Uni:Press # 667 (Jänner 2012)

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STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT SALZBURG

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Was du heute kannst besorgen, … Das Semesterende naht, die To-Do-Liste wächst, die Motivation hält sich bescheiden zurück? Klassischer Fall von Prokrastination! Unser Autor Johannes Hofmann hat sich der uns Studierenden nicht ganz unbekannten Volkskrankheit in einem Selbstversuch gestellt. Und sie (fast) rechtzeitig zum Redaktionsschluss besiegt. Seite 10

100 Jahre Jura Soyfer Mit Jubiläen geht nicht nur Feierstimmung einher, sondern auch Gedenken. Daher widmen wir in der aktuellen Ausgabe einem der bedeutendsten politischen Schriftsteller der 1930er Jahre ein Porträt: Jura Soyfer. Er hätte 2012 seinen 100. Geburtstag gefeiert. Dass es dazu nicht kam, lag an seiner Deportation durch die Nazis. Seite 27

© Rainer Sturm / pixelio.de

Jubiläumsfreude und Zeitkritik

Die Uni ist in Partylaune. Sie feiert heuer ihr 50-jähriges Bestehen.

Von Christina-Anna Stenz 50 Jahre, kann das sein? Die Universität ist nicht ganz so jung, wie man auf den ersten Blick bei diesem Jubiläum annimmt. Gegründet wurde sie bereits im Jahr 1622 von Fürsterzbischof Paris Lodron. Als Salzburg 1810 zu Bayern kam, lösten die neuen Landesher-

ren die Salzburger Benediktineruniversität auf. Bis zur Wiedererrichtung 1962 vergingen insgesamt 152 Jahre. Begonnen wurde damals mit einer Katholisch-Theologischen und einer Philosophischen Fakultät, später wurde die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät konstituiert. Und nach und nach nahm die Uni immer mehr an Größe zu. Mehr Studierende Der Zuwachs an StudentInnen ist in den letzten Jahren größer denn je: Die Anzahl hat sich von 10.000 auf 18.000 erhöht. Besonders beliebt ist die Universität Salzburg auch bei den deutschen NachbarInnen. Dieses Wachstum zieht weitere Folgen nach sich: Überfüllte Hörsäle und der Kampf um Lehrveranstaltungen prägen den Alltag der Studierenden besonders beliebter Fächer wie Psychologie oder Kommunikationswissenschaft. Der akuten Platznot versucht man von Seiten der Universität mit dem neuen Unipark entgegen zu wirken, der bereits von vornherein als zu klein abgestempelt wurde. Mit der offiziellen Eröffnung des Uniparks im Jänner beginnt eine Reihe von weiteren Veranstaltungen, die den runden Geburtstag würdigen. „Mit hochkarätigen Vorlesungen, einer Reihe von öffentlichen Veranstaltungen und einem Universitätsball“, darf man sich auf das Jahr 2012 freuen, heißt es von der Universität.

Vorschau In der aktuellen Ausgabe der Uni:Press lädt dich der Schwerpunkt ein, mehr über die Universität Salzburg zu erfahren. Durch Interviews mit ProfessorInnen, die schon seit Langem mit der Uni verbunden sind – früher hier studiert haben und jetzt selbst lehren, wagen wir einen Blick in die Vergangenheit. Genauso spannend sind aber auch die Zukunftsvisionen – wie wird es den Studierenden in 50 Jahren an der Uni Salzburg ergehen? Utopie und Dystopie verführen in unserer neuen Rubrik „Kopf oder Zahl“ zum Fantasieren. Aber auch der neue Unipark steht im Kreuzfeuer der Kritik. Die mangelnde Privatsphäre im Glaskubus und auch die wenigen Radabstellplätze sind nur einige der Punkte, die die Freude am neuen Gebäude mindern. Doch nicht nur im Schwerpunkt haben wir wieder interessante Artikel für euch parat. Wie immer sorgen die Bereiche Kultur, Politik und Uni und Service für kurzweilige Infos. Ob Tipps für günstige Wintersportarten, ein Interview über die österreichische Pseudoempörung, ein Persönlichkeitstest oder alles rund ums Auslandspraktikum, wir sind sicher, für jedeN ist etwas dabei. Viel Spaß beim Lesen der aktuellen Ausgabe wünscht dir dein Uni:Press-Team!

Bandportrait

Arbeitslose AkademikerInnen

Die junge Salzburger Band „Purple Souls“ sprach mit der Uni:Press über ihre Songs, das Gefühl der ersten Erfolge und wie sich Studium und Musikleben vereinbaren lassen. Bereits im Radio und Musikfernsehen zu hören und zu sehen, gibt es nun bei der Uni:Press fünf Alben der Newcomer zu gewinnen. Lern die Band auf Seite 26 genauer kennen.

Nur 0,2 Prozent der AbsolventInnen eines geisteswissenschaftlichen Studiums finden eine Stellenausschreibung mit adäquaten Anforderungen. Viele landen in ganz anderen Beschäftigungsfeldern als geplant, manche in der Arbeitslosigkeit. Unbezahlte Praktika, niedrige Löhne und die AkademikerInnenarbeitslosigkeit. Wie es weiter weitergehen wird? Auf Seite 15.

© Clemens Kois

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Die Universität Salzburg feiert heuer einen runden Geburtstag. Das Jahr steht ganz im Zeichen des 50-jährigen Jubiläums, dem sich auch der Schwerpunkt der aktuellen Uni:Press-Ausgabe unter dem Titel „Jubiläumsfreude und Zeitkritik“ widmet. In den vergangenen fünf Jahrzehnten hat sich einiges verändert: Mehr StudentInnen, Geld- und Platznot sowie der neue Unipark sind nur einige Kennzeichen der neuen Ära.

NR. 667 © Hebrew Free Burial Association

01/2012

Gerechtigkeit auf Österreichisch Für ManagerInnen hat der Staat viel übrig. Das legt der aktuelle Einkommensbericht des Rechnungshofs nahe. Die Gagen für die Führungsriege in staatsnahen Unternehmen sind nämlich fürstlich – Krisenzeiten zum Trotz. Im Vorjahr verdienten 64 GeschäftsführerInnen in 23 Staatsunternehmen mehr als der Bundeskanzler, also mehr als 285.600 Euro. Laut Rechnungshof sind die ManagerInnen-Gehälter bei Verbund, Post und Co. seit 2007 um 20 Prozent gestiegen, doppelt so schnell wie die Gehälter der Belegschaft. Geld scheint also keine Rolle zu spielen. Hat der Staat etwa zu viel Geld? Nein. Nicht wenn es um Ausbildung, Qualifikation und den Forschungsstandort Österreich geht. Denn außerhalb des Dunstkreises der finanziellen Verteilungsfreudigkeit stehen die österreichischen Unis mit ihren rund 270.000 Studierenden, die sich statt mit einer versprochenen Hochschulmilliarde mit einer Light-Version ebendieser abspeisen lassen müssen: Von 2013 bis 2015 werden die Hochschulen nun 990 Millionen Euro zusätzlich erhalten, 240 davon wurden ihnen jedoch bereits 2010 versprochen. Außerdem werden von dieser Budgetaufstockung nicht nur die Unis zehren, sondern auch Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen. Was im Endeffekt übrig bleibt, ist ein erweiterter Finanzspielraum von 100 Millionen Euro jährlich – ein Betrag also, der kaum die Inflation abdeckt. Ein verteilungsgerechtes System? Mitnichten! Auch wenn sich Heinrich Schmidinger, neuer Präsident der Universitätskonferenz und Rektor der Uni Salzburg, gegenüber „Die Presse“ mit der Einigung in puncto Hochschulfinanzierung zufrieden zeigt: In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sei es „keine Selbstverständlichkeit“, knapp eine Milliarde Euro aufzutreiben. Aber mit viel Glück und Vitamin B landet der eine Student oder die andere Studentin ohnehin einmal in einer Spitzenposition bei der Österreichischen Industrieholding AG (ÖIAG). Und wer weiß, vielleicht betrachtet er/sie das Gehalt dann als Kompensation für seine/ihre verkorksten Studienjahre mit Wartelistenplätzen, überfüllten Seminaren und überlasteten Lehrenden. Sandra Bernhofer

© Simone Hainz / pixelio.de


Jubiläumsfreude und Zeitkritik

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© privat

Die gute alte Zeit? Anekdoten aus 50 Jahren Uni Salzburg Zum 50-Jahr-Jubiläum der Uni Salzburg haben wir mit jenen gesprochen, die von Anfang an dabei waren: mit ProfessorInnen, die bereits hier studiert haben. Und auch sie waren ganz normale Studierende mit dem einen oder anderen Anekdötchen im Repertoire. © privat

Von Sandra Bernhofer und Su Karrer

Wie hat Ihre politische Betätigung konkret ausgesehen? Hanns Haas: Ja, das waren eben die typischen Arbeiten, die in politischen Studentenbewegungen praktiziert werden: Endlossitzungen, Diskussionen und Schulungen, gemeinsame Lektüre der Klassiker des Marxismus und dann natürlich Demonstrationen. Zu der Zeit war die Anti-Lütgendorf-Bewegung sehr stark, die Bewegung für die Abschaffung des Bundesheers also, oder zumindest für die Reduzierung der Präsenzdienstzeit. Und dann war da natürlich die Demonstration anlässlich des Salzburg-Besuchs des amerikanischen Präsidenten Nixon – vor allem mit der damit verbundenen ProVietnam-Bewegung habe ich mich sehr intensiv beschäftigt. Wie haben sich Ihre Vorgesetzten dazu geäußert? Hanns Haas: Na ja, an sich war es im Vergleich zu heute eine tolerante Zeit. Wenn ich bedenke, was mein damaliger Chef, Professor Wagner, so geduldet hat nebenher. Er war eher liberal-bürgerlich und hat diese Eskapaden und auch die Flugblätter toleriert. Am Che Guevara-Poster ist er aber immer mit abgewandtem Kopf vorbeigegangen.

Was würden Sie Studierenden raten? Hanns Haas: Studiert das, was ihr wirklich wollt. Alles Weitere ergibt sich dann. Ein Bild aus rebellischeren Tagen: Hanns Haas studierte Geschichte und Germanistik (1964–1968) und engagierte sich, wenn er nicht gerade das Tanzbein schwang, auch politisch. Er ist inzwischen Emeriti des Fachbereichs Geschichte.

„Erst im Ausland habe ich gemerkt, wie Studentenleben wirklich sein kann.“

oder jene Dinge wählen, die mich interessieren.“, für die ist dieses Raster manchmal zu eng.

An welche Erlebnisse aus der Studienzeit denken Sie heute besonders gern zurück? Gabriele Amann: An die Möglichkeit, sehr selbstbestimmt neue Erkenntnisse zu gewinnen. Also selbstständig lernen, eigenverantwortlich studieren zu können, die Lehrveranstaltungen zu besuchen, die man als interessant erachtet hat. Da hat sich eine neue Welt ergeben.

Wenn Sie jetzt die Situation heute mit Ihrer damals vergleichen, würden Sie dann lieber heute oder damals studieren? Gabriele Amann: Das ist schwierig! Also von den Betreuungsmöglichkeiten her war es zu meiner Zeit noch besser. Wir hatten viele kleinere Gruppen – wir hatten zum Teil Seminare, in denen wir fünf Leute waren, da war wirklich ein deutlich intensiverer Austausch möglich. Was heute sehr gut ist, ist die sehr gute Forschungsexzellenz an der Psychologie. Das heißt, die Studenten, die wirklich gut sind und die sich auch engagieren, die haben die Möglichkeit, schon während des Studiums in größere Forschungsprojekte integriert zu werden. Das war früher nicht der Fall. Also ich persönlich, weil ich gewohnt bin, sehr selbstständig an Dinge heranzugehen, würde eher früher bevorzugen. Heute würde ich so meine Probleme haben, wenn ich in dieses Korsett hineingezwängt würde.

Wie haben Sie Ihr StudentInnenleben – besonders in Bezug auf die Stadt Salzburg – in Erinnerung? Gabriele Amann: Das ist weniger gut gewesen. Studenten sind immer als ein gewisser Fremdkörper in Salzburg gesehen worden. Es hat schon typische Studentenlokale gegeben, wo man hin gegangen ist, aber keine ausgeprägte Studentenkultur. Ich habe dann durch meine Auslandsaufenthalte andere Studentenstädte erlebt und da habe ich erst gemerkt, wie Studentenleben wirklich sein kann. Zu Ihrer Studienzeit war Psychologie ja noch nicht so begehrt wie heute, die Betreuungsverhältnisse besser. Glauben Sie, es gibt dennoch Dinge, die heute einfacher für Studierende sind als zu Ihrer Zeit? Gabriele Amann: Das hängt davon ab, wie selbstständig man ist. Früher hat man das meiste frei wählen können. Heute ist alles in hohem Maße vorstrukturiert. Das kommt manchen zugute, die Probleme haben, die entsprechend wichtigen Dinge für sich zu finden. Andere natürlich, die sagen „Ich will in meinem Studium möglichst früh mit einer Spezialisierung anfangen

„Es blieben noch Lücken im Studienplan, die für ein ‚Studentenleben‘ frei blieben.“ Wie haben Sie Ihre Studienzeit in Erinnerung? Thomas Steinmaurer: Gegenüber den heutigen Rahmenbedingungen waren die damaligen Studienbedingungen von großen Freiheiten geprägt: Einer Vielfalt des Angebots standen große Freiheiten in der Auswahl gegenüber, für die man großteils selbst verantwortlich war. Auch wenn das neue Magisterstudium bereits erste MainstreamEntwicklungen mit sich brachte, waren die Thomas Steinmaurer studierte von 1983 bis 1989 Publizistik und ist nun am Fachbereich KoWi mit der Leitung der Abteilung Kommunikationstheorien und Mediensysteme betraut.

Welchen Rat würden Sie den heutigen Studierenden geben? Nicht Psychologie zu studieren? Gabriele Amann: Nein, das auf keinen Fall, das hat man mir auch schon gesagt: „Was wollen Sie mit Psychologie? Sie kriegen nie einen Job!“ So ist es eben nicht! Ich denke mir, man sollte das studieren, was einen wirklich interessiert, denn es ist schon wichtig, nicht nur auf die Berufsaussichten zu schielen. Das zu studieren, was einen interessiert, sich zu engagieren und die Chancen zu nützen, die sich einem bieten. Das würde ich jedem raten.

© Herman Seidl

Wie haben Sie die Zeit als wissenschaftliche Hilfskraft in Erinnerung? Hanns Haas: An sich war mir Salzburg in den ersten Jahren wirklich zu klein und zu fad. Ich war von Wien her ein intensives studentisches und akademisches Leben gewohnt, man konnte dort in viele verschiedene Studienrichtungen hineinschnuppern, was in Salzburg nicht möglich war. Auch ein politisches Leben habe ich in den ersten Jahren vermisst. Mit dem Aufkommen der Studentenbewegung 67/68 ist das dann besser geworden, und ich bin quasi nachdem ich schon das Doktorat gehabt habe, in die Studentenbewegung eingestiegen – in den VSStÖ.

Was ist Ihrer Meinung nach heute für Studierende einfacher als in Ihrer Studienzeit? Hanns Haas: Heutige Studierende stehen sozial meist besser da, ich möchte fast sagen, dass meine Zeit von Armut geprägt war. Ich würde die Biografie dennoch nicht tauschen wollen, da man heute nicht mehr von einem bruchlosen Lebenslauf ausgehen kann. Die Zukunftsaussichten sind sehr vage geworden, man hat immer mehr Verpflichtungen nebenher, das sehe ich auch bei meinem 24-jährigen Sohn.

© Stadtgemeinde Salzburg

Wie kam es dazu, dass Sie in Salzburg studiert haben? Hanns Haas: Ich bin 1964 mit Professor Fellner nach Salzburg gekommen. Er hat an der Uni, die damals neu gegründet worden war, eine Professur erhalten und drei wissenschaftliche Hilfskräfte aus Wien mitgenommen, darunter mich. Ich sollte in Salzburg meine letzten beiden Jahre fertigmachen. Daraus sind dann vier geworden.

Wie haben Sie das Gefälle zwischen Studierenden und Lehrenden insgesamt in Erinnerung? Hanns Haas: Ein Professor, das war damals schon jemand. Ich war als studentische Hilfskraft ja selbst Teil dieser Hierarchie, habe meine Position aber nie anti-studentisch ausgenutzt.

© privat

„Salzburg war mir in den ersten Jahren wirklich zu klein und zu fad.“

Gabriele Amann absolvierte von 1978 bis 1984 ihr Studium der Psychologie, Psychopathologie und Psychiatrie an der Universität Salzburg und forscht und lehrt seit 1999 als Universitätsdozentin am Institut für Psychologie.


Jubiläumsfreude und Zeitkritik

„Die Studierenden werden als Kunden gesehen, nicht als Partner in Wissenschaft und Forschung.“

Sie haben hier an der Uni Salzburg studiert. Wie kam es dazu? Ingrid Bauer: Das hatte einen ganz simplen Grund: Ich habe hier ein familiäres Netz gehabt. Nachdem ich zu den ersten in meiner Familie gezählt habe, die studieren konnten, hat es da einfach noch einmal eine Absicherung gebraucht. Es war aber nicht lange notwendig (lacht). Die Studierendencommunity hat gut funktioniert. Ein weiterer Grund war, dass man die beiden Fächer, die ich im Auge gehabt habe, hier studieren konnte: Geschichte und Germanistik auf Lehramt. Das war auch die Kombination, die man Frauen damals am ehesten zugestanden hat.

Wie haben Sie Ihre Studienzeit in Salzburg in Erinnerung? Klaus Firlei: Offenheit, neue Horizonte, Diskussionen ohne Ende, Aktionismus – das sind Schlagworte, die mir in den Sinn kommen. Das Studentenmilieu hatte sich weitgehend von dem damals noch sehr viel stärkeren Salzburger Provinzialismus entkoppelt. Die studentischen Biotope waren spannend und irgendwie lieb. Es gab einige Pflänzchen an studentischer Öffentlichkeit und Kultur, getragen vor allem von der ganzen Palette an linken Organisationen. Als Stadt bot Salzburg jedoch sehr wenig und das hat sich kaum geändert.

© privat

Studienzeit? Ingrid Bauer: Was ich heute viel schwieriger finden würde, ist, dass das Wissen so explodiert ist. Damals hat man für eine Arbeit in der UB recherchiert, heute recherchiert man in der ganzen Welt, wenn man ernst genommen werden will.

Was bot Salzburg an Studierendenleben? Was haben Sie besonders positiv in Erinnerung? Thomas Steinmaurer: In den ersten Jahren war die Zeit vom Leben im Studentenheim mit den Ausflügen an die Universität geprägt. Zwischen den heute zur Legende verklärten Festen und nicht minder legendären Lehrveranstaltungen sollten die Semester wie im Flug vergehen. Zur besonderen Legende sollten aber die damals noch im Studienplan verankerten Exkursionen werden, die uns beispielsweise in die Medienszene Amsterdams führten. Haben Sie sich während Ihrer Studienzeit politisch engagiert und wenn ja – wie hat

Was glauben Sie hat sich im hierarchischen Verhältnis zwischen Lehrenden und Studierenden seit damals verändert? Die Hierarchien waren sicher da, aber fassbar und konkret und damit auch bekämpfbar. Es gab Gegenmacht, die durchaus wirksam wurde, später auch Mitbestimmung. Damals gab es einen Konsens aller, dass Universität Bildung und so etwas wie autonome Wissenschaftlichkeit realisieren

dieses Engagement ausgesehen? Thomas Steinmaurer: Zu Beginn meines Eintritts ins Studium erlebte ich zwar noch die Ausläufer der einst sehr engagiert geführten Studentenpolitik, eine Bewegung, die sich aber Zug um Zug zu einer Service-Einheit entwickelte. Das Bedürfnis nach einem echten politischen Engagement verblieb damit auf einem geringen Niveau – das sollte auch bei mir so bleiben. Das hieß aber nicht, dass wir in den Lehrveranstaltungen keine politische Haltung vertraten oder engagiert zu gewissen Themen Stellung nahmen. Wie ist es dazu gekommen, dass Sie den wissenschaftlichen Weg eingeschlagen haben? Thomas Steinmaurer: Es ging einfacher als ich dachte. Über ein Seminar eröffnete sich die Möglichkeit, in ein wissenschaftliches Projekt einzusteigen, daneben jobbte man in der Bibliothek. So wurde das Institut schnell

Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass sie den wissenschaftlichen Weg eingeschlagen haben? Ich wurde gefragt, ob ich wissenschaftliche Hilfskraft werden wolle und bin dann so nach und nach in die Wissenschaft hineingeschlittert. Es war aber auch eine gewisse Unlust da, im „bürgerlichen System“ anforderungskonform zu arbeiten. Wenn Sie Ihre damalige Situation als Student mit jener heutiger Studierender vergleichen – würden Sie dann lieber heute studieren oder damals? Unter der Perspektive, später als Wissenschaftler zu arbeiten, eindeutig damals. Der Weg zur Wissenschaft ist heute kaum abgesichert, es besteht ein hoher Konformitätsdruck, Verwertbarkeit steht im Vordergrund. Auch vom Arbeitsmarkt her ist ein immenser Druck vorhanden, der in Richtung Optimierung und Rationalisierung des Studiums wirkt. Andererseits sind die Zeiten heute noch spannender als damals, was eine enorme Herausforderung für junge intellektuelle Eliten darstellt. Welche Ratschläge haben Sie für Studierende? Ratschläge stehen mir nicht zu. Aber wenn es denn sein muss: Lassen Sie sich nichts gefallen. Bildung ist wichtiger als verwertbares Wissen. Neues entsteht nur aus organisiertem Handeln, und das ist mehr als „Vernetzung“. Sorgen Sie dafür, dass sich die Macht der Wahrheit beugen muss. Klaus Firlei war von 1966 bis 1971 als Student der Rechtswissenschaften und der Politikwissenschaft inskribiert. Heute ist er als Univ-Prof. am Fachbereich für Arbeits-, Wirtschafts- und Europarecht sowie im Departement für Arbeits- und Sozialrecht tätig.

Was würden Sie angehenden AkademikerInnen mit auf den Weg geben? Ingrid Bauer: Man sollte das Studium nicht als Download von Fachwissen betrachten, sondern als Denkraum, wo viel mehr passieren kann, wo man eigene Positionen entwickeln kann, Ecken und Kanten herausbilden, was die eigene Person betrifft und wo man einfach über den Tellerrand hinausschauen kann. Man kann mit viel, viel mehr aus der Universität hinausgehen als nur mit ein paar Zeugnissen.

Wo sehen Sie für heutige Studierende einen Nachteil im Vergleich zu Ihrer

Kombinationsmöglichkeiten noch ausreichend. So blieben auch noch Lücken im Stundenplan, die voll und ganz für ein „Studentenleben“ frei blieben.

An welches Ereignis denken Sie heute besonders gerne zurück? Es gab einige tolle Demo-Inszenierungen, das Auslassen eines eingeseiften Schweins bei einer Bundesheerveranstaltung am Residenzplatz, etwas später die versuchte Besetzung des Flughafens beim NixonBesuch oder Referate und Diskussionen mit Marcuse, Bloch, Illich, Fromm, Jungk und anderen.

soll. Nicht wenige Professoren förderten den kritischen Dialog. Heute macht sich eine Dienstleistungsmentalität breit. Die Studierenden werden als Kunden gesehen, nicht als Partner in Wissenschaft und Forschung.

zu einem Ort, an dem man sich auch eine berufliche Zukunft vorstellen konnte. Mit zunehmendem Einblick in die akademische Welt sollte schließlich das Interesse am „Projekt Wissenschaft“ beständig steigen. Und ich hatte wohl auch das Glück, die erste Einstiegschance in eine Halbtagsstelle zu schaffen. Was möchten Sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben? Thomas Steinmaurer: Der Blick abseits ausgetretener Pfade, in andere Studienrichtungen oder ins Ausland, schützt in jedem Fall vor allzu früher Spezialisierung. Dazu gehört auch ein offenes Auge für Entwicklungen abseits des Studiums und der Uni. Und persönliches Engagement über die allgemeinen Anforderungen hinaus – ob im Studium oder auch schon in der Praxis – öffnet jene Möglichkeit und Chancen, die es schließlich auch zu nützen gilt.

© privat

Der Bruch zwischen dem Zuhause und der Welt, in die man hineingewachsen ist, war auch ein größerer. Man ist zuhause nach einem Kanon des Guten, Wahren und Schönen sozialisiert worden und dann kam man an die Uni, wo alles aufbrach. Da sind Themen angesprochen worden wie jüdische Geschichte, Widerstand oder Nationalsozialismus. Es war eine Zeit, in der man das Gefühl gehabt hat, man ist am richtigen Ort, wenn man studiert.

Ingrid Bauer studierte zwischen 1973 und 1979 Geschichte und Germanistik auf Lehramt. Inzwischen widmet sie sich als Ao. Univ.-Professorin am Fachbereich Geschichte unter anderem der historischen Frauenforschung.

© privat

Sie haben die Studierendencommunity angesprochen: Was bot das StudentInnenleben in Salzburg damals? Ingrid Bauer: Das Studentenleben waren wir. Salzburg hat nicht besonders viel geboten. Aber wir haben das nie als Defizit empfunden, es war einfach so eine lebendige Zeit, wo alles in Bewegung war: Die Uni war in Bewegung, wir waren in Bewegung, haben alle Autoritäten und Hierarchien hinterfragt. Es war immer etwas los: Diskussionen, Veranstaltungen, die wir organisiert haben, wo wir Leute, die uns interessiert haben, hergeholt haben, weil es im Kanon der Universität noch nicht vorgesehen war. Ein Zentrum der Umbrüche war interessanterweise die Katholische Hochschulgemeinde. Da gab es den Mittagskaffe, da gab es Diskurs, Debatte, da war prickelndste Atmosphäre. Da hat sich das gesamte linke Spektrum getroffen. Es war damals auch die Blütezeit der WGs. Es hat nicht viele Studenten gegeben, die einzeln für sich waren und sofort am Donnerstagabend wieder zurück nach Oberösterreich gefahren sind.

© Luigi Caputo

„Es war eine Zeit, in der man das Gefühl gehabt hat, man ist am richtigen Ort, wenn man studiert.“

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Impressum Medieninhaberin: Österreichische HochschülerInnenschaft Salzburg, Kaigasse 28, 5020 Salzburg, www.oeh-salzburg.at, sekretariat@oeh-salzburg.at; Herausgeber: Simon Hofbauer, Vorsitzender der ÖH Salzburg; Chefredaktion: ChristinaAnna Stenz und Sandra Bernhofer; Grafik und Layout: Katharina Resch; Anzeigen und Vertrieb: Christina-Anna Stenz, Sandra Bernhofer und Bernhard Svacina; MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Christina-Anna Stenz, Sandra Bernhofer, Matthias Gruber, Melanie Berger, Manuela Wallinger, Jennifer Rödl, Ludwig Seidl, Kay-Michael Dankl, Mario Scheiber, Daniel Schlieber, Doris Stingl, Johannes Hofmann, Jürgen Edtbauer, Basisgruppe Gesellschaftskritik, Aramazt Khabayan, Kathrin Prünstinger, Anna Magg, Frauenreferat ÖH Salzburg, Joanna M. Chmielecki, Haliemah Mocevic, Su Karrer, Kristina Langeder, Laurenz Hudetz, Jessica Pospisil; Druckerei: OÖN Druckzentrum GmbH & Co KG, Medienpark 1, 4061 Pasching, www.nachrichten. at; Auflage: 15.800 Stück


Jubiläumsfreude und Zeitkritik

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Liebe Kolleginnen und Kollegen, das Jahr 2011 ist - zumindest hochschulpolitisch - turbulent zu Ende gegangen. Die Debatte rund um Studiengebühren ist mit der Ankündigung, dass einige Universitäten diese ab Wintersemester 2012 „autonom“ einheben wollen wieder einmal neu aufgeflammt. Doch alles langsam und der Reihe nach: der Verfassungsgerichtshof hat 2011 die Studiengebührenregelung, die 2008 im Nationalrat von SPÖ, Grünen und FPÖ beschlossen wurde, wegen Formalfehlern gekippt. Durch dieses Gesetz wurden flächendeckende Studiengebühren, die es zwischen 2001 und 2008 gab, zumindest in vielen Fällen aufgehoben. Betroffen waren damit etwa „nur mehr“ ausländische Studierende aus so genannten Drittstaaten und „Langzeitstudierende“, die länger als die Mindeststudienzeit plus zwei Toleranzsemester für die Absolvierung ihres Studiums benötigten. Da sich die SPÖ-ÖVP Bundesregierung bis dato auf keine Nachfolgeregelung einigen konnte, wird es im kommenden Semester gar keine Studiengebühren mehr geben. Da mit der Aufhebung des Gesetzes auch der Kostenersatz für die Universitäten fällt, wird die Finanzierungslücke der Unis noch ein Stückchen größer. Aus diesem „Notfall“ heraus hat der Salzburger Rektor, der seit Oktober 2011 auch Präsident der Universitätenkonferenz (uniko) ist, angekündigt, dass einige Universitäten beginnen werden, auf eigene Faust Studiengebühren einzuheben, sollte nicht bis zum Sommer eine neue Regelung im Parlament beschlossen werden. Bedenklich ist dieses Vorgehen aus zweierlei Gründen: Erstens ist das rechtliche Eis, auf das sich die Unis damit begeben mehr als dünn. Sie stützen sich dabei auf ein Gutachten, das der Verfassungsrechtler Heinz Mayer im Auftrag des Wissenschaftsministeriums erstellt hat. Gegengutachten des Verfassungsdienstes des Bundeskanzleramts sowie des Verfassungsrechtlers Theo Öhlinger verfolgen eine drastisch andere Lesart der Gesetze und machen das Vorgehen der Universitäten zum Hasardspiel. Sollten sie tatsächlich Studiengebühren ohne gesetzliche Grundlage einheben, wird die ÖH mit Massenklagen vor Gericht ziehen. Sollten die Unis den Prozess verlieren, was aus Sicht der ÖH wahrscheinlich ist, dann müssen sie nicht nur das eingehobene Geld zurückzahlen, sondern auch noch die Prozesskosten übernehmen. Schmidinger hat zwar zuvor mehrfach angekündigt nur mit Rechtssicherheit zu handeln, dann aber einen 180°-Schwenk hin zur Einhebung vollzogen. Zweitens ist die Umgehung des Parlaments als gesetzgebende Instanz demokratiepolitisch bedenklich. Sich nur auf ein fragwürdiges Gutachten zu stützen, anstatt auf klare gesetzliche Regelungen zu pochen, ist der falsche Weg. Wieder einmal sollen die Kosten einfach auf die Studierenden abgewälzt werden. Zudem muss allen Beteiligten klar sein, dass es sich hier nur um einen Nebenschauplatz handelt. Denn selbst wenn Studiengebühren eingehoben werden, verbessert sich die finanzielle Situation der Unis überhaupt nicht. Viel wirksamer wäre eine gemeinsame Forderung nach einem verpflichtenden Budgetpfad zur Erreichung des 2-Prozent-Ziels bis 2020 für den tertiären Bildungssektor. Dieses wurde ebenfalls bereits im Parlament beschlossen und steht sogar

im aktuellen Regierungsprogramm – nur für die Umsetzung fehlt der politische Wille. Die Verfolgung dieses Ziels würde eine massive Aufstockung der Uni-Budgets im Bereich von 2 Milliarden Euro jährlich bedeuten, also wesentlich mehr als die kurz vor Weihnachten angekündigten 250 Millionen, die in den Jahren 2013-15 zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. Mit dieser Summe können nicht einmal die steigenden Kosten abgedeckt, geschweige denn die Studien- und Forschungsbedingungen verbessert werden. Studiengebühren würden außerdem nur einen marginalen Anteil an der Gesamtfinanzierung der Unis ausmachen und wurden in der Vergangenheit lediglich benutzt, um Budgetlöcher zu stopfen. Wir fordern daher von der uniko und insbesondere von unserem Rektor Heinrich Schmidinger, sich auf das 2%-Ziel zu konzentrieren und nicht das ganze Pulver in der leidigen Studiengebührendebatte zu verschießen, die konsequent dann lanciert wird, wenn die Regierung versucht, von der grundsätzlichen Finanzierungsfrage abzulenken. Dazu braucht es dringend einen Konsens aller Betroffenen, also den Rektoraten, den Lehrenden und Studierenden. Eine gemeinsame Streikdrohung oder andere robustere Protestmaßnahmen gegen die bildungsfeindliche Politik von rot-schwarz sind längst überfällig. Die ÖH Salzburg wird nicht müde werden, für ausfinanzierte Universitäten und bessere Studienbedingungen zu kämpfen. Wir werden deine Interessen mit aller Kraft auch im Jahr 2012 verteidigen! Dein ÖH-Vorsitzteam Simon Hofbauer, Tobias Aigner, Su Karrer © ÖH Salzburg

Das Vorsitzteam der ÖH Salzburg (v. l. n. r.): Tobias Aigner, Simon Hofbauer, Su Karrer.

Das ÖH-Beratungszentrum ist umgezogen Ein Zeitalter ist vorbei - viele Jahre lang suchten Studierende Hilfe und Unterstützung im ÖH-Beratungszentrum in der Kaigasse 17. Nach etwas längerer Bauzeit ist nun das ÖH-Beratungszentrum endlich in die Hallen des Uniparks Nonntal gezogen. Von Ludwig Seidl Man findet das neue ÖH-Beratungszentrum im modern eingerichteten Glaskubus schräg gegenüber vom Haupteingang des Uniparks. Dort stehen auf 2 Etagen die kompetenten MitarbeiterInnen des ÖH-Beratungsteams mit Rat und Tat zur Seite. Das Team des ÖH-Beratungszentrums hilft bei Angelegenheiten mit der Studienabteilung, Studienbeihilfenbehörde, Finanzamt etc. Die BeraterInnen geben täglich Antworten und Hilfestellungen auf alle Fragen und Belange rund ums Studium wie zum Beispiel

Studienwahl, Anmeldung/Fortsetzung, Studienwechsel, Studiengebühren, allgemeine Studienfragen, und intervenieren - falls nötig - bei den entsprechenden Stellen. Ebenso hilft das ÖH-Beratungszentrum im außeruniversitären Bereich. Hier ist man auch richtig, wenn man einen StudentInnenjob brauchst oder ein WG-Zimmer sucht. Selbst wenn das Fahrrad einen Plattfuß hat, findet man im ÖH-Beratungszentrum das Werkzeug und moralische Unterstützung. Außerdem bietet das ÖH-Beratungszentrum regelmäßig - durch die Unterstützung einer renommierten Salzburger Rechtsanwaltskanzlei - während der Vorlesungszeit eine kostenlose Rechtsberatung zu den Bereichen Mietrecht, Arbeits- und Sozialrecht an. Für die Inanspruchnahme dieser Rechtsberatung bitten wir um telefonische Anmeldung (Tel: 0662-8044 DW 6001 oder 6006). Weiters erhältt man im Beratungszentrum nicht nur mündliche Informationen, sondern auch sämtliche Infobroschüren, Stadtpläne, den „ÖH-Studyguide“, Studienpläne, ÖHStudentInnenkalender u.v.m. gratis!

