Uni:Press # 657 (Nov. 2009)

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Uni:Press 11/2009

STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT Die ÖH Salzburg stellt sich vor: Auf Seite 3 erklären die Mitglieder des Vorsitzteams ihre Vorstellungen von einer wirkungsvollen und politischen ÖH. Auf den Seiten 5 bis 9 erfährst du mehr über die neu gewählten Referent_innen und ihre Aufgaben. Lerne deine Interessenvertretung kennen!

NR. 657

Debatte: In der neuen Uni:Press wird über politische Themen diskutiert. In dieser Ausgabe erscheint auf den Seiten 18 und 19 der erste Teil zu der wichtigen Frage: Ist Kapitalismus das richtige Gesellschaftssystem? In der nächsten Ausgabe wird dann eine Antwort auf diesen Artikel erscheinen.

Eine Chronologie des bildungspolitischen Versagens flickr.com/photos/unibrennt Lizenz: creative commons by-nc-sa

Die Einführung der Zugangsbeschränkungen an Österreichs Hochschulen ist eine lange und leidige Geschichte. Nach ihrer weitgehenden Abschaffung 2008 gehören sie nun wieder zur Drohkulisse des Wissenschaftsministeriums. Bis in die jüngste Vergangenheit mussten Student_innen mit ausländischem Reifezeugnis für die Zulassung an einer österreichischen Universität nachweisen, dass sie in ihrem Herkunftsland ein gleichwertiges Studium betreiben könnten. Diese Regelung war primär gegen potenzielle Numerus clausus-Flüchtlinge aus Deutschland gerichtet. Dass diese Praxis dem Prinzip der Gleichbehandlung österreichischer und EU-Bürger_innen widerspricht, wurde bereits 1990 im Zuge der österreichischen EUBeitrittsverhandlungen klar. Auch nach dem Beitritt 1995 weigerte sich das Wissenschaftsministerium, die österreichische Gesetzeslage den Anforderungen des freien europäischen Hochschulraumes anzupassen. 15

In ganz Österreich protestieren Student_innen gegen die desolate Situation der Universitäten

Jahre lang war das ÖVP-geführte Ministerium untätig und schaute zu, wie sich ein Verfahren gegen die Republik Österreich anbahnte. Erst als der Europäische Gerichtshof die Regelung 2005 für rechtswidrig erklärte, wurde das Ministerium

aktiv. In einer Husch-Pfusch-Aktion führte Ministerin Gehrer Zugangsbeschränkungen für acht Studienrichtungen ein, um dem erwarteten Zustrom deutscher NC-Flüchtlinge entgegen zu wirken. Das Ministerium hatte jahrelang versäumt, auf das absehbare EuGH-Urteil und die erwartbare Zunahme an NCUnibrennt: Nicht nur in Wien, sondern auch in Graz, Linz, Innsbruck, Klagenfurt und auch bei uns im politisch sonst so verschlafenen Salzburg wurde demonstriert und besetzt. Einen Last-Minute-Überblick über die Proteste und viele Bilder findest du auf den Seiten 10 und 11.

Kultur: Auf Seite 23 berichten wir über den Tag der jungen Kultur, auf Seite 26 erfährst du, warum das WaldklangFestival dieses Jahr leider nicht stattfinden wird und auf den Seiten 24 und 25 rezensieren wir die neue FaustInszenierung am Landestheater. Für diese gibt es zudem Karten zu gewinnen.

inhalt

UNIVERSITÄT & ÖH

Österreichische Post AG/ sponsoring.Post 5020 Salzburg. Zulassungsnr. zum Postversand GZ 02Z032996 S

VORWORT ÖH >>> 3 DIE GENDER-GAP & KOMMENTAR: KEIN KAVALIERSDELIKT >>> 4

DAS NEUE UNIVERSITÄTSGESETZ:

WAS SICH AN DER UNI ÄNDERT >>> 12/13 WIR BESTIMMEN SELBST! ABTREIBUNGSGEGNER_

IT‘S THE NEW STYLE: DIE NEUE UNI:PRESS STELLT SICH VOR >>>

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DIE UNI SALZBURG ZIEHT GESETZESWIDRIG STUDIENGEBÜHREN EIN >>>

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INNEN IN DER KRITIK. >>> 20-21 WISSEN & KULTUR

BILDUNGSPOLITISCHES &

GESELSCHAFTSPOLITISCHES REFERAT >>> 6 INTERNATIONALES REFERAT / FEMINISTISCHE POLITK UAF DER ÖH >>>

7

KULTUR- & SOZIALREFERAT >>> 8

AFA STATT „NIX VERSTEHN“ -

DIE PLATFORM FÜR POLITISCHEN DISKURS. >>> 14

GRUPPEN IM BURGENLAND >>> 22

SERVICE

STIMMEN DER SALZBURGER JUGENDKULTUR. 23

NUR NICHT ALLES GEFALLEN LASSEN! INFORMATI-

„ES IRRT DER MENSCH, SO LANG ER STREBT.“ -

INFOS ÜBER DIE STIPENDIENRICHTLINIE >>> 17

WALDKLANG - DAS WINTERFESTIVAL MIT KUNST

ONEN FÜR STUDIERENDE ARBEITER_INNEN >>> 15

ÖFFENTLICHKEITS-, WIRTSCHAFTS- & ORGANISATIONSREFERAT >>> 9

POLITIK & DEBATTE

DIE UNI BRENNT! - STUDENTINNENPROTESTE

KRITIK DES KAPITALS: WARUM WIR DIE FREIE MARKT-

ÖSTERREICHWEIT >>> 10/11

DREI TAGE IN OBERWART - DIE ETHNISCHE

WIRTSCHAFT ABSCHAFFEN SOLLTEN. >>> 18/19

THEATERKRITIK >>> 24/25

UND KULTUR IM WALDBAD ANIF >>> 26

DER UNIPRESS-VERANSTALTUNGSKALENDER VERLOSUNG >>> 27/28

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Uni:Press

ÖH & UNIVERSITÄT

In Salzburg mussten Vorlesungen der Kommunikationswissenschaft per Videostream in andere Hörsäle übertragen werden.

Flüchtlingen angemessen zu reagieren. Die Universitäten wurden nicht ausgebaut. Das Hochschulbudget stagniert bis heute auf dem Stand von 1999. Die Folgen dieser Versäumnisse wälzte man auf die Student_innen ab: die Einführung von Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren verschärfte die soziale Selektion an der Uni, erhöhte den alltäglichen Druck auf die Studierenden und hielt viele davon ab, eine universitäre Bildung zu betreiben. Im Herbst 2008 wurden in einem Zug mit den Studiengebühren auch die Zugangsbeschränkungen vom österreichischen Nationalrat weitestgehend abgeschafft. Der Zugang zum Medizin- und Psychologiestudium bleibt bis heute beschränkt. Ihrer gesetzlich verankerten Verpflichtung, die Zahl der Studienplätze

an diesen beiden Fächern bis 2013 kontinuierlich zu erhöhen, kam keine der Universitäten nach – auch nicht die Uni Salzburg! Die Universitätsgesetznovelle, die am 1. Oktober 2009 in Kraft trat, dreht das Rad der Zeit wieder zurück: Auf Antrag der Rektoren können nun an Studien, die in Deutschland dem Numerus clausus unterliegen, wieder Zugangsbeschränkungen eingeführt werden. Diese enthalten neben einer quantitativen Obergrenze der Zahl an Studienanfänger_innen auch eine zweifelhafte Quotenregelung: 75% der verfügbaren Studienplätze werden für österreichische Bewerber_innen reserviert, insgesamt 95% für Bürger_innen aus dem EWR/EU-Raum.

Auch die Universität Salzburg möchte eine solche Quotenregelung für das Studium Kommunikationswissenschaft einführen. Schon ab kommendem Sommersemester soll die Quotenregelung den Anteil deutscher Student_innen von derzeit rund 40% auf weniger als 20% reduzieren. Da dies, wie schon vor 2005, einer eklatanten Ungleichbehandlung von EU-Bürger_innen gleichkommt, schätzen Expert_innen diese Regelung als EU-rechtswidrig ein. Das nächste EuGH-Urteil wird nicht lange auf sich warten lassen. Bis dahin lautet die Parole im Wissenschaftsministerium wieder einmal: zurücklehnen und auf Stand-by-Modus umschalten. Autor: Kay-Michael Dankl

Zugangsbeschränkungen Psychologie Seit der Einführung von Zugangsbeschränkungen durch Wissenschaftsministerin Gehrer 2005 wird jährlich nur ein bestimmtes Kontingent an Studierenden zum Psychologiestudium zugelassen. Entgegen ihrer gesetzlichen Verpflichtung hat die Universität Salzburg die Anzahl der Studienplätze im ersten Jahr reduziert. Wurden 2005 noch 298 Studienanfänger_innen zugelassen, waren es im Folgejahr nur mehr 246 – und dies, obwohl die Universität verpflichtet ist, die Zahl der Studienplätze bis 2013 schrittweise auszubauen.

Da die Universität diese Verpflichtungen nicht wahrnimmt, befasst sich bereits der Verfassungsgerichtshof mit dieser Angelegenheit. Zur Begründung für die Zugangsbeschränkungen wird von der Universität gerne auf die begrenzten Ressourcen des Fachbereichs verwiesen. Ohne zusätzliche finanzielle Mittel könne man nicht mehr Studierende aufnehmen. Diese Argumentation erscheint jedoch sehr fragwürdig, da vonseiten des Fachbereichs regelmäßig kommuniziert wird, dass eine personelle Aufstockung gar nicht

erst angestrebt wird. Der Fachbereich fühle sich in seiner derzeitigen Größe wohl, da er „überschaubar“ sei. Anscheinend fürchten etablierte Professor_innen um ihre Machtpositionen am Fachbereich und wollen das Aufkommen jeder potenziellen Konkurrenz durch die Einrichtung neuer Lehrstellen vermeiden. Anstatt mehr Personal, Räume und Geld zu fordern, wälzt der Fachbereich den Druck auf die Studierenden ab, indem er diese gar nicht erst zu Psychologiestudierenden werden lässt!

IMPRESSUM Medieninhaberin: Österreichische HochschülerInnenschaft Salzburg, Kaigasse 28, 5020 Salzburg, www.oeh-salzburg.at, sekretariat@oeh-salzburg.at Herausgeberin: Tatjana Markl, Vorsitzende der ÖH Salzburg Chefredaktion: Jannis Menn und Milan Vidovic Grafik und Layout: Tobias Hammerle

Anzeigen und Vertrieb: Jannis Menn und Milan Vidovic MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Jannis Menn, Milan Vidovic, Stefanie Breinlinger, Simone Rudigier, Benjamin Baczko, Verena Czaby, Lina Cenic, Tatjana Markl, Svjetlana Vulin, Elli Piller, Kay-Michael Dankl, Stefan Unertl, Tarik Mete, Fang Liang He, Mario Scheiber, Daniel Schlieber, Simon Hofbauer, Jochen Nestler, Stefan Esterer, Irina

Zelewitz, Johanna Fusseis, Sarah Meissner, Infoladen Salzburg, Sabine Bruckner Druckerei: OÖN Druckzentrum GmbH & Co KG, Medienpark 1, 4061 Pasching, www.nachrichten.at Auflage: 15.500 Stück


Uni:Press

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23.10.2009

14:11 Uhr

ÖH & UNIVERSITÄT

Seite 1

Höhepunkte auf dem Mönchsberg: Kirchner & Rainer

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Liebe Studentinnen und Studenten! Seit dem 1. Oktober ist die ÖH-Exekutive aus GRAS (Grüne & alternative StudentInnen) und VSStÖ (Verband sozialistischer StudentInnen Österreichs) mit einem neuen Vorsitzteam vertreten. Tatjana Markl, Svjetlana Vulin und Elli Piller werden sich für eine kritische, widerständige und politische Interessenvertretung der Studierenden einsetzen. Eine politische, linke Interessenvertretung - was heißt das? Es bedeutet, dass wir uns offensiv für faire und angenehme Studienbedingungen für alle einsetzen. Dabei soll nicht lediglich dem Kampf um ausreichend Lehrveranstaltungsplätze, sondern auch der sozialen Situation der Studierenden Beachtung geschenkt werden. Der Lebensalltag darf nicht von zu wenig Freizeit, schlechten Wohnbedingungen oder einschnürenden Geldproblemen geprägt sein: Wir wollen eine angenehme Studienzeit für alle, die Platz lässt für selbstbestimmtes und kritisches Denken und Lernen. Der zunehmenden Verschulung und Ökonomisierung von Bildung wollen wir entgegen wirken. Wir sprechen uns explizit gegen Zugangsbeschränkungen aller Art aus. Bildung sollte für jede und jeden frei zugänglich sein. Der Wille zum Studieren darf nicht durch Knock-out-Prüfungen, Studiengebühren und unzumutbare Eingangsphasen verhindert werden. Für uns steht die Studierendenpolitik im gesamtgesellschaftlichen Zusammenhang, d.h., wir verschließen nicht die Augen vor dem, was außerhalb der Universität geschieht. Die rund 16200 Studierenden der Universität Salzburg stellen einen beachtlichen Teil der Gesellschaft dar, gemeinsam können wir uns für eine aktive Mitgestaltung unseres (Uni-)Lebens starkmachen! Darüber hinaus bekennen wir uns zur Gleichstellung der Frauen und zu feministischer Politik. Seitdem vor über hundert Jahren die erste Frau an einer österreichischen Universität zugelassen wurde, hat sich zwar einiges drastisch verändert, trotzdem wirkt die strukturelle Diskriminierung der Frauen nach wie vor. Dies zeigt allein schon die zahlenmäßige Minderheit von Professorinnen, der wir gezielt entgegen halten wollen. Ein weiteres Ziel ist die Öffnung der ÖH, denn um eine politische Interessenvertretung zu sein, bedarf es des engen Kontakts mit den Student_innen. Daher seid ihr herzlich eingeladen, Anregungen und Vorschläge einzubringen. Wir freuen uns über Unterstützung!

V.l.n.r: Elli Piller studiert Jus, Svjetlana Vulin studiert Kommunikationswissenschaft und Jus, Tatjana Markl studiert Deutsch und Geographie & Wirtschaftskunde auf Lehramt.

Herbst 2009/Winter 2010

Ernst Ludwig Kirchner, Liegender Akt vor Spiegel, 1909/10, Öl auf Leinwand, Brücke-Museum Berlin Arnulf Rainer, Ohne Titel, 2000-2003, aus der Serie Historische Akte, Kreide, Malerei über Laserdruck, 29,5 x 41,8 cm

MdM MÖNCHSBERG Ernst Ludwig Kirchner 31. 10. 2009 — 14. 2. 2010

www.museumdermoderne.at

Arnulf Rainer. Female 22. 10. 2009 — 7. 2. 2010

*Mit StudentInnenausweis bis 26 Jahren, Studenten-Sondertarif für den MönchsbergAufzug von 18.00 –19.30 Uhr: WU 1,70

ART4U 2,—*

Jeden M ittwoch von 18.00 – 20.00 U hr inkl. Gra tisführun g um 18.30 U hr

MdM MÖNCHSBERG Museum der Moderne .

Mönchsberg 32 5020 Salzburg T +43.662.84 22 20-403


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ÖH & UNIVERSITÄT

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Die Gender-Gap von qmc

“Muss Gendern sein? Reicht es nicht aus, wenn Frauen einfach mitgemeint sind?” Diese Frage wird leider immer wieder ausgesprochen und wahrscheinlich noch viel öfter gedacht. Wir sind der Ansicht, dass Gendern einen Beitrag im Kampf gegen die patriarchale Gesellschaft leisten kann – daher wird es in der Uni:Press auch konsequent gemacht. Hierbei ist uns klar, dass Gendern alleine nicht den Kampf um die materielle Abschaffung patriarchaler Strukturen ersetzen kann. Darüber hinaus sehen wir es kritisch, dass der Diskussion um das Binnen-I (z.B. AktivistInnen, ProfessorInnen) die Annahme der Zweigeschlechtlichkeit zugrunde liegt. Dafür gibt es zwei Gründe: zum einen entstand die Diskussion um das Gendern aus dem Feminismus und nicht z.B. aus dem Umfeld der Queer-Aktivist_innen (Queer ist der “Dachbegriff ” für Menschen, die sich nicht mit traditionellen Geschlechterbildern oder (sexuellen) Beziehungsstilen

identifizieren). Zum anderen kennt unsere Sprache im Bezug auf Menschen nur zwei Geschlechter. Dabei ist es wissenschaftlich erwiesen, dass es biologisch mehr als zwei Geschlechter gibt (eine interessante Beweisführung zu Ersterem gibt es z.B. auf diesem Blog: http://tinyurl.com/zwei-geschlechter). Darüber hinaus muss die gesellschaftliche Kategorie des Geschlechts generell infrage gestellt werden, wie wir spätestens seit Theoretikerinnen wie Judith Butler wissen. Autor_innen (z.B. Luther oder Orwell) beschäftigen sich seit jeher mit dem Potenzial der Sprache zur Umsetzung politischer Ziele. Dabei geht es nicht um rhetorisch gute politische Reden, sondern um Umgestaltung der Gesellschaft. Aus der Erkenntnis, dass Sprache unserer Denkweisen mehr als persönlich oft angenommen beeinflusst, entstand der Ansatz, Sprache bewusster zu verwenden. Es geht dabei um eine Umgestaltung, insbesondere auch der Amtssprache, im Sinne benachteiligter oder frequent diskriminierter Gruppen.Die sprachlichen Stilmittel des Genderns wie Binnen-I und „man/frau“ basieren auf der Nennung von Mann und Frau, nicht jedoch auf genderneutraler Sprache. Queer-Aktivist_innen kritisieren daher nicht nur die sprachlichen Restriktionen der ungegenderten „Standardsprache“, sondern auch die sprachlichen Mittel des Genderns im traditionellen Sinne. Die Zweigeschlechtlichkeit der Sprache und auch mancher Strömungen des Feminismus ist an Heteronormativität gebunden. Heteronormativität heißt ungefähr, dass sexuelle Beziehungen als Beziehungen

zwischen Mann und Frau definiert sind. Daher lässt sich neben Zweigeschlechtlichkeit noch ein weiterer Kritikpunkt an dem dominanten Weltbild auch in der Sprache wiederfinden: Die nicht oder nur Quasi-Akzeptanz „queerer“ Beziehungen und Lebensstilen.Der internationale Vergleich zeigt, dass gender-neutrale Sprache durchaus möglich ist. Im Englischen ist heute nicht etwa die Rede von „Firemen“ und „Firewomen“, sondern von „Firefighters“ – auch ist ein neutraler Plural („them“) für „man/frau“ etabliert. Um dies auch im Deutschen zu erreichen, wurde die „Gender-Gap“ eingeführt. Gekennzeichnet durch den Zusatz z.B. eines Unterstriches oder Asterisk zwischen dem Nomen und der gegenderten Endung (Student_innen, Aktivist*innen) wird Platz gelassen für Menschen, die sich eben nicht mit Mann oder Frau identifizieren. Begriffe wie „man/frau“ werden umgangen oder durch neutrale wie „mensch“ ersetzt. „Gender-neutrale“ Sprache versucht inklusiv zu sein, sie nennt nicht exklusiv Männer und Frauen, sondern sie schafft einen Freiraum. Diese „Ignoranz“ gegenüber Geschlechtern führt weiters dazu, dass die Sprache von der Heteronormativität abgekoppelt wird. Wenn sie keine Geschlechter nennt, kann sie in sich auch keine Aussage über sexuelle Beziehungen oder Lebensstille treffen. Dieser Ansatz ist auch im Feminismus nicht unumstritten. Kritisiert wird z.B. die Gefahr des „Verwischens“ von real existierenden Herrschaftsverhältnissen zwischen sozialen Gruppen. Die Uni:Press wird dieses Thema in zukünftigen Ausgaben noch intensiver behandeln.

