UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERiNNENSCHAFT SALZBURG — #688 Mai 2017 —
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5./6.5. u20 PoEtRy SlAm mEiStERSchAft 12./13.5. 5/8ERl in EhR‘n 19.5. chRiStoPh & lollo 14.6. kœniG 16.6. kinG Rocko SchAmoni RoterSalon No.108
A R G E k u lt u r | u l r I k E - G S C H W A N D t N E r - S t r A S S E 5 5020 SAlzburG|+43-662-848784|www.ARGEkultuR.At
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IMPRESSUM Medieninhaberin: Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der Paris Lodron Universität Salzburg (ÖH Salzburg), Kaigasse 28, 5020 Salzburg, www.oeh-salzburg.at, sekretariat@oeh-salzburg.at / Herausgeber: HochschülerInnenschaft / Pressereferentin: Carolina Forstner / Layout: Michael Seifert / Lektorat: Julia Kellner & die Redaktion/ Anzeigen und Vertrieb: Gerald Lindner Redaktion (Kontakt: presse@oeh-salzburg.at): Carolina Forstner, Sandra Grübler, Maria Köchler, Christoph Mödlhamer, Christoph Würflinger / AutorInnen in dieser Ausgabe: Carolina Forstner, Sandra Grübler, Maria Köchler, Christoph Mödlhamer, Christoph Würflinger, Selina Schnickers, Christopher Kurt Spiegl, Stefan Klingersberger, Miggi Seifert, Christof Fellner, Wiebke Fischbach, Ivana Ristic, Felix Klein, Alma Goldblum, Alexandra Katzian, Carlos P. Reinelt, Caro Grabmayr, Tobias Neugebauer, Rebecca Rieger, Mirko Budimirovic. Druckerei: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H. / www.berger.at / Auflage: 7.000. Für Verbesserungsvorschläge und kritische Hinweise sind wir sehr dankbar. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des jeweiligen Autors/der Autorin und nicht immer die Sichtweise der Redaktion wider.
EDITORIAL
Carolina Forstner
Sandra Grübler
Maria Köchler
Christoph Mödlhamer
Christoph Würflinger
Liebe LeserIn Die uni:press hat sich in dieser Ausgabe ganz dem Thema Wahl verschrieben. Um die Bandbreite unserer Artikel zu erweitern (und um euch nicht nur mit dem ÖH-Wettkampf zu nerven), haben wir unsere begrenzte Kreativität gebündelt und uns nicht nur auf das Offensichtliche gestürzt, sondern beschlossen, auch unter anderem an die sanften Riesen der Meere, die Wale zu denken. 7000 Liter Öl – so viel erbringt ein prächtiger Pottwalbulle. Das wertvolle Öl beleuchtete die Straßen und schmierte die Maschinen der Industriellen Revolution. Eine erbarmungslose Jagd die in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Nordamerika ihren Höhepunkt fand und die nicht unwesentlich am Aufstieg der Vereinigten Staaten zur Industrienation beitrug. Über 700 Walfänger
wüteten laut Herman Melville, dem Autor des Bestsellerromans „Moby Dick“, durch die Meere und erwirtschafteten mit den kostbaren Gütern Walrat und Ambra, ein Vermögen. Damit wäre wohl auch die Referenz für unser Titelbild geklärt. Ob wir Melvilles Epos als Hommage an die bevorstehende ÖH-Wahl sehen, oder ob wir uns nur einen Scherz erlauben wollten, wer weiß? Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen! Deine Redaktion Fragen, Wünsche, Anregungen, Kritik wie immer an presse@oeh-salzburg.at
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"Ich hätt's gegessen wie Zuckerl!"
Walplaylist Gesang über Wale Die Wahl zwischen Pest und Cholera Ein Denkanstoß
Qual der Wahl
Gegen Wahlen! Eine kritische Rezension Damenwahl Ein Plädoyer für das Durchbrechen der Etikette walfreiheit rettet die wale (und die welt)
Freiwillig Beim Roten Kreuz
ÖH-Wahl WTF
Vorstellung der wahlwerbenden Gruppen
UNI & LEBEN
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Neues aus dem Vorsitzbüro fellner’sche schweißheiten #projectsummerbody – Frühlingsfit und strandtauglich im Nu Die Uni ist nichts. Die Uni ist alles. Leg dich nicht mit der Uni an ...oder doch? Das Ende eines dreijährigen Kampfes LeserInnenreaktionen Nicht nur wir geben gerne mal unseren Senf dazu Revolution ist, wenn die Uni brennt? Ist die uni:press Redaktion doch nur ein konterrevolutionärer Haufen? Das Gender-Watch-Protokoll Schlimmer als Hitler?
Ver/sus Studienplatzfinanzierung
INHALT
POLITIK & GESELLSCHAFT
46 48 50 52 54
Liebe ist alles Ein Pl채doyer f체r die Homo-Ehe Aus dem Auge, aus dem Sinn Wohin mit dem Denkmal am Residenzplatz? Bin ich ein schlechter Mensch? Eine Selbstreflexion Sprachschaden Gendern: Oh nein! Sprachbilder Gendern: Oh ja!
KULTUR & MENSCHEN
56 62 64 66
Hoffnungslose Hoffnung Eine Kurzgeschichte Der ultimative uni:press Beisltest Wir haben f체r euch getrunken. Nat체rlich nicht zum Selbstzweck! PostcARTs from Salzburg
Zeitmaschine Some Things never change...
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Eine Anekdote, die mir im Teeniealter erzählt worden ist, hat sich in mein Gehirn gebrannt als wäre sie meiner eigenen Erinnerung entsprungen und hat sich nun beim Gedankenmachen rund um den Schwerpunkt dieser Ausgabe wieder in mein Gedächtnis geschlichen. Von Carolina Forstner
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enn es sowas schon zu meiner Zeit gegeben hätte, ich hätts gegessen wie Zuckerl“. Diese Aussage stammt nicht von mir und wie bereits oben erwähnt, war ich auch nicht live dabei – wie denn auch, liegt dieser Nachmittag, als meine Mutter mit meiner Urgroßmutter und deren Freundin bei Kaffee und Kuchen zusammensaß, einige Jahre vor meiner Geburt (laut mütterlicher Auskunft vor circa 26 Jahren). Ich kann mir die Szene aber aus Erzählungen im geistigen Auge vorstellen, als wäre ich neben meiner Urgroßmutter Berta gesessen
und hätte diesem Clash verschiedener Generationen von Frauen selbst beigewohnt. Auf die Frage, ob meine Mutter mit der Antibabypille verhüte, war deren Antwort: „Nein, das ist nichts für mich.“ Woraufhin die betagte Freundin meiner Urgroßmutter den oben bereits zitierten Satz sichtlich empört laut ausrief: „Also wenn es sowas schon zu meiner Zeit gegeben hätte, ich hätts gegessen wie Zuckerl!“ ‚Damals‘ bezieht sich auf die Zeit des Zweiten Weltkrieges und die Nachkriegsjahre, als es die hormonelle Verhütung, wie wir sie heute in ihrer weiterentwickelten Form kennen, noch nicht gab.
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"ICH HÄTT'S GEGESSEN WIE ZUCKERL" Eine „vergessene Revolution“ Eine „vergessene Revolution“ nennt das Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch in Wien die Erfindung und schließlich für den breiten Markt geöffnete Durchsetzung einer, für damalige Zeiten, revolutionären Verhütungsmethode. Eine illustre Dinnerparty Anfang 1951 als Stein des Anstoßes für die Entwicklung der Antibabypille. Gastgeberin ist die siebzigjährige Margaret Sanger, eine Frau, die sich mit ihren Erfahrungen als Krankenschwester zur weltweiten Protagonistin in der Geburtenkontrolle gemausert hat. Gemeinsam mit Gynäkologen der Harvard Medical School und einer vermögenden betagten Witwe versuchte sie, die Lösung für das Problem der Empfängnisverhütung zu finden. Die Pille wird 1960 in den USA und 1961 auf dem deutschsprachigen Markt zugelassen. Wenig hat die Sexualität so verändert wie die Erfindung der Antibabypille. Doch wie steht es um Frauen anno 2017? Keine Zuckerl! Dass es sich bei der Antibabypille mitnichten um Zuckerl handelt, lässt sich schnell aus der Liste der Nebenwirkungen erschließen, die mit der Einnahme des Hormonpräparats auftreten können. Zwar mag man nun als findiger Kenner von Medikamentenwerbungen über die „Risiken und Nebenwirkungen“, die jedes Medikament mit sich bringt, Bescheid wissen. „Den/die Arzt/Ärztin oder ApothekerIn bei Nebenwirkungen zu fragen“, stellt sich meiner Erfahrung nach oft als verschwendete Mühe heraus, da selbst die verständnisvollsten FrauenärztInnen zu den unerwünschten Begleiterscheinungen der Pille oft schweigen und mögliche auftretende Nebenwirkungen oft durch Eigeninitiative der Patientin erfragt werden müssen. In Beratungsgesprächen werden Sorgen ob der physischen und psychischen Veränderungen, die mit der Einnahme der Antibabypille hervorgerufen werden können, oftmals unter den Teppich gekehrt. Laut dem österreichischen Verhütungsreport1 aus dem Jahr 2015 verhüten 54 Prozent der 21-29-jährigen mithilfe der Antibabypille. Damit ist die Pille weiterhin unangefochtener Platz Eins der Verhütungsmittel für Frauen. Allzu oft wird die Antibabypille eingenommen, um die vom Hormonchaos gebeutelte Teenagerhaut von unliebsamen Pickeln zu befreien und einen regelmäßigen, planbaren Zyklus zu konstruieren. Denn wer möchte sich schon im Badeurlaub mit der Menstruationsblutung rumschlagen? Heutige Dosierungen sind nicht mit den „Hormonhammern“ der ersten, auf dem offenen Markt zugelassenen
Präparate zu vergleichen. Die erste Pille des deutschen Pharmakonzerns Schering wies noch 50 /ug* Östrogen auf, heutige Antibabypillen enthalten nur noch 20-30/ ug Östrogen. Risikofrei sind hormonelle Kontrazeptiva nie. Moderne Pillen der 3. und 4. Generation werden kritisiert, weil hier, im Gegensatz zu den Vorgängerpillen, der Anteil der Gelbkörperhormone erhöht ist. Das macht die Pille zwar an sich besser verträglich, verdoppelt aber laut Studien das Thromboserisiko2. Fälle wie der von Felicitas Rohrer, die eine Lungenembolie erlitt und gegen den Antibabypillenhersteller Bayer vor Gericht zog, sind in aller Munde. Dass omnipräsente Einzelschicksale, ob der Pharma-Multi Bayer nun die Schuld trägt oder nicht, die Angst vor Nebenwirkungen schüren und zum Überdenken der eigenen Verhütungsmethode führen, ist keiner Frau zu verdenken. Der Leiter des Ambulatoriums für Schwangerschaftsabbruch und Familienplanung DDr. Christian Fiala, Gynäkologe, Gynmed-Gründer und Initiator des weltweit einzigen Museums für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch in Wien findet in einem Interview deutliche Worte: „Die Medienberichte sind emotionalisierend, tragische Einzelfälle werden aus dem Zusammenhang gerissen und isoliert dargestellt, der Kontext der Verhütung und insbesondere die Notwendigkeit, dass sich Frauen bei jedem Verkehr wirksam schützen sollten, wenn sie nicht schwanger werden wollen, werden nicht diskutiert."3 Die „Hormonangst“ lässt sich statistisch festhalten: 28 Prozent der Befragten verhüten gar nicht. Über 12 Prozent der befragten Frauen vermeiden aus Angst vor Nebenwirkungen hormonelle Verhütungsmittel; wie die untenstehende Grafik aus dem Verhütungsreport 2015 aufzeigt.
1 Vgl. http://verhuetungsreport.at/sites/verhuetungsreport.at/files/2015/gynmed. pdf 2 Vgl. https://www.profil. at/wissenschaft/schluckbeschwerden-medien-panik-einnahme-pille-6362448 3 https://www.vice.com/ alps/article/pillenangst-hormonelle-verhuetung-829 * ug entspricht einem Millionstel Gramm, das heißt wenn ein Medikament mit 50g/ml Wirkstoff eingenommen wird, dann sind 50 Millionstel Gramm des Wirkstoffes, in unserem Fall Östrogen, im Präparat enthalten.
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Wahlfreiheit Die hormonellen Verhütungsmethoden haben das Leben von Frauen auf der ganzen Welt zum Positiven verändert. Positiv, weil nun Frauen, die vor der Durchsetzung der Antibabypille jeglicher Wahlfreiheit über ihre körperlichen Bedürfnisse entsagen mussten, freier nach ihren eigenen Bedürfnissen entscheiden können. Die Pille ist verträglicher geworden und ja: Nicht jede Frau ist mit den Nebenwirkungen, die durch die Einnahme der Pille oder jeglicher anderer hormoneller Verhütungsmittel auftreten können, konfrontiert. Skurrilerweise sind jene Bevölkerungsschichten, die in den 1960er-Jahren die Antibabypille als erste propagierten und einnahmen, heute besonders verunsichert: Junge gebildete Frauen. Französische Studien belegen bereits gesunkene Zahlen unter jungen Akademikerinnen, auch in Österreich sind ähnliche Tendenzen feststellbar. Die Angst und Unsicherheit ist spürbar, fast jedes Gespräch in meinem Freundinnenkreis dreht sich irgendwann um die unsägliche Frage: „Und wie verhütest du?“ 56 Jahre nach der Markteinführung der Pille ist die Wahlfreiheit der Verhütungsmethoden für Frauen zwar erheblich ge-
stiegen, zig Präparate unterschiedlichster hormoneller und nicht hormoneller Zusammensetzung werden feilgeboten. Ein Patentrezept, das für jede Frau passt und sich richtig anfühlt, muss aber wohl noch erfunden werden. Einzelfälle wie der von Felicitas Rohrer verunsichern uns genauso wie schlechte Erfahrungen von Personen aus unserem näheren Umfeld dies tun. Dennoch handelt es sich bei Vorfällen wie dem von Felicitas Rohrer um Einzelfälle, die nicht automatisch auf jeden Frauenkörper übertragen werden können. Diese Conclusio mag nun wieder wie eine geschaltete Werbung der Pharmaindustrie wirken, aber überspitzt ausgedrückt: Die Schwarz- und Weißmalerei, das Verurteilen der bösen Pharma- Riesen und die Abkehr von jedwedem Verhütungsmittel, hin zu, am besten, natürlicher Empfängnisregelung (Papst Franziskus wird’s freuen) wird uns wohl kaum die gewünschte Wahlfreiheit unserer Verhütungsmethode weiter sichern. Natürlich bringen uns Geschichten wie die von jungen Frauen, die schwer erkranken, zum Nachdenken, da sie einem vor Augen halten, was man seinem Körper eventuell Tag für Tag zuführt und welche Konsequenzen damit verbunden sein könnten.
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Im Bezug auf so wichtige Entscheidungen, die unseren Körper betreffen, sollten wir in erster Linie auf unsere eigene Wahrnehmung, unser Körpergefühl, hören. Für viele Frauen mag die Pille, oder ein anderes hormonelles Verhütungsmittel, die richtige Wahl sein. Für viele andere ist sie es nicht, doch auch hier gibt es Abhilfe durch alternative Methoden wie etwa die Kupfer-Spirale. Aufklärung und Information ist essentiell und funktioniert nur, wenn beide Seiten – FrauenärztInnen und Patientinnen – die Thematik ernst nehmen. Diffuse Ängste sind kontraproduktiv und schüren Zweifel. Verhütung darf mitnichten auf die leichte Schulter genommen werden, denn natürlich ist die Pille kein Zuckerl, so viel sollte ÄrztInnen und Patientinnen bewusst sein. Sie ist und bleibt ein hochwirksames Medikament und ist nicht für jeden Körper geeignet. Daher ist die Pille verschreibungspflichtig. Dennoch: Die Pille war wegweisend für das wohl wichtigste Gut der modernen Frau: Selbstbestimmung. Die amerikanische Pionierin und Aktivistin für Geburtenkontrolle Margaret Sanger bringt es in einem kurzen Zitat auf den Punkt:
„NO WOMAN CAN CALL HERSELF FREE WHO DOES NOT CONTROL HER OWN BODY.“ Ich bin froh, in einer Zeit zu leben, in der es mir als Frau freisteht, über eine selbstgewählte Empfängnisverhütungsmethode zu entscheiden und dass ich nicht wie Frauen, die nur ein paar Generationen vor mir lebten, die Antibabypille wie Bonbons lutschen will. Wie funktioniert die Pille? Die Antibabypille verhindert eine Schwangerschaft, indem sie dem Körper der Frau eine Schwangerschaft hormonell vorgaukelt. Die meisten auf dem Markt erhältlichen Pillen enthalten, in unterschiedlicher Zusammensetzung und Dosierung, die beiden weiblichen Geschlechtshormone Gestagen und Östrogen. Die Antibabypille wirkt einer Schwangerschaft auf dreierlei Art entgegen: Ihre Wirkstoffe verhindern das Heranreifen von Eizellen im Samenstock, ergo
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finden wie bei einer normalen Schwangerschaft keine Eisprünge mehr statt. Außerdem bewirkt das Hormon Gestagen, dass sich der im Gebärmutterhals sitzende Schleimpfropf nicht unter Östrogeneinfluss verflüssigt. Der verdickte Schleim verhindert das Eindringen von Spermien in die Gebärmutter. Der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut wird durch die enthaltenden Hormone der Antibabypille gehemmt, einer, im höchst unwahrscheinlichen Fall, befruchteten Eizelle wird es somit fast unmöglich gemacht, sich einzunisten. Mögliche Vorteile der Pille4: • Die Pille bietet bei regelmäßiger Einnahme fast 100 prozentigen Schutz • Sie ist ab dem ersten Tag der Einnahme wirksam • Linderung von Regelbeschwerden sowie schwächere Monatsblutung • Positive Auswirkungen auf das Hautbild • Gute Zykluskontrolle Die Antibabypille zählt zu den Arzneimitteln und kann wie jedes Medikament unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen. Mögliche Nachteile: • Die Pille schützt nicht vor sexuell übertragbaren Infektionen • Muss regelmäßig und zur selben Uhrzeit eingenommen werden • Nebenwirkungen wie u.a. Übelkeit, Erbrechen, Gewichtszunahme können auftreten • Auch die weibliche Psyche kann durch die Hormondosis beeinflusst werden, vor allem starke Stimmungsschwankungen und sexuelle Unlust können eine negative Auswirkung der Antibabypille sein • Das in der Pille enthaltene Östrogen kann Blutgerinnung und Blutdruck verändern, dadurch steigt das Risiko auf Thrombosen und Embolie. Frauen, die einer Risikogruppe angehören, zum Beispiel durch erbliche Vorbelastung wie etwa Gerinnungsstörungserkrankungen in der Familie, sollten die Pille nicht nehmen • Die Kombination von Pille und Rauchen führt zu Blutgefäßverengung, Raucherinnen wird deshalb von der Einnahme der Antibabypille abgeraten
4 https://www.gesundheit. gv.at/leben/sexualitaet/verhuetung/verhuetungsmittel/ hormonelle-verhuetung/pille
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Die besten, tollsten, groĂ&#x;artigsten Lieder Ăźber Wale, zusammestellt von der Redaktion.
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GESANG ÜBER WALE
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DIE WAHL ZWISCHEN PEST UND CHOLERA Ein Denkanstoß für WählerInnen und zu Wählende von Sandra Grübler
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iener Schnitzel oder veganes Curry zu Mittag? Mallorca oder Amsterdam im Sommer? Zusammengehen oder bleiben lassen? Noch Zähne putzen oder einfach schlafen gehen? Die meisten Entscheidungen, vor die uns unser Alltag stellt, sind relativ schnell getroffen. Gerade jene, die wir alleine treffen können und deren Konsequenzen auch (vor allem) uns allein betreffen. Sobald aber andere mitmischen, wird die Sache komplizierter, oft lästig; die Qual der Wahl wird zur Wahl der Qual: Pest oder Cholera, was darf’s denn sein? Egal, ob’s darum geht, den Bürgermeister des werten Heimatnests oder den Bundespräsidenten zum ersten, zweiten dritten Mal zu wählen, scheint – darf man dem kollektiven Gemurmel Glauben schenken – die einzig vernünftige Devise, nach der man das Kreuzerl setzen kann, die folgende zu sein:
„SIND EH ALLE FAST GLEICH DEPPERT. NIMM DAS KLEINERE ÜBEL.“ Das machen dann einige: das ihrer Meinung nach kleinere Übel wählen. Die anderen hören nur raus, dass irgendwie alle zur Wahl Stehenden deppert zu sein scheinen und verzichten daher gleich ganz auf ihr Wahlrecht.
