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UNI:PRESS STUDIERENDENZEITUNG DER ÖSTERREICHISCHEN HOCHSCHÜLERINNENSCHAFT SALZBURG — #673 JUNI 2013
Laut!
Die Revolution ist keine schande. eine junge Ägypterin erzählt über die revolution in ihrem Heimatland. Außerdem hält sie fest, dass sie mit der westlichen berichterstattung rund um den Sturz von Mubarak sehr unzufrieden ist.
Die öh wahlergebnisse im überblick. eine Wahl, niedrige Wahlbeteiligung und viele Zugewinne. Außerdem: Statements der einzelnen Fraktionen zum Wahlergebnis und was wir in den nächsten zwei Jahren erwarten dürfen.
warum manche menschenleben mehr wert sind als Andere. Über den bombenanschlag in boston und den einsturz einer Fabrik in bangladesh, die opfer und die jeweilige Medienberichterstattung darüber.
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EDITORIAL
LAUT!
Liebe Leserin, lieber Leser Die ÖH-Wahlen sind geschlagen. Es freut uns, dass der bisherige Kurs der grün-roten Koalition eindrucksvoll bestätigt wurde! Gemeinsam verfügen die Fraktionen GRAS (Grüne & Alternative StudentInnen) und VSStÖ (Verband Sozialistischer StudentInnen) nun über rund 62,4% der Stimmen bzw. über 9 von 13 Mandaten im Salzburger Studierendenparlament, der ÖH-Universitätsvertretung. Das Wahlergebnis im Überblick: GRAS: 40,73% (+8,87%)/6 Mandate (+1), Aktionsgemeinschaft (AG): 26,20% (+0,19%)/4 Mandate (+/- 0), VSStÖ: 21,64% (-0,35%)/3 Mandate (+/-0). Die PLUSS (Plattform Unabhängiger Studierender Salzburg) hat bei dieser Wahl nicht mehr kandidiert. Den Einzug in die Universitätsvertretung verpasst haben die Jungen Liberalen (JuLis): 4,27% (+1,36%), der Kommunistische StudentInnenverband (KSV): 3,79% (+0,47%), sowie der Ring Freiheitlicher Studenten (RFS): 3,38% (+0,09%). Einziger Wehrmutstropfen des Ergebnisses ist die stagnierende Wahlbeteiligung, die diesmal bei 25,18% (-1,58%) lag. Um den Ursachen dafür auf den Grund zu gehen und gegensteuern zu können, hat das Bildungspolitische Referat der ÖH Salzburg eine österreichweit einzigartige Wahlmotivumfrage bzw. Nachwahlbefragung durchgeführt. Die Rücklaufquote liegt bereits bei über 800 Fragebögen, womit valide Ergebnisse gewonnen werden können. Über die Ergebnisse der Erhebung informieren wir euch in der nächsten u:p-Ausgabe. Wir bedanken uns bei allen WählerInnen für ihr Vertrauen und werden weiterhin versuchen, eure Interessen bestmöglich zu vertreten! Wir stehen für emanzipatorische, aufgeklärte, nachhaltige und solidarische Bildungs- und Gesellschaftspolitik! Auch wenn der Wahlkampf vorbei ist, geht es in dieser Ausgabe „Laut!“ weiter. Unter dem Titel „Viel Lärm um Vieles“ befasst sich die letzte uni:press-Ausgabe in dieser Funktionsperiode mit sexuellen Übergriffen auf Frauen, zwei Jahre nach der arabischen Revolution in Ägypten („Die Revolution ist keine Schande“ von Nada Amin, S. 10), der Landkarte der Freiheit („So frei ist die Welt“ von Jürgen Whöry, S.14), einem Best of Lauter bzw. Leiser (S.8) , der Gebärdensprache von Jürgen Whöry (S.15) und vielen anderen Themen mehr. An dieser Stelle sei auch nochmal allen AutorInnen gedankt, die durch ihr ehrenamtliches Engagement die uni:press in ihrer Vielfältigkeit und ihrem Facettenreichtum ermöglicht haben! Besonders hervorzuheben sind die Reform-Anstrengungen, die unter Matthias Gruber und Sandra Bernhofer (vormals Pressereferent und Chefradakteurin) angestoßen wurden. Im Zuge
der Entwicklung eines neuen Corporate Designs für die ÖH Salzburg (neues Logo usw.) konzipierten sie einerseits eine inhaltliche Neuausrichtung und kleideten die uni:press andererseits in ein neues Gewand. Unter dem amtierenden Team bestehend aus Christopher Spiegl (Pressereferent) und Marie Schulz (Chefredakteurin) wurde dieser Reformprozess mit der Umstellung auf das Magazinformat vollendet. Für die grafische Neuausrichtung und Gestaltung der uni:press zeigt sich Luca Mack seit einigen Ausgaben verantwortlich. Durch seine professionelle Unterstützung spielt die uni:press auch optisch in einer ganz anderen Liga! Zu guter Letzt möchte ich mich an dieser Stelle auch persönlich verabschieden: Nach vier intensiven Jahren ÖH-Tätigkeit, darunter fast zwei Jahre als Organisationsreferent und zwei Jahre als ÖH-Vorsitzender, werde ich nun wie geplant aus meinen Funktionen ausscheiden und die Verantwortung an eine neue Generation weitergeben. Es waren vier intensive und spannende Jahre, manchmal zwar anstrengend und kräfteraubend, aber meist erfreulich und motivierend. Ich habe versucht, bestmöglich im Sinne der Studierenden und der ÖH zu wirken, und kann zufrieden auf die vergangenen Jahre zurückblicken. Su Karrer wird jetzt ebenfalls nach zwei Jahren aus dem Vorsitzteam ausscheiden. Auch wenn Su nicht so sehr in der Öffentlichkeit gestanden ist, war sie im Hintergrund immer eine der tragenden Stützen der Exekutive. Ihr gilt dafür ein besonderer Dank! Daniel Winter, der voraussichtlich noch weiterhin im Vorsitzteam verbleiben wird, möchte ich weiterhin alles Gute wünschen, ich bin sicher, dass er den eingeschlagenen Weg weiter entschlossen beschreiten wird! Und last but not least wird auch Kay-Michael Dankl, der mittlerweile seit 2009 im Referat für Bildungspolitik, unter anderem mehrere Jahre als Referent, tätig war, die ÖH im Sommer verlassen. Nicht nur den StudierendenvertreterInnen ist er als Hans-Dampf-in-allen-Gassen bekannt, der die ÖH-Salzburg maßgeblich mitgeprägt hat. Ohne sein (im wahrsten Sinne des Wortes!) unermüdliches Engagement wären viele Erfolge sicher nicht realisierbar gewesen. Für seinen weiteren Lebensweg wünsche ich ihm viel Glück, Erfolg und Gesundheit! Ein großes Danke geht auch an alle anderen im Team, die ich hier leider nicht alle persönlich erwähnen kann! Es war mir eine Freude! In diesem Sinne bleibt mir nur mehr, allen Leserinnen und Lesern viel Erfolg bei den anstehenden Prüfungen und hoffentlich die eine oder andere erholsame und sonnige Sommerwoche zu wünschen!
Simon Hofbauer ÖH Vorsitzender
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kULTUR & mENSCHEN LAUT!
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von Marie Schulz
DAS EWIGE KREUZ MIT DEN PRAKTIKA
es ist wieder so weit: Das Semester ist fast vorbei, die heiß ersehnten Sommerferien stehen vor der Tür. Mit den Sommerferien kommt aber nicht nur die Zeit, die Seele baumeln zu lassen, sondern auch die Hochsaison der Praktika, Volontariate und Ferienarbeiten. laut einer aktuellen erhebung haben 43% der StudentInnen bereits mindestens ein Praktikum absolviert, wobei 60% der vorgeschriebenen Pflichtpraktika nicht bezahlt wurden. Meiner Meinung nach ist diese Tatsache so aber in keiner Weise tragbar. Da opfert man einen großteil seiner heiligen Sommerferien, um berufliche erfahrungen in seinem zukünftigen berufsfeld zu sammeln, oder um die eCTS für das vorgeschriebene Pflichtpraktikum zu ergattern, und dann wird man dafür nicht einmal entlohnt. Dass viele Arbeitgeber der Meinung sind, dass die PraktikantInnen ihnen schon für die Praktikumsstelle an sich die Füße küssen müssten und sie deswegen gratis zu arbeiten hätten, macht die Situation vieler Studenten nicht leichter. es gibt hier sicher ein paar Ausnahmen, aber ich persönlich kenne keinen einzigen Studenten, der für sein Praktikum mit 40 Stunden-Woche angemessen entlohnt wurde. ein beispiel: Wer pro Praktikumsmonat 500 euro bezahlt bekommt, der hat glück gehabt – denn so viel bekommen die Wenigsten. Trotzdem ist es so, dass man hier für läppische 3,13 euro pro Stunde arbeitet. leben kann davon keiner. Außerdem erscheinen die typischen PraktikumsTätigkeiten wie tägliche botendienste oder das Sortieren von Dateien in diesem licht gleich noch ein bisschen langweiliger. StudentInnen haben zwar oft das glück, finanziell von den eltern oder dem Staat gestützt zu werden, trotzdem finde ich, dass man ehrliche und engagierte Arbeit entsprechend honorieren sollte. ArbeitgeberInnen sollten sich vielleicht auch einmal überlegen, dass sie hier potentielle zukünftige Arbeitskräfte ausbeuten, und ihr Unternehmen auch nach außen hin in ziemlich schlechtem licht darstellen.
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in halt
© M. Angel Herrero
LAUT!
UNI & LEBEN
POLITIK & GESELLSCHAFT
KULTUR & MENSCHEN
Stimmen zur ÖH-Wahl - S. 20
Die Unsichtbaren - S. 34
Krähenfreiheit - S. 50
Die ÖH-Wahl im Rückblick - S. 22
Friss oder Stirb! - S. 51
Umfrage: Fernbedienung - S. 8
No Taxation without Representation - S. 23
Warum manche Menschenleben auch heutzutage immer noch weniger wert zu sein scheinen als andere - S. 36
Die Revolution ist keine Schande - S. 10
Rentabel und kommerziell: Bildung - S. 24
Monsanto? Ja, natürlich! - S. 40
Die Revolution ist keine Schande - S. 10
Mit „Exzellenz“ in die Zukunft? - S. 26
“With me are six million accusers” - S. 42
Fotostrecke - S. 12
Ungarn: Nie wieder Faschismus – oder vielleicht doch? - S. 28
Einmal 75B bitte! - S. 43
Das ewige Kreuz mit den Praktika - S.4 Viel Lärm um vieles – Gehorsam bis zum Gehösturz - S. 6
So „frei“ ist die Welt - S. 14 Die Vielfalt einer stillen Kunst - S. 15 Laut von A nach B - S. 16 Versus: Metal - S. 18
Das Beste – aus Kärnten - S. 52 Ska-Inferno im Rockhouse - S. 54 30 Tage, 80 Acts, ein Ziel - S. 54 Die spinnen, die Finnen! - S. 55
Geht nicht, gibts nicht - S. 30
Topless-Protest als post-revolutionärer Feminismus - S. 44
Was die Welt vor 90 Jahren bewegte - S. 56
StudentInnenfutter - S. 32
Unsere Sprache, gute Sprache! - S. 46
Von glitzernden Vampiren zur außerirdischen Dreiecksbeziehung - S. 58
Nur noch kurz die Welt retten - S. 48
Welcher Urlaubstyp bist du? - S. 59
IMPRESSUM Medieninhaberin: Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft an der Paris Lodron Universität Salzburg (ÖH Salzburg), Kaigasse 28, 5020 Salzburg, www.oeh-salzburg.at, sekretariat@oeh-salzburg.at / Herausgeber: Simon Hofbauer, Vorsitzender der ÖH Salzburg / Chefredakteurin: Marie Schulz / Pressereferent: Christopher Spiegl (Kontakt: presse@oeh-salzburg.at) / Layout: Luca Mack / Lektorat: Katharina Zeppezauer-Wachauer / Anzeigen und Vertrieb: Bernhard Svacina, Marie Schulz, Christopher Spiegl MitarbeiterInnen an dieser Ausgabe: Marie Schulz, Christopher Spiegl, Simon Hofbauer, Su Karrer, Robert Hecker, Nada Amin, Jürgen Wöhry, Marina Hochholzner, Lisa Mitterbauer, Philip Innerlohinger, Robert Obermair, Kay-Michael Dankl, Susanne Mayr, Jennifer Rödl, Dilara Akarcesme, Elisabeth Buchner, Nicole Vorderobermaier, Jan Marot, Lena Schollenberger, Konstantinos Sampanis, Hermine K., Christof Fellner. Druckerei: Laber Druck, Michael-Rottmayr-Straße 46, A-5110 Oberndorf. / www.laberdruck.at Auflage: 16.000
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LEITARTIkEL
Leitartikel von Christopher Spiegl
Viel Lärm um Vieles – Gehorsam bis zum Gehörsturz Die Dauerbeschallung nimmt schon früh ihren Anfang. Die Advokaten der Marketingabteilungen schreiben die gehirne von Kindern wie Festplatten voll. Wie relevant das für den weiteren lebenslauf ist, kann jede/r für sich selbst beurteilen: bereits zweijährige Kinder können zwischen McDonald‘s und burger King unterscheiden. Das sind aber nicht die einzigen negativen effekte, welche uns im lauten 21. Jahrhundert Sorgen machen sollten. Von Christopher Spiegl
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m Alter von zehn Jahren kennt ein Kind bereits zwischen drei- bis vierhundert Markennamen. Während uns Werbung früher nur im TV, in Reklamen und auf Plakaten das Gelbe vom Ei versprach, sind wir dank Web 2.0 und sämtlicher interaktiver Gadgets unfreiwillig und nahezu in jedem Lebensbereich dem nicht enden wollenden Rhythmus der Werbetrommeln ausgesetzt. Süße Versprechungen. Die Errungenschaften der Aufklärung verelenden im Umgang mit unseren Jüngsten: Kinder dürfen nicht mehr Kinder sein und ihre tabula rasa wird hauptsächlich mit marketingrelevanten Informationen beschmiert. Sie werden auf Wirtschaftsobjekte reduziert. Die Industrie bedient sich einer aktiven und einer passiven Dimension der effektiven Beschallung um Nutzen aus unserem Nachwuchs zu pressen: Sie schafft HeldInnen, die dem jeweiligen Produkt (wie etwa auf Müslipackungen) zugeordnet werden können. Die kurzen Geschichten, welche diese ProtagonistInnen in der Werbewelt durchleben, strotzen nur so vor Details, welche um diekindlichen Aufmerksamkeit buhlen: Geschichten mit klaren VerliererInnen/ GewinnerInnen, Lärm, Spielen und Versprechungen. Und diese Botschaften werden überall platziert – vom Schokoriegel bis zum Softdrink wird alles mit SuperheldInnen und supersüßen Comics zugepflastert. Passiven Nutzen zieht die Werbebranche vor allem in ihrer pseudo-wissenschaftlichen Selbstlegitimierungsmaschinerie: Pester power steht im MarketingJargon für die „Quengelkraft“ eines Produkts. Gemeint ist damit jene Intensität, mit der das Kind seine Eltern anbettelt, um die Eltern zum Kauf des Produkts zu animieren. So wird der Profit gesteigert. Bei unseren Jüngsten steigt lediglich Diabetes Typ 2, der früher noch als Altersdiabetes (!) bezeichnet wurde. Die fiktiven Charaktere, die für gewisse Produkte stehen, überwiegen
in der Kaufentscheidung die Reflexion über gesunde Inhaltsstoffe. Verschwörungstheoretisch könnte hier noch behauptet werden, dass die Überzuckerung womöglich noch die pester power steigern könnte... Fakt ist jedoch, dass sich Marketing im Kindersektor bezahlt macht: Laut der Investmentbank JP Morgan beträgt die durchschnittliche globale Rendite für Süßigkeiten, Kekse und Sonstiges 18,4 Prozent, während Obst und Gemüse bei knapp 5 Prozent nicht gerade attraktiv für InvestorInnen ist. Und täglich grüßen Arbeits-Beat und Info-Tango. Aber auch im Erwachsenenleben leidet man unter dem erhöhten Lärmpegel, der dem Turbo-Kapitalismus innewohnt. Neben der Aussetzung von mannigfaltigen Werbebotschaften wurden viele Bereiche des Lebens einer noch nie dagewesenen Hektik unterworfen. Stress scheint eine Volkskrankheit geworden zu sein. Die voranschreitende Technisierung erweist sich als doppelschneidiges Schwert: Im Privatleben sind wir dank Facebook, Live-Ticker & Co. immer stärker vernetzt und auf dem aktuellsten Stand des Weltgeschehens. Auf der anderen Seite ist der Großteil der Gesellschaft in ein Beschäftigungsverhältnis gezwungen worden, das wenig Raum für individuelle Wünsche und Möglichkeiten für persönliche Erfolgserlebnisse übrig hat. Computer sind überall und haben uns vom Wesen einer sinnstiftenden Arbeit noch weiter entfremdet als es sich Marx, Adorno und Marcuse je erträumen hätten können. Der Mensch bedient nur noch die Maschine. Die meisten Angestellten füllen lediglich Masken und Formulare aus. Eine Programmiererin schreibt die Benutzeroberfläche für zehntausende Sklaven. Wenn‘s dann plötzlich ruhig im Alltag wird, wenn wir nicht das Piepsen einer Kasse hören oder der MP3Player mal keinen Akku mehr hat, stellt sich ein ungutes Gefühl ein; gleich einem Junkie fragt man sich plötzlich: „Wo ist denn meine Dosis noise-pollution?!“ Eine Antwort darauf könnte man im Unruhe-Stress-
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system finden. Neurobiologen entdeckten es, als erforscht wurde, was das Gehirn tut, wenn es scheinbar nichts tut. Es schaltet auf die unspezifische Wachsamkeit eines Tieres in der Wildnis um, das alle Sinne auf die Wahrnehmung möglicher Bedrohungen ausrichtet. Bei der Mehrheit der Arbeitsplätze ist heute nicht mehr die fokussierte Erledigung einer Arbeit gefragt, sondern eher eine breit gestreute, aber flache Aufmerksamkeit. Ist Multi-Tasking das eigentliche MonoTasking? In einem Wirtschaftssystem, das nie genug kriegen kann, nehmen die einzelnen Arbeitsaufgaben zu, die uns dauerhaft überfordern. Wer ständig in Alarmbereitschaft ist, kann keine Aufgabe mehr in voller Konzentration erledigen. Die dauerhafte Aktivierung des Reiz- und Gefahrensuchsystems ruiniert nicht nur die Konzentration und Merkfähigkeit, sondern begünstigt auch eine Reihe von psychischen Erkrankungen. Zu empfindlich: Sei doch etwas leiser! Plötzlich haben wir alle ADHS, bipolare Störungen und BurnOuts. Na fein, dann haben wir wenigstens eine Diagnose und können das Problem mit Medikamenten und Therapien bekämpfen. Systemkritik kommt da gar nicht erst auf. Scheinbar kann das persönliche Problem beim Namen genannt werden und die Aussicht auf Heilung der „Krankheit“ eröffnet einen Ausweg aus der momentanen Misere. Medikamente haben jedoch nicht nur Einfluss auf die eigene Persönlichkeit, sondern auch darauf, wie die Leute mit jemanden umgehen und wie man sich selbst wahrnimmt. Man wird weniger ernst genommen, es wird einem geraten, seine Ansprüche etwas zurückzuschrauben und man muss nicht mehr so viel leisten – kurz: Der eigene Horizont und die eigene Sichtweise auf die Welt werden streng limitiert. Keine Utopien und keine Hoffnungen. Konsumier‘ die Pillen, friss dein Fertiggericht und sei glücklich! Was uns aber beunruhigen sollte ist die fünfte Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5), welches vor kurzem veröffentlicht wurde. Dieses Werk dient für Gerichte, Krankenkassen und Versicherungsgesellschaften als Grundlage, um beurteilen zu können, wer psychisch krank oder eben „normal“ sei. KritikerInnen des DSM-5 behaupten nun etwas, das viele bereits vermutet haben: Die ganze Welt ist voller Irrer! Mensch bleibt Mensch & Lärm bleibt Laut. Wenn das DSM-5 in vollem Umfang zur Geltung käme, würden die Diagnosen psychischer Krankheiten rapide in die Höhe schießen, während sich die Pharmaindustrie die Hände riebe. Aber so krank sind wir nicht. Kleines Beispiel an absurden Diagnosen des DSM-5 gefällig? Die Binge Eating Disorder dürfte ziemlich viele von uns betreffen: Wer einmal pro Woche zu viel isst
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und diesem Luxus über zwölf Wochen lang hinweg nachgeht, darf sich von nun an als psychisch gestört betrachten. Kindern kann eine Disruptive Mood Dysregulation Disorder attestiert werden. Symptome? Blaue Flecken vom Herumtollen, das Nichtzuhalten-Sein, Wutanfälle und lautes Artikulieren der eigenen Wünsche sind Grund genug, um dieses Label vom Psychiater zu erhalten. Zweifelsohne gibt es Probleme, die sich nur durch medikamentöse Behandlung und eine adäquate Therapie beseitigen lassen. Sie sind jedoch bei Weitem nicht so
„KRITIKERINNEN DES DSM-5 BEHAUPTEN NUN ETWAS, DAS VIELE BEREITS VERMUTET HABEN: DIE GANZE WELT IST VOLLER IRRER!“
stark verbreitet, wie angenommen. Unser derzeitiges Wirtschaftssystem macht krank. Entweder du wirst zu Unrecht als psychisch labil deklariert, in die zweite Reihe gestellt, oder du gehörst zu denen, welche die Auswirkungen des Ausbeutungsmechanismus am eigenen Leibe zu spüren bekommen. Besonders drastisch zeigt sich das im krisengebeutelten Griechenland: Im Interview mit der Jungle-World berichtet der griechische Psychologe Andrew Armatas von den psychosomatischen Auswirkungen der Finanzkrise. Entgegen des Klischees von „faulen Südländern“ ergab eine Studie der Natixis-Bank, dass die GriechInnen 2119 Stunden pro Kopf und Jahr arbeiten (zum Vergleich: in Deutschland sind es durchschnittlich 1390 Stunden). Dieser Stress – gepaart mit der repetitiven negativen Berichterstattung und der Austeritätspolitik einer Marionettenregierung – sorge laut Armatas dafür, dass sich viele Menschen in Griechenland immer wieder sagen: „Ich möchte nichts mehr davon hören!“ Im schlimmsten Fall wachen diese Leute dann tatsächlich eines Tages auf und können nichts mehr hören. Die Ärztin/der Arzt kann medizinisch nichts finden, aber das Audiogramm zeigt, dass dieser PatientInnen wirklich nichts mehr hören können. Unsere Körper haben Grenzen. Die Lautsprecher des Systems nicht. Psychogener Hörsturz. Lärm kills.
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Was würdest du lauter/leiser machen, wenn du eine allmächtige Fernbedienung hättest? „Die Welt um uns herum wird immer lauter“, beklagen die einen. „Ich hör aber immer noch nichts“, beschweren sich die anderen. Doch was würdet ihr lauter oder leiser stellen, wenn man euch die ultimative Universalfernbedienung dafür geben würde? Die Meinungen hierzu erweisen sich als ziemlich konträr – es ist eben doch die Uneinigkeit, die uns verbindet. Von Robert Hecker
LAUTER
1. Musik 2. Naturgeräusche 3. Wasser 4. Mitmenschen 5. Verkehr © Cerebro Humano (Flickr)
Best of LAUTER: Salzach-Plätschern (Kathi, 24, Kowi) / Gute Gespräche (Daniel, 23, Soziologie) / Hintergrundmusik im echten Leben (Teresa, 20, Jus) / Schüchterne Leute (Max, 25, Jus) / ProfessorInnen, die das Mikrofon immer noch nicht finden (Jenny, 24, Kunstgeschichte) / Katzenschnurren (Anne, 25, Geo) / Die Stille (Dave, 29, Geo)
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© ag4gpa (Flickr)
© andhij (Flickr)
© Diliff (Wikimedia Commons)
© thomelomsen (Flickr)
LEISER
1. Mitmenschen 2. Verkehr 3. Technische Geräte 4. Naturgeräusche 5. Alles, was beim Fernsehen stört © laubarnes (Flickr)
Best of LEISER: Meine Nachbarin, die am Balkon telefoniert (Claudia, 35, Geschichte) / Touris in Salzburg (Maria, 22, Englisch) / Babygeschrei (Regina, 24, Kowi) / Mopeds (Daniel, 25, Soziologie) / Leute, die in der ersten Reihe sitzen und trotzdem tratschen (Maximilian, 30, Geo) / Vogelgezwitscher um 4 Uhr morgens (Anne, 25, Geo) / Das Leben, diese scheiß Hure (Dave, 29, Geo) / Alles (Henrik, 27, EUS)
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Die Revolution ist keine Schande Fast zweieinhalb Jahre nach dem Anfang der Revolution in Ägypten hört man kaum noch etwas von den Medien über die Lage der Menschen in Ägypten. Ein Produkt der neueren Berichterstattung ist die seltsame Wortschöpfung „Die arabische Schande“ (wie etwa in derZeit Online). Diese „Schande“ wird mit herzerschütternden Storys von sexuellen Übergriffen, die in Ägypten angeblich nur jetzt – nach der großen Revolution – passieren, untermauert. Von Nada Amin ch bin halb Ägypterin und halb Österreicherin. Geboren wurde ich in Ägypten, wo ich auch den größten Teil meines Lebens verbrachte. Ich habe alles von der Revolution miterlebt, bis ich im September 2012 nach Salzburg umgezogen bin. Als Ägypterin verletzt es mich, solche Negativschlagzeilen zu lesen, denn ein großer Teil der Wahrheit – die auch hoffen lässt – geht darin unter. Es verletzt mich als ägyptische Frau dauernd hören zu müssen, dass wir keine Rechte haben und wie hilflos wir nicht sind. Es wird fast nie berichtet wie die ÄgypterInnen gegen die sexuellen Belästigungen kämpfen. Anderseits werden ägyptische Männer als Kriminelle und Vergewaltigter bezeichnet. Die Presse befand es nicht für nötig, von einem Mann zu berichten, der beim Versuch ein Mädchen vor einem Übergriff zu beschützen mit ein Messer erstochen wurde. Es scheint sinnvoll, im Folgenden einige Hintergrundinformationen über das Verhältnis der Geschlechter in Ägypten vor der Revolution aufzuführen, damit die Sache ein bisschen klarer wird. Die sexuellen Übergriffe in Ägypten passierten – wie anderswo auf der Welt auch – schon immer, nicht erst nach dem Sturz vom Mubarak. In Ägypten wird man als Frau und auch als Mädchen dauernd durch Kommentare von Männern auf der Straße belästigt. Das sind nervige Flirtversuche, wie sie leider auch in anderen mediterranen Ländern wie z.B. Italien, Griechenland und Spanien vorkommen. Ende der 1980er stieg die Anzahl der arbeitslosen Ägypter stark an. Sehr viele sind in die arabischen Golfstaaten wie Saudi Arabien gegangen, um dort zu arbeiten. Die meisten sind ungefähr fünf bis acht Jahre dort geblieben und dann mit dem angesparten Geld nach Ägypten zurückgekommen. Leider brachten sie nicht nur das Geld von Saudi Arabien mit. Sie haben auch die extremen religiösen und frauenfeindlichen Gedanken der männlichen Saudis mitgebracht. Auf einmal mussten sehr viele Frauen ihre Köpfe bedecken, und die Männer schränkten die Freiheit der Frauen drastisch ein. Die Leute, die nach Saudi Arabien gingen, gehörten meist zur unteren Mittelschicht der Ägypter. Mit der Zeit ist es typisch und traditionell geworden, dass Frauen aus dieser sozialen Schicht ein Kopftuch tragen müssen. Eine konserative Welle erfasste Ägypten. Dieser Rückfall in veraltete Verhaltensmuster hatte negative Auswirkungen auf die Geschlechterrollen: Beziehungen vor der Ehe waren nunmehr – und sind es leider auch noch immer – streng verboten. Wenn ein Paar, das noch nicht verheiratet ist, sich an den Händen hält, wird das im öffentlichen Raum als große Schande empfunden. So war das Leben in der unteren Mittelschicht und bei den ganz armen Ägyptern – dem bei weitem größten Teil der Gesamtbevölkerung. Weil es keine Beziehungen vor der Ehe zwischen Mann und Frau geben konnte, und weil sehr viele Männer arbeitslos waren, oder aber in ihrer Arbeit sehr wenig Geld verdienten, konnten sie es sich nicht leisten, zu heiraten. Und das führte zu einer sexuellen Unterdrückung. Und mit der Zeit verwandelte sich diese sexuelle Unterdrückung in sexuelle Übergriffe.