© ÖH Salzburg/ Peter Engel

Das neue Beratungszentrum - offen für studentische Fragen und Anliegen aller Art.

Durch eine Kooperation mit der UNIQA kann man sich im ÖH-Beratungszentrum von Profis zum Thema Versicherungen beraten und informieren lassen. Die Termine dafür erfährt man auf der Homepage (www. oeh-salzburg.at), im ÖH-Newsletter, auf Facebook (www.facebook.com/OEHsalzburg) oder unter wiref@oeh-salzburg.at. Aber was geschieht mit den Räumlichkeiten in der Kaigasse 17 ? Im Zuge der Studierendenproteste im Herbst 2009 wurde wiederholt die Schaffung von studentischen Freiräumen gefordert. Vor diesem Hintergrund beabsichtigt die ÖH Salzburg, die beiden Räume in der Kaigasse 17 als Freiraum für Studierende einzurichten. Die Universitätsstandorte in der Altstadt verfügen meist über ausreichend Räume für individuelles Lernen und Arbeiten, vor allem in Form der Universitätsbibliothek und Computerräume. Allerdings besteht ein gravierender Mangel an Räumen für studentische Gruppenarbeit, wie etwa zur Vorbereitung

von Referaten oder gemeinsamen Projekten. Diese Gruppenarbeit übersteigt im Regelfall den in Bibliotheken und Computerräumen tolerierten Geräuschpegel. Viele Studierende müssen daher auf die kühlen und lärmintensiven Foyers oder auf externe Örtlichkeiten ausweichen. Ein zweites Defizit ist das weitgehende Fehlen von Aufenthaltsbereichen, die der Erholung und Entspannung zwischen Lehrveranstaltungen oder anderen Terminen dienen. Insbesondere für Studierende, die nicht im Zentrum der Salzburger Innenstadt leben, wäre eine Erholungszone attraktiv. Diese könnte neben gemütlichen Sitzgelegenheiten eine Grundausstattung mit Kaffeemaschine, Wasserkocher, Mikrowelle und aktuellen Tageszeitungen beinhalten. Die Räume werden in einer ersten Probephase von Montag bis Donnerstag jeweils von 10.00 bis 19.00 geöffnet sein. Die vorlesungsfreie Zeit ist davon ausgenommen. Ab wann das Ganze losgeht, erfährst du auf Facebook (facebook.com/OEHsalzburg) oder auf der Homepage www.oeh-salzburg.at! ÖH BERATUNGSZENTRUM Öffnungszeiten Montag: 9.00 - 18.00 Dienstag: 9.00 - 15.00 Mittwoch: 9.00 - 18.00 Donnerstag: 9.00 - 15.00 Freitag: 9.00 - 15.00 Tel: 0662-8044 DW 6001 oder 6006 Mail: beratung@oeh-salzburg.at wiref@oeh-salzburg.at www.oeh-salzburg.at www.facebook.com/OEHsalzburg


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© Foto: Matthias Gruber

Von Matthias Gruber Großer Festsaal der Universität. Im voll besetzten Auditorium Männer in Anzug und Krawatte, vereinzelt einige Frauen, chic gekleidet. Plötzlich hebt Applaus an, während ein untersetzter Anzugträger zielstrebig die Bühne betritt und sich mit selbstsicherem Lächeln am Pult aufrichtet. Als der Applaus verebbt, beginnt der Mann mit getragener Stimme seine Rede. Verehrte Aktionäre, hoch geschätzte Kunden, als Leiter des Geschäftsbereichs Bildung im VW/Porsche-Konsortium, darf ich Sie im Namen des Managements zur diesjährigen Aktionärsversammlung begrüßen. „Zeit ist Geld!“, geschätztes Publikum. Verzeihen Sie mir dennoch, wenn ich an dieser Stelle die Gelegenheit ergreife, um für einen Augenblick auf die 100-jährige Erfolgsgeschichte unseres Hauses zurückzublicken: Es entspricht meiner tiefsten und ehrlichen Überzeugung, dass die Verankerung des unternehmerischen Geistes an unserer Universität als die zentrale Errungenschaft der vergangenen Jahrzehnte bezeichnet werden kann. Die Überführung der Universität in einen den Prinzipien der Effizienz und Marktwirtschaftlichkeit verpflichteten, voll privatisierten Teil des VW/Porsche-Konsortiums, stellt dabei einen vorläufigen Höhepunkt unserer Entwicklung dar. (ein unvermittelter Bravoruf aus dem Auditorium, es folgt Applaus) Doch wo, geschätztes Publikum, stehen wir vor Beginn des Geschäftsjahres 2062? Allen voran darf ich nicht ohne Stolz feststellen, dass sich die Fokussierung auf die wirtschaftliche Verwertbarkeit von Forschung und Ausbildung als richtig und wichtig für den Erfolg des Konzernganzen erwiesen hat. So ist es uns gelungen, alle Geschäftsbereiche der Universität aus ihrem Dornröschenschlaf im orchideenverhangenen Elfenbeinturm wach zu küssen und sie, im Sinne des Diktums der gesellschaftlich relevanten Wissenschaft, fest im Zentrum unserer Aktiengesellschaft zu verankern. Als Best Practice Beispiel darf Ihnen dabei das Geschäftsfeld der Personalpsychologie dienen. Dort werden im Bereich „Elitenforschung und Exzellenzentwicklung“ jene Werkzeuge entwickelt, derer es bedarf, um auf Grundlage modernster neuropsychologischer Erkenntnisse den Output unserer Mitarbeiter zu optimieren und rechtzeitig die Spreu vom Weizen zu trennen. (kurze Pause. Anerkennendes Nicken und Gemurmel im Publikum) Dass wir im Rahmen unserer wissenschaftlichen Neuausrichtung den schrillen Sirenengesängen entkommen konnten, ohne dem kollektiven Genderwahnsinn zu verfallen, sei hier mit ehrlicher Erleichterung nur am Rande erwähnt. (raunendes Gelächter aus dem Publikum, chauviales Lächeln und Nicken vom Vortragenden) Hoch geschätzte Aktionäre, seien Sie angesichts dieser Erfolge versichert, dass wir mit Optimismus in die Zukunft schreiten. Vergessen wir aber nicht, dass wir unsere Visionen nur durch vereinte Anstrengungen verwirklichen werden. Ich sage deshalb in aller Deutlichkeit und Offenheit (seine Stimme wird mit einmal hart und bedrohlich): Es gibt an unserer Universität keinen Platz für Unkenrufe und Quertreiber. Wer in wogenden Wassern nicht rudert, der geht unter – und nur ein Narr sucht die Schuld daran im Spiel der Wellen. (harter, bestimmter Applaus) Doch seien Sie versichert, dass in unserer Universität alle Angestellten beherzt an einem Strang ziehen, denn unseren Mitarbeitern ist sehr wohl bewusst, dass ihre flexiblen Verträge auch auf Dauer maximale Mobilität gewährleisten. Positiv zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang übrigens auch die Selbstauflösung der ehemaligen Österreichischen Hochschülerschaft kurz nach ihrer Umwandlung in einen privaten Verein. (kurzer Applaus, betont lange Pause, bis Schweigen aufkommt. Vortragender setzt mitleidvolles Gesicht auf ) Hoch geschätzte Aktionäre und Kunden, erlauben Sie mir zum Abschluss meines Vortages auf ein Thema zu sprechen zu kommen, das mir ein sehr persönliches Anliegen ist – jenes der sozialen Verantwortung: Ich weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, sich aus einfachen Verhältnissen nach oben zu kämpfen und deshalb ... (spontaner, anerkennender Applaus unterbricht ihn) (gerührt) ... ich danke ihnen meine Damen und Herren ... ich danke ... (Applaus ebbt ab) ... und deshalb ist es mir ein besonderes Anliegen, auf das erfolgreiche Stipendienprogramm unserer hauseigenen Stiftung hinzuweisen. Es ermöglicht jenen vereinzelten Kunden, deren Eltern sich bedauerlicherweise in der Vergangenheit am freien Markt nicht optimal positioniert haben, ein finanziell abgesichertes Studium. Das im Rahmen des Stipendiums konsumierte Darlehen kann nach Abschluss der Ausbildung beim hauseigenen Kreditinstitut zu für beide Seiten gewinnbringenden und fairen Konditionen getilgt werden. So ist es mir, verehrte Damen und Herren, nicht bang um die Zukunft unserer Universität und um die Zukunft des gesamten VW/Porsche-Konsortiums, dessen organischer Bestandteil zu sein, wir uns glücklich schätzen dürfen. (nimmt die stehenden Ovationen für einige Momente mit Zunicken und angedeuteten Gesten an das Auditorium entgegen, geht danach ab. Aktionäre und Kunden verlassen den Raum.)

Langsam dämmert der Abend herauf. Obwohl du seit knapp zehn Stunden völlig vertieft in deine Arbeit bist, fühlst du dich kein bisschen müde und erwachst erst aus der tiefen Konzentration, als dich dein digitaler Assistent ans Essen erinnert. Du hebst schon den Arm mit dem implantierten Chip, der dir den Zugang zur Mensa gewährt, als du dich dagegen entscheidest: Bald ist ja wieder Sommer und auch als IntellektuelleR willst du in deine Badegarnitur passen. Aber je länger der Abend, desto schwindeliger wird dir. Du führst das zuerst auf den Hunger zurück, doch dann schwant dir, dass sich irgendetwas verändert. Als du zurück in dein schwimmendes Wohnheim wandelst, ziehen seltsame Bilder durch deinen Kopf und verbleichen wieder: Du und deine kleine Schwester am Meer … Nein, du warst nie am Meer! Die Fakultätsgebäude wirken mit einem Mal so heruntergekommen! Auf dem Hausboot ist es plötzlich furchtbar zugig, dennoch legst du dich auf das dritte untere Stockbett von links, dorthin wo du immer schläfst. Kurz vorm Einschlafen wird dir klar, dass die Uni des 21. Jahrhunderts nichts anderes ist als ein modernes Arbeitslager, in dem der Geist ausgebeutet wird. Ein Arbeitslager, das auf Pferdeberuhigungsmitteln basiert. Als du im lichtdurchfluteten Seminarraum ankommst, sitzen deine KommilitonInnen schon mit Professor Hämmerle im Arbeitskreis und unterhalten sich über das anstehende Forschungsprojekt. Du kannst dir ein Lächeln nicht verkneifen. Das ist das Konzept, das du so schätzt: autonomes Lernen in der Cloud einerseits, andererseits die Zusammenarbeit der WissenschaftlerInnen mit den Studierenden auf Augenhöhe. Die Uni ist klar darauf ausgerichtet, kritisches Denken zu fördern, und nicht darauf, Wissen blind und unidirektional weiterzugeben. Schon die Erstsemestrigen werden als ProjektmitarbeiterInnen in die Forschung eingebunden – und was dir besonders wichtig ist: mit den eigenen Ideen ernst genommen. Du weißt, dass diese Situation keine Selbstverständlichkeit ist: Die Fachhochschulen beispielsweise sind privaten MäzenInnen hörig. Und auch deine Großeltern erzählen, dass zu ihrer Zeit alles noch ganz anders gewesen sein soll, dass sie etwa parallel zum Studium arbeiten mussten. Du aber kannst dich voll und ganz aufs Lernen und Forschen konzentrieren, schließlich werden Unterkunft und Verpflegung staatlich finanziert. „Es ist 9.45 Uhr“, macht dich dein holografischer Gehilfe aufmerksam. Du schrickst auf. „In zwanzig Minuten musst du bei deinem Forschungsteam an der Uni sein.“ Von deinem Hausboot am Rudolfskai bist du innerhalb weniger Augenblicke im Campusviertel Nonntal, das in den letzten Jahrzehnten zu einem Studierendenbiotop angewachsen ist. Bei einem Zwischenstopp im uni-eigenen Restaurant, in dem es täglich drei Fress-Rationen gratis gibt, triffst du ein paar deiner StudienkollegInnen. Mit jedem Bissen unterhaltet ihr euch angeregter über den gestrigen Vortrag von Dr. Katsushika. Nur Max sitzt daneben und isst nichts: „Manchmal kommt mir alles so unwirklich vor“, murmelt er vor sich hin und dreht gedankenverloren den Pfefferstreuer in seiner Hand. Dabei fällt dein Blick auf die Zutatenliste: „Was hat Ketamin im Pfeffer verloren?“, denkst du noch, als dein Hologramm-Assistent erneut zum Aufbruch mahnt. Du reibst dir den Schlaf aus den Augen. Gestern ist es wieder spät geworden. Die Diskussionsrunde mit der japanischen Gastdozentin Mia Katsushika über die Weltraumbesiedelung, die mit dem Abschmelzen der Polkappen zunehmend unausweichlich wird, war einfach zu fesselnd. Wie jeden Morgen ist dein erster Griff der zum Hologramm-Generator neben dem Bett, einem winzigen Würfel, mit dem jedeR StudentIn bei der Immatrikulation ausgestattet wird. Mit einem Fingerschnippen startest du das nützliche Utensil und schon begrüßt dich eine freundliche 3D-Lasergestalt und serviert dir eine plastisch projizierte digitale Vorlesung sowie eine äußerst analoge Tasse Morgen-Kaffee mit Spezialingredienz – was letztere sein soll, hast du allerdings bis heute nicht durchschaut. Als du weiter durchs Lehrveranstaltungsverzeichnis scrollst, stolperst du über einen Vortrag zur Street Art des beginnenden 21. Jahrhunderts. Solch antiquierter Mumpitz könnte deine kleine Schwester interessieren. Du schickst ihr den Link. Zugreifen kann auf das Bildungsangebot der Universität prinzipiell jedeR, immerhin ist es öffentlich und für unterschiedliche Wissensstände aufbereitet. Bei Fragen helfen digitale AssistentInnen mit semantisch-intellektueller Befähigung weiter. Von Sandra Bernhofer

Kopf

„Nur keine halben Sachen!“, findet die Uni:Press! Anstatt zum 50-jährigen Bestehen unserer Alma Mater Sekt zu schlürfen, haben wir uns Gedanken gemacht, wie es wohl zum 100. um unsere Universität bestellt sein wird. Zwei Szenarien zwischen Utopie und Angstschweiß sind das Resultat. Aber was ist Traum, was Albtraum? Entscheide selbst.

100 Jahre Uni Salzburg Kopf oder Zahl

Jubiläumsfreude und Zeitkritik

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Jubiläumsfreude und Zeitkritik

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Modern Times Pünktlich zum 50. Gründungsjubiläum ist es so weit: Die Uni Salzburg übernimmt offiziell das lang erwartete neue Gebäude im Nonntal. Doch inmitten des allgemeinen Freudentenors werden kritische Stimmen laut, die sich mit dem architektonischen Prunkstück nicht anfreunden können. Ein Grund für die Uni:Press, sich für euch zum Lokalaugenschein ins Herz des Glaspalastes zu begeben.

bestätigt, die sich ihre Pause am Kaffeeautomaten vor ihrem Büro vertreibt. Zwar sei das neue Gebäude schön anzuschauen, doch die mangelnde Privatsphäre in den von allen Seiten einsehbaren Büros stelle die Uniangehörigen vor echte Gewöhnungsprobleme. Ein Kollege, der zum Gespräch am Kaffeeautomaten stößt, bestätigt diese Einschätzung: Die mangelnde Privatsphäre führe dazu, dass WissenschaftlerInnen immer mehr Forschungsarbeit mit nach Hause nähmen. Wegen der Einsehbarkeit der Büros sei es unmöglich, nicht präsent zu sein. So sinke die Barriere für KollegInnen und Studierende, auch außerhalb deklarierter Sprechstunden anzuklopfen. Konzentriertes Arbeiten sei unter diesen Bedingungen tagsüber schwer möglich.

Ein Grundproblem sei, dass der Neubau aufgrund von Einsparungen in der Planungsphase bereits jetzt zu klein für die ständig steigende Anzahl an StudentInnen sei. Weitere Kritikpunkte, so Rodinger, beträfen die mangelnde Barrierefreiheit und Energieeffizienz des Baus, fehlende Fahrradabstellplätze im Eingangsbereich und die langen Wartezeiten in der Mensa. Kinderkrankheiten oder chronisches Leiden? Im neuen Unipark ist also nicht alles Gold, was glänzt. Besonders die nicht vollständig verwirklichte Barrierefreiheit sei für ein modernes öffentliches Gebäude dieser Dimension „beschämend”, ärgert sich Rodinger. Die

an der Universität würden jedenfalls Gesprächsbereitschaft zeigen und hätten eine Umsetzung der meisten Forderungen zugesagt. In Aussicht gestellt wurde nicht nur eine Erhöhung der Barrierefreiheit, etwa in den Toiletten, sondern auch eine Lösung der Fahrradproblematik und Verbesserungen im Mensabereich. Das Engagement der StudierendenvertreterInnen hat sich also bezahlt gemacht. Einige Mängel des neuen Gebäudes werden aber auch in Zukunft nicht zu beheben sein – etwa die Transparenz der verglasten Büros und Hörsäle. Die Chance, in dieser Hinsicht noch etwas zu erreichen, betrachtet auch Barbara Rodinger als gering – unter anderem deshalb, weil in diesem Punkt mit feuerpolizeilichen Richtlinien argumentiert werde. Gläserne Moderne

Von Matthias Gruber In den langen Fensterfronten des Uniparks spiegelt sich ein tiefblauer Novemberhimmel, als Nicole Alpers eine Gruppe von Interessierten durch die lichtdurchfluteten Stockwerke des neuen Gebäudes führt. Die junge Norddeutsche im chic-legeren Outfit ist Architektin des Büros Storch Ehlers Partner und mitverantwortlich für die Entstehung des modernsten Bauwerks der Uni Salzburg. Anlässlich der Eröffnung vermittelt sie den etwa 30 Architekturbegeisterten, die der Einladung gefolgt sind, Einblicke in Konzept und Umsetzung des Uniparks. Mit unaufdringlichem und ehrlichem Stolz beantwortet die sympathische Jungarchitektin geduldig die Fragen der TeilnehmerInnen und reagiert selbstsicher auf die mal kritischen, mal gönnerhaft-chauvinistischen Bemerkungen der älteren, meist männlichen Berufskollegen. Es dauert nicht lange und der Funke der Begeisterung springt von Alpers Erzählungen auf die Zuhörenden über: Unter den fachkundigen Erklärungen der Architektin streift das neue Gebäude seine Tarnkappe ab und verwandelt sich vor den Augen der Anwesenden in ein Ensemble von Formen und Kontrasten, Farben und Lichtern, die im Unipark zu einem Glanzstück moderner Architektur verschmelzen. Ja, Nicole Alpers ist stolz auf „ihren” Unipark – und das mit gutem Grund: Schließlich komplettiert der Bau nicht nur den Stadtteil Nonntal als „Education Cluster”, sondern führt auch die geisteswissenschaftlichen Institute der Uni Salzburg aus ihrem stiefmütterlichen Dasein im Schatten der Festung ans Herz der Stadt heran. Auf beeindruckende Weise zeigt sich dies am Ende des Rundgangs auf der luxuriösen Dachterrasse, die jedem 5-Sternhotel gut zu Gesicht stünde. Vor einem atemberaubenden Salzburger Festungspanorama beendet Nicole Alpers ihre Führung und verabschiedet sich, um die nächste Schar an Schaulustigen durch den Bau zu begleiten. Die verbliebenen TeilnehmerInnen schlendern noch eine Weile über das durchgestylte Dach der Universität, bevor sie das Gebäude verlassen, das die meisten von ihnen wohl für längere Zeit nicht mehr betreten werden. Ganz im Gegensatz zu jenen hunderten WissenschaftlerInnen und StudentInnen, die in den nächsten Jahrzehnten Tag für Tag im Unipark studieren und forschen werden. Gemischte Gefühle Für viele von ihnen ist der Neubeginn im Unipark jedoch ein Anfang mit Bauchweh, wie eine wissenschaftliche Mitarbeiterin

© Matthias Gruber

Form follows function? Der neue Unipark präsentiert sich als Meisterwerk moderner Architektur und nimmt dabei nicht immer Rücksicht auf die Bedürfnisse derjenigen, die im Gebäude arbeiten.

© Matthias Gruber

(Noch) nicht genügend: Bei der Barrierefreiheit des Gebäudes besteht Nachholbedarf.

Zumindest einem Teil der im Gebäude arbeitenden ForscherInnen scheint die Glasarchitektur des Gebäudes also nicht so recht zu bekommen. Doch es sind nicht nur die wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, die mit kritischen Stimmen am neuen Unipark aufhorchen lassen: An der ÖH-Salzburg hat man das Feedback der Studierenden gesammelt und einen Maßnahmenkatalog erstellt, um sich aktiv in die Gestaltung des neuen Gebäudes einzubringen. Barbara Rodinger vom gesellschaftspolitischen Referat der ÖH-Salzburg fasst die zentralen Kritikpunkte zusammen:

Vergabe eines EU-Preises an Salzburg als barrierefreiste Stadt Europas grenze angesichts dieser Mängel im neuen Unipark an Hohn. Natürlich hat die ÖH-Mitarbeiterin aber auch Verständnis dafür, dass bei einem Bauprojekt dieser Größe mit „Kinderkrankheiten” zu rechnen sei. Die zentrale Frage sei nun, wie vonseiten der Zuständigen mit den Kritikpunkten der Universitätsangehörigen umgegangen werde. Bisher sei die Zusammenarbeit mit der Uni durchaus positiv verlaufen, bilanziert Rodinger. Die Zuständigen

So wird den Universitätsangehörigen aller Voraussicht nach nichts anderes übrig bleiben, als sich an die neuen Arbeitsbedingungen im Glaspalast zu gewöhnen. Offen bleibt dabei jedoch die Frage, warum nicht bereits in der Planungsphase auf die Bedürfnisse der Uniangehörigen Rücksicht genommen wurde. Oder ist die Form des Uniparks gar ein Kind ihrer Zeit – eine Konkretisierung postmoderner Arbeitsverhältnisse in Glas und Gussbeton? Sind aus den Förderbändern der Modern Times, an deren Takt sich der menschliche Körper anzupassen hatte, die transparenten Glasfronten der Postmodern Times geworden, in denen der Körper unter dem Credo der ständigen Kommunikation und Repräsentation zum jederzeit Sichtbaren, stets Repräsentierbaren wird? Eins ist sicher: Paul Watzlaviks populärpsychologischer Stehsatz, man könne nicht nicht kommunizieren, erfährt in den gläsernen Arbeitswelten des Uniparks eine seltsame Wendung. Sichtbarkeit wird hier zum baulichen Diktat einer ständigen Öffentlichkeit, in der die Möglichkeit eines Rückzugs ausgeschlossen ist. Bezeichnenderweise ist der einzige Moment im Verlauf von Nicole Alpers Führung, an dem die junge Architektin ein klein wenig von ihrer Souveränität einbüßt, jener, als sie auf das Unbehagen vieler Universitätsangehöriger in den Glasbüros angesprochen wird. Man habe sich für maximale Offenheit und Sichtbarkeit entschieden, weil man zu Kommunikation und Vernetzung anregen wolle, rechtfertigt die Architektin die bauliche Gestaltung. Eine genaue Erklärung, wie fremdbestimmte und pausenlose Kommunikation und Ablenkung den wissenschaftlichen Fortschritt fördere, bleibt Alpers jedoch schuldig. Und so liegt es nun an den StudentInnen und WissenschaftlerInnen, den baulichen Appell der grenzenlosen Kommunikation im Alltag einzulösen. Eine Aufgabe, die mancheN ratlos zurücklässt und vereinzelt subversive RenegatInnen hervorbringt, die sich hinter Barrieren und Plakaten der kollektiven Beobachtung entziehen. Wie lange es jenen Einzelnen gelingen wird, im architektonisch aufoktroyierten Wald der Zeichen ihr Versteckspiel zu treiben? Man darf gespannt sein.


Jubiläumsfreude und Zeitkritik

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Bicycle Blues Ob kultiges Waffenrad oder sportliches Carbon-Bike – das Fahrrad ist das beliebteste Verkehrsmittel der Salzburger StudentInnen. Und das zu Recht, denn fleißige StramplerInnen verkleinern nicht nur ihren biologischen Fußabdruck, sondern sparen sich ganz nebenbei auch das Schwitzen im teuren Fitnesscenter. Schade nur, dass der Hype ums Zweirad noch nicht überall angekommen ist, denn die Uni Salzburg hat in Sachen Fahrradfreundlichkeit Nachholbedarf.

Von Matthias Gruber Rad fahrende Studierende kennen das Dilemma: Kaum an der Uni angekommen, stellt sich unweigerlich die Frage, wo das eigene Gefährt möglichst sicher und in bequemer Nähe zum Eingang abgestellt werden kann. Gerade im Sommer sind die begehrten Fahrradständer an den Eingängen der Fakultäten jedoch meist schon von DauerparkerInnen und FrühaufsteherInnen belegt. Und so wird die Suche nach einem Parkplatz für das eigene Fahrrad zum Kampf um den Platz an der Sonne.

Radslalom Blöd nur, wenn das abgestellte Gefährt anderen Studierenden den Zugang zur Universität versperrt – wie etwa vor dem neuen Gebäude im Nonntal, wo das taktile Leitsystem, das sehbehinderten Menschen den Weg in die Uni erleichtern soll, durch abgestellte Fahrräder zum unüberwindbaren Hindernisparcours wird. Ähnliche Probleme kennt man auch an der GESWI, wo durch geparkte Fahrräder regelmäßig die Rollstuhlrampe hinter dem Haus blockiert wird. Was an allen Fakultäten fehlt, sind daher nicht nur wirkungsvolle Hinweise, die gestresste Studis auf die barrierefreien Zugänge aufmerksam machen, sondern vor allem eingangsnahe Radabstellplätze in ausreichender Zahl. Besonders im nagelneuen Unipark scheint es deshalb verwunderlich, dass der Großteil der Fahrradständer an der Rückseite des Gebäudes installiert wurde – bedeutet das doch, dass die Räder nun „wild“ im Eingangsbereich abgestellt werden und dabei zum erwähnten Spießrutenlauf – nicht nur für blinde Uniangehörige – führen. Lösung in Sicht? Auf mögliche Lösungen des Problems verweist Simon Hofbauer, Vorsitzender der ÖH-Salzburg: „Wir setzen uns bereits seit Längerem für den Ausbau von überdachten Fahrradständern an allen Fakultäten ein. Das ist nicht nur im Sinne der Umwelt, sondern

auch in Anbetracht der hohen Preise für öffentliche Verkehrsmittel im Interesse aller Uniangehörigen. Die Überdachung der Abstellplätze ist uns deshalb so wichtig, weil die Fahrräder massiv unter Regen und Schnee leiden und rasch Verschleißerscheinungen zeigen.“ Zumindest was den neuen Unipark betrifft, könnten die Forderungen der ÖH-Salzburg bald umgesetzt werden, wie Hofbauer versichert. Der Ball liege nun bei der zuständigen Bundesimmobiliengesellschaft, die über bauliche Anpassungen zu entscheiden habe, betont der ÖH-Vorsitzende. Doch auch was die anderen Standorte betrifft, sei man um Lösungen bemüht, auch wenn Hofbauer einräumt, dass dort die bürokratischen Mühlen langsamer mahlen würden, als es ihm lieb sei. So werden an NAWI, GESWI und Juridicum wohl auch in näherer Zukunft RadfahrerInnen mit regennassen Hinterteilen und rostigen Ketten um die begehrten Abstellplätze rittern. Als Alternative bleibt fahrradbegeisterten StudentInnen angesichts der Luxuspreise der Salzburger Verkehrsbetriebe in der Zwischenzeit wohl nur das Warten auf die Erfindung des Faltrades, das sich ganz ohne Parkplatzstress in Rucksack oder Umhängetasche unterbringen lässt.

© Matthias Gruber

FAIL! Wild abgestellte Fahrräder blockieren das taktile Leitsystem vor dem neuen Unipark.

© Christoph Anzengruber/pixelio.de

Durchsetzungsstarke StudentInnen lassen sich dabei nicht selten dazu hinreißen, beim Versuch, das eigene Gefährt unterzubringen, an den benachbarten Modellen für den Dominoday zu üben. Etwas weniger resolute Studis dagegen suchen nach einem anderen Refugium für das eigene Zweirad. Ob Zaun, Hauswand oder Mistkübel: So ziemlich jedes Geländemerkmal hat für kreative RadfahrerInnen das Potenzial zum Parkplatz.

„Fahrradflut“ von Johannes Hofmann

Überdachte Fahrradständer verhindern, dass der Drahtesel zum Schneemann wird.


UNI und SERVICE

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Hinter den Kulissen

Das Team der Uni:Press: Melanie, Christina-Anna, Manuela, Sandra und Matthias.

Als zentrales Medium der ÖH Salzburg berichtet die Uni:Press über alles Wissenswerte rund um Studium, Hochschulpolitik und Gesellschaft. Aber wer schreibt da eigentlich für euch? Das Uni:Press-Team im Portrait. Von Sandra Bernhofer

tina-Anna Stenz. Sie jongliert mit Artikeln, Inseraten und strapazierten Deadlines und das schon seit Juli 2010. Damit zählt sie zu den längstdienenden MitarbeiterInnen unserer Zeitung. Daneben findet sie noch Zeit, ihr Hauptinteressensgebiet Politik journalistisch zu beackern. Ihr zur Seite steht als frischgebackene Chefredakteurin und damit Ex-Redakteurin Sandra Bernhofer, die sich schreiberisch auf Feuilletonistisches verlegt hat.

An der Spitze der Uni:Press steht waltend und schaltend unsere Pressereferentin Chris-

Melanie Berger steuert seit Oktober ihren Input bei. Sie ist die Frau für die Fakten, das

Das Frauenreferat Seit Oktober 2011 steht das neue Team des Frauenreferats der ÖH Salzburg fest. Bei der diesbezüglich stattfindenden Frauenvollversammlung stellten sich die aktuellen Frauenreferentinnen, Cornelia Groiss, Jennifer Rödl und Hannah Weiss, erstmals einem größeren Publikum vor und präsentierten dabei ihre Ideen für die neue Legislaturperiode des Frauenreferats. Einig sind sich alle drei, dass Feminismus an der Universität ein Thema ist beziehungsweise eines sein sollte, da dies nicht zuletzt ein Ort der Forschung, des freien Denkens, aber vor allem auch ein Lebensraum ist. Was Cornelia, Jennifer und Hannah außerdem eint, ist der Wunsch, frauenpolitisch aktiv zu sein, ohne dabei Parteipolitik betreiben zu müssen und daher fiel auch die Wahl auf die ÖH relativ schnell. Zu den wichtigsten Anliegen des Frauenreferats zählt unter anderem Sensibilisierungsarbeit in puncto Diskriminierung von Frauen, welche sich in unterschiedlichster Art und Weise äußert – beispielsweise durch sexistische Kommentare von männlichen Kommilitonen oder sogar Professoren bis hin zu schlechterer, unfairer Leistungsbeurteilung – zu leisten. Das bedeutet konkret, ein Bewusstsein für genderspezifische Angelegenheiten zu schaffen, diese zu hinterfragen und in letzter Instanz sich dagegen zu wehren. Die Diskriminierung endet aber natürlich nicht an der Universität, sondern zieht sich vielmehr durch alle Lebensbereiche. Besonders die Darstellung von Frauen in diversen Print- und Online-Medien, welche diese meist zu Objekten degradieren, ist hier anzuführen. Die Baustelle Gleichberechtigung ist also groß, noch größer ist allerdings der Ehrgeiz von Cornelia, Jenny und Hannah. Schon in diesem Semester haben sie einige Projekte

© ÖH Salzburg

Von Doris Stingl

Team Frauenreferat: Hannah, Jenny und Corni (v.l.n.r.)

hinter sich, beispielsweise den Workshop „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ samt Infotisch-Tour an den drei größten Fakultäten der Uni Salzburg und auch einen Wendo-Kurs. Ein Fixpunkt im Programm der neuen Truppe bleibt wie beim scheidenden Frauenreferat der traditionelle Frauenstammtisch, der das basisdemokratische Element des ÖH-Frauenreferats bildet. Hier können sich einmal im Monat Frauen jeglicher Herkunft, Religion und politischer Couleur zum gemütlichen Beisammensein, Diskutieren und Netzwerken treffen und mit ihren Ideen dazu beitragen, den Feminismus noch weiter in die Gesellschaft zu integrieren. Der Frauenstammtisch ist, wie auch der Name bereits vermuten lässt, ausschließlich für Frauen gedacht, der Grund hierfür ist nicht zuletzt jener, dass sich Frauen in einer männerdominierten Welt nach wie vor selbst viel zu wenig zutrauen und leider häufig auch von anderen wenig zugetraut bekommen und daher besonders in Gegenwart von Männern vielfach nicht den Mut haben zu sagen, was sie aufregt, wütend macht und

Wirtschaftliche und Politische – was auch ihr PoWi-Studium vermuten lässt. Unseren Redakteur Matthias Gruber hat es nach seinem Theater-, Film- und Medienwissenschaftsstudium in Wien zurück in die Provinz verschlagen. Für die Uni:Press bastelt der freischaffende Dokumentarfilmer packende Reportagen, die das hehre Ziel verfolgen, die Welt zum Besseren zu verändern. Die Neue im Bunde ist Manuela Wallinger, die auf der Zielgeraden ihrer beiden Studien Jus und Recht &Wirtschaft ein altes Hobby

wieder aufblühen lassen will: das Schreiben, in das sie Leidenschaften wie Reisen, Musik oder Sport einfließen lässt.

MITMACHEN ... ... können grundsätzlich alle Interessierten. Meldet euch einfach mit kurzer Bewerbung und Arbeitsproben unter presse@oeh-salzburg.at!

Wissen: Wie funktioniert die Uni?

Fallen Curricula vom Himmel? Nein. So weit, so banal. Weniger banal und kaum bekannt ist hingegen, wer bei der Erstellung eines Curriculums (= Studienplan, Pl. Curricula) an der Universität Salzburg eigentlich beteiligt ist. Hier findest du eine Übersicht über die wichtigsten Schritte: 1. Das Rektorat fällt den Beschluss zur Einrichtung eines neuen Studiums. 2. Der Senat ist letztverantwortlich für die Gestaltung der Curricula. Er umfasst 6 Studierende, 13 ProfessorInnen, 6 Mittelbauangehörige (d.h. DozentInnen, AssistentInnen, etc.) und 1 VertreterIn des nicht-wissenschaftlichen Personals. Der Senat beauftragt eine Unterkommission mit der Erarbeitung eines Entwurfs. 3. Diese sog. Curricularkommission (CuKo) umfasst je drei Studierende, ProfessorInnen und Mittelbauangehörige. Die studentischen Mitglieder gehören oft der jeweiligen ÖH-Studienvertretung (STV) an. 4. Beschließt eine CuKo ein Curriculum, geht der genehmigungspflichtige Entwurf zurück an den Senat. Verschiedene Interessensgruppen wie das Vizerektorat für Lehre und die ÖH geben Stellungnahmen ab. Die Senatskommission für curriculare Angelegenheiten berät über das Curriculum (4 Studierende, 4 ProfessorInnen, 4 Mittelbauangehörige, 1 ECTS-Koordinator). Findet der Entwurf in der anschließenden Abstimmung im Senat keine Mehrheit, wird er an die CuKo zurückgewiesen. 5. Genehmigt der Senat das Curriculum, tritt es nach Verlautbarung durch das Rektorat am folgenden 1. Oktober in Kraft. Spätere Änderungen des Curriculums werden vom Senat oder der CuKo initiiert. Du hast Vorschläge zur Verbesserung deines Curriculums? Wir freuen uns auf deine Ideen! Kontaktiere deine STV oder das Referat für Bildungspolitik (bildung@oeh-salzburg.at)! Kay-Michael Dankl Referent für Bildungspolitik

was ihrer Meinung nach verändert werden sollte. Auf diese Art und Weise geht viel intellektuelles und vor allem kreatives Potential verloren, deshalb will das Frauenreferat Frauen die Möglichkeit geben, zu sagen, was ihnen auf dem Herzen liegt, ohne Angst vor männlicher Verhöhnung haben zu müssen. Gelegentlich wird der Frauenstammtisch unter einem bestimmten Motto stattfinden, um die mannigfaltigen feministischen Themen wie Pornographie, Frauen und Islam und dergleichen intensiver besprechen zu können.

