UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT SALZBURG — #680 MÄRZ 2015 —
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FINALE
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BILDNACHWEIS S. 6: BRAINADE! the Brain Grenade, CC-by-nc Emilio Garcia (flickr), http://bit.ly/1vsUqZX S. 8: Ebda S. 9: guardian of time, CC-by-nd Alice Popkorn (flickr), http://bit.ly/1AD3kDi firefly 8823, CC-by-sa terry priest (flickr)-http://bit.ly/1B61eO4 self in the elevator, CC-by Georgie Pauwels (flickr), http://bit.ly/1MNps45 Pug Face, CC-by-nc-sa Andrew Becraft (flickr), http://bit.ly/1vsULvq S. 15: Menstruationstasse (DivaCup), CC by menstruationstasse.net (flickr), http://bit.ly/1DLhoy6 S. 21: Shanghai Saturday, CC by-nc-sa Remko Tanis (flickr), http://bit.ly/1MNp9pX S. 22 (oben): Fairphone prototype, CC by-nc-sa Fairphone (flickr), http://bit.ly/1JDOofs S. 22 (unten): Fairphone Urban Mine at Lowlands 2011, CC by-nc-sa Fairphone (flickr), http://bit.ly/1FkV37F S. 28: Dove Valley, AZ, CC by-nc-nd moominseas (flickr), http://bit.ly/1DOvDRo S. 30: Paragraphendschungel 218//365, CC by-nd Dennis Skley (flickr), http://bit.ly/1Gm1SqP S. 41: Science Careers in Search of Women 2009, CC-by-nc-sa Argonne National Laboratory (flickr), http://bit.ly/1a74r5C S. 46: Rosary..., CC-by-nc-nd Michal (flickr), http://bit.ly/17OHuSY S. 47: Mafias des Mundo: Ndrangheta, CC by Eneas De Troya (flickr), http://bit.ly/1B64F7m S. 48: Death, CC by-nc-nd Chrissie (flickr), http://bit.ly/1Aow1VA S. 49: Ku Klux Klan, CC by-nd Martin (flickr), http://bit.ly/1B5XcoU S. 52: VikingFuneral3, CC by-nc-sa David Power (flickr), http://bit.ly/1AovSl1 S. 54: Captain America, CC by-nc-sa Okay Yaramanoglu (flickr), http://bit.ly/1EJeDKN S. 55: salute, CC by-nc-bd slimmer_jimmer (flickr), http://bit.ly/1DfeoHy S. 58: Kmart Shopping Center, Lima Ohio 1973, CC by-nc Roadsidepictures (flickr), http://bit.ly/1Lwiq0n S. 64: Gay Care Bears, CC by-sa larrybobsf (flickr), http://bit.ly/1JDLmYB S. 68: Claremont Farmer‘s Market, CC by-nc-nd Michael Porter (flickr), http://bit.ly/1a6Y2av
IMPRESSUM Medieninhaberin: Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der Paris Lodron Universität Salzburg (ÖH Salzburg), Kaigasse 28, 5020 Salzburg, www.oeh-salzburg.at, sekretariat@oeh-salzburg.at / Herausgeber: HochschülerInnenschaft / Pressereferent: Christopher Spiegl / Chefredakteurin: Marie Schulz / Layout: Luca Mack / Lektorat: Katharina Zeppezauer-Wachauer & die Redaktion/ Anzeigen und Vertrieb: Hasan Özkan & Christopher Spiegl/ Redaktion (Kontakt: presse@oeh-salzburg. at) : David Lahmer, Doris Hörmann, Veronika Ellecosta, Sasa Sretenovic, Marie Schulz & Christopher Spiegl / AutorInnen in dieser Ausgabe: Christof Fellner, Christoph Krainer, Florian Spitzer, Maximilian Wagner, Elisabeth Feldbacher, Jennifer Rödl, Stefan Klingersberger, Johanna Pillichshammer, Isabella Klinger, Katharina Oberholzner, Eva Krallinger, Matthias Gruber, Joachim Fasching, Fabian Lehr, Sebastian Kugler / Fotoshooting: Sasa Sretenovic (Konzept), Julia Kirchsteiger (Visa), David Lahmer & Marie Schulz (Fotographie), Christopher Spiegl (Licht) / Models: Viktorija Andjelkovic, Atusa Abedi, Christine Moser / Druckerei: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H. / www.berger.at / Auflage: 10.000 Für Verbesserungsvorschläge und kritische Hinweise sind wir sehr dankbar. Die Auffassungen der AutorInnen der Beiträge und die der Redaktion müssen nicht übereinstimmen.
EDITORIAL
#schlechteste_ausgabe #schweine
#beste_ausgabe
#schmuddelheft #blasphemisch
Christopher Spiegl
Marie Schulz
#linksradikal
David Lahmer
#reaktionär
#prüfungsrelevant #bravo
Doris Hörmann
#69er
Veronika Ellecosta
Saša Sretenovic
Liebe LeserInnen Mit unserer letzten Ausgabe „Ficken“ scheinen wir einen Nerv getroffen zu haben. Wir sind mit dem Ergebnis unseres Experiments zufrieden: Noch nie war die uni:press so schnell vergriffen, so heiß diskutiert und so häufig rezipiert. Mehrere LeserInnenbriefe und Rückmeldungen – positiv sowie negativ – erreichten die Redaktion (S. 4), am Fachbereich Soziologie wurden unsere Artikel in den Vorlesungen durchgenommen und waren am Ende sogar prüfungsrelevant. Grundsätzlich dürften trotz Minustemperaturen zahlreiche erhitzte Gemüter auf unsere Kappe gehen. You’re welcome. Wüste Beschimpfungen als Schweine, Schmuddelheft, reaktionär und linksradikal wurden uns an den Kopf geworfen, unser Heft als Gotteslästerung verteufelt und mit Bravo und Krone gleichgesetzt. Doch wer uns nicht hasste, liebte uns, lobte unser Magazin als
die beste Ausgabe (bisher!), empfahl es weiter, rahmte es sich über dem Kamin ein oder bestellte sich gleich ein kostenloses Abo über unsere Homepage. Aber Ficken war gestern, heute ist Morgen! In dieser Ausgabe widmen wir uns den vielen Facetten der Zukunft. Spannende Artikel zu den Themen Nachhaltigkeit, Bildung, Ernährung, Religion, Politik und Energie erwarten dich. Verschwende daher keine Zeit, zerlese dieses Heft und rette die Welt! Du möchtest für uns schreiben? Du hast Anregungen, Kritikpunkte oder sogar Lob für uns? Melde dich unter presse@oeh-salzburg.at oder nimm an unseren regelmäßigen öffentlichen Redaktionssitzungen Teil! Die nächste uni:press erscheint im Juni 2015. Eure Redaktion
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LESERiNNENBRIEFE
LESERiNNENBRIEFE Hallo, findet Ihr nicht, dass Ihr mit der Titelseite der Dezemberausgabe der Uni Press ein bisschen zu weit gegangen seit [sic] ? Es sollte in der Adventszeit nicht um körperliche Liebe gehen sondern um Nächstenliebe. Das ist der Sinn dieser Zeit. Ich kann auch nicht verstehen warum gerade in dieser Zeit neben Vanillekipferl, Punsch und Krampuslauf Sex Sells eine besondere Rolle spielen sollte? Und die Leute denen es wichtig ist, dass es drinnen "heiß" her geht, sollten sich vielleicht einmal um die Leute Gedanken machen für die es draußen auf der Straße kalt hergeht! Ist es blasphemisch, dass Ihr in dieser Zeit den Schwerpunkt "Ficken" bringt? Ja. —S.G. via Mail
LiebeR S.G, Nein. —die Redaktion
Liebes ÖH-Presseteam, bin vermutlich nicht der Erste, der sich über den Beitrag von Stefan Klingesberger „Rechter Patriotismus ist kein echter Patriotismus“ entsetzt zeigt. Wie kommt ihr dazu dem fünf Seiten der Uni:Press zu widmen? Jemand vom RFS hätte es wohl nicht besser formulieren können, wenn Herr Klingesberger beispielsweise unkritisch folgendes Zitat aufgreift: „Der vollkommene Patriotismus besteht in der wechselseitigen Respektierung der Völker.“ Das ist Ethnopluralismus, den auch die „Neue Rechte“ verwendet! Patriotismus, ob von links oder rechts, ist der Nationalismus in neuem Gewand und diese Kategorie gilt zurecht in progressiv linken Kreisen als längst überholt, wie auch Dominik Gruber in der wichtigen Entgegnung daraufhin schreibt. Trotzdem habt ihr mit dieser Veröffentlichung einen Weg in Richtung Reaktion freigeschlagen. Erkenntnisse, die man aus den Katastrophen des 20. Jahrhunderts bereits gezogen hat, muss man nicht aufs Neue in Frage stellen. Ein Ruhmesblatt für die ansonsten gute Salzburger Uni:Press war das jedenfalls nicht. —P.B. via E-Mail
LiebeR P.B., du bist durchaus der Erste und Einzige, der uns derlei Bedenken kommuniziert. Zur Erinnerung: Wir sind eine Studierendenzeitschrift und die Ansichten der „progressiv linken Kreise“ sind uns nicht allen ganz so vertraut. Aus diesen Gründen hüten wir uns davor, Diskussionen jedweder Art als überholt zu bezeichnen. Auch wenn wir nicht die Meinung aller unserer AutorInnen vertreten (können), freuen wir uns dennoch auf Diskussionsbeiträge mit Inhalt. Fabian Lehr und Sebastian Kugler waren so nett und haben eine umfassendere Kritik abgeliefert und auf den Seiten 54 bis 56 kann diese Replik auf Stefan Klingersbergers und Dominik Grubers Artikel nachgelesen werden. —die Redaktion
INHALT
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in halt
MORGEN
UNI & LEBEN
06 Leitartikel: Und was hast du morgen so vor?
23 Das Vorsitzteam berichtet: Neues aus der ÖH
09 Factum: Morgen wird anders
24 Fellner’sche Verlautbarung: Das Salzburger Studierendenticket
11 Bericht von den Future Lectures: Mutter Natur mag den Optimismus nicht 12 Die Uni der Zukunft 14 Tampons und Binden: Gefahr für Gesundheit und Umwelt
25 ÖH-Wahl: Folge dem Ruf der StV! 26 Info: „Ich weiß, was du diesen Sommer getan haben wirst“
16 Dem Morgenrot entgegen
28 Reportage: WG gesucht in Salzburg – A never ending story
18 Versus: Lebensplanung vs. Laissez-Faire
30 Das Salzburg Legal Literacy Project stellt sich vor
20 Der Weg deines Smartphones
31 Reportage: Das Böse V-Wort 34 Poster: Die Biene im Gaskrieg v. Toninho Dingl 38 Fräulein Flora’s Stadtspaziergang: Salzburg is(s)t vegan 40 Erfahrungsbericht: Explore the United States! 41 IASTE Salzburg stellt sich vor
POLITIK & GESELLSCHAFT
42 Reise-Reportage: Wie die Kirche die Seelen in Lateinamerika rettet 46 Mafia: Gott liebt Corleone 48 Lahmer’s Lyrik: Gestern Heute Morgen 49 Kommentar: Der Fanatismus über den niemand spricht 50 Aufgedeckt: Wie Politik und Wirtschaft die österreichische Landwirtschaft zerstören 52 Randnotizen: Wie man als Kadaver noch nützlich sein kann 54 Diskussionsbeitrag: Patriotismus als Chance oder Gift?
KULTUR & MENSCHEN
57 Sozialreportage: Morgen wird alles besser 60 Interview mit Stefanie Hofer vom Projekt „Lernen macht Schule“ 62 Im Portrait: Der Verein Synbiose 64 Kritik: Warum Shades of Grey einfach ein verdammt ehrliches Buch ist 66 Zeitmaschine: 99… Spiele um eine (Alma) Mater
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MORGEN
UND WAS HAST DU MORGEN SO VOR? Prüfung um Prüfung, Seminararbeit um Seminararbeit. Dazwischen durchzechte Nächte, Facebook-Sessions und Gammel-Klamotten. Arbeiten? Später mal. Ach, machen wir doch vorher einfach noch eine Weltreise. Zur Selbstfindung quasi. Von Marie Schulz
© Emilio Garcia (flickr)
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hase 1: Verleugnung. Es ist Prüfungszeit. Zweifellos. Gewusel, angsterfüllte Blicke, schweißnasse Hände wohin man nur schaut. Ein Blick und man erkennt sofort, wer schon wieder der Prokrastination verfallen ist, die letzten drei Nächte nicht mehr geschlafen hat oder überhaupt dem Nervenzusammenbruch nahe ist. Es waren die All-You-CanDrink-Party und der anschließende verkaterte Gammel-Tag doch irgendwie entspannter als rechtzeitig für die anstehenden Prüfungen zu lernen oder gar gerade Sätze für die Seminararbeit zu formulieren. Außerdem musste doch die Wohnung wiedermal richtig geputzt werden; der Steuerausgleich stand auch schon ewig auf der To-Do-Liste. Ehe man sich‘s versieht sind dann Abgabefristen und Prüfungstermine näher als einem lieb ist. Panik bricht aus, der Organismus wird mit literweise Energydrinks und Kaffee beglückt – jegliches körperliches Grundbedürfnis wird sowieso ignoriert. Daraus lernen? Das
EHE MAN SICH‘S VERSIEHT SIND DANN ABGABEFRISTEN UND PRÜFUNGSTERMINE NÄHER ALS EINEM LIEB IST. nächste Mal lieber eine Party auslassen und früher anfangen, etwas für die Uni zu tun? Sich kommendes Semester nicht 60 ECTS aufhalsen, nur um dann die Hälfte der Kurse wieder hinzuschmeißen? Ach, das passt schon – sonst wär‘s ja langweilig.1 Wenn man dann jedoch in die Runde fragt „Warum der ganze Aufwand?“, ist die Antwort klar: „Naja, um endlich das Studium fertigzukriegen.“ Ein minimalistisches Kürzel hinter dem Namen, das eher an Babysprache als an akademische Erfolge erinnert, scheint für viele heute das Nonplusultra zu sein – die Gedanken an das, was nachher kommt (oder auch nicht), werden verdrängt.
© Emilio Garcia (flickr)
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Phase 2: Akzeptanz. Dass nach der Abschlussarbeit gleichzeitig vor der Arbeit ist, scheint für viele Studierende im Hier und Jetzt ganz weit weg zu sein. Je mehr ECTS aber auf dem Studienkonto gebunkert werden, desto größer wird der rosa Elefant im Raum. Irgendwann ist er dann so groß, dass man ihn einfach nicht mehr ignorieren kann. Wenn dann auch noch Eltern, Onkel und Tanten oder ProfessorInnen nach Zukunftsplänen fragen, stehen Antworten wie „Ähm, ja. Das seh‘ ich dann. Ich mache wahrscheinlich noch eine Weltreise, um herauszufinden, was ich wirklich tun möchte“ an der Tagesordnung.
MAMA UND PAPA IST MAN JETZT LANGE GENUG AUF DER TASCHE GELEGEN: ZEIT, SEINE EIGENEN BRÖTCHEN ZU VERDIENEN. ELLBOGEN AUSGEFAHREN, ES GEHT AB IN DIE ARBEITSWELT. Geht es inzwischen beim Studium wirklich nur mehr um Prüfungsmarathon, Mindeststudienzeit und Einser-Schnitt, oder sind wir gar einfach nur zu bequem oder zu feige, um uns einem 40-Stunden-Alltag zu stellen? Wer versagt oder gar den Drang nach Selbstverwirklichung äußert, wird schief angesehen. Egal wie lange wir unser Studium auch in die Länge ziehen – irgendwann kommt trotzdem das sichere Ende. Da liegt auch der Gedanke nahe, sich nach dem abgeschlossenen Studium für ein anderes Studienfach zu inskribieren – zur Wissenserweiterung quasi. Trotzdem wird die Frage nach dem „Danach“ immer präsenter. Und in diesem Punkt sind nicht nur die eigenen Talente und Vorlieben wichtig. Auch ein sicherer Arbeitsplatz, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Möglichkeit, selbstständig und eigenverantwortlich arbeiten zu können, sind laut dem Statistikinstitut Statista2 für die Beinahe-AkademikerInnen sehr wichtig. Der Verdienst kommt hingegen nur an vierter Priorität, danach geben die Noch-StudentInnen gemäß Statista die Aufstiegsmöglichkeiten und das gesellschaftliche Ansehen des jeweiligen Berufsfeldes als wichtige Faktoren an. Phase 3: Aufbruchsstimmung. Hält man dann das heiß ersehnte Bachelor- oder Masterzeugnis endlich in Händen, geht es eigentlich erst richtig los. Mama und Papa ist man jetzt lange genug auf der Tasche gelegen: Zeit, seine eigenen Brötchen zu verdienen. Ellbogen ausgefahren, es geht ab in die Arbeitswelt. Unzählige Bewerbungsschreiben und -gespräche warten auf jene, die nicht sofort Glück haben und eine Fixanstellung ergattern, oder auch die, die eigentlich noch immer nicht genau wissen, was sie mit ihrem Leben
GEHT ES INZWISCHEN BEIM STUDIUM WIRKLICH NUR MEHR UM PRÜFUNGSMARATHON, MINDESTSTUDIENZEIT UND EINSER-SCHNITT, ODER SIND WIR GAR EINFACH NUR ZU BEQUEM ODER ZU FEIGE, UM UNS EINEM 40-STUNDEN-ALLTAG ZU STELLEN? anfangen sollen oder wollen. Zahlreiche Berater, Broschüren und diverse kluge Menschen raten deswegen dazu, schon während des Studiums erste Berufserfahrungen zu sammeln. Über Praktika, Nebenjobs und geringfügige Anstellungen könne man so einerseits herausfinden, in welcher Branche man sich später bewegen möchte, andererseits wichtige Erfahrungen und nicht zuletzt Eintragungen für den Lebenslauf sammeln.3 Jedoch ist es dafür wohl jetzt – am Studienende – zu spät. Naja durch Auswahlverfahren und Bewerbungsgespräche durchschummeln und nett lachen funktioniert sicher auch ganz gut… Phase 4: Vom Regen in die Traufe. Hat man dann endlich eine Anstellung ergattert und kann einen Schreibtisch, einen Terminkalender und idealerweise auch noch einen halbwegs modernen Rechner sein Eigen nennen, ist es, als würde man in eine komplett neue Welt eintauchen. Vorbei ist die Zeit der durchzechten Nächten mitten unter der Woche oder der monatelangen Ferien – 40 Stunden Arbeitsalltag und viel Verantwortung warten. Da kann so manchem schon einmal die Decke auf den Kopf fallen. Und schon wieder werden Fragen über Fragen gestellt. Wie sieht es mit den Aufstiegsmöglichkeiten und dem Verdienst aus? Kann ich den Job später auch mit meiner Familienplanung vereinbaren? Wer geht im Fall der Fälle in Karenz? Fragen, mit denen man sich vor einem Jahr wahrscheinlich noch überhaupt nicht beschäftigt hat, werden auf einmal präsenter als je zuvor und wollen beantwortet werden. Klingt nach einem Stück Arbeit. Jetzt ist es also wirklich passiert. Die StudentInnen, die so lange auf Selbstverwirklichung plädiert haben, tagelang durchgetrunken und komplett unvorbereitet zu wichtigen Prüfungen angetreten sind, sind nun in der seriösen Arbeitswelt angekommen. Wenn es einem so gar nicht gefällt (und man es sich leisten kann), kann man ja nochmal studieren. Und bei noch dickerer Geldbörse bleibt uns ja immer noch die Weltreise. Zur Selbstfindung quasi.
1: Ihr wisst, dass ich recht habe. Und ja, ich bin genauso. Wann glaubt ihr ist dieser Artikel entstanden. Tipp: Ich hab (zum Leid unserer Lektorin; sie besteht darauf, diesen Zusatz einzufügen) sicher nicht pünktlich abgegeben. Und natürlich bin ich gerade nicht nebenbei auf Facebook. 2: bit.ly/umfrage_statista 3: bit.ly/1FC5kzR
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FACTUM
Die uni:press recherchierte dieses mal für euch bahnbrechende Erfindungen und Ideen für die Welt von Morgen. Manches mag verblüffen, manches erschreckend wirken. Eines ist jedoch klar: Morgen wird anders. © Alice Popkorn (flickr)
© terry priest (flickr)
Bist du bereit für die Ewigkeit?
Neue Spezies
Wenn ja, dann lass‘ dich einfrieren! So genannte KryonikerInnen lassen sich kurz nach dem klinischen Tod einfrieren und hoffen, dass sie durch die fortgeschrittene Technologie der Zukunft wiederbelebt werden können. Als Referenz wird der Fall Anna Bågenholm herangezogen: Die schwedische Ärztin war 1999 nach einem Ski-Unfall drei Stunden klinisch tot, die Körpertemperatur betrug nur noch 14,4°C. Sie konnte von der Universitätsklinik Tromsø erfolgreich „aufgetaut“ werden und trug keine Folgeschäden davon. Private Anbieter in den USA und Russland ermöglichen es auch finanzkräftigen Privatpersonen ihren Körper oder auch nur ihr Gehirn einzufrieren. Hundert Jahre in der Tiefkühlbox kosten um die 50.000 Euro. In Deutschland und Österreich existiert keine eindeutige Rechtslage hierzu, lediglich das Einfrieren von Haustieren ist erlaubt. Mehr Infos: bit.ly/tiefkuehl_zombies
Dank ständiger Begleiter in Form von personalisierten Drohnen werden Selfies vielfältiger und wohl spektakulärer werden. Duck-Faces werden dadurch aber nicht verschwinden. Robo-Tierchen können als Lastträger und Schlachtrosse eingesetzt werden. Das von Google aufgekaufte Unternehmen Boston Dynamics bastelt nicht nur fleißig an Zwei- und Vierbeinern, sondern tüftelt auch an Robo-Sandflöhen. Entwickler in Japan hingegen haben humanoide Roboter für einsame Menschen im Altersheim entwickelt. Im Mini- und Nano-Bereich könnte es zur Revolution kommen: Robo-Bienen sollen die aussterbenden Bienen ersetzen (Siehe S. 36), während Nano-Roboter im menschlichen Organismus Jagd auf Viren machen sollen. Mehr Infos: bit.ly/boston_dynamics_bestof bit.ly/robo_biene bit.ly/nanobots
Sternenreisen via Fahrstuhl
© Georgie Pauwels (flickr)
Weltraumreisen leicht gemacht: ForscherInnen arbeiten im Moment hartnäckig daran einen Fahrstuhl ins Weltall zu konstruieren. Die Idee dazu hatte der sowjetische Wissenschaftler Juri Arzutanow bereits 1957. Dabei soll ein Satellit oder eine Art „Gegengewicht“ ins All geschossen und mittels Seil, an welchem der Fahrstuhl operieren soll, mit der Erde verknüpft werden. Anfang des 21. Jahrhunderts haben Wissenschaftler nun weitaus bessere Chancen zur Realisierung: Mittels Kohlenstoffnanoröhren steht erstmals ein Material zur Verfügung, das den entsprechenden Anforderungen und den extremen Belastungen gerecht wird. Der finanzielle Aufwand für Missionen in bisher ungeahnte Weiten des Alls würde dadurch immens gesenkt. Bisher liegen die Kosten 1 Kilo Material ins All zu transportieren bei 20.000 Euro. TED-Talk zum Thema: bit.ly/space_elevator
© Andrew Becraft (flickr)
Virtuelle Haustierchen und 3D-Cumshots
Verkauft eure Bildschirme! Plasma-TV und Co. werden in naher Zukunft Technologien von gestern sein: Am 21. Jänner dieses Jahres präsentierte Microsoft den Prototyp der Holo-Lens. Der Name ist irreführend, es handelt sich hier vielmehr um eine virtuelle Projektion mittels High-Tech-Brille in die Realität. Das könnte der nächste Quantensprung des Entertainments sein. Digitale Haustiere sind günstig und machen keinen Kot, während Apps und Programme am Kühlschrank oder am Nachtkästchen platziert werden können. Das Oculus-Rift, eine ähnliche Brille ohne Real-Life-Interaktion, ist bereits um 350 Dollar erhältlich und richtet sich an Gamer. Vorreiterin will jedoch wieder mal eine einschlägige Branche sein: Erste 3D-Pornos wurden bereits gedreht. Holo-Lens: bit.ly/hololens Vice Dokumentation: bit.ly/digital_love_industry
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März Di, 3.03.
April Mi, 15.04.
Mai Di, 5.05.
Juni Mi, 10.06.
Di, 10.03.
Mi, 22.04.
Di, 12.05.
Mi, 17.06.
Di, 17.03.
Mi, 29.04.
Di, 19.05.
Mi, 24.06
Di, 24.03.
12–14 Uhr
Di, 26.05.
© Marie Schulz
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Mutter Natur mag den Optimismus nicht Eine positive Lebenseinstellung als Gefahrenquelle für die Nachhaltigkeit. Jährlich organisieren Lehrende und Studierende an drei Universitäten Veranstaltungen gemeinsam mit dem Forum Umweltbildung – die Future Lectures. Letztes Mal war auch die Uni Salzburg mit von der Partie. Ein Bericht vom Psychologie-Studenten und Vortragenden Florian Spitzer
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eine Hände sind schweißnass, so richtig gut geschlafen habe ich auch nicht. In letzter Minute kritzle ich noch wie wild auf meinen Notizen für den Vortrag herum, den ich gleich halten werde. Ein Vortrag, bei dem es um ein individuelles Morgen geht. Was wird morgen sein, wenn sich wirklich nichts ändert? Was wird morgen sein, wenn ich nichts ändere? Gerade die Perspektive des Einzelnen war mir hier sehr wichtig. Schließlich wirkt sie in allen drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Wirtschaft, Soziales und Umwelt – maßgeblich mit. Die meisten Personen tendieren dazu, mit einem starken Optimismus an Risikoeischätzungen heranzugehen. Optimism bias (zu Deutsch etwa: optimistische Verzerrung) heißt es dann, wenn der Optimismus irrationale Züge annimmt. Dieser tritt vor allem bei Risikoeinschätzungen auf, die sich auf gesundheitliche Vabanquespiele wie rauchen, ungesundes Essen oder Bewegungsmangel beziehen. Der Optimism bias bezieht sich aber auch auf potenzielle Gefahren, die sich durch nicht nachhaltiges Verhalten und dessen Folgen auf unsere Umwelt ergeben – zum Beispiel wenn man die Luft verschmutzt, weil man täglich mit dem Auto fährt. Wenn es also darum geht, einzuschätzen, wie stark wir in der Zukunft selbst von gewissen Risiken betroffen sein werden, überschätzen die meisten ihre eigene Position; sind also entsprechend optimistisch, dass sie in der Zukunft selbst nicht davon betroffen sein werden. Es ist mir aber auch wichtig zu sagen, dass Optimismus eigentlich etwas Gutes ist. Wissenschaftliche Arbeiten in diesem Bereich belegen immer wieder die potenziellen Vorzüge einer optimistischen Lebenseinstellung. So schreibt man OptimistInnen eine stärkere try harder-Mentalität zu, welche bei der Erreichung von persönlichen Zielen hilfreich sein kann.
OptimistInnen hängen sich also stärker in eine Aufgabe, weil sie davon ausgehen, dass sich dieses Engagement später auszahlen wird. Außerdem zeigt sich ein verringertes Risiko körperlich zu erkranken, wenn man sich selbst als OptimistIn bezeichnet. Optimismus schützt also. Es kann das Auftreten von körperlichen Beschwerden (v.a. während stressiger Zeiten) vermeiden. Es schützt vor Konflikten in der Arbeit, denn eineN fleißigeN ArbeitnehmerIn hat noch selten jemand negativ beurteilt. Warum also soll ein zu starker Optimismus auf das, was zukünftig sein wird, schlecht sein? Eine optimistische Lebensweise verhindert auch ein generelles Gefühl der Unsicherheit in Bezug auf die Auswirkungen der globalen Erwärmung – sie schiebt die Gedanken einfach weg. Leider macht der Optimism bias auch faul. Faul in der Hinsicht, dass man nicht aktiv etwas gegen bestimmte Bedrohungen in der Zukunft unternimmt. Wenn ich also generell davon ausgehe, niemals von irgendwelchen Naturkatastrophen betroffen zu sein, weil ich das Risiko zu optimistisch bewerte, dann werde ich auch nichts dagegen tun, es zu verhindern. Jedoch geschehen diese Naturkatastrophen – zumindest für MitteleuropäerInnen – weit weg; irgendwo am anderen Ende der Welt. Wie soll so etwas schon hier passieren? Wenn man sich also fragt, warum sich so wenig ändert, dann liegt die Antwort vielleicht bei jede/m/r Einzelnen. Man muss deswegen keine Schreckensszenarien entwerfen, aber „morgen“ muss relevanter für uns werden. Und es muss relevanter werden, was heute jedeR Einzelne tun kann. Wenn also speziell der Beginn des 21. Jahrhundert ein Zeitraum für Reflexion ist, dann gilt es sich genau über solche Wirkungsmechanismen Gedanken zu machen. Es könnte erklären, warum immer noch zu wenig passiert.