© Jonathan Rashad
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Die Frauen haben sich früher geschämt, zu erzählen, dass sie vergewaltigt wurden. Eine große Anzahl der Ägypter sah es als Schande und tat so, als ob die Frau selbst daran schuld wäre, wenn sie von einem Mann vergewaltigt oder auch eben nur verbal belästigt wurde. Im Jahr 2010 wurde ein ägyptischer Film im Kino gezeigt mit dem Namen „Kairo 678“. Diese mutige Produktion war der erste Film, der den sexuellen Missbrauch in Ägypten thematisiert hat. Dieser Film hat vieles verändert. Er hat gezeigt, dass Frauen sehr wohl das Recht dazu haben, sexuelle Übergriffe zu bekämpfen, und dass sie eine Anklage gegen den Mann vorbringen können, der sie belästigt hat. 2010 wurde der Film zum Hit in Ägypten. Er hat sehr viele Frauen
gestärkt und das einstige Tabu zum aktuellen Thema gemacht. Einige Monate später hat man in den Medien von der ersten Anklage gehört, dann kam die zweite usw. Das waren kleine Schritte zur sexuellen Revolution der Frau. Es gab auch eine andere, politische, Art von sexuellen Übergriffen. Im Mai 2005 gab es große Demonstrationen in Ägypten gegen eine Verfassungsänderung, die Mubarak damals durchgeführt hat. JournalistInnen und AktivistInnen haben in Kairo protestiert, und plötzlich attackierte ein Mob von Männern die Frauen. Dieser männliche Mob hat die Frauen nur belästigt, weil sie gegen Mubarak demonstriert haben. Dieser Tag wurde der Schwarze Mittwoch genannt. Wie im letzten Absatz zu lesen ist, gibt es verschiedene Arten sexueller Übergriffe. Erstens jene, die von den
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Männern begangen werden, weil der Sexualtrieb durch veraltete Moralvorstellungen unterdrückt wird, da sich viele Männer keine Heirat leisten können. Und dann gibt es noch die politisch organisierten Übergriffe gegen Frauen. Vom 25. Jänner 2011 bis zum 11. Februar, dem Tag an dem Mubarak schließlich zurückgetreten ist, fanden sich viele Frauen und Männer am Tahir Platz in Kairo ein. Ich war auch da, wir haben in Zelten geschlafen und waren 18 Tage und Nächte dort. Die einzige Gewalt, die in dieser Zeit ausgeübt wurde, war entweder von der Polizei oder den so genannten Pro-Mubaraks. Nicht ein einziges Mal wurden ich oder meine Freundinnen in irgendeiner Art belästigt. Für mich war der Tahrir Platz der sicherste Ort der Welt. Am 11. Februar wandelte sich jedoch dieser vermeintlich sichere Hafen in ein unberechenbares Chaos. Leute haben gefeiert, dass Mubarak zurückgetreten ist, und zur selben Zeit begannen Männer die Frauen am Tahrir Platz zu belästigen. Ab und zu gab es immer Proteste auf dem Tahrir Platz gegen das Militär und da gab es auch Übergriffe. Seit Mohammed Morsi Präsident der Muslimbrüder geworden ist, gab es sehr viele Proteste auf den Tahrir Platz gegen ihn, seine Gruppe und seine Entscheidungen. Im November 2012 gab es eine neue Art von sexuellen Übergriffen auf dem Tahrir Platz. Diese Übergriffe haben immer dasselbe Muster: Stets umkreist eine Gruppe von Männern eine Frau. Diese Männer haben verschiedene Waffen in der Hand wie Messer, Stöcke und Elektroschocker. Sie verwenden diese Waffen auch gegen jene, die dem Mädchen oder der Frau helfen wollen. Dann reißen die Männer der Frau die Kleidung vom Leibe und fassen sie überall an ihrem Körper an. Diese Übergriffe sind organisiert, sie passieren nicht spontan, aber niemand weiß, wer sie organisiert. Junge Ägypter und Ägypterinnen, zum Großteil Studierende, haben zwei Gruppen gegründet: Die Tahrir Bodyguards und die Operation Anti-Sexual-Harassment. Alle sind freiwillig dabei. Sie sind in ihren einheitlichen T-Shirts immer am Tahrir Platz zu sehen. Diese Gruppen sind so organisiert, dass sie sofort zum Platz gehen, wenn sie von einem Übergriff hören, und dort tun sie alles, um die Frau zu retten. Ich habe FreundInnen, die in diesen Gruppen sind, und sie haben mir erzählt, wie gefährlich es sein kann. Sexuelle Übergriffe in Ägypten gab es schon immer. Leider wird davon nur nach der Revolution in den Medien berichtet. Die Revolution ist keine „Schande“. Die Revolution hat nicht dazu geführt, dass solche schrecklichen sexuellen Übergriffe passieren. Das einzige, was die Revolution bewirkt hat, ist, dass sie die Frauen stärker und mutiger gemacht hat, sodass sie solche Übergriffe bekämpfen .
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So „frei“ ist die Welt Um die Freiheit der bürgerInnen in verschiedenen Staaten rund um den globus anschaulich darstellen zu können, veröffentlicht die ngo Freedom House jährlich eine „landkarte der Freiheit“ (Map of Freedom). Die Methodik und die ergebnisse dieser Untersuchungen wirken jedoch sehr zweifelhaft. Von Jürgen Wöhry
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en Ruf nach Freiheit kann man auf der ganzen Welt vernehmen: In allen Regionen der Erde fordern die Menschen ihre Rechte von den Herrschenden ein. Doch wo gibt es besonders große Unfreiheit und wie kann man überhaupt eine Methode entwickeln, um verschiedene Länder in Bezug auf einen abstrakten und facettenreichen Begriff wie Freiheit vergleichen? Genau um dies möglich zu machen entwickelte die NGO Freedom House, welche ihren Hauptsitz in Washington DC hat und bereits 1941 unter anderem von Eleanor Roosevelt gegründet wurde, einen Freiheitsindex. Die Methodik. Unter Freiheit werden die politischen Rechte und die bürgerlichen Freiheiten verstanden. Diese beiden Bereiche werden wiederum in drei bzw. vier Unterkategorien gegliedert. Für diese werden Punkte vergeben, bei den politischen Rechten reicht die Punkteskala von 0-40, bei den bürgerlichen Freiheiten von 0-60. Je mehr Punkte, desto positiver, d.h. desto freier ist ein Land in diesem Bereich. Für die Vergabe sind ExpertInnen zuständig, die sich auf einen Staat spezialisieren. Die vergebenen Punkte werden dann für beide Bereiche in eine Skala von 1-7 umgewandelt. Beide Skalen werden daraufhin gleichberechtigt in den Freiheitsstatus zusammengerechnet, welcher wiederum in drei Bereiche gegliedert ist: 1,02,5 frei; 3,0-5,0 teilweise frei und alle Werte von 5,5-7,0 fallen in die Kategorie unfrei. Internet- und Pressefreiheit werden für einige Staaten separat von dieser Berechnung angegeben. Wer entscheidet über frei und unfrei? Obwohl Freedom House insgesamt ein sehr ambitioniertes Projekt zur Messung der Freiheit in der Welt ist, gibt es zahlreiche Kritikpunkte: Bereits aus der Auswahl der Indikatoren für politische Freiheit und bürgerliche Rechte ergibt sich eine entscheidende Problematik: Alle Nationen werden auf die exakt gleichen Merkmale hin geprüft, ohne auf die unterschiedliche Situation der einzelnen Ländern näher einzugehen. Anstatt Staaten also genau auf ihre verschiedenen Eigenschaften in puncto Freiheit zu analysieren gleicht die Arbeit der ExpertInnen vielmehr dem Abhaken einer Checklist. Oftmals ist auch nur ein/e dieser SpezialistInnen für ein gewisses Land zuständig, und obwohl auf der Homepage der Organisation Informationen über die einzelnen Personen abrufbar sind, bleiben die genauen Beweggründe für deren Benotung ebenfalls oft im
Dunkeln. Eine extrem subjektive Punktevergabe ist somit nicht auszuschließen. Da die genaue Vorgehensweise bei der Punktevergabe ebenfalls nicht publiziert wird, ist es auch nicht möglich, diese nachzuvollziehen. In diesem Zusammenhang ist es erwähnenswert, dass die USA bisher immer die Höchstnote 1 bekamen, trotz massiver Einschränkungen der bürgerlichen Rechte durch den Patriot Act nach 9/11. Freiheit vs. Unfreiheit: Definitionssache! Ein weiterer Kritikpunkt an Freedom House ist das zugrunde liegende Konzept für Freiheit. Dieses ist sehr stark vom amerikanisch-liberalistischen Verständnis von Demokratie geprägt, was zwangsweise zur Benachteiligung von Staaten führt, die ein anderes System als Grundlage für ihren Staatsaufbau haben. Probleme ergeben sich auch dadurch, dass die einzelnen Kategorien als gleichwertig betrachtet werden, was jedoch keineswegs der Realität entsprechen muss: Anstatt die gesamte Situation der Freiheit in einem Land zu betrachten, werden nur die Teilaspekte getrennt überprüft. Aus politologischer Sicht ist zudem die fehlende theoretische Grundlage ein schwerwiegender Kritikpunkt All die oben aufgezählten Aspekte sorgen dafür, dass Freedom House sehr umstritten ist und die Ergebnisse berechtigterweise hinterfragt werden. Subjektivität, mangelnde Transparenz, eine Ausrichtung nach dem amerikanischen Verständnis von Freiheit und Demokratie, sowie eine fehlende theoretische Basis lassen bezweifeln, ob mithilfe dieses Indexes tatsächlich jene Länder erfasst werden, in denen der Ruf nach Freiheit besonders laut ist.
FREI TEILWEISE FREI NICHT FREI
© WIKIMeDIA CoMMonS
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Die Vielfalt einer stillen Kunst B
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Gebärdensprachen sind rund um die Welt verbreitet und für taubstumme Menschen unverzichtbar für die alltägliche Kommunikation. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Sprachen sind erheblich größer, als man zunächst glauben mag. Von Jürgen Wöhry
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ntgegen der häufigen Meinung, dass es nur eine, universelle Zeichensprache gebe, gibt es eine enorme Vielzahl davon. Die Varianz ist hierbei ähnlich hoch wie bei gesprochenen Sprachen. Genauso wenig handelt es sich um künstlich konstruierte, sondern um natürliche Kommunikationsmittel, welche wie die gesprochenen Sprachen in der Bevölkerung entstanden und in weiterer Folge historisch gewachsen sind. Sie entwickelten sich auf der ganzen Welt, von den Aborigenes in Australien bis hin zu den indigenen Völkern Nordamerikas. Vor allem in Gebieten, an denen der Prozentsatz von Gehörlosen überdurchschnittlich hoch war, entstand eine Vielzahl von Zeichensprachen. Es wird auch vermutet, dass man bereits in der Antike solche Systeme benutzte, jedoch gibt es darüber keine Aufzeichnungen. Nonverbale Kommunikation. Anstatt von Lauten bedienen sich Zeichensprachen manueller sowie nicht manueller Kommunikationsmittel. Zu ersteren zählen die Hände, Finger und Arme, zu letzteren Gesichtsausdruck, Blick, Haltung des Oberkörpers und die Formung des Mundes. Manuelle Symbole sind vor allem für die Bildung von Wörtern von großer Bedeutung; hierfür verwendet man die Finger bzw. Handstellung und die Bewegung bzw. die Position der Arme. Nichtmanuelle Ausdrucksmittel sind hingegen großteils für das Kommunizieren von Gefühlen und für die Grammatik der Sprachen zuständig. Die Situation heute. Die heute verwendeten Gebärdensprachen sind sehr jung, die ältesten, wie beispielsweise die französische, sind 300 Jahre alt. Eine der jüngsten ist die nicaraguanische Zeichensprache, die gerade einmal ca. 35 Jahre zählt. Fast jedes Land verfügt über ein oder mehrere eigene Zeichensystem/e, so gibt es auch Unterschiede zwischen Österreich und Deutschland. Zusätzlich existiert eine Vielzahl von Dialekten, wie etwa in der Schweiz, wo es beispielsweise Unterschiede zwischen Zürich und St. Gallen gibt. Solche Unterschiede haben nicht immer nur regionale, sondern auch sozio-kulturelle Gründe: Die afroamerikanische Bevölkerung in den Vereinigten Staaten benutzt eine eigene Form der American Sign Language, und in Irland gibt es je eine eigene katholische und protestantische Variante der Irish Sign Language. Ebenso lassen sich gewisse Trends innerhalb der Sprachen erkennen: Die Schweizer Linguistin Penny Boyes Braem fand Mitte der 1990er heraus, dass die junge Generation viele Symbole aus der Pariser Gebärdensprache verwendet, während die älteren Menschen hauptsächlich mit den traditionellen Zeichen des Berner Dialekts „sprechen“. Dies ist vergleichbar mit der häufigeren Verwendung von englischen Ausdrücken Jugendlicher in Österreich oder Deutschland. Internationale Kommunikation. Die große Varianz an Sprachsystemen erschwert die Kommunikation zwischen Personen aus verschiedenen Ländern ähnlich, wie das bei gesprochenen Sprachen der Fall ist. Wie bei diesen gibt es jedoch Sprachfamilien, die gewisse Gemeinsamkeiten haben. So sind z.B. die American Sign Language und die französische Zeichensprache eng miteinander verwandt und haben viele ähnliche Gesten. Durch historische Kontakte ist die amerikanische Gebärdensprache der französischen viel ähnlicher, als beispielsweise der britischen. Viele EuropäerInnen haben zudem die American Sign Language erlernt. Ebenso wurde in den 1970ern ein internationales Zeichensystem konstruiert, das vor allem bei Tagungen und Konferenzen verwendet wird. Dieses so genannte„Gestuno“ oder „International Sign“ (IS) ist jedoch nur ein Hilfsmittel, das die Zeichensprachen nicht ersetzen kann. „Die“ Gebärdensprache, wie man oftmals hört, existiert also nicht, im Gegenteil: Es herrscht eine große Vielzahl vor. Ebenso hat die jeweils eingesetzte Zeichensprache oftmals nichts mit der gesprochenen Sprache eines Landes zu tun.
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LAUT!
Laut von A nach B: Die obligatorische Handy-Playlist! Die Hochrüstung der Mobiltelefonie bescherte uns einen zweifelhaften Trend: Knarzige Beats und flache Soundteppiche aus Mini-Lautsprechern verbreiten im seltensten Fall gute Laune. Dich nervt es, wenn dieser Trend in Öffis, Freibad und Co um sich greift? Du bist echt ratlos, warum manche Leute ein derart großes Selbstvertrauen in ihren Musikgeschmack haben und meinen, mit ihrem Handy das ganze Umfeld beschallen zu müssen? Lass' Dampf ab und blase zum Gegenangriff! Wir haben für dich die ultimative Anti-Playlist erstellt, um den DauerbeschallerInnen ihr eigenes Verhalten vor Augen zu führen! Von Christopher Spiegl „It's Peanut Butter Jelly Time!“ (1:58) DJ Chipman Am besten morgens im Öffi auf dem Weg zur Uni anspielen. Nichts wirkt frühmorgens angenehmer als diese Hommage an Erdnussbutter-Aufstrich, welche uns nochmal geistig an den Frühstückstisch zurücksetzt. Der Wunsch, gar nicht aufgewacht zu sein, inklusive.
„Fly on the wings of Love“ (3:02) Olsen Brothers
Dieser Hit ist für alle romantischen Gemüter und alle Erbschleicher unter euch. Gleichzeitig hat dieser Evergreen eine wunderbare Wirkung auf unsere von Hektik geprägte Welt. Liebe hat noch den wenigsten geschadet, und wenn du das vor der Lehrveranstaltung abspielst, gehen deine KollegInnen sicher entspannter und aufnahmefähiger in den Uni-Alltag!
„Never Fucking Again“ (4:12) Anaal Nathrak
Der Titel ist Programm: Egal um was es sich handelt, diese Grindcore-Perle sollte dafür sorgen, dass dich niemand im öffentlichen Raum unnötigerweise anquatscht. Das Zugabteil dürfte für die Dauer von 4 Minuten und 12 Sekunden dein eigenes Reich sein und in der menschendurchfluteten Getreidegasse werden wohl alle mindestens 2 Meter Sicherheitsabstand einnehmen.
LAUT!
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„Shirobon“ (3:02) Lightspeed Lucy Dieser Chiptune-Hit ist am besten für die Bibliothek geeignet. Deine studentischen KollegInnen, die Stunden hinter dicken Büchern ausharren und an ihren Abschlussarbeiten zugrunde gehen, werden sich bei dir für dieses aufmunternde Werk bedanken, das ganz nebenbei heftigst die Synapsen stimuliert. Achtung: Für manche könnte es etwas zu viel sein! Sei dir sicher, dass dein letzter Erste-Hilfe Kurs nicht weniger als 3 Jahre zurückliegt, und dass du weißt, wie man als ErsthelferIn mit epileptischen Anfällen umgeht!
„SBG Unsere Stadt“ (4:50) SBG Hot Boys Clique feat. TXM Neben der aktuellen Ö3-Hitparade scheint Rap immer schon ein beliebtes Genre für Handy-Mucke gewesen zu sein. Bekenn‘ dich zu „deinem Ghetto“, denn Berlin-Kreuzberg nimmt dir sowieso keiner ab, du solltest schon etwas authentischer sein!
„Nyan Cat“ (1:58:38) Christopher Torres feat. Momo Momo Ein Klassiker, der leider viel zu selten auf mobilen Geräten abgespielt wird. Diese Version ist für diejenigen unter euch, die nicht gerne herumzappen, sondern Musik in voller Länge genießen wollen. Empfiehlt sich nebenbei auch aufgrund der Länge für eine Zugfahrt von Salzburg nach München.
„A Leberkassemmal“ (2:18) Unbekannt
Dieses Meisterwerk eines unbekannten Interpreten eignet sich besonders dazu, bei einem mehr oder weniger romantischen Dinner zu Zweit (oder gerne auch mehr) für die Klangkulisse zu sorgen. Ein besonderes Highlight ist hierbei die Stimmvielfalt eines leider unbekannten Genies, das spätestens bei den SopranEinlagen die ganze Würstelbude/das ganze Restaurant überzeugen dürfte.
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KULTUR & MENSCHEN LAUT!
ver metal sus
MEINUNG VERSUS
pro
Von Marina Hochholzner
© Adels (Wikimedia Commons)
Geschmäcker sind verschieden – besonders, wenn es um das Thema Musik geht. Musikgenres, die in den heimischen Charts wenig Platz haben, polarisieren. Insbesondere die härtere Schiene, die vor allem das Metal-Genre umfasst, erfreut sich hoher Beliebtheit. Doch was finden die sogenannten "Metalheads" an dem rauen Gesang und den blutigen Texten? Es gibt genug Klischees, die bedient werden, wenn man an Metal und dessen schwarzgekleidete, finster wirkende Fans denkt. Viel zu oft urteilt man viel zu schnell über die Leute aus diesem Musikgenre und tut ihnen dabei in so einigem Unrecht. Klar, wir Metaler wirken auf den ersten Blick vielleicht nicht gerade freundlich oder vertrauenerweckend mit den schwarzen Lederkluften, den Springerstiefeln und den meist blutigen und fratzenreichen Band-Shirts. Es stehen nun mal nicht alle auf Kunterbunt und Grell. Und manche schmücken sich eben lieber mit Nieten als mit Glitzerfummel. Übrigens sind die Aufdrucke auf den Merchandise-Klamotten auch meistens gar nicht so grausig und brutal, wie man vielleicht meinen möchte. Wer sich die Mühe macht, sie zu lesen und nicht nur den Kopf über die Motive schüttelt, der erkennt ohnehin, das oftmals der Bandname mit einem witzigen Bildchen gepaart wird oder ein kecker Spruch neben den ganzen Totenköpfen steht. Metal ist so viel mehr als einfach nur „sinnlos in die Instrumente dreschen und ins Mikro gröhlen“, wie ja oft aus Unkenntnis so gerne daher gesagt wird. Sicher, die Texte sind meistens negativ, düster oder kritisierend, aber ganz ehrlich, es kann ja nicht jeder fünf Strophen lang die verflossene Liebe bejaulen! Metalbands fassen in ihren Texten Themen auf, die von der Gesellschaft gerne mal totgeschwiegen werden. Da, wo andere den Blick abwenden oder Augen und Ohren verschließen, schreien es die Sänger der Metalbands einfach heraus. Sicher sind das keine Themen, die man hören will, wenn der Sinn von Musik darauf reduziert wird, die Laune zu heben, aber leider sind Sachen wie Krieg, Gewalt und Unterdrückung immer noch aktuelle Themen. Wer dann entsetzt ist, wenn er sowas unter all den lauten Gitarrenriffs heraushört, dem muss ich ganz ehrlich sagen, dass er oder sie mit einem Brett vor dem Kopf durch die Welt läuft. Oft heißt es, dass Metaler nur über diese Dinge singen, weil sie sie gutheißen. Ich denke, dem normalen, ver-
nünftigen Menschen dürfte es klar sein, dass dies natürlich nicht der Fall ist. Das ist alles reine Kritik an der Gesellschaft, die in eine musikalische Form verpackt ist, die sich jenseits des Mainstreams bewegt. Metaler machen eben die Augen auf und sehen, dass wir nicht in einer wundertollen Traumwelt leben. Natürlich gibt es Leute, die die Texte leben. Aber wie bei Filmen oder Games sollte dem Rezipienten klar sein, dass Musik ein Hobby ist und die düsteren, brutalen Strophen keinesfalls als eine Lebensanleitung zu interpretieren sind. Doch Metal ist nicht gleich Metal. Es existieren dutzende verschiedene Stilrichtungen, die man alle zum großen Bereich des Metals zählen darf. Die bekanntesten sind hier wohl Heavy Metal, Death Metal, Black Metal oder auch „softere“ Ausrichtungen wie der Hard Rock oder Prog Rock. Aber auch die vielen anderen Genres, die den Laien eher unbekannt sind, fördern tolle und unterhaltsame Musik. So gibt es ja auch genügend Vertreter des Pagan- und Vikinggenres, die in ihren Liedern vergangene Schlachten und Siege besingen oder den alten nordischen und keltischen Göttern huldigen. Auch werden den Epochen der Piraten oder Römern poetische Strophen gewidmet. Andere Bands erzählen von ihren Reisen durch faszinierende Welten, und manchmal gibt es sogar eine Gruppe voller Kindsköpfe, die in ihren Liedern neue Worte erfinden oder einen ganzen Song lang Leberkäse mit Senf huldigen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, hinter der rauen Fassade steckt oftmals ein weicher Kern. Getanzt wird genau so ausgiebig wie gefeiert, so wirbelt man bei melodisch passenden Liedern begeistert seine lange Mähne im Takt herum oder genehmigt sich tiefe Schlucke aus den kunstvoll gefertigten und extrem handlichen Trinkhörnern, die sich stylisch an der Gürtelschlaufe befestigen lassen. So sieht man also deutlich: Wie so oft steckt hinter einer vermeintlich eindeutigen Sache viel mehr, als man sich überhaupt vorstellen kann.
„Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, hinter der rauen Fassade steckt oftmals ein weicher Kern. “
© nAMe
REZENSIONEN VERSUS
kULTUR & mENSCHEN LAUT!
contra Von Marie Schulz
„Klingt eh alles sehr ähnlich, manchmal etwas mehr Krach und weniger Geschrei, dann wieder umgekehrt.“
Krampusartige, düstere Gestalten, die sich hemmungslos die Seele aus dem Leib brüllen, auf der E-Gitarre wilde Melodien klimpern und nebenbei gottlos in ein Schlagzeug dreschen: Schon alleine bei dieser Vorstellung rollen sich bei mir die Fußnägel auf. Die eher kryptischen Fabrikationen, die mich vom Sound her an mit Musik untermalte Brunftschreie eines paarungsbereiten Elches erinnern, werden grundsätzlich als „Metal“ bezeichnet, erfreuen sich aber zahlreicher Unterkategorien. Versteht mich bitte nicht falsch: Bands wie „Tenacious D“ und „Linkin Park“ kann ich durchaus etwas abgewinnen, alles was aber in die Kategorien „Death Metal“, „Black Metal“, „Gothik Metal“ und dergleichen fällt, verursacht bei mir Ohrenkrebs. Meiner Meinung nach sind bei diesen Sub-Genres die Unterscheidungen ziemlich überflüssig – klingt eh alles sehr ähnlich, manchmal etwas mehr Krach und weniger Geschrei, dann wieder umgekehrt. Gute Musik hört sich anders an. Sicher würden auch Kurt Cobain oder Freddie Mercury verständnislos den Kopf schütteln, wenn sie wüssten, was sich in den letzten Jahrzehnten aus der guten alten Rockmusik so entwickelt hat. Elvis Presley würde sich gar im Grab umdrehen, erführe er, dass unter anderem auch seine Musik ein Vorreiter für das geistlose Gekreische unserer Zeit war. Seien wir doch einmal ehrlich. Musik sollte meiner Meinung nach gute Laune machen und mit Rhythmus und Melodie die Lust aufs Leben vervielfachen, oder in schwierigen Lebenslagen wenigstens helfen, sich selbst wieder aufzubauen. Außerdem soll durch den Liedtext eine bestimmte Message vermittelt werden. All diese Anforderungen erfüllen „Death Metal“ und ähnlich Klingendes in keiner Weise. Für mich ist bei der Krach-Musik meistens weder eine durchgehende Melodie, noch ein Refrain zu erkennen, von den gegrölten Lyrics ganz zu schweigen – von denen versteht man ohnehin nie ein Wort. Vielleicht bedarf es aber auch eines besonderen Könnens, über das nur richtige Metal-Fans mit geübtem Ohr verfügen, um einen Sinn aus dem Gegröle herauszudeuten.
