Uni:Press # 660 (Mai 2010)

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Uni:Press 06/2010

STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT SALZBURG

NR. 660

In dieser Ausgabe widmen wir uns schwerpunktmäßig dem Thema Migration (ab S. 13). Warum Staaten Menschen in In- und Ausländer_innen durchsortieren beleuchten wir auf Seite 14. // Migrationsliteratur – gibt es das überhaupt noch in Zeiten der Globalisierung? Unser Bericht ist nicht nur für Literaturfreund_innen lesenswert (S. 18).

Unübersehbar wächst der UniPark aus dem Boden. Im Juni 2011 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein. Was können die Studierenden von ihrem neuen Uni-Gebäude erwarten? (Seite 6). // Der Bakk.Komm. ist Geschichte! Ab nächstem Wintersemester gilt ein neuer Studienplan für die Kommunikationswissenschaft. Was wird neu und was bleibt gleich? (Seite 7).

Welle von Zugangsbeschränkungen rollt auf die Universitäten zu Bildquelle: TobiHam

Von Kay-Michael Dankl

„Flächendeckende Aufnahmeprüfungen für Bachelorstudien, Zugangsbeschränkungen für Masterstudien und beinharte Knock-Out-Prüfungen in der Studieneingangsphase. Parallel dazu einschneidende Kürzungen der Universitätsbudgets in Millionenhöhe.“ Was zunächst wie eine Bestandserfassung möglicher Auswüchse einer fehlgeleiteten Bildungspolitik klingt, ist in Wahrheit die Zukunftsvision, die Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) für Österreichs Universitäten hegt. Anfang Mai verkündete Karl die Wiedereinführung von rigorosen Aufnahmeprüfungen für Kommunikationswissenschaft. Damit nicht genug: Karl bekundete ihren Willen, die Anwendung von Aufnahmeprüfungen auszuweiten. Außerdem sollten sämtliche Studieneingangsphasen mit Knock-OutPrüfungen ausgestattet werden, um die Studierenden-

Ab Herbst 2010 heißt es für viele wieder: „Wir müssen draußen bleiben“

zahl in der Frühphase des Studiums nach quantitativen Kriterien zu reduzieren. Karl begründet die Verschärfung der Zugangsbeschränkungen mit den begrenzten Kapazitäten der Unis. Angesichts oftmals desolater Infrastruktur, unzureichender Lehrveranstaltungsplätze und miserabler Betreuungsverhältnisse ist das Bemühen um ein besseres Verhältnis der Ressourcen zur Anzahl der Studie-

In Griechenland geht es drunter und drüber. Die Boulevardpresse schiebt den Grund für die Krise den „faulen Griechen“ zu. Wir untersuchen die wahren Gründe des griechischen Staatsbankrotts (Seite 24). // Der Prozess gegen Tierschutzaktivist_innen in Wien ist in vollem Gange – die Uni:Press war dabei und stellt die Frage: Ist der Rechtsstaat schon am Ende?

renden ja prinzipiell begrüßenswert. Allerdings dreht Karl an der falschen Schraube: wer eine aufgeklärte und produktive Gesellschaft will, muss in Bildung investieren. Österreich, das eine im europäischen Vergleich beschämend niedrige Akademiker_innenquote hat, täte besonders gut daran, seine Ausgaben für das Hochschulwesen auf internationales Niveau zu heben. In den Absichtserklärungen der Regierungsparteien SPÖ und ÖVP wurde die Anhebung der Ausgaben Go Sadness! Die Shout Out Louds vertreiben Kummer und Sorgen. Wir berichten vom Konzert der coolen Indie-Rockband aus Schweden (Seite 27). // In Salzburg ist kulturell einiges mehr los als die Festspiele. Die freie Theatertruppe Theater(Off)ensive zeigt junges, frisches Theater - auch an ungewöhnlichen Orten (S.28).

inhalt

uNIVERSITÄT & Service

Österreichische Post AG/ sponsoring.Post 5020 Salzburg. Zulassungsnr. zum Postversand GZ 02Z032996 S

Goodbye Uni:Press >>> 2

Vorwort des ÖH-Vorsitzteams >>> 3

schwerpunkt migration

Das lange warten der flüchtlinge >>> 13

politprozess gegen Tierschützer_innen Was es mit der Aufteilung in In- und Auslän-

SPRICH MIT DER UNIPRESS >>> 4/5

der_innen auf sich hat.. >>>

unipark nonntal - viel licht und auch viel

Migrantinnen helfen Migrantinnen >>> 16/17

schatten >>> 6

14/15

26

Wissen & Kultur Go Sadness - Die Shout out Louds vertreiben

neuer Kowi Studienplan >>> 7

Alteingesessene Einwander_innen? Migrationsliteratur als problembegriff >>> 18/19 feminismus

Bildung MACHT gesellschaft >>> 10

„realistisch“ sein >>>20/21

Leisungssport und Studieren >>> 11

Politik & Debatte

Angreifen >>> 28

Es Kann ja nicht Jede_r

Demokratie statt kapitalismus >>> Mit frauenquoten and die

12

kummer und Sorgen >>> 27

Theater(off)ensive: Freies Theater zum

nachhaltigkeit an Universitäten >>> 8,9

uni-zukunft >>>

>>>

Provokant ist nicht zu org >>> 29

22/23

interview: let‘s oliver Twist again >>> 30 The Pond pirates - Neues album

Was ist dran am Krisenmythos

Griechenland >>> 24/25

FAIRKEHRtes fest - blühende Strasse >>> 31

ticketverlosungen & demo-Ankündigung >>> 32


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Uni:Press

UNI & SERVICE Bildquelle: Donat Klingesberger

Good bye, (and good luck) Uni:Press! Mit dieser Ausgabe der Uni:Press verabschiede ich mich von

der Arbeit als Pressereferent. Wenn die Uni:Press im nächsten Semester wieder erscheint, wird eine neue Referentin oder ein neuer Referent diese Aufgabe übernehmen.

Die Arbeit an der Uni:Press war sehr interessant und hat auch Spaß gemacht. Leider ist es auch viel Aufwand: NeAbermals protestieren Salzburger Studierende gegen Sparpläne der Regierung.

von derzeit 1,2% auf 2% des BIP als Zielwert genannt - bis vor Kurzem! In Reaktion auf das steigende Staatsdefizit beschloss die Bundesregierung im März ein Gesetz, das die Budgetplanung bis 2013 festlegt und Kürzungen in allen Ressorts vorsieht. Während der Einleitungstext noch die hohe Bedeutung von Bildung zur Überwindung der Krise anerkennt, schreiben die Ausführungen auf Seite 26 brutale Einsparungen vor: in der dreijährigen Leistungsvereinbarungsperiode 2010-2013 müssen Österreichs Universitäten 12% gegenüber dem vorherigen Budget einsparen – ab 2014 dann rund 20%! Für die Uni Salzburg bedeutet dies, dass ihr Dreijahresbudget ab 2014 von ca. 80 Millionen Euro auf ca. 60 Millionen Euro reduziert wird! Die Politik der vorsätzlichen Unterfinanzierung ist nicht neu. Seit Jahren stagniert das österreichische Uni-Budget auf dem Niveau der späten 1990er-Jahre. Besonders erschreckend ist jedoch das alarmierende Ausmaß der Sparpläne und die Dreistigkeit, mit der Karl den Unis einerseits Sparmaßnahmen aufoktroyiert und andererseits mit Zugangsbeschränkungen das Instrument gibt, um den entstehenden Druck auf die Studierenden abzuwälzen. Im Herbst 2009 gingen zehntausende Studierende auf die Straße, besetzten monatelang Hörsäle, erstellten Positionspapiere und erarbeiteten Verbesserungsvorschläge, um die Regierung zu Reformen zu drängen. Die Hauptanliegen der Studierenden sollten im Hochschuldialog weiterdiskutiert werden. Doch Karl unterminierte den Hochschuldialog, indem sie die Diskussionsprozesse durch einseitige Vorstöße ignorierte oder überging. Die ÖH verließ den Hochschuldialog, als Karl die Einführung neuer und die Verschärfung bestehender Zugangsbeschränkungen ankündigte. Die Vorgehensweise des Ministeriums erinnerte zu sehr an die undemokratische Art, mit der das Ministerium 2009 die Universitätsgesetznovelle durchboxte, als Gesetzesvorschläge monatelang unter Verschluss gehalten und Diskussionen mit den Betroffenen absichtlich vermieden wurden. Die Auswirkungen der Karl’schen Politik sind für Studierende schon kurzfristig unmittelbar spürbar. Im kommenden Oktober werden nur mehr halb so viele Interessierte das KoWi-Studium der Kommunikationswissenschaft in Salzburg aufnehmen können wie noch im Vorjahr. Die neuen Aufnahmeprüfungen dienen einzig und allein dem Zweck, die rund 500 Stu-

dienanfänger_innen auf die planwirtschaftlich vorgegebene Anzahl von 226 Studienplätzen zu reduzieren. Karls Vorschläge gehen weit über das Konzept einfacher Aufnahmeprüfungen hinaus: höchst fragwürdig ist ihr Ansatz, im ersten Studienjahr offiziell KnockOut-Prüfungen einzubauen. Im Rahmen einer einjährigen Studieneingangsphase sollten Studierende nicht nur die enthaltenen Lehrveranstaltungen positiv absolvieren, sondern auch eine abschließende Prüfung bestehen müssen. Im Fall einer Negativbeurteilung muss die gesamte Studieneingangsphase wiederholt werden „inklusive bereits positiv belegter Lehrveranstaltungen! Studierende verlieren in diesem Modell des „Sitzenbleibens“ nicht nur ein Jahr ihrer Lebenszeit, sondern auch ihrer Anspruchszeit auf Stipendien, Familien- und Studienbeihilfe. Insbesondere berufstätige und familiär beanspruchte Studierende geraten unter Druck. Die ÖH setzt sich für eine Studieneingangsphase ein, die ihren Namen verdient und tatsächlich der Orientierung dient! Die Systematik, mit der Karl unsoziale Vorschläge lanciert, erhärtet den Verdacht, dass sie sich der Konsequenzen ihrer Initiativen sehr wohl bewusst ist. Die ÖVP-Forderungen nach mehr Zugangsbeschränkungen vor und im Studium folgen einem machtpolitischen Kalkül: Aufnahmeprüfungen, Bewerbungsgespräche, Studiengebühren, verschärfte Studieneingangsphasen, limitierte Masterplätze und dergleichen sind darauf ausgelegt, Angehörigen sozial benachteiligter und bildungsferner Schichten den Zugang zu höherer Bildung zu erschweren. Bestehende gesellschaftliche Eliten streben danach, sich zu reproduzieren und Anwärter_innen aus anderen Schichten auszuschließen. In Österreich sind diese Eliten sehr erfolgreich: die soziale Selektion im österreichischen Bildungswesen ist im weltweiten Vergleich bereits jetzt ein trauriger Spitzenwert. Mit der politisch forcierten Selektion soll der Zugang zu Bildung von einem Menschenrecht zu einem Privileg einer kleinen Elite werden. Offene Universitäten sollten nach konservativen Vorstellungen in Ausbildungsstätten umgewandelt werden, in denen einerseits „Humankapital“ für den Arbeitsmarkt gebildet wird, andererseits eine kleine, politisch potente Elite sich reproduziert. Eine solche Politik ist unvereinbar mit einer modernen Gesellschaft, die das Menschenrecht auf Bildung wertschätzt und nicht zu einer Worthülse in der politischen Realität verkommen lässt, sondern durch die Anerkennung der Bedeutung offener Universitäten als Zentren gesellschaftlichen Fortschritts realisiert.

benbei eine Bachelor-Arbeit zu schreiben, sich politisch zu

engagieren und trotzdem noch Freizeit zu haben, geht sich

kaum aus. Genau dies habe ich mir jedoch vorgenommen – deswegen werde ich die Verantwortung für die Uni:Press am Ende dieses Semesters abgeben.

Neben der freudigen Erwartung, wieder mehr Zeit für an-

dere Dinge zu haben, ist dies auch mit Wehmut verbunden. Schließlich ist die Arbeit an der Uni:Press und in der ÖH

eine sehr spannende Tätigkeit. Auch ist die Uni:Press eine

gute Möglichkeit, einem breiten Publikum interessante Inhalte näher zu bringen. Das Schöne dabei ist, dass die

Uni:Press nicht an Verkäuflichkeit orientiert ist. Dies bedeutet Unabhängigkeit: Wir können es uns im wahrsten Sinne des Wortes leisten, unseren Leser_innen nicht nur zu gefallen, sondern sie auch zu fordern. Genau dies ist zumindest

für die Vermittlung von politischen Inhalten essenziell – viel-

leicht sogar für jeden Anspruch an Qualität überhaupt. Diese

Unabhängigkeit, verbunden mit ausreichenden Ressourcen für eine gute Zeitung, ist ein seltenes Privileg, das ich vermissen werde.

Was wünsche ich der Uni:Press? Einerseits wünsche ich ihr Veränderung. Es gibt sicherlich noch einiges an Entwick-

lungspotenzial: Zum Beispiel der direkte Kontakt mit den

Studierenden, der trotz offener Redaktionssitzungen und einiger externer Artikel bisher vielleicht zu wenig forciert wur-

de. Gerade die Möglichkeiten des Online-Bereichs könnten

hier noch intensiver genutzt werden, um eine niederschwel-

lige Möglichkeit für Feedback und Diskussion zu bieten. Auch neue Arten von Artikeln können der Uni:Press (abermals) frischer Wind in den Segeln sein. Andererseits wün-

sche ich ihr Beständigkeit: Ich fände es sehr schade, wenn

im politischen Bereich Einschränkungen vorgenommen würden. Qualitativ hochwertige politische Artikel brauchen Raum. Nicht jeder Sachverhalt lässt sich in leichtverdauliche Häppchen runterbrechen. Gerade eine Zeitung, die sich an

Studierende richtet, kann ihren Leser_innen durchaus ein

wenig inhaltliche Komplexität zumuten. Eine ÖH-Exekutive, die ihrem Anspruch einer emanzipatorischen gesellschaftlichen Veränderung gerecht werden will, braucht ein

Medium, in dem politische Artikel und Debatten nicht nur am Rande möglich sind.

Im Herbst geht die nun schon 36 Jahre dauernde Geschichte der Uni:Press also in eine nächste Runde. Bleibt mir, mich zu bedanken: Beim engagierten und kompetenten Team von

Autorinnen im Pressereferat, meinem Sachbearbeiter Milan Vidovic sowie allen externen Autor_innen. Ebenso geht

mein Dank an diejenigen Personen in der ÖH, die mit ihren Artikeln zur Qualität der Uni:Press beigetragen haben und

natürlich an das gesamte Team der ÖH-Exekutive, das sich durch beeindruckendes Engagement auszeichnet. Beste Wünsche für die Zukunft

Jannis Menn

IMPRESSUM Medieninhaberin: Österreichische HochschülerInnenschaft Salzburg, Kaigasse 28, 5020 Salzburg, www.oeh-salzburg.at, sekretariat@oeh-salzburg.at Herausgeberin: Tatjana Markl, Vorsitzende der ÖH Salzburg Chefredaktion: Jannis Menn und Milan Vidovic Grafik und Layout: Tobias Hammerle

Anzeigen und Vertrieb: Jannis Menn und Milan Vidovic Mitarbeiter_innen dieser Ausgabe: Jannis Menn, Milan Vidovic, Katrin Schmoll, Stefanie Breinlinger, Sandra Maria Bernhofer, Simone Rudigier, Tatjana Markl, Elli Piller, Svjetlana Vulin, Simon Hofbauer, Sabine Helmberger, Michaela Fuchs, Alexander Rehbogen, Tobias Hinterseer, junge linke Thüringen, Stephanie Kärn, Alexandra Hofer, Verena

Kreilinger, Kostas Merten, Fang Liang He, Julian Rieder, Erik Schnaitl, Samina Mujadzic Druckerei: OÖN Druckzentrum GmbH & Co KG, Medienpark 1, 4061 Pasching, www.nachrichten.at Auflage: 16.000 Stück


Uni:Press

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Liebe Leserinnen und Leser! Wir ziehen Bilanz: Die letzten Monate wurde viel unternommen und auch erreicht. Einerseits konnten wir die ÖH präsenter machen, als sie es die letzten Jahre war – andererseits ist es unser Anspruch, mit verschiedenen Aktionen das Studierendenleben zu bereichern. Mit Vorträgen, Filmabenden, Workshops, Service, Seminaren, Festen, Demos, Kundgebungen, Öffentlichkeitsarbeit, Information, Beratung und vielem mehr konnten wohl so manche Interessen befriedigt oder zumindest geweckt werden. Wir haben Initiativen ergriffen zu Bildungspolitik, Feminismus, Ökologie, Sozialpolitik, internationalen Angelegenheiten, Kultur und Gesellschaftspolitik. Einige Beispiele daraus: Die Woche der Freien Bildung sollte aufzeigen, dass Bildung ein öffentliches Gut ist und für alle zugänglich sein muss. Mit dem Projekt „Uni:Nachhaltig“ bringen wir als ÖH an der Uni einen Stein in Sachen Ökologie und Effizienz ins Rollen. Das Sozialreferat und das Beratungszentrum geben Hilfestellung bei der Stipendienvergabe, außerdem bietet die ÖH diverse Unterstützungen für Studierende, wie z.B. die Fahrtkostenunterstützung. Auch Forderungen von der ÖH und unibrennt wie z.B. die Verlängerung der Bibliotheksöffnungszeiten oder die Nutzung der Terrassen auf manchen Fakultäten wurden gemeinsam mit der Uni ausverhandelt. Somit wurde erreicht, dass (Weiter-)bildung auch nach 17 Uhr möglich ist… und dass wir von der Uni mehr haben als nur „Betreten Verboten-Schilder“ vor den schönen Ecken am Campus. Studieren braucht Freiraum! Die Umsetzung all dieser Aktionen und Projekte ist nur mit einem motivierten und starken Team möglich. Für das letzte Jahr möchten wir uns bei ALLEN ÖH-Mitarbeiter_innen bedanken. Im Bild unten seht ihr die ÖH-Exekutive, eure Interessenvertretung an der Uni Salzburg. An dieser Stelle bedanken wir uns ganz besonders bei Jannis Menn und seinem Team für die letzten vier Ausgaben der Uni:Press. Das letzte Jahr hat gezeigt, dass die Uni:Press mehr als nur ein „Freizeit- und Party-Hefterl“ ist. Wichtige Schwerpunkte zu gesamtgesellschaftlichen und hochschulpolitischen Themen wurden gesetzt, die einerseits von hoher Aktualität und andererseits von grundsätzlicher Gültigkeit zeugten. Wir hoffen, dass das neue Presseteam mit derselben Motivation die Anliegen der Studierenden erkennt und die Uni:Press weiterhin eine politische, journalistisch hochwertige und vor allem lesenswerte Zeitung bleibt! Wir wünschen euch und uns allen einen erfolgreichen Semesterausklang und schöne, wohlverdiente Sommerferien. Tatjana Markl, Svjetlana Vulin, Elli Piller Bildquelle: TobHam

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Mit StudentInnenausweis bis 26 Jahren, Studenten-Sondertarif ↕ € 1,70 für den MönchsbergAufzug von 18.00 - 19.30 Uhr.

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Wiener Philharmoniker Gasse 9 • 5020 Salzburg T +43.662.84 22 20-451 18.05.2010 14:54:00

Insgesamt vertreten fast 40 Personen eure Interessen als ÖH-Exekutive. Nicht alle haben es aufs Foto geschafft - es gibt schließlich viel zu tun!


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UNI & SERVICE

Sprich mit der Uni:Press!

Uni:Press

Bildquellen: sxc

Unserem Aufruf nach Leser_innenbriefen in der letzten Uni:Press sind nicht allzu viele gefolgt. Trotzdem haben wir zwei gute Zuschriften erhalten – eine positiv und eine negativ – die wir euch nicht vorenthalten möchten. Zur kritischen Zuschrift gibt es zudem eine Antwort von uns.

Zuschrift von Kathi A. Hallo liebes Team von der Uni:Press, eure Anmerkung, ihr hättet noch keinen einzigen Leserbrief erhalten, hat mich gleich dazu gebracht, euch meine positive Kritik zu schicken! Ich finde euren Schwerpunkt auf Feminismus unsagbar KLASSE!! Ihr sprecht in diversen Artikeln regelmäßig meine Meinung über Sexismus und das Patriarchat aus, gebt mir aber auch neue Denkanstöße und Informationen über Veranstaltungen und Aktionen in dieser Richtung. Ich weiß, das klingt vielleicht pathetisch, aber es macht mich wirklich sehr glücklich zu lesen, dass es noch mehr Menschen gibt, die diese großen Ungerechtigkeiten sehen, mit denen Frauen tagtäglich konfrontiert werden – und diese bekämpfen! Ich hoffe sehr, dass eure feministischen Beiträge in der Uni:Press helfen, dem einen oder anderen für dieses Thema die Augen zu öffnen. Eine Beendigung des Patriarchats scheint noch in weiter Ferne, aber den ersten Schritt zur Bewusstseins-Bildung tut ihr – danke! Ich freue mich immer sehr, wenn die Uni:Press in meinem Postkasten landet – eure Themenwahl neben dem feministischen Aspekt finde ich auch gut gewählt, wie politische Themen, die uns StudentInnen betreffen (denn es gibt genug hedonistische Zeitschriften und „Kaasblattl“, in denen es nur um „Entertainment“ geht) oder Artikel zu kulturellen Themen. Also ich hoffe, ihr bekommt vielleicht mehr Feedback zu eurem Schaffen. Weiter so!

Zuschrift von Sascha Sierk Salzburg hat eine eigene Zeitung für die Studierenden, die sogenannte Unipress. Das ist eine von der ÖH herausgegebene, sich an alle Studierenden wendende Zeitung. Derzeit sucht die ÖH anscheinend immer noch fieberhaft nach einem neuen Pressereferenten, der sich dann auch um die Belange dieser Zeitung kümmern müsste. Eigentlich ein interessanter Job. Wenn da nur nicht die ÖH wäre. Denn seitdem es die rot-grüne ÖH-Führung gibt, gilt “nichtpolitisch” sein wieder als unfein. Der Pressereferent soll deshalb den Wünschen der ÖH nach auch “politisch sensibel” sein, was soviel heißt, wie der ÖH-Politik treu ergeben. Nun kann man sich denken: Bei so einen “Propagandamagazin” wie der Unipress normal. Nur ist die Unipress eigentlich nicht das Propaganda-Magazin. Dafür hat die ÖH ihr eigenes “ÖH-Magazin”, in dem sie eigentlich lang und breit ihre politischen Ideen kundtun kann. Die Unipress sollte (und das war sie unter der alten schwarz-roten Führung auch) eine Zeitung sein, die sich unabhängig von der Parteifärbung für die Belange der Studierenden einsetzt und dabei journalistisch hochwertige Artikel produziert.

Nicht nur lesen, mitgestalten! Die Uni:Press Redaktion freut sich nach wie vor über Leser_innenbriefe.

Journalistisch hochwertig. Das heißt, dass im Idealfall pluralistisch verschiedene politische Meinungen angesprochen werden und diese dann kritisch beleuchtet werden. Geschieht natürlich im Normalfall nur eingeschränkt, gerade in Österreich, wo der Staat sehr viel Einflussmöglichkeiten auf den ORF hat. Doch es stellt ein Ideal dar, dem sich Journalisten verpflichtet fühlen sollten, zumindest wenn sie nicht nur durch Parteibuchwirtschaft auf ihren Posten gekommen sind. Die letzte Unipress hat dann auch bewiesen, wie so eine Zeitung aussieht, wenn eben nicht pluralistische Meinungsbildung, sondern nur einseitige Meinungsmache gestattet wird: Das eigentlich sehr vielschichtige Thema Feminismus und Emanzipation wurde nur einseitig aus der Sicht der autonomen Frauenbewegung betrachtet, die Emanzipation der Männer, die auch führende Feministinnen wie Alice Schwarzer immer wieder fordern, wurde ebenso außen vor gelassen wie gemäßigtere Strömungen in der Frauenbewegung. Die Frage “wie emanzipiert ist die Durchschnittsfrau” wurde ebensowenig gestellt. Dafür wurde wiederholt angeprangert, dass es noch keine Rektorin an einer Universität gibt (was sich aber aufgrund des Frauenüberschusses an den Universitäten, auch im Lehrkörper und im Rektorat, bald ändern dürfte), es wurde im Rahmen des internationalen Frauentages (nicht Frauenkampftag! Nur weil man selbst gerne gegen alles ist, kann man nicht einfach internationale Bezeichnungen umändern) nicht erwähnt, dass Frauen nicht etwa durch Tarifverträge oder Gesetze schlechter bezahlt werden (anders als es z.b. den Ostdeutschen im Vergleich zu den Westdeutschen ergeht), sondern dass es vor allem an der Arbeitssituation (Teilzeit, schlechter bezahlte Jobs) liegt, dass Frauen im Durchschnitt ein Viertel weniger Geld verdienen als Männer. Und sowieso wäre eh an allem der Kapitalismus schuld, dass auch in der DDR Frauen im Durchschnitt weniger verdienten als Männer, wenn auch mehr Frauen in Lohn und Brot standen, wird gerne mal vergessen. Aber ok, wenn eine Ausgabe schon statt eines Vorwortes einen Artikel des sich nervend in den Vordergrund drängenden Frauenbüros hat, kann der Inhalt ja kaum objektiv sein. “Ja, gibts denn keine gegenteiligen Artikel?”, wird sich jetzt der geneigte Leser fragen. NEIN, gab es in der Ausgabe im Politikteil nicht, eine marxistische Kapitalismuskritik, die die üblichen Klischees aufarbeitet, die Marxisten vom

Kapitalismus haben, ohne zu unterscheiden zwischen kapitalistischen Wirtschaftsformen in Südamerika, Japan, Europa oder Nordamerika, als ob alle Systeme gleich wären. Und das war auch gar nicht gewollt, wie mir Kay-Michael Dankl, Bildungssprecher der ÖH, persönlich erklärte, man würde zwar in unterschiedlichen Ausgaben unterschiedliche Meinungen zulassen wollen, aber diese Einseitigkeit sei gewollt gewesen. Super, bei kritischen Themen wie dem Feminismus oder Kapitalismuskritik werden unterschiedliche Meinungen nicht zugelassen, aber bei Wischi-Waschi-Themen wie “Welches ist die beste Kneipe für Studierende” schon. Wer bei solchen Voraussetzungen objektiv Journalismus betreiben will, müsste schon ein absoluter Vollprofi sein, denn es ist, wenn einem schon vorgegeben wird, in welche Richtung man schreiben sollte, damit der Artikel genommen wird, entzieht das jegliche Presse- und Meinungsfreiheit. Die Unipress ist in meinen Augen für ALLE Studierende da. Und allein die Wahlergebnisse zeigen, dass von den 22% der Studierende, die gewählt haben, rund 30% eher konservativ denken. Dann haben wir noch die schweigende Mehrheit von 75%, die sich bei der letzten Wahl nicht festlegen wollte oder konnte. Gerade diese Mehrheit erreicht man eher mit einer pluralistisch aufgemachten Zeitung, in der sich sowohl linke als auch rechte Autoren äußern und es dem Leser überlassen, sich eine eigene Meinung zu bilden. Propagandistische Zeitungen schrecken diese Mehrheit eher ab und rein zur Meinungsmachtausübung verfasste Artikel lassen diese Mehrheit die Zeitung zur Seite legen. Und das sollte einer Zeitung mit einer Auflage von 20.000, damit alle Studierende ein Exemplar bekommen können, unwürdig erscheinen, wenn die Leser vom politischen Teil so sehr abgeschreckt werden (nicht aufgrund der linken Artikel selbst, sondern aufgrund der Einseitigkeit der Berichterstattung), dass sie sich z.b. für den Service-Teil nicht interessieren. Liebe ÖH, macht eure Propaganda in eurem ÖH-Magazin, da is es mir relativ egal, wenn ihr im radikal-feministischen Wahn Frauen nicht nur als gleichberechtigt, sondern als “besser”, weil “einfühlungsfähiger” und “konfliktlösungsbereiter” als die Männer bezeichnet. Aber hört auf, aus der Unipress ein dreckiges Propagandablatt zu fabrizieren, dass dann keiner außer eurer kleinen Politikclique mehr lesen will!