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Der Blick in die Zukunft ist nicht immer einfach. Die Zukunftsvorstellungen vergangener Generationen dienen daher heute einfach nur der witzigen Darstellung des Zeitgeistes vergangener Zeiten. Und doch fasziniert uns auch heute die Zukunft: Was wird, was könnte sein, was ist heute technisch noch undenkbar, aber vielleicht in Reichweite zukünftiger Generationen? Von Maximilian Wagner
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nd so ist Utopie oftmals genauso sehr Sehnsucht nach dem, wie es besser werden könnte, wie auch die Sehnsucht nach dem Unbekannten, das Probleme von heute löst. Und so will ich mich heute auch auf die Suche der Sehnsucht nach der Uni der Zukunft machen. Was sind die Rahmenbedingungen, was sind die Möglichkeiten, was ist ihr Ziel und wie erreicht sie das? Die Uni soll ein Ort sein, an dem man sich über die Welt und wie sie funktioniert Gedanken macht. Das Studium eine dedizierte Zeit, über die Welt zu lernen und sich darüber Gedanken zu machen, wie man sich mit ihr auseinandersetzt und wie man neue Erkenntnisse über sie gewinnt. Dafür stehen an der Uni die entsprechenden Rahmenbedingungen, die entsprechende Ausstattung und die Betreuungsmöglichkeiten zur Verfügung. Dabei fühlen wir Studis uns wohl an der Uni der Zukunft: In den Unigebäuden gibt es genügend Sitzmöglichkeiten mit Steckdosen, sodass man nach dem Kurs noch ein wenig nachbereiten kann, ohne von den mangelnden Sitzmöglichkeiten indirekt aus der Uni komplimentiert zu werden. Auch sind im ganzen Unigebäude eigene Gruppenarbeitskuben verteilt. Sich aus der Sitzecke mal eben in eine Gruppenarbeitskube zurückzuziehen, um mit der Kollegin noch schnell die morgige Präsentation durchzugehen? Kein Problem also. Und wenn ich etwas daheim vergessen habe? Das günstige Studi-Wohnheim ist nur einige Gehminuten vom Campus entfernt. Direkt neben dem Wohnheim gibt es auch ein sehr günstiges Studi-Café sowie einen kleinen Supermarkt. Hier lebt es sich gut, im Gemeinschaftsraum ist immer was los. Zurück an der Uni geht es in den Kurs. Wobei es nicht
schlimm wäre, wenn man auch mal nicht hingeht. Die Betreuung durch den eLearning-Kurs ist ausgezeichnet. Die Vorlesungen und Kurse werden aufgezeichnet, sodass ich jederzeit die Vorlesung daheim (nochmals) anschauen kann. Wöchentlich müssen zwar Hausübungen abgegeben werden, aber die Kursanwesenheit dient nur der Beantwortung von Fragen und der gemeinsamen Diskussion vor Ort. Auf der Online-Plattform geht die Diskussion aber jederzeit digital weiter. Auch sind die Kurse nicht von vorne bis hinten bereits durchgeplant, sondern die Studierenden begeben sich selbstständig auf die Suche nach Lektüre. – In der digitalen Bibliothek natürlich. Mal eben ein Pdf auf der eLearning Plattform verlinken? Ein Kinderspiel. Die Bibliothek ist einem Lern- und Arbeitsraum gewichen. Dort gibt es zwar Büchersäle, aber diese stehen nicht im Zentrum, sondern eine positive und offene Arbeitsatmosphäre. Es dominiert nicht mehr die Armee an starren Reihen von Arbeitstischen, sondern eine Ansammlung kleinerer und größerer Räume. Mit Schaumstoff gefüllte Sitzsäcke sorgen auch dafür, dass man auf dem Laptop oder mit dem Buch gemütlich sitzen und lesen kann. Kleine Sitzrotonden sorgen für abgetrennte Arbeitsbereiche – für mehrere Personen oder alleine. Auch bei den Curricula hat sich einiges getan: Man ist von dem starren Weltbild abgewichen, dass die Uni schon wisse, was am Besten für alle ist, und hat die Lehrpläne geöffnet. Seitdem gibt es wieder viel mehr Wahlmöglichkeiten, denn die Uni hat begriffen: JedeR möchte in einen anderen Bereich und hat einen anderen Background; dementsprechend hat jedeR unterschiedliche Interessensschwerpunkte auch innerhalb desselben Studienfaches. Aber alleingelassen fühlt man
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© David Alexis Lahmer
kunft sich nicht. Neben der ÖH haben auch die Fachbereiche wieder eine eigene Beratungsinfrastruktur aufgebaut. Bereits in den Erstsemestrigen-Tutorien bekommt man umfangreiche Betreuung an die Seite gestellt. An den Uni-Computern kann man sich jederzeit per Chat mit der Studienberatung verbinden lassen, wenn man akut eine Frage hat. Die Uni Salzburg hat auch eine eigene App entwickelt, durch die man von unterwegs schnell Hilfe bekommt und Zugriff auf umfangreiche Service-Links hat. Karte des aktuellen Uni-Gebäudes? Ein Klick und ich kann mich zum richtigen Seminarraum navigieren. Längst hat die Universität auch erkannt, dass Fernstudium und lokales Studium nicht zwei Dinge, sondern eine gemeinsame Sache sein kann. Digitale Unikurse machen es möglich. Und dies hat auch große Konsequenzen für Erasmus: Neben dem breiter ausgebauten Austauschprogrammen werden nun auch Studierende anderer Universitäten regelmäßig in den Online-Kursen zugeschaltet. Studierende schreiben Seminararbeiten über Universitätsgrenzen hinweg gemeinsam. Kurse werden von mehreren Unis gemeinsam angeboten und gestaltet. Am Ende profitieren alle davon. Seitdem die Unis aufgehört haben, sich immer mehr in den Bachelor- und Master-Programmen zu spezialisieren und sich wieder mehr auf Wahlmöglichkeiten besonnen haben, klappt das auch hervorragend. Auch der Wechsel nach einem Bachelor in einen Master an einem anderen Standort macht seitdem kaum mehr Probleme. Am Abend geht es dann nicht sofort nach Hause. An der Uni ist noch Leben, es gibt gemeinsame Filmabende, kleine selbstorganisierte Konzerte, im eigenen Studi-Aufenthaltsraum an der Uni wird noch gemeinsam gekocht. Manchmal gibt es auch eine Uni-Party, wo Profs und Studis gemeinsam feiern und das Studieren
nun weitaus mehr Spaß macht, als dies die Profs noch aus ihrer eigenen Studi-Zeit berichten. Ab da verschwimmt die Glaskugel für den Blick in die potenziell schöne Zukunft. Alle Möglichkeiten liegen bereits auf dem Tisch. Doch die Zukunft taucht nicht plötzlich auf, sie will erarbeitet werden. Wichtig dabei ist eine Vision; man muss den Blick darauf richten, was möglich ist und wie man das Mögliche und Schöne umsetzen will. Oftmals scheitert es jedoch am Alten, an der Tradition. „Das haben wir schon immer so gemacht“ ist der Tod jeder Zukunftsdiskussion. Jede Entscheidung der Vergangenheit kann jederzeit erneut zur Debatte gestellt werden, ob diese auch heute noch die bestmögliche Entscheidung ist oder ob ein anderer Weg eingeschlagen werden sollte. Noch vor 20 Jahren gab es gar keine Online-Systeme an der Uni. Die Kursanmeldungen liefen meist über Listen an der Tür des Professors. Übernachten an der Uni nicht ausgeschlossen, wenn man unter den Ersten sein wollte. Noch vor zehn Jahren verlor man über Kompetenzorientierung in den Lehrplänen kein Wort. Es ist Zeit, auch Uni wieder neu zu denken in Sachen Betreuung, Ausstattung und Konzept. Oh, da höre ich sie schon schreien in der Gegenwart: Zugangsbeschränkungen, Studiengebühren, mehr Aussortieren, mehr Elite! Darüber lacht die glückliche Zukunft nur: Dort hat man längst erkannt, dass eine funktionierende, umfängliche, allen zur Verfügung stehende Universitätsbildung eine Gesellschaft als Ganzes, einen Wirtschaftsstandort, einen Bildungsstandort und jeden einzelnen Menschen darin voranbringt. In der Gegenwart hat man das noch nicht. Daher ist es auch noch ein weiter Weg. Aber kein unmöglicher. Gehen wir diesen Weg gemeinsam.
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TAMPONS UND BINDEN GEFAHR FÜR GESUNDHEIT UND UMWELT Eines der wohl letzten Tabus in unserer aufgeklärten Gesellschaft ist die monatliche Regelblutung der Frau. Obwohl die Hälfte der Weltbevölkerung einmal im Monat Blut verliert, wird über diese Tatsache und die damit verbundenen Konsequenzen kaum ein Wort verloren. Somit weiß frau auch relativ wenig über die Produkte, die sie Monat für Monat, Jahr für Jahr, verwendet, außer dass sie laut Werbung Unmengen an blauer Flüssigkeit aufnehmen können. Als Extra gibt es Binden wahlweise mit oder ohne Frischeduft, und Tampons mit oder ohne seidiger Oberfläche, zusätzlichem Komfort oder besonders flexiblen Schutzflügeln. All diese Heilsversprechen von maximaler Saugfähigkeit, Qualität und „weiblicher Revolution“ [sic!] täuschen über zwei grundlegende Probleme dieser Produkte hinweg. Von Elisabeth Feldbacher
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er weibliche Körper ist kein Chemiebaukasten! Das unschuldige Weiß der kleinen Stöpsel und dünnen Einlagen lässt auf ein ebenso unschuldiges Innenleben schließen. Weiß steht für maximale Reinheit und suggeriert ein sicheres und hygienisches Produkt, das Frauen ein Gefühl von Sauberkeit während ihrer oft als schmutzig empfundenen Tage garantieren soll. Doch genau dieses strahlende Weiß birgt ein schmutziges Geheimnis: Für das scheinbar „reine“ Antlitz wird oft Chlor zum Bleichen verwendet, wodurch Dioxin entsteht, ein potenziell krebserregender Stoff. Außerdem konnte „Öko-Test“ bei 14 von 16 Marken allergieauslösende halogenorganische Verbindungen feststellen. Tampons werden aus genmanipulierter Baumwolle hergestellt und enthalten oft Rückstände von Pestiziden. In der Plastikverpackung befinden sich Formaldehyd sowie Weichmacher – und unbekannte Duftstoffchemikalien können Hormonstörungen hervorrufen. Bei der Herstellung von Binden und Slipeinlagen werden außerdem Kleber-Chemikalien verwendet, die Entzündungen und ebenfalls Allergien auslösen können. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie es überhaupt möglich ist, dass solche Giftstoffe in Produkten erlaubt sind, die an einer der empfindlichsten Körperstellen überhaupt verwendet werden. Das liegt daran, dass die Tampons und Binden als „Gebrauchsgegenstände“
eingestuft werden und die gesetzlichen Grenzwerte ähnlich sind wie bei Taschentüchern. Dabei wird nicht beachtet, wie lange solche Produkte im weiblichen Körper bleiben. Man könnte jetzt argumentieren, dass Giftstoffe in Gebrauchsgegenständen keine Neuheit sind und die Menschheit so vielen Umweltgiften ausgesetzt ist, dass eines mehr oder weniger auch nicht weiter ins Gewicht fällt. Bei dieser Argumentation wird jedoch übersehen, dass die Haut im Intimbereich besonders empfänglich für Stoffe ist, die sich länger im Körper befinden. Die Vagina als stark resorbierendes Organ kann diese Giftstoffe durch die vielen Blut- und Lymphgefäße direkt in den Blutkreislauf transportieren. Ebenfalls problematisch sind die feinen Fasern von Tampons, die in der Scheidenwand hängen bleiben und zu Entzündungen führen können. Deine Tampons und Binden als Müll an Stränden? Durchschnittlich verbraucht jede Frau in ihrem Leben über 16.000 Binden bzw. Tampons, wovon der meiste Teil auf dem Müll landet. Die Plastikbestandteile führen dazu, dass sie über 500 Jahre brauchen, um zu verrotten, weshalb sie den Großteil des Mülls an Stränden ausmachen. Jährlich werden weltweit ca. 45 Mrd. Tampons bzw. Binden verbraucht! Tampons bzw. Binden bestehen entweder aus der Chemiefaser Viskose oder Baumwolle. Viskose wird bei der Holzverarbeitung gewonnen, wobei große Mengen an Energie und
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Wasser verbraucht werden, und das bei hohem Chemikalieneinsatz. Wie schon erwähnt ist Baumwolle stark mit Pestiziden verseucht. Das geht sogar so weit, dass Baumwolle die am meisten mit Pestiziden versetzte Pflanze weltweit ist. Doch was ist die Alternative? Im Schnitt menstruiert eine Frau ca. 500 Mal in ihrem Leben, das kann man ja nicht einfach abstellen oder ignorieren. Auch ein Zurückgehen in die Zeit der Pharaonen in Ägypten, die weiche Papyrusblätter um Holstäbchen gewickelt haben, scheint keine praktikable Lösung zu sein. Eine Tasse in der Vagina. Menstruationskappen oder –tassen hören sich auf den ersten Blick ungewöhnlich und verrückt an, entpuppen sich aber auf den zweiten als der heilige Gral der Monatshygiene: geruchlos, praktisch, günstig und ökologisch. Nachdem die anfängliche Skepsis verflogen ist, bieten sie eigentlich nur Vorteile. Menstruationskappen sind kleine Becher aus medizinischem Silikon und werden gefaltet und wie ein Tampon in die Vagina eingeführt. Es gibt viele verschiedene HerstellerInnen, die auch unterschiedliche Größen anbieten. Sie fassen je nach Modell bis zu 30ml und können somit länger im Körper getragen werden als Tampons, ohne die Gefahr des Auslaufens. Außerdem trocknen sie im Gegensatz zu Tampons die Vagina nicht aus und sind somit besonders für Frauen mit sensibler Haut geeignet. Vor allem Frauen und Mädchen, die mit Pilzinfektionen, vaginaler Trockenheit oder Ähnlichem zu kämpfen haben, sei an dieser Stelle die Menstruationskappe besonders ans Herz gelegt. Nach dem Umstieg auf die Menstruationskappe verschwinden diese Beschwerden oft von alleine. Auch Regelschmerzen können durch das Verwenden von Menstruationskappen gelindert werden, da die Giftstoffe in Tampons die Schmerzen erst auslösen oder verstärken können. Die Diskretion ist unschlagbar, da die ganze Menstruationskappe im Körper getragen wird und beim Baden oder in der Sauna kein verräterisches blaues Bändchen hervorlugt. Ebenso unangefochten ist der hohe Tragekomfort: Ist die Menstruationstasse erst am richtigen Platz, spürt man nichts mehr davon. Wer einmal diesen Komfort genossen hat, empfindet Tampons in der Regel als störend und drückend. Das Wechseln ist auch ganz einfach, man kippt den Inhalt einfach in die Toilette und spült die Menstruationskappe mit Wasser aus. Die Nutzung ist hygienisch und geruchlos, die glatte Oberfläche der Menstruationstassen lässt sich leicht reinigen. Nach Ende der Monatsblutung legt man die Kappe für ein paar Minuten in einen Topf mit kochendem Wasser und schon ist sie desinfiziert und bereit für den Einsatz im nächsten Monat. Aufbewahrt wird sie in einem beim Kauf mitgelieferten Stoffsäckchen.
Zuletzt stellt sich die Frage nach den Gründen für den geringen Bekanntheitsgrad von Menstruationskappen. Tampons und Menstruationstassen wurden etwa zeitgleich erfunden. Während erstere einen Siegeszug feiern, sind letztere beinahe unbekannt oder als schräges Ökozeug verschrien. Der Grund dafür ist meiner Meinung ganz einfach: Die Nutzung von Tampons und Binden wurde und wird exzessiv beworben, lassen sich doch damit hohe Gewinne erzielen. Schließlich müssen die Produkte Monat für Monat, jahraus jahrein erworben werden, von der Menarche bis zur Menopause. Menstruationskappen dagegen kann man bei guter Pflege je nach HerstellerInnen bis zu 10 bzw. 15 Jahre verwenden. Mit diesen treuen Begleiterinnen schützt man seine Gesundheit, schont den Geldbeutel und die Umwelt und macht sich ein Stück weit unabhängiger von großen Konzernen und ihren Wegwerfartikeln. Wer jetzt neugierig geworden ist, kann aus einer großen Auswahl an Firmen und Modellen sein Lieblingsstück auswählen:
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Lunette: Made in Finnland ~ 30 Euro www.lunette.com Mooncup: Made in UK ~ 27 Euro www.mondtasse.at Diva Cup: Made in USA ~ 25 Euro www.divacup.com Es gibt noch zahlreiche andere Firmen, die Menstruationstassen anbieten, einen Überblick bietet folgende Homepage: www.menstruationstasse.net
© menstruationstasse.net (flickr)
Falttechniken:
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DEM MORGENROT ENTGEGEN „Morgen“ lautet das Schwerpunktthema der vorliegenden Ausgabe der uni:press, als Symbol für Zukünftiges, Neues, welchem man besser bewusst als unbewusst begegnet. Denn „wer das Morgen nicht bedenkt, wird Kummer haben, bevor das Heute zu Ende geht“, meinte schon der olle Konfuzius. Ein Kommentar von Stefan Klingersberger Es gehört wesentlich zum Menschen, die jeweilige Gegenwart denkend zu überschreiten und sich mit dem in der Zukunft liegenden Gefürchteten wie dem Erhofften zu konfrontieren. Dabei ist das Hoffen „über dem Fürchten gelegen, ist weder passiv wie dieses, noch gar in ein Nichts gesperrt.“1 „Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.“2 Zum Zwecke der Forcierung historischen Fortschritts muss man die Welt, wie sie sein sollte, anschaulich und verständlich machen. Selbst wenn es dabei um einen prinzipiell unerreichbaren paradiesischen Zustand gehen mag, ist dergleichen Schwärmerei, solange sie keine bloße bleibt, doch notwendig. Bereits das Marxsche Prinzip „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“3 wird sich ja wohl nie in vollkommener Weise verwirklichen lassen. Es hilft aber dabei, zu erfassen, wie eine perfekte Welt eigentlich aussehen würde, was es bedeuten würde, darin zu leben, und welche Richtung man daher im politischen Kampf einschlagen muss. Schon aus der bisherigen Geistesgeschichte gibt es viele weitere Beispiele für solche Prinzipien und Ideale, die wir erläutern, auf ihre Adäquatheit überprüfen und in einen kohärenten Zusammenhang bringen müssen. An ihnen müssen wir weiterdenken, mit dem Ziel, möglichst alle Aspekte wünschenswerten Weltzustands begrifflich-anschaulich zu erfassen, um damit zum Denken und Handeln anzuregen und eine Richtschnur zu liefern, der man folgen soll – wenn sie auch unendlich lang sein mag. Ernst Bloch schrieb einmal, die Nazis hätten mit ihrem Mystizismus nur deshalb so gut betrügen können, „weil eine allzu abstrakte (nämlich zurückgebliebene) Linke die Massenphantasie unterernährt hat.“4 Konkrete Utopie, die sich eine bessere, auch goldene Zukunft ausmalt, sie aber stets mit den historischen Bedingungen, also dem konkreten Weg dorthin ver-
mittelt; begriffene Hoffnung, die sich der prinzipiellen Unentschiedenheit des Kommenden ebenso bewusst ist wie der subjektiven Verantwortung des Daseins an historischer Front: Diese Formen von Utopien und Hoffnungen sind es, die die „Ernährung der Massenphantasie“ leisten müssen, welche in Wort und Tat unverzichtbarer Bestandteil fortschrittlicher Politik ist. „Fortschritt ist die Verwirklichung von Utopien.“5 Das überschreitende Denken muss also so erfolgen, dass „Vorhandenes nicht unterschlagen, nicht überschlagen wird“6, sodass das utopische „Überholen“ des Bestehenden „nicht abstrakt bleibt, nur putschhaft vorpreschend oder aber auch ein Glück vormachend, von dem überhaupt nicht gewusst wird, wie man hingelangt. So etwas ist Schwärmen und überholt nur scheinbar, obwohl sein Vorwärts besonders heftig aussieht; es überholt aber nicht, sondern überschlägt.“7 Oben angedeutete abstrakte Malerei perfekter Welt allein kann daher kein Selbstzweck sein, sondern sie muss als ein Mittel zur relativen Annäherung der wirklichen Welt an die Produkte ebendieser Malerei verstanden werden: Eigentlicher Zweck ist der konkrete historische Fortschritt, und die jeweilige Nähe zur genannten Richtschnur sowie das Vorankommen entlang ihrer sind sein Maßstab. Dazu gilt es, sie und ihre Richtung zu kennen, sie im Schlaf von Fälschungen unterscheiden zu können und den Weg, an dem sie entlangführt, vorausschauend zu studieren. Für den fortschrittlichen Kampf brauchbare Utopie muss folglich mit der bestehenden Wirklichkeit und Zwischengliedern vermittelt sein und sich an den in einer historischen Situation real existierenden Möglichkeiten orientieren, sie ist dann konkrete Utopie (Ernst Bloch). Ernst Bloch folgend sei – wie Andreas Egger in Heft #5 der Salzburger Zeitschrift
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© Marie Schulz
für dialektische Philosophie „Aufhebung“ zusammenfasst – die Materie selbst „nicht nur die stoffliche Voraussetzung aller Formen, gleichsam das Wachs, in dem sich Formen einprägen. Materie ist auch das ‚In Möglichkeit Seiende‘, zur Realisierung Treibende, die inhärente Disposition zu immer höheren Formen.“8 „Radikal sein ist die Sache an der Wurzel fassen.“9 Um leeren Phrasen und weltfremder Weltverbesserei entgegenzutreten hat Friedrich Engels seinerzeit die „Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“ vorangetrieben, gefordert und in einer gleichnamigen Arbeit dargestellt. Nach den Arbeiten von Ernst Bloch lässt sich die Kategorie „Utopie“ zwar kaum mehr gänzlich verwerfen. Es gilt hingegen, zwischen konkreter und abstrakter Utopie zu unterscheiden, wobei „Marxismus nicht keine Utopie, sondern das Novum einer konkreten Utopie“10 ist. Das wissenschaftliche Herangehen an progressive Politik ist heute, wo sich scheinbar alles und jeder nach Belieben als „fortschrittlich“, „links“, „marxistisch“ oder „sozialistisch“ bezeichnen kann, dennoch nötiger denn je. Dazu gilt es, die grundlegenden Strukturen unserer Gesellschaft sowie die Bedingungen ihrer Umgestaltung zu erfassen. Im Kampf um historischen Fortschritt stößt man sofort an die engen Grenzen des Kapitalismus und seines Staates, und der „moderne Staat, was auch seine Form, ist eine wesentlich kapitalistische Maschine, Staat der Kapitalisten, der ideelle Gesamtkapitalist“11, wie Engels in eben erwähnter Schrift erläutert. Dieser Staat ist wie jeder Staat „das Produkt und die Äußerung der Unversöhnlichkeit der Klassengegensätze. Der Staat entsteht dort, dann und insofern, wo, wann und inwiefern die Klassengegensätze objektiv nicht versöhnt werden können. Und umgekehrt: Das Bestehen des Staates beweist, dass die Klassengegensätze unversöhnlich sind.“12
Wer sich nicht mit Symptombekämpfung – die kein wirkliches Novum, mithin keinen wirklichen Fortschritt bringen kann – begnügen möchte, muss die Sache an der Wurzel packen, also radikal werden. Die Wurzel der kapitalistischen Übel besteht aber im Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung des Reichtums, ermöglicht durch das Privateigentum an Produktionsmitteln und die damit zusammenhängende Ausbeutung des geschaffenen Mehrwerts der ArbeiterInnen durch die Besitzenden. Die beiden Hauptklassen der kapitalistischen Gesellschaft – die ArbeiterInnenklasse und die KapitalistInnenklasse – stehen sich somit in einem unversöhnlichen Widerspruch gegenüber, der nur gelöst werden kann, indem der parasitären (und daher gesellschaftlich überflüssigen) KapitalistInnenklasse ihre ökonomische Grundlage entzogen wird. Passiert dies, so befindet man sich bereits im Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus als eines „Verein[s] freier Menschen [...], die mit gemeinschaftlichen Produktionsmitteln arbeiten und ihre vielen individuellen Arbeitskräfte selbstbewusst als eine gesellschaftliche Arbeitskraft verausgaben.“13 Die KapitalistInnenklasse lässt sich diese ihre ökonomische Grundlage aber nicht kampflos, gar freiwillig entziehen – sie muss ihr daher revolutionär entrissen werden. Wer da hingegen bloße „Reformen und Reförmchen propagiert, ohne gleichzeitig Perspektiven einer grundlegenden Umgestaltung aufzuzeigen, lenkt von ihr ab. Und wer abstrakt von solch grundlegenden Umgestaltungen schwärmt, ohne sich die konkreten Bedingungen der Möglichkeit ihrer Verwirklichung klarzumachen, über sie aufzuklären und zu ihrer Erfüllung beizutragen, kann nur als heuchlerisch bezeichnet werden.“14 Konkrete Utopie in unserer Epoche geht nur revolutionär. Alles andere ist abstrakte oder gar keine Utopie.
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Wie soll mein Leben in der Zukunft aussehen? Was dieses Thema betrifft, gibt es nur zwei Arten von Menschen: Die einen, die ihr Leben bis ins kleinste Detail planen und jene, die von Tag zu Tag leben. Mit 27 Hochzeit, mit 35 bereits dreifache/r Mutter/Vater und spätestens mit 45 die erste Million? Zu spießig? Nach dem Motto „Mal sehen was kommt“ leben? Wir haben uns Gedanken dazu gemacht, wie man die Zukunft am besten angehen soll. Seid ihr mehr der In-den-Tag-hineinleben-Typ oder der Planen-ist-alles-Typ?
IN-DEN-TAG-HINEINLEBEN-TYP Von einer Person, die diesen Artikel schon viel früher zu schreiben geplant hatte Wer das Ziel kennt, kann entscheiden, wer entscheidet, findet Ruhe, wer Ruhe findet, ist sicher, hat Konfuzius einst gesagt. Und vielleicht hat er sogar Recht. Schließlich ist China 2500 Jahre nach dem Ableben des Philosophen Wirtschaftsmacht. Eine Tatsache, die an dieser Stelle dazu dient, mich mit allen Klischees zu versorgen über eifrige ChinesInnen, die sich Tag und Nacht abrackern, um die Bühne des internationalen Marktes zu stürmen. Dazu braucht es wohl jede Menge Disziplin, Organisation und straffe Planung. Ich bin leider kein fernöstliches Wirtschaftswunder. Mir fehlen sowohl die Disziplin als auch die Planung dafür. Man könnte mich eher als Planungstheoretikerin beschreiben, als Person, die mit dem selben Fleiß der eifrigen ChinesInnen notiert, sortiert und kategorisiert, leidenschaftlich ToDo-Listen anfertigt, um auf diesen bald darauf ein Häkchen setzen zu können, die aber kurz darauf alles wieder verwirft, weil etwas Unerwartetes sich zwischen die wirren Zeilen drängt, dem unbedingt volle Aufmerksamkeit gewidmet werden muss. Wer würde es schon übers Herz bringen, dem Unerwarteten einen Riegel vorzuschieben, um an einer starren Liste festzuhalten? Jene Menschen wage ich als genauso starr zu bezeichnen wie ihre Terminkalender. Warum hat manch einer das mir völlig unverständliche Bedürfnis, ständig alles voraussehen zu wollen? Haben wir das kindliche Weihnachten vergessen, das so wunderbar entzückend war, weil die Vorfreude auf irgendetwas Unbestimmtes unterm Christbaum unsere Augen zum Leuchten brachte? Weil die unkon-
kreten Hoffnungen und Wünsche auf etwas noch viel Schöneres doch den eigentlichen Reiz ausmachen? Es sind die endlosen Möglichkeiten, die sich nicht in das Ich von heute zwängen lassen, weil es noch nicht mal ansatzweise auf den Grund dieser unerschöpflichen Quelle sieht. Vielleicht liegt es am krankhaften Kontrollwahn, dem wir regelmäßig zum Opfer fallen, der uns dazu bringt, schon heute über unser Morgen verfügen zu wollen, während wir dabei jede Spontanität und Flexibilität ausmerzen. Wir sind machthungrige Freaks geworden, die niemals die Zügel aus der Hand geben und sich zu oft selbst im Weg stehen, indem sie viele Wege erst gar nicht in Betracht ziehen. In dieser Herrschsucht über Raum und Zeit können wir nur an der organisierten Perfektion scheitern, an der Leere, wenn das letzte Häkchen gezogen worden ist. An der Enttäuschung, weil die Erwartung gegenüber dem Erwarteten doch größer war als geplant und nun bitter schmeckt. Wir sollten uns endlich wieder auf morgen freuen, ohne dem Übermorgen zu viel Einfluss zu gewähren. Ich sage nicht, dass wir nicht vorsorgen sollten, kopflos durch das Mysterium Leben treiben, ohne Gewissen und Vernunft, nach dem Motto „lets fetz“. Aber wir sollten herabsteigen vom Berg der selbstauferlegten Bürde über Zukunftsgestaltung, Gehaltsziele, Immobilienspekulationen und Familienplanung. Denn große Erwartungshaltungen kann man nur an Unerwartetes stellen. Und zu guter Letzt, wir wollen doch nicht jetzt schon wissen, wo wir enden. Und welche Farbe der Sarg dort haben wird.
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PLANEN-IST-ALLES-TYP Von Jemandem, der nicht als Kim Kardashian-Fan geoutet werden möchte Ein Leben. Eine Chance, alles richtig zu machen. Und dieses Leben ist kurz. Also, wie kann man das Leben am besten ausschöpfen? Die Antwort ist ganz einfach: Durchs Planen! Denn wie heißt es so schön? „Planung ist das halbe Leben!“ Wo würden wir den alle landen, wenn wir nur in den Tag hineinleben würden? Die Antwort ist nicht schwer, aber sich schwer einzugestehen: in der Gosse! Ist doch klar, wenn man ziellos durchs Leben irrt! Ein Mensch braucht Ziele und Träume, sonst sieht die Zukunft ziemlich trist aus. Glaubt ihr, Kim Kardashian – man möge von ihr halten, was man will – hat aufs Schicksal gesetzt und ist deswegen „berühmt“? Fehlanzeige! Sie hat all ihre Schachzüge strikt geplant, zwar mit einem kompetenten PR-Team an ihrer Seite, aber hey, es war Planung dahinter! Natürlich sind ihre größten Neider Menschen, die selbst nur so vor sich hin leben und nichts auf die Reihe kriegen. Allein das Studium zu schaffen ist mit der „Mal sehen was morgen so passiert“-Mentalität unmöglich. Je nachdem, was man studiert, dauert ein reguläres Bachelor-Studium sechs Semester. Geht man jedoch planlos durchs Leben wird man hierfür mindestens vier weitere Semester benötigen (die dann auch noch bezahlt werden müssen). Was soll bloß aus solchen Leuten werden? Sie zählen auf etwas Banales wie das Schicksal – ein Hirngespinst. Wer seine Ziele erreichen will, der muss die Sache selbst in die Hand nehmen. Wie Kim K. eben. Das soll wie funktionieren? Plane deinen Tag bis ins kleinste Detail! Angefangen
bei den Mahlzeiten. Ein ausgewogener Essensplan ist nicht nur hilfreich für den Einkauf, sondern er hilft auch bei der Entscheidung, was man kochen soll – so vertrödelt man keine unnötige Zeit mit Überlegungen und kann die Zeit sinnvoller nutzen. Nämlich mit dem Schmieden weiterer Pläne. Zukunftspläne. Gut ist es dabei immer, einen Plan B zu haben, falls der erste nicht klappt. Mein Plan A lautet: Mit 30 bereits die erste Million zu haben. Anstellen werde ich das, indem ich ein pathetischer Love Story-Schriftsteller wie Nicolas Sparks werde. Nun gut, falls es nicht klappt – man sollte für jede Situation gewappnet sein – habe ich einen realistischeren Plan: In 10 Jahren möchte ich Christiane Arps Posten als Chefredakteurin bei der deutschen Vogue übernehmen. Wie ihr seht, das Planen ist das A und O des Lebens. Denn es erleichtert das Leben um einiges und somit bleibt mehr Zeit zum Genießen. Vergesst nicht: Es bewahrt uns davor, in der Gosse zu landen! Leute wie Kim Kardashian, die sich viele dorthin zurück wünschen, sind das beste Beispiel dafür, dass man mit einer guten Planung seine Ambitionen verwirklichen kann. Ich hoffe doch sehr, dass ihr andere Ziele als sie verfolgt – und es soll auch keine Aufforderung sein, eure Sextapes öffentlich zu machen! Aber ihren Ehrgeiz sollte man teilen. To-Do-Listen sind wirklich hilfreiche Ansätze, um einige Schwierigkeiten wie das Verfassen von Arbeiten, den Studienabschluss oder einfach das alltägliche Leben zu bewältigen. Denn wir sollen das Leben so sinnvoll nützen, wie es nur geht. Und wie soll das denn gehen, wenn man planlos vor sich hin lebt?
