winter 13/14
# 2.2013
Online? Ja! Onlineshop? Muss nicht sein! /// Inszenierung statt Rabatte. Rezepte für einen gesättigten Markt /// Community ersetzt Zielgruppe. Die wichtigsten Trends im Shopdesign /// Flucht nach oben. Die Mode setzt auf Trading up ///
style in progress
Christian Mikunda
€ 6,90
„Wir alle kaufen uns Gefühle.“
HAVE YOU SEEN PEPE? PEPEJEANS.COM WATCH THE FILM AT
www.friendly-hunting.com Friendly Hunting, OTO GmbH | Taubrunnenweg 6 | 84424 Isen-Mittbach | T: +49 - (0)8124 - 909783 | F: +49 - (0)8124 - 909784 | info@friendly-hunting.com NamastĂŠ - The school project | www.namaste-project.com | Kto. Nr: 215145 | BLZ: 71152680, Sparkasse Wasserburg am Inn
rene-lezard.com
fall winter 2013
008 editorial
Mode als Bluechip
Coverfoto: David Sailer
213 style in progress
Liebe Leserinnen und Leser, die style in progress Redaktion lebt die Selektion. Unserem inhaltlichen Fokus entsprechend, konzentrieren wir uns auf die schönen, ehrlichen, wertigen Produkte in der Modeindustrie – und die stehen einmal mehr im Fokus dieser Ausgabe. Frisch von den Messen bringen wir die Trends, die diesen Namen absolut nicht mehr verdienen. Nicht weil die modische Innovation vermisst werden würde, sondern weil – sein wir uns ehrlich – Trends nicht mehr das Maß der Dinge sind. Wer Kunden zum Kauf verführen will, muss, nein, nein, nicht bloß Geschichten bieten. Er muss seinen Kunden das Gefühl geben, eine sinnvolle und dauerhafte Investition zu tätigen. Um selbst zur heißen Aktie zu werden – wie zum Beispiel Brunello Cucinelli (Ich halte nichts von erschwinglichem Luxus, ab Seite 128) –, muss man Werte verkaufen. Das weiß man in Mailands Via Montenapoleone genauso wie in Londons Savile Row, wo Werte zum Anziehen ein großes Comeback feiern. So zum Beispiel bei der neuen alten Marke Hardy Amies (Ein Gentleman mit Damenbegleitung, ab Seite 094). Doch es müssen nicht immer die glanzvollen Adressen sein: Leder von Meindl aus Kirchanschöring (Die jodelt nicht, ab Seite 098) hat mit seiner jahrhundertealten Verarbeitungstradition auch Trend-Stores für seine Kunstwerke aus Leder begeistert. Wie man diese Werte inszeniert, weiß im deutschsprachigen Raum kaum einer besser zum Ausdruck zu bringen als der gebürtige Österreicher Christian Mikunda. Im Longview mit Stephan Huber (Ich gehe in keinen schlecht gemachten Shop, ab Seite 058) wirbt er flammend um Begeisterung – für und des Kunden. Beispiele, in denen Mikundas Wahr- und Weisheiten nahezu mustergültig umgesetzt sind, bietet der „Vor Ort“ Teil unserer aktuellen Ausgabe (ab Seite 158). Amicis in Wien, The Hoodie Shop in New York, Waldraud in Zürich, Zwicker in Konstanz und viele mehr stellen unter Beweis, dass dort nicht nur ein Trend lockt und nicht nur ein so gut gemachtes Kleidungsstück, das Investitionsgut ist, sondern auch
die perfekte Inszenierung. Wie diese in Zukunft aussehen kann, erörterte Ina Köhler mit den führenden Ladenbauern unserer Breitengrade (Technologie trifft Gemütlichkeit, ab Seite 070). Ein Schlagwort, das häufig fällt: Die Verbindung der klassischen Retail-Welt mit Online- und Mobile-Commerce. Wie das funktioniert hat Martina Müllner für Sie recherchiert (Online ohne Shop, ab Seite 064). Um Zukunftsthemen kreisen auch die Gespräche der süddeutschen Premiumhandelsgrößen, die mit Stephan Huber am runden Tisch diskutierten (Es gibt nicht DIE Kunden, es gibt DEN Kunden, ab Seite 120). Wichtigste Erkenntnis: Der Kunde hat sich verändert. Wie, weiß zum Beispiel Lisa Trautmann. Spätestens seit sie gemeinsam mit internationalen Kollegen das Phänomen des Hipsters (Global Hipsterism, ab Seite 108) untersucht hat. Freilich, nicht alle Ihre Kunden werden zur Hipster-Olympiade antreten: Aber Sie werden Ihnen Vertrauen und Treue schenken – wenn die Mode in Ihrem Geschäft, Ihr Personal und Ihr Service genau das fördern. Viel Vergnügen beim Lesen, Ihr Team von style in progress
ERRATUM: Uns ist in der letzten Ausgabe ein Fehler unterlaufen, den wir hiermit richtig stellen möchten. Für den Vertrieb von Etiqueta Negra in Österreich ist die ACO Modeagentur mit Peter Mayer verantwortlich.
www.marc-o-polo.com
010 inhalt
The Longview 058 „Ich gehe in keinen schlecht gemachten Shop“ style in progress im Gespräch mit dem Christian Mikunda über die Macht der Inszenierung im Ladenbau
So Läuft’s 064 Online ohne Shop Smarte Ideen für E-Commerce ganz ohne Webshop
058
070 Technologie trifft Gemütlichkeit Führende Ladenbauexperten verraten Tendenzen in Shoparchitektur und Visual Merchandising 078 Hotel Boutique Hotel Die Hochzeit von Mode und Tourismus bringt spannende Konzepte 084 Noch eins draufsetzen Die Rentabilitätskaiser der deutschen Modeindustrie krönen ihr Jubiläum architektonisch 088 Erschaffung neuer Welten Don Gils Erben in der österreichischen Modehandelslandschaft 092 Das Prinzip des Wandels Airfield setzt auf Veränderung 094 Ein Gentleman mit Damenbegleitung Savile Row reloaded: So sieht Herrenschneiderei im 21. Jahrhundert aus 095 Mit Liebe designt, mit Passion gemacht Claudio Grotto und seine Passion für alles, was vorwärts bringt
064
096 Die Ware begreifen Am Anfang war der Loden: ein Familienunternehmen auf internationalem Erfolgskurs 098 Das Ding jodelt nicht Jahrhundertealtes Handwerk bei Meindl 101 Der Schuh des Architekten Skulpturales Design und Mut zum Außergewöhnlichen bei United Nude 102 Eyecandy Schuh-Store-Designs, bei denen man aus den Schuhen kippt 108 Global Hipsterism Dem Hipster in Berlin, Liverpool und Helsinki auf den Zahn gefühlt
Im Gespräch 070
213 style in progress
120 „Es gibt nicht DIE Kunden, es gibt DEN Kunden“ Eine Diskussion über den Preis des Wachstums
012 inhalt
©breadandbutter.com/Christoph Neumann
126 „Wir haben Wachstumspläne zu realisieren“ style in progress im Gespräch mit Timberland Vice President Timo Schmidt-Eisenhart 128 „Ich halte nichts von erschwinglichem Luxus“ Brunello Cucinelli über puren Luxus 129 „Frauen wollen andere Geschichten“ Ein Kommentar von Nicoletta Schaper
Mode
038
038 Review Berlin 130 Trends Herbst/Winter 2013/14 142 Die Hosen an 150 Neue Muster
Vor Ort 158 Shoppingfreu(n)de Amicis Women und Amicis Men, Wien 161 25.000 Papiertüten für Beyoncé Owen, New York 162 Nicht ohne Kapuze The Hoodie Shop, New York 163 Schwein gehabt Waldraud, Zürich 164 Neuer Luxustempel in Mailand Excelsior Milano, Mailand
142
166 Vintage als Lebenseinstellung Dressingroom & Home, München 170 Unverbindlichkeit als Tugend Mode für Männer, Konstanz 172 Alles bleibt anders Gassmann, Zürich 173 Im Westen wirklich was Neues! KaDeWe, Berlin 174 Mutig war’s schon Monox, Aachen 175 Mode und Kunst unter einem Dach The Space, Paris
150
213 style in progress
Standards 008 Editorial 016 Jetzt 046 Finden wir gut 176 Editor’s Letter/Impressum
016
jetzt
Edwin
HeiSSe Kiste
Eine Capsule-Kollektion innerhalb der Frühjahr-/Sommer-Kollektion widmet die Jeansmarke Edwin einer großen Inspirationsquelle: dem Motorradfahren. Und weil es nicht irgendwelche Bikes sein sollen, die Edwin zu neuen Styles anregen, heuerte man die Jungs von Blitz Customs an. Motorradfans ist damit bereits alles gesagt, allen anderen sei verraten: eine sehr anerkannte Kultmarke für individualisierte Motorräder. Die entsprechenden Teile verstehen, was der Motorradfahrer will: keine hell gefütterten Hosentaschen zum Beispiel. Darauf würden sich Ölflecken nämlich gar nicht gut machen. Was braucht man mehr, um das Biker-Herz höher schlagen zu lassen? Japanischen Denim, zum Beispiel. www.edwin-europe.com Hollywood in Wien: Adrien Brody bei der Wiedereröffnung von Diesel am Kohlmarkt.
Diesel
Hey, Mr. Brody
Adrien Brody als hübsches Beiwerk zu einem hübschen, neu gestalteten Shop: Auf Wiens Luxusmeile Kohlmarkt hat Diesel seinen 2006 eröffneten Flagship-Store einem Re-Make unterzogen. Zur Neueröffnung lockte man den charakterstarken Hollywoodstar ins vorweihnachtliche Wien. Glanz und Gloria sollten nicht fehlen, kein Wunder, haben sich doch auch die Nachbarn des Ladens ordentlich herausgeputzt: In diesem Winkel der Luxuseinkaufsstraßen Wiens eröffnen reihum neue Luxustempel, von Luis Vuitton bis Prada, dazwischen noch High-End-MultibrandStores wie Amicis. Entsprechend glamourös auch die Auswahl, die Diesel am Kohlmarkt präsentiert: Diesel Black Gold wird prominent platziert, Zwischenkollektionen wie Diesel Resort geben die Chance, mit dem Takt der Haute-Couture-Nachbarn mitzuhalten. www.diesel.com
Gemeinsame Leidenschaft: Die Liaison zwischen Edwin Jeans und Blitz Customs. Supermodel Lara Stone ist seit mehreren Saisons Gesicht und Körper von Calvin Klein Jeans und Calvin Klein Underwear, die zu Warnaco gehören.
Phillips-Van Heusen
Der US-amerikanische Bekleidungskonzern schluckt Calvin Klein
Beim Umsatz verfehlt die PVH Corp. im dritten Quartal 2012/13 das Vorjahresniveau knapp um ein Prozent, dafür steigen die Ausgaben. Denn PVH-Chef Emanuel Chirico kündigte nicht nur an, aggressiv zukaufen zu wollen, er übernahm Anfang 2013 den Wettbewerber Warnaco und damit die Lizenzen für Calvin Klein Jeans und Calvin Klein Underwear. „Die direkte globale Kontrolle über die beiden größten Bekleidungskategorien von Calvin Klein – Jeans und Unterwäsche – zu haben, ermöglicht es uns, zusätzliches Wachstumspotenzial dieser starken Designermarke freizusetzen“, so Chirico. Zudem würde der Zusammenschluss jährlich Einsparungen in Höhe von 100 Millionen US-Dollar ermöglichen. Bisher hatte der Konzern die Premiumlinie Calvin Klein Collection inne. Mit der Erweiterung und bestehenden Marken wie Van Heusen, Izod, Arrow, Speedo sowie einem Jahresumsatz über acht Milliarden US-Dollar ist PVH eines der größten Mode- und Lifestyle-Unternehmen weltweit. www.pvh.com
213 style in progress
018 jetzt
Canada Goose
Offizieller Sponsor des Sundance Filmfestivals 2013
Daunenparkas von Canada Goose gelten als die heimlichen Stars der Unterhaltungsindustrie: Filmcrews schwören auf Qualität, Verarbeitung und Funktionalität der in Kanada produzierten Jacken, die auch den Extrembe dingungen am Set standhalten. Auch vor der Kamera hat die ikonenhafte Outerwear ihren Durchbruch geschafft: „Ob Kino-Highlight oder Independent-Dokumentation, unsere Jacken spielen seit mehr als 20 Jahren eine wichtige Rolle im Filmbusiness“, betont Marketing-Vizepräsident Kevin Spreekmeester. Das Sponsorship des Sundance Filmfestivals 2013, das von 17. bis 27. Januar 2013 in Park City, Utah stattfand, war daher ein logischer Schritt: 300 Filmemacher und Jurymitglieder wurden mit Burnett Jackets im Military-Look aus der Herbst-/Winter-Kollektion 2012/13 ausgestattet. www.canada-goose.com Sundance Filmfestival 2013: Canada Goose stattete 300 Filmemacher mit den Burnett Jackets aus der Herbst-/Winter-Kollektion 2012/13 aus.
0039 Italy
Premiere in der deutschen Hauptstadt Der Erfolg der beiden Marken Carl Gross und CG Club of Gents basiert auf dem langjährigen Einsatz seiner Mitarbeiter.
Création Gross
Ehrung langjähriger Mitarbeiter
In vier Jahrzehnten hat sich die Création Gross GmbH & Co. KG mit Sitz im mittelfränkischen Hersbruck vom beschaulichen Bekleidungsunternehmen zum namhaften Herrenausstatter entwickelt. Stolz ist Inhaber und Geschäftsführer Peter Gross auf seine Mannschaft, die von Kontinuität geprägt ist. Reinigungskräfte, Lagerarbeiter, Näherinnen und kaufmännische Angestellte sind seit zehn, 25 oder sogar 40 Jahren Teil des Teams. Im November 2012 wurden fünf Jubilare für ihre 25-jährige Tätigkeit sowie zwei Mitarbeiter, die seit zehn Jahren im Unternehmen beschäftigt sind, für ihre Treue und Loyalität geehrt. Im Rahmen einer familiären Feier begrüßten Peter Gross und Personalleiter Michael Matuschek die Jubilare und luden anschließend zu einem Dinner. www.carlgross.com
213 style in progress
Für ihren weltweit ersten eigenen Store hat sich das Modelabel 0039 Italy für Berlin entschieden. Nicht ohne Grund: Die italienisch klingende Marke wurde 2001 von Rachid Bourak und Aysen Bitzer-Bourak, einem deutschen Paar mit orientalischen Wurzeln, gegründet. Ab 1. März 2013 bietet der Shop in der Schlüterstraße das komplette Sortiment, bestehend aus den zwei Hauptkollektionen sowie einer Zwischenkollektion, an. „Besonders stolz macht mich das umfangreiche Angebot. Eigens kreierte Produkte und Accessoires erweitern unsere Kollektion und stehen gleichzeitig für den hohen Anspruch von 0039 Italy“, so Creative Director Aysen Bitzer-Bourak. Ergänzt wird die Hauptlinie im Herbst/Winter 2013 durch die spezielle LAB(oratory)-Kollektion: Unter dem Motto „ohne Grenzen“ umfasst die Produktlinie ausgefallene Kreationen in hochwertigen Materialien. www.0039italy.com Der klare, reduzierte Stil von 0039 Italy spiegelt sich im Berliner Shop wider.
sy n o n y m o u s & A N T O N Y M O U S
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distributed by www.wplavori.com
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www.baracuta.com
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In association with
Tony Law, Comedian
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Sam Mingle, Tailor
020 jetzt
Dass sich Technisches mit Cashmere versteht, beweist Mountain Force.
Dielmann
Barbarossas neue Schuhe
Gelnhausen, ziemlich konkret in der Mitte zwischen Frankfurt am Main und Fulda gelegen, hat den schönen Zusatz Barbarossastadt, wie vier weitere deutsche Städte in Deutschland. Aber darüber hinaus hat Gelnhausen ein überzeugend kompetentes Modeangebot. Nur ein Standortargument für die Dielmann Gruppe, die hier im Oktober letzten Jahres ein neues Schuhhaus eröffnete und damit gleichzeitig ein Jubiläum feierte, denn es ist der 25. Store des Unternehmens. Mit dem benachbarten Modehaus Hoppe baute Dielmann die Kooperation weiter aus und vergrößert im Zuge des Umbaus den Durchgang zwischen beiden Geschäften, um die Synergien in den jeweiligen Kompetenzen effektiv zu nutzen. Auf 650 Quadratmetern Fläche präsentiert Dielmann am Ziegelturm 4 ein umfangreiches Schuhsortiment für Frauen, Männer und Kinder und baut damit seinen Status als eines der 15 führenden Schuhhandelsunternehmen in Deutschland aus. www.dielmann.de
Am historischen Ziegelturm in Gelnhausen eröffnete die Dielmann-Gruppe ihre 25. Filiale.
Mountain Force
Cashmere & Co
Mountain Force hat sich als Qualitätsprädikat für funktionale Skibekleidung etabliert. In der Herbst-/ Winter-Kollektion 2013/14 stellt sich der Schweizer Produktspezialist nun neuen Herausforderungen und erweitert seine Kollektion erstmals um eine Frauenlinie, bestehend aus Cashmere- und Wolle-Cashmere-Pullovern mit aufwändig von Hand gefertigten Stickereien, gestrickten Rautenmustern und Details wie Rollsäumen. Analog dazu kommen auch in der Herrenkollektion einige neue Teile mit einer urbaneren Ausrichtung hinzu. Darunter erstmals Regen- und Softshellmäntel sowie Dreiviertelhosen, die durch die verwendeten Materialien aus der Skikollektion einen gleichwertigen funktionalen Stellenwert haben. Ergänzt wird die Linie beispielsweise durch Midlayer mit Placed-Prints und Karodrucken, sowie Cashmere-Pullover. Die neuen Produktgruppen lassen sich trotz der urbaneren Ausrichtung im Design zu allen Skioutfits von Mountain Force kombinieren. www.mountainforce.com
Mit kreativen Händlerevents unterstützt Warm-Me den Abverkauf seiner Produkte.
Warm-Me
Mützen live gestrickt
Edle Garne wie Cashmere, Merino, Seide und Alpaca bilden die Basis für die in Nepal und Tirol handgefertigten Mützen von Warm-Me. Getreu dem Motto „We want you to look and feel good“ soll Kunden ein stimmiges Gesamtkunstwerk aus Material, Farbe und raffinierten Details geboten werden, welches traditionelle Strickkunst mit urbanem Design vereint. Eine Philosophie, die mit Events bei ausgewählten Handelspartnern erlebbar gemacht wird: „Kreative Ideen wie Trunk-Shows oder ein Live-Stricken unserer Handstrickerinnen kommen bei Partnern und deren Kunden gut an. Wir freuen uns, dass wir schon mit vielen namhaften Händlern kleine, aber wirkungsvolle Events umsetzen konnten, und werden dies weiter ausbauen“, so Warm-Me Brandmanagerin Theresa Steinbacher. www.welovewarm-me.com
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milano - via santo spirito, 22
022 jetzt
Atelier Gardeur
Details im Blick
Handwerkliches steht zurzeit hoch im Kurs. Diese Entwicklung sah auch das Designteam von Gardeur und entwickelte innerhalb der regulären HAKA-Kollektion die hochwertige Linie Tribute to Tailoring. „Wir sind von einer Renaissance handwerklicher Qualität überzeugt“, sagt Uta Erbeldinger, Head of Design Menswear bei Atelier Gardeur. Viele Details der neuen Linie sind an Elemente der Maßschneiderei angelehnt, die vor allem den Komfort der Hose erhöhen sollen: Zum einen die versteckte Münztasche, das elastische Bundband oder die mehrteiligen Taschenbeutel. „Diese handwerklich gestalteten Hosen werden höchsten Qualitätsansprüchen gerecht“, meint Erbeldinger. Das zeigt sich auch in den verwendeten Materialien für die Hosen: Das reicht von weichem Pima-Cotton-Cord über feine Merino-Wolle bis hin zu exklusivem Cashmere-Denim. Tribute to Tailoring zielt im Handel auf gehobene Herrenausstatter oder Exquisitabteilungen der Bekleidungshäuser. Die VKPreise reichen von 119 bis 179 Euro. www.atelier-gardeur.de
Elemente aus der Maßschneiderei sind in der Linie Tribute to Tailoring von Atelier Gardeur zu finden.
Wolverine 1000 Mile
Viele neue Modelle für Frauen und Männer
Das Traditionshaus Wolverine hat die Produktpalette für Herbst/Winter 2013/14 für Herren um Flache Oxford-Modelle mit Wingtip und Full-Brogue-Verzierung erweitert. Den beliebten 1000 Mile Boot gibt es unter den Namen Morley erstmals aus InsideOut-Leder in Schwarz oder Tan. Die Designs der Damenkollektion orientieren sich am viktorianischen Stil. Zahlreiche neue Styles, darunter ein hoher spitz zulaufender Schnürstiefel mit geschwungenem Absatz, sowie die Stiefelette Winnie mit flachem Absatz und asymmetrisch platzierter Knopfleiste sind auffällige Highlights. Abgerundet werden die Neuerscheinungen durch feminine Oxford-Modelle mit flachem Absatz und Stiefeletten mit kleinen kontrastierenden Schnallen am Knöchel, verzierten Nähten und in Kontrastfarben abgesetzten Kappen. www.wolverine1000mile.com
Mavi-Kunden in Aktion für die SOS-Kinderdörfer.
Mavi
Go for a smile
Mit einem Lächeln geht alles leichter – und auf einem Foto macht man damit eine bessere Figur. Kurz vor Weihnachten überraschte die Jeansmarke Mavi mit einer besonderen Charity-Aktion, bei der die Kunden zum Mitmachen aufgerufen wurden. In den Mavi-Stores wurden von Anfang Dezember bis in die vierte Adventswoche Shopbesucher fotografiert – die entstandenen Porträts wurden in Blau gerahmt und anschließend als Deko im Schaufenster ausgestellt. Für jedes Foto spendete Mavi fünf Euro an die SOSKinderdörfer – und zaubert damit hoffentlich mehr als ein Lächeln auf Kindergesichter. www.mavi.com
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Erfolg durch Tradition – Wolverine legt Modelle aus dem Archiv auf.
024 jetzt
Jet Set
Kultmarke neu strukturiert
Unter der Führung von Gründer und CEO Jeff Rudes wird J Brand künftig als eines von Fast Retailings Kerngeschäften geführt.
J Brand Fast Retailing CO. LTD übernimmt Mehrheit am Jeanslabel 80,1 Prozent, das ist die Zahl, an der sich J Brand zukünftig messen lassen muss. Denn genau diesen Anteil hat die japanische Fast Retailing Ende 2012 übernommen. 2004 von Jeff Rudes in Los Angeles gegründet, ist J Brand heute eine der führenden PremiumdenimBrands – mit über 2.000 Fachhändlern und Luxusretailern in mehr als 20 Ländern, darunter so bekannte Namen wie Jades in Düsseldorf, Barneys in New York, Selfridges in London, Le Bon Marche in Paris, Biffi in Mailand, Lane Crawford in Hongkong und Tsum in Moskau. Im E-Commerce meldeten die US-Amerikaner umgerechnet 96 Millionen Euro Umsatz für 2011. Die japanischen Mehrheitseigentümer, für ihren Anspruch in Sachen Denim bekannt, fassen so einerseits Fuß im US-Markt und machen sich andererseits J Brands Know-how für den heimischen Markt zu eigen. Das hat schon öfter gut funktioniert: Mit Helmut Lang, Comptoir des Cotonniers, Princesse Tam Tam, Theory, Uniqlo und jetzt J Brand ist Fast Retailing der weltweit viertgrößte und Japans führender FashionRetailer. www.jbrandjeans.com, www.fastretailing.com
In den 1960er-Jahren revolutionierte die Marke Jet Set aus St. Moritz die Skipisten mit Daunenjacken und knallengen Overalls in knalligen Farben und mit schrillen Mustern und wurde zur Kultmarke des internationalen Jetset. Der ehemalige Skirennfahrer Kurt Ulmer und Firmengründer verkaufte 2006 die Luxusmarke, die seit 2009 zur Gaydoul Gruppe gehört, die u. a. auch die Marke Navyboot führt. Nach einer Reorganisations phase wurde im Juni 2012 die erste Fashion-Kollektion präsentiert und konnte bereits die Einkäufer von unter anderem Apropos, Lodenfrey, Harrods und Saks überzeugen. Verantwortlich für die Restrukturierung von Jet Set ist Geschäftsführer Massimo Suppancig. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Erfahrung in der Branche und war für Hugo Boss, Escada, Valextra sowie Malo und Ittierre tätig. Das neue Hauptquartier liegt in Bologna. Dort wird die 280 Teile umfassende Komplettkollektionen für Damen und Herren entwickelt. Ein Team aus fünf Designern, die als Freelancer auch für namhafte Marken Prêt-à-Porter- und Haute-Couture-Kollektionen gestalten, fertigen unverwechselbare und besonders hochwertige Teile. Die VK-Preise für Blazer liegen zwischen 500 und 700 Euro und für Cashmere bis 1.400 Euro. Jacken und Mäntel kosten von 700 bis 1.000 Euro, Hosen 200 bis 350 Euro und Strick von 200 bis 1.500 Euro für Cashmere-Qualitäten. Gezeigt wurde die Kollektion zuerst in Mailand und ist nun in Düsseldorf und München zu sehen. Katharina Rothmeier ist Director Wholesale & Retail Northern Europe und war früher in dieser Region für Prada zuständig. Den Vertrieb der Menswear übernimmt Alessandro Carrara. Verantwortlich für das Design und die Produktion der neuen Skikollektion mit 200 Teilen ist Martin Imdahl, bekannt durch seine Tätigkeit für Matador und Chiemsee. Premiere feierte die Kollektion Anfang Februar auf der Praterinsel in München und wird außerdem noch in Salzburg gezeigt. Den Vertrieb der Skiwear hat Georg Eder übernommen. www.jetset.ch
Jet Set hält, was der Name verspricht: Premium Leisurewear mit Fashion Approach.
FPM Fabbricapelletteriemilano
Mobile Ästhetik
In Kooperation mit Industriedesigner Marcel Wanders schuf das Mailänder Traditionsunternehmen FPM die Kofferlinie Saint-Jacques.
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1946 in Mailand gegründet, wurde FPM – Fabbricapelletteriemilano – mit der Firmenübernahme durch Guiseppe Fremder von dessen Vater Enrico im September 2011 einem Relaunch unterzogen. Für frischen Wind sorgt das Crossover-Projekt „In the Sign of Movement“, mit dem der Spezialist für Lederwaren und Reisegepäck mit namhaften Designern kooperiert. Gemeinsam mit Industriedesigner Marcel Wanders wurde die Kofferlinie Saint-Jacques entwickelt, die mit dem Mix aus Leichtigkeit, Funktionalität und Design die Bedürfnisse des modernen Reisenden erfüllen soll. „Menschen, die Wert auf Ästhetik legen, werden die Farben und Kontraste lieben, während die sinnlich Veranlagten die dreidimensionale Oberfläche schätzen werden“, so Wanders. Die Koffer aus Polycarbonat sind in jeweils drei Größen und Farben erhältlich. Die Verkaufspreise bewegen sich zwischen 289 und 349 Euro, die stilvolle Reisegepäckkollektion sucht den Vertrieb über hochwertige Modehändler wie zum Beispiel Breuninger. www.fpm.it
www.cruciani.net
026 jetzt
MMX
Hosentrends: Wolle und Jersey
Die MMX-Hosenkollektion wird für Herbst/Winter 2013/14 um neue Modelle und Materialien erweitert. Erstmals kommt Jersey in Strickoptik als wintertaugliche Variante zum Einsatz und wird mit Details wie Lederapplikationen an den Taschen oder auch Horn- und Hirschhornknöpfen ausgerüstet. Die Farbpalette ist maskulin und gleichermaßen edel: Neben Pastell- und Melangetönen setzen kräftige Farben wie Rubinrot, Smaragdgrün und Saphirblau warme Akzente. Neu ist eine schmal geschnittene, klassische Herrenhose im Stil der 1930er-Jahre mit gesteppten Taschen auf der Rückseite, die zudem in gewaschener Wolle mit Hosenträgerknöpfen aufgelegt wird. Multicolours, als Tweed mit Seide oder winterliches Flanell, erzeugen besonders auffällige Effekte. Vielseitige Wollinterpretationen im gewaschenen Delavé-Look sowie ein Cotelé, der als Multicolour-Garn aus zertifizierter Fair-Trade-Baumwolle kreativ interpretiert wird, runden das Portfolio ab. www.mmxgermany.com
Stil aus Überzeugung – MMX setzt auf handwerkliches Können, perfekte Passformen und innovative Materialien.
Mit Toni Sailers After-Ski-Tipps wird der Skiurlaub rund.
Toni Sailer
App ins Skigebiet Freds Bruder
Mehr als nur Taschen
2006 von Constanze Alex gegründet, stand das in Dinslaken am Niederrhein beheimatete Label bisher für Taschen aus hochwertigem Lammleder in unterschiedlichen Verarbeitungen und Farbvariationen. Ab Herbst/Winter 2013/14 wird das Sortiment um Lederjacken und Schals erweitert. Ziel der Erweiterung ist es allerdings nicht, den Handel mit weiteren Basic- und Mainstream-Modellen auszustatten. Vielmehr gilt es, jene Kunden anzusprechen, die aktuelle Trends in tragbaren Varianten suchen. Die Lederjackenkollektion, gefertigt aus Ziegen- und Kalbsleder, besteht aus sechs Modellen in jeweils fünf Farben. Bei den Schals dominieren Ethno-Themen mit grafischen Stitching-Details. Lederapplikationen dienen als verbindendes Element zur Hauptkollektion. www.fredsbruder.de
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Das Taschen label Freds Bruder erweitert sein Sortiment um Lederjacken und Schals, die trendorientierte Kunden ansprechen sollen.
Seine Kunden will die 2004 gegründete Designer-Skikollektion nicht alleine durch einen Skiort irren lassen: So entstand in Zusammenarbeit mit der App iSki eine eigene Lifestylewelt für anspruchsvolle Skifahrer. Snowciety lautet das Codewort, das Türen in eine Genusswelt, die oft nur Einheimische kennen, öffnet. Die besten Restaurants, die angesagten Szenebars, die Bergrestaurants, in denen das Skiwasser besonders gut schmeckt. Während man sich zur Snowciety normalerweise anmelden muss, stehen all jenen, die sich die Toni Sailer App herunterladen, kostenlose Tipps zur Verfügung. Empfohlen werden Hotspots in ausgewählten Skigebieten im Alpenraum, unter anderem für St. Anton, Seefeld, Kitzbühel, Zell am See sowie St. Moritz, Verbier, Laax und Davos. www.tonisailersports.com
Zeiten ändern sich – werte bleiben!
10 Jahre fair trade cashmere
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028 jetzt
Sport Invest Search
Florian Weingärtner als Headhunter
2006 gegründet, etabliert sich Sport Invest Search als Headhunter und Personalvermittler im Sport-, Schuh- und Modemarkt. Mit Florian Weingärtner gewinnt das Unternehmen mit Sitzen in München, Biarritz und Hongkong einen erfahrenen Branchenkenner hinzu. Ab sofort verantwortet der 43-Jährige eigenverantwortlich das Geschäftsfeld Fashion/Lifestyle. Sein etabliertes Kontaktnetzwerk wird dem Betriebswirt Basis sein, Kunden eine kompetente Dienstleistung zu bieten. Florian Steinberger, einer der beiden Gründer, freut sich Florian Weingärtner bringt seine über den Neuzugang: „Tiefes Branchenwissen Branchenkenntnis ab sofort als Headhunter ein. und Kontakte sind der Schlüssel zum Erfolg auf der heute so schwierigen Suche nach Fach- und Führungskräften. Florian Weingärtner bietet beides und wird Unternehmen aus dem Geschäftsfeld Fashion/Lifestyle beim Personnel Recruitment eine große Hilfe sein.“ www.sportsinvestsearch.com
Scapa Sports startet mit der Agentur Ben and auf dem deutschen Markt.
Synergien dank verschiedener Standorte und ähnlicher Markenportfolios und Zielgruppen: Wöhrl übernimmt SinnLeffers.
Wöhrl
Übernahme von
SinnLeffers
Das Modehaus SinnLeffers erhält einen neuen Eigentümer: Gemeinsam mit seiner Familie übernimmt Unternehmer Gerhard Wöhrl, vorbehaltlich der Zustimmung des Kartellamts, die Gesellschaftsanteile von der Deutschen Industrie-Holding, wobei die beiden etablierten Marken Wöhrl und SinnLeffers erhalten bleiben sollen. Mit dem Kauf der Anteile erwirbt die Familie Wöhrl ein deutsches Modehandelsunternehmen im gehobenen Marktsegment. Mit dem Coup erweitert die Unternehmensgruppe ihr Wirken auf 60 Modehäuser und 4.000 Mitarbeiter. Der gemeinsame Umsatz beträgt mehr als 600 Millionen Euro. Patrick Feller, Aufsichtsratsvorsitzender von SinnLeffers und geschäftsführender Gesellschafter der DIH über den Verkauf: „Wir freuen uns, mit Gerhard Wöhrl und seiner Familie ein gutes Zuhause für SinnLeffers gefunden zu haben. In den letzten Jahren haben wir uns zu einem der führenden Multimarkenhändler in Deutschland entwickelt. Dieser Prozess wird durch den Zusammenschluss verstärkt und beschleunigt.“ Auch das Anliegen Gerhard Wöhrls, die regionale Reichweite mit dem Kauf zu erweitern und die Unternehmensgruppe deutschlandweit zu etablieren, dürfte aufgehen: „SinnLeffers und Wöhrl ergänzen sich ideal mit ihren Standorten“, bestätigt der Unternehmer. Überschneidungen weisen lediglich die Filialen in Dresden, Magdeburg und München auf. Genau gegensätzlich verhält es sich bei den Markenportfolios und Zielgruppen: Hier möchte man vor allem von der Deckungsgleichheit profitieren. Über die Organisation der Strukturen, wie die Einbindung des SinnLeffers-Headquarters in Hagen, werden aktuell Gespräche geführt. www.woehrl.de
213 style in progress
Scapa Sports
In Antwerpen die Nummer eins
Hinter Scapa Sports verbirgt sich neben einem bekannten Namen auch eine sehr sympathische Erfolgsgeschichte. Der Belgier Michael Reddings, Sohn des Scapa-Gründerpaares, gab seiner Leidenschaft für den Polosport ein Gesicht. Zuerst in Form von vereinzelten Poloshirts, die er auf Poloturnieren verkaufte. 1999 erfolgte schließlich die Markengründung von Scapa Sports und daran anschließend der schnelle Ausbau der Modelinie mit einer Kollektion für Frauen, Männer, Kinder und Babys sowie Schuhen, Accessoires, Lederwaren, Schreibutensilien und einer HomeCollection. Mit der Herbst-/Winter-Kollektion 2013/14 kommt Scapa Sports nun auf den deutschsprachigen Markt, den Anfang macht das Unternehmen mit seiner DOB-, HAKA- und KOB-Linie, sowie Ausgewähltem aus der Home-Collection. Dafür gewann das Unternehmen die Münchner Agentur Ben and als Partner. „In den Benelux-Staaten ist die Marke bereits sehr gut etabliert. In Antwerpen ist sie die Nummer eins in ihrem Segment. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sprechen wir mit Scapa Sports den hochwertigen Facheinzelhandel und Department-Stores an, die das Segment Luxury Sportswear entsprechend abbilden“, sagt Ben Botas. www.scapasports.com
1000 MILE BOOT CORDOVAN NO. 8
030 jetzt
agen turen
Conex
Postkarte aus dem Paradies
Die legendäre Jacken- und Skibekleidungsmarke Postcard kennen viele noch aus ihren goldenen Zeiten. An diese will der neue Eigentümer der Marke, die italienische Peuterey-Gruppe, möglichst bald anschließen. Gelingen soll das mit Agenturen, die wie Conex in Salzburg Erfahrung in der Positionierung von hochwertigen Outerwear-Brands haben. Agenturinhaber Andreas Eccli freut sich auf die Herausforderung: „Postcard bei seinem Relaunch zu begleiten, wird eine spannende Aufgabe. Der Markt ist eigentlich gesättigt – und gleichzeitig offen für neue Anbieter, die es ernst meinen und Herausragendes leisten.“ Das bewies die Agentur auch bereits mit der Marke Aspesi, die sich im Jahr 2012 für den österreichischen Markt vertrauensvoll in die erfahrenen Hände von Conex begeben hat – und heute eine solide, hochwertige Marktposition aufweisen kann. Gemeinsam mit seiner Frau Elke hat sich Andreas Eccli mit seiner nachhaltigen Vertriebspolitik einen Namen gemacht: Marken werden nicht „in den Markt gedrückt“, sondern mit aller Behutsamkeit positioniert. Labels: 19 Andrea 47, American Vintage, Aspesi, Aspesi Blu, Dale of Norway, Danielapi, Iris von Arnim, Pamela Henson, Post & Co., Postcard, Qcqc, Valigi Conex, Salzburg/Österreich, www.conex.at
Postcard meint es ernst mit seinem Relaunch, in Österreich vertreten durch Conex.
You Footwear setzt auf die Kombination natürlicher Materialien.
Komet und Helden
Urbane Kosmopoliten
Die Agentur Komet und Helden baut als weiteren Schwerpunkt in ihrem Programm die Footwear aus. „Der Schuh gehört für uns zum Gesamtlook“, so Henrik Soller. „Wir wollen unseren Einzelhandelspartnern die Möglichkeit geben, eine komplette Sportswear-Aussage auf die Fläche zu bringen.“ Zum Beispiel mit der neu gegründeten Linie Wally Walker von der Familie Travenzoli, die bereits Ende des 19. Jahrhunderts eine Schuhmanufaktur gründete und mit ihrem Unternehmen Astorflex heute für umweltfreundliche Rohstoffe, traditionelle Handarbeit und Fair Trade steht. Die gleichen Werte gelten für Wally Walker, ebenso wie der Leitspruch „Made in Italy for Fun, not for Fashion“, mit einer Unisex-Kollektion von klassischen Desert Boots in innovativen Farben plus eigenen Damenmodellen. Für urbane Kosmopoliten ist die 2011 gegründete You Footwear, die aktuell auf die Kombination natürlicher Materialien wie Canvas, Fell und Leder setzt, gemacht – handgefertigt in Italien, aus organisch gefärbtem Leder und Innensohlen aus recycelten Stoffen. Dazu ergänzt seit dieser Saison Diemme Footwear das Portfolio der Agentur mit einer gewachsenen, modisch starken Kollektion für Männer und Frauen. Last but not least rundet Preventi aus Spanien das Schuhangebot von Komet und Helden ab; eine Marke, die bewusst auf die eigenen Wurzeln setzt, anstatt modischen Trends hinterherzujagen. Labels: AG Adriano Goldschmied, Baracuta, B.D. Baggies, Blauer USA, Bowery, C.P. Company, Chevignon Heritage, Chevignon Togs Unlimited, Diemme, Gilded Age, Hartford, Liis Japan, Pence, Preventi, Riccardo Forconi, Stewart, Superdry, Wally Walker, Worn Free, Woolrich, You Footwear Komet und Helden GmbH, München/Deutschland, www.kometundhelden.de
Großzügig und freundlich – die Räumlichkeiten der Agentur Elke Wirichs in Münchens LodenfreyPark.
Agentur Elke Wirichs
Kundenbindung als Erfolgsstrategie
Seit 2001 betreut die Agentur Elke Wirichs Sportswear-Kollektionen im Premiumsegment; bisheriger Schwerpunkt Deutschland und Italien. „Für mich ist das Wichtigste, immer mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben und stets zu versuchen, noch besser zu werden“, beschreibt die Agenturinhaberin ihr Konzept, beruhend auf der Konzentration auf wenige auserwählte Kollektionen und verlässliche Geschäftspartner. Kundenbindung ist ihr Schlüssel zum Erfolg. „Dabei muss der einzelne Mensch im Vordergrund stehen.“ Davon lassen sich auch Neukunden beeindrucken. Mit der Frühjahr-/ Sommer-Saison 2013 betreut die Agentur die Gürtel von Smitten, ab Herbst/Winter 2013/14 das abverkaufsstarke Label Better Rich und mit der Übernahme der deutschen Generalvertretung für das Label 313 eine weitere Linie aus dem Hause Comei & Co. Die große Schwester Add, eine kommerziell gelagerte Premiumjackenkollektion, betreut die Agentur seit 2005. Labels: 313, Add, Ash, Better Rich, Frog Box, Ilse Jacobsen, Jean-Michel Cazabat, Julian Hakes, My Herzallerliebst, Smitten Agentur Elke Wirichs, Lodenfrey-Park München/Deutschland, www.elke-wirichs.com
213 style in progress
WWW.LUCKYDELUCA.COM MESSE DÜSSELDORF 31.01.-08.02.2013 I KAISERSWERTHER STRASSE 135 I EG RECHTS MESSE MÜNCHEN 15.02.13-18.02.2013 I SHOWROOM LODENFREYPARK I HAUS F I EG DISTRIBUTION D/A MODERAUMFISCHER I MÜNCHEN/DEUTSCHLAND I 80805 MÜNCHEN OSTERWALDSTRASSE 10 I +49 179 5231505 I LARS@MODERAUMFISCHER.DE WWW.MODERAUMFISCHER.DE
032 jetzt
Agentur Baessler/Kappler
Gebündelte Energie
Die Düsseldorfer Agentur Baessler und die Partneragentur Kappler München bündeln ihre Energien und straffen das Portfolio. „Wir bauen unsere kommerziell gut funktionierenden Kollektionen aus, darunter Gwynedds, Hetregó und Tyoulip Sisters“, so Marcus Bässler. „Zusätzlich schärfen wir das innovative Image unserer Research-Produkte wie Giorgio Brato, Swiss Chriss und Original Vintage Style.“ Als Neuzugang begrüßt das Agenturenduo die SportswearKollektion Uptobe für Männer und Frauen, die von der Firma Beste aus Prato stammt. Direkt an das Unternehmen ist eine große Weberei angeschlossen, sodass Exklusivstoffe wie zum Beispiel ein Techno-Cashmere gewährleistet sind. „Die Frauenlinie besticht durch ihre Weiblichkeit, in den Schnitten wie in der Kombination“, erklärt Marcus Bässler. So besteht sie aus 15 Styles plus 15 dazu passenden Daunen-Inlays, die darunter oder darüber getragen werden können und auf diese Weise vielfältige Kombinationen ermöglichen. Ebenso die vielen Farben, etwa Pink, Gelb oder Türkis – oder klassisches Schwarz und Weiß. Labels: AI Riders on the Storm, Chatcwin, Customer Lovers, Dadcrown, George Gina & Lucy, Giorgio Brato, Gwynedds, Hetregó, Liebig, Lady & Lord Baltimore, Original Vintage Style, Soisire Soiebleu, Swiss Chriss, Szen, Tkees, Tyoulip Sisters, Uptobe, Violet, WLG Agentur Baessler, Düsseldorf/Deutschland, www.agentur-baessler.de Agentur Kappler, München/Deutschland, www.agentur-kappler.de
Neu bei den Agenturen Baessler und Kappler ist das Label Uptobe.
agen turen
Hidden Secrets
Neu-
zugänge
Die Agentur von Liane Scheve und Benny Biehl feiert im August dieses Jahres ihr zehnjähriges Bestehen. Von Beginn an war die Marke Odd Molly aus Stockholm dabei. Ab der Wintersaison 2013/14 wird in monatlichen Lieferterminen ausgeliefert: „Jeder Monat beinhaltet ein eigenes Thema“, erzählt Liane Scheve. „Der Handel kann so die Outfits themenbezogen zusammen im Store präsentieren.“ Für die kommende Saison gibt es auch eine Reihe von Neuzugängen bei Hidden Secrets: Kuschelige Mützen zeigt die New Yorker Marke Mischa Lampert. Sie werden im Atelier in Soho nach den individuellen Farb- und Materialwünschen der Einkäufer gefertigt. In Norddeutschland werden die rustikalen Mützen des Lübecker Labels Toque gestrickt. Neu dabei ist auch die Jeanskollektion Hudson für Deutschland und Österreich, außerdem die Oberteilmarke Feel the Piece von L.-A.-Designerin Terre Jacobs. Finnisches Design von Ivana Helsinki komplettiert das Portfolio der Agentur mit Hauptshowroom in Düsseldorf. Labels: Claes Göran, Feel the Piece, Hudson Jeans, Ivana Helsinki, Mischa Lampert, Odd Molly, Rose & Rose, Rosemunde, Toque Hidden Secrets, Hamburg/Deutschland, www.hidden-secrets.de
213 style in progress
Neu bei Karin Hammermann: Gaffer & Fluf.
