What the (F)ACTA?
Protestierende DatenschützerInnen, die den Niedergang der Meinungs- und Informationsfreiheit prophezeien, PolitikerInnen die zu beschwichtigen versuchen. ‚ACTA‘ ist ein Akronym, das die Wogen hochgehen lässt. Zu Recht? Auf Seite 18 haben wir die Fakten rund um das Anti-Produktpiraterie-Handelsabkommen zusammengetragen.
Blechen oder nicht blechen?
Damoklesschwertgleich schweben sie über unseren Köpfen: die Studiengebühren. Wir haben uns mit ihrer Sinnhaftigkeit auseinandergesetzt (S. 11), nichts Böses ahnende Studis auf der Straße um ihren Standpunkt zum Thema erleichtert und uns Gedanken gemacht, ob ein Beitrag im Sinne der ‚schlanken Linie‘ nicht doch etwas Gutes hat (S. 16).
Salzburger Subkultur
Schon zur Gründerzeit der Festspiele galt Salzburg als Hauptstadt des konservativen Klerikalismus – heute sorgen Lodenadel und Festspielschickeria für das Image der Stadt als Hipsterschreck. Wir haben mit Yeah!Club-Gründer und Stuck-Veranstalter Stefan Kalser darüber gesprochen, wie es in der Hochburg der Trachtenherrlichkeit um die Subkultur bestellt ist (S. 30).
NR. 668 03/2012
© Johannes Hofmann
Saufen, Sex & Schummelzettel lautet das Schwerpunktthema der aktuellen Uni:PressAusgabe, in der wir uns mit den verschiedenen Facetten des studentischen Lebensgefühls auseinandersetzen. Doch wen meinen wir, wenn wir von den sogenannten ‚StudentInnen‘ sprechen?
Von Matthias Gruber
Z
ugegeben: Die Frage „Wer sind wir?“ klingt verdächtig nach esoterischem Selbstfindungstrip. Doch wir können euch beruhigen, denn die Uni:Press ist weder in die Fänge einer heilsbringenden Selbstmordsekte geraten, noch hat uns vorzeitig die Midlife Crisis gepackt – auch wenn wir uns pünktlich zum Uni-Fünfziger ein neues Layout verpasst haben. Trotzdem erscheint es uns naheliegend, nach der Identität einer Gruppe von Personen zu fragen, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam zu haben scheint als den mäßig geschmackvollen, orangefarbenen StudentInnenausweis der Uni Salzburg. Also: Wer zur Hölle sind wir?
Wir sind viele … und werden immer mehr, denn trotz eines monatlich verfügbaren Durchschnittseinkommens von mageren 821 Euro und empfindlichen Kürzungen bei der Kinderbeihilfe und anderen Förderungen entscheiden sich
Wenn die StEOP zum STOP wird von Sandra Bernhofer Vor ziemlich genau einem Jahr beschloss der Nationalrat vollkommen überhastet und ohne Rücksicht auf den erhöhten Verwaltungsaufwand die neue Studieneingangs- und Orientierungsphase (StEOP). Die Universitäten sahen sich gezwungen, ebenso überstürzt Curricula umzustellen: Mancherorts lief die alte Studieneingangsphase plötzlich parallel zur StEOP, andernorts wurden Schmalspur-Basiskurse nach der Devise „von allem etwas“ zusammengestückelt oder Prüfungsantritte gekürzt. Die Leidtragenden dieser verpatzten Einführung, sind die Studierenden: Wer nicht ohnehin durch Zugangsbeschränkungen, wie etwa in Psychologie oder Medizin, von seinem präferierten Studiengang abgehalten worden war, bekam anderweitig Druck zu spüren. Drei Monate lang wurden Inhalte – meist geblockt – in völlig überforderte Erstsemestrigen-Köpfe gepresst, die diese dann unreflektiert reproduzieren mussten – eine Lern-
jedes Jahr einige Tausend junge und nicht mehr ganz so junge Menschen dazu, ein Studium an der Uni Salzburg zu beginnen. Die Motive dafür sind ebenso vielfältig wie die Studierenden selbst: die Ausbildung zum Traumberuf, Bildungshunger oder einfach nur, weil sie nicht wissen, was sie sonst mit ihrem Leben und den Tagen zwischen den Wochenenden anfangen sollen.
Rektor, müssen ab kommendem Wintersemester all jene Studiengebühren zahlen, in deren Reisepass durch eine Fügung des Schicksals nicht die zwölf glänzenden Sterne der Europäischen Union funkeln.
