UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERiNNENSCHAFT SALZBURG — #684 April 2016 —
© Luz Adriana Villa A /Foter.com)
AUFERSTEHUNG
Bischof. Kaiser. Jedermann.
Landesausstellung 200 Jahre Salzburg bei Österreich
30. April – 30. Oktober 2016
www.salzburg200.at ANZEIGE
IMPRESSUM Medieninhaberin: Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der Paris Lodron Universität Salzburg (ÖH Salzburg), Kaigasse 28, 5020 Salzburg, www.oeh-salzburg.at, sekretariat@oeh-salzburg.at / Herausgeber: HochschülerInnenschaft / Pressereferentin: Marie Schulz / Layout: Michael Seifert, Marie Schulz / Lektorat: Nina Wewerka & die Redaktion/ Anzeigen und Vertrieb: Marie Schulz Redaktion (Kontakt: presse@oeh-salzburg.at): Marie Schulz, Carolina Forstner, Claudia Kraml, Christoph Mödlhamer, Christoph Würflinger / AutorInnen in dieser Ausgabe: Ivana Ristic, Paul Oblasser, Tamara Geiblinger, Beate Rohrmoser, Tobias Neugebauer, Maximilian Wagner, Bildungspolitisches Referat, Peter Engel, IAESTE Salzburg, Carlos Reinelt. Druckerei: Ferdinand Berger & Söhne Ges.m.b.H. / www.berger.at / Auflage: 6.000. Für Verbesserungsvorschläge und kritische Hinweise sind wir sehr dankbar. Die Auffassungen der AutorInnen der Beiträge und die der Redaktion müssen nicht übereinstimmen.
EDITORIAL
Marie Schulz
Carolina Forstner
Claudia Kraml
Christoph Mödlhamer
Christoph Würflinger
Liebe LeserIn Na, wie waren die Ferien? Unsere waren recht arbeitsintensiv - und dabei rausgekommen ist dieses schmucke Magazin in deinen Händen. Es ist übrigens schön, dass du die uni:press aufgeschlagen hast - und noch viel löblicher ist es, dass du offensichtlich auch das Editorial liest - das machen sonst nur die, denen auf dem WC oder unter der Vorlesung wirklich sehr langweilig ist. Aber da du jetzt schon zu lesen angefangen hast, können wir dir ja auch erzählen, was bei uns so passiert ist: Nicht nur die uni:press ist neu, eigentlich ist alles rund um sie auch neu. So haben wir eine neue ÖHKoalition, neue Vorsitzende, ein neues Referat und außerdem auch ein (fast) originalverpacktes, unbenutztes Pressereferat. Wenn dir die uni:press also in Zukunft nicht gefällt, sind ziemlich sicher Marie, Caro, Claudia, Christoph und Christoph schuld. Wer
wir sind, was wir so machen und wieso wir uns das alles antun, erfährst du auf den Seiten 6 und 7. Wir haben uns in dieser Ausgabe mit dem Thema Auferstehung auseinandergesetzt. Warum wir das gemacht haben, kannst du auf den Seiten 8-11 nachlesen. Auch der Auferstehung eines verlassenen Müllerheimes sind wir auf den Grund gegangen (Seite 14) und auch außerhalb des Schwerpunktes haben wir uns heimlich und offensichtlich auf die Suche nach tollen Geschichten für dich gemacht. Ob uns das gelungen ist oder nicht, musst du uns sagen. (Am Besten sagst du‘s uns unter presse@oeh-salzburg.at.) Wir wünschen aber auf jeden Fall viel Spaß beim Lesen und Zeit verplempern! Deine Redaktion
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INHALT
in halt
AUFERSTEHUNG
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Die kreativen Köpfe hinter der neuen unipress
Totgeglaubte leben länger
Kommentar: Mutig in die neuen Zeiten
Disposed: Schaffung von Künstlerraum
Versus: Wohnheim vs. WG
UNI & LEBEN
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Neues aus dem Vorsitzbüro
Die neuen Gesichter der ÖH
PädagogInnenbildung neu
Die Uni im Wandel der Zeit
Das Bologna-System am Scheideweg
Über Sinn und Unsinn der Latein-Ergänzungsprüfung
Factum: Schmutzige Tatsachen
Beratungen jetzt auch auf Arabisch
Die IAESTE Salzburg
Im Frucht(fliegen)kostüm über Stock und Stein
INHALT
POLITIK & GESELLSCHAFT
38 40 42 46 50 52
Warum wir einen neuen Feminismus brauchen Von S*innen? Ein Kommentar zum Gendern Bleed with pride
Wenn der Alltag zur größten Herausforderung wird „Es ist immer einfach, sich einen Feind zu suchen“ Mein Kampf: „Für mich ist es ein Lehrbuch in Fanatismus.“
KULTUR & MENSCHEN
54 56 58 60 62 64 66
32P: All play and no work
Eine Bestandsaufnahme der Salzburger Musikszene zeigt: Sie ist äußerst lebendig
Von Muskel-Ottos und Schwerathleten
Prosa: Nachspiel
Why so serious?
Julian Nantes
Zeitmaschine
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AUFERSTEHUNG
DIE KREATIVEN KÖPFE HINTER Christoph Mödlhamer, Kultur & Menschen Ich habe Kommunikationswissenschaft und Politikwissenschaft studiert, mache momentan den Master in letzterem und schreibe über Kultur, Menschen und andere Dinge, die mir wichtig und für Studierende relevant erscheinen. Zur uni:press bin ich gekommen, um Themen abseits etablierter Pfade aufzubereiten und den Studierenden vorzustellen. Als Salzburger bewege ich mich selbst in unterschiedlichen (Sub) Kulturkreisen, woraus sich häufig spannende und vielseitige Geschichten ergeben, die ich gerne mit anderen teile. Nina Wewerka, Lektorat
Carolina Forstner, Politik & Gesellschaft Ich bin 23 und studiere im sechsten Semester Kommunikationswissensschaft und Geschichte. Als Exil-Oberösterreicherin, die jetzt schon seit dreieinhalb Jahren in Salzburg lebt und nur noch an Feiertagen das Dorfleben in Oberösterreich „genießt“, fühle ich mich in Salzburg mehr als zuhause. Lediglich mein starker, zugegeben höchst charmanter, oberösterreichischer Dialekt gibt meine Wurzeln preis. Ich finde, es ist wichtig seine Meinung auszudrücken und für seine Prinzipien einzustehen, auch wenn man damit vielleicht aneckt. Mich beschreibt das Dialektwörtchen „goschad“ wohl sehr gut. Ich sehe die Arbeit in der uni:press als Chance, über Dinge zu schreiben, die mich bewegen, mich persönlich betreffen und vielleicht auch so das eine oder andere Tabuthema anzusprechen. Denn wo kann man sich freier ausdrücken und darüber schreiben was junge Menschen, also euch, beschäftigt, als in einer Zeitung von und für Studierende?
Wer „Die fabelhafte Welt der Amélie“ kennt, kann sich sicher an den Erzähler erinnern, der über die Leidenschaften und Abneigungen einzelner Personen berichtete. Über mich würde er Folgendes sagen: „Was Nina mag: Gelungene und schräge Sprachwitze. Was Nina nicht mag: die pseudowissenschaftlichen Anfälle so mancher Studienrichtungen.“ Ich habe mit einem Lehramtsstudium begonnen, studiere jetzt hauptberuflich Germanistik und bald auch Philosophie. Irgendwann möchte ich in einem Büro sitzen und den ganzen Tag Texte anstarren.
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DER NEUEN UNI:PRESS Marie Schulz, Referentin Ich bin der alte Hase im Team. Mit einer kleinen Pause bin ich seit 2012 Teil des Pressereferats. Zurzeit nutze ich die uni:press als Prokrastinationsmöglichkeit, um nicht Masterarbeit schreiben zu müssen. In meiner Freizeit bin ich eigentlich vom Musikmachen bis zum exzessiven Trinkgelage bei jedem Blödsinn dabei. Bei der uni:press ist es meine Aufgabe, meine Augen überall zu haben, meinen Senf überall dazuzugeben und mich um den Schwerpunkt, das Layout und den organisatorischen Kram zu kümmern. Trotzdem könnt Ihr euch gerne jemand anderen als Buhmann suchen, wenn Euch Artikel nicht gefallen. Claudia Kraml, Onlineredaktion
Christoph Würflinger, Uni & Leben Ein weiser Kollege hat einmal gesagt: „Wenn sie dich als Studienvertreter mögen, machst du etwas falsch.“ Ich verstehe das als Auftrag und sehe die Mitarbeit an der uni:press als ideale Möglichkeit, Unruhe zu stiften. Da ich als Mitglied der Studienvertretung Geschichte in mehreren universitären Gremien tätig bin, weiß ich außerdem das Eine oder Andere über Entwicklungen und Fehlentwicklungen an unserer Uni sowie im österreichischen Bildungssystem im Allgemeinen (zumindest rede ich mir das selbst ein). Mein Ziel ist es, dieses „Wissen“ in Form von kritischen Artikeln an der Zensurbehörde der ÖH (Vorsitzteam) vorbeizuschmuggeln. In meiner Freizeit gehe ich gerne Fallschirmspringen.
Ich bin 21 Jahre jung und gehe gern schwimmen. Nein, nicht wirklich, aber im Grunde ist es doch jeder/m LeserIn egal, was ich in meiner Freizeit so treibe. Wenn ich mit meiner breitgefächerten kulturellen Erfahrung angeben wollen würde, könnte ich jetzt auch mein Mandat in der StV Germanistik, meine Studienassistenz am Mittelalterzentrum, meine beiden Linguistik-Tutorien, meinen Nebenjob als Kulturjournalistin und die Mitgliedschaft in einer Theatergruppe angeben. Aber natürlich mache ich das nicht, denn ich bin ja ein bescheidener Mensch. In diesem Magazin soll es ja vor allem um nützliche und zeitnahe Informationen für Studierende gehen, die sich oft so viel mehr für Veränderungen in ihrem Prüfungsrecht interessieren als für vegane Lebensformen. Genauso halte ich es für wichtig, Randgruppen eine Stimme zu geben – wie ich es etwa in dieser Ausgabe mit einer jungen Frau mache, die an Panikattacken leidet. Eine kritische Betrachtung des Lebens als StudentIn steht für mich im Vordergrund, da Missstände nie ohne ihre Artikulation behoben werden.
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TOTGEGLAUBTE LEBEN LÄNGER Endlich wird einmal das gesagt, was schon längst hätte gesagt werden sollen. Über die uni:press, die alten Wikinger und das Take Five. Von Marie Schulz
© clement127 via Foter.com
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o. Da sind wir wieder. Wer die Rückseite der letzten uni:press noch gut in Erinnerung hat, wird sich wundern. Eine Todesanzeige ist doch meist sehr endgültig – und trotzdem ist die uni:press nach vier Monaten wieder von den Toten auferstanden. Das Gute daran: Alle freuen sich viel mehr, einen zu sehen, wenn man erstmal totgeglaubt war. Das Schlechte daran: Ihr habt ganz schön viel verpasst. Jetzt machen wir aber das Beste draus. Wie das eben nach Nahtoderfahrungen so ist, haben wir viel nachgedacht, neue Schlüsse gezogen und an unserem Lebensstil herumgeschraubt. Das Ergebnis könnt ihr hier nachlesen. Eigentlich war die uni:press nie richtig tot – vielmehr sind wir von einem Bär halb zerfleischt in einem schneebedeckten Wald zurückgelassen worden und haben uns wieder ins Leben gekämpft (übrigens herzlichen Glückwunsch zum Oscar, Leo!). In unserem Fall hieß der Bär „kindische Parteipolitik“ und dessen Wüten resultierte in einem Rücktritt des gesamten Pressereferates; das ins Leben kämpfen bedeutete endlose Besprechungen, Planungen, Bewerbungsgespräche und Papierkram. Mit einem neuen Redaktionsteam und vielen Ideen sind wir jetzt aber wieder bereit, euch mit kritischen, unirelevanten und unterhaltsamen Artikeln
„I‘M BACK, BITCHES!“, JESUS (35) zu versorgen. Und: auch wenn sich die Farbe der ÖH-Koalition geändert hat – wir haben das garantiert nicht. Für unseren Schwerpunkt haben wir deswegen das Thema Auferstehung gewählt. Bevor alle Atheisten nun aufschreien – nicht nur Jesus hat nach seiner Kreuzigung „I’m back, bitches!“ gerufen; auferstanden sind in letzter Zeit auch Charmed, Full House oder Take That. Da aber Ostern vor der Tür steht, sollten zunächst die religiösen Begrifflichkeiten geklärt werden. Eier! Wir brauchen Eier! (Oliver Kahn) „Wow, ein neues iPhone, danke Mama!“ Ostern kommt in der Zeit zwischen Weihnachten und Geburtstag und Geburtstag und Weihnachten wohl jedem Studenten und jeder Studentin gelegen. Ein Zwanziger von der Oma und ein Fünfziger von der Patentante
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© mugley (Foter.com )
und schon kommt man den nächsten Monat auch ohne nervigen Promo-Job leicht über die Runden. Trotzdem ist Ostern ursprünglich nicht dafür da, uns das Leben leichter zu machen oder um uns wiedermal unserer gesamten Verwandtschaft auszusetzen, sondern um dem wichtigsten Ereignis des Christentums zu gedenken. Laut Bibel wurde Jesus drei Tage nach seiner Kreuzigung wieder zurück ins Leben gerufen. Das Ei gilt übrigens im Christentum als Symbol der Auferstehung und gleichzeitig als Symbol für die jungfräuliche Geburt – bemalt wurden Eier aber schon vor 60.000 Jahren in Südafrika und in Ägypten. Im frühen Christentum wurden die Eier nur in roter Farbe bemalt; das sollte an das Blut Christi erinnern. Bitte den Goldtopf etwas weiter links. Auch wenn Ostern in den anderen Weltreligionen keine große Rolle spielt, beschäftigen sich nahezu alle mit den Themen Auferstehung, Tod und ewiges Leben. Ob von den Wikingern verbrannt oder von den Christen im Sarg unter die Erde verfrachtet: Wer stirbt, wird entsorgt – soviel ist sicher. Wahre Meister im Gräberbauen waren die alten Ägypter: Zwar scheint der Gedanke, die Bauarbeiten für sein Grab kurz nach der Durchtrennung der Nabelschnur zu starten, etwas skurril und pessimistisch, damals konnte man sich aber wenigstens noch aktiv bei der Grabgestaltung einbringen. Die alten Ägypter glaubten, ähnlich vieler anderer Weltreligionen, dass die Beurteilung des Gerichtes schließlich darüber
entscheidet, ob man zur Seligkeit oder ins Feuer gelangt. Braves Leben war also gleich ewiges Glück. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf waren Hausarrest und Supernanny in der Kindererziehung wahrscheinlich obsolet.
BRAVES LEBEN = EWIGES GLÜCK. MIT DIESEM GEDANKEN IM HINTERKOPF WAREN HAUSARREST UND SUPERNANNY IN DER KINDERERZIEHUNG WAHRSCHEINLICH OBSOLET. Hier kommst du nicht rein. Im Islam fängt der Spaß nach dem Tod erst richtig an. Muslime glauben, dass alle Früchte für die guten Taten erst im Jenseits geerntet werden. Wieder wird es nach dem Tod spannend wie vor dem Türsteher im Take Five: Kommt man rein oder nicht? Im Hinduismus hingegen ist alles anders. Hindus bezeichnen ihre Religion als „ewige Ordnung“. Damit ist die allumfassende, kosmische Ordnung gemeint, die alles im Leben bestimmt. Alles, was man im Hier und Jetzt tut, beeinflusst das Leben in der nächsten Wiederverkörperung. Grabsteine gibt es im Hinduismus übrigens genauso wenig wie Totenfeiern. Die Verstorbenen werden gewaschen, in ein Leintuch gehüllt und verbrannt – kurz und knackig sozusagen.
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© Tambako the Jaguar (Foter.com )
Der Bär wurde übrigens nicht verletzt. Und beruhigt hat er sich inzwischen auch wieder.
WER HOFFT NICHT, DASS FALCO UND 2PAC IHRE TODE NUR GUT INSZENIERT HABEN UND DIE BEIDEN ES SICH STATTDESSEN AUF KUBA GEMÜTLICH GEMACHT HABEN, WEIL SIE KEINEN BOCK MEHR AUF MEDIENRUMMEL UND GANGSTERKRAM HATTEN?
Ein neues Outfit. Ähnlich geht es im Buddhismus zu. Wir alle kennen den goldenen, lachenden Buddha im Chinarestaurant um die Ecke, dem man zwecks Glück den keimübersäten, klebrigen Bauch streichelt. Dieser Bauch, besser: Der Körper, ist nach dieser Religion nur ein Werkzeug der Seele, das man möglichst sinnvoll nutzen soll. Nach der Lehre des Buddhismus wechselt das Ich von Zeit zu Zeit seinen Körper und ersteht quasi in einem neuen wieder auf. Sterben ist also für die Buddhisten wie für den Otto-Normalverbraucher ein Shoppingtrip bei H&M: einmal ein neues Outfit, bitte! Es geht jedoch auch anders: Im Judentum gibt es laut der Tora keine einheitliche Konzeption über den Tod und über die Existenz nach dem Sterben. So soll das Leben auf der Erde der Mittelpunkt sein. Für uns alle, deren Mittelpunkt definitiv das Leben auf der Erde darstellt, ist Auferstehung aber noch so viel mehr als ein religiöser Begriff. Fern von Scheintod-Gruselgeschichten, in denen ein Mensch nach drei Tagen im Leichenschauhaus plötzlich von innen gegen den Sarg klopft, gibt es auch Auferstehungen, die die Menschen wirklich freuen dürften. So feierte Take That ihr Revival (ihre Zielgruppe dürfte sich inzwischen von TeenageMädchen hin zu Frauen kurz vor der Menopause verlagert ha-
ben) und auch beliebte Serien aus den 90er-Jahren wie Full House oder Gilmore Girls feiern ihr Comeback. Ob Geldnot oder Langeweile der Auslöser für die Wiedervereinigungen war, sei dahingestellt – es freuen sich doch viele Fans über neuerliche Optionen zur Prokrastination. Ihr seht also, die uni:press reiht sich in den Walk of Fame der Auferstandenen ein, irgendwo zwischen Lazarus, Charlie Sheen und Robbie Williams. Hoffnung und Neuanfang spielen auch in Kombination mit dem Begriff Auferstehung eine große Rolle. Wer hofft nicht, dass Falco und 2Pac ihre Tode nur gut inszeniert haben und die beiden es sich stattdessen auf Kuba gemütlich gemacht haben, weil sie keinen Bock mehr auf Medienrummel und Gangsterkram hatten? Egal, wie die Realität auch aussehen mag. Klar ist, dass Auferstehung auch immer mit Hoffnung zu tun hat. Hoffnung, dass ein geliebter Mensch wiederkehrt, Hoffnung, dass Falco gerade auf Kuba eine Zigarre raucht und dass alles doch nicht so endgültig ist, wie es scheint. Schließlich fühlt sich ein „bis später“ immer besser an als ein „auf Nimmerwiedersehen“. Wir von der uni:press hoffen aber nicht, sondern wissen, dass wir ganz sicher „bis zum nächsten Mal“ sagen können.
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MUTIG IN DIE NEUEN ZEITEN Was für ein Abgang des alten ÖH-Teams! Ein wochenlanger Kleinkrieg, auf dessen Höhepunkt in einer eigenen Ausgabe das Ende der uni:press angekündigt wurde. Das damalige Pressereferat feierte seitenweise seine (angebliche) Unabhängigkeit, die mit dem Eintritt des politischen Feindbilds Aktionsgemeinschaft in die ÖH-Exekutive ihr Ende finden
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s geht wieder voran. Die lange Blockade der ehemaligen Vorsitz-Fraktion ist beendet und es wird wieder für die Studierenden gearbeitet. Aus der Perspektive jener, die in der ÖH (auch) einen Servicebetrieb sehen, ist das eine Erlösung. Schon lange vor dem angesprochenen Kleinkrieg, dem Ende der Koalition aus GRAS und VSStÖ, ist es zu einem Stillstand innerhalb der ÖH gekommen. Wichtige Themen und Projekte wurden in den wöchentlich stattfindenden Sitzungen immer so lange zerredet, bis eigentlich engagierte Leute letztendlich entnervt aufgaben und eine kleine, aber laute Minderheit das Geschehen (oder besser Nicht-Geschehen) diktierte. Entsprach etwas nicht den Kriterien der radikalen Linken (antisexistisch, antidiskriminierend, antirassistisch, antifaschistisch, antinationalistisch, antiklerikal, antipatriarchal, antiheteronormativ, antikapitalistisch, etc., kurz: anti-alles), durfte es nicht umgesetzt werden. Einige Verzweifelte wünschten sich sogar die Ära Hofbauer zurück (die höheren Semester erinnern sich mit Schrecken). Basisdemo-
würde. Stimmt nicht! Ob bewusst oder unbewusst – die Todesanzeige auf der letzten Seite entspricht voll und ganz dem Schwerpunkt der letzten uni:press: Täuschung. Es gibt noch immer (oder wieder?) eine unfraktionierte Redaktion, die auch mit Kritik nicht sparen wird. Ein Kommentar von Christoph Würflinger
kratie mag eine schöne Utopie sein, aber sie ist nicht mehr als das. Es muss nicht immer jeder überall mitreden dürfen! Früher war‘n alle traurig, wir weinten jeden Tag Jetzt, da die Aktionsgemeinschaft die Führung übenimmt, kehrt in der Kaigasse 28 endlich wieder Vernunft ein. Bereits in einer der letzten Sitzungen der Universitätsvertretung hat sich eine Rückbesinnung auf die Kernkompetenzen einer studentischen Interessenvertretung abgezeichnet: Das Referat für Gesellschaftspolitik, Ökologie und Menschenrechte wurde umbenannt in „Referat für Heime, Wohnen und Sport“. Damit wandern wichtige AGenden, die uns Studierende tagtäglich betreffen, vom Sozialreferat, das bisher mit seiner Unzahl an Aufgaben überfordert war, in ein eigenes Referat, das sich voll und ganz auf diese Angelegenheiten konzentrieren kann. Auch die Tradition der ÖH-Sportveranstaltungen wird wieder aufgegriffen. Die ÖH soll Service bieten, nicht Kaderschmiede für Nachwuchspolitiker sein!
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1925_Wegener_Les_Delassements_dEros_05_anagoria
Doch dann kam die Wende – unser Leid war zu Ende Die Gesellschaftspolitik wird endlich wieder zu dem, was sie in der ÖH sein soll: ein Randthema. Ob in Brasilien der Regenwald abgeholzt wird oder nicht, hat uns als kritische Bürger natürlich zu interessieren; es darf aber kein Kernthema der ÖH-Arbeit sein, für das mehrere Menschen mit einer üppigen Aufwandsentschädigung belohnt werden. Linke Träumereien und jugendlicher Idealismus dürfen gerne sein – wann, wenn nicht in der Studienzeit? – aber bitte auf eigene Kosten und nicht mit ÖH-Beiträgen, die anderswo besser eingesetzt werden könnten! Auch die ÖH-Ringvorlesungen sollten sich mit Themen beschäftigen, die für uns Studierende von unmittelbarer Relevanz sind, nicht mit linker Propaganda wie etwa die Human-Animal-Studies, in der Woche für Woche gepredigt wurde, wie schlecht und unmoralisch denn Fleischkonsum sei. Gestern ging es allen dreckig, heute geht es steil bergauf Service muss dagegen wieder großgeschrieben werden. Erfolgreiche Projekte, die es unter grüner Führung vereinzelt auch gab, müssen fortgesetzt, wiederbelebt und verbessert werden. Bestes Beispiel: frei:kost. Studierende kochen für Studierende, eine warme Mahlzeit kostet dadurch nur ein bis zwei Euro und ist um vieles billiger als die Wucherpreise in den Mensen. Was als ambitioniertes Projekt begann, wurde wegen zahlreicher Auflagen der Radikalen (vegan, bio etc.) bald wieder verworfen. Ganz ehrlich: Wen interessiert es, ob das Essen vegan oder bio ist? Gut schmecken und billig sein muss es, sonst nichts! Dass die frei:kost wieder aufgegriffen werden soll, wurde zum Glück bereits angekündigt. Dem Gender-Wahn, der in den letzten Jahren die ÖHTätigkeit dominiert hat, wird hoffentlich Einhalt ge-
boten. Das Frauenreferat sollte sich auf die wirklich wichtigen Themen konzentrieren: Noch immer stoßen Frauen auch an den Universitäten an eine gläserne Decke – je höher die Position, desto weniger Frauen findet man; sexistische Sprüche stehen bei manchen Professoren noch immer auf der Tagesordnung. Was hat die linke ÖH dagegen unternommen? Sie hat darüber diskutiert, ob das Binnen-I durch einen Unterstrich oder ein Sternchen ersetzt werden soll. Die Frage, ob die frauenspezifischen Probleme an der Universität auf diese Weise gelöst werden können, darf jeder für sich selbst beantworten. Es herrscht Zuversicht Die Kernaufgabe der Hochschülerschaft, nämlich die Vertretung der Studierenden in den universitären Gremien, soll schließlich auch nicht unerwähnt bleiben. Bildungspolitische Schulungen für Studienvertreter wurden in der Endphase von Grün-Rot nur mehr sporadisch durchgeführt. Man war wohl zu sehr damit beschäftigt, gegen welches Randthema man als nächstes demonstrieren könnte. Dabei wäre funktionierende und gute Gremienarbeit so wichtig! Doch auch hier zeichnet sich schon eine Verbesserung ab: Bereits nach äußerst kurzer Einarbeitungsphase wurden vom Bildungspolitischen Referat zwei Schulungen durchgeführt (im Sommersemester werden es wohl noch mehr), und auch die vielen anderen Projekte, die sich das BiPol-Team vorgenommen hat, lassen auf eine baldige Verbesserung der Studienverhältnisse in Salzburg hoffen. Es darf also mit Zuversicht in die Zukunft geblickt werden. Paul Oblasser und seine Aktionsgemeinschaft werden dafür sorgen, dass die darniederliegende ÖH wieder aufersteht.
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© Bilder (4): Disposed
DISPOSED.
Schaffung von
KÜNSTLERRAUM Einem verlassenen Müllerheim in Lehen wird als Kulturzentrum wieder neues Leben eingehaucht. Von Christoph Mödlhamer
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erwaist liegt es vor einem, das ehemalige Areal der Rauchmühle im Salzburger Stadtteil Lehen. Es ist still. Keine ArbeiterInnen oder Fahrzeuge kreuzen den Weg am ehemals geschäftigen Betriebsgelände und kein Licht leuchtet hinter den Fenstern der großen Fabrikstore. Doch bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass ein unscheinbares Haus am Rande des Geländes erleuchtet ist. Dieses Haus ist das ehemalige Müllerheim und dient dem 2015 gegründeten Kulturverein disposed zur Förderung der kulturellen Vernetzung und Leerstandsnutzung seit Jänner 2016 als vorübergehende Unterkunft. Seit Ende 2011 stehen die Mühlsteine der Rauchmühle still. Die bis ins 14. Jahrhundert zurückgehende Nutzung der Glan und des Gailenbachs als Antrieb der Getreidemühlen fand ein jähes Ende, als die Innsbrucker Betreiberfirma Rauch – als namensgebende Letztbesit-
zerin – den Betrieb vor Ort einstellte und nach Tirol übersiedelte. Seither stand das Areal leer. Eine Vielzahl an Nutzungsmöglichkeiten, vom notwendigen Wohnbau bis zur Entwicklung eines neuen Stadtteils, wurde diskutiert. Eine alternative Nutzung strebt der Verein disposed an, der dem Areal neues Leben einhaucht und das ehemalige Müllerheim als künstlerisch-kulturelles Zentrum und Freiraum für Ideen wiederauferstehen lässt. Letztes Jahr einigten sich der verantwortliche Bauträger und die BesitzerInnen mit den Vereinsverantwortlichen, sodass das Müllerheim an der Glan fortan als künstlerisch-kultureller Freiraum genützt wird. Der Verein disposed etablierte seine neue Wirkungs- und Arbeitsstätte: das sogenannte Quartier am Gailenbachweg. „Der Vereinsname war eigentlich Zufall und leitet sich von der englischen Wortbedeutung ab, ‚etwas erschaffen‘, ‚in Position bringen‘ oder ‚in ein Projekt involvieren‘“, erklärt Lisa Ecker-Eckhofen, eine der sieben Projektverantwortlichen. „Es gibt ja
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auch den Spruch ‚Man proposes – God disposes‘, der jetzt aber nicht unbedingt religiös verstanden werden muss, sondern für den Verein vor allem die Autonomie von Kunst und Kultur betont“, so Ecker-Eckhofen weiter.