19 © JAnS rIeMerSMA
Wie auch immer, Metal-Fans gibt es viele. Um das Musikgenre hat sich in den letzten Jahrzehnten eine eingeschworene Metal-Gemeinde, eigentlich sogar eine eigene Lebensphilosophie gebildet. Metal-Fans lassen sich sicher nicht alle über einen Kamm scheren, jedoch trifft das „Stereotype Metaler“ auf ziemlich viele der Krach-Fanatiker zu: Das Markenzeichen Nummer eins sind natürlich die langen, zotteligen Haare, die bei jeder noch so winzigen Gelegenheit sofort so wild geschüttelt werden, sodass man sich ernsthafte Sorgen um die Gehirnmasse machen muss. Dazu kommen noch komplett schwarze Kleidung, Ledermäntel, -Jacken und -Schuhe und nicht selten eine sehr düstere Aura. Außerdem dürfen zahlreiche Gehänge in Form von Nietengürteln, Metallketten und ähnlichem beim echten Metaler-Outfit natürlich nicht fehlen, so ist man auch im Falle eines spontanen Krampuskränzchens immer gut ausgestattet. Nach außen wirken die Hard-Metal-Fans genau so wie ihre Lieblingsmusik: Rau, gewalttätig und gefährlich. Was sich aber oft hinter der Fassade verbirgt sind Depression, Melancholie und Trägheit. Irgendwie ja auch verständlich, bei der Musik. Wie schon eingangs erwähnt, kann ich den „sanfteren“ Formen des Metal durchaus etwas abgewinnen, jedoch ist für mich alles, was irgendwie in Richtung „Hard Metal“ geht – wie schon in der Überschrift zu lesen – hirnloses Geschrei ohne Ende. Sowohl die Instrumente, der Gesang als auch der Lebensstil, der mit der krassen Musikrichtung einhergeht, sind so gar nicht mein Ding. Klingt alles gleich und klingt alles nicht so gut.
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UNI & LEBEN
uni & leben
STIMMEN ZUR ÖH-WAHL Die Wahlen zum Studierendenparlament und den Studienvertretungen sind vorbei, doch was sagen die Fraktionen dazu, und wie wird es weitergehen? Die uni:press hat mit den Fraktionen gesprochen.* Von Lisa Mitterbauer KSV (Kommunistischer StudentInnenverband): 3,8%. Der KSV (verbucht den Anstieg von 3,3% auf 3,8% als Erfolg, hofft aber in der Zukunft auf noch mehr Zustimmung. Wie auch nach der letzten Wahl schaffte der Verband den Einzug in die Universitätsvertretung nicht, allerdings wird er auch ohne dieses Mandat „aktiv sein und mitmischen“. Vor allem eine ÖH-kritische Arbeit soll auf dem Programm stehen. Die ÖH-Exekutive versteife „sich viel zu sehr auf bloße Gremienarbeit und Verhandlungen“, damit könnten aber nur „Kleinigkeiten erreicht werden“. Auf der politischen Agenda für die nächsten zwei Jahre stehen ganz oben „die Ausfinanzierung der Unis, der drastische Ausbau des Studienbeihilfesystems, die restlose Abschaffung von Studiengebühren und der Zugangsbeschränkungen“. Auch in den Studienrichtungsvertretungen konnte der KSV mit seinen KandidatInnen Zugewinne erzielen. Sie betrachten dieStVen nicht nur als „Serviceeinrichtungen“, sondern als „Organisationen, die die Interessen der Studierenden auch auf politischer Ebene vertreten müssen“. Mit Ausblick auf die bevorstehende Periode „werden sie auch in den kommenden Jahren ihren Weg fortsetzen“.
JuLi (Junge Liberale): 4,27%. Auch die Jungen Liberalen (JuLis) äußerten sich positiv über ihren Erfolg bei den Wahlen. Als einen Stärkebeweis betrachten sie die Steigerung von 2,9% auf 4,27% ohne großes Budget und wenig personellen Ressourcen. Eines ihrer Ziele, das sie bei der nächsten Wahl erreichen wollen, ist ein Mandat in der Universitätsvertretung. Die geringe Wahlbeteiligung führen sie auf fehlendes Interesse der Studierenden an Politik und einem Gefühl der unzureichenden Vertretung der Studierenden zurück. Als beteiligungsschmälernd empfanden sie dabei auch die „österreichweiten Skandale diverser ÖH-Fraktionen“. In Betrachtung des Wahlkampfes sprachen sie sich für das in Salzburg beschlossene Fairnessabkommen zwischen den Fraktionen aus, das sie gerne auch bei der nächsten Wahl wieder anwenden wollen, allerdings mit genauer ausformulierten Regelungen. Auch die Verstöße gegen das Fairnessabkommen nahmen ihrer Meinung nach negativen Einfluss auf die Wahlbeteiligung. Sie sind dezidiert dagegen, dass die ÖH lediglich als „Kaderschmiede für Großparteien“ diene, und sehen eine enorme Wichtigkeit darin, sich auf Inhalte zu konzentrieren. Die Salzburger ÖH habe laut JuLis „in den letzten zwei Jahren eine vergleichsweise lobenswerte Arbeit geleistet“, und genau dort wollen sie in den kommenden Jahren anknüpfen.
UNI & LEBEN * Von der AktionsGemeinschaft und dem Ring Freiheitlicher Studenten erhielten wir bis zum Redaktionsschluss keine Stellungnahme
VSStÖ (Verband Sozialistischer StudentInnen): 21,6%. Ähnlich motiviert wie KSV und JuLis geht auch der VVStÖ aus den vergangen Wahlen hervor. Der Anstieg der aktiven Mitglieder beim VSStÖ um geschätzt ein Drittel verlieh der Fraktion eine unerwartet positive Dynamik. Auch wenn der kleine Verlust von 0,35% etwas ernüchternd wirkte, fühlen sich die AktivistInnen des VSStÖ in ihrer Arbeit der vergangenen Jahre bestärkt. Als äußerst erfreulich wird das Ergebnis in Hinblick auf die mit der GRAS gemeinsam erlangte Zweidrittelmehrheit interpretiert. „Die Studierenden haben sich dafür ausgesprochen, dass auch zukünftig eine soziale und progressive Uni-Politik betrieben werden soll.“ Das Programm für die nächsten zwei Jahre umfasst ein „semi-automatisches Onlinesystem, welches Studierenden bereits von Beginn ihres Studiums an ermöglichen soll, barrierefrei studieren zu können“. Weiters fordern sie, dass „gestreamte Vorlesungen endlich standardmäßig angeboten werden müssen, damit Studierende, die arbeiten, ein Kind haben oder aufgrund einer Sinnesbehinderung eingeschränkt sind, endlich nicht mehr vom Studienerfolg abgehalten werden“. Aber nicht nur die Verbesserung der Universität steht auf der Agenda, auch die „Stadt Salzburg soll zu einer attraktiven Studi-Stadt werden“.
„Die Studierenden haben sich dafür ausgesprochen, dass auch zukünftig eine soziale und progressive Uni-Politik betrieben werden soll.“ – VSStÖ
„Die erreichten sechs Mandate in der Universitätsvertretung betrachten wir als eine solide Grundlage, um in der bevorstehenden Funktionsperiode in der ÖH weiterzuarbeiten“ – GRAS
GRAS (Grüne und Alternative StudentInnen): 40,7%. Die GRAS als stimmenstärkste Fraktion hat durchwegs Positives über die ÖH-Wahl zu berichten. Vor allem die Freude über den Stimmenzuwachs von rund 32% auf 40,7% ist groß. Die erreichten sechs Mandate in der Universitätsvertretung betrachten sie dabei als eine „solide Grundlage, um in der bevorstehenden Funktionsperiode in der ÖH weiterzuarbeiten“.Die GRAS der Meinung, dass sich „Vertretungsarbeit nicht im Verwalten des Status quo verlieren“ soll, denn „studentische Interessenvertretung braucht Utopien und ein Ideal [sic!] davon, wie Bildung und Universität beschaffen sein sollten“. Das Erreichen von langfristigen Zielen muss aber „von der Bereitschaft zur beharrlichen Arbeit an kleinen Verbesserungen getragen werden“. Mit dem Stimmenzuwachs haben die Studierenden der GRAS einen „Vertrauensvorschuss und einen Auftrag für die nächsten zwei Jahre“. Eines der brennendsten Themen für die GRAS ist die akute Wohnraumproblematik. Aber auch gegen die „hohen Preise für städtische Mobilität und die geringen Freiheiten in Studienplänen“ möchte sie aktiv vorgehen. Als eine ihrer Aufgaben betrachtet sie auch das „Aufzeigen von Missständen an der Universität und in der Gesamtgesellschaft“. Der Ausbau der „studentischen Mitbestimmung innerhalb der ÖH und die Einbindung politisch unabhängiger MitarbeiterInnen“ ist ihnen ebenso ein großes Anliegen. Im „intensiven Austausch mit den Studierenden“ sehen sie das Antriebsmittel für eine starke Interessenvertretung.
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Die ÖH-Wahl im Rückblick Die Wahlen sind vorbei, alle Ergebnisse liegen vor. Die brennende Frage ist: Wie sind sie ausgegangen und was war los? Von Lisa Mitterbauer
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an möchte fast meinen, die alle zwei Jahre stattfindenden ÖH-Wahlen würden die Universität in eine Art Ausnahmezustand versetzen. Die Erwartungen reichen von einem aufwendigen Wahlkampf über bildungspolitische Diskussionen, unzähligen Plakaten und Flyern bis zu Give-aways und dergleichen. Doch an der Uni Salzburg hält sich die Materialschlacht der wahlwerbenden Fraktionen in Grenzen. Plakatständer wurden an den Fakultäten aufgestellt und mehrmalige Infostände sowie Informationsabende veranstaltet. Eine Beeinflussung der WählerInnen selbst bis in die Wahlkabine, wie etwa in Wien, erfolgte aber, dank der verhängten Bannmeile rund um die Wahllokale, nicht. Bis auf wenige Zwischenfälle und Auseinandersetzungen wurde der Wahlkampf in Salzburg, mithilfe des beschlossenen Fairnessabkommens, fast vorbildlich geführt. Wahlbeteiligung niedrig. Selbst die engagiertesten Fraktionen können anscheinend nicht dazu beitragen, dass die Studierenden sich zu einem Großteil an der Wahl ihrer Interessenvertretung beteiligen. Dies veranschaulicht die (nicht nur in Salzburg) traditionell niedrige Wahlbeteiligung. Bei den Wahlen vor zwei Jarhren lag die Beteiligung an der Uni Salzburg bei 26,7% der Wahlberechtigten, die Wahlen 2013 konnten nur mehr 25,2% der Studierenden in die Wahllokale locken. Die Zahlen der Wahlbeteiligung auf Universitäts- und Bundesebene sind leicht verfälscht, da inaktive Studierende sowie Studierende auf Auslandssemester, denen die Möglichkeit der Briefwahl nicht geboten wird, ebenfalls zu den Wahlberechtigten gezählt werden. Trotzdem machen nicht viele Studierende von ihrem Recht, wählen zu gehen, gebrauch. Gezähmte Tiger? Auf Bundesebene kämpft die ÖH gegen Bestrebungen des Wissenschaftsministers, von Entscheidungen, die die Hochschulpolitik betreffen, verdrängt zu werden. Bestes Beispiel hierfür ist die Tatsache, dass die Vertretung der Studierenden anfänglich nicht in der im Vorjahr ins Leben gerufenen Hochschul-
konferenz vorgesehen war. Die Politik will immer wieder keinen Bedarf darin sehen, sich mit den StudierendenvertreterInnen an einen Tisch zu setzen. Im Gegenteil: Es ist eindeutig ein Schwächungskurs der ÖH von politischer Seite zu erkennen. Etwa als Schwarz-Blau 2004 die Direktwahl der ÖH-Bundesvertretung abschaffte und somit den Eindruck erweckte, die Studierenden würden der Möglichkeit beraubt, über ihre VertreterInnen selbst bestimmen zu können. Nicht einmal 2009, als Demonstrationen stattfanden und Hörsäle besetzt wurden, hielten die Regierungsverantwortlichen es für nötig, eine breite Gesprächsbasis aufzubauen, um eine fundierte Zusammenarbeit zwischen EntscheidungsträgerInnen und Studierendenvertretung zu gewährleisten. Das von den Massenmedien propagierte Bild einer fast vollkommen machtlosen Interessenvertretung trägt kaum dazu bei, Studierende zu motivieren, sich an den Wahlen zu beteiligen. Keine der großen österreichischen Tageszeitungen hat sich schwerpunktmäßig mit den ÖH-Wahlen beschäftigt. Die Berichterstattung beschränkte sich auf Live-Ticker vom Warten auf die Ergebnisse und die Veröffentlichung derselbigen. Ein Aufruf, zur Wahl zu gehen, eine breite bildungspolitisch Debatte oder eine Nachbetrachtung der Wahl und ihrer Ergebnisse sind nirgendwo zu finden. An den Universitäten ist es den Fraktionen nicht möglich, eine Art Stammwählerschaft aufzubauen, da sich die Zusammensetzung der StudentInnenschaft laufend ändert, begründet auf den AbsolventInnen- und Erstsemestrigenzahlen. Gerade deshalb braucht es nicht nur von Seiten der ÖH, sondern auch von anderen Medien eine Aufklärungsarbeit in Richtung Bedeutsamkeit der Studierendenvertretung. Unbestritten ist jedoch die Tatsache, dass der Einfluss der ÖH auf der Uni- und Studienrichtungsebene stark vertreten ist. An den einzelnen Universitäten sind die Studierendeninteressen aufgrund der Sitze im Senat und der Beteiligung der Studienvertretungen an der Gestaltung der Studienpläne gesichert. Eine gute Zusammenarbeit zwischen den StudierendenverterInnen sowie dem
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no TAXATIon WITHoUT rePreSenTATIon
GRAS 40,7%
Wir befinden uns im Jahre 2013 nach Christus. Alle Studierenden dürfen sich an den ÖH-Wahlen beteiligen und sich für die Anliegen der Studierenden einsetzen... Alle Studierenden? nein! ein kleiner Teil wird von diesem demokratischen Prozess ausgeschlossen. Von Robert Obermair
AG 26,2% VSStÖ 21,6%
JuLis 4,3%
KSV 3,8%
RFS 3,4%
Rektorat erleichtert die politische Arbeit der ÖH an den verschiedenen Unis. StudentInnen wählen Grün. In den nächsten beiden Jahren wird die GRAS als stimmenstärkste und am stärksten gewachsene Fraktion mit 40,7% und 6 Mandaten in der Universitätsvertretung wohl wieder federführend an dieser Zusammenarbeit beteiligt sein. Alle anderen Fraktionen konnten ihre Stimmenanteile ungefähr beibehalten. Sowohl an der Kultur- und Gesellschafts- als auch an der Naturwissenschaftlichen Fakultät sowie am Unipark und im Techno-Z belegte die GRAS den ersten Platz. Lediglich am Juridicum war die Aktionsgemeinschaft, die insgesamt 26,2% erreichte, stimmenstärkste Fraktion. Der VSStÖ verzeichnete zwar ein leichtes Minus und kam auf 21,6%, behielt aber seine 3 UV-Mandate. Die JuLis (4,3%), der KSV (3,8%) und der RFS (3,4%) schafften die Hürde für den Erhalt eines Mandates nicht. Die detaillierten Ergebnisse sowie die Ergebnisse der StV-Wahlen sind auf der Homepage der ÖH Salzburg zu finden. Wie sich die politische Arbeit der ÖH in den nächsten zwei Jahren gestalten und welche Kooperationen und Koalitionen es geben wird, ist zwar noch unklar, wird sich aber in den nächsten Tagen und Wochen abzeichnen. Die relativ gleichbleibenden Ergebnisse lassen allerdings die Vermutung anstellen, dass sich zwar alle Fraktionen an ihren gesetzten Zielen orientieren werden, für diese Ziele sich aber bestimmt wieder ähnliche Mehrheiten wie in der vergangenen Periode finden werden.
Während bei der ÖH-Wahl Studierende aus Österreich oder den EWR-Staaten (Europäischer Wirtschaftsraum) sowohl (aktiv) wählen dürfen, als auch (passiv) gewählt werden können, dürfen all jene Studierende, die keine dieser Staatszugehörigkeiten aufweisen (oftmals als „Drittstaatsangehörige“ bezeichnet), nur ihr aktives Wahlrecht ausüben, das passive bleibt ihnen verwehrt. Zurückzuführen ist diese Ungerechtigkeit auf den Paragraph 35 des HochschülerInnenschaftsgesetzes, der das passive Wahlrecht für die ÖH-Wahlen „auf die Staatsangehörigen der Vertragsparteien des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum“ beschränkt. Dieser Paragraph schafft damit zwei Klassen von Studierenden, die zwar die gleichen Pflichten (z.B. die Leistung des ÖH-Beitrages) haben, aber denen gleichzeitig nicht die gleichen Rechte zugesprochen werden. Kein Einzelfall. Paragraph 35 des HochschülerInnenschaftsgesetzes stellt im Umgang mit Drittstaatsangehörigen leider keinen Einzelfall dar. Die Diskriminierung von Nicht-ÖsterreicherInnen ist weit verbreitet: So wurde erst vor wenigen Monaten eine österreichweite Studiengebührenregelung eingeführt, die diese Gruppe von Studierenden (mit einigen Ausnahmen) zur Zahlung von doppelten Studiengebühren zwingt. Gleichzeitig dürfen sie nicht mehr als zehn Stunden pro Woche arbeiten. Vielen ausländischen Studierenden, deren Eltern nicht die nötige Unterstützung aufbringen können, droht daher ein Studienabbruch. Diese Form rassistischer Willkür von Seiten des Staates geht aber noch viel weiter: Ausländische Studierende werden nicht nur an der Mitbestimmung an den Universitäten gehindert, sondern mitunter auch an der Niederlassung in Österreich. Bei Nichterbringung eines Studienerfolgsnachweises oder einem verspätetem Antrag um die Verlängerung des Aufenthaltstitels sind Studierende aus Drittstaaten mitunter von Abschiebungen bedroht. BürgerInnenintiative gegen rassistische Willkür. In einem ähnlichen Fall von offensichtlicher Ungleichbehandlung verschiedener Staatsangehöriger hat der Europäische Gerichtshof bereits 2004 ein eindeutiges Urteil gefällt. Bei den Wahlen anderer Interessensvertretungen in Österreich, wie Betriebsräten und der Arbeiterkammer, besitzen Drittstaatsangehörige seither auch das passive Wahlrecht und dürfen sich nun endlich uneingeschränkt für ihre Interessen einsetzen. Um diesen Missständen bei der nächsten ÖH-Wahl ein Ende zu bereiten hat die ÖH-Bundesvertretung eine Parlamentarische BürgerInneninitiative gestartet. Damit sollen die zuständigen politischen Stellen davon überzeugt wer- Zurzeit studieren ca.1100 betroffene StudentInnen an der den, im Rahmen einer Universität Salzburg, im Wintersemester waren es 1152. Gesetzesänderungden Unterstütze auch du mit deiner Unterschrift die BürgerInDrittstaatsangehörigen neninitiative der ÖH und verhilf Studierenden aus Drittstaaten zu gleichen Rechten! Setzen wir gemeinsam ein in Zukunft auch ein pas- Zeichen gegen Rassismus und staatliche Willkür! Nähere sives Wahlrecht bei ÖH- Informationen und den Link zur Petition findest du unter Wahlen einzuräumen. www.oeh.ac.at.
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Rentabel und kommerziell: Bildung bildung verkommt zur Ausbildung. Universitäten werden zu Unternehmen, die Studienabschlüsse am Fließband produzieren, ohne rücksicht auf ehemals wichtige Ideale der europäischen Wissenschaftstradition zu nehmen. Im Folgenden soll geklärt werden, was die so genannte „bildungsökonomisierung“ nun eigentlich ist und welche gefährlichen Folgen sie nach sich zieht. Von Nicole Vorderobermeier
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ildung und Ausbildung. Was ist Bildung? Einst verstand man unter Bildung das Wissen um die Kunst des Lebens. So teilen sich auch die meisten Bildungstheorien die Ansicht, dass Bildung eine selbsttätige und kritische Aneignung der eigenen Lebensumstände bedeute. Das humboldtsche Bildungsidealist eine der berühmtesten Theorien. Esbesagt, dass alle Menschen sich durch ein eigenständiges Studiumauf allen Ebenen perfektionieren können. Wie allen Dingen in unserer materialistischen Welt, die allem einem monetären Wert geben will, liegt in unserer heutigen Gesellschaft ebenso Kapital in der Ausbildung. Sie erscheint für das System jedoch bei weitem lukrativer als eine potenzielle gesellschaftskritische Bildung – wie etwa ein Soziologie-Studium. Ausbildung dient schließlich als Vorbereitung für das Berufsleben. Nur hierfür sollen Wissen und Fakten angehäuft werden. Das unterscheidet die Ausbildung auch grundsätzlich von der Bildung, denn es geht hierbei nicht um Erkenntnis oder Orientierung im Leben, sondern um marktgerechtes Wissen. Bildung und Ausbildung werden trotzdem oft verwechselt. Erklärungen hierfür versucht das Konzept der Ökonomisierung der Bildung zu liefern. Homo oeconomicus und die Qualifizierungsoffensive. Erste Schritte in Richtung Bildungsökonomisierung unternahmen die Wirtschaftswissenschaften, die das Fundament für die Ökonomisierung sämtlicher Lebensbereiche legten. In den 1970er Jahren wurde das Menschenbild „Homo Oeconomicus“ geschaffen, welches den Menschen auf ein Kosten und Nutzen kalkulierendes Subjekt reduzierte. Die ureigene Motivation eines solchen Menschen sei diesem Modell entsprechend der Eigennutz, zwischenmenschliche Beziehungen wurden lediglich als Tauschverhältnisse interpretiert. Das „Humankapital“ gab dabei an, wie es um die Ausgangslage im allgegenwärtigen Konkurrenzkampf stand, z.B. durch Sprachzeugnisse und
Weiterbildungsnachweise. Zur Nutzung und Vermarktung des Humankapitalswurde in den 1980er Jahren die Qualifizierungsoffensive gestartet. Ihr Ziel war es, den Weiterbildungsmarkt zur Förderung des Lifelong-Learning großflächig auszubauen. Statt lebensbegleitender Bildung war nun lebenslängliche Weiterbildung gefragt. Durch die Weiterbildungen sollten fortan auch „Schlüsselqualifikationen“ trainiert werden, welche das Instrumenten-/Methodenwissen von Zugriffswissen („know how to know“) ablösten. Nicht mehr die Beherrschung einer Methode war und ist wichtig, sondern das Wissen um den Ort, wo die Funktionsweise der Methode nachgelesen werden kann. Im Zentrum steht die Selbstvermarktung – wer möchte denn nicht gut ankommen mit den gesammelten Zeugnissen, Sprachkenntnissen und Qualifikationen? Zwischen Konsum und Verarbeitung. Diese Entwicklung ist auch in den Schulen weit verbreitet. Nur wer gute Zeugnisse hat und es zu einem Abschluss bringt, kommt in der Arbeitswelt an. Auch die Art und Weise der Wissensvermittlung an Schulen hat sich geändert. Statt der zeitintensiven Wissensverarbeitung und Reflexion ist nun einzig und allein der Wissenskonsum wichtig. Vorteil davon ist die erleichterte internationale Vergleichbarkeit und das Mithalten mit der fortschreitenden Globalisierung. Anscheinend interessiert sich niemand dafür, dass das Gut „Bildung“ dadurch mehr und mehr zur Schulausbildung oder zur Verschulung wird. Dies hat in der Folge Auswirkungen auf die höheren Bildungssektoren. Durch die fehlende Verarbeitung des gesammelten Wissens werden SchülerInnen kaum auf ein mögliches Studium vorbereitet. Und dies hat weittragende Konsequenzen. Stichwort: Bologna. 1999 haben 29 europäische Staaten, darunter auch Österreich, freiwillig die BolognaErklärung unterschrieben. Auf den globalen Bildungsmärkten sollte damit die Wettbewerbsfähigkeit des
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Statt der zeitintensiven Wissensverarbeitung und Reflexion ist nun einzig und allein der Wissenskonsum wichtig. Vorteil davon ist die erleichterte internationale Vergleichbarkeit und das Mithalten mit der fortschreitenden Globalisierung. europäischen Hochschulraumes verstärkt werden. All diese Staaten haben sich vorrangig zum Ziel gesetzt, ein besser vergleichbares System von erkennbaren Studienabschlüssen zu schaffen. Um dies zu erreichen wurden das European Credit Transfer System (ECTS) als Bildungswährung und eine einheitliche Neugliederung der Studien (Bachelor, Master, PhD)geschaffen. Als Folge dessen hat sich die Ökonomisierung der universitären Bildung stärker durchsetzen können als je zuvor–wirtschaftliche Begriffe wie Wettbewerb, Messbarkeit, Vereinheitlichung, Leistung und Aufwand prägen den Universitätsalltag nachhaltig. Lehrveranstaltungen können nun anhand des durchschnittlichen Zeitaufwandes bewertet und verglichen sowie LehrveranstaltungsleiterInnen durch Evaluationen gemessen werden. Die einheitliche Qualitätserhebung von universitären Einrichtungen im europäischen Bildungsraum führt zu einem Wettbewerb in diversen Unirankings. Auch wenn durch den Bologna-Prozess bereits scheinbar vermehrt Mobilitätsaufenthalte innerhalb europäischer Universitäten ermöglicht worden sind, kann dies von vielen Studierenden nicht in Anspruch genommen werden. Studierenden wird gerade durch die verstärkte Verschulung und die marktorientierte Kürze des Studiums die Möglichkeit verwehrt, Auslandserfahrungen zu sammeln. Statt einer umfassenden Bildung nach dem humboldtschen Bildungsideal stehen ausschließlich Arbeitsmarktqualifikationen sowie die ökonomischen Interessen und Zwänge des Marktes im Vordergrund. Universitäten und Unternehmen. 2001 setzten sich die europäischen Staats- und RegierungschefInnen in Lissabon das Ziel, die EU bis 2010 zum „international wettbewerbsfähigsten, dynamischsten, wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt“ zu machen. Den Mitgliedsstaaten wurde und wird von der Europäischen Kommission seitdem daher empfohlen, die Finanzierung der Universitäten und Fachhochschulen
verstärkt über private Quellen zu organisieren – durch die Erhebung von Studiengebühren, Sponsoring und den direkten Verkauf von wissenschaftlichen Ergebnissen an die Wirtschaft.Die Universität sollauf diese Art und Weise die Strukturen eines Unternehmens annehmen! Im folgenden Jahr wurde das Universitätsgesetz 2002 verabschiedet. Hier schlug sich Lissabon 2001 nieder: Demokratische Mitbestimmung wurde weitestgehend von externen Steuerungs- und internen Evaluierungsinstrumenten ersetzt. Maßgeblich verstärkt wurde der Einfluss der Privatwirtschaft mit der Neueinführung des Universitätsrates, der seither eines der obersten Organe der Universität ist.Somit stellt das Universitätsgesetz 2002 wegen der einseitigen Berücksichtigung der Wirtschaftsinteressen und der (Teil-)Privatisierung des Universitätsbetriebes einen weiteren Schritt in Richtung desAusverkaufs der Bildung dar. Folgen der Ökonomisierung. Welche konkreten Auswirkungen diese Entwicklung auf die Universitäten hat ist erst auf den zweiten Blick ersichtlich. Privatwirtschaftlich wenig nützliche Forschung wird finanziell kaum gefördert. Dies hat zur Folge, dass Professuren zum Teil nicht mehr (nach-)besetzt werden und damit entweder ein Mangel an Lehrkapazität ensteht oder Studiengänge verkümmern. Auch die (Diplom-) Betreuungssituation verschlechtert sich. Denn die Lehrenden haben immer weniger Zeit für direkte Betreuung, da sie sich selbst im Konkurrenzkampf um Drittmittel und Forschungsförderungsgelder befinden. Studierende werden nun unter den Rechtfertigungsdruck gesetzt, ihr Studium als „ökonomisch wertvoll“auszulegen. Die Vorstellung, ein Studium nur aufgrund von eigenem Interesse und Neugier, ohne an die marktorientierte Bedürfnisse zu denken, erscheint in Anbetracht der ökonomischen Nützlichkeit völlig unverständlich. So absurd es klingen mag, so real ist es. Wahre Bildung wird zur WarenBildung
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Mit „Exzellenz“ in die Zukunft?
