Uni:Press # 659 (März 2010)

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Uni:Press 03/2010

STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT SALZBURG Olympia ist vorbei und hinterlässt einen schalen Nachgeschmack: War der Tod des georgischen Rodlers unvermeidlich? Wir haben uns mit den Zusammenhängen zwischen dem Spitzensport und der liberalen Gesellschaft beschäftigt (Seite 19). // Es bleibt spannend: Das Streitgespräch um die Kapitalismusfrage wird weitergeführt. Kann die „Soziale Marktwirtschaft“ eine Lösung für die gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit sein? (Seite 20).

NR. 659

Seit Jänner haben wir eine neue Wissenschaftsministerin – doch ist Beatrix Karl wirklich besser als „Gio“ Hahn? Ein Porträt der obersten Chefin im Bildungsbereich, ihres Werdegangs und ihrer politischen Positionen (Seite 4). // Hast du Probleme mit dem Studium oder dem Leben ganz generell? Damit bist du nicht alleine, wie unser Bericht über die psychologische Beratungsstelle für Studierende zeigt (Seite 5).

100 Jahre 8. März – Warum der Feminismus nicht passé ist Vom Frauenreferat

Bildquelle: Sabine Bruckner

Wie euch eventuell schon aufgefallen ist, ist die Titelseite dieser Ausgabe der Uni:Press in femRot gehalten. Falls ihr euch fragt warum, werden wir euch jetzt aufklären: Der 8. März gibt uns Anlass in dieser Uni:Press einen Schwerpunkt zum Feminismus zu machen. Im Folgenden erwarten euch einige Artikel zu diversen feministischen Diskussionen. Doch was genau ist der 8. März? Der 8. März ist der internationale Frauenkampftag. Zurück geht dieser auf die Arbeiterinnenbewegung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die Kritik richtete sich gegen die durch den Kapitalismus verursachte doppelte Ausbeutung von Frauen, einerseits als Arbeitskräfte und andererseits im Privaten. Bei der

Women Reclaim the Night: Die FrauenNachtdemo vor dem Büro der Anti-Abtreibungs-Institution HLI

2. Internationalen Frauenkonferenz in Kopenhagen im Jahre 1910 initiierte Clara Zetkin die Einführung des Internationalen Frauentages. Erstmals durchgeführt wurde dieser am 19. März 1911. 1921 wurde der Internationale Frauentag auf den 8. März verlegt. Es gibt verschiedene Theorien zur Erklärung der Wahl dieses Datums, jedoch stimmen alle überein, dass der Ursprung des Internationalen Frauentages in proletarischen Frauenkämpfen liegt. Eine Theorie setzt beispielsweise am 8. März 1857 bei einem Textilarbeiterinnenstreik in New York an. Dem Ursprung entsprechend sind auch

Genannt wird es Popfeminismus, gemeint sind subkulturelle, subversive Projekte wie z.B. feministische Magazine, Radioshows oder Bands. Doch hat der Popfeminismus noch eine gesamtgesellschaftliche Perspektive, oder ist er Ausdruck einer mit sich selbst beschäftigten Szene? Eine kritische Betrachtung von Andrea Trumann, Autorin des Buches „Feministische Theorie“.

die Forderungen für Arbeitsschutzgesetze, Achtstundentag, Festsetzung von Mindestlöhnen, Wahl- und Stimmrecht für Frauen, usw. Kaum verwunderlich, dass die Tradition des Internationalen Frauentags während des 1. und 2. Weltkrieges unterbrochen wurde und der Muttertag anstelle des Frauentages gesetzt wurde. Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich der Frauentag hin zu einem Tag der Frauensolidarität unter Frauen aller Schichten. Erst in den 80ern wurde dieser Tag wieder als Kampftag begriffen und zwar von der autonomen Frauenbewegung, wobei sich dieser Ansatz nur

„Einfach mal wegprügeln!“ Wer sagt das? Sven Regener von Element of Crime. Was er damit meint? Erfährst du im Interview auf Seite 24. // Josef K. wird auf seiner Geburtstagsparty verhaftet und weiß weder von wem, noch warum. Auf dem Weg dies herauszufinden gerät er in ein albtraumhaftes Labyrinth einer surrealen Bürokratie. Klingt kafkaesk? Ist es auch! Unsere Rezension von Kafkas „Der Prozess“ auf Seite 26.

inhalt

uNIVERSITÄT & Service

Österreichische Post AG/ sponsoring.Post 5020 Salzburg. Zulassungsnr. zum Postversand GZ 02Z032996 S

Vorwort ÖH >>> 3

schwerpunkt feminismus „Pockets of resitance“

Portrait der neuen

Wissenschaftsministerin >>> 4

Die Psychologische Beratungsstelle >>>

5

Der Pop-feminismus >>> 11

Frauen und migration >>> 12/13

Feminismus studieren... >>> 14

Unibrennt Ringvorlesung >>> 6

Gendup >>> 15

Uni-Knock-out prüfungen für

Das frauenhaus miriam >>> 15/16

erstsemestrige >>> 7 Die Welt ruft >>> 8

bologna jubiläum >>> 9 causa uniball & ministudiengänge >>> 16

FreiTräume >>> 18 Politik & Debatte

Nach dem WKR-Ball >>> 22/23 Wissen & Kultur „Element of Crime“

Sven Regener im Interview >>> 24/25 Theaterkritik >>> 26 Salzburg dance company >>> 27 Alaska - Studieren im Norden >>> 28

olympia >>> 19

der urbankeller >>> 29

Kapitalismus ist kein ponyhof >>> 20/21

veranstaltungskalender >>> 31&32


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Bildquelle: Sabine Bruckner

Die sogenannte Angstraumdebatte: Frauen, bleibt besser zu Hause?

teilweise durchsetzen konnte und meist der Internationale Frauentag als Frauenfeiertag umgesetzt wird.

Der Internationale Frauenkampftag in Salzburg Das Frauenreferat der ÖH Salzburg organisierte dieses Jahr zum 8. März einen feministischen Filmnachmittag, einen WenDo Workshop, eine FrauenNachtdemo und ein Frauenfest. Wir wollten damit darauf aufmerksam machen, dass die Thematik nach wie vor aktuell ist und Frauenräume notwendig sind und erkämpft werden müssen. Gschenkt kriegt ma bekanntlich nix: Männer dominieren den öffentlichen Raum. Das heißt für uns, dass frau selbst aktiv für ihre Rechte eintreten muss und sich die Räume zurückerobern muss. Der Filmnachmittag an der Nawi wurde mit wenig Interesse seitens der Studierenden aufgenommen. An der Geswi fiel dies ganz anders aus, viele Studierende schauten sich einige Kurzfilme während der Wartezeit auf den Lehrveranstaltungsbeginn an und rund zwei Dutzend blieben doch länger. Der WenDo Workshop machte den Teilnehmerinnen sehr großen Spass, die Rückmeldungen waren sehr gut. Die Nachtdemo war ebenfalls für einen Montagabend überraschend gut besucht. Rund 40 Teilnehmerinnen zogen mit einem unglaublichen Getöse in die Innenstadt. Schätzungsweise war es, gemessen an der Dezibelanzahl pro Person, die lauteste und kraftvollste Demo in Salzburg überhaupt. Anschließend wurde beim Frauenfest bis in die Puppen gefeiert, sich ausgetauscht und vernetzt. Alles in allem also ein perfekter Tag. An dieser Stelle wollen wir allen, die uns tatkräftig unterstützt haben, sehr herzlich Danken. Ohne euch wäre der reibungslose Ablauf nicht möglich gewesen.

Frauen erobern sich FrauenFreiRäume Die 2. Frauenbewegung in den 70er Jahren kritisierte die Ausgrenzung und Kleinhaltung von Frauen vehement. „Erobern wir uns die Nacht zurück“ war der Slogan, der den Anfang dieser Bewegung prägte und traurigerweise aktuell wie eh und je ist. Frauen versammelten sich also, um ihren Unmut über die vorHERRschenden Zustände kundzutun. Drei wesent-

liche Aspekte wurden dabei beleuchtet und zwar das Recht von Frauen sich immer und überall aufzuhalten, die männlichen Sexualitätskonzepte und den strukturellen Charakter von sexualisierter Gewalt. Die daraus resultierenden Forderungen wurden, wie die meisten radikalfeministischen Forderungen, gar nicht oder mehr schlecht als recht umgesetzt. Aus der Kritik an der Dominanz von Männern im öffentlichen Raum wurde zum Beispiel die Angstraumdebatte. Dass dieser Begriff die Mitschuld von Betroffenen von Übergriffen impliziert, weil er behauptet, dass Frauen gefährliche Orte zu meiden hätten und vor allem die Angst vor bestimmten Orten (beispielsweise Unterführungen) schürt, obwohl statistisch belegt ist, dass der Großteil der Gewalt gegen Frauen im Privaten passiert, wird dabei dezent verschwiegen. Die eigentlichen Probleme zu beseitigen wäre doch ein guter Anfang, wenn da nicht das patriarchale System im Weg wäre, das beispielsweise in den städtischen Wohnbau gendergerechte Planung nicht einbezieht. Anstatt also eine frauengerechte Stadtplanung durchzuführen, werden vielerorts Kameras installiert, um vermeintlich den Schutz von Frauen zu gewähren, doch eigentlich wird damit nur die Überwachung weiter legitimiert. Außerdem brauchen wir nicht mehr Polizei auf den Straßen, sondern weniger gewalttätige Machos. Dies würde allerdings eine ganz neue Denkweise der Gesellschaft implizieren. Die Folgen der Angstraumdebatte sind weitreichend. Schon als Kindern wird Frauen gesagt, es sei gefährlich sich alleine draußen aufzuhalten und am besten bleibt frau gleich zu Hause, oder wird beschützt, was im Alltag auch als Begleitung durchgeht. Der systematische Ausschluss von Frauen aus dem öffentlichen Raum und aus Bereichen von sozialpolitischer Relevanz konstituieren die Geschlechterhierarchien ständig aufs Neue. Ausblick – oder: Lasst uns das Patriarchat zerschlagen Übergriffe passieren, das wollen wir keinesfalls verharmlosen. Ziel sollte aber sein, dass die Angst gar nicht notwendig ist, das heißt, dass Übergriffe nicht passieren, das heißt wiederum, Antisexismus in die Praxis umzusetzen. Dafür wäre aber die Abschaffung des patriarchalkapitalistischen Systems notwendig. Da

dies momentan und überhaupt immer mit allen Mitteln verhindert wird, was den Kampf dagegen nicht mindern, sondern vermehren sollte, wäre es schon mal ein Ansatz, das Thema überhaupt zu beachten und ernst zu nehmen. Doch dabei kann es auch nicht bleiben. Es müssen konkrete Forderungen umgesetzt werden, die nicht dem Patriarchat selbst dienen (siehe Kameras), sondern die Beseitigung des Problems anvisieren und somit letztendlich gegen das Patriarchat selber wirken, womit wir unserem Ziel schon näher kommen. In diesem Sinne Fight Sexism und Smash Patriarchy!

Übrigens: Um das Patriarchat dauerhaft zu bekämpfen, gibt es ab jetzt in jeder Uni:Press eine neue Rubrik. Sie wird sich jede Ausgabe einem anderen Thema der feministischen Debatte widmen. Also viel Spass mit dieser Ausgabe. Wir freuen uns auf einen gemeinsamen Kampf. Denn: La Lotta Continua! Literatur:

Angelika Zach. Geschichte des Internationalen Frauentags, in: Frauenakademie des Renner Instituts, http://www.renner-institut.at/frauenakademie/frauentag/frauentag.htm Ruth Becker (2008): Angsträume oder Frauenräume? Gedanken über den Zugang von Frauen zum öffentlichen Raum. In: Feministisches Kollektiv (Hg.): Street Harrassment. Machtprozesse und Raumproduktion. Buchreihe der ÖH Uni Wien, Band 3, Wien, Mandelbaum Verlag, S. 56 – 74

Sprich mit der Uni:Press! Liebe Leserinnen und Leser! Ihr haltet gerade die dritte Uni:PressAusgabe des aktuellen Pressereferat-Teams in den Händen. Für die nächste Ausgabe, die Ende Mai erscheint, wollen wir ein Résumé wagen. Hierfür würden wir uns über eure Meinung freuen: Was findet ihr gut an der Uni:Press und was nicht so? Freut ihr euch, endlich wieder eine Zeitung mit politischem Anspruch in den Händen zu halten, oder geht euch das linke Gequatsche auf die Nerven? Wir wollen‘s wissen! Ganz besonders freuen würden wir uns auch über inhaltliche Anmerkungen: Ihr habt in einem Artikel eine falsche Information oder sonst etwas, was euch stört, gefunden; ihr wollt eure Zustimmung ausdrücken oder etwas ergänzen: Schreibt einfach einen Leser_ innenbrief an presse@oeh-salzburg.at. Der Grund, weshalb wir bisher keine Leser_innenbriefe abgedruckt haben ist nämlich schlicht der, dass wir noch keine bekommen haben. Also: BILD dir nicht nur deine Meinung, sondern schreib sie uns! Übrigens: Da sich der Pressereferent ab Sommer wieder vermehrt seinem Studium zuwenden will, wird das Pressereferat neu ausgeschrieben. Falls du diesen Job übernehmen möchtest, bewirb dich doch bei der ÖH! Mehr Infos findest du auf www.oeh-salzburg.at. Viel Spaß mit dieser Ausgabe wünschen euch Jannis Menn und Milan Vidovic vom Pressereferat.

IMPRESSUM Medieninhaberin: Österreichische HochschülerInnenschaft Salzburg, Kaigasse 28, 5020 Salzburg, www.oeh-salzburg.at, sekretariat@oeh-salzburg.at Herausgeberin: Tatjana Markl, Vorsitzende der ÖH Salzburg Chefredaktion: Jannis Menn und Milan Vidovic Grafik und Layout: Tobias Hammerle

Anzeigen und Vertrieb: Jannis Menn und Milan Vidovic Mitarbeiter_innen dieser Ausgabe: Jannis Menn, Milan Vidovic, Stefanie Breinlinger, Simone Rudigier, Katrin Schmoll, Sandra Bernhofer, Sabrina Steinhuber, Veronika Hudetz, Ines Aufschnaiter, Sabine Bruckner, Tatjana Markl, Svjetlana Vulin, Elli Piller, Tobias Aigner, Andrea Trumann, Sarah Amberger, Bernadette Gotthardt, Veronika Weis,

Sandra Prinz, Ruth Mayr, Haydee Jimenez, Alexander Rehbogen, Simon Hofbauer, Ralf Hillebrand, Fang Liang He, Samina Mujadzic, Rudi Riedlsperger, Marisol Sandoval Druckerei: OÖN Druckzentrum GmbH & Co KG, Medienpark 1, 4061 Pasching, www.nachrichten.at Auflage: 16.000 Stück


Uni:Press

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01.03.2010

15:25 Uhr

UNI & SERVICE

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Gipfeltreffen auf dem Mönchsberg:

Picasso . Cézanne . Van Gogh Merz . Kandinsky . Mondrian Miró . Richter . Giacometti . u.a.

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Liebe Leserinnen und Leser! In Österreich sind Frauen und Männer rechtlich gleich gestellt, trotzdem zeigt sich bei kritischer Beobachtung ein ganz anderes Bild. Vor allem die Medien unterstützen täglich das Prinzip der patriarchalen Rollenverteilung. Diese Uni:Press ist von einem Feminismus-Schwerpunkt geprägt – und das ist gut so! Denn nach wie vor werden Frauen aufgrund ihres Geschlechts massiv diskriminiert. Nicht nur offensichtliche Diskriminierungen, wie z.B. weniger Lohn bei gleicher Arbeit sind ein Problem unserer Gesellschaft, auch Vorurteile, die jede_r kennt, wie „Frauen können nicht Auto fahren und sind zickig, wenn sie ihre Tage haben, sorgen sich ja gerne um Haushalt und Kinder und sind generell sowieso zu sensibel für die Politik“ hört frau oft. Auch auf Uni-Ebene wird die strukturelle Diskriminierung sichtbar: Erst vor Kurzem wurde ein Fall von Ungleichbehandlung an der MedUni Innsbruck festgestellt. Dort wurde zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit verhindert, dass eine Frau zur Rektorin an einer österreichischen Universität gewählt wird. Womit es weiterhin trauriges Faktum bleibt, dass keine einzige Frau die höchste Funktion an einer österreichischen Uni innehat. Auch in Salzburg wird sichtbar, dass der Kampf um Gleichberechtigung noch lange nicht zu Ende ist: Das Rektorat wird von vier Personen, darunter aber nur eine Frau (Vizerektorin für Internationale Beziehungen und Kommunikation), geführt. Im Universitätsrat sind innerhalb des Gremiums Frauen zahlenmäßig gleich repräsentiert, aber den Vorsitz hat – Überraschung! – erst recht wieder ein Mann. Sichtbar werden die Machtverhältnisse auch bei der Führung der Salzburger Fakultäten. Bis auf eine Frau für die Kultur- und Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät haben Männer die Positionen der Dekane inne. Kleine Fortschritte gibt es aus Salzburg dennoch zu melden: Seit heuer haben wir eine Frau als Senatsvorsitzende. Auch das Vorsitzteam der ÖH Salzburg besteht bekanntlich aus drei Frauen. Es ist nicht immer einfach, sich in der männerdominierten Welt zu behaupten, umso wichtiger ist es, mit gutem Beispiel voranzugehen. Und ja: es funktioniert. Frauen müssen die Chance bekommen, höhere Positionen einzunehmen. Weder sind Männer von Geburt an mit Allwissenheit ausgestattet, noch sind Frauen per se unfähig. Einen guten Semesterstart wünschen euch Tatjana, Svjetlana und Elli vom Vorsitzteam der ÖH Salzburg.

Auch in gebildeten Kreisen sind sexistische Dummheiten keine Seltenheit, wie folgende Zitate zeigen:

Joan Miró, Ohne Titel, 1949, Deckfarben mit Gips und Wasserfarben auf Papier Legat Curt und Erna Burgauer, 2003, © VBK, Wien, 2010

www.museumdermoderne.at

MdM MÖNCHSBERG Gipfeltreffen der Moderne Das Kunstmuseum Winterthur 27. 2. — 30. 5. 2010

Mario Merz, Ohne Titel, um 1983-85, Acrylfarbe Kittmasse und Zweige auf Papier, © VBK, Wien, 2010

V.l.n.r: Tatjana Markl, Svjetlana Vulin, Elli Piller

ART4U 2,—*

*Mit StudentInnenausweis bis 26 Jahren, Studenten-Sondertarif für den MönchsbergAufzug von 18.00 –19.30 Uhr: WU 1,70

„Wenn Frauen nicht mehr wissen, was sie tun sollen, ziehen sie sich aus. Und das ist wahrscheinlich das Beste, was Frauen tun können.“ Samuel Beckett, Schriftsteller „Feminismus existiert nur, um hässliche Frauen in die Gesellschaft zu integrieren.“ Charles Bukowski, Dichter „Frauen brauchen sich nicht zu emanzipieren. So gut wie Männer werden sie ohnehin nicht.“ Jack Nicholson, Schauspieler

Jeden M ittwoch von 18.00 – 20.00 U h r inkl. Gra tisführun g um 18.30 U hr

MdM MÖNCHSBERG Museum der Moderne .

Mönchsberg 32 5020 Salzburg T +43.662.84 22 20-403


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Hochschulpolitik – Quo vadis?

Uni:Press

Bildquellen: Thomas Weber, Andreas P. Jagersberger

Von Sandra Bernhofer

Johannes „Gio“ Hahn hat sich als EU-Regionalkommissar nach Brüssel verabschiedet und hinterlässt das sinkende Schiff „Bildung“ seiner Nachfolgerin und ÖVP-Parteikollegin Beatrix Karl. Kaum angelobt, hat die sich zum Thema Hochschulbildung auch schon recht deutlich positioniert – in einer zwar nicht ganz unerwarteten, aber deswegen nicht weniger umstrittenen Art und Weise. Am 26. Jänner 2010 wurde Beatrix Karl auf Wunsch von ÖVP-Chef Josef Pröll als neue Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung angelobt. Und für die Nachfolge von Johannes Hahn brachte sie die denkbar idealsten Voraussetzungen mit: Sie stammt aus der Steiermark, wo heuer Landtagswahlen stattfinden, kommt als außerordentliche Professorin für Arbeits-, Sozial- und Europarecht aus dem Universitätsbereich - und hat ihr Interesse an dem Job im Vorfeld mehrfach dementiert. Auch der scheidende Wissenschaftsminister scheint von ihr angetan und war im Jänner mit Vorschusslorbeeren nicht gerade sparsam: Karl bringe sowohl Erfahrung aus der Universität als auch politische Erfahrung mit – das sei ist ein Cocktail, der erfolgversprechend ist, gab sich Hahn zuversichtlich. Für Beatrix Karl selbst ist der neue Posten ein Karriere-Sprung von der ÖAAB-Generalsekretärin zur Bundesministerin, für die Regierung ist er eine Erhöhung der Frauenquote auf 39 Prozent und für die Hochschulen neuer Wind im Segel.

Beatrix Karl – der universitäre und politische Werdegang In Hochschulbelangen sollte sich Karl auskennen wie keine andere, hat sie doch gut zwanzig Jahre Universitätserfahrung: An der Grazer Uni studierte sie Rechtswissenschaften, schloss das Diplomstudium 1991 ab, 1995 das Doktoratsstudium mit ausgezeichnetem Erfolg. Von 1991 bis 2001 arbeitete Karl als Uni-Assistentin am Grazer Institut für Arbeitsrecht und Sozialrecht, anschließend als Assistenzprofessorin, und seit 2003 lehrt sie am Institut als außerordentliche Professorin für Arbeitsrecht, Sozialrecht und Europarecht.Auch politisch hat Karl eine steile Karriere hinter sich: Als Quereinsteigerin kandidierte die Wunschkandidatin der damaligen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic bei der steirischen Landtagswahl 2005. Den Einzug in den Landtag schaffte sie damals nicht – dennoch war das Karls Einstieg in die große Politik: Seit Oktober 2006 sitzt sie für die ÖVP im Nationalrat und galt bereits bei der Regierungsbildung 2008 als ministrabel. Im Sommer 2009 schließlich avancierte Karl zur Generalsekretärin des ÖAAB – und bekleidete damit eine ÖVP-interne Spitzenfunktion.

„Erneuerung“ an den Hochschulen Nun steht Beatrix Karl einer neuen Herausforderung gegenüber, der des desolaten Hochschulsystems. Als

Die neue Wissenschaftsministerin Beatrix Karl möchte den Hochschulsektor reformieren und geht dabei zurück zu den Wurzeln: zu Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen.

pekuniäre Sanierungsmaßnahme will sie bis zum Jahr 2020 dem tertiären Bereich zwei Prozent des BIP sichern. Was die universitären Strukturen betrifft, so sei sie zwar grundsätzlich Anhängerin des BolognaProzesses, bei der Umsetzung der Struktur sehe sie allerdings Fehlentwicklungen: „Teilweise wurde ein achtsemestriges Diplomstudium in sechs Semester hineingequetscht. Dass die Studierenden dann stöhnen und dass sie das unter Druck setzt, verstehe ich. Das war aber auch nicht Sinn der Sache. Angedacht war, dass man über neue Studienpläne nachdenkt und solche entwickelt. Das ist aber nur teilweise passiert. Aus einer großen Idee wurde in einigen Studienrichtungen durch halbherzige Umsetzung eine Misere.“, sagte sie im Jänner gegenüber dem Standard. Der „schwierigen Situation“, die sie derzeit an den Hochschulen und im Forschungsbereich ortet, wolle sie mit „Erneuerung“ begegnen – Erneuerung, die stark an eine rigorose Alt-ÖVP-Linie erinnert, denn Karls Mittel zur Verbesserung der Hochschulqualität sind altbekannte. So sprach sie sich für die Wiedereinführung von „moderaten Studienbeiträgen“ aus. Eine Wiedereinführung wolle sie jedoch mit einem Ausbau des Stipendiensystems verknüpfen, die Einnahmen aus den Gebühren sollten künftig bei den Unis bleiben.

Studiengebühren, Zugangsbeschränkungen, Quotenregelungen Die Wiedereinführung von Studienbeiträgen sei aber „keineswegs eine prioritäre Angelegenheit“ für sie. Wichtiger als Studiengebühren finde sie „sinnvolle Zugangsregelungen“ – primär für überlaufene Fächer. Dazu will sie mit allen Parteien Gespräche führen. „Ich weiß, das sind heikle Punkte. Man muss aber sehen, wie es derzeit läuft: Bei manchen Massenstudien gibt es im ersten und zweiten Semester Knock-Out-Prüfungen, die zum Teil intransparent sind. Das ist den Studenten nicht zumutbar“, so Karl. Vor allem bei Massenstudien könne ihr keiner sagen, dass man die Qualität sichern könne, wenn Hunderte Studierende in einem Hörsaal säßen. So sollte man ihrer Meinung nach die bestehenden Zugangsbeschränkungen auch auf einige andere Studiengänge anwenden, für die es heute noch keine Zugangsregelungen gibt. Karl: „Das müssen nicht un-

bedingt Aufnahmetests sein, es gäbe auch kreativere Möglichkeiten. Hier muss man natürlich die gesamte Bandbreite berücksichtigen: Zugangsregelungen können etwa Aufnahmeprüfungen sein, wie an den Fachhochschulen, es gibt aber auch zum Beispiel das Modell, das an der Veterinärmedizinischen Universität praktiziert wird. Das ist mehrstufig und sieht unter anderem auch ein Bewerbungsgespräch vor.“ In einem weiteren Schritt zur Qualitätssicherung an den heimischen Unis wolle sie auf EU-Ebene eine Quotenregelung verankern, die gewährleisten soll, dass 75 Prozent der Studienplätze für inländische Studierende reserviert seien. Sollte das nicht funktionieren, hat sie auch einen Gegenvorschlag parat: Für überlaufene Studienfächer möchte sie das Herkunftslandprinzip implementieren – dabei bekommt nur derjenige/ diejenige in Österreich einen Studienplatz, der/die einen solchen auch im Heimatland nachweisen kann.