Last but not least, ist als besonderes Angebot der Beisitz des Frauenreferats in mündlichen Prüfungen zu erwähnen, falls sich die eine oder die andere Studentin von einem ihrer Professoren auf Grund ihres Geschlechts ungerecht behandelt fühlt. Das Frauenreferat sieht sich ferner als erste Anlaufstelle in Angelegenheiten sexueller Belästigung und hat für alle Beschwerden dieser Art jederzeit ein offenes Ohr.


UNI und SERVICE

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Wintersport fürs Studi-Geldbörserl

Von Jenny Rödl Skigebiete Die winterliche Sportwelt Salzburgs ist international nicht nur durch ihre hohe Dichte an Skigebieten ein Begriff. Auch große, publikumsträchtige Events wie der Nachtslalom in Flachau oder das Saison-Opening (mit David Guetta) ziehen viele wohlhabende TouristenInnen aus nah und fern an. Aber es gibt auch Nischen, die für die weniger Reichen unter uns passend sind und wo dem Winterspaß nichts im Wege steht.

Sportwelt Amadé Das größte Skigebiet unseres Bundeslandes: die Salzburger Sportwelt Amadé. Allerdings sind auch die Preise (speziell für Tageskarten) gesalzen: 42,50 Euro ist der Normalpreis für die Tageskarte, StudentInnen bis Jahrgang 1986 erhalten 7 Prozent Preisreduktion. Es gibt auch 3-Stunden Karten zum Normalpreis von 32,50 sowie Tickets ab 11 Uhr, 13 Uhr oder 14 Uhr. Die Skigebiete Goldegg, Eben und Filzmoos gehören ebenfalls zur Sportwelt Amadé, sind aber viel kleiner (und nicht zusammenhängend) und deshalb auch günstiger. In Goldegg kostet die Tageskarte zum Beispiel nur 28 Euro. Wiederum ein wenig günstiger werden die Tickets auch in der Zwischensaison (7.1.2012 bis 27.1.2012) beziehungsweise Nachsaison (ab dem 7.4.2012). Am besten selbst schmökern unter www.salzburgersportwelt.com. Skigebiete in der Nähe von Salzburg In unmittelbarer Nähe zu Salzburg befinden sich zum einen das Skigebiet Gaissau Hintersee sowie die Zinkenlifte in Hallein am Dürrnberg. Man ist wirklich schnell dort, es gibt gratis Ski-Busse und die Preise sind erschwinglich. Gaissau - Hintersee Dieses Skigebiet verfügt über 40 Kilometer Pisten, die Lifte setzen sich aus drei Sesselliften und sechs Schleppliften zusammen. Die Tageskarte zum Normaltarif kostet hier 30,50

Euro, Studierenden wird jahrgangsunabhängig ein Erlass von 15 Prozent gewährt. Für Sparefrohs ist der Dienstag empfehlenswert: Da kostet eine Tageskarte zum Normalpreis gar nur 23,50. Für LangschläferInnen gibt es auch Tickets ab 10 Uhr oder ab 12 Uhr. Anfahrt: Mit dem Auto ist Hintersee in 25 Minuten von Salzburg aus erreichbar. Viel klimafreundlicher (und auch im Sinne des Aprés-Ski) ist es allerdings, mit dem gratis Ski-Bus von Salzburg oder Hallein aus zu fahren. Infos dazu findet ihr online www. gaissauhintersee.at. Hallein Dürrnberg Dieses Skigebiet ist wirklich sehr klein, eignet sich also hervorragend für WintersportNeulinge oder wenn man nur einige wenige Stunden Zeit hat. Die Pistenlänge beträgt 8 Kilometer: Es gibt einen Sessellift und drei Schlepplifte. Von Hallein aus gibt es ebenfalls einen gratis Ski-Bus. Außerdem erhalten Studierende hier 10 Prozent Preisnachlass mit (gültigem) Studierenden-Ausweis. Ein Schmankerl hält die Skiregion Dürrnberg aber auch noch für ihre Gäste parat: den ALL-INKLUSIVE Skipass: Um fünf Euro mehr pro Skipass erhaltet ihr ein Skiwasser oder ein Bier und das Tagesmenü. Fazit Mehr als Laufen oder Radfahren kostet‘s allemal, doch die einzigartige Naturkulisse

macht vieles wett. Preise vergleichen lohnt sich und oftmals gibt’s Spezialangebote über Vereine oder das Internet, also immer mal wieder informieren! Und da es im Moment ja ohnehin nach weiterer Klimaerwärmung aussieht, sollte man den Winter lieber heute als morgen kennenlernen und genießen. Also, los geht’s!

Schnee wohin das Auge reicht in den Skiregionen der Sportweld Amadé.

© salzburger sportwelt amadé

Die Weihnachtsferien mit all ihren Schlemmereien, kulinarischen Ausschweifungen und Exzessen sind passé, was bleibt nun noch in diesem allzu warmen Winter an „Winterfreuden“? Es heißt raus in die Natur, um sich wieder in Form zu bringen und dem Lichtmangel sowie der Winterdepression den Kampf anzusagen. Doch welcher Studi kann sich schon Skifahren bei diesen Preisen leisten? Die Uni:Press hat einige Angebote von Skiregionen, die vielleicht auch mit dem StudierendenGeldbörsel kompatibel sind, zusammengestellt.

Studierende und Lehrende fordern:

„Hörsäle statt Prestigeprojekt“ An der Universität Salzburg regt sich starker Widerstand gegen das von Landeshauptfrau-Stellvertreter Wilfried Haslauer geplante Museum mit Domrundgang im Wallistrakt. Die Proteste erreichten am 19.12.2011 mit einem Demonstrationszug von circa 100 Studierenden und Lehrenden ihren bisherigen Höhepunkt. Von Kristina Langeder und Laurenz Hudetz Haslauers Umbauprojekt müssten drei Hörsäle der beiden philosophischen Fachbereiche (KGW und KT) im Wallistrakt weichen. Die Fragen nach Ersatzhörsälen und Unterkünften während des Umbaus werden von Rektor Schmidinger und Haslauer unterschiedlich beantwortet. Hauslauer verfolgt einen Plan, nach dem der 3. Stock, in dem derzeit die Hörsäle untergebracht sind, vollständig zu einem Museumsbereich umgebaut werden soll. Dafür sollen im Dachboden zwei Ersatzhörsäle geschaffen werden. Diese Lösung erscheint aus mehreren Gründen unzureichend. Zum einen ist die Decke sehr niedrig, zum anderen sind dort keine Fenster vorhanden. Außerdem würden ein Hörsaal und das ProfessorInnenenzimmer ohne Ersatz bleiben. Es ist daher mit schlechtem Raumklima, schlechter Akustik, schlechter Beleuchtung und Platzproblemen zu rechnen. Rektor Schmidinger hingegen möchte im 3. Stock neben dem Museumsbereich etwas Raum für einen kleinen Ersatzhörsaal mit ca. 30 bis 40 Plätzen schaffen, der den Großteil der Lehrveranstaltungen beherbergen soll.

Da der ursprüngliche Hörsaal aber doppelt so groß ist und auch nach diesem Plan ein weiterer Hörsaal ersatzlos gestrichen werden soll, sind gravierende Platzprobleme abzusehen. Außerdem ist zu erwarten, dass die Geräusche, die durch den Museumsbetrieb entstehen, den Lehrbetrieb erheblich stören würden. Der größte Hörsaal soll laut Schmidinger in einem anderen Gebäude ersetzt werden. Diese räumliche Trennung würde die bestehende Einheit von universitärem Raum und universitärer Gemeinschaft von Lehre und Forschung an den betroffenen Fachbereichen erheblich beeinträchtigen. Haslauer und Schmidinger werden nicht müde zu betonen, die Fachbereiche würden durch den Umbau „keinen Schaden nehmen“. Angesichts der aufgelisteten Fakten ist dies für die Betroffenen allerdings unglaubhaft und sie setzen ihren Widerstand fort. Rund 450 Unterschriften haben sie bereits gegen den Umbau des Wallistrakts gesammelt und zeigen sich über die undemokratische Informationspolitik, die seitens der Initiatoren betrieben wird, verärgert: „Nicht einmal offizielle Ansprechpersonen gaben uns Auskunft. Unmittelbar Betroffene dürfen nicht einfach ignoriert werden!“, so der Studienvertreter Laurenz Hudetz. Die Hauptforderung der Studierenden ist, dass ihre Hörsäle nicht umgebaut werden. Wird dies nicht erfüllt, fordern sie mindestens gleichwertigen Ersatz, was Anzahl, Größe, Ausstattung, Raumqualität und Lage der Hörsäle betrifft. Mit seinem angeblichen „Jahrhundertprojekt“ leistet sich Haslauer eine Peinlichkeit internationalen Ausmaßes. Auch außerhalb Österreichs schüttelt man bereits den Kopf über das Vorgehen der Salzburger Landespolitik. Weltweit renommierte Professoren ausländi-

scher Universitäten haben Stellungnahmen gegen den Umbau verfasst. Peter M. Simons vom Trinity College Dublin etwa appelliert an die Landesregierung, sie möge „von ihren Plänen Abstand nehmen und andere Räumlichkeiten für das Museum suchen“. Hannes Leitgeb von der LMU München fügt hinzu, dass „die Korrektur der sich anbahnenden Fehlentscheidung im Wallistrakt später mit hohen Kosten verbunden sein wird – und damit meine ich nicht nur finanzielle.“ Es ist ein deutliches Zeichen dafür, welcher Stellenwert der Bildung zugemessen wird, wenn ein universitärer Standort leichtfertig geopfert werden soll. Haslauer macht keinen Hehl daraus, dass er sein umstrittenes Projekt,

das rechtzeitig vor den Landtagswahlen fertig werden soll, für wichtiger als die Interessen der Studierenden und Lehrenden hält. Dagegen betont Paul Weingartner: „Die Summe von 8,5 Millionen ist hinausgeworfenes Geld. Man sollte die Hälfte oder ein Drittel für Forschung und Lehre umwidmen, statt sie zur Zerstörung von Hörsälen zu verwenden.“ Derzeit ist einerseits überall vom Sparen die Rede und die Ausgaben für Bildung und Soziales werden stetig gekürzt. Andererseits will man Unsummen für ein Projekt ausgeben, das sich gegen die Interessen der Betroffenen richtet und gewachsene, gut funktionierende Strukturen zerstört. In dieser Situation wird Widerstand zur Pflicht!

Studierende setzen sich gegen den Umbau ihrer Hörsäle zur Wehr.

© Laurenz Hudetz


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Was du heute kannst besorgen, das machst du garantiert erst übermorgen Vom Gefängnis der Freiheit

Morgengrauen Langsam geht vor Peters Fenster die Sonne hinter einem grauen, wolkenverhangenen Salzburger Himmel auf. Der Morgen ist da und das Kalenderprogramm teilt ihm über die Kopfleiste seines Bildschirms etwas mit, das er schon eine halbe Ewigkeit weiß: Heute 10 Uhr: Klausur. Er gähnt und blättert in seinem Skript: noch 36 ungelesene Seiten und etwa 3 Stunden Zeit. Mal wieder. In seinem Kopf liefern sich seine Gedanken ein Wettrennen: „Das wird schon, die anderen haben sicher auch nicht mehr gelernt“, „Lass es bleiben und geh ins Bett, das wird eh nix“, „No risk, no fun, ist sowieso nur multiple-choice und wenn du es versaust, dann versuchen wir es halt noch mal“, gefolgt vom Klassiker: „Warum hab ich nicht früher angefangen?“ Während Peter beginnt, in Selbstzweifeln zu versinken, ahnt er nicht, dass sich täglich etwa jeder fünfte Mensch auf der Welt dieselbe Frage stellt. Hauptlaster und „Studentensyndrom“ Was von der Katholischen Kirche als eines der Hauptlaster unter dem Namen Trägheit verbucht wurde und wird, hat als Faulheit seinen Weg in jedes klassische Kinderbuch, Erziehungslektüre und auch in die Psychologie gefunden. Dort spricht man von „Prokrastination“ (lat. procrastinatio „Vertagung“, aus pro „für“ und cras „morgen“) und findet, dass Peters Handlung vielleicht nicht so einfach zu vermeiden war, wie er in jenem Moment annimmt. Der israelische Physiker und Management-Lehrer Eliyahu M. Goldratt prägte den für unsereins eher unrühmlichen Begriff, „Studentensyndrom“. Rainer M. Holm-Hadulla, Leiter der Psychotherapeutischen Beratungsstelle der Uni Heidelberg, knüpft in einem ZEIT-Interview daran an. In diesem beschreibt er, dass gerade intellektuelle ArbeiterInnen selten direkte Belohnungen erhalten und die Zeitspanne zwischen Arbeitsbeginn und Ergebnis oft sehr groß ist. JedeR, die/der bereits eine Seminararbeit hinter sich hat, sollte wissen wovon er/sie redet. Als weitere Gründe nennt Holm-Hadulla unzureichende Arbeitstechniken und eine

fehlende Alltagsstruktur, was Arbeits- und Freizeit angeht. Bei den einen werden hier wohl Youtube, Facebook und Google, bei anderen aber vermutlich auch weit über den Tag verstreute Lehrveranstaltungen oder der existenzielle Nebenjob schuld sein. Chronik des Aufschiebens Doch zurück zu Peter. Der schwitzt sich gerade durch seine Klausur und hadert mit seinem Schicksal. Würden wir seine Abwesenheit ausnutzen und uns in seiner Wohnung umsehen, hätten wir eine, für ein junges, männliches Wesen, außerordentlich reinliche Behausung vor Augen. Die Wäsche ist gewaschen und gebügelt, die Fenster sind geputzt, die CDs nach InterpretInnen sortiert, die DVDs nach Rubriken, seine Stabilos und Hemden nach Farben und seine Schuhe nach Anlass des Tragens. Außerdem hat Peter einen neuen Doodle Jump- Highscore aufgestellt und bei Facebook seine ChronikListe mit gefühlten 500 Einträgen bearbeitet. Er hat auf den Youtube-Link eines Freundes geklickt und ist Stunden später bei einem pinkelnden Schimpansen gelandet. Danach war er joggen und hat das Altglas entsorgt. So ganz untätig war er also nicht, aber warum hat er dann nicht gelernt? Lieber TellerwäscherIn statt MillionärIn Ein zentrales Problem von ProkrastiniererInnen ist ein geringes Selbstwertgefühl, welches zu einem verzerrten Setzen von Prioritäten führt. Aus Angst, in den großen Aufgaben und Problemstellungen des Lebens zu versagen, sucht man sich kleine Aufgaben, bei denen ein rascher Erfolg sicher ist oder verdrängt jedes schlechte Gewissen mittels medialen Bombardements. Die Misserfolge stellen sich natürlich gerade deshalb ein, das Selbstwertgefühl sinkt weiter und schon ist man in einem Teufelskreis. Wobei oben genannter Holm-Hadulla vier verschiedene Typen von ArbeitsaufschieberInnen unterscheidet: 1. Der/die PerfektionistIn: vernichtet alles soeben geschaffene, da in seinen/ihren Augen nicht gut genug. 2. Der/die Instabile, kreative Person: richtet seine/ihre Interessen auf vieles und kann nur schwer fokussieren.

Wenn einfache Aufforderungen nicht mehr helfen, solltest du an einer funktionierenden Alltagsstruktur arbeiten.

© hang_in_there.flickr

Die Zeit verrinnt, die To-Do-List bleibt unverändert? Klassischer Fall von Prokrastination.

© Bilderbox

Von Johannes Hofmann

3. Der/die Verwöhnte: strengt sich absolut nicht gern an, wenn es keinen Spaß macht. 4. Der/die Überforderte: sieht einfach keinen Weg, die Aufgabe zu bewältigen. Die Übergänge zwischen diesen Kategorien sind fließend und letzten Endes läuft es auf ein Problem hinaus: Die Arbeit häuft sich zu gigantischen Bergen auf. In der Realität wie auch im Kopf. Jedes Mal, wenn man eine Aufgabe aufschiebt, gewinnt der Gedanke daran an negativem Gewicht und es wird schwieriger, selbige anzugehen. Für Peter ist das alles schön und gut, aber wie soll ihm das helfen, seine soeben in den Sand gesetzte Klausur erfolgreich zu wiederholen? The way out Der erste Schritt wäre, sich einzugestehen, dass man ein Problem hat. Wer an „ich brauch den Druck“ oder „auch ohne Erfolg kann man glücklich sein“ festhält, wird es nicht schaffen etwas zu ändern. Danach ist der Aufbau einer funktionierenden Alltagsstruktur unumgänglich, feste Arbeits- und Freizeiten sind elementar für den Erfolg längerfristiger Projekte. Der liebe Computer kann hier zur Seite stehen. Kalenderprogramme können ebenso helfen, den Alltag einzuteilen wie Mindmap oder Aufgabenprogramme. Außerdem gilt es, Zeitkiller zu finden und auf ein Minimum zu reduzieren. Sei es die Lieblingsserie bei kinox.to in Dauerschleife oder die Klassiker Youtube und Facebook. Lerngruppen helfen, da kaum etwas so schwer wiegt wie sozialer Druck. Ein Effekt, der sich oft auch in der Bibliothek beobachten lässt. Denn niemand youtubed pinkelnde Schimpansen, wenn der Nachbar brav über seinen Jus-Büchern brütet. Ansonsten lässt sich noch sagen, dass sich oft trügerisch positive

Gefühle einstellen, wenn man erste Erfolge einfährt. Diese leiten einen dann schnell zu alten Verhaltensmustern zurück. Sollte man diesem Schema allzu oft erliegen oder hat man durch die Aufschieberei schon länger dramatische Effekte in seinem Leben verursacht, wäre der Gang zum Psychotherapeuten oder zur Psychotherapeutin sicher nicht das Verkehrteste. Für alle, die noch beim Klausuren-Schreiben sind, gibt es im Kasten ein paar gute Links mit weiteren Tipps zum Thema. Every day is another chance …

TIPP ... für prokrastinierende Mac UserInnen Die Programme MindNode, Wunderlist und Selfcontrol sind alle ganz brauchbar und kostenlos. Vor allem letzteres macht seinem Namen alle Ehre. Einfach ausprobieren ...

Prokrastination im Web http://karrierebibel.de/gefaehrlicheschiebschaften-45-wege-gegen-prokrastination/ http://www.zeit.de/campus/online/2007/30/interview-prokrastination http://www.studiinside.de/blog/prokrastination

Quellen: studiinside.de; http://karrierebibel.de/ gefaehrliche-schiebschaften-45-wege-gegenprokrastination/; http://www.zeit.de/campus/ online/2007/30/interview-prokrastination; Procrastination - Current Issues and new directions, Joe Ferrari & Timothy A. Pychyl


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Auslandspraktikum – Die große Chance

Von Manuela Wallinger Die Standortagentur Tirol ist Anlaufstelle für Auslandspraktika der Vorarlberger, Tiroler und Salzburger StudentInnen und AbsolventInnen. Obwohl regelmäßig Informationsveranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Career Center und dem Büro für Internationale Beziehungen stattfinden, nehmen laut Brigitte Berger von der Standortagentur Tirol sehr wenige Salzburger StudentInnen diese Möglichkeit wahr. Die Praktika können in allen EU-Mitgliedstaaten, in Liechtenstein, Norwegen, Island, der Türkei, Kroatien und in der Schweiz absolviert werden. Live dabei

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Christoph Eder, Absolvent der Betriebswirtschaft und Wirtschaftspädagogik, arbeitete mit Unterstützung des Leonardo-Da-VinciProgramms sechs Monate bei einem schottischen Reiseveranstalter und hat der Uni:Press von seinen Erfahrungen berichtet: „Während meines Studiums ist es sich leider nie ausgegangen, ein Erasmus-Studienjahr zu absolvieren und deshalb wollte ich unbedingt nach meinem Abschluss ins Ausland gehen, um meine Englischkenntnisse zu verbessern.“

Christoph Eder

Das beliebteste Zielland der österreichischen StudentInnen ist Deutschland. 70 bis 75% der Studierenden und AbsolventInnen gehen mit dem Erasmus- oder Leonardo-DaVinci-Programm nach Deutschland, um dort Arbeitserfahrungen zu sammeln. Auf den ersten Blick scheint dies verwunderlich, wenn man jedoch alle Argumente berücksichtigt, klingt es logisch. In Deutschland fällt die Sprachbarriere weg. Auch wenn man zum Beispiel sehr gut Englisch spricht, stellt die Fachsprache in der jeweiligen Unternehmenssparte sehr wohl noch eine Herausforderung dar, wie auch Christoph bestätigt: „Die Herausforderung war bestimmt nicht die Tätigkeit im Unternehmen, sondern vielmehr die englische Sprache in der Arbeitswelt. In den ersten Wochen war ich schon etwas überfordert damit, aber danach begann ich immer mehr in der Weltsprache zu denken.“

In unserem Nachbarland gibt es viele Unternehmen, die mit österreichischen Fachhochschulen und Unis eine Kooperation eingegangen sind. Es ist natürlich einfacher ein Auslandspraktikum über eine vorhandene Unternehmenskooperation zu bekommen, als sich eigenständig in einem anderen Land auf die Suche zu begeben. Ein weiterer Pluspunkt, den Deutschland für sich verbuchen kann, ist die Praktikumskultur mit guter Betreuung. Das ist nicht überall so selbstverständlich. Kein Heimspiel ?! In diesem Zusammenhang gibt es eine schlechte Nachricht für alle deutschen Studierenden unter uns: Unterstützung erhält nur, wer das Praktikum außerhalb des Heimatlandes absolviert und damit die Vielfalt in Europa entdecken kann. Praktika in Österreich gelten übrigens für deutsche Studierende nicht als Auslandspraktikum. Die Fakten StudentInnen können für drei bis zwölf Monate ein Auslandspraktikum in Anspruch nehmen. Der Förderungsbetrag in Höhe von 290 Euro bis 390 Euro pro Monat hängt allein vom Zielland und nicht vom Praktikumsentgelt ab. Es gibt die Möglichkeit einen Sprachkurs im Ausmaß von zwei bis vier Wochen vor dem Praktikum zu absolvieren, um den sprachlichen Anforderungen gerecht zu werden und allfällige Hemmungen abzulegen. Man kann sich entweder auf eigene Faust eine Sprachschule mit passendem Kurs suchen oder einen EILC Intensivsprachkurs belegen, der am Beginn eines jeden Semesters stattfindet. Da der Sprachkurs direkt vor Praktikumsbeginn zu absolvieren ist, kann man diesen Intensivkurs nur besuchen, wenn es sich mit dem Praktikum zeitlich ausgeht. Das Erasmus Programm zahlt für einen Sprachkurs ein zusätzliches Monat Stipendium aus, wenn sich die Aufenthaltsdauer um einen Monat verlängert. Dieser Betrag deckt nicht unbedingt die Kosten des Sprachkurses und so kann es passieren, dass dieser teilweise aus der eigenen Tasche zu bezahlen ist. AbsolventInnen können bis maximal zwei Jahre nach dem Studienabschluss zwei bis 26 Wochen ein Berufspraktikum im Ausland absolvieren. Der Förderungsbetrag setzt sich hier ein bisschen anders zusammen: AbsolventInnen bekommen im ersten Monat einen Zuschuss zu den Reise- und Unterhaltskosten in Höhe von 700 Euro bis 900 Euro. Dieser Betrag variiert nach Zielland. Ab dem zweiten Praktikumsmonat erhält man einen Zuschuss zu den Unterhaltskosten in Höhe von 300 Euro bis 500 Euro. „Mit den notwendigen Unterlagen wandte ich mich wieder an Brigitte Berger, um die Förderung zu beantragen. Es war alles unkompliziert, da eine genaue Anleitung über das weitere Vorgehen auf der Homepage der Standortagentur Tirol vorhanden ist.“, erklärt Christoph. Im Gegensatz zum Erasmus-Praktikum wird beim Da-Vinci-Praktikum das Praktikumsentgelt mit einberechnet und das Stipendium dementsprechend gestaffelt. Auch als AbsolventIn hat man die Möglichkeit, seine Sprachkenntnisse mit Hilfe eines Kurses aufzufrischen. Beim LeonardoDa-Vinci-Programm bleibt es jedem/jeder überlassen, wo und vor allem wann er/sie einen Sprachkurs belegt. Man kann sowohl noch vor Praktikumsstart in Österreich die Kenntnisse verbessern als auch während des Praktikums im Ausland. Das Da-Vinci Pro-

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Bis zu eineinhalb Jahre mit finanzieller Unterstützung im europäischen Ausland arbeiten? Ja bitte! Neben dem Erasmus-Studienaufenthalt bietet die Uni Salzburg die Möglichkeit, während des Studiums im Rahmen des Erasmus-Praktikums bis zu einem Jahr und sogar nach Studienabschluss mit dem Leonardo-Da-Vinci-Praktikum bis zu 26 Wochen gefördert Arbeitserfahrung im Ausland zu sammeln.

Christoph (rechts) mit seinen ArbeitskollegInnen in Schottland.

gramm erstattet maximal 200 Euro zurück. Christoph erzählt: „Leider ist es sich bei mir zeitlich neben der Arbeit nicht ausgegangen, einen Sprachkurs zu absolvieren. Es ist sicher empfehlenswert, einen Kurs für ein paar Wochen vor dem Praktikum zu besuchen.“ Risiken und Chancen Eines der ersten Dinge, die vielen von euch jetzt durch den Kopf gehen werden, ist die Frage, warum StudentInnen mindestens drei Monate im Ausland arbeiten müssen, um Unterstützung zu erhalten, während bei AbsolventInnen schon zwei Wochen ausreichen. Die zwei Wochen im Rahmen des DaVinci-Praktikums sind schnell erklärt: Da die meisten AbsolventInnen bereits einem Beruf nachgehen, kommt ihnen die Mindestzeit von zwei Wochen sehr entgegen. Warum das Erasmus-Praktikum drei Monate Mindestzeit vorsieht, kann euch nur die Kommission in Brüssel erklären, die europaweit die Vorgaben liefert. Es muss wohl jedeR für sich selbst die Vor- und Nachteile abwägen. Sicher handelt es sich um den Verlust eines ganzen Studiensemesters, jedoch gibt es zahlreiche Vorteile, die diesen einzigen, aber doch sehr großen Nachteil wieder ausbügeln können. Allen voran steht die sprachliche Entwicklung. Auch die Netzwerkbildung ist ein großes Plus, denn wann hat man sonst schon die Möglichkeit internationale Geschäftskontakte zu knüpfen? Die gewonnene Auslandserfahrung stellt einen absoluten Gewinn für die Ausbildung dar, ganz zu schweigen von vergrößerten Chancen für den Berufseinstieg. Christoph sieht das ganz genau so: „Für einen gut bezahlten Job in unserer Arbeitswelt ist es heute enorm wichtig, zumindest eine Fremdsprache fließend zu beherrschen, wie ich bei einem guten Freund von mir miterlebte, der sofort nach dem Studium einen super Job aufgrund seiner perfekten Englischkenntnisse bekommen hat.“ Ein Problem kann durchaus das Finden eines geeigneten Unternehmens darstellen. Um ein Stipendium über die Standortagentur Tirol zu erhalten, muss man in einem studienbezogenen Bereich arbeiten. Dies grenzt zwar die Suche, aber auch die Möglichkeiten stark ein. Hier bietet die Standortagentur Tirol eine Hilfestellung an, indem sie die Kontakte der Unternehmen, die in den letzten Jahren PraktikantInnen aufgenommen haben, zur Verfügung stellt und auch auf länderspezifische Jobbörsen verweist. Ein kleiner Lichtblick im weiten europäischen Unternehmens-Dschungel. Christoph erzählt: „Als ich mich bei der Standortagentur Tirol meldete, bekam ich

eine Liste von Unternehmen, in welchen bereits österreichische AbsolventInnen gearbeitet haben. Zwar war ich flexibel was das Land anging, wichtig war mir ein englischsprachiger Raum, aber da ich unbedingt in den Bereichen Eventagentur, Marketing oder Tourismus arbeiten wollte, blieben nicht mehr viele Unternehmen übrig. Daher habe ich auch im Internet nach AbsolventInnenpraktika gesucht.“ Zum Schluss noch die Beantwortung der größten Frage: Warum sollte ein europäisches Unternehmen gerade österreichische StudentInnen einstellen wollen und nicht etwa eineN EinheimischeN? Laut Brigitte Berger gibt es dafür eine Reihe von Gründen: „Sehr oft sind es ganz konkrete Aufgaben in Projekten, wie zum Beispiel eine Marktstudie über ein anderes Land, wofür man andere Sprachkenntnisse benötigt. Viele Unternehmen schätzen es, wenn durch andere Arbeitsund Denkweisen frischer Wind weht und dadurch die Projekte lebendiger werden.“ „Wenn ich könnte, würde ich es ganz bestimmt noch einmal machen. Es war eine schöne Zeit, in welcher ich viele Erfahrungen sammeln konnte. Das Arbeiten war zwar die meiste Zeit sehr stressig, aber ich konnte vieles für meine weitere berufliche Karriere dazulernen. Die gemeinsame Erholungszeit mit den anderen PraktikantInnen stellte den perfekten Ausgleich zum Berufsalltag dar. Mein Praktikumsziel, mein Englisch zu verbessern, konnte ich bestens erreichen. Ich kann behaupten, dass ich mich nicht nur in der englischen Sprache verständigen kann, sondern auch teilweise auf Englisch denke, wenn nicht sogar manchmal in Englisch träume“, so Christoph.

LINK Hier gibt es alle nötigen Informationen und weitere hilfreiche Internetadressen rund ums Thema Auslandspraktikum: http://www.standort-tirol.at/praktika


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Der ultimative Persönlichkeitstest

Welches Studierendenklischee verkörperst du? Studierende werden gerne in Schubladen gepresst: Aus Stammtisch-Perspektive gibt es da die Nachwuchs-ManagerInnen-Fraktion, die sich in Habitus und Herablassung schon an der Spitze der Gesellschaft wähnt. Und dort gibt es die politisch angehauchte Spaß-Fraktion, die, wenn sie nicht gerade am Party-Machen ist, ungepflegt und eingeraucht Proteste anzettelt. BusinessTusserl, Ökofritze oder Feten-FrequentiererIn – welchem Typ entsprichst du am ehesten? Mach den Test! Von Sandra Bernhofer 1. Wie darf man sich deine Studierendenbude vorstellen? n Mein Vater hat mir eine Wohnung in der Altstadt gekauft. Tolle Aussicht, nur die Dachterrasse könnte ein bisschen größer sein. u Ich wohne in einer WG, zusammen mit meinem besten Kumpel. Das ist einfach die unterhaltsamste Form des Wohnens! l Ich wohne in einer WG, zusammen mit meinem besten Kumpel. Das ist einfach die umweltfreundlichste Form des Wohnens. 2. Übrigens: Tolles Lied, das da gerade läuft! Ist das nicht …

u Lady Gaga? Ja, klar, ist auf der neuen BRAVO Hits, die

ich mir gerade aus dem Internet gezogen habe! l Bob Marley? Ja, klar. Beste Vinyl-Qualität übrigens. Die Platte hab ich während meines Sozialjahrs in Cochabamba auf einem Flohmarkt entdeckt. n Liszts „Liebenstraum“? Ja, klar. Übrigens gespielt von Lang Lang, der sich wieder einmal zu einem Privatkonzert am hauseigenen Flügel breitschlagen hat lassen. 3. Zwölfe hat’s geschlagen. Was steht heute auf dem Speiseplan? l Ich hab ein tolles Rezept von einer Bekannten aus dem

Töpferkurs bekommen: Einfach Tofu würfeln, anbraten, ein bisschen Gemüse aus dem Hausgarten und Bio-Rahm dazu – das ergibt eine total leckere Spaghetti-Sauce. Wollte ich schon ewig ausprobieren! n Da muss ich kurz in den Terminplan schauen: Ah, Essen gehen mit meinem Bewerbungscoach. Ich muss dann eh gleich los. u Was, schon Mittag? Zeit zum Aufstehen! Mit einem gepflegten Katerfrühstück aus Kaffee und Aspirin kann der Tag beginnen! 4. Es ist wieder diese Zeit des Semesters. Abschlussklausuren stehen vor der Tür, Seminararbeiten wollen eingereicht werden – wie meisterst du diese Herausforderung? u Kein Stress, noch ist ja Zeit! Nächste Woche sollte ich dann aber anfangen zu lernen … l Drei der fünf Arbeiten, die ich schreiben muss, habe ich eh schon abgegeben. Dann ist da noch diese HammerPrüfung Mitte März, aber dafür besuche ich schon seit zwei Wochen ein Repetitorium. n Was zählt, ist Vitamin B; Noten sind überbewertet – ich geh’ shoppen. 5. Nach dem Lernen darf auch einmal entspannt werden, und zwar mit … l diversem Räucherwerk! Hihihi! n Maniküre und einem entspannten Schaumbad. Shoppen ist sooo anstrengend! u einem gemütlichen Bier, bevor es dann wieder auf die Piste geht. 6. Dem Lernstress zum Trotz hast du dich auf eine Studentenparty verirrt und da steht sie, die Zaubermaus schlechthin/er, der Prinz mit dem weißen Gaul. Wie quatschst du sie/ihn jetzt am besten an? l Bitte? Zuerst einmal heißt das Studierendenparty und außerdem musst du mich verwechseln. Was soll ich auf so einem Kommerz-Event? u Ich gehe eigentlich immer mit einem locker-lässig geschmetterten „Ey, Prinzessin“ auf die Angebetete zu. Ir-

gendwann muss es doch funktionieren, oder?/Ich gewähre dem Angebeteten einen möglichst tiefen Blick in meinen Ausschnitt. Funktioniert eigentlich immer. n Anquatschen? Die Leute kommen zu mir, leider vornehmlich Pöbel. 7. Von Luft und Liebe wirst du ja wohl nicht leben. Also: Wie finanzierst du eigentlich dein Dasein? n Ab und zu helfe ich in der Kanzlei meines Vaters aus. So kann ich jetzt schon meine zukünftigen Untergebenen kennenlernen. l Ich bin FahrradkurierIn. Das ist übrigens superpraktisch, weil ich so mein Hobby zu Geld machen kann, ohne das kapitalistische System übermäßig zu stützen. u Ich bekomme Taschengeld und zu Weihnachten hat mir die Oma auch was zugesteckt. Sollte es mal knapp werden, kann ich immer noch Flyern gehen … 8. Na, das ist ja schnell gegangen: Der Geburtstag der Mama steht wieder einmal ins Haus! Du schenkst ihr … l einen selbstgehäkelten Topflappen aus Hanffasern. Und einen Gutschein für ein Räucherstäbchenseminar. u Was? Geburtstag? Ich muss noch schnell zur Tankstelle. Milka-Herzen holen. n Ach, dieses eine Perlenarmband wollte sie doch schon immer haben. Da kann ich mir dann gleich ein dazu passendes kaufen. Ob Papa die Kreditkarte rausrückt? 9. Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, was das nächste Semester an Lehrinhalten bringen soll? l Ja, natürlich! Die Semesterplanung ist schon ewig abgeschlossen, das Blöde ist nur, dass ein paar ProfessorInnen die Zusatzliteratur im Blackboard nicht angegeben haben. Wie soll ich mich da vorbereiten? n Nicht wirklich, aber jetzt wird es dann bald Zeit, dass ich die wichtigsten Daten stilecht in mein 2012er-Filofax aus streichelweichem Welpen-Leder eintrage. u Was, wieso? Das Semester ist doch noch nicht einmal zu Ende?

