ISSN 1432-4334 JAHRGANG 20 HEFT 3 Oktober 2012
FÜR PHARMAKOLOGIE UND THERAPIE
JOURNAL OF PHARMACOLOGY AND THERAPY
Anwendungsbeobachtung: Wirksamkeit, Verträglichkeit und Anwendungsfreundlichkeit von Nasensprays mit Alpha-Sympathomimetika Renale Denervierung senkt Blutdruck schnell und sicher
Heller Hautkrebs: Frühe Prophylaxe und effiziente Behandlung sind gefordert
Risikominimierung in der antiphlogistischen Schmerztherapie: Bei GI-Risikopatienten sind Coxibe erste Wahl Therapie des zentralen Tinnitus: Ginkgo-biloba-Extrakt erhöht neuronale Plastizität
Perampanel – erster Vertreter einer neuen Klasse von Antiepileptika zur Behandlung fokaler Anfälle Fidaxomicin – ein neues Antibiotikum zur Behandlung von Clostridium-difficile-Infektionen
Omalizumab als wirtschaftliche Therapieoption bei schwerem allergischem Asthma bestätigt
Ulipristalacetat für die präoperative Therapie von symptomatischen Myomen Pazopanib: Neue Zweitlinien-Behandlungsoption für ausgewählte Subtypen des fortgeschrittenen Weichteilsarkoms
VERLAG
PERFUSION
Raus aus... ...der chronischen Obstipation
Resolor ® 1 mg / 2 mg Filmtabletten Wirkstoff: Prucaloprid Zusammensetzung: 1 mg / 2 mg Prucaloprid (als Prucalopridsuccinat). Sonstige Bestandteile: Lactose-Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose, Hochdisperses Siliciumdioxid, Magnesiumstearat, Hypromellose, Triacetin, Titandioxid (E171), Macrogol (3000). Die 2 mg Filmtablette enthält außerdem rotes Eisenoxid (E172), gelbes Eisenoxid (E172) und Indigocarmin Aluminiumsalz (E132). Anwendungsgebiet: Zur symptomatischen Behandlung chronischer Verstopfung bei Frauen, bei denen Laxativa keine ausreichende Wirkung erzielen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile, dialysepflichtige Beeinträchtigung der Nierenfunktion, Darmperforation oder Obstruktion infolge einer strukturellen oder funktionellen Erkrankung der Darmwand, obstruktiver Ileus, schwere entzündliche Erkrankungen des Darmtraktes wie beispielsweise Morbus Crohn und ulzerative Kolitis und toxisches Megakolon/Megarektum. Vorsichtsmaßnahmen: Bis zur Verfügbarkeit weiterer Daten wird die Anwendung bei Männern, Kindern und Jugendlichen <18 Jahre nicht empfohlen. Patienten mit schwerer und klinisch instabiler Begleitkrankheit (z. B. Herzkreislauf- oder Lungenkrankheit, neurologischen oder psychiatrischen Erkrankungen, Krebs oder AIDS und anderen endokrinen Erkrankungen) wurden nicht untersucht. Wenn Resolor Patientinnen mit solchen Erkrankungen verschrieben wird, ist Vorsicht geboten, insbesondere bei Anwendung von Resolor bei Patientinnen mit Arrhythmien oder ischämischer Herzkrankheit. Empfohlene Anfangsdosis für ältere Patientinnen (>65 Jahre) beträgt 1 mg einmal täglich. Empfohlene Dosis für Patientinnen mit starker Beeinträchtigung der Nierenfunktion beträgt 1 mg einmal täglich. Patientinnen mit starker Beeinträchtigung der Leberfunktion (ChildPugh-Klasse C) beginnen die Therapie mit 1 mg einmal täglich, bei guter Verträglichkeit kann auf 2 mg täglich erhöht werden, wenn dies zur Verbesserung der Wirksamkeit notwendig ist. Frauen im gebärfähigen Alter sollten während der Behandlung mit Prucaloprid eine wirksame Empfängnisverhütung anwenden. Von der Anwendung von Resolor während der Schwangerschaft oder Stillzeit wird abgeraten. Nebenwirkungen: Sehr häufig: Kopfschmerzen; Übelkeit, Durchfall, Bauchschmerzen. Häufig: Schwindelgefühl; Erbrechen, Dyspepsie, Rektalblutung, Flatulenz, anormale Darmgeräusche; Pollakisurie; Müdigkeit. Gelegentlich: Anorexie; Tremor; Palpitationen; Fieber, Unwohlsein. Die häufigsten Nebenwirkungen treten vorwiegend zu Beginn der Behandlung auf und verschwinden im Allgemeinen bei wiederholter Anwendung innerhalb weniger Tage. Warnhinweis: Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren. Enthält Lactose. Weitere Angaben: s. Fach- und Gebrauchsinformation. Verschreibungspflichtig. Stand der Fachinformation: März 2012, Shire-Movetis NV, Veedijk 58, B-2300 Turnhout, Belgien. Örtlicher Vertreter: Shire Deutschland GmbH, 10117 Berlin. 1. Fachinformation Resolor (Prucaloprid); März 2012. 2. Johanson JF, Kralstein J. Chronic constipation: a survey of the patient perspective. Aliment Pharmacol Ther 2007;25:599–608 3. Shire-Movetis. Data on file, SPD555–12, 2012. 4. Camilleri M, Kerstens R, Rykx A, Vandeplassche L. A placebo-controlled trial of prucalopride for severe chronic constipation. N Engl J Med 2008;358:2344–54. 5. Quigley EM, Vandeplassche L, Kerstens R, Ausma J. Clinical trial: the efficacy, impact on quality of life, and safety and tolerability of prucalopride in severe chronic constipation – a 12-week, randomized, double-blind, placebo-controlled study. Aliment Pharmacol Ther 2009; 29:315–28. 6. Tack J, van Outryve M, Beyens G, Kerstens R, Vandeplassche L. Prucalopride (Resolor) in the treatment of severe chronic constipation in patients dissatisfied with laxatives. Gut 2009; 58:357–65. DE/LO/RES/12/0059-08/2012
Resolor® zur symptomatischen Behandlung chronischer Obstipation bei Frauen, bei denen Laxanzien nicht ausreichend wirken. Normalisierung der Darmmotilität und deutliche Verbesserung zahlreicher Obstipationssymptome†1,2,3 Deutliche Verbesserung der Lebensqualität, einschließlich der Behandlungszufriedenheit†1,3 Ein gastrointestinales Prokinetikum, das hilft, die Darmmotilität bei chronischer Verstopfung wiederherzustellen1 Versus Placebo in klinischen Zulassungsstudien.4,5,6
†
EDITORIAL
95 Millionen Dollar soll Johnny Depp angeblich für die fünfte Folge des Phantasy-Marathons über den Piratenkapitän Jack Sparrow als Gage bekommen. Die deutschen Krankenkassen bieten (Stand Anfang September 2012) den deutschen Kassenärzten ungefähr das Dreifache – nicht als Gage, sondern als Zuwachs! Diese fordern, wie maßlos, gar mehr als das Zehnfache dieses großzügigen Angebots. So ungefähr musste bei Otto Normalverbraucher ankommen, was die Medien in den letzten Tagen über den aktuellen Honorarstreit kolportierten. In unserer Ära der 160-Zeichen-Botschaften bleibt einfach zunehmend Relevantes außen vor, aus Platzgründen. Oder auch deshalb, weil das Absondern mega-in ist und das Zu-Ende-Denken mega-out. Egal wie viel den niedergelassenen Ärzten in ca. 90.000 Praxen am Ende zugebilligt werden wird, sie werden es unter einander aufteilen müssen – es bleibt also keinem ein Vermögen wie Johnny Depp, und sie werden es nicht so einfach für sich persönlich auf der Habenseite verbuchen können. Eine Arztpraxis ist eben kein Sparschwein, in dem sich das eingeworfene Geld einfach ansammelt, eine Arztpraxis produziert Kosten wie jedes andere kleine Unternehmen auch: Lohnkosten, Mietkosten, Nebenkosten, Investitionskosten etc. Das alles muss „eingepreist“ werden, wenn ein Arzt Hand anlegt. Da brauche ich gar keine Beispiele zu konstruieren, da fallen wohl jedem reichlich solche ein, in denen die ärztliche Leistung gar nicht so schnell erbracht werden kann, wie die Kostenuhr in der Praxis läuft. Dass Patienten immer häufiger klagen, dass
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Ist das ärztliche HeilkundeMonopol noch zeitgemäß? man ihnen nicht zugehört habe, dass sie nicht adäquat beraten würden, dass sie schnell wieder draußen sind, das hat wohl nicht zuletzt mit der Notwendigkeit der Praxen zu tun, unter dem Strich kostendeckend zu arbeiten. In der Tat gibt es da auch vieles, was als Voraussetzung nicht unbedingt ein sechsjähriges Medizinstudium erfordert. Die manuelle Behandlung eines Beinödems durch Lymphdrainage zum Beispiel. Na und, werden Sie sagen, dafür gibt es ja die Option der Delegation von Leistungen an nichtärztliche Fachberufe. Im Falle der Lymphdrainage z.B. an einen Physiotherapeuten. Andere Länder haben schon lange gute Erfahrung damit gemacht, einzelne Leistungen nicht nur zu delegieren, sondern ganz auszulagern und direkt in die Hände anderer Berufsgruppen zu geben. „Substitution ärztlicher Leistungen“ nennt sich das. In Deutschland wehren sich ärztliche Standesvertreter bislang beharrlich, das ärztliche Behandlungsmonopol aufzuweichen. Sie befürchten wohl einen unkontrollierten Dammbruch. Der scheint mir allerdings vor allem dann zu drohen, wenn man sich nicht redlich bemüht, die eigenen Spielregeln an eine sich massiv ändernde Realität zu adaptieren. Schon gibt es erste Gerichtsurteile, die de facto Physiotherapeuten eine „Teilapprobation“ zusprechen. Die Akademisierung dieser und anderer Berufsgruppen im Rahmen des
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Prof. Dr. med. K.-L. Resch, Bad Elster
europaweiten Bologna-Prozesses hat den Point of no return längst hinter sich gelassen, EuGH-Urteile zur freien Berufsausübung ohne „Umweg“ über den Arzt dürften nur noch eine Frage der Zeit sein. Der Gemeinsame Bundesausschuss scheint dies irgendwie realisiert zu haben. Spätestens mit der am 22. März 2012 in Kraft getretenen „Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Festlegung ärztlicher Tätigkeiten zur Übertragung auf Berufsangehörige der Alten- und Krankenpflege zur selbständigen Ausübung von Heilkunde im Rahmen von Modellvorhaben nach § 63 Abs. 3c SGB V“ scheint mir der Rubikon endgültig überschritten. Zudem sind neue, gleichwohl in anderen Ländern bereits bewährte Berufsbilder dabei, sich in Deutschland zu etablieren, etwa der Arztassistent („pysician assistant“). Bereits über © VERLAG PERFUSION GMBH
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EDITORIAL
700 Publikationen in Medline bestätigen die Sinnhaftigkeit und Praktikabilität dieses Konzepts der Arbeitsteilung mit dem Arzt. Und eine soeben in Medline erschienene elektronische Vorabversion der Evaluation eines entsprechenden deutschen Modellprojekts [1] stellt klar: „Die Übernahme des Modells in der hausärztlichen Versorgung älterer Menschen ist uneingeschränkt zu empfehlen. Rechtliche/ökonomische Hemmnisse sind rasch zu beseitigen.“ Wir Ärzte sollten dankbar sein für jede Entwicklung, die dazu führt, dass wir wieder mehr ärztlich tätig sein können. Deshalb sollten wir die Entwicklung nach Kräften unterstützen, statt sie zu bremsen. Allein schon, um nicht unter die Räder zu kommen (siehe oben). Unsere Patienten werden es uns danken! Karl-Ludwig Resch, Bad Elster
Quellen 1 Schüler G. Neue Tätigkeitsprofile für Arzthelferinnen und medizinische Fachangestellte (MFA) in der Versorgung älterer Menschen (Projekt im Rahmen der Förderinitiative zur Versorgungsforschung der Bundesärztekammer). Gesundheitswesen. 2012 Aug 29, Epub ahead of print. Indexed: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22932825
INHALT
ORIGINALARBEIT Anwendungsbeobachtung: Wirksamkeit, Verträglichkeit und Anwendungsfreundlichkeit von Nasensprays mit Alpha-Sympathomimetika T. Wegener, W. Grebe
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aktuelle therapiekonzepte für die praxis Renale Denervierung senkt Blutdruck schnell und sicher
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Heller Hautkrebs: Frühe Prophylaxe und effiziente Behandlung sind gefordert
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Risikominimierung in der antiphlogistischen Schmerztherapie: Bei GI-Risikopatienten sind Coxibe erste Wahl
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Therapie des zentralen Tinnitus: Ginkgo-biloba-Extrakt erhöht neuronale Plastizität
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NEUE UND BEWÄHRTE ARZNEIMITTEL Perampanel – erster Vertreter einer neuen Klasse von Antiepileptika zur Behandlung fokaler Anfälle
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Fidaxomicin – ein neues Antibiotikum zur Behandlung von Clostridium-difficile-Infektionen
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Omalizumab als wirtschaftliche Therapieoption bei schwerem allergischem Asthma bestätigt
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Ulipristalacetat für die präoperative Therapie von symptomatischen Myomen
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Pazopanib: Neue Zweitlinien-Behandlungsoption für ausgewählte Subtypen des fortgeschrittenen Weichteilsarkoms
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Rubriken Wissenswertes 80, 106 Kongresse 98
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ORIGINALARBEIT
ZUSAMMENFASSUNG Die Behandlung der akuten Rhinitis erfolgt überwiegend mit abschwellenden Nasensprays. Viele enthalten Alpha-Sympathomimetika wie Oxymetazolin oder Xylometazolin, die seit Jahrzehnten verfügbar sind und millionenfach eingesetzt werden. Das Ziel dieser Therapiedokumentation war die Erfassung und Beurteilung von Wirksamkeit, Verträglichkeit und Anwendungsfreundlichkeit von AlphaSympathomimetika bei Patienten mit akutem Schnupfen unter Bedingungen der täglichen Praxis. Methodik: 201 Patienten (80 Frauen, 121 Männer, mittleres Alter 42 bzw. 45 Jahre) mit akuter Rhinitis, die vor nicht mehr als 48 Stunden begonnen haben durfte, wurden maximal eine Woche mit abschwellenden Nasensprays behandelt. 100 Patienten verwendeten Oxymetazolin- und 101 Patienten Xylometazolinhaltige Arzneimittel. Ärzte und Patienten bewerteten Wirksamkeit sowie Verträglichkeit und die Patienten bewerteten zusätzlich – direkt nach der ersten Anwendung des Präparates – die Anwendungsfreundlichkeit. Ergebnisse: Bei den Parametern zur Wirksamkeit (Allgemeinzustand, Nasenatmung, laufende Nase, Niesen und Beschaffenheit der Nasenschleimhaut) ergab sich in beiden Gruppen eine ähnliche Verbesserung. Jeweils 58 % der Ärzte sowie der Patienten stuften die globale Wirksamkeit von Oxymetazolin als „sehr gut“ ein, während dies bei Xylometazolin 47 % der Ärzte und 43 % der Patienten angaben. Bei der Beurteilung der Anwendungsfreundlichkeit durch die Patienten wurden das Gefühl der Verträglichkeit, das Empfinden
Anwendungsbeobachtung: Wirksamkeit, Verträglichkeit und Anwendungsfreundlichkeit von Nasensprays mit Alpha-Sympathomimetika Tankred Wegener, Wolfgang Grebe
D
ie akute Rhinitis zählt zu den häufigsten Erkrankungen des Menschen, denn jeder Erwachsene erleidet jährlich im Durchschnitt 2–4 Infektionen der oberen Atemwege [1]. Diese werden meist durch Rhinoviren verursacht, von denen man über 100 Serotypen kennt [2]. Somit profitiert die Mehrzahl der Patienten nicht von einer Antibiotikagabe, die Therapie beschränkt sich meist auf symptomatische Maßnahmen. Zur Abschwellung der Nasenschleimhaut werden hauptsächlich lokal wirksame Alpha-Sympathomimetika eingesetzt, die ihre Wirkung über adrenerge Rezeptoren vermitteln. In Deutschland werden besonders häufig Präparate mit den Wirkstoffen Oxymetazolin und Xylometazolin verwendet. Diese Dekongestiva haben sich in Bezug auf das Freihalten der nasalen Atemwege als wirksam und zuverlässig erwiesen. Das Ziel dieser Therapiedokumentation war die Erfassung und Beurteilung der Wirksamkeit und Verträglichkeit sowie der Anwendungsfreundlichkeit von AlphaSympathomimetika bei Patienten mit akutem Schnupfen unter Bedingungen der täglichen Praxis.
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Im Rahmen dieser Untersuchung wurden Daten von Patienten erfasst, denen als Alpha-Sympathomimetikum entweder Oxymetazolin- oder Xylometazolin-haltige Präparate verordnet/empfohlen wurden. Das Studienvorhaben wurde zuvor von einer Ethikkommission beraten und bekam ein positives Votum. Methodik
An dieser Therapiedokumentation nahmen Patienten mit akuter Rhinitis und einer zeitlichen Dauer der Beschwerden von bis dahin maximal 48 Stunden teil, für die eine Therapie mit Alpha-Sympathomimetika aus Sicht des Arztes indiziert war oder auf Wunsch des Patienten infrage kam. Generell war der Arzt bei allen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen frei in seinen Entscheidungen. Für die Auswahl der Medikation gab es keine studienbedingten Vorgaben. Für die Auswertung wurden die Daten von 201 Patienten (80 Frauen und 121 Männer) berücksichtigt. 100 Patienten verwendeten Oxymetazolin- und 101 Patienten © VERLAG PERFUSION GMBH
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einer „Pflege der Nase“, der Einfluss auf das Geschmacksempfinden sowie das applizierte Sprühvolumen in der Oxymetazolin-Gruppe besser bewertet als in der Xylometazolin-Gruppe. Zudem wurde das applizierte Sprühvolumen in der Gruppe Oxymetazolin deutlich häufiger als „genau richtig“ erachtet, während im Falle von Xylometazolin häufiger die Antwort „zu viel“ gegeben wurde. Die Verträglichkeit von Oxymetazolin beurteilten die Ärzte überwiegend mit sehr gut oder gut (63 % bzw. 35 %), ebenso wie die Patienten (65 % bzw. 29 %). Xylometazolin wurde von den Ärzten in 47 % der Fälle mit sehr gut und in 45 % mit gut bewertet, bei den Patienten waren es 42 % bzw. 39 %. Fazit: Zwar sind die Wirkstoffe Oxymetazolin und Xylometazolin vergleichbar gut wirksam, jedoch werden Arzneimittel mit dem Wirkstoff Oxymetazolin sowohl hinsichtlich der Anwendungsfreundlichkeit als auch hinsichtlich der Verträglichkeit deutlich bevorzugt. Schüsselwörter: Rhinitis, AlphaSympathomimetika, Oxymetazolin, Xylometazolin
Xylometazolin-haltige Arzneimittel. Das mittlere Alter der Patienten war 42 bzw. 45 Jahre, die Behandlungsdauer betrug maximal eine Woche. Es wurden folgende Daten erhoben: • Bewertung der Wirksamkeit und Verträglichkeit durch den Arzt (Eingangs- und Abschlussuntersuchung) • Bewertung der Anwendungsfreundlichkeit durch die Patienten (direkt nach der ersten Anwendung des Präparates) • Bewertung der Wirksamkeit und Verträglichkeit durch die Patienten (Tagebuch und Abschlussuntersuchung) Ergebnisse
Wirksamkeit in der Bewertung des Arztes Die Ärzte bewerteten bei der Eingangs- sowie der Abschlussuntersuchung (nach etwa 1 Woche) die Parameter „Allgemeinzustand“, „Nasenatmung“, „Laufende Nase“, „Niesen“ und „Beschaffenheit der Nasenschleimhaut“. Bei einer vergleichbaren Ausgangslage ergab sich in beiden Beobachtungsgruppen für alle erhobenen klinischen Symptome eine ähnliche Verbesserung gegenüber dem initialen Befund. Der Median verbesserte sich hierbei von „befriedigend“ auf „gut“ hinsichtlich des „Allgemeinzustands“, die „Behinderung der Nasenatmung“ verbesserte sich von „behindert“ auf „uneingeschränkt“, die „laufende Nase“ von „mäßig“ auf „keine“, „Niesen“ von „mäßig“ auf „kein“ und die „Beschaffenheit der Nasenschleimhaut“ von „geschwollen“ auf „normal feucht“.
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Anwendungsfreundlichkeit der Produkte in der Bewertung der Patienten Um die Anwendungsfreundlichkeit der Präparate zu untersuchen, wurden die Patienten direkt nach der erstmaligen Anwendung befragt, wie sie ihr Empfinden hinsichtlich der Anwendung des jeweiligen Produktes charakterisieren würden. Das „Gefühl unmittelbar nach dem Einsprühen“ wurde in der Gruppe Oxymetazolin insgesamt besser beurteilt. Jeweils gleich viele Patienten der beiden Beobachtungsgruppen empfanden ihr Produkt in der Anwendung als „angenehm“, jedoch mehr Patienten, die Oxymetazolin verwendeten, bewerteten es als „neutral“ (45 vs. 28 Patienten). Dagegen wurde das Empfinden nach der Anwendung von Präparaten mit Xylometazolin deutlich häufiger als „prickelnd“ (28 vs. 20 Patienten) oder „brennend“ (17 vs. 6 Patienten) bezeichnet (Abb. 1). Die Frage „Wurde eine spürbare Wirkung nach der Anwendung empfunden?“ wurde überwiegend mit „ja“ beurteilt (Oxymetazolin: 87, Xylometazolin: 86 Patienten); keine spürbare Wirkung wurde von 1 Patienten unter Oxymetazolin bzw. von 5 Patienten unter Xylometazolin angegeben. 11 bzw. 10 Patienten gaben die Antwort „weiß nicht“. Die Fragen „Wie gut passt das Gefühl zur Aussage „Ist besonders gut verträglich?“ bzw. „Pflegt die Nase“ wurden jeweils von mehr Patienten unter Oxymetazolin als „passt genau“ beantwortet und von jeweils mehr Patienten unter Xylometazolin als „passt weniger gut“ (Abb. 2).
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Gefühl unmittelbar nach dem Einsprühen 50 45
Patienten [%]
40 35 30 25 20 15 10 5 0 Angenehm
Prickelnd
Brennend
Oxymetazolin
Neutral
Anders
Xylometazolin
Abbildung 1
Gefühl zur Aussage „Pflegt die Nase“ 70
Patienten [%]
60 50
Außerdem sollten die Patienten das Sprühvolumen bewerten. Die Frage „Wie wurde das Sprühvolumen empfunden?“ wurde von mehr Patienten, die Oxymetazolin verwendeten, als „genau richtig“ beantwortet, wogegen mehr Patienten unter Xylometazolin die Menge als „zu viel“ bewerteten (läuft den Rachen herunter/läuft aus der Nase) (Abb. 3). Des Weiteren war von Interesse, ob die Anwendung von Nasensprays das Geschmacksempfinden beeinflusst. Unter Oxymetazolin wurde die Frage in 92 % der Fälle mit „nein“ beantwortet, unter Xylometazolin in 74 % der Fälle. Unter Oxymetazolin beantworteten 8 Patienten diese Frage mit „ja“, unter Xylometazolin waren dies 26, von denen 12 Patienten dies als „störend“ empfanden (Abb. 4). Bewertung der Wirksamkeit durch die Patienten (Tagebuch)
40 30 20 10 0 Passt genau
Passt gut
Passt weniger gut
Oxymetazolin
Passt überhaupt nicht
Xylometazolin
Abbildung 2
Wie wurde das Sprühvolumen empfunden? Patienten [%]
77
80 60 Oxymetazolin Xylometazolin
40 20 0 Zu wenig
Genau richtig
Weiß nicht
Zu viel
Bei der Eingangsuntersuchung bekamen die Patienten ein Tagebuch ausgehändigt, in dem sie täglich über 5–6 Tage Behandlungszeit Angaben zu einzelnen Symptomen und zur Compliance machen sollten. Die Nasenatmung, das Symptom „Laufen der Nase“ sowie das Geruchs- und Geschmacksempfinden wurden im Therapieverlauf in beiden Gruppen vergleichbar schnell und stark verbessert. Dies konnte ebenso für das Ein- und Durchschlafen, die Häufigkeit der Anwendung des Nasensprays über den Tag und in der Nacht sowie hinsichtlich der Häufigkeit der Anwendung von Begleitmedikamenten (bei ca. 10 %) und deren Art beobachtet werden.