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© Remko Tanis
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Der Weg deines Smartphones
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CHILENISCHE MINE CHINESISCHE FABRIK ÖSTERREICHISCHER LADENTISCH NIGERIANISCHER MÜLLBERG
Mit jeder neuen Generation an Smartphones wird eine Unmenge an als veraltet erachteter Handys weggeworfen, wobei diese oft nicht einmal ein Jahr alt sind. Der leichtfertige Umgang unserer Wegwerfgesellschaft mit elektronischen Geräten und deren Entsorgung hat global spürbare ökologische und soziale Folgen, die einem als Konsument die Lust auf ein neues Gadget verderben. Von Doris Hörmann
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onfliktrohstoffe und Umweltbelastung. In einem handelsüblichen Smartphone stecken über 60 Edelmetalle aus der ganzen Welt. Zwei Drittel aller abgebauten Rohstoffe stammen aus politisch instabilen Ländern. Während ihr Abbau meist mit verheerenden Folgen für die Umwelt und damit einer Zerstörung der anliegenden Landwirtschaft verbunden ist, stammen noch dazu viele dieser Bodenschätze aus Krisengebieten, in denen sich Kriegsparteien mit dem Verkauf der heißbegehrten Rohstoffe am internationalen Markt finanzieren. Gold und Silber beispielsweise werden für Kontakte und Anschlüsse auf Leiterplatten verwendet. Die Goldgewinnung in China erfordert aber den Einsatz des hochgiftigen Zyanids, das Grundwasser und Boden verpestet. Der Leitstoff Kupfer wird in Chile auf Kosten eines hohen Wasserverbrauches gewonnen, der die einheimische Bevölkerung unter Wassernot leiden lässt. Das für die Verwendung in den Akkus bestimmte Nickel färbt den Schnee der russischen Stadt Norilsk gelb. Der Abbau von Zinn für Leiterplatten zerstört die Umwelt Indonesiens und verödet Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Das Tantal für Kondensatoren stammt, ebenso wie Zinn, Wolfram und Gold, aus der konfliktreichen Demokratischen Republik Kongo, dessen Abbau die blutigen Konflikte jahrzehntelang mitfinanziert hat. Bis 2010 befanden sich die meisten Minen noch in der Hand bewaffneter Gruppen, die sich von den Verkaufserlösen Waffen anschafften um den Krieg fortzuführen. Offiziell finanzieren heute noch ein Drittel der kongolesischen Minen die Kriegsparteien. Förderlich dafür sei der „Dodd-Frank-Act“ der USA gewesen, der von Elektronikherstellern einen Nachweis über die Verwendung konfliktfreier Rohstoffe und dessen Kontrolle einforderte. Kontrollen und Ausfuhrerschwernisse von Rohstoffen werden aber durch den Schmuggel in die Nachbarländer umgangen, von wo sie schließlich exportiert werden. Geschätzte 99% des in Afrika abgebauten Goldes sollen auf diese Weise noch immer illegal auf den Markt kommen. Die EU hinkt in der Kontrolle der konfliktfreien Rohstoffe weit hinterher, hat sie die Vereinbarung freiwilliger Richtlinien gerade erst zur Diskussion gestellt. Arbeitsbedingungen. Egal ob über legalem oder illegalem Weg, die Rohstoffe landen schließlich in chinesischen Fabriken, in denen rund jedes zweite weltweit erhältliche Smartphone produziert wird. In den Zulieferbetrieben herrschen schlechte Arbeitsbedingungen, die in 11- bis 14-stündige Schichten an sechs bis sieben Tagen der Woche bestehen. Zu Tausenden stehen die ArbeiterInnen an den Fließbändern, hantieren zumeist ohne ausreichende Schutzkleidung
wie Brillen, Mundschutz oder Handschuhe mit giftigen Chemikalien und Schwermetallen und sind der Hitze der angeschalteten Geräte ausgesetzt, die keine Klimaanlage lindert. Über gesundheitliche Langzeitschäden in den Fabriken gibt es bisher noch keine Untersuchungen, womit die Heerscharen an ArbeiterInnen quasi Versuchskaninchen darstellen. Diese Versuchskaninchen strömen aus den ärmeren Provinzen aus dem Landesinneren in die Sonderwirtschaftszonen Südchinas. Sie werden angelockt von der vergleichsweise hohen Entlohnung bei Konzernen wie Samsung und sehen die Arbeit dort als Chance. Immerhin sind sie pensions-, kranken- und unfallversichert und verdienen das Eineinhalbfache des gesetzlichen Mindestlohns der Stadt Huizhou. Ein Drittel bis ein Viertel wird jedoch für Wohnen, Essen und Sozialversicherung abgezogen, sodass am Ende nicht viel für ein anständiges Leben bleibt. Westliche FabrikarbeiterInnen würden unter solchen Produktionsbedingungen keinen Finger rühren, geschweige denn einen Fuß auf das Gelände setzen; Gewerkschaften würden gegen die Ausbeuterbetriebe Sturm laufen. In Südchina hingegen stehen die Arbeiter unter enorm hohem Stress, müssen täglich beispielsweise 3.000 Samsung Galaxy S5 zusammensetzen und testen. Diese Stückzahl ist in einer Schicht nur dann erreichbar, wenn die ArbeiterInnen auf Klo- und Trinkpausen verzichten. Nach der Arbeit werfen sie sich erschöpft in ein Bett, dass sie sich mit der Gegenschicht teilen müssen. Die großen Konzerne, für die unter diesen Konditionen produziert wird, entziehen sich der Verantwortung. Sie wälzen die Probleme an Zulieferbetriebe ab, welche Konfliktrohstoffe verwenden und die sozialen Menschenrechte missachten. Elektroschrott. In China zusammengebaut, werden die Smartphones nach Europa verschifft, wo sie nach kurzer Nutzungsdauer von dir und mir durch ein neueres Modell ersetzt werden und in der Schublade oder auf dem Müll landen. Allein 2012 wurden auf diese Weise 49 Millionen Tonnen Elektroschrott produziert – das sind 7 Kilogramm pro Person! Der EU-Durchschnitt des jährlich produzierten Elektroschrotts liegt mittlerweile bei 19 Kilogramm, Tendenz steigend. Aber nicht nur die ständige Weiterentwicklung des Technologiesektors (bzw. bewusst zurückgehaltene und strategisch eingeführte Neuheiten) und neue Moden bestimmen über die Nutzung von Elektrogeräten. Durch „geplante Obsoleszenz“, der bewussten Verkürzung der Lebensdauer von Einbauteilen oder ganzer Geräte, zwingen Produzenten die Konsumenten zu einer vorzeitigen Neuanschaffung. Das Einstellen der Nachproduktion von Verschleiß- und
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Ersatzteilen oder das absichtliche Verkleben von Akkus sind Strategien, um die Reparatur kaputter Geräte unmöglich zu machen. So landen Abermillionen an eigentlich noch funktionsfähigen Handys und Laptops gemeinsam mit Tonnen weiterer Elektrogeräte auf Schrotthaufen, die in Schwellen- und Entwicklungsländer verschifft werden. Verboten ist laut Basler Konvention von 1993, die 150 Länder (ohne USA) unterzeichneten, nämlich lediglich die Ausfuhr von ElektroSCHROTT. Noch verwendbare Geräte landen hingegen in westafrikanischen Hafenstädten auf Mülldeponien, die von Männern, Frauen und Kindern nach wiederverwertbaren Teilen durchkämmt werden. Neben tatsächlich recycelbaren Rohstoffen bestehen diese Schrottlandschaften auch aus zahlreichen hochgiftigen Substanzen, die bei mangelhafter Entsorgung Böden, Gewässer, Luft und Anrainer belasten. Alternative: Fairphone. Das 2012 in Amsterdam gegründete Unternehmen sieht sich selbst als Bewegung an, setzt soziale Werte über Profit und produziert das weltweit erste Smartphone, das unter „fairen“ Bedingungen produziert wird. Es ist darum bemüht Transparenz entlang der Produktionskette zu schaffen und verwendet bereits 2 von 30 Rohstoffen aus konfliktfreien Minen – mit dem Ziel, eines Tages die gesamte Lieferkette als 100%ig fair bezeichnen zu können. Neben der Einhaltung von Arbeiterrechen leistet es auch Pionierarbeit im Umweltschutz. Fairphone-Akkus sind austauschbar, das aus zwei Schichten bestehende Display ist äußerst robust und durch die nicht im Lieferumfang enthaltenen (aber in den meisten Haushalten ohnehin vorhandenen) Headsets und Ladestecker wird zusätzlicher Müll vermieden. Die nach Bedarf produzierten Smartphones mit dem Android Betriebssystem (4.2 Jelly Bean) kosten 310 Euro. 3 Euro vom Verkaufserlös unterstützen die „Closing the Loop Foundation“, die Elektroschrott aus Afrika wieder zurück nach Europa verschifft, um ihn dort zu recyceln. Weitere 2 Euro kommen über einen Fonds den Angestellten in der chinesischen Produktionsfirma zugute. Das Fairphone ist ein ökologisches und soziales Pionierprojekt in der Elektronikbranche und kann weltweit 33.600 Anwender vorweisen. In seiner Handhabung und Funktion hinkt es herkömmlichen Smartphones nur gering hinterher: Als Kritikpunkte werden das höhere Gewicht, die verbesserungswürdige Anzeige am Display und die träge Touchbedienung genannt. Wer mit diesen geringen Einbußen leben kann und mehr Wert auf die sozialen und ökologischen Folgen seines Einkaufes legt, dem ist das Fairphone eine gute Alternative.
© Fairphone
Quelle: Brot für alle, Einblick 2/2014: Blutige Realitäten in smarten Geräten www.brotfueralle.ch
Elektroschrott vermeiden: »Geräte » möglichst lange nutzen und schonend damit umgehen (z.B. im Handycase) »Reparaturdienste » beanspruchen »Altgeräte » an Verwandte, Freunde oder Bekannte verschenken »Gebraucht-Geräte » kaufen »Beim » Neukauf auf Firmen achten, die Arbeitsrechte und Umweltschutz respektieren (siehe www.hightech-rating.ch) »Bei » Anbietern nach sozialen und ökologischen Produktionsbedingungen fragen und damit darauf aufmerksam machen »Langlebigkeit, » Reparaturmöglichkeiten (z.B. den Austausch des Akkus) und Widerstandsfähigkeit (z.B. anfällige Glasdisplays wie beim iPhone) als Entscheidungskritieren heranziehen
© Fairphone
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© Christopher Kurt Spiegl
NEUES AUS DER ÖH Nachdem Anfang November die Vorsitzende der ÖH Salzburg neu gewählt wurde, gab es Anfang Dezember auch einen Wechsel des restlichen Vorsitzteams. Statt Daniel Winter und Dominik Gruber sind nun Julia Wegmayer und Nicole Vorderobermeier neu im Vorsitzteam. Wir bedanken uns bei Daniel und Dominik für ihre wertvolle Arbeit und ihren tollen Einsatz und sind froh, dass sie uns weiterhin tatkräftig zur Seite stehen. Dominik unterstützt das Team im Gesellschaftspolitischen Referat der ÖH und Daniel das Team des Kulturreferates. Julia Wegmayr studiert Kommunikationswissenschaft und Politikwissenschaft (BA) und war ehemals Sachbearbeiterin im Sozialreferat. Sie bringt bereits einiges an Erfahrung mit, die sie in die Arbeit im Vorsitzteam gut einbringen kann. Nicole Vorderobermeier studiert Mathematik (MSc) und war zuvor Referentin im Bildungspolitischen Referat. Sie sitzt auch für die ÖH im Senat und hat, wie Julia, bereits sehr viel Erfahrung gesammelt, die sie mit ins Vorsitzteam bringt. Julia und Nicole wurden mit großer Mehrheit als 1. und 2. stellvertretende Vorsitzende in der ersten außerordentlichen UV-Sitzung am 15. Dezember 2014 gewählt. Das aktuelle Vorsitzteam der ÖH Salzburg ist damit ein reines Frauenteam, das neue Projektideen fördert und neue Perspektiven, vor allem hinsichtlich genderspezifischer Thematiken, ermöglicht. Auch durch die unterschiedlichen Bereiche, aus denen Katharina, Julia und Nicole kommen ergeben
sich interessante Aspekte, die sie bereits in Projekten umsetzen. Aktuell gab es bereits mehrere Rektoratstreffen, bei denen es z.B. um das Thema Datenschutz gegangen ist und es Zustimmung hinsichtlich weiterer Zusammenarbeit betreffend Datenschutz und des Umgangs damit gegeben hat. Ein weiteres Treffen, das sich auf internationale Themen fokussierte, fand ebenfalls statt. Da das Service der Universität für Drittstaatsangehörige noch ausbaufähig ist, wurden erste Schritte in Richtung einer Verbesserung gemacht – beispielsweise soll es künftig einen Infotag in englischer Sprache geben. Das Vorsitzteam beteiligt sich auch aktiv an den Dialogforen des „Salzburg Mobil 2016-2025“, wo es darum geht, ein Landesmobilitätskonzept für das nächste Jahrzent zu erstellen, dessen Mittelpunkte nachhaltige Mobilität und verkehrspolitische Maßnahmen bilden. Dass Mobilität auch für StudentInnen besonders wichtig ist, hat die Studie gezeigt, die Ende November und Anfang Dezember von der ÖH Salzburg über das Mobilitätsverhalten der Studierenden an der Universität Salzburg und die Zufriedenheit mit dem aktuellen Semesterticket des SVV durchgeführt wurde. Aus diesem Grund ist es uns ein Anliegen, uns in diesem Bereich aktiv zu beteiligen und einzubringen. Wir freuen uns schon auf ein spannendes neues Semester mit interessanten Veranstaltungen und Projekten!
Julia Wegmayr (1. Stv. Vorsitzende, VSSTÖ), Katharina Obenholzner (Vorsitzende, GRAS), Nicole Vorderobermeier (2. Stv. Vorsitzende, GRAS) (vlnr.)
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fellner ’sche verlaut barung
Das Salzburger Studierendenticket – Pläne und Verhandlungen Tag ein, Tag aus pilgern Studierende zu Fuß, mit dem Rad, Auto oder den Öffis zur Universität. Wir zahlen dafür einen hohen Preis, kostet das Semesterticket in Salzburg doch bis zu 560 Euro im Semester. Damit ist es eines der teuersten in ganz Österreich. Daher verhandelt die ÖH Salzburg seit Sommer 2014 mit der Landesregierung über ein besseres Semesterticket, das im kommenden Wintersemester eingeführt werden soll. Was ist bisher passiert? Im Frühjahr 2013 startete die ÖH eine über 2000 mal unterzeichnete Petition, welche die Jahresnetzkarte für Jugendliche in Ausbildung und für Studierende öffnen sollte. Die Landespolitik versprach eine Reform der Tarife - aber nicht auf Basis der Super s‘Cool Card für SchülerInnen und Lehrlinge. Die Vertröstung Landeshauptmann Haslauers aus dem Wahlkampf, eine solche Ermäßigung einzuführen, war schnell vergessen. Doch 2014 kam erneut Bewegung in die Angelegenheit: Die ÖH hat erreicht, dass der Salzburger Verkehrsverbund jährlich einen Beitrag zur ÖH-Fahrkostenunterstützung leistet, um Studierende beim Kauf des Semestertickets zu unterstützen. Das war ein wichtiger Erfolg, aber nicht genug. Daher hat die ÖH in Verhandlungen mit Landesrat Hans Mayr die zentralen Anliegen der Studierenden deutlich gemacht. Dazu gehören die Fragen nach den Kosten des Tickets, auf welchen Strecken es gültig ist, ob die Altersgrenze abgeschafft wird und wie das Preis-Leistungsverhältnis aussieht. Im Dezember nahmen über 3.000 Studierende an einer Umfrage der ÖH über das Mobilitätsverhalten der Studierenden und ihre Haltung zum Semesterticket teil. Erste Ergebnisse konnten Studierende in einer öffentlichen Diskussion mit Landesrat Mayr und SVV-Geschäftsführerin Allegra Frommer diskutieren. Die Rückmeldungen lieferten wichtige Inputs für die laufenden Verhandlungen. Andere Bundesländer zeigen bereits vor, was bei gutem politischen Willen möglich ist. In Innsbruck hat die Landesregierung die Ticketkosten von bis zu 640 Euro auf höchstens 180 Euro reduziert. Gleichzeitig wurde es auch auf die vorlesungsfreie Zeit ausgedehnt. Die ÖH fordert ähnliche Verbesserungen für Salzburg. Derzeit haben jene Studierende, die am Land leben, die größten Probleme. Wer in den Ge-
birgsgauen lebt kann ein Lied von den überteuerten Öffis singen. Für die StädterInnen geht es vor allem darum, in welchen Zonen und Zeiträumen das Semesterticket gültig ist, und was bei Überschreitung der 26 Jahre-Altersgrenze getan werden kann. Das Absenken einer Preisobergrenze dient vor allem dem Zweck, die Studierenden finanziell zu entlasten, und Anreize für den Umstieg auf Öffis zu liefern. Dies kommt jeder und jedem Einzelnen zu Gute, da so Zeit, Geld und Nerven gespart werden können. Uns allen nützt es, wenn der Individualverkehr zurückgeht, der zwar individuell schneller erscheint, objektiv gesehen aber bremst. Im Frühjahr setzt die ÖH die Verhandlungen mit der Landesregierung fort. Außerdem wirkt sie bei „Salzburg mobil“ mit, um das Mobilitätskonzept für Salzburg für die nächsten zehn Jahre mitzugestalten. Bei Fragen oder Anregungen freuen wir uns über deine Nachricht an: vorsitz@oeh-salzburg.at!
Laut Christof Fellner (STV Politik) fahren wir einer goldenen und glorreichen Zukunft entgegen. Und das zu einem günstigen Preis.
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FOLGE DEM RUF DER STV! Da stolpert man in die Universität: Online-Voranmeldung, persönliche Inskription, Wohnungssuche, fremde Stadt, PlusOnline, Semesterbeitrag überweisen – wo sind die verschiedenen Unigebäude überhaupt? Auch ich musste mich zunächst einmal in Salzburg zurechtfinden. Mein erster Weg war damals zum Beratungszentrum der ÖH und zur STV. Ein Orientierungsguide von Maximilian Wagner (Der Autor ist Sachbearbeiter im Bildungspolitisches Referat der ÖH Salzburg und in den STVen Anglistik, Geographie & PoWi aktiv)
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och was die ÖH und die STV genau waren, das wusste ich damals auch noch nicht so genau. Naja, Studienberatung – wird schon irgendwie mit der Uni zusammenhängen, dachte ich. Dann das Curriculum lesen. Oh Gott, ein juristischer Text. Ich denke, viele werden ähnliche erste Erfahrungen gemacht haben. Doch nach all dem Chaos des ersten Semesters wurde mir dann klar: Die Studierendenvertretung am Fachbereich war immer für einen da, war verständnisvoll und half schnell weiter, wenn man mal feststeckte. Das waren ja auch nur Studierende, die sich da freiwillig hinsetzten und in ihrer Freizeit Tipps zum Studium erteilten; die ihre eigenen Erfahrungen weitergaben. Was für eine Erkenntnis – das sind ja Studis! Doch erst als ich mich entschlossen habe, selbst bei der STV mitzuhelfen, eröffnete sich mir eine gänzlich neue Welt. Wir als Studierende haben in Österreich weitreichendes Mitspracherecht. Das ist einem gerade zu Studienbeginn nicht klar, denn vieles davon spielt sich unsichtbar hinter geschlossenen Türen ab. Neben der Beratung sitzen die STV-Mitglieder oder die von der STV nominierten Studierenden in verschiedenen Gremien: 1. Curricularkommission: Hast du dich schon einmal gefragt, wie ein Studienplan/Curriculum entsteht? Dieser Studienplan ist nicht vom Himmel gefallen, sondern wird in der Curricularkommission erarbeitet. Die Cuko beinhaltet auch Studierende, und diese haben mit einem Drittel der Stimmen keinen unerheblichen Einfluss auf die Entwicklung. Die Studierenden sitzen mit den ProfessorInnen und den Lehrenden an einem Tisch, können Probleme direkt ansprechen und die eigenen Verbesserungsvorschläge in den nächsten Studienplan direkt einbringen. Eine wichtige Aufgabe – wer könnte die Studierbarkeit besser einschätzen können als Studierende selbst? 2. Besetzungskommission/Berufungskommission: Auch wenn eine neue (Assistenz-)Professur besetzt wird sind Studierende mit dabei und können ihre Meinung einbringen. Sowohl bei der Sichtung der Bewerbungen, bei den Gastvorträgen als auch in der geschlossenen Kommission. Gute Lehre und gute Profs sind also auch ein Verdienst der STV.
3. Fachbereichsrat und Lehrplanung: Auch wenn es um Neuigkeiten aus dem Fachbereich, um den Budgetstand oder um die Lehrplanung geht, sind Studierende vertreten. Wir können auf Engpässe hinweisen und wo es in der Vergangenheit zu Problemen in Lehrveranstaltungen kam. All diese Tätigkeiten kosten Zeit, aber es sind wertvolle Erfahrungen und letztlich profitieren alle davon. Der Fachbereich bekommt Hinweise auf Probleme, die vielleicht nicht sofort aufgefallen wären. Die mitwirkenden StudierendenvertreterInnen sammeln wertvolle Erfahrungen in den Gremien und ermöglichen bessere Lehre, bessere Studienpläne und bessere Studienbedingungen für ihre Kommilitonen. Also folge auch du dem Ruf der STV, engagiere dich und erfahre, dass das Studium mehr ist als das Absolvieren vorgegebener Lehrveranstaltungen.
Im Mai 2015 findet wieder die ÖH-Wahl statt. Dabei wählst du deine direkte Studierendenvertretung am Fachbereich sowie die Universitätsvertretung. Gleichzeitig ist das auch deine Chance, selbst aktiv zu werden: Kandidiere für deine STV, hilf deinen Mitstudierenden, verändere die Studienbedingungen zum Besseren oder hilf bei der Beratung. Weitere Informationen zur Wahl findest du auf der ÖH-Homepage sowie in der Wahlausgabe der uni:Press im Mai. Für deine Tätigkeit in der STV werden dir ECTS für freie Wahlfächer angerechnet, du bekommst Toleranzsemester für Beihilfen/Stipendien und deine Anwesenheitspflicht in prüfungsimmanenten Lehrveranstaltungen kann reduziert werden. Du siehst, es lohnt sich.