Uni:Press

UNI & SERVICE

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Bildquelle: Tatjana Markl

Uni:Press Antwort von Jannis Menn (Pressereferent) Lieber Sascha! Zunächst vielen Dank für deinen Leserbrief. Auch wenn ich daran einiges zu kritisieren finde, freut es mich, dass du dir die Mühe gemacht hast, eine (einigermaßen) sachliche Kritik an der Uni:Press zu formulieren. Nur so kann eine Diskussion überhaupt entstehen. Zunächst: Für die Funktion als Pressereferent_in haben sich insgesamt sechs Menschen beworben (allesamt ohne Fraktionshintergrund, von einer „Ergebenheit“ gegenüber der ÖH-Politik kann also kaum ausgegangen werden). Von Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung, wie deine Formulierung mit der „fieberhaften Suche“ suggeriert, kann also keine Rede sein. Auch deine Vorstellung von der Arbeitsteilung zwischen dem ÖH-Magazin und der Uni:Press trifft nicht zu: Das ÖH-Magazin soll vor allem aktuell sein – die Uni:Press ist das Medium, in dem (auch) eine ausführliche politische Debatte geführt werden soll. Das wäre nämlich im ÖH-Magazin platzmäßig gar nicht möglich. Du wirfst der ÖH vor, dass „nichtpolitisch“ sein bei uns als „unfein“ gelte. Ich sehe das so: Erstens ist unpolitisch zu sein eine Unmöglichkeit. Jedes Handeln ist politisch und wer von sich glaubt, unpolitisch zu sein, der oder die ist in dem Sinne politisch, als dass er oder sie anscheinend keine gesellschaftlichen Veränderungen anstrebt. „Unpolitisch“ ist also ein anderes Wort dafür, die herrschende Ordnung zu akzeptieren und in ihr mitzumachen. Das halte ich in der Tat für falsch. Du möchtest, dass sich die Uni:Press „unabhängig von der Parteifärbung für die Belange der Studierenden einsetzt“. Nun, genauso wie ich mich keiner Partei zugehörig fühle, folgt auch die Uni:Press keiner Parteilinie. Aber du meinst damit wohl auch grundsätzlich eine politische Färbung. Ich halte diese Forderung für sehr unreflektiert: Schließlich gibt es nicht „das Interesse der Studierenden“, losgelöst von politischen Positionen. Es gibt Studierende, die sind für Studiengebühren, für Zugangsbeschränkungen, für Knock-Out-Prüfungen – alles Positionen, die wohl gemeinhin als nicht studierendenfreundlich gelten. Allein die Festlegung, was denn also „das Interesse der Studierenden“ sein soll, ist ein hochpolitischer Akt. Du wünschst dir von der Uni:Press mehr Pluralismus. Dazu ist erst mal festzuhalten, dass zu vielen Themen durchaus verschiedene Positionen in der Uni:Press vertreten waren. Gerade das von dir angeführte Beispiel mit der Kapitalismusfrage ist doch kontrovers diskutiert worden – hast du das vielleicht übersehen? Auch

im Feminismusteil haben wir das Thema von verschiedenen Seiten beleuchtet. Einen explizit antifeministischen Artikel haben wir allerdings nicht gedruckt – hast du das vermisst? Daher nochmal in aller Deutlichkeit: Die Uni:Press positioniert sich links. Es ist nicht unser Ziel, jede mögliche Position in der Zeitung unterzubringen, nur um einem pluralistischen Ideal gerecht zu werden. Unsere journalistischen Vorbilder sind in dieser Hinsicht auch eher Zeitungen wie z.B. die „Jungle World“, „der Freitag“ (beide aus Deutschland) oder die „WoZ“ (aus der Schweiz): Alles parteiunabhängige Zeitungen mit einem expliziten politischen Anspruch (ein österreichisches Beispiel fehlt: Hierzulande gibt es leider keine größere linke Zeitung). Übrigens gibt es grundsätzlich keine neutralen Zeitungen. Die Auswahl an Themen und Fakten und deren Interpretation, die zugelassenen Positionen in Kommentaren usw. geben jeder Zeitung eine politische Linie, auch wenn diese nicht explizit gemacht wird. Oder wann hast du z.B. im „Standard“ mal einen kommunistischen, antinationalen Kommentar gelesen? In dieser Hinsicht sind wir ehrlicher: Wir machen deutlich, wo wir stehen und versuchen, diesen Standpunkt (der meiner Meinung nach keineswegs besonders eingeengt war und ist) zu argumentieren. Wir wollen auch gar nicht eine neutrale Plattform für Meinungen sein. Als politische Interessenvertretung wollen wir mit der Uni:Press eine kritische Gegenöffentlichkeit zum herrschenden politischen Mainstream schaffen und ganz bewusst auch Positionen Raum geben, die sonst in nahezu jeder Debatte marginalisiert werden. Dieser Ansatz ist übrigens nichts Neues: Du kannst gerne mal auf der ÖH vorbeischauen und dir das Uni:Press-Archiv ansehen: Die Uni:Press war über lange Zeit mit wenigen Ausnahmen eine sich politisch klar positionierende Zeitung. Zudem gilt es dazu zu sagen, dass die offenen Redaktionssitzungen ernst gemeint sind: Wenn du z.B. eine Debatte über ein Thema hättest führen wollen, hättest du dich diesbezüglich gerne bei uns melden können. Wir hätten, im Rahmen von Pro- und Contra-Artikeln, auch nicht-linke Positionen abgedruckt – so wie wir auch deine kritische Zuschrift hier dokumentieren und ernst nehmen. Noch ein paar Sätze zum Feminismus-Schwerpunkt, der dir ja offensichtlich ganz besonders übel aufgestoßen ist. Gerade im Bezug darauf scheint es, wie wenn du die Artikel gar nicht richtig gelesen hättest. So ist dein Vorwurf, wir hätten das Thema Feminismus ausschließlich von der autonomen Frauenbewegung betrachten lassen, schlicht haltlos. Oder ist eine Kritik am Fremdenrecht, der Artikel „Feminismus studieren“,

V.l.n.r.: Jannis Menn, Sandra Bernhofer, Katrin Schmoll, Simone Rudigier, Stefanie Breinlinger

eine Vorstellung des Gendup-Teams oder ein Interview mit der Leiterin eines Frauenhauses schon zu radikal für dich? Zudem war es dem Frauenreferat und uns explizit ein Anliegen, Frauen zu Wort kommen zu lassen bzw. über Frauen zu schreiben, die meist wenig Sprachrohre haben. Wer Mainstream-Feminismus von Alice Schwarzer lesen will, kann schließlich die „Emma“ aufschlagen. Ein Artikel über die Emanzipation der Männer wäre in der Tat interessant gewesen, wie so vieles andere auch – wir haben in der Uni:Press-Redaktion aber nicht die Ressourcen, jeden Themenbereich abzudecken. Dein Hinweis darauf, dass es nicht an Tarifverträgen oder Gesetzen liegt, dass Frauen schlechter bezahlt werden, stimmt ja völlig – wo findest du denn in unseren Artikeln gegenteilige Behauptungen? Auch den Satz „an allem ist der Kapitalismus schuld“ oder auch nur die alte marxistisch-leninistische These vom Haupt- und Nebenwiderspruch („ist der Kapitalismus weg, verschwindet auch automatisch die Unterdrückung der Frauen“) findest du in unseren Artikeln nicht, das hast du frei erfunden! Es gibt aber sehr wohl Zusammenhänge und wechselseitige Verstärkungen zwischen verschiedenen Unterdrückungsformen. Völlig absurd ist dein Vorwurf, wir hätten Frauen als „besser“ als die Männer bezeichnet – so etwas würden wir nie schreiben. Wo willst du das gelesen haben? In der Uni:Press jedenfalls nicht. Nun noch zu deinem letzten Einwand: Durch die politische Ausrichtung würde niemand mehr die Uni:Press lesen. Nun, wie viele Leute die Uni:Press wirklich lesen, wissen wir nicht genau, das müsste man in einer quantitativen Studie untersuchen. Ich habe jedenfalls auch schon von einigen Menschen (jenseits der „PolitClique“) positives Feedback bezüglich der Uni:Press bekommen. Natürlich ist es möglich, dass politische Themen manche Leute abschrecken. Aber was soll die Antwort darauf sein? Fortan nur mehr angeblich unpolitische Artikel schreiben, z.B. wohlgefällige Berichte über Partys? „Neutrale“ Artikel, die sowieso nie wirklich neutral sein können und die darüber hinaus langweilig, weil unkontrovers sind? Nur noch mäßig kritische Artikel, die ihrer kritischen Spitze beraubt sind und deshalb niemanden vor den Kopf stoßen? Oder pluralistische Beliebigkeit à la „anything goes“, wo wir dann dauernd Positionen abdrucken, hinter denen wir überhaupt nicht stehen können? Aus oben genannten Gründen haben wir einen anderen Ansatz verfolgt: Eine linke, kritische Zeitung, die sehr wohl einen hohen journalistischen Anspruch hat – nur eben anders, als du dir das vorstellst. Klar, das gefällt nicht Allen – Gefälligkeit war aber auch nicht unser Ziel, sondern gesellschaftliche Veränderung.


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Uni:Press

UNI & SERVICE

UniPark Nonntal – Viel Licht und auch viel Schatten Bildquellen: ÖH Salzburg

Von Simon Hofbauer

Unübersehbar wächst der UniPark Nonntal aus dem Boden – doch was erwartet uns Studierende? Was bringt der Unipark Nonntal? Eine Standortbestimmung. Die im Dezember 2007 mit etlichen Verspätungen begonnenen Bauarbeiten am UniPark Nonntal sollen im Juni 2011 abgeschlossen sein. Dann wird das voraussichtlich 55 Millionen Euro teure Bauwerk an die Universität Salzburg übergeben. Diese wird den UniPark von der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) um rund fünf Millionen Euro jährlich mieten. Die Übersiedelung soll in den Sommermonaten erfolgen, der Lehrbetrieb ab Wintersemster 2011 aufgenommen werden. Auf ca. 17.000m² Nettonutzfläche sollen rund 5500 Student_innen und circa 300 Mitarbeiter_innen Platz finden. Zu Spitzenzeiten werden den UniPark, laut Berechnungen der Universität, bis zu 3000 Menschen pro Tag nutzen. Folgende Fachbereiche werden im UniPark ihr neues Zuhause finden: Anglistik, Erziehungswissenschaften, Germanistik, Kunst-, Musik- und Tanzwisenschaften (inklusive der Abteilung Kunstgeschichte), Linguistik, Romanistik und Slawistik. Hinzu kommen das Fakultätsbüro und Dekanat der Kultur- und Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät, das Sprachenzentrum, die Wissenschaftsagentur, sowie Räumlichkeiten der ÖH (Studienvertretungen und Fakultätsvertretung). Die bisherigen Fachbereichs-Bibliotheken werden im UniPark zu einer Fakultätsbibliothek, mit gesamt fast 430.00 Einheiten (Bücher und Medien), zusammengefasst.

Das Ende einer endlosen Geschichte… Mit diesem Neubau können nun endlich die Bauten der Akademiestraße und des Mühlbacherhofweges ersetzt werden. Diese wurden Anfang der 1970er Jahre als Übergangslösung errichtet und sollten nicht länger als zehn Jahre in Betrieb sein. Diese Gebäude befinden sich schon seit Jahren in einem schlechten,

So soll der UniPark Nonntal aussehen. Die Container auf dem Dach wird es aber wohl nicht geben.

teilweise sogar bedrohlichen Zustand. Der 17 Meter hohe UniPark Nonntal wird sich über fünf Geschoße erstrecken, davon zwei Untergeschoße für Tiefgarage und Bibliothek. Ein teilweise offenes Erdgeschoß wird den Durchgang zur Freisaalwiese ermöglichen. Die Beheizung des Gebäudes soll durch eine der größten Geothermieanlagen Österreichs erfolgen. Die Planung des Objekts wurde vom hannoveranischen Architekturbüro Storch, Ehlers & Partner durchgeführt.

… oder doch nicht? Zur Gleichenfeier im März kam die Politprominenz aus Bund, Land und Stadt angereist. Während sich Wissenschaftsministerin Beatrix Karl, Landeshauptfraustellvertreter Wilfried Haslauer, Bürgermeister Heinz Schaden und Rektor Heinrich Schmidinger von den Architekt_innen durch den Rohbau führen ließen, wiesen ÖH-Salzburg und UniBrennt-Salzburg auf die zahlreichen Defizite des vermeintlichen Vorzeigeprojekts hin. So wurde etwa ein geplanter Erweiterungsbau mit mindestens 2500m² aus Kostengründen nicht verwirklicht. Dieser hätte etwa unter dem Titel „Studierendenzentrum“ einen zentralen, neuen Standort für die ÖHSalzburg bringen sollen. Zudem weitere dringend benötigte Hörsäle und Speicherräumlichkeiten für die Universitätsbibliothek. Ein nachträglicher Bau scheint aber mangels Finanzierungszusage des Ministeriums in weite Ferne gerückt zu sein.

Schuld: Gehrer-Hahn-Karl, die ÖVP-Bildungs-Kaputt-Sparefrohs Nicht alles was glänzt ist Gold und so wirft auch der UniPark Nonntal noch vor seiner Fertigstellung lange Schatten voraus. Mit Zelten auf denen „Minimax“,

ÖH-Vorsitzende Tatjana Markl übergibt Wissenschaftsministerin Beatrix Karl ein Flugblatt mit Kritikpunkten am UniPark Nonntal.

„Weniger ist mehr“ und „Small is beautiful“ zu lesen war, wurde auf die eklatante Unterdimensionierung des Projekts hingewiesen. An die Teilnehmer_innen der Gleichenfeier wurden Flugblätter mit den wichtigsten Kritikpunkten ausgeteilt. So errechnete beispielsweise 2004 das damals zuständige Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kunst einen Nutzflächenbedarf von 23.000m², genehmigt hat dieses schlussendlich aber nur 17.000m². Und das obwohl die Studierendenzahlen in der Zwischenzeit zudem um 50% gestiegen sind, was die Raumknappheit im neuen Gebäude weiter verschärft. Fakt ist, dass der UniPark Nonntal im Grunde nur genauso viel Nutzfläche wie die alten Gebäude bietet. Die Studierendenvertretungen sollen in einen 90m² großen Raum gepfercht werden, der sich „Großraumbüro“ schimpft. Lediglich die Studienvertretungen Erziehungswissenschaften und Linguistik bekommen von ihrem Fachbereich einen eigenen Raum zur Verfügung gestellt. Die restlichen fünf Studienvertretungen und die Fakultätsvertretung müssen sich mit rund drei Quadratmeter pro gewählter_m Mandatar_in begnügen. Wie damit eine angemessene Beratungsumgebung für über 5000 Studierende gegeben sein soll, bleibt unbeantwortet. Statt einer Mensa wird es weiters lediglich eine Cafeteria geben, die auf drei Ebenen des Gebäudes verteilt ist. Der „Küche“ der selbigen wurden stolze neun Quadratmeter gewidmet.

Kinderbetreuung? Fehlanzeige! Ein weiterer äußerst kritischer Punkt ist eine fehlende Kinderbetreuungseinrichtung. Salzburgs größter UniCampus soll scheinbar ohne eine solche auskommen. Durch eine medienwirksame Aktion der ÖH-Salzburg konnte dieses Thema jedoch wieder aufs Tapet gebracht werden. In einer Aussendung am 1.April wurde eine Erweiterung des UniParks durch werbefinanzierte Container am Dach des neuen Gebäudes in Umlauf gebracht. Daraufhin wurde das Thema, nicht zuletzt wegen zweier Artikel in den Salzburger Nachrichten, auch innerhalb der Universität wieder ernsthaft aufgegriffen. Die Leiterin der Zentralen Wirtschaftsdienste der Universität Salzburg, Elisabeth Werner, zeigte sich aufgeschlossen, der Sprecher der BIG, Ernst Eichinger, sagte zu, diese Variante zumindest technisch zu prüfen. Durch das postwendene Nein von Rektor Heinrich Schmidinger, der aus Kostengründen abwinkte, wird dieser Vorschlag aber nicht weiterverfolgt. Stattdessen gibt es jetzt, auf Initiative von Stadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste), Gespräche zwischen der Uni und den umliegenden Institutionen: Ein Betriebskindergarten könnte gemeinsam mit angrenzenden Einrichtungen, wie etwa der ARGE Kultur, dem Gericht oder der Polizei realisiert werden. Ein Gespräch mit St. Josef, wo dieser eventuell untergebracht werden könnte, ist für Juni anberaumt.


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Neuer Kowi Studienplan ab Wintersemester 10/11 Von Katrin Schmoll

Bildquellen: Tanja Wirth

Den Wunsch nach einem neuen Studienplan gibt es schon lange. Bereits seit 2006 wird diskutiert, verhandelt und geplant, im kommenden Wintersemester kommt er nun endlich, der neue Bachelor- und Masterstudiengang der Kommunikationswissenschaft an der Uni Salzburg. Die Mitglieder der Curricularkommission, bestehend aus drei Universitätsprofessoren, drei Mittelbaren und drei Studierenden, waren mit der Erstellung eines neuen Studienplans betraut. Keine leichte Aufgabe, Uneinigkeiten gab es von der Betitelung der Lehrveranstaltung bis hin zu den Credits. Schließlich war man sich doch einig und der neue Bachelor wurde dem Senat zur Begutachtung übergeben.

Bakk.Komm ist Geschichte 2003 wurde das Diplomstudium der Kommunikationswissenschaft in ein Bakkalaureatstudium umgewandelt, doch das neue Studium hatte seine Tücken. Für das Bakkalaureat gab es nicht die, für einen internationalen Bachelor nötigen, 180 ECTS-Punkte. Dies bekamen vor allem die Südtiroler Student_innen zu spüren, die nach ihrem Bakk..-Abschluss Probleme hatten, sich diesen in ihrem Heimatland als vollwertigen Bachelor anrechnen zu lassen. Alle jene, die ihr Masterstudium an einer ausländischen Uni fortsetzen wollten, mussten ebenfalls hoffen, dass bei den ECTS- Punkten nicht so genau nachgezählt wird, denn das Bakkalaureat ist nun mal kein internationaler Bachelor. Ähnlich sieht dies beim „Masterstudium“ der Kommunikationswissenschaft aus. Ob das Studium nun ein Master- oder doch noch das gute alte Magisterstudium ist, weiß niemand so genau, doch mit einem Umfang von drei Semestern entspricht es in keinem Fall einem internationalen Master. All diese Zweifel und Ungereimtheiten sollen mit dem neuen Studienplan wegfallen. Das Bakkalaureatsstudium, das man mit dem Titel Bakk.Komm abschließt, welcher bei potentiellen Arbeitgebern höchstens ein verwundertes Stirnrunzeln hervorruft, ist auch endlich Geschichte. Ab nächstem Semester gibt es nur noch Bachelor und Master. Dieser ist „Bologna-konform“, das heißt auch was ECTSPunkte angeht, vollwertig. Wer sein Studium nach drei Jahren erfolgreich beendet, hat einen vollwertigen Bachelor in der Tasche und keine Probleme mehr mit fehlenden ECTS und verwirrenden Titeln.

Was wird neu und was bleibt gleich? Eine der größten Neuheiten, ist die Möglichkeit, ohne Schwerpunkt zu studieren. Bisher musste man sich zwischen den Schwerpunkten „Audiovision“, „Journalistik“, „Medienökonomie“ und „Public Relations“ entscheiden, ab dem kommenden Semester ist die Wahl eines Schwerpunktes freiwillig. Als Student_in hat man zukünftig zudem größere Freiheit bei der Auswahl und Reihenfolge der, insgesamt sechs, Module. Neu zum Studienplan hinzu kommt Statistik „light“, sowie ein Lektürekurs, der sich mit Theorien- und Me-

Der Bakk.komm. ist ab Wintersemester 2010/11 nur noch Geschichte.

thoden der Kommunikationswissenschaft befasst. Auf diese Art und Weise sollen die Studierenden sowohl qualitative als auch quantitative Forschungsmethoden erlernen. Generell wird der Schwerpunkt verstärkt auf der Theorie liegen und der Praxisteil etwas gekürzt werden. Neu ist auch, dass es nur noch eine, anstatt wie bisher, zwei Bachelorarbeit geben wird. Diese wird im Rahmen eines eigenen Bachelorseminars verfasst und sollte einen Umfang von 60 Seiten haben.

Bei der Abänderung des Studienplans zum KowiMasterstudium ist man noch nicht so weit wie beim Bachelor, doch auch der neue Master soll im Wintersemester in Kraft treten. Er wird auf vier Semester ausgeweitet, wobei das letzte Semester zum Verfassen der Masterarbeit gedacht ist. Der Fokus im neuen Master soll auf die Mitarbeit bei Forschungsprojekten liegen.

Für das Pflichtpraktikum wird es zukünftig auch ECTS-Punkte geben, diese kann man sich auch rückwirkend anrechnen lassen, sofern man sich noch in der Studieneingangsphase befindet. Wer im Wintersemester 2010/11 die Studieneingangsphase bereits abgeschlossen hat, kann nach altem Studienplan weiterstudieren, hat jedoch auch die Möglichkeit, freiwillig auf das neue Modell umzusteigen. Diejenigen, die sich noch in der Studieneingangsphase des Studiums befinden, müssen verpflichtend nach dem neuen Studienplan weiterstudieren. Im Fachbereich liegt eine Äquivalenzliste auf, in der festgelegt ist, wie die Lehrveranstaltungen aus dem alten Studienplan, im neuen angerechnet werden. Ein weiterer Schwerpunkt im neuen Kowi-Studium wird auf dem Auslandssemester liegen. Dieses soll gefördert und großzügiger angerechnet werden. Sobald alle Details zum neuen Studienplan beschlossen sind, wird es eine Infoveranstaltung geben, in der der neue Bachelor den Studierenden vorgestellt wird.

Gemeinsam mit der Universität Wien und der Universität Innsbruck, hatte der Kowi Fachbereich im vergangenen Semester einen Antrag eingereicht, ab dem kommenden Studienjahr wieder Aufnahmeprüfungen durchführen zu dürfen. Dieser Antrag wurde vom Nationalrat bewilligt. Fix ist nun, dass es ab nächstem Studienjahr wieder eine Aufnahmeprüfung geben wird, bei der sich schon vor Studienbeginn entscheidet, wer das Kommunikationswissenschaftsstudium in Salzburg beginnen darf und wer nicht.

Ab 2010/2011 wieder Aufnahmeprüfung

Nach den chaotischen Zuständen im letzten Wintersemester, wo vorläufig 500 Erstsemestrige zugelassen wurden, eine durchaus gute Nachricht. Im kommenden Wintersemester sollen etwa 280 Studierende zum Kommunikationswissenschaftsstudium zugelassen werden. Wie die Prüfung genau aussehen wird und wie hoch der Anteil an Inn-und Ausländischen Student_ innen sein wird, wird derzeit noch verhandelt.


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SCHWERPUNKT NACHHALTIGKEIT

Da stinkt was gewaltig – Mülltrennung an der Uni-Salzburg Von Simon Hofbauer

Im Bereich der Müllvermeidung und Mülltrennung hat die Universität Salzburg großen Aufholbedarf. Anstatt eine Vorreiterinnenrolle einzunehmen, erfüllt die Uni nicht einmal gesetzliche Mindeststandards. Laut §5 der Abfuhrordnung der Stadt Salzburg müsste die Uni „Altstoffe von den anderen Abfällen trennen“, sowie diese „in den dazu bestimmten Sammeleinrichtungen(Papierbehälter, Gelber Sack bzw. Gelbe Tonne, Glassammelbehälter)“ für die Abfuhr bereitstellen. Stattdessen wird derzeit das rechtswidrige „alles in eine Tonne Prinzip“ verfolgt. Großteils wird nicht einmal Papier vom „Restabfall“ getrennt. Das ist nicht nur umweltschädlich, sondern beschert der Uni auch höhere Kosten. Denn lediglich für die Abfuhr von Restabfällen muss bezahlt werden, die Entsorgung von Papier, Glas und biogenen Abfällen erfolgt kostenlos. Während die Entsorgung von Restmüll Kosten in Höhe von € 175,-/Tonne verursacht, ist die Verwertung der Reststoffe gratis – und ist nicht nur ressourcenschonend, sondern erzeugt über den Recyclingprozess auch wirtschaftlichen Mehrwert!

Uni-Salzburg Schlusslicht An vielen anderen Unis funktionieren Mülltrennsysteme schon seit vielen Jahren einwandfrei. Die Veterinärmedizinische Universität (VetMed) in Wien etwa trennt seit 1996, alle Mitarbeiter_innen werden bezüglich Abfallvermeidung gezielt geschult. Die Wirtschafts-Universität (WU) Wien konnte durch

Bewusst konsumieren! Wie das geht, erfährt man bei den Veranstaltungen der Nachhaltigkeitswochen der ÖH.

die Einführung eines Trennsystems und eine spezielle Schulung des Reinigungspersonals die Restmüllmenge und damit die Kosten signifikant senken. An der AlpenAdria-Universität Klagenfurt gibt es seit knapp zehn Jahren ein eigenes Abfallwirtschaftskonzept, das durch die Trennung der Abfallfraktionen die Restmüllmengen seit Jahren konstant halten kann. Die Karl-FranzensUniversität Graz hat ebenfalls seit den 1990er Jahren ein jährlich aktualisiertes Abfallwirtschaftskonzept. Dieses sieht neben einer umfassenden Trennung des Abfalls ständige Sensibilisierungsmaßnahmen der Studierenden und Mitarbeiter_innen vor.

ÖH-Salzburg fordert Sofortmaßnahmen Die ÖH-Salzburg fordert ein radikales Umdenken in der Uni-Verwaltung und die Erstellung eines zeitgemäßen Abfallwirtschaftskonzepts. Mülltrennung- und Vermeidung muss zur Selbstverständlichkeit werden. Die dringend notwendigen Schritte im Bereich des Ressourcenumgangs schließen die Anschaffung eines entsprechenden Mülltrennsystems, die Schulung des Reinigungspersonals und eine Sensibilisierungskampagne für Studierende und MitarbeiterInnen ein. Das Rektorat begrüßt die ÖHInitiative UNI:NACHHALTIG und erarbeitet aktuell in enger Kooperation mit der ÖH-Salzburg einen entsprechenden Maßnahmenkatalog.

We vote with our Euro – every day! Von Sabine Helmberger

Vorbildliche Mülltrennung an der Uni Salzburg?

Kein Schimmer von Politikverdrossenheit! Noch nie waren so viele Menschen wie aktuell an politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen dermaßen aktiv und wesentlich beteiligt, denn sie konsumieren – mehr denn je.