Quelle: Peter Engel

Kommentar: Kein Kavaliersdelikt! [Autorin: Djokolina] „Sexuelle Belästigung ist kein Kavaliersdelikt“ lautet der Slogan einer von der Uni Salzburg mitfinanzierten FreeCard-Serie. Handelt es sich dabei um eine ernstzunehmende Maßnahme gegen sexualisierte Gewalt unter Ausnutzung eines Autoritätsverhältnisses oder um ein reines Lippenbekenntnis? In dem umstrittenen Profilartikel vom 05.10.2009 schreibt Emil Bobi, es gäbe eine Reihe von 20 bis 30 sexuellen Übergriffen an der Universität Salzburg.

Eine Frage der Ehre? Rektor Schmidinger bestreitet die Anzahl der Fälle und meint weiters, es gehe nicht nur um seine Ehre, da er im Verdacht stehe tatenlos zuzusehen, sondern um die Ehre der ganzen Universität. Vizerektor Mosler beanstandet, dass der Profilartikel den Anschein erwecke, die Uni sei von Grapschern durchsetzt. Rektor Schmidinger drohte angesichts der Zahl der vermeintlichen Täter gleich mit einer Klage gegen das Blatt. Trauriger Beleg für den Umgang der Männergesellschaft mit diesem tabuisierten Thema. Tatsächlich hat die Universität Maßnahmen zur Information über die Bekämpfung von Machtmissbrauch geleistet und Strategien zu ihrer Bekämpfung verbreitet. Im Jahr 2005 wurde eine Hotline zur „Erstberatung bei sexueller Belästigung“ eingerichtet.

Sexuelle Belästigung: Noch immer ein Tabuthema

Es geht nicht darum, sich zu verteidigen, sondern darum hinzuschauen, wenn sich Macht gegen Frauen richtet. Denn sexuelle Belästigung an der Universität bedeutet die Sexualisierung eines wissenschaftlichen Machtverhältnisses und damit eine Form der Unterdrückung und Verdrängung von Frauen. Eine reflektierte Reaktion der Unileitung könnte sein: Die Uni ist ein Spiegel der Gesellschaft. Es gab und es gibt bei uns sexuelle Belästigung wie auch andere Formen der Diskriminierung. Aber wir sehen nicht tatenlos zu. Wir haben schon bei dem ersten uns bekannt gewor-

denen Fall nicht nur individuelle Hilfestellung geboten, sondern diese im Rahmen einer Beratungsstelle auch institutionalisiert. Darüber hinaus (ko-)finanzierte die Universität mehrere Informationsbroschüren zum Thema sexuelle Belästigung. Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für Studentinnen ist uns ein wichtiges Anliegen. Leider ist der Kampf gegen Patriarchat und Sexismus noch nicht gewonnen. Dieser Reflexionsschritt ist noch ausgeblieben.


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It‘s the new Style: Die neue Uni:Press stellt sich vor Mit dem Wechsel der ÖH-Exekutive hat auch das Redaktionsteam der Uni:Press gewechselt. Ab dem WS 2009/10 sind Jannis Menn als Pressereferent und Milan Vidovic als Sachbearbeiter für die Herausgabe des wichtigsten ÖH-Printmediums verantwortlich. Als Autorinnen waren für diese Ausgabe Stefanie Breinlinger und Simone Rudiger tätig. Für die nächste Ausgabe werden voraussichtlich noch zwei weitere Autorinnen spannende Artikel verfassen. Doch nicht nur das Team, auch die konzeptionelle Ausrichtung der Uni:Press ist neu. Wir haben einige Grundsätze erarbeitet, die wir euch hier vorstellen möchten.

Die neue Uni:Press ist politisch Das wichtigste Ziel unserer Arbeit an der ÖH ist es, Gesellschaft und die Universität zu verändern. Wir wissen, dass wir dies nicht alleine können. Gesellschaftliche Veränderungen sind immer das Resultat von Kräfteverhältnissen. Wir sehen es somit als unsere Aufgabe, die Student_innen über politische Entwicklungen aufzuklären und unsere Positionen dazu zu argumentieren - in der Hoffnung, ein Bewusstsein über Ziele und Mittel gesellschaftlicher Veränderung zu schaffen und die Student_innen zum Kämpfen zu ermuntern. Wir sehen uns dabei unabhängig von parteipolitischen Auseinandersetzungen und sind nur unseren Inhalten verpflichtet.

Die neue Uni:Press ist grundsätzlich Richtiges politisches Handeln setzt Kenntnisse über die Funktionsweise der Gesellschaft in der wir leben voraus. Die Uni:Press will einen Beitrag dazu leisten, diese Gesellschaft besser zu verstehen - wohl wissend, dass in diesem Rahmen keine umfassende Klärung möglich sein wird. Wir werden versuchen, mit einführenden Artikeln das Interesse am selbstständigen oder gemeinsamen Weiterbilden zu fördern.

Die neue Uni:Press ist diskussionsfreudig Wir glauben, unsere politischen Positionen gut argumentieren zu können. Das heißt nicht, dass wir im Besitz von Wahrheiten sind, die nicht hinterfragt werden können und sollen. Wir wollen mit der Uni:Press eine Plattform für Diskussionen bieten und sind mit Freude bereit, auf (sachliche) Kritik unserer Artikel ebenso sachliche Antworten zu geben. Daher werden wir Leser_innenbriefen einen großen Stellenwert einräumen und hoffen, viele spannende Anregungen zu erhalten. Auch innerhalb unserer Fraktionen gibt es verschiedene politische Ansichten. Die Uni:Press hat somit auch das Ziel, die interne politische Debatte zu fördern und nach außen zu tragen.

Die neue Uni:Press ist offen

Die neue Uni:Press bietet Service

Es wird zu jeder Ausgabe offene Redaktionssitzungen geben, wo jede_r die Möglichkeit erhält, Artikel für die Uni:Press zu schreiben. Ob du über Missstände auf der Uni aufklären oder eine Rezension zu einem Kulturevent schreiben möchtest - alles ist möglich. Auch politische Artikel nehmen wir gerne in die Uni:Press auf. Diese müssen jedoch dem weit gefassten Grundkonsens einer linken ÖH entsprechen. Die Redaktionssitzungen werden rechtzeitig auf der Webseite der ÖH veröffentlicht oder können per E-Mail an presse@ oeh-salzburg.at erfragt werden.

Wir wissen um die Verantwortung der ÖH, die Student_innen bei ihrem Studium zu unterstützen. Neben dem politischen Schwerpunkt wird sich die UniPress um einen qualitativ hochwertigen Service bemühen.

Die neue Uni:Press bietet Kultur Nicht, dass politische Arbeit und politische Auseinandersetzung nicht auch Spaß machen würde. Die Uni:Press bietet darüber hinaus Informationen und Artikel über attraktive Kulturevents, einen spannenden Veranstaltungskalender und Ticketverlosungen.


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ÖH & UNIVERSITÄT

Bildungspolitisches Referat Das Bildungspolitische Referat der ÖH beschäftigt sich mit aktuellen politischen Problemen rund um die Universität Salzburg. Da Bildungspolitik aber nicht nur auf der Universität betrieben wird, befassen wir uns auch mit Themen von österreichweiter und internationaler Relevanz. Das Spektrum reicht von Zugangsbeschränkungen über Studiengebühren bis hin zum europaweiten Bolognaprozess. In Zusammenarbeit mit Österreichischen HochschülerInnenschaften anderer Standorte erarbeiten wir Konzepte, die Alternativen zur gegenwärtigen Misere an Österreichs unterfinanzierten Universitäten und zur Kommerzialisierung von Bildung aufzeigen. In den nächsten zwei Jahren steht eine Reihe von Herausforderungen an: Unter dem Vorwand der Qualitätssicherung wollen Universität und Ministerium flächendeckende Zugangsbeschränkungen für alle Universitätsstudien einführen. Diese Zugangsbeschränkungen sind häufig mit einer Verschärfung der

sozialen Selektion, sowie mit politisch und rechtlich fragwürdigen Quotenregelungen für In- und Ausländer_innen verbunden. Die Studiengebühren wurden bis heute nicht vollständig abgeschafft. Entgegen jeder bildungspolitischen Vernunft – und oft auch unter Verletzung österreichischen Rechts – werden weiterhin viele Studierende von der Universität zur Kasse gebeten. Um die Durchsetzung deiner Rechte zu garantieren, leisten wir gerne persönlich studienrechtliche Beratung.

Zur Person: Ich bin 21 Jahre alt und studiere Geschichte und Politikwissenschaft im neunten Semester. Seit dem letzten Sommersemester wirke ich als Referent für Bildungspolitik an der ÖH Salzburg und in der ÖH-Bundesvertretung. Neben Studium und ÖH interessiere ich mich für Fernreisen und Literatur, sowie für die Arbeit im Debattierclub RedeSalz und im Akademischen Forum für Außenpolitik.

Sprechstunden: Dienstag 13.00-15.00 Uhr, Mittwoch 10.00-12.00 Uhr, sowie nach individueller Vereinbarung

Kontakt: bildung@oeh-salzburg.at , +43 650 30 78 660 Kay-Michael Dankl (Referent für Bildungspolitik)

Gesellschaftspolitisches Referat Das Referat für Gesellschaftspolitik informiert Studierende über die gesellschaftspolitische Lage an der Universität Salzburg, in ganz Österreich und auf internationaler Ebene. Es setzt sich kritisch mit diesen Ebenen auseinander, hinterfragt Missstände und entwirft eventuelle Besserungspläne. Ein elementarer Bestandteil der Arbeit des Referats auf universitärer Ebene ist die Situation von Menschen mit körperlicher Behinderung. Das Referat versucht in Zusammenarbeit mit Studierenden und entsprechenden Institutionen die Lage der Betroffenen bestmöglich zu verbessern. Weitere Schwerpunkte sind die Verbesserung der Transparenz der ÖH und das Interesse der Studierenden an der Politik. Es werden Veranstaltungen und Projekte angeboten und ausgearbeitet, die sich kontrovers und kritisch mit diversen Inhalten auseinander setzen. Das Referat plant dafür mehrere Themenschwerpunkte, die aktuelle Probleme der Gesellschaft widerspiegeln. Was sind die globalen negativen Auswirkungen unseres Kaufverhaltens? Wie können wir diesen entgegenwirken? Noch nie waren Konsumgüter in einem derartigen Überfluss in

den Märkten zu finden. Die Transformation zu einer reinen Konsumgesellschaft wurde bereits abgeschlossen. Die Wirtschaftskrise, die die gesamte Weltbevölkerung betrifft, ist noch lange nicht am Ende. Mit hoher Arbeitslosigkeit, einem Rückgang der Wirtschaftsleistung und anderen Folgen sind wir heutzutage konfrontiert. Gibt es Antworten und vor allem Lösungsansätze für diese Probleme? Diesen und weiteren Themen wird das Gesellschaftspolitische Referat mittels Veranstaltungen, Vorträgen und Informationsmaterial auf den Grund gehen. Um ein basisdemokratisches Element in die Arbeit des Referats einzubauen, möchte ich euch dazu animieren, mir eure Projektideen zukommen zu lassen. Ich werde eure Vorschläge auf der Referats-Homepage veröffentlichen und jene Ideen mit dem meisten Zuspruch in meine Arbeit einbringen. Das Referat wird mindestens einmal pro Monat an den Fakultäten mittels ÖH – Info-Tischen vertreten sein, um euch die Arbeit der ÖH näher zu bringen. Dies ist ein besonderes Anliegen des Referats, da die geringe Wahlbeteiligung oftmals an einem Informationsdefizit über die ÖH und deren Gremien zu erklären ist. Um eine größtmögliche Transparenz der ÖH zu gewährleisten, wird das Referat monatlich einen Tätigkeitsbericht online stellen, damit ihr wisst, was und wie viel im Referat gearbeitet wird. Ich freue mich auf die Herausforderung und auf eure tatkräftige Unterstützung!

Zur Person: Ich bin 22 Jahre alt und studiere Politikwissenschaft im fünften Semester an der Universität Salzburg. Meine ersten ÖH – Erfahrungen konnte ich als Sachbearbeiter im Gesellschaftspolitischen Referat von November 2008 bis Juni 2009 sammeln. Neben dem Studium und der Tätigkeit für die ÖH kann ich mich für politische Lektüre und Bogenschießen begeistern.

Sprechstunden: Montag: 14-16 Uhr, Dienstag: 10-12 Uhr Kontakt: gesellschaft@oeh-salzburg.at Stefan Unertl (Referent für Gesellschaftspolitik)


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Internationales Referat Das Hauptanliegen des Internationalen Referates liegt in der Verbesserung der Integration ausländischer Studierender an der Universität Salzburg. Das Internationale Referat unterstützt Projekte international ausgerichteter, studentischer Organisationen (z.B.: ESN, SATOB, etc.), vernetzt diese und arbeitet eng mit ihnen zusammen. Über die verstärkte Kooperation bestehender Organisationen und Aktivitäten hinaus, bieten wir eine Plattform für Student_innen sämtlicher Staatsangehörigkeiten. So besteht die Möglichkeit, kulturelle Besonderheiten und Lebensweisen der verschiedenen Nationen durch Themenabende und andere Projekte vorzustellen. Ziel der Arbeit des Internationalen Referates ist die Stärkung des interkulturellen Bewusstseins und die Förderung des interkulturellen und internationalen Dialogs an unserer Universität.

Zu unserem Aufgabenbereich gehören unter anderem: - Beratung und Betreuung von Austauschstudierenden (‚incomings‘) - Beratung der Studierenden, die im Ausland studieren möchten (‚outgoings‘) - Beratung über Austauschprogramme wie z.B. Erasmus, ISEP etc. - Beratung VOR und NACH Studienantritt. (First steps uvm.) - ... Diese Aufzählung ist keineswegs erschöpfend und wir freuen uns, euch auch in anderen Bereichen bezüglich internationaler Angelegenheiten im universitären Leben behilflich zu sein.

Zur Person: Ich studiere seit zehn Semestern an der rechtswissenschaftlichen Fakultät Salzburg. Derzeit schreibe ich an meiner Diplomarbeit und hoffe am Ende dieses Semesters mein Diplomstudium abschließen zu können.

