Perfusion 2/2019 VTE sind nicht nur bei älteren Menschen ein Thema

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Tiefe Venenthrombosen (TVT) und Lungenembolien (LE) sind schwerwiegende Krankheitsbilder, die unter dem Begriff venöse Thromboembolien (VTE) zusammengefasst werden. Beide sind mit einer erhöhten Morbidität und Mortalität assoziiert [1]. Aufgrund einer Vielzahl angeborener, erworbener und klinischer Risikofaktoren können sehr unterschiedliche Patientenkollektive betroffen sein: Nicht nur ältere oder adipöse Menschen können mit höherer Wahrscheinlichkeit eine VTE entwickeln, sondern auch immobilisierte Patienten oder Patienten mit einer Tumorerkrankung [2, 3]. Dass Patienten einer breiten Alterspanne betroffen sein können, zeigt sich zum Beispiel in der europäischen Registerstudie PREFER, in der die Patienten ein mittleres Alter von 61 ± 17 Jahren aufwiesen [4]. Auch in der für Apixaban (Eliquis®) zulassungsrelevanten Studie AMPLIFY war die Altersspanne mit 57 ± 16 Jahre ähnlich [5]. Zudem waren etwa 2 Drittel der Patienten jünger als 65 Jahre, 13 % hatten einen Body-Mass-Index (BMI) >35  kg/m2 und 2,6 % litten an einer aktiven Tumorerkrankung. Apixaban: Weniger schwere Blutungen als unter Standardtherapie Die randomisierte, doppelblinde, multizentrische Phase-III-Studie AMPLIFY [5] war die Basis für die Zulassung des nicht-Vitamin-K-abhängigen oralen Antikoagulans (NOAK) Apixaban in der Behandlung von VTE bei Erwachsenen*. Untersucht wurden die Wirksamkeit und Verträglichkeit des direkten Faktor-Xa-Hemmers (10 mg 2 × täglich bis Tag 7, gefolgt von 5 mg 2 × täglich bis Ende Monat 6) im Vergleich zu einer konventionellen Antikoagulation bestehend aus Enoxaparin über mindestens 5 Tage, überlappend * Detaillierte Informationen zu den Indikationen und Dosierungen entnehmen Sie bitte der Fachinformation. Perfusion 2/2019

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Wirksame Behandlung und Rezidivprophylaxe von VTE mit Apixaban:

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gefolgt von Warfarin über 6 Monate bei Patienten mit akuter symptomatischer TVT und/oder LE (n = 5.395). Das Ergebnis: Das Risiko für symptomatische VTE-Rezidive oder VTE-bedingten Tod (primärer Wirksamkeitsendpunkt) war unter beiden Behandlungen vergleichbar (relatives Risiko [RR]: 0,84; 95 %-KI: 0,60 – 1,18; p < 0,001 für Nicht-Unterlegenheit). Die Rate schwerer Blutungen (primärer Sicherheitsendpunkt) war unter Apixaban verglichen mit der konventionellen Therapie um relativ 69 % geringer (RR: 0,31; 95 %-KI: 0,17 – 0,55; p < 0,001). Subgruppenanalysen zufolge waren diese Ergebnisse über verschiedene Patientenpopulationen konsistent, unabhängig von z.B. Alter, BMI oder Nierenfunktion** [5]. Antikoagulation mit NOAKs bei Krebspatienten? Eine Herausforderung im Praxisalltag könnte die Antikoagulation bei VTEPatienten mit aktiver Tumorerkrankung darstellen, wie folgenden Daten verdeutlichen: Tumorerkrankungen erhöhen das Risiko für VTE, daher treten etwa 20 % aller VTE bei Krebspatienten auf [6, 7]. Bei bis zu 10 % aller Patienten mit idiopathischer VTE wird ein Tumor diagnostiziert [8, 9]. Das Auftreten von VTE geht mit einer schlechteren Prognose der Tumorpati** P atienten mit einem SerumkreatininSpiegel >2,5  mg/dl oder berechneter Kreatinin-Clearance <25 ml/min waren aus der AMPLIFY-Studie ausgeschlossen.