Karls Position gegenüber den Studierendenprotesten Den von Johannes Hahn weitgehend gescheuten Dialog mit der Studierendenbewegung möchte sie allerdings führen, um, wie sie sagt, eine möglichst breite Diskussion über die Qualität an den Universitäten sicherzustellen. Ein erstes Treffen mit der ÖH hat es Anfang Februar bereits gegeben, inhaltlich hat dieses aber kaum Annäherungen gebracht. Das Gesprächsklima sei aber „schon etwas wärmer“ gewesen als mit Karls Vorgänger Johannes Hahn heißt es von ÖHSeite. Auch auf eine Diskussion mit der Protestbewegung im Audimax der Uni Wien wolle sich Karl einlassen. Termin dafür steht überraschenderweise noch keiner fest. Karl gibt also an, dass sie sich der Probleme im Hochschulsektor durchaus bewusst sei, auch die Anliegen der Studierendenbewegung will sie in manchen Punkten verstanden haben, wenngleich sie konträre Lösungsvorschläge anbietet- Ob ihre intendierte Rückkehr zu Zugangsbeschränkungen und Studiengebühren aber wirklich das probate Mittel zur Verbesserung der Studienqualität ist, wird sich zeigen, Versuchskaninchen gibt es ja genug, und Zeit für Experimente scheint Österreich auch zu haben.


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Die psychologischen Beratungsstellen: Unterstützung in allen Lebenslagen Von Simone Rudigier

Bildquellen: Simone Rudigier

Die psychologischen Beratungsstellen für Studierende geben Student_innen aller Hochschulen in Österreich das ganze Jahr hindurch Hilfestellungen bei studienbezogenen Problemen wie z.B. Lernschwierigkeiten, Prüfungsängsten oder Unklarheit bezüglich der Studienwahl. Aber auch bei persönlichen Problemen sind Studierende hier richtig. Die psychologischen Student_innenberatungen unterstützten Studierende in ganz Österreich nun schon seit 40 Jahren bei der Bewältigung des Studienalltags. Unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ soll sie eine erste, kostenlose Anlaufstelle für Studierende mit persönlichen oder studienbezogenen Problemen sein. Sie soll die Betroffenen im Umgang mit verschiedensten Situationen unterstützen und ihnen helfen, diese auch nachhaltig in den Griff zu bekommen. Dieser Service ist eine Einrichtung des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung und bietet von Psychotherapie bis hin zu Studienberatung eine breite Palette an Angeboten. Diese sind kostenlos für alle Studierenden.

Nun schon seit über 20 Jahren dabei: Die Kommunikationswissenschaftlerin und Psychologin Elfie Kopp-Oberndorfer.

Vor Ort Auch in Salzburg, in einem kleinen Innenhof am Mirabellplatz 9, findet sich eine solche Stelle. Vergangenes Jahr nahmen 316 Frauen und 159 Männer über einen längeren Zeitraum die Angebote der Beratungsstelle in Anspruch. Rund 900 informierten sich via Mail oder per Telefon. Doch Sorgen um Wartezeiten muss man sich trotz der hohen Zahl an Klient_innen keine machen. Höchstens vier Wochen können zwischen der Anmeldung und dem tatsächlichen Gesprächstermin liegen. Dabei werden Informationsberatung, psychologische Beratung, -Behandlung, und -Diagnostik, sowie themenzentrierte Gruppen angeboten. Für weitere Informationen könnt ihr die Homepage www.psychologische-studentenberatung.at oder direkt beim Sekretariat unter der Nummer 0662/804 465 00 nachfragen. Das Workshop-Angebot der psychologischen Beratungsstelle Salzburg * Meine persönlichen Stärken entdecken und für mein Studium und meine berufliche Zukunft nützen * Studieren ist nicht schwer, Fertigwerden dagegen sehr! *Autogenes Training

* Kommunikationstraining (Wegen mangelndem Interesse derzeit nicht im Angebot)

Interview: „Das gemütliche Studieren von Früher ist Geschichte“ Vergangenes Jahr nahmen insgesamt knapp 1400 Menschen die psychologische Beratungsstelle in Anspruch. Das ist eine beachtliche Zahl, mit denen die fünf Psycholog_innen und die Sekretärin der psychologischen Beratungsstelle in Salzburg konfrontiert werden. Im Gespräch mit der Uni:Press war Elfie Kopp–Oberndorfer, die bereits seit 20 Jahren als Psychologin bei der Beratungsstelle tätig ist, bereit, über ihre Erfahrungen und Einschätzungen der Studierenden von heute zu sprechen.

Anmeldung zu Angeboten ist im Sekretariat von Montag bis Freitag von 9.00 bis 12.00 Uhr persönlich oder telefonisch möglich.

In der Studierenden-Sozialerhebung, die im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung vergangenes Jahr durchgeführt wurde, gaben

61 % der Befragten an, dass Stress und psychische Belastung für sie alltäglich sind. Ist Stress als Problemfaktor in den letzten Jahren bei den Klient_innen der Beratungsstelle frequentierter? Generell schon, weil sich vieles verändert hat. Es gibt nicht mehr so viele Langzeitstudent_innen wie früher und die Bereitschaft der Studierenden, sich ihr Studium selber zu finanzieren oder zumindest etwas dazuzuverdienen, ist größer. Es gibt viel mehr arbeitstätige Studierende, die teilweise für extrem wenig Geld Jobs annehmen, bei denen sie nicht einmal studienrelevante Inhalte umsetzen können. Das ist natürlich in vielerlei Hinsicht belastend, beispielsweise bei der Zeiteinteilung. Inwieweit ist das Studium an sich ein größerer Stressfaktor für Studierende geworden? In mehrer Hinsicht. Es gibt genug Studierende, die aufgrund der Studienbedingungen bei uns Rat suchen. Ganz katastrophal sind die Zustände bei den Fächern Kommunikationswissenschaft und Psychologie. Viel zu viele Studierende für viel zu wenig Personal. Das macht nicht nur das Studieren an sich zu einer Belastung, sondern auch der Abschluss nach Studienplan wird erschwert. Schließlich muss man Glück haben, in allen nötigen Lehrveranstaltungen auch einen Platz zu finden. Auf der Website der Beratungsstelle ist nachzulesen, dass die Dienste kostenlos in Anspruch genommen werden können. Gibt es Ausnahmen? Nein. Jeder Dienst, der bei uns in Anspruch genommen wird, ist kostenlos. Wird die Arbeit der Beratungsstelle von den Hochschulen ihrer Meinung nach genügend unterstützt? Definitiv. Die Zusammenarbeit mit den Hochschulen, von der Fachhochschule bis hin zum Mozarteum, ist gut und es sind uns auch alle Studierenden willkommen. Neben den Hochschulen sind aber auch die Kontakte mit Psychiater_innen, die wir zur Abklärung schwieriger Fälle zu Rate ziehen, oder denen wir die Betroffenen weiter vermitteln können, sehr wichtig.


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Unibrennt macht Lehre Von Stefanie Breinlinger

Bildquelle: Unibrennt Salzburg. Creative Commons-Lizenz

Nach der Knochenarbeit der politischen Praxis geht es an die Theorie. Mit der Ringvorlesung Bildung MACHT Gesellschaft hat Unibrennt eine Lehrveranstaltung auf die Beine gestellt, die den Fragen nachspürt: Wo unser Bildungssystem heute steht, wie es umgestaltet werden kann und welche Rolle Studierendenbewegungen dabei spielen (können). Eine Bewegung zieht Lehre(n) aus ihrer politischen Praxis Unibrennt hat zwar scheinbar das Haus der Gesellschaftswissenschaften weitgehend geräumt, hinterlässt aber nachhaltige Spuren, nämlich im Vorlesungsverzeichnis vieler Studienrichtungen. Denn die Besetzer_innen haben eine Ringvorlesung als eine Lehrveranstaltung von Studierenden für Studierende initiiert. Unibrennt und ihre Symphatisant_innen kehren nun also wöchentlich nicht nur für das Plenum in den HS 381, an den Schauplatz, wo alles begann, zurück. Die Lehrveranstaltung ist nun ganz offiziell im regulären Unibetrieb integriert und als Freies Wahlfach anrechenbar. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit kritischen Fragestellungen, die im Wintersemester begann, findet nun ihre Fortsetzung mit ähnlichen Themen, aber auf eine systematischere Weise und auf theoretischer Ebene mit der gebotenen Distanz.

Mit inhaltlicher Tiefe gegen Schlagworte Im Zuge der Forderungen zum Unistandort Salzburg an das Rektorat, die als umfangreicher Forderungskatalog diesem vorgelegt worden waren, kristallisierte sich auch das Bedürfnis heraus, inhaltliche Forderungen umzusetzen. Mit der Ringvorlesung hat sich somit eine einfache greifbare Möglichkeit, Inhalte einzubeziehen, geboten. Für die grundlegenden Weichenstellungen, wie die Auswahl von Themen und möglichen Vortragenden, sorgte eine Unibrennt-Arbeitsgruppe. Für die organisatorische Umsetzung sind letztendlich die Unibrennt-Aktivist_innen Marisol Sandoval und Alexander Rehbogen verantwortlich, die gemeinsam die Ringvorlesung leiten werden. Es ist ihnen gelungen, mitunter hochkarätige Vortragende aus Österreich und Deutschland, die ein durchaus breites politisches Spektrum repräsentieren, für die Lehrveranstaltung zu gewinnen. Darunter sind Konrad-Paul Liessmann (Wien), Alexander Demirović (Frankfurt), Erich Ribolits (Wien), Kornelia Hauser (Innsbruck) und Michael Hartmann (Darmstadt). Obwohl die

Wird der Hörsaal 381 so voll wie während der Besetzung?

Vortragenden kein Honorar erhalten, reagierten die meisten Kontaktierten auf die Anfrage zur Teilnahme aufgeschlossen, so Marisol Sandoval. Die Wissenschaftler_innen stehen der Studierendenbewegung positiv gegenüber und möchten sie auf diese Weise unterstützen.

Partizipation und Publikation statt Prüfungsmonotonie Ganz ohne Hierarchien kommt man dennoch nicht aus. Denn Noten werden trotzdem verteilt, verständlicherweise als Bedingung zur Anrechenbarkeit. Die Ringvorlesung richtet sich damit auch ausdrücklich an Studierende aller Studienrichtungen. In Zusammenarbeit mit dem Rektorat ist für die Anrechenbarkeit als Freies Wahlfach gesorgt. Das Rektorat hat den zuständigen Kurrikularkommissionen dies auch empfohlen, die letztverantwortlich die Umsetzung zu entscheiden haben. Der Prüfungsmodus besteht jedoch statt in einer klassischen Prüfung, in einem Take-Home-Examen als Reflexion über eine bestimmte Fragestellung. Mit dem Call for Papers sticht die Ringvorlesung unter den konventionellen Lehrveranstaltungen besonders heraus. So gibt es für die Teilnehmer_innen die Möglichkeit zur Publikation im Sammelband, der im Zuge der Vorlesung entsteht und somit neben prominenten Autor_innen zu erscheinen. Dabei werden die genauen Modalitäten in der Lehrveranstaltung noch festgelegt werden, schließlich hängen sie von der Qualität der studentischen Beiträge ab. Die Lehrveranstaltung lebt insgesamt von der Beteiligung der Studierenden. So erhält die Vorlesung den Charakter eines partizipativen und offenen Prozesses, der von den Teilnehmer_innen mitgestaltet werden kann.

Von der Praxis zur Theorie – und wieder retour Einer der inhaltlichen Schwerpunkte der Lehrveranstaltung ist die Ausarbeitung des Bildungsbegriffes an sich sowie der Rolle, die Bildung in der heutigen Gesellschaft einnimmt bzw. einnehmen soll. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, wie Universitäten gestaltet werden müssen, um zur Verwirklichung eines emanzipatorischdemokratischen Bildungs- und Gesellschaftssystems beizutragen. Ebenso soll eine Analyse angestellt werden, inwiefern Studierendenproteste gesellschaftlich relevant sind und was sie tatsächlich bewirken können. Marisol Sandoval fasst Anspruch und Ziel der Ringvorlesung zusammen als die „Identifikation aktueller Probleme im Bildungsbereich und Analyse derer gesellschaftlicher Ursachen sowie die Diskussion der Möglichkeiten kritischer Bildung im Sinne einer emanzipatorisch-demokratischen Bildung und Gesellschaft“. Für sie ist die Lehrveranstaltung ein durchaus handlungsanleitender Versuch, den Bogen zu spannen „vom Ist zum Soll“ um „mögliche Wege dorthin“ ausfindig zu machen. An die Beantwortung dieser Fragen soll man gemeinsam und möglichst zahlreich schreiten. Denn der Themenkomplex Bildung betrifft alle Studierenden gleichermaßen und alltäglich. Bisher sind bereits über 120 Teilnehmer_innen angemeldet, in den HS 381 passen erfahrungsgemäß jedoch noch weitaus mehr. Weitere Infos zu den Inhalten der Ringvorlesung findet ihr auf der Rückseite dieser Uni:Press sowie auf ringvo.unibrennt-salzburg.org.

Die Ringvorlesung findet mittwochs, von 17 – 19.00 Uhr im HS 381, im Haus der Gesellschaftswissenschaften, statt.


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K.O. in der ersten Runde – Kowi Knock-Out Prüfungen für Erstsemestrige Von Katrin Schmoll

Bildquellen: Salzburger Nachrichten/Ratzer

Auf der Uni war zu wenig Platz: Kowi-Studierende verfolgen eine Einführungsvorlesung im Republic.

Wer im Studienjahr 2009/10 Kommunikationswissenschaft studieren wollte, hatte es schwer. Zwar fiel die Aufnahmeprüfung vor Semesterbeginn weg, doch entschieden zwei Selektionsprüfungen darüber, ob man sein Kommunikationswissenschaftsstudium im Sommersemester fortsetzen darf oder nicht. Dass Kommunikationswissenschaft zu den beliebtesten Studien an der Universität Salzburg zählt, ist kein Geheimnis. Im Wintersemester 09/10 war die Zahl an Erstsemestrigen jedoch rekordverdächtig: Rund 500 Studierende haben sich für Kommunikationswissenschaft inskribiert. Für so viele Student_innen ist der Fachbereich klarerweise nicht gerüstet, eine offizielle Aufnahmeprüfung wurde jedoch kurz vorher vom Nationalrat abgeschafft. Daher musste eine schnelle Lösung gefunden werden, um die Zahl der Student_innen zu reduzieren. Man entschied sich zu einer Abänderung der Studieneingangsphase. Nur wer diese besteht, kann sein Kowi-Studium fortsetzen. So wurden zunächst alle potenziellen Kowi-Student_innen zum Studium zugelassen und konnten an den Vorlesungen Einführung in die Kommunikationswissenschaft 1, unter Leitung von Fachbereichsleiterin Elisabeth Klaus, sowie Basiskenntnisse der Kommunikationswissenschaft, unter der Leitung von Roman Hummel, teilnehmen und sich dort Grundkenntnisse zum Fach aneignen.

Vorlesungen im Republic und per Videoübertragung Damit stand der Fachbereich zunächst vor der Frage: „Wohin mit 500 Studierenden?“ Gelöst wurde das Pro-

blem, indem man die Räumlichkeiten des Republics, wo sonst Konzerte und Partys wie das Kult stattfinden, anmietete und den ersten Vorlesungstermin kurzerhand dort abhielt. Alle weiteren Vorlesungen wurden mittels Videokonferenz von einem Hörsaal in den anderen übertragen. Voll war es in den Hörsälen trotzdem, denn ein Großteil der Erstsemestrigen erschien regelmäßig zu den Vorlesungsterminen. Die Anwesenheit der Student_innen war, besonders bei der Vorlesung Basiskenntnisse der Kommunikationswissenschaft, wo kein Reader und keine Online-Unterlagen zur Verfügung standen, quasi obligatorisch zum Bestehen der Prüfung. Im November fanden schließlich die ersten beiden Termine der Vorlesungsprüfungen statt, deren Ergebnisse über die Zukunft der Kowi-Erstsemestrigen entscheiden sollten. Dass es sich, zumindest bei einer der beiden Vorlesungsprüfungen, um eine KnockOut-Prüfung handelt, bestätigt Karima Yaacoubi, Vorsitzende der Curricularkommission und Mitglied der Studienvertretung (STV): „Es wurden teilweise sogenannte „Verständnisfragen“ gestellt, die während der Vorlesung nicht behandelt wurden.“ Laut der Studienordnung, darf in Vorlesungsprüfungen jedoch nur der Stoff herangezogen werden, der auch zuvor in der Lehrveranstaltung durchgenommen wurde. Rund 100 Studierende sind an zumindest einer der beiden Prüfungen im ersten Anlauf gescheitert. 325 Studierende haben beide Selektionsprüfungen positiv bestanden und können ihr Kowi-Studium im Sommersemester problemlos fortsetzen. Der dritte Prüfungstermin der Lehrveranstaltungen wird laut Fachbereichsleiterin Elisabeth Klaus voraussichtlich Mitte Mai stattfinden.

Verwirrung und Unsicherheit Im Jänner sorgte eine E-Mail für Aufregung, in der es hieß, dass nicht nur die Erstsemestrigen, sondern alle Kowi-Student_innen, die die Studieneingangsphase noch nicht abgeschlossen hatten (dies betrifft teilweise auch Student_innen im 3. oder 4. Semester), die Vorlesung Basiskenntnisse benötigten. Diese Verkündung stieß verständlicherweise auf Empörung unter den betroffenen Studierenden und wurde vor allem dank des Einsatzes von Karima Yaacoubi schließlich wieder zu-

rückgenommen. Bei der Verwirrung und Verunsicherung, die unter den Erstsemestrigen und jenen, die die „alte“ Studieneingangsphase noch nicht abgeschlossen hatten, herrschte, hatte die Kowi-Studienvertretung alle Hände voll zu tun. „Wir waren im vergangenen Semester mehr Seelsorger als Berater“, erzählt Anna Dobler von der STV, denn die Ungewissheit machte vielen Student_innen stark zu schaffen. „Man muss sich das so vorstellen: Man kommt nach Salzburg, muss hier eine Wohnung und eventuell einen Nebenjob suchen, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass man vielleicht nicht weiterstudieren kann. Bei Nicht-Österreicher_innen ist das Ganze noch nervenaufreibender. Da braucht man zusätzlich einen Handyvertrag und ein österreichisches Bankkonto, muss sich um die Finanzierung des Studiums kümmern, und am Ende war vielleicht alles umsonst“, fasst Anna Dobler die Situation der Student_innen zusammen. Fakt ist: Nur wer beide Prüfungen der Studieneingangsphase positiv abgeschlossen hat, konnte sich zu Lehrveranstaltungen im Sommersemester anmelden. Alle jene, die eine oder beide Prüfungen nicht bestanden haben, hängen derzeit in der Warteschleife und müssen überlegen, ob und wie es mit ihrem Kowi-Studium weitergeht.

Aufnahmeverfahren im WS 10/11 noch ungewiss Die STV riet den hilfesuchenden Studierenden nach dem Motto „Wo ein Wille, da ein Weg“ zum Durchhalten, mit dem aktuellen Selektionsverfahren ist man jedoch mehr als unzufrieden. „Grundsätzlich lehnt die STV jede Art von Selektion ab, eine Aufnahmeprüfung zu Beginn des Semesters ist jedoch einer Studieneingangsphase mit Knock-Out Prüfungen eindeutig vorzuziehen“, so Karima Yaacoubi. In diesem Punkt sind sich STV und Fachbereich einig. Ob es im nächsten Studienjahr wieder die klassische Aufnahmeprüfung vor Beginn des Kommunikationswissenschaftsstudiums geben wird, entscheidet der Nationalrat. Ein entsprechender Antrag wurde von den Universitäten Wien, Klagenfurt und Salzburg bereits eingereicht.


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Die Welt ruft! Von Sandra Bernhofer

Wozu soll man eigentlich Auslandserfahrungen sammeln? Und wie geht man am besten dabei vor? Fragen wie diese wurden im November auf der Veranstaltung Go International beantwortet. Wer die Veranstaltung verpasst hat, muss allerdings nicht verzweifeln: Die wichtigsten Infos zu Auslandssemester, -praktikum & Co. hat Uni:Press für euch zusammengestellt. Gut besucht ist der HS 380 bereits einige Minuten vor Beginn der Informationsveranstaltung. Viele scheint es ins Ausland zu ziehen.

Was erwartet die Wirtschaft von uns? Und Auslandserfahrung und außeruniversitäres Engagement, das ist es auch, was die Wirtschaft von uns erwartet, propagieren das Büro für Internationale Beziehungen, Career Center und Co. anlässlich von Go International. Individuelle Persönlichkeitsentwicklung, vertiefte Sprachkenntnisse und nicht zuletzt einen erheblichen Karrierevorteil soll uns ein Auslandsaufenthalt bieten. Und wem diese Aussichten nicht Anreiz genug sind, der kann ja immer noch auf das Angebot von Michael Geistlinger, Internationaler Mobilitätsbeauftragter der Universität Salzburg, zurückkommen: Der muss die Outgoing-Students-Rate um zehn Prozent erhöhen. Um das zu erreichen, ist er auch gern bereit, allen, die sich für ein Auslandssemester einschreiben, eine Tasse Kaffee auszugeben. Mobil sein lautet also die Devise. Wie geht man diesen Eintritt in die internationale Mobilität, die das Berufsleben heute prägt, aber am besten an?

Studieren im Ausland Ganz offensichtlich bietet sich hier ein Auslandssemester an. Über eines sollte man sich dabei im Klaren sein: Planen ist alles! Ein Jahr, spätestens sechs Monate vor Start des Auslandssemesters sollte man konkret wissen, wohin es einen zieht, wann es losgehen soll und welches Programm sich am besten für die eigenen Pläne eignet.

Im Ausland studieren: Noch Freude oder schon Pflicht?

Um bis zu zwölf Monate im Ausland zu studieren oder ein Forschungssemester zu absolvieren, stehen mehrere Programme zur Auswahl: Erasmus ist wohl das bekannteste. Es unterstützt den Austausch von Studierenden ab dem dritten Semester zwischen Österreich und allen EU-Mitgliedsstaaten sowie Island, Liechtenstein, Norwegen und der Türkei – und verfügt über mehr als 200 bilaterale Verträge. Voraussetzung für die Teilnahme ist: Ordentliche_r Hörer_in der Uni Salzburg muss man sein. Das heißt: Ohne den ÖHBeitrag eingezahlt zu haben, geht gar nichts. Ein Aufenthalt mit Erasmus ist allerdings nur einmal während des gesamten Studiums möglich. Für auslandsaffine Studierende stellt das aber keine Hürde dar, denn es stehen noch weitere Projekte zur Verfügung, z.B. ISEP für die USA oder sogenannte Joint Studies: Das sind Abkommen zwischen einer österreichischen und einer ausländischen Universität zum gegenseitigen geförderten Austausch von Studierenden. Zur Auswahl stehen über 30 Partner-Unis weltweit. Bei Fragen zum Auslandsaufenthalt ist das Auslandsbüro der Universität Anlaufstelle Nummer eins. Daneben bieten auch die ÖH und der österreichische Austauschdienst Unterstützung bei der Planung.

Auslandspraktika Praktika im Ausland sind eine weitere Möglichkeit, den persönlichen Erfahrungshorizont zu erweitern. Zahlreiche Institutionen bieten solche an und sind außerdem bei dessen Organisation behilflich. Für einige Studienrichtungen gibt es spezielle Praktikumsorganisationen, wie z. B. ICONS oder AISEC für Studierende wirtschaftlicher Studienrichtungen. Daneben finden sich vor allem im rechtswissenschaftlichen Bereich viele Praktikumsangebote. Zu Praktika bei Institutionen der EU liegt bei der entsprechenden ÖH-Stelle

eine Broschüre auf. Wer sich für eine Lehrtätigkeit im Ausland interessiert, sollte sich mit dem Büro für internationale Beziehungen in Verbindung setzen. Generelle Hilfestellungen in Bezug auf Karriere und Eintritt in den Arbeitsmarkt bietet das Career Center: Es begleitet Studierende der Universität Salzburg während des Studiums bzw. danach und fungiert gewissermaßen als Schnittstelle zwischen Universität und Arbeitswelt. Beim Career Center ist jedoch Vorsicht geboten: Dieses kümmert sich bisher nicht besonders um die (relative) Arbeitnehmer_innenfreundlichkeit seiner Kooperationspartner_innen. Hat man dann das passende Praktikum gefunden, sich beworben und die Zusage in der Tasche, sollte man sich um ein Erasmus- (bzw. als Absolvent_in um ein Leonardo da Vinci-) Stipendium bewerben – und zwar mindestens sechs Wochen, bevor man die Stelle antritt. Beträge zwischen € 280 und € 500 können dabei pro Monat herausschauen. Auch in diesem Fall gilt: ÖH-Beitrag einzahlen nicht vergessen! Details zu Stipendien sind über das Büro für europäische Programme erhältlich.