Pathologisch Die Pathologie beschäftigt sich mit der Beschreibung und Diagnose von krankhaften Vorgängen und scheint nicht nur ein wichtiges Teilgebiet der Medizin, sondern auch der Politik zu sein. Sobald nämlich Wahlen anstehen, wird von den Wählenden ausführlich diskutiert, wie krank die zur Wahl Stehenden seien, bis man sich am Ende demokratisch darauf geeinigt hat, dass die, deren Stimmen da am Wahlzettel stehen, überhaupt und sowieso personifizierte Krankheiten sind. Das mag zum einen an wirklich unqualifizierten Stammtischpalawereien und Fake News liegen, zum anderen aber sicherlich auch daran, dass so manches, was an die Öffentlichkeit dringt, einfach nur peinlich ist. Wenn wirklich gute Arbeit geleistet wird und es nichts zu mosern gibt, wird natürlich nicht lang und breit darüber berichtet. Aber da die negativity bias nun mal funktioniert wie sie funktioniert, und die Menschen auf Skandalöses stehen, wird eben eher lauthals darüber berichtet, wenn jemand mal wieder einen Bock geschossen hat. Und da die Gegenseiten scheinbar immer mehr interessiert daran sind, den Sch…eibenkleister, den die anderen fabrizieren zu betonen als die eigenen Leistungen hervorzuheben, bekommt man als Nicht-Involvierter – als Außenstehender, politisch mehr oder weniger Interessierter – eigentlich nur mit, wie die da angestrengt versuchen, sich gegenseitig die Arschkarte zuzuschieben. Und wenn vor lauter Böcken das Positive, das geleistet wird, dann wirklich komplett untergeht in der Bericht-
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erstattung oder dem, was da nach außen kommuniziert wird, resignieren die einen (Stichwort: geringe Wahlbeteiligung) und die anderen sind schlichtweg angefressen (Stichwort: Politikverdrossenheit). Und das zurecht.
Kindergarten und Kasperltheater Dieses Kindergarten-Kasperltheater zieht sich durch die ganze politische Hierarchie, und ist – ja, soviel Kritik muss die ÖH nun wirklich einstecken können – auch auf unipolitischer Ebene zu beobachten. In Salzburg seit mehreren Jahren. Unglaublich schade daran ist (da ich in Salzburg studiere, kann, will und werde ich auch nur von meinen Beobachtungen bezüglich der ÖH Salzburg sprechen), dass wir Salzburger StudentInnen eigentlich das riesengroße Glück haben, viele unglaublich kompetente und engagierte Leute in der ÖH zu haben, die sich ehrenamtlich und teilweise wirklich unermüdlich dafür einsetzen, dass sich die Studienbedingungen in Salzburg weiterhin verbessern, Salzburg zu einer noch attraktiveren Studentenstadt wird und einem als Studierenden so manche Sorge abgenommen wird. Der Umstand, dass private Zwists unter den ÖH-Mitgliedern öffentlich ausgetragen werden, die Fraktionen einander beinahe böswillig zu sabotieren scheinen und das studierende Volk immer öfter den Eindruck gewinnt, einigen VertreterInnen gehe es wirklich nur noch dar-
um, sich selbst zu profilieren und den eigenen Selbstdarstellungsdrang zu befriedigen, wirft einfach kein gutes Licht auf die ÖH, vor deren Arbeit man eigentlich den Hut ziehen müsste.
Miteinander statt gegeneinander. Oder so. Um zum Kindergarten zurückzukommen: bereits da wird einem von der Kindergartentante (in Zukunft hoffentlich auch häufiger von männlichen Erziehern) beigebracht, dass man miteinander mehr erreichen kann und ein Kompromiss manches Mal doch zu besseren Ergebnissen führt, als mit dem Kopf durch die Wand zu rennen. Liebe ÖH-Mitglieder: teilt eure Pausenbrote endlich miteinander (na, ist das nicht herrliches Kopfkino?) und überlegt euch nochmal, ob es nicht vielleicht doch klüger ist, das Kriegsbeil zu begraben und sich wieder auf das zu konzentrieren, was ihr eigentlich verteufelt gut könnt: geniale Arbeit für die StudentInnen in Salzburg zu leisten. Liebe WählerInnen: Wenn ihr euch unsicher seid, wo ihr bei der kommenden Wahl euer Kreuzerl setzen sollt, informiert euch, quatscht mit den ÖH-Menschen, zeigt Interesse. Ihr gestaltet Salzburg mit, das sollte euch nicht egal sein.
Profilbilder und Namen zu schwärzen, war eine Entscheidung der Autorin.
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QUAL DER WAHL
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Viele sprechen von der Qual der Wahl, von wahlweise einer weisen Wahl oder aber von der anstößigen Wahllosigkeit dieser oder jener Personen. Doch im Grunde bleibt für mich hinter diesen Floskeln die unangenehme Frage, was denn nun so etwas wie eine Wahl eigentlich ist, wie ich sie treffen, von was oder wie ich sie abhalten kann oder wie ich sie und sie mich eigentlich sabotieren kann. Und hierbei spreche ich nicht von den Papierzetteln, die in unschuldigen Pastelltönen viel zu zahlarm in den Urnen der verschiedenen Wahlbezirke landen, sondern von jenen Situationen, in welchen wir Tag für Tag eine Wahl treffen. Welche … Hose/ Marmelade/ Beruf/ Umgangston/ PartnerIn/ Zeitschrift/ Joggingschuhe/ Moral/ ... Die Liste scheint endlos. Fangen wir an. Jedes einzelne Produkt unserer materiellen Umwelt wurde Opfer unserer Entscheidung, die Wahl fiel, der Euro auch. Warum habe ich dieses Produkt konsumiert, warum nicht jenes? Ich will euch in die Situation eintauchen lassen, welche mich zu diesem Artikel bewog und welche ich gerade erlebe, um ein Reallife-Abbild meines moralischen Dilemmas zeichnen zu können. Von Selina Schnickers
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ch sitze im Zug, es ist spät, der Zug rattert durch die Finsternis und mit ihm meine Gedanken. Denn auf meinem Schoß gluckert im Rhythmus der Schienen, unschuldig, doch es kommt mir höhnisch und selbstgefällig vor, eine Flasche Wasser. In meiner klassischen Hast vor der Abfahrt griff ich willkürlich in Supermarkts Regal und intuitiv nach dem Wasser, welches dem Schoße eines Schweizer Großkonzerns entspringt, den ich tunlichst zu meiden pflege. Was ist geschehen? Ich entsinne mich, hektisch auf die Preisschilder geschaut zu haben, billig, billig und anschließend panisch auf den Etiketten nach einem Anzeichen ökologischer Nachhaltigkeit zu suchen. Pro Flasche ein Baum. Unser Wasser - 100% Regen. Jeder Schluck gegen Rechts. Irgendwie sowas. Überzeugt scheint mich letztendlich ein grünes Etikett zu haben, ohne alles, außer dem Versprechen, namentlich für Verbrechen zu stehen. Eine schöne Wahl! Ich schlussfolgere also, dass ich mich trotz aller Vernunft und Moral oftmals im besten Glauben ordentlich verwähle, und die politischen Wahlergebnisse in Teilen Ostdeutschlands und europäischen Ländern geben mir recht, dass es scharenweise anderen Menschen ebenso geht. Aber zurück zu dem Getränk als Sinnbild einer Misswahl, einer Entscheidung ohne Weitblick und ernsthafter Erwägung. Größtenteils bin ich gerade nur verärgert. Verärgert darüber, unbewusst konsumiert zu
haben. Verärgert darüber, wie leicht ich einem grünen Etikett auf den Leim ging und neuerdings verärgert über die Tatsache, dass so etwas wie eine freie Wahl im Grunde nicht exististiert. Zumindestens behaupten das die Forschenden der Artikel, die ich zu diesem Thema gerade wälze. Sie führen an, dass jede von uns als bewusst wahrgenommene Entscheidung im Grunde eine Wahrnehmung mit Zeitverzögerung ist, denn unser Unterbewusstsein hat die Wahl schon getroffen, bevor uns die Möglichkeiten überhaupt klar werden. Im Falle der Flasche zum Beispiel traf ich nicht bewusst die Entscheidung, mein Unterbewusstsein kategorisierte und assoziierte aufgrund der Hetze und Gewohnheit Grün mit Gut und fertig. Im Allgemeinen greift das Unterbewusstsein hierbei auf Emotionen, Gefühle und Erfahrungswerte zurück, um genau diese Hektik und Quantität eines menschlichen Alltags überhaupt meistern zu können. Diese Automatismen sind zwar eingeschliffen, lassen sich jedoch ändern, so die Forschenden. Das Geheimnis liege im Hinterfragen gewisser Gewohnheiten. Und das ist anstregend. Aber nicht unmöglich, so die Wissenschaft. Wasserflasche hin oder her, könnte nun gesagt werden, allerdings kann das Reflektieren der unbewussten Automatismen viel Gutes bringen - vor allem bei menschlicher Interaktion und Emotionen.
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GEGEN WAHLEN!
Nicht minder reißerisch klingt der Titel von David Van Reybrouks neuestem Sachbuch. Was im ersten Moment plump und provozierend klingen mag, entwickelt sich im Laufe der haarscharfen Analyse zu einem interessanten Denkanstoß, der uns immer wieder fragen lässt: Wieso sind wir der Überzeugung, dass wir durch Wahlen zu einer gelungenen Demokratie kommen? Eine Rezension von Carlos P. Reinelt
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s ist seltsam mit der Demokratie: Jeder scheint sich danach zu sehnen, aber keiner glaubt mehr daran.“ – so der Einstieg. Tatsächlich zeigen Statistiken (die Reybrouk sorgfältig anführt), dass über 90% der zivilisierten Gesellschaft die Demokratie befürworten – so viele wie noch nie zuvor. Doch während die Beliebtheit der Demokratie stetig steigt, sinkt die Wahlbeteiligung kontinuierlich in fast allen Ländern. Was ist da schief gelaufen? Als Ursache für diesen Zustand stellt Van Reybrouk das „Demokratie-Ermüdungs-Syndrom“ in den Raum. Die Menschen scheinen Wahlen satt zu haben, ihre
Auswirkungen auf die reale Lebenssituation werden immer mehr angezweifelt. Als Beispiel können wir ja mal die ÖH-Wahlen in Salzburg heranziehen, wo 2015 lediglich 23.1% der Student*innen den Weg zur Urne antraten. Und wenn man das Kasperltheater an der Uni Salzburg mitbekommen hat – Leute, die Fraktionen wie Turnschuhe wechseln und dann die parteipolitischen Kampfparolen täglich in Social Medias rausschreien, Hetzkampagnen gegen einzelne Personen führen und der stetige Drang (z.T. bewusst falsche) Informationen in die Presse zu bringen – stellt sich die Frage: Wird es sich bei der nächsten Wahl überhaupt noch jede*r Fünfte antun?
OX OO
Nun bevor wieder der Vorwurf kommt, ich wäre angefixter Schreiberling einer Fraktion (wobei man sich nie entscheiden kann, für welche. Ich arbeite ja anscheinend abwechselnd für VSStÖ, GRAS und RFS. Dass man mich noch nie mit den Kommunisten in Verbindung gebracht hat?1 Oder noch schlimmer, der AG?) zurück zur Lektüre: Für die Abhandlung des „Demokratie-Ermüdungs-Syndroms“ wird das Buch in 4 Teile geteilt: Symptome, Diagnose, Pathogenese und Therapie. Nach Reybrouk braucht eine politische Führung eine passende Balance aus Legitimität und Effizienz. Eine Diktatur z.B. ist durch die Alleinherrschaft sehr effizient, aber nicht legitim. Wenn wir für jede politische Frage alle Bürger*innen miteinbeziehen würden (wie es z.B. die Occupy-Wall-Street Bewegung versuchte), genössen die Entscheidungen zwar höchste Legitimität, das System wäre aber untragbar ineffizient. Und heute scheinen wir in der kruden Situation zu sein, dass die politischen Vertreter nicht legitimiert scheinen (Who the fuck really wants a Rot-Schwarze Regierung???) und zudem nicht effizient sind (als Beleg *hust* ziehen wir doch einfach noch mal unsere Regierung heran). Bewegungen wie #NotmyPresident, betreffen sie nun den neoliberalen VDB oder den nicht ganz so neoliberalen Trump, genießen große Beliebtheit. Irgendetwas stimmt nicht. Und als Ursache heißt es dann mal „es liegt an den Politikern“ (diese Unmenschen!), an der „Demokratie“ (Wir brauchen lieber Experten, Manager, Expertenmanager überall!) oder an der „repräsentativen Demokratie“ (Direktwahlen sofort! Wie in der Schweiz! Dann verbiet ma endlich Bilderbuch, diese Scheißband!). Dass solche Reaktionen aufkommen, wenn politische Parteien zu bloßen Wahlkampfvereinen verkommen, mag verständlich sein, aber wirkliche Lösungsansätze bieten sie nicht. Van Reybrouk wählt als Alternative einen gewagten Ansatz, den man nicht unkritisch hinnehmen sollte: das Losverfahren. Sieht man sich die Geschichte der Demokratie an, kommt man nicht umhin festzustellen, dass das Losverfahren lange Tradition hat. So war das Los fixer Bestandteil der Attischen Demokratie, und erlebte in der Renaissance eine
Renaissance (habe den Redaktionsschluss schon überschritten, bessere Wortwitze brauchen mehr Zeit2). Wirklich spannend wird es im Hinblick auf das Entstehen der ersten Demokratien im ausgehenden 18. Jahrhundert. Was heute dubios wirkt, war damals eine heiß diskutierte Frage: Will man die Demokratie auf Wahlen oder Losverfahren aufbauen? Einige Stimmen sympathisierten mit den Gedanken Aristoteles‘, Rousseaus oder Montesquieus, nach denen das Losverfahren demokratisch, das Wahlverfahren aber aristokratisch sei. Und tatsächlich zeigt uns die Geschichte, dass nach den Revolutionen in den USA und Frankreich nur eine begrenzte Anzahl der Menschen wählen durfte – und eine noch viel kleinere Anzahl die Möglichkeit hatte, gewählt zu werden. Wenn man den Bogen wieder in die Gegenwart spannt, werden einem viele Politiker-Dynastien á la Bush und Clinton einfallen, deren große Rollen in der Politik mehr als fragwürdig sind. Auch gewählte Vertreter wie Erdoğan oder Putin, die sich durch eine autoritäre Staatsführung und menschenverachtende Politik par excellence auszeichnen, sind durch Wahlen legitimiert. Wahlen als Bollwerk gegen Faschismus funktionieren nicht. Das Buch bietet in dieser Hinsicht Denkanstöße in viele Richtungen und endet mit einem Appell für das Losverfahren. Wer sich eine zähe PoWi-Wichserei erwartet, wird enttäuscht. Es liest sich trotz ausführlicher Analyse und präziser Recherche sehr kurzweilig, schreiben kann er, der Van Reybrouk. Es wirkt manchmal sogar so einfach, dass man sich stirnrunzelnd fragen muss, ob hier nicht zu komplexe Probleme mit einer zu einfachen monokausalen Lösung behandelt werden. Popper lässt grüßen. Denn bei all den gut durchdachten Argumenten für das Losverfahren muss festgehalten werden, dass das Wahlverfahren schon viel härter auf die Probe gestellt wurde. Das Losverfahren mag zwar älter sein, ist aber dennoch nie in einem solchen Ausmaß angewendet worden wie die Wahlen: Tausende Wahlen, abertausende, in denen wir all die Nachteile des Systems erkennen und kritisieren durften. Welche Mängel das Losverfahren hat, würde sich vermutlich auch erst durch solche Härteproben zeigen. Einen Versuch wäre es alle mal wert.
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1 Anm. d. Red.: Carlos Reinelt ist kein Kommunist. Er ist vielleicht ein Lügner, ein Schwein, ein Idiot, ein Kommunist, aber er ist ganz sicherlich kein Pornostar. 2 Anm. d. Red.: Für die uni:press reicht das schon.
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Damenwahl – Darf ich bitten? Beim Tanz fordert grundsätzlich der Herr die Dame auf. Etikette ist das Stichwort. Doch das Leben wäre doch langweilig, würde die Etikette nicht hin und wieder durchbrochen. Und zwar von Frauen. Von Maria Köchler
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uf Bälle zu gehen gehört heutzutage nicht mehr zum fixen Bestandteil der jungen Männer und Frauen und wenn schon, dann spielt das Tanzen meist eine untergeordnete Rolle – wenn überhaupt. Versetzen wir uns aber zurück in ein florierendes Ballzeitalter, wo Herren ihre präferierten Damen zum Tanz aufforderten, so ist der Begriff „Damenwahl“ eine äußerst aufregende Sache: Mit Damenwahl wird eine Umkehrung der gewöhnlichen Aufforderungs-Reihenfolge beim Paartanz bezeichnet, nicht der Herr spricht die Dame an, sondern die Dame den Herrn. Die Damen hatten also zumindest einmal am Ball die Gelegenheit, mit ihrem favorisierten Herrn zu tanzen – sofern nicht eine andere Dame schneller war. Der Begriff Damenwahl bezieht sich aber nicht nur auf das Tänzermilieu, sondern auch auf das Tierreich. In der Biologie spricht man da ebenfalls von Partnerwahl, aber auf einer Fortpflanzungsebene: Das Weibchen entscheidet, welchem Mann es sich hingibt, die Männchen müssen um seine Gunst werben und sich bemühen.
Hier stellt sich die Frage: Warum ist die Partnerwahl beim Homo Sapiens oft so schwierig? Es entsteht der Eindruck, dass es keine Prinzipien gibt, Frauen verfallen Männern, Männer haben ein leichtes Spiel, und so weiter. Auch wenn hier Klischees bedient werden, wäre doch ein Gedankenexperiment interessant: Was wäre, wenn wir nicht nur einmal am Ballabend, sondern ganz generell die Damenwahl einführen würden? Würden präbeziehungstechnische Enttäuschungen und Verletzungen vermindert, wenn Frauen rigoroser in ihrer Wahl wären und sich die Männer mehr anstrengen müssten? Vielleicht braucht es aber gar keine derartigen Grundsätze wie in der Tierbiologie: Denn auch bei der Herrenwahl hat die Dame das letzte Wort. Viele legen auf die Frage „Darf ich bitten?“ als Antwort ihre Hand in die des fragenden Mannes und folgen ihm auf die Tanzfläche. Doch beim Tanz wie in der Partnerschaft funktioniert es schlicht und einfach nicht mit jedem. Deshalb ist hin und wieder ein „Darf ich bitten?“ – „Nein, danke“ ganz gesund.
WAHL
WAlfreiheit
Ein problematischer begriff ruf der freiheit. freiheit in gefahr. die rettung.
d
as sind keine patscherten verse, sondern die titel von drei aufwendig inszenierten familienfilmen. in selbigen taucht willy – unser lieblingswal – durch die gesamte westliche kulturgeschichte. reichlich rührselig wird dabei der freiheitsfetisch unserer spezies penetriert. dabei kann schon mal was schiefgehen. so richtig, weil: kitsch ist faschismus, seine samtkuschelige guillotine. näher: film ist fiktion und weckt gefühle, die irgendwo zwischen begehrlichkeit und abneigung oszillieren. familien, die inkubatoren der zukunft, waren angesichts der filme in den 90ern mit einem grausamen widerspruch konfrontiert: free willy mit den kleinen gucken, okay. das tränensalz simuliert die unendlichen weiten der weltmeere direkt ins wohnzimmer, quasi. das ist schön. katharsis und erlösung, hurra! der haken an der sache für die elternteile ist aber folgende tatsache: „wahrlich ich sage euch: es sei denn, dass ihr umkehret und werdet wie die kinder, so werdet ihr nicht ins himmelreich kommen!“ (mt 18,3) und der wissbegierige nachwuchs spricht eben nach der filmlektüre in vier worten ein peinliches thema an: „ist willy wirklich frei?“ da ist es für die familienoberhäupter schon wesentlich einfacher und angenehmer, die nichtexistenz des osterhasens oder des weihnachtsmanns zu offenbaren.
Von Christopher Kurt Spiegl
schließlich ist ein arrested willy ein denkbar ungünstiges beispiel für eine ikone der freiheit. pädagogisch wertvoll? ned wirklich. conclusio: da muss was getan werden! rund 16 millionen euro an spendengeldern wurden gesammelt, um arrested willy – der in wirklichkeit übrigens keiko hieß – jenseits der filmwelt in die freiheit zu hieven. die aktion wurde aufwendig vorbereitet und keiko nahm quasi an einem “wie-überlebe-ich-in-der-freien-wildbahn-nach-25-jahren-gefangenschaft”-workshop teil, ehe er 2002 dem atlantik überlassen wurde. ein jahr später: wie es sich für die großen persönlichkeiten der jüngsten zeitgeschichte gehört, starb keiko mit 27 und stieg in den äther zu janis joplin, kurt cobain und amy winehouse auf. todesursache: drogenmissbrauch ausnahmsweise nicht, sondern unterernährung plus lungenentzündung. ich hätte mir ein leben in semi-freiheit für keiko gewünscht, immerhin können orkas bis zu fünfzig jahre alt werden. wäre vertretbarer, vong persönlicher verantwortung gegenüber keiko her. wir lernen: spenden für den tropfen auf den heißen stein der freiheit, das ist suboptimal. konsequent ausbeutung ablehnen und bekämpfen? ja, natürlich! in diesem sinne: rettet die wale! und die welt noch dazu.