Agentur Karin Hammermann
Frauensache
Mit femininen Kollektionen seit zehn Jahren erfolgreich: Hidden Secrets.
Die Düsseldorfer Agentur Karin Hammermann geht in die zweite Saison und wartet mit modischen Neuheiten in punkto Womenswear auf. Darunter zum Beispiel das Label Gaffer & Fluf aus Griechenland. „Die Kollektion begeistert mit variantenreich tragbaren Jerseys“, erklärt Karin Hammermann. „Alles wird komplett in Griechenland gefertigt, von der Faser bis zum Finish.“ Ebenfalls neu im Programm ist das junge Designlabel Glaw aus Berlin, das vor zwei Saisons gegründet wurde und im deutschen Markt jetzt über die Agentur vertrieben wird. Herausstechend sind hier die Materialien, zum Beispiel das gebatikte Leder. Ein weiterer Neuzugang ist das italienische Fashionlabel No-lita; für dessen Vertrieb in den deutschen Bundesländern NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland ebenfalls die Agentur Karin Hammermann zuständig ist. „No-lita hat Berechtigung im Markt“, sagt Hammermann. „Die Kollektion spricht eine breite Käuferschicht an und ist nicht auf ein Alter festgelegt.“ Labels: Ana Blum, Est.In Hell, Gaffer & Fluf, Hundreddresses, Glaw, No-lita, Yasbis Agentur Karin Hammermann, Düsseldorf/Deutschland, www.karinhammermann.de
VISIT US SHOWROOM DÜSSELDORF 0211/43 61 670
www.g-lab.com/walloffame
034 jetzt Sexy bis opulent: das neue Label Lerock.
Agency Under Construction
Die Suche nach fast allem
Seinen Kunden die Mode-Hypes der Zukunft zu präsentieren – einen Vorsatz, den Jason Pfyffer mit seiner im Juli 2012 eröffneten Agency Under Construction gefasst hat. Ein Name, der Wandlungsbedürftigkeit zum Ausdruck bringen soll? „Grundsätzlich befinde ich mich auf der ständigen Suche nach allem“, erklärt Pfyffer. Sei es etwas Neues, das entdeckt oder etwas Bestehendes, das verbessert werden könnte. Auch die Wahl der Agentur-Location folgt dieser Prämisse: Die Halle, die in den 1920erJahren als Kaffeelager diente, wurde zur modischen Präsentationsfläche. Auch bietet sie genug Platz, um die etablierten Luxuslabels, die im kleinen, aber feinen Markenportfolio zu finden sind, um angesagte Insiderlabels zu ergänzen – ganz gleich, ob es sich dabei um Kleidung, Schuhe, Accessoires oder hippe Gadgets handelt. Auch die Interaktion mit den Händlern liegt dem Agenturgründer am Herzen. Die Basis dafür sieht er in der Bereitstellung von reichhaltigen Brand-Informationen, die Händler an ihre Kunden weitergeben können. „Es geht darum, immer auf dem neuesten Stand zu sein und zu wissen, welche Idee hinter den Produkten steckt“, erklärt Pfyffer. Nicht nur als Informations- und Inspirationsquelle für Händler, sondern auch als Bindeglied zwischen Marken und PR-Agenturen möchte er sich nützlich machen. Auch Händlerevents liegen im Blickfeld. So sollen bei einer Veranstaltung mit Retailer Paul Warmer in Amsterdam die Kollektionen von Mou und V°73 präsentiert werden. Unterstützung bei der Umsetzung seiner ambitionierten Pläne erhält Jason Pfyffer von Mitarbeiterin Eva Struijk. Labels: 10,20 Clothing, Mou, Numero 10 Bags, Silvano Sassetti, V°73 Under Construction Agency, Amsterdam/ Niederlande, www.agencyuc.com
Eine einstige Kaffeelagerhalle bildet den loftartigen Rahmen für Jason Pfyffers Modeagentur in Amsterdam.
agen turen
Agentur Ben and
Mode und Eisbar
Die Münchner Agentur Ben and setzt auch in dieser Saison auf Beständigkeit. „Wir haben auf die richtigen Pferde gesetzt und wachsen stetig“, so Ben Botas. „Ergänzend kommt diese Saison nur Frye Company als Schuh-Brand aus den USA hinzu, mit einem breiten Angebot von Herren- und Damenschuhen.“ Allen voran die bekannten Boots, gefolgt von Sneakers und rahmengenähten Schnürern. Frye Company ist unter anderem bei Flip, The Corner, Breuninger und Feldenkirchen vertreten, nun will Agenturinhaber Ben Botas den Vertrieb in Deutschland und der Schweiz weiter ausbauen. „Wir sind im Dezember mit einem Flashprogramm gestartet und hatten bereits sehr guten Erfolg“, so Botas. „Auch die Preise überzeugen, für einen Durchschnitts-VK von 300 Euro bekommt man schon hochwertige Boots, womit die Marke deutlich unter den Mitbewerbern liegt.“ Vier Kollektionen stehen jährlich bereit, ebenso wie ein großes Lagerprogramm, sodass der Handel immer wieder Ware nachziehen kann. Die Agentur präsentiert im Münchner Showroom in der Balanstraße 73 sowie im Düsseldorfer Showroom in der Kaiserswerther Straße 135, wo am Sonntag, den 3. Februar mit einer Eisbar zum Event mit Kunden und Freunden geladen wird. Labels: Cervolante, Franklin & Marshall, Frye Company, Gas, Lois, Mason’s, Scapa Sports Ben and GmbH, München/ Deutschland, www.ben-and.com
213 style in progress
Aco Austria
Italienisch-chinesische Freundschaft
Die Aco Austria Modeagentur hat einen wichtigen Neuzugang zu verzeichnen. „Die Luxusjeansmarke Lerock ist ein Joint Venture eines italienischen Designteams mit dem chinesischen Produzenten Vigoss mit 16 Millionen Einheiten pro Jahr“, erklärt Aco-Geschäftsführer Rudolf Kail. „Die Kollektion bietet Produkte, die in allen Bereichen zeitgemäß sind; in Styling und Qualität, Preis und Marge.“ Für das Design zeichnet ein Team unter der Leitung von CEO Luca Berti verantwortlich, der eine 30-jährige Erfahrung im Bereich Denim mitbringt und bereits für Marken wie Diesel und Replay arbeitete. Sein vor drei Saisons gestartetes Label bietet sexy Basics bis hin zu opulent geschmückten Modellen, zu 50 Euro bis 125 Euro EK. Dazu gibt es seit letzter Saison eine ergänzende Komplettkollektion. Damit peilt Rudolf Kail den gehobenen Fachhandel an. „Wir werden uns für die Entwicklung in Osteuropa des bereits in Asien gestarteten Shopprogramms bedienen“, so der Agenturinhaber. „Innerhalb von vier bis fünf Jahren rechnen wir mit der Eröffnung von rund 30 PartnerStores und einer großen Anzahl von Corners.“ Labels: Cappopera, Cinque, EAN 13, Etiqueta Negra, Etoile du Monde, Frankie Morello, Gimos, Herzensangelegenheit, Horo, Ice Iceberg, Iceberg, Just Cavalli, Lerock, Maliparmi, Napapijri, Panama Jacket, Phil Petter, Pianura Studio, Pinko, Riani, Rossoforte Acc, Steffen Schraut, Sundek, Trapper Queens, Tru Trussardi, Trussardi Jeans, Versace Collection, Versace Jeans, Who’s Who Aco Modeagentur GmbH, Salzburg/Österreich, www.acomode.at
Winterjagdsaison! Für die passende Mode sorgt die Agentur Ben and.
CPH VISION 31.1.-2.02.2013 LOKOMOTIVVÆRKSTEDET OTTO BUSSES VEJ 5A DK - 2450 COPENHAGEN SV STANDNR. 094
FA L L / W I N T E R / 2 0 1 3
CIFF 31.1.-3.02.2013 BELLA CENTER CENTER BOULEVARD 5 DK - 2300 COPENHAGEN S STANDNR. E 019 DÜSSELDORF 2.02.-5.02.2013 UNITED FASHION RATHER STR. 49E, 2 OG. 40476 DÜSSELDORF MUNICHFASHION. WOMEN & SUPREME 16.02.-19.02.2013 AGENTUR STECKEL HIRSCHAUER STR. 12 80538 MÜNCHEN
b.m.h werbeagentur | hamburg
www.bloom-fa shion.com
036 jetzt
10 Einkäufer treffen auf Markenwelten: Die Novomania setzt auf junge Brands wie Evisu.
Novomania
Geballte Information
Die junge chinesische Messe für Denim, Urbanwear und Contemporary Brands hat ihr Konzept für die Veranstaltung vom 17. bis 19. Juli 2013 in Schanghai verfeinert: „Novomania Shanghai 2013 The Cloud ist eine Plattform, auf der sich die Top-Player der chinesischen Modeszene mit den besten Marken der Welt treffen können“, sagt General Manager Guilherme Faria. In den vergangenen acht Monaten habe man mehrgleisig gearbeitet – einerseits an der Konzentration auf relevante Entscheider in diesem Markt wie zum Beispiel Einkäufer, Real-Estate-Entwickler oder Distributoren. Auf der anderen Seite habe man sich auf Marken fokussiert, die für die Besonderheiten des chinesischen Markts gerüstet seien. „Wir erwarten uns bessere Resultate und mehr Partnerschaften“, so Faria. „The Cloud ist ein Business Incubator.“ Eingeplant sind rund 20.000 Besucher, für die Fashion Shows, Real-EstateSeminare, Performances von Marken und Trendinformationen geplant sind. Mit der Forecasting-Plattform WGSN ist Novomania eine strategische Partnerschaft eingegangen. „Novomania forciert Trends im chinesischen Markt“, so Paul Murphy, Regional Director von WGSN. www.novomania.com.cn
Agentur Toepfer
Neulinge an Board
Sportswear- und Nischenkollektionen im gehobenen Preissegment beschreiben weiter das Angebot der 1989 gegründeten Agentur Toepfer aus Düsseldorf. Die Auswahl der DOB-, HAKA-, Accessoire- und Schuhkollektionen erfolgt im Bestreben, neue internationale Brands im deutschsprachigen Raum zu etablieren. Fokus liegt dabei auf Qualität und Individualität. Zur Ordersaison 2013/14 zählt das Portfolio insgesamt zehn Neuzugänge: Bella Luxx, Charli, Eugene is my Middlename, Indress, L-Cashmere, Luca Venturini, Relive, S-Dress, Seafarer und 8PM. Somit erhöht sich die Anzahl der Brands auf insgesamt 31, die zu den klassischen Terminen Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter geordert werden können. Wie gehabt bedient die Agentur Toepfer High-End-Boutiquen und ausgewählte Department-Stores in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Labels: 8PM, Barena, Basalte, Bella Luxx, Blum, Charli, Circolo 1901, Erika Cavallini, Semi Couture, Es’givien, Eugene is my Middlename, Faliero Sarti, Fine Collection, Free City, GMS-75, Headhunter, HTC, Indress, Laneus, L-Cashmere, Leigh & Luca, Luca Venturini, Meo Fusciuni, Mister Bunny, Pull Story, Relive, S-Dress, Samantha Sung, Seafarer, Siyu, U di Aviu, V.SP Agentur Toepfer, Düsseldorf/Deutschland, www.agentur-toepfer.com
Clean und aufgeräumt: Showroom der Agentur Töpfer.
agen turen Mit der jungen trendbewussten Kollektion von Mademoiselle Tara startet die Agentur Adventure in die neue Saison.
Adventure Modeagentur
Zwei neue Premiummarken
Mit der noch jungen Kollektion von Mademoiselle Tara, der Zweitlinie der französi schen Designmarke Tara Jarmon startet die Agentur Adventure in die neue Herbst-/ Winter-Saison. Das attraktive Preis-Leistungs-Verhältnis (die Einkaufspreise liegen im Durchschnitt bei 70 Euro), die verwendeten hochwertigen Materialien wie WolleCashmere-Mixturen und die frühen Liefertermine für die junge, trendbewusste Kollektion sieht Carolin Castien von Adventure als schlagkräftige Argumente für den Verkauf der Komplettkollektion mit rund 120 Teilen. Auch die unkomplizierte Nachbestückung des Sortiments über einen Onlinezugang für Händler ist gegeben. Neben Mademoiselle Tara ist auch Craft Jeans aus dem österreichischen Vorarlberg neu im Portfolio der Agentur. Mit Einkaufspreisen zwischen 90 und 100 Euro werden die schlicht gehaltenen Jeans, die überwiegend super skinny geschnitten sind, in verschiedenen Waschungen angeboten. Promoterin der ersten Stunde war und ist Supermodel Kate Moss, die Craft Jeans bereits weltweit bekannt gemacht hat. Labels: 0039 Italy, 120% Lino, AJ Project, Belstaff, Birger Christensen, Craft, DNA, Mes Demoiselles, Corneliani, Ebony & Ivory, Jenny Packham, Mademoiselle Tara, MDK Boots, Milly, Halston Heritage, Plein Sud, Plein Sud Jeanius, Roberto Cavalli, See by Chloé, Witty Knitters Adventure Modeagentur GmbH, München/Deutschland, www.adventure-gmbh.de
213 style in progress
FALL/WINTER 2013/14 FASHION WEEK DÜSSELDORF 02.02. – 05.02.2013 | Cinque Showroom | Speditonstrasse 17 | COLLECTION PRÈMIERE MOSCOW 26.02. – 01.03.2013 | GDS 13.03. – 15.03.2013 | MODA MADE IN ITALY 24.03. – 26.03.2013 CINQUE MODA GMBH | Dohrweg 48 | 41066 Mönchengladbach | Deutschland | +49 (0)2161 9653 | info@cinque.de | cinque.de
038 jetzt
bread & butter
hochwertiger, Selektiver & internationaler Die 28. Bread & Butter punktet bei Besuchern und Ausstellern mit ihrem geschärften Profil und dem modifizierten Konzept. Im Zuge der Qualitätssteigerung präsentierten sich rund 100 Neuaussteller. Für den Sommer 2013 kündigte Messechef Karl-Heinz Müller die Premiere eines neuen Damenkonzepts an, das auf der Idee der L.O.C.K. Area basieren wird. Text: Kay Plonka. Fotos: Kay Plonka, Bread & Butter, Marken
Marco Götz, Inhaber Drykorn „Die Hallen sind gut sortiert, die Schwerpunkte sind klar erkennbar, insgesamt wirkt alles deutlich aufgeräumter und klarer fokussiert. Unsere Kollektion ist angezogener geworden, weniger Casual – grundsätzlich kommen wertigere Materialien zum Einsatz.“ Robert Stöckl, CEO EMEA Lacoste Footwear „Die neue Mischung ist ausgesprochen gut. Die Entscheidung wieder selektiver zu werden, war genau die richtige, man muss nicht Everybody’s Darling sein. Das gilt für Handel, Industrie und Messe: Tu das Richtige und mach es gut.“
213 style in progress
G-Star RAW Autumn/Winter 2013/14 Fashion Show in Berlin.
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Claus Lyngholm Sørensen, International Sales Manager, Minimum „Der Markenmix ist wirklich gut gelungen. Unser neuer Standplatz reflektiert zum einen die neue Ausrichtung unserer Womens-Kollektion und ermöglicht uns zudem, die wirtschaftliche Entwicklung von Minimum widerzuspiegeln.“
Wolverine 1000 Mile Two Tone Full Brogue Oxford.
Frank Wojczewski, Head of Design Windsor „Lässiger Luxus und cleane Coolness bestimmen das Bild von Windsor. Klassiker wie Trenchcoats, Biker-Lammfelljacken und von Military inspirierte Jacken treffen auf superleichte Dauenjacken, simple Kurzmantelformen.“
Red Wing Shoes Chelsea Boot aus In-side-out-Leder.
Materialmix mit Tweed – Buttero.
Two Tone Full Brogue Stow Boots von Tricker’s.
Classic meets modern: Joop Womens Collection.
„Die Bread & Butter ist für uns nicht nur die wichtigste, sondern auch die einzige Plattform auf der das direkte Umfeld stimmt. Karl-Heinz Müller hat einmal mehr alles richtig gemacht. Unsere Kunden sind happy und auch wir freuen uns, hier unseren 40. Geburtstag zu feiern.“ Uwe Boser, Country Manager Pepe Jeans London
Fröhliche Farben bei Marc O’Polo.
Schmale Silhoutten in stimmigen Tönen bei Strellson.
Tweed meets Style bei Woolrich.
style in progress 213
040 jetzt
Zum zehnten!
Zum Zehn-Jahr-Jubiläum punktet die Premium mit einem dichten Brandportfolio, einer Vielzahl kleiner Neuerungen und Events und zum Abschluss der Modewoche einer Party dort, wo alles begann. Das Feedback von Ausstellern und Handel: So darf es weitere zehn Jahre gehen.
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Text: Martina Müllner. Fotos: Bernhard Musil
premium berlin
Zum zehnten Geburtstag der Premium haben Marken wie Warm-Me, Zoe Karssen, Montgomery, Duvetica oder B.Belt limitierte Sondereditionen entworfen, die exklusiv auf der Messe erhältlich waren.
Marco Stein, Countrymanager 7 for all Mankind „Wir zeigen auf der Messe Flash programme aus der Ready-to-Wear Kollektion: Die Kunden haben erkannt, dass der Endkonsument nach Mode verlangt. Weil diese Programme limitiert sind, wird auf der Messe wieder richtig geschrieben, denn den Händlern ist bewusst, dass sie schnell entscheiden müssen.“
André Berg, Inhaber Handstich Handstich zeigt sich erstmals mit eigenem Stand auf der Premium, um „unsere Handschrift sauber zu präsentieren und so den gehobenen Fachhandel anzusprechen, der seine eigene Handschrift hat.“ Origineller Standbau: original AmmerseeSchilf und Holzpfähle von Stegen des bayerischen Sees.
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Ein echter Womanizer und mindestens so kuschelig wie die in Deutschland handgefertigte Cashmere-Kollektion Villa Gaia: Familienhund Baloo. „Wir haben schon lange vor der Messe all unsere Frühjahr-/Sommer-Ware ausgeliefert, das macht gute Stimmung beim Handel und lässt gute Gespräche zu“, so Norbert Reipert, Geschäftsführer Villa Gaia.
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Christian Obojes, Inhaber room with a view und Warm-Me „Der zusätzliche Messetag ist für uns Aussteller super, denn früher ist man ja am ersten Tag regelrecht überrannt worden. Jetzt ist die Frequenz gut aufgeteilt. Auf der Premium treffen wir seit jeher die Kunden, die wir wollen – daher freuen wir uns schon auf die Party. Allerdings die zum 20-Jährigen!“
Marco Lauer, International Sales Frauenschuh „Als Hersteller ist der Messebesuch essenziell, weil wir Information und Überblick gewinnen. Unsere Philosophie und der limitierten Produktionskapazität geschuldet, zeigen wir selbst nur in den Showrooms in München und Paris, die vielen Anfragen auf einer Messe könnten wir gar nicht positiv beantworten.“
Brigitte und Michael Sinnesberger, Inhaber Englhaus Kitzbühel „Jetzt heißt es vor allem Überblick gewinnen, für uns ist Berlin der Ort, an dem wir am meisten sehen, bevor wir unsere Orderentscheidungen treffen. Selbstverständlich, dass wir neben der Premium auch die immer stärker werdende Show & Order und die Bread & Butter besuchen.“
Ben Botas, Inhaber Ben and „Unser Markenportfolio teilt sich über drei Messen, da sitze ich viel im Taxi. Unser Credo, auf den Messen wirklich Aufträge zu schreiben, ist voll aufgegangen. Alle Mitarbeiter erwarten die Kunden mit gezücktem Orderblock. Und wir haben auch wirklich Neues zu bieten, viele Flashprogramme.“
Komplett neu aufgestellt – und dennoch mit viel Bewährtem – präsentieren sich Marion Hoferer und ihr Team auf der Premium. „Ich bin glücklich über das schöne Feedback von Händlern und Lieferanten und freue mich, partnerschaftlich mit den Spezialisten mit unserem Portfolio in die Zukunft zu gehen.“
Laura Bacilieri und Cornelia Adelmeyer, Geschäftsführerin Sträuli Rennweg „Geschichten sind das, was wir suchen. Marken, über die man eine kleine Anekdote erzählen kann – denn schöne Produkte gibt es so viele. Um den Kunden in schwierigen Zeiten wie diesen zum Kauf zu animieren, müssen wir auf einer Messe unser Bestes geben: offen sein für Neues.“
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„Für uns ist es sensationell hier. Wir haben Topkunden getroffen, die uns noch gefehlt hatten.“ Michael Boveleth, Gründer Blonde No.8
Gelungene Premiere für Habsburg auf der Show & Order, meint Hubert Stolzlechner, Vertrieb und Produktmanagement der Marke aus Salzburg.
Liane Scheve von der Agentur Hidden Secrets, die mit Odd Molly ausstellt, lobt die Atmosphäre: „Aus unserer Sicht kommen die Kunden sehr entspannt an; man kann hier in Ruhe schreiben. Außerdem sehen wir eine gute Selektion von Labels.“
Kraftvoll im Kraftwerk
Für die Trüffelschweine unter den Einkäufern: Die Show & Order versammelt eine feine Auswahl von Marken in Berlin-Mitte. Veranstalterin Verena Malta hat mit ihrer Ordershow im Industrieambiente des ehemaligen Heizkraftwerks ein spannendes Portfolio zusammengestellt. Text: Ina Köhler. Fotos: Bernhard Musil
Er ist zum ersten Mal mit 1921 bei der Show & Order dabei: Reinhart Oberstein, Chef von CP Fashion.
show & order
Roughe Umgebung, luxuriöse Labels: Die Show & Order punktet mit ihrer Location auf verschiedenen Ebenen und der LateNight-Order am Mittwochabend. Geschäftsführerin Verena Malta freut sich über viele Neuaussteller und Einkäufer aus dem gehobenen Markt.
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panorama
Punkt landung Der Start der Panorama in Berlin-Schönefeld ist gelungen, der abgelegenen Location und aller Diskussionen rund um den neuen Flughafen zum Trotz. Schon am Morgen des ersten Messetages füllten sich die drei Messehallen mit Besuchern, allen voran die Halle B mit Ausstellern wie Marc Cain, Liebeskind, Oui und Mac. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Bernhard Musil
Jörg Wichmann, CEO Panorama „Unsere Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sondern übertroffen“, erklärt Panorama CEO Jörg Wichmann. „Der für Berlin neue Mix umsatzstarker Marken zieht internationale Handelsprominenz sowie Besucher an, die schon lange nicht mehr in Berlin waren.“
Dieter Ebling, Sales-Manager Rockstars & Angels Dieter Ebling, Sales-Manager von Rockstars & Angels, brachte mit seinem Team rockigen Glamour auf die Panorama. Am Abend legte Markenmacher Sascha Gerecht auf der PanoramaParty im Palais am Funkturm auf.
Marc Alexander Kofler, Brand Director G Design „Der Kundenmix hier ist super“, erklärt Marc Alexander Kofler, Brand Director G Design. „Die Organisation ist top und die offenen Stände begeistern unsere Kunden.“
Made in Germany, made in Europe: Marc Cain präsentierte eine topmoderne digitale Druckmaschine für Strick, die erklärte Stärke von Marc Cain. „Wir wollen unsere europäische Produktion stärker kommunizieren“, so Geschäftsführer Helmut Schlotterer. Walter Moser, CEO Airfield „Wir hatten gemischte Gefühle heute Morgen, aber dann füllte sich unser Stand schnell“, sagt Airfield CEO Walter Moser. Die Kollektion zeigte sich verjüngt, was auch Neukunden überzeugte.
Schuhe stehen im Fokus von Liebeskind – jedenfalls auf der Panorama.
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Düsseldorf
Villa Rheinperle Kaiserswertherstrasse 214/2 – 40474 Düsseldorf – Tel.: +49 (0) 211 437 1570 Furla
München
Prinz Alfons Palais Prinzregentenstrasse 61/2 – 81675 München – Tel.: +49 (0) 89 3090 53670 Furla
Salzburg
Vierthalerstrasse 11 – 5020 Salzburg – Tel.: +43 (0) 662 452832 0039 Italy, 120% Lino, Bikkembergs, C.r.a.f.t. jeans, Cruciani, Furla, FTC Cashmere, Grace, Hunter, Lauren Moshi, Lua Accessories, The Royal Pine Club
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Vierthalerstrasse 16 – 5020 Salzburg I Blues, Marella, Stefanel, Witty Knitters
Š Stenzel Washington - Fotolia.com
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finden wir gut
Elliot Mann
GRACE
Neue Lieblingsteile Das Newcomer-Label Grace aus Deutschland verspricht Liebreiz, Grazie und Anmut. Schon vor der Premiere auf der Show & Order in Berlin konnten die zuständigen Agenturen in Deutschland und Österreich regen Zuspruch und zahlreiche Terminanfragen verzeichnen. Die im Premiumbereich angesiedelte Strick- und Jerseykollektion beinhaltet 60 Teile, unterteilt in die beiden Themen Wilde Herzen und Glam Rock. Neben Accessoires wie Tücher, Mützen und Ketten liegt der Schwerpunkt vor allem auf Strick und Shirts sowie einigen Sweatern. Die VK-Preise liegen bei 69 bis 89 Euro für Shirts und 149 bis 290 Euro für Strick bei einer 2,7erKalkulation. Grace Headquarter, Kempten/Deutschland, T 0049.83.112154, info@grace-fashion.com, www.grace-fashion.com
Montgomery
Elliot Mann
Eine Frage des Instinkts
Grace
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Taschen von Elliot Mann entstehen durch die Beigabe vielfältiger Zutaten: ein bisschen Boho, ein bisschen Ethno, ein bisschen Vintage. 2005 von Louise Paul in New York gegründet, verströmt das Label mit aus aller Welt zusammengetragenen Materialien, multikulturelles Flair. Dabei verlässt sich die Designerin mehr auf ihren Instinkt als auf aktuelle Modetrends: „Wir arbeiten mit einer Vielzahl von Talenten, die alle unterschiedliche Hintergründe haben. Dies und die Bereitschaft für Veränderungen in Verbindung mit grenzübergreifenden Kooperationen machen die Marke Elliot Mann aus.“ Die Verkaufspreise der Taschen, die auf der Premium in Berlin sowie der Premiere Classe in Paris gezeigt werden, rangieren zwischen 150 und 450 Euro. Jährlich gibt es zwei Kollektionen mit vier Auslieferungen, im Januar, April, August und Oktober. Elliot Mann ist bei Jades in Düsseldorf sowie bei Ofelia in Berlin vertreten. Elliot Mann, New York City/USA, T 001.212.260.0658, wholesale@elliotmann.com, www.elliotmann.com
Montgomery
Edel-Relaunch Butterweiches Leder, besondere Innovation. Hinter der Lederbekleidung Montgomery steckt 25-jährige Tradition, doch zur Frühjahr-/ Sommer-Saison 2013 startete das Label aus Österreich mit neuer, hochwertigerer Ausrichtung. Mit Erfolg, denn Brand-Manager Peter Balzarek und Vural Iral, Firmeninhaber der Wiedner & Iltar KG, haben auf Anhieb um die 100 Kunden überzeugen können, darunter Reyer, Daniels und Stierblut. Es gibt mehrere Linien, wie Montgomery Touch mit Lederhandschuhen und einem speziellen Material an Daumen- und Zeigefingerspitze, das die Handhabung von iPhone und iPad ermöglicht. Montgomery Leather umfasst 15 Lederjacken von feminin bis rockig, als Indoor- und Outdoor-Varianten zu VK-Preisen zwischen 250 und 400 Euro. Die dritte Edition schließlich bringt die saisonalen Must Haves by Montgomery, zum Beispiel einen Bleistiftrock aus hochwertigem Stretchleder zum VK von 399 Euro und Lederleggings zu 799 Euro VK. Seiden- und Jerseyblusen zum VK unter 200 Euro ergänzen die Kollektion ebenso wie Schals aus Seide mit Wolle. Agentur Marion Hoferer Connects & Cares, München/Deutschland, T 0049.89.15985592, info@b-kleidung.com, www.modeist.coml
finden wir gut 047
Paola Spinetti Jewels
Alife & Famous
Paola Spinetti Jewels
Materialiät
Die Süditalienerin Paola Spinetti hat sich ursprünglich in einem ganz anderen Metier einen Namen gemacht: Als PRAgentur von Film- und Fernsehproduktionen in Rom ist sie eine feste Größe in der Branche. Aus persönlicher Passion für verschiedenste Materialien, gepaart mit jeder Menge kreativer Ideen und kosmopolitischer Inspiration, entstand die Linie Paola Spinetti Jewels. Der Schmuck spielt mit Formen, Farben und Steinen aus aller Herren Länder – und begeisterte, was läge ferner, schon zahlreiche Stars und Sternchen aus der Welt des italienischen Kinos. Über ihre Website startet die Neodesignerin nun auch den internationalen Vertrieb, ein Ausbau dieser Aktivitäten ist in Planung. Paola Spinetti Jewels, Rom/Italien, T 0039.0335.7160392, info@paolaspinetti.com, www.paolaspinetti.com
Andy Wolf
Die Optik aus der Steiermark Handmade in Austria ist das Motto der Brillenkollektion Andy Wolf, die sich mit einer optischen Brillenkollektion bereits 2006 im Markt etabliert hatte und 2010 die erste Sonnenbrillenkollektion vorstellte. Parallel zum Aufbau eines internationalen Optiker-Vertriebsnetzes richtet sich die Sonnenbrillenkollektion verstärkt an Fashion-Stores. Die VK-Preise der Brillen beginnen bei 285 Euro mit einer berechneten Händlermarge von 3,0. Der Exportanteil bei Andy Wolf beträgt stolze 95 Prozent, denn
Andy Wolf
die Marke ist nicht nur bei beispielsweise Freudenhaus in München, Spex in Berlin oder Optik Art in Dortmund vertreten, sondern auch in Australien, Kuwait, Japan und den USA. Zeitgleich zu den Fashion-Weeks im Januar und den Optikermessen im März erscheinen die ersten zwei Kollektionen im Jahr, analog dazu im Herbst zwei weitere. Als besonderen Service bietet Andy Wolf seinen Kunden einen Sofort-Reklamations-Service, womit das Unternehmen garantiert, jede Reklamation innerhalb von 24 Stunden zu bearbeiten. Andy Wolf Fashion Gmbh, Hartberg/Österreich, T 0043.3332.61352, seeyou@andy-wolf.at, www.andy-wolf.at
Alife & Famous
Auf gut Deutsch Urban, modern, individuell – so will sich die neue deutsche Marke Alife & Famous am Young-Fashion-Markt positionieren. Angestrebtes Umfeld der 100 Teile starken Kollektion sind Markenwelten zwischen G-Star und Vero Moda, Scotch & Soda und Marc O’Polo. Lässiges Understatement kennzeichnet das Label, das den Fokus klar auf Jacken und Outerwear legt. Die detailverliebten
Jacken – vom gewachsten Field Jacket über den lässigen City Parka bis zur warmen, wasserabweisenden Daunenjacke mit hochwertigem FakeFur-Kragen – kosten zwischen 100 und 200 Euro im VK. Darüber hinaus bietet Alife & Famous Sweats zwischen 49 und 69 Euro und Strick zwischen 59 und 99 Euro im VK an. Mit einer in diesem Segment hohen Kalkulation, die bei rund 2,7 liegt, setzt Alife & Famous auf ein partnerschaftliches Verhältnis mit dem Handel. Kein Wunder, können die Macher Nick und Mila Jacob jahrelange Erfahrungen in Vertrieb, Produktion und Einzelhandel vorweisen. Durch das eigene Lager und Logistikzentrum in Sachsen ist eine schnelle und zuverlässige Auslieferung garantiert. Zu sehen ist die Kollektion zwischen Januar und März 2013 in den Showrooms in folgenden Städten: Berlin, Sindelfingen, Offenbach, Hamburg und Köln. Alife & Famous, 3Pleset GmbH, Ellefeld/Deutschland, T 0049.3745.223323, info@alifeandfamous.com, www.alifeandfamous.coml
style in progress 213
048 finden wir gut
pan, Norwegen, Spanien, der Schweiz, den Niederlanden und den USA erhältlich. Eine Erweiterung des Sortiments um wasserfeste Schuhe und Taschen ist in Planung. Norwegian Rain, Wesley Swolfs, Oslo/Norwegen, T 0045.22.254348, wes@norwegianrain.com, www.norwegianrain.com
Diemme Footwear Norwegian Rain
Norwegian Rain
Wasserfeste Trenchcoats Norwegian Rain hat seinen Ursprung in Bergen, der regenreichsten Stadt Europas. Dementsprechend sind alle Mäntel mit verschweißten Nähten versehen und aus einem wasser- und winddichten Material gefertigt. 2012 erweiterte die Outerwear-Marke für Herren das Sortiment um Damenmodelle. Diese werden genau wie die Herrenmäntel von Ale xander Helle und T-Michael entworfen und bestechen dank Details wie Cashmere-Krägen, Hornknöpfen und definierten Schultern durch einen puren schicken Look. Preislich bewegt sich Norwegian Rain zwischen 190 und 330 Euro im EK. Kalkuliert wird mit dem Faktor 2,8. Bislang sind die Mäntel in Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Italien, Ja-
213 style in progress
Auf qualität vollen Sohlen Schnelllebige Massenware interessiert Dennis und Maico Signor nicht. Mit ihrem Label Diemme Footwear setzen die Brüder lieber auf authentische, hochwertige Schuhmode. 1992 gründeten sie in Fonte, nahe der für Schuhe bekannten Stadt Montebelluna, die Schuhmanufaktur Calzaturificio Diemme. 2010 folgte ihr Label Diemme Footwear. Ihre Wurzeln – Hunting- sowie Trekking-Boots – verleugnen die beiden Italiener nicht, sondern adaptieren sie neu und entwickeln sie weiter. So werden neun modische Modelle die Herbst-/WinterKollektion 2013/14 ergänzen. Auch eine kleine Damenlinie wird gelauncht. Neben den zwei Hauptkollektionen im Jahr gibt es auch zwei kleine Flash-Kollektionen, die dasselbe Orderfenster haben, aber früher ausgeliefert werden. Diemme Footwear ist unter anderem bei Barneys, Harvey Nichols oder online bei Mr. Porter erhältlich. Die Kollektionen werden auf dem Pitti Uomo und der Capsule in New York und Paris vorgestellt. Den Vertrieb in Deutschland übernimmt die Agentur Komet und Helden. Die EK-Preise liegen zwischen 75 und 139 Euro, kalkuliert wird mit dem Faktor 2,6. Agentur Komet und Helden, München/Deutschland, T 0049.89.9705280, muenchen@kometundhelden.de, www.kometundhelden.de, www.diemmefootwear.com
Diemme Footwear
BlackYak
Europa im Visier BlackYak zählt zu den führenden Outdoor-Brands in Asien. Firmengründer und CEO Tae Sun Kang gilt als der bekannteste Bergsteiger seines Heimatlandes Südkorea. Jetzt, pünktlich zum 40-jährigen Bestehen, möchte die Marke im europäischen Sport- und Outdoor-Handel starten. Dazu wurden 39 Modelle der koreanischen Kollektion ausgewählt, die mit Hilfe des weltweit bekannten SportswearProduzenten KTC dem europäischen Größenschlüssel und den Standards in punkto Verarbeitung angepasst wurden. Im Programm sind Shell- und Daunenjacken sowie Westen, Fleece-Teile und Hosen. Typisch BlackYak sind innovative Materialkombinationen in vielfältigen, aufeinander abgestimmten Farben, die Details und das Logo mit dem Yak-Kopf, einer zentralasiatischen Rinderart. Ebenso typisch sind Paddings aus Yak-Wolle, aber auch der Einsatz hochwertiger Materialien von Gore, Schoeller, Sofiletta sowie Reißverschlüsse von YKK. Premiere feiert die erste europäische BlackYak-Kollektion auf der ISPO, Stand B6 503; zu ordern ist sie direkt über BlackYak, bis ein europäischer Vertrieb gefunden worden ist. BlackYak, Seoul/Südkorea,T 0082.22.0271864, global@blackyak.co.kr, www.global.blackyak.co.kr l
BlackYak
050 finden wir gut
Jean-Michel Cazabat
Jeder Schuh ein wandelnder Stones-Song Fun, Fashion, Rock‘n‘Roll – Schlagworte, mit denen das französische Schuhlabel Jean-Michel Cazabat assoziiert werden will. Der gleichnamige Designer lernte sein Handwerk bei Charles Jourdan und Stephane Kélian. In der Absicht, eine leistbare Nische im Premiumschuhmarkt zu füllen, gründete Jean-Michel Cazabat 1999 sein eigenes Label. Inspiration schöpft der aus Südfrankreich stammende Designer aus seiner Leidenschaft für Musik, das Nachtleben und den Spirit der 1960er-Jahre. Die Frühjahr-/ Sommer-Kollektion 2013 wird von variantenreichen Farben und Materialien bestimmt. Schlangen- und Metallicleder treffen dabei auf Keil- und Blockabsätze. Die Verkaufspreise rangieren zwischen 160 und 330 Euro. Jährlich gibt es neben zwei Hauptkollektionen mit jeweils 120 verschiedenen Styles auch zwei Flashkollektionen. Die Schuhkollektionen sind im Facheinzelhandel sowie namhaften Department-Stores wie KaDeWe, Harvey Nichols, Galeries Lafayette und El Corte Inglés vertreten. Jean-Michel Cazabat, München/ Deutschland, T 0049.89.24411890, info@highlineunited.eu, www.highlineunited.eu, www.jeanmichelcazabat.com
Ally Capellino
Ally Capellino
Funktionalität als oberstes Gebot Mit seinen Leder- und Accessoirekollektionen für Damen, Herren und Kinder möchte sich das Londoner Taschenlabel Ally Capellino als Synonym ästhetischer Produkte mit hohem Wiedererkennungswert verstanden wissen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, setzt die im Jahr 1980 gegründete Marke auf langlebiges Leder, gewachste Baumwolle sowie durchdachte Details, deren Funktionalität stets an oberster Stelle
Liev
steht. Die Ausrichtung der Kollektion fußt auf dem pragmatischen Charakter von Gründerin Alison Lloyd, die ihr Studio im Londoner Stadtteil Shoreditch täglich per Fahrrad ansteuert. Immer ist ihr zweckmäßiger Ally-Capellino-Rucksack mit dabei. Neben einem Shop-in-Shop bei Liberty und zwei eigenen Stores in London sind die Taschen und Accessoires auch im Onlineshop sowie bei Händlern in Europa, Japan, Russland, Südkorea und den USA erhältlich. Die Verkaufspreise rangieren zwischen zwölf Euro für Schlüsselanhänger und 280 Euro für Reise- und Sporttaschen. In Kooperation mit Apple entstand 2008 unter dem Titel AO Ally Capellino eine auf die Maße von iPad, iPhone und Co abgestimmte Premiumtaschenlinie. Ally Capellino, Michelle Noel, London/UK, T 0044.207.6133073, michelle@allycapellino.co.uk, www.allycapellino.co.uk
Liev
Baukastensystem
Jean-Michel Cazabat
213 style in progress
Seit fünf Jahren gibt es den Kölner ConceptStore Simon und Renoldi. Jetzt wurde eine eigene Kollektion namens Liev lanciert, designt von Olivia Zirkel, die bei Charles Nolan in New York lernte und Simon und Renoldi gemeinsam mit Leonie Stockmann führt. Den Anfang machen Cocktail- und Abendkleider aus
bedrucktem Seidenchiffon. „Innerhalb weniger Wochen konnten wir über 50 Kleider verkaufen“, freut sich Olivia Zirkel, die die erste Kollektion im Juni 2012 auf einer Modenschau in Köln gezeigt hat. „Die Universalität der Modelle kommt sehr gut an.“ Im Stil ist Liev nicht festgelegt; prägend ist die Kombinier- und Tragbarkeit der als Baukastensystem konzipierten Kollektion. Erhältlich ist das Label nicht nur bei Simon und Renoldi im Store, sondern auch online unter shop.simonundrenoldi.com sowie luxodo.com. Nun soll der Vertrieb des Labels ausgeweitet werden, derzeit wird eine Vertriebs agentur für den deutschen und amerikanischen Markt gesucht. Die VK-Preise liegen zwischen 150 und 660 Euro VK mit einer Kalkulation von 2,6. Liev – by Olivia Zirkel, Köln/Deutschland, T 0049.221.94080800, info@liev-design.com, www.liev-design.coml
three-2-one.com
coloured Jeans
Meet us at fairs: Modefabriek Amsterdam CIFF Kopenhagen New York MRket Dallas Market Chicago Collective West Coast Trend Show Los Angeles Charlotte, Southern Men´s Market Las Vegas Market CPM Moskau Hot 1 Salzburg Hot 2 Salzburg Fashion Salzburg ÖSFA Salzburg Next Season Poznan Showrooms: Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Mönchengladbach, Eschborn, Sindelfingen, München Worldwide: FR, CND, USA, NL, DK, SE, CH,NO, BE, AT, PL, RUS, IT, GR, IRL, J
www.alberto-pants.com/collectionreport
052 finden wir gut
mit Cherry Pickers in Salzburg wurde bereits ein erster Kunde gewonnen. Zukünftig wird es auch einzelne Capsule-Kollektionen in Zusammenarbeit mit Künstlern und zu entsprechenden Events geben. Die Einkaufspreise der Kollektion liegen zwischen 13 und 43 Euro. Esteem, 5061 Elsbethen/Österreich, T 0043.660.4816621, contact@thisisesteem.com, www.thisisesteem.com
Stewart
Eribé
Eribé
Schottische Strickkultur Traditioneller Strickkunst einen modernen, zeitgemäßen Touch verleihen – dieser Mission hat sich Rosemary Eribé verschrieben und 1996 das nach ihr benannte und in Schottland beheimatete Label aus der Taufe gehoben. Was mit der Passion für handgestrickte Produkte aus Cashmere begann, mündete Mitte der 1990er-Jahre in die ambitionierte Expansion nach Amerika, Japan und Deutschland. Um ein ebenso funktionales wie ökologisches und stilvolles Sortiment anbieten zu können, setzt Eribé bei der Umsetzung traditioneller Techniken auf das Know-how lokaler Spinnereien und erfahrener Strickerinnen sowie die Zusammenarbeit mit namhaften Designern. Mittlerweile in rund 17 Ländern erhältlich, werden für die Strickwesten, Pullover, Schals und Mützen neben Cashmere auch Garne aus Lammwolle, Kamelhaar und Mohair verarbeitet. Die Preise für die
Esteem
213 style in progress
Italienisches Erbe
teils maschinell, teils handgefertigten Strickwaren handhabt man flexibel, eine feste Kalkulation gibt es nicht. Jährlich erscheinen je zwei Damen- und Herrenkollektionen, welche um Lifestyleprodukte wie Schlüsselanhänger und Kissenbezüge ergänzt werden. Eribé, Shona Forrester, Galashiels/UK, T 0044.1896.755540, enquiries@eribe.co.uk, www.eribe.co.uk
Esteem
Create your own system Es begann 2011 mit ein paar T-Shirts im schönen Salzburg in Österreich. Der passionierte Grafikdesigner Reinhard Lampert setzte sich zum Ziel, Dinge außerhalb der Norm und vor allem der eintönigen Normalität zu designen. Schnell wuchs die Idee zu einer eigenen Streetwear-Kollektion bestehend aus vier bis sieben Styles wie T-Shirts, Cardigans, Hoodies, Sweat-Jackets und Longsleeves heran. Vorerst wurde Esteem nur über den eigenen Onlineshop verkauft, doch in diesem Jahr steht der Aufbau eines Vertriebssystems an den Einzelhandel im Vordergrund, denn
Rund um Florenz weiß man, wie Leder be- und verarbeitet wird. Und noch mehr: Man weiß, wie man aus edlen Häuten angesagte Mode macht. Stewart, 1975 gegründetes Label aus Val D’Arno, behandelt seine Leder mit Olivenöl und Wein. Sogar Brunello di Montalcino und Vin Santo sollen zur Anwendung kommen. Das Ergebnis: feinste Lederjacken für Damen und Herren. Dass in einer solchen Produktion auch viele Handarbeitsschritte anfallen, versteht sich fast von selbst und rechtfertigt EK-Preise von 280 bis 350 Euro. In zwei Kollektionen präsentieren die italienischen Designer gerne Inspirationen aus ihrem riesigen Archiv. Dieses ist mit knapp 11.000 Stücken aus der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg bestückt und zählt damit zu einem der größten Bekleidungsarchive weltweit. Besonders Flieger- und Uniformjacken sind in der Sammlung – und auch in der Kollektion – häufig und gerne gesehen. Den Vertrieb in deutschen Gefilden übernimmt die in München und Düsseldorf ansässige Agentur Komet und Helden. Neben der spannenden Geschichte, bekannt gutem Service und persönlichem Einsatz bietet man dem Handel eine Kalkulation von 2,6. Stewart, Komet und Helden, München/ Deutschland, T 0049.89.3270868-0, muenchen@kometundhelden.de, www.kometundhelden.de, www.stewart.itl
Stewart
( AGENCY )
www.Hidden-Secrets.de
054 finden wir gut
Codice
G Design
Murriée
Codice
Masche für Masche Das Know-how traditioneller italienischer Strickmanufaktur ist die Grundessenz der Kollektion von Codice. Giorgio Filippi, Product und Sales Manager der Oberteilkollektion für Männer, setzt schon mit der Wahl der Garnlieferanten ein klares Statement für die Produktion in Italien, darunter unter anderem Folco und Millefili. Im Gegensatz zur Produktionsphilosophie konzentrierte sich der Vertrieb von Codice mit dem Launch der Kollektion im Jahr 2007 zunächst nur auf den außereuropäischen Raum. Erst seit der Herbst-/Winter-Kollektion 2012/13 ist Codice auch im europäischen Markt vertreten, darüber hinaus in den USA, Russland und Kanada. Für Frühjahr/Sommer 2013 sind bereits 460 internationale Kunden gelistet, als Ziel werden bis Ende dieses Jahres 700 genannt. Die Kollektion richtet sich hauptsächlich an den klassischen Einzelhandel, unter anderem an Boutiquen wie Breitling in Stuttgart oder Boniberger in München. Die VK-Preise der zwei Hauptkollektionen im Jahr rangieren zwischen 59 und 149 Euro, die Händlermarge liegt zwischen 2,65 und 2,75. Ein weiteres Ziel für 2013 ist der Vertriebsaufbau in den Ländern Dänemark und Polen. GBox Distribution s.r.l, Giorgio Filippi, Reggio Emilia/Italien, T 0039.0522.327233, sales@c-o-d-i-c-e.com, giorgio.filippi@gboxdistribution.it, www.c-o-d-i-c-e.com
G Design
Gardeur goes Fashion Progressive Schnitte, innovative Färbe techniken und moderne Looks prägen
213 style in progress
Muriée
Ausgereifte Produkte
G Design, eine neue Kollektion für Männer und Frauen von Gardeur. Erstmals wurde die Linie unter dem Namen Gardeur Design im Juli 2011 gelauncht. „Mit der Umbenennung in G Design und unserem Auftritt in Berlin im Juli 2012 haben wir der Marke aber erst richtig Auftrieb gegeben“, erklärt Marc-Alexander Kofler, Brand Director der Linie. Kunden gibt es bereits in Russland, den Niederlanden und Deutschland, darunter Engelhorn, Pohland, P&C Düsseldorf und Hirmer in München, des Weiteren ist die Expansion in die EU, die USA und in den Mittleren Osten geplant. Es gibt zwei Hauptkollektionen jährlich plus Flashprogramme im Monatsrhythmus. Die EK-Preise liegen durchschnittlich zwischen 46 und 83 Euro mit einer Dreierkalkulation. Die Gardeur GmbH hat rund 2.200 Mitarbeiter und arbeitet als vollstufiger Hosenproduzent, sodass alle Entwicklungsstufen der Hose selbst abgedeckt und die Kollektionen flexibel gesteuert werden können. G Design by Gardeur GmbH, Marc-Alexander Kofler, Mönchengladbach/Deutschland, T 0049.2161.8160, info@g-design.co, m.kofler@g-design.co, www.g-design.co
Das Stricklabel Muriée, das in der Herbst-/Winter-Saison 2011 sein Debüt feierte, ist das Projekt der deutschen Designerin Anne Pastré und des mexikanischen Musikers Mauricio Muriel Javiedes. Ihr Credo lautet: Das tun, was man liebt, und dies wirklich gut tun. Der Labelname weist auf das Gesamtkonzept der Marke hin: Das französische Wort mûri steht für gereift, raffiniert. Mit Muriée konzentriert sich das Duo auf Strickwaren aus langlebigen, organischen Materialien mit Fokus auf Cashmere. Die Garne werden mit rein pflanzlichen Zutaten wie Lakritzwurzel, Kurkuma und Mohn gefärbt. Alle Materialien sind GOTSzertifiziert (Global Organic Textile Standard) und werden ausschließlich in Deutschland verarbeitet. Die Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2013, die erstmals auch T-Shirts umfasst, steht mit farbenfrohen Palmen- und Blumenprints ganz im Zeichen von „Summer, Sun & Surf“. Teile der Kollektion sind als Immediates mit einer Lieferzeit von sechs bis acht Wochen erhältlich. Die Einkaufspreise bewegen sich zwischen 27 Euro für Accessoires und 205 Euro für Cashmere-Strickwaren. Im eigenen Onlineshop werden kleine saisonale Capsule-Kollektionen angeboten. Agentur Hattig, Xanten/Deutschland, T 0049.2801.9872195, mehattig@aol.com, www.muriee.coml
056 finden wir gut
Michael Bastian
Vertrauter Luxus Nach Stationen bei Sotheby’s, Tiffany & Co. und Polo Ralph Lauren rief Michael Bastian im Jahr 2006 das nach ihm benannte Männermodelabel ins Leben. Zuvor für das Herrendepartment bei Bergdorf Goodman verantwortlich, erkannte Bastian, dass „Designerherrenmode nach einer neuen Stimme verlangt: etwas Modernes und Luxuriöses, versehen mit alltagstauglichen und vertrauten Elementen.“ Button-down-Hemden, Sweater und Chinos, die in Verbindung mit modernen Schnitten und italienischen Stoffen einen neuen Look erhalten sollten, standen von Beginn an im Mittelpunkt der Kollektionen. 2011 folgte mit der Trennung von Launch-Partner Brunello Cucinelli eine drastische Kursänderung: Nach einer Pause für eine Saison und dem Senken der Verkaufspreise um 20 Prozent startete das New Yorker Label mit dem Ruf unbezahlbarer Mode neu durch. Zur Präsentation der Frühjahr-/SommerKollektion 2013 fand sich Michael Bastian im Dezember 2012 bei Bungalow in Stuttgart ein. Gemeinsam mit Store-Inhaber Uwe Maier fungierte er als Gastgeber eines Events inklusive Trunkshow. Neben Europa ist die Marke bei rund 50 Händlern in Amerika, Kanada, Japan und dem Mittleren Osten vertreten. Michael Bastian, Lara Celeste, Mailand/Italien, T 0039.02.29060306, lara@michaelbastiannyc.com, www.michaelbastiannyc.com
TooBe
Vintage und das Meer Wenn sich eine Modestylistin und eine Interieurdesignerin zusammentun, dann ist kreativer Output vorprogrammiert. So geschehen bei den Italienerinnen Elisabetta dal Bello und Benedetta Bordieri, die ihrer Passion für die Natur, das Reisen und das Surfen mit ihrem 2010 gegründeten Label freien Lauf lassen. Tindaya, Mundaka und Hookipa – die Surfspots, die die TooBe-Gründerinnen bereisen, sind gleichzeitig Namensgeber für Taschen und Accessoires. Als Basis für die großteils handgearbeiteten Stücke dienen Vintage-Stoffe unterschiedlichster Herkunft, die mit Leder, Seide oder Wolle kombiniert werden. Die Farben sind stets von der Natur und den Schattierungen des Meeres inspiriert. Die Verkaufspreise liegen zwischen 200 und 400 Euro. Erhältlich sind die zweimal jährlich lancierten Hauptkollektionen bei Journal Standard in Tokio, Excelsior in Mailand oder Shine in Paris. Eine jährliche Capsule-Kollektion erweitert das Spielfeld: Die zur Gänze von Hand und aus Vintage-Materialien gefertigten Unikate sind auf maximal 50 Stück je Saison limitiert. TooBe, Mailand/Italien, T 0039.02.20243238, info@point-mpbernardis.com, www.showroompoint.com, www.toobebag.com
Michael Bastian von Antonia Siegmund. „Das Interesse an Sloe ist weit größer, als wir uns zuvor erhofft hatten“, so die Designerin, die am Central St. Martins College in London studierte und Sloe gemeinsam mit dem Artdirektor Matthias Last führt. „Wir scheinen einen Nerv getroffen zu haben, was uns ungemein bestärkt.“ Zu vier Orderterminen jährlich wird eine wachsende Kollektion präsentiert, die mit ihrem zeitlos funktionalen Stil mehrere Saisons überdauern soll. Die Preise liegen zwischen 45 Euro VK für einen Schlüsselanhänger und 500 Euro für ein aufwändiges Taschenmodell. Wobei Sloe eben nicht auf Taschen festgelegt ist, so gibt es beispielsweise auch einen elegant-bequemen Cardigan aus Seide oder Nappalederkissen. Erhältlich über den eigenen Onlineshop und in Läden wie YBDPT in Hamburg, Set & Sekt in Basel und im Voo Store in Berlin. Nun soll das Label weiter wachsen, mit nationaler und internationaler Distribution. Sloe Fashion Berlin, Berlin/Deutschland, T 0049.30.54854977, sales@sloeberlin.com, www.sloeberlin.coml
Sloe
Mehr als Taschen Schlichte sportliche Eleganz für Taschen zu moderaten Preisen war der Grundgedanke von Sloe, dem im letzten Juni gegründeten Label
213 style in progress
TooBe
Präsentation der Frühjahr-/SommerKollektion im Bungalow in Stuttgart: v.l.n.r. Max-Richard Freiherr von Rassler, Uwe Maier, Michael Bastian.