Was muss man sonst noch wissen? Alle weiteren Fragen in Bezug auf die Anrechenbarkeit von Lehrveranstaltungen, die bestmögliche Finanzierung, Fahrkostenzuschüsse oder die Krankenversicherung findet man auf der ÖH-Homepage – dort steht auch die Broschüre Studieren im Ausland zum Download zur Verfügung.

Generelle Informationen: Büro für Europäische Programme (http://www.bep.at/) Büro für Internationale Beziehungen (http://www.unisalzburg.at/è International è Studieren im Ausland) ÖH Salzburg (www.oeh-salzburg.at è Studieren è Studieren im Ausland) Career Center (http://www.uni-salzburg.at/ è Karriere & Jobs è Career Center) Österreichische Austauschdienst (www.oead.ac.at) Student_innengewerkschaft GPA/DJP (www.gpa.at)

Auslandsmöglichkeiten: Bildquelle : sxc.hu

Mit Erasmus, ISEP und Joint Studies steht (fast) die ganze Welt offen

ERASMUS/SOKRATES ISEP (http://www.isep.org/) Joint Studies (Studentische) Praktikumsorganisationen: AISEC (http://aiesec.at/) ICONS (http://www.icon-s.at/)


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Zehn Jahre Bologna – Kein Grund zum Feiern Kommentar von Stefanie Breinlinger

Am 11. und 12. März trafen sich die Bildungsminister von 46 europäischen Staaten in Wien und Budapest, um auf einer Konferenz das zehnjährige Jubiläum der Bologna-Deklaration, die Grundlage des Bologna-Prozesses, zu zelebrieren. Der Bologna-Prozess wurde ursprünglich von nur vier Bildungsministern der EU-Mitgliedstaaten Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien mit der Sorbonne-Erklärung von 1998 initiiert. Bereits ein Jahr später wurde die Bologna-Erklärung von 29 Staaten unterzeichnet. Das Dokument selbst enthält im Wesentlichen die Zielsetzungen eines Leitpunktesystems und eines Systems leicht verständlicher und vergleichbarer Abschlüsse, bleibt ansonsten aber vage. In Österreich ist dies bisher hauptsächlich als zweistufiges BA/MA-Studiensystem umgesetzt worden. Angesichts der rechtlichen Unverbindlichkeit des Bologna-Prozesses irritieren Umfang und Tempo, mit der die Reform bisher implementiert wurde. Dies erscheint auch deshalb bedenklich, weil sich die Entscheidungsfindung undemokratisch gestaltete, gab es doch keine Beteiligung Betroffener, wie Studierenden und Universitätspersonal, am Entscheidungsprozess. Die Universitätsleitungen tragen die top-down verordnete Umgestaltung, wenn auch widerwillig, mit. Die Umsetzung verschlingt wiederum Ressourcen, die für eine Qualitätsverbesserung in der Lehre besser verwendet wären. Die Europäische Union besitzt zwar keine Kompetenz in Sachen Bildung, der Bologna-Prozess fügte sich aber wunderbar in die Lissabon-Agenda ein, derzufolge die EU bis zum Jahr 2010 zum wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt werden sollte. Der Reduzierung des Studienziels auf Beschäftigungsfähigkeit (Employability) opfert man bereitwillig die Qualität in der Lehre. Denn die Reform geht einher mit einer Verkürzung der Studienzeit und gleichzeitiger Überfrachtung der

Der leuchtende Bologna-Stern ist am Verglühen.

Studienpläne, restriktiver Modularisierung Lerninhalte verengt die Studienauswahl.

der

Es drängt sich somit auf, dass das Interesse nicht umfassender Bildung gilt, sondern der Ausbildung möglichst formbarer und anpassungsfähiger Absolvent_ innen, die man mit einer Mindestqualifikation ausstattet. So werden massenweise SchmalspurAkademiker_innen herangebildet, denn ernsthaftes wissenschaftliches Arbeiten beginnt häufig erst mit dem Master, und damit eine mögliche wissenschaftliche Laufbahn. Insbesondere für Geisteswissenschaftler_innen ist ein Bakk.-Abschluss beinahe wertlos, vermittelt dieser nicht annähernd die nötigen Kenntnisse für eine adäquate fachspezifische Beschäftigung. Es droht ein Auseinanderdriften der Qualifikation in minderwertige Massenabschlüsse und höhere, qualitative Abschlüsse. Während in den universitären Bildungssystemen weiterführende Studien tendenziell beschränkt werden, so werden am Arbeitsmarkt neue Selektionsebenen eingezogen und neue Hierarchien geschaffen. Auf diese Weise wird soziale Ungleichheit nicht nur reproduziert, sondern weiter verschärft. Außerhalb der wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge sind die beruflichen Perspektiven angesichts der geringen Akzeptanz des Bachelor-Studienabschlusses am Arbeitsmarkt ohnehin fraglich. Die Fülle der problematischen Entwicklungen im Hochschulbereich, die teilweise bereits eingetreten bzw.

zu erwarten sind, überraschen keineswegs, wurde doch einfach eine Studienarchitektur auf die bestehenden Systeme der europäischen Hochschullandschaft „draufgesetzt“ und die Universitätslandschaft innerhalb von zehn Jahren völlig umgekrempelt. Nach der rasanten Umsetzung wurden die Mängel mittlerweile offenbar, sodass immer wieder Nachbesserungen versucht wurden. Diese ändern freilich nichts daran, dass die Zielsetzungen nicht erreicht wurden. Denn die unterschiedlichen nationalen politischen Interpretationen der Reform verunmöglichen eine Homogenisierung der Studienabschlüsse. Laut der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), die die deutsche Bundesregierung berät, zieht in einer aktuellen Studie eine durchwegs negative Bilanz des Bologna-Prozesses, für Deutschland respektive. So gibt es weder mehr Studienanfänger_ innen, noch weniger Studienabbrüche. Der Zugang zu universitärer Bildung ist gleichbleibend sozial selektiv, eine Verbesserung der Mobilität war auch nicht festzustellen. Dies liegt laut Studie hauptsächlich an der Überfrachtung der Studienpläne bei einer gleichzeitigen Einschränkung der Wahlmöglichkeiten. Doch selbst die Rücknahme des Bologna-Prozesses allein würde nicht alle Probleme lösen, denn die Problematik muss im Zusammenhang mit der Autonomie und Ausfinanzierung der Universitäten behandelt werden. EFI - Studie:

www.e-fi.de/fileadmin/Pressemitteilungen/EFI_PM_Bologna_24_02_2010.pdf


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Vom Aussterben bedroht

Von Katrin Schmoll

Ministudiengänge wie das Masterstudium Angewandte Mineralogie bringen jedes Jahr nur einen Handvoll Absolvent_innen hervor. Das Studieren im kleinen Rahmen hat sowohl für Studierende als auch für die Dozent_innen viele Vorteile. Trotzdem stehen bei der geringen Zahl an Teilnehmer_innen Lehrveranstaltungen und teilweise sogar die ganze Studienrichtung auf der Kippe. Während sogenannte Massenstudien wie Kommunikationswissenschaft und Psychologie aus allen Nähten platzen, Vorlesungen via Videokonferenz in andere Hörsäle übertragen werden und das PLUS online am ersten Tag der Anmeldung regelmäßig zusammenbricht, gibt es an der Uni Salzburg auch die oft übersehenen, kleinen Studiengänge. Die, die sich nicht über eine Überflutung durch Student_innen aus Deutschland beklagen. Die, bei denen die Dozent_innen dankbar um jeden Student und jede Studentin sind, weil zahlreiche Lehrveranstaltungen aufgrund von Teilnehmermangels abgesagt werden müssen. Die, von denen die meisten Student_innen populärerer Studiengänge vermutlich noch nie zuvor gehört haben. Eines dieser Studien ist das Masterstudium „Angewandte Mineralogie“.

Irgendwas mit Mineralien? Der Laie kann sich zunächst unter dem Begriff Mineralogie nur wenig vorstellen. Kurz gesagt geht es hierbei um die Erforschung von Mineralien, im Volksmund Steine genannt. Im Gegensatz zu Chemiker_innen, beschäftigen sich Mineralog_innen nicht nur mit der chemischen Zusammensetzung der untersuchten Stoffe, sondern auch damit wie die Atome der chemischen Elemente im Kristallgitter zueinander an-

Causa Uniball 08 Von Tobias Aigner

In der Causa Uniball 08 bestätigte bereits im Dezember das Salzburger Landesgericht das Urteil des Erstgerichts, wodurch die ÖH Salzburg nun rund 35.000 Euro an mehrere Unternehmen zahlen muss. Der Uni-Ball war im Oktober 2008 von der damals verantwortlichen ÖH-Exekutive ohne den dafür erforderlichen Beschluss der Universitätsvertretung der

Bildquelle: Katrin Schmoll

Studierendenmangel: Bei den kleinen Studiengängen an der Uni Salzburg bleiben die Hörsäle weitgehend leer

geordnet sind. Das Studium beinhaltet neben den mineralogischen Fächern, Grundlagenwissen aus den Fächern Physik, Chemie, Mathematik, Geologie (Lehre vom Aufbau der Erde), sowie Petrologie (Gesteinkunde). Fertige Mineralog_innen arbeiten hauptsächlich in der rohstoffverarbeitenden Industrie, im

Umweltschutz oder in der Forschung Wer Mineralogie studiert, muss nicht wie viele andere Studierende um seinen Platz in einer Lehrveranstaltung bangen. Ein Kurs nur für Mineralog_innen kommt selten auf viel mehr als 5 Teilnehmer_innen. Dies ist gleichzeitig die unterste Teilnehmergrenze für die Abhaltung, darunter würde dem Lehrveranstaltungsleiter kein Honorar mehr ausbezahlt werden. Daher finden solche Lehrveranstaltungen in der Regel nur alle zwei Jahre statt, die meisten Kurse werden gemeinsam mit Studierenden anderer Naturwissenschaften abgehalten. Die Zahl der Mineralogiestudent_innen ist so niedrig, dass das Bachlorstudium im Studienjahr 2008/2009 abgesetzt wurde und seither als auslaufend gilt. Das Masterstudium existiert weiterhin und steht neben den Absolvent_innen des gleichnahmnigen Bachlorstudiums auch den Absolvent_innen verwandter Naturwissenschaftsstudien wie Physik und Chemie offen. Der Fachbereich Materialforschung und Physik, zu dem Angewandte Mineralogie zählt, kommt pro Jahrgang auf etwa 30 Studierende, die meisten davon im Bachlorstudium Ingenieurswissenschaften. Zum Vergleich: Für Kommunikationswissenschaft sind, im Bachlor- und Masterstudium zusammen, 1714 Student_innen inskribiert.

Hochschüler_innenschaft an der Universität Salzburg (UV) veranstaltet worden. Im Zuge dessen kam es zu Ungereimtheiten bei der Abrechnung und Verdachtsmomente der Veruntreuung von ÖH-Geldern. Darauf wurde die alte Exekutive abgesetzt. Laut Ministerium durfte die neue ÖH-Exekutive die offenen Rechnungen - wegen dieses fehlenden Beschlusses - nicht auszahlen und musste erst ein gerichtliches Urteil abwarten. Die Hauptaufgabe besteht nun in der lückenlosen Aufklärung und Aufarbeitung der Geschehnisse rund um den Uniball 08. Zu diesem Zwecke wurde in der Universitätsvertretung, auf Bestreben der jetzigen ÖH – Exekutive, eine Arbeitsgruppe mit Beteiligung aller Fraktionen der Universitätsvertretung (Grüne und Alternative Studierende - GRAS, Verband Sozialistischer StudentInnen Österreich - VSSTÖ und die Aktionsgemeinschaft -

Studieren in familiärer Atmosphäre Nüchtern betrachtet ist es unverständlich, warum die meisten Studierenden in ohnehin schon überfüllte Studien drängen, wo doch die kleineren Studiengänge so viele Vorteile mit sich bringen.Der größte liegt auf der Hand: Absolvent_innen von Ministudiengängen müssen sich am Arbeitsmarkt nicht gegen eine Vielzahl von Mitbewerber_innen durchsetzen. Doch schon während des Studiums sind die Vorteile in der Ausbildung und Betreuung deutlich zu spüren. In einer gemütlichen Runde von 10 bis 15 Kolleg_innen studiert es sich eben leichter als in einem überfüllten Hörsaal. Im Lehrplan sind neben den üblichen Vorlesungen, Seminaren und Praktika oftmals auch Exkursionen eingeplant. Der persönliche Kontakt zum Lehrveranstaltungsleiter kann zudem vieles erleichtern, vor allem wenn es um das Schreiben von wissenschaftlichen Arbeiten geht. Während Student_innen von Massenstudiengängen vermutlich seit der Schulzeit keine korrigierten Hausarbeiten mehr zurückbekommen haben, sind bei Mineralogiestudent_innen Korrekturen und persönliche Anmerkungen vom Professor selbstverständlich. Die Zukunft der Ministudiengänge ist trotz dieser vielen Vorzüge ungewiss. Materialforschung und Physik ist nicht der einzige Fachbereich der an Student_innenmangel leidet. Ähnlich geht es zahlreichen anderen natur- und geisteswissenschaftlichen Studiengängen. Doch was tun um den Fortbestand des Fachbereichs längerfristig zu sichern? Vielleicht mit dem Slogan „Studieren in familiärer Atmosphäre und ohne Zugangsbeschränkungen“ frustrierte Kowi- oder Psychologiestudent_innen abwerben.

AG) eingerichtet, um gemeinsames und einvernehmliches Vorgehen zu ermöglichen. Diese Arbeitsgruppe ist nun um die Aufarbeitung der Causa Uniball 08 bemüht und prüft die weiteren rechtlichen Schritte. Ziel ist es, insbesondere eine finanzielle Schadloshaltung für die ÖH Salzburg zu erreichen und die Vorwürfe der Veruntreuung auf ihre Stichhaltigkeit zu untersuchen. Inzwischen wurden in der ÖH Salzburg zusätzlich interne Kontrollmechanismen eingerichtet, die eine Verschwendung von Studierendenbeiträgen und öffentlichen Geldern verhindern sollen. Diese bestehen vor allem im wöchentlich stattfindenden, basisdemokratisch organisierten Interreferatstreffen, welches die Tätigkeiten der ÖH-Exekutive durch verbindlichen Beschluss festlegt und an den sowohl die einzelnen Referent_innen, als auch das Vorsitzteam gebunden sind.


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FEMINISMUS 11

„Pockets of resistance“ - Das Understatement des Popfeminismus Bildquelle: Sabine Bruckner

Von Andrea Trumann

Es gehe in der popfeministischen zine-cultur nicht um eine soziale oder politische Revolution auf breiter Basis, sondern um „pockets of resistance“, also Widerstand im Kleinen, schreibt eine feministische Aktivistin aus den USA in Hot Topic - der von Sonja Eismann herausgegebenen viel beachteten Anthologie. Zines oder grrrl-zines sind Eigenproduktionen von Mädchen oder jungen Frauen mit Interesse an queerer Subkultur und Feminismus. Die Wut, die eigenen Erfahrungen in den Medien nicht repräsentiert zu sehen und sich deshalb isoliert und allein zu fühlen, speist die Energie für die vielfältigen Projekte, die Sonja Eismann in ihrem Buch als Popfeminismus bezeichnete: Bands, Zines, Radioshows, Klamotten schneidern, künstlerisch tätig sein, Ladyfeste organisieren, Filmemachen und Internetseiten erstellen.

Der Popfeminismus hat sich von jeglicher revolutionären Perspektive verabschiedet Nachdem sich Sonja Eismann von jeglicher revolutionären Perspektive verabschiedet hat – weil wir ohnehin im Kapitalismus sterben werden – hat sie sich als politisches Ziel gesetzt, dieses queere, feministische, subkulturelle Milieu einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen, und so, im Mainstream angekommen, diesen zu verändern. So ist auch im queeren, subkulturellen Milieu die Frage aufgetaucht, die notgedrungen jedes subkulturelle Milieu beschäftigt: Kann politischer Einfluss nur durch Anpassung an den Mainstream gewonnen werden oder verkauft man sich auf diese Weise und verbleibt lieber in der eigenen Subkultur, auch wenn dies bedeutet prekär und relativ wirkungslos herumzuwurschteln?

Aktuelle Lebensrealitäten von Frauen sehen meist anders aus Dies ist nicht nur eine Frage der politischen Praxis, sondern auch eine der aktuellen Lebensrealität. So muss nach dem Studium – die Subkultur ist weitestgehend studentisch geprägt – entschieden werden, inwieweit das bisherige Leben mit Ausgehen, Partys, nächtelang diskutieren, lange schlafen und politischer oder künstlerischer Arbeit weiter fortgeführt werden kann. Es stellt sich die Frage, ob eine prekäre Existenz mit Jobs, staatlicher Hilfe oder Halbtagstätigkeiten in Kauf genommen werden soll oder ob mit Vollzeitjobs und vielleicht sogar Kind eine halbwegs ökonomisch gesicherte Existenz angestrebt werden soll, aber dafür kaum Zeit für die Freunde und die Subkultur bleibt. Wohl dem, der diese Entscheidung überhaupt hat. Denn viele Menschen leben ohnehin von HARTZ IV oder von schlecht bezahlten Jobs und haben nie eine Idee von Selbstverwirklichung gewinnen können. Als einzige Form von Selbstverwirklichung ist als Frau die Mutterschaft der Chancenlosigkeit in der Arbeitswelt vorzuziehen, wie es mit steigender Tendenz sogar Jugendliche praktizieren.

„Pockets of Resistance“ und/oder Revolution?

Das prekäre selbstbestimmte Leben scheint ohnehin nur solange attraktiv zu sein, wie es zumindest den Schein von Freiheit sich bewahren kann, auch wenn sich die Wahl als eine zwischen Pest und Cholera erweist. Doch die Wahlfreiheit ist auch für Culture- oder Gender-Studies Absolvent_innen nur begrenzt vorhanden. Sich für eine Karriere zu entscheiden, ist bei dem engen Arbeitsmarkt oftmals gar nicht erst möglich. Natürlich gibt es auch die paar Glücklichen, die aus ihrem subkulturellen Wissen Kapital schlagen können, wenn es wahrscheinlich auch selten besonders hoch ist. Aber die meisten müssen mit den Tipps auskommen, die die für subkulturelle Verhältnisse erfolgreiche Christiane Rösinger – sie spielte bei den Lassie Singers, bei Britta und schreibt für bürgerliche Zeitungen – in Hot Topic gibt: „Dieser Jobcocktail sollte sich zusammensetzen aus 50% künstlerischer, also unbezahlter Arbeit, wie etwa die eigene Band, die Trilogie, Ahnenforschung, Lesegruppe, oder sonst eine unrentable Firma, aus 35% freiberuflicher kaum vergüteter Tätigkeit bei einer kulturellen Institution, und, um den Anschluss ans wahre Leben nicht zu verlieren, aus 15% tatsächlich bezahlter Arbeit – den sogenannten Brotjobs. Idealerweise im bohèmistisch-alternativen-popkulturellen Umfeld: Tippen, Kinokarten verkaufen, Gästelisten überwachen, Türstehen, Getränke verkaufen“ (Christiane Rösinger: 2007: 144). Wobei man sich dann doch fragt, wie man von 15% Brotjobs leben kann, wenn 100% nicht bedeuten sollen, dass man Tag und Nacht arbeitet. Christiane Rösinger gibt die Antwort gleich selbst: Bei denen, die scheinbar sehr locker in den Tag leben, steckt dann oftmals doch eine Sicherheit in Form elterlicher Zuwendungen oder Immobilien dahinter.

Ist die Zugehörigkeit zu dieser Subkultur eine Klassenfrage?

den, gegen die angekämpft werden muss, sondern als Zeichen für die moralische Unversehrtheit, die glamourös aufgewertet wird. So sagt Pauline Boudry von Rythm King and her friends, einer Queer-Band aus Berlin, dass für sie es Luxus bedeutet „an einem Projekt zu arbeiten, bei dem viele Friends beteiligt sind“. Das sei der wahre Reichtum. Das Problem ist jetzt nicht, dass man sich entscheidet, nicht mitmachen zu wollen und versucht mit wenig Geld auszukommen, um die Dinge zu machen, die einem Spaß machen oder die man wichtig findet. Das Problem liegt allein in der Verherrlichung dieses Zustandes als glamourös und cool. So kann der Eindruck gewonnen werden, dass das Ziel des Lebens darin liegt, Teil der Subkultur zu sein, und somit zu einem reichlich selbstrefentiellen Haufen zu gehören. Dieser Eindruck verstärkt sich noch dadurch, dass die Szene sich immer gegenseitig abfeiert und außer von einer Djane mit Kind, die Widersprüche der Szene kaum thematisiert werden. So ist der Lebensstil der nun als Popfeminismus hochstilisierten Subkultur die glamourös getarnte Variante von dem, wie ohnehin alle gerade gezwungen sind zu leben: ohne feste Arbeitsverhältnisse, in aufgelösten Familien und mit flexibilisierten Geschlechtsidentitäten. Der gesellschaftliche Zwang wird so nicht einfach nur nachvollzogen, sondern er wird uns als Freiheit präsentiert. Die Überwindung der Subkultur kann sich dagegen innerhalb der Szene nur als Anpassung an die herrschende Kultur vorgestellt werden, aber nicht durch Überwindung derselben. Eine wirkliche Kritik der Popkultur würde nicht die feministische Variante davon sein, sondern in dieser Kritik würde die eigene Überflüssigkeit reflektiert werden, die durch die kapitalistische Gesellschaft hervorgebracht wird. Dieser Pop würde die Hoffnung auf die eigene Abschaffung in sich tragen und auf diese hinarbeiten. Alle Zitate aus: Sonja Eismann (Hg.) Hot Topic. Popfeminismus heute. Mainz 2007.

So ist die Zugehörigkeit zur Boheme tatsächlich eine Klassenfrage, die jedoch oftmals als moralische Frage nach der Korrumpierbarkeit daher kommt. Die Armut wird hier nicht als schreiende Ungerechtigkeit empfun-

Andrea Trumann hält am Montag den 22. 3. um 19.30 einen Vortrag zum Thema Popfeminismus. (vorauss. im HS 382, Geswi).


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„Das Fremdenrecht verstärkt Gewalt gegen Migrantinnen“ Von Sabine Bruckner

...kommentiert maiz (Autonomes Zentrum von & für Migrantinnen) in einem offenen Brief aus dem Jahr 2006 die bis heute beinahe unveränderte Situation. Migrantinnen, die in Österreich leben, sind sowohl rechtlichen als auch gesellschaftlichen Benachteiligungen ausgesetzt. Das Fremdenrecht als Ausgangspunkt schafft die Voraussetzung, das Migrantinnen sich in Abhängigkeit von ihren Ehemännern befinden. Dazu kommen Diskriminierungen am Arbeitsmarkt und die schwierige Vereinbarkeit von Arbeitszeiten und Kinderbetreuung. Im Fall von häuslicher Gewalt zwingen diese Rahmenbedingungen Migrantinnen oft dazu, trotz allem in einer solchen Beziehung zu bleiben, weil sie den Verlust des Aufenthaltstitels fürchten. Gesellschaftliche Wahrnehmung In der gesellschaftlichen Wahrnehmung erscheinen Migrantinnen mehrheitlich nicht als eigenständige Individuen sondern als Anhängsel ihrer Männer. Als Ausgangspunkt dafür kann die geschichtliche Entwicklung der Zuwanderung gesehen werden. In den 60er und 70er Jahren waren die Anteile der weiblichen Zuwanderer_innen im Vergleich zu Männern geringer. Die rechtlichen Rahmenbedingungen wurden vor allem auf zeitlich begrenzten Arbeitskräftezuzug

Bildquellle(alle Bilder):Sabine Bruckner

Neue Umgebung, neues Glück? Die Realität sieht für Migrantinnen oft anders aus.

ausgerichtet, so genannte Gastarbeiter_innen. Das es aber auch zu diesem Zeitpunkt Frauen gab, die ohne ihre Ehemänner oder andere Familienangehörige nach Österreich gekommen sind, wurde kaum wahrgenommen. Dieses vorherrschende Bild von Migrantinnen in Österreich hält sich bis heute hartnäckig. Obwohl sich die Gesellschaft weiter entwickelt hat, berücksichtigten die gesetzlichen Bestimmungen kaum weibliche Lebenswirklichkeiten und deren Bedürfnisse, einen selbstständigen Lebensentwurf zu entwickeln, der auch mit einem dauerhaften Aufenthaltstitel verbunden ist.

