Herbst/Winterausgabe 2015 von ALLGÄU ALTERNATIV

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Ausgabe 3/2015

allg채u ALTERNATIV Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz

E-Mobil: Praxis-Erfahrungen Windkraft: Bald neue Windr채der? Heizen: Holz selber machen



Auf ein Wort

Zukunft ist machbar ine Million Elektroautos bis 2020 ist die Zielmarke, die unsere Kanzlerin Angela Merkel gesetzt hat! »Unerreichbar« unken diejenigen, die mit Energiewende eh noch nie was anfangen konnten. »Zu wenig ambitioniert« die anderen, denen es zu langsam geht. Wir Wildpoldsrieder gehen diese Herausforderung mit der uns eigenen Gelassenheit und gleichzeitigen Zuversicht an, dass wir unseren Anteil an diesem Ziel nicht nur schaffen, sondern übertreffen werden. Eine Million bedeutet auf unser Dorf heruntergebrochen 30 Elektroautos in Wildpoldsried im Jahre 2020! Wo liegt das Problem? Sicherlich nicht in der Technik! Firmen, Organisationen und Privatpersonen, die tägliche Strecken von 150 Kilometern pro Fahrzeug und weniger zurücklegen, finden bereits heute eine breite Palette an preiswerten Fahrzeugen im Angebot. Selbst in unserer kleinen Gemeinde haben wir zwei Elektro-Kangoos der Firma Renault im Einsatz, die uns täglich Geld sparen und mit regenerativem Strom betankt werden. Liegt es an den Kosten? Natürlich kann sich nicht jeder eine Tesla-Limousine leisten, die 500 Kilometer Reichweite und über 400 PS hat. Doch wenn wir uns zurückerinnern, dann war es immer die automobile Oberklasse, in der Innovationen erstmals zu Kunden gebracht wurden. Einen elektrischen Fensterheber in den frühen 60ern konnte man bestenfalls in der Mercedes-S-Klasse mit hohem Aufpreis erhalten. Heute hat dies jeder Kleinwagen – serienmäßig! Sind weniger als 17.000 € für ein gut ausgestattetes Elektroauto zuzüglich monatliches Batterieleasing zu viel? Ich meine nicht, wenn man berechnet, dass kaum noch Wartungen, Ölwechsel usw. notwendig sind. Und, dass der Treibstoff Sonnenstrom extrem billig zu haben ist. Ohne Umweltbelastung, bei einem traumhaften Fahrgefühl. Mit spitzem Bleistift gerechnet gibt es also weder einen technischen noch einen wirtschaftlichen Grund, bei begrenzten Tagesfahrleistungen kein Elektroauto

Foto: privat

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Arno Zengerle ist Bürgermeister der Energiegemeinde Wildpoldsried

zu fahren. Und diese Tagesfahrleistungen gibt es millionenfach in unserem Lande. Nicht nur in unserem Bauhof, sondern als privater Zweitwagen, als Postmobil, als Firmenfahrzeug und und und… Wo wir in unserem Land noch zulegen müssen, das sind die Lademöglichkeiten für Elektromobile. Ein Einsatzversuch über zwei Wochen bei unserem ambulanten Krankenpflegeverein hat gezeigt, dass Technik, Wirtschaftlichkeit und Fahrspaß bestens zusammenpassen. Doch wo lädt eine Krankenschwester, die in einem Hochhaus wohnt und Nachtdienst hat, ihr Fahrzeug auf? Probleme, die sich zwar übersichtlich anhören, aber trotzdem gelöst werden müssen, wenn eine breite Akzeptanz entstehen soll. Ich bin mir sicher, wir werden sie lösen. Damit werden wir nicht nur unseren dringend notwendigen Anteil an dem Wettlauf gegen den Klimawandel erbringen, sondern uns auch in kleinen Schritten von Energie-Abhängigkeiten gegenüber dem Ausland lösen. Zukunft ist machbar – machen Sie mit! Ihr Arno Zengerle Bürgermeister der Energiegemeinde Wildpoldsried

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Inhalt

Impressum Verlag und Herstellung: Verlag HEPHAISTOS, EDITION ALLGÄU Lachener Weg 2 87509 ImmenstadtWerdenstein Tel. 08379/728616

info@heimat-allgaeu.info www.allgaeu-alternativ.de

Herausgeber: Peter Elgaß

Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.), Thomas Niehörster, Annette Müller, Volker Wille

Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Verfassers, nicht aber des Verlages dar.

Layout: Bianca Elgaß

Fotos: Thomas Niehörster, Uwe Schlick/pixelio.de, Dominik Ultes, Peter Elgaß

Fax 08379/728018

20 Vorwort E-Mobil 45.000 Kilometer unter Strom

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Ramona Klein Dominik Ultes

E-Mobil Einachser: Hymer macht mit

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Energie-Partner Eigenproduktion hilft sparen

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Energie Bürger sparen um die Wette Batterie entlastet das Netz 1000 afrikanische Elefanten...

Seite 15 Seite 16 Seite 18

Windkraft Wackelt die Schutzzone? Windräder sind ein Segen Ist »unhörbar« doch hörbar?

Seite 20 Seite 24 Seite 28

Anzeigen: Sven Abend (Ltg.), Kathrin Böttger Tel. 08379/728616; gültige Anzeigenpreisliste: 1/2010

Bankverbindung Verlag: Raiffeisenbank OberallgäuSüd eG, IBAN: DE97733699200007126999 BIC: GENODEF1SFO

Druck und Bindung: Kastner & Callwey

Wasserkraft Iller unter »Beobachtung« Der Fluss dreht durch

Seite 30 Seite 32

Medien GmbH Jahnstraße 5 85661 Forstinning

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Bauen Energieeffiziente Schule Holzorchester spielt weiter

Seite 34 Seite 36

Meldungen Nachhaltigkeitspreis für Kempten? Energie begreifen mit dem Knatterboot Ostallgäu: Masterplan auf den Prüfstand Campusluft schnuppern in Biberach Bei den Kleinen groß anfangen Neues Gesetz tangiert Firmen Energiewende in klassischen Berufen Umweltbildung für ABC-Schützen Neue Stromtankstelle in Weingarten Solardächer auch für Allgäuer Kunden »Bauen und Sanieren« in Mindelheim AllgäuALTERNATIV bei eCar-Tech Unterallgäu: Frischer Wind eingeschlafen Kleinwind-Energie: Effizienz gesteigert Landrat weist Vorwürfe zurück

Seite 38 Seite 39 Seite 40 Seite 40 Seite 41 Seite 41 Seite 41 Seite 42 Seite 42 Seite 43 Seite 43 Seite 43 Seite 44 Seite 44 Seite 45

Photovoltaik Von der Nuss zur Sonne

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Biogas Fachtagung im Allgäu

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Studium Datenbank für Studenten

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Brennholz Rund ums Brennholz

Seite 54


24 30 Biomasse Mustergültig informiert

Seite 56

Bauen Ein Haus ganz aus Holz

Seite 58

Bauen und Sanieren Ohne Energieverlust lüften

Seite 60

Klimawandel Immer mehr Starkregenfälle

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Natur Schaf ist nicht gleich Schaf

Seite 66

Pioniere/Mächler Nicht einfach nur Plastik Geier mit nassen Flügeln

Seite 68 Seite 70

Mächler-Story Glockengeläut und Särge

Seite 72

Für Sie vorausgelesen

Seite 52

Redaktions- und Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe ist der 29. Januar 2016

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E-Mobil

45.000 Kilometer unter Strom Im Allgäu, in Schwaben und im Schwarzwald Eine kurze Probefahrt mit einem E-Mobil bei einer Autoschau oder beim Händler bringt manchen Interessenten ins Staunen. Doch es bleibt ein Kurz-Eindruck mit Überraschungen über Durchzugskraft, ruhigen Lauf und einfache Bedienung. Zweifel an Reichweiten, Winterverhalten und Alltagstauglichkeit bleiben. Wir lassen mit Steffen Riedel einen E-Mobilisten zu Wort kommen, der fast täglich mit seinem Zoe unterwegs ist.

indau – Badenweiler im Südschwarzwald, 224 Kilometer kürzeste Distanz. Schaffen wir das überhaupt mit unserem Zoe?« fragen wir uns. Renault gibt als Hersteller für sein Elektro-Modell eine Reichweite von über 200 Kilometern mit einer Akku-

Fotos: Dominik Ultes; Steffen Riedel

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Steffen Riedel (Foto oben) hat viel Praxiserfahrung mit seinem weißen Elektromobil (Foto links)

Ladung an. Das zweifelnde Fragezeichen im Gesicht meiner Frau versuche ich in ein Ausrufezeichen zu verwandeln: »Auf der Strecke, die ich vorhabe, sind es sogar 240 Kilometer, deshalb müssen wir einmal in Waldshut-Tiengen zwischentanken.« »Aber bis dahin sind es ja auch knapp 160 Kilometer!« entgegnet das Fragezeichen. »Das ist richtig, aber das schaffen wir, und ich sage dir, wenn wir zum Tanken anstecken, ist noch Strom für 50 Kilometer in der Batterie!« In Waldshut-Tiengen ist man in Sachen E-Mobilität sehr rührig. Die dortigen Stadtwerke betreiben sechs gut verteilte und zugängliche Ladestationen mit jeweils vier Anschlüssen: 2x Typ2 und 2x Schuko, alle zugänglich mit der RFID-Ladenetz-Karte, die auch bei den Allgäuer Überlandwerken (AÜW) gilt: Karte hinhalten, und die Ladesäule wird freigeschaltet. »Ladenetz« ist ein Stadtwerke-Verbund in Sachen Elektromobilität. Wer eine »Ladenetz«-Karte besitzt, kann an Ladesäulen mit dem »Ladenetz«-Logo bis auf Weiteres kostenlos sein E-Mobil laden.


Enorme Leistungen bei der WAVE

Einkaufen, frühstücken und gleichzeitig laden – Ladesäule beim EDEKA in Tiengen

Warnung: Ziel nicht zu erreichen! In Waldshut-Tiengen hat man auch erkannt, dass Kunden während des Einkaufs laden möchten, deshalb stehen gleich zwei Ladesäulen beim dortigen OBI und eine beim EDEKA. Ich programmiere als Ziel die Ladesäule beim EDEKA in das Fahrzeug-Navi. 156 Kilometer Strecke verkündet es mit der »WARNUNG: Der Ladezustand des Akkus ist zu niedrig, um das ausgewählte Ziel zu erreichen. Möchten Sie eine Ladestation zu Ihrer Route hinzufügen?« Wenn Winter wäre, hätte das Navi vermutlich Recht, denn ab Außentemperaturen unter fünf Grad Celsius und bei Winterreifen beginnt die Reichweite zu bröckeln, um bei minus zehn Grad Celsius auf einem Tiefpunkt von ca. 100 bis 120 Kilometern zu landen. Verantwortlich für den Energieschwund ist vor allem das Verhalten des Elektrolyts, einer Substanz, die den Übergang der Ionen von einem Pol zum anderen in den Zellen der Lithium-Ionen-Akkus ermöglicht. Ist es zu kalt, haben die Ionen auf ihrem Weg vom Minus- zum Pluspol Schwierigkeiten, den Elektrolyten zu durchdringen, weil er immer zähflüssiger wird, wobei die Energie in Wärme verwandelt wird, die nicht genutzt werden kann. Aber jetzt ist Sommer mit Außentemperaturen über 15 Grad Celsius, also drücke ich »Nein«. Das Display wechselt zum Straßenbild mit einer drohend tiefrot hinterlegten Zielfahne: »Sie werden Ihr Ziel nicht erreichen!«

Wir haben uns den Fahrzeugparcours der WAVE-Teilnehmer in Lochau (Vorarlberg) angesehen (WAVE = World Advanced Vehicle Expedition, eine jährlich stattfindende Trophy mit E-Autos quer durch Deutschland, die Schweiz und Österreich). Hier zeigt sich: Das elektromobile Zeitalter hat begonnen. Von den 90 Teams haben am 21. Juni 2015 zehn den Weg an den Bodensee gefunden, davon sechs Teslas, fünf der Modelreihe S und ein roter Roadster. 450 Kilometer und mehr sind mit diesen Fahrzeugen möglich. Drei Pässe galt es zu meistern: Flüela (2383m), Stilfserjoch (2775m) und Bernina (2330m). »Das war kein Problem«, so ein WAVE-Teilnehmer und TeslaFahrer aus der Schweiz. Es habe richtig Spaß gemacht, besonders, wenn man sah, wie sich die verbrennungsmotorbetriebene Konkurrenz abmühte. Auch der Langlauf-Rekordhalter der Metron, eines E-Autos auf der Basis eines Mazda 5 aus Slowenien, war beachtenswert. Andrej Pecjak, Entwicklungschef der Firma Metron, berichtete, dass er das Fahrzeug auf der WAVE bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von ca. 72 Kilometern pro Stunden 826 Kilometer ohne Aufladung bewegt hat, was bei der eingebauten Akkukapazität umgerechnet

Andrej Pecjak und sein Metron am Kaiserstrand in Lochau (Vorarlberg)

einem Verbrauch von etwa 1,1 Liter Diesel auf 100 Kilometer ausmachte. Möglich gemacht haben das ein sehr effizienter Elektromotor, eine effiziente Stromrückgewinnung bei Bergabfahrt und Bremsen sowie ein paar Verkleidungen am Fahrzeug, um die Windschlüpfrigkeit zu verbessern. Doch den Metron gibt es derzeit nur als Einzelexemplar. Ein weiterer Hingucker für Gewerbetreibende war der Kreisel, mit dem Gerald Swoboda und sein Team die WAVE bewältigten. Der Kreisel entstammt einer oberösterreichischen Firma und ist ein umgebauter VW Caddy mit einer Reichweite von bis zu 350 Kilometern.

