit der Idee des Weltraum Concept Store, in dem er einerseits Marken, die sowieso im Portfolio der Agentur sind, wie auch neue dazu brachte, ihm Ware in Kommission zu geben – eng begleitet über klassische PR und Social Media. „Ausschlaggebend ist der Mix“, berichtet der Agenturchef. „Wir bieten sowohl Lifestyleprodukte wie Bücher und Möbel, Kunst aus Galerien, Mode und Accessoires bis hin zu Customized Bikes aus Mailand und englischen Fahrrädern an.“ Die Rechnung ging auf, das neue Quartier wird von Kunden aus ganz Zürich frequentiert, was sich positiv auf die umliegenden bestehenden Mieter auswirkt und gleichzeitig neue anzieht. Die zweite Stufe der Idee zündete sich fast automatisch: Alfredo Schilirò gründete mit drei weiteren Geschäftspartnern die Sailors of Success GmbH und entwickelte die Idee weiter. Inzwischen sind Bauherren und Immobilienfirmen interessiert, seine Plattform für Brands auch woanders installieren zu lassen und leer stehende Flächen übergangsweise zu bespielen. Zum Retailer mutiert er deswegen jedoch nicht: „Wir verkaufen ein Konzept, das es in dieser Art noch nicht gab, über ein Ladenformat, das sich im Markt abhebt. Wir bieten Lebensstil an, nicht einfach nur Produkte.“ Die Agentur stellt mit dem Weltraum Concept Store – der Name ist gesetzt – Verkaufspersonal und den Warenmix von derzeit ca. 40 Herstellern zur Verfügung. Plus: Eine Reihe von Events, die in dem Laden stattfinden und so die Zielgruppe über reine Einkaufskunden hinaus erweitern. www.weltraum-conceptstore.com 215 style in progress
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Nils Fischer, Mitgründer des Same-Day-DeliveryExperten Liefery.
Das Leben einfacher machen Führende Onlinehändler machen es vor: Bestellte Ware am gleichen Tag auszuliefern, wird von vielen Kunden geschätzt und, Statistiken beweisen das, mit höheren Warenkörben belohnt. Nils Fischer, Mitgründer des Same-Day-Delivery-Spezialisten Liefery weiß, dass auch der stationäre Handel gut daran tut, diesen Service für seine Kunden zu etablieren. 1.500 Fahrzeuge und 1.000 Kuriere sind täglich für das Unternehmen im Einsatz, eine innerstädtische Lieferung zum Wunschtermin realisiert Liefery für 6,99 Euro. „Für Händler ist Same Day Delivery ein ideales Tool, sich zu differenzieren, seinen Servicegedanken zu leben und dadurch in Konsequenz mehr Umsatz zu generieren.“ Die schnelle Lieferung an die Türe des Kunden ist im Kleinen wie im Großen erprobt: So betreibt Liefery im ECE-geführten Stuttgarter Einkaufszentrum Milaneo einen Drop-off-Counter, an dem Kunden des Shoppingcenters ihre Einkäufe abgeben und sich zum Wunschtermin nach Hause liefern lassen können. Einzelhändler wie Unger in Hamburg oder Eckerle Herrenmoden in Frankfurt betreiben den Service mit einer einfachen App. „Taggleiche Lieferung ist der gelebte Servicegedanke im Rahmen eines Bouquets an Kundenbindungsmaßnahmen. Dem Kunden das Leben einfacher machen, indem man ihm mit der Lieferung an die Haustüre eine gewisse Portion Stress und Ärgernis erspart“, ist Nils Fischers Ambition. Seit Formate wie Ebay Now, Google Shopping Express oder Uber Rush das Thema bekannt gemacht haben, bemerkt der Manager steigende Nachfrage. „Besonders der Lebensmitteleinzelhandel arbeitet intensiv an schnellen Liefermodellen, doch man muss keinesfalls die Größe von Rewe oder Metro haben, um sich dem Thema zu stellen. Im Gegenteil, bei kleinen inhabergeführten Unternehmen ist die Entscheidung meist viel schneller getroffen und umgesetzt. Same Day Delivery ist für kleinere Händler sicherlich eine interessante Perspektive, weil es gelingt, Kunden zu bedienen, die einen schnellen Bedarf decken wollen, aber nicht die Zeit oder Lust haben, für diese Erledigung in die Stadt zu fahren. Statt das gewünschte online zu bestellen, kann man es von seinem lokalen Händler beziehen, den man gerne unterstützt.“ www.liefery.com style in progress 215
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Christoph Stelzer und Nadine Frommer von Dfrost.
Intensität am Point of Sale schaffen Wer möchte, dass sich am PoS mehr bewegt, holt sie zu Hilfe: Dfrost aus Stuttgart vereint unter seinem Dach verschiedenste Disziplinen: Schaufensterdesign und Produktion, Ladenbau, Visual Merchandising, digitale Kampagnen und PoS Events. Als „Brand Companions“ verstehen die drei Gründer Nadine Frommer sowie Christoph und Fabian Stelzer ihr 45-köpfiges Team. „We think retail“, ein Versprechen, das die Agentur für Retail Identity wörtlich nimmt. Christoph Stelzer: „Die Challenge, die Multilabel- und Monolabel-Stores lösen müssen, ist Service. Denn Kunden haben die Wahl: Warum sollen sie noch in den Store gehen, wenn dort schlechter Service geboten wird? Es muss auf Augenhöhe bedient werden, der Kunde muss in-Store die gleichen Vorzüge wie online genießen.“ Nadine Frommer ergänzt: „Die Diskussion, ob E-Commerce dem stationären Handel Umsatz wegnimmt, zeigt, was der Handel tun muss: persönliche Erlebnisse schaffen, Liebe zum Detail leben, einen ganz anderen Servicelevel bieten, den man online einfach nicht abbilden kann.“ Kein Wunder also, dass die Beratung von Dfrost längst nicht bei der Wahl des richtigen Ladenbaus oder Visual Merchandising aufhört. Christoph Stelzer: „Nur wenige Händler schaffen es, Menschen auf der Fläche zu haben, die Fans der eigenen Brands sind, die für das, was sie verkaufen, schwärmen. Insbesondere Filialisten fehlt oft der Faktor Mensch: Die haben zwar tolle Schaufenster und gutes In-Store-Marketing, aber kein Personal, das den Spirit transportiert. Wer im Einheitsbrei der Monolabel-Stores nicht heraussticht, ist austauschbar.“ Nadine Frommer: „Das Angebot muss in vielen Bereichen uniquer werden: besserer und qualitativ hochwertigerer Service, unverwechselbare, inspirierende Erlebniswelten auf der Fläche, kuratiertes Visual Merchandising und selektive Kollektionen, die es nur am Point of Sale gibt, oder eben nur in bestimmten Filialen.“ Braucht es auch einzigartige Architektur? Christoph Stelzer: „Es geht nicht um architektonische Landmarks im Sinne von Objekten, die den Point of Sale zur Kunst stilisieren – aber es ist wichtig, Profil zu zeigen. Festgezurrte Shoppinglandschaften sind eher kontraproduktiv, wir raten zu flexiblem Ladenbau, der den Fokus aufs Produkt und die Brand Experience setzt. Denn am Ende des Tages geht es nicht um interessante Store-Architektur, sondern um interessante Retailkonzepte. Die alles umfassen – bis hin zum Personal.“ www.dfrost.com 215 style in progress
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Rolf Nungesser, Real Time Society.
Hauptsache was los „Wir brauchen da was, irgendwas, wo viele Leute kommen.“ Solche Ansagen sind Selfmade-Eventmanager Rolf Nungesser am liebsten. Dann kann der eine Inhaber der Agentur Real Time Society (die andere ist Mirjam Schobert), die hauptsächlich Retailer zu ihren Kunden zählt, aus dem Vollen schöpfen. „Wir verzeichnen seit zwei Jahren ganz klar einen Anstieg von solchen Aufträgen“, berichtet Nungesser, der eigentlich mal Koch gelernt hat, „wobei ganz klar immer das Verkaufen der Ware im Vordergrund steht.“ Will heißen: Es sollen bitte schön Events im Laden stattfinden, die die Kunden begeistern, die aber die Produkte, die im Shop oder Kaufhaus sind, zur zentralen Aussage machen. Vorbei sei Abstraktes, wo es nur ums Entertainen geht, heute sind Anlässe gefragt, die stärker an der Basis orientiert sind. Eine klassische Version ist die Modenschau mit hohem Anspruch: Der Kunde will nachher am Verkauf direkt ablesen können, ob die Teile, die auf dem Laufsteg gezeigt wurden, auch an der Kasse klingeln. Weswegen ein Auslagern einer Show an einen externen Ort nicht in Frage kommt, In-House-Aktivitäten müssen es sein oder auch mal Guerilla-Aktionen: „Dann ist meistens Bußgeld im Auftrag mit einkalkuliert, wenn zum Beispiel Models mal eben auf die Straße gehen, wir aber gar keine Bewilligung dafür eingeholt haben.“ Eine beliebte Institution ist inzwischen „Die lange Nacht der Mode“, wo der Verkaufspunkt oder mehrere, wenn sich einige zusammenschließen, bis spät in die Nacht offen hat, die Kunden aber nur auf Einladung kommen und einkaufen dürfen. Parallel dazu gibt es Showeinlagen, Musik und das allseits beliebte „Chüppli“, ein Tässchen Sekt und Häppchen. Bewährt hat sich auch „einfach persönlich“, eine Modenschau, bei der Kunden die Models sind, das ganze Paket mit Castings und der dementsprechenden Kommunikation. „Dann steht nicht nur das Produkt, sondern auch der Kunde im Fokus“, hat man bei Real Time Society gelernt, „und das kommt sehr gut an.“ Zum Zeitpunkt des Interviews arbeitet man an den Weihnachtsevents und da will ein neuer Trend umgesetzt werden: „Der Kunde will ‚crazy shit‘ im Schaufenster!“ Nungesser hat das schon mal gemacht, mit weiblichen Bodybuildern, die im Fenster trainiert haben. Ganz klar Material für ein Stadtgespräch. www.realtimesociety.com style in progress 215
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Eine offene Dreiecksbeziehung Multichannel-Kunden legen ein komplexes Verhalten an den Tag. Sie wollen sofortige Verfügbarkeit mit Bestpreisgarantie und ein individuelles Shoppingerlebnis. Am Liebsten von allem das Beste. Wie können Marken in Zukunft ihre stationären Fachhandels partner am E-CommerceKuchen mitnaschen lassen? Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Hersteller. Illustration: Claudia Meitert @Caroline Seidler
Oliver Samwer, Miteigentümer der Unternehmen Rocket Internet und Zalando, ist ein Mann der starken Worte – insbesondere vor dem Börsengang seiner beiden Unternehmen waren seine markigen Sprüche das beste Rezept, in die Medien zu kommen. Dennoch, eines seiner Statements auf einer Tagung hat gesessen: Dem stationären Handel räumte er kaum eine Überlebenschance für die Zukunft ein, und die Multichannel-Strategien der alteingesessenen Händler deklarierte er als letztes Aufbäumen vor deren Ende. Heute wäre Herr Samwer sicher froh, wenn die Retourenquote genauso schnell sinken würde, wie der Kurs der Zalando-Aktie, die sich seit dem Ausgabetag selten über den Emissionswert begeben hat. Vielleicht werden die Samwer-Brüder aber auch schon bald erneut ein US-amerikanisches Erfolgskonzept kopieren, denn in New York startete der Onlineriese Amazon pünktlich zum Weihnachtsgeschäft erste Schritte im stationären Einzelhandel, um seine Zielgruppe erstmals aus der Nähe zu betrachten und Retouren mitten in Manhatten anzunehmen.
Vielleicht ist diesmal der Handel aber auch schneller als die Samwer-Brüder. Denn in Deutschland startet Ebay in Kürze das in den USA erprobte Konzept Click & Collect und bezieht so stationäre Händler in sein System mit ein. Artikel die bei ebay.de mit einem entsprechenden Symbol gekennzeichnet sind, können vom Konsumenten in eine Filiale in seiner Nähe zur Abholung bestellt werden. Sobald der Artikel vor Ort ist, erhält der Käufer eine Benachrichtigung per SMS oder E-Mail. Mit von der Partie sind bereits u. a. Butlers sowie Möbel Boss, Gravis, Porta, Atelco und Motoo. Weitere Partner wie More & More, Autoteile Unger, Conrad, Cyberport und Pro Amrum wollen dem Beispiel folgen. „Mit diesem Service bieten wir Händlern noch umfassendere Unterstützung, um im Omnichannel-Handelsumfeld von heute erfolgreich zu sein“, erklärt Ebay-Deutschland-Chef Stephan Zoll. Mehr Umsatz mit Multichannel
Gemeinsam mit renommierten Handelsexperten und der Öffentlichkeit untersucht Ebay seit Anfang 2012 mit dem Projekt
Zukunft des Handels langfristige Trends beim Ein- und Verkaufen. Demnach zeichnet sich seit einiger Zeit deutlich ab, dass der Handel an einem Wendepunkt steht: Mobile Technologien lösen die Grenzen zwischen Onlineund Offlinehandel zunehmend auf und verändern die Spielregeln im Handel grundlegend. Ein Experte, der an dem Projekt teilgenommen hat, ist Thomas Bendig, Geschäftsführer des Fraunhofer-Verbundes Informations- und Kommunikationstechnologie. Er sagt: „Online, Mobile und Real Shopping wachsen untrennbar zusammen. Die Grenzen verschwimmen zu einem Omnichannel. Mischformen, die den Lebensgewohnheiten der Kunden entgegenkommen, etablieren sich: Im Laden einkaufen und nach Hause liefern lassen oder online die Einkaufsliste an den Supermarkt übermitteln und auf dem Heimweg den fertig gepackten Warenkorb abholen.“ Im Auftrag von Ebay hat die Beratungsgesellschaft Deloitte die Effekte des Omnichannel-Handels in ausgewählten europäischen Märkten untersucht. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, style in progress 215
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Klaus Hellmich, Geschäftsführer Multichannel-Retailing der Galeria Kaufhof GmbH, macht einen Kaufhausgiganten fit für die Zukunft.