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FREIWILLIG BEIM ROTEN KREUZ
Viele Menschen entscheiden sich für ehrenamtliche Tätigkeiten, obwohl sie von niemand anderem als von sich selbst vor diese Wahl gestellt werden. Beim Roten Kreuz Salzburg Stadt werden beispielsweise alle Nacht- und Feiertagsdienste von freiwilligen Rettungssanitätern besetzt. Was dabei auf die Sanitäter zukommt und was dafür motiviert. Von Maria Köchler
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ch bin mittendrin. Mitten im Leben, mitten in der Masterarbeit, mitten in Salzburg, und so weiter. Aber das meine ich nicht. Ich bin mittendrin in der Ausbildung zur Rettungssanitäterin. Wenn ich in meinem Bekanntenkreis davon erzähle, höre ich eine Frage immer wieder: „Warum?“ Es ist hier nicht anders als bei allen anderen Dingen im Leben. Im Grunde wäre die einfachste und zugleich ehrlichste Antwort: „Weil ich mich dafür entschieden habe.“ Es gibt viele Dinge, bei denen uns niemand vor die Wahl stellt, das Leben erzwingt keine Entscheidung, aber wir treffen sie trotzdem. Und in diesem Fall habe ich mich dafür entschieden, mich als Rettungssanitäterin ausbilden zu lassen, um ehrenamtlich beim Roten Kreuz tätig zu sein. Was mit einem ausgeprägten medizinischen Interesse begonnen hat, ist mittlerweile zu einem zeitintensiven Abenteuer geworden: Kursabende, Nachtdienste, Samstagseinheiten – insgesamt 100 Stunden Theorie und 160 Praxisstunden. Und zwischendurch immer wieder die Frage: Warum mache ich das eigentlich? Die Antwort darauf folgt immer unmittelbar. Es macht mir Spaß. Ich freue mich, wenn ich mehr über die Anatomie des Menschen lernen kann, wenn ich weiß, wie bei verschiedenen Verletzungen geholfen werden kann und auch, wie ich im Falle des Falles bei einer Geburt helfen
könnte. Anstrengend ist es trotzdem, das gebe ich zu. Ein seit zwei Jahren tätiger Rettungssanitäter begründet sein freiwilliges Engagement so: „Ich sehe es als sinnvolle Freizeitbeschäftigung für einen selbst und als wichtigen Beitrag zur Gesellschaft.“ Das Schlagwort Aus Liebe zum Menschen wird somit mehrdimensional, es geht nicht ausschließlich um die Person, die gerade Hilfe benötigt, es geht auch um die Sanitäter selbst, um gegenseitigen Austausch, um das Gesamtgefüge. „Man lernt neue Leute kennen und findet neue Freunde. Natürlich steht das Helfen immer noch an erster Stelle, aber ich gehe auch in den Dienst, weil ich die Leute dort sehr gerne hab“, erklärt Johannes, der mittlerweile seit Dezember 2012 beim Roten Kreuz in Salzburg tätig ist. Gleichzeitig ist der Dienst als RettungssanitäterIn aber auch eine Herausforderung: Sich neuen und unbekannten Situationen zu stellen und eine etwaige Angst davor zu verlieren, das ist nicht immer einfach. Aber es gelingt, wie zum Beispiel bei der ersten Hausgeburt, bei der Johannes dabei war: Was zuerst eine große Herausforderung war, ist jetzt im Nachhinein das schönste Erlebnis seiner bisherigen Zeit als Rettungssanitäter. Und auch wenn uns einE PatientIn „nur“ mit einem „Danke, dass Sie gekommen sind“ begrüßt, dann merke ich, dass meine Entscheidung mehr als richtig war. Mein Fazit: Die Jacke passt.
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F T LW
H A HW
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R vana Von I
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ie viele solcher Texte hat es schon gegeben? Rechnen kann ich nicht und googlen mag ich nicht, aber es müssen viele sein, nachdem es die ÖH schon seit über 70 Jahren gibt. Ich soll euch also überzeugen, zwischen 16. und 18. Mai in eine eurer Fakultäten (wo die Wahlurnen stehen) zu gehen und ein paar Kreuzerl zu machen. CHALLENGE ACCEPTED Warum erst aufstehen und in die Uni gehen, wenn schon Mitte Mai ist und niemand mehr zu Vorlesungen hingeht? Weil es dort jetzt so viele Infostände und Verteilaktionen mit bunten lustigen Goodies gibt wie sonst nie. Wenn ihr euer Bett allerdings nicht verlassen könnt/wollt oder zwischen 16.5. und 18.5. irgendwo im Süden Cocktails am Strand schlürft oder auch wenn ihr gerade ein Auslandssemester macht, gibt es keine Entschuldigung fürs Nichtwählen. Briefwahlkarten können nämlich bereits beantragt werden und das sogar noch bis 9. Mai! Und spätestens jetzt sollte euch die Neugierde gepackt haben, ob wir für diese Wahl den richtigen Kleber ausgesucht haben oder nicht. Damit das festgestellt werden kann, müsst ihr (so viele wie möglich!) eine Wahlkarte beantragen. Damit ihr dann im Bett oder in der Kabine einen Plan habt, was ihr ankreuzt, möchte ich euch auch hier behilflich sein: 1.
Bundesvertretung (BV) - hier habt ihr die Wahl zwischen verschiedenen Listen und Fraktionen. Je nachdem, wer wieviele Stimmen bekommt, so
2.
3.
istic
setzt sich dann das 55-köpfige Studierendenparlament zusammen. Dessen Vorsitzende verhandeln dann mit dem Ministerium und machen die große Hochschulpolitik in Wien. Hochschulvertretung (HV) - hier habt ihr ebenso die Wahl zwischen verschiedenen Listen und Fraktionen. Auch hier gibt es ein (kleineres) Studierendenparlament, das dann die verschiedenen Universitätsgremien beschickt, aber auch im Interesse der Studierenden der Universität entgegentritt. Studienvertretung (StV) - für jedes eingerichtete Studium gibt es eine zugehörige STV, in der es 3 oder 5 Mandatar_innen gibt ( je nach Studierendenanzahl). Hier könnt ihr dann (und das steht auf dem Wahlzettel) bis zu 3 oder 5 Kreuze neben einzelne Personen eures Vertrauens setzen.
Wann ihr ein Kreuz machen solltet: • ihr habt bereits eines unserer Services genutzt und wart mehr oder weniger davon begeistert (Projekte, Veranstaltungen, Informationen etc.) • ihr habt bereits eines unserer Services genutzt und wart gar nicht begeistert (man kann ja auch für Veränderung sorgen) • ihr möchtet euch bei den ganzen ehrenamtlichen Mitarbeiter_innen der ÖH bedanken • ihr möchtet ein Zeichen dafür setzen, dass es soetwas wie die ÖH nur einmal auf der ganzen Welt gibt • ihr wisst (spätestens seit der letzten BP-Wahl), dass wirklich JEDE Stimme zählt
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VORSTELLUNG DER WAHLWERBENDEN GRUPPEN* GRAS - Grüne & Alternative Student_innen Salzburg Die GRAS ist seit dem Jahr 2000 stimmenstärkste Fraktion des Studierendenparlaments und das zurecht. Unsere Grundsätze reichen von Nachhaltigkeit, Ökologie und Queer-Feminismus über Basisdemokratie bis zu Antifaschismus und -rassismus. Besonders zeichnet uns das Konsensprinzip aus, wodurch Minderheiten gehört und Diskussionen nicht durch erzwungene Abstimmungen abgebrochen werden. Für die Möglichkeit der offenen Diskussion und Mitbestimmung setzen wir uns nicht nur innerhalb der GRAS, sondern auf allen Ebenen der Universität ein. Die GRAS stellt auch jetzt die Vorsitzende der ÖH Salzburg - supi Wiebke - und will weiterhin eine emanzipatorische Bildungspolitik und soziale Absicherung aller Student_innen schaffen. Gemeinsam setzen wir uns dafür ein, das allgemeinpolitische Mandat der ÖH auszufüllen, denn diese ist nicht nur Serviceeinrichtung, sondern auch die Interessenvertretung der Studierenden.
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VSStÖ - Liste sozialer & progressiver Studierender Salzburg Der VSStÖ Salzburg setzt sich aktiv in der ÖH für die Studierenden der Stadt Salzburg ein. Mit der über die Jahre gesammelten Kompetenz an allen Uni-Standorten hat der VSStÖ die besten Einblicke um Salzburg für Studierende attraktiv und trotzdem leistbar zu halten. Kino1 – das Überraschungskino, Infotische an der Uni, Selbsverteidigungskurse, Stammtische, Parties und andere Veranstaltungen uvm. bieten wir seit Jahren an. Aber auch hochschulpolitisch trägt der VSStÖ Salzburg aktiv zu einem besseren Studium für dich bei. Vor kurzem konnten wir erreichen, dass Repetitorien an der Uni wieder gratis angeboten werden und sind dabei bis an den Verfassungsgerichtshof gegangen. Gemeinsam mit Errungenschaften die wir in der ÖH weiter fortführen möchten, wie dem Plagiatscan, Zuschüssen bei Fahrtkosten, Stipendien, Kooperationen mit Kulturveranstaltungsorten, dem Buddy-Network und vielem mehr ist der VSStÖ die beste Wahl um rundum zufrieden studieren zu können. JUNOS - Junge Liberale Studierende Salzburg Wir sind junge, weltoffene Menschen mit einer Leidenschaft für (Hochschul)Politik! Wir sehen Respekt, Toleranz, Freiheit und Verantwortung als Grundpfeiler eines gesellschaftlichen Zusammenlebens und Vielfalt als eine Bereicherung. Der Wille zur positiven Veränderung ist unsere Leidenschaft und begründet unser Engagement. Wir beschäftigen uns sehr kritisch mit der Hochschulpolitik und wollen die Studierenden anregen, sich für die politischen Vorgänge an ihrer Universität zu interessieren. Wir wollen die ÖH wieder zu einer echten Interessensvertretung machen und studentisches Verantwortungsbewusstsein vorleben und fördern. Eine Kultur des gegenseitigen Respekts, in der Diskussionsbereitschaft und Meinungsfreiheit hochgehalten wird, ist uns ein großes Anliegen. Der wichtigste Wert ist für uns die individuelle Freiheit. Ein Leben ohne Unterdrückung, Abhängigkeit und Zwang soll jedem Menschen möglich sein. Die Rechte jedes einzelnen Menschen, vor allem gegenüber dem Staat, bilden für uns die Grundlage für ein konstruktives gesellschaftliches Zusammenleben und müssen mit aller Kraft verteidigt werden. Wir wollen ohne ideologische Scheuklappen agieren und einen freien Wettbewerb zwischen den politischen Ideen fördern, um am Ende die besten Lösungen für alle zu erreichen. Ein zentrales Anliegen ist uns auch Transparenz und Ehrlichkeit – nicht zuletzt in der Hochschulpolitik. Populismus verbieten wir uns aufs schärfste.
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KSV/KJÖ - Kommunistischer StudentInnenverband Salzburg
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Der Kommunistische StudentInnenverband ist diejenige ÖH-Fraktion, die die Bildungs-, Studi- und ÖH-Politik in einem weitaus größeren Zusammenhang sieht. Die meisten Menschen spüren bereits seit geraumer Zeit, dass es so, wie es ist, nicht weitergehen kann. Sozialismus oder Barbarei – diese zwei grundsätzlichen Alternativen bieten sich der Menschheit heute: Das bedeutet für uns nicht pubertäre Schwarz-Weiß-Malerei, sondern ein reflektiertes und konsequentes Eintreten für eine lebenswürdigere Zukunft. Wir haben freilich nicht die Illusion, wir als KSV könnten die Welt retten – keine Organisation könnte das stellvertretend für die Menschheit tun. Sondern die arbeitenden und lernenden Menschen selbst müssen sich zu ausreichend politischem Bewusstsein durchringen und aktiv für ihre Interessen eintreten. Wir verstehen es als unsere Aufgabe, über die Bedingungen und die Möglichkeit der Überwindung des Kapitalismus aufzuklären. Und das bedeutet eben auch, zur Organisierung einer kämpferischen Studierendenbewegung beizutragen. RFS - Ring Freiheitlicher Studenten Salzburg Der Ring Freiheitliche Studenten Salzburg ist eine Gruppe engagierter Studenten, die es sich zum Ziel gesetzt hat, den auf einem falschen Fokus beruhenden Stillstand in der Salzburger Hochschülerschaft zu beenden. Wir setzen uns für ein Ende gesellschaftspolitischer Agitationen der ÖH-Exekutive ein und fordern eine transparente und tatsächliche Interessensvertretung. Mit Projekten wie einer Petition für eine studentische Mietzinsbeihilfe sowie Anfragen an die Salzburger Landesregierung bzgl. der Kosten und Sanierungsbedürftigkeit von Studentenheimen arbeiten wir gezielt an einer Verbesserung der Lebensbedingungen von Studenten an der Universität Salzburg. Ein großes Anliegen ist uns zudem, die Universität Salzburg zu modernisieren, intransparenten Voraussetzungsketten bei Lehrveranstaltungen ein Ende zu setzen sowie zugunsten berufstätiger Studenten eine verpflichtende Aufzeichnung von Lehrveranstaltung durchzusetzen.
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FLUS - Fachschaftsliste der Universität Salzburg Die Fachschaftsliste der Universität Salzburg – kurz FLUS – entstand aus einer Idee, die schon von anderen gedacht, jedoch bislang nicht umgesetzt wurde: Nämlich der einer parteiunabhängigen Vereinigung, die bei ihrer Schwerpunktsetzung ganz unabhängig von einer Großpartei ist und so Interessen der Studierenden effektiv in die ÖH-Arbeit einbringen kann. Wir haben wenige vorgefertigte Meinungen, sondern haben uns vielmehr das Ziel gesetzt, Diskussionsbeiträge und Anregungen der Studierenden der Universität Salzburg aufzugreifen. Darum sehen wir auch als eines der Hauptziele die Kontaktaufnahme mit Studierenden und den Studierendenvertretungen an - nicht nur mit einfachen E-Mails, sondern durch persönliche Begegnung. Durch Gespräche, Ideenpicknicks, Besuche und Diskussionsabende wollen wir versuchen, herauszufinden, was sich wirklich ändern sollte und was uns allen als Studierende der Universität Salzburg am Herzen liegt. X - Keine der oben genannten In der Salzburger ÖH-Welt gibt es schon genug Selbstdarsteller. Wir verzichten daher auf diese Präsentation, die sowieso kein Mensch liest. *Die Aktionsgemeinschaft Salzburg (AG) hat sich leider nicht bereit erklärt, ihre Positionen vorzustellen.
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FRAGEN AN DIE FRAKTIONEN* Warum sollen Studierende gerade euch wählen?
GRAS Weil es in Zeiten wie diesen wichtig ist, progressive, linke und kritische Politik zu machen, um gemeinsam den Rechten etwas entgegenzusetzen. Und dafür brauchen wir Deine Stimme.
VSStÖ
JUNOS
Der VSStÖ Salzburg kümmert sich um die Anliegen der Studierenden, ob in der Uni oder im alltäglichen Leben. Wir bemühen uns um leistbare Bedingungen, eine starke Vertretung und spannende Veranstaltungen.
Weil wir uns – im Gegensatz zu unseren Mitbewerbern, die sich ständig nur streiten und Koalitionen aufkündigen – ernsthaft mit den Anliegen der Studierenden auseinandersetzen.
Was würdet ihr ändern, wenn ihr die absolute Mehrheit der Stimmen bekommen würdet?
Mit absoluter Mehrheit der Stimmen könnten wir unser ganzes Potential ausschöpfen und mit noch mehr Kraft ein Grundstipendium für alle Studierenden, ein landesweites Öffi-Ticket und den Ausbau der kritischen Lehre fordern. Da wir uns als Interessenvertretung verstehen, werden wir uns außerdem um mehr unfraktionierte Studierende in der ÖH bemühen.
Auf keinen Fall würden wir eine Beteiligung von anderen ausschließen. Weder von anderen Fraktionen, noch von Studierenden allgemein. Die Beteiligung vieler Menschen ist es, was die ÖH ausmacht.
Wir würden sicherstellen, dass alle Vorlesungen live gestreamt werden und auch zum Nachsehen zugänglich gemacht werden, genauso wie alle Lernmaterialien. Ein weiterer Vorschlag, den wir umsetzen wollen, ist die Mensacard NEU, mit der man nicht nur in der Mensa, sondern auch bei umliegenden Gastronomiebetrieben billiger essen kann.
Welche Koalitionen könnt ihr euch vorstellen, welche schließt ihr aus?
Wir freuen uns über alle, die mit uns in einer queer-feministischen, linken und antikapitalistischen Hochschulvertretung arbeiten möchten.
Unsere wichtigsten Ansichten, wie Gleichberechtigung, Gerechtigkeit oder Solidarität müssen geteilt werden. Ausschließen können wir dabei ganz sicher den RFS.
Wir sind für alle Kräfte, die zum Wohl der Studierenden anpacken wollen, offen. Eine Koalition mit den Freiheitlichen oder den Kommunisten können wir uns nur schwer vorstellen.
Wer ist euer politisches Vorbild?
Kay-Michael Grasser
Bruno Kreisky lol
Kanadas Premierminister Justin Trudeau
...mit Steinen bezahlt werden kann.
...wir alle mundtot gemacht worden sind.
...jede Hochschule max. 500 Euro pro Semester einheben darf, die nachgelagert zurückgezahlt werden können.
...die Regierung mit dem Versprühen von Chemtrails aufhört.
...nein.
...es faire Zugangsbestimmungen sind, die vernünftige Betreuungsverhältnisse und erfolgreiches Studieren sicherstellen.
ÖH-Beitrag abschaffen?
Solange die Mittel nicht vom Staat kommen, ist der ÖH-Beitrag notwendig, damit der Einfluss des Studierendenparlaments weiterhin möglich ist und ihr Service, wie das ÖH-Beratungszentrum, weiter beanspruchen könnt.
Sie tragen dazu bei, dass das Beratungszentrum die Hilfe im bisherigen Ausmaß anbieten kann und Beihilfen, die Mensacard oder der Fahrtkostenzuschuss überhaupt existieren. Studiengebühren – nein. ÖH-Gebühren – unbedingt.
Ja. Eine Interessenvertretung benötigt keine Zwangsgebühren, sondern überzeugt durch guten Service für ihre Mitglieder und vernünftige inhaltliche Arbeit.
3 Wörter zur Uni-Politik der Bundesregierung:
beschränkend, beschränkt und somit besch*****
Ha. Ha. Ha.
verschlafen, Stillstand, Konzeptlosigkeit
3 Adjektive zu eurer Liste:
großartig, gerecht, gutaussehend
sexy, stabil, links
frei, jung, willig
Welcher Film fällt euch zu eurer Liste ein?
Life of Brian
Wie man leben soll
Django Unchained
Im Vordergrund stehen wirtschaftliche Interessen. Um den Studierenden die Möglichkeit zu geben, zu emanzipierten, kritisch denkenden Menschen zu werden, braucht es offene Räume.
Egal, was es ist: wir klagen dagegen.
Dein Sprachrohr. Deine Interessenvertretung. Deine Anlaufstelle.
Servicebezogen, Vertretung aller Studierender UND politisch.
Eine freie Interessenvertretung, die sich um das Wohl der Studierenden kümmert und die Hochschulpolitik der Regierung vorantreibt.
Die Relevanz der uni:press drückt sich in der Existenz dieses Artikels aus. #teamuni:press
Die mittlerweile völlig unabhängige uni:press behandelt Themen in und um die Uni und ist ein wichtiges Medium von und für Studierende.
Die uni:press wird unserer Meinung nach leider viel zu häufig dazu verwendet, politische Botschaften zu verbreiten, anstatt den Studierenden wertvolle Informationen zum Studium und zum Hochschulleben zur Verfügung zu stellen.
Studiengebühren: Ja, wenn …
Zugangsbeschränkungen: Ja, wenn …
Was läuft an der Uni Salzburg falsch?
Was soll die ÖH sein?
Was haltet ihr von der uni:press?
Weniger Welt retten -> mehr Studenten retten
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KSV
RFS
FLUS
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Weil wir als einzige Fraktion längerfristig denken, Verschlechterungen im Bildungssystem nicht nur abfedern, sondern grundlegende Verbesserungen erkämpfen wollen.
Die ÖH-Politik zeichnet sich durch ausufernde Bürokratie sowie intransparente Finanzgebarungen aus. Unser Ziele ist eine ehrliche studentische Interessensvertretung zu gewährleisten.
Wir sind parteiunabhängig und somit nicht an Parteiinteressen gebunden. Die Wünsche, Ideen und Vorschläge der Studierenden sehen wir als Basis für unsere Arbeit an.
Weil dann endlich Schluss mit dem ÖH-Kindergarten ist!
Neben notwendiger Tagespolitik und etablierten Serviceleistungen vor allem eine organisierte Studierendenbewegung aufbauen und unterstützen.
Wir würden mittels Petitionen und Verhandlungen die Anliegen der Studentenschaft bei Bund, Land und Stadt in den Fokus zu rücken. Darüber hinaus würden wir unsere Position dazu verwenden, eine Abschaffung des Gesellschaftspolitischen Referats zu erreichen.
Voraussetzungsketten in den Curricula reduzieren, damit Studierende mehr Möglichkeiten haben und ihr Abschluss sich nicht unnötig verzögert. Das Reihungsverfahren für die Aufnahme in Lehrveranstaltungen diskutieren und anpassen. Die Kooperation zwischen STVen und der ÖH ausbauen.
Wir würden als erstes den ewigen ÖH-Kindergarten beenden und dafür sorgen, dass Parteipolitik keine Rolle mehr spielt.
Wir stehen für eine Koalition aller Studierenden, die grundlegende Verbesserungen erkämpfen wollen.
Wir sind neu auf der ÖH und somit für Wir verwehren uns als demokratische alle Parteien gesprächs- und kompromissWahlgruppierung keinem Dialog und bereit. Allein mit dem RFS schließen wir sind auf sachpolitischer Ebene zur Zueine Koalition grundsätzlich aus. sammenarbeit mit allen Fraktionen bereit.
Egal, Hauptsache der ÖH-Kindergarten hört endlich auf und es wird wieder FÜR DIE STUDIERENDEN gearbeitet.
Die unzähligen Menschen, die für eine egalitäre Gesellschaft gekämpft haben.
