UZH Magazin 1/22

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R ÜC KS P I E GE L — 1940

Bewaffnete Uni In unmittelbarer Nähe zum Hauptge­ bäude an der Rämistrasse steht seit Juli 1947 das Denkmal «Wehrwille» des Bildhauers Hans Brandenberger – eine Kopie seiner durch die Landesausstel­ lung 1939 bekannt gewordenen Skulp­

tur «Wehrbereitschaft», die die Wand­ lung vom friedlichen zum kampfberei­ ten Bürger darstellt. Die mit der Figur verbundene Idee der nationalen Selbst­ bestimmung und geistigen Selbstbe­ hauptung wirkte sich auch auf die Uni­ versität Zürich aus. Im Juni 1940 wurde die Universi­ tätswehr gegründet. Ihre Aufgabe bestand darin, die Universitätsgebäude zu überwachen und im Ernstfall eine Besetzung dieser Gebäude zu verhin­ dern. Die Organisation der Universi­ tätswehr oblag den Professoren Emil Brunner (1889–1966) und Otto Flückiger (1881–1942). Der Theologe Brunner war kurz vor Kriegsausbruch aus Amerika zurückgekehrt, um sein Vaterland zu unterstützen. Sein Kollege Flückiger lehrte Geografie und wurde im Juli 1940 zum Institutsvorsteher gewählt. Die Universitätswehr war von Be­ ginn weg mit Schwierigkeiten konfron­ tiert. Es mussten Freiwillige gefunden werden, was nicht einfach war, da viele Männer (Frauen kamen nicht in Frage) im Aktivdienst waren. Auch fehlte es den Mitgliedern der Universitätswehr

an Schiesserfahrung. Der routinierte Umgang mit der Waffe sollte der he­ terogenen Truppe bestehend aus Pro­ fessoren, Beamten, Hauspersonal und Studierenden mit Schiessübungen auf dem Albisgüetli beigebracht werden. Zudem mangelte es der Universitätswehr an Material: Waffen, Munition, Taschen­ lampen, Stroh als Schlafgelegenheit, Stacheldraht zur Vergitterung der Fens­ ter, Tragbahren für das Krankenzimmer waren nur ungenügend vorhanden. Um an das notwendige Material zu gelangen und somit die Ausbildung und Wehrfähigkeit der Uni-Truppe gewährleisten zu können, wurde deshalb die Eingliederung in die bereits beste­ hende, vom Bund initiierte Ortswehr angestrebt. Da diese nicht zustande kam, wurde die Universitätswehr im Früh­ jahr 1941 bereits wieder aufgelöst. Zum Einsatz wären die bewaffneten Uni-An­ gehörigen zum Glück sowieso nicht gekommen: Einen Sturm auf Universi­ tätsgebäude hat es nie gegeben. Text: Sandra Morach, UZH-Archiv

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