Ausgabe 03/2012 . 17. Jahrgang . ¤ 6.90
Willkommen Massenmodehaltung Das lukrative Geschäft mit den Resten Nobody is too big to fail Karl-Heinz Müller im Interview Mein Freund der Händler Warum Kunden ihn lieben Communicate! Gehen der Jeansbranche die Themen aus? Coverdesign by Sandrine Pagnoux
Caleb wears: Anchor Pea coat
THEY ALL WANT PEPE.
pepejeans.com
SHOP TOMMY.COM
Editorial
Let’s talk about… Die nicht anwesenden Gäste auf der Party sind oft die interessantesten, diejenigen, über die man spricht. Aber gilt das auch für eine Messe? Eine spannende Frage, wenn man sich die Besetzung auf den diesjährigen Veranstaltungen in Berlin anschaut.
Auf dem Cover
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ich rar zu machen, ist manchmal eine gute Strategie: Präsenz nach dem Gießkannenprinzip ermüdet das Publikum – die Regel gilt für Promis ebenso wie für Marken. Doch hat das auch Gültigkeit für zentrale Treffpunkte der Branche? Wer als Händler in diesem Jahr nach Berlin fährt, dem werden große Lücken im Portfolio der Aussteller auffallen. Die Verzettelung, die schon im Winter begonnen hatte, setzt sich munter fort. Wo aber gibt es künftig zentrale Treffpunkte, an denen man miteinander kommunizieren kann? Und mit welchen Inhalten? Welche Themen möchte die Branche künftig besetzen? Hat sie noch etwas zu sagen? Auf diese Fragen haben wir eine Antwort gesucht, die nicht immer einfach ist – mehr darüber unter „Communicate!“ (Seite 36) und im Interview mit Karl-Heinz Müller von der Bread & Butter ab Seite 26. Dabei ist Mode für viele Anbieter attraktiv – so spannend, so glamourös und imagefördernd, dass sich viele liebend gerne in diesem Markt tummeln würden, um ein wenig vom Glamour abzubekommen. Welche Regeln den Massenmodemarkt bestimmen, erfahren Sie ab Seite 28. Der individuelle Handel setzt Kontrapunkte dagegen, indem er ganz persönlich für den Kunden da ist. Wie das funktionieren kann, lesen Sie ab Seite 48 unter dem Stichwort: „Mein Laden, mein Freund.“ Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Ihnen Ihr x-ray Team.
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„Augen sind der Spiegel der Seele, sie lügen nicht.“ Alles spielt sich in den Augen ab
Am liebsten illustriert die Pariser Fotografin und Künstlerin Sandrine Pagnoux verlorene Seelen, Menschen, die zwischen Gegensätzen wie Schönheit und Tragik hin- und hergerissen sind und im völligen Chaos stecken. Für das aktuelle Cover von x-ray stellte sie reale Augen ins Zentrum ihrer Illustration, um eine besonders tiefe Bindung mit dem Betrachter herzustellen. Dafür kombinierte sie eine ihrer Fotografien mit einer Illustration. Inspiration war ein Vers aus dem Gedicht von Charles Baudelaire, „Le Serpent qui danse“ („Die tanzende Schlange“): „Deine Augen, in denen nichts sich, weder Süßes noch Bitteres offenbart, sind zwei kalte Juwele, darin sich Gold und Stahl vermengen.“ Wenn die Menschen in Pagnoux’ Bildern sprechen könnten, würden sie wahrscheinlich dumme Dinge sagen, oder ergreifende wie „Beschütze mich“ oder „Liebe mich“. Warum, erklärt die junge Pariserin im Interview ab Seite 60. www.sandrinepagnoux.com
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08 Editorial 12 Jetzt 24 Messen
so läuft’s 26 28 32 34 36 39 40 44 48 52 54 55
„Nobody is too big to fail“ Karl-Heinz Müller im Interview Willkommen in der Massenmodehaltung Wie der Handel unter Warendruck gesetzt wird „Mehr als Second Hand“ Ebay arbeitet am Imagewandel World Wide Weg Restpostenverwertung via Internet Communicate! Läuft der Innovationsmotor Jeans noch? „Kein lautes kurzes Strohfeuer“ Joachim Baumgartner spricht über Denimtrends Fremde Länder, fremde Sitten Der russische Markt als Eldorado für europäische Marken Darling Denim? Wie der Denimhandel mit dem Auf und Ab des Markts umgeht Mein Laden, mein Freund Wie ein Händler zur Marke wird Das dritte Auge Die Designagentur Grand Studio verhilft Marken zum Erfolg Back to Blue Garcia gibt Gas Dabeisein ist alles? Salsa setzt sich neue Ziele
Lass uns reden 56 58 60
Italiens neue Generation Die Erfolgsgeschichte von Antony Morato Hast du’n Plan? Wie planbar ist Mode wirklich? Augen lügen nicht Coverkünstlerin Sandrine Pagnoux über die Sprache ihrer Bilder
MODE
64 Finden wir gut 70 Boys are Back in Town Revival des New Man 80 Heavy Patterns Mustergültig
vor ort
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98 Und dann wäre da noch. Impressum
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Retailnews Alles muss raus! Reason Outpost, New York „Ohne Graffiti gäbe es uns heute nicht“ Le Fix, Kopenhagen Die Reifeprüfung Graduate, Bordeaux Wie ein bunter Hund Loup Store, Saarbrücken Fast Food Shopping KissKissBangBang, Wien
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JETZT Text Isabel Faiss, Ina Köhler Fotos Marken
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Converse Gekauft wie gebraucht
In der Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2013 stellt Converse mit der Linie Washed & Worn einige neue Modelle in Used-Optik vor. „Out of the box“ ist das Motto des Kollektionsthemas, das Converse mit möglichst individuellen und charakteristisch gewaschenen Sneakers umsetzt. Basismodell ist der Klassiker Chuck Taylor. Als Inspiration dürften unzählige Streetstyle-Bilder aus aller Welt gedient haben, denn original abgetragene Chucks findet man überall. Der charakteristische Stern prangt auf der Serie Stars & Stories als All-Over-Print in vielen Farben. Das Modell Pro Leather aus dem Jahr 1976 findet man in der neuen Saison als Suede- und Canvas-Schuh mit vulkanisierten Sohlen. www.converse.de
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ADenim A-Not-Just-Denim
Die letzten Meldungen vom Hosenspezialisten ADenim hatten die Messlatte wirklich hoch gelegt. Da wurden Jeans über Monate aufs Dach des deutschen Headquarters geschnallt, von Wind und Wetter geformt und dann im Labor als Stilvorlage umgesetzt. In der Frühjahr-/ Sommer-Kollektion für 2013 wird nun erstmals eine dieser Roof-Destroyed-Waschungen vorgestellt. Daneben erweitert sich die Range der Marke, die bisher aus zehn Jeansmodellen in 27 verschiedenen Waschungen bestand, um ein Five-Pocket-Modell mit französischen Vordertaschen. Auch der Non-Denim-Anteil mit hauptsächlich Leinen- und Baumwollchinos in Vintage-Optik hat sich vor allem in der Sommersaison neben den leichten Sommerdenims etabliert und wird daher weiter ausgebaut. „Wir machen Hosen, wie wir sie selbst tragen möchten. Pur, aus guten Fabrics, mit handgemachten Finishes. Ohne Schnickschnack, keine auffälligen Labels oder Stitchings. Also eigentlich lassen wir ziemlich viel weg“, macht Marco Lanowy, Geschäftsführer von ADenim, den eingeschlagenen Weg deutlich. www.alberto-pants.com
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Fuga Order im Web
Über den neu gelaunchten B2B-Onlineshop bietet die Lifestylemarke Fuga ihren Kunden seit Mai wieder die Möglichkeit, aktuelle Kollektionsteile ab Lager zu ordern. Parallel dazu soll vor allem die Range farbiger Chinos ausgebaut werden. Auf lange Sicht ist geplant, das Angebot auf alle lagerfähigen Produktgruppen der Kollektion auszuweiten. www.shop.fugadenim.de
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Drykorn Facelift online
Im Juli 2012 präsentiert Drykorn seinen neuen Onlinestore, der sich einem umfangreichen Facelift unterzogen hat. Der Launch des Stores erfolgte im Herbst 2011, daher beziehen sich die Maßnahmen auch hauptsächlich auf den Vertrieb und kaum auf die Website. Ab Juli ist die komplette Kollektion auch für Kunden aus Österreich und den BeneluxLändern über den Webshop erhältlich. www.drykorn.com
freemantporter.com
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Chiemsee Das sportlichste Jahr deines Lebens
Kitesurfen auf Trinidad Tobago, Windsurfen auf Naxos oder Freeriden in Ischgl. Was bisher immer den coolen Dudes in den Snowboard- und Surf-Videos vorbehalten war, möchte Chiemsee jetzt auch seinen Fans ermöglichen. Die Boardsportmarke feiert in diesem Jahr ihren 30. Geburtstag. Zu diesem Anlass ließ man sich in der Marketingabteilung eine ziemlich coole Idee einfallen: „Das sportlichste Jahre deines Lebens“ ist als Aktion vom 28. Januar bis 30. November 2012 angelegt und fordert Boardsportfans dazu auf, sich zu bewerben. Als Hauptgewinn winken sechs Wochen Boardsporturlaub, unter anderem zu den oben beschriebenen Hotspots. Im Dezember wählt eine Expertenjury 30 Finalisten aus, die dann in Ischgl gegeneinander um den Hauptgewinn fahren. www.chiemsee.com/deinjahr
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Frontline Ab September ohne Puriss
Stefan Puriss, langjähriger geschäftsführender Gesellschafter der Frontline GmbH, verlässt September 2012 nach zwölf Jahren das Unternehmen auf eigenen Wunsch. Der 42-Jährige bleibt Gesellschafter, ein Nachfolger werde derzeit gemeinschaftlich gesucht. Puriss kam nach einem betriebswirtschaftlichen Studium im Jahr 2001 zu Frontline, seit 2006 war er neben Torsten Lange geschäftsführender Gesellschafter. Torsten Lange: „Er hat die Entwicklung der Company maßgeblich geprägt und dadurch auch die Fashion-E-Commerce-Branche beeinflusst. Dafür sind wir ihm sehr dankbar. Wir freuen uns, dass er dem Unternehmen weiterhin als Gesellschafter verbunden bleibt.“ Die Frontline GmbH wurde 1986 gegründet und gehört zu den renommiertesten und größten Onlineanbietern im jungen Fashionmarkt. www.frontlineshop.com
Expandiert
Der Schuh- und Fashionanbieter Zalando startete im Frühjahr mit einer Exportoffensive seines Internetvertriebs: Nach Schweden und Belgien werden künftig auch Kunden in Spanien, Finnland, Dänemark und Polen betreut. Damit ist Zalando neben den deutschsprachigen Ländern auch in Holland, Frankreich, UK und in Italien präsent. Im März war eine eigene Zalando-Kollektion gelauncht worden. Im Herbst soll eine Designerkooperation mit dem Berliner Label Kaviar Gauche folgen. Verkauft
Die Ökomarke Hess Natur ist an die schweizer Beteiligungsgesellschaft Capvis Equitiy Partners verkauft worden. Bislang gehörte die Marke zur Primondo Specialty Group und für sie wurde schon längere Zeit nach einem Käufer gesucht. Im Geschäftsjahr 2010/11 erzielte Hess Natur einen Umsatz von rund 73 Millionen Euro.
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Tommy Hilfiger Katie Holmes als Botschafterin
Die Stiftung Millennium Promise hat sich zum Ziel gesetzt, ein Versprechen zu halten: bis 2015 soll die Anzahl der Personen, die in Afrika unterhalb der Armutsgrenze leben, halbiert werden. Tommy Hilfiger spendete zu diesem Zweck die Promise Collection, deren Erlös zu 100 Prozent der Stiftung zugutekommt. Dafür griff Tommy Hilfiger amerikanische Designklassiker auf und gestaltete sie in afrikanischen Farben. Schauspielerin Katie Holmes benannte er als Botschafterin der Kollektion, die sie auf Terminen mit Hilfsorganisationen und den Medien vor Ort tragen werde. „Tommy Hilfigers Unterstützung von Millennium Promise und sein Engagement, das Leben der Menschen in Ruhiira/Uganda zu verbessern, sind sehr beeindruckend“, so Katie Holmes. „Ihre Unterstützung ist extrem wichtig, um die einzigartige Arbeit publik zu machen, die Millennium Promise in Afrika leistet. Ich glaube, dass wir gemeinsam helfen können, die extreme Armut noch zu unseren Lebzeiten zu besiegen“, fügt der Designer hinzu. www.tommy.com
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Wrangler Beauty Contest
Fashionable Technology verfolgt uns als Schlagwort seit Jahren. Aber nie waren wir so nah dran, dass innovative Ideen Wirklichkeit werden und bezahlbar sind. Die neue Frauenjeanslinie von Wrangler hat sich jetzt zum Ziel gesetzt, Wunschträume der weiblichen Zielgruppe wahr werden zu lassen: Eine Jeanslinie nur für Frauen, die in speziellen Verfahren beim Waschprozess mit Extrakten aus Jojoba oder Aloe Vera veredelt werden und die Haut beim Tragen der Hose mit Feuchtigkeit versorgen, die Durchblutung anregen und Cellulite reduzieren sollen. Für diese neue Denim Spa Therapy Linie wurden die drei Modelle Molly als Slim Fit und die beiden Skinny Jeans Courtney und Corynn umgesetzt. www.wrangler.com
BREAD & BUTTER 4th-6th JULY 2012 AREA SPORT & STREET HANGAR 1 BOOTH No. S2
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Lacoste Shoes LED-Design
Keine leuchtenden Schuhe! Das Kürzel LED steht bei Lacoste Shoes als Abkürzung für Lacoste Essential Design. Für die kommende Frühjahr-/Sommer-Saison 2013 stellte diese Special Division eine Kollektion vor, die als Inspirationsquelle Designklassiker von Eames, Jacobsen, Charlotte Perriand und Le Corbusier als Vorbild nahm. Aufgegriffen wurden zudem die drei charakteristischen Lacoste-Sportarten Tennis, Golf und Segeln. Dabei kam eine Kollektion, die hochwertige Klassiker neu umsetzt und besonders viel Wert auf die Ausarbeitung von Details legt, heraus. www.lacoste.com
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Antony Morato Shoppingerlebnis mit Searchandising
Im Mai launchte die italienische Menswear-Brand Antony Morato ihren eigenen Onlineshop, der durch zahlreiche Features neue Wege in der Präsentation der Ware und des Onlineshoppings gehen will. Neben dem klassischen Shop gibt es hinter dem Button Features Videos, das aktuelle Antony-Morato-Magazin und einen Blog mit verschiedenen Themen. Klickt man auf Style Feed kommt man auf einen Blog mit käuflichen Einzelteilen. Innovation wurde groß geschrieben, per Klick können Produkte aus dem Antony-Morato-Magazin oder der aktuellen Werbekampagne einfach in den Warenkorb gelegt werden. Hinter dem Button Denim Fit Guide findet der User Infos zu den verschiedenen Schnitten der Hosen. Herz und Seele des Onlinestores ist aber das Searchandising, ein dynamisches Merchandising Tool, das das Shoppingerlebnis in Echtzeit personalisiert, indem es auf Kundenwünsche eingeht und bevorzugte Produktkategorien nach Verfügbarkeit von Farbe und Größe anbietet. Wenn Fragen offen bleiben, kann man über eine Livechat-Funktion einen Stylisten um Rat fragen oder seine Shoppinglist auf Facebook veröffentlichen und sich Tipps einholen. www.morato.it
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Freeman T. Porter Pläne für Berlin
Hendrick Schimmel ist neuer Country Manager für Freeman T. Porter in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er ist ein alter Hase auf den Gebieten Vertrieb, Shop-in-Shop und eigene Stores. Genau dafür stellte das Pariser Unternehmen EP6 den erfahrenen Sales-Spezialisten ein, der zuvor für die Department-Stores und Flächensysteme von G-Star in Deutschland und anderen Märkten verantwortlich war. „Die bisherige Entwicklung der Marke in Frankreich stimmt mich sehr positiv. Das ist eine großartige Herausforderung. Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, neue und erfolgreiche Strukturen in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufzubauen“, sagt Hendrick Schimmel. Ganz oben auf der Hausaufgabenliste steht nun die Eröffnung eines Stores und eines Showrooms in Berlin. www.freemantporter.com
Übernommen
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Deluxe Distribution For happy people
Die Berliner Vertriebsagentur Deluxe Distribution übernahm zur Herbst-/ Winter-Kollektion 2012 den Vertrieb der norwegischen Marke Moods of Norway für den deutschen Markt. Damit erweitert sich das Markenportfolio der Agentur neben Marken wie Minimum oder Customized For The Crowd um eine weitere skandinavische Brand, die mit einer unkonventionellen und progressiven Kollektion aufwartet. Markenzeichen von Moods of Norway ist ein pinkfarbener Traktor, der sich durch alle Kampagnenbilder als Stilmittel durchzieht und ein Sinnbild dafür ist, dass die drei Markengründer einige Dinge anders machen. Der Hauptsitz und bisher größte Showroom der Marke befindet sich immer noch im Heimatort der drei Markengründer, in Stryn, einem norwegischen 6.750 Einwohner zählenden Örtchen in the middle of nowhere. Mit Deluxe Distribution will man nach den Benelux-Staaten, der Schweiz, Spanien, den USA und Japan jetzt auch in den deutschen Markt eintreten. www.deluxe-distribution.de, www.moodsofnorway.com
Großbritanniens größter Sporteinzelhändler, Sports Direct International, hat vom Unternehmen World Design & Trade die Marke Firetrap übernommen. Bereits im Frühjahr war die Casual-Marke Full Circle von der insolventen WDT an SDI gegangen. Sports Direct International ist unter anderem auch Eigentümer der Markenrechte von Dunlop und Karrimor oder Hot Tuna. Firetrap soll als Wholesale-Marke weitergeführt werden.
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G-Star Neue Location
Für den kommenden September plant G-Star den Umzug der deutschen Hauptzentrale von Neuss nach Düsseldorf-Flingern. Die Entscheidung, das deutsche Headquarter nicht nach Berlin zu versetzen, sondern es ausgerechnet ins junge Kreativareal, die Schwanenhöfe im sehr heimeligen Stadtteil Flingern zu verlegen, kam unerwartet. Dort bezieht das ca. 30-köpfige G-Star-Team im Herbst die 1.800 Quadratmeter große historische Bogenhalle in der Erkrather Straße 230. Neu ist zudem die Unterbringung der Schuhkollektion im hauseigenen Showroom, die als Lizenz an Overland vergeben ist. www.g-star.com
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Diesel Cinema fantastique
Unter dem Begriff Darkroom Défilé verbirgt sich in diesem Fall kein schmuddeliges Hinterzimmer in einem Club mit sehr intimer Atmosphäre. Intimate Darkroom Défilé ist ein Projekt von Diesel mit dem Wiener Fotografen Michael Dürr. Dass man die neue Kollektion tatsächlich in einem völlig dunklen Raum präsentiert, klingt erst mal paradox. Doch dann kommt die Kinoleinwand mit ins Spiel und die Genialität dieser Idee wird klar. Michael Dürrs Cinema Photographique zeigt Modefotografie mit musikalischer Untermalung im Kinoformat. Die Premiere dieses Ausstellungskonzeptes fand 2008 im Rahmen des Festivals for Fashion & Photography in Wien statt. Inzwischen tourt man damit durch Museen, Galerien und zu Festivals. www.diesel.com, www.michaelduerr.com
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The eBook People Mega Stoned
„Wie überlebt man 50 Jahre Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll?“, titelte die Bild einen Artikel zum 50-jährigen Bühnenjubiläum der Rolling Stones in diesem Jahr. Mit viel Enthusiasmus setzte sich das junge deutsche Unternehmen The eBook People GmbH, ein Spin-off des Verlagshauses The Interview People mit Sitz in München das Ziel, in einem 200-seitigen E-Book sämtliches bisher unveröffentlichtes Archivmaterial zu den Stones zusammenzutragen und in zwei Bänden zu publizieren. Um das Megaprojekt zu finanzieren, haben Matthias Würfl und Uli Karg eine Crowdfunding Aktion ins Leben gerufen. Auf der Website können sich User weltweit an der Finanzierung beteiligen. Crowdfunding hat sich vor allem bei kulturellen Projekten als Finanzierungsmethode bewährt. Mal sehen, ob die Stones genügend Spender finden. www.indiegogo.com/50yearsRollingStones
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Mavi Superfrau an Bord
Das brasilianische Supermodel Adriana Lima ist das neue Gesicht der weltweiten Imagekampagne von Mavi für die Herbst-/Winter-Kollektion 2012/13. Die Jeansmarke aus Istanbul beweist damit einmal mehr, welch wichtige Rolle diese Werbekampagne in der Markenkommunikation spielt. Kosten dürften nicht gescheut worden sein, denn Laut dem Forbes Magazine liegt Adriana Lima mit 4,5 Millionen Euro im Jahr auf Platz vier der am besten bezahlten Models der Welt. www.mavi.com
Welcome at Bread & Butter Berlin 04 – 06 July 2012 | Denim Base, Hall: Airfield, Booth: D 42 www.mustang-jeans.com
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Energie Brich die Regeln!
Mit der neuen Kampagne Make Noise richtet sich Energie mit einem lauten Appell an seine Zielgruppe. Während wir hier in Deutschland den Begriff Wutbürger abstoßend finden, ist es genau das, wozu die italienische Männermarke ihre Anhänger aufrufen möchte: zum Protest. Ausdruck verleiht sie diesem Vorhaben über ihre Kampagne, deren Motive unter anderem mit der britischen Rockband Rubber Kiss Goodbye entstanden sind. In diesem Sommer wird endlich das Debütalbum der Band erwartet, die sich unter Bandleader Tara Ferry, Sohn von Bryan Ferry, formiert hat. Die Schwarz-Weiß-Motive sollen mit ihrem Indie-Rock-Charme die Aussage der Bilder verstärken. Hinter der Kamera stand der schwedische Fotograf Alex Lindhal. www.energie.it 17 Mustang Kooperation mit The BossHoss
Die enge Verbindung zur Rockmusik gehörte schon immer zu Mustang. Früher gab es das eigene Plattenlabel, Sponsoring von Bands und Festivals wie Scorpions, Fury in the Slaughterhouse, Rock am Ring oder das eigene Kölner Musik-Café JAM zusammen mit Viva. Jetzt kooperiert die Jeansmarke mit der deutschen Country-Rockgruppe The BossHoss. Die gemeinsame Kollektion Mustang Black Edition by The BossHoss umfasst neun Modelle: Jeans, Hemden, T-Shirt und Longsleeve. Verarbeitet wird kerniger Red Selvage Japan-Denim von Kaihara. Die Linie soll ab September 2012 in den Handel kommen. Zunächst ist eine Zusammenarbeit über drei Saisons mit den Musikern geplant. „Wir finden The BossHoss einfach cool, sie sind authentisch und verbiegen sich nicht“, so Mustang-CEO Dietmar Axt. Als Schmankerl wird The BossHoss am Messestand von Mustang während der Bread & Butter auftreten. Let’s go! www.mustangjeans.com, www.thebosshoss.net
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JustFab Mode im Monatsabo
Mit Superlativen sparen die Macher des amerikanischen Online-Fashionund Stylingservice JustFab.de bei der Beschreibung ihres Geschäftsmodells nicht. Dahinter verbirgt sich ein neuer Trend aus den USA, der jetzt auch für Deutschland modifiziert wurde. Nachdem der User einen kostenlosen Fashion-Persönlichkeitstest absolviert hat, wird sein Modestil von Stylingexperten ermittelt und Accessoires, Schuhe und Taschenmodelle, die zu diesem Profil passen, für ihn in einer Boutique zusammengestellt. Dabei werden nur Produkte von JustFab angeboten. Als VIP-Kunde zahlt man 39,95 Euro im Monat und kauft sich damit die Garantie, regelmäßig neue Styles im Schrank zu haben. Alle anderen Kunden können die Produkte zu Preisen von 49,95 Euro bis 69,95 Euro kaufen. Geworben wird mit prominenten Kunden und Stylisten der Stars. Übertragen auf einen Service mit Markenprodukten könnte das Modell ernsthaft relevant werden. www.justfab.de
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Lois Geburtstagsfeier
Die ehemals spanische Kollektion Lois feiert in diesem Jahr ihr 50-Jahr-Jubiläum. 1962 wurde die Marke gegründet – aus diesem Anlass greift die neue Kollektion Legends einige Styles aus der Geschichte der Marke auf: The One ist eine Hommage an die ersten Jeans von Lois überhaupt. Das Modell Torera ist eine Replik der Denimjacke Tejana – einer der klassischen Jeansjacken aus den 1970er-Jahren. Ergänzt wird die Linie mit T-Shirts im typischen Lois-Vintage-Look und einer klassischen Cordhose – ebenfalls ein Evergreen aus den goldenen 1970er-Jahren, als die Marke auch von Abba getragen wurde. Lois Legends wird im September erstmals in die Stores kommen. Darüber hinaus wird zur Bread & Butter die reguläre Lois-Kollektion präsentiert: Bleached, Color-Denim und andere Denimstyles spielen dabei die Hauptrolle. www.loisdenim.com
VISIT US IN BERLIN 04 – 06 JULY 2012
BREAD & BUTTER
three-2-one.com
DENIM BASE, STAND D3
a-denim.com
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Vans X Barbour Tradition trifft Skateschuh
Der Skatehersteller Vans und die britische Traditionsmarke Barbour launchen zum Herbst eine Capsule-Kollektion. Vans X Barbour verbindet typische Designelemente der beiden Marken aus alter und neuer Welt: Die Formen Slip-on, Boots- und Schnürschuh kommen aus dem Vans-Kosmos. Barbour-Liebhaber können sich in der klassischen Armyfarbe, den Lederdetails, dem Tartan-Innenfutter und der gewachsten Leinenoptik wiederfinden. Im Oktober erscheinen die drei Modelle als spezieller Bestandteil der Kollektion Vans California. www.barbour.com, www.vans.com
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M.O.D. Selvage Denim
Auf der kommenden Bread & Butter steht bei M.O.D.-Premium, der neuen Linie von M.O.D., alles im Zeichen des hochwertigen Japan Selvage Denims. Nach dem erfolgreichen Erstversuch mit JapanDenim in der Kollektion für Januar 2011 sei die Nachfrage nach neuen Modellen und Waschungen stetig gestiegen, bestätigt M.O.D. Mitinhaber und Designer Elias Rumelis. „Es war unser Ziel, Japan-Denim für unter 100 Euro im Verkauf in den Handel zu bringen“, so Akin Erdogan, Geschäftsführer und Inhaber des Jeansherstellers. „Diese sehr hochwertige und auffällige Linie haben wir zudem mit einem differenzierten Branding auch optisch von der aktuellen Linie abgehoben.“ Zudem möchte das Vertriebsteam so einen neuen Kundenkreis für sich gewinnen. „Wir sind davon überzeugt, dass unsere Hosen für knapp unter 100 Euro den Vergleich zu Artikeln der Premiummarken keineswegs scheuen müssen. Im Gegenteil“, sagt Akin Erdogan. www.mod-onlineshop.de
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Pepe Jeans Steter Tropfen höhlt den Stein
Anfang Mai kam die erste True-BlueKollektion von Pepe Jeans London in ausgewählte Marken-Stores. Mit True Blue setzte die Marke ihre eigene Zielsetzung um, bis zu 95 Prozent weniger Wasser und keinerlei Chemikalien im Herstellungsprozess der Denims zu verbrauchen. Dafür arbeitete man eng mit Produktionsstätten zusammen, die eine sinnvolle Wiederverwertung von entstehendem Abwasser beim Waschen der Denims entwickelt haben. Statt Chemikalien kamen sogenannte Dry-Finish-Technologien zum Einsatz, wobei beispielsweise mit Ozongas und 3D-Lasertechniken Used-Effekte erzielt werden. Für den Launch der Linie setzt Pepe Jeans sechs seiner zentralen Jeanssilhouetten um, darunter Kingston, Tooting, Cash und Jeanius für Männer und die Modelle Venus und New Brooke für Frauen. www.pepejeans.com
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Replay In Bewegung
Im Frühjahr präsentierte Replay seinen deutschen Kunden ein ganz besonderes Schmankerl: In den Städten Berlin, Neuss, Hamburg und München wurden vor Ort bei Food und Musik Kunden und Verkäufer geschult. Für die sogenannte Traveller Tour wurden in allen Städten 400 Quadratmeter große Areas aufgebaut, zu denen Gäste wie P&C oder Leos eingeladen waren. Mit diesen Handelsevents will Replay den Kontakt zu seinen Partnern stärken und den Fokus noch mehr aufs Produkt legen. „Wir investieren in die Kommunikation und in die enge Zusammenarbeit mit dem Handel“, so Deutschland Geschäftsführer Thomas Wirth. „Dazu gehört eine Fülle von Maßnahmen, angefangen von optimierten Lieferungen bis hin zu Handelsmarketing.“ Wichtig ist dem Unternehmen auch das innovative Thema Laserblast, eine neue wassersparende Technologie, die Replay mit einer eigenen Kollektion in dieser Saison ausgebaut hat und in der Kommunikation mit einer Roadshow unterstützt. News gibt es auch in räumlicher Hinsicht: Im Mai 2012 hat die Marke in Düsseldorf einen neuen repräsentativen Showroom im Medienhafen in der Plange Mühle bezogen. Dorthin soll ab Frühjahr 2013 auch das neue Headquarter Germany ziehen. Die spektakuläre Architektur des Düsseldorfer Architekturbüros Ingenhoven prägt den markanten Look des ehemaligen Holzsilos. Ein Facelift ist auch im Kölner Store geplant: Im Spätsommer soll er nach den Vorbildern in Mailand, Paris oder Barcelona umgestaltet werden, 2013 sollen dann weitere Stores in Deutschland folgen. www.replay.it
JANNI HÖNSCHEID CHIEMSEE PRO SURFER
HANNAH WHITELEY CHIEMSEE PRO KITESURFER
CONTACT: INFO@CHIEMSEE.COM
Munich Fabric Start Starker Auftritt
Messe News Text Alexandra Hawel, Ina Köhler Fotos Messen
Was ist neu: Die Bright wurde um einen Tag nach vorne verschoben. www.brighttradeshow.com www.alltomorrows.de 03
National 01
Bread & Butter
Termin: 4. bis 6. Juli 2012 Veranstalter: Bread & Butter GmbH & Co. KG Segment: Denim, Urbanwear, Sportswear, Streetfashion, Accessoires, Shoes Was ist neu: „Tempel of Denim“ mit Innovationen rund um das Thema Denim www.breadandbutter.com 02
Bright Tradeshow
Termin: 4. bis 6. Juli 2012 Veranstalter: Bright GmbH & Co. KG Segment: Streetwear, Skateboarding, Sneaker, Boardsport
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Green Showroom
Termin: 4. bis 6. Juli 2012 Veranstalter: Messe Frankfurt Exhibition GmbH Segment: Green Fashion, DOB, HAKA, KOB, Accessoires, Kosmetik, Lifestyleprodukte Was ist neu: Pop-up-Store zusammen mit Ethical Fashion Show im ewerk www.green-showroom.net 04
Capsule
Termin: 5. bis 6. Juli 2012 Veranstalter: bpmw Agency New York Segment: Men & Women up and coming Was ist neu: Neue Location im Postbahnhof www.capsuleshow.com 05
Ethical Fashion Show
Termin: 4. bis 6. Juli 2012 Veranstalter: Messe Frankfurt Exhibition GmbH Segment: Casual-, Urban-, Streetwear, Prêt-à-Porter, DOB, HAKA, KOB,
Die internationale Messe für Bekleidungsstoffe und Accessoires, die vom 4. bis 6. September in München stattfindet, kann zu diesem frühen Zeitpunkt erneut über 800 Aussteller vermelden. Auch die angeschlossene Blue Zone in der Zenith Halle, die dem Denimmarkt eine wichtige Plattform bietet, stößt auf konstant gute Resonanz. Das Organisationsteam rund um Sebastian und Wolfgang Klinder fühlt sich in der Ausrichtung der Messe bestätigt: „Ein starker Heimatmarkt ist ausschlaggebend für den Erfolg einer Messe“, sagt Sebastian Klinder, „und Deutschland ist nach wie vor der stärkste und wichtigste Markt in Europa.“ In der nächsten Runde, in der Stoffe und Zutaten für die Saison Herbst/Winter 2013 vorgestellt werden, stellt die Munich Fabric Start auch das neue Konzept Patternstudios vor. Es soll ein kreatives Forum für Anbieter von Fashiondesigns und Drucken schaffen. Das Segment Ready Made Solutions (R.M.S. dpt), das vergangene Saison Premiere in der Blue Zone feierte, wird selektiv auf die komplette Messe ausgeweitet. Unter dem Motto werden Komplettlösungen und Fullservice-Angebote präsentiert.