Auflösung Überwiegend l Du bist das politische Rückgrat der Uni. Als Mitglied der Müslifraktion hast du bei der natürlichen CampusSelektion aber ausgeschissen, denn honoriert wird dein Einsatz nur durch die fragenden Blicke deiner StudienkollegInnen, die wissen wollen, was zur Hölle eigentlich aus ihrem ÖH-Beitrag wird. Von deinen politischen Aktivismen, der Lernerei und deinem ehrenamtlichen Engagement in der Caritas-Notschlafstelle erholst du dich am liebsten bei WG-internen Wasserpfeifenzirkeln oder während du deine Rastapracht mit der slackermäßigen Aura entlaust. Letztere ist natürlich nur Tarnung. In Wirklichkeit bist du einE StreberIn und seit du dich regelmäßig wäschst, stehst du endlich auch auf Du und Du mit der Lehrendenschaft. Manchmal plagen dich dennoch Zukunftsängste: Wie sollst du nach 15 Semestern Soziologie bloß einen Job finden? Aber sei ehrlich: Fürs Erste bist du auch mit einem unterbezahlten Sozialpraktikum zufrieden, die bürgerliche Klasse steht bei Jungspunden deiner ideologischen Prägung ohnehin nicht hoch im Kurs. Aber spätestens wenn du dann doch die Karriereleiter hochkraxelst, um deine Bobo-Sprösslinge mit vegetarischem Bio-Dürüm vom Nobel-Kebabstand füttern zu können, solltest du dich fragen, ob das Kreuzchen, das du in der Wahlkabine all die Jahre bei „Grün“ gemacht hast, immer noch authentisch ist.

Überwiegend u Du bist der verkörperte Schlendrian, vor 11 Uhr bringt dich nichts aus dem Bett. Aber kein Wunder: Your heart beats techno! Du machst die Nacht zum Tag! Auf diversen Studierendenfestivitäten fühlst du dich zu Hause, die Bierbong gehört zu deinem Standardequipment – das kannst du schon zugeben, deine Eltern lesen eh nicht mit. Das Einzige, das dich aus deinem alkoholgeschwängerten Foxtrott bringt, ist das nahende Semesterende: Mit der sich anpirschenden Klausurenphase steigt deine Arbeitsmoral exorbitant an, schließlich ist die Kohle, die du in weiser Voraussicht beiseitegelegt hattest, um einen Ghostwriter anzuheuern, längst in hochprozentiger Form deine Kehle hinuntergetröpfelt. Jetzt heißt es sich ranhalten, denn auch einem/r angehenden KommunikationswissenschaftlerIn wird zu Semesterende einiges abverlangt. Und wer nicht frühzeitig schleimend aufgefallen ist, hat schlechte Karten auf Rausschiebung diverser Deadlines. Und in Erinnerung geblieben bist du deinen ProfessorInnen weniger mit intellektuellen Ausdünstungen als vielmehr mit einer reichhaltigen Fahne.

Überwiegend n Gratulation, du bist mit dem goldenen Löffel im Mund geboren worden. Und das lässt du auch deutlich raushängen: Als Kern der AkademikerInnenkaste bist du um angemessene Repräsentation bemüht und lässt etwas Schlechteres als Perlenketten und Polohemden (wichtig: aufgestellter Kragen!) erst gar nicht an deinen solariumgeküssten Luxus-Body. Mit fortgeschrittener Semesterzahl oder zu Prüfungsterminen holst du natürlich das karrierefördernde Ralph-Lauren-Hemd aus dem begehbaren Kleiderschrank. Wie oberflächlich du auf den ersten Blick auch erscheinen magst, ein Thema zieht dich sehr wohl in den Bann: deine Karriere. Und mit deinem Jus-Studium sorgst du schon jetzt dafür, dass das Kapital auch in Zukunft auf der richtigen Seite steht. Dazu gehört natürlich auch, dass du dich im Umgang mit iPad und -Phone der jeweils aktuellen Generation übst, die Wirtschaftswoche zum Morgen-Cappuccino studierst und den Stepstone-Newsletter abonniert hast. Aber Achtung: Beinahe jedeR zehnte arbeitslose AkademikerIn in Österreich hat wie du Rechtswissenschaften studiert. Das tangiert dich wahrscheinlich aber eh nur peripher, denn nach dem Abschluss wartet in der Firma deines Vaters ohnehin ein krisensicherer Arbeitsplatz auf dich.


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Die Olympischen Spiele mal anders Für unsere Mitmenschen mit geistiger Behinderung gibt es dank Eunice Kennedy ebenso die Möglichkeit, an Olympischen Spielen teilzunehmen und sich am Olympischen Gedanken „Dabei sein ist alles!“ zu erfreuen. Ab Ende Jänner finden im Bundesland Salzburg die 4. Nationalen Winterspiele von Special Olympics Österreich in den Sportarten Ski Nordisch, Schneeschuhlaufen und Ski Alpin statt.

Von Manuela Wallinger Special Olympics International mit Sitz in Washington wurde 1968 von Eunice Shriver, geb. Kennedy, gegründet. Von diesem Hauptsitz aus koordiniert Special Olympics International die nationalen Verbände.

Special Olympics (SO) hat sich dem Ziel verschrieben, behinderten Menschen durch sportliche Betätigung zu helfen, sich nach ihren Möglichkeiten zu entwickeln und ihren Mut und ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

Österreich

„Unser (Ex-)Governator“, Arnold Schwarzenegger, der Ehemann der Tochter von Gründerin Shriver, ist Ehrenpräsident von Special Olympics Österreich, internationaler Trainer der SO ist weltweit in Gewichtheber und 180 Nationen versehr engagiert hinsichtlich der Vertreten und bietet breitung des BeMenschen mit menkanntheitsgrades taler Behinderung dieses gemeinnützidie Möglichkeit zum Training und gen Vereins. Wettkampf in mehr In diesem Jahr finals 26 Sportarten. den die Nationalen Diese Sportarten Special Olympics, sind so gestaltet, neben Wien und dass möglichst vieInnsbruck, im SalzSpecial Olympics Eid le daran teilnehburger Land statt, men und sich, ihrer die die wichtigste Behinderung entsprechend, mit annähernd Vorqualifikation für die Aufnahme in die ösgleich starken GegnerInnen messen können. terreichische Nationalmannschaft für die InDie Wettkämpfe und Sportarten orientieren ternationalen Special Olympics 2013 in Pyesich am Vorbild der Olympischen Spiele. Die ongchang darstellt. Weltspiele werden alle zwei Jahre abwech- Die Bewerbe Ski Nordisch und Schneeselnd als Sommer- oder Winterspiele aus- schuhlaufen werden zwischen dem 30. Jänner getragen. 2013 finden die Winterspiele der und 3. Februar 2012 im Rahmen der „20 JahSpecial Olympics International in Pyeong- re No Handicap – Lungauer Langlauftage“ in chang, Südkorea, statt. Tamsweg durchgeführt.

„Lasst mich gewinnen! Aber wenn ich nicht gewinnen kann, dann lasst es mich mutig versuchen.“

Die Ski Alpin-Bewerbe werden zwischen dem 2. und 5. Februar am Dürrnberg bei Hallein ausgetragen. Bei der Halleiner Eröffnung am 2. Februar 2012 wird der aus Hallein stammende Slalom-Olympiasieger Thomas Stangassinger das Special OlympicsFeuer entzünden.

INFOS Für weitere Informationen rund um Special Olympics: www.specialolympics.org www.specialolympics.at

Gute Nachrichten Ganz gleich, ob man sich den Standard oder eine Krone nimmt, vor ORF oder RTL sitzt, wenn es um Nachrichten geht, dann hat die Welt die Eigenschaft, tagtäglich mehrfach unterzugehen. Bei den einen mit Niveau, bei den anderen mit Action und bei wieder anderen mit einfühlsamer Berichterstattung. „Bad news are good news“, und die verkaufen sich bekanntlich. Schuld daran ist jeder, der „Stirb Langsam“ spannender als „Brokeback Mountain“ findet und somit soll dies auch gar nicht gewertet werden. Aber die von Prüfungsstress, Studieneingangsphase und Abgabeterminen bedrängte Studierendenseele kann sicher ein wenig wörtlichen Balsam vertragen. In diesem Sinne ein paar Gute Nachrichten des vergangen Jahres 2011. Von Johannes Hofmann

Grundstein für Mädchen-Uni in Afghanistan gelegt Provinz Laghman, Mai 2011. Die private deutsche Stiftung Kinderhilfe Afghanistan hat zusammen mit Mohammad Aqbal Azizi, dem örtlichen Gouverneur, die Grundsteinlegung für die erste Fakultät einer neuen Universität mit Fokus auf Mädchenbildung, gelegt. Die Fakultät wird den Fachbereich Journalismus für Frauen beherbergen und die afghanistanweit erste ihrer Art sein. Im Nachkriegsafghanistan ist Bildung einer der Kernstabilisierungsfaktoren. Gerade Mädchen und Frauen, denen unter dem Taliban-Regime sämtliche Bildungsgrundlagen vorenthalten wurden, sind die Hauptzielgruppe des Engagements der Kinderhilfe Afghanistan. Diese unterhält im ganzen Land über ein Dutzend Schulen allein mit Erlösen aus Buchverkäufen und privaten Spenden. (www.kinderhilfe-afghanistan.de) Quelle: Jahresbrief der Kinderhilfe Afghanistan

Teheran, Mehrabad F lughafen, 18. Oktober. Mit einem spektakulären Flugmanöver schaffte es Captain Hooshang Shabazi seine Boeing 727 vor einem tödlichen Crash zu bewahren, bei der das vordere Leitwerk nicht ausgefahren werden konnte. Er landete die fast 70 Tonnen schwere Maschine nur auf den hinteren Leitwerken und ließ die Nase erst bei komplettem Stillstand des Flugzeuges absinken. Alle 113 Insassen waren unverletzt, das Video der Landung wurde ein Youtube-Hit und Shabazi erhielt hunderte Facebook-Freundesanfragen. Quelle: Russia Today online

Welt wird friedlicher Der Harvard-Psychologe Steven Pinker vertritt in seinem neuesten Buch „The Better Angels of Our Nature: The Decline of Violence in History and Its Causes “(erschienen am 6. Oktober) die These, Gewalt sei ein im Verlauf der Menschheitsgeschichte abnehmendes Phänomen. Die Millionen Toten der beiden Weltkriege würden im menschheitsgeschichtlichen Vergleich nicht zu sehr ins Gewicht fallen und die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts sei weltweit betrachtet, die friedlichste Periode überhaupt. Ursachen sieht er weniger im genetischen als mehr im soziokulturellen Bereich. Gewalt lohne sich wesentlich weniger als früher, da viele Gesellschaften sie ächten würden. Dieser Entwicklung bescheinigt er ausbreitende und andauernde Tendenz. Quelle: Deutschlandradio/Kultur

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Iranischer Boeing Kapitän rettet 113 Menschen das Leben


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UNI und SERVICE © Simone Hainz / pixelio.de

Sag mir, was du doodlest und ich sage dir, wer du bist Das Wort „doodle“ kommt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt „Kritzelei“. Wir machen so etwas oft. Und meist bemerken wir das kaum.Wenn uns jemand dabei erwischt, haben wir keine bestimmte Erklärung dafür. Aber warum doodlen wir und was könnten diese Doodles bedeuten?

Kritzeln ist auch ein künstlerischer Ausdruck. In unserer Gesellschaft ist die Kunst zu einem „ZuschauerInnensport“ geworden, der talentierten Menschen vorbehalten ist, während der Rest von uns Angst hat oder sich schämt, zu singen, außer in der Dusche, zu tanzen, mit Ausnahme einiger Fußbewegungen oder zu zeichnen, außer zu doodlen. Wenn wir irgendwie beschäftigt sind – am Telefon, in einem Meeting oder einer Vorlesung, mit einem Stift in der Hand, versuchen wir, auf einem Blatt Papier die Ideen in unserem Kopf auszudrücken.

für den Wunsch zu reisen oder nach einer Beziehungsänderung. Kreise, Quadrate und Dreiecke erscheinen oft in Doodles. Diese Formen haben eine sehr große Symbolkraft und können mit unseren Grundbedürfnissen nach Liebe, Geborgenheit, Sex und Überleben verknüpft werden. Die Leiter ist das Symbol für Nervosität und inneres Ungleichgewicht. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.

Was ist ein Doodle?

Warum doodlen wir und was bedeuten diese Kritzeleien?

Warum zeichnen wir so ähnlich, aber gleichzeitig so anders?

Doodles können merkwürdige Formen, Muster, Skizzen und Zeichnungen sein – alles, was wir in kurzer Zeit auf ein Stück Papier bringen, während unsere Aufmerksamkeit woanders ist. Es ist erstaunlich, wie kreativ wir sein können, ohne es zu wollen. Doodles zeigen genau, welche Menschen wir sind, weil wir frei entscheiden, was und wie wir doodlen möchten. Wir zeigen unsere Individualität durch Entscheidungen, die wir im Leben fällen. Kleidung, Freunde, Arbeit und Interessen – all das sagt etwas über uns aus. Genauso ist es beim Doodle. Ein Doodle ist eine zwanglose Form der Selbstdarstellung.

Dazu hat US-Psychologe Robert Burns, der ehemalige Direktor des Instituts für Bildungsforschung an der Universität von Seattle, interessante Antworten gefunden. Er behauptet, dass sogar die harmlosesten Doodles Information aus dem Unbewussten enthalten. Zum Beispiel bedeutet ein Baum, der von uns oftmals gedoodlet wird, Wachstum und Leben. Ein vollständiger Baum mit einem breiten Stamm beschreibt eine Person voll Energie und starkem Willen. Wenn du ein Haus doodlest, dann hat Sicherheit und Schutz einen hohen Stellenwert. Flugzeuge, Autos, Schiffe und andere Fahrzeuge stehen

Wenn man weiß, worauf zu achten ist, kann man viel über jemanden erfahren. Er/sie könnte dir zwar ein paar Hinweise geben, aber die Art und Weise der Zeichnung wird für dich vieles deutlicher machen. Zum Beispiel, wenn sechs Leute eine Katze zeichnen, dann wird jede Katze anders sein – in Größe, Form, Farbe, Position, Gesichtsausdruck und so weiter. Alle sechs Doodle-ZeichnerInnen können KatzenbesitzerInnen sein, aber die Besonderheiten der Zeichnung spiegeln die persönlichen Qualitäten wider und beziehen sich auf das Individuum. Eines der seltsamsten Dinge an Doodles ist,

Von Aramazt Khabayan

dass uns niemand sagt, was wir doodlen, doch am Ende zeichnen die meisten von uns ähnliche Sachen. Dinge wie die Sonne, Sterne, Kästchen, Pfeile, Herzen, Blumen oder Wellen tauchen immer wieder auf, weil sie offenbar eine besondere Bedeutung für uns als menschliche Wesen haben. Diese Bilder sind als Symbole gestaltet, die unsere Sehnsüchte, Bedürfnisse und Gefühle darstellen. Es ist unmöglich zu wissen, ob das Bild eine persönliche Verbindung hat, aber es gibt auf jeden Fall einen Hinweis, wonach wir uns zu einem bestimmten Zeitpunkt sehnen. Doodles sind rätselhaft, weil sie oft eigenartige Bilder ohne Sinn zu sein scheinen. Doodles zu interpretieren ist keine exakte Wissenschaft, doch die Spekulation über ihre tiefere Bedeutung ist faszinierend und es lohnt sich, über Doodles Bescheid zu wissen, denn sie geben einen Einblick in uns selbst, in unsere Freunde, Familie oder Menschen, mit denen wir zusammenarbeiten. Also pass auf, was du doodlest, denn die Person neben dir könnte herausfinden, woran du gerade denkst!

US-Psychologe Robert Burns sagt, dass sogar die harmlosesten Doodles Information aus dem Unbewussten enthalten.

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Wer fährt da so schnell durch Schnee und Eis?

Es ist kalt. Der Atem bildet Wölkchen, dicke Schneeflocken fallen vom Himmel, es ist Winter. Die Reifen knirschen, als sie über die schneebedeckte Fahrbahn rollen. Der Atem wird schneller, die Augen verengen sich, um im inzwischen voll entwickelten Schneegestöber nicht den Überblick zu verlieren. Die Haube rutscht ins Gesicht, die Wangen laufen knallrot an. Der Radfahrer schlängelt sich vorbei an Autos, Bussen und FußgängerInnen, die Radfahrerin gleich hinter ihm. Zielgerichtet, bestimmt und vor allem immer in Bewegung. Staulos.

verstaute Landschaft zur Uni zu fahren. Aber was muss man beachten? Wie muss man sich kleiden? Welche Radausstattung ist vonnöten und wie steht es mit der Radwegsituation im Salzburger Winter? Die Uni:Press hat die Antworten beim Mobilitätsbeauftragen der Universität, Franz Kok, gesucht und gefunden! Generell gelten alle Vorsichtsmaßnahmen für RadfahrerInnen im Winter einfach doppelt: Gutes Licht, gute Bremsen und sichtbare Kleidung sind das Um und Auf. Die Bekleidung sollte vor allem wind- und wasserdicht sein, das hält warm, so Kok. Fünf Pullover, drei Mützen und vier Paar Handschuhe übereinander zu tragen würde nicht nur die Beweglichkeit in gefährlichem Maße einschränken, sondern so eine zwiebelartige Lagenstrategie ist unnötig. Oft zieht man sich zu warm an und der Sitznachbar und die Sitznachbarin an der Uni müssen dann leiden. Dünne Sommerreifen sind im Winter genau so fehl am Platz wie Sandalen! Breite, profilierte Radreifen, wenn man es noch robuster haben möchte, kann man sich auch Reifen mit Spikes besorgen. Spezielle Vorsicht ist aufgrund der Glätte geboten.

So geht es vielen Uni-MitarbeiterInnen und Salzburger Studenten und Studentinnen jedes Jahr im Winter. Der Wetterwandel hält sie nicht davon ab, sich in der Früh aufs Rad zu schwingen und durch die verschlafen-

Die Uni bietet in diesem Bereich zusammen mit ihrem Radpartner Avelo ein spezielles Package an: Zu einem guten Preis gibt es ein Sommer- und ein voll ausgestattetes Winterrad. Mehr Infos zum Preis, wo man es er-

Von Melanie Berger

werben kann sowie nützliche Tipps findet ihr auf der Homepage unter www.uni-salzburg. at/mobilitaetsmanagement. Hier findet sich auch eine Liste von Empfehlungen für das „Winterrad-Fahren“. Abstellsituation Erst vor kurzem wurde die Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät mit neuen, modernen, überdachten und rahmenabsperrbaren Radständern ausgestattet. Die Abstellsituation am Unipark ist nicht ganz so optimal, lediglich eine kleine (eher unbekannte) Garage steht zur Verfügung, wenn man sein Rad vor Wind und Wetter schützen möchte. Eine Überdachung der Ständer ist vorerst nicht geplant, man ist froh, dass man überhaupt ordentliche Radständer hat. Ein großes Problem mit der Anschaffung neuer Radständer hat die Universität vor allem mit dem Ortsbildschutz an den Altstadtstandorten. Zaghaft werden die Fakultäten mit adäquaten Abstellplätzen ausgestattet, doch es bleibt noch viel zu tun. Um sein Rad irgendwo abzustellen, muss man zuerst unbeschadet dorthin gekommen sein. Die Situation der Radfahrwege hat sich, so Kok, in den letzten Jahren verbessert. Es wird mehr und besser geräumt, da auch das Radfahren wieder ein neues Beliebtheitshoch erlebt. 43 Prozent der MitarbeiterInnen und 30 Prozent der Studierenden fahren tagtäg-

lich auf zwei Rädern auf die Uni. Für Winterradler und Winterradlerinnen gibt es eine kleine Belohnung, um die positiven externen Effekte des Radfahrens anders als durch genervtes Gehupe und regelmäßige Nahtoderfahrungen mit Autos abzugelten. Zum einen gibt es die Möglichkeit, sich auf www.fahrradpass.at anzumelden. Leitet man Kok seine Daten dann weiter, wird man in eine Gruppe eingeladen. Es werden Preise wie etwa Spikereifen, Kleidung, Radausstattung etc. für fleißige Winterraddompteure und -dompteurinnen vergeben,. Wer nicht länger warten will, kann sich des Avelo- Angebots bedienen, eine winterfeste Hose und Jacke um 50 Prozent verbilligt zu erstehen. Tipps und Tricks wie man mit dem Fahrrad durch den Winter kommt.

© Melanie Berger

Radfahren im Winter erfreut sich einiger Beliebtheit, erfrischt, hält fit und produziert keine Abgase. Doch was ist zu beachten, um nicht dem Kälte- oder Autotod zu erliegen? Diese und viele andere essentielle Winterrad-Fragen hat die Uni:Press Franz Kok, dem Mobilitätsbeauftragen der Uni gestellt.


Politik

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Kommentar

Zukunftslose GeisteswissenschaftlerInnen?

„Und für was brauchst du das dann mal?“ oder „Und was willst du dann machen?“ ist eine Frage, die Studenten und Studentinnen einer geisteswissenschaftlichen Fachrichtung sehr oft zu hören bekommen. Die Antwort darauf ist meist ein Schulterzucken oder ein „weiß noch nicht, hab ja noch Zeit“. Die Antwort der Realität auf diese Frage ist sehr häufig: „Gar nichts“, denn auf viele AbsolventInnen dieser Studien wartet die Beschäftigung in einem anderen Bereich oder gar (zu kleinen Teilen) die Arbeitslosigkeit. Die Jobmisere der Geistes- und Kulturwissenschaften ist kein Geheimnis. Laut einer Studie des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft kommen auf einen Neugraduierten/eine Neugraduierte 0,2 in OnlineInseraten ausgeschriebene Stellen. Oft sind das jedoch keine sicheren Vollzeitstellen, sondern unbezahlte Praktika, geringfügige Beschäftigungen etc. Die Arbeitsverhältnisse in diesen Jobs sind prekär - niedrige Löhne, unsichere Stellen und vieles mehr. Ein Drittel aller Absolventen und Absolventinnen eines geisteswissenschaftlichen Studiums findet keine Arbeit in seinem Berufsfeld. Seit den 1980ern hat sich der Anteil der 25 bis 29Jährigen mit einem Hochschulabschluss verdreifacht. Dieser erhöhte Wettbewerb trifft vor allem wirtschaftsferne Studien, da anders als bei Medizin, BWL oder auch Jura, die Ausbildung wenig berufsorientiert ist. Fingerzeig auf Uni, StudentInnen und Regierung Die Uni Salzburg ist hier keine Ausnahme. Was macht man als GeschichtsabsolventIn, wenn man kein Lehrer, keine Lehrerin wird? Was als fertiger Politikwissenschaflter oder Politikwissenschaftlerin? Der PolitikerInnenberuf ist unbeliebt und in Forschung und Beratung kommt nur ein minimaler Prozentsatz unter. Was tun als Kommunikationswissenschafts-Studierender, da doch die Medien inzwischen sehr wenig Sympathie für solch expertiselose Lehrgänge übrig haben? Kommen all diese in PR-Agenturen oder der Werbeindustrie unter. Am Anfang des Studiums wiegt sich die „Generation Praktikum“ noch in der Sicherheit, ein Studium und ein, zwei un- oder miesbezahlte Jobs im Sommer würden sie für eine echte Arbeitsstelle qualifizieren. Das Erwachen ist oft böse, auch deshalb, weil viele ihre Zeit während dem Studium mit unsinnigen KellnerInnen-Nebenjobs verbummeln, anstatt sich Beschäftigungen mit Studienrelevanz zu suchen. Die österreichischen Universitäten sind nicht die größten Förderer für jobqualifizierte GesWi-Studenten und Studentinnen. Oft herrscht das Credo: Wir sind ForscherInnen und bilden auch nur ForscherInnen aus. Dieses Ziel scheint jedoch zu kurz zu greifen.

Das Märchen von den fehlenden AkademikerInnen Akademiker und Akademikerinnen, die eine adäquate Anstellung finden, genießen in Österreich einen der höchsten Lebensstandards weltweit und verdienen sehr gut. Sie bringen dem Staat im Schnitt 66.200 Euro mehr, als ihre Ausbildung gekostet hat. Eine gern getätigte, jedoch jedes Mal erneut falsche Aussage wäre darauf „Eh klar, dass die viel verdienen, gibt ja kaum welche“. Die OECD bescheinigte Österreich in ihrer letzten Studie erneut einen zu geringen AkademikerInnenanteil und eine zu langsame Akademisierung. Hierzulande haben offiziell 21 Prozent der 25 bis 34-Jährigen einen Hochschulabschluss, der OECD-Schnitt beträgt 37 Prozent. In Kanada rühmen sich gar 50 Prozent mit einem akademischen Titel. China stellt sogar 11 Prozent der AkademikerInnen weltweit, die USA rund ein Viertel. In Österreich wird die tertiäre Ausbildung auf Universitätsniveau (wie etwa ein FHAbschluss) zur AkademikerInnenquote gezählt, während es diesen Anspruch in anderen Ländern nicht gibt. Zählen in vielen OECD-Staaten auch Ausbildungen, die mindestens zwei Jahre dauern und einen Sekundärabschluss erfordern schon als tertiäre Ausbildung mit AkademikerInnenstatus, ist in Österreich der Anspruch durchaus höher. Das Paradebeispiel: Krankenpfleger. Vorausgesetzt wird der Abschluss der 10. Schulstufe, Matura ist nicht vonnöten, die Ausbildung dauert drei Jahre und danach gehört man zum AkademikerInnenanteil des Landes. In Österreich zählen solche Ausbildungen nicht zu diesem Prozentsatz. Aus diesem höheren Anspruch für die Klassifikation als AkademikerIn resultiert der im Vergleich niedrige AkademikerInnenanteil. Nach der in Europa gebräuchlichen Rechenweise hätte Österreich eine HoschulabsolventInnenquote von 36,1 Prozent. Zudem kommt eine längere Studiendauer in Österreich, vor allem bei technischen und naturwissenschaftlichen Studien hinzu. Anstatt also zu versuchen, die Überfüllung der Hochschulen aufrecht zu erhalten, um die eigentlich gar nicht fehlenden AkademikerInnen zu produzieren, sollte man die Qualität vor allem der geisteswissenschaftlichen Ausbildungen erhöhen, um nicht Jahr für

Jahr AbsolventInnen in Praktikums-Schleifen, studiumsferne Berufe oder gar (wenn auch nicht in großer Zahl) in die Arbeitslosigkeit zu entlassen. Zurzeit absolvieren 22 Prozent eines Altersjahrganges ein Hochschulstudium, das Wifo hat eine Nachfrage für AkademikerInnen am Arbeitsmarkt von 10 Prozent für 2012 berechnet. Der Rest der Qualifikationsansprüche kann durch berufsbildende höhere Schulen und andere Formen der gehobenen Berufsausbildung abgedeckt werden. Die Realität der AkademikerInnenarbeitslosigkeit 1991 schlossen 12.000 Österreicher und Österreicherinnen ein Hochschulstudium ab, 2008 waren es bereits 451.000 Die Zahl der HochschulabsolventInnen steigt also von Jahr zu Jahr, doch der Arbeitsmarkt hat das zusätzliche Qualifikationsangebot gut absorbiert. Die schlechte Nachricht ist laut der Studie des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft (ibw), dass immer mehr AkademikerInnen sich in prekären Arbeitsverhältnissen wiederfinden. Der Autor der Studie, Artur Schneeberger, verweist besonders auf diesen Aspekt, sieht jedoch die wirkliche Arbeitslosenquote unter Akademikern und Akademikerinnen als „völlig irrelevant“ an.

„Offene Arbeitslosigkeit ist kein quantitativ relevantes Thema, wohl aber adäquate Beschäftigung“, so Schneeberger. Eine Studie des Arbeitsmarkservice zeichnet ein ähnliches Bild: Von 260.000 Arbeitslosen 2009 waren nur 10.600 AkademikerInnen. Das Risiko, als HochschulabsoventIn die Arbeit zu verlieren, lag bei 2,4 Prozent. Laut Statistik Austria waren 2010 im Durchschnitt 2,6 Prozent der AkademikerInnen arbeitslos. Von einer herausragenden Arbeitslosenquote in diesem Bereich zu sprechen wäre mehr als übertrieben. Berücksichtigt man, dass mehr AkademikerInnen ausgebildet als gebraucht werden, ist dieser Prozentsatz erstaunlich gering. Viele Absolventen und Absloventinnen arbeiten in einem Beruf, in dem kein Studium notwendig gewesen wäre. Die Fragen, die sich stellen, sind: Wie viele AkademikerInnen brauchen wir wirklich? Setzen wir auf Qualität oder Quantität? Wie viel ist ein Hochschulabschluss in 20 Jahren wert? Diese Fragen hier zu diskutieren würde wohl zu weit gehen. Dass die jetzige Situation untragbar ist, darüber herrscht breiter Konsens, über die Lösungsmöglichkeiten hingegen keinesfalls. Jeder hat das Recht auf eine Meinung, aber Zahlen sind Fakten, die man beachten muss.

Unbezahlte Praktika oder prekäre Arbeitsverhältnisse sind keine Seltenheit.

© bbroianigo / pixelio.de

Von Melanie Berger

Die hohe Auslastung der Studiengänge senkt das Niveau der Betreuungsmöglichkeiten für die unterfinanzierten Unis. Den chronischen Geldmangel hat die Regierung durch ihr fehlendes Engagement und die Entscheidungsblockaden zu verschulden. Hochwertige Präsentationen, Diskussionsrunden und Rhetorikübungen stehen aus Zeitgründen hinten an, die Leistungsanforderung ist oft niedrig und beschränkt sich auf obligatorische (oft schlecht vorbereitete) Referate. In Massenveranstaltungen lernen die Studenten und Studentinnen höchstens, wie man sich am besten vor den Lehrenden versteckt, um bloß keine Frage beantworten zu müssen. Durchkommen geht schon irgendwie, man bewegt sich ja anscheinend ohnehin im konkurrenzfreien Raum. Berufs- und Karriereorientierung wird außen vor gelassen und im Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt fällt es anschließend schwer, sich zu behaupten. In den letzten Jahren haben die Unis jedoch viel getan, das muss an dieser Stelle ebenso erwähnt werden. Die Förderung von Recherchefähigkeiten, Fremdsprachen, Auslandssemestern und die Einrichtung einiger Career-Center sind ein Schritt in die richtige Richtung.

Für GeisteswissenschaftlerInnen gibt es kaum adäquate Jobanzeigen.

© Paul-Georg Meister / pixelio.de

Das Studium der Geisteswissenschaften gilt ohnehin nicht als sehr berufsorientiert. Verstärkter Wettbewerb, unreflektiertes Dahinstudieren und die Sturheit der Fachbereiche machen es nicht besser. Die prekären Arbeitsverhältnisse der AbsolventInnen eines geisteswissenschaftlichen Studiums sind weit relevanter als das Märchen der fehlenden AkademikerInnen oder die AkademikerInnenarbeitslosigkeit.


Politik

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Entwicklungsplan 2013 bis 2015 – mit kleinen Schritten vorwärts? Alle drei Jahre verabschiedet die Universitätsleitung einen sogenannten „Entwicklungsplan“. Dieser legt die Leitlinien für die künftige Entwicklung der Uni Salzburg fest. Die Inhalte reichen von Lehre und Studium über Forschung bis hin zu Bauvorhaben. Seit November laufen die Verhandlungen über den neuen Entwicklungsplan 20132015. Obwohl der neue Entwicklungsplan in den meisten Punkten nur eine Fortschreibung seiner Vorgängerversion ist, sind studentische Interessen tangiert. StudierendenvertreterInnen der ÖH Salzburg arbeiten auf allen Ebenen, um diese Interessen durchzusetzen. Von Kay-Michael Dankl Genau 12 Kapitel umfasst der Entwurf zum neuen Entwicklungsplan. Neun davon sind unmittelbar und zwei indirekt relevant für den studentischen Alltag. Die ÖH-Universitätsvertretung erstellte im November eine Stellungnahme zum Entwurf. Auch einige

STVen und die studentischen Mitglieder der Fakultätsräte haben die Stellungnahmen ihres Fachbereichs bzw. ihrer Fakultät mitgeprägt. Im Folgenden geben zwei positive und zwei negative Kritikpunkte einen Einblick in deren politische Arbeit.

werden die Betreuungsverhältnisse zwischen Lehrenden und Studierenden ausdrücklich als ein Faktor angeführt. Studienrichtungen mit schlechten Betreuungsverhältnissen haben somit bessere Chance auf den Erhalt dringend benötigter Stellen.

+ Gerechte ECTS-Bewertung

- Tabu: Ungleiche Ressourcenverteilung

nachvollziehbar: Denn auf der einen Seite wird das Sparen auf Kosten der Studierenden als unausweichlich dargestellt, um Betreuungsverhältnisse zu verbessern. Auf der anderen Seite verabsäumen es eben jene EntscheidungsträgerInnen jahrelang, die Kapazitäten in den besonders nachgefragten Fächern bedarfsgerecht auszubauen. Offenbar erscheint es nach wie vor als der bequemere Weg, die Zahl der Studierenden zu reduzieren, als sich mit etablierten politischen Kräften an Fachbereichen und Fakultäten anzulegen.

Mit dem Commitment, die Ungleichheiten in der ECTS-Bewertung abzubauen, entspricht der Entwicklungsplan einer Forderung der ÖH. Die Vergabe von unterschiedlich vielen ECTS-Punkten für ein und dieselbe Lehrveranstaltung ist ein Verstoß gegen das Gleichheitsprinzip. Damit es bei keinem Lippenbekenntnis bleibt, sind konkrete Umsetzungsschritte notwendig. Eine Herausforderung wird die Einbindung aller 40 Curricularkommissionen in den Reformprozess. Erst in der laufenden Gremienarbeit der ÖH wird sich zeigen, wie ernsthaft die Universität dieses Ziel verfolgt.