„DAS MÜLLERHEIM WAR VORHER SCHON EIN ORT DER BEGEGNUNG UNTER DEN ARBEITERN UND DAS WOLLEN WIR WEITERFÜHREN.“ Hinter dem Verein steht ein engagierter Zusammenschluss von Studierenden der MultiMediaArt der Fachhochschule Salzburg. Sie haben sich im Rahmen ihres Masterprojektes und darüber hinaus als Ziel gesetzt, interdisziplinäre und kulturelle Vernetzung zu fördern, Freiräume zu schaffen und dafür Leerstand zu nutzen. Dazu dient nun das Rauchmühlen-Areal, wobei der Begriff „Freiraum“ wortwörtlich verstanden wird: Die Nutzungsmöglichkeiten von Räumlichkeiten und Inventar sind flexibel und einem Prozess der Anpassung unterworfen. Dadurch wird es ermöglicht, Dinge mitzugestalten, zu verändern und sich einzubringen. Kunst- und kulturaffine Leute zusammenzubringen, ist der große Rahmen für dieses Projekt. Im
Vorfeld ihres Masterprojektes fiel den Vereinsmitgliedern auf, dass meist isoliert voneinander gearbeitet wird, da einerseits geeignete Räume fehlen und es andererseits zunehmend zu einer Vereinzelung in der Gesellschaft kommt. Vor allem in Salzburg seien laut dem Verein derartige niedrigschwellige Räumlichkeiten rar. Dem will man mit der Etablierung eines offenen Raumes für Ideen und Wissen entgegenwirken. „Selbstbeteiligung ist für uns sehr wichtig und genau das führt zu Leben. Denn es hat wenig Sinn, wenn jeden Abend nur wir sieben Vereinsverantwortliche dasitzen. Das Projekt lebt von Beteiligung, von neuen Ideen, von interdisziplinärem Austausch und Kommunikation“, so Lisa Ecker-Eckhofen. Disposed versteht sich als Plattform zur Vernetzung und Förderung des künstlerisch-kulturellen Austausches. Auf wiederbelebten 300m² des alten Müllerheimes entsteht seit Jahresbeginn ein niedrigschwelliges, wenn auch temporäres Kunstquartier, um zu arbeiten, auszustellen und zu veranstalten. Dafür stehen den Vereinsmitgliedern Räumlichkeiten mit Sanitäranlagen, Küche, Werkstatt und technischem Equipment wie Musikanlage, Internet und Beamer zur Verfügung. Das Gebäude, in dem früher MühlenarbeiterInnen ihre Pausen verbrachten, erlebt eine Auferstehung und erfährt eine neue, nicht-intendierte Nutzung. Das ist die Kernidee hinter dem Verein: „Das
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„DIE BESITZER PROFITIEREN DAVON, WENN DAS GEBÄUDE BETREUT UND BEHEIZT WIRD UND WENN JEMAND DA IST, DA DADURCH EINBRECHER ODER VANDALEN ABGESCHRECKT WERDEN.“
Müllerheim war vorher schon ein Ort der Begegnung unter den Arbeitern und das wollen wir unter Einbeziehung des Ortes selbst, seiner Bedeutung und seiner ‚kulturellen Ladung‘ als Quelle der Inspiration fortführen“, wie Lisa Ecker-Eckhofen erläutert. Nach der Gründung des Vereines stand noch nicht fest, wo disposed Quartier bezieht. Die Arbeitsweise aber – leerstehende und vergessene Orte wiederaufleben zu lassen und deren ursprüngliche Bedeutung mit einzubeziehen – war gewiss. Genau wie für die ArbeiterInnen damals ist das Müllerheim heute für disposed eine vorübergehende Unterkunft. Dieses Mal allerdings nicht, um Pause zu machen, sondern für kreatives Arbeiten. Die Suche nach einem geeigneten Quartier stellte sich als schwierig heraus. BesitzerInnen von 25 leerstehenden Immobilien in und um Salzburg wurden kontaktiert, wobei man eher auf gedämpftes Gegeninteresse stieß: „Anders als zum Beispiel in Berlin oder anderen Großstädten, gibt es in Salzburg weniger leerstehende Gebäude und derartigen Ideen steht man hier
eher kritisch gegenüber, weshalb es für junge Künstler oder Kulturschaffende viel schwieriger ist, die Besitzer zu überzeugen“, führt Lisa Ecker-Eckhofen weiter aus. Dabei will man das Projekt als Symbiose zwischen NutzerInnen und BesitzerInnen verstanden wissen. „Die Besitzer selbst profitieren davon, wenn das Gebäude betreut und beheizt wird und wenn jemand da ist, da dadurch Einbrecher oder Vandalen abgeschreckt werden. Wir als Nutzer profitieren vom uns zur Verfügung gestellten Raum“, so die Vereinsverantwortliche. Auf das Rauchmühlen-Areal sei man durch Zufall aufmerksam geworden, da einige Vereinsmitglieder eine Kunstausstellung am Gelände besuchten. Danach stand fest, dass dieses Areal der perfekte Ort für ihren Verein wäre. Die Kontaktaufnahme erfolgte genau zum richtigen Zeitpunkt in der Bauplanungsphase. Mit der Fachhochschule als seriöser Institution im Hintergrund konnten etwaige Bedenken abgebaut und die Bauträgerfirma und die BesitzerInnen vom Vorhaben begeistert werden. Eineinhalb Monate wurde nach der Zusage im seit vier Jahren leerstehenden Müllerheim
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gearbeitet, um geeignete, der jeweiligen praktischen Verwendung anpassbare Räume zu schaffen.
„ES GEHT DARUM, FREI VON ZUGANGSHÜRDEN UND OFFEN ZU SEIN SOWIE LEUTE MIT ÄHNLICHEN INTERESSEN ZUSAMMENZUBRINGEN.“ Interessierte, die sich mit Ideen einbringen oder beteiligen wollen, sollen sich per Facebook bzw. Email melden oder vorbeikommen (Öffnungszeiten: Mi-Sa 16-20:00). „Kriterien, wer oder was im Quartier erlaubt ist, gibt es kaum. Es muss jedoch ein künstlerisch-kultureller Bezug herstellbar sein, da sich das Quartier nicht als Eventlocation versteht, weshalb etwa Anfragen für Privatfeiern abgelehnt werden“, begründet Lisa EckerEckhofen. Viel eher ginge es darum, frei von Zugangs-
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hürden und offen zu sein sowie Leute mit ähnlichen Interessen und Ideen in einem konsumfreien Raum zusammenzubringen. Die Nutzung von vergessenen Orten wie dem Müllerheim, in Kombination mit dessen Vergänglichkeit, macht aus dem Projekt von disposed eine spannende kulturelle Alternative, fernab traditioneller Salzburger Kulturinstitutionen. Allerdings nur solange, bis die Baumaschinen aufrollen, Wohnungen sowie Büros errichtet werden und nur denkmalgeschützte Gebäude am Rauchmühlen-Areal erhalten bleiben. Auch das Müllerheim wird dem Erdboden gleichgemacht. Disposed wird aber über das wiederauferstandene Müllerheim hinaus weiterbestehen und auch die Arbeitsweise wird sich nicht ändern, denn ein neuer Ort bringt neue Interpretationen mit sich. Somit geht die Suche nach einer passenden Unterkunft in Form von leerstehenden, ungenutzten Gebäuden in die nächste Runde, aber zuvor folgt ein spannender und interessanter Frühling und Sommer mit einer Vielzahl an Veranstaltungen. Mehr Infos gibt es unter www.facebook.com/dispouz.
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© Mags D (foter.com)
Die einen mögen es kuschelig, die anderen lieben ihren Freiraum. Aber was lohnt sich mehr: Die aufregendsten Jahre seines Lebens in einem StudentInnenwohnheim oder in einer WG zu verbringen?
STUDENTiNNENWOHNHEIM Von Tobias Neugebauer
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erade zu Beginn des Studiums stellt sich für viele Studierende die Frage, wie man den neuen Lebensabschnitt gestaltet – insbesondere, wie und wo man wohnen möchte. Hier sind besonders Studierendenheime sehr beliebt. Das hat auch seinen Grund, liegen die Vorteile doch auf der Hand. Gerade zu Beginn des Studiums steht eine Vielzahl an notwendigen Anschaffungen an. Neben einem (neuen) Notebook braucht es natürlich diverse Haushalts- und Einrichtungsgegenstände für die neue Unterkunft. Umso mehr freut man sich natürlich, wenn das Studierendenheim bereits (voll) möbliert ist und man die Kosten für Bett, Kasten, Schreibtisch und Co. sparen kann. Das Studierendenleben ist ja schließlich teuer genug. Auch um die bestehende Infrastruktur braucht man sich im Heim keine Gedanken zu machen. Die Stromkosten sind bereits in den Benützungsgebühren enthalten, Internet- und Fernsehanschluss zählen ebenso zum Standard wie eine ausreichend große Waschküche. Daneben gibt es – von Heim zu Heim unterschiedlich – entweder eine große Gemeinschaftsküche oder eine eigene Küchenzeile in der Wohneinheit. Bäder und Toiletten am Gang gehören großteils der Vergangenheit an und befinden sich mittlerweile in den Wohneinheiten. Während in WGs oftmals gerade wegen der (fehlenden) Sauberkeit gestritten wird, erledigt sich dieses Problem in Einzelzimmern von selbst – solange man nicht im eigenen Dreck erstickt. Insbesondere in Heimen, in denen kein eigenes Bad oder keine Küchenzeile im Zimmer zur Verfügung steht, werden gemeinschaftlich genutzte Räume regelmäßig von der Heimverwaltung gereinigt. Damit das Sozialleben nicht zu kurz kommt, gibt es (neben den Gemeinschaftsküchen) meist auch Gemeinschaftsräume, die es ermöglichen, vor allem auch am Abend zusammenzusitzen und sich – bei der einen oder anderen Flasche Bier – über den Studierendenalltag zu unterhalten. So ergibt sich beinahe zu jeder Tages- und Nachtzeit die Möglichkeit, mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen. Für die weniger geselligen KollegInnen bleibt natürlich immer die Flucht zurück ins eigene Reich. Viele Studierende nützen vor allem während der Som-
merferien die Möglichkeit, öfter zuhause bei ihrer Familie zu wohnen. Um leerstehende Zimmer im Studierendenheim zu vermeiden, bieten die meisten Anbieter nicht nur Jahresverträge an, sondern ermöglichen es auch, sich durch einen kurzfristigen Auszug die Mietkosten für zwei oder drei Monate während der Sommerferien zu sparen. Jene Studierende, die – etwa wegen eines Praktikums oder einer regulären Arbeitsstelle – das ganze Jahr über ihr Zimmer beziehen und nicht gern allein sind, müssen auch keine Angst haben, dass alle ihre MitbewohnerInnen zwischendurch nachhause fahren: Über zu wenig Wirbel in den Studierendenheimen hat sich auch während der Ferien noch kaum jemand beschwert. Während sich in der eigenen WG oftmals Probleme ergeben, wenn die/der HauptmieterIn auszieht, die weiteren BewohnerInnen aber bleiben möchten, besteht diese Problematik im Studierendenheim nicht. Der Wohnplatz kann meist ohne großen Aufwand (auch kurzfristig) gekündigt werden – insbesondere dann, wenn sich Personen auf der Warteliste für einen Heimplatz befinden. Gerade also, wenn noch nicht sicher ist, ob der Studienstandort der richtige ist, empfiehlt sich das Zimmer im Studierendenheim. Die Kosten eines Platzes sind – abhängig von Ausstattung und Lage – mit jenen eines WG-Zimmers zu vergleichen. Die Fixkosten mögen zwar zu Beginn etwas höher erscheinen, rechnet man aber die Ersparnisse für Internet, Strom, Versicherung und das zur Verfügung gestellte Inventar mit ein (welches im Schadensfall auch durch den Heimbetreiber ersetzt wird), sind die Kostenvorteile einer WG schnell wieder verflogen. Unangenehme Überraschungen wie unerwartete Reparaturkosten oder erschreckend hohe Heizkosten-Nachzahlungen bleiben einem so jedenfalls erspart. Das von der Heimverwaltung zur Verfügung gestellte Inventar wird regelmäßig gewartet. Ausgebrannte Glühbirnen werden ebenso wie der kaputte Kühlschrank von der Hausmeisterin oder dem Hausmeister ausgewechselt bzw. repariert, ohne das Sparbuch plündern zu müssen. Mit der Auswahl eines auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmten Studierendenheimes hat jedeR die Möglichkeit, eine glückliche Studienzeit zu verbringen!
AUFERSTEHUNG
© brizzle born and bred (foter.com)
DAS LEBEN IN EINER WG Von Marie Schulz
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s ist Montag morgen. Die Snooze-Funktion des Handys schon mehr als überlastet, tapse ich ins Badezimmer. Nach einer langen, heißen Dusche ist der Gedanke, dass das Wochenende noch einige Zeit auf sich warten lassen wird, schon erträglicher. Fast schon dynamisch verlasse ich das Bad und sofort steigt mir der Duft von frischem Kaffee in die Nase. „Hey, ich hab Frühstück gemacht“, sagt mein Mitbewohner und grinst mich an. „Abspülen kannst aber dann du.“ Ich sage nur „Jaja“ und setze mich, nach Kaffee lechzend, an den Tisch. Gestärkt und glücklich mache ich mich dann auf den Weg in die Uni; das Geschirr wasche ich dann einfach später ab. Wie kann ein Morgen besser beginnen? Heißes Wasser und Steinbrote Würde ich in einem StudentInnenwohnheim wohnen, könnte so ein Montagmorgen jedoch ganz anders ablaufen: Die Snooze-Funktion des Handys schon mehr als überlastet, tapse ich ins Badezimmer, das am anderen Ende des Flurs ist. Ich freue mich auf eine heiße Dusche, stehe dann aber enttäuscht vor drei besetzten Duschkabinen. Ich warte. Und warte. Zwanzig Minuten lang stehe ich in meinen Badelatschen im dampfenden Badezimmer, male Penisse auf den beschlagenen Spiegel und zähle die Badezimmerfliesen. Endlich wird eine Kabine frei und ich betrete voller Vorfreude die Duschkabine. Ich schließe meine Augen, lasse das heiße Wasser auf meinen Kopf prasseln. Plötzlich hämmert es an der Duschkabinentür. „Hallo? Was machst du so lange da drin? Ich hab verschlafen, also bitte mach schnell.“ Ich seufze und beende die Dusche, bevor die Kollegin mit ihrem Gehämmer noch die Tür einschlägt. Auch in der Gemeinschaftsküche ist die Hölle los. Eier brutzeln und Toaster spucken goldbraune Brotscheiben aus. Es duftet wunderbar nach frischem Kaffee – ich beuge mich über mein „knuspriges“ Brot von Donnerstag und versuche, keinen mit meinen Blicken zu töten. Die Uhr verrät mir, dass es höchste Zeit ist, in die Uni zu fahren. Was für ein beschissener Start in die Woche. In der Dose wird es eng In welchem Universum kann es angenehmer sein, in einer Sardinendose zu hausen und sich die Sanitäranlagen mit unzähligen, fremden Menschen zu
teilen? Ich kann laut „Philipp!“ schreien, wenn das Waschbecken mal wieder übersät ist mit Bartstoppeln – nach wem rufen WohnheimbewohnerInnen? Bevor manche jetzt empört aufschreien – natürlich gibt es auch Heimzimmer, die Dusche und Küchenzeile integriert haben – und hier hat man dann sicher auch mehr Ruhe. Doch mit dem billigeren Wohnen ist es dann vorbei – und auch an der schuhkartonähnlichen Konstellation ändert sich durch noch mehr Funktionen auf kleinstem Raum nicht viel. Aber es kann ja auch schön sein, wenn die Klamotten nach dem Aufstehen noch nach den Fischstäbchen vom Abendessen riechen. Ganz anders ist das in einer WG. Stinkt es in der Küche nach Fett und Zwiebeln, hilft die Betätigung der Türklinke und man hat seine Ruhe. Und auch wer mal ganz und gar nicht seine Ruhe haben möchte, ist in einer WG klar im Vorteil. So kann das nächtliche DVD-Schauen mit den MitbewohnerInnen schnell zur geliebten Tradition werden, und auch wenn es mal später und lauter werden sollte, schimpft keine Heimleitung. Man muss sich auch keine Sorgen machen, wenn sich mal mehr als drei Menschen in der Wohnung tummeln. Solange die MitbewohnerInnen bereitwillig mitfeiern, kann man Geburtstagspartys, spontanes Beisammensein oder auch Metalbandproben ohne Probleme in seine Wohnung verlegen. Lautstärke und Endzeit muss man sich dann lediglich mit den NachbarInnen ausmachen. (Tipp: Schokolade im Vorhinein scheint die Toleranzgrenze zu beeinträchtigen) Auch, wenn es einmal notwendig ist, einem Freund oder einer Freundin ein Dach über dem Kopf zu gewähren, spart man sich in einer WG das lästige Versteckspiel. Hat man die MitbewohnerInnen vorher gut ausgesucht, bringt ein zusätzlicher Besucher oder eine Besucherin sogar Spaß an den Frühstückstisch. Natürlich gibt es auch Nachteile am WG-Leben – die Miete ist meistens etwas höher als in einem StudentInnenheim, und wenn man Clinch mit den MitbewohnerInnen hat, gibt es sicher auch Schöneres, als mit diesen auf relativ engen Raum zusammenzuwohnen. Trotzdem würde meine Wahl jederzeit wieder auf eine WG fallen – schon alleine wegen der Frühstücke am Montagmorgen.
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uni & leben
© Ludwig Seidl, privat
NEUES AUS DEM VORSITZBÜRO
Ivana Ristic (VSStÖ), 1.stv. Vorsitzende
Paul Oblasser (AG), Vorsitzender
Tamara Geiblinger, (AG), 2. stv. Vorsitzende
Das stand so aber nicht in der Stellenausschreibung... Das gesamte Pressereferat und viele andere haben ihren Posten zurückgelegt, die Öffentlichkeit verfolgt jeden deiner Schritte, das Emailpostfach ist leer. So begrüßte mich meine neue Aufgabe Anfang November im Vorsitzteam. Jetzt haben wir schon März und es hat sich einiges getan. Die Referate und das Vorsitzteam haben sich gut eingearbeitet und gehen alle (endlich) ihrer Arbeit nach. Leicht war es sicherlich nicht und nochmal möchte ich so eine Art des Umbruchs nicht mehr am persönlichen Leib erleben. Mit viel Verantwortung kamen auch große Herausforderungen auf uns zu, mit denen wir uns immer noch beschäftigen. Die weitreichenden Studienplanänderungen, die Einführung von Aufnahmeverfahren und die große Debatte um die Aberkennung des Ehrendoktorates bei Konrad Lorenz – alles Themen, die mich nach wie vor beschäftigen und für die ich und viele andere Studierendenvertreter_innen kämpfen. Deshalb ist es so wichtig, eine funktionierende Hochschüler_innenvertretung zu haben.
Ein steiniger Weg zurück zur funktionierenden HochschülerInnenschaft... Der Weg zurück zu einer funktionierenden ÖH war für die neue AG-VSStÖ-Koalition kein leichter. Zahlreiche Steine, deren Beseitigung einiges an zusätzlicher Arbeit erforderte, wurden uns von ehemaligen ÖHlern in den Weg gelegt. Stempel des Vorsitzteams wurden ebenso entwendet wie die über Jahre ausgearbeiteten Grafiken des Öffentlichkeitsreferats gelöscht wurden. Dass unsere vor die Tür gesetzten VorgängerInnen auch noch zahlreiche relevante Mails löschten, um uns den Start noch schwerer zu machen, trug auch nicht unbedingt zu einem einfachen Einstieg bei. Der Diebstahl des Postkastenschlüssels fiel bei den vorhin genannten Gemeinheiten schon gar nicht mehr großartig ins Gewicht. Allen Widrigkeiten zum Trotz haben wir es inzwischen aber geschafft, dass das Tagesgeschäft der ÖH Salzburg wieder reibungslos vonstattengeht. Eines lässt sich nach dem Theater im Zuge des Koalitionswechsels eindeutig feststellen: Es wurde Zeit, dass gewisse Personen in der ÖH nichts mehr zu sagen haben.
Ich beginne mal ganz von vorne. Anfang November starteten wir als neues Team. Gut, dachte ich mir. Endlich kann ich mitreden, etwas bewirken und meinen Drang, etwas zu tun, ausleben. Ich schmiedete Pläne und machte mir unglaublich viele Gedanken, was ich jetzt nicht alles tun könnte. Doch dann kam die Ernüchterung – vorerst zumindest. Wir beantworteten Mails, machten uns teilweise vergeblich auf die Suche nach ÖH-Materialien, koordinierten und haben den Großteil der Referate wieder in Schwung gebracht. Erst jetzt kann ich sagen, dass wieder Luft vorhanden ist, um sich selbst hinter Projekte zu klemmen. Welche das sein werden? Lasst euch überraschen! Ich für meinen Teil freue mich auf die Arbeit. Ich genieße es, immer wieder neue Menschen kennenzulernen, andere näher an mich heranzulassen, in die weiten Tiefen der Universität hinabzutauchen und Erfahrungen in ganz neuen Bereichen zu sammeln. Wir als ÖH sind eure Interessensvertretung, die euch jederzeit unterstützen kann. Also falls ihr Fragen, Probleme, Beschwerden oder aber auch Ideen und Anregungen habt – nur her damit!
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DIE NEUEN GESICHTER DER ÖH Viele neue Menschen tummeln sich seit ein paar Monaten in den verschiedenen Referaten der ÖH. Eine Vorstellungsrunde.
Vorsitzteam Ivana Ristic (VSStÖ), Paul Oblasser (1.stv.; AG) Tamara Geiblinger (2.stv.; AG) Das Vorsitzteam wahrt den Kontakt zu vielen verschiedenen Bereichen inneruniversitär und nach außen. Für Studierendenvertreter_innen sind wir da, wenn ein größeres Projekt geplant ist, oder aber, wenn es ein weitreichendes Problem gibt, das gelöst werden muss. Universitätsintern sind wir auch in regem Kontakt mit den einzelnen Dekanaten, dem Rektorat und den dort eingegliederten Gremien, in denen wir die bestmöglichen Lösungen für Studierende ausverhandeln. Da wir aber nicht nur mit Problemen und Gremien beschäftigt sind, planen wir auch größere Veranstaltungen und Projekte, die allen Studierenden der Universität Salzburg zugutekommen sollen. Momentan planen wir z.B. an einer Wiederholung des legendären Uniparkfestes und gleichzeitig versuchen wir, verlängerte Zeiten für die Universitätsbibliothek auszuverhandeln. Unser Ziel ist es, die Studierenden in allen Bereichen zu unterstützen, sodass am Standort Salzburg die beste Ausbildung gewährleistet werden kann. Wenn Ihr ein Anliegen habt, meldet euch gerne unter vorsitz@oeh-salzburg.at AG = Aktionsgemeinschaft | VSStÖ = Verband Sozialistischer Student_innen in Österreich | UF = Unfraktioniert
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Referat für Kultur, Gesellschaftspolitik und Menschenrechte Jakob K. (UF*), Rebekka Mayerhofer (VSStÖ), Simon Panosch (UF), Alexander Schlair (VSStÖ), Martina Winkler (VSStÖ) Wir nehmen uns gesellschaftlichen, ökonomischen und sozialen Themen sowohl im Umfeld der Uni als auch darüber hinaus an. Es ist unser Wunsch, StudentInnen zu motivieren und zu unterstützen, dass sie ihre eigenen Projekte initiieren. Wir setzen auf Zusammenarbeit mit Kulturvereinen und Organisationen von kulturinteressierten Gruppen. Außerdem ist es uns ein Anliegen, kulturelle Vielfalt zu fördern und zu erhalten. Wir setzen auf Kulturschaffende, die abseits des Mainstreams arbeiten und wollen ihnen dabei helfen, nicht im Sumpf der Tristesse und des Mainstreams unterzugehen. Unser Ziel ist es, Salzburg als Studienort attraktiv zu machen, auf gesellschaftliche Themen hinzuweisen, die auch Studis betreffen, coole Aktionen in Salzburg und zahlreiche Veranstaltungen von Studis für Studis vorzustellen sowie Gewinnspiele für verschiedenste Veranstaltungen anzubieten. Du hast Fragen: Kontaktiere uns unter kultur@oeh-salzburg.at oder unter gesellschaft@oeh-salzburg.at
Internationales Referat Viola Heberger (VSStÖ), Dominik Schlair (VSStÖ), Sarah Fraiß (UF) Wir betreuen internationale Studierende, die durch Austauschprogramme nach Salzburg kommen, um hier ein oder mehrere Auslandssemester zu verbringen. Dabei versuchen wir, bei Fragen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Um internationale und Salzburger Studierende miteinander zu vernetzen, gibt es das Buddy Network. Dabei können sich internationale Studierende an uns wenden und bekommen dann Buddies mit demselben Studienfach zugeteilt, die ihnen gerade in der Anfangszeit bei studienrelevanten Fragen rund um den Studienalltag zur Seite stehen. Weiters organisieren wir auch andere Möglichkeiten zur Vernetzung von Incoming-Studierenden und Salzburger Studierenden, wie internationale Kochabende und andere Veranstaltungen. Wir arbeiten auch eng mit dem Erasmus Student Network (ESN) zusammen, das seit einiger Zeit auch ein ÖH-Club und somit Teil der ÖH ist. Wir suchen auch laufend Buddies für unser Buddynetwork – also wenn ihr daran Interesse habt, schreibt uns auch einfach eine E-Mail an internationales@oeh-salzburg.at – das gilt natürlich auch für alle anderen (An)fragen! * sitzt auf einem VSStÖ-Posten
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Sozialreferat Mariella Uibner (UF*), Hasan Divorow (UF), Severin Felber (VSStÖ) Wir vergeben Sozialstipendien an bedürftige Studierende, außerdem betreuen wir die Fahrtkostenunterstützung. Für Studierende mit Kind gibt es die Möglichkeit der Kinderbetreuungsunterstützung. Helping Hands, die Rechtsberatung für Studierende aus Drittstaaten, klärt über Rechte und Pflichten auf und berät bei etwaigen Unsicherheiten. Außerdem organisieren wir verschiedene Veranstaltungen zu sozialen Themen. Unser Ziel ist es, Studierende, die sich in einer schwierigen Situation befinden, zu unterstützen. Des Weiteren ist es uns wichtig, auf die oft schwierigen Lebensverhältnisse in Salzburg aufmerksam zu machen und diese zumindest zum Teil zu verbessern. Für weitere Informationen kontaktiere uns gerne unter sozial@oeh-salzburg.at
Referat für Bildungspolitik Juliana Naglmayr (AG), Marlene Dorfer (AG), Beatrice Wieser (AG), Stefanie Hemetsberger (UF), Christof Fellner (VSStÖ) Wir kümmern uns um alle bildungspolitischen Angelegenheiten im universitären Bereich. Sei es bei Stellungnahmen von bevorstehenden Gesetzes- oder Curricula-Änderungen, sei es die Koordinierung aller Studienvertretungen oder die Weitergabe von wichtigen neuen Informationen. Zum Tagesgeschäft gehören auch die Umsetzung von bildungspolitischen Veranstaltungen oder die Beratung von Studierenden. Unser Ziel ist es, alle Studierenden auf den neuesten Stand der Dinge zu halten und durch interessante Veranstaltungen den Studienalltag vielfältiger zu gestalten. Außerdem ist es uns ein großes Anliegen, dass die Studierenden angesichts der Curricula- und Gesetzesänderungen den Überblick behaten. Kontaktiert uns unter bildung@oeh-salzburg.at! * sitzt auf einem VSStÖ-Posten
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Organisationsreferat Thomas Jahn (AG), Martin Pilz (UF), Alexander Mottl (AG), Daniela Reiff (UF), Mia Baumgartner (UF) Zu unseren Aufgaben gehören die Unterstützung für die Studienvertretungen (beispielsweise bei Projekten und Veranstaltungen, aber auch bei so alltäglichen Dingen wie Büromaterialbestellungen), die Organisation von Infotischen sowie die Betreuung des ÖH-frei:raums. Unser Ziel ist es, die internen ÖH-Abläufe zu optimieren und das ÖH-Projekt frei:kost weiter durchzuführen. Kontaktiere uns unter: organisation@oeh-salzburg.at
Referat für Heime, Wohnen und Sport Manuel Grandl (AG), Julius Falkenbach (AG), Thomas Mittendorfer (AG) Unsere Aufgabe ist es, Studierende im Bereich Wohnraum zu vertreten. Das geschieht durch Gespräche mit dem Geschäftsführer der Studierendenheime oder im persönlichen Gespräch mit den StudentInnen für die individuelle Verbesserung der Wohnraumqualität. Außerdem wollen wir jegliche Form der körperlichen Betätigung fördern. Unser Ziel ist die Einrichtung eines StudentInnensprechers für jedes Heim. Außerdem wollen wir eine rechtliche Beratungsstelle einführen, an die sich die Studierenden wenden können, wenn sie Fragen zum Thema Mietrecht im Studentenheim haben. Einmal im Semester wird ein Sport-Event stattfinden. Kontaktiere uns unter: heime@oeh-salzburg.at
Öffentlichkeitsreferat Eva Mistur (UF), Michael Seifert (VSStÖ), Reinhard Bürger (AG), Sabrina Winkler (UF), Tobias Sommerauer (UF) Wir bringen der Allgemeinheit die Arbeit der ÖH Salzburg näher. So übernehmen wir einerseits die Aufgaben einer PR-Abteilung, andererseits aber auch die Funktion einer Grafik- und einer Marketingabteilung. Dabei ist es wichtig, auch gegenüber der breiten Öffentlichkeit für den entsprechenden Auftritt der ÖH zu sorgen. Zu unseren Aufgaben zählen neben der Betreuung der Homepage und der gestalterischen Bearbeitung von Publikationen (mit Ausnahme der uni:press) und Produkten auch die Konzeption und Koordinierung von unterschiedlichen Kampagnen sowie der Kontakt zu Rundfunk und Printmedien. Die Gestaltung des ÖH-Radiomagazins „Hörsaal“, das einmal im Monat auf der Radiofabrik Freies Radio Salzburg läuft, ist ebenfalls Aufgabe des Öffentlichkeitsreferats. Unser Ziel ist es, die Arbeit der ÖH transparenter zu machen. Studierende sollen wissen, an wen sie sich mit welchen Problemen und Fragen wenden können und es ist es uns wichtig, dass die ÖH lebendig und aktiv wahrgenommen wird. Kontaktiert uns unter oeffentlichkeit@oeh-salzburg.at
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Referat für Frauen/ LGBTIQA* und Gender Alexandra Katzian (UF), Doris Gossenreiter (UF) In unserem Büro in der Kaigasse 28 bieten wir neben einem Safe Space auch eine Vielzahl an Beratungsmöglichkeiten für Studierende der Uni Salzburg. Egal, ob es um Probleme in der Beziehung, um Diskriminierung, Schwangerschaften, STDS oder ganz alltägliche Belange geht, unsere Türen stehen für jedeN offen. Ab März bieten wir einen Blog an, auf dem Studierende einerseits selbst mitgestalten können und andererseits zu diversen Themen Artikel, Statements oder Ideen verfassen können, die wir publizieren. Unser Ziel ist es, gesellschaftliche Themen und Probleme aufzugreifen und so den Unialltag für jedeN Studierende(n) positiv zu gestalten. Mit einer Vielzahl an Aktivitäten und Ideen wollen wir die Studierenden animieren, über den Tellerrand zu sehen und offen gegenüber anderen zu werden. Wenn ihr mit uns Kontakt aufnehmen wollt, schreibt uns unter frauen@oeh-salzburg.at ein Mail!