Sprechstunden: nach Vereinbarung Kontakt: internationales@oeh-salzburg.at Tarik Mete (Internationaler Referent)

Feministische Politik auf der ÖH

Bildquelle: ÖH-Wien

von veecee

Als soziale Institution ist auch die Universität Spiegelbild unserer Gesellschaft – gerade in frauenpolitischer Hinsicht. So sind auch an der Uni sexistische Äußerungen in Lehrveranstaltungen – als Witze getarnt – auf der Tagesordnung. Auch andere Formen von Alltagssexismus sind allgegenwärtig, wie beispielsweise die häufige Darstellung pornografischer und frauenerniedrigender Inhalte auf StudifestEinladungen, FreeCards oder anderem Werbematerial für Studierende. Den Gipfel des Eisbergs deckte die Zeitschrift Profil in ihrer Ausgabe vom 5. Oktober 2009 auf. Gerade an der Universität Salzburg kommt es demnach immer häufiger zu sexueller Belästigung und Nötigung von Studentinnen durch Lehrveranstaltungsleiter, die mit schlechten Noten oder Entzug des Studienplatzes drohen. Eine schier unerträgliche Situation für die betroffenen Studentinnen und ein untragbarer Zustand. Die Benachteiligung von Frauen an der Universität zeigt sich aber auch auf sozialer Ebene deutlich. So ist die Anzahl der Professorinnen immer noch gering und auch alle anderen höheren Positionen der Uni Salzburg sind nur spärlich mit Frauen besetzt. Der Rektor_innenposten ist wie auch an allen anderen Universitäten Österreichs mit einem Mann besetzt. Österreichweit

hat es bis heute nur eine Frau zur Rektorin geschafft, weibliche Bewerbungen werden gerade hier besonders gern mit nichtssagenden Argumenten abgeschmettert. Das sogenannte Phänomen der „gläsernen Decke“ besteht also auch auf der Uni in gleicher Weise wie in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Zur öffentlichen und uniinternen Problematisierung dieser Missstände sowie als Anlaufstelle für betroffene Studentinnen wurde von der ÖH Salzburg ein eigenes Frauenreferat eingerichtet. Aufgabe der gewählten Frauenreferentin ist insbesondere die Beratung von Studierenden in frauenpolitischen Fragen sowie ihr Engagement gegen Sexismus an der Uni im Sinne betroffener Studentinnen. Weiters werden im Rahmen des Frauenreferates immer wieder Projekte durchgeführt und Broschüren erstellt, die sich mit konkreten feministischen bzw. frauenpolitischen Fragen auseinandersetzen. Auf diese Weise soll auf die unterschiedlichen Probleme und Missstände an der Universität hingewiesen werden und Studierende sowie Lehrende diesbezüglich sensibilisiert werden. Die Wahl der nächsten Frauenreferentin der ÖH Salzburg hat am 09. November 2009 statt gefunden. Im Gegensatz zu den anderen ÖH-Referaten stellen sich die Bewerberinnen allerdings keinem Hearing der in der Universitätsvertretung vertretenen Fraktionen, sondern der sogenannten „Frauenvollversammlung“. Diese Frauenvollversammlung, zu der alle Studentinnen der Universität Salzburg eingeladen sind, schlägt anschließend vor, welche der Bewerberinnen

Am 9. November (nach dem Redaktionsschluss dieser Uni:Press) hat die Frauenvollversammlung die künftige Frauenreferentin gewählt.

zur Referentin gewählt werden soll. Diese Sonderstellung ergibt sich einerseits aus dem Aufgabenbereich des Frauenreferates, da Frauenfragen und feministische Politik als Querschnittsmaterie in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen berücksichtigt werden müssen. Gleichzeitig besteht aber auch der Wille der gesamten ÖH für dieses Referat eine unabhängige und autonom agierende Feministin zu finden, die sich allen Frauen und Studentinnen der Universität Salzburg verantwortlich fühlt. Wir wünschen der neuen Frauenreferentin hiermit alles Gute und viel Erfolg bei ihrer neuen Tätigkeit. Auch heue noch braucht es ein großes Maß an feministischer Politik in der ÖH!


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ÖH & UNIVERSITÄT

Kulturreferat Auch kleine Steine können einen Mächtigen zum Wanken bringen...

Viele mögen den Eindruck haben, in Salzburg sei es überflüssig über Kultur zu diskutieren. Man bekommt im Ausland auf die Frage, was man von Salzburg so an Kulturellem kenne, einen interessiert gemimten Blick und die Rückmeldung, es gäbe doch die Festspiele und natürlich Sound of Music. Kann das wirklich alles sein, was Salzburg zu bieten hat? Dieser Artikel soll keine Kulturkritik an Salzburg sein, sondern das Kultur-Referat der ÖH Salzburg, das auch eine gesellschaftskritische Komponente beinhaltet, vorstellen. Im Folgenden soll sowohl Gesellschaftskritik am Mainstream und am Materialismus geübt, als auch auf die hierzulande noch latente Xenophobie aufmerksam gemacht werden. Viele fragen sich, warum es keine lebendige Studierendenszene in Salzburg gibt. Ein großes Anliegen vieler Studenten_innen sind faire Preise für den öffentlichen Verkehr und günstigere Wohnungen zum Leben. Vereinfacht gesagt: Freiräume um sich herum, in denen man auch interagieren darf und auf Wunsch darin Lärm, Improvisation, Feste, Musik, Diskussionen und vieles mehr veranstalten kann. Eine Bereicherung wäre schon den Kulturinteressierten eine Plattform anzubieten, über die sie sich austauschen können. Es wird Zeit in Salzburg etwas Neues zu schaffen und

Farbe in die Kultur- und Student_innenlandschaft zu bringen. Altbewährte Methoden sollen ersetzt und gemäß dem Lied: „Mach kaputt was euch kaputt macht!“(Rio Reiser und Ton Steine Scherben) gekontert werden. Deshalb wünsche ich mir, dass wir uns alle reger an universitären wie auch kulturellen Veranstaltungen beteiligen. Die ÖH muss wieder mehr Nähe zu den Student_innen aufbauen. Durch ein universitäres Rahmenprogramm vom Alltag bis zum Aktionismus sollte das kritische Pontential in den Köpfen der Student_innen wieder geweckt werden, sich gegen den Kommerz aufzulehnen. Dieses Ziel ist mit einfachen Mitteln, wie der Bereitstellung von FreiRäumen an den Fakultäten oder mit authentischen Musikveranstaltungen wie Bonobo, Lhasa de Sala uvm., erreichbar. Unleistbar und völliger Irrsinn werden sich einige von euch denken. Warum sollten solche Künstler_innen überhaupt nach Salzburg kommen, vor allem für eine ÖH-Veranstaltung? Meiner Meinung nach muss man sich aber hohe Ziele stecken und mit anderen Institutionen Kooperationen eingehen. Vielmehr ist dies ein interaktives Vorhaben, die bereits existenten Netzwerke mit der ÖH enger zu verknüpfen. Damit meine ich, dass wir etwas bewegen können, wenn wir uns mit der Thematik aktiv beschäftigen. Verschiedene Kulturinitiativen und FreiRäume, wie bspw. Cougar:T, Denkmal, Mark, K., Afrika Solidarität uvm., können mit Mitteln der ÖH unterstützt und weitere Netzwerke nach dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“ gesponnen werden. Kreativer und politischer Aktionismus muss wieder mit Partizipation belohnt, anstatt mit Gleichgültigkeit gestraft werden. Kultur muss wieder an Bedetung im studentischen Alltag gewinnen und mit allen Sinnen erlebet werden können. Darüber hinaus muss sie vor allem den kritischen Geist wecken, den Intellekt for-

Sozialreferat Die Hauptaufgabe des Sozialreferats liegt darin, sozial schwachen Student_innen aktiv und unbürokratisch zu helfen und sich für ihre Rechte einzusetzen. Die Student_innen werden auch gegenüber der Stadtund Landesregierung vertreten. Besonders am Herzen liegen mir hierbei die ausländischen Studierenden aus sogenannten „Drittstaaten“. Ihnen werden die größten Steine in den Weg gelegt. Mein Ziel ist, in den nächsten zwei Jahren einige dieser Steine weg zu räumen.

Zur Person: Ich bin 24 Jahre alt und studiere mit großer Begeisterung Geschichte an der Universität Salzburg. Meine zweite große Leidenschaft ist der Fußball. Seit knapp drei Jahren bin ich in der Student_innen-Politik der Universität Salzburg aktiv. Für meine Fraktion (VSSTÖ) war ich Mitglied des Fakultätsrates Theologie sowie KWG und von September 2007 bis November 2008 Sachbearbeiter im Sozialreferat.

Sprechstunden: Montag: 12.00 - 14.00, Mittwoch: 16.00 - 18.30

Kontakt sozial@oeh-salzburg.at Mario Scheiber (Sozialreferent)

dern und die Student_innen dazu bringen, sich eine eigene Meinung zu bilden, damit man wieder Bewusstsein und Sinn für eine kulturelle Vielfalt entwickeln kann.

Sprechstunden: kultur@oeh-salzburg.at

Kontakt: Mittwoch 11-14 Fang Liang He (Kulturreferent)


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Öffentlichkeitsreferat Liebe Studierende! Sei es das Planen von Kampagnen, das Verfassen von Presseaussendungen, die Organisation von ÖH-Pressekonferenzen oder auch der laufende Dialog mit Journalistinnen und Journalisten. Immer wenn es darum geht, die Anliegen der Studierenden in die Öffentlichkeit zu tragen wird das Referat für Öffentlichkeitsarbeit aktiv. „Politik, die wirkt. Service, das hilft“ – so lautet das Motto der ÖH. Gerade für das Referat für Öffentlichkeitsarbeit („ÖffRef“) trifft der zweite Teil dieses Mottos besonders zu. Als ÖffRef habe ich es mir daher zur Aufgabe gemacht, den Studierenden ein abgerundetes und gutes Serviceangebot zur Verfügung zu stellen. Ein gutes Beispiel für solch eine Servicefunktion bilden etwa die Online-Börsen der ÖH. Hier finden die Studierenden aktuelle Angebote zu den Themenbereichen (Teilzeit-) Jobs, Wohnen, Heimplätze, Babysitten, Nachhilfe, etc.Gerade diese Börsen leisten einen wichtigen Beitrag zur Problemlösung der Studieren-

den. Aufgrund der positiven Erfahrungen, die wir mit unseren Online-Börsen in der Vergangenheit gemacht haben, ist es mir ein großes Anliegen diese Servicefunktion auch in Zukunft weiter zu verbessern und auszubauen. Ich freue mich auf eine interessante und spannende Exekutivarbeit im Interesse der Studierenden und wünsche euch ein angenehmes Semester sowie viel Erfolg in eurem Studium!

Zur Person: Ich bin 23 Jahre alt und befinde mich momentan im 5.Semester des Bachelorstudiums Politikwissenschaft. Seit Anfang September bin ich als Referent für Öffentlichkeitsarbeit an der ÖH Salzburg tätig.

Sprechstunden: Dienstag 16-18 uhr und Donnerstag 14-16h

Kontakt: oeffentlichkeit@oeh-salzburg.at

Daniel Schlieber (Referent für Öffentlichkeitsarbeit)

Organisationseferat Einen großen Teil der Aufgaben des Organisationsreferats umfasst die interne Organisation der ÖH, sprich Bestellung von EDV-Geräten, Büroartikeln- und Ausstattung, sowie das Organisieren und Bewerben von ÖHVeranstaltungen. Der spannendere Teil ist der laufende Austausch mit den Studien- und Fakultätsvertretungen. Außerdem werden gemeinsame Projekte mit dem Bildungspolitischen Referat zur Koordinierung und Kommunikation zwischen den ÖH-Ebenen initiiert. In den wöchentlichen Interreferatstreffen wird zudem referatsübergreifend an gemeinsamen Projekten für alle Studierenden mitgearbeitet.

Zur Person: Ich bin 22, komme aus Wels (OÖ) und studiere im fünften Semester Politikwissenschaften. Daneben bin

ich stellvertretender Leiter des Debattierclubs RedeSalz, sowie Vorstandsmitglied des Akademischen Forums für Außenpolitik (AFA) Salzburg. Meine Interessen und Hobbies abseits der Beschäftigung mit Politik sind Reisen, Zeitungen & Magazine, Photographie & zeitgenössische Kunst und gerne auch mal eine rauschende Party. Seit Juli bin ich schon als Mitglied der StV-Politik für die ÖH tätig und freue mich jetzt auf die neuen Herausforderungen im OrgRef und eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem neuen ÖHTeam.

Sprechstunden: Dienstag: 10.00-13.00 Kontakt: organisation@oeh-salzburg.at, +43 650 4404111 Simon Hofbauer (Organisationsreferent)

Wirtschaftsreferat Das Wirtschaftsreferat ist das finanzielle Nervenzentrum der ÖH Salzburg. Unser Aufgabenbereich beginnt bei der Erstellung des Budgets und endet mit der Erstellung des Jahresabschlusses. Dazwischen liegen zahlreiche Refundierungsanträge, Zahlungen, Rechtsgeschäfte, Vertragsabschlüsse, Förderungen, Subventionsansuchen, Kooperationsvereinbarungen und vieles mehr. Alle Geldflüsse und jeder Vertragsabschluss der ÖH Salzburg laufen über das Wirtschaftsreferat. Als Kontrollinstanz sorgen wir außerdem dafür, dass die finanziellen Mittel der ÖH – also dein ÖH-Beitrag – im Sinne der Student_innen verwendet und eingesetzt werden. Weiters sind wir bemüht durch Sponsor_innengelder, Subventionen von öffentlichen Stellen und andere Drittmittel die Möglichkeiten auszuweiten, Student_ innen in allen Belangen zu unterstützen. Mit diesen

Geldern können wir die Budgetposten für die Mensasubvention, die Sozialstipendien, den Fahrtkostenzuschuss und die Förderung von diversen studentischen Initiativen oder Kulturveranstaltungen erhöhen. Im Wirtschaftsreferat sind momentan die beiden ehrenamtlichen Mitarbeiter Jochen Nestler und Tobias Aigner tätig, welche von unserer Buchhalterin Margit

Lackinger - einer langjährigen Mitarbeiterin - unterstützt werden.

Sprechstunden: Montag: 10 - 12 Uhr und nach Vereinbarung

Kontakt: wiref@oeh-salzburg.at Jochen Nestler (Wirtschaftsreferent)


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Die Unibrennt! von Jannis Menn Bildquellen: flickr.com/photos/unibrennt Lizenz: Creative Commons by-nc-sa

Was noch vor einem halben Jahr kaum jemand für möglich gehalten hätte, ist Wirklichkeit geworden: Zunächst in Wien, später in Graz, Linz, Innsbruck, Klagenfurt und auch in Salzburg wurden Hörsäle der Universitäten von protestierenden Student_innen besetzt. Zentrale Forderung ist die Verbesserung der Studienbedingungen. Eine Chronologie der Revolte Die Welle der Besetzungen begann am 21. Oktober an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Die Student_innen kritisierten in erster Linie die Umstellung auf das Bachelor/Master-System, die gegen den Willen der Lehrenden und Studierenden durchgesetzt werden sollte. Auf ihrer Webseite www.malen-nachzahlen.at veröffentlichen die Student_innen eine Petition, die sich gegen die Privatisierung, Elitisierung und Ökonomisierung von Lehre und Forschung richtet. Einen Tag später schwappt der Protest auf die Uni Wien über. Etwa 400 Student_innen treffen sich zu einer Demonstration, in deren Anschluss das Audimax besetzt wird. Später kommt es zu Auseinandersetzungen mit einem privaten Sicherheitsdienst an der Universität, diesem gelingt es jedoch nicht, die Hörsäle für die Besetzer_innen zu schließen. Am Abend kündigt die TU Wien an, am nächsten Tag mit einem Streik zu beginnen. Am 23. Oktober werden Hörsäle an der Uni Graz besetzt, am 27. Oktober folgen Besetzungen in Linz. Am 29. Oktober findet in Salzburg eine Demonstration mit über 500 Teilnehmer_innen statt, an deren Anschluss ein Hörsaal an der gesellschaftswissenschaftlichen Fa-

Wo alles begann: Die Akademie der bildenden Künste Wien

tik an den schlechten Studienbedingungen sowie der Unterfinanzierung der Universitäten. Die Forderungen werden laufend aktualisiert und präzisiert.

Einige Forderungen der Uni Wien sind zum Beispiel: >> Schluss mit Unterfinanzierung, Wettbewerbslogik und Elitenbildung im Bildungsbereich, d.h. keine Privatisierung und kein Ausverkauf öffentlicher Einrichtungen und Güter. >>Die Qualität von Bildung und Lehre soll nicht durch Zugangsbeschränkungen, sondern durch ausreichende Finanzierung im Bildungssektor gewährleistet werden. Abschaffung des Selektionsinstruments der Studie-

>> Wir fordern einen Stopp der Ausbeutung in allen Lebensbereichen! Den Forderungen ist die Heterogenität der Bewegung anzumerken: So finden sich sehr konkrete realpolitische Forderungen ebenso wie Visionen für eine bessere Gesellschaft.

Protest 2.0? Ein interessantes Merkmal des Protestes ist, dass dieser sich weitgehend von unten entwickelte, also nicht von den Institutionen wie z.B. der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH) eingeleitet wurde. Für die Dynamik der Proteste spielte das Web 2.0 eine wichtige Rolle: Auf

Der besetzte Hörsaal 381 in Salzburg: Kurz nach der Besetzung bilden sich Arbeitsgruppen zu Themen wie z.B. „Forderungen“, „Presse“ oder „Bildung im Kapitalismus“

kultät besetzt wird. Am gleichen Tag werden auch in Klagenfurt Hörsäle besetzt. Einen Tag später stürmen 900 Student_innen das Audimax in Innsbruck. Im Wiener Audimax hat sich der Protest derweil gut organisiert, es wird ein reichhaltiges Programm mit Vorträgen und Workshops angeboten.

Die Forderungen der Besetzer_innen Die Forderungen sind vielfältig und je nach Universität leicht unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen die Kri-

neingangsphasen (STEPs) inklusive ihrer Knock-OutPrüfungen. >> Wir fordern eine demokratische, selbstverwaltete Organisation der Universitäten. >> Wir fordern antidiskriminatorische Betriebsvereinbarungen und Anti-Diskriminierung als Grundkonsens in allen Bildungseinrichtungen. >> Wir fordern die Erhaltung, die Förderung und den Ausbau kritischer und emanzipatorischer Forschung und Lehre.

Twitter rangierte der Suchbegriff #unibrennt im deutschsprachigen Raum zu Beginn der Besetzungen an der Spitze, die Facebookseite der Audimaxbesetzung zählte am 1. November knapp 24000 Fans, täglich kommen Hunderte dazu. Auf der Webseite www.unsereuni.at führten die Besetzer_innen aus ganz Österreich Informationen zusammen, zudem wurden Livestreams der Plena im Internet übertragen – was unter den Besetzer_innen zu kontroversen Diskussionen um Datenschutz und polizeiliche Überwachung geführt hat


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Der Salzburger Demonstrationszug kurz vor der Staatsbrücke

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Auch die kulinarische Verpflegung will organisiert sein: Im Bild die „Volxküche“ in Linz

Verhandlungen mit einer „Lame Duck“ Die Verhandlungen zwischen den Besetzer_innen und der Politik gestalten sich schwierig. Die ÖH als offizielle Studierendenvertretung sieht sich nicht legitimiert, für die Besetzer_innen zu sprechen und will den Protest nicht vereinnahmen. Der Wissenschaftsminister Johannes „Gio“ Hahn wiederum weigert sich, mit den Besetzer_innen direkt zu verhandeln. Hinzu kommt, dass Hahn sich aus der Innenpolitik zurückzieht und voraussichtlich als EU-Kommissar nach Brüssel wechseln wird. Die ÖH bezeichnete Hahn daher als Lame Duck, von der keine Lösungen mehr zu erwarten seien. Die von Hahn in Aussicht gestellten zusätzlichen 34 Millionen Euro für die Universitäten passen in dieses Bild: Diese bedeuten keine Erhöhung des Hochschulbudgets, sondern sind lediglich eine Auflösung von Rückstellungen, also Geld, das sowieso für die Universitäten vorgesehen war.

