Gebaeude & baukultur

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LEBEN AM WATTENMEER - FRÜHER

GEBÄUDE UND BAUKULTUR SIEDLUNGEN AN DER WATTENMEERKÜSTE

Die nördlichste Warft im Wattenmeer befindet sich im Dorf Misthusum in der Ballumer Marsch. Die Baukultur am Wattenmeer ist von vielen gut erhaltenen alten Häusern und Siedlungen geprägt. Außergewöhnlich sind die Warftenhöfe in der Tonderner Marsch, die vielen Fachwerkund Giebelhäuser in den Kleinstädten sowie die ­erhaltenen Ortschaften. Bereits zu Anfang der Jungsteinzeit begann der Mensch, sich am Wattenmeer anzusiedeln, und zwar auf der höher gelegenen Geest, um vor Hochwasser geschützt zu sein. Zum Ende der Bronzezeit wurden die ersten vereinzelten Höfe errichtet, und allmählich entstanden ganze Dörfer. Die meisten Siedlungen am Wattenmeer haben somit tausendjährige Wurzeln, Ribe etwa fungierte bereits Anfang des 8. Jahrhunderts als Marktplatz für die gesamte Region.

Das Mittelalter

Um 1200 wurden Höfe auf natürlichen Moränenhügeln errichtet und später im südlichen Teil des Wattenmeeres auf künstlich geschaffenen Anhöhen, den sogenannten Warften. Heute gibt es 60 Warften im dänischen Wattenmeer, und zu den ältesten Warftengebieten gehört Ved Åen in der Tonderner Marsch, wo zehn Höfe gelegen waren. Die meisten Warften beherbergen nur einen einzigen Hof, doch Ubjerg und Rudbøl liegen beispielsweise auf Dorfwarften. Die nördlichste Warftensiedlung im Wattenmeergebiet war das Dorf Misthusum in der Ballumer Marsch.

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WINTER

Die Kirchen der Wattenmeerküste Die Kirchen auf dem Geest-Strand am Wattenmeer sind generell größer als die mittelalterlichen Kirchen im Binnenland, dies ist vermutlich Ausdruck des größeren Wohlstands und der dichteren Bebauung. Die Kirchen in z. B. Skærbæk, Brøns, Ballum, Hviding, Vester Vedsted, Vilslev am Fluss Kongeåen, Janderup, Alslev sowie Hostrup am Fluss Varde Å stammen aus dem 12. bis 13. Jahrhundert. In Ribe sind das Kloster St. Catharinæ und der Dom Beispiele für wohlerhaltene kirchliche Bauten aus dem Mittelalter.

Das Dorf wurde im 13. Jahrhundert gegründet, aber von den Sturmfluten 1634 und 1720 zerstört. Kurz nach 1800 wurde die Ansiedlung verlassen, aber die Warften sind immer noch in der Landschaft zu sehen. Im Norden, an der Wattenmeerküste, liegen die Siedlungen mancherorts auf bis zur Küste reichenden Sandrücken, und in den Auen findet man die alten Höfe aneinandergereiht und vor Überschwemmun-

Elsemarie Dam-Jensen, Museum Sønderjylland & Mariann Ploug, Museet for Varde By og Omegn Übersetzung: Jakob Jonia, ORDBRUGET

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Der besondere Baustil der westschleswigschen Höfe zeichnet sich u.a. durch das Mauerwerk aus rotem Backstein und dem Giebel über der Haustür aus. gen geschützt auf der Fünf-Meter-Höhenlinie. Dass Sturmfluten plötzlich alles verändern konnten, dafür ist Sønderside in der Ho Bugt ein gutes Beispiel. Hier lag eines der bedeutendsten Fischerdörfer Dänemarks, in dem bei jeder Hochsaison im Frühling und im Herbst etwa 1.000 Menschen lebten. Sønderside wurde durch die Sturmflut 1634 zerstört und hat seine vorherige Position nie zurückerobern können. Die Kleinstädte Tønder und Varde entstanden im Mittelalter, und ihre Lage ist der Schifffahrt zuzuschreiben, da sie an großen und damals noch besegelbaren Flüssen liegen. Vor dem Deichbau hatte Tønder leichten Zugang zum Meer, während Varde von den Ladeplätzen bei Janderup, Hjerting und Ho abhängig war.