Wir sind viele Einzelpersonen, von denen jede ihre politischen Vorbilder hat.
Solon
Richard Lugner
...es nur die trifft, die zu viel Kohle haben, und sie zur Unterstützung sozial schwächerer Studierender verwendet werden.
...finanzielle Ressourcen effektiv genutzt werden und nicht zweckentfremdet im Bundesbudget versickern.
...sie nicht zum Schaden der Studierenden sind. Also: Im Normalfall keine Studiengebühren.
...die Hölle zufriert.
...alle Mechanismen, die zu sozialer Selektion führen, ausgehebelt wurden. Also in absehbarer Zeit: Nein.
Letztlich muss das Ziel sein, ausreichend Ressourcen zu schaffen anstatt lernwilligen Studenten mit fachunspezifischen Aufnahmetests einen Studienplatz zu verwehren.
...sie nicht vermeidbar sind. Langfristig wäre es wünschenswert, Bedingungen zu schaffen, unter denen keine Zugangsbeschränkungen mehr notwendig sind.
...siehe oben.
Nein, aber Beihilfen massiv ausbauen. Der verpflichtende Mitgliedsbeitrag garantiert die nötige Unabhängigkeit von Sponsoring und politischen Parteien.
Ja. Letztlich sind Zwangsbeiträge eine Einladung ineffizient zu arbeiten, da eine Rechtfertigung gegenüber den Mitgliedern oft nicht erforderlich erscheint.
Nein. Damit werden u. a. die STVen finanziert. Wichtig ist uns allerdings, dass die ÖH-Beiträge zweckgebunden eingesetzt werden.
Nein!
sau, er, ei
Unterfinanzierung, Spielball, Ineffizienz
StEOP, Status quo, nicht-nur-negativ
Nicht, sehr, schlau.
kritisch, konsequent, kämpferisch
beharrlich, kreativ, überlegt
unabhängig, gesprächsbereit, flauschig
Zu jung, zu schön, zu gebildet.
Der junge Karl Marx
Braveheart
Waking Life
Fear and Loathing in Las Vegas
Unterfinanzierung seitens der Bundesregierung, schlechte Betreuungsverhältnisse, prekäre Arbeitsverhältnisse, versteckte Zugangsbeschränkungen, Mechanismen, die zu sozialer Selektion führen.
In vielen Universitätsbewertungen fällt die Universität Salzburg immer weiter zurück, die notwendige Infrastruktur ist vielerorts nicht vorhanden und die Strukturen veraltet.
Besonders die in Frage 2 erwähnten Punkte sollten überlegt werden.
Festl-Verbot an der Uni, Cluster Mitte, Kostenpflicht bei Sprachkursen etc.
Eine Stütze für jegliche politischen Kämpfe um ein sozial abgesichertes und selbstbestimmtes Studieren und Forschen an einer demokratischen Universität.
Die ÖH soll eine Interessensvertretung aller sein und sich fernab von ideologischen Agitationen um die tatsächlichen Belange der Studenten kümmern.
Der Fokus der ÖH sollte sein, Hürden für die Studierenden abzubauen und das Studium auf universitärer Ebene angenehmer zu gestalten.
Weniger parteipolitischer Kindergarten.
Sie ist Salzburgs größte Studierendenzeitung und trägt daher eine große Verantwortung. Leider hat sie in den letzten Jahren immer wieder ausgerechnet kritische Beiträge zensiert. Sie sollte dem Humanismus und der Aufklärung verschrieben sein und Debatten innerhalb dieses Rahmens fördern.
Auch wenn die politische Ausrichtung Vielseitige Artikel, oft mit sehr aktuellen der Unipress durchaus als tendenziös Fragestellungen. Allerdings ist unser wahrgenommen werden kann, stehen wir Eindruck, dass sie auf wenige Interessierte auch nicht an, den Mitarbeitern im Prestrifft. Am Fachbereich Informatik beisereferat der ÖH Salzburg an dieser Stelle spielsweise gibt es einen Zeitungsständer, unseren Dank für Ihr ehrenamtliches in dem seit Juni letzten Jahres die selbe Engagement entgegenzubringen. Ausgabe liegt.
*Die Aktionsgemeinschaft Salzburg (AG) hat sich leider nicht bereit erklärt, ihre Positionen vorzustellen.
Propaganda-Drecksblatt!
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WAHL
GEHT'S WÄHLEN! Wahlbeteiligung ÖH-Wahl Universität Salzburg, 2001-2017
27,2%
30,09%
27,78% 27,19%
Quelle: Mitteilungsblätter der Universität Salzburg
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MAKE WAHLBETEILIGUNG GREAT, AGAIN*
94,75%
26,76% 20,1%
25,18% 23,1%
*BEZAHLTE ANZEIGE
uni & leben
NEUES
AUS DEM
Wiebke Fischbach (GRAS), Vorsitzende
VORSITZBÜRO
Ivana Ristic (VSStÖ), 1.stv. Vorsitzende
Felix Klein (GRAS), 2. stv. Vorsitzender
Frühling in Salzburg
Deal or no Deal?
I bims, d1 Vorsitz
Es ist Frühling und ich lerne jetzt erst die wahre Schönheit Salzburgs kennen. Die bunten ‚möblierten‘ Gässchen sind unter blauem Himmel und bei mildem Frühlingswetter doch nochmal ‘ne andere Nummer als bei Eiseskälte im November. Die Salzach ist ein großer Pluspunkt und bringt bei einer Entfernung von nur cirka 300 Metern zur Kaigasse 28 auch für mich Entspannung in den Alltag. Sonne tut gut und ich hoffe, ihr alle schafft es ab und an, etwas rauszukommen und zum Beispiel folgende Dinge zu machen: • An der Salzach liegen • Bärlauch sammeln • Chillen, Grillen, Kasten killen • Auf dem Balkon sitzen • Mit dem Radl zur Uni fahren • Zum ÖH Sommerfest gehen! • Entdecken, dass das Augustinerbräu auch einen Garten hat • Auf dem Wochenmarkt einkaufen • Im Salzburger Umland an einen See fahren • Auf den Gaisberg wandern • Auf dem Überfuhrsteg sitzen • Im Mirabellgarten Eis essen
Noch ein vorletztes Mal darf ich mich wichtiger nehmen, als ich eigentlich bin und in meiner Vorsitzspalte etwas schreiben (macht gar keinen Druck). Okay, das Allerbeste zuerst: Ich habe noch ein paar Zuckerl vor meinem Abgang im Juni für euch vorbereitet.
Liest überhaupt wer die Vorsitzspalte? Ich glaube eigentlich nicht. Zumindest Korrektur wird es aber hoffentlich jemand lessen. Darum hallo liebe*r Lektor*in. Du wirst in dieser Ausgabe wahrscheinlich sehr viele Artikel zur Wahl lesen müssen.
Die einen sind richtige Schwedenbomben, die anderen einfache Karamellzuckerl freut euch einfach über alle und denkt an mich! Was kann ich euch sonst noch mit auf den Weg geben? Benutzt die tollen Dachterrassen (auf fast allen Fakultäten), holt euch an jedem warmen Tag ein Eis, gönnt euch alle Wahlgoodies von (fast) allen und seid bitte nicht genervt, wenn ihr bis 16.5. viele Emails zum Thema ÖH Wahl bekommt. Das liegt einfach an der ultraniedrigen Wahlbeteiligung - wir können aber einen Deal machen: Wenn ihr diesmal 60% Wahlbeteiligung hinkriegt, schicken wir beim nächsten Wahlkampf keine mehr aus. Deal or no deal?
Falls du 2015 auch schon in dieser Funktion tätig warst, wird vieles dir auch schon bekannt vorkommen. Die ÖH und all die Fraktionen sind leider meist etwas unkreativ wenn es darum geht, andere für die ehrenamtliche Arbeit als Studierendenvertreter*innen zu begeistern. Dabei bietet die ÖH so viele Möglichkeiten, die eigenen Interessen mit der Vertretungsarbeit für alle Studierende zu verbinden und dabei die Universität und die Gesellschaft ein Stückchen besser zu machen (sehr viel Pathos, ich weiß..). Aber dafür setze ich mich in der ÖH ein und hoffe, auch weitere Studierende ergreifen diese Chance. Nur gemeinsam können wir für ein besseres Studium in einer besseren Welt arbeiten.
Dein Sprungbrett in die Zukunft! Die TECONOMY Salzburg bietet dir ausgezeichnete Möglichkeiten, mit namhaften Unternehmen direkt in Kontakt zu treten: Stell dich unkompliziert vor, knüpfe Kontakte und erweitere dein Netzwerk! CV Check Styling Corner Social Media Check Bewerbungsfotos IAESTE Lounge
Seit mehr als 25 Jahren sorgt IAESTE bei Messen an den Hochschulen in Graz, Leoben, Linz und Wien für die Vernetzung von Forschung, Wirtschaft und Studierenden. Die TECONOMY Salzburg bietet in gewohnt entspannter Atmosphäre ein umfangreiches Rahmenprogramm und vielseitige Möglichkeiten Unternehmen kennen zu lernen:
Holztechnologie- & wirtschaft - HTW Ingenieur- & Materialwissenschaften - IMW
Kultur- & Gesellschaftswissenschaften - KGW
TEC Walk
Kurz, prägnant, präzise – du präsentierst, was du gerade erforscht: Der TEC Walk bringt die Unternehmen direkt zu dir und erlaubt dir Werbung in eigener Sache!
Job Wall
Dein Traumberu f und das dazugehörige Unternehmen sind nur wenige Schritte voneinander entfernt – auf zum Messestand um mehr über das Angebot herauszufinden!
Die ehrenamtlich tätige Studierendenorganisation IAESTE Salzburg vermittelt darüber hinaus fachspezifische bezahlte Praktika für Studierende in mehr als 85 Länder.
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Salzburg@IAESTE.at
Geografie, Geologie & Geoinformatik - GEO
Unternehmen stellen sich vor: Kurzvorträge zu den Themen Karriere & Co, sowie interessante Präsentationen warten auf dich!
TEC Snacks Afterparty
Biologie, Molecular & Medical Biology - BIO
TEC Talks
Visitenkarten Gewinnspiel
Applied Image & Signal Processing - AISP
fb.com/iaeste.salzburg
Informatik & Data Science - INF
Kommunikationswissenschaften - KOWI Mathematik - M Multimedia Art and Technologies - MAT Rechtswissenschaften & Wirtschaft - RW Smart Building & Smart Cities - SBSC Soziologie & Psychologie - SP
ZVR: 627596273 | DVR: 4013174
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UNI & LEBEN
fellner ’sche schweiß heiten
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port... ist er wirklich Mord? Gerade haben wir die Wintersportgeräte im Schrank verstaut, schon können wir die Schi gegen die Fahrräder eintauschen und fleißig weiter sporteln. So denken etliche junge Menschen, unter ihnen auch tausende Studierende in Salzburg. Täglich ziehen sie ihre Bahnen entlang der Salzach oder durch die Straßen der Stadt. Bekanntlich gibt es da ja so einen Spruch: Mens sana in corpore sano – gesunder Geist in gesundem Körper. Aber wer schon mal probiert hat, während einer Radfahrt über eine Seminararbeit nachzudenken, wird feststellen, dass die anschließende Woche im UKH wesentlich ergiebigere Denkprozesse ermöglicht als die zugeführte Frischluft. Da es nicht umsonst heißt, dass man auf der Straße mit dem Hirn bei der Sache sein soll, habe ich persönlich mich auf Spaziergänge verlegt, wenn ich über Seminararbeiten nachdenken will. Und ganz unter uns, auf dem Mönchsberg ist es auch ohne Fahrrad schön. Es war Feldmarschall Montgomery, der seinem Chef Churchill stolz verkündete, nicht zu rauchen oder zu trinken und sich 100% fit zu fühlen. Doch Churchill entgegnete, zu rauchen und zu trinken aber sich 200% fit zu fühlen. Vor 75 Jahren konnte das noch so gesagt werden, heute geht das natürlich nicht mehr. Wir haben uns gesund zu halten, um die Kosten, die unsere Kinder und Kindeskin-
der einmal für unsere Pflege zahlen müssen, so niedrig wie möglich zu halten, so lautet die allgemeine Einstellung. Eine Spaßbremse, wer schlechtes dabei denkt. Sport in der STV kann Spaß machen. Nicht nur, wenn Montag vormittags die sportlichen Missgeschicke des vergangenen Wochenendes besprochen werden, sondern auch weil die geräumigen Büros sich selbst für sportliche Übungen, wie Sit-ups u.s.w eignen. Wer denkt, das sei widerlich, soll wissen, dass selbst Profs im Sportdress an die Uni kommen. Freilich können auch die Sportkurse oder Turnsäle der USI besucht werden, denn ohne das Einverständnis der anderen sollte man derartige Übungen nicht abhalten. Trifft man dann eine Kollegin oder einen Kollegen abends an einer Bar, hat man quasi automatisch ein Gesprächsthema. Gemeinsame Rad- oder Bergtouren haben tatsächlich etwas sehr Verbindendes, und es auszuprobieren sei euch wärmstens geraten. Auch wenn Sport wohl doch kein Mord ist, sollte er nicht übertrieben werden. Schön langsam anfangen und sich nicht hetzen lassen, so lautet die Devise. Wem das zu blöd ist, der kann natürlich auch einfach nur die Stiegen steigen und auf den O-Bus verzichten. Alles mit Maß und Ziel eben. Am besten macht man morgens nach dem Aufstehen ein paar Übungen zum wach werden und duscht anschließend kalt. Das hält wirklich fit.
Die besten Übungen für Bauch, Beine und Po Der Sommer rückt immer näher und es wird wieder einmal Zeit, den Winterspeck abzulegen und für einen sexy Beach-Body zu sorgen. Wir haben die besten Übungen, mit denen ihr dieses Ziel im Handumdrehen erreicht. Liegestütz: Mit 1000 Liegestütz täglich hast du in 2 Monaten gigantische Oberarme! Damit kannst du dich dann in den Ozean stürzen, mit den Delfinen schwimmen und mit Haien wrestlen.
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FIT MIT FELLNER Klimmzüge: Damit der Bizeps bei diesem Liegestützprogramm nicht eifersüchtig wird, musst du auch ab und zu an ihn denken. Mit 1000 Klimmzügen pro Tag hast du bald nicht nur Oberarme wie Arnold, sondern auch einen gigantischen Rücken – deine Freunde werden nie wieder einen Sonnenschirm brauchen!
Sit-Ups: Das Allerwichtigste ist natürlich das Sixpack! Egal welche der verschiedenen Varianten du wählst, 1000 Wiederholungen am Tag werden deine Bauchmuskeln stählen! Waschmaschine brauchst du dann auch keine mehr.
Kniebeugen: Beintraining wird oft vernachlässigt, weil es im Club sowieso niemand sieht. Dabei vergessen die Discopumper aber, dass man nur mit Kniebeugen einen attraktiven Hintern bekommt!
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DIE UNI IST NICHTS. DIE UNI IST ALLES. Warum studentisches Leben nicht sterben darf. Man findet sie in allen Studienrichtungen. Meistens in der ersten Reihe. Sie geben prinzipiell keine Mitschriften weiter, verschwinden sofort nach der Vorlesung nach Hause und sind prinzipiell nie bei irgendwelchen Festen, Feiern oder anderen Veranstaltungen zu sehen, für die es keine ECTS gibt – die Ellbogenstudierenden mit dem Ziel: Mindeststudienzeit um jeden Preis. Und das ohne fundierte Gründe finanzieller oder anderer Art. Von Caro Grabmayr
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u kannst dein Studium gerne in Mindeststudienzeit machen. Die ist tatsächlich kein heiliger Gral. Indiana Jones hat sie nicht gesucht. Es gibt auch keinen Monty Python and the Mindeststudienzeit. Sie ist nicht unerreichbar. Auch nicht mit Nebenjob. Dank der schön verschulten Studienpläne that is. Wirklich bringen tut das Ganze übrigens nichts. Abgesehen natürlich vom Argument, früher auf den Arbeitsmarkt zu kommen. Aber wer will das schon? Läuft einem ja nicht unbedingt weg. Schlecht bezahlte Einstiegspositionen gibt es bestimmt auch noch ein Jahr später. Abgesehen davon bleibt einem also nur das Hausieren gehen mit „Ich hab Blabla studiert!“ mit dem Nebensatz „In Mindeststudienzeit!“. Damit wirkt man aber ungefähr so sympathisch wie Regina George in Girls Club. Dass ich mein Studium in Mindeststudienzeit absolvieren möchte, heißt noch lange nicht, dass ich daneben kein Privatleben führen kann. Erwachsene Menschen (das sind mit hoher Wahrscheinlichkeit weder du noch ich) haben auch außerhalb von 40-Stunden Jobs noch ein Privatleben. Und wenn deines nicht aus Familie besteht, stehen die Chancen gut, dass du – wie so viele – ein mehr oder weniger klassisches „Studentenleben“ führst: In unterschiedlichen Verhältnissen zusammengesetzt aus Lehrveranstaltungen, Job (?), Schlaf, (mehr oder weniger ungesundem) Essen, Netflix, gelegentlichen Besuchen bei der Familie (viel zu
selten, sagt der Papa) und einem variablen Anteil Alkohol. Letztere zwei Punkte am Besten möglichst weit voneinander entfernt planen, sonst kommen Fragen und Zweifel – Was macht das Kind? Macht das Kind was Gscheits? Bist eh brav? Sicher, Mama. Immer. I di a. Bussi Baba. Studieren ist mehr als in einem Institut Zeit und Prüfungen absitzen und sich am Ende davon ein Diplom abholen. Frag deine Dozenten – viele werden mir hier zustimmen. Und dabei meine ich nicht fünf Vollräusche in einer Woche oder die klassische Hausparty mit Kotze im Blumentopf. Nicht ausschließlich zumindest. Irgendwann wirst du bereuen, so studiert zu haben. Und wenn es erst mit Mitte 40 so weit ist und du dir von deinem vielen Geld (und davon hast du hoffentlich viel, sonst war das Ganze umsonst) im Zuge einer ausgedehnten Midlife Crisis ein Motorrad kaufst und die Haare blond färbst. Das hier ist ein Plädoyer für studentisches Leben. Für das Genießen der Zeit als Studentin oder Student. Für das Fehlermachen, jung sein dürfen und für sich nicht mit Mitte 40 ein Motorrad kaufen und die Haare blond färben. Wer ist die Autorin und was bildet sie sich ein? Nun, sie bildet sich ein, dass vor allem Studierende a bissl Ironie und Spaß verstehen könnten. Sie hat zwar „nur“ KoWi studiert – aber immerhin den BA in Mindeststudienzeit.