Was tun, wie weiter? Trotz der unerwarteten Kraft der Proteste sind deren Resultate bisher bescheiden. Die Regierung scheint sich für eine Strategie des Aussitzens entschieden zu haben. Da die Student_innen nicht unmittelbar am Produktionsprozess beteiligt sind, also nur begrenzt Druck ausüben können, ist dies auch relativ problemlos möglich. Hier könnte eine Verbreiterung des Protests Wirkung zeigen: Einige Gewerkschaften haben sich bereits mit den Student_innen solidarisiert. Insgesamt reagieren die Arbeiter_innen jedoch eher verhalten, was

Auch vom Ausland gibt es Unterstützung: Hier eine Solidaritätsaktion von Berliner Student_innen

auch auf die Begrenztheit der Forderungen auf die Universität zu tun haben könnte: Die meisten Menschen in Österreich können schließlich aufgrund fehlender Matura sowieso nicht studieren, da machen Zugangsbeschränkungen auf der Uni keinen Unterschied. Zudem ist auch nur eine Minderheit der Student_innen am Protest beteiligt. Die Gründe hierfür zu ermitteln, ist eine Notwendigkeit für den Erfolg des Protestes. Auch für das geringe Interesse vieler Student_innen könnte der Zusammenhang zwischen Uni und Gesellschaft eine Erklärung sein: Weniger Leistungsdruck auf der Uni löst nicht das Problem, sich später auf dem leistungsorientierten Arbeitsmarkt verkaufen zu müs-

sen. Hinzu kommt, dass viele Menschen die emanzipatorischen Absichten der Protestierenden nicht teilen und Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen oder Knock-Out-Studieneingangsphasen genauso gut finden wie die Konkurrenzgesellschaft insgesamt. Eine bessere Finanzierung der Universitäten hingegen ist z.B. eine Forderung, die auch von konservativen Student_innen geteilt werden kann. Was den Besetzer_innen ebenfalls helfen würde, wäre eine Ausweitung der Proteste auf andere Universitäten in Europa. Daran wird mittlerweile intensiv gearbeitet, in einigen Ländern haben bereits Solidaritätsaktionen stattgefunden. Wenn diese Uni:Press erscheint, werden wir schon mehr darüber wissen.


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Das neue Universitätsgesetz: Was sich an der Uni ändert! von Stefanie Breinlinger

Quelle: privat

Die Novellierung des Universitätsgesetzes 2002 (UG 2002), das die „Universitätsautonomie“ eingeführt hatte, nahm einen neuen Anlauf, nachdem es durch die Neuwahlen im letzten Jahr aufgeschoben worden war. Wissenschaftsminister Hahn rühmt sich mit einer angeblichen „Weiterentwicklung der Autonomie“ und der flächendeckenden Einführung des Bachelorstudiums. Praktisch bedeutet das neue Unigesetz vor allem neue Schikanen für Österreichs Studierende und übertrifft so den ersten Entwurf an bildungspolitischem Elitismus noch – im Namen von mehr Internationalität und Wettbewerbsfähigkeit. Das neue am 9. Juli beschlossene „Universitätsrechts-Änderungsgesetz 2009“ trat bereits am 1. Oktober in Kraft.

Zwischen Transparenz und Selektion Die UG-Novelle sieht die Einführung einer verpflichtenden Studieneingangsphase von mindestens einem halben bis höchstens zwei Semestern vor, die als Orientierungsphase notwendige Kenntnisse und Anforderungen des jeweiligen Studiums transparent machen soll. In der Praxis wird diese als eine Reihe von Prüfungen zu absolvieren sein. Nur wer diese positiv durchläuft, soll weiter studieren dürfen. Hier liegt natürlich die Gefahr der Selektion auf der Hand: Denn die Studieneingangsphase kann von den Unis als Auswahlverfahren missbraucht werden, sodass sie als heimliche Zugangsbeschränkung flächendeckend wirksam wird. Für die weiterführenden Master- und PhD-Studien steht es den Unis zudem frei, „qualitative Zugangsbedingungen“ festzulegen. Der großzügige Ermessensspielraum kann die Universitäten leicht dazu verleiten, ihre Platzprobleme mit diesem Instrument aus der Welt zu schaffen. So ist zum Beispiel die „Orientierungsphase“ für Studienanfänger_innen der Kommunikationswissenschaft in Salzburg bereits Realität. Mit dem reformierten UG wird auch die Praxis des Ausschlusses von Studierenden aus Entwicklungsländern verfolgt. Das Ministerium legte mit Maßgabe des UN-Index UN – OHRLLS eine Reihe von Staaten fest, deren Angehörige vom Studienbeitrag befreit sind. Man nahm aber in diese Liste einige Staaten auf, deren Migrationsbewegungen Österreich kaum betreffen, wie Tuvalu, Kiribati und die Komoren, während hingegen Kolleg_innen aus großen Ländern wie Ghana, Kamerun, Nigeria oder Indien kurioserweise trotzdem Beiträge zahlen müssen. Hätte das Ministerium aber den Human Development Index (HDI) herangezogen, der andere Kriterien verwendet, so wären diese Staaten in die Ausnahmeregelung einzubeziehen gewesen.

Abwärts für viele, aufwärts für wenige?

Fortschreitende Entmachtung des Senats Ein weiterer Schwerpunkt der Novellierung liegt in der Reform der universitären Entscheidungsstrukturen, die vor allem Auswirkungen auf den Senat hat. Der Senat ist das Vertretungsorgan für Studierende, Professor_innen und Uni-Personal. Die Professor_innen stellen in Zukunft nicht mehr die Mehrheit, sondern die Hälfte seiner Mitglieder. Die Vertreter_innen des akademischen Mittelbaus (v.a. die wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen und Assistent_innen) werden dagegen gestärkt und verfügen nun über gleich viele Mitglieder wie die Studierenden. Allerdings legt das neue Gesetz eine Machtverschiebung zu Uni-Rat und Rektorat fest, denn diese beiden Gremien sollen Kernkompetenzen des Senats erhalten. Dabei ist der Senat das einzig gewählte und somit demokratisch legitimierte Gremium der Universität. Der Uni-Rat hingegen ist hauptsächlich mit Vertreter_innen aus der Wirtschaft besetzt. Für die „großen Fragen“ sieht Wissenschaftsminister Hahn eine Zusammenarbeit zwischen Rektorat und Uni-Rat vor, bei Studienangelegenheiten eine Zusammenarbeit zwischen Rektorat und Senat. Da Hahn unter „Weiterentwicklung“ vor allem die Stärkung internationaler Wettbewerbsfähigkeit versteht, will er generell mehr auf die Zuständigkeiten des Uni-Rats setzen. So darf dieser künftig auch Arbeitsverträge ausfertigen. Ein schwerwiegendes Beispiel für den Verlust einer ureigenen Aufgabe des Kollegialorgans Senat, ist die Rektor_innenwahl: Künftig macht nicht wie bisher der Senat, sondern der Uni-Rat die Ausschreibung des Rektorpostens. Die Prüfung der Bewerbungen nimmt eine Art „Findungskommission“ vor, die aus Uni-Ratsund Senats-Vorsitzender/em besteht. Diese legt einen Dreiervorschlag vor, der vom Senat noch geändert werden kann. Der Uni-Rat wählt weiterhin den Rektor/die Rektorin. Stimmt allerdings der Senat etwa der Ausschreibung durch den Uni-Rat nicht fristgerecht zu, geht die Zuständigkeit sogar an das Bundesministerium über. Das neue Wahlverfahren ist also vor

allem ein Versuch, mehr politischen Einfluss auf die Universitäten auszuüben. Außerdem vermischen sich die politischen Funktionen auf Uni-Ebene damit noch mehr als bisher. Ist der Uni-Rat eigentlich einem Aufsichtsrat nachempfunden und sollte vor allem beratend und kontrollierend tätig sein, so hat dieser schon jetzt bei entscheidenden Fragen das letzte Wort und somit eine nicht zu vernachlässigende Entscheidungsmacht. Um die „Internationalität“ zu fördern, forciert der Wissenschaftsminister auch, dass der Uni–Rat noch stärker durch externe Mitglieder dominiert sein soll. Die Bestellung der Uni-Räte erfolgt aber weiterhin durch die Regierung und nicht nur durch das Wissenschaftsministerium, wie der Minister ursprünglich forderte und was in noch deutlicherem Widerspruch mit der politischen Universitätsautonomie stünde.

Prekarisierte Arbeitsbedingungen für Uni-Angehörige Nicht nur für die Studierenden selbst, sondern auch für das Unipersonal und insbesondere für den wissenschaftlichen Nachwuchs bedeutet das neue Unigesetz einen desaströsen Rückschritt. So fördern die neuen Regelungen prekäre Arbeitsbedingungen: Kettenarbeitsverträge ermöglichen es, befristete Arbeitsverträge von bis zu zehn Jahren (bisher maximal sechs Jahre) aneinanderzureihen - bei Teilzeit sogar bis zu zwölf Jahren. Außerdem sollen Lektor_innen, die nicht mehr als sechs Semesterstunden lehren, nur mehr als freie Dienstnehmer_innen beschäftigt sein. Die UG-Novelle legt auch eine Frauenquote von 40% in allen universitären Gremien fest, als eine Maßnahme, die eigentlich Frauenförderung zum Ziel haben soll, jedoch an den Realitäten vollends vorbeigeht. Denn diese Quote muss grundsätzlich in allen Arten von Gremien, auch etwa in jeder Berufungs- und Habilitationskommission, aufrecht erhalten werden. So sind die ohnehin wenigen Frauen im wissenschaftlichen Unipersonal umso mehr mit der Gremienarbeit belastet und haben weniger Zeit für ihre Forschung.


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Ende der Selbstbestimmung Die UG-Novelle bringt nicht mehr Autonomie, wie stets vom Wissenschaftsministerium vorgegeben wird, sondern das genaue Gegenteil. Mehr Selbstbestimmung würde nämlich eigentlich eine Stärkung des Senats bedeuten. Wenn die Achse Uni-Rat und Rektorat auf Kosten des Senats gestärkt wird, ist aber eine weitere Entdemokratisierung und Hierarchisierung der Machtverteilung unausweichlich. Es drängt sich ebenfalls auf, dass es dem Ministerium nicht, wie behauptet, um eine Qualitätsoffensive in der Lehre oder das Ziel einer möglichst hohen Zahl von Absolvent_innen, sondern um eine Beschränkung der

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Studierendenzahlen geht. Hahn interessiert lediglich Effizienz im Studium und die Beschäftigungsfähigkeit der Absolvent_innen, er verwechselt offensichtlich Bildung mit Ausbildung. Für eine echte Verbesserung der Studienbedingungen an Österreichs Universitäten müsste man nämlich tatsächlich Geld in die Hand nehmen, um die Qualität der gesamten Lehre und somit die Qualifikation der Absolvent_innen sicherzustellen. Die UG-Novelle vermeidet aber die zurzeit wohl drängendste Frage der Absicherung der Uni-Finanzierung. Das Wissenschaftsministerium müsste diese unbedingt sicherstellen, ist doch Bildung ein öffent-

liches Gut. Dabei darf es mit dem neuen Unigesetz sogar noch zwei Prozent des Unibudgets einbehalten, in einer Situation der chronischen Finanzknappheit. Mit dem neuen Unigesetz bleiben Chancengleichheit und Wahlfreiheit auf der Strecke, denn es erschwert einen offenen Zugang zu universitärer Bildung. Die UG-Novelle verschärft die Verschulung der Curricula und die Vermarktwirtschaftlichung der universitären Bildung, wie es mit der Bologna-Studienarchitektur einhergeht. Als Konsequenz droht letztlich ein Auseinanderdriften der Hochschulbildung: Auf der einen Seite ein abgewertetes Massenstudium, auf der anderen Seite eine Elitenbildung, die nur wenigen offen steht.

Uni Salzburg zieht gesetzeswidrig Studiengebühren ein Quelle: sxc.hu

von se

Seit einem Jahr nun sind die Studiengebühren nun abgeschafft. Für alle? Natürlich nicht. Abgeschafft sind sie für Österreicher_ innen und EU-Bürger_innen: Aber auch nur, solange diese in der Mindeststudiendauer plus Toleranzsemester fertig studieren. Von denjenigen Student_innen, die es wagen, sich mehr Zeit für ihr Studium zu nehmen, sind noch einige aus sogenannten Erlassgründen von den Studiengebühren befreit. Dazu zählen z.B. Schwangerschaft, Krankheitsfall, Behinderungen oder ein Verdienst über der Geringfügigkeitsgrenze. Soweit folgen die Universitäten dem Gesetz. Geht es jedoch um Studierende die nicht aus EWR-Ländern kommen, verhalten sich die Universitäten gesetzeswidrig. Das Gesetz (§ 91 Abs. 1 Universitätsgesetz) besagt nämlich, dass:„(…) Studierende, denen Österreich auf Grund eines völkerrechtlichen Vertrages (...) dieselben Rechte für den Berufszugang zu gewähren hat wie Inländern von den Studiengebühren befreit sind, wenn sie innerhalb der Mindeststudiendauer plus Toleranzsemester studieren.” Die Universitäten ignorieren jedoch diesen Gesetzespassus. Das bedeutet also, dass die Unis gesetzeswidrig Studiengebühren einheben. Die betroffenen Student_ innen dürften also nur einen Zahlschein über 16 Euro (ÖH-Beitrag) erhalten. Ein Zahlschein für die gesamten Studiengebühren ist auf jeden Fall rechtswidrig. Die ÖH Salzburg wird gegen dieses diskriminierende Verhalten der Uni vorgehen. Es wurden bereits Gespräche mit Rektor Schmidinger geführt um eine Änderung des Verhaltens der Uni zu bewirken. Ebenso setzt sich die ÖH dafür ein, dass die Uni-Leitung eventuell betroffene Student_innen nachträglich auf die Situation aufmerksam macht.

Ausländer_innen werden bei Studiengebühren gesetzeswidrig diskriminiert

Kommst du aus einem nicht EU-Land und zahlst Studiengebühren? Wenn du eine der folgenden Kategorien erfüllst (oder dir nicht sicher bist), melde dich beim bildungspolitischen Referat der ÖH und wir helfen dir, dein Geld wiederzubekommen! Kontakt über bildung@oeh-salzburg.at oder 0650/3078660.

Von Studiengebühren befreit sind: >> Familienangehörige von EU- und EWR-Bürger_innen: Ehegatt_innen bzw. Lebenspartner_innen, Verwandte (auch die der Partner_in) in absteigender Linie bis zum Alter von 21, darüber hinaus und in aufsteigender Linie soweit ihnen Unterhalt gewährt wird, unabhängig von der Staatsangehörigkeit. >> Schweizer_innen und Familienangehörige: Schweizer_innen, ihre Ehegatt_innen und unterhaltsberechtigte Kinder bzw. Kinder unter 21, unabhängig von ihrer Staatsangehörigkeit >> Türkische Arbeiter_innen: Freier Zugang zu jeder Beschäftigung im Lohn- oder Gehaltsverhältnis nach vier Jahren Beschäftigung und ab dieser Zeit auch Befreiung

von den Studiengebühren; Familienangehörige nach fünf Jahren Wohnsitzdauer; Kinder, deren türkische Eltern drei Jahre in Österreich beschäftigt waren und die in Österreich eine Berufsausbildung abgeschlossen haben: direkt nach Ausbildungsabschluss (etwa bei BHS-Matura). Zusätzlich: türkische Staatsbürger_innen unabhängig von Alter und Unterhalt, wenn sie „ordnungsgemäß bei ihren Eltern wohnen.“ >> Langfristig aufenthaltsberechtigte Drittstaatsangehörige: Inhaber_innen eines Aufenthaltstitels „Daueraufenthalt-EG“; zahlreiche alte Aufenthaltstitel, insbesondere Niederlassungsnachweis und einige unbefristete Niederlassungsbewilligungen gelten als Daueraufenthalt-EG; Daueraufenthalt-EG eines anderen Staates begründet Gleichbehandlungspflichten bei Bildung wenn zusätzlich ein österreichischer Aufenthaltstitel vorliegt (z.B. Student_innenvisum) >> Drittstaatsangehörige nach Familienzusammenführung: Nach spätestens zwölf Monaten: gleiches Recht wie Zusammenführende_r auf Zugang zu Erwerbstätigkeit; ohne Wartefrist: gleiches Recht auf Zugang zu Bildung.


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AFA statt „nix versteh’n“ Fügung: Das Team des AFASalzburg verbindet seine Vorstellungen von interessanter Abendgestaltung mit einem breiten Angebot für politisch Interessierte. Das Akademische Forum für Außenpolitik - Salzburg (Hochschulliga für die Vereinten Nationen) bietet Salzburgs Studierenden eine Plattform für politischen Diskurs jenseits der Parteipolitik.