Wirtschaftsreferat Jessica Walberer (VSStÖ), Sebastian Putz (UF), Margit Lackinger (UF) Wir sind für alles zuständig, was mit Geld zu tun hat. Der Hochschüler_innenschaft Salzburg steht jährlich ein bestimmtes Budget zur Verfügung, das auf die Studienvertretungen, Fakultätsvertretungen und Referate aufgeteilt wird. Wir kontrollieren demnach, ob unsere Gebarungsvorschriften eingehalten werden und das Geld nur für wichtige Anschaffungen sowie Veranstaltungen, die den Studierenden zugutekommen, ausgegeben wird. Außerdem erstellen wir jährlich einen Jahresvoranschlag am Beginn eines Wirtschaftsjahres und einen Jahresabschluss. Wir informieren die Referate, STVen und FVen regelmäßig über den Stand ihrer Ausgaben. Mit dem uns zur Verfügung stehenden Budget und dessen Verwaltung ist es uns erst möglich, Veranstaltungen und Aktionen anzubieten sowie Hilfestellungen und Unterstützungen zu gewährleisten, die nützlich für die Studierenden sind und gleichzeitig ihren Studienalltag erleichtern und interessanter gestalten. Kontaktiere uns unter wiref@oeh-salzburg.at
Hier könnte dein Gesicht stehen! Die ÖH ist quasi ständig auf der Suche nach motivierten MitarbeiterInnen. Und ganz egal ob du fast garkeine, etwas oder viel Freizeit hast - in irgendeiner Form mitarbeiten kannst du sicher. Melde dich einfach unter: vorsitz@oeh-salzburg.at
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PÄDAGOGiNNENBILDUNG NEU Der große Umbau im Lehramt kommt – Cluster Mitte. Was das genau für die Uni Salzburg bedeutet und wie das neue Lehramts-Studium aussehen wird: ein kurzer Überblick. Von Maximilian Wagner
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eiterentwicklungen von Studiengängen sind personal- und arbeitsintensive Prozesse. Doch selten sind diese Prozesse ergebnisoffen. Denn abgesehen von großen Umbrüchen sind Änderungen oft kosmetischer Natur oder leichte Anpassungen an neue Personalressourcen. Besonders die Vorgabe seitens der Uni, das neue Curriculum müsse „budgetneutral“ sein und dürfe daher keinen weiteren finanziellen Aufwand bringen, sorgt häufig für das einfache Umwandeln einzelner Kurse in neue Kurse. Am Ende halten die gleichen Leute leicht geänderte Kurse unter anderem Namen. Doch bei diesen leichten Anpassungen erfolgt kein Umdenken: Man geht vom Status Quo aus und fragt sich, was überhaupt geändert werden kann und soll. Jeder Professor und jede Professorin soll sich ja im Curriculum wiederfinden; die vorhandenen DozentInnen sollen die Kurse abdecken können. Die Zwänge von Innen und Außen sorgen für ein sanftes, aber wenig revolutionäres Vorwärtsgehen, das oftmals auch ein Weg des geringsten Widerstands ist. Neben den langsamen sanften Weiterentwicklungen gibt es aber auch Revolutionsprozesse – meist von außen oder oben verordnet. Der letzte große Umbruch im Uni-System war dabei die Umstellung der Diplomstudiengänge auf das Bachelor- und Mastersystem. Doch selbst in diesem Prozess ist vielerorts lediglich eine Aufspaltung des alten Diplomstudiums vorgenommen worden: Es wurden einfach die Lehrveranstaltungen aus einem Studium in zwei Studiengänge umverpackt – nach dem Prinzip: neues Label drauf
und fertig. Wirkliches Umdenken geschieht dann, wenn man nicht nur fragt, welche Kurse und Personen in eine vorgegebene Struktur „verbaut“ werden müssen, sondern wenn auch die zentrale Frage gestellt wird: „Wie müssen wir ein Studium gestalten, um den heutigen Anforderungen von Bildung, Beruf und Forschung möglichst gut zu entsprechen?“. Und sobald das Reiseziel bekannt ist, kann man sich noch fragen, was vom Bisherigen in dieses Ziel passt. Solange die Bereitschaft vorhanden ist, etwas Neues zu gestalten, muss auch der Wille vorhanden sein, neue Strukturen dafür zu schaffen – und auch alte Strukturen einzureißen. Erst in einem solchen Prozess entsteht etwas wirklich Neues. Nicht eine umlackierte, leicht modifizierte Version des Alten. Erst hier entsteht eine Version 2.0; nicht die Version 1.1. Die Entstehung des neuen Lehramtes Bereits Ende 2013 wurde in Wien beschlossen, dass ein großer Umbau im Lehramt kommen soll. Anstatt wie bisher getrennte Studiengänge für die Neue Mittelschule (NMS; an der Pädagogischen Hochschule, kurz PH) und AHS/BHS (Allgemeinbildende Höhere Schule/Berufsbegleitende Höhere Schule; Universität) zu haben, soll es zukünftig nur noch eine gemeinsame Lehramtsausbildung für die Sekundarstufe geben. Das bedeutet also das Ende des PH-Studiums, das nur bestimmte Fächerkombinationen erlaubt hat, und das Ende des alten Systems von starren Jahrgängen, die einen vorgefertigten Stundenplan bekommen – aber auch für die Universitäten gibt es einige zusätzliche
© Sanchezn, edit by Waugsberg, WIkipedia
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mit dem LehrerInnen-Dienstrecht, der unterschiedlichen Gesetze der Hochschultypen und der vielen kooperierenden Hochschulen. Aber was ist nun neu?
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Auflagen: mehr Fachdidaktik und mehr Praxis in der Lehramtsausbildung. Die Salzburger Besonderheit Die Universität Salzburg versammelte daraufhin schnell die Hochschulen in Salzburg und Linz um sich: An der Universität Salzburg hatte man bereits 2013 mit einem Bachelor-Lehramtsstudium begonnen, obwohl es rechtlich noch gar nicht zwingend war. Dieses bereits existierende Bachelor-Lehramtsstudium sollte aber die Grundlage für das neue gemeinsame Studium in Kooperation sein, quasi eine Verhandlungsbasis. Diese Art der Kooperationen gibt es österreichweit: Auch in anderen Städten kooperieren Pädagogische Hochschulen und Universitäten im Sekundarstufenlehramt. Es werden oftmals die Studienpläne von allen Hochschulen in ein Dokument kopiert und mit Äquivalenzlisten versehen. Eine große Änderung gibt es dabei nicht immer; eine Annäherung der Studienpläne von PH und Universität ebenfalls nicht zwangsläufig. Die Salzburger Besonderheit: ein einheitlicher Studienplan für alle teilnehmenden Hochschulen. Konkret bedeutet das, dass es keine Äquivalenzlisten gibt und dass keine Anrechnungsmodalitäten jedes Mal durchlaufen werden müssen. Das Studium besteht an jeder teilnehmenden Hochschule aus den gleichen Lehrveranstaltungen – wohl das österreichweit beste Modell, um eine wirklich sinnvolle Kooperation zwischen Uni und PH, gleichzeitig aber auch Mobilität zwischen den Hochschulen zu erreichen. Die neuen Studienpläne wurden dabei innerhalb eines Jahres und durch viele Treffen zwischen Salzburg und Linz erstellt; mit dabei natürlich auch immer Vertreterinnen und Vertreter der Studierenden. Das war eine wirkliche Mammutaufgabe, auch aufgrund der Größe der Studienpläne, der rechtlichen Zusammenhänge
Aufnahmeverfahren: Eine Neuerung wird die verpflichtende Aufnahmeprüfung. Was eigentlich bereits seit 2013 für das Lehramt vorgeschrieben ist, wird nun auch in Salzburg ab 2016 Einzug halten. Dabei wird in Salzburg aber glücklicherweise auf Prüfungsgebühren und auf fachspezifische Tests verzichtet. Es geht um eine allgemeine Eignung für das Lehramt; es werden aber keine Studieninhalte bereits vor Beginn des Studiums abgeprüft (Stichwort: Psychologie). Fließendes Studium an mehreren Hochschulen: Nach dem Einstieg in das Studium kann man an mehreren Hochschulen – von Salzburg bis Linz – Kurse belegen. Die Anmeldung erfolgt über ein gemeinsames Onlinesystem; auch die Prüfungsergebnisse fließen darin ein. In der Realität kann das also so aussehen (abhängig vom Kursangebot und der Fächerkombination): Im ersten Semester belegt man einige Kurse an der Uni Salzburg und der PH Salzburg. Im zweiten Semester macht man das erste Praktikum, vielleicht in der Nähe vom Elternhaus in Linz. Gleichzeitig belegt man an der PH Oberösterreich einige Kurse, um nicht viel pendeln zu müssen und die Schulpraxistage sinnvoll zu ergänzen. Danach geht es wieder nach Salzburg zum Studium, wobei man sich jedes Semester auch einen „Linz-Tag“ einplanen kann. Da Oberösterreich ein wichtiges Einzugsgebiet für die Uni Salzburg ist, eröffnen sich einige Möglichkeiten. Wer sein Studium gänzlich in Salzburg verbringen will, wird dies aber auch weiterhin tun können. Erweiterter Abschluss: Nach dem Studium besitzt man nicht nur eine Lehrzulassung für AHS/ BHS, sondern eben auch für die NMS. Dies bedeutet, dass man eine größere Auswahl an Schulen hat und somit größere Chancen auf seinen Wunschstandort. Größere Auswahl an Unterrichtsfächern: Auch Fächer, die bisher an der Universität Salzburg nicht studiert werden konnten, können nun als Unterrichtsfach gewählt werden (auch wenn sie z.T. nicht an der Universität Salzburg angeboten werden). Neu im Angebot: Chemie, Berufsgrundbildung Technik, Berufsgrundbildung Management oder Ernährung und Haushalt.
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Neue Strukturen In einer solchen Reform und einem solchen Großprojekt ist klar, dass vieles sich erst einpendeln muss. Es muss nun erstmalig eine Lehrveranstaltungsplanung über Hochschulen hinweg koordiniert und durchgeführt werden. Die Frage, welcher Kurs wo stattfindet
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und von wem er gehalten wird, muss geklärt; das Onlinesystem erstellt und das Aufnahmeverfahren geplant und erstmals durchgeführt werden. Auch müssen Kurse hinsichtlich ihrer Konzipierung geregelt sein; neue Anlaufstellen sollten geschaffen werden und die Abläufe müssen definiert sein. Sicher wird es bei jedem Studium dauern, bis alles in einem gewohnten alltäglichen Ablauf ist. Auch für die Studienberatung gilt: Viele Fragen werden sicher kommen, die jetzt noch nicht einmal abschätzbar sind; hier und da werden Probleme auftauchen, die niemand bei der Erstellung der Studienpläne bedacht hat. Es sind dann auch die ÖH und besonders die Studienvertretungen gefragt, die anfänglichen Fragen und Probleme aufzufangen – für ehrenamtliche Tätigkeit eine wirkliche Herausforderung. Ist es die große Revolution? Am Ende bleibt zu sagen: Vieles ändert sich, vieles ist neu. Das Lehramtsstudium der Universität hat einen Teil seiner Altlasten aus längst vergangenen Studienplänen und dem Magisterstudiensystem abgeworfen. Es besteht inzwischen weit weniger aus recycelten Lehrveranstaltungen der Fachwissenschaften; diesmal steht es im Fokus der Entwicklung und hat oftmals eigene Lehrveranstaltungen speziell für das Lehramt bekommen. Gleichzeitig hat es sich von den Fachstudiengängen wegentwickelt; somit wird vermutlich auch der Sprung in ein fachliches Doktoratsstudium schwieriger oder gar unmöglich. Als Alternative wurde ein
Doktorat PädagogInnenbildung geschaffen, in dem auch spezieller in Richtung Fachdidaktik und Lehramt geforscht werden kann. Doch am Ende war es immer noch ein Kompromiss zwischen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen – zwei Systeme, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Diese zwei Systeme, aber auch die unterschiedlichen inhaltlichen Ausrichtungen und Vorstellungen vom Studium mussten zusammengeführt werden. Das Studiensystem der Universität wird nun auch an den Pädagogischen Hochschulen Einzug halten. Wie gut dieser Wechsel klappen wird, muss sich erst noch zeigen. Und letztlich ist dieser Umbau mit einer Reform im LehrerInnendienstrecht verbunden, die noch mehr als unausgereift wirkt. Hier muss definitiv noch nachgebessert werden, denn besonders das Lehramtsstudium dient in den meisten Fällen als direkte Ausbildung zum Berufseinstieg – einem Beruf, der durch das neue Dienstrecht nicht attraktiver gemacht wurde und einem Dienstrecht, das noch viele Fragen unbeantwortet lässt. Voraussichtliche Übergangsfristen: Das alte Lehramtsstudium Magister Lehramt kann noch bis 30. November 2019 beendet werden. Das BA Lehramt (2013) der Universität Salzburg kann voraussichtlich bis 30. September 2020 im alten Studienplan abgeschlossen werden.
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DIE UNI IM WANDEL DER ZEIT – SEMESTERUPDATE STEOP – PRÜFUNGSABMELDUNG – ZUGANGSBESCHRÄNKUNG
STEOP Fangen wir mit einer frohen Botschaft für unsere Erstsemester an. Für alle Studi-Neulinge gelten neue Regelungen bezüglich der Studieneingangs- und Orientierungsphase: Seit Jänner 2016 stehen euch maximal vier Antritte für die STEOP zur Verfügung. Eure Antrittsmöglichkeiten haben sich also um einen erweitert. Prüfungsabmeldung Änderung im Prüfungsrecht laut dem Universitätsgesetz: Wer sich für eine Prüfung anmeldet, sich aber nicht rechtzeitig abmeldet und nicht zur Prüfung erscheint, wird für 40 Tage für weitere Prüfungstermine dieser Lehrveranstaltung gesperrt (unabhängig davon, wie viele Prüfungstermine innerhalb der 40 Tage liegen). Die Abmeldung für schriftliche Prüfungen muss 48 Stunden vorher erfolgen. Für mündliche Prüfungen muss die Abmeldung eine Woche vor der Abhaltung bekannt gegeben werden. Deshalb hier noch einmal der Appell: MELDET EUCH RECHTZEITIG AB, um unnötigen Diskussionen und Ärgernissen aus dem Weg zu gehen. Sicherlich ist diese Änderung nicht für jeden oder jede von Vorteil, insbesondere wenn die Prüfungstermine eng beieinander liegen. Es kann somit passieren, die Chance auf eine Prüfung zu verlieren. So negativ das für den betreffenden Studierenden klingen mag, versteckt sich darin auch ein positiver Gedanke: Wenn man sich rechtzeitig abmeldet und die Richtlinien beachtet, wird gewährleistet, dass Mitstudierenden ein Prüfungstermin möglich gemacht wird, die sonst wegen begrenzter TeilnehmerInnenzahl nicht an der Prüfung hätten teilnehmen können. Zugangsbeschränkungen Auch was die Zugangsbeschränkungen betrifft, hat sich etwas geändert. Betroffen sind davon all jene, die das Studium der Psychologie an der Universität Salzburg absolvieren wollen: Laut § 3 der 75. Verordnung des Rektorats über Zulassungsregelungen für das Bachelorstudium Psychologie ist ein Unkostenbeitrag von 30 Euro (rechtzeitig!) zu entrichten. Wer nicht erscheint bzw. sich nicht während der Anmeldefrist wieder abgemeldet hat, hat keinen Anspruch auf Rückerstattung! Wir erachten diese Budgetgewinnung seitens der Uni-
versität als unnötig, da dies alles andere als förderlich für Studentinnen und Studenten ist. Wer sich Bildung aneignen will, sollte in jeder Form Unterstützung erhalten und nicht überflüssige Steine in den Weg gelegt bekommen. Ebenso könnte diese Neuerung zu zusätzlichem Druck führen, was vor allem die Leistung der AnwerberInnen gefährdet. Eine weitere Änderung gibt es im Sportstudium: Die Aufnahmeprüfung findet ab sofort nur mehr im Juli bzw. im September statt. Die aktuellen Prüfungstermine für Juli 2016 und September 2016 findet ihr auf der Homepage der Universität: sportwissenschaft.uni-salzburg.at. Solltet ihr zu den Änderungen oder generell Fragen zu eurem Studium haben, könnt ihr euch gerne unter folgender Mailadresse an uns wenden: bildung@oeh-salzburg.at © Hayden Pernia (foter.com)
Wer sich von Prüfungen nicht abmeldet, wird vom Bürokratie-Krokodil gefressen.
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DAS BOLOGNA-SYSTEM AM SCHEIDEWEG: WIE GEHT ES MIT DEN MA-STUDIENGÄNGEN WEITER? Von Maximilian Wagner
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as Thema „Finanzierung der Universitäten“ ist alt, doch gelöst ist es noch lange nicht. Spätestens seit auch die Europäische Union erwartete Ziele bei der sogenannten „AkademikerInnen-Quote“ festgelegt hat und die Universitäten in den letzten Jahren und Jahrzehnten einen sprunghaften Anstieg der Studierendenzahlen erlebt haben, ist es wieder im täglichen Bewusstsein. Nach der großen Reform und dem Aufbrechen nationaler Bildungssysteme – auch gegen großen Widerstand, z.B. bei der Abschaffung von angeblich international etablierten Abschlüssen als Qualitätsmarkenzeichen wie den DiplomingenieurInnen – war alles beherrscht vom Stichwort „Bologna“. In wahrer Goldgräberstimmung wurde alles unter der Hoffnung der wirtschaftlichen Verwertbarkeit in Bachelorstudium und Masterstudium aufgebrochen; Creditpoints sollten nun internationale Vergleichbarkeit für geleistete Lernzeit nachweisen und dadurch der Wechsel von einer Universität zur anderen erleichtert werden.
OB MIT DEN NEUEN STUDIENGÄNGEN ÜBERHAUP EIN MEHRWERT FÜR STUDIERENDE UND LEHRENDE GESCHAFFEN WERDEN KANN, MUSS SICH NOCH ZEIGEN. Das Schreckgespenst von der großen Gleichschaltung der Universitäten machte die Runde, angefeuert von einer politischen Verschärfung der Konkurrenzsituation. Universitäten müssen Leistung bringen; Redundanzen und Ineffizienz wurde der politische Kampf angesagt. Und so sahen sich die Universitäten genötigt, der großen Gleichschaltung etwas entgegenzusetzen: Stichwörter wie „Profilschärfung“ sollte die eigene Universität durch Spezialisierung abheben, gleichzeitig die eigenen Studiengänge wieder etwas abschotten vor Absolventen und Absolventinnen anderer Universitäten. Man darf sich ja selbst nicht überflüssig machen. An
deutschen Universitäten gibt es daher inzwischen über 4000 verschiedene BA-Studiengänge. Alles geschärfte Universitäts-Profile eben... Inzwischen müssen österreichische Universitäten in regelmäßigen Abständen im Ministerium um das Budget bitten, ihren Wert für das Bildungssystem erklären und ihr Profil nachweisen – so zuletzt geschehen im Herbst 2015. Das Ergebnis trotz geschärfter Profile: Zusammen mit Inflation und Lohnsteigerungen gibt es nicht mehr Geld für die Universitäten, sondern sogar weit weniger. Der Tipp des Ministeriums war ganz unverhohlen: Infrastruktur zusammenlegen, weniger Geld für Personal ausgeben und Strukturen verschlanken. Kommen wir zur heutigen Situation: Auch unser Salzburger Rektor Schmidinger musste zugeben, dass man sich unter diesen Bedingungen kleine und von den Studierendenzahlen wenig ausgelastete MA-Studiengänge doch genauer anschauen müsse. Minister Mitterlehner legte im Februar 2016 nach, indem er dasselbe verlangte. Size matters! Umbau der ersten Masterstudiengänge in Salzburg Wie aus dem Mitteilungsblatt der Universität Salzburg zu entnehmen ist, sind nun die ersten übergreifenden Kommissionen eingerichtet. Das Ziel: die ersten kleineren Masterstudiengänge mit inhaltlichen Kontaktpunkten zusammenzufassen. Aus drei mach eins. Doch ist das wirklich gut? Und was bedeutet das für Fachbereiche und Studierende? 1. Was zu klein ist, verschwindet hinter dem Vorhang Diese Neuordnung trifft vor allem eher kleinere Studiengänge oder Teilbereiche aus Spezialisierungen. Hatten diese vorher häufig noch ein eigenes kleines Masterstudium, verschwinden diese akademischen Forschungsgebiete nun nur noch hinter Überschriften. Stand also vorher auf dem Abschlusszeugnis genau, was man studiert hat, so werden in Zukunft einige Studierende wieder erklären müssen, was sie genau gemacht haben. Und damit verschwinden ganze Forschungsbereiche zu einem Teil aus der Wahrnehmung.
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2. Schwerpunkt, Spezialisierung, Vertiefung – hybride Masterstudiengänge Man muss nicht hellsehen können, um zu wissen, wie man mehrere Studiengänge in einen Studienplan verpackt. Neben einem kleinen gemeinsamen Pflichtteil werden in einem Masterstudiengang mehrere Blöcke an unterschiedlichen Schwerpunkten, Spezialisierungen, Vertiefungen (die genaue Bezeichnung kann variieren) angeboten werden. 3. Hybrid, interfakultär, interdisziplinär – modern? Dabei fallen immer wieder dieselben Schlagwörter, die zurzeit in Mode sind, und Wörter, die sicher eine verdiente Stellung innerhalb von Forschung und Wissenschaft haben. Die Schlagwörter sollen jedoch kaschieren, dass Studiengänge nicht vorrangig zur Qualitätssteigerung zusammengelegt werden, sondern aus einer monetären Notlage heraus. Und ob die Studienmodelle wirklich zu einem Wissensaustausch zwischen verschiedenen Forschungsbereichen führen, muss sich zeigen. Warum das Ganze? Auf dem Papier entstehen Studiengänge mit einer größeren Studie-
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rendenanzahl, dafür werden die Studienpläne komplexer und länger. Ob am Ende ein Mehrwert für Studierende und Lehrende geschaffen werden kann, muss sich noch zeigen. Doch dieser finanzielle Druck auf das System hat auch in der Vergangenheit keine sinnvollen Entwicklungen hervorgebracht und die Gefahr besteht, dass sich das wiederholt. Erst Mitte Februar hat Wissenschaftsminister Mitterlehner verkündet, dass zukünftig die Fachhochschulen massiv ausgebaut werden sollen. Auch Universitätsfächer wie Rechtswissenschaften könnte er sich an den Fachhochschulen gut vorstellen. Das Ende der Universitätslandschaft von heute ist also bereits prophezeit? Jedenfalls der Druck und das gegenseitige Ausspielen von Hochschulbereichen und der Effizienzzwang... nein, der Effizienzwahn geht also weiter. Und so bleibt die Umstrukturierung der ersten Masterstudiengänge an der Uni Salzburg nur ein Symptom für eine systematische Entwicklung hin zu immer härteren Sparzwängen des Ministeriums; eine Entwicklung, die wohl alle Unis betreffen wird und ohne einen gesicherten Ausgang. Eine Politik, die in blindem Sparzwang Hochschulsektoren gegeneinander ausspielt, kann langfristig keinen Erfolg bringen... Doch wie man sieht, ist der Effekt, dass es die Hochschulen in Zugzwang bringt.