Abbildung 3
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ORIGINALARBEIT
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Bewertung der Verträglichkeit Die Anzahl der empfohlenen Anwendungen betrug in beiden Beobachtungsgruppen minimal einmal und maximal viermal täglich einen Sprühstoß pro Nasenloch. Die Mehrzahl der Patienten wandte auf Basis der Angaben im Tagebuch die Präparate jedoch etwas weniger häufig als empfohlen bzw. verordnet an. Unter Oxymetazolin wurde einmal über Epistaxis und einmal über Nasenschleimhautatrophie berichtet. Im ersten Fall vermutete der Arzt keinen Zusammenhang mit dem Produkt und die Medikation wurde fortgesetzt. Im zweiten Fall wurde ein Kausalzusammenhang vom berichtenden Arzt für möglich gehalten, die Studienmedikation jedoch nicht abgesetzt. In beiden Fällen lagen jedoch auch weitere Faktoren vor, die ursächlich für diese Ereignisse sein könnten (Kombination von Hypertonus, Rhinitis und Aspirin-Einnahme bei Epi staxis, Schleimhautreizung schon vor Therapie bei Nasenschleimhautatrophie bestehend). In der
Patienten [%]
30 20 10
d tö re nd ts
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N
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Oxymetazolin Xylometazolin
Ja
Ja
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Ja G es al c zi hm ge ac rG k es Ja ch ,T m au ac bh k Ja ei ,s ts on ge st fü ig hl es :k rib be Se ln hr st ör en d
0
Abbildung 4
Gesamtbeurteilung der Wirksamkeit 60
Patienten [%]
Insgesamt konnten die AlphaSympathomimetika ihre Wirksamkeit unter Beweis stellen. Im direkten Vergleich wurde jedoch die globale Wirksamkeit sowohl von den Ärzten als auch den Patienten in der Beobachtungsgruppe Oxymetazolin besser bewertet. Jeweils 58 % der Ärzte sowie der Patienten stuften die Wirksamkeit von Oxymetazolin als „sehr gut“ ein, während dies bei Xylometazolin 47 % der Ärzte und 43 % der Patienten angaben (Abb. 5).
Einfluss auf das Geschmacksempfinden
40 sehr gut gut befriedigend
20 0 Oxymetazolin Xylometazolin Oxymetazolin Xylometazolin (Patienten) (Patienten) (Ärzte) (Ärzte)
Abbildung 5
Gesamtberuteilung der Verträglichkeit 80
Patienten [%]
Gesamtbeurteilung der Wirksamkeit durch Ärzte und Patienten
60 sehr gut gut befriedigend bzw. schlecht
40 20 0 Oxymetazolin Xylometazolin Oxymetazolin Xylometazolin (Patienten) (Patienten) (Ärzte) (Ärzte)
Abbildung 6
Beobachtungsgruppe mit Xylometazolin wurde zweimal vom Arzt über Brennen an bzw. in der Nase und einmal über Austrocknung der Schleimhaut berichtet. Weitere Detailangaben stehen zu diesen Fallberichten nicht zur Verfügung. In allen 3 Fällen mit Xylometazo-
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lin wurde die Medikation abgesetzt; einmal wegen zuvor eingetretener Genesung, einmal wegen unzureichender Wirksamkeit und einmal wegen schlechter Verträglichkeit. Darüber hinaus gaben 6 Patienten unter Oxymetazolin sowie 17 Pa© VERLAG PERFUSION GMBH
ORIGINALARBEIT
tienten unter Xylometazolin auf direkte Frage zur Anwendungsfreundlichkeit ein brennendes Gefühl unmittelbar nach der Applikation an. Des Weiteren wurde bei der Frage „Beeinträchtigt das Präparat das Geschmacksempfinden (2–15 Minuten nach Anwendung)?“ ein (vorübergehendes) Taubheitsgefühl von 3 Patienten in der Beobachtungsgruppe Oxymetazolin vs. 6 Patienten in der Beobachtungsgruppe Xylometazolin angegeben. Von einer nicht eingetretenen Wirkung berichteten unter Oxymetazolin 3 Patienten, unter Xylometazolin 5 Patienten. Die Verträglichkeit wurde abschließend sowohl durch die Ärzte als auch durch die Patienten mittels eines identischen 4-stufigen Scores bewertet. • Abschließende Beurteilung der Verträglichkeit von Oxymetazolin (Abb. 6): In der Beobachtungsgruppe Oxymetazolin wurde in der Gesamtbewertung durch die Ärzte die Verträglichkeit in 63 % der Fälle als „sehr gut“ und in 35 % als „gut“ bewertet. Das Urteil „befriedigend“ wurde von 1 % und „schlecht“ von 1 % vergeben. Von 65 % der Patienten wurde die Verträglichkeit als „sehr gut“ und von 29 % als „gut“ bewertet. Das Urteil „befriedigend“ wurde von 5 % und „schlecht“ von 1 % vergeben. • Abschließende Beurteilung der Verträglichkeit von Xylometazolin (Abb. 6): In der Beobachtungsgruppe Xylometazolin wurde in der Gesamtbewertung durch die Ärzte die Verträglichkeit in 47 % der Fälle als „sehr gut“ und in 45 % als „gut“ angegeben. Das Urteil „befriedi-
gend“ wurde von 9 % und die Bewertung „schlecht“ von keinem der Ärzte vergeben. 42 % der Patienten beurteilten die Verträglichkeit als „sehr gut“ und 39 % als „gut“. Das Urteil „befriedigend“ wurde von 14 % und „schlecht“ von 4 % vergeben. Diskussion
Topische Alpha-Sympatomimetika sind insbesondere bei akuter Rhinitis eine häufig verordnete bzw. empfohlene Substanzklasse in der ärztlichen Praxis, wobei in Deutschland insbesondere die Wirkstoffe Oxymetazolin und Xylometazolin als Standardtherapeutika eingesetzt werden. Beide Wirkstoffe sind bereits seit vielen Jahren verfügbar und konnten in vorausgegangenen Untersuchungen ihre gute Wirksamkeit und Verträglichkeit unter Beweis stellen. Im Rahmen dieser Therapiedokumentation wurden insgesamt 201 Patienten mit akuter Rhinitis mit einem Alpha-Sympathomimetikum über einen Zeitraum von maximal 7 Therapietagen behandelt. Die Verträglichkeit beider Wirkstoffe wurde, wie erwartet, grundsätzlich gut bewertet. Die abschließende Bewertung der Verträglichkeit fiel sowohl im Urteil der Ärzte als auch der Patienten für Oxymetazolin besser aus als für Xylometazolin: 94 % der Patienten bewerteten die Verträglichkeit von Oxymetazolin als „sehr gut“ und „gut“ und 81 % der Patienten bewerteten die Verträglichkeit von Xylometazolin als „sehr gut“ und „gut“. Auf Basis des klinischen Befundes des Arztes (Eingangs- und Abschlussuntersuchung) sowie des Patiententagebuches zeigte
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sich hinsichtlich aller hier erhobenen Wirksamkeitsparameter eine vergleichbare Effektivität der eingesetzten Präparate. Es konnte beispielsweise eine vergleichbar schnelle und gleichermaßen starke Rückbildung bzw. Verbesserung der Beschwerden, wie z.B. der Nasenatmung, der laufenden Nase oder des Niesens beobachtet werden. Auch die Häufigkeit der Anwendungen und die Menge der verwendeten Sprühstöße waren in beiden Beobachtungsgruppen vergleichbar. Bei der abschließenden Beurteilung der Wirksamkeit wurde die Behandlung mit Oxymetazolin sowohl von den Ärzten als auch von den Patienten etwas besser bewertet, als die mit Xylometazolinhaltigen Arzneimitteln. Da die Wirksamkeit auf Basis des klinischen Befundes und des Patiententagebuches zuvor als gleichwertig eingestuft worden war, könnte dieser Umstand auf Unterschiede hinsichtlich der Parameter zurückgeführt werden, die bei den Fragen zur Anwendungsfreundlichkeit erhoben wurden. Denn hier zeigte sich eine Bevorzugung der Präparate mit Oxymetazolin. Ein relevanter Unterschied zwischen den Beobachtungsgruppen ergab sich hier für die Fragen hinsichtlich des Gefühls unmittelbar nach dem Einsprühen, des Gefühls der Verträglichkeit, des Empfindens einer „Pflege der Nase“ sowie der unerwünschten Beeinträchtigung des Geschmacksempfindens. Zudem wurde das applizierte Sprühvolumen in der Gruppe Oxymetazolin deutlich häufiger als „genau richtig“ erachtet, während im Falle von Xylometazolin häufiger die Antwort „zu viel“ gegeben wurde. Die geschmackliche Bevorzugung von Präparaten mit dem Wirkstoff © VERLAG PERFUSION GMBH
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Oxymetazolin könnte auf zwei Tatsachen zurückgeführt werden: In Nasensprays ist die Konzentration von Oxymetazolin im Vergleich zu Xylometazolin nur halb so groß. Während Nasensprays für Erwachsene eine Konzentration von 0,05 % Oxymetazolin enthalten, beträgt diese bei Präparaten mit Xylometazolin als wirksamen Inhaltsstoff 0,1 %. Darüber hinaus ist das Sprühvolumen pro Anwendung bei Oxymetazolin geringer. So applizieren in Deutschland zugelassene Nasensprays im Falle von Oxymetazolin pro Sprühstoß etwa 50 µl, während Präparate mit Xylometazolin etwa 100 µl pro Sprühstoß abgeben. Das größere Volumen sowie die höhere Konzentration des wirksamen Inhaltsstoffes im Falle von Arzneimitteln mit Xylometazolin könnten die schlechtere Wertung hinsichtlich des „Geschmacks“ erklären. Rein rechnerisch wird
ROTE LISTE® – aktuelle elektronische Ausgabe Die ROTE LISTE® in Buchform ist ein Klassiker und auch die elektronischen Versionen werden immer gefragter – die aktuellste Ausgabe ist im August 2012 erschienen. Sie enthält die aktuelle Packungsgrößenverordnung sowie die Messzahlen der Präparate mit Stand vom 15. August 2012. Darüber hinaus bietet auch die elektronische Version ausführliche Fachinformationen zu über 8.300 Präparaten sowie weitere nützliche Hinweise, etwa zu Medikamenten
im Falle von Xylometazolin bei jeder Applikation etwa die vierfache Menge des wirksamen Inhaltsstoffes in die Nase abgegeben. Möglicherweise könnte dies auch der Grund dafür sein, dass Oxymetazolin hinsichtlich des Gefühls unmittelbar nach dem Einsprühen, des Gefühl der Verträglichkeit und des Empfindens einer „Pflege der Nase“ besser bewertet wurde als Xylometazolin. Des Weiteren könnte das größere Volumen pro Sprühstoß auch die größere Zahl an Patienten erklären, die im Falle von Xylometazolin das Volumen als „zu viel“ bewerteten. Im Rahmen dieser Therapiebeobachtung wurden Arzneimittel mit Oxymetazolin entweder gleich gut oder besser als Xylometazolin-haltige Präparate bewertet; in keinem der erhobenen Parameter wurde die Behandlung mit Oxymetazolin als schlechter eingestuft. Daraus darf insgesamt abgelei-
tet werden, dass beide Wirkstoffe vergleichbar gut wirksam sind, jedoch der Wirkstoff Oxymetazolin sowohl hinsichtlich der Anwendungsfreundlichkeit als auch hinsichtlich der Verträglichkeit bereits mit der ersten Anwendung deutlich bevorzugt wird.
im Zusammenhang mit Schwangerschaften, bei Alkoholkonsum oder im Straßenverkehr. Im Kapitel „Antidotarium“ sind die wichtigsten Stoffe aufgeführt, die bei Vergiftungen einzusetzen sind. Ob rechtliche und medizinische Hinweise zu Betäubungsmitteln, Impfempfehlungen oder Notfalldepots – die ROTE LISTE® informiert zu all diesen Themen.
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Literatur 1 Tüttenberg A. Rhinitis acuta – Therapieansatz mit Oxymetazolin. MMW Fortschr Med 2010;152:16-20 2 van Benten I, Koopman L, Niesters B et al. Predominance of rhinovirus in the nose of symptomatic and asymptomatic infants. Pediatr Allergy Immunol 2003;14:363-370
Anschriften der Verfasser: Dr. Tankred Wegener Brückstraße 11 69469 Weinheim Dr. med. Wolfgang Grebe Stapenhorststraße 7 35066 Frankenberg
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Renale Denervierung senkt Blutdruck schnell und sicher
ie renale Denervierung ist ein klinisch bewährtes, spezielles Ablationsverfahren zur Blutdrucksenkung bei Patienten mit Hypertonie, die sich mit einer medikamentösen Behandlung nicht beheben lässt. Für das EnligHTN™-System von St. Jude Medical liegen mittlerweile vielversprechende Daten aus der Studie EnligHTN I vor, nach denen bei Patienten mit resistentem Bluthochdruck nach 30 Tagen eine rasche Senkung des systolischen Blutdrucks um durchschnittlich 28 mmHg und nach 3 Behandlungsmonaten eine stabile Senkung von 27 mmHg verzeichnet werden konnte. Neues Ablationssystem mit mehreren Elektroden
Bei einer renalen Denervierung werden mithilfe von Hochfrequenzenergie Läsionen entlang der sympathischen Nervenbahnen erzeugt. Durch diese Läsionen werden fehlerhafte Nervensignale mit Auswirkungen auf die Regulierung des Blutdrucks gezielt blockiert. Es hat sich gezeigt, dass der systolische Blutdruck durch eine solche Blockierung sympathischer Nervensignale gesenkt werden kann. Das EnligHTN™-System besitzt mehrere Elektroden. Dank seines einzigartigen Korbdesigns (Abb. 1) werden mit jeder Katheterplatzierung in Intervallen von 90 Sekunden 4 definierte und räumlich gleichmäßig verteilte Ablationen herbeigeführt. Auf diese Weise beschränkt sich das Hantieren mit dem Katheter auf ein Minimum. Auch dürften dadurch besonders zuverlässige und wiederholbare Prozeduren bei kürzerer Anwendungsdauer und geringerer Kont-
Abbildung 1: Das Ablationssystem EnligHTN™ von St. Jude Medical hat 2012 das CE-Zeichen mit entsprechender Zulassung erhalten.
rastmittel- und Röntgenexposition möglich werden. Anhaltende Blutdrucksenkung
Im Rahmen der multizentrischen Studie EnligHTN I wurden 46 Patienten mit dem EnligHTN™System behandelt. Um für einen Einschluss infrage zu kommen, mussten die Patienten einen systolischen Blutdruck von mehr als 160 mmHg aufweisen (150 mmHg bei Patienten mit Typ-2-Diabetes) und gleichzeitig die Maximaldosis von mindestens 3 Antihypertonika (einschließlich eines Diuretikums) einnehmen. Die Studienteilnehmer hatten zu Studienbeginn einen durchschnittlichen Blutdruck von 176/96 mmHg. Nach der renalen Denervierung unter Anwendung der EnligHTN™-Technologie war der systolische Blutdruck kurz vor der Entlassung der Patienten
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aus dem Krankenhaus bereits um 22 mmHg gesunken. Beim Nachsorgetermin nach 30 Tagen lag er im Durchschnitt bei 148/87 mmHg, was einer Senkung um 28 mmHg entspricht; 41 % der Patienten hatten zu diesem Zeitpunkt einen systolischen Blutdruck unter 140 mmHg. Bei der Kontrolluntersuchung nach 3 Monaten hielt die Blutdrucksenkung an und lag bei –27 mmHg. Die gesamte Senkung des systolischen Blutdrucks um 28 mmHg nach 30 Tagen war im Vergleich zu Konkurrenztechnologien im gleichen Zeitrahmen doppelt so hoch. Diese rasche Senkung ist wichtig, weil dadurch frühere Verbesserungen bei Patienten erreicht werden können, die anderen Behandlungsmethoden gegenüber resistent waren. Fabian Sandner, Nürnberg
Quelle: Tsioufis C. EnligHTN I: Safety and efficacy of a novel multi-electrode renal denervation catheter in patients with resistant hypertension: A first-inman multicenter study. Presented at: ESC 2012 Congress, Munich, Germany, August 25–29, 2012 © VERLAG PERFUSION GMBH
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ach Schätzungen der WHO ist jede dritte diagnostizierte Krebserkrankung ein Karzinom der Haut. Damit ist Hautkrebs der häufigste maligne Tumor hellhäutiger Menschen der westlichen Welt. In Deutschland erkranken nach Hochrechnungen auf Basis des Krebsregisters von SchleswigHolstein jährlich mehr als 195.000 Patienten neu an Hautkrebs, davon über 24.000 am besonders bösartigen malignen Melanom. Während das maligne Melanom als gefährlichster Hautkrebs relativ selten ist, dominieren bei den Neuerkrankungen die nicht melanozytären (epithelialen) oder „hellen“ Hautkrebsformen, d.h. das Basalzellkarzinom und das Plattenepithelkarzinom, mit einem Anteil von 60 bzw. 27,5 %. Aktinische Keratosen (AK) sind als Frühform (Carcinoma in situ) des Non Melanoma Skin Cancer (NMSC) zu werten. Sie manifestieren sich als raue, schuppende Maculae, Papeln oder Plaques, die hautfarben bis rötlich oder rötlichbraun erscheinen. Etwa 60 % aller Plattenepithelzellkarzinome entstehen aus aktinischen Keratosen. Bei etwa 10 % aller Patienten mit AK bzw. 30 % der Patienten mit zusätzlicher Immunsuppression (z.B. Organtransplantierte, Rheumapatienten) ist bei fehlender therapeutischer Intervention im weiteren Verlauf mit dem Auftreten eines invasiven Plattenepithelkarzinoms der Haut zu rechnen. Obwohl es sich bei der AK um keine lebensbedrohliche Erkrankung handelt, können die hohe Prävalenz sowie die kanzerösen Eigenschaften der Erkrankung zu signifikanten Folgekosten führen. Die fachgerechte Behandlung von AK ist daher auch unter gesundheitsökonomischen Aspekten eindeutig zu befürworten und hat beispiels-
Heller Hautkrebs: Frühe Prophylaxe und effiziente Behandlung sind gefordert weise in den Vereinigten Staaten von Amerika vor 10 Jahren zu einem Paradigmenwechsel in der Behandlung von AK und entsprechender Kostenerstattung geführt. Mit konsequentem Lichtschutz Exazerbation verhindern
Wichtigster ursächlicher Faktor in der Pathogenese von AK stellt die chronische UV-Exposition dar. Aktinische Keratosen treten daher häufig multipel in chronisch sonnenexponierten Arealen auf. Des Weiteren finden sich oft subklinische Veränderungen. Bei Patienten mit entsprechend vorgeschädigter Haut ist daher im Verlauf mit dem
Auftreten weiterer behandlungsbedürftiger Veränderungen in zunächst klinisch unauffälligen Hautarealen zu rechnen. Ein wichtiges Prinzip neben einer effektiven Behandlung ist die Prophylaxe. Neben dem Vermeiden massiver Sonnenbestrahlung kann die Durchführung eines konsequenten Lichtschutzes eine Exazerbation subklinischer Herde verhindern. Diese Vorsichtsmaßnahme gilt insbesondere für Patienten mit eingeschränkter Immunabwehr, wie z.B. bei Organtransplantierten. So konnte in einer klinischen Studie an der Charité Berlin mit dem Präparat Daylong actinica® gezeigt werden, dass sich die Anzahl aktinischer Keratosen
Hautkrebsprophylaxe mit Daylong actinica® Daylong actinica® ist das einzige Medizinprodukt der Klasse I zur Prävention verschiedener Formen von hellem Hautkrebs und Lichtdermatosen. Es ist indiziert bei Risikopatienten, wie Patienten mit aktinischen Keratosen, Patienten mit Hautkrebsfällen in der Familie und immunsupprimierten (organtransplantierten) Patienten. Durch ganzjährigen UV-Schutz (365 Tage, 1 x tägliche Anwendung) ermöglicht Daylong actinica® eine zuverlässige Prophylaxe von hellem Hautkrebs. Die Schutzwirkung wurde in einer kontrollierten klinischen Studie nachgewiesen [1]. Daylong actinica® wird in der Schweiz unter hohem Qualitätsstandard hergestellt und ist ausschließlich in Apotheken erhältlich. Die innovative Formulierung in einem liposomalen Trägersystem ohne PEG-Emulgatoren und Duftstoffe ermöglicht eine optimale Penetration in die Epidermis und eine gleichmäßige Verteilung. Das Mittel bietet einen sehr hohen UV-Schutz (SPF 50+) und ist hochgradig wasser- und schweißresistent.
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Abbildung 1: Photodynamische Therapie mit Alacare®.
bei organtransplantierten Patienten unter konsequenter Anwendung eines Lichtschutzes verringert, während diese bei Patienten ohne Lichtschutz weiter zunehmen. Das Auftreten neuer Plattenepithelkarzinome wurde durch die 1 x tägliche Applikation von Daylong actinica® gänzlich verhindert [1]. Therapieoptionen bei aktinischen Keratosen
Zur Therapie der AK steht eine Reihe verschiedener Therapieoptionen wie physikalische, chirurgische und medikamentöse Verfahren sowie die photodynamische Therapie zur Verfügung. Zu den Standardverfahren der Behandlung von AK gehören die Kryotherapie und die Kürettage, die aber relativ häufig zu hyper- oder depigmentierten Arealen führen. Ein sehr elegantes Verfahren mit hoher Abheilungsrate und exzellentem kosmetischem Ergebnis stellt die photodynamische Therapie (PDT) dar. Sie hat sich in den letzten Jahren zu einer der wichtigsten Selbstzahlerleistungen in der dermatologischen Praxis entwickelt.
Die PDT basiert auf der selektiven Destruktion von epithelialen Hauttumorzellen. Hierbei werden die betroffenen Zellen mithilfe einer photosensibilisierenden Substanz aktiviert und anschließend mit Licht in Anwesenheit von Sauerstoff bis in eine Tiefe von 2–3 mm zerstört. Zur Photosensibilisierung wird in der Regel der Wirkstoff 5-Aminolävulinsäure (5-ALA) verwendet. 5-ALA reichert sich in den Hautzellen an und wird insbesondere in metabolisch aktiveren Zellen zum Photosensibilisator Protoporphyrin IX (PPIX) umgewandelt, das in fluoreszenzspektroskopischen Aufnahmen nachgewiesen werden kann. Einer wünschenswerten weiteren Verbreitung der PDT und höheren Patientenakzeptanz standen bisher jedoch einige Faktoren entgegen: • die umständlichen und zeitraubenden Vorbereitungen (Notwendigkeit zur vorausgehenden Kürettage, Anlage eines Okklusivverbands), die mit den bisher verfügbaren Verfahren einhergehen • der nicht voll standardisierbare, für Fehler anfällige Prozessablauf herkömmlicher Verfahren,
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der entsprechende Erfahrung voraussetzt Zudem behinderten die anfangs vergleichsweise hohen Investitionskosten von PDT-Lampen deren Verfügbarkeit in allen dermatologischen Fachpraxen. In der Zwischenzeit stehen jedoch zunehmend günstigere Lampensysteme zur Verfügung, die für die Bestrahlung kleinerer Flächen bzw. zum Einsatz bei Einzelläsionen oder multifokalen Herden meist ausreichend sind. Optimierung der PDT durch neuartige Pflaster-Technologie
Seit November 2011 ist zur Behandlung der aktinischen Keratosen das Alacare®-Pflaster in Kombination mit der PDT zugelassen. Jedes 4 cm2 große Pflaster enthält 8 mg 5-Amino-4-oxopentansäure, das entspricht 2 mg pro cm2. Behandelbar sind Läsionen mit einem Durchmesser von maximal 1,8 cm. Bei Anwendung dieses neuartigen Pflasters kann auf eine Vorbehandlung durch Kürettage verzichtet werden. Auch ein Okklusiverband ist nicht mehr notwendig. Zusätz© VERLAG PERFUSION GMBH
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Abbildung 2: In den Phase-III-Studien erzielte das Alacare®-Pflaster eine signifikant bessere vollständige klinische Abheilrate (CCCR) als Kryotherapie oder Placebo [3, 4].
lich wird eine exakte Dosierung von 5-ALA sichergestellt [2]. Die Handhabung ist ganz einfach: Die hautfarbenen Alacare®-Pflaster mit integriertem Lichtschutz werden auf die Läsionen aufgeklebt und nach einer Einwirkzeit von 4 Stunden, die der Patient zur freien Verfügung hat, erfolgt die Bestrahlung mit einer Schmalband-Lichtquelle (Spektrum 630 ± 3 nm; Gesamtlichtdosis 37 J/m2) (Abb. 1). Die Behandlung ist hoch wirksam und erzielt kosmetisch exzellente Ergebnisse. In zwei großen Phase-III-Studien [3, 4] war Alacare® sowohl einer PDT mit einem Placebopflaster als auch der Kryotherapie überlegen (Abb. 2). Die Remissionsrate auf Läsionsebene nach einmaliger PDT mit dem Alacare®-Pflaster lag zwischen 82 und 89 %. Außerdem war die
Patientenzufriedenheit unter dem Alacare®-Pflaster signifikant höher als unter der Kryotherapie. Das Pflaster ist lokal und systemisch gut verträglich, seine Handhabbarkeit im Praxisalltag ausgezeichnet. Das neue, innovative Konzept mittels Alacare®-Pflasterapplikation ermöglicht eine standardisierte Durchführung der PDT und lässt sich problemlos in die typischen Prozessabläufe einer dermatologischen Fachpraxis integrieren. Brigitte Söllner, Erlangen
Literatur 1 Ulrich C, Jürgensen JS, Degen A, et al. Prevention of non-melanoma skin cancer in organ transplant patients by regular use
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of a sunscreen: a 24 months, prospective, case-control study. Br J Dermatol 2009; 161(Suppl. 3):78-84 2 Alacare®-Fachinformation, Stand April 2012 3 Hauschild A, Stockfleth E, Popp G, et al. Optimization of photodynamic therapy with a novel self-adhesive 5- aminolaevulinic acid patch: results of two randomized controlled phase III studies. Br J Dermatol 2009;160:1066-1074 4 Szeimies RM, Stockfleth E, Popp G et al. Long-term follow-up of photodynamic therapy with a self-adhesive 5-aminolaevulinic acid patch: 12 months data. Br J Dermatol 2010;162:410-414
Quelle: Präsentationen von Prof. Dr. med. Rolf-Markus Szeimies (Recklinghausen) und Dr. med. Stephan Lischner (Kiel) auf dem Fachpresseworkshop „Neuer innovativer Therapieansatz in der Dermatologie: Das erste PDT-Pflaster zur Behandlung der Aktinischen Keratose – einfach – effektiv – kosmetisch überzeugend“, 23. Mai 2012, Frankfurt am Main. Veranstalter: Spirig Pharma AG.