Maarten Rijnders, Retail Director von G-Star, beteiligt die stationären Händler am Umsatz des Onlinestores von G-Star.
dass Omnichannel-Handel in hohem Maße zu echtem Umsatzwachstum führt und nur in geringem Umfang Umsätze aus dem stationären Geschäft kannibalisiert. Konsumenten nutzen in immer größerem Maße verschiedene Kanäle für den Kauf von Artikeln. Händler müssen sich auf dieses veränderte Kaufverhalten einstellen, das ihnen Zugang zu attraktiven Marktsegmenten verschafft. Diese Chance für zukünftiges Wachstum hat Galeria Kaufhof längst erkannt und mit der konsequenten Verzahnung von Filial- und Onlinegeschäft bereits begonnen. Klaus Hellmich, Geschäftsführer Multichannel-Retailing der Galeria Kaufhof GmbH erklärt: „Im Spätsommer haben wir begonnen, die Beratungs- und Verkaufsgespräche in den Filialen mithilfe von Tablets mobil zu 215 style in progress
ergänzen. Damit erweitert die jeweilige Filiale ihre Sortiment um Produkte, die entweder ausverkauft sind oder die nicht zum üblichen Warenbestand dieser Filiale gehören. Die Produkte können wahlweise an die Wunschadresse des Kunden oder ganz ohne Versandkosten in die Filiale vor Ort geliefert werden. Wenn es gelingt, das Beste beider Welten – also digital und stationär – miteinander zu verbinden, dann entsteht eine Stärke, die die reinen Internethändler ihren Kunden nicht bieten können. Unsere Kunden können die Marke Galeria Kaufhof auf allen Kanälen erleben, ob bequem zuhause, mobil via Smartphone oder beim Erlebniseinkauf in der City. So steigt durch Multikanal-Angebote die Chance, die Kunden an sich zu binden und damit einen größeren Anteil der Konsumausgaben eines einzelnen
Kunden bei sich zu verbuchen. Im Kalenderjahr 2013 lag der Onlineumsatz von Galeria Kaufhof bei rund 50 Millionen Euro. Das war ein Plus von 100 Prozent gegenüber 2012. Ziel ist es, dass Galeria Kaufhof in rund drei Jahren etwa zehn Prozent seiner Erlöse im Internet erzielt.“ Seit 2014 wickelt Galeria Kaufhof die Logistik aller Onlinebestellungen eigenständig ab. Zudem will das Unternehmen die eigene Softwareentwicklung als Kernkompetenz vorantreiben, um Multichannel-Vorreiter zu werden. Bis Mitte 2015 soll eine intern neu entwickelte Plattform für den Ende 2011 gestarteten Onlineshop galeria.de in Betrieb gehen. Wettbewerbsfaktor Zukunft
Aber nicht nur Handelsgiganten haben erkannt, wie wichtig funktionierende Cross-Chan-
nel-Prozesse sind, sondern auch die Industrie. Jana Hildenbrand, Director Sales Support von Marc O’Polo, erklärt: „In der Vernetzung von online und offline sowohl der eigenen Vertriebskanäle, aber auch zwischen eigenen Stores, Franchise- und Handelspartnern sehen wir den entscheidenden Wettbewerbsfaktor für die Zukunft. Ab Frühjahr 2015 führen wir bei Marc O’Polo neue Cross-Channel-Prozesse über alle Kanäle ein. Wichtig ist uns dabei die einheitliche Distribution und Kommunikation und die Möglichkeit, weiter situativ und individuell reagieren zu können. Dabei entstehen viele Vorteile: Bezogen auf die Warenverfügbarkeit wird sich hier das Angebot über alle Produktgruppen deutlich erhöhen. Im Rahmen unserer Strategie werden auch alle Kanäle profitieren: Durch die neuen Möglichkeiten
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Jana Hildenbrand, Director Sales Support Marc O’Polo, setzt auf Gleichberechtigung von stationärem und Onlinehandel, damit alle Kanäle profitieren.
Thomas Bendig, Geschäftsführer des Fraunhofer-Verbundes Informationsund Kommunikationstechnologie, ist überzeugt, dass Online- und Offlineshopping immer weiter zusammenwachsen werden.
werden sie noch gleichberechtigter behandelt und können stärker gegenseitig Nutzen ziehen. Basis dafür ist ein zentraler Lagerbestand, auf den alle zugreifen können. In Erweiterung arbeiten wir an einem Konzept, das im Handelsjargon auch als Regalverlängerung bezeichnet wird: Längerfristig möchten wir auch daran arbeiten, unsere Shop-in-Store-Partner stärker einzubinden.“ Maarten Rijnders, Retail Director von G-Star, setzt ebenfalls auf Omnichannel-Konzepte, die den nahtlosen Übergang des Einkaufserlebnisses für den Endverbraucher sowohl online als auch offline darstellen. Dafür wurde die G-Star-MembershipKundenkarte eingeführt, die man sowohl online als auch in den G-Star-Stores bestellen kann. „Für unsere registrierten Kunden bieten wir zahlreiche
Vorteile. Unter anderem den kostenlosen Versand aller Bestellungen aus dem Onlinestore, die Möglichkeit zur Abholung und Retournierung der Bestellungen im nächstgelegenen Store, Einladungen zu speziellen In-StoreEvents, gesonderte Angebote in stationären Stores und auf g-star.com sowie die Einladung zu exklusiven Previews neuer Kollektionen und Denims. Die Verbraucher haben 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche die Möglichkeit, unsere Marke zu erleben. Produkte können in den Stores im Detail begutachtet werden und wenn die passende Größe vor Ort nicht mehr erhältlich ist, kann der Kunde die Verfügbarkeit im Onlinestore sofort prüfen und bestellen“, erklärt Rijnders. Neben der verstärkten Kundenbindung hat G-Star mit diesem gesamtheitlichen Konzept auch
an seine stationären FranchisePartner in den Stores gedacht, um den markeneigenen Online store nicht zum Konkurrenten im eigenen Unternehmen zu machen oder dessen Akzeptanz zu gefährden. „Wenn ein Kunde seine G-Star-Membership-Karte über einen Teamkollegen in einem unserer stationären Stores beantragt hat, werden z. B. alle Umsätze, die dieser registrierte Kunde im Onlinestore tätigt, auf die Provisionen des Stores gutgeschrieben. Außerdem profitieren die Stores von den Cross-andUpselling-Möglichkeiten, die durch das G-Star-MembershipProgramm entstehen, erhalten mehr relevante Kundenfrequenz und haben besser informierte Kunden.“ Thomas Bendig vom Fraunhofer-Verbund gibt noch einen kleinen Ausblick in die Zukunft: „Neue Kollektionen werden verstärkt vorangekün-
digt, getestet und dem Feedback von besonders loyalen Kunden oder der gesamten Community entsprechend angepasst. Crowd-Sourcing für neue Gestaltungen und die Bewertung der besten Entwürfe durch die Community wird ein Standardvorgehen für die Produktentwicklung und für Marketingkampagnen. Individuelle optische Gestaltung von Produkten nach den Wünschen und Entwürfen der Kunden wird sich für viele Lifestyle-Produktgruppen als Dienstleistung etablieren.“
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Multichannel
Die Umsetzer Wer denkt Internet? Und wer macht nur Multichannel? style in progress hat sich auf die Suche gemacht. Drei Unternehmerpersönlichkeiten, für die es längst keine Grenzen zwischen On- und Offline mehr gibt, im Porträt. Text: Petrina Engelke, Martina Müllner. Fotos: Gesprächspartner. Illustration: Claudia Meitert @Caroline Seidler
Keine Frage: Das digitale Zeitalter bricht gerade erst an. Dem Umbruch, dem digital shift, wird große Bedeutung zugemessen. Eine radikale Veränderung der Wirtschaft, vor allem des Handels, sei es, bestätigen zahlreiche Experten, Autoren und Zukunftsforscher. Ist es. Bestätigt Ihr Gefühl, richtig? Wie immer in Zeiten der Revolution – zugegeben, die digitale ist eine sehr friedliche – sind diese flirrenden, chaotischen Anfangsdekaden die spannendsten. Mit einem kleinen Schönheitsfehler: Im Dickicht der neuen Optionen ist es schwer, den Durchblick zu wahren. Dennoch gibt es sie, die Menschen und Unternehmen, die mit ihrem Anpacken vorzeigen: Einfach machen ist der so viel schlauere Weg, als zu warten, bis die Veränderung manifest wird. Die digitale Avantgarde hat nicht viel gemein: Perfektionistische Sonderlinge wie Steve Jobs gehören ebenso dazu wie der sommersprossige Weltherrschaftsanwärter Mark Zuckerberg oder
Internetunternehmer wie Natalie Massenet, die just, als die erste Dotcom-Blase platzte, ihr heute auf 1,5 Milliarden Euro taxiertes Abenteuer net-a-porter.com startete. Ein anderes Beispiel ist der Sportbekleider Nike, der schon lange verstanden hat, dass die richtige App zum Laufen mindestens so wichtig ist wie der Laufschuh, wenn nicht sogar wichtiger als das Laufen selbst. Den Finger am Puls der Zeit haben ohne Zweifel diejenigen, die neue Kommunikationswege für sich erschließen und positiv leben können. Warum das allerdings so oft nach hinten losgeht? Weil die Phase des Trial and Error noch lange nicht abgeschlossen ist. Zu lernen gibt es genug. Das Wichtigste ist wohl digitales, nein modernes Denken. Das ist selbstverständlicher als man zunächst meint – das beweisen die Gesprächspartner von style in progress.
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058 SO LÄUFT’S
Multichannel
Lucy Yeomans ist über Nacht die mächtigste Chefredakteurin der Welt geworden. Porter, das Magazin powered by net-a-porter. com ist in allen 170 Ländern, in die sein Mutterkonzern, die neta-porter.com-Gruppe versendet, am Kiosk erhältlich. Mit 2.500 Angestellten erwirtschaftet diese einen geschätzten Umsatz von 550 Millionen Euro. Den hohen Anspruch, den Chairman Natalie Massenet, die einst selbst Moderedakteurin war, schon auf den Websites net-a-porter, Mr Porter und The Outnet verwirklicht, schafft das Printmagazin noch einmal zu toppen. Dass alles irgendwie unaufdringlich ineinandergreift, ist kein Zufall. Interview: Martina Müllner. Fotos: Porter, net-a-porter.com
Das mächtigste Duo der Modewelt: Lucy Yeomans, Chefredakteurin von Porter, und Natalie Massenet, Chairman der net-a-porter.com-Gruppe.
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Lucy Yeomans, Porter
Ein ernst zu nehmendes Magazin, das shopbar ist. Das Magazin Porter powerd by net-a-porter.com, dem exklusivsten Onlineshop für Mode, das ist quasi die Rückkehr zum Ursprung. Natalie Massenet erzählte damals in unserem Interview, dass sie net-a-porter. com startete, um den Traum eines shopbaren Magazins zu verwirklichen. Ist Porter, was sie sich immer erträumte?
Ja, beides, The Edit, das wöchentliche digitale Magazin auf net-a-porter.com und Porter verkörpern, wovon Natalie ursprünglich träumte. Ihre Idee entstand aus dem Frust, in Magazinen Dinge zu entdecken, die sie toll fand, diese aber nur schwer zu finden waren. Bei The Edit stammt natürlich alles aus dem Sortiment von net-a-porter. Mit Porter wurde diese Idee nun erweitert. Das Magazin entstand aus dem Wunsch nach einem wunderschönen, kuratierten und aufwändig hergestellten modernen Magazin, das die Autorität traditioneller Modemagazintitel mit der umgehenden Befriedigung kombiniert, die durch Technik möglich wird. Wir haben diese Idee also sowohl auf Mode als auch auf Non-Fashion-Produkte wie Bücher, Wellnessurlaub, Beauty und vieles mehr adaptiert. Alles kann gekauft werden – auf den Seiten der net-a-porter.com-Gruppen und anderen E-Commerce- Seiten. Gemeinsam soll das das ultimative Magazinund Shoppingerlebnis offerieren.
Inhalt mit hohem journalistischen Anspruch war seit jeher einer der wichtigsten USPs von net-a-porter. com. Was unterscheidet das Printmagazin von allen bisher auf der Website publizierten digitalen Magazinen?
Porter zeichnet das Gesamtbild jeder Modesaison, genau wie die Magazine, neben denen es am Kiosk ausliegt, wie Vogue, Harper’s Bazaar oder Elle. Es ist also nicht nur auf das Sortiment von net-aporter.com beschränkt. Die Auswahl hat also echten journalistischen Charakter und Breite. Das Team hat völlige journalistische Freiheit, wie in jedem anderen Modemagazin. Natürlich ist Mode nur ein Element von Porter, wir bringen auch Reportagen und haben Rubriken für Beauty, Kunst und Reisen. Porters Mission ist, die Bedürfnisse einer stylischen, intelligenten, modernen Frau zu befriedigen, diese Philosophie liegt allen redaktionellen Entscheidungen zugrunde. In allen 170 Ländern, in die net-a-porter.com liefert, wurde das Magazin gelauncht – das macht es zum mächtigsten Modemagazin der Welt, richtig?
Macht hat nicht nur mit Reichweite zu tun, sondern vielmehr, wie ernst man von seinen Lesern genommen wird. Da Porter neu am Markt ist, sind wir auf einem guten Weg, das zu erreichen. Aber natürlich, die globale Präsenz ist natürlich eine Ansage.
Inez & Vinoodh fotografierten das Debüt-Cover mit Gisele Bündchen.
Die weltbesten Fotografen, Topmodels, preisgekrönte Autoren und Journalisten: Porter setzt Maßstäbe und die Qualitätsansprüche könnten höher nicht sein. Erklären Sie uns das redaktionelle Konzept.
Wir wollen Weltklasseinhalte, die von stylischen, intelligenten, modernen Frauen gelesen werden. Also ist es nur natürlich, dass wir die Besten suchen, um es zu schreiben und zu produzieren, die spannendsten und einflussreichsten Menschen der Modeindustrie eben. Aufgrund unserer globalen Präsenz müssen die Menschen und Geschichten im Magazin einfach hochkarätig sein – und interessant genug. Nur so können sie von echter internationaler Resonanz sein.
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Multichannel
Sein Ziel: Kunden eine Zukunft schaffen. Sein Dreh: Wissen, wie man die neuesten Technologien auf seine Ideen anwendet. Mit 21 verließ Ajaz Ahmed die Universität, um AKQA zu gründen – mit dem Ziel, „Multi-Mittelmäßigkeit aus ihrem Elend zu erlösen“. Das war 1994. 20 Jahre später hortet die Firma mehr Preise als jede andere Digitalagentur. Sie erfand Multichannel-Schwergewichte wie den Nike Training Club, das Fußballspiel Heineken Star Player oder eine GPS-basierte Gutscheinkampagne für Gap. Obendrein schrieb Ahmed zusammen mit Stefan Olander (Nike) die Digitalstrategiebibel „Velocity“. Ahmed ist davon überzeugt, dass sich die digitale Landschaft immer noch entwickelt. Hier erklärt er, wie Modefirmen davon profitieren können. Interview: Petrina Engelke. Foto: AKQA
Ajaz Ahmed, AKQA
Solange es nicht unterhält, informiert, inspiriert oder etwas bereichert, ist Marketing reine Umweltverschmutzung. Ajaz Ahmed, wie erklären Sie einem almodischen Unternehmen, dass klassische Werbung nicht mehr funktioniert?
Die Menschen verbringen mehr Zeit denn je auf digitalen Plattformen, und das wird noch zunehmen. Wir glauben zudem: Solange es nicht unterhält, informiert, inspiriert oder etwas bereichert, ist Marketing reine Umweltverschmutzung. Daher muss jede solche Störung extrem relevant und interessant sein, sonst laufen Sie Gefahr, Leute gegen Ihre Marke aufzubringen. Die digitale Landschaft entwickelt sich, das bringt stets neue spannende Methoden, um Marken mit Zielgruppen zusammenzubringen. Werbung muss sich dem anpassen, um mit rentablen, messbaren Lösungen eine Verbindung mit Tragweite zu fördern.