Kein Amore für Bologna.
© lainCameron (foter.com)
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Das Resultat von zwei Semestern Lateinkurs an der Uni.
ÜBER SINN UND UNSINN DER LATEIN-ERGÄNZUNGSPRÜFUNG Aus der Sicht eines Studienvertreters für Geschichte. Von Christoph Würflinger Die Einführung des sogenannten „Cluster Mitte“, also des gemeinsamen Lehramts-Curriculums der Universitäten und Pädagogischen Hochschulen in Linz und Salzburg, hat für uns Studierende nicht nur negative Seiten. So ergab sich durch diesen Prozess für mehrere Fächer die Möglichkeit, eine der größten Hürden des Studiums zu beseitigen: die Latein-Ergänzungsprüfung. Überraschenderweise war die Arbeitsgruppe für das Fach Geschichte, in die jede teilnehmende Institution ihre Vertreter entsandt hatte, einstimmig der Meinung, dass diese Hürde fallen soll. Was folgte, war der Aufschrei einer kleinen Gruppe am Fachbereich Geschichte der Uni Salzburg. Das Resultat: Latein bleibt. Representative democracy at its finest. Hier soll es aber nicht um uni-interne Entscheidungsprozesse gehen, sondern um die Sinnhaftigkeit des Lateinnachweises an sich. Argumente – gute wie schlechte – liefern beide Seiten ab. Es wird aber immer vergessen, dass in dieser Angelegenheit – und das gilt in ähnlicher Form auch für andere Fächer – nur dann eine sinnvolle Entscheidung getroffen werden kann, wenn vorher zwei grundsätzliche Fragen geklärt werden: 1. Sollen Lehramtsstudierende eine fundierte (geschichts-)wissenschaftliche Ausbildung bekommen, die sie befähigt, auch als HistorikerInnen tätig zu sein? 2. Sollen jene Studierende, die die betroffenen Prüfungsfächer (allen voran Mittelalterliche Geschichte) nicht wählen, trotzdem Lateinkenntnisse nachweisen müssen?
Wenn man die erste Frage mit Nein beantwortet und damit zufrieden ist, dass Lehramtsstudierende brave Literaturzusammenfassungen schreiben können, dann ist die Sache im Grunde klar: Latein kann weg. Will man allerdings HistorikerInnen haben, die auch echte Forschung zu betreiben imstande sind, dann wird man um Latein nicht herumkommen. MediävistInnen, die keine Urkunden entziffern können, werden es in der Welt der Wissenschaft nicht weit bringen. HistorikerInnen, die ihre Quellen nicht lesen können, sollten sich einen anderen Beruf suchen. Es scheint, als würde das glasklar für die Beibehaltung von Latein sprechen – aber halt! Müssen MediävistInnen nicht auch Mittelhochdeutsch verstehen? Altfranzösisch? Altenglisch? Woher kommt also diese Sonderstellung des Lateinischen? Weil es schon immer so war? Ähnlich könnte man nun etwa auch für die Zeitgeschichte argumentieren. Latein braucht in dieser Disziplin kein Mensch; dafür aber Französisch, Russisch, Chinesisch, Spanisch, Arabisch etc. Sind diese Sprachen Zugangsvoraussetzung? Natürlich nicht. Latein allerdings schon – paradox! Die Lösung wäre im Grunde einfach: Jeder Studierende entscheidet eigenverantwortlich, welche Sprachen er für das jeweilige Fachgebiet benötigt; jeder und jede kann sich dann die entsprechenden Sprachkurse im Studium anrechnen lassen. MediävistInnen lernen Latein, KulturhistorikerInnen Französisch und ZeitgeschichtlerInnen Russisch. Die Angst mancher Lehrender, im Kampf um die Ressourcen dann den Kürzeren zu ziehen, darf jedenfalls keine Rolle bei solchen Entscheidungen spielen.
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fac tum
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Schmutzige Tatsachen
Wie Mülltrennung nicht funktioniert. Von Claudia Maria Kraml Seit seiner Eröffnung im Sommer 2011 steht der Unipark Nonntal für zeitgemäße Architektur, Technik und Infrastruktur. Dabei darf in der heutigen Zeit natürlich auch Engagement in Sachen Nachhaltigkeit nicht fehlen, wobei die Initiative PLUS Green Campus, wie auch in den anderen Teilen der Universität, wichtige Zeichen setzt. Umweltschutz wird hier also großgeschrieben – sollte man zumindest meinen. Tatsächlich liegt in dieser Hinsicht jedoch einiges im Argen, was den Umgang mit der Mülltrennung betrifft, und das ausgerechnet an einem Ort, wo man es wohl am allerwenigsten vermuten würde: Im neuesten Uni-Gebäude, das sich immer wieder seiner Modernität rühmt. Ein verregneter Montagnachmittag Ende Jänner, im zweiten Obergeschoß des Uniparks, auf einem ruhigen Seitengang nahe der School of Education. (Also im Grunde theoretisch überall in diesem Stockwerk.) Eine Gruppe hochkonzentriert wirkender StudentInnen sitzt um einen der schwarzen Tische, die an Tagen wie diesen heißbegehrt sind. Immerhin ist auch die Bibliothek schon so voll, dass man sich höchstens noch neben jemand anderen auf ein Sofa in der Leselounge zwängen könnte, wenn man dort nicht immer gleich so schläfrig werden würde. Sonderlich viel Platz gibt es im Unipark eben nicht, aber daran haben sich besagte Personen ohnehin schon gewöhnt. Ihre augenblicklichen Probleme sind auch gänzlich anderer Art: Die Prüfungs- und Seminararbeitsschreibzeit ist in vollem Gange, dementsprechend eifrig wird in Laptops getippt oder auf Notizblöcke gekritzelt. Dabei bewegen sich die Gedanken mitunter auch auf Abwege, und so landen immer wieder zerknüllte Zettel im Mülleimer, der praktischerweise gleich neben dem Sitzbereich in den Tisch eingebaut ist. Wer viel nachdenkt oder aber diesen Prozess zumindest noch ein kleines bisschen hinauszögern möchte, wird auch hungrig. Nachdem die allermeisten Lebensmittel nach wie vor nur in nicht wiederverwendbarer Verpackung erhältlich sind, gesellen sich auch deren Plastikhüllen früher oder später zum Altpapier. Oder einen der anderen Müllbehälter daneben oder auf der anderen Seite, was aber auch keinen so großen Unterschied macht, denn diese tragen ebenso wenig eine Aufschrift und sind daher für das Laienauge „offen für alles“. Die im Grunde umweltbewusste Studierende von heute würde ja eigentlich gern auch an der Universität auf Mülltrennung achten, immerhin handelt es sich dabei um einen ihrer häufigsten Aufenthaltsorte. Bei ihnen im Wohnheim oder in der WG ist das kein Problem, da gab es noch nicht mal diesbezügliche Streitigkeiten mit den MitbewohnerInnen, und im heimatlichen Haushalt stand es sowieso nie zur Diskussion, dass etwa die Orangenschalen nichts bei den leeren Mineralwasserflaschen verloren haben. Doch was tun, wenn der gute Wille durch die räumlichen Gegebenheiten erheblich in seiner Umsetzung behindert wird? Eine Hochschule steht im Normalfall für Reife und Verantwortungsbewusstsein – auch unserer Umwelt gegenüber. Ein genauerer Augen-
schein der Situation im Unipark zeichnet allerdings ein völlig anderes Bild: Dieses hochmoderne Gebäude verfügt in keinster Weise über Möglichkeiten zur Mülltrennung, sofern man nicht davon ausgeht, dass jeder Entsorger und jede Entsorgerin von Abfällen nachsieht, welchen Typ Müll der Vorgänger/die Vorgängerin schon in den Behälter geworfen hat, und es ihm in derselben Weise nachmacht. Es gibt nicht wenige Gelegenheiten, den eigenen Unrat an irgendeiner Ecke am Gang schnell und diskret loszuwerden, doch die Frage nach dem Wie deutet überall auf dieselbe Problematik hin: Alles einfach irgendwohin, frei nach dem Motto „irgendjemand wird sich schon drum kümmern“. Bei noch näherer Betrachtung ist aber nicht einmal das der Fall – denn auch im Keller, wo der im Unipark anfallende Müll gesammelt wird, gibt es nicht mehr als zwei verschiedene Kategorien: Nämlich Papier und „alles andere“. Ein im Hinblick auf den Umweltgedanken mehr als kritikwürdiges System, das an vielen anderen Orten längst riesige Empörung geerntet hätte, hier dank ausgebliebener Kontra-Stimmen jedoch schon bald sein fünftes Jubiläum feiert. Doch was macht die beinahe zeitgleich zur Unipark-Eröffnung an der Universität eingeführte Nachhaltigkeitsinitiative PLUS Green Campus währenddessen? Auf jeden Fall andere Dinge, als flächendeckend für die Möglichkeit einer Abfalltrennung zu sorgen. Und das betrifft nicht nur StudentInnen, sondern ebenso MitarbeiterInnen der Universität, in deren Büros durchwegs nur ein einziger Eimer für Müll aller Art vorhanden ist. Von der Kampagne werden eifrig monatliche Newsletter ausgeschickt, in denen mit viel grüner Farbe beispielsweise dafür geworben wird, auch im Winter mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, FairTrade-Kaffee zu trinken oder alte Handys recyceln zu lassen. Zudem wurde in der Vergangenheit etwa sehr viel Geld in Schaltsteckdosen investiert, um den Stromverbrauch zu senken. Über eine geplante Verbesserung der katastrophalen Situation in Sachen Mülltrennung lassen sich allerdings keine Informationen finden. Weiterhin also keine Spur von „grüner Uni“ in Hinblick auf eine bereits seit Jahren überfällige und in anderen Teilen der PLUS längst erfolgreich gehandhabte Angelegenheit. Es bleibt zu mutmaßen, ob es sich bei der Tatenlosigkeit in Sachen Mülltrennung im Unipark um reine Ignoranz handelt, da es ja nun wirklich nicht besonders auffällig sein kann, wenn in einem Teil der Uni ausnahmsweise mal keine gesonderten bzw. markierten Behälter bereitstehen. Oder aber es ist schlichtweg Inkompetenz, da den Verantwortlichen offenbar nicht klar ist, wie man sich der Problematik in diesem Paradebeispiel an Modernität annehmen und dessen Lösung (wie etwa Beschriftungen) technisch umsetzen sollte. Fakt ist, dass endlich etwas geschehen muss, um dem gegenwärtigen, unhaltbaren Zustand ein Ende zu setzen und auch an diesem Standort umweltfreundliches Handeln zu ermöglichen. Denn die Universität sollte kein Raum sein, in dem bezüglich des Umgangs mit ökologischen Themen andere Regeln gelten als im Rest unseres Alltags. © dogbomb (flicker.com)
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BERATUNGEN JETZT AUCH AUF ARABISCH Im vergangenen Wintersemester haben sich 342 Flüchtlinge für das Projekt „MORE4Refugees“ der Universität Salzburg eingetragen. Die ONLINE-Voranmeldung wurde auf Wunsch der Universität über das Beratungszentrum abgewickelt. Aufgrund des großen Andrangs suchten wir eifrig nach arabisch sprechenden MitarbeiterInnen und Mitte Jänner wurden wir bereits fündig. Von Peter Engel
K
halil (22) studiert seit WS 2015/16 im MORE-Programm. Vorher hat der aus Hassake stammende Syrer bereits vier Semester an der Wirtschaftsfakultät der Al-Furat-Universität studiert. Als die Situation in Hassake immer bedrohlicher wurde, ging er schließlich 2014 an die Universität in Damaskus: „Ich wollte mein Studium nur in Ruhe fortsetzen, kam aber sehr bald darauf, dass die Situation in Damaskus genauso unsicher und gefährlich für mich war wie daheim“, sagt Khalil im Interview. Also kehrte er wieder zurück nach Hassake, aber an einen regelmäßigen Besuch der Lehrveranstaltungen war im Bürgerkrieg nicht zu denken. Die Familie Khalils beschloss wie viele Millionen syrische ZivilistInnen auch, das Land zu verlassen. Gemeinsam gingen sie in den Libanon, dann flogen sie nach Istanbul. „Es war hart, dort zu überleben“, erinnert sich Khalil und erzählt von unterbezahlten Jobs, mit denen selbst in der Türkei kaum zu überleben war. Also ging es zunächst nach Griechenland, um von dort nach Österreich zu gelangen, wo er im Jänner 2015 ankam und um Asyl ansuchte. „Ich wartete zunächst im Flüchtlingshaus in der Moosstraße vier Monate lang auf mein Interview¹“, schildert Khalil. Danach ging es in ein Asylheim in der
Ebenau. „Es liegt ziemlich abseits und es gab für einen Flüchtling wie mich einfach nichts zu tun. Es war ein sehr langweiliges Leben“, gibt Khalil offen zu. „Ich suchte in Salzburg nach Möglichkeiten“, erzählt er weiter. Khalil begann mit einem Deutschkurs an der Volkshochschule und schon bald hörte er von dem Angebot für Flüchtlinge der Universität Salzburg. Kurzerhand entschloss sich Khalil am MORE4Refugees-Programm teilzunehmen, um wieder in die Atmosphäre eines geordneten Universitätslebens einzutauchen und auch, um die Sprache seines neuen Gastlandes besser zu erlernen. Khalil lernte an der Uni neue Freunde kennen, darunter StudierendenvertreterInnen der ÖH. Dort erfuhr er, dass im Beratungszentrum dringend Leute mit Arabischkenntnissen gesucht wurden. „Als ich davon hörte, habe ich mich sofort beworben“, erzählt er. „Es ist alles besser, als nur zum Herumsitzen und Nichtstun verdammt zu sein. Als Flüchtling hast du viel Zeit totzuschlagen“, meint der sympathische Student und weist darauf hin, dass er bereits ahnte, gut für die Aufgabe im Beratungszentrum qualifiziert zu sein. „Ich habe an der Al-Furat-Universität schon einige Zeit lang ehrenamtlich als Buddy gearbeitet. Außerdem habe ich
¹ Anm.: Die AsylwerberInnen werden von einer Referentin/einem Referenten des BFA (Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl) zu ihren persönlichen Umständen, der Reise nach Österreich und den Gründen ihrer Flucht befragt. Das Gespräch wird in einer den AsylwerberInnen verständlichen Sprache durchgeführt und durch beeidete DolmetscherInnen übersetzt.
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Khalil (graue Mütze, mitte) hilft arabisch sprechenden StudentInnen beim Zurechtfinden.
mit anderen kurdischen Studierenden und der Unterstützung der kurdischen Partei in Syrien bereits eine Selbsthilfegruppe für Studierende in ganz Syrien aufgebaut“, gibt er preis. Über seine Aufgaben innerhalb der Konföderation kurdischer Studierender sagt Khalil: „Es gab im Bürgerkrieg immer sehr viele Probleme und wir trafen uns regelmäßig, um dafür Lösungen zu finden. Wir mussten zum Beispiel Transportprobleme lösen und auch Sorge tragen für die Sicherheit unserer KommilitonInnen. Für viele Studierende war es auch sehr schwierig, an die Skripten der jeweiligen ProfessorInnen zu kommen, dafür haben wir eine landesweite Logistik aufgebaut, damit die Unterlagen den Studierenden auf sicheren Wegen zugänglich gemacht werden können.“ Khalil erzählt auch, wie die kurdische Partei sie dabei finanziell unterstützt habe, überall im Land kleine Schulen zu eröffnen, wo den SchülerInnen Gratis-Kurse angeboten wurden. Dadurch, dass viele Schulen entweder ausgebombt oder aus Furcht vor den Bombenangriffen geschlossen waren, fehlte vielen jungen Menschen die Möglichkeit, in absehbarer Zeit die Schule mit der Universitätsreife beenden zu können. Diese Lücke wurde durch das Engagement vieler Studierender vor Ort wieder geschlossen. Nach seinen Aufgaben in der kurdischen Studierendenvertretung befragt, sagt Khalil: „Wir hielten den Kontakt zu den ProfessorInnen und der Universitätsleitung aufrecht. Meine Aufgaben lagen hauptsächlich im PR-Bereich.“ Und dann erzählt er: „Wir bekamen Geld von der Partei,
damit sich die Studierenden weiterbilden. Ich denke, wir konnten sehr viele junge Menschen unterstützen. Es ist aber im Krieg sehr hart, den normalen Gang der Dinge aufrechtzuerhalten. Es kam dann der Zeitpunkt, an dem auch ich dem allen den Rücken kehrte und wegging.“ Befragt nach den Dingen, die hier in Österreich an einer Universität anders sind als in Syrien, sagt Khalil, es sei hier vieles leichter: „Weil in Österreich alles viel geradliniger läuft, als ich es aus meiner Heimat kenne. Man kann nämlich leichter lernen, wenn Computer und Internet zur Verfügung stehen. Doch der wahrscheinlich wichtigste Unterschied besteht darin, dass hier der Wahrheitsgehalt des Lehrstoffes viel größer ist, da den Studierenden der Zugang zu den Wissensquellen offensteht. Daheim war das nicht so, da lernten wir aus ideologisch gefärbten, vorgeschriebenen Lehrbüchern. Hier gibt es einen hervorragenden Zugang zur Wissenschaft und auch zur Politik und zum Recht mitsamt den ganzen Gesetzen und deren Erläuterungen und Kommentaren. Das ist unvergleichlich wertvoll.“ Khalil möchte in den nächsten Jahren sein Studium fortsetzen und einen guten Nebenjob haben, der ihn über Wasser hält. Außerdem, sagt er, „möchte ich helfen, so viel ich kann“. Seine Empfehlungen an die anderen Flüchtlinge sind sehr bodenständig: „Leute, seid aufmerksam im Deutschkurs und gebt euch mit dieser Sprache ehrlich Mühe, es ist der Schlüssel zu eurem Erfolg“, rät unser neuer Mitarbeiter und warnt zugleich: „Sonst isoliert ihr euch selbst von der Mehrheitsbevölkerung.“ Es gibt an der Universität und auch außerhalb viele ansprechende und kostenlose Angebote und auch das Angebot von der ÖH und von Studierenden sei sehr attraktiv, rät unser neuer Studierendenberater: „Im Sprachcafé, dem Buddy-Network und den Stadtspaziergängen gibt es gute Möglichkeiten, Anschluss zu bekommen und aus dem Fahrwasser des Flüchtlingsdaseins zumindest für einige Stunden zu entkommen“. Außerdem hat er über die ÖH-Wohnungsbörse eine attraktive, leistbare Wohnung in der Stadt Salzburg bekommen, wie er nicht müde wird zu betonen. Zu guter Letzt wünscht sich Khalil von allen werten LeserInnen der uni:press: „Bitte, betrachtet die Menschen nicht nach ihrer Herkunft und nicht danach, ob sie Flüchtlinge sind.“ Dem möchte ich als Redakteur hinzufügen: Jeder Mensch ist Ausländer oder Ausländerin. Fast überall.
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DIE IAESTE SALZBURG IAESTE steht für International Association for the Exchange of Students for Technical Experience und bietet seit Dezember 2014 auch den Salzburger Studierenden die Chance, ein Auslandspraktikum im technisch/ naturwissenschaftlichen Bereich zu absolvieren. Die IAESTE ist ein ehrenamtlicher, studentisch geführter Verein, der neben der Vermittlung von Auslandspraktika auch weitere Projekte zu bieten hat. Heuer wurde zum ersten Mal ein Shuttlebus von der Universität Salzburg zur Teconomy Linz organisiert. Die Teconomy ist eine Karrieremesse, die von den Mitgliedern der IAESTE veranstaltet wird und findet neben Linz auch in Graz, Leoben und Wien statt. Im Mai und Juni tourt zum zweiten Mal das FirmenShuttle durch Salzburg und bringt Studierende zu führenden Unternehmen in ganz Österreich.
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as FirmenShuttle sind Exkursionen mit Recruitingcharakter zu Top Unternehmen in ganz Österreich. Dabei bietet das Projekt Studierenden und Absolventen und Absolventinnen die einmalige Chance, ein Unternehmen kostenlos zu besuchen und dabei tiefere Einblicke in die Struktur und Arbeitsverhältnisse zu gewinnen. Technische und naturwissenschaftliche Unternehmen aus ganz Österreich sind interessiert ihre zukünftigen Mitarbeiter kennen zu lernen. Die IAESTE organisiert dabei Shuttlebusse und Verpflegung. Deine Vorteile: • • • •
Einblick hinter den Kulissen Persönlicher Kontakt zu Mitarbeitern Zukünftige Arbeits- oder Praktikumstelle Doktor-, oder Diplomarbeiten
Wenn du dich entschieden hast dein Studium durch ein bezahltes Praktikum im Ausland aufzupumpen, ist schon der erste und wichtigste Schritt getan. Was noch fehlt um deine Zeit dort unvergesslich zu machen sind diese 9 Geheimtipps. © Jirka Matousek(flickr)
Vergiss deinen Pass nicht. Stelle anfangs sicher, einen gültigen Reisepass für die Dauer deines Auslandsaufenthalts zu haben. Keine Angst vorm Kulturschock! IAESTE hat mittlerweile 90 Mitgliedsländer und bietet in unzähligen Städten Praktika an. Warum also nicht 2016 im Vietnam Abenteuer erleben? Know your English well. Ein Englisch-Sprachnachweis ist verpflichtend für ein IAESTE Praktikum. Falls du keinen TOEFL oder IELTS hast, kannst du bei uns einen gratis Englischtest machen. Check dir eine gute Reiseversicherung. Eine gute Versicherung kommt für ungeplante Kosten auf und du kannst deine Reise weiter genießen. Vergiss die Mozartkugeln nicht! Ein Gastgeschenk kommt immer gut an und mit österreichischen Spezialitäten kann man weltweit für Begeisterung sorgen. Sei kein Partyproper. Nutze jede Chance, die sich dir bietet. More action = more fun! Check dir Couches für deine nächste Weltreise. Gemeinsam verrückte Abenteuer erleben verbindet und macht Trainees die gemeinsam mit dir auf Praktikum sind, zu deinen Freunden für’s Leben! Iss was Neues! Auch wenn es nicht deine neue Lieblingsspeise wird, eine gute Geschichte ist dir sicher!
Exkursionszeitraum: 09. Mai – 10.Juni.2016 Anmeldung: ab 01.03.2016 Nähere Infos unter: iaeste.at/firmenshuttle
Schreib uns eine Karte! IAESTE Salzburg c/o Universität Salzburg Hellbrunnerstraße 34 5020 Salzburg Hast du noch Fragen? Kontaktiere uns! Mail: salzburg@iaeste.at Facebook: facebook.com/IAESTE. Salzburg
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Im Frucht(fliegen)kostüm über Stock und Stein Sie waren jung und brauchten das Geld. Wir haben uns umgehört und stellen Euch fünf Menschen vor, die für ein paar Moneten schon ziemlich schräge Jobs gemacht haben.
„Ich war diesen Sommer in Salzburg als Rikschafahrerin tätig, bin mit sehr vielen Leuten in Kontakt gekommen und habe die Stadt Salzburg um einiges besser kennen gelernt. Was aber wahrscheinlich schräger ist: ich habe beim Kraftwerk in Puch Urstein Fische bestimmt und vermessen.“ Michaela, Salzburg
„Meinen definitiv schrägsten Job hatte ich letzten Herbst. Ich bin Student und bessere mir mein Gehalt durch Promotion-Jobs auf. Den schlimmsten Promotion-Job hatte ich am Rupertikirtag: Ich war kein Karussellwart oder Zuckerwatte-Verkäufer – nein, ich war ein Apfel. Richtig gelesen, ich war ein Apfel – zumindest trug ich ein Ganzkörper-Apfelkostüm und verteilte frische Äpfel an Kinder. Ich schwitze ohne Ende und Jugendliche nutzen mich als Ball zum Schubsen. Das einzig Positive war, dass mich keiner erkannte, denn ansonsten wär’s wirklich peinlich gewesen!“ Hannes, Salzburg
„Ich wurde einmal dafür bezahlt, bei Dreharbeiten eine Putzfrau zu spielen. Das klingt aber cooler, als es war [Tut es das?, Anm. d. Red.], denn in der Realität musste ich den Drehort in einem stinkenden Kittel wirklich von oben bis unten durchwischen – drei Stunden lang! Im Film bin ich dann ganze zwei Mal für je eine halbe Sekunde zu sehen. Hat sich also definitiv gelohnt.“ Antonia, Oberösterreich
„Im Sommer 2013 stieß ich auf die Anzeige eines Ziviltechnikers, der einen Landvermessungsgehilfen suchte und bewarb mich. Am ersten Tag wurde im Hof mit den Geräten geübt. Danach musste ich zum Chef, der mein Tempo bemängelte. Nett. In den Wochen darauf ging‘s zum Salzburger Hauptbahnhof, wo Schächte voller Ratten und die Gleise bis nach Taxham vermessen wurden. Spannend. Zwei Wochen verbrachte ich schließlich im Marchfeld (NÖ), wo wir von 7:00 bis 19:00 in sengender Sommerhitze über endlose, wohlduftende Zwiebelfelder stiegen und die Gegend für eine geplante Schnellstraße in die Slowakei erfassten. Auffällig war, dass meine Kollegen über zwei Wochen an keinem dieser 12-Stunden-Tage in freier Wildbahn austreten mussten. Mysteriös.“ Christoph, Kärnten
„Um mir mein Studium zu finanzieren arbeite ich seit beinahe einem Jahr in einem Drosophila-Labor als sogenannter Flipper. Als Versuchstiere werden hier Fruchtfliegen eingesetzt. Diese setze ich nun monatlich einmal von einem Futterröhrchen in ein neues um. Das alte Röhrchen inklusive einem Rest an Eiern, Larven und Adulttieren friere ich ein. Einige Tage später werden sie dann entsorgt!“ Michael, Oberösterreich
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politik & gesellschaft POLITIK & GESELLSCHAFT
WARUM WIR EINEN NEUEN FEMINISMUS BRAUCHEN
Am 8. März wird der Internationale Weltfrauentag gefeiert, um auf die Rechte, Würde und Unversehrtheit der Frau aufmerksam zu machen. Wer diesen Kampf jedoch weiter mit Tampons und entblößten Brüsten kämpft, wird auf Tag X noch warten müssen. Ein Plädoyer für einen neuen Feminismus.