Quelle: AFA Salzburg

Basierend auf fundierter Recherche beschäftigen wir uns bei zweiwöchentlich stattfindenden Diskussionsabenden in kollegialer Atmosphäre mit aktuellen Themen der internationalen Politik, Vereinten Nationen und der Europäischen Union. Im Rahmen von Gastvorträgen, Podiumsdiskussionen und Exkursionen im In- und Ausland verbinden wir Studierende mit Expert_innen und Verantwortungsträger_innen aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Einmal monatlich findet passend zum thematischen Schwerpunkt ein Abend politischer Film statt. Bei Verhandlungssimulationen, die bi- und multilaterale Konfliktfälle nachstellen, kann man sich auf Konferenzen wie die “Model United Nations“ (www.vimun.at) vorbereiten.

Studierende der Universitäten Innsbruck und Salzburg bei einem Besuch der International Migration Organisation im Rahmen der AFA-Exkursion in die Schweiz im Mai 2009

Rhetorik-Interessierte können ihre Redekompetenz im Debattierclub Redesalz mit erfahrenenen Redner_ innen und zertifizierten Juroren trainieren:

Der Debattierclub „RedeSalz“... ...des AFA an der Uni Salzburg ist Österreichs erster Debattierclub. Seit 2002 organisieren Studierende auf ehrenamtlicher Basis wöchentliche Debatten. Im Vordergrund steht dabei die Fähigkeit, Reden sicher und gekonnt zu halten. Die Teilnahme an den Veranstaltungen steht allen Interessierten offen, die ihre rhetorischen und argumentativen Fertigkeiten verbessern wollen. Im informellen Rahmen geben Kolleg_innen und erfahrene RedeSalzMitglieder Feedback zu Sprache, Gestik und bieten viele hilfreiche Tipps. Die Teilnahme ist kostenlos und ohne verbindliche Anmeldung möglich. Wir setzen keinerlei Vorkenntnisse voraus! Bei mehrmaliger Beteiligung stellen Debattierclub und das Büro des Rektorats – Rhetorik der Uni Salzburg ein Teilnahmezertifikat aus. Debatten finden jeden Montag statt, für erfahrene Redner_innen bieten wir zusätzlich mittwochs zur selben Zeit Vertiefungsmodule an, bei denen z.B. der souveräne Umgang mit Störfaktoren während einer Rede und der angemessene Einsatz von Stimme und Körper geübt werden. Bei Fragen, Anregungen oder Interesse an Mitarbeit, wende dich an: salzburg@afa.at kay-michael.dankl@afa.at www.afa.at www.debattierclub.org

Jeden zweiten Donnerstag: Diskussionsabend Global Talks/politischer Text

TERMINE NOVEMBER: 5: Diskussionsabend - Global Talks*: „NewYork - Bangkok - Barcelona – gipfelt das Klima in Konferenzen?” / 19: Abend politischer Film: „Age of Stupid“/ 26: 20.00 Diskussionsabend – politischer Text*: „Alternativen zu fossilen Brennstoffen – die 2020 Ziele der EU Kommission zwischen Anspruch und Realität“ DEZEMBER: 2: 18 -19.45 s.t. DC RedeSalz Rhetorik:Vertiefungsmodul U-10 (GesWi) / 3: 20.00 Diskussionsabend – Global Talks*: „Biofuels for transport – die Zukunftsfähigkeit des Brasilianischen Weges” /4: 18.00 „Verhandlungsmuster und Konfliktlösung in Strategiespielen - Practical Session & Diskussion“ Kaigasse 28 / 9: 19.00 Akademisches Wirtshaus:

„Klima – das wirkt? Einfluss transnationaler Öffentlichkeiten auf europäische Entscheidungsfindung“ Zirkelwirt / 10: 20.00 Global View Schreibwerkstatt* / 11: 17.00 Österreichisches DC-Turnier des DC RedeSalz GesWi / 15: 19.00 c.t. Abend politischer Film in Kooperation mit der StV Politik „Who killed the electric car?“ GesWi, Rudolfskai 42 JEDEN Montag: Debattierclub „RedeSalz“ Montagsdebatte, JEDEN Mittwoch: Debattierclub „RedeSalz“ Rhetorik:Vertiefungsmodul 18-19:45 s.t. U-10 GesWi *Diskussionsabende Global Talks/politischer Text/Schreibwerkstatt : Donnerstags, 20.00 im Café Central, Dreifaltigkeitsgasse 3 ** Abend politischer Film: einmal monatlich, 19.00 im HS 380/81 GesWi, in Kooperation mit der StV Politikwissenschaft


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Nur nicht alles gefallen lassen! Informationen für studierende Arbeiter_innen von Simone Rudigier

Die große Geldfrage beim Studieren kann trotz Studienbeihilfe, Stipendien und Unterstützung der Eltern immer noch zu Kopfzerbrechen führen. Doch wie viel darf man „nebenher“ verdienen? Wie sieht es mit der Versicherung aus und auf was muss ich bei einem Arbeitsvertrag achten? Ein kurzer Überblick zum österreichischen Gesetzes dschungel rund ums Arbeitsrecht. Vertrag ist nicht gleich Vertrag Nach der Arbeitssuche, der Bewerbung und möglicherweise einem Gespräch steht dem Arbeitsbeginn nur noch ein umgangssprachlich genannter Arbeitsvertrag im Weg. Rechtlich ist das Ausformulieren eines solchen Vertrages nicht Pflicht. Die Arbeitgeber_in ist nur verpflichtet einen sogenannten Dienstzettel auszugeben, der beispielsweise Formalitäten wie Kündigungsfrist, Beschreibung der Tätigkeit, Adresse der Arbeitgeber_in etc. beinhaltet. Doch falls ein Vertrag zur Unterschrift vorgelegt wird, muss unterschieden werden. Es gibt nämlich ganz grob drei Arten von Verträgen. Der echte Dienstvertrag, der freie Dienstvertrag und der Vollständigkeit halber noch der Werkvertrag. Letzterer bezeichnet ein vom Unternehmen relativ unabhängiges Arbeiten. Dabei wird ein fertiges Produkt, beispielsweise ein Schrank bei einer Tischler_in, und nicht die investierte Stundenzahl entlohnt. Diese „Unabhängigkeit“ ist jedoch nicht unbedingt zum Vorteil der Arbeitnehmer_in: Denn durch einen Werkvertrag wird nur die tatsächlich geleistete Arbeit bezahlt. Etwas langsamer arbeiten oder eine Pause zwischendurch geht auf die eigenen Kosten, nicht auf die der Arbeitgeber_in. Im Gegensatz dazu wird bei einem echten Dienstvertrag die Arbeitnehmer_in relativ stark an das Unternehmen gebunden. Sie muss sich also in die Organisation einfügen, sprich Regelungen des Unternehmens befolgen, sie erhält die Mittel für ihre Tätigkeit von der Arbeitgeber_in, hat fixe Arbeitszeiten usw. Eine andere Art von Arbeitsvertrag ist der sogenannte freie Dienstvertrag. Hier ist die Arbeitnehmer_in in vielerlei Hinsicht um einiges unabhängiger vom Unternehmen. Arbeitsmittel werden, wenn überhaupt, nur zu einem kleinen Teil zur Verfügung gestellt und auch die Eingliederung in die Organisation mit fixen Arbeitszeiten und dem Unterordnen unter die Hausregeln ist in den meisten Fällen nicht gegeben. Allerdings versteckt sich hier eine Tücke, die vor allem unerfahrenen Arbeitnehmer_innen zum Verhängnis werden kann: Ein echter Dienstvertrag muss nicht als solcher bezeichnet werden. Das Einzige, aus dem abgelesen werden kann ob es sich nun um einen echten oder einen freien Dienstvertrag handelt, ist die Be-

Quelle: sxc unten: privat

schreibung des Arbeitsverhältnisses, das bei Letzterem weniger an das Unternehmen gebunden ist. Warum Arbeitgeber_innen die Bezeichnung möglicherweise gerne verändern, könnte in finanziellen Vorteilen seitens des Unternehmens liegen. Und damit wären wir schon beim nächsten Punkt angelangt:

Versicherungen Egal wo du arbeitest und welche Art von Arbeit du verrichtest, muss die Arbeitgeber_in dich melden. Je nach Arbeitsverhältnis und Verdienst hast du verschiedene Anrechte auf Versicherungen. Liegt dein Gehalt über der Geringfügigkeitsgrenze (357,74 Euro), bist du

anderen Leistungen wie Krankenversicherung muss man privat die gewünschten abschließen. Wichtig ist hier auch, dass wenn du mehrere geringfügige Beschäftigungen ausübst, du in der Summe die Geringfügigkeitsgrenze nicht überschreiten darfst – auch wenn du bei jedem Job unter der Geringfügigkeitsgrenze bleibst. Ansonsten musst du trotzdem den Sozialversicherungsbeitrag zahlen.

Verdienstgrenzen Insgesamt darf man auf das Jahr gerechnet nicht mehr als 9.000 Euro verdienen, ansonsten verliert man die Familienbeihilfe. Ab 8.000 Euro kommt es zur Verminderung der Studienbeihilfe.

Seminararbeit schreiben und nebenbei kellnern

voll versichert mit Pensionsversicherung, Krankenversicherung, sprich dem gesamten Sozialversicherungspaket. Dabei kommt es dann zu Abzügen im Gehalt für eben diese Versicherungen. Die Höhe dieses Betrags hängt vom Lohn ab. Bei freiem und echtem Dienstvertrag bist du dann in der Regel bei der Gebietskrankenkasse versichert und es stehen dir Arbeitslosenversicherung und andere Leistungen zu, die teils auf Kosten der Arbeitgeber_in gehen. Bei geringfügiger Beschäftigung muss das Unternehmen für deine Unfallversicherung aufkommen. Für die

oder putzen ist für viele Student_innen leider Realität

Bei Fragen steht dir das ÖH-Beratungszentrum gerne zur Verfügung. Zusätzliche Informationen könnt ihr des Weiteren auch im Internet unter folgenden Links finden: www.oeh.ac.at/quicklinks/downloads_bestellen/ www.bmukk.gv.at/medienpool/11360/stichwort_ studium_3a.pdf


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Informationen über die Stipendienrichtlinie von Mario Scheiber

Leider steigt von Jahr zu Jahr die Zahl jener Student_innen, die sich aus eigener Kraft das Studium nicht mehr leisten können. Oft führt dies zu großem finanziellen Druck oder auch zum Abbruch des Studiums. Zwar wurden für viele Student_innen die Studiengebühren erlassen, gleichzeitig steigen besonders in der aktuellen Wirtschaftskrise die Lebenserhaltungskosten rapide an. Besonders in Salzburg wird das Leben, Wohnen und Studieren immer teurer. Für ausländische Student_innen kommt noch erschwerend hinzu, dass sie nur in den seltensten Fällen eine Arbeitserlaubnis in Österreich erhalten und auch keine finanzielle Unterstützung vom Staat bekommen. Um Student_innen, die in eine soziale Notlage geraten sind, zu helfen, stellt das Sozialreferat der Österreichischen Hochschüler_innenschaft Salzburg wichtige Informationen für dich zur Verfügung. Du erfährst welche Leistungen von der ÖH Salzburg, von der Bundesvertretung der Österreichischen Hochschüler_ innenschaft und anderen Einrichtungen in Salzburg angeboten werden. Solltest du jedoch noch zusätzliche Informationen über diverse Unterstützungen, wie z.B. ein Stipendium brauchen, kannst du in der Sozialbroschüre der Bundesvertretung, die in der Kaigasse 17 aufliegt, nachsehen. Einen persönlichen Termin im Sozialreferat oder im Beratungszentrum kannst du ebenfalls gerne vereinbaren (Kontaktadressen siehe unten).

Leistungen der ÖH Salzburg Folgende Leistungen können alle ordentlich inskribierten Student_innen der Universität Salzburg beantragen, unabhängig davon ob sie auch Förderungen der ÖH Bundesvertretung in Anspruch nehmen könnten oder genommen haben.

1. Sozialstipendium: Ist für Student_innen vorgesehen, die ohne eigenes Verschulden in eine finanzielle Notsituation bzw. Schwierigkeiten gekommen sind. Dieses Sozialstipendium kann einmal im Studienjahr in Anspruch genommen werden und reicht von einer Höhe von 50€ bis 300€ (in Ausnahmefällen auch bis zu 600€). Einen Antrag für ein Sozialstipendium der ÖH Salzburg kannst du dir im Beratungszentrum (Kaigasse 17) oder auch in der ÖH selbst abholen. Du kannst den Antrag auch auf der Homepage der ÖH Salzburg (www.oeh-salzburg.at im Sozialreferat) herunterladen. Vollständig ausgefüllt kannst du den Antrag entweder wieder in der ÖH oder im Beratungszentrum abgeben bzw. die Unterlagen einfach an das Sozialreferat der ÖH-Salzburg schicken (Adresse siehe unten).

Welche Unterlagen und Dokumente du einreichen bzw. mitbringen musst, kannst du in den Sozialstipendienrichtlinen nachlesen. Diese findest du im Downloadbereich der Homepage der ÖH Salzburg.

2. Stipendium für Studierende mit Kind: Die Österreichische Hochschüler_innenschaft Salzburg bietet aufgrund der zusätzlichen finanziellen Aufkommen und der leider meist nicht ausreichenden staatlichen Unterstützung die aMöglichkeit für Studierende mit Kind, im Semester eine Unterstützung in der Höhe von maximal 250€ zu erhalten. Diese Förderung ist im Gegensatz zum Sozialstipendium der ÖH Salzburg jedes Semester unter erneuter Antragstellung und Genehmigung zu erhalten. Einen Antrag für ein Einen Antrag für ein Stipendium für Studierende mit Kind der ÖH Salzburg kannst du dir im Beratungszentrum (Kaigasse 17) oder auch in der ÖH selbst abholen. Ebenfalls findest du den Antrag auf der Homepage der ÖH Salzburg (www.oehsalzburg.at im Sozialreferat). Vollständig ausgefüllt kannst du dann den Antrag entweder wieder in der ÖH oder im Beratungszentrum abgegeben, bzw. die Unterlagen einfach an das ÖH-Sozialreferat schicken. Um eine rasche Bearbeitung der Anträge gewährleisten zu können, solltest du ihnen folgende Unterlagen beilegen: >> Studierendenausweis des Erziehungsberechtigten >> Inskriptionsbestätigung >> Mietvertrag >> Kontoauszüge der letzten 4 Monate >> Geburtsurkunde des Kindes >> Mutter-Kind-Pass >> Rechnungen (z.B. Kindergarten)

3.Fahrtkostenunterstützung: Die Österreichische Hochschüler_innenschaft Salzburg, in Kooperation mit dem SVV (Salzburger Verkehrsverbund) und dem Land Salzburg, bietet aufgrund der sehr hohen Preise der öffentlichen Verkehrsmittel eine Fahrkostenunterstützung an. In den kommenden Semestern stehen der ÖH-Salzburg 4000 Euro für diese Fahrtkostenunterstützung zur Verfügung. Nach lang-

wierigen Verhandlungen wurde uns diese Förderung endlich zugesprochen. Die Fahrtkostenunterstützung beträgt 25% des Ticketpreises. Wichtig hierbei ist bei der Antragstellung den Ticketbeleg beizulegen. Leider fallen in diese Förderung nur Tickets des SVV (Semesterticket in der Stadt Salzburg, Semesterticket nach Rif, etc.). ÖBB Karten können leider nicht gefördert werden. Falls dir nicht klar ist, ob dein Ticket in diese Förderung hineinfällt, kannst du natürlich jederzeit im Sozialreferat nachfragen. Abschließend sei noch gesagt, dass diese Leistungen nur von ordentlichen Student_innen der Universität Salzburg, die für das Semester der Antragstellung inskribiert sind, in Anspruch genommen werden können. Maßgebend für all diese Förderungen sind die Richtlinien für die Sozialstipendien der ÖH Salzburg, welche du ebenfalls im Downloadbereich der Homepage der ÖH Salzburg findest! Falls dir noch etwas unklar sein sollte, oder du gerne in einem persönlichen Gespräch über deine Lage sprechen willst, melde dich einfach beim Sozialreferat der ÖH Salzburg.

KONTAKTE Stipendienstelle Salzburg: Paris Lodronstr. 2 5020 Salzburg Tel: 0662/84 24 39 e-mail: stip.sbg@stbh.gv.at www.stipendium.at Sozialreferat der ÖH Salzburg: Kaigasse 28-30 5020 Salzburg Tel: 0662/8044/6000 e-mail: sozial@oeh-salzburg.at www.oeh-salzburg.at ÖH Beratungszentrum Salzburg: Kaigasse 17 5020 Salzburg Tel: 0662/8044/6001 e-mail: beratung@oeh-salzburg.at


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Kritik des Kapitals: Warum wir die Freie Marktwirtschaft abschaffen sollten von jxm

Quelle: SXC

Kapitalismus - muss weg!

Warum gibt es Armut, warum sind die Menschen fast immer im Stress? Warum müssen wir Angst um unseren Arbeitsplatz haben, warum gibt es so viel Druck in der Schule oder Uni? Für diese Fragen gibt es viele Erklärungen und entsprechende Verbesserungsvorschläge. Mal sind die gierigen Manager_innen schuld, oder die fehlende Nachhaltigkeit. Manche kritisieren den „neoliberalen Turbokapitalismus“ und sein Finanzsystem, andere sehen den Feind in den Ausländer_innen oder den Faulen, die ihr Schicksal nicht in die Hand nehmen wollen. Nur die kapitalistische Produktionsweise selbst soll partout ganz in Ordnung sein, da sind sich fast alle einig – meist ohne wirklich viel darüber zu wissen. Wie Kapitalismus funktioniert und warum diese Produktionsweise den meisten Menschen die in ihr leben zum Schaden ist – dafür möchte ich in diesem Text einige Argumente anführen. „Die Knappheit der Güter zu verwalten ist die Aufgabe einer jeden Volkswirtschaft“ - so oder so ähnlich steht es zumindest in jedem Buch der Volkswirtschaftslehre. Doch ist diese Knappheit eine Naturnotwendigkeit? Für Dorfgemeinschaften im Urwald: wahrscheinlich ja.