Familiennachzug Die Aufmerksamkeit wurde in erster Linie in Richtung Familiennachzug gerichtet, da viele der zugewanderten Menschen hier blieben und ihre Angehörigen zu sich holen wollten. Migrantinnen, die im Rahmen dieser Regelung nach Österreich kommen, müssen in einer aufrechten Ehe leben. Erst nach fünfjährigem Bestehen derselben hatten sie bisher die Möglichkeit einen unbefristeten und von ihrem Partner unabhängigen Aufenthaltstitel zu erlangen. Nun wurden im Dezember 2009 verschiedene Änderungen im Fremdenrecht vorgenommen, von einer nachhaltigen Verbesserung der Situation kann allerdings nicht gesprochen werden. Nachgezogene Migrantinnen haben zwar jetzt ein unabhängiges Aufenthaltsrecht, allerdings bleibt dieses

an die selben Voraussetzungen geknüpft wie bisher. Das heißt, sie müssen weiterhin über ausreichendes Einkommen und einen eigenen Wohnsitz verfügen, was angesichts der gesellschaftlichen Bedingungen sehr schwer zu erreichen ist. Die Situation hat sich damit inhaltlich nicht wirklich verändert, sondern hält die Frauen nach wie vor in der Abhängigkeit von ihren Ehemännern.

Scheidung Im Fall einer Scheidung begeben sich Migrantinnen somit in große Unsicherheit. Denn das Gesetz sieht nur Ausnahmen von der Selbsterhaltung vor, wenn sie „besonders berücksichtigungswürdige Gründe“ vorweisen können oder das überwiegende Verschulden den Ehemann trifft. Zu den „besonders berücksichtigungwürdigen Gründen“ zählt unter anderem häusliche Gewalt, hier muss gegen den Ehemann vom Gericht eine einstweilige Verfügung (Wegweisung, Kontaktverbot) erlassen worden sein. Das heißt, die Frauen müssen die Gewalttätigkeiten ihres Mannes zur Anzeige bringen, oft auch vorübergehend Schutz in einem Frauenhaus suchen. Dass Frauen ohne eigenes Einkommen und ausreichende Sprachkenntnisse in einem fremden Land, den Schritt ins Ungewisse nur schwer wagen, ist für die Gesetzgeber offensichtlich nicht relevant. Wer es nicht schafft

Werden Migrantinnen von ihren Ehemännern misshandelt, stehen sie mit ihren Problemen meist alleine da.


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eine Anzeige zu machen oder eine nicht einvernehmliche Scheidung durch zu fechten, muss weiterhin häusliche Gewalt ertragen. Hinzu kommt, dass die Erfahrungen von Vereinen, die Beratung und Begleitung in diesem Bereich anbieten, zeigen, dass trotz rechtlicher Änderungen die Vorgangsweise der Behörden noch nach alten Mustern erfolgt.

Wohnsitz Für Migrantinnen, die eine Scheidung hinter sich haben und über eine unabhängige Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis verfügen, beginnt nun der nächste Teil des Hürdenlaufs. Ein Platz im Frauenhaus gilt vor dem Gesetz nicht als Wohnsitz, sie müssen eine eigene Wohnung finden. Um hier eine Beihilfe zu bekommen, darf der Quadratmeterpreis nicht höher als 6 Euro (ohne Betriebskosten) liegen, die maximale Beihilfe beträgt 3 Euro. Die Mietpreise in Österreich liegen in der Regel höher, von daher braucht es auch ausreichend Glück, eine entsprechende Wohnung zu finden. Luzenir Caixeta vom Verein maiz berichtet außerdem von einem aktuellen Fall, in dem die Fremdenrechtsabteilung von Frauen, die einen Aufenthaltstitel beantragten, einen freiwilligen Verzicht auf die Wohnbeihilfe. Dieser Verzicht würde für fünf Jahre bindend sein.

Arbeitsmarkt und Kinderbetreuung Als Migrantin ist es unverhältnismäßig schwerer, einen Job zu finden, der das nötige Einkommen zum Überleben sichert. Zumeist werden sie unabhängig von ihrer Qualifikationen im Billiglohnsektor vermittelt, als Reinigungskräfte oder in anderen Dienstleistungsbranchen. Eine Ausnahme stellt der Pflegebereich dar, in dem sehr hoher Bedarf an Arbeitskräften besteht. Wenn hier spezifische Ausbildungen gegeben sind, werden die Frauen auch ihrem Berufsbild entsprechend vermittelt, Nostrikfikationen sind in diesem Bereich leichter zu erlangen. Grundsätzlich befinden sich Migrantinnen, aber auch beim Zugang zum Arbeitsmarkt in einer Abhängigkeit. Da sie die Jobs dringend brauchen, müssen sie schlechte Arbeitsbedingungen

Frauenhäuser stellen Lichtblicke für misshandelte Migrantinnen dar. Budgetkürzungen bringen sie aber in immer größere Schwierigkeiten.

und Entlohnung in Kauf nehmen um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Dies schlägt sich nicht zuletzt auch in flexibilisierten Arbeitszeiten nieder, die in der Regel nicht oder nur bedingt mit den Öffnungszeiten von Kinderbetreuungseinrichtungen übereinstimmen. Meist muss diese dann informell im Freundes- oder Familienkreis gelöst werden, sofern die Frauen über solche Netzwerke hier im Land verfügen.

Budgetkürzungen Vereine, die in diesem Bereich tätig sind, sehen sich seit geraumer Zeit mit massiven Budgetkürzungen konfrontiert. Das Geflecht an rechtlichen und gesellschaftlichen Diskriminierungen manifestiert sich hier zum wiederholten Mal. Wo Migrantinnen unbürokratische, parteiliche und qualifizierte Unterstützung finden, setzt der politische Sparstift an. Ähnlich wie im Frauenhaus Hallein wird hier der tatsächliche Bedarf an Beratungs- und Betreuungsarbeit ignoriert und rein wirtschaftlich argumentiert. Luzenir Caixeta dazu: „Grundsätzlich steigen unsere Kosten, die Sub-

ventionen werden jedoch tendenziell weniger, das stellt uns vor ein großes Problem. In der Arbeit mit Migrantinnen ist der Bedarf an Begleitung noch größer, da sie oft eine Vertrauensperson in unbekannten Strukturen möchten, beziehungsweise die sprachlichen Feinheiten eine Unsicherheit für die Frauen darstellen und wir übersetzen.“

Teufelskreis MigrantInnen sind nicht nur mit staatlich unterstützten Abhängigkeitsverhältnissen in ihren Familien konfrontiert. Patriarchale Herrschaftsverhältnisse erzeugen strukturelle Gewalt, die im Fremdenrecht deutlich spürbar wird. Die Tatsache, dass Migrantinnen bis heute nicht als handlungsfähige Individuen wahrgenommen werden, verwehrt ihnen jede Möglichkeit, eigene Lebensentwürfe zu entwickeln und zu leben. Der derzeitige rechtliche Rahmen ermöglicht und fördert weiterhin gesellschaftliche Diskriminierung und Benachteiligungen am Arbeitsmarkt.

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FEMINISMUS

Feminismus studieren – Wider die Tyrannei der Norm Von Sarah Amberger

Bildquelle: Teresa Lugstein

„Jede Frau ändert sich, wenn sie erkennt, dass sie eine Geschichte hat.“ (Gerda Lerner im Interview mit U. Kubes-Hoffmann, 1992). Am Rosa-Mayreder-College haben Frauen dazu die Möglichkeit. Sie können sich im Rahmen zweier universitärer Lehrgänge mit verschiedenen Aspekten ihrer eigenen Geschichte als Frau beschäftigen.

Quellen (alle Fotos): privat

Das Rosa-Mayreder-College ist eine Bildungseinrichtung der Wiener Volkshochschule mit dem Schwerpunkt wissenschaftlich fundierter feministischer Bildungsarbeit. In diesem Sinne werden zwei feministische Lehrgänge mit universitärem Charakter angeboten. Sowohl das feministische Grundstudium als auch der postgraduale Masterlehrgang sind berufsbegleitend mit einer Dauer von jeweils zwei Jahren.

Die eigene Geschichte studieren – das feministische Grundstudium Das feministische Grundstudium wird seit 1998 abgehalten und ermöglicht Frauen, sich in der Arbeitswelt sowie in Bereichen der Politik, Wissenschaft und Kultur höher zu qualifizieren. Die insgesamt acht Module werden am Bundesinstitut für Erwachsenenbildung (BIFEB) in Strobl abgehalten. Abgeschlossen wird das Grundstudium mit einer Diplomarbeit. Die Module beschäftigen sich unter anderem mit der Geschichte des politischen Feminismus, der Rechtswissenschaft, Gesellschaftswissenschaft und des Neoliberalismus, unter Betrachtung feministischer Aspekte sowie mit Rassismus und Sexismus, Migrationspolitik und Ethnizität. Der Diplomlehrgang umfasst insgesamt 15 Blöcke mit 46 Tagen Präsenz zu einer Gebühr von 3.800 Euro. Der Lehrgang kann auch mit der Bezeichnung Akademische Referentin für feministische Bildung und Politik abgeschlossen werden, in diesem Fall ist es aber nötig, mehr Stunden zu absolvieren.

Internationale Genderforschung mit Schwerpunkt auf Mittel- und Osteuropa Der postgraduale Masterlehrgang Internationale Genderforschung & feministische Politik (mit einem Schwerpunkt auf Mittel- und Osteuropa) findet heuer zum dritten Mal statt. Im Mittelpunkt der Ausbildung stehen der Erwerb von Gender- und Diversitywissen sowie die Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Praxis. Die neun Module mit 49 Tagen Präsenz werden an der Volkshochschule Urania in Wien abgehalten. Eine Besonderheit ist, dass die Seminare jeweils von zwei Expertinnen, einer aus dem deutschsprachigen Raum und einer aus dem mittel-oder osteuropäischen Raum geleitet werden, um den Folgen und Perspektiven der Transformationsprozesse auf die Geschlechterverhältnisse besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Module des Masterlehrgangs sind stärker wissenschaftlich ausgerichtet und umfassen Themen wie Lebens- und Arbeitskontexte im sozialen Wandel, Zivilgesellschaft und weibliche Selbstbestimmungsrechte, transnationale Migrationsforschung sowie den Vergleich europäischer Wirtschaftspolitik und Erwerbsar-

Teresa Lugstein, Mädchenbeauftragte des Landes Salzburg und Teilnehmerin am feministischen Grundstudium

beit. Die Gebühr für diesen Lehrgang beläuft sich auf 5,200 Euro. Neben der erfolgreichen Absolvierung der Module sind für den Abschluss des Masterlehrgangs das Verfassen einer Master-Thesis und deren Präsentation vorgesehen. Voraussetzungen für die Zulassung zum Studium ist ein Bachelor und drei Jahre Berufserfahrung oder die Absolvierung des feministischen Grundstudiums. Abgeschlossen wird der Lehrgang mit dem Titel des Master of Arts in Women´s Studies & Feminist Research.

tigkeit als Mädchenbeauftragte des Landes Salzburg. Ich arbeite viel in der Praxis mit Mädchen und jungen Frauen und möchte mehr über die geschichtlichen und politischen Zusammenhänge von Feminismus erfahren. Durch das Studium möchte ich mir zusätzliche Qualifikationen aneignen.

Wer war Rosa Mayreder?

In welchem Bereich sind Sie derzeit beruflich tätig?

Rosa Mayreder war Kulturphilosophin, Schriftstellerin, Individualistin und vor allem auch Feministin. Sie wurde 1858 in Wien als Rosa Obermayer geboren und beschäftigte sich Zeit ihres Lebens mit feministischen Themen. Sie war Vizepräsidentin des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins, gab gemeinsam mit Auguste Fickert die Zeitschrift Dokumente der Frauen heraus und trug wesentlich dazu bei, dass Frauen 1897 zum Studium an der Universität zugelassen wurden. Außerdem engagierte sie sich an der Seite von Berta von Suttner in der österreichischen Friedensbewegung. Sie veröffentlichte Bücher mit Titeln wie Zur Kritik der Weiblichkeit und Geschlecht und Kultur. Eine Biographie über sie trägt den Titel Rosa Mayreder – oder Wider die Tyrannei der Norm. Im Jahr 1938 starb Rosa Mayreder in Wien.

Teresa Lugstein: Als Leiterin von make it – dem Büro für Mädchenförderung des Landes Salzburg – eine Einrichtung des Landesjugendreferates in Koordination mit der Stabsstelle für Frauenfragen und Chancengleichheit und Akzente Salzburg - plane und organisiere ich sowohl Projekte für Mädchen und junge Frauen als auch für Multiplikator_innen, setze mich für die Sicherstellung von feministischer Mädchenarbeit sowie die Umsetzung von Gender Mainstreaming in der Jugendarbeit ein und arbeite mit Entscheidungsträger_innen und Politiker_innen zusammen, um Strukturen zu verändern.

Interview mit Teresa Lugstein, 43, Mädchenbeauftragte des Landes Salzburg und Teilnehmerin am feministischen Grundstudium UNI:PRESS: Was war Ihre Motivation am feministischen Grundstudium teilzunehmen? Teresa Lugstein: Prinzipiell bin ich immer daran interessiert, mich weiter zu bilden, die Inhalte des feministischen Grundstudiums sprechen mich sehr an und passen gut zu meiner derzeitigen beruflichen Tä-

Welche Inhalte haben Sie dabei besonders angesprochen? Teresa Lugstein: Ich finde alle Themen sehr spannend!

Können Sie in Ihrem jetzigen Beruf die im Studium erworbenen Kenntnisse einsetzen? Teresa Lugstein: Das Studium hilft mir, zusätzliche Argumentationsstrategien einzubringen, sowie neue Perspektiven zu entwickeln. Das daraus resultierende Wissen fließt somit in die tägliche Arbeit ein. Wem können Sie das Studium empfehlen? Teresa Lugstein: Allen Frauen, und dazu möchte ich Gerda Lerner (im Interview mit U. Kubes-Hofmann, 1992) zitieren: „Jede Frau sollte mindestens ein Jahr lang Frauengeschichte studieren, egal was sie sonst macht. Jede Frau ändert sich, wenn sie erkennt, dass sie eine Geschichte hat.“


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FEMINISMUS 15

Das gendup-Team stellt sich vor Von Bernadette Gotthardt Bildquellen: gendup

Irene Rehrl, Bernadette Gotthardt, Sabrina Kweton und gendup-Leiterin Ingrid Schmutzhart (v.l.)

An der Uni Salzburg können Gender Studies im Rahmen der freien Wahlfächer belegt werden. Als Lohn winken spezielle Zertifikate und die wichtigen Zusatzqualifikationen Gendersensibilität und Genderkompetenz. Das gendup-Team steht dabei stets mit Rat und Tat zur Seite. Seit 2001 gibt es das gendup — Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung an der Universität Salzburg. Zunächst als Projekt, bis es 2004 als Serviceeinrichtung des Rektoratsbüros in den Organisationsplan der Universität Salzburg integriert wurde. Von Beginn an war die Umsetzung und Koordination der Gender Studies in Salzburg ein Tätigkeitsschwerpunkt der Mitarbeiterinnen des gendup.

Gender Studies? – Was ist das? Schlagworte oder Bezeichnungen wie Gender Mainstreaming, doing gender und Gender Studies kursieren schon seit geraumer Zeit in der öffentlichen Diskussion und in Medienberichterstattungen, doch sehr viele wissen nicht, was damit überhaupt gemeint ist. Das hängt zum Teil sicherlich auch mit dem Wort Gender zusammen, das für viele Menschen zu abstrakt und alltagsfremd klingt. Doch leider gibt es für die angloamerikanische Bezeichnung Gender bisher keine adäquate Entsprechung im Deutschen, weshalb Auf- und Erklärung immer noch von großer Bedeutung sind. Gender Studies basieren auf der Erkenntnis, dass Geschlecht und Geschlechterverhältnisse nicht als etwas Natürliches, sondern als soziale Konstruktion zu begreifen sind. Die Begriffe Männlichkeit und Weiblichkeit bezeichnen deshalb, je nach kulturellem Kontext, unterschiedliche Konstrukte und unterliegen dem historischen Wandel, sind also veränderbar. In den Gender Studies werden Bedeutung, Herstellung, Kon-

stitution, Relevanz und Wandel von Geschlecht und Geschlechterverhältnissen untersucht. Die dabei zu erwerbenden Qualifikationen Gendersensibilität und Genderkompetenz bilden ein wichtiges Instrumentarium zur kulturellen Reflexion und gesellschaftlichen Kritik.

gendup – Zentrum für Gender Studies… Im gendup sind derzeit vier Mitarbeiterinnen angestellt, die sich nicht zuletzt damit beschäftigen, wie Gender Studies am besten bekannt gemacht und erklärt werden können. Darüber hinaus laufen ständige Bemühungen, um eine qualitativ hochwertige Lehre zu gewährleisten. Gender Studies sind interdisziplinär ausgerichtet und an allen Fakultäten verortet, denn genderrelevante Themen finden sich in sämtlichen Studienrichtungen. So sind beispielsweise Militär, Krieg und Geschlecht, Man on the Move: Wild Men / Wild West oder Das Männerund Frauenbild im Journalismus usw. einschlägige Titel von Lehrveranstaltungen des vergangenen Semesters. Studierende aller Studienrichtungen können Gender Studies- Lehrveranstaltungen im Rahmen der freien Wahlfächer belegen. Den Studierenden wird die Möglichkeit geboten, neben einzelnen Lehrveranstaltungen gebündelte Module im Ausmaß von jeweils 12 ECTS zu absolvieren. Dafür werden eigene Zertifikate ausgestellt, die auch ins Diplomzeugnis eingetragen werden können (Zertifikat Gender Studies Basismodul oder Basismodul Lehramt, Zertifikat Gender Studies Studienergänzung, Zertifikat Gender Studies Studienschwerpunkt). Im Rahmen der Gender Studies kann auch ein Praktikum in einer frauen- oder genderspezifischen Einrichtung absolviert werden (Kontaktadressen auf unserer Homepage!). Ganz neu ist weiters die Möglichkeit, von InterGender, einem ERASMUS-Austauschprogramm im Bereich Gender Studies, zu profitieren.

…und Frauenförderung an der Universität Salzburg Neben der Koordination und Organisation der Gender Studies umfassen die Aufgaben des gendup auch den Bereich Frauenförderung an der Universität Salzburg. Einen wichtigen Beitrag leistet diesbezüglich karriere_

links, ein Programm zur Wissenschafterinnenförderung in Kooperation mit der Universität Linz. Weiters ist das gendup zuständig für die Vergabe diverser Preise und Stipendien (z.B. Erika-Weinzierl-Preis, MarieAndeßner-Stipendium) zuständig und veranstaltet im Sinne der Studentinnenförderung einschlägige Workshops, sportliche Angebote usw. Diverse Veranstaltungen wie Gastvorträge, Filmabende, Exkursionen oder Ringvorlesungen runden das vielseitige Programm ab. Detaillierte Informationen zu allen Angeboten des gendup sind stets auf www.unisalzburg.at/gendup zu finden. Entsprechende Folder, Broschüren usw. liegen an vielen Stellen auf, können auf Anfrage aber auch gerne zugesandt werden!

Ringvorlesung: „Kann die Migrantin sprechen?“ – Migration und Geschlechterverhältnisse Im Sommersemester 2010 findet die mittlerweile 12. interdisziplinäre Ringvorlesung Gender Studies statt, die vom gendup unter Mithilfe mehrerer Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner organisiert wird. Das Thema Migration ist und bleibt in der öffentlichen Diskussion und in den Medien dauerpräsent, wird jedoch leider häufig für Populismuszwecke missbraucht. An der Universität Salzburg hingegen findet im kommenden Sommersemester eine sachliche, wissenschaftlich fundierte und spannende Auseinandersetzung statt: Die Beiträge der Ringvorlesung unter­suchen das Phänomen der Migration in seinen geschlechtsspezifischen Zusammenhängen aus interdisziplinärer Perspektive und diskutieren die vielfältigen Verschränkungen von kultureller Differenz und Geschlechterdifferenz. Dabei werden Fragen der Intersektionalität ebenso beleuchtet wie die Entwicklung von multi- über inter- zu transkulturellen Perspektiven und die vielfältigen Zusammenhänge von Mobilität und Gender. Das genaue Programm samt näherer Informationen zu den einzelnen Vorträgen kann unter www.uni-salzburg.at/gendup abgerufen werden, ebenso findest du es auf der letzten Seite dieser Uni:Press.


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FEMINISMUS

„Ein Frauenhaus ist kein Auffanglager“

Uni:Press

Bildquellen:Veronika Weis

Interview von Veronika Weis

Seit 19 Jahren existiert das Frauenhaus Mirjam in Hallein, im November 2009 wurden Leiterin Doris Weißenberger und ihr Team überraschend mit massiven Einsparungsvorhaben von Seiten des Landes konfrontiert, dabei muss das Team schon jetzt selbst für Supervisionen und Fortbildungen aufkommen. Lautstarke Proteste und ein enormes Medienecho waren die Folge. Nun wurden zwei Arbeitskreise zum Thema Gewalt ins Leben gerufen, die sich mit der Zukunft des Frauenhauses auseinandersetzen. Inzwischen heißt es, das Frauenhaus soll weiter existieren, allerdings in veränderter Form. Die Situation ist also entschärft, aufatmen traut sich Doris Weißenberger dennoch nicht, denn wie genau die angekündigten Änderungen im Haus aussehen sollen, blieb bis dato unklar. Gegenüber diversen Änderungsvorschlägen zeigt sich das Haus grundsätzlich aufgeschlossen, solange die Qualität der Arbeit erhalten bleibt. Wie genau aber diese Arbeit Tag für Tag aussieht, darüber sprach Unipress mit Doris Weißenberger. Frauenhäuser wurden in den 70er Jahren von autonomen Frauenbewegung erkämpft. Seither hat die Frauenbewegung viel erreicht, welche Funktion haben Frauenhäuser heute? Frauenhäuser haben den Auftrag, Frauen und deren Kinder, die von Gewalt bedroht oder betroffen sind, aufzunehmen. Dabei kann die Gewalt physisch, psychisch und strukturell ausgeübt werden. Das reicht also vom blauen Auge über jahrelange Einschüchterungen wie „Du bist nichts wert; du kannst eh nichts; Du bist völlig unfähig“ bis hin zum Ausüben von Macht aufgrund einer überlegenen finanziellen Situation „Du kannst schon gehen, aber die Kinder bleiben da und die Wohnung gehört ohnehin mir.“ Strukturelle Gewalt wird gesellschaftlich noch immer unterschätzt, Gewalt in der Familie hingegen ist zum Schlagwort geworden und wird nebenbei konsumiert, welche reale Bedeutung es für die betroffenen Frauen hat geht dabei oft verloren. Wir leben in einer emanzipierten Zeit - werden Frauenhäuser noch gebraucht? Die Gewalt hat nicht aufgehört und sie hört auch nicht auf. Jede fünfte Frau ist selbst betroffen, jede zweite Frau kennt eine, die betroffen ist. Es sind alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten betroffen, nicht nur die sogenannten Asozialen, Ausländer oder Randgruppen. Das Gewaltschutzgesetz ist eine tolle Errungenschaft, dennoch braucht es das Frauenhaus. Einerseits, weil sich viele Gewalttäter nicht an eine Wegweisung halten und dadurch die Frau noch immer

Doris Weißenberger, Leiterin des Haus Mirjam in Hallein

bedroht ist, andererseits weil Frauen aus Gewaltbeziehungen massivst traumatisiert sind. Selbst ohne akute Bedrohung trauen sie sich Tage und Wochen nicht allein aus dem Haus. Wenn einem jahrelang gesagt wird, dass man für alles zu blöd bin, dann verlernt man, selbst Entscheidungen zu treffen. In den Frauenhäusern lernen die Frauen wieder herauszufinden, was kann ein Ziel sein, wie kann ich es verfolgen, was ist der nächste Schritt und wie kann ich ihn gehen. Da reicht nicht ein bisschen beraten, sondern es bedarf Begleitung und Stütze.

Frauenhäuser sind parteiisch für die Frauen. Frauen haben oft die Erfahrung gemacht, auf Unverständnis zu stoßen, wenn sie sich jemandem anvertrauen. Deshalb ist es so wichtig, dass ihnen einfach geglaubt wird und dass sie dabei unterstützt werden, dem ein Ende zu setzen. Eine Zusammenarbeit in der Akutsituation würde keinen Sinn machen und ist nicht unsere Aufgabe.

Wie können die Frauen wieder vertrauen in sich gewinnen?

Erstens kontrollieren wir die Frauen nicht. Oft heißt es ja, Es gehen eh alle wieder zurück – nein, es gehen nicht alle wieder zurück, es gibt nur Frauen, die es nicht beim ersten Mal schaffen, und auch Frauen, die es nie schaffen, das ist schlimm genug. Das Trennen aus den Gewaltbeziehungen ist sehr sehr schwer. Wir haben aber gute Erfahrung damit, die Frauen gut gehen zu lassen. Wir vermitteln ihnen nicht Übung verfehlt, fünf, pfui, sondern sagen ihnen, dass es unserer Erfahrung nach nicht besser wird und dass sie wieder kommen können. Wir haben irrsinnig gute Erfahrungen, dass es Frauen beim zweiten oder dritten Mal schaffen. Wir vermitteln ihnen Wir sind für euch da, auch wenn es euch jetzt nicht möglich ist, euch da rauszulösen.