Eine entspannte Beifahrerin Nach gefahrenen 100 Kilometern sitzt meine Frau inzwischen entspannt neben mir, doch das Navi bleibt skeptisch und wechselt die Farbe der Zielfahne in Orange. Erst nach weiteren 30 Kilometern verschwindet auch diese. Nach 160 Kilometern an der Ladesäule angekommen, beträgt die angezeigte Restladung 20 Prozent mit 50 Kilometern Rest-Reichweite. Wir hätten also, wie vom Hersteller angegeben, mindestens 200 Kilometer weit fahren können.

Auf zur nächsten Etappe Nach einer Frühstückspause von einer knappen Stunde mit belegten Semmeln und Cappuccino für uns und Strom für das Auto sind alle Akkus wieder geladen, was auch für die kommende Tour nötig ist,

Gerald Swoboda mit seinem VW-Kreisel-Caddy

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E-Mobil Info Diplom-Ingenieur Steffen Riedel (FH) war Versorgungsingenieur und Rohrinstallateur (Gesellenprüfung 1982). Seit 1999 ist er Mitarbeiter der eza!. Er bekleidet das Amt des Kreisklimaschutzmanagers im Landkreis Lindau und ist Lehrbeauftragter an der Hochschule Kempten für Gebäudeenergietechnik.

denn jetzt geht es Richtung Hochschwarzwald mit ca. 700 Metern Höhendifferenz. Das Navi zeigt 88 Kilometer bis Badenweiler an, bei vollem Akku und optimistisch angezeigten 210 Kilometern Gesamt-Reichweite. Der Strom müsste theoretisch auch für die Rückfahrt reichen. Nach stetiger Bergauffahrt mit einigen Abschwüngen schrumpft die Restkilometeranzeige auf 80 Kilometer. Dann zwölf Kilometer vor dem Ziel eine Umleitung. Die Strecke führt jetzt mit einer Verlängerung von ca. 15 Kilometern abwärts in das Münstertal. Eine wunderbare Fahrstecke. Nahezu geräuschlos und vollkommen abgasfrei gleiten wir hinab. Nur meine Frau verkrampft in ihrem Sitz, weil sie befürchtet, dass wir in einer Sackgasse landen werden und die Ladekapazität nicht mehr reicht, um umzukehren. Nach einer Verlängerung unserer Tour von etwa einer halben Stunde und 102 gefahrenen Kilometern erreichen wir unser Hotel mit einer Restladung von 49 Prozent und angezeigten 100 Kilometern Rest-Reichweite. Die Steigungen und das ständige Auf und Ab haben sich nicht so sehr auf die Akkukapazität ausgewirkt, da nach einer Bergauffahrt der Akku beim Runterfahren wieder geladen wird. Wenn das auch nur mit einem Wirkungsgrad von knapp 50 Prozent passiert, so holt doch das Auto einen Teil der verfahrenen Energie wieder rein. Wir hätten das Risiko eingehen und ohne Wiederaufladung zurückfahren können, aber das freundliche Hotelpersonal gestattet uns, in der hoteleigenen Tiefgarage das Auto wieder aufzuladen.

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Erfahrung aus dem Alltag Dass wir unsere Ziele erreichen würden, war für mich keine Überraschung, denn bei meiner Pendelei von Lindau nach Kempten muss ich von 420 Meter auf 930 Meter klettern, und doch kann ich die einfache Strecke von etwa 60 Kilometern dreimal fahren und habe dann noch 15 Prozent Restladung im Akku. Nach inzwischen knapp 45.000 gefahrenen Kilometern kann ich mein Fahrzeug recht gut einschätzen.

Müde Akkus – große Zweifel?

Insgesamt sind wir ewa 500 Kilometer gefahren und haben dabei ein Äquivalent von ca. 5,5 Litern Diesel verbraucht, oder pro Person 2,75 Liter Diesel. Das schafft weder die Bahn noch ein Bus. Nur zu Fuß oder

Elektroauto-Skeptiker befürchten eine schnelle Ermüdung des Akkus. Doch von Ermüdungserscheinungen kann keine Rede sein, was mir auch die bisherigen Ladesäulengespräche mit E-Mobilisten bestätigt haben, die sogar noch mehr Kilometer zurückgelegt haben als ich. Das Fazit nach ca. 300-maligem Hin- und Herpendeln zwischen Lindau und Kempten, zwei Sommer und zwei Winter lang: Der Durchschnittsverbrauch liegt im Winter mit Winterreifen, eingeschaltetem Licht und Wärme im Auto bei ca. 17 Kilowattstunden, das entspricht ca. 1,7 Litern Diesel

Die Ladesäule bei der Firma Hekatron im Schwarzwald – Fremdtanker herzlich willkommen!

Die blaue Säule der Lechwerke am Landesamt für Umwelt in Augsburg

Nur mit dem Rad wäre es sparsamer

Ladesäule der Stadtwerke – auf Kleinwüchsige zugeschnitten

mit dem Rad wäre es energiesparender gewesen. »Außerdem«, beichte ich meiner Frau, »wenn es wirklich knapp geworden wäre, hätten wir im nahegelegenen Sulzburg beim größten Brandmelderhersteller, der Firma Hekatron kostenlos nachladen können.« Es gibt in der Tat einige verstreute Gewerbetreibende, die aus Marketinggründen ihren Kunden und auch Fremden kostenloses Laden ihrer E-Fahrzeuge anbieten. Es gibt aber auch Firmen, die zwar eine E-Ladesäule auf ihrem Firmenparkplatz ihr Eigen nennen, aber nur Firmenkunden gestatten zu laden. Dazu zählt zum Beispiel einer der führenden Softwarekonzerne Deutschlands mit einer Filiale am Bodensee.


Links: Gefahrene Kilometer vom 1.12.2014 bis 17.2.2015 Gefahrene Kilometer vom 5.4.2015 bis 5.7.2015

auf 100 Kilometer. Die zur Verfügung stehende Akkuladung von 22 Kilowattstunden würde für durchschnittlich ca. 130 Kilometer reichen. Im Frühjahr/Sommer mit Sommerreifen, Taglicht und Kälte sind es durchschnittlich 11,8 Kilowattstunden – ca. 1,2 Liter Diesel –, was zu einer durchschnittlichen Reichweite von 186 Kilometern pro Akkuladung führt. Diese Verbräuche sind bei verhaltener und relativ entspannter Fahrweise möglich.

Mit Strom ins Wonnemar Inzwischen hat sich auch meine Tochter an das Fahrzeug gewöhnt und fährt mit ihrer Tochter regelmäßig von Lindau nach Sonthofen (64 Kilometer einfach) ins Wonnemar und zurück, wobei sie hin und wieder in Sonthofen tankt und bei »Benders« einkehrt – wenn die beiden vorgehaltenen Ladeplätze nicht fremdbelegt sind. Die Schwarzwaldfahrt mit meiner Frau kannte ich bereits von zwei Touren, weshalb ich auch sicher war, dass wir unsere Ziele ohne Probleme erreichen würden. Dennoch beinhalten weitere Strecken, die über 150 Kilometer hinausgehen, immer ein gewisses

Restrisiko. Inzwischen habe ich aber auf Strecken wie nach Neu-Ulm und Augsburg eine gewisse Routine entwickelt. Um die Zielorte zu erreichen, ist auf der Autobahn ein stark diszipliniertes Fahrverhalten nötig. Der Zoe mit seinen 88 PS könnte zwar spielend 200 Stundenkilometer erreichen, drosselt aber bei 135 km/h ab. Wenn man mit dieser Geschwindigkeit durchwärmen – von durchheizen zu sprechen wäre wohl übertrieben – würde, könnte man gerade mal 120 Kilometer fahren, was immer noch einem Durchschnittsverbrauch von etwa zwei Litern Diesel entsprechen würde. Auf der Autobahn stelle ich deshalb den Tempomat auf 90 Stundenkilometer ein und gleite mit den Lastwagen dahin. Hauptvorteil dieser Maßnahme: Ich benötige zwar etwas mehr Zeit, komme aber dafür vollkommen entspannt am Zielort an.

Restrisiko: Platz an der Ladesäule Das Hauptproblem bei längeren Strecken ist, dass ich mich darauf verlassen muss, am Zielort eine passende, funktionierende Lademöglichkeit zu finden, da ein Reservekanister wie beim Verbrenner nun mal nicht zur Verfügung steht. Ich habe mir deshalb ange-

Warten auf die Wiedervereinigung Eines der Hauptprobleme der E-Mobilität in Deutschland: Die derzeitige Ladeinfrastruktur mit über 4000 Lademöglichkeiten ist nicht untereinander kompatibel. Einstecken, zur Not mit einem Schuko-Stecker, ist zwar nahezu überall möglich, aber es fließt erst Strom, wenn man die entsprechende Zugangsberechtigung in Form eines Schlüssels (Park and Charge), eines Kennworts (RWE) oder eines RFID-Kärtchens (Ladenetz, lokales Stadtwerk oder Anbieter) hat, mit dem man die jeweilige Ladesäule freischalten kann. Doch immerhin gibt es in den Allgäuer Landkreisen und in Oberschwaben etwa 30 Ladestationen, die mit der »Ladenetz«-Karte

aktiviert werden können. Bei den Stadtwerken Augsburg bezahlt man im Voraus die Ladezeit an der Ladesäule mit EC-Karte. An den Ladesäulen des VWEW in Kaufbeuren genügt ein bloßes Einstecken des Ladekabels, und der Strom fließt ohne Zugangskarte und Kosten. Für den Landkreis Lindau gilt alles nur bedingt. Die bisher einzige Ladestation im Westallgäu, in Lindenberg, reagiert nur auf die Karte der Vorarlberger Kraftwerke (VKW) mit dem E-RoamingPartner Hubject, und die fünf Ladesäulen der Stadtwerke Lindau können zwar noch mit der »Ladenetz«-Karte aktiviert werden, werden aber ab 2016 ebenfalls im Hubject-Chor mitsingen, womit ein Laden mit der Lade-

netz-Karte dann dort nicht mehr möglich sein wird. Lästermäuler behaupten, dass die Wiedervereinigung Deutschlands im Vergleich zur Vereinheitlichung des Ladesäulenzugangs ein Kinderspiel gewesen sei. Wer sich mehr Richtung Augsburg, Ulm und München bewegen möchte, dem kann ich empfehlen, einen Vertrag mit dem RWE abzuschließen. Das RWE betreibt über 1000 Ladepunkte in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz mit Ökostrom. Der Vertrag ist zwar kostenpflichtig und die geladenen Kilowattstunden werden abgerechnet, aber die Ladesäulen des RWE haben mich inzwischen öfter vor einem leeren Akku bewahrt.