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ine entscheidende Rolle bei der medikamentösen Langzeitbehandlung mit Antiphlogistika spielt das gastrointestinale Risiko. Insbesondere die säureabhängige Wirkung der traditionellen NSAR (tNSAR) auf die MagenDarm-Schleimhaut stellt für GI-Risikopatienten ein großes Problem dar. Aus diesem Grund werden zusätzlich zu den tNSAR häufig Protonenpumpenhemmer (PPI) wie z.B. Omeprazol gegeben, die den Magen-Darm-Trakt schützen sollen. Auch Kombinationspräparate (z.B. Naproxen + Esomeprazol) werden angeboten. Doch die Gabe der PPI ist oft unzureichend, da sie nur im oberen GI-Trakt wirken. Etwa 40 % der Blutungen treten jedoch im unteren GI-Trakt auf. Blutungen im unteren GI-Trakt sind als besonders kritisch zu werten, weil sie mit einer höheren Hospitalisierungs- und Todesrate verbunden sind. Welche Bedeutung Schädigungen und Blutungen im unteren GI-Trakt haben, macht eine Untersuchung aus Spanien deutlich [1]. Die Prognose der Betroffenen ist schlechter als bei einer Läsion im oberen GI-Trakt. So waren in der Studie mit insgesamt mehr als 5000 hospitalisierten Patienten sowohl die Letalität bei Patienten mit einer Läsion im unteren GI-Trakt (8,8 vs. 5,0 %) als auch die Dauer der Hospitalisierung (11,6 vs. 7,9 Tage) höher. Weniger Dünndarmläsionen unter Celecoxib
Mit dem selektiven Cox-2-Hemmer Celebrex® ist eine Risikominimierung auch im unteren GITrakt möglich, wie eine direkte Vergleichsstudie [2] belegt. In der zweiwöchigen verblindeten Untersuchung erhielten 238 Patien-
Risikominimierung in der antiphlogistischen Schmerztherapie:
Bei GI-Risikopatienten sind Coxibe erste Wahl
ten täglich entweder 2 x 200 mg Celecoxib oder eine Kombination aus 2 x 500 mg Naproxen plus 1 x 20 mg Omeprazol oder Placebo. Die Autoren konnten mithilfe der Videokapselendoskopie nachweisen, dass die Patienten unter Celecoxib deutlich weniger Schädigungen im unteren GI-Trakt aufwiesen als unter dem tNSAR Naproxen + PPI: Unter Celecoxib bildeten sich neunmal weniger Läsionen im Dünndarm (Naproxen/Omeprazol: 2,99; Celecoxib: 0,32; Placebo: 0,11). Hohe GI-Verträglichkeit
Die Wahl eines Antiphlogistikums mit hoher Verträglichkeit im gesamten GI-Trakt spielt daher eine große Rolle für Risikopatienten. Für Celecoxib ist die hohe GIVerträglichkeit umfassend dokumentiert. In der CONDOR-Studie (Celecoxib vs Omeprazol aNd Diclofenac for at risk Osteoarthritis and Rheumatoid arthritis patients) wurde erstmals die Toxizität von NSAR sowohl im oberen wie auch im unteren GI-Trakt umfassend dokumentiert [3]. 4448 Patienten mit rheumatoider Arthritis oder Osteoarthritis im Alter ab 65 Jahren und mit erhöhtem gastrointestinalem Risiko erhielten entweder eine Celecoxib-Monotherapie (2 x 200 mg/d) oder eine
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Kombinationstherapie aus Diclofenac (2 x 75 mg/d) + Omeprazol (1 x 20 mg/d). Bewertet wurden klinisch relevante Ereignisse im oberen wie im unteren GI-Trakt, zu denen neben Perforation, Obstruktion und Blutungen auch ein signifikanter Hämaglobin- oder Hämatokrit-Abfall zählte. Der primäre Endpunkt ergab, dass unter der Therapie mit Celecoxib das Risiko schwerwiegender gastrointestinaler Nebenwirkungen im Vergleich zu Diclofenac + Omeprazol um den Faktor 4 statistisch und klinisch hochsignifikant verringert ist. Anämien gastrointestinalen Ursprungs bzw. infolge okkulter Blutungen wurden unter Celecoxib fünfmal seltener beobachtet. (5 vs. 24 bzw. 10 vs. 53 Fälle). Bei GI-Risikopatienten gilt Celebrex® daher als Mittel der Wahl. Insbesondere im Hinblick auf unerwünschte Nebenwirkungen im unteren GI-Trakt ist das Celecoxib der Kombinationsbehandlung aus tNSAR und PPI vorzuziehen. Elisabeth Wilhelmi, München
Literatur 1 Lanas A et al. Am J Gastroenterol 2009; 104:1633-1641 2 Goldstein JL et al. Clin Gastroenterol Hepatol 2005;3:133-141 3 Chan FK et al. Lancet 2010;376:173-179
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Therapie des zentralen Tinnitus: Ginkgo-biloba-Extrakt erhöht neuronale Plastizität
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entraler, subjektiver Tinnitus – also die Wahrnehmung eines akustischen Perzepts ohne das Vorhandensein einer physikalischen Schallquelle – ist kein Phänomen der Neuzeit, sondern war bereits der babylonischen Medizin im 7. Jahrhundert v. Chr. bekannt. Gleichwohl existiert bis zum heutigen Tag keine Therapie zur Heilung von zentralem Tinnitus, obwohl große Teile der Bevölkerung davon betroffen sind (10–15 %). Etwa ein Drittel dieser Patienten empfindet die Belastung durch den Tinnitus als so schwerwiegend, dass es zu einer massiven Beeinträchtigung des täglichen Lebens kommt (dekompensierter Tinnitus), in einzelnen Fällen bis hin zu Berufsunfähigkeit, Depression und Suizid. Jüngeren Forschungsergebnissen zufolge entsteht Tinnitus durch maladaptive Lernvorgänge. Ein neues Therapiekonzept ist deshalb die pharmakologische Unterstützung der neuronalen Plastizität, um das „Verlernen“ des Tinnitus zu fördern. Wie klinische Daten zeigen, stellt der Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761® (Tebonin®) hierfür eine wirksame und gut verträgliche Option dar [1]. Phantomschmerz der Kochlea
Pathogenetisch wurde lange die vaskuläre Genese des akuten Tinnitus propagiert. Die Forschung der
letzten Jahre zeigt aber, dass sich Tinnitus als „Phantomschmerz“ des Innenohrs beschreiben lässt. Tinnitus entsteht demnach als zentrales Phänomen mit meistens peripherem Trigger (einem Hörverlust) auf der Basis maladaptiver Lernvorgänge im auditorischen Kortex. Die maladaptive neuronale Plastizität führt zur Bildung eines kortikalen Tinnitus-Netzwerks. Tinnitus wird „gelernt“ und kann damit auch wieder „verlernt“ werden. Zur Behandlung eines zentralen Tinnitus haben sich sogenannte Retraining-Therapien als besonders vielversprechend erwiesen. Ihr Ziel ist es, die für den Tinnitus ursächlichen neuroplastischen Veränderungen rückgängig zu machen. Lernfördernde Effekte von Ginkgo-Extrakt
Studien lassen darauf schließen, dass EGb 761® einen gezielten Retraining-Ansatz weiter verbessern kann, indem es die neuerlichen neuroplastischen Veränderungen unterstützt. Die lernfördernden Effekte des Ginkgo-Spezialextrakts konnten im Tiermodell am Beispiel des auditiven Diskriminationslernens demonstriert werden: Mongolische Wüstenrennmäuse lernten über 15 Tage, verschieden Töne zu unterscheiden. Die Tiere erhielten ab 2 Wochen vor und während dem Training täglich EGb 761®
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bzw. Placebo. Die mit EGb 761® behandelten Tiere lernten deutlich schneller als die Kontrollgruppe. Die Inhaltsstoffe von EGb 761 unterstützen neuronale Plastizität, indem sie Aussprossungen von Neuriten und die Synapsenbildung verstärken. Durch die neuroprotektiven Eigenschaften kann der Spezialextrakt zudem Sinneszellen der Kochlea vor Schädigungen schützen. Protektiver Effekt gegen Tinnitus
Ebenfalls im Tiermodell ließ sich ein protektiver Effekt von EGb 761® vor Schalltrauma nachweisen [2]. Mongolische Wüstenrennmäuse erhielten 12–43 Tage, bevor bei ihnen ein Schalltrauma ausgelöst wurde, und bis zu 14 Tage danach täglich EGb 761® bzw. Placebo. Die mit EGb® 761 behandelten Tiere hatten schon vor dem Schalltrauma leicht verbesserte Hörschwellen und einen insgesamt deutlich geringeren Hörschwellenverlust nach dem Schalltrauma. Von den behandelten Mäusen entwickelten lediglich 34 % einen Tinnitus nach dem Schalltrauma, aus der Kontrollgruppe waren es 83 %. Die Protektion vor der Entwicklung eines zentralen Tinnitus beruht vermutlich auf einer verstärkt rekrutierbaren globalen Inhibition im auditorischen Kortex der mit Gingko-Spezialextrakt behandelten Tiere. © VERLAG PERFUSION GMBH
Aktuelle Therapiekonzepte Für die Praxis
Tebonin® Tebonin® intens 120 mg (hochdosierter patentierter Ginkgo-bilobaExtrakt) ist zugelassen zur adjuvanten Therapie bei Tinnitus vaskulärer und involutiver Genese. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei 120–240 mg, entsprechend 1–2 Film-Tabletten. Tebonin® enthält als Wirkstoff den auf 22,0–27,0 % Ginkgoflavonglykoside und 5,0–7,0 % Terpenlactone standardisierten, mit einem patentierten Extraschritt hergestellten Ginkgo-biloba-Spezialextrakt EGb 761®. Seit mehr als 20 Jahren werden Wirkungen, Wirksamkeit und Verträglichkeit von EGb 761® systematisch untersucht, sodass EGb 761® heute der weltweit am besten erforschte und dokumentierte Pflanzenextrakt ist.
Wirksam bei verschiedenen Tinnitus-Formen
Die orale Einnahme eines standardisierten Ginkgo-Blattextraktes führt zu einer messbaren Verringerung der Blutviskosität ohne Veränderung der Gerinnungsparameter. Der Ginkgo-Spezialextrakt EGb 761® ist dementsprechend zur adjuvanten Therapie bei Tinnitus vaskulärer und involutiver Genese zugelassen und kann damit als eine leitliniengerechte Behandlung des akuten idiopathischen Tinnitus eingesetzt werden. Über die durchblutungsfördernde Wirkung hinaus verfügt GingkoSpezialextrakt über neuroprotektive Eigenschaften, schützt die Energiegewinnung in neuronalen Mitochondrien und fördert die dopaminerge Neurotransmission sowie die Neuroplastizität. Den therapeutischen Nutzen von EGb 761® bei Tinnitus belegt ein
aktuelles Review mit 8 placebokontrollierten Studien und insgesamt 1199 Patienten [3]. In allen Studien erwies sich EGb 761® als überlegen gegenüber Placebo. Insbesondere hat sich gezeigt, dass der Ginkgo-Spezialextrakt gegen ganz unterschiedliche Formen von Tinnitus wirkt: bei akutem bis subchronischem bzw. chronischem Tinnitus, bei zerebrovaskulärer lnsuffizienz mit Begleitsymptom Tinnitus und bei Demenz mit Begleitsymptom Tinnitus. In den Studien war der Ginkgo-Spezial extrakt gut verträglich, die Rate unerwünschter Ereignisse lag auf Placeboniveau. Fazit
Chronischer Tinnitus stellt für den Behandler eine Herausforderung dar, da jede einzelne Maßnahme nur einen begrenzten Effekt haben
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kann. Daher haben sich in den letzten Jahren in der Praxis multimodale Behandlungskonzepte etabliert. Aufgrund der neuen neurobiologischen Erkenntnisse, die Lernvorgänge als wichtiges Element für die Tinnitustherapie identifiziert haben, bietet es sich an, diese Konzepte mit EGb 761® zu ergänzen, um die Neuroplastizität zu fördern und damit das „Verlernen“ des Tinnitus zu erleichtern. Fabian Sandner, Nürnberg
Literatur 1 Tchantchou F, Lacor PN, Cao Z et al. Stimulation of neurogenesis and synaptogenesis by bilobalide and quercetin via common final pathway in hippocampal neurons. J Alzheimers Dis 2009;18:787-798 2 Schulze H, Korn S, Ahlf S et al. Wirkung des Ginkgo-biloba-Extraktes EGb 761® auf die Entwicklung von zentralem Tinnitus. Med Review 2011;11:5 3 von Boetticher A. Ginkgo biloba extract in the treatment of tinnitus: a systematic review. Neuropsychiatr Dis Treat 2011;7: 441-447
Quelle: Symposium „Tinnitus – Phantomschmerz der Cochlea. Moderne Konzepte zu Tinnitusentstehung und -therapie“, veranstaltet von Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG, 17. Mai 2012 in Mainz anlässlich der 83. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie e.V.
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Neue und bewährte arzneimittel
Perampanel – erster Vertreter einer neuen Klasse von Antiepileptika zur Behandlung fokaler Anfälle
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n Europa gibt es schätzungsweise 6 Millionen Menschen mit Epilepsie und die erfolgreiche Behandlung fokaler Anfälle (der häufigsten Anfallsform) stellt weiterhin eine Herausforderung dar. Obwohl zahlreiche neue Antiepileptika auf den Markt gekommen sind, ist die Inzidenz unzureichend kontrollierter Epilepsien nach wie vor hoch. Bei 20–40 % der Patienten mit neu diagnostizierter Epilepsie stellen sich die Anfälle als therapieresistent heraus [1]. Mit Perampanel (Fycompa®) steht nun eine neue Option im Kampf gegen unkontrollierte Anfälle zur Verfügung – Anfang August erteilte die Europäische Kommission die EUMarktzulassung für den Einsatz von Fycompa® als Zusatzbehandlung von fokalen Anfällen mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Epilepsiepatienten ab 12 Jahren. Deutschland wird eines der ersten Länder weltweit sein, das Perampanel im September 2012 auf den Markt bringen wird. Verbesserung der Anfallssituation dank neuem Wirkmechanismus
Perampanel wurde von Eisai in Europa und Japan entwickelt und ist derzeit das einzige zugelassene Antiepileptikum, das selektiv an glutamatergen AMPA-Rezeptoren angreift. Diese Rezeptoren spie-
len bei der Entstehung und Ausbreitung epileptischer Anfälle eine wesentliche Rolle [2]. Epileptische Anfälle werden hauptsächlich von dem Neurotransmitter Glutamat gesteuert. Als AMPA-RezeptorAntagonist wirkt Perampanel gegen das Auftreten von Anfällen, indem es die Wirkung von Glutamat vermindert und selektiv die durch AMPA-Rezeptoren vermittelte postsynaptische Übererregung hemmt [3, 4]. Dieser Wirkmechanismus unterscheidet sich von dem anderer verfügbarer antiepileptischer Medikamente [5, 6]. Perampanel ist das erste Medikament, das eine klinische Wirkung in Phase-III-Studien bei fokalen Anfällen gezeigt hat, indem es die exzitatorische Neurotransmission, die durch den postsynaptischen
AMPA-Rezeptor vermittelt wird, auf selektive und nicht kompetitive Weise hemmt. Signifikante Responderrate und gute Verträglichkeit
Die Europäische Kommission gründete ihre Entscheidung auf den Ergebnissen aus drei globalen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Dosiseskalationsstudien der Phase III, an denen 1480 Patienten mit Epilepsie teilnahmen. Jede dieser Studien zeigte konsistente Ergebnisse bezüglich der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Perampanel als Zusatztherapie bei Menschen mit fokalen Anfällen (mit oder ohne sekundäre Generalisierung) [7, 8, 9]. Die
Perampanel Perampanel (Fycompa®) ist ein hochselektiver, nicht kompetitiver Glutamat-Rezeptor-Antagonist des Typs AMPA (alpha-amino-3-hydroxy-5-methyl-4-isoxazoleproprionic acid), der eine Wirksamkeit in der Reduktion von fokalen Anfällen demonstriert hat. AMPARezeptoren, die weithin in fast allen exzitatorischen Neuronen vorhanden sind, übertragen Signale, die vom Neurotransmitter Glutamat im Gehirn angeregt werden. Sie spielen eine Rolle bei Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die sich durch übermäßige neuroexzitatorische Signalbildung auszeichnen, wie z.B. Epilepsie, neurodegenerative Erkrankungen, Bewegungsstörungen, Schmerz und psychiatrischen Störungen. Perampanel ist die erste Substanz in dieser neuen Klasse von Wirkstoffen zur Zusatztherapie fokaler Anfälle mit oder ohne sekundäre Generalisierung bei Epilepsiepatienten ab 12 Jahren.
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Neue und bewährte arzneimittel
Studie 306, deren Ziel es war, die minimale Wirkdosis zu ermitteln, konnte nachweisen, dass Perampanel die mediane Anfallshäufigkeit reduziert und eine signifikante Responderrate erzeugt [7]: • Die mediane prozentuale Veränderung der Anfallshäufigkeit in der ITT-Population betrug je nach Dosis: –13,6 % (2 mg; p=0,4197), –23,3 % (4 mg; p=0,003), –30,8 % (8 mg; p<0,0001) im Vergleich zu –10,7 % bei Placebo. • Die 50-%-Responderraten der ITT-Population lagen bei: 20,6 % (2 mg; p=NS), 28,5 % (4 mg; p=0,013) und 34,9 % (8 mg; p<0,001) im Vergleich zu 17,9 % bei Placebo. Perampanel bietet zudem den Vorteil einer einmal täglichen Einnahme, wodurch die Tablettenlast der Patienten mit Epilepsie verringert werden kann. Die am häufigsten berichteten unerwünschten Ereignisse unter der Therapie mit Perampanel waren Schwindel, Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Reizbarkeit, Müdigkeit, Stürze und Ataxie [7, 8, 9]. Brigitte Söllner, Erlangen
Literatur 1 Epilepsy in the WHO European Region: Fostering Epilepsy Care in Europe http:// www.ibe-epilepsy.org/downloads/ EURO%20Report%20160510.pdf [Accessed 10 April 2012] 2 Rogawski MA. Epilepsy Currents 2011;11:56-63 3 Meldrum BS et al. Neurotherapeutics 2007;4:18-61 4 Rogawski MA et al. Nat Rev Neurosci 2004;5:553-564 5 Brodie MJ. Seizure 2010;19:650-655 6 Hanada T et al. Epilepsia. 2011;52:13311340 7 Kraus GM, Serratosa JM, Villanueva V et al. Neurology 2012;78:1408-1415 8 French JA. Epilepsia 2007;48(Suppl. 1) 3-7 9 French JA. Neurology 2012;79:589-596
Fidaxomicin – ein neues Antibiotikum zur Behandlung von Clostridium-difficileInfektionen
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ie Inzidenz nosokomialer Clostridium-difficile-Infektionen (CDI) ist in den letzten 10 Jahren in den USA und Europa so stark angestiegen, dass sie inzwischen doppelt so häufig wie MRSA-Infektionen auftreten [1]. Die Lage wird insbesondere dadurch verschärft, dass bis zu 25 % der Patienten nach einer zunächst erfolgreichen Therapie einen Rückfall erleiden [2]. Mit Fidaxomicin (Dificlir®) wurde Ende 2011 ein neues makrozyklisches Antibiotikum zugelassen, das spezifisch gegen Clostridium difficile wirkt und Rezidive wirksam verhindert.
Hohe Ansteckungsgefahr
Durch Clostridium difficile hervorgerufene Infektionen der Dickdarmwand sind gekennzeichnet durch Diarrhö und Kolitis unterschiedlicher Schweregrade bis hin zu toxischem Megakolon und tödlichen Verläufen. Auslöser dieser Symptome sind insbesondere die von Clostridium difficile produzierten Toxine A und B. Hauptrisikofaktor für eine CDI ist die Einnahme von Antibiotika, vor allem die von Cephalosporinen, Fluorchinolonen und Clindamycin. Ältere Menschen sind häufiger betroffen als jüngere, ebenso Patien-
Fidaxomicin Fidaxomicin (Dificlir®) ist ein orales, makrozyklisches Antibiotikum, das speziell zur Behandlung von Clostridium-difficile-Infektionen (CDI) entwickelt wurde. Es hemmt die bakterielle RNA-Polymerase, was wiederum zu einer Inhibition der Sporen- und Toxinbildung sowie zum Zelltod von Clostridium difficile führt. Die Hemmung der RNA-Polymerase von Clostridien tritt in einer Konzentration ein, die 20-mal niedriger ist als beim entsprechenden Enzym von E. coli (1 μM vs. 20 μM). Dies erklärt zum Teil die signifikante Spezifität der Aktivität von Fidaxomicin. Es sind keine übertragbaren Elemente bekannt, die eine Resistenz gegenüber Fidaxomicin verleihen. Darüber hinaus wurden keinerlei Kreuzresistenzen mit anderen Antibiotikaklassen entdeckt, einschließlich Betalaktame, Makrolide, Metronidazol, Chinolone, Rifampicin und Vancomycin. Fidaxomicin ist in der EU seit Dezember 2011 zur Behandlung einer CDI bei Erwachsenen zugelassen. Es wird über 10 Tage zweimal täglich in einer Dosis von je 200 mg (1 Tablette) verabreicht.