Die erste Phase ist die Phase des Ankommens - die Gewalt hört auf und niemand kommt bei der Tür rein. Es dauert oft eine Woche und länger bis sie sagen Jetzt habe ich einmal in Ruhe durchgeschlafen. Dann erheben die Sozialarbeiterinnen, was alles zu richten ist. Sind Schulden da, gibt es ein Gerichtsverfahren, wo möchte sie in Zukunft wohnen? In kleinen Portionen erarbeiten wir mit den Frauen einen Schritt nach dem anderen. Unsere oberste Prämisse ist Hilfe zur Selbsthilfe und alles im Einverständnis mit der Frau. Das ist auch für die Frauen so wichtig, dass sie nicht das Gefühl haben, es passiert über ihren Kopf hinweg, das hatten sie eh genug in ihrer Gewaltbeziehung. Was macht es Frauen so schwer, aus einer Gewaltbeziehung auszubrechen? Gewaltbeziehungen haben das stärkste Schweigegebot das man sich vorstellen kann. Meistens wissen nicht einmal die beste Freundin oder die Mutter Bescheid. Darum funktioniert das ja auch so lange. Jede Beziehung fängt an mit dem Traum, dass es schön und perfekt ist, wie in der Werbung. Die Frauen schämen sich, dass das bei ihnen nicht so ist. Damit das keiner erfährt, erzählen sie, sie sind selbst die Stiege runtergefallen, die Krankenhäuser wissen davon ein Lied zu singen. Irgendwann hat es mit ein bisschen blöd reden angefangen Hey Schatzi, so gehst du nicht raus, wo gehst du hin, wann bist du daheim, wer war denn da?, dann kommt die Gewaltspirale in Gang. Jeder Gewaltausbruch ist mit Entschuldigungen verbunden und bei jedem weiteren Mal wird es ein Stückchen schlimmer. Gibt es Ansätze dazu, parallel zu den Frauen mit den Männern zu arbeiten?

Macht ihr eure Arbeit mit den Frauen davon abhängig, ob sie noch Kontakt zu den Tätern haben?

Hallein ist eine multikulturelle Stadt, wie hoch ist der Migrantinnenanteil bei euch im Haus? Ich würde sagen, ungefähr die Hälfte der Frauen, sind Migrantinnen, aber ein Gutteil von ihnen hat eine Beziehung mit österreichischen Gewalttätern. Was für diese Frauen hier oft sehr schwierig ist, sind Familienvisa, wo die Frauen im Fall einer Scheidung selbsterhaltungsfähig sein müssen, allein oder mit ihren Kindern. Aber finde erst einmal eine Arbeit die kompatibel ist mit Kindern, habe eine Kinderbetreuung, die du erst bekommst, wenn du eine Arbeit hast. Das heißt da beginnt ein Teufelskreis. Da die Frauen die Jobs unbedingt benötigen, werden sie von den Arbeitgebern auch ausgenutzt, was Arbeitszeiten und Bezahlung betrifft. Warum ist der 24- Stundendienst so wichtig im Haus Mirjam? Gerade in der Nacht geht es oft irre rund. Die meisten Aufnahmen sind nach 18 Uhr. Die Frauen müssen ja auch schauen, Wie komme ich raus, ohne dass er es merkt. Viele stehen ja unter unwahrscheinlicher Kontrolle, wir hatten gerade erst eine Frau, die hatte


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nicht einmal den Schlüssel zu ihrer eigenen Wohnung. Ohne 24- Stundendienst geht die Arbeit immer mehr in Richtung Auffanglager, das macht aber keinen Sinn, weil da stell ich nicht sicher, dass die Frau auch langfristig wieder Fuß fassen kann. Das kommt mir dann so vor, wie sie es früher mit den Sandlern in Zürich gemacht haben, die haben sie ein-, zweimal im Jahr eingesammelt und gewaschen und neu angezogen, damit sie wieder netter ausschauen und nicht so im Straßenbild stören. Wie lange bleiben die Frauen durchschnittlich bei euch? Drei Monate sind der Durchschnitt, aber das ist eine missverständliche Zahl, weil dann die Leute sagen Aha, Frauen brauchen drei Monate, bis sie wieder alles erledigt haben, das geht ja eh schnell. Der Durchschnitt setzt sich zusammen aus zwei Extremen: Kurze Aufenthalte, die nur einige Tagen oder Wochen dauern, diese Frauen schaffen es schneller, weil sie ein funktionierendes Netz haben. Sie werden dann ambulant nachbetreut. Andere Frauen schöpfen das Jahr, das sie im Frauenhaus bleiben können, fast ganz aus. Oft ist ein Jahr sogar sehr kurz, zur Zeit überhaupt, finde einmal Arbeit für eine Frau mit wenig bis keiner Berufsausbildung. Was leistet das Haus Mirjam, was Beratungsstellen nicht leisten können? Wir haben hier öffentliche und halböffentliche Hilfsnetzwerke aufgebaut. Dadurch wird sichergestellt, dass die Frauen in ihrem eigenständigen Leben Unter-

stützung finden. Wieso mache ich etwas kaputt, was super funktioniert, das die Leute kennen, das in der Region anerkannt ist, wo die Schwellenangst gering ist? Was macht es da für einen Sinn, Beratungsstellen wo hinzusetzen, wo keiner weiß, wo die sind und mit Öffnungszeiten, die auch niemand kennt - das ist mir unverständlich? Im Haus Mirjam gibt es acht Plätze für Frauen und 12 für Kinder, es heißt, das Haus sei nicht ausgelastet? Grundsätzlich ist es eine Dummheit, bei Frauenhäusern von Auslastungen zu sprechen. Es gibt Wellenbewegungen, 2008 war es in allen drei Salzburger Frauenhäusern eher ruhig, 2009 hatten wir eine Steigerung um 40 Prozent, das entspricht einer 80 prozentigen Auslastung, was irre viel ist. Diese Steigerung liegt nicht mehr im Rahmen der normalen Wellenbewegung, ich gehe davon aus, dass die Wirtschaftskrise dafür ausschlaggebend ist. In Zeiten, wo der Gürtel knalleeng wird, steigt die Gewalt. Ich gehe davon aus, dass das erst der Anfang war von dem, was da als Welle auf uns zukommt. Außerdem müssen in Frauenhäusern Plätze frei sein, damit Frauen kommen können. Ich bin auch kein Hotel, wo ich sage Ach, jetzt wäre es gerade nett, kommen Sie, wir haben Zeit, es ist wenig los. Das Haus Mirjam ist im Vergleich zu anderen Frauenhäusern sehr teuer, der Tagessatz ist höher als in Salzburg, wie kommt das? Kleinere Einrichtungen sind sind nun mal teuer als größere, weil ja trotzdem mindestens fünf Dienstpo-

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MITTWOCH AUSSER RB BET ETRIE RIEB B

sten gebraucht werden. Das billigste wäre natürlich ein zentrales Auffanglager in der Mitte Österreichs mit 50 Plätzen. Warum kann das Frauenhaus in der Stadt nicht auch die Fälle aus den Regionen abdecken? Regionen funktionieren anders als Städte, vom alltäglichen Leben her, wie nah oder weit etwas ist, wie Beziehungen und Verknüpfungen stattfinden. Frauen aus der Region tun sich in der Stadt irrsinnig schwer. In der Region ist alles näher, Hilfsnetzwerke sind individueller. Die Frauen sind eh schon so beeinträchtigt, da sollen zumindest die Gefüge zur Verfügung stehen, die ihnen bekannt sind und die gemäß sind. Die Frauen sollen freie Wahl haben zu schauen, wo für sie dieser schwierige Prozess am leichtesten durchzuführen ist. Deshalb ist es wichtig, in der Region ein Haus zu haben. Im vergangenen Sommer erschien in Die Welt ein Interview mit dem Soziologen Gerhard Amendt, darin bezeichnet er Frauenhäuser als überholt und fordert, dass diese Orte des Männerhasses die abgeschafft gehören. Begegnen euch solche Einschätzungen öfters? Diese eingeengten Sichtweisen, die gibt’s eben auch, in einer Welt der Meinungsfreiheit. Wir vom Team hier leben alle in Beziehungen, wir sprechen auch mit Männern und sind nicht die bösen Emanzen. Wenn ich das so höre kommt mir das eher so vor wie einer, der sich nie wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Der soll mal eine Woche in einem Frauenhaus sein und mit den Frauen sprechen, dann schauen wir, was Sache ist.

GÜNSTIGER FEIERN, EINKAUFEN, ESSEN UND TRINKEN. EINFACH GENIESSEN. Wahnsinn! Mittwoch in Salzburg ist StudentInnen Mittwoch. Da gibt’s so konkurrenzlos gute Wahnsinnspreise, dass die Billigläden an diesem Tag einpacken können. Aber nur für Studierende! Bei Essen & Trinken, Shopping, Service, Kultur und Freizeit gilt in der Salzburger Altstadt „Nice Price“. Also: Nichts wie hin!

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/// 220° Rösthaus und Café, Chiemseegasse 5 /// Afro Cafe, Bürgerspitalplatz 5 /// ArteOlivo, Wolf// Dietrich-Straße10 /// Dietr Braun. Internationale ManufakturSchokoladen, Judengasse 1 /// Bricks, Lederergasse 8 /// Cafe Balthazar, Kaigasse 31 /// Cafe Sacher, Schwarzstraße 5-7 /// Café Wernbacher, Franz-Josef-Straße 5 /// City Alm, Rudolfskai 26 /// Fasties food, wine & coffee, Pfeifergasse 3 /// Hana’s Rasoi, Getreidegasse 18 /// Havana Cocktail Bar, Priesterhausgasse 14 /// Humboldt Stubn, Gstättengasse 4-6 /// Jambo World Music Café, Krotachgasse 7 /// Lemonchilli, Nonntaler Hauptstraße 24 /// Mattseer Stiftskeller Salzburg, Richard-Mayr-Gasse 1 /// Murphy‘s Law - Irish Pub, Gstättengasse 33 /// O‘Malley‘s Irish Pub, Rudolfskai 16 /// Pizzeria Il Sole, Gstättengasse 15 /// Pizzeria Trattoria Domani, Kaigasse 33 /// republic-café, AntonNeumayr-Platz 2 /// Restaurant Stierwascher, Universitätsplatz 6 /// Rialto Clubcafé & Eisbar, AntonNeumayr-Platz 5 /// Ristorante Beccofino, Rupertgasse 7 /// Roses, Rudolfskai 10 /// Segabar 18, Judengasse 5 /// Segabar 26, Rudolfskai 26

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/// Segabar Gstättengasse, Gstättengasse 23 /// Spoon, Wiener-Philharmoniker-Gasse 9 /// Sternbräu, Griesgasse 23-25 /// Stiegl‘s Weizzz, Schwarzstraße 10 /// Sweedy - Swedish Candy Shop, Griesgasse 5 /// Zebra American Bar, Imbergstraße 11 /// Zipfer Bierhaus, Sigmund-Haffner-Gasse 12

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1st & 2nd Hand Designermode, Imbergsstraße 35 /// Betten Kastner, Bet Münzgasse 4 /// Fame, Schanzlgasse 4 /// Fashion Fragolina, Wolf-Dietrich-Straße 6 /// Haar Creationen Hlawa, Papagenoplatz 3 /// Inizio.moda.fashion.vogue, Sebastian-Stief-Gasse 3 /// Lu & Mo Papeterie, Linzer Gasse 35 /// MD Schmuck, Sigmund-Haffner-Gasse 16 /// Parfümerie Pitter, Dreifaltigkeitsgasse 9 /// Perlenwelt, Griesgasse 10 /// Pia Antonia – Trend Mode 42 plus, Herbert-von-KarajanPlatz 5 /// Rieger Fashion, Münzgasse 1-2 /// Salamander, Platzl 1 /// Sewa Markt, Linzer Gasse 15 /// SIX-Shop, Kranzlmarkt 5 /// Stein & Meer, Kajetanerplatz 3

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MITTWOCH AUSSE /// The Living Store, Kaigasse 36-38 /// The Nailbar, Linzergasse 14 /// Traumbaum – Spezialgeschäft für bunte Kleidung, Chiemseegasse 3 /// Veronika unschuldige Dessous ;couture, Getreidegasse 3 (Schatzdurchhaus) /// Visionen - Mode der besonderen Art. Internationale Damenmode aus Paris und Mailand, Griesgasse 29

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/// Dommuseum zu Salzburg, Domplatz 1a //// Filmgalerie Salzburg, SteinSalz Mozartkino, Kaigasse 9 // //// Mozart gasse 33 /// Museum der Moderne Salzburg Mönchsberg, Mönchsberg 32 /// Museum der Moderne Salzburg Rupertinum, Wiener-Philharmoniker-Gasse 9 /// Nadea – Orientalisches Tanzstudio, Glockengasse 4c /// Salzburger Landestheater, Schwarzstr. 22 /// Kleines Theater, Schallmooser Hauptstraße 50

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FEMINISMUS

freiTräume – DIY-Workshops für Mädchen und junge Frauen Von Sandra Prinz/ Ruth Mayr (deutsch), Haydee Jimenez (englisch)

freiTräume ermutigt Mädchen und junge Frauen, Neues auszuprobieren, den eigenen Träumen Raum zu geben, kreativ, stark und in Bewegung zu sein. Die Message „Do it yourself!“ steht dabei im Vordergrund. Das Motto gilt nicht nur für die Teilnehmerinnen, sondern auch für die Initiatorinnen – Präsentation eines Projekts, das Grenzen überschreitet (auch sprachliche). Am Anfang standen drei engagierte Frauen und eine Idee. Im Februar 2009 wandten sich Elke Zobl, Sandra Prinz und Haydeé Jimenez an andere an feministischer Mädchenarbeit interessierte Frauen im Raum Salzburg, um Workshops für Mädchen und junge Frauen zu konzipieren. Mehr als 15 Frauen aus unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern folgten diesem Aufruf. Eine bunte Gruppe aus Studentinnen, Pädagoginnen, Sozialwissenschaftlerinnen und Künstlerinnen bringt seither Motivation und Erfahrung in die Umsetzung des Projekts ein.

freiTräume ist Empowerment, Emanzipation und viel Spaß!

and its influences, not completely allowing us to be ourselves. “Who” does “what” in our society is usually predetermined by the culture we grow up in, our educational systems and history as a whole. Dreams are often limited by conformism because young people are often manipulated by mainstream media messages that adhere to traditional gender roles. But why should this be the way we grow up, learn and ultimately influence following generations? freiTräume-Grundsätze Wir laden Mädchen und junge Frauen ein, neue Frei-, Gestaltungs- und Bewegungsräume zu entdecken und für sich zu schaffen. Wir unterstützen sie, * ihren eigenen Weg zu finden * Stärken und Talente zu erkennen * den Mut zu haben, so zu sein, wie sie sind Kompetenzen zu entwickeln: neue Fähigkeiten zu entdecken, sich auszuprobieren und zu experimentieren * selbst aktiv zu werden und ihr Leben zu gestalten, und somit ihr Selbstbewusstsein zu stärken * ein kritisches Bewusstsein zu entwickeln, besonders in Hinblick auf gesellschaftliche Geschlechterrollenbilder

freiTräume bietet ein Umfangreiches Workshopangebot

Von Mainstream-Bildern zu freiTräumen… Viele Mädchen und junge Frauen sehen sich und ihre Interessen in der Gesellschaft und in den Massenmedien nicht oder miss-repräsentiert. Sie wollen ihre Standpunkte darstellen und selbstdefinierte Bilder, Inhalte und Netzwerke nach ihren eigenen Vorstellungen und Visionen entwerfen. Oft fehlt ihnen jedoch das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen. Obwohl Mädchen heute, im Vergleich zu früher, größere Freiräume haben, verinnerlichen sie bereits sehr früh gender-spezifische Rollenstereotype.

One of the main goals of the freiTräume-project is to ignite critical thinking among girls and young women about what it means to be female in today’s changing dynamics of gender roles. Often, the information we receive about life and of how people, things and situations are supposed to “be” comes from biased mainstream media

All diese Grundsätze basieren auf dem Do-It-YourselfPrinzip. DIY ist ein wichtiges Instrument zur Selbstermächtigung und Etablierung einer emanzipatorischen Gegenkultur. Durch künstlerische und kulturelle Produktion können Mädchen und junge Frauen ihre eigenen Netzwerke und Räume schaffen. Dort haben sie die Möglichkeit, die kulturelle und ökonomische Marginalisierung und Abwertung von Frauen zu reflektieren und zu kritisieren. In den freiTräume-Workshops erwerben Mädchen und junge Frauen Kompetenzen im emotionalen, kreativen, sprachlichen, körperlichen und fachlich-technischen Bereich.

freiTräume provides a safe/free/creative space where discussions of the issues that matter to us can arise naturally while being creative and where girls and young women can actively take a positive role in our local community. Through a various array of workshops, girls and young women are encouraged to discover their dreams and talents while trying out something new. freiTräume encourages fellow females to find their own way and to have the necessary confidence to be proud to be themselves, to

acquire new skills and to develop a critical awareness in relation to societal gender roles. freiTräume 2009 Im Sommer 2009 fanden drei DIY-Workshop-Camps statt. In Zell am See, Bramberg am Wildkogel und Salzburg konnten über 80 interessierte Mädchen u.a. Radio selber machen, Magazine gestalten, Roboter bauen, Fotografie und Siebdruck ausprobieren, Stofftiere designen bzw. einen Teich baggern und mehr über Imkerei und Kartoffelernte erfahren.

Von Stofftieren zu HipHop-Moves Mittlerweile befinden sich 13 Angebote im freiTräumeWorkshoppool. Wer die eigenen DJane-Künste erproben, eigene Magazine („Grrrl-Zines“) veröffentlichen, Roboter programmieren, die Körperbeherrschung bei Capoeira verfeinern und das, was ihr wichtig ist, übers Radio an Frau und Mann bringen möchte, die findet hier das passende Angebot.

MitTräumen 2010! Die Workshops können ab 5 Teilnehmerinnen frei gebucht werden. Vorkenntnisse sind nicht notwendig, und dank der finanziellen Unterstützung des EUProgramms Jugend in Aktion, des Frauenbüros der Stadt Salzburg sowie der Stabsstelle für Frauenfragen & Chancengleichheit des Landes Salzburg können die Workshops für die Teilnehmerinnen kostenlos angeboten werden. Wer Interesse hat, mitzuarbeiten und/ oder Workshops durchzuführen – wir freuen uns auf eure Kontaktaufnahme!

freiTräume workshops are cost-free and are bookable at any time. Demnächst: freiTräume-Fest im Frühsommer 2010! Details findet ihr in Kürze auf unserer Homepage. Dort gibt es auch nähere Infos zu den einzelnen Workshops. Kontakt: freiTräume-Projektteam freitraeume.diycamp@gmail.com http://freitraeume.wordpress.com

Facebook: FreiTräume Projektteam

http://twitter.com/freiTraeumerin


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POLITIK & DEBATTE

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Nachruf auf den Olympischen Geist – Wenn nur die Leistung zählt Von Alexander Rehbogen

Noch bevor die Olympischen Spiele in Vancouver eröffnet werden, stirbt ein georgischer Rodler beim Training im Eiskanal. Bereits bei der Fertigstellung des Whistler Sliding Center im Jahr 2007 waren die hohen Geschwindigkeiten kritisiert worden. Bauliche Änderungen wurden nicht vorgenommen. Das Hochgeschwindigkeitsspektakel bringt der Bahn den Geschwindigkeitsweltrekord ein. Nur kurz wurde die Bahn nach dem tödlichen Unfall gesperrt. Die Rennen gingen über die Bühne. Zahlreiche Stürze vor allem bei den Bobs wurden in Kauf genommen. Genauso die Verletzungen, welche nicht nur die Exoten-Mannschaften, sondern auch potenzielle Siegerteams betrafen. Trainer_innen und Fahrer_ innen wurde vom Weltverband der Mund verboten. Man wolle das zentral klären. Und die Trainer_innen und Fahrer_innen hielten den Mund. Nur einzelne erteilten dem Wahnsinn eine Absage und verabschiedeten sich von den Olympischen Spielen. Solidarität unter den Sportler_innen, ein gemeinsames Aufstehen gegen die inakzeptablen Bedingungen, gab es nicht.

nada sei, um zu gewinnen. Trotz der Angst könne er nicht vorsichtiger fahren. Mensch spielt mit, um zu gewinnen und beugt sich den gegebenen Bedingungen.

Keine Solidarität – keine Spielregeln Der Tod von Nodar Kumaritaschwili löste aufseiten der Sportler_innen keine Proteste aus. Es gab kein solidarisches Aufstehen gegen Bedingungen, mit denen auch die Besten zu kämpfen hatten. Dem (potenziellen) eigenen Erfolg und Ruhm opfert mensch die Sicherheit der eigenen Person und der Kolleg_innen. Dass Opfer auf der Strecke bleiben, wird akzeptiert. Je höher das Risiko umso größer die Ehre der späteren Sieger_innen. Die Rahmen, unter denen man die/den Beste_n ermittelt, diffundiert, wird immer weiter ausgedehnt. Sport wie Wirtschaft leben davon, stetig besser zu werden, stetig in neue Sphären der Leistung vorzudringen. Spielregeln sind unangenehme Hindernisse. Der gemeinsame Rahmen, innerhalb dessen Grenzen mensch agiert, wird schrittweise abgebaut. Die Grenzen setzen sich Sportler wie Wirtschaftsindividuen zunehmend selbst. In einer liberalen Gesellschaft ist jedermensch frei, die eigenen Grenzen zu suchen. Der 21jährige Georgier hat seine Grenzen offensichtlich überschätzt. Vielleicht hatte er zu wenig oder zu wenig hart trainiert. Sein Tod liegt gemäß dieser Auffassung jedenfalls in seiner eigenen Verantwortung. Innerhalb dieser freien Gesellschaft manifestiert sich eine Spitze, der die höchste Ehre gebührt. Gewinner_innen sind nur jene, die einen Weltrekord oder eine Olympiamedaille für sich beanspruchen können. Die Letzten beißen die Hunde. Bildquelle: iStockphoto.com

zierte wird als Verlierer_in gewertet – das mussten die österreichischen Schiherren bitter erfahren. Während die wenigen Gewinner_innen legitimerweise die größten Ehren für sich in Anspruch nehmen dürfen, gehen die meisten der Topathlet_innen leer aus. Das Motto „dabei sein ist alles“ hat seine Gültigkeit verloren. Auch an dieser Stelle ist der Sport Metapher für die Gesellschaft, in der wir leben. Während sich sehr Wenige anscheinend zu Recht über große Gewinne freuen dürfen, kommen im System der grenzenlosen Leistung immer mehr unter die Räder. Die Letzten beißen die Hunde.

Leistung als Verteilungskriterium Die Tatsachen des Spitzensports sind Sinnbild für unsere Gesellschaft. Das Leistungsprinzip wird zum einzigen Legitimitätskriterium in einer entgrenzten Welt erhoben. Diejenigen, die sich behaupten können, diejenigen, die die höchste Leistung liefern, haben es sich verdient, an der Spitze zu stehen. Leistung ist das anerkannte Verteilungskriterium. Die/der Einzelne wird in die Selbstverantwortung entlassen. Wer am härtesten arbeitet, wird die meisten Früchte ernten – so die allgemeine Annahme. Das System bringt faire Gewinner_innen hervor. Im Gegensatz zu nicht marktlichen Verteilungskriterien wird durch das Marktprinzip ein Anreiz zur Leistungserbringung gesetzt und eine (vermeintlich) gerechte Vergütung erreicht. Genauso wird der Sportler_in mit der höchsten Leistung die größte Ehre zuteil. Hartes und konsequentes Training ist das Äquivalent von Fleiß und Zielstrebigkeit in der Ausbildung. Biss und Siegeswille im Wettkampf ist das sportliche Synonym für Output-Orientierung in der Wirtschaft.

Nicht nur Leistung zählt Im Hinblick auf Gerechtigkeit ist das Leistungskriterium vielen anderen Verteilungskriterien sicherlich überlegen. Wozu es führt, wenn die abgerufene Leistung, der Output als einzige Dimension der Beurteilung übrigbleibt, demonstriert der Leistungssport. Die auf der Strecke bleibenden Opfer werden dabei genauso wenig hinterfragt wie die Bedingungen, unter denen die Leistung zustande kommt (Stichworte: Doping, körperliche Voraussetzungen, Trainingsbedingungen, etc.). Michel Walzer hat in seinem Werk Spheres of Justice eindrücklich klar gemacht, dass Leistung nur eine Dimension von Gerechtigkeit sein kann.

Immer schneller: Der Leistungswahn im Sport als Spiegelbild der liberalen Gesellschaft.