Daraus ergibt sich eine Macht, die uns, der Masse, bis jetzt leider viel zu wenig bewusst ist. Konsum dient schon seit langem nicht mehr nur rein der Versorgung mit Lebensnotwichtigem. Er ist der Motor der kapitalistisch orientierten Wirtschaft. Die Ausrichtung des Angebots an den Bedürfnissen der Konsument_innen ist Vergangenheit. In einem System, das auf dauerndes Wachstum drängt, „is the sky the limit“. Verschwendung und Verschuldung sind die Antwort auf Panikmache und Angst vor Depression oder gar Rezession. Ein Planet mit begrenzten Ressourcen wird zum Opfer des Rufs nach unbegrenztem Konsum. Viel und immer mehr für wenig Geld. Ethischer Konsum muss daher Hand in Hand gehen mit einem Paradigmenwechsel. „Besser leben mit weniger“ sollte die Devise sein, was eine drastische Konsumreduktion jeder_s Einzelnen, gekoppelt mit Produktionsverringerung sämtlicher Güter bedeuten würde. Einfach weniger, zurückschalten Das Schreckgespenst des auf Wachstum ausgerichteten Kapitalismus herausfordern, und das, solange wir noch können. Denn eigentlich stehen wir nicht vor einer Wahl, unsere Erde lässt uns keine Wahl, kann sie uns nicht mehr lassen. Oft wird der höhere Preis als Hauptargument angeführt, wenn es darum geht, biologische, regionale oder faire Lebensmittel zu kaufen. Doch beim näheren Hinsehen wie diese Produkte eigentlich hergestellt wurden, welche Schritte dafür nötig waren, inwieweit Menschen daran beteiligt waren, wie viel Zeit dafür investiert wurde, kommen wir vielleicht zu dem Schluss, dass nicht die Alternativprodukte zu teuer sind, sondern die konventionellen zu günstig und wir immer weniger bereit sind, jenen Preis zu bezahlen, den qualitativ hochwertige Lebensmittel wert sind, und eigentlich wert sein sollten. Bewusst konsumieren bedeutet also nicht nur sämtliche Handlungsweisen von kaufen, verwenden, wegwerfen zu hinterfragen, sondern unseren gesamten Lebensstil. Mit jedem Kauf entscheiden wir, in welche Richtung wir gehen wollen, was wir unseren Kindern hinterlassen wollen (oder eben auch nicht/s).


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Energieeffizienz Von Michaela Fuchs

Weshalb sollte ich beim Zähneputzen immer den Wasserhahn zudrehen? Wozu regionale Produkte kaufen und wem nützt es, wenn ich nur volle Waschmaschinen anstelle? Von einer effizienten Nutzung der Energieformen und einem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen profitiert natürlich in erster Linie die Umwelt und somit jede_r Einzelne von uns. Doch obwohl die Antwort auf diese Fragen so leicht fällt und nun endlich wissen­schaftlicher Konsens darüber herrscht, dass die Menschheit maßgeblich für einen Großteil der globalen Erwärmung verantwortlich ist, steuern wir immer weiter auf den „point of no return“ zu. Das Problem: Die Leute ändern ihren Lebensstil nicht und auch die öffentliche Hand agiert ambitionslos. Die neue Klimastrategie der Regierung soll den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergie­ aufkommen bis 2020 auf 34 Prozent erhöhen, obwohl dieser bereits jetzt um die 28 Prozent beträgt! Die Doppelmoral im Umgang mit Klimawandel und Umweltschutz ist mehr als offensichtlich geworden, vor allem Unternehmen setzen meist nur öffentlichkeitswirksame Maßnahmen, die nicht viel finanziellen Aufwand erfordern. So befindet sich etwa am Londoner Flughafen Stansted ein hocheffizienter Föhn, der 80 Prozent weniger Energie als ein herkömmlicher verbraucht, worauf von dem Betreiber des Flughafens durch ein Schild explizit hingewiesen wird. „Wer gleich nach dem Händetrocknen in den Billigflieger steigt“, schreibt das Magazin ZEITWissen in seiner Februarausgabe 2007, „kann sich hier noch so lange die Hände geföhnt haben “sie/er kann die durchs Fliegen verursachte Menge an Kohlendioxid nicht mehr einsparen.“ Eine Umkehr des CO2 Ausstoßes wird nicht durch technologische Lösungen alleine möglich sein. Eine Reduktion der CO2 Emissionen ist nur über eine Änderung unseres Lebensstils und vor allem Konsumverhaltens zu bewerkstelligen. Dies muss auch bei staatlichen Maßnahmen berücksichtigt werden. Wie Beispiele aus der Praxis beweisen, kann ein zukunftsfähiger Energie- und Ressourcenumgang oft einfacher und günstiger durch Sparmaßnahmen als durch großtechnische Lösungen erreicht werden. Mäder, eine der energieeffizientesten Gemeinden Österreichs, hat die hochgesteckten Ziele beispielsweise primär durch Bewusstseinsbildung und Sanierungsmaßnahmen erreicht und hat es auf diesem Weg geschafft, den größten Teil des eigenen Energiebedarfs selbst zu decken. Neue Technologien, die Energieeffizienz fördern und Energie auf regenerative Weise erzeugen, sind ein wichtiger Teil auf dem Weg zur Energiewende. Der Umstieg auf Alternativenergien ist allein durch technische Lösungen jedoch nicht realisierbar. Die gewichtigsten Faktoren auf einem Weg zur Nachhaltigkeit sind ein bewussteres Konsumverhalten und ein zukunftsfähiger Lebensstil.

Das Thema Nachhaltigkeit wird auch vor der Universität nicht halt machen.

Nachhaltigkeit an Universitäten Von Alexander Rehbogen

Bei der Etablierung von Nachhaltigkeitsdenken in der Gesellschaft nehmen die Wissensproduktionsund Bildungsinstitutionen eine Schlüsselrolle ein. Bildung als Vermittlung von Inhalten hat durch Selektion große Macht bei der Gestaltung gesellschaftlicher Werte und politischer Schwerpunkte. Den Universitäten in ihrer Eigenschaft als kritische Instanzen einer Gesellschaft lastet eine besondere Verantwortung auf den Schultern. Die Hochschuldbildung beeinflusst auf direkte Weise zukünftige Entscheidungsträger_innen und auf indirekte Weise über die Bereitstellung von Wissen zukünftige Entscheidungen. Die Zentren der Wissensproduktion können über Entwicklung von Lösungsvorschlägen, Analyse und Sensibilisierung wichtige Beiträge zur globalen Herausforderung und einem der aktuell dominierenden Diskurse leisten. “ Leaders of higher education institutions and their academic colleagues are in a key position to contribute to an equitable and ecologically sound future by making sustainable development a central academic and organisational focus.” (c.f. http://www.iau-aiu.net/). Die Erreichung eines besseren Verständnisses für ökologische Probleme - die sich bereits auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken und dies in Zukunft in verstärktem Maße tun werden - kann und muss gerade von den Universitäten bewerkstelligt werden. Sowohl in den Bereichen der Technik und Naturwissenschaften, wo es um die Entwicklung technischer Applikationen und die Analyse und Abschätzung von Auswirkungen geht, als auch in den Geistes- und Sozialwissenschaften, innerhalb derer die kulturelle Reflexion geleistet werden muss, bieten sich reichhaltige Betätigungsfelder für Forschung und Lehre.

Alternativenergien – manchmal ist weniger, mehr!

Nachhaltigkeit – was bisher geschah Bereits seit 1972 gibt es Bemühungen, das Thema Nachhaltigkeit in den Universitäten stärker zu verankern. Die IAU (International Association of Universities) hat nachhaltige Entwicklung ein Jahr nach dem Gipfel von Rio als einen der Schwerpunkte festgelegt. Zum Meilenstein wurde der JohannesburgGipfel im Jahr 2002. In der „Ubuntu-Deklaration on Education and Science and Technology for Sustainable Development“ bekennen sich in einem internationalen Schulterschluss elf zentrale Verbände von Universitäts-, Kultur-, Forschungs- und Bildungseinrichtungen zur Etablierung von Nachhaltigkeit in Forschung und Lehre. In der Deklaration unter dem Dach der UN werden konkrete Richtlinien und Pläne für die stärkere Integration des Nachhaltigkeitsgedankens im Bildungswesen festgelegt und damit auch die besondere Rolle der Bildung in Bezug auf nachhaltige Entwicklung unterstrichen. In den letzten Jahren folgten weitere Initiativen in verschiedensten Teilen der Erde. Für Europa von besonderer Relevanz ist das 1993 von der Europäischen Hochschulvereinigung EUA gegründete Projekt COPERNICUS CAMPUS, welches sich bemüht Umweltbildung und -forschung auf den Hochschulen des EU-Raums einen höheren Stellenwert zu verleihen. 326 europäische Hochschulden bekennen sich zu dessen Grundprinzipien: Institutioneller Beitrag; Umweltethik; Weiterbildung von Mitarbeiter_innen; Umweltbildung; Interdisziplinarität; Wissenstransfer; Netzwerken; Partnerschaft; Weiterbildung und Technologietransfer. Der Aktivitätsgrad erhielt mit der Gründung der COPERNICUS ALLIANCE im Jahr 2009 neuen Schwung. Die Universitäten in Graz spielen dabei als Veranstalter_innen der konstituierenden Sitzung eine entscheidende Rolle und sind auch weiterhin einer der Motoren des Netzwerkes.

Zukunftshoffnungen Die führende Rolle einer österreichischen Universität bietet für die Universität Salzburg, deren Aktivitäten sich momentan leider in (sehr engen) Grenzen hält, eine große Chance in ein bestehendes Netzwerk einzuklinken und von der breiten Erfahrung in der Umsetzung eigener Schritte zu profitieren. Im Zuge der Initiation des Projektes UNI:NACHHALTIG der Salzburger ÖH konnte der Universitätsleitung bereits ein Bekenntnis abgerungen werden, sich in Zukunft stärker für Nachhaltigkeitsthemen einzusetzen. Als ÖH hoffen wir, dass diesem Bekenntnis Taten folgen. Wir werden uns aktiv dafür einsetzen, dass die sich nun bietenden Chancen auch genutzt werden - im Idealfall als Teil eines starken und erstarkenden internationalen Hochschulnetzwerks für zukunftsfähige Entwicklung.


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Bildung MACHT Gesellschaft

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Von Katrin Schmoll

Sie ist wahrscheinlich eine der größten Erfolge der Unibrennt Bewegung: Die Ringvorlesung „Bildung MACHT Gesellschaft“. Jeden Mittwoch von 15 bis 17 Uhr referieren im Hörsaal 381 Gastdozent_innen aus österreichischen und deutschen Hochschulen zur Bedeutung von Bildung, zur Protestbewegung und zu der Zukunft des Hochschulsystems. Gemeinsam mit den teilnehmenden Studierenden sollen Konzepte zur Verbesserung des Hochschulsystems erarbeitet werden. „In der Universität spiegelt sich der Zustand einer intellektuellen Gesellschaft, momentan ist dieses Spiegelbild leider getrübt“, bringt es Jürgen Mittelstrass, Vorsitzender des österreichischen Wissenschaftsrats, in seinem Vortrag auf den Punkt. Die Uni steckt in der Krise, und das schon seit langem. Aber was tun und womit anfangen? Die Unibrennt-Bewegung hat gezeigt, dass man selbst in der durchstrukturierten Hochschullandschaft etwas bewegen kann. Mit dem Wintersemester endete auch die Hörsaalbesetzung in Salzburg, der Kampf für eine bessere Uni geht mit der Ringvorlesung jedoch in die nächste Runde. Die Ringvorlesung hat ihre Wurzeln in der studentischen Protestbewegung. Sie ist das Resultat der Forderung der Studierenden, auch auf inhaltlicher Ebene auf den Lehrbetrieb Einfluss zu nehmen. In den Unibrennt-Arbeitsgruppen entstand die Idee zur Lehrveranstaltung, wurde Stück für Stück weiterentwickelt und schließlich, gemeinsam mit den anderen Forderungen, dem Rektorat vorgelegt. Dieses bewilligte die Finanzierung der Lehrveranstaltung und so war der Weg frei für „Bildung MACHT Gesellschaft“, die Unibrennt Ringvorlesung im Sommersemester 2010.

Mitdenken statt auswendig lernen Geleitet wird die Ringvorlesung von Michaela Strasser, Professorin für Rechts- und Sozialphilosophie an der Uni Salzburg sowie Alexander Rehbogen und Marisol Sandoval von Unibrennt. Wie die Vorlesung und die Prüfung aussehen werden, wer als Gastredner_in eingeladen ist, all das wurde in den Arbeitsgruppen entschieden. Nicht immer war man sich einig, oft wurde hitzig diskutiert, bis schließlich das Konzept der Vorlesung stand. Wenn man also so will, ist „Bildung MACHT Gesellschaft“ eine Vorlesung von Student_innen für Student_innen. Billige ECTSPunkte gibt es hier trotzdem keine, im Gegenteil, die VO will weg von der Verwertbarkeit von Wissen, welche die Gastredner_innen in ihren Vorträgen immer wieder ansprechen und hin zu in Vergessenheit geratenen Idealen: Studieren des Studierens wegen, das heißt kritisches Reflektieren und sich Einbringen, um etwas zu verändern.

In den Unibrennt Arbeitsgruppen nahm die Idee zur Vorlesung Gestalt an.

Und so wird es am Ende des Semesters weder stures Auswendiglernen, noch den obligatorischen Multiple Choice-Test geben. Die teilnehmenden Student_innen sollen das Gehörte kritisch hinterfragen und ihren eigenen Standpunkt einbringen. Sie sind dazu angehalten, sich gemeinsam mit den Inhalten der Vorlesung auseinanderzusetzen und Konzepte zu erarbeiten. Bei der Take Home-Prüfung, hat jeder Studierende eine Woche Zeit, einen mindestens 5-seitigen Essay zu einem vorgegebenen Thema zu verfassen, welches anschließend beurteilt wird. Die ersten beiden Prüfungstermine am 30. Juni und 07. Juli stehen schon fest. Zusätzlich gibt es beim „Call for Papers“ schon während des Semesters die Möglichkeit seine eigenen Ideen einzubringen. Wer diese nutzt, erspart sich unter Umständen die Endprüfung. Unter den eingereichten Papers werden die drei besten ausgewählt und beim Termin am 26. Mai von den Studierenden selbst vorgestellt.

kation und die damit verbundene Zweckentfremdung des Begriffes „Bildung“. Denn hier haben die Missstände im Bildungssystem ihre Wurzeln: Im Sinne des humboldtschen Bildungsideals ist ein Wissender derjenige, „der so viel Welt wie möglich ergreifen und so eng wie möglich mit sich verbinden will.“ Von dieser Vorstellung hat sich die heutige Gesellschaft allerdings weit entfernt. Wissen muss verwertbar sein und am Ende zu einem „vorzeigbaren“ Ergebnis führen. Man kennt es schon aus der Schule, selbst wenn es scheinbar Platz für Diskussion und Meinungsvielfalt gibt, spätestens bei der Prüfung gibt es nur noch die eine richtige Variante, die zum Erfolg führt. Wer hat die meisten ECTS-Punkte, wer ist am schnellsten fertig und kann dabei noch Zusatzqualifikationen ergattern, um den Lebenslauf aufzupeppen. Der „kontrollierende Verstand“ sitzt der Universität im Rücken, Strukturierung, Normierung und Einheitlichkeit tönt es von überall her.

Am Ende wird auch hier in ECTS abgerechnet, die absolvierte Vorlesung kann man sich in jeder Studienrichtung zumindest als freies Wahlfach im Umfang von drei ECTS (bei Kowi sind es nur zwei) anrechnen lassen.

Jürgen Mittelstrass, derzeit Gastprofessor an der Uni Salzburg, warnt davor, die Begriffe Wissen und Information nicht zu verwechseln. Information sei nicht

Bildung statt Ausbildung Die Ringvorlesung ist thematisch in drei Blöcke unterteilt. Der erste Teil der VO befasst sich mit der aktuellen Situation an den Hochschulen und der Frage: Was ist Bildung, welche Rolle nimmt sie in der heutigen Gesellschaft ein und welche sollte sie einnehmen? Anschließend wird diskutiert, wie Universitäten gestaltet werden müssen, um zur Verwirklichung eines emanzipatorisch demokratischen Bildungs- und Gesellschaftssystems beizutragen. Im letzten Teil der Vorlesung werden die Perspektiven des Protests erläutert: Inwiefern sind Studierendenproteste gesellschaftlich relevant und was können sie bewirken? Nach den Vorträgen gibt es Platz für Diskussion mit den Gastredner_innen und im Anschluss daran, findet weiterhin das Unibrennt Plenum statt. Alle Vorträge sind zudem auf der Homepage der Ringvorlesung sowie im Blackboard, als Videostream abrufbar. Der erste Gastprofessor, Erich Ribolits von der Uni Wien, widmet sich in seinem Vortrag vor allem der Ökonomisierung von Bildung, und der vorherrschenden Tendenz Wissen als Ware zu betrachten. Ähnlich sieht dies auch Kornelia Hauser, Professorin für feministische Gesellschafts- und Kulturwissenschaften an der Uni Innsbruck. Sie thematisiert die Materialisierung von Bildung, in Form von Qualifi-

Jürgen Mittelstrass, Professor für Wissenschaftstheorie und einer der Vortragenden der Ringvorlesung.

gleichbedeutend mit Wissen, sondern lediglich die Art und Weise wie Wissen transportiert wird. „Der Überfluss an Informationen macht uns zu Verlierern“, bringt Mittelstrass es auf den Punkt. Wissen, scheinbar eine Ware, erhältlich nicht nur an Unis und Schulen, sondern auch bei Google und Co.


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Alle Bildquellen: Unibrennt

Protestieren ja, aber wie? Die Uni brennt Bewegung hat im vergangenen Semester wie eine Bombe eingeschlagen. Ausnahmezustand an Österreichs Unis, erzwungen durch den Wunsch der Student_innen nach Veränderung. Die Proteste haben einen bildungspolitischen Diskurs losgetreten, der längst überfällig war. „Es wird wieder intensiver an der Uni gearbeitet, die Studierenden machen sich wieder Gedanken darüber, ihr Bildungssystem mitzugestalten, sich aktiv einzubringen“, resümiert Alexander Rehbogen von Unibrennt über den Erfolg der Protestbewegung. Nichtsdestotrotz musste die Bewegung so manche Desillusion hinnehmen. Denn trotz Demonstrationen und Hörsaalbesetzung, auf Bundesebene hat sich wenig getan. Woran liegt das? Der Berliner Professor Peter Grottian hat eine Vermutung: Die Protestierenden seien mit den politischen Instanzen „zu lieb“ umgegangen, um ein echtes Umdenken zu erwirken. „Herrschende rühren sich nicht, wenn man ihnen zart auf die Zehen haut, es muss schon das mittlere Schienbein sein“. In der Kritik an Bologna wären die Studenten sehr gut gewesen, so Grottian, die entscheidenden Punkte hätte man gut herausgearbeitet, doch im Formulieren von Alternativen mangelte es. Weiters habe den österreichischen Protestierenden die Unterstützung der Medien gefehlt. „In Deutschland haben die Medien den Streik weitgehend unterstützt, Bologna als gescheitert bezeichnet, in Österreich war das anders.“ Eines der fundamentalsten Probleme der Protestbewegung war mit Sicherheit jedoch der schleichende Schwund an Aktivist_innen.

Unibrennt macht Druck. Hier bei der Übergabe des Forderungkataloges an Landeshauptfrau Gabi Burgstaller.

War anfangs der Elan groß, so verlor die Protestbewegung nach und nach an Teilnehmer_innen, sodass sich das „Feuer“ nicht so weit ausbreitete wie erhofft. Nach Ablauf der ersten Hälfte des Semesters ziehen die Organisator_innen der Ringvorlesung eine positive Bilanz: 225 Anmeldungen im Plus Online, die Vorlesungstermine waren gut besucht und im Anschluss an

die Vorträge gab es immer angeregte Diskussionen. Am Ende der Ringvorlesung soll ein Sammelband publiziert werden. Dieser wird sowohl Texte der Vortragenden, als auch ausgewählte Arbeiten von Studierenden enthalten. Ob es im nächsten Semester eine ähnliche Lehrveranstaltung geben wird, steht derzeit noch nicht fest.

Leistungssport und Studieren: Eine schwierige Kombination Von Tobias Hinterseer Bildquelle: Hinterseer

Auf Studierende, die Leistungssport betreiben, wird in Österreich keine Rücksicht genommen. Das soll sich jetzt im Rahmen der Initiative „KA:DA – Karriere Danach“ ändern. Das Pilotprojekt startet in Salzburg. Hochleistungssportler_innen haben für ihre berufliche Weiter- oder Ausbildung ein knappes Zeitbudget zur Verfügung: Mindestens 25 Stunden Training pro Woche sind die Regel, hinzu kommen noch Physiotherapie, Mentaltraining und vor allem zeitintensive Wettkämpfe und Trainingslager. Durch diese Belastung häufen studierende Leistungssportler_innen zu viele Fehlstunden an, sie fallen aus dem System. Die Abgabezeiten für Proseminararbeiten und Seminararbeiten sind oftmals zu unflexibel, sodass es für die Sportler_innen keine Alternativen gibt. Auch die Prüfungen sind meist nur an einem Termin zu Semesterende festgelegt. Befindet sich der oder die Sportler_in zu diesem Termin im Ausland, z.B. bei einem Wettkampf oder Lehrgang, hat er oder sie das Semester verloren und womöglich auch große Schwierigkeiten, im nächsten Semester in weiterführende Lehrveranstaltungen zu kommen. Erschwerend kommt dazu, dass Spitzensportler_innen meist die Kinderbeihilfe verlieren, weil sie die gesetzliche Min-

deststudiendauer plus Toleranzsemester nicht einhalten können. Dies trifft besonders jene Sportler_innen hart, die Sport und Beruf nur durch Unterstützung der Familie verwirklichen können. Das sind auch die meisten, da nur ein verschwindender Teil in den Genuss eines Profivertrages kommt. Auch bei der Selbstversicherung bei der Gebietskrankenkasse fallen viele Athlet_innen durch den Rost, weil auch da die Mindeststudiendauer als Richtlinie herangezogen wird. Studienabschlussquote nur bei sechs Prozent Deshalb geben viele ihr Studium auf. Das beweist auch die Statistik von KA:DA. Von den 260 Sportlerinnen und Sportlern, die zwischen 2006 und 2009 an der Betreuung teilgenommen haben, schlossen nur 6 Prozent das Studium ab. Nach Ende der Sportlaufbahn schafften lediglich 13 Prozent einen Hochschulabschluss, obwohl 31 Prozent der Athlet_innen eine Matura gemacht haben. Bis zum jetzigen Zeitpunkt gibt es also keine Konzepte und Strukturen, die Leistungssportler_innen dabei helfen, ihre akademische Ausbildung und ihren Sport zu vereinbaren. Dies steht im Widerspruch mit der von allen Sportkörperschaften getragenen Vorstellung, neben der sportlichen Karriere auch einer beruflichen Weiterbildung nachzukommen. Das Weiterkommen im Studium hängt vom Entgegenkommen der Professor_innen und der Institute ab.

Ich selbst hätte ohne das jahrelange Entgegenkommen des Fachbereichs für Politikwissenschaft Hochleis-

Die Studienbedingungen für Spitzensportler_innen sind alles andere als optimal. Ein neues Projekt soll nun Abhilfe schaffen.

tungssport und Hochschule nicht vereinbaren können. Solche Unterstützungen sind meist die Ausnahme. Das soll jetzt anders werden: In Zusammenarbeit mit der Universität Salzburg und dem Salzburger Schulsportmodell SSM will KA:DA versuchen, den studierenden Spitzensportler_innen all diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen und auf die rechtlichen Barrieren hinweisen. Der Versuchsballon wird in Salzburg gestartet und soll dann 2011 in ganz Österreich umgesetzt werden.


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MIGRATION

Mit Frauenquoten in die Uni-Zukunft

Bildquelle: Tibor Werner Szolnoki

Von Sandra Maria Bernhofer

Bei den Uni-Protesten waren Quoten ein wichtiges Thema: „Wir fordern eine 50-prozentige Frauenquote in allen Arbeitsbereichen des Bildungswesens auf allen Ebenen“, hieß es aus dem besetzten Audimax. Seit 2009 gilt an den österreichischen Unis zumindest eine Frauenquote von 40 Prozent bei allen sich neu konstituierenden Gremien. Der Frauenanteil unter den Studienanfänger_innen ist in Österreich mittlerweile auf mehr als 58 Prozent gestiegen. Diese Tatsache kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen im Bildungsbereich noch immer Benachteiligungen gegenüberstehen, denn während der Frauenanteil unter den Studienanfänger_ innen österreichweit also auf annähernd 60 Prozent angestiegen ist, liegt die Zahl der Absolventinnen nur mehr bei rund 47 Prozent. Der Anteil der Frauen beim wissenschaftlichen Nachwuchs steht dazu aber in keinem Verhältnis: Im Juni 2009 waren rund 40 Prozent der Assistent_innen Frauen, ganze 17,2 Prozent waren es bei den Professor_innen. Anders ausgedrückt: 1.823 Professoren standen 378 Professorinnen gegenüber. Trotzdem: Die Frauenzahlen steigen – langsam. Und das ist wohl auch notwendig, wenn Österreich beim Anteil der Professorinnen nicht ewig bleiben will, wo es ist – und das ist im EU-Vergleich im unteren Drittel.

Der Sollzustand Paragraf 42 Absatz 8a des Universitätsgesetzes soll mit einer Quotenregelung die Entwicklung hin zu einem ausgewogeneren Geschlechterverhältnis in den höheren wissenschaftliche Positionen beschleunigen:

In den universitären Gremien soll mit Frauenquoten für ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis gesorgt werden

Ziel der Frauenförderungspläne ist also eine Frauenquote von 40 Prozent in allen universitären Gremien: Also bei den Uni-Räten, Rektoraten, Berufungs- und Habilitations-Kommissionen. Diese Pläne haben bisher unterschiedlich gegriffen: An der Uni Wien beispielsweise ist bereits bei der vergangenen Wahl auf der Ebene der Professor_innen und des Mittelbaus die Quote auf den Wahllisten erfüllt worden, unter den 18 derzeitigen Senatsmitgliedern sind acht Frauen. Vor allem die medizinischen und technischen Unis hinken hier aber noch hinterher. Und: Je mehr Sprossen Kandidat_innen auf der Karriereleiter zurückgelegt haben, desto eher sind sie Männer: Von den 21 Rektoren an den öffentlichen Unis in Österreich sind 21 Männer. Eine einzige Frau stand bisher in Österreich einer Uni, der Wiener Boku, vor: Ingela Bruner – sie warf aber 2009 das Handtuch. An anderen Universitäten kam es erst gar nicht so weit. Frauen sind dort maximal als Vizerektorinnen zu finden. An den Privat-Unis ist die männliche Dominanz bereits gebrochen, zwei Rektorinnen gibt es dort, an den Fachhochschulen eine.

„(8a) Das jeweilige Kollegialorgan hat den Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen unverzüglich über seine Zusammensetzung zu informieren. Ist der Frauenanteil von mindestens 40 vH im Kollegialorgan 5,0 nicht1985 ausreichend gewahrt, soBundesministerium kann der Arbeitskreis 1987 5,1 Quelle: für Wissenschaft und Forschu 1989 5,2 für Gleichbehandlungsfragen binnen vier Wochen 1991 4,9 1993 die Einrede der5,3 1995 6,6unrichtigen Zusammensetzung an die 1997 7,0 Schiedskommission erheben. Ist das Kollegialorgan 1999 8,9 2001 10,6 unrichtig zusammengesetzt, sind dessen Beschlüsse ab 2003 12,7 14,1 dem 2005 Zeitpunkt der Einrede nichtig. Erhebt der Ar2007 15,2 2009 17,2 beitskreis für Gleichbehandlungsfragen nicht fristgeDie Situation an der Uni Salzburg recht die Einrede der unrichtigen Zusammensetzung des Kollegialorgans, ist das Kollegialorgan insofern An der Uni Salzburg weist der Frauenanteil unter den richtig zusammengesetzt.“ Studierenden überdurchschnittlich hohe Werte auf, vor allem bei den Erstabschlüssen: Rund 70 Prozent werAnteil weiblicher Professor_innen den Frauen zugerechnet, auch bei den Zweitabschlüs(in Prozent) sen dominieren diese noch. Setzt man den Anteil der 17,2 weiblichen Professuren dazu in Relation, zeigt sich ein 15,2 14,1 12,7 etwas anderes Bild: Rund 44 Prozent der Assistent_in10,6 nen sind Frauen, 17 Prozent der Professor_innen. 8,9 7,0 6,6 Eine verstärkte Förderung von Nachwuchswissen5,3 5,2 5,1 5,0 4,9 schafterinnen beispielsweise durch den Habilitandinnen-Sommercampus oder Doktorats- und Habi1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 litationsstipendien für Frauen sollen zur Erhöhung des Frauenanteils bei den Assistenzplätzen und ProDer Anteil der Frauen in fast allen Arbeitsbereichen der Universitäten ist fessuren beitragen, Gender-Themen sollen einen fixen noch immer niedrig. Was nun? - Frauenquoten oder bessere Förderung?