Sloe
WIR STEHEN AUF HOHE ABSATZE...
...NICHT NUR AUF DEM LAUFSTEG
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Heiße Frisuren für coole Frauen
Die kriegt man wirklich hin – versprochen!
Wie wir uns endlich mal entscheiden – und dann auch noch richtig Daisy Lowe
Februar 2013 DEUTSCHLAND 2,50 € ÖSTERREICH 2,80 € SCHWEIZ 5,00 SFR
1TRE 8n9d
Leight� M�ster
über ein Leben nach „Gossip Girl“ und den Krieg um Geld mit ihrer Mutter
TE iLE Alles, was nächste Saison angesagt ist
Schön scharf
Schöner Urlaub Wellness-Hotels,
Wie fühlt sich Sex mit einem Rockstar, einem Yogi oder dem Chef an?
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ABOUT
von uns getestet
ich-Update Ab sofort sind Sie die Frau, die Sie immer sein wollten
Sitzen wir bald alle in der Botox-Falle?
Vegan Lecker ohne Fleisch. Burger und Pizza mit gutem Gewissen
Warum die „Spritze to go“ fast schon normal ist und was wir darüber denken
So hält Freundschaft ewig
… auch wenn wir unterschiedliche Wege gehen
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Freundschaft Beauty-Stars Die besten Basics für ein perfektes Make-up
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Welches Make-up Männer anmacht
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© Alle Bilder aus Jolie Runway 01/2013
PETRA weiß, was kommt
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TREUE: Eine Fotostory, die zeigt, was wirklich zählt GLÜCK: Diese sechs Freundinnen braucht jede Frau in ihrem Leben MORAL: Was tun, wenn die Freundin betrogen wird?
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*Quelle: IVW 3/2012 ** Quelle: ma 2012 Presse II, Basis: Frauen *** Quelle: Verlagsangaben; Erscheinungsweise: halbjährlich
www.bm-brandmedia.de
058 THE LONGVIEW
„Ich gehe in keinen schlecht gemachten Shop“ Er ist Dozent, Schriftsteller, Lehrmeister, Berater und Begründer der strategischen Dramaturgie für den Einzel handel. Christian Mikunda referiert weltweit darüber, wie man mit inszenierten Orten gute Gefühle erzeugt – und setzt seine Philosophie basie rend auf den sieben Hochge fühlen in erfolgreiche Shop konzepte um. Seine Bücher wie „Warum wir uns Gefühle kaufen“ oder „Marketing spü ren. Willkommen am Dritten Ort“ haben sich zur Standard lektüre für Ladenbauer ent wickelt. Wer eine Frage über Gestaltung, Inszenierung oder Psychologie des Kunden von morgen hat, sollte sie ihm stellen. Interview: Stephan Huber. Text: Isabel Faiss. Fotos: David Sailer
213 style in progress
Stephan Huber: Seit vielen Jahren erforschen sie intensiv die Konsumenten, ihr Konsum verhalten und damit eben auch den Handel. Und das sowohl global als auch sehr regional. Was war die einschneidendste Veränderung der Konsumge wohnheiten oder des Konsum verhaltens in dieser Zeit?
Christian Mikunda: In den letzten 15 Jahren hat sich viel verändert. In allen Bereichen hat sich die Idee von Nachhaltigkeit durchgesetzt. Ungefähr im Sommer 1998 hat dieses Umdenken begonnen, und als ob ein Schalter umgelegt worden wäre, ist die gesamte Experience Economy plötzlich von einem Tag auf den anderen mit mehr Sinn angereichert worden. Das bedeutete unter anderem die Rückkehr zu echten Materialien, eine neue Sehnsucht nach Design und mehr Realität. Die Leute wollten ein Erlebnis mit mehr Sinn verbunden sehen, manchmal sogar mit Lebenshilfe, mit Mood Management, also mit einer emotionalen Sinnmassage, mit einer gewissen Hochwertigkeit. Damals gab es ja auch schon eine erste kleine Rezession und die Jahrtausendwende stand vor der Tür. Und immer, wenn so eine Jahrhundertwende kommt, schauen die Leute, was man
quasi von einem Jahrhundert in das andere mitnimmt und was wirklich zählt.
Aber ist danach nicht als eine Art Gegenbewegung diese sehr oberflächliche erste Welle der Onlinehysterie losgebro chen, wo in erster Linie sehr viel Geld verbrannt wurde?
Ja. Mag sein, aber die Nachhaltigkeit hat offensichtlich gesiegt. Sehen Sie, wir sitzen hier im Café Hansen, umgeben vom Pflanzengeschäft Lederleitner, das ist kein Zufall. Es ist nach wie vor einer der spektakulärsten Shops in Wien, weil man umgeben ist vom Zusammenspiel von Pflanzen mit Möbeln, mit Büchern, mit englischen Gartengeräten, die man kaufen kann, und sonstigen Lifestyleaccessoires. Das erzählt alles eine dreidimensionale begehbare Geschichte. Es ist eine Thematisierung mit Ware, die man angreifen kann, die haptisch ist, die man riechen kann. Das ist Ende der 1990erJahre entstanden und hat sich bis zum heutigen Zeitpunkt immer mehr verstärkt, bis hin zu Phänomenen wie dem Rough Luxe im Handel. Wir haben in den letzten 25, 30 Jahren in der Ladendramaturgie die Kunden mit so viel teuren Materialien konfrontiert, mit Marmor, mit Messing und mit Glamour,
THE LONGVIEW 059
„Man muss seine eigene Ware gut finden, man muss sich selber gut finden, man muss den Ort lieben und man muss die Kunden lieben.“ Dr. Christian Mikunda
060 THE LONGVIEW
„Die Menschen haben sich dran gewöhnt, dass es quasi eine allgegenwärtige Verfügbarkeit von emotionaler Aufladung gibt.“
in der Modebranche über den eigentlichen Bedarf des Kun den weit hinaus.
Umso wichtiger ist die emotionale Aufladung. Wer verkaufen will, muss seinen Laden gut machen. Du musst eine räumliche Erschließung machen, die die Menschen dazu bringt, zu flanieren. Du musst eine kognitive Landkarte in die Köpfe der Menschen reinbringen, du musst eine Spannungsachse aufbauen, die wie ein Gummizug in den Laden hineinführt. Wenn du dich dem verweigerst und sagst, naja, da stelle ich lieber die Spannungsachse mit Ware zu, weil ich möchte die gesamte Ware im Laden zeigen, dann wirst du zwar die gesamte Ware im Laden haben, aber nicht die Käufer. Das kann grundsätzlich jeder, also es ist keine Frage von groß oder klein oder von Kon zern oder nicht Konzern?
dass die Leute langsam gemerkt haben, dass dadurch nur noch mehr Konsumdruck aufgebaut wurde. Daher die Trendwende, denn die Sehnsucht der Menschen nach einer Umgebung, die sie emotional entspannt, ist sehr groß geworden. Welche Sehnsucht wird da bedient?
In Ihrem 2009 erschienenen Buch „Warum wir uns Gefühle kaufen“ definieren Sie sieben Hochgefühle, die einzeln oder in Kombination Menschen zum Konsum verführen. Wa rum müssen wir uns Gefühle eigentlich kaufen? Das klingt ja zunächst einmal ein wenig desillusionierend...
Die Sehnsucht, emotional runterzukommen. Chillen ist ein Hochgefühl und von uns Intellektuellen zutiefst unterschätzt. Man will eine inszenierte Entspannung erleben. Das berufliche und öffentliche Leben ist heute ziemlich hart geworden, da ist Chillen ein Hochgefühl, das mit Entlastungssignalen arbeitet.
Ja, selbstverständlich. Wir alle kaufen uns Gefühle. Das bedeutet ja nicht, dass wir etwas monetär kaufen. Manchmal geben wir Zeit her, manchmal eine emotionale Leistung. Die Menschen haben sich dran gewöhnt, dass es quasi eine allgegenwärtige Verfügbarkeit von emotionaler Aufladung gibt. Oder man könn-
213 style in progress
te auch sagen, von Glück. Wenn ich sage, dass wir uns Gefühle kaufen, meine ich damit, dass der Handel sich dessen bewusst sein sollte, dass Kunden nicht nur in einen Laden kommen, um Ware zu kaufen, sondern auch um ein emotionales Geschenk zu empfangen. Wenn ein Kunde einen emotional gestalteten Shop betritt, steigt der AIME-Wert (Amount of Invested Mental Effort). Das bedeutet, dass durch das Erlebnis die Aufmerksamkeit erhöht wird und man sich positiver gestimmt dem Angebot zuwendet und sich die Verweildauer erhöht.
Rein pragmatisch betrachtet gehen 99 Prozent der Produkte
Nicht das Budget, sondern die psychologische Präzision entscheidet. Es gibt tolle Einzelkämpfer, die winzige Läden haben, die aber einen atemberaubenden Shop machen und die auch selbst Bestandteil des Ladenerlebnisses sind.
Sie haben die sieben Hoch gefühle Glory, Joy, Power, Bravour, Desire, Intensity und Chill benannt. Gibt es einen Schlüssel, wie viele davon man braucht? Weil, alle abzude cken, wird ja schwierig sein.
In der Regel arbeitet man mit einer Mischung aus zwei Hochgefühlen. Würde man nur eines einsetzen, wie zum Beispiel Glory als Gefühl der Erhabenheit, wäre das einschüchternd und man stirbt in Schönheit. Man
THE LONGVIEW 061
muss es brechen. Wir haben als Berater ungefähr zehn völlige Desaster miterlebt, als man Architekten den Bau von Malls überlassen hat, ohne sie genau zu steuern. Natürlich wirken am Abend beleuchtete Glaskuppeln majestätisch für das Königsgefühl des Kunden. Aber als Kontrast muss man dann irgendwo ein Joy-Erlebnis einbauen, das eine hohe Dopaminausschüttung garantiert. Das kann man schaffen durch Dinge wie Bäume, Sträucher, die sogenannten try before you buy products, etwa Stände, wo die bunten Crocs verkauft werden. Lauter Dinge, wo der Architekt sagt, puh, um Gottes Willen, mein Konzept.
Neurotrophin ausgeschüttet wird, also der Neurotransmitter, der die Schmetterlinge im Bauch flattern lässt, das bewirkt, dass er sich in die Ware „verliebt“. Wenn wir dem Kunden dieses Erlebnis nicht geben, wenn wir ihn auch nicht die Ware angreifen lassen, wenn wir ihm nicht erlauben, sich einen Schal um den Hals zu legen und sich vor einen Spiegel zu stellen, werden sie diesen Schritt nicht gehen. Damit ist der Trend der sterilen Modetempel ein großer Irrtum gewesen?
Das kann man heute nur noch ironisch machen. Ein gutes
Beispiel dafür ist der Prada Shop in New York, in dem Rem Koolhaas die Ware in herumfliegende Käfige einsperrte, um zu symbolisieren, wie unerreichbar sie ist. Aber diesen Gag konnte sich Prada nur leisten, weil der Ort radikal bespielt wurde, als Aufenthaltsort, als Welcome-Ort, wo es auch Jazzkonzerte gibt, und alle zwei Monate eine neue künstlerische Bespielung. Lassen sich diese Hochgefühle eigentlich auch auf den Online handel übertragen?
Absolut. Im Internet haben viele Händler anfangs die gleichen Fehler gemacht wie im stationä-
ren Handel: Sie haben einfach nur Waren gezeigt. Die größte Chance des Onlinehandels ist ein Hochgefühl, das wir Bravour nennen. Bravour ist die Faszination, die durch ein Können entsteht, durch eine Meisterschaft. Es gibt zwei Arten, um Bravour auszulösen. Durch einen Meister oder durch einen Mentor. Wie funktioniert das konkret?
Ein Meister hat eine Ware hergestellt, die den Kunden begeistert. Uniqlo ist ein gutes Beispiel. Ich habe mir gerade bei Uniqlo eine Winterjacke gekauft, die so leicht ist, dass man sie gar nicht spürt. Aber sie
Genau. Das ist die Problematik mit den Stararchitekten, die ihre fantastische sakrale Struktur nicht stören wollen. Die Kombination von Glory und Joy ist daher die klassische Kombination bei allen sakralen Konzepten wie Flagship-Stores und Shopping-Malls. Eine andere typische Kombination ist Joy und Desire, wir nennen es das Las-Vegas-Prinzip. Joy und Desire sind die beiden Hochgefühle, die zum Konsum anregen. Desire bedeutet, die Menschen dazu zu bringen, mit einer Ware zu liebäugeln. Dazu muss man die Ware durch Visual Merchandising dramatisieren. Ist Desire dann sozusagen das wichtigste Hochgefühl für den Modefachhandel?
Absolut. Es bedeutet, dass du die Kunden ernst nimmst und schätzt und liebst. Denn jemandem etwas so zu präsentieren, dass der beginnt, damit zu liebäugeln, und
„Der Handel sollte sich dessen bewusst sein, dass Kunden nicht nur in einen Laden kommen, um Ware zu kaufen, sondern auch um ein emotionales Geschenk zu empfangen.“ style in progress 213
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ist absolut wintertauglich. Das ist ein Bravour-Produkt, weil es etwas kann, das vorher noch kein anderes Produkt konnte. Das Traurige ist nur, dass es die Modebranche bis heute nicht geschafft hat, zu kom munizieren, wie viel Know-how wirklich in den Produkten steckt.
Richtig. Da gibt es Höchstleistungen, die viel zu wenig kommuniziert werden. Stores wie Globetrotter in Köln oder München machen das mit ihren Kältekammern, Kletterwänden und Regenboxen vor, wo man reingehen kann, um die Produkte zu testen. Diese großen Bravour Flagship-Stores zeigen, dass sie Meister ihres Fachs sind. Und ein Mentor ist ganz einfach ein guter Verkäufer. Ich habe viel über den Begriff Erlebnis nachgedacht. Was ist heute eigentlich noch ein Er lebnis für den Konsumenten?
Das kann man einfach physiologisch definieren. Ein Erlebnis kann ein Kommunikationsangebot von einem anderen Menschen sein, eine Architektur, die dich umgibt, eine Ware, die für dich arrangiert wurde. Wenn dadurch der sogenannte AIMEWert hoch geht, der Betrag der notwendigen geistigen Ausarbeitungsleistung. Auf gut Deutsch, wenn man durch das Angebot ein kleines Wahrnehmungsspiel bekommt, wenn man ein Glory-Erlebnis hat auf der Hochgefühlsebene, wenn man anfängt, zu grinsen, weil etwas so fantastisch herausgeleuchtet ist, wie bei Abercrombie & Fitch. Dann hat man etwas erlebt. Das kann übrigens auch ein negatives Erlebnis sein. Aber muss die Erlebnisschrau be inzwischen nicht immer weitergedreht werden?
Die Frage ist berechtigt. Muss es immer schneller, höher, weiter sein? In bestimmten Bereichen bis zu einem bestimmten Punkt hin, ja. Bis dann wieder die Gegenbewegung kommt. Ich habe erstmals 1998 in New York die aufkeimende Gegenbewegung zu Glamour bemerkt, damals wurde dieser Trend vom Rough Luxe und Chill abgelöst. Dieser Zyklus wird noch mindestens sieben Jahre andauern. Man muss vor allem hinsichtlich der Reizschwelle vorsichtig sein. Wenn Sie heute in einen Laden 213 style in progress
in London hineingehen, der sich an eine jugendliche Zielgruppe richtet, dann haben sie dort ein viel höheres Reizbombardement als in Mitteleuropa, also im deutschen Sprachraum. Sogar innerhalb einer Markenwelt wie bei Abercrombie & Fitch gibt es regionale Unterschiede in der Reizschwelle. Der Laden in New York ist noch viel dunkler und noch viel lauter. Natürlich wird die Reizschwelle von Jahr zu Jahr niedriger angesetzt, gleichzeitig steigt die Inszenierungsdichte.
Im Zuge dieses aktuellen Trendzyklus, den Sie Rough Luxe und Chill nennen, ist eine Re-Regionalisierung zu beobachten. In allen Berei chen. Kulinarik, Reisen, Mode. Sehen Sie das als Trend oder als langfristig manifestiert?
Oder anders formuliert: Warum machen junge Hamburger Familien auf einmal wieder Wanderurlaub im Schwarzwald und warum boomen Bauern märkte? Ist das eine bürgerli che Pose?
Die Wiederkehr der Sommerfrische und des Wanderns hängt damit zusammen. Übertragen auf unsere Branche zeichnet sich der Trend ganz ähnlich ab. Vor sieben oder acht Jahren haben wir zu 70 Prozent Aufträge für Shopping-Center bekommen. Dann kamen die großen Marken-Stores, die großen Automobilmarken-Welten, dann die Messen. Die Messen haben plötzlich gesehen, wenn sie sich nicht inszenieren, werden sie verschwinden. In der letzten Zeit ging es hin zur Dramatisierung
„Muss es immer schneller, höher, weiter sein? In bestimmten Bereichen bis zu einem bestimmten Punkt hin, ja!“
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des öffentlichen Raums und da vor allem im regionalen Bereich. Wir haben beispielsweise an zwei großen Weitwanderwegen gearbeitet in den letzten Jahren. Der Adlerweg in Tirol und der Alpe-Adria-Trail in Kärnten. Steckt in dieser Wiederent deckung der Nähe und der Wurzeln nicht eine Riesen chance für den klassischen Fachhandel?
Ja. Total. Bestes Beispiel ist der ganze Trachtenmodenbereich. Viele Marken haben es geschafft, nicht nur ein Stück Stoff zu verkaufen, sondern einen gesamten kulturellen Zusammenhang, der die Ware emotional auflädt. Ich kenne einen Trachtenhändler, der in seinem Store einen 100 oder 150 Jahre alten Brief von einem Holzknecht an eine Sennerin ausgestellt hat. Da beide Analphabeten waren, ist er in einer Art Bildschrift verfasst, die man trotz Untertitel kaum verstehen kann. Der Inhalt ist auch ganz simpel: Ich warte hinter dem Baum, bis dein Mann weg ist, und dann komme ich dich besuchen. Das ist ein original Artefakt und man merkt plötzlich, wenn man ein Gewand kauft, dass man nicht nur ein Stück Stoff kauft, sondern die kulturelle Aufladung gleich mit. Man kauft die Spuren der Vergangenheit, eben auf regionaler Ebene, denn nur dann ist es spannend. Wichtig für den Trachtenbereich ist allerdings, dass man die Looks nicht eins zu eins umsetzt. Entweder nimmt man einen starken Bezug auf die Historie und erzeugt dadurch eine emotionale Tiefe oder man bricht das Thema bewusst durch aktuelle Trends. Das ist ein neuer Twist, der gerade bei vielen Läden zu beobachten ist. Es geht um einen neuen Look, der das Revival der Tracht mit aktuellen Trends verbindet und dadurch neue Wahrnehmungssignale schafft. Alles ist reloaded. Wir leben gerade ohnehin in einer reloaded Zeit.
Solche Renaissancen gab es immer wieder mal.
Ist das eine Art Antwort oder Reaktion auf eine gewisse Zukunftsangst?
Nein, das ist eine Kulturtechnik. Man blickt zurück und hat Freude daran, Altes mit Neuem zu twisten. Ständig etwas Neues in die Welt zu setzen, ist schwer geworden. Das gelingt nur noch über technische Innovation. Ja, es gibt nichts, was es nicht gibt. Welche Zukunft hat dement sprechend der kleine inha bergeführte Fachhandel, der jahrelang gebeutelt wurde von vertikalen Konzepten und Onlineshops und sich immer wieder anhören musste, dass er keine Zukunft habe?
Er hat eine Zukunft, aber er muss im eigenen Laden einen guten emotionalen Job machen. Beautification, wie wir das nennen. Jeder ist dazu in der Lage, auch ohne Innenarchitekten seinen Laden schön zu gestalten. Ich verstehe Leute nicht, die in einen schlecht gemachten Store gehen. Wie halten die das aus? Wie halten die ein Licht aus, das sie selbst und die Ware und den Kunden blendet? Wie halten die es aus, dass die Dinge nicht so geschlichtet und drapiert sind, dass das emotional angenehm ist? Also muss man auch seine eigene Ware gut finden.
Man muss seine eigene Ware gut finden, man muss sich selber gut finden, man muss den Ort lieben
und man muss die Kunden lieben. Und daraus muss eine ästhetische Bühneninszenierung entstehen. Der Inhaber ist dabei das zentrale Element. Die Zeit, in der sich Kunden von der irrationalen Arroganz von Händlern angezogen gefühlt haben, ist vorbei. Wenn du heute als Kunde an einen solchen verbotenen Ort kommst, wo du läuten musst, um reinzukommen, wie bei einem Juwelier in London oder New York, wo ein Security-Mann bei der Tür steht, dann steigert das nur noch den Wert des Ladens, wenn man hinter dieser künstlich erhöhten Schwelle an der Tür mit einem fantastischen Service empfangen wird. Sonst wirkt die Überhöhung nur abschreckend.
was zu konsumieren. Denn es ist viel wichtiger für eine Marke, dass ein Kunde an einem Point of Sale die Marke verstanden hat und nichts kauft, als dass er es nicht versteht und trotzdem etwas mitnimmt. Das ist das eigentliche Geschenk, das der Kunde am Point of Sale erhalten muss, dass er ihn genießen kann, ohne dass er konsumieren muss. Das ist genau die Art von Nachhaltigkeit, von der wir am Anfang gesprochen haben. Vielen Dank für das Gespräch!
Sie haben verschiedene Orte definiert. Welche sind das?
Der erste Ort ist die Wohnung und der zweite Ort ist der Arbeitsplatz, der auch eine Art von Home sein sollte. Der dritte Ort ist dort, wo du dich aufhältst, um dir davon eine Emotion mitzunehmen, wo du einfach gerne bist. Gut gemachte Läden sollten immer dritte Orte sein. Ein Home away from Home. Jeder Tante-Emma-Laden war das früher, ein Treffpunkt, wo man plauderte, sich austauschte und etwas erlebte. Heute wissen die Kunden, dass ein Verkaufsort für sie gemacht wurde, sie wissen, dass es verkaufsfördernd ist, dass sie sich was von dieser Emotion nehmen dürfen, ohne
Dr. Christian Mikunda im Gespräch mit style in progress Chefredakteur Stephan Huber.
In meiner absoluten Lieblings zeit.
Und die Menschen sind gerade verrückt danach, zu sehen, was davor war und wie etwas davor ausgesehen hat bzw. was daraus gemacht wurde. An sich ist das doch eine ziemlich erstaunliche Rück besinnung.
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online ohne Shop Muss ein Händler heute online sein? Ja! Muss er einen eigenen Webshop betreiben? Nein! style in progress stellt Maßnahmen vor, mit denen Mode-Stores vom wachsenden Online- und Mobile-Markt profitieren können – ohne in einen eigenen Store investieren zu müssen. Text: Martina Müllner. Illustrationen: Esther Gebauer/ Agentur Caroline Seidler
Es gibt kaum ein Thema, dass den Handel stärker beschäftigt, als das Pro und Contra eines eigenen Webshops. Aus der subjektiven Perspektive scheint es, als hätte jeder seinen Onlinestore: Ob Peek & Cloppenburg, Breuninger, Loden-Frey – früher oder später sind die Flaggschiffe der Branche alle in See gestochen. Doch hinter Hochglanz-Onlinestores verbirgt sich nicht in jedem Fall Big Business. Die vermeintliche Ersparnis von Ladenmiete und anderen offensichtlichen Kosten eines stationären Ladens ist eben nur eine vermeintliche. Design, Wartung, Vermarktung, Bewerbung – damit Onlineshops zum Profitcenter werden, braucht es kontinuierliche Investitionen. Prof. Dr. Gerrit Heinemann beim Düsseldorfer Dachmarkenforum 2012: „Der Break-Even im E-Commerce ist im Durchschnitt nach sechs bis sieben Jahren erreicht.“ Da wären bei einem stationären Laden schon lange die Lichter ausgegangen, für immer. „Der Handel fühlt sich natürlich von den großen Wachstumspotenzialen im Onlinesegment angezogen. Denn mit stationären Läden kann man auch bei einem raschen Expansionstempo höchstens ein jährliches Wachstum von zehn, maximal 20 Prozent erzielen“, so der Experte, der an der Hochschule Mönchengladbach in der Lehre und Forschung zu Handelsthemen tätig ist. Vergleicht man diese Zahlen mit dem rasanten Wachstum von reinen Onlineanbietern wie Zalando, die sich in nur drei Jahren acht Prozent Marktanteil in Deutschland errittert haben, scheint das Wachstum offline viel mühsamer verdient. Doch genau vor solchen Schlüssen warnen alle Experten: Denn der Vergleich mit den Goliaths des E-Commerce hinkt immer. Wer hat den schon die Mittel – oder bloß einen Bruchteil davon – die die Samwer-Brüder und später ihre Investoren ins Feld geführt haben? Multichannel oder: Stark sein, wo man stark ist
Als klein- und mittelständischer Händler sich heute aufzumachen und in diese Arena zu steigen, ist folglich eher zum Scheitern verdammt als eine Mission Possible. Und doch bedeutet das nicht, hinter das Thema Online einen Haken zu machen. Auch ohne selbst betriebenen Webshop stehen Modefachhändlern viele Türen offen. Das Modewort Multichannel wird gerne in den Mund genommen, wenn es zu erklären gilt, was es außer einem eigenen Onlineshop noch an Möglichkeiten gibt. Doch um die Botschaft zu vermitteln, braucht es keine Marketingsprache. Sie lautet: Seien Sie dort stark, wo Sie heute schon stark sind: am Point of Sale. Dass man diesen mit vergleichsweise geringem Aufwand – aber großem Engagement – in die Onlinewelt transferieren kann, zeigen die folgenden Beispiele.
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Handel passiert heute überall: Instantund Mobile Commerce sind Zukunftshoffnungen, auch für den Modeshop, der nicht mit einem Webshop online ist.
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FashionHub und andere – gemeinsam statt einsam
Die Idee ist naheliegend – und doch braucht es viel Cleverness und Programmierkunst, um sie in die Tat umzusetzen. Portale wie Fashionhub.com akkumulieren das Angebot vieler Händler, um so eine attraktive Adresse zu schaffen. Sie bieten existierenden Onlineshops die Integration ihrer Produkte. Renommierte Online-Player wie StyleServer oder Bungalow Gallery sind bei Fashionhub mit von der Partie – aber auch Läden, die vor dem Launch auf Fashionhub keinen eigenen E-Commerce betrieben haben wie Tutto in Frankfurt, Off & Co in München oder Graubner in Lüneburg. Fashionhub übernimmt deren Onlineshop gegen eine Einmalgebühr und Umsatzprovision, wo Sparpotenziale locken – wie zum Beispiel bei der Fotografie – wird aus einem gemeinsamen Pool geschöpft. Versand und Bezahlungsprozess steuert der jeweils verkaufende Händler. Ein ähnliches Modell bietet Now Communications aus Augsburg, die Agentur bietet fertige Shopmodelle an und unterstützt ebenfalls bei der Organisation von Fotografie und Marketingmaßnahmen.
Wynsh – das virtuelle Glücksrad
Rabatte, Schnäppchen, Sonderangebote – nichts macht Kunden mehr Freude. Statt aber im ganzen Laden den Rotstift walten zu lassen, kann man mit der App Wynsh eine gezielte Aktion starten: Kunden fotografieren mit dem Smartphone im Laden ihr Lieblingsteil und bekommen wenig später mitgeteilt, ob und wie viel Rabatt sie gewonnen haben. Diese Coupons sind zeitlich begrenzt, die Erfahrung zeigt, dass viele Kunden, die zu wenig oder gar keinen Rabatt auf ein Produkt bekommen, ihr Glück nach Ablauf des Coupons noch einmal versuchen. Weil es auch möglich ist, verschiedene Produkte zu wynshen, erhöht sich meist der Gesamtwert des Einkaufs – wodurch der Rabatt leichter zu verschmerzen ist. Karstadt, Jeans Fritz, verschiedene Einkaufszentren sowie Monomarkenkonzepte wie Kiehls, Mexx oder BonPrix verwenden Wynsh bereits.
Was wurde der QR-Code nicht schon als neue Wunderwaffe gefeiert. Kein Werbeplakat, das heute ohne die Pixelquadrate auskommt. Der Handel erlebt die QR- und auch Barcode-Welle bislang oft negativ: Wenn Konsumenten im Laden die Codes scannen und von ihren Smartphone-Apps blitzschnell den Preis im Internet vergleichen lassen. Erste Tests in Europa führen jetzt den Nutzen für Händler vor Augen: So hat PayPal mit der Amsterdamer Einkaufsstraße De 9 Straatjes ein Pilotprojekt umgesetzt: In allen Schaufenstern wurden QR-Codes angebracht, die zu einem eigens installierten Onlinestore der 30 teilnehmenden Läden führte. Die gewünschte Ware konnte direkt bestellt, online bezahlt und nach Hause geliefert werden.
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http://www.youtube.com/ watch?feature=player_ embedded&v=j7zS0DDffCQ
QR-Code-Shopping – das 24 Stunden Schaufenster
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Onlineewunschlisten & Pick-up-Service – Webshopping ohne Retouren
Läden mit starker Kundenbindung wie Konen in München machen vor: Auch ein halber Schritt kann ein ganzer sein. Konen betreibt keinen Webshop, gibt Kunden aber die Möglichkeit, online Wunschlisten zu erstellen und in sozialen Netzwerken zu teilen oder an E-Mail-Empfänger zu versenden. Angezeigt werden nur Produkte, die auch tatsächlich verfügbar sind. Für Onlinehändler mit weit verzweigtem Filialnetz lohnt sich der Aufwand, online präsentierte Ware im Laden zur Abholung anzubieten. So können Retouren auf ein Minimum gesenkt und vor Ort noch Zusatzverkäufe erzielt werden.
Stammkundenansprache – Newsletter & Co in neuen Kleidern
Der Newsletter ist out? Nein, schlechte Newsletter sind out. Wer seine Klientel mit passgenauen Angeboten und zielgruppengerechter Ansprache erfreut, darf sich auch heute noch über einen hohen Wirkungsgrad dieser Werbemaßnahme freuen. Hochwertige Händler wie Helmut Eder in Kitzbühel senden jede Woche aktuelle Outfits an Stammkunden – mit dem Erfolg, dass die Kombinationen auch schon mal exakt wie abgebildet per Telefon, E-Mail oder im Laden gekauft werden. Wer seine Kundenbindungstools auf soziale Netzwerke wie Facebook verlegt hat, verfügt auch dort über neue Möglichkeiten. Während die Facebook Offers an den Fankreis meist darauf abzielen, dass online gekauft wird, bieten Start-ups wie Nextsocial Beratung für Facebook-Kampagnen. Denn: „Facebook-Shops oder das Einstellen von Sortimenten funktioniert nicht“, so der Mitgründer Raphael Pochhammer gegenüber dem Branchenmedium Internet World Business. Stattdessen erarbeiten die Social-Commerce-Experten Strategien für Limited Editions oder spezielle Angebote, die dann nur den Facebook-Fans unterbreitet werden.
