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FRÜHJAHR SOMMER 13

Rote Preise = Ware Scheiße. Wie verkäuflich darf’s denn sein? /// Alleinstellungsmerkmal Mensch. Fachhandel braucht den Human Touch /// Kult & Kommerz. Wege aus der Rabattfalle!

# 3.2012

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„Qualität ist die Basis der Kreativität.“ Carla e Franca Sozzani € 6,90






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In den Bergen. In der Stadt. Wo immer ich bin Ist auch sie – Die Sehnsucht. Die mich treibt. Hinaus in die Natur Und in Wahrheit doch Immer weiter hinein zu mir selbst. Und zu Dir.

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006 EDITORIAL

Blick nach vorne

Franca und Carla Sozzani, Italiens wohl einflussreichste Schwestern. Foto: Sara Scanderebech

Liebe Leserinnen und Leser, Gründe, seinen Blick auf das Vergangene zu richten, findet man aktuell genug: Denn es ist eine ungewisse Zukunft, in die Europas Wirtschaft aufbricht. Und es ist keine leichte Zeit, Bekleidung an die Frau und den Mann zu bringen. „Wer braucht heutzutage noch eine neue Jacke?“, fragt Franca Sozzani, im style in progress Longview (ab Seite 058). Der Sprengkraft dieser Frage ist sich die intelligente Chefredakteurin der italienischen Vogue durchaus bewusst. Denn auch sie weiß, dass der Reichtum der Zunft, die sie Monat für Monat in ihren Ausgaben feiert, vielfach auf dem blinden und unhinterfragten Konsum der vergangenen Jahre fußt. Und doch ist es greifbar, dass die Mode sich neu definieren muss, wenn sie in Zukunft Begehrlichkeiten wecken will wie anno dazumal. Dazu gehört eine große Portion Ehrlichkeit und Sensibilität den Kundenwünschen gegenüber. Nur weil etwas blinkt, glitzert und mit Marketingversprechen aufgeladen ist, ist es längst noch nicht Objekt der Begierde. Carla Sozzani, mit ihrem Laden 10 Corso Como so etwas wie die Begründerin des ConceptStores, konstatiert: „Alleine das Wort Luxus ist schon alt.“ Und doch liegt im Alten viel Wert, den es für die Zukunft neu zu definieren gilt. So wundert es kaum, dass die erfolgreiche italienische WP Lavori Gruppe mit dem Kauf der englischen Traditionsmarke Baracuta (Ein besonderes Geschenk, ab Seite 089) nicht auf Geschichte setzt, sondern auch auf ein Produkt, das den Bedürfnissen der aktuell so preissensiblen Kunden entgegenkommt. Jacken, die auch morgen nicht aus der Mode kommen. Diesem Heilsversprechen und seinem kommerziellen Erfolg spürt unser Autor Kay Alexander Plonka in seinem Artikel (Der Reiz des Besonderen, ab Seite 068) nach. Dass aus einer kurzen Geschichte nun eine lange werden soll, erklärt das neue Führungsteam der Marke Deyk („Wir müssen mehr bieten“, ab Seite 082). Preise, Lieferzeiten, Rabatte – ein heiß diskutiertes Thema beim style in progress Salongespräch (Pauschalrabatte sind der Todesstoß, ab Seite 108). Und weil eine intelligente Runde auch intelligentes hervorbringt, sprechen wir eine unbedingte Leseempfehlung aus. Der Handel und seine aktuellen Herausforderungen als roter Faden dieser Ausgabe – nein, unseres Magazins – findet auch in anderen Artikeln Würdigung. So spricht zum Beispiel Theresa Minatti-Einwaller über ihre Traumvorstellung von gut aufgeteilten Lieferterminen (Vier + Weihnachten, ab Seite 120). Weil wir unsere eigenen Traditionen auch immer wieder erneuern wollen und müssen, bringt diese Ausgabe von style in progress in vielen kleinen Details Neues: Zwei neue Rubriken sollen Sie noch ein bisschen mehr hinter die Kulissen blicken lassen (That’s my job, ab Seite 124, Backstage, ab Seite 106). Auch personell haben wir Neues zu vermelden: Alexandra Hawel folgt Nicolette Scharpenberg als Managing Editor: Ein herzliches Willkommen im Team, liebe Alexandra! Die Summe aus dem inhaltlich und personell Neuen tut uns, wie wir meinen, sichtlich gut – und doch ist es die Mischung mit allem Bewährten und Verlässlichen, die in unserem Magazin wie im Handel und im Leben erst die Basis schafft, nach vorne zu blicken. Was Sie unbedingt tun sollten, besonders, wenn Sie ihre Messebesuche starten und unter unklaren Vorzeichen für eine unbestimmte Zukunft ordern. Halbe Bekenntnisse helfen jetzt nicht weiter, sondern nur ein klares, entschlossenes: Ja, ich will. Mitgestalten an einer Zukunft, für die wir alle selbst verantwortlich zeichnen. Viel Vergnügen beim Lesen, Ihr Team von style in progress

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008 INHALT

058 Franca und Carla Sozzani über die Qualität der Selektion.

068 Kultmarke werden oder sich hemmungslos der Nachfrage öffnen?

108 Preiserotik und das Haifischbecken Internet – Tophändler diskutieren.

THE LONGVIEW

058 Die Auswahl macht den Unterschied style in progress im Gespräch mit Carla und Franca Sozzani CONCEPT 068 Der Reiz des Besonderen Kultmarken – der Schlüssel zum Erfolg 074 „Wir versuchen nicht, uns ständig neu zu erfinden“ Philippe Dugardin über Bodenständigkeit und Kontinuität bei Aigle 076 Die Profis Alberto feiert Jubiläum

089 Ein besonderes Geschenk Baracuta segelt ab sofort unter italienischer Flagge 090 Die Preisschlacht Wie Rotstiftpreise und Reduktionen den Markt bestimmen 096 Spaß am dornigen Weg Minimum wandelt auf der richtigen Spur 098 Die Zukunftsweiser Modernisierung und neue Ziele bei Gloriette

078 Blue Chip Blauer USA setzt auf Evolution in der Kollektion und Markenbildung

100 Qualität mit Tradition Wolverine steht für qualitativ hochwertige Produkte seit über 125 Jahren

080 Luxus ist heute anders Baldessarini auch wirtschaftlich auf Erfolgskurs

102 Respekt, großer Tiger! Respekt als Geheimnis des Erfolgs bei FTC

082 „Wir müssen mehr bieten!“ Sorgfältig geplantes Comeback von Deyk

104 Fashion trifft Charity Handeln ist Gold – Mala & Mad tut Gutes mit Street Art

084 Guess – wer hätte das gedacht? Das Kultlabel wird 30

106 Backstage Ein Blick hinter die Kulissen bei Philippe Model

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010 INHALT

128 Stadt. Land. Berg. Wenn alpine Tradition auf Sportswear mit Heritage trifft.

136 Die Hose im Fokus von Stefan Milevs Kamera.

OPINION 108 Pauschalrabatte sind der Todesstoß Tophändler im Salongespräch mit style in progess 120 Vier + Weihnachten Theresa Minatti-Einwaller über ihren idealen Order- und Lieferrhythmus 124 „Es geht nur zusammen“ That’s my job, Think Inc. Inhaber Holger Petermann 126 Rote Preise = Ware Scheiße! Ein Gastkommentar von Manuel Rivera FASHION & INSPIRATION 128 Stadt. Land. Berg. Die Magie einer traditionellen Note 136 Aiming high Die Hosen hoch 144 Die Farbe Weiß Weiß und Non-Colours als Trend LOOK & FEEL 152 Der beste Herrenausstatter der Stadt Ein hochgestecktes Ziel für Pelikamo in Zürich

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144 Nude und Weiß als Gegentrend zum aktuellen Farbrausch.

154 Handwerk trifft Hipster Joinery, gekonnter Mix aus Trends und Handwerkskunst 156 Bento Box & Matcha Tee Oukan Berlin, wie aus einer japanischen Teebar ein Concept-Store wurde 158 Sehen und gesehen werden Mediterraner Jetset bei Louis Maximilian in Amsterdam 160 Der Wandel als Konstante Dahm & Schädler, clean und modern in Trier 162 Anziehende Gegensätze Lola im Ersten, Mailand, London und Paris in Wien 164 Modern, aber nicht modisch Schmitt & Lair, Komplettumbau in Innsbruck 166 Reißverschluss hoch und her mit dem Champagner! Neuer Lifestyle bei Daen’s in Utrecht

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SHORTCUTS Josef Einwaller AUF DEM GIPFEL Elegant steht Vitali Klitschko gut.

Steile Anstiege, raue Stürme und das Risiko hat Josef Einwaller nie gescheut – im übertragenen Sinn ebenso wie wortwörtlich. Seit über 20 Jahren ist der Innsbrucker Vorzeigehändler jedes Jahr im Himalaya unterwegs, hat dort viel gesehen und erlebt. Unter den Sherpa hat er mittlerweile enge persönliche Freunde, die er auch mit Projekten unterstützt. Ende Mai hat Josef Einwaller den Gipfel des Mount Everest erreicht und dabei auch gespürt, wie sich am Dach der Welt Triumph und Tragödie nahe sind. Dass er ebenso glücklich wie nachdenklich zurückgekehrt ist, passt zu einem Mann, der immer wesentlich weiter als bis zum eigenen Tellerrand geblickt hat. Ich will und darf Josef Einwaller an dieser Stelle aber auch einfach mal so zu einer großartigen persönlichen Leistung gratulieren. Stephan Huber

Josef Einwaller auf dem Gipfel des Mount Everest.

„Wir freuen uns, das Zehn-Jahres-Jubiläum von Peuterey mit so einem innovativen Projekt feiern zu können“, so Francesca Lusini, Präsidentin, und Riccardo Coppola, Creative Director and Managing Director der Peuterey Group.

Peuterey ZUM ZEHN-JAHRES-JUBILÄUM: LAUNCH EINER LIMITED EDITION Zehn Jahre Peuterey: Das muss gefeiert werden, und zwar mit einer Limited-Edition-Kollektion für Herbst/Winter 2012/13. Industrial Designer Karim Rashid und Künstler Terence Koh kooperierten für dieses Projekt. Hohe Qualität, Stilsicherheit und avantgardistische Einflüsse – Charakteristiken, die Peuterey seit seiner Gründung im Jahr 2002 auszeichnen – werden in der Limited Edition auf moderne Weise neu interpretiert. Die 200 Teile umfassende Kollektion für Männer und Frauen wird über den Peuterey Flagship-Store in Mailand und ausgewählte Multibrand-Stores weltweit erhältlich sein. www.peuterey.it

Closed KOSTAS MURKUDIS WIRD CREATIVE DIRECTOR Closed darf schon bald einen neuen Creative Director begrüßen: Ab der Wintersaison 2013/14 übernimmt der Designer Kostas Murkudis die kreative Leitung der Damenkollektion. Der Modeschöpfer mit griechischen und deutschen Wurzeln studierte Modedesign am Lette-Verein in Berlin und arbeitete im Anschluss an sein Studium eine Saison bei Wolfgang Joop. Danach war er sieben Jahr an der Seite Helmut Langs tätig. Seit Ende der 1990er-Jahre entwirft Murkudis eigene Kollektionen, die bereits mehrfach auf der Pariser Modewoche präsentiert wurden. Sein privater und beruflicher Mittelpunkt ist Berlin. www.closed.com

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Floris van Bommel VERTRIEBSTEAM IN DEUTSCHLAND IST KOMPLETT Seit Anfang 2012 organisiert die Schuhmanufaktur Van Bommel Since 1734 den Sebastian Wachtel, neuer SalesVertrieb für den deutschen Manager für Norddeutschland. Markt in Eigenregie. Das Vertriebsteam in Deutschland ist nun komplett: Rund um Commercial Director Pepijn van Bommel und Exportmanager Patrick Meijers verstärken Etienne Manderveld und Sebastian Wachtel das Team. Der 39-jährige Manderveld war davor bereits drei Jahren in den Niederlanden für das Label tätig und besetzt nun offiziell die Position des Sales-Managers für Süddeutschland. Erfahrung sammelte er unter anderem bei s.Oliver. Sebastian Wachtel ist seit Beginn der Saison SalesManager für Norddeutschland. Der 32-Jährige war bereits für Adidas, K-Swiss und G-Star Raw Footwear tätig. www.florisvanbommel.com


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018 SHORTCUTS

Alberto FIT MIT DEM FIT-CHECKER Gute Passformen sind die Visitenkarte des Hosenspezialisten Alberto. Um es den Einkäufern und Konsumenten jetzt noch einfacher zu machen, die entsprechenden Passformen auszusuchen, hat das Unternehmen Ende Mai sein neues Konzept Fit-Checker eingeführt. Ab Herbst 2012 stehen dafür Passformexperten direkt am PoS zur Verfügung und präsentieren anhand eines innovativen Schablonensystems die unterschiedlichen Fits. Damit möchte das Unternehmen auch seine Servicekompetenz für den Fachhandel unterstreichen und seine Kunden aktiv im Verkauf unterstützen. Sachkundige Custom-Manager wollen bei dieser Gelegenheit auch das Personal auf den Flächen hinsichtlich deren Beratungskompetenz schulen. Die von einem Fit-Checker ausgebildeten Berater sollen anschließend mit einem Button ausgezeichnet werden. Die Aktion ist vorerst auf eineinhalb Jahre angelegt. www.fit-checker.de

Very British: Was 1894 als Geschäft namens J Barbour & Sons begann, wird heute in fünfter Generation immer noch als Familienunternehmen geführt.

Barbour NEUER SHOWROOM IN MÜNCHEN Im Jahr 1894 gegründet, steht das britische Label Barbour für klassische und funktionelle Kleidung – von Jacken über Shirts bis hin zu Strickware. Ab 1. Juli 2012 ist die Kollektion für Damen, Herren und Kinder auch im neuen Showroom in München zu sehen. Auf 400 Quadratmetern in unmittelbarer Nähe zur Münchner Innenstadt ist der Schauraum in der „Neuen Balan“ angesiedelt, einen großen Gewerbe- und Büropark, der auch Campus der Ideen genannt wird. Dariusz Majchrzak ist seit April 2012 Sales Representative bei Barbour und wird Kunden in Süddeutschland von München aus betreuen. www.barbour.com

Prime Shoes AUF ERFOLGSKURS Gegründet wurde die Prime Shoes GmbH 1993. Mittlerweile hat sich das Unternehmen zu einem der größten Lieferanten rahmengenähter Schuhen im deutschsprachigen Raum entwickelt und wächst seit Jahren zweistellig. Das Geschäftsmodell basiert auf zwei Marken: Detlef W. Stichling, Geschäftsrahmengenähte Schuhe und die führer der Prime Shoes GmbH. 1998 lancierte, trendorientierte Schuhmarke Hamlet. Beide Marken befinden sich preislich im Segment der gehobenen Mitte. Für das Geschäftsjahr 2011/12 wird ein Gesamtumsatz beider Marken von 4,2 Millionen Euro erwartet, was eine Steigerung von knapp 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeuten würde. Für das kommende Geschäftsjahr mit Beginn 1. Juli 2012 erwartet die Prime Shoes GmbH ein Umsatzplus von zirka zehn Prozent, welches aus Retail und Wholesale sowie aus den Geschäftsbereichen Vororder und NOS resultieren soll. Das Handelspartnernetz des Unternehmens ist seit jeher selektiv, im Jahr 2009 begann Geschäftsführer Detlef W. Stichling sich auch als Franchise-Geber zu engagieren. „Die zunehmende Bekanntheit der Marke, auch bedingt durch die Citylagen, strahlt positiv auf den Handelspartner vor Ort ab. Ein erfreuliches Geschäft auf beiden Seiten“, so Stichling. www.prime-shoes.com

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Markus Höhn und RalphMichael Nagel vor dem Lodenfrey Verkaufshaus.

Lodenfrey SOZIAL ENGAGIERT Das Traditionshaus Lodenfrey München am Dom unterstützt Children for a better World e.V. Am 7. Mai wurde die offizielle Sammelphase für die Charity-Aktion Buy my dress gestartet. Die Aktion findet bereits zum zweiten Mal statt. Über einen Zeitraum von fünf Wochen wurden hochwertige Kleider und Accessoires an ausgewählten Stellen in München und Umgebung gesammelt. Im Anschluss an die fünfwöchige Sammelaktion fand am 15. und 16. Juni 2012 das Charity-Event Buy my dress im Palais Montgelas im Bayerischen Hof statt, wo die gesammelten Stücke günstig erworben werden konnten. Das Ziel: Spender gewinnen Platz im Kleiderschrank, Schnäppchenjäger können günstig shoppen und tun damit auch noch Gutes. Denn der Erlös geht auf direktem Weg an in Armut aufwachsende Kinder in Deutschland. www.lodenfrey.com.


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020 SHORTCUTS

Liebeskind Berlin AUF IN DIE MOZARTSTADT Am 3. Mai 2012 war es soweit – der erste Liebeskind Berlin Store in Salzburg öffnete seine Tore. Umgeben von kleinen Cafés und Modeboutiquen schmiegt sich der rund 200 Quadratmeter große Store in die Häuserreihe der Linzer Gasse – eine der bekanntesten Einkaufsstraßen Salzburgs. Nebst exklusiven Liebeskind Berlin Taschen gibt es auch andere Accessoires der Marke wie Schals, Schuhe und Gürtel. Das Shopdesign ist schlicht-elegant und setzt auf klare Linien. Bei der Eröffnungsfeier erhielten die ersten 1.200 Besucher Lederarmbänder als Gastgeschenk. Currywurst und Berliner Bier durften beim stilechten Einstand nicht fehlen. Dem neuen Store in Salzburgs Innenstadt waren Eröffnungen am 31. März in Paris in der Vieux Colombier im sechsten Arrondissement und am 7. April auf Sylt in der Friedrichstraße in Westerland vorausgegangen. www.liebeskind-berlin.com Marc O’Polo internationalisiert sein Erfolgskonzept.

Marc O’Polo AUF EXPANSIONSKURS Das Premium-Lifestyle-Label Marc O’Polo intensiviert seine Präsenz am europäischen Markt: zwei neue Stores in Paris, ein neuer Store in Brüssel, drei neue Stores in Warschau. Am 15. August wird in Amsterdam der erste Marc O’Polo Store der niederländischen Hauptstadt eröffnet. Aber auch in Deutschland passiert einiges: Neue Shops sowie Renovierungsarbeiten befinden sich teils noch in Planung, werden teils schon umgesetzt. So wird zum Beispiel der bisher größte Shop in der Münchner Theatinerstraße im Sommer umgebaut und soll erstmals das neue Store-Konzept der Marke präsentieren. Am russischen Markt arbeitet Marc O’Polo mit einem neuen Distributeur zusammen: LVB, einer der größten Luxusgüterdistributoren Russlands, Tochter der JamilCo-Group. www.marc-o-polo.at

Der Liebeskind Berlin Store in Salzburg – Taschen perfekt in Szene gesetzt.

A Fish Named Fred FREISCHWIMMER-TEST BESTANDEN Für insgesamt drei Wochen eröffnete am 3. Mai der erste Pop-up-Store des holländischen Hemdenspezialisten A Fish Named Fred in Amsterdam. Passend zur farbenfrohen Kollektion der Marke wiesen bunte Luftballons aufgehängt an Fischerhaken den Gästen den Weg in den Store. Ein Happening, das anschließend über sämtliche Fotoblogs weltweit lief. Vom Erfolg dieser ersten Feldstudie bestätigt, plant Inhaber und Markengründer Rob Schalker bereits den zweiten Fred Act in Form eines Pop-up-Stores parallel zu den Olympischen Spielen und dem Pensinsula Festival in London. Denn das Thema des Festivals lautet passend: „In Touch with the Dutch.“ Vom 27. Juli bis 12. August wird die Marke die Crew, alle Musiker und Moderatoren des Festivals mit eigens kreierten T-Shirts ausstatten. Zusätzlich arbeitet das Team um Rob Schalker bereits an einem Store-Konzept für Korea und darauf aufbauend auch für Europa, wo der Fokus im ersten Schritt aber auf Shop-in-Shop-Konzepte gelegt wird. Neben den Niederlanden wird die Kollektion in Spanien, Österreich, Deutschland, Belgien, Irland und Südkorea vertrieben. www.afishnamedfred.com

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Marlino ZWEIGETEILT Die Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2013 bringt bei Marlino Veränderungen mit sich. Die bis dato unisex konzipierte Jackenkollektion wird es in Zukunft für Damen und Herren geben. Dabei wird bei Damen besonders auf eine feinere Linie und eine figurbetonte Silhouette geachtet – Herrenmodelle werden kerniger. Auch online gibt es News: Anstatt auf der Webpräsenz mit Produktfotos zu werben, werden die Jacken Typisch Marlino: Jacken und Parkas nun in Videopräsentationen im Casual-Look, der durch spezielle Färbeverfahren der sorgfältig ausgevorgeführt. So werden Bewählten Stoffe entsteht. sonderheiten der Kollektion sichtbar. Marlino arbeitet derzeit erfolgreich mit Vertriebsagenturen in Deutschland, Schweden, Norwegen, Holland und der Schweiz zusammen. Für UK und den österreichischen Markt ist das Label noch auf der Suche nach Vertriebspartnern. www.marlino.de


THE GALLERY DUESSELDORF 28. – 31. JULY 2012 WINDSOR SHOWROOM KAISERSWERTHER STRASSE 183 40474 DUESSELDORF TEL.: +49(0)211-516 166-0

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BREAD & BUTTER BERLIN 04. – 06. JULY 2012 AIRPORT BERLIN-TEMPELHOF L.O.C.K. AREA / L27


022 SHORTCUTS

Add NEUES HEADQUARTER IM HERZEN MAILANDS Das Label Add, produziert von Comei & Co, hat ein neues Headquarter im Herzen von Mailands Mode- und Designviertel bezogen. Entworfen und realisiert wurde das Studio von den Architekten Pagani Perversi. Comei & Co plant seiner engen Verbindung zu Kunst treu zu bleiben und unterstützt weiterhin weltweit bedeutende Kunstausstellungen. Daher bieten die Räumlichkeiten des neuen Headquarters auch reichlich Platz für stetig wechselnde, zeitgenössische Kunstaustellungen. Aktuell ist eine Skulptur von Giovanni Di Francesco zu sehen. www.adddown.it

Authentisch und clean: Die FGF Markenwelt wird im neuen italienischen Store präsentiert.

FGF Industry NEUER STORE IN ITALIEN

Eine Skulptur von Giovanni Di Francesco im neuen Headquarter in Mailand.

Im Herzen von Cortina D’Ampezzo eröffnete FGF Industry einen neuen Store. Auf 120 Quadratmetern finden sich die High-End-SportswearMarken Blauer USA, C.P. Company und BPD Be Proud of this Dress, die unter dem Dach von FGF Industry im italienischen Montegalda vereint sind. Passend dazu wurden für die Innenausstattung robuste Materialien wie Holz und Metall, aber auch Glas verwendet. Die aus Gusseisen gefertigten Warenträger stammen aus einer alten Fabrik und versprühen Vintage-Charme. www.fgf-industry.com

Lucky de Luca JETZT AUCH SHIRTS Mit Hemden hat sich Lucky de Luca einen Namen gemacht. Jetzt komplettiert die Marke ihr Angebot um Shirts und Polos und begeistert damit immer mehr Händler, darunter so klingende Namen wie Different Fashion auf Sylt, Dittrich in Minden, Bailly-Diehl in Frankfurt, Eder in Kitzbühel und Breuninger in Stuttgart. Im Jahr 2012 wird die Aufsteigermarke, vertreten durch seine Agenten, auf drei Messen zu sehen sein. Auf der Premium in Berlin von 4. bis 6. Juli in Halle 3, F 13. Auf der Supreme in Düsseldorf, die von 25. Juli bis 2. August stattfindet, sowie auf der Premium in München von 11. bis 14. August. www.luckydeluca.com

Topseller, die mit lässiger Eleganz überzeugen: Schuhe von Lacoste.

Lacoste Footwear ZUWACHS IM VERTRIEBSTEAM ÖSTERREICH Seit 1. März 2012 darf sich die Marke Lacoste Footwear über Verstärkung im Vertriebsteam freuen: Nikolaus Wegscheider ist von nun an als Verkaufsrepräsentant für die Vertriebsaktivitäten in Österreich zuständig. Er tritt in die Fußstapfen von Thomas Reichsthaler, der ab Juli 2012 bei Lacoste Footwear international in Nord- und Osteuropa tätig sein wird. „Wir freuen uns sehr, mit Niki Wegscheider einen jungen, kreativen Menschen im Team zu haben, der für die gute Betreuung unserer österreichischen Kunden verantwortlich ist“, so Stefan Böing, Sales-Director Lacoste Footwear. www.lacoste.com

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Lucky de Luca erweiterte sein Sortiment um Shirts und Polos.


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024 SHORTCUTS

Das Modell 30/30, eins der drei historischen Teile, die zum Jubiläum wieder aufgelegt werden.

Witty Knitters DIE HASEN STRICKEN WIEDER Die Strickkollektion von Witty Knitters ist mehr als Strick von der Stange. Für die Kollektion Frühjahr/Sommer 2013 hat sich das Label viel vorgenommen. Erstmals wurde die Strickkollektion komplett in London Hitchin vom Design- und Development Center um Heidi Pearson und Kate Sheryn umgesetzt. Leichtigkeit und Spannung sind zwei wesentliche Elemente im neuen Design. Sweats und Shirts machen einen großen Anteil der Kollektion aus. Das Highlight: 2013 werden die ersten Lederjacken von Witty Knitters auf den Markt kommen. Basics wie Rundhals und kurze Cardigans mit Knopfleiste sind ebenfalls erstmals Teil der Kollektion. Neu sind auch die Destroyed-Looks und Spraytechniken auf Cashmere. www.wittyknitters.com

Stone Island 30-JÄHRIGES JUBILÄUM Das 1982 von Massimo Osti gegründete Sportswear-Label Stone Island ist 30 Jahre alt. Eine Reise, die von Persönlichkeiten wie Paul Harvey geprägt wurde, der die Kollektion zehn Jahre lang designte. 2008 übergab Carlo Rivetti, der das Unternehmen im Jahr 1993 übernahm, einem multikulturellen Team die kreative Führung. „30 Jahre, aber keine Zeichen von Alter. Ich fühle mich wie ein surfender Unternehmer, da ich es liebe, mich auf Wellen zu bewegen“, so Rivetti, der sich stets Experimenten mit Materialien und Techniken widmete. Neben einem Buch mit 300 ikonografischen Bildern sowie einer Ausstellung im Rahmen des Pitti Immagine Uomo repräsentieren auch drei symbolische Kleidungsstücke aus der Herbst-/Winter-Kollektion 2012/13 das Schaffen von Stone Island. www.stoneisland.com

Objektiv Photographen FOTOGRAF GESUCHT – GEFUNDEN Die Website Objektiv Photographen startete Mitte April einen Relaunch. Auf der Plattform, die durch Übersichtlichkeit besticht, zeigen ausgewählte Fashion- und Werbefotografen ihre Werke. Die zurückhaltende Farbgebung sorgt dafür, dass das Wesentliche in den Vordergrund rückt: die Bilder. Die Kategorien umfassen unter anderem Conceptual, Fashion, Lifestyle, People, Porträt und Still. Klickt man auf einen der Fotografen, wird angezeigt, in welchen Bereichen dieser tätig ist. Jeder Fotogra wird mit einem kurzen Lebenslauf inklusive Foto vorgestellt, Referenzen inklusive. www.objektiv-photo.com

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Mit Shops an beliebten Standorten wie Hamburg, Sylt, Timmendorf und Kitzbühel entwickelt sich Witty Knitters rasch weiter.

André Karkalis, Geschäftsführer von Karkalis PR.

Fashion PR Blog EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN Informationsangebote zur Fachrichtung Fashion-PR sind rar, obwohl die meisten Modeunternehmen auf Public Relations setzen. Der Blog „1x1 der Fashion-PR“ – entstanden aus der Zusammenarbeit zwischen AMD Akademie Mode & Design in Düsseldorf und der Agentur Karkalis PR – will dies nun ändern. Für acht Wochen wird an der privaten Akademie das Fach klassische PR gegen Fashion-PR getauscht. Denn „der Umgang mit Modejournalisten folgt anderen Regeln als in der herkömmlichen PR“, so André Karkalis, Geschäftsführer der auf Lifestyle- und FashionPR spezialisierten Agentur Karkalis PR. Studierende im Bereich Modejournalismus/Medienkommunikation erstellen regelmäßig Blogbeiträge und beleuchten Hintergründe und Themen wie Social Media und Krisenkommunikation. www.1x1derfashionpr.de



026 SHORTCUTS

Handstich NEUER ONLINEAUFTRITT Das im oberbayerischen Fünfseenland ansässige Label Handstich ist ab sofort mit einer neuen Website online. Neben Infos für den Endverbraucher gibt es auch einen B2B-Bereich für den Handel, in dem neben dem NOS-Programm auch die neue Kollektion für Frühjahr/Sommer 2013 zu sehen ist. Sie beinhaltet neben hochwertigen, rahmengenähten Schuhen auch wieder eine kleine feine Range von Jacken, die mit Farbabstufungen, funktionellen Verschlüssen, Zipper und Metallverschlüssen in Vintage-Kupfer punkten. Die Modelle für Männer sind zeitgemäße Klassiker wie ein kürzerer Trenchcoat, ein Blouson als Bomberjacket in Vintage-Leder, zwei Field Jackets und eine kurze Jacke mit Sommerdaune. Die Styles für die Frauen orientieren sich an den Männern – maskulin in der Optik, feminin umgesetzt und geschnitten. Bei den Schuhen stehen Farben und leichte weiche Ledertypen im Vordergrund. www.handstich.de

Femi9 kombiniert europäisches Design mit arabischem Flair, ein Mix, der anzieht.

Femi9 ORIENT FÜR OKZIDENT

Neben den rahmengenähten Schuhen bietet Handstich auch eine kleine aber feine Jacken-Linie an.

Als Raha Fajjari einen Modeljob für das arabische Damenmode Label Femi9 annahm, ahnte die 28-Jährige nicht, dass sie so begeistert von der Mode sein würde, dass sie nach den drei Tagen Shooting von den Malediven mit einem Vertrag für den ersten europäischen FlagshipStore nach Zürich zurückkehren würde. Seit einem Jahr ist die Boutique jetzt offen. Obwohl nicht in Premium-Lage, sondern in einer Seitenstraße in Zürichs Seefeld gelegen, hat die junge Kundschaft Femi9 begeistert aufgenommen. Der Look: Farbenfroh, Business tauglich und genau die richtige Portion Arabilità, Preise von 29 Franken (für ein Top) bis maximal 169 Franken (für ein langes Abendkleid), jedes Modell gibt es nur in einer Ausführung. Femi9 gibt es außer in Zürich noch in 55 saudi-arabischen Städten, in Ägypten, Bahrain und Syrien. www.femi9.com

Peter Pilotto ZU GAST AUF DEM PITTI IMMAGINE W Luis Trenker NEUES GESICHT IM ÖSTERREICH-VERTRIEB Als Nachfolgerin von Michaela Schaubschläger, die sich in die Babypause verabschiedet, übernimmt Meike Becker ab 1. Juli 2012 als freie Handelsvertreterin den Österreich-Vertrieb für das Südtiroler Label Luis Trenker. Ihren neuen Aufgaben, die der erfahrene Einkaufs- und Vertriebsprofi vom LuisTrenker-Showroom im Salzburger Gusswerk aus steuert, sieht Meike Becker mit Spannung entgegen: „Ich freue mich, unseren Kunden die Entwicklung der Kollektion auf Basis des Meike Becker überneuen Design-Backgrounds näher zu nimmt ab 1. Juli 2012 bringen.“ Als Bindeglied zwischen drinden Österreich-Vertrieb für das Südtiroler Label nen und draußen möchte Becker die Luis Trenker. Stimmen und Ansprüche des österreichischen Marktes auffangen und gemeinsam mit dem Luis-Trenker-Team umsetzen. Inspiriert von der Fähigkeit des Inhabers und Geschäftsführers Michi Klemera, die Menschen um ihn herum stets aufs Neue zu begeistern, ist es das Anliegen der neuen Vertriebsverantwortlichen, ihre 20-jährige Erfahrung aus Einkauf und Vertrieb in die Kollektionsarbeit in Bozen einzubringen und damit auch kreative und beratende Funktionen zu übernehmen. www.luistrenker.com

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Mit ihrem Modelabel Peter Pilotto fungierten die beiden Kreativköpfe Peter Pilotto und Christopher De Vos von 19. bis 22. Juni 2012 als Gastdesigner auf dem Pitti Immagine W in Florenz. „Wir waren auf der Suche nach einer modernen Umsetzung von femininer Eleganz, die beständig und tiefgründig ist und die Fähigkeit hat, zu reflektieren“, begründete Lapo Cianchi, Kommunikationsdirektor des Pitti Immagine, die Wahl. Auch zeigte sich Cianchi von Pilottos und De Vos’ Herangehensweise an den Messeevent beeindruckt, der die Pre-Kollektion Frühjahr/Sommer 2013 zum Thema hatte: „Die Designer beziehen in puncto Raum, Zeit und Kultur völlig unterschiedliche Inspirationsquellen in den kreativen Prozess mit ein.“ www.peterpilotto.com

Gastdesigner auf dem Pitti Immagine W: Peter Pilotto und Christopher De Vos.


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dottirDOTTIR NORDATLANTISCHE MODEKULTUR IN BERLIN Exotisches aus Skandinavien: Während der Berliner Fashion Week 2012 beherbergt der Berliner Pop-upShop dottirDOTTIR die Kollektionen zehn erlesener Modedesigner aus dem nordatlantischen Raum. Art-Direktorin und Initiatorin Hulda Ros Gudnadottir legt großen Wert auf die Kooperation Bibi Chemnitz: Die Designerin gründete mit Vertretern unterschieddas gleichnamige Label gemeinsam mit dem Dänen David Røgilds im Jahr 2006. lichster Kunst- und Moderichtungen, um den Dialog zu fördern. „Wir wollen zeigen, dass der Norden einzigartig und unglaublich spannend ist“, so die gebürtige Isländerin. Einige Modedesigner sind Newcomer und präsentieren avantgardistische Einzelstücke, andere wie Bibi Chemnitz aus Grönland und Eyglo aus Island sind bereits etabliert und zeigen ihre aktuelle Kollektion. Der Berührungspunkt ist die Liebe zur Tradition und Kultur und deren Verarbeitung in Form von modernen Stoffen und Designs. www.dottirdottir.com

Hackett London BRITISCHE MODE ALS ERLEBNIS Bisher nur in exklusiven italienischen Warenhäusern vertreten, eröffnete Hackett London am 12. April seinen ersten Flagship-Store in Italien – in der Via Manzoni inmitten des Mailänder Modeviertels. Selbstverständlich, dass ein Laden, der von Sportswear bis Maßkonfektion das ganze Hackett-Portfolio zeigt, auch dem britischen Stil frönt: zum Beispiel an der Cocktailbar. Die Wände schmücken Ölgemälde und Fotografien aus den 1950er-Jahren. Mit Anzugsstoff tapezierte Kabinen, Lampenschirme aus alten Schnittmustern – die Detailverliebtheit des Firmengründers Jeremy Hackett ist spürbar. Im Erdgeschoss finden Kunden die Casualwear, darunter die Aston-Martin-Racing-Kollektion, die Kindermodenkollektion sowie die Oxford-&-Cambridge-Linie. Im ersten Stock wird Mayfair- und Formalwear präsentiert. Mailand markiert einen Meilenstein in Hacketts Retail-Offensive: Weitere Städte sollen bald folgen. www.hackett.com

Genten Firenze FLORENTINISCHE HANDWERKSKUNST AUF JAPANISCH Donnerstag, 5. April 2012, 16.00 Uhr: Die Eröffnung des Flagship-Stores Genten Firenze der japanischen Unternehmensgruppe Kuipo kommt einem Logbucheintrag gleich. Ein Tag, der ebenso in die Geschichte eingehen soll, wie die im toskanischen Santa Croce sull’Arno handgearbeiteten Lederwaren selbst. Die zeitlosen Accessoires – aus vegetabil gegerbtem Leder hergestellt, von Hand bestickt und mit dem Wappen der Familie Cerchi versehen – möchten als Symbol für Langlebigkeit verstanden werden. Die Wertschätzung für die florentinische Geschichte und Kultur spiegelt auch der prestigeträchtige Standort des Stores wider: der Palazzo dei Cerchi im historischen Zentrum von Florenz unweit der Piazza della Signoria. Für das Innendesign zeichnet Architekt Yukio Ishiyama verantwortlich, die Lichtinstallationen stammen vom renommierten Designer Eriko Horiki. Außergewöhnliches wird im Erdgeschoss des Genten Firenze Flaggschiffes geboten: Temporäre Ausstellungen mit Museumsleihstücken, Teezeremonien im japanischen Stil sowie eine Werkstatt, in der ein florentinischer Kunsthandwerker jedes Lederunikat mit einer individuellen Note versieht. www.gentenfirenze.com

Unübersehbar britisch: der Hackett London Store in Mailand.

Drykorn FACELIFT ONLINE

Genten Firenze: Wertschätzung für florentinisches Kunsthandwerk.

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Im Juli präsentiert Drykorn erstmals seinen neuen Onlinestore, der einem umfangreichen Facelift unterzogen wurde. Der Launch des Webshops erfolgte erst im Herbst 2011, daher beziehen sich die Maßnahmen auch hauptsächlich auf den Vertrieb und sind auf der Website selbst kaum sichtbar. Ab Juli ist die komplette Kollektion nun auch für Kunden aus Österreich und den Benelux-Ländern online erhältlich. www.drykorn.com



www.0039italy.com



032 SHORTCUTSAGENTUREN

room with a view KONZENTRATION AUF DAS WESENTLICHE 15 statt 30 Kollektionen in der Schweiz, 32 statt wie bisher 42 Labels in Österreich: Mit der konsequenten Straffung seines Markenportfolios besinnt sich room with a view auf das Wesentliche. „Wir möchten unsere Energie in die besten Produkte stecken und konzentrieren unser zukünftiges Tun auf verlässliche Lieferanten und langjährige Partner. Für Nischenlabels braucht es viel Aufmerksamkeit verglichen mit den Hauptkollektionen“, erklärt Agenturinhaber Christian Obojes die Entwicklung. Zum Inner Circle des geschärften Portfolios zählt zweifelsohne Seven for all Mankind. Neu bei room with a view ist deren Sportswear-Kollektion, die Accessoires und Oberteile aus Materialien wie Seide und Leder für Damen und Herren beinhaltet. Auch der italienische Hosenproduzent Pence 1979, der seine Erfolge in den 1980er-Jahren vor fünf Saisons mit einem Relaunch aufleben ließ, zählt zu den Neuzugängen der Agentur. Getrennt hat sich Christian Obojes hingegen von R95th. „Ein gutes Produkt im derzeit allerdings bereits gut bestückten SportswearMarkt“, begründet Obojes seinen Entschluss. Umbruchstimmung nicht nur bei den Labels, sondern auch im Salzburger Showroom: Das variable Einrichtungskonzept erhält einen bunten, frischen Look, das hauseigene Bistro wird während der Sommermonate um Sitzgelegenheiten im Freien erweitert. Personalbedingte Veränderungen gibt es in der Schweiz: Jessica Astuta verstärkt das Verkaufsteam ab 1. Juli 2012 und ist unter anderem für die Marken George Gina & Lucy, Gwynedds und Tyoulip Sisters verantwortlich. Labels Österreich: 81Hours, Dear Cashmere, Etichetta 35, George Gina & Lucy, Geospirit, Just Yummie, New Balance, Peuterey, Pomandère, Seven for all Mankind, St. Barths, Szen, True NYC Labels Schweiz: 81Hours, Aglini, Dear Cashmere, Etichetta 35, Friendly Hunting, George Gina & Lucy, Geospirit, Giorgio Brato, Gwynedds, HTC, Just Yummie, Liebig, Masha & Kate, Mu, New Balance, Pence 1979, Peuterey, Pomandère, Seven for all Mankind, Simeon Farrar, St. Barths, Szen, True NYC, Tyoulip Sisters, Zoe Karssen room with a view, 5020 Salzburg/Österreich, www.roomwithaview.at room with a view, 8045 Zürich/Schweiz, www.roomwithaview.at

Konzentration auf gute Produkte und verlässliche Partner.