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E-Mobil

ALDI-Schnellladesäule mit Anschlüssen für Typ2 (Wechselstrom), CCS und CHAdeMO (Gleichstrom)

Bei Fremdbelegung eines Ladeplatzes und leerem Akku nur noch Notladung in zweiter Reihe oder, wie hier, auf Privatparkplatz möglich

wöhnt, nichts dem Zufall zu überlassen, sondern kundschafte vorher über das web (www.lemnet.org) passende Lademöglichkeiten aus. Wenn die Lademöglichkeit nicht mit meinen Ladekärtchen mit RFIDFunktion kompatibel ist oder nicht eindeutig aus der Beschreibung hervorgeht, wie man sicher zu seinem Strom kommt, rufe ich vorher den Betreiber der Ladesäule an und erkundige mich über die Lademöglichkeiten. Das hat bisher immer geklappt, auch wenn es einmal sehr knapp geworden ist. Auf einer Rückfahrt von Straubing (ca. 316 Kilometer einfach) beschloss ich, wie auch schon auf der Hinfahrt bei Aldi Germering zwischenzutanken. Aldi Süd betreibt inzwischen etwa 50 Schnellladesäulen, aber leider nur in den Metropolen unserer Republik oder in deren Nähe. Was ich bis dahin nicht wusste, war, dass die Aldi-Säulen um 20 Uhr ebenfalls Ladenschluss haben und sich abschalten. Auf der Rückfahrt der Straubing-Tour machte es nach zehn Minuten Laden »klick«, und die AldiLadesäule war aus. Immerhin war für angezeigte 50 Kilometer Reichweite Strom im Akku.

chen: Bevor ich an der Ladesäule beim LEW-Gebäude in Landsberg ankam, änderte das Batteriesymbol seine Farbe von Orange in Tiefrot, mit einem deutlich vernehmbaren »Pling«, die Rest-Kilometeranzeige wechselte auf zwei Striche, mein Adrenalinspiegel erreichte seinen Höhepunkt. Die Gedanken rasten: Finde ich die Ladesäule auf Anhieb? Ist die Ladesäule eventuell durch Fremdparker blockiert? Macht nichts, wenn nötig, werde ich in zweiter Reihe laden, das Ladekabel müsste lang genug sein. Ist die Ladesäule überhaupt frei? Jedenfalls haben RWE/LEW-Säulen zwei unabhängige Anschlüsse, und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass wenigstens einer frei ist. Letzte Eventualität: Funktioniert die Ladesäule überhaupt? Bei zwei Anschlüssen mit jeweils separatem Zugang ist auch die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wenigstens einer funktioniert. Viele Ladesäulen anderer Betreiber haben zwar zwei Anschlüsse, aber nur einen Zugang mit RFID-Karte. Wenn dieser gestört ist, womit ich bei anderer Gelegenheit konfrontiert war, nützt weder der eine noch der andere Anschluss etwas. Als ich ankam, waren beide Ladeplätze frei. Da ich kein App-Fan bin, um eine Ladesäule zu aktivieren, bestand die einzige Aufgabe darin, um 21:30 Uhr den RWE-Service auf der Service-Nummer wachzurufen und um Freigabe der Ladesäule zu bitten, was auch gewohnheitsgemäß funktionierte.

Nach München zurück? Nein! Einer meiner Ladevertragspartner, das RWE, betreibt zwar auch Ladesäulen in München, aber zurück wollte ich nicht mehr. Also machte ich mich auf in das 47 Kilometer entfernte Landsberg. Um es kurz zu ma-

Steffen Riedel fasst seine Eindrücke zusammen Wer noch nie Elektroauto gefahren ist, weiß nicht, was ihm entgeht. Es gibt zwar Leute, die sich schon bei der ersten Probefahrt vom E-Auto-Fieber anstecken lassen, aber so richtig auf den Geschmack kommt man erst, wenn man längere Zeit und mehr Kilometer unterwegs ist. Der Markt bietet inzwischen eine Reihe interessanter und vor allem bezahlbarer Elektrofahrzeuge, zum Beispiel den Nissan Leaf, den Renault Kangoo und den ZOE, Mitsubishi

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Electric Vehicle, auch von Citroën und Peugeot ver trieben. Für Leute mit genügend Kleingeld gibt es die Modelle von Tesla und die Modelle von Mercedes, VW und BMW, die ich persönlich für sehr teuer halte. Weitere Hersteller haben nachgezogen, zum Beispiel Kia mit dem Soul EV. Die »Ladesäulen-Gespräche«, die ich führte, ergaben, dass alle Besitzer der genannten Fahrzeuge, sehr zufrieden sind.


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E-Mobil

Einachser: Hymer macht mit Wangener sind an Elektrofahrzeugbau beteiligt Die Uni Kassel koordiniert einen Forschungsverbund, der ein einachsiges Elektro-Fahrzeug entwickelt. So ein neuartiges Vehikel muss leicht sein. Die Leichtbauweise in Aluminium und Stahl versteht der Wohnmobilhersteller aus Wangen im Allgäu. Hymer ist im Verbund am Projekt beteiligt. in Prototyp des einachsigen E-Fahrzeuges hat seine Tauglichkeit bereits unter Beweis gestellt. Stabil bleibt es über minimale, elektronisch gesteuerte Verschiebungen der kompletten Achse, die seinen Schwerpunkt verlagern. Anders als bei herkömmlichen Einachsern, die im Stehen gefahren werden (»Segways«), verfügt das Fahrzeug über eine Bank mit zwei Sitzen. »Das macht es auch für Senioren und bewegungseingeschränkte Menschen attraktiv«, erklärt Prof. Dr. Ludwig Brabetz, Leiter des Fachgebiets Fahrzeugsysteme und Grundlagen der Elektrotechnik sowie Sprecher des Forschungsverbundes »Elektromobilitätskonzept mit teilautonomen Fahrzeugen« (E2V). »Die Ergebnisse des Vorhabens helfen dabei, eine Mobilitätslücke in der älter werdenden Gesellschaft zu schließen, und erfüllen dabei gleichzeitig die Forderung nach einer umweltverträglichen, individuellen Fortbewegung, die sich durch erneuerbare Energien speisen lässt.«

Foto: Uni Kassel

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Ein Teil des Projektteams präsentiert das Fahrzeug: Prof. Dr. Ludwig Brabetz, Dr. Mohamed Ayeb, Martin Schelhas und Paul Oborowski (v.l.)

Als Einsatzgebiet kommen etwa verkehrsfreie Wohngebiete, Parks und Kulturlandschaften in Frage, wo sich wegen baulicher Gegebenheiten oder bestimmter Umwelt- und Tourismusaspekte der Einsatz herkömmlicher Straßenfahrzeuge verbietet. Das E2VFahrzeug ist zudem mit Informationstechnik ausgestattet, es bietet aktuelle Informationen zur Umgebung und stellt eine Navigationsplattform zur Verfügung. In einem nächsten Schritt ist eine Funktion zum teilautonomen Fahren geplant, sodass das Fahrzeug die Passagiere künftig selbstständig ans Ziel bringen kann. Konstruiert hat das sehr wendige Fahrzeug ein Konsortium mit vielfältigen Kompetenzen auf den Gebieten Leichtbau, Karosserie und Fahrwerk, elektrische Antriebe, Elektronik, Mensch-Maschine-Schnittstellen und GPS-Navigation. Dabei ist eine zweisitzige Fahrgastzelle mit einer guten Rundumsicht entstanden. Weitere Merkmale des Fahrzeuges sind ein Fahrwerk in hybrider Leichtbauweise (Aluminium-Stahl) mit verstellbarem Federkomfort, das auch für Fahrten auf schlechtem Untergrund geeignet ist; ein Spindelantrieb zur horizontalen Verstellung der Räder unter dem Fahrzeugaufbau; zwei Synchron-Radnabenmotoren mit Permanentmagneten zur Sicherstellung einer energieeffizienten Stabilisierung und Fahrfunktion sowie eine intelligente Elektronik zur Koordination aller Balance-, Fahr- und Komfortfunktionen mit GPS-Navigation.

Partner aus Uni und Wirtschaft Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat das Forschungsprojekt E2V mit rund zwei Millionen Euro gefördert. Fünf Fachgebiete der Universität Kassel sowie sechs Industriepartner waren am Projekt beteiligt. Uni Kassel: Fachgebiet Fahrzeugsysteme und Grundlagen der Elektrotechnik Fachgebiet Anlagen und Hochspannungstechnik

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Fachgebiet Elektrische Energieversorgungssysteme Fachgebiet Leichtbau-Konstruktion Fachgebiet Mensch-MaschineSystemtechnik Industriepartner: E.ON Mitte AG, Kassel FINE Mobile GmbH, Rosenthal Ernst Hombach GmbH & Co. KG, Uehlfeld Hymer Leichtmetallbau GmbH & Co. KG, Wangen im Allgäu Krebs und Aulich GmbH, Derenburg Hella KGaA Hueck & Co, Lippstadt



Energie-Partner

Eigenproduktion hilft sparen Sonnenbatterie für Hausbesitzer

Fotos: Sonnenbatterie GmbH

Als neues Mitglied im Partnernetzwerk des Energie- & Umweltzentrums Allgäu (eza!) kann die Sonnenbatterie GmbH am Standort Wildpoldsried den Eigenverbrauch von erneuerbaren Energien noch stärker in den Fokus von Hausbesitzern rücken.

So wirbt das Wildpoldsrieder Unternehmen für seine mudular aufgebaute Sonnenbatterie

teigende Energiekosten sind für viele Hausbesitzer eine hohe finanzielle Belastung. Kein Wunder also, dass der Eigenverbrauch von selbst erzeugtem Strom in Deutschland stark zunimmt. Wer den Strom seiner Photovoltaik-Anlage möglichst vollständig nutzen möchte, benötigt einen Stromspeicher, um diese Energie auch am Abend und in der Nacht verbrauchen zu können. Mit dem Energie- & Umweltzentrum Allgäu (eza!) hat die Sonnenbatterie GmbH nun einen renommierten und starken Partner gefunden, mit dem sie das Thema Eigenverbrauch weiter voranbringen kann.

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Starke Partnerschaft mit eza! »Wer heute seine Stromrechnung auf ein Minimum senken möchte, kommt um den Eigenverbrauch von erneuerbaren Energien nicht mehr herum«, sagt Christoph Ostermann, Geschäftsführer der Sonnenbatterie. »Die Partnerschaft im eza!-Netzwerk gibt uns die Möglichkeit, dieses Thema noch stärker im Bewusstsein von Hausbesitzern zu verankern, die auf eine wirtschaftliche und zukunftssichere Energieversorgung setzen.« Mit dem eza!-Partner-Netzwerk ver-

Über Sonnenbatterie GmbH Die Wildpoldsrieder sind Marktführer für intelligente Lithium-Speichersysteme in Deutschland. Zu ihren Kunden zählen in erster Linie Privathaushalte, aber auch Landwirte und Gewerbebetriebe, die auf Speichergrößen von 2 kWh

fügt das Allgäu über einen einzigartigen Verbund von Planern, Bau- und Handwerksfirmen sowie Anbietern innovativer Techniken, die für höchste Qualität beim energieoptimierten Bauen und Sanieren stehen.