Platz in der Lehre bekommen. Dieses Ziel bleibt aber auch von nicht beeinflussbaren Faktoren, wie Abgängen von Professorinnen, abhängig. So liegen die Frauenanteile bei den Berufungen der Jahre 2003 bis 2005 bei gut einem Viertel, insgesamt konnte der Frauenanteil aber nur wenig gesteigert werden.

Der Sinn von Quoten Quoten sind nicht elegant, aber wirkungsvoll, meint Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek – und harte, von der Regierung vorangetriebene Maßnahmen funktionierten meist um einiges besser als weiche, institutsinterne Initiativen. Gesetzlich vorgeschriebene Quoten scheinen also der schnellste – oder zumindest der einfachste – Weg zu sein, um einen scheinbaren gesellschaftlichen Wandel hin zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Gesellschaft, Politik und Wissenschaft zu bewirken. Aber ist er auch der sinnvollste? Eines der größten Probleme an der Quotenregelung ist wohl folgendes: Wissenschaftlerinnen würde bald unter dem Pauschalverdacht stehen, Quotenfrauen zu sein, d.h. ihre Position nur wegen des Geschlechterproporzes und nicht wegen ihrer Qualifikation bekommen zu haben. Außerdem ist das Personal nicht auswechselbar, sondern muss langfristig aufgebaut werden. Vor allem an den technischen Universitäten kann man nicht davon ausgehen, dass in allen universitären Bereichen schon ausreichend qualifizierte Frauen vorhanden sind, um die vorgegebenen Frauenquoten erfüllen zu können. Frauen wurden jahrzehntelang zu wenig gefördert, diesen historischen Rückstand kann man nicht urplötzlich aufholen. Man sollte deshalb junge Forscherinnen weiter unten an der Karriereleiter fördern, anstatt oben zwecks Quotenerfüllung um jeden Preis eine Frau zu platzieren – wenn es auch besser geeignete Männer gibt.


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Das lange Warten der Flüchtlinge Von Simone Rudigier

Die Wege als Flüchtling nach Österreich einzureisen sind zahlreich. Aber sobald man hier angekommen ist, muss man viele Hürden überwinden, um auch legal im Land bleiben zu dürfen. Egal ob es um neue Erstaufnahmezentren geht oder darum, als Dauerbrenner während eines Wahlkampfs für Schlagzeilen zu sorgen. Das Thema Asyl ist allgegenwärtig. Allerdings ist es im Hinblick auf die Vielfältigkeit dieses Themas wichtig, das österreichische System in Sachen Asylantrag zu verstehen und dann auch zu hinterfragen. Im Folgenden soll von Station zu Station dargestellt werden, wie ein Asylverfahren abläuft und welche Möglichkeiten Menschen, die in Österreich Zuflucht suchen, haben. Zulassungsverfahren. Sobald Flüchtlinge, durch Schlepper_innen oder auf eigene Faust, in Österreich ankommen sind, führt sie ihr Weg in die Erstaufnahmezentren. Die beiden regulären Zentren liegen in Thalham und Traiskirchen. In diesen Erstaufnahmezentren wird dann das Zulassungsverfahren gestartet. In diesem Verfahren wird zunächst geprüft ob Österreich hier auch wirklich zuständig ist. Unter zwei Umständen darf in diesem Zusammenhang abgeschoben werden: Zum einen, wenn bereits in einem Land, das die Dublin-Verordnung unterschrieben hat, ein Verfahren läuft. Herausfinden kann man das mit Hilfe der EURODAC. Hier werden von allen Antragsteller_innen in den Dublin-Ländern Fingerabdrücke genommen, damit in Sachen Asyl innerhalb der EU eine stärkere Zusammenarbeit möglich ist. Dieses System hat durchaus auch Vorteile für die Betroffenen, weil dadurch auch Familienzusammenführungen erleichtert werden. Allerdings dauert das Prozedere seine Zeit, weil vor der Abschiebung mit dem betroffenen Land Kontakt aufgenommen wird und diskutiert werden muss, wer nun wirklich zuständig ist. Deshalb gibt es für die Menschen, die diese Verordnung betrifft, zwei eigene Erstaufnahmezentren in Bad Kreuzen und Reichenau. Der zweite Umstand, der es Österreich ermöglicht aufgrund der Zuständigkeit Flüchtlinge abzuschieben, ist die Einreise durch ein sicheres Drittland. Wenn also sichergestellt werden kann, dass durch ein sicheres Drittland eingereist wurde, z.B. mit Hilfe von Fahrkarten etc., kann in dieses Land abgeschoben werden. Wenn klar ist, dass Österreich zuständig ist, wird mit Hilfe eines Interviews untersucht, ob auch Gründe für Asyl vorliegen. Dabei kann es sich um politische Verfolgung oder Krieg im Heimatland handeln. Sind solche Zustände gegeben, werden die Menschen auf die Bundesländer aufgeteilt, wo dann das inhaltliche Verfahren in den Betreuungsstellen folgt. Bis es so weit kommt, kann durchaus auch ein Jahr vergehen. Inhaltliches Verfahren. Hier beginnt nun die sogenannte erste Instanz. Nach der Aufteilung auf die Länder kommt es zu einem weiterführenden Interview am zuständigen Bundesasylamt. Mit dessen Hilfe soll geklärt werden, ob nun Asyl gewährt wird, ob subsidiärer Schutz gewährt wird oder die Ausweisung erfolgt. Subsidiärer Schutz bedeutet für die Betroffenen, dass sie ein Jahr lang, mit freiem Zugang zum Arbeitsmarkt,

Langeweile, der größte Feind der Wartenden.

in Österreich bleiben dürfen. Nach Ablauf dieser Frist kann noch ein Jahr verlängert werden und auch die Familie nachgeholt werden. Dieses „kleine Asyl“ wird gewährt, wenn die Gründe zur Flucht nicht für Asyl ausreichen, aber sie trotzdem nicht in ihre Heimat zurückgeschickt werden können, weil beispielsweise Folter drohen würde. Beschwerde. Wenn nun in der ersten Instanz der Antrag mit einer Ausweisung abgelehnt wurde, gibt es die Möglichkeit beim Asylgericht eine Beschwerde einzureichen. Dann kann es zu einer zweiten Einvernahme, also einem zweiten Gespräch kommen und dann heißt es erneut: Bitte warten! Wenn auch hier der Antrag nur eine Ausweisung zur Folge hat, kann noch mit Hilfe eines außerordentlichen Rechtsmittels versucht werden, die Ausweisung abzuwenden. Hier wird vor dem Verfassungsgerichtshof eingeklagt, dass das Verfahren verfassungswidrig war. Allerdings ist dieser Fall an sich schon selten, weil hier Anwaltszwang besteht, und führt auch sehr selten zu einem positiven Bescheid, sprich zu Asyl. Bis 2008 gab es neben dem Verfassungsgerichtshof auch die Möglichkeit beim Verwaltungsgerichtshof einzuklagen. Hier war es leichter Recht zu bekommen, weil Verwaltungsfehler durchaus vorkommen können. Seit 2008 gibt es diese Möglichkeit allerdings nicht mehr. Aktuell. Dieses ganze Verfahren braucht Zeit. Viel Zeit, die auch Belastungen, wie beispielsweise Depressionen, mit sich bringen kann. Aber abgesehen davon ist die letzten Jahre die Chance in Österreich Asyl zu bekommen gesunken. Laut des Asyl-Barometers des UN-Flüchtlingshochkommissariats bekamen in Österreich im Jänner dieses Jahres 137 Menschen einen positiven Bescheid. Dem entgegen stehen 619 Menschen mit negativem Bescheid. Besonders schwierig ist es zur Zeit einen positiven Bescheid in zweiter Instanz zu bekommen. Im Jänner 2007 wurde 40 % der Menschen nach einem Einspruch Asyl gewährt. Dieses Jahr waren es nur mehr 6,1%.

Statistiken und Zahlen: www.bmi.gv.at/cms/BMI_Asylwesen/ Allgemeine Informationen: www.unhcr.at Betreuungsstellen in Salzburg: www.caritas-salzburg.at

Was wäre wenn … Kommentar von Simone Rudigier

Die Diskussion in Sachen Asyl ist vielfältig. Vor allem politische Parteien spielen in diesem Zusammenhang mit Ängsten der Bevölkerung. Das können alle möglichen Ängste sein. Angst um den Arbeitsplatz, Angst vor Kriminalität oder einfach die Angst vor Veränderung. Allerdings würde eine wichtige andere menschliche Eigenschaft diese Diskussion sicher schnell in eine andere Richtung lenken: Empathie. Deshalb würde ich Sie gerne auf eine kleine Reise mitnehmen. Wir lassen einmal außer Acht, dass Menschen auf der Flucht möglicherweise Krieg und Terror miterlebt haben. Und, dass sie Familie oder Freunde auf der Flucht oder in der Heimat zurücklassen mussten. Vergessen wir einmal, dass wir nicht nachvollziehen können, welche Umstände wirklich nötig sind, damit Menschen sich dazu entschließen sich von ihrem zu Hause zu trennen. Stellen Sie sich vor, Sie steigen aus einem dunklen Wagen aus und betreten eine fremde Straße in einer fremden Stadt. Die Leute um Sie herum kleiden sich eigenartig und sprechen eigenartig. Wenn Sie an Lokalen und Restaurants vorbei gehen, kommt Ihnen kein bekannter Geruch entgegen und die vielen Zeichen und Werbeplakate an den Hauswänden und Bussen sind fremd für Sie. Dann kommen Sie in eine Betreuungsstätte, die für ihre Grundversorgung zuständig ist. Sie dürfen nicht arbeiten, wissen nicht, was Sie mit Ihrem Tag anfangen sollten, müssen aber noch warten. Also beginnen Sie, Deutsch zu lernen. Aber nur so lange, bis Sie verstehen, was auf Wahlplakaten steht und Ihnen plötzlich bewusst wird: Ich bin hier nicht willkommen. Schon wieder.


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MIGRATION

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Durchsortiert. Was es mit der Aufteilung in In- und Ausländer_innen auf sich hat Von junge linke Thüringen

Bildquelle: TobHam

Bei der Sortierung in In- und Ausländer_innen geht es nicht um eine zufällige Feststellung von kulturellen, sprachlichen oder phänotypischen Unterschieden zwischen Menschen. Stattdessen hat man es mit einer grundsätzlichen und durch ein staatliches Gewaltmonopol abgesicherten Vorentscheidung zu tun, wobei sich die Staatsmacht eben nicht von irgendwelchen unabhängigen Vorgaben abhängig macht. In der Frage, wer zu ihren Untertan_innen gehört und wer nicht, entscheiden die verschiedenen Staatsgewalten nicht nach persönlichen Vorlieben, sondern nach apersonalen Prinzipien (Abstammungsprinzip oder Geburtsrecht, in den meisten Fällen eine Mischung aus beiden), denen die Menschen ohne Ansehen der Person untergeordnet werden. Man kann sich seine Staatsangehörigkeit nicht aussuchen, wird aber auch nicht danach gefragt, was man davon hält, zu einem bestimmten Staatsvolk zugeordnet zu werden. Von vornherein hat man es mit handfesten politischen Interessen zu tun.

Ökonomische Interessen Es gehört zu den selbstverständlichsten Floskeln aller Politiker_innen und der kritischen Öffentlichkeit, dass der Staat auf Wirtschaftswachstum angewiesen ist. Das heißt nichts anderes, als dass es festgelegter staatlicher Wille ist, seinen nationalen, in Geld bemessenen Reichtum zu mehren. Dies soll eben dadurch erreicht werden, dass sich die einzelnen Staatsbürger_innen individuell bereichern, um somit ihrer nationalen Pflicht als Steuerzahler_innen umso besser nachkommen zu können und das Bruttoinlandsprodukt nach oben treiben. Dies funktioniert nur, weil mit dem Eigentum die meisten Menschen von den Mitteln ihrer Reproduktion abgeschnitten sind und diese von daher darauf angewiesen sind, ihre Arbeitskraft an jene zu verkaufen, die im Besitz der Produktionsmittel sind. Weil die Ware Arbeitskraft billiger zu reproduzieren ist und daher auch die Löhne geringer ausfallen, als der durch die Arbeit hervorgebrachte Wert, machen die Unternehmer_innen Gewinn, steigt also auch die nationale Wirtschaftskraft und hat der Staat auch erst eine Grundlage, sich seiner nationalen Ökonomie in Form von Steuern zu bedienen. Das ökonomische Interesse des Staates bezieht sich prinzipiell auf alle Menschen und betrifft die Ausländer_innen in besonderer Weise. Diejenigen, die etwas zum Wirtschaftswachstum beizutragen haben, sind ausdrücklich erwünscht und werden sogar herzlich eingeladen. Aktuelles Beispiel sind jene Hochqualifizierten, die über Greencard-Kampagnen angeworben werden. Diejenigen, die nichts als ihre nackte Haut

Eine Grenzanlage zwischen Marokko und Spanien: Die Vergegenständlichung des staatlichen Sortierungsbestrebens.

retten wollen, Flüchtlinge, sind unerwünscht, werden erst gar nicht hereingelassen, aus den Sozialsystemen ausgeschlossen, unter den miesesten Lebensbedingungen gehalten und nach Möglichkeit in ihre Heimat abgeschoben. Ausländer_innen ist es nur beschränkt erlaubt, sich im Land ökonomisch zu betätigen. So gilt im Hinblick auf die Beschäftigung für jeden noch so mies bezahlten Job das Inländerprivileg. Ausländer_innen sollen also das heimische Wirtschaftswachstum nicht gefährden und auch nicht der Grund dafür sein, dass die eigenen Staatsbürger_innen ein Fall für den Sozialstaat werden. Noch weniger sollen die Ausländer_innen dem Sozialstaat zur Last fallen. Wer sich dauerhaft im Land aufhalten oder niederlassen will, hat nach Auskunft des Aufenthalts- bzw. des Zuwan-

derungsgesetzes glaubhaft sicher zu stellen, dass der Unterhalt aus eigener ökonomischer Tätigkeit gesichert ist.

Das „Ausländerproblem“ als Frage der Souveränität Als Grundlage für das tägliche Geschäftsleben, durch welches die nationale Bereicherung verwirklicht werden soll, muss die staatliche Souveränität sowohl nach innen als auch nach außen gesichert sein. Diese wiederum liegt in der tätigen Zustimmung seiner Untertan_innen gesichert. Mit der Anwesenheit von Ausländer_innen sieht der Staat seine Souveränität gleich in zweifacher Weise angegriffen. Es handelt sich bei Bildquellen: sxc.hu

Diesen Anblick kennt jede_r: Kollektive Rituale bekräftigen die Identifikation mit dem Nationalstaat.


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MIGRATION 15

Viele Staaten, eine Gemeinsamkeit: Der Wille zu möglichst uneingeschränkter Souveränität.

ihnen nämlich um Personen, auf die andere Staatsgewalten einen Anspruch erheben und mit deren Anwesenheit unabhängig von ihrem Willen das Interesse eines anderen Staates im Lande ist. Staaten fühlen sich befugt, mit dem Anspruch auf ihre Untertan_innen auch bei den inneren Verhältnissen bei fremden Souveränen mitreden zu können. So steht das Rechtssystem in Frage, wenn ein_e Ausländer_in verurteilt werden soll oder wenn jene, die auswärtig zu Terrororganisationen erklärt worden sind, nicht konsequent genug verfolgt werden (z. B. die PKK in der BRD). Eben dies, die objektive Beschränkung seiner eigenen Macht, ist dem Staat ein Ärgernis, welches sich in der Anwesenheit von Ausländer_innen manifestiert. Die tätige Zustimmung seiner Bürger_innen stellt der Staat zunächst dadurch her, dass er die einzige Garantie dafür bietet, eigene Interessen in der Gesellschaft durchzusetzen bzw. konkurrierende Interessen abzuwehren. Zustimmung erlangt er also in erster Linie darüber, dass er als Schutzherr von Interessen auftritt, die er selbst gestiftet hat. Diejenigen, die auf Lohnarbeit angewiesen sind, können ihren Lohn notfalls einklagen und bauen auf den Staat als die Instanz, die ihre Lebensgrundlage erst gewährleistet. Andererseits liefern diese Lebensbedingungen einen beständigen Grund zur Unzufriedenheit, dann etwa wenn der/ die Arbeitgeber_in aufgrund ausbleibender Subventionierung pleite geht oder wenn der Steuerbescheid ins Haus fliegt. Deshalb liegt es dem Staat auch fern, die offensive Beteiligung seiner Untertan_innen von seinen „Wohltaten“ abhängig zu machen. Er verlangt bedingungslose Identifikation mit dem Gemeinwesen. Diese funktioniert in Form eines politisierten Interesses, d. h. eines privaten Interesses, das immer schon den ideellen Standpunkt einer Staatsführung einnimmt und zuerst im Sinne des Gemeinwohls, d. h. des nationalen Wachstums denkt. Ein solches Interesse sagt nicht mehr „ich will“, sondern macht sich abhängig von staatlichen Zwecken, auf welche es gleichzeitig alle anderen privaten Interessen in der Bevölkerung verpflichtet. So soll es selbstverständlich erscheinen, dass ohne Wirtschaftswachstum und einer florierenden Wirtschaft das Interesse nach einem höheren Lohn einfach nicht am Platze ist. Diese Staatsbürgergesinnung wird aktiv gefördert durch staatliche Erziehung beispielsweise in der Schule und überhaupt durch die Gestaltung des öffentlichen Lebens. Dazu zählt nicht

zuletzt die Veranstaltung kollektiver Rituale in nationalen Gedenkfeiern oder im Freudentaumel beim Sieg der deutschen Nationalmannschaft. Das Staatsbürgerideal, welches bei den Inländer_innen aktiv befördert wird, wird bei den Ausländer_innen konsequent praktiziert. Auch ihnen wird unterstellt, dass sie mit Haut und Haaren ihrem Gemeinwesen verwachsen sind und alles zum einseitigen Nutzen ihres Staates und somit eines konkurrierenden kollektiven Interesses unternehmen.

und vor allem zur deutschen Verfassung wird der/die Ausländer_in einem Willenstest unterworfen, soll diese_r von sich aus nachweisen, sich den hierzulande geltenden Gepflogenheiten zu unterwerfen. In den Punkten, die in den Integrationskursen zum Gegenstand gemacht werden, legt der Staat ein aufschlussreiches Zeugnis über sein Inländer_innenideal ab.

Fazit

Diese prinzipielle Unterscheidung zeigt sich eindeutig in der Behandlung und in der öffentlichen Rezeption des „Ausländerproblems“. Den Ausländer_innen wird vorgeworfen, mit ihrer ökonomischen Tätigkeit nicht nur das private Interesse der individuellen Bereicherung zu verfolgen, sondern die deutsche Wirtschaft und somit das Gemeinwesen überhaupt schädigen zu wollen. Im Gegensatz zu deutschen „Sozialschmarotzern“ nutzen sie den Sozialstaat nicht einfach aus, sondern wollen ihn massenhaft untergraben. Jede einfache Gesetzesübertretung ihrerseits gilt dem interessierten Deutschen als Beweis für einen Willen, welcher dem kollektiven Interesse nicht nur punktuell, sondern prinzipiell entgegensteht. Ein einfacher Diebstahl zählt somit nicht einfach als unlauteres Mittel in der Konkurrenz, sondern als deutlicher Ausdruck für eine Missbilligung des gesamten Rechtssystems und der Unwilligkeit sich den allgemeinen Gepflogenheiten anzupassen.

Es sollte gezeigt werden, dass sich die staatliche Sicht auf die Ausländer_innen und die daraus folgende Behandlung in ihrem Wesen erst verstanden werden kann, wenn man sich das Bild des Inländers/der Inländerin vor Augen geführt hat. Der Staat unterwirft eine Anzahl von Menschen seiner Gewalt und sorgt dafür, dass diese sich selbstständig ökonomisch betätigen und auf diese Weise zum Wirtschaftswachstum beitragen. Außerdem verlangt der Staat eine unbedingte Zustimmung, die sich in der Form gestaltet, dass die staatlichen Sorgen und Interessen auch im privaten Denken immer an erster Stelle stehen und somit zur Grundlage für die eigenen ökonomischen Anstrengungen werden. Dieser unbedingte Anspruch, den der Staat auf den Willen seiner eigenen Untertan_innen erhebt, zeigt sich spiegelbildlich in der Wahrnehmung und in der Behandlung der Ausländer_innen. Diese werden einem fremden Souverän zugeschlagen und zählen praktisch als Agent_innen eines fremden Staatswillens, der sich polemisch gegen deutsche Interessen breit machen will.

Bei diesem prinzipiellen Verdacht bleibt die Bundesrepublik aktuell nicht stehen. Wie im Fall der ökonomischen Interessen gezeigt, weiß der Staat den Zugewanderten durchaus positive Aspekte abzugewinnen. Statt weiter darauf zu bauen, dass alle Ausländer_innen früher oder später das Land verlassen, richtet sich Deutschland darauf ein, dass diese dauerhaft im Land bleiben. Ausländer_innen sollen nicht mehr außen vor bleiben, sondern ein Teil der Gesellschaft werden, Stichwort Integration. Gerade die Integrationspolitik wiederum beweist, wie ernst es der Staat mit seinem Staatsbürgerideal meint. Es reicht nicht aus, sich der Konkurrenz zu stellen und hierin den eigenen Lebensunterhalt zu bestreiten. Mit nachgewiesenen Kenntnissen in der deutschen Sprache, Kultur, Geschichte

Statt sich auf diesen Standpunkt einzulassen, sollte man sich lieber ins Gewissen rufen, was es heißt, Staatsbürger_in zu sein. Man ist einem fremden Willen unterworfen, der eine_n aufs Eigentum verpflichtet und somit von ihm ausschließt. Die traurige Lohnarbeiter_ innenexistenz, die der Staat für die meisten bereithält, gibt keinen Grund dafür ab, sich in irgendeiner Weise mit dem Gemeinwesen zu identifizieren und gegen die Ansprüche und die Angehörigen fremder Staaten zu wettern. Reibungspunkt der Kritik sind nicht die Einzelnen, die dem Gemeinwesen vermeintlich schaden wollen, sondern das staatlich gestiftete Gemeinwesen selbst. Wer diesen Gedankengang weiter verfolgen möchte, der kann uns gern auf unserer Website unter www.junge-linke.org besuchen.


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Uni:Press

MIGRATION

Migrantinnen helfen Migrantinnen Von Milan Vidovic

Zehn Frauen aus acht verschiedenen Ländern haben sich zum Ziel gesetzt, Frauen wie Dijana (siehe Kasten: „Dijana braucht Hilfe“) zu helfen. Ob Kriegsflüchtling, Arbeitsmigrantin, Gastarbeiterin – Frauen haben insbesondere zu Beginn ihres Aufenthalts in einem neuen Land, Schwierigkeiten sich zurecht zu finden. Mit ihrer Sendung „Willkommen in Salzburg“ auf Radiofabrik, wollen die zehn Frauen – sie alle leben in Salzburg und haben selbst einen Migrationshintergrund – Fragen betroffener Frauen beantworten und ihnen Tipps geben. Seit Juni 2009 gestalten zehn Migrantinnen aus der Türkei, Russland, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, den Philippinen, Mexiko, Turkmenistan und Australien - auf Initiative von Radiofabrik-Programmkoordinatorin Eva Schmidhuber - die einstündige Radiosendung „Willkommen in Salzburg“ auf Radiofabrik. In der Sendung sollen Fragen beantwortet werden, die die Radiomacherinnen womöglich selbst gerne stellen wollten, als sie in Salzburg ankamen. Wo kann ich mein Visum beantragen? Wo gibt es Deutschkurse? Was kann man in Salzburg unternehmen? Uvm.

Das alte Sendungskonzept Im ersten Jahr wurde „Willkommen in Salzburg“ alle

Dijana braucht Hilfe

Das Team von „Willkommen in Salzburg“. Zehn Frauen aus acht Ländern mit Programmkoordinatorin Eva Schmidhuber (ganz rechts).

zwei Wochen – jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat – ausgestrahlt. Die Sendungen wurden jeweils vorab produziert. Eine Stunde lang bekamen die Hörer_innen dann die Informationen jeweils zehn Minuten lang auf Deutsch, BKS (Bosnisch/Kroatisch/Serbisch), Türkisch, Russisch und Englisch präsentiert. Zwischen Juni 2009 und Februar 2010 entstanden so zwölf Sendungen zu folgenden Themen: Erste Schritte – Visum & Co; Deutsch lernen in Salzburg; Freizeit und Kultur; Arbeit finden; Die „Willkommen in Salzburg“Redaktion kocht; Rund um die Schule; Gewalt in der Familie; Gesundheitssystem: Versicherung, Ärzte, Krankenhaus; Bräuche und Tradition; Weiterbildung: „Lebenslanges Lernen für mich“; Zivilgesellschaft: Was ist das und wie kann ich Teil davon werden?; Die „Willkommen in Salzburg“- Redaktion stellt sich vor. Zu den verschiedenen Themen wurden meist Expertinnen aus den jeweiligen Bereichen eingeladen und interviewt.

Das neue Sendungskonzept Seit März 2010 wird „Willkommen in Salzburg“ wöchentlich – jeden Mittwoch von 19.06 Uhr bis 20 Uhr – auf Radiofabrik ausgestrahlt. Die Sendungen werden nun in der Regel live gesendet und sind jeweils nur zwei- statt fünfsprachig. Jeden ersten Mittwoch im

Monat werden die Hörer_innen auf Bosnisch/Kroatisch/Serbisch und Deutsch informiert. Am darauffolgenden Mittwoch auf Türkisch und Deutsch. Am dritten Mittwoch im Monat auf Russisch und Deutsch. Und am letzten auf Englisch und Deutsch. Insgesamt sollen 40 Sendungen pro Jahr produziert werden. Neue Redakteurinnen und neue Sprachversionen seien immer willkommen, heißt es auf der Website der Sendung unter http://willkommen.radiofabrik.at. Hier können auch alle vergangenen Sendungen runtergeladen werden.

Preisnominierungen und Budgetkürzung „Willkommen in Salzburg“ hat im ersten Jahr schon einige Erfolge aufzuweisen. So wurde die Sendung sowohl für den „Radiopreis der Erwachsenenbildung“ als auch für den „Alternativen Medienpreis“ nominiert. Zum Sieg reichte es zwar nicht, viel schmerzhafter ist jedoch die Budgetkürzung seit März 2010. Wurde die Sendung zuvor vom Europäischen Integrationsfonds, vom Innenministerium sowie von Land und Stadt Salzburg finanziert, so muss sie nun voraussichtlich mit 5000€ von Land Salzburg-Migration und 1500€ von Land Salzburg-Frauenbüro auskommen. Eine Kürzung, die wohl nicht für jede_n nachvollziehbar ist, wenn man sich über die Wichtigkeit der geleisteten Arbeit der Radiomacherinnen im Klaren ist.

eine haben? Es ist ja noch nicht einmal geklärt, ob sie in

wohnen, tut sich rein gar nichts. Dijana ist abends auch nie

Österreich bleiben dürfen. Sie sind wieder auf die Hilfe ih-

außerhalb dieser Siedlung gewesen.