© Muskva (Flickr)
Keine Frage – Universitäten sollten Lehre und Forschung auf höchstmöglichem Niveau betreiben. Das stellt niemand in Frage. Deutlich weniger Konsens herrscht bei der Frage, wie ein gutes Hochschulsystem erreicht werden kann. In Deutschland verfolgt die seit 2005 laufende „Exzellenzinitiative“ das Ziel, eine Handvoll „Elite-Unis“ zu schaffen. Heute, acht Jahre später, werden die Auswirkungen dieses Wettbewerbs um Förderungen sichtbar – und werfen Licht auf die Schattenseiten einer neoliberalen Hochschulpolitik. Von Kay-Michael Dankl
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ie deutsche Hochschullandschaft galt lange als relativ homogen: Wie auch in Österreich waren die Qualitätsunterschiede in Lehre und Forschung zwischen verschiedenen Universitäten gering. Doch das änderte sich: Die 2005 ins Leben gerufene Exzellenzinitiative soll eine „Ausdifferenzierung“ bewirken. Das bedeutet, die Qualitätsunterschiede zwischen Hochschulen sollten sichtbar gemacht und verstärkt werden. Anfang 2004 verkündete der Generalsekretär der Regierungspartei SPD, Olaf Scholz, seine Partei wolle „Eliteuniversitäten wie Harvard“ in Deutschland aufbauen. Im Gegensatz zur sozialdemokratischen Tradition war nicht mehr vorrangig von „Chancengleichheit“ und der „sozialen Öffnung“ der Hochschulen die Rede, sondern von „Elitenförderung“. An die Stelle der bisherigen Homogenität sollte eine Hierarchie mit einigen EliteUnis und einer breiten Masse an „Nichtelite“ treten. Die Exzellenzinitiative verfügt im Zeitraum 2006 bis 2017 über rund 4,9 Milliarden Euro zur Förderung von Forschungsvorhaben in drei Bereichen: „Zukunftskonzepte“ zur Entwicklung einer gesamten Universität, „Exzellenzcluster“ für die Forschung in einem Themenkomplex, und „Graduiertenschulen“ zur Förderung von DoktorandInnen. Zu Beginn einer Vergaberunde können Universitäten Anträge für einzelne Projekte stellen, die von internationalen GutachterInnen bewertet werden. Auf dieser Grundlage entscheiden die Deutsche Forschungsgesellschaft und der Wissenschaftsrat, welches Projekt mit dem Etikett „Elite“ versehen wird – und in den Genuss millionenschwerer Förderungen kommt. Die Öffentlichkeit hat sich an das Prozedere zu Beginn einer Förderperiode schon gewöhnt: Die Medien
überboten sich 2012 mit Spekulationen, welche Universität die Lorbeeren erhalten und welche Universität vom Siegerpodest herabgestoßen würde. Viele BeobachterInnen begrüßen jede Form der Zusatzfinanzierung des unterfinanzierten Hochschulsystems, egal in welcher Form. Und dennoch wird die teils massive Kritik an der Exzellenzinitiative immer deutlicher. Heilmittel Konkurrenz? Die Grundidee der Exzellenzinitiative ist zugleich Gegenstand der schwersten Kritik: Zwar bewirkt der verschärfte Wettbewerb um Gelder, dass die geförderten Unis international an Prestige gewinnen, doch gleichzeitig werden Hierarchien zwischen Unis geschaffen und verfestigt.
„Wer hat, dem wird gegeben. Wer nichts hat, dem wird auch das noch genommen.“ Offiziell ist davon die Rede, Unterschiede „sichtbar zu machen“ – wie der Soziologie Michael Hartmann zeigte, produziert die Exzellenzinitiative dieser Unterschiede erst. Denn es profitieren jene Universitäten am meisten, die ohnehin bereits über eine gute budgetäre und personelle Ausstattung verfügen. Kleine und schlechter ausgestattete Universitäten können bei Kennziffern wie Drittmitteleinwerbung, Publika-
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tionen, Reputation und Attraktivität des Standortes oft gar nicht mithalten. Bisher haben große Volluniversitäten wie die Ludwig-Maximilians-Universität in München (mit 707 Professuren) oder extrem spezialisierte Universitäten am meisten profitiert. Der Wettbewerb folgt damit dem Matthäus-Prinzip: „Wer hat, dem wird gegeben. Wer nicht hat, dem wird auch das noch genommen.“ (frei nach Mt 25,29) Damit werden Hierarchien zwischen Universitäten verfestigt: Viele angehende Studierende bevorzugen die „Elite-Unis“ gegenüber anderen Hochschulen; die Lehrenden haben nur die halbe Lehrverpflichtung und können sich stärker ihrer (für die Karriere wichtigeren) Forschung widmen; und es fällt „Elite-Universitäten“ leichter, Drittmittel aus der Privatwirtschaft anzuziehen als Hochschulen ohne dieses Etikett. Die Spaltung der deutschen Uni-Landschaft ist eine der gravierendsten Folgen der Exzellenzinitiative. Michael Hartmann prognostiziert mittelfristig eine Aufspaltung der Universitäten in „elitäre“ Forschungsuniversitäten und in Massen- und Ausbildungsuniversitäten. Der Grundsatz der Einheit von Forschung und Lehre wäre damit verloren. Umbrüche im Forschungsalltag. Der Forschungsalltag verändert sich im Kontext der kompetitiven Mittelvergabe massiv: Um an die knappen, nach spezifischen Kriterien vergebenen Fördermittel heranzukommen, richten WissenschafterInnen ihre Arbeit immer mehr an externen Vorgaben aus. Die wissenschaftliche Eigenständigkeit leidet unter der Notwendigkeit, die Forschungsthemen so zu gestalten, dass Fördergelder eingeworben werden können. Dadurch müssen die ForscherInnen nicht nur immer mehr Zeit für das Ausarbeiten von Anträgen aufwenden, sondern es leidet auch die Originalität von Forschungsansätzen. Darüber hinaus ist die Vergabe von Förderungen eng an die wirtschaftliche Verwertbarkeit der Forschungsvorhaben gebunden. Damit werden Disziplinen mit größerer Distanz zur Privatwirtschaft, wie etwa Linguistik oder Geschichte, systematisch benachteiligt gegenüber wirtschaftsnäheren Gebieten, wie den Natur- oder Technikwissenschaften. Außerdem sind die Geistes- und Sozialwissenschaften unter den JurorInnen der Exzellenzinitiative unterrepräsentiert. Besonders ungünstig sind die Rahmenbedingungen für gesellschaftskritische Forschung – obwohl gerade diese einen unschätzbaren Beitrag zur Weiterentwicklung von Gesellschaften leisten kann. Marginalisierung der Lehre. Hinzu kommt, dass die Förderungen ausschließlich der Forschung zugutekommen. Die universitäre Lehre, die ohnehin seit Jahrzehnten gegenüber der Forschung benachteiligt wird, wird dadurch weiter marginalisiert. Theoretisch
könnten Studierende davon profitieren, wenn renommierte ForscherInnen an ihre Universität kommen. In der Praxis fordern diese WissenschafterInnen jedoch zunehmend eine Reduktion ihrer Lehrverpflichtung oder gar eine Freistellung von der Lehre! Die Erfahrungen an der Universität Freiburg bestätigen diese Gefahr. Hier wurden die millionenschweren Förderungen in kleine Eliteprojekte gesteckt, ohne die Situation der Studierenden zu verbessern. „Die Exzellenz kommt im Alltag der Studierenden nicht an“, kritisiert Till Oßwald, Studierendenvertreter an der Uni Freiburg. Theoretisch sollte eine Universität sowohl gute Lehre als auch hochwertige Forschung leisten. Die einseitige Förderung der Forschung erhöht das Risiko, dass ein Zwei-Klassen-Modell entsteht, in dem hochwertige Masterstudien mit Forschungsnähe einer Masse an schlechten Bachelor-Studien gegenüberstehen. Uni-interne Verteilungskämpfe. Die selektive Förderung von „Elite-Projekten“ führt vielfach zu Spannungen zwischen den geförderten Projekten und den übrigen Fachbereichen einer Universität. Vor allem, wenn die Förderungen am Ende einer fünfjährigen Runde auslaufen, das Prestige-Projekt aber fortgeführt werden soll, treten inneruniversitäre Verteilungskämpfe auf. Die Weiterführung der Projekte droht oft auf Kosten kleiner Fachbereiche mit geringem uni-internen Durchsetzungsvermögen zu erfolgen. Ein technisches Problem ist die geringe Planungssicherheit für Universitäten: Viele Anträge basieren auf Projekten, deren Umsetzung mehrere Jahre in Anspruch nimmt. Die Langfristigkeit der Projekte steht aber in Widerspruch zur Kurzfristigkeit der Exzellenzinitiative. Denn nach Ablauf einer Runde von fünf Jahren können die Geldquellen für ein gut laufendes Projekt versiegen, wenn dem Förderansuchen für die Folgerunde nicht stattgegeben wird. Beispielsweise musste das „Karlsruher Institut für Technologie“ der Universität Göttingen nach der zweiten Runde eingestellt werden, da es trotz eines vielversprechenden Konzepts 2012 nicht mehr als förderfähig eingestuft wurde. Die deutsche Studierendenvertretung ist auf die Exzellenzinitiative nicht gut zu sprechen. Anstelle der Verschärfung des Wettbewerbs zwischen Universitäten wird eine breite Verteilung der Gelder über das Grundbudget der Universitäten gefordert. Dass die deutsche Bundesregierung jedoch eine Hierarchisierung der Universitäten nicht nur in Kauf nimmt, sondern gezielt anstrebt, ist kein Zufall: Fügt sich diese Hochschulpolitik doch nahtlos in den Kontext einer neoliberalen Politik ein, die in nahezu allen Politikfeldern eine ungebrochene Vorherrschaft genießt.
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Ungarn: Nie wieder Faschismus – oder vielleicht doch? Ungarn, in der Satiresendung „Wir sind Kaiser“ gerne als ‚unsere Schwester‘ bezeichnet, hat sich in den letzten Jahren von den demokratischen Prinzipien der Europäischen Union sehr weit entfernt. Seit der Parlamentswahl 2010 merkt man nichts mehr von Pusztaromantik oder Gulaschkommunismus. Was hat sich in den letzten Jahren verändert? Von Christof Fellner & Susanne Mayr
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ngarn ist seit 2004 Mitglied der Europäischen Union und hat sich daher genauso deren Zielen, wie Friedenssicherung und Demokratisierung innerhalb Europas, verschrieben. Doch im Jahr 2010 kam es zu einem (nicht unerwarteten) Rechtsruck in der ungarischen Regierung. Die FIDEZS Partei des damaligen Oppositionsführers Viktor Orban errang eine Zweidrittelmehrheit im Parlament. Gemeinsam mit der rechtsextremen Partei Jobbik, deren Wahlergebnis ebenfalls im zweistelligen Bereich lag, regieren sie nun das Land und untergraben dabei mehr und mehr den Rechtsstaat, zum Beispiel durch fragwürdige Maßnahmen wie der Einschränkung der Rechte des Verfassungsgerichtshofes oder der Medienfreiheit. Die Europäische Union zeigt sich besorgt, wirkt aber machtlos. Mittlerweile greifen manche in Österreich lebenden Ungarn diesen Nationalismus auf. So ist das zum Beispiel der Wiener Künstlerin Marika Schmiedt in Linz geschehen. Schmiedt wollte mit einer Plakatausstellung auf die
katastrophale Situation der Roma in Ungarn hinweisen. Doch die Plakate wurden bereits nach zwei Tagen von der österreichischen Polizei entfernt. Diese handelte auf Grund einer Anzeige von Eva Maria Barki, einer rechten ungarischen Anwältin aus Wien. Oder im Fall von Salzburg, wo der Salzburger Verein der Auslandsungarn den Jobbik-Politiker Tamás Schneider zu einem „Diskussionsabend“ eingeladen hat. In geschlossener Gesellschaft versteht sich. Diese Vorfälle zeigen, wie problematisch die Situation in Ungarn bzw. für Europa derzeit ist. Aber nicht nur die Demokratie ist in Ungarn mehr als gefährdet, auch die Autonomie der Universitäten und ihrer Studierenden wird gesetzlich beschnitten. Hürden an den Unis. Anfang des Jahres 2013 beschloss die ungarische Regierung einige Gesetze, welche die Universitäten und ihre AbsolventInnen in ihrer Autonomie stark einschränken. Neben dem Vorwurf, dass durch diese Nivellierungen die ungarischen Universitäten finanziell „ausgehungert“ wür-
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„Es scheint, als wäre ein Richtungswechsel innerhalb der Europäischen Union zu beobachten, die den konservativen, rechten und nationalistischen Parteien den Rücken stärkt“ © TonG Fotoart (Flickr)
den, stößt vor allem eine Passage auf Unmut: Die AbsolventInnen der Hochschulen werden verpflichtet, mindestens das Doppelte ihrer Studienzeit in Ungarn zu arbeiten. Die Studierenden drückten ihr Missfallen prompt mit einer Demonstration in Budapest und der anschließenden Besetzung dreier Hörsäle in der Loránd-Eötvös-Universität aus. Aber nicht nur den Studierenden ist diese Regelung ein Dorn im Auge, EuroparechtlerInnen warnen davor, dass diese Maßnahme gegen das Grundrecht der Personen- und ArbeitnehmerInnenfreizügigkeit in der Europäischen Union verstoße. Zu diesen gegen das Europarecht verstoßenden Maßnahmen kommen noch zahlreiche „kleinere“ Hürden wie etwa 7.000 bis 10.000 Euro Studiengebühren oder drakonische Fristen (Anmeldung für das Wintersemester muss bis zum März davor erfolgen). Keine Konsequenzen? Als im Jahre 2000/2001 die ÖVP mit der FPÖ eine Koalition einging rief dies innerhalb der Europäischen Union enorme Proteste hervor. Dabei blieb es aber nicht, vierzehn Länder der Europäischen Union boykottierten Österreich zum Beispiel mittels Beschränkungen der Reisefreiheit. Nun, etwas mehr als zehn Jahre später, scheint der Rechtsruck in Ungarn mit verheerenden Beschränkungen des Verfassungsgerichtshofes und der Medien lediglich leere Worthülsen als Konsequenzen zu haben. Generell scheint es, als wäre ein Richtungswechsel innerhalb der Europäischen Union zu beobachten, die den konservativen, rechten und nationalistischen Parteien den Rücken stärkt und somit der Gegenwind für die derzeitige ungarische Politik eher lau ausfällt. Die Entwicklungen in Ungarn, sei es im politischen Bereich oder an den Universitäten, sind besorgniserregend, und es entsteht der Eindruck, dass die ungarische Regierung unter Viktor Orban nicht so schnell ihren politischen Kurs ändern wird. Bleibt abzuwarten wie die Europäische Union mit diesem Rechtsruck in Zukunft umgehen wird.
Unser Nachbarland Ungarn ist seit 2004 bei der EU. Seit 2010 regieren zwei rechte Parteien das Land. Die EU zeigt sich besorgt, scheint aber machtlos zu sein.
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Geht nicht, gibt’s nicht Selbst ist der Mensch! Frei nach diesem Motto haben wir uns auf die Suche nach coolen DIY-Blogs im Internet gemacht und die besten Ideen ausprobiert. Von Marie Schulz
Löwenzahnhonig (Mach-was-draus-Blog) Honig ohne Honig? Klingt vielleicht im ersten Moment etwas eigenartig, ist aber möglich. Löwenzahnhonig ist einfach zu machen und schmeckt köstlich. Wegen seines geringeren Säuregehalts ist er verträglicher als normaler Honig, außerdem soll er gegen Heiserkeit und Husten helfen und die Stimmbänder pflegen. Löwenzahnhonig schmeckt kaum anders als normaler Honig und lässt sich auch ebenso verwenden. © wohlgeraten.de
Zutaten: ca. 300 Löwenzahnblüten (nur die Blüte – soweit es geht alle grünen Blättchen abzupfen, sodass alles, was Milch abgibt, entfernt wird) |1 kg Zucker 1 l Wasser |1 Zitrone © experimentselbstversorgung.net
Zubereitung: 1. Die Löwenzahnblüten sauber putzen, waschen und kurz mit kochendem Wasser in einem Sieb überbrühen. Nach dem Abkühlen die Blüten in einen Topf mit 1 Liter kaltem Wasser geben und kurz aufkochen lassen, den Topf vom Herd nehmen und das Ganze einen Tag durchziehen lassen. 2. Am nächsten Tag alles durch ein Sieb gießen (die Flüssigkeit auffangen) und die Blüten gut auspressen. In den Topf mit Saft gibt man dann 1 Kilo Zucker und eine 1/2 kleingeschnittene, unbehandelte Zitrone mit Schale oder eine 3/4 kleingeschnittene, behandelte Zitrone ohne Schale. Das alles wird dann auf kleiner Stufe unter regelmäßigem Rühren erhitzt, ohne dass es kocht (damit die Vitamine erhalten bleiben). Zeitlich sollte man schon ca. fünf Stunden einplanen und auf jeden Fall immer wieder kontrollieren und rühren. Die Konsistenz ist dann genau richtig, wenn es anfängt,
richtig zu schäumen. Ist der Honig zu dick, kristallisiert er leicht, aber wenn er zu dünn ist, dann fängt er gegebenenfalls an zu säuern. 3. Die Einmachgläser oder normalen Schraubgläser ca. 10 Minuten in einen Topf mit kochendem Wasser legen. Mit einer Zange und Handschuhen aus dem Topf holen und den Sirup einfüllen. Die Schraubgläser vorzugsweise noch auf den „Kopf“ stellen. Tipps: 1. Zum Sammeln und Putzen der Löwenzahnblüten Handschuhe anziehen, da sich sonst die Finger einfärben. 2. Zur Feststellung der richtigen Konsistenz einfach ein wenig mit dem Löffel von der heißen Flüssigkeit entnehmen und in eine Tasse geben. Nach kurzer Zeit sieht man, ob es noch zu flüssig ist. Bei Unsicherheiten einfach alles komplett abkühlen lassen und gegebenenfalls danach nochmal erhitzen.
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Halter für ein ladendes Handy (Make it and Love it) Es ist wieder soweit: Der Akku des geliebten Telefons ist aus und muss aufgeladen werden. Da stellt man sich oft die Frage: Wohin mit dem am Kabel hängenden Telefon, wenn kein Kästchen, Tisch oder eine sonstige Handyablage in der Nähe ist? Mit diesem Handyhalter hat das Handy immer einen fixen Platz. 1. Für den Handyhalter braucht man nur eine alte Plastikflasche wie zum Beispiel von Nagellackentferner, Shampoo oder Bodylotion. Am besten eignet sich eine flache Flasche, in die das jeweilige Telefon gut hineinpasst. 2. Die Flasche wird an den abgebildeten Linien aufgeschnitten, in das obere, schmalere Stück wird noch die Aussparung für den Stecker herausgeschnitten. 3. Nachdem die Plastikaufkleber entfernt wurden, kann man den Halter dekorieren wie man möchte, ihn mit Stoff umgeben (Bild), Serviettentechnik anwenden, oder ihn einfach mit Sprühfarbe einfärben.
© maekit-loveit.com
© sincerelykinsey.blogspot.com
Schmuck-Box (Sincerely Kinsey) Alte Bücher verstauben im Regal – und der Schmuck hat auch keinen richtigen Platz? Dann wird dieses BuchAufbewahrungskästchen Abhilfe schaffen. 1. Nehmt ein Buch ( je dicker, desto mehr Platz), das ihr nicht mehr braucht und schneidet auf jeder Seite den Text so heraus, dass nur mehr die Seitenränder zu sehen sind. 2. Die Seitenränder des Buches mit Leim oder Bastelkleber zusammenkleben und gut festdrücken. 3. Die Buch-Schatulle eignet sich sowohl für Schmuck als auch für andere Kleinigkeiten. Auch wenn man etwas unbeobachtet aufbewahren will, ist die Buch-Schatulle perfekt geeignet.
Neugierig geworden? Hier mehr über die DIY-Blogs: www.mach-was-draus.blog.de www.makeit-loveit.com www.sincerelykinsey.blogspot.de
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StudentInnenfutter
Welcher Student kennt das nicht: Der Monat neigt sich langsam dem Ende zu, und mit ihm wird auch das Geld auf dem Konto immer weniger. Da hat man vielleicht eine Pary zu viel gefeiert, oder konnte sich beim Shoppen nicht zuckückhalten – schon herrscht gähnende Leere in der Brieftasche. Tatsache ist, dass man trotz wenig Geld gut essen kann und sich nicht ausschließlich von Fertigpizza und Nudeln ernähren muss. Das beweisen diese Rezepte, die nicht viel kosten und trotzdem abwechslungsreich und lecker sind. Von Marie Schulz
Kosten: ca. 1,14 Euro
Nuss-Porridge Zutaten für 1-2 Personen: 6 Esslöffel Haferflocken | 100 ml Milch | 2 EL gemahlene Haselnüsse | 2EL Mandelstifte | 2 EL Haselnussblättchen | 1 TL Zucker | Zimtpulver | Salz | eine Banane So wird’s gemacht: 1. Haferflocken in einem Topf mit 250 ml Wasser aufkochen und ca. fünf Minuten bei mittlerer Hitze kochen lassen. 2. Milch und gemahlene Nüsse hinzufügen und weitere fünf Minuten kochen lassen. 3. Die Mandelstifte und Nussblättchen in einer Pfanne ohne Fett hellbraun anrösten, dann mit Zucker leicht karamellisieren lassen. In der Zwischenzeit die Banane in Scheiben schneiden. 4. Den Porridge mit einer Prise Salz und Zimt würzen, die Nüsse und die geschnittene Banane untermischen. Je nach Bedarf mit Honig oder Zucker süßen.
© Coco Lang
Kosten: ca. 1,40 Euro
Schwierigkeitsgrad
Nusswaffeln mit Honig Zutaten für vier Stück: ½ Orange | 2 EL Butter| 1 EL Honig | ½ Päckchen Vanillezucker | 1 Ei | 3 EL Mehl | 3 EL gemahlene Haselnüsse | eine Prise Backpulver, etwas Öl und Puderzucker So wird’s gemacht: 1. Butter mit Honig und Vanillezucker in eine Schüssel geben und cremig rühren. 2. Das Ei trennen und das Eigelb unter die Butter-Honig-Mischung rühren. 3. Mehl, Haselnüsse und das Backpulver in einer kleinen Schüssel mischen, dann zur Eigelbmasse geben und den Saft der ausgepressten Orange hinzufügen. 4. Das Eiweiß steif schlagen und vorsichtig unter den Teig heben. 5. Das Waffeleisen mit ein bisschen Öl bestreichen, ca. 2 EL Teig in die Mitte geben und etwa vier Minuten backen. Vor dem Essen je nach Geschmack mit Puderzucker bestreuen.
© Max Straeten
Schwierigkeitsgrad
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Weitere tolle Rezepte für alle, die das Fleisch auch mal weglassen wollen, gibt es in dem Buch „Studentenkochbuch vegetarisch“ von Martin Kintrup. Dieses ist sowohl in vielen Buchshops, als auch unter www.gu.de erhältlich.
Kosten: ca. 1,60 Euro
Brokkolicremesuppe Zutaten für eine Portion: 200 ml Wasser | 120 ml Gemüsebrühe | 50 ml Schlagobers | 150g Brokkoli | ½ Zwiebel | eine Zehe Knoblauch | Etwas Öl, Salz und Pfeffer So wird’s gemacht: 1. Zwiebeln und Knoblauch fein schneiden. Dann etwas Öl erhitzen und den Knoblauch und die Zwiebeln glasig anbraten. 2. Mit Brühe und Wasser ablöschen und den Brokkoli dazugeben. Das Ganze rund zehn Minuten köcheln lassen. 3. Die Suppe mit dem Pürierstab fein mixen und mit Schlagobers, Salz und Pfeffer abschmecken.