Vom Fachwerk zu Grundmauern

Ab dem 18. Jahrhundert wurden Häuser mit Grundmauern, d. h. aus Ziegelsteinen gebaut, im Wattenmeergebiet zur Norm. Die Ziegelbauweise breitete sich von Holland ausgehend an der Wattenmeerküste aus, und dies besonders nach der Sturmflut 1634. Aber auch Stadtbrände, u. a. jener in Varde, haben viele der mittelalterlichen Fachwerkhäuser dem Erdboden gleichgemacht. Der charakteristischste Hof im südjütländischen Teil des Wattenmeergebietes war der Schleswiger Hof, der im Laufe des 18. Jahrhunderts üblich wurde. Die Höfe hatten ursprünglich Reetdächer und wurden

Die Kommandantenhöfe Auf den Wattenmeerinseln sind die Kommandantenhöfe sehr charakteristische Gebäude. Sie sind immer noch auf Rømø und den deutschen Wattenmeerinseln zu sehen. Diese Höfe wurden von wohlhabenden Kapitänen (Kommandanten) errichtet, die auf Walfangschiffen in den Nordatlantik fuhren. Der Kommandantenhof des Nationalmuseums wurde um 1750 errichtet und ist der älteste noch erhaltene seiner Art in Dänemark.

meist aus Schlicksteinen gebaut, die vor Ort in Ziegelöfen gebrannt wurden – eine Tradition, die sich ab Mitte des 18. Jahrhunderts im Norden bei Kjelst und in Janderup durchsetzte. Der Hof umfasste meist nur einen einzigen Flügel, in dem Stall und Wohnung durch einen querliegenden Raum getrennt waren, aber manchmal kamen weitere Flügel hinzu. Außergewöhnlich waren die Dachpfosten, wodurch die Konstruktion auch Sturmfluten widerstand, sowie der Speicher unter dem Dach mit einer Zugangsluke, arkengaf (ark = Bogen), über der Eingangstür. Viele Höfe im nördlichen Teil besaßen ebenfalls einen Speicher. Hier war Fachwerk bis um 1800 üblich, danach wurden fast alle Gebäude mit einer Grundmauer versehen. In der Regel wurde das Wohnhaus zuerst umgebaut, später folgten dann die anderen Flügel.

Elsemarie Dam-Jensen, Museum Sønderjylland & Mariann Ploug, Museet for Varde By og Omegn Übersetzung: Jakob Jonia, ORDBRUGET

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Beispiele für den Heimatstil finden Sie beim Gasthof Ballum Slusekro Das Ideal war der Vierseitenhof mit einem geschlossenen Innenhof, die meisten Höfe hatten allerdings zwei oder drei Seiten, die kleineren nur einen einzigen in Wohnung und Stall aufgeteilten Flügel. Bei den Fachwerkbauten lag das Wohnhaus in der Regel auf der nördlichen Seite, während es bei den Ziegelhäusern im Allgemeinen nach Süden hin ausgerichtet wurde.

Bautradition des 20. Jahrhunderts

Am Ende des 19. Jahrhunderts entstand die Stadt Esbjerg, deren Häuser in einem altertümlichen Stil ausgeführt wurden, der eine Wiederholung früher Stilarten darstellt. 1870 wurde für die Stadt eine Planung verabschiedet, die eine Gliederung nach klassischen Stadtplanungsprinzipien vorsah, mit rechteckigen Häuserblocks in einem rechtwinkligen Straßennetz, das um den Hafen, die Eisenbahn und den Marktplatz ein Zentrum entstehen ließ. Der Architektur und Dekorationskunst vereinende Jugendstil trat um 1900 in der Baukunst am Wattenmeer deutlich hervor, und das Haus Lundvej 39 in Varde ist dafür ein schönes Beispiel. Auf dem Land und in den Dörfern findet man ebenfalls Jugendstilhäuser und -details, z. B. in Hjerpsted. Um 1900 entstand die erste Ferienhaussiedlung im dänischen Wattenmeergebiet, und zwar in Lakolk auf Rømø. In den Dünen wurden 37 Blockhäuser errichtet, die mit ihren geschnitzten Sparren Berghüt-

ten glichen; einige von ihnen gibt es noch heute. Anfang des 20. Jahrhunderts kam ein neuer Heimatstil in Mode, gekennzeichnet von hochwertigen Materialien und solidem Handwerk. In Møgeltønder und Umgebung entwarf der örtliche Gutsverwalter Häuser in diesem Stil, u. a. die Pumpstationen der 1920er Jahre in der Tonderner Marsch. In ganz Dänemark wurde der Stil durch den 1915 gegründeten Landesverband Bedre Byggeskik entwickelt. Dänische Architekturstudenten waren u. a. während ihrer Vermessungsreisen nach Møgeltønder und die Westküste hinauf von den ländlichen Bautraditionen inspiriert worden.