Für eine moderne Gesellschaft, die mit kompliziertester Technik und bester Organisation produzieren kann, ist sie das nicht. In der heutigen Welt wäre genug da, damit alle Menschen gut leben könnten. Das schließt auch „Luxuswaren“ wie z.B. Computer mit ein. Warum also die Knappheit? Weil die Menschen von den Gütern dieser Gesellschaft mit Gewalt ausgeschlossen sind. Alle Dinge im Kapitalismus sind Privateigentum: sie gehören jemandem, der/die damit machen kann, was er/sie will. Wer sich nicht an diese Eigentumsverhältnisse hält, wird vom bürgerlichen Staat unsanft daran erinnert. Wenn wir an den von Polizist_innen erschossenen Jugendlichen in Krems denken, wird das nur allzu deutlich. Meist ist das aber gar nicht nötig, da sich die Menschen sowieso an diese Regeln halten. Das Privateigentum ist entgegen der landläufigen Meinung kein Naturzustand – dass sich dieses Prinzip durchgesetzt hat, ist das Resultat sehr gewalttätiger Kämpfe. Man denke an die Industrialisierung oder die aktuellen Überführungen in Privateigentum, etwa durch die Enteignung der Ölinfrastruktur im Zuge des Irakkriegs. Gesellschaft lässt sich aber auch anders organisieren: Das zeigen in Ansätzen z.B. die Pariser Commune 1871 oder die soziale Revolution in Spanien 1936.

Privateigentum an Produktionsmitteln: Die Basis für die Ausbeutung Das Privateigentum zu kritisieren, klingt im ersten Moment vielleicht absurd. Schließlich haben wir

alle Gegenstände, die wir ungern mit allen teilen möchten. Darum, dass dein Nachbar deine Zahnbürste benutzt geht es dabei aber auch nicht. Privateigentum ermöglicht es, mit allen Produkten, die Menschen zum Leben brauchen, Geld zu machen. Die Frage, wie viel Eigentum eine_r hat, definiert dessen Stellung in der Gesellschaft. Manche haben so viel davon, dass sie nicht nur ihren eigenen Konsum damit bezahlen können, sondern darüber hinaus Geld in die Vermehrung ihres Eigentums investieren können. Zum Beispiel, indem sie Fabriken kaufen bzw. bauen lassen oder sich Wertpapiere von einem Unternehmen kaufen. Zentral für diesen Vorgang der Geldvermehrung sind diejenigen Einrichtungen, in denen all die Dinge produziert werden, die die Gesellschaft braucht: Die Produktionsmittel wie eben z.B. Fabriken. Diese gehören im Kapitalismus nicht allen Menschen gemeinsam, sondern den Kapitalist_innen. Im normalen Sprachgebrauch nennt man diese Leute Unternehmer_innen oder Arbeitgeber_innen. Die Kapitalist_innen sind durch ihre Verfügungsmacht über die Produktionsmittel in einer privilegierten Situation. Dadurch, dass ihnen die Produktionsmittel gehören, können sie die anderen, die freien Lohnarbeiter_innen, erpressen: „Entweder ihr arbeitet für uns und bekommt dafür einen Lohn oder ihr habt halt nichts“. Wer schon mal unselbstständig gearbeitet hat, kennt diese Situation. Das ist nicht einfach irgendeine Meinungsverschiedenheit, wie sie unter Menschen immer vorkommen kann. Das ist ein handfestes


Uni:Press Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnis zwischen Menschengruppen: den Besitzenden und den NichtBesitzenden. Eine Klassengesellschaft. Deshalb ist der Kapitalismus eben nicht nur eine Wirtschaftsordnung, sondern eine Gesellschaftsordnung. Die Lohnarbeiter_innen sind also in der Situation, sich an die Kapitalist_innen verkaufen zu müssen oder in Armut zu leben. Wobei auch ein Job bekanntlich keine Garantie für ein gutes Auskommen ist. In manchen Ländern ist diese Armut durch staatliche Sozialleistungen mehr oder weniger abgefedert, sie ist aber nie aufgehoben, denn sie hat den Zweck, dass Arbeiter_innen weiterhin ihre Arbeitskraft am Markt anbieten müssen, die dann für eine bestimmte Zeit der Kapitalist_in gehört. Gegenüber z.B. der

POLITIK & DEBATTE

und nicht gegen die Tat der vermeintlich besonders schlimmen „schwarzen Schafe“ unter den Kapitalist_ innen. Manchmal, aber auch nur, wenn sie sich dafür kämpferisch einsetzen (z.B. durch Streiks), schaffen es die Arbeiter_innen, den Kapitalist_innen mehr Lohn abzutrotzen. Jedoch: die Lohnerhöhung hat eine Grenze – diese ist erreicht, sobald die Kapitalist_in keinen ausreichenden Mehrwert abschöpfen kann, um in der Konkurrenz mit anderen Kapitalist_innen mithalten zu können. Das ist die Beschränkung des reformistischen Lohnkampfes: Wenn man im Kapitalismus einen Job will - und, weil man sonst verarmt: auch wollen muss -, muss man das Interesse der „Arbeitgeber_in“ immer mitberücksichtigen - zum eigenen Schaden.

Die „rastlose Bewegung des Gewinnens“

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sondern nur das zahlungsfähige Bedürfnis. Da die Kapitalist_innen aber den Lohn der Arbeiter_innen ständig nach unten drücken (bzw. unten halten), können sich die Arbeiter_innen gar nicht so viel leisten. Dadurch entstehen Absatzschwierigkeiten, das Kapital verwertet sich nicht mehr so gut. Die Kapitalist_innen versuchen dann für gewöhnlich, durch noch mehr Investitionen in die Zukunft (hierfür spielen die Finanzmärkte eine große Rolle) diesen Widerspruch zeitlich zu verschieben. Dann wächst der Kapitalismus wieder. Und irgendwann kracht es. Das Wachstum ist also die Flucht des Kapitalismus vor seinem inneren Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital – und die Krise der Beweis, dass diese Flucht nicht gelingen kann. Letztendlich sind es die Lohnabhängigen, die unter beidem am meisten Leiden. Denn wenn der Kapitalismus wächst, sind sie das Material für das Wachstum und müssen entsprechend schuften. In der Krise werden viele Arbeiter_innen dann nicht mehr gebraucht und sind arbeitslos - was wiederum auf diejenigen, die dann noch einen Job haben, zusätzlichen Druck ausübt.

Vorschlag:

Immer mehr Wachstum - warum eigentlich?

Feudalgesellschaft mit ihrer Leibeigenschaft ist kapitalistische Herrschaft wesentlich vermittelter und somit weniger offensichtlich – ja sie setzt sich gerade durch personale Freiheit durch.

Was ist Profit? Arbeitskraft wird also zur Ware gemacht, die wie alle anderen Waren auf einem Markt gehandelt wird, dem Arbeitsmarkt. Wenn es auf diesem Markt nicht genug Arbeitsplätze für alle gibt (und das ist die Normalsituation), so spricht man von Arbeitslosigkeit. Eigentlich eine tolle Sache, könnte man meinen – es gibt weniger zu arbeiten, alle haben mehr Freizeit. Im Kapitalismus ist das aber ein echtes Problem. Weil die Arbeit nicht für die Lohnarbeiter_innen organisiert ist, sondern die Lohnarbeiter_innen lediglich das Material für den Profit anderer sind, müssen diese sich um die knappen Jobs streiten. Jeder Mensch steht in Konkurrenz zu den anderen – anstatt dass die Menschen gemeinsam und solidarisch die Dinge herstellen, die sie brauchen. Ich habe eben den Profit erwähnt. Wo kommt dieser eigentlich her? Kurz gesagt ist es so: Wenn Arbeiter_ innen für Kapitalist_innen arbeiten, so erhalten sie nicht den Wert der von ihr produzierten Ware als Lohn. Das Produkt ihrer Arbeit gehört ja der Kapitalist_in. Als Lohn erhalten sie etwa so viel, wie sie brauchen, um einigermaßen überleben zu können – um am nächsten Tag wieder zur Arbeit zu gehen. Die Differenz zwischen dem Lohn der Arbeiter_in und dem Wert des hergestellten Produkts ist der Mehrwert. Dieser wiederum ist die Quelle des Profits, also die Quelle der Bereicherung der Kapitalist_innen. Marx nennt das Ausbeutung. Ökonomisch gesehen ist das die gleiche Ausbeutung wie z.B. in einer Sklavengesellschaft – sie hat nur die Form der freien Lohnarbeit angenommen. Man kann sich merken: Wo immer Profit ist, ist auch Ausbeutung. Gegen diese ökonomische Tatsache im Kapitalismus richtet sich die Kritik von Marx –

Der Profit aus der Ausbeutung kommt jedoch nicht vollumfänglich dem Konsum der Kapitalist_innen zugute. Tatsächlich wird ein großer Teil reinvestiert, um noch mehr Profit zu machen. Dafür sorgt schon die Konkurrenz der Kapitale untereinander. Produziert wird im Kapitalismus also nicht für den Konsum der Kapitalist_innen, auch nicht für den einzelnen Gewinn, sondern für die „rastlose Bewegung des Gewinnens einer Verwertungsmaschine“, wie Marx es ausdrückt. Dieser Widerspruch ist ein Alleinstellungsmerkmal des Kapitalismus. So etwas hat es vorher nie gegeben. Er kann aber nicht als Entschuldigung für die Kapitalist_innen gelten. Sie sind nicht hilflose Subjekte in einer „Verwertungsmaschine“, sondern sehr aktiv im eigenen Interesse an der Aufrechterhaltung dieser Form von Produktionsweise beteiligt – Ausbeutung ermöglicht ihnen ein sehr gutes Leben. Wenn man das Funktionieren des Kapitalismus so erklärt hat, dann können einige vorgebrachte Verbesserungsvorschläge für den Kapitalismus keine Lösung für die sich stellenden sozialen Fragen sein:

Vorschlag:

Das Wachstum bremsen, die Finanzmärkte richtig beschränken – dann gibt es auch keine Krise! Tatsache ist: Kapitalismus muss aus seiner inneren Logik heraus wachsen und erzeugt das Konkurrenzprinzip auch für die Kapitalist_innen. Sie wollen und müssen sich wechselseitig übertrumpfen, um auf dem Markt zu bleiben. Deswegen bauen sie mit enormen Geldsummen ihre Produktion aus. Das Wachstum hat aber noch einen anderen Grund: Im Kapitalismus werden die Arbeiter_innen ausgebeutet, gleichzeitig müssen die hergestellten Produkte aber auch von den Arbeiter_innen gekauft werden. Sonst sind die Produkte nichts wert, stehen rum und vergammeln – selbst dann, wenn es Menschen gibt, die diese Güter dringend brauchen könnten. Was im Kapitalismus zählt, ist schließlich nicht das Bedürfnis,

Kapitalismus geht auch ohne Armut – man muss nur richtig umverteilen! Tatsache ist: Wenn Arbeit über das Kommandosystem eines Marktes organisiert ist, so muss man die Menschen unter die Armutsgrenze drücken. Denn sobald die Lohnarbeiter_innen wohlhabend genug sind, um ihre Arbeitskraft nicht mehr verkaufen zu müssen, bricht das System der Lohnarbeit zusammen. Das setzt der Umverteilung enge Grenzen. Zudem widerspricht jede Umverteilung dem Interesse der Kapitalist_innen an Profitmaximierung, muss also gegen ein sehr mächtiges Interesse durchgesetzt werden. Die Weltmarktkonkurrenz wirkt hier zusätzlich verschärfend. Deswegen ist auch das Konzept eines bedingungslosen Grundeinkommens, das mehr ist als eine bessere Sozialhilfe, zwar eine sympathische Idee – innerhalb des Kapitalismus jedoch ohne die Chance einer Durchsetzung.

Einen netten Kapitalismus – das gibt es nicht! Abschließend lässt sich feststellen: Es gibt keinen netten Kapitalismus. Denn um den Kapitalismus netter zu machen, müsste man an seiner Grundlage sägen – dem Profit und dem Privateigentum an Produktionsmitteln. Das wiederum bringt das System insgesamt ins Stocken: Arbeitsplätze gehen verloren, die Unternehmen (und somit die Nation) fallen in der internationalen Konkurrenz zurück usw. Dann bleibt auch der idealistischsten Politiker_in an der Macht (vorrausgesetzt, er/sie will das System erhalten) nur noch die Möglichkeit, die Profite wieder anzukurbeln – und das wird erreicht durch Disziplinierung der Arbeiter_innen und Gefälligkeiten ans Kapital. Das heißt umgekehrt natürlich nicht, dass nicht auch gewisse Verbesserungen innerhalb des Systems machbar und wünschenswert sind. Diese Möglichkeiten sind aber sehr begrenzt und immer von ihrer erneuten Abschaffung bedroht. Ein gutes Leben für alle: Das ist durch Reformen des Kapitalismus nicht zu haben. Da das Thema Kapitalismuskritik doch recht komplex ist und sich auch in einem doppelseitigen Artikel nicht umfassend behandeln lässt, empfehle ich zur weiteren Lektüre z.B. die Einführung in die Kritik der Politischen Ökonomie von Michael Heinrich. Falls du an einem kritischen Lesekreis teilnehmen möchtest, kannst du dich gerne bei uns melden! Anmerkung: In der ÖH ist die Positionierung gegenüber dem Kapitalismus nicht unumstritten. In der nächsten Uni:Press erscheint daher eine Gegenkritik zu diesem Thema.


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POLITIK & DEBATTE

Wir bestimmen selbst! Text vom Infoladen Salzburg, Teilquelle Rosa Antifa Wien

Am 1. 1. 1975 trat die sogenannte Fristenlösung in Kraft. Nach langen und harten politischen Kämpfen, vor allem gegen die ÖVP und andere rechtskatholische Kreise, wurde es für Frauen in Österreich endlich möglich, einen Schwangerschaftsabbruch zumindest straffrei durchführen zu lassen. Doch die konservativen und klerikalfaschistischen Kreise können sich nicht damit abfinden, dass Frauen über ihren Körper und ihr Leben selbst entscheiden. “Lebensschützer_innen” - wie sich die Möchtegern-Retter_innen von Zellhaufen gerne nennen – treiben weltweit ihr Unwesen. Ihre Methoden reichen dabei von Bombenanschlägen auf Abtreibungskliniken (z.B. in den USA) über Psychoterror bis zu Klagen gegen Aktivist_innen. Die Fristenlösung stellt einen Schwangerschaftsabbruch unter Straffreiheit, wenn bestimmte Bedingungen zutreffen. Das heißt: Auf eine Bestrafung wird zwar verzichtet - ein Verbot und die damit einhergehende Stigmatisierung bestehen aber trotzdem weiter. Hardliner_innen reicht dies freilich noch nicht: Angriffe gegen die Fristenlösung gab es in den letzten Jahren immer wieder, vor allem von der schwarzblauen Regierung bekamen die Abtreibungsgegner_innen Unterstützung. So versicherte Wolfgang Schüssel einem Abtreibungsgegner: „Wir haben uneingeschränkte Achtung vor dem ungeborenen Leben und lehnen Schwangerschaftsabbrüche grundsätzlich ab. [...] eine entsprechende Änderung der gesetzlichen Regelungen wird von der ÖVP angestrebt [...].” Auch die Kirche wird nicht müde, die Fristenlösung zu attackieren. Für Hardliner_innen wie den katholischen Weihbischof Andreas Laun würde eine Strafe eine “Schutzfunktion” erfüllen: „Niemand könnte mehr öffentlich für Abtreibung eintreten [...]. Väter könnten ihr Kind leichter retten, wenn es die Mutter abtreiben lassen will.” Gegen den Willen der Frau?! Degradiert zum Brutkasten?!

Die Selbstbestimmung der Frau über ihren eigenen Körper – leider keine Selbstverständlichkeit Dass schwangere Frauen selbst entscheiden können, wird strikt abgelehnt, wie Laun deutlich macht: „Die Entscheidung zur Abtreibung kann man so wenig respektieren, wie die Entscheidung zu irgendeinem anderen Verbrechen oder Unrecht. Ich kenne niemanden, der, nachdem ihm seine Brieftasche gestohlen worden ist, sagt, man müsse die Entscheidung des Diebes respektieren.” Diese Aussage zeigt auch, wie klar sich für Laun die “Besitzverhältnisse” darstellen: Frauen und Kinder stehen nach dieser Logik im Besitz des Mannes! In dem Glauben an die Überlegenheit einer so genann-

Hölle der Vernunft – Abtreibungsgegner_innen beim 1000-Kreuze-Marsch unter einem Transparent von Gegendemonstrant_innen auf dem Müllnersteg

ten “abendländischen Bevölkerung” formuliert Laun: „Wenn Europa die eigene Bevölkerung ausrottet, wird es zu einem großen Altersheim. Es entsteht ein Vakuum, in das andere Völker einströmen.” Diese völkische Ideologie erinnert stark an rassistische Aussagen von Rechtsextremen und Nazis, die vor einer “Umvolkung” warnen. Es ist ungeheuerlich, dass sich noch immer Menschen anmaßen, über den Körper von Frauen bestimmen zu wollen. Der Weg zur Fristenlösung in Österreich war ein langer Kampf. Seit dem 1. 1. 1975 kann eine Schwangerschaft bis zum dritten Monat straffrei abgebrochen werden, danach nur aufgrund medizinischer Indikationen. Ärzt_innen können sich aus “Gewissensgründen” weigern, einen Abbruch vorzunehmen. Voraussetzung für einen Abbruch ist die Durchführung durch eine_n Ärzt_in und eine vorhergehende ärztliche Beratung. Abtreibungsgegner_innen fordern ein zusätzliches verpflichtendes Beratungsgespräch durch eine ihnen nahestehende Organisation. Nicht nur, dass sie Frauen als unmündig ansehen, sie versuchen den Weg zum gewünschten Abbruch so schikanös wie möglich zu machen. Abtreibung wird immer noch von vielen als moralisch verwerflich angesehen: vor allem jene, die ohnehin nie in die Situation kommen, schwanger zu werden – die Männer - sind schnell mit einer Verurteilung zur Stelle. Abtreibung ist nur straffrei; es handelt sich um eine Straftat, von deren Bestrafung abgesehen wird. Die gesetzliche Regelung ist aber im Strafgesetzbuch zu finden! Das erleichtert es, Frauen, medizinische Einrichtungen und Ärzt_innen anzugreifen und moralisch unter Druck zu setzen.