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LEG DICH NICHT MIT DER UNI AN
...ODER DOCH? Nicht nur einmal haben mir viele StudienkollegInnen, FreundInnen, meine Familie und diverse andere Personen davon abgeraten, eine Verordnung des Rektorats der Universität Salzburg zu bekämpfen. Ich habe es trotzdem getan – und nach etwas mehr als drei Jahren und sechs Monaten auch endlich Recht bekommen. Von Tobias Neugebauer
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s ist dies nicht das erste Mal, dass ich hier in der uni:press über das von mir eingeleitete Verfahren berichten darf. Ich will mich deshalb auch nur kurz zum Verfahrensablauf äußern und vielmehr auf andere Aspekte und die Folgen der höchstgerichtlichen Entscheidung eingehen. All jenen, die ein größeres Interesse an der gesamten Geschichte haben, möchte ich meinen Beitrag aus den Ausgaben #686 und #681 (Juni 2015) nahelegen. Das Rektorat der Universität Salzburg hat im Juli 2013 eine Verordnung erlassen, durch die für vorcurriculare Lehre (also Inhalte, die auf das Studium vorbereiten sollen) als auch curriculare Lehre (Inhalte, die untrennbar mit dem Studium verbunden sind) eine Gebührenpflicht eingeführt wurde. Dadurch mussten manche Studierende für Lehrveranstaltungen zahlen, die in ihrem Curriculum ausdrücklich vorgesehen waren. Nach unzähligen Überlegungen und Gesprächen sah ich mich als Studierendenvertreter dazu verpflichtet, gegen die Verordnung rechtlich vorzugehen. Der Verfassungsgerichtshof stellte schließlich fest, dass die Regelung der Universität Salzburg verfassungswidrig war und hob sie mit sofortiger Wirkung auf (VfGH 07.03.2017, V 68/2016-12). Doch das ist nicht das Ende der Geschichte, über die ich hier berichten will, sondern vielmehr ein Zwischenergebnis. Auch wenn das Erkenntnis ( ja, es heißt wirklich DAS Erkenntnis) des Höchstgerichts inhaltlich sehr po-
sitiv ausfiel, wurde die Freude am Ausgang des Verfahrens leicht getrübt. Die Bestimmung wurde nicht rückwirkend aufgehoben, sondern nur für den so genannten „Anlassfall“. Im Ergebnis führt das nun dazu, dass andere Studierende, die für diese Lehrveranstaltungen gezahlt haben, ihr Geld nicht erstattet bekommen. Das kann die Universität Salzburg natürlich freuen, hat sie doch ein rechtliches Experiment gewagt und wird – trotz Rechtswidrigkeit – insofern belohnt, als (zumindest für den Zeitraum Oktober 2013 bis September 2014) nur einem Teilnehmer eine Rückzahlung zusteht. Für Gebühren, die ab Oktober 2014 eingehoben wurden (sie waren nicht Verfahrensgegenstand), werden nun mit dem Rektorat Verhandlungen geführt. Sollte sich die Universität Salzburg nicht freiwillig dazu bereit erklären, allen betroffenen Studierenden ihre Beiträge zu erstatten, wird ein weiteres Verfahren eingeleitet. Aufgrund gleichlautender Rechtslage würde der Verfassungsgerichtshof bei Bedarf auch hier eine Verfassungswidrigkeit feststellen. Das Erkenntnis hat nicht nur zur Folge, dass die verfahrensgegenständlichen Repetitorien nichts kosten dürfen. Sämtliche Lehrveranstaltungen, die in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Regelstudium liegen und für die eine Kostenpflicht vorgesehen ist, müssen zukünftig kostenlos abgehalten werden. Ob damit etwa auch die Sprachkurse, die vom Sprachenzentrum der Universität Salzburg angeboten
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werden, kostenlos besucht werden können, ist noch fraglich. Um auch hier Rechtssicherheit zu erhalten, ist bereits ein weiteres Verfahren gegen die Universität Salzburg geplant. Die höchstgerichtliche Entscheidung hat nicht nur Auswirkungen auf den Standort Salzburg. Vielmehr ist das Erkenntnis richtungsweisend für alle öffentlichen Universitäten, unterliegen sie doch alle den rechtlichen Vorgaben des Universitätsgesetzes und der Autonomiebestimmung der Österreichischen Bundesverfassung. Daher wird auch an anderen Universitäten, an denen die Einhebung von Beiträgen für den Besuch von Lehrveranstaltungen mittlerweile zur gängigen Praxis geworden ist, über rechtliche Schritte nachgedacht. Der Verfassungsgerichtshof hat schließlich bereits 2013 entschieden, dass die staatliche Verantwortung für die Finanzierung der Regelstudien ein wesentliches Merkmal öffentlicher Universitäten ist. Die Universitäten können sich daher nicht einer zusätzlichen Geldquelle bedienen, indem sie Studierenden neben den gesetzlich vorgesehenen Studienbeiträgen auch noch ihr Taschengeld (oder deutlich mehr) abknöpfen. Auch wenn es beinahe dreieinhalb Jahre gedauert und viel Mühe und Zeit (sowie den einen oder anderen Euro aus meinem Privatvermögen) gekostet hat, bis eine endgültige Entscheidung getroffen wurde, kann ich schlussendlich mit gutem Gewissen behaupten, dass ich mich jederzeit wieder für meine Rechte als auch die meiner StudienkollegInnen einsetzen würde. Rechtliche Schritte gegen den „Feind“ – die eige-
ne Universität – zu setzen, sollte nicht zum Regelfall werden. Wenn aber bei der Gegenseite keinerlei Interesse an einer einvernehmlichen Lösung besteht, darf man (auch als Studierende bzw. Studierender) nicht davor zurückscheuen, den Rechtsweg zu bestreiten. Schließlich werden wir an der Universität ja auch dazu ermutigt, eigenständig zu denken und Gegebenheiten zu hinterfragen. Eine kleine Klarstellung sei mir am Ende noch erlaubt: Ich müsste lügen, wenn ich behaupte, dass mir alle Personen, mit denen ich anfangs über meine Pläne zur Bekämpfung der Verordnung gesprochen habe, davon abgeraten haben. Nicht wenige meiner FreundInnen haben mich vielmehr durch ihren Zuspruch in der Sache bestärkt. Daneben konnte ich mich auch auf die Unterstützung der großen Mehrheit der an meiner Fakultät lehrenden Personen verlassen, die auch für die Beantwortung der einen oder anderen rechtlichen Frage stets zur Verfügung standen. Schließlich gab (und gibt) es da auch noch den VSStÖ (Verband Sozialistischer Student_innen; das sind die mit der Rose) Salzburg, meine politische Heimat, dessen Mitglieder nicht nur bei dem einen oder anderen Schriftsatz und den Argumenten mitwirkten, sondern auch finanzielle Hilfe versprachen, sollte das Verfahren zu sehr an meinem Privatbudget nagen (so weit ist es aber zu Glück nicht gekommen). Sie alle haben dazu beigetragen, dass ich nach dem einen oder anderen kleinen Rückschlag oder der Blockadepolitik des Rektorats nicht aufgegeben habe und schlussendlich für die Studierenden ein Sieg errungen wurde!
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Boah... da habt ihr euch aber in 2 Wochen echt die Finger wund geschrieben mit eurer SJW-Propaganda. Sorry, aber zig Seiten über Revolution, als wärt ihr kleine Anarcho-Kinder, dann ein riesiger SJW-Gender-Studies-Teil, bei dem einem die Haare aufstehen lassen, sogar mit extra "shame-Teil" beim Gender-Stasi-Artikel (kleiner Tipp: sowas nennt man Rufmord, wenn einfach Postings aus dem Zusammenhang gerissen veröffentlicht werden, wundert euch also nicht über baldige Anzeigen so manchem dort erwähnten). Sorry, UNLESBARES Propaganda-Drecksblatt wieder mal, da lob ich mir Der Punkt., da wird wirklich gut geschrieben. - Sascha S. (Facebook)
Eine richtig offensives, polarisierendes und sarkastisches Heftl! Genau so soll es sein, genau dass erwarte ich mir von der Unipress. Geile Ausgabe und auch ein geiles Layout! - Thomas R. (Facebook)
LESERINNEN-REAKTIONEN ZUR AUSGABE
"rEvolution"
Es ist echt interessant, die Unipress scheint auf biegen und brechen auf Krawall gebürstet zu sein bzw. schmeißt nur mit Provokationen so umsich. Ich fühl mich nirgendwo angesprochen aber wenn ich seh mit was sich die ÖH so beschäftigt (Stichwort Gender Watch Protokoll) dann seh ich warum die Wahlbeteiligung bei den ÖH-Wahlen so scheiße ist. - Lou B. (Facebook)
Liebe Redaktion, ich wurde von einem Kommilitonen vorgewarnt, dass eure aktuelle Ausgabe schrecklich ist und u.a. auch rechtsextremes Gedankengut enthält. Nachdem diese Warnung von einer der AG nahestehenden Person gekommen ist, wusste ich: diese Ausgabe ist genau für mich gemacht, ich muss sie schnellstmöglich lesen! Und siehe da... danke für eure kritischen Beiträge, eure Texte gehen runter wie Öl! Wenn die Studenten nicht mehr kritisch und rebellisch sein dürfen, frage ich mich, wer dies sonst übernehmen soll. Studenten sollten der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten und zukünftige Teilnehmer unserer politischen und wirtschaftlichen Gesellschaft das eine oder andere zum Nachdenken und Hinterfragen mitgeben. Zensur in so einem Bereich ist ein absolutes No-Go. In diesem Sinne, danke für euren Einsatz und macht weiter so. Endlich kann man das "UP" wieder lesen - wenn ich ein Serviceheft bräuchte, könnte ich nämlich auch ins Handschuhfach meines Autos greifen. Nachdem mir in den letzten Ausgaben während dem Lesen die Augen zugefallen sind, habe ich die aktuelle Ausgabe gefesselt an einem Abend ausgelesen. Vielen Dank dafür! - Thomas P. (E-Mail)
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Allah mUss steRBEN:
S ehr geehrte Damen und Herren! Ich wende mich bezüglich eines von ihnen geposteten Artikels des Autors Carlos Reinelt an Sie. Derartige Meldungen sind weder von Presse- noch Meinungsfreiheit gedeckt sondern lediglich strafbare Herabwürdigung religiöser Lehren. Das ist reine B eleidigung gegenüber Muslimen und derart herabwürdigend dass es sogar einen Strafbestand nach Paragraph 188 StGB Herabwürdigung Religiöser Lehren darstellt. Ich fordere die Verantwortlichen auf derartigen Artikel zu löschen mit Hinweis auf die Strafbarkeit besagter Herabwürdigung Religiöser Lehren nach 188 StGB. Sollte dies nicht geschehen werde ich rechtliche Schritte diesbezüglich prüfen und gegebenenfalls einleiten! - Hussein H. (Facebook)
Was für ein Beitrag...Der das geschrieben hat, darf sich nicht einmal Trampeltier schimpfen. Ist eine Meinung, aber nicht meine und ich finde den Text reichlich geschmacklos. Ein Haufen Zorn und Wut auf Muslime eingepackt im Mäntelchen der Aufklärung. Habt eine Unterstützerin verloren. Amen. - Stella L. (Facebook)
Nichts weiter als ein Haufen Dreck! Das ist weder Religionskritik noch Satire! Das hier ist der Ausdruck eines radikalen Islamhassers, der mit meinem G eld meine Religion sowie mich beschimpft! - Ahmet Y. (Facebook)
Ich finde das einfach respektlos. Man kann und sollte über alles diskutieren aber nicht auf diese Art und Weiße, denn so schafft man nur gegenseitigen Hass und Wut. Aus diesem Grund sehe ich zwischen dem Autor dieses Textes und einem IS Anhänger keinen Unterschied. Beide beschimpfen und verachten andersgläubige Menschen und ihre Religion. Deshalb: Behalte bitte deine Vernunft und deinen Hass für dich!!! - Smyra A. (Facebook)
LErNDROGEn:
Der Artikel is a Witz… - Martin P. (Facebook)
Der Autor hätte sich in der Zeit auch einfach um die Interessensvertretung der Studierenden kümmern können?! Schon mal davon gehört? Wär eig. der Sinn der ÖH, dann könnte man sie auch ernst nehmen. - Martina J. (Facebook)
DAS GROSSe ZAMPUTZEn:
Find ich kacke! - Michael S. (Facebook)
Was für ein Scheiß.
- Christoph W. (Facebook)
RADIkAL SEIn:
Ich habe selten so viel Schwachsinn gelesen. - Severin H. (Facebook)
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REVOLUTION IST, WENN DIE UNI BRENNT?
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Diese im Titel als Frage formulierte Vorstellung legt die letzte Ausgabe der uni:press nahe, und zwar an prominentester Stelle: Am Titelbild. Ob das als oberflächlicher und vor allem verantwortungsloser Witz oder aber als ernstgemeinter Ausdruck einer konterrevolutionären, reaktionären Haltung gemeint ist, lässt die Redaktion dabei offen. Ein Kommentar von Stefan Klingersberger Der Schwerpunkt der letzten Ausgabe der uni:press galt einem ausgesprochen wichtigen Thema: Der Revolution. Jenem Begriff also, der für grundlegende Veränderungen der Gesellschaftsordnung, für sprunghafte und unhintergehbare Fortschritte im Befreiungskampf der Menschheit steht. Und zwar stets in progressive, positive Richtung. Denn grundlegende Veränderungen kann es zwar auch in negative Richtung geben, doch sind solche historischen Prozesse mit dem Begriff Konterrevolution besetzt. Die Revolution steht für die Hoffnung der Völker dieser Welt, die Barbarei, in die wir schlittern und die sich mittlerweile zunehmend einzementiert, doch noch abzuwenden. Das Titelbild dieser Ausgabe zeigt einen einsamen Pseudo-Revolutionär, der – sagen wir mit Stolz, aber auch ein bisschen Wehmut – sein Werk betrachtet, das brennende Universitätsgebäude. Sein Werk – denn das Gebäude fällt nicht etwa ungewollt im Kampf gegen die Konterrevolution, sondern es handelt sich offenbar um eine gezielte Attacke. An diesem Bild über die Revolution ist so ziemlich alles falsch, was nur daran falsch sein könnte. Es vermittelt, dass die Revolution eine Sache wäre, die von Einzelnen gemacht werden kann, und die nicht etwa auf den breiten Bevölkerungsmassen fußen muss. Es vermittelt, dass es ganz selbstverständlich sei, dass Revolution eng mit sinnloser Gewalt verknüpft ist. Und dass das Opfer dieser Zerstörungswut ausgerechnet ein Universitätsgebäude ist, das doch lieber als humanistisches Symbol gelten sollte, suggeriert eine antiaufklärerische Grundhaltung der Revolution. Wie kann diese Text-Bild-Verknüpfung gemeint sein? Als humoresker Hinweis darauf, dass eine gesellschaftlich weit verbreitete Vorstellung von Revolution eng mit sinnloser Gewalt verknüpft ist? Als oberflächliches Wort-Bild-Spielchen in Bezug auf die unibrennt-Bewegung von 2009? Als Hommage an die Devise „Mach kaputt, was dich kaputt macht“? Ja, die derzeitige Form der Universität macht viele der
Beteiligten kaputt. Und ja, die derzeitige Form der Universität soll tatsächlich kaputt gemacht werden, um für eine bessere Uni Platz zu machen. Doch die Universität ist kein Gebäude, sondern ein gesellschaftliches Verhältnis. Und das Motto „mach kaputt, was dich kaputt macht“ hat nur dann einen positiven Sinn, wenn man das, was einen kaputt macht, an der Wurzel packt. Eine bessere Universität wird man nicht dadurch erreichen, dass man die Gebäude, an denen die derzeitige weniger gute Universität stattfindet, niederbrennt, sondern indem man an den gesellschaftlichen Verhältnissen grundlegend etwas zum Besseren ändert. Für eine solche konstruktive Perspektive ist das gewählte Titelbild jedoch denkbar ungeeignet. Völlig egal, mit welcher Absicht die Redaktion dieses Bild gewählt hat – objektiv steht es im Interesse jener politischen und gesellschaftlichen Kräfte, die das prinzipiell ausbeuterische System, in dem wir leben, einzementieren wollen. Wichtig ist, was das Bild vermittelt. Und aus diesem Grund ist es als nichts anderes wirksam, denn als ein Verstärker für jene falschen Vorstellungen der Revolution, die die wirkliche Revolution in Verruf bringen wollen. Dafür, dass einer der verantwortlichen Redakteure zugleich mitverantwortlich dafür ist, dass das Banner der Studienvertretung Geschichte aus Bildern der französischen, russischen und kubanischen Revolution besteht, verbunden mit dem richtigen und wichtigen Hinweis, dass Geschichte „gemacht“ wird, ist dieses Titelbild doch sehr erstaunlich. Die Revolution ist eine ernste Sache. Und die uni:press ist die wichtigste und einflussreichste Studierendenzeitschrift Salzburgs. Sie trägt daher eine dementsprechend große Verantwortung. Mit dem Titelbild der letzten Ausgabe kommt die Redaktion entweder ihrer Verantwortung nicht nach – oder aber sie steht hinter den Vorstellungen, die das Titelbild vermittelt. In letzterem Fall aber schlägt sich die Redaktion offen auf die Seite der Reaktion und Konterrevolution.
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DAS GENDER-WATCH-PROTOKOLL
SCHLIMMER ALS HITLER? Große Empörung hat Anfang des Jahres das „Gender Watch-Protokoll“ hervorgerufen. Fast hätte man meinen können, es handle sich dabei um eine Massenvernichtungswaffe in den Händen der Salzburger ÖH, so erhitzt waren die Gemüter. Doch was steckt wirklich hinter diesem Papier? Die Wahrheit über das Gender Watch-Protokoll von Christoph Würflinger
© Deutsches Bundesarchiv/Wikipedia
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roß war die Aufregung, als der ehemalige ÖH-Vorsitzende Anfang des Jahres das sogenannte „Gender Watch-Protokoll“ online stellte. Die Kommentare reichten dabei von „Das sind Nazimethoden. Man sollte sie wegen Wiederbetätigung anzeigen.“ über „Die STASI ware dagegen ein ‚Kinder_Innengarten‘.“ bis „Faschismus in seiner reinsten Form.“. Sogar der Salzburger Kronenzeitung war es nicht zu blöd, sich darüber zu empören. Erstaunlich viele Menschen leiden offenbar unter dem unerklärlichen Zwang, sich über alles lustig zu machen, wo „Gender“ draufsteht. Hauptsächlich waren es übrigens – richtig geraten! – Männer, die online munter drauf los schimpften. Dass der Beschluss, dieses Protokoll zu führen, einstimmig (!) gefasst wurde, interessierte den ehemaligen ÖH-Vorsitzenden wenig. Was kümmert ihn schon sein Geschwätz von gestern? An der Einigkeit der ÖH-Fraktionen bei diesem Thema lässt sich aber schon erkennen, dass das Protokoll eher zu den sinnvollen ÖH-Aktionen zu rechnen ist. Dass Frauen in (politischen) Diskussionen seltener zu Wort kommen als Männer, ist eine Tatsache. Woran das liegt, darüber kann man streiten. Möglicherweise liegt es daran, dass Männer von klein auf zu dominantem Verhalten erzogen werden, Frauen dagegen zur Zurückhaltung. Das Gender Watch-Protokoll soll dabei helfen, über das eigene Redeverhalten zu reflektieren. Die Stricherllisten – mehr ist es nämlich gar nicht – der letzten Sitzungen zeigen übrigens, dass die Männer weitaus öfter am Wort sind (11:2, 93:13). Vielleicht hilft das Protokoll ja, dieses Verhältnis etwas ausgeglichener zu gestalten – und wenn nicht, ist auch kein Schaden entstanden. Der finanzielle Aufwand hält sich ja bei zwei gedruckten A4-Seiten in Grenzen. Alle Beteiligten und/oder sich angesprochen Fühlenden seien jedenfalls hiermit dazu aufgerufen, Ruhe zu bewahren und Anti-Gender-Hetztiraden Verrückten wie dem Salzburger Weihbischof Laun zu überlassen. Wer keine gendergerechte Sprache verwendet, wird nämlich auch in Zukunft sicher nicht von der ÖH-GenderStasi abgeführt.
Anders als es die AG-ÖVP-Kronenzeitung-Propagandamaschine herbeischreibt, wird man bei einem Eintrag ins Gender Watch-Protokoll nicht erschossen, …
… auch nicht erhängt …
… und schon gar nicht geköpft.
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ver sus
STUDIENPLATZFINANZIERUNG:
PRO
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STUDIENPLATZFINANZIERUNG:
CONTRA von Hedwig Obenhuber
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as bedeutet Studienplatzfinanzierung konkret? – Flächendeckende Zugangsbeschränkungen. Da die Universitäten zu wenig Geld erhalten, aber mehr benötigen und teilweise auch verbrauchen als sie haben, soll die Begrenzung der Studienplätze aller Studiengänge nun für „bessere“ Studienbedingungen sorgen1. Es ist schon jetzt so, dass Kinder wohlhabender und gebildeter Eltern bessere Chancen auf einen Hochschulabschluss haben, als Kinder von Eltern ohne akademische Ausbildung. Gibt es also eine geringere Anzahl an Studienplätzen, werden die Chancen für weniger privilegiert aufgewachsene Schüler_innen auf das Studium ihrer Wahl noch einmal geringer. Für Aufnahmeprüfungen, die mit Zugangsbeschränkungen einhergehen, werden oft spezielle Vorbereitungskurse angeboten, die selten kostenlos sind. Auch hier haben die Kinder von Eltern mit Hochschulabschluss bessere Chancen, wenn Mutti den Kurs und Vati genug Taschengeld zahlen können, sodass es nicht nötig ist, in den Ferien zu arbeiten. Es klingt verlockend einfach, weniger Studierende ausbilden zu müssen und anzunehmen, dass sich die Qualität der Lehre damit automatisch verbessert. Aber: wenn
sich weniger Studierende im Hörsaal befinden, ist das noch lange keine Garantie dafür, dass die Lehre dadurch besser wird. Die Qualität von Vorlesungen und Seminaren wird erhöht, indem die Fähigkeiten der Lehrenden gefördert werden. Es gibt neben überfüllten auch weitgehend leere Hörsäle, in denen es die Dozent_innen nicht schaffen, die Studierenden genügend für ihre Inhalte zu begeistern. Hier sollte angesetzt werden, anstatt weiterhin schlechte Lehre für weniger Personen anzubieten. In keinem Fall darf vergessen werden, dass Bildung ein Menschenrecht ist2. Das bedeutet, alle Menschen haben Anspruch auf die Möglichkeit, sich zu bilden (Bildung ist nicht gleich Ausbildung). Damit es auf der Welt so viele emanzipierte, selbstständig denkende Menschen wie möglich gibt, muss auch so vielen wie möglich die Gelegenheit dazu gegeben werden, nicht nur einer kleinen Elite, wie es manche Parteien fordern. Außerdem sei auf die Tatsache hingewiesen, dass schon jetzt die Akademiker_innenquote in Österreich im OECD-Vergleich sehr niedrig ist (21% vs. 33%). Noch mehr Personen den Zugang an eine Hochschule zu verweigern, um in Österreich eine kleine Elite zu schaffen, wäre nach logischer Konsequenz dann doch eher kontraproduktiv.