Accessoires, Kosmetik, Lifestyleprodukte Was ist neu: Erweiterung auf zwei Hallen mit mehr als 50 Ausstellern, Future Summit „change your cotton“ , neuer Pop-up-Store www.ethicalfashionshowberlin.com 06
The Gallery Düsseldorf
Termin: 28. bis 31. Juli 2012 Veranstalter: Igedo Company GmbH & Co. KG Segment: Designer-, Avantgarde- und Accessoirekollektionen Was ist neu: Nachfolgeveranstaltung der CPD signatures in Düsseldorf www.igedo.com www.the-gallery-duesseldorf.de 07
Premium Exhibitions
Termin: 4. bis 6. Juli 2012 Veranstalter: Premium Exhibitions GmbH Segment: internationale PremiumBrands, Designer, Womens- und Menswear-Brands. Accessoires, Schuhe Was ist neu: Schuhe und Accessoires wurden räumlich getrennt, der Fokus auf internationale Aussteller ist noch größer, z. B. koreanische Designer, Jungdesigner aus Istanbul sowie Austrian Fashion. www.premiumexhibitions.com
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Seek
Termin: 4. bis 6. Juli 2012 Veranstalter: Premium Exhibitions GmbH Segment: internationale Streetfashionund Menswear-Brands Was ist neu: Die Seek hat sich auf drei Etagen und insgesamt rund 60 Aussteller erweitert. Neu ist auch ein Pop-up-Store mit Produktdesign von www.slowdownjoe.com. www.seekexhibitions.com 09
Show & Order
Termin: 3. bis 6. Juli 2012 Veranstalter: Show & Order GmbH Segment: High-End-Fashion Was ist neu: Die Veranstaltung im Juli ist ausgebucht. Viele Labels waren noch nie in Deutschland zu sehen, mehr als 160 internationale Labels sind im Sommer mit dabei. www.showandorder.de 10
GDS/Global Shoes
Termin: 5. bis 7. September 2012 Veranstalter: Messe Düsseldorf GmbH Segment: Schuhe, Accessoires Was ist neu: Ein Trendschwerpunkt ist Nachhaltigkeit, die Design-Attack-Zone verwandelt sich in die Hafenstadt Aqua Marina. www.gds-online.com www.globalshoes-online.com
Messenews –– JETZT
Bread & Butter
Seek
International 01
Chic Young Blood
Chic Young Blood Ortswechsel Die Messe Chic Young Blood in Peking zieht um: Das zweite Event wird vom 26. bis 28. Oktober in dem angesagten Künstler- und Szeneviertel Dashanzi veranstaltet, der sogenannten 798 Art Zone – 751 D.Park. In direkter Nähe wird dort zeitgleich die zweite Mercedes Benz China Fashion Week Beijing laufen. Rund 100 Lifestyle-Marken und junge Designer aus den Segmenten Casual, Denim, Streetwear, Active- und Sportswear werden für die kommende Chic Young Blood erwartet. Die neue Location ist ein ehemaliges Industrieareal, das in den 1950er-Jahren im vom Bauhaus inspirierten Stil errichtet wurde und heute Galerien beheimatet. Passend zu dem Look wurde für die Aussteller ein spezielles Standdesign entwickelt, das den Look der Industriegebäude aufnimmt. Geplant sind Side-Events wie eine große Eröffnungsparty und der für Einkäufer reservierte Buyer Culture & Trends Salon. Zum Konzept der Chic Young Blood gehört die Öffnung der Veranstaltung für Konsumenten. Chic Young Blood: 26. bis 28. Oktober 2012, Chic Beijing: 26. bis 29. März 2013, www.chicyoungblood.com
Gallery Kopenhagen
Termin: 9. bis 11. August 2012 Veranstalter: Gallery Int. Fashion Fair Cph Segment: Contemporary Womenswear, Menswear, Designer, Accessoires Was ist neu: erweiterte Ausstellerzahl mit rund 330 Brands, Kooperation mit der Shanghai Fashion Week und Fashion Shanghai www.gallery.dk 02
Jacket Required London
Termin: 13. bis 14. Juli 2012 Veranstalter: Jacket Required Segment: Contemporary Menswear Was ist neu: Aussteller wie Levi’s Made & Crafted, Levi’s Vintage Clothing, Our Legacy, Sawa, Esemplare sind neu dabei. www.jacket-required.com 03 Stitch Menswear london
Termin: 15. bis 16. Juli 2012 Veranstalter: Stitch Menswear, Brian Duffy, Business Design Centre Segment: Menswear, Urbanwear, Streetwear, Accessoires Was ist neu: Switch Streetwear Area www.stitchmenswear.com
Who’s next Prêt à Porter
04 CPH Vision, Terminal 2 Kopenhagen
Termin: 9. bis 11. August 2012 Veranstalter: Exhibition Professionals Segment: internationale Mens- und Womenswear, Accessoires und Schuhe, Denim, Sportswear, Streetwear, Designer Was ist neu: Zusammenlegung der CPH Vision und Terminal 2 zur Vision auf dem ehemaligen Gelände der Terminal 2 www.cphvision.dk 05 Who’s next Prêt à Porter Paris
Termin: 30. Juni bis 3. Juli 2012 Veranstalter: WSN Developpement Segment: Mens- und Womenswear, Avantgarde, Accessoires und Schuhe, Urbanwear, Designer Was ist neu: Nach der Fusion im Januar haben die Veranstalter das Messekonzept nochmals modifiziert. 300 MenswearBrands, 800 Womenswear-Brands und rund 900 Accessoirelabels werden erwartet. www.whosnext.com
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„Nobody is too big to fail“ Erstmals in der Geschichte der Bread & Butter ist Karl-Heinz Müller in der Defensive. Denn ausgerechnet die Denim Base, das Kernsegment der Messe, muss schmerzhafte Absagen hinnehmen. Levi’s, Bench, Replay, Diesel und Miss Sixty. Ist das einfach ein Spiegel des Marktes oder ist Berlin nicht mehr sexy genug? Interview Stephan Huber Text Isabel Faiss Foto Bread & Butter
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at Denim ein Problem? Karl-Heinz Müller: Ja, ein inhaltliches. Dass Innovationen fehlen, ist kein Geheimnis. Im Moment hat man nicht viele Themen, das merke ich auch in meinem Laden. Die klassischen Denimmarken haben meiner Meinung nach einen gewissen Generationskonflikt. Ich bin nach wie vor ein großer Denimfan, aber ich bin auch über 50 Jahre alt. Wir sind in Jeans groß geworden und wahrscheinlich sterben wir auch darin. Bei den jungen Generationen ist das etwas ganz anderes. Da gibt es keine ideologische Verbindung mehr mit dem Thema.
Welchen Grund hat ein junger Konsument heute, sich eine Jeans für 179 Euro zu kaufen? Das Thema ist sehr komplex. Wenn ich heute eine Marke wie Diesel betrachte, die seit Jahren vom gleichen Inhaber, Renzo Rosso, geführt wird, dann sieht man im Verlauf keine Einbrüche. Die größte Herausforderung ist, die nächste Generation zu erreichen. Das Hauptargument ist immer, dass es neben H&M und Zara ja auch Marken wie Cheap Monday gibt, die ein relativ cooles Produkt für wenig Geld machen, deutlich unter 100 Euro. Wenn man heute eine günstige Jeans trägt, wird man im Gegensatz zu früher nicht mehr
schief angesehen. Das ist die neue Generation. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Jeanser nicht besonders stark in ihren Kollektionen. Die, denen es heute gut geht, haben ihr Geschäft nicht rein auf Jeans aufgebaut, sondern bieten Komplettkollektionen. Pepe Jeans beispielsweise oder G-Star und Hilfiger Denim. Die stehen gut da, auch wenn das Thema Denim wegen des Chino-Trends rückläufig ist. Aber die Umsätze können kompensiert werden. Wird das jetzt zum Problem für die Denim Base und die Bread & Butter insgesamt? Nein. Auch wenn es natürlich schmerzhaft ist, wenn langjährige Partner mal nicht teilnehmen. Eine Messe ist immer ein Spiegelbild des Marktes, wie soll es auch anders sein. Wir haben ohnehin schon immer große starke Marken wie Adidas, Converse, Superdry oder Scotch & Soda in der Denim Hall platziert, um das Denimangebot zu komplettieren. Unsere Einkäufer haben diesen Mix schon immer sehr gut aufgenommen, denn so wird es auch in den Läden angeboten. In der Superior Hall haben wir immer noch Platzprobleme. Dort ist die Nachfrage nach Quadratmetern einfach größer als der vor-
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handene Platz. Deshalb haben wir beispielsweise Marc O’Polo in der Denim Hall direkt neben der Superior Hall platziert. Strellson ist ebenfalls in der Denim Hall, vielleicht sollten wir diese Halle zukünftig Main Hall nennen. Diese neue Durchmischung der Hallen ist letztlich eine natürliche Entwicklung. Der Denimmarkt war immer schon in Bewegung. Als ich 1982 meinen ersten Außendienstjob bei Levi Strauss angetreten habe, war es verdammt schwer, Jeans zu verkaufen. Damals herrschte eine starke italienische High-Fashion-Welle und modische Slacks aus Leinen und Popeline waren angesagt. Mitte der 1980er- bis Mitte der 1990er-Jahre kam dann der große Denimboom, ausgelöst durch die Kampagne Back to the Roots von Levi’s. Marken wie Diesel, Replay und Blue System kamen stark auf. Als ich 1999 meinen 14 oz. Store in Köln eröffnete, herrschte wiederum eine Denimflaute. Dabei hatte ich mir Denim auf die Fahne geschrieben. Erst um 2002, 2003 kam dann wieder der große Boom mit den sogenannten L.-A.-Brands zurück. Die Frauen haben Denim entdeckt. Seit drei, vier Saisons sind jetzt bunte Chinos das große Thema und darunter leidet natürlich das Denimgeschäft. Siehst du auf die Bread & Butter eine konzeptionelle Herausforderung zukommen? Die Bread & Butter ist kein reiner Flächenvermieter. Wir standen zu jeder Zeit vor inhaltlichen Herausforderungen, so auch heute. Vor einigen Saisons haben wir die L.O.C.K. kreiert. Wir haben dort authentische Marken mit Tradition und Heritage konzentriert angeboten, damit haben wir wirklich etwas bewegt. Heute heißt unsere Antwort „Berlin – Tempel of Denim“. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir unmittelbar vor einer neuen Denimwelle stehen. Allein schon aufgrund der Tatsache, dass seit mehreren Saisons eine regelrechte Denimabstinenz bei vielen Consumern stattgefunden hat. Unser Tempel of Denim wird direkt an die Denim Base angedockt und wird die Innovationskraft zeigen, die eigentlich in Denim steckt. Dabei geht es auch um das Thema Umwelt: Wir zeigen mit dem Laboratorio von TRC Candiani in Zusammenarbeit mit Tonello, wie heute wasserschonende Waschungen funktionieren – durch den Einsatz von Ozon- und Lasertechniken. Der türkische Premiumdenim-Weber Orta Ana-
dolu wird auf seinem Stand zeigen, welche Möglichkeiten es heute für die Verwendung von Organic Cotton gibt. Scott Morrison wird seinen 3x1 Store, wie man ihn aus Soho und New York kennt, aufbauen und in seinem Sewing Room Customized Denim herstellen. Desweiteren werden sich dort einige Denimmarken präsentieren, die ihre Stärke im Damen-Denim-Bereich haben, wie Seven for all Mankind, AG Adriano Goldschmied, Denham the Jeanmaker und Closed. Viele kleine innovative Denim-Brands werden ebenfalls ihre neuesten Kollektionen zeigen.
Das hat nichts mit Wettrüsten zu tun, sondern mit Notwendigkeiten.
Gibt es Preisdiskussionen? Zumindest hinter vorgehaltener Hand wird über die Kosten ja gestöhnt. Ein adäquater Messeauftritt verlangt natürlich ein entsprechendes Budget. Wenn die Zeiten schlechter sind, werden diese Ausgaben logischerweise hinterfragt. Die Bread & Butter ist die internationalste und wichtigste Messeplattform ihrer Art in Europa, wenn
Wie beurteilst du mittelfristig den Standort Berlin? An der Stadt muss man sicherlich nicht mäkeln. Es gibt immer die, die fragen: „What’s next, blonde girl?“ Die Meisten sind allerdings sehr froh, dass die Bread & Butter in Berlin stattfindet. Die Fragen nach der nächsten Stadt gibt es, weil Mode immer einen neuen Kitzel braucht.
Wenn die Standgröße jedoch nicht der Marktrelevanz entspricht, ist es sicherlich ein reines Wettrüsten, das inhaltlich keinen Sinn macht und nicht vorteilhaft ist. Natürlich gibt es auch Marken, denen wir einen kleineren Stand ans Herz legen, der ihrer Marktrelevanz entsprechen würde. Das wird aber zum Teil aus falschem Stolz nicht angenommen. Die Verantwortlichen der Marken verzichten dann lieber auf die Teilnahme, anstatt ihren Stand zu verkleinern.
„Als Marke sollte man sich dem Händler zeigen, das ist schließlich wichtig für den gesamten Markt. Von Händlerseite bekomme ich zu hören, dass es schlecht aufgenommen wird, wenn wichtige Marken durch Abwesenheit glänzen. Der Handel ist schließlich froh, eine möglichst komplette Plattform zu haben. Messe heißt, sich mit den Mitbewerbern messen zu wollen.“ nicht weltweit. Eine so große Anzahl an Fachbesuchern wie wir sie jede Saison aktivieren, ist mit keiner anderen Marketingmaßnahme zu erreichen. Deshalb lohnt sich für die Marken nach wie vor ein ihrer Marktrelevanz entsprechender Auftritt. Viele beobachten dieses Wettrüsten kritisch. Das muss man natürlich sehr differenziert betrachten. Wenn eine schöne Frau einen Doppel-D-Busen hat, braucht sie selbstverständlich einen Doppel-D-BH, sie kann sich ja nicht in ein A-Körbchen zwängen. Die Bread & Butter ist, wie eben schon erwähnt, keine nationale Veranstaltung, sondern eine internationale Leitmesse. Dementsprechend empfangen große international vertretene Marken wie G-Star, Adidas, Hilfiger Denim und Scotch & Soda ihre Besucher (die Zahlen liegen zwischen 6.000 bis 10.000 Personen) auf einer angemessenen Fläche.
Und? Juckt es dich? Nicht besonders. Aber es gibt eben Leute, die mir in den letzten Jahren immer wieder etwas geflüstert haben und mich damit fordern. Zugegeben, Berlin hat ein bisschen an Sexyness verloren, da sich inzwischen alle hier tummeln. Inzwischen ist sogar die Igedo da, wenn auch nur mit einer winzigen Veranstaltung. Wie intensiv ist der Wettbewerb in Berlin? Wir hatten ja immer schon eine „Borderline“ zwischen der Premium und Bread & Butter. Trotzdem arbeiten wir nicht gegeneinander. Es herrscht eine friedliche Koexistenz. Die Show & Order erweitert gerade ihre Fläche. Die machen das ordentlich. Der Wettbewerb tut doch letztlich allen ganz gut. Man darf einfach nie arrogant werden. Jeder Veranstalter muss sich immer wieder um die Aussteller bemühen, auf Wünsche eingehen und gut zusammenarbeiten. Nobody is too big to fail. x
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Willkommen in der Massenmodehaltung Während mittelständische Einzelhändler um ihre Plätze in den Innenstädten kämpfen, erzielen Resteverwerter wie Shopping-Clubs, Factory-Outlet-Center oder Postenhändler hohe Wachstumsraten. Die Massenmodehaltung im großen Stil setzt den Handel unter Druck. Text Ina Köhler Illustration Andreas Klammt Fotos Händler
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usnahmezustand in Roppenheim: In dem kleinen elsässischen Örtchen mit gerade mal 928 Bewohnern drehte sich Ende April alles um die Eröffnung des neuen Fashion-Outlet-Centers. Ein Spiegelbild für den Fashionmarkt? Denn dort scheint es sich auch nur noch um professionelle Resteverwertung zu drehen – den Kunden freut’s, das Resultat ist eine Dauerschnäppchenzone. Outlets in der Stadt und auf dem Land, Shopping-Clubs, Gutscheinportale und Resterampen – die Auswahl an Kanälen für rabattierte Mode ist größer geworden. Dann steigen auch noch Massenanbieter wie Amazon und Ebay in das vermeintlich lukrative Modegeschäft ein. Bleibt dabei der Multibrand-Store auf der Strecke? „Ich sehe Amazon und Ebay nicht als vornehmliches Problem der Händler – das wird mir einfach zu oft als billige Ausrede benutzt“, glaubt Mark Petereit von Snipes. „Preisverfall und fehlende qualitative Distribution sind definitiv schlecht für die Wertigkeit der Produkte, wodurch der Endkonsument preislich verzogen wird. Das wiederum wirkt sich negativ auf den Händler aus. Wobei sich da die Katze in den Schwanz beißt, da die meisten Händler Ebay und Amazon als Plattform benutzen und somit selbst daran arbeiten, dass ihr Kunde ihren Shop nicht mehr besucht.“ Für den Multibrand-Handel ergibt sich seiner Ansicht nach eine besondere Verantwortung: „Massenkonzepte sind aufgrund gewisser Überschneidungen im Sortiment zwar natürlicher Wettbewerb sowohl on- und offline, allerdings ist es unsere Aufgabe, unseren definierten Zielkunden durch ein attraktives Angebot dazu zu bewegen, bei uns zu kaufen.“
Modeverkauf als Massenartikel: Das Überangebot drückt auf die Preise und erzieht Konsumenten zu Schnäppchenjägern.
Das Mehr an Ware im Markt ist für viele Händler ein Thema, gerade bei den Versendern. „Klar, mehr Wettbewerb bedeutet tendenziell zusätzlichen Warendruck, das ist natürlich im Markt spürbar“, so Philipp Gramse von Frontlineshop. „Aber das ist eine Entwicklung, die wir schon seit einigen Jahren beobachten. Wichtig ist, dass man diese Situation aktiv mit den Lieferanten bespricht: Wie kann man Warendruck vermindern und wie vermeiden, dass alle Händler das gleiche Produkt haben. Die Folge wäre ansonsten, dass man irgendwann nur noch über den Preis verkaufen kann. Und das ist weder in unserem Interesse noch im Interesse des Lieferanten.“ Die allzeit verfügbare (Preis-)Information geht oft zu Lasten individueller Händler, an denen die Schnäppchenumsätze vorbeigehen – und die dadurch Kunden verlieren. „Viele meiner Kunden sind nicht mehr so offen für neue Produkte“, so Bardia Beigui von Supreme Agency. „Die Kunden ordern nicht, weil sie einfach auf dem Spartrip sind. Konkurrenz wie Dressforless, Brands4Friends, vente-privee.com, Groupon oder TK Maxx knabbern an den Umsätzen. Gerade die kleineren Kunden bestellen dann nicht wirklich nach, das fehlt letztlich.“
Resteverwertung als Thema für alle Auch Händler müssen sich Gedanken darüber machen, wie sie ihre Restware vermarkten, ohne das Image zu schädigen. Snipes hat beispielsweise eigene stationäre Outlets in Frechen und Bonn oder bietet Ware auf der eigenen Website an. „Man kann Abverkauf sehr diskret oder sehr plakativ organisieren“, so Petereit. „Preise, die mehr als 50 Prozent reduziert sind, wollen wir nicht mehr im Store zeigen, da ist das Outlet eine gute Möglichkeit, um sie sauber abzuverkaufen.“ Zalando hat sich mit seinem Outlet-Store in
Berlin-Köpenick eine innerstädtische Dependance geschaffen. Bei einer Retourenquote, die von Branchenkennern auf bis zu 70 Prozent geschätzt wird, sicher eine Notwendigkeit. Auch im hochpreisigen Segment sind eigene Outlets ein Mittel, um die Vorzeige-Stores frei von plakativen Reduzierungen zu halten, beispielsweise bei Jades in Düsseldorf. „Mit unseren Outlets haben wir eine gute Möglichkeit, Ware aus der Second Season abzuverkaufen. Das funktioniert in Düsseldorf und in Berlin sehr gut, denn wir würden uns theoretisch selbst schaden, wenn wir nicht aufpassen würden“, so Vertriebsleiterin Tanja Lehnertz von der Agentur Unifa. Statt auf Resteverwertung setzen viele Händler jedoch erst einmal andere Prioritäten. So steht für Frontlineshop im Vordergrund, Restanten zu vermeiden: „Wir haben in der Vergangenheit viel Zeit in die Steuerung des Produktlebenszyklus investiert, um damit Altware und hohe Reduktionen möglichst zu verhindern“, so Philipp Gramse. „Wir wollen eine möglichst hohe Abverkaufsquote erzielen.“ Seit gut einem Jahr arbeitet Frontline auch mit Ebay zusammen und hat als strategischer Partner ein eigenes Premium-Outlet auf dem Portal. „Wenn das Produkt über unsere Seite nicht mehr vermarktet werden kann und soll, dann ist das eine gute Option, gerade weil sich Ebay als Modeanbieter positioniert hat. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht“, so Gramse. Als letztes Glied in der Kette der Verwerter fungieren Postenhändler, wobei diese kontrovers beurteilt werden. „Im Grunde muss man enorme Bestandsprobleme haben, um an Postenhändler zu verkaufen“, so Mark Petereit von Snipes. „Als Marke verstehe ich das, aber als Retailer ist das bei den Margen nicht darstellbar. Da kann man die Vorteile besser an seine eigenen Kunden weitergeben“, argumentiert er.
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TK Maxx ist nur einer von vielen Schnäppchenmärkten, in denen Markenware zu rabattierten Preisen angeboten wird. Bild: TK Maxx
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Die beste Lösung wäre wohl weniger Ware im Markt, indem der Händler weniger ordert. Doch dem steht der erhebliche Orderdruck der Marken entgegen. Mark Petereit sieht einen guten Teil des Problems auf Seiten der Lieferanten: „Wie viel Ware kann der Markt schlucken, ohne dass es ein zu großes Überangebot gibt? Grundsätzlich müssen die Marken ihren Job machen und die Begehrlichkeit hoch halten, gerade bei einem kommerziellen Produkt.“ Ein gutes Beispiel ist für ihn der Converse Chuck Taylor in Schwarz – eigentlich ein Massenprodukt, den es in vielen Kanälen und in hoher Stückzahl gibt. „Dennoch war das Jahr 2012 für uns ein Rekordumsatzjahr mit Converse“, so Petereit. „Es gibt Produkte, da ist es egal ob 500 oder 500.000 im Markt sind.“
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01 „Das Einkaufsverhalten hat sich enorm verändert. Dennoch gibt es Konsumenten, die individuelle Konzepte und Markenportfolios und den persönlichen Kontakt zum Verkäufer oder unikates Design breiten Massenkonzepten vorziehen. Die Aufgabe des Händlers ist es, diese kommerziellen Nischen zu besetzen oder ganz eigene zu kreieren.“ Mark Petereit, Snipes 02 „Klar, mehr Wettbewerb bedeutet tendenziell zusätzlichen Warendruck, das ist natürlich im Markt spürbar.“ Philipp Gramse, Frontlineshop 03 „Mit unseren Outlets haben wir eine gute Möglichkeit, Ware aus der Second Season abzuverkaufen. Das funktioniert in Düsseldorf und in Berlin sehr gut.“ Tanja Lehnertz, Unifa Düsseldorf
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Die Expansion vieler Brands mit eigenen Shops in den Innenstädten schafft zusätzlichen Warendruck. Diese überschüssige Ware geht, wenn die Saison vorbei ist, in zahlreiche Factory-Outlet-Center. Diese gelten mittlerweile sowohl als „saubere“ als auch rentable Kanäle und sprießen in der Provinz aus dem Boden – vom gut laufenden Roermond über Wertheim und Ingolstadt, Metzingen und Maasmechelen, BerlinWustermark bis hin nach Zweibrücken oder Roppenheim im Elsass. Das Factory-OutletCenter des spanischen Anbieters Neinver bietet auf knapp 30.000 Quadratmetern 107 Stores von Adidas über Guess bis Quiksilver. Gleichzeitig betreiben die Spanier mit The Style Outlet in Zweibrücken eines der ältesten Factory-Outlet-Center in Deutschland – 3,3 Millionen Besucher im Jahr 2011 und massive Erweiterungen der Verkaufsflächen sprechen für ein Erfolgsmodell.