Das italienische Label Annalisa Bucci bietet feinsten Cashmere aus der eigenen Manufaktur im Veneto.

Agentur Schwarte NEUER CASHMERE AUS ITALIEN Die Münchner Agentur ist mit seinen Ankermarken Armani Jeans, Parajumpers und Citizens of Humanity längst zu einer wichtigen Säule in der deutschen Agenturszene geworden. Das bedachte und kontinuierliche Wachstum ist ein Grund dafür, dass Matthias Schwarte in der Branche als starker und verlässlicher Partner angesehen wird. Zur Saison Frühjahr/Sommer 2013 hat er feine ausgewählte Neuigkeiten im Gepäck, zum Beispiel das italienische Cashmere-Label Annalisa Bucci. Die kleine Manufaktur im Veneto hat als Garnlieferant mit vielen großen Marken zusammengearbeitet. Annalisa Bucci ist jetzt das eigene Label. Neuigkeiten gibt es auch aus dem Hause Sundek. Unter dem Motto Pool is cool bieten die Italiener jetzt auch funktionelle Badeshorts aus Lycra für den Sportfachhandel an. Labels: 30 Grad Berlin, Armani Jeans, Annalisa Bucci, Alp-n-Rock, Benson N.Y., Citizens of Humanity, Hell is for Heroes, Kieselstein Cord, Parajumpers, Sundek, Sundek by Neil Barrett, Vintage 55 MS GmbH, Matthias Schwarte Modeagentur, 80807 München, T 0049.89.3580576, office@agentur-schwarte.de

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034 SHORTCUTSAGENTUREN

Unifa DENIM REVIVAL „Wir haben uns in der letzten Zeit extrem auf die Marken konzentriert, mit denen wir große Erfolge erzielen“, sagt Tanja Lehnertz, Sales Director der Agentur Unifa. Das sind Brands wie True Religion, J Brand, Wildfox, Hudson und Equipment, die der Düsseldorfer Agentur einiges Wachstum generieren. Doch neben aller Konzentration steht die Agentur auch dafür, den richtigen Riecher für heiße Brands zu haben. Dazu gehört als Neuzugang das angesagte Jeanslabel Mother aus Los Angeles, im Jahr 2010 von einem viel versprechenden Team ins Leben gerufen: Designer Tim Kaeding, ehemals Creative Director für Seven for all Mankind und Sales-Director Lela Tillem Becker, ehemals President Sales and Marketing für Citizens of Humanity. Die Kollektion spielt mit Gegensätzen, selbstbewusst, stark und sexy im Look und gleichzeitig mit einem soften Tragegefühl mit viel Bequemlichkeit. „Für uns liegt in der Luft, dass Denim sein Revival erlebt“, sagt Tanja Lehnertz, für die neben der Mode die Zusammenarbeit mit den Kunden und ein ausgeprägter Servicegedanke im Vordergrund stehen. Dafür sollen den Händlern beispielsweise verstärkt Schulungen vor Ort angeboten werden, darüber hinaus plant die Agentur gemeinsam mit interessierten Kunden Events, die durch Ware und Marketingmaterialien einmal mehr unterstützt werden. „Uns ist ein ehrliches und partnerschaftliches Verhältnis zu unseren Kunden wie auch zu unseren Lieferanten wichtig“, so Tanja Lehnertz. „Die letzten Jahre haben uns gezeigt, dass man im Miteinander mehr erreichen kann.“ Labels: Amor & Psyche, Dr. Denim, Ella Moss, Equipment, Hudson Jeans, J Brand, Juicy Couture, KARL, Mother, Snowmass, Splendid, Wildfox, Wildfox Jewelry, True Religion Agentur Unifa, 40221 Düsseldorf/Deutschland, www.unifa-fashion.com

Die Agentur Komet und Helden hat sich vergrößert: Mit einem neuen Showroom, ebenfalls am Münchner Lodenfrey-Gelände, und drei neuen Labels.

Komet und Helden MEHR RAUM, MEHR MARKEN Der Ausbau des Münchner Showrooms hat sich gelohnt: Die Agentur Komet und Helden kann sich zur nächsten Saison gleich über drei Neuzugänge freuen. Baracuta, Liis Japan und Pence sind neu im großen Portfolio der Agentur mit Ankermarken wie AG Adriano Goldschmied, Blauer USA, Woolrich und Superdry. Das italienische Unternehmen WP Lavori, das unter anderem die weltweiten Lizenzrechte für Woolrich besitzt, hat das englische Traditions-Label Baracuta gekauft und relaunchte es zum Pitti in Florenz am 19. Juni. Aushängeschild des Labels sind die authentischen Bomberjacken G9, die schon Elvis Presley und Frank Sinatra getragen haben. Mit ihrem Label Liis Japan will die japanische Designerin Madame Liis Yoshiko japanische Tradition mit dem europäischen Look vereinen. Dora Zecchini, die Tochter des italienischen Traditionsunternehmens C.P.A., haucht dem Label Pence neues Leben ein und legt den deutschen Vertrieb in die Hände der Agenturchefs von Komet und Helden Florian Ranft und Henrik Soller. Labels: AG Adriano Goldschmied, B.D. Baggies, Baracuta, Blauer USA, Chevignon Heritage, Chevignon, Dr. Collectors, Gilded Age, Hartford, Liis Japan, Muks, Pence, Preventi, Purple de Nimes, Riccardo Forconi, Superdry, Togs Unlimited, Woolrich, WornFree Komet und Helden GmbH, 80805 München/Deutschland; 40221 Düsseldorf/Deutschland, www.kometundhelden.de

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Neu bei Unifa: Jeans von Mother, sexy, stark und selbstbewusst.



036 SHORTCUTSAGENTUREN

Agentur Treibstoff FRAUENPOWER „Wir verkaufen keine Ware, wir bauen Marken auf“, sagt Fred Bschaden von der Agentur Treibstoff. Dementsprechend arbeitet er mit Langzeitpartnern, darunter Dukes und Filson, Johnson Motors und die Marke Red Wing, seit nunmehr zwölf Jahren im Portfolio von Fred Bschaden. Das Red Wing Modell Chukka zeigt sich für die neue Saison in neuen Farben, um auch im Sommer erfolgreicher verkauft werden zu können. Buttero aus Italien setzt auf eine große Kollektion sportlicher Schuhe und baut darüber hinaus das Programm für Damen weiter aus. Auch bei GRP ist eine Linie für Frauen geplant. So ist es für Fred Bschaden nur folgerichtig, das Treibstoff-Team mit Ella Sinds als neue Mitarbeiterin zu ergänzen, die neben dem Back-up für die Damenkollektionen zuständig ist. Ein weiterer Fokus liegt für Bschaden auf der Kommunikation mit den Lieferanten – und mit den Kunden. „Wir sind in einem schwierigen Markt unterwegs, Information für die Verkäufer ist wichtig und wir vermitteln sie auch“, sagt er. Zum Beispiel in Schulungen für Red Wing und Buttero bei den Händlern. Labels: Buttero, Dukes, Filson, Gitman Vintage, GRP, Johnson Motors, Nigel Cabourn, Red Wing, Redux Agentur Treibstoff, 80796 München/Deutschland, www.agenturtreibstoff.com, www.agenturtreibstoff.blogspot.com

Das Motto der Agentur Free Mountain: „Labels, die das Herz erwärmen und das Leben versüßen.“

Freemountain NEUE LABELS – BUNTGEMISCHT Es gibt Neues von Free Mountain zu berichten. Die Modegroßhandelsagentur darf sich über fünf spannende Neuzugänge freuen: Handstich, Wool & Co, Icke Berlin, Rebello sowie Mala & Mad. Stets authentisch und engagiert betreut Free Mountain die unterschiedlichsten Labels in Österreich – egal ob bekannte Kollektionen oder vielversprechende Newcomer. Die neuen Labels im Überblick: Handstich, für seine rahmengenähten Schuhe bekannt, wurde um eine Jackenkollektion für Damen und Herren erweitert. Das Label besticht durch handwerkliche Perfektion und Zeitgeist. Mala & Mad, ein facettenreiches Schallabel mit Charity-Background bannt Street Art auf edle Stoffe wie Seide, Cashmere und Fine Wool. Icke Berlin verkörpert mit Sprüchen wie „Junget Jemüse“ auf T-Shirts Berliner Kultur und Lebenslust. Merinowolle in allen erdenklichen Variationen bildet die Basis der italienischen Marke Wool & Co. Für junge umweltfreundliche Mode für Damen und Herren steht Rebello – das Ziel des Labels, das mit Materialien wie Bambus und Eukalyptus arbeitet, ist Innovation im Bereich Nachhaltigkeit. Labels: Add, Bloom, Citizens of Humanity, Dad Crown, Georg Maier, Goldsign, Gwynedds, Handstich, Icke Berlin, Inverni, Jagger & Evans, Junic, Luisa Brini, Mala & Mad, Michael Stars, Project e, Sophie, Sirio, Wool & Co Free Mountain GmbH, 5020 Salzburg/Österreich, www.freemountain.at

Neue Lieblingsstücke aus dem Portfolio der Agentur Treibstoff. Label: Buttero.

Das Motto von Moods of Norway: Happy clothes for happy people.

Deluxe Distribution NEUZUGANG AUS DEM HOHEN NORDEN Die Berliner Vertriebs- und Handelsagentur Deluxe Distribution übernimmt den Vertrieb und die PR des norwegischen Labels Moods of Norway für den deutschen Markt. „Die Marke überrascht mit unkonventionellen Designs für Frauen und Männer, die man nicht unbedingt in den Bergen und Fjorden des nordischen Landes erwarten würde. Die Kollektion ist ausgefallen und vielseitig und bietet auch Underwear, eine Sportlinie, Taschen, Eyewear, Accessoires und Schuhe“, sagt Ilya Morgen von Deluxe Distribution. Ergänzt wird die Männerkollektion durch eine hochwertige Linie die auschließlich Anzüge aus italienischen Stoffen beinhaltet. Als Markenzeichen dient ein pinkfarbener Traktor. Moods of Norway wurde 2003 in Stryn, bekannt für seine Gletscher und die Lachsfischerei, von Simen Staalnacke, Peder Børresen und Stefan Dahlkvist gegründet und ist bereits in Schweden, den Benelux-Ländern, der Schweiz, Spanien, Japan und den USA erhältlich. Die Kollektion für Frauen und Männer beinhaltet rund 500 Teile und wird auf der Bread & Butter in der Urban Superior Area gezeigt. Labels: Eucalyptus, Minimum, Moods of Norway, Skunkfunk, United Nude Deluxe Distribution, 10179 Berlin/Deutschland, www.deluxe-distribution.de

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BREAD & BUTTER BERLIN 04.–06. JULY 2012 Airport Berlin-Tempelhof NEW AREA: DENIm BAsE BooTh: D2

strellson-sportswear.com


038 SHORTCUTSAGENTUREN

CP Fashion DAS OHR AM MARKT

Eines der Aushängeschilder: Lucky de Luca

Die Hinterhofagentur DAS SALZ IN DER SUPPE „Wir setzen mit der Hinterhofagentur bewusst auf unbekannte und produktorientierte Labels, die eine Spezialität zu bieten haben“, sagt Dominik Meuer, der die Münchner Agentur gemeinsam mit Lars Fischer betreibt. Neu dabei ist Tortuga Academy, eine von kalifornischer Surf- und Beachwear der 1970er-Jahre inspirierte Kollektion für Männer und Frauen. Die Denimlinie Tramarossa gehört zum Unternehmen JT Industries und erhebt keinen geringeren Anspruch als den, „die sartoriale Jeans“ zu sein, mit perfekter Passform, supersoftem Denim und der Möglichkeit, jede Hose mit den eigenen Initialen zu versehen. Handstich-Schuhe gibt es seit mehreren Saisons am Markt, neu seit letztem Herbst/Winter ist die Jackenlinie, die die Hinterhofagentur in der zweiten Saison vertreibt. Auch die bestehenden Labels der Agentur zeigen Sehenswertes, wie beispielsweise Lucky de Luca. „Valentino de Luca hat wieder eine besondere Kollektion abgeliefert, ein Farbenrausch wie ein Tag am Strand“, schwärmt Dominik Meuer. „Neu im Programm ist eine komplette Polo- und T-Shirt-Auswahl in irren Farben.“ Labels: Fratelli Rossetti, Handstich, Jey Coleman, Jfour, Lucky de Luca, Marlino, McAlson, Meatpacking D., Modfitters, Molo 11, Rossoforte, Soho, So nice, Tortuga Academy, Tramarossa, Wool & Co Die Hinterhofagentur, 80802 München/Deutschland, www.diehinterhofagentur.de

Premiumjeans und dazu passende Labels bilden den Schwerpunkt der Düsseldorfer Agentur CP Fashion. „Unser eigenes Büro in Los Angeles ermöglicht uns, das Ohr ganz nah am Premiumdenim-Markt zu haben“, sagt Agenturbetreiber Reinhart Oberstein. Dafür kann er den Kunden als Importeur einen besonders guten Lieferservice bieten, mit der Möglichkeit, Bestseller kurzfristig ab Lager in Deutschland zu beziehen. Von zwei ihrer stärksten Denim-Brands bietet die Agentur jetzt auch zusätzlich Oberteile an: Von Blood & Glitter sowie von Silver Jeans, eine Marke, die laut Oberstein nach vier Jahren Aufbauarbeit im deutschen Markt überdurchschnittliche Abverkäufe erzielt. Ebenfalls erfolgreich ist zum Beispiel die Kollektion Michael Stars mit einem breiten Angebot hochwertiger Jersey-Styles in vielfältigen Farben. „Mir ist wichtig, dass wir unsere Kunden nicht nur einmal in der Saison sehen, sondern durch intensives Reisen einen möglichst intensiven Kontakt zu ihnen pflegen“, so der Firmeninhaber, der neben dem hauseigenen Team für den Verkauf auf die bewährte Zusammenarbeit mit Agenten setzt. Labels: 1921, 3x1 New York, Beautiful People, Blood & Glitter, Brooklyn Motors, Custo Barcelona, Michael Stars, Rising Sun, Robin’s Jean, Silver Jeans Inc, Yummie Tummie CP Fashion, 40211 Düsseldorf/Deutschland, www.cpfashion.de

Die Jeanskollektion 1921 aus dem Portfolio des Importeurs CP Fashion.

Ben Botas ist Inhaber und Geschäftsführer der Ben and GmbH sowie Gründer und Inhaber des 2011 gelaunchten Labels Cervolante.

Ben and GmbH NEUZUGÄNGE UND NEUER SHOWROOM Die Modeagentur Ben and GmbH verzeichnet Zuwachs. Das Portfolio wird mit Frühjahr/Sommer 2013 um zwei neue Labels erweitert: Lois und Scapa Sports. Lois, ein Kultlabel, das wohl bei vielen noch Erinnerungen weckt und das nun sein Comeback mit einem breiten Denimsortiment für Damen und Herren feiert. Die Verkaufspreise liegen im Durchschnitt bei 99 Euro bei einer Kalkulation von 3,0. Gelauncht wird die Marke mit einem Shop auf Sylt bei Different Fashion. Scapa Sports, ein belgisches Luxus-Sportswear-Label, ist nun durch Ben and auch in Deutschland vertreten. Die vom Kapitän des belgischen Polo-Teams Michael Redding gegründete Modelinie bietet einen sportiven und zugleich edlen Komplettlook für Damen und Herren. Weiters vertritt die Ben and GmbH die Marken Cervolante, Franklin and Marshall, Mason’s sowie Gas. Die Agentur bezieht in Düsseldorf einen neuen 500 Quadratmeter großen Showroom in der Kaiserswerther Straße 135. Der Showroom in der Balanstraße 73 in München bleibt jedoch Hauptsitz. Labels: Cervolante, Franklin and Marshall, Gas, Jakt, Mason’s, Scapa Sports Ben and GmbH, 81541 München/Deutschland, www.ben-and.com

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040 SHORTCUTSAGENTUREN

IG Generation DAS STARKE STÄRKEN Am Münchner Standort der Agentur IG Generation hat Noro Hoferer seiner Leidenschaft für Aus- und Umbau wieder einmal Rechnung getragen: Das bisherige Multilabel-Prinzip der Showrooms wird immer stärker von Monobrand-Flächen abgelöst. So haben Liebeskind, Aglini und Dondup dezidierte Flächen bekommen, nicht zuletzt, weil die Marken selbst auch dem deutschen Markt immer größere Bedeutung zumessen. Verstärken wollen Noro Hoferer und sein Team auch den ganzheitlichen Ansatz: Für einige Marken bemüht sich die Agentur um Shop-in-Shop-Partner, ein entsprechendes Konzept entwickelt der Agenturinhaber gemeinsam mit den Marken. Denn seine Leidenschaft für das Um- und Ausbauen endet nicht bei seiner eigenen Agentur. Händlern, die nach außergewöhnlicher Einrichtung suchen, sind bei der IG Ideageneration richtig. Viele Möbel, die in den Showrooms zu sehen sind, können auch käuflich erworben werden. Und wenn es sein darf, entwickelt das Team der Agentur auch gerne bei Shop- und Einrichtungskonzepten mit. Gebaut wird auch für die Messen. Zur Premium glänzt Dondup mit einem Standkonzept, dass sich an die im Dezember 2011 eröffnete Casa Dondup in Mailand anlehnt. Dort ist neben dem Shop auch ein Restaurant und Café untergebracht, ein Konzept der Gastlichkeit, dass Noro Hoferer und sein Team auch den Besuchern des Messestandes angedeihen lassen. Der Plan dahinter: Dondup will an wichtigen Standorten gemeinsam mit Partnern Shops nach dem Mailänder Vorbild eröffnen. Im Portfolio der IG Ideageneration gibt es keine Neuzugänge, denn, so der Inhaber der Agentur: „Konzentration ist in Momenten wie diesen das Wichtigste. Nicht zuletzt, um bei Marken wie Blaumax, Liebeskind, Dondup oder Aglini gemeinsam mit unseren bestehenden Kunden zu wachsen und das Potenzial voll auszuschöpfen.“ Das entspreche der Philosophie der Agentur, verstärkt Gesamtkonzepte für seine Kunden und Marken anzubieten – von der Dekoration, Ladengestaltung über das Back-up in Lager und Service. Dazu macht die Agentur ihre Hausaufgaben: Die internen Strukturen, die unter anderem auch eine eigene PR-Abteilung umfassen, wurden gestärkt. Labels: Aglini, Blaumax, Brogden, Dondup, Etichetta 35, Liebeskind, Männersache, MU IG Generation, 80807 München/Deutschland, 40474 Düsseldorf/Deutschland, www.ig-ideageneration.de

Erfolgreiche Entwicklung: Duvetica im Programm der Agentur d-tails.

Agentur d-tails LABELS FÜR DIE NISCHE Als Patrick Coppolecchia-Reinartz die Agentur d-tails 2001 gründete, mit Marken wie Mauro Grifoni und Woolrich im Programm, war das Thema Nische im deutschsprachigen Markt noch keines. „Wo wollen Sie denn hin mit diesem Pelzkragen? Das wird nie gehen, kommentierte so mancher Händler“, erzählt Coppolecchia-Reinartz. Auch heute setzt er auf den richtigen Riecher für das Besondere, wie zum Beispiel mit dem Öko-Fashionlabel Haikure aus dem Hause CS Jeans, das mit hochwertigen ökologisch korrekt hergestellten Materialien den Respekt gegenüber der Natur in den Mittelpunkt stellt. „Es muss speziell sein, war immer unsere Philosophie, es muss Know-how und lange, handwerkliche Erfahrung dahinterstehen“, so Coppolecchia-Reinartz. Neu bei d-tails sind Hosen von Doo Wop für Männer und Frauen, aus modisch verwaschenen Materialien und einer Vierer-Kalkulation und einem VK-Preis von 129 Euro. Ebenfalls aktuell im Portfolio ist Malloni mit individuellen Strick- und Jerseyteilen für Frauen. Und last but not least Shirts von Happiness is a 10 $ Tee , die mit ihren skurrilen Texten ein junges Publikum ansprechen und das ganze Jahr hindurch geliefert werden können. Labels: Bellwood Strick, Blancheur, Daks Sport, Doo Wop, Duvetica, Great by Sandie, Haikure, Happiness is a 10 $ Tee, Ixos, JW Tabacchi, Malloni, Mosaique, Pollini designed by Kirkwood, Serafini, Siviglia Agentur d-tails, 80469 München/Deutschland, www.d-tails.de

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DISTRIBUTED BY

VISIT US AT BREAD & BUTTER

WWW.AGJEANS.COM

KOMET UND HELDEN SHOWROOM LODENFREY PARK HAUS F, EINGANG 21 OSTERWALDSTRASSE 10 80805 MÜNCHEN


042 SHORTCUTSMESSEN

Premium KREATIVER INPUT Drin ist, was drauf steht, ist seit der Gründung das erklärte Motto der Berliner Premium. „Ziel ist, den Einkäufer zu inspirieren und kreativen Input für seine Order zu liefern“, so Anita Tillmann. „Mittlerweile ist das Premium-Markenportfolio eine der wichtigsten Orientierungshilfen für den nationalen und internationalen Handel.“ So präsentieren sich auf 23.000 Quadratmetern etwa 1.400 Kollektionen, darunter Peuterey, Barbour, J Brand, Mason’s und Parajumpers. Aber auch Newcomer stehen auf dem Programm. So heißt die Messe unter anderem erstmalig eine Gruppe koreanischer Designer sowie türkische Jungdesigner willkommen und unterstreicht damit einmal mehr die Internationalität ihres Angebots. Neu in dieser Saison ist der Bereich Accessories Galore für Schmuck, Uhren, Taschen, Gürtel sowie Hüte und Schals, zu finden in Halle 2 im ehemaligen Restaurantbereich. Darüber hinaus wird in dieser Saison die Halle 5 für die Herrenkollektionen um eine Terrasse erweitert und, wie immer im Sommer, der Innenhof als Ausstellungsfläche mit genutzt. 4. bis 6. Juli 2012, www.premiumexhibitions.com

Bread & Butter STARKES STATEMENT „The Rock“ ist das erklärte Motto der Bread & Butter für diesen Sommer, als Sinnbild für Unerschütterlichkeit und Beständigkeit. Beweglich bleibt die Messe von Karl-Heinz Müller dennoch, wenn es darum geht, erfolgreiche Segmente weiterzuentwickeln und neue hinzukommen zu lassen. Wie zum Beispiel die Area Treasury für Accessoires, neu seit letztem Winter, die in diesem Sommer komplett ausgebucht ist und auf dafür erweiterten Flächen in den Gates Platz finden wird. Ebenso werden die Konzepte der Sport & Street Area mit D.O.C.K. und das Fire Dept. der L.O.C.K. weiter ausgebaut, etwa mit Neuausstellern wie Brooklyn We Go Hard, Pantheone, Pedaled und Massaua. Herzstück der Berliner Messe bleibt jedoch Denim, und dafür wird die Denim Base auf dem Außengelände im Luna Park um den sogenannten Berlin-Tempel of Denim erweitert. 3.000 Quadratmeter für luxuriöse Jeans-Brands sowie Denimzulieferer als starkes Statement für den blauen Stoff. 4. bis 6.Juli 2012, www.breadandbutter.com

Gallery Kopenhagen ERWEITERT Die Gallery wird vom 9. bis 11. August 2012 mit einer erweiterten Ausstellerzahl an den Start gehen: 331 Marken aus 20 Ländern werden erwartet, zusätzlich wird es wieder 14 Designershows geben. Im Februar waren mehr als 11.000 Besucher zur Gallery gekommen, darunter internationale Einkäufer von Liberty, Harvey Nichols, Barneys, ASOS, United Arrows oder Colette. Um auch chinesische Einkäufer nach Kopenhagen zu bringen, kooperiert Gallery mit der Shanghai Fashion Week und Fashion Shanghai. Für die kommende Veranstaltung wird die Gallery ihren Strom aus regenerativer Windenergie nutzen, bislang präsentierte sie sich schon CO2-neutral. Die Shuttle-Fahrzeuge, die unterschiedliche Messen miteinander verbinden, fahren mit Strom. Im Rahmen der Fashion Week in Kopenhagen vom 8. bis 12. August werden rund 2.400 Marken in der dänischen Hauptstadt ihre Kollektionen präsentieren. 9. bis 11. August 2012, www.gallery.dk, www.copenhagenfashionweek.com

In Nähe zu den wichtigsten Showrooms Düsseldorfs: The Gallery, die außer in Düsseldorf auch in Berlin stattfindet.

The Gallery Düsseldorf/Berlin ORTSWECHSEL Die erstmals veranstaltete The Gallery Düsseldorf hat ihren Auftakt vom 28. bis 31. Juli im ehemaligen amerikanischen Generalkonsulat in Düsseldorf im Stadtteil Golzheim. „The Gallery Düsseldorf liegt nun im Zentrum des Düsseldorfer Modegeschehens, ist fußläufig von der Kaiserswerther Straße zu erreichen und bietet den Einkäufern eine optimale Anlaufstelle“, sagt Philipp Kronen, geschäftsführender Gesellschafter der Igedo Company. Die Veranstaltung, die an die Stelle der ehemaligen cpd signatures getreten ist, zeigt Aussteller wie Baum und Pferdgarten, Karen by Simonsen, Rundholz Black Label, Trippen oder Ümit Ünal. Der Berliner Ableger der Düsseldorfer Igedo Company geht mit einem ähnlichen Markenportfolio vom 4. bis 6. Juli 2012 im Café Moskau bereits in die zweite Runde. The Gallery Berlin: 4. bis 6. Juli 2012, The Gallery Düsseldorf: 28. bis 31. Juli 2012, www.igedo.com, www.the-gallery-berlin.com

Panorama VERSCHOBEN Noch nicht am Start und schon verschoben: Das neue Messeformat Panorama wird erst im Januar 2013 stattfinden. Der noch nicht fertig gestellte Flughafen hatte die Veranstaltung in ihrer ursprünglichen Planung verhindert. Auch die Suche nach einer neuen Location bzw. die Errichtung einer Zeltstadt hatte sich in der Kürze der Zeit als nicht realisierbar dargestellt. Die Panorama soll jetzt erst im Januar 2013 starten, auch wenn bis dahin der Flugbetrieb am Berliner Großflughafen noch nicht läuft. Die Panorama war ursprünglich vom 4. bis 6. Juli 2012 im ExpoCenter Airport Berlin auf rund 20.000 Quadratmetern geplant worden. Rund 250 Aussteller hatte man im Vorfeld gewinnen können, darunter Laurèl, Daks, Naf Naf, Mac, Roy Robson, Kapalua, Liebeskind und die Ahlers Gruppe. www.panorama-berlin.com

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Modefabriek Amsterdam 22.07. - 23.07.2012 Modefabriek BV, Rai Amsterdam, Europaplein, NL 1078 GZ

CPD Fashion Week Düsseldorf 28.07. - 30.07.2012 Showroom CG - Club of Gents/CARL GROSS, Halle 29, Rheinmetall Allee

Hot I 17.07. - 18.07.2012 Fashion Mall Salzburg, Showroom CG - Club of Gents/CARL GROSS, Hans Kitzler, Top 72, 4. OG

Fashion Première 05.08. - 07.08.2012

www.cg-club-of-gents.com

Fashion Mall Salzburg, Showroom CG - Club of Gents/CARL GROSS, Hans Kitzler, Top 72, 4. OG

Hot II 20.07. - 21.07.2012 Fashion Mall Salzburg, Showroom CG - Club of Gents/CARL GROSS, Hans Kitzler, Top 72, 4. OG

CIFF Copenhagen 09.08. - 12.08.2012 Bella Center, Center Boulevard 5, DK 2300 Copenhagen S, Showroom Degn B6-11, Phone +45 24 27 35 45

MODA MENSWEAR, NEC Birmingham 12.08. - 14.08.2012 Hall 20, Booth MA 18

CPM Moskau 05.09. - 08.09.2012 Expocentre Fairgrounds, Hall Forum, Contact: EastExpert, Phone +7 495 504 66 93


044 SHORTCUTSMESSEN

Munich Fashion Women NEUE LABELS AN BORD Die Munich Fashion Women findet von 11. bis 14. August im MTC statt – in fünf Hallen werden über 750 Kollektionen präsentiert. „Bunt, ausgefallen und progressiv – das sind die Fashion-Tags dieser Saison. Es sind wieder viele neue Labels in dieser Saison dabei. Ganz besonders freuen wir uns über die Zusage von We are Replay und dem neuen Designerlabel Tigha aus Düsseldorf“, so Aline Schade, Senior Sales Managerin der munichfashion company GmbH. Weitere Marken, die auf der Messe vertreten sind: John Galliano Shoes, Red Valentino und Ella Luna. Die legendäre Messeparty findet am 12. August im Cavos statt. „Als Modeplatzhirsch ist es klar, dass wir eine irre Party mit sehr viel Spaß und gutem Essen machen“, so Aline Schade. 11. bis 14. August 2012, www.munichfashionfair.de

Vision FUSIONIERT Die ehemaligen Veranstaltungen cphvision und Terminal 2 in Kopenhagen fusionieren ab August 2012 unter neuem Namen: Die neue Vision geht vom 9. bis 11. August, parallel zur Copenhagen Fashion Week (8. bis 12. August), über die Bühne. Die Vision wird auf dem Gelände der ehemaligen Terminal 2 – einer alten Lokomotivwerkstatt – auf rund 20.000 Quadratmetern stattfinden. Unterteilt ist die Veranstaltung in folgende visuell voneinander getrennte Segmente: Shine (Premium Contemporary Design), Seek (junge und modische High Street Brands), Dawn (Newcomer-Designer), The Boiler (Urban und Street Brands), Free (Denim und Sportswear) sowie Private (Independent-Kollektionen). Die Aussteller haben zudem die Möglichkeit, ihre individuellen Showrooms zu gestalten. 9. bis 11. August 2012, www.cphvision.dk, www.cfw.dk

Munich Fabric Start AUSGEBUCHT Die internationale Messe für Bekleidungsstoffe und Accessoires, die vom 4. bis 6. September in München stattfindet, kann zu diesem frühen Zeitpunkt erneut über 800 Aussteller vermelden. Auch die angeschlossene Blue Zone in der Zenith Halle, die dem Denimmarkt eine wichtige Plattform bietet, stößt auf konstant gute Resonanz. Das Organisationsteam rund um Sebastian und Wolfgang Klinder fühlt sich in der Ausrichtung der Messe bestätigt: „Ein starker Heimatmarkt ist ausschlaggebend für den Erfolg einer Messe“, sagt Sebastian Klinder, „und Deutschland ist nach wie vor der stärkste und wichtigste Markt in Europa.“ In der nächsten Runde, in der Stoffe und Zutaten für die Saison Herbst/Winter 2013 vorgestellt werden, stellt die Munich Fabric Start auch das neue Konzept Patternstudios vor. Es soll ein kreatives Forum für Anbieter von Fashiondesigns und Drucken schaffen. Das Segment Ready Made Solutions (R.M.S. dpt), das vergangene Saison Premiere in der Blue Zone feierte, wird selektiv auf die komplette Messe ausgeweitet. Unter dem Motto werden Komplettlösungen und Fullservice-Angebote präsentiert. 4. bis 6. September 2012, www.munichfabricstart.com

Show & Order BELIEBTE BERLINER MESSE Mercedes Benz Fashion Week, Dazed & Confused FASHION-BROADCAST FÜR BERLIN Zwei Modeplattformen machen gemeinsame Sache. Die Dazed Group mit Sitz in London präsentiert zur Mercedes Benz Fashion Week im Juli in Berlin eine neue Onlineplattform im Broadcast-Format, auf der sich Nachwuchstalente im Bereich Mode aus aller Welt präsentieren. Visuell wird die Idee in Form von Kurzfilmen von lokalen Regisseuren umgesetzt. Cathy Edwards, Fashion Director der Dazed Group, kuratiert das ganze Projekt. Als Partner liefert die Mercedes Benz Fashion Week jede Menge Stoff für die Videos, denn gezeigt werden junge Talente on- und backstage der Mercedes Benz Fashion Weeks in Australien, Deutschland, Südafrika, Mexiko, Russland und China. 4. bis 7. Juli 2012, www.mercedes-benzfashionweek.com

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Die Messe Show & Order in Berlin ist schon fast ausgebucht. Die noch junge Order-Plattform für High Fashion findet in der Köpenicker-Straße in einem ehemaligen Heizkraftwerk in Berlin-Mitte von 3. bis 6. Juli, wie bei ihrer Premiere im Januar bereits einen Tag vor dem offiziellen Beginn der Berliner Modewoche, statt. Ein Konzept, an dem Veranstalterin Verena Malta festhalten möchte: „Wir entscheiden uns bewusst für eine exklusive, aber maximale Anzahl nationaler und internationaler Brands.“ Im Juli sind unter anderem neu dabei: Love Moschino, Hale Bob, Ella Luna, M Missoni, Parker NY und Odd Molly. Bei der ersten Show & Order von 17. bis 20. Januar wurden 140 Kollektionen präsentiert. Die Messe war ein großer Erfolg und stieß durchwegs auf positive Resonanz, so die Organisatoren. Die aktuelle Knappheit bei Standflächen ist der beste Beweis. 3. bis 6. Juli 2012, www.showandorder.com


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SELECTED Spoon SPIELEN SIE GOLF? Die luxuriöse Sportswear von Spoon setzt auf cleane Looks wie Polos im O-Shape zu schmalen Chinos oder farbigen NylonCapes. Klassiker, die mittels Schnitt oder einer besonderen Stickerei einen neuen Spirit erhalten und auf dem Golfplatz wie auf der Straße ein gutes Bild machen. Hinter Spoon stehen Desi Görtz und Harald Jacob, die die 2010 gegründete Kollektion mit einem Team italienischer Designer umsetzen. „Wir wollen der Mode wieder mehr Wertschätzung entgegenbringen und in ihr nicht nur das schnelle Konsumgut sehen“, erklärt Harald Jacob. Es gibt 30 Modelle für Frauen und 20 für Männer mit EK-Preisen für Polos zwischen 34 und 60 Euro und für Hosen 71 bis 107 Euro bei einer 180er-Kalkulation. Zu finden bei Breuninger, im Budersand-Golfshop auf Sylt oder bei es ce in München-Schwabing. Ari Johan Pachur, 80798 München/Deutschland, T 0049.151.23503423, www.spoon-golf.com

Liis Japan MENSCH, MODE UND NATUR Japanische Traditionen mit europäischen Einflüssen zu vereinen – so lautet die Idee der japanischen Stylistin Liis Yoshiko, die 2006 mit der Gründung des Labels Liis Japan ihre Umsetzung fand. Im Vordergrund steht die in der fernöstlichen Kultur geschätzte Symbiose von Mensch und Natur, die in der Verwendung von Naturmaterialien wie Seide, Baumwolle, Leinen und Cashmere zum Ausdruck kommt. Kreiert werden Stücke, die nicht einengen und der Figur schmeicheln. Umgesetzt wird dieser Anspruch stets feminin, mal rockig, mal romantisch. In der Frühjahr-/Sommer-Saison 2013 setzt das im italienischen Arezzo beheimatete Label auf nahezu schwerelose Naturfasern, die die weibliche Silhouette umspielen: Cashmere, verarbeitet in 18er-Gage-Feinheit, bedruckte Seide und gezwirnte Baumwolle treffen auf Crêpe de Chine und Leinen. In Verbindung mit der japanischen Kultur entlehnten Materialien wie Kautschuk und Papier entstehen ungewöhnliche Looks. Komet und Helden, 80805 München/ Deutschland, T 0049.89.327086820, munich@kometundhelden.de, www.kometundhelden.de, www.liisjapan.com

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Q1 GUTE FIGUR IM BUSINESS Hinter der 2007 gegründeten Hemden- und Blusenmarke Q1 steht ein seit mehr als 60 Jahren im Familienbesitz befindlicher Produktionsbetrieb im bayerischen Tirschenreuth. Stefan Reiter, Sohn und Enkel der Inhaber dieser Manufaktur, ist mit Q1 angetreten, seine eigene Vision zu verwirklichen. Viermal im Jahr präsentiert Q1 Kollektionen, die aus edlen italienischen Stoffen gefertigt werden. Per Hand angenähte Perlmuttknöpfe oder herausnehmbare Kragenstäbchen mit abgerundeten Ecken zeugen von Liebe zum Detail. Perfekte Passform, figurbetonter Schnitt und ansprechendes Preis-Leistungs-Verhältnis: Dafür steht Q1. „Das Wohlfühlen unserer Trägerinnen und Träger steht im Mittelpunkt unserer Bemühungen, nicht die Befriedigung des Markenegos“, beschreibt Stefan Reiter, Geschäftsführer und Inhaber von Q1, die Markenphilosophie, welche gleichermaßen erfolgreich wie bescheiden ist. Bei Händlern wie Breuninger oder Engelhorn hat sich Q1 mit diesen Tugenden einen festen Platz im Sortiment erarbeitet, nicht zuletzt auch wegen des guten NOS-Services. Die VK-Preise liegen zwischen 79 und 119 Euro. Q1 Manufaktur GmbH, Stefan Reiter, 95643 Tirschenreuth/Deutschland, T 0049.9631.60727, info@q1-manufaktur.de, www.q1-manufaktur.de


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D.S. Dundee BRITISCHE GENTLEMEN EROBERN D-A-CH