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seitens der Feministinnen (in diesem Fall: Femen) komplett auf Oberbekleidung verzichtet wird. Welcher Effekt soll damit erzielt werden? Mediale Aufmerksamkeit? Vielleicht. Mehr Rechte für Frauen? Sicher nicht. Solche Aktionen helfen nicht, Feminismus tiefer ins Bewusstsein der Gesellschaft zu integrieren – ganz im Gegenteil. Feministische und sexistische Handlungen spielen sich in unserem täglichen Leben ab. Und genau hier muss man auch ansetzen. Glaubt man der Encyclopaedia Britannica, beschreibt das Wort „Feminismus“ den „Glauben an die gesellschaftliche, politische und ökonomische Gleichheit der Geschlechter“. Frauen, die für gesellschaftliche, politische und ökonomische Gleichstellung kämpfen, sind noch lange keine Männerhasser. Und um Gleichheit der Geschlechter zu erreichen, müssen Männer und Frauen auch nicht gleich werden. So sind wir doch eigentlich stolz darauf, dass bei der Verteilung der Chromosome nicht alles komplett synchron verlaufen ist und Männer und Frauen sowohl physiologisch als auch
© redhope(flickr)
rauen verdienen weniger, sind viel zu oft halbnackt in der Fernsehwerbung zu sehen, haben es auf der Karriereleiter schwieriger und werden häufig auf ihr Äußeres reduziert. Wenn man das Stichwort „Feminismus“ in ein Gespräch einbringt, provoziert man aber bei vielen unter 30-jährigen nur Augenrollen. So fühlen sich gebildete und reflektierte Frauen schnell belehrt, wenn das Stichwort „Emanzipation“ fällt; aufgeschlossene und tolerante junge Männer reagieren ebenso angegriffen. Der Feminismus hat fernab von Penisneid, klassischen Geschlechterrollen und Achselhaar-Kult ein sehr angekratztes Image – es scheint fast so, als wollten sich viele von ihm distanzieren. Aufgeschlossen und tolerant wirkt im Feminismus längst nichts mehr – viel eher vermitteln Medien meist ein sehr verfahrenes Bild von protestierenden Frauen mit starren Blicken, die sich verbissen für Gleichstellung einsetzen. Und es wirkt für viele befremdlich, wenn bei Protestaktionen Menschen mit Tampons beworfen werden oder
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© Charlotte Cooper(flickr)
psychologisch unterschiedlich sind. Deswegen sollte sich der Feminismus nicht darauf versteifen, ultimative Gleichheit zu fordern, sondern eher anerkennen, dass es zwei Geschlechter gibt, die eben recht unterschiedlich sind – die aber beide am gleichen Strang ziehen könnten. In unserer heutigen Gesellschaft gibt es noch viele Nachteile für Frauen, die rein mit dem Geschlecht zusammenhängen. Diese Nachteile werden jedoch vom Augenrollen wohl genauso wenig verschwinden wie mit Verbissenheit. Der Feminismus, den wir brauchen, hat mit Toleranz und Gleichberechtigung zu tun – und holt damit alle Menschen ins Boot. Es geht nicht mehr um Demonstrationen und Aufreger, sondern viel mehr darum, sich ins Bewusstsein zu rufen, dass Männer und Frauen in vielen Punkten noch nicht gleichberechtigt sind – und vor allem darum, eine Reaktion bei anderen auszulösen. Es geht um starke Frauen und Männer, die sich füreinander einsetzen und gemeinsam gegen diese Ungerechtigkeiten kämpfen. So muss ein Kommentar wie „Haha, du trinkst ja ein Mädchengetränk, ich dachte, das hat sich deine Schwester bestellt!“ genauso scharf abgekanzelt werden wie ein Papa, der seiner Tochter erklären will, dass später eh ein Mann für sie sorgen wird und sie sich deswegen keine Sorgen über ihre Zu-
kunft machen soll. Dort, in den kleinen, alltäglichen Situationen können wir am meisten gegen Sexismus tun. Wir alle verändern uns. Die Ära der Hausfrau und Mutter ist – zumindest in westlichen Gegenden – genauso vorbei wie die des patriarchalischen Familienoberhauptes ohne Kochkünste und emotionale Feinfühligkeit. So sind Frauen keine Rabenmütter, nur weil sie trotz zwei Kindern voll berufstätig sind; sie sind aber genauso wenig blauäugige Dummchen, weil sie gerne zuhause bei ihrem Kind bleiben. Das gleiche gilt auch für Männer, die nicht automatisch sexistische Vollidioten sind, nur weil ihre Frau beim Kind zuhause bleibt, und auch keine Softies, wenn sie in der ersten Zeit nach der Geburt ihrer Kinder beim Nachwuchs bleiben. Sexistische VollidiotInnen gibt es aber nach wie vor wie Sand am Meer. Diese bezahlen Frauen für gleiche Arbeit weniger Geld, lassen keine Männerkarenz in ihrem Unternehmen zu, reduzieren Frauen auf ihr Äußeres oder glauben, dass Frauen prinzipiell weniger leisten können. Die Liste mit den Problemen, die vor der gesellschaftlichen Gleichstellung von Mann und Frau noch gelöst werden müssen, ist lang und das wird auch mit Sicherheit noch etwas dauern – man sollte jedoch versuchen, mit Verständnis und Hirn an die Sache heranzugehen.
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VON S*INNE © AnnaMarieCarpenter(flickr)
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innen weniger Jahre sind sie wie Pilze aus dem Boden geschossen, haben in der sich als weltoffen definierenden Medienlandschaft sehr schnell feste Wurzeln geschlagen und treiben mittlerweile an allen Straßenecken und -enden Wildwuchs: Die unterschiedlichsten Formen des Ausdrucks, dass sowohl Männer als auch Frauen gemeint sind. (Mind the order...) Lange Zeit über war es nämlich eklatante Praxis, Letztere in einst verbreiteten Wörtern wie etwa Radfahrer nur „mitzumeinen“ – was heutzu-
tage glücklicherweise der Vergangenheit angehört. Die frohe Botschaft: Nun gibt es RadfahrerInnen, Radfahrer_innen, Radfahrer*innen, Radfahrerinnen*, sogar Radfahrerxinnen und mitunter auch Radfahrende! Es kommt auch gar nicht mehr so selten vor, dass eins nicht wie fast jederfrau zu umweltschädlichen Tampons greift und darüber sogleich die geschockte Weltöffentlichkeit informiert, die die Tatsache der weiblichen Menstruation bisher schändlich unter den Teppich kehrte. (Ich habe übrigens auch gerade meine Tage und
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Über die Zweckmäßigkeit des Genderns: Ein erzkonservativ geprägter, da nur als solcher von der Obrigkeit gebilligter und unter Zwangsandrohungen verfasster Kommentar
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© Argonne National Laboratory (flickr)
mich dazu entschlossen, diesmal endlich gegen das Patriarchat aufzubegehren und das nicht länger schamhaft vor der ignoranten Restbevölkerung zu verbergen. Für nähere hochinteressante Details bleibt mir hier leider kein Platz mehr, meint der Zensor neben mir.) Allein an diesem Ort, in der frisch auferstandenen uni:press mit nunmehr eindeutigem ideologischem Anstrich, herrscht noch rechtsfreier Raum. Hier wird niemand diskriminiert, wenn er auf alten Prinzipien beharrt, die er seit Volksschultagen kennt und verständlicherweise nicht mehr verändern möchte. Diese Zeitschrift ist eine derjenigen, in der man noch nicht dazu gezwungen wird, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und den Widerstand gegen die Vorstellung vom binären Geschlechtersystem aufzugeben. Denn hinter ihrem Deckblatt verbergen sich ausschließlich BinnenI’s, weder Sternchen noch Striche, noch Kreuzchen zwischen oder nach dem Wort. Irgendwie langweilig, keine Frage, und dazu noch lesbar, wodurch die Aussagen der Artikel umso stärker ins Auge fallen. Dabei sollte im Grunde doch jeder Text ein kunstvolles Plädoyer für Gleichberechtigung sein, gelegentlich auch mit etwas Inhalt zwischen den Sonderzeichen, aber letztendlich geht’s doch immer um die Symbolkraft. Und darüber, welche der vielfältigen Gendervarianten nun eigentlich gewählt werden sollte, lässt sich zudem hervorragend diskutieren, was die Zeit und somit auch den Arbeitsaufwand für andere Bereiche erheblich minimiert. Unter oben erwähnten, chronisch uneinsichtigen Leuten mit Tendenz zur Realitätsverdrängung befinden sich auch Personen, die gar anzweifeln, dass der flächendeckende Einsatz sprachlicher Angleichungsmaßnahmen auch ein Verschwinden der außersprachlichen Diskriminierung bewirken würde. Allen Gesetzen der Logik zum Trotz sehen sie keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen diesen Elementen und meinen: Natürlich werden heillos selbstbezogene Sexisten (hier ausnahmsweise tatsächlich nur die männliche Form) dadurch erst einmal mit der schmerzhaften Erkenntnis konfrontiert, dass Frauen tatsächlich noch immer existieren. Natürlich hatte man durch grob fahrlässige Bezeichnungen wie etwa Studenten bisher immer nur das andere Geschlecht in den Mittelpunkt aller Handlungen gestellt. (Wie es derzeit übrigens noch immer im Französischen der Fall ist, wo tausend Kolleginnen urplötzlich eine grammatische Geschlechtsumwand-
lung vollziehen, sobald auch nur ein einziger Mann dazukommt. Der Antrag zur Abschaffung dieser von Grund auf diskriminierenden Sprache ist in Vorbereitung.) Doch, so denken gewisse, plötzlich an die Macht gekommene Querköpfe weiter: Hat das Ganze eigentlich eine Auswirkung darauf, dass Frauen nach wie vor für die gleiche Arbeit weniger Geld als Männer verdienen? Verschafft es ihnen so großen Respekt in den Köpfen gewaltbereiter Muskelpakete, dass diese dann doch lieber eine Armlänge Abstand von ihnen halten? Macht es all die sexistischen Witze und in der Gesellschaft verankerten Vorurteile von wegen typisch weiblicher oder typisch männlicher Eigenschaften, Stärken und Schwächen zunichte? Oder etwa die Tatsache, dass einen Fremde ständig von vornherein für ausschließlich dem anderen Geschlecht zugeneigt halten, solange man nicht zufällig irgendein homosexuelles Klischee erfüllt? Das alles dann wohl eher doch nicht so wirklich, lautete zumindest das Urteil derjenigen, die nun das Sagen haben. Daher hat man – gemäß der neuen, jedermann indoktrinierten Blattlinie natürlich per Dekret von oben (damit sowas wie Pressefreiheit nun wirklich nichts mehr als eine Illusion bleibt) – schlicht und einfach auf all die hübschen Zeichen verzichtet. Allzu naive Gemüter behaupten, es würde sogar der Lesbarkeit zugutekommen. Die unbedingte Notwendigkeit gesellschaftlicher Gleichbehandlung, das Bewusstsein der sich nicht auf Mann und Frau beschränkenden Geschlechtervielfalt sowie Antiheteronormativität werden natürlich nach wie vor großgeschrieben, was aber klarerweise in keinem Verhältnis zu der linguistischen Untat steht. Und so kann man nun ruhig ellenlange Beschwerde-E-Mails über die „rechte AG“ verfassen, die sich hierbei ganz bestimmt systematischer Kopfwäsche bedient hat. Man darf sich auch in geselliger Runde über den Niedergang überlebenswichtiger studentischer Leitprinzipien empören und die Zeiten verfluchen, in denen sogar LGBTIQ-und-so-weiter-Personen, die sich selbst wenig um Geschlechtergrenzen kümmern, die Debatte um die exakteste Gendervariante nicht zu ihren obersten Prioritäten zählten. Oder aber wir machen hier einfach mal einen Punkt hinter den nicht gesetzten Symbolen und konzentrieren uns weniger auf die äußere Gestalt als auf den Inhalt und auf Absichten. Das soll bei Menschen ja angeblich auch eine ganz hilfreiche Methode sein.
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BLEED WITH PRIDE
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Frauen hüpfen meist in strahlend weißen Kleidchen gewandet vergnügt durch die Gegend, jede Bewegung ist automatisch mit einem kleinen Tänzchen verbunden. Wovon ist hier wohl die Rede? Ganz klar, oder nicht? Einem Tampon-Werbespot natürlich! Dass sich die meisten Frauen während ihrer Periode weniger nach ausgelassenen Tanzeinlagen und mehr nach Bett und Wärmflasche fühlen, ist wohl kein Geheimnis. Von Carolina Forstner
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© Lucias Clay(flickr)
ieser Artikel soll nicht die Diskrepanz zwischen realen Menstruationsbeschwerden und dem behandeln, was uns die Werbeindustrie vorspielt. Klar ist das Bild falsch, das uns in solchen Werbespots entgegenschlägt, in denen aseptische blaue Flüssigkeit in Binden oder Tampons tropft statt echtem Menstruationsblut. Aber solche unrichtigen Bilder der Realität machen nur einen kleinen Teil dieses Artikels aus. Es geht vielmehr um die bloße Scham, um Menstruationsaktivistinnen, und darum wahnsinnig geniale und witzige Wege, Statements zu setzen. Scham? Dieses Wort mag in unseren aufgeklärten, emanzipierten Ohren lächerlich klingen. Scham vor was denn? Vor meiner Periode? Die Komikerin und Frauenrechtlerin Chella Quint erklärte in einem Tedtalk 2012: „Klar hat sich in der heutigen Gesellschaft viel verändert. Wir reden offener über unsere Menstruation. Sie ist kein klares Tabuthema mehr, aber die Werbeindustrie suggeriert uns, dass wir unsere Monatsblutung verstecken müssen, so als würde sie gar nicht existieren. Kein anderer ‚Gebrauchsgegenstand‘ wird mit so viel Scham beworben wie Damenhygieneprodukte.“ Zur Veranschaulichung zeigt Quint Werbekampagnen aus den 1940er Jahren, die sich nicht einmal im Wortlaut zu den heutigen unterscheiden. Chella Quint sammelte ursprünglich für ein Comedyprogramm Werbematerial der Damenhygieneproduktindustrie und stellte während des Arbeitsprozesses fest, wie stark fast 80 Jahre alte Denkweisen noch immer medial unverändert an uns herangetragen werden. Als kleiner Denkanstoß: Der Konzern Always verwendete 2011 erstmals einen minimalen „Blutfleck“ in ihrer Bindenwerbung, der authentisch rot gefärbt war. Der Fleck maß ungefähr zwei Millimeter, was weniger der natürlichen Menge der Regelblutung entspricht, aber dem leicht zu schockierenden Werbepublikum wahrscheinlich gerade noch zumutbar an blutigen Tatsachen ist. Darüber soll noch großzügig hinweggesehen werden, denn, so Chella Quint, sei „jeder noch so kleine Fortschritt ein Wegweiser in eine richtige, aufgeklärte Richtung“. Sie startete mit #periodpositive ein Projekt, das als Leitfaden für SchülerInnen im Sexualunterricht dienen und gerade jungen Mädchen die Angst und Scham vor ihrer ersten Menstruation nehmen soll. Jede Frau, die diesen Artikel liest, kann sich bestimmt noch lebhaft an den Tag, an dem „Es“ passierte, erinnern. Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen, und ich kann mich genau an das Gefühl erinnern, „zur Frau geworden zu sein“: Ich fand es furchtbar, er-
schreckend, ja beschämend, und war einfach nicht darauf vorbereitet, meinen Körper mit solch einer Veränderung konfrontiert zu sehen – und das, obwohl meine Eltern immer sehr offen das Gespräch suchten und mich früh aufklärten. Mit diesem Erlebnis stehe ich beileibe nicht alleine da. Die Soziologin Chris Bobel, die an der Universität Boston Frauenkunde lehrt und selbst mit „New blood. Third-wave feminism and the politics of menstruation“ ein Werk zur Enttabuisierung der Regelblutung schrieb, erlebte Ähnliches mit ihrer eigenen Tochter. Auf die Frage, wie sie sich ihre erste Regel vorstelle, antwortete das Mädchen: „Es wird schrecklich!“ – Das sagt ein Kind, das in einem Haus aufwächst, in dem neutral über Menstruation gesprochen wird! Es ist noch immer ein Tabuthema, offen über seine Periode zu sprechen. „Die Diskussion ist meist auf herabwürdigende PMS-Scherze oder Horrorgeschichten aus Teeniemagazinen reduziert“, sagt die Soziologin. Doch immer mehr Frauen wehren sich gegen das EkelImage und die anerzogene Scham und gehen offen und oft auch humorvoll mit einem der natürlichsten Dinge der Welt um. Klar ist die Periode nichts ausschließlich Schönes. Doch warum kann man keine wertfreie Diskussion führen, die die Monatsblutung als genau das darstellt, was sie ist: ein natürlicher Prozess im Körper einer Frau. Donald Trump pflegt das Vorurteil, Frauen seien während ihrer Periode prinzipiell schlecht gelaunt, gereizt und aggressiv, indem er im August des vergangenen Jahres eine Fernsehmoderatorin während einer Debatte mit den Worten diskreditierte: „Aus ihren Augen kam Blut, Blut kam aus ihr heraus...wo auch immer.“ Chella Quint, die mit STAINS™ eine eigene „Modelinie“ mit Blutflecken aus leuchtend rotem Stoff zum Selbstannähen herausbrachte, reagierte prompt: Kurzzeitig wurden Blutflecken mit kleinen TrumpKonterfeis angeboten, die reißenden Absatz fanden. Das Tabuthema Menstruation ist nicht neu: Die Anfänge des Menstruationsaktivismus‘ finden sich in den späten 1960er Jahren. Germaine Greer schrieb in ihrem Roman „The Female Eunuch“: „If you think you are emancipated, you might consider the idea of tasting your own menstrual blood – if it makes you sick, you‘ve a long way to go, baby!“ Aktivistinnen veranstalteten in Analogie zu Sit-ins sogenannte „Bleed-ins”, wo sie über ihre Erfahrungen mit der ersten Regelblutung sprachen. Das Stigma des Monatsblutes wog jedoch für die meisten Frauen zu schwer. „Sie hatten Angst, dass man ihre Körper gegen sie verwenden würde“, sagt Chris Bobel in ihrem Buch. In den 1980er Jahren
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© Imtiaz Ahmed(flickr)
war es das Ziel der Menstruationsaktivistinnen, Tabus in Bezug auf den Sicherheitsaspekt der Hygieneprodukte, die während der Menstruation benutzt werden, zu brechen und aufmerksam zu machen. Anlass waren mehrere hundert am Toxischen Schocksyndrom erkrankte Frauen. Dass die weibliche Gesundheit und auftretende Beschwerden bezüglich der Menstruation bis heute oft schlichtweg belächelt werden, zeigen aktuelle Studien: Endometriose, die die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung ist, die Frauen mit heftigen Regelschmerzen oft sogar in die Arbeitsunfähigkeit zwingt, wird erst in den letzten Jahren als ernst zu nehmende Erkrankung angesehen. Die Obfrau der Endometriose Vereinigung Austria (EVA), Rita Hofmeister sagte kürzlich in einem Standard-Interview1: „Die Regel ist noch immer ein Tabuthema und offenbar etwas Intimeres als Kopfschmerzen.“ Fast jede Frau hatte schon einmal Regelbeschwerden, aber ständig auftauchende starke Schmerzen müssen ernst genommen werden, schließlich kann Endometriose, wenn nicht ausreichend therapiert, sogar zu Unfruchtbarkeit führen. Viele gehen dennoch nicht zum Arzt, denn: „Frauen denken, dass der Schmerz dazugehört und sie ihn aushalten müssen“, sagt die Autorin Chris Bobel. In den letzten Jahren hat die Diskussion rund um das Thema Menstruation wieder an Interesse zugenommen, und das auf äußerst kreative Art und Weise. Die Künstlerin Petra Mattheis schuf mit „Become a menstruator“ ein Projekt, bei dem jeder/e aktiv werden kann
und aus vorgefertigten Vorlagen zum Thema Menstruation Karikaturen oder Sprüche auswählen und einen Stempel erstellen kann, um sich selbst kreativ zu beteiligen.2 „Obwohl unsere Nachrichten und unsere Filme voll sind mit Blut und wir rein statistisch ständig von menstruierenden Frauen umgeben sind, ist es noch immer nicht üblich, zwanglos über Menstruation zu sprechen“, sagt Petra Mattheis. Die Künstlerin wird oft gefragt, ob ihre künstlerische Ausdrucksweise und die Beschäftigung mit der Menstruation überhaupt zeitgemäß sind, da die Gesellschaft doch schon viel weiter sei. „Da ahne ich schon immer, wie tief die Scham beim Fragenden steckt.“ Also ganz nach Petra Mattheis Motto: „Bleed with pride”. Aber, liebe Leserinnen, das soll nicht heißen, dass wir herausschreien müssen: „Hallo, ich menstruiere gerade!“ Die Periode ist ein privates Thema, genauso wie der Umgang damit. Es sollte jeder Frau vollkommen frei gestellt werden, wie sie mit ihrer Menstruation umgeht. Über solche medial und gesellschaftlich erstellten Tabuthemen muss gesprochen werden. Hier muss natürlich auch das andere Geschlecht miteinbezogen werden, um auch vice versa Tabus, die der Männerwelt noch immer anhaften, zu behandeln. Der gesellschaftliche Diskurs über Menstruation und jedwede andere sexuelle Tabuthemen müssen wertfrei geführt werden, ohne Scham und ohne sich verstecken zu müssen.
Mehr zum Thema: https://umstandslos. com/2015/03/27/menstrualactivism-damals-und-heute/ http://tedxtalks.ted.com/ video/TEDxSheffield2012-Chella-Quint http://www.ourbodiesourselves.org/2009/02/a-discussion-of-menstrual-activismwith-chris-bobel/
Quellen: 1 http://derstandard. at/2000032220424/Volkskrankheit-EndometrioseVerkannt-und-tabuisiert http://www.thegrassisgreener.de/interview-petra_mattheis-mit-mithu_sanyal.html 2
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Toxisches Schocksyndrom: Das toxische Schocksyndrom ist ein schweres Kreislauf- und Organversagen, welches in den meisten Fällen durch das Bakterium Staphylococcus aureus hervorgerufen wird. Das Bakterium kann durch das Einsetzen eines Tampons in die Scheide und Gebärmutter, oder durch offene Wunden, gelangen. Mehr als die Hälfte des toxischen Schocksyndroms tritt bei Frauen während der Periode und bei gleichzeitigem Gebrauch von Tampons auf.3 Anzeichen für eine Erkrankung sind Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Benommenheit. Da man sich bei Nichtbehandlung in eine lebensgefährliche gesundheitliche Lage bringt, ist es umso wichtiger, bei auftretenden Symptomen schnell ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Präventionsmaßnahmen [Auszug aus netdoktor.at]: • • • •
Tampons häufig wechseln Binden benutzen bzw. die Benutzung von Tampons zeitlich begrenzen Hände vor dem Einführen des Tampons waschen Wenig saugfähige Tampons benutzen
Endometriose: Bei Endometriose handelt es sich um eine „gutartige, chronische Erkrankung, die bei Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter auftritt. Bei Endometriose treten Herde aus Gebärmutterschleimhaut an anderen
Stellen im Körper auf. Diese Herde verhalten sich genau so wie die Zellen in der Gebärmutter: Sie werden von Hormonen gesteuert, unterliegen dem Zyklus und lösen Blutungen aus. Das Blut kann jedoch nicht einfach abfließen, was Zysten, Verwachsungen, Entzündungen und Vernarbungen verursachen kann, die zu teils sehr starken Schmerzen und in extremen Fällen auch zur Gefährdung anderer Organe führen können.”4 Frauen, die Endometriose haben, leiden während der Menstruationsblutung unter starken Schmerzen; es kann aber auch zu starken Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs, Harnlassens oder Stuhlgangs kommen. Die wachsenden Herde können je nach Lage und Größe zu Organschäden führen. Endometriose gilt als häufiger Grund für einen unerfüllten Kinderwunsch und Unfruchtbarkeit. Wie bereits erwähnt, war und ist das Krankheitsbild Endometriose eine unbekannte, aber sehr häufig auftretende Krankheit. 10-15 % aller Frauen sind zwischen der ersten Regelblutung und den Wechseljahren betroffen. Wir sprechen hier von ca. 300.000 erkrankten Frauen in Österreich.5 Die Ursache für Endometriose wurde von der Medizin bislang noch nicht gefunden, die Erkrankung gilt als unheilbar. Als Behandlungsmethoden gelten die operative Entfernung der Endometriose-Herde, die hormonelle Behandlung, etwa mit der Pille, sowie ernährungsmedizinische Begleitmaßnahmen.
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Weitere Informationen zu Endometriose: http://www.eva-info.at/wasist-endometriose/
Quellen: 3 vgl. http://www.netdoktor. at/krankheit/toxischesschocksyndrom-7249 http://www.eva-info.at/ was-ist-endometriose/ 4
http://www.eva-info.at/ was-ist-endometriose/ 5
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WENN DER
g a t ll
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ZUR GRÖSSTEN
Herau
Leben und Studieren mit Panikstörung – eine Betroffene erzählt. Von Claudia Kraml Das Studium schnell durchziehen, dabei aber möglichst gut abschneiden und zur Finanzierung des Ganzen noch zusätzlich arbeiten: Das sind Ansprüche, denen viele Studierende tagtäglich gerecht werden müssen. Schwierig wird es allerdings, wenn die eigene Psyche dabei nicht mitspielt – wie im Fall der 24-jährigen Sophie M.1, die seit einiger Zeit mit Panikattacken zu kämpfen hat. Claudia Maria Kraml hat mit ihr gesprochen und den Erfahrungsbericht einer lebenslustigen jungen Frau beschrieben, die Akzeptanz für die erfolgreichste Form der Bewältigung hält. Wie alles begann. Es war eine schwül-warme Sommernacht, in der ich gemeinsam mit meinen drei besten Freundinnen ins Flugzeug stieg, um unsere Maturareise auf der griechischen Insel Kos zu verbringen. Eine Woche zuvor hatten wir alle die Reifeprüfung bestanden und freuten uns sehr auf die Zeit der absoluten Freiheit, die uns nun erwarten würde. Der Flug ging bereits um halb vier Uhr morgens, und ich war zwei Stunden früher aufgestanden, um noch einmal nachzuprüfen, ob ich auch wirklich nichts © Eneas Devergessen Troya (flickr) hatte. Nachdem ich wegen meines nor-
rung
malerweise relativ späten Zubettgehens kaum ein Auge zugetan hatte, fühlte ich mich etwas müde, was aber bald einer freudigen Aufregung wich. Ich war bisher drei Mal geflogen und kannte das Prozedere, während meine Schulkollegin Corinna immer blasser wurde und über Übelkeit klagte. „Das gibt sich schon wieder“, versuchte ich sie zu beruhigen und wollte noch hinzufügen: „Sobald wir die normale Flughöhe erreicht haben“, doch mit einem Mal brachte ich keinen Laut mehr heraus. Zuerst dachte ich an die Trockenheit der Luft in der Kabine, die meine Stimmbänder reizte, und sog diese umso gieriger ein – allerdings erreichte der Sauerstoff nicht mehr meine Lungen. Ich hob zu weiteren Atemzügen an, die sich nur allzu kurz gestalteten, röchelte, öffnete den Mund umso weiter, griff mir an den Brustkorb, setzte alles daran, die Umwelt über meine katastrophale Lage in Kenntnis zu setzen… Jemand musste doch merken, dass die Luft hier drinnen immer dünner wurde! Irgendwer von den Leuten hier, die Stewardessen, mein Gott, gerade hatten wir uns doch eindeutig abwärts bewegt! Es half aber nichts, und die Kraft ging mir allmählich aus. In meiner Luftröhre schien ein hartnäckiger Kloß festzusitzen, und wer konnte wissen, wie lange schon, immerhin war mein Großvater an Kehlkopfkrebs gestorben. Bei ihm hatte es mit genau denselben Symptomen begonnen, erinnerte ich mich mit Bestürzung, während die Welt
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WIRD.