Auch Shopping-Clubs mit permanent wachsenden Umsatzzahlen sind ein Zeichen dafür, dass im Markt mehr als genug Ware unterwegs ist. Der französische Online-Shopping-Club vente-privee.com gehört zu den Erfolgreichsten und hat im letzten Jahr mehr als eine Millarde Euro erzielt. 2010 kaufte Amazon BuyVip, Ebay das Berliner Unternehmen Brands4Friends. Die Otto Group betreibt mit Limango einen eigenen Shopping-Club und die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Wohlfühlen im Schnäppchenrausch Der unerwünschte Nebeneffekt: Die Kunden werden förmlich auf Rabatte konditioniert, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Die Wissenschaftler Willy Schneider und Alexander Hennig haben die These untermauert, dass sich Kunden gar nicht gegen ihre Urinstinkte wehren könnten. So beschreiben sie in ihrem Buch „Zur Kasse, Schnäppchen!“, dass Rabattangebote in unserem Gehirn das Belohnungszentrum aktivierten. „Nur 30 Prozent unserer Kaufentscheidungen sind wohlüberlegt, 70 Prozent dagegen fallen spontan aus“, so Hennig, der als BWL-Professor an der DHBW Mannheim lehrt. Diesen Effekt macht sich die Kette TK Maxx zunutze, die ihr innerstädtisches Filialnetz in Deutschland massiv ausbaut und im Mai 2012 in Saarbrücken die 56. Filiale eröffnete. TK Maxx kultiviere den „spontanen Einkauf“, so das Unternehmen, und wirbt in seinen Filialen mit großen Marken, die mindestens 60 Prozent reduziert seien. Die hinter TK Maxx stehende US-Gruppe TJX Companies Inc. ist das weltweit größte Off-Price-Unternehmen und erzielte 2011 einen Jahresumsatz von 23,2 Milliarden US-Dollar. Wenig Chancen also, dass die Massenmodehaltung in absehbarer Zeit wieder von der Bildfläche verschwinden wird. x
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sener und haben uns als „retail-like“ positioniert. Anfang 2011 wurde das Ebay-FashionOutlet mit Markenshops eingeführt. Diese verkaufen Überhangsware, Second-SeasonProdukte sowie Artikel aus Überproduktion mit bis zu 70 Prozent Rabatt. Um dies dem Endkonsumenten und den Fashionmedien schmackhafter zu machen, haben wir seit 2011 Lookbooks kreiert. Diese zeigen heute einen Mix aus Neuware und Vintage-Produkten. Das aktuelle Lookbook und die Onlinekampagne Mein Mix haben wir mit internationalen Bloggerinnen wie der Italienerin Eleonora Carisi und den New Yorkerinnen Anda & Masha produziert. Wir wollen Neugierde bei der Zielgruppe wecken, inspirieren und aufklären, dass Ebay mehr zu bieten hat als Second Hand. Der Mix macht es!
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„Mehr als Second Hand“ Ebay trat zur vergangenen Fashion Week in Berlin mit einer Relax Lounge auf und hat eine Fashion Onlinekampagne in Kooperation mit prominenten internationalen Bloggerinnen herausgebracht. Was verspricht sich Ebay vom Engagement im Modemarkt? Der Onlineanbieter arbeitet an einem Imagewandel. Text Ina Köhler Fotos eBay.com
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as verspricht sich Ebay vom Engagement im Modemarkt? Geht es um Image oder um Umsatz? Leonie Bechtoldt: Die Kategorie Mode, Accessoires und Schuhe ist mit Abstand eine unserer stärksten Kategorien. In der Außenwahrnehmung haben wir einen starken Wandel hinter uns. Zunächst starteten wir mit Second Hand, dann wurden wir erwach-
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Wie hoch ist der Anteil von Mode bei Ebay? Und wie hoch ist der Anteil von Neuware im Vergleich zu Second Hand? 64 Prozent des Warenumsatzes sind Festpreisartikel. Angebote gewerblicher Händler machen heute 59 Prozent aller verkauften Artikel bei ebay.de aus. In der Kategorie Fashion haben wir 7,67 Millionen unterschiedliche Nutzer im Monat. Wollen Sie den Anteil von Neuware langfristig steigern? Die Tendenz ist steigend, aber wir wollen eine gesunde Mischung haben. Wir sind eine Plattform, auf der sich Käufer und Verkäufer treffen. Vintage-Ware ist daher immer noch wichtig und der Individualismus ist ein USP von Ebay. Wo sonst kann man neu, gebraucht, zum Festpreis und zur Auktion kaufen und sich dann dementsprechend einkleiden? Die Ebay Fashion Person kann sich kreativ stylen. Ebay arbeitet ja mit einer Menge Markenshops zusammen, wie Eastpak, Runners Point, Buffalo, Görtz, Brands4Friends oder Frontlineshop. Wie läuft die Zusammenarbeit mit diesen Anbietern? Zahlen diese eine Provision an Ebay? Ja, wichtig ist dabei aber, dass wir uns in der Zwischenzeit weiterentwickelt haben vom klassischen Outlet-Gedanken. Der Bereich heißt mittlerweile Fashion Shop, weil die Marken neben Outlet-Ware auch nicht reduzierte Artikel und aktuelle Ware dort zeigen können. In der klassischen Modekategorie, haben zudem Käufer die Möglichkeit, sich individualisierte Angebote machen zu lassen. Ebay hatte einen Testlauf in London mit einem stationären Pop-up-Shop, wo man sich per QR-Code Artikel scannen, kaufen und nach Hause schicken lassen konnte. Ist ein solches stationäres Konzept hierzulande auch vorstellbar?
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„Wir sind eine Plattform, auf der sich Käufer und Verkäufer treffen.“ Leonie Bechtoldt, Ebay Wir überlegen noch. Das Thema Mobile Buying ist ja ein riesiges Thema, sowohl zum Verkauf als auch zum Kauf. Man kann es sich in Deutschland gut vorstellen, allerdings nicht nur in der Hauptstadt Berlin, sondern in mehreren Städten. Wir sehen Mobile Commerce als wichtigen Trend. Es gibt viele Möglichkeiten und ist eine spannendere Art des Kaufens und Verkaufens mit einem riesigen Potenzial. Nur als Beispiel: Alle fünf Minuten wird auf dem deutschen Ebay-Marktplatz ein Paar Damenschuhe über eine mobile App gekauft. x 01 02
Stilbewusst: Ebay setzt auf die Koexistenz von Vintage und Neuware. Leonie Bechtoldt arbeitet als Pressesprecherin für Ebay am modischen Image der Plattform.
Facts
Die Handelsplattform Ebay ist seit 1999 in Deutschland präsent. 2011 setzte das börsennotierte Unternehmen weltweit 11,7 Milliarden US-Dollar um und erzielte damit einen Gewinn von 3,2 Milliarden US-Dollar. Im ersten Quartal 2012 erzielte man eine Umsatzsteigerung um 29 Prozent auf 3,28 Milliarden US-Dollar. Neben dem Bezahldienst Paypal gehören zum Konzern unterschiedliche Anbieter wie z. B. mobile.de oder der Shopping-Club Brands4Friends.
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04 – 06 July 2012
World Wide weg Die unbeliebte Grauzone, in der sich Restantenverwertung gerne um klare Strategien drückt, wird immer mehr ins Netz ausgelagert. Problemlösung per Mausklick. Wenig Aufwand, aber auch wenig Kontrolle. Wer verklickt seine Ware wie und welches Modell ist rentabler als die anderen? Text Isabel Faiss Illustration Frieder Schneider Foto Zitra
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estposten online über geschlossene Shopping-Clubs loszuwerden, galt gerade noch als genialer Clou. Doch dann passierte das, was keiner in den durchdachten Strategiebeschreibungen der Clubbetreiber gelesen hatte: Trotz radikaler Rabattaktionen blieb stapelweise Ware liegen. Der Shopping-Club-Riese Limango löste dieses Problem als einer der ersten über den klassischen Restpostenverkauf offline. Zurück zum guten alten Lagerverkauf mit Wühltischcharakter. Und plötzlich war die Markenware wieder da angekommen, wo sie eigentlich keiner mehr sehen wollte, inmitten der Einzelhandelslandschaft.
Klick und weg. Das Netz bietet viele Möglichkeiten, das allgemeine Kopfwehthema Restantenverwertung zu lösen.
Immer mehr Großhändler gehen daher dazu über, das Thema wieder selbst in die Hand zu nehmen und ihre eigene Restantenplattform im Netz zu etablieren. Prominentestes Beispiel ist Otto, der größte Versandhändler Europas, der Überhänge, Restposten und Retouren über die Website Corso vertreibt. Der Verkauf soll ausschließlich an Großhändler erfolgen. Eine ähnliche Plattform stellt die B2B-Handelsplattform zitra.com dar, an der die Tochtergesellschaft der TengelmannGruppe Tengelmann Ventures mit 45 Prozent beteiligt ist. Laut eigenen Angaben schloss Zitra fünf Monate nach dem Launch der Website die erste Finanzierungsrunde
mit einem Ergebnis im mittleren siebenstelligen Bereich ab (Stand Dezember 2011). Der Erfolg gibt dem Modell also recht. Doch ein Satz in den AGBs macht stutzig: „Zitra prüft grundsätzlich nicht, ob die von den Verkäufern eingestellten Angebote und sonstige Inhalte sowie von Verkäufern gemachte Angaben rechtmäßig, wahrheitsgemäß und vollständig sind.“ Ähnlicher Wortlaut bei allen Anbietern. Was die Frage aufwirft, ob das Modell World-Wide-Weg-Klicken von Überhängen neben dem Bumerang-Risiko auch noch andere Nebenwirkungen haben könnte, die sich vom Bildschirm aus nicht erschließen lassen.
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„Wir sind Problemlöser“ Frank Engel gründete im Juli 2011 gemeinsam mit Philipp Kraft die B2B-Plattform Zitra, die sich in nur einem Jahr als größter kostenloser Onlinemarktplatz etabliert hat und sich mit Handelsware aus den Bereichen Mode, Lifestyle und Elektronik an Onlinehändler, Stores und Outlets richtet. In seinem Unternehmen herrscht Goldgräberstimmung. Herr Engel, Restantenverwertung im Internet birgt ein gewisses Risiko, weil man doch wenig Kontrolle darüber hat, wo die Ware landet und wie mit ihr umgegangen wird. Gibt es Kontrollmechanismen oder überlassen Sie es dem Markt, sich selbst zu regeln?
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WWW –––––––––– www.zitra.com
Oft gibt es für den Prozess der Restantenvermarktung in den Unternehmen keinen festen Verantwortlichen bzw. keinen Prozess. Dies bedeutet, dass das Thema oft unbeliebt ist. Aus diesem Grund möchten wir nicht mehr Arbeit erzeugen, sondern über standardisierte Prozesse eine einfache und effektive Lösung für den Verkäufer anbieten, indem wir ihm Arbeit abnehmen. Wie sehen Sie sich im Vergleich zu Plattformen wie Brands4Friends? Unser Geschäft unterscheidet sich deutlich von Brands4Friends. Wir agieren rein im B2BBereich und sind kein Aufkäufer, sondern Problemlöser. Was uns jedoch gleich ist, ist die markengerechte Vermarktung der Ware. Dies ist im B2B-Bereich sicher einzigartig. Wo sich sonst nur Listen und Preise im B2B-Bereich finden, stellen wir auch Restanten markengerecht und in einem hochwertigen Umfeld dar, denn die Ware ist ja nicht schlecht.
Frank Engel: Das ist richtig, die Vermarktung an Aufkäufer ist für Modemarken attraktiv, birgt jedoch das Risiko, an schwarze Schafe zu geraten. Zudem ist es ein mühsames Geschäft mit schwierigen Handelspartnern. Zitra löst dieses Problem, indem der Verkäufer nicht nur auf tausende geprüfte Ankäufer zugreifen kann, sondern eine Transaktion an einen Käufer auch ablehnen kann. Der Verkäufer hat also das letzte Wort. Den Weiterverkauf der Ware bzw. Endverbraucherpreise anhand von Vorgaben zu kontrollieren, ist leider rechtlich weder für den Verkäufer, noch für uns möglich. Hier hilft nur die gezielte Auswahl der Käufer. Aber wie argumentieren Sie konkret gegen konkrete Risiken und Befürchtungen seitens der Verkäufer?
Welche Rolle spielt Vertrauen in Ihrem Geschäft? Eine sehr große, denn der Restantenmarkt wird nicht umsonst Graumarkt genannt. Es sind hier sehr viele unseriöse Geschäftspartner unterwegs. So prüfen wir nicht nur unsere Käufer, sondern auch jeden Verkäufer auf der Plattform eingehend. Wir garantieren bspw. eine Käufergarantie über 10.000 Euro. Dies könnten wir nicht machen, wenn wir uns nicht sicher wären, auch Originalware mit belegbarer Historie zu garantierten Lieferzeiten zu bekommen. Wie hat sich der Umgang mit Restposten und Überhängen durch das Internet verändert? Sehr, da ein Angebot nun potenziell überall auf der Welt verfügbar ist und per Newsletter sofort an mehrere tausend Käufer im In- und Ausland angeboten werden kann. Wir gehen noch einen Schritt weiter und identifizieren auch die Nachfrage im Markt, um zielgerichtet An- und Verkaufen zu können.
Sehen Sie großes Wachstumspotenzial für Ihr Geschäftsmodell? Ja, allein der deutsche Markt ist riesig. Wir taxieren den Markt hier auf ein jährliches Volumen von mehr als sieben Milliarden Euro in den für uns relevanten Segmenten. Europaweit lässt sich dies vervielfachen. Nimmt man allein das E-Commerce-Wachstum und die Retourenentwicklung als Maßstab, so wird sich dieser Markt zudem noch deutlich in den kommenden Jahren vergrößern. Mit dem „Red Herring Europe Award“ wurden wir für unser „Disruptive Business Model“ und das schnelle Wachstum ausgezeichnet. Gibt es für Modekunden spezielle Services? Ja, wir arbeiten mit Experten aus der Branche. So haben wir für jede Kategorie spezialisierte Mitarbeiter, die Wissen, über was sie reden, und auf Augenhöhe mit Verkäufern und Einkäufern im Modebereich sprechen können. Zudem bieten wir zusätzlich Debitorenmanagement und die Übernahme des kompletten Verkaufs an. Restpostenverwertung ist ein unbeliebtes Thema. Wie kommunizieren Sie Ihre Plattform? Natürlich ist es uns sehr daran gelegen, die Geschäftsleitung der Modeunternehmen auf dieses leider oft stiefmütterlich behandelte Thema hinzuweisen. Das Thema wird meist erst dann interessant, wenn es brennt. D. h. erst wenn es nicht so gut läuft, wird erkannt, welches tote Kapital im Lager liegt. Werden jedoch frühzeitig Prozesse für einen Abverkauf von Slowmovern und Restanten geschaffen, so verfügt ein gut aufgestelltes Unternehmen über einen zusätzlichen Abverkaufskanal und ausreichend Liquidität. x Frank Engel (rechts) ist Gründer der Onlinemarktplattform Zitra.
„Wir taxieren den deutschen Markt auf ein jährliches Volumen von mehr als sieben Milliarden Euro. Europaweit lässt sich dies vervielfachen.“ Frank Engel, Zitra GmbH –– 35
Mobilität und Modernität – mit wirklich innovativen Produkten könnte die Branche Kopf und Herzen der Konsumenten erobern. Foto: Commuter Jeans von Levi’s.
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Communicate! Die Jeans galt jahrzehntelang als Inbegriff von Jugendkultur und Rebellion, aufs engste mit der Musik-, Film- und Unterhaltungsindustrie verknüpft, ein Innovationsmotor. Doch in jüngster Zeit ist es erstaunlich still geworden. Hat die Branche nichts mehr zu erzählen?
03 „Wir investieren eine Menge in diese Laserwash-Events, um nicht nur den Einkäufern, sondern vor allem auch den Verkäufern zu zeigen, wie das Produkt funktioniert. Denn die müssen es dann an die Kunden kommunizieren.“ Thomas Wirth, Replay
Text Ina Köhler Fotos Marken
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nde April 2012 in London: Vorstandsvorsitzender Lee Kun-hee präsentiert das neue Samsung Smartphone Galaxy S3. Die Inszenierung gleicht einem Rock-Event – und schafft es zur besten Sendezeit in die Tagesschau. Das Prozedere ist von Apple Chef Steve Jobs, der seine Produktinnovationen regelmäßig einer neuen Weltreligion gleich vortrug, abgeschaut. Mit Erfolg – die Fangemeinde kauft heute weder das günstigste noch das technisch fortschrittlichste Gerät, sondern mit iPod, iPhone und iPad das Versprechen auf ein schöneres und besseres Leben. Der Kauf ist eine emotionale Entscheidung, keine Sache der Vernunft. Davon kann man viel lernen, gerade als Modemarke. Doch welche Modeinszenierung schafft es heute noch, Kopf und Herzen des Konsumenten zu erobern? Es müsste doch ein leichtes sein, Themen zu besetzen. Das war einmal anders – die Zeit als Fernsehspots von Jeansmarken Musikcharts und Abverkäufe dominierten, sind passé.
Die Zeit der Kultprodukte – vorbei? Bekleidung und Accessoires sind die emotionalsten Produkte, die es gibt. Mit dem, was wir unmittelbar auf der Haut tragen, kommu-
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nizieren wir nonverbal Einstellungen, Werte und Lebensgefühl. Aber was früher die 501 war, ist heute das Smartphone oder das Bike: mächtige Konkurrenten für die Branche. Dabei hat sich gerade im Produkt unglaublich viel getan: Vergleicht man eine Jeans von 1992 mit einer Jeans von 2012, liegen Welten dazwischen. Neue Möglichkeiten der Waschungen und Bearbeitungen, innovative Materialien, neue Schnitt- und Färbetechniken haben das Produkt massiv verbessert und vor allem individualisiert. Auch die Ökobilanz ist eine andere – angefangen vom Wasserverbrauch bis hin zu giftfreien Färbemethoden. Doch kaum einer wagt sich aus der Deckung, um konsequent darüber zu kommunizieren. Allein auf der Munich Fabric Start im Februar 2012 wurden rund 500 Organic-Stoffe vorgestellt. Was davon landet im Bewusstsein beim Verbraucher, geschweige denn in der Tagesschau? Das Drei-Liter-Auto der Autoindustrie geisterte jahrelang durch die Schlagzeilen, obwohl es nur wenige Modelle davon gab. Die Drei-Liter-Jeans mit Ozonwaschung existiert bei zahlreichen Herstellern – doch kaum ein Verbraucher weiß davon.
04 „Die G-Star-Design-Philosophie bewegt sich über Jeans hinaus, ausgedrückt in Denim-ArtObjekten.“ Shubankar Ray, G-Star 05 „Schuhe stellen eine besondere Herausforderung im Produktdesign dar. Trotzdem überrascht die Branche immer wieder durch ihre Kreativität.“ Kirstin Deutelmoser, GDS & Global Shoes
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Prototypen, die zu neuen Produkten führen: G-Star experimen- tiert mit Denimobjekten. Außergewöhnliches Design weckt Emotionen – selbst Schuhdesigner wagen mehr als viele Bekleidungsfirmen. Design: Julian Hakes
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Successful living im wahrsten Sinne des Wortes: Diesel steht mittlerweile auch für Wohnwelten.
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Die Lasertechnologie inspiriert eine Reihe von Unterneh- men wie Replay (unten) oder Pepe (oben) zu neuen Kollektionen – doch es ist wichtig, das auch dem Verbrau- cher zu kommunizieren.
Wer besetzt die Agenda? Schaut man genauer hin, dann entdeckt man doch eine ganze Menge spannender Themen. Replay hat im Frühling seine neue LaserblastKollektion zunächst in Mailand und dann im restlichen Europa vorgestellt. Die Lasertechnologie, von Francois Girbaud ursprünglich mit dem Stichwort Watt Wash forciert, ist zwar nicht ganz brandneu, findet aber gerade massiv den Weg in die Sortimente, so wie bei Replay: „Das handwerkliche Kunstfertigkeit und Leidenschaft ausstrahlende Ergebnis ist von unserem Standpunkt aus großartig, dank dieser Technologie, die ich gern als sanft im Sinne von gering umweltbelastend bezeichne“, erläutert Matteo Sinigaglia, CEO von Fashion Box. In Deutschland wurden in einer Roadshow den Händlern die Technologie vorgeführt. „Wir investieren eine Menge in diese Events, um nicht nur den Einkäufern, sondern vor allem auch den Verkäufern zu zeigen, wie das Produkt funktioniert. Denn die müssen es dann an die Kunden kommunizieren“, so Deutschland-Geschäftsführer Thomas Wirth. Zusätzlich gibt es Events im Handel, die den Endverbrauchern die Lasertechnologie mit einer Maschine Vorort zeigt. Pepe punktet mit einem ähnlichen Thema: Die Kollektion Tru-Blu verwendet keine Chemikalien im Waschprozess und reduziert durch Ozonwaschung den Einsatz von Wasser. Doch
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Uwe Boser, Geschäftsführer von Deutschland, räumt nach den ersten Erfahrungen ein: „In erster Linie muss die Optik der Waschung stimmen, erst dann interessieren sich die Menschen für die Herstellung.“ Nachhaltigkeit ist eines der Kernthemen, Mobilität ein anderes: Levi’s hat für den urbanen Radfahrer eine sogenannte Commuter Jeans mit funktionellen Features entwickelt, die dennoch wie eine richtige Jeans aussieht. „Die Idee kam von unseren Designern in San Francisco, die dort viel mit dem Fahrrad unterwegs sind“, so Christian Meister von Levi’s Public Relations. Das Produkt ist seit April bei einer Handvoll Levi’s Stores und dem Fachhändler Stilrad im Handel, im Juli folgt die zweite Kollektion. In der Kommunikation kam das Thema richtig gut an: „Wir hatten auf Anhieb überdurchschnittliche Resonanz in den Medien. Es spiegelt das allgemeine Bedürfnis nach Mobilität in der Gesellschaft wider“, so Meister. Ein kleines Thema, mit viel Wirkung – möglicherweise, weil es mit einem der klassischen Innovationsthemen gekoppelt ist: Mobilität.
Ist Mode als Produkt ausgereizt? Über den Modehorizont hinaus bewegen sich einige Brands, die Crossover-Produkte anbieten wie G-Star mit seiner Möbelkollektion Prouvé Raw Furniture, die in Zusammenarbeit mit dem Möbelhersteller Vitra entstanden ist. Global Brand Director G-Star Shubankar Ray dazu: „Innerhalb dieser Projekte trifft sich unsere funktionelle Designästhetik mit Pro-
duktentwicklung. Das führt zu unerwarteten Assoziationen und einzigartigen Produkten. Diese basieren – wie die G-Star-Kollektion – auf industriellen Klassikern und modernem Design, jenseits von Trends und Fast Fashion.“ Neben Möbeln unterhält G-Star Kooperationen mit Herstellern wie Land Rover und Cannondale. Rückkopplungen zur Mode sind gewünscht. „Die G-Star-Design-Philosophie bewegt sich über Jeans hinaus, ausgedrückt in Denim-ArtObjekten. So sind die Skeleton Dogs ein Teil einer Serie von Denimobjekten, die unsere Suche nach neuen ergonomischen Formen in Denim und Design zeigen“, so Ray. Ausgehend von diesem Experiment werden Produktlinien wie die Arc Jeans umgesetzt.
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Auch Diesel hat sich einen Namen mit anderen Produkten jenseits von Fashion gemacht und zeigt in seiner Home-Kollektion Successful Living from Diesel Leuchten, Möbel und Küchen, die zusammen mit Herstellern wie Foscarini, Moroso und Scavolini entwickelt wurden. Erweitert man die Suche nach neuen Produkten in Richtung Footwear, trifft man auf andere Hindernisse: Gerade bei Schuhen ist es noch schwieriger, echte Innovationen zu bringen, weil die limitierte Form des Fußes nicht viel Spielraum lässt. „Schuhe stellen eine besondere Herausforderung im Produktdesign dar“, so Kirstin Deutelmoser, Director GDS & Global Shoes. „Alle Schuhmodelle müssen ein Minimum an Funktionalität bieten, um überhaupt tragbar zu sein. Trotzdem überrascht die Branche immer wieder durch ihre Kreativität. Ein Beispiel für herausragendes Design ist beispielsweise der Mojito von Architekt Julian Hakes.“
Eine Frage der Kommunikation Auch die Schuhbranche kämpft, ähnlich wie die Jeansbranche, mit einem Image, das nicht immer zu den saubersten gehört, wofür es neue Strategien braucht: „Die Firma Snipe entwickelte nicht nur den ersten herkömmlich hergestellten Schuh, der zu hundert Prozent kompostierbar ist, sondern ging auch im Vertrieb neue Wege“, so Kirstin Deutelmoser. „Der Handel durfte den Schuh zwar bestellen, bekommt diesen aber erst bei der Auslieferung zu Gesicht.“ Recycling, Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit – es gäbe sehr viel zu erzählen, weil das Interesse der Verbraucher da ist. Doch welches große Unternehmen kann von sich behaupten, glasklar zu kommunizieren, wo und unter welchen Bedingungen es produziert? Die vergangenen Jahre haben zwar eine Vielfalt von Zertifikationen gebracht, die Transparenz ist dadurch nicht besser geworden. Das führt beim Verbraucher auch zu einem gewissen Ermüdungseffekt – nicht nur in der Denimindustrie. Maud von Hoff, Pressereferentin der ispo München meint dazu: „Wir haben sehr lange auf Nachhaltigkeit gesetzt und tun dies immer noch. Doch man muss in der Kommunikation auch neue Themen bringen, sonst nutzt sich ein Thema irgendwann ab. Im Sportbereich gibt es einige Unternehmen, die sehr gute Produkte umgesetzt haben. Doch auch hier muss man vorsichtig in der Kommunikation sein. Die Verbraucher sind sehr sensibel und wenn man etwas verspricht, was man nicht einhalten kann, kommt es wie ein Bumerang zurück.“ x
„Kein lautes kurzes Strohfeuer“ Joachim Baumgartner ist Trendexperte für die Stoffmesse Munich Fabric Start. x-ray sprach mit ihm über Nachhaltigkeit, Innovationen und die Rolle der Jeans in der Modeindustrie. Interview Ina Köhler Foto Munich Fabric Start
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arum ist die Mode derzeit weniger ein Innovationsmotor als beispielsweise die Mobilfunkoder Autoindustrie? Joachim Baumgartner: Ich sehe das nicht ganz so. Es gibt derzeit sehr viele innovative Ansätze in der Mode, da muss man sich nur ein paar Beispiele der letzten internationalen Schauen ansehen. Wie toll zum Beispiel der Balenciaga-Designer Nicolas Ghesquière Retro und Zukunft verbindet, das ist einmalig. Oder wie die japanische Designerin Tsumori Chisato Folklore mit Aktiv-Sport und Natur zusammenbringt, das kenne ich so aus den anderen Branchen nicht. Dass man die Mode in den Medien nicht so sehr als Innovationsmotor wahrnimmt, hängt meiner Meinung nach damit zusammen, dass Mode noch mehr zum Gebrauchsprodukt geworden ist – auch weil sich heute jeder Fashion leisten kann.
Die Jeans galt früher als Symbol für Rebellion und Innovation. Warum hat sie dieses Image eingebüßt? Weil Sie überall integriert ist, kulturell, modisch, soziologisch, stilistisch. Sobald etwas überall präsent ist, kann man damit nicht mehr rebellieren. Es sieht auch nicht so aus, als würde die Jeans diesen Status noch einmal erreichen. Dafür lieben sie alle zu sehr, auch wenn es immer mal wieder Schwankungen gibt. Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit für Trends? Ist es immer noch wichtig? Klar ist das immer noch wichtig. Das Thema ist meiner Meinung nach ein leiser Langzeittrend und kein lautes kurzes Strohfeuer. Dabei ist Nachhaltigkeit mittlerweile mehr Mind-Set denn visueller Trend. Heute möchte ja nie-
mand mehr den Stempel Öko aufgedrückt bekommen. Nachhaltigkeit und Mode schließen sich nicht mehr aus. Das ist auch sehr schön an den zertifizierten Stoffen, die die Munich Fabric Start jede Saison präsentiert, festzustellen. Kozertifizierte Materialien kann man heute im Prinzip in alle Kollektionen integrieren. Sie stehen farblich und in der Veredelung den anderen Stoffen in nichts mehr nach. Nur sind sie etwas teurer und selbstverständlich aufwändiger in der Handhabung und Auszeichnung. Wie wird Nachhaltigkeit in der Industrie umgesetzt? Kann man hier Fortschritte beobachten? Auf jeden Fall gibt es Fortschritte. Fast jedes Unternehmen beschäftigt sich intensiv mit dem Thema. Nur drei Bespiele für Innovationen: 1. Es gibt neue natürliche Viskosefasern aus Blättern. 2. Laser-Finishing ist mittlerweile besser entwickelt und kommt mehr und mehr zum Einsatz. Es ersetzt andere umweltbelastende Finishing-Techniken. 3. Zertifizierte Drucktechniken ermöglichen nun, dass auch der Druck Einzug in diesen Bereich hält. Wie wird über das Thema Nachhaltigkeit mit dem Konsumenten kommuniziert? Das ist genau der Knackpunkt. Es wird noch zu wenig Kommunikation betrieben, wahrscheinlich aus Angst, Jeans aus herkömmlicher Produktion schlecht zu reden. Aber der Endverbraucher ist für das Thema sensibilisiert und kann sich mittlerweile auch gut im Internet informieren, zum Beispiel auf der Seite biokleidung.org. x
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„Volkov bojatjsja - v les ne hoditj.“ Wer die Dornen fürchtet, gehe nicht in den Busch. Einer der häufigsten Tipps, den man von Sales Managern hört, die den russischen Markt seit Jahren kennen, ist immer wieder: Play fair. Das prognostizierte Potenzial dieses Marktes dürfte sich mit den hohen Ansprüchen und den unerwarteten Überraschungen für ausländische Unternehmen ungefähr die Waage halten.