1 2% des BIP sind eigentlich für die Hochschulen eingeplant, ausgegeben werden lediglich 1,5%. 2 gemäß der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinten Nationen von 1948
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Gleichgeschlechtliche Ehe ist eine zivilrechtliche Verbindung zweier Menschen, in der beide PartnerInnen* das selbe Geschlecht haben. In 17 Staaten ist diese Eheschließung möglich - in Österreich gibt es zwar Bemühungen, aber es bleibt bei der eingetragenen PartnerInnen*schaft. Allerdings sollte auch hier dringend ein Umdenken beginnen und die Ehe für gleichgeschlechtliche PartnerInnen* eingeführt werden, denn Liebe ist Liebe und jede Person verdient es, die große Liebe zu heiraten! Von Alexandra Katzian
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emeinhin ist die Ehe eine Verbindung von zwei Menschen zum Zweck – neben einer Reihe rechtlicher Rechte und Pflichten – vor allem eine Familie zu sein und, im besten Fall, den Rest des Lebens miteinander zu verbringen. Für manche ist es auch "nur ein Stück Papier". Nach fast vier Jahren Ehe allerdings weiß ich, dass es so viel mehr ist als nur das. Ehe ist ein Band, welches sich durch das ganze Leben zieht. Es ist ein Versprechen, einer anderen Person bedingungslos beizustehen und es ist eine der schönsten und wichtigsten Entscheidungen im Leben. Ehe ist allerdings nicht heterosexuell. Lesben und Schwule feiern ihre Hochzeit und jeder spricht davon, dass sie einander "Ja" gesagt haben. Die Realität sieht leider anders aus! Auch im Jahr 2017 gilt: Es gibt keine Homo Ehe... Anders als etwa in den Niederlanden, wo es schon seit Jahren möglich ist, als hetero- oder homosexuelles Paar zu heiraten. In Österreich haben wir die eingetragene Partnerschaft und die Heirat - abhängig von der persönlichen (sexuellen) Neigung und der Person, in die man sich verliebt hat. Die Verpartnerung bringt zwar sehr ähn-
liche Bedingungen, allerdings ist es eben keine Ehe. Die Gesellschaft scheint die Sexualität vor alles andere zu stellen - Stichwort eheliche Pflichten. Es stimmt schon, dass Sexualität keine eheliche Pflicht mehr ist, aber es ist trotzdem ein Bestandteil der umfassenden ehelichen Gemeinschaft. Allerdings besagt unser heterosexuelles Eherecht, dass die grundlose und ständige Verweigerung von Geschlechtsverkehr eine Eheverfehlung ist. Bei Homosexuellen findet sich allerdings kein Hinweis auf eine Partnerschaftsverfehlung, wenn es nicht zum Sex kommt. Rechtliche Lage in Österreich Wie bereits erwähnt haben gleichgeschlechtliche Paare kein Recht auf Eheschließung in Österreich. Im November 2013 wurde ein Gesetzesentwurf im Nationalrat eingebracht für die Öffnung der Ehe, welcher aber im Juni 2015 mit 110 zu 26 Stimmen vom Nationalrat abgelehnt wurde. Seit 1. Jänner 2010 ist es möglich, dass gleichgeschlechtliche PartnerInnen* eine eingetragene Partnerschaft eingehen - ein, im Vergleich zur standesamtlichen Ehe, informeller und unzeremoniel-
Informationen zur eingetragenen PartnerInnen*schaft: https://www.help.gv.at/ Portal.Node/hlpd/public/ content/189/Seite.1890000. html
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ler Akt am Schreibtisch der zuständigen Bezirkshauptmannschaft. Seit Jänner diesen Jahres ist es endlich möglich, dass diese Partnerschaft auch am Standesamt vollzogen werden darf. Geändert hat sich auch noch, dass Homosexuelle nun auch einen Familiennamen und keinen Nachnamen führen dürfen. Warum aber ist es so schlimm, dass Dinge, die quasi gleich sind, nicht gleich sind? Ein homosexuelles Paar geht eine zivilrechtliche Lebensgemeinschaft ein - warum heißt das nicht Ehe? - und wird somit eine Familie - also führen sie einen gemeinsamen Familiennamen. Ist es eine heterosexuelle Angst vor homosexueller Liebe oder warum kommt es zu diesen offensichtlichen Diskriminierungen? Daher brauchen wir ein Plädoyer für die Liebe und die Gleichstellung aller Menschen, wenn es um das Heiraten geht! Und bezüglich der Kirche und deren Ansichten
muss sich auch keiner mehr Gedanken machen, da schon 2013 der Papst dazu aufgerufen hat, die Diskriminierung Homosexueller zu stoppen, und einen offenen Umgang seitens der Kirche gefordert hat. "Die Christen sollten dafür um Vergebung bitten, dass sie viele falsche Entscheidungen begleitet haben", sagte das katholische Kirchenoberhaupt. Oder will man dem Papst etwa unterstellen, er würde falsch liegen? Das sollte das letzte Fünkchen Sorgen über die Gleichstellung bei einigen unserer besonders religiösen PolitikerInnen auch vernichten. Ein Hoch auf die Liebe und eine rote Karte für die rechtliche Diskriminierung von homosexuellen Menschen. In der Infobox findest du die Links zur eingetragenen PartnerInnen*schaft, die Kontaktdaten der HOSI Salzburg, sowie den Link zu einer BürgerInneninitiative für die Gleichstellung der Ehe.
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HOSI Salzburg - Homosexuellen Initiative Salzburg Gabelsbergerstraße 26 T: +43-662-43 59 27 office@hosi.or.at www.hosi.or.at/ BürgerInnen Initiative "Ehe-gleich": Die BürgerInneninitiative „Ehe-gleich“ hat ihr Anliegen im August an die Parlamentsdirektion übergeben. Ab sofort können Befürworter der Ehegleichstellung ihre Unterstützung online abgeben. www.ehe-gleich.at/
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AUS DEN AUGEN, AUS DEM SINN Vor 79 Jahren fand auf dem Salzburger Residenzplatz die einzige öffentlich inszenierte Bücherverbrennung in Österreich (bzw. der Ostmark) statt. Die Stadt Salzburg will dieses Verbrechen nun nicht mehr nur mit einer kleinen Gedenktafel in Erinnerung rufen, sondern durch ein eigenes Mahnmal. So ganz ernst scheint es der Stadt dann aber doch nicht zu sein – das Denkmal soll an den Rand des Platzes gedrängt werden. Ein Kommentar von Tobias Neugebauer
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s ist der 30. April 1938, vor dem Residenzbrunnen werden kurz nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland 1.200 Bücher verbrannt. Unter den „unerwünschten“ Werken linker, jüdischer und christlich-sozialer AutorInnen finden sich etwa Exemplare von Stefan Zweig und Heinrich Heine. Die von der Hitlerjugend gesammelten Schriften aus Leihbüchereien, Buchhandlungen und privaten Haushalten wurden demonstrativ auf einem Scheiterhaufen nördlich des Residenzbrunnens in unmittelbarer Nähe der St. Michaels-Kirche vernichtet. „Verbrannt, vernichtet sei alles, was an klerikaler Knechtung und jüdischer Verderbnis den Aufbruch einer wahrhaft deutschen Kultur verhinderte“, so Karl Springenschmid, Leiter des Salzburger Schulwesens und des NS-Lehrerbundes, in seiner programmatischen „Feuerrede“. Heute erinnert nur eine kleine (erst im November 2011 angebrachte) Gedenktafel an der Michaels-Kirche an das Verbrechen. Mit der Neugestaltung des Residenzplatzes hat die Stadtregierung nun die Chance, 80 Jahre nach der historisch bedeutenden Bücherverbrennung angemessen zu mahnen. Bis Februar 2017 konnten KünstlerInnen ihre Ideen für ein Mahnmal bei der Stadt Salzburg einreichen. Das Kunstwerk soll laut Ausschreibung im Innenraum eines von oben einsichtigen Kubus Platz finden, der in den Boden eingelassen wird. Geht es nach den aktuellen Plänen der Stadt, soll das Denkmal aber nicht am historischen Ort der Bücherverbrennung, nördlich des Residenzbrunnens, seinen Platz finden, sondern am Rand des Residenzplatzes errichtet werden. Der Grund für die „Versetzung“ soll darin liegen, dass der Residenzplatz als Veranstaltungsort diene, etwa für den Rupertikirtag oder den Christkindlmarkt. Dieses Vorgehen wird von einigen Seiten scharf kritisiert. So äußert etwa der Salzburger KZ-Verband/Ver-
band der AntifaschistInnen in einem offenen Brief an den Kunstbeirat der Stadt seinen Unmut und fordert dazu auf, wirtschaftliche Interessen nicht über die der Erinnerungskultur zu stellen. Wenn das Mahnmal am Rand des Residenzplatzes versteckt wird, „dann passiert das, was den Opfern des Nazi-Terrors und ihrer Nachfahren in der Zweiten Republik tausendfach widerfahren ist: Sie werden an den Rand gedrängt!“. Das Mahnmal zur Bücherverbrennung sei nicht „nur“ ein Mahnen an den barbarischen Akt im April 1938 an sich, sondern viel mehr „ein Mahnmal zur Erinnerung an das schlimmste Verbrechen, das Menschen je an Menschen verübt hatten: Den Holocaust – die industrielle Vernichtung von Millionen Menschen. Das darf nicht einfach an den Rand gedrängt werden!“ „Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“. Das Zitat Heinrich Heines, das auf der Gedenktafel an der Fassade der Michaels-Kirche mahnt, bezieht sich auf die Verbrennung des Korans in Spanien zur Zeit der Inquisition. Es fordert uns auf, die Zeichen für Vernichtung und Zerstörung rechtzeitig zu erkennen. Um diese Zeichen frühzeitig erkennen zu können, ist es unsere Pflicht, die Gräueltaten des Nationalsozialismus (wie auch anderer Verbrechen gegen die Menschlichkeit) offen zu thematisieren. Das kann nur gelingen, indem man Gedenkstätten den notwendigen Raum bietet. Am Rande des Residenzplatzes scheint es ja genügend Raum zu geben. Warum sollten dann nicht Rupertikirtag und Christkindlmarkt dorthin „ausweichen“ können? Es liegt an der Stadt Salzburg, wie sie ihre Prioritäten setzt. Entscheidet sie sich dazu, offen zu ihrer Geschichte zu stehen oder lässt sie erkennen, dass wirtschaftlichen Interessen doch schwerer wiegen? Im Gedenkjahr 2018, 80 Jahre nach der einzigen großen Bücherverbrennung auf heute österreichischem Boden, werden wir es wohl erfahren.
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Bin ich ein schlechter Mensch? Urteile ich vorschnell über Andere, zerfressen von Neid und Missgunst? Oder ist doch alles halb so schlimm? Von Carolina Forstner
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ch tue es und damit bin ich wohl kaum allein. Ich lästere. Gesellschaftliche Normen sagen uns: Wer lästert ist zutiefst unzufrieden mit sich selbst. Leben und leben lassen als Mantra des Archetypus Mensch. „Wenn alle Menschen wüssten, was die einen über die anderen reden, gäbe es keine vier Freunde auf Erden“, sagte einmal der berühmte französische Mathematiker und Philosoph Blaise Pascal. Okay, so schlimm wie Blaise Pascal es formuliert, mag es vielleicht nicht um die Menschheit stehen und ja, ich habe FreundInnen. Der Gedanke, wegen (vermeintlicher) Unzulänglichkeiten Zielscheibe von harscher Kritik zu werden, ist wahrlich kein angenehmer. Dennoch können wir uns
nicht zurückhalten, greifen wie ein kleines Kind auf die heiße Herdplatte, magisch angezogen von der Gefahr, die diese ausstrahlt. Wir müssen es einsehen: Lasterund lästerfrei ist wohl keiner von uns – doch ist es immer moralisch verwerflich, über andere herzuziehen? Oxford Professor Robin Dunbar sieht „Gossiping“ als charakterbildende Eigenschaft, die uns schlichtweg zu dem macht, was wir sind: Menschen. Es erlaubt uns, unverzichtbare Informationen darüber auszutauschen, wem wir nun vertrauen können und wer uns möglicherweise schaden könnte. Im Idealfall wirkt es sogar als Bindeglied, um Beziehungen mit Freunden und Familie zu stärken, nach dem Prinzip: Sag mir, wer dein Feind ist und ich sag dir, wer du bist. Klatsch
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und Tratsch entscheiden nicht nur, zu wem man gehört, sondern auch, wer man ist beziehungsweise welches Idealbild man von seiner eigenen Person prägen möchte. Es verfestigt und bestärkt zugleich die eigenen Werte und Prinzipien. Im Idealfall kann das Loswerden von angestaubtem Ärger über eine Drittperson dazu führen, Probleme mit einem Gegenüber klarer zu formulieren und anzusprechen. Die Schattenseiten des Tratschens äußern sich indem man über die Stränge schlägt und somit viel an Vertrauenswürdigkeit und Sympathie einbüßt. Der britische Psychologe Richard Wiseman schreibt in seinem Buch: „59 Seconds: Change Your Life in Under a Minute“, dass die Eigenschaften, die wir an anderen kritisieren, unterbewusst von den Zuhörenden auf einen selbst übertragen werden – eine Lästerei die wie ein Bumerang zurückschnellt. Wer sich ständig in den Misserfolgen anderer suhlt, wird irgendwann als inkompetent abgestempelt werden und für ihn könnte das oben erwähnte Zitat von Blaise Pascal wohl bittere Realität werden. Der Frage, warum wir diesem manchmal unseligen Laster weiter anhaften, mag wohl auch kein mit zig wissenschaftlichen Studien belegter oder bestrecherchierter Artikel in einem Lifestylemagazin auf den Grund gehen. Vor allem, weil diese Art von Magazinen vorwiegend Frauen ansprechen soll – denn der Mythos der „Lästerschwester“ haftet besonders dem weiblichen Geschlecht an. Ich für mich habe beschlossen: Lästern ist okay, jedoch mit gewissen Einschränkungen, und habe mir selbst einige Regeln aufgestellt, im Bewusstsein, dem Lästern wohl nicht gänzlich abschwören zu können – kein kalter Entzug, das würde ich sowieso nicht schaffen.
Also hier zwei Grundsätze, um die von Selbstzweifeln demoralisierte LeserInnenschaft aufzurichten und zu tugendhaftem Lästern zu „erziehen“:
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Das oberste Gebot: Verbreite keine Lügen. Du lästerst über andere und sparst jegliche Kritik an deiner Person aus? Warum? Wer über das Fehlverhalten anderer messerscharfe Urteile ziehen kann, sollte sich selbst nicht ausnehmen und sich vor allem nicht zu ernst nehmen.
Analog zum zweiten Punkt, lässt sich weiter anführen, dass es wichtig ist, sich selbst und seine Handlungen mehr zu hinterfragen. Dazu muss man jetzt keinen Seelenstriptease zu Blatt bringen, aber ein gesundes Maß an Selbstreflexion hat noch keinem von uns geschadet. Als abschließende Antwort auf die Frage, ob ich nun ein schlechter Mensch bin, weil ich es mir herausnehme, in Abwesenheit anderer Personen über diese zu tratschen, lasse ich, mir selber den Spiegel vorhaltend, wohl nur ein „Jein“ zu. Denn selbst der genaueste Kriterienkatalog, um moralisch einwandfrei über andere herzuziehen, um seinen Ärger oder Frust loszuwerden, macht mich nicht frei von Fehlern und Fehlurteilen bzw. -entscheidungen. Wichtig ist, dass man sich seiner Makel bewusst ist und vor allem, dass man sich nicht zu ernst nimmt. Wenn ich mich selbst im Spiegel betrachte, sehe ich mich nicht als schlechten Menschen, sondern als – verzeiht mir den Pathos – Produkt mit Fehlern und Makeln, die mich aber genau zu dem Menschen machen, der ich bin.
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SPRACHSCHADEN Von Rebecca Rieger
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tellt euch einmal ein Gespräch vor. Zwei Freundinnen sitzen zusammen und diskutieren über eine Bewerbung. Eine sagt zur anderen: „Ich wurde abgelehnt, aber zum Glück haben sie gegendert!“ Könnt ihr euch den Gesichtsausdruck der anderen vorstellen? Die Realität hängt am Ende von der inneren Einstellung dieser Freundin ab. Deshalb sollte man sich die Debatte von einem objektiven Standpunkt aus ansehen. Tatsächlich gibt es viele Angriffspunkte, die das Konzept aushebeln. Sowohl theoretisch als auch praktisch hinkt es. Die Theorie hinter dem Gendern ist das Streben nach der Gleichberechtigung von Frauen. Man mag diskutieren, inwieweit und in welchen Bereichen es in unserer Zeit noch nötig ist, aber selbst im Kampf um diese Gleichberechtigung ist das Gendern Rückschritt und nicht Fortschritt. Für wen macht es logischen Sinn, etwas Gleiches anders zu bezeichnen? Schafft es nicht erst recht wieder einen Graben, wo keiner sein
sollte? Im Gegenteil, wo von vielen Frauen dafür gearbeitet wurde, dass sich der Graben schließt. Es ist eine aktivere Trennung als jemals vorhanden war. Diese Trennung macht es auch einfacher, einen Part abzuwerten. Was gibt jemandem, der wirklich echte Vorurteile gegenüber Frauen hat, mehr Angriffsfläche? Der eigene Begriff. Ein Doktor ist ein Doktor, egal ob Mann oder Frau. Plötzlich ist eine Frau kein Doktor mehr, sondern Doktra, Doktrix, Doktressa, Finessa… Plötzlich ist eine Frau nicht mehr das gleiche wie ein Mann. Und damit ist es wesentlich einfacher, die Leistung einer Frau abzutun, abzuwerten. Auch der Sinn hinter diesem Konzept in Bezug auf den Wortsinn der Begriffe, die oft gegendert werden. Was macht einen Beruf aus? Die Ausbildung, die Tätigkeit in sich selbst. Nichts darin weist auf das Geschlecht dieser Person hin. Aber auch bei anderen Begriffen fehlt der Sinn im Gendern. Mitarbeiter, zum Beispiel, meint eigentlich eine Person, die in dem je-
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weiligen Unternehmen arbeitet. Die Phrase ‚an alle Mitarbeiter‘ meinte also jeden, Mann, Frau, schwul, hetero, weiß, schwarz, blau, pink, glitzernd, usw. Damit macht die Trennung von ‚Mitarbeiterinnen‘ und ‚Mitarbeiter‘ genauso wenig Sinn wie eine hypothetische Trennung von ‚Mitarbeiter unter 1,50m‘ und ‚Mitarbeiter über 1,50‘, oder ‚attraktive Mitarbeiter‘ und ‚unattraktive Mitarbeiter‘. Die Anwendung des Genderns ist, um ehrlich zu sein, grauenhaft. Es bereitet doch Augenschmerzen, ‚ein_e Mitarbeiter_in‘ oder ‚Richter_innenamtsanwärter_innen‘ zu lesen. Welches ‚Innenamt‘ sucht denn Anwärter? Versionen mit dem sogenannten „Binnen-I“ oder dem Schrägstrich sind auch nicht anschaulicher. Es macht Texte nicht nur anstrengender und ermüdender zu lesen, sondern auch schwerer, besonders für Menschen mit Leseschwäche. Warum bestehen dann manche auf dem Gendern? Es kann doch eigentlich nicht an der ‚Identität‘ liegen.
Wessen ganze Identität hängt einfach nur von den Chromosomen ab? Macht eine Person nicht mehr aus als nur die Biologie? Es scheint oft so, als wäre uns der Fokus auf das wesentliche entglitten. Menschen werden immer mehr nach Eigenschaften beurteilt, die sie nicht ändern können und für die sie nichts können. Der Charakter, Träume und Ambitionen, Hobbies und Vorlieben… All das rückt in den Hintergrund gegenüber unwichtigen und oberflächlichen Kriterien. Es wird so oft das Bild der ‚starken Frau‘ angepriesen. Darunter versteht man jemanden, der selbstständig ist, der sich behaupten kann. Es braucht jemanden mit wenig Selbstvertrauen, um auf dem Gendern zu bestehen. Es soll jemanden ganz speziell ansprechen, weil der Oberbegriff, der wirklich alle einschließt, anscheinend nicht genug ist. Das beschreibt das exakte Gegenteil der Person, die man sich unter der ‚starken Frau‘ vorstellt.
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SPRACHBILDER
Doktor. Professor. Mitarbeiter. Student. – und jetzt rekapituliert bitte selbst kurz einmal, wie oft ihr bei diesen Worten an Frauen gedacht habt. Beim Lesen vermutlich kein einziges Mal. Funktioniert anders herum ganz genauso, nur etwas offensichtlicher: Krankenschwester, Putzfrau, Stewardess oder, um nicht nur Berufe zu nennen, die Tratschtante. Unsere Sprache schafft Bilder und diese Bilder gilt es aufzubrechen. Ein Kommentar von Miggi Seifert
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prache ist unser meistgenutztes Instrument, um mit anderen zu interagieren. Wir ratschen mit Freund_innen, wir unterhalten uns in der Arbeit, wir senden uns Nachrichten auf WhatsApp, wir schreiben Arbeiten an der Uni. All das prägt uns, spiegelt unsere Ansichten wider und bestimmt so zu einem gewissen Teil unser Leben. Seit fast drei Jahrzenten setzen sich daher Menschen für die Sicht- und Hörbarkeit von Frauen (und allem abseits des klassischen Männerbildes) in der deutschen Sprache ein und werden von allerlei möglichen Ecken angefeindet. „Gendern“ wurde dabei zum Unwort und Feindbild vieler Konservativer, Unaufgeschlossener oder schlicht und ergreifend Sexist_innen1, deren Weltbild es bis in die Grundfesten erschüttert, wenn plötzlich ein großes i, ein Bindestrich oder ein Sternchen in den Texten steht. Aber warum wird das Gendern von vielen so vehement
abgelehnt und verteufelt? Die Patriarchat-Schublade lasse ich dabei mal lieber zu. Bei den meisten ist es vermutlich eher Bequemlichkeit. Warum soll man denn extra noch ein Zeichen an Wörter dransetzen – die Frauen sind ja mitgemeint. Aber genau das ist das Problem. Wie wir an Wörtern wie Doktor, Professor oder ähnlichen immer wieder feststellen können, sind Frauen meistens nicht mitgemeint – zumindest nicht in den Köpfen der Mehrheit. Schon über Jahre haben sich Begriffe wie die Doktorin, die Ärztin oder die Lehrerin etabliert. Diese dann bei Anreden also auszublenden und „mitzumeinen“ ist ein Schlag ins Gesicht jeder selbstbestimmten Frau. Ein weiterer Kritikpunkt am Gendern ist, dass Texte, in denen auf geschlechtergerechte Sprache geachtet wird, nicht flüssig lesbar sein sollen. Das Binnen-i, der Gender-Gap oder -Star würden das Lesen erschweren und sowieso kein schönes Bild abliefern. Dass diese
1 Natürlich fallen nicht alle Genderkritiker_innen in eine dieser Kategorien. Der Großteil jedoch findet sich meiner Meinung nach in einer der Gruppen wieder.