Geprüfte Qualität beim Marktführer »Das Thema Speicherung von Solarstrom gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wir freuen uns daher sehr, mit der Firma Sonnenbatterie einen kompetenten Vertreter dieser wichtigen Zukunftsbranche in unseren Reihen zu haben«, betont eza!-Geschäftsführer Martin Sambale. »Das Spektrum für qualitätsbewusste Bauherren und Hauseigentümer wird damit um ein interessantes Angebot erweitert.« Wer zum eza!-Partner-Netzwerk gehören will, muss strenge Eingangskriterien erfüllen, die das unabhängige Energie- & Umweltzentrum Allgäu kontinuierlich prüft. Die Sonnenbatterie GmbH konnte diese Vorgaben erfüllen und verpflichtet sich jetzt wie alle eza!-Partner dazu, ihre Mitarbeiter regelmäßig zu Fortbildungstagen zu schicken. Der Hersteller von intelligenten Energiespeichersystemen ist damit eine von mehr als 130 Firmen im eza!-Partner-Netzwerk.

bis 16 kWh zurückgreifen können. Das mittelständische Unternehmen ist ein Pionier am schnell wachsenden Markt für dezentrale Speicher und verfügt über langjährige Erfahrung mit Batteriespeichertechnologien und erneuerbaren Energien. Als intelligentes, netzdienliches und langlebiges Speichersystem erfüllt die Sonnenbatterie alle Voraussetzungen für eine aktive Einbindung in den Strommarkt. Die Sonnenbatterie GmbH entwickelt und produziert ihre Speichersysteme an ihrem Hauptsitz im bayerischen Wildpoldsried. Sonnenbatterie GmbH Mathias Bloch Am Riedbach 1 87499 Wildpoldsried Tel. 08304/92933-400 info@sonnenbatterie.de www.sonnenbatterie.de

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Energie So machen Sie mit Wichtig ist es, sich beim Landratsamt für den Stromsparwettbewerb anzumelden, um sich mithilfe des Stromspar-Newsletters regelmäßig über Aktionen und Stromspartipps informieren zu können. Die Flyer mit Teilnahmeformularen und weitere Informationen erhält man im Landratsamt Oberallgäu bei Manfred Berktold per E-Mail manfred.berktold@lra-oa.bayern.de oder Fax 08321/61267320

Bürger sparen um die Wette Landkreis Oberallgäu startet Wettbewerb Klimaschutz geht uns alle etwas an. Die Auswirkungen des Klimaschutzes sind auch im Allgäu zu spüren. Jeder kann im Rahmen seiner Möglichkeiten einen Beitrag zum aktiven Klimaschutz leisten. Der Landkreis hat in Zusammenarbeit mit den Allgäustrom-Partnern und dem Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) einen landkreisweiten Stromsparwettbewerb ins Leben gerufen. Damit sollen die Bürger zu einem bewussteren und sparsameren Umgang mit Energie motiviert werden. er einfachste und effektivste Baustein ist die Reduzierung des Energieverbrauchs im eigenen Haushalt. Und so funktioniert’s: Gewonnen hat derjenige Haushalt, der die prozentual größte Einsparung, gemessen in Kilowattstunden (kWh), in einem Jahr vorweisen kann. Grundlage ist zum einen die Stromabrechnung für den Abrechnungszeitraum 2014/2015 und die Schlussrechnung für 2015/2016. Nach Erhalt der Stromrechnung im Jahr 2016 haben die Teilnehmer zwei Monate Zeit, ihre Abrechnungskopien mit dem Teilnahmeformular beim Landratsamt einzureichen. Jeder Teilnehmer kann gleich doppelt gewinnen – zum einen wertvolle Preise bei der Verlosung und zum anderen durch den eingesparten Strom. Und die besten Stromsparer im Landkreis gewinnen natürlich auch! Die fünf Bestplatzierten erhalten Geldpreise in Höhe von 400, 200, 150, 100 und 50 Euro. Den Kommunen kommt bei der Umsetzung des Wettbewerbs vor Ort eine besondere Rolle zu. Sie sollen ihre Bürger über regelmäßige Infos und Sonderaktionen sowie einen gemeindeweiten Wettbewerb

motivieren, möglichst viel Strom einzusparen. Die Kommunen im Landkreis mit den meisten Teilnehmern (auf die Einwohnerzahl umgerechnet) werden am Ende ebenfalls ausgezeichnet. Der Landkreis stellt den Kommunen für die Aktionen, die über das ganze Jahr verteilt stattfinden, in regelmäßigen Abständen Anregungen und vorgefertigte Kampagnenbausteine zur Verfügung. »Zahlreiche Gemeinden arbeiten schon auf Hochtouren an der Umsetzung«, berichtet Dr. HansJörg von eza!.

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Fotos: allgäuALTERNATIV, eza!

Der Austausch von alten Glühbirnen gegen moderne Energiesparlampen ist ein erster Schritt zum Sieg

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Energie

In Tussenhausen im Unterallgäu wurde dieser Stromspeicher zu Forschungszwecken in Betrieb genommen

Batterie entlastet das Netz Tussenhauser Speicher puffert Strom vor Ort In Tussenhausen bei Mindelheim wurde Anfang September der größte Batteriespeicher seiner Art in Bayern in Betrieb genommen. Im Forschungsprojekt Smart Power Flow soll untersucht werden, wie durch solche Groß-Batterie-Speicher das Niedrigspannungsnetz der Lechwerke Verteilernetz GmbH (LVN) entlastet werden kann. Gelingt es im lokalen Bereich, Schwankungen zu puffern, könnte beim regionalen Netzausbau gespart werden.

m Projekt Smart Power Flow in Tussenhausen sind große Vanadium-Redox-Flow-Batterien im lokalen Niederspannungsnetz eingesetzt. Der Batteriespeicher soll das regionale Stromnetz unterstützen und entlasten. Der Umbau der Energieversorgung in Deutschland hat große Auswirkungen auf die regionalen Stromnetze. Ursprünglich waren die Netze zum Verteilen des Stroms angelegt. Heute sammeln sie in Bayerisch-Schwaben auch immer mehr Strom aus den zahlreichen Photovoltaik-Anlagen ein. Der neue Ortsspeicher soll den überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien lokal zwischenspeichern und später bei Bedarf wieder ins Ortsnetz abgeben. Der Batteriespeicher schafft so einen effizienten lokalen Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch. Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer: »Wir stellen unser Energiesystem um und sind bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Bayern im bundesweiten Vergleich Vorreiter.

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Umso wichtiger ist es, die erneuerbaren Energien optimal in das Stromnetz zu integrieren. Hierbei spielen Pilotprojekte wie Smart Power Flow eine bedeutende Rolle.«

Ortsspeicher gleichen aus Im Projekt Smart Power Flow soll untersucht werden, inwiefern ein regionaler Netzausbau durch den Einsatz von Batteriespeichern vermieden werden kann. Der Ortsspeicher unterstützt die lokale Spannungshaltung, sodass zukünftige Netzausbaukosten minimiert und die Aufnahmefähigkeit des Verteilnetzes für erneuerbare Energien maximiert wird. Außerdem möchten die Projektpartner mit dem Ortsspeicher verschiedene Betriebs- und Vermarktungsweisen erproben wie z.B. Spannungshaltung, Frequenzregelung, Blindleistungsmanagement und die Teilnahme am Regelenergiemarkt. Damit soll gezeigt werden, dass der Spagat zwischen wirtschaftlichem und netzstützendem Betrieb möglich ist.


»Verteilnetze bilden das Rückgrat für das dezentrale Energiesystem der Zukunft«, sagt LEW-Vorstandsmitglied Dr. Markus Litpher. »Wir wollen die Energiewende in der Region voranbringen. Dafür testen wir gemeinsam mit Partnern und Bürgern neue Technologien. Für die Region ist der Ortsspeicher hier in Tussenhausen ein Vorzeigeprojekt auf dem Weg in die Energiezukunft.« Clemens Triebel, Mit-Gründer des Speicherpioniers Younicos, ergänzt: »Wir freuen uns darauf, zeigen zu können, wie vielseitig intelligente Speicher auch auf Verteilnetzebene eingesetzt werden können. Wie die schon heute wirtschaftlichen Batterieparks auf Übertragungsnetzebene ermöglichen auch sie es uns, mehr erneuerbare Energien zu nutzen.«

Batterie mit spannenden Eigenschaften Als Standort für den Ortsspeicher wurde die Marktgemeinde Tussenhausen im Landkreis Unterallgäu aus 80 möglichen Orten ausgewählt: Zum einen speisen im Ortsnetz mehrere Photovoltaik-Anlagen Strom mit einer Leistung von maximal 560 Kilowatt ein. Zum anderen ist ein entsprechend großer Ortsnetztransformator vorhanden. Der Batteriespeicher wurde am Ortsrand auf dem Gelände der Reiner Wertstoff Recycling GmbH aufgestellt. Der Standort bietet ausreichend Platz, ist gut zugänglich und liegt in der Nähe der Ortsnetzstation. Mit einer Leistung von 200 Kilowatt und einer Kapazität von 400 Kilowattstunden ist der Ortsspeicher in Tussenhausen bayernweit der größte seiner Art. Außerdem kommt die erste Vanadium-Redox-Flow-Batterie, der sogenannte CellCube FB200-400 DC, von Gildemeister energy solutions im süddeutschen Raum zum Einsatz. Bei dieser speziellen Technologie speichert die Batterie die elektrische Energie in Form von flüssigen Elektrolyten.

Die Beteiligten am Projekt Partner bei dem für drei Jahre angelegten Projekt sind das Reiner Lemoine Institut, die SMA Solar Technology AG, LEW Verteilnetz GmbH und Younicos. Die Kosten für das Forschungsvorhaben belaufen sich auf insgesamt 2,9 Millionen Euro. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert das Projekt Smart Power Flow aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Weitere Informationen unter www.forschungenergiespeicher.info Die LEW Verteilnetz GmbH sorgt als regionaler Verteilnetzbetreiber für einen zuverlässigen und sicheren Betrieb des Stromnetzes und gewährleistet einen diskriminierungsfreien Netzzugang. Das Netzgebiet der LEW Verteilnetz GmbH umfasst Bayerisch-Schwaben sowie Teile Oberbayerns. Die LEW Verteilnetz GmbH ist eine Tochtergesellschaft der Lechwerke AG (LEW).

Das Reiner Lemoine Institut arbeitet im Bereich der Systemintegration von erneuerbaren Energiesystemen in den Schwerpunktbereichen optimierte Strom- und Wärmemodelle, alternative Mobilitätskonzepte und Off-Grid-Systeme. Die SMA Gruppe ist Weltmarktführer bei Photovoltaik-Wechselrichtern und bietet innovative Schlüsseltechnologien für künftige Energieversorgungs-Strukturen an. Sie hat ihren Hauptsitz in Niestetal bei Kassel und ist in 21 Ländern vertreten. Die Unternehmensgruppe beschäftigt weltweit mehr als 4000 Mitarbeiter. Younicos ist ein weltweit führender Anbieter von intelligenten Netz- und Energiespeicherlösungen auf Basis unterschiedlicher Batterietechnologien. Younicos wurde im Jahr 2005 in Berlin gegründet und beschäftigt dort sowie in Austin (USA) mittlerweile rund 120 Mitarbeiter.

Eine Vanadium-Redox-Flow-Batterie bietet zahlreiche Vorteile: Sie verfügt über eine hohe Lebensdauer, hat nahezu unbegrenzte Ladezyklen und kann ohne Probleme komplett entladen werden. Die Batteriekapazität ist dank ihres modularen Aufbaus beliebig erweiterbar und muss außerdem kaum gewartet werden.

Vielseitige Einsatzmöglichkeiten Der Großspeicher ist besonders für den Einsatz als Quartierspeicher oder für Industrie und Gewerbe geeignet. So könnten in Zukunft beispielsweise Gemeinden, große Unternehmen, Gewerbekunden oder landwirtschaftliche Betriebe einen solchen Speicher nutzen, um ihren Eigenverbrauch zu erhöhen oder am Regelenergiemarkt teilzunehmen. Sie nahmen kürzlich den neuen Ortsspeicher in Tussenhausen in Betrieb (v.l.): Johannes Ruf, 1. Bürgermeister Markt Tussenhausen, Volker Wachenfeld, SMA Solar Technology AG, Dr. Markus Litpher, LEW-Vorstandsmitglied, Franz Josef Pschierer, Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium, Philip Hiersemenzel, Younicos, Dr. Claus Beneking, Reiner Lemoine Institut gGmbH Fotos: LEW/Ruth Plössel

Vorzeigeprojekt Tussenhausen

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Energie

1000 afrikanische Elefanten… …werden jährlich in Bad Hindelang eingespart Das enorme Gewicht von 5.637.834 Kilogramm CO2 wird im Ostrachtal jährlich durch natürlich erzeugte Energie eingespart. So viel bringen rund 1000 afrikanische Elefanten auf die Waage! Ein kleiner Schritt energiebewusster Menschen vor 20 Jahren war der Beginn eines Riesensprungs ins 21. Jahrtausend.