Wir schreiben das Jahr 1994. Dijana ist 30 Jahre alt und

rer Verwandten angewiesen. Diese sind aber mit der Situa-

...

Kriegsflüchtling aus Jugoslawien. Sie hat als Krankenschwe-

tion schon längst überfordert. Der Ehemann von Dijana hat

Wir schreiben das Jahr 2010. Dijana lebt mit ihrer Familie im-

ster in einem Spital in Sarajevo gearbeitet – vor dem Krieg.

Arbeit gefunden. Ein anderer Verwandter nimmt ihn jeden

mer noch in Salzburg. Sie fahren zwar jeden Sommer nach

Nun wird sie zwar dringender denn je gebraucht, muss aber

Tag auf die Baustelle mit. Angemeldet ist er nicht, der Lohn

Jugoslawien - beziehungsweise Bosnien-Herzegowina, wie

um ihr Leben und das ihrer zwei Kinder fürchten. Ihren Mann

ist auch nicht berauschend, aber Arbeit ist Arbeit. Dijana ist

dieser Teil, aus dem sie stammen, jetzt heißt - können sich

hat sie seit zwei Monaten nicht gesehen, er kämpft immer

wieder alleine zu Hause mit ihren Kindern. Völlig isoliert von

aber nicht mehr vorstellen, dort zu leben. Zu viel hat sich ver-

noch an der Front – muss kämpfen. Dijana ist vor einer Woche

der Außenwelt. Sie spricht noch immer kein Deutsch. „Ich

ändert in ihrem Leben. Zu gut geht es ihnen in Salzburg. Ihr

in Salzburg angekommen, nach dreitägiger Reise. Hier hat sie

nix verstehen“ hat sie sich aber gemerkt. Den Satz hat sie

Mann fährt jetzt immer wieder auf Montage, bringt viel Geld

Verwandte, die schon in den Siebzigern hergezogen sind, um

ja auch oft genug gebraucht in den letzten Monaten. Sie hat

mit nach Hause. Dijana arbeitet wieder im Krankenhaus. Ge-

etwas Geld im Tourismus zu verdienen. Geblieben sind sie

keinen Kontakt zu Österreichern, außer beim Einkaufen. Im

nauso wie in Sarajevo. Jetzt zwar als Putzfrau, aber immer-

bis heute und wie es aussieht, werden sie auch nicht so bald

Fernsehen schnappt sie ein paar Wörter auf. Dass es auch

hin. Mit ihren Kolleginnen kann sie sich verständigen, weil es

nach Jugoslawien zurück können.

Deutschkurse gäbe, weiß sie gar nicht – woher auch? Dijana

fast ausschließlich Landsfrauen von ihr sind. Mit dem Chef

Dijana wird die nächsten Wochen oder Monate bei ihren Ver-

hat noch ein Problem, über das sie mit niemandem sprechen

spricht sie nicht oft, für eine halbwegs zufriedenstellende

wandten verbringen müssen. Auf einen Anruf ihres Mannes

kann. Ihren Mann hat der Krieg stark mitgenommen. Er kann

Konversation reicht ihr Deutsch aber schon. „Besser wird’s

wartet sie vergebens. Das Leben muss aber weitergehen,

oft nächtelang nicht schlafen, reagiert aggressiv auf die Ver-

auch nicht mehr“, sagt sie immer, wenn sie mit Verwandten

irgendwie. Amtsbesuche, stundenlanges Warten auf irgend-

suche eines Dialogs seitens seiner Frau. In Jugoslawien hat

über ihre Deutschkenntnisse scherzt. „Ich bin schon zu alt.

welche Dokumente – immer an ihrer Seite ihre zwei Kinder

ihr Mann in den acht Jahren Ehe nie die Hand gegen Dijana

Hauptsache meine Kinder können gut Deutsch.“

und einer der Verwandten, der wenigstens etwas Deutsch

erhoben. Es hat sich vieles geändert, seitdem sie in Salzburg

Zu Österreichern hat sie immer noch wenig Kontakt. Wozu

spricht. Manchmal hat auch er keine Zeit, dann muss sie sich

sind. Dann liegen sie die ganze Nacht nebeneinander im Bett

auch, wenn es haufenweise Ex-Jugoslawen gibt, die in Salz-

alleine durchschlagen. Immer beobachtet von unzähligen Au-

und tun so als ob sie schlafen würden – beide mit Tränen in

burg leben. In den ex-jugoslawischen Lokalen fühlt sie sich

genpaaren auf der Straße, im Supermarkt, in den Ämtern. „Ich

den Augen. Einmal ins Kino gehen, ins Theater, ja wenigsten

auch viel wohler. In einem österreichischen im Stadtzentrum

nix verstehen“. Ein Satz, den ihr der Verwandte, der etwas

in ein Gasthaus, unter Menschen. Für Dijana und ihre Familie

war sie auch nach 16 Jahren Salzburg noch kein einziges Mal.

Deutsch spricht, beigebracht hat.

hat Salzburg rein gar nichts zu bieten. Das Leben hier besteht

...

Nach drei Monaten ist ihr Mann auch endlich in Salzburg an-

nur aus Arbeiten, Essen und Schlafen. Die Österreicher sind

Dijana ist eine fiktive Person. Frauen wie Dijana leben aber zu

gekommen. Die Kinder gehen immer noch nicht zur Schule.

ein komisches Volk, denkt sich Dijana. Früher war sie jeden

Haufe unter uns. Ihnen muss geholfen werden, den Anschluss

Sie und Dijana verbrachten die letzte Zeit fast ausschließlich

zweiten Tag abends mit ihrem Mann in einem Cafe, mit Freun-

an die Gesellschaft nicht zu verpassen.

in der Wohnung der Verwandten. Nun brauchen sie aber eine

den. In Österreich gibt es so etwas nicht. Die Menschen hier

eigene. Wo sollen sie eine bekommen? Dürfen sie überhaupt

sind nicht gesellig, lebensfroh. In der Siedlung, in der sie nun

Milan Vidovic


Uni:Press

Interview

MIGRATION 17

mit

Sanja

Ilic

Sanja Ilic war von Beginn des Projektes „Willkommen in Salzburg“ dabei und gestaltet die Sendung – gemeinsam mit Danijela Ristic und Katerina Nakova – auf Bosnisch/Kroatisch/ Serbisch. Uni:Press: Wie bist du zu der Sendung gekommen? Eigeninitiative oder ist jemand an dich herangetreten? Sanja Ilic: Natalie Pavicic, die damals beim Verein VIELE gearbeitet hat, hat mich und Danijela Ristic zu einem Gespräch mit der Integrationsbeauftragten der Stadt Salzburg, Anja Hagenauer, und Eva Schmidhuber von Radiofabrik eingeladen. Die Beiden haben uns das Projekt vorgestellt und gefragt, ob wir an einer Zusammenarbeit interessiert wären. Es war damals ein gemeinsames Projekt von Verein VIELE und dem Europäischen Integrationsfond, der es finanziert hat. Ich bestätigte damals mein Interesse am Projekt und so fing alles an. Uni:Press: Hast du vorher schon Mal beim Radio oder anderen Medien gearbeitet? Sanja Ilic: Ich habe zuvor nie beim Radio oder einem anderen Medium gearbeitet. Umso neugieriger war ich auf die Arbeit bei Radiofabrik. Uni:Press: Hast du auch hauptberuflich mit Migrantinnen zu tun? Sanja Ilic: Ich arbeite vor allem mit Asylant_innen zusammen. Wenn diese den Status eines Flüchtlings nach Genfer Konvention bekommen, sind sie im Prinzip schon Migrant_innen. Ich arbeite dann solange mit ihnen zusammen, bis sie zu einer anderen Einrichtung geschickt werden, die spezialisiert auf ihre Fälle ist. Uni:Press: Was sind deine Aufgaben bei der Sendung? Sanja Ilic: Meine Aufgabe ist die Sendungen zu gestal-

Katerina Nakova, Sanja Ilic und Danijela Ristic (v.l.) gestalten die Sendung auf Bosnisch/Kroatisch/Serbisch für die größte Migrant_innengruppe in Salzburg.

ten. Dies fängt beim Aussuchen eines Themas an, worauf hin ich recherchiere, Studiogäste suche, die Musik aussuche und die Sendung schließlich auch moderiere. Ich arbeite mit zwei Kolleginnen zusammen und wir teilen uns die Arbeit immer. Das was speziell ich mache, ist, die Sendung auf Deutsch zu übersetzen. Das heißt, ich moderiere immer auf Deutsch.

messenen Arbeit und einer leistbaren Wohnung. Viele Migrantinnen beziehen ein deutlich niedrigeres Einkommen als Österreicher_innen. Schließlich besteht noch immer das Problem der Diskriminierung, was sich auch auf ihre psychische Verfassung niederschlägt und sie weniger Glück und Zufriedenheit verspüren können.

Uni:Press: Welche Themen hast du bisher behandelt?

Uni:Press: Wie und von wem können Migrantinnen Hilfe bekommen?

Sanja Ilic: Themen, die unsere Gruppe bearbeitet hat, seitdem die Sendung live ausgestrahlt wird, waren: Unterstützung der Mütter von Kindern mit besonderen Bedürfnissen (Behinderung,...), Heilkräuter und ihre Wirkung, sowie der Eurovision-Songcontest und seine Bedeutung am Balkan. In der nächsten Sendung werden wir uns mit der Fußball-WM in Südafrika auseinandersetzen. Uni:Press: Was sind, deiner Meinung nach, die größten Schwierigkeiten, mit denen Migrantinnen zu kämpfen haben? Sanja Ilic: Die größte Schwierigkeit ist die mangelnde Kenntnis der deutschen Sprache und damit die Unmöglichkeit, sich zu artikulieren und ihre Fähigkeiten zu zeigen. So können sie sich nicht in die Gesellschaft integrieren und bleiben aus diesem Grund innerhalb ihrer kleinen Community oder Familie. Außerdem bestehen Schwierigkeiten beim Finden einer ange-

Sanja Ilic: Voraussetzung ist zunächst die deutsche Sprache. Wenn sie diese beherrschen, gibt es genügend Institutionen, an die sie sich wenden können. Angefangen schon bei der GKK, dem AMS und dem Magistrat der Stadt Salzburg. Weiters gibt es Beratung und Hilfe beim Verein VEBAS, beim Verein VIELE, der Arbeiterkammer, Caritas, Diakonie, dem Frauenhaus usw. Uni:Press: Werdet ihr auch von Migrantinnen kontaktiert? Sanja Ilic: Wir haben in unseren Sendungen leider keinen direkten Kontakt zu Migrantinnen. Wir hoffen natürlich in Zukunft, auch durch die Live-Produktion, kontaktiert zu werden. Kontaktmöglichkeiten bestehen aber auch per E-Mail (willkommen@radiofabrik. at) oder der Website http://willkommen.radiofabrik.at. das Interview führte Milan Vidovic ANZEIGE

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MIGRATION

Alteingesessene Einwanderer_innen? Migrationsliteratur als Problembegriff

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Vielschichtige Identität: Günter Grass wuchs im deutschsprachigen Danzig auf.

Von Stephanie Kärn

„Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt“, dieser Ausspruch stammt von dem berühmten Philosophen Ludwig Wittgenstein. Aber sind sie das wirklich? Was ist „meine Welt“ in einer Welt, die ein Dorf geworden zu sein scheint? Diese Frage stellen sich immer mehr Autor_innen, vor allem im 20. und 21. Jahrhundert. Dabei geht es um Personen, die in mindestens zwei verschiedenen Kulturräumen gelebt haben und die oft auch in einer Fremdsprache schreiben. Oft sind sie zwischen zwei oder mehreren Kulturen auf der Suche nach sich selbst, auf der Suche nach einer stabilen Identität. In Zeiten der Globalisierung ist es schwer, von Migrationsliteratur zu sprechen. Je globalisierter unsere Welt wird, desto eher werden wir selbst zu Migrantinnen und Migranten. Immer und überall. Daher wird diese Art der Literatur heute als inter- oder multikulturelle Literatur bezeichnet. Prominente Vertreter_innen sind zum Beispiel Rafik Schami, Günter Grass oder auch die (deutsche?) Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller.

Migrationsliteratur tischer Ausdruck

ein

problema-

und hier schreiben, macht die Sache noch komplexer: Was ist „ein_e Migrant_in der zweiten Generation“?

Viele Sprach- und Literaturwissenschaften, wie die Germanistik und die Anglistik, greifen seit den späten achtziger Jahren ihre Gedanken auf und erforschen sie. Dabei wurde im deutschsprachigen Raum interkulturelle Literatur erst als Gastarbeiterliteratur, später auch als Migrationsliteratur bezeichnet. Literatur wird dabei von einem Standpunkt weit weg von der literarischen Produktion gesehen, die Begriffe „Gastarbeiterliteratur“ und „Migrationsliteratur“ machen ungewollt eher die politische Dimension bei der Klassifikation von Literatur sichtbar: Zum Begriff „Gastarbeiterliteratur“ merkte Rafik Schami mit einigen anderen schließlich ironisch an, der Begriff sei unpassend gewählt, denn „Gäste ließe man normalerweise nicht arbeiten, auch blieben Gäste nicht so lange wie die Gastarbeiter, die sich in zunehmendem Maße im Lande niederließen, statt es nach einer kürzeren Zeit wieder zu verlassen, wie ursprünglich seitens der Industrie und Politik geplant.“ Der Begriff Migrationsliteratur ist schon etwas neutraler, da er weniger eine bestimmte soziale Schicht wie etwa Arbeiterinnen und Arbeiter anspricht, aber dennoch nicht unumstritten (weil nicht integrativ). Insgesamt tut mensch sich mit dem Ausdruck hier schwer: Wer den Begriff „Ausländer_in“ benutzt, läuft Gefahr als politisch rechtsstehend angesehen zu werden, weil er gerne von Neonazis benutzt wird. „Bürger_in mit Migrationshintergrund“ ist zwar schwerfällig, aber hier hat sich bisher noch nichts Besseres gefunden. Dass auch die Kinder der ehemaligen „Gastarbeiter“ unterdessen im deutschsprachigen Raum aufgewachsen sind

Exilliteratur als interkulturelle Literatur Ein Sonderfall der interkulturellen Literatur ist die Exilliteratur. Kennzeichnend ist hier, dass es sich um Autoren oder Autorinnen handelt, die in ein anderes Land geflohen sind. Oft ist es aber schwer, interkulturelle oder Exilliteratur zu definieren: Was ist zum Beispiel mit Franz Kafka, der einer deutschsprachigen Minderheit in Prag angehörte und der auf deutsch schrieb? Was mit Paul Celan, aufgewachsen in einer jüdischen, deutschsprachigen Familie, damals in Rumänien, heute in der Ukraine, der in der Sprache der Leute schrieb, die seine Eltern deportiert hatten? Günter Grass ist ein weiteres kontroverses Beispiel: Er ist im deutschsprachigen Danzig vor dem Zweiten Weltkrieg aufgewachsen und bis heute sind der Krieg und das Danzig vor dem Zweiten Weltkrieg seine Lebensthemen geblieben. Wie ein roter Faden ziehen sie sich durch alle seine Werke, seien sie ein grotesker Schelmen- und Entwicklungsroman („Die Blechtrommel“) oder eine Autobiographie, die keinen Anspruch auf Wahrheit stellt, sondern sich eher mit der Möglichkeit der Kollektivschuld am Zweiten Weltkrieg beschäftigt („Beim Häuten der Zwiebel“).

Pendeln zwischen den Kulturen Auch Herta Müller ist als Teil einer deutschsprachigen Minderheit in Rumänien aufgewachsen. Die meisten


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ihrer Bücher beschäftigen sich mit einem Leben in der Diktatur Ceauşescus, die zur Zeit des Eisernen Vorhangs in Rumänien herrschte. 2009 wurde sie für ihren Roman „Atemschaukel“ mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Weniger bekannt, aber deswegen nicht weniger lesenswert, ist ihr 2007 erschienener Roman „Herztier“. Der Roman trägt stark autobiographische Züge: Wie ihre Erzählerin hat Herta Müller Übersetzen studiert; ist im Roman die Figur Georg einer, der gegen ein totalitäres Regime anschreibt, so ist sie es heute selbst. Die Erzählperspektive ist gebrochen und vielschichtig, immer wieder ist von einem namenlosen Kind die Rede, Tochter eines ehemaligen SS-Offizieres und einer Donauschwäbin. Erst allmählich stellt sich heraus, dass das Kind die Erzählerin vor vielen Jahren ist. Die Herkunft des Kindes trägt wiederum stark autobiographische Züge. Tatsächlich hat sie mit einigen Freunden, darunter auch ihrem späteren Mann Richard Wagner, einen Literaturzirkel gegründet, die „Aktionsgruppe Banat“. Diese Gruppe bestand aus Banat- oder Donauschwaben, die auf Deutsch schreiben und kommunizieren. Im Roman gibt es einen ähnlichen Zirkel, und seine Mitglieder werden argwöhnisch beobachtet: „Wenn ihr deutsch schreibt, geht doch nach Deutschland, vielleicht fühlt ihr euch dort zu Hause im Morast“, bekommen sie zu hören. Mit ihrem Schreiben ist Herta Müller vielen missliebig geworden. Die sich reformistisch gebenden Anhänger des Diktators beschimpfen sie als Faschistin, der Literaturkreis hingegen hält sich für marxistisch angehaucht. Selbst die Donauschwaben reagieren verstört, schildert sie doch immer wieder Not, Armut, Vergewaltigung, häusliche und strukturelle Gewalt in ihrem Leben als Minderheit – nicht nur von Seiten des Regimes, sondern auch untereinander in einer patriarchalisch geprägten Gesellschaft.

Vertraute Feinde? – Schreiben in der Diktatur Viele der Figuren können keinem Menschen vertrauen, die Freunde Georg, Kurt und Edgar der Erzählerin werden vom Regime systematisch verhört, bespitzelt und beschattet. Auch ihrer „guten Freundin“ Tereza traut die Erzählerin oft nicht so recht. Den Kreis schweißt der mysteriöse Tod einer Mitstudentin der Erzählerin zusammen, die Probleme mit einem Parteimitglied bekam, mit dem sie eine Affäre hatte. Psychoterror ist an der Tagesordnung, der regi-

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metreue Hauptmann Pelje schreckt auch nicht davor zurück, die Mutter der Erzählerin festzuhalten und sie unter Zwang einen Brief schreiben zu lassen, in dem sie sich politisch verdächtig macht. Ständig verschwinden Menschen oder werden, wenn sie politisch missliebig sind, zusammengeschlagen.

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eine verzweifelte, lyrische Sprache, die mit einfachen Worten sagt, was nicht in Worte zu fassen ist und die sich doch immer wieder selbst bezweifelt, wenn sie etwa über den Vater der Erzählerin schreibt: „Der Heimkehrer hatte Friedhöfe gemacht und musste mich zeugen. Ich wurde sein Kind und musste wachsen gegen den Tod. Ich wurde im Zischton angeredet. Auf die Hände hat man mit geschlagen und blitzschnell ins Gesicht geschaut. Aber niemand hat je gefragt, in welchem Haus, an welchem Ort, an welchem Tisch in welchem Bett und Land ich lieber als zu Hause gehen, essen, schlafen oder jemand lieben würde in Angst.“ Der Begriff des „Herztieres“, den sie immer wieder verwendet, bleibt eine Metapher, die nicht aufzulösen ist. Näherungsweise steht er für etwas, was man als Seele, als Willen, als ungebrochene Bastion der Individualität, aber auch als Totem, als Schutztier beschreiben könnte, wenn sie über ihre Angst schreibt: „Unsere Herztiere flohen wie Mäuse. Sie warfen das Fell hinter sich ab und verschwanden im Nichts. Wenn wir kurz nacheinander redeten, blieben sie länger in der Luft.“ Die Metapher des Herztieres ist etwas, was der Erzählerin Halt bietet in der Welt eines Regimes, das versucht, die Menschen mürbe zu machen. „Das Scheitern kam uns so gewöhnlich wie das Atmen vor“, schreibt sie.

Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller lebte lange Zeit in Rumänien und schrieb über den Schrecken der Diktatur.

Die Medien ignorieren die Regimekritiker_innen, sie verlieren ihre Arbeitsplätze. Wer zu fliehen versucht, kommt oft genug dabei um; wer einen Ausreiseantrag stellt, wird ein paar Monate später vielleicht tot aufgefunden, selbst wenn er oder sie ausreisen durfte. Die Menschen leben in permanenter Angst. Den Mitgliedern des Literaturkreises wird immer wieder mit Mord gedroht. Viele halten die Zustände nicht mehr aus und bringen sich selbst um, bei anderen ist es nicht sicher, ob ihr Tod durch Erhängen ein Selbstmord war oder nicht.

Eine Sprache aus einer anderen Welt Und in all diese Grauen hinein wirft Herta Müller

Fremd ist der Fremde nur in der Fremde? – Interkulturelle Literatur und Integration Vor wenigen Jahren erst hat Herta Müller ihre ehemalige Akte des Geheimdienstes Securitate erhalten, mit einigen Verdachtsmomenten, dass diese Akte auch heute noch vom neuen rumänischen Geheimdienst weitergeführt werden könnte. Sie bewahrt sie nicht bei sich auf, sondern bei ihrem Mann, von dem sie heute geschieden ist. Zu makaber muss es ihr vorkommen, den so lange gefürchteten Feind stets bei sich zu haben. Und doch war die publikumsscheue Schriftstellerin gerührt, als sie den Nobelpreis erhielt, weil sie wusste, dass ihr Schreiben die Menschen erreichen, vielleicht ein Anstoß dafür sein kann, den Blick auf die Welt, in der wir leben, zu verändern. ANZEIGE


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FEMINISMUS

Es kann ja nicht jede_r „realistisch“ sein Von Alexandra Hofer

Quelle: World Economic Forum

Man kann innerhalb des Bestehenden für Geschlechtergerechtigkeit kämpfen. Man könnte aber auch noch viel mehr, wenn man nur nicht so „realistisch“ wäre. Von manchen Feministinnen wurde früher der „Umsturz der Gesellschaft“ gefordert. Kann man sich heute kaum mehr vorstellen – und das könnte ein Armutszeichen sein. Karrierefrauen Brigitte Ederer hat es geschafft, sie wurde erst kürzlich befördert, wirkt in naher Zukunft schon als Personal- und Europachefin beim Weltkonzern Siemens in München. Sie hat, folgt man der Süddeutschen Zeitung, eine „eiserne Hand“ (SZ, 05.05.20101). Nach Eigenaussage fiel ihr die Lohnkostensenkung durch Stellenabbau nicht leicht. In ihrer neuen Position wird sie wieder Stellen abbauen, ist zu lesen (ebd.), also Menschen brotlos machen, damit der Konzern noch mehr Gewinn macht2. Angela Merkel hat es auch geschafft, sie ist die erste Kanzlerin Deutschlands, einem nicht nur innerhalb der EU mächtigen Staat. Unter anderem, weil Deutschland unter Merkel so erfolgreich ist mit seinem Wirtschaftsstandort, soll Deutschland, geht es nach Trichet, „Europolizist“ werden3. Die Erfolgsstrategie besteht in einer Ausdehnung des Niedriglohnsektors, der durch die von der rot-grünen Regierung eingeführte Hartz-IV-Regelung mächtig angewachsen ist. Und was für ein Zufall aber auch: auch die Zahl jener, die um Essen betteln müssen4. Nicht nur in Österreich, wo die Reallöhne seit Jahren sinken5, auch in Deutschland ist es nicht wirklich relevant, wie die Arbeitnehmer_innen bei der Lohnarbeit aussteigen. Und gerade in Zeiten der Krise gilt es den Standort weiterhin attraktiv zu halten fürs Kapital. Die Gewinne müssen steigen. Die Losung lautet: Löhne können immer runter, und müssen auch. Erst am 15.05.2010 hat sich Merkel wieder gegen einen Mindestlohn in Deutschland ausgesprochen6. Und damit die mickrigst entlohnten Stellen, die da nun wieder einmal geschaffen werden, auch ja angenommen werden, wird das Volk auf soziale Einschnitte vorbereitet: „Wir leben über unsere Verhältnisse“ (Merkel, 15.05.20107). Aber „dramatisch“, „[die] Zeit der Behutsamkeit ist vorbei“, sekundiert Roland Koch der Chefin (16.05.20108). Keine Frage: Die Drohung mit noch mehr Verarmung im Falle des Arbeitsplatzverlusts macht den Löhnen 1 Online unter: http://www.sueddeutsche.de wirtschaft/185/510306/text/ 2 http://www.n24.de/news/newsitem_5790248.html 3 http://derstandard.at/1271376641110/Trichet-Mehr-Kontrolleder-Wirtschaftpolitik-in-Europa 4 http://www.tafel.de/internet/die-tafeln/zahlen-fakten.html 5 http://derstandard.at/2701386 6 http://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/ wirtschaft_nt/article7644435/Merkel-bleibt-bei-Nein-zuflaechendeckendem-Mindestlohn.html 7 http://www.saarbruecker-zeitung.de/sz-berichte/ themen/Merkel-Wir-leben-ueber-unsereVerhaeltnisse;art2825,3293781 8 http://www.roland-koch.de/Koch-Wir-leben-in-dramatischerWeise-ueber-unsere-Verhaeltnisse--Die-Zeit-derBehutsamkeit-ist-vorbei-/1273970011.html

Eine Frau, die es geschafft hat. Nun können wir zufrieden sein. Oder?

Beine. Da ist man lieber noch working poor, da wird man wenigstens nicht quer durch die Medienlandschaft „Sozialschmarotzer_in“ geschimpft. Zwei Frauen, zwei Erfolge – gemessen an etablierten Maßstäben. Wir wissen nicht erst jetzt, was alle immer schon wussten, die nicht sexistisch sind: dass Frauen das auch können, genauso wie Männer. Kündigen, des Gewinns wegen; Niedriglohnarbeitsplätze schaffen, des Standorts wegen. Was ich aber immer noch nicht weiß: ob ich das, was da gemacht wird, für gut befinde. Und damit in Zusammenhang stehend, frage ich mich, wieso Alice Schwarzer so begeistert war von Angela Merkel. Denn es ist ja doch so, dass man, wenn man von Niedriglohnbezieher_innen spricht, nicht nur, aber vor allem von Frauen spricht9. Und es war, möchte ich meinen, absehbar, dass mit der CDU keine allzu großen Sprünge zu machen sind in die Richtung, die sich sozialer Ausgleich nennt.

Umsturzfrauen

der eine Teil immerzu unterzugehen droht, während der andere obenauf schwimmt? Um nicht mehr und nicht weniger als den „Umsturz der Gesellschaft“10 ging es den beiden genannten, jeweils zu ihrer Zeit. Der ist mit Angela Merkel nicht zu machen, auch mit Brigitte Ederer nicht. Aber vielleicht sollte man ihn trotzdem anstreben? Zumindest überlegen sollte man es sich. Auch Audre Lorde ging es, auf ihre Art, um einen Umsturz. Und dabei legte sie sich, schwarze Feministin, mit anderen Feministinnen an – mit weißen bürgerlichen nämlich. Sie fragte: Wann endlich werdet ihr die Differenzen, die zwischen Frauen bestehen, zur Kenntnis nehmen? Und sagte: If white American feminist theory need not deal with the differences between us, and the resulting difference in our oppressions, then how do you deal with the fact that the women who clean your houses and tend your children while you attend conferences on feminist theory are, for the most part, poor women and women of color? (Audre Lorde 1984)11

Sozialer Ausgleich: nicht mal das. Wir wollen ja gar nicht erst anfangen mit Feministinnen wie Alexandra Kollontai oder Mariarosa Dalla Costa, um nur zwei zu nennen, die keinen sozialen Ausgleich anstrebten, sondern eine Wirtschaftsweise, die sozialen Ausgleich nicht mehr nötig hat. Denn ist sozialer Ausgleich nicht nur nötig, wenn die Wirtschaft derart gestaltet ist, dass

Differenzen zwischen reichen und armen Frauen, zwischen weißen, schwarzen und farbigen; auch zwischen In- und Ausländerinnen: Sie sind kaum zu übersehen, nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt. Auch heute noch.