Was ist entscheidend für die Entwicklung einer erfolgreichen Social-Media-Story?
Ajaz Ahmed und seine Digitalagentur AKQA haben berühmte Kampagnen wie Nike Training Club kreiert. Die App wurde weltweit mehr als 176 Millionen Mal heruntergeladen.
Was immer eine Marke oder eine Person tut, erzählt eine Geschichte. Wandeln Sie sich von Botschaften-Durchdrückern zu Storytellern. Verbinden Sie die Besonderheiten, die Ihre Marke interessant machen, mit einer spannenden Story. Wenn die Leute Ihre Story mögen, werden sie sie weitergeben. Social Media ermöglichen es, direkt mit den Menschen in Kontakt zu
treten. Die stärksten Verbindungen schaffen Sie, wenn Sie die speziellen Eigenschaften von Social Media für etwas nutzen, das in keinem anderen Medium klappen würde. Klingt toll! Haben Sie ein Beispiel?
The Chance von Nike nutzte Facebook, um die besten vertraglosen Fußballer der Welt zu finden und ihnen den Traum von der Profikarriere zu erfüllen. 75.000 Fußballspieler konkurrierten um Plätze in der Nike Academy – mit Videos, die Millionen anschauten. Drei der Spieler vertraten dann ihr Heimatland. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine Marke Gespräche in Beziehungen überführt und Social Media nutzt, um Gemeinschaften etwas zu geben und sinnvollen Wandel anzustoßen. Apropos Nike: Woher stammt die Idee, eine App zu bauen, die zum Personal Trainer für so viele Menschen wurde?
Not macht erfinderisch. Nike+ Training Club entstammt dem Bedürfnis nach einem sehr guten Personal Trainer, den es einfach noch nicht gab: leicht zugänglich und mit freundlicher Ermunterung und Motivation. Und die App ist schön und einfach zu benutzen. Angesichts der Multichannel-Marketingideen amerikanischer Marken hörte
ich Europäer schon sagen: Wow, Quantenphysik! Wo sehen Sie die Unterschiede zwischen europäischen und amerikanischen Strategien und Leistungen?
Die USA haben ein geniales Ökosystem für Unternehmer, wo es völlig okay ist, zu scheitern und von vorn zu beginnen. Für viele Vorzeige unternehmer in den USA kam der Erfolg erst beim zweiten, dritten oder weiteren Versuch. Die USA honorieren Unternehmergeist und Innovation. In Europa wächst nun eine neue Generation mit globaler Ausrichtung, und das ist spannend für die Welt. Eins der Gesetze, die Sie in „Velocity“ aufstellen, lautet: „Es ist leichter getan als gesagt.“ Wie kann eine Modefirma diesem Gesetz folgen, die Marketingentscheidungen in vielen Meetings trifft?
Entfernen Sie die Komplexität und Bürokratie. Fragen Sie sich: Warum brauchen wir diese ganzen Sitzungen? Wären Sie ein Fashion-Start-up, würden Sie dann auch Meetings abhalten oder würden Sie nach vorn drängen und aufhören, zu viele Fragen zu stellen? Bei AKQA haben wir überhaupt keine Gremien. Wir schaffen eine unternehmerische Atmosphäre, die weitestgehend selbstständige Entscheidungen erlaubt. Das treibt uns vorwärts. style in progress 215
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Multichannel
Als Multichannel-Marketingchefin bei French Connection leitete Jennifer Roebuck Kampagnen wie „Make a Scene“, bei der User mit Filmmaterial der britischen Marke ihre eigenen Videos basteln konnten. Dabei kamen rund 8.000 Videos zustande, sie erreichten mehr als eine Million Views. Im September 2014 verließ Roebuck die Firma, um sich als Beraterin selbstständig zu machen. style in progress hat sie ein paar ihrer besten Ratschläge verraten. Interview: Petrina Engelke. Foto: Jennifer Roebuck
Jennifer Roebuck
Wenn du nichts zu sagen hast, dann lass es. Welche Fragen treiben Modemarken dazu, sich Hilfe beim E-Commerce zu suchen?
Meistens geht es um Wachstum. Wie bekommen wir neue Kunden zu budgetfreundlichen Kosten? Wie stellen wir sicher, dass das, was wir haben, so gut wie möglich funktioniert? Optimierung ist ein Kernthema. Inzwischen ist E-Commerce als Handelssparte ausgereift. Vor acht Jahren hieß die Hauptfrage noch: Wie bauen wir eine Website? Jetzt ist es komplexer. Zum Beispiel laufen bei vielen Händlern bereits 50 Prozent der Umsätze durch mobile Internetnutzung. Auch Social Media ist ein großes Thema: Kann man darüber verkaufen, soll man sich die Mühe machen? Was sagen Sie: Lohnt eine Investition in Social Media?
Ich finde schon. Es kostet nichts, zumindest solange ein Kanal noch neu ist. Aber die Grundlagen müssen stimmen. Wenn du nichts zu sagen oder nichts Tolles vorzuweisen hast, dann lass es. Ich glaube, das lernen viele Marken gerade. Erst einmal haben sie etwas gepostet, das ich ziemlich durchschnittlich nennen würde: „Hier ist ein Kleid, bitte kauf das.“ Nun, die Leute sind ja nicht blöd. Wenn in ihren Feeds etwas Langweiliges auftaucht, löschen sie es aus ihrer Liste. Wie benutzt man Social Media richtig? Jennifer Roebuck geht ganz in der digitalen Welt auf – das beweist ihre Arbeit bei French Connection. Ihr zufolge ist E-Commerce inzwischen als Handelssparte ausgereift.
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Da gelten dieselben Prinzipien wie in der traditionellen Werbung. Einen grässlichen Spot würden Sie nicht ins Fern-
8.000 Videos, gestaltet von Usern – diese stattliche Zahl konnte Jennifer Roebucks Kampagne für French Connection verbuchen.
sehen bringen, wieso sollten Sie Geld in Produktion und Platzierung stecken? Bloß weil Social Media teilweise gratis sind, heißt das noch lange nicht, dass Sie sich dort Mittelmäßigkeit erlauben können. Sie müssen die beiden Gründe beachten, warum Leute diese Kanäle nutzen: um mit Freunden in Kontakt zu bleiben und sich inspirieren zu lassen. Um dort Geld zu verdienen, müssen Sie mit etwas Tollem um die Ecke kommen, genau wie anderswo auch. Plattformen wie Facebook und Twitter nehmen inzwischen Geld für Werbung oder Platzierung. Das zahlt sich aus, wenn man es richtig macht. Analysen zeigen, es funktioniert – als unterstützender Kanal. In einem Interview sagten sie: „Marken sind Verleger“. Was heißt das?
Seit zwei oder drei Jahren investieren einige Modemarken in eigene Editorials, sie haben Unterhaltungsplattformen, sind Verleger. Ein gutes Beispiel ist Burberry mit einer eigenen Musikserie und Inhalten und Fotosessions wie bei einem Magazin. Und dann erst Red Bull: Die haben eigene Sportveranstaltungen und verkaufen dort Plätze, so wie Vogue eine Seite im Magazin
verkauft. French Connection hatte in London bei den Red Bull Music Studios eine Ecke, wo wir die neue Kollektion zeigten. Sechs andere Marken zahlten auch für so etwas. Red Bull lässt sich seine eigenen Veranstaltungen von solchen Sponsoren be zuschussen.
Das ist teuer. Welchen Rat geben Sie bei einem schmalen Budget, etwa einem Modeladen, der mehr tun will, als Schaufenster dekorieren?
Man sollte immer mit PR und Social Media beginnen. Denn selbst wenn das Budget für zwei Printanzeigen reicht, nutzt das nichts; eine so geringe Menge an Medien verhilft nicht zum Durchbruch. Ich denke, man braucht eine Idee, über die die Leute zu reden anfangen, und dann eine Veranstaltung, die die wichtigste Presse anzieht. Wenn es in der Nähe eine Promi-Agentur gibt, sollte man Geld dort hineinstecken, das klappt immer. Die Verleger wollen mitmachen, wenn Promis auf Veranstaltungen sind, weil sie daraus Beiträge machen können. Auch liefert das Content für Social Media, was wiederum die Investition weiter streut.
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Multichannel
Casanova, der aus dem Kanal kam Cross-, Multi-, Omnichannel – das klingt nach Herausforderung. Nichts einfacher als das: Zelebrieren Sie die Kunst der Verführung. Ein Kommentar von Martina Müllner.
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ann waren Sie das letzte Mal in einem Kanal? Mein erstes und letztes Mal liegt Jahre zurück, führte zu meinem Glück allerdings nur durch eine historische Wasserleitung im Salzburger Mönchsberg. Sauberes Wasser, kein Gestank – aber trotzdem: Zurück am Tageslicht war ich lieber. Warum diese Frage, warum diese Anekdote? Weil ich nicht mehr hören kann, dass der deutschsprachige Handel sich derzeit viel und häufig über Kanäle den Kopf zerbricht. Ganz ehrlich: Kunden kommen nicht aus Kanälen, sie kaufen auch nicht in Kanälen und sie nutzen erst recht keine Kanäle, um mit Ihnen zu kommunizieren. Weder im Mono- noch im Multi- und auch nicht im Omnichannel-Denken macht das viel strapazierte Bild des Kanals Sinn. Nun weiß ich so gut wie Sie, dass mit dem eingedeutschten Channel niemals die Gullys dieser Welt gemeint sind. Aber die deutsche Übersetzung zu präzisieren oder zu tauschen, macht den Denkfehler noch nicht wett. Ein Kunde hat Hunger. Ein Kunde hat Bedarf. Ein Kunde hat Lust. Ein Kunde hat Frust. Es geht um Emotionen, nicht um das Vehikel, sie zu befriedigen. Richtig gehört: Vehikel. Ihr Laden ist ein Vehikel, Ihr Onlineshop, Ihre App erst recht. In allen Fällen haben wir gelernt: Dort, wo Menschen dahinterstehen, funktionieren diese Vehikel, zwar fehleranfällig, aber am besten. Der Faktor Mensch ist vielleicht nicht der Treibstoff, aber bestimmt das Öl, das es am Laufen hält. Wer Menschen erreichen, nein verführen will, der überlege nicht, welcher Kanal dazu taugt, sondern wie Verführung geht. Wie man umwirbt, wie man für sich gewinnt, wie man zu mehr überredet, wie man Leidenschaft entfacht und diese lodern lässt. Und natürlich: Ob man am Morgen danach Frühstück serviert. Mit der Kanalbrille funktioniert Verführung nicht. Denn wer an bestehende Kanäle neue anschließen will oder gar die Kanäle miteinander verschmelzen lassen will, der profiliert sich bestenfalls als Experte für Tiefbau. Verführung und Kanäle gehen einfach nicht zusammen. Schritt eins: Ersetzen Sie das Bild des Kanals durch ein neues. Es wird auch Zeit: Selbst ins Marketing-Bullshit-Bingo haben es schon neue Vokabel geschafft. Kunden erleben eine Customer Journey oder ihren ganz persönlichen Customer Life Cycle – und tun das nicht mehr im Multi- und Omnichannel, sondern in einem Digital Ecosystem. Ökosysteme zu errichten und zu perfektionieren, zeugt immerhin schon von größerer Ambition, als Kanäle zu graben. Und doch traue ich mich zu behaupten, dass es nur ein weiterer Tunnelblick ist. Was taugt also besser als Kanäle? Werden Sie Casanova. Verschreiben Sie sich dem Ziel, Ihre Verführungskünste zu perfektionieren, und studieren Sie aufmerksam, wie andere ihre Kunden rumkriegen. Ein Beispiel? Onlineshops für Schuhe machen uns seit Jah-
ren vor: Ausgefallene Farben, einzigartige Modelle, entschlossen hohe Absätze gehen sehr viel besser, als sich das so mancher Einkäufer im stationären Handel erträumen ließe. Das „junge“ Segment hat das längst begriffen und lässt seine Kunden schon Wochen vor dem Launchtermin nach der neuesten Kollabo hecheln. In sehnsüchtiger Erwartung multiplizieren sich die Blogeinträge, Instagram-Postings und Erwähnungen auf Social-Media-Plattformen ganz von alleine. Ob man dasselbe auch für ein Sondermodell des Ludwig Reiter Maronibraters schaffen könnte? Ein Versuch wäre es Wert, meinen sie nicht? Die Zielgruppe eines 650 Euro teuren Stiefels sei nicht so mitteilungsbedürftig wie ein Sneakerfreaker, werfen Sie ein? Nun, deren Ecosystem besteht vielleicht nicht im gleichen Umfang aus modernen Medien, aber mitteilen wollen sich diese Kunden genauso. Geschichten erzählen diese Kunden ebenso, wie sie sich selbst in ein gutes, vermutlich sogar besseres Licht stellen. Geben Sie diesen Kunden die richtigen Anreize? Machen Sie diese Kunden schon vor dem Kauf heiß, lassen Sie ihn in seinem Begehren schmoren, inszenieren Sie die Eroberung richtig? Haben diese Kunden Orte, Plätze, Plattformen, ihre Beute angemessen zu präsentieren, sich bewundern zu lassen? Bekommen sie Komplimente, gelten sie als besonders eingeweiht, erfreuen sie sich auch noch Jahre später an diesem Kauf? Wenn der Onlinehandel und all seine Medien eines besser machen, dann, den Kunden die Bühne zu überlassen. Im stationären Handel hat man hingegen Marken und ihren Produkten Tempel errichtet und bis heute werden Architekten, Visual Merchandiser und Shopbetreiber nicht müde, beides zu Ikonen zu verklären. Aber was ist denn nun wichtiger? Die Hose, der Hosenanbieter – oder der Kunde, der kommt, weil er eine Hose braucht? Weil er vielleicht auch gar keine Hose braucht, sondern nur das Glücksgefühl, zufällig eine gefunden zu haben, die ihn ein bisschen toller aussehen lässt. Eine kürzlich publizierte Studie zeigt, dass Kunden online deutlich weniger markenaffin und -treu sind. Warum? Weil Bedarf und Bedürfnis im Vordergrund stehen dürfen. Die Casanova-Lektion gilt es für Ihr wie auch immer geartetes Business – Mono-, Multi- oder Omnichannel – zu verinnerlichen. Bedarf und Bedürfnis mit aller nur möglichen Kraft, Freude, Qualität und Dienstleistungsbereitschaft zu erfüllen. Niemals müde werden, darüber nachzudenken, ob der Bedarf mit noch mehr Service und Commodity zu decken wäre. Niemals aufhören, Bedürfnisse zu wecken, zu inszenieren und ihnen perfekt zu entsprechen. Fit für modernen Handel in all seinen Spielarten zu sein, heißt vor allem, den Kunden an erste Stelle all Ihrer Überlegungen zu reihen. Bedingungslos und in bisher nicht gekannter Konsequenz. Ebenso, wie man auch verführt werden will. Was Sie aus dem Frühstück am Morgen danach machen, ist Ihre Sache – Hauptsache, sie servieren es!