SoLoMo – vernetzt denken und handeln
Mit ihrer Fernbedienung des Lebens, dem Smartphone, sind die Konsumenten von heute in viel größerem Maße bereit, Routen zu ändern, Laufwege zu überdenken oder Neues auszuprobieren – wenn sie nur darauf aufmerksam werden. Umso erstaunlicher, wie viele Händler ihre Hausaufgaben auf den virtuellen Landkarten nicht erledigen: Google-Maps-Einträge nicht verwalten, kein eigenes Qype-Profil führen, auf Foursquare nicht präsent sind. Eine vergebene Chance, schließlich liefern zahllose Smartphone-Addicts, die auf der Straße gebannt auf das Display ihres Telefons blicken, den täglichen Beweis, dass diese Dienste, Location Based Services genannt, genützt werden. Welcher ist der populärste, welcher wird am häufigsten genützt? Eine Antwort, die so häufig so anders ausfallen würde, dass es gar nicht lohnt, sie zu geben. Der Rat heißt: Je breiter die Auswahl der genützten Tools und Gadgets, desto höher die Chancen, neue Kunden zu gewinnen. Wer diesen vermeintlichen Nerds dann auch noch spezielle Aufmerksamkeit in Form von Rabatten, Gutscheinen oder virtuellen Goodies zukommen lässt, hat schon gewonnen.
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Überraschungseffekte sorgen für den Hingucker: Bei Barthelmess dienen Strommasten als Warenträger.
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trifft Technologie Gemütlichkeit
Welche Trends bestimmen zurzeit den Ladenbau? Sind es digitale Welten oder das genaue Gegenteil davon? Natürliche Materialien wie unbehandeltes Holz oder Naturstein spielen visuell immer noch eine wesentliche Rolle. Doch Themen wie Augmented Reality oder Mobile Commerce sind für den Shop der Zukunft essenziell. Einkaufen online oder offline, die Welten verschwimmen. style in progress hat Ladenbauexperten nach den in ihren Augen wichtigsten Themen und Tendenzen im Ladenbau und im Visual Merchandising befragt. Text: Ina Köhler. Fotos: Alu SpA, Blocher Blocher, Dan Pearlman, Interstore Design, Liganova, Schwitzke & Partner
Mareike Wittko, Markus Xyländer Design Barthelmess
„Derzeit ist es ganz wichtig, mit Illusionen zu spielen. VisualMerchandising-Konzepte, die mit optischen Täuschungen arbeiten, sorgen für Aha-Effekte, Überraschungen und bleiben in Erinnerung. Auch die Thematisierung von Zeit – im Sinne von sich Zeit nehmen, Zeit haben und die Zeit bewusst wahrnehmen – zieht sich durch die Gestaltungen in ganz unterschiedlichen Ausprägungen. Ein dritter Trend, der das Visual Merchandising vor allem in den kommenden Monaten prägt, ist der gestalterische Einsatz von Licht – vor allem von Neonlicht. Objekte aus Neonröhren in knalligen Farben sind echte EyeCatcher. Klar – auch Neonfarben in verschiedensten Ausprägungen werden in den Schaufenstern zu sehen sein. Es wird derzeit mit viel Licht – vor allem Neonfarben – gearbeitet. Welche neuen Materalien sind wichtig?
„Insgesamt ist bei der Materialauswahl das Thema Nachhaltigkeit wichtig. Es geht dabei aber nicht nur darum, nachhaltigere Materialien einzusetzen, sondern schon bei der kompletten Konzeption eines Visual-Merchandising-Projektes, einer Kampagne an Aspekte wie CO2-sparenden Transport, einfaches Recycling oder gute Wiederverwendbarkeit
Neonelemente setzen in der Architektur und im Visual Merchandising Akzente: Entweder in Form von Licht oder als farbiges Deko-Element.
zu denken. Ein Beispiel wären Baukastensysteme, die in manchen Bereichen des Visual Merchandisings Sinn machen – etwa bei podestartigen Aufbauten. Ein variabel einsetzbarer Baukasten aus einzelnen Objekten – zum Beispiel Würfel und Quader, mit denen ich durch das schnelle und einfache Auswechseln von Overlays mit derselben Grundstruktur immer wieder neue Optiken und Stimmungen erzeugen kann, ermöglichen einen flexiblen und vor allem mehrfachen Einsatz von einzelnen Objekten.“ style in progress 213
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Jutta Blocher
Geschäftsführerin und Head of Design Blocher Blocher Stuttgart
„Die Tendenzen im StoreDesign lassen sich mit denen der Modebranche vergleichen: Es gibt nicht mehr den eindeutigen Trend. Vielmehr muss jedes Store-Konzept individuell auf den Händler und die Marke abgestimmt sein. Persönlichkeit ist inzwischen vielleicht das wichtigste Attribut eines Stores. Der Point of Sale (PoS) wird sozusagen zum PoL, zum Point of Leisure, der eine hohe Aufenthaltsqualität durch spannendes Design und perfekten Service bietet. Beim Material fällt auf, dass Authentizität, Hochwertigkeit und Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle spielen. Umweltschonende, innovative Mineralwerkstoffe mit großem Gestaltungsspielraum sind gefragt.“ Welche neuen Technologien sind zurzeit für den Ladenbau wichtig?
„Ich würde eher fragen, welche Technologien für die InstoreKommunikation wichtig sind. Heute geht es im Handel nicht mehr nur um die Zielgruppe, sondern um eine Community. Und die will auf allen sensorischen Ebenen angesprochen werden. Hier heißt das Stichwort Multichanneling. Neue Tools vom Tablet-PC bis zum virtuellen Sortiment können die Kommunikation und damit die Bande zwischen Marke und Kunde intensivieren. Natürlich auch durch die neuen Servicemöglichkeiten, wie etwa Click and Connect. Das online Vorbestellen von Waren, die für mich im Store dann schon parat liegen, schafft einen zusätzlichen Anreiz für die Kunden. Genauso digitale Bonbons, die via Smartphone an die Kunden gehen. Das ist dann auch gleich das zweite große Thema: Mobile Commerce.“
Im Freiburger Modehaus Kaiser hat das Designteam zur Eröffnung im August 2012 ein Konzept mit mehreren Zimmern in unterschiedlichen Stimmungen geschaffen – die Kundin kann so in Welten eintauchen wie in ein Loft oder ein Schmuckkästchen.
etwa hatte 2011 zur Weihnachtszeit einen überdimensionalen Adventskalender an der Fassade installiert. Über QR-Codes wurden Weihnachtsmänner und andere Gimmicks über die Smartphone-Displays der Passanten in die Umgebung gezaubert. Eine andere Anwendung sind zum Beispiel Tweet Mirrors, interaktive Spiegel, die die eigene Silhouette im digitalen Outfit zeigen. Was erlaubt, sich in verschiedenen Kleidungsstücken anzusehen, ohne sich dabei ein einziges Mal umziehen zu müssen.“
Stichwort Augmented Reality: Welche Rolle spielt das Thema für den Ladenbau?
„Augmented Reality sehen wir nicht auf den Ladenbau beschränkt. Ungeachtet dessen wird das Thema vor allem im Modehandel schon eine große Rolle spielen. Die denkbaren Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: Jelmoli in Zürich 213 style in progress
Wormland im Centro Oberhausen ist ein Beispiel für rauen Luxus: Industriearchitektur, warmes Holz und emotionale Schlagwörter an der Ladentheke unterstreichen den loftigen Stil.
Photo by Irene Schaur
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Überraschende Inszenierungen der Karl-LagerfeldKollektion im Kampf gegen visuelle Langeweile innerhalb des Stores und im Schaufenster.
Heiner Probst
Head of Retail Architecture, Liganova, Stuttgart
„Kernpunkt ist die Steigerung der Attraktivität. Dies gelingt durch die Schaffung eines architektonischen Mehrwertes auf Kundenseite – ein Weg, sich gegen den stärker werdenden Wachstumsmarkt Onlineshops zu behaupten. Es wird versucht, Online- und stationären Handel zu verschmelzen, indem im sta tionären Handel onlinebasierte Beratungstools integriert werden. Beim Wettbewerb um langfristiges Bestehen als Offliner neben der vielfältigen Onlinewelt spielt Auswahl und Größe in neuer Dimension die entscheidende Rolle.“ Welche neuen Technologien sind zurzeit im Ladenbau wichtig?
„Wichtige Elemente sind die Beleuchtung via LED, mediale Bespielungsmodule wie Touchscreens und iPads zur Übermittlung von Erlebnis, 213 style in progress
Information und Integration von Onlineshops.“
Stichwort Augmented Reality: Welche Rolle spielt das Thema für den Ladenbau?
„Es wird immer wichtiger, steckt aber noch in den Kinderschuhen und ist in diesem Stadium äußerst kostenintensiv. Im Zuge der Erlebnissteigerung am PoS ist dies aber ein wichtiger Zukunftstrend. Entscheidend für den weiteren Erfolg wird die Entwicklung von Technologien und damit verbundene Kostenstrukturen für Einrichtung, Unterhalt und Updates sein.“
Wenn Marken eine Bühne bekommen: In der neuen Breuninger Schuhwelt zählt der große Auftritt – Schuhe werden museal in Szene gesetzt.
n& online registriere hern! gratis eTicket sic
13.-15.03.2013 d端sseldorf
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Messe D端sseldorf GmbH Postfach 10 10 06 40001 D端sseldorf Germany Tel. + 49 (0)2 11/45 60-01 Fax + 49 (0)2 11/45 60-6 68 www.messe-duesseldorf.de
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Karl Schwitzke Inhaber Schwitzke & Partner Düsseldorf
„Die Zeit von VintageKonzepten ist vorbei. Es wird wieder puristischer, der Anspruch an Materialien steigt: schöne Hölzer, natürliche Looks, Raffinesse im Detail. Insgesamt geht der Trend zu Konzepten mit einer deutlich schlichteren Aussage mit einer subtilen Raffinesse. Welche Rolle spielt Technologie in diesem Zusammenhang?
Industrielook der kühlen Art wie im Popup-Store von SLVR in Düsseldorf.
Luca Pavani
Creative Director ALU SpA
„Architektur für den Einzelhandel muss die Marke widerspiegeln, das ist der wichtigste Trend. Unternehmen mit Heritage wollen, dass die Stores dieses Erbe zeigen, diejenigen, denen dieses Element fehlt, wollen eine Geschichte innerhalb ihrer Läden erzählen. Ein gutes Beispiel dafür ist Abercrombie oder J. Crew. In ihren Läden kreieren sie eine warme und heimelige Atmosphäre, die Konsumenten sehr schnell wiedererkennen und beruhigen.“ Welche Rolle spielt Technologie?
„Wir sind heutzutage einer Überdosis an Information und aggressiver Form von Technologie ausgesetzt. Wer innerhalb seines Stores Technologie diskret 213 style in progress
einsetzt, wird punkten. Es ist sehr einfach, einen iPad oder Touchscreen in eine Ecke des Stores zu werfen – die Kunst liegt darin, Technologie im Dienst des Produkts oder der Marke mit dem Store zu verschmelzen. Der eigentliche Trend ist, das Produkt durch die richtigen Materialien zu unterstützen. Apple Stores sind mit ihrem Einsatz von Holz dafür ein gutes Beispiel. Was könnte weniger Hightech sein als Holz?“
„Der Einzelhandel wird dem Thema Multichannel noch nicht gerecht. Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten. Es gilt, noch visionärer zu denken. Bildschirme werden dünn wie Tapeten und können mühelos über Wände, Säulen und Regale geklebt werden und bringen die virtuelle Welt in den Store.“
Im Münchener Strumpfhaus von Ludwig Beck wurden Modernität und MidcenturyFlair luxuriös miteinander verbunden.
Überraschungseffekte von oben: Im Sporthaus Münzinger wird dem Fußball mit einer monumentalen Deckenmalerei gehuldigt.
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Nicole Srock Stanley
Geschäftsführerin Dan Pearlman, Berlin
„Aktuell lassen sich vier wichtige Trends im Ladenbau identifizieren: Digitalisierung, Gamification, Essential Experience sowie ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit. Der Fokus liegt einerseits auf natürlichen Materialien, denn es geht für Kunden um das essenzielle, natürliche Erlebnis. Andererseits schreitet die Digitalisierung unserer realen Welten weiter voran.
Das Flagship-StoreKonzept von Marc O’Polo verbindet Gemütlichkeit mit Modernität – spannende Materialien und skandinavische Designermöbel fast wie im Home-Apartment.
Für Letztere kommt es immer auf eine intelligente Verknüpfung unserer On- und Offlinewelten an.“
2011 wurde der Berliner Laden COEO als Store of the Year ausgezeichnet. Hier verband das Team Fair-Trade-Aspekte mit modernem Auftritt und einer klaren Botschaft.
Der Calamar Showroom in Düsseldorf zeigt klare Linien, natürliche Materialien und Strukturen – das schafft Ordnung und stellt gleichzeitig Spannung her.
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hotel boutique hotel Das Modehaus Föger Women Pure ist mit Schaukästen in drei Alpenhotels präsent, bietet einen Shuttle- und Lieferservice – und ist selbst zur Sehenswürdigkeit geworden. ©Ruedi Walti
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Langweilige Hotelshops sind von vorgestern. Immer mehr Hotels laden Modelabels und gut eingeführte Läden zu einer Zusammenarbeit ein. style in progress hat nachgeforscht, wie Mode und Tourismus eine glückliche Verbindung eingehen. Text: Petrina Engelke. Fotos: Marken
Urlaub und Shopping gehören zusammen. Gerade in großen Städten werben die Hotels damit um Gäste – mit speziellen Touren, Personal Shoppern und Concierges, die wissen, wo Mode-Events stattfinden. Aber sie haben ein Problem: Damit treiben sie die Gäste aus dem Haus. So haben besonders die Betreiber von Design- und Boutiquehotels sich in letzter Zeit einiges einfallen lassen, um die Verbindung zwischen Mode und Gastlichkeit zu stärken. Davon profitieren Labels, Designer – und auch ausgesuchte Läden. Wenn gut eingeführte Läden ins Hotel ziehen
Für lange Zeit gab es zwei Arten von Hotelshops: In dem einen gibt es Souvenirs, Reiseführer und Hotelbademäntel, in dem anderen stehen Vitrinen mit Produkten bekannter Luxusmarken. Oder es gibt eine Mischung aus beidem. Doch das geht auch ganz anders. Im New Yorker Ace Hotel genießen junge, hippe Menschen, dass jedes Zimmer anders gestaltet ist und die Lobby als Mekka der digitalen Boheme gilt – diese Zielgruppe erwartet das Unerwartete. Dafür gibt es in New York die passenden Läden. Also tat sich das Hotel mit gleich zweien zusammen: Project No. 8 an der angesagten Lower East Side gehört Elizabeth Beer und Brian Janusiak – sie reisen viel. Mit diesem Gedanken im Kopf
Das Problem Platzmangel löst das Mondrian St Martins Lane in London mit einem Luxusautomaten.
Im New Yorker Hotel Mondrian SoHo können Gäste auf dem iPad aus einer Spezial-Minibar bestellen – auch Mode.
eröffneten sie im Eingangsbereich des Ace Hotels ihren Ableger No. 8A – mit Regalen voller ungewöhnlicher Fundstücke und fein ausgesuchtem Reisebedarf plus Bücher, die sich auf dem Couchtisch gut machen. Weiter hinten gelangt man zu einem Außenposten von Opening Ceremony: In der Mitte nach Geschlechtern geteilt, findet sich hier die progressive Mode, für die der Laden bekannt ist, dazu schicke Versionen dessen, was man auf Reisen schon einmal vergisst (von Zahnpasta bis Kondom) – plus extra für die Gäste des Ace Hotels in Auftrag gegebene Souvenirs. Dafür arbeitet Opening Ceremony
mit Designern wie Band of Outsiders, Proenza Schuler oder Alexander Wang zusammen. Da sieht ein „I Love NY“-T-Shirt auf einmal ganz elegant aus. Der Schlüssel zum Erfolg: Lokalkolorit
Das zählt zu den wichtigsten Erfolgsrezepten: Hotelshops müssen etwas bieten, das zum Ort passt. So findet man in gut geführten Hotelshops in Miami knappe Badeanzüge und dunkle Sonnenbrillen, in den Alpen dagegen Cashmere-Pullover und Wanderstöcke. Apropos Alpen: Mit innovativen Hotelkonzepten liegt die Bergwelt weit vorn. Das liegt auch daran, dass man hier anders als bei Städtereisen nicht zum Besichtigen herkommt. Drei Aktivitäten ziehen die Gäste an: Wandern, Wintersport und die Jagd. Gerade an den Treffpunkten der Hautevolee langweilen sich dort die Damen schon einmal – und das wissen Modelabels und -läden in Zusammenarbeit mit den Hotels zu nutzen. Klassisch alpin geht es dabei im Interalpen-Hotel Tyrol zu, mit gleich zwei Läden: In dem einen kann man gemütlich nach Holzspielzeug, Tirolerhut und Schnaps schauen, im anderen sich in traditionelle Trachten einkleiden. Diejenigen Damen, die noch mehr einkaufen style in progress 213
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Bücher, Mitbringsel und Fundstücke gibt es bei No. 8A, dem Hotelshop von Project No. 8 im New Yorker Ace Hotel.
Unterwäsche vergessen? Das Stockholmer Label Bread & Boxers bietet dafür eine spezielle Minibar.
Der bekannte Laden Opening Ceremony hat einen Ableger im Ace Hotel New York – mit speziellen Designerkooperationen.
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wollen, freuen sich über den Shuttle- und Lieferservice zu und von Föger Women Pure: Das Modehaus im kleinen Ort Telfs bestückt das Interalpen-Hotel Tyrol und zwei weitere Hotels der Gegend mit aktuellem Infomaterial und Schaukästen, die alle zwei Wochen neu dekoriert werden. Nicht nur mit Marken wie Balenciaga, Mulberry, Prada und Dries van Noten zieht Föger sehnsüchtige Blicke auf sich. Mit einem spektakulären Anbau hat sich die Luxusboutique zudem zur Sehenswürdigkeit entwickelt – da heiraten Mode und Tourismus gleich ein zweites Mal.
Stanglwirt in Kitzbühel etwa hat im Oktober 2012 einen Sportshop eingerichtet – schließlich kommt man zum Skifahren her. Neben Bogner, Oakley, Salomon, Lacoste und Stella McCartney for Adidas ist dort auch die Skikollektion von Toni Sailer vertreten. Der Ex-Weltmeister wurde in Kitzbühel geboren – mehr Ortsbezug geht nicht. Die Marke Luis Trenker geht noch einen Schritt weiter. Sie trifft ihre Zielgruppe nicht nur im Hotelshop des Kempinski in Kitzbühel, sie richtet auch komplette Hotelsuiten im Stil des Labels ein (siehe Interview).
Wie Modelabels den Tourismus nutzen
Mode + Urlaub = Erlebnis
Doch nicht nur die Läden, sondern auch die Modelabels selbst haben den Tourismus für sich entdeckt. Das Promi-Hotel
Ob sich Mode verkauft oder nicht, hängt heute stark vom Erlebnisfaktor ab. Die weltweit vertretenen W Hotels machen sich das zunutze: Sie lassen nicht nur Ohrringe oder Cocktailkleider exklusiv für ihre Hotelshops entwerfen, sondern arbeiten zudem mit dem Programm „CFDA {FASHION INCUBATOR}“ zusammen. Damit unterstützt der Council of Fashion Designers of America junge Design talente. Deren Kollektionen sind nicht nur immer wieder in den Hotelshops präsent. Hinzu kommen Modenschauen und Empfänge im Hotel, oft exklusiv am Modestandort New York. Da passt es hin. Trotzdem ist der Renner in den W Hotelshops kein Modetrend, sondern ein vermeintlich alter Hut: die hauseigene Bettwäsche.
Für die Ladenbetreiber lohnt sich die Hotelpräsenz trotzdem. Sie bringt Aufmerksamkeit, zuweilen zu einem günstigen Preis. In den USA bewegen sich die Square-Feet-Preise nach Aussage des Tourismus-Professors Bjorn Hanson, der eine Zunahme von konzeptuell geplanten Hotelshops erwartet, zwischen 50 und 1.000 Dollar. Daher müssen die Hotels bedenken, wie sie Flächenumsatz generieren wollen – und kommen dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen. Zweites Restaurant? Oder ein klug kuratierter Laden? Mode und Gastronomie konkurrieren im Hotel gar nicht so stark, wie man glauben mag. Denn erst ein Wandel bei den Hotelrestaurants hat zum Umdenken bei den Hotelshops geführt. Seit einigen Jahren entfernen sich Boutique-Hotels vom Continental Breakfast und holen sich mit namhaften Köchen eine eigene Attraktion ins Haus – und diese Idee übertragen sie jetzt auf ihre Boutiquen. Denn nur wer etwas Besonderes zu bieten hat, bindet seine Gäste ans Haus. Also: Weg mit den Standardangeboten, hin zum kuratierten Sortiment. Das ist für Labels und Läden gleichzeitig Herausforderung und Chance. Am besten läuft, was in den Koffer passt
Bleibt aber das Platzproblem: Hotels machen ihren Umsatz schließlich mit Zimmervermietung, nicht mit Umsatzbeteiligungen am Essen oder an Modeverkäufen. Doch auch dafür haben findige Hoteliers Lösungen gefunden. Weil das Mondrian Soho in New York wenig Platz für einen gut ausgestatteten Laden hat, finden Gäste in ihren Zimmern iPads mit dem Angebot einer Spezialminibar: Dort können sie nicht nur eine Flasche Wein, sondern auch einen Sweater von Rogan bestellen – per Zimmerservice binnen zehn Minuten. In so manchem anderen Designhotel steh die Wäsche-Minibar Bread & Boxers. Die Idee dazu kam aus der Not heraus: Einer
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Fluggesellschaft war auf einer Reise der Firmengründer das Gepäck verloren gegangen und als allererstes fehlte natürlich frische Unterwäsche. Jetzt bieten sie eben diese in Hotels an – direkt im Zimmer. Siehe da: Hotels arbeiten auch direkt mit Labels zusammen. Eine weitere Lösung für die Platz- und Personalfrage, die Hotelshops mit sich bringen, hat das Mondrian St Martins
Lane in London ebenso wie das Mondrian in South Beach, Miami gefunden: Statt eine Boutique zu unterhalten, haben sie Luxusautomaten aufgestellt. Großes Aufsehen erregte die Hotelkette, als in South Beach ein komplettes Apartment für eine Million Dollar im Automaten lag. Auch Hotelshop-Betreiber bestätigen: Man sollte immer Produkte im Sortiment haben, die Hotelgäste nicht unbedingt mitnehmen
würden. Doch sie erinnern sich daran. Unterwegs kauft man schließlich meist, was noch in den Koffer passt. Kleine Produkte kommen besonders gut an – ebenso wie kleine Preise. Hotelgäste kaufen eher das hübsche kleine Nähset oder den feinen Schal als den Wintermantel oder die Abendrobe. Das liegt daran, dass die Kundschaft in Hotelshops zu Spontankäufen neigt. Doch
wenn sie nebenbei in luxuriösen Dingen schwelgen kann, passt das zum Erlebnischarakter einer Urlaubsreise – und der Grundstein zu einer neuen Liebe ist gelegt. Die hält gerade dann, wenn sie sich nicht auf den Urlaubsflirt, sondern auf ein neu entdecktes Modelabel bezieht.
„Das funktioniert besonDers, wenn wir es auf das Hotelzimmer schreiben lassen können.“
Michi Klemera ist Gründer des Modelabels Luis Trenker. Es ist nicht nur im normalen Einzelhandel, sondern auch in einem Alpenhotel vertreten – und mehr noch: Es gibt ganze Luis-Trenker-Suiten. Viele Modelabels verkaufen auch Wohnaccessoires. Was hat Sie dazu bewogen, mit den Luis-Trenker-Suites den Schritt zum tatsächlichen Wohnen zu gehen?
Michi Klemera: Wir haben keine Wohnaccessoires. Die Suite Collection ist eine Einrichtung nur für Hotels. Ich bekomme fertige Flächen von 50 bis 80 Quadratmeter und die darf ich dann schlüsselfertig abgeben. Das kam so: Ich habe die Corporate Identity von Luis Trenker auf ein Messestandkonzept übertragen und dieses erstmals 2008 in Florenz zur Herrenmodemesse Pitti präsentiert. Da haben wir unsere Farben – Schwarz und Creme, denn die Schwarz-Weiß-Filme von Luis Trenker sind die Basis seines Schaffens – mit Altholz kombiniert. Daraufhin haben wir alle Luis-Trenker-Shops nach diesem Prinzip eingerichtet. Ich träume schon immer davon, nicht nur Läden, sondern ein ganzes Luis-Trenker-Hotel zu 213 style in progress
gestalten. Aufgrund der tollen Resonanz kam ein Freund auf die Idee: Warum machen wir nicht schlüsselfertige Hotelzimmerkonzepte? Das war 2009 die Geburtsstunde unseres SuiteKonzeptes… Welche Art von Hotel ist für Sie attraktiv?
Nur Vier- und Fünf-SterneHotels in den Bergen.
Welche Rolle spielt die Präsenz in einem Hotel für die Markenbildung?
Eine ganz wichtige. Wir gehören mit Luis Trenker in diese Welt der Berge hinein, die Menschen, die sich dort Erholung und Ruhe suchen, gehören zu unseren Zielkunden. In den jeweiligen Orten können sie sich in Fachgeschäften mit LuisTrenker-Kleidung eindecken. Da bin ich aber mit Konkurrenz behaftet, also mit vielen Marken und vielen Geschäften. Wenn ich aber bereits im Hotel Sympathie schaffen kann, dann habe ich es viel leichter, am Ende Mode von Luis Trenker zu verkaufen.
Hotelshop braucht die Kraft eines Hoteliers, der auch daran interessiert ist, Modenschauen oder Präsentationen im Hotel zu führen, um auf den Shop hinzuweisen.
Was ist in einem Hotelshop besonders gefragt – und gibt es auch etwas, das dort so gar nicht läuft?
Es laufen Mitnehmartikel wie Strickteile, Blusen, Hemden, T-Shirts oder Accessoires, ich kann mich darauf aber nicht reduzieren. Im Hotelshop ist ganz viel auf Zufall aufgebaut, man kann schwerlich eine geregelte Einkaufmethodik erwarten. Einkäufe laufen eher so: „Ich gehe mal rüber in die Massage, Schatz, geh du und kauf dir was Schönes.“ Das funktioniert besonders, wenn wir es auf das Hotelzimmer schreiben lassen können. Wer im Bademantel aus
der Sauna kommend am Shop vorbeigeht, nimmt nichts mit, wenn er es nicht aufs Zimmer schreiben lassen kann.
Was spricht Sie auf Reisen an Hotelshops an und was halten Sie für völlig überholt?
Völlig überholt finde ich grundsätzlich nichts, weil ich es respektiere, was jeder für sich selbst meint, gut zu machen. Auch wenn es in diese Welt hineingehört, in Zermatt an jeder Ecke das gleiche KuhTaschentuch zu finden: Für mich lässt der klassische MitbringselKrempel Wertigkeit missen. Ich suche etwas, was ich sonst nicht finde. Ich will auf Reisen nicht das zehnte Mal Moncler und das zwölfte Mal Ralph Lauren und Gucci sehen, sondern ich suche Dinge, die in diese Welt hineinpassen und mir dadurch ein Aha-Erlebnis schenken.
Sie haben zudem einen Hotelshop im Kempinski in Kitzbühel, aber auch Shop-in-Shops und mehrere Luis-TrenkerStores. Wie unterscheiden sich diese drei Konzepte?
Von der Gestaltung her überhaupt nicht. Aber sie sind unterschiedlich geführt. Wenn die Hotelshops nicht von Eigentümern geführt sind, sind sie ganz schwierig zu leiten. Ein
Die Farben Schwarz und Creme prägen den Look der Hotelsuiten, die das Modelabel Luis Trenker einrichtet.
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Noch eins draufsetzen BRAX. Zum 125-JahrJubiläum gönnt sich die Leineweber GmbH & Co. KG eine neue, kühne Dachkonstruktion mit Skyshowroom über dem traditionsreichen Firmensitz in Herford. Äußeres Symbol einer Modernisierung, die intern längst umgesetzt ist. Text: Martina Müllner. Fotos: Peter Schaffrath, Brax
Als wäre die strahlend weiße, bis ins kleinste historische Detail sanierte Fassade der Herforder Firmenzentrale nicht schon Symbol genug: Für Brax’ solide Bedeutung im Modemarkt, für die Akribie und Perfektion, mit der sich das Unternehmen in die Herzen seiner Händler gearbeitet hat. Ein Arbeitssieg ist es, den Wolfgang Drewalowski gemeinsam mit seinem heute 1.000 Köpfe starken Mitarbeiterstab im Jubiläumsjahr 2013 feiert. Der charismatische, entschlossene Geschäftsmann steht seit mehr als 40 Jahren im Dienste eines Unternehmens, das für ihn längst zur Lebensaufgabe geworden ist. Von einer bescheidenen Einstiegsposition als Azubi und einem ebensolchen Gehalt, rund 300 D-Mark, hat sich Wolfgang Drewalowski an die Spitze des Unternehmens gearbeitet. Erst machen, dann reden
Geprägt von unternehmerischer Tüchtigkeit, ist Brax heute in aller Besonnenheit auf 286 Millionen Euro Jahresumsatz (Hochrechnung für 2012) gereift. Mit Wachstumszahlen, die Aufsehen erregen. „Die Frühjahr-/Sommer-Order 2013 haben wir mit einem Plus von acht Prozent abgeschlossen“, fasst Wolfgang Drewalowski den Fleiß seines Teams in Zahlen. Ja, es ist Stolz, der aus seinen Worten klingt, wenn er durch die umgestaltete Firmenzentrale 213 style in progress
führt. Zehn Millionen Euro wurden investiert, um moderne Büros mit Raffinessen wie Möbel von USM Haller oder hochmodernen LED-Lampen auszustatten. Eine Kantine in der obersten Etage und eine kühne Glaskonstruktion „on top“ als neuer Showroom machen den Blick frei: Erhaben übersieht man das beschauliche Herford, Stationen wie das 2011 erweiterte Logistikzentrum sind jetzt im Blick. Das Herzstück der Logistik des für seine pünktliche Auslieferung von insgesamt 8,5 Millionen Teilen im Jahr bekannten Unternehmens trennen nur die Geleise der örtlichen Bahn. „Und irgendwann bauen wir da noch eine Brücke hinüber“, scherzt Wolfgang Drewalowski. Wer ihn kennt, weiß, dass selbst Utopien wie diese nicht außer Reichweite liegen. Der Lohn der Beharrlichkeit
Dass Brax so kerngesund, solide und expansionsfreudig in die Zukunft blickt, ist einer einzigartigen Mischung aus Risikofreude und freiwilliger Beschränkung zu verdanken: Denn der Zauber der Marke Brax und seiner Schwesterkollektionen Eurex und Raphaela liegt im unverrückbaren Bekenntnis zur Zielgruppe und ihren Bedürfnissen. „Wir wollten nie jemand anderer sein, als wir sind“, verdeutlicht Wolfgang Drewalowski. Die Marke verjüngen, ihr ein hippes Image verpassen? Markenberater, die das wollten, können an der Schwelle des Firmengebäudes kehrt machen. Denn viel lieber, als unnötige Experimente zu wagen, stärkt das Führungsteam von Brax die Stärken seiner Marke. Diese sind unbestritten, wie Auszeichnungen zeigen: Von der Textilwirtschaft wurde Brax als Topmarke „Männerhosen“ geehrt – und zwar gleich in sieben von elf Kategorien. „Da mussten
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Der neue Skyshowroom auf der historischen Firmenzentrale als Symbol für Weitblick.
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die erst mal das Layout der Urkunde anpassen, das gab es noch nie“, so Wolfgang Drewalowski. Dennoch: Hat man bei Brax nie den Traum geträumt, eine Marke zu werden, der man den roten Teppich ausrollt, die für Glanz und Glamour steht? „Viel lieber sind wir unseren Händlern die besten Geschäftspartner“, schmettert Wolfgang Drewalowski entschlossen gegen kapriziöse Hirngespinste wie diese. Dass Brax für klingende Kassen sorgt, egal ob als Sortimentsbestandteil, Fläche oder Freestanding Store, weiß in der Branche jeder. Da brauchte es keine Studien, die das untermauern – doch auf Nachfrage kann Brax selbstverständlich auch mit diesen aufwarten. Besonnener Nachsatz zur Immunität gegen eine Veränderung des Markenkerns: „Als Spielplatz unserer Kreativität haben wir ja jetzt Projekte wie Deyk.“ Die 2012 als modische Damenkollektion zurückgekehrte Hosenmarke ist gelebte Zukunftsmusik. Trendige Schnitte, Farben und Stoffe, die Passformkompetenz der Marke auf fashionaffine Konsumentinnen übertragen, dazu Lieferrhythmen und Auslieferungsquoten, die der gehobene Fachhandel bisher nicht kannte. Dass ausgerechnet ein Traditionsunternehmen wie die Leineweber-Gruppe die Bedürfnisse des Handels so gut deuten und umsetzen konnte, ist einmal mehr alles andere als eine Überraschung. Die Innovationskraft eines Dienstleisters
Denn in seiner 125-jährigen Firmengeschichte hat Brax eines
Brax ist für ihn längst Lebensaufgabe: geschäftsführender Gesellschafter Wolfgang Drewalowski.
verinnerlicht: Service ist der Schlüssel zum Erfolg. Modesensationen, Hypes, It-Teile, Must-Haves – in Herford hat man das alles überlebt. Was nicht bedeuten soll, dass sich das Unternehmen unbeeindruckt von Zeitgeist und aktuellem Lebensgefühl zeigt. Ganz im Gegenteil: Ob Visual Merchandising, Ladenarchitektur, Kommunikation oder die Kollektion selbst, die Kreativteams von Brax haben ihren Finger am Puls der Zeit. Eine Tradition, die dem Unternehmen seit Anbeginn eigen ist. So hat Gründervater Bernward Leineweber in seinem 1888 eröffneten Ladenlokal in der Berliner Oranienstraße mit konfektioniert hergestellten
Herrenhosen eine für damalige Zeiten geradezu revolutionäre Nische entdeckt und besetzt. Als einer der ersten Hersteller, der Hosen von der Stange verkaufte, half Leineweber auch bei der Etablierung einheitlicher Größen – ein Meilenstein auf dem Siegeszug der Konfektion. Die Familie Tengelmann, die dem in finanzielle Schieflage geratenen Leineweber die Firma 1931 abkaufte, bleibt bis heute als Hauptgesellschafter dezent im Hintergrund. Diese Struktur erklärt, warum Wolfgang Drewalowski trotz aller Macherqualitäten das Unternehmen nicht regiert wie ein Sonnenkönig – sondern trotz seines imposanten Auftretens stets team- und kundenorientiert. Employee Branding und die intensive Kontaktpflege mit den so wichtigen Handelspartnern stehen weit oben auf der Prioritätenliste. Die Korken knallen am PoS
In der 125-jährigen Markengeschichte mangelte es nicht an Innovationen.
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So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass ein großer Teil der Jubiläumsaktionen den Handel als Profiteur vorsieht. Von speziellen Jubiläumskollektionen, die zu günstigen Konditionen geordert werden können, über einen besonders aufwändigen Retailkongress in Herford. Man legt sich ins Zeug, um auch im Jubeljahr zu unterstreichen, „dass Brax seine Stärke seinen
Händlern zu verdanken hat“, wie Wolfgang Drewalowski weiß. Händler, die mit Brax nicht mehr nur in den eigenen Räumen gute Umsätze und höchste Renditen erzielen: Die Shop-Expansion, die deutlich im Fokus der Herforder steht, ist unter anderem deshalb so flott möglich, weil an vielen Orten Handelspartner die Lifestylewelten unter Brax-Flagge leiten. Ganz ohne inszenierte Zielgruppenansprache geht es also auch für die Herforder LUG-Kaiser nicht. Um endlich auch seine Imagewerte mit der Marktbedeutung – Brax ist nach dem TW-Umsatzranking von 2011 an 15. Stelle der größten Bekleidungshersteller Deutschlands – gleichziehen zu lassen, mangelt es weder an Initiative noch an Idee: Sportund Kunstsponsoring sowie Imagekampagnen, die in jedem Monat durchorchestriert sind – ob in einer Frauenzeitschrift, im Brax-Fenster oder als PoS-Poster, der Konsument findet sich in seiner Brax-Welt. So verlässlich, wie er sich seit Jahren in seiner Brax-Hose wiederfindet.
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Erschaffung neuer Welten Ende 2011 hat die Insolvenz der Textilkette Don Gil ein klaffendes Loch in Österreichs Modelandschaft hinterlassen. Das entstandene Vakuum rief Brancheninsider und Entrepreneure gleichermaßen auf den Plan. Der frei gewordene Raum wurde aber nicht nur genützt, um innovative Konzepte auf den Markt zu werfen, auch ehemalige Don-Gil-Mitarbeiter fanden neue Spielfelder. Text: Jeanette Fuchs. Fotos: Casa Moda, Paul, Steffl
Wo eine Tür zugeht, geht eine andere auf, so heißt es. Ein Sprichwort, das auch für Geschäftstüren gilt: Mit Ende des Jahres 2011 fielen insgesamt 29 Don-Gil-Pforten ins Schloss. Doch die Geschäftslokale in begehrten 1-a-Lagen sollten nicht lange leer bleiben. Den Bieterkampf entschied vorerst der deutsche Modekonzern Gerry Weber für sich. Für einige Standorte nur ein flüchtiges Intermezzo: Über den Ladenportalen am Graben in Linz sowie am Rathausplatz in Sankt Pölten thront seit August 2012 der Casa-Moda-Schriftzug. Drahtzieher dahinter ist Anwalt Wilfried Wetzl, der bereits zuvor mit der Übernahme des Stammhauses in Steyr seiner Modeleidenschaft nachgab. Auch Österreich-Chef von Boss Herbert Gaar witterte die einmalige Gelegenheit: Mit seinem Store Paul schlägt er seit September 2012 im ehemaligen Don-Gil-Flaggschiff in der Wiener Kärntner Straße ein neues Modekapitel auf. Nicht an allen Standorten verlief die Schlüsselübergabe reibungslos: Gil, die junge Linie der Handelskette, die im Kellergeschoss des Traditionskaufhauses Steffl ihr großflächiges Zuhause hatte, beharrte auch nach der Insolvenz auf Präsenz. Die Lösung für die prekäre Lage war gemeinsam mit Liane Taucher-Hohenbichler, zuvor Einkäuferin bei Gil, schnell gefunden: Als zeitgeistiger Pop-up-Store verpackt, schlug District 1 seine Zelte kurzerhand im fünften Stockwerk des Steffl auf. Ein Ausweichmanöver, das sich spätestens seit der Ausweitung auf die gesamte Etagenfläche im August 2012 zur exklusiven Shoppingadresse etablierte. Gil heißt jetzt Paul
Die langjährige Verbundenheit zu Don Gil legte für Herbert Gaar den Grundstein für die Entscheidung, sich nach vielen Jahren im Großhandelsgeschäft auch im Einzelhandel zu versuchen. Mit Paul hob der ÖsterreichGeneralimporteur von Hugo Boss im August 2012 ein modisches Projekt aus der Taufe, das an die Stelle des ehemaligen Don-GilFlaggschiffes in der Kärntner Straße tritt. „Der Don-Gil-Store war ein herausragendes Aushängeschild für wertige Mode. Für Wiens 213 style in progress
Modeszene wäre es schade gewesen, einen Multibrand-Store mit einem derartigen Angebot und Service zu verlieren“, erklärt Gaar. Gemeinsam mit dem Handelsagenten Thomas Rudofsky wurde die Idee vom trendy und hochwertigen Herrenausstatter schließlich schnell in die Tat umgesetzt. Mit ehemaligen Don-Gil-Mitarbeitern, die das Paul-Team ergänzen – darunter Roland Jochinger, dem die Geschäftsführung obliegt – fand Herbert Gaar engagierte Partner: „Durch das vertraute Team haben Kunden weiterhin den Bezug zum Geschäft.“ Auch Teile der Einrichtung sind erhalten geblieben, wenn diese auch verfeinert wurden. „Unsere Kunden sollen sich nach wie vor wohl fühlen, wenn sie in das Geschäft kommen. Auch möchten wir Konsumenten weiterhin jenen Service bieten, der ihnen zusteht, wenn sie hochwertige Ware kaufen – das fängt bei der Bedienung an und hört beim Schneider auf“, so Gaar. Spielwiese für Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten
Experimentierfreudig zeigt sich Gaar bei der Umsetzung neuer Ideen. So hängt er beispielsweise ein Bild von einem unbekannten Künstler probeweise hinter das Kassenpult – mit dem Ergebnis, dass sich Kunden eifrig darüber austauschen. „Das Bild kam so gut an, dass wir uns entschlossen haben, die Auslagen mit weiteren Bildern zu bestücken. Ein Risiko, denn durch die Bilder bleibt weniger Platz für die Ware“, berichtet Gaar, zu dessen Freude die Leute dennoch interessiert vor den Schaufenstern stehen blieben. „Ob Kunden, Künstler oder Mitarbeiter, es steckt einfach Freude für alle in der ganzen Sache“, berichtet der Paul-Initiator zufrieden. Auch sei es ein Anliegen, für Lieferanten, die sich am Markt präsentieren möchten, eine Spielwiese zu schaffen. Das Paradebeispiel liefert das italienische Label Capobianca: „Wir hatten eine Jogginghose aus gewaschenem Jersey und Cashmere um mehr als 400 Euro im Sortiment, die innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war“, berichtet der Unternehmer. „Wir leisten es uns, über den Tellerrand zu blicken und neue Ideen in die Welt zu
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Paul-Store in der Wiener Kärntner-Straße: exklusive Spielwiese für Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden.