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Als Brigitte Ederer Erfolge unter anderem dadurch errang, dass sie Menschen – sicherlich geschlechtergerecht – kündigte, knallten in den kleinen Wohnungen der Niedriglöhnerinnen wahrscheinlich nicht die Korken. Denn wer weiß schon, vielleicht verlieren sie demnächst auch die Stelle, weil es noch billigere Ar-

Erstens weil Frauen immer noch mit Sexismus zu kämpfen haben, ihnen weniger zugetraut wird. Zweitens weil sich viele Arbeiternehmer_innen schon nicht mal mehr wagen, ihren Arbeitgeber_innen zu sagen, dass sie in Ambulanz müssen, weil sie Angst vor der Kündigung haben. Was hat das mit dem Thema zu tun? Ganz einfach: Das Unternehmen will, dass die Arbeitskraft, die es einkauft, regelmäßig zum Dienst antritt. Ansonsten sucht es sich Ersatz. Und der Mutterschutz dauert länger als ein paar Stunden Wartezeit im Krankenhaus. Natürlich wird nicht jede Frau schwanger – aber die Möglichkeit reicht aus, hier wird flott verallgemeinert. Zudem weiß man, dass Frauen nach wie vor die Haus- und, wenn Kind(er) vorhanden, Kinderarbeit zugewiesen wird: auch wieder mögliche Ausfallszeiten, etwa wenn die Mutter nachhause eilt, weil das Kind krank ist – und nicht der Vater. Heraus kommen mangelnde Aufstiegschancen und ein durchschnittlich niedrigerer Lohn. Die schlechteren Löhne sind dann wiederum Sexist_innen „Bestätigung“ dafür, dass Frauen weniger leisten.

Differenzen

10 Dalla Costa, Mariarosa (1973): Die Frauen und der Umsturz der Gesellschaft. In: Dalla Costa, Mariarosa / James, Selma: Die Macht der Frauen und der Umsturz der Gesellschaft, Berlin: Merve, S. 27-66. 11 Lorde, Audre (1984): The Master’s Tools Will Never Dismantle the Master’s House. In: Sister Outsider. Essays and Speeches. The Crossing Press Feminist Series. Freedom: Crossing Press, S. 110-113.


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beitskräfte gibt, etwa Leiharbeiter_innen? Und macht es im Fall der Fälle wirklich so einen großen Unterschied, ob man von einem Chef oder einer Chefin gekündigt wird? Wie ist es eigentlich: Haben Unternehmer_innen vielleicht ein Interesse, das dem Interesse der Arbeiter_innen widerspricht? Die einen wollen einen möglichst niedrigen Lohn, die anderen einen möglichst hohen - und wer am längeren Ast sitzt, ist bekannt. Und ändert sich das mit dem Geschlecht der Unternehmensführung? Natürlich nicht, und um das zu begreifen, hätte es nicht unbedingt der Erfolge von Brigitte Ederer bedurft. Differenzen: das ist Mehrzahl, da lauert also noch was. Unter anderem12 die Frage, ob es unter Frauensolidarität fällt, wenn migrantische Hausgehilfinnen auch in den Haushalten der sogenannten Karrierefrauen die Hausarbeit zu mieser Bezahlung verrichten. Man darf zweifeln. Besonders gruselig wird es in dieser Sache, wenn die Hausarbeiterin illegal eingewandert ist - die betroffene Frau ist dann quasi Sklavin, kriegt nicht selten nie ein Geld zu sehen. Auch kann man z.B. bei Schillinger (2007) nachlesen13: zum Sklavendienst gehört mitunter auch Sexuelles. Und so manche Frau schaut weg, wenn der Partner dieses von der Hausarbeiterin einfordert. Zeigt die Sklavin Widerstand, passiert was? Es erfolgt die Anzeige, dann die Abschiebung. Man sollte sich nichts vormachen: „die Frauen“ verbindet, dass sie als als Frauen Identifizierte mit Sexismus 12 Alle Differenzen zu behandeln, ist aufgrund des beschränkten Rahmens nicht möglich. 13 Schillinger, Sarah (2007): Unsichtbare Billigarbeitskräfte ohne Rechte: Immigrierte Hausarbeiterinnen in Deutschland und der Schweiz. In: Ockrent, Christine / Treiner, Sandrine / Illner, Maybrit (Hg.): Das Schwarzbuch zur Lage der Frauen. Eine Bestandsaufnahme. München / Zürich: Pendo, S. 334-341.

Merkel beim World Economic Forum: Wohl kaum mit der Absicht, allen Frauen ein besseres Leben zu ermöglichen.

konfrontiert sind. Aber die Differenzen lassen sich dahinter nicht verbergen. So ist etwa auch bekannt, dass, wenn wieder einmal Abschiebungen vorgenommen werden, auch einige Frauen klatschen - wenn Frauen, wenn Männer abgeschoben werden. Nicht zu wenige klatschen wahrscheinlich, man sollte sich da nichts vormachen. Auch das können Frauen genausogut wie Männer. Für den legalen Aufenthalt gibt es übrigens feste Regeln. Die erste ist: wird man im Ursprungsland politisch verfolgt, kommt man rein. Die zweite: wird man ‚nur‘ vom Hungertod verfolgt, kommt man nicht rein. Die dritte: aber vielleicht kommt man doch rein, nämlich wenn man Standorttauglichkeit nachweisen kann. Richtig erkannt: das gleiche Schema wie bei Hartz IV, nur extrem viel härter. Bei Hartz IV heißt es: zu we-

nig zum Leben, zu viel zum Sterben. Das macht den Löhnen Beine. Hier: zu wenig zum Leben. Die Drohung mit dem Tod macht den Löhnen noch schnellere Beine14. Sexismus sollte man entgegentreten. Aber vielleicht sollte man nicht „nur“ Sexismus bekämpfen, sondern noch so Einiges mehr? Zumindest überlegen sollte man es sich. Das wäre dann etwas in Richtung umfassende Gesellschaftskritik. Das ist nicht unbedingt was für „Realos“. Aber es kann ja nicht jede_r „realistisch“sein. Und vielleicht wäre das sogar der der Realität angemessenere Weg? Daran besteht für mich kein Zweifel. 14 Das wissen vor allem auch die Führungen von Konzernen, die in sogenannte Entwicklungsländer verlagern. Aber auch Arbeiter_innen und Angestellte in Europa – sie sind daher oft gegen Einwanderung, bedeutet das doch vermehrte Konkurrenz. Ob sie da nicht auf die Falschen losgehen?


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Eine Kritik der liberalen Demokratie & Perspektiven partizipatorischer Demokratie Von Verena Kreilinger

Demokratie statt Kapitalismus – eine Losung, die irritiert, paradox erscheint. Und doch ist es nur ein Widerspruch in unseren Köpfen. Im ideologischen Kaleidoskop der Begrifflichkeiten von Demokratie hat sich ein Verständnis durchgesetzt, welches in ihr nicht die Antithese zum Kapitalismus, sondern dessen beinah orthodoxe politische Doktrin sieht. Demokratie gilt als unbestrittener Gemeinplatz – sei es in der politischen Debatte, im wissenschaftlichen Diskurs, am Stammtisch oder gar als Bestandteil neuer Managementstrategien. Selbst Kritiker_innen weisen nicht über Demokratie hinaus, sondern auf deren Reformnotwendigkeit hin. Hier wird mangelnde Demokratie beklagt, dort vor einem zu viel an Demokratie gewarnt. Ja selbst das rechtsradikale Spektrum sucht seine Legitimation in der Nationaldemokratie. Zum programmatischen Deckmantel diffuser politischer Praxis reduziert, geht ein ideologischer Mundgeruch von ihr aus. Trotz der Vieldeutigkeit des Begriffes hat sich die Tendenz breitgemacht, Demokratie als liberales Prinzip eines kapitalistischen Gesellschaftssystems zu verstehen.

Demokratie & Kapitalismus Das ungleiche Begriffspaar Demokratie und Kapitalismus hat sich arrangiert, mehr noch, sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer unumstößlichen Konstellation der Moderne etabliert, wurde gar zum „Ende der Geschichte“ hochstilisiert. Aus einer Drohung für den liberalen Staat war die Demokratie zur Vollendung des liberalen Staats geworden. Denn mit der Durchsetzung der kapitalistischen Marktwirtschaft kam es nicht einfach nur zu einer Veränderung der wirtschaftlichen Verhältnisse, sondern zugleich zu einer Veränderung der gesamten Gesellschaft nach den Prinzipien des Marktes. Konkurrenz, Individualisierung und Wahlfreiheit wurden zur Losung einer dem liberalen

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Ideal verpflichteten kapitalistischen Gesellschaft. Die Demokratie musste sich ihrem Fundament anpassen und gehorcht nunmehr als liberale Demokratie den Imperativen des Kapitals, mehr noch, wird selbst zur „Diktatur des Kapitals“, indem sie die Voraussetzungen und Bedingungen eines kapitalistischen Gesellschaftssystems schafft, diese in ihren Institutionen verfestigt und in ihrer politischen Praxis fortwährend reproduziert.

Politik als Markt Das Ideal der liberalen Demokratie ist die Souveränität der Verbraucher_innen – was wir wollen, kaufen wir mit unseren Stimmen. Die Regierung wird auf ein Konsumgut reduziert, die Bürger_innen als souveräne Konsument_innen haben jedoch, über die Auswahl aus einem monopolistisch kontrollierten Angebot hinaus, nicht viel zu sagen. Grundlegende Fragen der gesellschaftlichen Ordnung und Entwicklung werden ausgeblendet, soziale Antagonismen und Herrschaftskonflikte auf personale Führungsquerelen reduziert. So wird dem Unmut der Bevölkerung über die Zumutungen einer Politik, welche immer stärker dem Diktat ökonomischer Sachzwänge folgt, mittels regelmäßiger Wahlen nicht nur frühzeitig ein Ventil gegeben, sondern er wird auch kanalisiert, in dem er sich gegen einzelne Parteien und Politiker_innen richtet und nicht gegen das zugrunde liegende kapitalistische System selbst. Doch – so ein treffender Vergleich von Bertrand de Jouvenel – so wenig, wie wir uns selbst operieren, wenn wir uns einen Chirurgen aussuchen, so wenig regieren wir uns selbst, indem wir an Wahlen teilnehmen. Mit- oder gar Selbstbestimmung rückt in weite Ferne. Politische Partizipation wird in einer zunehmend individualisierten Gesellschaft ersetzt durch politische Apathie und Strategien des individuellen Durch- und Hochkommens. SUVs und Computerspiele erscheinen für die persönliche Entfaltung allemal wesentlicher als Stimmzettel. Werte wie Gleichheit und Solidarität haben ausgedient, Vorstellungen von Emanzipation und Wohlfahrt wurden gewissermaßen privatisiert und auf den Möglichkeits- und Wahrnehmungshorizont des Marktes zurückgeschnitten.

Freiheit, Gleichheit und Solidarität Prinzipien wie Freiheit, Gleichheit und Solidarität klingen heute wie eine Parodie des vorherrschenden Status Quo. Freilich mag dies bloß eine Sache der Auslegung, der entsprechenden Sichtweise sein: Nicht die Wirklichkeit muss sich vor dem Ideal rechtfertigen, sondern das Ideal sich pragmatisch in der Wirklich-

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keit bewähren. So wird unter kapitalistischen Bedingungen die Gleichheit in scheinbare Chancengleichheit, die Freiheit in die Freiheit zur Ausbeutung und die Solidarität gar in den Zwang zu „Strukturanpassungsprogrammen“ verkehrt. Die liberale Demokratie wird zu einem Instrument, mit dem Ziel die Bedürfnisse der Menschen, wie sie sind, wie sie in einem kapitalistischen System sein sollen, sein müssen, nicht der Menschen, wie sie sein könnten oder sein möchten, zur Geltung zu bringen. Politische Beteiligung als Wert zur Entwicklung des gesellschaftlichen Bewusstseins der Menschheit wird ersetzt durch Individualisierung, Exklusions- und Segregationstendenzen. Das vorherrschende Freiheitsverständnis lasse nach Marx „jeden Menschen im anderen Menschen nicht die Verwirklichung, sondern vielmehr die Schranke seiner Freiheit finden.“ Demokratisches Verhalten gewinnt tendenziell den Charakter politischen Dissidententums.

Krise der liberalen Demokratie In einem Land, in dem – abgesehen vom Konsum als erste Bürger_innenpflicht – Wählen primärer Ausdruck der Bürger_innenschaft ist, signalisiert die Weigerung zu den Urnen zu gehen, den Bankrott der Demokratie. Nicht erst seit der äußerst geringen Wahlbeteiligung bei der letzten Bundespräsident_innenwahl wird auch hierzulande über die „Krise der liberalen Demokratie“ diskutiert. Dem Parlamentarismus repräsentativer Demokratien wird vorgeworfen, dass dieser nur den Interessen der Reichen und Herrschenden verpflichtet sei, anstelle, geleitet von Gesetzen, als Vertretung des souveränen Volkes zu erfüllen, was das Volk selbst nicht zu verrichten mag. Zunehmend werden demokratische Repräsentativorgane entmachtet und Entscheidungsbefugnisse formal auf oligarchische Gremien verlagert. Auch wir an der Universität werden Zeug_innen dieser Umbrüche: Mensch denke nur an die durch das Universitätsgesetz 2002 herbeigeführte Beschneidung der Entscheidungsbefugnisse des Senats, während gleichzeitig ein Unirat geschaffen wird, welcher sich vorrangig aus externen Vertreter_innen der Wirtschaft zusammensetzt und großen Einfluss auf universitätsinterne Belange übertragen bekommen hat. Ähnlich verhält es sich mit sogenannten Expert_innenkommissionen und Beiräten, die zunehmend auch ganz direkt ihren ökonomischen Einfluss geltend machen. Zugleich wird die politische Verantwortlichkeit und Zuständigkeit verwischt, indem politische Entscheidungsprozesse auf die internationale Ebene verlagert und einer diffusen Mehrebenenpolitik übertragen werden. Ein weltweites System des neoliberalen Kon-


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Demokratie - mehr als die Frage, welche Regierung uns beherrscht?

stitutionalismus hat sich etabliert und dient vor allem der Sicherung des Privateigentums, der Investitionsfreiheit und der Marktfreiheit.

Demokratie – mehr als eine Regierungsform Ein solches Demokratie-Verständnis reduziert den demokratischen Anspruch auf die Methode der Herrschaftsbestellung und blendet ihren ökonomischen, sozialen und kulturellen Funktionszusammenhang aus. Wo beginnt Demokratie? Und wo endet sie? Demokratie ist Gegenstand gesellschaftlicher Deutungskämpfe: abhängig vom politischen Blickwinkel variiert die Spannweite dessen, was Demokratie umfasst und umfassen soll. Demokratie verstanden als bloßes Merkmal staatlicher Organisation, verleitet zu einer Reduktion im Denken und Handeln. Verorten wir Demokratie nur im bestehenden System gesellschaftlicher Herrschaftsverhältnisse, so blenden wir die Möglichkeit diese Verhältnisse zu verändern aus. Demokratie ist kein vollendeter Seinszustand, sondern ein Prozess, der emanzipatorisch bereits über die Gegenwart hinausweist. Demokratie kann nicht gleich bleiben, nicht indifferent gegenüber Macht- und Naturverhältnissen; sie hat einen Zeitkern. Was Demokratie bedeutet, muss in jeder historischen Situation neu bestimmt werden. Im Gegensatz zum herrschenden Mantra wird deutlich, dass die Allmacht des Kapitalismus niemals bloßer Vollzug scheinbarer Sachzwänge ist, sondern vielmehr Ausdruck „gewollter Entscheidungen“ – für und gegen bestimmte Konzepte. Das gängige Diktum von der Alternativlosigkeit – „There is no Alternative“(Thatcher) – erweist sich als politische Waffe, die gegen die Suche nach möglichen Alternativen zum Kapitalismus in Stellung gebracht wird. Ist die heutige Gesellschaft so vereinnahmt, dass sie zwar alles erdenklich Neue, aber nichts gänzlich Anderes ersinnen kann? Weshalb ist in einer Zeit, in der Wissenschaft und Technik jeden Tag aufs Neue die Natur revolutionieren, die gesellschaftliche Phantasie so erstarrt?

„Man wagt das Ganze nicht mehr zu denken, weil man daran verzweifeln muß, es zu verändern. – Adornos Vorwurf der Resignation trifft jedoch nicht auf ein Vakuum der Visionslosigkeit, sondern auf einen von der ideologischen Anstrengung des Kapitalismus besetzten Raum.

Paradigmenwechsel Partizipation Partizipation als Gegenmittel zur vorherrschenden politischen Anästhesie, als mobilisierende Kraft, welche Demokratie als breites partizipatives Gesellschaftsprinzip fasst, kann den notwendigen Paradigmenwechsel herbeiführen, kann alle gesellschaftlichen Teilbereiche als Subjekt möglicher Alternativen denkbar machen. Die Möglichkeit zur Teilhabe und Mitbestimmung kann den Menschen ihre Gestaltungsmacht aufzeigen, ihre soziale Beziehung stärken und sie zu politisch handlungsfähigen Subjekten machen. Kritisch soll nicht nur die Realität, sondern auch die Möglichkeit der Gesellschaft ins Blickfeld geholt werden. Partizipative Demokratie als eigenständige Theorie, nicht als inhaltliches oder formales Prinzip sozialdemokratischer aber auch liberaler Konzeptionen, wurde angeregt von den Studierendenprotesten der 68er erstmals in den 1970ern formuliert. Grundlage eines solchen Ansatzes ist die Feststellung, dass der Mensch nur menschlich ist in seiner Beziehung zu anderen, nur als gleichberechtigtes Mitglied der Gesellschaft. Diesem Verständnis nach ist Demokratie mehr als nur ein Regierungssystem. Sie enthält eben dieses Ideal menschlicher Gleichheit; einer Gleichheit welche sich nicht nur auf die gleichen Chancen, die Karriereleiter zu erklimmen, erstrecken darf, sondern eine Gleichheit, wie sie nur in einer Gesellschaft vollständig verwirklicht werden kann, in der keine Klasse auf Kosten anderer herrscht oder lebt. Nur eine umfassende Demokratisierung aller Teilbereiche der Gesellschaft, also auch der Ökonomie, kann die Grundlage für gleichberechtigte Partizipation darstellen. Folglich ist Partizipation

jedoch in einer liberalen Demokratie nicht möglich, denn die Voraussetzung der Gleichberechtigung bleibt unerfüllt, solange das Recht auf Privateigentum an den Produktionsmitteln die soziale Position der Menschen und die Herrschaft bestimmt. Dieser bereits von Marx aufgezeigte „Widerspruch der bürgerlichen Konstitution“, also die prinzipielle Unvereinbarkeit von Demokratie und Privateigentum an Produktionsmitteln, lässt eine wahre partizipative Demokratie im Kapitalismus als unrealisierbar erscheinen. Dennoch gibt es im Bestehenden demokratische Potenziale. Gestaltungsmöglichkeiten, die wir ergreifen müssen, öffentliche Meinungen, die wir artikulieren müssen, Organisationen, in denen wir uns engagieren müssen. Wir müssen dort ansetzen, wo uns selbst die Welt ungerecht erscheint, wo wir Zeug_innen von Ausbeutung und Unterdrückung werden, wo wir im Alltag erfahren, was wir sonst nur aus der Distanz kritisieren. Hier können wir, ausgerüstet mit unseren demokratischen Rechten, für eine freie Gesellschaft kämpfen.

Schaltstelle im Kopf Diesen demokratischen Gestaltungsraum, welchen die Ideologie des kapitalistischen Sachzwangs besetzt hält, gilt es zu öffnen. Die Herrschaft des Kapitalismus über die Menschen ist kein gesellschaftliches Naturgesetz, eben kein Sachzwang, der sich uns unabwendbar auferlegt, sondern das Resultat eines ganz bestimmten Verhaltens der Menschen. Ein Verhalten, das das Moment der Veränderung in sich trägt. Wir müssen der vorherrschenden Demokratie den Spiegel ihrer eigenen demokratischen Prinzipien vorhalten. Mit analytischen Seziermessern und polemischen Sprengkörpern können wir diesen mentalen Knoten lösen, und mit der Macht der Ideen organische Bausätze für eine bessere Zukunft schaffen. Die Schaltstelle für die Wahrnehmung und Umgestaltung der Gesellschaft liegt im Kopf. In unserem.


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Was ist dran am Krisenmythos Griechenland? Von Kostas Merten

Wer geglaubt hat, die Wirtschaftskrise sei vorbei, wird momentan eines Besseren belehrt: Griechenland hat Zahlungsschwierigkeiten und benötigt internationale Hilfe. In der Öffentlichkeit wird nicht nur von der Boulevardpresse das Bild verbreitet, dass „der Grieche“ über seine Verhältnisse gelebt habe und „wir“ jetzt dafür bezahlen müssten. Was ist dran an dieser Interpretation?

nanzierung anstanden, war klar, dass eine Refinanzierung dieser Summe auf den Finanzmärkten unmöglich sein würde.

Quelle: telepolis.de

Griechenland hat ein enormes Staatsdefizit angehäuft.

„Übermäßig“ gutes Leben? Nicht für die griechischen Arbeiter_innen Auch wenn Krone, Bild, Spiegel und Focus etwas anderes behaupten: Die meisten Menschen in Griechenland leben definitiv nicht in einer sozialen Hängematte. Ein Fünftel der Griechinnen und Griechen lebt unter der Armutsgrenze. Das Lohnniveau ist tief, viele Menschen müssen mit 700 bis 1000 Euro pro Monat auskommen. Die Lebenshaltungskosten in Griechenland sind laut Eurostat im Vergleich zu den Einkünften nach wie vor sehr hoch, die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei über 20%. Es gibt gerade auf den Inseln viele Menschen, die von 300€ Rente leben müssen und die ohne ihren kleinen Garten, in dem sie ihr Gemüse anbauen können, aufgeschmissen wären. Selbst Universitätsprofessor_innen verdienen in Griechenland vergleichsweise wenig: ca. 1200 Euro plus 800 Euro Zulagen. Für die Rente wird nur der Grundlohn mit einberechnet, nicht die Zulagen. Das Argument, „die Griechen sind zu faul“, das nicht nur die BILD-Zeitung verbreitet (Titel: „Warum zahlen wir den Griechen ihre Luxusrenten?“), ist also leicht mit ein paar Fakten widerlegt. Da fragt man sich schon, warum so viele Menschen darauf hereinfallen.

Ein Grund für die hohe Staatsverschuldung in Griechenland war und ist die defizitäre Leistungsbilanz des Landes: Griechenland hatte mehr importiert als exportiert, hat also einen Vermögensabfluss zu beklagen. Damit ist Griechenland nicht alleine: Wie auf der Grafik zu erkennen, waren und sind vor allem die südeuropäischen Länder von einem Leistungsbilanzdefizit betroffen, während die wirtschaftlich starken zentraleuropäischen Länder einen Leistungsbilanzüberschuss erwirtschaften konnten. Diese Importe wurden in Griechenland durch eine hohe Staatsverschuldung finanziert.

Quelle: telepolis.de

Machtinteressen) auch der Sinn der Währungsunion – jedenfalls für diejenigen, die etwas davon verstanden: Einen sicheren, stabilen Absatzmarkt insbesondere für die deutschen Exporte zu schaffen. Wer hat hier also auf wessen Kosten profitiert? So wie sich die griechischen Machthaber die Sache mit dem Euro erhofft haben (nämlich als Chance auf einen wirtschaftlichen Aufschwung), hat es sich jedenfalls nicht eingestellt. Deutschland hat also profitiert – aber wer genau in Deutschland? Bei näherer Betrachtung wird klar, dass es keineswegs die deutschen Arbeiter_innen waren, denen das „Exportwunder“ zugutekam. Im Gegenteil: Der massive Sozialabbau und der damit einhergehende Druck auf Löhne und Gehälter ermöglichte erst die weltweite Konkurrenzfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Von 1995 bis 2007 wurde (laut einer Studie der Hans Böckler Stiftung) dementsprechend der Niedriglohnsektor in Deutschland um 48,7% ausgeweitet. Deutschland ist Schlusslicht bei der Lohnentwicklung in der Eurozone.

Die Defizitkonjunktur aus globaler Perspektive Die oben erwähnten Mechanismen von Leistungsbilanzdefizit und Verschuldung sind nicht nur innereuropäisch, sondern auch global wirksam. Wobei sich die Verschuldung eines Landes nicht immer in Staatsverschuldung äußern muss – ebenso können die Konsument_innen, Unternehmen oder Finanzunternehmen verschuldet sein (die Grafik verdeutlicht dies). Vor Griechenland sind schon andere Länder unter der Verschuldung zusammengebrochen – hauptsächlich in Osteuropa, woraufhin IWF und Weltbank einen Staatsbankrott verhinderten. Dabei ist festzustellen, dass die Krisenausbrüche dem kapitalistischen Zentrum immer näher kommen – mit Griechenland ist nun erstmals ein Land in der Eurozone betroffen. Quelle: telepolis.de

Das griechische Staatsdefizit Doch auch in seriöseren Medien wird die Schuld an dem in der Tat enormen griechischen Staatsdefizit und den damit einhergehenden Zahlungsschwierigkeiten den Griech_innen selbst angelastet. Korruption und Misswirtschaft seien der Grund für die Misere. Nun ist es nicht zu bestreiten, dass Korruption in Griechenland eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Dennoch ist die Situation in Griechenland nicht die Ursache, sondern lediglich ein Symptom für das jüngste Stadium der Weltwirtschaftskrise. Wie in der Grafik ersichtlich, hatte Griechenland im Jahr 2009 ein Staatsdefizit von 12,7% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) angehäuft. Griechenland hatte somit einen gigantischen Schuldendienst zu leisten. Zudem sorgte die Hinhaltetaktik der EU bezüglich Sicherheitsgarantien für ein Ansteigen der Zinsen für griechische Staatsanleihen auf 15% (es wurde so für Griechenland enorm teuer, neue Schulden aufzunehmen). Als im Mai dann 20 Milliarden Euro zur Refi-

Die Leistungsbilanz vieler südeuropäischer Länder ist stark negativ.

Hier wird ein Zusammenhang deutlich, den man als „europäischen Defizitkreislauf“ bezeichnen könnte: Die wirtschaftlich starken Länder nutzen die südeuropäischen Länder als Absatzmärkte für ihre Exporte. Insbesondere Deutschland, das erst 2009 den Titel des „Exportweltmeisters“ an China abgeben musste, ist also das Gegenstück zum griechischen Leistungsbilanzdefizit. Die Defizitländer finanzieren mit Krediten den Kauf der Waren, die ihre Märkte überschwemmen. Für dieses Verhältnis spielt die Europäische Währungsunion eine wichtige Rolle: Wäre Griechenland nicht Mitglied in der Eurozone, so hätte das Land die Möglichkeit, durch eine Abwertung der eigenen Währung die Exporte aus dem Ausland zu verteuern und somit die eigene Industrie (zumindest zeitweise) wieder aufzubauen. Genau dies war (neben geopolitischen

Nicht nur der Staat kann sich verschulden, sondern auch die Finanzunternehmen, sonstige Unternehmen und Konsument_innen.