Führers, die vor drei Jahren in einer Vorstandssitzung geboren wurde, waren die »Sonnenwendler« Roman Haug (1. Vorsitzender des Vereins), Reinhard Pargent, Edmund Lochbihler und Helmut Sobek sowie Manuela und Thilo Kreier, die schon eine ganze Reihe von Publikationen für die Gemeinde produziert haben. Die Finanzierung erfolgte mit Mitteln des Vereins und durch Anzeigen in der Broschüre. Zielgruppen sind Einheimische, Interessierte aus dem Umland, Gäste und befreundete Vereine.

Auf gutem Weg voran Die Sonnenwende Hindelang ist bereits seit 1995 darum bemüht, Anregungen zur Energieeinsparung und -erzeugung an die Bevölkerung weiterzugeben. Der Verein wurde am 30. Juni 1995 im Gasthaus »Traube« in Vorderhindelang gegründet und hat derzeit über 90 Mitglieder. Vereinszweck ist u.a. die Förderung der Reinerhaltung von Luft und Wasser und die Suche nach Energiesparpotenzialen. Als Vorbildfunktion gilt die Organisation einer Sammelbestellung von Photovoltaikanlagen zu Beginn der Vereinstätigkeit. Inzwischen ist der Verein Miteigentümer der Photovoltaikanlage auf dem Hindelanger Pfarrhaus und beteiligt an dem von ihm initiierten Bürgerkraftwerk auf der Hindelanger Schule.

Schlagader Ostrach

Das Hotel Wiesengrund ist Station 6 auf dem Energieweg. Merkmal: eigenes Wasserkraftwerk

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n der Ortsgemeinde Bad Hindelang werden bereits 65 Prozent des Strombedarfs selbst erzeugt. Damit haben die Bürger im Ostrachtal fast das Ziel von 70 Prozent erreicht, das sich der Kreistag für 2022 gesetzt hat. Auch, wenn Landrat Anton Klotz wegen der Ablehnung der Windkraft und der Schwierigkeiten bei der Wasserkraft dieses Ziel mittlerweile auf 50 Prozent zurückgenommen hat – die Bürger der Ortsgemeinde bleiben bei ihren ehrgeizigen Zielen. »In Bad Hindelang soll bis 2030 die vollständige CO2-Neutralität bei Strom, Heizung und Verkehr erzielt werden.« So ein Statement im Vorwort zu dem kleinen Führer »Energiewendeweagele«, das der Verein »Sonnenwende Hindelang e.V.« Mitte des Jahres anlässlich seines 20-jährigen Bestehens in einer Auflage von 2500 Exemplaren herausgegeben hat. »Im Jahr 2014 konnten wir bereits 65 Prozent unseres Stroms selbst erzeugen«, stellt Helmut Sobek, Mitglied im Vorstand des Vereins, fest. Beteiligt an der Idee des

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Die Hammerschmieden entlang der Ostrach sind die ältesten ihrer Art in Deutschland. Ihr Ursprung geht bis ins 15. Jahrhundert zurück, als das Erz, das in den Hintersteiner Erzbergwerken gewonnen wurde, an der Ostrach verhüttet und weiterverarbeitet wurde. Von den ehemals zehn Hammerschmieden sind drei als »lebende Museen« noch heute in Betrieb. Die Elektrizitätswerke Hindelang eG (EWH) wurde 1923 von Bürgern der Gemeinde mit dem Ziel gegründet, eine unabhängige Stromversorgung im Gemeindegebiet zu errichten. Das Kraftwerk »Auele«, 1925 in Betrieb genommen, nutzt das Wasser des auf 1811 Meter gelegenen Schrecksees. Mit seinem Tagesspeicher (Nutzinhalt 4000 m³) versorgt es zwei Rohrleitungen, die 1963 und 1998 jeweils mit einem Stahlrohr von 870 Metern Länge angelegt wurden. Die Leitungen treiben je eine Pelton-Turbine zur Stromerzeugung an. 30 Meter unterhalb des Kraftwerks Auele wurde 2009 eine weitere Turbine in Gang gesetzt, die jährlich 350.000 kWh leistet. Hinzu kommt das Wasserkraftwerk in Vorderhindelang, das Wasser aus der Ostrach über


Das Akademie-Gebäude an der Ostrach deutet mit einem stilisierten Wasserrad an, welches Ziel verfolgt wird: »Die Energie kommt von uns«

eine unterirdisch verlegte Druckrohrleitung auf eine Kegelradturbine lenkt. Der Wildbach in Bad Oberdorf betreibt das Kleinkraftwerk Kühgasse unterhalb der Luitpoldbad-Brücke und erzeugt mit zwei Peltonturbinen Strom, mit dem etwa 80 Haushalte versorgt werden können. Die lokalen Elektrizitätswerke hatten zum Jahresende 2014 ca. 3800 Kunden, für die rund 18,3 Mio. kWh Strom geliefert wurden (Quelle: www.ewhindelang.de).

Auf dem Foto vom Stand der »Sonnenwende e.V.« anlässlich des Marktfestes in Bad Hindelang am 1.8.2015 von links: Edmund Lochbihler, Helmut Sobek, Josef Bessler, Franz Hatt, Reinhard Pargent

Private Investitionen Entlang der Ostrach, in Bad Oberdorf und in Oberjoch hat sich eine große Zahl von Haus- und Hotelbesitzern für den Einsatz alternativer Energien entschieden. Seien es Wärmepumpen (Erdwärmesonden) wie im Gebäudekomplex des »Leporello« oder Blockheizkraftwerke, eingesetzt vom Biohotel Mattlihaus oder Hotel Prinz-Luitpoldbad, und die von einem Seitenkanal der Ostrach betriebenen Wasserturbinen des Hotels Wiesengrund – das Ostrachtal ist beispielhaft für die verschiedensten Formen alternativ erzeugter Energien. Mit einer modernen Holzhackschnitzelanlage beheizt das Familotel Krone in Unterjoch seine Zimmer und die Wellnessabteilung samt Hallenbad. Dafür werden jährlich 2000 m³ Holzhackschnitzel benötigt, wovon etwa 20 Prozent selbst durch Aufforstungsmaßnahmen in den eigenen Wäldern gewonnen werden. Der kleine Energiewendeweagele-Führer, der kostenlos in der Tourist-Information Bad Hindelang und im Rathaus erhältlich ist, nennt 23 vorbildliche Beispiele, die sich anhand eines beigefügten Ortsplans in Bad Hindelang und Bad Oberdorf oder entlang der Ostrach auch »erwandern« lassen.

Oben: das breite Wasserrad am Hotel Wiesengrund und die »inneren energetischen Werte«

Noch in diesem Jahr werden sowohl große gemeindliche Gebäude in Bad Hindelang wie Kurhaus, Rathaus und Feuerwehrhaus als auch die Katholische Kirche und das Pfarrheim, das neue Gesundheitszentrum sowie Privathäuser von einer Feuerstätte aus beheizt. Die Feuerstätte, in einem neu errichteten Anbau am Kurhaus untergebracht, wird mit Holzpellets betrieben. Heizanlagen in Haushalten, die sich der Nahwärme angeschlossen haben, werden danach nicht mehr benötigt, da die Häuser mit einer unterirdisch verlegten Warmwasserleitung verbunden sind, die die benötigte Wärme an einen Wärmetauscher liefert. Eingspart werden dadurch weitere 650 Tonnen CO2. Thomas Niehörster

Fotos: Thomas Niehörster

Wärme-Wende im Ortskern

Kurzinfo Sonnenwende Hindelang e.V., Zum Stegacker 26, 87541 Bad Hindelang, Tel. 08324/1210, info@sonnenwende-hindelang.de Der Führer »Energiewendeweagele« lässt

sich auf der Internetseite des Vereins Sonnenwende e.V., www.sonnenwendehindelang.de, ansehen und herunterladen. Tourist Information Bad Hindelang, Unterer Buigenweg 2, 87541 Bad Hindelang, Tel. 08324/8920

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Windkraft

Wackelt die Schutzzone – bald Windräder im Oberallgäu möglich?

Bisher sind Windenergieanlagen im Umkreis von Funkfeuern und Radaranlagen der Luftfahrt-Navigation schwierig oder gar nicht möglich. Dies blockiert zum Beispiel auch den Bau von Anlagen östlich von Kempten. In welchem Ausmaß Rotoren Signale ablenken oder verändern, ist bisher wissenschaftlich nicht hinreichend untersucht. Die Schutzzone von 15 Kilometern Umkreis ist jedoch nicht in Zement gegossen. s war einmal: Vor zwei Jahren noch wollten ambitionierte Bürger und Institutionen im Oberallgäu 50 Windräder bauen. Im Unterallgäu sollten ebenfalls 50 neue Anlagen entstehen – inzwischen herrscht hier wie dort absolute Windstille. Vorschriften, Behörden und Gesetze haben die Pläne gestoppt. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Während die 50 Windräder in fünf Vorranggebieten im Unterallgäu an der sogenannten »10H-Regel« des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer scheitern, stehen die Vorhaben im Oberallgäu wegen des Vetos der Deutschen Flugsicherung vor dem Aus – vorerst zumindest. Die Unterallgäuer bringen in ihren Vorranggebieten kaum mehr ein Windrad unter, das mehr als zwei Kilometer vom nächsten bewohnten Gebäude entfernt ist. Und so weit muss laut Seehofer die Schutzzone um das Windrad herum reichen. Landrat HansJoachim Weirather bedauert: »Aktuell ist der Bau von

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wirtschaftlich arbeitenden Windkraftanlagen an keinem der Standorte möglich.« Die Aktivitäten der Projektentwicklungsgesellschaft Windkraft wurden deshalb auf ein Minimum reduziert. Die Oberallgäuer dagegen hadern mit dem Luftamt Süd und der Flugsicherung. Denn die neu geplanten Windkraftanlagen bei Wildpoldsried stören laut dem Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) das Drehfunkfeuer Kempten-Ost. Die Behörde teilte in einer Stellungnahme zum Flächennutzungsplan mit, dass im Umkreis von 15 Kilometern um dieses Funkfeuer keine neuen Windräder mehr gebaut werden dürfen. Diese Schutzzone ist umstritten, aber sie hindert die Planungen. Lediglich die beiden 200-MeterRäder, die kleinere Anlagen ersetzten, dürfen derzeit gebaut werden. Die Flugsicherungsbehörden berichten, dass die Signale des Drehfunkfeuers nicht nur von Windrädern gestört werden. Auch Gebäude und andere


Drehfunkfeuer dienen der Navigation von Flugzeugen. Im Fachjargon heißen sie VOR (VHF Omnidirectional Radio Range). Vereinfacht ausgedrückt arbeiten die Funkfeuer wie Leuchttürme. Während der Leuchtturm in feststehenden Abständen Lichtsignale versendet, schickt das Funkfeuer geregelte Ultrakurzwellen in den Äther. Das Funkfeuer

Hindernisse beeinflussen die Radiowellen. Im Gegensatz zu bewegten Windrädern können feste Hindernisse aber »rechnerisch berücksichtigt«, also korrigiert werden. Dass im Umgriff von 15 Kilometern um das VOR Kempten bereits 23 Windräder stehen, ist auch den Behörden bekannt. Der Einfluss dieser Anlagen liege noch im Toleranzbereich von »drei Prozent Abweichungen«. Weitere Windkraftanlagen könne man aber nicht mehr akzeptieren. Also ein dauerhaftes »Aus« für Windräder rund um Kempten und Wildpoldsried? Wohl nicht. Denn die Probleme gibt es nicht nur hier. Besonders in den nördlichen Bundesländern kommen solche Konflikte