Wir sind Elite …
schließlich besitzt rund ein Drittel der Salzburger Studierenden nicht die österreichische Staatsbürgerschaft. An der Paris Lodron Universität treffen jeden Tag Studierende aus 115 Ländern der Erde aufeinander. Unter ihnen finden sich nicht nur gezählte 3559 Deutsche, sondern auch je ein Studierender aus Papua-Neuguinea und São Tomé und Principe, 23 IranerInnen, 105 US-AmerikanerInnen, 18 BürgerInnen des jüngsten Staates Europas, dem Kosovo, und zwei StudentInnen ohne Staatsangehörigkeit. Und doch sind an unserer Universität manche gleicher als gleich, denn geht es nach dem
und das, obwohl vielen von uns ein Leben zwischen Praktikum und Prekariat wenig exklusiv erscheinen mag. Doch der Zugang zur Universität ist immer noch ein Luxusgut, das den Wenigsten vorbehalten ist. Dafür sorgt nicht zuletzt unser Schulsystem, das bereits im Alter von zehn Jahren die Weichen für den zukünftigen Bildungsweg seiner BürgerInnen stellt. Entscheidendster Faktor ist dabei die Herkunft der Eltern. Der Apfel fällt in Österreich eben immer noch nicht weit vom Stamm – auch wenn wohl jedeR von uns einen jener gern zitierten Fälle bei der Hand hat, die es aus den sogenannten einfachen Verhältnissen an die Uni geschafft haben. Diese Ungleichheit setzt sich fort, denn auch wenn unsere Mitgliedschaft im Uniclub ein Ablaufdatum hat, ist das noch lange
mentalität, die den meisten AbsolventInnen des österreichischen Schulsystems zwar nur allzu vertraut sein dürfte, mit einem kleinen Unterschied allerdings: Hier entscheidet eine falsche Antwort mehr oder weniger über die Zukunft, denn wer die StEOP nicht abschließen kann (teilweise sind nur zwei Prüfungsantritte vorgesehen), ist lebenslang für das jeweilige Studium an der betreffenden Hochschule gesperrt. Besonders hart trifft es die Lehramtsstudis an der Uni Wien, die, falls sie die in der StEOP vorgesehene Pädagogikvorlesung in den Sand setzen, kein Unterrichtsfach mehr inskribieren können. Einziger Vorteil: Die StEOP-Veranstal-
tungen dürften – Panik sei Dank – besser besucht sein als die herkömmlichen Einführungsvorlesungen. Natürlich ist eine Orientierungsphase, die einen klaren Umriss des Kommenden zeichnet und zeigt, ob sich die Studieninhalte mit den eigenen Interessen und Erwartungen decken, wünschenswert. Bildung sollte dabei jedoch nicht zur Farce werden und im bloßen Auswendiglernen von Phrasen mit zweifelhafter Relevanz bestehen. Es braucht eine echte Einführung, die Studierenden die Möglichkeit bietet, sich im Hochschulsystem zurechtzufinden, nicht eine, die ein Scheitern unausweichlich macht und Perspektiven zerstört.
Wir sind international …
kein Grund zur Sorge: Trotz Taxifahrermythos haben AkademikerInnen nach wie vor seltener mit Arbeitslosigkeit und Jobverlust zu kämpfen als der große Rest der Welt.
Wer wir sind? Wie dieser flüchtige Blick auf die Fakten zeigt, sind wir vor allem eines: vielfältig! Es ist diese Vielfalt an Lebenswelten, Zielen und Verlusten, die unsere Uni zu einem Ort macht, an dem Begegnung stattfindet und Gesellschaft entsteht. Klingt idealistisch? Ist es auch! Und ein klein wenig esoterisch? Mag sein – man wird ja wohl noch träumen dürfen! Aber keine Sorge, denn ihr könnt sicher sein, dass die Uni:Press auch in Zukunft nicht den Räucherstäbchen beim Verglühen zusieht, sondern genau hinhört, wenn es im Unterbau kracht. Davon könnt ihr euch wie immer ausführlich im Blattinneren überzeugen. Für all jene, die es lieber kurz und knackig haben, gibt’s zum Abschluss noch einmal das Wichtigste zum Mitschreiben: Wer wir sind? ... Wir sind die, die es gibt!
SAUFEN, SEX & SCHUMMELZETTEL UNI & SERVICE
S. 1–8 S. 9–16
POLITIK
S. 17–24
KULTUR
S. 25–32
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