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Jenseits des Tellerrands Der individuelle Schuhhandel steht unter Druck: Vertikale knabbern ebenso an den Umsätzen wie die übermächtige Onlinekonkurrenz von Zalando oder Amazon. Auch in Sachen Markenbildung liegt noch so manches im Argen. Hier macht die textile Konkurrenz einiges besser. Text: Ina Köhler. Fotos: Marken und Gesprächspartner. Illustration: Claudia Meitert @Caroline Seidler
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Zuweilen sprechen Zahlen eine überdeutliche Sprache: Laut Verband des deutschen Schuh einzelhandels schrumpft die Zahl der kleinen Schuhläden dramatisch. Waren im Jahr 2000 noch 35 Prozent des Markts von Stores bis zu einer Million Euro Umsatz bestimmt, lag die Zahl im Jahr 2014 gerade noch bei 19 Prozent. Nicht nur der Wettbewerb mit immer größeren Stores, sondern auch der längst überfällige Strukturwandel, den der Modehandel schon hinter sich hat, macht dem Schuhhandel zu schaffen. Er müsse schneller, flexibler und innovativer werden, ist der einhellige Tenor. Sogar die Schuhmesse GDS rückt mit ihrer neuen inhaltlichen und terminlichen Positionierung näher an die Modemessen heran – mit Erfolg. „Der frühere Termin ist in unseren Augen marktrelevant und zeitgemäß“, meint Conny Stöckl von Lacoste. Und noch eine offensichtliche Tendenz
der Messe zeigt sich: „Marken werden in Zukunft noch wichtiger“, sagt Stöckl. „Mit Marken kann sich der etablierte Handel profilieren.“ Mode- versus Schuhfachhandel
Doch was macht der Modehandel besser als der Schuhfachhandel? In erster Linie sind es visuelle Themen und die Offenheit für neue Impulse. Lange Schuhreihen in Braun und Schwarz, sortiert nach Größe, sind leider das immer noch prägende Bild im Schuhgeschäft. Der Outfitgedanke setzt sich eher zögerlich durch. „Der Handel müsste für mehr Überraschung am PoS sorgen, mehr Mut zeigen, perfekten Service bieten und auf einzigartiges Ambiente setzen“, meint Conny Stöckl von Lacoste. Kritik übt auch Anne-Katrin Hummel, CEO und Creative Director von Flip Flop: „Im Schuhfachhandel trifft man leider immer noch häufig auf ‚endlose Schuhreihungen‘, die eher verwirrend als orientierend wirken. Auch aus der Erfahrung mit unseren Läden punktet eher cleanes Visual Merchandising. Der Kunde braucht einen Fokus, Eyecatcher und ein optimales Beratungsgespräch. Der Einkäufer hingegen benötigt Budget, um Eyecatcher und neue Marken einkaufen zu können.“ Sie sieht auch große Unterschiede im Einkauf: „Während der Schuhfachhandel meist sehr konservativ ordert, wagt sich der Modefachhandel eher an Farbe und individuelle, neue Styles heran.“ Neue Labels und Produkte scheint der klassische Schuhhandel eher zögerlich anzunehmen. „Schauen Sie sich doch die Marken an, die sich in den vergangenen Jahren etabliert haben – von Belstaff über La Martina bis hin zu Pretty Ballerina“, erläutert Christoph Siegel von Candice Cooper. „Hier lief der Markenaufbau in der Regel über die Textilbranche.“ Er hat in den vergangenen Jahren seine Schuhlinie zum Großteil im Textilhandel platziert: „Zu Beginn war es schwer, trotz meiner
langen Erfahrung im Schuhhandel. Viele haben nicht an ein neues Produkt geglaubt. Der Textilhandel tickt da komplett anders: Er ist viel offener und aufgeschlossener, auch modischen Themen gegenüber.“ Diese Erfahrung machen viele Brands, die ihre Marke neu aufbauen. „Die Kunden tun sich sehr schwer, etwas Neues zu akzeptieren“, sagt auch Felix Staeudinger, Geschäftsführer von Panorama Distribution, der die Marke Espadrij l’Originale eingeführt hat. „Bis man mal eine Order schreibt, trifft man sich viele Male, die Risikobereitschaft geht gegen null.“ Seine Kunden sind gemischt: „30 Prozent Fashion, 30 Prozent Schuhfachhandel, der Rest geht über Onlineshops und Concept-Stores“, so Staeudinger. Auch in Bezug auf das Image sei der Aufbau einer Marke einfacher im Mode- als im Schuhfachhandel. „Eigentlich ist es im Textilhandel leichter, obwohl es natürlich auch sehr gute hochwertige Schuhläden gibt“, meint Jason Pfyffer, der mit seiner Agentur unter anderem die Marke Moma in der Schweiz und Österreich vertritt. „Der Aufbau der Marke ist heute ein sehr wichtiger Faktor, gerade weil es so viel Konkurrenz gibt.“ Dennoch: Für viele Schuhmarken ist der Schuhfachhandel nach wie vor das wichtigste Standbein. Das bestätigt auch Pepijn van Bommel, Commercial Director Floris van Bommel: „Die Breite des Angebots wird im Schuhfachhandel immer größer sein und der Kunde verlangt nach Auswahl. Aber der Anteil des Geschäfts im Modefachhandel ist in Deutschland größer als in den Benelux-Ländern. Unserer Meinung nach liegen die Gründe dafür auf der stärkeren Fokussierung des Schuhfachhandels auf mittlere und niedrigere Preissegmente, die den Fashion-Stores eine Lücke bieten. Aufgabe Markenbildung
Stärken hat der Schuhhandel – doch wie kann man ihn in der Markenbildung unterstützen? Nicht nur die Händler, auch viele Schuhhersteller glauben oft,
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dass es genüge, ein gutes Produkt zu zeigen. Dem widerspricht Jason Pfyffer von Agency Under Construction entschieden. „Das reicht schon lange nicht mehr – man muss zunächst das Produkt bei den richtigen Händlern positionieren. Zusätzlich muss man intensiv in Kommunikation investieren – Marken brauchen den direkten Kontakt zu Konsumenten über Facebook oder Instagram.“ Viele Marken setzen, um die Stores visuell zu unterstützen, auf Displays im Store wie Espadrij l’Originale oder Flip Flop – das funktioniert insbesondere gut, wenn das Produkt einen hohen Wiedererkennungswert hat. Die Aktivitäten von Marken wie Lacoste gehen noch weiter: „PoS- und Dekopakete werden pro Saison dem Handel kostenlos zur Verfügung gestellt beziehungsweise durch unser Merchandising-Team mit der Ware perfekt in Szene gesetzt und unterstützen so den Abverkauf“, erläutert Conny Stöckl. Zusätzlich führten das Außendienstteam Schulungen für Verkäufer durch, in dem jeder Mitarbeiter Unterlagen über die Marke und die neue Kollektion erhalte. Die Marken investieren viel Zeit und Geld in eine Reihe von Aktivitäten: „Wir stellen ein sehr aktives und engagiertes Account-Management-Team, bieten viele Promotion-Aktivitäten für den PoS an, sichern einen direkten und schnellen Abruf saisonaler Artikel, betreiben intensive PR und unterstützende Werbung“, erläutert Pepijn van Bommel. Eine Marke wie Frye Boots, die zu gleichen Anteilen Mode- und Schuhfachhandel bedient, bietet Verkaufs- und Markenschulungen in den Häusern, außerdem agiere man sehr flexibel mit Warentausch, erzählt Ben Botas, der die Schuhmarke mit seiner Agentur Ben and the Brand Band vertritt. Schnelligkeit und Flexibilität
Damit spricht er den Trend zu kurzfristig lieferbaren Produkten an, der im Textilhandel schon eine lange Tradition hat. Diesen bestätigt auch Anne-Katrin Hummel: „Wir bieten einen sehr schnellen und persönlichen Kundenservice, der es auch während der Saison ermöglicht, Artikel ab Lager permanent nachzuordern. Kurzfristige Lieferrhythmen
werden in der Tat wichtiger und wir beobachten den Markt dahingehend sehr genau, um in der Saison noch einmal punktgenau neue Trendprodukte platzieren zu können.“ Generell eine Lösung für den individuellen Schuhfachhandel? „Der Handel schreit danach“, meint Felix Staeudinger. „Ich kann es nicht anbieten, es ist letztlich nicht planbar für uns.“ Mit seiner Agentur will er künftig ein größeres Lager aufbauen, um bestimmte Modelle nachliefern zu können. „Wir unterstützen Kunden mit Nachorder. Bei uns können aber nur diejenigen Kunden kurzfristig nachziehen, die eine Vororder platziert haben“, so Staeudinger. „Letztlich ist es eine Frage des Risikos.“ Das sieht auch Christoph Siegel von Candice Cooper so: „Die Nachfrage ist natürlich da, aber bei uns funktioniert das nicht. Ich würde hingegen auf gestaffelte Liefertermine gehen. Die Saisons haben sich durch das unkalkulierbare Wetter verschoben.“ Kurze Lieferrhythmen minimierten das Risiko der Einzelhändler und steigerten die Rentabilität der Marken, glaubt auch Ben Botas. „Frye bietet 70 Prozent der Modelle immer on Stock an. Selbst Einzelpaare können kostenfrei nachbestellt werden und kommen innerhalb von zwei Tagen. Das kommt natürlich sehr gut bei den Kunden an, bedeutet aber einen riesigen finanziellen Aufwand“, so Botas. Gerade eine umfangreiche Lagerhaltung ist nicht für jeden realisierbar; die Marke Floris van Bommel profitiert vom eigenen Produktionsstandort in Holland. „In den letzten Jahren haben wir ein ‚Season Stock Programm‘ entwickelt, das mehr als 70 aktuelle Modelle pro Saison umfasst. Wir möchten dem Handel damit die Möglichkeit geben, den Abverkauf mit gut laufenden Produkten zu maximieren, und dabei das Risiko so gering wie möglich halten“, so Pepijn van Bommel. Viele dieser Konzepte gibt es schon im Textilhandel – der Blick über den Tellerrand lohnt sich also auch für Schuhspezialisten.
„Der Textilhandel ist viel offener gegenüber neuen Produkten.“ Christoph Siegel Candice Cooper
„Die Risiko bereitschaft geht gegen Null.“ Felix Staeudinger, Panorama Distribution
„Die Breite des Angebots wird im Schuhfachhandel immer größer sein.“ Pepijn van Bommel, Floris van Bommel
„Marken werden in Zukunft noch wichtiger.“ Conny Stöckl Lacoste
„Der Kunde braucht einen Fokus und Eyecatcher.“ Anne-Katrin Hummel, Flip Flop
„Kurze Lieferrhythmen minimieren das Risiko der Einzelhändler und steigern die Rentabilität der Marken.“ Ben Botas, Ben and the Brand Band
„Der Aufbau einer Marke ist heute sehr wichtig, gerade weil es so viel Konkurrenz gibt.“ Jason Pfyffer, Agency Under Construction
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Casa dolce casa* Von der Krise am Heimatmarkt gebeutelt, konzentrieren sich viele italienische Modemarken auf den Export. Im Ausland ist das Label „Made in Italy“ angesehen wie nie. Doch dass diese Fassade brüchig ist, weiß man nirgendwo so gut wie dort, wo man versucht, die Risse zu kitten. Text: Martina Müllner. Mitarbeit Interviews: Thesy Kness-Bastaroli. Fotos: Hersteller. Illustration: Claudia Meitert @Caroline Seidler
Ob der Rest Europas, die USA, China oder die aufstrebenden Märkte im Nahen Osten: Made in Italy gilt in allen Exportmärkten als Gütesiegel, Italien als Europas Modenation Nummer eins. Handwerkliche Expertise, modische Kompetenz, familiäre Produktionsstrukturen – italienische Produkte lassen sich international hervorragend vermarkten. Doch Italiens Modebranche ist gefordert – von Problemen, die seit Jahren dieselben scheinen. Hohe Steuern, absurde Bürokratie, lähmende politische Verhältnisse, Schattenwirtschaft, sinkende Absatzzahlen und Konsumflaute am Heimmarkt. Nicht dass man sich im Land der Überlebenskünstler nicht auch damit schon längst arrangiert hat. Doch genau dieses Sich-Arrangieren lässt Politik und Interessensvertretung so zahnlos wirken. Der Feind im eigenen Bett
*Zuhause ist es am Schönsten
Horrorgeschichten hört man genug: Prato, einst Synonym für hochwertige Produktion, „ist inzwischen zum Ausdruck des Krisen-Italiens geworden“, sagt sogar die italienische Modekammer. 4.800 chinesische Firmen sind dort registriert, den Durchblick haben die Behörden längst verloren. Dass italienische Gesetze kaum respektiert werden, ist ein offenes Geheimnis, Enthüllungsjournalisten aus aller Welt haben ihre helle Freude an den Um- und Zuständen. Die Krux: Alle Produkte tragen das Sigel „Made in Italy“ – und das ist noch nicht mal gelogen. Auf Märkten und in Kaufhäusern feilgeboten, macht das ChinItaly, wie diese neue Dimension der Pronto Moda landläufig genannt wird, der italienischen Ware mächtig Konkurrenz. Ob der Wanderhandel, jeden Samstag auf der Via Papiniano nahe dem Naviglio oder der Freitagsmarkt beim Cinquealpini – auf Mailands Märkten sind die Obstund Gemüsehändler längst in der Unterzahl. Die Standorte der besten ChinItaly-Marktstände sind Stadtgespräch und auch die Mittel- und Oberschicht der
Modemetropole geht gerne „zum Chinesen“. Diese Kunden fehlen dort, wo man das echte italienische Design zu Hause wähnt: Guglielmo Miani, Präsident der Luxusgeschäfte im Mailänder Modeviereck sagt: „70 Prozent unseres Umsatzes wird von Ausländern bestritten.“ Während sich hier also Chinas neue Oberschicht dem Konsumrausch hingibt, verdingen sich wenige Kilometer entfernt Exilchinesen an Billigmode aus den chinesisch geführten Produktionsstätten in Italien. Doch das ist nur die eine Seite der Konkurrenz aus eigenen Landen: Auch italienische Hersteller wissen die laxen Bestimmungen der Herkunftsbezeichnung für sich zu nutzen. Man erzählt von Jeansherstellern, die mit firmen eigenen Flugzeugen die Ware während des Produktionsprozesses so häufig zwischen Italien und Rumänien hin- und herfliegen, dass am Ende ein Etikett mit „Made in Italy“ eingenäht werden kann. Offizielle Aussagen zu all diesen Themen? Die vielbesungene Omertà, die italienische Mauer des Schweigens, funktioniert – aus gutem Grund: Viele Hersteller befürchten, mit den schwarzen Schafen in einen Topf geworfen zu werden. Und schon wäre es noch ein bisschen schwieriger, sich eine weiße Weste zu stricken. Offensiver Gegenkurs