Kempten (sendet auf 109,600 Mhz) ist ein sogenanntes Doppler-UKW-Funkfeuer (DVOR/DME). Es stellt eine Bodenstation dar, deren Signal von speziellen Empfängern in Flugzeugen ausgewertet und als Richtungsinformation auf einem Anzeigegerät ablesbar wird.

mit der Luftraumüberwachung öfter vor. Der Bundesverband Windenergie (BWE) berichtet, dass der Bau von 4100 Megawatt Turbinenleistung (entspricht rund fünf Großkraftwerken) durch Flugsicherung und Deutschen Wetterdienst blockiert würden. Dabei nennt BWE die Zahl von 1422 Anlagen, die durch 15Kilometer-Verbotszonen um die ca. 60 Funkfeuer in der Bundesrepublik nicht gebaut werden können. Der Verband ist der Auffassung, dass die Schutzzonen um die Funkfeuer mehr oder weniger willkürlich eingerichtet werden. Als Beweis führt BWE an, dass die militärische Flugsicherung bei Weitem nicht so strikt auf die Sicherheitszonen poche. Dort sei man in gleichge-

Fotos: Thomas Niehörster

Das Doppler-UKW-Funkfeuer Kempten-Ost (oben) verhindert derzeit den Bau weiterer Windkraftanlagen im Raum Kempten-Wildpoldsried

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Kaufbeuren

Windkraft Obergünzburg Leutkirch im Allgäu Altusried

Dietmannsried

Marktoberdorf Wildpoldsried

Unterthingau

Funkfeuer Wiggensbach

Kempten (Allgäu) Görisried Isny im Allgäu

Waltenhofen Sulzberg Oy-Mittelberg

lagerten Fällen viel kompromissbereiter. Die Deutsche Flugsicherung kontert: »Der Sicherheitsradius von 15 Kilometern wird durch die Internationale Zivile Luftfahrtorganisation (ICAO) vorgegeben – wir sind daran gebunden.« Ein Gutachten zum Drehfunkfeuer Michaelsdorf (zwischen Rostock und Stralsund) von Prof. Dr. Elmar Giemulla von der TU Berlin sagt im Kern aus, dass die bisher angewandten Verfahren der Flugsicherung zur Beeinflussung von Drehfunkfeuern durch Windkraftanlagen »stark vereinfachend« sind und nie validiert wurden. Aus diesem Grund beschäftigt sich die Umwelt- und Verkehrsministerkonferenz auch mit diesem Thema.

Unsere Karte (oben) zeigt die derzeitige Verbotszone für neue Windräder rund um das Drehfunkfeuer (rechte Seite oben) bei Kempten

Internen Berichten zufolge sind Drehfunkfeuer längst nicht mehr so wichtig für die Flugnavigation und den kommerziellen Flugbetrieb. Eurocontrol geht davon aus, dass nur noch vier Prozent aller Instrumentenflüge auf das Drehfunkfeuer-System zurückgreifen. Für den Streckenflug sei ein deutlich reduziertes Netz ausreichend. Und bei der Flugsicherung selbst gibt es Überlegungen, in den Jahren nach 2020 auf GPS (Global Positioning System) wie beim Straßenverkehr umzusteigen. Obwohl GPS nicht bindend vorgeschrieben ist, navigieren schon heute die meisten Flugzeuge mit GPS. Die UKW-Drehfunkfeuer, die inzwischen fast 80 Jahre im Dienst stehen, seien dann nur noch für den Notfall nötig.

Foto: TU Braunschweig

Windenergieanlagen und ein Drehfunkfeuer ergänzen den Miniaturflugplatz in Braunschweig

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Die Deutsche Flugsicherung (DFS) wurde 1993 gegründet, betreibt 16 Tower auf großen Verkehrsflughäfen und ist auf neun Regionalflughäfen in Deutschland vertreten. Das Unternehmen ist staatlich und überwacht nicht nur den zivilen, sondern auch den militärischen Luftverkehr. Fast 6000 Mitarbeiter stehen im Dienst des Unternehmens, darunter knapp 2000 Fluglotsen. Die Deutsche Flugsicherung arbeitet mit Partnerorganisationen rund um den Globus zusammen.

Karte: OpenStreetMap contributors; CC-BY-SA 2.0

Buchenberg


aus der gewünschten Richtung wehen lassen. Das ist in der Realität nicht möglich oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand zu erreichen.« Zusammengenommen bleibt für das Oberallgäu festzustellen: Es wird zukünftig nicht mehr so viele Drehfunkfeuer geben. Welche wann wo abgebaut werden, sollte die Lokalpolitik gut im Auge behalten. Vielleicht ist die Anlage in Kempten bald nicht mehr von Bedeutung und kann abgeschaltet werden. Auf jeden Fall sind die Chancen für neue Windräder rund um Kempten nicht unbedingt schlecht. Kommt Zeit, kommt Rat. Ob die 10H-Regel des bayerischen Ministerpräsidenten für das Unterallgäu irgendwann wakkelt, steht dagegen in den Sternen. Mithilfe eines sogenannten Oktokopters kann das miniaturisierte Messsystem für Radaranlagen durch Windparks fliegen und an beliebigen Punkten im Raum Messungen durchführen

Foto: PTB

Obwohl anscheinend die Tage der UKW-Drehfunkfeuer gezählt sind, bleiben sie doch Ziel der Forschung. Sie sollen die Kritik von Prof. Giemulla bestätigen oder entkräften. Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) entwickelt im Projekt »Weran« ein neues Messsystem, um mit hoher Datenqualität Beeinträchtigungen von terrestrischen Navigationsanlagen und von Radarsignalen durch Windenergieanlagen (WEA) zu ermitteln. Ein dafür neu entwickeltes Antennen- und Empfangssystem misst elektromagnetische Feldstärken und speichert zeitsynchron Messdaten und GPSDaten. Das Messsystem besteht aus einer Box, die unter einen Hubschrauber gehängt werden kann. Eine verkleinerte Form des Systems für Flüge mit einer automatisch fliegenden Messplattform – Oktokopter genannt – mit Präzisionsnavigation wird gerade in Betrieb genommen. Während »Weran« vor Ort tatsächliche Gegebenheiten in der Schutzzone aufnimmt, werden im Projekt »min-VOR-win« an einem miniaturisierten Flughafen die Interaktionen zwischen Funkfeuer und WEA systematisch untersucht. Robert Geise, Projektleiter an der TU Braunschweig, erläutert die Vorteile: »Wir können am Modell, so wie es die systematischen Messungen erfordern, problemlos Windenergieanlagen dazu- oder wegnehmen, Flugzeuge beliebig oft aus einer bestimmten Richtung anfliegen und den Wind

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Windkraft

Windräder sind ein Segen Arno Zengerle: »Wir machen weiter!« Bei windigem herbstlichem Wetter feierten die Gemeinden Wildpoldsried und Kraftisried Ende September ein Windrad-Fest. Zeitlich genau terminiert, um den Aufbau der beiden neuesten Windräder der Allgemeinheit zu zeigen. Nicht nur Bürger der beiden Gemeinden nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren.

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Enercon E-115 im »Albratsmoos« und »In der Höll Nord« Die beiden Windkraftanlagen ersetzen die kürzlich gesprengten kleineren Windräder. Die Herstellerfirma Enercon baut seit Jahren nur getriebelose Windräder. Die beiden neuen Windräder haben eine Nabenhöhe von 149 Metern, einen Rotordurchmesser von 115 Metern und eine Gesamthöhe von 206 Metern. Die Kanzel mit Generator wiegt 33 Tonnen. Eine E-115 hat eine Leistung von 3000 kW. Im Jahr erzeugt ein Windrad

etwa sieben Millionen kWh an Strom. Damit können etwa 1750 Drei-Personen-Haushalte versorgt werden. 6.500.000 Kilogramm CO2-Emissionen werden dadurch vermieden. Beide Anlagen kosten zusammen etwa 10,5 Millionen Euro. Betreiber ist die Wildkraft GmbH & Co. KG. Sie haben eine geschätzte Betriebsdauer von 30 bis 40 Jahren. Die beiden Gemeinden Wildpoldsried und Kraftisried, das Allgäuer Überlandwerk und über 200 Bürger aus den beiden Standorten sind beteiligt. Die beiden Windräder sollen bereits im November »an den Wind« gehen.

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Windkraft Wildpoldsrieds Bürgermeister Arno Zengerle gab sich trotz des Baustopps durch Seehofers »10H-Regelung« und Bauverbots durch die Flugsicherung kämpferisch: »Wir machen weiter!«

lle Windräder waren in Schwung – der Herbstwind trieb sie kräftig an. Blauer Himmel und weiße Wolken bildeten einen stimmungsvollen Hintergrund für die sonntägliche Messe auf der bewaldeten Hügelkette zwischen den beiden Gemeinden. Und gleich nach dem Segen von ganz oben sorgte Wildpoldrieds Bürgermeister Arno Zengele für weniger friedliche Töne. Trotzig kämpferisch prangerte er den Baustopp für weitere Windkraftanlagen an. Sowohl die Flugsicherungsbehörden, die einen weiteren Ausbau der Windkraft in der Schutzzone des Flugfunkfeuers verhindern, als auch die Staatsregierung mit der sogenannten »10H-Regelung« bekamen ihr Fett weg. Nicht einmal die Berliner Koalition verschonte er. »Weil man den großen Stromkonzernen eine Kuschelecke« reservieren will, habe man die Führungsposition in der Energiewende auf

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Raimund Kamm, Landesvorsitzender des Bundesverbandes Windenergie, hob mahnend den Finger gegenüber der bayerischen Staatsregierung

der Welt anderen überlassen, statt konsequent weiter daran zu arbeiten. Zengerle: »Wir haben in Wildpoldsried viel erreicht.« Er berichtete, dass Wildpoldsried fünfmal so viel Energie erzeugt, wie der Ort selbst verbraucht. Er lobte die Bürger, die hinter der Idee stehen, und die klugen Köpfe wie Wendelin Einsiedler, die die Gemeinde nicht nur bei der Windenergie, sondern auch bei Biogas und Photovoltaik vorangebracht haben. »Wir machen weiter, weil wir überzeugt davon sind, dass der eingeschlagene Weg richtig ist!« rief er trotzig in die Runde. Bestätigt wurde der Bürgermeister des Energiedorfes vom Landesvorsitzenden des Bundesverbandes Windenergie, Raimund Kamm. »Windräder sind ein Segen!« sagte der im Rückgriff auf die erhobenen Hände des Pfarrers einige Minuten zuvor. Auch Kamm ließ kein gutes Haar an der bayerischen Energiewende.

Fotos: allgäuALTERNATIV

Das Windradfest begann mit einem Feldgottesdienst am Fuße eines sich munter drehenden Windrades. Darunter das kleine Rad der Musikkapelle Wildpoldsried mit der Aufschrift »Bei uns bläst ein anderer Wind«

Besichtigung der Baustelle im »Albratsmoos«: Mitarbeiter von Enercon erläutern die Kenndaten des neuen, im Bau befindlichen Rades

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Der Motor des Energiedorfes Wildpoldsried, Wendelin Einsiedler, blickt ob des Gegenwindes in Sachen Energiewende eher nachdenklich in die Zukunft – hoffentlich nur kurze Zeit!

