Der lange Anfang vom Ende
Ein Studium ist nicht immer ein innerliches Blumenpflücken. Besonders das Fertigwerden kann zur jahrelangen Qual werden und den einen oder die andere nervlich ins Abseits stellen. Um die Kämpfe, die Studierende mit sich und ihrer Diplomarbeit austragen, geht es auf Seite 4.
Studi-Jobs einmal anders
Semester heruntergebogen, was nun? Welcher Sommerjob der richtige für dich ist, sagen wir dir im Persönlichkeitstest auf Seite 25. Weniger stereotyp haben sich zwei unserer RedakteurInnen betätigt und Freibad gegen Fließband bzw. Skript gegen Spitzhacke getauscht – und ganz nebenbei so manches Vorurteil begraben (S. 7).
Tausche Großstadt gegen Kleinstadt
Aus der Metropole in ein verschlafenes Städtchen ziehen? Was den wenigsten im Traum einfiele, hat unsere Autorin Gina Klee getan. Auf Seite 27 schreibt sie vom Kulturschock und der schleichenden Krankheit ‚Morbus Kleinstadt‘, die letztendlich in der Aussöhnung mit Salzburg mündete.
© Walther Ruttmann
NR. 669 06/2012
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Smart Drugs: or modify and die Was im Sport verpönt ist, setzt sich an amerikanischen Unis zunehmend durch: Doping. Auch hierzulande greifen Studierende immer häufiger zu Medikamenten, um dem Leistungsdruck standhalten zu können – mit unbekannten Spätfolgen.
Von Sandra Bernhofer
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edikamente missbräuchlich als Smart Drugs zu verwenden sei im Management gang und gäbe, erklärt Hannes Bacher, ärztlicher Leiter des Salzburger Landesverbands für Psycho-hygiene (LPH), – zunehmend aber auch im akademischen Bereich. Er kann die Beweggründe dafür durchaus nachvollziehen: „Ich sage ‚Nein‘ dazu, das ist schon klar, aber wenn heute jemand eine Karriere startet, weiß er oft weder ein noch aus vor Termindruck.“ Auch der emeritierte Innsbrucker Suchtforscher Hartmann Hinterhuber führt den Trend zur Leistungsdroge auf die gesellschaftlichen Leistungsanforderungen zurück: „ArbeitnehmerInnen müssen heute das dreifache Pensum im Vergleich zu vor 30 Jahren erfüllen.“ Das US-National Center on Addiction and Substance Abuse (CASA) schätzt, dass 15 Millionen AmerikanerInnen Arzneimittel als ‚Brainbuster‘ zweckentfremden. Diese Zahl ist größer als jene der KonsumentInnen von Kokain, Halluzinogenen, ‚Schnüffeldrogen‘ und Heroin zu-
Die Studiengebühren und das Völkerrecht von Matthias Gruber Dass man in der Alpenrepublik gerne einmal ein Auge zudrückt, wenn es um Geldtransfers ins benachbarte Fürstentum oder die Vergabe rot-weiß-roter Reisepässe geht, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Weniger bekannt ist dagegen, dass man es hierzulande auch mit der Einhaltung völkerrechtlicher Verträge nicht besonders genau nimmt. Bestes Beispiel dafür ist der Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, den die Republik Österreich bereits 1978 unterzeichnet und im Parlament ratifiziert hat. Der UN-Pakt verpflichtet zur fortschreitenden Umsetzung grundlegender Menschenrechte und beinhaltet etwa das Verbot von Kinderarbeit, die Gleichberechtigung von Mann und Frau und das Recht auf medizinische Grundversorgung. Auch was den Bildungsbereich anbelangt, werden im Pakt grundlegende Ziele formuliert: Er verpflichtet die Staaten zur umfassenden und kostenlosen Bereit-
sammen und hat sich seit Beginn der Neunzigerjahre verdoppelt. Hinterhuber erklärt, dass an manchen amerikanischen Unis bereits ein Viertel der Studierenden zu Medikamenten greife, um die Leistungsfähigkeit im Studium zu steigern und konzentriert, fokussiert und ohne Pausen durcharbeiten zu können; die europäische Situation dürfte sich langsam der amerikanischen anpassen. Für Österreich liegen keine exakten Daten vor, allerdings gaben bei einer Befragung knapp zehn Prozent der Innsbrucker Studierenden an, dass sie während der Prüfungsvorbereitungszeit Aufputschmittel zu sich nehmen würden.