Blake LEICHTIGKEIT AUF UMWEGEN

Das britische Herrenlabel D.S. Dundee wurde 1994 von Oliver Pilcher und Jim Pickles gegründet. Die beiden kreativen Köpfe lernten sich während ihrer Studienzeit in Edinburgh kennen. Einige Jahre geschah bei D.S. Dundee nur wenig – Zeit, in der die beiden ihre jeweils eigenen Karrieren verfolgten: Oliver Pilcher in New York und Jim Pickles in Japan. Auf der diesjährigen Berliner Fashion Week präsentiert sich das Label, das 2008 relauncht wurde, nun dem deutschsprachigen Markt. Das Credo, auf dem die hochwertige Mode basiert: „Stolz auf das eigene Erscheinungsbild zu sein.“ Oliver Pilcher betont: „Bis in die 1940er-Jahre trugen Männer Anzüge, egal ob bei der Arbeit, im Pub oder in der Freizeit. Diesen Stolz in die eigene Erscheinung möchten wir wiederbeleben und in Männern das Verlangen wecken, sich smart zu kleiden.“ Somit sind auch Anzüge die Essenz von D.S. Dundee, der rote Faden, der sich durch alle bisherigen Kollektionen zieht. Beide Designer haben schottische Wurzeln, Oliver Pilcher stammt aus Dundee, Jim Pickles aus Aberdeen – dies spiegelt sich nicht nur im Namen des Labels, sondern auch in den Kreationen wider. Eines haben alle Kleidungsstücke gemein: Sie sind nicht nur chic, sondern auch funktional, wurden sie doch dazu entworfen, schottischem Regenwetter standzuhalten. So ist zum Beispiel das Material Tweed stark in den Kollektionen vertreten, von denen jährlich zwei erscheinen. Produziert werden die Kleidungsstücke – soweit es möglich ist – in Großbritannien, denn die heimische Wirtschaft sowie hohe Qualität liegt den beiden Schotten am Herzen. Jüngster Neuzugang bei D.S. Dundee ist Markus Rigg, der bereits für Topman als Designer tätig war. Die EK-Preise liegen für Hemden zwischen 30 und 50 Pfund, für Outerwear zwischen 60 und 200 Pfund. D.S. Dundee, Stefan und Reiter, 1030 Wien/Österreich, T 0043.1.8905132, office@stefanundreiter.com, www.stefanundreiter.com, www.dsdundee.com

Das 2011 von einem kleinen Kreativteam gegründete Label Blake ist von minimalistischen Silhouetten und klar strukturierten Designs geprägt. Für die Identität der Marke zeichnet die 36-jährige Designerin Maria Leonhardt verantwortlich. Ihr breitgefächerter Background aus den Bereichen Design, Handel, Architektur und Kommunikation ermöglicht der in Kopenhagen aufgewachsenen und dort lebenden Designerin einen facettenreichen Blick auf alle Themen der Produktentwicklung. Ihre Vorliebe für düstere Motive und Szenarien, die auf den ersten Blick an Rorschach’sche Tintenklecksbilder erinnern mögen, gleicht Maria Leonhardt aus, indem sie die Shirt-Kollektionen in einen alltäglichen, von Leichtigkeit geprägten Kontext setzt. Fließende Strukturen und eine starke grafische Handschrift definieren die Seele des dänischen Labels. Neben zwei Hauptkollektionen jährlich können auf Lager befindliche Shirts auch das ganze Jahr über geordert werden. Kalkuliert wird mit dem Faktor 2,7. Unter anderem sind die Shirts von Blake bei Casa Moda in Steyr, Shop Fashion in Hamburg, Stierblut in München sowie bei Waldraud AG in Zürich erhältlich. Agentur Schramm-Badenhop, 40211 Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.1795413, showroom@schramm-badenhop.de, www.schramm-badenhop.de, www.blakecopenhagen.com

PlietS.H. PFLANZENPFLEGE Was Pfaffenhütchen und Kardamom mit Schmuck verbindet? Seit 2008 kreiert Stefanie Hartwig in ihrem Kreuzberger Atelier außergewöhnliche Schmuckstücke. Die Basis bilden Pflanzenkomponenten, die die Schmuckdesignerin selbst sammelt und zu edlen Ketten, Armbändern und Ohrringen verarbeitet, weshalb ihre Schmuckwerkstatt eher einem botanischen Labor gleicht. Aus Samen, Zweigen und Blättern werden in liebevoller Handarbeit Silikonabdrücke genommen und in Silber gegossen. Einige Stücke werden im Anschluss vergoldet. Der Schmuck zeigt Naturverbundenheit und wird unter anderem bei Voo in Berlin oder Wink in Zürich verkauft. Die Kollektion wechselt zweimal pro Jahr. Stefanie Hartwig ist damit regelmäßig auf der Premium in Berlin vertreten. Armbänder und Ohrhänger kosten im Verkauf 30 bis 120 Euro, Colliers 110 bis 230 Euro bei einem Kalkulationsfaktor von 2,8. PlietS.H., Stefanie Hartwig, c/o Gorilla Cases, 10999 Berlin/Deutschland, T 0049.30.76231084, stefanie@plietsh.com, www.plietsh.com

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Cocorose London BALLERINAS ZUM VERLIEBEN

Feynest GUT BETUCHT Mit Cashmere-Garnen aufwändig bestickt oder aus Ziegenveloursleder handgeflochten – die Schals und Tücher des Labels Feynest sind allesamt Liebhaber-Unikate. Jedes Stück erzählt eine ganz eigene Geschichte und spielt aufgrund der Stickereien und der geflochtenen Struktur mit einer gewissen Dreidimensionalität. Das noch junge Label gehört Susanne Moser und Kathrin Bessel, die Feynest im Oktober 2011 in Stuttgart gründeten. Die aktuelle Debütkollektion transportiert auf ganzer Linie die Philosophie der Marke: die Kombination aus qualitativ hochwertigen Materialien und einer neuinterpretierten, traditionellen Handwerkskunst. Dazu werden die Produkte für Damen und Herren aus edlen Naturmaterialien wie Baumwolle, Cashmere, Leder und Seide in ausgewählten Betrieben in Indien, Asien, der Mongolei sowie in Deutschland gefertigt. Der Einkaufspreis liegt zwischen 107,30 und 280 Euro. Kalkuliert wird mit dem Faktor 2,6, ab der nächsten Kollektion mit 2,8 bis 3,0. Moser Bessel GmbH, 70182 Stuttgart/Deutschland, T 0049.711.91410256, info@feynest.com, www.feynest.com

Pacific Heights SETZT NEUE STANDARDS Schmuck, der selbst außergewöhnlichen Modekreationen gerecht wird: Auf diesem Anspruch basiert das Schmucklabel Pacific Heights. Die beiden Inhaber der Marke, Claire Rañoa Seitz und Martin Seitz, haben sich zum Ziel gesetzt, die Lücke zwischen industriell gefertigtem Modeschmuck und hochpreisigen Stücken vom Juwelier zu verkleinern. Die Schmuckstücke von Pacific Heights zeigen sich mal klassisch und elegant, mal spielerisch und innovativ, bewegen sich aber immer auf Augenhöhe mit gerade angesagten Trends. In limitierten Auflagen werden die spannenden Kreationen an Modeeinzelhändler des gehobenen Segments in europäische Modemetropolen geliefert. Pro Jahr werden zwei Kollektionen entworfen, die regelmäßig erweitert und an aktuelle Trends angepasst werden. Die Armbänder, Ketten und Ohrringe von Pacific Heights sind in namhaften Läden wie Apropos in Köln und Düsseldorf, Hasardeur in Münster, Fidelio in Zürich und Azzuro in Amsterdam erhältlich. Die empfohlenen VK-Preise liegen zwischen 150 und 700 Euro. Pacific Heights, Martin Seitz, 40237 Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.171877, reception@pacific-heights-lounge.com, www.pacific-heights-lounge.com

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Butterweiches Leder, samtige Schleifen, glitzernde Applikationen. Faltbare Ballerinas gibt es viele, diese sind anders: Die Ballerinas kommen in einer edlen kleinen Handtasche, die man überall hin mitnehmen kann – und tauscht Frau Highheels gegen Ballerinas, werden die Highheels in einem praktischen Beutel verstaut. Die Sohlen der Ballerinas sind nicht durchgängig, so können die Schuhe problemlos zusammengefaltet werden. Im Jahr 2007 Premiere gefeiert, sind die Ballerinas in ausgewählten Shops in ganz Europa, Asien, Australien sowie den USA erhältlich. Eine eigene Capsule Collection in Kooperation mit dem Royal Ballet of London zeugt von der hohen Qualität und deren Anspruch, den Charme von Highheels zu verkörpern. Jedes Jahr gibt es zwei Kollektionen, Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter. Das Label besteht aus vier verschiedenen Linien: Diffusion, Classic Elegance Leather, The Royal Ballet Capsule Collection und Luxury Heritage Made in England. Die Einkaufspreise liegen zwischen 25 und 70 Euro, der Kalkulationsfaktor bei 2,5 bis 3,0. Cocorose London, Gareth Austin-Jones, T 0044.208.8298919, gareth@cocoroselondon.com, www.cocoroselondon.com


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Henry Christ SCHALS UND STRICK IM DUETT Das Hamburger Modelabel Henry Christ wurde 2009 gegründet und überzeugt seine Kunden mit hippen Schals und schicken Strick-Styles in aktuellen Farben. Die Designer und Namensgeber Henning Kunstreich und Christian Holz setzen auf eigenständiges Design, ausgesuchte Materialien und solide Verarbeitung. Henry Christ konnte schnell überzeugen: Nach drei Jahren führen bereits mehr als 200 Modehändler in elf Ländern die Produkte des Fashionlabels. Die Kollektion fußt auf Schals und Strick aus edlen Materialien wie Merino, Cashmere und Seide. Jede Kollektion umfasst rund 50 Teile – davon je zwei Drittel Schals. Der Verkaufspreis liegt zwischen 99 und 499 Euro. Zwei Kollektionen pro Jahr, der Strick erhältlich in den Größen 34 bis 42, haben es renommierten Händlern wie Eickhoff und Jades in Düsseldorf oder Frauenschuh in Kitzbühel angetan. Henry Christ, Henning Kunstreich und Christian Holst, 20251 Hamburg/Deutschland, T 0049.40.38645121, info@henry-christ.com, www.henry-christ.com

Lord & Lady Baltimore WELCOME BACK, CHRISTIAN AUDIGIER! Ja, man hat ihn vermisst: Seit Christian Audigier Ed Hardy innerhalb kürzester Zeit vom Start-up zur globalen Marke gepusht hat, ist die Sehnsucht nach einem Phänomen wie diesem groß. Ist es dem Marketinggenie zuzutrauen, einen solchen Erfolg noch einmal zu landen? Indizien dafür gibt es bei Lord & Lady Baltimore, dem neuesten Label aus der Feder des französischstämmigen Designers. Da ist zum einen das Design, eine gekonnte Kombination aus Audigier-Handschrift und aktuellen Prints, so wie sie viele Händler aktuell suchen. Dann die Erweiterung um ein echtes Premiumsegment innerhalb der Kollektion: Die Shirts, Hoodies und Caps werden durch Lederhosen und -jacken für Damen und Herren ergänzt. Weiches, hochwertiges Leder, dem man das Know-how des Produzenten deutlich ansieht. Am wichtigsten aber ist die Motivation des Teams hinter Lord & Lady Baltimore. Tommy Wieler von K&K Logistics: „Man merkt, dass Christian Audigier und seine Truppe wieder richtig Bock haben, ein Label groß zu machen.“ Der Meister ist also zurück: Einer gleichsam professionellen wie beeindruckenden Präsentation in Los Angeles folgt der Verkaufsstart in wichtigen Märkten. D-A-CH, die Benelux-Länder, Frankreich und Italien werden von K&K Logistics betreut, in diesen Ländern arbeitet der Importeur mit seinem bewährten Agentennetzwerk zusammen. In der ersten Saison, Lord & Lady Baltimore kann für Frühjahr/Sommer 2013 geordert werden, nimmt die Marke noch Abstand von einer Präsentation auf einer Messe: „Wir wollen mit viel Begeisterung, aber selektiv an die Positionierung der Marke gehen. Dazu ist eine Präsentation in den Showrooms genau richtig“, so Clemens Kappler. Pro Jahr wird es zwei Hauptkollektionen und zwei Flash-Programme geben, die Preise bewegen sich bei T-Shirts zwischen 22 und 45 Euro EK, Lederhosen und -jacken werden zu 500 bis 800 Euro VK in die Läden kommen. Lord & Lady Baltimore, K&K Logistics, Tommy Wieler, 70329 Stuttgart/Deutschland, T 0049.711.5208970, info@kk-logistics.de, www.kk-logistics.de, www.lordbaltimoreshop.com

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photographed by Thomas Rabsch

Floris van Bommel 9th generation shoemaker since 1734

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V.i.Ra. MODE ALS SCHMELZTIEGEL VERSCHIEDENER KULTUREN

Thone Negrón DER NEUE WESTBERLIN-CHIC Als Inhaberin des 2003 eröffneten Berliner Stores Konk erlebte Ettina Berrios-Negrón täglich, wie hart das Geschäft mit erklärungswürdiger Mode sein kann. Durch ihre Erfahrungen am Verkaufstresen erfuhr sie aber auch hautnah, was ihrer Kundschaft noch fehlte. So fiel 2010 der Entschluss zu Thone Negrón, einer Kollektion, die an Entwürfe des deutschen Modeschöpfers Schulze-Varell erinnert. Alle Muster entwickelt die Designerin selbst in ihrem Berliner Atelier. Produziert werden die Kollektionsteile, die größtenteils aus reiner Seide sind, ausschließlich in Deutschland, teilweise sind sie von Hand verarbeitet. Zehn bis 16 verschiedene Outfits bestehend aus glamourösen Abendkleidern, eleganten Jacken und Kostümen, Capes und SeidenLongsleeves präsentiert Ettina Berrios-Negrón pro Saison. Highlight ist beispielsweise ein klassisch geschnittenes Etuikleid mit elastischem Futter, das elegant und fahrradtauglich zugleich sein soll. Zuletzt zeigte das Label auf der Messe Show & Order in Berlin. Thone Negrón, 10115 Berlin/Deutschland, T 0049.30.53161116, mail@thonenegron.com, www.thonenegron.com

Erst Model, dann Stylistin, dann Designerin: So liest sich der Lebenslauf von Viktoria Rader, die hinter dem jungen Label V.i.Ra. steht. Die Erfahrungen und Erlebnisse, die Viktoria Rader als Model und Stylistin in den Modemetropolen dieser Welt sammelte, fließen nun auf direktem Weg in ihre Modekreationen: Modern, elegant und chic zeigt sich die Couture der aus Kiew stammenden Jungdesignerin. Charakteristisch für V.i.Ra. sind die Kombination aus leichten Stoffen und weichem Leder sowie der Verzicht auf allzu auffällige Applikationen. Viktoria Rader setzt auf Understatement und präsentiert klassische Schnitte im modernen Look. Die Kreationen von V.i.Ra. sind feminin und sexy, der farbliche Fokus der kommenden Kollektion liegt auf Nude- und Weißtönen, deren Schlichtheit durch Neonfarben wie leuchtendes Grün gebrochen wird. Der Anspruch, den Viktoria Rader an sich selbst stellt: „Zu kopieren, kommt für mich nicht in Frage, ich möchte etwas Besonderes kreieren. Jede meiner Kollektionen soll eine kleine Überraschung sein.“ Wobei die Designerin den Faktor Tragbarkeit nie aus den Augen verliert. V.i.Ra., Agentur Griesinger, 80538 München/Deutschland, T 0049.89.332244, office@griesinger-mode.de, www.griesinger-mode.de, www.viktoriarader.com

Duffy ERFAHRUNGSSACHE Seit mehr als 30 Jahren produziert die DZ Gruppe mit Niederlassungen in New York, Los Angeles, Wien, London, Schanghai und Peking Strickwaren für namhafte US-Designer in China. Der visionäre Kopf dahinter ist Edward Duffy. 2009 entschloss sich der Textilproduzent das über drei Jahrzehnte gesammelte Know-how und seine Vorliebe für die Verwendung hochwertiger Garne in sein eigenes, nach ihm benanntes Label einfließen zu lassen. Mit dem Anspruch der Vielseitigkeit setzt die aus Sweatern, Ponchos, Cardigans und Leggings bestehende Komplettkollektion ein klares und reduziertes Statement. Stets im Mittelpunkt stehen dabei die Silhouetten, deren Wirkung durch das Spiel mit Proportionen und Strukturen unterstrichen wird. Auch der Einsatz von neutralen Farbnuancen erhebt die Form zum eigentlichen Blickfang. Duffy bietet jährlich zwei Hauptkollektionen und eine Zwischenkollektion. Die Kalkulation liegt bei 2,7. Vertreten ist das in New York beheimatete Label unter anderem bei Harvey Nichols in London, bei Jades in Düsseldorf, bei Flip und Stierblut in München sowie bei Petera in Innsbruck. Agentur Schramm-Badenhop, 40211 Düsseldorf/Deutschland, T 0049.211.1795413, showroom@schramm-badenhop.de, www.schramm-badenhop.de, www.duffyny.com

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Zebratod FAIRE HANDARBEIT Tierschützer können aufatmen, denn der Name des Hamburger Labels hat nichts mit dem Ableben des schwarz-weiß gestreiften Steppenpferdes zu tun. Vielmehr basiert dieser auf einer Kindheitserinnerung der Gründerin Ilona von Preuschen und dem von ihr falsch verstandenen Wort Zebaot in einem Kirchenlied. Kleine Rätsel geben neben dem Markennamen auch die Strick-Accessoires aus Merino-Wolle mit Namen wie Knopf im Glück oder Lange Frieda auf. Die feinen und großmaschig gestrickten Mützen und Schals des 2006 gegründeten Labels werden in Deutschland von bis zu 80-jährigen Strickerinnen, sogenannten Strickmadames, in fairer Handarbeit hergestellt. Die Herbst-/Winter-Kollektion 2012/13 besteht aus 28 Modellen und beinhaltet auch Stulpen, Stirnbänder und Taschen. Die Verkaufspreise für Mützen liegen zwischen 60 und 80 Euro, für Schals zwischen 90 und 200 Euro. Erhältlich sind die handgestrickten Accessoires unter anderem bei Kauf dich glücklich in Städten wie Hamburg, Berlin und Stuttgart sowie bei Ludwig Beck in München. Zebratod, Tania Hinawy, 40477 Düsseldorf/Deutschland, T 0049.177.7784788, taniahinawy@gmx.de, www.zebratod.de

Augustin Teboul DEUTSCH-FRANZÖSISCHE FREUNDSCHAFT Die interkulturelle Zusammenarbeit der Deutschen Annelie Augustin und der Französin Odély Teboul gehört spätestens seit ihrer letzten Kollektion The Thread of Ariane zu den heißesten Tipps der Berliner Fashion Week. Die Absolventen der Pariser ESMOD arbeiteten bereits für Jean Paul Gaultier und Y-3 und haben das Beste aus zwei Kulturen zusammengefügt: Die blonde Annelie bringt Avantgardismus und Minimalismus mit, die dunkelhaarige Odély steht für sinistre Nostalgie und detailliertes Handwerk. Damit haben sie einen ganz eigenen Look geprägt, mit bodenlangen Kleidern aus Seide mit SwarovskiElementen, handgehäkelten Bodys oder hautengen Lederhosen. Die Preise starten im EK für Tops bei 85 Euro, Jacken sind zwischen 450 und 1.200 Euro angesiedelt. Stores aus aller Welt wie L’Eclaireur in Paris, IT in Hongkong, The Corner und Apartment in Berlin haben sich bereits von der handwerklichen Perfektion des Duos bestricken lassen. Augustin Teboul, 12043 Berlin/Deutschland T 0049.30.56829315, studio@augustin-teboul.com, www.augustin-teboul.com

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Cervolante WENN HIRSCHE FLIEGEN Cervo, der Hirsch, volare, fliegen: Der Münchner Ben Botas bringt nicht nur mit dem Namen seiner 2011 gegründeten Marke italienisches Flair mit britischem Einfluss in die bayerische Hauptstadt. Cervolante wird ausschließlich in Italien produziert. Hirschleder, Lammfell, Cashmere, Tweed: Der Inhaber der Agentur Ben and GmbH will mit seinem Label neue Qualitätsmaßstäbe setzen und nützt seine jahrelange Erfahrung im Vertrieb – mit Erfolg. Dank seiner Kontakte zu wichtigen Einzelhändlern hat Cervolante in der ersten Saison, die mit Jacken für Herren und Damen startete, mehr als 40 Accounts gewonnen – unter anderem Flip in München und Different Fashion auf Sylt. Im Frühjahr/Sommer 2013 wird die Kollektion um Shirts, Sweatshirts und Polos in Jersey und Seide erweitert. Auch eine Taschenkollektion kommt hinzu. Der Verkaufspreis beträgt durchschnittlich 899 Euro und wird mit 2,7 kalkuliert. Ben and GmbH, 81541 München/Deutschland, T 0049.89.32308046, b.botas@ben-and.com, www.ben-and.com, www.cervolante.com


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058 LONGVIEW

Die Auswahl macht den Unterschied Mehr als zehn Jahre arbeitete Carla Sozzani als Chefredakteurin bei der italienischen Vogue, bis sie 1990 mit der Eröffnung des Ausnahme-Stores 10 Corso Como das Prinzip Concept-Store ins Leben rief. Ihre jüngere Schwester, Franca Sozzani, blieb dem Journalismus treu und trat nach beeindruckenden Karrierestationen die Chefredaktion der italienischen Vogue an. Der Einfluss der Schwestern wiegt schwer: Im Interview mit style in progress sprechen Italiens bekannteste Modeschwestern darüber, wie Internet den Modehandel verändert hat, welche Hürden junge Designer zu nehmen haben und weshalb globale Modemarken oft ihre Prinzipien verlieren. Interview: Martina Müllner. Fotos: Bruce Weber, 10 Corso Como, Vogue Italia.

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enn es gilt, einen Designer oder ein Label bekannt zu machen: Wer hat größere Macht, der Handel oder Magazine und Medien?

Franca Sozzani: Eindeutig der Handel. Seit ungefähr zwei Jahren fällt mir das besonders auf, hochkarätige Shops erkennen neue Talente und arbeiten schon mit ihnen noch bevor ihr Wirken in Zeitschriften Beachtung findet. Ganz einfach, weil diese jungen Designer direkt an die Shops herantreten. Sie würden nie in meinem Büro vorstellig werden, da ist es deutlich leichter, mit Carlas Einkäufer in Kontakt zu treten. Vor drei, vier Jahren war es noch die Presse, die die Macht hatte, einen Designer bekannt zu machen. Das hat sich geändert: Wir bieten Designern eine Plattform. Wir sagen, Vogue gefällt das, wenn die wegweisenden Händler die Talente bereits entdeckt haben. Stimmst du mir da zu, Carla? Carla Sozzani: Es stimmt, denn Einkäufer sind die ganze Zeit auf der Suche und wenn wir kaufen, dann geben wir aufstrebenden Labels und Designern damit Selbstvertrauen. Dann startet eine Kettenreaktion: Wenn die guten Shops kaufen, kommen auch all die anderen Einkäufer. All das ist ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die nahtlos ineinander greifen. Als neues Talent muss man die Bedeutung beider Seiten verstehen, die der Distribution und die der Presse. Wenn man nur eine der beiden ernst nimmt, wird man vermutlich scheitern. Warum glauben Sie, hat sich das geändert? Weil die Shops Ihr Einkaufsverhalten geändert haben oder weil die Medien sich geändert haben?

Franca Sozzani: Heutzutage will jeder Shop junge Designer, auch um die Preisproblematik zu lösen – denn junge Designer sind einfach günstiger. Ich glaube nicht, dass es nur 312 style in progress

der Tatsache zu schulden ist, dass Einkäufer jungen Menschen unbedingt eine Chance geben möchten, der Faktor Preis spielt auch eine große Rolle. Aber natürlich haben junge Designer auch neue Ideen und halten damit einen Laden attraktiv. Heute gibt es viele Shops, die wie 10 Corso Como sind, aber noch vor einigen Jahren war 10 Corso Como ein wahrer Vorreiter – einer der ersten Concept-Stores, der mit unbekannten Designern zusammengearbeitet hat. Natürlich haben sich auch die Medien verändert, aber nicht so gravierend. Wir von der italienischen Vogue haben einmal im Jahr eine Special Edition mit dem Namen Vogue Talents, aber wir sind die einzige Zeitschrift, die so etwas macht. Wir haben dafür eine Mitarbeiterin, deren einzige Aufgabe es ist, nach jungen Talenten zu suchen – in Schulen, einfach überall. Auch online geben wir diesem Thema mit dem Bewerb Vogue Talents viel Bedeutung. In den letzten zwei bis drei Jahren hat sich viel getan, davor waren neue Designer und Labels nicht so gesucht. Carla Sozzani: Ein Faktor ist auch, dass globale Marken ins Unermessliche gewachsen sind. Diese Unternehmensgruppen bringen auch viel neue Talente hervor, machen sie mit Werbekampagnen und Fashionshows sehr schnell sehr groß. Da fehlt dann ein wenig diese Magie und auch, dass sich die jungen Designer wirklich anstrengen müssen. Daher ist es so wichtig, dass Läden wie 10 Corso Como mit ihrer eigenen Recherche junge Talente fördern, die abseits dieser Konglomerate entstehen. Franca Sozzani: Die Globalisierung fördert eine Gleichmacherei, die Läden der großen Marken sehen überall gleich aus, sogar wenn man zu Avantgardemarken wie Comme des Garçons geht, findet man dasselbe in Mai-

land wie an irgendeinem beliebigen anderen Ort. Junge Designer dagegen sorgen für neue Eindrücke und lassen uns andere Dinge erleben. Finden Sie, dass große Marken weniger interessant sind?

Carla Sozzani: Nein, große Marken sind genauso interessant. Aber man muss sie selektiv einkaufen, das ordern, was nicht überall hängt, damit der Kunde die Chance hat, auch von einer großen Marke etwas für sich entdecken zu können. Franca Sozzani: Ja, Kunden brauchen dieses Gefühl, sie müssen denken: „Das habe jetzt nur ich entdeckt.“ Gibt es etwas, das Sie an der Herangehensweise junger Designer vermissen?

Carla Sozzani: Wenn Sie junge Designer fragen, was diese machen möchten, dann werden Ihnen die meisten sagen, dass sie unabhängig werden und ein eigenes Label gründen möchten. Aber sie möchten es ohne Mühe an die Spitze schaffen, sie sind sich nicht darüber bewusst, wie sehr sie leiden müssen, um ihr Ziel zu erreichen. Sie wollen nur das Resultat, sobald die ersten Probleme auftauchen, geben viele sehr schnell auf. Dann gliedern sie sich doch wieder in die Reihe ein, werden Kreativdirektoren bei schon etablierten Brands. Sie sagen also, dass viele Menschen in der Modeindustrie Stars werden wollen, aber nicht gewillt sind, dafür zu kämpfen?

Carla Sozzani: Ja, aber der Weg ist ja auch beschwerlich, denn mit der Kollektion alleine ist es nicht getan. Man muss die Stoffe vorfinanzieren, pünktlich liefern, dem Geld hinterherjagen. Man muss heute ein mindestens so guter Unternehmer wie Designer sein. Franca Sozzani: Und das ist nicht leicht, denn besonders in so schwierigen Zeiten


Franca Sozzani, Chefredakteurin der italienischen Vogue und ihre 채ltere Schwester, Carla Sozzani, Inhaberin des Concept Stores 10 Corso Como in Mailand: ein einflussreiches Doppel, weit 체ber die Grenzen Italiens hinaus. Respekt und Bewunderung f체reinander zeichnet ihr Verh채ltnis aus.

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Carla Sozzani: Wir Italiener sind ein bisschen eigenartig, wir bewundern alles, was außerhalb Italiens entsteht. Dabei schauen so viele zu Italien auf, weil hier so viel seinen Ursprung hat.

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Vor 20 Jahren in einer Garage in einer damals noch ärmlichen Gegend eröffnet, zählt 10 Corso Como seither unbestritten zu den einflussreichsten Modeläden der Welt. Carla Sozzanis Galerie trug maßgeblich dazu bei, Fotografie in Italien als Kunst zu etablieren.

wie jetzt bezahlen viele Händler zuerst die großen Marken. Carla Sozzani: Auch der Vertrieb ist heute so viel komplexer als früher. Als Designer wie Gaultier in den 1980er-Jahren angefangen haben, wurden ihre Kollektionen in Frankreich, Italien, Deutschland und Nordamerika vertrieben – und fertig. Damals gab es noch keinen Markt in Südamerika, China, den Emiraten, Korea, Indien und Russland – der Vertrieb war also weit weniger Aufwand. Heutzutage sind auch für kleine Marken viel Arbeit und Geld involviert. Halten Sie italienische Mode derzeit für inspirierend?

Carla Sozzani: Alles ist inspirierend und zu sagen, es gibt nichts Inspirierendes in Italien, ist auch nur affektiert, denn das ist einfach nicht wahr. Es gibt immer etwas, man braucht einfach ein gutes Auge und eine positive Haltung. Wir Italiener sind ein bisschen eigenartig, wir bewundern alles, was außerhalb Italiens entsteht. Dabei schauen so viele zu Italien auf, weil hier so viel seinen Ursprung hat. Die weltweit besten Schuhdesigner sind fast ausschließlich Italiener, nicht?

Tut Italien genug, sein Handwerk zu bewahren?

Carla Sozzani: Man versucht es zumindest. Wir müssen Designer ermutigen, sich des unglaublichen Know-hows zu bedienen, das in vielen Teilen Italiens schlummert, in der Toskana, in den Marken, in Prato, überall eigentlich. Sie haben erwähnt, man müsste seine Augen offen halten. Sie sehen jeden Tag so unglaublich viel, wie schaffen Sie das?

Franca Sozzani: Wir gehen, egal wo wir sind, neugierig durch die Welt, sprechen viel mit Menschen, schauen neue Kollektionen an, treffen neue Menschen, informieren uns im Internet, all diese Dinge. Aber ganz persönlich: Was hält Sie für Neues offen?

Weil in Italien Handwerk und Design noch immer Hand in Hand gehen?

Franca Sozzani: Meine Neugierde. Nicht neugierig zu sein, würde an dem Punkt, an dem ich mich in meinem Leben befinde, bedeuten, aufzugeben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie viele andere zu arbeiten, die auch für Zeitschriften tätig sind – die den ganzen Tag nur im Büro sitzen. Ich liebe dieses ständig geistig in Bewegung sein, junge Designer und Fotografen zu treffen, und ich kenne noch nicht mal den Gedanken, damit aufzuhören.

Carla Sozzani: Wahrscheinlich ja, etwas, was wir unbedingt bewahren und beschützen sollten.

Sie beide wählen ständig aus, Ihre Editionen sind aber nur von kurzer Dauer: einen Monat im Magazin, eine Saison im Handel …

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Carla Sozzani: Nicht mal eine Saison, man muss jeden Tag an der Selektion arbeiten! Franca Sozzani: (lacht) Diese Aufgabe hört nie auf, daher tun wir wohl besser daran, unsere Arbeit ein Vergnügen zu nennen! Sind Sie auch so selektiv wenn es um Charity geht?

Franca Sozzani: Ich mache viel Charity, man kann nicht unbedingt behaupten, dass ich selektiv wäre. Aber gerade weil wir heute so bekannt sind, Einfluss haben und die Menschen uns vertrauen, dürfen wir auch gar nicht mit unseren Ressourcen geizen. Ich sehe es als unsere Verantwortung, mit unserer Bekanntheit und Macht wichtige Charity-Projekte zu unterstützen – das sollten alle tun, die einen ähnlichen Status haben. Ganz egal welche karitativen Projekte man unterstützt, es gibt selbst an dieser Arbeit immer Kritiker. Deren Meinung interessiert mich allerdings nicht, es ist doch immer so im Leben. 50 Prozent stimmen dir zu, der Rest nicht. Aber mir sind diese restlichen 50 Prozent egal. Da sind wir uns ähnlich: Ich kann mich noch genau erinnern, als Carla hier den Shop eröffnete, damals noch eine Garage. Sie hat riskiert, hier an diesem Ort die hochwertigsten Kollektionen präsentiert. Der Kontrast war unglaublich, die Straße war armselig und außer dem Laden gab es nur Gemüseverkäufer. Und heute: Das teuerste Pflaster in Mailand.


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Carla Sozzani: In meinen Augen kann Luxus ein simples Pasta-Gericht sein, nicht eine Luxusmarke, die an der Börse gehandelt wird.

Carla Sozzanis Lebensgefährte, der Künstler Kris Ruhs, prägt die ästhetische Handschrift der ConceptStores. 2002 eröffnete Sozzani gemeinsam mit Rei Kawakubo einen Laden in Tokio, 2008 folgte 10 Corso Como in Seoul.

Keine von Ihnen scheut das Risiko…

Franca Sozzani: Man kann Risiken eingehen und kreativ sein, wenn man einen hohen Qualitätsstandard hält. Qualität ist essenziell. Wie definieren Sie Qualität, wenn es um Moderedaktion geht?

Franca Sozzani: Für mich ist es die Qualität der Bilder, die Art, den Designer zu interpretieren, und vor allem das Gesamtbild. Integrität ist wichtig und alles beginnt mit einer klaren Vision. Man kann es einfach nicht jedem Recht machen, daher ist es umso wichtiger, sich selbst treu zu bleiben. Wenn man diese Integrität behält, kann man sich austauschen und kreative Energie mit anderen kreativen Menschen teilen. Menschen, die sich von der Wahl, die wir treffen, angesprochen fühlen. Teilen ist Ihnen also wichtig.

Carla Sozzani: Teilen ist sehr wichtig. Man lernt so viel von anderen Menschen. Sie haben dieses Teilen durch Ihren Blog noch verstärkt.

Franca Sozzani: Ja, und er unterscheidet sich in vielen Aspekten von einer Zeitschrift. Denn auf der Website geht alles so schnell, ein Artikel ist binnen Sekunden veröffentlicht und man bekommt sofort Reaktion darauf, weiß, was die Leser denken. Finden Sie Gefallen daran?

Franca Sozzani: Das ist unterschiedlich… Es ist in jedem Fall sehr viel Arbeit. Mitunter 312 style in progress

werde ich sehr angegriffen, dann sage ich mir selbst: Ich hör’ damit auf! Aber ich habe schließlich eine Verpflichtung meinen Lesern gegenüber. Manchmal posten Leser wirklich fiese Kommentare, da könnte ich explodieren. Eine außergewöhnliche Herangehensweise für eine Zeitschrift wie Vogue. Vor dem Social-Media-Zeitalter war es unmöglich, mit der Chefredakteurin der Vogue mal eben persönlich zu reden.

Franca Sozzani: Die Website lässt die italienische Vogue demokratischer wirken, aber wir sind noch immer das teuerste Magazin der Welt. Online funktioniert alles anders, wobei wir an unserem redaktionellen Konzept festhalten, die italienische Vogue wird nie die Zeitschrift sein, die seinen Lesern sagt, wo sie einkaufen sollen, was sie machen sollen oder wie sie ihren Ehemann zurückerobern können. Glauben Sie, dass das Internet den Handel so stark verändern wird, wie es Printmedien verändert hat?

Carla Sozzani: Ich glaube, dass die Entwicklung in zwei Richtungen gehen wird: Internet und Erlebnis-Shopping. Internet ist Teil der Zukunft, perfekt zum Shoppen, weil es so schnell erledigt ist. Andererseits wird es Shops geben wie diesen, menschliche Shops, nicht zwingend Multilabel-Shops, aber Konzepte, die mehr als Marketingkonzepte sind.

Diese Läden wird es immer geben. Man geht dorthin, um sich gut zu fühlen. Es geht nicht in erster Linie um den Einkauf, mehr um ein Erlebnis. Denn wer braucht heute noch wirklich eine Jacke? Man kauft eine neue Jacke, weil man sich etwas Schönes gönnen oder jemandem eine Freude bereiten möchte. Diese beiden Richtungen wird der Einzelhandel meiner Meinung nach einschlagen. Vor 20 Jahren sind Sie also eine Visionärin gewesen.

Carla Sozzani: Ich hatte keine Ahnung, dass es jemals so etwas wie das Internet geben würde, obwohl ich auf genau diese Art der Kommunikation setzen wollte, darauf, Informationen mit vielen Menschen zu teilen. Das war der einzige Weg, den ich mir vorstellen konnte. Ich habe niemals beabsichtigt, eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Das ist einfach passiert. Glauben Sie, dass dieser schnelle Informationsfluss Mode verändert hat?

Carla Sozzani: Ja, ein wenig schon, nicht nur postiv. Viele Menschen meinen, mehr über Mode zu wissen als wir, weil sie sich exzessiv im Internet darüber informieren. Ein Beispiel: Wir haben diese sensationellen Camelfarbenen Mäntel einer bedeutenden Marke eingekauft, aber als dann alle Camelfarbene Mäntel gezeigt haben, hat diese Marke in der nächsten Saison auf Blau gesetzt. Als die



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Franca Sozzani: Dinge müssen kommerziell sein. Welches Problem hat die Modebranche eigentlich mit Kommerzialität? Was bedeutet denn kommerziell mehr, als dass etwas schön ist und jedem gefällt?

Die legendäre „Black Issue“ der italienischen Vogue war in den USA und Großbritannien drei Tage nach dem Erscheinen ausverkauft, sodass sich Condé Nast entschloss, 60.000 Exemplare nachzudrucken. Heute ist die Ausgabe aus 2008 ein Sammlerstück.

Kunden dann in unseren Shop kamen, wollten sie schon keine Camel-farbenen Mäntel, weil sie die kommende Kollektion bereits im Internet gesehen hatten und die aktuelle Kollektion bereits als alt empfanden. Ich weiß, dass niemand die Zeit zurückdrehen kann, aber in diesem Fall bin ich mir nicht zu 100 Prozent sicher, ob es gut ist, dass all diese Informationen frei für jeden zugänglich sind. Franca Sozzani: Die Kunden sind so informiert, sie wissen alles und prüfen alles doppelt nach. Sie sagen dir, dass du dasselbe Make-up verwendet hast wie in einer Ausgabe von 1998. Bei der italienischen Vogue haben wir daher beschlossen, eine Modeenzyklopädie gemeinsam mit unseren Lesern zu erstellen. Sie schlagen Themen vor, recherchieren und schreiben die Texte. Wenn man das liest, ist man beeindruckt, welche Details die Leser herausfinden. Und ja, sehr oft wissen sie etwas besser als wir. Wie wird das Ihre Arbeit beeinflussen?

Franca Sozzani: Man muss vorsichtiger sein, man kann nicht lügen oder bluffen, weil Leser kritisch sind und alles hinterfragen. Wenn Sie Ihre Arbeit einem Kind erklären müssten, was würden Sie sagen?

Franca Sozzani: Die meisten Menschen, sogar Kinder, haben heute eine klare Vorstel312 style in progress

lung von Moderedakteuren, ihr Wissen und ihre Fragen sind erstaunlich konkret. Carla Sozzani: Zu einem Kind würde ich sagen, dass wir Spaß haben. Ich würde meine Arbeit mit dem Kindergarten vergleichen: ein Ort voll Freude und Zufriedenheit. In einem Vortrag am FIT haben Sie die Aussage getroffen, dass es ein veraltetes Konzept sei, ein Magazin auf großartigen Fotografen, Topmodels und Designerkleidung aufzubauen – was ist also der neue Weg?