Schwierigkeitsgrad © Iceman (Morguefile)
Kosten: ca. 1,75 Euro
Arme Ritter Zutaten für eine Portion: 2-3 Semmeln vom Vortag (kann auch Milchbrot, Striezel, Toast oder Weißbrot sein) | ¼ Liter Milch | 1 Ei | 50g Zucker | Butter zum Backen | 1 Teelöffel Zimt So wird’s gemacht: 1. Die Semmeln aufschneiden und mit der weichen Seite nach oben in ein flaches Gefäß legen. 2. Die Milch erwärmen und mit dem Ei verquirlen. 3. Das Gemisch schließlich über den Semmeln verteilen und diese in einer Pfanne mit Butter goldbraun braten. 4. Vor dem Verzehr mit Zucker bestreuen und warm verspeisen. Je nach Geschmack passt hier Apfel oder Kirschkompott gut dazu.
Schwierigkeitsgrad © Dominik W. Neuffer
Kosten: ca. 1,80 Euro
Linsengulasch Zutaten für eine Portion: ¼ Liter Gemüsebrühe | 100g Kartoffeln | 75g Linsen | ½ EL Öl | ½ EL Paprikapulver | ein Paar Würstel | ½ Zwiebel | etwas Petersilie, Salz und Pfeffer. So wird’s gemacht: 1. Zwiebel schälen, fein schneiden und in heißem Öl anrösten. 2. Das Paprikapulver hinzugeben und mit Brühe aufgießen. 3. Die Kartoffeln schälen, in kleine Würfel schneiden und mit den Linsen 20 Minuten bei mittlerer Hitze köcheln lassen. 4. Nach zehn Minuten die in Scheiben geschnittenen Würstel hinzugeben und mitkochen lassen. Vor dem Servieren mit Salz, Pfeffer und gehackter Petersilie abschmecken. Dazu passen eine Scheibe Weißbrot oder ein paar Nudeln.
Schwierigkeitsgrad © Heinz Ober (Pixelio)
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POLITIK & GESELLSCHAFT
politik & gesellschaft
Die Unsichtbaren Prostitution ist schmutzig, verrucht, moralisch verwerflich, erotisch versteckt, geheim und verboten, vielleicht Ausbeutung, trotzdem geduldet und offensichtlich auch erwünscht. Ein (dringender) Appell. Von Jennifer Rödl & Dilara Akarcesme
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rostitution ist in Österreich Ländersache, das heißt, in jedem Bundesland herrschen andere Gesetze. Dies führt zum Beispiel dazu, dass in Vorarlberg Prostitution gänzlich verboten ist, in Salzburg darf Prostitution nur in konzessionierten Betrieben ausgeführt werden (also kein Straßenstrich, keine Wohnungsprostitution, kein Escortservice) und nur in Wien (als einzige Stadt Österreichs) ist unter anderem der Straßenstrich in eingeschränkten Gebieten gestattet. Zurück zu Salzburg. Da hier die Anbahnung und Ausübung der Sexarbeit nur in konzessionierten Betrieben (Laufhäusern, Sauna oder Nachtklubs) erlaubt ist, macht dies die SexarbeiterInnen abhängig von den BetreiberInnen und dadurch ausbeutbar, denn ohne BetreiberIn könnten sie ihrer Tätigkeit nur illegal nachgehen. Sie sind also faktisch „weisungsgebunden“, was beispielsweise den Konsum von Alkohol, die Arbeitszeiten oder Arbeitskleidung, aber auch die Sexpraktiken betrifft, denn im Falle einer Weigerung ist ein Verlust der Arbeitsmöglichkeit wahrscheinlich. Zudem zahlen Prostituierte in Laufhäusern Zimmermieten von 100 Euro und mehr (täglich), KundInnen oder Praktiken abzuweisen wird damit massiv erschwert. In Großbordellen wie dem Pascha in Köln müssen die Sexworker gar Eintritt bezahlen, um dann überhaupt dort arbeiten zu dürfen. In Salzburg wird damit die Möglichkeit, selbstständig und selbstbestimmt arbeiten zu können, von vornherein illegalisiert. Frauen werden in die finanzielle Abhängigkeit von Bordellen und Laufhäusern gedrängt, welche natürlich gut an den Prostituierten verdienen. Zwangsuntersuchungen. Ein weiteres Armutszeugnis für Österreich ist die verpflichtende, wöchentliche Untersuchung für Prostituierte – in Salzburg kostet diese 35 Euro. Abgesehen von menschenunwürdigen Bedingungen (Wartezeiten von mind. 5 Stunden und mehr, absolut inkompatibel und unflexibel in Bezug auf die Arbeitszeiten und sonstige Verpflichtungen, Diskriminierung durch das Personal und ein „Zwangsouting“ durch die wöchentliche Einfindung am Gesundheitsamt) sind Zwangsuntersuchungen laut WHO eine Menschenrechtsverletzung und gesetzeswidrig. Hier in Öster-
reich dürfen die Prostituierten sogar dafür zahlen. Selbstverständlich wurde Österreich von der UNO für diese Gesetzeslage auch schon gerügt, aber wir wären nicht in Österreich, würde dies etwas an der aktuellen Situation ändern. Einige „sexually transmitted deseases“ werden auch gar nicht überprüft, so etwa das hochansteckenden Condylomata acuminata (im Volksmund auch bekannt unter „Feigwarzen“), hinzu kommt das diagnostische Fenster, durch welches viele Krankheiten ja erst nach Wochen nachweisbar sind. Also worum geht es hier wirklich? Wenn die Antwort die Volksgesundheit wäre, müssten es letztlich FreierInnen sein, die zur wöchentlichen „Gesundheitsschikane“ vorgeladen werden. Dieser „Gesundheitstest“ bewirkt sogar das Gegenteil; Freier wähnen sich in Sicherheit und wollen „ohne“, Bordelle bewerben auf ihren Internetseiten ihre „sauberen Mädchen“. Ausstieg. Eben wegen dieser diskriminierenden Gesundheitschecks, aber auch aus Angst vor Repression und gesellschaftlicher und beruflicher Ächtung lassen sich viele (vor allem) österreichische Prostituierte gar nicht registrieren und auch nicht versichern. Zwar geben Polizei, Gesundheitsamt und Krankenversicherung die Auskunft, der Vermerk „Prostituierte“ werde nach einem Jahr (bei Nichtausübung des Berufes) wieder aus dem Verzeichnis gelöscht, „jedoch zeigen Beispiele aus Praxis, das dem keinesfalls so ist“ bestätigt Christian Knappitsch, Sprecher des Forums sexworker.at. Sollten Prostituierte wegen Krankheit oder Urlaub ihre Tätigkeit unterbrechen, haben sie das den Behörden zu melden, jeder Ortswechsel ist bekannt zu geben. Möchten Sexworker in Zukunft gar in einem Gesundheitsberuf arbeiten, stehen die Chancen ganz schlecht; denn für Gesundheitsberufe ist der obligatorische Gesundheitscheck an der gleichen Stelle auszuführen. Aber auch durch die „Auszeit“ im Lebenslauf wird ein Ausstieg aus der Prostitution natürlich dementsprechend erschwert. Durch den Aktenvermerk bzw. die Pflicht, sich polizeilich als Prostituierte registrieren zu lassen, werden Sexworker von vornherein kriminalisiert, durch den Gesundheitscheck wird der Generalverdacht erhoben, die Ausführenden seien besonders „gefährlich“ und
© looking4poetry (FLICKR)
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„krank“, und diese Einstellung zeigt sich natürlich auch gesellschaftlich. Vielerorts gibt es in Österreich nun auch eine Arbeitsmarktmaßnahme, in der ausstiegswillige Prostituierte eine Ausbildung als „SexualbegleiterInnen“ über das AMS machen können. Diese verhelfen bettlägerigen PatientInnen, Menschen mit Beeinträchtigungen etc. zu Zärtlichkeit, Berührung und auch Lust, und werden immer öfter von den Einrichtungen selbst angefragt. Jedoch müssen auch sie sich als Prostituierte registrieren, den wöchentlichen Gesundheitstest über sich ergehen lassen; die gesellschaftliche Stigmatisierung bleibt. Prostitution und Menschenhandel. Diese zwei Begriffe werden oft und gerne in einem Satz genannt, jedoch verwehren sich Organisationen wie sexworker.at, LEFÖ (Wien), maiz (Linz), SXA-Info (Graz) und PiA (Salzburg) vehement dagegen. Ebenso betont Knappitsch, dass es hierzu unterschiedliche Statistiken gäbe, und sich „mit der Opfermythologie weitaus mehr Kapitel und Aufmerksamkeit generieren lassen, und deshalb diese Fokussierung so überproportional vertreten ist.“ De facto sind 95% der Sexworker AusländerInnen, und für 99% ist in erster Linie das Geld die Hauptmotivation. Inwiefern nun Armut und fehlende Zukunft auch Zwänge sein können, darüber lässt sich bekanntlich streiten. Knappitsch: „Sexwork ist Arbeit und Zwangsprostitution ist eine schreckliche Straftat, nur bitte ich darum, dies nicht in einen Topf zu werfen, denn die meisten SexarbeiterInnen wollen einfach selbstbestimmt und
in Ruhe ihre Arbeit erledigen.“ Ziel soll es sein, aus den „Opfern“ AkteurInnen werden zu lassen. Neue Forschungen belegen auch, dass Sexworker hauptsächlich unter den ungünstigen Arbeitsbedingungen und der gesellschaftlichen Ausgrenzung zu leiden haben, und weniger am eigentlichen „Tauschhandel“. „Bei Straftaten oder Gefahr in Verzug melden sich [sic!] die wenigsten Prostituierte an die Polizei, denn sie haben Angst vor Abschiebung und Kriminalisierung“, so Knappitsch. Denn wenn die Anbahnung der Prostitution illegal ist, die Frau zusätzlich Angst vor einer Abschiebung hat, dann wird sie auch eine Vergewaltigung nicht anzeigen. Je mehr als Prostituierte in die Unsichtbarkeit gedrängt werden, desto verwundbarer und ausbeutbarer werden SexarbeiterInnen, das muss vor allem staatlichen Instanzen klar sein. Wenn wir auch Menschenhandel und Zwangsprostitution verhindern wollen, führt kein Weg daran vorbei, Sexworkern mehr Rechte einzuräumen und BordellbesitzerInnen um Verfügungsgewalt und Macht zu bringen. Man mag Prostitution für falsch, armselig, menschenunwürdig oder wofür auch immer halten, doch letztendlich sind SexarbeiterInnen in erster Linie Menschen. Also beginnen wir endlich damit, ihnen auch dieselben Rechte (und Pflichten) einzuräumen, anstatt durch Illegalisierung weiterhin Tür und Tor nicht nur die für Ausbeutung durch FreierInnen, ZuhälterInnen und BordellbetreiberInnen, sondern auch durch den Staat selbst zu öffnen.
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Warum manche Menschenleben auch heutzutage immer noch weniger wert zu sein scheinen als andere
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Über die unterschiedlich gewichtete Medienberichterstattung aus Industrieoder Entwicklungsstaaten. Von Lena Schollenberger
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ie Frage „wie viel Wert hat unser Leben?“ beschäftigte schon die Philosophen der Antike und gleichzeitig gibt es, leider schon so lange diese Frage im Raum steht, die Auffassung, dass nicht jedes Menschenleben gleich viel wert sei. Wir müssen nicht sehr weit in der Geschichte zurückgehen um auf einige Beispiele zu stoßen. Wie etwa die Sklaverei, welche ihren Ursprung zwar schon in der Antike fand, aber offiziell erst 1980 im afrikanischen Staat Mauretanien abgeschafft wurde. Auch der durch die Nationalsozialisten geprägte Begriff des „unwerten Lebens“ lässt darauf schließen, wie unterschiedlich doch über Menschenleben gewertet wurde. Doch dies soll nicht Thema dieses Artikels werden, auch weil
„Lässt man Zahlen sprechen, stehen drei Tote in Boston gegen circa 1100 Tote in Bangladesch.“ diese Thematiken viel zu umfangreich und komplex wären, um ihnen in diesem kurzen Bericht wirklich gerecht zu werden. Dennoch könnte die Liste mit Beispielen, in denen einem Menschenleben ein geringerer Wert zukommt als einem anderen, nahezu endlos weitergeführt werden. Äußern kann sich das auf viele Weisen, sei es, indem diesen Menschen weniger Rechte zukommen als anderen oder, dass dadurch ein geringerer Lebensstandard gerechtfertigt wird. Oft kann es auch sein, dass diesen Menschen weniger Aufmerksamkeit zukommt als anderen, denn sie sind es nicht „wert“, geachtet zu werden. Wie aktuell diese Debatte auch heute noch ist, wurde
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LAUT!
„Sei es von Überlebenden, von Angehörigen oder von dem Urteil, was der noch lebende Attentäter zu erwarten hat. Möglicherweise ist es die Todesstrafe, die die aufgeklärte US-amerikanische Justiz fordern wird.“
klar, als im April diesen Jahres das Bombenattentat in Boston verübt wurde. Als bei dem jährlich stattfindenden Stadtmarathon in Boston durch die Zündung von Sprengsätzen und die dadurch entstandenen Explosionen drei Menschen starben und etliche verletzt wurden, war dieses Vorkommnis wochenlang präsent in den deutschen und österreichischen Medien. Zugegebenermaßen sehr bewegende Bilder und Interviews mit Familienangehörigen und Freunden der Verstorbenen gingen um die Welt. Nach und nach wurden die Namen der Opfer bekannt, den Gesichtern wurden Schicksale zugeordnet, man erfuhr die Geschichte der Opfer, wer sie waren, wie sie lebten. Der aufmerksame Medienbeobachter kam nicht darum herum, an diesen schrecklichen Schicksalen teilzuhaben. Die täglichen Updates ebbten nicht ab. Helden wurden geehrt, die gleich nach den Explosi-
onen anderen Menschen erste Hilfe leisteten, die Ermittlungen der Polizei, deren Fortschritte und ihre Bitte an die Einreichungen von möglichen Hinweisen – es gab nichts, was wir hier im fernen Europa nicht über das Boston-Attentat erfuhren. Es war als würde die ganze Welt an der Tragik dieses Attentats und dessen Folgen teilhaben beziehungsweise teilhaben müssen. Als schließlich die Verantwortlichen des Attentats gefasst wurden und einer von ihnen bei der Verfolgungsjagd von der Polizei erschossen wurde, gab es einen erneuten Aufschrei in der Medienwelt. Wiederum wurden Namen bekannt, es wurde versucht, die Hintergründe zu erklären und gleichzeitig standen wieder die Bilder der leidenden Amerikaner und die Frage nach dem „Warum?“ im Fokus. Dem gegenüber steht ein anderes schreckliches Ereignis, das sich nur wenige Tage nach dem Bos-
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ton- Attentat ereignete. Als am 24. April ein Fabrikgebäude am Stadtrand von Dhaka, Bangladesch, einstürzte, starben über 1100 Menschen, welche als Textilarbeiter in diesem Gebäude beschäftigt waren. Die gleichen Medien erstatteten hier aber relativ neutral und kurz Bericht über dieses Unglück, obwohl es in einem Online- Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung heißt, es handelte sich hier um den „schlimmsten Fabrikunfall in der Geschichte des Landes“. Parallel dazu wurden die Bilder des Boston-Attentats immer noch häufig gespielt. Lässt man Zahlen sprechen, stehen drei Tote in Boston gegen circa 1100 Tote in Bangladesch. Ohne nun jemandem zu nahe treten zu wollen, frage man sich hier doch, wer entscheidet, dass die drei Boston-Toten von höherem Nachrichtenwert sind als die 1100 Toten in Ban-
gladesch? Wieso wird jedes kleine Detail aus Boston berichtet und so wenig aus Bangladesch? Wieso erfährt der interessierte Rezipient von keinen Einzelschicksalen, die auch die emotionale Stimmung aus Bangladesch demonstrieren? Welchen Grund haben unsere Medien, derartig unterschiedlich gewichtet über zwei so schreckliche Ereignisse zu berichten? Wie zu erwarten lösten diese Ereignisse einige Debatten aus. Als bekannt wurde, wer hinter den Boston-Anschlägen steckte, nämlich als Hauptverdächtige zwei Brüder aus Kirgistan, wurden sehr schnell wieder viele Islam-Kritiker aktiv und man vermutete eine Tat aus radikalen, islamistischen Kreisen. In Bangladesch wurde dagegen eine ganz andere Diskussion geweckt. Die Inhalte waren, kurz gesagt, schlechte Arbeitsbedingungen, zu wenig Arbeiterlöhne und die Frage, in wie weit sollten sich einige europäische Konzerne aus dem Textil-Gewerbe in Bangladesch zurückziehen? Erschreckend, wie sachlich und abgeklärt man nach diesem Unglück über Arbeiterlöhne diskutieren kann, statt betroffenen Menschen und in einem Land, das sich in seiner Entwicklung noch weit hinter unserem Standard befindet, zuerst einmal erste Hilfe zu leisten. Nun muss man natürlich bedenken, dass es sich um zwei sehr unterschiedliche Unglücke handelte. Während in Boston aktiv und bösartig geplant Menschen umgebracht wurden, war es in Bangladesch eher ein Unglück, das „nur“ auf die Fahrlässigkeit oder Gleichgültigkeit einiger Menschen zurückzuführen war, die es zuließen, dass sich in diesem teilweise illegal errichteten Fabrikgebäude täglich tausende von Arbeitern aufhielten. Es ist auch klar, dass wir im westlichen Europa eher über einen Lebensstandard verfügen dürfen, der dem in den USA recht nahe kommt, und so ist es für uns natürlich leichter, uns in dieses Szenario der westlichen Welt hineinzuversetzen und mit den Menschen dort zu fühlen. Dennoch rechtfertigt dies noch lange nicht, anderen Schicksalsschlägen weit weniger oder eine andere Art der Beachtung zukommen zu lassen. Das Unglück in Bangladesch wird bei den dort lebenden Menschen sicher noch sehr lange nachwirken, bei uns wurde es leider schon von neuen Meldungen mit höherem Nachrichtenwert verdrängt, aber wir werden sicher noch weiterhin die neuesten Meldungen des Boston-Falls erhalten. Sei es von Überlebenden, von Angehörigen oder von dem Urteil, was der noch lebende Attentäter zu erwarten hat. Möglicherweise ist es die Todesstrafe, die die aufgeklärte US-amerikanische Justiz fordern wird.
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MEINUNG
Monsanto? Ja! Natürlich Was auf unseren Tellern landet bestimmen zunehmend nicht mehr die ErzeugerInnen und VerbraucherInnen von Nahrungsmitteln, sondern eine Handvoll multinationaler Biotech-Konzerne wie Monsanto. Von Elisabeth Buchner (Intersol)
S
chauplatz – Ein kleines Dorf in den peruanischen Anden nahe der antiken Inka-Stadt Cusco. In der Dorfschule wird im Rahmen eines interkulturellen Schulprojekts das Prinzip des „ISKAY YACHAY“ (beides Wissen) praktiziert. Klassische Inhalte (westlicher) Schulbildung werden gleichwertig mit einheimischem, indianischem Wissen behandelt. Zweiteres umfasst besonders den Schutz kultureller und biologischer Vielfalt. So kultivieren die Kinder im Schulgarten dutzende verschiedene Kartoffelsorten und bewahren so das agrikulturelle Wissen ihrer Gemeinschaften. In dieser Gegend betreiben die indigenen Völker der Aymara und Quetchua seit über 7.000 Jahren Landwirtschaft. Eine der wichtigsten Kulturpflanzen der Menschheit, die Kartoffel, stammt aus dieser Gegend. Die Indigenas haben über 3.000 verschiedene Kartoffelsorten entwickelt und kultiviert, jede anders in Geschmack, Aussehen und klimatischen Voraussetzungen. Ohne diese agrikulturelle Leistung wäre ein Großteil der europäischen Geschichte der Neuzeit anders verlaufen, schließlich wurde die Kartoffel schnell zu einem der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Tatsächlich stammt kaum eine der wichtigsten Kulturpflanzen, die unsere Ernährung sichern, ursprünglich aus Europa – sie alle wurden in Gegenden und von Völkern entwickelt, die wir heute gern als „unterentwickelt“ bezeichnen. Von Vielfalt zu Einfalt. Doch was hat das nun mit Monsanto, dem wohl umstrittensten Biotech-Konzern und Marktführer bei gentechnisch veränderten Pflan-
zen, und „Ja! Natürlich“, der Biomarke von Billa u.a., zu tun? Gemüse, Obst und Getreide bilden nach wie vor die Grundlagen unserer Ernährung. Die angebliche Vielfalt überquellender Supermarktregale täuscht: In Wirklichkeit hat man kaum eine Wahl. Gleich rot, gleich groß, gleich prall – eine Tomate schmeckt und sieht aus wie die andere, unabhängig von Supermarktkette und ErzeugerIn. Seit der Sesshaftwerdung haben unsere Vorfahren weltweit Großartiges geleistet: Über 5.000 Arten von Nutzpflanzen mit über zwei Millionen Sorten – regional angepasst, abwechslungsreich und vielfältig – wurden kultiviert. Während der letzten 100 Jahre haben wir drei Viertel des agrikulturellen Erbes der Menschheit unwiederbringlich verloren. Mittlerweile dominieren industrielle Sorten aus dem Labor. Zehn multinationale Konzerne kontrollieren 75% des weltweit gehandelten Saatguts. Diese Konzentration ist dadurch möglich, da es sich dabei um Hybrid-Saatgut handelt. Die Samen dieser „Einwegpflanzen“ sind nicht zur Wiederaussaat geeignet. Man kann also nicht mehr einen Teil der Ernte für die Aussaat im nächsten Jahr aufbewahren, da sich die reingezüchteten Eigenschaften in der nächsten Generation verlieren. Hybrid-Saatgut muss jedes Mal neu zugekauft werden, was eine enorme Abhängigkeit der BäuerInnen von Großkonzernen mit sich bringt. Mittlerweile stammt der Großteil des Gemüses, das wir essen, aus Hybridsaatgut, sowohl bei konventionellem als auch bei Bio-Landbau. Die höheren Erträge gehen auf Kosten
Kartoffelvielfalt auf einem peruanischen Markt
SchülerInnen in Peru bewahren die Vielfalt an Kartoffelsorten
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der Unabhängigkeit der LandwirtInnen und der genetischen Vielfalt. Alte Sorten werden verdrängt von einigen wenigen Hochleistungs-Hybridsorten. Das Ergebnis ist Monokultur auf dem Feld und Einheitsbrei auf den Tellern! Monsanto & Bio von der Stange. Wie weit die Konzentration zugunsten von Biotech-Riesen wie Monsanto fortgeschritten ist, zeigt das Beispiel der „Ja! Natürlich“-Tomaten. Clemens Arvay legte in seinem umstrittenen Buch „Der große Bio-Schmäh“ offen, dass auch Bio-Gemüse zum Teil aus konventionellem Hybrid-Saatgut gezogen wird und behauptete, die „Ja! Natürlich“-Tomaten würden aus Saatgut stammen, das von Monsanto bezogen werde. Auch das heftige Dementi von „Ja! Natürlich“ kann den Hauptkritikpunkt nicht entkräften: Die verwendete Sorte wurde zwar ursprünglich von einer holländischen Saatgutfirma entwickelt, diese wurde jedoch von Monsanto aufgekauft. Genau hier liegt also das Problem: Die Konzentration des weltweiten Saatgutmarktes hat in den letzten Jahrzehnten rasant zugenommen. Kleine und mittelgroße Firmen werden aufgekauft, und den Kuchen teilen sich einige wenige, mit Folgen für uns alle. Wer also Bioprodukte im Supermarkt kauft, kann zwar sicher sein, dass er/sie eine Landwirtschaft mit weniger Umweltbelastung und strengerem Tierschutz gemäß der Mindeststandards der EU-Bioverordnung unterstützt, eine Alternative zur Dominanz von agroindustriellen Großkonzernen wie Monsanto bieten diese Produkte jedoch nicht. Doch wenn Bio von der Stange keine Alternative ist, was dann? Alte und seltene, samenfeste Sorten werden von vielen Initiativen, wie beispielsweise der ARCHE NOAH in Österreich, vermehrt, aufbereitet und weitergegeben. Diese Sorten verfügen im Gegensatz zu industriellen Sorten über eine große genetische Vielfalt, wodurch die Früchte in Geschmack, Form und Farbe variieren. Doch genau diese Vielfalt innerhalb der Sorte ist auch ihre Schwachstelle im bürokratischen Dschungel. Denn gehandelt werden darf grundsätzlich nur mit amtlich zugelassenem Saatgut, wofür die Kriterien der Homogenität, Beständigkeit und Unterscheidbarkeit Voraussetzung sind. Die Überlegung dahinter ist die, den KäuferInnen von Saatgut eine gleichbleibende Qualität zu garantieren, was jedoch den industriellen Sorten unverhältnismäßig entgegenkommt. Eine Gegenposition nehmen viele zivilgesellschaftliche AkteurInnen ein, die verlangen, dass für diese „Vielfaltssorten“ überhaupt keine Zulassung vorgeschrieben wird, damit ZüchterInnen, BäuerInnen und KleingärtnerInnen nicht durch ein teures und aufwändiges Zulassungsverfahren von Verkauf, Weitergabe und Anbau abgehalten werden.