enten einher und stellt eine der führenden Todesursachen bei Krebspatienten dar [10, 11]. Anders als bei Nicht-Tumorpatienten empfehlen die aktuellen Leitlinien bei tumorassoziierter VTE aufgrund ihres verglichen mit VKA vorteilhaften Sicherheits- und Wirksamkeitsprofils derzeit niedermolekulares Heparin (NMH) als Therapiestandard für die komplette erste Behandlungsphase (die ersten 3 – 6 Monate) [12, 13]. Andere Behandlungsoptionen sind derzeit angesichts noch limitierter Daten zu krebsassoziierten VTE beschränkt [14]. Solche Daten werden unter anderem für Apixaban erhoben: In der zur Veröffentlichung eingereichten PhaseIV-Studie ADAM-VTE# [15] sowie der noch laufenden Phase-III-Studie CARAVAGGIO [16] werden aktuell die Verträglichkeit und Wirksamkeit des NOAKs für den Einsatz bei Krebspatienten im Vergleich zu Dalteparin untersucht. ADAM-VTE: Apixaban versus Dalteparin bei Tumorpatienten In der ADAM VTE-Studie [15] sollte die Verträglichkeit von Apixaban versus Dalteparin bei Erwachsenen in der akuten Behandlung krebsassoziierter VTE über einen Zeitraum von 6 Monaten untersucht werden##. In diese Investigator-initiierten, multizentrischen, randomisierten, offenen Überlegenheitsstudie der Phase IV #

Apixaban and Dalteparin in Active Malignancy associated Venous ThromboEmbolism © Verlag PERFUSION GmbH


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Abbildung 1: Design der Phase-IV-Studie ADAM VTE zur Evaluierung von Apixaban versus Dalteparin bei 300 Patienten mit akuter tumorassoziierter VTE## [15].

wurden 300 Patienten mit histologisch nachgewiesener, „aktiver“ Krebserkrankung eingeschlossen, d.h. mit metastasiertem Krebs, und/oder durch CT oder PET nachgewiesenem Krebs sowie Patienten, bei denen innerhalb der vorangegangenen 6 Monate eine Chemotherapie, Strahlentherapie oder krebsbedingte Operation durchgeführt worden war. Darüber hinaus musste eine bestätigte symptomatisch akute VTE vorliegen. Im Apixaban-Arm erhielten die Patienten 2 × täglich 10 mg Apixaban für 7 Tage, gefolgt von 2 × täglich 5 mg Apixaban bis zum Ende des 6. Monats. Im Vergleichsarm wurden die Patienten mit Dalteparin 200 IU/kg/Tag über 30 Tage und danach mit 150 IU/kg/Tag über 5 Monate behandelt (Abb. 1). Primärer Endpunkt der Studie war die Inzidenz schwerer Blutungen, sekundärer Endpunkt war die Häufigkeit von VTE-Rezidiven, tödlichen LE oder arteriellen Thromboembolien. An die sechsmonatige Behandlungsdauer schloss sich eine dreimonatige Nachbeobachtung an sowie die Entscheidung, ob die Antikoagulation fortgesetzt werden soll. Die ADAM VTE-Studie ist die erste klinische Studie, in der die Verträglichkeit von Apixaban versus NMH in der Be##

ei Patienten mit aktiver Krebserkrankung B sind die Wirksamkeit und Sicherheit von Apixaban in der TVT-/LE-Behandlung, Primär- und Rezidivprophylaxe gegenwärtig nicht nachgewiesen, werden aber aktuell in klinischen Studien untersucht.

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handlung akuter krebsassoziierter VTE untersucht wurde. Die Publikation der Ergebnisse ist zurzeit in Planung. Michael Koczorek, Bremen Literatur 1 Cohen AT et al. Thromb Haemost 2007; 98:756-764 2 S3-Leitlinie Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE). Stand: 15.10.2015. AWMF Leitlinien-Register Nr. 003/001 3 Timp JF et al. Blood 2013;122:1712-1723 4 Cohen AT et al. Thromb Haemost 2017; 117:1326-1337 5 Agnelli G et al. N Engl J Med 2013; 369:799-808 6 Heit JA et al. Arch Intern Med 2002; 162:1245-1248

7 Caine GJ et al. Neoplasia 2002;4:465-473 8 Prandoni P et al. Lancet Oncol 2005; 6:401-410 9 Otten HM et al. Thromb Res 2001; 102:V187-V194 10 Sorensen HAT et al. N Engl J Med 2000; 343:1846-1850 11 Khorana AA et al. J Thromb Haemost 2007;5:632-634 12 S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie. Im Internet: http://www. awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/065-002l_S2k_ VTE_2016-01.pdf 13 Kearon C et al. Chest 2016;149:315-352 14 Matzdorff A et al. J Oncol Transl Res 2017;3:120 15 McBane R et al. Thromb Haemost 2017; 117:1952-1961 16 Agnelli G et al. Thromb Haemost 2018; 118:1668-1678