Franca Sozzani: Das Wichtigste ist das Konzept. Wenn man kein Konzept hat, kann das Model noch so schön, der Fotograf noch so bekannt, die Location noch so atemberaubend sein, wenn keine starke Idee dahintersteht, das Ganze nicht durchdacht ist, ist das Endergebnis bedeutungslos. Viele Zeitschriften designen Seite um Seite und jede Seite sieht trotzdem nach nichts aus, einfach nur langweilig. Wenn man nicht langweilig sein möchte, muss man sich in das Konzept, in die Idee reindenken. Man muss gewillt sein, ein Risiko einzugehen. Was ist entscheidend? Ein roter Faden?

Franca Sozzani: Ein roter Faden resultiert aus einem starken Konzept, etwas, das man nicht aufgibt. Sicher, man geht immer Kom-

promisse ein, aber ein starkes Konzept kann auch das ab. Ich muss jeden Tag Kompromisse eingehen, aber das bedeutet nicht, dass ich das verrate, woran ich glaube. Finden Sie, dass sich das Konzept Luxus verändert hat?

Franca Sozzani: Die Welt hat sich verändert. Reichtum beeindruckt niemanden mehr, mentale Kraft beeindruckt. Mich beeindrucken gut geschriebene Bücher, tolle Kunstwerke und ich bin beeindruckt von Menschen, die sich ihren Reichtum, ihren Status selbst erarbeitet haben. Das Konzept Luxus hat sich verändert, heutzutage bedeutet es einen wunderschönen Garten inmitten des Stadtzentrums zu besitzen, wie diesen hier bei 10 Corso Como, das ist wahrer Luxus! Die Idee ist es, die Luxus macht. Carla Sozzani: Das Wort Luxus selbst ist veraltet. Luxus hängt von einem selbst ab, vom eigenen Verhalten, der Einstellung zum Leben, nicht von Geld. Franca Sozzani: Kleine Details sind es, die das Leben versüßen und besondere Momente schaffen. Eine goldene Uhr? Das ist kein Luxus, das ist bloß Geld. Carla Sozzani: Ich finde es verstörend Wörter wie Luxusbericht, Luxustreffen und Co zu lesen. In meinen Augen kann Luxus ein



Franca Sozzani: Man kann es einfach nicht jedem Recht machen, daher ist es umso wichtiger, sich selbst treu zu bleiben.

Franca Sozzani gibt Fotografen wie Steven Meisel viel Raum für Experimente: Die Fotoserien erstrecken sich über weite Teile des Magazins und führen den EditorialGedanken auf eine nächste Ebene.

simples Pasta-Gericht sein, nicht eine Luxusmarke, die an der Börse gehandelt wird. Wer sagt denn, dass Marken Luxus sind, bloß weil man sich eine Aktie davon kaufen kann? Und manchmal werden Marken als luxuriös wahrgenommen, obwohl die Qualität sehr oft auf dem Altar der Börse geopfert wurde. Wer jedes Jahr seine Shareholder wieder mit Wachstumszahlen befriedigen muss, hat irgendwann keine andere Möglichkeit, als an der Qualität zu sparen.

Carla Sozzani: Ich habe für die Ursache dieses Problems zum Teil Verständnis. Ein großes Unternehmen hat viele Mitarbeiter und entsprechend Verantwortung, die mit der Größe wächst. Will man alle Mitarbeiter bezahlen, müssen Produktion und Vertrieb stetig wachsen. Darunter leidet oftmals die Integrität. Eine Börsennotierung verstärkt das, plötzlich muss man überall neue Stores eröffnen, in jeder Stadt, an jedem 312 style in progress

Flughafenterminal. Ich verstehe, dass globale Unternehmen so agieren müssen, aber für mich bleibt es der falsche Weg. Was macht die Marken, mit denen Sie arbeiten, anders? Sind sie exklusiver?

Cara Sozzani: Es geht immer um die Auswahl: Ob etwas in oder out, exklusiv oder nicht ist, ist für meine Selektion irrelevant. Ob Journalist, Einkäufer oder Galerist, die Kunst besteht in der Auswahl. Wenn etwas in meine aktuelle Vision des Ladens passt, ist mir der Name egal. Ich interessiere mich noch nicht einmal, ob die Marke Werbung macht oder nicht. Ich bin schrecklich: Früher, als Journalistin, habe ich auf jedes Detail geachtet, jetzt schaue ich nur noch auf die Kleidung, ich achte bei einer Modenschau noch nicht mal auf die Models. Kleidung ist schließlich gemacht, um getragen zu werden, nicht fürs Museum, wie mein lieber Freund Azzedine Alaia immer sagt.

Tragbar? Das war noch vor nicht allzu langer Zeit ein Schimpfwort in der Mode.

Franca Sozzani: Ich weiß, aber Mode kann wunderschön und tragbar zugleich sein. Und ja, Dinge müssen kommerziell sein. Welches Problem hat die Modebranche eigentlich mit Kommerzialität? Was bedeutet denn kommerziell mehr, als dass etwas schön ist und jedem gefällt? Warum also verurteilen Journalisten etwas, bloß weil es bei allen gut ankommt? Es ist nichts Schlechtes, kommerziell zu sein. Die Schwestern Carla und Franca Sozzani sind an Einfluss kaum zu überbieten. Während Franca, die jüngere der beiden, seit 1988 Chefredakteurin der italienischen Vogue ist, widmet sich Carla seit 1990 ihrem Concept-Store 10 Corso Como, einer Stilwelt aus Modeladen, Galerie, Restaurant und Buchshop. Als Intima der wichtigsten Designer und Akteure der Modebranche genießen die beiden großen Respekt in der Modebranche.



068 CONCEPT

Der Reiz des Besonderen Erfolgreiche internationale Kultmarken wie Coca-Cola, HarleyDavidson und Apple machen es vor: Die Anziehungskraft, die von ihren Produkten ausgeht, ist ungebrochen. Der Schlüssel zum Erfolg scheint simpel: Authentizität, unverwechselbares Design und eine treue Fangemeinde. Doch wie gelingt es Kultmarken, vor allem im textilen Bereich, einen anhaltend hohen Stellenwert bei ihren Kunden zu erreichen? Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Dominique Issermann/Old Ideas (2011), Hersteller

m ersten Quartal 2012 konnte Apple mehr als 35 Millionen iPhones und fast zwölf Millionen iPads verkaufen und erhöhte damit den Gewinn um 94 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Apple-Produkte, obgleich millionenfach verkauft, genießen Kultstatus. Gleiches gilt für die Motorräder von Harley-Davidson, die alleine im vierten Quartal 2011 einen Absatzanstieg von 10,9 Prozent auf 40.359 Modelle verzeichneten. Coca-Cola ist längst in allen Ländern der Erde, außer in Burma, Nordkorea und auf Kuba, erhältlich. Fachliteratur zum Thema füllt ganze Bücherregale, darunter empfehlenswerte Klassiker wie „Was ist eine Kultmarke?“ von Karsten Kilian, „Du entscheidest, was Kult ist!“ von Myriam Wiederkehr und Bettina Nyffenegger oder „Der Kultfaktor“ von Klaus Schmeh. Die Autoren beleuchten darin die unterschiedlichsten Aspekte. Der gemeinsame Nenner, auf den Experten immer wieder kommen: Die charakteristischen Eigenschaften von Marken sind essenziell. Auch die Säulen, auf denen die Etablierung einer Kultmarke baut, benennen Autoren gleich: Tradition, Präsenz, Beliebtheit, hohe Bekanntheit und weitreichende Verbreitung. Doch gerade in der Modebranche hört beim Stichwort weitreichende Verbreitung der Spaß ganz schnell auf. Die Formel könnte lauten: Je mehr Händler eine Marke führen, desto kommerzieller ist sie. Obgleich die gesamte Textilbranche vom Verkaufen lebt, haftet dem Adjektiv kommerziell zumeist ein negatives Image an.

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Woran liegt das? Sicher würde niemand bei Harley-Davidson auf die Idee kommen, eines der Motorräder über einen nicht autorisierten Handelspartner zum Verkauf anzubieten. So heißt es auf der Harley-Davidson-Website: „Unsere Händler sind die Hüter der Kultur und Herzen einer ganz speziellen Kundengemeinde...“ Solche Kulturhüter, die mit viel Liebe zum Detail und voller Leidenschaft bei der Sache sind, gibt es in der Textilbranche natürlich auch. Im Vergleich zu der Anzahl von Verkaufspunkten die vertikal oder mit FranchiseSystemen bespielt werden, bewegen sie sich jedoch im Promillebereich. Abgesehen von Luxusmarken wie Prada, Hermès, Gucci und Co, die neben ihren Fachhandelspartnern gern mit eigenen Stores auf Nummer sicher gehen, sind es die freien Facheinzelhändler, die Kleidung von hochpreisigen Marken an die Frau oder den Mann bringen. Treue und Zufriedenheit. Ein aktuelles

Beispiel für die Etablierung als Kultmarke ist Woolrich. Gestartet als Spezialist für die Herstellung und Verarbeitung von Stoffen, richtete Woolrich im Laufe der mehr als 180-jährigen Firmengeschichte stets die Produktentwicklung von z. B. Wolldecken, -mänteln und -jacken, auf die funktionsorientierten Bedürfnissen seiner Träger aus. Im Lauf dieser Entwicklung entstand im Jahr 1972 das heute bekannteste Produkt von Woolrich, der Arctic Parka. Diese mit Daunen gefüllte Jacke aus reißfestem Mischgewebe mit der markanten, mit Koyotenfell

verbrämten Kapuze wurde ursprünglich entwickelt, um Arbeiter beim Bau einer Pipeline von Alaska nach Amerika vor Kälte und Nässe zu schützen. Henrik Soller, der in Deutschland und Österreich mit der Agentur Komet und Helden den Vertrieb von Woolrich betreut, erklärt: „Der Arctic Parka ist aus der Tradition des Unternehmens als Ausrüster für Arbeitsbekleidung entstanden. Bis heute erfüllt der Parka seinen ursprünglichen Zweck. Auch wenn er für den kommerziellen Einsatz im


Icon meets Icon: Leonard Cohen, der große alte Mann der vertonten Poesie, ist kein Testimonial, sondern trägt Stetson einfach nur, weil er Stil hat.

urbanen Umfeld leicht modifiziert wurde und sich das Design bis zu einem gewissen Grad an den modischen Gegebenheiten orientiert, so ist er doch kein High-FashionProdukt. Der Artikel bleibt sich stets treu und dadurch limitiert sich das Vertriebsnetz von selbst. Wir arbeiten mit 200 Fachhändlern, Department-Stores und ausgewählten Onlineplattformen und achten sehr darauf, dass die Marke nicht ausverkauft wird. Es gibt keine Massenproduktion, auch wenn der Markt stets mehr will.“ So ist es auch

nicht verwunderlich, dass regelmäßig für gebrauchte Arctic Parkas bei Ebay-Auktionen weit mehr als die Hälfte des Neupreises von rund 650 Euro erzielt werden. Den Erfolg von Woolrich erklärt Soller an einem Beispiel aus der Automobilbranche: „Der bis heute anhaltende Erfolg des 911er basiert darauf, dass er seine Identität nie verloren hat und dass Porsche seiner Philosophie stets treu geblieben ist. Bei diesem Modell wurde immer mit Bedacht etwas Neues entwickelt, das aus etwas Altem entstanden ist.“

Von seinen Fans nur kurz Elfer genannt, fasziniert der Sportwagen seit fast 50 Jahren Generationen von Automobilbegeisterten. Dabei überzeugt längst nicht nur das unverwechselbare Design. Entscheidend für den Erfolg ist bei Porsche die Zufriedenheit der Kunden, die bei jeder Marke ausschlaggebend für die Kundenbindung ist. Bei Porsche basiert sie auf der herausragenden Ingenieursleistung und den daraus resultierenden Fahreigenschaften, verbunden mit bedingungsloser Alltagstauglichkeit, zuverstyle in progress 312


070 CONCEPT

Seit 40 Jahren ein nahezu unveränderter Klassiker: der Woolrich Arctic Parka.

lässiger Haltbarkeit und ausgeprägter Langlebigkeit – letztlich das Resultat aus konsequenter Einhaltung der Unternehmensmaxime. Hier ergibt sich die Parallele zu Woolrich, denn auch hier ist Konsequenz oberstes Gebot. Henrik Soller: „Es ist wichtig, die Marke zu pflegen und aufgrund der Verantwortung dem Handel gegenüber nicht in jedes Fahrwasser hineinzusteuern. Wir lassen uns nicht verbiegen und machen die Sachen so, wie wir bei Woolrich die Dinge sehen, und verzichten auf eine super modische Umsetzung.“ Trau! Schau! Wem? Bleibt die Frage, wie man einen anhaltend hohen Stellenwert bei den Endverbrauchern von Saison zu Saison in immer neue Abverkäufe umsetzt. Klaus Voll, der mit seinem 200 Quadratmeter großen Laden in Darmstadt und dem gleichnamigen Onlineshop volls.de Marken wie u. a. Woolrich, Red Wing Shoes, Nigel Cabourn, Canada Goose, Filson und HTC verkauft, sagt dazu: „Kunden, die sich für hochpreisige Produkte entscheiden, wollen gezeigt bekommen, dass die Marke zeitlosen Charakter und Qualität besitzt. Auch die selektive Platzierung im Handel sowie ein nachhaltiger Umgang in puncto Preisstabilität sind entscheidend. Dabei geht es nicht um die Anzahl von Verkaufspunkten, sondern um die Auswahl der richtigen Läden. Wenn sicher gestellt ist, dass mit der Ware und der Marke richtig umgegangen wird und alle an einem Strang ziehen, dann schaden auch 50 weitere Vertriebspunkte einer Marke nicht.

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Zudem muss bei jeder Marke eine progressive Weiterentwicklung dem Format und der Handschrift entsprechend stattfinden. Es müssen Impulse geschaffen werden, um dem Kunden immer wieder mit neuer Ware begeistern zu können.“ Als gutes Beispiel bezeichnet Klaus Voll die in den USA gefertigte Heritage-Linie von Red Wing Shoes: „Die Schuhe sind einfach gut und bequem, wenn man sie eingelaufen hat. Der Kunde, der sich dafür begeistert, kauft meist kurze Zeit später sein zweites Paar zum Wechseln, dann eins für den Sommer und noch eins für den Winter, dann eine andere Farbe und dann eins, das neu in die Kollektion aufgenommen wurde.“ In der D-A-CH-Region ist Red Wing bei 150 Händlern vertreten, darunter, bis auf wenige Ausnahmen wie z. B. Zumnorde oder Ratter, kaum in reinen Schuhgeschäften. Vorwiegend werden die rahmengenähten Schuhe und Stiefel aus derbem Rindsleder in Shops wie Urban Speed, Kastner & Öhler, 14 oz., Daniels, Engelhorn, Riders Room, Crämer & Co, Gross und bei Manufactum sowie in drei Mono-Stores in Frankfurt, Hamburg und Berlin verkauft. Die VK-Preise reichen von 230 bis 350 Euro. Seit mittlerweile zwölf Jahren kümmert sich Fred Bschaden von der Agentur Treibstoff um den Aufbau der Marke in Deutschland. Er berichtet: „Wir arbeiten nur mit wenigen reinen Schuhfachhändlern zusammen, weil in diesem Bereich Marken oft nur wegen eines Looks gekauft werden und daneben noch fünf günstigere Kopien

platziert werden. Das ist keine nachhaltige Arbeitsweise. Schuhe wie unsere verkaufen sich nicht von alleine, man braucht Verkäufer, die den Kunden an dieses beratungsintensive Produkt heranführen. Das kann nur glaubwürdig vermittelt werden, wenn man voll hinter dem Produkt steht. Unsere Händler haben mit viel Leidenschaft hart an der langfristigen Etablierung von Red Wing Shoes im Markt gearbeitet, weil sie nicht auf kurzfristige Abverkauserfolge gesetzt haben, sondern die Marke und ihre Produkte mit Anstand behandelt haben. Dazu gehören eine gute Sortimentspflege und der Verzicht auf voreilige Reduktionen.“ Lieber langfristig denken. Die Marke

Stetson konzentriert sich ausschließlich auf eine Warengruppe und stellt Kopfbedeckungen für Jung bis Alt her. Ob John Wayne oder Frank Sinatra, beide fanden bei Stetson stets den passenden Hut. Die klassische Kollektion mit einem Anteil von 30 Prozent ist seit 20 Jahren unverändert. Die verbleibenden 70 Prozent sind Weiter- und Neuentwicklungen mit aktuellen Silhouetten oder in modischerer Aufmachung, die saisonal wechselnd aus neuen Materialien oder in anderen Farben gefertigt werden. Der Vertrieb erfolgt zur Hälfte über Hutfachgeschäfte, 40 Prozent des Umsatzes wird in Departmentund Trend-Stores wie Harrods, KaDeWe, Galleries Lafayette und Burg & Schild erzielt. Seine Wurzeln bedient Stetson bei Spezialisten im Jagd-, Angel- und OutdoorBereich, die zehn Prozent des Geschäftes


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Je älter, desto besser: Die Boots aus dem Städtchen Red Wing in Minnesota, USA sind Kult.

ausmachen. In Europa zählt Stetson so insgesamt rund 2.000 Verkaufspunkte. Das Erfolgskonzept von Klaus Kirschner, geschäftsführender Gesellschafter von FWS GmbH & Co. KG und verantwortlich für den Vertrieb von Stetson in Europa, basiert auf einem präzisen Preis-Leistungs-Verhältnis. Er sagt: „Einer der wichtigsten Faktoren für uns ist, dass sich der Kunde mit dem Produkt, das er gekauft hat wohl fühlt und zufrieden ist. Unsere Preisspanne reicht von 49 Euro für eine gestrickte Mütze bis hin zu 460 Euro für einen Filzhut. Dabei geht es nicht darum, ob unsere Produkte teuer oder preiswert sind. Es muss den Preis, den es kostet, wert sein. Wir leben davon, dass Leute 312 style in progress

unsere Produkte wieder und wieder kaufen. Die Kundenzufriedenheit spiegelt sich in der Weiterempfehlungsbereitschaft wider. Für uns ein sehr wichtiger Faktor, denn wir haben keinen Werbeetat von drei Millionen Euro.“ Zudem ist es für Kirschner eine Selbstverständlichkeit, langjährigen Händlern die Treue zu halten und keine neuen Läden in unmittelbarer Umgebung mit der gleichen Ware zu beliefern. „Langfristig ist das der richtige Weg. Es macht keinen Sinn in einer Boom-Phase die Distribution auszuweiten, nur um dann für zwei oder drei Jahre einen schönen Schnitt zu machen. Wir sind nicht auf schnelles Wachstum angewiesen und setzen deshalb auf ein partnerschaft-

liches Miteinander. Somit werden alle Beteiligten auch noch in zehn Jahren davon profitieren, denn das Potenzial ist sehr groß. Bisher sind 80 Prozent der Menschen noch ohne Kopfbedeckung unterwegs.“ Der langfristige Stellenwert von Marken im textilen Bereich resultiert eben mitunter auch daraus, dass es sie nicht an jeder Ecke oder in jedem beliebigen Handelsformat gibt, sondern beim Fachhändler des Vertrauens. Den Händlern, die mit viel Können und Geduld eine Marke aufgebaut haben und durch weitsichtigen Umgang für ihren Fortbestand Sorge tragen, sei schlussendlich auch auf lange Sicht der Ertrag verdientermaßen gegönnt.


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Der Reiz des Besonderen

„Wir versuchen nicht, uns ständig neu zu erfinden“ Aigle | Im Gespräch mit style in progress spricht Philippe Dugardin, International Sales Director, über Bodenständigkeit und Kontinuität. Interview: Kay Alexander Plonka. Fotos: Aigle

Der 300. Aigle Store hat im Mai auf den Champs-Élysées in Paris eröffnet.

Philippe Dugardin ist nach Stationen bei Decathlon, Adidas und Puma seit Mai 2011 International Sales Director für Aigle.

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ie sind für die internationale Entwicklung, vorrangig für die Expansion in Europa und Nordamerika verantwortlich. Wie vermitteln Sie die Werte von Aigle?

Mit unserer fast 160-jährigen Tradition positionieren wir uns als französische PremiumOutdoor-Lifestylemarke mit einem einzigartigen Mix aus Stil und Funktion. Wir machen dabei keine Kompromisse und verstehen uns weder als Fashion- noch als Sportmarke. Das transportieren wir auch über unsere Läden, in denen wir mehr als nur ein Einkaufserlebnis bieten. Wir erläutern dort die Historie und die Entwicklung der Marke sowie den Ursprung der einzelnen Produkte. Alles, was wir herstellen, dient dem Schutz von Kopf bis Fuß. Die aktuelle Marktentwicklung und das neue Wertebewusstsein der Konsumenten kommt uns dabei sehr zugute. Wir fertigen unsere Gummistiefel seit jeher von Hand und legen großen Wert auf Komfort und Qualität bei einem ausgewogenen Preis-Leistungs-Verhältnis. Aigle ist für seine Gummistiefel bekannt. Rund 60 Prozent des weltweiten Umsatzes werden mit Textilien erzielt. Wie kommerziell darf eine Kultmarke werden,

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ohne beim Konsumenten Glaubwürdigkeit zu verlieren?

Das ist das Schöne und die stetig wiederkehrende Herausforderung an unserem Beruf: Auf der einen Seite die Identität und Beständigkeit einer Marke konsequent beizubehalten und gleichzeitig die Kunden mit neuen und innovativen Produkten zu begeistern, die dem Stil der Marke treu bleiben. Wie setzen Sie das in der Praxis um?

Die Kernkompetenz darf nicht vernachlässigt werden, um langjährige Kunden nicht zu verlieren. Dafür bedarf es einer Distributionspolitik mit Bodenständigkeit, die den Anforderungen verschiedener Segmente gerecht wird. Bei Aigle ist das zum einen die klassische Outdoor-Work-Sparte mit Spezialisten im Reit-, Jagd-, Angel- und Segelsport sowie Gartenbereich und auf der anderen Seite die Lifestyle- und Department-Stores. Während für die Spezialisten in erster Linie Kontinuität und Funktion zählt, geht es im Lifestylebereich mehr um die passenden Themen und Farben zum richtigen Zeitpunkt. Gibt es ein Konzept, um den Ansprüchen der Händler in den unterschiedlichen Segmenten gerecht zu werden?

Zuerst einmal gehen wir sehr behutsam mit unserer Tradition und der Geschichte von Aigle um. Wir versuchen nicht, uns ständig neu zu erfinden. Unsere Gummistiefel sind wie schon seit jeher made in France und überzeugen durch ihre herausragende Qualität. Zudem legen wir in Europa und USA großen Wert auf die Zusammenarbeit mit dem Fachhandel. Das gilt auch für die Entwicklung und Positionierung einzelner Produktgruppen. Ähnliches gilt für Marketingaktivitäten, wie die limitierten Gummistiefel-Editionen, die in Kooperation mit Stores wie Liberty oder Merci und der Designerin Agnès B entstanden sind. Im Juli präsentieren wir auf der Bread & Butter gemeinsam mit einem namhaften Designer eine CapsuleKollektion für Frühjahr/Sommer 2013, die nur in 30 Stores weltweit erhältlich sein wird. Aigle wurde 1853 gegründet. Heute gehört die Marke zur Maus Frères Holding und wird in 70 Ländern durch 3.000 Kunden vertrieben. 2011 betrug der Umsatz 290 Millionen Euro. Im französischen Werk in Châtellerault werden 4.000 Gummistiefel am Tag hergestellt. Aigle beschäftig 1.000 Mitarbeiter und verfügt über 300 eigene Stores, davon 75 in Frankreich sowie über 200 in Asien. www.aigle.com


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Die Profis Alberto | In diesem Jahr feiert der Hosenspezialist Alberto seinen 90. Geburtstag. Jung geblieben ist Alberto trotzdem – und hat so den Weg zur international erfolgreichen Marke gemeistert. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Alberto

Ein Trio für die Marke Alberto, von links nach rechts: Jürgen Schmiedel, kaufmännischer Geschäftsführer, Marco Lanowy, teilhabender Geschäftsführer und Inhaber Georg Walendy.

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or einigen Monaten bot sich den Besuchern des Alberto-Showrooms ein ungewöhnlicher Anblick. Vor dem Fenster, auf dem Flachdach der Mönchengladbacher Firmenzentrale, lagen mehrere Jeans, die dort zwölf Monate lang jedem Wind und Wetter ausgesetzt waren. Natürlich konnten die sogenannten Roof Destroyed Denims nicht in nennenswerter Stückzahl produziert werden. Aber für Alberto waren die auf natürliche Art und Weise verwitterten Jeans Quelle der Innovation – und Indiz für ein frisches, experimentelles Denken, das man sich bei Alberto bewahrt hat. Auch oder gerade heute, 90 Jahre nach Firmengründung. „Unser Motto ‚Alberto – Pants we love‘ ist weit mehr als ein forscher Marketing-Claim“, so Marco Lanowy, Geschäftsführer von Alberto. „Viel mehr ist es ein Bekenntnis. Weichgespülte Produkte ohne Seele, die nur mit Blick auf den schnellen Euro entwickelt werden, sind nicht unser Ding.“

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Kalkuliertes Risiko. Den Grundstein der Marke legte 1922 Dr. Albert Dormanns, als er die Dormanns Hosenfabrik ins Leben rief. 1968 erbte seine Tochter die Firma, die fortan von ihrem Mann Rolf Walendy geleitet wurde. Heute sind es sein Sohn und Firmeninhaber Georg Walendy sowie der teilhabende Geschäftsführer Marco Lanowy und Jürgen Schmiedel, die das Familienunternehmen mit jungem Unternehmergeist, aber auch mit der bewährten Bodenständigkeit führen. So wurde das Spezialistentum und das über Jahrzehnte hinweg erworbene Know-how ausgebaut, umsichtig, immer mit wohl kalkuliertem Risiko. Das gilt auch für alle Neuerungen. 2004 entstand die Golfkollektion, mit modisch expressiven Styles und funktionalen Materialien. In diesem Sommer beispielsweise mit Innovationen wie den High-Tech-Materialien Energear und Coldblack, einer Qualität mit UV-Schutz, die sich zudem trotz schwarzer Farbe nicht in der Sonne aufheizt. Dabei soll die Optik keinesfalls zurückstehen. So gibt es neben ruhigeren edlen Teilen kräftige Uni-Couleurs, Retrokaros und Nadelstreifen für Pants und Bermudas. Im Jahr 2009 ging das Unternehmen einen Schritt weiter und wagte sich mit der neuen Linie ADenim in den Jeansmarkt vor – mit viel Liebe zum Detail und von Hand hergestellt in Marokko. Bislang sind die Umsätzte bezogen auf den Gesamtumsatz noch im einstelligen Bereich, aber mit einigem Poten-

zial, weshalb die Kollektion für die kommende Herbst-/Winter-Saison mit Chinos und Wollhosen in Tweed, Fischgrat und Flanell weiter ausgebaut wird. Modisch und casual interpretiert, eine Imagebelebung, die auf die gesamte Marke positiv abstrahlt. Heute stützt sich Alberto auf drei Säulen: ADenim, Alberto Golf und die Hauptkollektion, die pro Saison 80 Artikel bzw. 300 Musterteile bereithält, darunter schmale Cordhosen und ausgesuchten Denims, aber auch Flanell- und Wollhosen, die den eleganten Stil der 1950er-Jahre neu aufleben lassen. Teamgeist. Innovation ist der eine Fokus

von Alberto. Dazu kommt das Thema Service, der künftig noch stärker ausgebaut werden soll. „Wir wollen nicht nur auf die Wünsche unserer Kunden reagieren, sondern partnerschaftlich mit ihnen zusammenarbeiten“, sagt Marco Lanowy. „Dazu gehört ein auf die Kunden individuell zugeschnittener Dienstleistungsservice, wir arbeiten nicht nach dem Gießkannenprinzip. Deshalb haben wir auch den Soll-/Ist-Abgleich in punkto Warenwirtschaft perfektioniert und unser Bad- and Bestseller-Management ausgebaut. Das Ziel heißt, den Einkauf und die Händler nicht nur über alle Schritte zu informieren, sondern sie viel mehr zu integrieren.“ Auf diesen Teamgeist wird auch intern gesetzt, so passt auch der Begriff Familienunternehmen auf Alberto heute mehr denn je, seit Georg Walendys Sohn Philipp die Firma als Produktmanager von ADenim bereichert und Tochter Anna Walendy das Alberto Dienstleistungskonzept verantwortet. „Wir arbeiten auf allen Ebenen mit voller Hingabe“, betont Lanowy. „Konzernstrukturen sind sehr langsam und oft ohne Herzblut. Bei Alberto wird das Thema Hose einfach jeden Tag gelebt. Es ist toll, zu sehen, dass eine ganze Mannschaft an dem Ideal einer perfekten modernen Männerhose arbeitet.“

Alberto. Gegründet 1922 von Dr. Albert Dormanns als Dormanns Hosenfabrik 17 Prozent Wachstum im Wirtschaftsjahr 2011/12 Aktueller Gesamtumsatz: 35 Millionen Euro 600 Shop-Flächen und 2.500 Verkaufspunkte in 42 Ländern, Exportanteil 52 Prozent www.alberto-pants.com

Innovation und Know-how: Männerhosen von ADenim (oben) und Alberto.

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078 CONCEPT

Blue Chip Blauer USA | Ein One-Hit-Wonder will die für ihre signifikanten Jacken bekannte Marke Blauer USA nicht sein. Evolution in der Kollektion und Markenbildung sind die Investments, die im Fokus stehen. Text: Martina Müllner. Fotos: Blauer USA.

Guiseppe D’Amore, Designer und leitender Kopf hinter der Marke Blauer USA.

Kontinuierliche Entwicklung in mehr Produktgruppen als bloß die der Jacken unterstützt Blauers Markenbildung.

a trifft Wolle auf Nylon, da küssen Funktionsstoffe wie Gore-Tex oder Windstopper den prägnanten Look der Brand: Wer Blauer USA auf seine Neuinterpretationen alter US-Polizeijacken reduziert, wird der Kollektion nicht mehr gerecht. Motor dieser Entwicklung ist Guiseppe D’Amore, Schwiegersohn des Inhabers Enzo Fusco. Dass dieser einem Familienmitglied die konzeptionelle und unternehmerische Verantwortung überträgt, hat gewichtigere Hintergründe als nur die Fortführung eines in der FGF Industries bewährten Erfolgskonzepts. Mit seinem Enthusiasmus für die Marke hat Guiseppe D’Amore erst Achtungserfolge, später Respekt verdient. Die von ihm initiierte Linie Blauer High-Tec steht für Motorradhelme und -handschuhe sowie funktionelle Jacken, die Biker vor Wind und Wetter sowie Gefahren schützen. Und dabei soll man gut aussehen – man ist ja italienisch.

D

Die Zündung ist an. Mit seiner Fashionkol-

lektion will Blauer USA auf die Langstrecke. Guiseppe D’Amore: „Blauer USA beginnt Schritt für Schritt zur Marke zu werden, nicht mehr nur Produkt zu sein. Daher treiben wir die Markenbildung international voran.“ 312 style in progress

Dem Zünden der Motoren folgt das Erhöhen der Drehzahl: Anzeigen, viel Service für den Händler und gemeinsame POS-Aktionen sollen Blauer USA als Marke ins Bewusstsein rücken. „Gemeinsam mit Shops wie Mientus, Peek & Cloppenburg oder Galleries Lafayette haben wir beispielsweise im Winter 2011/12 Schaufenster gestaltet.“ Zusätzlich sucht Guiseppe D’Amore Blauers Glück in Social Media: Die Facebook-Präsenz als Weg der direkten Kundenkommunikation genießt Priorität, ebenso wie die Entwicklung von Apps und Onlineangeboten. „Mittelfristig werden wir auch mit einem eigenen Webshop an den Start gehen. Wir evaluieren, wie wir die Erfolge unseres gemeinsam mit Yoox umgesetzten Onlineshops für C.P. Company auf Blauer USA umlegen können“, so der Designer.

auch unsere bestehenden Händler die Möglichkeit, aus den Kollektionen zu ordern. Aber wir wissen: Um die Schuh- und Taschenkollektion erfolgreich zu platzieren, müssen wir auch den entsprechenden Fachhandel begeistern.“ Auf große Tour. Ein lang ersehntes Etap-

Die Satteltaschen prall gefüllt. Weil man

penziel hat Blauer USA erreicht. „Endlich verkaufen wir auch in den USA, nach zehn Jahren, in denen wir einer uramerikanischen Historie mit italienischem Stil neue Spannung verliehen haben“, so Guiseppe D’Amore. Bald soll ein Flagship-Store in New York folgen, um das Zurück zu den Wurzeln auch mit einem Landmark zu versehen. „Wachstum kann für unsere Marke nur mehr im Ausland stattfinden. Im Heimatmarkt Italien sind wir mit 600 Händlern mehr als gut vertreten. Da heißt es insbesondere in Zeiten wie diesen: Niveau halten.“

Marke nicht von heute auf morgen wird, hat Blauer USA Hausaufgaben gemacht: Der Kollektion viel breitere Schultern verliehen, mit der Produktgruppe Schuhe und Taschen etwas ergänzt, was mehr als ein Beiwagen sein soll. Spezialisierte Vertriebsagenturen in allen Exportländern nehmen sich der Positionierung an. „Selbstverständlich haben

Blauer USA wird seit zehn Jahren von der italienischen FGF Industries Gruppe produziert und weltweit vertrieben. Neben der Modekollektion für Damen, Herren und Kinder gibt es Schuhe, Taschen (eigener Vertrieb) sowie Blauer High-Tec (Motorradbekleidung und Helme). www.blauer.it


SPRING/SUMMER 2013 BREAD AND BUTTER BERLIN | 04.07. – 06.07.2012 | FASHION WEEK DÜSSELDORF | Cinque Showroom Speditionsstrasse 17 | 28.07. – 31.07.2012 GDS | 05.09. – 07.09.2012 | ILM | 22.09. – 24.09.2012 | MODA MADE IN ITALY | 12.10. – 14.10.2012 CINQUE MODA GMBH | Dohrweg 48 | 41066 Mönchengladbach | Deutschland | +49 (0)2161 9653 | info@cinque.de | cinque.de


080 CONCEPT

Luxus ist heute anders Baldessarini | Bei Hugo Boss war Baldessarini in erster Linie Imagemarke. Im Portfolio des Ahlers-Konzerns ist Baldessarini auf dem besten Weg, auch wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Baldessarini

„Zum Jahresabschluss 2011 im November werden wir eine extreme Umsatz- und Ergebnisverbesserung abliefern.“ Burkhard Stuhlemmer, Geschäftsführer Baldessarini GmbH

Alte Werte, neuer Look: Die Baldessarini-Kollektion zeigt ein stimmiges Bild.

ie Voraussetzungen waren gut. Als Baldessarini 2006 an den AhlersKonzern verkauft wurde, hatte die Luxusmarke ein unbescholtenes Image. Doch die Übernahme bedeutete auch Neubeginn, zumal von den derzeit 250 Verkaufspunkten 80 Prozent firmeneigene von Hugo Boss waren. Für den Herforder Konzern, der unter anderem die Kollektion von Pierre Cardin und Otto Kern in Lizenz verantwortet, ist Baldessarini die erste eigene Premiummarke. „Ziel war es, Baldessarini als Luxusmarke in allen Bereichen erfolgreich aufzustellen“, so Burkhard Stuhlemmer, Geschäftsführer der Baldessarini GmbH. Dafür musste Baldessarini kommerzieller werden, ohne den Kern aus den Augen zu verlieren.

D

Neubeginn. 2010 ist aus den zunächst drei Linien Baldessarini Signature, der kommerzielleren Black Line und Jeans eine Gesamtkollektion geworden. Heute übersetzen Karl Zimmermann und Markus Brunner (ehemals Aesthetic Industrie) den BaldessariniSpirit in die neue Zeit, nachdem sie vor vier Jahren zunächst für Baldessarini Black angetreten waren. „Werner Baldessarini hatte sich immer für richtige Kerle begeistern können, selbstbewusst und authentisch, aber mit

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einem Augenzwinkern“, beschreibt Markus Brunner. „Heute reflektiert die Marke genau diese Werte, dabei ist sie lässiger, cooler und jünger geworden.“ Entsprechend setzte die Frühjahr-/Sommer-Kampagne 2010 auf Toni Ward statt auf Charles Schumann, der die Baldessarini-Mode früher repräsentiert hatte. Auch das Luxusverständnis ist heute ein anderes. Gab es früher die Sportswearjacke mit Krokodetails, offenbart sich das Besondere heute eher auf den zweiten Blick in einer hochwertigen Verarbeitung, dem Griff des Materials oder einer handbestickten Hirschlederhose für 2.490 Euro VK, die in Kooperation mit Markus Meindl entstanden ist. „Luxus ist nur relevant, wenn er lässig interpretiert wird, und Lässigkeit bedingt freiheitliches Schaffen“, erklärt Karl Zimmermann. „Diese kreative Freiheit genießen wir bei der Kollektionsentwicklung in vollem Umfang.“ So wird ein eigener Weg beschritten, im Vertrieb oder in der Produktion. Das zeigt auch die neue Partnerschaft mit einem kroatischen Konfektionsbetrieb, mit dem ausgefeilte Details gemeinsam entwickelt und umgesetzt werden können. Expansion. Der Weg scheint sich zu bewähren. „Zum Jahresabschluss 2011 im Novem-

ber werden wir eine extreme Umsatz- und Ergebnisverbesserung abliefern“, sagt Burkhard Stuhlemmer. Jetzt wird vorrangig auf Shop-in-Shops gesetzt. Zu den bestehenden bei Mientus, P&C Köln und Konen wird im Juli ein Shop-in-Shop bei Galeries Lafayette Berlin hinzukommen. Bis Ende 2013 sollen es insgesamt 50 in Deutschland sein. Ebenso sind weitere Monolabel-Stores geplant. Auch in China will man die Präsenz mit Shop-inShops verstärken, ebenso in den DepartmentStores Großbritanniens. Werner Baldessarini, dessen Beratungstätigkeit auf eigenen Wunsch vorzeitig 2007 endete, ist der Marke laut Stuhlemmer heute dennoch eng verbunden. „Er genießt das Privileg, die Kollektion vorab persönlich zu sichten“, so Burkhard Stuhlemmer. „Und wenn er dann sagt: ‚Toll gemacht, ich erkenne meine Werte in der Kollektion wieder‘, ist das für uns das größte Kompliment.“ Baldessarini. 29 Mitarbeiter intern, plus 20 extern Umsatzentwicklung HW 2012/2013: plus 42 Prozent Lizenzen der Ahlers-Gruppe für Baldessarini: Uhren, Schmuck, Schuhe, Brillen, Kopfbedeckungen www.baldessarini.de


Meet us at fairs: Bread & Butter Berlin Modefabriek Amsterdam CIFF Kopenhagen New York MRket Dallas Market Boston Collective Chicago Collective West Coast Trend Show Los Angeles Charlotte, Southern Men´s Market Las Vegas Market CPM Moskau Hot 1 Salzburg Hot 2 Salzburg Fashion Salzburg ÖSFA Salzburg Next Season Poznan Showrooms: Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Mönchengladbach, Eschborn, Sindelfingen, München Worldwide: FR, CND, USA, NL, DK, SE, CH, NO, BE, AT, PL, RUS, IT, GR, IRL, J

www.alberto-pants.com


082 CONCEPT

In Form einer aufw채ndigen Installation wurde Deyk neu im Februar dieses Jahres handverlesenen Wunschkunden pr채sentiert.