Den Luxusherstellern haben diese Probleme bisher am wenigsten an: Entspräche es doch dem gesunden Menschenverstand, dass in teuren Produkten auch teure Qualitäten und teures Handwerk stecken. Vielbeachtete Fernsehdokumentationen wie jüngst eine RAI-Sendung über Moncler und Prada bringen auch diese Gewissheit ins Wanken. Transparenz und offene Kommunikation: Wer ein sauberes Gewissen hat, tut gut daran, dieses in Stellung zu bringen. Selbstverständlich wissen und akzeptieren Konsumenten heute, dass nicht jede italienische Modefirma auch zwangsläufig ausschließlich in Italien produziert. „Die
Herkunftsbezeichnung eines Produkts ist ein Zusatznutzen, der von den Kunden honoriert wird“, ist etwa Stefano Rovoletto, Gründer von Duvetica, überzeugt. Die Verarbeitung ihrer französischen Qualitätsdaune findet ausschließlich in Bulgarien statt, beide Produktionsstätten werden offen kommuniziert. „Europäische Herkunft ist wichtiges Unterscheidungsmerkmal, von Händlern und Konsumenten geschätzt, vor allem in den asiatischen Märkten, wo der europäische Ursprung ein absolutes Muss ist. Besonders in China – für uns ausschließlich ein Markt, keine Sourcingquelle“, so Stefano Rovoletto weiter. Dieses Phänomen kennt auch der zum Lifestyleanbieter gewachsene Cashmere-Hersteller Brunello Cucinelli. „Unsere chinesischen Kunden kommen in unser Hauptquartier, in den Borgo Solomeo. Sie fotografieren nicht nur unseren Produktionsprozess, unsere Designabteilung, unsere Mensa. Sie fotografieren auch den gedeckten Tisch, wie und wo Gabeln und Messer gereiht sind, wo die Weingläser positioniert sind. Alles, was made in Italy ist, ist für sie sexy und sie wollen es imitieren.“ Im Ausland ist made in Italy eben ein Ritterschlag, weiß auch Stefano Colombo, Marketingchef der Sportswear-Brand Colmar: „Das Made-in ist nicht so sehr für die inländischen, sondern für die ausländischen Kunden von primärer Bedeutung. Wir wollen in den nächsten Jahren unseren Exportanteil von derzeit 30 Prozent des Umsatzes auf 50 Prozent erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, spielt das Made-in eine große Rolle. Made in Italy ist eine Marke, die klar das italienische Savoir Faire unterstreicht.“ Mario Boglioli, Start-up-Unternehmer mit dem Label The Gigi und Aussteiger aus der Firma, die seinen Nachnamen trägt, präzisiert: „Die Bedeutung des Made-in ist klar vom Marktsegment abhängig, an das man sich wendet. Je höher die Positionierung der Marke, umso wichtiger. Zweifelsohne style in progress 215
066 SO LÄUFT’S
Stefano Rovoletto, Inhaber Duvetica: „Europäische Herkunft ist wichtiges Unterscheidungsmerkmal.“
Brunello Cucinelli, Hauptaktionär der gleichnamigen Marke: „Alles, was made in Italy ist, ist für unsere chinesischen Kunden sexy.“
Stefano Colombo, Marketingchef Colmar: „Made in Italy ist eine Marke, die klar das italienische Savoir Faire unterstreicht.“
Marco Tiburzi, Geschäftsführer Jacob Cohen: „Wir haben auf unseren Kollektionen das Etikett ‚Made in Veneto‘.“
steigt die Sensibilität bei diesem Thema, aber sie wird immer wieder von dem Preisdruck, der vom Konsumenten ausgeht, auf die Probe gestellt.“ Was Preise rechtfertigt
Marco Tiburzi, Geschäftsführer der Edeljeansmarke Jacob Cohen, geht noch einen Schritt weiter: „Wir haben auf unseren Kollektionen das Etikett ,Made in Veneto‘ angebracht. Es stärkt das Vertrauen unserer Kunden. Ich bin keineswegs ein Chauvinist oder Separatist. Aber in der Branche ist allgemein bekannt, dass die besten Näher und das beste Modehandwerk in der Region Venetien ihren Standort haben.“ In der Kommunikation wird man nicht müde, die Vorteile der handwerklichen Verarbeitung im Veneto darzulegen. „Im Gegensatz zu großen Modemarken, wo die Jeansherstellung auf industrieller Basis erfolgt, erfolgen bei uns noch 215 style in progress
zahlreiche Vorgänge von Hand.“ Geschichten wie diese sind es, die bei Handelspartnern wie Braun, Lodenfrey oder Eckerle erzählt werden müssen, um den Unterschied auch für den Konsumenten fühlbar zu machen und den höheren Preis zu argumentieren. Auch Colmar liefert Kaufanreize frei Haus: „Wir sind ein Familienbetrieb, der vor 91 Jahren gegründet wurde. Erfahrung, familiäre Führung, das Know-how von Design und Qualität sowie die Qualitätskontrolle machen den Mehrwert aus. In unserem Laboratorium in Monza, in der Manifattura Colombo, beschäftigen wird uns seit fast 100 Jahren mit Qualität. Das macht den Unterschied“, berichtet Stefano Colombo stolz. Aufgepasst, die Zukunft kommt!
Doch haben diese Geschichten nicht alle Patina? Färbt sich nicht sogar unser Kopfkino in
Mario Boglioli, Inhaber The Gigi: „Italien muss sich neu erfinden.“
passende Sepiatöne, wenn wir uns kundige Handwerkerlein illusionieren, die in kleinen Manufakturen alte Maschinen bedienen? Genau in diesem Klischee liegt auch Italiens größte Herausforderung begraben: Gemessen an den Gegenspielern aus Fernost ist die Bekleidungstechnologie häufig veraltet, wenn jemand High-Tech-Features wie geschweißte Nähte benötigt, nützt das romantische Bild wenig – dann muss dieser Jemand in Asien sourcen. Für junge Menschen mit guter Ausbildung sind die Jobs in den Fabriken wenig verlockend: Wer möchte denn heute noch sein Leben lang den gleichen Handgriff ausführen? So stützt sich die italienische Bekleidungsindustrie schon heute auf ein Heer ausländischer Arbeiter, die noch bereit sind, die Finger zu rühren, die Italiens Nachwuchs lieber auf einer Computertastatur entlanggleiten lässt. Mario Boglioli
ist überzeugt: „Wir müssen uns neu erfinden, wissend, dass wir uns in einer globalisierten Welt bewegen, in der das Internet eine große Rolle spielt und Kreativität überall und immer verfügbar ist.“ Rahmenbedingungen gilt es also nicht nur für die Verwendung des Etiketts „Made in Italy“ zu schaffen. „Italien hat all die Mittel und das Potenzial, seine Rolle in der Bekleidungsproduktion nicht nur zu halten, sondern auch auszubauen. Aber dafür muss erst unser Land selbst wettbewerbsfähig werden.“
SO LÄUFT’S 067
Luxus ist nicht demokratisch Luca Caprai, wie wichtig ist Ihnen made in Italy?
Alle unsere Produkte sind made in Italy, wichtiger noch: 90 Prozent sind made in Cruciani. Als Familienunternehmen beschäftigen wir heute fast 500 Mitarbeiter und es ist nicht einfacher geworden, seine Produktion in Italien zu halten, denn die Steuern auf Arbeit sind sehr hoch. Es muss schon wie in unserem Fall Philosophie und Strategie eines Unternehmens sein, zu hundert Prozent auf Made in Italy zu setzen. Klar ist: das Made in Italy, das wir vertreten, ist ein Luxusprodukt. Umso mehr fühle ich mich verpflichtet, in unseren Produkten wirklich nur das Beste zu verarbeiten. Ob auch das Beste dabei herauskommt, steht mir nicht zu, zu beurteilen, aber ich kann garantieren, dass wir das Beste herstellen, was mit unseren Qualitätsansprüchen, unseren Rohmaterialien und unseren Handwerkern möglich ist. Nun ist das zweifellos nicht bei
jedem Produkt, das das Logo „Made in Italy“ trägt, der Fall, es gibt eben verschiedene Ansprüche. Jemand, der einen Pullover für 20 Euro herstellt, kann nicht die gleiche Qualität bieten wie jemand, der ihn für 600 Euro produziert. Wie sehen Sie die Zukunft des Made in Italy in Bezug auf den Nachwuchs?
Ich glaube, dass jede Epoche ihre Meister hat, ob sie nun Leonardo da Vinci heißen oder Steve Jobs. Darum mache ich mir keine Sorgen. Aber zweifellos müssen wir für die heutige Generation unsere Qualität ganz anders erklären und sichtbar machen. Vor 20 Jahren kaufte man entweder mittelpreisige Mode oder hochwertige Marken – Fast Fashion, wie wir sie heute kennen, hat dieses System und das damit verbundene Qualitätsverständnis beim Kunden außer Kraft gesetzt. Also müssen wir deutlich werden, wenn es darum geht, Qualität, Geschmack, unsere
Herstellungsprozesse und all die Liebe im Detail zu erklären. Wer vor 20 Jahren ein bestimmtes Niveau an Marken gekauft hat, wäre im Traum nicht auf die Idee gekommen, sie mit Produkten um wenige Euro kombiniert zu tragen – aber heute ist das chic. Macht Sie das traurig?
Luxus, wie wir ihn herstellen, ist nun mal nicht demokratisch, leider. Aber dass die neuen Millionäre, die die Fast Fashion hervorgebracht hat, mit der Ausbeutung der Allerärmsten diese horrenden Margen verdienen, das finde ich bedenklich. Peanuts zahlen, aber verkaufen wie ein Gott – das ist nichts, was mich glücklich machen würde. Sie verstehen also Ihre Kollegen, die ins Ausland abwandern, nicht?
Doch, natürlich, denn Italien ist wirklich kein einfaches Land für Unternehmer. Viele müssen ihre Produktion verlagern, schlicht, um zu überleben. Im vergangenen Jahr haben in Italien 1.000 Firmen geschlossen. Pro Tag! Und das ist eine große Gefahr, ich erinnere mich daran, dass Barack Obama an Apple gerichtet gesagt hat, dass Produkte wie das iPhone eigentlich made in the USA sein müssten. Die Antwort
Nimm Platz: Cruciani-CEO Luca Caprai hat nicht nur einen ausgeprägten Sinn für Luxusqualität, sondern auch für Kunst. Die neue Schmucklinie des Unternehmens arbeitet nun direkt mit Künstlern zusammen.
des Apple-Managements war: Wir haben in unserer Heimat gar nicht mehr das Wissen, die Kultur, ein solches Produkt zu bauen. Und das befürchte ich für Italien ebenso: Wer seine Kultur verliert, verliert seine Erinnerung, wenn wir so weitermachen, verlieren wir unsere Basis. Und all denen, die glauben, wir könnten uns auch als Land verdingen, in dem alle in den Finanzen und in den Unternehmensberatungen arbeiten, die diese Produktionsverlagerungen empfehlen, sei gesagt: Wenn man das Wasser vergiftet, vergisst man, dass man einmal selbst – oder seine Kinder und Enkel – davon trinken muss. Wenn wir nur Unternehmensberater ans Werk lassen, dann machen die einen perfekten Job – und rationalisieren sich damit irgendwann die Abnehmer für ihre Produkte weg. Ein Unternehmer, der seine Produktion ins Ausland verlagert, mag keinen großen Unterschied machen – aber wenn wir alle es tun, wer soll dann unsere Produkte kaufen? Sie sagten selbst: Manchmal zwing einen der Markt dazu…
Sicherlich, aber dann muss man selbstbewusst dazu stehen, dass das Produkt eben made in Vietnam oder made in Kambodscha ist. Wenn man dann noch versucht, doch irgendwie das Label „Made in Italy“ für sich zu reklamieren, dann kann ich nur sagen: Lügen haben kurze Beine.
Luca Caprai ist CEO des Familienunternehmens Maglital S.r.L., das hinter den Marken Cruciani, Cruciani C (Armbänder) und Cruciani C Luxury Pop steht. Letztgenannte ist die neue Schmuckkollektion, die bereits zum Verkaufsstart 2.000 Händler weltweit bedient. Gemeinsam mit Pop-ArtKünstlern entwickelt Caprai unverwechselbare Designs, denn nichts ist dem Unternehmer so zuwider wie Kopien, zählen doch seine Cruciani C Bänder zu den am häufigsten imitierten Produkten am Markt. Ihren Umsatz erwirtschaftet die Familie Caprai nicht nur mit Mode – unter anderem zählt auch ein Weingut zu den Unternehmungen
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070 MODE
Dress if you must Fotos: Maximilian vom Hofe Art Direktion, Produktion: Mody Al Khufash/JLFF Studio
Strickjacke: Maiami Kleid (als Bluse): Airfield Rock: Drykorn Socken: Falke Boots: Dr. Martens 215 style in progress
MODE 071
Top: Tibi Jacke: Sportalm Hosenrock: Paul & Joe style in progress 215
Top: 0039 Italy BH: Princesse Tam Tam Mantel: Olea Rock: Drykorn Socken: Falke Boots: Dr. Martens 215 style in progress
MODE 073
Jacke: Parajumpers Pullover: Twin-Set BH: Princesse Tam Tam Kleid: Marc O’Polo style in progress 215
074 MODE
Pullover: Minimum Jacke: Boulezar Kleid: Cinque Stiefel: Dr. Martens 215 style in progress
MODE 075
Pullover: Cinque BH: Princesse Tam Tam Kleid: Boulezar style in progress 215
Haare/Make-up: Benjamin Becher/Nina Klein mit Produkten von Kevin Murphy und Dior, Model: Karla Belfort/Model Management, Fashion-Assistenz: Helena Grierson/JLFF Studio
076 MODE
Bluse: Sand NegligĂŠ: Twin-Set Jacke: Spiewak Rock: Twin-Set
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MODE 077
Weste: Matchless Kleid: Evleo BH: Princesse Tam Tam Jacke: G-Lab Rock: Maerz style in progress 215
Trends Herbst/Winter 2015/16
Andershose
Auf Wiedersehen Röhre, herzlich Willkommen – ja welche nun? Boyfriends zeitgemäße Variante, die Girlfriends (schmäler und figurschmeichelnder), Mom’s Jeans (hohe Taillen und Karotten), Joggpants, Dreiviertelhose, Flares, Baby-Boot-Cuts, Damenhosen im Herrenlook, Cargo-Pants? Egal, Hauptsache anders scheint das Motto vieler Designer zu sein. Die neuen Hosenlooks treten eine Revolution los: Die hohen Taillen brauchen neue Oberteile, die eleganten Stoffhosen neue Mäntel, die zeigefreudigen verkürzten Hosen neue Schuhe. Recht so. Das Gefühl, nichts Neues kaufen zu müssen, hatten Einkäufer und Konsumenten jetzt lange genug.