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ICH WEISS, WAS DU DIESEN SOMMER GETAN HABEN WIRST Das Sommersemester hat zwar erst begonnen, dennoch solltest du dir jetzt bereits Gedanken über die Gestaltung deiner so kostbaren und wohlverdienten Ferien machen. Da Bewerbungs- und Anmeldefristen immer näher rücken, verschafft dir die uni:press einen Überblick über Angebote, die deinen Sommer zum unvergleichlichen und kostenoptimierten Erlebnis machen. Ein Überblick von Doris Hörmann Sommerschulen. Wer die vorlesungsfreie Zeit als eine aufgezwungene Bürde empfindet und sein Gehirn über die heißen Monate nicht in den vorübergehenden kryogenischen Schlaf schicken will, dem bieten akademische Sommerangebote verschiedenster internationaler Universitäten eine (Er‑)Lösung. Über das Portal Summer Schools in Europe und den Österreichischen Austauschdienst (OEAD) können sich Interessierte über Sommeruniversitäten und – kollegs in ganz Europa, deren thematische Schwerpunkte, Kosten, Abhaltungszeiten u.Ä., informieren. Wer sich für eine konkrete Universität oder einen bestimmten Standort interessiert, der sollte sich beim jeweiligen Büro für internationale Beziehungen informieren, da die meisten Unis eigene Sommer- (und teilweise auch Winter-)programme organisieren. Die meisten Institutionen erwarten aufgrund des hohen Andrangs kurze Motivationsschreiben, in denen ein Bezug zum eigenen Studium oder zumindest persönliches Interesse ersichtlich wird. Sommerunis bewegen sich je nach Ort, Dauer und Programm in einem breiten Kostenspektrum. Von geringer Kostenbeteiligung im zweistelligen Bereich bis zu mehreren tausend Euro ist alles dabei. In einigen Fällen werden Sommerunis auch durch Stipendien gefördert, darüber hinaus gibt es die Möglichkeit in der Datenbank grants.at nach Unterstützungsgeldern Ausschau zu halten. Chancen: Wissbegierige und übermotivierte Studis können kurzfristige Auslandaufenthalte ergattern, im eigenen Fachbereich kräftig networken, in fremde Unis hineinschnuppern und (auf Anfrage bei der Cuko) sogar noch ein paar ECTS-Punkte für die freien Wahlfächer abstauben. Links: www.summerschoolsineurope.eu/index.php www.oead.at/go_international/studieren_forschen_weltweit/sommerkurse_praktika/summerschools/ www.grants.at/
Praktika. Anstatt Geld für akademische Weiterbildung oder erholsame Urlaube auszugeben, kann man seine überschüssige Energie auch dafür verwenden, die Kohle überhaupt ranzuscheffeln. Zumindest in einer utopischen Fantasiewelt. Praktika sind häufig unbezahlte oder gering entlohnte Arbeitsverhältnisse für Studis, die ein solches im Rahmen ihres Curriculums absolvieren müssen oder für den Berufseinstieg notwendige Erfahrungen sammeln wollen. Deine Arbeit wird jedoch nicht umsonst sein: Potentielle Arbeitgeber werden auf dich aufmerksam, dein Lebenslauf wird aufgefettet, du bekommst einen Fuß in die Tür und baust schon mal eine Beziehung zum Unternehmen auf, das dich nach Studienabschluss vielleicht sogar einstellt. Sofern du den Kaffee nicht verbrühst. Vor Beginn eines Praktikums bzw. vor Abschluss eines Vertrages solltest du dir die Praktika-Broschüre der ÖH zu Gemüte führen und dich über deine Rechte informieren. Finden kannst du Praktikumsplätze auf klassischen Jobportalen wie karriere.at und studentjob.at oder speziellen Meta-Suchmaschinen wie metajob.at, die gleich das ganze Internet für dich durchforsten und dir komprimiert einen Überblick zu Stellen in ganz Österreich liefern. Natürlich kannst du auch auf das klassische Medium der Printzeitung zurückgreifen. Chancen: Auch Praktika sind wichtige Gelegenheiten, neue Leute aus deiner Branche kennen zu lernen und erleichtern nach Abschluss vielleicht sogar den beruflichen Einstieg. Im schlimmsten Fall führen sie dazu, die eigene Studien-/Berufswahl zu überdenken – aber auch in diesem Falle gilt: Besser früh als (zu) spät. Links: www.metajob.at/Praktikant www.studentjob.at/praktikum/ www.karriere.at/jobs/praktika www.oeh.ac.at/fileadmin/user_upload/pdf/ Broschueren/2014/Praktikabroschu__re_final_ fix_ohne.pdf www.alpenverein-akademie.at/akademie/volunteer_praktika/praktikum-pressearbeit/index.php
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Ehrenamtliche Tätigkeiten. Körperlichen Ausgleich zu den geistigen Anstrengungen von Sommeruni und Praktikum findest du bei ehrenamtlichen Tätigkeiten aller Art rund um den Globus. Unterschiedliche Organisationen wie WWOOF International, der Oesterreichische Alpenverein oder Grenzenlos verlangen in der Regel keine bis vergleichsweise niedrige Kostenbeteiligungen, bieten aber im Gegenzug unvergleichliche Erfahrungen. WWOOF (World Wide Opportunities on Organic Farms) führt dich an entlegene Bio-Bauernhöfe auf der ganzen Welt, bei denen du Einblicke in die ländliche Lebens- und Arbeitsweise bekommst und selbst mitanpackst. Du zahlst an die jeweilige nationale Organisation meist zw. 25 und 35 Euro Mitgliedsbeitrag und bekommst dann für ein Jahr Zugang zu den Kontaktdaten der Bauernhöfe. Im Idealfall weißt du schon vor Anmeldung, in welchem Land du diese Erfahrung machen willst. Aufenthaltsdauer und -zeitpunkt vereinbarst du mit den Bauern direkt, die Anreise ist selbst zu organisieren. Im Gegenzug für deine Arbeitskraft bekommst du kostenlose Unterkunft und Verpflegung. Nach einem ähnlichen Prinzip, aber ohne Anmeldegebühr, funktionieren die Umweltbaustellen und Bergwaldprojekte des Oesterreichischen Alpenvereins (OeAV). Durch sie kannst du an österreichweiten Einsatzorten mithelfen, Almflächen wiederherzustellen, Wanderwege und Berghütten zu sanieren, Wälder aufzupflanzen oder dich anders für den Erhalt unserer wunderschönen Landschaft einzusetzen. Kost und Logie übernimmt der OeAV auch für Nichtmitglieder, lediglich die Anreise ist selbst zu bezahlen. Ob du in einer Zeltstadt, einem Matratzenlager oder einer kuscheligen Almhütte untergebracht wirst, darüber informieren dich die detaillierten Beschreibungen zum jeweiligen Projekt. Darüber hinaus vergibt der Alpenverein jedes Jahr rund 30 Plätze im Rahmen des P.U.L.S.-Pressepraktikums inkl. Workshop-Wochenende. Die Organisation Grenzenlos bietet internationale Camps in breit gefächerten Bereichen wie Bildung, Soziales, Umwelt- und Tierschutz sowie Gesundheit. Der Mitgliedsbeitrag von 132 Euro finanziert den Ver-
waltungsaufwand der Non-Profit-Organisation mit und deckt gleichzeitig die Kosten für deine Unterbringung, Verpflegung und Betreuung vor Ort durch erfahrenes Personal. Je nachdem wie viel Zeit dir zur Verfügung steht kannst du zwischen kurzfristigen ein- bis vierwöchigen Programmen, Einsätzen ab einem Monat und sogar Halbjahres- und Jahresvoluntariaten auf der ganzen Welt wählen. Die Friedensorganisation SCI Österreich (Service Civil International) bietet ebenfalls international Freiwilligenprojekte an. Die ausgeklügelte Suchdatenbank ermöglicht es bei rund 1.200 Projekten schnell, Einsatzbereiche zu finden, die deinen Interessen entsprechen. Während Workcamps in Österreich für Freiwillige mit Wohnsitz hier ohne Kosten verbunden sind, zahlt man bei weltweiten Projekten einen Mitgliedsbeitrag zwischen 128 und 158 Euro an SCI und gegebenenfalls einen Beitrag zum jeweiligen Projekt. Über die Meta-Datenbank Ökojobs in Europa findest du außerdem eine Sammlung von Freiwilligendiensten, Praktika, Jobs, Workcamps und ehrenamtlichen Tätigkeiten im Umwelt- und Naturschutzbereich. In ihr sind teilweise auch Angebote der oben genannten Organisationen zu finden, weshalb sie gut als erster Einstieg dienen kann, um deine Möglichkeiten abzustecken. Chancen: Ehrenamtliche Tätigkeiten machen sich immer gut im Lebenslauf. Diese dann auch noch auf einer Veggie-Farm in Neuseeland, auf einer idyllischen Alm in den Bergen Tirols oder auf einer karibischen Insel zu verrichten, gleicht dann schon fast einem Urlaub. Und was fühlt sich bitte besser an, als die Gewissheit zu haben, einen Beitrag zur Verbesserung der Welt zu leisten? Links: www.alpenverein-akademie.at/akademie/volunteer_praktika/umweltbaustellen-bergwaldprojekte/index.php www.wwoof.net www.grenzenlos.or.at bzw. www.volunteering.at/internationale-camps www.oekojobs.de www.sci.or.at
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© moominsane (flickr)
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WG gesucht in Salzburg – A never ending story Nach 4 Jahren im Studierendenheim ist es an der Zeit, eine neue Bleibe zu suchen. Eine WG soll mein neues Zuhause werden. Die zwei Großbuchstaben W und G sind für mich der Inbegriff des glücklichen Studentenlebens: Mehr Verantwortung und Freiheit, freie Wahl der MitbewohnerInnen und Gestaltungsspielraum bei der Einrichtung des Zimmers. Von Isabella Klinger
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elche Art von WG schwebt mir vor? Auf keinen Fall eine sogenannte Zweck-WG; ich will mit Gleichgesinnten zusammenleben, die im besten Falle zu FreundInnen werden. Eine richtige Gemeinschaft, wo man sich nicht nur denselben Toilettensitz, sondern auch die eine oder andere Mahlzeit, manch freie Stunde sowie Freud und Leid des Alltags teilt. Weitere Punkte auf meiner WG-Wunschliste sind eine Wohnung ohne Verkehrslärm, eine möglichst zentrale Lage, am besten natürlich mit Balkon und Wohnzimmer – oder warum nicht gleich ein Haus mit Garten? Dazu pflegeleichte und putzbegeisterte MitbewohnerInnen, und das alles zu einem angemessenen Preis. Mein Ziel ist kein geringeres als die eierlegende Wollmilchsau der WGs zu finden – und ich bin reichlich zuversichtlich. Ein fulminanter Start. Einen Monat vor meinem geplanten Auszugstermin beginne ich mit meiner Recherche und werde rasch fündig. Auf der ÖH-Wohnungsbörse trudeln Woche für Woche, Tag für Tag, die neuesten Angebote in Sachen studentischer Behausung ein. Eine WG-Beschreibung gefällt mir besonders gut und ich freue mich sehr auf mein erstes „Vorstellungsgespräch“. Die Menschen in der WG sind zahlreich sowie freundlich, und mit einigen habe ich auch gleich einen guten Draht. Die Wohnung selbst ist in einem schönen Haus mit Terrassenblick auf den Untersberg, das Zimmer ist gemütlich und voll möbliert und die Lage ruhig. Nach der WG-Besichtigung bin ich in Hochstimmung, das fängt ja schon einmal sehr vielversprechend an! Ein paar Tage später bekomme ich auch prompt die Zusage, die WG-Bewohner wollen, dass ich bei ihnen
einziehe! Da die WG aber für meine Verhältnisse doch ein Stück zu weit außerhalb des Stadtzentrums und einen Tick zu teuer ist, sage ich ihr schweren Herzens ab. Aber gleichzeitig sage ich mir, wenn bereits die erste WG so vielversprechend ist, welche Goldstücke werden da noch auf mich zukommen? Eine Küche ohne Esstisch. Bereits am darauffolgenden Tag besichtige ich die nächste WG und werde herbe enttäuscht. Die Lage ist zwar zentral, aber direkt neben einer lärmenden Hauptstraße, das Haus ist alt. Die Wohnung selbst ist zwar neu renoviert, was auch den saftigen Mietpreis erklärt, die Küche aber ist so klein, dass nicht einmal ein Esstisch für gemeinsame Mahlzeiten Platz hat. Die Bewohnerinnen besitzen so viele Jacken und Schuhe, die allesamt den Flur okkupieren. Ich habe keine Aussicht auf Platz für meine Habseligkeiten. Ein widerwillig gewährter Blick in die Zimmer der potenziellen Mitbewohnerinnen lässt das vorhergegangene Explodieren einer Kleiderbombe vermuten. Auf Nachfrage teile ich den beiden auch gleich mit, dass ich mir keine WG ohne gemeinsamen Esstisch vorstellen könne und dampfe ab. Eine Küche voller Qualm. In einer weiteren WG bin ich gleich einmal von den schmuddeligen Sofas im Wohnzimmer und den leeren Bierkästen (laut Bewohner von Silvester, sonst seien die natürlich nicht hier) abgeschreckt, beim gemeinsamen Gespräch in der Küche vergeht es mir dann gründlich. Hustend sitze ich in der verqualmten Küche, deren Ausgang mit einem alten Leintuch/Stoffsack/Fetzen verhängt worden ist und versuche höflich, Smalltalk zu betreiben. Auf meinen Hinweis, dass mich der Rauch in der Küche störe, meint einer der Mitbewohner beruhigend, dass
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er meistens eh in der Arbeit sei und keine Zeit zum Rauchen habe und der andere gar nicht so viel rauchen würde. Außerdem würden sie mir, falls ich gerade beim Essen säße, den Rauch nicht direkt ins Gesicht blasen. Gerührt von so viel Rücksichtnahme mache ich mich rasch aus dem Staub. Das versperrte Wohnzimmer und eine Grenzschnur im Garten. Die nächste WG wirkt auf den ersten Blick recht ordentlich, bereits ein älteres Gebäude, aber in einer ruhigen zentralen Gegend mit riesigem Garten. Zwar riecht es im Haus etwas muffelig, aber darüber sehe ich großzügig hinweg. Beim Kennenlern-Gespräch in der Küche spüre ich einen unangenehmen Luftzug vom Fenster, generell sind die Räume eher kalt. Das eine Mädchen klärt mich darüber auf, dass es im Winter generell eiskalt sei, im Sommer dagegen drückend heiß. Ich bin dankbar für so viel Ehrlichkeit, aber was dann kommt, verschreckt mich zusehends. Die Vermieterin lebt die meiste Zeit in Australien und ist laut Erzählungen etwas seltsam. Einmal im Jahr kommt sie und übernachtet dann im geräumigen und lichtdurchfluteten Wohnzimmer. Dieses Wohnzimmer beinhaltet noch ihr Hab und Gut und kann nur durch das Glasfenster der Türe bewundert werden, es ist nämlich abgesperrt und der Zutritt verboten. Das erschwert zusätzlich den Zugang zur Terrasse, dazu muss man jetzt nämlich über die Haustüre um das ganze Haus herumgehen. Von dort aus kann man den weiträumigen Garten bewundern, der wiederum zu zwei Dritteln an die Nachbarn vermietet wird. Eine Schnur zeigt die Grenze an, bis wohin die Nachbarskinder spielen dürfen. So viele Verbote und Zugangssperren in der potentiellen Mietwohnung machen mir eine Absage verhältnismäßig leicht. Die gesprächige Vermieterin. Ein weiterer Höhepunkt meiner Besichtigungstour ist ein schmuckes Häuschen in guter Lage. Die Vermieterin ist eine ältere, sehr gesprächige Dame mit drei Windhunden, die das obere Stockwerk des Hauses bewohnt. Ich lasse mich nicht entmutigen, denn die Wohnräumlichkeiten sehen sehr gemütlich aus und der Blick auf den angrenzenden Garten ist entzückend. Weniger entzü-
ckend dagegen ist der Redeschwall der Vermieterin. Als ehemalige Lehrerin mit reichem Wissen erzählt sie mir voller Inbrunst von wahrer Kunst und dem Grauen der entarteten modernen Kritzelei. Zwischendurch schaffe ich es, mit viel anteilnehmenden Kopfnicken und Diplomatie, wohnungsrelevante Details zu erfragen. Wenig angetan bin ich dann von der Information, dass die Vermieterin den Kohleofen immer selbst zu heizen pflegt und sie generell der Meinung sei, die meisten Menschen heizen viel zu warm ein. Immer der Nase nach. Das Schlimmste aber, das mir bei meinen WG-Besichtigungen untergekommen ist, ist von olfaktorischer Natur. Nachdem ich geklingelt habe, öffnen mir zwei Mädels die Tür und begrüßen mich freundlich. Ich trete ein und ein erbärmlicher Gestank, diametral entgegengesetzt zur Freundlichkeit der Bewohnerinnen, steigt in meine Nase. Ich bin schon auf vieles gefasst, aber nicht auf den Geruch von – pardon – Scheiße. Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen habe, setzen wir uns aufs Sofa im Vorraum, der gleichzeitig als Wohnzimmer fungiert. Während ich gute Miene zum bösen Spiel mache und meinen Ekel unterdrückend leichte Konversation betreibe, dämmert mir allmählich der Grund des Gestanks. Neben den zweibeinigen BewohnerInnen gibt es nämlich noch ein paar vierbeinige. Drei Katzen wohnen ebenfalls hier und hinterlassen ihre Haare auf allen Möbeln und ihre Notdurft im Katzenklo, das im Flur steht. Es ist mir ein Rätsel, wie die BewohnerInnen den Gestank nicht bemerken bzw. sich dadurch zumindest nicht gestört fühlen. Selbstredend ziehe ich nicht in diese Stinke-WG ein. Das Ende naht. Nach der Besichtigung von sage und schreibe 14 (!) WGs innerhalb von drei Wochen (Ja, ich war wirklich jeden zweiten Tag unterwegs, manchmal besichtigte ich zwei an einem Tag) bin ich fix und fertig und sehne mich nach einer anderen Freizeitbeschäftigung. Die wenigsten WGs scheinen für mich geeignet zu sein und die eine letzte, in die ich wirklich gerne eingezogen wäre, entscheidet sich schlussendlich doch für jemand anderen. Schließlich bekomme ich die Zusage von einem anderen Studentenheim und bin mehr als erleichtert, meinen Einzug dort bekanntzugeben. Somit endet meine Odyssee auf der Suche nach einer Wohngemeinschaft. Meine Träume vom geselligen WG-Leben sind geplatzt und die wohlklingenden WG-Beschreibungen auf diversen Plattformen lese ich nun auch mit mehr Sinn für Realität und einer Prise Argwohn. Trotzdem kann ich der erfolglosen Suche etwas Gutes abgewinnen. Ich habe ungeahnte Einblicke in andere Lebenswelten erhascht und festgestellt, dass nicht nur optische Eindrücke prägend sind, sondern vor allem olfaktorische.
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MACH MIT!
SALZBURG LEGAL LITERACY PROJECT (SLLP) Was muss ich beim Mietvertrag oder Handykauf beachten? Sind meine Fotos auf Facebook urheberrechtlich geschützt? Wo fängt Cybermobbing an? Im Alltag gibt es viele juristische Berührungspunkte, ständig werden wir mit Rechtsfragen konfrontiert, auf die jedoch die wenigsten kompetente Antworten parat haben. Eine Gruppe Studierender der Rechtswissenschaften hat das „mangelnde rechtliche Grundwissen in der Gesellschaft" – vor allem auch in der Gruppe der Jugendlichen – als Problem erkannt und darauf reagiert Das SLLP vorgestellt von Joachim Fasching
© Dennis Skley (flickr)
Vor wenigen Wochen haben wir das „Salzburg Legal Literacy Project“ gegründet, um hier die Idee des Wiener Teams aufzugreifen: Wir möchten gemeinsam mit SchülerInnen juristische Grundkenntnisse erarbeiten. In interaktiven zweistündigen Workshops vermitteln wir zunächst allgemeine Kenntnisse: Was ist Recht, was sind Gesetze, wo kann ich nachschlagen? Dann besprechen wir die themenspezifischen Problemstellungen: Wie kann/soll man als Klassengemeinschaft auf Cybermobbing reagieren? Welche Regeln sind bei Streaming, Uploads und Downloads zu beachten?. Wir bieten zudem Diskussionsmöglichkeiten für die individuellen Fragen der Schüler. Wir suchen nun für den Salzburger Standort engagierte StudentInnen, die uns beim Abhalten der Workshops vor Ort unterstützen, die die Präsentationsunterlagen ausarbeiten oder die den Schulen als AnsprechpartnerInnen für die Terminkoordination zur Verfügung stehen möchten. Wir bieten dir an, deine juristischen Fähigkeiten in Kombination mit höchst praxisrelevanten Themenstellungen an interessierte SchülerInnen zu vermitteln – die ideale Möglichkeit, dich neben deinem Studium sozial zu engagieren! Special Benefits: Zusammenarbeit mit erfahrenen
JuristInnen, exklusive Workshops und Vorträge, du kannst deine Wunschthemen bearbeiten und erhältst laufendes Feedback der SchülerInnen dazu, was du an deinen Kommunikations- und Vortragsfähigkeiten verbessern kannst. Neben der persönlichen Weiterentwicklung stellen wir dir ein kompetentes Team zur Seite, und wer weiß, vielleicht ist das mehr als nur dein Einstieg in den Bereich der juristischen Lehre. Wir arbeiten hinter den Kulissen daran, Kooperationen mit Kanzleien, AnwältInnen und Interessensvertretungen aufzubauen, um ein essenzielles Bindeglied zwischen Universität, Schulen und Rechtspraxis zu werden. Wenn du dich für ein bestimmtes rechtliches Thema besonders interessierst, dich mit diesem auch im Studium schon näher auseinandergesetzt hast und motiviert bist, dich bei uns einzubringen, dann melde dich bei uns unter legalliteracy.salzburg@gmail.com! Mehr Informationen findest du unter anderem unter http://www.vllp.org (Homepage des Wiener Teams) sowie unter facebook.com/salzburglegalliteracyproject. Über die nächsten Möglichkeiten, das Projekt und das Gründerteam kennenzulernen, werden wir euch auf dem Laufenden halten!
© Luca Mack
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E S Ö B S A D
V-WORT
ndwelche Attribute rköpfen schreibt man recht schnell irge Que ns. iste Me ei. dab hts nic tlich ein Herdentier, sich ann kt Man den h ist ja bek nsc Me Der en. zieh zu e lich her Läc er ins zu, um sie zu verniedlichen oder v und wohl etwas abschätzig von ein nai r ehe hte dac ich h Auc so. t lech Leu ie kuschelten diese und das ist ja nicht unbedingt sch ondert. In meiner bitterbösen Fantas rten und anschließend abs ung ähr Ern r ihre nd gru auf sich ipie die exte rez Gruppe, n Kamin, während sie indische Yoga-T te mit Schweinen vor dem heimelige t hielt ich sie für eine Erscheinung eines weiteren Bobo-Trends des Soja-Tofu-Reismatsch aßen. Insgesamensweise und mit welcher Wucht die Keule der westlich-demokrati21. Jahrhunderts. Der Vorteil ihrer Lebn kann wurde mir bewusst, als ich einer von ihnen wurde, mein Leben schen Toleranz auf dich hereinbrechekündete: „Ich bin vegan.“ Ein Protokoll von Kurt Krautschopf umkrempelte und meiner Umwelt ver
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© Luca M
ie konnte es nur so weit kommen? Veganismus wird ja häufig mit Extremismus, Verzicht und Teufelsanbeterei in Verbindung gebracht. Und zugegebenermaßen bin ich alles andere als ein risikofreudiger Avantgardist, sondern eher ein Betonklotz in der Brandung des Fortschritts. Wäre da nicht die Neugierde. Sie ist ja strenggenommen „Wissenschaft“ in Reinform, die Vorhut der Erkenntnis. Die Initialzündung für meine vegane Lebensführung war also doch eher etwas banal und nicht auf die vermeintlich üblichen Motive (Tierschutz, Umwelt, Gesundheit…) zurückzuführen, sondern auf etwas ganz anderes: Mein gekränktes Ego. Und eben Neugierde. Tag 0: Das jüngste Gericht. Es soll ein Abendessen mit FreundInnen werden. Schön! Schließlich ist es als Studierender sozialer (und auch ökonomischer) die Mahlzeiten gemeinsam mit ArtgenossInnen einzunehmen. Auch auf die Vorwarnung eines Bekannten hin, dass es irgendwas ohne Fleisch geben wird, womöglich gar vegan, und dass ich bloß Brot mitnehmen solle, schrecken mich nicht ab. Es soll – was ich zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht wissen kann – mein letztes Abendmahl als überzeugter Allesesser werden. Unbewusst – womöglich aus Kostengründen bedingt – ernähre ich mich schon seit geraumer Zeit quasi-vegetarisch und Fleischkonsum erschien mir im großen Stil eher bedenklich als gesund. Das hielt mich jedoch nicht davon, ab und an mal Leichenteile und Kadaverreste zu verspeisen. Ebenso regelmäßig landete auch Babynahrung – Umgangssprachlich auch Milch bzw. Ei genannt – von anderen Spezies regelmäßig auf meinem Speiseteller. Zurück zum letzten Abendmahl: Zeit- und kosteneffizient entscheide ich mich für die bereits in Scheiben geschnittene Brot-Version und erscheine damit an der verabredeten Destination. Die Wohnung duftet schon nach köstlichem Chili sin Carne und ich freue mich auf das gesellige Beisammensein. Weniger erfreut ist jedoch die vegane Gastgeberin als sie meine Brotgabe näher betrachtet. „Da ist Joghurt drinnen“, sagt sie in einem leicht mürrischen und dennoch nicht unhöflichen Ton zu mir, während sie mich mit einen vorwurfsvollen Blick tadelt. Der Abend verläuft nichtsdestotrotz wunderbar, ich fühle mich lediglich beim Essen etwas mulmig, als alle leise und genüsslich ihr Chili vertilgen. Es greifen nur drei von fünf Personen zum bösen Brot. Ich fühle mich entlarvt. Alleine mit meinem Unwissen über etwas so Alltägliches wie „Brot“. Was nehme ich eigentlich Tag für Tag so zu mir? Warum verzichten
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manche Menschen komplett auf Tierprodukte? Niemand steht gerne blöd da. Noch am selben Abend bestelle ich mir an der Hauptbibliothek umfangreiche Literatur zum Thema. Im letzten Gedankengang des Abends bedanke ich mich bei den MitarbeiterInnen im Bibliotheks-Magazin. Sie werden am Morgen durch meine veganen Anfragen Morgensport betreiben. Und ich träume von Brotmonstern. Tag 4: Die Offenbarung des Alltäglichen. Mein Kopf ist mit Fakten gefüllt. Nach umfangreicher Lektüre bezweifle ich alles. Blut, nackte Gewalt und blinder Konsum. Zur Krönung noch ein oft zitierter Film – und schon gibt es kein Halten mehr: Salzangereicherte Perlen folgen dem Ruf der Schwerkraft meinen Wangen entlang um sich im Kragen meines Pullovers zu einer Trauergemeinde zusammenzufinden. Tierprodukte verursachen nicht nur Leid, sondern sind ungesund für den Konsumenten und zerstören den Planeten. Punkt. Da ich ja eigentlich recht gerne lebe und dies auch möglichst lange zu tun gedenke, möchte ich dieses existentielle Grundrecht und Streben anderer Lebewesen nicht beinträchtigen. Es lässt sich leider nicht vermeiden, dass ich sterben werde, aber ich hätte doch zumindest gerne, dass mir nachfolgende Lebewesen keinen versifften und mit Leid geplagten Planeten vorfinden. Evolutionär bedingt muss man zwangsläufig etwas essen, zwecks Stoffwechsel wär‘s halt… und so. Ich beschließe dies in Zukunft rein pflanzlich zu tun. Pflanzen haben immerhin keine Gefühle. Das ist zwar umstritten, aber mir genügt es, dass Pflanzen keine
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Augen haben und im Angesicht ihres nahenden Todes nicht um ihr Leben schreien können. Und weglaufen können sie auch nicht schnell genug. Es wird mir an nichts mangeln. Gar nichts. Auch wenn die Fleisch- und Milchindustrie sowie der Boulevard angesichts der steigenden Popularität des Veganismus verbittert Gegenteiliges behaupten, es wird mir an nichts mangeln. Vegane Ernährung – sofern richtig angewandt – ist für dich, deine Umwelt, für die Oma um die Ecke ebenso wie für deren sechsjährigen Enkel, die beste Ernährungsform. Vegan sein – wie fühlt sich das in den ersten Wochen an? Tag 16: Willkommen in Mittelerde! Die Umstellung fällt leichter als gedacht. Im Supermarkt zeichne ich mich durch exzessives Auf-die-Etiketten-Starren aus, während alles um mich herum hektisch seine Einkäufe erledigt. Dabei werde ich nicht selten zum Hindernis im Parcours der neonlichtdurchfluteten Einkaufstempel und muss die eine oder andere Anrempelung oder ein genervtes Schnaufen hinnehmen, wenn ich konzentriert vor einem Regal stehe und die Inhaltstoffe in aller Ruhe lese. Mir egal. Ich befinde mich in einer Quest für eine bessere Welt und das Spiel macht Spaß. Umso größer ist die Freude, wenn man Produkte entdeckt, die frei von tierischen Zutaten sind. 10 Punkte für das Team in Chamäleongeschwindigkeit! Da ich gerne koche, bin ich nicht auf viele Fertigprodukte angewiesen. Aber trotzdem brauche ich Ersatz für Käse, Ei und Co. Ist die vegane Ernährungsform deshalb Verzicht? Mitnichten! Es heißt, dass AmerikanerInnen nur 0,25% aller weltweit bekannten Nahrungsmittel zu sich nehmen. Die Lage in Europa wird da nicht recht viel besser sein. Meine Entdeckungsreise im Namen der Vielfalt führt mich nicht auf andere Kontinente, sondern quer durch Salzburg. Auf kleinen Märkten und Mini-LebensmittelhändlerInnen mit „Migrationshintergrund“ werde ich fündig und versorge mich mit Exotika (oder Lebensmitteln, die mir zumindest exotisch vorkommen). Wirsing, Amaranth und Drachenfrucht kommt mir von nun an in die Tüte. Dabei fühle ich mich anfangs eher wie ein Hobbit in Mittelerde als ein Veganer auf dem Planeten Erde. Virtuell tauche ich im Meer einschlägiger Foren unter und mache mich über Inhaltsstoffe, Vitamine und zur Abwechslung auch über Katzenvideos schlau.
Der menschliche Bedarf an Vitamin B12 soll angeblich nur über tierische Produkte erhältlich sein. Mäh! Anno 2014 gibt es auch schon die passende Zahnpasta für VeganerInnen mit ebendiesem Vitamin aus rein pflanzlicher Herkunft. Ich mache mir um nichts Sorgen. Die nächsten Tage sind geprägt von einer Völlerei ungeahnten Ausmaßes: So experimentiere ich mit mir noch unbekannten Verwendungsweisen von regionalen Produkten, die sich überraschend gut in meine Lieblingsgerichte integrieren lassen. Schon mal Rotkraut mit Curry zubereitet? Mahlzeit! Glückselig fliege ich im Mittagsschläfchen über das Auenland. Tag 18: Die V-Verkündigung (Ein soziales Experiment). Bis jetzt habe ich nur engsten FreundInnen von meinem veganen Selbstversuch erzählt und bin dabei auf ein bisschen Skepsis, aber größtenteils auf Akzeptanz gestoßen. Nun ist es an der Zeit – beziehungsweise meine Neugierde ist wieder mal größer als sonst – die Reaktionen meines Umfelds abzuchecken, wie es denn so ist, wenn man vegan is(s) t. Einige Menschen reden gerne etwas mehr als der Durchschnitt. Und das nicht nur über sich selbst und die Welt, sondern mit Leidenschaft über Andere. Da ich auch ab und zu etwas faul bin, erspare ich mir dadurch so manchen Kommunikationsweg und benutze diese Menschen als Trittbrettfahrer. Das Feldexperiment soll an einer Weihnachtsfeier meines Arbeitsplatzes stattfinden. Diesbezüglich habe ich mir ein Exemplar der eingangs erwähnten Gattung Mensch ausgewählt und ein paar Tage vor den Festlichkeiten in dessen Gegenwart beiläufig erwähnt, dass ich mich seit knapp zwei Wochen vegan ernähre. Mal sehen, welche Früchte das bringt. Auf der Weihnachtsfeier nimmt alles seinen gewohnten Lauf. Dank des veganen Angebots am Buffet sind VeganerInnen bestens versorgt, allerdings linst man mir als Neuling etwas verwundert auf den Teller. Die tiefergreifenden Einsichten des Feldexperiments kommen in Phase 2, der maßlosen Sauferei, zum Vorschein – und der Startschuss fällt. Die berühmt-berüchtigt fleisch-affine Grafik-Abteilung zeigt mir kollektiv den Mittelfinger, nachdem ich durch eine Kollegin im Vorbeigehen mit „Er ist eine
FILME Earthlings (95min/USA 2005) Die Milchlüge - Reportage über die Lüge mit der Milch (43min/NDR-Doku 2012) Vegucated (76min/USA 2011) Forks over Knives (96min/Frankreich 2011)
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Wenn sich die letzte Biene dreht, hat Einstein mal gesagt, der Mensch nach vier Jahr‘n untergeht, und jeder ruft verzagt. So steht der Kollaps nun bevor, von Krankheiten geschwächt gehen Bienen durch des Todes Tor, ein sterbendes Geschlecht. Vergast wird das Insektoid. Müssen wir‘s nicht schützen? Besprühen es mit Pestizid. Was wird uns das noch nützen? Die Biene, der Bestäubungsknecht, wenn wir noch weiter sprühen, wird’s nicht besser, sondern schlecht, es wird dann nichts mehr blühen. Und irgendwann wird’s Asche schneien, getrieben nur vom Wind, es gibt dann nichts mehr zu verzeihen, dem toten Menschenkind. Das selbst sein eigner Henker ist, mit Bienen steht‘s und fällt‘s, das Fortbestehen ganz gewiss, das Schicksal dieser Welt.
Ein Gedicht von David Lahmer
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Für die biologische Vielfalt und die weltweite Ernährungssicherheit spielt die Wild- und Honigbiene eine entscheidende Rolle. In Europa ist die Anzahl der domestizierten Honigbienen zwischen 1985 und 2005 um 25 Prozent gesunken. Eine weltweite Bestäubungskrise ist die Folge, da die Bestäubungsleistung begrenzt ist. Die Biene ist jedoch maßgeblich am landwirtschaftlichen Ernteerfolg beteiligt. Sie bestäubt rund ein Drittel aller Kulturpflanzen wie Obstbäume und viele Gemüsesorten, welche ohne die Hilfe der Bienen nicht gedeihen würden. Es ist bereits nachgewiesen, dass die industrielle Landwirtschaft am Rückgang der Bienen beteiligt ist. Vor allem der vermehrte Einsatz von Düngemitteln,
Herbiziden (Unkrautbekämpfungsmitteln) und Insektiziden (Insektenvernichtungsmitteln) hat verstärkte Auswirkungen auf die Gesundheit der Bienenvölker. Als weitere Folgen der chemisch-intensiven Landwirtschaft können die zunehmende Resistenz von Schädlingen und Unkraut, die geringere Fruchtbarkeit und Wasserspeicherfähigkeit der Böden, die Verschmutzung des Grundwassers und der hohe Energieverbrauch verbunden mit einer überhöhten CO2-Emmission beobachtet werden. Eine eindrückliche Darstellung dazu, bietet der Film „More than honey“ von Markus Imhof aus dem Jahr 2012. POLITIK & GESELLSCHAFT
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LESETIPPS Campbell, Colin: Die China-Study. Die wissenschaftliche Begründung für eine vegane Ernährungsweise. Bad Kötzling 2014. Hennig, Bettina. Ich bin dann mal vegan. Glücklich und fit und nebenbei die Welt retten. Frankfurt 2014. Foer, Jonathan Safran: Tiere Essen. Köln 2010. Joy, Melanie: Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen. Münster 2013. Singer, Peter: Animal Liberation. Die Befreiung der Tiere. Reinbeck bei Hamburg 1996. Pfleger, Lisa: Vegan, regional, saisonal: Einfache Rezepte für jeden Tag. Stuttgart 2014.