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CONCEPT 083

„Wir müssen mehr bieten!“ Deyk | Um in Zukunft schnell sein zu können, hat sich Deyk für das Comeback viel Zeit genommen. Text: Stephan Huber. Fotos: Deyk

Deyk Brand Director Kai Timpe mit Designerin Kim Le, Kristina Kaiser und Anke Meister.

m Mai 2001 sorgte Brax-Geschäftsführer Wolfgang Drewalowski für einen Paukenschlag. Deyk, mit progressiven Hosen eine der Speerspitzen der damals noch branchenintern gefeierten New Womens- und Menswear wurde eingestellt. Nicht etwa wegen Erfolglosigkeit. Deyk war hervorragend positioniert und konnte ebensolche Abverkaufszahlen vermelden. Vielmehr ging es darum, die Kräfte des Unternehmens auf die Kernmarke Brax zu konzentrieren. Damals breitem Unverständnis und durchaus heftiger Kritik ausgesetzt, kann Drewalowski heute entspannt und nachsichtig auf die Ergebnisse dieser Konzentration verweisen. Alles richtig gemacht.

I

Vom richtigen Zeitpunkt. Im Herbst 2010

sickerte dann erstmals durch, dass die Leineweber-Gruppe plant, Deyk wieder an den Start zu bringen. Eigentlich wollte man das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht offensiv kommunizieren. Erst handeln und dann reden, lautet die Devise der Herforder. Kai Timpe, erfolgreicher Brand-Director der Brax Womenswear, gab den entscheidenden Anstoß. „Es gibt eine spannende Marktlücke mit großem Potenzial, und zwar die progressive, hochwertige Damenhose. Wir haben als Unternehmen das nötige Know-how, die Ressourcen und vor allem enorme Lust auf dieses Projekt. Die Zeit ist schlicht reif für Deyk.“ Die finanzielle und logistische Kraft von Leineweber im Rücken ermöglichte einen in der zu Schnellschüssen neigenden Modebranche fast schon irritierend sorgfältigen Projektaufbau. Timpe: „Wir wollten nicht einfach zehn mit der heißen Nadel gestrickte Hosen auf einen Messestand hängen und

warten, was passiert. Ziel ist es, eine Marke aufzubauen, die langfristigen Erfolg für alle Beteiligten ermöglicht.“ Nach der Übergabe seiner Agenden an Michael Horst als neuen Brand-Director für Mens- und Womenswear konnten sich Timpe und ein kleines, feines Kernteam, bestehend aus Kim Le, Design Deyk Womenswear, Kristina Kaiser und Anke Meister, ab September 2011 mit ganzer Kraft Deyk und der Entwicklung der ersten Kollektion widmen. Akribisch neu entwickelte Schnitte und ein komplett neues Passformkonzept, eigene Stoffe von überwiegend japanischen und italienischen Lieferanten, die meisten davon exklusiv, aufwändiges Labeling. Keine halben Sachen, auch nicht in der Testphase, so die klare Botschaft. Kai Timpe: „Deyk ist in jeder Hinsicht eigenständig. Die inhaltliche Abgrenzung im Haus ist gerade am Anfang ein wichtiges Signal. Aber die Power des Unternehmens ermöglicht uns den Zugang zu einem Qualitätsniveau und einem Wareneinsatz, der sonst gar nicht leistbar wäre.“ Der kompromisslose Zugang bei den Stoffqualitäten ist für Timpe auch ein entscheidendes Distinktionsmerkmal. Timpe: „Deyk wendet sich an eine sehr anspruchsvolle und informierte Endverbraucherin. Wir müssen mehr bieten als unsere Mitbewerber, um in diesem Marktsegment so zu performen, wie wir uns das vorgenommen haben.“ Mit Deyk soll der Handel nämlich Geld verdienen. Das ist für Timpe der entscheidende Faktor für den so sorgsam geplanten nachhaltigen Erfolg. Und der Grund für die Zeit, die man sich gönnt, um zu lernen und zu verstehen.

Trotz des hohen Wareneinsatzes bewegen sich die Preislagen überwiegend zwischen 120 und 180 Euro, Showpieces aus feinstem Leder können auch mal 800 Euro kosten. Tempo, Tempo. Im März dieses Jahres dann

die Feuertaufe. Die Testkollektion wurde handverlesenen deutschen Fachhändlern und Modehäusern in einer aufwändigen, aber sehr auf das Produkt fokussierten Präsentation vorgelegt, darunter Lodenfrey, Bailly Diehl, Engelhorn, Konen und Beck. Elf Styles in insgesamt 90 Varianten. Die Reaktionen des Handels entlocken auch dem nicht zur Schwärmerei neigenden Timpe ein wenig Euphorie. „Fast alle Wunschkunden haben das Startpaket geordert. Noch wichtiger waren für uns aber die Gespräche über die Kollektion. Fazit: Die Richtung stimmt!“ Nicht zuletzt der Rhythmus den Deyk bieten wird, wird hocherfreut aufgenommen. Ab 2013 soll es alle zwei Monate eine Kollektion geben, bei insgesamt zwölf Lieferterminen. Ein Tempo, dass gerade der Premiumfachhandel immer stärker fordert. Zuvor wird aber diesen Sommer die zweite Testkollektion präsentiert – diesmal auch Händlern aus Österreich, um noch einmal Erfahrungen zu sammeln und zu lernen. Im Januar 2013 geht Deyk dann in die erste reguläre Ordersaison. Was ist eigentlich mit den Männern? Erneut lässt sich Deyk Zeit. Kai Timpe: „Vor 2015 beschäftigen wir uns sicher nicht mit einer Ausweitung der Marke. Und ob wir dann über Männerhosen nachdenken oder über Oberteile für Frauen, darüber können wir bis dahin in aller Ruhe nachdenken.“ style in progress 312


084 CONCEPT

Guess – wer hätte das gedacht? Guess | Vor 30 Jahren machten sich vier französische Brüder auf, die Welt der Jeans zu erobern. Niemand hätte damals auch nur einen Pfennig auf das einst revolutionäre Denim gesetzt. Doch mit ihrem sinnlichen Ansatz traten die Marcianos den Gegenbeweis an: 1.559 Guess-Läden gibt es weltweit, 755 davon gehören der Firma direkt, die anderen werden von Lizenzpartnern geführt. Text: Dörte Welti. Fotos: Guess

Claudia Schiffer in einer der ersten legendären GuessKampagnen, fotografiert 1989 von Ellen von Unwerth.

A

uf Ihrer Hompage beschreiben Sie Ihre Geschichte als wahr gewordenen amerikanischen Traum. Ist das nicht eher der französische Traum? Guess hat doch die Amerikanerinnen mit einer sehr französischen Haltung verführt.

Paul Marciano: Stimmt. Am Anfang hat Guess einen traditionellen amerikanischen Stoff mit europäischem, französischem Styling zu einer ganz neuen, innovativen Mode kombiniert. Aber in den USA haben wir die Marke gegründet, wir lieben Amerika und sind dankbar für die tollen Möglichkeiten, die uns dieses Land beschert hat. Wessen Idee war es, Brigitte Bardot in Ihrer Werbung zu huldigen? Kennen Sie sie persönlich? Und welche der atemberaubenden Models ist Ihre Lieblings„Brigitte“?

Ich bin schon seit der Markengründung für alle Guess-Werbekampagnen verantwortlich, und zwar mit Leidenschaft. Viele unserer Kampagnen sind in schwarz-weiß gehalten, weil mich schwarz-weiß-Filme aus den 1950er- und 1960er-Jahren schon seit meiner Jugend inspirieren und ich mich immer noch gern darauf beziehe. Mit Frauen aus diesen Filmen, also Brigitte Bardot, Sophia Loren und Anita Ekberg, wollte ich Bilder mit Kultstatus von bleibendem Wert erschaf312 style in progress

Paul Marciano, 59, CEO und Creative Director des in Los Angeles sitzenden Unternehmens Guess.

fen. Begegnet bin ich Brigitte Bardot nie, aber wer ihr am meisten ähnelt und gleichzeitig das Wesen von Guess ausdrückt ist Claudia Schiffer. Gleich als ich sie zum ersten Mal sah, wusste ich, dass sie ein Star ist und genau die Kultschönheit verkörpert, die ich im Sinn hatte. Ich bin aber auf all meine Models stolz, über die Jahre standen die Guess-Mädchen für wichtige Kapitel in der Markengeschichte. Welche Entscheidung aus den letzten 30 Jahren betrachten Sie heute als die wichtigste, die Sie je trafen? Haben Sie auch mal daran gedacht, aufzuhören?

Der Schlüsselmoment, die entscheidende Geschäftsentscheidung bei Guess war, Anfang der 1980er-Jahre auf Jeans zu setzen, als alle Welt glaubte, der Markt sei gesättigt. Vier Franzosen aus Marseille, die in Los Angeles eine Denimfirma aufmachten – die Branche hielt uns für verrückt. Aber wir waren sicher, dass wir etwas Frisches, Neues zu bieten hatten. So überzeugten wir einen Einkäufer bei Bloomingdale’s, 20 unserer Drei-Zip Marilyn Jeans zu nehmen. Binnen weniger Stunden waren sie verkauft, und der Rest ist Geschichte. Wir haben zwar auch Krisen erlebt und Schwierigkeiten gemeistert, aber es gab nicht einen Moment, an dem wir ans Aufhören dachten.

Was stellt für Ihre Marke heute die größte Herausforderung dar?

Wir versuchen stets, die Herausforderungen vorherzusehen, die der Markt für uns bereithalten könnte, damit wir die kommenden Veränderungen abfedern können. Am wichtigsten ist es, sich auf das zu konzentrieren, was man selbst in der Hand hat: internationale Expansion, neu zu erschließende Länder, die Führung des Einzelhandels und Servicequalität. Außerdem ist ein Gleichgewicht zwischen Beständigkeit und Innovation wichtig. Denn wenn Kunden sich nach einer Marke umschauen, suchen sie Beständigkeit. Will heißen: Qualität, Design und Preisgestaltung müssen gleich bleiben. So begründet man eine Marke und einen treuen Kundenkreis. Selbstverständlich fließen in jeder Saison neue Trends und Innovationen in die Kollektionen ein, aber wir behalten stets die Schlüsselelemente bei, die unsere Kunden wünschen.

Guess wurde 1981 in den USA als Jeansunternehmen gegründet. Heute gibt es Herren-, Damen- und Kinderkollektionen sowie Accessoires. Guesswatches ist mit über 1,4 Millionen Fans auf Facebook die Uhrenmarke mit der weltweit größten Fangemeinde. www.guess.com


Authentic Luxury Style

Meindl F/S 2013

PORTLAND Fieldjacket aus edelstem Rehleder in Vintage-Optik, Altschwarz, 체berf채rbt.

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ESTELLA Schlichtes Kleid aus feinstem, leichten Ziegenleder.

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MONTGOMERY Jacket aus festem Canvas und kariertem Leinen.

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FIGARO Damenfrack aus supersoftem Ziegenleder, Frackschöße abzippbar.

Bread & Butter Berlin, L.O.C.K. L 22.2, 04-06 Juli 2012 Munich Fashion WoMen, MTC Messeforum, 11-14 August 2012 www.meindl-fashions.de 312 style in progress


CONCEPT 089

Ein besonderes Geschenk Baracuta | Zum 30-jährigen Firmenjubiläum macht sich die italienische Unternehmensgruppe WP Lavori in Corso selbst ein Geschenk: Die britische Traditionsmarke Baracuta segelt ab sofort unter der Flagge des Unternehmens aus Bologna. Text: Martina Müllner. Fotos: Baracuta

Baracutas Wall of Fame: Steve McQueen, Elvis Presley, Frank Sinatra, Gregory Peck – und viele mehr.

ie ist wahrscheinlich die unprätentiöseste Firmeninhaberin der Modebranche: Cristina Calori, die vor 30 Jahren ihren Vater überzeugte, in ein damals ziemlich verrückt anmutendes Unternehmen zu investieren. Unter dem Namen WP Lavori in Corso war sie gemeinsam mit Andrea Canè und einem weiteren Partner ausgezogen, in den USA und England historische Modemarken aufzuspüren und nach Italien zu importieren. „Vieles, was wir zu Beginn versucht haben, war alles andere als ein Erfolg. Denn der Markt wollte damals alles andere als die Brands, auf die wir reflektierten. Es waren die Hochzeiten der Designermode, da waren wir mit Containern voll Vans-Schuhen unserer Zeit ganz schön voraus.“ Das Lehrgeld, dass die Inhaberin von WP Lavori in Corso in ihren Anfangsjahren bezahlt hat, sollte sich als visionäre Investition erweisen. Heute ist WP Lavori in Corso mit seinen Marken wie Woolrich, B.D. Baggies oder Avon Celli eine große Nummer in der Sportswear. Ein Erfolg, für den Cristina Calori keine Bewunderung will, schließlich habe sie „einfach immer nur gearbeitet, hart gearbeitet“, und da komme es ihr ganz natürlich vor, dass ihr Unternehmen heute eben so sei, wie es ist.

S

Baracuta: eine Legende mehr. „Wir lie-

ben Marken, die eine Geschichte haben. Als uns das Gerücht zu Ohren gekommen ist, dass die traditionsreiche britische Marke Baracuta zum Verkauf steht, wurden wir gleich initiativ“, erzählt Cristina Calori. Ein Jahr hat es gedauert, ehe man sich mit dem 1937 in Manchester geründeten Label einig war. Die legendären Jackenmodelle G9 und G4 haben Ikonen wie Elvis Presley, Steve McQueen oder Frank Sinatra gekleidet. „Und auch heute noch tragen coole Menschen wie zum Beispiel Jamie Oliver Baracuta-Jacken, ganz natürlich“, ergänzt Andrea Canè, der kreative Stratege hinter allen Marken und Lizenzen von WP Lavori in Corso. Um die unkomplizierten, auf das Wesentliche reduzierten Jacken und Blousons aus ihrem Dornröschenschlaf zu wecken, haben die Italiener ihre Erfolgsformel angewandt: „Wir lieben die Kombination aus originaler Geschichte, italienischem Wissen um Fertigung und Stil und einer kleinen Portion Einfluss aus Japan.“ In der Kollektion gestaltet sich dieses Dreigestirn wie folgt: Ivory Label bilden die Einstiegspreislage und Basis der Kollektion, historische Jackenmodelle bekommen italie-

nische Nachhilfe in Sachen Rohstoffe, Fertigung und Finishing. Dann die Made-inUK-Range, 24 historische Jackenmodelle, die in Großbritannien produziert werden. Auch hier wurde mächtig ins Produkt investiert: Cotton Coolmax oder Primaloft machen die Jacken wieder zu dem, was sie einst waren: Commodity Jackets, ein unverzichtbares und funktionales Basic, das in die Garderobe jedes Mannes gehört. On top kommt das Baracuta Blue Label, für das Kenichi Kusano, ehemaliger Kreativdirektor des japanischen Ausnahme-Stores Beams+, verantwortlich zeichnet. „Japaner haben einen sehr demütigen Zugang zur Geschichte einer Marke, sie drängen ihr nicht ihre eigene auf – einer der vielen Gründe, warum Kenichi Kusano für uns erste Wahl war“, so Andrea Canè.

Baracuta. Mit einem Event auf dem Pitti Immagine Uomo und Präsenz auf der Bread & Butter launcht WP Lavori in Corso Baracuta: Die Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2013 wird in Italien, Deutschland, UK, Skandinavien, USA und Japan vertrieben. Die Preise der Herrenjacken liegen zwischen 199 und 349 Euro. www.wplavori.com

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SALE

SONDER ABVERKAUF!

DMORGENWIR CHT E L H C S R E T T DASWE ABVERKAUF ICHHAB

ZUVIELE JACKEN IMLAGE R ABVERK AUF

WINTERSONDERSCHLUSS ABVERKAUF

F U A K R ABVE

ZWISCHENFRÜHLINGUNDSOMMER ABVERKAUF

Jubiläum, Hochsommerrabatt, Jubiläum, Hochsommerrabatt, BaldBald-ist-die-Saison-vorbei-Raist-die-Saison-vorbei-Rabatt. Den Den Kunden freut’sbatt. – aber erKunden verstehtfreut’s die – aber er versteht die Welt nicht mehr. Welt nicht mehr.

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CONCEPT 091

Die Preisschlacht Rotstiftpreise und Reduzieraktionen bestimmen das Bild in den Einkaufszonen oft das ganze Jahr über. Aber macht sich der Handel damit nicht das Geschäft kaputt? Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Händler

pätestens Mitte April ist es soweit. Die ersten Newsletter hochwertiger Modeanbieter flattern ins Haus. Midseason Sale, heißt es da, mit Reduzierungen auf ausgewählte Stücke um 50 Prozent! Midseason für Frühling-Sommer zu einem Zeitpunkt, wo morgens gefühlt noch der Frost klirrt und die unbenutzten Garten- wie Balkonmöbel tagtäglich in knöcheltiefen Pfützen stehen.

S

Klassische Kundenkonditionierung. Die Großen fangen an und die Kleinen folgen. Sie fühlen sich von Ketten getrieben, die sich durch Flächenbewirtschaftung und Preismarketing definieren. Durch Outlets und Internetportale wird reduziert, was das Zeug hält – eigentlich das ganze Jahr über. Gründe finden sich genug: Gelder müssen flüssig gemacht werden, um neue Ware ordern zu können, Lager und Verkaufsfläche bereinigt und Überhängen vorgebeugt werden. Mit der Folge, dass Preisnachlässe von zehn oder 20 Prozent kaum noch einen Kunden in die Läden locken. „Früher waren verkaufsoffene Samstage ebenso wie Rabattaktionen sexy, weil sie die Ausnahme waren“, sagt Hajo Greve, Geschäftsführer von Greve Moden, einem 1.100 Quadrat-

meter großen Haus in 1a-Lage in Krefeld. „Heute ist die Ausnahmesituation zur langweiligen Regel geworden und Rabatte sorgen dafür, dass der Kunde die Mode nicht mehr als kreativen Mehrwert begreift.“ Sicher, der Warendruck ist groß und der entsprechende Preiskampf in der DOB ungleich härter als in der HAKA. Doch oft wird zu früh zum Rotstift gegriffen und der Ware am Point of Sale keine Zeit gelassen. „Frauen sind Early Adopters, sie informieren sich schon im April, was der Winter bringt“, sagt Peter-Boy Weber, Geschäftsführer von Modenhaus Ehlers in Wyk auf der Insel Föhr. „Männer dagegen sind Saisonkäufer, sie kaufen die Winterjacke erst, wenn es kalt ist. Reduzierungen im Oktober interessieren keinen Kerl.“ Das Modenhaus Ehlers ist in seinem Sortiment auf der Insel einzigartig, alle Marken gibt es exklusiv nur dort. Zu 95 Prozent lebt das Geschäft vom Tourismus und hat Publikum aus ganz Deutschland. „Wir konkurrieren mit allen Großstädten“, so Peter-Boy Weber. „Wenn ein Geschäft in Hamburg früh reduziert, bekomme ich das von den Hamburger Wochenendgästen schnell zu hören. Aber welchen Wert hat die Ware noch, wenn die Preise zu früh heruntergehen? Der Kunde fühlt sich betrogen,

wenn das, was er regulär gekauft hat, kurze Zeit später reduziert im Laden hängt.“ Um sich dem Druck der Vergleichbarkeit zu entziehen, hat sich Peter-Boy Weber aus dem Wettbewerb der Preisreduktion rigoros ausgeklinkt. Große Marken, die bei bekannten großen Händlern früh reduziert werden, weil es dort zum Flächenwirtschaftsprinzip gehört, hat er aus dem Sortiment genommen und das Angebot mit anderen, weniger breit gestreuten Kollektionen spannender gestaltet. Dazu gibt es Schuhe, Parfüm, auch mal ein Fahrrad von Schindelhauer. Reduziertes wandert ins Outlet. „Mit diesem individualisierten Konzept fahren wir sehr gut“, so Peter-Boy Weber. „Außerdem arbeiten wir möglichst nur noch mit inhabergeführten Marken wie Frauenschuh, Closed und Boglioli sowie kleineren Agenturen zusammen, das Persönliche funktioniert einfach besser. Und unsere Kunden finden bei uns Sachen, die sie noch nicht gesehen haben.“ Den Sale zelebrieren. Mode Weber führt

sieben Filialen in der Schweiz im mittleren bis gehobenen Segment mit Marken von Pepe Jeans und Drykorn bis hin zu Burberry und Akris. Dort sind in den Monaten März, April, Mai sowie September, Oktober und style in progress 312


092 CONCEPT

Florian Koithan, Geschäftsführer Modehaus Koithan: „Rabatte gehören heute zum ganz normalen Geschäft. Gerade im deutschen Markt ist der Preiskampf enorm. Wir wollen uns nicht amerikanisieren, aber wir tun es. Jeder ist sich selbst der Nächste, ob der Händler oder der Lieferant. Dadurch kommen wir in einen Teufelskreislauf, in den wir eigentlich nicht hineingeraten dürfen.“

November keine roten Preise zu finden. „Die Kunden wollen zu bestimmten Zeiten auch keine Rotpreise im Laden“, sagt Urs Weber, Mitglied der Geschäftsleitung. „Ein Sommer-Sale zu einem Zeitpunkt, an dem die Freibäder und Biergärten noch nicht mal geöffnet haben, ist für viele gar nicht nachvollziehbar. Zum Glück denken in unserem Segment viele Händler wie wir, schließlich muss der Markenwert geschützt werden.“ Doch mitunter ergeben sich Ausnahmesituationen, die Sondermaßnahmen erfordern. Wie etwa der stark fallende Euro im vergangenen Herbst, auf den der Schweizer Handel mit früheren Preisnachlässen reagiert hat. „Auch wir haben dann am 20. November eine Rabattaktion mit 20 Prozent gestartet“, erklärt Urs Weber. „Aber Winterjacken zu reduzieren, noch bevor es kalt wird, tut schon weh.“ Denn generell agiert Mode Weber mit Preisnachlässen auf die Wintermode erstmalig zwischen Weihnachten und Neujahr. „Da brummt es richtig in den Geschäften“, so Urs Weber. „Die zweite Reduzierungsstufe beginnt einen Monat später, mit halben Preisen. Damit lässt sich allerdings kein Geld mehr verdienen, da geht es nur um Liquidität und darum, das Lager leer zu bekommen.“ Das Braunschweiger Modehaus Koithan führt auf 400 Quadratmeter Marken wie Closed, Repeat, Strenesse und Dondup. Drei Monate im Halbjahr bleibt die Fläche frei von roten Preisen, erst dann werden sie in gewissem Rahmen auch als Instrument der Kundenbindung genutzt. „Die Stammkunden werden bei Reduzierung schon vorab informiert, denn sie sind es, die mir wichtig sind und die belohnt werden sollen“, so Ge312 style in progress

schäftsführer Florian Koithan. „Ab Mitte der Saison gibt es ein Kundenmailing mit ZehnEuro-Gutschein als Bonbon, um uns bei den Kunden wieder ins Gespräch zu bringen. In der Sale-Phase verkaufen wir dann alles raus, es bringt nichts, etwas wegzupacken und im nächsten Jahr wieder hervorzuholen. Die Ware wird nicht besser.“ Auch das Modehaus Greve nimmt keine Altlasten in die nächste Saison. „Das führt so konsequent durchgeführt natürlich zu Abschriften im Verkaufspreis zum Ende einer Saison, denn irgendetwas bleibt immer übrig“, sagt Hajo Greve. „Ab Mitte Januar zelebrieren wir einen vierwöchigen Saisonschlussverkauf und erst zu diesem Zeitpunkt öffnen wir uns der Kommunikation über den Preis. Die Ware wird weiterhin in guten Outfits präsentiert, weil wir meinen, dass sie nach wie vor ihre Berechtigung hat.“ Für eine hohe LUG denkt Greve auch nicht mehr nur in zwei Saisons, für ihn ohnehin ein Anachronismus. Stattdessen teilt sich das Jahr bei Greve in mehrere kleine Abschnitte. „Natürlich muss man auch in der laufenden Saison sein Sortiment von Pennern befreien“, so Hajo Greve. „Das machen wir mit kleinen Clearing Ständern für besondere Angebote, die aber nicht weiter gekennzeichnet sind. Für uns ist das ein Instrument zur Frequenzgenerierung, wie das Tagesangebot in einem guten Restaurant. Und so inszenieren wir es auch.“ Fairer Handel. Die Warensteuerung ist mit-

entscheidend, um aufgetürmten Warenbergen im Laden zuvorzukommen. Denn manchmal bringt es erstaunlich wenig, der Erste zu sein. „Ich möchte im Januar kein

Hajo Greve, Geschäftsführer Greve Moden: „Ich beanspruche keine Exklusivität bei Marken, nur gleiche Preise. Aber man darf nicht nur auf den eigenen Standort gucken. Heute fährt unser Kunde nach Essen, Roermond, Paris, surft im Netz, kauft bei Zalando. Der Wettbewerb in dem jeder steht, ist ungleich größer als früher.“

Leinenthema und klassische Rollis brauche ich im September, nicht im Juli“, so Florian Koithan. „Stattdessen versuche ich mit gestaffelten Lieferterminen näher an den Bedarf meiner Kunden heranzukommen. Auch die erste Herbst-/Winter-Ware möchte ich nicht schon am 15. Mai im Laden haben. Es ist wichtig, dass ich mich darüber mit meinen Lieferanten abstimmen kann.“ Der richtige Zeitpunkt ist eine Gratwanderung, weiß auch Urs Weber. „Wenn andere Händler die Precollection einer Marke bereits erhalten haben, müssen wir es auch im Geschäft zeigen, um mithalten zu können“, sagt er. „Aber oft wird zu früh geliefert. Daunenjacken machen erst ab dem 1. September Sinn, es sei denn, es handelt sich um eine Trendkollektion, die wir uns im August liefern lassen. Es wäre allerdings nicht schlecht, wenn das allgemein einen Monat nach hinten rücken würde. Sonst haben wir uns irgendwann selbst überholt.“ Es gehört Mut dazu, sich als MultilabelHändler aus dem allgemeinen Preiswettlauf herauszunehmen. Aber das Risiko birgt auch Chancen. „Wir haben uns entschieden, eine gerade Linie beizubehalten und nicht auf Sonderrabattwünsche einzugehen“, so Hajo Greve. „Heute ernten wir die Früchte. Das Argument Preis ist für unsere Kunden nicht mehr so ausschlaggebend.“ Im Modenhaus Ehlers auf Föhr wird ebenfalls nicht gehandelt, auch wenn der Kunde vier Teile auf einmal kauft. „Würde ich mich darauf einlassen, hieße das ja, dass ich eine höhere


www.modeist.com


094 CONCEPT

Peter-Boy Weber, Geschäftsführer Modenhaus Ehlers: „Ich muss mich darauf verlassen können, was Vertrieb und Marke sagen, man muss miteinander reden können. Wenn große Marken zu weit gestreut sind, online verschleudert werden und zu früh reduzieren, funktionieren sie bei mir nicht mehr.“

Urs Weber, Mitglied der Geschäftsleitung Mode Weber: „Daunenjacken machen erst ab dem 1. September Sinn, es sei denn, es handelt sich um eine Trendkollektion, die wir uns im August liefern lassen. Es wäre allerdings nicht schlecht, wenn das allgemein einen Monat nach hinten rücken würde. Sonst haben wir uns irgendwann selbst überholt.“

Marge zum Handeln habe als die, die ich brauche“, argumentiert Peter-Boy Weber. „Lieber mache ich einen ehrlichen Preis.“

den und nicht über den Preis, weiß Hajo Greve. „Dazu gehört ein spitzes Angebot mit erkennbarer Handschrift, mit Herzblut und couragierter Aussage“, beschreibt er. „Wir haben keine Markenflächen, wir sind also auf unserer Fläche hundertprozentige, intuitive Individualisten, damit sind wir bei unserer Größe eine Ausnahme. Dafür recherchieren wir emsig und müssen uns bei der Order mit allen Sinnen in die Kollektionen stürzen. Unsere Aufgabe ist es, die Gewürze, die in jeder Kollektion stecken, schmackhafter zu machen, als das in den Kantinenküchen der Branche gelingen kann. Etwa durch meine Auswahl und dadurch, welche Marken ich wie auf der Fläche miteinander in Wettbewerb stelle. Dadurch erzeuge ich Spannung.“ Derweil geht für das Gros im Handel der Preiskampf weiter, obwohl sich der Kampf über den Preis vom kleinen MultibrandHändler sicher nicht gewinnen lässt. Gerade im deutschen Markt wird mit harten Bandagen gekämpft. „Wir alle wollen uns nicht amerikanisieren, aber wir tun es“, sagt Florian Koithan. „Jeder ist sich selbst der Nächste, ob Händler oder Lieferant, jeder will ein Stück vom Kuchen haben und die Frage ist, wie man am besten rankommt. Dadurch kommen wir in einen Teufelskreislauf, in den wir eigentlich nicht hineingeraten dürfen.“ Eine gesetzliche Regelung für zeitlich limitierte Reduzierungen ist nicht in Sicht. „Aber eigentlich müsste man sich an einen Tisch setzen und über einen Zusammenschluss im hochwertigen Handel debattie-

Mit allen Sinnen. Doch das allgemein ag-

gressive Preismarketing hat dazu geführt, dass der Wert der Marke vom Konsumenten geringer geschätzt wird. Es ist Zeit, der Werteinflation etwas entgegenzusetzen, damit die Mode nicht gänzlich vom Kulturgut zum Massengut verkommt. Mode Weber hat in den letzten Jahren eine Zunahme der Ware verzeichnet, die der Filialist reduziert verkauft. „Jetzt wollen wir diesen Anteil wieder auf 25 Prozent zurückdrehen und die Abverkaufsquote der Ware zum regulären Preis auf 75 Prozent hochsetzen“, so Urs Weber. Entsprechend wird der Werbeetat für die Ausverkaufsphase zurückgesetzt – zugunsten der Imagewerbung zu Saisonbeginn. „Es geht darum, unseren Wert hochzuhalten, auch wenn er in Zahlen weniger messbar ist“, betont Urs Weber. Darüber hinaus hat Mode Weber in den eigenen Geschäften die Flächen bestimmter Anbieter zurückgefahren, auch, um sich nicht ihrem schnell rollierenden Reduzierungssystem auszusetzen. „Wichtiger ist der individuelle Sortimentmix, zum Beispiel mit interessanten Accessoires oder einer neuen Blusenkollektion aus Italien“, sagt Urs Weber. „Auch dieser Wert lässt sich schwer an Zahlen sichtbar machen. Nicht immer bringt eine Kollektion den erwünschten Umsatz, hat dafür aber die Fläche interessant gemacht.“ Mode muss emotional kommuniziert wer312 style in progress

Romy Seifert, Referentin im Geschäftsbereich Starthilfe und Unternehmensförderung der IHK Mittlerer Niederrhein: „Wir haben keine Anhaltspunkte dafür, dass die Masse der Einzelhändler ein Interesse daran hat, die alte Rabattgesetzeslage wieder einzuführen. Das Rabattgesetz und die Zugabeverordnung wurden Ende Juli 2001 aufgehoben. Das Verbot, Sonderveranstaltungen zur Absatzförderung durchzuführen, ist 2004 gefallen. Die EU und damit alle der EU angeschlossenen Staaten haben sich hier für eine Liberalisierung entschieden. Die unternehmerische Freiheit beim Preisnachlass und bei Verkaufsförderungsaktionen ist aber deshalb nicht grenzenlos. Danach ist Irreführung des Kunden bei Preisaktionen unzulässig. Zum Beispiel ist die Werbung mit Mondpreisen nicht erlaubt. Als Mondpreise werden Preise bezeichnet, die nie zuvor ernsthaft und tatsächlich gefordert wurden, um den Kunden einen höheren Rabattabschlag zu suggerieren.“

ren“, sinniert Peter-Boy Weber. „Es wäre schön, auch wenn ich glaube, dass irgendeiner immer ausbrechen würde, etwa weil er sich in der Not fühlt, früher reduzieren zu müssen. Wir haben ja so eine Angst vor Regeln. Wenn es heißt, zurück zum Sommeroder Winterschlussverkauf, schreien alle: Bloß keine allgemeingültige Regelung. Aber wenn bestimmte Dinge nicht freiwillig geregelt werden können – warum eigentlich nicht?“ Vorerst bleibt dem Handel nur eins: Selbstbewusster auf das eigene Modegespür zu setzen, ohne das Kaufmännische aus den Augen zu verlieren. „Es funktioniert nur mit straffer Disziplinierung bei der Warenbeschaffung“, resümiert Hajo Greve. „Ich erwarte von meinem Lieferanten nicht, dass er meine Ware zurücknimmt, auch nicht, dass er sich an meinen Abschriften beteiligt. Aber ich erwarte ebenso, dass er das bei keinem der Mitbewerber macht. Dann wäre der Wettbewerb auch wieder ehrlich.“


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096 CONCEPT

Der Rhythmus der GroĂ&#x;stadt: Minimum reagiert mit zehn Kollektionen pro Jahr schnell auf Trends.

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CONCEPT 097

Spaß am dornigen Weg Minimum | Im Hafen der dänischen Industriestadt Aarhus befindet sich der Hauptsitz von Minimum. Bei den ersten Schritten in die weiten, hohen Büroräume fällt der Blick auf ein Fotostudio, mehrere Showrooms und eine Bibliothek. Sie dient als Wartebereich für Kunden und Partner – und buchstabiert das Motiv der aktuellen Kollektionen. Text: Ditte Bringø Bachmann. Fotos: Minimum

Minimum-Gründer Peder Tang: „Zentraler Punkt ist Einzelhandelswissen, denn Erfolg haben wir erst, wenn die Produkte sich im Laden verkaufen.“

Progressive, junge Designs mit einem Hauch skandinavischer Coolness und Urbanität.

ie Geschichte von Minimum begann mit einem kleinen Laden, den Peder Tang 1997 in Aarhus eröffnete. Zwei Jahre später ging unter dem Namen „Minimum“ die erste Kollektion an den Start, zunächst nur für Herren, bis 2007 die Damen folgten. Heute hat sich die Marke etabliert und Dänemarks Grenzen längst hinter sich gelassen. Minimums ästhetische Vision: Progressive, junge Designs mit einem Hauch skandinavischer Coolness und Großstadtgefühl. Umgesetzt in zehn Kollektionen im Jahr: vier Haupt- und sechs Flash-Kollektionen.

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Wachstum trotz Krise. Die Weltwirt-

schaftskrise hat viele in die Knie gezwungen. Minimum hingegen verzeichnet seit 2008 ein Wachstum von 20 Prozent, verdoppelte seine Exporte von 30 auf 60 Prozent, statt 15 arbeiten jetzt 40 Personen für das Label. Das ist noch nicht das Ende: Neue Exportmärkte fachen das Wachstum an. Wie so etwas geht? Mit gewagter Philosophie: „Bei Minimum glauben wir an das Andere“, so der charismatische Gründer Peder Tang. „Und aus Erfahrung wissen wir, dass der dornige Weg zwar schwieriger ist, aber auch mehr Spaß macht – und einen zu den besten Beeren führt.“

Das weckt Begehrlichkeit: Täglich treffen Anfragen potenzieller Partner aus neuen Märkten ein, doch Peder Tang behält einen kühlen Kopf. „Wir sind gerade äußerst vorsichtig und konzentrieren uns eher auf bestehende Märkte, statt neue zu erobern. Wir wissen, dass man vor dem Eintritt in neue Märkte eine klare Strategie und tiefe Marktkenntnis braucht. Außerdem sollte die Firma intern hundertprozentig aufgestellt sein.“

dem Markt positionieren können und damit unsere Daseinsberechtigung bewiesen. Wir werden auch in Zukunft erfolgs- und kundenorientiert im Zusammenspiel mit dem Einzelhandel an der Ausrichtung der Kollektionen arbeiten. Dabei setzen wir auf ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis mit Fokus auf dem modischen Anspruch unserer Endkunden.“ Zukunftspläne. Um rund um die Uhr für

Der zentrale Punkt: Einzelhandelswissen. Der Weg von der dänischen über die

skandinavische bis zur europäischen Marke war vorgezeichnet – strategisch. „Wir haben das Unternehmen auf einen größeren Rahmen ausgerichtet, dabei aber stets versucht, unsere Wurzeln zu wahren“, erklärt Peder Tang. „Man muss seinen roten Faden verfolgen aber gleichzeitig auf die verschiedenen Marktbedürfnisse hören. Der zentrale Punkt dabei ist Einzelhandelswissen: Denn Erfolg haben wir erst, wenn sich die Produkte im Laden verkaufen.“ Mit exakt dieser Sensibilität hat sich Minimum gemeinsam mit einem starken Distributionspartner für die deutschsprachigen Länder fit gemacht. Ilya Morgan, Geschäftsführer von Deluxe Distribution: „Durch die Strategie, der wir mit Minimum gefolgt sind, haben wir die Marke erfolgreich auf

Kunden erreichbar zu sein, führte Minimum vor einem halben Jahr ein Online-OrderTool ein – mit großem Erfolg. „Bisher haben wir uns vornehmlich mit B2B befasst, jetzt planen wir einen B2C-Onlineshop“, erklärt Peder Tang. Zudem denkt er über Läden nach, in denen der skandinavische Look komplett präsentiert wird – Interesse wurde bereits bekundet. „Wenn wir in den Einzelhandel gehen, wollen wir dem Markt etwas Neues bescheren. Es wird also interessant werden.“ Minimum. Gegründet 1997 von Peder Tang in Aarhus, Dänemark, wo die Marke ansässig ist. Minimum wird über Agenturen und Distributoren in 15 Ländern verkauft und ist in 25 Showrooms weltweit vertreten. 40 Angestellte entwerfen, produzieren und vermarkten zehn Kollektionen pro Jahr, mehr als 800 Händler zählt die Marke. www.minimum.dk, www.deluxe-distribution.de

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098 CONCEPT

Die Zukunftsweiser Gloriette | Dank des neuen Eigentümers sind die Weichen der österreichischen Traditionsmarke Gloriette neu gestellt. Inhaber Siegmund Rudigier über Modernisierung und die Ziele von Gloriette. Text: Katja Weiland von Ruville. Foto: Gloriette, Porträtfoto: Rudigier und Partner

Siegmund Rudigier mit seiner Frau Claudia Rudigier. 2006 gründeten sie gemeinsam die Rudigier und Partner GmbH, zu der Marken wie Mabrun, Arzberg Porzellan oder der Küchenhersteller RWK gehören.

Klassische Designs mit einem besonderen Twist: Die Herbst-/Winter-Kollektion von Gloriette.

ür gewöhnlich verläuft ein Jahreswechsel – trotz neuer Vorsätze – ohne gravierende Veränderungen. Nicht so bei dem österreichischen Traditionsbetrieb Gloriette. Seit 1. Januar dieses Jahres gehört die Modemarke zur Salzburger Unternehmensgruppe Rudigier und Partner GmbH, die das Label von dem vorherigen Inhaber Peter Hofer übernommen hat.