Anzeige Eliquis 2,5 mg Filmtabletten. Eliquis 5 mg Filmtabletten. Wirkstoff: Apixaban. Zusammensetzung: Wirkstoff: 2,5 mg bzw. 5 mg Apixaban. Sonst. Bestandteile: Lactose, Mikrokristalline Cellulose, Croscarmellose‑Natrium, Natriumdode‑ cylsulfat, Magnesiumstearat, Lactose‑Monohydrat, Hypromellose, Titandioxid, Triacetin, Eliquis 2,5 mg zusätzlich: Eisen(III)‑hydroxid‑oxid x H2O; Eliquis 5 mg zusätzlich: Eisen(III)‑oxid. Anwendungsgebiete: Prophylaxe v. Schlagan‑ fällen u. systemischen Embolien bei erw. Pat. mit nicht‑valvulärem Vorhofflimmern u. einem o. mehreren Risikofakto‑ ren, wie Schlaganfall o. TIA in der Anamnese, Alter ≥75 Jahren, Hypertonie, Diabetes mellitus, symptomatische Herzin‑ suffizienz (NYHA Klasse ≥II). Behandlung v. tiefen Venenthrombosen (TVT) u. Lungenembolien (LE) sowie Prophylaxe v. rezidivierenden TVT und LE bei Erw. Eliquis 2,5 mg zusätzlich: Prophylaxe venöser Thromboembolien bei erw. Pat. nach elektiven Hüft‑ o. Kniegelenksersatzoperationen. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gg. den Wirkstoff o.e.d. sonst. Bestandteile; akute klinisch relevante Blutung; Lebererkrankungen, die mit einer Koagulopathie u. einem kli‑ nisch relevanten Blutungsrisiko verbunden sind. Läsionen o. klinische Situationen, falls sie als signifikanter Risikofaktor für eine schwere Blutung angesehen werden (z.B. akute o. kürzl. aufgetretene gastrointestinale Ulzerationen, maligne Neoplasien m. hohem Blutungsrisiko, kürzl. aufgetretene Hirn‑ o. Rückenmarksverletzungen, kürzl. erfolgte chirurgi‑ sche Eingriffe an Gehirn, Rückenmark o. Augen, kürzl. aufgetretene intrakranielle Blutungen, bekannte o. vermutete Ösophagusvarizen, arteriovenöse Fehlbildungen, vaskuläre Aneurysmen o. größere intraspinale o. intrazerebrale vasku‑ läre Anomalien). Gleichzeitige Anwendung anderer Antikoagulanzien z.B. UFH, niedermol. Heparine, Heparinderivate, orale Antikoagulanzien außer bei Umstellung der Antikoagulation oder mit UFH in Dosen um die Durchgängigkeit e. zentralvenösen o. arteriellen Katheters zu erhalten oder während einer Katheterablation. Nebenwirkungen: Häufig: Anämie, Thrombozytopenie; Blutungen am Auge (einschließlich Bindehautblutung); Blutungen, Hämatome, Hypotonie (einschließlich Blutdruckabfall während des Eingriffs); Epistaxis; Übelkeit, Gastrointestinale Blutung, Blutung im Mund‑ raum, Rektalblutung, Zahnfleischblutung; erhöhte Gamma‑Glutamyltransferase, erhöhte Alanin‑Aminotransferase; Hautausschlag; Hämaturie; Abnormale vaginale Blutung, urogenitale Blutung; Kontusion. Gelegentlich: Überempfind‑ lichkeitsreaktionen, allergisches Ödem, anaphylaktische Reaktion, Pruritus; Gehirnblutung; Intraabdominalblutung; Hä‑ moptyse; Hämorrhoidalblutung, Hämatochezie; abnormale Leberfunktionstests, erhöhte Aspartat‑Aminotransferase, erhöhte Blutwerte für alkalische Phosphatase, erhöhte Blutwerte für Bilirubin; Alopezie, Muskelblutung; Blutung an der Applikationsstelle; Okkultes Blut positiv; Postoperative Blutung (einschließlich postoperatives Hämatom, Wundblu‑ tung, Hämatom an Gefäßpunktionsstelle und Blutung an der Kathetereinstichstelle), Wundsekretion, Blutungen an der Inzisionsstelle (einschließlich Hämatom an der Inzisionsstelle), intraoperative Blutung, Traumatische Blutung. Selten: Blutung der Atemwege; Retroperitoneale Blutung; Weitere Hinweise: siehe Fachinformation. Verschreibungspflich‑ tig. Pharmazeutischer Unternehmer: Bristol‑Myers Squibb/Pfizer EEIG, Plaza 254 - Blanchardstown Corporate Park 2 - Dublin 15, D15 T867, Irland. Version 11

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