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Fremde Länder, fremde Sitten Das russische Modeverständnis hat hohen Unterhaltungswert, zumindest das Bild, das nach außen transportiert wird. Aber es sind nicht diese Klischees, die das Land auf den Expansionsplänen internationaler Modemarken ins Zentrum rücken. Es ist das enorme Wachstumspotenzial, das Markenbewusstsein einer neuen Mittelschicht und der Reiz, in einen Markt einzutreten, der immer wieder als ursprünglich gepriesen wird. Text Isabel Faiss Fotos CPM, ADenim, Dockers, Camper
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lötzlich taucht das Bild des gehetzten Reiters auf, der auf die kleine Anhöhe jagt. Oben angekommen, springt er vom Pferd. Voll Inbrunst rammt er die Stange in den Erdboden. Sonnenuntergang im Hintergrund, Fanfare aus dem Off. „Russland ist ein Cowboyland. First come, first serve. Es geht darum, als Erster seine Fahne zu setzen“, erklärt Marco Lanowy, Geschäftsführer von ADenim anschaulich einen der wichtigsten Punkte, warum der russische Markt für viele europäische Marken immer noch ein Eldorado ist. Auch Miguel Fluxa, CEO und Inhaber von Camper, hat einen guten Rat für alle, die mit dem Gedanken spielen, in diesen Markt einzutreten: „The sooner, the better.“ Alle schwärmen davon, dass das noch der unverfälschte und ursprüngliche Modehandel ist, wo echte Einzelhändler Sortimente gestalten und sich als oberstes Ziel setzen, ihrer Kundschaft, die sie sehr genau kennen, einen Service nah dem Bedarf bieten. Mit der Ambition, die Ware zu Preis zu verkaufen. Keine Eigenmarken. Trotz zweistelliger Wachstumsraten im Versandhandel noch keine Beeinträchtigung des stationären Geschäfts. Kein Marketing-Maulkorb. Marken dürfen und sollen sogar mehr als präsent sein. „Während man im deutschen Markt um jeden Quadratzentimeter Aufmerksamkeit und Präsentationsfläche feilscht, hat man in Russland noch sehr viel Potenzial“, meint CPM-Projektleiter Christian Kasch. „Die Veränderungen am Standbau sind ein gutes Sinnbild dafür, wie sich der Markt in den letzten Jahren verändert hat. Früher war es für die Marken lediglich wichtig, in Moskau zu zeigen. Heute sind Din-
ge wie Image und Standdesign viel zentraler. Made in Germany ist nach wie vor ein Qualitätsprädikat, trotzdem möchten sich die Marken deutlich zielgruppenorientierter positionieren als früher. So entstanden Step by Step immer mehr Segmente.“ Im März verzeichnete die Collection Première Moscow in ihrem neunten Jahr mit 19.100 Fachbesuchern einen Rekord. Rund 20 Prozent der gesamten Ausstellungsfläche wurden von deutschen Unternehmen belegt, Tendenz steigend. Allein 23,4 Prozent der Fachbesucher kamen aus dem Jeanssegment. Nach dem heftigen Einbruch in den Jahren 2008 und 2009 hat sich Russland schneller erholt als gedacht. Und ein paar positive Effekte hatte die Kniebeuge auch, denn der Markt hat sich in seinen Preissegmenten breiter aufgefächert. Das niedrigund mittelpreisige Segment wächst stärker als vor der Krise. Der Markt hat sich professionalisiert. Die erste Pioniereuphorie aus den Jahren 2002 bis 2007, in denen sich das Marktvolumen laut European Fashion and Textile Export Council vervierfacht hatte, ist vorbei. Man hat einen Gang runtergeschaltet. Dafür werden die ersten Kurzstreckenrekorde jetzt auf die Langstrecke umgerechnet. Immerhin geht es um 143 Millionen potenzielle Kunden.
Raus aufs Land Die Studie des Moskauer Marktforschungsunternehmens Market Masters sortierte Anfang 2012 das gängige Bild des russischen Modeeinzelhandels neu: Der Markt wachse in den einzelnen Provinzen stärker als in den beiden Metropolen Moskau und St. Petersburg. 53 Prozent des Modehandels entfalle auf elf Großstädte mit nur rund einer Mil
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01 „Man sollte in Russland nie überheblich sein oder mit Selbstüberschätzung an diesen Markt herantreten. Man muss vielmehr genau zuhören.“ Marco Lanowy, ADenim 02 „Russland ist eine Welt für sich. da ticken die Uhren anders. Viele Dinge, die man in Europa leicht umsetzen kann, sind in Russland manchmal problematisch.“ Christian Kasch, CPM 03 „Die größte Herausforderung in unserer Branche ist es, nein zu sagen. Vor allem in Russland ist es wichtig, geduldig zu sein und auf den richtigen Kunden oder Partner zu warten.“ Manlio Massa, Managing Director Antony Morato
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04 „Die Anzahl der Russen, die über eine überdurchschnittlich hohe Kaufkraft verfügen, wächst. Prozentual dazu steigt die Nachfrage nach ausländischen Markenprodukten.“ Tomas Schmidt, Dockers
05 „Der russische Konsument ist gierig nach internationalen Qualitätsprodukten. Man erwartet sich allerhöchste Qualitätsstandards.“ Miguel Fluxa, CEO Camper
lion Einwohner, nur 18 Prozent auf Moskau und 13 auf St. Petersburg. Trotzdem wird in Gesprächen mit Vertriebsexperten immer wieder eine Zahl zwischen 200 und 300 Türen genannt, die pro Segment realistisch für dieses gigantisch große Land ist. Obwohl der russische Einzelhandel vor allem im Bereich
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Multibrand-Store wächst. „ Multibrand-Stores sind in den Städten viel präsenter als früher. Vor allem durch die neue Generation Einkäufer, die viel herumreisen und viele Eindrücke aus dem Ausland mitbringen, haben sich die bestehenden Strukturen ziemlich verändert“, sagt Christian Kasch. Große Kaufhäuser wie das Moskauer Holding-Center oder MoDaMo bekommen immer mehr Konkurrenz von Filialisten wie Marks & Spencer oder der Inditex-Gruppe, aber auch von inländischen Filialisten, deren Marktanteil bereits über 50 Prozent beträgt (Esper Group, 2011). „Im russischen Markt gibt es sehr coole und ursprüngliche Läden. Neu ist die Tendenz, eigene Ladenstrukturen aufzubauen, die eine eigene Corporate Identity bilden. Wir erleben momentan einen ganz spannenden Zeitpunkt. Die Einzelhändler sind offen für alles, was unterstützend wirkt. Gerade Shop-in-ShopKonzepte und die enge Zusammenarbeit am PoS sind sehr gefragt“, sagt Marco Lanowy. ADenim profitierte bei seinem Markteintritt in Russland, der quasi zeitgleich mit dem Markenlaunch erfolgte, von der zehnjährigen Erfahrung des Mutterkonzerns Alberto und der damit geleisteten Vorarbeit. „Dieser Markt verändert sich rasant und hat auch einen völlig neuen Jeansmarkt eröffnet. Gerade für noch junge Brands bietet das Jeanssegment enorme Chancen, sich dort zu etablieren. Bislang laufen wir unseren gesteckten Zielen nicht hinterher.“ Als deutsches Unternehmen genießt man in Russland ein paar Vorschusslorbeeren, vor allem hinsichtlich der
Zuverlässigkeit. Die Zielsetzung von ADenim ist daher: „Wir wollen ein absolut berechenbarer Partner für den russischen Handel sein. Das umfasst Liefertreue und den Service, das richtige Produkt zu liefern, mit dem man Umsätze machen kann. Unsere Aufgabe ist es, in den Markt hineinzuhören und zu definieren, was die Eigenheiten sind. Wir machen ein Produkt vom Markt für den Markt. Daher ist es besonders wichtig, zuzuhören,“ erklärt Marco Lanowy.
Statussymbol Marke Es ist irgendwie paradox, dass Russland zwar einer der größten Textilproduzenten der Welt ist, dass es die Industrie gleichzeitig aber noch nicht schafft, inländische Marken zu etablieren. Zu stark ist die Nachfrage nach internationalen Marken. „Als Russland seine Grenzen aufgemacht hat, ist das Markenbewusstsein enorm angestiegen und hat sich hauptsächlich auf europäische Marken konzentriert“, sagt Tomas Schmidt, Vice President Commercial Operation von Dockers. „Die Einzelhandelsstruktur ist geprägt durch die jetzige Generation, die dort aktiv im Einkauf und Verkauf tätig ist. Das überträgt sich dann mit einem wesentlich größeren Weitblick auf die nachfolgenden Generationen. Das ist eine Situation, in der Deutschland vor zig Jahren war. Marken sind noch Statussymbol, da geht es wieder um das Darstellen von Wohlstand. Ausländische Marken spielen dafür eine sehr wichtige Rolle“, meint er. Die Kollektion von Dockers hat sich in den letzten
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es sich um ein Eintagesgeschäft handelt, das nicht von langer Dauer sein kann. Manchmal bedeutet das, zu einer kleineren Firma ja zu sagen, anstatt zu einem großen Referenzkunden. Für uns geht es im russischen Markt vor allem darum, geduldig zu sein und auf die richtigen Kunden zu setzen. Als junges Unternehmen müssen wir unseren Partnern gewisse Regeln vermitteln und uns darauf verlassen können, dass sie danach handeln. Dafür brauchen wir den richtigen Partner, nicht nur in Russland.“
Vorsicht Selbstüberschätzung
Jahren vom Hosenspezialisten zum Komplettlook entwickelt und setzt daher vermehrt auf eigene Shops, um das Look and Feel der Marke darstellen zu können. Auch Dockers profitiert davon, dass sich der große Bruder Levi’s im russischen Markt bereits mit 40 Läden etabliert hat. „Man ist in Russland verwöhnt, weil es eine ganz andere Wettbewerbssituation ist. In Deutschland bekommt man ja keinen Applaus mehr dafür, wenn man eine Innovation im Schnittbereich präsentiert. Wir haben in Deutschland auch eine enorme Konkurrenz mit den Eigenmarken. In Russland suchen die Kunden spezifisch nach ausländischen Marken. Obwohl die Kunden wissen, dass sie dafür mehr zahlen“, so Schmidt. „Die breite Masse der Russen ist wahrscheinlich von ihrer Einkaufskraft her unter dem, was wir gewohnt sind, aber diese viel besprochene Spitze ist sehr groß und längst nicht mehr auf High-Fashion-Brands fokussiert. Das ist für Dockers ein ganz wichtiger Markt. Alle Marken, die wir als Wettbewerber verstehen, stehen entweder gerade in den Startlöchern oder sind schon da.“
Der Markt verzeiht keine Fehler „Der russische Markt ist ein sehr schwieriger Markt. Meiner Meinung nach ist er von außen nicht zu bearbeiten. Das A und O ist ein Partner vor Ort, der weiß, welche Fehler man nicht machen sollte“, meint Christian Kasch von der CPM, die über ihre Website bei der Vermittlung von professionellen Partnern im russischen Markt hilft (Infos auf www.cpm-
moscow.com – Tradeshow/Service). Miguel Fluxa von Camper bestätigt, dass das enorme Potenzial, das diesem Markt zugesprochen werde, vor allem dadurch definiert sei, wie klug man seinen Partner vor Ort gewählt habe. Seit 2005 ist der spanische Schuhspezialist im russischen Markt vertreten und setzt dabei hauptsächlich auf eigene Stores. „Im Unterschied zum europäischen Markt sind wir in Russland nur mit eigenen Stores vertreten und arbeiten nicht so viel mit dem Einzelhandel zusammen. Unsere anfänglichen Erwartungen haben sich bis heute kaum verändert. Es gab also kein böses Erwachen oder Ähnliches. Unser Ziel ist es nach wie vor, uns als führende Marke im Premium-Casual-Bereich zu etablieren. Das Markenbewusstsein ist kontinuierlich gestiegen und auch die Sichtbarkeit in den wichtigsten Einkaufsstraßen entwickelt sich positiv.“ Gleichzeitig hatte auch Camper mit lokalen Tücken zu kämpfen, die vor allem die Anforderungen an die Produkte betrafen: „Der wahrscheinlich wichtigste Unterschied zum europäischen Markt ist der strenge Winter in Russland. Für uns bedeutete das, dass wir einige unserer Modelle so modifizieren mussten, dass sie den schwierigen Bedingungen vor Ort Stand hielten.“ Manlio Massa ist Managing Director beim italienischen Menswear-Label Antony Morato, das die Expansion nach Russland als eines der großen Ziele für die nahe Zukunft definiert hat. „In unserer Branche ist es die größte Herausforderung, nein zu sagen und nicht in Versuchung zu kommen und abzulehnen, wenn
Die Frage steht einfach im Raum und verlangt nach einer Antwort: Die Anzahl der Russen, die so vermögend sind, dass sie an diesem Markt mit europäischem Image-Mehrwert tatsächlich partizipieren, ist eine kleine Elite. Und diese ist traditionell den High-FashionMarken mit auffälligem Branding zugetan. Hat dieser Markt also tatsächlich das erwartete Potenzial für Produkte im mittelpreisigen Segment? Können hier Produkte bestehen, die wie Schuhe von Camper über eine leise Designsprache eine Menge Philosophie transportieren? „Natürlich gibt es das Potenzial. Vor allem in Moskau und St. Petersburg ist in den letzten zehn Jahren im Zuge der wirtschaftlichen Entwicklung eine breite Mittelschicht mit einer enormen Kaufkraft entstanden“, sagt Miguel Fluxa. „Wenn sich Preisstrukturen von ganz billig bis sehr teuer ausbilden, dann deckt man damit alle Schichten der Bevölkerung im Textil ab wie in unserem Markt. Genauso wird sich dieser Markt auch entwickeln. Eine Herausforderung ist es aber, dass in Russland in ganzen Landstrichen gar nicht das Bedürfnis für Erneuerung besteht. Da darf man nicht mit einer Selbstüberschätzung rangehen und meinen, man könnte den Markt von hinten aufrollen. Man muss den Willen haben, mit dem Land zu wachsen, genau zuzuhören und dann darin seine Möglichkeiten abzustecken. Ansonsten ist man so schnell wieder draußen, wie man drinnen war“, bestätigt Marco Lanowy. x
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Von wegen Bling-Bling und Strasssteinhagel. Für die jungen Generationen sind ausländische Marken Statussymbol an sich, da braucht es keinen zusätzlichen Prunk. Der Hosenspezialist Dockers profitiert im russischen Markt von der Vorarbeit, die der große Bruder Levi’s schon geleistet hat.
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Darling Denim? Denim – einst Everybody’s Darling in den Sortimenten, kriselte in den vergangenen Saisons – Chino und Co. waren Konkurrenten, besonders die Frauen wurden den Marken untreu. Wie ist der Denimhandel damit umgegangen? Profitiert er oder hat er das Nachsehen? Und wann kommt die nächste große Denimwelle? Text Ina Köhler Fotos Kaltenbach, Fast Forward, U1 by Wöhrl, Yeans Halle 01
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Die Traditionellen
Norbert Kaltenbach, Inhaber von Jeans Kaltenbach in München, hat im Frühjahr einen Teil seines Ladens umgestaltet und den Denimanteil gesteigert. Ein klares Statement in Zeiten, in denen der blaue Klassiker nicht gerade im Fokus steht. „In der Fashionabteilung im Untergeschoss wollen wir noch mehr Denimkompetenz unterbringen“, so Inhaber Norbert Kaltenbach. „Den Blue-Denim-Anteil haben wir auf 65 Prozent erhöht, ab Herbst wird er noch weiter auf 70 Prozent wachsen.“ Er setzt auf einen Anstieg der Nachfrage ab Herbst. „Wir haben in den vielen Jahren unseres Geschäfts die Erfahrung gemacht, dass dann, wenn Denim generell schwächer im Markt ist, wir als Experte davon profitieren können“, so Norbert Kaltenbach. Die Konkurrenz ist dann nicht mehr so hoch – die Kunden suchen die blaue Ware beim Spezialisten. „Wichtig ist für uns auch, dass wir die Jeans in unterschiedlichen Längen anbieten – bei Männern mindestens zwei Längen, bei Frauen drei unterschiedliche Längen“, so Kaltenbach. „Die Kunden suchen bei uns eher Jeans, weniger Oberteile“, so Kaltenbach. Insofern waren die Verluste im harten Winter 2011/12 auch nicht ganz so stark. Auch der Preisaufbau habe sich konzentriert und leicht verändert: „Die 49-Euro-Preislage ist bei den Männern weggefallen“, so Kaltenbach. „Männer kaufen weniger nach dem Preis, sondern gehen bis rund 149 Euro. Frauen schauen eher auf den Preis. Hier sind oft nur die Preislagen zwischen 69 und 99 Euro sehr stark. Teurere Modelle verkaufen sich nur dann gut, wenn
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sie etwas Besonderes bieten.“ Bei den Herren spielt die klassische Jeanswand eine wichtige Rolle: „Gerade im Classic-Sortiment, der sehr beratungsintensiv ist, arbeiten wir noch viel damit“, so Kaltenbach. Im Fashionbereich dagegen werden die Wände durch Präsentationen aufgebrochen. Die Kunden wollen sich hier selbst bedienen und brauchen auch nicht so viel Service, obwohl dieser bei dem Jeansspezialisten sehr groß geschrieben wird. „Wir investieren viel in Verkaufstraining, unsere Ausbilder sind wöchentlich in der Schulung. Kunden können auf Wunsch ihr Modell nachbestellen und NOS wird ein- bis zweimal in der Woche nachgezogen.
Spezialist für Jeans und das seit 1953: Jeans Kaltenbach hält Denim die Treue. Bei Fast Forward steht Mode im Vordergrund – Denim ist ein wichtiger Bestandteil davon. Das U1 by Wöhrl setzte von Anfang an auf Denim – auch wenn der Anteil zurückgefahren wurde.
desto trotz war Denim in den vergangenen beiden Jahren ein wichtiger Bestandteil, er ist nur kleiner geworden.“ Ähnlich wie seine Kollegen sieht er allerdings die Entwicklung wieder in die umgekehrte Richtung laufen: „Chino und farbige Five-Pocket werden weiter funktionieren, aber ich glaube, dass ab Herbst wieder vieles für Denim spricht. Hier haben wir die Denimsortimente extrem gestärkt und sowohl Lieferanten neu aufgenommen als auch die Klassiker gestärkt. Wir gehen sowohl mehr in die Breite als auch in die Tiefe der Sortimente.“ Im Zuge des Rückgangs von Denim habe sich auch das Markenbewusstsein verändert – es ist gene
Jeans Kaltenbach in München wurde 1953 gegründet, die Verkaufsfläche des Ladens in der Herzogspitalstraße beträgt rund 800 Quadratmeter. Im Januar hat das Unternehmen die Abteilung Fashion Men erweitert – mit noch mehr Jeans und einer größeren Vielfalt von Schnitten, Waschungen, Marken und Längen.
Die Allrounder Das U1, die junge progressive Abteilung des Bekleidungshauses Wöhrl, setzt seit jeher auf Denim-Brands. Andreas Zimanyi übernahm vor zwei Jahren die Abteilung als Bereichsleiter. „Zu dem Zeitpunkt hatte der Denimbereich bereits nachgelassen. Dann kam die Chino- und Farbwelle und entsprechend haben wir die Sortimente angepasst. Einige Jeansmarken haben wir herausgenommen, wenn sie nicht mehr so stark waren. Das hat teilweise weh getan, aber wirtschaftlich war es sicher die richtige Entscheidung. Nichts
„Wenn Denim schwächer im Markt ist, können wir als Experten davon profitieren.“ Norbert Kaltenbach, Jeans Kaltenbach
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Die Yeans Halle setzt auf sichtbare Kompetenz und breite Denimauswahl.
ren Kunden hochwertigere Styles suchen, die wir eher im Boutiquestil präsentieren wollen“, so Isabelle Mosig. „Das wird eine Art kreative Spielwiese mit besonderen Kollektionen unserer Lieferanten.“
rell ausgeprägter geworden: „Für Jungs ist es wichtiger, eine Marke zu tragen, als für Mädchen – es ist nicht ganz uninteressant, aber ihr Anteil ist einfach kleiner. Wenn die Marke nicht so wichtig ist, dann spielen andere Kriterien wie Qualität, Style und Preis eine Rolle. Eine meiner Aufgaben war es, beim U1 eine Preislagenstruktur zu bilden.“ Diese startet bei 49 Euro mit vertikalen Brands, die Key-Player positionieren sich ab 100 Euro bis hin zu Diesel in einer Preislage bis zu 249 Euro. Dazwischen finden Marken wie LTB oder Mavi eine Nische.
Schahied Herbawi gründete 1997 sein Unternehmen Fast Forward und führt 13 Filialen in Städten wie Hamburg, Berlin, Potsdam, Leipzig und Dresden, die im Schnitt 300 Quadratmeter groß sind. Der Schwerpunkt im Sortiment liegt auf modischen Denim-Brands und Schuhen, darunter Marken wie Pepe, Sixty, G-Star, Diesel, Scotch & Soda sowie Adidas.
Die Experten
Die junge Abteilung U1 gibt es 28 Mal in insgesamt drei Größen: Nürnberg ist mit 3.500 Quadratmeter die größte. Danach folgen Fokushäuser wie Würzburg, Berlin, Augsburg und Ingolstadt. In mittelgroßen Städten führt Wöhrl Basishäuser, die kommerzieller aufgestellt sind. Ein wichtiger Bereich beim U1 ist Denim, in dem Key-Player wie G-Star oder Pepe gelistet sind.
Die Modischen Für Fast Forward, das Handelsunternehmen mit Sitz in Berlin, steht seit langem die Zusammenarbeit mit Jeansmarken im Vordergrund, auch wenn der blaue Anteil des Sortiments nur rund 30 bis 40 Prozent beträgt. Den Rest bestreiten modische Artikel und Schuhe. „Wir nehmen mit Kusshand die modischen Kollektionen der Denim-Brands“, so District Managerin Isabelle Mosig. „Zusätzlich arbeiten wir mit kurzfristigen Programmen.“ Auch sie hat beobachtet, dass Marken in den vergangenen Saisons für Männer wesentlich wichtiger waren als für Frauen. „Männer sind markentreuer, Frauen kaufen stärker nach Style und sind dafür neuen Trends gegenüber aufgeschlossener.“ Dennoch habe man nie aufgehört, an Denim zu glauben. „Unsere Kunden wissen, was sie bei uns erwarten können, und das ist in jedem Fall Kompetenz in Sachen Denim.“ Das unterstreicht auch die Inneneinrichtung: Ab Sommer wird die Filiale im Berliner Alexa mit sogenannten Denim Cubes ausgestattet, die mitten im Raum platziert werden und die Tiefe des Sortiments zeigen. Auch die Preislagen hätten sich eher nach oben entwickelt – sie starten für Männer und Frauen bei rund 100 Euro. Darüber hinaus plant das Unternehmen, das Konzept Fast Forward Black im Alexa zu eröffnen. „Wir haben festgestellt, dass unsere etwas älte-
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01 „Denim war in den vergangenen beiden Jahren ein wichtiger Bestandteil, er ist nur kleiner geworden.“ Andreas Zimanyi, U1/Wöhrl 02 „Männer sind markentreuer, Frauen kaufen stärker nach Style und sind dafür neuen Trends gegenüber aufgeschlossener.“ Isabelle Mosig, Fast Forward
03 „Unser Credo ist, dass jeder Kunde bei uns die passende Jeans finden soll.“ Thomas Kuhnhäuser, Yeans Halle
Die Yeans Halle steht in Süddeutschland, insbesondere in Baden-Württemberg, für geballte Jeanskompetenz mit einem Denimanteil von mehr als 50 Prozent. „Unser Credo ist, dass jeder Kunde bei uns die passende Jeans finden soll“, sagt Thomas Kuhnhäuser, der für den Einkauf verantwortlich ist. Doch auch die Yeans Halle spürte den Gegenwind: „Im vergangenen Jahr hatten sich die Umsätze zugunsten von Flachgewebe verschoben, gerade bei den Damen.“ Das habe sich auch auf die Preislagen ausgewirkt, denn gerade bei Non-Denim seien die Endverbraucher preissensibler. „Dennoch sehen wir in dieser Saison Denim wieder im Aufwind, sogar mit höheren Preisen. Gefragt sind Innovationen in der Form und in den Waschungen“, meint Kuhnhäuser. „Es macht sich bezahlt, dass wir als Spezialisten gesehen werden. Wenn andere komplette Denimabteilungen abbauen, dann hilft es uns.“ Im Herbst eröffnet in Darmstadt eine weitere, 1.800 Quadratmeter große Filiale mit Schwerpunkt auf Jeans. „Dort können wir unsere Kompetenz breit darstellen, unter anderem auch durch eine große visuelle Denimpräsenz“, so Kuhnhäuser. Serviceangebote wie Änderungsschneiderei oder intensive Beratung gehört für ihn selbstverständlich dazu, um die Kompetenz als Spezialist zu unterstreichen. „Das ist zwar kostenintensiv, zahlt sich aber letztendlich aus.“ Unter dem Namen Yeans Halle gibt es 14 Filialen und drei Outlets in Süddeutschland – die Größe variiert von 500 bis hin zu 4.000 Quadratmeter Fläche. Das Kernsortiment des Unternehmens, das von Horst Mühlberger gegründet wurde und seit 1977 Jeans anbietet, umfasst Brands wie Diesel, Replay, G-Star, Hilfiger Denim, Levi’s oder Mustang. x
DISTRIBUTED BY
VISIT US AT BREAD & BUTTER
WWW.AGJEANS.COM
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Einzelhändler als MArke –– so läuft’s
Mein Laden, mein Freund Wie wird ein Händler zur Marke und sein Laden zur Institution? Wie schafft er es, zur Anlaufstelle Nummer eins für ein junges Publikum zu werden? Denn nicht nur die Persönlichkeit des Inhabers zählt, sondern auch die Chemie mit den Kunden. Text Nicoletta Schaper
WWW –––––––––– www.highfive-skateshop.de www.chicas-boardshop.de www.ozone-sports.com
Fotos Händler Illustration Andre Sanchez
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ielefeld, Bahnhofstraße. Eine hoch frequentierte Einkaufsmeile mit den üblichen, langweiligen Filialisten. Nicht gerade die richtige Adresse für einen Szeneladen mit individuellem Sortiment, der von seinen Anhängern gezielt aufgesucht wird. Doch wer Bescheid weiß, geht durch eine einfache Holztür und kehrt dem Mainstream den Rücken. Ein langer Gang führt zum zweiten Bielefelder Ozone-Laden mit jungem Skatesortiment, der 2009 von André Lösekann eröffnet wurde. „Die Lage in der Fußgängermeile war im Grunde die falsche für ein Zielkaufpublikum“, sagt er. „Aber die versteckt wirkende Holztür, die wir eigentlich als Provisorium gedacht hatten, hat den richtigen Nerv getroffen.“ André Lösekann kennt sich aus im Geschäft mit junger Mode. 1989 eröffnete er seinen ersten Laden namens Brooks mit Marken wie Diesel, Replay und Chevignon und später Carhartt, G-Star und Caterpillar. Fast zehn Jahre später kam Ozone mit einem Skatersortiment auf 40 Quadratmetern hinzu. Der Shop sprach sich herum und bald gab es Ozone nicht nur in Bielefeld, sondern auch unter der Leitung von Partnern auch in fünf anderen Städten wie Essen, Dortmund und Rostock. Bis 2004 war das Bielefelder Ozone-Sortiment mehr oder minder den Skatern vorbehalten, dann integrierte André Lösekann das Brooks-Konzept in Ozone und drehte das Sortiment in Richtung Upper Streetwear, in einer neuen Location auf 214 Quadratmetern. Nicht zuletzt, um den Store einem breiteren Publikum zu öffnen. Das entwickelte sich sehr gut, aber immer mehr ließ der Store die junge Zielgruppe außen vor. Das wollte Lösekann mit dem neuen Ozone für die Jüngeren ändern.
Die Subkultur ist tot, die Szene lebt Doch heute ist die Szene eine andere. Das
weiß auch Tatjana Bruss, die 2004 ihren Chicas Boardshop in München mit Snowboard-, Surfund Skatemarken für Mädchen eröffnete, zu einer Zeit, als es eigentlich nur Skateshops für Jungs und ein Sortiment wie dieses noch eine echte Rarität war. Heute hat sich das Angebot der Boardsportmarken für Mädchen vervielfacht, gleichzeitig ist die Mode allgemein weniger sportlich, sondern deutlich schicker geworden. Das bedeutet verschärfte Konkurrenz im Markt. „Die meisten Skateshops nehmen Frauensachen ganz aus dem Sortiment, weil es heute schwer ist, mit H&M und Zara mitzuhalten“, sagt Tatjana Bruss. „Viele junge Mädchen kaufen dort, weil die Mode schnell und günstig ist, und ziehen die Sachen oft nur drei-, viermal an. Da hat sich die Wertschätzung gegenüber Mode schon verändert.“
weiß, was geht, fährt nach Hannover Linden zu High Five. Die Inhaber Dennis Laaß und Oliver Albrecht sind Skateboarder mit Leib und Seele und mischen in der hannoverschen Skateboardszene aktiv mit. Das macht sie zu Vorbildern und ihren Laden umso glaubwürdiger, der ein Sortiment mit Labels wie Cleptomanicx, Trap, DVS, Zoo York und Globe bereithält. „Viele über 18 kommen aus den umliegenden Dörfern. Sie fahren durch die halbe Stadt, um hierher zu gelangen“, erzählt Dennis Laaß. „Die Kunden sind bestens über Facebook informiert und wissen ziemlich genau, was sie wol Chicas Boardshop von Tatjana Bruss ist für alle, die sich dem Brettsport verbunden fühlen.