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Ein Neubeginn. 1886 gegründet, zählt Glo-

riette zu einer der renommiertesten Marken für Hemden und Textilien. Der Schwerpunkt liegt nicht nur auf klassischer Businesskleidung, sondern auch auf traditioneller Trachtenmode. Für Siegmund Rudigier ist dies ein Aspekt, der das Label so spannend macht. „Doch was uns vor allem interessiert, ist die Modernisierung der Marke. Wir glauben, dass wir das Unternehmen deutlich internationalisieren können“, sagt der Gründungsgesellschafter und Managing Partner von Rudigier und Partner und macht damit deutlich, wie er sich die zukünftige Entwicklung von Gloriette vorstellt. Ein Schritt in die neue Richtung ist dem burgenländischen Unternehmen bereits mit der aktuellen Frühjahr-/Sommer-Kollektion gelungen: Hemden, Blusen, Poloshirts, Strickwaren und Co. setzen auf angesagte 1950er-Jahre-Eleganz und ein starkes Bekenntnis zur Farbe. Materialien wie Leinen 312 style in progress

und feine Baumwolle passen zum Sommer, casuale Schnitte und Slim-Line-Silhouetten verbinden Sportlichkeit mit Stil. Exklusiver sind da nur die Maßhemden und die Luxury Collection. Alles qualitativ hochwertige Produkte also, die wohl auch besonders in China gut ankommen werden. „Nur wenige wissen, dass das Unternehmen sehr stark in China ist. Dort wird Gloriette als Luxusmarke verkauft, mit sehr hohen Endverbraucherpreisen“, so Rudigier. Doch warum sind traditionelle, österreichische Werte im Reich der Mitte so gefragt? Der neue Eigentümer gibt sich selbstbewusst und zielstrebig: „Wenn man nicht wie viele Wettbewerber in Vietnam oder Nordafrika produziert, sondern in der eigenen Produktion, mit europäischen, österreichischen Qualitätsstoffen, dann ist das ein Wert, den man durchaus kommunizieren kann.“ Sei es in den 18 Gloriette-Filialen österreichweit oder in den Ländern, die das Label beliefert. Momentan exportiert das Traditionshaus nach Deutschland, Tschechien, Ungarn, Südtirol und eben China. Laut Rudigier bedeutet das im Umkehrschluss jedoch, dass das Unternehmen noch viel Potenzial hat, was die Internationalisierung betrifft. Gesunder Prozess. Um die Marke auch in Zukunft langfristig zu entwickeln, bleibt die etablierte Zentrale in Stegersbach und die

weiteren Produktions- und Vertriebsstandorte in Wien, Bergheim und im ungarischen Sümeg erhalten. Auch die 110 Mitarbeiter von Gloriette bleiben von dem Eigentümerwechsel unberührt. Im Gegenteil: „Wir haben eine sehr gute Produktion in Ungarn, die wir weiter ausbauen und auslasten wollen. Und wir werden auch das bestehende Team in Stegersbach mit dem einen oder anderen Mitarbeiter stärken. Aber prinzipiell werden wir versuchen, kontinuierlich mit den bestehenden Ressourcen weiterzuarbeiten“, betont Rudigier. Auch was den Zeitplan betrifft, hat man klare Vorstellungen: „Gott sei Dank sind wir kein Private Equity Fond, der in kurzen Zeiträumen sehr viel, sehr radikal erreichen muss. Für uns ist es wichtig, dass wir in den nächsten drei bis fünf Jahren einen ersten großen Schritt sehen. Keine Hauruck-Maßnahmen, sondern eine kontinuierliche Entwicklung.“ Vielversprechende Vorsätze für die nächsten Jahre.

Gloriette. Das Unternehmen nahm seinen Ursprung 1863 durch die Brüder Hönigsberg. 1886 begann man mit der industriellen Herstellung. 1962 wurde der Produktionsbetrieb in Stegersbach gebaut und 2005 das Filialnetz ausgebaut. Aktuell betreibt Gloriette in Österreich 18 eigene Filialen. www.gloriette.at



100 CONCEPT

Qualität mit Tradition Wolverine | Wolverine, die amerikanische Firma zählt zu den ältesten Schuhmarken der Welt. Als innovative Traditionsmarke mit einem qualitativ hochwertigen Produktportfolio, steht Wolverine für komfortables Schuhwerk, das auf den Wurzeln Workwear und Outdoor basiert. Text: Kay Alexander Plonka. Fotos: Wolverine

Das zweifarbige Modell Addison aus der Kollektion 1000 Mile Boot von Wolverine mit geschwungener Wingtip-Verzierung.

Sales-Manager Roy A. M. Goossens betreut Wolverine in der D-A-CH-Region.

olide Verarbeitung, hochwertige Materialien und zeitloses Design sind die Voraussetzungen für langlebige Produkte. Wolverine vereint diese Werte in seiner Premiumkollektion 1000 Mile Boot. Das Herzstück bildet das erste Schuhmodell der Marke, welches aus Pferdeleder gefertigt wurde und mittels eines speziellen Gerbeverfahrens besonders weich und dennoch extrem strapazierfähig war. Beworben wurden diese halbhohen Schnürstiefel mit dem Slogan „Last a 1000 miles... and longer“.

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Verfahren mit vielen Zwischenschritten, bei denen das Leder mit Wachsen und Ölen behandelt wird. Die Boots sind als Ausführung mit Cap-Toe-Verzierung, geschwungenem Wingtip oder in Zweifarbkombination erhältlich und mit einer Glattledersohle mit Vibram-Gummiabsatz ausgestattet. Erhältlich ist die 1000-Mile-Kollektion bei rund 50 Händlern, u. a. Anson’s, Breuninger, Ladage & Oelke, Gaspers, 6th Floor, Trüffelschwein, Uwe Van Afferden, RidersRoom, 14 oz., Dee Cee Style und Cultizm.com.

Gekommen, um zu bleiben. Nach über

Gute Aussichten. „Für die vierte Saison, in

125 Jahren ist der stilvolle Klassiker heute für Damen und Herren erhältlich und wird in Rockfort, Michigan am Firmensitz von Wolverine in den USA mit derselben Konstruktionsmethode unverändert rahmenund handgenäht. Neben dem limitierten Topmodell aus Pferdeleder zum VK-Preis von 1.000 Euro gibt es halbhohe und flache Varianten in bis zu vier Farben mit VK-Preisen zwischen 380 und 425 Euro. Diese komfortablen und eleganten Modelle werden aus robusten Chromexcel-Leder gefertigt, das seit 100 Jahren von der amerikanischen Traditionsgerberei Horween & Co. hergestellt wird. Die Besonderheit ist das langwierige

der wir die 1000-Mile-Kollektion präsentieren, haben wir noch den einen oder anderen Wunschkunden im Premiumsegment“, sagt Roy A. M. Goossens, Sales-Manager der Bosum Trading GmbH, die Wolverine in der D-A-CH-Region vertreibt, und fügt hinzu: „Wichtig ist uns, dass wir die in den USA gefertigte Kollektion weiter ausarbeiten und erweitern, damit der Handel mehr Möglichkeiten hat, mit dieser Linie zu arbeiten.“ Gute Resonanz gab es auch auf die neue Damenlinie, die in Zusammenarbeit mit der New Yorker Designerin Samantha Pleet entstanden ist und in Läden wie z. B. Madamski in Köln, Nia in München oder

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Jelmoli in Zürich erhältlich sein wird. Goossens erklärt: „Hier haben wir in der ersten Saison 30 Kunden begeistern können. Die Designs sind vom ursprünglichen Einsatz im 19. Jahrhundert als Reit- oder Expeditionsstiefel inspiriert und spiegeln modische Einflüsse des heutigen Lebens in Williamsburg, Brooklyn wider.“ Mit der dritten Linie 1883, die als Hommage an das Gründungsjahr benannt wurde, richtet sich Wolverine an Fashion-Stores und gleichermaßen den Schuhfachhandel. Die VK-Preise liegen zwischen 150 und 230 Euro, zu den bisher 200 Kunden gehören u. a. P&C, Theo Wormland, Zeitzeichen, Skizzo oder Hagemayer. „Hier sehen wir noch viel Potenzial im Markt. Die Kollektion verbindet Tradition und Moderne und vereint klassische, funktionale Silhouetten mit modernem fashionablem Finish.“ Wolverine wurde 1883 von dem Deutschen Gustav Adolf Krause in Rockford, Michigan gegründet. Krauses Schuhe etablierten sich damals als robuster Arbeitsschuh mit hohem Tragekomfort und langer Haltbarkeit. In der D-A-CH-Region wird Wolverine seit Mai 2011 von der Bosum Trading GmbH distribuiert. Eigentümer sind Albert Bos und Willy Umland. Bosum vertreibt als Lizenznehmer auch die Marken Gant Footwear und Maruti.


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01 Der Cashmere-Nachwuchs wächst unter besten Bedingungen auf einer großzügigen Zuchtfarm auf. 02 Hochmoderne Intarsia Maschinen garantieren die punktgenaue Musterausführung der Cashmere-Ware. 03 Cashmere ist Vertrauenssache – ein Grundsatz, den FTC-Chef Andreas Knezovic lebt. 04 Die firmeneigene Kämmerei in der neuen Fabrikanlage in der chinesischen Provinz Hebei. 05 Das Wohnhaus für die Mitarbeiter steht direkt auf dem Firmengelände. 06 Seit Januar dieses Jahres läuft die Produktion am neuen Standort.

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CONCEPT 103

Respekt, großer Tiger! FTC | Andreas Knezovic von FTC (Fair Trade Cashmere) hat für sich das Geheimnis des Erfolgs entdeckt: Respekt. Für Land, Leute, für Essen, einfach für alles. Denn wenn man die Dinge des Lebens achtet und sich außergewöhnlich anstrengt, dann kommt der Erfolg ganz von allein. Text: Dörte Welti. Fotos: FTC

er mit Andreas Knezovic nur über seine Mode und Home-Collection reden will, ist an der falschen Adresse. Das Label FTC – für Fair Trade Cashmere – ist nicht nur ein Label, es ist eine ganze Philosophie. Spricht man über die Pullover, spricht man über die hervorragende Cashmere-Qualität, die selbst Laien schon am Griff erkennen können. Den Griff verdanken die Kollektionsteile natürlich sorgfältigster Verarbeitung und das können nur Textilarbeiter mit Know-how und mit Beigeisterung für ihre Arbeit. Spaß am Job hat man aber nur, wenn man sich wohl fühlt. Darum verdienen die Arbeiter in Andreas Knezovics Fabrik anständig, haben vernünftige Arbeitszeiten und Andreas Knezovic hat für sie komfortable Unterkünfte gebaut, das ganze an einem nagelneuen Standort in der Provinz Hebei in China. Wenn Menschen sich gesund ernähren, sind sie glücklich und leistungsfähig. Weil das aber irgendwie nicht so richtig bei Kantine und Koch angekommen war, hat Andreas Knezovic kurzerhand den Menüplan und die Essensorganisation mit einem Team in die Hand genommen. Im eigenen Gewächshaus auf dem Gelände wächst frisches Gemüse für die Versorgung der dort lebenden Arbeiter. Auf der 106.000 Quadratmeter großen Hebei Fumin Cashmere Goat (HFCG) Farm, an der Andreas Knezovic beteiligt ist, werden auch spezielle Gräser und Futter für die Ziegen angebaut, aber nicht genug. Wer hätte geahnt, dass man am Griff, Geruch und Geschmack die Qualität von CashmereRohstoff erkennen kann, sogar was die Tiere gefressen haben? Das Futter für die wertvollen Rohstofflieferanten (die Zucht ist weit mehr als zwei Millionen Euro wert), wird denn auch schon mal aus einem 1.000 Kilometer entfernten Anbaugebiet geholt. Nur das Beste für die Besten.

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Wolliges Networking. Die kuscheligen

Ziegen wachsen frei laufend, glücklich und zufrieden auf. Wenn die Jungtiere etwa ein Jahr alt sind, kommen sie zu Bauersfamilien (die Regierung Shanxi kauft sie zur Zuteilung ab), mit denen Andreas Knezovic und sein Partner schon eine jahrelange Beziehung und Exklusivverträge für die Abnahme der Wolle aufgebaut haben. Er hat Schulen (Swiss International FTC World Hope School) für ihre Kinder gebaut und den Bauern einen über dem Marktpreis liegenden Abnahmepreis für den Rohstoff garantiert. Den Rohstoff liefern die Bauern auch pünktlich und sorgfältig. In einer großen Waschanlage wird das Rohmaterial sortiert und gewaschen, dann mit speziellen Farbstoffen aus der Schweiz und Deutschland gefärbt. Der Wasserrückgewinnungsprozess (über 95 Prozent) bei diesem Vorgang ist eine Selbstverständlichkeit. Die Färberei befindet sich wie auch die Kämmerei in eigener Hand. Dann wird gesponnen, das leider noch nicht in einer eigenen Spinnerei, die aber schon geplant ist. Das Grundstück dafür wurde selbstverständlich schon gekauft. Multifunktioneller Berater. Die neue Fa-

brik HLCP auf knapp 12.000 Quadratmeter Fläche am neuen Standort in Hebei bietet über 350 Arbeitnehmern Platz, enorm viele sind übrigens dem Chef an den neuen Standort gefolgt, weil sie gern für Lao Hu arbeiten, wie Andreas Knezovic hier heißt: großer Tiger. Der Bayer aus Waging am See, der die meisten seiner Angestellten um mehr als eine Haupteslänge überragt, hat sich den Respekt hart erarbeitet. Seine Ideen, eine wirklich nachhaltige Cashmere-Produktion von A wie Aufzucht bis Z wie zufriedene Kunden aufzubauen, hat sogar die chinesi-

sche Regierung beeindruckt. Und zwar so sehr, dass er der erste Fremde ist, der in der Provinz offiziell zum parteilosen Berater des Parteienvorstands gewählt wurde. Als solcher sorgt er auch für die Entwicklung der Stadt: Es soll ein Sportplatz entstehen, eine Idee, die in Zusammenarbeit mit der Non-Profit-Organisation Right to play (www.righttoplay.ch) umgesetzt werden soll. Warum aber der ganze Aufwand? Man könnte doch auch einfach die Designs – viele mit aufwändigen Intarsienarbeiten – die übrigens alle aus der Hand von Jutta Knezovic und ihrem Team stammen und in Baar bei Zürich entstehen – jenem zur Produktion überlassen, der sie am günstigsten herstellt, und noch viel mehr Geld verdienen? Das Thema bringt den Chef in Rage. Es würden vier- bis fünfmal mehr Cashmere-Produkte auf dem Weltmarkt gehandelt, als Rohstoff dafür vorhanden sei, mutmaßt er. Das heißt: Betrug und Augenauswischereien sind gang und gäbe. Damit könnte Knezovic nicht leben. Er hat jetzt Kapazität für rund 300.000 Teile, aktuelle werden ca. 200.000 Teile pro Jahr gefertigt. Nur sein Label nota bene, mit einer freundschaftlichen Ausnahme: Unter „FTC Quality Brand for Sansibar“ gibt es eine limitierte Anzahl Teile, die der erfolgreiche Sylter Gastronom Herbert Seckler verkaufen darf. Cashmere ist Vertrauenssache. Bei FTC lässt man daran keinen Zweifel aufkommen.

FTC (Fair Trade Cashmere) mit Sitz in Baar/ZG in der Schweiz wurde im Mai 2003 von Andreas Knezovic und seiner Frau Jutta gegründet. Aktuell sind in China 380 Mitarbeiter beschäftigt, in der Schweiz und Europa weitere 20. Verkauft wird überwiegend über den hochwertigen Fachhandel. www.ftc-cashmere.com

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104 CONCEPT

Handeln ist Gold

Fashion trifft auf Charity Mala & Mad | „Wear art at heart“. So das Motto des Schallabels mit Charity-Hintergrund. Mala & Mad will die Welt mit kleinen Taten ein bisschen besser machen. Ganz nebenbei schlagen die Tücher auch noch die Brücke zwischen Street Art und High Fashion. Text: Elisabeth Bärnthaler. Fotos: Mala & Mad

Street Art tut Gutes: Mala & Mad.

Madeleine Farnbacher reist selbst häufig nach Nepal und tritt in direkten Kontakt mit Straßenkindern.

in Produkt, das mehr als ein kurzlebiges Fashion-Statement ist. Das hat Madeleine Farnbacher mit ihrem Schallabel geschaffen. So richtig glauben kann sie es immer noch nicht. Zunächst hat alles aus dem tiefen Bedürfnis begonnen, zu helfen und ein bisschen Sinn in die Modebranche zu bringen. Die Schals von Mala & Mad verkörpern soziales Engagement in tragbarer Form und verbinden mehr als zwei Welten miteinander. Die offensichtlichste, der Stil: kreative Energie und edle Stoffe – Seide, Cashmere, Fine Wool. Mit dieser Mischung konnte Mala & Mad seit seiner Gründung 2011 schnell überzeugen, Shops wie Stierblut in München, Eder in Kitzbühel oder Sträuli in Zürich zum Beispiel.

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Nepal und Indien – wo alles begann. Die

nächste Brücke, die Mala & Mad schlägt, ist eine zwischen Nepal, Indien und Europa. Der Kontakt mit Straßenkindern in Nepal und Indien war für Madeleine Farnbacher Anstoß zur Gründung. Ein Teil des Erlöses jedes verkauften Schals fließt auf direktem Weg in das karitative Projekt „Street Art for 312 style in progress

Street Kids“. Unterstützt wird dabei zum Beispiel die Organisation Salaam Baalak Trust, ein Verein, der Straßenkindern Schutz bietet, diese mit Essen, Medizin und Schulbildung versorgt. Grundbedürfnisse, die allzu oft nicht abgedeckt werden. Straßenkinder, Straßenkunst. Und dann

ist da noch eine Verbindung, die ungewöhnlich sein mag: Auf Modal, Viskose und Cashmere lässt Madeleine Farnbacher Street Art drucken. Waren es zuerst Fotos von Street Art aus verschiedenen Metropolen, sucht Madeleine Farnbacher heute den direkten Kontakt mit Graffiti-Sprayern und Street-Art-Künstlern. Begeistert von der Idee, stellen viele von ihnen ihre Motive zur Verfügung. Auch unbekannte Künstler sind der Gründerin willkommen. Denn Mala & Mad soll zeigen: Kunst ist überall, auch – oder vielleicht sogar besonders – auf der Straße. Soziales Engagement ist angesagt. Das

Projekt kommt an, nicht nur im Handel, wo sich Mala & Mad sensationeller Abverkaufsquoten erfreut. Auch die Sympathisanten des Labels werden immer mehr. Schon kurze

Zeit nach dem Start haben sich bekannte Street Artists und Künstler wie Julian Vogel und Talin Lopez bereit erklärt, ihre Werke auf die Schals bannen zu lassen. 100 Prozent Fairness. Auch Nachhaltig-

keit spielt eine große Rolle. So werden die Schals in Nepal und Indien hergestellt, wobei „sowohl ökonomische, ökologische als auch soziale Aspekte berücksichtigt werden“, erklärt Madeleine Farnbacher. Sie fährt fort: „Im konkreten Fall bedeutet das, dass die Erfüllung des Bedürfnisses nach einem schönen Schal mit einer Verbesserung der Chancen für alle Beteiligten gekoppelt ist.“ Alle Produktionsstätten besucht die engagierte Initiatorin regelmäßig, um sicher zu gehen, dass die Arbeitsbedingungen ihren Ansprüchen entsprechen. Mala & Mad Goodstuff Fashion Company GmbH Obere Wörthstraße 17 90403 Nürnberg/Deutschland T 0049.911.2350929 silvano@silvano-rose.de www.goodstuff-fashion.de www.malaandmad.com



Backstage: Philippe Model | Ein Sneaker ist ein Sneaker ist ein Sneaker. Oder doch nicht? style in progress zu Gast in den Fertigungsstätten der italienischen Schuhmarke Philippe Model.

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01 Eingangs kontrolliert und sortiert, liegen die Lederhäute bereit, um geschnitten und gestanzt zu werden. Jede Schuhgröße braucht ihre eigene Schablone. 02 Insbesonders bei den kleineren Teilen des Schnittmusters ist die Erfahrung des Arbeiters gefragt: Es gilt, möglichst wenig Verschnitt zu produzieren. Wo andernorts Computer zum Einsatz kommen, wird bei Philippe Model noch auf die Erfahrung der Arbeiter gesetzt. 03 Jeder Handgriff macht die Produktion teurer – und gleichzeitig sind es die manuellen Arbeiten, die einem Schuh im Endeffekt seinen Wert verleihen. 04 Alle Lederteile werden direkt am Leisten zusammengefügt, genäht und geklebt. Nägel, die das Leder auf Form halten, werden angebracht, noch ehe der erste Teil der Sohlenkonstruktion fixiert wird. 04

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09 05 Gummi ist nicht gleich Gummi: farbige Sohlen als Hingucker. Übrigens mit historischer Bedeutung: Einst waren rote Sohlen dekadentes Stilmittel des Adels, der damit bewies, sich teures Purpur selbst auf den Schuhsohlen leisten zu können – Gehen war schließlich etwas für die niederen Stände. 06 Nach der Trocknungszeit des Klebstoffs kommt der Schuh zum ersten Mal vom Fertigungsleisten. Im letzten Finish vor der Veredelung wird ausgetretener Klebstoff millimetergenau abgeschliffen. 07 Seinen typischen Used-Look erhält ein Sneaker im fertigen Zustand. Mit Schwämmen und Bürsten wird Farbe aufgetragen, die Gebrauchsspuren simulieren. Hier ist „Dreck“ erwünscht. 08 Eine destruktive Arbeit, fragt man sich angesichts dessen, dass die Arbeiterin das Oberleder des Schuhs verschmutzt, abwetzt und aufraut. „Nein, das ist kreativ“, lächelt sie zurück, als ob sie die Frage geahnt hätte. 09 Ein Schuh im Vintage-Look und dazu strahlend neue Schnürsenkel? Passt nicht. Die Arbeiterin zieht daher mit spitzem Werkzeug Fäden aus den Bändern. Dann ein letzter kritischer Blick und der Schuh kommt in seine Verpackung.

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Im Chinesischen Zimmer von Schloss Leopoldskron in Salzburg: Christoph Br端ndl, Clemens Sagmeister, Markus Dielmann, Stephan Lanzer, Angelika SchmiedHofinger und Stephan Huber.

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Pauschalrabatte sind der Todesstoß Tophändler im SALONGESPRÄCH mit style in progress: Das Thema Rabatt lässt uns nicht los, E-Commerce ist ein Haifischbecken und der Faktor Mensch das wichtigste Alleinstellungsmerkmal für den Fachhandel auf dem Weg in die Zukunft. Gespräch: Stephan Huber. Fotos: Andreas Hechenberger

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S

tephan Huber, Chefredaktion style in progress: Angelika,

wann hat bei euch letzten Winter der Schlussverkauf begonnen?

Angelika Schmied-Hofinger (Hofinger, St. Johann in Tirol, www.hofinger.cc):

Ich glaube, wir sind kein Maßstab. Denn uns ist es diese Saison gelungen, im Ort den 15. Jänner als gemeinsamen Startschuss für den Schlussverkauf zu vereinbaren. Wir machen das jetzt schon seit Jahren so. Die Shops auf Augenhöhe sprechen sich ab und halten sich auch daran. Ein Winterschlussverkauf vor Weihnachten wäre ja eine widersinnige Verhöhnung des Kunden. Auch für den Sommer werden wir das wieder gemeinschaftlich festlegen. Stephan Lanzer (Geschäftsführer Knilli, Graz, www.knilli.at): Das ist natürlich der

Idealfall. Aber das funktioniert in dieser Form nur dort, wo keine Großen in der Nähe sind, die auf alle anderen Druck machen. Ein Start vor Weihnachten ist aber auch für uns ein absolutes No Go. Wir haben letzte Saison in Graz am 27. Dezember begonnen. Mitte Jänner wäre auch für uns ideal. Aber da machen uns eben die großen Ketten einen Strich durch die Rechnung. Der zu frühe Start in vielen Städten und Regionen ist aber nur ein Teil des Problems. Die eigentliche Bedeutung von früher, als starker Umsatzmonat einerseits und als kalkulierbare Bereinigung des Lagers andererseits, hat der Schlussverkauf verloren, weil es den Kunden gar nicht mehr wirklich interessiert. Denn irgendwo ist immer gerade Sale. Also ist das nichts Besonderes mehr.

Und der Handel kämpft mit explodierenden Lagern. Stephan Huber: Wäre das für größere Städte überhaupt vorstellbar, einen gemeinsamen Schlussverkauf abzusprechen? Markus Dielmann (Geschäftsführer DIELMANN-Gruppe, Darmstadt, www.dielmann.de): Theoretisch ja, in der

Praxis würde aber wohl immer jemand aus der Reihe tanzen und damit einen Dominoeffekt auslösen. Dass dieser Druck von den Großen ausgeht, kann ich bestätigen. Auch wenn wir mit rund 40 Standorten im Schuhhandel nicht eben zu den ganz Kleinen zählen, wenn Karstadt oder Kaufhof ihre Marketingpower von der Leine lassen, dann kann man sich dem nicht völlig entziehen. Wir bei Dielmann haben aber einen für uns sehr guten Weg gefunden, dem Kunden einerseits attraktive Angebote zu signalisieren, uns aber andererseits aus der simplen Rabattschlacht herauszuhalten. Wir sprechen unsere Kunden Anfang Dezember, und korrespondierend im Sommer, mit einem sehr hochwertigen Prospekt an. Darin zeigen wir für die Jahreszeit attraktive Schuhe zu einem attraktiven, anderen Preis. Das nicht plakativ und laut, sondern eben sehr wertig. Richtig Schlussverkauf, also auch unter diesem Namen, ist bei uns ebenfalls erst im Jänner. Clemens Sagmeister (Geschäftsführer Sagmeister Herren, Bregenz, www.sagmeister.at): Bei uns war der Start auch am

27. Dezember. Für Stammkunden beginnt allerdings schon zwei Wochen davor ein Pre-Sale mit persönlicher Einladung. Da geht es um diesen speziellen Service und um die direkte Ansprache. Ob das dann 20 oder 30 Prozent sind, ist nicht so entscheidend. Im Jänner kommt dann ein anderer Kunde. Der dreht jedes Etikett um und setzt mindestens 50 Prozent eigentlich voraus. Wir sehen auch das große Problem des Sale als Dauerzustand im Handel. Nicht zuletzt auf Betreiben unserer Verkäufer, die Neues, Trends und Mode verkaufen wollen, haben wir uns jetzt intensiv um andere Kanäle wie Outlets bemüht, um die Phasen mit roten Preisen in den Shops selbst so kurz wie möglich oder nötig zu halten. Stephan Huber: Der Sportfachhandel hat das Preismarketing ja auf die ungesunde Spitze getrieben. Kann sich Bründl Sports dem entziehen? Christoph Bründl (Bründl Sports Gruppe, Kaprun, Geschäftsführer, www.bruendl.at): Wir kommen aus den

Christoph Bründl: „Wenn ich von meinen Mitarbeitern viel verlange, muss ich umgekehrt auch viel bieten.“ 312 style in progress

Bergen, wir lieben die Berge und darum bleiben wir auch dort. Das passt sogar zu diesem Thema. Wenn der Sporthandel in den Städten schon in dummen Rabattschlachten verstrickt ist, packen wir beispielsweise in Ischgl gerade mal die Ware aus. Dort eröffnen wir die Saison Anfang Dezember. Stephan Huber: Aber aus den Städten kommen ja die Touristen zu euch. Sind die dann nicht schon im Rotpreis-Taumel?


20

Jahre Habsburg

KATHARINA VON GARZULY-HOHENLOHE IN EINEM MODELL DER HABSBURG JUBILÄUMS-KOLLEKTION

WWW.HABSBURG.CO.AT


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Christoph Bründl: Da muss ich jetzt trennen. Bei der Hartware, also beispielsweise bei Skiern sind wir mittlerweile gezwungen, die Radikalitäten und Dummheiten der Stadt teilweise mitzumachen. Wir versuchen, dieser strategischen Dummheit mit intelligenten Preispunkten zu begegnen. Und mit exzellentem Service. Mit diesem Weg hatten wir nach einem schwierigen Start dann einen sehr guten Winter. Und damit meine ich nie den Umsatz, sondern den Deckungsbeitrag. Aber das aggressive Preismarketing, das gerade den österreichischen Sporthandel bestimmt, ist, ich muss es noch einmal so deutlich sagen, eine unglaubliche Dummheit. Der eine startet mit 20 Prozent, der andere kontert mit 30 Prozent meist auf das gesamte Sortiment, bevor die eigentliche Saison überhaupt begonnen hat. Den meisten Preisaktionen merkt man an, dass sie Reaktionen sind. Auf diese Art dürfen wir auf keinen Fall arbeiten. Denn dann geben wir ja das Gesetz des Handelns aus der Hand und werden zu Getriebenen von Wettbewerbern. Markus Dielmann: Pauschalaktionen sind der Todesstoß für ein Handelsunternehmen. Denn unser Kunde handelt doch letztlich rational. Er hat Lieblingsteile und Teile, die ihn wiederum überhaupt nicht interessieren. Der Sale hat doch die Funktion, uns von den Teilen zu befreien, die eben fast keinen unserer Kunden interessiert haben. Wenn ich aber undifferenziert alles verschleudere, also auch die wirklich heiße Ware, beschädige ich mein Geschäft und sende ein völlig falsches Signal an meine Kunden. Die meisten begrü nden solche Pauschalaktionen mit der Liquidität und zu vollen Lagern. Aber falsche Reduzierungspolitik ist Teil dieses Problems und nicht Teil der Lösung. Stephan Huber: Ist das wirklich immer der Druck der großen Handelsunternehmen, der diese Spirale in Gang setzt und der arme Kleine kann sich dann nicht wehren und muss mitmachen? Clemens Sagmeister: Bei den Konzernen gibt es ein definiertes Endlager und einen Zeitpunkt, an dem das erreicht sein muss. Wenn erforderlich, werden Sonderaktionen gefahren, die dann eben oft zu einer Kettenreaktion führen. Die Grundidee finde ich ja richtig. Aber das Problem ist, dass gerade im letzten Winter bei fast allen die Warenlager von Anfang an deutlich zu groß waren. Angelika Schmied-Hofinger: Ich halte es auch für sinnvoll, sich mal die hausgemachten Faktoren genau anzusehen. Denn an denen kann ich etwas ändern. Am Wetter und an der Unternehmenspolitik der Großen eher nicht. Stephan Lanzer: Ich gehe gleich mal mit gutem Beispiel voran. Verführt vom Traumwinter 2010 habe ich für den letzten Winter dann gerade bei den Jacken schlicht überzogen. Da kann ich mich dann zwar aufs

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Wetter ausreden, wenn im November die Gastgärten noch voll sind, aber es war meine Entscheidung, mir das Lager mit Winterjacken derartig anzufüllen. Lustigerweise habe ich die Anfang Dezember gelieferte Sommerdaune von Moncler innerhalb von zehn Tagen komplett abverkauft. Irgendwie haben wir uns in der Modebranche schon selbst überholt. Stephan Huber: Der Warendruck hat also keinen Umsatz erzeugt? Clemens Sagmeister: Heute verhindert Warendruck Umsatz und verdirbt den Ertrag, weil der Warendruck dem Handel den Angstschweiß auf die Stirn treibt. Der Schlussverkauf ist nicht mehr der Saisonhöhepunkt, an dem dann richtig Kasse gemacht und für den teilweise sogar noch extra etwas geordert wird, sondern mehr

und mehr eine Panikaktion, bei der dann undifferenziert alles verklopft wird, um wieder atmen zu können. Angelika Schmied-Hofinger: Wenn man sich nur einmal überlegt, wie viel Geld und Energie in die Bewerbung des Ausverkaufs gesteckt wird. Diesen Aufwand sollten wir zum Saisonbeginn in die Ware stecken. Das wäre mal ein Schritt in die Richtung weg vom Preismarketing. Wir wollen das in Zukunft auf jeden Fall mal versuchen, die Budgets zum Saisonstart umzuschichten. Clemens Sagmeister: Da stimme ich zu. Der Kunde, den wir bedienen, ist ja nicht in erster Linie preisfixiert. Der schätzt zunächst einmal das Gesamtprodukt. Dazu zählt der Service, den wir bieten ebenso, wie das besondere Sortiment. Wir haben mittlerweile viele Kunden, die sagen: „Die Einladung

Markus Dielmann: „Falsche Reduzierungspolitik ist Teil des Problems und nicht Teil der Lösung.“


Photos by Irene Schaur


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zum Pre-Sale, die müsst ihr mir gar nicht schicken. Das tu ich mir nicht an. Ich war ohnehin schon im August bei euch.“ Christoph Bründl: Wenn ich mir mal anschaue, wie lange und intensiv wir das jetzt schon diskutieren, könnte man meinen, dass wir auch schon der Preiserotik verfallen sind. Ich würde jetzt gerne mal zu den Menschen kommen! Letztlich haben wir drei Arten von Kunden. 1. Kunden, die einfach ein tolles Produkt suchen. Denen ist der Preis nicht egal, aber wenn das Produkt wertig ist, besonders und für den Kunden erlebbar hochwertig, dann ist der Preis nicht entscheidend. 2. Dann gibt es die sogenannte Mittelschicht. Schon qualitätsbewußt und offen für Trends und Neues, gleichzeitig aber sehr preisaffin und felsenfest davon überzeugt,

dass man eigentlich im Internet alles noch viel günstiger erhält. Was natürlich auch irgendwie stimmt. 3. Gibt es den absoluten Budgetkäufer. Der hat ein Limit für seine Winterjacke definiert und freut sich, wenn er im Sale ein Teil bekommt, das regulär deutlich mehr gekostet hat. Etwas brutal formuliert, stört uns der dann den Rest des Jahres nicht mehr. Das Internet wird das große Haifischbecken Europas. In Österreich oder eigentlich in ganz Mitteleuropa ist der Onlinehandel heute noch ein schwaches Signal verglichen mit den USA oder auch Großbritannien. Die Frage ist, wie wird sich das in Zukunft entwickeln. Und mein Bild ist völlig klar. Für bestimmte Produkte wird Online in den nächsten drei bis fünf Jahren ein Massenkanal. Und diesen Massenkanal

Angelika Schmied-Hofinger: „Wir sollten das Geld, das wir in die Bewerbung des Schlussverkaufs stecken, besser in den Saisonstart investieren!“ 312 style in progress

werden einige wenige Große bedienen. Weil beim E-Commerce das zentrale Thema die Logistikkompetenz ist. Stephan Huber: Ganz Große oder ganz Spezialisierte? Markus Dielmann: Der Spezialisierte wird mittelfristig an der Logistikkompetenz der großen Player wie Zalando oder Amazon zerbrechen. Denn diese Logistikkompetenz kostet enorm viel Geld. Und diese Großen setzen ja auch alles daran, die Spezialisten aufzusaugen. Anders sieht das bei den Vertikalen aus. Zara oder H&M können parallel beides fahren, ohne mit einem Amazon in den Ring zu steigen, weil sie Herrscher des gesamten Systems sind. Für uns als stationären Fachhandel stellt sich die Frage, ob wir künftig Produkte verkaufen, mit denen wir online über die Preisschiene von den Logistikgiganten voll angegriffen werden, oder ob wir uns auf Produkte konzentrieren, die eine höhere Leistung erfordern als die simple Verteilung. Online ist doch nichts anderes als Versandhandel 2.0. Der Versandhandel war in Deutschland mal sehr stark und hat dann eine massive Delle bekommen. Und obwohl Online heute rasant wächst, prognostiziere ich, dass der stationäre Handel angesichts der großen Flächen einen Marktanteil von 80 Prozent halten wird. 80 Prozent!!! Da gibt es doch enorme Chancen. Darauf sollten wir uns konzentrieren, anstatt in das Haifischbecken zu springen. Clemens Sagmeister: Dass der Preis das Hauptargument für den Onlinehandel ist, würde ich so nicht unterschreiben. Es gibt zwar Studien, die besagen, dass die Kunden der Meinung sind, im Internet jedes Produkt bis zu zehn Prozent günstiger zu erwerben, aber die Differenzierung zwischen den einzelnen Anbietern wird letztlich nicht anders sein, als beim Kunden, der stationär kauft. Weil das ja überwiegend auch derselbe Kunde ist. Es wird also um Fragen des Service gehen: Wie werden Retouren gehandhabt? Wie geht man mit meiner Reklamation um? Stephan Lanzer: Genau da sehe ich aber eine große Chance des stationären Fachhandels. Denn überwiegend machen Onlinekunden keine besonders positiven Erfahrungen, sobald es mal ein Problem gibt. Ich führe ja unter anderem auch den Hugo-Boss-Store in Graz. Und man glaubt gar nicht, wie viele Onlinekunden mit ihrer Reklamation dann zu uns kommen. Stephan Huber: In Bezug auf die Logistikkompetenz der E-Commerce-Giganten darf ich auch mal eine Prognose wagen: Die Zalandos dieser Welt werden es sich mittelfristig nicht mehr leisten können, Pakete kostenlos durch die Weltgeschichte zu schicken. Den Beginn dieser Veränderung kann man ja schon beobachten. Aber damit fällt ein meiner Meinung nach sehr starkes Argument des Onlinehandels. Und die Kunden werden, wenn der exotische Reiz des Neuen mal verflogen ist, auch bemerken,



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dass dieses Hin- und Hergesende auch mit einem ziemlichen Zeitaufwand verbunden ist. Christoph Bründl: Und damit sind wir doch genau bei der Frage, wie es uns gelingen kann, den Kunden zu halten und sein Abwandern in den scheinbar oder tatsächlich bequemen und attraktiven Markplatz Online zu verhindern? Das Rezept ist ebenso einfach wie anspruchsvoll. Und es heißt Kompetenz. Um als Fachhändler in Zukunft erfolgreich zu sein und Geld zu verdienen, muss man diese Kompetenz auf jeder Ebene beweisen. Wir bei Bründl setzen auf zwei ganz wesentliche Differenzierungsmerkmale. Das Erste ist die Architektur und die Shopaura. Das kostet richtig Geld. Aber da passiert viel mit Disziplin und Intelligenz. Und der Kunde belohnt diese Emotionen. Das zweite, in meinen Augen noch entscheidendere Merkmal der Differenzierung ist der Mensch. Auch da investieren wir sehr viel, zum Beispiel in unserer eigenen Bründl- Akademie. Dass ein Unternehmen letztlich nur so gut sein kann wie die Menschen, die für dieses Unternehmen arbeiten, ist keine simple Floskel, sondern eine marktwirtschaftliche Wahrheit. Verkauf ist eine anspruchsvolle Arbeit. Und unsere Mitarbeiter müssen sehr gut verkaufen, damit die Rentabilität passt. Wenn ich aber viel verlange, muss ich umgekehrt auch viel bieten. Bei der Kultur, den Werten, den Löhnen, den Sozialleistungen bis zum Arbeitsplatz. Der Mensch ist das Differenzierungsmerkmal, das wird der E-Commerce kaum bieten können. Stephan Huber: Dennoch ist das ein sehr kostenintensiver Weg. Christoph Bründl: Stimmt! Und das verlangt Stärke und Disziplin im Einkauf. Wir nehmen unsere Lieferanten in die Pflicht, das Risiko mit uns zu teilen. Sie müssen Blockaufträge und Retouren akzeptieren, oder auch bestimmte Sonderkonditionen. Aber das ist keine Einbahnstraße. Denn umgekehrt bieten wir diesen Lieferanten eben das entsprechend faszinierende Umfeld. Noch etwas ist übrigens ganz wesentlich, damit wir trotz der hohen Kosten auf der Fläche Geld verdienen: Mut zur Spanne! Angelika Schmied-Hofinger: Die Überzeugung, dass sich der Fachhandel auf seine Stärken konzentrieren soll, anstatt zu versuchen, irgendwie im Onlinestrom mitzuschwimmen, teile ich absolut. Meine Wahrnehmung ist nämlich, dass gerade Frauen heute eine noch wesentlich intensivere Bedienung wollen als früher. Intensiver und persönlicher. Da geht es nicht mehr um die Beratung am Produkt selbst. Da geht es um teils wirklich intensive Gespräche. Viele Kunden kommen auch wesentlich öfter als früher. Um zu schauen, ob es etwas Neues gibt, aber bis zu einem gewissen Grad einfach auch, um zu plaudern. Von Mensch zu Mensch. Das ist doch eigentlich eine fast logische Gegenbewegung zur Anonymität und Entpersonalisierung, die der digitalen Welt von heute nun einmal innewohnt. 312 style in progress

Stephan Huber: Wenn die Kunden öfter in

die Läden kommen, was ja letztlich das Ziel sein muss, wird es da nicht gleichzeitig immer wichtiger, dass die Läden auch öfter etwas Neues bieten? Brauchen wir nicht eigentlich auch oder gerade im hochwertigen Bereich ECHTE vier Saisons? Stephan Lanzer: Das wäre zunächst einmal in der Theorie ohne Frage ein Wunschmodell. Öfter ordern, dafür kurzfristigere Liefertermine, die näher an der Saison und näher am aktuellen Trend sind. Das Problem ist, dass es für die Industrie natürlich um Marktanteile geht. Ein Lieferant will ja nicht, dass du als Einkäufer dein Budget einfach zwischen Pre- und Hauptkollektion aufteilst. Der will, dass du dein Budget insgesamt erhöhst. Das ist legitim. Ich als Händler würde mir dagegen wünschen, dass die

Kollektionen insgesamt nicht größer werden, sondern einfach in ihrer saisonalen Aufteilung präziser. Angelika Schmied-Hofinger: Da sind wir dann aber genau beim Thema Disziplin beim Einkauf, das Christoph Bründl richtigerweise angesprochen hat. Wenn wir präzisere Lieferanten wollen, dann müssen wir umgekehrt bereit sein, präziser zu ordern. Das war auch für mich ein Lernprozess. Denn es bedeutet natürlich, dass man die Einkaufsbudgets noch strenger im Blick haben muss. Und es verlangt den Mut zur Entscheidung. Aber das ist doch, was unseren Job ausmacht. Allerdings muss der Lieferant dann auch wirklich jeweils eine eigenständige Aussage bieten und nicht einfach die Aufarbeitung von schon Gesehenem.