Die Methoden der Hardliner_innen Gezielt versuchen Abtreibungsgegner_innen, durch Fehlinformationen über den Eingriff Ängste zu wecken und z.B. durch Darstellungen von Plastikembryonen Schuldgefühle zu erzeugen. Befruchtete Eizellen, Zellhaufen oder Embryonen werden als “ungeborenes Leben” bezeichnet und damit suggeriert, es würde sich

schon um ein Kind handeln. Die Sprache wird eingesetzt, um davon zu überzeugen, dass Schwangerschaftsabbrüche, und somit die Freiheit von Frauen, über ihren Körper und ihr Leben zu entscheiden, ein furchtbares Verbrechen sei. Dabei schrecken sie auch vor keinem noch so unzulässigen oder revisionistischen Vergleich zurück, so gehört etwa der Spruch “Abtreibung ist Mord” zu den ideologischen Standardfloskeln, die Fristenlösung wird als “Babycaust” bezeichnet. In Krankenhäusern wird versucht, Druck auf die Ärzt_ innen und das Krankenhauspersonal auszuüben, damit diese sich weigern, den Eingriff durchzuführen. Weltweit lungern Abtreibungsgegner_innen vor Kliniken und Praxen, die Schwangerschaftsabbrüche anbieten, herum. Manche beten still vor sich hin oder halten ihre Propagandabilder hoch, andere versuchen, Frauen vom Betreten der Klinik abzuhalten. Unter anderem versuchen sie, sich als Beratungsstelle auszugeben und geleiten dann Frauen in ihre Büros, wo sie diese dann mit Propagandamaterial und Horrorszenarien von einer Abtreibung abzubringen versuchen. Das Hauptziel ist, die Kliniken und Praxen auf Dauer zu schließen.

Die FPÖ will Gebährprämien Auch auf parlamentarischer Ebene haben die Abtreibungsgegner_innen großen Einfluss. So stellte die FPÖ mehrere parlamentarische Anfragen, mit dem Ziel die Fristenlösung abzuschaffen, oder zumindest eine Verschärfung herbeizuführen. Nachdem sich die Fristenlösung aber nicht so leicht ganz abschaffen lässt, versuchen sie möglichst viele Hürden einzubauen. So fordern etwa “Männerrechtler” ein Mitentscheidungsrecht für den Mann, ohne Unterschrift des “Samenspenders” sei die Frau nicht entscheidungsfähig, geschweige denn -befugt, so offenbar die verquere Logik. Da es in Österreich keine Statistik über entsprechende Eingriffe gibt, wollen Abtreibungsgegner_innen die zentrale Erfassung von Schwangerschaftsabbrüchen. So sollen Frauen ihr Motiv für den gewünschten Eingriff nennen und damit unter Druck gesetzt werden. Soziale/finanzielle Gründe werden eher akzeptiert als eine Frau, die einfach keinen Bock auf ein Kind hat.


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Auch der römisch-katholische Weihbischof Andreas Laun nimmt am 1000-Kreuze-Marsch teil

Abtreibungsgegner_innen vor dem LKH. Im Hintergrund Transparente der Gegendemonstrant_innen

Die FPÖ in ihrem völkischen Wahn fordert sogar Gebärprämien für Frauen, die die ersehnten neuen Staatsbürger_innen zur Welt bringen. Jene, die in ihrer Lebensplanung keine Kinder vorgesehen haben sollen bestraft werden - in dem sie aus dem Pensionssystem ausgeschlossen werden! Wer gegen Abtreibung ist, will verhindern, dass Frauen die Kontrolle über ihre “Reproduktionsfähigkeit” haben: sie sollen auf die Rolle der Mutter zurückverwiesen werden. Frauen sollen belohnt/bestraft werden - je nachdem ob sie Kinder bekommen oder nicht? Warum? Müssen Frauen Kinder kriegen, bloß weil sie

es theoretisch könnten? Über den eigenen Körper zu bestimmen, gehört zu den grundsätzlichen Rechten eines Menschen, nur gelten diese für Frauen offensichtlich nicht! Dies hat nicht selten tödliche Konsequenzen: Laut WHO stirbt alle sieben Minuten auf der Welt eine Frau an den Folgen eines illegalen und medizinisch nicht korrekt durchgeführten Schwangerschaftsabbruchs. Ein unsicherer Schwangerschaftsabbruch ist weltweit die häufigste Todesursache schwangerer Frauen, obwohl es ganz einfach wäre, dies zu ändern.

Es ist Zeit für Widerstand! Es gibt keine guten oder schlechten Gründe, egal, aus welchem Grund eine Frau eine Schwangerschaft abbrechen will: Es ist ihre Entscheidung und diese ist zu respektieren! Da braucht keine_r, auch nicht der Vater, zu verurteilen oder ihre Mündigkeit infrage stellen. Jeden ersten Samstag im Monat treffen sich Abtreibungsgegner_innen vor dem LKH in Salzburg (auf der Müllnerseite). Ebenso findet am gleichen Ort eine Gegenkundgebung statt, sie beginnt jeweils um 10.00 Uhr.


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Drei Tage in Oberwart – Ein Bericht über die Situation der ethnischen Gruppen in Burgenland von Johanna Fusseis und Sarah Meissner

Student_innen des Fachbereiches Linguistik der Universität Salzburg machten im Rahmen des Projektpraktikums „Sprachliche Minderheiten in Österreich“ eine dreitägige Exkursion nach Oberwart im Burgenland. Dort betrieben die Student_innen Feldforschung und interviewten Roma, Kroaten und Ungarn, aber auch gebürtige Österreicher_innen zur Situation der erwähnten ethnischen Gruppen.

Bildquellen: Privat

So manche Ortstafel könnte sich hieran ein Vorbild nehmen

Doch herrschte nicht immer ein so großes Interesse an der eigenen sprachlichen Identität. Aus diesem Grund haben Eltern und Großeltern ihre Muttersprache nicht mehr weitergegeben und es wurde mit den Kindern nur mehr Deutsch gesprochen. In den letzten Jahren

Die Student_innen teilten sich in drei Gruppen auf, die jeweils eine der drei ethnischen Gruppen in Augenschein nahm. Diese haben sich vor Jahrhunderten in Österreich angesiedelt, wodurch eine eigene burgenländische Varietät der jeweiligen Sprache entstand.

Die Roma stehen nach wie vor am Rande des gesellschaftlichen Lebens. Der Bombenanschlag mit rechtsextremistisch-rassistischem Hintergrund im Jahre 1995, der vier Menschen das Leben kostete, verschaffte den Roma zwar kurzzeitig öffentliche Aufmerksamkeit, doch kam es dadurch zu keiner dauerhaften Integration. Sie selbst schätzen ihre Zukunftsaussichten als ethnische Gruppe weiter zu bestehen als düster ein.

Die Studierenden besuchten die einzigartigen zweisprachigen Bildungseinrichtungen: In Oberwart sind Kindergarten, Volksschule sowie das Bundesgymnasium zwei- bzw. sogar dreisprachig organisiert. Die Pädagog_innen stammen größtenteils selbst aus einer der ethnischen Gruppen, die Kinder allerdings nicht immer. So besuchen auch Kinder aus deutschsprachigen Familien den zweisprachigen Schulzweig, um Kroatisch bzw. Ungarisch zu lernen. Romanes wird nur an der Volksschule Unterwart angeboten, jedoch nur von wenigen Schüler_innen besucht, da die Anzahl der Romakinder in den letzten Jahren stetig abnahm.

stieg allerdings das Prestige von Ungarisch und Kroatisch wieder an. Kultur- und Gesangsvereine bemühen sich nun um die Erhaltung der burgenländischen Varietäten. Vor allem seit dem Fall des Eisernen Vorhangs und des EU-Beitritts Ungarns wird die Kenntnis der Sprache des Nachbarlandes als vorteilhaft für die wirtschaftliche Zusammenarbeit und somit auch als wertvoll für Karriere- und Berufschancen gesehen.

Das Burgenlandsromanes wurde in den letzten Jahren von Grazer Sprachwissenschaftler_innen verschriftlicht, doch wird Romanes aufgrund des niederen Prestiges und verbundenen Vorurteilen von den jüngeren Menschen nicht mehr gesprochen.

Student_innen der Linguistik besuchten die mehrsprachigen Bildungseinrichtungen in Oberwart

Da Sprache ein wertvoller Teil der Identität ist, legen die ethnischen Gruppen vermehrt Wert darauf, ihre Sprache und Kultur am Leben zu erhalten und an die nächste Generation weiterzugeben.

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WISSEN & KULTUR

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Die Stimmen der Salzburger Jugendkultur von Simone Rudigier

Quelle (alle Bilder): tdjk.net

Zum zweiten Mal wurde am 16. und 17. Oktober der „Tag der jungen Kultur“ in der Salzburger Altstadt veranstaltet. Mit einem bunten und vielseitigen Programm lockte die Initiative K. (sprich: K-Punkt) rund 60 Künstler_innen auf die Bühne und fachte das Feuer für kulturellen Austausch sowohl bei den Mitwirkenden als auch bei den Besucher_innen an. Nach dem letztjährigen „Tag der jungen Kultur“ unter dem Motto „junges Salz“, der als erster Aufzeiger für die Szene in Salzburg erfolgreich war, sollte sich die diesjährige Veranstaltung mit einer aktuellen Debatte künstlerisch auseinandersetzen. Es handelte sich dabei um ein Thema, das besonders die heutige Jugend betrifft und auch den mitwirkenden Künstler_innen und natürlich der Initiative für junge Kultur alias K. sehr am Herzen liegt: Die Suche nach dem menschlichen

Was anderes als Festspiele: Am Tag der Jungen Kultur kommen auch alternative Kunstformen zum Zug

der Veranstaltung zu sensibilisieren und natürlich auch zu begeistern. Nach der Eröffnung am Freitag Nachmittag im Kapitelsaal wurden an verschiedenen Standorten in der Altstadt, von der Kollegienkirche bis zur Engelapotheke in der Linzergasse, den Künstler_innen Bühnen zur Verfügung gestellt um ihre Meinungen und Darbietungen an den Mann/Frau zu bringen.

Auch Schauspielkunst von jungen Künstler_innen gab es am Tag der jungen Kultur zu bestaunen

Maß. Als Grundlage dafür wurden die Arbeiten von niemand Geringerem als dem salzburger Philosophen Leopold Kohr herangezogen. Unter den Schlagwörtern „Zuschauen-Staunen-Mitmachen“ sollte das Programm auch zur Reflexion des Gesehenen einladen und ein Bewusstsein für das menschliche Maß in Sachen Konsum, Freizeitgestaltung etc. wecken. Malerei, Lesungen, Konzerte, aber auch Workshops und Diskussionen, es wurde wirklich kein Medium des direkten zwischenmenschlichen Kontakts ausgelassen, um die Besucher_innen für das Rahmenthema

gegründet. In diesem Diskurs wurde kritisiert, dass in Salzburg kaum eine Jugendkultur existiere. Zu dritt haben Christian Stockhammer, Christoph Kendlbacher und Evelyn Schlegel sich entschlossen das Gegenteil zu beweisen und K. gegründet. Mit dieser Initiative haben sie eine großartige Möglichkeit zur Vernetzung junger Künstler_innen in Salzburg geschaffen. Ihre Aufgabe sehen sie

Bands heizten auf dem Kapitelplatz ein

K. - Initiative für junge Kultur

darin, junge Kulturschaffende abseits der Festspiele aus der Reserve zu locken und eine Plattform für Kooperation und Austausch zu bieten. Nach dem erfolgreichen ersten Tag der jungen Kultur im Mai 2008 startete das Team, das dieses Jahr durch Désirée Lampert Zuwachs bekommen hat, nun erneut mit einem kleinen Festival für die große Salzburger Jugendkultur.

Der Verein wurde im Herbst 2007 als Antwort auf die Podiumsdiskussion, veranstaltet von den Salzburger Nachrichten, zum Thema „ Junge Kultur – Hochkultur“,

Ihre Strategie, Kunst, Kultur und Kreativität auf den Punkt zu bringen, ist dieses Jahr zur Freude aller Beteiligten wieder aufgegangen.

An beiden Tagen wurden rund 300 Besucher_innen gezählt. Die Organisation wurde dabei vom K.-Team, das aus vier ehrenamtlich tätigen jungen Leuten besteht, übernommen. Doch wer und was steckt eigentlich hinter K.?


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„Es irrt der Mensch so lang er strebt.“ von Stefanie Breinlinger

Im Landestheater sind die Produktionen der aktuellen Spielzeit mit der „menschlichen Natur“ befasst. Der neue Intendant Carl Philipp von Maldeghem tritt seine Intendanz mit nichts Geringerem als der Inszenierung des ersten Teils der FaustTragödie an, selbstredend ein Klassiker der Weltliteratur und Lebenswerk Goethes, das ihn insgesamt 60 Jahre in Anspruch genommen hat.

in seiner Hybris nicht nur die Ratten, sondern bezeichnenderweise sich selbst zum Versuchskaninchen. Für Maldeghem ist Dr. Faust ein abgeklärter Naturwissenschaftler, souverän dargestellt von Christoph Wieschke, der über Leichen geht und sich nahezu mit Leichtigkeit über moralische Grenzen hinwegsetzt. So erscheint es fast logisch, dass Faust sich bewusst Mephistoteles, gespielt von Sascha Oskar Weis, zuwendet und mit ihm einen Pakt schließt, um sein vermeintlich aussichtsloses Erkenntnisstreben nach dem „Was die Welt/ im Innersten zusammenhält“ zu verdrängen. Die Ablenkungen, mit denen Mephisto Faust zu zerstreuen versucht, laufen ins Leere, bis der Wissenschaftler das unschuldige Gretchen trifft, der er vom ersten Augenblick an verfällt. Mephisto, der teuflische Begleiter, den Goethe Faust zur Seite stellt, agiert am Anfang des Stücks nicht überzeugend, sodass der „Prolog im Himmel“ bei al-

triebhaft, um für die verbleibende Dauer des Stücks starke Bühnenpräsenz zu zeigen. Das stark betonte Spannungsverhältnis zwischen den Protagonisten, das zwischen harmonischer Kooperation und offenem Konflikt schwankt, trägt zum dramaturgischen Reiz der Inszenierung maßgeblich bei. Mit Reizen geizt auch das eigenwillige Bühnenbild nicht. So überrascht die Aufführung etwa mit dem Einsatz einer schiefen Ebene, die von Faust und Mephisto bespielt wird, was den Darstellern zwar einiges an Anstrengungen abverlangt, dafür starke Bilder inszeniert. Obwohl das Werk natürlich die Bühnenumsetzung fordert, wartet die Aufführung mit großer Bildmächtigkeit auf. So sorgt Mephisto schon mal für Regen und Feuer auf der Bühne, unterstützt von der Bühnentechnik und Spezialeffekten. Aber auch der Einsatz von Marionetten, verwirklicht in einer Kooperation mit dem Salzburger Marionettentheater, wie etwa beim „Pudel“, der sich als Teufel entpuppt, prägt

Faust verliebt sich in das unschuldige Gretchen - stark gespielt von Shantia Ullmann

„Habe nun, ach! Philosophie,/ Juristerei und Medizin,/ Und leider auch Theologie!/ Durchaus studiert, mit heißem Bemühn./ Da steh ich nun ich armer Tor!/ Und bin so klug als wie zuvor;“ klagt der mit sich selbst und der Welt hadernde Heinrich Faust. Als er diese Verse ausspricht, verabreicht der rastlose Gelehrte einer Versuchsratte eine Injektion, um die Daten seiner Testreihen sogleich hektisch in den Laptop zu tippen. Denn wer sich ein verstaubtes Studierzimmer erwartet, wird von einem modernen, aufgeräumten Labor, von Ratten bewohnten Experimentalkästen überrascht. In der modernen Interpretation des Stücks macht Faust

ler Komik etwas flach wirkt. „Der Herr“ wird von der Schauspielerin Anna Unterberger dargestellt, was dieser Szene insofern eine besondere ironische Qualität verleiht, als sie entgegen dem Original die Zuschreibungen der Geschlechter vollständig durchbricht. Ebenfalls abweichend vom literarischen Vorbild, zeigt sie sich als Gott immer wieder, den Verlauf der Wette beobachtend, und stellt auf diese Weise eine gelungene Verbindung zur Rahmenhandlung her. Doch spätestens nach dieser Episode geht Mephisto in seiner Rolle auf und gibt sich authentisch gemäß der literarischen Vorlage spöttisch, lasziv, genusssüchtig und

den eigenständigen Charakter der Inszenierung. In aller Kühnheit nimmt sich Maldeghem des sprachgewaltigen Werks doch feinfühlig an, sodass Goethes Intention stets Rechnung getragen ist. Der raffinierten Dramaturgie ist die überaus kurzweilige, unterhaltsame Aufführung zu verdanken. Ein Beispiel dafür ist eine Schlüsselszene, in der Gretchen seinen Geliebten mit der schwerwiegenden Gretchenfrage konfrontiert, was mit harmlosem Federballspiel kontrastiert wird. Leider fällt die Gretchentragödie trotz ihres Stellenwerts für das Stück einer erheblichen Kürzung zum Opfer, die Reduktionen vom Original finden insbesondere zum Schluss hin statt. In der Gesamtbetrachtung tut


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RAUS AUS DEM HÖRSAAL, REIN INS THEATER!