Jugendarbeit Bei den Jungs ist es nicht viel leichter. Die größte Konkurrenz des Skateshops High Five in Hannover heißt Titus. Viele Kids kaufen dort, das Angebot ist groß und der Store in der Nähe des Hauptbahnhofs leicht zu erreichen. Wer
„Früher hat sich die Boardsportszene durch ihre Kleidung als Gruppe identifiziert, aber die Kids heute fühlen sich der Szene nicht mehr zugehörig. Das möchte ich gern ändern.“ Tatjana Bruss, Inhaberin Chicas & Chicos Boardshop –– 49
Das Ozone in Bielefeld trifft den Nerv der Zielgruppe.
len. Aber im Thema Schuhe und Boards gehe ich voll auf, da erzähle ich den Leuten gern etwas über den Hintergrund der Marke. Ich verkaufe so, wie ich es kennen gelernt habe. Ich will, dass es vernünftig rüberkommt.“ Dazu gehört für ihn auch Ehrlichkeit, lieber macht er dem Kunden klar, dass er die Kugellagercreme für sein Board noch lange nicht brauche, anstatt sie einfach zu verkaufen. „Ich bin hinterm Tresen derjenige, der dem Kunden etwas mitgeben kann“, sagt Profiskater Laaß. „Ich will ihm nicht jeden Mist verkaufen, ich will es richtig machen.“ Auch die Preise sind für die junge Zielgruppe im Rahmen. So liegen Hosen bei High Five bei maximal 80 Euro, T-Shirts gibt es auch mal für weniger als 30 Euro und Schuhe sollen nicht viel mehr als 100 Euro kosten. Die Atmosphäre bei High Five ist locker. Der Fernseher für Skatevideos in der Sitzecke ist für Dennis Laaß obligatorisch, auch wenn ihm jemand gesagt hat, das sei für die Umsätze wenig förderlich. Ebenso gehört zu High Five,
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dass sich in dem 85 Quadratmeter großen Laden auch mal kleine Skate-Sessions einlegen lassen. „Der Laden soll zur Plattform werden, zur Basis, wo sich die Leute treffen“, erklärt der Inhaber. Dafür steht High Five ziemlich am Anfang, der Store wird im Oktober drei Jahre alt. Aber die Rechnung geht bereits auf. „Bei uns sind die Verkäufer noch wie Kunden, das macht unsere Persönlichkeit mit aus“, erklärt Laaß. „Wir hoffen, dass wir uns das auch in Zukunft bewahren können.“
Institution Länger im Geschäft ist ZigZag in Gütersloh, ein Store, der sich auf keine Zielgruppe festlegen lässt. Philipp Pelster eröffnete 2001 und zog zehn Jahre später in der gleichen Straße ein paar Häuser weiter. Er vergrößerte sich auf 300 Quadratmeter, mit Marken wie Carhartt, Nudie, Irie Daily, Cheap Monday, Reell, Eleven Paris und Boombap. Schon zwei Monate nach dem Umzug machte sich die
neue Location bezahlt. Zum einen durch den großen Parkplatz hinterm Haus, der das Einkaufen bei ZigZag einfacher macht. Zum anderen dank der Bushaltestelle direkt vor der Tür, sodass sich viele Kids, die von der naheliegenden Schule kommen, die Wartezeit auf den Bus bei ZigZag vertreiben. „Heute wissen viele schon genau, was sie haben wollen“, sagt Peer Blomberg, der den Einkauf verantwortet. Zum Beispiel farbige Skinny Jeans und ein schlichtes T-Shirt, für Skater wie für Modeinteressierte. „Wir posten die neuen Sachen regelmäßig auf Facebook, die Frequenz ist immens hoch. Am Nachmittag kommen die Kids dann, um anzuprobieren.“ Für Gütersloh ist ZigZag eine Institution, und das liegt nicht nur an den Marken, sondern auch an dem freundschaftlichen Umgang, der den Betreibern wichtig ist. „Ich agiere nicht wie ein Verkäufer, eher wie ein Kumpel“, erklärt Peer Blomberg. „Es ist wichtig, nicht nur auf Zahlen zu gehen, sondern sich mit
Einzelhändler als MArke –– so läuft’s
den jungen Kunden auseinanderzusetzen. Auch wenn jemandem etwas nicht steht, sage ich ihm lieber: Komm in ein, zwei Wochen wieder, dann haben wir Neues da. Dass wir da ehrlich sind, spricht sich herum.“ Die Einrichtung ist auch nach dem Umzug einfach geblieben. „Hier gibt es nichts von der Stange, unsere Handschrift muss erkennbar bleiben“, sagt Peer Blomberg. „Wir machen alles selbst, wenn wir das nicht täten, würde es komisch wirken. Die Leute lieben uns, weil wir echt sind.“ Das merken Peer Blomberg und Philipp Pelster auch an den treuen Stammkunden, die immer noch bei ihnen in Gütersloh kaufen, selbst wenn sie zum Studium nach Berlin oder Hamburg gezogen sind. Die Ware mag es auch dort geben, aber hier haben sie das Gefühl, einen Freund zu besuchen.
Boardsportszene durch ihre Kleidung als Gruppe identifiziert, aber die Kids heute fühlen sich der Szene nicht mehr zugehörig“, so Bruss. „Das möchte ich gern ändern.“ Auch die Preisschlacht gegen billigere Onlineanbieter kann und möchte Tatjana Bruss nicht gewinnen. Lieber spendet sie für Stammkunden zehn Prozent vom Umsatz an Projekte, die sich die Kunden aussuchen, etwa für die Abifahrt oder den ortsansässigen Jugendsportverein. „Ich tue etwas für meine Kunden, lautet die Botschaft, das kommt super an“, so Tatjana Bruss. „Es ist wichtig, dass ich eine Beziehung zu ihnen aufbaue.“ Auch Lösekann findet Kundennähe wichtig. „Wir wollen auch etwas zurückgeben“, sagt er. „Wir sponsern aber nicht die guten Teamfahrer, sondern die, die mit Herzblut dabei sind. Und junge Musiker, indem wir ihre Sampler im Laden verkaufen.“
Der Szene verbunden
Die Ladeneinrichtung ist nicht entscheidend
Auch Tatjana Bruss von Chicas Boardshop setzt auf Persönlichkeit. Auf Facebook postet sie ihre viel beachteten Lieblingsoutfits, die sie ebenso in ihrem Onlineshop chicas-boardshop.de zeigt. Die Ware präsentiert sie an sich selbst und an Mitarbeiterinnen und Kundinnen, die sich dafür beworben haben. „Ein Schaufenster im Netz ist wichtig, das bringt uns viel“, sagt sie. Die Onlinekonkurrenz ist groß, und dass auch die begehrten Marken bei den großen Onlineshops gekauft werden können, macht es den stationären Core-Shops umso schwerer. „Man bekommt die Sachen überall, es ist doppelt so viel Ware auf dem Markt, weil die Lieferanten dachten, sie könnten den Umsatz verdoppeln“, kritisiert Tatjana Bruss. „Dabei sind es ja nicht mehr Konsumenten geworden.“ Für sie bedeutet das, umso mehr auf Service zu setzen. Wer bei ihr shoppt, vergisst gern mal die Zeit, stöbert im Sortiment und bekommt neue Outfits vorgeschlagen wie das feminine Top von Element zur Röhre von Nikita, die sie mit in die Kabine hängt. Ein bisschen so wie mit der besten Freundin – das mögen die Kundinnen, die im Schnitt zwischen 20 und 30 Jahre alt sind. Darüber hinaus setzt Tatjana Bruss nicht mehr nur auf ein Standbein und hat ihr Sortiment online und stationär für Jungs erweitert. Wer der Szene verbunden bleiben will, braucht viel Engagement und Talent für Eventorganisation. Das fängt mit Nachtskitouren an und geht bis hin zu Snowboardfilmpremieren, für die mal eben ein Club mit DJ gemietet wird. Im Laden veranstaltet Bruss Latenightshopping und Batikevents mit dem Münchner Label Unitedskateboardartists, um auch die jüngere Klientel zu begeistern. „Früher hat sich die
Was aber macht einen Laden wirklich zum Place to be? „Das Unwichtigste ist die Einrichtung“, weiß André Lösekann. „Du brauchst die richtige Ware, damit fängt es an. Dabei sind gar nicht mal die Trends entscheidend, sondern die dem Trend entsprechenden Artikel in der richtigen Menge. Wer nichts hat, kann nichts verkaufen.“ Für Lösekann bedeutet das aber auch, sich zu öffnen. So gibt es neben Carhartt und Cleptomanicx auch Dr. Denim, Cheap Monday sowie Fashion von Eleven Paris, Suit und Minimum. „Echte Subkultur gibt es nicht mehr, aber die Vielfalt, die sich daraus ergibt, finde ich klasse, auch die Toleranz“, so Lösekann. „Wir sind ganz klar Nische, aber trotzdem offen für alle.“ Dass das ankommt, zeigt sich im Erfolg, denn Ozone ist über die Stadtgrenze Bielefelds hinaus präsent. Vielleicht liegt das auch daran, dass Lösekann Praktika an jeden Schüler vergibt, der sich bei Ozone auch richtig ins Team aufgenommen fühlen kann. Das hat sich an den Schulen herumgesprochen. „Wenn man außerdem auch noch gute Mitarbeiter hat, die überzeugt und glaubwürdig sind und die Ware gut vermitteln können, wird man umso erfolgreicher“, sagt Lösekann. „Mädels wie Jungs wissen genau, was sie wollen. Die Kunst ist, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, eine Basis aufzubauen, wo man etwas empfehlen kann. Dann kommen sie und fragen auch nach. So entwickelt sich das.“ Für André Lösekann gibt es aber noch eine weitere Voraussetzung für gute Umsätze: Ordnung. „Das ist allen wichtig, nicht nur den Eltern“, weiß er. Ebenso gibt es für seine Läden Checklisten, die die Mitarbeiter beachten müssen. Das reicht von der Musiklautstärke
über den Zustand des Bodens und die störungsfreie Beleuchtung bis zu Gutscheinen, die an der richtigen Stelle liegen müssen. „Wenn sich alles in gutem Zustand präsentiert, kann man den Umsatz um zehn bis 20 Prozent steigern“, so André Lösekann. Ein bisschen unberechenbar bleibt es dennoch, ob ein Store zum Opinionleader und Place to be wird oder nicht. Schließlich geht es auch um etwas nicht Greifbares, die Atmosphäre und die Chemie. André Lösekann hatte vor Eröffnung des zweiten Ozone-Stores eine Umfrage gestartet, wie die Kunden den neuen Laden gern hätten. ‚Alles super, bleibt wie ihr seid!‘, war von vielen die Antwort“, erzählt er. „Damit wussten wir zwar immer noch nichts Konkretes, aber es war schon eine tolle Bestätigung.“ x
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01 „Ein 16-Jähriger braucht einen Älteren, einem Gleichaltrigen würde er nichts abkaufen. Der Verkäufer sollte überzeugt sein, dann kann er die Ware auch glaubwürdig vermitteln.“ André Lösekann, Geschäftsführer Ozone
02 „Ich bin hinterm Tresen derjenige, der dem Kunden etwas mitgeben kann. Ich will ihm nicht jeden Mist verkaufen, ich will es richtig machen.“ Dennis Laaß, Geschäftsführer High Five 03 „Wir machen alles selbst, wenn wir das nicht täten, würde es komisch wirken. Die Leute lieben uns, weil wir echt sind.“ Peer Blomberg, Einkauf ZigZag
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01 Grand Studio bietet ein Rundumpaket: vom Design über die Produktentwicklung bis hin zum Strategic- und Trend- Consulting. 02-05 Das Team ist erwachsener und professioneller geworden. Deshalb 2011 der Namenswechsel von F.e.t.i.s.h. zu Grand Studio.
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Grand Studio –– so läuft’s
Das dritte Auge Von der Strategie übers Design bis hin zur Produktion – die Zürcher Designagentur Grand Studio Ltd. verhilft Marken zum Erfolg. Text Nicolette Scharpenberg
WWW –––––––––– www.grand-studio.com, www.thegloss.ch, www.grandism.com
Fotos Grand Studio
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atrick Peritz ist kein Designer, sondern Betriebsökonom. Er hat Wirtschaft an der Universität in Zürich studiert. Seine Verbindung zu Mode kam durch seine Familie. „Bei uns am Tisch wurde stets über Textilkonzepte gesprochen. Das bleibt irgendwann hängen“, erzählt der Zürcher. In solchen Fällen gibt es immer zwei Möglichkeiten: Entweder man wird Krankenpfleger oder man geht voll darin auf. Das tat er. Heute ist er Inhaber des Zürcher Concept-Stores The Gloss und Gründer der Designagentur Grand Studio Ltd.
Strategie, Innovation und Design Das sind die drei Grundpfeiler von Grand Studio Ltd. Sie sind im Snowboard, Skate- und Surfgeschäft groß geworden, bald hatten sie auch Mode-Brands als Kunden, inzwischen greifen auch Sportmarken auf den Service des Studios zu. Heute zählen Marken wie Quiksilver, Oakley, Kjus, Eastpak, Strellson und Nike zu den Kunden. „Wir helfen Marken, ihre Ziele zu erreichen, indem wir sie strategisch beraten und sie beim Design und der Produktion unterstützen. Unser Ansatz ist dabei sowohl von gestalterischer als auch von ökonomischer Seite“, erklärt Peritz. Der Service umfasst Design, Produktentwicklung und Produktion als auch strategisches Consulting und Trendrecherche. Kontakte zu Produzenten sammelte Peritz durch ein Praktikum in einem Produktionsbüro in Hongkong und durch seinen früheren Job als Sport-Textileinkäufer einer schweizer Warenhauskette. Einer ihrer ersten und langfristigsten Kunden war die Schweizer Boardsport- und Bekleidungsmarke Zimtstern. „Wir haben damals mit ganz kleinen Stückzahlen angefangen, die wir in Asien produziert haben. Später haben wir für sie die komplette Kollektion entwickelt“, erzählt er. „Zimtstern ist eines der schönsten Beispiele unserer mittlerweile 15-jährigen Laufbahn.“ 2011 war es Zeit für einen neuen Na-
men. „Über 14 Jahre waren wir F.e.t.i.s.h. Mittlerweile sind wir erwachsener und noch professioneller geworden. Deshalb war es auch Zeit für einen neuen Namen und wir haben F.e.t.i.s.h. zu Grand Studio Ltd. umbenannt.“
„Wir helfen Marken, ihre Ziele zu erreichen und damit erfolgreich zu sein.“ Patrick Peritz, Grand Studio
Trendsupervision, Konzept, Umsetzung Anfang 2012 brachte Grand Studio in Kooperation mit der Trendinformationsagentur mode...information ein Sport-&-StreetTrendbuch für die Herbst-/Winter-Saison 05
Grand Studio
1997 gründete Patrick Peritz die Designagentur F.e.t.i.s.h. (For Esthetes There Is Still Hope). Im November 1999 eröffnete er The Gloss im Zürcher Szenequartier Kreis 5, der heute zu den Topadressen im konzeptionellen Retail zählt. Darauf folgte die hochwertigere Grand Boutique und „Glossy“ in Shanghai. 2011 wurde F.e.t.i.s.h. in Grand Studio Ltd. umbenannt. Im gleichen Jahr erschien „The Third Eye“ ein Streetwear-Trendbuch in Kooperation mit mode…information. 2012 eröffnete Grand Studio Ltd. ein zusätzliches Office in Shanghai. Kontakt: Grand Studio Ltd., Hofackerstraße 13, 8032 Zürich/Schweiz, T 0041.44.4407400
2013/14 heraus. „The Third Eye“ zeigt zwölf Trendthemen anhand von Grafiken, Illustrationen und Skizzen mit 300 Produkt- und Druckdesigns auf 163 Seiten. Marken wie Adidas, Puma und Decathlon haben das 1.300 Euro teure Trendbuch bereits gekauft. Aktuell sei Strategic Consulting ein Bereich, in dem viele Marken Nachholbedarf haben. „Die Nachfrage auf diesem Gebiet steigt stetig, deshalb bieten wir ein Gesamtpaket: Von der Trendrecherche und der strategischen Beratung über die Zielgruppendefinition bis hin zum kompletten Branding. Das kommt sehr gut an, weil wir neben Designtalent auch fundiertes betriebswirtschaftliches Know-how und viel Erfahrung mitbringen“, sagt Peritz. Heute beraten sie namhafte Marken und Ketten,
Grand Studio goes East Anfang 2012 eröffneten sie ein zusätzliches Design-Office in Shanghai. „In China ist auf diesem Gebiet ein großer Nachholbedarf. Den chinesischen Brands wird langsam klar, dass sie nicht nur kopieren und produzieren können, sondern dass sie Kollektionskonzepte und eine eigenständige Markenaussage brauchen.“ Grand Studio berät hier sowohl für den europäischen als auch für den chinesischen Markt. Fragt man sich nur noch: Was wird da noch kommen? Peritz lacht: „Im Grunde fehlt eigentlich nur noch unsere eigene Kollektion!“ x
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komplette Kollektion, die auf die Bottoms abgestimmt ist. Besonders wohl fühlt sich das Label in der Nachbarschaft von klassischen JeansBrands und vertikalen Anbietern wie EDC oder der Bestseller Gruppe. Dazwischen hat sich Garcia ein Marktsegment erobert, in dem es als solider Partner geschätzt wird.
Internationale Kunden
WWW –––––––––– www.garciajeans.com
back to Blue Manchmal braucht es mehr als ein Facelift: Das niederländische Jeanslabel Garcia will sich stärker als Marke profilieren und damit sichtbarer im Handel und beim Konsumenten werden. Text Ina Köhler Foto Garcia
Frischer Look, progressiveres Image: Garcia will als Marke im Handel und beim Endverbraucher sichtbarer werden.
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ieles ist ganz anders in diesem Sommer bei Garcia: Mit neuem Look, neuem Logo und einem überarbeiteten Retail-Konzept arbeitet man zurzeit intensiv an der Markenprofilierung. „Wir wollen die Marke und das Produkt stärker in den Vordergrund stellen“, so Robert Theijssen, Geschäftsführer der deutschen Garcia GmbH. Die Showrooms und das 800 Quadratmeter große Headquarter in Neuss wurden bereits umgestaltet. „Der Name soll bekannter werden, wir wollen zeigen, welches Potenzial in der Marke steckt“, so Theijssen. Bislang stand Garcia für ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, ein solides modisches Produkt und die ausgefeilte Logistik, die eine Menge Händler zu schätzen wussten. Allein in Deutschland beliefert man rund 900 Handelspartner – von P&C bis Wöhrl. Gefragt ist Qualität zum vernünftigen Preis: Garcia ist erfolgreich im mittleren Preissegment etabliert. Denim liegt zwischen 69 und 89 Euro, Jacken zwischen 79 und 149 Euro im Verkauf. Neben den Jeans gibt es eine
Auch international ist Garcia präsent: 25 Monolabel-Stores und mehr als 60 Shop-inShops europaweit zeigen das internationale Potenzial der Marke. Die Erfahrungen aus dem eigenen Handel möchte man für die schärfere Profilierung der Marke einbringen. Im April eröffnete in Eindhoven ein Shop, der das neue Markenkonzept zeigt: Ein moderater Industrie-Vintage-Look mit viel Holz, Metall und roughen Bruchsteinmauern, der die Ware in Szene setzt. „Products with character“ lautet der Claim im Schaufenster. Die Kollektion für die Erwachsenen und für die progressiven Kids soll weniger Styles umfassen, dafür stärker ein „blaues“ Markenprofil zeichnen – keine überstylten Looks und nicht zu casual. Auch das Logo und die Kampagne wurden überarbeitet – für die Bilder zeichnete der schwedische Starfotograf Björn Tagemose verantwortlich. Eine Social-Media-Kampagne unterstützt den Auftritt. Über Handelsevents will man enger an den Einzelhandel heranrücken. Für die Zukunft hat man sich ehrgeizige Ziele gesetzt: Das Wachstum soll sowohl über Einzelhandel und Partnerschaften als auch über eigene Stores kommen: Allein die Zahl der Franchise-Partner soll bis 2016 auf 100 steigen. Zwei davon gibt es schon in Deutschland, mehr sind vorstellbar. Wir sind flächenfähig und bieten den Handelspartnern eine planbare Rendite“, so Robert Theijssen. x
Garcia
Hinter Garcia steht die inhabergeführte JOG-Group mit Sitz im niederländischen Alblasserdam. Mit einem Umsatz von 120 Millionen Euro und 900 Mitarbeitern ist diese nicht nur für Garcia verantwortlich, sondern auch für eigene Retail-Stores. Garcia produziert sechs Kollektionen im Jahr mit zwölf Lieferterminen plus NOSProgramm. In Deutschland beliefert man rund 900 Kunden, darunter Wöhrl, Breuninger, Dodenhof, Engelhorn und Peek & Cloppenburg. In Neuss betreibt Garcia einen eigenen Store. Darüber hinaus gibt es Franchise-Partner in Dresden und Bautzen. Die Marke ist in 23 Ländern in Europa, Osteuropa und Asien präsent, ab 2013 soll auch der skandinavische Markt beliefert werden.
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zentriert, möchten wir unseren Kunden einen Vorteil bringen und sie von unserer Erfahrung profitieren lassen. Immerhin machen wir 80 Prozent unseres Geschäfts mit dem Fachhandel und nur 20 Prozent mit eigenen Stores und Franchise. Wir wollen Lösungen liefern. Daher bieten wir neben der Hauptkollektion, die pro Saison 800 Teile zu fünf Lieferterminen enthält, ein breites NOS-Programm, das über unsere neue B2B-Plattform Salsa Pro jederzeit online nachbestellt werden kann. Auf der Plattform können Kunden die Produkte in 360-Grad-Ansicht sehen, sie kaufen und sie haben sie fünf Tage später im Laden. 2008 gab es einen ersten Anlauf auf den deutschen Markt. An welchem Punkt stehen Sie momentan? Wir haben vor gut zwei Jahren die Zusammenarbeit mit Otto begonnen. Das läuft sehr erfolgreich und hat uns gezeigt, dass unser Produkt im Markt angenommen wird. Momentan bilden wir das entsprechende Team, um Kunden aus dem Fachhandel gezielt akquirieren zu können. Los geht es mit der Frühjahr-/Sommer-Kollektion 2013. An erster Stelle steht dabei der Einzelhandel, weil wir den Markt dadurch erst einmal kennen lernen und die Sichtbarkeit der Marken stärken wollen. Im zweiten Schritt sind für uns auch eigene Stores denkbar.
Der Portugiesische Jeansspezialist Salsa möchte seine Kollektion verstärkt im deutschen Fachhandel platzieren.
Dabeisein ist alles?
Im Fall von Joao Nuno Martins zählt der olympische Gedanke nicht. Als Global Sales Director von Salsa hat er die Ziele für die internationale Expansion der Marke klar definiert und richtet sich dabei vor allem an den Fachhandel. Text Isabel Faiss
WWW –––––––––– www.salsa.pt
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ach sechsjähriger Teilnahme an der Bread & Butter wird Salsa in diesem Juli nicht mit dabei sein. Grund für die Absage ist laut Joao Nuno Martins vor allem der eigene Anspruch, den man sich bei Salsa gesetzt hat: Dabei zu sein, weil es die anderen auch sind, ist nicht genug. Gemessen am tatsächlichen Erfolg der Messeauftritte war es Zeit für eine Denkpause. Es gilt, sich zu sammeln, eingefahrene Mechanismen zu hinterfragen, neue Antworten zu finden und die eigenen Ziele fokussiert voranzutreiben. Eines der Wichtigsten ist die Expansion im deutschen Markt. Joao Nuno Martins: Unser Hauptziel ist der Auf- und Ausbau von Salsa in den wichtigsten
europäischen Märkten. 75 Prozent unseres Umsatzes machen wir bisher in Portugal und Spanien. In Europa haben wir noch Nachholbedarf und sehen viel Potenzial. Deutschland ist für uns ein enorm wichtiger, aber auch ein sehr schwieriger Markt. Welche Herausforderungen warten auf Salsa? Deutschland ist nicht nur zahlenmäßig der größte Markt Europas, es ist auch der umsatzstärkste. Dort liegt eine Menge Potenzial. Unsere Produkte haben bisher immer eine gute Akzeptanz gehabt, trotzdem darf man die hohen Standards nicht unterschätzen, die in diesem Markt gelten. Mit unserem Businessmodell, das sich stark auf den Fachhandel kon-
Wir sprechen hier von einem ziemlich dichten Markt, vor allem im Jeanssegment. Unsere Kollektion weist viele Aspekte auf, die uns von unseren Mitbewerbern differenzieren. Der Wichtigste ist, dass wir uns stärker auf Frauen beziehen als beispielsweise Levi’s, Replay, G-Star oder Diesel. Fast 80 Prozent dieser Kollektionen sind auf Männer ausgelegt, das ist bei uns anders. Die männliche Zielgruppe blenden wir zwar nicht aus, aber die Frauen stehen im Vordergrund. Unser bestes Verkaufsargument sind unsere Passformen, die für jeden Frauenkörper etwas bieten. Das ist der Schlüssel unseres Erfolgs. Und dass unsere Produkte preislich 20 Prozent unter denen der anderen Marken liegen. Im Einkauf beginnen unsere Jeans bei 30 Euro. Das ist doch ein wirklich gutes Argument. x
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Salsa wurde 1994 in Portugal gegründet. Inhaber und CEO ist Filipe Vila Nova. 2006 stellte Salsa erstmals auf der Bread & Butter in Barcelona aus. Inzwischen ist die Marke in über 35 Ländern mit über 2.000 Verkaufspunkten vertreten.
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uf der letzten Bread & Butter in Berlin feierte das Team von Antony Morato Messepremiere. Platziert in der Denim Base, wurden 4.700 ausgewählte Standbesucher gezählt. Der Stand war zeitweise so voll, dass am Eingang abgesperrt werden musste. Ein Sinnbild für die Entwicklung der jungen Marke aus Neapel, die auf einen hohen modischen Grad setzt und sich erfolgreich im Segment New Menswear positioniert hat.
WWW –––––––––– www.morato.it
Italiens neue Generation Während die italienische Modelandschaft schwächelt, gibt es ausgerechnet an der Newcomer-Front Erfolgsgeschichten wie die von Antony Morato. Vier Millionen verkaufte Teile im vergangenen Jahr, 80 Millionen Euro Umsatz, 23 Marken-Stores europaweit – und das fünf Jahre nach Firmengründung. Alles Fakten, die neugierig machen. Text Isabel Faiss Fotos Antony Morato
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Raffaele, Giovanni und Tania Caldarelli, die drei Köpfe hinter Antony Morato, sind jung, Italiener und Geschwister. Welcher der drei Punkte dürfte wohl am prägnantesten für den Erfolg der Kollektion sein? Manilo Massa, Managing Director bei Antony Morato, lacht. Mit dieser Frage hatte er nicht gerechnet. Er ist der Mann fürs Geschäft, der erfahrene Profi im Team, nicht der Marketingspezialist dem blumige Umschreibungen immer auf der Zunge liegen. Und er ist brotehrlich. „Schwer zu sagen. Für mich ist es die Tatsache, dass die Rollen klar verteilt sind. Giovanni mischt sich nicht beim Produkt oder beim Marketing ein, Lello kümmert sich zu 100 Prozent um die Kollektion und die Produkte und das Image. Die drei tauschen sich sehr viel aus und treffen große Entscheidungen gemeinsam. Aber was die Führung des Unternehmens angeht, hat jeder seinen klar abgegrenzten Bereich zu verantworten. Das ist die Charakteristik eines italienischen Familienbetriebes. Vor allem in Süditalien halten die Familien eng zusammen, sie diskutieren viel, aber am Ende ist Blut immer dicker als Wasser. Die Arbeit steht an erster Stelle, das bedeutet Zwölf-Stunden-Tage. Anstatt sich ein Penthouse-Apartment zu kaufen, investieren sie ins Unternehmen. Für so junge Leute ist das ziemlich außergewöhnlich, dass sie trotz Erfolg am Boden bleiben. Ich bin sehr stolz darauf, zu sehen, dass wir in Italien noch junge Menschen mit diesem Ehrgeiz haben.“ Wenn er eine Person wäre, wie könnten wir uns Antony Morato eigentlich vorstellen? Ein junger Mann, der sich gerne modisch anzieht, ohne dabei ein Fashion Victim oder eine Präsentationsfläche für gewisse Marken zu sein. Er will seine eigenen Entscheidungen treffen und ist sehr preissensibel, weil er keine irrsinnigen Beträge für Kleidung ausgeben möchte. Zählt der Preis mehr als die Marke? Der richtige Preis macht die Marke noch at-
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Antony Morato ist die am schnellsten wachsende Menswear-Marke in Italien seit über 20 Jahren und verkaufte allein im Jahr 2010 weltweit vier Millionen Teile. In Deutschland beliefert Antony Morato über 80 Kunden.
einzigem Land weltweit eine eigene Tochtergesellschaft in München gegründet, um den Markt direkter bearbeiten zu können. Unser Ziel ist natürlich, Partnerschaften mit Häusern wie Peek & Cloppenburg aufzubauen. Aber zuerst einmal müssen wir allen zeigen, dass wir kein klassischer Newcomer im Sinne einer Eintagsfliege sind. Unsere größte Stärke ist das Preis-Leistungs-Verhältnis. Wir haben ein modisches Produkt, das mit einzelnen Teilen der D&G Kollektion mithalten kann, aber nur ein Viertel des Preises kostet.