sforde
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um mich allmählich in umhertanzende Lichtpunkte zerfloss. „Was hast du?“ Es war meine noch immer ziemlich blasse Freundin auf dem Sitz neben mir, die mich mit leicht besorgtem Gesichtsausdruck an der Schulter berührte. „Du schaust ja drein, als ob wir im Herbst zur Wiederholung antreten müssten!“ Erst jetzt bemerkte ich, dass ich heftig keuchte, während ich meinen Atem zuvor kaum noch wahrgenommen hatte. „Ich weiß nicht, es war plötzlich alles so... unwirklich. Und ich hab’ einfach keine Luft mehr bekommen.“ Das stimmte, denn es war mir vorgekommen, als hätte sich meine Umgebung ein Stück weit von mir entfernt, als hätte da nur noch diese unbestimmte und doch so konkrete Art der Bedrohung existiert und meine Angst davor. Genau, Angst, das war das Stichwort: Wie es auch Corinna nicht verborgen geblieben war, zitterte ich am ganzen Körper, mein Herz schlug unglaublich schnell, und noch immer hatte ich Gänsehaut. Beim Anblick der anderen, mir plötzlich so eng eingepfercht erscheinenden UrlauberInnen überkam mich eine neuerliche Welle der Panik, die sich allerdings legte, als ich mich schnell abwandte und stattdessen das Morgenrot auf den Wolken unter uns betrachtete. Der weite, immer heller werdende Himmel vermittelte mir irgendwie ein befreiendes Gefühl und vertrieb die Enge in meiner Brust. Ich konnte wieder durchatmen. „Es geht schon wieder. Keine Ahnung, was heute mit mir los ist... Bin wohl zu früh aufgestanden.“ Doch es blieb nicht bei diesem einen Vorkommnis. Das nächste Mal traf es mich am elften Tag unseres zweiwöchigen Aufenthalts, wobei der mutmaßliche Auslöser wieder ein denkbar banaler war. Eine weitere Freundin und ich hatten abends die erste (und auch einzige) Meinungsverschiedenheit während unseres gemeinsamen Urlaubs ausgetragen, danach war ich ohne weiteren Kommentar zu Bett gegangen. Allerdings währte die Ruhe nicht sonderlich lang – denn irgendwann, zwischen dem Wachzustand und jenem des Tiefschlafs, holten mich wieder die schon bekannten Gefühle der Bedrängnis ein. Nicht nur, dass ich einen zentnerschweren Stein auf meinem Brustkorb vermutete, sondern ich litt auch an heftigem Schüttelfrost und war bis in die Morgenstunden unfähig, mich wieder zu beruhigen. Die anschließenden drei letzten Tage auf der Insel wurden für mich zur Hölle. Zwar hatte ich meinen Freundinnen klar machen können, was in etwa mit mir los war, doch im Grunde waren sie genauso hilflos wie ich und konnten mir nur einen baldigen Arztbesuch empfehlen. Wieder in der Heimat angekommen, war das mein erster Weg, denn immerhin war meine größte Befürchtung, dass mein Leiden irgendeine or-
ganische Ursache haben könnte. Die Diagnose deutete jedoch in eine andere Richtung: Der Arzt meinte, ich sei eine kerngesunde junge Frau und wäre wohl bei einem Psychologen besser aufgehoben. Dieser Schritt erschien mir damals allerdings als ein Ding der Unmöglichkeit: Neben den durch eine mögliche Therapie entstehenden Kosten hielt mich vor allem der Gedanke davon ab, dass ich nicht als „psychisch gestört“ gelten wollte. Nicht vor anderen Menschen, und schon gar nicht vor mir selbst. Ich wollte mit meinen Problemen selbst fertig werden, worum auch immer es sich dabei nun genau handelte. Das ist nun beinahe fünf Jahre her. Im darauffolgenden Herbst begann ich, an der Uni Salzburg zu studieren – und sah mich gleich zu Beginn mit einer mir bis dato unbekannten Menge an Herausforderungen konfrontiert. Vor dem Umzug hatte ich mir zwar einen ungefähren Plan zurechtgelegt, welche Fächer ich im ersten Semester meines Soziologie-Studiums belegen würde; doch als ich die ersten Terminpläne samt Kursanforderungen, -inhalten und empfohlener Fachliteratur in Augenschein nahm, fühlte ich mich erst einmal heillos überfordert. In der Schule hatte ich bis zur Matura nie besonders große Schwierigkeiten mit Stresssituationen erlebt, was sich nun schlagartig änderte. Es war wohl die radikale Umstellung vom genau geregelten und durchgeplanten schulischen Alltag auf die unendlich vielen Möglichkeiten und die Eigenverantwortlichkeit im Studierendenleben, die mir zusätzlich zu der fremden Umgebung und der Trennung von meinen in Wien studierenden Freundinnen zu schaffen machte. Prompt schlitterte ich in weitere Panikattacken, die nun kaum mehr aufzuhören schienen. Im Herbst und Winter 2011 gab es immer wieder Nächte, in denen ich stundenlang keine Ruhe fand, und auch tagsüber hatte ich gelegentlich große Probleme, mich auch nur auf die banalsten Gespräche zu konzentrieren. Nicht nur einmal passierte es mir, dass ich wortlos vor Studienkolleginnen stand und meinen Fokus angestrengt darauf richtete, trotz Dröhnen in den Ohren und unbestimmbaren Schmerzen im Halsund Brustbereich nicht umzufallen – während diese mir lachend irgendwelche Anekdoten aus ihrem unbeschwerten Leben erzählten. Und so häuften sich die Tage, an denen ich lieber gleich zu Hause blieb und den Schlaf nachzuholen versuchte, der sich vor drei, vier Uhr morgens einfach nicht einstellen wollte. Irgendwann hatte ich in mehreren Kursen das Limit an Fehlstunden überschritten, meine Hausarbeiten waren über ein paar halbherzig einleitende Zeilen nicht hinausgekommen, ich stand kurz vor dem Abbruch meines Studiums und wusste: So konnte es nicht weitergehen. „Im Namen einer Freundin“ hör-
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te ich mich um, welche Angebote für mich in Frage kämen, und suchte schließlich zum ersten Mal in meinem Leben einen Psychologen auf.
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Die Therapie war kein Allheilmittel, aber Hilfe zur Selbsthilfe. In einem geschützten Raum, in dem ich ohne Angst vor Ablehnung über meine vielfältigen Zweifel und subjektiven Misserfolge sprechen konnte, erschienen so manche meiner gewohnten Verhaltensweisen in einem anderen Licht. Ich lernte diesbezügliche Muster zu erkennen, die unweigerlich zu Panikreaktionen führen mussten. Dazu zählte etwa, dass ich ständig alles so gut wie möglich machen und gleichzeitig nach außen hin keine Schwächen zeigen wollte, wodurch ich auf Dauer großen Leistungsdruck aufbaute. Es trat dann die befürchtete Unfähigkeit tatsächlich ein, indem ich selbst alltägliche Handlungen als schier unüberwindbare Hürde empfand und sprichwörtlich eine Last verspürte, die mir die Luft zum Atmen nahm. Das wirklich Tückische an solchen Panikattacken ist dabei die Angst, dass es sich womöglich doch nicht um etwas rein Psychisches handle, sondern man an einer bisher unentdeckten Krankheit leiden könnte. In diesem Glauben verbrachte ich die schlimmsten Abschnitte meiner Studienzeit, während der sich zusätzlich zu den mir schon bekannten Beschwerden Schmerzen im Bereich der Lungen, des Herzens und auch in den Beinen gesellten. Es gibt kaum eine mir bekannte Krankheit, die mir meine in dieser Hinsicht äußerst rege Fantasie noch nicht vorgegaukelt hat – und je länger man darüber nachdenkt, was hinter dem Missempfinden stecken könnte, desto heftiger werden die Symptome. Dabei besteht die einzige Möglichkeit, sich aus diesem Teufelskreis von Zwangsvorstellungen zu befreien, darin, sie alle zu akzeptieren. Und sich dann zu fragen: „Was wäre, wenn es nun so ist und man ohnehin nichts mehr dagegen tun kann? Sollte ich diesen Tag nicht trotzdem nützen, anstatt mir nur mein Leiden vor Augen zu führen?“ Dieser mir anfangs ziemlich paradox erscheinende Rat meiner Therapeutin brachte mich zumindest für ein paar Stunden tatsächlich dazu, diese Überlegungen einfach einmal loszulassen. Als meine Gedanken in einer freien Minute wieder an den alten Punkt zurückkehrten, stellte ich dann fest, dass mich in letzter Zeit überhaupt keine derartigen Probleme gequält hatten. Dadurch wurde mir erst so richtig bewusst, wie viel Macht die Psyche tatsächlich über unser körperliches Empfinden haben kann. Diese Feststellung war auch der Schlüssel zu weiteren Therapieschritten, denn eine Aufarbeitung der
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H I L F E ! eigentlichen Ursachen macht erst Sinn, wenn man selbst völlige Gewissheit über die nicht-organische Natur der Störung hat. Heute sehe ich positiv in die Zukunft. Die Höhen und Tiefen, die ich über die Jahre hinweg durchgemacht habe, und all die Ängste, welche ich in meinem bisherigen Leben ausstehen musste, sind sicherlich nicht die typischsten Erfahrungen einer 24-jährigen Studentin. Doch so schwierig mir viele Momente auch erschienen sind – sie alle haben mich im Grunde nur stärker gemacht. Ich habe mich mit existenziellen Fragen auseinandergesetzt, das menschliche Dasein aus allen möglichen Blickwinkeln betrachtet, in konstruktiver Weise mit Rückschlägen umzugehen gelernt und dabei vor allem selbst festgestellt, wie wunderbar unser Leben nach Abzug aller situationsbedingter Unzulänglichkeiten immer noch ist. Jeder Mensch hat mit irgendwelchen Problemen zu kämpfen, und solche psychischer Art dürfen auf keinen Fall als minderwertig oder nicht ernstzunehmend betrachtet werden, nur weil sich für ihre Diagnose keine sichtbaren Fakten wie etwa ein Röntgenbild heranziehen lassen. Meine Wunschvorstellung wäre es, dass es irgendwann als völlig problemlos angesehen wird, als Betroffener oder Betroffene über seine Beschwerden zu sprechen, wie andere Leute über Kopfschmerzen klagen. Derzeit ist die Hemmschwelle in diesem Bereich leider immer noch recht hoch, da diese Zustände von vielen mit persönlicher Schwäche und Versagen in Verbindung gebracht werden – auch ich hatte selbst bei FreundInnen lange Zeit große Bedenken, den wahren Grund für meine gelegentliche Unerreichbarkeit zu nennen. Besonders wichtig erscheint es mir daher, sichtbar zu sein und an potenzielle LeidensgenossInnen da draußen das Signal zu senden: Ihr seid nicht allein. Es gibt sogar viel mehr Menschen mit ähnlichen Empfindungen, als ihr vielleicht glauben würdet, sie sagen überhaupt nichts über euren Charakter oder dergleichen aus, und niemand muss allein mit diesen Schwierigkeiten fertig werden. Denn egal, ob Frau oder Mann, psychische oder körperliche Probleme oder welche spezifische Situation auch immer – am Ende des Tages möchten wir doch alle nur ein möglichst angenehmes Leben führen, in dem wir so akzeptiert werden, wie wir sind. Vielleicht können auch diese Seiten hier ein kleines bisschen dazu beitragen.
Psychologische Beratungsstelle für Studierende Salzburg
Die Psychologische StudentInnenberatung ist eine Serviceeinrichtung des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft zur psychologischen Unterstützung von Studierenden und Studieninteressierten. Die Beratung ist kostenlos, vertraulich und auf Wunsch auch anonym. Je nach Anliegen und Problem werden angeboten: • • • • • •
Informationsberatung psychologische Beratung psychologische Behandlung / Psychotherapie psychologische Diagnostik Training themenzentrierte Gruppen
In eine Beratung oder Betreuung kann kommen: • • • • • • •
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wer in seiner Studienwahlentscheidung unsicher ist wer als StudienanfängerIn Orientierungsund Umstellungsprobleme hat wer Schwierigkeiten bei Studienwechsel, Studienabbruch oder Studienabschluss hat wer in einer Studienkrise steckt wer sein Arbeits- und Lernverhalten verbessern möchte wer Prüfungs-, Motivations- oder Konzentrationsprobleme hat wer sich durch persönliche Probleme im Studium und im studentischen Alltag beeinträchtigt fühlt wer seine kommunikativen und sozialen Kompetenzen verbessern möchte
Ziel ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Psychologisch-psychotherapeutische Betreuung unterstützt dabei, eigene Probleme klarer zu sehen, Zusammenhänge und Ursachen zu erkennen, Lösungsstrategien zu erarbeiten und Veränderungen zu erzielen. Dies erfordert die aktive Mitarbeit der Ratsuchenden.
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„Es ist immer einfach, sich einen Feind zu suchen“ Band- und mützentragende junge Männer ziehen vor allem in studentischen Kreisen immer wieder Aufmerksamkeit auf sich. „Natürlich eckt man an, weil man offen zu sich selbst steht. Man ist anders, außerhalb des Mainstreams“, sagt Marco, Mitglied des Corps Frankonia zu Brünn. Von Carolina Forstner Marco (Name von der Red. geändert) ist anders: Sein konservativer Kleidungsstil, der streng gezogene Scheitel, seine gewählte und leicht antiquierte Ausdrucksweise, all das scheint ihn vom „typischen“ Studenten zu unterscheiden. Er ist auf eine mir unangenehme Art und Weise irrsinnig freundlich und bedacht, wählt seine Worte genau, keine Redewendung, kein Satz scheint zufällig ausgesprochen zu sein, die perfekte Inszenierung. Im Interview erwähnt er seine mehrmals pro Woche stattfindenden Rhetorikkurse, die vom Corps veranstaltet werden. Das Wort „Corps“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Gemeinschaft“, und genau als solche will sich diese Studentenverbindung sehen. „Das Corps hat die Aufgabe, Studenten durchs Studium zu begleiten und zu erziehen. Es soll junge Männer zu kritischen, ehrenfesten Charakteren ausbilden“, sagt Marco. Doch sind Burschenschaften und Corps nicht genau für das Gegenteil gemacht? Moritz (Name von der Red. geändert), der selbst schon oft bei Veranstaltungen des Corps Frankonia zu Brünn war, sagt: „Ich denke, dass man genau deswegen, weil man sich in der Gesellschaft oder unter anderen Studenten nicht anerkannt fühlt und Anschluss sucht, solche Verbindungen aufsucht. Dort zählt Gemeinschaftsdenken und man bekommt Wertschätzung und Freundlichkeit entgegengebracht, die man sonst nur mehr selten findet.“ Rechte Parteien, Burschenschaften, Corps, Traditionalisten jedweder Art, sie alle scheinen ein Anker und Anziehungspunkt für Menschen mit Ängsten und Nöten zu sein. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bestehen in Österreich Corps. Derzeit gibt es in Österreich noch 15 aktive Verbindungen. Mein Interviewpartner Marco ist Mitglied eines pflichtschlagenden Corps und muss somit die Mensur, einen Fechtkampf, ablegen, um Mitglied zu werden. Dieser alte Brauch, den viele Burschenschaften und Corps pflegen, gilt als einer der größten Anstoßpunkte, die in der Öffentlichkeit an solchen Verbindungen kritisiert werden – denn warum muss man sich mit Degen duellieren, und das auch noch ohne jeden Kopfschutz, nur um seine Manneskraft zu symbolisieren? „Wir sehen das als eine Art Selbstüberwindung“, meint Marco. Und zur Kritik an der Mensur fügt er süffisant hinzu: „Es gibt wohl keinen Grund, warum wir nicht dazu stehen sollten. Wir tragen die Schmisse (Anm. d. Red.: Wunden, die beim Fechten zugefügt werden) mit Stolz. Beim Fußball bricht man sich hin und wieder auch mal das Bein. © Doris Hörmann
Ich verstehe wirklich nicht, warum die Mensur in der Öffentlichkeit so hart kritisiert wird!“ Generell ist er der Meinung, dass das öffentliche Bild von schlagenden Burschenschaften und Corps eigentlich nur einseitig und von Vorurteilen belastet ist. Das Gespräch wird schnell emotional aufgeladen: „Es ist immer einfach, sich einen Feind zu suchen. Das Gleiche passierte schon in den 1930er Jahren und passiert momentan mit uns“, sagt Marco. Auf die Nachfrage, wie man mit Äußerungen des FPÖ-Politikers, Burschenschafters und Corps-Mitglieds Franz Obermayr umgeht, der die Demonstrationen rund um den Ball des Wiener Kooperationsringes mit den Worten „In Wien war Pogrom-Stimmung“ beschrieb, antwortet Marco: „Es mag vielleicht zugespitzt klingen, aber es ist ein wahrer Kern dahinter! Wenn ich, nur weil ich Couleur trage (Anm. d. Red.: Band um die Brust und Mütze, als Abzeichen für eine Mitgliedschaft), durch die Straßen gehetzt und mit Steinen beworfen werde, dann muss ich ganz ehrlich sagen, das erwarte ich mir nicht von einer freien demokratischen Gesellschaft.“ Inwieweit sehen sich solche Verbindungen eigentlich als Mitglieder einer freien demokratischen Gesellschaft? „Wir beschreiben uns selbst als wertkonservativ, das heißt, wir folgen dem Zeitgeist nicht“, sagt Marco. Moritz erzählt unverblümt welches Liedgut auf feuchtfröhlichen Veranstaltungen des Corps Frankonia zu Brünn zu hören ist: „ Es wird viel Militärmusik gespielt, zum Beispiel Auf Kreta im Sturm und im Regen, aber auch österreichische Klassiker von Ambros und Fendrich.“ Moritz hat nach eigener Aussage kein Problem damit Auf Kreta im Sturm und im Regen zu hören. Ob er die Entstehungsumstände des Liedes kennt? Es wurde im Jahr 1941 nach der Einnahme Kretas durch die zahlenmäßig unterlegenen deutschen Fallschirmjäger als Propagandalied für deutsche Wehrmachtssoldaten komponiert und die Einnahme wurde zum Mythos stilisiert. Der öffentliche Widerstand gegen Burschenschaften und andere schlagende Studentenverbindungen ist ungebrochen. Tausende protestieren jedes Jahr aus gutem Recht gegen den sogenannten „Akademikerball“ der FPÖ, denn dass die meisten einem rechten, wenn nicht sogar rechtsextremen Lager angehören, gilt als unausgesprochene Wahrheit. Marco sieht das ganz anders: „Der Ursprung dieses Schubladendenkens liegt in der 68er-Generation. Man wollte alles anders machen als die Väter. Traditionelle Werte wie etwa Pünktlichkeit und Höflichkeit zählen heutzu-
© daklebtwas(flickr)
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tage nicht mehr. Solche Proteste und Vandalenakte sind politisch unterstützt von diversen Parteien des linkeren Spektrums. Da fließen Gelder, um uns zu bekämpfen.“ „Natürlich eckt man an, weil man offen zu sich selbst steht. Man ist anders, außerhalb des Mainstreams. Nur ein kleiner Teil der Studentenschaft hat so eine extreme Haltung uns gegenüber, aber die schreien eben am lautesten und wir schreien gar nicht, wir existieren einfach nur. Wir schwimmen nebenbei mit. Ich meine, wie viele Korporierte gibt es noch in Österreich? Wir tun ja keinem was!“, sagt Marco. Also wenn du die großdeutsche Lösung für die einzig wahre hältst und Bismarck als einen der ganz großen „Führer“ der Geschichte siehst, du nicht weiblich bist (denn dafür gibt es ja Mädchenschaften und laut Marco „tut es beiden Geschlechtern gut, sich auch einmal zurückziehen zu können“), wenn du dich gerne mal in Kampfsportarten versuchst und das am besten ohne jeden Schutz, denn du willst ja ein kritisches und ehrenwertes Geschöpf dieser Gesellschaft werden und so uncool ist so ein kleiner Schmiss im Gesicht wohl gar nicht – ich meine, Männer und Waffen, wenn das nicht vor Testosteron sprüht? – dann steht einer Mitgliedschaft in einem schlagenden Corps oder einer Burschenschaft wohl nichts mehr im Wege! Als Filmtipp möchte ich die Dokumentation Jedes Jahr nie wieder von Paul Buchinger und David Pichler empfehlen. Sie wird gerade in einigen Kinos gezeigt. Schaut am besten auf die Facebookseite, diese wird laufend aktualisiert. In der Dokumentation wurden auch zwei Mitglieder einer Burschenschaft interviewt. Erstaunlich, wie sich die inhaltslosen Worthülsen meines Interviews denen der zwei Interviewten in Jedes Jahr nie wieder gleichen. Da wird das Motto des Corps Frankonia zu Brünn, welches lautet: „Der Corpsstudent soll in der Lage sein, sich eine kritische und eigenständige Meinung zu bilden“, wohl nicht zu ernst genommen. www.facebook.com/jedesjahrniewieder
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POLITIK & GESELLSCHAFT © Liton Ali (flickr)
„FÜR MICH IST ES EIN LEHRBUCH IN FANATISMUS“ Mit Mein Kampf präsentierte Adolf Hitler seine Weltanschauung, politische Denkweise und ideologische Überzeugung. Nach 1946 übernahm der bayrische Staat die Obhut der Rechte am Text. Nun, 70 Jahre nach Hitlers Tod, sind die Urheberrechte erloschen. Das Institut für Zeitgeschichte in München hat es sich mit der Unterstützung eines großen Historikerteams zur Aufgabe gemacht, Mein Kampf in einer kommentierten Edition zu veröffentlichen, um angesichts des hohen Symbolwertes Hitlers Lügen, unbelegte Behauptungen, und bewusste Aussparungen zu entmystifizieren und durch fundierte, geschichtswissenschaftliche © Liton AliGeschichtsverzerrungen (flickr) Erkenntnisse zu erklären und damit in einen zeitgeschichtlichen Rahmen zu setzen. Am achten Januar 2016 erschien das zweibändige Werk mit einer Erstauflage von 4.000 Stück, die sofort vergriffen war. Carolina Forstner im Gespräch mit dem Historiker Othmar Plöckinger, dem Mitherausgeber der kritischen Edition. Wie sind die Urheberrechte rund um Mein Kampf genau geregelt? Wie bei jedem Autor lagen die Rechte bei ihm, beziehungsweise beim Eher-Verlag. Das war ein ehemaliger Staatsverlag, bei dem die Schrift erschienen ist. Hitler war in München gemeldet und auch der EherVerlag hatte seinen Standort dort. Nach 1945 und während der Besatzungszeit der Amerikaner in Bayern wurden alle Rechte zu Mein Kampf und allen anderen im Eher-Verlag jemals erschienenen Bücher, eingezogen. (Anmerkung: 1946 wurden die Rechte an Mein Kampf dem wiedergegründeten Freistaat Bayern übergeben, der bis 31.12.2015, also 70 Jahre nach Adolf Hitlers Tod, die Urheberrechte innehatte und dessen Nachdruck stets verbot.) Wie sahen die Vorbereitungen für die kommentierte Edition aus? Es gab schon seit langem Bestreben Mein Kampf in einer kommentierten Version neu aufzulegen, aber solche Forderungen wurden vom bayerischen Staat stets verhindert. Dieser sah sich als Wahrer der Urheberrechte und war so strikt im Vorgehen, dass nur ein paar kleine Exzerpte bis dato veröffentlicht werden konnten. Ich habe bereits 2006 ein Buch zur Entstehungsgeschichte publiziert und danach stellte man sich schon die Frage: „Was tun mit Mein Kampf?“ 2009 starteten eine Kollegin und ich erste Versuche in Richtung einer kommentierten Fassung. Durch das große Medienecho wurde uns schnell klar, dass dieses Buch in einem viel größeren Rahmen aufgezogen werden muss. Der bayrische Staat (sic!) hatte aufgrund eines Landtagbeschlusses 500.000 Euro für das Projekt zur Verfügung gestellt, was bald darauf aus nachvollziehbaren Gründen zurückgenommen wurde. Allerdings hat das an der Problematik von Mein Kampf nichts geändert, auch wenn man Kritik an diesem Projekt durchaus nachvollziehen kann, aber man schafft den Text so nicht aus der Welt, egal ob man es fördert oder nicht fördert. Damit löst man nicht das Grundproblem. Das Institut für Zeitgeschichte in München hat sich danach entschlossen, die kommentierte Fassung mit oder ohne Förderung zu veröffentlichen. Mein Kampf ist nicht nur ein historisches Dokument. Es ist emotional aufgeladen und ein politisches Sinnbild, das von den Nationalsozia-
listen als Herrschaftssymbol benutzt wurde. Wenn es um Emotionen und moralische Überlegungen geht, sind Gegenpositionen natürlich verständlich. Für ein Opfer des NS-Regimes oder deren Nachkommen ist es auf keinen Fall ein erfreulicher Anblick, den Text in Buchhandlungen stehen zu sehen, das kann ich natürlich verstehen. Bei all diesen Diskussionen bleibt letztlich jedoch die Frage übrig: „Was sonst?“ Wie würden Sie Mein Kampf beschreiben? Überspitzt formuliert: War Hitler ein Psychopath? Nein. Mit so einer Behauptung macht man es sich eindeutig zu leicht. Adolf Hitler war tief verhaftet in der europäischen Kultur des Antisemitismus. Diese zieht sich durch die europäische Kulturgeschichte seit dem frühen Mittelalter. Hitler erfindet also den Antisemitismus nicht. Er knüpft an den rassischen Antisemitismus des späten 19. Jahrhunderts an. Adolf Hitler in ein pathologisches Eck zu stellen, damit macht man es sich wirklich leicht. Sozusagen: „Er gehörte nie wirklich zu uns und ist nicht Teil unserer Geschichte“ – eine typische Strategie der 1950er-Jahre, die mittlerweile obsolet ist. Aus meiner Sicht ist die Schrift ein Lehrbuch in Fanatismus: Was sich durchzieht, ist diese fanatische Sichtweise, dass es nur entweder Richtig oder Falsch gibt und dass alles, was nicht seiner Überzeugung entspricht, automatisch nicht korrekt ist. Das ist eine komplette Verweigerung anderer Sichtweisen. Hitler fehlte die Akzeptanz, andere Meinungen anzuerkennen und Kompromisse einzugehen, also eigentlich alles, was eine demokratische, pluralistische Gesellschaft ausmacht. Es gibt keinen Spielraum, nur das Extrem: Schwarz oder Weiß, Gut oder Böse, Sieg oder Niederlage – eine Weltanschauung, die nur radikale Formen kennt. Es ist aus meiner Sicht ein Leitfaden im fanatischen Denken, einer fanatischen Weltansicht, eines fanatischen Politikverständnisses. Man lernt mit der Lektüre von Mein Kampf nicht nur seine Weltsicht, sondern man lernt auch, wie Hitler will, dass man sie wahrnimmt. Man kann sehr viel über den Nationalsozialismus wissen, ohne den Text je gelesen zu haben; man kann ihn aber auch gelesen haben und sehr wenig vom Nationalsozialimus verstehen. Die Lektüre kann aber durchaus helfen,
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Hitler, die Nationalsozialisten und ihre Motivation, eine neue Gesellschaftsordnung durchzusetzen, nachzuvollziehen. Welche Absichten verfolgte Adolf Hitler mit dem Verfassen von Mein Kampf? Der banale Grund: Geldsorgen. Hitler hatte Prozesskosten zu begleichen. Natürlich ist das nur ein Motiv, und mit Sicherheit nicht das wichtigste. Es ist ihm auch darum gegangen, sein Weltbild darzustellen, wobei Weltbild hier allumfassend verstanden werden muss. Dieses Vorhaben entstand jedoch erst mit der Zeit. Das heißt, man kann nicht sagen, dass Hitler beschlossen hat: „Ich schreibe jetzt Mein Kampf!“ So hat es nicht funktioniert. Es begann mit einer Denkschrift an das Gericht, in der er sich für den Putsch verteidigte. Diese wurde dann langsam in eine verklärende Biografie erweitert und schließlich in ein Gesamterklärungsmodell der Welt ausgebaut. Ein Motiv Adolf Hitlers war mit Sicherheit, dass er sich über seine eigene Sichtweise klar werden und sich auch im völkischen Diskurs innerhalb der Partei positionieren und seine Rolle als Politiker und Ideologe zementieren wollte. Über was schreibt Hitler nicht? Was spart er bewusst aus? Hier gibt es eine Vielzahl an Beispielen. Er spart seinen zweiten gescheiterten Antritt an der Akademie der freien Künste in Wien aus. Hitler konnte nur schwer mit Misserfolgen umgehen. Auch die Niederlagen, welche die NSDAP in den Zwanzigerjahren erlebt hat, tauchen nicht auf. Wenn man Adolf Hitlers Beschreibung liest, kommt es einem so vor, als würde die NSDAP von einem Triumph zum nächsten eilen. Es gab aber natürlich auch Niederlagen und Rückschläge über die Hitler nicht schreibt. Aber es bleiben auch Tatsachen ausgespart, die schwer erklärbar sind. Zum Beispiel verschweigt er sein Eisernes Kreuz – eine sehr merkwürdige Aussparung. Hier ist einfach nicht nachvollziehbar, warum Hitler es nicht erwähnt. Warum nennt er die Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuz nicht, das er zum Ende des Ersten Weltkrieges erhalten hatte? Trug er es doch stets, vor allem nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, unter der Brust! Würde so ein verhetzendes Werk, wie es Mein Kampf ist, 2016 auch funktionieren? Man muss hier vorsichtig sein. Die Situation heute, wenn man zum Beispiel an die sogenannte Flüchtlingskrise denkt, ist bei weitem nicht mit der damaligen Situation der frühen Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts vergleichbar. Ich würde auch davor warnen, rechte Bewegungen stets zurechtzubiegen auf die Frage: „Nazi oder nicht Nazi?“ Damit macht man es sich doch sehr einfach und man ist somit auch nicht bereit, einen differenzierten Blick zu wagen. Die Frage: „Nazi oder nicht Nazi“ ist einfach eine zu simple Analyse von Gegenwartserscheinungen, die einen eigentlich der Aufgabe enthebt, sich genauer damit auseinanderzusetzen und auch zu akzeptieren, dass es Dinge gibt, die überaus unerfreulich und ungustiös, aber trotzdem nicht Nazi sind. Die Nationalsozialisten haben natürlich Dynamiken entfesselt, die jenseits jeder Ideologie waren, die in vielen Bereichen das Böse im Menschen zu seinem Recht verholfen haben, das heißt, Kanäle im Menschen geöffnet haben, wo dieser seine bösesten Triebe ausleben konnte. Ein sehr prägender Ausspruch des Pressesprechers des Zentralrates der Juden in München dazu: „Die Schicht der Kultur ist eine sehr dünne. Kleine Erschütterungen lassen sofort erste Risse erkennen,
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große Erschütterungen lassen sie schnell zusammenbrechen.“ Man sieht es aktuell an dem, was so gerne als „Flüchtlingskrise“ bezeichnet wird, dass das Ende der Humanität, der Bereitschaft zu helfen, sehr schnell Brüche in der Gesellschaft verursachen kann. Welches Publikum kauft die kommentierte Version? Die Edition sorgte für weltweites Aufsehen und jede Bibliothek, die einen gewissen wissenschaftlichen Anspruch hegt, wird die kommentierte Fassung aufliegen haben. Wir haben eigentlich keine Hinweise, dass von rechtsnationaler oder Neonazi-Szene größere Bestände geordert wurden. (lacht) Das wäre auch eine absurde Vorstellung, denn wenn man Mein Kampf besitzen will, hat man es schon längst zuhause. Sollte die kommentierte Edition doch mal in Neonazi-Hände gelangen, freut es mich, das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Die Originalausgabe wurde millionenfach verkauft. Wie erklären Sie sich diesen reißenden Absatz? Hier muss man wie in vielen Belangen rund um Hitlers Text differenzieren. Man sollte zunächst fragen: Von welcher Zeit sprechen wir? Als Mein Kampf 1925/26 erschienen ist, war die Reaktion auf die beiden Bände sehr unterschiedlich. Der erste Band wurde sehr gut verkauft. Der zweite Band kam bei weitem nicht an das erste Buch heran. Die sogenannte Volksausgabe, also das einbändige Werk, das wir heute kennen, erschien 1929/30 und ging den Wahlerfolgen der NSDAP voraus. Nach der Volksausgabe fuhr die NSDAP große Wahlsiege ein. Das heißt, die Schrift war somit auch eine Art Seismograph, wohin sich die Gesellschaft der frühen 1930er Jahre entwickelte. 1933 fand das Buch erneut großen Absatz. Das Interesse war groß: Was hatte der neue Reichskanzler nun vor? 1934 flaute das Interesse ab. 1936 brachen die Verkaufszahlen rapide ein. 1939 sehen wir wiederum ein ähnliches Phänomen wie 1933. In der außenpolitische Krise griffen viele Menschen zum Text, um sich zu informieren. Dann kommen erst die großen Verkäufe. Die Wehrmacht wird zu einem Hauptabnehmer. Zwei Drittel der Mein Kampf-Ausgaben wurden erst während des Zweiten Weltkrieges verkauft. Leider ist der Einfluss auf die Wehrmacht eher ein Desiderat der Forschung. Die Frage: „Wie weit haben sich Soldaten mit dem Buch auseinandergesetzt?“, ist bis heute unbeantwortet. Wie würden Sie abschließend Hitler und sein Werk bewerten? Wie wird uns Adolf Hitler im Gedächtnis bleiben? Es wird stets ein Schlüsselereignis für die Menschheitsgeschichte bleiben. Meiner Meinung nach wird die Historisierung Hitlers nicht stattfinden. Es wird auch zukünftig ein Bezugspunkt für die Tiefen der Menschheitsgeschichte bleiben. Das heißt, wenn man an fundamentales Versagen jeder Kultur, jeder Humanität denkt, wird stets Hitler und der Nationalsozialismus auftauchen. Die emotionale Betroffenheit wird natürlich immer weniger: Die Generation der Miterlebenden und Miterleidenden stirbt aus. Dieser persönliche Konnex wird aber mit Sicherheit in den nächsten zwei bis drei Generationen vorhanden bleiben, da es auf der Welt wohl kaum eine Familie gibt, die nicht in irgendeiner Form von Hitler und dem Nationalsozialismus betroffen war. Sei es als Täter, sei es als Opfer, sei es als Mitläufer, sei es als Wegschauer, was auch immer. Ich denke, er wird stets ein zentraler Punkt in der Menschheitsgeschichte bleiben. Heute, morgen, in 100 und in 500 Jahren.