Stephan Lanzer: „Produkt und Verkäufer müssen eine Einheit sein. An dieser Authentizität mangelt es aber leider zu oft im Modehandel.“


NEXT SHOW

04.09.- 06.09.2012


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Clemens Sagmeister: Diese Gefahr sehe ich auch. Wir wollen ja Mode verkaufen. Und schon jetzt haben wir die Problematik, dass sich die Kollektionen in ihrer Aussage zu oft wiederholen. Ich sehe keinen Vorteil darin, öfter zu ordern. Viel wichtiger wäre es, die Gummitermine bei den Lieferungen in den Griff zu bekommen. Damit wir besser planen können, welche Ware wir wann auf der Fläche haben. Angelika Schmied-Hofinger: Ein Ende der Gummitermine – das wäre vielleicht sogar mein erster Wunsch an die Branche, wenn ich einen äußern dürfte. Stephan Lanzer: Das schaffen die Meisten aber nicht. Markus Dielmann: Vielleicht schaffen sie es nicht, weil der Handel da zu indifferent ist. Das muss sich der Handel auch sehr selbst-

kritisch betrachten. Wir können nicht der Industrie ständig zurufen, was sie nicht alles anders machen soll, wenn wir dann den Weg nicht mitgehen, sondern uns dann doch wieder die Rosinen rauspicken. Wir besuchen wirklich jede Messe, wir fliegen zu jedem unserer Lieferanten, wenn es nötig ist. Das ist anstrengend und auch kostenintensiv. Aber wenn man die Möglichkeiten des Lieferanten und unsere Bedürfnisse als Händler im persönlichen Gespräch immer wieder abgleicht, dann kommt man fast immer zu einer Lösung. Stephan Huber: Ich wollte noch einmal auf die Frage zurückkommen, welche Alleinstellungsmerkmale den Fachhandel in Zukunft vor der vertikalen und digitalen Konkurrenz retten sollen.

Clemens Sagmeister: „Ich sehe keinen Vorteil darin, öfter zu ordern. Viel wichtiger wäre es, die Gummitermine bei den Lieferungen in den Griff zu bekommen.“ 312 style in progress

Christoph Bründl: Das ist auch die ent-

scheidende Frage! Markus Dielmann: Und sie führt noch einmal zum Preis – indirekt. Denn der Preis ist für den Großteil der Kunden, auch wenn sie vielleicht preissensibel sind, nicht das, worüber er mit Freunden oder Kollegen gerne spricht. Viel lieber erzählt er doch, was er sich da für ein tolles Produkt gekauft hat, gibt weiter, was ihm ein guter, engagierter und vor allem informierter Verkäufer erzählt hat. Und er gibt damit die ganze Atmosphäre wieder, in der er diesen Einkauf erlebt hat. DAS müssen wir als Händler leisten. Stephan Huber: Da muss ich jetzt an die gefühlt 1.687 Gespräche in den letzten Monaten darüber denken, wie schwierig es doch ist, gutes Verkaufspersonal zu finden. Christoph Bründl: Darum investieren wir eben in die Menschen. Wir haben teilweise ja auch saisonale Mitarbeiter. Und wir geben uns alle Mühe, dass die auch wieder zu uns zurückkommen. Dazu gehört die besondere Kultur, gutes Geld, aber eben auch das gesamte Umfeld, vom tollen Mittagessen bis zur Ski-Saisonkarte. Stephan Lanzer: Unser Problem heißt nicht Fluktuation. Fast alle unsere Mitarbeiter sind 20 Jahre oder länger bei uns. Unser Problem ist der Nachwuchs. Kaum jemand will diesen Beruf noch erlernen, kaum jemand will am Samstag arbeiten, oder am 24. Dezember. Das ist auch mit Geld alleine nicht zu lösen. Es geht vor allem um das fehlende soziale Prestige, das dieser Job heute hat. Angelika Schmied-Hofinger: Und viele, die sich für den Beruf interessieren, unterschätzen die Anforderungen. Einen intensiven Kunden auf unserem Level zu bedienen, das ist anstrengend. Da geht es um viel mehr, als einfach nur schöne Klamotten zu zeigen. Du musst Psychologe sein. Du musst glaubwürdig sein. Du musst von deinem Gegenüber ja ernst genommen werden, wenn du ihm ein Produkt verkaufen willst, das 800 oder 1.000 Euro kostet. Christoph Bründl: Das beste Verkaufsseminar ist in meinen Augen immer noch der Bauernmarkt. Ich kann nur jedem Händler empfehlen, das immer wieder mal auf sich wirken zu lassen. Auf was triffst du dort? Du triffst auf lachende Gesichter. Du triffst auf Menschen, die sich voll und ganz mit dem Produkt identifizieren, weil es IHR Produkt ist. Weil sie das Brot selbst gebacken haben, das Gemüse selbst gepflanzt und geerntet, den Schnaps selbst gebrannt haben. Das ist Verführung und Inspiration in der besten und reinsten Form. Da geht es nicht um den Preis. Stephan Lanzer: Weil Produkt und Verkäufer eine Einheit sind. An dieser Authentizität mangelt es aber leider zu oft im Modehandel. Stephan Huber: Und auf dem Bauernmarkt gibt es den Sale erst ganz zum Schluss – und nicht schon um 7.30 die „Minus 30 Prozent auf alle Wurzelgemüse“-Aktion! Womit sich der Kreis geschlossen hat. Ich danke herzlich für das Gespräch!


www.modeist.com

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Vier + Weihnachten Theresa Minatti-Einwaller, verantwortlich für den Einkauf der fünf Einwaller-Modehäuser in Innsbruck und bekannt für ihre pointierte Meinung fordert einen neuen Order- und Lieferrhythmus. Warum und wie das funktionieren kann, skizziert sie im Gespräch mit style in progress. Interview: Stephan Huber. Fotos: Einwaller

Theresa Minatti-Einwaller ist in große Fußstapfen getreten. Den Beweis, dass sie die mutige Philosophie ihres Vaters weiterträgt, hat die Modehändlerin längst erbracht.

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Mit fünf Geschäften in Innsbrucks Innenstadt ist Einwaller ein Local Hero in der österreichischen Alpenstadt. Mutige Umbauten und Investitionen geben den Stores des Familienunternehmens Charakter.

T

heresa Minatti-Einwaller, welcher Termin aus der aktuellen Orderrunde ist dir positiv im Gedächtnis geblieben?

Wir waren gestern bei FTC Cashmere. Und das war positiv, weil...?

Das ist zum Beispiel das Produkt, mit dem wir sehr gute Umsätze machen. Und das liegt nicht zuletzt daran, dass sie den richtigen Rhythmus anbieten. Sie liefern für Juni/Juli, für September/Oktober und für November/Dezember, das ist für Cashmere die wichtigste Zeit. Hätten sie diesen Rhythmus nicht, würden wir die Marke vielleicht gar nicht mehr schreiben, weil sie eigentlich nicht den modischen Grad hat, den wir sonst suchen. Die richtige Lieferzeit wird immer wichtiger. Das ist ein Service, den die Lieferanten schaffen müssen. Im Juni und Juli ist bei uns Sommer. Warum gibt es da keinen dünnen Cashmere? Das ist generell eine schwierige Phase im Handel. Die Sommerware ist längst verkauft, die Herbstware wirkt bei 30 Grad im Schatten wie eine Beleidigung.

Für die modischen Kunden, die sehr früh dran sind, liefern die Designermarken frühzeitig die neuen Looks. Für den Bedarfskunden müssen wir neben den neuen Kollektionen, die ich brauche, um das Bild des kommenden Herbstes zu zeigen, auch T-Shirts und Polos in den aktuellen Farben, Blusen in den relevanten Farben und dünnen Strick im Laden haben. Das sind aber Produktkategorien, die in der heutigen Marktrealität bereits zwei Monate vor Sommerbeginn reduziert wurden.

Deswegen spreche ich ja auch von Neuware. Momentan wird Frühjahr/Sommer ab Dezember geliefert und ab April/Mai reduziert. Jetzt sagt der Kunde, warum soll ich dann im Juni/Juli Sommerware regulär kaufen?

Weil du als Kunde nicht im April die komplette Sommergarderobe auswählst, sondern dann das Polo und die kurze Hose holst, wenn es plötzlich heiß wird. Das Problem ist dann nur, dass ich das im Juni/Juli nicht mehr bekomme.

Genau. Und warum? Weil alle darauf bestehen, dass die Ware im Dezember geliefert wird?

Nein, an den frühen Lieferterminen liegt das nicht. Sag mir mal, wer tatsächlich so früh liefert, außer den Designern? In unseren Stores Anna und Joseph haben wir Ende Februar 50 Prozent Abverkaufsquote von Frühjahr/Sommer gehabt, weil die Kollektionen bereits Ende Oktober geliefert wurden. 50 Prozent des Umsatzes im November/Dezember war neue Ware. Das ist aber nur im Designbereich möglich. Ansonsten wird nicht so früh geliefert. Und meiner Meinung nach ist das auch eine komplett falsche Denke. Es muss nicht alles immer weiter nach vorne rutschen und noch früher geliefert werden. Als Händler brauch ich mehr Flexibilität in der Order und übers Jahr verteilt mehr Liefertermine, die ich exakt auf die Wünsche meiner Kunden abstimmen kann. Darum geht es. Nicht um Sommerware im Dezember, die bei mir Lagerdruck erzeugt. Mal ganz im Ernst, wer erst im Februar Sommersachen geliefert bekommt, greift

zum Telefon, weil er zumindest Sonderkonditionen will, wenn er das noch annimmt.

Wenn ich die Ware bis Februar nicht da habe, brauche ich sie auch nicht mehr. Sag ich doch. Und dann fragst du mich, warum der Kunde im Juni/Juli keine Sommerware mehr bekommt?

Die Lösung ist eigentlich ganz einfach. Es gibt Kollektionen – und wir versuchen, das immer häufiger einzukaufen –, die bieten Übergangsware. Speziell bei uns in Tirol, aber letztlich doch in ganz Mitteleuropa, haben wir mehr Übergang als Sommer. Sprich 90 Prozent der Sachen, die wir einkaufen, sind nicht für die eigentliche Hochsommersaison. Für unser Haus Sportsfrau kaufe ich beispielsweise 30 kurze Hosen und 500 lange. Die 30 kurzen Hosen habe ich von Februar bis Juni verkauft. Wichtig ist es dann natürlich, solche Übergangskollektionen und auch die einzelnen Produkte im Ausverkauf professionell zu steuern. In unseren Ausverkauf kommen keine Polos, keine Tuniken, keine kurzen Hosen. Wir sind ja nicht bescheuert. Das Problem ist aber, dass viele so bescheuert sind.

Wenn wir am 27. Dezember mit dem Ausverkauf anfangen, haben wir sowieso keine einzige Daunenjacke mehr da. Außer eine schlechte Serie, die auch reduziert keiner kauft. Du weißt aber schon, wann beispielsweise in deutschen Großstädten der Ausverkauf anfängt und zwar in Läden auf eurem Niveau? Anfang November.

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V.l.n.r.: Theresa Minatti-Einwaller, Alexander Minatti, Barbara Wolf-Einwaller, Ambros Einwaller, Ingeborg Einwaller, Josef Einwaller – eine Familie, ein Unternehmen.

Wenn wir nur die beiden Designerläden hätten, würden wir das wahrscheinlich auch machen. Ende Dezember waren fast zwei Drittel der Sommerware im Haus Anna ausgeliefert. Kannst du dir vorstellen, wie wir da platztechnisch explodieren? Aber hältst du das wirklich für richtig?

Glaubst du, wir würden es tun, wenn der Kunde es nicht verlangen würde? Ich kann doch nicht einfach stehen bleiben, wenn sich alles nach vorne verschiebt. Warum dreht sich das Rad immer weiter nach vorne? Das ist doch nicht der Wunsch des Konsumenten.

Aber sicher. Warum machen denn H&M und Zara so ein gutes Geschäft? Weil sie immer die Ersten sind. Du siehst da nicht den Handel selbst als treibende Kraft?

Überhaupt nicht. Der Kunde verlangt regelmäßig eine neues, frisches Bild im Laden und neue Ware. Daher müssen wir auf Übergangsprodukte setzen. Unser Erfolg in den letzten Jahren war, dass wir so früh neue Ware bekommen. Man muss sich halt beim Einkaufen gut überlegen, was man wann verkaufen kann, denn es geht ja nur darum, neue Ware da zu haben. Beispielsweise blaue Blazer, die kann ich das ganze Jahr über verkaufen. Und die gibt es in verschiedenen Qualitäten. Ist es möglich, die Order so zu planen, dass du übers ganze Jahr gesehen auch saisonal auf dem Punkt bist?

Ist anstrengend, aber muss gehen. Gibt es denn genügend Lieferanten, die das stemmen können?

Im hochwertigen Segment ja. Im Casual-Bereich wird es schwierig. Da kann ich mich nur auf Moncler, Dsquared und einige Stricker 312 style in progress

verlassen. Alle anderen liefern irgendwann. Wie wäre dein Wunschrhythmus übers Jahr hinweg?

Vier Saisons plus Weihnachten. Übers Jahr hinweg sollte es kleinere Programme geben, wirklich kleine. Nennen wir es von mir aus Flash-Programm. Aber das ist eigentlich noch völlig unterentwickelt. Die Designermarken machen das seit langem. Wir haben beispielsweise wieder Polo Ralph Lauren mit aufgenommen, weil mir auf diesem Level neben Moncler und Dsquared kein anderer einfällt, der früh liefert. Das war für uns ein Entscheidungskriterium. Da bekomm ich wenigstens im Juni/Juli neue Polos. Eine neue Aufteilung der Saisons muss es dem Fachhandel außerdem ermöglichen, mit der Ware wieder näher an den Bedarf zu rutschen, um seine Abschreibungen zu reduzieren.

Ich würde meine Order lieber splitten. Damit ich flexibler reagieren kann und damit näher am Bedarf dran bin. Warum ist es bisher nicht umgesetzt, dass man beispielsweise bei einer Jackenkollektion von Marken wie Duvetica, Moncler oder Peuterey beim Liefertermin Juni/Juli/August die Winterkollektion für Oktober/November mit zwei Dritteln des Budgets termingerecht geschrieben hat, dass es aber zu diesem Zeitpunkt noch mal eine Art Special-Programm in kleinerem Umfang, eben klein und fein gibt, für das ich noch ein Drittel des Budgets frei habe und kurzfristig meine Order nachschärfen kann? Zu diesem Zeitpunkt habe ich selbst ja auch ein viel klareres Bild von der kommenden Saison und kann noch mal zusätzlich reagieren. Das wäre meine Ideal-

vorstellung. Aber die Realität ist, wenn ich im August komme, sind alle Jacken weg. Das gleiche gilt für Cashmere. Mit Hinblick auf Weihnachten will man doch im November noch mal ein schönes, kleines SpecialProgramm im Laden. Was kann so schwer daran sein, Cashmere in neuen Farben auszuliefern? Bei FTC, Princess, Zanieri usw. klappt es. Das würde ja auch ein zweites grundlegendes Problem lösen, nämlich dass der Handel durch dieses Order-Splitting kleinere Rechnungen zu zahlen hätte und nicht mit großen Summen in Vorleistung gehen muss.

Ganz genau. Und sogar noch ein weiteres. Die Volumina der Order würden sich wieder auf Normalniveau einpendeln. Also, wie viele Liefertermine sollte es geben, exemplarisch bezogen auf Jacken?

Vier. Juni/Juli/August, dann Oktober/November, dann Ende Januar/Februar und vor Ostern für die Übergangszeit. Von mir aus können die Ordertermine auch so bleiben wie sie sind, aber dann müssen die Marken einfach mit kleinen Flash-Programmen dem Handel die Möglichkeit geben, näher am Bedarf zu sein und Neues im Laden zu haben. Das können Basics mit kleinen Details sein. Nimm die vier besten Farben, die verkauft worden sind. Das reicht völlig. Wenn man zum Zeitpunkt des Pitti Uomo einen Flash anbietet, eine Woche zum Schreiben einplant, dann muss es doch möglich sein, im Oktober auszuliefern. Das muss man einfach schaffen. Und das wäre die große Chance?

Ja, und zwar für alle Produktgruppen. Vielen Dank für das Gespräch.


www.villagaia.de ORDERTERMINE: PREMIUM BERLIN 04.07-06.07.2012 PREMIUM ORDER DÜSSELDORF 28.07.-31.07.2012 PREMIUM ORDER MÜNCHEN 11.08.-14.08.2012


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„Es geht nur zusammen“ THAT’S MY JOB | Was macht einer wie Holger Petermann eigentlich den ganzen Tag? Der Wahlmünchner und Kosmopolit leitet gemeinsam mit Geschäftspartnerin Maria-Chiara Teza Think Inc. Communications. Text: Martina Müllner. Foto: Florian Harrer

Er liebt Originale – Holger Petermann.

in Gespräch, das mit einem Abschlusszitat eröffnet wird: „Es geht nur zusammen.“ Was er damit meint, versteht man aus Holger Petermanns beruflicher Vita. „Ich arbeite fast 20 Jahre in der Kommunikation. Erst auf Kunden-, danach auf Agenturseite.“ Angekommen fühlt er sich in der eigenen Agentur. „Ich mag Menschen, Produkte und Marken, die Charakter haben, ihren eigenen Weg gehen.“ Kein Wunder also, dass die Agentur große Affinität zu Marken pflegt, die Originalität proklamieren dürfen. „Dass Marken mit diesem Anspruch uns folgten und folgen, liegt wohl auch an unserer Gleichung: „Eins und eins ist drei.“ – Für die Holger Petermann von seinem Mathematiklehrer einst eine Sechs kassierte. Doch die Philosophie, dass aus einem Miteinander „mehr als das Ganze“ entsteht, lässt er sich von Rotstiften nicht nehmen. Heute prangt dieses Credo prominent auf den Visitenkarten der Agentur. „Menschen, die damit in Berührung kommen, schmunzeln erst, geben uns aber meist recht“, erzählt er lachend. Der persönliche Triumph über die Mathematik ist jedoch nicht Selbstzweck: „Ich will nichts beweisen, ich will nur etwas in eine Richtung bewegen und Marken zum Erfolg oder besser mit zum Erfolg bringen. Was wir machen, steht immer im Gesamtzusammenhang.“

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Think Inc., das ist ein bewusst geformtes Konglomerat aus Werbung, PR, aber auch Vertriebs-Know-how. „Es ist sympathisch bei Marken, oftmals sogar überlebensentscheidend, dass diese Parameter richtig eigenstellt sind. Gemeinsam erreichen sie mehr, als man alleine schaffen würde. Das können wir und damit differenzieren wir uns.“ Ein strategischer Freigeist. „Ein großes

Geschenk“ sei es, gemeinsam mit der temperamentvollen Italienerin Maria-Chiara Teza die Agentur zu leiten. „Chiara arbeitet sehr gefühlsbetont und ist verständnisvoll, ich strategisch und wohl auch manchmal strenger. Das macht sie zur idealen beruflichen Partnerin und privaten Freundin.” Sie ist es auch, die seinen Hund Filippo innig hütet, wenn dieser ihn auf Termine und Reisen nicht begleiten kann. Ein Labrador-PodencoMischling aus Ibiza, ein absoluter Freigeist. lrgendwie wie Holger Petermann selbst, der ein Stück Heimat auf der Insel findet und gerne dort arbeitet. „Ibiza gibt mir die Freiheit, aus gelernten Strukturen auszubrechen, internationale Freundschaften und berufliche Kontakte zu pflegen und mich Neuem zu öffnen.” Was nach Laisser-faire klingt, ist für Holger Petermann essenziell. Ungewöhnliche Wege sind seine Lieblingsdisziplin, wenngleich niemals um ihrer selbst Willen.

„Wir fokussieren uns, denken strategisch, handeln straight und setzen Kreativität in Verbindung mit dem Markenbewusstsein an die oberste Stelle unseres Handelns.“ Ein Satz, der häufig wiederkommt: „Wir arbeiten mit originalen Marken.“ Originale liebt Holger Petermann, weil sie die Chance bieten, Erfahrung und strategische Kompetenz voll zum Ausdruck zu bringen. Um hier zu unterstützen, lässt der Netzwerker seine Muskeln spielen: Er überzeugt Topfotografen für eine Marke zu arbeiten, bringt Menschen zusammen, die gemeinsam mehr entstehen lassen. Mal Katalysator, mal Kapitän, niemals selbst auf der Bühne, die er für andere baut – aber immer präsent. Eine Mischung, die auch ein Herzensprojekt des Kommunikators erfolgreich macht. Schmuck von Label of Love, eine Idee, die er gemeinsam mit der Designerin Franziska Dannecker verfolgt. In einem Zeichen vereinen sich die drei Symbole der monotheistischen Weltreligionen, der Schmuck soll Symbol des Aufbruchs in ein Zeitalter des Miteinanders sein. Ein Zusammenwachsen wünscht er sich, der Stratege, Kreative und Kosmopolit mit starken Wurzeln – mit Mitarbeitern und Kunden. Denn PR, Werbung und Vertrieb, das „kann nur noch zusammen funktionieren“, schließt er den eingangs eröffneten Kreis.


The New Contemporary September 20–23, 2012 Vienna International Art Fair www.viennafair.at


126 OPINION

Rote Preise = Ware Scheiße! Hat der Einzelhandel vor lauter Angst vor der Veränderung übersehen, dass die Veränderung eigentlich der Handel ist? Ein Gastkommentar von Manuel Rivera. s ist an der Zeit, daran zu erinnern, dass wir in herausfordernden Zeiten mehr denn je auf eigenes Können, Gespür und Mut vertrauen sollten, anstatt blind dem Diktat des Marktes zu folgen, das unserer Branche von ein paar wenigen Meinungsführen der „FIRST IN SALE – ERFA GRUPPE“ aufgezwungen wird. Wir machen bei diesem ruinösen Wettbewerb der Marken- und Wertevernichtung nicht mehr mit! Darum heißt es nun, eine breite Front zu mobilisieren, gebildet von all jenen, die sich wieder an die echten Tugenden des Handels erinnern können und wollen. Wie Sie wissen, haben wir seit Jahren an einem sehr beobachteten Standort, nämlich auf Sylt, der Urlaubsinsel Nummer eins in Deutschland, die Mode- und Markenpolitik stark beeinflusst. Wir haben fantastische Umsätze und Erfolge gefeiert, Marken entdeckt, Marken gemacht, manche mittlerweile auch schon überlebt. Wie sollen wir mit Textileinzelhandel denn noch richtiges Geld verdienen, wenn nichts und gar nichts mehr einen Wert hat? Wir suchen auf der ganzen Welt auf allen Messen das Teil, das wir mit mindestens Faktor 3,0 kalkulieren können, um es dann, nachdem es lange vor dem eigentlichen Bedarf geliefert worden ist, jenseits aller betriebswirtschaftlichen Regeln und eigentlich auch entgegen dem natürlichen Verständnis unserer Kunden mit 50 Prozent Nachlass zu verschleudern. Für die Topkunden hat die Industrie ein scheinbar funktionierendes System erfunden. Komfortable Valuten, Kommissionen, Flächenpartnerschaften mit Rücknahmevereinbarungen, Abschriftenbeteiligungen etc. Was am Ende des Sale noch übrig ist, geht retour und sorgt für ein Aufblähen der Outlets, die mittlerweile auch in städtischen Toplagen eröffnen. Was passiert hier eigentlich wirklich? Wir finden die echten Preise! Wenn nämlich der Retailpreis mit der „kalkulatorischen“ Eingangsmarge nur noch bei 50% oder mehr Nachlass zu Frequenz und Umsätzen führt, dann haben wir doch eigentlich nur noch Mondpreise und eine Parallelwelt. Die Frage lautet: Wer ist in der Matrix und wer außen vor? Das ist ein negatives Schneeballsystem mit fatalen Folgen. Denn die Followers und Lemminge haben doch alle das gleiche Sortiment, die Marken und die drastischen Abwertungen sind durch den zweiten Feind, das Internet noch zusätzlich gepusht. Der geschulte Verbraucher kann doch über die Suchmaschinen bei vergleichbaren Marken

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und Sortimenten immer mit einem noch niedrigeren Preis jene Erfolge feiern, die wir früher Abends beim Kassenabschluss in Bezug auf realisierte Margen hatten. Waren das noch schöne Zeiten, als die Sommer- und Winterschlussverkäufe die Läger räumten und die Kassen füllten. Wen hat es gestört, extra Waren für diese Zeiten zuzukaufen? Die Abverkaufsquoten lagen jenseits der 85 Prozent zu voller Marge, wer da kein Geld verdient hat, war auch schnell nicht mehr dabei. Das ist ja leider längst Geschichte, doch es ist schön, dass wir das wenigstens mal erleben durften. Wenn ich jüngeren Kollegen davon erzähle, halten sie mich ja schon für einen Märchenonkel und schütteln den Kopf vor Unglauben! Mit diesem emotionalen Schreiben appelliere ich an alle, die unsägliche, zwanghafte und ruinöse Fortführung der Rotpreispolitik der „FIRST IN SALE – ERFA GRUPPE“ hinter sich zu lassen und sich auf das individuelle Können und das eigene Bauchgefühl zu verlassen. Gehen Sie auf Messen und stellen Sie sich ein interessantes Sortiment zusammen. Es kommt auf keine einzige Marke mehr an. Marken gibt es im Internet und in den Kauf- und Warenhäusern in Massen und Stapeln. Wir, der Facheinzelhandel, brauchen eigentlich niemanden außer uns selbst zu fürchten, denn wir sind die Marke. Leider scheinen wir das aus Bequemlichkeit und einer gewissen etablierten Sattheit vergessen zu haben. Doch jetzt ist unser Wakeup-Call, wer den verpasst, kann ruhig liegen bleiben. Den Markt schlägt keiner, der ist im Moment bei den ersten im SALE und nicht bei denen mit dem besten Sortiment und Geschmack. „Wer zuletzt reduziert, verliert!“, so die dumme Logik von heute. Das müssen wir ändern und umdrehen! Indem wir uns auf den unschlagbaren Wettbewerbsvorteil des Fachhandels besinnen und konzentrieren. Die Individualität, die Präsentation, die Beratung und die Stimmung im Shop. Warum sollte das auch noch mit einer Preisreduzierung belohnt werden? Indem wir den Mut haben, uns selbst zu ändern. Denken und kaufen wir in vier Saisons. Zwingen wir die Industrie durch unsere Einkaufsmacht dazu, sich auf uns zu konzentrieren. Machen wir uns nicht mehr abhängig von Marken, denn WIR sind die Marke! Was wir haben und führen ist das Beste. Das muss die Botschaft sein. So und nur so sind wir besonders und glaubwürdig. Die Kunden werden sich sofort bemerkbar machen, denn so fallen wir in der Einheitssoße auf und werden mit margestarken Umsätzen belohnt. Wir bleiben liquide und

damit unabhängig, das ist in diesen Zeiten sicher mehr als der effektive Umsatz! Und indem wir uns, ich MUSS das noch einmal betonen, von der „FIRST IN SALE – ERFA GRUPPE“ nicht mehr den Takt vorgeben lassen. Wir sind in unseren oft mit Gesprächen wie diesen konfrontiert: „Entschuldigen Sie, aber das Teil gibt es in Hamburg schon mit deutlichem Nachlass, da machen Sie doch auch etwas am Preis, oder?“ Unsere Antwort darauf: „Entschuldigen Sie, haben wir etwas falsch gemacht bei unserer Bedienung? Ist die Ware defekt oder sehen Sie einen Mangel? Haben Sie sich bei uns nicht wohlgefühlt?“ Was glauben Sie, was passiert? Der Kunde kauft dann und besinnt sich, dass Einkaufen Spaß macht und ein Erlebnis ist, dass Service und die Stimmung ein Mehrwert sind. Wenn wir das nicht mehr vermitteln können, dann hat der Handel, vor allem der Inhabergeführte Facheinzelhandel verloren. Aber daran glaube ich nicht! „Rote Preise = Ware scheiße!“ Dieser Satz muss wieder stimmen! Denken Sie mal in Ruhe darüber nach. Die kommende Orderrunde kommt in großen Schritten auf uns zu, wir haben keinerlei Zweifel daran, die richtigen Trends finden und einkaufen zu können. Aber wir werden sicher nicht mehr im Juli bis September Ware vordisponieren, die dann mit Lieferendterminen Mitte, Ende März 2013 bei uns in die Shops kommt, um dann in den Shops der „FIRST IN SALE – ERFA GRUPPE“ pünktlich zum Frühlingserwachen April, Anfang Mai derart entwertet zu werden, dass wir dann am Ende darauf sitzen bleiben, weil wir eben nicht reduzieren! „Wer zuletzt reduziert, gewinnt!“ Das ist das Ziel! Um es zu erreichen, müssen wir mutig sein und uns den Herausforderungen stellen. Ich glaube an den Facheinzelhandel und die Individualisten. Aber ohne Schmerzen gibt es keine Erfolge. Und was nichts kostet, ist nichts wert. Also stellen Sie sich auf spannende und volatile Zeiten ein, wir sitzen in einem Boot und nicht auf dem Ast „FIRST IN SALE – ERFA GRUPPE“, der schon durchgesägt ist. Wir werden weiterrudern und die Zukunft der Branche gestalten, daran glaube ich! Ich wünsche uns allen viel Mut in dieser Ordersaison. Auf gute Geschäfte! Manuel Rivera Eigentümer und Gründer der Different Fashion Gruppe Sylt


SPRING SUMMER 13 # 3.2012

Red Price = Product Not Nice! How Marketable Would You Like It Then? /// USP The Human Factor. Speciality Stores Need the Human Touch /// Cult & Commerce. Ways Out of the Discount Trap!

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Hut: Stetson Sakko: Manuel Ritz Hemd: Boglioli Krawatte: Windsor Knickerbocker: Luis Trenker Schuhe: Red Wing

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Bluse: Elements

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DIE FARBE WEISS Fotos: Ben Lamberty/www.benlamberty.com Styling & Produktion: Mody Al Khufash/www.modyalkhufash.com Haare/Make-up: Natalie Franz/www.nataliefranz.com Model: Valeriia/www.iconicmanagement.com Styling Assistenz: Peninah Amanda Waigwa Foto-Assistenz: Sina Stieger

Jacke: Martin Niklas Wieser Body-Suit: Isabell de Hillerin Clutch: Kernesche Rock: Villa Gaia Sneakers: Feiyue

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Shirt: Rebekka Ruetz Ohrringe: Supertrash Hose: Seven for all Mankind

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Blazer: Sucre Top: Hien Le Body: Supertrash Clutch: Holy Golightly Rock: Dietrich Emter

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Sweater: Dear Cashmere Kette: Serenity Ring: Maria Black Rock: Cruciani G체rtel: M채rz Schuhe: L'R

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Mantel: Henrik Vibskov Blazer: St.Emile Shirt: Hartford Hose: Rebekka Ruetz

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Top: Windsor Ketten: Supertrash Hose: Closed

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Blazer: Tiger of Sweden Bluse: Michael Sontag Shirt: Closed Hose: Brax Schuhe: L'R

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152 LOOK&FEEL

Wohl sortierte Anz端ge, wer mag, kann sich einen auf den Leib schneidern lassen.

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LOOK&FEEL 153

Der beste Herrenausstatter der Stadt Pelikamo / Zürich. Klingt nicht gerade bescheiden, was sich die vier Gründer mit ihrem Shop Pelikamo als Ziel gesetzt haben. Das Konzept hat allerdings tatsächlich die besten Aussichten, das hehre Ziel auch zu erreichen. Text: Dörte Welti. Fotos: Pelikamo

Die Vier von der Pelikanstraße: Urs Wietlisbach, Mia Zeltner, Sebastian Vadasz und Christian Hunziker (v.l.n.r.).

hristian Hunziker ist mit seiner Maßschneiderei Nadelstreifen.ch seit sieben Jahren erfolgreich. Was einmal in einer StudentenWG als „Dienst an Freunden“ begann, weitete sich schnell zum florierenden Business aus. An einen Shop dachte der 36-jährige Wirtschafter damals nicht, ein kleines Atelier im hippen Kreis 4 in Zürich reichte völlig aus. Es dauerte jedoch nicht lange, da fragte der stetig wachsende Kundenkreis auch nach dem passenden Pullover zum Hemd, den Socken zum Anzug, nach Krawatte und Pochette. Ein Bekannter, Sebastian Vadasz, der gemeinsam mit Mia Zeltner die Boutique Townhouse in Zürich führt, richtete der Einfachheit halber einen kleinen Townhouse Corner im Nadelstreifen-Atelier ein. Als dann zufällig eine Location mitten im Zürcher Bahnhofstraßen-Quartier an der Pelikanstraße frei wurde, griffen die vier – inzwischen war Christian Hunzikers Partner Urs Wietlisbach ebenfalls mit im Boot – zu.

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Aus zwei mach ein Drittes. Christian Hunziker nennt es heute den „superoptimalen Mix, Townhouse plus Nadelstreifen gleich Pelikamo“. Es ist kein Zusammenschluss, sondern ein neues Konzept: „Jeder von uns hat seine Erfahrungen separat eingebracht. Townhouse hat die konzeptionelle Erfahrung, einen Shop aufzubauen, wir von Nadelstreifen das Wissen um Maßanfertigung und den Service dazu.“ Und der ist unprätentiös, etwas, was die teils noch junge Kundschaft aus Businessmanagern und Entscheidern an Pelikamo schätzt. Alles unter einem Dach. Pelikamo will den One-Stop-Approach

kultivieren: Man kann hier alles kaufen, von der Socke über den Anzug bis zu den Manschettenknöpfen. Trends wird man jedoch

vergeblich suchen. Christian Hunziker: „Zeitlose Basics, mit denen der Kunde lange zufrieden ist, sind unser Kerngeschäft. Die Qualität und das Fitting müssen so gut sein, dass man sich von den Teilen nicht nach einer Saison wieder trennt.“ Im Shop hängen fertige Anzüge und Hemden, man kann aber auch hier auf Maß arbeiten lassen, Stoffe gibt es von Loro Piana und Ariston. Eine echte Überraschung ist der Preis: Einen Pelikamo-Anzug bekommt man schon für 750 Franken, ist er aus extrem hochwertigem Stoff, um 1.100 Franken. Ein Lager sucht man vergeblich, es gibt lediglich Stauraum hinter den Kabinen. Die Rechnung ist einfach: Man produziert in kleinen Serien, hat dadurch kaum Lager. Und wenn sich etwas gut verkauft, wird nachproduziert. Das Ziel ist, nach und nach alles selbst zu machen, es gibt jetzt schon Pelikamo-Handseife und Pelikamo-Whiskey. „Im Laden ist nichts, was wir nicht auch selber kaufen und nutzen würden“, sinniert Christian Hunziker. „Das ziehen wir durch bis zu den Stilbüchern auf dem Coffee Table.“ Wenn die Kundschaft weiter so wächst, dann ist es sicher nicht mehr weit bis zu der Reputation, der beste Herrenausstatter der Stadt zu sein. Pelikamo. Pelikanstraße 11, 8001 Zürich/Schweiz T 0041.44.2100406, www.pelikamo.com, info@pelikamo.com Eröffnung: Dezember 2010 Inhaber: Christian Hunziker, Sebastian Vadasz, Urs Wietlisbach, Mia Zeltner Mitarbeiter: 2. Verkaufsfläche: 90 qm Marken Männer: Lavenham, Orlebar Brown, Pelikamo, Ron Dorff, Tellason, White Briefs Accessoires: Drakes, Mismo, Pelikamo, Simmonot Godard, Whiskey und Duftkerzen (Pelikamo), Lifestyle- und Modebücher (wechselnd) Kosmetik: Aesop, Pelikamo Stoffe: Ariston Fabrics, Loro Piana.

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154 LOOK&FEEL

Joinery verbindet heiĂ&#x;e Modetipps mit ehrwĂźrdigem Handwerk und schrulligem Kleinkram.