Wachablöse..Es gibt nichts Neues? Von wegen – zwei wichtige Produktgruppen, Hosen und Jacken, machen eine 180-Grad-Wende. Was schon im Schrank ist, muss dringend erneuert werden. Endlich! Der sichtbare Silhouettenwandel bricht zwar nicht mit dem Prinzip Anything goes, aber er lässt das Alte auch so aussehen – sehr zur Freude des Modehandels. Text: Martina Müllner. Fotos: Bernhard Musil, Hersteller
L(!)W Brand A Denim Smith’s American
Alberto
Fracomina
Saint Paul
Wool & Co
Hilfiger Denim
AG Alberto
G Design
Barb’one
René Lezard
Airfield
G Design
Tricker’s
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Cape in Town
Ein milder Winter und seine Lehren: In dicke Daune und knielange Parkas braucht man sich nur selten zu packen. Das öffnet Tür und Tor für neuen Chic. Dicker Strick oder leichte Übergangsjacken werden mit edlen Capes, Plaids und Ponchos fit für kältere, aber eben nicht eisig kalte Wintertage. An Schnee und Eis erinnert bestenfalls die Farbpalette: Weiß und Ecru, Eisblau oder Frostgrau. Eine gern gewählte Alternative zur Univariante sind Tartans, Karos oder Ikat-Muster, die dem Trendteil noch zusätzlich eine Portion Abenteuerlust verleihen.
MODE 079
Stetson
Spiewak
Alpha Studio Brooktorquai 8
Closed Johnstons of Elgin
Woolrich Peuterey
Lodenfrey 1842
Blaumax Bloom
Cividini Marc O’Polo
Drykorn
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Die kleine Jacke
Fast möchte man den Parka totsagen, doch die Sache ist anders: Seine reiche Ausstattung und sein obligatorischer Fell- oder Pelzkragen haben ihn auf einem Preisniveau landen lassen, das dringend Unterbau benötigt. Die „kleine Jacke“, der Anorak, die versteckte Daune bringen genau das. Eine neue Optik, vor allem aber einen neuen Preispunkt, der wieder Lust auf Konsum macht. Warum sich der Dauerseller Daune unter Wolle-, Loden- oder Hightech-Obermaterialien versteckt? Weil es um das Image der Gänse- und Entenfedern nicht zum Besten steht. Die Diskussion um in Lebendrupf gewonnene Daune macht auch vor Herstellern nicht halt, die sich zertifizierter Quellen bedienen.
Save the Duck
Parajumpers
Haxton London
Handstich Fracomina
No.1 Como
Woolrich Ecoalf
G-Lab
Luis Trenker Berg
Parajumpers
Blauer USA
Tatras
Save the Duck
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Der moderne Dreiteiler
Ein Gentleman greift in der kommenden Saison auch gerne wieder zu einem alten Bekannten: dem Dreiteiler. Um ein Gilet ergänzt, zeigt der Anzug neue Modernität. Doch das Drei-Teile-Prinzip ist keinesfalls auf den Anzug beschränkt. Ein passender Schal (kein Tuch!) zu Casual-Sakko und Hemd, ein Hut zu Weste und Blazer, ein Strickgilet zu Lederjacke und Hemd. Fantasie darf, nein muss man haben, wenn man den neuen Look glaubwürdig umsetzen will. Ein Modethema, geradezu geschaffen für den Modehandel, der beraten kann.
MODE 081
CG Club of Gents Wool & Co
Closed
Marc O’Polo
Minimum Extended Lucky de Luca Milestone
Gas
Meindl
Tagliatore Sand CG Club of Gents Johnstons of Elgin
Stetson
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Mantel
Ein fulminantes Comeback. Der Mantel ist die Wachablöse für Outdoorjacken mit viel Funktion, Daunen und Parkas. Klassisch im besten Sinne und dabei doch so modern, dass der von vor fünf Jahren nicht herhalten kann. Gestochen scharfe Schnitte, die geradezu einladen, den Mantel als Key-Piece eines Outfits zu zelebrieren. Neue Längen, dominante Farben, Formen, die inszeniert sein wollen – gerade bei Frauen ist der Mantel das bestimmende Teil eines Winteroutfits. Die Männervariante hat nicht weniger Charakter. Sie allein bestimmt Ton und Tenor eines Outfits.
Marc Cain Milestone Minimum Extended
Tommy Hilfiger Tailored Tommy Hilfiger
Lodenfrey 1842
Blonde No8 Lodenfrey 1842
Closed Liu Jo Paltò
Luigi Borelli
Marc O’Polo
The Gigi
215 style in progress
Strick(-jacke)
MODE 083
Drew & Co
Da ist zunächst die Vielfalt der Materialien: Mohair, Bouclé, Zopfmuster, mit feinem Glitzern durch Glanzgarne oder Prints. Dann die vielen Ideen, was die Form betrifft: überschnittene Schultern, klassische Raglans, neue Längen. Von den Qualitäten ganz zu schweigen. Dicke, kuschelige, anheimelnde Mischungen, die beides im Blick haben: Alltagstauglichkeit und Kommerzialität. Und wenn all diese Komponenten stimmen, dann kann Strick, was man im kaum zutraut: fehlende Outdoorumsätze auffangen. Denn klar, mit Ausnahme der modischen, bauchfreien Pullis ist der herrliche Winterstrick auch ein perfekter Jackenersatz an milden Tagen.
Massimo Alba
Alpha Studio
Bob
Better Rich
Wool & Co
Bloom 0941
Blaumax
Lightning Bolt
Mountain Force
Closed
OC Authentic Fleece
Pringle of Scotland
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Verschlusssache
Deyk
Kühles Metall auf nackter Haut: Der Zipper ist in der kommenden Saison zu beliebt, um ihn auf einen Nebenschauplatz zu verweisen. Wird er vom rein funktionalen Aspekt befreit, kommt ihm große Inszenierungsmacht zu. Er verleiht einem Outfit etwas Rebellisches, eine Portion Rock ’n’ Roll, steht für das Unangepasste, wenn er auftritt, wo er eigentlich nicht hingehört. Er betont Taschen auf engen Hosen, verleiht Shirts eine unkonventionelle Note, lenkt die Blicke dorthin, wo etwas neu und anders ist.
Milestone
R 13
Spiewak
Marc O’Polo
Bomboogie
Marlino Mabrun
Meindl Ylati
IQ+ Berlin
Blonde No8
Liu Jo Belvest G-Lab
Sand
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Das echte Leder
MODE 085 B Belt
Weichgewaschen, worn-in, vorgeliebt? Ja, selbstverständlich – und in neuer Prominenz: als Abendkleid zum Beispiel. Doch in der kommenden Saison kehrt auch schwarzes Nappa zurück. Unbehandelt, ungewaschen, ungeschönt. So hart, so bockig, so steif wie es eben nun mal ist. Das passt perfekt zu wadenlangen Mänteln, figurnahen Blouson- und Biker-Jacken, sexy Minikleidern oder den neuen Hosen. Und zu Teilen, die man selten als Lederkluft sieht: Hoodies zum Beispiel, Gilets oder Daunenjacken.
Minimum
Keds
Meindl Parajumpers Luigi Borelli
Mabrun Iheart
Marc O’Polo
Vico
Liu Jo Blauer USA
Tommy Hilfiger
Drykorn
Drykorn
Drykorn
L(!)W Brand
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Die neue Schatzkammer Franz & Emil/Dresden. Die Residenzstadt Dresden ist in ihrem historischen Kern um eine Sehenswürdigkeit reicher. Nach vielen Jahren verwirklichte Thomas Acksel seinen Traum vom eigenen Laden. Mit seinem Store Franz & Emil hat er in seiner Heimatstadt die Anlaufstelle für Männer mit Charakter geschaffen. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Franz & Emil
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„Unsere Lage ist sensationell, wir liegen inmitten der wichtigsten Sehenswürdigkeiten, umgeben von einigen der besten Hotels in der Innenstadt“, erzählt Thomas Acksel. Nur einen Steinwurf von Frauenkirche, Semperoper, Schloßplatz oder Neumarkt und in direkter Nachbarschaft zum Residenzschloss mit der Staatlichen Kunstsammlung und dem neuen grünen Gewölbe hat er seinen Laden in der Fußgängerzone zum Durchgang auf die Augustusbrücke eröffnet. „Die ersten Wochen liefen sehr gut, wir haben viele Touristen hier. Der Anteil liegt bestimmt bei 70 bis 80 Prozent. Neben vielen deutschen Kunden, die mal für ein verlängertes Wochenende nach Dresden kommen, haben
wir Besucher aus der Schweiz, Südafrika oder den USA“, sagt Acksel. „Dank der vielen Kongresse und Tagungen sowie den zahlreichen (Weihnachts-) Märkten ist Dresden ganzjährig gut besucht. Im Moment planen wir die Erweiterung unseres Onlineauftritts, den wir um einen Shop ergänzen wollen.“ Eingerichtet ist der Laden mit alten Vintage-Möbeln und einigen Stücken der Berliner Manufaktur Noodels, Noodels & Noodels. Das Interieurdesign stammt vom Studio Albert + Guccione. Darauf ist Verlass
Der Namen Franz & Emil geht auf eine Bezeichnung aus dem Jargon der deutschen Fliegersprache zurück. Dort werden
Navigatoren Franz genannt und Piloten Emil. Beide müssen sich stets aufeinander verlassen können, um sicher ans Ziel zu kommen. Thomas Acksel wählte die Vornamen mit dem Zusatz Brands for Characters. Mit einer kaufmännischen Ausbildung als Basis hängte er seinen alten Job an den Nagel, kehrte nach sieben Jahren Berlin den Rücken und machte sich mit 45 Jahren mit seiner Freundin Anne Maria Gehlhar zurück in seine sächsische Heimat auf. „Bis heute haben wir es noch keinen Tag bereut. Und wenn so wie gestern ein Südafrikaner reinkommt, fünf Dukes-Gürtel, einen Lederling und eine Prps-Jeans kauft, dann macht es richtig Spaß. Wir haben auch
Thomas Acksel will seinen Kunden etwas Besonderes bieten und ihnen die Geschichten zu den Produkten und Marken näher bringen.
Eine Triumph Bonneville und ein großes Porträtfoto von Marlon Brando (Abb. oben) sind die Eyecatcher im Laden.
Kunden aus Dresden, die unser Konzept verstehen, die kaufen dann ihre Red Wings oder ihre Edwin Jeans bei uns“, erklärt er. Schon vor der Eröffnung hatte Franz & Emil bei Facebook über 1.000 Follower. Thomas
Acksel: „Wir bemühen uns, jeden Tag etwas bei Facebook und Instagram zu posten, zudem legen wir bei einem befreundeten Barber Shop Flyer aus, hatten einen halbseitigen Artikel in der lokalen Tageszeitung und
werden in Zukunft einige Events hier im Laden machen, wie z. B. Gay-Days oder Bands auftreten lassen. Wenn man nicht aktiv ist, bildet sich halt eben kein Stammpublikum.“
Franz & Emil Schloßstraße 20, 01067 Dresden/Deutschland www.franzundemil.com Eröffnung: 6. September 2014 Inhaber: Thomas Acksel Store Manager: Anne Maria Gehlhar Verkaufsfläche: 120 qm Marken Männer: Alden, Andersen-Andersen, Baracuta, Barbour Heritage, Bastong, Bowery, Corridor, C.P. Company, Deus ex Machina by Barbour, Dukes, DU4, Edwin Jeans, Fil Noir, Filson, Gilded Age, Gitman Bros., G.R.P., Inis Meáin, Japan Blue Jeans, Johnson Motors Inc., Knowledge Cotton Apparel, Levi’s Made & Crafted, Levi’s Vintage Clothing, Manifattura Ceccarelli, Merz b. Schwanen, Momotaro Jeans, Naked & Famous Denim, Nigel Cabourn, Prps Denim, Prps Noir, Railcar Fine Goods, Reds, Red Wing Shoes, Tellason, Tricker’s, Salvatore Piccolo, Schiesser Revival, Spiewak, Tanner Goods, Ten C Marken Accessoires: Diplomat Pen, Emma Opitz, Mühle Rasur, Passion France
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088 VOR ORT
Klein und fein, ein ausgesuchtes Sortiment, aufgeräumt präsentiert.
Töfflibueb Daniel „Dany“ Bächler hat seine Bestimmung gefunden: Der eigene Laden im Zürcher Kreis 3.
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VOR ORT 089
Was für „Töfflibueben“ Denim & Iron/Zürich. Echte Kerle mit Bikes haben in Zürich ein neues Mekka. Da, wo der Inhaber persönlich seine Norton im Laden parkt, genau da findet man Produkte, die Freiheit und Abenteuer atmen. Text: Dörte Welti. Fotos: Denim & Iron
Seit 15 Jahren ist Daniel Bächler im Modebusiness tätig. Ursprünglich Marketing- und Mediaplaner, startet er als Verkäufer bei VMC in Zürich, übernimmt danach die Geschäftsführung im Jet-Set-Store in Zürich und St. Moritz. Vor gut acht Jahren bot sich dann die Gelegenheit, bei Kahoona Ltd. als Teilhaber einzusteigen. Kahoona ist ein angesagter Casual Fashion Store im Züricher Seefeld mit einem Sortiment, das seinen Ursprung im Surfen und Snowboard hat – hang loose. Aber leider wird dem Unternehmen nach erfolgreichen 14 Jahren der Mietvertrag gekündigt und die Geschäftsleitung entscheidet, Kahoona komplett zu schließen. Wenn Träume wahr werden
Daniel Bächler bläst nicht lange Trübsal. Es ist Zeit für Veränderung, Zeit, einen leise schwelenden Traum umzusetzen: Seine Passion, das Biken, mit dem Beruf verbinden. Die Lösung: Ein kleiner feiner Laden nur für „Töfflibueben“, ein Biker-Eldorado mit hauptsächlich noch unbekannten Marken, die man sonst nirgends findet, wo sich das Lebensgefühl – hubraummäßig – schwerer Jungs Bahn brechen kann. Allein in Zürich und Umgebung gibt es bisher kaum Anlaufstellen. Daniel Bächler findet sein gewünschtes Ladenlokal im aufstrebenden Kreis 3, macht sich nach Los Angeles auf, um noch unbekann-
Alles, was Mann zum Motorradfahren braucht, aber auch sonst gerne trägt.
te Marken an Land zu ziehen, und sucht weltweit nach Dingen, an denen echte Biker einfach nicht vorbei kommen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Exklusiv in der Schweiz bietet Denim & Iron jetzt Chopper Fever, Leftfield NYC, Rogue Territory, Wrenchmonkees und viele weitere einzigartige Marken an. Prämisse: Was Mann hier findet, muss auch im Alltag casual und cool getragen werden können. Ein Spagat, der gelingt. Denn die Szene der Motorrad enthusiasten wächst stetig. Die Teilnehmerzahlen an den verschiedensten Veranstaltungen wie Wheels & Waves (Biarritz, Frankreich), The Distinguished Gentleman’s Ride (weltweit) oder Oil Leak Rumble (Zürich) vervielfachen sich von Event zu Event. Bächler ist sicher, dass dies erst der Anfang einer neuen Bewegung ist. Die Szene wird sich in den kommenden Jahren noch weiterentwickeln. Der Mix aus Freiheit, Unabhängigkeit, die Natur zu fühlen und dabei noch cool gestylt zu sein, passt in den Zeitgeist. Frauen sind Zukunftsmusik
Die Biker können sich aber längst nicht mehr nur für Zweiräder begeistern, auch Kunst, Graffiti-Art und ein gehobener Lifestyle spielen eine Rolle. Aspekte, die sich in Design, Schnitt und Material der Ware niederschlagen, wie Bandanas mit lässigen Prints auf Seide beweisen. Denim & Iron ist ein Look-&-Feel-Erlebnisladen geworden, jede Jacke schreit danach, ein Leben lang getragen werden zu wollen, die Jeans sind unbehandelte Raw Denims, die Boots superbequem und doch von derart handwerklicher Perfektion, dass sie als Begleiter für die Ewigkeit prädestiniert sind. In Bächlers kleinen Shop kommen bereits Kunden von weit her, es hat sich in Windes eile herumgesprochen, welche Unikate man dort einkaufen kann, übrigens auch online. Die Sachen sind nicht gesponnen teuer, sie sind einfach ihrem Wert angemessen. Vieles wird in Kleinbetrieben von Hand hergestellt. Die Norton Commander
750 Scramble von 1971 im Laden parken und dann sitzen und abwarten ist aber jetzt nicht Bächlers Ding. Der 41-Jährige, begeistert von dem fabelhaften Echo, spinnt bereits weiter. Eine Art Fabrikladen schwebt ihm vor, wo man das Bike-Gefühl leben und mit anderen teilen kann, wo auch Custombikes entstehen, man sich trifft, abhängt und fachsimpeln kann. Dann sollen auch Bikerinnen zu ihrem Recht kommen, der momentane Standort ist für ein Frauensortiment leider zu klein.