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ten mit schweren Vorerkrankungen und solche mit längeren Krankenhausaufenthalten. Auch das Risiko eines Rezidivs liegt bei älteren Patienten höher als bei jüngeren [3]. Um Infektionen zu verhindern, ist daher zunächst ein rationalerer Einsatz von Antibiotika notwendig. Auch die Anwendung strikter Hygieneprotokolle in Krankenhäusern kann einer weiteren Häufung von CDI vorbeugen. Denn die Gefahr einer Übertragung ist hoch, da die Sporen des Erregers außerhalb des Organismus mehrere Wochen infektiös bleiben können. So ist eine Ansteckung über direkten oder indirekten Kontakt, über Hände oder kontaminierte Gegenstände – von der Bettpfanne bis hin zum Telefon – möglich. Nach wie vor ist das Rezidivrisiko hoch
Die aktuell gültigen Leitlinien empfehlen als ersten Schritt in der Behandlung der CDI – falls möglich – das Absetzen der auslösenden Antibiotika sowie anschließend eine Pharmakotherapie mit Metronidazol oder Vancomycin [4]. Zusätzlich erhalten die Patienten eine Supportivtherapie in Form einer Flüssigkeitssubstitution. Nach wie vor besteht aber ein hohes Rezidivrisiko. Häufig kommt es zu einem zweiten (45 %) und sogar dritten Rückfall (65 %) [5]. Die Leitlinien empfehlen in diesem Fall die Gabe von Vancomycin.
Deutliche Vorteile von Fidaxomicin
Darmflora bleibt weitgehend erhalten
Mit der Zulassung von Fidaxomi cin zeichnet sich in der Pharmakotherapie eine erfolgversprechende neue Therapieoption ab, die gerade für die aktuellen Herausforderungen eine Lösung bietet. In den beiden Zulassungsstudien hatte die Substanz bezogen auf die initiale, klinische Heilung ihre Nichtunterlegenheit im Vergleich zu Vancomycin nachgewiesen (88,2 % unter Fidaxomicin vs. 85,8 % unter Vancomycin [2] bzw. 87,7 % vs. 86,8 % [6]). Ein signifikanter Vorteil von Fidaxomicin konnte in der Verhinderung von Rezidiven gezeigt werden: Von den mit Fidaxomicin behandelten Patienten erlitten innerhalb von 30 Tagen nach Therapieabschluss 15,4 % einen Rückfall, während mehr als jeder vierte (25,3 %) mit Vancomycin behandelte Patient innerhalb dieses Zeitraums eine erneute Infektion mit Clostridium difficile durchmachte [2]. In der Studie von Cornely et al. [6] war die CDI-Rückfallrate bei den Fidaxomicin-Patienten mit 12,7 % sogar um 53 % niedriger (p<0,001) als bei den Patienten, die Vancomycin erhielten (26,9 %). Demzufolge ist auch die nachhaltige klinische Heilung unter Fidaxomicin signifikant höher. 30 Tage nach Therapieende lag bei 76,6 % der Patienten unter Fidaxomicin, aber nur 63,4 % der Patienten unter Vancomycin eine nachhaltige klinische Heilung vor (p=<0,001) [6]. Das Sicherheitsprofil beider Substanzen war in den Studien vergleichbar gut.
Die Ursache für die verbesserte nachhaltige Wirkung liegt darin, dass Fidaxomicin spezifisch gegen Clostridium difficile wirkt und die Darmflora kaum beeinträchtigt. Außerdem hemmt Fidaxomicin die Toxinproduktion, die für die Symptome einer CDI verantwortlich sind [7, 8]. Ein weiterer Vorteil von Fidaxomicin: Auch bei solchen Patienten, bei denen aufgrund der Grunderkrankung nicht auf eine Fortsetzung einer AntibiotikaTherapie verzichtet werden kann, wird die Rezidivrate signifikant reduziert (16,9 vs. 29,2 %; p=0,048) [9]. Elisabeth Wilhelmi, München
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Literatur 1 Crobach MJ et al. Clin Microbiol Infect 2009;15:1053-1066 2 Louie TJ et al. NEJM 2011;364:422-431 3 Pépin J et al. Clin Infect Dis 2005;40:15911597 4 Cohen SH et al. Infect Control Hosp Epidemiol 2010;31:431-455 5 McFarland LV et al. Am J Gastroenterol 2002;97:1969-1975 6 Cornely OA, et al. Lancet Infect Diseases. 2012;12(4):281-289 7 Sims C et al. Presented at the Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy, 18-21 September 2011, Chicago, IL, USA 8 Bouillaut L et al. Presented at the Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy; 18-21 September 2011, Chicago, IL, USA 9 Mullane KM et al. Clin Infect Dis 2011;53: 440-447
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ie Wirksamkeit und Sicherheit des Anti-IgE-Antikörpers Xolair® (Wirkstoff: Omalizumab) bei Patienten mit schwergradigem allergischem Asthma, deren Symptome trotz bester verfügbarer Medikation nicht ausreichend behandelt werden können, wurde durch zahlreiche Studien bestätigt. So kontrolliert Omalizumab einerseits effizient die typischen Symptome und verringert andererseits die Häufigkeit von Asthma-Exazerbationen und potenzieller Notfallbehandlungen [1]. Internationale und nationale Therapierichtlinien empfehlen Omalizumab daher als zusätzliche Maßnahme bei Patienten mit schwerem allergischem Asthma, das durch herkömmliche klinische Therapieoptionen nur unzureichend kontrollierbar ist [2, 3, 4]. In Deutschland wurde Xolair® jetzt zusätzlich in das Disease Management Programm (DMP) für Asthma bronchiale aufgenommen.
Omalizumab als wirtschaftliche Therapieoption bei schwerem allergischem Asthma bestätigt Bestehende Maßnahmen als Grundlage für wirtschaftliche Verordnung
Die Bedeutung von Omalizumab in der Behandlung des schweren persistierenden Asthmas wurde bereits durch die Festlegung von Therapiehinweisen für die Substanz anerkannt: So trat der erste Therapiehinweis für die Verordnung von Xolair® in der Erwachsenenindikation bereits am 16. April 2008 in Kraft. Dabei wurden kla-
Omalizumab (Xolair®) Bei Omalizumab handelt es sich um einen humanisierten monoklonalen Antikörper. Er bindet zirkulierendes IgE am Fc-Teil und bildet kleine, biologisch inerte Omalizumab-IgE-Komplexe. Die Konzentration von zellgebundenem IgE nimmt ab und die Mediatorfreisetzung aus den Mastzellen wird reduziert. Dadurch werden allergische Früh- und Spätreaktionen minimiert. Der Therapieansatz zielt somit direkt auf die Ursache der Erkrankung. Omalizumab wird alle 2–4 Wochen subkutan vom Arzt injiziert. Die Dosis (75–600 mg pro Injektion) wird an die IgE-Serumspiegel und das Gewicht des Patienten angepasst. Um mit Omalizumab behandelt zu werden, müssen Patienten einen positiven Hauttest oder In-vitro-Reaktivität gegen ein ganzjährig auftretendes Aeroallergen zeigen und sowohl eine reduzierte Lungenfunktion (FEV1 <80 %) haben als auch unter häufigen Symptomen während des Tages oder nächtlichem Erwachen leiden und trotz täglicher Therapie mit hoch dosierten inhalativen Kortikosteroiden und einem lang wirkenden inhalativen Beta-2-Agonisten mehrfach dokumentierte, schwere Asthma-Exazerbationen haben.
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re Rahmenbedingungen definiert, unter denen die Verordnung von Omalizumab als wirtschaftlich einzustufen ist. Am 23. Februar 2011 folgte die Erweiterung des Therapiehinweises auf die pädiatrische Indikation. Außerdem ist Xolair® seit 2006 in der „Wirkstoffliste zur Berücksichtigung als Praxisbesonderheit bei der Wirtschaftlichkeitsprüfung“ der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt gelistet und wird von den be treffenden Prüfstellen im Vorwegabzug berücksichtigt. Fabian Sandner, Nürnberg
Literatur 1 Bousquet J et al. The effect of treatment with omalizumab, an anti-IgE antibody, on asthma exacerbations and emergency medical visits in patients with severe persistent asthma. Allergy 2004;60:302-308 2 Pocket Guide for asthma management and prevention (for Adults and Children Older than 5 Years), 2010. Online unter: http:// www.ginasthma.org/uploads/users/files/ GINA_Pocket_April20.pdf 3 Nationale Versorgungsleitlinie Asthma, 2. Auflage. Online unter: http://www.versorgungsleitlinien.de/themen/asthma 4 Buhl R et al. Guidelines for diagnosis and treatment of asthma patients. Pneumologie 2006;60:139-183
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Ulipristalacetat für die präoperative Therapie von symptomatischen Myomen
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terusmyome gehören zu den am häufigsten vorkommenden benignen soliden Tumoren des weiblichen Genitaltrakts. Betroffen sind 20–25 % der Frauen im gebärfähigen Alter. Aufgrund von Uterusmyomen werden in der EU schätzungsweise 300.000 chirurgische Eingriffe pro Jahr vorgenommen, darunter etwa 230.000 Hysterektomien. Zu den Symptomen eines Uterusmyoms zählen starke Gebärmutterblutungen, Anämie, Schmerzen, häufiges Harnlassen oder Inkontinenz und Unfruchtbarkeit. Bisher stellten GnRH-Agonisten die einzige zugelassene präoperative Therapie bei Uterusmyomen dar. Ihr klinischer Nutzen ist jedoch aufgrund von Nebenwirkungen (Hitzewallungen, Depressionen, Stimmungsschwankungen, Verlust der Libido, Vaginismus und Verringerung der Knochenmineraldichte) eingeschränkt, da GnRH-Agonisten den Östrogenspiegel auf postmenopausales Niveau absenken. Eine neue Behandlungsoption für Patientinnen mit moderaten bis schweren symptomatischen Uterusmyomen, die für eine Operation vorgesehen sind, ist der selektive ProgesteronRezeptor-Modulator Ulipristalacetat (Esmya®), der Ende Februar die Marktzulassung von der Europäischen Kommission erhalten hat. Esmya® führt zu einer schnellen und anhaltende Symptomverbesserung, einer signifikanten Reduktion der Myomgröße und somit zu einer Verbesserung der Lebens-
qualität bei gegebenem Fertilitätserhalt – und all dies bei einfachster Anwendbarkeit, guter Verträglichkeit und Fehlen von schweren unerwünschten Wirkungen [1, 2]. Therapierealität kollidiert mit dem Wunsch der Frau
Standardtherapie des Uterus myomatosus ist nach wie vor die Hysterektomie: Über 84 % der wegen Myomen hospitalisierten Patientinnen werden einer Hysterektomie zugeführt. Aus gynäkologischer Sicht mag die Hysterektomie aufgrund ihrer Endgültigkeit in der Beseitigung myomassoziierter Beschwerden bei Frauen jenseits des reproduktiven Alters bzw. bei nicht mehr vorhandenem Kinderwunsch die Therapie der Wahl darzustellen, kollidiert jedoch oftmals mit dem Wunsch der Frau nach Er-
halt ihrer somatischen Integrität. Auch die organ- respektive fertilitätserhaltende Myomenukleation bei jüngeren Frauen stellt aufgrund möglicher Rezidive, postoperativen Adhäsionen, erhöhtem Rupturrisiko bei einer Gravidität post enucleationem sowie der potenziellen Notwendigkeit einer späteren erneuten chirurgischen Intervention nicht nur aus der Sicht der Patientin kein Therapieoptimum dar. Insgesamt ist somit ein Trend zu weniger invasiven Therapiemaßnahmen erkennbar. Unbefriedigende Ergebnisse der bisherigen konservativen Therapie
Die konservative Myomtherapie mit Antifibrinolytika, oralen Kontrazeptiva und LevonorgestrelIntrauterinsystemen zielt im Wesentlichen auf die Behandlung der
Ulipristalacetat Der selektive Progesteron-Rezeptor-Modulator Ulipristalacetat (Esmya®) – seit 2009 in einer Dosierung von 30 mg zur Notfallkontrazeption zugelassen – steht nun in einer Dosierung von 5 mg/d zur präoperativen medikamentösen Therapie von Uterusmyomen mit mittlerer bis starker Symptomatik zur Verfügung. Die Dauer der Anwendung ist auf 3 Monate beschränkt. Eine 12-wöchige Therapie mit einer Tablette pro Tag führte in den Zulassungsstudien zu einer raschen Blutungskontrolle bei myombedingter Hypermenorrhö, zu einem Anstieg des Hb-Werts sowie zu einer Verringerung des Myomvolumens. Unter Esmya® verbesserte sich die Lebensqualität ohne Wechseljahre-ähnliche Nebenwirkungen, wie sie bei GnRH-Agonisten auftreten.
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Folgeerscheinungen des Uterus myomatosus, ist somit als symptomatisch und nicht als kausal anzusehen. Zudem stehen dem Vorteil der Nicht-Invasivität häufig eine mangelnde Wirksamkeit sowie eine fehlende Reduktion der Myomgröße gegenüber. Einen Fortschritt im Gesamtkonzept der Myomtherapie schien die Verwendung von GnRH-Analoga darzustellen. Durch die Downregulation bedingte Nebenwirkungen im Sinne des akuten Eintritts menopausaler vegetativer Beschwerden sowie negative Auswirkungen auf die Knochendichte und Rückkehr zur Myomgröße vor Behandlungsbeginn nach zeitlich limitierter Therapiedauer lassen unter heutiger Bewertung jedoch Zweifel an diesem Therapiekonzept aufkommen. Vorteile selektiver ProgesteronRezeptor-Modulatoren
Das aktuelle Verständnis des Wachstums von Myomen schreibt dem Progesteron und somit auch den Progestinen eine größere Bedeutung als den Östrogenen zu. Dies lässt sich an vielen Beispielen illustrieren: höhere mitotische Aktivität der Myome, Größenzunahme zu Beginn der Gravidität bis hin zur 10. Schwangerschaftswoche. Aus diesem Grunde ist eine Behandlung mit selektiven Progesteron-Rezeptor-Modulatoren (SPRM) eine vielversprechende Option. SPRM entfalten ihre Wirkung am Progesteron-Rezeptor. Von reinen reinen Rezeptor-Agonisten wie Progesteron und reinen Antagonisten unterscheiden sie sich durch ihre gewebespezifische Aktivität von rein antagonistisch bis hin zu rein agonistisch. Dieses kombinierte Agonist-Antagonist-
Profil ermöglicht die sehr selektive Stimulierung oder Hemmung von Progesteron-Rezeptoren unter Nutzung erwünschter Effekte bei gleichzeitiger Vermeidung unerwünschter Wirkungen. Der SPRM Ulipristalacetat (UPA) zeigt ein für die Behandlung von Myom-Patientinnen ideales Wirkprofil: Es hemmt die Ovulation bei fehlender Reduktion des endogenen Estradiolspiegels, führt am Endometrium zu einer Unterdrückung der Menstruationsblutung und reduziert insbesondere das Volumen von Myomen durch Unterdrückung der Proliferation von Myomzellen, Apoptose-Induktion und Unterdrückung der Angiogenese ausschließlich in Myom-, nicht jedoch in Myometriumzellen. Myom-Volumenreduktion ohne schwerwiegende Nebenwirkungen
In klinischen Phase-III-Studien an prämenopausalen Frauen von 18–50 Jahren mit Myom(en) des Uterus (≥1 uterines Myom ≥3 cm Durchmesser, kein Myom >10 cm Durchmesser), ausgeprägten uterinen Blutungen (Pictural Blood loss Assessement Chart [PBAC] Score >100 während Tag 1–8 der Menstruation) mit infrage kommender Indikation für eine chirurgische Intervention konnten bei einmal täglicher oraler Gabe von 5 mg Ulipristalacetat für 3 Monate im Placebovergleich (PEARL I [1]) und versus GnRH-Analoga (PEARL II [2]) ein rascher Blutungsstopp nach einer Woche sowie eine Normalisierung der Menstruation mit Amenorrhö-Induktion bei der Mehrzahl der Frauen beobachtet werden. Die PEARL-II-Studie zeigte außerdem, dass 5 mg/d Ulipristalace-
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tat im Vergleich zu einem injizierbaren GnRH-Analogon (3,5 mg Leuprorelinacetat monatlich) eine raschere Blutungskontrolle und eine signifikant höhere Volumenreduktion der Myome für bis zu 6 Monate post therapiam (44,8 % für UPA 5 mg vs. 16,5 % für GnRHAnaloga) bei Erhalt des endogenen Estradiolspiegels auf mittzyklischem Niveau erzielte. UPA führte nicht zu einem Verlust der Knochendichte und induzierte keine hypoöstrogenen Symptome. Optimale Vorbereitung auf die Operation
Von klinischem Nutzen ist eine Vorbehandlung mit Ulipristalacetat vor allem bei großen und schnell wachsenden Myomen und schwerer Myom-Symptomatik, d.h. immer dann, wenn eine optimale Vorbereitung auf die Operation angezeigt ist. Eine sehr gute Option ist Ulipristalacetat auch bei langer Zeit bestehenden Hypermenorrhöen mit sekundärer Anämie bei Patientinnen in einer schlechten OP-Ausgangssituation. Die Studien haben gezeigt, dass eine präoperative Verbesserung von Hämoglobin und Hämatokrit den operativen und postoperativen Verlauf günstig beeinflusst: Die stationäre Liegezeit verkürzt sich und die körperliche Leistungsfähigkeit der Patientin ist schneller wieder hergestellt. Welche Patientin ist geeignet?
Grundsätzlich ist jede Myompatientin nach Ausschluss von Kontraindikationen für die Therapie mit Esmya® geeignet, insbesondere Frauen, die • moderate bis starke Blutungen haben, © VERLAG PERFUSION GMBH
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• einen Kinderwunsch (jetzt oder zukünftig) haben und minimalinvasive Eingriffe als Ziel haben, • an multiplen Myomen leiden, • Kontraindikationen wie Anämie für eine Operation haben, • sich in der nächsten Zeit nicht einer OP unterziehen können und diese Zeit überbrücken möchten, • Hormongaben vermeiden wollen. Patientinnen mit Myomen unterschiedlicher Lokalisation und Größe profitieren ebenso von der Therapie wie Patientinnen mit großen Myomen vor einer chirurgischen Intervention. Hypermenorrhö, Zusatzblutungen, Anämie und schnelle Größenzunahme der Myome sollten an eine Therapie mit Esmya® denken lassen. Elisabeth Wilhelmi, München
Literatur 1 Donnez J, Tatarchuk TF, Bouchard P et al. Ulipristal acetate versus placebo for fibroid treatment before surgery N Engl J Med 2012;366:409-420 2 Donnez J, Tomaszewski J, Vázquez F et al. Ulipristal acetate versus leuprolide acetate for uterine fibroids. N Engl J Med 2012;366:421-432
Quelle: Pressekonferenz „Neue Ära in der medikamentösen Therapie von Uterusmyomen. Klinische Daten zu Ulipristalacetat“, 09. März 2012, Düsseldorf, Veranstalter: Gedeon Richter Pharma GmbH, PregLem Division Deutschland.
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Pazopanib: Neue ZweitlinienBehandlungsoption für ausgewählte Subtypen des fortgeschrittenen Weichteilsarkoms
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eichteilsarkome gehören zu einer Gruppe seltener Krebsformen, die ihren Ursprung in mesenchymalen Zellen haben. Normalerweise entstehen aus diesen Zellen Weichteile wie Fett, Muskeln, Nerven, Blutgefäße und anderes Bindegewebe. Am häufigsten treten Weichteilsarkome in den Extremitäten (60 %), Rumpf oder Brust (19 %), Retroperitoneum (15 %) sowie Kopf und Nacken (9 %) auf [1, 2]. In Europa liegt die jährliche Inzidenz von Weichteilsarkomen bei ca. 1,5–2 pro 100.000 Einwohnern [3]. Etwas geringer ist der Anteil derjenigen Patienten, die an fortgeschrittenen Weichteilsarkomen leiden und zuvor mit einer Chemotherapie behandelt wurden. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate nach Diagnose beträgt bei Patienten mit metastasiertem Weichteilsarkom nur etwa 16 % [4]. Für diese Patienten gibt es jetzt – nach nur wenigen Therapiefortschritten in den letzten 30 Jahren – mit Pazopanib (Votrient®) eine neue Behandlungsoption. Der Wirkstoff wurde am 7. August 2012 von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) zur Behandlung ausgewählter Subtypen des Weichteilsarkoms zugelassen. Pazopanib ist in dieser Indikation für erwachsene Patienten angezeigt, die vorher
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eine Chemotherapie ihrer metastasierten Erkrankung erhalten hatten oder die innerhalb von 12 Monaten nach einer (neo-)adjuvanten Therapie progredient wurden. GIST, Adipozytische Sarkome und verschiedene seltene Subtypen waren von der Zulassungsstudie ausgeschlossen [5]. Fast dreimal längeres krankheitsfreies Überleben
Die Zulassung begründet sich auf die Ergebnisse der randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten und multizentrischen Phase-III-Studie PALETTE (PAzopanib ExpLorEd in sofT TissuE sarcoma) [6]. Studienziel war es, Wirksamkeit und Sicherheit von Pazopanib bei Patienten mit fortgeschrittenem Weichteilsarkom ausgewählter Subtypen zu untersuchen. Als primärer Endpunkt wurde das progressionsfreie Überleben (PFS) der Gesamtpopulation festgelegt. Um an der Studie teilzunehmen, mussten Patienten zuvor mit einer Chemotherapie mit Anthrazyklinen behandelt worden oder für eine solche Behandlung nicht infrage gekommen sein. Außerdem durfte keine Vorbehandlung mit einem Angiogenese-Inhibitor erfolgt sein, die Erkrankung © VERLAG PERFUSION GMBH
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Abbildung 1: Ergebnisse der PALETTE-Studie: Das progressionsfreie Überleben (FPS) war unter Pazopanib (Votrient®) signifikant höher als unter Placebo [6].
musste anhand der RECIST-Kriterien V 1.0 messbar sein und eine fortschreitende Erkrankung oder Unverträglichkeit auf die unmittelbar vorangegangene Therapie bestehen. Die Randomisierung der Patienten (n=369) erfolgte im Verhältnis 2:1. 246 Patienten erhielten einmal täglich 800 mg Pazopanib und 123 Patienten Placebo. Pazopanib führte gegenüber Placebo zu einer signifikanten Verlängerung des PFS: Der der mediane PFS unter Pazopanib lag bei 20 Wochen im Vergleich zu 7 Wochen unter Placebo (HR = 0,35; 95%-KI 0,26–0,48; p<0,001). Pazopanib bewirkte damit eine 65%ige Reduktion des Progressions- oder Todesrisikos im Vergleich zu Placebo (Abb. 1).
Bei unterschiedlichen Weichteilsarkom-Subtypen, wie z.B. dem Leiomyosarkom oder dem Synovialsarkom, führte Pazopanib gleichermaßen zu einer signifikanten Verlängerung des PFS verglichen mit Placebo. Bei der Endauswertung betrug das Gesamtüberleben im Pazopanib-Arm 12,6 Monate (95%-KI 10,9–14,9) gegenüber 10,7 Monaten im Placebo-Arm (95%-KI 9,0–13,1; p=0,256, statistisch nicht signifikant). Gut charakterisiertes Nebenwirkungsprofil, mit Placebo vergleichbare HRQoL
Die häufigsten Nebenwirkungen bei Sarkompatienten über alle Gra-
Pazopanib Der Tyrosinkinase-Inhibitor Pazopanib (Votrient®) greift an den Rezeptor-Tyrosinkinasen VEGF-R, PDGF-R und c-kit an und kann somit möglicherweise die Blutgefäßneubildung von Tumoren verhindern. Die empfohlene Dosis von Pazopanib beträgt für die Behandlung des Weichteilsarkoms 800 mg einmal täglich. Pazopanib ist der einzige Tyrosinkinase-Inhibitor für die Zweitlinien-Behandlung von Patienten mit Weichteilsarkomen, dessen klinische Evidenz auf Phase-III-Daten beruht.