Gleichzeitig fällt auf, dass die Betreuungsverhältnisse paradoxerweise in der Personalplanung kaum berücksichtigt werden. In stark nachgefragten Fächern ist kein zusätzliches Personal vorgesehen. Hingegen werden in Fächern mit bereits sehr guten Verhältnissen gleich mehrere Professuren nachbesetzt. In dieser der Hinsicht ist der Entwicklungsplanentwurf lediglich eine Fortschreibung des Status quo. Die fehlende Bereitschaft, die massiven Ungleichheiten in der Ressourcenverteilung zwischen den Fachbereichen anzusprechen, enttäuscht.

+ Betreuungsverhältnisse als Kriterium

- Täglich grüSSt das Murmeltier: Zugangsbeschränkungen

Der Entwicklungsplan nennt mehrere Kriterien, die das Rektorat bei der Entscheidung über Neu- und Nachbesetzungen von Professuren stärker berücksichtigen wird. Erstmals

Der Entwicklungsplan enthält die altbekannte Forderung nach dem Recht, als Universität eigenständig Zugangsbeschränkungen einführen zu können. Die Forderung ist nicht

Du findest den Entwurf sowie die ÖH-Stellungnahmen online unter: www.oeh-salzburg.at/cms/bildung!

schulen zur Entlastung der Universitäten grundsätzlich anvisiert. Es fehlen aber greifbare Ziele und konkrete Zahlen. Es wird auch nicht angesprochen, dass der Ausbau von Fachhochschulen mit privaten Trägern schwierig werden könnte, da diese ihre Studienplätze vielleicht gar nicht ausbauen wollen. Die Existenz Pädagogischer Hochschulen, die dem Unterrichtsminsterium unterstehen, wird im gesamten Entwurf ignoriert.

Folglich werden keine Umsetzungsstrategien vorgeschlagen.

Wie weiter? Noch ist der Entwicklungsplan nicht beschlossen. Im Januar wird das Rektorat dem Senat einen – unter Berücksichtigung der Stellungnahmen – überarbeiteten Entwurf übermitteln. Der Senat gibt noch im Januar eine letzte Stellungnahme ab. Im März legt das Rektorat dem Universitätsrat die finale Version zur Genehmigung vor. Sowohl im Senat als auch im Unirat werden sich MitarbeiterInnen der ÖH Salzburg für die Aufnahme studentischer Anliegen stark machen.

Ein Plan für einen Plan? Kaum zu glauben, aber wahr: Das österreichische Wissenschaftsministerium hat bis heute kein Konzept für die langfristige Entwicklung der Unis! Erst Mitte Dezember präsentierte das Ministerium einen Entwurf für den so genannten „Hochschulplan“. Wer hoffte, das lange Warten würde belohnt, wurde enttäuscht: „unvollständig, undemokratisch und irregeleitet“ – so lautet der Tenor der ersten Reaktionen.

beschränken. Das heißt, dass knappe Kassen zu einer Verknappung der Studienplätze führen. So stiehlt sich das Ministerium aus seiner Verantwortung, den Unis die benötigten Mittel bereitzustellen. Denn Forderungen nach Budget-Aufstockungen könnten mit dem Hinweis aufgelehnt werden, man möge doch einfach die Zahl der Studierenden reduzieren. Es ist inakzeptabel, dass die Bundesregierung die Unis zuerst finanziell aushungert und sie damit zwingt, Zugangsbeschränkungen und Knock-Out-Prüfungen einzuführen!

Von Kay-Michael Dankl

Wie geht der Hochschulplanentwurf mit dem Fehlen umsetzbarer Ziele um? Wie so oft, ruft er nach der Gründung einer neuen Arbeitsgemeinschaft. Genauer gesagt, der „Hochschulkonferenz“. Diese soll VertreterInnen des Ministeriums, der RektorInnen, der Fachhochschulkonferenz und der Senate umfassen. Die Hochschulkonferenz hätte eine ausschließlich beratende Funktion. Die Studierenden und Lehrenden – obwohl Hauptbetroffene der künftigen Entwicklung der Hochschulen – haben kein Mitspracherecht. Sie würden bestenfalls als „ständig beratende Mitglieder“ beigezogen. All das lässt vermuten, dass es dem Wissenschaftsministerium gar nicht um die kritische und konstruktive Mitsprache der Betroffenen geht. Die Hochschulkonferenz ist nur geeignet, als Ausführungsgehilfe herzuhalten. Welche Projekte dabei herauskommen, haben die Studienvoranmeldung und die neue Studieneingangs- und Orientierungsphase gezeigt.

Es sagt bereits viel aus, dass Studierende im Entwurf kaum vorkommen – und wenn, dann als ZahlerInnen von Studiengebühren. Themen, wie soziale Absicherung für Studierende oder Qualität der Lehre, fehlen zur Gänze. Die Unvollständigkeit des Entwurfs resultiert daraus, dass Studierende nicht in die Erstellung des Entwurfs eingebunden wurden. Dadurch fehlen die Perspektiven und das Fachwissen der Studierenden, der mit 330.000 Personen größten Gruppe an Österreichs Hochschulen. Selbst jene Themen, die im Hochschulplan vorkommen, enthalten wenige Reformanstöße. Die gesetzlichen Grundlagen der Hochschullandschaft bleiben unangetastet. Der Fokus liegt einseitig auf der wirtschaftlichen Verwertbarkeit von Bildung. Begriffe, wie „Forschungsoutput“, „kapazitätsorientierte Finanzierung“ und „Effizienzsteigerung“ werden nicht hinterfragt.

Hochschulkonferenz

Verantwortung? Nein, danke!

Zukunft der Hochschullandschaft

Diesem Prinzip folgend schlägt das Wissenschaftsministerium vor, die Unis sollten den Zugang zu ihren Studien künftig selbst

Die Leitlinien für die Entwicklung der Fachhochschulen geben nur den Ist-Zustand wider. Zwar wird ein Ausbau der Fachhoch-

Qualitätsentwicklung – aber wie? Der Entwurf zum Hochschulplan betont die Notwendigkeit, die Qualität der Hochschule zu verbessern. Es wird jedoch nicht definiert, welche Art und welcher Umfang an Qualität angestrebt wird. Wie in vielen Kapiteln bleibt unklar, welche Ziele erreicht werden sollten.

Nach dem Lesen des Hochschulplans drängt sich ein dunkler Verdacht auf. Denn der als fortschrittlich angepriesene Entwurf erfüllt keine der Anforderungen, die ein Konzept für gewöhnlich auszeichnen: Die Definition des Ist-Zustands ist lückenhaft, die anvisierten Ziele bleiben im Dunkeln und die Realisierungsvorschläge fehlen. Man fragt sich: Hat Töchterle eigentlich einen Plan, wie ein Hochschulplan zu erstellen ist? Und: Wenn die Bundesregierung bereits an der Erstellung eines Hochschulplans scheitert, wie soll dann bloß die Umsetzung der Hochschulreformen gelingen?

Alternativer Hochschulplan der ÖH „Forum Hochschule“ Nachdem Wissenschaftsminister Töchterle Studierende und Lehrende von der Mitarbeit am Hochschulplan ausschloss, initiierte die ÖH das „Forum Hochschule“. Dort sollen nicht einseitig die Interessen von Ministerium und Rektoraten Niederschlag finden. Vielmehr können sich alle Betroffenen des Hochschulsektors in fünf Arbeitsgruppen beteiligen. Diese sollten Antworten auf Fragen liefern, die vom Wissenschaftsministerium ausgeklammert werden. Nach dem Kick-Off-Event im Oktober begann die inhaltliche Arbeit zu sozialer Absicherung von Studierenden, Qualität der Lehre, Hochschulfinanzierung, Wissenschaft und Forschung, sowie Hochschulorganisation. Ein Hochschulplan, der diese Bezeichnung verdient, muss diese Themenblöcke aufgreifen! Die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen werden nun, Anfang 2012, präsentiert werden. Hochschulpolitik geht auch anders – nämlich nicht im stillen Kämmerlein, sondern gemeinsam und mit neuen Ideen! Du möchtest deine Ideen einbringen? Dann mach mit! Kontakt und weitere Infos: forum.hochschule@oeh.ac.at www.oeh.ac.at


Politik

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Die österreichische Pseudo-Empörung Die Medienlandschaft war im letzten Jahr sehr belebt, jeden Tag etwas Neues, meist nichts Gutes. Es gab Diskussionsstoff ohne Ende, Kontroversen, Dilemmata, Grundsatzfragen, Sonderthemen, Extrasendungen. An Österreich ist diese angespannte Stimmung nicht vorbeigegangen und einige Themen haben die Gemüter in unserer Alpenrepublik zum Kochen gebracht.

Nun stellt sich die Frage, warum diese Themen als so wichtig erachtet werden, dass sie in der Medienlandschaft totdiskutiert wurden und als so bedeutend, dass sie in der Bevölkerung polarisieren. Die Uni:Press hat mit dem Leiter der Politikwissenschaft der Uni Salzburg und Lehrendem im Bereich Österreichische Politik Reinhard Heinisch darüber gesprochen, um eine professionelle Erklärung für diese Pseudo-Empörung zu finden. Das Ergebnis war: Es ist nicht neu, die Leute sind nicht dumm und keiner mag die Politik. Wer hat‘s erfunden?

Von Melanie Berger Diverse Anrufe bei Radiosendern, Leserbriefe und sogar (man glaubt es kaum) PolitikerInnenreaktionen waren die Folge. Was hat man also so leidenschaftlich diskutiert? Das zukunftslose Pensionssystem? Die Schuldenkrise der Europäischen Union? Die auf den St. Nimmerleinstag verschobene Verwaltungsreform? Den vielleicht verfassungswidrigen Umgang mit den Unis oder die Unproduktivität der Regierung? Wohl eher nicht, Herr und Frau Österreicher haben sich mit Genuss und hitziger Leidenschaft auf Brennpunkte wie die Frauen in der Bundeshymne, die Abschaffung der Wehrpflicht oder auch Herrn Fay(il)manns Facebook-Performance gestürzt!

Gleich am Anfang des Gespräches stellte Heinisch klar, dass die öffentliche Diskussion eher simplerer Themen keinesfalls ein Novum sei und auch keine österreichische Eigenheit. In einer komplexen Gesellschaft, in der wir heute leben, wird es immer schwieriger den Durchblick zu behalten. Erst recht, wenn die Themen sehr abstrakt sind wie die Schuldenkrise der EU oder die Pensionsreform. Dinge wie die Änderung der Bundeshymne oder Ähnliches sind leichter zu begreifen. Sie können von den Menschen direkt wahrgenommen und verstanden werden und brauchen keine tiefere Analyse. Dies bietet die Möglichkeit für jedeN, sich an der Diskussion zu beteiligen und seine/ihre Meinung kund zu tun. Diese Struktur öffentlicher Debatten ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts und

auch kein Zeichen einer verdummten Gesellschaft. Was sich jedoch verändert hat, ist die Meinungsvielfalt mit der man heutzutage konfrontiert wird. Haben früher die Eliten durch zwei bis drei Tageszeitungen und eine überschaubare Anzahl an sonstigen Nachrichtenquellen die Meinung der Bevölkerung geprägt und in gewissem Maße vorgegeben, ist das heute nicht mehr der Fall. „Wir leben heute in einer Echokammer“, sagt Heinisch. Heute gibt es eine Vielzahl an Medien und Informationsquellen, derer man sich bedienen kann. Die BürgerInnen können sich so eine eigene Meinung bilden und Medien konsumieren, die diese verstärken. Die Meinungsvielfalt ist angewachsen und damit auch die Möglichkeit, seine Meinung zu präsentieren und mitzuteilen. Internetforen, Blogs, HörerInnenanrufe, Straßenumfragen, Leserbriefe etc. sind die Instrumente, mit denen die Meinung der Bevölkerung nach außen getragen und verstärkt wird. Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns! Nun wurden diese Themen nicht einfach nur gesittet besprochen, nein, es flammte eine polarisierende Diskussion auf. Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns - war der Leitspruch vor allem bei Bundesheer und Bundeshymne. Die Menschen haben einen guten Zugang zu diesen Themen, einen Bezug, eine Meinung

© Melanie Berger

Warum die Bundeshymne wichtiger als das Pensionssystem ist

Die Medien bieten den Stoff für die öffentliche Pseudo-Empörung.

dazu, jeder kann mitreden. Diese Möglichkeit, sich auszudrücken und gehört zu werden, steht im Gegensatz zur viel zitierten „abgehobenen Politikmache“ der, ebenfalls viel zitierten (aber oft wenig verstandenen) „Eliten“ auf europäischer und nationaler Ebene. Die Menschen sind unzufrieden mit der Politik und den Akteuren, den Parteien und der Regierung. Diese Tatsache, gepaart mit komplexen, schwierigen Themen lässt Frustration aufkommen. Man versteht es nicht, man kann es nicht ändern, es wird über einen hinweg regiert in konspirativen Oberschichtzirkeln und hinter geschlossenen Türen - so die allgemeine Perzeption. Da kommen die Frauen in der Nationalhymne gerade recht. Bei solchen Themen kann jedeR mitreden, man kann sich äußern, Reaktionen der Politik erzeugen und, wie an diesem Beispiel zu sehen, sogar Ergebnisse erzielen.

Brauchen Unis eigentlich Geld? Diese Frage mutet absurd an – denn natürlich brauchen Hochschulen, wie jede andere große Organisation, Geld – sie drängt sich dieser Tage jedoch geradezu auf! Denn Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle übt sich in Zahlenspielen, die an der Ernsthaftigkeit seiner Budgetpolitik zweifeln lassen: Er verkündete Ende Dezember das Kommen der lang ersehnten „Hochschulmilliarde“ – die in Wahrheit jedoch eine Mogelpackung ist. Von Kay-Michael Dankl Bereits 2007 beschloss der österreichische Nationalrat, die öffentlichen Ausgaben für höhere Bildung von derzeit 1,2 Prozent auf 2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts anzuheben. Als Zieldatum wurde 2015 anvisiert. Gegenwärtig ist Österreich weit entfernt von diesem Ziel. Um es zu erreichen, sind Investitionen in der Höhe von einer Milliarde Euro jährlich notwendig – bis vor Kurzem war nicht einmal der Inflationsausgleich gesichert! Doch Wissenschaftsminister Töchterle reagierte prompt – und verschob das Zieldatum auf 2020. ÖH: „330 Millionen sind keine Milliarde!“ Als Töchterle im Dezember den Entwurf zum Hochschulplan präsentierte, kündigte er an, dass es die „Hochschulmilliarde“ geben werde. Die ÖH sprach prompt von einer „Scheinmilliarde“. Zum einen gebe es lediglich 330 Millionen Euro pro Jahr. Erst durch

enplatzes berechnet werden. Die Ergebnisse sollten als Basis für die Budgetvereinbarungen zwischen Universitäten und Wissenschaftsministerium dienen. Es fehlen aber sämtliche relevanten Details und Berechnungen. Der Grund ist einfach: Würden die realen Kosten bekannt, müssten die Uni-Budgets deutlich ausgeweitet werden – oder die Studierendenzahlen empfindlich reduziert werden. Die Einführung von Zugangsbeschränkungen und Knock-Out-Prüfungen steht jedoch im Widerspruch zum erklärten Regierungsziel, die AkademikerInnenquote bis 2030 von derzeit 18 Prozent auf 30 (!) Prozent anzuheben.

© Gerd Altmann / pixelio.de

„There is always an alternative!” Die Mathematik hat bekanntlich ihre eigenen Gesetze. Das österreichische Wissenschaftsministerium wiederum hat seine eigene Mathematik - da kann aus ein paar Millionen schon mal unverhofft eine „Milliarde“ werden.

die Hochrechnung auf drei Jahre ergibt sich der Betrag von einer Milliarde. Zum anderen müsse man die Kürzungen der letzten Jahre berücksichtigen. Im Dezember 2010 wurden Kürzungen bei Förderungen für Studierendenwohnheime, der studentischen Selbstversicherung, Familienbeihilfe und den Uni-Budgets im Ausmaß von 336 Millionen Euro allein für das Jahr 2014 beschlossen. Die Studierenden steigen mit einem massiven Verlust aus. Von „zusätzlichen“ Mitteln kann nur dann die Rede sein, wenn man die Augen vor dem falschen Spiel verschließt: Das Wissenschaftsministerium nimmt zuerst Geld weg, um es dann teilweise und anderen wiederzugeben. Bezeichnenderweise enthält der Hochschulplanentwurf keinen Hinweis darauf, wie das

2-Prozent-Ziel bis 2020 erreicht werden soll. Die ÖH-Bundesvertretung hat regelmäßig eingemahnt, dass das Ziel ohne eine verbindliche Planung der schrittweisen Umsetzung zu einem Lippenbekenntnis verkommt. Diese fehlt im Hochschulplan zur Gänze. Vielmehr fällt der Entwurf durch eine merkwürdige Lückenhaftigkeit auf: Im Hochschulplan wird ein Ausbau der Studienplätze an Fachhochschulen in Aussicht gestellt. Die Folgen der Unterfinanzierung der Universitäten werden nicht angesprochen. Rettungsanker Studienplatzfinanzierung? Als Zukunftsmodell wird die so genannte „Studienplatzfinanzierung“ angekündigt. Diese sieht vor, dass die Kosten eines Studi-

Was müsste getan werden, um das „Doppelziel“ 2-Prozent-des-BIP und 30-ProzentAkademikerInnen zu erreichen? Zum einen muss eine echte Hochschulmilliarde kommen, die nicht nur der Sicherung des laufenden Betriebs der Hochschulen dient, sondern neue Kapazitäten schafft. Zum anderen muss der Weg an die Hochschule attraktiver werden, insbesondere für Angehörige aus einkommensschwachen und bildungsfernen Schichten. Dazu ist es notwendig, die Studiengebühren abzuschaffen und die Studienbeihilfe signifikant auszubauen. Die Öffnung der Bildungseinrichtungen muss nicht nur bei Zugangsbeschränkungen, sondern bereits bei der Mittelschule ansetzen. Schließlich gehören die Kürzungen bei der Familienbeihilfe, den Förderungen für Studierendenwohnheime und die studentische Selbstversicherung zurückgenommen. Diese Ideen sind weit von der gegenwärtigen politischen Praxis entfernt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es sich nicht lohne, dafür zu kämpfen.


Politik

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Sexismus im (Studentinnen-)Alltag Machtmissbrauch ist so alt wie die Menschheit selbst. Was wir oft vergessen ist, dass Missbrauch und Belästigung unabhängig von Alter, Aussehen, Zivilstand, Bildung und beruflicher Stellung stattfinden. Auch Studentinnen und Studenten(!!) sind im Alltag oftmals mit Sexismus konfrontiert. Um uns zur Wehr zu setzen und etwas zu ändern, muss Verhalten aber oft überhaupt erst als Sexismus erkannt und benannt werden. Schweigen, ignorieren oder sich über etwas lustig machen macht uns zu MittäterInnen.

Die Folgen von Sexismus „Sexistische Haltungen sind ausschlaggebend für sexuelle Gewalt“ (Peikert-Flaspöhler 1988:471). Die Verinnerlichung von sexistischen Normen, Werten und Verhaltensweisen werden von den Mitgliedern einer Gesellschaft internalisiert und damit wiederum an die nachfolgenden weitergegeben, das heißt, die Gesellschaft reproduziert ihre Normen und Werte und letztlich sich selbst. Sexismus wird oft als solcher nicht wahrgenommen. Das gilt für positiven Sexismus („Frauen sind das schöne Geschlecht“ „Frauen sind die besseren Menschen“ etc.…) noch stärker als für andere Formen. Zudem werden Rollenverteilungen in der Familie als auch häusliche, körperliche Gewalt oft als etwas Privates identifiziert, das niemanden etwas angeht oder worüber die/der Betroffene nicht wagt zu sprechen. Diskriminierungen sichtbar zu machen, die aus dem eigenen Verwandten-, Bekannten- oder KollegInnenkreis kommen, kann ein Anprangern und Aufbrechen der bestehenden Verhältnisse bedeuten. Was jedeR Einzelne tun kann

Vom Frauenreferat der ÖH Salzburg Sexismus bezeichnet im Allgemeinen jegliche Diskriminierung oder Benachteiligung aufgrund des Geschlechts. Darunter fallen zum Beispiel klischeehafte Darstellungen auf Werbetafeln genauso wie sexuelle Übergriffe. Das Thema Sexismus wird meistens nicht nur belächelt, „vergessen” oder „verschoben”, sondern durch Sozialisation und gesellschaftliche Strukturen nehmen wir den sexistischen Alltag als Normalität wahr. Mädchen und Jungen werden von Geburt an nach ihrem Geschlecht unterschieden und mit den kulturell geprägten Normen und Werten sowie stereotypen Bildern von patriarchaler „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“ konfrontiert. Bei Mädchen werden eher soziale Fähigkeiten, Rücksichtnahme auf andere, Fürsorglichkeit, Duldsamkeit und Passivität gefördert, während Jungen eher Durchsetzungsvermögen zeigen sollen und lernen, ihre eigenen Ziele zu verfolgen, Verantwortung zu übernehmen und aktiv zu sein. Sexismus im Alltag

Es braucht Zivilcourage, um gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit vorzugehen. Falls in eurem Umfeld eine andere Person belästigt oder schikaniert wird: Fasst euren Mut zusammen, sprecht die betroffene Person an, ermuntert sie zum Sprechen, solidarisiert euch mit ihr, sucht eine (helfende) Ansprechperson auf. Von Machtmissbrauch betroffene Menschen können sich zur Wehr setzen, indem sie: • sofort und bestimmt auf unerwünschtes Verhalten reagieren und so Grenzen setzen;

• die Schuld nicht bei sich selbst suchen; • mit einer Vertrauensperson sprechen; • ein Tagebuch führen, in dem sie alle Vorfälle notieren; • sich an KollegInnen, FreundInnen, Vorge setzte oder Ansprechstellen wenden; • Aussagen von ZeugInnen sichern. Außerdem hat die Uni Salzburg speziell für StudentInnen und MitarbeiterInnen eine telefonische Helpline für anonyme und kostenlose Beratung bei sexueller Belästigung eingerichtet. Diese ist immer mittwochs von 15 - 16 Uhr besetzt und unter der Nummer +43(0)664/49 95 96 8 erreichbar. Nähere Infos findet ihr auch online unter www.unisalzburg.at/akg. Warum man Sexismus thematisieren sollte Die Dokumentation sexistischer Vorfälle ist von großer Wichtigkeit. Sie kann zu größerer Sensibilität und Aufmerksamkeit gegenüber Sexismus und den Strukturen der Gesellschaft beitragen. Doch gerade diese Sensibilität kann nur erreicht werden, wenn der sexistische Normalzustand und seine Allgegenwärtigkeit in der Gesellschaft erkannt und hinterfragt wird, wobei auch jedem und jeder die eigene Mitwirkung bei dessen Reproduktion bewusst sein muss. Sexismus ist Realität: 60 Prozent der Befragten einer repräsentativen Studie aus Deutschland sagen, die Gleichstellung von Mann und Frau sei bereits realisiert. Diese Einstellung ist bestenfalls ignorant und kann mit tausenden Ereignissen widerlegt werden – würden sie nur als sexistisch wahrgenommen werden (vgl. Endrikat 2003:129f ).

Komm zum nächsten ÖH Frauenstammtisch, dieses Mal mit dem Thema „Wutabend“! Gemeinsam schreiben wir Wut- und Beschwerdebriefe/Mails an Institutionen, Einrichtungen, Zeitungen, denen wir schon immer mal die Meinung sagen wollten.

Quellen: Peikert-Flaspöhler, Christa (1988): Sexismus .In: Wisniewski, Roswitha / Kunst, Hermann (Hg.): Handbuch für Frauenfragen. Zur Stellung der Frau in der Gegenwart. Ursachen, Analysen, Anregungen. Bonn. 471f. Endrikat, Kirsten (2009): Ganz normaler Sexismus. Reizende Einschnürung in ein Rollenkorsett. In: Heitmeyer, Wilhelm (Hg.): Deutsche Zustände. Folge 2, Frankfurt am Main.129f.

Ein Erfahrungsbericht Der folgende Abschnitt beruht auf persönlichen Erlebnissen einer Studentin (die anonym bleiben möchte) und soll zeigen, wie allgegenwärtig Sexismus ist. Ob sichtbar oder versteckt, jedeR kommt im Alltag damit in Berührung. Im Sommer suchte ich, wie die meisten Studierenden, einen Job. Da mir ein Praktikumsplatz kurzfristig abgesagt wurde, fragte ich in Geschäften, Bars und Cafés nach freien Stellen. Schließlich fand ich in einem Café für einen Monat Arbeit – und zwar auf etwas kuriose Weise. Ich war selber Gast in dem Lokal und erwähnte nur nebenbei, dass ich einen Sommerjob suchte. Sofort war der Kellner begeistert und versicherte, beim Chef ein gutes Wort für mich einzulegen. Er war offenbar überzeugt von meinen Fähigkeiten als Kellnerin, denn meine fehlende Erfahrung in diesem Betätigungsfeld machte ihm nichts aus. Stattdessen freute er sich – wie er meinte – auf eine „geile Zusammenarbeit“.

Unser Alltagsleben ist geprägt von struktureller Macht und strukturellen Machtverhältnissen. Sexismus transportiert gesellschaftliche Gewalt und wird in der Regel nicht als abweichendes Verhalten betrachtet. Sexismus betrifft sowohl Männer als auch Frauen – wir alle haben also bereits Erfahrungen damit gemacht und werden durch ihn in unserer Freiheit beschränkt. Oft werden Situationen vorsorglich vermieden – die eine fühlt sich unter taxierenden Blicken im Schwimmbad unwohl, die andere geht nachts nicht allein nach Hause und so weiter. Somit geht Sexismus weit tiefer: Er ist ein Bestandteil der Gesellschaft und mit ihrem Funktionieren verwoben und dadurch gesellschaftliche Normalität. Ändern kann sich das nur, wenn mehr Menschen mit offenen Augen durchs Leben gehen und eingreifen.

Was das bedeutet, sollte ich später herausfinden. Mein zukünftiger Kollege gab mir als erstes den Tipp, mich „weiblicher“ zu kleiden – denn „das wollen die Gäste sehen“ und es würde sich positiv aufs Trinkgeld auswirken. Mich einer gewissen Kleidervorschrift zu unterwerfen sah ich zum Teil ein, da es im Gastgewerbe mitunter um das Auftreten und um die Außenwirkung geht. Der „weiblichere“ Kleidungsstil sollte jedoch hauptsächlich der persönlichen Unterhaltung meines Kollegen dienen. Um ehrlich zu sein, bin ich nicht unbedingt für den Kellnerinnenjob geboren: Unter Zeitdruck den Überblick zu bewahren und dabei noch freundlich zu nörgelnden Gästen zu sein, finde ich ziemlich schwierig. Ich kann also nicht behaupten, dass ich glänzende Arbeit geleistet habe. Darum ging es meinem Kollegen aber gar nicht. Er vertrieb seine Zeit großteils damit, mir auf den Busen oder Po zu glotzen und dabei unverhohlen zu grinsen. Selbst als ich ihn darauf angesprochen hatte, wurde sein Grinsen nur noch breiter und er tat, als würde er nicht verstehen, was mein Problem war.

Wenn es von FreundInnen, Vorgesetzten, etc. sexistische Kommentare gibt, so ignorieren wir sie oft, da wir uns nicht mächtig genug fühlen, dies zu unterbinden. Insgeheim hoffen wir, dass jemand anders, stärkerer diese Ungerechtigkeit thematisiert oder unlauteres Verhalten früher oder später „von oben“ bemerkt und gerügt wird.

Aus Erzählungen von anderen Leuten weiß ich, dass meine Erlebnisse kein Einzelfall sind. Gerade in der Gastronomie – wo viele Studierende ihr Budget aufbessern – steht sexuelle Belästigung beinahe auf der Tagesordnung. Durch praktische Tipps, die zum Beispiel in einem WenDo-Kurs (= feministische Selbstverteidigung von Frauen für Frauen) gelernt werden können, kann oft Schlimmstes verhindert werden. Am wichtigsten dabei ist zu lernen, dass wir Frauen es nicht erdulden müssen, wenn uns etwas unangenehm ist. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, hat recht. Selbst wenn es „gute Gründe“ für das sexistische Verhalten eines Gegenübers gibt, ist es nicht gerechtfertigt. Es macht Sinn, Frauen ihre Stärke bewusst zu machen, damit sie sich vor Übergriffen schützen und im Notfall wehren können. Gleichzeitig muss jedoch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene Sexismus mit seinen weitreichenden Auswirkungen bekämpft werden.

Darüber hinaus betrachtete der Kellner auch fast jede andere Frau, die das Café passierte, als seine potentielle Sexpartnerin. Mich selbst versuchte der über 50-jährige hartnäckig zu sich „einzuladen“. Seine eindeutigen Absichten versuchte er nicht einmal zu verbergen, vielmehr machte er sie mit Sprüchen wie „Ein One-Night-Stand ist schon was Feines“ und „ich hätte auch nichts gegen Sex mit einer 20-Jährigen“ deutlich klar. Aufgrund seiner Beharrlichkeit reichte als Reaktion auf diese Frechheiten nicht ein Nein – ich musste meine Absage mehrmals und an mehreren Tagen widerholen. Nebenbei gab es zu jeder sich bietenden Gelegenheit Kommentare über draußen vorbeigehende Frauen. Dabei teilte er seine „Betrachtungsobjekte“ in die Kategorien „sexy“ oder „hässlich“ ein, was viel über seine Anspruchslosigkeit aussagte. Der Monat ging schließlich vorüber und mögliche tätliche Übergriffe konnten Dank meiner Selbstsicherheit (zwei Selbstverteidigungskurse!) verhindert werden. Am meisten ärgert mich aber die Unverschämtheit und Respektlosigkeit, mit der dieser Mensch mir, so wie allen anderen Frauen, begegnete. Er ignorierte einfach jegliche Qualitäten meiner Person, indem er mich auf meine Geschlechtsmerkmale reduzierte.


Politik

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Partizipation

SalzburgerInnen für mehr Mitspracherecht

Von Christina-Anna Stenz Seit wann gibt es die Plattform? Aus welchem Anlass wurde sie gegründet? Wer ist daran beteiligt? Welche Ziele verfolgt sie? Hörl: Die Plattform wurde 2007 nach Abschluss der Verhandlungen zur Verankerung der Grünland-Deklaration-NEU im Salzburger Stadtrecht gegründet. Der eigentliche Zweck ist, endlich ein Prozedere für zukünftige Bürgerinitiativen festzuschreiben. Im Team sind lauter AktivistInnen der letzten vier Jahrzehnte bürgerbewegter Zeit. Ziel ist die Teilhabe der engagierten Bürgerschaft bei wichtigen Entscheidungen unserer Stadt, sei es bei gesellschaftspolitischen, kulturellen, sozialen oder stadtplanerischen Fragen. Was ist der Unterschied zwischen jetziger BürgerInnen-Befragung, BürgerInnenMitbestimmung und dem Salzburger Modell? Können Sie das Salzburger Modell kurz und einfach für Laien vorstellen? Hörl: Die bisherigen Instrumente pseudodemokratischer Mitbestimmung – die BürgerInnen-Befragung und das BürgerInnenBegehren – haben zwar niedrige Hürden, sind aber für die Politik vollkommen unverbindlich. Nur das Ergebnis einer BürgerInnen-Abstimmung wäre verbindlich; diese kann derzeit nur nach einem Beschluss des Gemeinderates abgehalten werden – hat aber seit deren Einführung vor circa 20 Jahren noch nie stattgefunden! Wir verzichten auf die „Veranstaltung“ von unverbindlichen Abstimmungen, die führen nur zu noch mehr Politikfrust und die Wahlverweigerung nimmt damit weiter zu. Die erste Stufe heißt „Initiativ-Antrag“, hat eine abgesenkte Einstiegshürde, ist eher für stadtteilübergreifende Problemstellungen gedacht und soll den Wählern und Wählerinnen die Scheu vor politischen Diskussionen nehmen. Die zweite Stufe heißt „BürgerInnen-Begehren“. Dafür haben wir die Einstiegshürde, die Zahl der Unterstützungserklärungen von wahlberechtigten Salzburgern erhöht, verlangen aber im Gegenzug öffentliche Veranstaltungen und die zwingende Abhaltung von mehreren Verhandlungen zwischen Vertretern der Politik und der Bürgerschaft, die sich bis auf ein Jahr erstrecken können. Das stärkste Pfand dafür ist die so genannte „Sperrklausel“, die besagt, dass ab der Anmeldung des Bürgerbegehrens und während der Phase der Verhandlungen kein dem Ziel der

BürgerInneninitiative entgegengesetzter Gemeinderatsbeschluss gefasst werden darf. Der Unterschied zur bisherigen Praxis ist die Vorlage eines realistischen Lösungsvorschlages, der als Verhandlungsgrundlage dient – also keine Auflistung von Forderungen! Das Ziel ist: Es soll ein Konsens gefunden werden, der dem Gemeinderat zur Abstimmung vorgelegt werden kann. Erhält er dort die Mehrheit, ist das Ergebnis umzusetzen. Erhält er keine Mehrheit, muss die Initiative noch weitere Unterstützungserklärungen vorlegen und damit in die dritte Stufe einsteigen, um einen verbindlichen Volksentscheid herbeizuführen.

finden. Ich möchte an die Jungen appellieren, die Politik mit Engagement und kreativen Vorschlägen herauszufordern – wir bemühen uns, festgelegte Spielregeln dafür zu liefern. Wenn die heutigen Studierenden wüssten, welch nachhaltige Initiativen aus ihren Reihen in den 70iger und 80iger Jahren in unserer Stadt in gesellschaftlicher und kultureller Hinsicht schon gesetzt wurden, dann würden sie staunen. Ich kann nur einige davon stichwortartig anführen: ARGE Rainberg; Aktion Umwelt; das heutige Republic; das Engagement in der Anti-Atom-Bewegung und die entscheidenden Anstöße dafür, dass Salzburg heute die unbestrittene Radler-Hauptstadt Österreichs ist.

ausgeschaltet wird und es daher nicht zum Ringen nach der besten Lösung im Parlament und den Landtagen kommt. Wenn es eines Tages nicht mehr gelingt, die unbedingt notwendigen Korrekturen zu Fehlentscheidungen des „Parteiadels“ zu setzen, dann ist unsere Demokratie am Ende. Zunehmende Misswirtschaft, Korruption, Parteibuch-Protektion und geschlossene Lobbyisten-Zirkel, sind mahnende Vorboten.