Denim & Iron Birmensdorferstraße 199, 8003 Zürich/Schweiz www.denimandiron.ch Eröffnung: September 2014 Inhaber: Daniel Bächler Anzahl der Mitarbeiter: 1 Verkaufsfläche: 60 qm, 20 qm Lager Marken Mode: Blitz Motorcycles, Chopper Fever, Edwin, E.L.M.C./Eastman Leather, El Solitario Motor Co., Filson, Five Brother, Gitman Vintage, Hemen Biarritz, Hawick, Iron and Resin, Johnson Motors Inc., Lee, Leftfield NYC, Levi’s Vintage, Merz b. Schwanen, Railcar Fine Goods, Rocky Mtn. Featherbed, Rogue Territory, Schott NYC, SNS Herning, Spiewak Golden Fleece, Tellason, Vanson Leathers, Velva Sheen, Wrenchmonkees Marken Schuhe: Chippewa, Red Wing, Tricker’s, Vans Marken Accessoires: AO Eyewear 1833, A Piece of Chic, Aviator Goggles, Bell Helmets, Blitz Motorcycles, Buco Vintage Helmets, Churchill Gloves, Deus ex Machina, Dice Magazine, Drake’s, Dukes, E.L.M.C./Eastman Leather, Filson, Heritage Post Magazine, Hestra Gloves, Iron and Resin, Johnson Motors Inc., Merz b. Schwanen, Moto Heroes Magazine, Otter Wax, Passion France, Pendleton, Poler Stuff, Red’s Leather, Rooktown, Stance, Stetson, Tanner Goods, The Barstow, Wrenchmonkees
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090 VOR ORT
Die Avantgarde ist zurückgekehrt Wormland/Berlin. Als Theo Wormland 1935 seine erste Filiale in Hannover eröffnete galt er zu Recht als Avantgardist der Herrenmode, der neue Maßstäbe und Ansprüche setzte. Eine Dependance des Menswear-Spezialisten in Berlin, noch immer deutsche Hauptstadt avantgardistischer Bewegungen in Kunst, Musik und Mode, war da natürlich längst überfällig. Text: Quynh Tran. Fotos: Wormland
Mit der Eröffnung der Mall of Berlin hat nun auch Wormland ein Hauptstadt-Debüt für seine maskuline Seite hingelegt. Während die Mall selbst die glorreiche Vergangenheit des Leipziger Platzes wieder aufleben lassen will und als Reminiszenz an das historische Wertheim-Kaufhaus der 1920er-Jahre schwarz-weiße Kacheln und goldiges Art déco vorherrschen lässt, wirkt Wormland wie ein Gegenstück, das das Unfertige, das Raue der Stadt feiert. Ein Hauptstadt-Haus
„Außergewöhnlich, cool und immer einen Schritt voraus in Sachen Style, Wormland passt perfekt zum Vibe der Stadt Berlin“, sagt Geschäftsführer Oliver Beuthien zum neuen Standort. So lautet das Konzept eben auch: Wormland – a piece of Berlin. Man wird von industriellem Chic und House-Beats, meist Compilations des hauseigenen Labels Wormland-Music, begrüßt. Dunkelgrauer Klinker, Sichtbeton, schwarze Stahlplatten und die Optik unverkleideter Rohre und Luftschächte geben das Gefühl, als wäre man direkt vom Shopping-Center in eine Industriehalle getreten, zu der die jungen Marken im Eingangsbereich – Diesel Black Gold, Transit, Scotch & Soda, Transit und die Hausmarken Theo und Autark – auch wunderbar passen. Die Must-Haves fallen ein bisschen trendiger und
avantgardistischer als anderswo aus, eben ganz so wie es die Tradition des Hauses will, einen Tick modischer als bei klassischen Herrenausstattern. Street Art und Konfektion
Auf der zweiten Etage wird die Musik leiser und das Ambiente wärmer. Vor den Fenstern hängen Street-Art-Installationen von Katrin Fridriks und auf rustikalen Eichengestellen gibt es Denim- und Outdoor-Labels wie Blauer USA, Calvin Klein Jeans, Canada Goose, G-Star, Replay und Wellensteyn. Noch ein Stockwerk höher wird die Stimmung dann beinahe gediegen: Das Holz dunkler, die Metallwände eleganter, die Musik tritt in den Hintergrund. Vor Regalen mit Kunstbüchern stehen Ledersessel und das Kaleidoskop der Fashion-Brands für Männer wird mit bürotauglicher Konfektion, Lederaccessoires von Marc Jacobs, Anzügen von Hugo und Tiger of Sweden sowie Mänteln von Drykorn und Karl Lagerfeld abgerundet. Von avantgardistischer bis klassischer Mode ist bei den über 50 Marken auf drei Etagen fast für jeden Geschmack etwas dabei. Das klare Innenraumkonzept und die geschulten Verkaufsberater sind den Herren der Schöpfung bei den eher ungeliebten Einkaufsprozeduren sicherlich eine willkommene Bereicherung in der Stadt. Mit Labels wie Armani Jeans, Boss und Strenesse, die man
50 Mitarbeiter stehen für Beratungsqualität. Damit will man sich deutlich vom Mitbewerb abheben.
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sonst eher selten in Einkaufszentren findet, ist Wormland mit seinem ausgewählten Sortiment in bester Gesellschaft. Denimund Young-Fashion-Labels wie 7 for all Mankind, Denim & Supply by Ralph Lauren, Hollister oder G-Star geben der Mall einen eigenständigen Markenmix und eine hohe Dichte an jungen Marken, wie es sie sonst in Berlin nur am Hackeschen Markt gibt. Über Berlins Szene hätte sich Gründervater Theo Wormland, Kunst- und Musikförderer und bekannt für sein progressives Denken, sicher gefreut. Und vielleicht auch darüber, dass er dazu beiträgt, eine Brache wiederzubeleben, an der einst ein jüdisches Kaufhaus stand – hat er sich doch einst geweigert, ein von Juden zwangsenteignetes Gebäude zu beziehen.
Wormland Men’s Fashion Mall of Berlin, Leipziger Platz 12, 10117 Berlin/Deutschland Eröffnung: September 2014 CEO: Oliver Beuthien Verkaufsfläche: 2.000 qm Anzahl der Mitarbeiter: 50 Marken: Belstaff, Blauer USA, Canada Goose, Calvin Klein, Cinque, Denham, Diesel, Drakewood, Drykorn, G-Star, Hugo Boss, Karl Lagerfeld, Marc Jacobs, Nagano, Nudie Jeans, Pierre Balmain, Replay, Scotch & Soda, Strellson, Tiger of Sweden, Wellensteyn u. v. m.
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Rau, offen, unfertig – Wormlands Filiale in der Mall of Berlin zollt dem Charakter der Stadt Tribut.
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Kleiderstangen der Berliner Möbelmanufaktur Noodles, Noodles & Noodles zum Einsatz zu bringen, war für Mark McGuire ein Herzenswunsch.
Der Glücksgriff A Good Man/Berlin. Eigentlich war Mark McGuire auf der Suche nach einem größeren Büro für seine Agentur. Was er fand, war die perfekte Location für einen kleinen Männerladen. Er hörte kurzerhand auf sein Bauchgefühl und startete einfach durch. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: A Good Man
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In der Modebranche ist Mark McGuire wahrlich kein unbeschriebenes Blatt, die meisten kennen den Wahlberliner aus seiner früheren Tätigkeit für verschiedene große Messen. Sein hervorragendes Netzwerk half der spontanen Idee schnell auf die Beine, einen Laden für qualitativ hochwertige Menswear mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis zu eröffnen. „Die Entscheidung wurde binnen einer Woche getroffen, vollkommen asynchron zum Kollektionsrhythmus. Wir hatten natürlich keine Vororders platziert. Stattdessen haben wir befreundete Agenturen und Vertriebe angerufen und nach vorrätiger Ware gefragt, um unser Sortiment zusammenzustellen“, erinnert sich McGuire. Zuerst kommen Freunde, Bekannte und Nachbarn, jetzt auch immer mehr Touristen. „Die Gegend zwischen westlicher Torstraße und dem Fußballplatz des SV Blau Weiß Berolina Mitte entwickelt sich zum Publikumsmagnet. Männer, die ihre Kinder zum Fußballtraining bringen, kommen immer an unserem Laden vorbei. Direkt nebenan ist ein etablierter Goldschmied und ein gut frequentierter Möbeldesigner. An der Ecke auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist das Restaurant Lokal, in dem
unsere Zielgruppe mittags und abends regelmäßig vorbeischaut“, erklärt er seinen Kiez. Mitten im Leben
Die Preislagen bei A Good Man sind im kommerziellen Mittelfeld. Hemden von DU4 oder ein Paar Dr. Martens gibt es um 150 Euro, ein zweiteiliger Anzug von Ben Sherman kostet 300 Euro, Pullover von Knowledge Cotton Apparel von glücklichen Schafen liegen um 170 Euro. Bodenhaftung behalten, heißt die Devise: „Zu uns kommen Männer, die keine Zeit und keine Lust haben, in großen Kaufhäusern oder Onlineshops einzukaufen. Die werden gerne abgeholt, mögen ehrliche Beratung, guten Service und wenn man sie mit Handschlag verabschiedet.“ Die Klientel des Ladens wächst auf Empfehlung, Werbung macht Mark McGuire vorerst nur auf Facebook und Instagram. Selbstgestrickt, aber keinesfalls unprofessionell: Ein Freund modelte beim Shooting für die Herbst-/Winter-Kampagne und brachte gleich noch sein altes braunes Alpha Romeo Coupé mit. „Es ist ein bisschen wie im Tante-Emma-Laden, die Kunden kommen, quatschen, trinken einen Kaffee. Andere wiederum sind auf Entdeckungsreise abseits
der ausgetretenen Pfade, um etwas zu kaufen, das es nicht an jeder Ecke gibt“, erklärt der fast 50-Jährige. So wie die Kollektion von Brosbi aus Dortmund, die bunten Socken des holländischen Labels Effio oder die Dufflecoats von Menil aus dem Londoner Eastend. Neue Marken sucht Mark McGuire in erster Linie auf der Seek in Berlin. Für 2015 plant er kleine Incentives für seine Kunden in Form von Events: „Die Jungs von Oak werden an einem Abend etwas über Bartpflege erzählen, auch Ben Sherman hat sich schon etwas überlegt und mein alter Freund Professor Jo Groebel wird über allgemeine Themen wie Etikette und den Gentleman an sich referieren.“ A Good Man Kleine Hamburger Straße 3 10115 Berlin/Deutschland www.agoodman.de Eröffnung: November 2013 Inhaber: Mark McGuire Anzahl der Mitarbeiter: 2 Verkaufsfläche: 30 qm Marken Männer: Ben Sherman, Blaumann, Brosbi, Dr. Martens, DU4 Shirtmakers, G-Lab, Knowledge Cotton Apparel, Menil, Natural Selection, Tricker’s Marken Accessoires: Bagagiste, Effio Socks, Enter Bags, Oak Beard Oil
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Glänzende Entscheidung Golden Carrot/Zürich. Nicht lange fackeln, Gelegenheiten beim Schopf packen – so ist Cristina Bintintan bisher da hingekommen, wohin sie wollte. Und während diese Geschichte entsteht, gibt es eine neue Chance: Sie kann in einen größeren Laden umziehen. Text: Dörte Welti. Fotos: Dörte Welti, Cristina Bintintan
Vor rund zwei Jahren packte Cristina Bintintan das Projekt „Ich eröffne einen Laden“ an. Was sie verkaufen wollte, war der erklärten Schuhliebhaberin klar: Schuhe, aber nicht nur. Ihr bisheriger Job als Angestellte eines Medizinaltechnikbetriebes brachte viele Reisen mit sich und immer dieselbe Frage: Warum findet man in Zürich so wenig schöne Schuhe? Also das, was Cristina Bintintan darunter verstand und was ihr mit Schuhgröße 41 auch passt und vor allem gefällt, ein sensibler Punkt. 2010 stieß sie auf die Marke einer lebenslustigen Japanerin, die in Spanien lebt und dort auch – natürlich Schuhe – produziert: Chie Mihara. Ein Aha-Erlebnis, die zukünftige Ladenbesitzerin wurde regelrecht süchtig und reihte sich freudig in die stattliche Zahl weltweit verstreuter ein. Viele dieser außergwöhnlichen Modelle türmten sich mit der Zeit zu Hause, so viele, dass der Lebenspartner schon fand, mit dem Bestand könne man easy einen Laden aufmachen. Wenig später entdeckte sie Cydwoq, eine Marke handgemachter Schuhe aus den USA und wunderbare Ergänzung zu Chie Mihara. Und Bintintan fand: Jetzt hat der Freund Recht, ein Laden ist das Ziel. Den Kunden etwas mehr bieten
Von Anfang an war klar: Ein Schuhladen alleine ist in sich zu wenig, etwas anderes muss her, eine Idee, ein Konzept. Zufällig
ergab sich im trendigen Züricher Seefeld die Gelegenheit für einen 65 Quadratmeter Laden mit 15 Quadratmeter Lagerfläche, nicht erste Laufgegend, aber in guter Nachbarschaft. Die gebürtige Siebenbürgerin rechnete, plante das Sortiment und begann, auf der GDS, Micam und White einzukaufen. Der Rest entwickelte sich. Ihre Spezialität sind spezielle, kunstsinnige Präsentationen, zum Beispiel Cashmere-Skulpturen und Leder-Architektur, mit Vernissage als Kundenevent. Sie lädt zu besonderen Weindegustationen ein, etwa mit Wein vom kleinsten Weinberg der Toskana, zum Apéro – einer gemütlich-genüsslichen Zusammenkunft – einfach so, oder weil eine neue Marke angekommen ist. Mindestens einmal im Monat ist was los und um der Laufkundschaft die Schwellenangst zu nehmen, werden sympathische Schilder wie für ein Bistro auf das Trottoir gestellt. Night Shopping kommt im verwöhnten Zürich gut an und auch eine Styling-Show mit Promi-Stylist Martin Dürrenmatt und Szene-Schmuckdesignerin Susi Prinz war top besucht. „Jeder Anlass bringt eine andere Art Leute in den Laden“, freut sich Cristina Bintintan. „Die Kunden können gewiss sein, dass es auch bei den Events immer nur Sachen zu sehen, zu essen oder zu trinken gibt, die nicht Massenware sind.“ Wie die Schuhe. In kürzester Zeit hat sich die studierte Betriebswissenschaftlerin auch bei den Herstellern derart einen Namen gemacht, dass einige ihr Mitspracherecht beim Gestalten der Modelle einräumen oder sogar extra für sie produzieren, wie kürzlich ein Schuhmodell der vergangenen Saison, das aber in Zürich wie grüner Klee wegging. Golden Carrot weiß nämlich, wie der Hase läuft. Mehr Platz für Männer
Das Interieur stammt von Symbiosis und lässt sich modulartig einsetzen.