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tragen. Es gibt viele gute Beispiele in Europa, wir möchten diese Rolle in Wien einnehmen.“ Mit wertigem Kundenservice, flexiblem Sortiment und genug Spielraum für neue Trends soll sich der neue Multilabel-Store zur Topadresse in Wien etablieren. Auf die Frage, ob Paul ein Einzelkind bleibt, antwortet Herbert Gaar diplomatisch: „Das Wichtigste ist, dass wir an dem, was wir gemeinsam tun, Spaß haben. Mit guten Partnern wird vieles möglich.“ Über die Hintertreppe zum Erfolg
Bewertet man Etagen in Department-Stores, so lautet die allgemeingängige Meinung, die Kundenfrequenz nehme nach oben hin ab. Ein Trugschluss, ist Thomas Köckeritz, Creative Director der Kaufhaus Steffl Betriebs AG überzeugt: „Belegt man die weniger attraktiven Lagen innerhalb eines Hauses mit einem Konzept, das überrascht, anders und spannend ist, dann kommen auch die Kunden.“ Dennoch blieb vorerst offen, ob District 1 vom fünften Stock auf die ursprünglich vorgesehene Fläche im Untergeschoss wandern sollte. „Wir wollten sehen, wie erfolgreich ein Konzept in der fünften Etage sein kann. Nach drei Saisons war die Entscheidung klar: Wir bekamen so viel positive Resonanz von unseren Kunden, dass eine Verlegung nicht mehr in Frage kam“, erklärt Liane TaucherHohenbichler. Spätestens mit dem im August 2012 vollzogenen Trading-up und der damit verbundenen Vergrößerung auf 1.600 Quadratmeter Verkaufsfläche beendete District 1 sein ungewisses Nomadendasein. „Mit der Finalisierung des Einrichtungskonzeptes vom innovativen Pop-up-Store zum hochwertigen, internationalen Shop haben wir einen mutigen Schritt verwirklicht. Ein Konzept in dieser Größenordnung ist im weiten Mitbewerberumfeld einzigartig“, zeigt sich die für District 1 Verantwortliche Taucher-Hochenbichler stolz. Eine Meinung, die auch Christian Obojes, Inhaber der Modeagenturen room with a view und welcome to my room bestätigt: „Bis auf District 1 wurde die Sparte Gil nicht spürbar ersetzt.“ Andere Händler hätten von der Schließung, insbesondere der Gil-Filialen, kaum profitiert. „Lediglich mit gut ausgebauten Marken, wie 7 for all Mankind oder Peuterey, konnte ein großer Teil des Umsatzes aufgeholt werden“, erklärt Obojes. Gründe, dass kleinere Händler das durch die Don-Gil-Insolvenz entstandene Vakuum nicht ausgleichen konnten, sieht Walter Kirner – der ehemalige Don-GilGeschäftsführer ist heute mit der Geschäftsführung des Steffl betraut – vor allem in der geringen Größe und kleineren Auswahl vieler Händler. „Insbesondere der konsumigere Bereich wurde von großen Bekleidungsketten wie P&C aufgefangen“, weiß Kirner. Kreation stimmiger Lifestylewelten
Hat man mit The 6th Floor, dem exklusiven Schuh-Store auf der sechsten, und District 1 auf der fünften Etage auf internationales Ni213 style in progress
veau aufgerüstet, sind die Modernisierungsbestrebungen auf anderen Etagen in vollem Gange. Mit der Herrenabteilung, die nicht nur ein architektonisches Facelift erhalten, sondern auch um ein kompetentes Konfektions- und Businesssegment ergänzt werden soll, nimmt man 2013 die nächste Etappe in Angriff. Eine saubere Positionierung steht auch bei den Damen an: Neben neuem Innendesign soll nach Premiumkollektionen auf der ersten Etage sowie High-End-Fashion und Abendroben auf dem darüberliegenden Stockwerk getrennt werden. Ambitionierte Pläne, die 2014 spruchreif werden. Nach und nach werden so „eigenständige Lifestylewelten geschaffen und Stimmungen erzeugt“, erklärt Steffl-Kreativer Köckeritz. Zufrieden zeigt man sich mit der Kinderabteilung im vierten Geschoss: Das Sortiment wurde um High-End-Marken wie Gucci, Versace Kids und Blue Girl ergänzt. Dennoch täuscht die Geschäftigkeit im gesamten Haus nicht über die Lücke hinweg, die nach dem Gil-Abzug im Untergeschoss blieb. „Don Gil war ein großer Markt, der mit 18.000 zahlenden Stammkunden ein ordentliches Loch hinterlassen hat“, bestätigt Walter Kirner, der unter anderem den ehemaligen Don-Gil-Personalchef sowie den Filialleiter des Gil-Stores im Steffl in neuen Rollen in seinem Team weiß. „Es war das einzige Unternehmen, das Boutiquencharakter mit einer gewissen Größe und Auswahl verbunden hat“, so Kirner weiter. Zur Realisierung des District-1-Konzepts wurde das Gil-Sortiment nahezu eins zu eins
„Don Gil war ein großer Markt, der mit 18.000 zahlenden Stammkunden ein ordentliches Loch hinterlassen hat.“ Walter Kirner, Geschäftsführer Steffl, Wien
Mit dem Trading-up im August 2012 hat District 1 sein Nomadendasein im Kaufhaus Steffl beendet.
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übernommen. Die fünfte Etage, eine vorläufige Notlösung: „Der Einkauf war schon gemacht, doch aufgrund von Unstimmigkeiten zog Gil nicht zeitgerecht aus.“ Mittlerweile fühle man sich auf der fünften Etage aber sehr wohl und freue sich über Synergien mit The 6th Floor. „Die Klientel in der fünften Etage ist anspruchsvoller als es Gil-Kunden im Kellergeschoss je waren“, betont Köckeritz frei von nostalgischer Wehmut. Während das Schicksal einer temporären Lösung nun Reisegepäck, Lederwaren und Herrenaccessoires im Kellergeschoss ereilt, wird längst an einem neuen Projekt gefeilt, über das man sich bis zur Zustimmung des Vorstandes noch in Schweigen hüllt. Eines scheint allerdings sicher: Glückstreffer wie District 1 lassen auch Traditionsunternehmen mutiger werden, neue Wege zu gehen, und ein Stück mehr über den Tellerrand blicken. Aus eins mach drei
Spätestens seit der Eröffnung der beiden Standorte in Linz und Sankt Pölten hat Elfriede Platzer, seit 32 Jahren wichtige Schnittstelle bei Casa Moda, alle Hände voll zu tun: Die Linzer Filiale wurde am 23. August 2012 eingeweiht, der Store in Sankt Pölten folgte am 6. September. Mit beiden Ladenlokalen konnte sich Casa-Moda-Inhaber Wilfried Wetzl zwei Lieblingsobjekte sichern, die ihn schon lange gereizt haben. „Die St. Pöltner Filiale zählte zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Don-Gil-Standorten, weshalb es naheliegend war, sich dort niederzulassen“, bestätigt Elfriede Platzer die Entscheidung, das Stammhaus in Steyr um weitere Geschäfte zu erweitern. Auf eine Symbiose aus Licht, Design und Mode treffe man in den rundum erneuerten Räumen. Wo ehemals Herrenmode angesiedelt war, werden nun auch den Damen Einkaufserlebnisse beschert. „Es ging nicht darum, aus den Don-GilFilialen Casa-Moda-Standorte zu machen, sondern das bestehende Casa-Moda-Konzept weiterzuentwickeln“, erklärt Elfriede Platzer, die für den Damenmodeneinkauf aller drei Geschäfte verantwortlich zeichnet. So wurde in Sankt Pölten ein Großteil des Don-GilSortiments übernommen und um charakteristische Casa-Moda-Marken erweitert. „In Linz haben wir uns für den klassischen Casa-Moda-Weg der italienischen Luxusmarken wie Prada, Dolce & Gabbana, Miu Miu oder Etro entschieden. Diese werden um ehemalige Don-Gil-Marken wie Armani Jeans, Diesel oder Stone Island ergänzt“, so Platzer über die Gewichtung des Sortiments. Dass die großen Designerlabels von Steyr nach Linz wanderten, daran müssen sich die Kunden des Stammgeschäftes erst noch gewöhnen. „Das sind Dinge, die sich noch einpendeln werden“, ist Elfriede Platzer, die bereits seit 1980 über die operativen Abläufe bei Casa Moda wacht, überzeugt. Während in Sankt Pölten das Know-how des ehemaligen Don-Gil-Verkaufsteams zur Gänze erhalten blieb – der bisherige Filialleiter Peter
Die Casa-Moda-Filiale in Linz vereint italienische Luxus-Brands und ehemalige Don-Gil-Marken unter einem Dach.
Urszovics zeichnet bei Casa Moda auch für den Herreneinkauf verantwortlich – wurden am Linzer Standort zwei ehemalige DonGil-Mitarbeiterinnen für einen gemeinsamen Neustart gewonnen. Einzelkämpfer mit Pioniergeist
In der österreichischen Modeszene sieht sich Casa Moda als Vorreiter und Querdenker. Die Spannweite, die dabei abgedeckt werden soll, ist groß: „Wer zu uns kommt, soll sowohl das einzigartige Designerstück finden als auch Alltagsmode“, so CasaModa-Einkäuferin Platzer. Es sind vor allem ausgefallene Stücke aus Designerkollektionen, mit welchen man sich auch exklusiven Kundenwünschen annehmen will: „Kunden, die nach Prada, Dries van Noten, Dior oder Miu Miu suchen, müssen nicht mehr nach München, London oder Mailand fliegen, sondern finden diese Marken bei Casa Moda unter einem Dach.“ Ehrgeizige Ambitionen, die angesichts der Don-Gil-Insolvenz nur ein Tropfen auf dem heißen Stein sind. „Der Gesamtverlust konnte in Wien teilweise sehr gut, österreichweit, mit Ausnahme von Casa Moda, allerdings kaum aufgefangen werden“, bestätigt Christian Obojes die Einzelkämpferrolle, die Inhaber Wilfried Wetzl außerhalb der Bundeshauptstadt einnimmt. Die Front mit weiteren Standorten zu besetzen, wäre ganz im Sinne des modebegeisterten Anwalts, der stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen ist. Auch wenn weitere Expansionspläne derzeit noch Zukunftsmusik sind, liebäugelt der Geschäftsmann mit einer Ausweitung des Filialnetzes auf Salzburg oder Kitzbühel.
Elfriede Platzer, seit 32 Jahren Teil des Casa-Moda-Teams, zeichnet für den Damenmodeneinkauf verantwortlich.
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Das Prinzip des Wandels Airfield. Formelle Kinderbekleidung, Outdoor-Jacken für Herren, Komplettkollektionen für jung gebliebene Damen: Auf dem Weg zum international tätigen Modeunternehmen passierte Airfield so manchen Meilenstein. Das Erfolgsprinzip von Inhaber Walter Moser: Veränderung. Text: Jeanette Fuchs. Fotos: Airfield
Spricht man mit Walter Moser über die Vergangenheit, landet man unweigerlich in der Zukunft oder vielmehr bei Veränderung. Dass Wandel nach einem sensiblen Händchen verlangt, ist dem Inhaber des in Seewalchen am Attersee beheimateten Unternehmens bewusst: „Du könntest den einen Kunden schon verloren haben, während du den anderen noch nicht gewonnen hast“, bringt er den Drahtseilakt auf den Punkt. Die Basis aufbauen
Die derzeit angestrebte Veränderung betrifft die sanfte Verjün-
gung der Marke. Diese soll mit der Unterstützung von Sophia Bitter, die seit einigen Monaten das Marketing- und PR-Department leitet, gelingen. „Wir sind 15 Jahre lang gewachsen, gleichzeitig ist unser Stammpublikum älter geworden. Dieses haben wir stets gehegt und gepflegt, doch gilt es rechtzeitig die Basis neu aufzubauen“, erklärt Moser, der die Früchte der Neuausrichtung in ein bis zwei Jahren ernten möchte. Unverändert bleibt die Charakteristik der Marke: „Airfield war immer eine erkennbare und geschmückte Marke. Es muss aber nicht
immer Strass und Bling-Bling sein. Auch kann dies mit einer dezenten Stickerei oder einer besonderen Innenverarbeitung interpretiert werden“, erklärt der Airfield-Inhaber. Weiß dieser die Airfield-Konstanten Jacke und Blazer von saisonal wechselnden Tendenzen zu Rock oder Kleid zu unterscheiden, sieht er auch einen Trend in Richtung Readyto-wear: „Früher hat die Kundin im Juli eine Winterjacke gekauft, heute möchte sie das Gekaufte sofort anziehen.“ Eine Entwicklung, der man mit vier Kollektionen jährlich und monatlich auslieferbaren Programmen entgegenkommt. Tradition war gestern
„Man muss Wachstum miterlebt haben, um eine Marke leben zu können“, ist Moser überzeugt. Die in Seewalchen geschlagenen Wurzeln spielen für die in 40 Ländern vertretene Marke heute dennoch eine untergeordnete Rolle: „Traditionen sind ab einer bestimmten Unternehmensgröße nicht mehr maßgeblich. Gab es früher nur meinen Vater, meine Mutter und mich, gibt es heute Abteilungsleiter, die autonom handeln.“ Die Firmengeschichte nahm 1967 mit Kommunionsund Trachtenanzügen für Buben ihren Anfang. 1984 wurde unter dem Titel Air eine Jackenkollektion für Herren gelauncht, wenig später die geschützte Marke Airfield kreiert. Nach Unisex-Jacken Ende der 1980er-Jahre widmete
„Für jede Marke müssen gewisse Dinge zu bestimmten Zeitpunkten zusammentreffen, sie müssen einfach den Zeitgeist treffen.“ Airfield-Inhaber Walter Moser
Airfield-Inhaber Walter Moser hat das Wachstum des Unternehmens von Beginn an miterlebt.
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man sich ab 1994 ausschließlich der Damenbekleidung. „Zu dieser Zeit war das Herrensegment stumpf und ohne Entwicklung“, beschreibt Walter Moser die pragmatischen Beweggründe. Mit Komplettlooks für Damen füllte Airfield jene Nische, in der sich Ende der 1990er-Jahre die Grenzen zwischen Businessmode und Sportswear auflösten. „Für jede Marke müssen gewisse Dinge zu bestimmten Zeitpunkten zusammentreffen, sie müssen den Zeitgeist treffen“, beschreibt Moser. Claudia Schiffer 2003 als Werbegesicht einzusetzen, erwies sich als gelungener Schachzug, um Airfield ins Gespräch zu bringen. Die Eröffnung des Linzer Stores zwei Jahre später gab
den Startschuss für den Aufbau des Retail-Geschäftes. Standorte in Salzburg und Wien sowie Düsseldorf, Stuttgart und Köln folgten. Mit Kitzbühel gesellte sich zudem ein lukrativer Skiort dazu. Trotz Krise kein Stillstand
Auch die Vorzüge der grünen Wiese weiß man mit vier Factory-Outlets zu schätzen: „Eine ideale Möglichkeit, der Ware eine zweite Chance zu geben“, so Moser. Zufrieden zeigt man sich zudem mit der Entwicklung des Onlineshops. Intern von drei Mitarbeitern betreut, räumt man diesem den Stellenwert eines physischen Standortes ein. Auch jenseits des World Wide
Web stehen die Zeichen trotz der Krisenmärkte in Italien, Spanien und Griechenland keineswegs auf Stillstand. Im Blickpunkt liegt neben der Eröffnung weiterer Retail- und Partner-Stores im deutschsprachigen Raum auch die Expansion nach China.
Airfield bleibt seinen charakteristischen Merkmalen treu: geschmückt und wiedererkennbar.
Die Walter Moser GmbH mit Sitz im oberösterreichischen Seewalchen am Attersee wird von Walter Moser in dritter Generation geführt. Im dort ansässigen Headquarter zeichnet ein 140-köpfiges Team für Design, Marketing, Vertrieb und Verwaltung der Marke Airfield verantwortlich. Weitere 80 Mitarbeiter sind in den Retail-Stores beschäftigt. Airfield ist in 40 Ländern in Europa, Asien, den USA, Kanada, den GUS-Staaten sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten vertreten. www.airfield.cc
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Ein Gentleman mit Damenbegleitung Hardy Amies. Nicht maßgeschneidert, sondern mit Kennerblick designt und mit Sorgfalt produziert: Hardy Amies ist ein großer Name auf der Londoner Savile Row. Auch nach seinem Tod. Text: Petrina Engelke. Fotos: Mark Sanders (Kollektion), Hardy Amies
Hardy Amies lebt nicht mehr. Der Gründer der gleichnamigen Herrenmodemarke starb 2003, aus dem Tagesgeschäft hatte sich der 93-jährig Verstorbene schon viele Jahre zuvor zurückgezogen. Seit 2010 entwirft eine junge Frau die klassischen Herrenkollektionen. Dabei beschwört die inzwischen 30-jährige Claire Malcolm den Geist des verstorbenen Markengründers beinahe wie ein spiritistisches Medium. „Wenn wir die Kollektionen entwerfen, schauen wir auf Hardy Amies als Person“, sagt sie. „Er war extrem stylisch und ein Pionier der Savile Row mit tiefer Liebe zur Schneiderei. Er hatte einen sehr guten Geschmack und war das perfekte Beispiel für den klassischen britischen Gentleman.“ Stets sah Amies wie aus dem Ei gepellt aus, niemals vergaß er seine Manieren. Doch der Gentleman-Stil beschränkte sich lange Zeit auf seine eigene Garderobe. Seinen Namen machte sich Hardy Amies nämlich erst einmal mithilfe feiner Damen. Eine prominente Investorin finanzierte 1945 das Geschäft in der Savile Row: Die Gräfin von Jersey, die ehemalige Schauspielerin Virginia Cherrill, schätzte Amies noch aus seinen Zeiten bei Couture-Schneider Lachasse. Berühmt machte ihn Königin Elisabeth. 1955 wurde Hardy Amies zum königlichen Kleiderlieferanten bestellt und zum silbernen Thronjubiläum ließ sich die Queen in einem rosa AmiesKleid porträtieren – seine Mode wurde zum Keksdosenklassiker. Doch zu dieser Zeit hatte der Gentleman-Designer sich längst den Herren zugewandt. Seit 1961 stand der Name Hardy 213 style in progress
Der klassische britische Gentleman ist auch unter Führung von Claire Malcolm die Stilvorlage bei Hardy Amies.
Amies für Anzüge. Mit Blick auf die männliche Silhouette des Labels sagt Claire Malcolm: „Wir betonen eine starke Schulter und eine schlanke Taille.“ Eigentlich wollte Hardy Amies Journalist werden – und er blieb seiner Liebe zum Wort unter anderem als Modekolumnist treu.
Erst 2008 brachte das Victoria & Albert Museum eine Neuauflage von Amies’ Standardwerk „The ABC of Men’s Fashion“ heraus. Die Grundlagen des guten Stils konnte Amies indessen in einem Satz zusammenfassen: „Ein Mann sollte aussehen, als hätte er seine Kleidung intelligent gekauft, sorgsam angezogen und dann völlig vergessen.“ Diesem Credo folgt das Label auch unter Claire Malcolm. Allerdings nimmt sie sich nicht Amies’ Designs aus den 1960eroder 1970er-Jahren zum Vorbild, sondern den beispielhaften Gentleman – und gibt ihm einen modernen Touch. „Wir haben schon Stoffe verwendet, die mit der neuesten Technologie hergestellt wurden, wir haben Digital Print und bei Lederteilen auch Lasercut genutzt“, sagt Malcolm. Doch das Interesse an neuen
Entwicklungen hat einen Anker. „Im Mittelpunkt steht die Frage, wie wir neuartige Stoffe mit dem traditionellen Handwerk der Savile Row in Einklang bringen können.“ Hardy Amies ist eben ein Traditionshaus.
Hardy Amies gründete die Marke 1945 und eröffnete seinen Laden in der Londoner Savile Row. Seit 1961 konzentrierte sich Amies auf Menswear, 1968 stattete der Designer den Film „2001 – A Space Odyssey“ mit Kostümen aus. Seit 1989 designte Hardy Amies nicht mehr selbst, er starb 2003. Nach dem Bankrott 2008 wurde die Marke von Fung Capital gekauft. 2010 nahm Claire Malcolm ihre Arbeit als Chefdesignerin auf. Neben dem Londoner Flagship-Store verkaufen auch Läden wie Bloomingdale’s in New York und Joyce Boutique in Hongkong das Label. www.hardyamies.com
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Mit Liebe designt, mit Passion gemacht GAS. Wenn einer sagt, sein Job sei seine Passion, dann nicken alle und sagen: Ja, ja... Claudio Grotto jedoch nimmt man dieses Statement un eingeschränkt ab. Der Mann lebt Mode. Text: Dörte Welti. Fotos: GAS
Wenn man genau hinschaut, erfährt man Erstaunliches über GAS, das Kürzel für Grotto Abbigliamento Sportivo (Grotto Sportswear), fest in Gründerhand seit beinahe 30 Jahren. GAS ist eine Brand, die Kontinuität zelebriert hat und sich mit der Erforschung neuer Materialien einen Namen gemacht hat. Die hauseigene Entwicklungswerkstatt hat zum Beispiel die erste reversible Jeans überhaupt hervorgebracht. Innovation alleine reicht aber nicht zum Überleben. Patrone Claudio Grotto hat eine Erklärung: „Qualität. Von Materialien, Details und im Herstellungsprozess. Und unser Look, der essenziell, stylisch und länger als eine Saison attraktiv ist.“
nationalen Denim und Sportswear-Sektor werden. Jetzt, wo die alten wirtschaftlichen Strukturen in einer Krise stecken, kann niemand die aufkommenden Märkte wie Indien, China und Russland ignorieren. GAS ist dort bereits präsent und hat wichtige Pläne für die Zukunft.“ Außerdem hat Grotto sich für die wichtigen alten Märkte mit der Agentur Ben and GmbH verbandelt. „Wir haben konsequent neue Kunden gesucht“, beschreibt Agenturchef Ben Botas die Anfänge mit der Marke GAS. „Die Qualität der Kunden wurde angehoben und wir haben sogar einige Teile explizit nur für den deutschen Markt entwickelt. Das hat für sehr viel positive Stimmung gesorgt.“
Dem Aktiven gehört die (Jeans-)Welt
Perfetto: Life-Work-Balance
Und Grotto hat einen Plan: „Wir wollen zu den Playern im inter-
Für sie Sexyness, für ihn PS: GAS.
Claudio Grotto ist nach wie vor der Taktgeber. „Ich sage ja oft, dass ich jeden Tag meines Lebens gearbeitet habe. Aber eigentlich stimmt das nicht. Weil mein Job meine Leidenschaft ist.“ Klingt nach der perfekten Work-Life-Balance, ein Rezept, das Grotto auch an seine beiden Töchter weitergibt. Barbara, die Ältere, ist Head of Communication bei GAS, Sara, die Jüngere, koordiniert die E-Commerce Aktivitäten. Das Design liegt in den Händen eines Teams, Grotto selbst betrachtet sich als die „driving force“ hinter all dem und verrät damit auch einiges über eine weitere Leidenschaft: den Motorsport. Seit 15 Jahren sponsert Grotto durchgehend das Repsol Honda Team in der MotoGP Weltmeisterschaft. Das erfolgreiche Team holte 2012 auch unangefochten die Teamwertung und ist Konstrukteursweltmeister der Königsklasse 2012. Die Zusammenarbeit wird natürlich weitergeführt, die neue Kollektion für die MotoGP Saison 2013 ist bereits draußen. Bis zum letzten Satz sollte eigentlich die Platitüde vermieden werden, aber jetzt geht es nicht mehr. GAS gibt Gas. Und der Erfolg gibt ihnen Recht.
Il Patrone: Claudio Grotto lernte das Business bei seiner Mama im Kurzwarenladen. Das Musikbusiness brachte ihm die Style-Erleuchtung, ein eigenes Jeanslabel die logische Idee.
GAS wurde 1984 von Claudio Grotto in Chiuppano gegründet. Die Jeanswelt wird zu 60 Prozent in einer eigenen Manufaktur in Rumänien produziert, der Rest bei langjährigen und teils exklusiven Partnern in Tunesien und Bulgarien. GAS betreibt weltweit rund 30 eigene Läden und ist darüber hinaus an ca. 1.500 Points of Sale vertreten. www.gasjeans.com
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Für die Steiner 1888 Home-Collection werden die Stoffe aus eigener Produktion verarbeitet.
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Die Ware begreifen Loden Steiner. Seit fünf Generationen stellt Familie Steiner im österreichischen Schladming Loden her – ein traditionsreicher Stoff, der nicht zuletzt im Interieurdesign eine Wiederentdeckung feiert. Auch renommierte Modelabels kommen auf den Geschmack und spinnen innovative Ideen in edlem Loden. Text: Martina Müllner. Fotos: Steiner 1888, Loden Steiner
Erzherzog Johann war’s: Ein Avantgardist des K. u. K. Adels, der als Kontrast zur höfischen Etikette die Nähe zum einfachen Volk suchte. Auf ausgedehnten Jagden fand er einen Stoff, dessen Funktion ihn sofort überzeugte: Loden. Wasserabweisend, temperaturausgleichend und hervorragend isolierend. Was heute als Errungenschaft ausgeklügelter Hightech-Materialien gilt, ist in den Alpen Produkt jahrhundertealter Tradition. Die Wolle ihrer Bergschafe – erst verfilzt, dann gewalkt – lieferte Bauern die Basis für strapazierfähige Bekleidung, die sich bei jeder Witterung bewährte. Dort, wo die Berge hoch in den Himmel ragen, ist Loden essenzieller Bestandteil der Garderobe. Das wussten auch die Gebrüder Steiner, als sie sich 1888 aufmachten, in Mandling, einem kleinen Ort in der Steiermark, eine Walkfabrik zu etablieren. Der Loden aus eigener Produktion wurde sogleich seiner Feuertaufe unterzogen: Die Brüder Franz und Irg Steiner bestiegen, natürlich in Steiner-Loden gewandet, 1909 als Erste die Südwand des Dachsteins. Loden begreifbar machen
Fünf Generationen später stehen mit Johannes Steiner als kaufmännischem und Herbert Steiner als technischem Geschäftsführer Cousins an der Spitze des Traditionsunternehmens, das auf vielen Säulen ruht. Da ist die Tuchproduktion Loden Steiner, die auf Messen wie der Munich Fabric Start
und der Pariser Première Vision Kunden von den edlen Qualitäten überzeugt. Burberry, Yves Saint Laurent aber auch COS setzen die Ware ein. „Wir erleben beides: Hersteller, die uns sagen, genau eure Qualität suchen und brauchen wir, sie adelt unser Produkt. Und Marken, denen die Einkaufspreise des Steiner Lodens viel zu teuer erscheinen.“ Diskussionen, die im Interieurund Möbelbereich gar nicht erst aufkommen: „Architekten waren die ersten, die das Potenzial von Loden wieder entdeckt haben. Zu moderner Architektur ist Loden eine perfekte Ergänzung. Hier punkten die Steiners mit Flexibilität: „Mehr als 100 Meter Loden in 25 Farben haben wir ständig lagernd – von der Kleinst- bis zur Großbestellung können wir alles bedienen“, berichtet Johannes Steiner. Mit der Marke Steiner 1888 nascht der Familienbetrieb selbst am Kuchen der Interieurbegeisterung: Decken, Kissen, Wärmflaschen und andere Wohnaccessoires entstehen unter dem Namen. Der Vertrieb erfolgt über Heimtextilienhändler und Concept-Stores. Und dann wäre da noch der eigene Retail mit Shops in Obertauern, Mandling und Schladming, mit denen sich Familie Steiner als „überzeugter Multibrand-Händler“ präsentiert. Spielerisch mischen sich Tracht und edle Sportswear mit der Steiner 1888 HomeCollection. Um den Weg von der Wolle bis zum kuscheligen Plaid begreiflich zu machen, haben die Cousins 2010 groß investiert: Die Wollwelt in Mandling öffnet die Tore zur Besichtigung der Produktion und macht erlebbar, warum Loden so kostbar ist. Ein Coup, der das Ansehen des Produktes merklich steigert. „Kein Besucher, der nicht am Ende der Führung begeistert ist“, so Johannes Steiner stolz.
Johannes Steiner führt das Schladminger Traditionsunternehmen mit seinem Cousin Herbert Steiner in fünfter Generation.
Auf dem Hauptplatz in Schladming thront der Flagship-Store von Steiner 1888.
Loden Steiner. 1888 gründeten die Gebrüder Steiner in Mandling, am Fuß des Dachsteins, eine Lodenwalke. Der Grundstein für das heutige Unternehmen, das von den Cousins Johannes und Herbert Steiner in fünfter Generation geführt wird, war damit gelegt. Das Sortiment umfasst neben traditionellem Loden auch moderne Wollgewebe sowie die Steiner 1888 Home-Collection. Zudem ist Loden Steiner Materiallieferant für namhafte internationale Designerlabels. Mit der 2010 eröffneten Wollwelt in Mandling macht Loden Steiner die besonderen Eigenschaften des Traditionsstoffes erlebbar.
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098 SO LÄUFT’S
Backstage
Das Ding jodelt nicht
Exklusive Klassiker wie die Whistler-Mountain-Jacke von Meindl sind kein Marketingprodukt. Hier handelt es sich um das Ergebnis aus jahrelanger Handwerkstradition und Know-how sowie Leidenschaft für alpine Kultur. „Unsere Produkte sind ehrlich, schaffen Vertrauen und werden immer schöner, je mehr sie mit ihren Trägern erleben“, ist Markus Meindl überzeugt. Wie viele Arbeitsschritte und -stunden aufgebracht werden bzw. mit wie viel Liebe zum Detail hier gearbeitet wird, versuchen diese Bilder zu veranschaulichen. Text: Daniela Angerbauer. Fotos: Meindl
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2. Färbung: Holzfarbstoffe (aus Baumrinden gewonnen) werden wie vor hunderten von Jahren mit Bürsten per Hand aufgetragen und eingearbeitet. Bis zu fünf Arbeitsgänge sind notwendig, um das erwünschte Resultat zu erzielen. Die Farbe wird dabei immer auf der Haarseite aufgetragen, denn nur so bleibt auf der Fleischseite der natürliche Ton des Leders erhalten. Bei diesem natürlichen Prozess werden keine Konservierungsstoffe und Chemikalien eingesetzt.
1. Sämische Gerbung: Dieser traditionelle Handwerksprozess dauert in seiner Gesamtheit drei bis vier Monate. Zu Beginn wird die Decke gesalzen, Fleischreste und ein Großteil der Haare entfernt. Danach werden die Häute für drei bis vier Wochen in Kalkbrühe (dem Äscherbad) eingelegt, wodurch die Haarseite des Fells abgestoßen wird. Das Ergebnis: feines, nicht konserviertes Leder (Blöße) – und erst zu diesem Zeitpunkt startet der eigentliche Gerbvorgang: Durch Einreiben, mechanisches Kurbeln und Klopfen wird Dorschlebertran in die Haut eingearbeitet. Dieser Vorgang wiederholt sich so oft, bis die Haut komplett mit Tran durchzogen ist. Durch Auflegen der nassen Häute in der Sonne erhält das Leder seine rein natürliche gelbweißliche Färbung. Getrocknet wird das Leder anschließend in speziellen Fässern, gemillt und dann auf der Stollmaschine weich gemacht (Stollen bedeutet die Narben auf der Fleischseite entfernen). Abschließend wird es mit unterschiedlich stark gekörnten Schleifpapieren behandelt, bis der gewünscht samtige Velourseffekt erzielt ist.
3. Sortierung: Jede einzelne Haut wird hier nach Unregelmäßigkeiten und Stärke sortiert. Die Entscheidung, welche Haut für welches Produkt geeignet ist, bedarf jahrelanger Erfahrung. Sie ist ein wesentlicher Faktor hinsichtlich der Qualität des Endprodukts.
4. CAD-Schnitt: Modernste Techniken bereiten die Produkte auf die Anforderungen unserer Zeit vor. Die Grundidee wird auf dem Computerbildschirm entwickelt, der weitere Entstehungsprozess findet in Form von Atelierarbeit statt. Dort bringen die Schneiderinnen jedes Teil vom Bildschirm auf Modellpapier, später wird mit Hilfe von Probestoffen gearbeitet und erst in Folge wird der perfektionierte, überarbeitete Schnitt auf das Originalmaterial übertragen. Zur Verbrauchsoptimierung werden die Einzelteile mit Hilfe des Computerprogramms so arrangiert, dass möglichst viele aus einem Stück Stoff/Leder gewonnen werden können. Eine Jacke besteht zum Beispiel aus rund 40 verschiedenen Teilen.
5. Zuschnitt: Acht Jahre Erfahrung verlangt es im Durchschnitt, um das Handwerk des richtigen Hirschlederschneidens zu verstehen und um aus zwei bis vier Hirschhäuten eine Jacke zu fertigen. Jede Haut wird einzeln vorsortiert, jedes Teil bringt neue Erfahrungen – denn Wildleder kennt keine Regeln. Welche Haut passt für welches Modell und für welchen Schnittteil? Die schlechten Teile werden abgetrennt, danach müssen die Schnittbögen richtig in die Haut gelegt werden. Da das Leder pro Quadratzentimeter berechnet wird, ist exakte Arbeit Voraussetzung für einen effizienten Herstellungsprozess. Nachdem jedes Teil von Hand zugeschnitten wurde, ist die Näherei an der Reihe.
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100 SO LÄUFT’S
Backstage
6. Einbügeln : Bestimmte Partien (Kleinteile) der Jacke werden mit Rosshaareinlagen verklebt und fixiert, damit das Leder stabiler ist und die Form gehalten wird (zum Beispiel im Schulterbereich, Tascheneingriffe und Knopflöcher). Danach wird das Innenfutter genäht und versäubert, die Teilungsnähte verstürzt und abgesteppt.
7. Taschen aufsetzen: Die Position wird vorgezeichnet, das Taschenpaspol wird exakt aufgestürzt und abgesteppt.
8. Knopflöcher nähen, Knopflöcher einstürzen: Mit Hilfe von Anzeichenschablonen werden die Knopflöcherpositionen eingezeichnet und eingearbeitet.
9. Hämmern oder Kleben von bestimmten Nähten hat den Zweck, dass diese auf Dauer liegenbleiben. Um beispielsweise die Taschen zu fixieren, werden sie zusätzlich mit einem Extraband unterklebt.
12. und 13. Endbügeln und Knöpfe annähen: Die Knöpfe werden mit verschiedenen Annähautomaten angebracht und stellen mit der Endkontrolle den letzten Arbeitsgang dar.
10. Verstürzen: Hier wird die Außenhaut (Außenleder) mit der Innenhaut (Futter) verstürzt, das bedeutet, dass keine Naht nach außen sichtbar bleibt. 11. Absteppen: Nach diesem Arbeitsschritt ist die Jacke bis auf Feinheiten fertig.
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Endprodukt: 500 Minuten Nähzeit; bis zu 1,5 Stunden Zuschnitt (hängt von der Schwierigkeit der Sortierung ab). Für eine Whistler-Mountain-Jacke werden zwischen fünf und sechs Meter Leder benötigt (mindestens das Doppelte wie bei Stoffprodukten), der jährlich steigende Lederpreis (mindestens sechs bis sieben Prozent) kommt als erschwerendes Kriterium bei der Kalkulation hinzu. Das Unternehmen bezieht sein Hirschleder überwiegend aus Europa, zum Teil aus Kanada und Neuseeland. Für sämisch gegerbtes Leder werden nur Hirsche im Sommerfell verwendet. Das Winterfell wäre durch den Haarwechsel und die Brunftzeit, in welcher der Hirsch 30 ProzentKörpergewicht verliert, beeinträchtigt. www.meindl-fashions.de
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Der Schuh des Architekten United Nude. Sie sind futuristisch, extravagant und gefallen nicht nur Lady Gaga. Für den deutschen Markt setzt Deluxe Distribution auf die Schuhe von United Nude und hat mit ihnen noch einiges vor. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: United Nude
Es ist dunkel im ConceptStore von United Nude, fast schwarz. Eine perfekte Kulisse, um die Highheels mit gezielten Lichtreflexen in Szene zu setzen, wie Kunstwerke. Und wirklich hat ihr Design etwas Künstlerisches, Skulpturales. Kein Zufall: 2003 wurde das Label von dem niederländischen Architekten und Designer Rem D. Koolhaas gegründet, dem Neffen des weltberühmten Architekten Rem Koolhaas. Auch sein Kompagnon Galahad Clark stammt aus keiner unbekannten Familie, denn längst ist sein Nachname Synonym für lässige Schuhe. Neue Formen zu kreieren, die so noch nicht dagewesen sind, ist der Anspruch für United Nude, mit neuartigen Konstruktionen und ungewöhnlichen Materia-
Futuristisch und extravagant: United Nude aus Amsterdam.
Der Style der Stars: Lady Gaga in United Nude zum Launch ihres Parfüms Fame.
lien. So kam es auch nicht von ungefähr, dass sich Rem D. Koolhaas für das erste Modell namens Möbius den Barcelona Chair von Mies van der Rohe als Vorbild genommen hat, gefertigt aus einem Möbiusband in einem Stück. Der Schuh wurde ein Erfolg und ist heute ein Klassiker in der Kollektion von United Nude. Die Zukunft des Schuhdesigns
„Exclusive by Design, not by Price“, lautet das Motto der Marke. Der Mobius Hi etwa liegt bei 180 Euro VK und sicher trägt das eher demokratische Preisgefüge zum Wachstum von United Nude bei. Heute gibt es 300 Verkaufspunkte in über 40 Ländern, darunter Selfridges und Galeries Lafayette Paris. Plus Flagships in Amsterdam, London und New York, die Koolhaas als Architekt auch selbst gestaltet. Nun sollen ein bis zwei ConceptStores in Deutschland folgen, der erste in Berlin spätestens Anfang 2014, zusammen mit Ilya Morgan, Inhaber der Vertriebsagentur Deluxe Distribution. „Wir verlassen uns als Distributor nicht auf das reine Verkaufsgeschäft, wir wollen mehr als Marke denken und agieren“, erklärt er. Seit Juli 2010 hat Deluxe Distribution den Vertrieb für Deutschland übernommen und bislang 50 Kunden erreicht. „Wir haben innerhalb weniger Saisons die wichtigsten Schuhkunden Deutschlands, darunter KaDeWe, Oberpollinger und alle Tizian-Häuser für uns gewinnen können“, so Ilya Morgan. „Unser Ziel ist es, uns weiterhin selektiv an die Zahl von 100 Schuh- und Multibrand-Stores heranzuarbeiten.“ Auch das Importgeschäft möchte er für United Nude weiter ausbauen, um schneller auf Kundenwünsche reagieren zu können. Ebenso wurde die Kollektion für Frühjahr/Sommer 2013 in mehrere Linien unterteilt: Icon für die neu variierten Klassiker, Ultra für besonders extravagante Styles von 350 bis 600 Euro VK und Hybrid als Verschmelzung neuartiger TPU-Materialien, gepaart mit dem Know-how traditionellen Schuhhandwerks. Gerade
Ilya Morgan, Inhaber der Agentur Deluxe Distribution, konzentriert sich auf wenige starke Marken. Eine davon ist United Nude.
hierin sieht Rem D. Koolhaas die Zukunft des Schuhdesigns. So sind die Heels und Wedges nicht höher als 85 Millimeter, und auch das ergonomisch geformte Fußbett soll so viel Komfort wie möglich schaffen. Das Künstlerische bleibt weiterhin für United Nude stilprägend. Davon zeugen Kooperationen wie die mit dem Amsterdamer Künstler Niels Shoe Meulman für eine Edition Frühjahr/Sommer 2013. Oder die Limited Edition mit Fashiondesigner Mattijs van Bergen, den die britische Vogue zu einem der vielversprechendsten jungen Designer kürte. Fortsetzung folgt.
United Nude 2003 gegründet Männer- und Frauenkollektion plus Accessoires 300 Verkaufspunkte in über 40 Ländern weltweit www.unitednude.com Deluxe Distribution 10179 Berlin/Deutschland www.deluxe-distribution.de
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Eyecandy Es gibt diese internationalen Toptempel des Schuhhandels, die auf dem PC aller Visual-Merchandising-Spezialisten als Referenz gelistet sind. Neben traditionellen Highlights wie Kith in New York, der SneakerBistro Boutique auf Long Island und Foot Patrol in London kommen ständig neue Läden hinzu, die in ihrem Store-Design unverschämt gute Ideen umsetzen. Schuhe können mehr als bloß in der Reihe stehen. Text: Isabel Faiss. Fotos: Adrian/www.nicekicksuglykids.tumblr.com; Stores
Black Rainbow, Paris
213 style in progress Kühl, streng symmetrisch. Mit Kacheln und Metallgitter reduziert sich der Blick auf das Wesentliche.
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Kith, Manhattan
Foot Patrol, London
Best Practice. Der ganze Laden ist in Blockhüttenoptik gehalten.
Zwei Gesichter, ein Laden. Die Boot-Section ist im Vergleich zum cleanen futuristischen Sneaker-Store authentisch und urig gehalten.
Kith, Brooklyn
Der ultimative Sneaker-Tempel. Vorne am Altar gibt’s die entsprechenden style in progress 213 Livestyle-Packages.
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Sneakermuseum Köln
Die Ausstellung Kicks’n’ Movies setzt Sneakers in Szene, die entweder in Filmen vorkamen oder passend dazu produziert wurden.
Asphaltgold, Darmstadt
„Sowohl im Onlineshop, als auch im Ladengeschäft versuchen wir, das Produkt in ästhetisch-schlichter Umgebung in den Fokus zu rücken. Klare Form und Symmetrie bekommen hier den Vortritt gegenüber lauter Produktpräsentation.“ Daniel Benz
Saint Cream, Hamburg
Europalette auf Europalette. Holz ist der aktuelle Interieurtrend im Schuhhandel.
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Timberland München
Im Zuge der Green Lounge Tour gestaltete Timberland den Münchner Flagship-Store ganz im grünen Look.
Nia Chassures, M체nchen
Urbanes Holzdesign, 300 Obstkisten, 60 Schauk채sten, 50 Meter Karotapete, 30 Meter floraler Stoff aus den aktuellen Sommerkollektionen der verschiedenen Labels und ausgesuchtes Vintage-Mobiliar.
Beatnuts, Regensburg
Eingebettet in eine Holz-Matrix pr채sentiert sich die Sneakerwall in 3-D-Optik.
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Sneakerness
Die Betreiber des Kölner Sneaker-Blogs Sneaker-Zimmer stellten auf der Sneakerness in Köln ihre absoluten Highlightmodelle auf einem entsprechend gestalteten Teppichabschnitt aus.
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Amen Store, München
Die smarte Form der Sneakerwall mit puristischem Designanspruch. SO LÄUFT’S 107 Für Highlights sorgen Lichteffekte in Neonfarben.
Starcow, Paris
Gut behütet, etwas heimelig und ziemlich stylisch wirken die alten, abgelebten Holzkisten im Starcow.
The Cork, Paris
Reduziert auf das absolut Wesentliche: Holz.
Ubiq, Philadelphia
Der Designtempel in Philadelphia zählt zu den Top 50 Sneaker-Stores der Welt.
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global hipsterism
Manche bezeichnen sie als Relikt der Nullerjahre, andere als Sinnbild des aktuellen Zeitgeistes. Viele schmunzeln bei ihrem Anblick. Der Begriff Hipster vereint unter sich so viele Facetten, dass man zwar einen Stereotypen mit Skinny Jeans, Schal und Bart festmachen kann, sich dahinter aber ein ganzer Lifestyle verbirgt. Und diesen lebt eine sehr markenaffine, trendbewusste und zahlungsfreudige Zielgruppe, deren Konsumverhalten der Modebranche definitiv ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Neben traditionellen Hipster-Hochburgen wie New York oder San Francisco haben sich auch in Europa einige Metropolen als besonders nährreicher Boden für die Szene herauskristallisiert, allen voran Berlin. Aber auch modisch unscheinbare Städte wie Liverpool oder Helsinki sind vom Hipsterism entdeckt worden. 213 style in progress
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berlin
Die deutsche Hauptstadt ist für ihren rüden Ton und ihre kalten Winter berüchtigt. Jedoch kann Berlin auch zum perfekten Habitat werden, wenn man nur Teil der richtigen Bevölkerungsgruppe ist. Die Rede ist vom Hipster. Ein Typ Mensch, der sich innerhalb kürzester Zeit die Stadt zu eigen gemacht hat. Die Genossen wichen der Gentrifizierung und Ostberlin wurde zum Herzen dieser Bewegung und im Jahre 2011 Austragungsort der weltweit ersten Hipster-Olympiade. Auf rund zehn Quadratkilometern ist in Berlin-Mitte hier ein Bermudadreieck aus Multilabel-Stores, Galerien, Restaurants, Bars und Interieur-Läden entstanden. Text: Lisa Trautmann. Fotos: Benjamin Lindenkreuz
Man ist also von uniformierten Individualisten umgeben, deren Labellust und Lebensstandard zwischen Selbstironie und Mitläufertum oszillieren und ein ganz eigenes, kleines Univer sum geschaffen haben. Look und Lifestyle der Hipster sind inzwischen legendär und leicht zu erkennen. Zu engen Jeans oder hochgekrempelten Chinos werden Schuhe von New Balance oder eine limitierte Sonder edition von Nike getragen. Die Wollmütze ist nach wie vor beliebt, weicht im Sommer aber gerne auch einer Cap, etwa von Norse Projects oder Supreme. Der Jutebeutel ist nur noch was für Anfänger, seit vor zirka zwei Jahren der Backpack die Rücken junger Berliner Hipster eroberte. Hier ist man mit Herschel oder Essl auf der sicheren Seite. Frau en tragen ihre Sneakers gerne zu Maxidress oder Highwaist Jeans mit Bluse, darüber ein oversized Mantel. Vollbart bzw. Dutt kom plettieren den Look. Wichtigste
Der Soto Store hat sich in kürzester Zeit zu einer der zentralen Anlaufstellen für den Berliner Hipster entwickelt.