Mit Alzheimermedikamenten zum Durchblick Smart Drugs erlauben scheinbar präzise geistige Verbesserungen ohne die Nebenwirkungen von Drogen wie Kokain, Heroin oder Ecstasy – und ohne deren Stigma. Besonders beliebt sind laut einem Bericht des Independent Newspaper Ritalin, das vor allem bei der Behandlung von ADHS eingesetzt wird, stellung primärer Bildung und zum Ausbau sekundärer Bildungseinrichtungen. In Bezug auf den tertiären Bildungssektor heißt es: „Higher education shall be made equally accessible to all, on the basis of capacity, by every appropriate means, and in particular by the progressive introduction of free education.“ Mit der geplanten Wiedereinführung von Studiengebühren an einigen österreichischen Universitäten verstößt die Republik somit gegen geltendes Völkerrecht, denn der Pakt fordert wortwörtlich die fortschreitende Einführung kostenloser Hochschul-
Wenn die Finanzen ins Exil treiben
Für immer mehr StudentInnen wird das Leben in Salzburg zum Luxus. Eine günstigere Alternative findet sich nur wenige Minuten entfernt in Bayern. Melanie Berger hat mit zwei Studis gesprochen, die der Mozartstadt den Rücken gekehrt und in Freilassing ein günstigeres Domizil gefunden haben (S. 11).
Modafinil, das eigentlich zur Bekämpfung von Narkolepsie verschrieben wird, oder das Demenzmedikament Donelepzil. Medikamente wie diese fallen in Österreich unter das Betäubungsmittelgesetz, sind also nur mit einem ärztlichen Rezept legal. Hindernis sei das allerdings für die Wenigsten: „Wenn man das Glück hat, dass der Zoll nicht aufmerksam wird, kann man diese Präparate ganz einfach über das Internet beziehen“, meint LPH-Präsident Bacher im Telefoninterview. „Ich sitze gerade vor meinem Bildschirm und schaue mir eine Seite an, über die man auch Pilze bestellen kann. Irrsinnig geil. Das Erste, was man tun will, ist, seine Freunde einzuladen und bunte Bilder zu malen.“ Der Haken: „Die Nebenwirkungen von Smart Drugs sind für Gesunde kaum abzuschätzen, dafür ist dieser Trend noch zu jung.“
Vom geistigen Olymp ins Krankenhaus Tatsächlich endet der Schleichweg auf den Olymp des Erfolgs oft auf der Intensivstatibildung und untersagt ausdrücklich die Rücknahme eines einmal erreichten Ziels. Die Erfolgsaussichten einer Klage auf Einhaltung des Paktes stehen jedoch schlecht – diesbezügliche Versuche wurden an deutschen Gerichten in der Vergangenheit abgeschmettert. Trotzdem könnte eine Klage öffentlichkeitswirksam in Erinnerung rufen, dass der kostenfreie Zugang zu höherer Bildung kein Luxus ist, der von unverschämten Langzeitstudierenden gefordert wird, sondern ein universelles Menschenrecht in einer fortschrittlichen Gesellschaft.
on. Besonders Ritalin wird mit Warnungen versehen, da das Medikamenten erhöhte Risiken für Herz und Kreislauf darstellt. Manche Substanzen steigern nicht die Denkleistung, sondern führen zu einer Überschätzung der kognitiven Fähigkeiten, andere fördern zwar die Konzentration, allerdings auf Kosten der Kreativität. Nebenwirkungen können außerdem Schlafstörungen, Panikattacken, Abgestumpftheit und emotionale Labilität sein: In den USA ist der Fall eines Mehrfachmordes bekannt, der in Zusammenhang mit dem Antidepressivum Prozac stand. Dieses war in den 1980ern als Lifestyle-Droge populär und hatte den Täter offensichtlich in einen psychotischen Zustand versetzt. Suchtforscher Hinterhuber gibt in einem Artikel zur Problematik des Neuroenhancements außerdem zu bedenken, dass der Trend zum ‚Viagra fürs Gehirn‘ die soziale Ungleichheit verstärken könne, da Leistung von teuren Medikamenten abhängig gemacht werde. Bacher vom LPH fügt hinzu: „Überall, wo man einkauft, muss man einen Preis bezahlen, nur: Hier wissen wir nicht, wie hoch er ist.“
fertig, Mama!
S. 1–7
UNI & SERVICE
S. 8–15
Politik
S. 16–20
Kultur
S. 21–28
ChronistInnen des Leids
Sie sind die Augen der Mediengesellschaft und ihr Arbeitsplatz sind die Schauplätze menschlicher Tragödien. Auf Seite 16 erfahrt ihr mehr über das Berufsbild des/der PressefotografIn.
© Manfred Fesl