Zahlen und fakten
Das italienische Menswear-Label wurde 2007 von Raffaele, Giovanni und Tania Caldarelli gegründet. Die Kollektion erscheint viermal jährlich und umfasst neben Bekleidung auch Schuhe und Accessoires. Antony Morato ist weltweit in über 2.800 Stores in 47 Ländern vertreten und führt selbst 35 Flagship-Stores. Sitz der Antony Morato Deutschland GmbH ist München.
traktiver. Das ist heute Realität. Die jungen Leute in Europa interessiert es nicht mehr, mit teuren Marken anzugeben. Die Frage lautet nicht mehr: Weißt du, wie viel das gekostet hat? Sie lautet: Rate mal, wie wenig ich dafür gezahlt habe. Wie modisch informiert ich bin und wie intelligent ich einkaufe, entscheidet sich über das Maß an Qualität und Wert, über das Preis-Leistungs-Verhältnis. War es Teil des Plans, die Preise so zu gestalten, dass sich Kunden nicht zwischen Einzelstücken entscheiden müssen, sondern einen Look kaufen? Ja. Wir ermöglichen es, Kunden mit normalem Einkommen komplette Outfits zu kaufen. Damit transportieren wir gleichzeitig ein stimmiges Gesamtbild nach außen. Genau so funktionieren Zara und H&M auch, nur, dass sie im Gegensatz zu uns auf den Massenmarkt abzielen und die Kollektionen kein Profil mehr haben. Der wichtigste Charakterzug von einer Marke ist ihr Wiederer-
kennungswert. Egal, ob man den Stil mag oder nicht, man erkennt immer, dass es Antony Morato ist. In Zukunft möchten wir das noch mehr forcieren. Wie kamen Sie an Bord? Zuallererst muss ich ihnen sagen, ich bin 60 und damit die älteste Person in der ganzen Firma. Ich habe Lello vor gut einem Jahr kennen gelernt. Er stand damals an einem entscheidenden Wendepunkt und musste wichtige Entscheidungen in Bezug auf sein junges Unternehmen treffen. Ich war damals noch bei der Moncler Gruppe. Lello kam auf mich zu und erzählte mir, dass für Antony Morato ein entscheidender Schritt bevorstünde und dass sie in der weiteren Entwicklung ihrer Marke Hilfe bräuchten. Er war gerade mal 30 Jahre alt, das hat mich einfach umgehauen. Sein Bruder kümmert sich um die ganze Administration und die KeyAccounts und seine Schwester verantwortet den Vertrieb und die Kinderkollektion.
Ist Antony Morato nicht im Segment Young Fashion anzusiedeln? Doch, doch. Wir haben gerade eine Marktforschungsstudie in Spanien und Italien machen lassen, bei der herauskam, dass der größte Anteil unserer Käufer zwischen 16 und 24 Jahre alt ist. Der nächstgrößere Block sind die 24- bis 35-Jährigen, ab dann geht die Prozentzahl linear zum steigenden Alter nach unten. Aber 33 Prozent unserer Kunden sind zwischen 16 und 24. Was uns immer wieder verwirrt, ist der hohe Anteil von Frauen, 21 Prozent, die die Marke kaufen. Steht eine Frauenlinie auf dem Plan? Die Zielgruppe dürfte vorhanden sein. In der New Menswear haben wir unsere Nische gefunden. Wir haben gerade erst eine Jungskollektion und eine Kinderlinie vorgestellt, die sehr gut angelaufen sind. Das ist unsere nächste Herausforderung. x
Was steht in naher Zukunft an? Dass wir in den nächsten fünf Jahren bis zu 280 neue Points of Sale aufbauen möchten, was Shop-in-Shop-Konzepte und auch eigene Marken-Stores einschließt. In welchen Märkten erwarten Sie sich am meisten Potenzial? China und Korea sind auf dem besten Weg dahin, aber in naher Zukunft ist das der deutsche Markt. Wir haben in Deutschland als
„Ich bin mit 60 Jahren der Älteste in diesem Unternehmen.“ Manlio Massa –– 57
Hast du’n Plan? Der letzte Herbst war zu warm, alle Jacken sind liegen geblieben. Der Frühling kam dafür viel zu früh, die Ware war noch nicht mal da. Analog der Wetterwillkür scheint auch auf die Aufteilung auf zwei Saisons in der Mode kein Verlass mehr zu sein. Unsichere Planungsfaktoren bietet aber nicht nur Petrus, auch kleinere Hysterien an den Börsen, Sommerloch-Aussagen von profilierungswütigen Politikern zur Rentenkürzung und der ewige Schatten der Eurokrise wirken sich auf das Geschäft aus. Für uns wirft das wieder einmal die Frage auf, wie planbar Mode tatsächlich ist bzw. was an unserem gesamten Modezyklus mit seinen frühen Lieferterminen einfach nicht mehr stimmen kann… Text Isabel Faiss Fotos Gesprächspartner, Gerrit Sievert
Oliver Feske, P4 Marketing
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01 „Wirtschaftskrisen sind meistens voraussehbar und man kann beim Einkauf schon ein wenig reagieren.“ Markus Cadruvi, Deecee Style Zürich 02 „In der momentanen Marktsituation ist es sehr schwierig, Kollektionen im Detail zu planen.“ Nicola Cinelli, Crust und [C]Studio
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Über welchen Zeitraum sprechen wir? Das Wetter war noch nie planbar. Hier sind die Einkäufer gefragt. Nur weil es einen super Jackenwinter gab, heißt das nicht, dass ich meine Jackenorder gleich verdoppele. Für mich lebt Mode von Trends. Diese abzusehen und zu planen, ist schwierig, aber sicher nicht unmöglich und hängt eigentlich immer vom Planungszeitraum ab. Wie lange etwa hat die Chino gebraucht, um wirklich marktfähig zu sein? Ewig. Kann man planen, dass Madonna und Timberlake mit Ed Hardy Caps rumlaufen und dass es einen Hype darum geben wird? Sicher nicht. Aber man kann die Sortimente sicher so ausrichten, dass sie flexibel sind. Und so sind wir dann beim Erfolg der Vertikalen. Also quasi monatlich neue Ware, kurzfristig produzieren und umsetzen. Wir arbeiten bewusst mit Firmen zusammen, die top Lagerverfügbarkeiten haben und mit vier bis acht Kollektionen pro Jahr arbeiten. So sind wir flexibel. An der richtigen Planung arbeiten wir ständig, wir planen ja das Brand-Portfolio. Immer mit der Voraussetzung, dass man ein gutes Lager hat
Bei der Planung steckt der Teufel oft im Detail: Das Wetter ist keine Ausrede für planlose Order.
und möglichst zeitgerechte Kollektionen. Zumindest mit Minimum und RVLT und Eleven Paris lagen wir richtig. Das ist allerdings Arbeit über viele Saisons und damit nicht kurzfristig planbar.
Rike Döpp, Agentur V Das Internet hat im Konsumenten die Illusion von ständiger Verfügbarkeit erzeugt, mit der die Branche jetzt zu kämpfen hat. Inzwischen erwartet der Konsument die Kollektionen fast direkt vom Laufsteg. Hier in New York ist Moda Operandi en vogue, eine Online-Trunkshow, über die man Kollektionsteile sofort nach der Präsentation bestellen kann und dann lange vor dem Liefertermin bekommt. In Deutschland geht Couture Society in eine ähnliche Richtung. Kleinere Labels reagieren mit Capsule Collections, High Street Retailer bestücken ihre Shops
fashiondiskurs –– Lass uns reden
im Wochentakt neu, Brands wie Diane van Fürstenberg zeigen die aktuelle Kollektion zur New Yorker Fashion Week, die im Laden verfügbar ist und sofort gekauft werden kann. Wir müssen mit dieser Erwartungshaltung des Konsumenten umgehen, dass der Handel alles innerhalb von Tagen präsent haben soll – immer optimal dem neuesten Trend, Wetterschwankungen oder der spontan angesagten Preisklasse angepasst. Dafür gibt es im Grunde nur zwei Wege: Entweder kurzfristige Lieferwege auftun und mit Lagern arbeiten. Oder dem Konsumenten eine Alternative zur wirbelnden Trendspirale und die Sicherheit geben, dass guter Stil nicht innerhalb weniger Wochen eine neue Garderobe verlangt. Ich würde als Einzelhändler die Trends den High Street Retailern überlassen, die innerhalb von zwei Wochen Trendprodukte auf den Markt werfen können und mich auf eine ausgewogene, sinnvolle Garderobe für eine Klientel konzentrieren, die meinem Konzept treu bleibt.
Robert Dostert, Country Sales Manager GAPS für Keds, PRO-Keds und Sperry Top-Sider Eigentlich kann sie gar nicht planbar sein, weil wir im Gegensatz zu vor zehn Jahren viel mehr Angebote auf dem Markt haben und wir immer früher liefern wollen. Das Wetter hat sich ja nicht extrem verändert, sondern unser Konsumverhalten. Wir sind es gewohnt, alles zu jeder Zeit zu bekommen. Dank der Vertikalen gibt es jeden Monat einen neuen Trend im Laden. Früher hat ein Trend länger angehalten. Bei Schuhen z. B. gibt es doch keinen richtigen Trend zu verzeichnen, Du bekommst momentan jede Form von jeder Marke für jede Altersgruppe. Dann kommt noch hinzu, dass jeder die Ware schon im Januar, Februar haben möchte und dann meckert, dass es erst im April warm wird. Wir müssen flexibler werden, mehr NOS, mehr Risiko bei der Industrie. Man muss einfach umdenken. Vielleicht muss die Industrie mehr Risiko übernehmen und NOS-Artikel fördern, um flexibel auf die Nachfrage zu reagieren. Allerdings muss man dann die Überhänge auch wieder über andere Kanäle los werden.
Markus Cadruvi, DeeCee Style in Zürich Mode ist erst planbar, nachdem ein Geschäft ein entsprechendes Profil hat. Nur mit einem solchen hat man die Möglichkeit,
unabhängiger von momentanen Launen des Wetters, der Wirtschaftslage usw. zu reagieren. Habt etwas mehr Geduld! Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass Daunenjacken auch im Januar zu regulären Preisen verkauft werden können, falls die Warenhausketten nicht schon zwei Monate zu früh bei viel zu warmem Wetter die Ware zu Ramschpreisen ausverkauft haben und so den Markt selbst zerstören. Die Großhändler sollten den Fachhandel mehr unterstützen und vermeiden, dass ihre Produkte an Spezialität verlieren. Das Wetter ist wie es ist und daran können wir nichts ändern. Frühe Lieferungen von Kollektionen zeigen immer wieder, dass auch bei nicht entsprechendem Wetter die Ware abfließt, wenn sie speziell ist. Dem Fachhandel wird geholfen, wenn gesunde Distribution betrieben wird. Professioneller und artikelbestimmter Einkauf wird immer wichtiger. Das Sortiment sollte genau abgestimmt werden, damit Überlager vermieden werden können und trotzdem speziell bleiben. Daher wäre es auch sinnvoll, den Großhändlern ein wenig mehr Verantwortung und Risiko aufzutragen, damit diese vor allem Basiswaren zur gewünschten Zeit abrufbar bereitstellen können.
wir die Strategie für die kommende Saison. Die Erfolge der letzten Verkaufskampagne für die Herbst-/Winter-Kollektion 2012/13 bestätigen unsere Intuitionen von Juni 2011 – ich würde sagen, wir lagen mit der letzten Planung richtig. x
Nicola Cinelli, CRUST und [C]STUDIO Das Problem beginnt tatsächlich beim Einkauf. Die Kunden richten sich beim Einkaufen natürlich an die Pre-Sale-Verkaufszahlen. Wenn sie regulär gut verkauft haben, werden sie ziemlich sicher das Produkt wieder kaufen. Hier spielt die Gewinnspanne eine große Rolle: Je höher die Gewinnspanne, umso weniger ist der Verlust beim Sale. Deswegen versuchen wir immer, den Preiswünschen der Händler gerecht zu werden, ohne die Qualitätsansprüche zu vergessen. In der momentanen Marktsituation ist es sehr schwierig, Kollektionen im Detail zu planen. Die meisten Händler achten nicht nur extrem auf den Preis, sondern auch auf die Qualität. Uns sind die Qualitätsanforderungen und die Preisvorstellungen des Handels wichtig und wir müssen daher die Produktion immer früher starten. Der Handel hingegen verschiebt den Einkauf immer mehr nach hinten. Hier fängt das Planungsproblem an. Für uns bedeutet das die vorzeitige Herstellung von Produkten, die noch nicht einmal geordert wurden. Am Ende jeder Saison werden die Zahlen der Sell-out-Ergebnisse analysiert und mehrere Feedback-Gespräche mit Retailern geführt. Daraufhin entwickeln
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03 „Krisen zu antizipieren, dürfte unmöglich sein. Niemand kann voraussagen, ob wieder irgendwo Türme fallen oder ob Indien und Pakistan die Füße still halten.“ Oliver Feske, P4 Marketing
04 „Als Einzelhändler würde ich meinen Kunden ein Sortiment für einen Kleiderschrank anbieten, der unseren europäischen Wetterschwankungen zu trotzen imstande ist.“ Rike Döpp, Rike Döpp, Agentur V
05 „Man denkt jedes Mal, jetzt hast du alles richtig gemacht, und doch kommt es anders.“ Robert Dostert, Keds
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Sandrine Pagnoux –– Lass uns reden
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Augen lügen nicht! Die Pariser Fotografin und Illustratorin Sandrine Pagnoux illustriert in ihren Bildern meistens Menschen, die in einer Art Zwischenwelt leben, hin- und hergerissen zwischen starken Gefühlen und Gegensätzen. Für x-ray designte sie das aktuelle Cover. Text Isabel Faiss Illustrationen Sandrine Pagnoux
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„Deine Augen, in denen nichts sich, weder Süßes noch Bitteres offenbart, sind zwei kalte Juwele, darin sich Gold und Stahl vermengen.“ Charles Baudelaire
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hre Bilder sind sehr emotional. Wenn die Gesichter darin sprechen könnten, was würden sie sagen? Sandrine Pagnoux: Es sind immer sehr wilde Leute, aber nicht besonders gesprächige. Sie haben keine bedeutende intellektuelle Message an den Betrachter, sondern sind einfach voller Emotion. Sie sind gleichzeitig stark und verletzlich, hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Manchmal sind sie auch verliebt. Wie alle Verliebten sind sie vom Glück so beflügelt, dass sie denken, alles sei möglich. Also, wenn sie sprechen könnten, würden sie wahrscheinlich so was Dummes sagen wie: „Ich bin der König der Welt!“ Aber meistens illustriere ich eher verlorene Seelen, Menschen, die zwischen starken Polen wie Schönheit und Tragik hin- und hergerissen sind und im völligen Chaos dieser verrückten Welt schwirren. Sie leben in einer Welt voller Liebe und Magie, aber auch voller Traurigkeit und Verletzlichkeit. Vielleicht würden sie an uns auch Stoßgebete richten, als wären wir ihre Schutzengel, wie „Ich habe Angst“, „Beschütze mich“ oder „Liebe mich“, „Rette mich“. Das klingt ziemlich traurig. Welcher Gesichtsausdruck fasziniert Sie dabei am meisten? Tiefgründige Augen. Für mich sind sie der Spiegel der Seele. Augen lügen nicht. An
den Augen erkennt man den Charakter eines Menschen, ob er echt ist oder nicht, und das fasziniert mich. Gleichzeitig erschreckt es mich manchmal auch. In den Augen spielt sich alles ab, Emotionen und Gefühle. Wann haben Sie begonnen, zu malen? Eigentlich zeichne ich mehr. Ich würde gerne irgendwann mehr malen, aber momentan sind Malereien für mich eher Rohstoffe, die ich mit Fotografien, Handzeichnungen, Typografien und einigen anderen Materialien kombiniere. Oft nutze ich bemalte Leinwände als Hintergrund oder für spezielle Details. Anfangs habe ich mich völlig auf die Entfremdung von Fotografien konzentriert, aber inzwischen bin ich eher bei der reinen Zeichnung angelangt. Ursprünglich waren Sie Modefotografin. Wie kam es zu der Entscheidung, die Kamera gegen den Bleistift zu tauschen? Menschen zu fotografieren, hat mich schon immer begeistert, seit ich ein Kind war. Als ich nach Paris zog, traf ich eine Modefotografin. Als sie meine Bilder sah, fragte sie mich, ob ich für sie arbeiten möchte. Das haben wir zwei Jahre lang gemacht, eine spannende Zeit, aber ich war nicht wirklich glücklich damit. Ich bin in meiner Arbeit eher ungehalten und arbeite daher lieber alleine. Als
WWW –––––––––– www.sandrinepagnoux.com
01 In dieser Illustration bearbeitete Sandrine Pagnoux ein eigenes Foto. 02 Am liebsten bearbeitet die Illustratorin Fotografien der Pariser Fotografin Sophie Etchart, wie dieses ausdrucksstarke Portrait. 03 Neueste Stilrichtung der Künstlerin sind modisch inspirierte Zeichnungen.
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Lass uns reden –– Sandrine Pagnoux 04
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„Mein Beruf ermöglicht es mir, in meiner eigenen kleinen Seifenblase zu leben.“ Sandrine Pagnoux musst du ein ganzes Team managen. Das ist ein sehr stressiger Job. Das gefällt mir nicht. Man muss alles sofort umsetzen. Gleichzeitig hat man einen Kunden, für den man eine Dienstleistung erbringen muss. Ich arbeite und lebe lieber in meiner eigenen Blase. Außerdem habe ich schnell gemerkt, dass ich von den Models Posen erwartet habe, die einfach unmöglich umzusetzen waren. Das hat nicht funktioniert. Mich hat es gelangweilt, dass ihr Ausdruck in meinen Bildern immer der gleiche war. Wahrscheinlich hatte ich einfach kein Talent. Mein Kopf ist so voller Ideen, alleine mit der Fotografie kann ich sie nicht umsetzen. Das hat mich sehr frustriert. Daher habe ich mich damals entschlossen, die Kamera an den Nagel zu hängen und einen Kurs über Photoshop zu besuchen, um mir das Illustrieren und Malen selbst beizubringen. Jetzt kann ich machen, was mir gefällt. Ihre Illustrationen greifen oft auf Fotografien von Sophie Etchart zurück. Was ist an dieser Zusammenarbeit dran? Ich liebe es, ihre Fotografien zu illustrieren, weil es unglaublich spannend ist, mit echten Menschen auf dem Bild zu arbeiten, mit echten Augen. Das Falsche und das Wahre zu kombinieren, gibt den Kick. Daher habe ich die meiste Zeit mit Sophie Etchart (www.sophieetchart. com) zusammengearbeitet, weil ich ein großer Fan ihrer Arbeit bin und sie auch viel Gefallen daran gefunden hat, was meine Illustrationen mit ihren Fotos machen. Dafür verwende ich einen Mix aus Handzeichnungen, handgeschrie-
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benen Briefen, Ausschnitten und Fotos. Ich kombiniere und manipuliere diese Elemente mit Hilfe von Photoshop auf meine eigene Art. Welche Epoche inspiriert Sie dabei am meisten? Mehr als alles andere inspirieren mich die frühen Expressionisten um 1900, ganz besonders die Werke von Schiele, Munch, Soutine und Kokoschka. Und die Bewegung die Brücke. Auch Poster und Typografie der Art Nouveau des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts mit Künstlern wie Toulouse Lautrec, Alfons Mucha oder Koloman Moser haben einen großen Einfluss auf meine Arbeiten. Ich hätte gerne in deren Zeit gelebt. Gleichzeitig faszinieren mich auch Strömungen wie die Punk-Bewegung in den 1970er-Jahren und das ganze Rock-’n’-Roll-Flair rund um David Bowie, Iggy Pop, Joy Division, The Doors, Marianne Faithfull und Patti Smith. Meine Kindheit und Jugend war stark geprägt von den Bildern und Videoclips der späten 1980er- und frühen 1990er-Jahre, mit Produktionen von Herb Ritts oder Jean Baptiste Mondino. Sie leben in der Modemetropole Paris. Welchen Stellenwert hat die Mode in Ihrem Leben? Einen sehr hohen. Ich lebe in einem Viertel mit unzähligen Designerboutiquen und verbringe eine Menge Zeit damit, Modemagazine zu lesen. Dokumentationen über verschiedene Designer interessieren mich sehr, wie sie ihre Shows und Kollektionen vorbereiten, wie sie mit den Models zusammen-
arbeiten. Das ist so unglaublich viel Arbeit, ich bin jedes Mal überwältigt. Mode umgibt mich überall. Sie beeinflusst mich in meiner Arbeit sehr stark, denn sie ist das Spiegelbild unserer Gesellschaft. Sie spricht sogar unser Unterbewusstsein an. Welche Auswirkungen diese Einflüsse tatsächlich auf meine Bilder haben, kann ich schlecht sagen. Ich weiß nur, dass Mode mich definitiv beeinflusst. Sie hatten schon ein paar Aufträge von Modefirmen? Ich komme meistens über Fotoproduktionen in Kontakt mit der Branche. Beispielsweise habe ich letztens eine umfangreiche Produktion von Sophie Etchart für die italienische Max illustriert. Dafür war ich zwei Wochen mit in die Produktion involviert und habe auch am Set den Stylisten getroffen und beim Shooting assistiert. Es war großartig, das einfach mal zu beobachten und im Nachhinein die Bilder zu bearbeiten. Mich hat fasziniert, wie dieses ganze System funktioniert, wie Stylisten, Makeup-Artisten, Hairstylisten, Fotograf und Models zusammenarbeiten. Das ist alles sehr intensiv. Für die Website der Diesel Parfüms habe ich die Hintergründe illustriert. Außerdem bin ich immer wieder in Kontakt mit Firmen wie beispielsweise Nikita oder Undiz, die meine Illustrationen für ihre Kollektionen verwenden. Es ist mein großes Ziel, auch weiterhin mit neuen Marken zu kooperieren, die meine Visuals für ihre Kleidung oder für ihre Kampagnen nutzen. Das wäre toll! x
04 Sandrine Pagnoux’ Illustrationen zierten die Website der Diesel Fragrance Factory 2011. 05 Diese Arbeit von 2008 zierte das Cover des Magazins Exklusiv.
out now! www.ucm-verlag.at/app
FinDen wir gut Text Isabel Faiss, Nicolette Scharpenberg, Petrina Engelke Fotos Marken
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Ativ by Vita Hecho a Mano
Tania Muñoz Garcia und Mirko Gardella haben sich in New York während ihres Modedesignstudiums kennen gelernt. Ihre Leidenschaft für natürlich schöne Dinge hat sie nicht nur privat zu einem Team gemacht. 2009 entschieden sie sich, eine eigene Accessoire- und Taschenmarke zu gründen. Ativ by Vita, mit einem Baum als Logo, hat den Anspruch, aus natürlichen Materialien und ohne chemische Farbstoffe hochwertige Produkte zu schaffen. Alles handmade in Spain. Die Kollektion umfasst Taschen für Männer und Frauen, Schals, Portemonnaies und Krawatten. Die Taschen werden aus 100-prozentiger Biobaumwolle gefertigt, die Stoffe sind teilweise Unikate. Verschlüsse, Riemen und Henkel bestehen aus hochwertigem Leder und sind individuell verstellbar. Aktuell umfasst die Kollektion acht verschiedene Modelle in vier verschiedenen Farben und Materialien. Preislich liegen die Taschen zwischen 80 und 150 Euro im Einkauf und sind bereits bei über 150 Händlern in Europa erhältlich. Kontakt: Gardella & Garcia S.L. (Ativ by Vita), 08033 Barcelona/Spanien, T 0034.93.1881875, www.ativbyvita.com
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02 A Question Of Trag was Gutes
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2007 ging das Kopenhagener Trio Thomas Dam, Kasper Andersen und Mads Ulrik Greenfort mit dem Label A Question Of an den Start. Ziel des kreativen Kollektivs ist es, biologische und fair produzierte Mode anzubieten. Los ging es mit bedruckten T-Shirts für NGOs, bis sich 2010 eine eigene Kollektion mit ansprechenden Grafiken auf T-Shirts und Sweatshirts entwickelt hatte. Inzwischen ist A Question Of in Image-Stores wie Harvey Nichols, Bloomingdales und Asos.com vertreten. Kunden wie Wood Wood, Colette oder Soto stehen noch auf der Wunschliste. Es gibt vier Kollektionen im Jahr, die aus je 50 Teilen bestehen. Preislich liegt die Kollektion zwischen 40 und 80 Euro im Verkauf. A Question Of arbeitet mit Vertriebspartnern in England, Italien, Japan und Singapur zusammen und ist derzeit auf der Suche nach Partnern für Deutschland und die Niederlande.
Ihr vermisst das gute alte „den Hörer unters Ohr klemmen“? Pop Phones des US-Labels Native Union von David Turpin, Michael Young und Fabien Nauroy bringen das „Back in the Days“-Feeling zurück. Die bunten Plastikhörer kann man einfach an sein iPhone anstecken und per Knopfdruck Gespräche annehmen oder auch nicht. Die erste Serie bestand ausschließlich aus bunten Phones in Candy Colours. Neu ist Camouflage und die goldene Plastikversion, die einem gleich ein wenig James-Bond-Style ans Ohr zaubert. Maximale Aufmerksamkeitsgarantie. Preislich liegen die Pop Phones zwischen acht und 18 Euro im Einkauf. Vertreten ist die Utility-Marke bereits bei Urban Outfitters, Amazon und Snipes.
Kontakt: A Question Of, Mads Ulrik Greenfort, 2100 Kopenhagen/Dänemark, T 0045.31322322, www.aquestionof.net
Native Union Telefonieren wie früher
Kontakt: Supreme Agency, Bardia Beigui, 50858 Köln/Deutschland, T 0049.2234.2779501, www.supremeagency.de, www.nativeunion.com
finden wir gut –– mode
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Triwa Provozier halt!
Die vier Köpfe hinter dem 2007 gegründeten schwedischen Accessoirelabel Triwa scheinen sich Provokation als großes Ziel auf ihre Fahnen geschrieben zu haben. Die Uhren und Sonnenbrillen der jungen Marke sind völlig unprätentiös und bringen eine gewisse Kick-your-Ass-Attitüde ins Spiel. Farbe steht dabei immer an erster Stelle. Ruhige Erdtöne können da schon mal auf knalliges Pink prallen. Die durchaus ansprechende Radikalität setzt sich auf Materialebene fort: Stählerne Uhrgehäuse treffen auf Armbänder aus Acetat, weichem Leder oder Nato Nylonbänder. Für die Rosinenpicker gibt es Special Editions mit Street Artists wie SupaKitch oder Koralie. Preislich bewegen sich die Uhren und Brillen im Einkauf zwischen 40 und 86 Euro bei einer 2,5er-Marge. Vertreten ist die Marke bereits in über 25 Ländern, darunter Stores wie Selfridges in London, Sten och Ströms in Oslo oder Illum in Kopenhagen. Kontakt: Looft Modevertrieb GmbH, 20457 Hamburg/Deutschland, T 0049.40.481020, www.triwa.com
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Bag ’n’ Noun Japan Superlative
Das japanische Taschenlabel Bag ’n’ Noun wurde von Takeshi Ozawa 2009 gegründet. Alle Taschen werden mit Sorgfalt in einer kleinen Schneiderei in Osaka hergestellt. Verwendet wird ausschließlich glatter und robuster japanischer Canvas. Um die Qualität des Stoffes zu sichern, produzieren die Weber maximal rund 50 Meter pro Tag. Die Kollektion umfasst Shopper Bags, Rucksäcke, Canvas Bags, Kulturbeutel und Taschen mit Spindelzug. Preislich liegen die Rucksäcke zwischen 46 und 100 Euro im EK, die Taschen zwischen 52 und 75 Euro. Erhältlich sind die Items bereits bei The Gloss in Zürich, Wunderschön in Lausanne und Purple Pink in Hamburg. Kontakt: Japan Proxy, 8004 Zürich/Schweiz, T 0041.432.433363, www.japanproxy.ch, www.bagnnoun.com
HEX Nerd Business
Tech-Apparel- und Merchandising-Produkte sind das absolute Nerd-Business. Die kalifornische Marke HEX hat sich trotzdem als Ziel gesetzt, Stilbewusstsein dort hineinzubringen. HEX ist ein Private Label von August Accessories, das unter anderem für Skatemarken wie KR3W, Spitfire, Antihero oder Real Skateboards Accessoires produziert. Markengründer Carl Steindler, der bereits über 20 Jahre Erfahrung in der Modeindustrie hat, gründete HEX im Jahr 2010. „HEX steht für qualitativ hochwertigen Transport von technischen Geräten aller Art mit Street Credibility“, erklärt Steindler. Die Kollektion umfasst Rucksäcke, Messenger Bags, iPhone und iPad Sleeves und Uhren mit iPod nano Vorrichtung. Taschen kosten 24 Euro im Einkauf, iPod Sleeves liegen bei neun Euro und die iPod nano Watchbands kosten 7,60 Euro im Einkauf. Erhältlich ist HEX bereits bei Zebraclub in Berlin, Oneoff in Stockholm und online bei Karmaloop. Kontakt: HEX, 92672 San Clemente/USA, T 001.949.3061626, www.shophex.com
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Tantum Los Angeles Guerilla Streetwear
Bei der US-Marke Tantum Los Angeles läuft das Business gezielt über die Anderen. Klickt man auf das Logo ihrer Website, die bislang noch „under construction“ steht, wird man direkt zum Union Store in Los Angeles weitergeleitet. Dort ist bei der Markenbeschreibung nur die Rede von einem ihrer Lieblingskunden namens T_Z. Er sei Kopf hinter der Marke Tantum Los Angeles, dessen Pocket-T-Shirts und Hüte seit April 2011 durch das Street Wide Web gestreut werden und bereits vielfach als Vorlage für andere Marken genutzt wurden. Corporate Identity der Brand sind die farbig abgesetzten Brusttaschen mit Camouflage-Muster, Navajo, Tiger, Leopard, Hawaiiblumen, Paisley, Chambray oder Sternen. T-Shirts liegen zwischen 15 und 19 Euro, Hüte bei 30 Euro und Sweats bei 35 Euro im Einkauf. Neben Union L. A. ist die Marke unter anderem bei Graduate in Bordeaux, bei Hanon aus Aberdeen und online bei Open Lifestyle erhältlich. Bislang ist es nur möglich, über ihren Tumblr-Blog direkten Kontakt aufzunehmen. Try it!