Jetzt gibt es den neuen Ort, endlich auch mit Männersachen, die vorher im Sortiment praktisch nicht vorkamen. Wieder so ein Zufall, eine Location in besserer Lage und näher zur City, auf die Cristina Bintintan schon eine
Cristina Bintintan bietet ihren Kunden auch Kunst, Spaß und gute Gesellschaft.
Auge geworfen hatte, wurde frei. In weniger als vier Wochen ist der Umzug erledigt, die Ladeneinrichtung, Déshabillée heißen die Stücke – liebevoll angefertigt von einem Designerpaar aus Como, Draga Obradovic und Aurel K. Basedow von Symbiosis – kann mit umziehen. Kostenbewusst wird alles wiederverwendet. Déshabillée sind auch recycelt und aus alten Möbeln aller Epochen hergestellte neue Unikate. Wer will, kann sie kaufen. Cristina Bintintan achtet auf Nachhaltigkeit, beste Qualität und darauf, dass sie ausschließlich Kleinserien hat. Massenware kommt nicht in ihre Gestelle. Ein guter Nährboden für die Zukunft.
Golden Carrot Seefeldstraße 152, 8008 Zürich/Schweiz www.goldencarrot.ch Eröffnung: Oktober 2013 Inhaberin: Cristina Bintintan Anzahl der Mitarbeiter: 1 Verkaufsfläche: 65 qm Marken Frauen: Chie Mihara, Cydwoq, Kron by Kronkron, La Bottega di Lisa, Minna Parikka, Objects in Mirror, Primabase, Shani Bar Marken Männer: Cydwoq, Fracap, Grenson, Primabase Marken Taschen und Accessoires: Alchimia, Cydwoq, Draga Obradovic, Hester van Eeghen, Philomijn, Retroprose Marken Lifestyle und Schmuck: Carla Szabo, Gem Kingdom, Luna Design
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Über den großen Teich Der Onlineshop Ella + Rubi will spannende, europäische Brands dem US-Publikum schmackhaft machen. Vorgelebt von seinen Macherinnen Daniela Juhala und Amy Rasmusson Radich. Text: Martina Müllner. Fotos: Ella + Rubi
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Portland, Oregon, ist nicht gerade die Stadt, in der Trends gemacht werden, sieht man von den Hauptquartieren von Sportgiganten wie Adidas und Nike einmal ab. Trotzdem haben sich die gebürtige Wienerin Daniela Juhala und ihre US-amerikanische Businesspartnerin Amy Rasmusson Radich genau diesen Ort ausgesucht, um ihren Onlineshop Ella + Rubi zu lancieren. Die beiden Vornamen sind ihre „Fashion Alter Egos“, Sinnbild der Frauen, die die beiden einkleiden wollen. „Be uncommon“, lautet die Aufforderung an Kundinnen in der Launchsaison; illustriert mit lebensbejahenden, fröhlichen Lifestyle shots, die Ella + Rubi greifbar machen sollen. Auch wenn die Prototypinnen des Onlineshops
von professionellen Models dargestellt werden – Daniela Juhala und Amy Rasmusson Radich verstehen, dass E-Commerce ein Gesicht braucht. Besonders, wenn man mit einem Ansatz wie die beiden antritt. „Wir wollen für hierzulande unbekannte europäische Marken und diesen besonderen europäischen Style stehen“, erklärt Juhala. Aus ihrer alten Heimat hat sie eine Reihe Marken mitgebracht, die in den USA noch nicht präsent sind. Hervorragend Netzwerken
Kaum war die Idee des eigenen Onlineshops geboren, setzten die beiden Modeinsiderinnen ihr Netzwerk in Bewegung: Zuletzt als internationale PR-Managerin bei George Gina & Lucy tätig, kennt Juhala nicht nur
die Messelandschaft in Europa perfekt, auch Agenturen, Distributeure und – wie heißt es so schön – Influencer füllen das Adressverzeichnis ihres omnipräsenten iPhones. Redaktionskontakte in den USA und ein Netzwerk aus guten Kontakten aus Rasmusson Radichs Zeit im Vertrieb machte den Onlineshop schon greifbar, als er noch gar nicht am Netz war. „Bei seinem eigenen Baby ist man natürlich überkritisch“, gibt Rasmusson Radich zu. „Wichtig war uns, dass alles von der ersten Minute an professionell aussieht. Wir wollten dieses Mutti-schicktaus-der-Garage-Image auf jeden Fall vermeiden“, sagt Juhala. Mit Eightday heuerten die beiden eine Spitzenagentur für die visuelle Umsetzung an und
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Style Advisors wollen die Damen von Ella + Rubi sein – mit saisonal wechselnden Mottos, die US-Kundinnen zum Blick über den modischen Tellerrand auffordern.
Nur nicht glatt gebügelt: Die hohe Kunst des legeren Freistellerbildes hilft den Casual-Chic des Sortiments zu unterstreichen.
ließen dem Kreativen Kyle Wiley weitestgehend Freiheit. „Er hat unsere Ideen ganz schön auf den Kopf gestellt, das war gut so“, lacht Juhala. Der Stil, von dem wir glauben, er käme aus den USA
Im Einkauf konzentrierten sich die beiden auf einen Stil, von dem Europäer glauben, er käme aus den USA: Comfy-Wear, gemixt mit mutigen Statement accessoires, die aus der Edeljogginghose und dem Sweater ein Outfit machen. „Wir wurden ganz oft angesprochen und gefragt, wo man das, was wir tagtäglich tragen, kaufen kann“, erzählt Juhala. „Dabei müsste man doch meinen, dass die USA Geburtsstätte dieses Looks ist – aber die elegante Variante,
die wir in Europa kennen und kultivieren, ist hierzulande eine echte Rarität. Sportklamotten ja, aber keine Sportswear und besonders nicht dieser Chic“, ergänzt Rasmusson Radich. Umso besser, so können sich die beiden Geschäftsfrauen nicht nur einen persönlichen Traum erfüllen, sondern auch in eine Pionierrolle schlüpfen. Einem Schatzkästchen soll ihr Shop entsprechen, in dem man immer wieder Neues entdecken kann. Dieses Schatzkästchen öffnet sich übrigens nicht nur online: Regelmäßige Kundenevents in charmanten Locations in Portland begleiten das Konzept von Ella + Rubi, genau wie Trunkshows in New York und Los Angeles. Dass das nur der Anfang der Unternehmungsfreude der beiden ist,
versteht sich fast von selbst: „Wir sind offen: Ob wir Marken im Aufbau einer Distribution in den USA unterstützen oder ihre Kommunikation hierzulande nach vorne bringen – unser Netzwerk und unsere Erfahrung teilen wir gerne“, so Juhala.
Ella + Rubi PO Box 593, West Linn, Oregon/USA, www.ellaandrubi.com Inhaberinnen: Daniela Juhala, Amy Rasmusson Radich Eröffnung: November 2014 Marken Frauen: Ella + Rubi, Gwynedds, Shae Marken Accessoires: Bands of L. A., Chic & Ethnic, Daniel Wellington, George Gina & Lucy, Plomo o Plata, Tyoulip Sisters, T-Kees, Warm-Me
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096 editor’S Letter /// Impressum
Eigentümer, Verleger, Redaktion & Anzeigen UCM-Verlag B2B Media GmbH & Co KG Salzweg 17, 5081 Salzburg-Anif Österreich T 0043.6246.89 79 99 F 0043.6246.89 79 89 office@ucm-verlag.at www.ucm-verlag.at
Das Wahrnehmungsproblem
B
erlin nach der großen Zäsur. Es waren sehr gute, konzentrierte und arbeitsintensive Tage. Die Stimmung war deutlich besser, als man nach diesem elenden Herbst erwarten durfte, weil offensichtlich die Erkenntnis vorherrscht, dass man sich den Herausforderungen besser aktiv stellen sollte, als sie als schicksalhaft zu bejammern. Und weil, um das auch mal zu betonen, die Messeveranstalter einen guten Job gemacht haben. Premium, Panorama, Show & Order und Seek haben ihre Positionierung gefunden und gestärkt. Der Bedarf vieler Hersteller nach einer alternativen Plattform aufgrund der Turbulenzen und der letztlichen Absage der Bread & Butter hat dazu noch beigetragen. Diese Chance zu nützen, war völlig legitim und sie wurde genützt. Berlin hat sich also als ausgezeichneter, differenzierter Standort präsentiert. Wenn wir als Branche der Meinung sind, dass wir dieses Angebot in Deutschland brauchen, dann sollten wir diesen Standort nicht nur schätzen, sondern bewusst pflegen. Denn nicht nur die Messeveranstalter, sondern wir alle sind dafür verantwortlich, ob der wichtigste europäische Bekleidungsmarkt, also der deutschsprachige, eine eigene, seiner Bedeutung angemessene Business- und Kommunikationsplattform hat ... oder eben nicht. Was sich in jeder Diskussion 215 style in progress
über den Modestandort Berlin aufs Neue zeigt, ist allerdings das massive Wahrnehmungsproblem, mit dem die Mode- und Bekleidungsbranche in Deutschland fast schon traditionell zu kämpfen hat. Es fehlt schlicht das breite Verständnis für die gesellschaftliche, kulturelle und eben auch bzw. vor allem wirtschaftliche Bedeutung. Dies zu ändern, hat sich der während der Berliner Fashion Week erstmals öffentlich präsentierte „German Fashion Design Council“ zum Ziel gesetzt. Gegründet auf Initiative von Vogue-Chefredakteurin Christiane Arp, wollen namhafte Modeexperten und Branchenvertreter wie Anita Tillmann, Mario Eimuth oder Dirk Schönberger dazu beitragen, das kreative Potenzial in Deutschland und dessen Relevanz als Wirtschafts- und Kulturgut zu fördern und die öffentliche, mediale und wohl auch politische Wahrnehmung zu verändern. Das ist zunächst einmal ohne Wenn und Aber begrüßenswert. Dennoch offenbart sich genau anhand des „German Fashion Design Council“ auch ein Teil des Problems. Die fehlende „Volksnähe“. Mode wird in Deutschland entweder gar nicht, als sehr oberflächlich oder sehr elitär wahrgenommen. Also als exklusives Thema der kulturellen Upperclass. Und alles andere ist nur Bekleidung, Klamotten, kommerziell – für die Massen eben. Aber man kann das eine nicht vom anderen trennen. Wer
ein neues Bewusstsein für Mode und letztlich hoffentlich auch ein verändertes Konsumverhalten in unserer Gesellschaft verankern will, muss sich auch damit auseinandersetzen, dass es zum Volkssport geworden ist, sich bei Primark für eine Handvoll Euro die Einkaufstaschen vollzustopfen. Oder mit der Frage, warum immer mehr Konsumenten den regulären Verkaufspreis für versuchten Betrug halten. Keine wirklich schönen Themen, aber elementar, wenn es um wirklich gesamtgesellschaftliche Bewusstseinsbildung geht. Vielleicht bin ich voreilig, denn Details zu den Plänen will GFDC erst im Frühjahr be kanntgeben. Aber ich darf an dieser Stelle zumindest den Wunsch äußern, den Blick über den Tellerrand einer bildungsbürgerlichen Elite zu wagen und auch dort hinzusehen, wo Mode nicht cool, schön und aufregend ist, sondern eben ein wirklich umfassender Spiegel der Gesellschaft. Und die ist teilweise eben auch ein wenig hässlich. Ihr Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at PS: Berlin wird nie Paris werden. Und das macht überhaupt nichts. Weil Berlin ja ohnehin schon Berlin ist.
Geschäftsführer Stephan Huber Nicolaus Zott
Chefredakteure Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Martina Müllner martina.muellner@ucm-verlag.at Art Directrice/Produktion Elisabeth Prock-Huber elisabeth@ucm-verlag.at Autoren Isabel Faiss Mody Al Khufash Petrina Engelke Thesy Kness-Bastaroli Ina Köhler Kay Alexander Plonka Nicoletta Schaper Quynh Tran Dörte Welti Katharina Wohlfahrt Fotografen/Illustratoren Maximilian vom Hofe Claudia Meitert Bernhard Musil Peter Schaffrath Bildbearbeitung Anouk Schönemann anouk.schoenemann@ucm-verlag.at Anzeigenleitung Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Verlagsassistenz, Vertrieb Sigrid Staber sigrid.staber@ucm-verlag.at Christina Hörbiger christina.hoerbiger@ucm-verlag.at Lektorat Johannes Seymann Übersetzung Manfred Thurner Druck sandlerprint&packaging 3671 Marbach, Österreich Druckkoordination Manfred Reitenbach
Nächste Ausgabe 29. Juni 2015
MÜNCHEN_MAXIMILIANSTRAßE 27 KEITUM/SYLT_C.-P.-HANSEN-ALLEE 1 SPORTSWEAR COMPANY GERMANY GMBH _ +49 (0)89 35892730 40223 MEMBRANA 3L TC BOMBER JACKET IN THREE-LAYER LIGHTWEIGHT PERFORMANCE FABRIC MADE OF AN OPAQUE NYLON OUTER FACE LAMINATED TO A BREATHABLE, WATER RESISTANT MEMBRANE, PROTECTED BY AN IMPERCEPTIBLE POLYESTER BASE. STONE ISLAND’S GARMENT DYEING EXPERTISE GIVES AN OUTSTANDING COLOUR TO THE OUTER FACE WHILE PRESERVING THE PERFORMANCE FEATURES OF THE INNER MEMBRANE. THE ADDITION OF A SPECIAL AGENT TO THE DYE FORMULA MAKES THE PIECE ANTI-DROP. RAISED COLLAR WITH CONCEALED HOOD. POCKETS WITH DIAGONAL ZIP FASTENING. RIBBED CUFFS AND BOTTOM BAND. ZIP FASTENING. WWW.STONEISLAND.COM