Accessoires für Berliner Hipster sind, neben dem obligatorischen Rennrad, ein Smartphone mit Instagram-App, Hornbrille sowie eine Flasche Club Mate und eine gesunde Abneigung gegen Schwaben. Wie eine Zahnfüllung fügt sich auf der Torstraße der Holzpavil lon des Happy Shop perfekt in die Lücke zweier Altbauten. Ar chitektur und Mode verschmel zen hier zu einem sich ständig im Wandel befindenden Ganzen. Komplexe Zugsysteme machen die Kleiderstangen beweglich und erlauben es dem Happy Shop, sich von Saison zu Saison neu zu erfinden. Suchst du nach dem neuesten T-Shirt von
Maison Kitsuné oder Statement Fashion von Bernhard Will helm, bist du hier goldrichtig. Allerdings solltest du das nötige Kleingeld dabei haben. Auf der gegenüberliegenden Stra ßenseite findest du Soto Berlin. Der gut durchsortierte KonzeptStore für Männer öffnete erst vor zwei Jahren seine Pforten. In den sympathisch unfertigen Räumlichkeiten findest du eine unglaublich geschmackvolle Auswahl angesagter Labels und der neuesten Kooperationen. Das kam so gut an, dass du ein Haus weiter nun direkt in den Soto Zwei stolpern kannst. Ebenso wohl durchsortiert, ebenso ange sagte Labels und mit dem in der style in progress 213
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1 | Das obligatorische Fahrrad im authentischen Vintage-Style darf niemals fehlen. 2 | Do you read me: Die intellektuelle Szene trofft sich im Book Store Do You Read Me. 3 | Jedem Hipster seinen organischen Drink. Das St. Oberholz steht für eine Überzeugung. 4 | „Laid Back“ ist das sympathische Motto der Berliner, das auch die Hipster brav pflegen.
Szene sehr beliebten angeranzten Altbau-Look. Wir machen eine kurze Pause im St. Oberholtz am Rosentha ler Platz und gönnen uns ein Bioschwarzbrot mit Rucola und getrockneten Tomaten und einen Latte mit Sojamilch. Hier solltest du dir keine Blöße geben und während des Verzehrs mit dei nem MacBook im kostenlosen W-Lan surfen. Denn umgeben von leuchtenden, weißen Äpfeln lautet die Devise hier ebenfalls „fit in“. Nachdem die körper lichen Gelüste gestillt wurden, begeben wir uns in die August straße, um gleiches dem Geist angedeihen zu lassen. Hier steht der Magazine-Store „do you read me?!“. Sorgfältig ausgewählte Magazine, Bücher und Sondereditionen rund um 213 style in progress
die Themen Mode, Lifestyle, Architektur, Design und Foto grafie werden hier an den hippen Kunden gebracht. Du solltest versuchen, dich mindestens zwei mal im Monat hier einzufinden, um mit deinen Freunden über die neuesten Mags und Edito rials diskutieren zu können. Im Herbst 2011 eröffnete „do you read me?!“ den Reading Room im Berliner Bezirk Tiergarten und sorgte seitdem unter ande rem mit einer Buchvorstellung von Jürgen Teller für Schnappat mung beim zahlreich erschiene nen Hipster-Publikum. Für deine frisch erstandenen Magazine brauchst du natürlich auch den passenden Coffeetable. Wie gut, dass es Marron Interi eur gibt. Seit März dieses Jahres sorgt der einzige Flagship-Store
des dänischen Kultlabels Hay in karg eingerichteten Berliner Altbauwohnungen für Farbe und erlaubt es dir, deine eigenen vier Wände bis zum Kleiderbügel durchzustylen. Apropos Wohnung. Diese sollte sich möglichst in Mitte, Kreuz berg und Neukölln aka Kreuz kölln befinden. Die wenigen Möbel sollten eine Mischung aus Vintage und Designpieces sein. Im Flur sollte ein Fixie an der Wand hängen und im Wohn zimmer ein Kunstdruck eines Miranda July Zitats. Hier triffst du dich mit deinen HipsterFreunden, trinkst Club Mate mit Wodka und Bier vom Späti und hörst the xx, M83 oder Clams Casino. Bevor es in einen Club geht, schaut ihr wahlweise auf einer Ausstellungseröffnung
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1 | Berlin-Mitte ist das modische Epizentrum der Hauptstadt. 2 | Nachhaltigkeit bestimmt auch das Interieur im St. Oberholz. Ein perfekter Stilmix. 3 | Hipster trifft man in Berlin an jeder Ecke, in Berlin-Mitte verdichtet sich das Bild zusätzlich. 4 | Für alle Stilrichtungen ein Mekka für ausgesuchte Menswear: der Soto Store.
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oder einem Store-Event vorbei. Hier trifft man seinesgleichen, interessiert sich nicht besonders für das Gezeigte, aber trinkt gerne den kostenlosen Alkohol. Es reicht eigentlich schon, die Alte Schönhauser Straße oder die Münzstraße einmal abzugehen, um fündig zu werden. Anschließend hast du die Qual der Wahl, vor welchem Club du den Türsteher von deinen Qua
litäten überzeugen kannst. Eine der angesagtesten Adressen zur zeit ist das Chalet in der Schle sischen Straße in Kreuzberg. Es ist nach dem Katerholzig das zweite Projekt der Betreiber der legendären Bar25. Der Club liegt im ehemaligen Steuerhaus der königlichen Wasserinspek tion aus dem 19. Jahrhundert und besitzt den wahrscheinlich schönsten Biergarten Berlins. Am Sonntag danach gibt es für alle Hipster in Berlin nur eine Pflicht: Flohmarkt. Egal ob Mauerpark, Arkonaplatz oder Nowkoelln am Maybachufer, mit einer Illesteva-Sonnenbrille auf der Nase und einem Kaffeebe cher in der Hand flanierst du jede Woche aufs Neue an den Ständen vorbei, ohne etwas zu kaufen. Dabei sein ist schließlich
alles und du sparst doch gerade auf eine Barbour-Jacke für den Winter. Natürlich kann man Berliner Hipster in Schubladen stecken und belächeln, das ist immer einfach. Doch wenn man in den Spiegel schaut und sehr ehrlich zu sich ist, muss man sich eingestehen, dass man sich dieser Bewegung nur schwer entziehen kann. Der Jutebeutel ist inzwischen auch bei H&M angekommen. Club Mate hat es über die Stadtgrenzen Berlins in die Clubs und Bars der Republik geschafft und Vintage-Hornbril len gibt es bei Fielmann. Denn in Wirklichkeit wollen doch alle ein bisschen Hipster sein.
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LiverPool Traditionell wird das Liverpooler Modeverhalten eher belächelt. Diese Stadt, die als Geburtsstätte der Beatles und vieler anderer Bands über die letzten Jahrzehnte so viel Ruhm erlangt hatte, war unter modischem Gesichtspunkt lange Zeit Niemandsland. Doch dann kamen die Hipster. Inzwischen ist Liverpool die größte Hipster-Metropole in ganz England. Text: Amanda Moss. Fotos: James Lacey
Das typische Bild eines Anzug tragenden Jungspunds mit schwarzem Lockenkopf und Bart zaubert immer noch ein Grinsen auf das Gesicht der meisten Liverpooler. Aber in den letzten Jahren – vor allem als die Stadt 2008 zur Kulturhauptstadt Euro pas ernannt wurde – gefallen wir uns als eine Cocktail trinkende kosmopolitische Jet-Set-Gesell schaft, die auch ein modisches Bewusstsein hat. Und dieses wird regelmäßig mit neuen Häppchen
gefüttert, wenn wieder eine neue In-Bar oder ein neuer Store seine Türen öffnet und sich mühe los in das Stadtbild mit seinen altmodischen Arkaden und den dunklen Seitenstraßen einfügt. Hier muss man nicht lange suchen, um einen Hipster zu fin den, der in seiner tief sitzenden Skinny Jeans aufgeregt vor einem auf der Straße eilt. Zieht er sie absichtlich so tief oder rutscht sie einfach, fragt man sich. Es ist be reits kurz vor zehn Uhr morgens,
Die Hipster-Szene ist auch in Liverpool angekommen und hat maßgeblich dazu beigetragen, das modische Bewusstsein für neue Trends zu schärfen. Hipsters gehören inzwischen zum Stadtbild.
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als er von seinem Fenster aus die belebte Hafenstraße beobachtet, die von historischen Gebäuden und modernster Architektur überflutet ist. Dahinter fließt der River Mersey. Sein Apartment hat keine Vorhänge und auch die Einrichtung ist eher minimalis tisch gehalten. Für Atmosphäre sorgen lediglich einige zufällig verteilte Polsterkissen und Über würfe. Niemand blickt von der Straße auf, als er noch einen letzten Blick in die Fensterscheibe riskiert, bevor er in Richtung U-Bahn zum ersten Meeting an diesem Tag hastet. Um ihn herum wacht die Stadt auf. Sein Weg zum Büro ist vom Rattern der Rollläden, die an den Schau fenstern hochgezogen werden, begleitet. Anzughosen und das dazu passende Jackett stehen definitiv nicht auf seiner Agenda. Liverpooler Hipster tragen aus Überzeugung Skinny Jeans und Sneakers, kombiniert zu einem grauen Jersey- oder Cord-Jackett und dem obligatorischen Schal. Verglichen mit dem deutlich jüngeren Liverpooler Funkster erfordert dieser Look viel weni ger Arbeit. Trotzdem benötigt es Fingerspitzengefühl, wenn man betont lässig und wie zufällig gut aussehen will. Denn die Outof-Bed-Frisur, die abgelaufenen Converse und das sorgfältig ausgesuchte Slogan-T-Shirt unter der Lederjacke dürfen keinesfalls arrangiert wirken. Ein echter Geheimtipp ist das Quiggins in der Renshaw Street, wo man immer ein paar Studen ten durch die dämmrig beleuch teten Gänge schleichen sieht. Der etwas schrullige Bau diente zuvor als Stadthalle, ein großer bogenförmiger Saal in dem man heute einen der bestsortierten Flohmärkte für Vintage-Kleider,
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Die Bold Street ist eine der Hauptschlagadern der Stadt, wenn es um gute Modestores geht. Sie führt direkt auf die Kirche St. Luke zu.
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1 | Der Store Resurrection ist sozusagen das Mekka der Liverpooler Hipster-Szene. Inhaberin Lisa Pritchard hat einen Trend mitkreiert. 2 | Kaum ein anderer Ort prägt das typische Stadtbild Liverpools so wie die berühmte County Road. 3 | Vor dem Met Quarter trifft sich die Szene. Es ist ein beliebtes Einkaufszentrum in der Stadt.
Schmuck und Pelze findet. Dieser Ort sprüht vor kreativer Energie. An allen Ecken und Enden hört man das aufgeregte Geschnatter junger Studenten, die gerade Zuhause ausgezogen sind und zum ersten Mal dem Ruf der Freiheit folgen. Daneben begegnet man den gesetzteren Mittdreißiger-Hipsters mit drei oder vier Kindern im Schlepp tau, die dem Modeangebot der kommerzielleren DepartmentStores entsagt haben und hier ihre Ugg Boots zur Schau tragen. Versteckt hinter den großen Kaufhäusern in der Colquitt Street, liegt das Atelier der Mo dedesignerin Denise McCon ville, die ihr Label nach ihrer 213 style in progress
Tochter Marjorie benannt hat. Als Modekenner beschreibt sie die Hipster-Szene in Liverpool als sehr bedeutende Zielgruppe für die lokale Modeindustrie. „Sie sind wie Pfauen eitel und sie sehen Mode als Ausdrucksmittel der eigenen Individualität. In jedem Fall sind sie Trendsetter, die in Fashion-Stores wie River Island oder Urban Outfitters shoppen. Belächelt wird, dass manche wie Rihanna oder wie die Cool Kids aussehen wollen, die aber eigentlich auch nicht den Mut haben, ihren eigenen Style zu leben.“ Zehn Minuten außerhalb des unmittelbaren Stadtzentrums auf dem Universitäts-Campus liegt
das Café The Quarter. Mit der anglikanischen Kirche als Kulisse genießt man die Atmosphäre ei nes unaufgeregten, einzigartigen Bistros. Hier tummeln sich die Hipster gerne, blättern die Tages zeitung durch und genießen das intellektuelle Flair. Niemand ist overdressed. Der Dresscode sieht Leggings, Ugg Boots, Schal und Bommelmütze vor. Im nördlichen Teil der Innen stadt tummeln sich die kleine ren Independent Stores, wie beispielsweise Resurrection mit
einer gut sortierten Auswahl für Frauen und Männer. Der Laden wurde 1991 von Lisa Pritchard eröffnet, die zuvor das Quiggins gegründet hatte und dann in die Bold Street hinausgezogen war. Mit Resurrection war sie ganz maßgeblich an der Entstehung der Hipster-Szene in Liverpool beteiligt. Darin führt sie unter anderem Marken wie Eastpak, Cheap Monday, Chaos Bros und Amplified für Männer und unter anderem Dr. Denim, Crazy Co lours und Hedonia für Frauen.
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1 | Modedesignerin Denise McConville ist von Anfang an kritische Beobachterin der Hipster-Szene in Liverpool. 2 | Das Met Quarter ist vergleichbar mit dem KaDeWe in Berlin, das zentralste und berühmteste Kaufhaus Liverpools. 3 | In der ehemaligen Stadthalle ist heute unter anderem der Store Quiggins zu finden. Ein echter Geheimtipp. 4 | Liverpooler Lifestyle erlebt man am besten bei einem Bier in der Newsham Street.
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Auch für Kinder gibt es einige Teile, die ganze Hipster-Familie kann sich hier einkleiden. Am Treppenabsatz dümpelt gemüt lich eine Retro Sega Spielkonsole vor sich hin und erinnert uns alle an unsere eigene Kindheit. Lisa Pritchard erklärt: „Unser Style ist eigensinnig, freundlich, trendy, aber nicht zu abgefahren. Resurrections Ethos sieht vor, dass jeder, der durch diese Tür kommt, etwas für sich entdeckt. Wir zeigen oft Styles, von denen die Leute noch nicht einmal wis sen, dass es sie gibt, noch bevor sie sie irgendwo anders zu sehen bekommen.“ Auf halbem Weg zurück ins Stadtzentrum liegt das Leaf Café,
mit seinem authentischen Holz mobiliar ein Lieblingstreffpunkt für Hipster und Fashionistas, die über den Spiegel ihrer Lidschat tenbox aufgeregt Geschäftsge spräche oder Partyverabredungen flüstern. Unter den übergroßen Lampenschirmen an der Decke nippen sie an ihrem Caffè Latte oder ihrem frisch gepressten Erdbeer-Smoothie während am anderen Tisch die verkaterten Partygänger genussvoll ihr Schin kensandwich mit Biovollkorn brot verschlingen. Das wirklich Großartige an Liverpool ist, dass man hier Hipster in jeder Altersgruppe findet. Es ist eine sehr tolerante Stadt, die stolz auf ihre eigenen
Wurzeln und trotzdem offen für das Neue, das Gäste aus anderen Ländern mitbringen, ist. Es wur de zur gastfreundlichsten Stadt in England gewählt. Die Liver pooler mögen den Austausch mit Touristen und genießen auch selbst die Freiheit, viel zu reisen. Und sie genießen die Freiheit, Mode als Ausdrucksmittel und nicht als Statussymbol zu betrachten.
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Mirva Anjala bezeichnet sich selbst als Trash-Hipster, eine neue Stilrichtung, die sich gerade in Helsinki entwickelt.
Fotograf Timo Pyykönen gehört zu den jungen Kreativen aus Vallilla, dem angesagtesten Hipster-Trendviertel in Helsinki. Vallilla liegt direkt angrenzend an das Viertel Kallio.
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Helsinki ist nicht bloß Welt-Designhauptstadt 2012 und DIE Metropole Finnlands, sondern sie trieft auch vor nordischer Coolness – nicht nur wegen winterlicher Temperaturen von minus 15 Grad Celsius. Nein, Hipster, Designer und modebewusste Künstler setzen Helsinki mit ihren Treffpunkten auf die Landkarte der Trends. Text: Mirva Lempiäinen. Fotos: Terhi Ruuskanen
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In der Szenebar Siltanen trifft sich nach Ladenschluss das Who‘s who der Hipster.
Woher kommen auf einmal die ganzen finnischen Hipster? Am deutlichsten kommt man dem Phänomen in Helsinkis Stadtteil Kallio (der Fels) auf die Spur. Noch vor fünf Jahren war Kallio ein raues Arbeiterpflaster voller Säufer, Eckkneipen und Massagesalons. Doch es sprach sich herum, dass die Mieten und das Bier hier günstig sind, und so zogen junge Leute und Künstler in Scharen in das Viertel. Inzwi schen findet man in Kallio des halb angesagte Bars, Flohmärkte und Biorestaurants. Die Mieten sind im Zuge dieser Gentrifizie rung allerdings auch nicht mehr, was sie einmal waren. Auch aus anderen Vierteln kom men die Leute in Massen, wenn in Kallio Restaurant Day ist: Alle drei Monate kann dort jeder von seiner Wohnung aus oder auf der Straße Essen verkaufen – nir gends kann man besser exotische Gerichte probieren. Der Trubel auf der Straße ist ein klares Zeichen dafür, dass die
coolen jungen Leute das Viertel für sich entdeckt haben. Im August feierte Kallio seine zweite Block Party mit Bands, Straßen cafés und Kunstperformances. Hunderte tanzten auf dem großen Platz, den alle Piritori nennen („Speed Markt“, nach der der dubiosen Vergangenheit der Gegend). „Lasst uns den Tag und den ganzen Häuserblock nutzen, die Nachbarn kennen lernen und Helsinki noch cooler und lebendiger machen!“, heißt es auf der Facebook-Seite der Kallio Block Party. Die Idee eines jährlichen Straßenfests stammt aus dem Trendviertel Punavuori (Roter Berg) im Süden Helsinkis, wo Anwohner bereits 2010 ihre erste Block Party organisierten. Kein Wunder, dass Kallio und Punavuori derzeit die angesag testen Bezirke in Helsinki sind: Würde man es auf New Yorker Verhältnisse übertragen, wäre Kallio die Lower East Side und Punavuori Williamsburg. Die
Parallele passt: Diesen Sommer eröffnete das Brooklyn Café in Punavuori – geführt von den New Yorker Schwestern Sharon und Brenda Todd im Stil eines amerikanischen Coffeeshops. In jeder der hippen Bars fällt einem ins Auge, dass der Burlesque-Look der 1920erJahre unter finnischen Mädchen ein wahrer Hit ist. Sie tragen knallroten Lippenstift und einen hohen Haarknoten zu ihren aufgerüschten Kleidern. Die Jungs geben sich klug und stre berhaft, aber natürlich mit Pfiff: Viele tragen adrette Westen und gestreifte Hemden mit Schal, Cardigan und einem kitschigen Schnurrbart. Die Burschen stehen auf Turnschuhe von Nike oder New Balance. Und bei den finnischen Hipstern sind einhei mische Designstars beliebt, etwa Tiia Vanhatapio, Minna Parikka und Paola Suhonen mit ihrer Marke Ivana Helsinki. Auch Marimekko, die bekannteste
finnische Marke, die bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren mit ihrem markanten Design große Erfolge feierte, erfreut sich wachsender Beliebtheit – schließ lich versorgt sie die Hipster mit stilvoller Qualitätskleidung. Auch bei den Lieblingen der Hipster in anderen Teilen der Welt bedienen sich die Finnen: Sie haben Apple-Computer und -Handys, Barbour-Jacken, Win terschuhe von Wolverine, Turn schuhe von Vans und Converse, Rucksäcke der schwedischen Firma Fjällräven. Weil Helsinki eine fahrrad freundliche Stadt ist, haben die Trendsetter hier natürlich auch mindestens so viele Fixies wie ihre Kollegen anderswo. „Fixies sind im Moment so ziemlich die angesagteste Sache“, sagt Joonas Berggren, Gründer von Finn lands erstem „Fiksi“-Label Le Prince Bicycles. Der 28-Jährige entwirft die Eingangräder zu sammen mit Olli Laaksonen und Jukka Kalliomäki und verkauft style in progress 213
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1 | Anna-Mari Fagerström ist der lebende Prototyp des Hipsters: Sie liebt das urbane Leben in der Großstadt, isst nur in hippen Restaurants und hängt in coolen Bars ab. 2 | Das Navy Jerry’s im Hawaii-Stil ist ein beliebter Treffpunkt für Hipster. 3 | Das italienisch anmutende Bettola Milli Miglia ist einer der neuesten Errungenschaften von Helsinkis Barszene. Die Dekoration bilden alte italienische Autos und die passenden Accessoires. 4 | Im Shanghai Cowboy gibt es mexikanisches Essen. Abends verwandelt sich das Lokal in eine angesagte Latin Bar.
sie online bei leprince.fi mit dem Slogan: „Fixed gear bicycles for the stylish.“ Auch ins Ausland. „Die Räder können individuell angepasst werden. Wir liefern sie mit der vollen Ladung an Street Credibility, leuchtenden Farben und Extras“, sagt Berggren. Doch auf den Straßen Helsinkis sieht man nicht nur den klassi schen, stilvollen Hipster-Look. Ein weiterer Trend liegt am anderen Ende des Spektrums: supertrashig. Die Fans dieses 213 style in progress
Looks tragen etwa riesige neon farbene T-Shirts, sich beißende Prints und ausgebeulte 1980erJahre-Jeans mit hoher Taille – sie sehen darin so billig und beinahe idiotisch aus, dass sie zum Gipfel der Coolness werden. „Die Hipster in Helsinki sehen ansonsten so aus wie die Hipster überall, aber der trashige Look ist hier stärker“, sagt Mirva Anja la. Die 26-Jährige hat gerade ihren Abschluss als Theaterregis seurin in Helsinki gemacht und betrachtet sich als Trash-Hipster.
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Joonas Berggren gründete das erste Fixie-Bike-Label Finnlands, Le Prince Bicycles.
„Manchmal denke ich, je schlim mer etwas aussieht, desto cooler ist es.“ Anjala zufolge kann man den Stil bestens von den Fotos auf der beliebten Website he-looks. com kopieren. Ein Blick auf die Site legt nahe, dass gerade nichts cooler ist als Batik-Leggings und eine kurze Jacke voller Wolfsbilder – getragen mit einer gesunden Portion Selbstvertrau en. Aber Achtung: Wie bei allen Hipster-Dingen muss man sich mit so einem Look schon in den richtigen Kreisen bewegen. Ganz egal, wie gut die Bars in Helsinkis Innenstadt auch sein mögen: Jeder Hipster, der etwas auf sich hält, landet eher früher als später in Kallio. Schließ lich hat das Viertel die größte Kneipendichte der Stadt. Am
beliebtesten ist der König aller Hipster-Treffs, das Siltanen. Dessen Barkeeper verziehen keine Miene, niemals, es gibt nur Heineken vom Fass, ein paar Sofas und weiß getünchte Wände – diese Bar ist einfach cooler, als es die Polizei erlaubt. Gleich nebenan findet man den Club Kuudes Linja, wo Indierock bands spielen. Man kann natürlich auch zu Pul mu gehen. Die Bar ist mit Mo dellflugzeugen und einer Turbine unter der Decke ganz im Geiste der Retro-Fluglinie PanAm gestaltet. Angesagt sind auch das kleine, gemütliche Sivukirjasto und das schlichte Om’pu. Trotzdem gibt es auch hippes Nachtleben außerhalb von Kal lio. Etwa im Club-Klassiker We Got Beef auf der Kneipenmeile Iso Roobertinkatu im Herzen
Der Store Pelago Bicycles ist noch ganz neu in Helsinkis Innenstadt und bietet Fahrräder im Vintage-Look an.
von Punavuori. Doch jenseits dieser beiden Anlaufpunkte findet man die besten Orte zum Feiern nicht so leicht – manche sind sogar absichtlich versteckt. „Die Hipster-Szene von Helsinki fühlt sich immer stärker von geheimen DIY-Partys angezo gen“, sagt Berggren, der neulich zu einer Disco in einem riesigen Bunker ging. Und einen Event würde die Szene der Einge weihten um nichts in der Welt verpassen: das Flow Festival. Zu diesem Sommerfestival kommen internationale und einheimische Künstler, von denen die meisten Leute noch nie gehört haben – also dem feuchten Traum jedes finnischen Hipsters: Dort spielen The Black Keys, Friends, Mode 2, Shang aan Electro, Awesome Tapes from Africa, Karri Koira DJ-set,
We Love Helsinki, Bon Iver, Kindness … Die Voraussetzungen dafür, was auf das Wohlwollen der Hipster stößt, seien bei der Musik ganz ähnlich wie bei der Kleidung, meint Anjala: „Je seltsamer etwas ist, desto cooler. Kleiner ist grö ßer.“ In Finnland kam die Armee der Skinny-Jeans-Träger zwar viel später an als in ihrem Epizen trum in Brooklyn, New York, wo das Hipster-Dasein bereits vor zehn Jahren der letzte Schrei war. Doch in Helsinki schwillt ihre Truppenstärke jetzt mit aller Macht an.
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gespräch
„Es gibt nicht DIE Kunden, es gibt DEN Kunden“ 213 style in progress
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Stehen den GroĂ&#x;en im Handel harte Zeiten bevor? Mit style in progress Chefredakteur Stephan Huber diskutieren (v.l.) Bernd Deuter von der Reischmann Gruppe, Holger Grabmeister von Oberpollinger, Christian Greiner von Ludwig Beck und Oliver Commentz von Hirmer.
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Im europäischen Vergleich hält der deutsche Modefach einzelhandel flächen mäßig den Rekord, Tendenz steigend. 2011 wurden bundes weit rund 320.000 Quadratmeter Einzel handelsfläche an Modehändler in den wichtigsten 1-a-Lagen vermietet. Vor allem für die großen Häuser stellt sich da die Frage, Wachstum um welchen Preis? Der zunehmend komplexer werdende Markt erfordert neue Instrumente. Gepräch: Stephan Huber. Text: Isabel Faiss. Fotos: Julian Henzler
Stephan Huber, Chefredakteur style in progress: Eine aktuelle
Studie des Unternehmens Team Retail Excellence GmbH aus Düsseldorf prophezeit dem traditionellen Multibrand-Einzelhandel, allen voran den großen Häusern eine Umsatzhalbierung bis 2020. Ich kann auch gleich dazu sagen, was ich von dieser Studie halte, nämlich gar nichts. Also meine Herren, spüren Sie schon den kalten Hauch im Nacken? Oliver Commentz, Leiter Mar keting Hirmer, München: Wir
wissen alle, dass der Markt in gewisser Weise gesättigt ist, das ist eine Tatsache. Und auch, dass für die nächsten Jahre national gesehen kein reales Marktwachstum zu erwarten ist. Trotzdem würde ich keinen rückläufigen Markt prognostizieren, vor allem nicht für München. Wir haben hier eine andere Situation aufgrund von verschiedenen Faktoren, insbesondere die steigende Kaufkraft durch Zuwachs der Bevölkerung und des Tourismus. Für uns gibt es große Chancen, dass sich der Markt in den nächsten Jahren positiv entwickelt.
Christian Greiner, Vorstand Ludwig Beck, München: Ich
würde das nicht verallgemeinern. Wenn man im Jahr 2012 stehen
bleiben würde und sich bis 2020 nicht weiterentwickeln würde, könnte das durchaus passieren. Obwohl, bis man seinen Umsatz halbiert hätte, wäre man schon weg vom Markt. Ich sehe das als Indikator, dass man bei uns im Handel niemals stehen bleiben darf. Man muss sich ständig anpassen und weiterentwickeln. Wer das schafft, der wird bestehen. Holger Grabmeister, Ge schäftsführer Oberpollinger München: Ich denke, das muss
man sehr differenziert betrachten. Da schließe ich mich Herrn Greiner an, wenn man bei seinem Konzept bleibt, das man heute hat, dass man dann keine Chance hat. Es wird viel Veränderung notwendig sein, aber es ist auch eine Standortfrage. Da nehmen wir hier in München sicher eine Sonderstellung ein, aber es gibt in ganz Deutschland Multibrand-Händler, die gerade massiv verlieren, weil sie einfach auch kein Profil haben. Das Sammeln von Marken ist derzeit kein Erfolgsrezept mehr. Stephan Huber: Ungeachtet dieser Studie ist mein Eindruck, dass Fachhandel in den letzten Jahren deutlich anspruchsvoller und komplexer geworden ist, nicht zuletzt für die großen
Häuser. Was hat sich in den letzten zehn Jahren geändert? Der Konsument, der Wettbewerb? Oliver Commentz: Das Stichwort Konsument ist sicherlich ganz wichtig. Er ist sehr viel anspruchsvoller und informierter geworden. Über Themen wie Differenzierung und Profilierung muss man heute einen echten emotionalen Mehrwert schaffen, weil die Ware einfach austauschbarer ist. Dies wird zunehmend schwieriger. Zumal beispielsweise durch Onlineshopping und neues Konsumentenverhalten die Erwartungen gestiegen sind. Dem muss man sich anpassen, z. B. über die Kompetenzdarstellung von Stil- und Themenwelten mit gezielten Looks und Outfits. Und dann hat sich natürlich auch der Wettbewerb verändert. Stephan Huber: Was war die größte Veränderung im Wettbewerb? Online liegt klar auf der Hand. Christian Greiner: Denken Sie an den gesamten Lifestylemarkt. Selbst der banalste Alltagsgegenstand wird zum Lifestyleprodukt gemacht, der Begehrlichkeit weckt. Was uns im Textilhandel fehlt, ist Innovation. Wir bringen mal ein neues Label, einen neuen Designer oder eine neue Materialität hinein, aber mehr nicht. Wir können nicht innovativ in neue Bereiche vorstoßen wie beispielsweise der Technikmarkt. Deswegen müssen wir das Erlebnis, das man auf der Fläche hat, noch stärker inszenieren. Stephan Huber: Sprechen Sie damit nicht auch ein Kommunikationsproblem an? Aus meiner Sicht gäbe es vor allem auf Produktebene wesentlich mehr zu kommunizieren, als der Konsument tatsächlich mitbekommt. Christian Greiner: Ja, das ist richtig. Stephan Huber: Würde man über beispielsweise Autos so kommunizieren, wie man das über Mode tut, dann würde es heißen, dass es den neuen Mercedes jetzt in fünf Farben gibt und dass sich Justin Timberlake schon einen gekauft hat. Punkt.
„Das einzige, das wir alle versäumt haben, ist die Wertigkeit des Produktes zu pflegen.“ Holger Grabmeister, Geschäftsführer Oberpollinger 213 style in progress
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Oliver Commentz: Es geht immer um Geschichten und Emotionen. Stephan Huber: Ist der Modehandel teilweise ein zu schlechter Geschichtenerzähler? Bernd Deuter, Leitung Marke ting Reischmann Gruppe, Ra vensburg: Was wird denn nicht
erzählt? Es wird doch in wenigen Bereichen so viel Inszenierung um ein Produkt gemacht wie in der Mode. Mode wird zelebriert. Ich kann das eher umgekehrt berichten, nämlich dass zu mir Autohändler kommen und eine Modenschau oder einen Lifestyleevent machen wollen, weil um das Produkt Auto genau dieser Hype fehlt. Ein Auto ist doch ein Stück Blech das man sich alle paar Jahre neu kauft. Letztlich fehlt diesem Markt die Emotionalität, vor allem am Point of Sale beziehungsweise in den Autohäusern. Oliver Commentz: Ich denke schon, dass der Textilhandel in punkto Kommunikation einigen Nachholbedarf hat. Mode muss optisch begeistern, sicherlich.
„Wir müssen uns als Händler noch stärker als Marke definieren und auch so darstellen.“ Christian Greiner, Vorstand Ludwig Beck
Aber nehmen sie als Beispiel das Unternehmen Manufactum. Die schaffen es, für ein Produkt über Inszenierung eine unglaubliche Attraktivität herzustellen. Und das machen sie nicht, indem sie das Produkt groß darstellen, sondern indem sie die Geschichte dazu erzählen. Das machen wir im Textilhandel noch nicht besonders gut. Wir haben bei Hirmer mit Männern sicherlich eine Zielgruppe, die gerade für spezielle Verarbeitungen, Benefits oder innovative Details offen ist. Wenn wir einen Artikel haben, der attraktive Besonderheiten hat, dann müssen wir diese Aspekte noch direkter und zielgruppenspezifischer kommunizieren, um die Begehrlichkeit zu steigern. Holger Grabmeister: Ich sehe diese Notwendigkeit zur Insze-
„Aufgrund des Qualitätsversprechens, das Marken geben, brauchen wir diese mehr denn je.“ Bernd Deuter, Leitung Marketing Reischmann Gruppe
nierung des einzelnen Produktes nicht. Wir müssen stattdessen stärker nach Zielgruppen differenzieren. Es gibt nicht die Kunden, sondern es gibt den Kunden. Daher positionieren sich Marken ja auch nach Zielgruppen und nach deren Bedürfnissen. Der Erfolg von Boss hängt sehr stark ab von der Selbstinszenierung der Marke nach draußen, die Platzierung über Testimonials, die Platzierung in den relevanten Medien. Da sehe ich keine Versäumnisse in der Kommunikation. Das einzige, das wir alle versäumt haben, ist die Wertigkeit des Produktes zu pflegen. Die Saisons sind so kurz geworden, dass wir alle ständig mit Rabatten arbeiten. Das führt zu einer totalen Verunsicherung
seitens des Verbrauchers. Das ist der Punkt. Für mich ist die größte Herausforderung, diese Wertigkeit wieder zu erhöhen. Stephan Huber: Apropos, wir haben Ende Oktober. Alle schon gerüstet für den Abverkauf? Der Winter steht schließlich vor der Tür. Oliver Commentz: Natürlich taucht die Frage bald auf, aber wir versuchen bei Hirmer ganz intensiv, diese Spirale nicht weiterzudrehen. Unsere Philosophie sind stabile Preise bis zum Schlussverkauf und dann auch nur mit vertretbaren Abschlägen. Bei uns gibt es auch keine SaleAktivitäten innerhalb der Saison, wie z. B. die zunehmenden Mid Season Sales. Wer unter der Saison nicht regulär verkaufen kann, hat ein Problem. Stephan Huber: Es sind sich immer alle einig, dass Sales das größte Problem der Branche sind, aber keiner ändert etwas. Holger Grabmeister: Am System der Sales kann man kaum noch etwas ändern. Da hilft kein style in progress 213
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„Marke ist ja Qualität. Deswegen ist Marke per se für uns alle essenziell.“ Oliver Commentz, Marketing Manager Hirmer
Jammern. Unser Ansatz ist es, sich aus dieser Konzentration auf den reinen Preisaspekt zu lösen. Wir machen regelmäßig Kundenworkshops, in denen wir fragen, was sich der Konsument von großen Modehäusern erwartet. Reduziert auf das Wesentliche sind das Freundlichkeit, also man möchte das Gefühl haben, man freut sich, dass ich da bin. Das drückt sich über Mitarbeiter aus, über Aufmerksamkeiten wie einen Kaffee. Wissen Sie, was völlig hinten herunter fällt? Der Preis. Obwohl ich weiß, dass wir die Neurotik des Preises nicht losbekommen, der spielt immer eine Rolle. Aber zumindest für diese Runde hier am Tisch ist der Preis nicht der Profilierungsansatz. Wir haben ganz andere Aufgaben zu erfüllen. Oliver Commentz: Ganz genau. Es geht darum, unseren Kunden eine gute Zeit zu bieten, die der Konsument so positiv erlebt, dass er bereit ist, für Ware eine gewissen Preis zu bezahlen, die er vielleicht im Internet für zehn Prozent billiger bekommt. Christian Greiner: Oder die er gar nicht braucht... Oliver Commentz: Dass er für sich eine gewisse Belohnung dafür bekommt, dass er diese Zeit investiert hat. 213 style in progress
Holger Grabmeister: Unser Klientel muss sich größtenteils Zeit unmittelbar abknapsen, um einkaufen zu gehen. Sie opfern dafür ihre kostbare Freizeit. Und diese Freizeit möchten sie genießen und nicht in Stress verfallen. Wir hatten ein paar Frauen in der Umfrage, die klar sagten, sie gingen in die Stadt zum Einkaufen, wenn sie schlecht drauf wären, aber eben in bestimmte Läden, wo sie wissen würden, dass sie freundlich empfangen werden. So eine Anlaufstelle muss man sein. Christian Greiner: Das ist auch der Grund, warum ich heute in eine Bar gehe, obwohl das Bier aus dem Kühlschrank nur ein Drittel des Preises kostet. Weil ich dort ein schönes Ambiente habe, weil ich andere Menschen treffe und nette Gespräche führe. Es geht um den Mehrwert. Der Aspekt des Mehrwerts ist unterm Strich wahrscheinlich billiger als am Ende die Abschrift. Bernd Deuter: Wir haben festgestellt, dass der Kunde heute eindeutig auf Highlights und emotionalisierte Dinge setzt. Wir brauchen weniger durchschnittliche Produkte, eigentlich gar keine mehr. Der Kunde entscheidet sich direkt am Point of Sale. Wenn er es als emotionales
Highlight erfassen kann, kauft er es. Da sind wir wieder bei der Mittelmäßigkeit in der Mode. Wir haben viele Lieferanten, die sich nicht kontinuierlich profilieren, die einfach unspannend sind und preislich in einem schwierig zu definierenden Nirwana liegen. Wir diskutieren das Thema Abschriften auch immer wieder mit dem Einkauf, ohne geht es ja nicht. Aber grundsätzlich müssen wir doch genau da stabil bleiben. Wir müssen Emotion mit hineinbringen, Begeisterung schaffen und für unser Produkt brennen, anstatt es gleich auf das Preisthema zu reduzieren. Stephan Huber: Holger Grabmeister hat es vorhin angesprochen. Für den Premiumkunden steht an erster Stelle der Service. Dieser Anspruch ist nur mit dem entsprechenden Personal zu erfüllen. Der Modehandel gilt aber allgemein als unattraktiver Arbeitgeber. Warum hat die Branche in diesem Fall so ein massives Imageproblem? Holger Grabmeister: Das ist schnell erklärt. Es hängt ursächlich damit zusammen, dass das Sozialprestige des Handels nicht sehr hoch eingeschätzt wird, wofür es keinerlei Grund gibt. Allerdings ist das historisch gewachsen. Wie so oft fehlt
das Hintergrundwissen, welche Eigenschaften ein sehr guter Verkaufsmitarbeiter mitbringen muss. Ein großes Klischeedenken ist: Handel kann ja jeder, da stellt man sich in den Laden und kassiert. So zumindest ist oftmals das Bild. Das dokumentiert sich auch darin, wie schwer es heute ist, Auszubildende zu bekommen. Erschwerend kommt noch hinzu, dass die Arbeitszeit im Handel nicht für jeden attraktiv ist. Christian Greiner: Noch viel wichtiger ist die Wertschätzung der Kunden gegenüber dieser Dienstgruppe. Ich finde es abstrus, wenn ich heute in ein Restaurant gehe, ist es völlig normal, dass ich Trinkgeld gebe, wenn ich gut bedient wurde. Auf diese Idee würde im Einzelhandel nie jemand kommen. Weil die wenigsten die Serviceleistung im Handel wertschätzen. In der Gastronomie ist es ein gelernter Prozess, dass ich mehr zahle, als ich eigentlich muss, wenn ich gut bedient wurde. Aber wenn man im Handel stundenlang beraten wird, lobt man höchstens. Bernd Deuter: Man muss ja auch nicht alles monetär aufwerten. Wir haben beispielsweise vor Jahren das Wort Personal gestrichen, bei uns gibt es nur noch Mitarbeiter und auch keine Verkäufer, sondern Berater. In den Schulungen kommunizieren wir unseren Mitarbeitern ganz klar, dass sie Partner ihrer Kunden sind. „Der Kunde ist König“ haben wir auch eliminiert, weil man einem König gegenüber nicht ehrlich ist und immer aufpassen muss, dass er einem aus einer Laune heraus nicht irgendwann die Freundschaft kündigt. Einen Partner hat man langfristig. Das sind Themen, zu denen wir in der Branche hinwachsen müssen. Christian Greiner: Wenn wir darüber sprechen, ob wir 2020 noch existieren, dann ist für mich eine der großen Fragen, ob wir es schaffen, uns als Händler noch stärker als Marke zu definieren und darzustellen. Wir als Händler sind die Marke, in
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deren Haus die Marken sich als Gast darstellen dürfen. Die eigene Marke muss man natürlich auch mit Leben füllen, mit Werten und mit gewissen Ansichten und Geschichten. Marken aus dem Young-Fashion-Bereich haben das vorgemacht und sich damit auch als Arbeitgeber so attraktiv gemacht, dass die Leute für einen Hungerlohn oben ohne im Herbstwetter stehen. Ich glaube nicht, dass wir als Händler einen ähnlichen Hype auslösen können wie eine Marke, aber es wird uns in jedem Bereich zugute kommen. Nur, Marke kann man nicht sein, wenn man sich von anderen Marken, die man führt, sämtliche Dinge aufoktroyieren lässt. Stephan Huber: Wie wichtig ist denn Marke heute eigentlich in Häusern ihrer Kategorie im Vergleich zu früher? Oliver Commentz: Marke ist ja Qualität. Wir alle hier am Tisch stehen für Qualität. Deswegen ist Marke per se für uns alle essenziell. Die Frage ist eher, wie weit man sich von Marken abhängig machen will. Ich denke auch, wir müssen noch stärker selbst zur Marke werden und den Mehrwert unseres Hauses herauskristallisieren. Marken sind wichtig, weil sie dem Verbraucher gegenüber Vertrauen schaffen, aber der Mehrwert, das ist unser Job. Was ist beispielsweise der Unterschied zwischen Edeka und Rewe? Das Sortiment sicher nicht. Aber Edeka liebt Lebensmittel. Das ist die Marke. Versuchen sie mal gute Markenkonzepte von Handelsunternehmen zu finden, das ist sehr schwierig. Holger Grabmeister: Eine Marke entsteht ja letztendlich durch Kernleistungsversprechen, die
Lernen von den Großen. Im Münchner Charles Hotel trafen sich Christian Greiner von Ludwig Beck (rechts) und Oliver Commentz von Hirmer, um mit ihren Kollegen auf Augenhöhe die Stärken und Schwächen ihres jeweiligen Businessmodells durchzudiskutieren.
jeder mit der Marke verbindet. Wir alle sehen unseren Namen als Marke und die Marke, die wir im Haus führen, ist ein Teil unseres Kernleistungsversprechens, das uns hilft, uns letztendlich als Marke zu positionieren. Mit den Marken und deren Inhalten gehen auch ein gewisser Qualitätsanspruch und eine Positionierung einher. Daher sind Marken für uns sehr wichtig. Sie schaffen auch eine Vielfalt und Nachfrage. Die Frage ist daher, wie viel Marke braucht man, denn zu viel Marke macht einen auch erpressbar. Man muss nicht jeder Marke ihren Shop geben, aber der eine oder andere hilft, auch einen Laden interessanter zu machen. Bernd Deuter: Wir brauchen die Marke als Orientierungshilfe mehr denn je. Aufgrund der gesamten Überflutung des Marktes und wegen des Qualitätsversprechens, das einzelne Marken geben, brauchen wir diese extrem. Der Kunde ist auch nicht mehr so kompromissbereit. Dass er sich umpolen lässt, wenn er etwas will und es nicht be-
kommt. Wenn er eine bestimmte Marke sucht, ist es fast unmöglich geworden, ihm Alternativen aufzuzeigen. Heute ist der Kunde nicht mehr bereit, wenn eine Marke nicht verfügbar ist, dafür ein Substitut zu nehmen. Stephan Huber: Ich möchte noch kurz auf das Thema Wachstum zu sprechen kommen, das momentan einer gesamtkritischen gesellschaftlichen Diskussion unterworfen ist. Weil die Erkenntnis da ist, dass Wachstum per se noch nichts aussagt. Wie wichtig ist Wachstum in der Strategie Ihrer Häuser? Holger Grabmeister: Wesentlich ist, dass wir von qualitativem Wachstum sprechen. Ansonsten ist Wachstum immer ein Ziel. Dabei wird auch Verdrängung eine große Rolle spielen, weil ich denke, dass der Markt insgesamt nicht wesentlich wachsen wird und sich Wachstum letztendlich über neue Flächen definiert. Wir werden weiterhin in Deutschland ein Flächenwachstum haben, obwohl wir in Europa schon absolut Spitze sind. Man kann also nur noch durch Cleverness
Was wäre, wenn? Alle vier Gesprächsteilnehmer (links Bernd Deuter, rechts Holger Grabmeister) wurden abschließend gefragt, was sie in ihrer Branche umsetzen würden, wenn sie für einen Moment allmächtig wären.
wachsen, also höher, schneller, weiter. Dabei wird die Organisation eine wichtige Rolle spielen und allen voran der Standort. Ich glaube, dass nur noch 1-a-Standorte eine Chance haben. Oliver Commentz: Stillstand ist Rückschritt, das wissen wir alle. Wachstum ist unsere Zukunftssicherung. Das muss vor allem gesund sein. In der Goldgräberstimmung des Ausbaus des Onlinekanals zum Beispiel sind viele Konzepte entwickelt worden, die nur auf quantitatives Umsatzwachstum ausgelegt sind, und plötzlich findet eine ziemlich radikale Besinnung statt, weil viele feststellen, dass reines Umsatzwachstum nichts aussagt. Da hat sicherlich ein Umdenken stattgefunden. Trotzdem sind wir alle sozusagen verdammt zu Wachstum, um die eigene Zukunft zu sichern. Stephan Huber: Wenn sie eine Maßnahme für die ganze Branche verbindlich durchsetzen könnten, was wäre das? Bernd Deuter: Von Reglements, an die sich alle halten müssen, halte ich gar nichts. Wenn, dann wären das für mich Werte wie Vertrauen und Verlässlichkeit. Holger Grabmeister: Dass alle Häuser erst um 11 Uhr öffnen, da die Stunde von 10 bis 11 Uhr betriebswirtschaftlich betrachtet nicht besonders sinnvoll ist. Christian Greiner: Eine höhere Wertschätzung des Kunden gegenüber dem, was man im Handel leistet. Oliver Commentz: Eingeschränkte und regulierte Saleund Schlussverkaufregelungen, um die Kundenwertschätzung für die Marken durch ein heitliche Preisgestaltung zu stärken. style in progress 213
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„Wir haben Wachstumspläne zu realisieren“ Timo Schmidt-Eisenhart ist Vice President und General Manager Europe bei Timber land. Er gehört zum neuen Führungsteam der Marke, seit sie im letzten Jahr als bisher größte Akquisition in den Be sitz der VF-Gruppe überging, die unter anderem Marken wie The North Face, Vans und Napapijri hält. Text: Isabel Faiss. Fotos: Timberland
Timo Schmidt-Eisenhart Vice President und General Manager Europe bei Timberland.