Spektakel und Rekorde sind, was bei Olympia zählt. Gefragt sind die Besten. Jede_r, die/der an den Spielen teilnimmt, akzeptiert die Gefahr, hat die Gefahr zu akzeptieren. Ist sie zu stark, bist du zu schwach. Kumaritaschwili war wohl einfach zu schwach. Der Weltrodelverband FIL verwies auf einen Fahrfehler. Schuld und Verantwortung liegen beim Sportler. Gegenüber seinem besorgten Vater hatte der im Weltcup auf Platz 28 Reüssierende vor seinem Tod erklärt, dass er in Ka-

Nur Spitze zählt Der Großteil wird als Verlierer_in wieder den Heimweg antreten, aber auf der Gegenseite stehen jene, die später die Wettkämpfe für sich entscheiden konnten. Ob Weltrekord im Whistler Sliding Center oder eine der drei begehrten Medaillen – es gab viele strahlende Sieger_innen in den letzten beiden Wochen. Was bei Olympia zählt, ist der Sieg. Bereits die/der Viertplat-

Bei Olympia und in einer sich immer stärker „befreienden“, liberalen Gesellschaft wird dies gleichermaßen missachtet. Mit der Abschaffung kollektiv gültiger Grenzen, der exklusive Honorierung der Spitze und dem Ignorieren der Bedingungen, unter denen Leistung erbracht wird, hebelt sich das Leistungsprinzip als Gerechtigkeitskriterium selbst aus. Kumaritaschwili hat den Preis vermeintlich freiwillig bezahlt. Die Schuld und Verantwortung trägt mensch selbst. Dass dieses gedankliche Dilemma alle gesellschaftlichen Gruppierungen gleichermaßen betrifft, wird nur wenigen klar. Die meist hypothetische Möglichkeit zu den Gewinner_innen zu zählen reicht aus, um den Legitimitätsanspruch zu zementieren. Das Leistungsprinzip nimmt die Gesellschaft in Geiselhaft. Die Letzten beißen die Hunde.


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Kapitalismus ist kein Ponyhof! Warum es keine „soziale Marktwirtschaft“ geben kann

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Von Jannis Menn Dieser Text ist eine Replik auf den Artikel „Der Markt lebt – Plädoyer für die Ökosoziale Marktwirtschaft“ in der letzten Ausgabe der Uni:Press.

Wer den Kapitalismus überwinden will und die Gründe hierfür argumentiert, kann in den seltensten Fällen damit rechnen, dass auf diese Argumente eingegangen wird. Stattdessen wird meist allerlei unterstellt: Die DDR wolle man wieder einführen, man sei ein Untergangsprophet oder hege den infantilen Wunsch nach einer Welt ohne Arbeit. Sowieso seien das alles weltfremde Träumereien und man solle doch wieder auf den festen Boden der Tatsachen zurückkehren – und diese Tatsachen sind die gegenwärtig herrschenden Verhältnisse. Dieses Schüren von antikommunistischen Ressentiments ist kein Kunststück, zudem ist es für eine Debatte wenig gewinnbringend – insofern werde ich in diesem Text nur am Rande darauf eingehen. Interessanter ist es, die der als Alternativkonzept vorgestellten „Ökosozialen Marktwirtschaft“ zugrunde liegende Kapitalismusanalyse und die entsprechende „Kapitalismuskritik“ näher zu beleuchten. Diese beinhaltet nämlich eine ganze Reihe von falschen Vorstellungen über die herrschenden Verhältnisse. Dies wirkt sich in zweierlei Richtungen aus: Einerseits wird der Markt verklärt zu einer Ansammlung von „Anreizmechanismen“, die mit den richtigen Rahmenbedingungen und staatlichen Korrekturen durchaus für das Wohl der Menschen einsetzbar wären. Andererseits ist der Autor so sehr in der Ideologie von freiem Markt und bürgerlichem Staat gefangen, dass er sich eine Form des Wirtschaftens nur innerhalb dieser „Extrempole“ vorstellen kann: Wir hätten also nur die Wahl zwischen entweder zentraler Planwirtschaft à la DDR, einem neoliberalen „Turbokapitalismus“ oder eben einem Zwischending, das dann natürlich den Idealzustand darstellt – die „Ökosoziale Marktwirtschaft“. Das ist leider ziemlicher Unfug und ignoriert die marxsche Kapitalismusanalyse ebenso großzügig wie die linke Debatte, die seit Jahrzehnten zu diesem Thema geführt wird. Aber kommen wir zu Fehler Nummer eins:

Ausbeutung gibt’s gar nicht? Ein zentrales Argument der bürgerlichen Volkswirtschaftslehre, warum es im Kapitalismus gar keine Ausbeutung gäbe, funktioniert so: Kapital sei ein unverzichtbarer Produktionsfaktor und die Unternehmer_innen würden mit ihrer Investition letztlich einen nützlichen Beitrag für die Produktion leisten. Somit sei es auch völlig gerecht, wenn diese etwas dafür bekommen würden: Von Ausbeutung keine Spur, man kann sich lediglich darüber streiten, wie viel Profit denn nun angemessen sei. Genau diese Auffassung hat Marx sehr schlüssig widerlegt: Kapital ist eben keine Not-

Der Kapitalismus ist so lieb, wenn man ihm nur gut zuredet – leider nicht.

wendigkeit für Produktion. In einer kapitalistischen Gesellschaft erscheint es nur so, weil man sich mit Kapital Fabriken und Arbeiter_innen kaufen kann. Es ist ja auch lächerlich: Jedes Kind weiß, dass Geld nicht arbeitet, auch wenn so manche Bankenwerbung etwas anderes verspricht. Geld (jedenfalls genug davon) lässt arbeiten. „Aber anders kann es ja nicht gehen!“, rufen jetzt die Marktwirtschaftler_innen überzeugt und glauben, damit schon alles gesagt zu haben. Tatsächlich ist dies eine zirkuläre Argumentation: Die Ausbeutung „abschaffen“, indem man das Ausbeutungssystem für alternativlos erklärt und somit auch die Ausbeutungsleistung als unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft adelt – so „geht“ es natürlich auch.

Ökosozial – die Marktwirtschaft als Ponyhof Aber wozu sich auch über Alternativen zum Kapitalismus den Kopf zerbrechen, wenn dies zum Abschaffen der Übel des Kapitalismus gar nicht nötig ist. Reformistische Befürworter_innen der Marktwirtschaft unterschätzen die Dynamik derselben meist ganz fundamental – weil diese Dynamik nicht verstanden wurde. Statt dessen wird alles durch die grüne Weichzeichnungsbrille gesehen. Ein bisschen Demokratie hier, etwas Fair-Trade dort, und schon soll ein durch und durch asoziales Prinzip die Basis für eine insgesamt irgendwie wieder soziale Gesellschaft sein. Das ist schlicht Träumerei, aber eben die Falsche: Anstatt den Traum von einer guten Gesellschaft durch die Erkenntnis und Abschaffung der Ausbeutungsstrukturen zu verwirklichen, wird die bestehende Gesellschaftsorganisation zurechtidealisiert: Man stellt sich den Kapitalismus eben so vor, wie man ihn gerne hätte. Wenn

doch nur die Leute mit den richtigen Konzepten endlich an die Macht kommen und diese „gute Marktwirtschaft“ verwirklichen würden, dann wäre die Welt wieder in Ordnung!

Der Markt – ganz kurz erklärt Daher hier noch mal ein paar Sätze über die Funktionsweise einer Marktwirtschaft. Alles, was in dieser Gesellschaftsordnung produziert wird, wird nicht etwa hergestellt, weil es nützlich ist, sondern einzig und allein, damit aus Geld mehr Geld wird – für die Unternehmer_innen versteht sich, nicht für die Arbeiter_innen. Dies verhindert zum Beispiel eine vernünftige Stufenleiter der Produktion: Erst wenn alle satt sind, eine nette Wohnung und einen Computer haben, kann man darüber nachdenken, Maseratis und Luxusyachten zu produzieren. Für die meisten Menschen wohl unmittelbar einleuchtend, im Kapitalismus aber ein Ding der Unmöglichkeit. Ebenso verhindert wird eine Reduktion der Arbeitszeit: Es lässt sich in zwei Sätzen nicht umfassend erklären, aber da abstrakte Arbeit die Quelle des Tauschwertes ist, geht es im Kapitalismus darum, möglichst viel Arbeitszeit auszunutzen. Deswegen ist die Arbeitszeit der Beschäftigten trotz massiver technischer Fortschritte auch kaum gesunken. Kapitalismus verhindert Teilen und Schenken: Jedes befriedigte Bedürfnis, aus dem sich kein Geld gewinnen lässt, ist im Kapitalismus ein Problem. Daher schüttet die EU ihre überschüssige Milch lieber weg, als sie den Hungernden zu geben und ist Kopieren von kapitalistisch hergestellter Software oder Musik verboten. Kapitalismus verteilt Reichtum von unten nach oben um: sowohl innerhalb als auch zwischen den Nationen. Armut ist somit nicht einfach ein Problem, das behoben werden kann, sondern wird beständig reproduziert. Armut betrifft übri-


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gens nicht nur die Drittweltländer: Laut einer Studie aus dem Jahre 2006 sterben in Deutschland Menschen mit einem geringen Einkommen durchschnittlich zehn Jahre früher als solche mit hohem Einkommen. Laut der NGO Food Research and Action Center haben im Jahr 2009 18,5% der US-Bevölkerung die Erfahrung gemacht, an Hunger zu leiden. Armut und die gnadenlose Konkurrenz der Nationen sind ein wichtiger, wenn nicht sogar der entscheidende Faktor für Gewalt und Kriege. Kapitalismus verunmöglicht zudem Kooperation: Alle Menschen sind Konkurrent_innen, arbeiten notwendigerweise gegeneinander, statt miteinander. Das Gegeneinander wird somit gefördert und belohnt, ja erzwungen – was auch auf die psychische Verfassung der in dieser Gesellschaft lebenden Subjekte einigen Einfluss hat. Diese Aufzählung ließe sich bücherweise fortführen. Sie soll hier nur kleine Ansatzpunkte geben, warum Marktwirtschaft etwas zutief Borniertes, Irrationales und auch Dysfunktionales unaufhebbar in sich trägt. Keine Spur also von dem „vernünftigen Mittelweg“, den seine Befürworter_innen so gerne für sich reklamieren: Kapitalismus, mit welchen Rahmenbedingungen auch immer, eignet sich nicht als Basis für eine vernünftig und sozial organisierte Gesellschaft, sondern bringt einen ziemlich brutalen Irrsinn hervor.

Der Staat, unser Retter? Obwohl die Befürworter_innen der Marktwirtschaft die ehemaligen realsozialistischen Staaten gerade we-

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die Arbeit im Kapitalismus ja gar nicht erst stattfinden kann. Es ist somit kein Zufall, dass der Staat seine Steuergelder hauptsächlich in die Bereiche investiert, die auch einen entsprechenden kapitalistischen Mehrwert garantieren. Der Staat will und muss immerhin auf einem Weltmarkt mithalten, auf dem einem nichts geschenkt wird – wie es sich für einen Markt gehört. Also für den nationalen Erfolg doch besser nur so viel Grundeinkommen zahlen, dass die Leute ihr Maul halten und dem Arbeitsmarkt billig zur Verfügung stehen? Ja, natürlich. Das würde sich auch nicht grundsätzlich ändern, wenn irgendeine andere Partei, basisdemokratische Bewegung oder sonst wer diese Entscheidungen treffen würde – es sei denn, der entsprechenden Entscheidungsinstanz wäre das nationalkapitalistische Wohl egal. Dann würde sich aber recht bald die Systemfrage ganz von alleine stellen. In Griechenland kann man gerade beobachten, wie eine sozialdemokratische Regierung (forciert durch die EU) die streikenden Arbeiter_innen zur Ordnung ruft und Sozialabbau verordnet.

Aber ihr habt doch keine Alternativen! ...ist einer der häufigsten und auch der schlechtesten Einwände gegen eine Welt ohne Ausbeutung. Viel wichtiger ist nämlich die Frage, ob die Kritik am Kapitalismus geteilt wird. Wenn dem nämlich so ist, dann ist es wohl höchste Zeit, sich an die Entwicklung von

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Profite und Armut...

…sind zwei Seiten derselben Medaille.

gen ihres starken Staates kritisieren, setzten sie selber auf nichts anderes, als darauf, dass der bürgerliche Staat doch all die vielen Missstände, die der Markt so produziert, wieder ausbügeln soll. Vergessen wird dabei, dass doch der Staat selbst auf den Erfolg des Kapitals verwiesen ist. Wo kommen die Steuern denn sonst her, aus denen die Transferleistungen an die arbeitslos gemachten Menschen bezahlt werden sollen, die das Grundeinkommen finanzieren, das Gesundheitssystem, die Bildung usw.? Doch wohl aus einer funktionierenden Kapitalakkumulation, von fließenden Profiten, ohne

Alternativen zu machen. Schließlich gibt es keinen Grund, warum eine partizipative Planwirtschaft ohne zentralistisch-autoritäre Planungsinstanz, zumal im Zeitalter von weltweiten Computernetzwerken, nicht möglich sein soll. Immerhin gibt es bereits im Kapitalismus Projekte wie z.B. die Freie Software (Linux, OpenOffice.org, Firefox usw.), die zeigen, wie eine Produktion ohne Markt, ohne autoritäre Zentralplanung, ja sogar ohne Chefs und ohne Zwang (das heißt nicht: ohne Regeln), funktionieren kann. Mal ganz abgesehen davon, dass auch im Kapitalismus jede Menge

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geplant wird – warum sollte diese Planung nur für den Profit, nicht aber für die Bedürfnisse funktionieren? Es ist wichtig sich vor Augen zu halten, dass große gesellschaftliche Veränderungen nicht am Reißbrett geplant und dann Eins zu Eins auf die Wirklichkeit übertragen werden. Solch ein Vorgang ist vielmehr ein komplexer Prozess, der nur durch breiten gesellschaftlichen Diskurs und mächtige gesellschaftliche Kämpfe vorangebracht werden kann. Trotz der marginalisierten linken Debatte gibt es jedoch bereits einige Konzepte, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen. Kürzlich erschienen sind z.B. Beitragen statt Tauschen von C. Siebert oder Commonwealth von Negri/Hardt. Was für die Verwirklichung einer postkapitalistischen Gesellschaft fehlt, sind also nicht Konzepte, sondern Menschen, die diese entwickeln, mitgestalten und erkämpfen wollen – weil sie erkannt haben, dass der Kapitalismus der falsche Weg ist.

Das schaffen wir nie? Das führt uns zu dem wohl triftigsten Einwand gegen eine Überwindung des Kapitalismus: Momentan ist schlicht keine gesellschaftliche Bewegung erkennbar, die diese Veränderung erkämpfen könnte. Bei den Arbeiter_innen sucht man nach so etwas wie Klassenbewusstsein meist vergebens und wo es noch wütende Kritik am System gibt, ist diese häufig nationalistischreaktionär und tendiert eher zum Faschismus als zur Emanzipation. Die großen Gewerkschaften und sozialdemokratischen oder grünen Parteien haben ihre Kapitalismuskritik längst über Bord geworfen – und wo sie an der Macht waren, haben wir gesehen, was das bedeutet (Hartz IV usw.). Das sind erst mal schlechte Kampfbedingungen – da scheint es rational, das Ziel von der ganz anderen Welt aufzugeben und nur das „Machbare“ zu tun, also hier und da was zu verbessern. Nun ist gegen Verbesserungen der Lebenssituation der Arbeiter_innenklasse im Kapitalismus auch gar nichts einzuwenden. Das Problem ist: Damit kommt man nicht weit. Wer dann behauptet, es wäre innerhalb dieses Systems möglich, die Übel dieses Systems abzuschaffen, der macht sich selbst und den anderen was vor. Eine Welt ohne Armut, ohne unerträgliche Konkurrenz und ohne das Damoklesschwert der nächsten Krise und der damit einhergehenden Verschärfung der Armut ist mit einer wie auch immer ausgestalteten Marktwirtschaft nicht zu haben. Kein Wunder also, dass sich auch die ÖVP in ihrem Parteiprogramm als „die Partei der Ökosozialen Marktwirtschaft“ betitelt – Bürgerliche hatten für folgenlosen Weltverbesserungsidealismus immer schon viel übrig. Um hingegen wirklich etwas zu verändern, bräuchte es eine starke linke (Arbeiter_innen)-Bewegung: Eine Bewegung, die klug genug ist, sich nicht in den Kapitalismus integrieren zu lassen, die aber trotzdem den Sprung aus marginalisierten Lesezirkeln und Szene-Treffs heraus schafft. Der Kapitalismus ist gerade in der Krise. Diese Krise wird nicht automatisch zum Untergang des Kapitalismus und zum Aufbau einer vernünftigen Alternative führen – das müssen wir schon selber machen. Sie wird jedoch mit einiger Wahrscheinlichkeit Ausgangspunkt für soziale Kämpfe in größerem Ausmaß sein. Mit diesen Kämpfen über die Systemgrenze zu gehen, ist eine Chance. Sie wahrzunehmen bedeutet jedoch nicht nur den Kampf gegen die Rechten zu führen, sondern auch diejenigen Reformist_innen zu kritisieren, die das falsche Ganze nicht abschaffen, sondern im Gegenteil dafür „Verantwortung übernehmen“ wollen.


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Versammlungsfreiheit? Ist zu gefährlich! Von Simon Hofbauer

Bildquellen: Simon Hofbauer

Eine Paradebeispiel dafür, wie mensch es nicht machen soll: Zuerst untersagt die Wiener Polizei kurzfristig und mit fadenscheiniger Begründung eine Demo gegen das rechte Vernetzungsevent WKR-Ball in der Hofburg, dann werden die trotzdem Gekommenen eingekesselt, mit Pfefferspray attackiert, teilweise geprügelt und schließlich fast 700 Personen angezeigt. Auch heuer versuchten wieder zahlreiche kritische Organisationen und Aktivist_innen, viele davon Studierende, gegen den jährlichen Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) am Freitag den 29.1. zu demonstrieren. Dieses Vernetzungstreffen von 21 Wiener Hochschulkorporationen (großteils schlagendende Burschenschaften) und zahlreicher Bewahrer_innen großdeutschen-rechts-völkischen Gedankenguts aus ganz Europa konnte abermals – ungestört – in der Hofburg stattfinden. Ganz vorne dabei auch Österreichs dritter Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ), der dafür die Leitung der gleichzeitig stattfindenden Nationalratssitzung schwänzte.

„Gefährdung der öffentlichen Sicherheit“ kurzfristig untersagt. Vor allem die Begründung wollte niemensch so wirklich glauben. Das NO-WKR-Bündnis blieb bei ihrem Demo-Aufruf, das geplante Straßenfest musste in den Sigmund Freud-Park verlegt werden. Auch der Versuch von fünf Grünen Nationalratsabgeordneten, eine Demo mit anderer Route anzumelden, wurde von der Polizei in letzter Minute abgeschmettert. Lediglich eine sogenannte „Standkundgebung“ wurde genehmigt.

Großdeutschland? Nein, danke!

Eine Chronologie der Ereignisse

Unter dem Dach NO-WKR formierten sich zahlreiche Menschen, die den rechten Umtrieben nicht länger untätig zusehen wollten. Grafs Burschenschaft Olympia zeigt exemplarisch, welches Gedankengut bei diesem Event der rechten Szene ausgetauscht wurde. So ist es etwa für die Olympia, laut deren „Heimseite“, nur durch den Rückhalt und die Kraft des Volkes

Ab 17.00 strömen Hunderte Demonstrant_innen auf den Christian-Broda-Platz vor dem Westbahnhof, wo sie von unzähligen Polizeibussen und einer Hundertschaft an Polizist_innen erwartet werden. Der Platz ist schon zu dieser Uhrzeit von der Polizei umstellt, die Taschen von Personen, die „verdächtig“ aussehen und „hinein“ wollen, werden untersucht, die Persona-

Hunderte Demonstrant_innen werden auf dem Christian-Boder-Platz eingekesselt.

monstrationszug zu formieren, der sich auf die Polizeisperre zubewegt. Der „Behördensprecher der Polizei“ verlautbart via Megaphon, dass „diese Versammlung aus Gründen der öffentlichen Sicherheit aufgelöst“ wird und „alle Anwesenden“ verpflichtet seien, binnen zehn Minuten „Richtung Stumpergasse auseinanderzugehen“. Einziges Problem dabei: Diese Durchsage können aufgrund der geringen Lautstärke kaum 5% der „Anwesenden“ hören, noch wird die Sperre Richtung „Stumpergasse“ geöffnet. Spätestens jetzt wird klar, dass die Polizei eindeutig auf Eskalation setzt und an keinem friedlichen Verlauf der Kundgebung interessiert ist. Aus dem „schwarzen Block“ werden Knallkörper Richtung Polizeiabsperrung geworfen, es kommt zu ersten Zusammenstößen. Der „Behördensprecher“ wiederholt die Durchsage. Nur wenigen Demonstrant_innen wird es, unter Feststellung ihrer Identität plus Anzeige, ermöglicht Richtung Stumpergasse „abzuströmen“ bevor wieder ganz dicht gemacht wird. Nicht nur die aktiven Teilnehmer_innen an der Demonstration sind von den Perlustrierungen betroffen, auch Passant_innen, Anrainer_innen sowie Angestellte aus den umliegenden Wohnhäusern, Bürogebäuden, Geschäften und Lokalen werden nach dem Prinzip „mitgefangen, mit gehangen“ eingekesselt und untersucht. Auch einer Mutter mit zwei kleinen Kindern, die sich nach einem Schuheinkauf im Kessel wiederfinden, wird der Heimweg verwehrt. Erst nach heftigen Interventionen vonseiten der Eingekesselten und nachdem der ORF seine Kamera auf das Geschehen gerichtet hatte, werden sie durch die PolizeiAbsperrung gelassen.

Wasserwerfer, Pfefferspray, Eskalation Immer wieder kommt es zu willkürlichen und gewalttätigen Festnahmen.

„erträglich, daß das Deutsche Volk nach wie vor in verschiedenen Staaten leben muß“. Kurz nach dem Ball sollte dann der umstrittene Rassentheoretiker Philippe Rushton einen „wissenschaftlichen“ Vortrag in der Bude der Olympia halten. Die angemeldete Demo wurde dann aus Gründen der

lien aufgenommen. Ab ca. 18.30 werden die Tretgitter der Polizei aneinander gekettet, die letzten Lücken dichtgemacht, der Abgang zur U-Bahnstation Westbahnhof verschlossen, weder ein hinein- noch hinauskommen aus dem Kessel ist mehr möglich. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich mindestens 1000 Menschen am Broda-Platz. Wenig später beginnt sich ein De-

Zur Einschüchterung der Anwesenden werden gepanzerte Wasserwerfer auf beiden Seiten des Platzes postiert. Dann wird gewartet. In eisiger Kälte harren Hunderte Demonstrant_innen aus. Einige ziehen sich in das Foyer einer Bank zurück. Andere versuchen, sich mit Tanzen warm zu halten. Die meisten Anwesenden wollen spätestens jetzt den Christian-BrodaPlatz verlassen. Die Verhandlungen mit der Polizei


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Selbst der „Rebel Clown Army“ vergeht die gute Laune.

verlaufen jedoch erfolglos. Die Polizei lehnt die Option eines gewaltfreien Abzugs der Demonstrant_innen bei Öffnung der Absperrungen widersinniger weise ab. Die eingekesselten Personen dürfen nur tröpfchenweise und unter Preisgabe ihrer Personaldaten den Platz verlassen. Hintergrund ist laut Polizeisprecher Roman Hahslinger, dass die Exekutive „nicht genug Beamte (hätte), die die Daten aufnehmen können, um einen weiteren Ausgang zu öffnen.“

Im Wettbüro eingesperrt

Gegen 20.30 Uhr eskaliert die Situation, als eine Gruppe von rund 40 Personen das Gelände in Richtung Westbahnhof verlassen will. Die Polizei beginnt mit ihren Schildern gegen die Demonstrant_innen vorzugehen, drei Beamte stürzen sich auf einen wehrlosen Demonstranten, der mit den Zipfeln seines Pullovers spielt, und ziehen diesen brutal hinter die Kette. Der Kessel wird schrittweise verkleinert, die Schlinge enger gezogen. Die Polizei attackiert mehrere Personen, die sich nicht zusammentreiben lassen, mit Pfefferspray. Im Kessel macht sich Panikstimmung breit.

Im Kessel, der nun auf die Kreuzung Stumpergasse, Christian-Broda-Platz, Kaiserstraße und Mariahilferstraße zusammengezogen wurde, kommt es zu weiteren gewaltsamen Polizeiübergriffen. Fünf Beamt_innen der Sondereinheit Wega stürzen sich etwa, ohne offensichtlichen Grund, auf einen wehrlosen Demonstranten, fixieren ihn am Boden und nehmen ihn dann fest.

In der Zwischenzeit rettet sich eine Gruppe von rund 20 Demonstrant_innen in ein winziges Wettbüro. Mehr als eine Stunde lang blockieren Polizeikräfte den Eingang. Dutzende Personen harren ohne Frischluft, Wasser oder Sanitäranlagen aus; auf Papierzettel geschrieben Hilferufe an die Polizei werden nicht beachtet.

Außerhalb des Kessels kommt es zu mehreren Solidaritätskundgebungen. Eine Gruppe versucht den Gürtel zu blockieren, wird aber von der Polizei

mit Schildern abgedrängt. Zwei Personen werden verhaftet. Proteste in der Stumpergasse werden ebenfalls mit Schlagstockeinsatz niedergeschlagen. Via Internet wird zu einer Solidaritätskundgebung um 22.00 Uhr am Schwedenplatz aufgerufen. Um kurz vor zehn Uhr wird dann endlich auch ein zweiter Ausgang des Kessels Richtung Kaiserstraße geöffnet. Bis die Daten aller Demonstrant_innen aufgenommen sind und diese gehen dürfen dauert es aber noch über eine weitere Stunde.