Er lobte die beiden Gemeinden Kraftisried und Wildpoldsried und die Bürger für ihre Initiative und ihr Beispiel, kritisierte die 10H-Regelung der Staatsregierung und machte deutlich, dass »…jedes Windrad von der Größe, wie sie hier gebaut werden, jedes Jahr die gleiche Energie erzeugt, wie zwei lange Güterzüge Steinkohle bringen«. Die Besucher des Windradfestes hatten Gelegenheit, die Anlagen, die in den Reden so gelobt wurden, selbst in Augenschein zu nehmen. Die Türen der Windräder waren offen, ein Blick ins Innere war erlaubt. Auf Bildschirmen wurden Info-Filme gezeigt, Kinder konnten kleine Windräder basteln. Das Autohaus Sirch zeigte seine E-Mobile, und der Bikeshop Wildrad stellte E-Fahrräder zur Probefahrt zur Verfügung. Ideale Voraussetzung für viele Besucher, auf geschotterten Waldwegen die Baustelle der beiden neuen

Der Projektleiter für die beiden neuen Windräder, Thorsten Häusler von den Allgäuer Überlandwerken (AÜW): Verdeckt er mit dem Hut die grauen Haare, die ihm die Energiepolitik der Staatsregierung wachsen lässt?

Windkraftanlagen zu besuchen, was sonst aus Sicherheitsgründen von der Herstellerfirma Enercon nicht so gerne gesehen wird. An diesem Tag jedoch wurde »offene Baustelle« gepflegt. Die beiden Türme der neuen Anlagen »Typ E-115« ragen bereits gewaltig in die Höhe. Neben einem der beiden war schon der mächtige Baukran aufgestellt, der Generator und Rotorblätter in luftige Höhen transportieren soll. Wenige Hundert Meter weiter konnten die Besucher die Gitterbauteile des zweiten Baukrans noch zerlegt am Boden besichtigen. Daneben in drei Teilen das Herzstück des Windrades, das Maschinenhaus mit dem Generator. Zusammengebaut wiegt dieses Maschinenhaus über 30 Tonnen und wird auf der Spitze des Turmes in 149 Metern Höhe installiert. Mitarbeiter der Firma Enercon aus Aurich standen den interessierten Besuchern Rede und Antwort.

Beeindruckende Dimensionen: die Basis des Schwerlastkranes mit einer Höhe von 120 Metern und die Teile der 33 Tonnen schweren Kanzel des Windrades, hier in mehreren Teilen

Oben: Blick auf die im Bau befindlichen Enercon-Windräder im »Albratsmoos« und »In der Höll Nord«

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Windkraft

Ist »unhörbar« doch hörbar? Infraschall untersucht – wir haben uns umgehört Sind Windenergieanlagen schädlich für Menschen? Manche glauben das, andere wiegeln ab – schnell kochen die Emotionen hoch. Um mehr Sachlichkeit in die Diskussion zu bringen, hat sich ein internationales Expertenteam den Grundlagen des Hörens an der unteren Grenze des Hörfrequenzbereiches (Infraschall), aber auch an der oberen Grenze (Ultraschall) zugewandt. allgäuALTERNATIV hat dazu Betroffene in Wildpoldsried befragt. oordiniert wurde das Projekt, das Teil des Europäischen Metrologie-Forschungsprogrammes ist, von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB). Beteiligt waren auf PTB-Seite nicht nur Akustiker, sondern auch Experten in den Bereichen Biomagnetismus (MEG) und funktionelle Kernspintomografie (fMRT). Ihr Ergebnis: Der Mensch hört tiefere Töne, als bislang bekannt. Und die Mechanismen der Wahrnehmung sind vielfältiger, als bisher angenommen. Ein weites Feld tut sich hier auf, auf dem auch die Psychologie nicht außer Acht gelassen werden darf. Auf jeden Fall gibt es noch weiteren Forschungsbedarf.

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Schlafstörungen durch Windrad? Soll vor dem eigenen Grundstück eine Windenergieanlage gebaut werden, dann wird so mancher Befürworter der Energiewende zum Windkraftfeind. Ängste machen sich breit, der Infraschall, den die Rotoren und die Luftströmung erzeugen, könnte krank machen. Einige Anwohner einer solchen Anlage bemerken tatsächlich Schlafstörungen, Leistungsabfall und andere Beschwerden, andere merken nichts. In-

fraschall, das sind sehr tiefe Töne unter der Hörschwelle von etwa 16 Hertz. Damit seien sie unhörbar und überhaupt viel zu schwach, um gesundheitliche Beschwerden auszulösen, meinen Windenergiebranche und Behörden oftmals. »Sowohl Panikmache als auch pauschales Abwiegeln führen hier nicht weiter«, ist sich Christian Koch sicher. »Stattdessen müssen wir mehr darüber herausfinden, was bei der Wahrnehmung von Schall im Grenzbereich des Hörens passiert.« Der PTB-Akustiker ist der Leiter des internationalen Projektes, in dem Messtechnik-Experten aus mehreren Metrologie-Instituten sowie Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin und des Ear Institute am UCL (University College London) drei Jahre lang die Grundlagen des Hörens von »unhörbarem« Schall untersucht haben.

Infraschall hat viele Quellen Derartiger sehr tiefer (Infraschall unterhalb von etwa 16 Hertz) bzw. sehr hoher Schall (Ultraschall oberhalb von etwa 16.000 Hertz) tritt in vielen Bereichen des Alltags auf. Infraschall entsteht nicht nur bei

allgäuALTERNATIV befragte Besucher zum Infraschall

Fotos: Thomas Niehörster

»Die Windkraft-Gegner sind eh nicht da«, wurde uns gesagt, als wir während des Windkraftfestes am letzten Sonntag im September bei Wildpoldsried/Kraftisried Besucher um ihre Meinung zum Thema Infraschall baten (das Geräusch, das die Rotoren und die daraus resultierenden Luftströme erzeugen). Die von uns Befragten wohnten zwischen einem und fünf Kilometern entfernt von den Windkrafträdern auf dem Höhenzug des Haarberges.

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Für Manfred Landerer (51), Gemeindearbeiter in Wildpoldsried, der etwa einen Kilometer von ihnen entfernt wohnt, machen sich die Windräder akustisch nicht bemerkbar. Für einige seiner Nachbarn hingegen doch: »Wenn einer daran glaubt, dass sie Geräusche machen, dann hört er das auch.«

Marlis Klöpf (48), Besucherin des Festes aus Weitnau, wo das Thema der Windkraft noch immer heftig in der Diskussion steht, ist überzeugt davon, dass die Rotorengeräusche bei einem Kilometer Abstand krank machen.

Ludwig März (63), Landwirt in Hauptmansgreut, wohnt etwa fünf Kilometer von der Anlage entfernt, hört nur dann etwas, »wenn man in der Nähe steht!« Was bei ihm etwa zwei Kilometer Abstand bedeutet. Nachgefragt, ob er glaubt, dass Infraschall krank machen könnte, meint er lakonisch: »Wenn man Angst davor hat…«


Windenergieanlagen, sondern manchmal auch dann, wenn ein Lkw am Haus vorbeidonnert oder ein Hausbesitzer seinen Stromgenerator im Keller anschmeißt. Ultraschall kommt zum Beispiel aus den handelsüblichen Ultraschall-Reinigungsbädern, mit denen man seine Brille gründlich putzen kann. Oder aus einem »Marderschreck« – einem Gerät, das mit sehr hohen Tönen dafür sorgt, dass dem Marder der Geschmack auf Autokabel vergeht. Eine spezielle Variante solcher Geräte zur Vertreibung von Jugendlichen ist unter ethischen Gesichtspunkten international in der Diskussion. Mit sehr hohen Tönen, wie sie nur von Kindern und Jugendlichen gehört werden können, wollen sich Erwachsene Ruhe verschaffen.

Was hört der Mensch wirklich? »In all diesen Bereichen sind teilweise sehr große Lautstärken im Spiel«, sagt Christian Koch. Ein hörbarer lauter Ton kann das Gehör schädigen – und an den Nerven zerren. Doch was ist mit »unhörbaren« Tönen? Und was hört ein Mensch wirklich? Um das herauszubekommen, wurde in dem Projekt eine Infraschallquelle konstruiert, die Töne ganz ohne Obertöne erzeugt. Das war nicht trivial, weil Töne fast immer mit ihren zugehörigen Obertönen daherkommen, die Forscher hier aber keine hohen Töne brauchen konnten. Versuchspersonen wurden nach ihrem subjektiven Hörempfinden gefragt. Diese qualitativen und quantitativen Aussagen wurden mit bildgebenden Verfahren, nämlich Magnetoencephalografie (MEG) und funktioneller Kernspintomografie (fMRT), verglichen. Die Ergebnisse: Der Mensch hört tiefere Töne als bislang angenommen, nämlich schon ab acht Hertz; das ist immerhin eine ganze Oktave tiefer als der tiefste Ton des bisher angenommenen unteren Hörfrequenzbereiches. Denn es konnte bis zu dieser Frequenz eine Erregung des primären auditiven Cor-

Günter Mögele (57), Lehrer aus Wildpoldsried, der vier Kilometer von den Windrädern entfernt wohnt, hat noch von keiner ernsthaften Belastung von Bürgern im Umkreis gehört. Einen Abstand, bei dem man keinen Infraschall mehr empfindet, bemisst er mit 800 Metern. Mögele ist der Ansicht, dass es nicht auf das Hören ankommt: »Eher fühlen sich wohl Menschen betroffen, wenn sie Sichtkontakt zu Windrädern haben.«

tex nachgewiesen werden. Alle Betroffenen gaben dabei ausdrücklich an, etwas gehört zu haben, wobei nicht immer eine tonale Wahrnehmung vorlag. Außerdem wurde beobachtet, dass Gehirnregionen ansprechen, die bei Emotionen eine Rolle spielen. »Das heißt, der Mensch nimmt dann eher diffus wahr, dass da irgendwas ist und dass das auch eine Gefahr bedeuten könnte«, sagt Christian Koch.

Psychologen sollen ins Boot Viele Fragen sind noch offen. »Im Grunde stehen wir erst am Anfang. Weitere Forschung ist dringend notwendig«, betont Koch. Der Antrag für ein FolgeForschungsprojekt läuft bereits. Darin wollen die Fachleute gezielt jene Menschen untersuchen, die sich von »unhörbarem« Schall belästigt fühlen. Schließlich geht es längst nicht jedem so; manchen lässt ein Windrad neben seinem Haus völlig kalt. Und dann müssen ja auch noch die Effekte berücksichtigt werden, dass manche Menschen bereits aus Angst vor einer objektiv gar nicht vorhandenen Gefahr krank werden. Daher sollen möglichst auch Psychologen mit ins Team.

Begriffserklärung Der primäre auditive Cortex ist ein Hörzentrum im Gehirn, in dem Klänge verarbeitet werden und das damit für die Sinnesqualität des Hörens zuständig ist. Er befindet sich im Gehirn an der oberen Grenze des Schläfenlappens. Zu den Aufgaben des auditiven Cortex zählt die Verarbeitung sowohl der Tonhöhe des Gehörten als auch der zugehörigen Lautstärke.

Auf dem Weg zu neun Regeln Viel Forschungsbedarf sehen die Wissenschaftler auch noch beim anderen Extrem, dem Ultraschall. Obwohl die eingesetzten Messgeräte zu den genauesten der Welt gehören, konnten die Forscher nicht messen, ob und was ein Mensch oberhalb der bisher angenommenen oberen Hörschwelle hört. Aber da auch bei diesen hohen Tönen gilt, dass ein sehr lauter Ton das Gehör schädigen kann, muss hier noch mehr geforscht werden. Die Ergebnisse des internationalen Forschungsprojektes könnten dazu führen, dass endlich europaweit einheitliche – und bindende – Schutzbestimmungen für diese Grenzbereiche des Hörens eingeführt werden. Die fehlen nämlich bisher.

Alle Befragten waren übereinstimmend der Ansicht, dass die Belastung durch den Straßenverkehr weit größer und intensiver sei als der Infraschall der Windräder. Thomas Niehörster

Auch Matthias Bergmiller (29) hält einen Abstand von 600 bis 800 Metern für ausreichend, um keine Geräusche mehr zu hören. Er wohnt zweieinhalb Kilometer vom nächsten Windrad entfernt.