Im vergangenen Jahr wurde Timberland von der VF-Gruppe übernommen. Analog kam es zu umfassenden Strukturum wandlungen in der Geschäfts führung. Wie ist die Marke nun aufgestellt?
Die Marke war und ist gut aufgestellt. Natürlich stärkt uns die VF-Gruppe als Mutterkonzern in vielen Bereichen, aber auch Timberland hat einige Best-Practice-Themen, die jetzt der ganzen Gruppe zugute kommen. Speziell der ökologische Aspekt der Marke und die Glaubwürdigkeit, die sie sich in diesem Themenfeld aufgebaut hat, sind für die ganze Gruppe von großem Interesse. Auch für die anderen Marken bietet sich die Chance, Synergieeffekte vor allem im Bereich Supply Chain und Sourcing zu realisieren, wo VF bisher schon sehr stark aufgestellt ist.
Timberland ist im europä ischen Markt bereits stark ver treten, gilt aber immer noch als uramerikanische Marke. Wie wollen Sie den europäischen Handel stärken?
Das Geschäft ist schon sehr international, sprich, ein großer Teil des Geschäfts läuft außerhalb der USA. Europa ist sehr gesund aufgestellt. Dennoch haben wir natürlich Wachstumspläne zu realisieren. Diese sehen in erster Linie ein Wachstum im Bereich Shop-in-Shop-Konzepte und Franchise vor. Wir wollen uns damit noch stärker auf den Konsumenten fokussieren und für unsere verschiedenen Konsumentengruppen das richtige Produkt entwickeln. Was war der Status quo, als Sie Timberland übernommen haben?
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Es ist eine starke Marke, die gut aufgestellt ist und in den letzten 40 Jahren gut geführt wurde. Es gab für uns keine Bereiche, in die wir intensiv eingreifen mussten, weil dort massive Mängel geherrscht hätten. Für uns steht daher an erster Stelle, unsere Möglichkeiten mit Timberland vollends zu nutzen und vor allem auf lokaler Ebene die Zusammenarbeit mit dem Handel auszubauen und Synergieeffekte mit VF zu nutzen. Ziel ist es, in den kommenden fünf bis acht Jahren den gesamten Umsatz des Mutterkonzerns zu verdoppeln. Und dabei spielt Timberland als größte Akquisition, die das Unternehmen je getätigt hat, eine große Rolle. Was sind Ihre lang- und mittel fristigen Ziele?
Wachstumspotenziale sehen wir ganz klar in drei Feldern. Die Mens-Footwear-Kategorie ist heute schon sehr, sehr stark, da gibt es auch weiterhin noch großes Wachstumspotenzial. Womens Footwear ist der Bereich, wo wir weltweit und vor allem europaweit noch nicht ganz so stark sind, da kann man noch viel rausholen. Und die dritte Kategorie ist die Bekleidungslinie, mit der wir gerade erst richtig angefangen haben. Da kommt auch viel Input von VF, weil das Unternehmen ein Bekleidungsspezialist ist und wir von dem Know-how im Konzern profitieren. Wie steht es um den Ausbau der Womens Line und der Apparel-Kollektion?
Dabei geht es in erster Linie um die Markenpositionierung. Bedingt durch die Geschichte der Marke und ihre Wurzeln in der Workwear sind wir eine
sehr maskulin geprägte Marke. Daher brauchen wir jetzt eine Kommunikationsstrategie, die explizit auch unsere weibliche Zielgruppe anspricht. Wir sind momentan bei einer geschätzten Gewichtung von 80 zu 20 zwischen männlichen und weiblichen Kunden. Langfristig gesehen ist eine 60 zu 40 Gewichtung realistisch.
Damit richtet sich die Mar kenstrategie mehr in Richtung Urban Lifestyle und weg vom reinen Outdoor-Segment?
Wir sind keine Marke wie Mammut und The North Face, wir sind aber auch keine New Yorker Fashion-Marke wie Polo Ralph Lauren. Wir stehen genau in der Mitte und verbinden diese beiden Ausrichtungen, Mode und Lifestyle auf der einen Seite und Outdoor und Funktionalität auf der anderen. Das hat die Marke bisher sehr gut geschafft. Outdoor übersetzen wir als allgemeinen Anspruch, sich mit seiner Kleidung draußen ideal gekleidet aufhalten zu können. Und draußen kann dabei überall sein, auch in der Stadt. Auch für den Handel ist es wichtig, dass wir Timberland als Ganzjahresmarke aufstellen, denn damit ist sie ein Cashflow-Generator für den Handel und für uns. Das ist eine simple Rechnung. Timberland ist bisher noch sehr Herbst-/Winter-lastig und ist damit ungleich über die Saisons gewichtet. Wir wollen aus Sicht des Marktpotenzials einen gleichmäßigen Cashflow über das ganze Jahr hinweg generieren. Bei unserer Supply Chain haben wir enorme Vorteile gegenüber anderen Firmen, weil wir garantieren können, dass wir zu den angegebenen Lieferzeiten
IM GESPRÄCH 127
Die angestrebte Gewichtung zwischen Frauen- und Männerkollektion liegt bei 40 zu 60 Prozent.
liefern. Das ist eine wichtige Leistung für den Handel.
Wie kann man sich die neuen Linien inhaltlich vorstellen? Was macht ein Nass-KaltExperte im Sommer?
Sommer bedeutet ja nicht automatisch nur heiß und trocken. Denken Sie beispielsweise an den ganzen Schuhbereich, das ist ein enorm umfangreiches Geschäft. Für uns sind da speziell Themen wie Wandern und Segeln interessant, aber auch leichte
Schuhe und Sandalen für Frauen werden eine Rolle spielen. Der New England Lifestyle ist ein essenzieller Teil unseres Marken images und das ist ein absolutes Sommerthema. Innovation steht für uns an erster Stelle, um die Produktrange der Marke von Herbst/Winter auf Frühjahr/ Sommer auszuweiten. Soll auch eine Neuausrichtung oder Erweiterung des Kunden portfolios im Handel stattfin den?
Nein, das wird es nicht geben. Wir wollen natürlich weitere Marktanteile gewinnen, vor allem in den Spring-/SummerKollektionen und mit der neuen Womens-Linie, die das vierte große Thema sein wird, an dem wir arbeiten. Dementsprechend werden wir an den Handel herantreten und gemeinsam überlegen, was wir gemeinsam machen können. Vielleicht kommt der eine oder andere DepartmentStore hinzu und wir werden bestehende Kanäle stärken. Welche Rolle spielt dabei der Onlinehandel?
Eigene Onlinestores gibt es momentan nur in den USA und England, aber wir haben bereits einen Roll-out-Plan für Gesamteuropa. Unser Ziel ist es, die Marke auch online in unseren eigenen Stores und mit den wichtigsten Handelspartnern zu positionieren und abzubilden. Für uns ist es ein zentrales Anliegen, das Markenerlebnis von Timberland online erlebbar zu machen.
Sommerschuhmodelle für Frauen erweitern das Produktportfolio zur Ganzjahresmarke.
Das Nachhaltigkeitsthema ist ein fester Bestandteil der Timberland-Philosophie. Zuletzt gab es die Kolletion
Earth Keeper. Was kommt als nächstes?
Ich kann schwer sagen, was die nächste große Innovation sein wird. Gerade auf Produktebene liegen viele Ideen in der Pipeline. Aber was man auf jeden Fall sagen kann, ist, dass wir an dieser Philosophie festhalten. Es wäre ein fataler Fehler des Konzerns, einen Aspekt von Timberland zu vernachlässigen, der über Jahrzehnte die Marke ausgemacht hat und der in Zukunft noch wichtiger werden wird. Dadurch können wir uns auch gegenüber all den anderen Marken absetzen. Denn unsere Philosophie ist es, nicht Saison für Saison einfach Produkte auf den Markt zu werfen. Es wird auch weiterhin die Events in der Firma geben, wo Mitarbeiter freiwillig Sozialdienste und ehrenamtliche Jobs übernehmen und dafür vom Unternehmen freigestellt werden. Das ist eine wichtige DNA in der Firma, die wir halten. Earth Keeper ist nicht nur ein Label, sondern eine Ideologie. www.timberland.com
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128 IM GESPRÄCH
Erfolgreicher Börsengang und ethnische Unterneh mensgrundsätze sind vereinbar – das will Brunello Cucinelli beweisen.
„ich halte nichts von erschwinglichem Luxus“ Der edle Cashmere-Hersteller Brunello Cucinelli hat trotz seiner sozialistischen Grund ideen im Frühjahr 2012 den Kapitalmarkt angezapft: Mit Kursgewinnen von über 30 Prozent gab er sein Börsen debüt. Den Erlös investiert er in Monomarken-Stores und den Ausbau der Produktions anlagen. Bis 2015 sollen um ein Viertel mehr, insgesamt 1.000 Arbeitnehmer, in Solo meo beschäftigt werden. Interview: Thesy Kness-Bastaroli. Fotos: Brunello Cucinelli
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Herr Cucinelli, Sie haben in der Nähe von Perugia eine Musterfabrik aufgebaut. Umweltfreundliches Klima, humanistische Gestaltung des Arbeitsplatzes, nachhaltiges Wachstum. Wird der Börsen gang Sie nicht zu einer Profit maximierung verführen?
Keineswegs. Ich habe bei der Roadshow zur Platzierung meines Angebotes mein Modell den Investoren präsentiert. Auch US-Finanzinvestoren haben akzeptiert, dass ich auf rasantes Umsatzwachstum und Gewinnmaximierung verzichte. Ich strebe ein Schritt-fürSchritt-Wachstum an, welches je nach konjunkturellem Umfeld zwischen sieben und 15 Prozent liegen soll. Manch ein börsennotiertes Luxusunternehmen hat Qualität zugunsten des Profits vernachlässigt. Wir sind ein Unternehmen das Luxusmode herstellt. Luxus ist ein Synonym für Qualität, Kreativität und Kunsthandwerk.
Ohne Qualität gibt es keinen Luxus. Ich kann und werde nicht auf Qualität verzichten. Ich halte nichts von erschwinglichem Luxus, Luxus muss pur sein.
Mit 16 neuen eigenen Stores 2012 bauen Sie den Mono marken-Vertrieb aus. Geht dies Zulasten des WholesaleGeschäfts?
Unsere rund 1.000 MultibrandHändler machen den größten Anteil, rund zwei Drittel, des Verkaufs aus. Ich will zwar neue Monomarkenläden in verschiedensten Ländern eröffnen, die Multimarkengeschäfte werden aber weiterhin die Mehrheit stellen. Für mich sind sie u. a. ein wichtiger Indikator für die Wettbewerbsfähigkeit, sie zeigen, wie meine Kollektionen ankommen.
Sie haben ihren Beschäftig ten kürzlich eine Sonderprä mie von fünf Millionen Euro ausgeschüttet. Wie haben die anderen Großaktionäre darauf reagiert?
Die Prämie wurde von der Familie Cucinelli, nicht von der Aktiengesellschaft bezahlt.
Haben Sie Schwierigkeiten mit dem Sourcing von edelstem Cashmere? Schließlich wächst auch die Nachfrage am asiati schen Markt.
Wir haben keinerlei Schwierigkeiten. Wir kaufen großteils in der Mongolei ein. Zwar wächst die Nachfrage, aber nicht nach der höchsten Qualität.
Italienische Modefirmen haben beim Börsengang CucinelliAnteile erworben. Eine Art Ver netzung des Luxussystems?
Ermenegildo Zegna hat drei Prozent und Benetton ein Prozent der Aktienanteile erworben. Ich sehe darin einen Beweis, dass das System Italien existiert und funktioniert. Vielen Dank für das Gespräch.
IM GESPRÄCH 129
Frauen wollen andere Geschichten Frauen ticken anders als Männer – und sie kaufen auch völlig anders. Denn was für den Mann beim Modekauf zählt, gibt für eine Frau noch lange nicht den Ausschlag. Ein Kommentar von Nicoletta Schaper. Foto: Peter Schaffrath
Welten und Geschichten aufbauen, und Traditionsmarken passen hervorragend dazu. Fänden Männer eigentlich die Schuhe von Alden gut, wenn es die Marke erst seit zwei Jahren gäbe? Und interessiert das irgendeine Frau? Für Frauen gibt es nichts Vergleichbares. Sie wollen andere Geschichten. Impulskauf
Ein Kunde kommt in den Laden, er braucht eine neue Jacke. Unschlüssig sieht er sich um, weiß nicht, wo er anfangen soll. Dann greift er nach einem Modell, dessen Material ihn anspricht und schaut nach dem Etikett. „Die Jacke stammt von einem Designer, der in den Archiven italienischer Wollwebereien alte Dessins gesucht hat, um sie neu aufzulegen“, sagt der Verkäufer und erläutert noch ein paar interessante handwerkliche Details. Inzwischen ist sein Kunde ganz Ohr – und durchaus bereit, die Jacke anzuprobieren. Der Mann kauft zuerst die Geschichte, dann das Produkt, hat mir einmal Christian Brennenstuhl aus Berlin erzählt. Er muss es wissen, gemeinsam mit Iris Jorde führt er erfolgreich mehrere Modegeschäfte für Männer und Frauen. Wenn also die Story stimmt, kann das Produkt auch ein weniger bekanntes sein. Wie bei den Sakkos von Holland Esquire etwa, very british, mit erkennbarer Handwerkskunst. Oder die auf historischen Strickmaschinen auf der schwäbischen Alb gefertigten Shirts von Merz b. Schwanen. In Sachen Authentizität lassen sich wunderbar
Diese erzählt ihnen das Produkt selbst. Im Laden kommen Frauen oft alleine gut klar, auch wenn sie gegen ein nettes Gespräch nichts einzuwenden haben. Umso besser, wenn es eine gute, angenehme Atmosphäre schafft. Aber viel mehr lassen sie sich von der Mode selbst ansprechen. Das kann die besondere Drapierung eines Schumacher-Kleides sein, der kontrastfarbene Besatz am Wollmantel von Odeeh, die Strickjacke von 0039 Italy, die mit Tupfenschleife geschlossen zu etwas Besonderem wird. Oder die spezielle Fältelung an der Bluse von Vanessa Bruno Athé, die ihnen sagt: Dieses Teil ist wie für mich gemacht. Sitzt es und fühle ich mich darin wie eine Göttin, ist selbst der Preis nicht mehr so wichtig – und es braucht keine zusätzliche Überzeugungsarbeit mehr. Um diesen kleinen Zauber geht es Frauen. Sie kaufen nichts, was normal ist; Basic langweilt sie nur. Die Designerin Dorothee Schumacher weiß um diesen Zauber, den sie jede Saison in ihrer Kollektion aufs Neue zu zelebrieren versteht. Ebenso die Macher und wahren Frauenversteher von Odeeh, Otto Drögsler und Jörg Ehrlich, die seit ihrem Debüt 2009 ihre Kundinnen mit ihren nur vermeintlich schlichten Looks begeistern. Auch Frauen mögen Geschichten über ein Label, aber eher als nette Zugabe. Den richtigen Impuls jedoch gibt die Mode. Nicht immer stellt sich die Entscheidung dann als richtig heraus. Fehlkäufe sind durchaus drin, vor allem wenn sie sich davon hat verleiten lassen, ein allzu auffälliges Teil zu erwerben, das Alexa Chung in der letzten Gala so gut stand. Die Kaufentscheidung bei
Frauen ist oft eine impulsive, auch mal irrationale. Es geht um Emotion – und um Verführung. Übrigens auch bei Männern, die sich von der guten Geschichte nur zu gern überzeugen lassen, etwas zu kaufen, was sie objektiv betrachtet gar nicht brauchen. Ist das auch Verführung? Man mag es nennen, wie man will, in all dem liegt das Wesen der Mode. Für Männer wie für Frauen.
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Was Mode wert ist. Hat Mode ihre eigene Konjunktur, ist sie krisenfest? Aber sicher. Die Mode, die wir meinen. Die Mode, der es nicht darum geht, möglichst schnell Wachablöse zu erhalten. Die Mode, die bleiben will, weil sie eigentlich gar keine Mode ist, sondern angewandte Ästhetik kombiniert mit der Kunst, ein Produkt zum Erlebnis zu machen. Text: Martina Müllner. Fotos: Bernhard Musil
Trends Herbst/Winter 2013/14
Raus in die Stadt
Allen Hochglanzmagazinträumen zum Trotz: Nur wenige von uns leben idyllisch auf romantischen Berggütern und hüten ihr eigenes Herdfeuer. Die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen ist nach ihrem Realitätstest geblieben – erfolgreich angepasst. Adaptiert auf die Bedürfnisse des wahren Lebens findet sie in überraschender Paarung Ausdruck. Da ergänzen sich Loden und Nylon zu einer unschlagbaren Funktionalität, da trifft leichte Daunenfütterung auf zartes Leder oder kernigen Strick. Niemand, der gut und gerne im 21. Jahrhundert lebt, muss sich mehr verkleiden, als wäre er ein amerikanischer Pionier oder ein kanadischer Holzfäller. Wie gerne er von beiden Idyllen manchmal tagträumt, darf man aber weiterhin sehen.
Woolrich
Ten C
Chevignon Togs Unlimited
Barbour
Diemme Footwear
213 style in progress
MODE 131
Barena
Uptobe G-Star
R95th
Boglioli
Add
Lodental
Luis Trenker Berg Hackett Chevignon
style in progress 213
132 MODE
Raus in die Stadt
Filson
Luigi Bianchi Rough
Re-Hash
Nigel Cabourn Schneiders
Chevignon
1881 Cerruti
Diemme Footwear Manuel Ritz
213 style in progress
Roy Rogers Tuscan Wool
MODE 133 Peuterey
Roy Rogers
Diemme Footwear
Nigel Cabourn
Wrangler
Canada Goose Swiss Chriss
style in progress 213
Mabrun
Ma(s)chen
Man fühlt es gerne: das Handgemachte, das Grobe, das kunstvoll Handwerkliche von dickem Intarsien-, Muster- und Jaquardstrick. Doch in Sachen Funktionalität blieb dickem Strick immer ein Manko, besonders wenn es um seine Wintertauglichkeit ging: Für Outdoor zu dünn, für gut geheizte Stuben zu dick. Kein Wunder also, dass die Hochzeit von Strick und technischen, wattierten oder gefütterten Stoffen freudig gefeiert wird: Nicht nur schön anzusehen, sondern auch innovativ, neu und doch so gut im Erfüllen einer alten Sehnsucht.
Uptobe
Barena
Gloriette
Hetregó
Szen
Lamberto Losani
Hartford
BPD
Geospirit
B.D. Baggies
Phil Petter
Liis Japan
213 style in progress
Investitionsgüter
MODE 135 Woolrich
Leichtsinniger, blinder, irrational emotionaler Konsum? So last century. Wer möchte, dass die goldene Kreditkarte glüht, sollte auch goldene Ideen präsentieren und die Werte, die er in sein Produkt steckt, in Gold aufwiegen lassen: edelstes Tuch aus italienischer Manufaktur als Oberstoff des bekannten Outdoor-Parkas, verführerisch kuscheliges Cashmere als Innenfutter des Chelsea-Boots, butterweiches Handschuhleder am Kragen eines Hemdes, sündige opulente Pelzverbrämungen mit allerbestem Gewissen. Ein Zuviel kann es nur geben, wenn der Luxus alt daherkommt: als billiges BlingBling, als Dekoration, hinter der sich Ideenlosigkeit versteckt.
Moorer
Meindl
IQ Berlin
Schneiders
Canada Goose
Henry Cotton’s
Postcard
Loden-Frey
Hetregó
Toni Sailer
Norwegian Rain
style in progress 213
Floris van Bommel
Auf eigenen Beinen
Die Hose ist bester Gradmesser des modischen Verständnisses. Wer sich gegen Chino und Jeans entscheidet, findet Auswahl ohne Ende – keinesfalls eng, sondern bewusst weit getragen. Wie einst Cary Grant hoch im Bund, mit eleganten Bundfalten, weitem Bein und – wer es mag – sogar dem dünnen Merino-Pulli hinter der Hose getragen. Der Rest kombiniert seine Beinfreiheit nicht mehr mit bunten Socken, sondern mit dem entsprechenden neuen Schuh: einer Kreuzung aus den Sohlen derber Boots und der Eleganz von Chelsea- und Schnürstiefeln. Die weibliche Variante sieht den jeweils aktuellen It-(Ankle-)Boot oder Pumps zur Hose vor.
Siviglia White
Pence
Re-Hash
ADenim
Buttero
Fratelli Rossetti
Aquarama
MMX Atelier Gardeur
Stetson
Dockers
Marc O’Polo
Handstich
213 style in progress
Jeanial
MODE 137
Lange vorhergesagt – und doch von überraschender Qualität: Denim ist zurück und bringt alle Finessen ins Spiel, die der Lieblingsstoff in den letzten Jahren gelernt hat: von authentischen Raw-Waschungen über sanft gealterte Vintage-Varianten. Bedruckt, in Kombination mit Mustern und Karos, stadtfein oder bereit, alle Abenteuer mitzutragen. Kostbare Details geben der geadelten Workwear ihren Charakter. Ob Lederapplikationen, schmeichelzartes Finish oder die neue Farbigkeit in gedeckten, edlen Nuancen: Denim ist sowas von zurück.
Chevignon
G-Star
Gilded Age
Wrangler
Roy Rogers Tricker’s
Pepe Jeans 7 for all Mankind
Brunello Cucinelli
AG Adriano Goldschmied
J Brand
Re-Hash 7 for all Mankind Ra-Re
Jaggy
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Leuchtkraft
Lang ist er, der Winter, trostlos manchmal, wenn matschige Wiesen und tiefh채ngende Nebelschwaden alles andere als Romantik verbreiten. Die Farbtherapie gegen Wintertristesse: kr채ftiges, leuchtendes, poppiges Orange. Keine Spielart wird ausgelassen, keine kreative Idee, die Farbe einzusetzen fehlt: Ob Accessoires, Hosen, Strick oder Jacken, die Gute-LauneFarbe tut das Ihre, Sortimente und Ladenbilder zu beleben.
Converse
Nichol Judd
Roy Rogers Tuscan Wool
Aquarama
Holuban Pantone
Nigel Cabourn
Hackett
Hardy Amies
Lodental
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Schneiders
MODE 139 Mabrun
Caruso
Warm-Me
Luigi Bianchi Rough
Dockers
Boglioli
Mason’s
Uptobe
Felted Phil Petter
style in progress 213
Hautsache
Ein kleines Comeback oder nur ein neuer Fokus auf ein Material, das immer zu begeistern weiß? In vielen Kollektionen schafft es Leder, für emotionale Momente zu sorgen. Ausgeklügelte Bearbeitungsverfahren machen den Werkstoff so interessant. Sämische Verarbeitung, Vintage-Gerbung, offene Kanten, ehrliche Patina, angeraute Oberflächen: Leder erfreut den Tastsinn, vermittelt Werte und begeistert Kunden.
Felted
Parajumpers
Blauer USA
7 for all Mankind Stewart
Hackett
Mavi
Stetson
Pence
Hardy Amies
Bomboogie Baracuta
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Ladys Likes
MODE 141
Rough, tough, voluminös? Aber nein. Eine Dame ist eine Dame, bleibt eine Dame und will nie ein Mann in Röcken sein. Die Herbst-/Winter-Kollektionen 2013/14 zollen diesem Gebot Tribut: mit weiblichen Silhouetten, weich fließenden Stoffen, femininen Farben und jeder Menge kleiner Details. Ein natürliches Unterstreichen gottgegebener Reize ist wichtiger als die große Show – darin sind sich die Geschlechter einig. Nur dass dieses allgemein gültige Credo der Saison für Frauen noch einmal deutlich feinsinniger in Bekleidung umgesetzt wird.
Peuterey
Stetson
Holy Ghost
Guess Jeans
Iheart
Marc O’Polo Fornarina
1881 Cerruti
Gwynedds
Woolrich
Henry Cotton’s Marina Yachting
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Die Hosen an
213 style in progress
Fotos: Katja Hentschel Styling und Produktion: Mody Al Khufash Models: Streetcast by Mody Al Khufash
(li) – Jackett: Cervolante Hose: Mason’s Boots: Red Wing (Mitte) – Blazer: Blame Shirt: Closed Hose: Drykorn Boots: Stylist’s own (re) – Jackett: Levi’s Hose: Wool & Co. Sneakers: Vans style in progress 213
(li) –MODE Hemd: Closed 144 Chinos: Brax Sneakers: Vans (Mitte) – Jackett: Stylist’s own Shirt: AG Adriano Goldschmied Hose: ADenim Boots: Preventi (re) – Blazer: Levi’s Made & Crafted Shirt: Closed Hose: Deyk
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MODE 145
style in progress 213
146 MODE
(li) – Jackett: Stylist’s own Shirt: Tiger of Sweden Hose: Strellson Boots: Fratelli Rossetti (Mitte) – Blazer: Levi’s Made & Crafted Shirt: Diesel Hose: MAC Boots: Stylist’s own (re) – Sweater: Closed Hose: Monocrom Sneakers: Nike 213 style in progress
MODE 147
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148 MODE
(li) – Sweater: Closed Jeans: Strellson Boots: Preventi (Mitte) – Jackett: Tiger of Sweden Sweater: Closed Jeans: Pence Sneakers: Vans (re) – Jacket: Levi’s Made & Crafted Shirt: MAC Jeans: AG Adriano Goldschmied Schuhe: Sorel 213 style in progress
MODE 149
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Neue Muster Fotos: Rene Fietzek Produktion und Artdirektion: Mody Al Khufash Haare/Make-up: Lisa Zeitler sponsored by B&B Model: Denisa c/o Iconic Model Management Styling-Assistenz: Ella Plevin Besonderer Dank an: Jean Luc Martin Nivaggioni, Katharina Schn盲cker & das Blackbird Berlin-Team
Bolero: Thone Negr贸n Bluse, Kleid: Tiger of Sweden Rock: Semi-Couture 213 style in progress
Gemustertes Kleid: RenĂŠ Lezard, Kleid: Dietrich Emter style in progress 213
152 MODE
Lederjacke: Guess by Marciano Blazer: RenĂŠ Lezard Hose: Reality Studio StrĂźmpfe: Wolford Sandalen: Deepmello by Anne Gorke 213 style in progress
Kleid: MODE Lala Berlin 153 Blazer, Hose: Blame Rock: Diesel
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154 MODE
Bluse: Hien Le Sch채rpe: Wolford Hose: Raphael Hauber 213 style in progress
Blazer: Stine Goya MODE 155 Bluse: Vladmir Karaleev Kleid: Joop
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156 MODE
Bluse: Semi-Couture Rock: Vladmir Karaleev Kleid: St. Emile Clogs: Tiger of Sweden 213 style in progress
MODE 157
Hose, Top: Semi-Couture Bluse: 0039 Italy Schuhe: Sydney Brown style in progress 213
158 VOR ORT
Exklusive Mode und edles Ambiente treffen bei Amicis Women aufeinander.
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VOR ORT 159
ShoppingFreu(n)de Amicis Women und Amicis Men / Wien. Arash Daie hat ein Gespür für Trends. Das stellt er einmal mehr mit seinen beiden Luxus-Stores in der Wiener Innenstadt unter Beweis. Text: Katja Weiland von Ruville. Fotos: Amicis, Oliver Gast
Einst gingen hier Tuchhändler und Schneider ihrer Tätigkeit nach, heute zählt die Tuchlauben zu Wiens exklusivsten Einkaufsstraßen. Wo sich seit dem 13. Jahrhundert textile Handwerksbetriebe in den Lauben, also dem Gewölbe, aneinanderreihten, prägen heute Luxusboutiquen das Stadtbild. So groß die Unterschiede zwischen Vergangenheit und Gegenwart auch sein mögen – thematisch ist sich die traditionsreiche Straße im 1. Bezirk treu geblieben. Da passt es nur allzu gut, dass Arash Daie mit seinem Amicis Women Store unlängst in die neuen eröffnete Location umgezogen ist, in die direkter Nachbarschaft des Amicis Men Store. Doch lassen wir höflicherweise zuerst den Frauen den Vortritt: Seit November style in progress 213
160 VOR ORT
2012 finden hier modebewusste Kosmopolitinnen etablierte High-Fashion-Labels ebenso wie den Modemacher der Stunde. „Mit den Designern, die wir derzeit führen, war der nächste logische Schritt, am besten Standort zu sein“, sagt Tina Flögel, Amicis Women Store-Managerin. Und das ist dem Team um Arash Daie gelungen. Haute Couture Architektur
Für die Shopgestaltung beauftragte man den Architekten Denis Kosutic, der bereits das Design der anderen Amicis Shops übernommen hat. Unter dem Motto „The Butterfly Effect“ setzte Kosutic Gegensätze wie Härte und Zerbrechlichkeit sowie Transparenz und Semi transparenz in der Shopgestaltung um. Der Entwurf des „passionierten Perfektionisten“, wie Tina Flögel den Architekten beschreibt, transportiert ein „Easy Luxury“-Ambiente, das auf beiden Etagen von der zarten Schönheit eines Schmetterlings inspiriert ist. Das Ergebnis:
Feminine Nude- und Pastelltöne treffen auf maskuline Stahlelemente. Zwischen Glas gefasste Seidenspitze und ein handgefertigter Luster aus Muranoglas sind Design-Statements, die sofort ins Auge fallen. Individueller Service
Ein paar Häuser weiter, im Amicis Men Store, stand kein fragiler Falter für das Designkonzept Pate, sondern ein ausdrucksstarker Drache. Für das Motto „Dragon Luxury“ wählte Denis Kosutic opulente Teppiche mit chinesischen Motiven, massive, kantige Holzregale sowie Stahlvitrinen, in denen Kreationen von Acne, Brioni und Co. zu finden sind. Doch wer entscheidet eigentlich, was man den modeaffinen Wienern anbietet? „Die Auswahl der Designermarken und -stücke, die unsere Stores führen, wird nicht etwa durch die Preiskategorie determiniert, sondern durch das geschulte Auge unserer Einkäufer, die jede Saison aufs Neue ihr trendsicheres Gespür unter Beweis stellen“, sagt Toni Bajrami, Amicis Men Store-Manager. „Dabei wird kein Unterschied zwischen einem 60 Euro T-Shirt und einer 10.000 Euro Lederjacke gemacht, denn beide Stücke können gleichermaßen zum It-Teil der Saison erkoren werden.“ Doch obwohl bei Amicis männliche Fashion-Victims Trendteile auch für kleineres Geld erstehen können, sind die momentanen Bestseller-Labels Tom Ford und Bottega Veneta, die luxuriösen, zeitlosen Klassiker eben. Besonders wichtig ist
Sie wissen, was ihre Kunden wollen: Toni Bajrami, Tina Flögel und Amicis Women Chefeinkäufer Daniel Marker.
Toni Bajrami die Beziehung, die er zu seinen Kunden aufbaut, denn meist entwickelt sich zu ihnen ein freundschaftliches Verhältnis. Das Gespür dafür, was der Klientel gefallen könnte, entsteht dann fast automatisch. „Die engen Beziehungen zum Kunden und deren Vertrauen in uns spiegelt sich nicht zuletzt während des Einkaufs wider: Bestimmte Stücke werden exklusiv für Stammkunden eingekauft“, so Bajrami.
Amicis Men: Markantes Einrichtungskonzept für High-Fashion für Männer.
Amicis Women Tuchlauben 14, 1010 Wien/ Österreich Eröffnung: November 2012 Inhaber: Arash Daie Mitarbeiter: 9. Verkaufsfläche: 500 qm Marken: Alexander McQueen, Alexander Wang, Antonio Berardi, Balenciaga, Balmain, Burberry Prorsum, Chloé, Giambattista Valli, Givenchy, Helmut Lang, Isabel Marant, Jil Sander, Jimmy Choo, Maison Michel, Peter Pilotto, Stella McCartney, Tom Ford, Zac Posen Amicis men Tuchlauben 4, 1010 Wien/ Österreich Eröffnung: November 2011 Inhaber: Arash Daie Mitarbeiter: 5. Verkaufsfläche: 250 qm Marken: Alexander McQueen, Alexander Wang, Balenciaga, Balmain, Bottega Veneta, Brioni, Burberry Prorsum, Dior Homme, Dsquared, Givenchy, Kiton, Lanvin, Tom Ford, YSL (Saint Laurent Paris)
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VOR ORT 161
25.000 Papiertüten für Beyoncé Owen / New York. Der erst 25-jährige Phillip Salem erfüllte sich mit der Luxusboutique Owen einen Jugendtraum – und schickt sich an, den Servicegedanken wiederzubeleben. Text: Petrina Engelke. Fotos: Juliana Sohn
„Jeder, der hereinkommt, sollte wie Beyoncé behandelt werden.“ Das ist der erste Satz in dem Leitfaden, der Mitarbeiter bei Owen auf ihren Job einstimmt. Die Wohlfühldusche kommt von einem, der sich mit Promis auskennt: Phillip Salem studierte am Fashion Institute of Technology in New York und wurde dort zum Korrespondenten des hauseigenen Senders auf der New Yorker Modewoche – verantwortlich für die Backstage-Berichterstattung und Interviews mit Designern und berühmten Gästen. Zudem zog er durch New York, um für den Sender mit Ladenbesitzern über
ihre Saisoneinkäufe und Trends zu sprechen. Eine Karriere als Modejournalist ließ er dennoch links liegen. Mode als Vorliebe, nicht als Regel
Schließlich träumte Salem schon in Akron, Ohio von einem eigenen Modeladen. Nur deshalb verließ er 2006 seine geliebte Heimat, um in New York zu studieren. Während seiner Recherchen für diverse Medien engagements stellte er fest, dass so einige Labels, die er wichtig fand, in Downtown Manhattan gar nicht zu finden sind – und entwickelte dabei auch seinen Stil weiter, der heute sein Sortiment prägt. Schließlich war von Anfang an klar: In seinem eigenen Laden würde er höchstpersönlich das Sortiment zusammenstellen. Bei Owen mischt er bekannte Designer mit Entdeckungen, und so finden sich dort unter anderem Vena Cava, Timo Weiland, Rad by Rad Hourani, Ashley Rowe
und Ohne Titel. „Mode ist für mich eine Vorliebe, keine Regel“, sagt Salem. „Deshalb konzentriere ich mich auf moderne, strukturstarke, detailverliebte Teile – mit einem subtilen Hang zum Dramatischen.“ Ein Drama aus Papiertüten
Dafür brauchte Phillip Salem das passende Umfeld. Einen dramatischen Effekt bringen scheinbar einfachste Mittel: 25.000 Papiertüten bedecken die gesamte, geschwungene Wandund Deckenfläche und machen den Laden zum Hingucker. Während Jeremy Barbour von Tacklebox Architecture den Laden gestaltete, übte Phillip Salem zwei Wochen lang mit seinen Verkäufern und ließ diese Designer-Biografien und Bilder von deren Mode studieren. Nicht nur Kundenservice schreibt Owen groß, sondern auch Überblick: Die Luxuskleider hängen auf rechtwinkligen Stahlstangen, Accessoires liegen in Glaskästen mit Stahlunterbau,
Papiertüten schaffen bei Owen einen dramatischen Kontrast zum Industriecharme von Ziegeln und Betonboden.
ausgewählte Stücke präsentiert Owen auf Quarzdeckentischen. So etwas kostet natürlich. Das Startkapital bekam der 25-Jährige von seinem Vater – aber erst, nachdem er am FIT einen Aufbaukurs absolviert hatte, aus dem er mit einem wasserdichten Businessplan zurückkehrte. Die Familienbande zeigen sich auch im Namen: Owen ist Salems zweiter Vorname und der Mädchenname seiner verstorbenen Mutter.
Owen 806 Washington St, New York, NY 10014/USA, T 001.212.524.9770 www.owennyc.com Eröffnung: Mai 2012 Inhaber: Phillip Salem Mitarbeiter: 5 Verkaufsfläche: 167 qm Marken: A.P.C., Ashley Rowe, Henrik Vibskov, Jen Kao, Ostwald Helgason, Patrik Ervell, Preen, Robert Geller, Timo Weiland, Vena Cava, u. a.
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Mit wilder Malerei, Musik und Filmen zieht The Hoodie Shop Hipster an – und alles hängt voller Kapuzen.
Nicht ohne Kapuze The Hoodie Shop / new york. In New York hat ein Laden aufgemacht, in dem alle Kleidungsstücke Kapuzen haben – und die Besitzer haben sich dafür genau die richtige Gegend ausgesucht. Text: Petrina Engelke. Fotos: Adam Kane Macchia
Aleah Speranza liebt Kapuzen. Sie konnte kaum glauben, dass es gar keinen Laden gibt, der sich auf ebensolche spezialisiert hat. Schließlich findet sich in fast jedem Kleiderschrank ein Kapuzenpulli oder Ähnliches. „Es gibt Denimshops, Hutläden, Schuhläden, warum also keinen Kapuzenladen?“, fragte sie sich. Mit dieser Frage stieß sie bei Peter Shapiro auf offene Ohren. Den kann man gut und gerne einen Impresario nennen. Er führte in New York den (inzwischen geschlossenen) Nachtclub Wetland, wandte sich dann der Brooklyn Bowl zu – einem Veranstaltungsort in einem ehemaligen Lagerhaus, der Bowling 213 style in progress
mit Konzerten verbindet und weltweit die erste Bowlingbahn mit Ökobau-Zertifikat ist. Außerdem produziert er Filme, zum Beispiel den 3-D-Konzertfilm „U23D“. „Wenn man meine Liebe für Kapuzen und Interieurdesign mit Petes Erfahrung mit Locations kombiniert und noch unsere gemeinsame Leidenschaft für Musik und Spaß dazugibt, kommt dabei The Hoodie Shop heraus“, sagt Speranza. Mitten im historischen Modemekka
Den passenden Ort für das Konzept fanden sie bald: Der Laden liegt an der Lower East Side, in der Orchard Street. Früher standen hier Händler mit ihren Karren auf der Straße und verkauften Tuch und Kleider, die oft aus den Sweatshops aus der Gegend und dem benacht-
barten Chinatown stammten. Das führte zu Läden, in denen man sich vom Korsett bis zum Anzug alles maßfertigen lassen – oder sehr günstig auf der Straße kaufen konnte. Heute mischen sich Relikte dieser Läden mit Vintage-Stores, jungen Designern und Bars. Auf das entsprechende Publikum ist Speranza mit langen Öffnungszeiten bestens eingerichtet. „Wir bekommen viel Laufkundschaft von Leuten, die nach ein paar Drinks aus einer Bar kommen“, sagt sie. „Es ist urkomisch, wenn sie hereinkommen und dann anfangen zu tanzen und im Living Tower herumspielen.“ Das Designermöbel steht im hinteren Ladenteil und lädt zum Klettern ein. Darüber laufen auf einer Leinwand Filme, außerdem steht ein DJ-Pult bereit und über alle Wände ziehen sich psychedelische Wandmalereien. Immer wieder neue Kapuzen
Diese Einrichtung schreit nahezu nach Events – und die bringen weitere Kundschaft: Von Magazin-Partys bis zu
Firmenveranstaltungen hat der Laden seit der Eröffnung schon einiges erlebt, auch Bands sind dort schon aufgetreten. Und die Ware? Speranza ist ihrer Idee treu geblieben: Es gibt ausschließlich Kapuzenkleidung – nicht nur Pullover und Sweatshirt-Jacken, sondern auch Kleider, Overalls und Lederjacken. Letztere laufen besonders gut: „Man findet so etwas selten“, sagt Speranza. „Und es gibt immer wieder eine neue Kapuze zu entdecken.“
The Hoodie Shop 181 Orchard Street, New York, NY 10002/USA, T 001.646.5592716 www.thehoodieshop.com Inhaber: Aleah Speranza, Peter Shapiro Eröffnung: März 2012 Verkaufsfläche: 63 qm Mitarbeiter: 2 (inkl. Speranza) Marken: Alternative Apparel, Aviator Nation, B. Scott, Nicholas K, SVLDR
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Schwein gehabt WalDraud / Zürich. Mit viel Enthusiasmus haben Daniel Fay, Ann und Lorenz Isler ihren Traum verwirklicht: Ihr Store Waldraud feiert Einjähriges. Text: Dörte Welti. Fotos: Le Bon, Linda Giezendanner
Wie kommt man überhaupt auf so einen Namen für einen Laden? „Wir haben drei Tage Brainstorming gemacht“, lacht Ann Isler, „es musste ein Name sein mit noch wenigen Google Treffern, den man in allen Sprachen gleich ausspricht und der freundlich ist.“ Eine strategische Entscheidung also. Und bei aller südschwedischen Unbekümmertheit, die Ann Isler ausstrahlt (sie kommt aus Ängelholm in Skåne), spürt man den durchdachten Plan, der hinter Waldraud steckt: Einen echten ConceptStore zu eröffnen, der den Namen verdient. Fokus: Möbel und Mode. Aber auch eine Plattform für Workshops, für Vorlesungen und Events. Das Interieur von Waldraud ist so konzipiert, dass man innerhalb von 15 Minuten Platz für Bühne und Zuschauer schaffen kann. Sogar Yoga gibt es bei Waldraud! Alles außer gewöhnlich – Designer zum Hingucken
Auch mit der Location haben die drei, die sich über einen gemeinsamen Freund kennen lernten, Schwein gehabt. Mitten im hippen Kreis 5 in Zürich, mit vielen Bars, Restaurants, Cafés und besonderen Läden.