kultur & menschen © JD Hancock(flickr)
ALL PLAY AND NO WORK
Bea von ThreeTwoPlay über Gaming, subjektiven Journalismus und (ehemalige) pickelige Teenagerjungs.
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ass Gaming mittlerweile in der breiten Gesellschaft angekommen ist und auch Frauen und (semi-)erwachsene Menschen zocken, muss ich hier hoffentlich nicht als neu anpreisen. Längst ist die Zielgruppe von digitalen Spielen nicht mehr nur auf die oft zitierten pickeligen männlichen Teenies beschränkt. Diese Jungs sind längst keine Teenager mehr und auch ihre Pickel haben sie gemeinsam mit dem Keller ihres Elternhauses meist hinter sich gelassen. Sie sitzen jetzt an der Spitze von millionenschweren Medienkonzernen und gestalten das Medium, das mit seinen Einnahmen bereits seit Jahren die Filmindustrie in den Schatten stellt. Computerspiele treffen den Konsens der zeitgenössischen Popkultur, wonach „erwachsen“ etwas ist, das man eigentlich nicht werden will. Wir bleiben für immer jung, wir bleiben für immer Kinder, auch wenn Games gleichzeitig natürlich nicht mehr nur für Kinder sind. Computerspiele wachsen mit ihrer Zielgruppe heran; jene bleiben nicht statisch, wie die letzten Jahre zeigen, sondern passen sich den alternden Gamern an. Immer mehr Genres und Subgenres differenzieren sich aus. Mittlerweile gibt es für jede erdenkliche Zielgruppe ein Subgenre, selbst wenn es noch so klein ist. Auch das ist der Grund, weshalb Personen, die Computerspiele gänzlich ablehnen oder
immer noch als Medium für Kinder abstempeln, wohl nicht gänzlich unbegründet ein gewisses Maß an Ignoranz unterstellt wird. Das Ganze wird nur meistens in nicht so schöne Worte gefasst, sondern mit einer ordentlichen Portion Rufzeichen versehen irgendwo in die Kommentare gerotzt!!einself. Flamen, Haten und Trollen ist etwas, das aus der Spieleszene weltweit nicht wegzudenken ist. Chat, Teamspeak, Foren oder Comments – die Trolls sind überall und gehasst wird alles und jedeR. Nichts und niemand in der Spieleszene kommt ohne Hater aus, was nicht zuletzt durch die allgegenwärtige Subjektivität der Gamingszene verursacht wird. Gamesjournalismus kann nicht immer objektiv sein. Abgesehen von den Basisinformationen über ein Spiel muss früher oder später in einem Artikel bewertet werden. Ein Spiel zu beschreiben, ohne die eigene Meinung über das Spielerlebnis einzubringen, ist alleine durch die Emotionen, die beim Spielen aufkommen, oft unmöglich. Wenn ich den Bildschirm anbrülle, weil ich so vertieft bin, oder meinen Controller gegen die Wand pfeffer’, weil der ewig gleiche Glitch mich vom Abschluss meiner Quests abhält, kann ich das nicht unerwähnt lassen. Subjektivität – die eigene Meinung – ist das, was die enorme Vielfalt im Gamesjournalismus ermöglicht. Natürlich interessiert es ei-
KULTUR UND MENSCHEN
nen, wann von wem welches Spiel mit welcher Engine veröffentlicht wurde – ohne aber zu sagen, ob es nun gut ist oder eben totaler Müll, kann ein Artikel über ein Spiel nicht enden. Es gibt immer den einen Fan, der eine negative Bewertung seines Lieblingsspiels nicht auf sich sitzen lassen will und Beiträge kommentiert, bis die Caps-Lock-Taste glüht. So nervenaufreibend die Kommentarkultur in der Gamingszene sein mag, so wichtig sind die ZuschauerInnen, ZuhörerInnen und Fans für die ContentProduzentInnen. Ohne Abonnenten ist kein Channel relevant oder sinnvoll. Ohne SpielerInnen ist die Gamingszene nichts. Conventions wie PAX, Supanova oder Gamescom tragen diesem Umstand Rechnung. Vor allem letztere erfreut sich zunehmend großer Beliebtheit. Sowohl die Industrie als auch die Spielerschaft frequentiert vermehrt die größte Spielemesse Europas. Dieses Jahr wird gemunkelt, einige ProduzentInnen hätten ihre Teilnahme an der größten Messe der Spielebranche – der E3 – zugunsten der europäischen Gamescom abgesagt. Die SpieleherstellerInnen scheinen die nutzerbezogene Ausrichtung der Gamescom der industrielastigen Ausrichtung der E3 vorzuziehen. Zum Vergleich: Die Branchenmesse E3 hatte 2015 52.200 BesucherInnen – die Gamescom im selben Jahr 345.000. Diese BesucherInnen – die SpielerInnen – bleiben aber längst nicht mehr nur auf der Nutzerseite: Let’s Plays, Streaming, Podcasts oder die Berichterstattung auf diversen Websites gehören ebenso zur Gamingszene wie das Spielen an sich. Kaum jemand beschränkt sich nur auf’s Zocken alleine. Unter anderem dadurch ist das mediale Angebot zu Games in den letzten Jahrzehnten zu einem nicht wegzudenkenden Aspekt der Medienlandschaft avanciert. NutzerInnen werden dank dieser ominösen Sache namens „Internet“ zu ProduzentInnen. Die Spanne reicht z.B. auf Youtube von Channels mit unter 10 Subscribern bis zu jenen mit mehreren Mil-
lionen AbonnentInnen. Viele erhoffen sich dadurch, dem klassischen 9-to-5-Arbeitsalltag entrinnen zu können. Natürlich bleibt das in den meisten Fällen ein Wunschtraum, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. In manchen wenigen Fällen werden aus diesen ambitionierten Projekten ganze Produktionsfirmen geboren – was ursprünglich ein nettes Projekt mit FreundInnen war, wird später zu einem Unternehmen mit hunderten Angestellten. Es ist wohl der Traum eines jeden Gamers, das Hobby zum Beruf zu machen. Auch in Österreich gibt es einige Channels und Websites zu dem Thema – über Spezialressorts von etablierten Medienunternehmen wie Standard und Red Bull hinaus. An diesem Punkt kommt ThreeTwoPlay ins Spiel. Wir – drei Freunde, durch ihre Liebe zu Games vereint – betreiben gemeinsam threetwoplay.com mit Reviews, eigenem Podcast und allem Drum und Dran. Wir beschränken uns dabei nicht nur auf Games, sondern behandeln auch Filme und sonstige Erzeugnisse, die man wohl am besten unter dem Begriff „Nerdkram“ sammeln kann. Neben Reviews zu aktuellen Spielen, die nicht immer nur gut davonkommen, und Artikel über geliebtgehasste Retrotitel, reden wir uns gut einmal monatlich in unserem mehrstündigen Podcast die Münder wund. Wer jetzt denkt: „Wieso zum Teufel soll ich mir das so lang antun und was haben die drei überhaupt Interessantes zu sagen?“, dem können wir mehrere Argumentationen bieten: Vielleicht ist es interessant, was andere zu Batman, allen möglichen Neuerscheinungen im Jahr 2015 oder den Filmen von Quentin Tarantino zu sagen haben. Vielleicht ist es auch angenehm, weil unsere engelsgleichen Stimmchen so gut zum Einschlafen sind oder vielleicht weil im Fernsehen wirklich schon sehr, sehr lange nichts mehr läuft, was die Suche nach der längst verschollenen Fernbedienung wert ist.
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ThreeTwoPlay sind Bea Rohrmoser, Janine Heinz und Miggi Seifert – allesamt Absolventinnen bzw. Studierende der Universität Salzburg. Seit 14. Oktober 2015 schreiben und podcasten sie sich durch die Welt der Games, Filme, Comics und anderem Kram. Finden kann man die gesammelten Werke dieser drei auf threetwoplay.com oder auf Facebook. Der ThreeTwoPlay-Podcast ist auch auf iTunes verfügbar. Themenvorschläge, Kommentare in Capslock oder Kritik gerne an: info@ threetwoplay.com
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© Ludwig Seidl
Eine Bestandsaufnahme der Salzburger Musikszene zeigt: Sie ist äußerst lebendig! Von Christoph Mödlhamer
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ereits zum 19. Mal erscheint der Xtra Ordinary-Sampler der Salzburger Musikinstitution für alternative Klänge schlechthin – dem Rockhouse. Für das Projekt zeichnet sich Wolfgang Descho, seines Zeichens Rockhouse-Geschäftsführer, verantwortlich, der damit auf großes Gegeninteresse stieß, denn sowohl die Quantität als auch die Qualität der Beiträge stiegen kontinuierlich. Hintergedanke bei dem seit 1997 jährlich erscheinenden Machwerk ist es, ein Abbild der Salzburger Musikszene in CD-Form zu zeichnen und dadurch auf neue aufstrebende KünstlerInnen und Bands aufmerksam zu machen. Den Vorgängern in der Sampler-Reihe ist das in der Vergangenheit bereits zur Genüge gelungen. Aufschluss darüber gibt beispielsweise die auffällig hohe Korrelation zwischen MusikerInnen, die in den vergangenen Jahren Lieder für den Rockhouse Xtra Ordinary-Sampler beisteuerten, und den PreisträgerInnen des renommierten Salzburger Heimo Erbse-Förderpreises zur Unterstützung junger MusikerInnen in der Anfangsphase. Auch die diesjährigen Erbse-Preisträger, das Pop-Elektro-Duo Mynth, set-
zen diese Tradition fort und sind mit dem Song „I’m good“ auf der aktuellsten Ausgabe des RockhouseSamplers vertreten. Als gute Referenz für eine nachfolgende Karriere im Musikgeschäft dient diese Auszeichnung auf alle Fälle. Aber nun wieder zurück zum Xtra Ordinary-Sampler. Insgesamt finden sich 23 Salzburger KünstlerInnen mit ihren neuesten musikalischen Schöpfungen auf der CD. Ausgewählt wurden diese 23 Stücke von einer fachkundigen Jury bestehend aus Fachleuten, JournalistInnen, MusikerInnen, ProduzentInnen, Agenturen und SzenekennerInnen von Folk bis Metal. Genretechnisch lässt sich der Sampler nicht eindeutig einer Kategorie zuordnen, da der Fokus auf der gesamten aufstrebenden Salzburger Musikszene in ihrer kompletten Bandbreite liegt. Somit decken die darauf vertretenen Songs eine breite Palette zwischen Rock, Pop, Indie, aber auch Hiphop und Metal ab. Zwar sind einige InterpretInnen am Sampler bereits aus Radio und von ausgedehnten Konzerttouren bekannt, wie etwa Olympique, The Helmut Bergers, oder die Songcontest-Teilnehmer The Ma-
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© Lukas Gerstgrasser
© Lukas Gerstgrasser
kemakes, jedoch lädt die bunte Genreüberschreitende „Zusammenwürfelung“ zum Entdecken neuer KünstlerInnen und zum Erweitern des eigenen musikalischen Horizonts ein. Der Fokus liegt dennoch klar auf Rock (Jay Cooper, Sharron Levy, Coperniquo, Blank Manuscript), Pop (Gerry+Me, Sophija, Lucky Strikes Back, Magic Delphin) und Indie-Alternative (Please Madame, Gospel Dating Service, Manchester Snow, Purple Souls, The Vintage Cinema Club). Aber auch Musikrichtungen wie Hiphop (Dame), Metal (Ghouls Come Knockin‘), Neue Deutsche Welle (Später, An Der Bar), Garage/Punk (Heidelbert, 7 Dials Mystery) und ein Singer-Songwriter-Titel von Thirteen finden sich auf der CD. Der Favorit der uni:press-Redaktion ist The Helmut Bergers mit ihrem – nach Ableben des Gottes noch aktuelleren – Titel „Bowies Cry“, der sich durch fetzige und eingängige Electro-Rock’N’Roll-Melodien und treibendem Gesang auszeichnet. Der Bandname leitet sich von der österreichischen Schauspiellegende Helmut Berger ab, mit dem die 2011 gegründete Band einiges verbindet. So sind beide Künstler im-
mer ehrlich, exzessiv, mit einem gewissen Hang zur Selbstdestruktion. Rock’n’Roll – das trifft sowohl auf den Schauspieler Helmut Berger als auch auf die MusikerInnen von The Helmut Bergers zu. Ihr Namensgeber höchstpersönlich bezeichnete die Gruppe als waschechte Rock’n‘Roller, was aus diesem Munde einem feierlichen Ritterschlag gleichkommt. Diese Unverblümtheit, Kompromisslosigkeit und Dekadenz eines Helmut Berger, die zeitweise als Arroganz (fehl) gedeutet wird, trifft gleichermaßen auf die Band zu, etwa wenn Salzburg als tote Stadt bezeichnet, oder das Fehlen einer alternativen Musikszene in Salzburg kritisiert wird. Erst kürzlich übersiedelte die Band deshalb von Salzburg nach Wien und unterwirft sich einem personellen Umstrukturierungs- und Neuorientierungsprozess. Man darf gespannt sein – denn genauso, wie es im ausschweifenden Leben eines Helmut Berger nie langweilig wurde und lähmende Routine einkehrte, hält man auch bei The Helmut Bergers nichts von Stillstand. Pläne für 2016 hat die Band jedenfalls schon: Sich neu aufzustellen – und: „Wieder auf die Bühne! Fertig.“
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VON MUSKEL-OTTOS UND SCHWERATHLETEN
Von Christoph Würflinger
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eder, der schon einmal im Kino am Bahnhof war, kennt sie: Die Discopumper, die in der Auslage vis-à-vis der Ticketschalter ihre aufgeblasenen Muskeln präsentieren wie stolze Pfaue ihr Federkleid. Doch nicht alle, die Tag für Tag ihre Körper in den Fitness-Studios dieses Landes stählen, machen das nur, damit sie am Wochenende bei der Damenwelt besser ankommen – nein, es gibt auch solche, die das aus purem sportlichen Ehrgeiz tun. Wie ein Wettkampf in der Welt des Kraftsports aussehen kann, habe ich mir im vergangenen Dezember angeschaut. Aber zuerst die Theorie: Der Kraftsport lässt sich in drei Kategorien unterteilen. Einerseits gibt es da das olympische Gewichtheben, bei dem es darum geht, eine möglichst schwer beladene Langhantel durch Reißen und Stoßen über den Kopf zu stemmen, oder anders gesagt: das, was Matthias Steiner 2008 in Peking so erfolgreich gemacht hat. Für Laien etwas eindrucksvoller sind die Strongman-Bewerbe, die die meisten wahrscheinlich aus dem Fernsehen kennen:
Betonkugeln auf Plattformen wuchten, Baumstämme stemmen (Baumstämmen?), LKW ziehen – kurz: alles, was irgendwie Eindruck schindet und sich gut im Fernsehen vermarkten lässt. Die dritte Kategorie ist im Vergleich zu den beiden anderen kaum bekannt: der Kraftdreikampf. Beim Kraftdreikampf geht es darum, in den drei Teildisziplinen Kniebeugen, Bankdrücken und Kreuzheben möglichst viel Gewicht zu bewegen. Es gibt Wettkämpfe, bei denen unterstützendes Material (z.B. Kniebandagen oder spezielle Shirts) verwendet werden darf, und solche, bei denen diese Hilfsmittel nicht erlaubt sind. Im englischen Sprachraum hat das Ganze einen viel fetzigeren Namen: Powerlifting (equipped oder raw). Weil ich als blutiger Anfänger nicht übermäßig viel Geld für Ausrüstung ausgeben wollte (und weil raw viel cooler klingt), habe ich mich für einen Raw-Bewerb angemeldet, genauer gesagt für die Österreichische Meisterschaft im Kraftdreikampf Classic Raw 2015. Und das habe ich dabei (üb)erlebt:
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Tag 1 Es ist der 12. Dezember 2015. Während andere ihre Freizeit mit Weihnachtseinkäufen oder Punschtrinken verbringen, fahre ich zu einer Sporthalle in einem Vorort meiner Heimatstadt Linz: Ostblock-Flair statt Christkindlmarkt-Atmosphäre. Bereits beim Eingang erblicke ich grimmig dreinschauende Männer mit Bärten und Tätowierungen. Bier in der einen, Zigarette in der anderen Hand. Sicherheitshalber wähle ich den anderen Eingang drei Meter weiter links. Drinnen ein vertrauter Anblick aus meiner Zeit als Nachwuchs-Kicker: Eine Dame, die beim Buffet Kuchen, Würstel, Getränke und Schokolade verkauft. Alles wirkt schon ein bisschen weniger bedrohlich. Nichtsdestoweniger setze ich mich, nachdem ich die Tribüne betreten habe, in die letzte Reihe. Zwei Meter Sicherheitsabstand müssen sein. Unten am „Spielfeld“ ein interessanter Anblick: Zierliche Frauen, die so überhaupt nicht dem KraftsportKlischee entsprechen, wärmen sich auf, während daneben ihre männlichen Vereinskollegen stehen, von denen die meisten so aussehen, als würden sie zierliche Frauen zum Frühstück essen. Das machen sie an diesem Tag ausnahmsweise nicht – stattdessen geben sie ihren Kolleginnen letzte Tipps und motivieren sie für den Wettkampf. Der ist wenig zuschauerfreundlich. JedeR TeilnehmerIn hat drei Versuche pro Übung, gestartet wird ungefähr in Zehnergruppen; man sieht also 30 mal Kniebeugen, 30 mal Bankdrücken, 30 mal Kreuzheben hintereinander, bei der nächsten Gruppe dann wieder usw. Quasi Akkordarbeit für das Publikum. Nach neun Stunden in der Halle wird es mir dann doch zu langweilig und ich fahre heim. Andere halten die vollen 13 Stunde durch – fast genauso bewundernswert wie die Leistungen der KraftdreikämpferInnen. Die Schwergewichte starten am nächsten Tag. Tag 2 Da ich etwas übergewichtig bin und deswegen in der Gewichtsklasse 120 kg+ (oder „Schweinchenklasse“, wie das Insider so charmant ausdrücken) starten muss, bleibt mir am Vormittag noch Zeit, anderen Leuten beim Leiden zuzuschauen. Erst um 11:30 Uhr muss ich zur Waage. Als es dann soweit ist, begegne ich bei der Warteschlange in den Katakomben der Halle einem meiner beiden Konkurrenten: ein ZweiMeter-Hüne, fast 140 kg schwer, lange Haare, Bart – er könnte in der Serie Vikings mitspielen und würde nicht auffallen. Schnell stellt sich heraus, dass er ein netter Kerl ist und mich nicht fressen oder verprügeln will. Ich habe etwas weniger Angst. Dann taucht ein vertrautes Gesicht auf: Felix, der
Leiter des USI-Kraftdreikampf-Kurses, der mich zur Teilnahme überredet hat und ebenso wie ich für den PSV Salzburg an den Start geht, mit zwei Bananen in der einen und einer großen Wasserflasche in der anderen Hand. Er hat sich in der Woche zuvor für die nächsthöhere Gewichtsklasse (105 kg+) gemeldet und wiegt zu wenig. Auch das kann Kraftsport sein: Fressen kurz vor dem Abwiegen. Da bei mir in dieser Hinsicht keine Gefahr droht, gehe ich beruhigt zur Waage – keine Überraschungen. Als Felix wenige Minuten nach mir aus dem Raum kommt, strahlt er: 105,2 kg – Punktlandung. Und das, obwohl er vermutlich ein Kilogramm alleine durch Angstschweiß wieder verloren hat. Wir schlüpfen in unsere Wettkampf-Outfits (eng anliegende Einteiler, die kein Fettröllchen verbergen) und begeben uns in den Aufwärmbereich. Die Gruppe vor uns wird gerade fertig, es bleiben uns also noch ca. 30 Minuten bis zum Start. Die Nervosität steigt und sie wird nicht weniger, als die wirklich starken Männer den Bereich betreten und sich mit Gewichten aufwärmen, unter denen man selbst wohl zusammenbrechen würde. Beim Start ist sie dann aber verflogen und als die erste Übung glückt, applaudieren sogar einige Zuschauer (trotz Baby-Gewichten!). Das motiviert, selbst wenn der Hauptverantwortliche dafür wohl der Hallensprecher ist, der bei jeder Gelegenheit betont, dass es mein erster Wettkampf ist. Auch die eigenwilligen Rituale der Konkurrenz (es geht zu wie im Gorilla-Gehege!) schüchtern jetzt nicht mehr ein, sondern spornen an. Letztendlich resultiert die ganze Anstrengung in einem Stockerlplatz – ich werde Dritter (von drei). In der Punktewertung, die das Körpergewicht der Teilnehmer berücksichtigt, lande ich im Mittelfeld – eine Streicheleinheit für das angeschlagene Ego. Sieger wird der Verbandspräsident Dr. Michael Schrems mit einer Gesamtleistung von 785 Kilogramm. Das Fazit des Wettkampfwochenendes: 1. Kraftdreikampf ist eine tolle Sportart, die nicht nur von grimmigen Muskelbergen betrieben wird. 2. An der kritischen Reflexion von Vorurteilen muss ich wohl noch arbeiten. Wer diesen Sport nun selbst einmal ausprobieren möchte, meldet sich am besten bei den regelmäßig stattfindenden Kraftdreikampf-Technikkursen des USI an.