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de waren Fatigue (47 %), Diarrhö (46 %), Übelkeit (44 %) und Hypertonie (40 %). Die überwiegende Anzahl an Nebenwirkungen waren leicht bis mäßig ausgeprägt (Grad 1/2) [5]. Die häufigsten Laborwertveränderungen der Grade 3/4, die bei Patienten im Pazopanib-Arm beobachtet wurden, waren Anstiege der ALT/AST. Zu allen drei Messzeitpunkten (Wochen 4, 8 und 12) war bei den Patienten eine vergleichbare gesundheitsbezogene Lebensqualität („health-related quality of life“, HRQoL) zu beobachten. Bei den spezifischen Symptomen Fatigue, Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit und Durchfall konnten klinisch relevante Unterschiede zwischen Pazopanib und Placebo festgestellt werden. Dies entspricht den bekannten Nebenwirkungen von Pazopanib. Fabian Sandner, Nürnberg
Literatur 1 National Cancer Institute. General Information About Adult Soft Tissue Sarcoma. http://www.cancer.gov/cancertopics/pdq/ treatment/adult-soft-tissue-sarcoma/patient, December 2011 2 NCCN Clinical Practice Guidelines in Oncology: Soft Tissue Sarcoma, v.2. 2011. http://www.nccn.org/professionals/physician_gls/pdf/sarcoma.pdf, December 2011 3 Leitlinie zu Weichteilsarkomen der Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e. V., Stand März 2011, http:// www.dgho-onkopedia.de/onkopedia/leitlinien/weichteilsarkome, Juli 2012 4 Ries L et al. National Cancer Institute: SEER survival monograph, 2007; Chapter 11: p92 5 Fachinformation Votrient®, Stand Juli 2012 6 Data on file. VEG110727. GlaxoSmithKline, 2011. Available at: http://www.gskclinicalstudyregister.com, July 2012
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Kongressprogramm Mittwoch, 14. November 2012
Kongressprogramm Donnerstag, 15. November 2012
1.OG
Raum
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EG
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CCD Süd
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5
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CCD Pavillon
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CCD Süd
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L M R Halle / Hall 12
CCD Ost
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9.00 – 9.45 Uhr: Frühstückssymposium Vom Weltraum zum Menschen – translationale Medizin aktuell Prof. Dr. D. Felsenberg, Berlin 10.00 – 13.00 Uhr Rhythmologie-Potpourri Prof. Dr. H.-J. Trappe, Herne Interkulturalität in der Medizin – interdisziplinär T. Peters, Bochum Dr. J. Schildmann, Bochum Prof. Dr. J. Vollmann, Bochum Therapie der Depression Prof. Dr. I. Heuser, Berlin Dr. A. Quante, Berlin
Ganzheitliche Beschaffung und Investitionsentscheidungen Prof. Dr. W. von Eiff, Münster
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Differenzierte Therapiestrategien beim Metabolischen Syndrom – interdisziplinär Prof. Dr. M. Betzler, Essen 105 Das neue Patientenrechtegesetz – was hat sich für den Arzt geändert? RA M. Broglie, Wiesbaden RA H. Wartensleben, Stolberg 106 Praxisabgabe, Praxisübernahme, ärztliche Kooperationen aus rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Sicht A. Wind, Detmold 107 Das pulmorenale Syndrom Prof. Dr. D. Bach, Krefeld 108 Psychosomatik – selbstverständlich in allen Fachgebieten Dr. A. Bühren, Murnau F. Neitscher, Euskirchen Akute Hämostasestörungen bei chronischen Lebererkrankungen Prof. Dr. R. Scharf, Düsseldorf Prof. Dr. D. Häussinger, Düsseldorf
109
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Gastroskopiekurs des Berufsverbandes • Deutscher Internisten (BDI) e. V. Prof. Dr. J. Freise, Mülheim Dr. A. Brauksiepe, Mettmann 111 Update Urologie für Nicht-Urologen Prof. Dr. W. Jäger, Köln 112 Diagnostik und Therapie von GI-Tumoren Prof. Dr. Dr. h.c. W .G. Zoller, Stuttgart 113
13.15 – 14.00 Uhr: Eröffnungsveranstaltung Die Zukunft des Arztberufes Kristian Otte, Göttingen Dr. K. Reinhardt, Vorsitzender des Hartmannbundes, Berlin 121 14.30 – 17.30 Uhr Der kardiologische Notfall in der Praxis Prof. Dr. B.-D. Gonska, Karlsruhe 122 Individualisierte Tumor-Medizin: Gibt es das wirklich? Prof. Dr. T. Brümmendorf, Aachen Prof. Dr. S. Koschmieder, Aachen
123
Stiftung personalisierte Medizin: Therapiebegleitende (Companion-) Diagnositk und Vorsorgediagnostik in der personalisierten Gesundheitsversorgung Prof. Dr. J. Stingl, Bonn Prof. Dr. A. Pfeiffer, Berlin 124 Differentieller Einsatz der Bildgebung Prof. Dr. G. Antoch, Düsseldorf 125
201 202
Diabetes mellitus 2012 – Bewährtes und Neues Prof. Dr. W. A. Scherbaum, Düsseldorf 203
215
14.30 - 17.30 Uhr Update Nephrologie Prof. Dr. M. D. Alscher, Stuttgart
216
Schilddrüsenerkrankungen: Hyper- u. Hypothyreose – wann wie viel Diagnostik und Therapie? Prof. Dr. P.-M. Schumm-Draeger, München 217 Pro & Contra Update Herzinsuffizienz Prof. Dr. C. Tschöpe, Berlin 218
CURAC Jahrestagung – Fortsetzung –
Suizidprävention Prof. Dr. Dr. A. Schmidtke, Würzburg Prof. Dr. T. Supprian, Düsseldorf
205
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Führung und Marktorientierung in der medizinischen und pflegerischen Versorgung DGMF e. V. Prof. Dr. Dr. Chr. Thielscher, Essen 131 Gastroskopiekurs des Berufsverbandes • Deutscher Internisten (BDI) e. V. – Fortsetzung – 111
Lungenkrebs PD Dr. R. Wagner, Potsdam
206
Behandlungskonzepte beim alten Menschen mit neurologischen Erkrankungen Prof. Dr. S. Isenmann, Wuppertal Delinquentes Verhalten im Gesundheitsbereich: Betrug, Untreue, Korruption Prof. Dr. G. Dannecker, Heidelberg
Gastroskopiekurs des Berufsverbandes • Deutscher Internisten (BDI) e. V. – Fortsetzung – 111
Gastroskopiekurs des Berufsverbandes • Deutscher Internisten (BDI) e. V. – Fortsetzung – 111
Kompetenzerhalt des Hausarztes: Suchtmedizin in der Hausarztpraxis – am Beispiel Alkohol Dr. W. Dresch, Köln 132 Nachwuchsförderung am Beispiel der Hausärzteverbünde – Ein Modell für die Zukunft? B. Zimmer, Düsseldorf Prof. Dr. S. Schwalen, Düsseldorf 133 Update Ernährungsmedizin Prof. Dr. A. Dormann, Köln Prof. Dr. Chr. Löser, Kassel 134
Jugendgewalt zwischen medialen Mythen und klinischer Realität Dr. O. Bilke-Hentsch, Frauenfeld 207
Osteoporose-Update 2012 – interdisziplinär Prof. Dr. J. Pfeilschifter, Essen
222
Homöopathie in Klinik und Praxis Dr. M. Elies, Laubach
Naturheilkunde in Klinik und Praxis Dr. Th. Rampp, Essen
223
Stress/Burnout – ursächliche Parasympathikusstrategien Prof. Dr. G. Schnack, Allensbach Prof. Dr. M. Augustin, Hamburg Prof. Dr. H. Rauhe, Hamburg 210 Beispiele sinnvoller komplementärer Maßnahmen in der Onkologie Prof. Dr. K. Münstedt, Gießen Dr. J. Hübner, Frankfurt 211 Gynäkologische Zytologie II • Zytologie und Histologie der Präkanzerosen an der Cervix uteri Dr. K. Marquardt, Schwerin Dr. P. Ziemke, Potsdam 212 Grundkurs Ultraschall Kopf-Hals • Introductory workshop on Ultrasound for the head and the neck – Fortsetzung – 118
Rückenschmerz – interdisziplinär Prof. Dr. A. Krödel, Essen
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Versorgungsstrukturgesetz RA M. Broglie, Wiesbaden RA H. Wartensleben, Stolberg
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Aktive medizinische Implantate Prof. Dr. J. Schipper, Düsseldorf
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Neue Wege zur Therapie und Prävention von Allergie und Asthma Prof. Dr. E. Hamelmann, Bochum Prof. Dr. H. F. Merk, Aachen 129 Möglichkeiten der Burn-Out-Prophylaxe Dr. A. Bühren, Murnau Dr. M. Wenck, Ebersberg 130
114
Demenzversorgung heute Prof. Dr. I. Füsgen, Velbert
115
GOÄ-Seminar allgemein W. A. Lamers, Billerbeck
135
Update Synkope Prof. Dr. C.-A. Haensch, Wuppertal
116
Impfprobleme – interdisziplinär Prof. Dr. H. W. Baenkler, Erlangen
136
Reise- und Tropenmedizin Dr. Dr. Th. Fenner, Hamburg
• 117
35. Deutscher Krankenhaustag
10.00 - 13.00 Uhr Update Vorhofflimmern Prof. Dr. B.-D. Gonska, Karlsruhe Prof. Dr. E. G. Vester, Düsseldorf Aktuelle Therapie der koronaren Herzerkrankung – interdisziplinär Prof. Dr. J. Ennker, Lahr
200
13.15 – 14.00 Uhr: Mittagssymposium Ehec – eine Bilanz Dr. Dr. Th. Fenner, Hamburg
11. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Computer- und Roboterassistierte Chirurgie (CURAC) e. V. Prof. Dr. A. Nabavi, Kiel 11. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Computer- und Roboterassistierte Chirurgie (CURAC) e. V. Prof. Dr. A. Nabavi, Kiel 11. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Computer- und Roboterassistierte Chirurgie (CURAC) e. V. Prof. Dr. A. Nabavi, Kiel 11. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Computer- und Roboterassistierte Chirurgie (CURAC) e. V. Prof. Dr. A. Nabavi, Kiel Neue Therapien für Gewebe- und Organersatz Prof. Dr. K. Kohler, Tübingen 204
Notfälle bei älteren Menschen Prof. Dr. P. Sefrin, Würzburg
Grundkurs Ultraschall Kopf-Hals • Introductory workshop on Ultrasound for the head and the neck Prof. Dr. Dr. R. Schön, Krefeld Prof. Dr. W. Maier, Freiburg Prof. Dr. Dr. S. Reinert, Tübingen 118 Notarzt-Refresherkurs – • Pädiatrische Notfälle Dr. T. Viergutz, Mannheim 119
9.00 – 9.45 Uhr: Frühstückssymposium Irrtümer und Fehler in der Medizin Prof. Dr. M. D. Alscher, Stuttgart
Gynäkologische Zytologie I • Die Zytologie gutartiger Veränderung der Zervix Dr. Th. Weyerstahl, München Dr. F. Bergauer, München 137 Grundkurs Ultraschall Kopf-Hals • Introductory workshop on Ultrasound for the head and the neck – Fortsetzung – 118 Notarzt-Refresherkurs – Pädiatrische Notfälle – Fortsetzung – 35. Deutscher Krankenhaustag
• 119
208
Differentialdiagnostik Rheumatologie Prof. Dr. M. Schneider, Düsseldorf 209
Neurologisch-psychiatrischer Untersuchungskurs Prof. Dr. S. Kropp, Teupitz PD Dr. F. Masuhr, Berlin 35. Deutscher Krankenhaustag
213
CURAC Jahrestagung – Fortsetzung – CURAC Jahrestagung – Fortsetzung – CURAC Jahrestagung – Fortsetzung – Schulterschmerz Prof. Dr. R. Krauspe, Düsseldorf
Multiresistente Keime – Herausforderung für das Gesundheitswesen auf allen Ebenen Prof. Dr. K. Pfeffer, Düsseldorf Update Hämatologie Prof. Dr. R. Haas, Düsseldorf Prof. Dr. A. Borkhardt, Düsseldorf Interstitielle Lungenerkrankungen Prof. Dr. H. Worth, Fürth Dr. P. Kardos, Frankfurt Gynäkologische Zytologie III Das invasive Plattenepithelkarzinom und seine Differentialdiagnose Dr. V. Schneider, Freiburg
Kardiopulmonale Reanimation Prof. Dr. B. W. Böttiger, Köln PD Dr. J. Hinkelbein, Köln
35. Deutscher Krankenhaustag
35. Deutscher Krankenhaustag
35. Deutscher Krankenhaustag
35. Deutscher Krankenhaustag
35. Deutscher Krankenhaustag
35. Deutscher Krankenhaustag
120
221
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35. Deutscher Krankenhaustag
35. Deutscher Krankenhaustag
MEDICA CONGRESS/TECH FORUM: 11.00 – 13.00 h Clinical Effectiveness and Patient Outcome: People, Processes and Technologies Prof. Dr. W. von Eiff, Münster
220
Grundkurs Ultraschall Kopf-Hals • Introductory workshop on Ultrasound for the head and the neck – Fortsetzung – 118
35. Deutscher Krankenhaustag MEDICA CONGRESS/TECH FORUM: 12.30 – 14.00 h Sustainable Procurement Strategies Prof. Dr. H. Schweisfurth, Saudi German Hospital, Dubai
219
214
◾ = Sonderveranstaltungen: Seminare und/oder spezifische Veranstaltungen für Ärzte, Pflegepersonal, MTA, PaxismitarbeiterInnen, PatientInnen, u.a. / • = Kurse mit Sondergebühren
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Kongressprogramm Freitag, 16. November 2012
Kongressprogramm Samstag, 17. November 2012
1.OG
Raum
2
9.00 – 9.45 Uhr: Frühstückssymposium State-of-the-Art Interventionelle Therapie der Hypertonie Prof. Dr. M. Hausberg, Karlsruhe 300
13.15 – 14.00 Uhr: Mittagssymposium Podiumsdiskussion Neues in der Darmkrebsvorsorge Prof. Dr. J.-F. Riemann, Ludwigshafen
EG
10.00 – 13.00 Uhr 01
02
317
14.30 – 17.30 Uhr
Hypertonie-Update Prof. Dr. M. Hausberg, Karlsruhe
301
Kopfschmerz – interdisziplinär Dr. Ch. Gaul, Essen Prof. Dr. S. Evers, Münster
302
Innovative Rehabilitation des Schlaganfalls – brauchen wir Doping? Prof. Dr. M. Siebler, Essen 318
Mythen und Märchen in der Ernähungsmedizin Dr. F. van Erckelens, Bühl
401
Allergie-Diagnostik 2012: Zwischen Fortschritt und Bauernfängerei PD Dr. J. Kleine-Tebbe, Berlin 425
Brustschmerz – interdisziplinär Prof. Dr. Th. Frieling, Krefeld
„Stahl oder Strahl“ Prof. Dr. W. Knoefel, Düsseldorf PD Dr. E. Bölke, Düsseldorf
402
Behandlung des Typ 2 Diabetes durch Änderung des Lebensstils Prof. Dr. A. Wirth, Bad Rothenfelde
426
Update Reisemedizin Prof. Dr. B. Ruf, Leipzig Prof. Dr. E. Reisinger, Rostock
427 405
319
Patienten-Forum: 10.30 – 14.00 Uhr Hab ein Auge auf Dein Herz: Was wird für mich getan? Was kann ich selber tun? Prof. Dr. M. Kelm, Düsseldorf 403
CCD Süd 1.OG
320
Aktuelle ESC-Leitlinien Prof. Dr. M. Leschke, Esslingen Prof. Dr. M. Heintzen, Braunschweig
404
6
11. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Computer- und Roboterassistierte Chirurgie (CURAC) e. V. Prof. Dr. A. Nabavi, Kiel
CURAC Jahrestagung – Fortsetzung –
Praxismanagement: Marketing – Organisation – Personal – Terminplanung W. A. Lamers, Billerbeck
GOÄ-Seminar – Fachbereich Chirurgie W. A. Lamers, Billerbeck 428 406
7a
11. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Computer- und Roboterassistierte Chirurgie (CURAC) e. V. Prof. Dr. A. Nabavi, Kiel
CURAC Jahrestagung – Fortsetzung –
Aktuelles zu HIV und Hepatitis B & C Dr. H. Knechten, Aachen
407
7b
11. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Computer- und Roboterassistierte Chirurgie (CURAC) e. V. Prof. Dr. A. Nabavi, Kiel
CURAC Jahrestagung – Fortsetzung –
Die ärztliche Leichenschau PD Dr. K. H. Schiwy-Bochat, Köln
408
Dünndarmerkrankungen – CED Prof. Dr. E. Stange, Stuttgart
Schmerztherapie mit Akupunktur und TCM in der Praxis Dr. S. Kirchhoff, Sprockhövel Th. Kempfle, Gevelsberg 321
Entzündliche Hauterkrankungen – Diagnostik & Therapie Prof. Dr. P. Altmeyer, Bochum Prof. Dr. H. F. Merk, Aachen
Praxisorientierter Sonographie-Refresherkurs – Fortsetzung –
MFA-Forum I Erfolgreiche Praxisorganisation J. Mosig-Frey, Flörsheim
112
1.OG
Update Herzklappenerkrankungen Prof. Dr. M. Kelm, Düsseldorf Prof. Dr. M. Leschke, Esslingen
DÄB: Deutscher Ärztinnen-Tag – Fortsetzung –
5
15
16
17
18
19
26
2.OG
303
DÄB: Deutscher Ärztinnen-Tag Ärztin in der Weiterbildung: Perspektiven – Prognosen – Positionen 10.00 – 15.00 Uhr Dr. K. Börchers, Herne 405
111
CCD Pavillon
Pro & Contra: Neue Antikoagulantien Prof. Dr. R. Scharf, Düsseldorf Prof. Dr. M. Leschke, Esslingen
CURAC Jahrestagung – Fortsetzung –
110
CCD Süd
424
14.30 - 17.30 Uhr
11. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Computer- und Roboterassistierte Chirurgie (CURAC) e. V. Prof. Dr. A. Nabavi, Kiel
8
27
28
L
CCD Ost
400
13.15 – 14.00 Uhr: Mittagssymposium Pro & Contra: Karotisstenose interventionell vs. operativ Prof. Dr. R. Zahn, Ludwigshafen
10.00 - 13.00 Uhr
1
3
9.00 – 9.45 Uhr: Frühstückssymposium Neue Leitlinie Mamma-CA Prof. Dr. W. Janni, Düsseldorf
M
Halle / Hall 12
R
Praxisorientierter Sonographie-Refresherkurs Dr. W. Blank, Reutlingen Dr. W. Heinz, Leonberg Update Diabetischer Fuß 2012 Prof. Dr. R. Lobmann, Stuttgart
Moderne Arthrosediagnostik und -therapie Prof. Dr. R. Krauspe, Düsseldorf Kinder- und Jugendpsychiatrie: Psychische Krisen im Pubertätsalter Prof. Dr. G.-E. Trott, Aschaffenburg
304
305 306
307
308
431
410
MFA-Forum II Prima Klima im Team J. Mosig-Frey, Flörsheim
432
Chinesische Medizin Aktuell – Symposium der Deutschen Wissenschaftlichen Gesellschaft für TCM (DWG TCM) Dr. S. Kirchhoff, Sprockhövel 411
Mitgliederversammlung der neuen Deutschen Wissenschaftlichen Gesellschaft für TCM e. V. - nur für Mitglieder -
433
Was Allgemeinmediziner und Radiologen voneinander wissen sollten Prof. Dr. M. Düx, Frankfurt 323
Sportkardiologie I Herz und Sport Prof. Dr. H. Löllgen, Remscheid
Sportkardiologie II EKG-Besonderheiten im Sport Prof. Dr. H. Löllgen, Remscheid
434
Aktuelle Kardiologie Prof. Dr. H. M. Hoffmeister, Solingen
Basiskurs Kolposkopie Beginn: 9.00 Uhr Dr. V. Küppers, Düsseldorf Prof. Dr. R. Lellé, Münster
Basiskurs Kolposkopie – Fortsetzung –
• 413
413
414
Depressionen und Angststörungen – Diagnose und Therapie heute Prof. Dr. V. Faust, Ravensburg
435
Ohrakupunktur Dr. H. Ogal, Baar (CH)
436
Sexuelle Funktionsstörungen Dr. M. Claussen, Aham
437
Update Pneumologie Prof. Dr. H. Schweisfurth, Cottbus
438
Hämatologischer Mikroskopierkurs für Fortgeschrittene – Fortsetzung –
418
Basiskurs Notfall-Sonographie • Beginn: 9.00 Uhr / Ende: ca. 18.00 Uhr Dr. W. Blank, Reutlingen Dr. W. Heinz, Leonberg 419
Basiskurs Notfall-Sonographie – Fortsetzung –
• 419
Notfallmedizinisches Praxismanagement für Ärzte und Praxispersonal Dr. M. Iberer, Bruckmühl
MFA-Forum Notfallkurs für Medizinische Fachangestellte Dr. M. Iberer, Bruckmühl
439
Patienten-Forum Tinnitus – interdisziplinär Dr. H. M. Strahl, Düsseldorf
440
Rheinische Post Gesundheitsforum 14.00 – 16.30 Uhr: Leben mit Krebs N. Plankermann, Düsseldorf
441
Patienten-Forum: Sarkoidose – Sichtweisen zum Krankheitsbild R. Braune, Meerbusch
442
Kindesmisshandlung Dr. V. Arpe, Düren Dr. S. Banaschak, Köln
305
322
324
Infektionen im Praxisalltag PD Dr. S. Reuter, Leverkusen Dr. F. Mandraka, Leverkusen
Kardiopulmonale Reanimation I Basismaßnahmen für die Praxis Prof. Dr. P. Sefrin, Würzburg
Kardiopulmonale Reanimation II für Ärzte – erweiterte Maßnahmen Prof. Dr. P. Sefrin, Würzburg
Mamma-Sonographie PD Dr. M .Warm, Köln Dr. C. Moers, Köln
Geschlechterunterschiede bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen PD Dr. S. Eifert, Leipzig Hämatologischer Mikroskopierkurs Prof. Dr. R. Fuchs, Aachen
310 311
COPD/Asthma/Pneumonie Was gibt es Neues? Dr. H. Mitfessel, Remscheid
• 326
327
Schwindel – interdisziplinär Prof. Dr. P. Berlit, Essen
412 •
• 415 416
312
Praxisabgabe und ärztliche Niederlassung unter Gesundheitsreformbedingungen Prof. h.c. (BG) Dr. K. Goder, Neuss 328
Gastroenterologische Funktionsdiagnostik Prof. Dr. Th. Frieling, Krefeld
417
• 313
Hämatologischer Mikroskopierkurs – Fortsetzung –
• 313
Hämatologischer Mikroskopierkurs für Fortgeschrittene Prof. Dr. R. Fuchs, Aachen
418
Grundkurs Ultraschall Kopf-Hals • Introductory workshop on Ultrasound for the head and the neck – Fortsetzung – 118
Chefarztrecht im Brennpunkt RA K. Theodoridis, Mülheim RA Dr. Chr. Jansen, Mülheim
329
Outbreak – Erkennung und Bearbeitung von Ausbruchsgeschehen Dr. E. Bruns-Philipps, Hannover Dr. U. Teichert-Barthel, Düsseldorf 314
Immunfluoreszenz-Kurs Beginn: 13.30 Uhr Prof. Dr. W. Stöcker, Lübeck Dr. R. Käthner, Göttingen Dr. C. Lehmann, Lübeck
dvta/INSTAND e. V. (MTA-Forum) Qualitätssicherung, Qualitätsmanagement und die neue RiliBÄK K. Petry, Bochum Prof. Dr. M. Spannagl, München 315
35. Deutscher Krankenhaustag
35. Deutscher Krankenhaustag
35. Deutscher Krankenhaustag
35. Deutscher Krankenhaustag
Manuelle Medizin und Osteopathie heute – Bedeutung in der modernen Medizin Dr. H.-J. Petersohn, Düsseldorf 430
409
Blutbasierte DNA-Diagnostik als Einstieg in die Darmkrebsprävention Dr. G. Brenner, Königswinter Dr. J. Bruns, Berlin 325
Demenz Prof. Dr. G. Stoppe, Basel
• 429
Polytraumaversorgung – Versorgungsstrategien PD Dr. J. Hinkelbein, Köln Prof. Dr. B. W. Böttiger, Köln
Fallbeispiele aus der gynäkologischen Onkologie Prof. Dr. P. Mallmann, Köln 309 •
Tabakentwöhnung für Ärzte als Kursleiter Dr. W. Grebe, Frankenberg
35. Deutscher Krankenhaustag
MEDICA CONGRESS/TECH FORUM: 11.00 – 13.00 h Multi-resistant Pathogens: Challenges and Solutions for Clinical Microbiology, Hospital Hygiene and Patient Care Prof. Dr. K. Pfeffer, Düsseldorf 316
•
330
•
•
• 420
PflegeForum Auf die Sprache kommt es an R. Höfert, Neuwied Chr. Heinemeyer, Stuttgart
421
Patienten-Forum: Rückenschmerzen PD Dr. J. Herdmann, Düsseldorf Prof. Dr. D. Grönemeyer, Bochum
422
35. Deutscher Krankenhaustag
MEDICA CONGRESS/TECH FORUM: 11.00 – 13.00 h Patents: What innovators in Medical Technology need to know Th. Schölvinck, Rijswijk, NL
423
!