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Drink Beer Save Water Drinks on us
Der Name Drink Beer Save Water klingt nach einer doof bis witzigen DIY-Brand, deren Vertreter man auf Underground-Messen betrunken antrifft. Tatsächlich beginnt die Geschichte der Marke aus Seoul mit Biertrinken, aber dann wird sie besser: Der Launch fand mit der Sommerkollektion 2011 statt, im vergangenen Januar präsentierte sich die T-Shirt-Kollektion für Männer erstmals auf der Bread & Butter. Die rein in Schwarz-Weiß gehaltenen Graphic Tees zeichnen sich durch originelle Prints aus. Preislich liegen die Shirts zwischen 55 und 150 Euro bei einer 2,5erKalkulation. Drink Beer Save Water ist bereits in Europa, den USA und Japan auf dem Markt und in Deutschland unter anderem bei Kult in Düsseldorf vertreten. Kontakt: Drink Beer Save Water, 299-38 Seoul/Korea, T 0082.2.5150614, www.drinkbeersavewater.com, www.youneedbeer.com
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Reason Clothing Für Sammlerherzen
Hunderte Referenzstücke sammeln Phil Bassis und Jonathan Totaro, bevor sie mit einer neuen Kollektion beginnen. Für die Teile ihrer Männermodelinie Reason lassen sie sich hier von einer Naht, dort von einem Kragen inspirieren – und konstruieren daraus das Beste, was ihnen möglich erscheint. Die Produkte des 2004 in New York gegründeten Labels sind wahre Sammlerstücke: Vom Kapuzenshirt bis zum Premiumdenim, von der Mütze bis zum Flachmann erscheint alles grundsätzlich in limitierter Auflage, zum Teil auf nur 50 Stück begrenzt, jeweils von Hand nummeriert und mit handgemaltem Etikett. Neuauflagen? Fehlanzeige. Da ist Reason längst wieder auf der Suche nach dem nächsten perfekten Stück. Kontakt: Reason, 10023 New York/USA, www.reasonclothing.com
Kontakt: Tantum L. A., 90036 Los Angeles/USA, www.tantumla.com, www.tantumla.tumblr.com, www.tantumlosangeles.blogspot.com
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R.T.CO Quality’s Next
Tobias Bergmann begann in den 1980er-Jahren mit Skateboarding, launchte 2006 seine eigene T-Shirt-Marke und produziert seit 2010 Premiumsonnenbrillen. Unter dem Namen R.T.CO setzt er auf hochwertige Gestelle bestehend aus Baumwollacetat. Hergestellt werden die Rahmen in kleinen Manufakturen in Österreich und Italien, die Gläser sind Qualitätslinsen von Essilor aus Frankreich. „Supreme Quality & Design“ ist die selbsterklärte Maxime des Berliner Skateboarders und Grafikdesigners. Preislich liegen die Brillen bei 60 Euro im Einkauf. Vertreten ist die Brand bereits bei Voo in Berlin, im Yeahboy Department in Hamburg und bei Pop Cph in Kopenhagen. Kontakt: R.T.CO, 12047 Berlin/Deutschland, www.r-t-co.com
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Manastash Erde, Feuer, Wasser, Luft
Die 1994 gegründete Marke Manastash aus Seattle ist absoluter Vorreiter auf dem Fachgebiet „gut aussehen in eco-friendly Products“ und wird gerade durch alle Hype-Blogs gejagt. Kernkompetenz der US-Brand sind Jacken, Westen, T-Shirts und Accessoires für die Bereiche Ski, Trekking, Mountainbike, Rafting oder Kajak. Auch bei der Fertigung ist die Natur stets Vorbild für Farben und Materialien. Die äußere Hülle bei Jacken besteht aus atmungsaktivem Pertex und Hanf, das Futter aus PrimaLoft mit atmungsaktiver Isolierung für mehr Leistung und Komfort. Highlight ist die 2010 entwickelte Manastash Mammoth Jacke. Preislich liegen die Outdoor-Styles zwischen 84 Euro für Westen und 107 Euro für Jacken im Einkauf. Vertreten ist die Marke bereits bei Hickoree’s in New York.
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Vanishing Elephant Stilvoll stilbrechend
2008 kamen Felix Chan, Huw Bennett und Arran Russell mit ihrem Menswearlabel Vanishing Elephant auf den Markt. Die Erfolgskurve ging seitdem steil nach oben. Mittlerweile ist die Marke bereits in den USA, Neuseeland, Australien, Asien, Kanada und in UK vertreten und wurde im Jahr 2010 von der australischen GQ zur Menswear Brand of the Year gewählt. Der Anspruch der australischen Brand ist die Verknüpfung von Qualität, Originalität und Zweckdienlichkeit und die Neuinterpretation der klassischen Ästhetik aus der HAKA. Die erste Kollektion entstand 2009 mit einer kleinen Kollektion aus Jacken, Hemden, T-Shirts, Jeans, Bermudas, Strickpullover und klassischen Herrenschuhen. Kennzeichen für ihren Look sind Stilbrüche. So finden sich kleine Stickereien wie Rosen auf klassischen Chinos oder Jacketts, Navajo-Muster auf Leinenhemden oder Paisley-Muster auf Bermuda-Shorts. Im Einkauf liegen die Styles zwischen 30 Euro für Hemden, 39 Euro für Chinos, 84 Euro für Jacken und 66 Euro für Schuhe. In Deutschland ist die Marke bereits im Yeahboy Department in Hamburg vertreten. Kontakt: Vanishing Elephant, Huw Bennett, 2010 Sydney NSW/Australien, T 00612.9698.1688, www.vanishingelephant.com
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01 Manastash Erde, Feuer, Wasser, Luft
Kontakt: Blender Agency, 0273 Oslo/Norwegen, T 0047.22.606950, www.blenderagency.com, www.manastash.com
Luv Aj Bad Ass Bling
Irgendwann die ganze Welt mit ihrem Schmuck aufzupimpen – das ist das Ziel von Amanda Thomas. Die 23-jährige Designerin aus Los Angeles gründete 2005 ihr eigenes Schmuck- und Accessoirelabel Luv Aj. Gelernt hat sie von den ganz Großen wie Corey Madley von Madley Schmuck und Strickwaren, Designerin Rachel Pally, Promi-Stylistin Cristina Ehrlich oder den Damen vom Onlinemagazin Who What Wear. Zu ihren heutigen Fans zählen bereits Promis wie Kim Kardashian, Vanessa Hudgens, Whitney Port und Nicole Richie. Ihre Kollektion besteht aus Stirnbändern mit Stachelnieten, klobigen Halsketten, Schlagringen, Armreifen und Ohrringen. Ketten liegen zwischen 50 und 60 Euro im Einkauf, Ringe zwischen 20 und 34 Euro, Armreifen zwischen 50 und 116 Euro. Erhältlich ist die Marke bislang überwiegend in den USA oder online bei Karmaloop, Asos, Urban Outfitters oder Revolve Clothing. Kontakt: Hoopla PR-London, Jamie Hutchinson, W1D 7AZ London/UK, T 0044.207.2877066, www.luvaj.com
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To the black Wo Licht ist...
... ist auch Schatten. So ungefähr das Motto der 2009 gegründeten Marke To The Black aus dem walisischen Cardiff. Dahinter steckt ein Duo aus Grafikdesignern, das als Dienstleister für Graphics irgendwann beschloss, selbst in das Business einzusteigen und eine Kollektion bestehend aus T-Shirts, Sweatshirts, Lederjacken und Accessoires für Frauen und Männer auf den Markt zu bringen. Mit Erfolg, denn bereits drei Jahre später wird die Kollektion, die sich auf schwarze, weiße und graue Basics beschränkt und farbliche Akzente nur über die Prints setzt, in kleineren Boutiquen in ganz Europa vertrieben. Zusätzlich laufen gerade Gespräche mit einer großen Kette in England. Im Verkauf liegen die Teile zwischen 20 und 50 Euro, wobei Einzelteile auch darüber liegen. Momentan stehen die Märkte USA, Kanada, Australien und Japan auf der To-do-Liste. Kontakt: To The Black, Naeem Khan, Amjad Iqbal, CF23 OGG Cardiff/UK, T 0044.29.20195013, www.totheblack.co.uk
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Enter Eingetreten!
Gegründet aus der Liebe zu VintageKleidung, entstand 2011 das schwedische Taschen- und Accessoirelabel Enter. Inspirationen holen sich die Schweden in der Musik der Golden Ages, in der Mode und im Sport. Unterteilt wird in drei Kollektionen: Lifestyle, Heritage und Staple, bestehend aus iPhone und iPad Cases, Laptop und Travel Bags, Rucksäcken, Duffelbags, Aktentaschen und Portemonnaies aus feinem Leder oder hochwertiger Wolle mit Fischgratmuster, Karo oder Leopard. Alle Teile werden in einer alten Fabrik in Schweden hergestellt. Preislich liegen die Accessoires zwischen 13 und 117 Euro im Einkauf bei einer Marge von 2,3. Im August 2001 hat die Marke erstmalig auf der Boutique Fräsh in Stockholm ausgestellt und ist bereits bei Sivletto, Skank und Sportamore in Stockholm und bei Supermarket Sarah in London vertreten. Kontakt: Supreme Agency, Bardia Beigui, 50858 Köln/Deutschland, T 0049.2234.2779501, www.supremeagency.de, www.enteraccessories.com
Bleu de Paname Seefahrerromantik
Eine beachtliche Kundenliste kann das 2008 gegründete französische Street- und Menswearlabel Bleu de Paname von Thomas Giorgetti und Christophe Lepine bereits vorweisen. Händler wie Colette in Paris, Hunting & Collecting in Brüssel, Dover Street Market in London oder der Civilist Store in Berlin hat das Menswearlabel bereits in seinen Bann gezogen. Seefahrerromantik vermittelt der Mix aus dunklem Denim, den großen Taschen, den außenliegenden Nähten und den Vintage-Knöpfen. Der Look: Arbeit und Uniform mit Street-Twist. Die Kollektion besteht aus Jacken, Chinos, Hemden und Jeans. Kooperationen gab es bereits mit den Schumarken PF Flyers und Pointer und mit der japanischen High-Fashion-Brand Comme des Garçons. Im Einkauf kosten die Jacken 60 bis 117 Euro, Hemden liegen zwischen 37 und 45 Euro, Chinos bei 45 Euro und Denims bei 52 Euro. Kontakt: Bleu de Paname, Christophe Lepine, 75011 Paris/Frankreich, T 0033.175513392, www.bleudepaname.com
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Unit Portables Schönes Tragen
Menschen ohne Laptop, iPhone, MP3-Player und Co? Seltene Spezies. Durch die Vielzahl von Gadgets ist natürlich auch die Vielfalt der Möglichkeiten für deren Schutz gewachsen. Mal schick, mal aber auch nicht. Genau hier setzt das 2011 gegründete schwedische Label Unit Portables an. Ihre Taschen, Cases und Hüllen transportieren die Gadgets nicht nur sicher von A nach B, sie sorgen mit ihrem minimalistischen Design auch für sicheren Style. Die Kollektion besteht aus Computertaschen, iPhone und iPad Cases, Schultertaschen und Messenger Bags aus Polyester. Preislich liegen die Taschen zwischen zwölf und 32 Euro im Einkauf. Vertreten ist die Marke bereits bei Human Empire in Hamburg, theflashgib in Stuttgart und STAB in Berlin. Kontakt: Haptiques trading co., Felix Engelmann, T 0049.171.5656559, www.haptiques.com, en.unitportables.com
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Phonz says Black Italienische Blazer-Mafia
Ihre Leidenschaft sind Vintage-Motorräder und Rock-’n’-Roll-Musik. Ihr Logo ist ein schwarzer Panther in einem Dreieck. Die aggressive Eleganz dieses edlen Raubtieres machen sich Daniele Bianucci und Fontani Alessandro, Gründer des italienischen Labels Phonz says Black, zunutze. Ihr Ziel: Stilherrschaft über ausgefallene Jacken. Seit 2010 liegt ihr Fokus auf scharf geschnittenen Blazern für Männer und Frauen. Revolutioniert werden diese durch All-over-Prints oder Prints am Revers: Motive wie Berglandschaften, Wüsten oder Steppen wie im Marlboro Country, Gitarren, Elfenbeinzähne und Nägel als Accessoires, Comics, Schlangen oder Leoprints. Preislich liegen die Blazer zwischen 100 und 110 Euro im Einkauf. Vertreten ist die Marke bereits bei Peek & Cloppenburg Fashionation in Berlin, Stuttgart und Wien. 18
Osloh Bicycle Jeans Kompromisslos – Stopp
Was macht eine Hose gleichzeitig büro- und fahrradtauglich? 1. Five-PocketSchnitt. 2. Ungewaschener IndigoDenim mit zwei Prozent Stretchanteil. 3. Antibakterielle und geruchsabweisende Beschichtung. 4. Drei Lagen Stoff im Schritt. 5. Am Bund vorne tief, hinten hoch geschnitten. 6. Quick Snap Weitenregulierung am rückseitigen Bund. 7. DoppelButton-Verschluss mit verlängerter Schlaufe am vorderen Bund. 8. Schräg gestellte Gürtelschlaufen vorne. 9. U-Lock Fahrradschloss-Halterung über der linken Hintertasche und angeschrägte Tasche rechts oben für Handy oder MP3-Player. 10. Verstärkung/Bestickung am rechten inneren Hosenbeinende und das rechte Hosenbein kann zusätzlich durch Schlaufen mit Buttons enger gemacht werden. Osloh Bicycle Jeans wurde 2008 von Shawn Drayton aus New York gegründet. Preise: 40 bis 64 Euro EK. Ab 2013 auch für Frauen und Kinder. Stopp. Kontakt: Trendwizzard, 81827 München/Deutschland, T 0049.89.43707300, www.trendwizzard.de, www.osloh.com
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Stance Knöchel-Kunstwerk
Die 2010 gegründete kalifornische Sockenmarke hat ihre Wurzeln im Boardsport. Wer jetzt an die Standard Schwarz-WeißSocken mit Ringeln denkt, liegt weit daneben. Stance macht die Socke zur Leinwand und arbeitet regelmäßig mit Skateboardern und Künstlern wie beispielsweise Kid Creature, Don Pendelton, Jason Jessee oder Chris Cole für limitierte Editionen zusammen. Highlight für die Rollbrettgarde war wohl das Screaming Hand Design von Santa Cruz oder das Lakai Manchester Schuhdesign. Es gibt mittlerweile über 140 Modelle und sechs Kollektionen: Casual für jeden Tag, Performance für mehr Halt, Reserve oben elegant – unten funktional, die kunstvolle Art Series, eine Kinderkollektion und neu auch eine Snowboardkollektion. Die meisten Modelle gibt es in drei verschiedenen Längen, preislich liegen sie zwischen drei und vier Euro im Einkauf. Stance ist in Deutschland bereits bei Mantis in Hamburg, Planet Sports und Snipes vertreten. Kontakt: Trade.Art Distribution, 70199 Stuttgart/Deutschland, T 0049.711.51872888, www.stance.com
Kontakt: JAT, 20142 Mailand/Italien, T 0039.02.89124020, www.phonzsaysblack.com
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Roberu Uniques Rindsleder
Die Boots und iPhone Cases der 2008 gegründeten japanischen Ledermarke Roberu werden in einer kleinen Fabrik in Yokohama gefertigt und bestehen ausschließlich aus hochwertigem Rindsleder. Ihre einzigartige Struktur, die unter anderem auch Kratzer oder Unebenheiten haben kann, erhalten die Items durch eine spezielle Gerbung mit natürlichen Farbstoffen, die sich auf dem groben Leder unregelmäßig verteilen. Jedoch genau das ist es, was die Accessoires, Boots und Kamerahalterungen so begehrlich für Stores wie Colette in Paris, Union in Los Angeles oder Graduate in Bordeaux macht. Die iPhone Cases liegen bei 22 Euro im Einkauf, die Boots bei 145 Euro und die Kamerataschen bei 49 Euro. Kontakt: Japan Proxy, 8004 Zürich/Schweiz, T 0041.432.433363, www.japanproxy.ch, www.roberu.com
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Boys are back in town
Die Stadt, der Sommer, ein langer lauer Abend. Zwei Jungs und ihr Moped. Was geht? Fotos Julian Robinet Assistenz Markus Sende Postproduktion/Bildbearbeitung Martin Wickenhäuser Haare & Make-up Tina Schmoll, www.ninaklein.com Models Sebastian und Carlo, www.sowow.de Produktion Agi Habryka, Friederike von Bock, www.sowow.de Special Thanks: Carlotta von Bock und Martin Uecker
Hemd –– Salsa Fliege –– American Apparel Jeansjacke –– Levi’s Jeansshorts –– Adidas via Frontlineshop Socken –– Happy Socks via Frontlineshop Schuhe –– Lacoste via Frontlineshop
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Kappe –– New Era Henley –– J.C. Rags Hosenträger –– American Apparel Jacke –– Red Seal by Replay Jeans –– Mavi Schuhe –– Converse Allstar via Frontlineshop
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(Links): Beanie –– März, Hemd –– A Fish Named Fred, Jeans –– K.O.I. (Rechts): Beanie –– Cleptomanicx, Jeanshemd –– We Are Replay, Jeans –– Antony Morato, Schuhe –– Santos
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(Links): Hemd –– Drykorn Fliege –– American Apparel, Weste –– März Jeans –– Fuga, Socken –– American Apparel Schuhe –– Diesel (Rechts): Hut –– G-Star Raw, Henley –– American Apparel, Sakko –– Diesel, Chino –– Mustang, Schuhe –– Angel
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Boys are back in town –– MODE
Linke Seite: (Links): Jeanshemd –– Lee Krawatte –– G-Star, Hose –– ADenim Socken –– Happy Socks via Frontlineshop Schuhe –– Fly (Rechts): Kappe –– Brixton Hemd –– We Are Replay Hosenträger –– Diesel Jeans –– Silver Jeans, Socken –– Falke Schuhe –– Frank Wright Rechte Seite: (Oben): Brille –– Vintage Hemd –– März Krawatte –– American Apparel Jacke –– Ben Sherman via Frontlineshop Jeans –– Freeman T. Porter Socken –– Falke Schuhe –– Keds via Frontlineshop (Unten): Hut –– New Era T-Shirt –– Ben Sherman Lederjacke –– Garcia Hose –– Energie Schuhe –– Tommy Hilfiger
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Helm –– Diesel, Hemd –– Tommy Hilfiger, Weste –– Drykorn, Jeans –– Diesel, Schuhe –– G-Star Raw
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heavy Patterns –– MODE
Heavy Patterns
Muster sind ein Leitmotiv für die kommende Saison. Ob als Mimikry, Kitschpostkarte oder ganz geometrisch – am besten all-over und in Farbe. Fotos Andy Kassier, www.andykassier.com Models Tanoe und Sonja, www.sowow.de Produktion Agi Habryka, Friederike von Bock, www.sowow.de
Linke Seite: Hose –– Nikita, Boots –– Energie Rechte Seite: Heels –– Jeffrey Campbell
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Mantel –– Patrick Mohr, Booties –– Samsøe oI Samsøe
Linke Seite: Hose –– Drykorn Gürtel –– Drykorn Hemd –– Lacoste Trenchcoat –– Diesel Krawatte –– Vito Schuhe –– Diesel Rechte Seite: Hemd –– Tommy Hilfiger Jackett –– Rochambeau Krawatte –– Tommy Hilfiger
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Oben: Shorts, Hoodie –– Chiemsee Unten: Boxershorts –– Cleptomanicx
Rechte Seite: Outfit –– Gsus, Heels –– Sandro
heavy Patterns –– MODE
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heavy Patterns –– MODE
Schal –– Patrick Mohr
Oben: Bluse –– Drykorn, Strumpfhose –– Falke, Heels –– Diesel Linke Seite: Outfit –– Baum und Pferdgarten, Booties –– Samsøe oI Samsøe
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Oben: Outfit –– Diesel, Heels –– Franko Sarto Unten: Top –– Fuga
Oben: Hemd –– Cleptomanicx, Strumpfhose –– Falke, Heels –– Diesel Rechte Seite: Rock –– Garcia
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heavy Patterns –– MODE
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Offen: Text Isabel Faiss, Ina Köhler Fotos Marken
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Fast forward Expansion
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superdry Ganz groSSer Auftritt
Das Berliner Einzelhandelsunternehmen von Schahied Herbawi plant in diesem Jahr eine weitere Expansion: Insgesamt sollen drei Filialen hinzukommen, davon zwei in Leipzig, dort ist auch ein weiterer Adidas Originals Store anvisiert. Zusätzlich ist der Umbau des Stores im Alexa-Center in Berlin geplant. Dort soll ab August auch das Konzept Fast Forward Black öffnen – ein hochwertiger Store, der etwas erwachsenere Mode von Marken wie G-Star, Closed, Diesel oder Parajumpers zeigen wird. „Viele unserer Kunden sind etwas erwachsener geworden“, so District Managerin Isabelle Mosig. Ihnen soll auf rund 220 Quadratmetern eine entsprechende Plattform mit Spezialitäten und besonderen Jeans, die durchaus auch gehobene Preislagen zeigen können, geboten werden. Das 1997 von Schahied Herbawi gegründete Unternehmen Fast Forward führt Filialen in Städten wie Hamburg, Berlin, Potsdam, Leipzig und Dresden mit unterschiedlichen Flächengrößen. Der Schwerpunkt im Sortiment liegt auf modischen Denim-Brands und Schuhen, darunter Marken wie Pepe, Energie, G-Star, Diesel, Replay, Scotch & Soda sowie Adidas.
Das ist eine klare Ansage: fünf Stockwerke, insgesamt 2.500 Quadratmeter Fläche und das Ganze an der Londoner Prestigeadresse Regent Street. Superdry tritt mit seinem weltweit größten Flagship-Store in dieser geschichtsträchtigen Einkaufsstraße ein bedeutendes Erbe an, denn die 100 Jahre davor war in diesen Räumlichkeiten der Department-Store Austin Reed untergebracht. Die unteren vier Stockwerke sollen als Verkaufsfläche dienen, im fünften Stock soll ein Showroom, ein VIP-Bereich und eine Presse-Lounge untergebracht werden. Die gesamte Range der Marke wird in den einzelnen Stockwerken separat präsentiert, also Frauen- und Herrenkollektion, Footwear, Accessoires und Beauty. Zusätzlich soll es exklusive Kollektionen geben, die nur in diesem Store erhältlich sind. Dick aufgefahren wird auch bei der Gestaltung des neuen Markenimperiums. Originale Suchscheinwerfer der britischen Marineflotte aus dem Sueskanal beleuchten das XXLSuperdry Logo in der Eingangshalle, aus der eine monströse Prunktreppe hinauf in die oberen Stockwerke führt.
Kontakt: Herbawi GmbH, Grunerstraße 20, 10179 Berlin/Deutschland, www.fast-forward-streetwear.com
Kontakt: Superdry International, 103/113 Regent Street, London W1B 4HL/UK, www.superdry.com
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Antony Morato It’s a man’s world
Anfang Mai eröffnete die italienische Menswear-Marke Antony Morato den 33. Marken-Store in Form eines ConceptStores an einer der prestigeträchtigsten Adressen Mailands, dem Corso Buenos Aires. Im cleanen Schwarz-Weiß-Look gehalten, vereint der Store lauter schöne Dinge, die voll und ganz auf das Leben und die Ansprüche der jungen männlichen Zielgruppe der Marke abgestimmt sind. Neben der Mode sind das unter anderem internationale Magazine wie das HypeBlatt Monocle, Fotografiebücher aus dem Taschen Verlag oder auch Fotokameras und technische Gadgets. „Der Store unterstreicht unsere Modevision und unseren Anspruch als junge Marke, stets neue Trends zu kreieren“, erklärt Raffaele Caldarelli, Firmengründer und President. Die Mailänder Eröffnung bildet dabei den Auftakt für weitere Store-Openings in Madrid, London und Paris, die für Juni und Juli geplant sind. Das Tempo will man hoch halten, in den nächsten fünf Jahren sollen insgesamt 280 neue Points of Sale hinzukommen. Kontakt: Antony Morato, Corso Buenos Aires 16, 20124 Mailand/Italien, www.morato.it
retailnews –– vor ort
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Levi’s Oh Champs-Élysées
Im Eingangsbereich wirkt es, als seien die prachtvollen Champs-Élysées in die Geschäftsräume des neuen Pariser Levi’s Flagship-Stores hineingewachsen, der die historischen Räume des Gebäudes Nr. 76 an der Ecke zur Galerie des Arcades bezogen hat. Völlig untypisch erwartet den Besucher im Erdgeschoss keine Ware. Der dreistöckige Store mit einer Fläche von 650 Quadratmeter und einem markanten Design im Vintage- und Industriestil wurde vom französischen Architekturbüro REV Architecture so konzipiert, dass die Kunden durch einen einladenden, weiten und offenen Raum in den Store gelangen und anschließend über eine majestätisch große Treppe ins Untergeschoss geführt werden. Eine mächtige Säule im Zentrum des Verkaufsraums lässt die beeindruckende Raumhöhe noch deutlicher werden. Hier werden die bekanntesten Key-Products der Marke sowie die Linie Made & Crafted und die Footwear präsentiert, während im Obergeschoss die Kollektion Levi’s Vintage Clothing und ein Tailor Shop untergebracht sind. Dieser Tailor Shop ist einer von nur vieren weltweit. Die anderen drei stehen in den Flagship-Stores im New Yorker Meatpacking District, am Union Square in San Francisco und an der Londoner Regent Street. Kontakt: Levi’s Store Paris, 76 Avenue des Champs-Élysées, 75008 Paris/Frankreich, www.levi.com
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Hummel Berliner Ableger
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Flip-Flop Köln erobert
Gsus industries Eins plus zwei macht drei
Im Mai 2012 wurde in Berlin-Mitte, am Montbijouplatz direkt an den Hackeschen Höfen, ein eigener Store der dänischen Marke Hummel eröffnet. Auf rund 100 Quadratmetern finden sich neben aktiver Teamsportbekleidung auch Lifestyle- und Schuhkollektionen für Männer, Frauen und Kids. Die Sport- und Lifestylemarke Hummel wurde 1923 ursprünglich in Hamburg gegründet. Nach einer wechselvollen Geschichte wurde sie in den 1980er-Jahren von einem dänischen Eigentümer übernommen. In den 1990er-Jahren hat sich die Marke mit Retro-Lifestyle-Kollektionen einen Namen gemacht, die die lange Geschichte der Marke featuren.
Im Mai eröffnete die Schuhmarke Flip-Flop nach Läden in Amsterdam und Berlin auf der Kölner Ehrenstraße eine weitere Dependance. Auf 100 Quadratmeter Ladenfläche zeigt die Marke ihre komplette Schuhlinie sowie die dazu passende Bekleidungskollektion. Jeder der Flip-Flop-Stores wird von Managing Director Anne-Katrin Hummel individuell gestaltet, sodass kleine Unterschiede an den Standorten sichtbar werden. „Am wichtigsten ist mir, Einkaufssphären zu schaffen, in denen man sich wohlfühlt.“ Weiße Wände und weiße Keramikfliesen mit Flip-Flop-Blumenmuster sowie ein besonderes Regalsystem, auf dem die farbenfrohe Kollektion wirken kann, geben den passenden Rahmen für die Schuhmarke mit Sitz in Pirmasens.
Der Erfolg der beiden ersten Concept-Stores von Gsus Industries in Den Haag und Utrecht veranlasste im vergangenen April die Eröffnung eines dritten Stores in Amsterdam. Weitere Eröffnungen in den Niederlanden stehen bereits auf dem Plan, auch Deutschland steht mittelfristig auf dem Plan. Nachdem es im deutschen Markt still um Gsus Industries geworden war, dürfte dieser Neustart mit eigenen Stores unter besonders kritischer Beobachtung seitens des Einzelhandels stehen. Für die Gestaltung der Stores setzt die Marke auf ihr Motto „made by instinct“. Rohmaterialien wie naturbelassenes Holz, Metall und Beton prägen das Interieur. Als Highlight zieht sich ein Kupferrohr spiralförmig durch den Store und durchbricht dabei sämtliches Mobiliar inklusive Fassade.