EU-Saatgutverordnung: Kritikpunkt Zulassungsverfahren Die geplante Neuregelung des EU-Saatgutrechtes hat noch vor der Vorstellung des Kommissionsentwurfs während der letzten Monate zu heftigen Kontroversen geführt. Umweltorganisationen sahen sich genötigt, dem Lobbying von Großkonzernen präventiv öffentlichen Widerstand entgegenzusetzen und starteten die Petition „Freiheit für Vielfalt“ – mit kleinen Erfolgen. So sieht der abgeschwächte Kommissionsentwurf vom Mai 2013 für gewisse alte Sorten Ausnahmen von den schwer erfüllbaren Qualitätskriterien des Zulassungsverfahrens vor. Auch die nicht kommerzielle Weitergabe von nicht zugelassenem Saatgut wird nicht, wie befürchtet, verboten, und Unternehmen mit nicht mehr als zehn Beschäftigten und maximal zwei Millionen Euro Umsatz pro Jahr dürfen kleine Mengen nicht zugelassener Sorten als Nischenprodukte an EndverbraucherInnen vermarkten. Mittelständische Unternehmen treffen die kostspieligen Zulassungsverfahren jedoch mit voller Wucht. Diese Ausnahmeregelungen sind deshalb laut ARCHE NOAH und Global 2000 nicht ausreichend, um den Verlust der Artenvielfalt zu stoppen. Sie kämpfen weiter gegen die verpflichtende amtliche Sortenzulassung. Die geplanten Vorschriften und den Geltungsbereich der Verordnung bezeichnen sie als unverhältnismäßig und bürokratisch. „Warum Saatgut in teuren Verfahren wie ein gefährliches Medikament behördlich registriert werden muss, bevor es auf den Markt kommen darf, ist weder aus Sicht der Landwirtschaft noch aus Sicht der KonsumentInnen nachvollziehbar“1, meint Beate Koller, Geschäftsführerin der ARCHE NOAH. Klar ist: Damit die Artenvielfalt bei Nutzpflanzen langfristig erhalten bleibt, müssen diese Vielfaltssorten auch am Markt verfügbar sein, angebaut und konsumiert werden. Ansonsten verliert das Saatgut seine Vitalität und Resistenz und taugt höchstens noch fürs Museum. Wichtig dafür ist, dass BäuerInnen unbürokratischen Zugriff haben und dass KonsumentInnen die Vielfalt bei ihrem Einkauf auch nachfragen. Denn, wie Iga Niznik von der ARCHE NOAH feststellt: „Es reicht nicht, die Vielfalt zu bunkern, man muss sie anbauen.“ 2
Der Chemie- und Saatguthersteller Monsanto wurde 1901 gegründet und besitzt Niederlassungen in 61 Ländern dieser Welt. Monsanto bietet der industriellen Landwirtschaft sowohl Saatgut, GVO (Gentechnisch veränderte Pflanzen) und die dazu benötigten Pestizide an. Rund dreiviertel der Welt-Ernte an genmanipulierten Pflanzen stammen heute aus MonsantoLabors. Der Konzern ist für ein Zehntel der globalen Pestizidproduktion verantwortlich, er produziert außerdem den am häufigsten ange-
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1: Pressemeldung vom 7.5.2013, www.saatgutpolitik.arche-noah.at (20.5.2013) 2: Interview auf derStandard.at, www.derstandard. at/1363709286430/EUSaatgutverordnung-Dasist-purer-Lobbyismus (20.5.2013) 3: Artikel auf KURIER. at www.kurier.at/wirtschaft/unternehmen/ march-against-monsantofaktencheck-saatgut-undboese/11.567.233/slideshow (27.5.2013)
wandten Unkrautvernichter. Jährlich vergiften sich mehrere Millionen Bauern und Landarbeiter an Pestiziden. Der Umsatz des Unternehmens beträgt 5,5 Milliarden Doller, der jährliche Gewinn auf 1,5 Mrd. Dollar. Millionen Menschen auf der ganzen Welt protestieren gegen den Konzern und seine genmanipulierten Produkte. In Europa besitzen fünf Firmen (Monsanto, Dupont, Syngenta, BASF und Bayer) die Hälfte der Patente auf Pflanzen
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mEINUNg
“wITh mE ARE sIX mILLIon AccUsERs”
Diese weltberühmte Aussage wurde von gideon Hausner, dem generalstaatsanwalt im Prozess gegen Adolf eichmann (1961), als eröffnungsstatement der Anklage gewählt. Vom 23. April bis zum 3. Mai 2013 zeigte die ÖH Salzburg die Wanderausstellung vom Verein Freundeskreis Yad Vashem Deutschland im Unipark nonntal. Von Susanne mayr
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m 11. April 1961 begann der Prozess gegen Adolf Eichmann in Jerusalem. Der Prozess sollte sich über mehrere Monate bis zum Dezember 1961 erstrecken und mit einem Todesurteil für Adolf Eichmann enden. Adolf Eichmann wird als „Gehirn“ hinter der Deportation von Millionen europäischer Juden und Jüdinnen im Zweiten Weltkrieg bezeichnet. Er trat bereits im Jahr 1932 als so genannter „Illegaler“ der österreichischen NSDAP bei und floh dann im Jahr 1936 nach dem misslungenen Juliputsch gegen das austrofaschistische System nach Deutschland. Dort kletterte er die Karriereleiter im nationalsozialistischen System rasch in die Höhe und wurde im Jahr 1939 Leiter des neugegründeten Reichssicherheitsamtes (RSHA). Das RHSA war zuständig für die Planung der Deportation und Ermordung von Millionen Juden und Jüdinnen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gelang es Adolf Eichmann über die so genannte „Rattenlinie“ nach Argentinien zu fliehen. In Südamerika konnte er inkognito als Otto Henninger und Ricardo Clement fast zwanzig Jahre ungestört leben. Nach unzähligen Hinweisen von verschiedensten Personen erwirkte der Frankfurter Staatsanwalt Fritz Bauer die Observation Adolf Eichmanns durch den israelischen Geheimdienst Mossad. Schließlich wurde Eichmann im Mai 1960 verhaftet und nach Israel ausgeliefert. Im Zentrum stehen die opfer. Im Unterschied zu den Nürnberger Prozessen (direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges) standen zum ersten Mal die unzähligen Opfer des nationalsozialistischen Regimes und die Gräueltaten im Mittelpunkt. Das Gesamtausmaß des Genozids war Ende des Krieges noch nicht so bekannt wie zu Beginn der 1960er Jahre. Gideon Hausner hat seine Anklageschrift im Jahr 1961 mit dem Satz „With me are six million accusers“ begonnen und damit von Anfang an die Opfer in den Vordergrund gerückt. Viele Überlebende des Holocaust wurden als Zeugen geladen. Erstmals wurde damit auch einer breiten Öffentlichkeit
weltweit das Ausmaß des Holocaust bekannt. Der Prozess fand zu Beginn der 1960er Jahre statt, zu einer Zeit, in der die „Opferthese“ in Österreich noch sehr weit verbreitet war. Österreich sei das erste „Opfer“ Hitlers gewesen und der Anschluss an das Deutsche Reich von den ÖsterreicherInnen nicht gewollt. Die historischen Quellen zeigen aber eindeutig, dass der Anschluss auf breite Zustimmung in der Bevölkerung stieß. Der Prozess an Adolf Eichmann hat unter anderem dazu beigetragen, dass diese „Opferthese“ politisch und gesellschaftlich hinterfragt wurde und seither höchstens von „Ewiggestrigen“ aufgegriffen und ernsthaft verteidigt wird. Die Wanderausstellung in Salzburg. Das Referat für Gesellschaftspolitik, Menschenrechte und Ökologie hat die deutschsprachige Wanderausstellung vom deutschen Freundeskreis Yad Vashem für zwei Wochen nach Salzburg geholt. Die Ausstellung wurde vom 23. April bis zum 3. Mai 2013 im Unipark der Universität Salzburg ausgestellt. Auf neunzehn Schautafeln war die Geschichte Adolf Eichmanns und des Prozesses dargestellt. Gezeigt wurden Originalquellen, Fotos und Zeitungsartikel aus verschiedenen israelischen Archiven. Am Eröffnungsabend hielt Universitätsdozent Hans Safrian einen spannenden und informativen Vortrag über verschiedenste Aspekte des Prozesses. Diskutiert wurden zahlreiche Fragen, angefangen von der Rolle Hannah Arendts während des Prozesses bis hin zum österreichischen „Erinnern“ an Adolf Eichmann (der Österreicher war) und die Auswirkung des Prozesses auf den Mythos der „Opferthese“ im Österreich der Nachkriegszeit.
Weitere Informationen zum Thema gibt es unter: bit.ly/11kXm4I
Die Wanderausstellung wurde in der Galerie (1. OG) im Unipark Nonntal gezeigt.
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Einmal 75B bitte! In so genannten reality-Shows im TV werden wir beinahe täglich mit dem Thema „brustvergrößerungen“ konfrontiert. big is beautiful lautet die Devise, und viele Frauen unterwerfen sich diesem Ideal. Aber der grund, aus dem ich mich für diesen eingriff entschied, ist fern von jeder Sehnsucht nach einer Doppel-D-oberweite: Wenn die Suche nach einem passenden bH oder bikini ewig dauert und der sprichwörtlichen Suche nach der nadel im Heuhaufen gleicht, scheint ein kleines „Upgrade“ oft die einzige lösung. Die Schmerzen und risiken werden jedoch von Medien und ÄrztInnen heruntergespielt. Von Hermine k.
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a ich ein sehr optimistischer Mensch bin und davon ausgehe, dass ich noch viele Jahre in meinem Körper leben werde, möchte ich mich darin auch so wohl wie möglich fühlen. Der Entschluss ist also nach reiflicher Überlegung gefasst und ich entscheide mich für eine Brustvergrößerung mit Silikon-Implantaten. Nach langer Suche nach einem vertrauensvollen und seriösen Chirurgen steht der Termin fest: Freitag, 19. April 2013. Ich werde bereits am Vortag der Operation stationär aufgenommen. Nervös bin ich nicht wirklich, denn schließlich zählen Brustvergrößerungen mittlerweile zu Routineeingriffen, beinahe täglich suggerieren diverse Sendungen im Fernsehen, dass eine Brustvergrößerung eine Kleinigkeit sei, und selbst mein Schönheitschirurg spielt den Eingriff herunter. Am Vorabend der Operation zeichnet der Chirurg alle nötigen Markierungen mit einem grünen Stift an meinem Oberkörper an und geht den Ablauf der OP mit mir noch einmal durch. Er wird mir anatomisch geformte natürlich aussehende Implantate, (so wie die Playboy-Hasen möchte ich auf keinen Fall aussehen) unter meine Brustmuskeln einsetzen. Die ca. 5cm langen Schnitte, die man nach einigen Monaten angeblich nicht mehr sehen wird, werden in der Unterbrustfalte angesetzt. Die OP werde gut zwei Stunden dauern, am ersten Tag danach kämen die Drainagen raus und am dritten Tag soll ich bereits nach Hause dürfen. Die Risiken werden kurz angesprochen, die zu erwartenden Schmerzen beschreibt mir mein Chirurg als mit einem starken Muskelkater vergleichbar. Ich unterschreibe noch den Aufklärungsbogen und gehe mit gemischten Gefühlen schlafen. Ich muss zugeben, dass ich am Morgen der OP sehr nervös erwache. Was ist, wenn es zu Komplikationen kommt? Immerhin ist ja jeder Eingriff mit Narkose ein gewisses Risiko. Noch einmal schnell die Mama anrufen und mich von ihr beruhigen lassen, noch ein letzter Blick auf meine natürlichen Brüste, und dann werde ich auch schon abgeholt. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich dem Narkosearzt das Versprechen abverlangt habe, er müsse ja gut auf mich
aufpassen. Einen Wimpernschlag später liege ich auch schon im Aufwachraum. Schmerzen habe ich keine, ich frage nur sofort nach, ob denn eh alles gut gegangen sei und schlafe, nachdem ich dies bestätigt bekomme, auch gleich wieder ein. Als ich dann auf mein Zimmer gebracht werde, lässt das Schmerzmittel langsam nach und ich verlange gleich nach einer neuen Infusion. Ungefähr sechs Stunden nach der OP, muss ich dann das erste Mal aufstehen um aufs Klo zu gehen. Die Krankenschwester hilft mir beim Aufstehen und nimmt mich an der Hand, doch gleich nachdem ich vom Klo zurückkomme, muss ich mich übergeben. Da sich dabei der Oberkörper anspannt, ist das natürlich auch mit Schmerzen verbunden. Die nächsten Tage sind anstrengend: Statt der drei Tage Krankenhaus muss ich fünf bleiben, aber nicht, weil es etwa Komplikationen gegeben hätte, sondern weil die Schmerzen einfach so groß sind. Die Brust tut mir unglaublich weh, ich fühle mich, als ob der gesamte Bereich rund um meinen Busen permanent mit etwas glühend Heißem verbrannt würde. Zusätzlich gesellen sich zu diesem Gefühl extrem starke Rückenschmerzen von der eng anliegenden Bandage, die mich – entgegen der Prognose des Chirurgen – noch drei lange Wochen begleiten werden. Mittlerweile ist die OP gut einen Monat her und ich bin weitgehend schmerzfrei. Ich darf immer noch nichts Schweres tragen, und seit ein paar Tagen kann ich mir wieder alleine die Haare waschen. Mein Fazit: Knappe 500g schwerer, dafür aber auch 6000 Euro leichter, bin ich glücklich darüber, dass ich diesen Eingriff, den ich unterschätzt habe wie noch nichts zuvor in meinem Leben, gut überstanden habe. Würde ich es nochmals machen, jetzt wo ich weiß, wie extrem die Schmerzen sind, und wie langwierig der Heilungsprozess ist? Ich weiß es nicht. Ich bin nur ehrlich zu all den Mädchen und Frauen in meinem Freundeskreis, die ganz interessiert nachgefragt haben, wie das denn alles so war, und verschweige weder die enormen Schmerzen, noch die Risiken und die hohen Kosten.
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Topless-Protest als post-revolutionärer Feminismus
© wallyg (Flickr)
„Fuck your Morals“ – barbusig gegen Hardliner unter den Islamisten und für wahre Gleichberechtigung demonstrieren Mitglieder des Femen-Netzwerks mit einem „feministischen Dschihad“, während der nordafrikanische Staat zusehends ins Chaos rutscht. Von Jan Marot
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nsere Brüste können mehr erreichen als eure Steine“, skandierten Frauenrechtlerinnen des einst in der Ukraine und Russland aus der Taufe gehobenen Femen-Kollektivs und SympathisantInnen Mitte April. Nach einem Hackangriff aus islamistischen Kreisen waren auf dem Facebook-Account von Femen-Tunesien Hassbotschaften zu lesen wie „Wir schneiden euch eure Busen ab und verfüttern sie an unsere Hunde“. Zudem war auch die tunesische Femen-Aktivistin Amina (19), die sich mit unbekleidetem Oberkörper ablichten hatte lassen und das Bild im Sozialnetzwerk gepostet hatte, tagelang unauffindbar. Es war erst vermutet worden, extreme SalafistInnen hätten sie entführt. Doch während AktivistInnen weltweit vor Tunesiens Botschaften ihre Freilassung einforderten, wurde bekannt, ihre Familie hatte sie – wohl zu ihrem Schutz – in eine Nervenklinik eingewiesen. Tage später erließ der Prediger Adel Almi ein „Fatwa“ genanntes Todesurteil gegen Amina, per Auspeitschen und Steinigung, da er „eine Epidemie“ unter tunesischen jungen Frauen fürchtete. Doch Amina ließ sich nicht einschüchtern, bloggt und demonstriert weiter, und wurde auch am 19. Mai bei Anti-SalafistInnenProtesten in Ettadhamen unweit von Tunis bei Zusammenstößen mit der Polizei verhaftet. Stagnation folgt Eskalation. Wie es weitergeht in der „Wiege der arabischen Revolutionen“ steht nach wie vor nicht einmal in den Sternen. Tief gespalten stehen einander liberale, demokratische, islamistische und radikale Kräfte in einem gesamtgesellschaftlichen Patt gegenüber. Seit der Ermordung des streitbaren, linken
Oppositionspolitikers Chokri Belaid (*1964-2013) am 6. Februar in Tunis kommt Tunesien gar nicht mehr zur Ruhe. Belaid, Gründer der Bewegung Patriotischer DemokratInnen und Mitglied des Nationalen Übergangsrates, war einer der heftigsten KritikerInnen der moderat-islamistischen Ennahda-Regierung, deren Name soviel wie „Renaissance“ bedeutet, ein Begriff, der im Arabischen facettenreich ist. So lag für viele ein politischer Hintergrund der Bluttat nahe. Mehr als zwei Jahre nach dem ersten Auftakt des „Arabischen Frühlings“ im Dezember 2010, als sich der Gemüsehändler Mohamed Bouazizi in Sidi Bouzid verbrannte, sorgte dies für eine weitere Eskalation der Gewalt. Eine, die weder der Rücktritt von Premier Hamadi Jebali, noch die Ankündigung von Neuwahlen, und die Ernennung des Innenministers – seiner „Starken Hand“ – Ali Larajedh für ebendieses Amt, zu bremsen vermochte. Zu tief sind die Gräben zwischen den Lagern. Sie kommen seit dem Abgang von Ben-Ali der Stabilisierung nicht näher, geschweige denn, zu seiner Verfassung. Fordern doch nicht wenige eine Verankerung des islamischen Rechts, der Scharia. Auch das Ancienne Regime ist nach wie vor präsent, da Autokrat Zine el-Abidine Ben Ali das Land seit 1987 auf sich und seine Günstlinge maßgeschneidert führte. Geschaffene Strukturen lassen sich nicht von heute auf morgen verändern. Gefahren wittert nicht einzig Sami Naïr in der mangelnden, weil keinesfalls gefestigten, demokratischen Tradition. Der renommierte, in Algerien gebürtige, französische Politikwissenschaftler unterstrich in einem Gastkommentar in El País, dass der
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harte Kurs der laizistisch-linken „Volksfront“ gegenüber den liberalen LaizistInnen, abseits der Fundamentalopposition zur Ennahda, ein explosives Klima schuf, das zwangsläufig in Gewalt enden musste. „Eine unnatürliche Parteien-Paella aus Linken, PopulistInnen und IslamistInnen hat für Verwirrung gesorgt“, analysierte der tunesische Historiker Ridha Tlili den Weg in die postrevolutionäre Stagnation. Dreht sich die Spirale weiter, droht möglicherweise auch Tunesien ein Bürgerkrieg. So gespalten sind die Kräfte, so erstarkt der extreme Islamismus abseits der mit steigender Missgunst betrachteten Ennahda unter ihrem Chefideologen Rachid al-Ghannouchi. Dessen grenzwertige Äußerungen zu einem Vergewaltigungsfall, an welchem Politiker beteiligt waren, aber auch zur Ermordung des Oppositionspolitikers Lotfi Naguedh von der laizistischen Partei Nidá Tunis durch Ennahda-Mitglieder im vergangenen Oktober, im In- und Ausland für Unmut sorgten. Weder konnten die Korruption, noch die Jugendarbeitslosigkeit, geschweige denn die Inflation gesenkt werden. Dafür wird der Ausnahmezustand von Staatspräsident Moncef Marzouki immer wieder ausgedehnt. Ein TechnokratInnenkabinett soll, wie er meint, das Land schaukeln, und zwar bis zu anberaumten Präsidentschaftswahlen zwischen Juni und Oktober diesen Jahres. Ein solches sollte die Interimsregierung und Jebali, der selbst wohl bei den Wahlen aussichtsreicher Kandidat sein wird, aus der Schusslinie nach dem Attentat auf Belaid bringen. Doch es war die Ennahda-Partei selbst, die dem auch von weiten Teilen der Opposition unterstützten Vorstoß eine Absage erteilte. Wobei die Ennahda intern selbst immer gespaltener zu unabhängigen MinisterInnen wurde und schlussendlich auch in den Schlüsselressorts – wie Inneres und Justiz – unabhängige ExpertInnen erlaubte. Denn auch Korruptionsvorwürfe wiegen schwer auf der stärksten politischen Kraft. Dass Ennahda-Mitglieder sich selbst an den Honigtöpfen wie einst jenen des Ben Ali Clans laben, empört darüber hinaus. „Die Korruption ist geblieben, doch viel Geld kommt aus Katar, das nicht zu den Menschen gelangt“, sagt Asma Nouira, einst Mitglied der „Rates zur Erreichung der Revolutionsziele“, wie der ermordete Belaid. In Korruptionsfällen würden Gerichte quasi weisungsgebunden sensible Dossiers zurückhalten und Verfahren extrem verlangsamen. MenschenrechtsaktivistInnen wie Mokhtar Trifi kritisieren, dass die Ennahda die Justiz, wie einst Ben Ali, instrumentalisieren wolle. Und der seitens der Ennahda versprochene forcierte Kampf der Korruption, der richte sich indes einzig gegen Mitglieder des gestürzten Regimes, beklagen KritikerInnen. Wer berichtet, wie der Ennahda-Außenminister Rafik Abdessalem nächtelang im Sheraton-Lu-
xushotel von Tunis abstieg und mit raren Staatsgeldern prasste, macht sich die neuen Mächtigen zum Feind. Doch die Bloggerin Olfa Riahi (30), die den „Sheratongate“ getauften Fall publik macht, beweist, dass investigativer Journalismus im neuen Tunesien möglich ist. Ein Hoffnungsschimmer, da an vielen Punkten Straffreiheit herrscht, während das Justizsystem Verfahren gegen junge Paare, die es wagten, sich in der Öffentlichkeit zu küssen, führt. Und auch nach der Revolution werden Presse- und Onlineberichte zensiert und wie beim Nachbarn Marokko sind Einschüchterungen, Verhaftungen und drakonische Geldstrafen für MedienmitarbeiterInnen Usus. Täter und Hintermänner der Attacken der ExtremistInnen unter den SalafistInnen gegen KünstlerInnen, JournalistInnen und SchriftstellerInnen gehen oft straffrei aus, beklagt Human Rights Watch. Tanz wider dem Tod der Revolution. Die Mehrheit der jungen Generation will den Glauben an ein gerechtes Tunesien nicht aufgeben. Vieler Traum ist dennoch ein Leben in Europa, denn Perspektiven sehen sie in ihrer verarmenden und instabilen Heimat keine. Dennoch wird in der Hoffnung, die Vergangenheit wie aktuelle Probleme „abzuschütteln“, der weltweit für Furore sorgende „Haarlem Shake“ nach Ägypten auch in Tunesien getanzt – eine weitere Protestform gegen die Hardliner der Ennahda-Partei und Demokratieverweiger. In erster Linie an Schulen in Tunis, wo mitunter auch SalafistInnen auftauchen, um den Tanz zu unterbinden. Videos der Tanzszenen, aber auch der Gegenproteste, wurden stets auf den Webvideokanal Youtube geladen. Doch je inkompetenter die stärkste politische Kraft agiert, so offener attackieren auch die extremeren SalafistInnen, allen voran Ansar al-Scharia, der ein Nahverhältnis zur Al Quaida nachgesagt wird, all jene, die für demokratische Rechte wie Informations-, Meinungsund Versammlungsfreiheit leben und für deren Wahrung eintreten. „Wo die IslamistInnen politisch erstarken, steigt zwangsläufig die Gewalt“, ist auch der argentinische Geschichtsprofessor und Kolumnist der rechten, spanischen Tageszeitung La Razón, George Chaya, überzeugt. Und der Süden des Landes, umgeben von Libyen und Algerien, geriet bereits in den Aktionsradius von militant-islamistischen Terrorgruppen, wie die Al-Quaida des Islamischen Maghreb (AQMI), während SalafistInnen immer offener und selbstbewusster, nicht selten mit Gewalt, für einen Gottesstaat protestieren. Die Zukunft des laizistischsten aller Maghrebstaaten sollte eine aufgeklärte Zivilgesellschaft mit der Energie der Jugend lenken. Dem Versuch, den demokratischen Rahmen dafür zu schaffen, droht das Scheitern. Die Konsequenzen eines islamistischen Kalifats, wie es SalafistInnen herbeiträumen, die wären für die gesamte Region fatal.