Mephisto zeigt Faust auf effektvolle Weise die Freuden eines ausgelassenen Lebens

Faust I

STUDENT/INNEN MITTWOCH Lust auf eine wirklich gute Vorstellung? Wir hätten da einen Vorschlag! Für Mittwochsvorstellungen erhalten StudentInnen ganztägig, von 9 – 17 Uhr, sowie an den Abendkassen den Last-Minute-Preis:  4,– für Schauspiel € 6,– für Musik- und Tanztheater € 12,– für Vorstellungen des Landestheaters im Haus für Mozart oder im Großen Festspielhaus

LAST MINUTE TICKETS

Dr. Faust untersucht eine Laborratte

Für alle, die Mittwoch abends schon was vorhaben, gibt es immer ab 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn Last Minute Tickets.

(Aktionen gültig für StudentInnen bis 26 Jahre, keine Vorreservierung möglich, gilt nicht für Gastspiele)

INFOS und BUCHUNG: Salzburger Landestheater · + 43 (0) 662 / 87 15 12 - 222 service@salzburger-landestheater.at www.salzburger-landestheater.at

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dies der Konsistenz der Handlung jedoch keinen Abbruch. So entschädigt der emotionsgeladene Schluss mit einem spektakulären Abgang und großer Intensität, was vor allem der starken Gretchen-Darstellerin Shantia Ullmann geschuldet ist. Das Drama Faust I hat an brennender Aktualität nichts eingebüßt, sondern im Gegenteil, sogar noch gewonnen. Die Figur Faust zeigt schonungslos menschliche Abgründe auf, sein faustisches Streben ist dabei umgemünzt in bedingungslosen Fortschrittsglauben. Mit Gewissheit erreicht die großartige und gefällige Umsetzung des Werks die Zuschauer und gibt Einblicke in die Natur des Menschen. Das Stück, wie es gezeigt wird, leistet die Aufgabe einer Auseinandersetzung mit dem, was die Menschen der Gegenwartsgesellschaft

23.10.2009 13:45:44 Uhr

bewegt. Dies ist bekanntlich auch Anspruch des Intendanten, nämlich eine Mittlerfunktion einzunehmen, zwischen politischen Verhältnissen und der Gesellschaft, in einer Zeit, in der sich die Menschen immer mehr von dieser abwenden.

Die Uni:Press verlost in Kooperation mit dem Landestheater zwei mal zwei Karten für die Faust-Aufführung am 11. Dezember um 19.30. Um an der Verlosung teilzunehmen, schicke eine E-Mail mit dem Betreff „FaustVerlosung“ an presse@oeh-salzburg.at. Die Gewinner_innen werden spätestens drei Tage vor der Aufführung per E-Mail kontaktiert.


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Waldklang - Das Winterfestival mit Kunst und Kultur im Waldbad Anif! Christkind vom Waldklang verbannt

Bildquellen: Privat

von Fang Liang He (ÖH Kulturreferent)

Zum zweiten Mal nun wollten wir vom Kulturverein cougar:T ein Winterfestival der besonderen Art mit einem vielfältigen und qualitativ hochwertigen Programm veranstalten. Im schönen Ambiente des Waldbades Anifs gingen letztes Jahr die Lichter in den weißen, am See aufgebauten Pagoden an und erzeugten eine einzigartige und in Salzburg noch nie da gewesene weihnachtliche Stimmung, die jung und alt gleichermaßen begeisterte. Das Aufgebot an Möglichkeiten beim Waldklang Winterfestival 2008 war bunt, vielschichtig, jung und überzeugend. Das Ambiente idyllisch, verträumt und lud mit seiner unvergleichlichen Atmosphäre zu mehr Farbe in den grauen Winternächten ein. Aber nicht nur das in Szene gesetzte Waldbad überzeugte die zahlreichen Besucher_innen, sondern auch das extrem vielschichtige Programm ließ keine Wünsche offen. Waldklang08 bediente sich fast aller Genres und bot authentische Kunst- und Kulturveranstaltungen. Über 60 engagierten Künstler_innen wurde eine innovative Plattform geschaffen, sich zu präsentieren und mit anderen Kunst treibenden zu interagieren und kommunizieren. Von jungen Filmemacher_innen, Musikbands, Theater, Kabarett, traditionellem Kunsthandwerk am Markt bis hin zum gemütlichen Glühwein und exotischen Speisen, bot das Waldklang Festival für jede_n etwas. 2008 konnten wir unter anderem den Kabarettisten Bernhard Ludwig, das Theater Ecce und Musiker_nnen wie Martin Klein, Coshiva, The Pond Pirates und Florian Meindl für unser Projekt begeistern. Auch Kinder und Junggebliebene kamen bei Waldklang nicht zu kurz. Vom Waldspaziergang über Ponyreiten bis hin zu Märchenerzählungen von Chris Ploier am gemütlichen Lagerfeuer war das Programm weit gefächert. Neben einer großen Bereicherung für die Salzburger Kulturszene war es vor allem eine gelungene Alternative zum traditionellen Christkindlmarkt. Eine Alternative, die im ersten Veranstaltungsjahr 2008 mehr als 10.000 Besucher_innen zu schätzen wussten.

An den vielfältigen Ständen konnten sich die Besucher_innen an traditionellem Kunsthandwerk oder exotischen Speisen erfreuen

Auch 2009 ist dieses einzigartige Winterfestival im Waldbad Anif geplant gewesen. Musik von Mauf, Tobias Pötzelsberger, Mel, Komponist und Gitarrist Agustin Castilla-Avila, Sängerin Katharina Schwarz, NoiZ Guitar Duo und dem Cellisten David Eggert, darunter auch Kunstaktionen von Thomas Stadler und OD CHI, Workshops, ein Funsport-Weekend und Veranstaltungen mit der Radiofabrik und Mark; nur um ein paar Programmpunkte zu nennen.

Die Künstlerin Coshiva sorgte beim Waldklang 2008 für Stimmung.

Doch dieses Jahr kann Waldklang trotz intensiver Bemühungen des Kulturvereins cougar:T mit Unterstützung des Kultur-Referates der ÖH-Salzburg leider nicht stattfinden. Grund hierfür ist die Berufung der Landesumweltanwaltschaft Salzburg (LUA) gegen unseren positiven Bescheid der Bezirkshauptmannschaft Salzburg Umgebung. Die Ursachen sind für uns nicht nachvollziehbar. Das Gutachten vom Naturschutz sowie das durchgeführte Monitoring in Form von Lärmmessungen,

statistischen Erhebungen und Fotografien vom Gelände im Jahr 2008 ließen jedenfalls keine Fragen offen. Jegliche Bemühungen einer außergerichtlichen Einigung wurden trotz wiederkehrender Gespräche abgelehnt. Der nun vorliegende Einspruch der LUA hat drastische Konsequenzen für unseren Kulturverein und Waldklang. Es wird uns die Zeit genommen das Festival rechtmäßig durchführen zu können, obwohl kommende Verhandlungen positiv für uns ausgehen werden. Wir haben eine große Verantwortung anderen gegenüber, deshalb können wir das Risiko nicht tragen, kurzfristig oder während des Festivals mit einer Beschwerde in nächster Instanz konfrontiert zu werden. Aus diesem Grund sind wir gezwungen, das Winterfestival Waldklang für 2009 abzusagen. Diese erzwungene Absage wird nicht ohne Folgen bleiben, das Projekt Waldklang und der Kulturverein cougar:T werden in Salzburg im Dezember 2009 auf sich aufmerksam machen. Ein Zeichen wird auch unsere Waldklang-Veranstaltung zu Silvester im Republic setzen. Mehr Informationen zum New Years Eve @ Republic auf www.waldklang.at. Sollten wir mit unserem Thema euer Interesse geweckt haben, findet ihr weitere Informationen auf unserer Homepage www. cougart.at. „Wir lassen uns nicht unterkriegen und werden das Projekt Waldklang mit Leidenschaft weiterführen! Wir werden alles versuchen das Waldbad Anif im Jahr 2010 wieder für uns zu gewinnen!“ Fabian Rohmann & Katrin Petter - cougar:T Kulturverein.

Das Waldklang-Festival tauchte das Waldbad Anif in eine einzigartige Atmosphäre


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Konzerte, Kabarret & More – der Uni:Press-Veranstaltungskalender

November 12.11.09 Querschläger - „spiaglliada“ Präsentation der neuen Doppel-CD. Lyrischer + ironischer, gesellschaftskritischer Teil. Weiterer Termin: 13.11.09 Oval, Europastr. 1, Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt €19 (Student_innen €16) 12.11.09 Stermann & Grissemann „Die deutsche Kochschau“ Republic, Beginn: 20 Uhr, Eintritt €20,50 (Student_innen €17,50) 13.11.09 – 07.02.10 Die ganze Pracht Malerei der Residenzgalerie Salzburg Ausstellung altösterreichischer Malerei, niederländischer Malerei des 17.Jhdts (Schüler Rembrandts), französische, italienische und österreichische Barockmalerei. Museum Residenzgalerie Salzburg, Residenplatz 1, Eintritt €2,50 14.11.09 Diskussion „Arbeitslos in Salzburg“ mit Siegfried Steinlechner (AMS Sbg.), Renate Aichinger (Regisseurin), Robert Presslaber (Lebenskünstler), Hadwig Fink („grau und schlau“); Mod.: Robert Buggler ARGEkultur, Beginn: 22 Uhr, Eintritt frei 19.11.09 Rockshop Grundzüge des Musikrechts mit Markus Deisenberger Tipps und Tricks, wie Labels und Verlage für DICH arbeiten und nicht umgekehrt. Rockhouse (Seminarraum), Beginn: 18.30 Uhr, Eintritt frei 19.11.09 „Politik.Medien.Macht.Angst“ Diskussion über Macht und Ohnmacht von Meinungen und MeinungsmacherInnen. Mit: G. Haderer, K. Moser, H. Schmidt, S. Wörgetter; Mod.: K. Krawagna-Pfeifer ARGEkultur, Beginn: 20 Uhr, Eintritt frei 19.11.09 – 4.12.09 16. Bergfilmfestival: „Abenteuer Berg – Abenteuer Film“ Vorträge: u.a. Gerlinde Kaltenbrunner (22.11) Das Kino, mehr Infos auf: http://www.daskino.at/specials/16_ bergfilmfestival 20.11.09 Serdar Somuncu: „Der Hassprediger“ Ein demagogischer Blindtest Ausschnitte aus berühmten Reden der Weltgeschichte.

Bildquelle: ARGEkultur

Böse, bissig, intelligent: Der berühmte Kabarettist und Komponist Georg Kreisler liest am 10.12. aus seinem neuen Buch.

Die Namen der Autor_innen werden aber nicht verraten. Ein Blindtest eben. ARGEkultur, Beginn: 20 Uhr, Eintritt €12 (V: €10) 24.11.09 Miss Platnum (D/RUM), tour support: Frogg (D/UK) feat members of SEEED Album: „The Sweetest Hangover“ – Balkan Beats Reloaded Unterstützt von Peter Fox und Marko Markovic! Rockhouse, Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt €18 (V: €16) 26.11.09 Rockshop- Blues Guitar mit Georg ‚Gic’ Gruber Eigene Akustik- oder E-Gitarre mitnehmen, gegebenenfalls auch kleinen Verstärker.Bluesschema-Grundlagen sollen vermittelt werden, Ziel: kleines Bluessolo Rockhouse (Seminarraum), Beginn: 18.30 Uhr, Eintritt frei 27.11.09 Josef Hader „Hader muss weg“ Republic, Beginn: 20 Uhr, Eintritt €21 (Student_innen €10) 27. + 28.11.09 ABC Vorrunde Salzburg – International Live Award feat. Austrian Band Contest Freitag u.a.: Dos and Dust (Folk), Anstaltskinda (Pagga, Punk, Ragga, HipHop) Samstag u.a.: Soundbreed (Rock), PBJT (Punk), Marrok (Metal Rock Funk) Rockhouse, Beginn: jeweils 18.30 Uhr, Eintritt jeweils €13 (V: €12) Soundtrack of our Lives, 29.11, Rockhouse

Dezember 4.12.09 „Same time same Station“ - Blogger in der Krise - als Dauersender und Dauerempfänger von Nachrichten, ihre Stimme zählt und macht (TV)-Geschichte:. Ein rasantes Mediencollagetheater von gold extra. 9.12.09 SILENT WEDNESDAY: „I und die Gitarre von meiner Mama“ LIVE Der junge Songwriter Johannes Frauenlob aus Salzburg schreibt am liebsten humorvolle Texte zu diversen Alltagsthemen wobei ein bisschen Punk-Attitüde als Beigeschmack nie fehlen darf. Denkmal, Nonntaler Hauptstr. 1a, Beginn: 21 Uhr, Eintritt €5 10.12.09 Russkaja Sputnik Tour: Tanz die Rakete! Republic, Beginn: 20 Uhr, Eintritt €16,50 (Student_innen €14,50) 10.12.09 Georg Kreisler Lesung aus seinem neuen Buch: „Letzte Lieder“. Im Anschluss: Publikumsgespräch. ARGEkultur, Beginn: 20.00 Uhr, Eintritt €20 (V: €18) 10.12.09 Rockshop PA (Public Address) Workshop mit Peter Zimmerebner Einblick in die Welt der Live-Tontechnik für Routiniers, Mini-PA-User und Musiker. Rockhouse (Saal), Beginn: 18.30 Uhr, Eintritt frei 10.12.09 Karlheinz Hackl & Heinz Marecek - Melodie des Lachens. Ein Jahrhundert lässt Revue passieren. Music – Revue – Cabaret. Weiterer Termin: 11.12.09 Oval, Europastr. 1, Beginn 19.30 Uhr, Eintritt €35 (Student_innen €32) 17.12.09 Learning English with Austrofred Der einzig wahre österreichische Pop-Star mit seinem Englischnachhilfekurs. Die zentralen Lehrinhalte: Queen-Hits & Austropop Antiquitäten. ARGEkultur, Beginn: 20 Uhr, Eintritt €18 (V: €16) 17.12.09 Freispiel - Die Salzburger Rock Jamsession Part 16 Opening-Act: Trippin in London Danach stehen Instrumente, Mikrofone, Trommeln und Verstärker für alle bereit. Rockhouse, Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt frei


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Uni:Press-Ticketverlosung Liebe Studis! Aufgepasst!

Yeah! Club, am 4.12 Im Rockhouse

Bildquellen (alle): Rockhouse

Die ÖH Salzburg verlost jeweils 1 x 2 Freikarten für folgende Veranstaltungen im Rockhouse Salzburg. Um an der Verlosung teilzunehmen schicke eine Mail mit dem Betreff „Rockhouse-Verlosung“, deinem Namen sowie deiner Wunschveranstaltung an presse@oeh-salzburg.at.

„Punk Is Dead“ - Tour FR 20.11.2009, 20 Uhr

Ein Indoor-Festival mit internationaler Besetzung. Zur erfolgreichen österreichischen Ska/Punk/Pop-Band Guadalajara, deren neues Album bisher auch in Japan, Deutschland und Slowenien veröffentlicht wurde, gesellt sich u.a. Elvis Jackson aus Slowenien. Die vier Jungs begeistern ihre Fans mit einem Mix aus Rock, Ska, Punk, Hardcore und Reggae, was ihnen eine MTV Award Nominierung einbrachte. Bekannt sind sie auch für ihre phänomenale Live- Performance. Mit dabei sind außerdem Jerx, u.a. Gewinner des Young Austrian Music Award 2009, No More Encore und Sondaschule aus Deutschland.

The Soundtrack of Our Lives Local support: Low Light + Pirate Radio Station

SO 29.11.2009, 20 Uhr Sechs Schweden rocken das Salzburger Rockhouse. The Soundtrack of Our Lives präsentiert ihr neues Album Communion. Eine echte Rockband, die sich aber auch Elementen des Psychedelic Rock bzw. 60er- Jahre Pop bedient. Zunächst nur in Schweden bekannt, tourt die seit 1995 bestehende Band heute durch die ganze Welt. Ihren internationalen Durchbruch schafften sie 2001 mit ihrem dritten Album „Behind the Music“. Zur Einstimmung gibt es Britischen Rock bzw. Rock von den Salzburger Bands Pirate Radio Station bzw. Low Light.

Yeah!Club

u.a. Stuck In The Sound (F), Schwefelgelb (D), Tweak Bird (US) und Koexx (A) FR 04.12.2009, 20 Uhr An diesem Abend bekommen die Gäste im Saal und in der Rockhouse Bar ein Programm angeboten, das jeden zu überzeugen weiß. Stuck In The Sound, eine der besten und erfolgreichsten Indiebands Frankreichs mit 15.000 verkauften Alben, sind bekannt für eine mitreißende, technische perfekte Show. Von 80er New Wave, NDW und Punk beeinflusst, veranstalten Schwefelgelb immer wieder bizarre Shows. Energie pur ist angesagt. Die zwei Brüder der US-Band Tweak Bird bieten einen Mix aus Heavy Experimental und Stoner-Prog-Psy-Rock. Außerdem mit dabei sind Koexx und Lightning Johnsons aus Österreich. DJs XTOPH, Jakima und YC DJ-Team & Mates runden den Abend mit Indietronics, Electrock bzw. Discopunk ab.

„Punk is Dead“-Tour, am 20.22 im Rockhouse

Aufruf: Die Chance für deine Geschichte! Gibt es sie auch auf deinem Computer? Die Texte, Gedichte und Geschichten, die aus unerfindlichen Gründen noch nie das Licht der Welt erblickt haben? Nun sollten sie ihre Gelegenheit bekommen, ihre Leser_innen zu begeistern! Schick einfach dein Selbstkreiertes an presse@oeh-salzburg.at und wir werden unter den eingesandten Kostbarkeiten auswählen, wer in der nächsten Ausgabe der Uni:Press abgedruckt wird!

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