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Texte im Gegenteil zu einem bewussteren Lesen und einer besseren Aufnahme des Textes führen und man sich sehr schnell an jede Form des Genderns gewöhnt hat, werden aber auch keine hundert Studien von angesehenen Instituten in die Köpfe der Anti-Gender-Fraktion boxen. Aber bei #YOLO oder süzZziiS hat man dann natürlich kein Problem. Das ist Jugendsprache. Das gehört so. Apropos Jugendsprache: Emojis. Die kleinen Symbole in den Smartphones haben mittlerweile ihren Weg bis in das Bewusstsein der Oma gefunden. Die weiß zwar nicht genau, welchen Emoji sie wann verwenden soll, aber sie verwendet sie (Pro-Tipp: Zeigt euren Großeltern nie die Melanzani). Mit jedem Update wird die Auswahl größer und mittlerweile gibt es für alle männlichen Emojis auch weibliche Konterparts. Der Aufschrei eines plötzlichen Pilotinnen- oder Handwerkerinnen-Emojis war da-
bei kaum vorhanden. Sind ja nur kleine, süße Bildchen. Die tun ja keinem weh. Dass es aber um mehr geht als das, ist den wenigsten bewusst. Frauen aller Welt finden sich in diesen Symbolen wieder. Sie verwenden sie und freuen sich, für sich selbst das passende Gesicht zu finden. So etwas liefert Selbstbewusstsein. Auch wenn es nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein ist. Und genau so verhält es sich auch mit dem Sichtbarmachen anderer Geschlechter in der Sprache. Niemand wird dabei als besonders hingestellt oder herausgestrichen. Es ist lediglich ein Hinweis, dass mehr existiert als der starke, weiße Mann. Frauen finden sich darin wieder und fühlen sich auch direkt angesprochen. Unsere Sprache entwickelt sich und sie wird es auch weiterhin machen. Und in ein paar Jahren werden wir diese Diskussion nicht mehr führen müssen. Hoffentlich.
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ie Zeit ist eine jungfräuliche Hetäre. Sie summt in den Ohren jedes einzelnen Menschen die gleichen blinden Lieder der Hoffnung. Verräterin! Betrügerin! Blenderin! Naiv, wie ich nun mal bin, habe ich ihr vertraut und mich meiner Zukunftsträume berauben lassen. Die Regeln der vorüberziehenden Jahre habe ich nie begriffen. Veränderungen verworfen. Geschichten vergessen. Dabei begann meine Geschichte bereits sehr früh. Geschrieben von Leuten, die ich nie kennenglernt habe und deren Namen ich aus den unzähligen Geschichtsbüchern herauslesen musste. Meine gesamte Zukunft und Menschwerdung entstand in jenen frühen 90er Jahren, ohne dass ich überhaupt einen Einfluss nehmen konnte. Erschütterung, Angst und Hass zelebrierten ihre Geburt. Der Krieg, die Entdeckung der Menschen, war der traurige Knotenpunkt,
die Verbindungsantenne zu meinem Leben. Hätte ich Azra doch früher kennengelernt! Wäre ich doch wenigstens bereits in den 80er Jahren geboren worden. Hätte ich ... wäre ich ... die alte Leier der Konjunktive. Ich glaube jedoch, in meinem Fall wäre ein anderer Mensch aus mir geworden. Besserer? Schlechterer? Bis zur Begegnung mit Azra war mir meine Identität oftmals ein Rätsel. Meine Herkunft ein Labyrinth. Doch sind die fehlenden Antworten und Lösungen nicht oft der Schlüssel des Glücks? Bedauerlicherweise ist das Glück ein Gut, welches ich zu oft gebrauchen musste. Wenn du dich ewig auf das Glück verlassen musst, zerstückeln dich die Sorgen. Mir ging es dennoch gut. Ohne eine Beteiligung am Leben sind die Probleme kinderleicht zu bewältigen. Meine Ohren wurden großgezogen von Geschrei, Sirenen und Bombengeräuschen. Meine Augen von der Traurigkeit. Meine Beine von Laufschritten. Immer gelaufen, nie angekommen.
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Hoffnungslose Hoffnung Von Mirko Budimirovic
Der Wert des Menschen ist das Leben. Ich zog es jedoch nie in Betracht zu leben. Vielleicht wegen der zu großen Gegenstücke. Elend. Hass. Macht. Und Angst. Der Weg dorthin führte über den Laufsteg der Erinnerung. Eingeführt durch die Eltern von Azra. Freunde, Bekannte, Fremde. Seither bröckeln Trümmer der Erinnerungen in der Hirnregion. Zerbersten nur schleifend langsam. Bilden Schleifen um die Gegenwartserscheinungen. Lassen nicht vergessen. Plötzlich bewegten Willenskraft und träumerische
Ziele meine Mechanismen des Denkens. Immer weiter. Immer weiter. Immer weiter! Irgendwo ist ein Punkt ohne räuberisches System. Eine Hilfestellung ohne Hinterhalt. Das Lächeln eines Menschen ohne Gier und Zorn im Blick. Ist der Traum ein Traum, wenn er Wirklichkeit wird? Oder ist es nur das Fest der Fata Morgana? Greifbar. Erreichbar. Scheinbar. Ein Spiegelbild der Odyssee meiner Sinnesorgane. Mit dem Ende ... ja welchem? Dem hier? Des Erzählers einer peripheren Zeitgeschichte? Oder gerade einer exorbitanten Zeitgeschichte. Einer epischen. Brechenden und ... erlösenden?
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Belebend allemal. Denn sie verwirklichte sich aus dem Aktionismus. Deswegen-? Wirkt mein Körper apathisch. Oder ist es nur der Geist? Viel gereist und erlebt, sucht er die Ruhe und findet die Tätigkeit. Entwickelt das Gespür für Veränderung immer weiter. Ist Veränderung denn überhaupt möglich? Erzielt man Erfolge durch den Einsatz moralischer Appelle? Gibt es einen Weg, der zusammenschweißt und Unebenheiten gerade glättet? Verändert die Zeit den Menschen, oder der Mensch die Zeit? Das ist die Frage, um die es geht. Sie surrte jahrelang in meinem Kopf. Ihre enervierende Frequenz mit einer steigenden Tendenz. Das Gefängnis hatte sie nicht verlassen. Im Gegensatz zu mir. Neugeborener Weltbeobachter, der die Assoziationsketten zu sprengen glaubte. Austria sollte Perspektiven herbeiführen. War eine solche Erwartung überhaupt erlaubt? Ein Migrant. Flüchtling. Asylsuchender, der Forderungen hatte. Abscheulich. Oder doch notwendig? Ein Blick eines Außenstehenden, der das Innere mit wenig beschmutzten, traurigen, aber noch reinen Augen betrachtete. Mich zu verwirklichen und auszuzeichnen, war zugleich mein Wunsch als auch mein Zimmer der Angst. Denn viele Fehler werden berühmt. Viele Taten werden vergessen. Der Zeitgeist war ein Problem. Gavrilo! Gavrilo! Zerstörer der Unschuld! Meine Verwandten und Freunde fragen mich oft: »Wie kommst du bloß mit der Kälte und Mentalität dieser Menschen in Austria zurecht? Zu Grunde würde ich gehen!« Es ist schwierig zu beantworten. Vielleicht liegt der Grund ganz einfach auf dem Boden der Zeit. Meine Wurzeln wuchsen hinauf. Verzweigten sich mit den vorhandenen. Möglicherweise half mir auch die Literatur. Handke, Bernhard, Aichinger und Bachmann waren meine Weggefährten durch die schlimmsten Alpträume. Wenngleich die männlichen Akteure kein gutes Licht auf Austria warfen und es verabscheuten. Doch was in dir ist, kannst du nicht verwerfen. Jede Offenbarung heftet sich klammheimlich an Teile deiner Kultur. Gewollt oder nicht. Die mystischen Klauen hielten lange an mir fest. Zimmerten das Gebäude meiner Geschichte. Meine glückliche Traurigkeit. In Austria lernte ich die Wege zur Existenz kennen. Die Türme der Geschichte. Die Liebe des Lebens. Meine Azra ... meine Azra! Ich denke oft an sie. An die Liebe. Und was sie aus uns macht. Elende und glückliche Menschen. Lachende und weinende. Wir haben immer die Wahl uns zu entscheiden, mit wem wir sie teilen wollen. Die Auswahl ist nie das Problem. Es ist das Loslassen. Die Vorstellung des Alleinseins erdrückt uns. Also bleiben wir. Fragen wenig und kritisieren viel. Sehen andere
und finden sie besser. Verletzen uns und zerfetzen Gefühle. Und irgendwann erinnern wir uns, wie alles angefangen hatte. Wie schön es war. Das Gefühl des hüpfenden Herzens, des gemeinsamen Lachens, der scheuen ersten Umarmung und des zitternden, liebevollen ersten Kusses. Und wir sehen die Chance. Versprechen, dass alles besser wird. Ein Neuanfang. Der Wunsch nach der Wiederholung. Das macht die Liebe aus uns. Sie erinnert uns, dass wir Menschen sind. Dass Gefühle das Schönste sind, was wir spüren können. Dass in jeder Situation eine Hoffnung lodert. Dass jeder Mensch die Chance hat, ein guter zu werden. Ich suchte ihn lange vergebens. Den Geruch der großen Liebe. Etliche Winde hatten ihn längst davongetragen. Irgendwo. Irgendwann. Zurück blieb ein Schauspiel. Der lächelnde Typ. Perfekt kaschiertes Lachen, weil man sich besser verkörpern kann in einer Scheinwelt. Die Zimmer der Wahrheit waren fest verschlossen. In ihnen wohnte meine Realität: Die Einsamkeit. Erst durch die Überquerung vieler Kilometer fielen alle Schlösser. Die Türen öffneten sich. Geheimnisse lösten sich auf. Mein Menschsein ergab einen Sinn. »Hast du die Grammatik noch einmal vertieft?«, fragte sie. »Bis ins letzte Detail«, antwortete ich süffisant. Ihr Blick schnitt mein Herz. Eine Mischung aus Verlangen und Vergehen. Innig küsste ich ihre zarten Lippen. Sie biss sich in meine Unterlippe fest. Forschte mit ihrer Zunge in den Tiefen meines Mundes. Das Verbotene macht erfinderisch. »Es wird Zeit«, sagte sie mystisch. In separaten Verkehrsmittel machten wir uns auf den Weg. Durchquerten einige Dörfer. Landstraßen und Landschaften breiteten sich vor unseren Augen aus. Die Berge erhoben sich in der Ferne. Wie habe ich sie einst geliebt. Der Blick der Freiheit. An einem fernen Ort hielten wir an. Unserem Ort der Stille. Leise näherten wir uns unserem Hügel. Nah am Himmel und fern von den Problemen. Der Horizont verfärbte sich in einem Gemisch aus Orange und Rot. Wir warfen uns auf das Gras und leuchteten uns an. Die Leichtigkeit der Liebe existiert nur unter Liebenden. Locker und lässig jonglierten wir die Gefühle in den Händen. Sie biss mich am Hals. Ich warf mich ihr an den Hals. Verwirrte die Stille mit einem lauten Liebesschrei. »Ich liebe dich!« Azra sah, wie schon seit einigen Tagen, traurig zur Seite. »Liebe ist ein Etikett der Vergänglichkeit«, sagte sie pathetisch. »Grenzen sind Liebesjäger. Da wo eine
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Grenze ist, ist ein Land. Dort herrscht eine Kultur. Über all das schwebt die Religion. Wo Religion ist, ist der Krieg. Wo Krieg herrscht, stirbt die Liebe.« Die Passion des Krieges spielte uns aus. »Krieg, Krieg. Krieg! Immer dasselbe Wortspiel. Seit Erschaffung des Menschen. Ist das Mittel gegen Krieg nicht die Einzigartigkeit der Liebe? Habe ich etwa deine Verwandten im Krieg ermordet? Lass uns in ein fernes Land verschwinden! Suchen wir die Zeit in der Zeit. Irgendwo muss eine Stelle sein, die neutral ist. An der Wirklichkeit und Träume nicht nur Vorstellungen sind. Die Zeitachse muss einen Anfang haben, an den muss gelangt werden können. Dort muss angefangen werden. Alles ausgeglichen. Bereinigt. Irgendwo muss der Ort sein, an dem es ihn gibt. Den Blick auf das Ganze. Damit als einziges das Antlitz des Menschen bleibt. Die Akzeptanz der Gleichberechtigung. Solidarität der Masse«, sagte ich ohne Hoffnung in der Stimme. »Das sind Utopien, Liebster! Wohin denn? Du bist erst gekommen. Geflohener! Verfolgter! Wo du auch ankommst, wirst du gepeinigt. Nicht uns trifft die Schuld der Kriege. Die Vergangenheit ist jedoch ein Zeuge der Gegenwart. Die Sünde der Jugend ist der Täter der Zukunft. Meine Eltern sind Soldaten der Vergeltung. Die Polemik unserer Länder ist das Urteil unserer Liebe.« Wir wussten von Anfang an, dass es schwierig wer-
den würde. Sogar undenkbar. Doch die Liebe sucht immer die Chance in jedem Meer der Unmöglichkeit. Wir sind tief getaucht. Sparten keinen Meter der Vollkommenheit. Die Dringlichkeit des Momentums stets im Hinterkopf, verfolgten wir unsere Bedürfnisse. Wer Jahre oder Jahrzehnte Zeit hat eine Liebe zu formen, weiß gar nicht um sein Glück. Was jedoch macht er? Lässt eine Alltäglichkeit in die Gepflogenheiten der Liebe einmarschieren. Erlischt jedes Licht und übersieht jedes Lachen. Was hätten wir für diese Zeitmenge alles getan ... Wir hatten nur wenige Wochen. Anfang und Ende fest eingeplant. »Du weißt, dass du die Perle meines Glücks bist. Magst du noch so fern sein, der Geruch deines Herzens bleibt ewig. Merke dir, Sterne sind auch so weit entfernt, und doch ist es immer wieder einzigartig, sie zu sehen. Zu lieben ist einfach. Die Kunst liegt in der Balance. Zwischen Tränen und Lachen ist ein schmaler Grat. Wichtig ist es den Zauber des Lachens aufrechtzuhalten. Wenn ich dich sehe, lächle ich automatisch.« Meine Worte schienen die Ketten der Tränen gesprengt zu haben. Langsam floss eine Träne an ihrer Wange entlang. »Jetzt hast du jedoch die Tränen entfacht«, sagte sie ironisch. Ich hielt ihr meine Hand entgegen. »Ich habe sie gefangen, um sie zu bewahren. Sie soll mich daran erinnern, wie hässlich sie im Kontrast zu deinem Lä-
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cheln ist.« Sie lächelte mich wieder an. Das Paradies glänzte in ihren Augen. Langsam bahnte sie sich ihren Weg zu meinen Lippen. Das feuchte Gras hatte ihre Kleidung etwas durchnässt. Sie zitterte. Atmete flach. Die ganze Welt lag in einer Hülle der Stille. Einzig und allein ihre Geräusche erzeugten Töne. Es war die Melodie meines Lebens. Ihr millimetergroßes Muttermal über der rechten Seite der Oberlippe. Ihre dünn gezupften Augenbrauen. Ihre haselnussbraunen Augen. Ihr leichtes Lispeln beim Aussprechen des alveolaren Frikativs S. Ihre Plötzlichkeit. Entschlossenheit. Alles vermengte sich mit meinem Leben. Wesenszüge meiner tristen Vergangenheit schlichen in die Zellen der vergessenen Erinnerungen. Nur der Zeitgeist Jugoslawien bombardierte den Boden unserer Persönlichkeit. »Welche Welt wählst du?«, fragte sie mich traurig. »Jene, in der Gerechtigkeit ein Teil der Gesellschaft ist.« »Auf welchen Planeten dies wohl zutrifft. Glaubst du an uns?« Ich überlegte lange. So lange, dass die Zeit die Dunkelheit als Zuhörer herbeiholte. »Ich glaube, dass wir eines Tages in den Spiegel blicken und ein verpasstes Leben in unseren Augen erkennen werden. Ich glaube, dass wir Rakija trinken und Cevapcici essen, und sie immer wieder ausspucken werden.« Sie umarmte mich fest. Wir hatten es gewagt. Die Liebe zu erforschen. Die Magie zu spüren. Es war uns beiden klar: Gefühle werden wieder kommen, das Lachen wieder einsetzen, die Lippen Lippen berühren, aber die Einzigartigkeit ... Sie war einmalig. Langsam erhoben wir uns. Zeit war kostbar. Für uns war Zeit alles. Eilig fuhren wir weiter. Wenige Kilometer westwärts. Der Sünde entgegen. Zielstrebig kletterten wir über den einen Meter hohen Zaun. Liefen händchenhaltend, die Kleider in alle Richtungen abwerfend, in Richtung des Sees. Die Kälte kletterte Zentimeter für Zentimeter an unseren Körpern empor. Hastig klammerten wir uns aneinander. Schwammen im Gleichschritt. Den Mond als einzigen Zeugen. Wir mussten nicht viel sagen. Kannten die Gedanken. Zärtlich streichelten wir uns. Unsere Erkenntnis war die einzige Plausibilität unserer Zukunft. Ich hielt ihren Kopf an meinen gedrückt. Nasenspitze an Nasenspitze. Die Dunkelheit versperrte die Sicht. Jedoch konnte ich ihre Augen dennoch sehen. Sie waren wie zwei Scheinwerfer.
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»Wenn er ...«, versuchte ich anzusetzen. »Schweig. Lass es. Hörst du die Klänge des Augenblicks?« Ich schwieg und lauschte. Die Stimme der Stille lag in der Luft. »Ich höre ...« Ich hob sie hoch und warf sie sanft ins Wasser. »... Dein Geschrei«, vervollständigte ich meine Rede. Sie lachte und schmiegte sich so fest an mich, dass mir die Luft wegblieb. »Ich habe noch nie jemanden kennengelernt, der so elegant mit Gefühlen umgehen kann. In Sorgenzeiten erschlägst du den Ursprung der Probleme. An glücklichen Momenten lässt du alles noch heller strahlen. Wer, nein, was bist du? Ein Mensch kann so etwas nicht.« Sie beendete ihre Rede und küsste mich mit dem Kuss der Ewigkeit. Die Prüferin gratulierte mir zur bestandenen Prüfung. Deutschkenntnisse auf B1 Niveau. Wer hätte das gedacht? Keiner, außer ihr. Professionell übergab sie mir das Dokument. Beinahe hätte sie gelacht und geweint. Doch die Umstände des Lebens bremsten sie. Ich verbarg meine Traurigkeit. Das Triste ist der Verrat an das Leben. Ein Außenstehender sah eine überaus attraktive, gut gekleidete und selbstbewusst wirkende Frau, die ihren Job tat. Ich sah den Schmerz. Sah das Leben, welches in ihrem Unterleib zu entstehen begann. Außerdem erkannte ich den Boden der Zukunft. Die Unendlichkeit der Ungerechtigkeit. Unsere große, aussichtslose Liebe. Meine Deutschkenntnisse reichten aus, um dazuzugehören. Das besagte das Papier. Ein einfaches Stück Dokument entschied über das Leben von Menschen. Zwischen Bleiben und Gehen. Zwischen Sein und Nichtsein. Mir blieb nur letztere Alternative. Egal, wie gut oder schlecht ich war. Ob ich Gutes oder Böses verbrochen hatte. Das zählte am Ende nicht. In den Augen der Mehrheit bist du nur, was die anderen sind. Franz Blei hat einmal gesagt, dass man seine Freiheit aufgibt, wenn man sich das Geld verdienen muss, um frei zu sein. Frei war ich nie. Ich bin das Produkt einer Geschichte. Das Produkt eines Landes. Die Nachwirkung von allem, was jemals erzählt wurde. Azras Herz rebellierte noch. In ihren Augen spiegelte sich die sichere Unsicherheit wider. Für ihre Eltern war ich, wie für den Rest der Gesellschaft, nur das, was die anderen sind. Was auch immer das zu bedeuten hatte. Das Spiel zwischen dem Herzen und dieser Art Unsicherheit konnte nicht gut ausgehen. Das tat es nie.
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DER ULTIMATIVE UNI:PRESS
BEISLTEST FORTGEHEN ABSEITS DES STUDENTISCHEN MAINSTREAMS TEIL 1 - ANDRÄVIERTEL Rudolfskai, Gstättengasse, Bergstraße oder Imbergstraße – das sind die Topadressen des Salzburger Nachtlebens. Topadressen? Wirklich? Wir haben uns schick gemacht und für euch Lokale abseits des studentischen Nachtlebens getestet, damit ihr ein Refugium findet, wenn euch die Segabar zu fad wird.