Laufkundschaft ist hier die halbe Miete, denn die teils sehr außergewöhnlichen Designer kennt in der Schweiz noch kaum jemand. Jenny Peiz und Yvonne Fehling von Kraud zum Beispiel, die „gepolsterte“ Schweine aus Leder, Eichenhocker und gewickelte Leuchten produzieren. Oder Christof Plümacher, der gerade seine Fotos in der im Laden integrierten Minigalerie ausstellt. Platz ist auch für Pop-up-Stores mit besonderen Produkten. Waldraud wächst. „Wir möchten die Leute animieren, mit Farben und verspielten Sachen ihre Persönlichkeit mehr zu unterstreichen“, erklärt Ann Isler und rechtfertigt damit so außergewöhnliche Designer wie Barbara i Gongini aus Dänemark, die avantgardistische Mode näht. Fazit nach einem Jahr: Es hat sich gelohnt. Zwar arbeiten alle drei noch nebenbei, aber es kommen immer mehr Anfragen von namhaften Marken, die gerne in Waldraud vertreten sein wollen. Das klingt nach einer schweineglücklichen Zukunft.
Die drei von Waldraud: Daniel Fay, Ann und Lorenz Isler, aus Deutschland, Schweden und der Schweiz.
Das Konzept: Marken, die man weltweit nur an ausgewählten Orten findet.
Waldraud Josefstraße 142, 8005 Zürich/Schweiz, T 0041.44.5546050 www.waldraud.com Eröffnung: Oktober 2011 Inhaber: Ann Isler, Daniel Fay und Lorenz Isler Fläche: 100 qm Marken Fashion: Azabala, Barbara i Gongini, Blakecopenhagen, Brooklyn We Go Hard, C.Cruden, Comme des Garçons Play, Cuisse de Grenouille, Freitag Reference, Jupe by Jackie, l’eskimo, Martine Viergever, Maxjenny, Mr. Who say’s hi, Mutewatch, Nico Uytterhaegen, Peter Jensen, Reality Studio, Still Good, Stine Goya, Susan Bijl, Susan Bijl Maria Jobse, Waldraud by Mikka Fay, Waiting for the Sun, White Mountaineering Marken Furnishing: Antonio Aricò, Byrk, Claire-Anne O’Brien, Decode, Kraud, MeS, Millimeter Milligramm, Miracle Magazine, Mint, Minus tio, Moustache, Nachacht Berlin by artificial, Nick Fraser Design, Polkkajam, Pols Potten, Project Interior, RS Barcelona, Studio Pepe Heykoop, Superfolk, t.e., Vij5, Waldraud Bücher, Magazine, Foto-Gallerie
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Neuer Luxustempel in Mailand Excelsior Milano / Mailand. Mailand ist um ein besonderes Shopping- und LifestyleErlebnis reicher. Keine fünf Minuten vom Dom entfernt und nur weitere fünf Minuten vom Luxus-Mode-Viereck Montenapoleone, wurde ein ehemaliges Multiplex-Kino in einen Luxuseinkaufstempel umgewandelt. Text: Thesy Kness-Bastaroli. Fotos: Excelsior Milano,Kaufhaus Coin
Bei Excelsior Milano werden die Luxusobjekte auf fünf Etagen sortiert präsentiert. Hier werden Delikatessen und Kosmetika, ausgefallene modische Highlights, Designerkleidung für Damen und Herren, Accessoires und Schuhe angeboten. Avantgardelabels wie Dries van Noten, Marni, Balmain, Band of Outsiders, Haversack, Nigel Cabourn, Piombo oder Moscot sind in der zweiten Etage, Luxuslabels wie Valentino, Chloé, Maison Martin Margiela oder Altuzarra in der dritten Etage angesiedelt. Im Erdgeschoss befindet sich das Bistro-Pub-Restaurant mit Blick auf die neoklassische Piazza Beccaria. Der französische Stararchitekt Jean Nouvel zeichnet für das Außen- wie auch für das Innendesign verantwortlich. Der Komplex aus Glas und Stahl vermittelt eine ähnliche Atmosphäre, wie sie sich auch in Nobelboutiquen zeigt: cool, transparent und elitär. HightechDesign, gepaart mit PlexiglasRolltreppen und transparenten Aufzügen, weist klar auf den Lifestyle der Zukunft hin.
Außenfassade aus Stahl und Glas in der Galleria del Corso.
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Das im September 2011 eröffnete Luxuskaufhaus ist ein Versuch der Kaufhauskette Coin, d. h. deren Besitzer, des britischen Finanzinvestors BC Partner und der Familie Coin, auch im obersten Marktsegment mitzumischen. Der Generaldirektor der Gruppe Antonio Beraldo erklärt das neuartige Konzept: „Wir stellen nur begrenzt eigenes Personal zur Verfügung, unsere Partner betreiben ihre Shops in Eigenregie.“ Zwei Stockwerke, im Erd- und Untergeschoss, sind der Gastronomie vorbehalten. Mit einem auf frische Waren spezialisierten Bistro-Restaurant und dem reichhaltigen Lebensmittelangebot punktet hier die Gastronomie- und Restaurantkette Eat’s. Die im Jahr 2009 vom Venezianer Sergio Menegazzo ins Leben gerufene Feinkostkette läuft derzeit auf Hochtouren. Zum Erfolg verhelfen auch eine eigenen Bäckerei und Konditorei, der Fischladen und das vielfältige Angebot von Schinken. Dem
klassischen Department-Store Layout entsprechend, finden sich im Erdgeschoss auch Kosmetik und Schönheitspflege. Die erste Etage teilt sich in Reiseaccessoires, vornehmlich von Modemarken aus den USA, die kaum in einem anderen italienischen Laden zu finden sind, und eine superbe Auswahl von Herrenmode. Antonia Giacinti, die in Mailand ihre drei Edelboutiquen Antonia betreibt, ist hier für die Selektion verantwortlich. Man holt sich Spezialisten
Im zweiten und dritten Stock werden Damenmode und Accessoires gezeigt. Hier stößt man nicht auf die klassischen italienischen Modekollektionen von Giorgio Armani oder Dolce & Gabbana, sondern es werden ausgewählte Gustostücke von Luxusmarken wie Givenchy, Isabel Marant oder Balmain gezeigt. Exklusivität und Luxus charakterisieren auch das Schuhangebot. Modelle von Christian Louboutin oder Manolo Blahnik sind museumsartig in Glasvitrinen arrangiert. Antonia Giacinti hat hier ebenfalls die kreative Leitung inne. Bei so viel Prunk wirkt der Name Excelsior nicht mehr anmaßend: Einziger Wermutstropfen ist die gegenwärtige Krise, die hinter das Umsatzziel für 2012 von 50 Millionen Euro ein deutliches Fragezeichen setzt. Sie verzögert auch die geplante Eröffnung weiterer drei Luxuseinkaufstempel in Padua, Verona und Neapel.
Excelsior Milano Corso Vittorio Emanuele/ Galleria del Corso 4, 20122 Mailand/Italien Eröffnung: November 2011 Inhaber: Kaufhausgruppe Coin, Finanzinvestor BC Partner Verkaufsfläche : 4.000 qm Marken: Ein vielfäliges Angebot von Labels, das von Avantgarde-Marken wie Dries van Noten, Marni, Balmain, Band of Outsiders, Haversack, Nigel Cabourn, Piombo oder Moscot bis zu den Luxuslabels wie Valentino, Chloé, Maison Martin Margiela oder Altuzarra reicht.
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Luxusaccessoires werden im Excelsior Milano in Vitrinen gezeigt.
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Der Eingangsbereich im Dressingroom & Home pr채sentiert sich im gleichen Store-Design wie die L채den am Wiener Platz. Im hinteren und rechts vom Eingangsbereich gelegenen Teil des Ladens wurde die Kulisse f체r die M채nnerkollektionen mit einem maskulineren Konzept angepasst.
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Vintage als Lebenseinstellung Dressingroom & Home / München. Auf Trends kann man sich nicht verlassen, auf den eigenen Geschmack schon. Und der trifft im Fall von Julia Prislin und Gerald Klepka genau den Zeitgeist. 2006 eröffneten sie die beiden Läden Livingroom und Dressing room in München-Haidhausen und im März kam nun der dritte Laden Dressingroom & Home hinzu, der Vintage als Lifestyle, nicht als Trend vorstellt. Text: Isabel Faiss. Fotos: Gerald Klepka, Livingroom
„So wie hier sieht es auch bei uns zuhause aus.“ Julia Prislin sitzt an einem der alten liebevoll restaurierten Holztische in ihrem Laden, umgeben von ein paar Gästen die Kaffee aus kleinen Tassen trinken und geröstete Paninis knuspern. Die röstet ihr Geschäfts- und Lebenspartner Gerald Klepka persönlich hinter dem Verkaufstresen, der auch als Bar dient. Subtrahiert man visuell die Gäste weg, kann man sich das wirklich vorstellen. Etwas Stockholm, etwas Paris
Das mit dem integrierten Mittags-Café im Livingroom, dem ersten ihrer inzwischen drei Läden, kam durch einen Zufall zustande. „Ich wollte den Kunden die Möglichkeit bieten, sich unseren Laden nicht nur anzusehen, sondern ihn auch tatsächlich zu erleben. Schließlich sind wir hier ja in einem Wohnzimmer.“ Und tatsächlich entdeckt man mit jedem Löffeldreher im Cappuccino eine neue Glasvitrine, ein noch liebevolleres Caféservice und eine weitere Vintage-Kommode. Die gesamte Einrichtung ist zu verkaufen. Trotzdem wirkt der Laden wie ein stimmiges Raumkonzept, das zumindest frau mit copy and paste direkt ins eigene Zuhause übertragen würde. Der skandinavisch-französisch geprägte Vintage-Stil der Möbel, das helle Porzellan, die weiß gebeizten Möbel, die zarten Stoffe, das alles erfordert ein feines Gespür für Ästhetik und ein funktionierendes Netzwerk, denn Vintage-Möbel haben Hochkonjunktur und da gilt es Plagiate von Originalen unterscheiden zu können. Über beides verfügen die Inhaber, aber nicht wie von selbst. Das erste erwarben Sie in ihrem Job, sie als Modestylistin und Art Direktorin, er als Modefotograf und Musiker. Während ihrer Arbeit kamen beide viel herum, vorwiegend in Kapstadt, wo ihnen viele Ideen für den Laden kamen. Das Netzwerk musste erst aufgebaut werden und läuft heute hauptsächlich über Händler in Belgien style in progress 213
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Eine in sich geschlossene Frauenwelt auf knapp 35 Quadratmetern. Der Dressing room ist vom Türschild bis zur Umkleidekabine ein gelungenes Szenenbild, das an eine liebevoll gestaltete französische Stadtboutique erinnert. (Bild unten links) Neues Konzept, neues Erscheinungsbild. An der zuletzt eröffneten Location in der Türkenstraße präsentieren Julia Prislin und Gerald Klepka auch Männerkollektionen und gestalteten die CI des Ladens entsprechend neu.
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und Skandinavien. Das Knowhow für Vintage-Möbel brachte Julia Prislin mit ein, die aus einer Familie von Antiquitätenhändlern stammt. Die logische Konsequenz
An den Livingroom schmiegt sich von rechts der nur 35 Quadratmeter große Dressingroom, der 2008 als logische Konsequenz und als Ausdruck der Modebegeisterung von Julia Prislin und Gerald Klepka hinzukam. Ein Raumwunder. Jedes gezeigte Teil ist im Lager in allen Größen verfügbar. Gezeigt wird also nur die Spitze des Eisbergs, erklärt Julia Prislin. Der Laden ist im gleichen Stil wie der Livingroom gehalten, sehr familiär, sehr feminin, sehr elegant. Ein Highlight ist die Umkleidekabine, die einen fantasievollen Kunden in das Paris der 1950er-Jahre zurückversetzt. Das Sortiment besteht größtenteils aus zarten Baumwollbasics in Pastelltönen im Mix mit ein paar ausgefallenen Teilen. „Wir sind modisch
nicht besonders spitz. Uns geht es vielmehr darum, Marken auszuwählen, die für einen Lifestyle stehen, der zu uns passt, die Liebe zum Detail zeigen und ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis haben.“ Neue Adresse, neues Konzept
Die Laufkundschaft am Wiener Platz, dem gemütlichen Marktplatz inmitten des Münchner In-Viertels Haidhausen, besteht größtenteils aus jungen Familien. Dass die Ladenkonzepte von Livingroom und Dressingroom vor allem bei den jungen Müttern gut ankommen, gab den Inhabern nach sechs erfolgreichen Jahren genügend Rückenwind, um das Konzept auch für die männliche Kundschaft weiter auszubauen. Als Symbiose aus den ersten zwei Läden führt Dressingroom & Home in der Türkenstraße daher seit März 2012 auf 240 Quadratmeter Verkaufsfläche auch Herrenkollektionen von Marken wie Scotch
& Soda, American Vintage oder Caporal. Auch in der Einrichtung kamen Elemente aus dem Industrial Design hinzu. „Wir arbeiten mit einigen Marken wie Maison Scotch im Dressingroom für Frauen schon lange sehr gut zusammen und kamen daher auf die Idee, das Sortiment mit unter anderem Scotch & Soda für Männer zu erweitern. In der Türkenstraße haben wir eine komplett andere Kundschaft, viele Touristen, viele Studenten und durch das neue Sortiment auch viel mehr Männer. Das macht es für uns natürlich wieder sehr spannend.“
Dressingroom & Home Türkenstraße 54, 80799 München/Deutschland T 0049.89.24241816 www.livingroom.la Eröffnung: März 2012 Inhaber: Julia Prislin, Gerald Klepka Verkaufsfläche: 240 qm Marken Frauen: Beck Söndergaard, Black Lilly, Campomaggi, Fiorentini & Baker, Maison Scotch, Michael Stars, Munthe plus Simonsen, Muubaa, Plus Fine, Rabens Saloner, Rich & Royal, Sacks, Set, Star Mela, Stephan Boya, Wildfox Marken Männer: American Vintage, Danieli Fiesoli, Fiorentini & Baker, Japan Rags, Kaporal, Scotch & Soda, Stephan Boya Interieur: u. a. Antice Line, Astier de Villatte, Blooming ville, Braxton, Chehoma, House Doctor, Jeanne d’arc Living, Lisbeth Dahl, Milljögarden Livingroom Wiener Platz 2 81667 München/Deutschland T 0049.89.44141991 www.livingroom.la Eröffnung: 2006 Mitarbeiter: gesamt 3 Verkaufsfläche: 140 qm Interieur: siehe Dressingroom & Home Dressingroom Wiener Platz 2 81667 München/Deutschland T 0049.89.54255762 www.dressingroom-online.de Eröffnung: 2008 Verkaufsfläche: 35 qm Marken Frauen: siehe Dressingroom & Home
Inhaber Julia Prislin und Gerald Klepka haben mit ihren Läden Dressingroom, Livingroom (siehe Bild) und Dressingroom & Home einen Traum verwirklicht. Inspiration holen sie sich auf Reisen, unter anderem nach Kapstadt.
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Unverbindlichkeit als Tugend MODE FÜR MÄNNER / KONSTANZ. Mit ihrem zweiten Herrengeschäft in Konstanz spricht Familie Zwicker Kunden jenseits des HerrenausstatterPrinzips an: Mode für Männer ist nicht nur das, was man dort vorfindet, sondern auch der treffende Name des in der Altstadt eröffneten Stores. Text: Jeanette Fuchs. Fotos: Zwicker
Der im Februar 2012 in der Konstanzer Altstadt eröffnete Herren-Store Mode für Männer schließt Missverständnisse von vornherein aus. „Wir wollten den Unterschied zu unserem Geschäft an der Marktstätte deutlich machen“, begründet Inhaber Ottmar Zwicker die klare und aussagekräftige Namensgebung. Die Abgrenzung gilt dem seit 1797 bestehenden Stammhaus, das zuerst Hutmanufaktur, dann Herrenausstatter war. 1995 haben dieses Anneruth und Ottmar Zwicker von den Eltern übernommen. Das Ende einer Ära
Trotz seiner langen Geschichte lässt sich das Stammgeschäft nicht der Kategorie des traditionellen Ausstatters zuordnen: „Den klassischen Herrenausstatter gibt’s nicht mehr. Wie viele
Mode für Männer in der Konstanzer Altstadt: Große Fenster und die helle Fassade sollen Laufkundschaft ansprechen.
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Leute auf der Straße sind heutzutage noch klassisch gekleidet? Banker oder Freiberufler müssen keinen Anzug mehr tragen. Ein Sakko und ein sportliches Hemd reichen völlig aus“, weiß der Unternehmer. Eine Entwicklung, der man mit einem Sportswearbetonten Sortiment von Closed bis Peuterey auch im Hauptgeschäft Rechnung trägt. Einmal mehr legt Zwicker auf eine klare Unterscheidung der beiden Standorte Wert: „Das Sortiment beider Läden überschneidet sich nur zu rund zehn bis 15 Prozent und dies beschränkt sich auf wenige Marken.“ Gerade weil Ottmar Zwicker inhabergeführte Läden mehr und mehr vom Aussterben bedroht wähnt, wollen sie diesem Trend mit sichtbarer Präsenz entgegenwirken: „Das Geschäft heißt eben nicht nur Zwicker, da sind
auch eine Frau und ein Herr Zwicker, die sich kümmern, wenn etwas nicht richtig läuft.“ Die Größe zählt
Der Entscheidung, einen modernen Herren-Store zu eröffnen, liegt ein glücklicher Zufall und eine strategische Entscheidung zugrunde: Nicht nur wurde das attraktive Ladenlokal in der Altstadt frei, auch spielte das Unternehmerpaar schon einige Zeit mit Erweiterungsgedanken. „Ich glaube, es wird in Zukunft immer wichtiger werden, in einer gewissen Größenordnung am Markt aufzutreten – gegenüber Kunden, aber auch gegenüber Lieferanten“, so Zwicker. Für das deutlich breitere Zielpublikum entschied man sich für eine unverbindlichere Kundenansprache: „Wir haben festgestellt, dass manche gar nicht bedient wer-
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Auch im neuen Herren-Store in der Rosgartenstraße 32 stets präsent: Inhaberpaar Anneruth und Ottmar Zwicker.
den wollen, weil sie es vielleicht auch gar nicht mehr gewohnt sind. Umgekehrt sind langjährige Stammkunden vielleicht irritiert, weil sie im neuen Geschäft nicht mit ihrem Namen angesprochen oder gefragt werden, wie es dem Dackel geht.“ Zu den Kunden von Mode für Männer zählt Ottmar Zwicker unter anderem jene, die denken: „Ich gehe gern zum Zwicker, aber es muss kein Sakko um 499 Euro sein, für mich tut’s auch eines um 199 Euro.“ Die höhere Frequenz im neuen Herren-Store ist aber nicht nur den günstigeren Preisen, sondern auch der offenen Außenwirkung zuzuschreiben: Die helle Fassade und die großen Fenster wirken einladend auf Laufkundschaft, die im vorderen Bereich des Erdgeschosses auf die integrierten Shop-in-Shops von Gant, Napapijri, Tommy Hilfiger und Brax trifft. Die wohlüberlegte Struktur zieht sich durch das gesamte Geschäft: Im hinteren Teil klassische Sportswear von Bogner bis Bugatti, in der ersten Etage Sakkos, Cityhemden, Anzüge und Mäntel. Im freundlichen Ambiente, geprägt von Eichenholz und heimischer Grauwacke, können sich Kunden in Ruhe umsehen. Unverbindlich, doch im entscheidenden Moment so beratungsstark, wie es nur der Facheinzelhandel kann.
Mode für Männer in der Konstanzer Altstadt: Möbel aus Eiche und geflieste Böden aus Grauwacke schaffen eine freundliche Atmosphäre für ein breites Zielpublikum.
Mode für Männer Rosgartenstraße 32, 78462 Konstanz/Deutschland Eröffnung: Februar 2012 Inhaber: Anneruth und Ottmar Zwicker Mitarbeiter: 12 Verkaufsfläche: 600 qm Marken: Altea, Ascot, Barbour, Bogner, Mario Barutti, Boss, Brax, Bugatti, CG Carl Gross, Eduard Dressler, Eterna, Fynch & Hatton, Gaastra, Gant, Hiltl, Jacques Britt, Lodenfrey, März, Mayer, Napapijri, New Zealand, Paul & Shark, Pierre Cardin Jeans, Roy Robson, Scotch & Soda, Tommy Hilfiger, Wellensteyn, Wilvorst Schuhe: Boss, Gaastra, Gant, Napapijri
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Alles bleibt anders Gassmann Zürich / Zürich. 1895 der erste Meilenstein im Unternehmen Gassmann: Gründer Jacques erwarb das gesamte Haus, in dem er elf Jahre lang sein 1882 gegründetes Modegeschäft für Damen- und Kinderkonfektion geführt hatte, um „dasselbe ganz bedeutend zu vergrössern“. 2012 wird die Tradition auf den Kopf gestellt: Gassmann nimmt Herrenmode ins Sortiment. Text: Dörte Welti. Fotos: Gassmann Zürich
130 Jahre erfolgswirksame Kontinuität. Eine Frage drängt sich auf, in Zeiten, wo ähnliche Familienunternehmen in der Zwinglistadt Zürich längst aufgeben mussten oder von finanzkräftigen Holdings einverleibt wurden: Wieso gibt es Gassmann noch? Zauberwort Stammkundin
Da wäre zum Einen der Service. „Es gibt Stammkunden, denen Jahr für Jahr fast die gesamte Garderobe zusammengestellt wird“, erklärt Doris Hahnloser. Schon beim Einkauf wird speziell für diese Kundinnen nach passenden Outfits gesucht. Und der Teamgeist: Ein starkes Team aus einsatzwilligen, motivierten und geschulten Kundenberaterinnen. Konstanz als gelebter Wert. Gassmann vertraut auf viele angestammte Labels. Man kann auf Kooperationen zurückblicken, die wie bei Akris schon mit der Gründung der Marke begonnen haben.
mehr auf die Messen. Eine neue Einkäuferin wurde engagiert, zusätzlich sprang Tochter Katja Hahnloser, erst 23 und Studentin an der Hochschule St. Gallen, ein. Aus einem Ferienjob im elterlichen Unternehmen wurde mehr, gemeinsam beschlossen die Frauen, dass es nicht mehr zeitgemäss ist, keine Herrenmode anzubieten, engagierten einen Herreneinkäufer und legten los. Mit Gassmann-typischem Effekt: Sofortige Annahme des neuen Sortiments. Ach ja, einen neuen Webauftritt und einen Online shop hat die quirlige Katja natürlich auch installiert, selbst nota bene. Aber das ist „wie bei vergleichbaren Unternehmen in der Schweiz eher ein ‚nice to have‘“, weiß Doris Hahnloser. Mit Elan kümmert man sich lieber um die Stammkundin und jetzt auch ihren Mann oder den aus der Kinderabteilung rausgewachsenen Sohn. Und deswegen wird es Gassmann auch in nächster Generation noch geben.
Change Management
Die Familie hat gelernt, sich stetig zu entwickeln und an neue Gegebenheiten anzupassen, das hilft beim Überleben. Im vergangenen Jahr musste man viel überdenken, Thomas Hahnloser, der 1984 das Geschäft von seinem Onkel übernahm, fuhr aus gesundheitlichen Gründen nicht Das neue Herrensortiment bei Gassmann ist prominent rechts vom Entrée positioniert.
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Teamgeist: Doris Hahnloser (l.) und Tochter Katja setzen auf ein motiviertes Team, das mit viel Flexibilität schon so manches Projekt erfolgreich umgesetzt hat.
Gassmann Zürich Poststraße 5–7, 8022 Zürich/ Schweiz Eröffnung: 1882. Inhaber: Doris und Thomas Hahnloser. Mitarbeiter: 40. Verkaufsfläche: 1.000 qm Marken Damen: 7 for all Mankind, Agnona, Akris, Akris Punto, Anne Valerie Hash, Alberta Feretti, Avant Toi, Azzaro, Bally, Barbour Gold Label, Burberry, Burberry Prorsum, B Private, Bleulab, Bruno Manetti, Comme des Garçons, Della Ciana, Derek Lam, Dice Kayek, Donna Karan, Doo.ri, Ermanno Scervino, Iris von Arnim, IRO, Isaac Sellam, Jacob Cohen, Joseph, Julie Park, Kristensen du Nord, Manzoni 24, Matthew Williamson, Mr. & Mrs. Furs, Odeeh, Paul Smith, Pierre Balmain, Plein Sud, Ralph Lauren, Ralph Lauren Collection, Roberto Collina, Sanaz Shiraz, Schacky and Jones, Schneiders by Peter Pilotto, Shiatzy Chen, Stephan Schneider, Superfine, Talbot Runhof, Utzon, Zuhair Murad Marken Herren: Aquascutum, Carven, Cycle, Della Ciana, Lacoste, Ermanno Scervino, Comme des Garçons, Pierre Balmain, Pyrenex, Windsor Taschen, Schuhe, Accessoires: Alberto Fasciani, Bally, Burberry London, Camilla Skovgaard, Gabriele Frantzen, Hunter, Isajon, Loewe, N.D.C., Pollini, Priyanka, Ralph Lauren, Santoni, Tod’s Sunglasses
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Architektonisch inspiriert ist The Loft von der Idee des offenen, luftigen Raums ohne Mauern und Wände.
Im Westen wirklich was Neues! KaDeWe / Berlin. Der Ku’damm ist wieder im Kommen, der Boulevard boomt! Zumindest hat die Berliner Flaniermeile eine neue Attraktion. Die dritte Etage des Berliner Luxuskaufhauses KaDeWe präsentiert sich in neuem Gewand: Weniger Wand, mehr Loft. Text: Janine Dudenhöffer. Fotos: KaDeWe
Mode ist Wandel – sonst wäre es ja Stil – und so sind es auch die Häuser, die Mode verkaufen. Allen voran das Kaufhaus des Westens, dessen imposantester Umbau seit der Gründung 1907 durch Adolf Jandorf nun Ende September eingeweiht wurde. Ein Meilenstein, ein „Upgrade“ wie die Geschäftsführerin Ursula Vierkötter die neuen Räume des Luxus-Liners kontemporär bezeichnet. 20 Prozent der 60.000 Quadratmeter Ladenfläche wurden komplett neu gestaltet. Der Boutiquen-Boulevard im Erdgeschoss erinnert an Nobeladressen wie Selfridges in London oder Galeries Lafayette in Paris, der Beauty-Bereich mit
Nischendüften ist alles andere als eine Nische und der 20.000 Quadratmeter umfassende dritte Stock trägt jetzt sogar einen eigenen Namen: The Loft. Wie es der Begriff Loft impliziert
Zwei Jahre lang hat man daran gefeilt, in der dritten Etage einen Accessoiretempel ansprechend und zeitgemäß zu präsentieren. Verantwortlich ist das Design büro Interstore Design in Kooperation mit der Dioma AG. Gemeinsam wurde eine luxuriöse und überraschende Inszenierung für Schuhe, Lederwaren, Accessoires und auch Lingerie geschaffen, zum Beispiel durch wandelbares Interieur. „Im Vordergrund steht die Möglichkeit, mit den Produkten zu spielen, zu variieren und diese immer wieder neu ins beste Licht zu stellen“, erklärt Marco Dionisio, Visual-Merchandising-Experte der Dioma AG. Für HighlightInszenierungen wurden beleuchtete Vitrinen verwendet, in denen Schuhe wie individuelle Einzelstücke wirken: Ein Prada in der Vitrine gleicht einem Picasso in der Galerie. Warenpresenter im Vintage-Look passen
zu softem Designerteppich mit barocken Ornamenten. Schimmerndes Metall und Sandstein harmonieren mit Akzenten aus hellem Holz. Geschickt platzierte Spiegel vergrößern den Raum. Irgendwo dazwischen räkelt sich Model Julia Stegner auf den Werbeplakaten zur Neueröffnung des Loft. Luxus und Perfektion auf ganzer Linie
„Es gibt kein Patentrezept für die perfekte Präsentation von Accessoires. Entscheidend ist, dass sich die Kundin wohl fühlt“, so Beni Heiden, Creative Director Inter store Design. Quasi Shopping mit Wellnesseffekt. Ähnlich dürften auch Strategen und Bauingenieure empfinden: The Loft entsprach bei der Eröffnung exakt den Plänen der ersten Stunde. Und das ist bei Großbauprojekten in Berlin wirklich mal was Neues!
Bei der Umsetzung der Idee eines Luxus-Lofts in der dritten Etage lagen Beni Heiden, Designbüro Inter store Design, und Marco Dionisio, Dioma AG, vom ersten Moment an mit der KaDeWe-Geschäftsleitung und dem Projektteam auf einer Linie.
KaDeWe Tauentzienstraße 21–24, 10789 Berlin/Deutschland, T 0049.30.21210, www.kadewe.de Eröffnung: 1907 Grand Re-Opening: September 2012 Geschäftsführerin: Ursula Vierkötter Inhaber: Nicolas Berggruen Mitarbeiter: 2.000 Verkaufsfläche gesamt: 60.000 qm Eigene Schuhshops: u. a. Jimmy Choo, Miu Miu, Prada, Yves Saint Laurent Accessoires: u. a. Aigner, Alexander Wang, Anya Hindmarch, Burberry, Chloé, Diane von Furstenberg, Loewe, MCM, Michael Kors, Mulberry, Rachel Zoe, Salvatore Ferragamo, Tory Burch, United Nude, Unützer, Victoria Beckham „The New Luxury“ Boutiquen-Boulevard: u. a. Burberry, Céline, Chanel, Dior, Fendi, Louis Vuitton
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Das Gestaltungskonzept von Monox lenkt den Blick auf das Wesentliche: ausgesuchte Sneakers und Streetwear.
Mutig war’s schon Monox / Aachen. Es gibt einen neuen Fixpunkt auf der internationalen Sneakers-Karte: Aachen. Mit dem Monox eröffnete dort der erste Sneaker-Store in der Region, ein fruchtbares Konzept für diesen unberührten Boden. Text: Isabel Faiss. Fotos: Monox Store
„Wahrscheinlich hatte vor uns einfach keiner den Mut, so ein Konzept in einer Kleinstadt wie Aachen mit 240.000 Einwohnern zu versuchen. Davon profitieren wir jetzt, weil wir die ersten sind und unser Einzugsgebiet weit über Aachen und das Dreiländereck hinausreicht“, sagt Mohamed „Mo“ Ben Hamou, Inhaber und Gründer der im Juli 2012 eröffneten Sneaker-Boutique Monox. Als größte Herausforderung hat sich in den ersten Wochen nach der Eröffnung die Gestaltung des Sortiments herausgestellt. Denn ohne auswertbare Erfahrungswerte – Monox ist als Konzept eine Premiere in Aachen und Ben Hamou ist als gelernter Onlinemarketing-Spezialist ebenfalls Neuling auf dem Gebiet – ist es eine Frage des Fingerspitzengefühls, wie progressiv die Ware sein darf, um die Kunden zwar anzusprechen, aber nicht zu verschrecken. Denn da macht sich Ben Hamou nichts vor: Viele seiner Kunden muss er an Sneakers erst heranführen. Balanceakt
Wie mutig kann man sein, um seine Kunde zwar zu reizen, 213 style in progress
aber sie nicht zu verschrecken? „Sneakers sind hier erst seit wenigen Jahren ein großes Thema. Vor vier, fünf Jahren war das die Leidenschaft einer kleinen, eingefleischten Fangemeinde. Ich bin selbst im Kreis Aachen aufgewachsen und wenn ich Sneakers kaufen wollte, hieß das im Klartext, dass ich im Zug nach Köln oder Düsseldorf saß. So entstand die Idee, einen guten Laden vor die Haustür zu holen. Seitdem stellen sich viele die Frage, warum eigentlich niemand früher schon auf diese Idee kam.“ Gut Ding will Weile haben
Im Einsstiegspaket enthalten waren natürlich die großen Marken als Zugpferde, wie Adidas, Nike, Asics und Onitsuka Tiger. Von dieser Basis ausgehend, möchte sich Ben Hamou immer näher an die Nachfrage seiner Kunden, aber auch an deren Bereitschaft für neue Marken herantasten. Ein erster Versuch mit der Marke Clae war ein voller Erfolg. „Die Kunden haben diese Marke sofort verstanden“, erklärt er. Dass er dem Aachener Publikum keinen Flügelschuh à la Jeremy
Scott vorsetzen kann, darüber macht sich Ben Hamou keine Illusion. Herrlich bodenständig geht er an den Einkauf heran. Übrigens auch ein Kernthema seiner Ladengestaltung, über die er im Voraus ein Jahr lang grübelte. Ein einstiges Highlight, der mit Kunstharz im Wet-Look lackierte Boden, schreckte einige Kunden ab, die dachten, der Boden sei noch nass vom Umbau. Also entschied er sich dafür, kontraproduktives Design außen vor zu lassen und dafür die Sneakers selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Trotz inzwischen stumpf geschliffenem Boden hat der Laden dadurch nicht an Glanz verloren.
Monox Franzstraße 50 52064 Aachen/Deutschland www.monox-store.com Eröffnung: Juli 2012 Inhaber: Mohamed Ben Hamou Mitarbeiter: 2 Verkaufsfläche: 70 qm Marken: Adidas, Asics, Clae, Nike, Onitsuka Tiger
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Mode und Kunst unter einem Dach The Space / Paris. Mit der Eröffnung des Concept-Stores The Space im 6. Pariser Arrondissement beweisen die beiden Gründerinnen Tallulah Rufus Isaacs und Julia Van Hagen, dass Mode und Kunst untrennbar zusammengehören. Text: Jeanette Fuchs. Fotos: The Space, Anouska Beckwith
The Space nennt sich der von Tallulah Rufus Isaacs und Julia Van Hagen gegründete ConceptStore im Arrondisement du Luxembourg in Paris. Mit der Eröffnung im Oktober 2012 haben die beiden 25-jährigen Gründerinnen ihre Vision, Mode und Kunst unter einem Dach zu vereinen, auf nur 50 Quadratmetern verwirklicht. „Wir sind der Meinung, dass beides so verschieden nicht ist und daher an einem Platz zusammengeführt werden soll“, erklärt Tallulah Rufus Isaacs. „Beide Elemente haben denselben Ursprung und beides ist Ausdruck von Stil und Geschmack – auch wenn Kunst den saisonalen Charakter von Mode überdauern mag.“ Multikulturelles Flair
Der englische Name des Stores soll die Pariser neugierig machen, aber auch jene Internationalität demonstrieren, von der die Inhaberinnen geprägt sind. Während Tallulah Rufus Isaacs, Tochter
Die Vision, Kunst und Mode unter einem Dach zu vereinen, wurde mit dem ConceptStore The Space im 6. Arondissement in Paris Wirklichkeit.
eines amerikanischen Musikproduzenten und eines norwegischen Models, bereits in jungen Jahren mit Mode in Berührung kam und in Los Angeles, Rom und New York Station machte, wuchs Julia Van Hagen als Tochter eines britischen Anwalts und einer deutschen Kunstsammlerin in Paris auf. Sie organisierte Kunstausstellungen in Berlin und Basel und führte Sammler im Rahmen des Projekts Art Bus durch die Pariser Kunstszene. International ist auch die Klientel, die ihren Weg in den Concept-Store findet: „Unsere Kundinnen suchen nichts, das einfach nur zu ihrer Garderobe passt, sondern vielmehr Dinge, die hervorstechen. In unserem Sortiment finden sich neben bereits bekannten Künstlern und Designern auch Newcomer, deren Stücke man gerne sammelt und in welchen man ein Stück Paris entdeckt“, erzählen die Store-Inhaberinnen. Charme statt Perfektion
The Space soll Platz für Individuelles bieten, das man nirgendwo sonst findet: „Wir verkaufen Objekte von Künstlern, mit welchen wir eng zusammenarbeiten, wie beispielsweise Jade FourèsVarnier – ihre Eiskühler gibt es nur bei uns“, so Isaacs. Wer auch immer nach besonderen Stücken sucht, soll sie bei The Space finden – ob handgemachte Hüte von Victoria Grand oder Taschen
von Delphine Delafon. Neben Ein- und Verkauf zeichnen die beiden Freundinnen auch für das Store-Design verantwortlich: „Wir machen alles selbst. Sollten wir das Gefühl haben, etwas muss verändert werden, dann tun wir das einfach. Veränderung ist Teil unserer Idee und lässt immer wieder neue, einzigartige Atmosphären entstehen“, sind sich die Unternehmerinnen einig. Zeit, Raum und Gegensätze
„Mode soll Spaß machen und darf nicht allzu ernst genommen werden“, ist Tallulah Rufus Isaacs überzeugt. Allerdings betont sie auch die Wichtigkeit, Zeit und Können wertzuschätzen, das ein Designer in jedes einzelne Werk investiert. Eine Philosophie, der sich auch Julia Van Hagen anschließt: „Bei Kunst geht es darum, sich in ein Stück zu verlieben, das man immer wieder betrachten möchte. Es gilt daher, die Geschichte und Botschaft eines Künstlers zu kennen, die den Käufer persönlich ansprechen muss.“ Bieten 50 Quadratmeter ausreichend Platz für Zukunftspläne? Und ob: Von weiteren Concept-Stores in aller Welt ist die Rede, von Pop-up-Ideen und einer eigenen Bekleidungslinie. Mit unkonventionellem Zeitund Raumverständnis machen die beiden ambitionierten Kreativtalente klar, dass The Space erst der Anfang ist.
Zwei wie Kunst und Mode: Die Gründerinnen Tallulah Rufus Isaacs und Julia Van Hagen.
the space 21 rue Bonaparte, 75006 Paris/Frankreich Eröffnung: Oktober 2012. Inhaberinnen: Tallulah Rufus Isaacs, Julia Tinkerbell Van Hagen. Mitarbeiter: keine. Verkaufsfläche: 50 qm. Marken: Air Fur, Anabelle Dexter Jones, Aperlai, Austique, Constance Boutet, Faith Connexion, Lou de Testa, Nichole de Carle, Rutzou, Vivienne Westwood. Accessoires: Annelise Michelson, Bex Rox, Delphine Delafon, Meli Melo, Nina Peter, Sylvia Toledano, Twins for Peace, Victoria Grant. Kunst und Design: Atelier Hapax, Jade Fourès-Varnier, Worldwide Women
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Ich bin stolz auf die Modebranche
J
a, das ist in einem Satz mein Resümee nach vier großartigen Tagen in Berlin. Ich bin stolz darauf, wie unsere Branche auf ein mehr als durchwachsenes Jahr 2012 mit einem im Schnitt unerfreulichen Winter- und Weihnachtsgeschäft reagiert hat. Die Sorge, zum Auftakt der Messerunde auf eine Mischung aus Nervosität, Gejammer und Mutlosigkeit zu treffen, war nicht unrealistisch. Das genaue Gegenteil war der Fall. Hoch erhobenen Hauptes besannen sich alle ihrer Stärken und stellten sich konzentriert und beinahe lustvoll der Herausforderung, das Ruder herumzureißen. Das begann bei den Marken und Produzenten, die in einer noch nie gesehenen Dichte ein Angebot auf den Tisch legten, das in seiner Wertigkeit und Innovationskraft ganz offensichtlich geeignet war, die Einkäufer aus der Reserve zu locken und zu begeistern. Das setzte sich bei den klug differenzierten Messen
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selbst fort, die in ihrer Gesamtheit eine so umfangreiche und hervorragend aufbereitete Informations- und auch Businessplattform boten, wie sie für uns alle essenziell und unverzichtbar ist. Noch einmal: Wir brauchen starke Messen, wir haben sie. Und zwar genau am richtigen Standort. Stolz bin ich aber vor allem auf den Handel. Alle Klischees wurden Lügen gestraft. Keine Sätze wie „Ach lass mal, ich schau mir das dann im Showroom an“ oder „Bleib mir bloß vom Leib mit Neuem. Brauch ich nicht.“ Stattdessen Offenheit, Neugier und Lust auf Veränderung. Die eigene Beobachtung und viele Gespräche zeigten, die Einkäufer gingen richtig offensiv an die Ware, wollten fühlen und begreifen, im doppelten Wortsinn. Neues, Unbekanntes wurde als Chance begriffen, nicht als Risiko. Alle haben also erkannt, dass die Reaktion auf schlechte(re) Zeiten nur sein kann, besser zu werden.
Nun ist zu hoffen, dass dieser Schwung und diese Offenheit Bestand haben, wenn es gilt, die vielen positiven Erkenntnisse dieses großartigen Starts konkret aufs Papier zu bringen. Ich wünsche daher allen eine mutige, kluge und daraus folgend erfolgreiche Ordersaison und eine sichere Hand für die richtige Qualität und Quantität. Und: Wir arbeiten in einer tollen Branche! Fakt! Herzlichst Ihr Stephan Huber
Autoren Daniela Angerbauer Thesy Kness-Bastaroli Janine Dudenhöffer Petrina Engelke Isabel Faiss Jeanette Fuchs Linda Glezendanner Ina Köhler Jule Lauber Mirva Lempiäinen Adam Kane Macchia Amanda Moss Kay Alexander Plonka Katja Weiland von Ruville Nicoletta Schaper Juliana Sohn Lisa Trautmann Dörte Welti Fotografen/Illustratoren Benjamin Lindenkreuz Rene Fietzek Esther Gebauer Sammy Hart Katja Hentschel Julian Hentzler Andrea Krizmanich James Lacey Bernhard Musil Terhi Ruuskanen David Sailer Peter Schaffrath Bildbearbeitung Anouk Schönemann anouk.schoenemann@ucm-verlag.at Anzeigenleitung Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Verlagsassistenz, Vertrieb Sigrid Staber sigrid.staber@ucm-verlag.at Christina Hörbiger christina.hoerbiger@ucm-verlag.at Lektorat Johannes Seymann Übersetzung Petrina Engelke, transmit-Deutschland Druck Laber Druck, Salzburg Druckkoordination Manfred Reitenbach Bankverbindung Volksbank Salzburg 105 627 BLZ 45010 Nächste Ausgabe 24. Juni 2013
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