•
•
Infos zum Hauptprogramm ab September online unter www.medica.de/congress1 oder bitte anfordern unter info@medicacongress.de
Stand: 24.07.2012 / Änderungen vorbehalten. Aktueller Stand unter: www.medicacongress.de
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KONGRESSE
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Behandlung von Asthma-Patienten:
Was die tägliche Praxis lehrt, aber nicht in den Leitlinien steht Die aktuellen Leitlinien spielen heute eine wesentliche Rolle bei der Diagnose und Behandlung von Patienten mit Asthma. In der täglichen ärztlichen Praxis sind die hier gegebenen Empfehlungen jedoch nicht immer problemlos umsetzbar. Daher kommt im Individualfall den praktischen Erfahrungen des Arztes nach wie vor ein hoher Stellenwert zu, so das Fazit der Experten auf einem Symposium im Rahmen des Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Nürnberg. Wesentlich für einen optimalen Behandlungserfolg seien zudem eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit, die Wahl des passenden Inhalationssystems und die Nutzung moderner Therapieoptionen. Leitlinien häufig nicht klar genug formuliert
Wie Dr. Thomas Voshaar, Moers, erläuterte, bilden Leitlinien heute zwar den Standard in der Diagnose und Therapie, ihre Empfehlungen im Praxisalltag umzusetzen, ist jedoch nicht immer einfach und es gibt Hinweise darauf, dass dies häufig nur in begrenztem Maße geschieht. Neben dem oft beachtlichen Umfang der Leitlinien spielt dabei eine wesentliche Rolle, dass die hier gegebenen Empfehlungen zumeist auf den Ergebnissen randomisierter klinischer Studien basieren. Diese spiegeln jedoch die individuelle Situation in der tägli-
chen ärztlichen Praxis nur unzureichend wider. Beispielsweise machen die aktuellen Leitlinien zu Asthma bronchiale nicht ausreichend deutlich, dass im Falle einer unzureichenden Symptomkontrolle zunächst eine erneute Abklärung der Diagnose erforderlich ist, bevor man die Therapie eskaliert. Außerdem ist es erforderlich, Komorbiditäten wie z.B. Sinusitis, Reflux oder eine persistierende Exposition gegenüber Allergenen und Schadstoffen auszuschließen und mit Asthmasymptomen verbundenen Systemerkrankungen nachzugehen. Ergeben sich hieraus keine Anhaltspunkte für die mangelnde Symptomkontrolle, sind auch die Therapieadhärenz und die korrekte Anwendung des Inhalators zu hinterfragen. Erst wenn all dies abgeklärt ist, kann eine Eskalation der Therapie erfolgen. Inhalationssystem kann maßgeblich zum Therapieerfolg beitragen
Voshaar machte deutlich, dass die Erfahrung des Arztes letztlich auch entscheidend ist, wenn es um die Wahl des richtigen Inhalationssystems geht, denn nicht jeder Patient kann jedes System mit der gleichen Effektivität nutzen. Dies gilt insbesondere für die Wahl zwischen Trockenpulverinhalatoren (DPI) und treibgasbetriebenen Aerosolen (MDI). „Obwohl gerade bei den DPI in den letzten Jahren verschiedene Innovationen eingeführt wurden, besitzen Dosieraerosole doch aus physikalischer und praktischer Sicht zahlreiche Vorteile, insbesondere was die Dosiskonstanz und die Flussunabhängigkeit von Dosis und Partikelspektrum betrifft“, erläuterte Voshaar. Die Kombination eines MDI mit einem Spacer bietet
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hierbei weitere Optimierungsmöglichkeiten, da sie die Koordination erleichtert und die Ablagerung der Wirkstoffe im Rachenraum minimiert. Fluticason + Formoterol in MDI-Form
Wie Voshaar ausführte, wird mit Flutiform® bald eine neue Fixkombination in MDI-Form verfügbar sein, die aus dem bewährten langwirksamen Beta-2-Mimetikum Formoterol und dem hochwirksamen Glukokortikoid Fluticason besteht, was die therapeutischen Möglichkeiten bei Asthma erweitern wird. Wie Studienergebnisse zeigen, ist diese Kombination bei der Behandlung von Asthma so effektiv wie die zu den europäischen Marktführern zählenden Kombinationen Budesonid/Formoterol und Fluticason/Salmeterol, zeichnet sich jedoch durch einen rascheren Wirkeintritt aus als Fluticason/Salmeterol. Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist gefordert
Dass es selbst bei der Kooperation verschiedener Fachbereiche schwierig sein kann, Asthma-Patienten adäquat zu diagnostizieren und zu behandeln, zeigte eine von den Experten diskutierte Kasuistik, die der Internist und Allgemeinmediziner Dr. Mathias Weisse und der Pneumologe Dr. Axel Kroker vorstellten. Die beiden Koblenzer Ärzte schilderten den Fall eines 36jährigen Hobbyanglers mit seit 18 Jahren bestehendem allergischem Asthma, das medikamentös gut eingestellt war. Dennoch kam es bei ihm zu einer akuten Dyspnoe, mit der er sich beim Hausarzt vor© VERLAG PERFUSION GMBH
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KONGRESSE
stellte. Trotz einer Vielzahl verschiedener Therapieversuche litt er in der Folgezeit immer wieder an teilweise schweren Asthmaanfällen, sodass in die Diagnostik und Therapie schließlich neben dem Hausarzt und dem Pneumologen auch ein Allergologe, ein HNOArzt und eine Universitätsklinik involviert waren. Die Kooperation der Fachbereiche hatte letztlich Erfolg: Zum einen konnten schließlich die auslösenden Faktoren der Asthmaattacken ermittelt werden – neben einer Allergie war dies eine zusätzliche Reizung der Atemwege durch bronchial irritierende Substanzen, die von einem Räucherofen emittiert wurden – und zum anderen gelang durch eine zielführende Therapie auch eine weitgehende Kontrolle des Asthmas. Neue Therapieoptionen in der Entwicklung
Prof. Claus Vogelmeier, Marburg, stellte abschließend neue medikamentöse Entwicklungen in der Asthmatherapie vor. Hierzu zählen neben weiteren langwirksamen Beta-2-Sympathomimetika (Vilanterol, Olodaterol) auch neue Fixkombinationen wie die bereits erwähnte aus Fluticason und Formoterol. „Bei schwerem bzw. schwer zu behandelndem Asthma werden zudem Therapieformen untersucht, die sich an der spezifischen Pathophysiologie orientieren“, erläuterte Vogelmeier. „Hierzu zählen z.B. monoklonale Antikörper gegen Interleukin-5 und -13, deren Wirksamkeit derzeit bei der Behandlung eines schwer zu kontrollierenden eosinophilen Asthmas geprüft wird.“ Fabian Sandner, Nürnberg
Plaque-Psoriasis: Steuerbare Therapie mit TNF-α-Inhibitoren Biologika haben die Therapie der Plaque-Psoriasis in einem erheblichen Maß bereichert. Innerhalb der Gruppe der TNF-α-Inhibitoren gibt es jedoch Unterschiede hinsichtlich des immunogenen Profils. Dies wird auch in den S3-Leitlinien, die die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) im vergangenen Jahr aktualisiert hat, thematisiert und für die einzelnen TNF-α-Antagonisten das mögliche Auftreten von neutralisierenden Anti-Drug-Antikörpern aufgezeigt. Während die meisten TNF-α-Inhibitoren auf monoklonalen Antikörpern basieren, ist Etanercept (Enbrel®) das einzige humane lösliche TNF-αRezeptorfusionsprotein, dessen Bindungsdomänen für TNF-α weitgehend denen der natürlicherweise im Körper vorkommenden TNF-α-Rezeptoren entsprechen. Bei einem Experten-Dialog am Rande der 23. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie erläuterten Prof. Michael Sticherling, Erlangen, und Prof. Jörg Prinz, München, Hintergründe zur Immunogenität von TNF-α-Inhibitoren und die daraus möglicherweise resultierenden Konsequenzen für die Steuerbarkeit der Psoriasis-Therapie im Praxisalltag. Indikationen für die Therapie mit Biologika
„Biologika wie Etanercept sind nach der S3-Leitlinie zur Therapie bei einer mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis dann indiziert, wenn die Patienten nicht auf eine andere systemische The-
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rapie angesprochen haben bzw. wenn eine Kontraindikation oder Unverträglichkeit gegenüber diesen Substanzen besteht. Haben die Patienten mindestens zwei dieser konventionellen systemischen Vortherapien ohne Erfolg erhalten, sollte möglichst schnell ein Biologikum zum Einsatz kommen“, erläuterte Sticherling. Das Therapieziel bei der Psoriasis ist die langfristige Vermeidung von Hauterscheinungen, wobei insbesondere bei den schwereren Krankheitsverläufen zusätzlich ein Risiko für metabolische und kardiovaskuläre Komorbiditäten besteht. „Um diese Risiken zu minimieren und um eine Kontrolle der Erkrankung zu erlangen, ist eine kontinuierliche systemische Therapie sinnvoll. Hierin liegt aber auch die Herausforderung für den Dermatologen, der den Schweregrad der Psoriasis richtig einschätzen muss, damit eine adäquate Behandlung eingeleitet werden kann“, so Sticherling. Unterschiede im Immunogenitätsprofil
Therapeutische Proteine wie die TNF-α-Antagonisten besitzen wie jedes Fremdprotein, das in den Körper gelangt, ein immunogenes Potenzial, wobei unterschiedliche Faktoren das Ausmaß der Immunogenität bestimmen. „Zwar hemmen alle TNF-α-Antagonisten den Entzündungsmediator TumorNekrose-Faktor alpha, doch unterscheiden sie sich hinsichtlich Molekülstruktur, Wirkmechanismus und biochemischem Profil. Daraus können Unterschiede in den immunogenen Eigenschaften resultieren“, erklärte Prinz. Etanercept ist das einzige humane lösliche TNFα-Rezeptorfusionsprotein, dessen © VERLAG PERFUSION GMBH
Kongresse
100
Abbildung 1: Ergebnisse der CRYSTEL-Studie: Nachhaltige Verbesserung der PASI-Scores bis zu 1 Jahr (nach: Ortonne JP et al. Expert Rev Dermatol 2008;3:657–665).
Bindungsdomänen für TNF-α weitgehend denen der natürlicherweise im Körper vorkommenden TNF-α-Rezeptoren entsprechen. Etanercept ist nicht mit der Bildung neutralisierender Anti-DrugAntikörper assoziiert. Die anderen TNF-α-Inhibitoren wie Infliximab, Adalimumab sowie der IL-12/IL23-Antagonist Ustekinumab, die zur Psoriasis-Behandlung eingesetzt werden, basieren auf monoklonalen Antikörpern und können je nach immunogenem Potenzial die Bildung von neutralisierenden Anti-DrugAntikörpern hervorrufen.
Anti-Drug-Antikörpern mit einer verminderten Wirksamkeit dieser TNF-α-Inhibitoren korreliert. „Bei Etanercept konnte diese Korrelation nicht gefunden werden und es scheint kein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Antikörpern und dem klinischen Ansprechen zu bestehen. Studien dokumentieren, dass die Anzahl der Patienten mit Anti-Drug-Antikörpern bei Etanercept gering ist und dass keiner der nachgewiesenen Antikörper neutralisierend wirkte“, erklärte Prinz. Langzeittherapie – aber steuerbar
Konsequenzen für die Praxis
Neutralisierende Anti-Drug-Antikörper können die Wirksamkeit vermindern, indem sie z.B. durch Komplexbildung die Elimination des Wirkstoffs aus dem Körper beschleunigen. „Abfallende Wirkstoff-Serumspiegel können auf die Bildung von neutralisierenden Anti-Drug-Antikörpern hindeuten“, so Prinz weiter. In mehreren klinischen Studien zu Etanercept, Infliximab und Adalimumab wurde untersucht, ob das Auftreten von neutralisierenden
Auch wenn die mittelschwere bis schwere Psoriasis in der Regel eine Langzeittherapie erforderlich macht, kann es zu Situationen kommen, in denen der Patient die Therapie unterbrechen muss, z.B. wenn Operationen oder Impfungen bevorstehen oder eine Schwangerschaft geplant ist. „Etanercept hat eine geringe Halbwertszeit von nur 3 Tagen, sodass man bei einem geplanten operativen Eingriff die Psoriasis-Therapie nicht schon Wochen vorher absetzen muss. Neutralisierende Anti-Drug-
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Antikörper, die die Wirksamkeit und Verträglichkeit des TNF-αRezeptors einschränken könnten, wurden nicht beobachtet und die meisten Responder sprechen nach einer Therapieunterbrechung erneut auf Etanercept an“, berichtete Sticherling. Als Beispiel führte der Experte die CRYSTEL-Studie an, die gezeigt hat, dass Etanercept sowohl unter kontinuierlicher als auch unter intermittierender Anwendung zu signifikanten Verbesserungen bei PASI (Psoriasis Area and Severity Index), PGA (Physician Global Assessment) und gesundheitsbezogener Lebensqualität (DLQI) führt. Für die 54-wöchige, randomisierte Studie wurden die Daten von 711 Patienten mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis ausgewertet. Eine Teilnehmergruppe erhielt über 54 Wochen kontinuierlich zweimal wöchentlich 25 mg Etanercept, die zweite Gruppe mit intermittierendem Behandlungsregime erhielt bis zur Woche 12 zweimal pro Woche 50 mg Etanercept, von Woche 13 bis 54 zweimal pro Woche 25 mg Etanercept intermittierend. Bis zum Studienabschluss trat in beiden Behandlungsarmen kein Wirkverlust des Biologikums auf. Durch die kontinuierliche Therapie mit Etanercept verbesserte sich der PASI nach 54 Wochen um durchschnittlich 67,5 %, bei intermittierender Gabe um 58,8 % (Abb. 1). Eine post hoc initiierte Subgruppenanalyse der CRYSTEL-Daten zeigte, dass 187 (83 %) der 226 Patienten, die auf die Initialtherapie mit 2 x 50 mg angesprochen hatten (PGA-Wert ≤2), auch nach der Therapiepause auf die Behandlung mit Etanercept wieder ansprachen. Elisabeth Wilhelmi, München © VERLAG PERFUSION GMBH
Kongresse
Experten übersetzen Fortbildung frisch aus den USA für Ihre Praxis! Das ddw update ist eine etablierte Fortbildungsreihe, die praxisnahe Erkenntnisse des amerikanischen Gastroenterologenkongress „Digestive Disease Week“ kompetent in Kurzreferaten zusammenfasst. Das mehr als ausgebuchte Finale der unabhängigen, kostenfreien und zertifizierten Veranstaltungen in Bonn, Frankfurt/Main, Hamburg und München fand in Chemnitz unter der Leitung von Professor Ulrich Stölzel, Chefarzt der Kliniken für Innere Medizin II der Klinikum Chemnitz GmbH, statt. Für ihn war ein relevantes Ergebnis, dass Protonenpumpenhemmer (PPI) neben der intravenösen Hochdosis-Gabe auch oral verwendet werden können, da sie vergleichbar wirksam sind. Denn das könnte sich als ein deutlicher Kostenvorteil im klinischen Alltag niederschlagen. Ebenso machten „Heidelbeeren“ die Kollegen neugierig. Ösophagus
Über 600 Abstracts wurden zu diesem Thema eingereicht. Wie Prof. Joachim Labenz, DiakonieKlinikum Siegen, klarstellte, gibt es zwar eine trendgerechte „Diagnose-App“ zur Reflux-Krankheit, aber nach wie vor hierzu keinen diagnostischen Goldstandard. Histologisch ist eine Differenzierung zwischen GERD (gastroesophageal reflux disease) und funktionellem Sodbrennen möglich. Refluxpatienten (auch NERD, non erosive reflux disease) zeigen ein anderes Impedanz-Muster als gesunde Kontrollen. Die Messung der Impedanz hält Labenz deshalb
für eine zukunftsträchtige Methode in der Praxis. Gewichtsabnahme bessert leichte/moderate Reflux-Symptome und die Wirkung einer AntirefluxMedikation. Labenz stellte klar, dass die Kombination aus einem Prokinetikum und einem PPI zur Behandlung von GERD unterbleiben soll. Einer von 5 Patienten mit einem diagnostisch gesicherten Reflux profitiert von einem PPI gegenüber Placebo, wenn er einen Refluxhusten hat. Für den oft asymptomatischen Barrett-Ösophagus sind abdominelle Adipositas, Alter und Rauchen Risikofaktoren (unabhängig von GERD). Da oft die Altersgruppe betroffen ist, die einer Vorsorge-Koloskopie zugeführt wird, rät Labenz insbesondere wegen der latenten Gefahr zum Übergang zum Ösophagus-Karzinom, gleich eine Vorsorge-Gastroskopie durchzuführen. Zudem deutete der Referent an, „dass eine zuverlässige Vorhersage der Progression des Barrett-Ösophagus zur Neoplasie greifbar nahe ist.“ In Bezug auf die eosinophile Ösophagitis (das „Asthma der Speiseröhre“) führte Labenz aus, dass man unter Kenntnis der typischen Befunde bei 9 von 10 Patienten Veränderungen sieht. Das heißt also, dass 1–2 Probeentnahmen genügen, während mit endoskopischem Normalbefund mindestens 17 Biopsien notwendig sind. Bei Motilitätsstörungen können Rezidive nach Myotomie effektiv und schonend mit der pneumatischen Dilatation behandelt werden. Magen
Nach endoskopischer Resektion eines Magenfrühkarzinoms sollte man die Helicobacter-pylori-Era-
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dikation unbedingt durchführen. Denn diese senkt die Rate metachroner Zweit-Karzinome signifikant und klinisch relevant. In Bezug auf Blutungen ist das Risiko für nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) und Acetylsalicylsäure (ASS) vergleichbar und dauerhaft. Die Initialphase ist mit einem erhöhten Risiko assoziiert. Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) steigern das Blutungsrisiko um 62 %. SSRI und NSAR erhöhen dabei das Blutungsrisiko synergistisch! Die idiopathische Gastroparese ist derzeit in Deutschland eine neue Epidemie und nimmt auch in den USA drastisch zu, berichtete Labenz. Junge Frauen sind häufiger betroffen und verlieren stark an Gewicht. Die Therapie stellt eine besondere Herausforderung dar. Eine Studie mit 357 Patienten mit Gastroparese hat nun belegt, dass die Therapieaussichten selbst in der Hand von Experten noch schlecht sind. Man erreiche dort nur für 28 % eine Verbesserung innerhalb des ersten Jahres. „Neu kann man sich hier Prucaloprid gut vorstellen oder einen Magenschrittmacher“, stellte Labenz klar. Bisher verwendete Substanzen sind dagegen unwirksam. Sung et al haben gezeigt, dass 2 x 40 mg Esomeprazol per os der intravenösen Hochdosis-Gabe eines Protonenpumpenhemmer vergleichbar wirksam sind. Der Konsum von PPIs hat sich in Deutschland verfünffacht. „Das Liegen in einer chirurgischen Klinik ist mit einer PPI-Einnahme assoziiert“, so Labenz. Er schlussfolgert, dass Krankenhäuser eine wesentliche Quelle für den inadäquaten Einsatz von PPI sind. Daher werden dringend Schulungsprogramme empfohlen.
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Kongresse
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Dickdarm
Prof. Franz Hartmann, St. Marienkrankenhaus Frankfurt/Main, betonte, dass eine Mukosaheilung zu häufiger und längerer Remission führt, jedoch bislang nicht einheitlich definiert ist. Eine Studie von Bessissow et al. zeigte, dass die Histologie trotz makroskopischer Mukosaheilung von Bedeutung für die Krankheitsprognose ist. Die endoskopische Aktivität bei Colitis ulcerosa bzw. Mukosaheilung korreliert am besten mit fäkalem Calprotectin. Prucaloprid (Resolor®) ist als selektiver 5-HT4-Rezeptor-Agonist die Therapie der Wahl bei chronischer Obstipation für Patientinnen, bei denen konventionelle Laxanzien nicht (mehr) greifen, erläuterte Hartmann. Neuere Studienergebnisse bestätigen eindrucksvoll die bisher vorliegenden positiven Daten. Heidelbeeren haben durch Anthocyane antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften. In einer Studie mit 13 Colitis-ulcerosa-Patienten zeigte sich, dass Remissionen damit erreichbar waren und sich auch entsprechend das fäkale Calprotectin veränderte. Allerdings war die tägliche Dosis mit 300 g frischen Heidelbeeren relativ hoch. Die Frage ist natürlich, wie sich das im Alltag etablieren soll. Elisabeth Wilhelmi, München Quelle: ddw update – Neues vom amerikanischen Gastroenterologenkongress (Digestive Disease Week San Diego 19.–22.05.2012). Die Veranstaltungsreihe findet statt unter der Schirmherrschaft von DGVS, BDI, ALGK sowie bng und wurde in Frankfurt am Main, Bonn, Hamburg, München und Chemnitz durchgeführt.