Weshalb ist Ihnen die Direkte Demokratie Welche Schritte wurden bereits gesetzt? persönlich ein großes Anliegen? infoS Wie sieht der derzeitige Verhandlungs- Hörl: Weil ich fest davon überzeugt bin, dass standpunkt aus? die Direkte Demokratie die einzige „FrischMehr Informationen über die Plattform Hörl: Das grundsätzliche Problem bei den zellenkur“ für die spezifisch österreichische „mehr demokratie!“, ihre Ziele und das Verhandlungen ist die Irrmeinung der politi- Form der Repräsentativen Demokratie ist. Salzburger Modell für Direkte Demoschen Eliten, dass sie von ihren angestamm- Der Kapitalfehler der Altparteien ist das kratie gibt unter dem Link: ten Rechten etwas abgeben müssten. Richtig krampfhafte Streben nach einem Koalitiwww.mehr-demokratie.at hingegen ist, dass sie seit fast 30 Jahren noch onsvertrag, womit die Opposi-tion praktisch immer nicht die vom Verfassungsgeber (siehe B-VG Novelle BGBL Nr. 490/184) vorgegebene Neuregelung der Teilhabe der Wählerinnen und Wähler an politiFlussdiagramm „Salzburger Modell für direkte Demokratie“ schen Entscheidungen auf 2010-10-31, vereinfachte Darstellung Gemeindeebene ermöglicht Initiativantrag, Bürgerbegehren und Volksentscheid sind nicht zwingend aufeinander folgend haben. sondern können jeweils separat angestrebt werden. Dazu kommt, dass zum Teil unrealistisch hohe Beteili1 Mandat Initiativantrag gungshürden verlangt werpositiv – Ende den, obwohl die schon jetzt (1 Mandat) im Stadtrecht von „politischen Gnaden vorgesehene BürgerInnen-Abstimmung“ überhaupt keine Mindestbeteilung vorsieht. Dazu veroder: weigern ÖVP und SPÖ eine Fortsetzung der Erklärung. Eines von vielen Initiative Beispielen für die fehlende demokratische Kultur in unserer Stadt. Konsultationsgespräch vor Einreichung der Bürgerabstimmung

In der Stadt Salzburg sollen BürgerInnen nun in politischen Belangen mehr Mitspracherecht erhalten. Für die Plattform „mehr demokratie!“ ist der Name Programm. Sie tritt für eine Demokratisierung auf allen politischen Ebenen und in allen gesellschaftlichen Bereichen ein. Richard Hörl, Mitarbeiter der Plattform, erzählte im Gespräch mit der Uni:Press wie eine Stärkung der demokratischen Teilhabemöglichkeiten funktionieren kann und was er sich von uns Studierenden wünscht.

Welche Schritte werden Sie unternehmen, wenn die ÖVP weiterhin blockiert? Hörl: Die Vertreter der ÖVP haben bisher klar zu erkennen gegeben, dass die ÖVP keine mündige Bürgerschaft will. Diese Partei hat keine überzeugenden Gegenargumente zum „Salzburger Modell für mehr BürgerInnen – Mitbestimmung“, sondern nur an den Haaren herbeigezogene Einwände mit dem Ziel, so lange wie nur möglich zu blockieren! Was kann man dagegen tun? Man muss möglichst viele öffentliche Diskussionen über die unbegründeten Ängste, falschen Behauptungen und die unrealistische Hürden führen. Was würden Sie sich von den Studierenden erwarten oder wünschen? Wie kann man sich engagieren? Hörl: Aus meiner Erfahrung kann ich nur Folgendes sagen: Eine BürgerInneninitiative kann man nicht „bestellen“, dazu müssen sich zur richtigen Zeit die richtigen Leute

2 Mandate

Bürgerbegehren (2 Mandate)

Verhandlungen

positiv – Ende

oder: Fortsetzung des Begehrens

3 Mandate Stand 2010-10-31

GR-Abstimmung

positiv – Ende

© WRRHAUETAL

Erläuterung: 1 "Mandat" d. i. die Zahl für die benötigten Unterstützungserklärungen. Sie wird aus der Summe aller gültigen Stimmen der jeweils letzten Gemeinderatswahl, geteilt durch die Zahl der Sitze im Stadtparlament, errechnet.

negativ

Volksentscheid (3 Mandate)

Verbindliches Ergebnis


Politik

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Den Sozialstaat verteidigen? Nein – Armut abschaffen! Der Sozialstaat hat bei einigen Menschen (und vielen Linken) einen guten Ruf. Ihn gelte es zu verteidigen und auszubauen, um zu einem guten Leben für alle zu kommen. Die wenigsten Leute hingegen versuchen sich zu erklären, welchen Zweck der Staat mit seinen sozialen Maßnahmen verfolgt.

Von der Basisgruppe Gesellschaftskritik Um sich den Sozialstaat zu erklären ist zunächst die Frage wichtig: Wieso braucht es ihn überhaupt? Weil es so viel Armut gibt. Doch wieso gibt es so viel Armut? Die Antwort darauf ist weniger leicht zu geben. Denn objektiv betrachtet ist die Welt voller Reichtum: Die Bäckereien sind bis oben gefüllt, es gibt eher ein Überangebot an Mode als Mangel, Saturn und Media Markt sind voll mit dem neuesten technischen Schnickschnack, Konzerne kämpfen teilweise mit Absatzschwierigkeiten. Wo liegt also das Problem? Problem: Recht auf Eigentum Das Problem ist das Recht auf Privateigentum, das den bürgerlichen Staat kennzeichnet. Recht auf Privateigentum heißt: Ich kann mit dem, was ich mein Eigentum nenne, verfahren wie ich will. Andere haben da nicht mitzureden. Das heißt: die Anderen sind von der Verfügungsgewalt ausgeschlossen. Die Verfügungsgewalt über Sachen wird in der Regel genutzt, um andere zu erpressen. Es heißt dann z.B.: „Ich habe zwar eine Wohnung, die ich gerade nicht brauche und die leer steht. Aber: Ich lasse dich nur darin wohnen, wenn du mir so und so viel Geld gibst, sonst lasse ich meine Wohnung weiter leer stehen.“ Dieses Erpressungsverhalten stellt jedoch keine Bösartigkeit von Menschen dar. Wenn ich über eine Wohnung verfüge, fehlt mir

doch einiges mehr, um überleben zu können (Nahrung, Kleidung…). Beim Versuch, an diese Notwendigkeiten zu kommen, werde ich selbst erpresst. Bei all den gegenseitigen Erpressungen werden die Bedürfnisse der Mitmenschen ausgenutzt, um so an Geld zu kommen und darüber wieder Zugriff auf das zu haben, von dem man selbst ausgeschlossen ist. Dieses System ist sehr ungemütlich. Statt gemeinsam zu schauen, wie man Bedürfnisbefriedigung am besten bewerkstelligt, erpressen sich alle gegenseitig – klar, da ist an ein angenehmes Miteinander kaum zu denken. Klar ist auch: Diejenigen, denen man gar kein Geld abpressen kann, bleiben auf der Strecke. Denn wenn der Zweck der Erpressungen der Gelderwerb ist, dann fallen die Bedürfnisse der Menschen, die überhaupt keines haben, automatisch unter den Tisch. Es kommt noch schlimmer: Lohnarbeit Zu dieser ungemütlichen Angelegenheit kommt noch etwas hinzu: Die Mehrheit der Menschen verfügt kaum über Eigentum. Sie sind durch das Recht auf Privateigentum vollkommen verarmt, weil ausgeschlossen von allem stofflichen Reichtum (nützliche Sachen). Das einzige Eigentum, das die Mehrheit ihr Eigen nennt: „Ich hab’ mich“. Doch wie mithilfe dieses Eigentums an Geld kommen, das man benötigt, um an Brötchen und Obdach zu kommen (man kriegt das alles ja nur, wenn man den jeweiligen EigentümerInnen Geld rüberschiebt)? – Man kann versuchen, die eigene Arbeitskraft zu verscherbeln. Während es mir nach dem Verkauf einer gewöhnlichen Ware egal ist, was mit ihr danach geschieht, ist das bei der „Ware“ Arbeitskraft ganz anders: Denn die Arbeitskraft gibt es nicht losgelöst vom jeweiligen Menschen. Wenn eine Arbeitskraft geschädigt wird, dann ist das identisch mit einer Schädigung des jeweiligen Menschen. Aus einem weiteren Grund ist die Arbeitskraft eine einzigartige Ware: Sie ist die Quelle allen stofflichen Reichtums. Das Brötchen kann keine Straße bauen, aber Menschen können das indem sie arbeiten. Mithilfe der menschlichen Arbeitskraft werden Brötchen gebacken, Häuser errichtet, Hosen genäht etc. Und diese Eigenschaft, Quelle des stofflichen Reichtums zu sein, erklärt, warum es Käufe-

rInnen für die Arbeitskraft gibt: Unternehmen kaufen Arbeitskräfte, damit die ArbeiterInnen dann unter ihrem Kommando Waren erzeugen; die erzeugten Waren sollen in Folge mit Gewinn verscherbelt werden. Was wie eine Win-win-Situation aussieht, ist in Wahrheit ein knallharter Gegensatz: Die ArbeiterInnen wollen und brauchen so viel Lohn als möglich, damit sie an Essen, Obdach und andere nützliche Dinge kommen. Die Unternehmen wollen aber so wenig Lohn als möglich zahlen, denn Lohnkosten sind immer ein Abzug vom Gewinn. Das Ganze wird noch weiter verschärft: Denn ein Unternehmen ist nicht alleine, sondern hat in der Regel Konkurrenz. Diese Unternehmen konkurrieren um die gesellschaftliche Zahlungsfähigkeit – Geld. Enorm wichtig in der Konkurrenz sind die Lohnstückkosten (= Lohnkosten pro Warenstück). Wer diese senkt, kann sein Produkt billiger verkaufen und somit mehr Zahlungsfähigkeit auf sich ziehen – die Konkurrenz verliert. Doch natürlich versucht die Konkurrenz wieder aufzuholen: durch Senkung der Lohnstückkosten. Das heißt: Unternehmen senken Lohnstückkosten kontinuierlich, um damit bei der Konkurrenz dauerhaft gut dazustehen. Das ist für die ArbeiterInnen ausgesprochen unerfreulich – mehr noch: Es ist existenzbedrohend. Denn mit dem Lohn müssen die ArbeiterInnen ja ihr Leben bestreiten. Unternehmen wissen auch sonst Kosten zu senken: Sie sparen beim Arbeitsschutz, denn auch diese Ausgaben sind ein Abzug vom Gewinn. Die Pausen sollen so kurz als möglich sein usw. Menschen, die aber nichts außer ihrer Arbeitskraft ihr Eigen nennen, haben keine andere Wahl, als sich das gefallen zu lassen, da sie nur durch ihren Job an Geld kommen. Jeder weiß, dass Unternehmen nicht aus Menschenliebe Arbeitsplätze schaffen, sondern weil sie sich Gewinn versprechen. So ein Arbeiter oder eine Arbeiterin muss sich für das Unternehmen rentieren. Insofern ist beim Lohnkampf von ArbeiterInnen immer schon eine systemimmanente Schranke eingebaut, denn der Job ist weg – und damit der Lohn als Existenzgrundlage – wenn die Löhne so hoch sind, dass kein Gewinn mehr rausschaut, der den InvestorInnen passt. Es wäre aber ein Fehlschluss anzunehmen, dass es dann besser sei, wenn man keinen Job kriegt. Denn wie schon festgestellt, ist der

Lohn die Existenzgrundlage der Menschen, die nur sich selbst ihr Eigen nennen. Hat man keinen Job, kriegt man nicht mal ’nen niedrigen Lohn – man hat gar kein Geld. Das heißt auch, dass sämtliche Bedürfnisse, die man hat, unter den Tisch fallen. Das bedeutet im Klartext, dass Arbeitslose verhungern, wenn sie nicht auf Freunde oder Familie zurückgreifen können. Sozialstaat – Retter in der Not? Wie man sich denken kann, kennt dieses System der Ausnutzung der ArbeiterInnen von sich aus keine Grenzen. Wenn es nach den Unternehmen geht, sollen ArbeiterInnen 80 Stunden und mehr die Wochen arbeiten. Aus früheren Zeiten ist das nur allzu bekannt: Da wurden auch gerne billige KinderarbeiterInnen benutzt. In sogenannten Entwicklungsländern schätzen (auch westliche) Unternehmen heute noch die Billigkeit von KinderarbeiterInnen. Doch nicht nur für die ArbeiterInnen ist diese Grenzenlosigkeit ein Problem. Auch der bürgerliche Staat stört sich daran. Denn durch die Verankerung des Privateigentums wird ein Mechanismus in Gang gesetzt, der auf Dauer das System an sich in Frage stellt – aber wieso? Wenn Menschen immer länger arbeiten müssen, Arbeitsschutz quasi nicht existent ist und der Lohn im Zuge des Wettbewerbs sinkt, kommt der Zeitpunkt, an dem es für die LohnarbeiterInnen nicht mehr länger möglich ist sich zu reproduzieren – sprich die körperliche Verfassung es unmöglich macht, zu arbeiten. Damit stünde aber die kapitalistische Wirtschaft still – und genau über diese finanziert sich der bürgerliche Staat. Der Staat hat noch ein weiteres Problem mit einer großen Masse an verelendeten Lohnabhängigen. Denn wie rekrutiert er dann Menschen für sein Heer? Also wird auch die Wehrkraft eines Staates durch diese Grenzenlosigkeit in Gefahr gebracht. Und schlussendlich bedrohen soziale Unruhen, Kriminalität und vielleicht auch politische Protestbewegungen gegen verelendende Zustände die Stabilität des Staates. Aus diesen Gründen hat der bürgerliche Staat ein Interesse daran, den Mechanismus zu begrenzen. Jetzt aber konkret! Zwei Beispiele Arbeitsschutz Der bürgerliche Staat verankert einen gesetzlichen Arbeitsschutz, um sicherzustellen, dass die ArbeiterInnen auch in Zukunft noch zum Dienst antreten können – sie sollen nicht schon in jungen Jahren verkrüppelt sein. Dieser Arbeitsschutz ist jedoch nicht der Kritik entzogen: Der bürgerliche Staat stellt seinen Standort in Wettbewerb mit anderen Standorten, um Kapital anzulocken und damit Wachstum zu fördern. Im Standortwettbewerb ist Arbeitsschutz ein Nachteil. Denn Arbeitsschutz heißt für Unternehmen: Kosten für Arbeitsschutzmaßnahmen, und das ist ein Abzug vom Gewinn – zu viel darf es also nicht sein. Der Betriebsrat der Stahlarbeiter bei der Voest hat über Jahre die Todeszettel der Mitarbeiter gesammelt und kommt zum Schluss: “Einige sind schon über 60 Jahre alt geworden” (derstandard.at/1749107).

© Webseite der VOEST

Zu viel Arbeitsschutz schlägt auf den Profit und somit aufs Wachstum: Die meisten Stahlarbeiter bei der VOEST werden nicht mal 60.

Arbeitslosenversicherung Wie bereits oben festgestellt, bekommt man nur einen Job, wenn es sich für das Unternehmen rentiert. Bekommt man keinen, verhungert man – wenn man nicht auf Familie oder Freunde zurückgreifen kann. Arbeits-


Politik

losigkeit ist des Weiteren etwas, was zum LohnarbeiterInnen-“Schicksal” dazu gehört: Die Unternehmen stellen ein und kündigen abhängig von ihren Gewinnkalkulationen. Daran stört sich der bürgerliche Staat nicht, im Gegenteil: durch die Verankerung des Privateigentums etabliert er ja eine Wirtschaftsordnung, in der das Standard ist. Doch die Nebenwirkungen, nämlich dass die Arbeitslosen sofort verrecken, wenn sie mal über kurze Zeit vom Kapital nicht gebraucht werden, passen dem Staat nicht,. Der Staat will, dass diese Lohnabhängigen auch zukünftig zur Verfügung stehen, und verankert daher eine Arbeitslosenversicherung, die der Überbrückung kürzerer Zeiten der Arbeitslosigkeit dient. Finanziert wird die Versicherung wie folgt: Es wird den ArbeiterInnen einfach ein Teil des Lohns enteignet (sog. Sozialabgaben), d.h. die Gewinne der Unternehmen bleiben unangetastet. Es muss sich rentieren Bei allen sozialstaatlichen Maßnahmen gilt: Der Staat kalkuliert permanent, ob sich die Maßnahmen rentieren. Es geht z.B. nicht darum, Arbeitsunfälle zu verhindern, sondern die Devise lautet: So viel wie nötig, so wenig wie möglich! Daher ist der Ruf nach Sozialabbau ein permanenter Begleiter des Sozialstaates. Wie viel Widerstand die Lohnabhängigen gegen Sozialkürzungen leisten geht ebenfalls in diese Rechnung mit ein, ohne sie prinzipiell in Frage zu stellen.

Auf die Finger schauen… Da die sozialstaatlichen Maßnahmen der Ausnutzung der Lohnabhängigen durch die Unternehmen nützlich sein sollen, vermutet der Staat stets einen Missbrauch der Sozialleistungen: Lohnabhängige, die arbeitslos, krank oder in Rente sind, stehen permanent unter Verdacht, sich in hinterlistiger Art und Weise ihrer eigentlichen Aufgabe –der Lohnarbeit – zu entziehen. Daher etabliert der Staat ein Überwachungswesen: Wer Invalidenrente beansprucht, hat sich von zig ÄrztInnen untersuchen zu lassen und wird oft trotz massiver Beschwerden jahrelang hingehalten; Arbeitslosen- oder SozialhilfebezieherInnen haben Besuche von „KundenbetreuerInnen“ zu befürchten. Auch sich im Krankenstand befindliche Personen werden manchmal mit Besuchen beglückt. Fazit Es wird schnell klar, für wen sozialstaatliche Mechanismen gemacht sind: Für die qua Privateigentum verarmte Mehrheit der Bevölkerung, die außer ihrer Arbeitskraft nichts hat und davon abhängig ist, dass sie diese verkaufen kann. Denn wer über ein Vermögen verfügt, ist auf diese Regelungen gar nicht angewiesen, denn Vermögende kommen ja erst gar nicht in die missliche Situation, ihre Arbeitskraft unter widrigsten Bedingungen verscherbeln zu müssen. Was auch schnell klar wird: Dem Staat geht

es bei sozialstaatlichen Maßnahmen (die in aller Regel mit Überwachungs- und Disziplinierungsmaßnahmen verknüpft sind) nicht darum, den Leuten „Gutes“ zu tun, sondern darum, jenen Teil der Bevölkerung, der nichts hat außer der Arbeitskraft, dauerhaft für Staat und Kapital nützlich zu halten. Ohne sozialstaatliche Maßnahmen tendiert das System dazu, seine eigene Grundlage zu zerstören: eine fitte ArbeiterInnenschaft, die bereit ist, fremden Reichtum zu mehren (und damit Wirtschaftswachstum zu schaffen, wovon sich der Staat nährt).

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Das heißt: Im Sozialstaat geht es nicht um die Bekämpfung von Armut, sondern um deren systemnützliche Verwaltung. Denn arm, ganz prinzipiell, sind die Lohnabhängigen ja wegen des Rechts auf Privateigentum. Der Ruf nach einer „Verteidigung des Sozialstaats“ ist daher falsch. Es gelte vielmehr die Abschaffung der Armut zu fordern.

Basisgruppe Gesellschaftskritik Salzburg [geskrit] Über die herrschenden Zustände zu jammern, ist das eine; sie sich zu erklären, das andere. Wir, die Basisgruppe Gesellschaftskritik Salzburg, haben uns für letzteres entschieden, denn wir sind der Meinung: Nur wer die Verhältnisse verstanden hat, weiß, wie sie zu ändern sind. Das heißt, wir leisten als politische Gruppe zuallererst theoretische Arbeit. Des Weiteren versuchen wir, unsere Erkenntnisse unters „Volk“ zu bringen. Dazu veranstalten wir Diskussionsabende und Workshops zu verschiedenen Themen. Wir sind uns bewusst, dass unsere Thesen dem Mainstream widersprechen und deshalb ein kurzer Text wie der zum Sozialstaat kaum alle „Aber“ ausräumen wird. Umso mehr freuen wir uns auf inhaltliche Diskussionen – per Mail, Facebook oder persönlich bei unseren Diskussionsabenden. Aktuelle Termine und Texte findet ihr unter: http://geskrit.wordpress.com

Kampf muslimischer Frauen mit Vorurteile Muslimische Frauen können ein Lied davon singen: von den Vorurteilen über DIE muslimische Frau. Jeder kennt sie, weiß, wie es ihr geht, wie ihr Mann sie behandelt, was sie trägt (nämlich ein Kopftuch), und auch sonst alles über sie. Nur: IHR ist noch niemand begegnet, geschweige denn, dass jemand SIE persönlich kennengelernt hätte. Das könnte daran liegen, dass SIE kein Deutsch spricht, zuhause eingesperrt ist und überhaupt kontaktscheu ist. Oder auch daran, dass es SIE vielleicht gar nicht gibt?

© privat

auch ein gutes Beispiel dafür, wie die „Verwissenschaftlichung“ vorgefertigter Behauptungen fatal enden kann.

Haliemah Mocevic

Von Haliemah Mocevic Vorurteile sind pauschalisierend, unfair, fördern Unrecht, gefährden den gesellschaftlichen Frieden. Abgesehen davon, dass sie ganz einfach nicht der Wahrheit entsprechen. Und sie machen auch vor AkademikerInnen und WissenschaftlerInnen nicht halt. Dabei soll Wissenschaft aufklären, unvoreingenommen sein. Doch Wissenschaft kann auch missbraucht werden, um vorgefertigte Meinungen zu verbreiten, das ist nicht erst seit der NS-Zeit bekannt. Damit haben wir

Umso schockierter war eine Studentin der Universität Salzburg, als sie feststellen musste, dass bei einer Lehrveranstaltung, bei der es um interkulturelle Kompetenz gehen sollte, wesentliche Prinzipien der Wissenschaftlichkeit grob missachtet wurden. Der Vortragende nannte höchst fragwürdige, pauschale und undifferenzierte Behauptungen ohne Quellennachweise. StudentInnen, die ihn darauf hinwiesen, wurden persönlich angegriffen. Trotz mehrerer Beschwerden wird dem Referenten weiterhin eine Bühne geboten, in einem universitären Rahmen menschenverachtende Inhalte, die jeder Wissenschaftlichkeit entbehren, zu verbreiten. Dass der Umgang mit dem emotional aufgeladenen Thema „muslimische Frau“ auch konstruktiv sein kann, zeigt die Initiative der Plattform für Menschenrechte Salzburg: Im Rahmen des Schwerpunktes „Religionsund Weltanschauungsfreiheit“ initiierte die Plattform für Menschenrechte Salzburg in Zusammenarbeit mit den Jungen Musliminnen Österreich sowie dem Frauenbüro der Stadt Salzburg und der Initiative „Frau und

Arbeit“ ein interkulturell sensibilisierendes Projekt mit unterschiedlichen Akteurinnen der Frauenarbeit in Salzburg. Unter dem Titel „Wege zur Emanzipation. Vielfältige Frauenrollen im interkulturellen Austausch“ wurde eine Reihe gemeinsamer Workshops organisiert. Eingeladen waren hauptberuflich und ehrenamtlich engagierte Frauen, die im Hinblick auf ihre ethnische Herkunft sowie ihre religiöse Überzeugung eine große Bandbreite aufwiesen und als Multiplikatorinnen ihre Erfahrungen aus dem Projekt weitertragen sollen. Aus den Workshops entwickelte sich ein interkulturelles Frauennetzwerk. Kulturelle Unterschiede kann man zum Problem machen oder verdrängen. Es geht aber auch anders: nämlich sie als Chance für Entwicklungen und Wachstum zu erkennen. Durch den gelungenen Austausch konnten alle teilnehmenden Frauen neue Perspektiven zum Thema „Emanzipation“ kennenlernen. Bei teils kontroversen Diskussionen konnten die eigenen Positionen reflektiert, die eigenen Rollenbilder hinterfragt werden. Verschiedene Lebensmodelle von Frauen in Salzburg wurden aufgezeigt, Einblicke in andere Lebenswelten vertieft und vor allem die Wertschätzung der jeweils „anderen“ Lebensentwürfe gestärkt. Das Projekt hat auch einen nachhaltigen Effekt: Gemeinsame Werte und Ziele wurden erst durch den Austausch deutlich. Die Salzburger Frauen können nun Synergieeffekte nutzen. Eine Beobachtung überraschte dennoch: Auf den ersten Blick schienen die Teilnehmerinnen des Projekts aus zwei Lebenswelten zu

kommen, einer muslimischen und einer österreichischen „Kultur“. Je mehr die Frauen sich öffneten, desto klarer zeichneten sich die (Mehrfach-)Identitäten der Einzelnen ab. Die Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg, Dagmar Stranzinger, meint im Frauenmagazin „IF“ dazu: „…Wenn man sich kennt, fallen Grenzen und Gemeinsamkeiten treten hervor. Die unterschiedlichen Anschauungen zu den Themen Familie, Bildung, Arbeit, Religion und Weiblichkeit werden mit großer Offenheit und Neugier ausgetauscht…. Entscheidend ist die Lebenssituation. Mütter haben ähnliche Bedürfnisse und junge Frauen in Ausbildung ebenso, gleich welcher Herkunft. Der Dialog zwischen den Frauen macht Lust auf mehr und wird als Lernprozess fortgesetzt.“ Es ist also die Auseinandersetzung mit dem vermeintlichen Feindbild, das einen selbst im eigenen Entwicklungsprozess weiterbringen kann. Frauen unterschiedlicher Kulturen haben noch einen weiten Weg vor sich bis zur realen Chancengleichheit. Dies macht einen unvoreingenommenen wissenschaftlichen Zugang zu dieser Thematik notwendiger denn je. Unsere Verantwortung ist es, wachsam zu sein und couragiert zu verhindern, dass unter dem Deckmantel der Wissenschaft Stoff zur Instrumentalisierung und Diskriminierung von Menschen produziert wird. Dies gilt am Stammtisch genauso wie im Hörsaal.


Politik

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Israel befindet sich im Umbruch und es hat sich viel getan im Jahr 2011: Tausch des Soldaten Gilat Schalit gegen 1047 palästinensische Gefangene, die arabische Revolution und ihre politischen Folgen für Israel, Fotos einer Soldatin, die vor Gefangenen posiert und nicht zuletzt die Forderung Ultraorthodoxer nach einem israelischen Gottesstaat.

© Michael Ries / pixelio.de

Israel am Scheideweg?

Von Jenny Rödl

Der Anteil der arabischen Bevölkerung in Israel steigt genauso wie auch der Anteil orthodoxer Juden im Judenstaat, den viele von diesen ablehnen, andere unter ihnen am liebsten fundamental umgestalten wollen. Gerade in den letzten Monaten 2011 kam es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Ultraorthodoxen und der liberalen Bevölkerung Israels. In Beit Schemesch nahe Jerusalem gibt es bereits Buslinien mit Geschlechtertrennung für Ultraorthodoxe.

Die aktuelle Situation

Frances Raday, emeritierte Jura-Professorin der Hebräischen Universität Jerusalem, bezog Stellung zu den Vorgängen und sagte, der israelische Staat sei zu nachgiebig gegenüber den ultraorthodoxen Juden, wenn es um die Frauenrechte geht. „Die Ultraorthodoxen missachteten das Recht auf Gleichheit von Männern und Frauen sowie die Frauenrechte, obwohl sie in der israelischen Verfassung festgehalten sind. Das wachsende Phänomen der Diskriminierung von Frauen gefährdet die demokratische Gesellschaft“, stellte auch die israelische Richterin Eilat Diskin fest. Natürlich bleiben alle diese Entwicklungen vom großen Bruder USA nicht unkommentiert. So warnte US-Außenministerin Clinton vor „anti-demokratischen“ Entwicklungen in Israel. Israel selbst empfindet diese Kritik als völlig überzogen, da „Israel die einzige Demokratie im Mittleren Osten bleibe“. Zwar sei die zunehmende Radikalisierung der Ultraorthodoxen ein Problem, jedoch stelle dies kein Problem für die „lebende, atmende, israelische Demokratie“ dar, so Finanzminister Juval Steinmetz.

Auswirkungen in der Bevölkerung Nicht nur politisch, auch in der Bevölkerung selbst schlägt die Diskussion um Israels Ultraorthodoxe hohe Wellen. Tausende Menschen gingen als Reaktion auf den Aufstand der Ultraorthodoxen in der Stadt Beit Schemesch (nahe Jerusalem) gemeinsam auf die Straße, um gegen religiösen Fanatismus und die geforderte öffentliche Geschlechtertrennung zu demonstrieren. Sie trugen Schilder bei sich, auf denen „Befreit Israel von religiösem Zwang“ und „Bewahrt Israel davor, zum Iran zu werden“ stand. Die Spannungen zwischen Ultraorthodoxen, die rund zehn Prozent der knapp acht Millionen Einwohner Israels ausmachen, und der jüdischen Mehrheitsgesellschaft nehmen seit Wochen zu. So gibt es in einigen Buslinien in Jerusalem auf Druck der Ultraorthodoxen getrennte Sitzplätze für Männer und Frauen.

© Carsten Raum / pixelio.de

Bereits am 30. November 2011 demonstrierten Ultraorthodoxe in Tel Aviv. Nachdem ihre geplante Kundgebung abgesagt wurde, randalierten sie und warfen Steine. Drei Menschen wurden festgenommen. Sie forderten eine striktere Geschlechtertrennung; Frauen wurden auf Schildern aufgefordert, vor Synagogen die Straßenseite zu wechseln, in Bussen und Straßenbahnen hinten zu sitzen, sich im Supermarkt in getrennte Schlangen an der Kasse zu stellen sowie bei Wahlen verschiedene Wahlurnen zu benutzen. Dem voraus gegangen waren einige Übergriffe israelischer Fundamentalisten durch israelische Fundamentalisten: In Beit Shemesh hatte das Fernsehen einen Bericht über ein Schulmädchen gezeigt, das von einem ultraorthodoxen Mann bespuckt worden war. Nach Meinung ultra-religiöser Eiferer soll das Mädchen nicht sittsam (genug) gekleidet gewesen sein.

Nicht nur der arabisch-jüdische Konflikt brodelt, auch innenpolitisch treffen religiöse und weltliche Ansichten in Israel aufeinander.

Israel, where are you going? Israel kann immer nur in seinem politischen und geographischen Kontext betrachtet werden. Gewalt erzeugt immer Gegengewalt, wobei es nun nicht relevant ist, wer damit begonnen hat. In vielen umgrenzenden Ländern der arabischen Revolution sind die Herrschaftssysteme im Umbruch, oft von einer Diktatur in eine Theokratie. Ein hochrangiges Mitglied der Führung der Muslimbrüder (Ägypten) verkündete gerade in einem Interview, seine Organisation werde Israel niemals anerkennen, niemals mit Israelis verhandeln und den ägyptisch-israelischen Friedensvertrag annullieren. Diese Tendenzen werden jedoch in unseren westlichen Medien kaum erwähnt, was natürlich für weiteren Konfliktstoff und zu Ängsten in Israel führt. Während der arabischen Revolution wurde auf viele ausgebrannte Autos der Davidstern gemalt, was zu Ängsten und Bedrohungsszenarien in der Bevölkerung führte. Betrachtet man die Radikalisierung der Ultraorthodoxen, so

ist dies auch immer mit den Strömungen in den umliegenden Ländern verwoben. Natürlich war die arabische Revolution keine, deren Zielsetzung eine anti-israelische Haltung war, nichtsdestotrotz schürt religiöser Fanatismus, egal welcher Seite, die Ablehnung gegen alles Andersartige. Islamischer Fanatismus ist nicht mit ultraorthodoxem Fanatismus bekämpfbar. Genauso wenig wie hierzulande der emotionalisierten und polemisierten Debatte über die „gefürchtete Islamisierung“ kaum mit einer Rückbekehrung auf christliche Werte und Kreuze in Klassenzimmern entgegen zu treten ist.

Verwendete Literatur: http://diestandard.at/1324501583269/IsraelWachsendes-Phaenomen-der-Frauen-Diskrimi nierung?seite=2#forumstart http://www.sueddeutsche.de/politik/ultraorthodoxe-soldaten-in-israel-schweigt-ihrsirenen-1.1152029 http://zmag.de/artikel/religioeser-fundamentalismus-in-israel http://www.politische-bildung-brandenburg. de/publikationen/pdf/fundamentalismus.pdf http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2011-12/protest-israel-ultraorthodoxe http://www.sueddeutsche.de/politik/religionsstreit-in-israel-tausende-demonstrieren-gegenultra-orhodoxe-sekte-1.1244981


Politik

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Kommentar

Alles (Rechts-)Walzer! Auch 2012 trifft sich in der Wiener Hofburg die extreme Rechte, um für einen Abend am WKR-Ball das deutschnationale Tanzbein zu schwingen. Doch was auf den ersten Blick anmutet wie ein bizarrer Maskenball für SoziopathInnen mit Nachholbedarf im Geschichtsunterricht, ist ein gar nicht so harmloses Vernetzungstreffen des nationalen und internationalen rechten Lagers.

Von Matthias Gruber Schon ein kurzer Blick auf die harten Fakten belegt, welch Geistes Kind die jährlich wiederkehrende Tanzveranstaltung ist: Der WKR-Ball wird seit 1952 vom Ballausschuss des Wiener Korporationsrings ausgerichtet und schmückt sich auf der eigenen Homepage stolz mit dem Titel des „größten coleurstudentischen Gesellschaftsereignisses im deutschsprachigen Raum“. Im Wiener Korporationsring selbst sind einundzwanzig vorwiegend deutschnationale Studentenverbindungen organisiert. Zahlreiche dieser großteils schlagenden Burschenschaften stuft das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) als rechtsradikal ein. So etwa die Wiener Burschenschaft Olympia, die „vor der Unterwanderung des deutschen Volkes durch Angehörige von fremden Völkern“ warnt und 2005 den Holocaustleugner David Irving zu einem Vortrag einlud. Doch am WKR-Ball trifft sich nicht nur die Elite des österreichischen rechten Lagers. Was im Schafspelz harmloser Traditionspflege auftritt, ist tatsächlich ein Stelldichein eu-

ropäischer Neonazis, Holocaustleugner und Rassisten. So standen in den vergangenen Jahren VertreterInnen der deutschen NPD, des belgischen Vlaams Belang und der französischen Front National auf der Gästeliste der rechten Recken. Und nicht nur der Ball selbst sorgt für Widerstand. Auch dass die Wiener Hofburg – als Sitz des Bundespräsidenten ein wichtiger Ort des „offiziellen Österreich“ – den Burschenschaftern bereitwillig ihre Tore öffnet, ist vielen ein Dorn im Auge. Damit ist allerdings ab 2013 Schluss, denn nach vielen Jahren hat die Hofburg Betriebsgesellschaft, in der unter anderem die Casinos Austria und das Hotel Sacher vertreten sind, den Burschenschaftern den Vertrag gekündigt. Ein Grund dafür dürften nicht zuletzt die massiven Proteste und negativen Schlagzeilen sein, die dem Ball in der Vergangenheit entgegenschlugen. „Tanz auf dem Kopf von sechs Millionen toten Juden“ Für das letzte Jahr in der geschichtsträchtigen Hofburg haben sich die heimatbewussten Veranstalter aber noch einmal ein ganz besonderes Highlight einfallen lassen: Der Ball findet am 27. Jänner statt – ausgerechnet an jenem Tag, an dem ganz Europa der Ermordung von sechs Millionen Juden und Jüdinnen in den Gaskammern der Nationalsozialisten gedenkt. Eine unglückliche Koinzidenz bei der Terminplanung? Wohl kaum, bedenkt man das ausgeprägte Langzeitgedächtnis der Burschen, wenn es darum geht, die Gefallenen der SS zu betrauern oder dem als Niederlage erlebten Ende des Zweiten Weltkrieges zu gedenken. Kein Wunder also, dass zivilgesellschaftliche Organisationen im ganzen Land vehement eine Verschiebung oder eine Absage der rechten Tanzveranstaltung fordern. So etwa die israelitische Kultusgemeinde, deren Vor-

© ÖH Salzburg

Im letzten Jahr gab es mehrere Demonstrationen gegen den WKR-Ball.

sitzender Ariel Muzicant in Anbetracht des Datums von einem „Tanz auf den Köpfen von sechs Millionen toten Juden“ spricht. Unter den sonst so rückwärtsgerichteten Veranstaltern dagegen versteht man die Aufregung über das Datum ebenso wenig wie den Rauswurf aus der Hofburg. Im Gegenteil: Der FPÖ-Politiker und dritte Nationalratspräsident Martin Graf, dessen Mitarbeiter sich bekanntlich bei rechtsradikalen Versandhäusern einkleiden lässt, empörte sich lautstark über das „Nachgeben“ gegen den „linksextremen Druck“. FPÖ Chef HeinzChristian Strache indes kochte ob der Verunglimpfung von „Leistungsträgern“ durch das „linke Mobbing“ der „grün-anarchistischen Demonstranten“. Martin Graf und HC Strache sind übrigens nicht die einzigen Gäste aus der sozialen Heimatpartei, die das rechte Tanzereignis regelmäßig besuchen. Auch Barbara Rosenkranz, die Alma Mater der österreichischen Rechten mit dem Sinn für heimatbewusste Kindernamen, lässt sich das Familientreffen nicht entgehen. Der FPÖ-Gemeinderat Udo Guggentaler dagegen braucht seine Teilnahme nicht erst zu bestätigen – er sitzt im Organisationskomitee. Am Beispiel des WKR-Balls zeigen sich also die engen weltanschaulichen Verbindungen der FPÖ zum rechtsextremen Lager, auch wenn man diese mit Rücksicht auf wahltaktische Überlegungen von Zeit zu Zeit unter den Teppich kehrt, um den Eindruck einer „Partei für den kleinen Mann“ nicht zu gefährden. Die Verlogenheit solcher Manöver ist offensichtlich, denn die Veranstaltung ist ebenso wenig mit einer Politik für die Massen vereinbar wie mit demokratischen Werten. Die rechten Verbindungen sind vielmehr die Kaderschmieden einer revisionistischen und rassistischen Gesinnung, die unter dem Deckmäntelchen der Verbindungstradition ihre lukrativen Netzwerke pflegen und ganz nebenbei ihre undemokratische Ideologie konservieren.