Soli-Demo am Schwedenplatz Gleichzeitig startet um 22.00 Uhr die Solidaritätsdemo am Schwedenplatz, an der 200-300 Demonstrant_innen teilnehmen. Der Demozug bewegt sich über Fleischmarkt, Stephansplatz und Oper auf die Ringstraße. Die Polizei kann mit der Demo zuerst kaum mithalten. In der U-Bahnstation Karlsplatz kommt es zu zahlreichen Übergriffen: Laut Augenzeug_innenberichten werden Demonstrant_innen und Passant_innen wahllos niedergeprügelt, die Stiegen und Rolltreppen hinab gestoßen, gegen Wände gedrückt und ohne erkennbare Logik festgenommen.

Eine traurige Bilanz Die traurige Bilanz der Eskalationsstrategie der Wiener-Polizei: über 700 Anzeigen, 14 Festnahmen, und eine unbekannte Zahl an Leicht- bis Schwerverletzten – und ein ungestörter Ball, auf dem ungestraft und widerspruchlos großdeutschen und rassistischen Fantasien gefrönt werden konnte. Schon lange wurde in Österreich nicht mehr so brutal gegen eine Demonstration vorgegangen. Ein rechtliches Nachspiel wird diese Demonstration nicht nur für die angezeigten Personen, sondern auch für die Wiener Polizei haben, die selbst eklatant gegen zahlreiche Gesetzte verstoßen hat und brutal gegen friedliche Demonstrant_innen vorging. Gewaltbereit: Der dunkelblaue Block.


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„Element of Crime“-Kopf Sven Regener: „Einfach mal wegprügeln“ Bildquellen: Reinhard Winkler

Interview von Lukas Luger OÖN: In Ihrem Song Alle vier Minuten gibt es die wunderbare Zeile: „Ohne Klarheit in der Sprache ist der Mensch nur ein Gartenzwerg“. Wie wichtig ist sprachliche Präzision für Sie? Regener: Das ist wichtig für mich. Aufzuspüren, was die Leute zu reden, was sie wirklich ausmacht, das interessiert mich. Ich mag es, wenn man eine sehr klare Sprache benutzt, aber die Bedeutung rätselhaft ist. Gutes Beispiel: Franz Kafka. Präzise, fast juristische Sprache, aber was er erzählt ist doch sehr mysteriös. Ich lese sehr gerne juristische Dokumente, weil dieser klar-lakonisch Ton versucht, Sachen so exakt wie möglich auf den Punkt zu bringen. Das muss aber auch nicht immer sein. In Herr Lehmann drücken sich die Charaktere oft unklar aus, fransen gedanklich aus. Das sagt auch etwas über die Leute aus. Das interessiert mich als Künstler. OÖN: Folgt beim Komponieren der Text der Musik oder die Musik dem Text? Regener: Immer zuerst die Musik. Immer. Das ist so im Rock ’n’ Roll. Und wir sind ja eine richtige Band. Da werden Ideen reingetragen, wir spielen das zusammen und machen daraus ein richtiges Lied. Bloß dass es noch keinen Text hat. Es ist viel einfacher als Band die Musik zu entwickeln, man kann sich ja nicht zu viert hinsetzen und einen Text schreiben. Das funktioniert nicht. Das kann man nur alleine machen, oder höchstens mal zu zweit. OÖN: Nervt es Sie eigentlich, dass die Zuhörer immer versuchen, einen tieferen Sinn in Ihren Texten zu finden? Regener: (lacht) Nö, wenn’s jemandem Spaß macht. Warum denn nicht? OÖN: Der illegale Download von Musik steigt, während die Plattenverkäufe teilweise dramatisch zurückgehen. Wie gehen Sie als Kreativer damit um, dass Ihre Werke kostenlos für jedermann erhältlich sind? Regener: Das ist ärgerlich. Aber was noch viel ärgerlicher ist, sind die Apologeten dieser Sache, die behaupten: „Ist ja richtig so. Geschieht der blöden Musikindustrie ganz recht“. Nein, das ist nicht in Ordnung. Jeder ist bereit Geld auszugeben, und für Musik plötzlich nicht, oder was? Sollen die Leute, die Musik machen, nur Amateure sein? Sollen nur mehr Amateure Songs schreiben? Das kann ja wohl nicht sein. Wir reden ja nicht davon, dass ich meinem Freunden mal eine CD brenne, sondern dass Festplatten mit 20.000- 30.000 Songs getauscht werden. Da habe ich keinen Bock drauf und kein Verständnis. Das ist für mich schiere Sauerei. OÖN: Trifft diese Entwicklung auch Element of Crime? Regener: Ja, aber nicht so schwer wie viele junge Künstler. Denn ohne Plattenverkäufe ist von der Plattenfirma auch kein Support in Bezug auf Live-Shows zu erwarten. Eine stetige Entwicklung einer Band – das geht oft gar nicht mehr. Dann geht es oft nur mehr mit Werbe-Unterstützung. Mit Holsten Pilsener auf die Freundschaft anstoßen im Jägermeister-Tourbus. Das

Multitalent Sven Regener ist Musiker, Schriftsteller und Drehbuchautor

ist die Spitze des Eisbergs. Wir waren immer strikt gegen so was, fanden das extrem eklig. Das lässt sich heute nicht mehr aufrechterhalten. Man kann es heute niemanden vorwerfen. Schön finde ich es aber nicht. OÖN: Sie halten mit Element of Crime das klassische, 40-minütige Albumformat aufrecht. Ein bewusstes Statement? Regener: Nicht unbedingt, wir finden einfach, das ist das beste Format. Auch bei der CD hat sich nichts anderes durchgesetzt, auch wenn man theoretisch 70 Minuten draufmachen könnte. Die meisten Langspielplatten waren ja sogar noch kürzer, so 32, 33 Minuten lang. Wir sind ja hier in der Kunst. Nur weil ein Bild ein größeres Format hat, ist es ja auch nicht besser als ein Bild im kleineren Format. Wenn man ein Album als eine Einheit sehen will, geht das ja nur bis zu einem gewissen Punkt, 10 bis 12 Songs maximal. Wie viel an neuer Musik kann man schon auf einmal vertragen? OÖN: Gute Frage. Regener: Wir machen ja erst die Musik. Und nur wenn uns die gefällt, schreibe ich überhaupt erst einen Text. Wir schmeißen auch Ideen weg, aber schon bevor sie richtige Songs geworden sind. Das meiste wird bereits im Kopf verworfen. Wenn zwölf Songs gut sind, warum soll man dann noch andere schreiben? Ich kann natürlich auch sagen: ich male zehn Bilder und schmeiße neun wieder weg, weil nur eines richtig gut geworden ist. Wie in der Natur. Vom Baum fallen 120 Äpfel und in jedem sind dreißig Kerne und nur einer davon wird soweit kommen, dass er selbst wieder ein Apfelbaum wird. Wir ahmen bloß die Natur nach. So ist das. OÖN: In Österreich gibt’s immer wieder heftige Dis-

kussionen um eine Quote für österreichische Popmusik im Radio. Was halten Sie von solchen Forderungen? Regener: Da war ich immer dagegen. Das ist eine Form von Zensur, die ich nicht gutheißen kann. Da heiligt auch nicht der Zweck die Mittel. Damit ist alles gesagt. OÖN: Sie machen mit Element Of Crime bereits seit einem Vierteljahrhundert Musik. Wie schafft man es, im Musikbusiness in Würde zu altern? Regener: Indem man einfach kein Jubiläum feiert (lacht). Das ist das ganze Geheimnis, uns interessiert das nicht. Ich bin generell auf Zahleninstrumenten unmusikalisch. Das ist doch abgeschmackt. So, komm wir müssen das gemeinsam zelebrieren. Warum eigentlich? Vielleicht wäre es besser gewesen, wir hätten uns vor zehn Jahren aufgelöst. Die Meinung kann man ja auch haben. Es hat ja keinen Wert an sich, dass man etwas lange macht. Wenn’s nichts mehr bringt, kann man’s ja auch mal sein lassen. Nichts bleibt für die Ewigkeit. Oh mein Gott, jetzt zitiere ich schon einen Song von den Toten Hosen (lacht). Na, gut. OÖN: Ist Ihnen die öffentliche Wahrnehmung Ihrer Person wichtig? Regener: Sicher. Es ist ja nicht damit getan Musik zu machen. Das ist leider so. Gerade als Band die keine Hits hat und nicht im Radio gespielt wird, muss man jeden einzelnen Hörer abholen. Drum machen wir auch Fernsehen und die ganze Promotion. Beim Fernsehen muss man vorsichtig sein. Wenn man zuviel macht und die falschen Sendungen, findet man sich ruckzuck in der Gala oder in der Bunten wieder. Und dann hat man wirklich ein Problem. Ich finde es aber auch nicht verwerflich, dass sich Leute für das Pri-


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Quelle: Reinhard Winkler

vatleben Prominenter interessieren. Da findet ja auch Projektion statt. Die Leute müssen aber respektieren, wenn man sagt: „Nö, und hier hört’s jetzt aber auf“ OÖN: Also keine Sven-Regener-Homestory. Regener: Man denkt ja immer die Rockmusiker, die sind so nuttig. Dabei gilt bei Musikern die Homestory als hochgradig verwerflich, die machen nur die allerdoofsten. Aber nicht in der Literatur! Da lässt sich jeder zuhause auf dem Sofa, vor dem Schreibtisch und der Bücherwand fotografieren. Das ist noch niemandem aufgefallen, dass die Literaten, die Allerschlimmsten sind. Die öffnen Tür und Tor. Ich kenn das Wohnzimmer von Günther Grass besser als mein eigenes! Auch der Versuch der Medien in mein Leben einzudringen, hat erst angefangen, als ich Literatur zu schreiben begonnen habe. In der Literaturszene wird erwartet, dass man so eine Ganzkörper-Promo macht. Wie habe ich meine Frau, meine Kinder, meine Eheprobleme in meinen Büchern verarbeitet? Den ganzen Schrott. Als wäre das Leben wie Spachtelmasse, dass man in die Bücher hineinschiebt. Das ist extrem obszön, eigentlich würde man das doch von der Volksmusik erwarten, als von diesen angeblich ach so sensiblen Literaten. OÖN: Als Sie mit dem Roman-Schreiben begonnen haben - wer waren da Ihre literarischen Vorbilder? Regener: Es bringt nichts, denen nachzueifern, die man gut findet. Man muss seinen eigenen stilistischen Fingerabdruck finden. Zu seinem eigenen Stil stehen, das ist ein langer Prozess. Es geht eher darum sich von Sachen, die man toll findet abzuwenden, sich davon frei zu machen. Das zu vergessen, in einem entlegenen Teil des Gehirns zu archivieren. OÖN: Wie entwickeln Sie ihre Figuren? Gehen Sie mit fertigen Vorstellungen im Kopf ans Schreiben

Element of Crime rocken den Posthof

oder kristallisieren sich die Charaktere erst während des Schreibprozess so richtig heraus? Regener: Ein grober Ablauf ist schon klar, ein Gerüst. Ich fange dann einfach mal an zuschreiben. Und so nach dem fünften, sechsten Kapitel weiß ich wie der Hase läuft. Dann beginne ich die restlichen Kapitel zu konzipieren, damit ich mich nicht vollkommen zu verzetteln. So wie ein Fortsetzungsroman, im Dashiell-Hammett-Stil. Der hat ja diese Pulp-Romane geschrieben. Alle 50 Seiten wird ein Mord aufgeklärt oder so. Es gibt darin kurze und lange Spannungsebenen. Wenn das eine entspannt ist, ist das andere immer noch unter Spannung. Da stehe ich drauf, wenn man

sich so durch das Buch hangelt. Viele Figuren führe ich aber einfach mal ein, wie sie sich anbieten. Wer weiß, wozu man die später noch gebrauchen kann? OÖN: Stimmt es, dass sie derzeit an der Drehbuchadaption von Der kleine Bruder arbeiten? Regener: Das Ding ist schon fast fertig. Nach meiner Vorstellung jedenfalls. Aber dann kommen ja immer noch die anderen, die ihren Senf dazugeben wollen. Da muss man den Teppichfeger nehmen und die alle einfach mal wieder wegprügeln. Man muss es so hart sagen. Erstmals erschienen am 25.1. 2010 in den OÖNachrichten.

Jesus Christ Superstar – Neuinszenierung der Rockoper in Hallein Bildquellen: MUS-EN: das Musicalensemble

Von Ralf Hillebrand Das Musicalensemble MUS-EN bringt im März 2010 die berühmte Rockoper Jesus Christ Superstar von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice in unkonventioneller Besetzung auf die Bühne. Die insgesamt acht Aufführungen werden am 22. 23. 25. und 26. März jeweils um 10.30 Uhr und 19.30 Uhr im Ziegelstadl Hallein stattfinden. Seit Herbst letzten Jahres investieren ca. 30 Student_innen, Schüler_innen und junge Erwachsene ihre Freizeit engagiert in Schauspiel-, Tanz- und Gesangsproben. Unter der Leitung von Anja Werger, die bereits selbst in einigen Musicals mitgewirkt hat, und mithilfe der erfahrenen Regisseurin Brigitte GoditschRoidmayer stellen die Mitglieder des Vereins MUSEN: das Musicalensemble ihre schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis, während die Gesangstrainerin Claudia Spitzer versucht, das Letzte aus den Kehlen ihrer Schützlinge herauszuholen. Die jungen Schauspieler_innen haben sich mit dem religiösen und zugleich populären Stoff des Musicals kritisch auseinandergesetzt und werden mit Manuel Will als Jesus und Stefanie Regner als Judas Jesus Christ Superstar neues Leben einhauchen.

Jesus mit seinen Aposteln

Das Rockmusical Jesus Christ Superstar kam bereits 1970 – noch vor der ersten Bühnenproduktion – auf Schallplatte heraus und wurde trotz anfänglichen Widerstandes einiger radikaler christlicher Gruppen sogar auf Radio Vatikan gespielt. Es erzählt vor dem Hintergrund unserer modernen Welt die Passionsgeschichte vom Einzug in Jerusalem bis zum Tod Jesu‘ am Kreuz. Jesus ist schon längst nicht mehr „nur“ der Messias, er wird von seinen AnhängerInnen als unfehlbarer Superstar verehrt – nur Judas Iskariot steht diesem wahren Hype „kritisch“ gegenüber.

Annas und Judas streiten sich

Der Kartenvorverkauf ist bereits angelaufen. Tickets können direkt über den Verein (Tel.: 0664/8993281; info@mus-en.at) sowie über den Tourismusverband Hallein/Bad Dürrnberg (Mauttorpromenade 6, Hallein; Tel.: 06245/85394; office@hallein.com) bezogen werden. Die Musical-Produktion wird von der ÖH Salzburg unterstützt. Weitere Informationen unter www. musicalensemble.at Die Uni:Press verlost zudem 1x2 Tickets für die Aufführung am 23.02. Zur Teilnahme schreibe eine Mail an presse@oeh-salzburg.at mit dem Betreff „Musical-Verlosung“.


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Schuldig im Sinne der Anklage – Franz Kafka: Der Prozess Von Stefanie Breinlinger

Bildquelle: Clemens Kois

Josef K. wird an seinem Geburtstag verhaftet. Dabei ist er sich jedoch keiner Schuld bewusst und erfährt auch nicht, welchen Vergehens und von welcher Instanz er beschuldigt wurde. Das undurchschaubare Gericht, vor dem er angeklagt ist, lernt er nie kennen. Damit ist K. der bedingungslosen Willkür einer anonymen Macht ausgeliefert, zu deren Sphäre er aber keinen Zutritt erhält. So kreist das Stück um die Frage der Schuld und lotet Möglichkeiten aus, einem unabwendbaren Schicksal doch noch zu entrinnen. In der eigenwilligen Adaption von Regisseur Steffen Höld und Autorin Barbara Hörtnagel wird Josef K. (Oliver Hildebrandt) an seinem 30. Geburtstag mit einer befremdlichen Geburtstagsparty überrascht. Die feierwütige Geburtstagsgesellschaft lässt den überrumpelten, ungerührten Protagonisten hochleben, sodass die eigentliche Hauptperson am Anfang des Stücks lediglich die Rolle eines unbeteiligten Beobachters einnimmt. Das bunte, ausgelassene Geschehen verkehrt sich jedoch immer mehr in die bedrohliche Situation seiner mysteriösen Verhaftung. Spiel und düsterer Ernst verschwimmen und scheinen sich dem Unterscheidungsvermögen zu entziehen. Diese Ambivalenz ist über große Teile der Aufführung hinweg aufrechterhalten.

„Happy Birthday, Josef K. Sie sind verhaftet!“

Die Aufführung wartet mit einem blendend weißen Bühnenbild auf, dessen flexibel positionierte Quader den spartanischen Bühnenraum strukturieren. Der Einsatz von farbigem Licht, Musik und bizarren Soundeffekten trägt zur gespenstigen Atmosphäre bei. Die Bühnenumsetzung des unvollendeten Romanfragments verzichtet allerdings auf eine Überführung des Texts ins Dramatische. Diese Lösung erscheint zunächst pragmatisch, aber zugleich wirkt die direkte Übernahme der Romanform des Buches in abwechselnder Sprechfolge der Darsteller_innen reizvoll. Dicht am Text, fordern auch die häufigen zeitlichen Rückbezüge das Publikum. Leider gelingt es nur streckenweise, die Stimmung der literarischen Vorlage einzufangen. Denn die im Vergleich zum Original übertriebene Komik und der überstrapazierte Rückgriff auf Kostüme und Maskierungen wird dem rätselhaften, beklemmenden und zugleich exzentrischen Charakter des Romans nicht entsprechend gerecht. Dies stellt sich erst im fortgeschrittenen Verlauf der Aufführung ein, als sich die Handlung immer mehr verdichtet und zuspitzt und Josef K. immer mehr in die Enge getrieben ist. Grotesker Kulminationspunkt dieser langsamen Eskalation ist die verzweifelte Wutrede, mit der der tragische Held eine halbherzige Entschuldigung an die

Josef K. kapituliert vor der unerbittlichen Justiz

Gesellschaft richtet. Grandios vorgetragen, geht diese unter die Haut. Das dunkle Ende wartet schließlich ebenfalls mit Gänsehautstimmung auf, die man im Verlauf der Vorstellung vermisst.

Das Stück wird noch bis 30. März im Schauspielhaus gezeigt. Generell ist es empfehlenswert, den Roman zuvor gelesen zu haben, ansonsten ist das ohnehin anspruchsvolle Stück schwer zu verfolgen.


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dance.company.salzburg – frische Rhythmen mischen die uns vertraute klassische Szene auf

Bildquelle: privat

Von Fang Liang He & Samina Mujadzic

Obwohl es in Salzburg, der Stadt der Klassik, nicht an künstlerischer Impulsivität und Originalität mangelt, wird dieser Trend nicht bewusst wahrgenommen. Die Musikkultur scheint sich hauptsächlich durch klassische Interpretationen großer Virtuosen zu definieren. Der Tanzkultur fehlt es augenscheinlich an Frische und Esprit. Die dreimaligen Latinoshowweltmeister der dance.company.salzburg in Aktion.

Unserer Meinung nach besinnt sich Salzburg auf die Einseitigkeit des Walzers und wagt sich nicht aus der Tiefe der Geistlosigkeit heraus! Umso verständlicher und nachvollziehbarer ist das gesellschaftliche Bedürfnis nach einer vielfältigen Musikund Tanzszene, die sich durch Kreativität und Neuartigkeit auszeichnet. Der Wunsch nach kubanischen, lateinamerikanischen und afrikanischen Klängen spiegelt den Drang nach dem Exotischen wider. Ein breiteres Spektrum an Salsa, Samba, Tango, Latin-Jazz, Latin-Swing und ähnliche Veranstaltungen zeigt einen vermehrten Anklang bei den Bohemiens – was die zunehmende Vielseitigkeit dieser Szene erklärt.

Anspruchsvolle Figuren gehören zum Standardrepertoir.

Der Gründer der dance.company.salzburg, Jan Oechler, möchte mit seiner Tanzkompanie, in Verbindung mit der Tanzschule Seifert, aus der die Kompanie hervorgegangen ist und in deren Räume sie ihr Domizil hat, dazu beitragen, dass das Angebot an Konzerten und Tanzevents von Jahr zu Jahr erweitert und abwechslungsreicher gestaltet wird.

Zur Person Jan Oechler Die Zusammenarbeit mit Lehrern und Musikern des legendären Buena Vista Social Club in Havanna auf Cuba bereicherte sein Wissen und seine Bewegung. „Tanzen und Musik haben schon immer einen großen Einfluss auf mein Leben ausgeübt“, so Oechler, der eine 15-jährige Karriere als Amateur- und Profitänzer hinter sich hat. Sein Repertoire als Tänzer und Lehrer erweiterte er mit einer intensiven Beschäftigung in Ballett, Modern Dance, Latin Jazz und mit Reisen zu authentischen lateinamerikanischen Bewegungsformen. Diese Erfahrungen mit verschiedenen Künstler_innen bewegten ihn dazu eine Tanzkompanie zu gründen. Die dance.company.salzburg wurde dann 1999 ins Leben gerufen und erarbeitet seitdem einmal jährlich eine Tanzproduktion, die die lateinamerikanischen und afrikanischen Rhythmen und Bewegungen mit klassischem Ballett, Modern und Latin Jazz vereint. 2005 hat sich die dance.company.salzburg entschieden dem Weltverband der Latinotänze IDO anzuschließen und sie wurden in dieser Zeit bis heute einmal Dritter und 3x LatinoShowWeltmeister. Hierfür arbeitet die dance.company.salzburg ganz eng mit SPRING OF DANCE zusammen.Mit Anne-Lore Zimmermann gründete Jan Oechler vor 20 Jahren

Maskierungen dürfen zu afrikanischen Klängen auf keinen Fall fehlen.

SPRING OF DANCE. Diese perfekte Trainingsgemeinschaft arbeitet mit internationalen Fachlehrern aus Brasilien, USA, Deutschland und Österreich zusammen. Das Konzept das hinter allem steht, ist eine einzigartige Methode: freedom of movement/dance smart. Diese Methode verfeinert die Körperwahrnehmung. Sie trainiert das Nervensystem und somit auch alle motorisch sensiblen Bereiche. Koordinationsfähigkeit, Präzision der Bewegung, Balance, Selbstbewusstsein und Ausdrucksfähigkeit verbessern sich. Man lernt seinen Körper effektiver und damit auch schonender zu gebrauchen. Spring of Dance veranstaltet hierzu verschiedene Workshops, Tanzcamps und Seminare. Ihre Kontakte zum Salsa-Club Salzburg und zur Tanzschule Seifert

verhelfen ihnen ihre Ambitionen weiter zu entwickeln. Auch das wöchentliche Salsa-Happening-Angebot an Workshops kann jede_r über den Dächern von Salzburg wahrnehmen. Darüber hinaus haben sie über viele Jahre immer wieder für Fernseh-, Film- und Theaterproduktionen Choreographien erstellt und mit Schauspielern auf tänzerischer Basis und Bewegungspräsenz erarbeitet. Seit 2008 ist Jan Oechler als Lehrer am MOZARTEUM/Abt. Schauspiel für Tanz (Rhythmus, Bewegungskoordination, Musikalität, Choreografie und Improvisation, Raumerfahrung) tätig. www.springofdance.com www.dancesmartnow.com www.freedom-of-movement.de


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Alaska - Studieren in der Natur

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Bildquelle: Rudi Riedlsperger

Von Rudi Riedlsperger

Seit zwei Jahren studiere ich in Fairbanks, Alaska, in einem Masterprogramm mit dem Titel Global Environmental Policy. Eine gute Wahl, denn der Norden ist eine faszinierende Bühne des Kampfes zwischen Umweltschützern und jenen, die von Profitgedanken getrieben werden. Mir kommt Hegel in den Sinn. These und Antithese. Alaska scheint mit den Gegensätzen seiner Einwohner_innen wunderbar umgehen zu können, denn das Resultat kann sich sehen lassen. Um acht Uhr morgens weckt mich mein Hund Miles, er muss unbedingt hinaus. Ich werfe einen Blick auf das Außenthermometer und stöhne. Minus 40 Grad. Die Chinooks, warme Fallwinde die den Winter ab und zu erträglich machen, lassen auf sich warten. Also ziehe ich mir zwei paar lange Unterhosen, ein paar Schihosen sowie einen Daunenparka an, suche nach meiner Stirnlampe, streife meine weißen US Army Winterstiefel über und gehe Gassi mit dem Hund. Es ist noch stockfinster, und das wird es bis kurz vor Mittag auch bleiben. Erst wenn es wärmer wird, kann ich Miles vor ein Geschirr spannen und mich von ihm auf Langlaufschiern ziehen lassen. Nach einer halben Stunde habe ich genug. Außerdem muss ich bald auf die Uni. Zu Fuß, da ich mir kein Auto leisten kann. Um zehn Uhr bin ich am Campus und gehe in mein Büro. Ich habe eine Stelle als Lehrassistent für Volkswirtschaftslehre bekommen und muss ein paar Tests korrigieren. Aus dem Radio tönen Grateful Dead, mir scheint fast andere Bands kennen sie hier nicht. Nachdem ich 20 Tests durchgesehen habe, lässt die Konzentration nach und ich blättere noch eine halbe Stunde in Unterlagen für mein Seminar am

Die Trans-Alaska Pipeline führt von Prudhoe Bay im Norden nach Valdez im Süden. Sie ist seit 1977 in Betrieb.