Blutung und Gerinnung: Gefürchtete Notfälle im klinischen Alltag vermeiden Auch beim Einsatz modernster Medizintechnik und bei innovativen Operationsverfahren gehören Blutungskomplikationen zum Alltagsgeschäft der HNO-Mediziner. Wie stark das Interesse dieser Facharztgruppe an hämostaseologischen Themen gewachsen ist, zeigte der rege Teilnehmerzustrom zum zweiten CSL BehringSymposium beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für HalsNasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie (DGHNOKHC). Die Transfusionsmedizinerin und Kinderärztin Dr. Susan Halimeh aus Duisburg erläuterte das Erkrankungsbild des von-WillebrandSyndroms (vWS) – der häufigsten angeborenen Blutungsneigung – und welche Anhaltspunkte auf diese Blutgerinnungsstörung hindeuten. Der Kinderarzt Dr. Michael SiglKraetzig aus Blaubeuren stellte einen Anamnesefragebogen vor, mit dem Risikokandidaten identifiziert und gefürchtete Blutungskomplikationen bei HNO-Operationen vermieden werden können, ohne dass aufwendige Labordiagnostik betrieben werden muss. Das vWS – häufig, aber schwer zu (er)fassen
Dr. Halimeh zeigte in ihrem Vortrag die Geschichte der Entdeckung des vWS durch Erik von Willebrand auf. Der Forscher beschrieb in den 1920er Jahren bei einer Großfamilie auf den schwedischen Aaland-Inseln erstmals eine „Pseudo-Hämophilie“, bei der er eine männliche und weibliche Komponente der Blutungsneigung beobachtete. Zum ersten Mal wur-
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de die Menorrhagie als häufiges Symptom bei erkrankten Mädchen bzw. Frauen erfasst. Oft ist betroffenen Mädchen und Frauen nicht bewusst, dass ihre Monatsblutung nicht normal ist, so dass die Menorrhagie nicht erkannt und nicht als Krankheitssymptom wahrgenommen wird. Mit der Diagnose bringen viele Frauen die Symptome des vWS erstmals in einen Zusammenhang und nehmen sie bewusst wahr. So geben 65–93 % der diagnostizierten Frauen an, dass sie an einer übermäßig starken und langen Monatsblutung leiden. Weitere Symptome des vWS sind Hämatome, Nasenbluten und Zahnfleischbluten. Die Symptome können im Verbund auftreten, müssen aber nicht. Häufig ist nur ein einziger Anhaltspunkt vorhanden. Oft berichten Patienten auch, dass sie in der Kindheit Blutungssymptome an sich beobachten konnten, später aber nicht mehr. Beim vWS werden 3 Typen unterschieden: Beim milden Typ 1 liegt ein quantitativer Mangel des vonWillebrand-Faktors vor, bei Typ 2 funktionelle Defekte und bei Typ 3 der vollständige Mangel an vonWillebrand-Faktor, assoziiert mit schwerer Blutungssymptomatik. In der überwiegenden Zahl der Fälle – bei etwa 70 % der Patienten – liegt ein Typ 1 vor. Diese Patienten sollten unbedingt diagnostisch erfasst werden, weil auch Patienten mit im Alltag leichter Blutungsneigung bei Operationen, Unfällen und Zahnextraktionen lebensgefährlich bluten können. Gerinnungsanamnese ist ein wichtiges diagnostisches Werkzeug
Um die milden Fälle des vWS zu identifizieren, empfahl Dr. Halimeh eine standardisierte Gerinnungs© VERLAG PERFUSION GMBH
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anamnese. Auch der Hals-NasenOhrenarzt Dr. Mewes unterstrich die hohe Bedeutung einer gezielten Anamnese gerade im HNO-Bereich. Diese sei besser geeignet als das Routine-Gerinnungsscreening, denn eine normale PTT und ein normaler Quick-Wert seien keine Garantie, dass nicht doch ein vWS vorliegen könnte, betonte Halimeh. Sie wies insbesondere auf Infekte hin, die bei Kindern zu einer falsch positiven und verlängerten PTT führen können. „Verlassen Sie sich nicht auf das Labor!“, appellierte Halimeh, „das vermeintlich sichere Gefühl ist falsch!“ Einen universell einsetzbaren Gerinnungsfragebogen zur Durchführung der Anamnese stellte Dr. Sigl-Kraetzig vor. Dieser wird vom „Netzwerk vWS“, einer Initiative zur Früherkennung des vWS, herausgegeben. Der Kinderarzt empfahl den HNO-Medizinern, den Fragebogen insbesondere vor operativen Eingriffen bei Kindern einzusetzen. Der HNO-Mediziner Dr. Mewes bekräftigte dies. Denn gerade bei Kindern seien akute Schleimhautblutungen bei Tonsillektomien kaum zu stoppen und würden nicht selten tödlich enden. Tödliche Blutungen nach HNO-Operationen
Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Blut bei Tonsillektomien zunächst in den Rachen abläuft, sodass eine akute Blutung zunächst nicht auffällt, erläuterte Sigl-Kraet zig. Oft bemerkt der Operateur die Blutung erst dann, wenn das Kind Blut im Mund hat und das Blut aus dem Mund läuft. Tödlich verlaufenden Tonsillektomien bei Kindern kann man durch eine Gerinnungsanamnese gut vorbeugen. In diesem Zusammenhang
verwies Sigl-Kraetzig auf die Leitlinien zur präoperativen Gerinnungsuntersuchung bei Tonsillektomien und Adenotomien: zum einen auf die S1-Leitlinie der DGHNOKHC und zum anderen auf eine Empfehlung der pädiatrischen Arbeitsgruppe der GTH. In beiden wird standardmäßig eine strukturierte Erhebung der Blutungsanamnese gefordert. Die pädiatrische Arbeitsgruppe der GTH empfiehlt darüber hinaus präoperativ eine erweiterte hämostaseologische Diagnostik, und zwar bei solchen Patienten, bei denen die Eigenanamnese kein aussagekräftiges Ergebnis liefert (z.B. bei Sprachbarrieren oder bei Kindern unter 2 Jahren). Zudem kann das Blutungsrisiko bei Tonsillektomien auch durch die Wahl des Zugangs gesenkt werden. Sigl-Kraetzig empfahl, bei Eingriffen weitestgehend atraumatisch vorzugehen (TO statt TE) und insbesondere bei Blutungsneigung die Indikationsstellung für eine Tonsillektomie streng zu überprüfen. Der Kinderarzt machte darauf aufmerksam, dass Nachblutungen auch noch 10 Tage postoperativ auftreten können, sodass eine stationäre Behandlung einem ambulant durchgeführten Eingriff vorzuziehen ist. Abschließend erläuterte Sigl-Kraetzig die Therapieoptionen bei vWSPatienten, die sich je nach Eingriff und Patient unterscheiden. Als Therapeutika kommen Antifibrinolytika wie z.B. Tranexamsäure, das Hormonanalogon Desmopressin (DDAVP) sowie von-WillebrandFaktor-VIII-haltige Präparate (z.B. Haemate® P) infrage. Uta Schmidt, Düsseldorf
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Crash-Test für die Knochen: modernste Automobil technologie für den Knochenschutz Was Automobil-Techniker schon seit Langem praktizieren, hält jetzt auch Einzug in die Osteologie: die Prüfung mithilfe der Finite Elemente Analyse (FEA). „Bei diesem rechnergestützten Verfahren wird eine vorgegebene Struktur virtuell in möglichst kleine Elemente zerlegt, die sich in ihren physikalischen Eigenschaften gut beschreiben lassen. Ausgehend von diesen Elementen kann eine Software die Belastbarkeit des ganzen Bauteils errechnen und Schwachstellen aufdecken“, erläuterte Holger Stauch, Abteilungsleiter für Auslegung von Karosseriestrukturen bei BMW München, im Rahmen des Frühlingsforums Osteoporose aktuell. Bei Patienten mit Osteoporose lässt sich damit eventuell zukünftig das individuelle Frakturrisiko an verschiedenen Skelettlokalisationen und damit auch der persönliche Erfolg einer Behandlung beurteilen, so sein medizinischer Co-Referent, Prof. Dr. Matthias Schieker, München. Denosumab festigt trabekuläre und kortikale Knochen signifikant
Einen entscheidenden Schritt in diese Richtung konnten Wissenschaftler mit 7.808 postmenopausalen Osteoporose-Patientinnen erreichen, die an der FREEDOMStudie teilgenommen hatten. In der dreijährigen placebokontrollierten Studie senkte der RANK-LigandInhibitor Denosumab (halbjährlich 60 mg subkutan) das Risiko neuer Frakturen signifikant an allen untersuchten Skelettlokalisationen. Die auf der Basis quantitativer © VERLAG PERFUSION GMBH
KONGRESSE
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Computertomografien an Lendenwirbelsäule und Hüfte vorgenommene FEA zeigt, dass Denosumab die Knochenfestigkeit sowohl im trabekulären als auch im kortikalen Kompartiment deutlich verbesserte. Der Unterschied zu den Ausgangswerten und zu Placebo erreichte dabei schon nach einem Behandlungsjahr statistische Signifikanz. „Nach 3 Jahren hatte die Knochenfestigkeit an der Hüfte um 8,4 % und an der Wirbelsäule um 18,1 % zugenommen“, erklärte Prof. Dr. Lorenz Hofbauer, Dresden. Hofbauer zufolge stellt die Wirksamkeit von Denosumab an beiden Kompartimenten einen entscheidenden therapeutischen Fortschritt dar. Bisphosphonate wirken vorwiegend am trabekulären Knochen wie etwa an der Wirbelsäule und weniger an Knochen mit höheren kortikalen Anteilen wie an Hüfte und Radius. In einer Vergleichsstudie mit Alendronat zeigte sich, dass im Unterschied der Wirkstoff Denosumab nicht nur an der Wirbelsäule, sondern auch an den anderen Lokalisationen zu signifikant größeren Knochenzuwächsen führt. Reduktion des Frakturrisikos bei Patientinnen jeden Alters
„Die Frakturinzidenz an verschiedenen Skelettlokalisationen unterliegt einer zeitlichen Dynamik und hängt davon ab, ob ein Knochen überwiegend trabekulär oder kortikal aufgebaut ist“, sagte Prof. Dr. Franz Jakob, Würzburg. Nach Eintreten der Menopause nimmt die Knochendichte zunächst im trabekulären Knochen ab, später überwiegt der Rückgang im kortikalen Kompartiment. Dementsprechend steigt zunächst das Frakturrisiko
der Knochen mit überwiegend trabekulärem Anteil (wie den Wirbelkörpern), mit zunehmendem Alter dann auch an Knochen mit höherem kortikalem Anteil (wie beispielsweise der Hüfte). Ein Osteoporose-Medikament sollte daher in beiden Kompartimenten wirksam sein, um Patientinnen jeden Alters vor Frakturen zu schützen, so Jakob. Das ist bei Denosumab der Fall. Eine nach dem Alter stratifizierte Subanalyse der FREEDOM-Studie zeigte, dass der RANK-LigandInhibitor das Risiko für vertebrale Frakturen praktisch altersunabhängig bei 60- bis 74-Jährigen um 70 % und bei 75- bis 90-Jährigen um 64 % signifikant senkte. In Einklang mit dem verzögerten Anstieg der Frakturinzidenz an der Hüfte machte sich der Effekt von Denosumab dort in erster Linie bei den älteren Patientinnen bemerkbar. Bei ihnen sank das relative Risiko signifikant um 62 %, während es bei den 60- bis 74-jährigen Patientinnen nicht signifikant um 6 % reduziert wurde. Wie wichtig die Wirksamkeit von Osteoporose-Medikamenten im höheren Alter ist, betonte Prof. Dr. Johann Diederich Ringe, Leverkusen. „Patienten ab etwa 70 bis 75 Jahren stellen die überwiegende Mehrheit der Osteoporose-Patienten im Praxisalltag dar.“ Es sei daher essenziell, ihnen effektive Medikamente anzubieten. Denosumab wirkte bei dieser Zielgruppe nachweisbar gut. Als weiteren Vorteil von Denosumab nannte Ringe, dass es auch bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, die häufig im höheren Lebensalter eintritt, eingesetzt werden könne. Bisphosphonate und andere OsteoporoseMedikamente seien dagegen ab einer glomerulären Filtrationsrate
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unter 35–30 ml/min nicht mehr zu empfehlen. „Allerdings sollte die Therapie im Fall begrenzter osteologischer Eigenerfahrungen mit einem Nephrologen abgestimmt werden, um einen sekundären Hyperparathyreoidismus und eine adyname Knochenerkrankung auszuschließen“, sagte Ringe. Kontinuierlicher Knochendichtezuwachs über 6 Jahre
Die besondere Wirkungsweise von Denosumab bestätigt sich auch in den mittlerweile verfügbaren Langzeitdaten zur Knochendichte. So zeigt eine Zwischenauswertung der offenen FREEDOM-Extension-Studie mit 4.550 Patientinnen, dass die Knochendichte an der Lendenwirbelsäule und an der Hüfte im Behandlungsverlauf kontinuierlich ansteigt. Nach insgesamt 6 Behandlungsjahren beträgt der Zuwachs im ehemaligen Verum-Arm gegenüber dem Ausgangswert nun 15,2 % an der Lendenwirbelsäule bzw. 7,5 % an der Hüfte. Bei Patientinnen des ehemaligen PlaceboArms hat die Knochendichte nach 3 Jahren um 9,4 % bzw. um 4,8 % zugenommen. Dagegen erreicht die Knochendichte bei Behandlung mit Bisphosphonaten insbesondere an der Hüfte nach 3–4 Jahren ein Plateau. Dies steht mit der vorwiegend trabekulären Wirkung dieser Substanzklasse im Einklang und könnte auch die eher abnehmende Effektivität von Bisphosphonaten im Hinblick auf die Reduktion des Hüftfrakturrisikos bei älteren Patienten erklären. Die Inzidenz neuer Frakturen blieb unter Langzeitgabe von Denosumab auch in den Jahren 4–6 niedrig. Dabei bewegte sich die Rate für vertebrale Fakturen nach 5 © VERLAG PERFUSION GMBH
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Jahren mit 1,4 % auf einem ähnlich niedrigen Niveau wie in der Denosumab-Gruppe und deutlich unter der Placebogruppe der Hauptstudie, die Rate nicht vertebraler Frakturen hatte weiter abgenommen und lag in Jahr 5 zuletzt bei 1,1 %. Besonders erfreulich: In den beiden Jahren der Verlängerung waren die jährlichen Inzidenzraten schwerwiegender Infektionen und Malignome im ehemaligen Verum- und Placebo-Arm gleich oder niedriger als im Placebo-Arm der FREEDOM-Studie. Elisabeth Wilhelmi, München
Nicht-Plattenepithelkarzinom der Lunge:
PARAMOUNT-Studie zeigt Überlebensvorteil durch Pemetrexed Die Weiterbehandlung mit Pemetrexed (Alimta®) nach erfolgreicher Induktionstherapie mit Pemetre xed/Cisplatin kann das Überleben von Patienten mit fortgeschrittenem nicht-plattenepithelialem NSCLC verlängern. Das belegen die finalen Ergebnisse der PARAMOUNT-Studie, die auf der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago/Illinois vorgestellt wurden. „Continuation Maintenance“
In der placebokontrollierten PhaseIII-Studie erhielten Patienten mit fortgeschrittenem Nicht-Platten epithelkarzinom der Lunge zunächst 4 Zyklen einer Induktionstherapie mit Pemetrexed/Cisplatin. Patienten, die damit eine Remission (44,9%) oder eine Krankheitsstabi-
lisierung (51,9%) erzielten, wurden für die Erhaltungstherapie-Phase der Studie PARAMOUNT randomisiert (n=539). Sie wurden dann im Verhältnis 2:1 entweder mit Pemetrexed (n=359) in gleicher Dosierung (500 mg/m2 an Tag 1 alle 3 Wochen) weiterbehandelt oder erhielten Placebo (n=180), jeweils zusammen mit Best Supportive Care. Diese Form der Erhaltungstherapie in der Verum-Gruppe wird als „Continuation Maintenance“ bezeichnet, da sie keine Therapiepause und auch keinen Substanzwechsel erfordert. Alle Patienten bekamen zusätzlich Vitamin B12, Folsäure und Dexamethason. Risikoreduktion von 22%
Der primäre Studienendpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS). Es betrug ab Beginn der Induktionstherapie in der Pemetre xed-Gruppe im Median 6,9 Monate und im Placebo-Arm 5,6 Monate. Der Unterschied zugunsten von Pemetrexed war signifikant (Hazard Ratio 0,59; 95%-Konfidenzintervall 0,47–0,74; p<0,0001) und zeigte sich unabhängig von der Art des Ansprechens auf die vorherige Therapie mit Pemetrexed/Cisplatin (komplette/partielle Remission oder Krankheitsstabilisierung). Die mit Pemetrexed behandelten Patienten erreichten ein signifikant längeres medianes Gesamtüberleben von 16,9 Monaten (gerechnet ab Beginn der Induktionstherapie) im Vergleich zu 14,0 Monaten bei Gabe von Placebo. Ab Beginn der Erhaltungstherapie betrug das Gesamtüberleben in der PemetrexedGruppe 13,9 Monate gegenüber 11,0 Monaten im Placebo-Arm. Dies entspricht einer Risikoreduktion von 22% (HR 0,78; p=0,0195)
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zugunsten der Behandlung mit Pemetrexed. Die Erhaltungstherapie mit Pemetrexed wurde vergleichsweise gut vertragen. Toxizitätsbedingte Therapieabbrüche traten im Pemetrexed-Arm bei 5 % der Patienten auf und im Placebo-Arm bei 3 %. Die Lebensqualität wurde mit einem standardisierten Fragebogen (EQ-5D) erfasst und war in beiden Studienarmen vergleichbar. Fazit: Potenzial der Erstlinientherapie voll ausschöpfen
Bei der „Continuation Maintenance“ wird die Erstlinientherapie durch Nutzung von Pemetrexed als Therapiekomponente konsequent weitergeführt. Sie schöpft damit ihr Potenzial sehr gut aus, statt – wie bei der „Switch Maintenance“ üblich – auf eine weitere Substanz zuzugreifen. Zudem bestätigt das neue Konzept den Stellenwert von Pemetrexed. Der Wirkstoff ist in Kombination mit Cisplatin ein Standard in der Erstlinienbehandlung bei fortgeschrittenem nicht-plattenepithelialem NSCLC (Adeno- und großzelliges Karzinom). In der bis dahin größten randomisierten Phase-IIIStudie konnte mit Pemetrexed/ Cisplatin im Vergleich zu Gemcitabin/Cisplatin erstmals mit einer Zweifachkombination das Überleben von Patienten mit Adenokarzinom auf median über ein Jahr verlängert werden. Elisabeth Wilhelmi, München
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Flutiform® zur Behandlung des Asthma bronchiale erhält Zulassung für Deutschland Flutiform®, die neue inhalative Fixkombination zur Therapie von Asthma bronchiale, wurde vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) für den deutschen Markt zugelassen und ist seit September verfügbar. Die Zulassung in Deutschland folgt auf die Entscheidung der Europäischen Kommission, die Flutiform® am 3. Juli nach einem dezentralen Verfahren für die EU zugelassen und 21 Mitgliedsstaaten beauftragt hatte, die nationale Zulassung auszusprechen. Bisher wurde dies in Zypern umgesetzt; es ist zu erwarten, dass weitere Länder wie z.B. Großbritannien oder die Niederlande in Kürze folgen werden. Fluticason und Formoterol – bewährte Wirkstoffe erstmals kombiniert
Flutiform® enthält das inhalative Glukokortikoid Fluticasonpropionat und den langwirksamen Betaagonisten Formoterolfumarat in einem treibgasgetriebenen Dosieraerosol mit Dosiszähler. „Wir freuen uns, dass wir Patienten mit Asthma ein neues Kombinationspräparat anbieten können, das erstmals diese beiden bewährten und hochwirksamen Substanzen in einem Device vereint“, sagt Gunther Niederheide, Geschäftsführer von Mundipharma, Limburg. „Trotz bereits existierender Therapieoptionen gelingt es bei einem großen Teil der Asthma-Patienten bisher nicht, eine zufriedenstellende
Symptomkontrolle zu erreichen. Diese Menschen erhalten nun eine weitere Therapieoption.“ In mehreren Phase-III-Studien hat Flutiform® seine Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Dabei wurde das Medikament bei der Behandlung von Patienten mit Asthma in unterschiedlichen Schweregraden untersucht. Die neue Fixkombination zeigte eine dauerhaft starke Wirkung bei schnellem Wirkeintritt. Flutiform® ist für die Dauertherapie von Asthma bronchiale bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren vorgesehen, bei denen der Gebrauch eines Kombinationspräparats (inhalatives Kortikoid plus langwirksamer Betaagonist) angezeigt ist. Das Medikament wird zweimal täglich inhalativ appliziert. Es stehen 3 verschiedene Wirkstärken zur Verfügung: 50 µg/5 µg, 125 µg/5 µg und 250 µg/10 µg Fluticasonpropionat/ Formoterolfumarat. Die höchste Wirkstärke (250 µg/10 µg) ist nur für Erwachsene zugelassen. F. S.
Neu auf dem Markt: CRYOSPEED® MED Seit September 2012 steht das neue Medizinprodukt CRYOSPEED® MED (medizinischer Stickstoff N2 flüssig) für die Anwendungsgebiete Kryochirurgie/Kryotherapie und Kryokonservierung zur Verfügung. Bei Dermatologen ist FlüssigStickstoff das am weitesten verbreitete Kältemittel zur Behandlung von aktinischen Keratosen, Basaliomen, Warzen, Mollusken, hypertrophen Narben sowie Keloiden. CRYOSPEED® MED ist
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ein nach dem neuesten Stand der Richtlinie 93/42/EWG und dem Medizinproduktegesetz (MPG) zertifiziertes und CE-gekennzeichnetes Medizinprodukt. Damit erhält der Anwender die passende medizinische Qualität und maximale therapeutische Sicherheit für sich und seine Patienten. Als Spray- oder Kontaktverfahren
Durch die hohe Abkühlgeschwindigkeit von CRYOSPEED® MED ergibt sich eine kurze Behandlungsdauer bei sehr hoher Wirksamkeit. Das System ist bei günstigen Gerätekosten apparativ einfach und sicher anzuwenden, was einen reibungslosen und effektiven Behandlungsablauf sicherstellt. Der Einsatz von CRYOSPEED® MED erfolgt entweder als offenes Verfahren (Spray-Verfahren), das direkt auf die Haut wirkt, oder als geschlossenes Kontaktverfahren, indirekt über Kryosonden. Neben der Bereitstellung von CRYOSPEED® MED bietet Linde Healthcare ergänzend umfangreiche Services in einem bundesweit dichten Liefernetz – auch für Kleinmengen – an. Je nach Vereinbarung füllen Servicefahrer die jeweiligen Vorratsbehälter nach Bedarf oder regelmäßig in einem festgelegten Rhythmus vor Ort auf. Passende Lager- und Transportbehälter für Flüssigstickstoff werden von Linde Healthcare ebenfalls zum Verkauf angeboten. Für den speziellen Kundenservice der Sprechstundenbedarfsabrechnung sowie eine umfassende Beratung können sich Interessierte an die Servicenummer 089/37000-177 wenden. E. W. © VERLAG PERFUSION GMBH
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Budenofalk® 3mg für die Remissionsinduktion und -erhaltung bei der Auto immunhepatitis zugelassen Bislang wurde zur Remissionsinduktion der Autoimmunhepatitis (AIH) hauptsächlich Prednison allein oder in Kombination mit Azathioprin (z.B. Azafalk®) eingesetzt. Zum Remissionserhalt wird das Immunsuppressivum mit möglichst niedrigen Steroiddosen kombiniert. Seit Ende Juni ist mit Budenofalk® 3mg das topisch wirksame und damit gut verträgliche Budesonid für die Remissionsinduktion und -erhaltung bei AIH zugelassen und damit eine echte Alternative zu den bislang verfügbaren Kortikosteroiden. Budesonid darf nur bei Patienten ohne Leberzirrhose eingesetzt werden. Remissionserhalt über mindestens 24 Monate
Zur Remissionsinduktion wird Budesonid in einer Tagesdosis von 3 x täglich 3 mg empfohlen, entsprechend einer Gesamtdosis von 9 mg. Zum Erhalt der Remission ist die zweimal tägliche Gabe von 3 mg Budesonid indiziert. Die remissionserhaltende Therapie soll über mindestens 24 Monate durchgeführt werden. Ist dann die biochemische Remission stabil und zeigt die Leberbiopsie keine Anzeichen einer Entzündung, kann die Behandlung beendet werden. Vorteil: bessere Verträglichkeit
Entscheidender Vorteil von Budesonid ist seine deutlich bessere Verträglichkeit im Vergleich zu konventionellen Kortikosteroiden. Denn die hohe hepatische First-
Pass-Elimination von über 90 % senkt die systemische Bioverfügbarkeit des Steroids und damit auch das Risiko der gefürchteten Steroidnebenwirkungen. Die Überlegenheit von Budesonid mit Blick auf Wirksamkeit und Verträglichkeit wurde in der weltweit größten prospektiven, randomisierten Therapiestudie zur AIH belegt (Manns et al., Gastroenterology 2010;139:1198-1206). Die multizentrische Doppelblindstudie verglich Prednison und Budesonid, jeweils in Kombination mit Azathioprin, bei 208 Patienten mit gesicherter AIH, aber ohne Leberzirrhose. Nach sechsmonatiger Doppelblindphase erreichten deutlich mehr Patienten unter Budesonid den primären kombinierten Endpunkt (Normalisierung der Aminotransferasen bei gleichzeitigem Fehlen von steroidtypischen Nebenwirkungen), nämlich 47 % gegenüber 18,4 % unter Prednison (plus Azathioprin). In der sich anschließenden offenen Behandlungsphase, in der alle Patienten Budesonid erhielten, verbesserte sich die Ansprechrate weiter auf 60,2 %. Die Zahl der steroidtypischen Nebenwirkungen lag unter Budesonid mit 44,8 % gegenüber 26,4 % unter Prednison deutlich niedriger. E. W.
Neuer 2 in 1-Kombi-Schnelltest revolutioniert Darmkrebs-Vorsorge Seine Genauigkeit, Darmkrebs zu erkennen, liegt bei nahezu 100 % – ebenso die Wahrscheinlichkeit, diesen auszuschließen. Die Erkennungsrate für fortgeschrittene Polypen und Darmkrebs liegt bei ca. 70 %. Der Stuhl-Test „ScheBo®
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2 in 1 QuickTM„ ist ab sofort beim Arzt erhältlich und in der Apotheke als Einsenderleistung in das Labor ab dem 15. September unter der PZN 0242 826. Ebenfalls ab Mitte September steht der Test für die betriebliche Vorsorge in Unternehmen zur Verfügung. Misst gleichzeitig M2-PK und Hb
Erstmals werden in einem Kombitest zur Darmkrebs-Vorsorge gleichzeitig der Enzym-Biomarker M2-PK sowie menschliches Hämoglobin (Hb) im Stuhl gemessen. Als Probenmaterial genügt eine winzige Stuhlprobe, das Ergebnis liegt innerhalb weniger Minuten vor, eine spezielle Diät ist nicht erforderlich. Mit dieser parallelen Bestimmung kann der neue Test mehr über Darmkrebs und seine Vorstufen aussagen als andere bisherige Stuhltests. Darmkrebs entwickelt sich langsam, ist aber bei rechtzeitiger Diagnose zu fast 100 % heilbar. Allerdings folgen nur wenige der Empfehlung zur Frühdiagnostik – nur etwa 2 % Berechtigten ab dem 55. Lebensjahr lassen sich koloskopieren. Für die Detektion der Darmkrebsvorstufen wie beispielsweise Polypen hat sich seit Jahren der Einzeltest ScheBo® M2-PK QuickTM bewährt, mit dem das Enzym M2-PK (M2-Pyruvatkinase) im Stuhl bestimmt wird. M2-PK weist auf proliferative Veränderungen in der Darmschleimhaut hin und identifiziert unabhängig von Blut oder Nahrungsbestandteilen Polypen und Darmkrebszellen. Ob auch zusätzlich Blut im Stuhl vorhanden ist, wird mit dem neuen Test „ScheBo® 2 in 1 QuickTM“ jetzt ebenfalls festgestellt. Dieser immunologische Blut-im-Stuhl-Nachweis (iFOB) hat deutliche Vorteile © VERLAG PERFUSION GMBH
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gegenüber dem herkömmlichen biochemischen Blut-im-Stuhl-Test (gFOBT), dem sogenannten „Guajak“- oder „Hämoccult“-Test, der nur eine Sensitivität von 20–30 % aufweist. Polypen und Kolonkarzinome bluten sehr unregelmäßig und oft erst in spätem Stadium, andererseits führen Hämorrhoiden und andere Blutungen im Darm damit häufig zu falsch positiven Ergebnissen. Zudem ist dieser Test abhängig von der Nahrungszufuhr. Der moderne immunologische Blut-im-Stuhl-Nachweis im „ScheBo® 2 in 1 QuickTM“ hingegen verwendet ausschließlich spezifische Antikörper gegen menschliches Hämoglobin (Hb). Somit gibt es keine falsch-negativen Ergebnisse durch Antioxidanzien und keine falsch-positiven durch tierisches Hämoglobin oder durch Peroxidase-Reaktionen aufgrund von Nahrungsmittelbestandteilen. H. V.