Hexe!“ aka „Der da ist vegan!“ entblößt werde. Ich mag das. Das ist witzig. Und eine Kettenreaktion wird ausgelöst. „Du machst das doch nur wegen den Mädels!“, lallt mir ein Kollege zu. Der Veganismus ist also überwiegend weiblich konnotiert. Interessant. Einige Früchtchen der Gerüchteküche rätseln sogar, welche der Veganerinnen es wohl sein könnte, die mir den Kopf verdreht haben soll. Liebe geht zwar bekanntlich durch den Magen, aber wer wird schon so weit gehen, seine PartnerInnenwahl aufgrund der Essgewohnheiten zu treffen? Ich denke nach. Lediglich Kannibalismus wäre hier ein Ausschlusskriterium. Aus einer anderen Ecke lallt es: „Vegan? Dafür bin ich ein zu großer Hedonist.“ Ah, ja. Ich sehe mich eigentlich in der Rolle des Hedonisten, immerhin ernähre ich mich gesünder und vermeide das größtmögliche Leid, aber „wurscht“ (hehe). Ich erzähle von meinen veganen Abenteuern in diversen Supermärkten, den vielen Erkenntnissen, die ich beim Auf-die-Etiketten-Starren gemacht habe und ernte prompt spöttisches Gelächter: „Wo sind wir hingekommen im 21. Jahrhundert, wenn DAS ein Abenteuer ist?“ Naja, Abenteuer definiert jedeR anders. Ein durchzechte Nacht in Las Vegas, Surfen auf Bali oder Schwimmen mit Krokodilen waren noch nie so meins. Warum soll der Alltag nicht auch für Abenteuer geeignet sein? Abenteuer werden gemacht, und wer braucht schon Geld oder Urlaub dazu? Ich wechsle den Tisch. Hier wird Rotwein geschlürft und die KollegInnen hier, alles ÄrztInnen- und LehrerInnenkinder, geben moralisch Beistand, geben sich offen und bleiben dabei doch zutiefst reaktionär. Sie behaupten, dass durch eine vegane Ernährungsform Mangelerscheinungen auftreten, auch wenn „(...) vegan sein voll cool ist.“ Aber wie macht man das mit der Milch? Auch einen mehrwöchigen veganen Selbstversuch lehnen sie eher ab. „Dadurch macht man sich ja regelrecht selbst laktoseintolerant!“ Hm, vielleicht ist
es ein Zeichen, dass der menschliche Körper einfach keine Milch von einer anderen Spezies verträgt? Gibt man Alkoholikern nach einigen Wochen Abstinenz Alkohol und stellt dann mit Erschrecken fest, dass sich ein Rauschzustand einstellt? Ich diffamiere sie alle als „Spiegelmilchtrinker“ und merke, dass ich vielleicht etwas zu besserwisserisch auftrete. Die Dosis macht das Gift, nur weil verarbeitete Tierprodukte verträglich sind und uns von Klein auf verabreicht werden, heißt es noch lange nicht, dass sie längerfristig auch gesund sind. An diesem Punkt der Diskussion sinkt das Interesse am Thema, immerhin ist das ja ganz schön anstrengend. Der Abend klingt aus als der Alkohol zur Neige geht. Tag 42: Rundum erneuert in die Bohnen-Falle. Mein erster veganer Monat ist rum. Die ArbeitskollegInnen haben sich besänftigt und akzeptieren mich als Hipster unter ihresgleichen. Abgesehen von diesen Oberflächlichkeiten kann ich jedoch ziemlich viele Veränderungen feststellen: Ich esse viel mehr und das viel öfter über den Tag verteilt. Ich war glaube ich nicht wirklich übergewichtig, habe aber trotzdem 8 kg abgenommen und halte dieses Gewicht auch. Obwohl ich (noch) Raucher bin, hat sich mein Geruchssinn verbessert. Mitesser und Pickel gehören der Vergangenheit an (sofern man nicht zu viel Party macht oder zu viel veganes Fast Food verschlingt). Ich esse vielfältiger als je zuvor. Ich verzehre mehr Früchte als eine Mutter ihrem Kind reinstopfen möchte – oder je könnte. Mein Nuss-Konsum steht dem eines Eichhörnchens um nichts nach. Ich plane meine Nahrungsaufnahme etwas besser, was mein Leben massiv entschleunigt, und meine Leistung dennoch erhöht hat. Mit zwei Jobs und einem Studium bin ich oft an der Grenze des Ausbrennens entlanggeschrammt. Kokain wäre wohl die einzige Lösung gewesen, um dieser Mehrfachbelastung bei geringen Zeitfenstern gerecht zu werden. Da ist Vegan-Sein glaube ich längerfristig einfach gesünder. Und es macht auch mehr Spaß.
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PROPAGANDALIEDGU
Ich esse Blumen – Die Ärzte [Achtung: Enthält Spuren von Ei]
Hail Seitan – VBMC [GB, Kochrezept mit einer Prise Black-Metal]
Be Healthy - Dead Prez [US, Hip Hop]
Hunters will be hunted - Heaven Shall Burn [D, Melodic-Death Metal]
Meine Erklärung - Albino [D, Hip Hop] Quiero Vivir - Futuro Vega Pop [Peru, Pop] ack
© Luca M
Die Würde des Schweins ist unantastbar – Reinhard Mey [D, Singer-Songwriter]
Some of my best friends are meat eaters - Antillectual [NL, Prog-Core]
Der Umstellung auf „vegan“ ist jedoch kein punktuelles Ereignis, sondern vielmehr ein Prozess. Ich habe nicht meine einzige Lederjacke und mein Paar Lederschuhe weggeworfen bzw. verkauft oder verschenkt. Das macht die Tiere nicht wieder lebendig. In Sachen Ernährung gibt es immer wieder Rückschläge oder böse Überraschungen. So wie heute. Am Abend verabrede ich mich mit einer Vreundin (Habitus in veganen Foren: Alles was vegan ist wird orthografisch mit „v“ veganisiert; wie z.B. Vleisch, Vrüchte, Verdinand, Vrida…). Bevor es zu einer Party gehen soll gehen wir in ein Café und ich habe noch etwas Hunger. Etwas blauäugig bestelle ich mir eine Bohnensuppe. Epic fail. Der erste Löffel schmeckt bitter säuerlich und ich bin mir nicht sicher. Ist da Milch drinnen? Ja, da ist Rahm dabei. Verdammt. Es ist schon ab und zu anstrengend, ständig mitzudenken oder auch immer nachzufragen, ob Milch bzw. Ei in den georderten Mahlzeiten enthalten ist. Diese Denk- bzw. Fragefaulheit wird umgehend bestraft. Anschließend auf der Party versuche ich, meinen rebellierenden Magen mit Bier zu besänftigen. Es ist nur ein Teilerfolg. Meinem Körper schmeckt Milch nicht nur einfach nicht mehr; die Vielzahl an unterdrückten Bäuerchen sind nicht nur bei einer Party ungünstig, sondern lassen mich auf die Unverträglichkeit von Milch schließen. Der Nachhausespaziergang in einer sternenklaren Nacht eignet sich bedingt zur Besserung. Der Schnee knirscht unter meinen Füßen und vom Mozartsteg aus wirkt das beleuchtete Salzburg touristisch, schön und verkauft wie eh und je. Am Sternenhimmel kann man sogar die Milchstraße erkennen während ich meinen Mageninhalt der Salzach übergebe. Tag 68: Va woame Eislutscha draama. Niederösterreich. Ein 900-Einwohner-Dorf. Ein Wirtshaus und eine Familienfeier. Draußen finden Gemeinderatswahlen statt und Griechenland wählt Syriza oder den Untergang. Die Welt steht auf alle Fälle nicht mehr lange, denn der wahre Umsturz findet hier in der Provinz statt. Im Wirtshaus der ländlichen Peripherie gibt es jetzt vegane Kost und einen Catering Service.
Die Welt ist absurd und das wird gerade im Mikrokosmos „Am Land“ sichtbar. Nachdem ich meiner Mutter versichern konnte, dass ich keiner Sekte beigetreten bin und auch nicht vom katholischen Glauben abfallen werde, erklärt mir ein Funktionär der Jungen Volkspartei in einer globalisierungskritischen Diskussion, dass „ah richtiga Kommunist ah guada Mensch is.“ Ähm, eigentlich haben wir ja nur über Ernährung gesprochen. Aber er gibt mir auch Recht, dass pflanzliche Ernährung nicht so schlecht sein kann und dass Tierrechte wichtig sind. Währenddessen wuchtet sich der füllige sozialdemokratische Gewerkschaftsführer und Gemeinderat mit seinen 150kg an den nächsten Tisch und bestellt seinen Schweinsbraten. Die nicht minder runden Gemeindewohnungs-Günstlinge im Wirtshaus grüßen ihn aufs freundschaftlichste, um anschließend über die Pläne der Wirtin witzeln: „De draaman jo olle va woame Eislutscha!“ Damit wird gemeinhin österreichisch „etwas Unrealistisches“ bezeichnet. Hm, rechnen wir mal nach. Angenommen die Evolutionstheorie ist nicht ganz unrichtig, dann ist der menschliche Körper, in welchem du und ich jetzt gerade feststecken, so um die zweieinhalb Millionen Jahre alt. Der Mensch war eher SammlerIn als JägerIn, und Säugetiere wie wir haben wohl noch nie so viele Tierprodukte wie heute gegessen. Das kann nicht gut sein. Ich träume gerne „va woame Eislutscha.“ Und du?
INTERESSE AM THEMA? KOCH‘ MIT UNS! Du möchtest ab und zu vegan kochen? Du spielst mit dem Gedanken vegan zu werden, weißt aber nicht wie? Keine Angst, wir beißen nur Pflanzen. Und das regional und saisonal. Wenn du im Sommersemester an einem veganen Kochkurs teilnehmen möchtest, melde dich mit dem Betreff „Ich möchte Blumen essen“ unter presse@oeh-salzburg.at Die Teilnahme ist gratis, lediglich die Kosten für die Zutaten werden solidarisch aufgeteilt. Wir freuen uns auf eine lockere Atmosphäre und vegane Abendessen mit dir!
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SALZBURG IS(S)T VEGAN D STADT-SPAZIERGANG DURCH DAS FLEISCHLOSE SALZBURG
In Salzburg gibt es massig Veganes. Das ist kein Gerücht, sondern Fakt. Wir haben uns nämlich mit den beiden Betreibern der Plattform „Salzburg isst vegan“ durch die Stadt geschlemmt. Was es da alles gibt, hat uns wirklich verwundert und erfreut. Von Eva Krallinger und Matthias Gruber (fraeuleinflora.com)
er erste Schreck. Philip lebt seit acht Jahren vegan. Als er dann Monika während ihres Praktikums in seiner Firma kennengelernt hat, hat diese erstmal ordentlich aufgeschrien. Monika kommt nämlich von einem Bauernhof in der Steiermark - den Dialekt hat sie sich Gott sei Dank gut erhalten - und weil man da auch ab und zu schlachtet und Milch in Hülle und Fülle hat, hat sich die Wochenend-Salzburgerin mit Veganismus nicht so unbedingt beschäftigt. Eben bis sie Philip kennengelernt hat. Jetzt machen die beiden auf ihrer Online-Plattform Salzburg isst vegan das fleischlose Angebot der Stadt sichtbar, kosten sich durch Lokale und helfen auch gern mal mit, wenn ein Gastronom zwar gern Veganes anbieten möchte, aber nicht genau weiß, wie. Tourstart: The Green Garden. Dass man in Salzburg ganz wunderbar vegan schmausen kann - und das den ganzen Tag - hat unser kleiner Stadtspaziergang gezeigt. Gestartet wurde beim Klassiker, dem Green Garden, im Nonntal. Dort sind Monika und Philip
Gut zu Wissen! Dinge, die auch vegan sind: Rittersport Marzipan, Manner Schnitten, Oreos, Zartbitter-Schokolade.
Vegan durch den Tag Frühstücken: The Green Garden-Brunch (einmal im Monat), Café Fingerlos, Republic, Glüxfall (besonders empfehlenswert) Abendessen: Arge Beisl, Urbankeller, Taj Mahal, Uncle Van in der Lederergasse Ganz viel mehr zu dem Thema: www.facebook.com/ salzburgisstvegan
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quasi Stammgäste und wissen ohne Blick in die Karte, was sie zu Mittag essen wollen. Beide entscheiden sich für einen veganen Burger sowie vegane Nudeln, die sie zum Sofort-Reinbeisssen verlocken. Veganismus ist eine Philosophie, das bestätigt uns Philip. Und Veganismus hört nicht beim Essen auf, er zieht auch an. Deswegen besuchen wir den Shop von Erdbär, der erst Ende 2014 ebenfalls im Nonntal eröffnet hat. Hinter der veganen Kleidung stecken vier Salzburger, die finden, dass es höchste "Time for Change" ist. Deshalb kann man sich dort in Buchenholz-und Eukalyptusfaser kleiden, ganz und gar fair und biologisch. Für Selberkocher. Wer gerne selber kocht - und das in Zukunft vegan tun will - soll ruhig einmal im Reformhaus Martin in der Linzergasse vorbeischauen. Dort gibt es unter anderem pflanzliche Milch, Würstchen, Schokolade (auch den Evergreen unter den Schokoriegeln wie wir uns sagen haben lassen)
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Adressen der genannten Lokale und Shops:
Café Fingerlos Franz-Josef-Straße 9, 5020 Salzburg
The Green Garden Nonntaler Hauptstraße 16, 5020 Salzburg
Glüxfall Franz-Josef-Kai 11, 5020 Salzburg
Erdbär Erzabt Klotz-Straße 10, 5020 Salzburg
ArgeBeisl Ulrike-Gschwandtner-Straße 5, 5020
Reformhaus Martin Linzer Gasse 4, 5020 Salzburg
Urbankeller Schallmooser Hauptstraße 50, 5020 Salzburg
BioBurgermeister Linzer Gasse 54, 5020 Salzburg
Taj Mahal Bayerhamerstraße 13, 5020 Salzburg
Republic Anton-Neumayr-Platz 2, 5020 Salzburg
Uncle Van Lederergasse 1, 5020 Salzburg
und Kosmetik. Auf veganes Angebot aufmerksam geworden ist Philip in Salzburg übrigens vor einigen Jahren beim BioBurgerMeister - jetzt gibt es sogar schon vegane Mittagslieferservices, wie zum Beispiel Hermann liefert (aus Hallein), die Veggie Lunchbox (Salzburg) und seit neuestem auch OhVeggieDay (im Pongau und Salzburg). Lieblingsplatz. Wenn Monika (die unter anderem für das Onlinemagazin animal.fair schreibt) und Philip so nachdenken, was denn ihre Lieblingsplätze in Salzburg sind, dann kommt ihnen spontan der Mönchsberg in den Sinn. Dorthin hat Philip Monika nämlich zum ersten Date entführt. Das war mittlerweile vor zwei Jahren. Seitdem pendelt die Steirerin zwischen Wien (Studium) und Salzburg (Liebe), Philip recherchiert vor Ort, was die Salzburger Vegan-Community so treibt. Gekocht wird dann am Wochenende immer gemeinsam - bevorzugt Rezepte aus dem veganen Kochbuch von Claudia von „Totally Veg!“.
Mehr Stadtspaziergänge und Salzburg-Geheimtipps findest du auf fraeuleinflora.com
Die Fräuleins suchen Verstärkung! Für unser Onlinemagazin Fräulein Floras Favourite Hangouts sind wir auf der Suche nach RedakteurInnen: Du schreibst gut, interessierst dich für Online-Medien und hast ein Gespür für außergewöhnliche Geschichten? Dann schick uns eine Mail mit Textproben an info@fraeuleinflora.com
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UNI & LEBEN
EXPLORE THE UNITED S TAT E S !
Die Möglichkeiten, als Studierende/r der Universität Salzburg ins Ausland zu gehen, sind mit Erasmus und dem Joint Study Programm noch lange nicht erschöpft. ISEP ist die Abkürzung für International Student Exchange Program (Internationales Studierenden Austauschprogramm) und bietet die Möglichkeit eines Auslandssemesters bzw. –jahres an einem von mehr als 150 US-Colleges. The choice is yours!
Ein Erfahrungsbericht von Johanna Pillichshammer
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eine Wahl, dein Abenteuer – und keine Studiengebühren. Da ich als Englischstudentin unbedingt ein Semester in einem englischsprachigen Land studieren wollte, erkundigte ich mich online über meine Möglichkeiten. Dabei stieß ich auf das ISEP-Programm. Aus über 40 US-amerikanischen Bundesstaaten von A (wie Alaska) bis W (wie Washington) sowie mehr als 150 Colleges und Universitäten kann man wählen und eine persönliche Top 10-Liste erstellen. Diese Chance haben jedes Jahr fünf Studierende aus Salzburg, unabhängig von ihrer Studienrichtung. Um bloß keinen schneeweißen Winter wie zuhause zu verpassen, fiel meine Wahl auf das Carroll College in Montana, ganz im Norden der Vereinigten Staaten. Ich informierte mich schon im Vorhinein über das College und stieß dabei auch auf die Studiengebühren, die dort für ein Jahr anfallen würden: $28.670 (ca. 25.300 Euro). So eine Summe lässt einen natürlich erst einmal schlucken, muss einen aber gar nicht weiter kümmern, denn uns internationalen Studierende werden die Studiengebühren erlassen. Monatlich muss eine Gebühr von 650 Euro sowie einmal im Semester der ÖH-Beitrag an die Universität Salzburg überwiesen werden. In diesem Paket sind allerdings über das Studieren hinausgehend Unterkunft und Verpflegung inkludiert. Aber keine Sorge: Die amerikanische Küche verdient – basierend auf meinen Erfahrungen – ganz und gar nicht ihren schlechten Ruf. Locker kann sie unsere Unikum-Mensa sogar noch übertrumpfen. Alles easy? Einmal beworben und platziert kam die eine oder andere Aufgabe auf mich zu. Zunächst wählte ich aus dem riesigen Pool an Lehrveranstaltungen meine Kurse aus. Achte am besten darauf, dass sie mit deiner Studienrichtung zu tun haben, damit die Anrechnung an der Universität zuhause problemlos funktioniert. Gleichzeitig hast du die Chance, Neues auszuprobieren, das zuhause nicht angeboten wird.
Von einem „Schauspielkurs für Anfänger“ bis hin zur Ausbildung zum Personal Trainer steht allerlei zur Auswahl. Um in die Vereinigten Staaten einreisen zu dürfen musst du noch einige Impfungen über dich ergehen lassen (z.B. ein DTP-Kombipräparat gegen Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten; Meningitis etc.). Außerdem bleibt dir eine Fahrt nach Wien, um dein Visum zu beantragen, nicht erspart. Zahlreiche Formulare der Universität, der du zugewiesen wirst, werden per E-Mail oder auf dem Postweg übermittelt und sind dann fertig ausgefüllt nach Amerika zurückzusenden. In den „mentalen“ Koffer gehören schlussendlich nur noch Informationen über gesellschaftliche Bräuche und Normen des „American Way of Life“ gepackt. Vorbereitet auf diese Unterschiede kannst du einen Kulturschock vermeiden und deine Zeit im Ausland voll und ganz genießen. Wie du siehst ist viel zu tun, bevor die Reise in die Ferne und somit das Abenteuer losgehen kann. Garantieren können wir alle, die diesen Schritt schon gewagt haben, dass es lohnend war und dass wir in den USA das wohl beste Semester bzw. Jahr unseres Lebens verbringen durften. Sieben erste Schritte Was muss ich tun, wenn ich am ISEP-Programm teilnehmen möchte? 1. Wähle auf isep.org aus einer Liste von über 150 Universitäten in den USA deine Top 10. 2. Erstelle dein Participant Profile (Teilnehmerprofil), für welches du eine Vorlage auf der Homepage findest. 3. Schreibe ein persönliches Statement für jede der zehn ausgewählten Institutionen, in welchem du argumentierst, warum du die Uni gewählt hast und warum sie gerade dich nehmen sollte. 4. Erstelle eine Liste von Kursen für jede der zehn Universitäten, die du gerne belegen würdest. Das Lehrveranstaltungsangebot findest
du auf der Homepage der jeweiligen Uni. 5. Bitte zwei deiner Professoren um ein Empfehlungsschreiben auf Englisch (Academic Reference Form). 6. Nimm teil am TOEFL-Test in Wien oder Graz, um deine Englischkenntnisse nachzuweisen.. 7. Beantrage im Internationalen Büro der Universität Salzburg das Joint Study Stipendium, das in einer Höhe von bis zu ca. 2.400 Euro ausgezahlt werden kann! Geschätzte Kostenübersicht: — 650 / Monat für Unterkunft und Verpflegung — 330 ($375) ISEP-Exchange Gebühr — 100 TOEFL-Test — 700-1.000 Flug
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IAESTE IST IN SALZBURG ANGEKOMMEN! Wie schon in der Juni-Ausgabe der uni:press berichtet wurde, gibt es seit letztem Jahr ein Lokalkomitee der IAESTE an der Paris Lodron Universität Salzburg. Die International Association for the Exchange of Students for Technical Experience ist eine international tätige Studierendenorganisation und vermittelt fachspezifische, bezahlte Praktika für naturwissenschaftliche und technische Studierende in über 80 Länder der Welt.
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tudierende haben das ganze Jahr über die Möglichkeit, sich für tolle Praktikumsplätze zu bewerben. Wer schnell ist und sich jetzt auf www.iaeste.at/internship anmeldet, hat gute Chancen, sich noch ein Traumpraktikum für den Sommer zu sichern. Neben der Vermittlung von Auslandspraktika arbeiten wir auch an den nationalen Schnittstellen zwischen Studierenden der Universität und der Wirtschaft. Eines unserer Projekte ist das IAESTE FirmenShuttle, das Studierenden die einzigartige Gelegenheit bietet, an einer Reihe von Exkursionen mit Recruiting-Charakter zu Topunternehmen teilzunehmen. Dabei sollen sie nicht nur einen Einblick in die Arbeitswelt eines Technikers bzw. Naturwissenschaftlers bekommen, sondern lernen auf diese Weise potentielle Arbeitgeber näher kennen und knüpfen Kontakte für mögliche Praktika, Bachelor- und Masterarbeiten oder auch für Fixanstellungen nach Studienabschluss. Die kostenlosen Exkursionen finden österreichweit © Argonne National Laboratory (flickr)
im Zeitraum von 20. Mai bis 12. Juni statt. Anmelden könnt ihr euch ab dem 12. April auf www.firmenshuttle.at – dort findet ihr auch alle wichtigen Informationen zum Programm und den teilnehmenden Unternehmen. Durch die ehrenamtliche Mitarbeit bei IAESTE sammeln Studierende aller Fachrichtungen wertvolle Erfahrungen und Kenntnisse, sowohl in der Zusammenarbeit mit Menschen aus den verschiedensten Ländern als auch im Umgang mit Firmen. Internationalität, Teamarbeit, und eine gehörige Portion Spaß machen ein Engagement bei IAESTE zu einer großartigen Lebenserfahrung. Von 23. bis 27. März findet an der Universität Salzburg die International Week statt, in deren Rahmen wir bei einem Vortrag näher über unser Praktikumsprogramm informieren und euch bei unserem Infostand gerne für Auskünfte und Fragen zur Verfügung stehen. Wir freuen uns also auf euren Besuch und helfen euch gerne bei der Suche nach eurem Wunschpraktikum!
Bei Interesse oder Fragen zu unserem Programm, schreibt uns entweder per E-Mail (salzburg@iaeste. at) oder kommt einfach bei unserer wöchentlichen Mitgliedersitzung mittwochs um 18:00 Uhr im HS 412 an der NaWi vorbei. Natürlich halten wir euch auch auf unserer Facebook-Seite IAESTE Salzburg über unsere Aktivitäten auf dem Laufenden.
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politik & gesellschaft
Wie die Kirche die Seelen in Lateinamerika rettet Kirche, Geld, Mission(en) und Millionen
Eine der zahlreichen Kirchen im Dorf von Las Marias (Rio Platano Biosph채re, Honduras)
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Las Marias, Moskitia Region, Honduras. Nach insgesamt 18 Stunden Reise, den Großteil davon auf einem motorisierten Kanu, kommen wir im 500-Einwohner Dorf Las Marias an. Mitten im „Urwald“, liebevoll auch der „Amazonas Zentralamerikas“ genannt. Es gibt hier keinen Strom, kein fließendes Wasser, kein Benzin und auch keine Autos. Übrigens auch keine Toiletten im herkömmlichen Sinne. Aber es gibt hier Coca Cola (in PET-Flaschen) und sage und schreibe neun verschiedene Kirchen. Eine Reisereportage von Jennifer Rödl
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n Las Marias leben die ethnischen Gruppen der Pech und der Miskitu friedlich neben- und miteinander. Beide Gruppen haben ihre eigene Sprache, Kultur und Geschichte, jedoch sterben sowohl rituelle als auch kulturelle Traditionen aus. Neben der Modernisierung sehen viele vor allem Missionierung und Glaubenskampf als Probleme; so vertreten zum Beispiel viele der dort ansässigen Pastoren den Standpunkt, Schamanismus, Kräuterheilkunde und rituelles Tanzen seien Werke des Satans. Dass die katholische Kirche nach wie vor der Meinung ist, dass die Christianisierung die Ureinwohner Lateinamerikas erlöst habe, stellte Papst Benedikt 2007 bei einer Rede in Brasilia klar. Demnach „habe sich die katholische Kirche den Eingeborenen in Lateinamerika nicht aufgezwungen. Vielmehr hätten die Stämme die Ankunft der Priester im Zuge der spanischen Eroberung still herbeigesehnt.“ Selbstverständlich wurden diese Aussagen von SprecherInnen verschiedener indigener Gruppen zurückgewiesen. Dennoch scheinen Missionierung und Christianisierung wieder auf dem Vormarsch: Mission war von Anfang an erklärtes Ziel der Gesellschaft Jesu (dem Jesuitenorden, dem auch der jetzige Papst angehört) und damit einhergehend das Streben nach Mobilität. Die einen sehen Missionierung einfach nur als die aktive Verbreitung einer Glaubensbotschaft (sowie damit einhergehend die Versorgung mit Medizin, Nahrung und schulischem Wissen), während andere der Überzeugung sind, missionieren bedeute, jemandem die eigene Wahrheit aufzudrängen. Eindeutiges und erklärtes Ziel der Christianisierung ist es jedoch mit Sicherheit, andere Menschen von der Wahrheit des eigenen Glaubens zu überzeugen und zur freiwilligen Übernahme dieser Religion zu bewegen. Der katholische Kontinent? Lateinamerika gilt als Hochburg des Katholizismus. Weltweit gibt es rund 2,28 Milliarden KatholikInnen, 40 Prozent davon sind in Lateinamerika zu Hause. Mit über 63 Prozent der Gesamtbevölkerung (bezogen auf Nord- und Südamerika), welche sich als katholisch bezeichnet, ist dies eindeutig der „katholischste“ Kontinent. Interessanterweise verzeichnet in Lateinamerika die Anzahl der KatholikInnen erstmalig einen Rückgang seitdem Franziskus zum Papst ernannt wurde – was freilich auch ein zufälliges Zeichen des Zeitgeistes sein kann. Laut dem 2014 veröffentlichten, 310 Seiten starken Bericht „Religion in Lateinamerika“, geben zwar 84
Prozent an, katholisch aufgewachsen zu sein; doch von den Erwachsenen bekennen sich heute nur noch 69 Prozent zur katholischen Kirche. Umgekehrt ist dies bei den ProtestantInnen: 9 Prozent der Befragten genossen eine protestantische Erziehung, aber 19 Prozent erklären sich als AnhängerInnen einer evangelischen – beziehungsweise evangelikalen – Kirche oder Gemeinschaft. Führen der Verlust der katholischen Kirche an Mitgliedern und der Zustrom zur evangelischen Kirche zu einer Modernisierung und gesellschaftlichen Öffnung? Im Gegenteil: So finden Positionen der katholischen Morallehre in Lateinamerika praktisch durchweg bei ProtestantInnen mehr Rückhalt als bei KatholikInnen: 17 Prozent brasilianischer KatholikInnen halten Ehescheidung für falsch, aber nur 39 Prozent der ProtestantInnen. Abtreibung gilt bei 49 Prozent der KatholikInnen in Uruguay als verwerflich, aber für 68 Prozent der protestantischen Landsleute. Außerehelicher Sex ist für 18 Prozent katholischer ChilenInnen tabu; bei ProtestantInnen sehen dies 51 Prozent so. 8 Prozent der KatholikInnen in Venezuela teilen das römisch-katholische Verbot künstlicher Empfängnisverhütung; unter ProtestantInnen sind es 20 Prozent. Praktizierte Homosexualität ist für 55 Prozent katholischer MexikanerInnen unsittlich, hingegen für 77 Prozent der evangelischen ChristInnen. Die katholische Kirche verliert Mitglieder zum Einen an konservativere und striktere ReligionsauslegerInnen, aber viele Latinos und Latinas wenden sich auch gänzlich von der Kirche (aber nicht notgedrungen vom Glauben) ab. Von einem Aufbrechen patriarchaler Strukturen oder einer Anpassung an die gesellschaftliche Lebenswelt vieler Menschen kann aber auch unter Papst Franziskus keine Rede sein: In Brasilien exkommunizierte die katholische Kirche die Mutter einer vergewaltigten Neunjährigen sowie das Ärzteteam, das eine Abtreibung durchführte. Das Mädchen wog nur 36 Kilo und laut der Klinikdirektorin Fatima Maia könne die Gebärmutter des ohnehin kleinen Mädchens kein Kind halten, geschweige denn zwei Kinder (das Mädchen war mit Zwillingen schwanger). In keinem Land der Welt gibt es mehr KatholikInnen als in Brasilien, Abtreibungen sind illegal. Ausnahmen sind möglich, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist, das Kind keine Überlebenschance hat oder die Mutter Opfer einer Vergewaltigung
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wurde und die Schwangerschaft noch nicht die 20. Woche überschritten hat. Der Vatikan bestätigte die Exkommunikation durch Erzbischof Cardoso Sobrinho, der sich dabei auf die „Gesetze Gottes“ berief. Bedenkenswerterweise wurde der geständige Täter (Stiefvater des Mädchens) nicht exkommuniziert. Missionieren wiederentdeckt. Das Thema des Missionierens ist nicht nur in Südamerika auf dem Vormarsch, auch in Europa sollen die verlorenen Schäfchen wieder zurück auf den „rechten Weg“ finden. Nicht nur die Evangelische Kirche entdeckte deshalb die Mission wieder. „Im letzten Jahrhundert stellte sich überhaupt nicht die Frage nach Mitgliedern, weil fast noch jedes Kind getauft wurde“, sagt Christhard Ebert, Referent der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD). Heute ist dagegen ein Drittel der Bevölkerung konfessionslos. Gewiss macht sich Missionieren für die Religionsgemeinschaft bezahlt, laut Statistiken kommen über 60 Prozent der Neugewonnenen durch FreundInnen und Bekannte zur Kirche. Wird in Ländern und Gebieten missioniert, in welchen der christliche Glaube nicht beheimatet ist, wirft dies durchaus Fragen nach Interessen, Finanzierung und Nutznießenden der neugewonnen Macht auf. Steht hinter dem Missionsgedanken einzig die Überzeugung den Menschen, den „wahren und richtigen Glauben“ zu überbringen? Wer nach den Nutznießenden der Christianisierung sucht muss auch nach den GeldgeberInnen der Missionsarbeit fragen. Dass die Kirche längst nicht so arm ist, wie man vielleicht annehmen möchte, ist nichts Neues. Nur weil Franziskus Demut und Nächstenliebe zu den Armen, Kranken und Ausgestoßenen der Gesellschaft predigt, heißt das nicht, dass dies in der gesamten Institution Kirche so gelebt wird. Macht man sich auf die Suche nach der Missions-Finanzierung, so wird man nicht so schnell fündig: In Österreich müssen kirchliche Institutionen nicht bilanzieren, entsprechend rar sind Zahlen. Kein Wunder also, dass das 2012 erschienene Buch „Gottes Werk und unser Beitrag“ von Carsten Frerk und Christoph Baumgarten einen Nerv der Zeit traf, indem es die wenigen Anhaltspunkte zu Kirchenfinanzierung in penibler Recherche zusammengefasst hat. Alleine aus den angegebenen Finanzerträgen der Diözesen lassen sich Rücklagen von geschätzten 475 Millionen Euro errechnen. Die im kirchlichen Mehrheitsbesitz befindliche katholische Privatbank Schelhammer und Schattera (zu 80 Prozent im Besitz der katholischen Kirche) verwaltet rund 2,2 Milliarden Euro an Einlagen und hat auch Holdings bzw. Anteile an Casinos Austria und der Loto-Toto Holding. Weitere 52 Millionen Euro nahm die Kirche 2011 etwa aus Miet- oder Pachteinnahmen ein. Wer so viel Macht und Besitz
hat, strebt natürlich danach, diese zu behalten oder gar zu vermehren. Die Seelen oder die Leben retten? Während die Kirche im „Abendland“ durch dubiose Aussagen und Machenschaften beständig Mitglieder verliert, wird in anderen Kontinenten fleißig nach AnhängerInnen gesucht. Und klar sollte auch sein, dass die kirchliche Entwicklungszusammenarbeit oft nicht dieselben Ziele verfolgt wie staatliche. Denn Kulturerhalt, Hilfe zur Selbsthilfe und Empowerment-Bewegung gehen eben oft nicht mit dem christlichen Missionsgedankengut einher. Soll ein Krankenhaus oder eine Schule erbaut werden, zum Beispiel mit dem Geld der Dreikönigsaktion, sollte klar sein, welcher Stoff unterrichtet und wie das Personal ausgewählt wird. Besonders im Gesundheits- oder Bildungssektor kann dies fatale Auswirkungen haben: Stichwort Abtreibungen bei Gefahr des Lebens der Mutter oder die simple Verweigerung der Kirche, auf Verhütungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. Der Mitgliederfang. Zurück nach Las Marias (Honduras). Hier rittern verschiedenste Kirchen und Glaubensgemeinschaft um die Erleuchtung der indigenen Bevölkerung. Obwohl es an vielem fehlt, mit neun Kirchengebäuden gibt es zumindest davon genug. Der Dorfälteste erzählt uns, dass er für die Erbauung der Kirche natürlich Bedingungen stellte; so mussten die MissionarInnen eine Brücke (wieder-)errichten, da der Fluss sonst während der Regenzeit unpassierbar wäre. Inzwischen wird auch die Schule durch die Kirche und ihre VertreterInnen betrieben, bestätigt man uns. Neben den KatholikInnen leben auch andere religiös motivierte Gruppen in Las Marias: Mormonen, Evan-
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Zur Autorin: Jennifer Rödl machte im Rahmen ihres Studiums ein Auslandsemester sowie ein Auslandspraktikum in Nicaragua und reiste im Jahr 2014 neun Monate durch Süd- und Mittelamerika. Als selbsttitulierte Kirchenkritikerin und Feministin hat sie ein Problem mit Institutionen, die anderen Menschen und Kulturen Heilung und den „rechten Glauben“ überbringen wollen.