Kanuausflug am Upper Chena River nahe Fairbanks im Oktober.

frühen Nachmittag. Elf Studierende finden sich im Unterrichtsraum ein, selten werden mehr als 25 Leute pro Seminar zugelassen. Diese Intimität hat ihren Preis: für Auslandsstudent_innen kostet ein Studienjahr in Alaska über 20 000 Dollar, Unterkunft und Verpflegung sind allerdings dabei. Um sich das Studium leisten zu können, arbeiten viele junge Menschen als Parkranger, Reiseleiter oder Krabbenfischer. Ich habe mich für Karibus und Moschusochsen entschieden. An einer Forschungsstation wird den Auswirkungen des Klimawandels and diesen Spezien nachgegangen. Innerhalb weniger Wochen werde ich zum «Experten» und kann fortan vom kalifornischen Biologiestudenten bis zum deutschen Touristen jeden über die Folgen der Erderwärmung auf diese Tiere aufklären und tue das auch gerne. Nach dem Seminar mache ich mich auf den Weg in die Cafeteria. Auf dem Gang treffe ich Apayo. Sie ist um die 25 und besucht dieselben Kurse wie ich. Ausserdem gehört Apayo zum Volk der Tlingit im Südosten Alaskas. Übers Studium spricht sie allerdings nicht so gern - ihr Herz schlägt hauptsächlich fürs Bergsteigen. Diesmal ist sie völlig aufgewühlt weil sie ein Team für

die Besteigung des Mt. McKinley, der eigentlich Denali heisst, gefunden hat. Sechs Wochen wird das Abenteuer in Anspruch nehmen, und als Apayo mir die Details ihres Ausflugs erläutert, spüre ich wie auch in mir das Adrenalin zu steigen beginnt. Woanders hört man die Leute von ihren Träumen schwärmen. Hier findet man jene, die ihre Träume verwirklichen möchten. «Anything goes,» wie die Amis sagen. Apayo verabschiedet sich. Vier Schlittenhunde warten draußen im Wald darauf, sie zu ihrer Hütte nach Hause zu bringen. Ich fühle mich unglaublich wohl in Fairbanks, obwohl sich mein Leben hier gleichzeitig auch etwas unwirklich anfühlt. Ich wohne in einer Holzhütte ohne fließendem Wasser, habe einen Hund und arbeite auf einer Moschusochsenfarm. Wie viele Politikwissenschaftsstudierende haben schon dieses Glück? Wer sich zum Studium in Alaska entschließt, sollte allerdings vor allem die Sehnsucht nach unberührter Natur und Abenteuer in sich spüren. Hier gibt es viel Platz um sich selbst zu verwirklichen. Es gibt wenig Hektik und keinen Luxus. Vor allem aber gibt es viele aufrichtige und herzliche Menschen, die den Aufenthalt im größten Staat der USA besonders machen.

Moschusochsen sind die einzigen Säugetiere, die das ganze Jahr über in den nördlichsten Regionen der Erde verweilen.


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Im Urbankeller

Bildquelle: Urbankeller

Tradition trifft Moderne – Ein Gasthaus zum Genießen

Seit der erfolgreichen Wiedereröffnung am 1. August 2009 lockt der Urbankeller nicht nur mit kulinarischen Gaumenfreuden, sondern auch mit seinem altbekannten, einzigartigen Gewölbe und den darin stattfindenden Events. Der Urbankeller blickt auf eine mehr als 300 Jahre alte Geschichte zurück. Als Gasthaus wird es seit gut 150 Jahren genutzt. Gemeinsam mit dem kleinen theater hat sich die Liegenschaft in der Schallmooser Hauptstraße 50 zu einer Salzburger Institution entwickelt. Aus Liebe zur Tradition wurde 2009 das Steinbier eingeführt. Motivation dafür war die Tatsache, dass früher nahezu alle Salzburger Brauereien ihr Bier in den beiden kühlen Gewölben reifen ließen. Grund genug für den Urbankeller das mittlerweile etablierte Steinbier mit der Bio-Brauerei Gusswerk zu kreieren. Jedoch verleitet nicht nur das exklusive Steinbier dem Urbankeller einen Besuch abzustatten, sondern ebenso die zahlreichen, vielfältigen Events. Gleich zu Jahresbeginn begeisterte die Streicher-Formation „Trumpet On A String“ mit Solotrompeter Reinhold Wieser das Urbankeller-Publikum mit einer Kombination aus urbaner, österreichischer Klassik und Melodien aus aller Welt. Das musikalische Repertoire des Urbankellers bietet jedoch nicht nur klassische Stücke, sondern auch berührende Gitarrenklänge bei einem Accoustic-Rock-Konzert, mitreißende Trommelwirbel während einer Indie-Folk-Aufführung und vieles mehr – jeden 2. Mittwoch sogar mit freiem Eintritt!Jeden 1. Mittwoch im Monat findet der bereits sehr beliebte, immer wieder einzigartige, Mord im Urbankeller statt. Ein kulinarischer und komödiantischer Hochgenuss, bei dem man aufpassen muss, dass man nicht selbst ins Kreuzfeuer der Ermittlungen kommt!

Wer aber hält die Fäden hinter den Kulissen in der Hand? Die beiden Wirtsleute Erich und Matthias lenken nun schon seit fünf Jahren den Urbankeller in eine erfolgund abwechslungsreiche Zukunft. Ihre Liebe zur Arbeit rührt aus der Liebe zum Menschen, denn beide Wirtsleute genießen den Umgang mit den Gästen und legen daher auch viel Wert auf guten Service und ausgezeichnete Qualität. Eine weitere Besonderheit des Urbankellers sind die viel versprechenden Kooperationen mit dem Jazzclub und dem kleinen theater. Das kleine theater ist das Haus der freien Theaterszene in Salzburg. Die Vielfalt der Künstler_innen und der Produktionen macht dieses Theater zu etwas ganz Besonderem: Komödie, politisches Theater, Kinder- & Jugendtheater, Schauspiel, Lesung, Kabarett, Sprechtheater und Performance. Das kleine theater ist so vielfältig wie die Künstler_innen, die sich darin präsentie-

Matthias und Martin an der Urbankeller-Bar

ren. Es ist der Ausdruck einer lebendigen freien Szene. Seit kurzem ist der Urbankeller auch auf Facebook vertreten. Schaut doch einfach mal rein und findet heraus welches Event als nächstes ansteht!

Steinbierhendl im Reisringer mit Rucola Friseesalat by Martin Edlinger: (Zutaten für 4 Personen) 2 ganze küchenfertige Hendln á ca. 900 gr. Salz, Pfeffer, Paprikapulver, Thymian frisch, 4 Esl.Öl, ¼ ltr. Steinbier, 50 gr. Butter, Frühstücksspeck in Scheiben 100 gr., ein kleiner Bund Petersilie Hendl gut waschen, mit Salz, Pfeffer, Paprikapulver und Öl außen und innen würzen. Im Hendlinneren frischen Thymian beigeben, auf Bratblech und mit Butterflocken belegen. Bei 180 °C 1 Stunden und 15 min. bei vorgeheizten Backrohr gut braten. ( Hälfte der Bratzeit mit 1/8 ltr. Steinbier übergießen) Frühstücksspeck in Scheiben ( 100 gr.) in einer Pfanne anbraten und als Garnierung über das fertig gebratenen Hendl geben. Mit einem Thymiansträußl und gehackte Petersilie verzieren.

Sauce: Die Sauce vom Bratblech in eine Kassarolle gießen etwas einreduzieren und mit einem 1/8 ltr. Steinbier aufgießen. Ca. 5 Minuten leicht kochen lassen, abschmecken bei Bedarf nachwürzen und mit Mehl oder Maizena die Sauce binden.

Reis: 2 Tassen Reis (ca. 250 gr.) auf 4 Tassen Wasser (ca. 700 ml) mit etwas Salz aufkochen und im geschlossenen Topf bei schwacher Hitze ca. 10 – 15 Min. (je nach Reisart) kochen lassen. Besonders gut schmeckt der Reis, wenn man ein halbe geschälte Zwiebel mit dünstet.

Rucola – Friseesalat: 100 gr. Rucola ½ Kopf Friseesalat Marinade: 100 ml Sesamöl ,1 TL Dijonsenf 50 g weißer Balsamicoessig Salz, Pfeffer, Zitronensaft, Zucker nach belieben 1: Salat putzen waschen und trocken schleudern. In einer Schüssel Senf Essig, Öl, Salz, Pfeffer und Zitronensaft verrühren . 2: Salat mit der Marinade gleichmäßig begießen, in schöne Glas oder Porzellanschalen geben Ein kleiner Tipp: Man kann den Salat noch mit frisch gehackten Kräutern oder Zitronenmelisse verfeinern.


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Konzerte, Kabarett & More – der Uni:Press-Veranstaltungskalender

März

„Das Linzer Duo Attwenger präsentiert am 28. April ‚die Goas’ live in der ARGEkultur“

20.03.10 – 26.03.10 „Das weisse Band“ Regie: Michael Haneke Das Kino, Beginn: jeweils um 16.40 Uhr

12.04.2010 „Fretwork“ Björn Berge Rockhouse, Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt €15 (V: €13)

23.03.10 „Abends in der Firma“ Komödie Weitere Termine: 24.03, 09.04, 10.04 Kleines Theater, Beginn: jeweils 20 Uhr, Eintritt €13,20 (Student_innen)

14.04.10 Janne Westerlund & Marko Kantola (FIN) Hochkarätige Songwriter & Gitarristen Denkmal, Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt €5

23.03.10 Ernesto Cardenal (NIC) & Grupo Sal „Den Himmel berühren“ Lesung, mit Musik aus Lateinamerika ARGE, Beginn: 20 Uhr, Eintritt €20 (V: €18) 24.03.10 Salami Aleikum Film mit Michael Niavarani Oval, Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt €8 25.03.10 Austro-Indie-Night Fuzzman; Der Nino aus Wien + Band Rockhouse, Beginn: 20.30, Eintritt €14 (V: €12) 26.03.2010 „Das Schweigen der Händler“ Andrea Händler Kabarett ARGE, Beginn: 20 Uhr, Eintritt €20 (V: €18) 29.03.10 Turbonegra (USA), Desert Comets (A), Reverend Backflash (A) Rockhouse, Beginn: 21 Uhr, Eintritt €13 (V: €13)

April

Bildquelle: ARGEkultur

30.04.10 „Krämer bei Nacht“ Sebastian Krämer Kabarett Oval, Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt €16 (Student_innen)

Mai

14.04.10 + 15.04.10 „Best of Herz, Diät und Sex“ Bernhard Ludwig Kabarett Republic, Beginn: jeweils 20 Uhr, Eintritt: jeweils € 27-30,50 21.04.10 „Im Ausnahmezustand“ (Premiere) von Falk Richter weitere Termine April: 23., 26.-29.; Mai: 4.-5., 7., 9.-10., 14.-16., 21.-22, 25., 29. Schauspielhaus, Beginn: jeweils 19.30 Uhr, Eintritt: Premiere €19 (bis 16 Jahre), weitere Termine €13 (bis 26 Jahre)

07.05.10 „Seilwunden“ Toby M und Freunde Oval, Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt €13 (Student_innen) 07.05.2010 Local Heroes Vigor, Windbag, Orgasmathoth, Bifröst Rockhouse, Beginn: 20 Uhr, Eintritt €12 (V: €10) 17.05.2010 Max Herre (D) + special guest: Laura Lopez Castro & Don Philippe Rockhouse, Beginn: 20 Uhr, Eintritt €27 (V: €24)

24.04.10 „Ferngestört“ Die Comedyhirten Kabarett Republic, Beginn: 20 Uhr, Eintritt € 24,50 (Student_innen)

18.05.10 + 19.05.10 maschek „090909“ ARGE, Beginn: jeweils 20 Uhr, Eintritt: jeweils €20 (V: €18)

28.04.10 „Die Goas“ Attwenger ARGE, Beginn: 20 Uhr, Eintritt €18 (V: €16)

24.05.10 Shantel & Bucovina Club Orkestar Authentic Tour 2010 ARGE, Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt €19 (V: €17)

29.04.2010 „Heavy Gold“ Velojet (A) + strings, support: Neuschnee (A/D) Rockhouse, Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt €13 (V: €11)

24.05.2010 Ghost Brigade (FIN), Insomnium (FIN) Metal/Progressive Rockhouse, Beginn: 20 Uhr, Eintritt €16 (V: €14) Bildquelle: Kleines Theater

03.04.10 Noite do Brasil Begleitveranstaltung zur Capoeira EM 2010 in Salzburg ARGE, Beginn: 21 Uhr, Eintritt €10 (V: €8) 03.04.2010 LowDrone Festival Vol. 3 Brant Björk (US), My Sleeping Karma (D), BeenObscene (Sbg), Me and John (Sbg) Rockhouse, Beginn: 20 Uhr, Eintritt €20 (V: €17) 09.04.10 Kleinmeister (D) Local support: Olympique (A) Denkmal, Beginn: 21 Uhr, Eintritt €5 09.04.10 „Die letzte Mohikanerin“ Irmgard Knef Oval, Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt €16 (Student_innen) „Abends in der Firma“: Peter Blaikner und Judith Brandstätter im Kleinen Theater


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Uni:Press-Ticketverlosung Liebe Studis! Aufgepasst!

The Sofa Surfers (A)

Die ÖH Salzburg verlost jeweils 1 x 2 Freikarten für folgende Veranstaltungen im Rockhouse Salzburg. Um an der Verlosung teilzunehmen, schicke eine Mail mit dem Betreff „Rockhouse-Verlosung“, deinem Namen sowie deiner Wunschveranstaltung an presse@oeh-salzburg.at. Port O’Brien (US)

Gypsy Balkan Brass Toni Kitanovski & Cherkezi (MK) + BJ Nevenko (HR/A) SA 27.03.2010, 20.30 Uhr Toni Kitanovski, der Godfather des mazedonischen Jazz, und seine exzeptionelle Gypsy-Brass-Truppe Cherkezi sind im Rahmen von „Südosteuropa: Eine Kulturreise“ zu Gast im Rockhouse. „White Rabbit“ Nathen Maxwell (of Flogging Molly) & The Original Bunny Gang (US) DO 08.04.2010, 20 Uhr Nach 13 Jahren als Bassist bei seiner Irish-Folk-PunkBand Flogging Molly ist für Nathen Maxwell die Zeit gekommen sein erstes Soloalbum zu veröffentlichen. Port O’Brien (US) Indie-Folk SA 17.04.2010, 20.30 Uhr Die kalifornische Band macht Indie-Folk vom Allerfeinsten – mal leichtfüßig, mal schwermütig, aber immer voller Energie. „Blindside“ Sofa Surfers (A); DJ: Rainer Klang Downbeat, Breakbeat, Dub, TripHop SA 24.04.2010, 21 Uhr Bilder, Musik, Emotionen – Der Sound der Sofa Surfers ist ganz großes Kino. Seit 1996 reisen die Sofa Surfers konstant durch die internationale Musiklandschaft. Wallis Bird (IRL) + support Der neue irische Stern am Singer/Songwriter Himmel DI 27.04.2010, 20 Uhr „The Sun“ bezeichnet sie als „a future star“, dabei grenzt es an ein Wunder, dass aus Wallis Bird eine filigrane Gitarristin wurde. Mit anderthalb Jahren werden ihr alle Finger der linken Hand abgetrennt – vier davon können der Linkshänderin wieder angenäht werden. Von nun an übt die kleine Wallis auf einer Rechtshänder-Gitarre, die sie andersherum hält, ohne dabei die Saiten anzupassen. So entwickelt sie ganz eigene Grifftechniken, die ihr Gitarrenspiel zu einer einzigartigen und unkonventionellen Angelegenheit machen. Wolf Parade (CAN) Kanadischer Indie-Rock DI 11.05.2010, 20.30 Uhr Großartiger Indie-Rock aus dem Hause Sub Pop, dem Label von Bands wie Nirvana, Sonic Youth und den Smashing Pumpkins. Die Band steht für beseelten Indierock, manchmal schräg, meistens düster und eigentlich immer großartig. ---------------------------------------------------------

Die ÖH Salzburg verlost für „König Shakespeare“ im Salzburger Landestheater 2x2 Karten. Um an der Verlosung teilzunehmen, schicke eine Mail mit dem Betreff „Landestheater-Verlosung“ und deinem Namen an presse@oeh-salzburg.at. ---------------------------------------------------------

The Hidden Cameras (D)

The Miserable Rich (GB)

König Shakespeare von John von Düffel - Uraufführung SA 03.04.2010, 19 Uhr Shakespeare im Ruhestand. Sein größter Wunsch: eine gutbürgerliche Existenz. Eines Tages erscheint seine ehemalige Theatertruppe, angeführt von Richard Burbage, mit der Bitte um ein neues Stück, eine Komödie möglichst. Burbage lockt Shakespeare nach London und quartiert ihn bei einer Witwe mit zwei bildschönen Töchtern ein. Zum ersten Mal seit Jahren hat er wieder eine Idee: König Heinrich VIII., die Geschichte des größten Ehebrechers und Frauenverschleißers des englischen Königshauses. Privates und Historisches, Fakten und Fiktionen mischen sich zu einer letzten großen ShakespearePhantasie… -----------------------------------------------

Die ÖH Salzburg verlost je 1x2 Karten für folgende vier Veranstaltungen in der ARGEkultur. Um an der Verlosung teilzunehmen, schicke eine Mail mit dem Betreff „ARGE-Verlosung“, deinem Namen und deiner Wunschveranstaltung an presse@oeh-salzburg.at.

The Hidden Cameras Indie-Pop DO 08.04.2010, 20.30 Uhr The Hidden Cameras sind die Band um Wahlberliner Joel Gibb. Besonders durch ihre Live-Auftritte machten sie von sich reden. Tanzen, tanzen, tanzen heißt das Motto und dafür werden schon mal heiße Go-Go-Boys auf die Bühne verfrachtet, die sich

entblättern. Sie selbst nennen ihre Musik „Gay Church Folk Musik“. “Wenn dir das meine Liebe nicht beweist” Garish Support: The More or The Less FR 16.04.2010, 20.30 Uhr Man kann jetzt schon sagen, dass „Wenn Dir Das Meine Liebe Nicht Beweist“ wohl den vorläufigen Schaffenshöhepunkt von Garish darstellt. Befreiend und Spaß-generierend, spontan und experimentell, jedoch immer mit genug Bedacht, um nicht an der Oberfläche hängen zu bleiben. Ein Bauchalbum mit Tiefgang. Die Sterne Die Hamburger Sterne mit neuer CD “24/7” FR 23.04.2010, 20.30 Uhr Endlich! Drei Jahre hat sich die Hamburger Lieblingsband aller Menschen mit gutem Geschmack genommen, um das neue Album „24/7“ auszudenken, aufzuschreiben und aufzunehmen. Eine Funk-Explosion, eine konsequente Fortführung der altbekannten STERNE-Leidenschaft für Tanzbares. The Miserable Rich (GB) & Bernhard Eder Kammerpop zwischen Indie und Neo-Folk FR 30.04.2020, 22 Uhr (Roter Salon) The Miserable Rich tritt mit Cello, Violine und Kontrabass vor ihr Publikum, dafür ohne Schlagzeug und Bassgitarre. Aber keine Angst, hier kommt nicht noch so eine von diesen Andachtscombos oder einschläfernden Quiet-is-the-new-loud-Strebern! Das Cover von „Over And Over“ knistert, klingelt, schellt, spieluhrt und maultrommelt.


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Sommersemester 2010 | Paris Lodron Universität Salzburg

Kann die Migrantin sprechen? – Migration und Geschlechterverhältnisse

RINGVORLESUNG

Unibrennt: Bildung MACHT Gesellschaft Ringvorlesung aus dem Bereich Gender Studies BEGINN ORT

Dienstag, jeweils 18:30 s. t. - 20:00 Uhr HS 380, Kultur- u. Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät, Rudolfskai 42

09.03.2010

Helma LUTZ, ERÖFFNUNGSVORTRAG Sprechen aus dem Off? Migration und Geschlechterverhältnisse aus intersektioneller Perspektive

16.03.2010

EINFÜHRUNG in Thema und Konzeption der Ringvorlesung Ulrike BRANDL, Eva HAUSBACHER, Elisabeth KLAUS, Ralph POOLE, Ingrid SCHMUTZHART

23.03.2010

Annegret PELZ Migrationsgeschichten. Orte in der Zeit

13.04.2010

Gesa MACKENTHUN Deep Travels, Mixed Voices. Die Erosion narrativer Konventionen in Fiktionen über (weibliche) Migration

ORT

Hörsaal 381 | Haus der Gesellschaftswis senschaften | Rudolfskai 42

ZEIT Mitwochs, 17-19Uhr | Sommersemester 2010 | Start: 3. März 2010

PROGRAMM 03|03

Vorbesprechung

10|03

Möglichkeiten und Grenzen emanzipatorischer Bildung an den Universitäten Erich Ribolits

17|03

Kritische Bildungssoziologie Kornelia Hauser

20.04.2010

Birgit EINZENBERGER Frauen auf der Flucht

27.04.2010

Anna WILDT “Frauen” im Spiegel des Asylrechts

04.05.2010

Assimina GOUMA und Paul SCHEIBELHOFER Differenz repräsentieren – Konstruktionen von Migration und Geschlecht

24|03

Bildungsprotest als soziale Bewegung Peter Grottian

11.05.2010

PODIUMSDISKUSSION Diskussionsrunde: Anja HAGENAUER (Integrationsbüro Stadt Salzburg), Manfred OBERLECHNER (Migrationsstelle Land Salzburg), Angela LINDENTHALER (Verein VIELE), Danijela Ristic (Radiofabrik ”Willkommen in Salzburg”), Ebru Yurtseven (Muslimische Jugend Österreich) Moderation: Eva SCHMIDHUBER (Radiofabrik Salzburg)

14|04

Humboldt´s Licht und Bologna’s Schatten auf der Wissensgesellschaft Jürgen Mittelstraß

21|04

Ausbildung im Kapitalismus: Macht die Schule dumm? Freerk Huisken

28|04

Hochschule und Demokratie Torsten Bultmann

05|05

Die letzte Aufgabe unseres Daseins. Über Bildung und ihre Deformation im Zeitalter des Wissens Konrad Paul Liessmann

18.05.2010

Schahrzad FARROKHZAD Geschlechterarrangements von Frauen und Männern im interkulturellen Vergleich

01.06.2010

Christa GÜRTLER und Eva HAUSBACHER Fremde Stimmen. Zur Migrationsliteratur zeitgenössischer Autorinnen

08.06.2010

Sylvia HAHN Wo sind die Frauen? Oder: Wie die Frauen in der Migrationsgeschichte verloren gingen

15.06.2010

Sieglinde ROSENBERGER Das muslimische Kopftuch: Debatten, Interessen, Deutungen in Europa

12|05

22.06.2010

Maria do Mar CASTRO VARELA Postkoloniale Konfusionen: Zur Frage von Sexualität und Post-Kolonialismus

Welche Bildung nützt den Menschen? Ferdinand Eder

19|05

29.06.2010

Schriftliche KLAUSUR

Theorie der Intellektuellen und kritische Wissenschaft Alex Demirovic

„Can the subaltern speak?“ fragt Gayatri Spivak in einem der Schlüsseltexte postkolonialer Theorie. Ihre Antwort darauf ist wenig optimistisch: Die „fremde“ Frau bleibe immer lediglich Repräsentierte und besitze als diese „Andere“ keine Stimme. Der Titel der Ringvorlesung greift Spivaks Frage auf und lädt dazu ein, sie weiterzudenken und von ganz verschiedenen Seiten neu zu beleuchten. Die Beiträge der 12. Ringvorlesung aus dem Bereich Gender Studies untersuchen das Phänomen der Migration in seinen geschlechtsspezifischen Zusammenhängen aus interdisziplinärer Perspektive. Sie diskutieren die vielfältigen Verschränkungen von kultureller Differenz und Geschlechterdifferenz. Dabei werden Fragen der Intersektionalität ebenso beleuchtet wie die Entwicklung von multi- über inter- zu transkulturellen Perspektiven und die vielfältigen Zusammenhänge von Mobilität und Gender. Leitung/Organisation:

in

Ass.-Prof. Dr. Ulrike Brandl, Fachbereich Öffentliches Recht, ao. Prof.in Dr.in Eva Hausbacher, Fachbereich Slawistik, in in Prof. Dr. Elisabeth Klaus, Fachbereich Kommunikationswissenschaft, Univ.-Prof. Dr. Ralph Poole, Fachbereich Anglistik und Amerikanistik, a Mag. Ingrid Schmutzhart, gendup – Zentrum für Gender Studies und Frauenförderung Informationen unter: www.uni-salzburg.at/gendup Die Ringvorlesung wird mit Beiträgen in der Radiofabrik begleitet. in

26|05 Kurzvorträge von

VorlesungsteilnehmerInnen

02|06 Exzellenz - Ist Ungleichheit Schicksal? Michael Hartmann

09|06 Wissensarbeit und Prekariat Roland Atzmüller

16|06 Einmal Bologna und retour? Ilse Schrittesser

23|06

Selbstbestimmtes Lernen in der Wissenschaft?

ringvo.unibrennt-salzburg.org info@unibrennt-salzburg.org Freies Wahlfach für Studierende aller Studienrichtungen!


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