Empfehlung des CHMP zur Zulassungserweiterung
Protelos® künftig auch für Männer mit Osteoporosebedingtem Frakturrisiko Auch Männer können bald von der hohen Effektivität und dem lang anhaltenden Frakturschutz von Strontiumranelat (Protelos®) profitieren. Denn am 24. Mai 2012 hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA eine weitreichende Zulassungserweiterung für Protelos® empfohlen: Zusätzlich zur Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen kann das Präparat künftig auch zur
Osteoporosetherapie von Männern mit erhöhtem Frakturrisiko eingesetzt werden. Die CHMP-Empfehlung für die neue Indikation von Protelos® stützt sich auf die Ergebnisse einer internationalen, randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie über 2 Jahre bei Männern mit Osteoporose und erhöhtem Frakturrisiko*. In ähnlichem Ausmaß wie bereits in Studien bei postmenopausalen Frauen mit Osteoporose führte Protelos® auch bei Männern zu einem signifikanten Anstieg der Knochenmineraldichte in der Lendenwirbelsäule, dem Oberschenkelhals und der Gesamthüfte. Auch das Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil der Substanz entsprach dem der Studien bei Frauen. Bisher war Protelos® zur Behandlung der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen zur Reduktion des Risikos von Wirbelsäulen- und Hüftfrakturen zugelassen. Das günstige Nutzen-Risiko-Verhältnis und die hohe Effektivität durch einen umfassenden Frakturschutz an Wirbelsäule und Hüfte wurde erst kürzlich von der EMA bestätigt. Die bestehenden Warnhinweise wurden in eine Kontraindikation umgewandelt: Die Anwendung von Protelos® ist kontraindiziert bei Patienten mit Überempfindlichkeitsreaktionen gegen Strontiumranelat und bei Patienten mit akuten VTE oder VTE in der Anamnese, einschließlich tiefer Beinvenenthrombosen sowie Lungenembolien. Weiterhin darf Protelos® nicht angewendet werden bei Patienten, die vorübergehend oder dauerhaft immobilisiert sind, z.B. aufgrund * Kaufman JM et al. Osteoporos Int 2012; 23(Suppl. 2): S260 (Poster P459)
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postoperativer oder sonstiger längerer Bettruhe. Die positive Stellungnahme des CHMP zu einer Zulassungserweiterung zur Behandlung der Osteoporose von Männern mit erhöhtem Frakturrisiko unterstreicht den Stellenwert von Protelos® als effektives Therapiekonzept zur Vermeidung osteoporotischer Frakturen bei Frauen und Männern. F. S.
HBvaxPRO® 40 μg ab sofort deutlich günstiger Der Impfstoffhersteller Sanofi Pasteur MSD hat den Preis für seinen Hepatitis-B-Impfstoff HBvaxPRO® 40 μg gesenkt. Damit wird die Wirtschaftlichkeit dieses Impfstoffs deutlich unterstrichen. HBvaxPRO® 40 μg wird zur Immunisierung gegen das Hepatitis-BVirus bei erwachsenen Prädialyseund Dialysepatienten eingesetzt. HBvaxPRO® 40 μg ist für diese Indikation der einzige Hepatitis-BImpfstoff, mit dem eine Grundimmunisierung mit nur 3 Injektionen möglich ist. Er ist seit über 10 Jahren erfolgreich am Markt. Seine hohe Seroprotektion und gute Verträglichkeit konnten in klinischen Studien unter Beweis gestellt werden. Da für Dialysepatienten ein erhöhtes Risiko besteht, sich mit dem Hepatitis-B-Virus zu infizieren, wird die Impfung für diese Patientengruppe von der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut ausdrücklich empfohlen. Man geht davon aus, dass die Impfung auch indirekt gegen Hepatitis D schützt, da Hepatitis D nicht ohne eine Hepatitis-BInfektion auftritt. F. S.
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WISSENSWERTES
Psoriasis-Patienten haben erhöhtes Diabetes-Risiko Menschen, die an Schuppenflechte leiden, haben ein deutlich höheres Risiko, Diabetes zu entwickeln. Das ist das Ergebnis einer dänischen Studie, die auf dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in München vorgestellt wurde. Insgesamt wurden die Daten von 4 Millionen Menschen analysiert, von denen 50.000 eine Psoriasis entwickelten und ab diesem Zeitpunkt 13 Jahre lang beobachtet wurden. Das Diabetes-Risiko
steigt bei Psoriasis-Betroffenen mit dem Schweregrad der Erkrankung: Wer eine milde Form der Psoriasis hat, hat ein um 50 % höheres Risiko, an Diabetes zu erkranken, als Menschen ohne diese Hautkrankheit (6,93 vs. 3,67 neue Diabetes-Fälle pro 1.000 beobachtete Patientenjahre), bei schweren Psoriasis-Formen steigt das Risiko sogar auf das Doppelte an (9,65 vs. 3,67). Für dieses weitgehend unterschätzte Risiko müsse Bewusstsein geschaffen werden, so Studien-Co-Autor Dr. Ole Ahlehoff: „Diese Patientengruppe muss dafür sensibilisiert werden, wie sie ihr Herz-Kreislauf-Risiko senken kann.“
Einen möglichen Hintergrund nannte Prof. Eckart Fleck (Deutsches Herzzentrum Berlin): „Bei Psoriasis, bei Ablagerungen in den Arterien und bei frühen Stufen von Diabetes spielen immer lokale chronische Entzündungsprozesse eine Rolle. Dies ist ein zentraler Mechanismus, der bei den Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ursächlich ist.“ F. S.
Quelle: ESC-Abstract 2216: Khalid et al, Psoriasis is associated with increased risk of incident diabetes mellitus: a Danish nationwide cohort study.
Unser Titelbild zeigt den Ginkgo-Baum, eine der faszinierendsten Pflanzen unserer Erde. Seine Fächerblätter sind an der Vorderkante eingeschnitten. Daher rührt sein Artname „biloba“ = zweilappig. Die Inhaltsstoffe der Ginkgoblätter – Ginkgoflavonglykoside, Ginkgolid, Bilobalid – werden als Arzneimittel genutzt. Sie verbessern in den Nervenzellen die Energieproduktion und stärken so deren Leistungsfähigkeit. Außerdem erhöhen sie die Fließeigenschaften des Blutes, sodass sich die Versorgung des Gewebes mit Nährstoffen und Sauerstoff verbessert. © Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG, Karlsruhe. Herausgeber: Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Resch, FBK Deutsches Institut für Gesundheitsforschung gGmbH, Lindenstraße 5, 08645 Bad Elster Univ.-Prof. Dr. med. Hermann Eichstädt, Medizinische Klinik m. S. Kardiologie der Charité, Campus Virchow-Klinikum, Augustenburger Platz 1, 13353 Berlin Wissenschaftlicher Beirat: Prof. Dr. M. Alexander, Infektiologie, Berlin Prof. Dr. L. Beck, Gynäkologie, Düsseldorf Prof. Dr. Berndt, Innere Medizin, Berlin Prof. Dr. H.-K. Breddin, Innere Medizin, Frankfurt/Main Prof. Dr. K. M. Einhäupl, Neurologie, Berlin Prof. Dr. E. Erdmann, Kardiologie, Köln Prof. Dr. Dr. med. E. Ernst, University of Exeter, UK Prof. Dr. K. Falke, Anästhesiologie, Berlin Prof. Dr. K. Federlin, Innere Medizin, Gießen Prof. Dr. E. Gerlach, Physiologie, München Prof. Dr. H. Helge, Kinderheilkunde, Berlin Prof. Dr. R. Herrmann, Onkologie, Basel Prof. Dr. W. Jonat, Gynäkologie, Hamburg Prof. Dr. H. Kewitz, Klin. Pharmakol. Berlin Prof. Dr. B. Lemmer, Pharmakologie, Mannheim/Heidelberg
Prof. Dr. med. R. Lorenz, Neurochirurgie, Frankfurt Prof Dr. J. Mann, Nephrologie, München Dr. med. Veselin Mitrovic, Kardiologie, Klinische Pharmakologie, Bad Nauheim Prof. Dr. R. Nagel, Urologie, Berlin Prof. Dr. E.-A. Noack, Pharmakologie, Düsseldorf Prof. Dr. P. Ostendorf, Hämatologie, Hamburg Prof. Dr. Th. Philipp, Innere Medizin, Essen Priv.-Doz. Dr. med. B. Richter, Ernährung – Stoffwechsel, Düsseldorf Prof. Dr. H. Rieger, Angiologie, Aachen Prof. Dr. H. Roskamm, Kardiologie, Bad Krozingen Prof. Dr. E. Rüther, Psychiatrie, Göttingen Prof. Dr. med. A. Schrey, Pharmakologie, Düsseldorf Dr. Dr. med. C. Sieger, Gesundheitspolitik u. Gesundheitsökonomie, München Prof. Dr. E. Standl, Innere Medizin, München Prof. Dr. W. T. Ulmer, Pulmologie, Bochum Schriftleitung: Prof. Dr. med. Karl-Ludwig Resch, FBK Deutsches Institut für Gesundheitsforschung gGmbH, Lindenstraße 5, 08645 Bad Elster Telefon: 037437 557-0 Bibliothek: 037437 2214 [Library] E-Mail DIG: info@d-i-g.org E-Mail persönlich: fbk-dig@t-online.de
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Enbrel® 10 mg Pulver u. Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung zur Anw. bei Kindern u. Jugendl. Enbrel® 25 mg Pulver u. Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung Enbrel® 25 mg / 50 mg Injektionslösung in Fertigspritze Enbrel® 50 mg Injektionslösung im Fertigpen (MYCLIC) – Zusammensetzung: Enbrel 10 mg, -25 mg: 1 Durchstechfl. m. Plv. enth.: 10 mg bzw. 25 mg Etanercept. Sonst. Bestandt.: Pulver: Mannitol, Sucrose, Trometamol. 1 Fertigspritze m. Lsg.-mittel enth. Wasser f. Inj.-Zwecke. Enbrel 25 mg/-50mg Inj.-Lsg. in Fertigspr. u. Enbrel 50 mg Inj.-Lsg. im Fertigpen (MYCLIC): 1 Fertigspr. enth.: Etanercept 25 mg bzw. 50 mg, 1 Fertigpen enth. Etanercept 50 mg. Sonst. Bestandt.: Sucrose, Natriumchlorid, Argininhydrochlorid, Natriumdihydrogenphosphat-Dihydrat, Natriummonohydrogenphosphat-Dihydrat, Wasser f. Inj.-Zwecke. Etanercept wird gentechn. aus der Eierstockzelllinie d. Chinesischen Hamsters hergestellt. Anwendungsgebiete: Enbrel 25 mg u. 50 mg: Rheumatoide Arthritis: Enbrel ist in Komb. m. Methotrexat (MTX) zur Behandl. d. mittelschweren bis schweren aktiven rheumatoiden Arthritis (RA) bei Erw. indiziert, wenn Ansprechen auf Basistherapeutika (einschl. MTX – sofern nicht kontraind.) unzureichend ist. Enbrel kann im Falle einer Unverträglichk. gegenüber MTX od. wenn eine Forts. d. Behandl. m. MTX nicht mögl. ist, als Monother. angewendet werden. Behandl. der schweren, aktiven u. progressiven rheumatoiden Arthritis bei Erw., die zuvor nicht m. MTX behandelt worden sind. Enbrel reduziert als Monother. od. in Komb. m. MTX d. Fortschreiten d. radiolog. nachweisbaren strukturellen Gelenkschädig. u. verbessert d. körperl. Funktionsfähigk. Psoriasis-Arthritis (Arthritis psoriatica): Behandl. d. aktiven u. progressiven Psoriasis-Arthritis bei Erw., wenn Ansprechen auf vorhergehende Basisther. unzureichend ist. Enbrel verbessert d. körperl. Funktionsfähigk. bei Pat. m. Psoriasis-Arthritis u. reduziert d. Fortschreiten d. radiolog. nachweisbaren strukturellen Schädig. peripherer Gelenke b. Pat. m. polyartikulären symmetrischen Subtypen d. Erkrank. Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans): Behandl. d. schweren aktiven Morbus Bechterew bei Erw., die unzureichend auf konventionelle Behandl. angesprochen haben. Plaque-Psoriasis: Behandl. Erwachsener m. mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis, die auf eine andere syst. Ther. wie Ciclosporin, MTX od. Psoralen u. UVA-Licht (PUVA) nicht angesprochen haben od. bei denen eine Kontraind. od. Unverträglichk. einer solchen Ther. vorliegt. Enbrel 10 mg sowie zusätzl. f. Enbrel 25 mg u. 50 mg: Plaque-Psoriasis bei Kindern u. Jugendl.: Behandl. d. chron. schweren Plaque-Psoriasis bei Kindern u. Jugendl. ab 6 J., die unzureichend auf eine and. system. Ther. od. Lichtther. angesprochen haben od. sie nicht vertragen. Zusätzl. f. Enbrel 10 mg u. Enbrel 25 mg: Polyartikuläre juvenile idiopathische Arthritis (pJIA): Behandl. d. aktiven pJIA bei Kindern u. Jugendl. ab 2 J., die unzureichend auf MTX-Behandl. angesprochen haben od. MTX-Behandl. nicht vertragen. Gegenanzeigen: Überempfindlichk. gegen den Wirkstoff od. einen d. sonst. Bestandteile. Nicht anw. bei Sepsis od. Risiko einer Sepsis (cave: mögl. Erhöhung d. Mortalität bei bestehender Sepsis). Ther.-Beginn nicht bei aktiven Infekt., einschl. chron. od. lokalisierter Infekt. od. bei Pat. m. aktiver Tuberkulose. Pat. m. inaktiver Tuberkulose nur nach entspr. Anti-Tuberkulose-Ther. u. sehr sorgf. Nutzen/Risiko-Abwägung. HBV-Überträger u. Pat. m. bes. HBV-Infekt.-Risiko überprüfen, ggf. Enbrel-Anw. erst nach Anti-HBV-Ther.; Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen: Pat. vor, währ. u. nach Enbrel-Behandl. auf Infekt. hin untersuchen. Vorsicht walten lassen bei Pat. m. wiederkehrenden od. chron. Infekt. i. d. Vorgeschichte od. m. Begleiterkrank., die Infekt. begünstigen können (z. B. fortgeschrittener oder schlecht eingestellter Diabetes), sowie bei neuentwickelten Infekt. Unter Anw. v. Enbrel wurden schwerw. Infekt., Sepsis, Tuberkulose (Tb) u. opportunistische Infekt., einschl. invasiver Pilzinfekt. beobachtet (in einigen Fällen m. Todesfolge durch Nichterkennung u. verzögerte Behandl.). Pat.-Risiko für relevante opportunist. Infekt. berücksichtigen. Ther.-abbruch bei Entwickl. v. schwerer Infekt., sowie bei Auftreten schwerw. allerg. od. anaphylakt. Reakt. Vor Behandlungsbeginn alle Pat. auf aktive u. inaktive (latente) Tb hin untersuchen. Pat. anweisen, bei Tb-Sympt. ärztl. Rat einzuholen. Reaktivierung d. Hepatitis-B-Virus (HBV) wurde v. Pat. berichtet, die chron. Träger dieses Virus sind u. TNF-Antagonisten, einschl. Enbrel, erhalten haben. Besondere Vors. bei Pat. m. Blutdyskrasie in d. Anamnese, bei Auftreten v. Sympt. eindringl. Abklärung; bei nachweisl. Blutdyskrasie Enbrel absetzen. Bei starker Exposition gegenüber Varizella-Viren Behandl. vorübergehend abbrechen, ggf. Prophylaxe m. Varizella-zoster-Immunglobulinen. Regelm. Hautuntersuch. empf., da unter Behandl. m. TNF-Antagonisten, einschl. Enbrel, über Melanome und nicht-melanozytären Hautkrebs (NMSC) berichtet wurde. Besondere Vors. bei Pat. m. Herzinsuffizienz; Pat. m. Hepatitis C i.d. Anamnese wg. mögl. Verschlecht.; Enbrel nicht zur Behandl. v. Alkohol-Hepatitis anw.; Vorsicht b. Pat., die auch an mittelschw. bis schwerer Alkohol-Hepatitis leiden. Komb. Anw. v. Enbrel m. Anakinra oder Abatacept sowie Anw. v. Enbrel bei Wegener’schen Granulomatose wird nicht empf..; bei gleichz. medikamentöser Diabetes-Behandl. Fälle v. Hypoglykämie (ggf. Dosisred. v. Antidiabetika notw.); Vorsicht b. älteren Pat., insb. auf mögl. Infekt. achten. Keine gesicherten Erkenntnisse über Langzeitsicherheit v. Enbrel bei gleichzeitiger Gabe m. anderen antirheumatischen Basistherapeutika (DMARD). Anw. in Schwangerschaft u. Stillzeit nicht empf. Mögl. Risiko f. die Entwickl. v. Lymphomen, Leukämie od. and. hämatopoetischen malignen Erkrank. od. soliden Tumoren kann derzeit bei Ther. m. TNF-Antagonisten nicht ausgeschlossen werden; deshalb Behandl. abwägen bei Pat. m. maligner Erkrankung i.d. Anamnese od. Entwickl. v. maligner Erkrank.; Sicherheit u. Wirksamk. v. Enbrel bei Pat. m. Immunsuppression od. chron. Infekt. wurden bisher nicht untersucht. Lebendimpfstoffe sollten nicht gleichzeitig verabreicht werden. Sorgf. Nutzen-Risiko-Analyse, einschl. neurolog. Untersuchung, bei bestehender od. jüngst neu aufgetretener Entmarkungskrankheit od. evtl. erhöhtem Risiko f. Entwickl. einer Entmarkungskrankheit. Anw. v. Enbrel in Komb. m. anderen syst. Ther. od. Lichtther. zur Behandl. v. Psoriasis wurde nicht untersucht. Nur für Enbrel 25 mg / 50 mg Fertigspritze u. Enbrel 50 mg Fertigpen: Kanülenkappe d. Fertigspritze bzw. d. Fertigpens enth. Latex (Trockenkautschuk), das Überempfindlichkeitsreakt. verursachen kann. Nebenwirkungen: Basierend auf Beobachtungen aus klin. Studien bei Erw. u. Berichten n. Markteinf.: Sehr häufig: Reakt. an d. Inj.-stelle, ggf. passagere „Recall“-Reakt. an d. Inj.-stelle, Infekt. (einschl. Infekt. d. oberen Atemwege, Bronchitis, Zystitis, Hautinfekt.). Häufig: Allerg. Reakt., Fieber, Bildung v. Autoantikörpern, Pruritus. Gelegentl.: Schwere Infekt. (einschl. Pneumonie, Erysipel, sept. Arthritis, Sepsis), nicht-melanozytärer Hautkrebs, Thrombozytopenie, systemische Vaskulitis, Uveitis, interstitielle Lungenerkrankung (einschl. pulmonale Fibrose u. Pneumonitis, z.T. letal), Angioödem, Urtikaria, Hautausschlag, psoriasisartiger Hautausschlag, Psoriasis (einschl. Erstmanifestationen od. Verschlecht. u. pustulöse Formen, primär Handflächen u. Fußsohlen). Selten: Tuberkulose (inkl. Miliartuberkulose u. extrapulmonärer Tuberkulose), opportunist. Infekt. (einschl. invasive Pilz-, Protozoen-, Bakterien-, u. atypische Mycobakterien-Infekt.), Lymphom, Melanom, Anämie, Leukozytopenie, Neutropenie, Panzytopenie, schwere allerg./anaphylakt. Reakt. (einschl. Angioödem, Bronchospasmus), Sarkoidose, Anfälle, ZNS-entmyelinisierende Ereign. m. Verdacht auf multiple Sklerose od. lokalisierte entmyelinisierende Zustände wie Neuritis nervi optici u. Querschnittsmyelitis; Verschlecht. v. Herzinsuff., erhöhte Leberenzyme, autoimmune Hepatitis, kutane Vaskulitis (einschl. leukozytoklastische Vaskulitis), Stevens-Johnson-Syndrom, Erythema multiforme, subakuter, kutaner od. diskoider Lupus erythematodes, Lupus-ähnl. Syndrom, entmyelinisierende Erkrank. d. ZNS. Sehr selten: Aplastische Anämie, toxische epidermale Nekrolyse, periphere demyelinisierende Ereignisse (einschl. Guillain-Barré-Syndr., chron.-entzündl. demyelinisierende Polyneuropathie, demyelinisierende Polyneuropathie u. multifokale motorische Neuropathie). Häufigkeit nicht bekannt: Leukämie, Merkelzell-Karzinom, Makrophagen-Aktivierungs-Syndrom. In Studien zur RA m. (Dauer bis zu 48 Mon.) wurden schwerw. Infekt. beobachtet einschl.: Abszess, Bakteriämie, Bronchitis, Bursitis, Erysipel, Cholezystitis, Diarrhoe, Divertikulitis, Endokarditis (vermutet), Gastroenteritis, Hepatitis B (Reaktivierung b. chron. HBV-Trägern), Herpes zoster, Unterschenkelgeschwür, Mundinfekt., Osteomyelitis, Otitis, Peritonitis, Pneumonie, Pyelonephritis, Sepsis, septische Arthritis, Sinusitis, Hautinfekt., Hautgeschwür, Harnwegsinfekt., Vaskulitis, Wundinfekt.; Nach Markteinf. wurde über versch. Malignome (einschl. Brust- u. Lungenkarzinom sowie Lymphom) berichtet. Bei Komb. v. Enbrel m. MTX (Studie): Raten d. schwerw. Infekt. waren gegenüber d. Monother. ähnl., jedoch ist ein Anstieg d. Infektionsrate bei Kombi-Therapie mögl. In Studien zur Plaque-Psoriasis: Schwere Infekt. wie Erysipel, Gastroenteritis, Pneumonie, Cholezystitis, Osteomyelitis, Gastritis, Appendizitis, Streptokokken-Fasziitis, Myositis, sept. Schock, Divertikulitis u. Abszess. Bei gleichz. Anw. v. Enbrel u. Anakinra wurde bei erw. Pat. ein erhöhtes Risiko f. schwerw. Infekt. u. Neutropenie beobachtet. Nebenwirk. bei Kdrn. u. Jugendl.: Diese waren i. A. denen d. Erw. ähnl. Nebenwirk. bei Kdrn. u. Jugendl. m. pJIA: Häufiger als bei Erw. waren: Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen u. Unterleibsschmerzen. Es gab Berichte über chron.-entzündl. Darmerkrank.; Schwerw. NW umfassten: Varizellen-Infektion m. Zeichen u. Sympt. v. aseptischer Meningitis (ohne Folgeschäden), Blinddarmentz., Gastroenteritis, Depression/Persönlichkeitsstör., Hautgeschwür, Ösophagitis, Gastritis, sept. Schock, Typ I Diabetes mellitus, Weichteilinfekt. u. postoperative Wundinfekt. Weitere Informationen siehe Fach- u. www.pfizer.de Gebrauchsinformation. Abgabestatus: Verschreibungspflichtig. Inhaber der Zulassung: Pfizer Limited, Ramsgate Road, Sandwich, Kent CT13 9 NJ, Vereinigtes Königreich. Repräsentant in Deutschland: PFIZER PHARMA GmbH, 10785 Berlin. Stand: März 2012