gelikale, Zeugen Jehovas, Freikirche, Adventisten, und auch manche Abspaltungen des Christentums, die wir vorher noch nie gehört hatten. Sie alle wollen ein Stück vom Kuchen der Mitgliederjagd und Missionierung. Und sie finden fruchtbaren Boden. Denn hier, inmitten der Rio Platano-Biospähre, fernab von Zivilisationsgütern, sind Menschen schnell zu beeindrucken; mit Generatoren und Benzin, Brücken, Fernsehern, aber auch mit Öl und Coca Cola. Wir reden mit dem 21jährigen Mauricio, der aus der Hauptstadt Tegucigalpa zurück nach Las Marias gekommen ist, um seinen kranken Vater zu unterstützen. Er hält nichts von der Kirche und den aufgezwungenen Moralvorstellungen, zu sehr hat er sich durch sein Studium schon emanzipiert und entfernt vom Dorfleben. Wenn er aber bei der Messe fehlt muss er sich dafür jedes Mal rechtfertigen. Da er Tourismus studiert hat möchte er auch die Leitung des Fremdenverkehrs in seinem Dorf übernehmen, aber ohne Bezug zur Kirche wird daraus wohl nichts. Es entscheidet der Ältestenrat, welcher in der Kirche tagt, wer welchen Posten im Dorf zu bekleiden hat. Amazonas-Becken. 3000 Kilometer weiter südlich im Amazonasgebiet Kolumbiens und Braziliens begegnen wir einer ähnlichen Situation. Ebenfalls Dorfgemeinschaften, die nur zu Boot oder mit dem Flugzeug erreichbar sind, über 1000 Kilometer Amazonas Urwald dazwischen. Im Dorf Puerto Nariño bei einer Familie untergebracht, haben wir zwar nur dann Wasser, wenn es regnet, dafür lernen wir aber gleich Missionare der Zeugen Jehovas kennen: Zwei junge, etwas unbeholfene Amerikaner, Jeff und Nathan, sowie einen ruhigen Einheimischen, José. Mit ihnen gemeinsam besuchen
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wir die einzige Schule im Umkreis der Dorfgemeinschaften. Das Areal ist wahrhaftig idyllisch und riesengroß; die Gebäude weisen wunderschöne Bemalungen biblischer Geschichten auf. Das Internat wird von Nonnen geführt. Sämtliche Kinder der Indigenen aus der Region sind hier untergebracht; eine andere Möglichkeit für Schulbildung gibt es nicht. Auch die sonst so strengen Zeugen Jehovas sind eindeutig der Meinung: Besser ein katholisches Fundament als ein atheistisches. Als Jeff und Nathan mit dem Lehrer und Pastor im Gespräch vertieft sind, schnappe ich mir den einheimischen Jehova Bruder und frage ihn, ob denn in der Schule Darwins Evolutionstheorie unterrichtet werde. Er blickt mich ungläubig an und antwortet mir unsicher: Er selbst war ja nicht in dieser Schule, aber Revolutionen und Darwin seien doch nur Flausen. Den Kontrast dazu bietet unsere Tikuna-Gastgeberin, Doña Ruthie. Wir schlafen am Boden von Doña Ruthies Hütte. Stolz zeigt uns die Familie ihre Maloca; hier tagt der Indigena-Rat und es werden rituelle Feste zelebriert. Auch die Entstehungsmythologie des Ticuna-Stammes und deren Sagen und Legenden werden uns erzählt. Kein Gott in Surama. Dass es auch anders geht, erleben wir in Surama, Guyana. Um den jungen Menschen ihres Stammes eine Zukunft zu bieten, entschied sich der Ältestenrat vor mehr als 30 Jahren, eine Eco-Lodge zu erbauen. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen; alle sollen ihren Teil, sei es durch Nahrungsoder Ressourcenbeschaffung, sei es als Tourguide oder als HandwerkerIn, dazu beitragen. Die Einnahmen werden gerecht unter den DorfbewohnerInnen verteilt oder in Schule, Agrarkultur und Infrastruktur investiert. Ohne Einwilligung des Dorfrates passiert hier gar nichts. Als wir verwundert fragen, warum es in Surama „nur“ eine Kirche gibt erzählt uns ein Ratsmitglied: „Eigentlich kamen sie alle: Mormonen, Evangelikale, KatholikInnen… aber warum denn noch mehr Gebäude, warum denn noch mehr Holz? Wir haben ihnen angeboten, in dieser einen Kirche zu erzählen, was sie erzählen wollen, aber seitdem haben wir – bis auf einen – von niemandem mehr etwas gehört.“ Und dem Dorf und seinen BewohnerInnen scheint es damit ganz gut zu gehen. Was sie benötigen, erschaffen sie selbst, und Einmischung und Handhabe durch Außenstehende konnten sie bis jetzt ganz gut vermeiden. Lokale Tradition und Kultur bleiben weitestgehend erhalten und dies scheint sich auch zu rentieren. Selbstverständlich hat auch die Wahrung der Naturverbundenheit und bestimmter, ureigener Traditionen seinen Preis. Während wir in Surama sind, wird eine Einheimische von einer Giftschlange gebissen und stirbt durch die Attacke. Kein religiös motiviertes Krankenhaus kann ihr helfen.
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21. Juni 2014, Kalabrien. „Diejenigen, die in ihrem Leben, wie die Mafiosi, diesen Weg des Bösen beschreiten, sind nicht in Gemeinschaft mit Gott: Sie sind exkommuniziert“. Der Papst lässt die italienischen Ehrenmänner aufhorchen. Es sind die italienischen Ehrenmänner, die sich stets als brave Christenmenschen sehen, die sonntags die ersten Reihen in der Kirche besetzen und jene, die im Jänner desselben Jahres den dreijährigen Coco als Racheakt in einem Auto verbrannt haben. Es sind die italienischen Ehrenmänner, die damit gegen den Ehrbegriff der Mafia verstoßen haben. Neben Papst Franziskus hatte schon 20 Jahre früher Johannes Paul II. versucht, mit Worten gegen das organisierte Verbrechen vorzugehen – mit sehr geringem Erfolg. Denn der Vatikan ist selbst nicht frei von Sünde. Von Veronika Ellecosta
GOTT LIEBT CORLEON D
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ie Reaktion der Mafiosi ließ nicht lange auf sich warten. Zwei Wochen später zeigte der Kniefall, den die Träger der Madonnenstatue während einer Marienprozession vor dem Haus eines ´Ndrangheta- Bosses vollführten, dass man sich so leicht nicht aus der Kirche jagen lassen würde. Und auch der Vatikan selbst war mit der voreiligen Entscheidung des Papstes nicht d´accord: Kardinal Velasio De Paolis beeilte sich, das Urteil zu mildern. Die Exkommunikation für Mafiosi sei im Kanonischen Recht der Katholischen Kirche – außer sie begingen eine Todsünde – nicht vorgesehen. Ähnliche Meinung vertritt auch Radio Vatikan. Die Untaten der Mafia verlangen ihm zufolge höchstens nach einer Spruchstrafe der Exkommunikation, einer Verwarnung. Somit zieht sich der Vatikan wieder zurück aus dem kläglichen Versuch, Kirche und Mafia zu trennen. Die Mafia, wahrscheinlich aus dem Piemontesischen „mafiun“, kleiner Mann, in Palermo jedoch als Beschreibung männlicher Attribute verstanden, sieht sich als gottgewollte Ordnungsmacht, deren Gewaltausübung dem Guten dient. Im wahren Leben handelt es sich dabei um interessensbedingte, kriminelle Assoziationen, bestehend aus sogenannten cosce, einzelnen Gruppen, die einem lokalen Führer gehorchen. Im heutigen Italien verdient die Mafia ihr täglich Brot vor allem mit Drogen- und Waffenhandel, illegaler Giftmüllentsorgung und Erpressung. Je nach Region
© Michal (flickr)
spricht man von der Camorra in Kampanien, von der Sacra Corona Unita in Apulien, der kalabresischen ´Ndrangheta und der Cosa Nostra in Sizilien. Letztere gilt auch als der Ursprung jeder mafiösen Aktivität. Siziliens Geschichte ist geprägt vom ständigen Wechsel von Kolonisatoren, beginnend mit den Römern, bis hin zu den Normannen, Hohenstaufen, Sarazenen. Eine Identifizierung der Bevölkerung mit den Herrschern fand nie statt, was zur Folge hatte, dass man sich in den Kreis der Familie zurückzog. Dieses ausgeprägte Gefühl des Familismus kam wiederum dem feudalistischen System zugute, das sich im 18. Jahrhundert ausbreitete. Barone verpachteten ihre Ländereien an sogenannte gabellotti, welche, begleitet von der Schutztruppe der bravi, diese gegen hohen Pachtzins an Bauern weitergaben. Mit zunehmendem Einfluss entmachteten die gabellotti schließlich die Barone und errangen immer mehr Herrschaftsrechte, bis die Bauern als Gegenleistung für Schutz einen Teil der Ernte, den pizzu, an die gabellotti abgeben mussten. Auch heute spricht man bei Schutzgelderpressung noch von pizzo. Als 1861 der italienische Nationalstaat gegründet wurde, gelang es diesem nicht, den Feudalismus aus der sizilianischen Gesellschaftsstruktur zu verbannen. Viel zu weit fortgeschritten war die Staatsfunktion der Mafia inzwischen schon, die die Loyalität der Bevölkerung auf ihrer Seite hatte. Die Mafia ersetzte den Staat, der Sizilien nicht überzeugen konnte. Bis heute ist dieses Moralverständnis der Mafia charakteristisch. Neben der Volksnähe der Mafiosi sind die Vendetta, der Schwur sich gegenseitig zu helfen, sowie die Omertá, die Schweigepflicht, auch unter Todesgefahr, Grundpfeiler, die ihren Einfluss gefestigt haben. Der Mafioso ist kein Bandit, seine Macht ist legitimiert, genauso wie die Ausübung physischer Gewalt. Man spricht deshalb auch nicht von Mafia – Onorata Societá, ehrenwerte Gesellschaft, wird als angemessener betrachtet. In diese Mentalität der verschworenen Gemeinschaft einfacher Bauernfamilien passt eine große Portion Frömmigkeit. Auch heute noch wird vielen Priestern Süditaliens vorgeworfen, mit der Mafia zu kooperieren. Die meisten Dorf- und Kleinstadtkleriker schweigen, wälzen die Aufgabe auf den Staat ab, übersehen den mafiösen Katholizismus, der in den Kirchen praktiziert wird. Denn die Mafia ist nicht nur Problem des Staates, sie ist verwurzelt im süditalienischen Gedankengut. Macht und Ehre. Ehre vor der Familie, Ehre vor dem Glauben. Als sich Papst Johannes Paul II. vor zwanzig Jahren in Sizilien öffentlich gegen die Mafia aussprach, waren jene, die angesprochen wurden, nicht nur in ihrer Ehre gekränkt, sondern auch in ihrer Macht verra-
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ten. Vor allem in den letzten Jahren des vergangenen Jahrhunderts waren durch die Heiligen Hallen hohe Summen von Mafiageldern geflossen Gianluigi Nuzzi, italienischer Journalist, brachte bei seiner Recherche für das Buch „Vatikan AG“ manch unschönes Geheimnis ans Licht. Der Corleone-Clan rund um den lange gesuchten Mafiaboss Bernardo Provenzano, habe demnach Geld in der Vatikanbank IOR (Istituto per le Opere di Religione) angelegt. Der bekannte Mafiajäger Paolo Borsellino wurde 1992, bevor er das Protokoll eines ausschlaggebenden Zeugen aufnehmen konnte, durch eine Bombe getötet. Daraufhin ließen die Ermittler die Überprüfung der belastenden Aussagen fallen. Für die Behörden war es damals schier unmöglich, in den Vatikan einzudringen, weil dieser durch diplomatische Immunität geschützt war. So diente das IOR jahrelang kleinen und großen Mafiabossen als Waschanlage für schmutziges Geld. Schließfächer und Girokonten, deren Namen auf Strohmänner liefen, später sogar auf Prälaten, Würdeträger der Katholischen Kirche, um den Mafiosi den Zugriff zu erleichtern. Was aber neben der Tatsache des Finanzskandals den Stiefelstaat in ein hässliches Licht rückte, war die Reaktion auf die Veröffentlichung von „Vaticano S.p.A.“ 2009. Der angeprangerte Kirchenstaat selbst schwieg das Buch tot, auch in den großen Fernsehkonzerne RAI und Mediaset wurde es meisterhaft unter den Tisch gekehrt. Dabei ist das Fernsehen in Italien bei der Mehrheit der Bevölkerung die erste Quelle für Informationen. Nichtsdestotrotz dominierte „Vaticano S.p.A.“ in jenem Jahr die Rangliste der Sachbücher. Zudem hat das Buch einiges ins Rollen gebracht. Demnach gelten jetzt die EU-weiten Gesetze zur Verhinderung der Geldwäsche auch im Kirchenstaat. 11. April 2006, Sizilien. Bernardo Provenzano, aufgrund seiner Brutalität u tratturi, der Traktor, genannt, wird nach mehr als vierzigjähriger Flucht in seinem Versteck nahe der Mafiahochburg Corleone gefasst. In dem bescheidenen Haus finden sich Kruzifixe, eine Bibel, Heiligenbilder. Provenzano wird für den Mord an über 50 Menschen verantwortlich gemacht. Zahlender Kunde der Vatikanbank, frommer Christenmensch. Er sitzt nun im Gefängnis von Parma. Mit seiner Bibel.
Quellen: Hess, Henner: Mafia. Ursprung, Macht und Mythos. Freiburg: Herder, 1993 Nuzzi, Gianluigi: Vaticano S.p.A. Mailand: Chiarelettere, 2009
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GESTERN HEUTE MORGEN Ein Gedicht von David Lahmer
© Chrissie (flickr)
Gestern ist’s, erhebt sich einer, packt aus das Hackebeil. Dagegenreden, das tut keiner, man ruft nur laut: „Sieg Heil!“ Gestern ist’s, die Panzer rollen, Schüsse in der Nacht, Todesschreie weithin hallen, gestern in der Schlacht. Gestern ist’s, ein Jude stirbt, leblos, fällt nicht, steht. Gestern ist’s als das Regime, zum Glück auch untergeht. Gestern ist’s, als jeder ruft: „Nie mehr darf das geschehen!“ Brücken über Gräben tief, Vernunft wurde gesehen. Heute ist’s, Denkmal beschmiert, „Heil Hitler“ an der Wand. Die Menschheit den Verstand verliert, der Sinn rückt an den Rand. Heut ist’s, der Dschihadist, das Schwert wird uns gebracht, nicht besser wie der Drecksfaschist, der abdrückt, dabei lacht. Heute ist’s, ein Zeichner stirbt, ist Gott dadurch jetzt groß? Und Rechts mit diesem Grauen wirbt, was ist bloß mit euch los? Heute ist es der Muslim, ein Mensch wie du und ich, der angeseh’n wird als Problem, und fürchten muss er sich. Morgen ist’s, und jemand sagt auch nur ein falsches Wort. Ich hör’ den Mob schon wie er klagt, dies bedeutet Mord. Morgen ist’s, die Bomber kommen, Kind, Frau, Mann zerfetzt. Irgendwie gibt’s kein Entkommen, gen Ausland wird gehetzt. Morgen ist’s, erhebt sich einer, packt aus das Hackebeil. Dagegenreden, das tut keiner, man ruft nur laut: „Sieg Heil!“
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© Martin (flickr)
Der Fanatismus über den niemand spricht Ein Kommentar von Jennifer Rödl
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ie Bedrohung durch muslimischen Terrorismus ist omnipräsent. Das möchten uns zumindest fanatische IslamgegenerInnen glauben machen, frei nach ihrem Motto: „not all Muslims are terrorists, but (nearly) all terrorists are Muslims.” Doch der jährliche Europol mit dem Titel „EU Terrorism Situation and Trend Report“ spricht Anderes: Demnach werden 99,6% aller terroristischer Angriffe durch nicht-muslimische Gruppen ausgeführt. Dem Sicherheits- und Angstempfinden der EuropäerInnen entsprechen diese Zahlen freilich nicht ganz. Schnell sprechen (selbsternannte) ExpertInnen sowohl in den Zeitungen als auch am Stammtisch über „den Islam“ und „sein“ Frauenbild, „seine“ Hasspredigten, „seine“ archaischen und antidemokratischen Züge. Gleichzeitig wird von „den Muslimen“ verlangt, sich von den Terrorakten zu distanzieren. Aber haben wir nach dem Massaker von Anders Breivik jemals den Papst gebeten, sich doch bitte vom christlichen Terrorismus lozusagen? Scheint zu weit hergeholt? Dann lasst uns einiges über den christlichen Fundamentalismus sagen, der vielen Menschen das Leben kostet. Religiöse AbtreibungsgegnerInnen, die so genannte „Army of God“, verüben in den USA (Bomben)-Anschläge mit Todesopfern auf Krankenhauspersonal, Abtreibungskliniken und LGBTI Bars. Der Sprecher der Gruppe, Scott Roe, zitierte ebenfalls aus der Bibel auf die Frage hin, warum er den Arzt Geor-
ge Tillner, der Abtreibungen durchführte, erschossen hatte. Der Ku-Klux-Klan, dessen Geschichte der rassistischen Gewalt noch nicht beendet ist, beruft sich in seinen Grundsätzen ebenfalls auf christliche Theologie. Und auch der Konflikt in Nordirland brachte auf beiden Seiten religiös motivierte TerroristInnen hervor. In Westafrika macht die „Lord’s Resistance Army“ unter Vorbehalt auf ihre christliche Botschaft Jagd auf Schwule und Lesben und rekrutiert nebenbei Kindersoldaten für ihren Zweck. Uganda, dessen evangelikale Lobby großzügigst sowohl durch Geld als auch durch ultrakonservative MissionarInnen aus den USA unterstützt wird, versucht seit Jahren Homosexualität unter Todesstrafe zu stellen. Und auch Anders Breivik beschrieb als einen seiner Gründe für sein sinnloses Töten von 77 Menschen: „um das christliche Europa zu erhalten!“ Obwohl der christliche Glaube von diesen AttentäterInnen auch als Motivator benannt wird, käme niemand auf die Idee, den Papst als einen Vertreter des Christentums um eine Stellungnahme zu bitten. Diese und viele andere Gründe müssen endlich die „christliche Selbstgerechtigkeit des Abendlandes“ in Frage stellen. Genauso wie jene PopulistInnen, welche den Islam prinzipiell als barbarische und gewaltbereite Religion einstufen, während sie auf dem „christlichen Auge“ blind sind.
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Wie Politik und Wirtschaft die heimische Landwirtschaft zerstören Eine ganze Generation von Jungbauern blickt in Österreich in eine düstere Zukunft. Auf die Politik, die sie als Marionette der Wirtschaft zum Narren hält und langsam an ihr Grab führt, können sie schon lange nicht mehr zählen. Selbst der Österreichische Bauernbund, ihre größte Interessensvertretung, ist schier ohnmächtig gegen die ungleiche Verteilung von Förderungen und Steuerlast. Ein Kommentar von Doris Hörmann
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ie besten Garanten für die lokale Ernährungssicherheit sowie die nationale und regionale Ernährungssouveränität sind kleinbäuerliche Strukturen. Ihre Multifunktionalität mit ihren ökologischen und sozialen Leistungen müssen anerkannt und gezielt gefördert werden.“ Mit diesem eindeutigen Statement äußerten sich 400 WissenschaftlerInnen im Weltagrarbericht von 2008 in Anbetracht der weltweit schwindenden Zahl an Kleinbauern und des damit einhergehenden Strukturwandels. Alleine zwischen 1990 und 2013 haben rund 115.600 Landwirte in Österreich das Handtuch geworfen. Das entspricht der Aufgabe von 41% aller Höfe innerhalb von 23 Jahren!1 Jährlich sind es 5.000 weitere, die damit Grund und Boden für großflächig angebauten Mais oder Soja freimachen, um die Massentierhaltung mit Kraftfutter zu beliefern. Unsere heimischen (Klein-)Bauern, die unsere Landschaft naturnah bewirtschaften und kontinuierlich pflegen, bieten qualitativ hochwertige Alternativen zu billiger Massenware und sind darum bestrebt, kom-
© Doris Hörmann
menden Generationen eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Ausgerechnet ihnen aber, deren Hofgröße meist nicht über 20 Hektar hinausgeht, wird es von der österreichischen Politik besonders schwer gemacht, überlebensfähig zu sein. Gerade erst mit Jahresbeginn 2015 wurde beispielsweise der Einheitswert von Bauern um 10% bis 20% erhöht, was eine erneute Anhebung der Abgaben bedeutet. Das Berechnungssystem ist für den Normalverbraucher so undurchsichtig wie die Kiste, in der Schrödingers Katze lebt/verwest.2 Von diesem Einheitswert leiten sich neben Grund- und Grunderwerbssteuer unter anderem die Sozialabgaben ab. Während bei Arbeitern und Angestellten etwas mehr als die Hälfte der Pensionsabgaben der Dienstgeber beisteuert, müssen Bauern die Abgaben in Höhe von 17% ganz alleine aufbringen – mit Aussicht auf eine dürftige Pension… wenn überhaupt. Die alles andere als gewinnorientiert zu bezeichnenden Kleinbauern verfügen über keine zusätzlichen Ressourcen, um diese erneute Anhebung der Steuerlast zu bestreiten
1: Von 281.910 (1990) auf 166.317 (2013). Quelle: bit.ly/1zzo8cb 2. Die online zugängliche Transparenzdatenbank listet seit 2011 jedoch nur mehr juristische Personen, also selbstständige Organisationen, auf. Insgesamt gibt es in Österreich rund 140.000 Förderempfänger. Siehe: www.transparenzdatenbank.at
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und werden entweder zu einer Hofaufgabe oder zu einer Ausweitung ihres Betriebes unter der Aufnahme von Schulden genötigt. Da helfen nicht einmal mehr Agrarsubventionen der EU, von denen viele Bauern in Österreich aufgrund der nicht einmal kostendeckenden Verkaufspreise ihrer Produkte abhängig sind. Tatsächlich machen rund 52% des durchschnittlichen Einkommens der Landwirte Direktzahlungen aus der EU aus. Im Land Salzburg haben 2013 etwa 45% aller Leistungsempfänger nicht einmal 5.000 Euro an jährlicher Förderung erhalten; österreichweit sieht es mit 42% ähnlich aus. Da kann man sich ausrechnen, dass diese Subventionen nicht mehr als ein Zubrot für die Bauern darstellen und keineswegs existenzsichernd sind. Nach Studien der Europäischen Kommission gehen 80% aller Fördermittel ohnehin an Großbetriebe, die teilweise nicht einmal zu einer typischen landwirtschaftlichen Branche gehören. So kassierte das britische Königshaus als größter Großgrundbesitzer im UK vor einigen Jahren noch 1,5 Mio. Euro von Brüssel. In Österreich war 2009 der Empfänger der höchsten Subventionen noch Red Bull-Abfüller Rauch. Der Getränkekonzern erhielt rund 9,5 Mio. für den von der EU gestützten Export von Zucker – in Form von Energy Drinks! 2013 wurde die A1 Telekom Austria AG mit 1,14 Mio. Euro unterstützt, um den Ausbau des Breitbandinternets am Land zu fördern.3 Von EU-Agrarsubventionen ist also noch kein Bauer reich geworden. Warum aber linst ihm der Staat dann so gierig auf den Teller? Während
Großunternehmen im internationalen Standortwettbewerb mit Steuervergünstigungen regelrecht umworben werden, müssen Klein- und Mittelbetriebe ohne einflussreiche Interessenvertretung den Weg zur Kasse antreten. Kleinbauern leben uns täglich vor, dass man auch ohne die Natur rücksichtslos auszubeuten von ihr leben kann und setzen auf eine nachhaltige, von Großkonzernen unabhängige Produktion von Lebensmitteln. In Interstellar zeichnet Regisseur Christopher Nolan eine düstere Zukunftsvision, in der sich die Weltbevölkerung aufgrund drastischer, selbstverschuldeter klimatischer Veränderungen nicht mehr in der Lage sieht, sich zu ernähren. „Wir brauchen Farmer, keiner Ingenieure“, heißt es sinngemäß im Film. Und tatsächlich sind alle Menschen dieser Erde mehrmals täglich auf die Arbeit von Bauern angewiesen. Sie sind nicht nur das Rückgrat eines klugen Schachspiels, sondern auch einer jeden klugen Gesellschaft. Dass eine der wichtigsten Fragen von Morgen, nämlich jene der Ernährungssicherheit, in der Hand der Kleinbauern liegt, scheint gegenwärtigen Wirtschaftsbossen und Politikern nicht wichtig oder bewusst zu sein. Wenn sie beim Zusammenbruch des kapitalistischen Finanzsystems feststellen, dass sie ihr bunt bedrucktes Papier nicht sättigen kann, werden sie sich die Kleinbauern zurückwünschen, die sie einst aus Gier nach Grund und Boden verdrängt haben, um Platz zu machen für profitable Fleischfabriken und Glashauslandschaften.