Heutige Baukultur am Wattenmeer

Vielerorts an der Wattenmeerküste erscheinen die älteren Häuser schön und gut erhalten. In Ribe ist die Altstadt immer noch durch Fachwerkund Ziegelhäuser vom Ende des 16. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts geprägt. Die Häuser liegen oft dicht beieinander in Wohnblocks, meist mit den Giebeln zur Straße gewandt. Das Stadtzentrum von Tønder ist unverändert von der mittelalterlichen Stadtplanung mit ihren schmalen Grundstücken und Giebelhäusern gekennzeichnet. Besonders sehenswert sind Spikergade und Uldgade. Das einzige Gebäude, das bereits seit dem Mittelal-

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LEBEN AM WATTENMEER - FRÜHER ter in Varde existiert hat, ist die Jacobi-Kirche. Zwei Brände 1779 und 1821 zerstörten jeweils einen Teil der alten Häuser der Stadt, doch die mittelalterliche Straßenform ist erhalten geblieben. Viele Dörfer haben ältere Gebäude, z. B. Møgeltønder, wo die Häuser in Slotsgaden und im südlichen Teil sehr gut erhalten sind.

In den Städten haben Denkmalschutzvereine zur Erhaltung beigetragen, doch auch in einigen der Dörfer gibt es gut erhaltene Häuser, oft dort, wo die Gebäude in Ferienhäuser umgewandelt wurden. Ein interessantes Beispiel ist Ballum Vesterende und Østerende, wo 2009 eine Zuwendung von 20 Millionen Kronen durch die A. P. Møller-Stiftung die Renovierungsprojekte vorantrieb.

Erlebnisse

Mehr zu entdecken ...

Die Dörfer Møgeltønder, Rudbøl und Janderup sind charakteristische Ortschaften.

Varde Museum

Die gewundenen Straßen des Mittelalters können in Varde, Ribe und Tønder bestaunt werden, während Esbjerg von modernen rechtwinkligen Straßen gekenn­zeichnet ist. Misthusum, Ubjerg und Ved Åen in der Tonderner Marsch sind typische Beispiele für das Errichten von Warften. Beispiele für den Heimatstil finden Sie beim Gasthof Ballum Slusekro und auf der Straße Sønderbyvej in Møgeltønder. Bei Hjerpsted finden Sie einige Beispiele für den Jugendstil, doch das Haus Lundvej 39 in Varde ist besonders hübsch.

Kirkepladsen 1 DK-6800 Varde

T: +45 75 22 08 77 E: vam@vardemuseum.dk W: www.vardemuseum.dk

Das Fischerei- und Seefahrtsmuseum Tarphagevej 2-6 DK-6710 Esbjerg V. T: +45 76 12 20 00 E: fimus@fimus.dk W: www.fimus.dk

Esbjerg Museum

Torvegade 45 DK-6700 Esbjerg T: +45 76 16 39 39 E: museum@sydvestjyskemuseer.dk W: www.esbjergmuseum.dk

Museet Ribes Vikinger Odins Plads 1 DK-6760 Ribe

T: +45 76 16 39 60 E: museum@sydvestjyskemuseer.dk W: www.ribesvikinger.dk

Ribe VikingeCenter Lustrupholm Lustrupholmvej 4 DK-6760 Ribe

T: 7+45 5 41 16 11 E: rvc@ribevikingecenter.dk W: www.ribevikingecenter.dk

Museum Sønderjylland - Højer Mølle Møllegade 13 DK-6280 Højer

T: +45 75 44 61 61 E: hoejer@museum-sonderjylland.dk W: www.museum-sonderjylland.dk/hojer-molle.html

Tipps zum Weiterlesen ... Archäologie am Wattenmeer Der Atlantikwall am Wattenmeer Das leben auf den Wattenmeerinseln Nutzung der Marsch, Natur & Kultur Schifffahrt, Schiffe und Handel

Über Vadehavets Formidlerforum VFF ist ein Zusammenschluss von Institutionen, w ­ elche die Natur und die Kulturgeschichte des Watten­meeres vermitteln. Die Hauptaktivität des Forums ­besteht ­darin, Projekte zu initiieren und zu koordinieren, welche die Natur wie auch die Kulturgeschichte des Wattenmeeres in den Mittelpunkt stellen. Erfahren Sie mehr unter www.vadehav.dk

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