Diese Überverschuldung der Nationen (bei den Industrienationen insgesamt 300% der jährlichen Wirtschaftsleistung) war für lange Zeit funktional für den Fortbestand des kapitalistischen Systems. Sie generierte die Nachfrage, die zum Absatz der produzierten Waren nötig war. Im Zentrum dieses Mechanismus stand die USA, die mit einem enormen Außenhandelsdefizit (im Jahr 2008 beinahe 900 Milliarden Dollar) gewissermaßen als globale Konsumentin agierte, die den anderswo (insbesondere auch in China) produzierten Warenüberschuss kauften. Der „Krisenprophet“ Nouriel Roubini schrieb kürzlich in der „Financial Times“: „Heute machen sich die Märkte Sorgen um Griechenland, aber Griechenland ist nur die Spitze des Eisbergs, der Ka-


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narienvogel in der Kohlemine, einer breiteren Palette an fiskalischen Problemen. … Schließlich werden auch die fiskalischen Probleme der USA in den Vordergrund rücken … Das Risiko, dass in den nächsten zwei oder drei Jahren in den USA etwas Ernstes passiert, ist erheblich.“ Quelle: telepolis.de

Die Staatsverschuldung der USA stieg seit den 70er Jahren enorm an.

Die oben erwähnte Verschuldung wurde bis vor dem zeitweiligen Zusammenbruch des Finanzsystems bei der Pleite von Lehman-Brothers vor allem von den Finanzmärkten selbst bewerkstelligt. Diese sorgten durch immer neue Finanzinstrumente und Wertpapier-Produkte für den nötigen Nachschub an Kapital. Als im Jahr 2008 das finanzkapitalistische Kartenhaus ineinander zusammenbrach, musste der Staat enorme Summen in den Bankensektor pumpen, um den völligen Zusammenbruch des Finanzsystems zu verhindern. Doch nicht nur die Banken, auch die Industrieproduktion brach massiv ein, nämlich um bis zu 20%. Die Staaten reagierten mit massiven Konjunkturpaketen (weltweit rund drei Billionen US-Dollar). Es fand also sowohl auf dem Finanzsektor als auch in der Industrie eine Umschichtung statt: Die Defizite wurden auf die Staaten übertragen. Die Krise, die sich zunächst von einer Finanzkrise in eine Wirtschaftskrise gewandelt hatte, ist zu einer Krise der Staatshaushalte geworden.

Quelle:wirtschaftsquerschuss.blogspot.com

Die Industrieproduktion in der Eurozone brach 2008 und 2009 massiv ein.

Der Ursprung der Krise: Das Ende des Fordismus in den 70er Jahren Doch woher kommt es eigentlich, dass die Weltwirtschaft auf einen gigantischen Schuldenberg aufgebaut hat? Woher kommt es, dass ohne schuldengenerierte Nachfrage die Negativspirale von Überproduktion und Massenentlassungen einsetzt, der Kapitalismus also

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Quelle: telepolis.de

nur noch „auf Pump“ funktioniert? Die Antwort auf diese Frage ist in den 70er Jahren zu suchen. Damals kamen die sogenannten „Goldenen Jahre des Kapitalismus“ an ihr Ende (wobei auch hier anzumerken ist, dass goldene Jahre für den Kapitalismus nicht auch goldene Jahre für die Arbeiter_innen bedeuten). Vor den 70er Jahren konnte in den zentralen Industrienationen weitgehend Vollbeschäftigung und eine hohe Profitrate erreicht werden. Doch Anfang der 70er Jahr stieß dieses Modell, das sein Wachstum vor allem aus einer Technisierung der Produktion (Stichwort Taylorismus) sowie der Automobilbranche als Wachstumsmarkt bezog, an seine Grenzen: Die Produktivitätsreserven waren ausgeschöpft, die Märkte erstmals seit dem 2. Weltkrieg wieder gesättigt (um Missverständnissen vorzubeugen: Gesättigte Märkte bedeuten nicht, dass alle Bedürfnisse der Menschen befriedigt sind. Es bedeutet nur, dass die Zahlungsfähigkeit abgeschöpft ist. Nicht-zahlungskräftige Bedürfnisse werden im Kapitalismus bekanntlich nicht befriedigt). Weiteres Wachstum (was der Kapitalismus zu seiner Reproduktion notwendig benötigt) war nur noch eingeschränkt möglich. Die berüchtigte „Stagflation“ (also wirtschaftlicher Abschwung und zunehmende Arbeitslosigkeit gepaart mit Inflation) machten dies deutlich. Die Grafik zeigt die abnehmende Profitrate in den USA. Quelle: glovesoff.org

Ab den 70ern stieg die Produktivität weiter an, das Lohnniveau stagnierte. Die Grafik zeigt die Situation in den USA.

Diese Politik ging zwar mit einer zunehmenden Massenarbeitslosigkeit und Verarmung der Bevölkerung einher. Da aber Kapitalrentabilität und nicht Bedürfnisbefriedigung der letzte Zweck kapitalistischer Produktion ist, war dies bezogen auf die Systemstabilität nicht weiter schlimm – zumal sich die betroffenen Bevölkerungsschichten auch nicht erfolgreich gegen diese Zustände wehrten. Mit diesen Erkenntnissen erscheint auch der Leistungsbilanzüberschuss der zentraleuropäischen Exportwirtschaften in einem anderen Licht: Diese sind der Versuch, die mangelnde Nachfrage von anderen Staaten kompensieren zu lassen, also gewissermaßen die Widersprüche der kapitalistischen Produktionsweise zu „exportieren“.

What you gonna‘ do / when the Crisis comes for you?

Die Profitrate nahm etwa ab Anfang der 70er kontinuierlich ab. Diese Entwicklung konnte erst durch den Siegeszug des Neoliberalismus gestoppt werden.

Der Ausweg aus dieser Situation war der Siegeszug des Neoliberalismus. Dieser bestand im Wesentlichen aus einem Angriff auf das Lohnniveau, was zu einer Steigerung der Profitrate führte. Dies alleine führt jedoch zu einem Widerspruch: Wenn die Produktivität stärker steigt als die Löhne, kommt es zu fehlender Nachfrage: Wer soll denn auch die neuen Waren auf dem Markt kaufen, wenn nicht die Arbeiter_innen? Dies ist letztlich Ausdruck des unauflösbaren Grundwiderspruchs im Kapitalismus: Der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit. Denn wo es Profit gibt, da wird den Arbeiter_innen immer ein Lohn vorenthalten, den diese dann nicht als Nachfrage benutzen können. Im Neoliberalismus wurde dieser Widerspruch verschärft: Die durch die niedrigen Löhne fehlende Nachfrage wurde durch kreditfinanzierten Konsum ersetzt. Ob Staaten neue Waffen kaufen, ein Unternehmen zu Spekulationszwecken Ferienhäuser bauen lässt oder Konsument_innen Konsumkredite aufnehmen: All dies führt zu einer Stimulierung der Wirtschaft. Dem Finanzsektor, dessen wichtigste Ware schließlich der Kredit ist, kam bei diesem Prozess eine wichtige Rolle zu. Es waren also keineswegs die Finanzunternehmen, die die Realwirtschaft in den Untergang gerissen haben – im Gegenteil haben diese die kapitalistische Produktion überhaupt erst so lange am Leben erhalten.

Dennoch war es nur eine Frage der Zeit, bis die ungelöste (und ohne eine massive Kapitalvernichtung und einem Neubeginn auf tieferer Stufenleiter möglicherweise auch unlösbare) Verwertungskrise des Fordismus trotz ihrer finanzkapitalistischen Überpinselung ausbrechen würde. Was daraus folgt, ist ungewiss und hat einiges damit zu tun, wie sich die von der Krise betroffenen Menschen verhalten. Die Kämpfe der griechischen Arbeiter_innen, die sich mindestens gegen die harten Sparmaßnahmen, häufig aber auch gegen das kapitalistische System als Ganzes richten, sind eine Möglichkeit. In Deutschland und Österreich sieht es eher danach aus, als würde ein Großteil der Bevölkerung ihre Antwort im Nationalismus suchen. Mit der Vorstellung, dass „die Griechen“ selbst schuld seien an der Misere und nun nichts mehr verdient hätten als eine ordentliche Verelendung, hält ein braves Volk offenbar besser aus, was mit ihm selbst so alles angestellt wird. Die herrschenden Machthaber_innen wird das freuen: sind es doch ideale Bedingungen, im Rahmen der „Krisenbewältigung“ weiteren Sozialabbau und Lohnkürzungen voranzutreiben, ohne mit Widerstand rechnen zu müssen.

Literaturhinweise: „Krisenmythos Griechenland“ auf der Online-Zeitung Telepolis: www.heise.de/tp/r4/artikel/32/32551/1. html (dieser Text war die Hauptquelle für den vorliegenden Artikel, ich bedanke mich bei Tomasz Konicz sowie dem Heise-Verlag für die Erlaubnis zur Verwendung der Grafiken). „Anmerkungen zu Griechenlands Staatsbankrott“ von der politischen Zeitschrift „GegenStandpunkt“: www.gegenstandpunkt.com/gs/10/1/gs20101113h1.html


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Politprozess gegen Tierschützer_innen stellt Demokratie und Rechtsstaat auf eine harte Probe Von Stefanie Breinlinger

Uni:Press hat das Prozessgeschehen am 25. Verhandlungstag, am 17. Mai, im Landesgericht Wiener Neustadt beobachtet. Dreizehn Tierschützer_innen der Vereine Basisgruppe Tierrechte (BAT) und des Vereins gegen Tierfabriken (VGT) sind im Tierschutzprozess angeklagt. Die Vorwürfe der Justiz lauten u.a. dahin gehend, dass die Beschuldigten eine kriminelle Organisation nach § 278a StGB bilden würden und im Zusammenhang mit Tierschutzaktivismus Straftaten begangen hätten. Dabei werden sie auch beschuldigt, eine Doppelstrategie zu verfolgen und neben den angeblich kriminellen Aktivitäten einen legalen Organisationszweig und NGO-Aktivitäten als Tarnung zu betreiben, wodurch die Staatsanwaltschaft auch diese kriminalisiert. Die These, wonach das Fehlen von Spuren (trotz aller polizeilicher Maßnahmen) ein Indiz für die Existenz einer perfekt organisierten kriminellen Organisation sein soll, zieht selbst Belastungszeugin und Chefinspektorin Bogner vor Gericht als „zu spekulativ“ und „nicht seriös“ in Zweifel.

Vorwürfe erweisen sich schnell als unhaltbar Bereits zu Beginn der Verhandlung kommt klar zum Ausdruck, dass die Anschuldigungen den Aussagen nicht standhalten können. Dies zeigt sich z. B. bei der Einvernahme des Zeugen Abteilungsinspektor Ziegler bezüglich einer Sachbeschädigung des Autos von Marjan Firouz, der Pressesprecherin von Kleiderbauer, durch Buttersäure. Mag. Felix Hnat, Geschäftsführer der Veganen Gesellschaft, wird vorgeworfen, sich im Juli 2007 viermal im Bereich des Tatorts, Firouz‘ Wohnbereich, aufgehalten zu haben, um den Standort des Fahrzeugs auszukundschaften. Denn der Angeklagte war mit seinem Handy im Bereich des entsprechenden Handymasten eingeloggt, was einem behaupteten Radius von 300m, korrespondierend zur Distanz des Tatorts, entspreche. Hnat weist auch darauf hin, dass so eine Funkzelle leicht einen Radius von über 1000m aufweisen kann, sich öffentliche Verkehrsmittel in deren Reichweite befinden, zwei Monate zwischen Auskundschaften und Zeitpunkt der Tat liegen und zur Tatzeit keine Nummer der dreizehn Beschuldigten in der Zelle aufscheine. Dieses entlastende Faktum kommentiert Ziegler aber nur mit einem „so unvorsichtig sind die militanten Tierschützer ja auch nicht“.

Bildquelle: Indymedia.org

Zu Prozessbeginn wurde zum weltweiten Aktionstag gegen Repression am 2. März gegen die angeklagten Tierschützer_innen aufgerufen, hier in Dresden.

Verfahren droht, Grundrechte außer Kraft zu setzen Verteidiger Bischof will daraufhin ergründen, warum die Polizeiberichte keine Hinweise auf jene Alibis erwähnen, die sich aus den Ermittlungen ergaben. Richterin Arleth lässt ihn jedoch nicht ausreden, obwohl dieser eigentlich am Wort ist, woraufhin der Anwalt zwei Anträge an das Gericht stellt, sein Fragerecht, das ihm zustehe, auch durchgehend wahrnehmen zu dürfen und dass Verteidiger-Fragen nicht vom Gericht umformuliert werden, wogegen nämlich kein Rechtsmittel anwendbar sei. Arleth unterstellt darauf den Verteidiger_innen unverständliche Fragen. Solche Szenen sind leider typisch für das Prozessgeschehen, wie Mag. Eberhart Theuer, der sich u.a. an der Harvard University und am Max Planck Institut auf Menschenrechte und Strafrecht spezialisiert hat und im Auftrag des Grünen Parlamentsklubs den Prozess beobachtet, analysiert: „Die Richterin formuliert Fragen um oder stellt Fragen völlig neu oder fährt mit anderen Fragen dazwischen. Dabei ist es gerade in so einem umfassenden und komplexen Verfahren wichtig, dass die Verteidigung ihre Fragen zusammenhängend und ungestört stellen kann. Und Mag. Arleth bezweifelt auffallend oft die Relevanz der Fragen der Verteidigung, nicht selten schon bei Beginn der Frageformulierung. Zuletzt ging sie sogar dazu über, den Beschuldigten mit Ausschluss von der Verhandlung zu drohen, wenn sie Fragen stellten, die nach Meinung der Richterin nicht relevant waren.“

„Gedächtnislücken“ der Kriminalpolizei Bei Nachfragen können sich die Polizisten an ihre eigenen Ermittlungen entweder nicht erinnern, geben an, entsprechende Informationen und Ermittlungsergebnisse nicht erhalten zu haben, oder verweisen auf andere zuständige Kolleg_innen. Der Kriminalbeamte Ziegler kann dem Gericht kurioserweise auch keine Namen von militanten Tierschützer_innen nennen, behauptete aber zuvor in einem Polizeibericht, dass DDr. Martin Balluch „hauptverantwortlich im Organisationsbereich des militanten Tierschutzes“ sei. Auf die Frage, auf wie viele Verdächtige sich die Ermittlungen bezogen, ist Ziegler nicht einmal zu einer Schätzung befähigt. Es bleibt völlig offen, wen der Verdächtigenkreis einschließt, während laut Polizeibericht sieben Monate im Vorhinein die „Großakti-

on“ der Hausdurchsuchungen gegen die Verdächtigen feststand. Auf die Kernfrage des Verfahrens, ob es eine kriminelle Organisation gibt, die Straftaten mit Tierschutzbezug begangen hätte, antwortet Ziegler äußerst vage: „Man hat das nie genau klarlegen können, ob das eine Organistion ist oder nicht“. Überhaupt werden entlastende Aspekte zurückgehalten: „Die Richterin scheint wenig Bereitschaft zu zeigen, entlastende Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen. Schon öfters wurden von der Verteidigung präsentierte Schriftstücke nicht zum Akt genommen“, beobachtet Eberhart Theuer. Die Richterin hat überdies noch nicht einmal über die Zulassung der 187 von den Angeklagten beantragten Entlastungszeugen entschieden, sodass bisher noch kein_e einzige_r vor Gericht angehört wurde. „Die Verfahrens- und Verhandlungsführung der Richterin tritt zunehmend in Spannungsverhältnis mit der Menschenrechtskonvention“ konstatiert Theuer in einer Zwischenbilanz.

Hat Österreich bald politische Gefangene? Auf die eigentlich berechtigte und zentrale Frage – von der Richterin allerdings als ungeziemendes Verhalten gewertet – warum sie auf der Anklagebank sitze, erhält weder VGT-Pelzcampaignerin Monika Springer noch sonst ein Angeklagter eine nachvollziehbare Antwort. Wahrscheinlich, weil es sie nicht gibt. „Aus einer fiktiven kriminellen Organisation kann ich nicht aussteigen, es gibt ja kein Eintrittsformular“, resümiert Springer sarkastisch, und fügt hinzu, dass selbst bei bedingten Strafen dauerhaft die Möglichkeit weiteren polizeilichen Zugriffs auf die Tierschutzbewegung wie ein Damoklesschwert über noch so harmlosen NGOAktivitäten schwebt. Die Tierschutz-Causa ist nicht weniger als ein Präzedenzfall, der ungeachtet seines Ausgangs Konsequenzen für sämtliche politische Organisationen nach sich ziehen wird. Ein ausführliches Interview mit dem Obmann des VGT und Hauptangeklagten DDr. Martin Balluch findet ihr auf der Webseite der Uni:Press: www.oeh-salzburg.at/unipress Links zur Prozessberichterstattung: www.tierschutzprozess.at www.antirep2008.tk www.albertsteinhauser.at www.christiane-brunner.com www.martinballuch.com


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Go Sadness – Die Shout Out Louds vertreiben Kummer und Sorgen Von Katrin Schmoll

Die Shout Out Louds muss man einfach mögen. Daher verwundert es auch nicht, dass ihr Konzert im Rockhouse am 1. April innerhalb kürzester Zeit ausverkauft war. Wer dabei war, wurde nicht enttäuscht: 19 Songs, gefühlte 50 verschiedene Instrumente und eine gut gelaunte Band, samt starker Vorband. Unterm Strich, ein voller Erfolg. Rückblick: Neun Jahre ist es her, dass die Studenten Adam Olenius, Carl von Arbin und Ted Malmros in Stockholm eine Rockband gründen, der sich später die gemeinsamen Bekannten Eric Edman und Bebban Stenborg anschließen. Den ersten Plattenvertrag mit einem skandinavischen Label haben sie schnell in der Tasche, dann führt sie ihr Weg in die USA, wo ihre Erfolgsgeschichte beginnt. Das erste Album „Howl Howl, Gaff Gaff“, erscheint 2005 und macht sie zur weltweit gehypten Indie-Sensation. Die Schweden sind in aller Munde, ihre Musik findet sich am Soundtrack von Hollywoodfilmen und der amerikanischen Teenie-Serie O.C. California. Ihr aktuelles, drittes Album „Work“, das im Februar erschienen ist, haben sie in Seattle mit dem Produzenten Phil Ek aufgenommen, der zuvor schon mit The Shins und Band of Horses gearbeitet hat. Die Tour mit ihrem aktuellen Album führte die Fünf am 1. April ins Salzburger Rockhouse, wo sie zuletzt 2007 zu Gast waren.

Verspielter Klangmix vor begeistertem Publikum Die Shout Out Louds sind nicht alleine gekommen, sie haben alte Bekannte aus Stockholm mitgebracht: Die Vorband Nervous Nellie sorgt für gute Stimmung, gute Musik und steht nach Konzertende selbst hinterm Verkaufstresen um ihre T-Shirts unter die Leute zu bringen und Smalltalk mit den Fans zu halten. Der ganz große Durchbruch ist ihnen bisher noch nicht gelungen, was fast etwas verwundert, wenn man sich ihre großartigen Songs wie „Long as can be“ und „Gold Mine“ anhört.

Um 20.45 ist es schließlich soweit. Die fünf Bandmitglieder betreten die Bühne, unter tosendem Jubel und eingehüllt von dichtem Nebel. Das Intro von „1999“, dem ersten Song ihres aktuellen Albums erklingt. Spätestens beim dritten Song, „Please, Please, Please“, der der Band 2005 zum Durchbruch verhalf, können alle mitsingen. Zu den lauten Gitarren mischen sich nach und nach Glöckchen und Pfeifen. Als Zuschauer hört man irgendwann auf zu zählen, wie viele verschiedene Instrumente bei einem Shout Out Louds Konzert zum Einsatz kommen. Zu ihrer Standardausrüstung gehören neben dem Equipment einer klassischen Rockband , verschiedenste Rasseln und ein Glockenspiel. Besonders Bebban, die einzige Frau in der Band, zeigt sich sehr flexibel, was die Auswahl ihrer Musikinstrumente angeht. Sie, die geradezu zerbrechlich wirkt, als sie da im Nebel auf der Bühne steht, und deren zarte Stimme nur ab und zu aus dem Hintergrund der Bühne erklingt, beweist an Keyboard, Tamburin, Xylophon und Zierharmonika, warum sie unverzichtbar zum einzigartigen Sound der Band beiträgt. Der charismatische Sänger Adam strahlt übers ganze Gesicht, wenn das Publikum ihm zujubelt und bei Hymnen wie „Fall hard“ oder „Tonight I have to leave it“ lautstark mitsingt. Dass er den Fans während des Konzerts mit Zipfer statt mit Stiegl zuprostet, nimmt ihm daher auch niemand übel. Man hat nicht das Gefühl, dass die Band von einer Stadt in die nächste hetzt und das immer wieder gleiche Programm abspult. Die Shout Out Louds wirken frisch und energiegeladen, was damit zusammenhängen könnte, dass sie sich vor der Veröffentlichung ihres aktuellen Albums eine mehrmonatige Pause gegönnt haben. Adam hat diese Zeit bei seiner Freundin in Sydney verbracht, Bebban war während der musikalischen Auszeit bei ihrem Freund in den USA und Gitarrist Carl hat sein Grafikstudium abgeschlossen.

Zwischen Herzschmerz und Heiterkeit Trotz der verspielten Töne, haftet der Stimme des Leadsängers eine gewisse Melancholie an, etwa wenn er bei „Please Please Please“ und „The Comeback“ seine Verflossene anfleht, sie möge zu ihm zurückkommen. „Manchmal hilft es, die Energie der Traurigkeit in einem anderen Kontext in etwas Schönes zu verwandeln“ kommentiert Adam seine, teilweise sehr persönlichen, Texte.Als bei der akustischen Version der Ballade „Go Sadness“, die anderen Bandmitglieder

Die schwedische Band "Shout Out Louds" bietet seit 2001 Indie-Rock vom Feinsten.

„Shout Out Louds" bei ihrem Auftritt im Rockhouse.

die Bühne verlassen und Sänger Adam und Bebban allein auf der Bühne stehen, wird es fast ein bisschen besinnlich im Saal. Traurigkeit will trotzdem keine aufkommen, die gute Laune der Band überträgt sich aufs Publikum. „Wir haben eine Weile gebraucht, um zu merken, dass Musik machen unsere Arbeit ist und daher nehmen wir das alles sehr ernst“, sagte Adam in einem Interview. Deshalb auch der Albumtitel „Work“. 16 Songs lang geben Band und Publikum Vollgas, am Ende gibt es drei Zugaben, was nicht anders zu erwarten ist, von einer sympathischen Band, der ihr Auftritt offensichtlich genauso viel Spaß macht wie den Fans. „Danke“ haucht Bebban schließlich und winkt nochmal in die Runde. Mit einem „Thank you, Good Night“, einer Verbeugung und einem zufriedenen Lächeln verabschiedet sich Adam von seinem Publikum. Für die besonders treuen Fans in der ersten Reihe, die extra fürs Konzert aus Italien angereist sind, gibt’s noch einen Handschlag und ein „Grazie Mille“. Als Fan verlässt man das Konzert glücklich und mit dem Gefühl, dass die Welt in Ordnung ist - genauso wie es sein soll.


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Theater(Off)ensive: Freies Theater zum Angreifen Bildquelle: Theater(Off)ensive

Von Stefanie Breinlinger

Die neue freie Theatertruppe startete im Oktober 2009 eine breitangelegte kulturelle Offensive in Salzburgs Theaterszene. Sie kann auf eine spannende und produktive erste Spielzeit zurückblicken, zumal in ihrem hohen künstlerischen und konzeptionellen Anspruch, kompromisslose Kreativität, Leidenschaft und Liebe zum Theater zum Ausdruck kommen. Die zweite Theater-Offensive wird bereits für Herbst 2010 vorbereitet. Uni:Press sprach mit den Gründer_innen der Theater(Off)ensive, dem künstlerischen Leiter Alex Linse, Anja Clementi und Detlev Trippel. Das umtriebige Ensemble hat über die Schauspielerei im Landestheater Salzburg zusammengefunden. Das Gründerteam hat schon zu dieser Zeit gemeinsame Projekte umgesetzt, wie z. B. die Produktionen “Rum & Wodka” und “Unstillbare Gier”. Mit dem Ensemble-Wechsel im Zuge der neuen Intendanz stellten die drei Schauspielkolleg_innen kurzerhand ihren eigenen Theaterbetrieb auf die Beine. Anja und Georg Clementi sind parallel noch am Landestheater schauspielerisch tätig. Während solche Überschneidungen zwischen etabliertem und freiem Theaterbetrieb in an-

Das Shakespeare-Stück "Der Kaufmann von Venedig": spannend inszeniert vor einer Camping-Szenerie.

deren Städten gang und gebe seien, ist das in Salzburg jedoch (noch) keine Selbstverständlichkeit, wundert sich Alex Linse. Das Verhältnis zum alteingesessenen Theater sei scheinbar gut, obwohl man sich naturgemäß als Konkurrent_innen am angebotsreichen Theaterparkett Salzburgs gegenübersteht.

Offensiv innovativ: Junges, frisches Theater am Puls der Zeit Die Theatergruppe besteht momentan aus über 20 Schauspieler_innen, zwei Ausstattern, einer Dramaturgin, sieben Musikern, einer Maskenbildnerin, drei Regisseuren, sowie Verantwortlichen für Öffentlichkeitsarbeit, Finanzen und Verwaltung. Alle bringen ihre (Theater-)Erfahrung aus ihrem Bereich ein und verpflichten sich selbst zu qualitätsvoller Arbeit in Selbstorganisation. Denn Professionalität ist ebenso wichtiger wie selbstverständlicher Teil ihres Anspruchs. Die Theateroffensive steht für “junges, frisches Theater”, bei dem nicht der “Produktionscharakter” im Vordergrund stehe, betont Anja Clementi. Dem Ensemble ist es auf künstlerischer Ebene einerseits wichtig, Klassiker neu zu beleben und im Licht der heutigen Zeit realistisch und lebensnah zu interpretieren. Andererseits nehmen sie hierzulande unbekannte Stoffe und neue, auch internationale, Texte in den Blick, um sie auf reizvolle Weise für das Publikum zugänglich zu machen.

Offensivtaktik: Das Theater kommt zum Publikum Als einziges Theater in Salzburg erarbeitet das Ensemble ein Konzept wechselnder Spielorte. Mangels einer fixen Spielstätte “aus der Not eine Tugend zu machen”, erwies sich als erfolgreiche Strategie, denn es wird vom Publikum gut angenommen, freut sich Sonja Krohn, die mit den Presseagenden betraut ist. Die Theater(Off )ensive hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Kunst in neue Theater-Räume hinein zu tragen, also auch bisher kulturfremde Räume zu erobern und ungewöhnliche Veranstaltungsorte zu bespielen. So sind die Inszenierungen “Der Kaufmann von Venedig” und

“Blut auf Eis” in der “Neuen Tribühne Lehen” Initiativen, Lehen als urbanen Kulturort zu etablieren. Im Zusammenhang mit der Neue Mitte Lehen korrespondiert dies sogar mit einer politisch gewünschten Stadtentwicklung. Auf lange Sicht kann eine solche kulturelle Praxis den Gegensatz von kulturellem Zentrum und kulturferner Peripherie überwinden. Für die Theater(Off )ensive weist dabei die Perspektive einer Expansion über die Stadt Salzburg durchaus in Richtung Umlandgemeinden hinaus. Wenn also Kultur zu den Leuten kommt, so ergeben sich nicht nur neue Bedeutungszuschreibungen für öffentliche Räume, sondern es erschließt sich für die Theaterbesucher_innen vor allem ein niederschwelliger und offener Zugang zur Kunstform. Die Theaterbesucher_innen durch unkonventionelle Konzeptionen in das Geschehen einbeziehen, sodass sie sich in den Szenen wiederfinden, ermöglicht Interaktion, die die Grenze zwischen Kultur-Konsument_innen und -Produzent_innen überschreiten lässt. Auf diese Weise gelingt es dem Ensemble, die Leute mit ihrer Begeisterung fürs Schauspiel anzustecken, “der Funke springt über”. Dies spiegelt sich auch in der familiären Atmosphäre wider, die keine Berührungsängste zwischen Publikum und Ensemble kennt. Es werden jedoch nicht nur verschiedene Spielorte erprobt, sondern sogar ganze Produktionen unternehmen Standortwechsel. Dabei macht der künstlerische Perfektionismus davor nicht halt, wenn es darum geht, Inszenierungen originalgetreu an andere Orte zu transferieren. So wird beispielsweise auch das Stück “Blut auf Eis” kurzerhand zusammengepackt und nach Villach transportiert, um es mit der Partnerbühne “Neue Bühne Villach” in deren Haus aufzuführen. Angesichts eines engen finanziellen Korsetts - eine Förderung erfolgt übrigens durch Stadt, Land und Bund - ist man angehalten, das Geld effizient einzusetzen, den Ressourcenmangel möglichst mit Kreativität und Engagement auszugleichen und an einem Strang zu ziehen. Ensemble, c‘est tout.