Die Plattform nowkr.at informiert über Gegenaktivitäten rund um den WKR-Ball 2012.

Zeichen gegen Rassismus setzen Auch in diesem Jahr wird deshalb von zahlreichen NGOs und Plattformen dazu aufgerufen, den Rechten die Party zu vermiesen und aktiv ein Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus in Österreich zu setzen. So haben etwa die israelitische Kultusgemeinde und das Mauthausen Komitee ihren Widerstand gegen die Veranstaltung zum Ausdruck gebracht. Die Menschenrechtsorganisation SOS Mitmensch hat im Rahmen einer Gedenkwoche für die Opfer des Nationalsozialismus für den 27. Jänner zu einer Kundgebung am Wiener Heldenplatz aufgerufen. Über die Plattform nowkr.at schließlich können sich Interessierte über Termine und Veranstaltungen informieren. So bleibt zu hoffen, dass sich eine breite Mehrheit an BürgerInnen findet, die bereit ist, aktiv Verantwortung für die demokratischen Werte der Republik zu übernehmen und ihre Stimme gegen Rassismus in Österreich zu erheben. Dass ein solches zivilgesellschaftliches Engagement für demokratische Grundwerte in der Alpenrepublik nicht selten unter dem Verdacht des „linksextremen Anarchovandalismus“ steht, während die angeblich braven Leitungsträger der Gesellschaft in aller Ruhe auf das Weiterleben der braunen Gedankenwelt anstoßen, darf als Teil des Problems betrachtet werden.


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Politik

Ich habe mir die ÖsterreicherInnen immer groß, schlank und gut aussehend vorgestellt! Dieses Jahr geht das Master-Austauschprogramm „Media and Communication Management“ (MCM) zwischen dem Fachbereich Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg und dem Fachbereich Journalistik der Universität Fudan in Shanghai sowie der Fremdsprachenuniversität in Peking in die fünfte Runde. Derzeit studieren 19 chinesische StudentInnen für ein Semester in Salzburg. Wu Jinling (25) und Lu Ting (25) von der Universität Fudan in Shanghai berichten über ihre Erfahrungen hier in Österreich.

Von Anna Magg Was war der erste Eindruck, als ihr hier in Salzburg angekommen seid? Jinling: Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass mir als Erstes der menschenleere Bahnhof in Salzburg aufgefallen ist. Da ich wusste, dass Salzburg bei TouristInnen sehr beliebt ist, hätte ich viel mehr Menschen am Bahnhof erwartet. Außerdem habe ich sofort bei der Ankunft die frische Luft bemerkt. Ting: Ja, ein Bahnhof ohne Menschen, für mich zuvor unvorstellbar. Außerdem hat es mich sehr erstaunt, dass wir bei unserer Zugfahrt vom Flughafen München nach Salzburg sofort einen Sitzplatz gefunden haben. In China wäre so etwas ohne Platzreservierung unmöglich. Welche Stereotype hattet ihr von Salzburg, bevor ihr hierhergekommen seid? Jinling: Ehrlich gesagt wusste ich über Salzburg nicht viel, aber ich habe mir die ÖsterreicherInnen immer groß, schlank und gut aussehend vorgestellt! (lacht) Ting: Ich kannte von Österreich die Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker, die auch in China live übertragen werden. Außerdem natürlich den Film „The Sound of Music“, der in China sehr bekannt ist. Was haltet ihr von der österreichischen Küche? Jinling: Im Großen und Ganzen mag ich die österreichische Küche, aber manchmal wirken die Gerichte eher wie Snacks auf mich. Ting: In China legt man bei den Speisen viel Wert auf die Kombination von Farben, Aromen und Geschmack, in einigen Regionen isst man sehr scharf, in anderen eher süßsauer. Das österreichische Essen ist einfach total anders. Ich mag die österreichische Küche, aber mir reicht es, gelegentlich etwas davon zu probieren. Die Torte im Kaffeehaus schmeckt mir beispielsweise sehr gut. Was vermisst ihr am meisten? Jinling: Mir geht vor allem das traditionelle chinesische Essen ab. Hier gibt es zwar auch einige chinesische Restaurants, aber die sind nicht so gut wie in China. Ting: Ich vermisse am meisten „Pearl Milk Tea“, das ist schwarzer Tee mit Milch, Fruchtsirup und kleinen Kügelchen, die eine kaugummiähnliche Konsistenz besitzen. In China trinke ich dieses Getränk eigentlich jeden Tag. Was sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede des StudentInnenlebens in Österreich und China? Jinling: Ich denke, dass das StudentIn-

nenleben schon sehr ähnlich ist, jedoch empfinde ich das MCM-Programm hier in Salzburg als viel entspannter als meinen universitären Alltag in China. In Shanghai stehe ich aufgrund des höheren Konkurrenzkampfes zwischen den Studierenden sowie meines zusätzlichen Jobs mehr unter Druck. Was mich total begeistert hat sind die vielen Exkursionen, bei denen wir verschiedene Medieninstitutionen kennengelernt haben. Ting: Ja, ich denke auch, dass das meiste sehr ähnlich ist. Ein Unterschied ist, dass wir mittags immer frei haben. Kurse, die von 11.00 bis 13.00 Uhr gehen, gibt es bei uns also nicht. Da die meisten chinesischen StudentInnen gar keine Kochgelegenheiten in ihren Zimmern besitzen, essen wir eigentlich immer in der Mensa. Für umgerechnet 80 Cent kann man dort gut zu Mittag essen. Außerdem ist der Unterrichtsstil etwas anders: Während in China eigentlich die meiste Zeit der Professor spricht und die StudentInnen zuhören, gibt es hier viel mehr Möglichkeiten zur aktiven Mitarbeit. Studierende hier in Salzburg gehen am Abend gerne in die Pubs am Rudolfskai oder treffen sich auf WG-Partys. Wie verbringen chinesische Studierende ihre Freizeit? Ting: Einmal waren wir auch hier in Salzburg in einem Pub. Ich fand es ganz interessant, aber ehrlich gesagt war es mir zu voll. In China gehen wir mit FreundInnen normalerweise erst zum Essen und anschließend in eine Karaokebar. Dann geht erst einmal der Kampf um das Mikrofon los, da jeder singen möchte! (lacht) Jinling: Ja, Karaoke ist sehr populär. Da wir uns aber mit FreundInnen zum Karaoke singen einen eigenen Raum mieten, lernt man in China beim Weggehen normalerweise nicht so viele neue Leute kennen wie hier in Österreich. Was hat euch bisher am meisten beeindruckt? Ting: Mich hat am meisten der Vertrauensvorschuss beeindruckt, der den Menschen in vielen Situationen entgegengebracht wird. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ich kann mit meinem Semesterticket in den Bus einsteigen, ohne dieses extra vorzeigen zu müssen. Außerdem eine Dame am ÖBB-Schalter, die geduldig alle meine Fragen beantwortet hat, als ich sie 15 Minuten mit Fragen gelöchert habe. In China wäre eine Bahnangestellte in einer solchen Situation wohl eher sehr ungehalten gewesen. Jinling: Die Landschaft. In welchen Situationen musstet ihr lachen oder habt euch amüsiert, da sie euch seltsam, neu oder vielleicht sogar unglaublich erschienen? Jinling: Ich war in Wien beim Couchsurfing. Mein Gastgeber hat mich gleich beim ersten Treffen bei der Begrüßung gepackt und dreimal links und rechts auf die Wange geküsst. Da man das bei uns eigentlich nicht macht, war ich total überrumpelt. Ich konnte jedoch meinen Gastgeber von den gehauchten Küssen gar nicht überzeugen und er hat gesagt: „Noch mal, aber mit richtigen Küssen auf die Wange!“ Diese Situation war wirklich total komisch für mich, aber ich war von seiner Herzlichkeit überzeugt. (lacht) Ting: Ja, das Küssen in der Öffentlichkeit ist in China in der Tat nicht so weit verbreitet. Mich hat es total verwundert, als ich in Budapest beobachtet habe, wie eine ältere Frau eine junge Frau und einen jungen Mann zum Abschied auf den Mund geküsst hat!

© Anna Magg

Wu Jinling (25) und Lu Ting (25) (von links) absolvieren ihr Auslandssemester in Salzburg und möchten noch mehr über die Geschichte Europas erfahren. © Anna Magg

Interkultureller Austausch im Kaffeehaus – wieso nicht einmal Sachertorte mit Stäbchen essen? Funktioniert eigentlich ganz gut! (von links: Lu Ting, Wu Jinling, Anna Magg)

Habt ihr schon irgendwelche Anzeichen eines Kulturschocks bei euch feststellen können? Ting: Kulturschock? Nein. Ich denke, da sind wir noch weit davon entfernt! Jinling: Nein, nicht wirklich. Keine Sorge. Obwohl es mich sehr verwundert hat, dass ein Junge bei einem Date hier in Österreich nicht gezwungenermaßen für das Mädchen zahlen muss. Wenn ich in China ein Date hätte und als Mädchen darauf bestehen würde zu bezahlen, dann würde ich den Jungen in eine sehr peinliche und unangenehme Situation bringen. Wie wird eurer Meinung nach China in Europa wahrgenommen? Jinling: Westliche Medien vertreten in Bezug auf China bestimmte Stereotype was Menschenrechte, Demokratie und Pressefreiheit angeht. Der ökonomische Boom ist das einzige positive Thema, das westliche Medien aufgreifen. Aber auch der wirtschaftliche Aufschwung Chinas wird als Gefahr für den Westen begriffen. Es wird viel über die Verletzung der Menschenrechte berichtet, aber nicht über deren Ursachen. Die westlichen Länder verlagern ihre Fabriken nach China, da sie den ArbeiterInnen dort weniger zahlen müssen und somit mehr Profit erwirtschaften können. Die chinesischen ArbeiterInnen haben eine 60 bis 70-Stunden-Woche, können sich von dem geringen Verdienst jedoch kaum selbst ernähren. Wenn man über die Menschenrechte redet, dann sind in diesem Fall die westlichen Länder für dieses Problem mitverantwortlich. Ting: Meiner Meinung nach sind die westlichen Medien nicht so objektiv und gerecht, wie sie es vorgeben zu sein. Obwohl China

heute immer noch viele Probleme hat, wie beispielsweise, dass es demokratisch nicht so frei ist, hat es viele Fortschritte gemacht. Westliche Medien legen oft einen Fokus auf menschenrechtliche Fragen, obwohl das, was sie berichten, bereits 20 oder 30 Jahre her ist. Leute, die in China waren und sich Shanghai angeschaut haben, halten diese Stadt für eine der modernsten der Welt. Viele österreichische Studierende bereiten sich auf ihr Auslandssemester in China vor, indem sie Bücher über die interkulturelle Kommunikation zwischen China und Europa lesen. Habt ihr ein solches Buch gelesen, bevor ihr nach Europa gekommen seid? Jinling: Nein, da wir viele europäische oder amerikanische Filme anschauen, sind wir mit der westlichen Kultur schon sehr vertraut. Außerdem habe ich in Shanghai viele FreundInnen mit westlichem Hintergrund, von denen ich viel lernen kann. Ting: Ja, da kann ich mich Jinling nur anschließen. Ich denke, dass wir mehr über die europäische Kultur wissen, als umgekehrt. Da ich viele französische und italienische Filme anschaue, sind mir die meisten Aspekte der europäischen Kultur bereits sehr vertraut. Aber wir haben auch in der Schule bereits viel über die Geschichte Europas gelernt. Was ist eurer Meinung nach für eine erfolgreiche Kommunikation zwischen China und Europa wichtig? Jinling: Ich denke, dass man in ein Land reisen muss, um die verschiedenen Aspekte der Kultur wirklich kennenzulernen und auch verstehen zu können. Ting: Noch viele weitere MCM-Programme.


Fotostrecke

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Wir, die Anderen ... So lautete das Motto des ersten Uni:Press-Fotowettbewerbs. Damit haben wir es euch nicht leicht gemacht, denn das Thema konfrontierte die TeilnehmerInnen mit Fragen der Identität und ihres künstlerischen Ausdrucks: Wer sind wir? Wer sind die Anderen? Und: Wer hat die Macht, darüber zu entscheiden?

Mit freundlicher Unterstützung von:

Aus den zahlreichen Einsendungen haben wir fünf spannende Beiträge ausgewählt, die wir euch nicht vorenthalten möchten. Da wir uns in einem mehrstufigen Auswahlverfahren auf dem Transparenzniveau der Grasser‘schen Firmenverflechtungen nicht auf ein Siegerfoto einigen konnten, präsentieren wir euch zwei Gewinnerinnen: Nikolina Luketina und Virginia Salas dürfen sich über je sechs Freikarten für DAS KINO – Das Salzburger Filmkulturzentrum freuen. Wir gratulieren!

Nikolina Luketina

Virginia Salas

Armin Rainer

Anna Stangl

Nadia El Ayachi


Kultur

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Salzburg goes Indie – mit Purple Souls Indie-Pop aus Salzburg, der immer mehr Anklang findet. Songs wie „The Passion“ oder „Frozen Feelings“ sind auf Welle 1 zu hören, das erste Musikvideo von Purple Souls wird bereits auf GoTV gespielt. Höchste Zeit, der jungen Salzburger Band auf den Zahn zu fühlen und sie nach ihren Erfolgen, Zielen und der Vereinbarkeit des Studiums mit ihren immer häufiger werdenden Auftritten zu befragen.

Von Manuela Wallinger Purple Souls – das sind Jakob Wöran (23; Jus-Student), Lukas Froschauer (22; Medizinstudent an der PMU), Stefan Weiss (24; Medizintechniker) und Dominik Nießl (23; Lehramtsstudent Biologie und Deutsch). Jakob, der Sänger von Purple Souls, stand der Uni:Press Rede und Antwort und sprach über die Idee hinter dem Bandnamen, die musikalischen Einflüsse, Glück und Zeitprobleme. Wie habt ihr euch kennen gelernt? Jakob Wöran: Dominik und ich waren schon im Gymnasium gemeinsam in einer Art

© Arne Müseler

Eine Stimme mit hohem Wiedererkennungswert: Jakob Wöran

Schulband und Stefan haben wir über eine sehr gute Freundin kennen gelernt. Damit sich unsere Songs live besser umsetzen lassen, brauchten wir einen vierten Mann. So haben wir Lukas anfangs als eine Art Stagemusiker, für uns gewinnen können. Daraufhin lud uns das Rockhouse im April 2010 ein und so kamen wir zu unserem ersten offiziellen Gig. Wie ist euer Bandname entstanden? Jakob Wöran: Ich habe einmal einen Song namens „Sounds from Soul“ komponiert, den ich damals noch mit einer anderen Band gespielt habe. Da kam mir die Idee: Ich kenne keine andere Band, die „Souls“ im Namen trägt, aber „Souls“ alleine klingt auch schwach. Bei einem gemütlichen Café gab mir eine Freundin den Denkanstoß: „Du hast lila Schuhe an, warum nennt ihr euch nicht einfach Purple Souls?“ Im ersten Moment fand ich, dass es eher irgendwie schräg klingt, aber in diesem Herbst war gerade Lila die Modefarbe, überall hat man lila Kleidung gesehen und so dachte ich mir: „Ok, dann machen wir Purple Souls daraus, den Namen merkt man sich vielleicht gar nicht so schlecht.“ Wie würdest du euren Musikstil beschreiben? Jakob Wöran: Unsere Wurzeln liegen im Indie, aber sicherlich auch im Pop. Wir kommen alle aus verschiedenen Musikrichtungen. Dominik ist teilweise im härteren Bereich zu Hause, Lukas gefällt von Radiohead bis Apocalyptica alles, Stefan hat früher in einer Metalband gespielt und beschäftigt sich jetzt mehr mit Electro-Indie und jeglicher Rockmusik und ich bin einer, der besonders auf diese 50er, 60er Sachen aus England steht, wie zum Beispiel die „Rolling Stones“ oder auch britische Musik, die im Zuge der Welle um die Jahrtausendwende zu uns herüberschwappte, wie zum Beispiel „Editors“, „Bloc Party“ oder „The Libertines“, aber auch amerikanische Bands wie „Kings of Leon“, „The National“ oder „Arcade Fire“. Indie-Pop ist sozusagen die Basis, wo wir uns alle finden, aber, wenn man genauer hinhört, sind sicher Elemente aus verschiedenen Richtungen dabei – wenn auch kein Metal. Wer schreibt eure Songtexte? Jakob Wöran: Hauptsächlich schreiben Dominik und ich die Texte, wobei Dominik dafür eine besondere Begabung hat. Die Melodie ist uns dabei das Wichtigste. Wenn ich einen Song schreibe, habe ich die Melodie schon im Kopf. Wir fixieren uns nicht auf Noten oder Harmonielehren, wir

© Clemens Kois

Stefan, Dominik, Jakob, Lukas (v.l.n.r.) geben seit Anfang 2010 als Purple Souls ihre Musik zum Besten

vertrauen mehr auf unser Gefühl und unser Gehör. Unsere Musik lässt sich wohl am besten als Gefühlsmusik ausdrücken. Was inspiriert euch zu den Songs? Jakob Wöran: Größtenteils handelt es sich bei unseren Texten um persönliche Erlebnisse. Ich würde mich als relativ offen bezeichnen und dadurch fließt einfach vieles in die Songs hinein, sei es etwas, das mir jemand erzählt oder etwas, das ich auf der Straße beobachte. Worum geht es in eurer ersten Single „Safety“? Jakob Wöran: Den Refrain – „They are all so much into me“ – darf man nicht zu direkt nehmen (Anm. Jakob lacht laut), so selbstverliebt bin ich auch nicht. „Safety“ beschreibt diesen einen Moment, in dem man glaubt, man kann einfach alle haben – nur die Eine nicht. Wie seid ihr zu eurem ersten Album „Walking Through Walls“ gekommen? Jakob Wöran: Der Chef vom Rockhouse nominierte uns für den „Xtraordinary Vol. 14“Sampler, für den eine Jury die besten 15 bis 20 Tracks aus Salzburg aussucht. Für diesen Sampler sollten wir natürlich „Safety“ im Studio aufnehmen. Wir haben einen Produzenten gefunden, der uns den Song gemischt und gemastert hat und wir haben es tatsächlich auf den Sampler geschafft! Da es so gut funktioniert hat, haben wir danach Stück für Stück alle anderen Songs, die wir zu diesem Zeitpunkt hatten, aufgenommen. So entstand unser Album. Neben dem Studium war alles sehr anstrengend, aber zu guter Letzt hat sich die Mühe gelohnt, denn so sind wir zu unserem Label gekommen. Wie lässt sich euer Studium mit der Band vereinen? Jakob Wöran: Es ist ziemlich stressig, aber wir haben so viel Motivation und Spaß an der Musik, dass wir es einfach durchziehen. Als wir das Album aufgenommen haben, haben Lukas und ich teilweise bis drei Uhr in der Nacht aufgenommen und um neun Uhr in der Früh waren wir schon wieder auf der Uni. Fertiggestellt haben wir die Platte dann in den Weihnachtsferien. In eineinhalb Jahren haben wir noch keine 15 Proben gehabt, auch dadurch, dass Stefan mittlerweile in Deutschland wohnt und arbeitet. Wir haben Band-Wochenenden, da treffen wir uns und spielen 20 Stunden und dann war‘s das wieder für einige Zeit. Unser erstes Video haben wir auch aus diesem Grund innerhalb 16 Stunden mit nur einer Stunde Pause fertig gedreht. Ihr seid auf Welle 1 zu hören, auf GoTV zu sehen und seid auch ins Finale vom „International Live Award 2011“ gekommen. Habt ihr mit diesen Erfolgen gerechnet? Jakob Wöran: Gerechnet haben wir nicht damit, dadurch dass wir das alles nicht so forciert haben, wir haben ja nur ein ganz kleines Label. Wir haben „The Passion“ an Welle 1 geschickt und plötzlich hat es geheißen: Los geht‘s, Interview, wir spielen euch jetzt ab 1. Juli 2011. Das hat uns natürlich riesig gefreut! Man hat einfach innerhalb eines Tages einen ganz anderen Stellenwert, wenn man im Radio gespielt wird. Es kennen uns mehr Leute und jeder bucht gerne eine Band, die im Radio gespielt wird. GoTV hat uns im Finale vom Austrian Band Contest gefragt, ob wir ihnen das Video von „Frozen Feelings“ schicken können. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch keines. Das änderten wir natürlich schnellstens und drei Monate später waren wir auch dort zu sehen und obendrein noch in den Charts. Wer uns

kennt, weiß, wir sind vier lockere Burschen, die das alles nicht als selbstverständlich nehmen. Wir hatten auch nicht damit gerechnet, dass wir beim Austrian Band Contest so weit kommen. Ursprünglich hofften wir auf das Viertelfinale, das Halbfinale im Gasometer wäre ein Traum gewesen und alles, was dann noch dazu kommt, ein Bonus. Dass wir uns tatsächlich diesen Bonus geholt haben, war natürlich wunderbar! Unter den letzten zehn von 1000 Bands aus sechs verschiedenen Nationen zu sein, – im Finale wurde der Contest zum „International Live Award 2011“ – damit rechnete niemand von uns. Gibt es bald Nachschub in Sachen neuer Single/neues Album? Jakob Wöran: Die neue Single kommt im Februar und wird etwas ruhiger werden. Es ist schwierig zu erklären, worum es geht. Auf jeden Fall um etwas Zwischenmenschliches. Um die Unnahbarkeit einer Person, die man nur treffen kann, wenn man die Augen zumacht. Das klingt sehr kitschig, aber wir finden, man muss immer in Bildern schreiben. Unser neues Album kommt voraussichtlich im Spätsommer oder Herbst. Was bedeutet Erfolg für euch? Jakob Wöran: Dass wir in den GoTV-Charts sind, ist für uns persönlich auf alle Fälle ein Erfolg, da wir damit nicht gerechnet haben. Auch als wir den Soundtrack für ein Video von „Women‘s Health“ machen durften. Oder wenn Leute aus Berlin oder Hamburg bei uns CDs bestellen, das ist natürlich eine super Sache. Bald erfahren wir, ob wir für einen „Österreichischen Newcomer Award“ nominiert worden sind, jedoch machen wir uns da nicht allzu große Hoffnungen. (Anm. der Red.: Sie wurden nominiert!) Wir erfreuen uns an den Kleinigkeiten. Es ist ein riesiger Glücksmoment für jeden von uns, wenn man auf Bühnen stehen darf, auf denen bereits berühmte Bands gestanden sind. Das sind alles wunderbare Erlebnisse, die wir natürlich nie vergessen werden. Wie geht es mit Purple Souls weiter? Jakob Wöran: Wir arbeiten schon daran, dass wir jetzt immer bekannter werden. Unsere Gigs werden immer größer. Es ist echt lässig, wenn du vor 600 bis 1000 Leuten spielst, wo dich kein Mensch kennt. Es ist natürlich immer etwas Besonderes, vor den Freunden zu spielen, wie im Rockhouse, aber es ist schon ein eigenes Erlebnis, wenn du einfach raus gehst und schaust, wie du ankommst. Wir sehen die Band nicht als absolutes Ziel des Lebens, wir wissen schon ganz genau, wie der Markt steht und wo wir stehen. Im letzten Jahr haben wir für eine lokale Band wirklich Glück gehabt. In so kurzer Zeit mit so wenig Aufwand sind wir das ein oder andere Mal wahrscheinlich einfach am richtigen Ort gestanden. Uns ist es wichtig, dass wir uns als Musiker genau so zeigen, wie wir privat sind. Es sollte nicht der Zweck von Musik sein, sich persönlich verstellen zu müssen. Man nimmt sich von vornherein die Möglichkeit authentisch zu sein, was doch eine Band bis zu einem gewissen Punkt ausmacht.

Info www.facebook.com/purplesouls www.myspace.com/purplesouls Die Uni:Press verlost fünf Alben von Purple Souls! Schreib einfach eine Mail an presse@oeh-salzburg.at mit dem Betreff „Purple Souls“.


Kultur

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Auf uns kommt es an! Jura Soyfer im Porträt Er galt als einer der talentiertesten Literaten der Zwischenkriegszeit und musste für seine Überzeugungen mit dem Leben bezahlen. Die Uni:Press widmet dem Schriftsteller Jura Soyfer anlässlich seines 100. Geburtsjahres ein Porträt.

Von Matthias Gruber Jura Soyfer wird am 8. Dezember 1912 im ukrainischen Charkow als zweites Kind einer wohlhabenden Unternehmerfamilie geboren. Als Revolution und Bürgerkrieg das Land erfassen, emigriert die Familie und gelangt über mehrere Stationen nach Österreich. Jura ist acht Jahre alt, als man sich schließlich in Wien niederlässt, der Hauptstadt einer vom Nachkriegselend gebeutelten und politisch gespaltenen Republik. Es ist das „Rote Wien“ – eine Stadt des Niedergangs und des Aufbruchs, der Armut und der sozialen Utopie. Der lebenslustige, aufgeweckte Sohn aus gutbürgerlichem Haus spielt Tennis und besucht standesgemäß das Gymnasium – doch bald wird Soyfer wie Tausende andere von den Wogen der Geschichte erfasst. Goldene Zeiten? Immer häufiger entladen sich die sozialen und politischen Spannungen in blutigen Zusammenstößen auf den Straßen der jungen Republik. Jura Soyfer ist vierzehn Jahre alt, als am 15. Juli 1927 der Justizpalast brennt und 89 DemonstrantInnen ihr Leben verlieren. Der Gymnasiast zieht wie viele andere die Konsequenzen: Er tritt in den Verband sozialistischer Mittelschüler (VSM) ein und wird eines der aktivsten Mitglieder seiner Gruppe. In Ferienlagern des VSM bringt man Sketche und Theaterstücke zur Aufführung. Einer macht bald mit seinem sprachlichen Geschick und seinem Gespür für Pointen auf sich aufmerksam – es ist der junge Jura Soyfer.

„Wir sind der Name auf dem Reisepaß, Wir sind das stumme Bild im Spiegelglas, Wir sind das Echo eines Phrasenschwalls Und Widerhall des toten Widerhalls.“ Im Herbst 1931 hat der 19- Jährige mit dem verschmitzten Lächeln das Gymnasium abgeschlossen. Sein Maturazeugnis ist bestenfalls durchschnittlich, doch Soyfer hat sich in der Partei einen Namen als hoch talentierter Autor gemacht. Er inskribiert an der Uni Wien für Deutsch und Geschichte – gegen den Willen der Eltern, deren finanzielle Situation immer brisanter wird. Die Wirtschaftskrise hat das kleine Österreich hart getroffen. Zehntausende stürzen ins Elend und werden zu Ausgesteuerten ohne jeden Anspruch auf

staatliche Unterstützungen. Auch Soyfer kann sich mehr schlecht als recht über Wasser halten – ein Schicksal, das er mit vielen jungen Intellektuellen in den Kaffeehäusern Wiens teilt. Doch Soyfer interessiert sich nicht für das Leben der Boheme, sondern für das tägliche Schicksal der Massen und das Elend der Arbeitslosen. Noch während des Gymnasiums war er nach Frankreich getrampt und hat dabei das harte Leben der umherziehenden Arbeitssuchenden kennengelernt. Nun macht sich der mittellose Student nach Deutschland auf, um als selbst ernannter Korrespondent für die Wiener Arbeiterzeitung zu berichten. Dort sieht er mit eigenen Augen die verheerenden Folgen der Wirtschaftskrise und hört Hitlers Brandreden. Zwischenrufe links Zurück in Wien schreibt, Soyfer weiter für die Arbeiterzeitung. Die Zeilenhonorare reichen für das Allernötigste – Reis mit Gulaschsaft und Zigaretten für den mittlerweile kettenrauchenden Literaten. Bald kennen die LeserInnen die Gedichte, die unter dem Kürzel „jura” in der Arbeiterzeitung erscheinen. Es sind engagierte und leidenschaftliche Aufrufe gegen das Elend der Vielen und den Reichtum der Wenigen, eindringliche Warnungen vor der zunehmenden Faschisierung des KleinbürgerInnentums und vor dem am Horizont dämmernden Krieg. Doch immer enthalten die erschütternden Gedichte Soyfers die Perspektive einer möglichen Veränderung. Je schwerer die Lage, desto eindringlicher und direkter wird Soyfers Appell – bis schließlich der Untergang der österreichischen Demokratie der freien Meinungsäußerung ein Ende setzt. Im Februar des Jahres 1934 ist der Aufstand der österreichischen Sozialdemokratie gescheitert. Das „Rote Wien“ existiert nicht mehr. Der enttäuschte Soyfer tritt der illegalen kommunistischen Partei bei und beginnt mit der Arbeit an seinem Roman „So starb eine Partei”, in dem er mit bestechender Genauigkeit den Untergang der einst mächtigen Sozialdemokratie als Chronik eines angekündigten Todes analysiert. Doch der Roman wird ein Fragment bleiben – dem jungen Mann bleibt nicht genug Lebenszeit, um ihn fertigzustellen. Politik im Keller Legale politische Agitation ist im austrofaschistischen Ständestaat seit 1934 praktisch nicht mehr möglich. Zugleich warten in jedem Kaffeehaus arbeitslose SchauspielerInnen und talentierte RegisseurInnen auf ein Engagement. In dieser Situation geht nicht nur die politische Opposition, sondern auch die politische Kunst in den Untergrund. In ganz Wien eröffnen in den Kaffeehäusern kleine Kellerbühnen. In diesen sogenannten „Brettln für 49“ herrscht eine elektrisierende Stimmung: Mit einfachsten Mitteln und unter den Argusaugen der Zensur entwickelt man hier Nummern, Lieder und die längeren Mittelstücke für satirisch-komische Programme und Revuen. Vieles existiert nur in flüchtigen Skizzen, vieles wird spontan geändert – aus Rücksicht auf die Zensur, oder um ihr ein Schnippchen zu schlagen. Man arbeitet fieberhaft und für elende Gagen man schläft wenig, raucht viel, lebt auf Pump oder schlägt sich irgendwie durch. Unter diesen widrigen Umständen floriert die Wiener Kleinkunst. Es sollte die größte Zeit des politischen Kabaretts in Österreich werden.

Die mutigste unter den Wiener Kleinkunstbühnen ist das ABC. Ihr Hausautor: Jura Soyfer. Unter Pseudonymen wie Fritz Feder oder Walter West schreibt er satirische Nummern und fünf längere Mittelstücke. Dabei bearbeitet Soyfer wieder jene Themen, die sein gesamtes Schaffen bestimmen sollten: das Elend der Massen, die Leichtgläubigkeit des KleinbürgerInnentums und die Diktatur des „Millimetternich“, wie man den kleinwüchsigen Dollfuß im Kellertheater nennt.

„Wir sind das schlecht entworf‘ne Skizzenbild Des Menschen, den es erst zu zeichnen gilt. Ein armer Vorklang nur zum großen Lied. Ihr nennt uns Menschen? Wartet noch damit!“ Soyfer enttarnt den verlogenen Humanismus jener, die in schönen Reden die Größe und Würde des Menschen preisen, aber vor dem hoffnungslosen Elend auf den Straßen die Augen verschließen. Für Soyfer dagegen bedeutet Menschsein kein Ideal, sondern ein Potenzial, das es erst zu verwirklichen gilt. „Auf uns kommt es an!”, lautet die Parole, die zum Widerstand aufruft. Eine solche Haltung kann dem ständestaatlichen Überwachungsapparat nicht verborgen bleiben. Dennoch handelt es sich um eine Verwechslung, als Soyfer im Sommer 1937 zum ersten Mal verhaftet wird. Die Schlinge zieht sich zu In seiner Wohnung findet die Polizei kommunistische Zeitschriften, was Soyfer mit der Arbeit an seinem Roman rechtfertigt. Dennoch bleibt der Schriftsteller über sechs Monate im Arrest. Draußen entscheidet sich inzwischen die Zukunft Österreichs. Verzweifelt ringt man hinter den Kulissen um eine Volksfront gegen den Faschismus, doch als Soyfer am 17. Februar 1938 aus der Haft entlassen wird, ist das Schicksal Österreichs bereits besiegelt. Als sich der Anschluss abzeichnet, entschließt sich Soyfer als Jude und illegaler Kommunist zur Flucht. In einer überhasteten Aktion versucht er, mit Skiern die Grenze zur Schweiz zu passieren und wird am 13. März, 26 Tage nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft, erneut verhaftet. Nach einigen Wochen im Gefängnis von Bludenz wird Soyfer zusammen mit anderen politischen Häftlingen verlegt – ins Konzentrationslager Dachau. Ein Lied gegen den Tod Jura Soyfer soll in gespannter Aufregung gewesen sein, als er von der Verlegung nach Dachau erfuhr. Der Schriftsteller in ihm wollte beobachten und berichten. Darüber hinaus hoffte Soyfer wohl, durch eine von den Eltern beantragte Genehmigung zur Emigra-

@ Aus dem Besitz von Frau Helli Andis

Jura Soyfer 8. Dezember 1912 –16. Februar 1939

tion in die USA seine Entlassung erwirken zu können. Die Briefe Soyfers an seine Eltern zeugen von der wachsenden Sorge des jungen Mannes, der immer wieder inständig um eine raschere Abwicklung der Ausreiseformalitäten bittet. In dieser dramatischen Situation entsteht Jura Soyfers letztes und tragischstes Werk – das Dachaulied. Soyfer greift das zynische „Arbeit macht frei” am Tor des Konzentrationslagers auf und verkehrt es in eines der erschütterndsten und berührendsten Zeugnisse ungebrochener Menschlichkeit im Angesicht des Terrors:

Stacheldraht, mit Tod geladen, Ist um unsre Welt gespannt. Drauf ein Himmel ohne Gnaden. Sendet Frost und Sonnenbrand. Fern von uns sind alle Freuden, Fern die Heimat und die Frau‘n, Wenn wir stumm zur Arbeit schreiten, Tausende im Morgengrauen. Doch wir haben die Losung von Dachau gelernt, Und wir wurden stahlhart dabei. Bleib ein Mensch, ein Kamerad, Mach ganze Arbeit, pack an Kamerad: Denn Arbeit, denn Arbeit macht frei, Denn Arbeit, denn Arbeit macht frei! Noch einmal legt Soyfer Zeugnis von seinem bedingungslosen Glauben an die Kraft der Menschlichkeit ab, die gegen Tyrannei und Ausbeutung triumphiert – so heißt es in der letzten Strophe:

Hell wird uns die Freiheit lachen, Schaffen heißt‘s mit großem Mut. Und die Arbeit, die wir machen. Diese Arbeit, sie wird gut. Doch der junge Schriftsteller sollte die Freiheit, die Tausenden Trost und Mut spendete, nicht mehr wiedersehen. Am 16. Februar 1939 stirbt Jura Soyfer im Konzentrationslager Buchenwald an Typhus. Er ist 26 Jahre alt.