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ugegeben, wer schon ein paar Jährchen in Salzburg wohnt, kennt wohl bereits alle Etablissements in oben genannten Straßen in- und auswendig. Das (wöchentliche) Fortgehen wird zusehends fader – im Zweifel bleibt man zuhause. Doch es gibt sie, die Perlen der Nacht. Lokale, die nicht zum Bersten voll sind, wo die Musik nicht so laut ist, man sich noch unterhalten kann und das Publikum einer bunt-durchmischten Milieustudie gleicht – auch in der Festspielstadt. Die uni:press-Redaktion machte sich deshalb gemeinsam mit treuen LeserInnen – den Servicecharakter der uni:press hochhaltend – auf, um euch in eurer Abendgestaltung mit neuen Ideen zu versorgen. Aber nicht nur am Informieren ist uns gelegen. Wie unlängst der Psychologe Robin Dunbar von der Oxford University belegte, tragen (moderate) Beislbesuche mit FreundInnen zur seelischen Gesundheit bei, beugen Depressionen vor und helfen beim „Social Bonding“ bzw. bei der Bildung von Sozialkapital.1 Grund genug, uns für euch verdeckt in das Salzburger Nachtleben abseits von Irish-Pubs, Hipsterlokalen und Segabars zu stürzen, um Horizonte zu erweitern und neue Fixpunkte auf die Landkarten des studentischen Nachtlebens zu setzen. Die Regeln, die auch für die zukünftigen Beisltests Gültigkeit haben, sind simpel: ein Bier und einen Schnaps pro Beisl, danach wird kompromisslos weitergezogen. Heurigen Faßl Eine Mischung aus Wurzeln, Weihnachts- und Osterdekoration begrüßt den Gast im Heurigen Faßl, einem eher rustikalen, aber charmanten Beisl in der Haydngasse. Das Personal ist sehr freundlich und engagiert. Die verhältnismäßig niedrigen Getränkepreise, die gute Lage sowie die entspannte Stimmung machen das Faßl zu einem idealen Studierendenbeisl. Auch ältere Stammgäste
sind sich nicht zu schade, desillusionierten Studierenden Lebensweisheiten à la „Des griagst scho wieda in Griff!“ mit auf den Weg zu geben. Zur musikalischen Untermauerung läuft Antenne Salzburg unaufdringlich im Hintergrund, zumindest solange keine nervige Werbung dazwischenfunkt. Österreichische Traditionen werden im Faßl hochgehalten – so auch beim NichtraucherInnenschutz: an der Bar ist Rauchen erlaubt, ein mehr oder weniger abgegrenztes Stüberl bleibt rauchfrei. Für Spiel und Spaß sorgt eine Dartscheibe, Kulinarisch-Gutbürgerliches scheint es auch zu geben und sanitäre Einrichtungen sind vorhanden. Joe’s Garage Überraschung des Abends war ganz klar Joe’s Autoschuppen in der Schrannengasse. Keine/r von uns hatte dieses kleine Beisl auf dem Schirm. Zugegeben: ein riesen Versäumnis. Eigentlich nur bis 21:00 geöffnet, macht Joe (der Besitzer) keinen Hehl daraus, dass das bloß als Richtwert gilt. Vor Neun aufzutauchen zahlt sich dennoch aus, will man nicht vor verschlossenen Türen stehen. Joe bietet eine breite Palette an verschiedenen Bieren und Schnäpsen an. Auch diverse Weine soll es geben. Kulinarisch kamen wir unvermittelt in den Genuss von Joe’s hausgemachten, Vakuum-gegarten Schweinsbraten mit Kartoffeln und Brot – deliziös. Musikalisch liegt der Fokus offenkundig auf deutschem Schlager, jedoch ist Joe offen für Neues und lässt sich dies auch gerne über Youtube am Flachbildschirm vorführen. So kann jede/r ein bisschen DJ/ane spielen und Joe erweist sich als geduldiger Zuhörer. Als großer BVB-Fan zeigt Joe bei Schweinsbraten und allerhand preiswerten Getränken jegliche Fußballspiele auf zwei Großbildfernsehern. Seine Gastfreundschaft wurde den Beisltouristen allerdings zum Verhängnis: Ganze vier Stunden dauerte der Aufenthalt, ein ganz klarer Regelbruch.
1 Dunbar, Robin, Launay, Jacques, Wlodarski, Rafael et al. 2016. “Functional Benefits of (Modest) Alcohol Consumption.” Adaptive Human Behavior and Physiology, 1-16.
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Drums Das kleine, verrauchte, in der Franz-Josef-Straße gelegene Drums scheint wohl eher nicht so ganz was für Studierende zu sein. Die Preise sind dort schon etwas höher und richten sich – nach ausgiebigem Lokalaugenschein – eher an Damen und Herren mittleren Alters mit gefestigten (höheren) Einkommen, die unter ihresgleichen bleiben wollen. Dementsprechend fühlten wir uns dort nicht recht willkommen. Aber auch Rückschläge müssen von Beisltouristen hingenommen werden. Nichtsdestotrotz wurde ein Bier und ein Schnaps konsumiert, die Toiletten getestet und versucht, mit dem desinteressierten Barmann zu kommunizieren. Mirjam’s Pub In der Schallmooser Hauptstraße befindet sich das legendäre Mirjam’s Pub. Viele Mythen und Geschichten ranken sich um das kultige Beisl und das – wie wir während unseres Lokalaugenscheins feststellten – durchaus zu Recht. Streits werden hier noch handfest gelöst und dann bei einem Bier verarbeitet. Wir stritten zwar nicht, testeten aber ebenfalls den Gerstensaft und ein Stamperl
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Gebranntes. Gezeichnet vom langen Abend musste eine kleine Stärkung sein. Zum Glück fährt Manfred kulinarisch das volle Programm: Schmankerl vom Käsebrot, über Essigurkerl, bis zur original italienischen Pizza werden feilgeboten. Wir testeten das Käsebrot, Fazit: top! Mit seinen ausgedehnten und durchaus variablen Öffnungszeiten ist das Mirjam’s auch der ideale Ort für ein kultiviertes Gläschen zur späteren Stunde. Preislich bewegt sich das Mirjam’s im normalen Segment, das Rauchen ist erlaubt, ein paar Spielautomaten bieten Zerstreuung und die Sanitäranlagen sind ok. Selbstverständlich erheben wir keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Beisltouristen in spe seien hiermit vorgewarnt: Selbstauferlegte Begrenzungen der Aufenthaltsdauer sind unbedingt ernst zu nehmen, sonst wird aus einer Tour durch zwei Stadtteile mit zehn Beisln ganz schnell nur ein Stadtteil mit vier abgehakten Lokalen. Über Anregungen und Geheimtipps für Zukünftiges freut sich übrigens die Redaktion unter presse@ oeh-salzburg.at Prost!
Disclaimer: Der Test wurde in unserer Freizeit durchgeführt, dadurch keine Studierendeninteressenvertretungsarbeit vernachlässigt. Es wurden keine ÖH-Mittel aufgewendet. Es gab keinerlei finanzielle Zuwendungen seitens der Beisl-InhaberInnen.
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KULTUR & MENSCHEN
PostcARTs from Salzburg
Wie Salzburger Studentinnen eine neue Perspektive auf Salzburg abseits ausgetrampelter Touripfade vermitteln und dabei KünstlerInnen eine Plattform bieten. Von Christoph Mödlhamer
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ie erhabene Festung, der barocke Residenzbrunnen am Residenzplatz vor dem Dom, umrahmt von allerlei Prunkbauten, die namensgebende Statue am Mozartplatz, die geschäftige Getreidegasse mit ihren schmiedeeisernen Zunftschildern – all das sind in Salzburg omnipräsente Postkartenmotive. An jeder Ecke fallen sie einem ins Auge. TouristInnen scharen sich um die drehbaren Ständer, schreiben Grüße an die Daheimgebliebenen, kleben Briefmarken auf und ab damit in den nächsten gelben Postkasten. Soweit noch nichts Ungewöhnliches daran. Postkarten? Gibt’s die überhaupt noch? Zugegeben, in Zeiten von Smartphones, mit denen binnen Sekunden die schönsten Eindrücke festgehalten und Internet sei Dank sofort vor Ort in alle Welt versandt werden können, mögen Postkarten etwas antiquiert wirken. Aber wer freut sich nicht, wenn nach Heimkehr der Reisenden, Tage oder gar Wochen später, eine Ansichtskarte in den eigenen Briefkasten flattert? Eben. Das dachten sich auch vier Salzburger Studentinnen unterschiedlichster Studienrichtungen, als sie im Rahmen einer Lehrveranstaltung des Studienschwerpunktes „Wissenschaft und Kunst“ am Kunstquartier das Projekt „PostcARTs from Salzburg“ ins Leben riefen. Bei PostcARTs steht aber nicht irgendein abgedroschenes Salzburg-Motiv im Vordergrund, sondern – wie der raffinierte Name nahelegt – ein Kunstwerk, das die Vorderseite ziert. Dazu wurde ein bewusst offen gestalteter Call initiiert, der rege Anteilnahme erfuhr, wie sich die Verantwortlichen überrascht zeigten. Bilder, Grafiken, Gemälde, Fotos, Installationen, aber auch Musik und Videos wurden eingereicht. Aus knapp 100 Einsendungen wählten die Projektinitiatorinnen sechs aus, die fortan die Vorderseiten der 10,000 Postkarten zieren. Das Grundkonzept war, KünstlerInnen eine Plattform zu bieten, diesen einen gewissen Grad an Unabhängigkeit einzuräumen und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Werke einer Öffentlichkeit vorzustellen. Alterna-
tive Kreativschaffende in Salzburg sollen so sichtbar gemacht werden, die mit den Postkarten die Stadt und die Welt bespielen. Dazu wurde gezielt das Medium der Postkarte gewählt. Frei nach dem Riepl’schen Gesetz wurde der eigentliche Zweck der Postkarte, ursprünglich ein Kommunikationsmedium, durch ihre innovative Nutzung umgedeutet und die Postkarte prompt als niederschwellige Kunstplattform definiert. Als Postkartenmotiv zirkuliert hier das Kunstwerk relativ frei und KünstlerInnen sind nicht abhängig von irgendwelchen Ausstellungsräumen. Das Projekt richtet sich primär an Einheimische, die einen neuen Blick auf ihre Stadt bekommen wollen. Dies ist hauptsächlich den Orten geschuldet, wo die Karten aufliegen, wie Uni-Fakultäten, Alchemiste Belge, Schnaitl, 220°, Rockhouse, ARGE, JazzIt etc. Aber auch von TouristInnen erhielten die Verantwortlichen bereits positives Feedback für ihre alternativen Blickwinkel auf die Stadt. Putting in the „ART“ in PostcARTs – Die Motive Die Choreographin Elisabeth Hillinger wählte für ihren Blickwinkel auf Salzburg ein zum Bücherregal „zweckentfremdetes“ Fenster. Bewusst zeigte sie Salzburg in ihrem Bild „Open“ von der gemütlichen und netten Seite. Die reiche Tradition und Geschichte Salzburgs verdeutlichen dabei die alte Fassade, die Einfachverglasung und die Messingriegel des Holzfensters. Dieses historische Erbe macht die Stadt zu dem, was sie ist. Gleichzeitig schränkt es die Bewegungsfreiheit ein, wie ein Korsett. Neue Möglichkeiten zu finden und sich zu entwickeln, wird dadurch schwieriger. Das offene Fenster symbolisiert Aufgeschlossenheit und einen offenen Geist. Die Bücher im Regal stehen für neue Ideen, die im Rahmen des historischen Erbes Platz finden. Etablierte und traditionelle Strukturen werden so in dieser Komposition mit neuen Zugängen und Nutzungsweisen in Verbindung gebracht, die aber zugleich die Sicht auf wesentliche Dinge verstellen können. Nico Samitz, Komponist und Trompeter, erschafft sei-
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© Manuela Seethaler
KULTUR & MENSCHEN
ne Perspektive auf Salzburg über die Musik. Sein Blick auf die Stadt ist kein Bild, sondern ein Blasinstrumentenmedley zur Verabschiedung seines Professors Hans Gansch in der Aula des Mozarteums. Unter anderem ertönen Lieder wie „Time to Say Goodbye“ und „My Way“ von den oberen Gängen, die als Emporen für die Fanfaren fungieren. Durch diese zweifellos sehr emotionalen Stücke drücken die Studierenden ihre Wertschätzung ihrem in den Ruhestand schreitenden Professor gegenüber auf musikalische Weise eindrucksvoll aus. Seinem Wissen, seinem Können auf der Trompete, seiner Fairness und Ehrlichkeit wollen seine Studierenden durch diese Aktion so ein audiovisuelles Denkmal setzen. Für den Maler Günter Konrad gibt es nicht die eine Sichtweise auf Salzburg. Sein Werk besteht deshalb aus einer Kollage von historischen Kunstwerken, wie seinem Lieblingsblickwinkel auf Salzburg, dem Gemälde „Innerer Stein“ von Friedrich Loos von 1838, mit seinen eigenen Gemälden, Fotografien und urbanen Fragmenten, die er über die letzten 20 Jahre gesammelt hat. Durch dieses „Malen mit Bildern“ entsteht so eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart in seinen Werken. Die Kombination historischer hochkultureller Artefakte vergangener Zeiten mit Zeitgenössischem führt so zu etwas Einzigartigem, etwas völlig Neues entsteht, das neue Blickwinkel auf bekannte Motive und auf die Stadt als solche eröffnet. Die Fotografin und Kulturmanagerin Manuela Seethaler geht mit dem Motiv auf ihrem Bild „Hidden“ ausgetrampelte Pfade komplett neu. Sie fotografierte die über den Dächern Salzburgs thronende Festung, die unzählige Postkarten ziert. Das besondere an ihrem Foto ist, dass der Star, die Festung selbst gar nicht zu sehen ist. Sie ist verborgen hinter dicken Nebelschwaden. Der/die BetrachterIn merkt sofort, dass etwas fehlt. So drängt sich die Frage auf, was wäre Salzburg ohne seine Wahrzeichen? Hinter der hochkulturellen und historischen Fassade Salzburgs, eingebettet in einem schönen und
gepflegten Stadtbild, liegt mehr verborgen. Denn auch in Salzburg gibt es Kunst und Kultur, die nicht auf den ersten Blick erkannt wird. Wie die Festung in „Hidden“ liegt das Erkennen dieser im Auge des/der Betrachters/In. Florian Kecht ist Produzent elektronischer Musik und behandelt mit seinem Motiv „Out of Place“ die technisch ermöglichte omnipräsente Verbundenheit. Dieses In-Verbindung-stehen kann neben Segen zusehends zum Fluch werden. Immer weniger wird miteinander gesprochen, immer mehr Zeit alleine verbracht. Das Alleinsein wird eher verdrängt als offen angesprochen, obwohl es eines der drängendsten Themen heutzutage ist. Viel zu oft reduzieren wir uns auf unsere Profile in sozialen Medien. Wer darauf nicht präsent ist, existiert heute kaum. Hinter diesen Profilen und der allseits bekannten schillernden Fassade Salzburgs steckt ein Mangel an Aufrichtigkeit und Echtheit. Das Bildmotiv symbolisiert dabei das menschlich-ureigene Verlangen nach Freundschaft und Nähe im echten Leben in Salzburg und auch andernorts, dem der Künstler auch in seiner Musik Ausdruck verleiht. Treue uni:press-LeserInnen dürften mit dem KünstlerInnenkollektiv disposed, die wir in ihrem kvartier in der Rauchmühle besuchten, bereits vertraut sein. Auch dieses Mal sind sie involviert, wenn es um Kunst und Kultur in Salzburg abseits von Festspielen und Mozart geht. Für sie scheint der Fokus in der Stadt darauf zu liegen, attraktiv für TouristInnen zu sein. Räume und Möglichkeiten, sich zu entfalten, sind Mangelware. Das trifft ebenso auf das Salzburger Nachtleben zu, das von Stereotypen gekennzeichnet ist. Ihr Motto „[♥] needs no ‰“ soll den Blick zurück auf das Wesentliche lenken. Sich nicht ablenken zu lassen, die eigenen Stärken zu finden, sich selbst zu befreien und sich zusammenzuschließen. Räume sollten nicht vergessen, sondern genutzt werden, damit die Umgebung belebt wird und die Menschen selbst daran wachsen.
Die Ausstellung im KunstQuartier in der Bergstraße, in der alle Motive im Original zu betrachten und PostcARTs erhältlich sind, läuft übrigens noch bis Juni. Auch eine neue Karten-Auflage ist geplant. Interessierte sollten die Augen nach einem Open Call offenhalten. http://bit.ly/FB_PostcARTsfromSalzburg
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zeit masch ine Interessantes, Kurioses und Schockierendes in alten uni:press-Ausgaben, entdeckt und ausgegraben von Christoph Würflinger
SOME THINGS NEVER CHANGE…
MANDER, ´S ISCH ZEIT! Oder: ein Wahlkampf steht vor der Tür Alle zwei Jahre im Frühjahr stürzen sich Studentenvertreter, Mandatare der verschiedensten Fraktionen und ihre Helfer in einen ca. zweimonatigen Wahlkampf. Es gilt, a) die Studenten zum Urnengang zu bewegen und b) nach Möglichkeit so zu motivieren, daß sie die eigene Fraktion wählen. Und so verwandeln sich Zäune, Glastüren, Fenster und kahles Mauerwerk in Litfaßsäulen, eine wahre Plakatorgie wird einige Monate gefeiert, der Postfuchs und die Müllabfuhr haben Hochbetrieb. Der Postfuchs, weil gegen die Endphase des Wahlkampfs jedem Studenten beinahe täglich Zeitungen, Drucksachen und Briefe von studentischen Fraktionen ins Haus flattern, der Müllmann, weil das meiste davon (ungelesen) sofort wieder in die Mülltonnen wandert.
KULTUR & MENSCHEN
ÖH-Wahlkampf, für viele Studenten eine Zeit, in der sie am liebsten den Gang auf die Universität vermeiden möchten, denn sie kriegen sicherlich ein Flugblatt – oder auch mehrere – in die Hand gedrückt. ÖH-Wahlkampf, ein Prozeß, der von vielen Studenten als absolut unnötige Geld- und Zeitverschwendung angesehen werden mag. ÖH-Wahlkampf, eine Zeit die listige Professoren ausnützen könnten, um eine abgelenkte Studentenvertretung „auszubremsen“, also eine Zeit, in der studentischen Anliegen geschadet werden könnte. Wahlkampf ist eine notwendige Erscheinung in jeder Demokratie. Jede Gruppe versucht, ein möglichst positives Bild von sich zu bieten, die Aussagen des politischen Gegners scharf zu kritisieren und eigene, bessere Alternativen aufzuzeigen. Der Student kann seine Entscheidung nur treffen, wenn die Fraktionen zusätzlich zu ihrer Arbeit in der ÖH, die leider nur allzuoft nicht direkt sichtbar wird, auch ihren politischen Hintergrund darlegen. Der Wahlkampf ist für alle Fraktionen auch eine Gelegenheit, auf die Notwendigkeit einer starken studentischen Interessensvertretung, wie es die ÖH vom rein rechtlichen Standpunkt aus ist, hinzuweisen. Das scheint uns in der Hochschülerschaft (ich habe mich schon an der Nase genommen) bislang nicht nach Wunsch gelungen zu sein: euch von der Sinnahftigkeit und absoluten Notwendigkeit einer Studentenvertretung zu überzeugen. Gewiß, wenn ein Wahlkampf zu Schlamm- und Materialschlacht wird, wenn die Jungen zwitschern, wie die Alten sungen, dann würde ich sagen „Thema verfehlt“. Aber wenn sich der Materialaufwand in Grenzen hält, wenn die Argumente mehr zählen als Schlagstöcke und Stahlhelme, dann hat ein Wahlkampf seinen Sinne rfüllt. Und daß man Gesellschaftspolitik und Studentenpolitik nicht trennen kann, das liegt eigentlich auf der Hand: wenn man sich zur Chancengleichheit bekennt, dann muß man dafür eintreten, daß es staatliche Studienförderungen gibt, die gesellschaftliche Ungerechtigkeiten, für die der Einzelne nichts kann, auszugleichen: was kann ich dafür, daß mein Vater nur ein Zwanzigstel von dem verdient wie der eines anderen? Oder, wenn man sich mit Fragen der Studienreform beschäftigt, dann muß man diskutieren, wofür soll jemand ausgebildet werden? Diskutiert man über Lehramtsstudien, dann ist man im nächsten Augenblick bei der Schuldiskussion, denn für welche Schule soll man Lehrer bilden. Man sieht, es kann nicht Aufgabe einer Hochschülerschaft sein, nur Kopierdienst anzubieten oder Skripten zu drucken, sondern es gilt auch, politisch zu handeln. Politisch nicht im Sinne von parteipolitisch, sondern im Interesse der Studentenschaft im Sinn des mündigen Bürgers. Das gilt nicht nur für die Studentenvertreter, sondern für jeden Studenten. So hoffen wir, daß ihre diesen kommenden Wahlkampf bewußt wahrnehmt, die Informationen aufnehmt und sie gegeneinander abwägt. Dann sollt ihr die Entscheidung in der Wahlzelle treffen und die Studenten(gruppe) Eurer Präferenz wählen, gleichzeitig aber auch die Hochschülerschaft stärken. Denn: 30% Wahlbeteiligung ist einfach zu wenig. Die Hochschülerschaft ist mehr als ein Studentenverein; sie kann aber nur dann gut arbeiten, wenn ihr die Studenten den Rücken stärken. Denn die zentrale Frage lautet nicht: was kann die Hochschülerschaft für Dich tun? sondern, was kann die Hochschülerschaft MIT Dir FÜR Dich tun. Auch Du mußt Deinen Beitrag leisten; der erste Schritt dazu ist der Gang zur Wahlurne. (uni:press #3, 1981)
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WAS IST DIE UNI?
E N I DIE UNI IST DE L! H A W ÖH WAHLEN VON 16. - 18. MAI