Kontakt: Hummel, Montbijouplatz 4, 10178 Berlin/Deutschland, www.hummel-store-berlin.de
Kontakt: Flip-Flop, Ehrenstraße 46, 50672 Köln/Deutschland, www.flip-flop.de
Kontakt: Gsus Industries, Koningsplein 8, 1017 BB Amsterdam/Niederlande, www.g-sus.com
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reason outpost, new york –– vor ort
Alles muss raus! Die Besitzer von Reason Outpost sind im Herzen Kinder geblieben, sagen sie. Doch nicht Siebenjährige, sondern Mode-Nerds drücken sich die Nasen am Schaufenster platt und staunen über die schrägen Kollektionen. Text Petrina Engelke Fotos Reason Outpost
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esigner sammeln Inspiration. Später sagen sie dann, die neue Kollektion habe etwas von der Eleganz in diesem französischen Film, von den Krägen jener historischen Trachten, von den Schuppen eines Riesenwaran. Auch Phil Bassis und Jonathan Totaro sammeln für ihr Label Reason Inspiration. Aber die wandert nicht in ein Kellerarchiv, sondern in ihren Laden – und von dort in die Hände der Kundschaft. „Wenn wir uns für einen bestimmten Stil entschieden haben, sammeln wir erst einmal monatelang Hunderte Referenzstücke“, sagt Bassis. Für eine Reihe Chambray-Hemden und College-Jacken etwa haben die beiden die seltensten Exemplare ihrer Art aufgetrieben. Und all diese raren Vintage-Teile verkaufen sie in ihrem Laden Reason Outpost – bis zu ein Jahr, bevor die davon inspirierte Kollektion fertig ist. „Das gibt unseren Kunden schon mal einen Ausblick“, sagt Bassis. Die beiden treiben sich ständig auf Flohmärkten herum, man trifft sie bei Auktionen und Haushaltsauflösungen. Im Laden türmen sich neben Vintage-Kleidern auch Schallplatten, antike Sammlerstücke, skurrile Haushaltswaren, ausgestopfte Tiere. „Sie sollten erst mal sehen, wie es bei uns zu Hause aussieht!“, lacht Bassis. Krokodilkopf. Anatomieposter und 1920er-Jahre-Flinte wirken nicht nur dekorativ. Bei Reason Outpost kann man alles kaufen, sogar wenn es niet- und nagelfest ist: Die Besitzer trennen sich selbst von den Teppichen, Kleiderstangen oder
dem eigens angefertigte Reason-Schild, wenn ein Kunde danach fragt.
DJ-Kultur trifft Vintage-Liebhaberei Gleichzeitig haben sie ihr Ohr am Puls der Zeit – buchstäblich. Mitbegründer Jonathan Totaro ist besser bekannt als DJ Price. Er reist durch die Welt, legt auf angesagten Partys auf und macht Mixtapes, die im Laden und auf der Website erhältlich sind. „Viele Kunden entdecken Reason durch die DJ-Price-Mixtapes und seine eigene Musik.“ Das Nomadentum eines
Reason outpost
436 East 9th Street 10009 New York/USA www.reasonclothing.com Eröffnung: November 2011 Inhaber: Phil Bassis, Jon Totaro Mitarbeiter: 10 Verkaufsfläche: 56 qm Labels: Reason, GG$ Guns Germs $teal, Vane x Sebago Boots, George Guest Backpacks (plus jede Menge Vintage)
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Als Joel und Ethan Coen „Llewyn Davis“ in der Straße drehten, wurden alle Läden aufwändig auf „alt“ getrimmt. Nur Reason nicht. Interieur inklusive: Alles, was man in diesem Laden sieht, kann man auch kaufen.
DJs haben die beiden New Yorker eine ganze Weile lang auch mit ihrem Laden betrieben. Rund ein Dutzend Pop-up-Shops von Reason gab es schon, in allen Ecken der USA. „Einen dauerhaften Laden zu eröffnen, war schon immer unser Traum“, sagt Bassis. So sei dieser schon in Arbeit gewesen, als noch einige alte Pop-up-Shops existierten. Nun bietet Reason Outpost seinen Kunden etwas, das sie sonst nirgends bekommen: individuell gefertigte Varsity Jackets (Collegejacken). „Die Werkstatt, mit der wir arbeiten, kann tolle Stickereien und Aufnäher machen“, erklärt Bassis. Kunden können Schriftart, -farbe und -größe aussuchen, die Platzierung bestimmen und natürlich, was draufstehen soll. Alles Einzelstücke. Auch in anderer Hinsicht setzen Bassis und Totaro auf strenge Begrenzung: Online gibt es ihre Linie und ausgewählte andere Teile ausschließlich über ihre eigene Website. Auf andere Onlinestores mögen sie sich nicht verlassen – sie könnten weniger als perfekt sein. x
„Wenn wir uns für einen bestimmten Stil entschieden haben, sammeln wir erst einmal monatelang Hunderte Referenzstücke.“ Phil Bassis –– 91
„Ohne Graffiti gäbe es uns heute nicht“
e Fix begann in Kopenhagen eigentlich als eine Art Get-Together. Valdemar Kludt, Benny Bee, Thomas Urth und Michael Andersen kennen sich bereits seit über zwölf Jahren. Ihre Leidenschaft für Graffiti schweißte sie zusammen und legte den Grundstein für ihr heutiges Business. Le Fix ist heute DIE Adresse für Street Issues. Fragt man sie, was Le
Fix genau sei, wird mit „Irgendwas zwischen Kunst und Mode“ gekontert.
Graffiti war. Nach kürzester Zeit hatten sie bereits Beams News, einer der ersten Concept-Stores aus Japan als Kunden. „Die Japaner flashten auf unsere handgemachten Holzkisten, die wir als Verpackung mitlieferten“, erzählt Benny Bee, Designer der Marke. Eine Kollektion gab es damals nicht, geschweige denn eine professionelle Produktion – nur T-Shirts. Ihren ersten Store eröffneten sie 1999, im noch ziemlich undergroundigen Stadtteil Nørrebro. Einen Plan vom Modegeschäft hatten sie damals nicht. „Wir wollten einfach kreative Dinge zusammen machen, man bot uns die Ladenfläche an und plötzlich wurde daraus ein Store“, erzählt Rasmus, Grafikdesigner von Le Fix.
Back in the Days
Street-Universum
Angefangen hat das Ganze mit klassischem Siebdruck auf T-Shirts. Als Logo diente das Nationalsymbol, die kleine Meerjungfrau, die ursprünglich auch ihr Crewlogo beim
Le Fix entwickelte sich schnell zum Universum aus Mode, Toys, Books, Aerosols, eigenem Tattoo-Studio und Holzwerkstatt. Ihr Sortiment ist genauso kontrastreich wie
01 Mit „Irgendwas zwischen Kunst und Mode“ beschreiben die vier Macher von Le Fix ihr Konzept. Headdesigner Benni Bee ist von Beginn an dabei.
„Wir halten nichts von konstruierter Wichtigkeit. Wir freuen uns über jeden Kunden und behandeln alle wie Freunde des Hauses.“ Valdemar Kludt, Le Fix
Tracksuits, Sneaker, Graffiti und Rap – damit sind sie aufgewachsen. Vier Homies, die ihrer Passion gefolgt sind und heute zu den Opinion-Leadern im Kopenhagener Street Biz zählen. Text Nicolette Scharpenberg Fotos Jasper Carlberg
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le fix, kopenhagen –– vor ort
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ihr Konzept: Stone-Island-Jacken neben Montana-Cans, Filson-Hüte neben Designer Toys oder Barbour Styles neben Street-ArtBüchern. „Die Brands müssen zu unserem Spirit passen. Oberste Priorität hat für uns jedoch immer die Qualität, egal ob Jacke oder Dose“, erklärt Kludt. Das Interieur fertigen sie größtenteils selbst in ihrer Werkstatt an. „Jesper ist unser Holz-Nerd, er baut Kisten für die Shirts, Logos und Schriftzüge oder Schmuck aus Holz und gibt auch WoodWorkshops“, erzählt Kludt. Schnell folgte eine zweite Dependance in der Innenstadt. Zusammen mit dem benachbarten Skateshop Streetmachine verleihen sie der sonst eher mainstreamigen Einkaufszone ein wenig Underground-Feeling. „In der Innenstadt haben wir natürlich viele Touristen, die uns zufällig besuchen, wir geben ihnen gerne Tipps für die Kopenhagener Tag- und Nachtszene“, sagt Kludt. „Denn wir halten nichts von konstruierter Wichtigkeit, wie es leider oft in der Szene der Fall ist. Wir freuen uns über jeden Kunden und behandeln alle wie Freunde des Hauses.“ Zur Fashion Week haben sie zusammen mit
ihren Nachbarn die gesamte Straße mit Rasen belegt und zum Street-Park verwandelt. Für die, die das Spektakel verpasst haben, organisieren sie monatlich ihre berüchtigten Yardparties im Innenhof vor ihrem Store. Buddies, Beatz und Bier – ja bitte. x
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Ihre Leidenschaft für Graffiti führte sie zusammen. Begonnen hat es mit der eigenen T-Shirt-Linie. Heute ist Le Fix ein Street-Universum aus Kunst, Mode, Tattoos und Wood Art. Andreas Fog ist Shop Assistant. Man trifft ihn in beiden Dependancen, gefühlt zur selben Zeit.
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Le Fix Shops
Kronprinsensgade 9B 1114 Kopenhagen/Dänemark Guldbergsgade 16, 2200 Kopenhagen/Dänemark www.le-fix.com Eröffnung: April 1999 Inhaber: Valdemar Kludt, Benny Bee, Thomas Urth und Michael Andersen Mitarbeiter: 4 Verkaufsfläche: 65 qm Menswear: AiAiAi, Asics, Baracuta, Barbour, Ben Sherman, Clarks Originals, Ellesse, Fila, Filson, Fred Perry, Helly Hansen, Henri Lloyd, Lacoste, Le Fix, Montana Colors, ONETrueSaxon, Patagonia, Pointer, Reebok, S.N.S., Saconey, Stone Island, Timberland, Universal Works, Vans, Wood Wood
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„Man kann heutzutage nicht einfach nur Klamotten verkaufen. Der Kunde erwartet einfach mehr.“ Bruno Boguszewski, Graduate 01
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Die Rue du Pas Saint Georges in Bordeaux bekam durch Graduate ein modisches Upgrade. Eine klare Teilung der Sortimente auf zwei Ebenen: Im Erdgeschoss findet sich feinste Menswear, der Keller entpuppt sich als Streetwear-Paradies.
graduate, bordeaux –– vor ort
Die Reifeprüfung In Bordeaux herrscht eine gewisse Ruhe. Die Winter sind mild, die Sommer sind lang und warm, der nahe Atlantik lockt die Surfer an. In Sachen Mode gab es jedoch Nachholbedarf. Graduate will der Stadt im Südwesten Frankreichs ein neues Standing im Segment Street- und Menswear geben. Text Nicolette Scharpenberg Fotos Graduate
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anche nennen ihn auch „The Dandy Shop“. Zuvor kannte man ein derartiges StoreKonzept nur aus den Metropolen wie Paris, London, Tokio oder New York. Der im Oktober 2010 eröffnete Concept-Store Graduate aus Bordeaux kann sich heute mit den ganz Großen messen. Das erklärte Ziel der drei Inhaber Johan Kinder, Clément Hervouet und Bruno Boguszewski ist, mit ihrem Store die bis dato ausbaufähige Shoplandschaft mit einer völlig neuen Kategorie von Mode upzugraden. „Wir sind immer viel herumgereist und haben dabei erst gemerkt wie sehr Bordeaux ein guter Store fehlt. Unser Anliegen war, Bordeaux ein neues Standing im Fashion-Segment zu verleihen“, sagt Kinder. Graduate vermischt Street- und Menswear zu einem Stilcocktail. Die Freunde kennen sich aus dem Studium, drei Trüffelschweine, die immer schon ein Gespür für die richtigen Marken hatten. Nach der Uni machten sie ihr Hobby zum Beruf. Es war ein Wendepunkt in ihrem Leben, sie sind erwachsen geworden, hegten aber dennoch die gleiche Leidenschaft für Marken mit Streetstyle-Seele. „Der Name ist von dem berühmten Benjamin Braddock alias Dustin Hoffman in ‚Die Reifeprüfung‘ inspiriert. Nicht nur dass wir diesen Film geliebt haben, er passte einfach auch zu der damaligen Situation in unserem Leben. Das Ende des Studiums, ein Wendepunkt“, erzählt Hervouet.
passt sich elegant den zwei Store-Ebenen an. „Bei der Markenauswahl ist uns die Qualität und die Geschichte hinter der Marke besonders wichtig“, erzählt Boguszewski. „Es sind alles Brands mit Street DNA. Von vielen waren wir bereits in unserer Jugend großer Fan und kennen ihre Geschichte auswendig.“ Dieses Know-how vermitteln sie natürlich auch ihren Kunden. „Man kann heute nicht einfach nur Klamotten verkaufen. Der Kunde erwartet einfach mehr, ist gierig nach Informationen und auch offen für Neues. Wir bieten ihm ein Universum aus Mode, Accessoires und Utility Gadgets stets gepaart mit der jeweiligen Geschichte des Produktes.“ Neben dem stationären Store ist Graduate auch über den Onlineshop präsent. Auch dort haben Kunden die Möglichkeit, sich über den Blog Informationen über Marken, Produkte und Events zu holen. Reifeprüfung bestanden. x
GRADUATE
63 Rue du Pas Saint Georges 33000 Bordeaux/Frankreich www.graduatestore.fr Eröffnung: 30. Oktober 2010 Inhaber: Johan Kinder, Clément Hervouet, Bruno Boguszewski Verkaufsfläche: 90 qm Menswear: Abington, Alife, AMI, APC, Armor Lux, Common Projects, Commune de Paris, DS Dundee, Dunderdon, Folk, Gitman Vintage, Homecore, HUF, Knowledge Cotton Apparel, La Panopile, Oliver Spencer, Pendleton, Red Wing Shoes, Sanders, Saturdays, Sperry Top Sider, Stüssy, Suit, Tantum Los Angeles, The Generic Man, Undefeated, Vault by Vans, Velour, Wemoto, YMC Accessoires: Areaware, Bleu de Chauffe, Euskal8, Gestalten, Han Kjobenhavn, La Compagnie du Kraft, Penhaligon’s, Rizzoli, Roberu, Sandqvist, Uniform Wares
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Street DNA Der 90 Quadratmeter große Store an der Rue du Pas Saint Georges neben der Carhartt Boutique und Le Rayon Frais unterteilt sich in zwei Ebenen. Im Erdgeschoss finden sich feinste Brands aus der urbanen Menswear wie Commune des Paris, APC, Amour Lux, Tantum Los Angeles oder Gitman Vintage. Der Keller präsentiert Big Player aus der Streetwear wie Stüssy, Undefeated, Vault by Vans, Wemoto, HUF oder Alife. Das Interieur aus Vintage-Möbeln
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vor ort –– Loup Design Shop, Saarbrücken
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Mehr Farbe für Saarbrücken: Der Loup Design Shop verleiht der Stadtmitte mit Streetwear, Books und Designer Toys mehr Couleur. Inhaber Munir Gassim setzt bei der Markenauswahl gezielt auf deutsche Brands wie Yackfou oder Frisur Clothing.
Wie ein bunter Hund Saarbrücken, die Hauptstadt des kleinen Saarlands, hat zwar französische Nachbarn, kann jedoch ziemlich fad sein. Dem wollte Munir Gassim entgegenwirken und eröffnete im Oktober 2011 den Loup Design Shop. Eine bunte Mischung aus Streetwear, Design Books und Vinyl Toys. Text Nicolette Scharpenberg Fotos Loup Design
Loup store
Kaltenbachstraße 15 66111 Saarbrücken/Deutschland www.loup-store.de Inhaber: Munir Gassim Verkaufsfläche: 65 qm Brands: 667, Addict, Dekline, Derbe Hamburg, Dizzizit, Dr. Martens, Drunknmunky, Frisur Clothing, Hummel, Imaginary Foundation, Kangaroos, Lacoste L!VE, Makia, Neff, Schwerelosigkite, Supremebeing, Turbokolor, Yackfou Accessoires: Books, Toys
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„Schön reicht uns nicht, wunderschön und einzigartig müssen unsere Produkte sein.“ Munir Gassim, Loup Design Shop
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ir haben einfach selbst nichts Aufregendes mehr in der Stadt gefunden“, erzählt Munir Gassim, Inhaber des Loup Design Shops in Saarbrücken. So entschied er sich kurzerhand, der Store-Szene etwas mehr Couleur einzuhauchen. Der Concept-Store im Herzen Saarbrückens am St. Johanner Markt vereint Streetwear, Sneaker, Design Books, Vinyl Toys, Accessoires und Schmuck auf 65 Quadratmetern. „Le Loup heißt der Wolf, und wir übersetzen es mit ‚bunter Hund‘“, erklärt Gassim. Daher ist auch das Logo bunt: Die Kontur eines heulenden Wolfs, aufgeteilt in knallige Quadrate, gibt einen kleinen Vorgeschmack auf das Konzept. „Wir richten uns mit unserem Sortiment gezielt an Liebhaber des StreetSegmentes und wir haben mittlerweile eine große Fanbase“, so Gassim. Bei der Markenauswahl setzt er mit Vorliebe auf deutsche Brands, „weil jede Kollektion mit neuen Ideen aufwartet – sowohl in punkto Design als auch bei den Schnitten“, erklärt der Saarbrücker.
lich wurde ein Designcontest ausgerufen, bei dem 200 weiße Medicom-Mäuse an ausgewählte saarländische Künstler, Designer, Fotografen, Werbeagenturen, Kunstkurse, Shops und Clubs zur freien Gestaltung verteilt wurden. Die Toys wurden anschließend im Schaufenster präsentiert. Neben Designcontests finden regelmäßig Kunstausstellungen von Newcomern und Rookies aus der Umgebung im Store statt. „Kürzlich hatten wir hier eine Fotoserie von Carsten Pech aus Saarbrücken. Die Bilder zeigten Spielzeugautos, die mit dicken Steinen, Böllern und sonstigen Gegenständen einem Härtetest ausgesetzt wurden. Genau unser Ding!“ Verspielt und doch erwachsen beschreibt Gassim sein Store-Konzept. „Man sollte niemals das Kind in sich vergessen. Wir nehmen alles mit Leichtigkeit und Humor und das lieben die Kunden an uns. Mittlerweile kommen die Leute nicht nur zum Shoppen, sondern besuchen uns gerne mal auf ein Feierabendbier mit Currywurst und Pommes-Schranke“, lacht Gassim. Prost! x
Schön reicht uns nicht Generell folgt Gassim der Devise: „Schön reicht uns nicht, wunderschön und einzigartig müssen die Produkte sein.“ Das gilt sowohl für Streetwear als auch für Sneaker, Design Books und Vinyl Toys, wofür Gassim ein besonderes Faible hat. „Ich war immer schon fanatischer Toy-Sammler. Im Store bieten wir eine kleine, aber feine Auswahl von Designer Toys aus Japan von mini bis lebensgroß“, erklärt er. Die Leidenschaft für Toys führt er auch in den Events fort. Kürz-
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Fast Food Shopping Das Store-Projekt KissKissBangBang aus Wien bedient sich eines sehr guten Filmtitels als Namen und hat sich ein fast überambitioniertes Ziel gesetzt: Im Vier- bis Sechs-Wochen- Rhythmus präsentiert das Team neue Ware und will damit Modeketten wie H&M in Sachen Aktualität den Kampf ansagen. Text Isabel Faiss Foto KissKissBangBang
D
ie Facebook-Seite des Stores fasst das Konzept kurz und bündig zusammen: „Wir ändern unser Angebot in einem Vierbis Sechs-Wochen-Rhythmus und können dadurch schneller auf die Wünsche unserer Kunden und der ständig schneller werdenden Trends eingehen. Wir garantieren Topqualitäten zu Bestpreisen. Darüber hinaus können wir alle nicht vorhandenen Größen innerhalb von nur zwei Tagen für euch bestellen, also ihr bekommt immer alles bei uns. Wir freuen uns auf euren Besuch. More Information to come. Stay tuned be kisskissed. Eine Eventreihe unter dem Namen KissKissBangBang ist ebenfalls geplant, ein Mix aus Fashionevent und Top Acts in den heißesten Locations der Stadt. Ab dem Frühjahr kommen die ersten coolen Teile der Kkbb-Kollektion. Kisskiss.“ Seit letztem Sommer gibt es die kleine Boutique im siebten Wiener Bezirk. Eingebettet in die vielen individuellen Fashion-Stores der Neubaugasse profitieren die Inhaber Sasa Ridel, Dorothea Goraus und Karl Tatscher wie so viele andere davon, dass sich die Gegend rund um die Mariahilfer Straße immer mehr zum Trendviertel entwickelt und vor allem modisch in Wien den Ton angibt.
Hopp, hopp Das Team hinter KissKissBangBang setzt sich aus ziemlich interessanten Menschen zusammen. Sasa Ridel beispielsweise blickt auf eine langjährige Karriere im Modebusiness zurück, unter anderem als Modechef beim ORF, als Geschäftsführer von Helmut Lang Wien und als Kolumnist für das Magazin Penthouse. Schnelllebige Trends waren schon immer sein Business, die Aktualität nennt er
Neben einem zweiten Geschäft im siebten Bezirk speziell für Schuhe Taschen und Accessoires bietet KissKiss BangBang – die Alternative zu Modeketten – nun auch Private Shopping.
als höchstes Ziel: „Bei uns wird nicht Monate im Voraus bestellt. Wir gehen ganz spontan auf neueste Trends und Kundenwünsche ein, indem wir einfach im Drei-WochenRhythmus in Mailand, Amsterdam und Paris unterwegs sind, um in kleinen Mengen einzukaufen.“ Als erfahrener Marketing- und E-Commerce-Spezialist, der zuvor unter anderem bei Krone.at und der Telekom Austria tätig war, kümmert sich Karl Tatscher um die entsprechenden Themen. Dorothea Goraus verantwortet den Einkauf, der sich mit der Eröffnung einer zweiten Boutique für Accessoires auch auf Marken wie Tom Ford, Dsquared, Airstep oder Imperial erweitert hat. Neben dem Service, möglichst viel Neues zu möglichst fairen Peisen anbieten zu können, will KissKissBangBang auch mit Kompetenz im direkten Kundenkontakt glänzen
und bietet daher Shopping by Appointment an, wo sich Kunden nach Terminvereinbarung persönlich beraten lassen und ganz in Ruhe einkaufen können. Ein Privileg, auf das das Store-Trio ganz bewusst verzichtet. x
KissKissBangBang
Lerchenfelder Straße 44 1080 Wien/Österreich Mode und Schuhe für Männer und Frauen Neubaugasse 55 1070 Wien/Österreich Accessoires für Männer und Frauen www.kkbb.at Eröffnung: September 2011 Inhaber: Sasa Ridel, Dorothea Goraus, Karl Tatscher Verkaufsfläche: zwei Filialen Marken: Airstep, Alchimia, California Vintage, Cowboysbag, Dsquared2, Giogio, Hüftgold, Hunter, Imperial, Justor, Lea-Gu, Mangano, Marshall, Monsieur Steve, Ovyé, Plomo O Plata, Tom Ford, Urbanears
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Und da wäre noch…
Spieglein, Spieglein... Text Stephan Huber, Herausgeber style in progress und x-ray
„E
ine Messe ist immer ein Spiegel des Marktes“, stellt Karl-Heinz Müller im Interview mit x-ray fest. Er hat damit ganz allgemein recht, in Bezug auf die Bread & Butter selbst in einem wesentlichen Detail nicht. Der Bread & Butter ist es nämlich über Jahre hinweg gelungen, nicht Spiegel, sondern Taktgeber zu sein, also den Markt mitzuziehen und zu inspirieren, manchmal sozusagen „besser“ zu sein als der Markt. Das war eine großartige Leistung, aber unverschuldet auch ein wenig gefährlich. Weil das den Blick für Probleme und Schwächen trübe und manche Unternehmen zu einem Messeauftritt verführte, der nicht dem Markt bzw. der Stellung der Marke im Markt entsprach. Die in dieser Saison sicht- und spürbaren Umstrukturierungen in der Denim Base, nicht zufällig das Herzstück der Bread & Butter, die sich nicht zuletzt historisch begründet immer auch als Plattform der Denimindustrie und nicht zuletzt ihrer Big Player verstanden hat, sind nun eben mit Verzögerung der Spiegel einer Umwälzung innerhalb der Denimbranche und innerhalb der Modebranche in ihrer Gesamtheit, die längst nicht abgeschlossen ist und durchaus als einschneidend bezeichnet werden kann. Drei wesentliche Faktoren dieser Umwälzung will ich, weitgehend mal unbewertet, nennen:
1. Die Vertikalisierung der Fachhandelsmarken Damit meine ich nicht klassische Vertikale wie H&M oder Zara, sondern die Tatsache, dass gerade viele der Big Player im Denimbusiness einen Marken-Store nach dem anderen eröffnen. Und zwar nicht nur in Märkten, die scheinbar oder tatsächlich nur so erschlossen werden können, sondern auch in (Mittel-)Europa. Dass parallel dazu die Zahl der Denim-Multibrand-Stores sinkt und damit auch die Zahl der potenziellen Fachhandelskunden und Messebesucher, liegt auf der Hand.
2. Die Jeans und die digitale Revolution Ein sehr kluger und erfolgreicher Mann, einer der Letzten, dem es gelungen ist, eine Denim-Brand wirklich zu einer globalen Marke zu entwickeln, hat im ersten Interview, dass ich in den frühen 1990er-Jahren mit ihm führen durfte, festgestellt, dass das Geschäft mit Jeans vor allem eine Frage der Logistik ist. Das hat mir damals gar nicht gefallen, weil es so nüchtern geklungen hat. Aber er hatte Recht. Im Jahr 2012 bedeutet das, dass Jeans, die ja von den allermeisten Kunden als beinahe integraler Lebensbestandteil und somit als Basic im Sinne des Wortes verstanden werden, für das Onlinebusiness wie geschaffen sind. Auch das wirkt sich vor allem auf das Massengeschäft massiv aus.
3. Denim in der Sinnkrise Über Jahrzehnte waren Jeans ein gesellschaftspolitisches Statement. Sie waren Symbol der Jugend und der Gegenkultur, sie waren Rock ’n’ Roll, Anti-Establishment, man konnte damit sogar noch in meinen jungen Jahren Eltern und Lehrer provozieren. Das ist vorbei. Eigent-
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lich schon lange. Und eine neue Story und (Bild-)Sprache hat die Denimindustrie noch nicht gefunden. Andere Branchen würden die Welt mit Pressemeldungen überschwemmen, gelängen vergleichbare Erfolge bei der Einsparung von Ressourcen. Aber das ist eben nur schwer zu kommunizieren. Trotzig und/oder sexy in oder an der Kamera vorbeiblickende junge Menschen, das geht viel einfacher. O. k. – das war jetzt dann doch eine Wertung. Das alles hat natürlich auch enormen Einfluss auf die Bread & Butter. Aber letztlich bedeutet es nur, dass sie diese Umstrukturierung abbildet. Auch in ihrer Ausstellerstruktur. Panta rhei! Und ich zweifle keine Sekunde daran, dass es der Bread & Butter gelingen wird, diese Strömung klug zu nützen. x Ihr Stephan Huber
Impressum Eigentümer, Verleger, Redaktion & Anzeigen UCM-Verlag B2B Media GmbH & Co KG Salzweg 17, 5081 Salzburg-Anif Österreich T 0043.6246.89 79 99 F 0043.6246.89 79 89 office@ucm-verlag.at www.ucm-verlag.at Geschäftsführer Stephan Huber, Nicolaus Zott Herausgeber Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Chefredakteurinnen Ina Köhler ina@ucm-verlag.at Isabel Faiss isabel.faiss@ucm-verlag.at Chefin vom Dienst Alexandra Hawel alexandra.hawel@ucm-verlag.at Art Direction/Assistenz Stephanie Hoffmann steffi.hoffmann@ucm-verlag.at Michaela Aschauer michaela.aschauer@ucm-verlag.at Autoren Petrina Engelke, Nicoletta Schaper, Nicolette Scharpenberg Fotografen & Illustratoren Andreas Klammt, Sandrine Pagnoux, Julian Robinet, Andy Kassier, Andre Sanchez, Frieder Schneider Styling Agi Habryka, Friederike von Bock
Bildbearbeitung Anouk Schönemann anouk.schoenemann@ucm-verlag.at Anzeigenleitung Stephan Huber stephan.huber@ucm-verlag.at Verlagsassistenz Sigrid Staber sigrid.staber@ucm-verlag.at Christina Hörbiger christina.hoerbiger@ucm-verlag.at Lektorat Johannes Seymann Übersetzung transmit-Deutschland Druck Laber Druck, Oberndorf Druckkoordination Manfred Reitenbach Bankverbindung Volksbank Salzburg 105 627, BLZ 45010
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