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Nachspiel
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lles neu. Alles anders. Eine märzbrisenartige Ahnung von Fortschritt lässt mich aufschrecken. Die hohe Wand vor mir wirkt so weiß getüncht, als hätte sie nie das Tageslicht erblickt, denn Sonnenstrahlen lassen bekanntlich vergilben. Simpel, rein und unschuldig steht sie da – gleich einem blanken Blatt Papier, nur um ihrer selbst willen existierend. Die Möglichkeit der Existenz eines Beschreibers, Wortkünstlers, GraffitiSprayers von vornherein ausgeblendet, keine Bühne für Fremdprojektionen jeglicher Art. Kein Bedarf an skriptbasierter Selbstoffenbarung oder auch nur dem winzigsten Versuch, irgendetwas darzustellen. Der Ist-Zustand in seiner klarsten Form, einem unbekannten Publikum ausgesetzt, doch das nur als notwendige Begleiterscheinung des Erzählens. Keine klammheimlich angehefteten Intentionen, keine Fußnoten, bloß die harten Fakten. Ich konnte nicht sagen, wie lange ich regungslos auf dem Boden gelegen war, oder was mich überhaupt in diesen Zustand versetzt hatte. Die Taubheit in meinen Armen sprach von einigen Stunden verdrehter Gliedmaßenakrobatik, während die Gedanken leise rumorten. Tausend Bilder blitzten in einer einzigen Sekunde auf und verglommen in eben jenem Moment, in dem sich zwei Teile davon ineinanderfügten. Ein kühlender Luftzug aus unbestimmter Rich-
Von Claudia Kraml tung brachte meine Lider zum Zucken und vertrieb zugleich die Schleier vor den Augen. Doch was den Raum in seiner von mir noch nicht überblickbaren Gesamtheit ausfüllte, war vor allem ein Duft. Er schien aus dem Nichts zu kommen, durch alle Ritzen zu dringen und jedermann in seinen samtenen Mantel einzuhüllen, der sich ihm in den Weg stellte, die unbequemen Fragen zuallererst. Ich wollte den noch so neuen, schmalen Streifen an Gegenwartssinn nicht loslassen, nicht schon wieder, aber die nachtrosenschwere Wärme ließ mir keine andere Wahl. Vor mein inneres Auge schoben sich Szenen inmitten eines Gewirrs von winterstarren Stadtgassen, deren spärliche Laternen längst nur mehr orangefarben flackerten. Wir liefen durch die schweigende Zeit zwischen den Jahren, ich und mein Verbündeter, unsere Schritte gedämpft durch bald schmelzenden Schnee. Das Ziel war noch fern und fand sich doch vorerst schon im Café um die Ecke, das Zuflucht bot für Menschen wie uns, Kunstversuchte und Krisengewöhnte am Überkreuzungspunkt. Zwischen Holztischen und Messingleuchtern bildete sich Zukunft im Drehbuchformat, sezierte Wörter zu neuen Gestalten, und nicht selten mahnte eine pragmatische Seele am Morgen danach: „In dem Cocktail war was.“ Doch auf einer richtigen Feier waren wir noch nie zusammen gewesen, schon gar nicht auf einer wie der, welcher meine letzte Erinnerung und auch noch
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die Aufmachung galt. Ich trug das türkisgrüne Sommerkleid meiner Cousine, nun von einem schmalen Riss durchzogen. „Es war ein Missgeschick, ein Fehler. Unverzeihlich, aber solche Dinge passieren. Damit muss man wohl leben.” Das sonore Hallen ließ mich aufblicken und in ein Gesicht starren, das ich schon hundert Mal im Traum erkannt hatte. „Um Himmels willen, warum…“ „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen.“ Jedes Wort in diesem Satz irritierte mich, doch er lächelte und ich versuchte dasselbe, im Gedanken, ich müsse das alles unbedingt meinem Verbündeten erzählen. Eine Sekunde später wurde mir bewusst, dass dies längst nicht mehr möglich war, denn die Dimensionen hatten sich gewandelt und wir waren höchstens noch Zuginsassen mit gemeinsamem Haltewunsch. „Es ist niemandem etwas passiert, das nicht eingeplant war, außer deinem Kleid, als du gefallen bist. Vergiss die Ärgernisse der letzten Wochen oder auch Jahre, ganz nach Belieben, denn ab jetzt lernst du neue Dinge kennen. Bisher hast du die Welt aus einer anderen Perspektive gesehen, warst einer der regenschirmbespannten Flecken vor Betonhintergrund…“ Er deutete zum Fenster, doch nach wie vor fühlte ich mich zu schwach, um aufzustehen. Alles, was ich durchs Glas ausmachen konnte, war eine weiße Dohle, die auf dem noch kahlen Ast davor kauerte und die kunstvoll arrangierten Pflanzen im Zimmer betrachtete. „Nun stehen wir beide hier, hoch über den Dächern, und blicken hinunter auf das Menschenlabyrinth. Erkennen Muster und Dynamiken, wo andere nur wirres Getümmel sehen. Verfügen sozusagen über ein Marionettentheater, dessen Fäden wir mit Geschick zu ziehen wissen.“ Der Vergleich kam mir bekannt vor, und sein spöttisches Lächeln erbrachte sogleich den Beweis, dass er genau wusste, woher er seine Zitate nahm. „Es hätte hohe Wellen schlagen können, wenn ich sofort offen und ehrlich gewesen wäre. Ich musste sichergehen und nutzte erst mal meine Beziehungen, nachdem Geld anderswo oft sehr gefragt ist. Denn einen Vorteil haben riesengroße Verwirrspiele: Sie hinterlassen selten Fährten. Ich habe Ahnungslosigkeit vorgetäuscht, du wurdest getäuscht und hast es selbst getan, wenn auch nicht im Wissen darum, worum es eigentlich ging. Du fragst dich ja noch immer, wo du hier um alles in der Welt hineingeraten bist, doch diesmal kann ich
dir sagen, es ist der richtige Film. Es wäre nur sehr unangenehm geworden, wenn man meinen Vater mit deiner Existenz konfrontiert hätte. Du bist das Kind, das der mächtigste Mann seiner Branche offiziell nie hatte.“ Und dann begann er erst wirklich zu sprechen, in einer fremden Sprache, von der ich wünschte, ich würde sie nicht verstehen. Eigentlich konnte auch niemand so reden, nicht hier, nicht jetzt und jedem vertrauten Kontext enthoben, und dennoch tat er genau das und drängte mich damit immer näher in die Richtung der makellosen Raumbegrenzung. Allmählich wurden seine Worte von stechendem Kopfschmerz überlagert, denn ich dachte wieder. An die nebeldurchwirkten Schattenaufnahmen, die mein Traum gewesen waren, aus dem es vielleicht gar kein Entrinnen gab. An das Geld, das offenbar zählte und dessen Resultate mir doch so wenig reizvoll erschienen, vielleicht abgesehen von dem goldbesetzten Füller auf der Fensterbank. Und daran, dass ich eigentlich nichts lieber wollte als ein Blatt Papier, um die Äquivalenzen der Gegenwart auf chlorfreies Recyclingmaterial zu fesseln. Die durchsichtigen Flecken in meiner Erinnerung mit phosphoreszierender Dunkelheit zu vermengen, bis sich ihr Grau im Frühlingsdunst über der Stadt verlor. Verwirrungen vertonen und den entscheidenden Kontrapunkt setzen, damit niemand in Versuchung geriet, schiefen Tönen länger nachzulauschen. Alles, nur nicht dasitzen und im Überweiß der Wand die Unbegreiflichkeiten potenzieren. Eine Hand vor meinen Augen, doch nicht ganz so schlank und feingliedrig wie die des Verbündeten. „Steh auf, es muss weitergehen. Und ein Ende haben – ganz, wie man es nimmt. Ständig balancieren wir auf dem schmalen Grat zwischen Licht und allem anderen, zwischen tausend Nuancen und der Frage nach der eigenen Position. Sie bleibt letztlich unsere eigene Entscheidung. Auch, wenn vieles geschehen ist, muss verhindert werden, dass sich dem noch mehr dunkle Kapitel anschließen. Dagegen müssen wir ankämpfen, nicht gegen Menschen, sondern gegen die Unmenschlichkeit von Intentionen. Fehler dürfen vorkommen, wenn man aus ihnen lernt, schreiben wir also auf der hellen Seite weiter und machen das Beste aus jedem Absatz. Die absolute Reinheit gibt es nicht, doch bunte Farben sind umso schöner.“
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© Carlos Reinelt
Salzburgs Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer ist verärgert: Er musste am 30. März dem jungen Schriftsteller Carlos P. Reinelt den mit 4000 Euro dotierten „Rauriser Förderungspreis für Literatur“ überreichen1. Das Zusammentreffen mit dem Nachwuchsautor hat bei ihm bleibende Schäden hinterlassen. Wie konnte es soweit kommen? Und wie lange duldet dieses Magazin noch meine Artikel? Ein Zukunftsbericht von dem Rauriser Förderungspreisträger Carlos P. Reinelt
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ll jene, die Einblick in die uni:pressRedaktion haben, werden sich jetzt fragen: Wie kann er von diesem Treffen schreiben? Redaktionsschluss war doch schon im Februar. (An all jene, die keinen Einblick haben: Ja, die brauchen echt über 2 Monate vom Redaktionsschluss bis zum Druck, aktuelle Themen ahoi!) Ich würde jetzt gerne behaupten, dass ich als Rauriser Förderungspreisträger einen Sonderstatus genieße, aber dem ist nicht so. Frist ist Frist. Aber nachdem ich in der letzten uni:press-Ausgabe süffisant behauptet habe, ich würde mit meiner „miesen Geschichte, in der erzählt wird, wie AsylantInnen in einem Schlepper-LKW ersticken“2 einen Literaturpreis gewinnen, und das jetzt tatsächlich passiert ist, werde ich einfach niederschreiben, was in Zukunft
passieren wird. Davor ein kurzer Blick in die Vergangenheit. Wie in der Literatur üblich... Stopp! Da die uni:press-LeserInnen meistens Studierende der Uni-Salzburg sind (ich hätte jetzt nicht „LeserInnen“ und „Studierende“ geschrieben, aber die uni:press-Richtlinien verlangen das so. Schauen wir doch mal, ob das Wort „Fotze“ durch die Zensur kommt. Hihihi.). Wo waren wir jetzt nochmal? Ach ja: Da die LeserInnen dieser Zeitung meist Studierende unserer Uni sind, sprich vollkommen ungebildete IdiotInnen, sollte vorab erklärt werden, was die Rauriser Literaturtage sind: Es handelt sich dabei um ein jährlich stattfindendes Literaturfestival, bei dem mehrere Autoren eingeladen werden, um Lesungen zu halten. Als fixer Be-
http://bit.ly/Rauris_Literatur 1
http://bit.ly/unipress_ NOV15 2
http://bit.ly/DerStandard_Rauris 3
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WHY SO SERIOUS? standteil der mehrtägigen Veranstaltung fungieren zwei Preisverleihungen: Der Hauptpreis für ein Roman-Debüt (dieses Jahr an Hanna Sukare3) und der Förderpreis für ein unveröffentlichtes Manuskript (habe ich schon erwähnt, wer diesen bekommen hat?). Geldgeber ist das Land Salzburg. Nun wurde ich gebeten, für Homepage/Presse/Flyer und das ganze Zeugs ein Porträt von mir zu schicken. Und wie es sich für einen anständigen Jud‘ gehört, habe ich ihnen eine Grimasse geschickt (Spoiler: Sie haben mein Foto abgelehnt. Damit meine Gesichtsakrobatik aber nicht umsonst war, habe ich die Grimasse in die Bilder dieses Artikels montiert. Könnt ihr es sehen? Ja?! Spitze! Wir haben Blau und schlau gelöst!) Die Welle der Empörung, die mir von offizieller Seite entgegenschlug, war unbeschreiblich. Das Publikum könnte mich „missverstehen“. Das Bild passe nicht zu den „höchst dramatischen und bedrängenden Inhalten“ meines prämierten Textes. Ich sei ein „frecher Hurensohn, der sich lieber dankbar zeigen soll.“ Na gut, das letzte habe ich erfunden. Ich brauche diese abstrusen Argumente gar nicht groß zu widerlegen, das dürfte sogar den durchschnittlichen uni:press-Lesenden gelingen. Aber die Frage steht dennoch im Raum, wieso ich eigentlich dieses qualtingereske Selbstbildnis ausgewählt habe. Erstens, weil ich schon immer einmal das Wort qualtingeresk verwenden wollte, und zweitens, weil mich diese eklige Zurschaustellerei der KünstlerInnen und PolitikerInnen dermaßen ankotzt. Zuerst zu den KünstlerInnen: Schaut euch doch mal die Homepage der Rauriser Literaturtage an. EinE AutorIn neben dem/r anderen gibt den Denker, blickt ernsthaft ins Projektiv oder lässt die intellektuellen Augen in die Ferne schweifen. Fressen die Weisheit mit den Löffeln und hüllen sich in szenische Selbstbeweihräucherung. Da ich prinzipiell die Weisheit mit einer Suppenkelle in mich reinstopfe, wollte ich da nicht mitmachen. Man bat mich also um ein seriöseres Foto. Dass ein ernsthaftes Porträt einem tüchtigen Clown wie mir aber das Image und die zukünftige Karriere zerstören kann, wurde einfach ignoriert. Diese Doppelmoral muss man sich auf der Vorhaut zergehen lassen. Man bietet Flüchtlingen keinen einzigen legalen
Fluchtweg, lässt sie wie Ameisen im Mittelmeer verrecken, schottet sie durch Zäune ab und steckt sie wie Vieh in Tiefgaragen. Aber als Zeichen des guten Willens prämiert man einen Text, der die unmenschlichen Auswirkungen zeigt. Und wenn der Autor dann nicht mit ernster Miene und erhobenem Zeigefinger mitspielen will, wird das nicht toleriert? Lieber katholizistisch betrübt zum Boden schauen und die Probleme mit schlechtem Gewissen wegbeichten? Zurück in die Zukunft4: Unser Landeshauptmann, der unlängst der SN erklärte: „[...] diese Überlegung, Asyl ist ein Grundrecht, [ist] ein theoretisches Gedankenspiel, das eine Grenze im Faktischen hat“,5 wird mir also den Preis überreichen. Ernsthaft? Um sich per Handschlag seine Pfoten an den meinen rein zu waschen?6 Glücklicherweise weiß er aber nicht, dass ich mir als kleinen Akt des Widerstands vor dem handshake7 herzhaft in die Hand furzen werde. Eigentlich sollte ich die reich-ranickieske Courage haben, um den Preis einfach abzulehnen. Sagen: Für so einen Blödsinn gebe ich mich nicht her! Aber wisst ihr was? 4000 Euro sind ein Haufen Geld. Da spreizt die Hure Reinelt gern ihre Beine für den Freier Salzburg. Obwohl ich noch schlimmer als jede Prostituierte bin, die verkaufen nach Musil8 ja nur ihren Körper, und nicht die ganze Person. Aber hey, ich könnte mit dem Geld auch einfach etwas Besseres anstellen als die Salzburger Regierung! Den Hinterbliebenen der Parndorf-Opfer Geld spenden? Die Menschen unterstützen, die immer noch auf der lebensgefährlichen Flucht sind? Könnte das Geld in meinen Händen mehr helfen als in den Pranken der Politik? Ehrlichkeitskeule: Keinen Cent, keinen einzigen Cent werde ich für etwas Gemeinnütziges ausgeben. Nein. Ich fliege im Juli nach Tokio. Dort stopfe ich mir mit der Kohle das rohe Fleisch der letzten Thunfische unserer Welt ins Maul. Mit vollem Wanst gehe ich dann in 3D-Porno-Kinos, und schaue mir an, wie gezeichnete japanische Schulmädchen vergewaltigt werden. Und wenn mich dann mein Sitznachbar fragt, ob er ein Taschentuch von mir haben könne, werde ich leise schmunzelnd mit meinem LieblingsBernhard-Zitat antworten: „Ja.9“
http://bit.ly/ZurückindieZukunft 4
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http://bit.ly/SN_Haslauer
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Frei nach Psalm 26, 6-7
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Neudeutsch für Handschlag
R. Musil: Der Mann ohne Eigenschaften 1, Rowohlt s. 39 8
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http://bit.ly/Bernhard_JA
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© Julian Nantes
JULIAN NANTES Von Christoph Mödlhamer
Seit 2011 ist der Salzburger Singer-Songwriter Julian Nantes, benannt nach einer Stadt im Westen Frankreichs oder einem gleichnamigen Song von Beirut, in der heimischen Musikszene aktiv. Musikalisch ist er irgendwo zwischen Indie, Folk und Alternative Rock verortet und für Fans von Jake Bugg, Mumford and Sons oder Black Rebel Motorcycle Club zu empfehlen. Nach mehreren kleineren Veröffentlichungen gelang es Julian Nantes 2015 schließlich, sich einem größeren Publikum zu präsentieren. Dafür sorgte seine im vergangenen Jahr veröffentlichte EP „So Walk Slow“ mit sechs Songtiteln. So begleitete „Ride With Me“ nicht nur monatelang den Werbespot des größten österreichischen Telekommunikationsanbieters im Rundfunk und Internet, sondern lief genauso wie der Song „Boy!“ eine geraume Zeit lang täglich auf Radio fm4. Wie es dazu kam, welche Möglichkeiten sich durch seinen Erfolg ergaben, wie es ist, als Ein-Mann-Band zu arbeiten und welche Pläne er für 2016 hat, erzählt Julian Nantes im Interview.
uni:press: Nun ist ja schon etwas Zeit vergangen, seit deine EP „So Walk Slow“ rausgekommen ist. Vielleicht erzählst du kurz etwas über dich für diejenigen, die dich nicht kennen. Julian Nantes: Mein Name ist Julian Nantes, ich bin 26 Jahre alt, wohne in Salzburg und studiere. Oder besser gesagt, ich habe studiert und werde Volksschullehrer. uni:press: Du warst also an der PH Salzburg für Volksschullehramt. Wie war es für dich, Musikkarriere und Abschluss miteinander zu vereinen? JN: Genau, ich habe an der PH Salzburg studiert. Ich bin dieses Jahr fertig geworden und warte jetzt nur noch auf ein Jobangebot vom Landesschulrat Salzburg. Bei mir ist sich alles immer relativ gut ausgegangen. Man hat zwar schon viel PH-Zeit, aber natürlich auch viel Freizeit. Wenn man sich das gut einteilt, dann geht sich das schon aus. Am Wochenende ist ohnehin nie Uni und da war immer Zeit, um Konzerte zu
spielen. Es ist reines Time-Management. uni:press: Die EP hast du ganz alleine im Studio eingespielt. Wie war das für dich, da du früher selbst in einer Band warst – was sind die Unterschiede, Vorteile und Nachteile? JN: Ein Vorteil ist auf jeden Fall, dass du dein eigener Chef bist und man tun und lassen kann, was man will. Diese Selbstbestimmtheit genieße ich sehr. Man muss niemanden anrufen, wenn man ein Konzert spielen oder ein Video drehen will. Man kann alles selbst bestimmen. Ein Nachteil bzw. was ich ein bisschen traurig finde, ist, dass man einfach keinen zum Reden hat, etwa über Verbesserungsvorschläge, denn man muss alle Entscheidungen selbst treffen. Ab und zu wünscht man sich doch jemanden, den man fragen kann: „Hey, wie siehst du das eigentlich?“, „Würdest du das Konzert spielen?“, „Würdest du das Video so machen?“, „Hast du noch Ideen und Anregungen?“. Auch wenn man alleine zum Konzert fährt, wäre es schöner, wenn man mit einer Band, oder mit Freunden hinfährt und zusammen abhängt.
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Es gibt auf jeden Fall Vor- und Nachteile. uni:press: Erklär mal kurz, wie es dazu kam, dass du mit dem Song „Ride With Me“ im Werbespot eines österreichischen Telekommunikationsanbieters gelandet bist? JN: Ich glaube, dass viel Glück, Schicksal oder was auch immer hineinspielt. Es war jedenfalls so, dass mich letztes Jahr im Jänner der Geschäftsführer einer Werbeagentur, die A1 als Kundschaft hat, übers Internet angeschrieben hat, dass ich ihn anrufen solle. Das habe ich natürlich gemacht, ohne zu wissen, was los ist. Er hat dann gesagt, dass eine Texterin der Werbeagentur mich im Internet entdeckt bzw. gescoutet hat und sie vom Song angetan war. So hat dann das eine zum anderen geführt. Zuerst ist mal der Vorschlag, meinen Song zu verwenden, von der Werbeagentur zu A1 gegangen, dann ist darüber abgestimmt worden, was einige Zeit gedauert hat. Schließlich haben die Verantwortlichen zugestimmt; mein Song lief in ihrem Spot vier Monate lang im Fernsehen, im Radio, in den Kinos und im Internet. Das war auf jeden Fall für mich als Künstler sehr, sehr gut. uni:press: Der Telekommunikationsanbieter verfügt ja über großes Budget und in seinen Werbungen waren meist bekannte Interpreten. Wie ist er dann auf dich gekommen? JN: Das ist genau die Frage und das hat mich auch selbst sehr verwundert. Im Werbespot vor mir waren Awolnation mit „Sail“, die jeder kennt und danach kam ich mit meinem Song. Wenn man Awolnation und mich vergleicht – das sind zwei unterschiedliche Welten. Awolnation sind US-Amerikaner, eine riesengroße Band, die von ihrer Musik leben und ich habe eigentlich die Musik als Hobby und mache das aus Lust und Freude. Somit war das wohl wie gesagt einfach Schicksal, Zufall, Glück oder sowas. uni:press: Der Telekommunikationsanbieter hat danach deinen Song kostenlos zum Download angeboten. Weißt du, wie viele Klicks es da gab? JN: A1 hat mich angeschrieben und nachgefragt, ob es möglich wäre, dass sie meinen Song zum Download anbieten und ich dachte mir „ja, natürlich“. Ich kann mir schon vorstellen, dass viele Klicks zusammengekommen sind. Eine genaue Zahl weiß ich nicht. Aber wenn man sich die Youtube-Views angesehen hat, dann sind die natürlich in dieser Zeit enorm gestiegen und auch der CD-Verkauf im Internet ist sehr gut
gelaufen. uni:press: Sind deiner Meinung nach derartige Kanäle heutzutage eine nie dagewesene Möglichkeit, um den „großen Durchbruch“ zu schaffen? JN: Ob dadurch der Durchbruch gelingt, weiß ich nicht. Auf jeden Fall ist das ein riesengroßes Sprungbrett und ich hab‘ das auch selbst so erlebt. Zum Beispiel habe ich im Durchschnitt vorher zehn Konzerte pro Jahr gespielt und im letzten Jahr waren es dann mehr als 20. Man ist dadurch einfach präsenter. Wenn man vier Monate im Fernsehen, Radio, einfach überall mit dem gleichen Song läuft und mein Name dabeisteht, dann fällt das den Leuten auf. Das war natürlich für mich der große Vorteil, den ich daraus ziehen konnte. Dafür bin ich auch sehr dankbar, denn sowas passiert nicht alle Tage und es ist super, dass das so gekommen ist. uni:press: Du sagst, du hast nach dem Werbespot doppelt so viele Konzerte gespielt. Bist du selbst tätig geworden oder sind Leute auf dich zugekommen und haben für eine Show angefragt? JN: Das war teils-teils. Zum einen habe ich mich natürlich auch selbst bei Konzertlocations beworben, aber zum anderen haben mich Veranstalter angeschrieben und gesagt „Hey, wir haben dich gesehen in der TV-Werbung“ oder sie haben den Song auf fm4 gehört und gefragt, ob ich Lust hätte, bei ihnen ein Konzert zu spielen. Auf diesem Weg war die Planung auch gleich um einiges einfacher. uni:press: 2015 hast du einige Konzerte gespielt, der Werbespot mit deinem Song lief im Fernsehen. Inwieweit ist das 2016 noch zu toppen und was hast du musikalisch und anderweitig vor? JN: Ich möchte in den nächsten zwei Monaten, also im März und April, eine neue CD aufnehmen. Die sollte natürlich heuer noch erscheinen. Was danach kommt, das kommt. Ich bin meistens mit diesem Programm am besten gefahren. Was passiert, das passiert. Ich bin für alles offen, aber ich mache mir selbst keinen Druck, dass ich noch mehr erreichen und das Erreichte noch toppen muss. Ich würde gefühlsmäßig sagen, einfach Schritt für Schritt. Etwas überlegen, aufschreiben, aufnehmen und dann schauen, was passiert. Auf jeden Fall will ich 2016 auch als Volksschullehrer Fuß fassen und natürlich nebenbei weiterhin Musik machen. Das sind meine Ziele. Natürlich möchte ich auch noch glücklich und gesund bleiben (lacht).
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zeit masch ine
EIN VERHÄNGNISVOLLER ZEITGEIST Gastarbeiter, Asylanten und Flüchtlinge werden in Österreich an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Sie sind die Zielscheibe von Verbalattacken und Opfer eines Fremdenhasses, der von verantwortungslosen Politikern und engstirnigen „Österreich-Rettern“ gefördert wird. Das Asylgesetz ist Ausdruck dieses verhängnisvollen Zeitgeistes.
„Das neue Asylgesetz steht im konkreten Gegensatz zur Genfer Konvention“, wettert Dr. D. von der Salzburger Flüchtlingsberatungsstelle gegen die Auswirkungen des Asylgesetzes. D., Mitglied der SPÖ, ist von ihren Parteikollegen enttäuscht und will „parteiintern etwas anzetteln“. Das Gesetz sei Ausdruck einer unmenschlichen Haltung des Gesetzgebers gegenüber Asylansuchenden, schlägt Bürgerlisten-Mandatar B. in dieselbe Kerbe. Betroffen ist er über die „unverantwortliche Stimmungsmache“, die dem Gesetz vorausging. Mit der Salzburger Landesregierung geht er hart ins Gericht. „Wenn es um Flüchtlinge und Asylanten in Salzburg geht, lassen die Verantwortlichen jedes Engagement vermissen. Die festgesetzte Quote (1200) für die Aufnahme von Flüchtlingen wird bei weitem nicht erfüllt.“ Die Schubhaftzellen werden künftig überbelegt sein, den Flüchtlingen wird keine Chance eingeräumt, einen Asylantrag zu stellen. „Es ist jetzt schon schwer, mit den Schubhäftlingen Kontakt aufzunehmen“, beschreibt Dr. H. von „amnesty international“ Salzburg die unmenschliche Situation, mit der Flüchtlinge konfrontiert werden. „Wenn es uns dann endlich gelingt, zu den Inhaftierten vorzudringen, so bleiben uns maximal 10 Minuten Zeit, um mit ihnen zu sprechen.“ Während die Politiker mit restriktiven Gesetzen die Grenzen dicht machen, wird den Gastarbeitern und
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Interessantes, Kurioses und Schockierendes in uni:press-Ausgaben aus dem Jahr 1991 entdeckt und ausgegraben von Christoph Würflinger
„anerkannten“ Flüchtlingen das Leben in Österreich schwer gemacht. „Eine Integration auf einer multikulturellen Basis ist kaum möglich“, erklärt Dr. Ö von VeBBas (Verein zur Betreuung und Beratung von Ausländern in Salzburg). An erster Stelle rangiert das Wohnproblem. Vermieter kassieren Unsummen für menschenunwürdige Unterkünfte. Dazu Ö.: „Die Gastarbeiter sind bereit alles zu zahlen, nur um eine Wohnung zu haben.“ Besonders prekär ist die Situation bei den Flüchtlingen. „Ohne Paß gibt es kein Zimmer, auch nicht in Jugendherbergen“, stellt Dr. H. die triste Situation dar. Die Unterbringung von Flüchtlingen und Asylwerbern in Salzburger Gemeinden hängt vom Gutdünken der Gemeindeobersten ab. „In Strobl haben wir 115 Menschen untergebracht. Dort funktioniert die Betreuung ausgezeichnet, denn die Bevölkerung unterstützt unsere Arbeit. In St. Gilgen hingegen stoßen wir auf breiten Widerstand“, berichtet die Flüchtlingsberaterin Dr. D. Die Ausländerfeindlichkeit, die sich in Teilen der Bevölkerung breit macht, führt D. auf mangelnde Informationsarbeit zurück. B. geht einen Schritt weiter: „Die Menschen werden durch ausländerfeindliche Kampagnen verängstigt. Die FPÖ zeigt sich in erster Linie dafür verantwortlich. Leider sind auch ÖVP und SPÖ auf diesen Zug aufgesprungen.“
Unipress 105 (Dezember 1991)
Glücklich, staunend und dankbar geben wir die Wiederauferstehung unseres Magazins bekannt. Mit dem Wissen, dass fraktionspolitisches Hickhack keine Sau interessiert, verkünden wir die frohe Botschaft, dass unser allseits beliebtes und gern gelesenes Studierendenmagazin
uni:press nach kurzer Midlife-Crisis im 51. Lebensjahr am 23. März 2016 um 9:36 mit 100 g und 28 x 21 cm wiederauferstanden ist.
Wir sind überglücklich!
In Liebe und Dankbarkeit
das Pressereferat Salzburg, März 2016