Kultur

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Buchrezension

Alice und Mattia – Für immer verbunden, doch nie zusammen „Primzahlen sind nur durch 1 und durch sich selbst teilbar. Sie haben ihren festen Platz, eingeklemmt zwischen zwei anderen, in der unendlichen Reihe natürlicher Zahlen, stehen dabei jedoch ein Stück weiter draußen. Es sind misstrauische, einsame Zahlen.“

Von Kathrin Prünstinger Die Primzahlen faszinieren Mattia besonders. Sie stehen allein und irgendwie einsam. Genauso fühlt sich Mattia. Nur mit Alice ist es anders, denn die beiden verbindet ein Band, geschmiedet aus einer versehrten Kindheit und verlorenen Gefühlen. Seit einem Skiunfall muss Alice mit einer Behinderung am Bein leben. Verspottet von den MitschülerInnen fühlt sie sich immer mehr allein. Ihr Vater dringt nicht mehr zu der verschlossenen Tochter durch. Er zieht sich zurück und Alice flüchtet sich in die Magersucht. Mattias Wunden wurzeln in kindlicher Gedankenlosigkeit: Die geistig-zurückgebliebene Zwillingsschwester wäre bei einer Geburtstagsparty nur lästiger Ballast gewesen. Deshalb ließ er sie im Park warten. Einfach um dazuzugehören, nicht immer ausgelacht zu werden. Als er zurückkommt, ist sie fort und nur das bedrohliche Rauschen des nahen Flusses ist zu hören. Mattia hilft fortan nur eins: Schmerzen zu fühlen. Einfach etwas zu fühlen, um die Gedanken zu verdrängen. Bildgewaltig und mitreiSSend Das Buch „Die Einsamkeit der Primzahlen“ erzählt vom Erwachsenwerden zweier Menschen, die ihre seelischen Verletzungen Tag für Tag herumtragen. Und diese Menschen finden zueinander. Denn nur zusammen lässt sich das Leben aushalten. Eine geheimnisvolle Stimmung beherrscht die Geschichte von Alice und Mattia, die vor allem durch die prägnante Kürze der Kapitel entsteht. Denn Paolo Giordano zieht es vor, nur besondere Momente im Leben der jungen Menschen zu erzählen. Dabei erreicht er eine Tiefe der Gefühle, die mitreißend und einfühlsam zugleich ist. Er versteht es, zart zu schreiben und die LeserInnen in den Zauber seiner bildgewaltigen Sprache zu ziehen. „Die Einsamkeit der Primzahlen“ ist Giordanos Debütroman und war 2008 das meistverkaufte Buch Italiens. Noch im gleichen Jahr wurde der erst 26-jährige italienische Autor mit dem „Premio Strega“ ausgezeichnet, der zu den wichtigsten italienischen Literaturpreisen zählt. Der junge Autor schafft mit seinem Erstling eine ausdruckstarke Geschichte, in die sich der Leser/die Leserin leicht hineinversetzen kann. Nähe zu jemandem finden, ist nicht immer leicht. Diese Erfahrung muss auch Alice machen. Der Junge mit den Narben ist still und verschlossen. Lautlos bewegt sich Mattia durch die Welt, um keinen Lärm zu machen, nicht aufzufallen. Mit Zahlen kennt er sich aus, denn die Mathematik ist sein Lebensinhalt. Das Lernen gibt ihm Halt und hilft zu vergessen und wenn er Alices Hand hält, spürt er die Verlorenheit in sich nicht mehr so sehr. Die beiden sind dann eins, verbun-

den durch ihre so unterschiedlichen Gefühle. Alice geht es ähnlich: immer allein, immer außerhalb. Sie wird zusehends magerer und flüchtet sich in die Fotografie, als ihre Mutter schwer erkrankt. Vielleicht lässt sich dadurch ja die Zeit einfangen. Die beiden Jugendlichen entwickeln sich trotz ihrer Verbundenheit auseinander. Eine Forschungsstelle im Ausland zieht Mattia fort von den Erinnerungen an seine Schwester und von Alice. Und in ihr Leben tritt nun Fabio. Sie liebt ihn zwar nicht, aber seine Liebe reicht für beide, denkt Alice. Als sie einige Jahre nach Mattias Abreise plötzlich meint, seine verschwundene Schwester gesehen zu haben, zögert sie nicht lange und schickt Mattia eine Nachricht: Du musst zurückkommen. Unerwartetes Ende Die Liebe zwischen Alice und Mattia wird so feinfühlig und zart beschrieben. Daneben wirkt das Ende der Geschichte eher abrupt und in gewisser Weise auch deprimierend: Denn die beiden ProtagonistInnen finden letztlich nicht zusammen. Giordano bricht damit aus dem typischen Klischee aus, dass die Liebe zweier Menschen am Ende unzerstörbar erscheinen muss. Wer auf ein solches Ende hofft, wird mit der gleichnamigen Verfilmung des Buches glücklicher sein. Der italienische Regisseur Saverio Costanzo hat sich der Adaption des Buches angenommen und gemeinsam mit Paolo Giordano das Drehbuch geschrieben. Im Herbst 2011 erschien der Film in einigen ausgewählten heimischen Kinos, ist aber von der großen Menge seither eher unbeachtet geblieben. Die Chronologie der Geschichte weicht hier erheblich von der des Buches ab. Wie ein vorsichtiges Entblättern wirkt das Erzählen der Ereignisse, und erst spät erfahren die ZuschauerInnen wie die Narben der Kindheit zustande kamen. Das Ende ist im Film abgeschlossener: Vorsichtig küssen sich Alice und Mattia bevor der Abspann beginnt. Die ZuschauerInnen können nun selbst entscheiden, ob die Liebe der beiden Zukunft hat. Der Roman „Die Einsamkeit der Primzahlen“ beschreibt seelische Wunden in der Kindheit, die nicht so leicht verheilen. Nur durch die Nähe zu einem Gleichgesinnten scheint das Leben erträglich und trotzdem finden Alice und Mattia nicht zusammen. Sie sind immer verbunden und doch getrennt. Die Primzahlen bleiben einsam.

Infos zum Buch Paolo Giordano Die Einsamkeit der Primzahlen Taschenbuch, Broschur, 368 Seiten € 9,30


Kultur

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„Bei Anruf: Lachen!“ Das könnte das Motto des Stückes „Bei Anruf: Geld“ sein, das jeden Anflug einer Winterdepression vertreibt und einen Theaterabend voller Witz garantiert.

© Salzburger Landestheater

© Salzburger Landestheater

© Salzburger Landestheater

Von Jürgen Edtbauer

Tote, Verwirrungen und ein betrunkener Sozialamtsmitarbeiter – Michael Cooneys Boulevardkomödie überrascht, wo sie nur kann.

Der britische Autor Michael Cooney bedient sich im Stück nahezu jeder Art des Komischen. Situationskomik und Sprachwitz treffen auf Slapstick-Einlagen, gefolgt von Running Gags. Regisseur Georg Clementi zaubert ein Fest der Heiterkeit auf die Bühne des Landestheaters. Vor Beginn des Stückes sitzt der von Sascha Oskar Weis (wurde für den Nestroy 2011nominiert) dargestellte Eric Swan auf einer roten Couch und wartet auf das erlösende Klingeln des Telefons. Am anderen Ende der Leitung: das Sozialamt. Die Vorgeschichte: Vor zwei Jahren hat Eric Swan seinen Job verloren, doch Linda, seine Frau, weiß nichts davon. Eric tut so, als ob er zur Arbeit ginge , finanziell kein Problem, denn Eric bezieht alle nur denkbaren Leistungen vom Sozialamt. Jedoch nicht für sich, sondern für bereits verzogene Untermieter und hilfsbedürftige Personen, die der sympathische Betrüger erfunden hat. Doch jetzt soll Schluss damit sein: Eric will die Leistungen abbestellen. Er erklärt dafür seinen unwissenden Untermieter Norman für tot. Just in dem Moment steht der Sozialprüfer Mr. Jenkins vor der Tür und die Bühnenhandlung beginnt. Typisch für diese Boulevardkomödie des Engländers Michael Cooney ist, dass immer mehr Personen in das Schlamassel hineingezogen werden. Eine Gemeindeschwester für die Trauerhilfe und ein Bestattungsunternehmer machen ihre Aufwartung. Norman muss seinen fiktiven Sohn mimen, Eric seinen vormaligen Untermieter: Verwechslung folgt auf Verwechslung, Missverständnis auf Missverständnis. Schließlich kommt auch noch Linda mit einem Eheberater nach Hause. Nur als ZuseherIn behält man hier noch den Überblick, weiß, wer wen für wen hält und wer von welchem Thema spricht. Sebastian Fischer in seiner Rolle des Untermieters Norman Basset hat das Komische geradezu für sich gebucht. Der verschnupft umherschleichende Norman wird in den turbulenten Strudel der Lügen seines Vermieters

mit hineingezogen und spielt die ihm zugedachten Rollen. Sebastian Fischers Norman erinnert an einen treuherzigen Schoßhund, der für sein Herrchen stets das Beste gibt. Ob nun als tauber Klavierstimmer, als eigener fiktiver Sohn oder als Mrs. Swan in Frauenkleidern, Fischer gelingt es in jeder Rolle, Normans putzige Unbeholfenheit durchscheinen zu lassen. Mr. Jenkins, der Prüfer vom Sozialamt, wird ebenso witzig von Gero Nievelstein gespielt. Mr. Jenkins wird immer betrunkener und Nievelstein erinnert immer mehr an den Butler aus „Dinner for one“. Sascha Oskar Weis als Eric Swan mimt den sympathischen Betrüger wie aus dem Lehrbuch. Auch Ulrike Wather alias Linda Swan ist durch ihre regelmäßigen „Nervenzusammenbrüche“ Lachsalven-Garantin. Lindas „nervlicher Zustand“ resultiert aus dem Fund einer versteckten Kiste: Damenstrümpfe und Perücken. Wie sie annimmt, Fetische ihres sein Doppelleben unterdrückenden Gatten! Das glaubt auch der von Marco Dott verkörperte Eheberater Dr. Chapman, denn George Swan, den er allerdings für Eric hält, gibt vermeintlich alles zu. Typisch für Cooneys Boulevardkomödie kommt es zu einem Missverständnis. Dr. Chapman und George Swan, als verschmitztes Schlitzohr von Axel Meinhardt perfekt gespielt, reden komplett aneinander vorbei. Die Figuren in dieser Farce reden nicht nur, sie spielen auch aneinander vorbei. So ist George Swan ohnmächtig, die Gemeindeschwester (Shantia Ullmann) und der Bestatter (Tim Oberließen) halten ihn aber für den Toten. Eric und Norman wollen George wieder aufwecken, das Riechsalz ist aus, sie stecken Georges Kopf in einen Sack voll gebrauchten Katzenstreus. Der Bestatter platzt in die Situation hinein und meint, die beiden wollen die Leiche pietätlos im Müll entsorgen. Ähnlich komisch ist es, wenn Eric meint, Norman hätte sich bereits als Frau verkleidet. Er macht anzügliche Bemerkungen über seine Figur und begrapscht „Normans“ Brüste. Bald stellt sich heraus, dass es sich um eine echte Frau, Mrs Cowper vom Sozialamt,

handelt. Eric erklärt seine „Fummelattacke“ spontan mit einem Tourette-Syndrom. Das Ende bleibt komödiengemäß heiter: Eric Swan gesteht, doch Mrs Cowper, als verbitterte Beamtin, lustig gespielt von Britta Bayer, bietet Eric, der alle Tricks kennt, einen Job als Prüfer an. Es wäre falsch „Bei Anruf Geld“ als gesellschaftskritische Komödie zu sehen, auch wenn Eric öfter erklärt, wie einfach es ist, den Sozialstaat zu betrügen und so die Fehler im System aufzeigt. Zu ernst wäre die Interpretation für die leichtfüßige Inszenierung des Landestheaters. Mit Verfremdungseffekten gespickt, wenn sich zum Beispiel die ver-

meintliche Leiche nach der Pause erst richtig hinlegen muss, ist es ein heiteres Spiel, das von Anfang bis zum Ende mitreißt.

INFO Zum Lachen ins Theater gehen ist noch bis 06. März 2012 möglich. Die nächste Vorstellung findet am 01.02.2012 im Landestheater Salzburg statt.

Bereit für den Westbalkan? Franz Schausberger zu Gast beim EUS-Hintergrundgespräch Von Joanna M. Chmielecki Im März findet das alljährliche EUS-Hintergrundgespräch auf der Edmundsburg statt. Die Studienvertretung European Union Studies (EUS) freut sich, diesmal den ehemaligen Landeshauptmann Franz Schausberger zum Interview begrüßen zu dürfen. Der Gründer und Leiter des Instituts der Regionen Europas (IRE) in Salzburg pendelt zwischen Brüssel und dem Balkan und schafft so wirtschaftliche sowie kulturelle Netzwerke auf regionaler Ebene zwischen West- und Südosteuropa. Trotz der sich überschlagenden Ereignisse in der EU-Politik der letzten Monate, beschloss die Union die Erweiterung auf 28 Mitgliedstaaten. Kroatien erfüllt alle 35 Verhandlungskapitel und ist bereit, ab Juli 2013 der EU beizutreten. Es bleibt jedoch die Frage: Ist das krisengeschüttelte Europa bereit für die Balkanerweiterung? Jetzt, in einer Zeit der strukturellen und wirtschaftlichen Neuorientierung?

Im Rahmen eines EUS-Hintergrundgesprächs wird ein aktuelles EU-Thema analysiert. Im Anschluss daran sind die Zuhörerinnen und Zuhörer eingeladen, spannende Fragen zu stellen und mit dem Vortragenden zu diskutieren.

EUS-Hintergrundgespräch Nächstes EUS-Hintergrundgespräch: mit Franz Schausberger (Institut der Regionen Europas) am 21. März 2012 um 18 Uhr auf der Edmundsburg, Konferenzraum (HS 241). Weitere Infos unter: http://www.oeh-salzburg.at/stveus/ http://www.institut-ire.eu/de/de.htm


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Kultur

„Diesmal ließ ich dem Chaos freien Lauf“ Interview mit José Eduardo Agualusa zu seinem neuen Buch „Barroco Tropical“ Die Uni:Press traf den angolanischen Autor José Eduardo Agualusa vor seiner Lesung im Unipark zum Interview und plauderte mit ihm in drei Sprachen über sein neues Buch, Geschichten mit Eigenleben, die Pressefreiheit in Angola und vieles mehr.

die angolanische Geschichte zu begreifen, zum anderen durch diese Geschichte die heutige Wirklichkeit Angolas zu erfassen. Spielt in diesem Zusammenhang auch der Kolonialismus eine Rolle in ihren Büchern? Agualusa: Man kann natürlich die Gegenwart nicht verstehen, ohne die Vergangenheit zu kennen, insofern spielt Kolonialismus auf jeden Fall eine Rolle.

Von Melanie Berger

© Jorge Simão

Sie haben in Portugal Land- und Forstwirtschaft studiert. Wie führt jemanden dieses Studium auf den Weg eines Schriftstellers, oder umgekehrt, warum studiert ein Schriftsteller Land- und Forstwirtschaft? Agualusa: Diese Frage wird mir oft gestellt, dieses Detail scheinen die meisten sehr merkwürdig zu finden. Aufregender wäre es, wäre ich Astronaut gewesen (lacht). Nun, einige meiner Kommilitonen aus meinem Jahrgang sind Schriftsteller geworden. Ich war nicht einmal der einzige aus dem Zweig Landund Forstwirtschaft, der später Schriftsteller wurde. Wenn wir jetzt nach Afrika gehen: Die mosambikanische Schriftstellerin Mia Couto ist ausgebildete Biologin. Ich selbst habe von dieser Ausbildung nur die theoretischen Fakten mitbekommen, ich habe das Studium auch nicht abgeschlossen und auch nie in diesem Feld gearbeiJosé Eduardo Agualusa. Ein Mann für viele tet. Ich war von spannende (Lese)Stunden. Anfang an beruflich als Journalist und als SchriftEr ist Angolaner, schreibt auf Portugiesisch, steller unterwegs und lebe heute ausschließarbeitet in Afrika, Europa und Südameri- lich vom Schreiben. ka und wurde für „Das Lachen des Geckos“ als erster afrikanischer Autor mit dem bri- Über welche Themen haben Sie als Journatischen Independent Foreign Fiction Prize list geschrieben? ausgezeichnet. Seine Bücher wurden in mehr Agualusa: Über Kultur, Musik und Literatur. als 20 Sprachen übersetzt und auch das In- Ich habe jedoch auch Kriegsreportagen geterview wurde auf gleich drei davon geführt. macht, aber mein Hauptfeld war der KulturEnglische Fragen wurden auf Portugiesisch journalismus. Im Grunde habe ich das getan, beantwortet und vom Übersetzer Deutsch was Sie jetzt hier gerade machen: Autoren formuliert: Musiker und Künstler interviewen. Herzlich Willkommen in Salzburg, Herr Agualusa. Beginnen wir mit einer sehr breiten und dennoch, vor allem für Ihre LeserInnen, interessanten Frage: Warum schreiben Sie? Was bewegt Sie dazu, das zu tun, was sie tun? Agualusa: Nun, ich denke, dass ich angefangen habe zu schreiben, um mich selbst zu verstehen und auch die Welt, in der ich lebe, durch das Schreiben besser begreifen zu können. Mein erster Roman war ein historischer Roman, der sich im 19. Jahrhundert abspielt. Er bot die Gelegenheit für mich, zum einen

Wie ist die Situation der Pressefreiheit in Angola? Agualusa: Angola ist immer noch kein demokratisches Land, unser Präsident herrscht seit 32 Jahren. Es gibt jedoch auch soziale und Jugendbewegungen, die die Regierung unter Druck setzen und demokratische Reformen fordern. Das Problem ist weniger die Freiheit des Wortes, ich hatte lange eine Kolumne in einer Zeitung, und nie kam jemand und hat mir verboten zu schreiben, was ich geschrieben habe, bis zu dem Tag, als ein regimenahes Unternehmen einfach die beiden Zeitungen,

bei denen ich gearbeitete habe, gekauft hat. Sie haben ganz einfach die kritischsten Zeitungen Angolas gekauft und damit auch die Stimmen der kritischen Journalisten zum Verstummen gebracht. Bei Büchern gibt es jedoch eine größere Toleranz, da dem Regime bewusst ist, dass es kaum Menschen in Angola gibt, die lesen, und die Regierungsoberhäupter, und da bin ich mir sicher, lesen auch nicht. Haben Sie jemals daran gedacht, selbst in die Politik zu gehen? Agualusa: Ich sehe mich eher als engagierter Bürger, jedoch nicht auf der politischen Bühne. Ich wäre wohl nicht in der Lage, Politik zu machen, das will ich auch gar nicht. Was

„Am Ende merke ich erst, was ich da die ganzen Monate lang getrieben habe.“ ich will, ist Bücher schreiben, das ist, was ich gerne tue, aber natürlich sind Bücher Territorien, in denen sich Gedanken ausbreiten dürfen. Die Geschichte ihres neuen Buches, Barroco Tropical, ist sehr verworren, sehr ungewöhnlich und äußerst spannend. Wie hat sich das Buch zu dem entwickelt, was es heute ist? Agualusa: Ich habe versucht, in dem Buch das Überbordende, das Übertriebene, das in Luanda jeden Tag präsent ist, zu erfassen und in eine Form zu gießen. In meinen vorherigen Büchern habe ich immer versucht, dieses überschwängliche Durcheinander zu kontrollieren und zu kanalisieren, diesmal ließ ich dem Chaos freien Lauf. Es entspricht auch mehr meinem Naturell, ich habe eine sehr farbenfrohe Fantasie und mir schießen tausend Dinge durch den Kopf. In den vor-

herigen Büchern habe ich mir immer selbst die Flügel gestutzt und das habe ich in diesem Roman nicht gemacht. Ich habe versucht diesen Gedanken eine Struktur zu geben, das war eine große Herausforderung. Der letzte Teil von Barocco Tropical entstand in Amsterdam. Spielt es für Sie eine Rolle, wo Sie schreiben? Brauchen Sie ein spezielles Umfeld? Agualusa: Nein, das geht gar nicht, ich bin viel zu viel unterwegs. Ich schreibe in Hotels und auch Flugzeugen – wenn man da einen guten Platz hat, ist das äußerst angenehm. Man hat einen Wahnsinnsausblick und wird bedient, das werde ich zuhause nicht (lacht). Wo sind Sie wirklich zuhause? Angola? Portugal? Oder gar Brasilien? Agualusa: Ich lebe zurzeit im Flugzeug, ansonsten würde ich kein Land mein Zuhause nennen. Zuhause ist für mich dort, wo die Menschen sind, die ich liebe. Was mögen Sie selbst am liebsten an ihrer Arbeit und an den Geschichten, die daraus entstehen? Agualusa: Was mir am meisten gefällt am Beruf des Autors und am Schreiben, ist diese permanente Überraschung. Die Art, wie die Figuren sich entwickeln, bald ein Eigenleben haben und mich in ihre Geschichte mit hineinziehen. Am Beginn eines neuen Buches weiß ich nicht, wie es enden wird, und ich schreibe auch, um zu erfahren, wie es dann schlussendlich ausgehen wird. Mich überrascht es immer noch, wie die Geschichte sich selbst konstruiert, sich selbst zusammenfügt, und am Ende merke ich erst, was ich da die ganzen Monate lang getrieben habe (lacht). Barroco Tropical ist auch nicht die letzte Überraschung, die Ihrer Feder entsprungen ist, nicht wahr? Agualusa: Nein, ist es nicht. Es gibt noch eine Reihe von Büchern, die noch nicht ins Deutsche übersetzt worden sind. Dann dürfen wir uns bald auf weitere Lesungen in Salzburg freuen? Agualusa: Das hoffe ich doch!

Barroco-Tropical Der Roman spielt im Luanda des Jahres 2020. Dem Schriftsteller Bartolomeu Falcato fällt ein schwarzer Engel vor die Füße, hübsch, tot, die Ex-Geliebte des Präsidenten. Nur Tage zuvor hatte sie ihn angesprochen und ihm dunkle Details aus den Hinterzimmern der politischen Eliten erzählt. Vor Falcato tut sich der Abgrund des angolanischen Intrigensumpfes auf und er wird zum Gejagten. Eine rasante Odyssee durch den Untergrund der angolanischen Hauptstadt Luanda beginnt. Gewalt, Leidenschaft, Eifersucht und Macht verwandeln die afrikanische Metropole in einen düsteren Strudel, der zahlreiche Charaktere und Schicksale mit sich nach unten zieht in die Tiefen der untergehenden Stadt. „Barroco Tropical“ ist portugiesisch und bedeutet „tropischer Barock“ – so nannte man den Baustil der portugiesischen Kolonialherren in Angola.


Kultur

Ganz schön Leinwand! 25x1 DVD der „salzburg: film:edition 2011“ zu gewinnen.

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Konzerte, Kabarett & More Uni:Press Veranstaltungskalender © Anne Buffetrille

Die Salzburger Filmszene ist lebendig, aktiv und produktiv. Starke Stücke in ausgeprägten Handschriften entstehen hier – jenseits des Blockbuster-Kinos – vorwiegend im Bereich Dokumentation, Kurzfilm und auf dem Sektor des experimentellen Films; dazwischen immer wieder auch abendfüllende Spielfilme. Nun kann sich die aktuelle Werkschau der lokalen Filmszene gleich doppelt sehen lassen: im Überblick auf der frisch gepressten Doppel-DVD „salzburg:film:edition 2011“. Die salzburg:film:edition als neue Initiative zur Verwertungsförderung, verbunden mit dem Ziel, die Marke „Salzburger Film“ neu zu etablieren, ist bundesweit bisher einzigartig – Vorbildwirkung durchaus erwünscht. SalzBurg:filM:edition 2011 Insgesamt 19 Werke von Salzburger FilmemacherInnen sind auf der Filmedition 2011 versammelt. Gemeinsames Merkmal von zwölf Dokus, zwei Spiel- und fünf Kurzfilmen: Sie wurden seit 2009 mit finanzieller Unterstützung von Stadt und Land in Salzburg entwickelt bzw. realisiert. Mehr als vier Stunden Filmzeit auf den beiden DVDs verteilen sich auf zehn Dokumentar- und Kurzfilme in voller Länge sowie neun Trailer-Versionen von Filmen, die im Original länger als 50 Minuten dauern. Die Themen, denen sich die junge Generation Salzburger FilmerInnen mit beeindruckend individuellen Erzählweisen und filmischen Techniken nähert, sind breit gefächert. Sie begeben sich auf die Spuren von Nachtmenschen und Weltenwanderern, durchleuchten die eigene oder lokale Historie, tauchen in psychische Zustände und Abgründe ihrer ProtagonistInnen ein oder gehen auf Position gegenüber Mechanismen der Gesellschaft von heute, in Salzburg und anderswo. LH-Stellvertreter David Brenner: „Salzburg ist ein Land der DokumentarfilmemacherInnen! Und das hat sich mittlerweile auch herumgesprochen, wenn man sich die Einladungen zu internationalen Festivals ansieht“, betont der Kulturressortchef. „Etwa jeder dritte Film, der vom Land gefördert wurde, erhält eine Einladung zu einem der internationalen Filmfeste, zahlreiche davon gewinnen dort auch Preise. Film ist somit auch ein bedeutender internationaler Werbeträger für Salzburg.“ Dem Kulturreferat der ÖH Salzburg ist es exklusiv gelungen, 25 DVDs der „salzburg:film:edition 2011“ für eine Verlosung zur Verfügung gestellt zu bekommen. Kulturreferent Mario Scheiber „Viele StudienkollegInnen interessieren sich für das Medium Film. Für diese besteht jetzt die einmalige Möglichkeit, eine Filmrarität zu gewinnen.“ Die Filmedition 2011 soll jedoch nicht das letzte gemeinsame Projekt zwischen den beiden Kulturressorts von Land und ÖH sein. „In der nächsten Ausgabe der Uni:Press möchten wir ein Schmankerl für Literaturfreunde anbieten. Werke vom Land geförderter SchriftstellerInnen sollen für ein weiteres Gewinnspiel zur Verfügung gestellt werden“, sagt Mario Scheiber. Gewinne eine von 25 DVDs der „salzburg:film:edition 2011“. Einfach eine E-Mail mit dem Betreff: „salzburg:film:edition“ bis 20. Februar an kultur@oehsalzburg.at schicken.

Im Kleinen Theater dreht sich noch bis 10. Februar alles um „Alte Liebe“.

Jänner 23.1.12 Petros Markaris „Faule Kredite. Ein Fall für Kostas Charitos“ Literaturhaus Salzburg, Strubergasse 23 Beginn: 19.00 Uhr, Eintritt: 8 €/6 €/4 € 25.1.12 Filmclub. Franz Werfel, „Cella oder die Überwinder“ DAS KINO, Giselakai 11, Beginn: 19.00 Uhr

Februar 3.2.12 Nik Bärtsch‘s Ronin Salzburg Jazzit Musik Club, Elisabethstraße 11 Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt: 16,50 € 6.2.12 Stoney Curtis Band & John D’Amato Salzburg Rockhouse, Schallmooser Hauptstraße 46 Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt: 14,30 € 9.2.12 Alte Liebe Kleines Theater, Schallmooser Hauptstraße 50 Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 22,50 €/15,90 € 14.2.12 Beatles an Bord Kleines Theater, Schallmooser Hauptstraße 50 Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 24,70 €/18,10 €

@ Info-Z/Artfremd

21.2.12 Che Sudaka Salzburg Rockhouse, Schallmooser Hauptstraße 46 Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt: 12 €/15 € 23.2.12 Science Busters – „Global Warming Party” Republic Café, Anton Neumayr-Platz 2 Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 20,30 €/26,90 €

27.2.12 Wolf Maahn solo & acoustic Salzburg Rockhouse, Schallmooser Hauptstraße 46 Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt: 16,50 € 29.2.12 Mnozil Brass Die Bachschmiede, Jakob Lechner Weg 2-4, Wals-Siezenheim Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: 25 €/27 €/29 €

März 5.3.12 God is an Astronaut Salzburg Rockhouse, Schallmooser Hauptstraße 46 Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 16,50 € 7.3.12 Hader muss weg Republic Café, Anton Neumayr-Platz 2 Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 23,60 €/11,50 € 12.3.12 Popa Chubby & Band Salzburg Rockhouse, Schallmooser Hauptstraße 46 Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt: 23,60 € 15.3.12 Mathias Eick Quintet Salzburg Jazzit Musik Club, Elisabethstraße 11 Beginn: 20 Uhr, Eintritt: 13,20 € 19.3.12 Albert Lee & Hogan‘s Heroes Salzburg Rockhouse, Schallmooser Hauptstraße 46 Beginn: 20.30 Uhr, Eintritt: 17,60 € 26.3.12 Peter Rosmanith: Schneesand OVAL – Die Bühne im Europark, Europastraße 1 Beginn: 19.30 Uhr, Eintritt: 19 €/16 €


Uni:Press-Ticketverlosung Wir verlosen tolle Freikarten an alle Uni:Press LeserInnen! Die ÖH Salzburg verlost jeweils 1x2 Tickets für die folgenden Veranstaltungen im Rockhouse. Um bei der Verlosung mitzumachen, schick uns eine Mail mit dem Betreff „Rockhouse-Verlosung“, dem Veranstaltungstitel und deinem Namen an presse@oeh-salzburg.at!

Che Sudaka (E) Southamerican Worldmusic-Punk from Barcelona! 2012 Record Release Tour „10“ DI 21.02.2012, 20:30 Uhr Nach Feiern zumute war den fünf Jungs von Che Sudaka am Anfang ihrer Bandgeschichte wahrscheinlich weniger. Als südamerikanische Einwanderer ohne Papiere in Barcelona gestrandet, war es für sie ein steiniger Weg bis auf die großen Bühnen der Welt. Durch viel Kreativität und harte Arbeit schafften sie den Sprung von Straßenmusikern zu einer vom Publikum geliebten und von der Musikwelt anerkannten Band.

Veranstaltungen mit freiem Eintritt Rockshop Voice Coaching mit Claudia Spitzer DO 23.02.2012, 18:30 Uhr Freispiel - Jamsession Electro Special mit Opener Elektrominute FR 24.02.2012, 20:30 Uhr Gewinn Karten für das Konzert von Che Sudaka.

© Rockhouse

Heute können Che Sudaka auf zehn Jahre Bandgeschichte, fünf veröffentlichte Alben und 1.000 absolvierte LiveShows zurückblicken. Ihren Erfolg verdanken sie zum großen Teil ihrem Willen, immer hundert Prozent zu geben. Mit einer Mischung aus Ska, Reggae und Latin-Rock haben Che Sudaka Fans in 23 verschiedenen Ländern mit Auftritten auf Straßen, in Bars, Clubs oder auf großen Festivals, wie etwa dem Sziget Festival in Budapest, begeistert.

Die Rockband Gutsy Frenemy heizt dem Publikum am 27. Jänner im Rockhouse ein.

Pünktlich zu ihrem ersten runden Geburtstag veröffentlichen Che Sudaka ihr brandneues Album mit dem einfachen aber passenden Titel „10“. Dieses wird die katalanische Truppe in kraftvoller, durchgeknallter, schweißtreibender Manier vorstellen, mit garantiertem Spaßfaktor und guter Laune! http://www.chesudaka.com/

Gutsy Frenemy (Rockhouse Casting Band), Goldfingers, Brainless, Bad Patch Local Heroes FR 27.01.2012, 20:00 Uhr

© Rockhouse

© Rockhouse

„It’s only Rock … but we like it!” Unter diesem Motto werden die vier Jungs von Gutsy Frenemy dem Publikum so richtig einheizen. Der Sound und die Songs des jungen Quartetts bilden eine wilde Collage aus den letzten 20 Jahren Musikgeschichte. Lärmender 90‘s Grunge trifft auf innovativen Punkrock und zeitgenössischen Indie.

www.facebook.com/#!/GutsyFrenemy

Das brandneue Duo Goldfingers begibt sich auf die Spuren von Folk, Blues und 60s-Sound. In kreativer Erweiterung zu den White Stripes oder The Kills spielen die beiden mit Händen und Füßen gleichzeitig dreckige Gitarren, Drums und Percussion. Ihr zweistimmiger Gesang erinnert an wunderschön-melancholische Bands wie Mumford and Sons oder Fleet Foxes.

www.facebook.com/goldfingersband

Achtung: Mitspringen und -singen unumgänglich, denn die vierköpfige Band Brainless lässt es so richtig krachen. Ob geladene Rockriffs oder emotionale Akustikgitarren, Brainless hat viele Gesichter. Die Einflüsse reichen von den Foo Fighters über Green Day bis hin zu den Red Hot Chili Peppers. www.facebook.com/pages/

Brainless/311722990083?ref=ts

Bad Patch ist bekannt für eine wohlfeile Mischung aus Blues, Country und Alternative Rock mit leichten Popansätzen. Auf ihrem Debütalbum „Patchwork“ erzählen sie aus dem Leben und Alltag der Musiker, über Selbstzweifel, Vorurteile, Orientierung, Geschichten im klassischen Bluesstil, aber auch über Liebe und Zuneigung.

http://de-de.facebook.com/pages/BadPatch/181872131845348

Die Goldfingers spielen am 27. Jänner im Rockhouse.

© iwona golczyk/pixelio.de

Uns interessiert deine Meinung! Wir suchen nach Kritik, Anregungen, Meinungen und interessanten Themen. Wenn auch du deine Meinung abgeben willst, dann schick eine Mail mit deinem Text und dem Betreff „LeserInnenbrief“ an: presse@oeh-salzburg.at | Redaktionsschluss ist Freitag, der 17. Februar


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