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Weitere Informationen gibt es unter: http://on.fb.me/YauW0G Zum Blog von Olfa Riahi geht es hier: http://bit.ly/INgmpj
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Unsere Sprache, gute Sprache! Staatssprachen, Dialekte und sprachliche Minderheiten im europäischen Volkssalat. Von Konstantinos Sampanis
© lisasolonynko (Morguefile)
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prechen Sie Gälisch, Maltesisch, Baskisch oder Albanisch, offiziell anerkannte Sprachen europäischer Länder? Wahrscheinlich nicht. Und wie ist es dann mit Pomakisch, Bretonisch, Samisch oder Gagausisch? Nie gehört? Obwohl alle diese Sprachvarietäten auf unserem Kontinent gesprochen werden, überrascht es nicht, wenn uns einige oder alle von diesen völlig unbekannt sind. Trotzdem, hinter den verschiedenen „exotischen“ Sprachnamen verstecken sich oft Völker, deren Rechte nicht immer vollständig respektiert werden, und die ihre besondere Identität mithilfe der Sprache zu bewahren versuchen. Auf der anderen Seite ist es, unter linguistischem Aspekt, in vielen Fällen nicht besonders einfach, nach allgemeingültigen Kriterien zu definieren, was eine Sprache und was ein Dialekt ist. Aber warum ist eigentlich alles so komplex, was das Thema „Sprache“ anbelangt? Üblicherweise identifizieren wir den Begriff „Sprache“ mit den etlichen Staatssprachen. Kein Wunder: Diese werden an den Schulen beigebracht, sie machen Fachbereiche an den Unis aus und, ganz ehrlich und leicht zynisch gesagt, nur sie braucht man, um sich zu verständigen, während sich um die kleineren Sprachvarietäten und Dialekte nur die Muttersprachler kümmern (und einige Enthusiasten, normalerweise jene aus so genannten „Orchideen-Fächern“). Also, was wir sprechen (können/sollen) sind die offiziellen, nationalen Sprachen, die man durch Handbücher und Grammatiken erlernen kann, und die durch streng festgelegte Regeln bestimmt (worden) sind. Ein provokanter Linguist könnte sagen, genau diese offiziellen, standardisierten Staatssprachen würden eigentlich überhaupt nicht existieren. Die Standardsprachen
findet man nur in den Büchern und in den Zeitungen, während die Menschen unterschiedliche Varietäten reden, die von lokalen, sozialen oder stilistischen Faktoren abhängig sind. Und wirklich: Obgleich heutzutage viele Europäer die durch das Ausbildungssystem beigebrachte Standardsprache verwenden, ist es eher der Fall, dass die Muttersprache von den meisten Europäern eine Mundart ist oder eine Minderheitssprache. Aber auch die geläufige Alltagssprache oder die Umgangssprache weicht von den grammatischen „Kommandos“ ab. Bei näherer Betrachtung der Entstehung von Staatssprachen in Europa wird deutlich, dass diese erst zusammen mit den Nationalstaaten auftauchten: Der Nationalismus ist zwar heutzutage ein negativ behafteter Begriff, aber in vorherigen Jahrhunderten diente er der Pflege des nationalen Selbstbewusstseins von kleineren und größeren Völkern, die oft als Untertanen in großen Imperien lebten. Dank diesen Bewegungen bzw. der Aufklärung und des Humanismus wurden die gesprochenen Sprachen Europas auch als schriftliche und literarische Sprachen verwendet. Sie waren nicht mehr „vulgäre“ Volkssprachen, die nicht mit den „heiligen“ Sprachen wie Latein gleichzusetzen waren, sondern auch gepflegte Kommunikationsmittel, verfeinert genug um z.B. die Bibel übersetzen zu können! Dass Latein keine offizielle Sprache sein kann klingt zwar heutzutage selbstverständlich, aber damals war es nicht unbedingt so. Nationale Bewegungen möchten nun die Volkssprachen zu Nationalsprachen erheben: Intellektuelle schreiben Grammatiken, definieren linguistische Regeln, verfassen Dichtung in der damals verachteten Volksmundarten. Wenn eine Nation ein souveräner Staat wird, wird die Nationalsprache zur standardisierten Amtssprache, die
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„טָאלֿפ ןוא ײמרַא ןַא טימ טקעלַאיד ַא זיא ךַארפש ַא „a schprach is a dialekt mit an armej un flot“ „Eine Sprache ist ein Dialekt mit einer Armee und einer Marine“ – Max Weinreich
die Bürger beherrschen sollen, wenn sie sich nach einer Karriere im öffentlichen Dienst sehnen. Aber die Nationalsprache, die zur Vereinheitlichung einer Nation und eines Volkes dient, muss ebenso einheitlich sein, und erlaubt kaum große dialektale Vielfalt. Was wir eigentlich heute als Italienisch, Französisch oder Spanisch usw. bezeichnen, war entweder ein ehemaliger regionaler Dialekt, der aus unterschiedlichen historischen oder sozialen Gründen prestigeträchtig genug war, um die Nationalsprache zu bilden (z.B. Standarditalienisch stammt vorwiegend aus dem florentinischem und toskanischem Dialekt), oder eine altertümliche Varietät der Sprache, die als gehobene Sprache galt und gilt (z.B. Hocharabisch vs. umgangssprachliche arabische Dialekte in allen arabischen Ländern). Also, wann ist ein Dialekt „gut genug“ um Nationalsprache zu werden? Da gibt es keine sprachwissenschaftlichen Kriterien: Jede Sprachvarietät, die von den Umständen begünstigt ist, kann Nationalsprache sein, solange ihre Sprecher oder eine Regierung stark genug sind, um sie durchzusetzen. Laut des bekannten Aphorismus des jiddischen Schriftstellers Max Weinreich ist „a schprach [...] a dialekt mit an armej un flot“1 („Eine Sprache ist ein Dialekt mit einer Armee und einer Marine“). Somit ist die Sprachstandardisierung ein politisches und kulturelles Thema, ein kollektives Konstrukt, das mit Macht, Tradition, Religion und anderen Faktoren verknäuelt ist, über die ganze Bibliotheken geschrieben werden könnten. Fast jede Ethnogenese oder Staatsgründung in Europa befasste sich mit dieser Problematik, und fast jede nationale Vereinheitlichung hatte „Nebeneffekte“, nämlich die Bedrängnis von Dialekten, aber auch die Unterdrückung von Minderheitssprachen, d.h. von den Menschen, die die Minderheitssprachen sprechen. „Sprache“, „Dialekt“, „Minderheitssprache“: Drei Begriffe, die nicht so einfach voneinander zu unterscheiden sind: Wie gesagt, die Bezeichnung „Sprache“ ist eher willkürlich. Beispiel: Niederländisch ist eine Standard- und Amtssprache, die über Grammatiken verfügt, die an der Schule gelehrt wird, die im Parlament und in den Medien zu hören ist usw. Österreichisch ist keine Amtssprache, es gilt im Volksmund als Dialekt, oder besser: Die Bezeichnung „Österreichisch“ ist ein Oberbegriff für etliche in Österreich gesprochene Dialekte und eine Sprachvarietät des Deutschen. Niederländisch unterscheidet sich genauso von Standarddeutsch, und beide Varietäten sind den jeweils benachbarten Dialekten Deutschlands (Niederdeutsch im Falle von Niederländisch und Bairisch im Falle von Österreichisch) sehr ähnlich. In der Tat, beide Varietäten bilden ein Dialektkontinuum mit den benachbarten Dialekten, und es ist nur auf historische Ereignisse zurückzuführen, dass die
Niederländer ihren Dialekt zur Sprache erhoben haben. Während Niederländer und Österreicher mit dem aktuellen Status ihrer Mundarten zufrieden zu sein scheinen, gab es in Europa nicht wenige Probleme bezüglich der Frage, ob eine Varietät in einem Sprachkontinuum ein Dialekt oder eine verschiedene Sprache sei: Während Baskisch eindeutig eine ganz andere Sprache ist, ist Katalanisch wie Spanisch eine romanische Varietät, die heute zwar unstrittig als getrennte Sprache betrachtet wird, aber von Francos Diktatur als spanischer Dialekt betrachtet wurde. Die Nationalismen können dennoch nicht nur die Vielfalt eliminieren, sondern legen bisweilen auch großen Wert auf geringe Unterschiede: In Ex-Jugoslawien galten die Varietäten in Kroatien, Bosnien, Serbien und Montenegro als leicht verschiedene Dialekte einer Sprache, die unter der Bezeichnung „Serbo-Kroatisch“ als einheitlich zu verstehen waren. Nach dem Ausbruch der blutigen jugoslawischen Kriege in den 1990er Jahren entwickelten die katholischen Kroaten, die orthodoxen Serben und die muslimischen Bosnier ihre Dialekte zur Standardsprache ihrer neugegründeten Staaten weiter und versuchten damit, die dialektalen Unterschiede hervorzuheben. Sogar die Schrift stellt ein Zeichen nationaler Identität dar: Die Serben bevorzugen die ostslawische kyrillische Schrift, während in Bosnien und in Kroatien nur die lateinische Schrift verwendet wird. Letztlich entschied das Parlament von Montenegro, dass die offizielle Sprache der ex-jugoslawischen Republik nicht Serbisch, sondern Montenegrisch sei, und der Entscheidung entsprechend versuchen die Linguisten die unterscheidenden Merkmale des Dialekts zu standardisieren. Obwohl die Sprecher des ehemaligen Serbo-Kroatisch sich einwandfrei verständigen können, muss der Linguist respektieren, dass diese Nationen ihre Sprachen anders nennen möchten, darf aber auch Verdrossenheit darüber zum Ausdruck bringen, dass die Politik zu einer solchen Sprachtrennung führt. © Imelenchon (Morguefile)
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Nur noch kurz die Welt retten Amnesty International , Greenpeace oder Ärzte ohne Grenzen – jeder hat schon einmal von sogenannten NGOs, also NonGovernmental Organizations, gehört. Wie sie aber wirklich funktionieren, wie man mitmachen kann und was es in Salzburg so alles an NGOs gibt, dass wissen die Wenigsten. Von Marina Hochholzner
© Salvatore Barbera
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ie UN definiert eine NGO als „eine nicht gewinnorientierte Organisation von Bürgern, die lokal, national oder international tätig sein kann. Auf ein bestimmtes Ziel hin ausgerichtet, versuchen NGOs, eine Vielzahl von Leistungen und humanitären Aufgaben wahrzunehmen, Bürgeranliegen bei Regierungen vorzubringen und die politische Landschaft zu beobachten“ Vor allem im sozialen und umweltpolitischen Bereich findet man diese Gruppen, bei denen sich die Zivilbevölkerung freiwillig an politischen Prozessen beteiligt. Auch in Salzburg gibt es eine große Palette an NGOs, die in den verschiedensten Bereichen tätig sind. So existiert zum Beispiel eine Internationale Rettungshunde Organisation, die man tatkräftig mit Spenden oder ehrenamtlicher Mitarbeit unterstützen kann, oder auch die Theater ecce Salzburg, die stets auf der Suche nach bühnenfreudigen Darstellern ist. Alle Organisationen vorzustellen würde einiges an Zeit und Zeilen in Anspruch nehmen, weil sicher für jeden Geschmack etwas dabei ist. Fakt ist, diese Organisationen sind eine gute Sache, da Menschen dort die Möglichkeit haben, auf freiwilliger Basis zu helfen und sich in politischen Belangen zu engagieren. Auch Salzburgs StudentInnen können ein breitgefächertes Angebot an NGOs wahrnehmen. Stets interessant sind natürlich die vielen Möglichkeiten auf Praktika. Unter anderem können Jus-StudentInnen ihr Wissen im Österreichischen Institut für Menschenrechte erweitern und dort viel praktische Erfahrung sammeln. Die Organisation kümmert sich nämlich verstärkt um den Menschenrechtsschutz, insbesondere im Rahmen der Europäischen Menschenrechtskonvention (EMRK) und der Vereinten Nationen. Der Verein Spektrum behandelt vor allem Themen, die in die Bereiche Freizeit, Kultur und Soziales fallen, und zwar primär die Planung und Durchführung von kreativen, geselligen, pädagogischen und kulturellen Aktionen und Projekten. Besonderen Einsatz für unsere ausländischen StudienkollegInnen zeigt das AAI, das Afro-Asiatische Institut. Dieses bietet für alle Studierenden aus Afrika, Asien und Lateinamerika Beratung an. Zudem fördert es jährlich mehrere Studierende aus eben diesen Ländern, die einen Teil ihres Studiums in Salzburg absolvieren. Für die an Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit im entwicklungspolitischen, interkulturellen sowie interreligiösen Bereich Interessierten besteht auch hier wieder die Möglichkeit auf ein Praktikum. Der Verein für verkehrspolitische Bewusstseinsbildung, fairkehr, hat sich unter anderem den Umweltschutz in Bezug auf Verkehr zur Aufgabe gemacht. Man kennt die Mitwirkenden und den Verein wohl
Es gibt noch viele weitere Angebote, sich ehrenamtlich zu betätigen. Mehr Informationen gibt‘s unter: http://bit.ly/13LgMDn
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vor allem durch Aktionen, in denen sie vielbefahrene Straßen für ein paar Tage mit Rasen in grüne Oasen verwandeln. Dafür begrüßen sie HelferInnen aus allen Sparten stets mit offenen Armen. StudentInnen sind hier vor allem deshalb gerne gesehen, da sie viel Einsatz und Zeit in die Interessen von fairkehr investieren. Wer nun neugierig darauf geworden ist, wie die Arbeit in einer NGO so abläuft, kann sich dies am Beispiel des Friedensbüro Salzburg vor Augen führen. Der Geschäftsführer Hans Peter Graß erklärte der uni:press in einem Interview, wie sie die Zusammenarbeit mit StudentInnen handhaben und welchen Aufgaben sich ihr Büro zuwendet. Das Friedensbüro setzt sich, wie der Name schon vermuten lässt, mit Konfliktbearbeitung im Allgemeinen auseinander. Aktuell arbeitet es an einem Projekt zum Thema „Kriege in Ex-Jugoslawien“ gemeinsam mit Salzburger Jugendlichen mit biografischen Hintergründen in Ex-Jugoslawien. Andere Themenbereiche waren unter anderem die Wehrpflichtdebatte in Österreich oder der Krieg in Syrien. Doch geht es nicht nur um internationale Themen, sondern auch um solche direkt vor Ort. So ist es den MitarbeiterInnen des Friedensbüros ein Anliegen, in schulischen Konflikten zu intervenieren und gemeinsam mit SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen an Lösungen zu arbeiten. Dabei werden PädagogInnen und MediatorInnen, die ihre Dienste als freie MitarbeiterInnen für das Friedensbüro zur Verfügung stellen, vermittelt. In diesen Bereichen sind dann zum Beispiel auch PraktikantInnen aus den Sozialwissenschaften eingebunden. „Die Anfrage auf die begehrten Praktikumsplätze beim Friedensbüro ist stets hoch“, freut sich Graß. „Wir haben immer viel mehr Bewerber als Plätze, und das bestätigt uns darin, dass die Arbeit, die wir leisten, anerkannt und unterstützt wird.“ Ein weiteres Anliegen des Friedensbüros ist die Situation von BettlerInnen in Salzburg. Dafür organisiert es gemeinsam u.a. mit der ÖH Veranstaltungen und eine Tagung zu diesem Thema im Mai 2014. Weiters wird von ihm die Zeitschrift „Kranich“ herausgegeben, und auch sonst wären die Pressearbeit und Werbung Themen für PraktikantInnen aus der KoWi, weiß Graß. Eine weitere NGO in Salzburg ist der Verein zur Rechtsberatung und Integration – Helping Hands Salzburg. Interessant ist, dass dieser 1995 sogar von StudentInnen gegründet wurde. Hierbei sollte Fremden, die sich in Konfliktsituationen mit dem österreichischen Fremdenrecht befanden, geholfen werden, da sie sich auf Grund ihrer finanziellen Situation keinen Anwalt leisten konnten und auch sonst keine Beratung zur Verfügung stand. Das Team dort besteht
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immer noch aus StudentInnen und JungakademikerInnen, die ehrenamtlich Beratung auf dem Gebiet des Fremdenrechts anbieten. Studierende und AbsolventInnen aller Studienrichtungen, die sich in diesen Bereichen engagieren wollen, sind dort jederzeit willkommen und können so miteinander anderen helfen. Die Hospiz-Bewegung Salzburg Verein für Lebensbegleitung und Sterbebeistand arbeitet neben anderen Partnern in Politik und Gesellschaft ebenfalls mit den Unis zusammen, um auch dort ihre Interessen zu vertreten. Sie bezweckt ausschließlich die Begleitung, Beratung und Unterstützung schwerstkranker und sterbender Menschen.Will man jedoch als StudentIn dort mitarbeiten, muss man zuerst an dem von der Hospiz-Bewegung angebotenen Lehrgang für Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung teilnehmen. Bei der bereits erwähnten Theater ecce Salzburg sind StudentInnen ebenso herzlich willkommen. StudentInnen, die also Spaß daran haben, sich auf der Bühne auszuleben, finden dort sicher Erfüllung. Auch der Verein Freier Rundfunk Salzburg, kurz „Die Radiofabrik“, ist immer auf der Suche nach freien MitarbeiterInnen, die dort Sendungen gestalten und bei der Themenfindung helfen. Es lässt sich also auf jeden Fall sagen, dass die NGOs der Stadt Salzburg nicht nur berufstätigen Menschen dabei helfen, sich politisch zu engagieren. Auch StudentInnen werden dort auf verschiedenem Wege in die Arbeit und Tätigkeiten eingebunden, und so lassen sich nicht nur die fürs Studium benötigten Monate für das Praktikum, sondern auch reichlich Erfahrungen sammeln. Man kann obendrein vielleicht in den Beruf hineinschnuppern, der einem mal vorschwebt.
© lewishamdreamer (FLICKR)
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KULTUR & MENSCHEN
REZENSIONEN
kultur & menschen
Krähenfreiheit Erfrischend chaotisch und doch einem roten Faden folgend führt uns Veronika Aschenbrenner durch das „Durcheinanderland“. Mit Lyrik, kurzen Geschichten und weiteren sprachlichen Kunstgriffen nähert sich die diplomierte Soziologin und Pädagogin gesellschaftskritischen Themen. Ihr Werk ist bereits im Februar diesen Jahres erschienen – höchste Zeit für die uni:press also, sich mit dieser Publikation aus dem studentischen Umfeld näher auseinanderzusetzen! Von Christopher Spiegl
Veronika Aschenbrenner bloggt auf windimsand.wordpress.com
„Das Reale ist nur ein Teil der Fassade“, und Aschenbrenner widmet sich in diesem Buch der Aufgabe, diese zu durchbrechen. Nach der Dekonstruktion, den scharf gestellten Fragen, versucht sie das bisher unhinterfragte „Reale“ neu zu definieren. Und das alles in lyrischem, narrativem sowie dialogischem Erzählstil. Thematisch wird in diesem Buch der Bogen weit gespannt: Gedanken zu menschlichen Beziehungsformen, Armut und Geschlechterunterschiede unterstreichen Aschenbrenners universitären Background, wobei auch kritische Überlegungen zu Asylverfahren sowie Arbeits- und Zeitverständnis unserer Gesellschaft nicht zu kurz kommen. Die Erzählreihe „Ehrlicher“ geht mit dem weitverbreiteten Verständnis von „Beziehung“ hart ins Gericht: In diesen Episoden lässt Aschenbrenner zwei Menschen in Dialogform die Grenzen des „Normalen“ in ihrer Beziehung ausloten. Hinter der vermeintlichen Harmonie verbirgt sich die Fragilität einer Liebesbeziehung, in der man sich nur durch das Gegenüber definiert. Disney-Romantik ist fehl am Platz, denn wahre Sinnlichkeit basiert eher auf Vertrauen und Ehrlichkeit als auf körperlicher Abhängigkeit. Aschenbrenner wendet sich gegen die „SelbstVerabsolutierung“ bei gleichzeitiger Selbstvergessenheit, kritisiert den schleichenden Konservativismus, der nicht nur breite Teile der Gesellschaft, sondern auch vermeintlich progressive StudentInnen erfassen kann. Auf das Alte zu setzen impliziert auch immer, den geringsten Widerstand zu suchen. In diesem Sinne ist „Krähenfreiheit“ ein radikales Plädoyer für die Freiheit des Menschen und spornt an, diese geistig und aktiv zu leben. Alles Traumlose ist Verschwendung wertvoller Lebenszeit. Der Aufbau des Buches ist wohl nicht für jedeN ein angenehmes Leseerlebnis, da viele verschiedene Sujets ohne auf den ersten Blick erkennbare Strukturierung in kurzer Lyrik oder einer Erzählung angesprochen werden. Das Fehlen eines Inhaltsverzeichnisses
Am 26. September liest Veronika Aschenbrenner gemeinsam mit Birgit Birnbacher bei der Veranstaltung „WORT BILD KLANG“ im Mark.Kulturzentrum in Salzburg. Die beiden Autorinnen werden dabei von Multimedia Collagen und dem Singer-Songwriter Small night searching begleitet.
REZENSIONEN
bzw. des Titels von einigen Gedichten erschwert das Zurechtfinden, und hat doch literarische Tradition. Aber „Krähenfreiheit“ ist vielleicht gerade deshalb so reizvoll, weil es ein kleiner Spiegel auf unsere hektische Gesellschaft ist und es sich nicht, wie viele affirmativ-literarische Publikationen, in einem Guss lesen lässt, sondern eher dazu einlädt, in einer ruhigen Minute oder bei der Benutzung von Öffis aufgeschlagen zu werden, um den Alltag mit einer Prise Literatur nicht nur zu versüßen, sondern auch zu hinterfragen. Die Kategorisierung fällt daher schwer, würde aber noch am ehesten mit István Örkénys geschaffener Gattung der „Minutennovelle“ tituliert werden können, von lyrischen und dialogischen Verfahren einmal abgesehen. Ein „Roman“ ist „Krähenfreiheit“ definitiv nicht, was fälschlicherweise vom Verlag auf das Cover des Werks gedruckt wurde; eine Strategie, die häufig im Verlagswesen eingesetzt wird, um den Umsatz zu steigern. Das 268 Seiten starke Werk von Veronika Aschenbrenner erschien bei arovell und ist dort um Euro 12,90.- zu erwerben.
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Friss oder Stirb! Glückliche Hühner, artgerechte Haltung, unbehandeltes Obst und Gemüse - all dies verspricht vermeintlich alles, was unter dem Label "Bio" verkauft wird. Dass aber nicht alles glänzt was Gold ist bzw. "Bio" was das Label trägt, verrät uns der Agrarbiologe und Sachbuchautor Clemens G. Arvay in seinem neuen Buch "Friss oder Stirb. Wie wir den Machthunger der Lebensmittelkonzerne brechen und uns besser ernähren können". Von Su Karrer Es ist schon traurig. Da denken wir, wir tun der Umwelt, den Tieren und uns Menschen etwas Gutes, wenn wir ein wenig tiefer in die Geldbörse und zu „Bio“ greifen. Und nun das - Clemens G. Arvay reist durch Europa und zeigt auf, was sich wirklich dahinter versteckt - nämlich eine riesige Industrie, die nur eines zum Ziel hat - Profit. Und wie das so ist mit „der“ Industrie, Masse zählt und so ist es kaum verwunderlich, dass Bio-Eier von leistungsstarken Hybridhennen kommen, also Inzuchtzüchtungen, die sich selbstständig nicht reproduzieren können und unglücklicher nicht sein könnten. Selbstverständlich liefert all diese Hühner nur eine einzige großindustrielle Firma aus den USA, die schier die ganze Welt mit ihren eierlegenden Wollmilchhühnern versorgt. Die Haltung sieht ebenso düster aus bis zu 4000 Hühner werden, vorwiegend ohne Hähne, in einer engen Halle gehalten, die angebliche „Freilandhaltung“ entpuppt sich als Schmäh, denn es gibt zwar ausreichend Freiflächen für die Hühner, doch nutzen diese den Tieren nichts, da beinahe kein Deckungsschutz vorhanden ist. Die männlichen Tiere werden nach dem Schlüpfen ordentlich industriell „entsorgt“, wofür sollte man sie denn auch verwenden?! Bei Bio-Puten schaut es nicht besser aus, auch sie können, ebenso wie ihre konventionellen Artgenossen, kurz vor der Schlachtung aufgrund extremer Überzüchtung nicht einmal mehr stehen, so schwer ist ihr eigenes Brustfleisch, welches kurze Zeit später bei uns auf den Tellern landet. Arvay zeichnet ein erschreckendes Bild der Lebensmittelindustrie unter dem BioSiegel, dass es zu brechen gilt. Glücklicherweise zeigt er bei seiner Bio-Reise durch Europa auch Alternativen und appelliert an uns Konsumenten, unser Einkaufverhalten zu überdenken, denn da wo es pervers überdimensionale Großindustrie gibt, gibt es auch immer jene, die den anderen, „guten“ Pfad wählen. Zwar erzählt Arvay in seinem Nachfolger vom „Großen Bio-Schmäh“ nicht viel Neues, trotzdem ist „Friss oder Stirb“ eine erschreckende Bestandsaufnahme der europäischen Konsumgesellschaft, die stark zum Überdenken der eigenen Gewohnheiten anregt. Denn - wie der Bio-Bauer Ben Gable in „Friss oder Stirb“ zitiert wird: „Solange wir in den Supermarkt gehen, haben wir keine Hoffnung.“
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DAS BESTE – AUS KÄRNTEN Die großartigen Naked Lunch aus Kärnten bescherten uns dieses Jahr nicht nur ein unglaublich mitreißendes Album, sondern auch eine ebensolche Live-Tour. Warum man Naked Lunch unbedingt live in concert sehen muss und überhaupt und sowieso der Kauf ihrer Platte ein Muss ist, erfahrt ihr im Folgenden – zugegebenermaßen recht persönlichen – Liebes- und Glücksbericht. Ein Liebesbericht von Su Karrer Konzert-Fotos von Volker Imhof
MEINUNG
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s war ein Abend, den niemand so schnell vergessen wird, vergessen kann, nein, überhaupt nicht vergisst. Selten hat man Menschen so eine innere Glückseligkeit angesehen, es herrschte beinahe ein Wettbewerb im Vor-GlückStrahlen. Es war der Abend des 21. März 2013, Schauplatz die ARGE Kultur, und dieses pure Glück verströmte das wohl Beste, das Kärnten momentan zu bieten hat: Naked Lunch. Vorgelegt haben die vier Jungs ein popiges Album, „All is Fever“, das wochenoder monatelang nicht mehr aus den Gehörgängen wegzudenken ist – wenn es denn den Geschmack trifft. Bei mir trafen die Melodien dieses Meisterwerks direkt ins Schwarze, und so wachte ich knapp zwei Monate lang jeden Morgen auf und hatte diese Mischung aus Glück, Melancholie, Trauer und Freude im Kopf. Quälend war das fast schon – und dann auch noch dieser unbeschreibliche Abend im März, bei dem Naked Lunch etwas schafften, das nur wenigen Bands gelingt: Sie übertrafen die Studioaufnahmen bei Weitem und waren live einfach nur eines: grandios! Selten durfte ich solche Momente erleben, bei denen Musiker ihre Seele, ihr Herzblut, direkt an das Publikum weitergaben. Die intensiven Gefühlswellen legten sich wie ein Ozean über die Anwesenden. Wie schafft man so etwas? Mit Ehrlichkeit und dem Vertrauen, dass sich das Publikum auch darauf einlässt. Natürlich wurde alles getragen von der kräftigen aber sanften Stimme von Sänger und Gitarrist Oliver Welter und den live gar nicht mehr so melancholisch anmutenden Melodien. Geht man in die Tiefe, findet man Texte, die ein hartes, aber aufrechtes Leben beschreiben. Die vier Kärtner, bestehend aus dem bereits erwähnten Oliver Welter, dem Bassisten und Sänger Herwig Zamernik, der in Österreich mit seinem Soloprojekt „Fuzzman“ durchaus auch einer breiteren Masse bekannt ist, Stefan Deisenberger am Keyboard und dem Drummer Alex Jezdinsky, waren an besagtem Abend äußerst gut gelaunt. Vermutlich auch, weil sie – wie Welter so schön sagte – „seit ein paar Tagen wieder befreit aufspielen können“ – eine Anspielung auf das im März gerade aktuelle und durchaus erfreuliche Wahlergebnis in Kärnten. Unglaubliche 20 Nummern brachten Naked Lunch an diesem Abend, wofür sie sogar noch zweimal extra auf die Bühne kamen. Bereits mit dem Opener „Keep it Hardcore“ schafften sie es im Handumdrehen, das Publikum für sich zu gewinnen. Dieses mir besonders am Herzen liegende Lied lässt auch keine Zweifel darüber aufkommen, was die Band fordert: „Keep it hardcore, keep it real, keep it left and please keep your will. Like a hammer, like a bullet, like a bomb. Fight
the pressure, fight the saints, fight the ignorance and your hate, cast a shadow, keep it to the ground, keep it hooray! [...] keep it hardcore from the beginning to the end!“. Könnte man sich direkt auch als Lebensmotto aneignen. Es folgte eine Mischung aus Bewährtem und Neuem, aus Traurigkeit, Freude, Ironie, Spaß und bewegenden Geschichten. Neben dem ruhigen und nachdenklichen „Dreaming Hirsoshima“ war besonders der Zugabentitel „The Funeral“ ein Highlight. Die vier Musiker stellten sich in einer Reihe auf und erzeugten beinahe nur mit ihren Stimmen eine um sich greifende Intensität und Traurigkeit im Konzertraum, sodass es bei diesem Abschiedslied offensichtlich vielen im Publikum schwerfiel, die Tränen zurückzuhalten. Allerspätestens da war es um alle geschehen, keiner konnte sich dem Bann dieser Großartigkeit entziehen, der Saal tobte, denn er wollte nicht, dass dieser Moment ein Ende nahm. Und so kehrten die vier Jungs zurück und schenkten uns weitere zwei dieser Glanzleistungen – am Ende, mit der Happy-Nummer „Shine“, bei der Naked Lunch den Supportact Bernhard Eder mit Konsorten auf die Bühne baten. Um diese Momente immer und immer wieder zu erleben, oder zumindest einen Vor- oder Nachgeschmack darauf zu bekommen, gibt es nur ein Rezept: „All is Fever“ in den CD- oder MP3-Player legen und auf Dauerrepeat drücken. Oder Naked Lunch bei einem ihrer Festivalauftritte im Sommer selbst live und intensiv genießen. So kann man dieser grausamen Welt etwas entfliehen, in eine vielleicht ebenso reale, doch nur in den Gedanken und Gefühlen bestehende Welt aus Liebe, Glück, Schmerz und Leid.