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LOOK&FEEL 155

Handwerk trifft Hipster Joinery / New York. Joinery zeigt Gespür für das, was sich im Internet zum Trend formt, und verbindet solche Entdeckungen mit Fundstücken aus der Fremde. Text: Petrina Engelke. Fotos: Joinery

rt Director, Blogger, Shop Owner: Vielleicht wird das in Zukunft eine typische Karriere sein. Ihren Blog „How to Change a Flat“ begann die ehemalige Art-Direktorin Angela Silva 2009. „Neues zu entdecken und dann zu teilen, macht süchtig“, sagt sie. Ihre Recherchen haben sie immer wieder zu materielleren Ideen geführt als dem, was man im Internet tun kann, und so sei es irgendwann logisch gewesen, einen Laden zu eröffnen. Doch ganz so logisch lief das nicht ab. Silva stand mit einer Wagenladung Kleider und Accessoires da, bevor sie einen Laden hatte. Alles bloß, weil ihr Vater noch einmal geheiratet hat. Dazu reiste Silva in ihr Heimatland Brasilien, nach der Hochzeit streifte sie durch das riesige Land. „Ich brachte viele handgemachte Textilien mit, entdeckte einige tolle Designer“, sagt sie. Abseits der Touristenpfade fand sie in Brasilien aber auch einzigartiges Handwerk, wunderschöne Decken und Teppiche, und selbst manche Eisen- und Haushaltswarenläden, so schwärmt sie, sehen dort aus wie Museen. So kam es, dass am Ende nicht nur Kleider in ihrem Laden landeten.

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Was Tischlerei mit Mode zu tun hat. Dort greifen alle Elemente wie bei kunstvollen Holzkanten ineinander; schließlich bedeutet Joinery Tischlerei. Silva kombiniert die Fundstücke aus Brasilien mit internationalen Marken und Designern aus der Gegend, nostalgische Haushaltswaren gesellen sich zu hochmodernem Schmuck und antik wirkenden Romanklassikern. An so mancher Ware baumelt ein Etikett, das die Geschichte des Produkts oder Designers erzählt – einmal Blogger, immer Blogger. „Weil ich die Kleider noch vor dem Laden hatte, war es einfacher, dessen Ausbau zu planen“, sagt Silva. Ein schmales Budget trug dazu bei, die ästhetische Vision zu schärfen. So kann man fast alles, was

man im Laden sieht, im Baumarkt finden – aber Silva verarbeitete es ungewöhnlich. Breite Pinienbohlen geben einen kurios hellen Boden ab, an der Decke hat Angela Silva dieselben Bohlen abgeflemmt, bis sie ihr dunkel genug waren. Die Umkleidekabinen sehen fast aus wie skandinavische Saunen. Quentin, der vom ersten Tag an bei Joinery arbeitet, stimmt lachend zu, dass sie sich im Sommer vielleicht auch so anfühlen werden, wenn einmal die Klimaanlage versagt. Gegensätze ziehen Kunden an. Lebendig wird die Auswahl bei

Joinery durch Silvas Liebe zu Gegensätzen. „Die besten Produkte sind die, die gegenläufige Reaktionen hervorrufen. Wenn ich zum Beispiel etwas finde, das aus einem anderen Land stammt, dann bedeutet es für den einen eine Erinnerung an seine Herkunft und Vergangenheit, gleichzeitig findet es der andere aufregend, weil es ihm so fremd ist.“ Bürsten zum Beispiel. Im Laden verteilt finden sich Schuhbürsten, Kleiderbürsten, sogar eine Flaschenbürste. „Ja“, lacht Silva, „wer mich kennt, bescheinigt mir durchaus ein bisschen Putzteufelqualität. Aber im Laden sind sie wegen ihrer einfachen Schönheit, der Handwerkskunst, und weil ich die alteingesessenen Firmen bewundere, die sie produzieren.“

Joinery. 263 S 1st St, Brooklyn, 11211 New York/USA T 001.347.8896164, www.joinerynyc.com Eröffnung: Dezember 2011, Inhaberin: Angela Silva Mitarbeiter: 3. Verkaufsfläche: ca. 74 qm Labels: Boessert Schorn, Erin Considine, Folk, H. Fredriksson, Hixsept, Joshu and Nela, Kora, Left Field, Libertine Libertine, Melinda Gloss, Mimi Berry, Osei Duro, Quarry Shabd, Southern Field Industries, The Hillside, Unis, Warmi, Winter Session, YMC.

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156 LOOK&FEEL

Bento Box & Matcha Tee Oukan / Berlin. Aus der Idee, eine japanische Teebar zu eröffnen, entstand ein besonderer Concept-Store. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Achim Hatzius, Porträtfoto: Michael Mann

Faible für alles Minimalistische: Natalie Viaux, Inhaberin des Concept-Stores Oukan.

chon die Eingangssituation macht neugierig. Da steht ein Podest wie eine kleine Bühne, perfekt, um modische und andere Besonderheiten in Szene zu setzen. Drum herum führt die Treppe ins Obergeschoss mit Teebar und dem Angebot für Frauen. Die Teebar war Ausgangspunkt und Grundkonzept von Natalie Viaux. Ganz pur und essenziell, denn die Inhaberin des Stores Oukan hat ein Faible für alles Minimalistische. Doch dann kam erst mal alles anders. Natalie Viaux, die zuvor als Musikjournalistin und Producer fürs Fernsehen arbeitete, bevor sie eine Galerie für zeitgenössische Modefotografie erst in Hamburg und dann in Berlin eröffnete, kuratierte Anfang letzten Jahres „The Avant-Garde Diaries/Transmission#1“ mit Raf Simons in Berlin. „Als die Katastrophe in Fukushima passierte und die Tokyo Fashion Week ausfiel, entstand die Idee, die betroffenen Designer nach Berlin zu holen“, erzählt Natalie Viaux. Unter dem Titel Tokio Gakudan präsentierten knapp 40 japanische Designer im vergangenen Juli auf der Berliner Fashion Week und der Premium, einige davon in der damals leerstehenden Location, die heute den Concept-Store Oukan beherbergt. So wurde aus der Teebar ein Concept-Store mit Mode.

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des Concept-Stores. „Mich begeistern smartes Design und hochwertige Materialien ebenso wie ernst gemeinte Nachhaltigkeit“, erklärt Natalie Viaux. „Dinge, bei denen man in jedem Detail erkennt, dass sich jemand mit Entwurf und der Fertigung richtig Mühe gegeben hat.“ Das sind zum Beispiel Kerzen und Raumdüfte des japanischen Labels T.A.S., Keramikschalen von Simplicity sowie aufwändig lackierte Holzschalen mit Pigmentlack in Neonfarben von Kuichiro Kimura. Und daneben Keramiken von Hedwig Bollhagen im Bauhausdesign der 1920er- und 1930er-Jahre, die ebenso zeitlos wirken. Die Mode im Geschäft stammt vorwiegend aus Europa, etwa von Hussein Chalayan, Ayzit Bostan, T Michael aus Norwegen oder ab Herbst Damir Doma, ein deutscher Designer aus Paris, der das Thema Layering modern umsetzt. Eine reine Galerie würde Natalie Viaux nicht mehr machen wollen. Den Bezug zur Kunst kann sie in ihrem Store dennoch ausleben, in dem so manches Objekt ohnehin wie Kunst rüberkommt. „Was ich zeige, muss Substanz haben“, sagt Natalie Viaux, „und nicht bloß Entertainment sein. Das wäre mir zu wenig.“

Anwälte und kreative Schöngeister. Your body is your temple,

Oukan Concept-Store for Japanese & International Avant-Garde. Kronenstraße 7, 10117 Berlin/Deutschland, www.oukan.de Eröffnung: 27. Oktober 2011. Inhaberin: Natalie Viaux Mitarbeiter: 5. Verkaufsfläche: 300 qm Marken Frauen: u. a. A.F. Vandeforst, Ayzit Bostan, Dummyhead Depaysemen, Hussein Chalayan, Mabuya Mabuya Marken Männer: u. a. BL 33 N, Dummyhead Depaysemen, Mabuya Mabuya, Norwegian Rain, Viridi-Anne Accessoires: u. a. Detaij, T.A.S., T Michael, Besonderes: u. a. Cigno, Koichiro Kimura, Postalco, Simplicity, TRIFT – Design Objects by Judith Seng.

lautet die Philosophie von Oukan, Headline für alles, was es im Store gibt. Angefangen beim Matcha Tee an der Bar, ein intensiver grüner Tee, dem eine anti-oxidante Wirkung zugesprochen wird, bis hin zur typisch japanischen Bento Box zum Lunch, als vegetarische Variante oder mit Fisch. So ist zur Mittagszeit unter der Woche bei Oukan immer einiges los, wo sich Anwälte und Büroangestellte aus der Nachbarschaft und kreative Schöngeister bunt mischen. Wer hierher kommt, schätzt das Besondere, das gilt auch für das übrige Angebot 312 style in progress


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Wer hier kauft, sucht das Außergewöhnliche und braucht keine Marken, um sich sicher zu fühlen.

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158 LOOK&FEEL

Sehen und gesehen werden Louis Maximilian / Amsterdam. Auf der Suche nach etwas mediterranem Jetset in Amsterdam? Dann ist Louis Maximilian die Adresse. Dessen Besitzer Dwight Schenkers bietet stilbewussten Damen und Herren Topmode, Accessoires und Champagner. Text: Miranda Hoogervorst. Fotos: Louis Maximilian, Michael Graste

Dwight Schenkers: „Ich will keine Mainstream-Labels.“

oncept-Stores haben Dwight Schenkers schon in den 1990erJahren fasziniert. Als Stil- und Modefan mit Leib und Seele feilte er fortan an der Idee eines eigenen Mode- und Designladens. Erst einmal aber machte er Karriere im Eventgeschäft. 2010 schließlich erschien die Zeit reif und im September 2011 eröffnete er den Concept-Store Louis Maximilian. Der Schritt von Veranstaltungen zur Mode war gar nicht so groß, sagt er: „Im Eventgeschäft muss man Leidenschaft, Erfahrung und Stil in schöne Veranstaltungen fließen lassen. Das will ich im Laden auch: Den Kunden Erfahrung in Sachen Stil und Schönheit bieten.“

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Leckerer Luxus. Das Geschäft liegt am Haarlemmerdijk, 2012 zu

einer der besten holländischen Einkaufsstraßen gekürt, 15 Minuten zu Fuß vom Hauptbahnhof. 127 Jahre lang beheimatete das Gebäude die Patisserie Beune und ihre Leckereien. Noch immer läuft einem hier das Wasser im Munde zusammen: Im Eingangsbereich verführen Luxusprodukte wie Zarb-Champagner, Mykita-Sonnenbrillen und Designbücher. Dann teilt sich der Laden auf zwei Etagen: Im Untergeschoss befinden sich Herrenmode und eine gemütliche Bar, oben ist alles den Damen vorbehalten. Beide Geschlechter können sich bei Louis Maximilian komplett neu einkleiden, von Dessous, Tops und Hosen bis zu Schuhen, Jacken, Hüten und Taschen. Sogar schicke Regenmäntel und -stiefel sind zu haben. Der Store setzt seinen Fokus auf Nischenprodukte und Qualität. Dwight Schenkers: „Allseits bekannte Mainstream-Brands möchte ich nicht im Laden haben. Unsere Auswahl soll exklusiv sein, auch die größeren Namen, die wir führen, überzeugen in erster Linie durch ihre Qualität.“ 312 style in progress

VIP-Treatment. Natürlich organisiert Dwight Schenkers immer noch

gern Events. Sie bringen den Laden ins Gespräch und sind, was man in Onlineshops niemals erleben wird. Daher stehen sie alle zwei, drei Wochen auf dem Programm. „Heutzutage muss man den Kunden mehr als besten Service bieten. Das erwarten sie von uns und den Marken, die wir führen“, so Schenkers. „Wir veranstalten zum Beispiel Ladies’ Sundays. Letztes Mal haben wir unsere Kundinnen mit Maniküre verwöhnt. Außerdem machen wir gemeinsam mit Marken Veranstaltungen, bei denen man mehr über Konzept und Handwerk von Marken wie Officine Creative erfährt.“ Echte Jetsetter brauchen natürlich gar keine Gründe, um das Einkaufen hier zu genießen. Von schönem Design, High-Tech-Spielzeug und Champagnerflaschen umringt zu sein, reicht schon. All diese Faktoren machen Louis Maximilian zum perfekten Ort zum Sehen und Gesehenwerden. Wie schade, dass der Laden noch keinen Einparkservice bietet. Bislang jedenfalls.

Louis Maximilian. Haarlemmerdijk 156, Amsterdam/Niederlande T 0031.20.7531571, www.louismaximilian.nl Eröffnung: September 2011. Inhaber: Dwight Schenkers Mitarbeiter: 3. Verkaufsfläche: 130 qm Marken: 7d, Clarks Originals, Collina, Daniele Alessandrini, Dondup, Eau d’Italie, Folk, Giancarlo Rossi, HTC, Ilse Jacobsen, Kuro Jeans, Laboratorio Olfattivo, Matthew Williamson, Mykita, Raf Simons, Raincoats, Resteröds, Roberto Schiesser, Stutterheim, teNeues, Under Underwear, Volta Schuhe: Amsterdam Etiquette, Clarks, Officine Creative, Shoes for Two.


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Louis Maximilian will mehr als den besten Service bieten.

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Restaurierte Ziegel aus der K.u.K-Zeit sind das Highlight des Shopkonzepts.

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Anziehende Gegensätze Lola im Ersten / Wien. Wer nach Mailand, Paris oder London reist, legt die dort vorgefundenen Inspirationen zwangsläufig auf die Mode um. So auch Edita Benedek, die ihr Faible für internationale It-Labels mit der Eröffnung ihrer eigenen Stores in Wien manifestierte. Text: Jeanette Fuchs. Fotos: Lola im Ersten

Edita Benedek hat ein Faible für international gefragte It-Labels.

ls dickköpfig bezeichnet sich die Modeenthusiastin, wusste sie doch schon als sechsjähriges Mädchen genau, was sie anziehen möchte. Die Idee, einen eigenen Fashion-Store zu eröffnen, reifte erst ein paar Jahre später zu einem zielstrebig verfolgten Traum. Auf dem Weg dorthin ließ sich die Wienerin von den hippen Läden großer Metropolen und den Geschehnissen der Modewelt inspirieren.

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High Fashion neben der Peterskirche. Im Shop, der den schlichten Namen Lola und den ersten Wiener Bezirk als schmückendes Beiwerk trägt, dominiert die Farbe Weiß. Die hellen Rundledersitze und Lackmöbel stehen in Kontrast zu den freigelegten Ziegelwänden aus der K.u.K.-Zeit. Gegensätze, die sich auch außerhalb des Geschäfts offenbaren: So lässt der historische Standort neben der Peterskirche auf den ersten Blick nicht vermuten, dass international gefragte It-Labels wie Winter Kate, House of Harlow 1960, Haute Hippie oder T-Bags hinter weiß lackierten Schaufensterrahmen, zwischen Stahlregalen und bunten Wandleuchten, ein neues Zuhause gefunden haben. „Die Entscheidung, in meiner Heimatstadt Wien einen Fashion-Store mit international begehrten Brands zu eröffnen, war einerseits strategisch, andererseits aber auch ein ganz persönliches Anliegen, um hier lebenden Frauen den Zugang zu High-FashionBrands, die gerade Hollywood erobern, zu ermöglichen“, so die ambitionierte Unternehmerin. Die Labels Winter Kate und House of Harlow 1960 von Neo-Designerin Nicole Richie passen perfekt in dieses Konzept. Exemplare aus deren Schuh- und Sonnenbrillenkollektion findet man in Österreich ausschließlich bei Lola im Ersten. Eine Tatsache, die den Wert der anderen, bei Lola geführten Labels keinesfalls schmälert, zu viel Liebe steckt Edita Benedek in die sensible Markenauswahl. Kosmopolitische Heimatliebe. Neben US-Brands wie Haute

Hippie, T-Bags und Doma ist mit One Teaspoon und Iro auch Mode

aus Australien und Frankreich vertreten. Und doch schwingt angesichts der internationalen Ausrichtung des Markenportfolios auch ein Hauch nostalgische Heimatverbundenheit mit: „Der erste Bezirk ist wie gemacht für Lola. Insbesondere der Platz bei der Peterskirche versprüht eine gewisse Art von Romantik, die sehr gut zu uns passt“, so die Lola-Gründerin. Ihren Store sieht Edita Benedek als Beginn von etwas Kleinem, aus dem Tag für Tag und Stück für Stück etwas Größeres wachsen soll. Come in, get dressed, be loved. Das Motto, von dem Lola-Kundinnen in Empfang genommen werden, dient vor allem einem Zweck: Die Kundinnen sollen sich wohlfühlen. „Auf so engem Raum war es mir wichtig, den Shop offen und freundlich wirken zu lassen, ohne dabei auf Hochwertiges zu verzichten“, erklärt die geschäftstüchtige Wienerin, die sich in Jeans und einem schlichten Top am wohlsten fühlt. Lola soll Frauen ansprechen, die modernen Lifestyle lieben und sich anspruchsvoll und trendbewusst kleiden. Die Bandbreite ist dabei denkbar groß: Extravaganter Glamour-Look, urbaner Streetstyle oder lässige Casual Wear ist für Trendsetterinnen jeden Alters in Preislagen zwischen 70 und 1.500 Euro zu haben. Lola für Herren? „Ja, wieso nicht, viele meiner männlichen Kunden fragen mich sehr oft danach. Allerdings wäre der Name Lola dann wohl doch zu lieblich für die Männerwelt.“

Lola im Ersten. Freisingergasse 1, 1010 Wien/Österreich Eröffnung: September 2011. Inhaberin: Edita Benedek Mitarbeiter: 1. Verkaufsfläche: 43 qm. Marken: CC Skye, Deepa Gurnani, Doma, Haute Hippie, House of Harlow 1960, Iro, One Teaspoon, Superfine, Sauce, T-Bags, Winter Kate Accessoires: CC Skye, Deepa Gurnani, House of Harlow 1960 Schuhe: House of Harlow 1960, Iro.

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Nach dem Umbau pr채sentiert sich Dahm & Sch채dler clean und modern f체r ein anspruchsvolles Sortiment.

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Der Wandel als Konstante Dahm & Schädler / Trier. Ein Traditionshaus erfolgreich zu führen, heißt für Gerd Guillaume vor allem eins: nicht stehen zu bleiben. Sein Geschäft Dahm & Schädler, das im Jahr 1932 von seinem Großvater gegründet wurde, ist der beste Beweis. Text: Nicoletta Schaper. Fotos: Dahm & Schädler

Gerd Guillaume führt das Geschäft in dritter Generation mit unternehmerischem Mut.

ie neu gestalteten Räume von Dahm & Schädler strahlen viel Modernität aus, mit großen italienischen Feinsteinzeug-Fliesen und von unten beleuchteten Warenmodulen. Edel und dezent, um die Mode angemessen in Szene zu setzen. Genauso hat es sich Gerd Guillaume vorgestellt. Doch hinter dem modernen Haus steht eine lange Unternehmensgeschichte. 1932 von Josef Schädler gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Theo Dahm eröffnet, übernahm in den 1970er-Jahren Heinz Guillaume das Geschäft. Er wagte den Schritt, das bis dato reine, klassische HAKA-Sortiment mit einer Damenabteilung zu ergänzen. Damit bewies er unternehmerischen Mut, den sich auch sein Sohn Gerd Guillaume zum Grundprinzip gemacht hat. So initiierte Gerd Guillaume 2002, zwei Jahre nachdem er das Geschäft übernommen hatte, den ersten großen Umbau, der gleichzeitig einen Wandel im Sortiment markierte. „Wir wollten individueller und damit unverwechselbarer werden“, so Gerd Guillaume. Dafür nahm er Marken heraus, die die direkten Mitbewerber führten und wurde insgesamt hochwertiger. Schritt für Schritt, bis heute.

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Individuell und unverwechselbar. „Die DOB ist dynamischer, sie

bringt mehr Frequenz“, sagt Gerd Guillaume. Deshalb hat er die Abteilung nach dem Umbau im Frühjahr auf 600 Quadratmeter erweitert und, wie auch die Menswear, in ihrer modischen Aussage noch einmal mehr zugespitzt, mit Marken wie Tagliatore, Boglioli, Aglini, Monochrom und Notify. Die Stadt Trier hat eine reiche Historie, das Stadtbild ist von Tagestouristen geprägt. Auch Dahm & Schädler profitiert von dem Tourismus, nicht zuletzt dank der 1a-Lage in der Fußgängerzone. Aber wichtiger

ist die Stammkundschaft aus Trier und Umgebung, besonders aus dem benachbarten Luxemburg. Diese Kundschaft wächst, weil das anspruchsvolle Konzept offensichtlich den Nagel auf den Kopf trifft. So hat sich der Umsatz von Dahm & Schädler innerhalb der letzten acht Jahre nahezu verdoppelt, obwohl die Fläche um lediglich 250 Quadratmeter vergrößert wurde. Doch Gerd Guillaume denkt trotz dieses Erfolgs schon weiter. Im kommenden Jahr feiert er das 20-jährige Jubiläum seines 1993 eröffneten Geschäfts in der Parallelstraße mit sportiver geprägtem Sortiment. Es heißt Guillaume und pünktlich zum Jubiläum möchte der Unternehmer Dahm & Schädler ebenfalls in Guillaume umbenennen. „Der Name transportiert die Mode besser, er passt auch zur Nähe Luxemburgs“, erklärt Gerd Guillaume. Aber für ihn ist das Geschäft mit eigenem Namen auch ein persönliches Statement. Dahm & Schädler. Fleischstraße 67, 54290 Trier/Deutschland, www.dahm-schaedler.de. Gegründet: 22. März 1932, Umbau abgeschlossen 8. März 2012. Inhaber: Gerd Guillaume. Mitarbeiterzahl: ca. 30 Verkaufsfläche: ca. 1100 qm Marken Frauen: u. a.1921, Adriano Goldschmied, Aglini, Boglioli, Boss Black, Caliban, Closed, Drykorn, Eleventy, Gimo’s, Hugo, L.B.M. 1911, Liebig, Mabrun, Majestic, Monochrom, Peuterey, Polo Ralph Lauren, Strenesse Gabriele Strehle, Tagliatore, Velvet, Woolrich Marken Männer: u. a. 1921, Adriano Goldschmied, Aglini, Allude, Belstaff, Boglioli, Boss Black, Boss Selection, Burberry Brit, Caliban, Closed, Drykorn, Gimo’s, Hugo, Joop, L.B.M. 1911, Moncler, Monochrom, Peuterey, Polo Ralph Lauren, Tagliatore, Van Laack, Woolrich, Z Zegna Accessoires: u. a. Ludwig Reiter, Marjana von Berlepsch, Orciani, Pantofola d’Oro, Post&Co, Reptile’s House.

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Die Kompetenz des klassischen Herrenausstatters hat sich Schmitt & Lair trotz neuer Optik bewahrt.

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Modern, aber nicht modisch Schmitt & Lair / Innsbruck. Glas statt Kirschholz: Mit einem Komplettumbau trägt der Herrenausstatter Schmitt & Lair in Innsbruck der sukzessiven Wandlung seines Sortiments nun auch hinsichtlich des Interieurs Rechnung. Text: Jeanette Fuchs. Fotos: Schmitt & Lair

Vom klassischen Herrenausstatter zum Modegeschäft für den modernen Mann: Hannes Schmitt stellt die Weichen neu.

ich am Puls der Zeit bewegen und dabei Authentizität bewahren – eine Herausforderung, der sich viele Traditionsunternehmen stellen müssen. So auch der Herrenausstatter Schmitt & Lair in Innsbruck, der seit 1983 in Besitz der Familie Schmitt ist. Mit dem ambitionierten Umbau, welcher in nur vier Wochen realisiert wurde, stellt Hannes Schmitt die Weichen neu: „Das Geschäft war im alten britischen Stil eingerichtet. Im Laufe der Jahre haben wir uns mit der Kompetenz eines klassischen Herrenausstatters zu einem Herrenmodegeschäft mit Trendmarken für den modernen Mann entwickelt. Der Umbau war der logische Schritt, um dieser Entwicklung nachzufolgen.“ Erster Vorbote für das neue Zeitalter im Hause Schmitt war die Geschäftsfassade, die 2006 umgestaltet wurde. Die Offenheit der Glasfronten zog neben der treuen Stammklientel schlagartig auch neue Kundenkreise an. „Heute zählt der Tiroler Spitzenindustrielle ebenso zu unseren Kunden wie der 17-jährige Burberry-Fan“, so Schmitt, der das Geschäft 1994 von seinem Vater übernommen hat.

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Individuelles Shopkonzept mit Patina. Mit dem Anliegen, ein

zeitloses und reduziertes Interieur zu schaffen, fand der Tiroler Geschäftsmann mit Andreas Eccli von der Modeagentur Conex einen gleichgesinnten Partner. „Jemandem aus der Branche muss man nicht viel erklären“, so Schmitt, den die Ideen von Systemladenbauern und Innenarchitekten nur mäßig begeisterten. Rund ein halbes Jahr feilte er gemeinsam mit Eccli am neuen Shopkonzept, wobei das dominante Kirschholz einer offenen Optik wich. An die sorgsam ausgewählten Einrichtungsstücke – Möbel und Lampen aus den 1930er- und 1940er-Jahren, venezianische Kronleuchter aus Murano-Glas, ein mit Hirschleder überzogener Sessel sowie eine gläserne Treppe, die als Präsentationspodest dient – wurde der Anspruch gestellt, Stil und Tradition des Hauses zu respektieren. Der geölte Fischgrat-Parkettboden und das entgegen der Ratschläge von Innenarchitekten verwendete vegetabile Leder sorgen für warme

Atmosphäre mit Patina. Interieur, das vom Lauf der Zeit profitiert und so wirken darf, als wäre es schon immer an seinem Platz gewesen. Beratung groß geschrieben. Die mit dem Umbau sichtbar gewor-

dene, modernere Ausrichtung ist bei Schmitt & Lair mit Lernprozessen verbunden. „In einem klassischen Herrenausstatter-Geschäft wurde bedient, aber nicht gezeigt“, weiß der Inhaber, dessen bevorzugtes Outfit aus Chinos, einem weißen Hemd und einem legeren Sakko besteht. Man habe gelernt, Kunden nicht sofort bedienen zu müssen und dem Flanieren zwischen offen zugänglicher Ware Raum zu geben. Die persönliche Beratung durch das langjährige Mitarbeiterteam – allen voran Peter Klingler, der seit 40 Jahren für Schmitt & Lair tätig ist – hat allerdings keineswegs ausgedient und zählt weiterhin zu den Kernkompetenzen des Innsbrucker Herrenausstatters. „Unsere Abschlussquote ist sehr hoch“, unterstreicht Schmitt die Wichtigkeit des Servicegedankens. Lediglich die Maßschneiderei hat aufgrund des breiten Größenangebots der Konfektion an Bedeutung eingebüßt. Nichtsdestotrotz erhielten die beiden permanent beschäftigten Schneiderinnen mit einer in den Verkaufsbereich integrierten, sichtbaren Schneiderei eine wertschätzende Bühne. Dass rund die Hälfte aller Kunden ihre Frau zum Einkauf mitbringt, sieht Schmitt gerne: „Da kommt die Widerrede sofort und man kann sich gemeinsam auf ein anderes Stück einigen.“ Schmitt & Lair. Anichstraße 4, 6020, Innsbruck/Österreich Umbau: Februar 2012. Inhaber: Hannes Schmitt. Mitarbeiter: 10. Verkaufsfläche: 350 qm Marken: Andrea d’Amico, Artico, Aspesi, Burberry, Canali, Capobianco, Cavalleria Toscana, ChatCwin, Crick It, Della Ciana, Dressler, Drumohr, Eleventy, Fay, Fausto Colato, Hackett, Henry Cotton’s, Herno, Hiltl, Jacob Cohen, Lardini, Mabrun, Moncler, n.d.c., Orciani, Parajumpers, PT01, Santoni, Serafini, Seven, Stenströms, Sun 68, Tombolini, Truzzi Sport, Van Laack, Vilebrequin, Zanieri Schuhe & Accessoires: B.belt, Burberry, Crick it, Fausto Colato, Hackett, n.d.c., Orciani, Ortigni, Santoni, Serafini.

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Reißverschluss hoch und her mit dem Champagner! Daen’s / Utrecht. Der Wunsch, eine schöne Art zu leben, zugänglich zu machen, ist häufig Grund, warum neue Läden eröffnen. So auch im Fall von Daen’s von Willem van Oostrum. Mit drei Projekten in einem haucht er der verblassten Idee von Lifestyle neues Leben ein. Text: Miranda Hoogervorst. Fotos: Daen’s

An diesem fantastischen Standort verbindet Willem van Oostrum seine Liebe zu Essen und Mode.

m hübschen Utrecht, berühmt für seine Kanäle und den bekannten Kirchturm, findet sich Daen’s. Ein altes Schild an der Außenwand verrät die frühere Funktion des Gebäudes: Hier war die Feuerwehr stationiert. Zwei große Spielzeugfeuerwehrautos zollen den alten Zeiten Tribut. Bei Daen’s, benannt nach Willems Hund, der leider kurz vor der Wiedereröffnung starb, ist es immer noch heiß. Von morgens bis abends brennt im Sommer die Sonne auf die Terrasse. Drinnen ist Daen’s von minimalistischem, skandinavischem Design geprägt. Vintage-Designer-Stühle, gerade Linien und dunkle, nüchterne Farben lassen den Raum aufgeräumt und doch einladend wirken. Große Glasbögen teilen den Laden, sodass man sehen kann, was auf der anderen Seite passiert.

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Tolle Geschenke für tolle Freunde. In Sachen Markenauswahl hat

sich Willem van Oostrums Geschmack über die Jahre gewandelt. Vor zehn Jahren hätte man seine Kollektion klassisch genannt, heute verkaufen van Oostrum und sein Team Casual Chic für Damen und Herren, etwa von Paul Smith Black, Tiger of Sweden, Bellerose, Avelon und Denham. Neben Mode, Schuhen und Ledertaschen führt Daen’s auch ausgewählte Geschenke. Öko-Schick-Parfüms von Honoré des Prés und Halsketten von Martine Viergever mit ihren lustigen Silberanhängern, etwa angekauten Kuli-Hüllen und Haarnadeln, geben ebenso originelle Mitbringsel ab wie Carine Roitfelds Buch „Irreverent“ oder das Designbuch „The Selby is in your place“. Kleinere Accessoires wie die berühmten Manschettenknöpfe von Paul Smith finden sich in einem Holzschränkchen. Trinken, todschick machen, träumen … Mit der Rundum-Neugestaltung des Modeladens Daen’s und der Wein- und Kaffeebar als

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Zugabe bringt van Oostrum seinen Lebensstil zum Ausdruck. Seine nächsten Projekte sind schon in Arbeit: In einem ehemaligen Lagerraum im Erdgeschoss entsteht ein Appartement mit großem Fenster zur Straße hin. Wenn es nicht für eine Übernachtung gebucht ist, wird es als schicker Showroom genützt. Das leerstehende, derzeit besetzte Haus gegenüber des Ladens wird ebenfalls bald gastlicher: Ein Boutique-Hotel soll hier entstehen. Keine schlechte Perspektive für van Oostrums Kundschaft. Daen’s ist ein Modeladen auf den zweiten Blick: Viele Kunden folgen dem Duft von hausgemachten Suppen oder gebratenem Speck, wollen zunächst auf der entzückenden Terrasse der Wein- und Kaffeebar Platz nehmen. Einmal eingetaucht, finden sie auch den Modeladen. „Diese Kombination funktioniert besonders für Paare sehr gut. Er trinkt Wein, während sie ein Kleid anprobiert und es ihm durch das Fenster zeigt“, erzählen die Verkäuferinnen Marloes und Lize. Dass die Umkleiden gleich neben dem großen Fenster liegen, erweist sich als clever: „Liebling, mach mir den Reißverschluss zu und bestell uns eine Flasche Champagner!“, ist daher ein häufig gehörter Satz in diesem außergewöhnlichen Laden. Daen's. Korte Minrebroederstraat 13–17, Utrecht/Niederlande, www.daens.nl Wiedereröffnung: September 2011 (Laden), Februar 2012 (Bar) Besitzer: Willem van Oostrum. Mitarbeiter: 7 (Laden), 6 (Bar) Verkaufsfläche: 80 qm (Laden), 60 qm (Bar) Mode: Anecdote, Avelon, Bellerose, Denham, Dutchess, French Connection, Good People, Paul Smith (alle Linien), Royal Republiq, Tiger of Sweden u. a. Schuhe, Accessoires: Charlotte Wooning, Martine Viergever, New Balance, Smaak, Vico u. a. Sonstiges: Apartamento, Fantastic Man, Gentle Woman, Honoré des Prés, Marvis u. a.


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Wein, Essen, Musik: Was soll man sich nach einem Einkaufsbummel mehr w端nschen?

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Der Faktor Mensch

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Eigentümer, Verleger, Redaktion & Anzeigen UCM-Verlag B2B Media GmbH & Co KG Salzweg 17 5081 Salzburg-Anif Österreich T 0043.6246.89 79 99 F 0043.6246.89 79 89 office@ucm-verlag.at www.ucm-verlag.at

Von Stephan Huber, Herausgeber style in progress

Geschäftsführer Stephan Huber Nicolaus Zott

Chefredakteure Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Martina Müllner martina.muellner@ucm-verlag.at Chefin vom Dienst Alexandra Hawel alexandra.hawel@ucm-verlag.at

chlechte Bezahlung, bescheidene Aufstiegsmöglichkeiten, unattraktive Arbeitszeiten, geringes soziales Prestige – so lässt sich zugespitzt die öffentliche Wahrnehmung des Berufs ModeverkäuferIn zusammenfassen. Das ist desaströs! Denn warum sollten sich junge Menschen, vor allem solche, die mit ihrer Jobwahl auch eine längerfristige Lebensplanung verbinden, unter diesen Voraussetzungen für so eine Karriere entscheiden? Die Gründe für diese, ich wiederhole es, DESASTRÖSE Entwicklung sind mannigfaltig. Zum einen hausgemacht, denn der Mensch wurde nicht zuletzt im Handel zum Kostenfaktor degradiert. Der Gedanke, wie viel man beim Personal einsparen kann, war meist der nahe liegendere als der Gedanke, wie viel man DURCH das Personal gewinnen kann. Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss hatte und hat auch eine Bildungsdebatte, die Bildungsbiografien jenseits von Abitur und/oder Hochschulabschluss als Plan B für die leider Doofen diffamiert. Und dann gibt es da noch eine mediale Parallelwelt, die jungen Menschen vorgaukelt, dass man fast ohne Anstrengung reich und berühmt werden kann, wenn nur jemand das schlummernde Talent erweckt, auf das die ganze Welt sehnsüchtig wartet. Dass die Suche nach qualifiziertem oder zumindest hinsichtlich des Potenzials ausbaubarem Personal auch für angesehene Häuser in so einem Umfeld immer schwieriger wird, überrascht also keineswegs. Im immer schärfer werdenden Wettbewerb mit dem Onlinehandel, vertikalen Handelskonzepten und preisaggressiven Bekleidungsketten ist der informierte, engagierte Verkäufer, also der Faktor Mensch, aber entscheidendes Alleinstellungsmerkmal. Wie schon einmal an dieser Stelle völlig ernst gemeint geschrieben, lebt unsere Branche in hohem Maß davon, den Konsumenten Dinge zu verkaufen, die sie eigentlich gar nicht brauchen, sondern im Idealfall wollen. Oder sie wissen gar nicht, dass sie etwas wollen bzw. entsteht das Wollen, also der emotionale Bedarf, erst durch einen auslösenden Impuls. Dieser Impuls kann das Wetter sein. Darauf sollte man sich aber nicht mehr verlassen. Dieser Impuls kann das Produkt oder die Marke sein. Darauf sollte sich der Fachhandel aber erst recht nicht verlassen, denn

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Produkt oder Marke findet der Konsument, also ich, heute geradezu inflationär im Netz. Was ich aber im Netz trotz aller technischer Verfeinerung der entsprechenden Tools, trotz aller Individualisierung NICHT finde, ist der Mensch, der mir zu dem, was ich nicht brauche, glaubwürdig eine Geschichte erzählen kann. Der Mensch, der mir auch mal ehrlich sagt, dass er das Teil, das ich gerade probiert habe, jetzt nicht soooo passend findet. Und der mich dann fragt, ob er mir vielleicht etwas anderes zeigen darf. Weil er noch weiß, was ich das letzte Mal gekauft habe. Weil er mich, mit dem er auch schon über ganz andere Themen geredet hat als über die Jeans oder die Jacke, die da eben probiert wird, kennt! Oder weil er mich kennen lernen WILL. Weil er die wichtigste Eigenschaft eines erfolgreichen Verkäufers, nämlich sich für Menschen zu interessieren, verinnerlicht hat. Es ist ein Unterschied, ob man von einem Menschen mit Namen begrüßt wird oder von einem Computer. Es ist ein entscheidender emotionaler Unterschied, ob ein Mensch mir etwas persönlich empfiehlt und erklärt, oder ob mir ein durchaus klug designtes Computerprogramm auflistet, was andere Konsumenten, die dieses Computerprogramm als mit mir vergleichbar identifiziert, auch noch gekauft haben. In einer atemlosen, verwirrenden, in vieler Hinsicht anonymisierten und entmenschlichten Welt wird die Sehnsucht nach dem Echten wachsen. Das ist eine logische Reaktion. Denn der Mensch ist ein soziales Wesen. Das ist eine große Chance mit echtem Potenzial für den Fachhandel. Um dieses Potenzial abzurufen, braucht der Fachhandel neben einem klugen, individuellen Sortiment, einem tollen Laden und enormem persönlichen Einsatz der Eigentümer vor allem Menschen mit Lust an der anstrengenden, anspruchsvollen, aber eben auch spannenden Arbeit und Kunst des Verkaufens. Viele haben das längst erkannt, viele nie anders gehandhabt. Diese Betriebe bieten ihren Mitarbeitern nicht nur eine gute Bezahlung, sondern vor allem Weiterbildung und Entwicklungsmöglichkeiten. Das kostet! Aber in Menschen zu investieren, ist zumeist stephan.huber@ucm-verlag.at klug angelegtes Geld.

Art Directrice/Produktion Elisabeth Prock-Huber elisabeth@ucm-verlag.at Autoren Elisabeth Bärnthaler Ditte Bringo-Bachmann Petrina Engelke Isabel Faiss Jeanette Fuchs Miranda Hoogervorst Claudia Janka Ina Köhler Kay Alexander Plonka Sonja Ragaller Nicoletta Schaper Dörte Welti Fotografen Florian Harrer Andreas Hechenberger Ben Lamberty Stefan Milev Bildbearbeitung Anouk Schönemann anouk.schoenemann@ucm-verlag.at Anzeigenleitung Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Verlagsassistenz, Vertrieb Sigrid Staber sigrid.staber@ucm-verlag.at Christina Hörbiger christina.hoerbiger@ucm-verlag.at Lektorat Johannes Seymann Übersetzung Petrina Engelke, transmit-Deutschland Druck Laber Druck, Salzburg Druckkoordination Manfred Reitenbach Bankverbindung Volksbank Salzburg 105 627 BLZ 45010

Nächste Ausgabe 18. Juli 2012


THE LUXURY SPORTSWEAR BRAND PREMIUM BERLIN IN HALLE 3 VERTRIEB ÜBER BEN AND GMBH, TEL. 089/32308046

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