3: Liste der Subventions-Empfänger auch einzusehen unter: bit.ly/1D33Ett
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© David Power
WIE MAN ALS KADAVER NOCH NÜTZLICH SEIN KANN Krematorien heizen mit Gas und nicht mit Leichen. Kaiser Joseph II. lässt grüßen. Von Christof Fellner und Christoph Krainer
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amals … Vor gut 200 Jahren schrieb Immanuel Kant sein berühmtes Werk „Critik der reinen Vernunft“ – ein Buch wider die Herrschaft der puren Rationalität. Eine historische Figur aber war beinahe schon die Verkörperung der Nützlichkeit: Wir alle kennen ihn noch aus dem Geschichtsbuch, Joseph II., jener Kaiser, der als Revoluzzer in Purpur in nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens eingriff. Eine Gestalt mit vielen Facetten, zu Lebzeiten verhasst und Jahrzehnte nach seinem Tod zu einer Heilsfigur gemacht. Reformen wurden damals nicht allein nach Recht oder Notwendigkeit eingeführt, sondern nur danach beurteilt, ob sie dem Staat und der Gesellschaft von Nutzen sein konnten. Dazu gehörten neben der Abschaffung der Todesstrafe auch etliche Regelungen in Bezug auf die Bestattung. Damals wie heute empfanden dies viele Menschen als einen Eingriff in ihre persönlichsten Rechte, denn die politische Mitbestimmung jener Tage war nicht existent. „In einem Land kann es nicht zwei Souveräne geben“, schrieb Joseph II., und meinte die beratenden Körperschaften damit. Zu entscheiden hatte ein einzelner, und das war er. Beraten durfte zwar viele, zudem gab es bereits die Pressefreiheit, in der „Regierung“ aber saßen nur die wenigsten. Es war unvorstellbar, dass es staatlich geregelt wurde, wie viele Kerzen auf einem Altar zu stehen hatten oder dass man vor die Stadtgrenzen gehen musste, um seine Angehörige zu bestatten. Das Schlimmste aber, was Joseph II. seinen Untertanen wohl antun konnte, war der wiederverwendbare Klappsarg. Eine Vorrichtung, bei der der oder die Verstorbene ganz unprätentiös, le-
diglich in einen Leinensack gehüllt, in die Erde plumpste. Wie ein Stück Vieh. Noch heute lesen wir davon in unseren Geschichtsbüchern mit Schaudern. War Joseph II. tatsächlich ein verbitterter Menschenfeind, wie eine solch seltsame Vorschrift vermuten lässt? Über seine wahren Beweggründe lässt sich zwar heute nichts mehr sagen, sehr wohl aber etwas über die Rahmenverhältnisse, die dazu geführt haben. Österreich hatte zu jener Zeit noch über 22 Millionen BewohnerInnen, die sich glücklich schätzen konnten, wenn sie ihren fünfzigsten Geburtstag erleben durften. Menschen, die – aus heutiger Sicht – an allen möglichen „Banalitäten“ starben, während sie tags zuvor noch gesund waren. Die Impfung war gerade erst erfunden worden, doch Krankheiten heilte man zumeist noch mit dem berühmt-berüchtigten Aderlass, weit entfernt von unseren Antibiotika und Operationen. Eitrige Zähne, heute kaum mehr als eine Unannehmlichkeit, konnten den Tod bedeuten. Zu jener Zeit herrschte ein Mangel am wichtigsten Rohstoff des Zeitalters, Holz. Man konnte es sich schlicht nicht leisten, mit jedem Leichnam mehrere Kilo Holz zu vergraben, wo doch das Naturprodukt nicht so einfach zu ersetzen war. Holz war der Bau- und Brennstoff der Zeit schlechthin, zwar nicht vergleichbar mit dem heutigen Verbrauch an Erdgas, aber auch jenseits des heutigen Holzverbrauches. So unsinnig wie uns die Vorstellung erscheinen mag, jemanden in Stahl zur letzten Ruhe zu betten, so unsinnig erschien es wohl damals dem Kaiser, Holz zu verwenden. Aus einer ähnlichen Intention heraus entstand die
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Idee, Friedhöfe an die Ränder der Städte zu verlegen. Aus damaliger Sicht war dies eine weitere pragmatische Maßnahme, um das Grundwasser vor Seuchen zu schützen. Krankreiten, an denen man damals gestorben wäre, sind heute nahezu ausgerottet. Dazu zählen u.a. Pocken, die Pest, Typhus und Tuberkulose. Heute erscheint uns klares Trinkwasser als eine Selbstverständlichkeit, im Gegensatz zu der Zeit Josephs II. Schlussendlich wurden viele dieser Reformen zurückgenommen. Doch einige wenige, wie die der Bestattungsorte außerhalb der Städte, sind geblieben. Wir wissen nicht, welche Methoden der modernen Bestattung in Zukunft noch existieren werden, möchten euch aber eine besonders interessante Idee der Gegenwart im Folgenden näherbringen. Wer weiß – vielleicht wird auch diese sonderbare Reform die Zeiten überdauern. Und heute… Menschen sterben. Menschen werden bestattet. Und wenn man sie verbrennt, braucht das viel Energie. „Bestattung Wien heizt neue Zentrale mit Leichen“ titelte 2011 die Kronenzeitung. Das sorgte kurzzeitig für Unstimmigkeiten innerhalb der Bevölkerung, die Sache war aber schnell wieder vergessen. „Es wurde eine Presseaussendung rausgeschickt, in der Stellung bezogen wurde. Damit waren die Medien zufrieden“, erklärt mir der jetzige Pressesprecher des Krematoriums, Dr. Florian Keusch. Der Bevölkerung sowie den Medien wurde also erklärt, wie die Wärmenutzung von Krematoriumsöfen funktioniert. Hier beharrt der Pressesprecher darauf: „Bei der Verbrennung produzieren Leichen keine Energie, im Gegenteil, es benötigt Energie.“ Um einen menschlichen Leichnam zu verbrennen, braucht es eine enorme Energiezufuhr, damit aus ihm im Schnellverfahren Asche wird. 30 Minuten lang wird dazu ein Gasofen zwischen 1.100 und 1.400 Grad geheizt. Aus umwelttechnischen Gründen müssen die entstehenden Abgase aber gefiltert werden. Dabei gab es immer schon ein Problem: Für eine umweltgerechte Filterung müssen die Abgase wieder auf 160 Grad Celsius abgekühlt werden, wofür zusätzlich eine aufwendige Kühlungsanlage nötig wäre. Aus Pragmatismus hat man nun einfach einen Wasserkessel dazwischen gestellt, der mit der Abwärme des Ofens geheizt wird. Eine Kühlanlage hat man sich somit erspart – und gleichzeitig haben es die Mitarbeiter der Bestattung Wien in ihrer neuen Zentrale warm. Das ist state of the art im europäischen Verbrennungsgeschäft. Damals sei der Fehler des Krematoriums Wien gewesen, diese Art der Abwärmenutzung offen kommuniziert zu haben. „Man dachte halt nicht daran, dass das auf Unmut stoßen könne“, so der Pressesprecher. Tat es aber. Zumindest zum Teil. Bei diesem
Unmut ergeben sich ja erst wirklich spannende Fragen, wie z.B. Warum regieren wir so sensibel, wenn es um Menschenbestattung geht? Es verhält sich doch im Grunde wie mit der Sexualität; eigentlich handelt es sich beim Sterben um eine selbstverständliche Angelegenheit des menschlichen Lebens. Gestorben wurde schon immer. Warum wollen wir uns mit dem Thema letztendlich nicht wirklich auseinandersetzten und verdrängen es an den Rand unserer Wahrnehmung, an den Rand unserer lustigen, heiteren Spaßgesellschaft? Wahrscheinlich weil sterben noch nie lustig war. Aber auch aus akademischer und ökologischer Perspektive lassen sich ein paar aufregende Fragen stellen: 6.000 Verbrennungen im Jahr à 30 Minuten mit mindestens 1.100 Grad Celsius Wärmezufuhr. Das ergibt einen hohen Gasverbrauch, und so groß kann die Zentrale gar nicht sein, dass sämtliche Energie wiederverwendet werden kann Das Krematorium Wien muss sich aber nicht bloß mit Fragen der Umweltverträglichkeit auseinandersetzten. Die Verstorbenen werden darüberhinaus unter juristisch nicht ganz eindeutig geklärten Bedingungen verbrannt. Ein Mensch ist nicht immer vollständig einäscherbar, besonders dann nicht, wenn ihm zu Lebzeiten anorganische „Ersatzteile“ (also Prothesen, Gelenke, Schrauben etc.) eingepflanzt wurden. Unruhe gab es in der Bevölkerung immer dann, wenn jemand fragte, was überhaupt mit wertvollen Ersatzteilen (Goldzähne, Titanhüften etc.) passiere. Dr. Keusch erzählt mir von einem Fall in Österreich (es war nicht das Krematorium Wien), da suchte eine Frau in der Asche eines verstorbenen Angehörigen nach dessen Goldzähnen. Sie fand sie nicht und beschuldigte das damals zuständige Krematorium des Diebstahls. Was die Frau nicht wusste war, dass sich Gold teilweise mit der Asche verklumpt und nicht unbedingt goldglänzend heraussticht. Ihr Eifer hat jedoch gewisse Probleme offen gelegt: Wem stehen solche Rohstoffe zu? Gehören sie noch zur verstorbenen Person? Oder haben wir es mit einem Erbrechtsfall zu tun? Da herrscht Unklarheit, und solange es keine gesetzlichen Regelungen dafür gibt, kann die Verwaltung eines jeden Krematoriums für sich selbst entscheiden und entsprechend vorgehen. Somit bleiben in Wien die kleinen anorganischen Implantate weiterhin in der Asche. Gibt es jedoch finanziellen Gewinn durch größere metallische Teile, die aus technischen Gründen ausgefiltert werden müssen, werden diese Erlöse in Wien der Kinderkrebshilfe gespendet. Umwelt- und sozialverträglich. Das ist zwar lobenswert, dennoch wird die Gesetzgebung hier nicht aus ihrer Verpflichtung entlassen, die Feuerbestattung auf juristisch festen Boden zu bringen. Denn, so viel ist sicher, das Sterben geht weiter.
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PATRIOTISMUS ALS CHANCE ODER GIFT? Pegida und FPÖ stellen sich gern als „wahre“ PatriotInnen dar. Oder sind die Linken, wie Stefan Klingersberger in der Dezemberausgabe schreibt, die „echten“ PatriotInnen? Tatsächlich steht er hier in einer Linie mit den sozialdemokratischen Kriegstreibern, die mit ebendiesem Argument des Patriotismus die ArbeiterInnen 1914 in einen Burgfrieden und einen blutigen Weltkrieg hetzten. Eine Klärung aus marxistischer Sicht von Fabian Lehr und Sebastian Kugler
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ines sei klargestellt: Fragen von Nation und Nationalismus können nicht statisch, sondern müssen dynamisch betrachtet werden, gerade weil kulturelle Phänomene nach Marx Ausdruck sozioökonomischer Veränderungen sind. Die Bildung von Nationen ist eine historisch junge Entwicklung und gekoppelt an die Entstehung des Kapitalismus: Die Kleinstaaterei wurde zum Hindernis, das interregional agierende Bürgertum entwickelte als Erstes eine über ihre engere Heimatregion hinausgehende nationale Identität. Ihren ökonomischen Interessen entsprach der Wunsch nach einem größeren Wirtschaftsraum. Die neuen effizienten Zentralstaaten waren damals durchaus progressiv, v.a. weil es dadurch zur Entwicklung von Wirtschaft und Technik kam. Diese Fortschrittlichkeit ließ Marx und Engels auch ganz praktisch die bürgerliche Revolution in Deutschland 1848 unterstützen – ohne aber darauf zu vergessen, für die eigenständigen Interessen des Proletariats zu kämpfen. Denn spätestens seit 1789 war klar, dass die Bourgeoisie nicht bereit war und ist, die politische und v.a. die ökonomische Macht mit den unterdrückten Massen der ArbeiterInnen und BäuerInnen zu teilen. Schon damals wurde die Ideologie des Nationalismus von den neuen Herrschenden geschürt, um den nationalen Schulterschluss – etwa in Kriegen – gegen andere „Nationen“ (lies: für die Inter-
essen der eigenen herrschenden Klasse) herzustellen. Die anfangs fortschrittliche Rolle des Nationalstaates kehrte sich um als der Kapitalismus immer weniger in der Lage war, die Wirtschaft und Gesellschaft weiterzuentwickeln. Nationalismus kann also nicht, wie es Stefan Klingersberger, aber auch Dominik Gruber in seiner Antwort suggerieren, nach Belieben mit reaktionärem oder fortschrittlichem Inhalt gefüllt werden, sondern hängt von der historischen Epoche und den sozioökonomischen Rahmenbedingungen ab. In den heute entwickelten kapitalistischen Staaten wurde das Entstehen der Nationalstaaten durch die Bourgeoisie vorangetrieben. Doch nicht überall ist diese zentrale Aufgabe der bürgerlichen Revolution erfüllt. In den kolonialen bzw. neo-kolonialen Teilen der Welt konnten oft keine unabhängigen Nationalstaaten entstehen. Beispiel dafür ist Kurdistan, das lange als Nation existiert, aber keinen Staat besitzt. Aufgrund der verzögerten kapitalistischen Entwicklung kann eine nationale Unabhängigkeit, die die Armut beseitigt, im Rahmen des Kapitalismus nicht errungen werden. Der Kampf für einen eigenen Staat muss hier mit dem Kampf gegen kapitalistische (und feudale) Ausbeutung einhergehen. Und so unterschiedlich der Entwicklungsstand und die Rolle der jeweiligen Nation sind, so flexibel muss auch die Haltung von Linken zu einem etwaigen Nati-
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onalismus sein. Anders als der Kampf der KurdInnen hat der Nationalismus eines vermeintlichen österreichischen Herrenmenschen gegenüber vermeintlich minderwertigen „Ausländern“ nichts Progressives. Doch bei genauerem Hinsehen gilt das auch für einen als „Schutz der eigenen Leute“ getarnten Rassismus, sei es in der Frage, ob Gemeindewohnungen auch an MigrantInnen vergeben werden dürfen (was die KPÖ in der Steiermark lange ablehnte), ob der Arbeitsmarkt für Menschen aller Nationalitäten geöffnet werden soll (was der ÖGB ablehnt) oder ob Deutsche in Österreich studieren dürfen sollen. Ist der/die deutsche Studierende schuld an der Bildungsmisere in Deutschland oder Österreich? Mitnichten! Aber können wir im kleinen Österreich die ganzen europäischen Bildungsprobleme auffangen? Müssen wir nicht die Anzahl der deutschen StudentInnen beschränken, um zumindest den österreichischen Studierenden einen Platz zu sichern? Ein kurzsichtiges Argument, das die Ursachen der Bildungsmisere übersieht. Denn diese ist in allen Ländern das Ergebnis einer kapitalistischen Politik – und ein Rückzug auf eine nationalistische Position („österreichische Studienplätze für österreichische Studierende“) schwächt nur die Möglichkeiten auch der österreichischen Studierenden, sich für Verbesserungen in diesem Bereich einzusetzen. Wenn „Linke“ einen Patriotismus von ArbeiterInnen benützen, um die ArbeiterInnenklasse per se als reaktionär abzustempeln, dann fehlt ihnen das Verständnis für die Entwicklung von Bewusstsein. Doch der Patriotismus in Österreich ist aufgrund des Charakters des österreichischen – imperialistischen – Staates ein rechter. Diese Tatsache schönzureden, wie Stefan Klingersberger es versucht, ist also kaum besser. Jenen, die die ArbeiterInnenklasse abgeschrieben haben, aber auch Stefan Klingersberger und Domink Gruber, fehlt ein unabhängiger Klassenstandpunkt, in dessen Zentrum die Stärkung der Solidarität und der internationalistischen Traditionen der ArbeiterInnenklasse steht. In einem imperialistischen Staat geht es nicht mehr darum, den absterbenden Feudalismus durch den vormals modernen Nationalstaat zu ersetzen. Nun geht es darum, den überreifen Kapitalismus, der zum Hindernis für die Entwicklung der Menschheit geworden ist, der Krieg, Umweltzerstörung und Krisen produziert, der Rassismus und Sexismus nicht beendet, sondern gefördert hat, zu beseitigen – und mit ihm letztlich auch den Nationalstaat. MarxistInnen verteidigen das Selbstbestimmungsrecht der Nationen. Doch sind diese Nationalstaaten nicht das Ziel an sich, sondern das Respektieren existierender nationaler Gefühle, insbesondere von bisher auf Grund ihrer Nationalität
unterdrückten Menschen. Das Ziel ist die Errichtung einer demokratischen sozialistischen Gesellschaft – frei von der Diktatur des Marktes, frei von Nationalismus, Rassismus und Sexismus. Und um dieses Ziel zu erreichen ist in den entwickelten kapitalistischen Staaten der Nationalismus nichts, was den Weg dorthin fördert, sondern etwas, das ihn im Gegenteil massiv verhindert und von den herrschenden Eliten auch gezielt zu diesem Zweck eingesetzt wird. Gerade in der aktuellen schweren Wirtschaftskrise können wir beobachten, wie Politik und bürgerliche Medien den nationalen Zusammenhalt beschwören und damit Sozialkahlschlag, Sparpolitik, Lohnkürzungen und Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen zu rechtfertigen suchen. Diesen Versuchen, das Klassenbewusstsein der ArbeiterInnen in nationalistischen Nebelschwaden zu ersticken, müssen SozialistInnen energisch entgegentreten, statt sie dadurch zu erleichtern, dass sie der nationalistischen Ideologie irgendwelche in der heutigen Situation progressive Seiten abzugewinnen versuchen. Nicht zuletzt, weil damit auch der Strategie von FPÖ und Co. Vorschub geleistet würde, die ArbeiterInnen nach ethnischen
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Linien zu spalten und damit ihre Kraft zu schwächen, indem „echt österreichische ArbeiterInnen“ gegen „ausländische ArbeiterInnen, die uns die Jobs wegnehmen“ ausgespielt werden, um die Herrschaft ihrer gemeinsamen AusbeuterInnen zu stabilisieren. Als Liebknecht schrieb „Der Hauptfeind steht im eigenen Land“, wollte er damit darauf verweisen, dass es keinen nationalen Schulterschluss gegen den nationalen und internationalen Terror des Kapitalismus geben kann. Die EU bzw. die Troika dirigieren die Angriffe des Kapitals auf Löhne und Sozialleistungen. Die Lösung ist aber nicht ein Rückzug aufs Nationale
Die EU ist ein Instrument des Kapitals, doch der österreichische Staat ist das um nichts weniger. Die Antwort auf die kapitalistische EU ist daher nicht ein kapitalistisches abgeschottetes Österreich, sondern die vereinigten sozialistischen Staaten von Europa. – denn auch das österreichische Kapital hat ein Interesse an niedrigen Löhnen und niedrigen Unternehmenssteuern. Die EU ist ein Instrument des Kapitals, doch der österreichische Staat ist das um nichts weniger. Die Antwort auf die kapitalistische EU ist daher nicht ein kapitalistisches abgeschottetes Österreich, sondern die vereinigten sozialistischen Staaten von Europa. Eine zentrale Frage ist: Wer gehört im Weltbild von Stefan Klingersberger eigentlich zum „Volk“, zur „Nation“? Wodurch wird die Zugehörigkeit bestimmt? Durch den Geburtsort? Die Blutlinie? Die Wahl des Wohnortes? Zu welcher „Nation“ oder welchen „Nationen“ gehören MigrantInnen, Menschen mit Migrationshintergrund? Er beantwortet diese Frage nicht, umreißt aber einen Nationenbegriff, der die Interpretation zulässt,
dass eigentlich nur Teile der unterdrückten Klassen der ArbeiterInnen, BäuerInnen etc. zur Nation gehören, während die jeweiligen VertreterInnen der herrschenden Klasse durch ihre „antinationale Rolle“ eigentlich ohnehin nicht dazu gehören. Also ist die ArbeiterInnenklasse gleich „dem Volk“, gleich „der Nation“? Stefan Klingersbergers Perspektive stammt aus einer stalinistischen Tradition, und hier wurzelt auch dieser theoretische Spagat: Die herrschende Clique in der Sowjetunion setzte angesichts der Bedrohung durch den faschistischen deutschen Imperialismus zur Sicherung ihrer eigenen Position das Überleben der russischen Nation über alles. Nation wurde wichtiger als Klasse. Die stalinistischen Mörder traten den Marxismus und die besten Traditionen der Russischen Revolution mit Füßen und ermordeten eine Unzahl von InternationalistInnen (u.a. unter dem Vorwurf des „Kosmopolitentums“). Statt eines internationalen Kampfes von ArbeiterInnen und Ausgebeuteten gegen Faschismus und Kapitalismus versuchte die stalinistische Bürokratie in einem Zick-Zack-Kurs, mit der Sowjetunion, ihre eigenen Privilegien zu retten. Sie setzte u.a. auf Abgrenzung von sozialdemokratischen ArbeiterInnen. Dem Bündnis mit Nazi-Deutschland (Hitler-Stalin-Pakt) wurde nicht nur die nationale Identität von Polen und Finnland geopfert, es wurden auch in die Sowjetunion geflohene AntifaschistInnen an die Gestapo übergeben. Es folgte die Allianz mit dem Imperialismus (inklusive Zurückhalten nationaler Befreiungsbewegungen wie in Indien). Die Frage „was nützt der ArbeiterInnenklasse“ wurde „was nützt der Sowjetunion“ untergeordnet und die Interessen der internationalen ArbeiterInnenklasse quasi als gleich mit jenen der stalinistischen Bürokratie angenommen. Nation über Klasse – das ist auch der Ausgangspunkt von Stefan Klingersberger, wenn er schreibt „Die Aufgabe der SozialistInnen besteht folglich darin, theoretisch herzuleiten, überzeugend und mobilisierend darzulegen und schließlich auch praktisch zu beweisen, warum gerade der Sozialismus der Nation am meisten nützt.“ Ausgangspunkt seiner Überlegungen ist nicht das Klasseninteresse, sondern das Interesse einer vermeintlich klassenübergreifenden Nation. Da befremdet es dann gleich weniger, dass er Fichtes „Reden an die deutsche Nation“ anführt – einen der heiligen Texte des völkischen Nationalismus in Deutschland. Stefan Klingersberger bleibt in seiner Position auf kapitalistischer Grundlage, egal wie „links“ man den Nationenbegriff auch besetzt, er bleibt immer klassenübergreifend. Und die Antworten auf die dramatischen sozialen Probleme, aber auch auf nationale Unterdrückung, sind auf kapitalistischer Grundlage nicht zu finden.
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MORGEN WIRD ALLES BESSER Ich habe mir geschworen, es nie wieder zu tun. Ich habe mir geschworen, dass ich eine andere Arbeit suchen werde. Und doch stehe ich nun hier, im Mahlstrom des Irrsinns und harre dem Ende entgegen, in der Hoffnung, meinen Verstand nicht zu verlieren. Ein Hilfeschrei von Vlad
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ber der Reihe nach. Ich mache gelegentlich kleinere und echt unwürdige Jobs, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Einer davon beinhaltet Aboverkauf für eine renommierte Zeitung. Da eines Monats keine anderen Verkaufsorte mehr frei waren, musste ich mich freiwillig melden, in dem Konsumtempel schlechthin meinen Dienst an der Sache abzuleisten. So kam es dazu, dass ich an einem Freitag im Europark von 9:00 bis 21:00 Uhr arbeiteten musste. Stunde 1: Die Motivation ist hoch. „Zwei Wochen gratis Zeitung!“ Ich erinnere mich an goldene Zeiten zurück, als ich im Europark über 100 Abos an den Mann/die Frau gebracht hatte. Damals bekam ich pro Abo noch einen Euro Provision. Heute sind es nur noch 50 Cent, und wenn auf einem der Kundenkärtchen eine Information fehlt (Telefonnummer etc.), werden noch 30 Cent abgezogen. Dennoch bin ich motiviert, spreche fast jeden Kunden an und fahre erste Erfolge ein. Stunde 2: Ich versuche, den Gedanken, dass noch 11 Stunden vor mir liegen, zu verdrängen. Kunden wer-
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den mit „Zwei Wochen gratis Zeitung!“ angesprochen und ein paar Abos werden eingesackt. Es haben mittlerweile fünf Menschen unterzeichnet und mir schon 2,50 Euro Provision beschert. Ich bin zufrieden. Das Leben ist gar nicht so schlecht. Die Blume dort drüben beim Pizzastand ist eigentlich ganz schön. Stunde 3: Nun kommt eine Kollegin vorbei um mir für ein paar Stunden Gesellschaft zu leisten. Glücklicherweise kennen wir uns schon seit ein paar Jahren und verstehen uns ganz gut. Man kann sich hier seine Arbeitskollegen leider nicht aussuchen. Einmal arbeitete ich mit einem Mädel zusammen, die war so lustig. Ich sag euch was! Ein Grab ist lustiger! Mit diesem Grabstein musste ich ca. 8 Stunden beisammenstehen. Einsilbige Antworten waren das Einzige, was ich auf diverse Fragen bekam. Ihr Gesichtsausdruck ließ mich befürchten, dass sie sich noch während der Arbeitszeit das Leben nehmen würde. Bei diesem Job würde es mich nicht wundern. Stunde 4: Ich bin froh, dass meine Kollegin hier ist. Sie hat so eine gewisse Art auf Menschen zuzugehen und ihnen einzureden, dass ein Abo, das Wichtigste auf der Welt ist, und dass die Kunden dringend eines benötigen würden. Ein ums andere Mal zieht sie einen fetten Fisch an Land – und der Stapel der Abos wächst auf zehn. Ein kurzes Lächeln will sich seinen Weg nach oben bahnen, bleibt mir dann aber umgehend im Halse stecken, da die Provision nun auch geteilt werden muss. Also nur noch 25 Cent pro Abo. Wenn nun ein Feld nicht ausgefüllt wurde, werden 30 Cent abgezogen und übrig bleibt genau – nichts (nein, 5 Cent draufzahlen muss ich wenigstens nicht). Ich will nicht daran denken. „Zwei Wochen gratis Zeitung!“, rufe ich zum tausendsten Mal, um mich abzulenken. Stunde 5: Schön langsam tun mir meine Füße weh. Ich bleibe in Bewegung. Schieße wie von der Tarantel gestochen von einer Kundschaft zur nächsten und versuche ihnen eine Zeitung in den gierigen Schlund zu schieben. „Zwei Wochen gratis Zeitung!“ Vergeblich. Es ist Mittagszeit. Nun beginnt eine Phase der Nichtbeachtung. Verzweifelt versuche ich, die Aufmerksamkeit der Konsumenten zu erhaschen, wie ein Kind, das sich wünscht, von seinem Vater beachtet zu werden. All meiner Bemühungen zum Trotz werde ich entweder bewusst ignoriert oder aber einfach gar nicht mehr wahrgenommen. Frust stellt sich ein. Ein leises und zurückhaltendes „Ihr Wixer“, kommt mir über die Lippen. Stunde 6: Ich hab schon fast die Hälfte! Dieser Gedanke gibt mir neue Kraft. „Zwei Wochen gratis Zeitung!“, rufe ich. Wie oft ich diesen Satz heute schon gesagt habe, weiß ich nicht. Es ist auch egal. Alles was zählt sind Abos! Ich brauche Abos! „Zwei Wochen gratis Zeitung!“
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Stunde 7: Erstaunlicherweise halten mein Kreuz und meine Beine noch ganz gut durch. Einzig hinknien ist nicht mehr drin. Ich kann ohne Hilfe nicht mehr aufstehen, weil meine Kniegelenke ohne Ende schmerzen. Sechs Stunden noch! Ich zuck aus! Nimm die scheiß Zeitung! „Zwei Wochen gratis Zeitung! Sehr gerne können Sie es später ausfüllen! Ich hoffe, Sie sind mit unserem Service zufrieden“, du scheiß Wixer. Stunde 8: Mittagspause. Mein Rettungsanker kommt in Form meiner Freundin vorbei. Wir gehen essen. Ich bin schon recht fertig, aber das Essen baut mich wieder auf. Sie teilt mir mit, dass ich mich nicht zu sehr verausgaben soll, weil sie später noch mit mir vögeln will. Ich lächle. Hoffentlich bin ich dann noch dazu in der Lage. Stunde 9: Meine Kollegin lässt mich wieder alleine. Sie hat noch eine andere Arbeit. Wie ich geht auch sie drei verschiedenen Jobs nach, um sich irgendwie über Wasser zu halten. Die Einsamkeit wird erdrückend und ich werfe mich wieder ins Geschehen. Für ca. 10 Minuten. Danach beschließe ich, dass ich nicht mehr kann. Es geht nicht mehr. Ich werde zum Beobachter. Vor mir steht ein Punk. Er ist ca. 12, hat gefärbte Haare und trägt viel zu große Springerstiefel, die wie Clownschuhe an ihm aussehen. Wenn du mein Sohn wärst, würd ich dich so prügeln. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie ich von einer Frau fotografiert werde. Ich stelle sie zur Rede. Sie sagt, sie hätte etwas hinter mir fotografiert. Einige Minuten später kommt ein Mann zu mir und versichert mir, dass sehr wohl nur ich auf dem Foto wäre. Scheiß drauf, ich bin eine fotogene geile Sau. Vielleicht komm ich ja dann in irgendeinem verschissenen Internet Meme vor. Stunde 10: Ich stelle mir vor, wie ich meinem Chef bei der Zeitung sage, dass er eine beschissene Frisur hat. Glaubt mir, er hat wirklich eine bekackte Frisur. Ich kichere wie irre in mich hinein. Mein Handy vibriert zum wiederholten Male. Noch traue ich mich nicht, das Handy am Stand hervorzuholen. Drauf geschis-
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sen. Eine rege Diskussion ist auf Facebook im Gange. Ich weiß nicht, worum es geht. Irgendwas mit Italien. Ich werfe „Südtirol ist nicht Italien!“ in den Ring. Ein Kumpel schnappt es auf und erklärt daraufhin, dass Italien nicht Italien ist. Ich erkläre Burgenland für unabhängig, werde mir, wieso auch immer, meiner rumänischen Wurzeln gewahr und ändere umgehend meinen Facebooknamen zu Vlad. Weiters bestehe ich darauf, in Zukunft nur noch als Vlad angesprochen zu werden. Stunde 11: Das kurze Facebook-Intermezzo tat gut. Umso größer nun das Loch, in das ich stürze. Ich hänge wie ein nasser Fetzen auf meinem Hocker. Bin ich vielleicht gestorben und in der Hölle gelandet? Ich habe mir meinen eigenen Tartarus geschaffen. Wenn nun jemand kommen würde, um mir zu sagen, dass ich diese Arbeit bis ans Ende meiner Tage machen müsste, ich würde umgehend den Freitod wählen. Eine Dame stürmt auf mich zu. Sie hat etwas um den Kopf gewickelt, das ein bisschen wie ein Marder aussieht. Tatsächlich füllt sie dann recht stürmisch ein Abo aus. Auf der Seite ihres Kopfes hängen zwei kleine Kugeln am Marder dran. Sie sehen ein bisschen aus wie dessen Hoden. Die Hoden des Marders schwingen bei jeder ihrer Bewegungen und ich lasse unmerklich meine eigenen in ihrem Takt mitschaukeln. Die „Marderhodenfrau“ rauscht
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wieder ab. Rechts von mir steht eine alte Frau mit einem Hund. Sie hustet recht widerlich. Immer wieder. Plötzlich holt sie etwas aus ihrem Mund, es sieht aus wie ein Zahn, und füttert ihren Hund damit. Stunde 12: Einzig der Gedanke an Sex hält mich noch aufrecht. Die tierischen Triebe werden immer stärker. Ich rieche mittlerweile auch wie ein bockiger Jaguar. Immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich wie irre kichere. Meine Umgebung nehme ich nicht mehr wirklich war. Meine Welt besteht nur noch aus Sex. Fünf Minuten noch! Ich hab es gleich geschafft! Ein Mann kommt auf mich zu. Wieso!? „Entschuldigen Sie“, sagt er, „wissen Sie, welche Veranstaltung morgen bei Ihnen im Haus ist?“ „Nein tut mir leid, das weiß ich nicht.“ „Sie wissen ja nix! Und überhaupt ist euer Sportteil total scheiße!“, ruft er aus. ZUM SCHLUSS NOCH EINE DEMÜTIGUNG? DU HURENBEIDEL DU ELENDIGER! ICH HAU DIR EINE IN DIE FRESSE! „Ja, Sie haben völlig Recht. Der Sport ist wirklich nicht mehr so gut, wie früher. Bitte wenden Sie sich mit Ihren Beschwerden an das Service Center“, antworte ich schon automatisiert. Nach diesem Tag schwörte ich mir, dass ich dies nie wieder machen werde. Morgen schau ich mich nach einer anderen Arbeit um. Aber wartet, das hatten wir ja schon mal…
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„Für eine Zeit lang selbst wieder zum Kind werden“ Das Projekt „Lernen macht Schule“
Bildung ist ein wichtiges Privileg in der heutigen Zeit. Sie ermöglicht bessere Zukunftschancen, erweitert den Horizont und trägt zur Persönlichkeitsentwicklung bei. Doch nicht jeder/m wird der gleiche Zugang ermöglicht. Besonders bei Armut im Elternhaus und bei Familien mit Migrationshintergrund werden die Chancen auf gute Bildung eingeschränkt. Verschiedene Institutionen haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, das Recht auf Wissen jeder/m zu ermöglichen. Auch viele Studierende setzen sich für Chancengleichheit ein. Eine davon ist die angehende Soziologin und Pädagogin Stefanie Hofer, die freiwillig beim Projekt „Lernen macht Schule“ mitwirkt. Ein Interview von Sasa Sretenovic uni:press: Wie bist du auf das Projekt gestoßen und was war deine Intention, um bei „Lernen macht Schule“ mitzuwirken? Stefanie Hofer: Darauf gestoßen bin ich durch eine E-Mail, die an alle Studierende ausgeschickt wurde. Ich engagiere mich sehr gerne für andere. Außerdem habe ich keine Geschwister und könnte mir vorstellen, beruflich in diese Richtung zu gehen, also hab ich mich einfach mal beworben. Nach einem Gespräch mit Frau Schaber, eine der Initiatorinnen, war ich mir ganz sicher, dass ich das machen möchte. So kann ich den Schülern nicht nur in schulischen Problemen zur Seite stehen, sondern ihnen auch Aufmerksamkeit schenken und mit ihnen Freizeitaktivitäten unternehmen. Wie wurdest du auf die Arbeit mit den Kindern vorbereitet? Ich wurde darauf durch diverse Workshops vorbereitet, bei denen es um die Arbeit mit den Kindern ging. Auch Methoden, wie wir den Kindern am besten das Lernen lehren und wie man sich in bestimmten Situationen verhalten kann, wurde uns gezeigt. Nach diesen Trainings fühlte ich mich sehr gut vorbereitet. Außerdem haben wir drei Mal Supervision zur Nachbereitung im Semester und einen Stammtisch, bei dem man sich mit anderen Lernbuddys austauschen kann.