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Ska-Inferno im Rockhouse Ein Bericht über den Auftritt von Reel Big Fish am 19.3.2013 im Rockhouse. Von Robert Obermair Als die energiegeladenen Musiker von Reel Big Fish bereits kurz nach 21:00 Uhr die Bühne betraten waren wohl nicht nur viele der bereits anwesenden Gäste überrascht, sondern vielmehr auch jene , die, von dieser ungewöhnlichen Pünktlichkeit überrumpelt, noch nicht im Rockhouse eingetroffen waren. Bereits nach den ersten Posaunen- und Trompetentönen zeigte sich allerdings, dass die frühe Beginnzeit durchaus Vorteile mit sich brachte, war doch das Publikum (offensichtlich noch nicht, wie so oft vom biergeschwängerten Warten auf den Mainact erlahmt) in ausgelassener Tanzlaune. Während sich der Saal nun nach und nach füllte, entfachte die Ska-Combo auf der Bühne ein wahres Tanzinferno.
KONZERTE & FESTIVALS
Dass die Band schon fast 22 Jahren ihr Unwesen zwischen Offbeat und Blechblas-Sounds treibt, merkte man dem bunten Haufen auf der Bühne zu keiner Sekunde an. In altbekannter Manier gaben die Musiker alles, was das ZuhörerInnenherz begehrte, und verwandelten die Gemäuer des Rockhouse in einen tobenden Kessel. Neben alten und neuen Songs wurden auch wieder Coverversionen zum Besten gegeben, wobei besonders die verunstaltete Version von „Take on Me“ in Erinnerung bleiben wird. Da es sich beim Publikum offensichtlich um viele Fans der ersten Stunde handelte, sorgten aber natürlich auch besonders Klassiker wie „Beer“ oder „Sell out“ für große Begeisterung. Dabei wurde die Band ihrem Ruf, eine der besten Live-Bands der Welt zu sein, mehr als gerecht. Als die Band rund um Frontmann Aaron Barret nach unzähligen Songs und mehreren Zugaben unter tosendem Applaus die Bühne verließ, waren sich wohl alle Anwesenden einig, dass in Salzburg ruhig mehr Konzerte dieses Genres stattfinden dürften.
30 Tage, 80 Acts, ein Ziel Unter diesem Motto ging Ende Mai das Tomorrow Festival in Niederösterreich über die Bühne. Ort des Geschehens: Das Gelände des 1972 erbauten, aber dank der denkwürdigen Volksabstimmung von 1978 nie in Betrieb genommen Atomkraftwerkes Zwentendorf (gegen dessen Inbetriebnahme damals 50,47% gestimmt haben). Genau an diesem geschichtsträchtigen Ort möchten die VeranstalterInnen zeigen, dass es auch anders geht. Von Susanne Mayr und Robert Obermair Mit dem von Global 2000 eigens erstellten „Green Concept“ soll aufgezeigt werden, dass Festivals auch nachhaltig und umweltschonend veranstaltet werden können. Wie Merle Bracher (23), Mitarbeiterin von Global 2000, erklärt, basiert das Konzept auf sechs Eckpfeilern: Essen & Trinken, Mobilität, Kommunikation, Energie, Müll und Wasser. Wie diese Anliegen realisiert wurden zeigen folgende Beispiele: Das Essen wurde möglichst regional, saisonal und biologisch zubereitet. Das Festivalticket galt für die Zugstrecke Tulln-Wien als Zugticket. Zusätzlich gab es am Donnerstag ein gemeinsames Festivalradeln von Wien zum Festivalgelände. Beim verwendeten Strom handelte es sich zu 100% um Ökostrom, alle Dieselgeneratoren am Gelände wurden mit Altöl betrieben. Einzigartig für ein Festival dieser Größenordnung war auch ein funktionierendes Mülltrennungskonzept, das zukünftig hoffentlich auch anderswo nachgeahmt werden wird. Neben dem Politischen ist aber natürlich auch das Musikalische nicht zu kurz gekommen. An der Seite von internationalen Grö-
ßen wie den Kaiser Chiefs, den Fantastischen Vier und Fiva MC sorgten heimische Bands wie Sigi Maron oder Clara Luzia für bombastische Stimmung. Dabei hat das anfangs schlechte Wetter der guten Stimmung keinen Abbruch getan. Trotz anhaltender Regengüsse ließen sich die FestivalbesucherInnen die Laune nicht verderben und tanzten munter durch den Tag. Freitagmittag hörte der Regen dann auch (großteils) auf, und so stand einem ausgelassenem Festival nichts mehr im Wege. Nachhaltiges Rahmenprogramm Neben den Bühnen wurde ein breites Rahmenprogramm geboten: An den Ständen verschiedener NGOs (Amnesty International, Global 2000, Attac…) konnte man sich über deren aktuelle Kampagnen und Ziele informieren. Das Angebot an Workshops rangierte von kreativen Betätigungen (z.B. Upcycling, also der Schaffung neuer, hochwertiger Produkte aus altem Material) bis hin zu politisch-informativen Workshops (z.B. Strahlenschutzmessung). Neben vielen weiteren Angeboten wie StraßenkünstlerInnen und einem Speaker’s Corner, ist besonders der Anti-Atomkongress hervorzuheben, der zeitgleich zum Festival veranstaltet wurde und an dem AktivistInnen aus 18 verschiedenen Ländern teilnahmen. Ein sehr begehrtes Highlight waren die Führungen durch das Atomkraftwerk selbst. Dabei wurde es den BesucherInnen nicht nur ermöglicht, die ohnehin zugänglichen Teile des Kraftwerks (wie zum Beispiel die Schaltzentrale) zu besichtigen, sondern sogar der Reaktor an sich konnte betreten werden. Das Tomorrow Festival war auch heuer wieder ein voller Erfolg und die BesucherInnen haben sich durch das feuchte Wetter nicht abschrecken lassen, sondern stattdessen mehrere Tage lang gefeiert, getanzt und dieses nachhaltige Festival genossen.
Die spinnen, die Finnen! REZENSIONEN
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as muss man Eläkeläiset lassen: Auch wenn man, wie ich, recht unmotiviert zum Konzert gegangen ist, einfach weil der Tag ein bisschen mühsam war – innerhalb von wenigen Sekunden schafften sie es, mich (und offensichtlich das ganze Publikum) zu überzeugen, dass Humppa, dass Party, dass Tanzen die überhaupt geilsten Dinge im Leben sind. Zumindest an diesem Abend, in diesem Augenblick, in diesen Sekunden. Denn Eläkeläiset vermischen Humppa mit gängigen Radiohits und kreieren daraus ihren eigenen, unverkennbaren Sound. „Aber was zum Teufel ist denn eigentlich Humppa?!“ werden sich jetzt einige Leserinnen und Leser fragen... Also: Humppa kann man am besten als Speedpolka beschreiben. Seine Ursprünge hatte es im Foxtrott, aber davon ist mittlerweile nur noch wenig zu hören. Eläkeläiset setzen – wie bereits erwähnt – dem Ganzen noch ein Elchkrönchen auf, denn sie spielen nicht einfach finnische Schnellpolka, sondern bedienen sich gängiger Hits, verwandeln sie in Humppa und texten dann irgendetwas auf Finnisch hinzu. So wird aus „Sunday Bloody Sunday“ (ursprünglich von U2) dann „Humppa Bloody Humppa“ oder aus „No Limit“ (das One-HitWonder der 1990er von 2 Unlimited, das man abseits von Eläkeläiset getrost auch wieder vergessen kann) „Humppa Tai Kuole!“. Es wurde gefidelt, es wurde gedrumt, es wurde gekeyboardet, und ansonsten fügten Eläkeläiset noch so manch andere Musikinstrumente hinzu, gerade wie es eben so passte. Der Spaß wurde unterstützt (Böswillige mögen auch meinen: getragen) von schieren Unmengen an Alkohol, die während der Show in Strömen flossen. Die Band drehte dabei ihre Spontanrunden durch das Publikum, und so blieb die Autorin dieses Artikels auch nicht vor einem lambadaesken Tänzchen mit Onni Waris, dem eläkeläisischen Teufelsgeiger, Sänger und Keyboarder, verschont, der es später auch nicht verabsäumte, aus lauter Euphorie ob der gelungenen Partystimmung auf dem Keyboard herumzutrampeln. Manchmal weiß das Publikum gleich, welchen „Hit“ die Finnen gerade „covern“, oder besser gesagt: „verhumppan“, manchmal dauert es ein wenig länger. Die Erkenntnis bringt jedenfalls oft eines mit sich: Gelächter oder zumindest Schmunzeln ob der skurrilen Interpretation. Nicht nur vom Publikum, dem gerade ein Licht aufgegangen ist, sondern auch von der Band, die sich köstlich darüber amüsiert, dass der Blitz bei den Partygästen soeben eingeschlagen hat. Könnte aber auch positive Verwunderung sein, denn selbst Eläkeläiset scheinen nicht immer zu erkennen, was sie da gerade von sich geben. So ehrlich muss man sein, die
Aber jetzt mal ehrlich – ganz normal sind sie nicht, diese fünf Finnen, die mit ihren schrägen Klängen und dem unaussprechlichen Namen am 27. April 2013 das Rockhouse Salzburg in einen Hexenkessel verwandelten. Eläkeläiset (wie oft musste ich schon überprüfen, ob ich das eh richtig geschrieben habe?!) – das ist Humppa in sehr abgewandelter Reinform! Ein Konzert/Party-Bericht von Su Karrerr Konzertfotos von Volker Imhof besten Interpreten sind sie nicht. Ist aber wurscht, es geht ja um die Freude und den Spaß! Ihr Potpourri ist vielfältig: Seien es nun 1990er Ikonen wie Oasis („Wanderwall“) oder Pulp (einer meiner Favoriten: Eläkeläisets „Disco 2000“-Cover) oder die Rolling Stones („Satisfaction“) und Metallica („Enter Sandman“), nicht einmal vor den eigenen Landsleuten wie The Crash machen die Fünf Halt, und man fragt sich, ob wirklich alles humppa-passend gemacht werden kann. Anerkennend muss festgehalten werden, dass die Band, welche im Übrigen neben Onni Waris auch aus Lassi Kinnunen (Gesang und Akkordeon), Martti Waris (Gesang und Bass), Petteri Halonen (Gesang, Keyboard, Gitarre) und Kristian Voutilainen (Gesang und Schlagzeug) besteht, durchaus selber komponiert – die außerfinnischen Hörerenden tun sich allerdings etwas schwer, Cover von Unikat zu unterscheiden. Aber all das spielt keine Rolle – dort, wo Eläkeläiset auftreten, ist Party, macht das Leben Freude, und das alles unter dem Zeichen des Elchs. Die MerchandiseMaschinerie läuft bei den Finnen hervorragend, denn dieser ganz spezielle Elch, den die Fünf – bestimmt in tagelanger, schlafraubender Feinarbeit – kreiert haben, schaut nicht nur cool aus, sondern steht auch für die Band selbst. Das Einfache ist oft das Beste. Also: Nie die Möglichkeit versäumen, ein Eläkeläiset-Konzert zu besuchen – es wird bestimmt ein unvergesslicher Abend! Humppa!
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KULTUR & MENSCHEN
MEINUNG GESCHICHTE
Was die Welt vor Zeitungsberichte ausgewählt von Jürgen Wöhry
Immer diese besoffenen Festivalgäste... Vorarlberger Tagblatt vom 18.6.1923 — Bregenz 18. Juni. […] Das dem 8-Uhr-Zug kamen die Dornbirner Männergesangsvereine Markt und Oberdorf mit ihren Frauenchören und Passivmitgliedern nach Bregenz. Unter klingendem Spiele der Dornbirner Stadtmusic zogen sie vom Bahnhofe zur Landungsbrücke und fuhren mit zwei Sonderschiffen teils nach Ueberlingen, teils nach Konstanz. […] Lange nicht so "sittsam" kamen viele der sogenannten "wilden Ausflügler" mit den Kursschiffen von Lindau hier an. Bei manchen bemerkte man die "Greuel der Verwüstung" des Alcohols und die war die Verspätung der Oberländer Zuges und hintennach wildes Toben und Schimpfen. Wenn die Eisenbahn auf alle Besoffenen warten wollte, so käme der Zug bis Montag mittag nicht aus dem Bahnhofe heraus.
Zieh den Hut, Genosse! Die neue Zeitung vom 2.6.1923 — Während der Frohnleichnamsprozessionen am Donnerstag kam es in einigen Bezirken zu bedauerlichen Zwischenfällen, die aber durch das Einschreiten der Sicherheitswache rasch beendet wurden. In der HERBSTSTRAßE erregte ein fanatischer Kommunist, der beim Altar den Hut nicht abnehmen wollte, den Umwillen der Umstehenden und wache mußte den Verdrängten in Schutzhaft nehmen. Ein weiterer Zwischenfall erreignete sich in der THALTASTRAßE, wo ein STRAßENBAHNSCHAFFNER beim Passieren der Prozession in PFUIRUFE ausbrach. Er erklärte dann, daß seine Rufe keineswegs der kirchlichen Handlung gegolten hätten, sondern einem KAMERADEN, ebenfalls einem Straßenbahnschaffner, der in dem Zuge mitgegangen war. Bei der Frohnleichnamsprozession in OBER-SIEVERING kam es ebenfalls zu kleinen Zwischenfällen. Im sogenannten Gspöttgraben war ein Altar errichtet. Vor dem diesen Altare nahegelegenen Jugendheim des Verbandes der sozialdemokratischen Arbeiterjugend hatte sich eine Anzahl Jugendlicher versammelt, die dort demonstrative Lieder sangen und schließlich SCHIMPFWORTE gegen die Teilnehmer der Prozession aussrießen. Auch dieser Szene machte die Sicherheitswache ein rasches Ende.[…]
Die gezeigten Bilder werden nur as Symbolbilder verwendet und stehen in keinem Zusammenhang zu den Zeitungsberichten.
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REZENSIONEN GESCHICHTE
KULTUR & MENSCHEN
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90 Jahren bewegte Großerfolg in der Fahndung: Schmuggel mit künstlichen Zähnen Die Neue Zeitung vom 15.6.1923 — Aus Salzburg wird gemeldet: Vor einiger Zeit wurde der Geschäftsführer Graf der zehntechnischen (sic!) Firma „Eska“ in Freilassing […] von einem Finanzorgan beanstandet, weil er einen Rucksack mit 25.000 künstlichen Zähnen zu dem österreichischen Zollinspektor Gatscha zu tragen beabsichtigte. Der Verlauf der Erhebungen führte zum Abbau des genannten Beamten. Gegen ihn sowie dessen Frau und gegen die Oberstenwitwe batiwara als Beteiligte ist das zollamtliche Untersuchungsverfahren im Zuge. […]
Was sonst noch 1923 passierte... Ankara wurde die Hauptstadt der Türkei. Guccio Gucci gründet ein Modeunternehmen in einer kleinen Werkstatt in Florenz. Über den Wolken... Die Neue Zeitung vom 1.6.1923 — Ein Rekordflug München-Wien München. 31. Mai. Die Transeuropa-Union erzielte heute mit einem Junker-Metallflugzeug bei dem Kurzfluge auf der Strecke MünchenWien einen Rekord im Verkehrsflug, indem die gesamte Strecke vom Ober-Wiesenfeld bis zum Flugplatze auf den Donauwiesen bei Wien in 140 Minuten zurückgelegt wurde. Der Rekord ist um so beachtenswerter, als von Mühldorf an infolge allzu großer Wolkenschichtungen der Pilot Bauer sich vor die Notwendigkeit gestellt sah, entweder über die Wolken zu gehen und ohne Erdsicht weiter zu fliegen oder nach dem Ober-Wiesenfeld zurückzukehren. Der Pilot wählte das erstere. Der Pilot landete unter dem Jubel der Wiener Bevölkerung kurz nach 1 Uhr nachmittags. Vor halb 4 Uhr nachmittags traf das Flugzeug wieder in München ein.
Die Brüder Walt und Roy Disney gründen das Unternehmen Disney Brothers Cartoon Studio“. Das Grabmal von Tutanchamun im Tal der Könige wird erstmals geöffnet. MAN entwickelt das erste Straßenfahrzeug mit Dieselmotor. Großbritannien trennt Transjordanien von Palästina ab und bildet in Palästina. ein selbstständiges Emirat. Daraus entsteht mit der Zeit das Königreich Jordanien. Der erste Flick-Flack wird von Martin Gebhardt geturnt. Das Wembley Stadion in London wird eröffnet. Das weltweit erste Tapetenmuseum wird in Kassel eröffnet. Gründung der Internationalen Kriminalpolizeilichen Kommission in Wien. In Deutschland beträgt der Preis für ein Kilogramm Brot rund 233 Milliarden Reichsmark. (Hyperinflation) Hits des Jahres: Billy Jones "Jes! We have no Bananas", Ted Synders "Who’s sorry now?" und Ray Henderson "That Old gang of mine" Das Eis am Stiel wird vom Amerikaner Harry B. Burt patentiert.
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REZENSIONEN
Von glitzernden Vampiren zur auSSerirdischen Dreiecksbeziehung Von Marina Hochholzner
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tephenie Meyer ist im deutschen Sprachraum wohl vor allem wegen ihrer erfolgreichen Vampir-Saga Biss bekannt. Doch auch ein anderes Buch der amerikanischen Autorin schaffte nun seinen Weg von den Bücherregalen bis auf die Leinwand. Die Rede ist von Seelen, einem Science-Fiction Roman, in dem Aliens nicht etwa ihr Imperium aufbauen wollen, sondern die Körper der Menschen besetzen und somit für absolutes Gefühlschaos sorgen. In Seelen haben Aliens die Erde der Zukunft bevölkert. Die außerirdische Spezies, die denselben Namen wie der Film trägt, benutzt die Menschen als Wirte und nutzt ihre Körper als ihre eigenen. Nur noch wenige Menschen haben es geschafft, sich erfolgreich vor den Seelen zu verstecken – so auch Protagonistin Melanie Stryder (Saoirse Ronan, In meinem Himmel). Jedoch gelingt es den Aliens am Anfang des Filmes, sie gefangen zu nehmen und ihr ebenfalls eine der Seelen einzupflanzen – es ist der weibliche Alien „Wanderer“, der von nun an ihren Körper als seinen eigenen nutzen möchte. Die Rechnung hat Wanderer dabei aber ohne Melanies starken Willen gemacht, die sich, anders als üblich, nicht so einfach aus ihrem Körper verdrängen lässt. Sie möchte unbedingt ihr Versprechen halten, das sie ihrem kleinen Bruder Jamie gegeben hat, nämlich wieder zu ihm zurückzukehren. Sie zeigt Wanderer erfolgreich, dass es falsch von den Seelen ist, die Menschen zu unterwerfen, und kann den Alien davon überzeugen, mit ihr zu fliehen. Dabei werden sie aber gnadenlos von sogenannten Suchern verfolgt, die die Aufgabe haben, übrig gebliebene Menschen zu finden und diesen Seelen einzupflanzen. Angeführt wird der Suchtrupp von Diane Kruger (Troja, Inglourious Basterds), die sich in diesem Film von einer unerbittlichen und kalten Seite zeigt. Melanie und Wanderer gelingt dennoch die Flucht, und sie kommen bei einer Gruppe Widerstandskämpfer unter, denen sich auch Melanies Verwandte angeschlossen haben. Obwohl die Men-
schen der Seele zunächst Skepsis entgegen bringen, entstehen schon bald die ersten Gefühle seitens Wanderer, von den Menschen nun Wanda genannt, für den Rebellen Ian. Doch dann ist da auch noch Jared, der mit Melanie zusammen war, ehe man diese entführte und zum Wirt einer Seele machte. So kommt es zu einer ungewöhnlichen Dreiecksgeschichte – denn zwei Männer streiten hier nicht etwa um dieselbe Frau, sondern um denselben Körper... Seelen bannt den Zuschauer zwar durchaus mit bildgewaltigen Aufnahmen und perfekt gesetzten musikalischen Akzenten, jedoch durchläuft die Handlung einen eher unspektakulären Bogen und lässt das Ende des Filmes bereits ab der Mitte erahnen. Kitschige Momente reichen klischeehaften Liebesszenen die Hand. Viele Monologe gehen über mehrere Minuten und haben dabei allesamt dasselbe Thema – die Verlustangst . Trotzdem belohnt Seelen den Zuschauer mit sympathischen Hauptcharakteren und zwischenzeitlich spannender Dramatik. Ein typischer Stephenie Meyer-Roman wird hier zu einem akzeptablen Science Fiction-Liebesdrama geformt.
PSYCHOTEST
KULTUR & MENSCHEN
Welcher Urlaubs-Typ bist du ? Von Marina Hochholzner und Marie Schulz 1. Was tust du in deinem Urlaub gerne und ausgiebig? a) Shoppen und durch die Stadt bummeln (D) b) Die Natur genießen (B) c) Sport treiben (C) d) Sonne tanken und relaxen (A) 2. Wenn du auf einer einsamen Insel gestrandet wärst – wo sollte sich die befinden? a) In der Karibik (A) b) Egal, solange sie eine Hauptstadt hat (D) c) Einsame Insel? Viel zu wenig Action! (B) d) Am besten in der Nähe... Schließlich muss ich meine Blumen gießen (C) 3. Ich reise am liebsten... a) Mit dem Flugzeug oder Zug (A) b) Egal, Hauptsache weg (B) c) Mit dem Auto (D) d) Gar nicht, reisen ist mir zu stressig. (C) 4. Bei welchen Temperaturen fühlst du dich so richtig wohl? a) Ich nehme alles in Kauf! (B) b) Milde 10 Grad (D) c) Gemütliche 25 Grad (C) d) Mir kann’s nicht warm genug sein! (A)
A) Strandurlaub Du liebst es, deine Ferien am Strand im warmen Süden zu verbringen und bist dort auch unter keinen Umständen aus der Liege zu bewegen. Deswegen kommt es auch nicht selten vor, dass du nach dem ersten Sonnenbaden hummerfarben leuchtest. Dir ist das aber egal, denn du liebst den Strand mit all seinen Facetten. Am besten kannst du dich beim Meeresrauschen entspannen, und du bist erst so richtig glücklich, wenn deine Haut südländische Töne annimmt. Hektik ist absolut nichts für dich, denn du willst in deinem Urlaub zur Ruhe kommen.
© Xavier Donat (Flickr)
B) Abenteuerurlaub Dein Motto ist: Egal wohin, Hauptsache aufregend und in der Natur. Du liebst es, dich durch unbekannte Wälder und Dschungel zu kämpfen und würdest nebenbei am liebsten neue Landstriche entdecken. Keine unerforschte Höhle ist vor dir sicher und das Zirpen der Grillen ist dein Schlaflied. Du lernst gerne neue Kulturen und Menschen kennen und magst es, neue Dinge auszuprobieren. In der Stadt oder zu Hause ist dir langweilig – du brauchst die Bewegung und die Wildnis, damit du dich richtig frei fühlst. © carlazzz@sbcglobal.net (Flickr)
5. Welche Tiere magst du am liebsten? a) Katzen und Hunde (C) b) Tiere? keine (D) c) Zebras, Löwen und Tiger (B) d) Fische sind cool (A) 6. Was würdest du gerne einmal sehen? a) Bunte Fische und Korallenriffe – und zwar live (A) b) Den höchsten Wolkenkratzer der Welt (D) c) Mir gefällt die Aussicht aus meinem Fenster am besten (C) d) Geparden bei der Jagd (B) 7. Was ist dir bei deinem Auftreten am wichtigsten? a) Hauptsache, ich bin schön gebräunt (A) b) Hohe Schuhe (D) c) Praktisch muss es sein (B) d) Mein Outfit muss immer frisch gewaschen und gebügelt sein (C) 8. Was isst du gerne? a) Pizza, Sushi oder Spaghetti (D) b) Je exotischer, desto besser! (A) c) Egal, Hauptsache selbst gefangen! (B) d) Schweinebraten mit Knödel sind immer noch am besten! (C)
C) Balkonien Dein Motto ist: Warum stressen, wenn es genauso gut gemütlich geht? Am wohlsten fühlst du dich bei dir zu Hause. Warum auch nicht, wer vom Balkon aus den Ausblick über Salzburg genießt, fühlt sich sicher genauso erholt wie andere, die sich am Strand auf der Liege räkeln. Die heimische Küche sagt dir ohnehin am meisten zu, und wenn du in die Natur oder ins Wasser willst, klatscht du dich auf eine Hängematte in deinen Garten oder suchst das städtische Freibad auf. Nebenbei sparst du dir mit dem Urlaub auf Balkonien auch eine Menge Geld. © SantiMB (Flickr)
D) Städtereise Du brauchst Beton, Stein und den würzigen Duft von Abgasen, um dich richtig wohl zu fühlen. Du bist ein totaler Stadtmensch, deswegen kommt für dich auch im Urlaub nur eine Städtereise in Frage. Ob du nun in den Gebäuden Venedigs über dem Wasser schaukelst oder dich in Ägypten in die verwinkelsten Pyramiden vorwagst – Kultur und Sehenswürdigkeiten stehen für dich ganz oben auf der Urlaubsliste. Reisen in die Einöde oder faul am Strand liegen kämen für dich gar nicht in Frage – du brauchst Action und Lärm. Da empfiehlt es sich, sofort loszustarten und mit straffem Programm die schönsten Städte der Welt aufzusuchen.
© Werner Kunz (Flickr)
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Auflösung: Frage 1: a (D) b (B) c ( C ) d (A) / Frage 2: a (A) b (D) c (B) d (C ) / Frage 3: a (A) b (B) c (D) d (C ) / Frage 4: a (B) b (D) c (C ) d (A) / Frage 5: a (C ) b (D) c (B) d (A) Frage 6: a (A) b (D) c (C ) d (B) / Frage 7: a (A) b (D) c (B) d (C ) / Frage 8: a (D) b (A) c (B) d (C )
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mEINUNg
geWInne KArTen FÜr DAS sTUck! fEsTIvAL 2013 e-Mail an gewinnspiel@oeh-salzburg.at