Gezeigt wird, was gefällt und Spaß macht Mit Oktober beginnt für die Theater(Off )ensive die neue, nicht weniger ambitionierte, Spielzeit 2010/11.


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29 Bildquelle: neuebuehnevillach.at

Theater ohne Kompromisse (aus dem Stück "Blut auf Eis").

Gefällige “Renner”, die sich bewährt haben, werden wieder aufgeführt. So werden der Swing-Abend „It Don‘t Mean A Thing If You Ain‘t Got That: Swing” mit eigener Swing-Band dargeboten, sowie „Dinner For One“ wie zuletzt in der Vorweihnachtszeit 2010 am Programm stehen. Das Ensemble hat vor, immer wieder originelle Musicals zu produzieren, jedoch jenseits von “Cats”, wie Alex Linse hinzufügt. Zu diesem Zweck wird auch die zweite Band des Ensembles, eine Musical-Band, in der neuen Spielzeit wieder reaktiviert werden. Ideen für Inszenierungen entwickeln die Schauspieler_innen gemeinsam, wobei Stücke jenseits des Mainstreams thematisch nach ihrem modernen Anspruch und aktuellen Bezug, ausgewählt werden. Ein Thema ist laut Detlev Trippel dann geeignet, wenn das Herzblut der Künstler_innen daranhängt und es die Leute anspricht. Einige neue Produktionen des nächsten Spielplans stehen bisher fest: Die Theater(Off )ensive wird mit „Agnes“, ein Schauspiel von John Pielmeier, eine österreichische Erstaufführung zeigen. Darüber hinaus wird es zwei Uraufführungen zu sehen geben: „Take Off“, eine Airport-Revue und „Hinter Augen“,

ein Schauspiel von Catherine Aigner. Insgesamt gewinnt man den Eindruck, dass viele Ideen für Projekte nur darauf warten, verwirklicht zu werden. Dazu zählen das Weiterführen des Improvisionstheaterprojekts der Gruppe “Art!schocken”, sowie eine neues Angebot offener Theater-Workshops. Die Theater(Off )ensive wird also künftig Salzburgs Theaterlandschaft essenziell mitprägen. Für den künstlerischen Leiter Alex Linse geht es aber weniger um den Gegensatz zwischen gefestigten, traditionellen Theaterformen und freiem Theaterbetrieb, denn er ist überzeugt: “Die Qualität wird sich durchsetzen”. Bildquelle: neuebuehnevillach.at

Die Theater(Off)ensive stellt sich vor: Die Theater(Off )ensive Salzburg ist ein freies Theater-Ensemble mit festem Sitz in Salzburg. Seit dem 1. Oktober 2009 präsentiert sich die neue Truppe an wechselnden Spielorten mit frischem, innovativem und unkonventionellem Theater. Der Anspruch des Ensembles besteht darin, nah am Publikum, sowie abseits des etablierten Mainstream-Theaterbetriebes und des gängigen Repertoires an besonderen Spielorten auf professionellem Niveau hoch qualitatives Theater zu bieten, das eine gelungene Symbiose von Ernst und Heiter, von Reflexion und Emotion, Bildung und Spaß in sich vereint. Kurzum: Der Sinnund Reflexionsanspruch der Kunst soll mit ihrem unterhaltenden Charakter in einem gut ausgewogenen Verhältnis gemixt sein. What about the students? Man würde meinen, junges Theater lockt eigentlich ein junges Publikum an. Bisher wurden die Studierenden als wesentliche Zielgruppe in den Vorstellungen aber schmerzlich vermisst. Die Kolleg_innen sind also herzlich gern gesehen.

Provokant ist nicht zu org

cial Impact

Bildquellen: So

Vom Kulturreferat der ÖH Salzburg

Fremdenfeindlichkeit, Integration, Islamophobie, Religionsfreiheit, Zuwanderung sowie Gewalt in Familien, sind komplexe Probleme, mit denen wir uns fast tagtäglich befassen. In unserer Auseinandersetzung damit suchen wir vereinfachte Antworten und Erklärungen, um bestimmte gesellschaftliche Entwicklungen und Geschehnisse besser begreifen zu können. Im Rahmen des Projekts „Stammtischgeflüster“, welches von der Initiative Social Impact ausgeht, wird auf kreative und allgemeinverständliche Weise auf gesellschaftspolitische Themen aufmerksam gemacht. Mit einer Bierdeckel-Aktion, bei der Social Impact in Kooperation mit Karikaturisten Bierdeckel mit Sprüchen, Karikaturen und Hintergrundinformationen drucken ließ, möchten sie gegenwärtige

Klischees, Konflikte und Vorurteile aufgreifen und relativieren. Warum nicht wie üblich Plakate, Folder und Flyer als Medium verwendet wurden, liegt daran, dass Social Impact mit Bierdeckeln als Trägermedium eine wirksame Präsenz dort erlangen kann, wo sich die lokale Meinung bildet – am Stammtisch. Der Stammtisch ist ein Ort der Begegnung, an dem sich eine kleine, aber verschworene, Runde von Leuten regelmäßig zum Bier trifft und über gesellschaftlich relevante Themen diskutiert. Mit Bierdeckeln kann demnach eine breite Menschenmasse erreicht

werden und die Wirkung kann dort entfaltet werden, wo viele der Konflikte und Klischees entstehen. Am Besten ihr macht euch selber ein Bild davon. Bei großem Interesse könnt ihr uns gerne kontaktieren und auf Wunsch eure Bestellung deponieren! Die Stammtisch-Geflüster-Bierdeckel findet ihr ab sofort in den ausgewählten Lokalen: Denkmal, ÖHBeratungszentrum, MARK Salzburg, JazzIt, Zirkelwirt, Jumbo, Shakespeare und Infoladen.


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Let‘s Oliver Twist Again…

„Let's Oliver Twist Again“ kann man Anfang Juni beim ÖH-Fest im Jazzit hören und sehen.

…vier junge Salzburger Musiker berichten aus ihrem musikalischen Alltag und über die Probleme und Chancen einer auf zwei Städte aufgeteilten Band. Uni:Press: Vor welchem musikalischen Hintergrund wurde die Band »Let‘s Oliver Twist Again« 2008 gegründet? LOTA: Die musikalischen Wurzeln unserer Bandmitglieder sind sehr individuell und verlangen nach einer genaueren Betrachtung. Flo, unser Mann an der Sechssaitigen, lernte klassische Gitarre und kommt eher aus der Jazz-Ecke, während Daniel, der Bassmann, weitestgehend als Autodidakt aus der Trip Hop- und DnBRichtung daherflaniert. Norti an den Keys ist eigentlich gelernter Schlagzeuger, den — so sagt man — die akkordanten Vorteile eines Pianos gegenüber denen des Schlagwerks doch ins Lager der Tastenakrobaten getrieben haben, wo er die Liebe zu Muthspielendem zweifellos besser pflegen kann. Julian an den Drums ist da naturgemäß anderer Meinung und findet sich mit Jazz- und Funkvorlieben nach klassischer Ausbildung recht zufrieden und nicht nach anderen Instrumenten strebend am Schlagzeughocker ein. Uni:Press: Haltet ihr euch als Multiinstrumentalisten strikt an die angestammten Instrumente oder gibt es auch Tracks, auf denen die gewohnte Umgebung jedes Einzelnen verlassen wird? LOTA: Wir bemühen uns, genau auszuloten, wessen Können an welchem Instrument für diese eine bestimmte Nummer am besten ins Gesamtgefüge passt. Prinzipiell ist es immer spannend, die gewohnten Pfade zu verlassen — Norti schnappt sich den von ihm exzellent beherrschten Bass und Daniel switched ans Piano, dem er wunderschöne Melodien zu entlocken vermag. Wir sehen das nicht so eng, so lange die Qualität stimmt. Uni:Press: Wie darf man sich also den Werdegang eines Stücks aus eurer Feder vorstellen — gibt es da einen einzelnen Komponisten, oder seid ihr alle ein wenig beteiligt? Ist die Tatsache, dass euer Schlagzeuger in Wien lebt und dort studiert, ein Problem?

LOTA: Wir sagen, wir sind sogar alle ziemlich konkret beteiligt. Im Großen und Ganzen gibt es eine Idee, die während einer Session oder auch im Kopf eines Einzelnen entsteht. Diese in der fertigen Nummer oft nur noch in Ansätzen erkennbare Melodie oder Bassline wird dann weitergesponnen, wird um die einzelnen Instrumentalspuren erweitert, wird bearbeitet und ausgequetscht, bis wir schlussendlich zufrieden sind. Insofern ist die Absenz des Drummers nicht wirklich ein großes Problem, da die Drums ja auch später dazukommen können. Die regelmäßigen Proben halten wir verstärkt dann ab, wenn Julian zu Hause ist. Und dann verschwindet die Nummer entweder in der Versenkung oder wird gespielt — je nachdem, ob wir sie nach einer Zeit des gesunden „Abhängens“ noch aufführenswert finden. Uni:Press: Verfolgt ihr mit LOTA ein bestimmtes musikalisches Ziel oder treibt euch eine bestimmte Vision an? LOTA: Wir sehen die Musik — total idealistisch — vor allem als Bereicherung in unserem Leben. Wenn wir mit dem, was wir tun und machen auch anderer Leute leben verschönern können, freut uns das natürlich. Ambitionen im Sinne von „Wir müssen in die Austria Top 40!“ haben wir nicht. Die Stücke aus unserer Feder sind ganz klar solche zum bewussten Anhören, passen also nicht in die Kategorie Berieselung. Als Ziel haben wir uns aber gesetzt, eines Tages ein richtig feines Album aufzunehmen, mit dem wir dann auch in vielen Jahren noch glücklich sind, weil es genau unsere musikalische Vision, untermauert mit solidem Handwerk, verkörpert. Uni:Press: Ihr habt in einer Kooperation mit Theresa Hattinger Visuals zur Unterstützung eurer Auftritte eingeführt. Was hat euch zu diesem Experiment bewegt? LOTA: In erster Linie sehen wird die von Theresa sehr eindrucksvoll gestalteten Visuals als ideales Mittel, die Geschichte, unser jeweiliges Thema zu erzählen. Die „Studie zur Nacht“ war eine Auseinandersetzung mit der Nacht in Salzburg oder auch anderswo, in der wir die Stimmung der Dunkelheit einzufangen versucht haben, ohne jetzt in die düstere Ecke abzugleiten. Eine weitere Projektarbeit, die im Sommer aufgeführt wird, wird gerade von ihr bearbeitet.

Uni:Press: Wie entstehen die Filmaufnahmen? LOTA: Wie fast alles fängt es mit einer Idee an. Die wird filmisch mit Episodencharakter umgesetzt, aus Realbild und Animation. Bewegte Bilder unterstützen ein Abdriften ins Märchenland und verstärken die Sinneseindrücke um ein Vielfaches. Uni:Press: Denkt ihr an weitere Kooperationen oder ähnliche Experimente? LOTA: Es ist bereits eine Zusammenarbeit mit Klara Plainer, einer Freundin und Filmstudentin in Planung. Im Zuge dieses Projekts werden wir den Soundtrack zu einer Szene komponieren und uns so mit der Kunstform Film auseinandersetzen. Es ist uns wichtig, die einzelnen Projekte tatsächlich voneinander abzugrenzen und in jeder neuen Odyssee wirklich frische Gedanken einzubringen. Die verschiedenen Episoden gibt’s auf unserer Website zum Anhören und Ansehen. Uni:Press: Will Let’s Oliver Twist Again eines Tages einen bestimmten Weg einschlagen, in musikalischer Hinsicht? LOTA: Nein, wir erachten musikalische Diversität als großen Vorteil. Nur Funk und nur Drum and Bass ist doch auf Dauer fad, da bleiben wir lieber flexibel und machen das, wozu wir Lust haben oder was zu unserem gegenwärtigen Projekt passt. Wir sehen wenig Sinn in einer Festlegung, zu der tatsächlich viele Bands tendieren und dann ganz stolz vermelden, „Nu-MetalGrind-Blues-Stoner-Rock“ zu spielen, und das auch allen Ernstes auf die Eintrittskarte schreiben. Nein, dazu ist uns die Vielfalt in dem, was wir machen, zu wichtig. Uni:Press: Wo wird man Let’s Oliver Twist Again in Zukunft live zu hören bekommen? LOTA: Das nächste Konzert gibt’s Anfang Juni beim ÖH-Fest im Hof des Toskanatrakts. Wir sind natürlich an Kooperationen aller Art interessiert. Auf http:// letsolivertwistagain.com gibt’s Musik und Videos zum Anhören und Ansehen. Das Interview wurde geführt vom Kulturreferat der ÖH & Julian Rieder


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Neues Album in Sicht. Rrrrrrrrrr!

Bildquelle: The Pond Pirates

Von Stefanie Breitlinger

The Pond Pirates hoben mit ihrem neuen Album „Puppets Wanna Dance“ einen kostbaren Schatz und enterten damit am 1. Mai die Bühne des Jazzit:Musik:Club, wo sie ihr neues Werk erstmals zum Besten gaben. Uni:Press hat am Rande des Spektakels mit Gitarrist Renato gesprochen. Die umtriebige Salzburger Band bildete sich im Umfeld des lokal-legendären Künstler-Kollektivs „Club Mildenburg“. Zu der neunköpfigen Piratenbande zählen Benjamin Konstantin (vocals), Tom Van Flash (guitar), Renato Schnöll (guitar), Bene Halus (doublebass), Nikolaus Rhomberg (drums), David Saudek (trumpet, keys), Thomas Aichinger (trombone, keys), Jonathan Mauch (sax) und Robert Aichinger (percussion), der nach dem ersten Album zur Truppe gestoßen ist. Das stilistische Ergebnis ihres musikalischen Beutezugs ist eine Fusion aus Polka, Jazz, Rock, Blues, Reggae und Big Band, wie sie sich selbst beschreiben. Ihr facettenreiches Repertoire ist nämlich charakterisiert von unterschiedlichsten musikalischen Einflüssen.

FAIRKEHRtes Fest – blühende Straße Von Erik Schnaitl, Samina Mujadzic, Fang Liang He

Die Straßen – unsere gesellschaftlichen Lebensadern – sind zu Orten des Lärms, des Gestankes, der Gefahr und des Autos geworden. Diese wichtigen öffentlichen Räume menschengerechter zu gestalten, ist die Motivation vom Verein fairkehr beim fairkehrten Fest. Das Auto ist eine geniale Erfindung. Leider wurde es über die letzten Jahrzehnte in die Mitte unserer Gesellschaft gestellt und beeinträchtigt nun die Lebensqualität von vielen Menschen. Ein tolles Werkzeug, das uns unser Leben erleichtern sollte, wurde zum Selbstzweck, dem wir allzu oft unterliegen und selten hinterfragen. Dies ist Anlass, über das rechte Maß und über die gesunde Autodichte in einer Stadt zu diskutieren. Wie viel Verkehr braucht eine

„Lasst die Puppen tanzen!“

Die Musiker haben sich gegenseitig beeinflusst und inspiriert, so Renato. Zudem leiden sie an chronischem Ideen-Überschuss, meint der Gitarrist. So ließen The Pond Pirates bereits mit ihrem DebütAlbum „Pirate Circus“ aufhorchen, dessen gleichnamige Auskopplung bei FM4 auf Gefallen stieß. In einer Tour de Force-Aufnahme von nur zehn Tagen im August 2009 entstand mittlerweile das zweite Album, an dem bis jetzt gefeilt worden ist. Produziert wurde die Platte „Puppets Wanna Dance“ beim Salzburger Produzenten Arno Wagenhofer und erschien beim Indie-Label Scream Records. Auf der Bühne sind sie in ihrem wahren Element, so ist ihre wunderbar tanzbare Musik auch wie gemacht zum Performen und um das Publikum im Sturm zu erobern. Auch rein optisch sind die sympathischen (und gar nicht raubeinigen) Musiker aufgrund ihrer Bühnenpräsenz ein Erlebnis. So stellte die ungestüme Truppe ihre Live-Qualitäten sogar in China in sechs

lebendige Stadt und ab welcher Auto(verkehrs)dichte wird die Lebendigkeit einer Stadt zerstört? Die Sehnsucht nach Straßen für Menschen statt für Autos, die Sehnsucht nach Entschleunigung und die Sehnsucht nach Orten der zwischenmenschlichen Begegnung, wollen wir damit wecken.

FAIRKEHRte Information: Die Straßen spiegeln uns eine Information wider, die in den meisten Fällen „steig ein ins Auto und fahr, weil damit bist du schneller und bequemer unterwegs“ lautet. Das Verhalten der Autofahrer_innen ist also ganz rational und logisch, ob der momentanen Straßengestaltung. Die allermeisten Menschen passen ihr Verhalten einfach der Information an und nutzen das Auto. Vereinzelt sind Straßen und Städte so gestaltet, dass die Information „geh zu Fuß, fahr mit dem Rad oder nutze den Öffentlichen Verkehr, weil damit bist du schneller und bequemer unterwegs“ lautet. Selbst Autoliebhaber – und in selteneren Fällen Autoliebhaberinnen – verhalten sich in dieser Situation nachhaltig und naturfreundlich, ganz rational und gehen zu Fuß, Radeln oder nutzen den ÖV. „Die Verkehrsstruktur wirkt wie ein Prügelstab auf unser Verkehrsverhalten“, bringt es Harald Frey, vom Institut für Verkehrstechnik und Verkehrsplanung der TU Wien, auf den Punkt und legt damit den Fokus hin zur Angebotsgestaltung und weg von der reinen Verhaltensänderung.

Was erwartet dich am Festwochenende? Neben dem lebendigen Straßenambiente fern von Autolärm und Abgasen steht einem eine ausgerollte Grünfläche aus Naturrasen zur Verfügung, auf der man

Konzerten im Rahmen des „International Music-Week Festival Zhangjiajie“ im Mai 2009 unter Beweis. Überhaupt sind The Pond Pirates eine fleißige Liveband und machen Clubs in Salzburg, Wien und im süddeutschen Raum unsicher. So freut sich die Band, nach der CD-Produktion endlich wieder ausgiebig auf der Bühne zu rocken und hat diesen Sommer auch schon viel vor. Neben einer Sommer-Tour, wo es Gelegenheit gibt, die Band hierzulande live zu erleben, schwebt ihnen eine Georgien-Tournee vor, verrät Renato.

The Pond Pirates live: Am 17. Juli: Sommerszene Abschlussfest, im Republic Salzburg Am 8. August: Kultur.ab.Hof Fest, in Hochburg-Ach, Oberösterreich http://www.thepondpirates.com http://www.myspace.com/thepondpirates

sich ein kühles Bierchen genehmigen kann. Unterstrichen wird unser kulturell-gesellschaftspolitisches Projekt mit Musik, Tanz und ausgelassener Stimmung. Das Programm mit freundlicher Unterstützung der ÖH-Mozarteum und nähere Informationen bezüglich des Veranstaltungsortes und Datums sind im Plakat auf dieser Seite oder auf www.fairkehr.net ersichtlich.


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Uni:Press-Ticketverlosung Quelle: Rockhouse

Liebe Studis! Lust auf Konzert oder Theater für umsonst? Die ÖH Salzburg verlost jeweils 1 x 2 Freikarten für folgende Veranstaltungen im Rockhouse Salzburg. Um an der Verlosung teilzunehmen, schicke eine Mail mit dem Betreff „Rockhouse-Verlosung“, deinem Namen sowie deiner Wunschveranstaltung an presse@ oeh-salzburg.at. Local Heroes Jayo, Tempted To Deception, Time 4 Heroes, Follow Them To The Edge Of The Desert FR 11.06.2010, 20 Uhr Die Juni Local Heroes bieten Alternativen Indie Brit Pop, Hard-Funk-Rock, Singer7Songwriter-Folk und vieles mehr.

@

„Modern-day Mississippi blues at its finest“ Sing Out (USA) Boo Boo Davis (US/NL) MO 21.06.2010, 20.30 Uhr Boo Boo Davis, ein Überlebender der alten Generation von Bluesern, die über das harte Leben im Mississippi Delta schreiben und spielen. Ein Ausnahme-Blueser, den man auf gar keinen Fall versäumen sollte!

Los Guerilleros (F) Special guests: Nigrita & The Mellow Beats (A) DJ: Selectah Cashyuh (OM) FR 09.07.2010, 21 Uhr Worldmusic im Rockhouse Salzburg. Eine Konfrontation der musikalischen Vielfalt und Genres. Die neunköpfige Band mixt Reggae mit Folk und Polka. Würzt den tanzaffinen Sound mit arabischen- und Balkaneinflüssen und einer ordentlichen Prise mit Rock. Eine Band ganz im Stile der großen „Les Negresses Vertes“.

Die ÖH Salzburg verlost für „Die Passion des Jonathan Wade“ im Salzburger Landestheater 2x2 Karten. Um an der Verlosung teilzunehmen, schicke eine Mail mit dem Betreff „Landestheater-Verlosung“ und deinem Namen an presse@oeh-salzburg.at. Die Passion des Jonathan Wade Von Carlisle Floyd MI 09.06.2010, 19.30 Uhr In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln Uraufführung am 11. Oktober 1962 in New York „The Passion of Jonathan Wade“ ist ein Südstaatendrama großen Stils. Jonathan Wade, ein Offizier der siegreichen Nordstaatenarmee, kommt nach dem Ende des Bürgerkrieges in eine Stadt in den Südstaaten, um dort die Besatzung zu übernehmen. Er trifft Cecilia, die Tochter des örtlichen Honoratioren, der der Krieg die Mutter und den Mann genommen hat. Dennoch verlieben die beiden sich ineinander und heiraten - woraufhin Cecilias Vater sich von seiner Tochter lossagt. Ein verwöhnter Sklavenhalter-Sohn organisiert unterdessen mit dem Ku-Klux-Klan die Gegenbewegung. Doch Jonathan Wade weht noch von einer anderen Seite

Boo Boo Davis, die Soul-Legende - am 21.6 im Rockhouse

der Wind entgegen: Aus Washington ist ein Bürokrat angekommen, der die Sklavenbefreiung unterstützen soll - auch er sieht in Wade seinen Feind und isoliert ihn in der Armee. So stehen Wade und Cecilia mit ihrem Streben nach Menschlichkeit und Ausgleich alleine da und sehen sich zur Flucht gezwungen. Von der einen Seite rückt der Ku-Klux-Klan an, von der anderen die Armee..

Die ÖH Salzburg verlost je 1x2 Karten für folgende drei Veranstaltungen in der ARGEkultur. Um an der Verlosung teilzunehmen, schicke eine Mail mit dem Betreff „ARGE-Verlosung“, deinem Namen und deiner Wunschveranstaltung an presse@oehsalzburg.at. Giant Sand (USA) ARGE in concert - Präsentiert von TBA & FM4 FR 04.06.2010, 20.30 Uhr Die Alternative-Country-Band mit Wüstensound aus Tucson (Arizona) nach 14 Jahren wieder in der ARGEkultur.

„Tauwetter“ Mieze Medusa & Tenderboy FR 18.06.2010, 22.00 Uhr HipHop für Backpacker_innen, Elektronische Musik links von der Mitte und Lyrik für den Club! Support: Arv und seine One-Man-Rap-Science-FictionReality-Show.

ARGE tanz - Koveranstaltung mit Nobulus & daskunst „Falling” Pacman vs. das “reale” Leben. Systemkritisches, urbanes Tanztheaterstück. MI 30.06.2010, 20.00 Uhr 60 Minuten lang schießt Valentin „Knuffelbunt“ Alfery alles, was sein Repertoire aus Breakdance, Locking, Popping, Schauspiel und Pantomime hergibt dem Publikum entgegen. Trotz der Vielfalt an Ausdrucksmitteln wirkt das Bühnengeschehen als fixe Einheit, in der die gesellschaftskritischen Themen von „Falling“ intensiv zu spüren sind.

Die ÖH Salzburg verlost je 1x2 Karten für folgende drei Veranstaltungen im JazzIt. Um an der Verlosung teilzunehmen, schicke eine Mail mit dem Betreff „JazzIt-Verlosung“, deinem Namen und deiner Wunschveranstaltung an presse@oeh-salzburg.at. Dr. Opin & Wladigeroff Brothers (BG) FR 11.06.2010, 20.30 Uhr Die aus Bulgarien stammenden Brüder Alexander (Trompete) und Konstantin (Piano) Wladigeroff sind diesmal die illustren Gäste von Dr. Opin. Auf faszinierende Weise führen sie die musikalischen Welten der bulgarischen Folklore und des modernen Jazz. Eine konzertante Club-Session mit Tanzvergnügen und DJ Angelove an den Turntables! El Trio Macanudo (A) SA, 12.06.2010, 20.30 Uhr Max Reubel: guitar / Gundi Veleba: transverse flute / Peter Traunmüller: drums / Special Guest: Gerd Veleba: saxophone Im Quartett mit «Special Guest» Gerd Veleba, dem jungen Saxophonisten aus Neumarkt am Wallersee, werden auf «macanudo» der Stolz und die Leidenschaft argentinischer Musik auf neue Weise spürbar gemacht. Eine Inspiration, die erweitert durch Eigenkompositionen und Klangmalereien der vier Vollblutmusiker an diesem Abend auch den Salzburger Künstler Leon Einberger, «live on stage» mit Pinsel und Farbe zu spontanen Impressionen auf Leinwand bewegen wird. Moby Stick (A) & Guests Club Mildenburg SA 26.06.2010, 21 Uhr Seit fünf Jahren existiert nun die zwölfköpfige Band Moby Stick, die sich der Sounds aus den Genres Roots Reggae und Soul bedient. Oft werden die Sticks von verschiedensten internationalen Gastkünstlern unterstützt, wie z.B. von der Band „Easy Star Allstars” aus New York. Ein Abend mit Moby Stick bietet nicht nur ein musikalisches und tanzintensives, sondern auch ein emotionales und unvergessliches Erlebnis.

Demo „Stoppt die Bildungstitanic 2.0“ Der Uni Salzburg stehen einschneidende Budgetkürzungen durch die Bundesregierung bevor: in den nächsten Jahren sollen 20% unseres Uni-Budgets eingespart werden. Als Folge werden wichtige Bauvorhaben zur Linderung der Raumnot gestrichen. Nachbesetzungen von Lehrstellen sind gefährdet. Ganzen Studienrichtungen und Fachbereichen droht die Abschaffung! Gleichzeitig führt die Bundesregierung neue Zugangsbeschränkungen für Bachelorstudien ein und verschärft Beschränkungen für Masterstudien! Zeig‘ auch du der Kapputt-Sparpolitik von SPÖ-ÖVP die Rote Karte! Wann: Dienstag, 8. Juni ab 18.00 Uhr Wo: Residenzplatz


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