Was sind deine Aufgaben als Lernbuddy? Wie kann man sich deine Arbeit bei „Lernen macht Schule“ vorstellen? Ich habe einen Schützling, den ich ein Mal in der Woche beim Lernen unterstütze. Bei dem Treffen versuche ich ihm, je nachdem was in der Schule durchgenommen wurde, beim Lernen und Hausübungmachen zu helfen. Dafür haben wir ungefähr eine Stunde Zeit. Danach bleibt noch genug Zeit für Freizeitaktivitäten, wie zum Beispiel basteln, zeichnen oder Spiele spielen. Wie war das erste Treffen für dich? Ich war sehr aufgeregt, denn ich wusste nicht, was auf mich zukommen wird. Mir waren Name, Alter und Herkunft meines Schützlings bekannt, aber ich wusste nicht, wie das Kind auf mich reagieren würde. Wird es zwischen uns harmonieren? Wird er mich mögen? Das waren so die Fragen, die mir vor dem Treffen im Kopf herumschwirrten. Da Kinder Schokolade lieben, hab ich ihm als Eisbrecher ein Überraschungs-Ei mitgenommen, worüber er sich sehr gefreut hat. So war gleich eine gegenseitige Sympathie da. Anfangs waren wir beide sehr schüchtern, doch nach und nach tauten wir beide auf und er erzählte mir schon nach kurzer Zeit von seiner Begeisterung für Autos.
© Miriam Hettwer
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Lernbuddy und angehende Soziologin und Pädagogin Stefanie Hofer
Was sind für dich die Schwierigkeiten bei der Arbeit mit deinem Schützling? Naja, Kinder sind eben Kinder. Sie sind manchmal laut und nicht immer ganz so lernmotiviert wie man sich das wünschen würde, aber ich sehe das nicht wirklich als Schwierigkeit, sondern als Herausforderung. Vor allem wenn man eine persönliche Beziehung zu den Kleinen aufbaut, lassen sich solche „Schwierigkeiten“ leicht lösen. Also überwiegen die schönen Dinge? Was wären denn solche zum Beispiel? Ja, da gibt es so einige. Zum Beispiel freut es mich sehr, wenn mein Schützling ein Lob für seine schulische Verbesserung von der Lehrerin oder dem Lehrer erhält. Ich finde es auch sehr schön, wenn das Kind sich mir gegenüber öffnet, mir aus seinem Leben erzählt und ich mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Außerdem finde ich es schön – das hört sich jetzt vielleicht kitschig an – dass wir manchmal so laut lachen, dass sich die anderen nach uns umdrehen. Hilft dir dein Pädagogik-Studium bei der Arbeit bzw. kannst du das Gelernte in diesem Projekt anwenden? Naja, ich bin ja erst im ersten Semester, deswegen glaube ich nicht, dass mir mein Studium schon einen großen Vorteil bei der Arbeit bei „Lernen macht Schule“
bringt. Ich glaube es ist eher umgekehrt – die Mitarbeit als Lernbuddy bei diesem Projekt bringt mir eher einen Vorteil beim Studium. Inwiefern hat dich die Arbeit mit den Kindern verändert? Ich muss sagen, dass mich die Arbeit sehr verändert hat. Ich habe einen komplett anderen Zugang zu Kindern gefunden. Früher hatte ich nicht wirklich Kinder in meinem Umfeld, bis auf meinen Cousin und meine Cousine, die ich aber leider sehr selten sehe. Durch die Arbeit bei „Lernen macht Schule“ gehe ich viel offener auf Kinder zu, ich hab viel Spaß dabei mit ihnen zu lernen oder mit ihnen Spiele zu spielen. Ich finde, die Tätigkeit als Lernbuddy ermöglicht einem, für eine Zeit selbst wieder zum Kind werden zu können. Wie denkst du über das Thema Armut und Bildung? Bildung ist in der heutigen Gesellschaft ein hohes Gut. Ohne Bildung hat man schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt. Ich finde es schade, dass Kindern aufgrund ihrer Herkunft oder wegen dem Einkommen ihrer Eltern dieser Weg versperrt bleibt. Ich glaube, dass Projekte wie „Lernen macht Schule“ den Kindern Wege ebnen können, die sich vielleicht sonst nicht auftun würden. Deswegen bin ich auch froh, dass ich Teil dieses Projekts sein kann.
Das Projekt „Lernen macht Schule“ wurde 2010 an der WU Wien gegründet und im Wintersemester 2014/15 erstmals an der Universität Salzburg durchgeführt. Hinter dem Projekt stehen Initiatoren, wie das „internationale forschungszenturm für soziale und ethische fragen salzburg (ifz) und das Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg (ZEA). Studierende treffen sich dabei ein Mal wöchentlich mit Kindern aus sozial benachteiligten Familien, lernen mit ihnen für Prüfungen und verbringen ihre Freizeit mit ihnen.
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KULTUR & MENSCHEN © Veronika Ellecosta
DER VEREIN „SYNBIOSE“ STELLT SICH VOR Synbiose bedeutet Freundschaft, Gemeinschaft, Menschenrecht. Es ist eine Wortneuschöpfung, die zusammengesetzt wird aus den Worten Symbiose und Synthese. Synbiose ist der Versuch, abgegriffene und oft negativ konnotierte Bezeichnungen wie Immigrant, Asylwerber und Integration zu vermeiden, um ein neues Verständnis und andere Blickwinkel für das Thema zu schaffen. Es handelt sich hierbei um den Salzburger Integrationsverein für Asylwerbende, der mit Facettenreichtum in seinen Projekten durchaus einen wichtigen Beitrag zu Freundschaft, Gemeinschaft und Menschenrecht leistet. Ein Porträt von Veronika Ellecosta
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ynbiose wurde 2010 gegründet, mit dem vordergründigen Ziel, Deutschkurse für Asylwerbende in Salzburg anzubieten. Hervorgegangen ist diese Idee aus dem Fachbereich Germanistik der Universität Salzburg, als Studierende im Zuge des studienbezogenen Inlandpraktikums Asylwerbende in Deutsch unterrichteten. Der Wunsch der Studierenden war es, die Deutschkurse auch universitätsunabhängig weiter anbieten zu können – so kam es zu Geburtsstunde von Synbiose. Heute, fünf Jahre nach seiner Gründung, ist Synbiose auf eine Mitgliedsanzahl von etwa 30 Personen angewachsen und hat zudem seinen Tätigkeitsbereich ausgebaut. Es gibt aktuell mehrere Hauptprojekte, dazu zählen nach wie vor die Deutschkurse, aber auch diverse Kampagnen, der Kost Nix-Laden, eine Radiosendung
in der Radiofabrik und das Theater KNALSHIEF. Dem hinzuzufügen sind unregelmäßige soziale Aktivitäten wie Flashmobs und Exkursionen. Die Menschenrechtskampagne zusammenLEBEN ist das erste Projekt, über welches Vereinsobmann Johannes Witek bei unserem Treffen berichtet. Ausschlaggebend war die bevorstehende Abschiebung eines afghanischen Asylwerbenden 2012. Synbiose übte mithilfe von Flashmobs, Unterschriftensammlungen, Briefen an die damaligen Landeshauptfrau Gabriele Burgstaller sowie der Finanzierung eines Anwalts massiv Druck aus, sodass den Betreffenden schließlich doch ein Positivbescheid erreichte. Ähnliche Aktionen werden bis heute mit großer Zielstrebigkeit ausgeführt. Mittelpunkt und Ursprungsprojekt des ehrenamt-
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lichen Vereins sind nach wie vor die Deutschkurse, welche zweimal wöchentlich abgehalten werden. Aufgrund der Unterstützung von Stadt und Land Salzburg war es möglich, für das laufende Jahr eine Deutschlehrerin anzustellen. Die Kurse sind kostenfrei und richten sich in erster Linie – aber nicht ausschließlich – an AsylwerberInnen. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Seitdem es in dem Kurs fix angegestelltes Lehrpersonal gibt, hat sich auch die Gruppe jener, die den Kurs regelmäßig besucht, gefestigt. Das Problem dabei sei jedoch, so erklärt es Johannes Witek, dass es für Asylwerbende aufgrund ihrer nicht statischen Lebenssituation oft nicht möglich sei, einem Kurs fortwährend beizuwohnen. Auch der Kost Nix-Laden, der vierteljährlich im IGLU, Jugendzentrum und Kooperationspartner in der Haydnstraße 4, stattfindet, verbucht Erfolge. Die Idee dahinter ist es, Schutzberechtigte und Asylwerbende kostenlos mit Kleidung, Geschirr, Haushaltsgegenständen und Elektrogeräten zu versorgen. BürgerInnen können in den zwei Wochen vor der Abhaltung derartige Gegenstände vorbeibringen und damit einen kleinen Beitrag leisten. KNALSHIEF lässt sich von mir bei einer Theaterprobe im Bildungshaus der Strubergasse 18 begleiten. Katrin Reiter, die Initiatorin, probt gemeinsam mit Bebiana und Ibrahim für die aktuelle Performance für die Eröffnungsfeier des Hauses. So wird das hier immer gehandhabt. Alle Teilnehmenden werden gleichwertig behandelt. Im Dialog werden Inhalte, Skript, Regie, Text, Gesang und Choreografie erarbeitet, sodass das Stück häufig erst bei der letzten Probe fertig inszeniert wird. Meistens hat die Gruppe um Katrin Reiter ein bis zwei Monate Zeit, um Vorstellungen zu erarbeiten. Dazu zählen in jüngster Vergangenheit das Schaustück „Grenzkontrolle“ für die Herbsttagung des Salzburger Bildungswerks, der Flashmob „Power The Peace“ mit den FriedensradlerInnen und die Aufführung „Ankommen“ im Rahmen der Tagung „Intersektionalität“ der Pädagogischen Hochschule Salzburg. JedeR Einzelne hat einen wichtigen Stellenwert innerhalb der Gruppe, da die individuelle Erfahrungswelt und kulturellen Unterschiede in das Dargebotene miteinfließen, vor dem Hintergrund eines Theaters ohne viel Sprache. KNALSHIEF ist ein offenes Projekt, jedeR darf hier sie oder er selbst sein, ohne Vorbehalte, ihre/seine eigenen Erfahrungen einbringen, von den vielfältigen Begegnungen profitieren. Katrin Reiter ist sehr stolz, wenn sie über den Wert der Vielfalt, dem hier Raum gewährt wird, spricht; von Potenzial, aus dem man schöpfen kann und woraus sich so viel machen lässt. Sie leitet zusammen mit Nina und Bebiana die Stammgruppe. Das K in KNALSHIEF steht für ihren Vornamen, denn das
Wort ist eine Zusammensetzung der Namensanfangsbuchstaben der anfänglichen Stammgruppe. Insgesamt arbeiten zwischen fünf und dreizehn Personen in der Theatergruppe, jedeR ist dabei willkommen. So begleitet auch schon Ibrahim das Projekt seit seiner Entstehung. Er ist arabischer Asylwerber und hat seit der Partizipation im Verein Synbiose große Fortschritte im Erwerb der deutschen Sprache gemacht, stolz berichtet er, sogar der Dialekt sei ihm nun verständlich. Ihn freuen vor allem die zwischenmenschlichen Kontakte, die vielen Freundschaften und die Hilfsbereitschaft. Auch Bebiana schätzt KNALSHIEF als soziales Netzwerk, in dem ein ständiger Austausch von Interkulturalität besteht. Zudem habe auch sie ihren deutschen Wortschatz dank KNALSHIEF ausgeweitet. Sie lacht und die drei machen sich auf zum Proben. Das heute geprobte Stück soll sich am Holzschnitt „Vier Frauen“ von Bernhard Drechsler orientieren. Vier Frauen, jede mit einer unterschiedlichen Geschichte und Erfahrungswelt. Wie sich KNALSHIEF mit dem Figurenquartett auseinandersetzt, schaut vielversprechend aus.
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Warum Shades of Grey einfach ein verdammt ehrliches Buch ist Ein Kommentar von Christoph Krainer
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ur weil etwas ehrlich ist, ist es nicht literarisch wertvoll. Auch ein Telefonbuch ist ehrlich, und wird sicher seltener gelesen als die Bibel. Schade, denn das Telefonbuch beruht zumindest auf Fakten. Und auch Shades of Grey ist ehrlich. Leider betont das niemand. Sämtliche Feuilltonschreiberlinge müssen hervorheben, wie schlecht das Buch sei, wie literarisch minder und so weiter und so fort. Dann gibt es noch die akademische Elite (eigentlich waren es nur Eva Illouz und Julia Ehrenreich, eine vom ZIB Magazin als Expertin verkaufte Diplomandin, die ihre MA-Arbeit darüber schreibt), die dann versuchen, das Buch wissenschaftlich zu erklären. Was Illouz antrieb, war die Frage, warum so viele Leute ein so schlechtes (aber ehrliches) Buch lesen. Genau das ist es ja auch, was LiteraturkritikerInnen so stört: dass schlechte Literatur gelesen wird und andererseits ihre hochgelobte Literatur nur von ihnen selbst. Eva Illouz nimmt Shades of Grey zumindest ernst. Danke. Denn, ja, man kann es nicht oft genug sagen, Shades of Grey ist ein verdammt ehrliches Buch. Often quoted, barley read. Stimmt bei Shades of Grey. Oberflächlich betrachtet ist es eine irgendwie verkappte Sadomasobeziehung zwischen einem eitlen, superschönen und superreichen Schnösel mit einer naiven, superunerfahrenen und superschüchternen Literaturstudentin. Und Sadomaso – das klingt ja sowieso abgedreht und abgrundtief. Liest man nun den ersten Band mit seinen unerträglich vielen Seiten (so um die 600 sind es), findet man dort bloß langweilige Schwärmerei, viel Fantasie und die einfallslostesten Sexszenen, die Literatur zu bieten hat. Beschriebe man vorpubertäres Onanieren, überträfe dies Shades of Grey in seiner
expliziten Darstellung von Sexualität. Das Hauptaugenmerk der Protagonisten liegt auf der „postkoitalen Frisur“ des Protagonisten. Wie abartig. Hier liegt die erste offen gelegte Wahrheit: Sex ist banal. Und das erfährt man sehr oft auf diesen 600 Seiten. Ab und zu gibt es ein bisschen Gepeitsche (das aber eigentlich nicht weh tut) und ein wenig dominantes Gehabe. Dennoch, und darauf beharre ich, ist Shades of Grey lesenswert. Es wäre wünschenswert, wenn sich der hochgeistige Literaturbetrieb nicht immer ausschließlich auf mindestens ebenso hochgradig tiefsinnige und wortspielerisch überfrachtete Bücher stürzen würde. Das ist halt sehr elitär. Da gibt es die lesende geistige Elite, die lesen dann Thomas Mann und beklatschen auf einer Buchmesse AutorInnen wie Terezia Mora. Sie schreibt zwar nett, aber unzugänglich. Auf der anderen Seite gibt es den lesenden geistigen Pöbel, der Shades of Grey liest und sowieso keine Ahnung hat, was Literatur ist. Shades of Grey ist aber ein Buch, das – nochmals Danke Frau Illouz – doch irgendwas in uns anspricht, etwas, das in der Breite Anklang findet. Und jetzt die große Enttäuschung: Das hat nichts mit Sexualität zu tun. Auch das Buch hat nichts mit Sexualität zu tun. In Shades of Grey geht es um Macht, es geht um Verantwortung, es geht um Entscheidungen, es geht um Konsens, es geht um Identität, es geht um Freiheit. Alles große und wichtige, alles schwere Themen. Es gibt zwei Figuren: Anastasia Steel und Christian Grey. Das Buch ist ein ständiger Machtkampf zwischen ihnen. Alle kritisch-feministischen Geister müssen an dieser Stelle enttäuscht werden, denn es hat nicht immer der Mann die Oberhand.
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Wir lernen Anastasia als eine Frau kennen, die gerade durch einen Reifungsprozess gezogen wird. Sie steht mit einem Fuß voll in ihrer unbeholfenen Teeniezeit, auf der anderen Seite besitzt sie bereits die Lebensfreude einer Twentysomething. Christian Grey, das macht ihn abstoßend und anziehend zugleich, ist die personifizierte Entscheidungslust. Dem naiven Teenie kommt das entgegen, der freudigen Twentysomething stößt das ordentlich bitter auf. Das Buch beruhigt, da es vermittelt: „Hey, es ist ok, dass Entscheidungen für dich getroffen werden, und nein, du verlierst nicht gleich die Macht über dein Leben, wenn du Entscheidungen akzeptierst und ab und zu andere die Verantwortung übernehmen lässt.“ Gäbe es heute einen Teufel, der verführt, hieße er Verantwortungslosigkeit. Wir leben ständig in der Gefahr, von ihm verführt zu werden. Ist ja nicht gut, die Verantwortungslosigkeit. Sei autonom. Sei stark. Sei emanzipiert. Sei mutig. Triff Entscheidungen. Sapere aude. Sei verantwortlich für dein Leben, für deine Entscheidungen, für alles was du tust, und überhaupt für alles was du bist. Wenn jemand für deine Freude und für dein Leid verantwortlich ist, dann bist du es selbst. Ständig lauert dieser Teufel an der Ecke. Wie schön wäre es doch, ab und zu die Macht über das eigene Leben abgeben zu dürfen und, drücken wir es ein wenig romantisch aus, sich einfach mal fallen zu lassen – am liebsten in die Arme eines Prinzen oder einer Prinzessin. Christian Grey ist der Entscheider. Und in der Unmenschlichkeit seines Charakters (er handelt sehr wohl menschlich, aber seine Entschlussfreude ist es, die ihn so unmenschlich macht) wird das Paradox un-
serer heutigen Zeit aufgedeckt: So erstrebenswert die totale Selbstverantwortlichkeit auch ist, so unerreichbar und unmenschlich ist diese auch. Anastasia lässt sich auf Christian ein. Er sagt an. Sie gehorcht. Er will das so. Sie stimmt zu. Dieses Machtverhältnis fußt aber keineswegs auf Gewalt. Wir sollten uns nicht vom Sadomasogeplänkel des Buches (und der Medien) blenden lassen. Sondern, und hier wird es eine sanfte, nahezu zärtliche Erzählung, in einem Vertrag. Alles was geht, und alles was nicht geht, wird von beiden unterzeichnet und erfordert einen Willensentschluss von Anastasia. Sie kann jederzeit austreten und sie wird zu nichts gezwungen. Die Entscheidung, nicht zu entscheiden, wird von ihr absolut frei getroffen. Christian spielt mit offenen Karten, er verwendet keine Repressionsmittel, keine Druckmittel und keine Psychotricks. Beide Protagonisten spielen auf gleicher Augenhöhe, mit gleichen Waffen, mit gleichen Rechten. Shades of Grey erzählt vom Bedürfnis, ab und zu nicht entscheiden zu müssen und dennoch kein bisschen von seiner eigenen Individualität und Autonomie zu verlieren. Das Buch erzählt von Machtverhältnissen, von Differenzen und dass diese auch manchmal okay sind, weil sie auch Schutz und Entlastung bieten. Der Drang nach Unterordnung ist ein menschlicher und an sich nicht unbedingt problematischer, wenn die Rahmenbedingungen die richtigen sind. Und „richtig“ heißt bei Shades of Grey: die Rahmenbedingungen absoluter Gleichberechtigung. Der Drang nachzugeben und dabei seine vollen Rechte zu bewahren, auch das ist Shades of Grey – und das macht das Buch so verdammt ehrlich und irgendwie auch beruhigend.
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KULTUR & MENSCHEN
Interessantes, Kurioses und Schockierendes in uni:press-Ausgaben aus dem Jahr 1968 entdeckt und ausgegraben von Doris Hörmann
99…SPIELE UM EINE (ALMA) MATER Im Jahr 1968 hat sich die Redaktion der ÖH-Zeitschrift de facto Gedanken über den damals in der Planung befundenen Universitäts-Neubau gemacht und Alternativen zum heutigen Modell vorgestellt. Über das Erwachsenwerden des „Wunderkindes“ Uni Salzburg. Anno Domini, im Jahre des Herrn 1964 wurde – so wollten es seine Eltern – das Wunschkind „mit eigenem Profil“ zwangsweise in die Welt gesetzt. Ein kleines freches Mädchen, dem es damals schon gelang, 22 Personen wissenschaftlichen Personals und 335 Hörer zu unterhalten. In ein Land gestellt, in dem bereits jeder achte zugelassene Volkswagen ein Auto ist, entwickelte es sich trotzdem mehr als landesüblich und normal und war so bereits in seinem fünften Lebensjahr, zur Freude aller, sehr gewachsen. Seine Eltern schwelgten in guten Ideen, welches seiner Talente, die ihm so überreich mit in die Wiege gelegt worden waren, sie fördern sollten. Von diesem Euphorismus derart in Anspruch genommen, vergaßen sie, sich zu entscheiden. Nicht gerade zum Wohl des Kindes, wie sich alsbald zeigen sollte. Aber dem sei, wie es wolle; die Familie war sich geschlossen einig, daß es ein Wunderkind sei. Ein Jahr später stellte sich nun auf das entsetzlichste heraus, daß das Kind durch sein jähes Wachstum überfordert war. Für die weitere Entwicklung nichts Gutes prophezeiend machten sich die Verantwortlichen auf, für das an allen Ecken und Enden von Raummangel gezwackte Wunderkind ein neues Quartier ausfindig zu machen. Eilig brachten sie ihren Wunsch geschliffen und mit Hilfe von Professor Rainer präzis zu Dokument und zu Kund; denn eine schier wahnsinnige Aufregung bemächtigte sich aller Beteiligten.
Die Politiker, mit vielen guten Worden das artige Kind lobend, schickten sich an, dem Wunschkind eines ihrer bewährten Süppchen zu kochen, auf daß es auch fürderhin wachse und gedeihe. Doch dieses Süppchen stand nur auf einer spärlichen Flamme, die in den Jahren, in denen man das Volk zur Urne bat, gar von heftigen Winden geschüttelt und gebeutelt, gänzlich zu erlöschen drohte. Wen nimmt’s da Wunder, daß das Süppchen – eigentlich bestimmt, dem Wunderkind Kräftigung zuteil werden zu lassen – nur lau bleiben mußte und das Wunderkind dermaßen auf der Strecke zu bleiben drohte. Doch endlich, schon hatte man jedes Zipfelchen Hoffnung auf und dahin fahren lassen, rüttelte das schlechte Gewissen die so ehrenwerten Volksvertreter und den Wetten engstirniger Pessimisten zum Trotz, nahmen sie sich des Süppchens eifrig wieder an. Sie fanden gar eine neue und bessere Mischung, nachdem sie ja über das alte Rezept in langatmigen Streit geraten waren. Wieder bemächtigte sich der Verantwortlichen für das Wunderkind eine große Aufregung. Eigentlich hatten sie auf das alte Rezept geschworen – doch sei es, wie es komme, wenn nur etwas geschähe. Das nächste Wahljahr stand bereits beängstigend vor der Tür und ließ nichts Gutes hoffen. Nun gilt es, diplomatisch zu sein und schnellstens eine Person weiblichen Geschlechts unter die Verantwortlichen zu wählen! Zum einen, um einer ohnehin unausbleiblichen Forderung
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der Studenten zuvorzukommen, zum anderen jedoch, um diese Person listig dem Briefträger zu vermählen, um ja sicher zu sein, daß der entscheidende Bescheid nicht verloren gehe. Wieder floß ein minimales Jährchen ins Land, das Österreich heißt und „Ruhe und Geduld“ auf sein Wappen geschrieben hat. Wieder sind Wahlen, diesmal zum Nationalrat und (spätestens ab hier hoffen wir, ist die Geschichte utopisch), wieder wird das Wunderkind vertröstet. So verging Jahrzehnt um Jahrzehnt; die einst so feurigen Streiter waren längst verblichen. Lange war die Aufregung nicht mehr groß, wie in den Jahren vorher, war man doch durch die seelische Ebbe und Flut abgestumpft und gerauhreift. Daß man jedoch dem Wunderkind bald großzügig neuen Raum zur Verfügung stellen werde, wurde so langsam zur Legende, welche man neu zu berufenden Professoren erzählte, wie etwa Kleinstkindern die Mär von „Rothkäppchen und den bösen Geißlein“ oder „Wer hat Angst vor Schneewittchen“. Das Wunderkind hatte bereits ein stattliches Alter erreicht und rüstig diverse Jubiläen über sich ergehen lassen, da endlich, war es gerüchteweise wieder einmal so weit. Das traditionelle Aufsehen bemächtigte sich nur noch eines altgedienten Pedellen. Der hatte die Hoffnung nie aufgegeben, dereinst im neuen Quartier Vorsteher der Pedellenkanzlei zu werden und eine wahnwitzige, seinem Alter völlig ins Gesicht schlagende Aufregung bemächtigte sich des wackeren Greises. Gepackt von der irrwitzigen Freude über den neuen Hoffnungsstrahl, raffte ihn der jähe Tod hinweg. Ob sich sein Herzenswunsch erfüllt hätte? So unerforschlich zumindest ist das Geschick in Bundesdiensten wie die Zukunft unseres Wunderkindes. Autor: Mario Mauroner
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Das „Wunderkind“, von dem Redakteur Mario Mauroner schrieb, ist heute über 50 Jahre alt und unterhält inzwischen über 17.000 Hörer. Raumnot ist damals wie heute Thema dieser kleinen Geschichte, mit der er auf einen Artikel über die alternativen Möglichkeiten eines Universitäts-Neubaus vorbereitet. Denn bereits in den 1960er Jahren galt die Verstreuung der Fakultäten nur als Übergangslösung. „Diese Situierung von Instituten der Universität in der Altstadt kann jedoch keinen andern Charakter als denen eines vorübergehenden und zwangsweisen Provisoriums haben und darf sich keinesfalls zu einem faulen Kompromiß auswachsen.“ Viele Studierende schätzen heute das historische Flair der Unistandorte in der Altstadt und tragen damit zur Innenstadtbelebung bei. So mancher Student aber bekommt den angesprochenen „faulen Kompromiss“ zu spüren, wenn er oder sie im worst case scenario zwischen zwei Lehrveranstaltungen rechtzeitig von der Nawi zur Edmundsburg kommen muss. Dann wünscht man sich schon eine Campus-Uni herbei, die wir laut de-facto-Redakteur haben hätten können. Die Planung des Salzburger Architekten Gerhard Garstenauer sah am heutigen Standort der Naturwissenschaftlichen Fakultät vor, einen Gebäudekomplex zu errichten, der sämtliche Studienrichtungen unter einem Dach beherbergen würde. Die architektonische Einheit sollte zum Symbol der geistigen Verbundenheit und Kooperation der Wissenschaften werden und neben Hörsälen, Büros, Bibliothek und Forschungseinrichtungen dort auch ein Sportzentrum mit Stadium, großzügige Parkplätze und Wohnmöglichkeiten für Studenten umfassen. Der Herzenswunsch für unser „Wunderkind“ blieb aber unerfüllt. Was von dieser Utopie nach Kosteneinsparungen blieb ist immerhin die 1986 eröffnete Nawi im Grünen mit wunderschönem Blick auf den Untersberg.
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