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Wasserkraft Von diesem Steg mit Aussichtsturm können Besucher den hochsensiblen Naturraum »Illerdurchbruch« beobachten, ohne dort zu stören

Iller unter »Beobachtung« Energie, Natur und Tourismus im Einklang Das LEADER-geförderte Projekt »Flussraum Iller – Wasserkraft« am Illerdurchbruch bei Legau ist nach zwei Jahren Bauzeit in Betrieb gegangen. Mit dem Projekt ist der Illerwinkel für Wanderer und Radfahrer attraktiver geworden. Darüber hinaus kann der Naturraum im und am Wasser ökologisch aufgewertet werden (wir berichteten). Nicht zuletzt kamen die Kraftwerksbetreiber ihrer Verpflichtung nach, Durchgänge für die Fischwanderung zu schaffen.

ür Lechwerke AG (LEW) und die Bayerischen Elektrizitätswerke GmbH (BEW) steht ein nachhaltiger Betrieb der Wasserkraftwerke im Vordergrund. Deshalb beteiligen wir uns an Infrastruktur- und Umweltprojekten, die der Region zugutekommen. Das Projekt ‚Flussraum Iller‘ ist ein schönes Beispiel dafür, dass Wasserkraft und Natur gemeinsam erlebt werden können«, sagte Norbert Schürmann, Vorstandsmitglied der Lechwerke. »Daneben setzen wir mit der Iller-Strategie in den kommenden Jahren ein umfangreiches Paket ökologischer Maßnahmen um. Diese sollen dazu beitragen, den Lebensraum der heimischen Tier- und Pflanzenwelt nachhaltig zu verbessern.« Die Wasserkraftnutzung steht generell in der Kritik: Sie soll die natürliche Durchgängigkeit von Flüssen durch Querbauwerke

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unterbrechen und so die Wanderung der Fische unmöglich machen. Auch die Turbinen werden von den Naturschützern und Fischern als Fischkiller bezeichnet. Die Kraftwerksbetreiber müssen durch Fischtreppen und Seitengewässer die Durchgängigkeit der Gewässer wieder herstellen. Das ist eines der vordringlichsten Ziele des Projektes »Flussraum Iller«. Das Projekt besteht aus fünf unterschiedlichen Bausteinen: An der Staustufe Legau sind ein Steg über die Iller, ein naturnahes Illerufer, ein neues Auengewässer, eine Fischbeobachtungsstation sowie ein Tretbecken entstanden. An den Staustufen Altusried und Fluhmühle im Landkreis Oberallgäu wurden die Illerufer ebenfalls naturnah gestaltet. Zusätzlich entstand in Fluhmühle eine weitere Fischbeobachtungsstation. Auftraggeber des Projektes sind die Lechwerke und


Fotos: Dominik Ultes, Landkreis Unterallgäu

der Landkreis Unterallgäu. Die BEW sind Projektträger und Bauherr. Unterstützt werden sie dabei von den lokalen Aktionsgruppen Kneippland Unterallgäu und Regionalentwicklung Oberallgäu. Die Kosten für das Projekt belaufen sich auf 863.000 Euro. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten (AELF) hat LEADER-Fördermittel in Höhe von 60 Prozent der förderfähigen Kosten zugesagt. Die Lechwerke AG nimmt 214.000 Euro in die Hand, der Landkreis Unterallgäu steuert ebenfalls 214.000 Euro bei. Außerdem beteiligen sich die Märkte Legau und Bad Grönenbach mit jeweils 25.000 Euro. Ein zentrales Ziel des Projektes unter Federführung der BEW und des Landkreises Unterallgäu ist das Thema Umweltbildung: An einem zusätzlich entstandenen Seitengewässer können interessierte Gruppen aus der Umweltstation Unterallgäu Bachpatenschaften übernehmen. Bachpaten pflegen die naturnahen Gewässer und ihre Uferbereiche. Außerdem schafft eine Fischbeobachtungsstation mit Zählbecken an der neu errichteten Fischwanderhilfe umweltpädagogische Möglichkeiten. Durch ein beleuchtetes Sichtfenster können heimische Fischarten wie Huchen und Äsche beobachtet werden. Profitieren soll auch der Tourismus. Denn an der Iller wurde eine neue Attraktion geschaffen, die Wanderer und Radler anlockt. Eine Hängebrücke überspannt nun die Iller bei Legau auf einer Länge von rund 80 Metern. Auf diese Weise kann der Fluss im Bereich zwischen Legau und Bad Grönenbach überquert werden. Am südlichen Ufer ermöglicht eine 23 Meter hohe Aussichtsplattform den Besuchern einen Blick in die naheliegende Illersteilwand, ohne dass sensible Naturbereiche betreten werden müssen. Der Illersteg ist an das bestehende Rad- und Wanderwegenetz angeschlossen. Um den Besuchern den Zugang zum Gewässer wieder zu ermöglichen, wurden die Uferbereiche abgeflacht und ein naturnahes Illerufer geschaffen. Die Uferaufweitung bietet neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Besonders attraktiv für Radler und Wanderer ist schließlich das naturnah gestaltete Tretbecken. Hier bietet sich Gelegenheit, zu rasten und die Iller im Kneippland Unterallgäu »hautnah« zu erleben. Mit der Eröffnung des Projektes »Flussraum Iller« wurden die Baumaßnahmen im Sommer fertiggestellt. Nun gilt es, das Projekt mit Leben zu füllen.

Da mit den Maßnahmen vor allem der sanfte Tourismus gefördert werden soll, wird gemeinsam mit den Anliegern, Vereinen und Verbänden ein Konzept zur Besucherlenkung ausgearbeitet: In enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis Unterallgäu und den Kommunen sind bei Oberbinnwang und Legau/Graben zusätzliche Parkplätze entstanden, und die Zufahrt zur Staustufe Legau ist auf Anlieger beschränkt. Zusammen mit einer entsprechenden Beschilderung sollen diese Maßnahmen zu einer rücksichtsvollen Freizeitnutzung an der Iller beitragen. Der Unterallgäuer Landrat Hans-Joachim Weirather sieht in den Maßnahmen eine Bereicherung für Naturliebhaber, Wanderer und Radler: »Mit dem Illersteg schaffen wir eine wichtige Rad- und Wanderwegeverbindung in der Region. Für den Landkreis Unterallgäu ist das besonders erfreulich, da wir so einen gewaltigen Schritt in Sachen Infrastruktur machen«, so Weirather.

Die Kraftwerksbetreiber Die Bayerische Elektrizitätswerke GmbH (BEW) ist ein 100-prozentiges Tochterunternehmen der Augsburger Lechwerke AG. Die BEW unterhält und betreibt 36 Wasserkraftwerke an Donau, Günz, Iller, Lech und Wertach und gehört damit zu den führenden

Bild oben: Bei der Eröffnung des LEADER-Projektes »Flussraum Iller«: Franz Abele, 1. Bürgermeister Legau, Norbert Schürmann, LEW-Vorstandsmitglied, HansJoachim Weirather, Landrat Landkreis Unterallgäu, Ethelbert Babl, LEADER-Koordinator beim AELF Kempten, Hermann Gromer, 1. Bürgermeister Kronburg, und Bernhard Kerler, 1. Bürgermeister Bad Grönenbach (v.l.) Bild links oben: das Wehr des Kraftwerkes Legau

Bild unten: Fische können in einer neuartigen Aufstiegsrinne bergwärts wandern

Wasserkraftwerksbetreibern in Bayern. An der Oberen Iller zwischen Altusried und Lautrach betreiben die BEW fünf Wasserkraft werke, die jährlich rund 120 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Damit können etwa 34.300 Haushalte ganzjährig mit umweltfreundlichem Strom versorgt werden.

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Wasserkraft

Der Fluss dreht durch Neuartige Turbine am Illerkraftwerk Sulzberg-Au In der ersten Ausgabe dieses Jahres berichteten wir über den Plan der Illerkraftwerk Au GmbH, bei Sulzberg-Au an der Iller ein neuartiges Kraftwerk zu errichten. Seit dem Spatenstich hat sich viel getan. Am 30. Oktober soll nun das Herzstück des Kraftwerkes gesetzt werden: die VLH-Turbine. Erst wenige dieser Very-Low-Head-Turbinen gibt es weltweit – in Deutschland ist es die erste. ie Illerkraftwerk Au GmbH, eine Gesellschaft der Allgäuer Überlandwerk GmbH (AÜW) und der Bayerischen Landeskraftwerke GmbH (LKW), setzen einen neuen Meilenstein in der Energiezukunft. Am 30. Oktober wird in Sulzberg/Au die Turbine von Deutschlands erstem VLH-Wasserkraftwerk in das Kraftwerksgebäude gehoben. Ein 750-Tonnen-Au-

tokran wird das Laufwerk mit einem Gesamtgewicht von 43 Tonnen an die richtige Position setzen. Im Frühjahr berichtete allgäuALTERNATIV über den Spatenstich. Inzwischen sind die Vorbereitungen schon recht weit gediehen. Pressesprecher Stefan Nitschke vom AÜW: »Dieses Wasserkraftprojekt hat Vorbildcharakter für eine gesicherte Energieerzeugung im Einklang mit Natur und Umwelt. Grundlage für den Bau des Kraftwerks war die Gründung der Illerkraftwerk Au GmbH (IKA) im Juni 2013 durch AÜW und die Bayerische Landeskraftwerke GmbH.«

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Die neue Wehranlage in Sulzberg-Au ist im Rohbau bereits gut zu sehen

Fotos: Thomas Niehörster

Hightech kommt aus Frankreich

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Die VLH-Turbine ist eine französische Entwicklung. Zwei solche Turbinen sind seit kurzer Zeit bei der französischen Stadt Millau im Fluss Tarn in Betrieb. Zwei weitere laufen in Nordost-Italien am Fluss Oglio. Das Kraftwerk Au ist jedoch eine Besonderheit: Am Wasserkraftwerk ist erstmals in Deutschland die »Very Low Head«-Turbine in Kombination mit einer


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Ende Oktober wird in Gegenwart von Minister Markus Söder die neuartige VLH Turbine gesetzt (Bild oben). Auf dem Bild auf der linken Seite oben ist zu sehen, dass die Iller bei Sulzberg kein allzu großes Gefälle aufweist. Die VLH-Turbinen aus Frankreich sind speziell für so kleine Höhenunterschiede gebaut.

variablen Stauzielregelung durch ein wassergefülltes Schlauchwehr eingesetzt. Diese Turbinenart eignet sich besonders für den Einsatz in Flüssen mit niedriger Fallhöhe und zeichnet sich durch ihre hohe Fischverträglichkeit aus. Das sehr große offene Turbinenrad hat viele Flügel und dreht sich sehr langsam. Fische können nach Berichten der Hersteller problemlos durchschwimmen. Ein unabhängiges, staatlich finanziertes Monitoring, durchgeführt von der Technischen Universität (TU) München, überwacht die Fischverträglichkeit der VLH-Turbine sowie die ökologischen Auswirkungen der Wasserkraftanlage auf die umliegenden Habitate.

Durchbruch für VLH-Technologie? Wenn sich die Ergebnisse der Voruntersuchungen bestätigen, wäre dies ein Durchbruch für die Nutzung der Wasserkraft. Das Ausbaupotenzial beliefe sich auf ca. 700 bereits vorhandene Staustufen in Bayern, die für die Wasserkraftnutzung infrage kämen. Bereits Ende 2015 soll die Wasserkraftanlage bei Sulzberg ans Netz gehen. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf insgesamt 8,7 Millionen Euro. Zum Festakt am 30. Oktober will Dr. Markus Söder, bayerischer Staatsminister für Finanzen, Landesentwicklung und Heimat, die Baustelle besichtigen und eine Rede halten.

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Bauen

Energieeffiziente Schule Optimale Ziele in Biberach erreicht Die Energiewende ist erst seit einigen Jahren ein Thema im Fokus der Bauwirtschaft. Deshalb sind Langzeitstudien bisher noch eine Seltenheit. Und dass solche Beobachtungen auch schon während der Dokumentation nachjustiert werden, ist noch seltener. Die Gebhard-Müller-Schule in Biberach ist ein Musterbeispiel, das eindrucksvoll zeigt, welche Einsparungen durch Langzeit-Monitoring erreicht werden können.

Atrium mit angrenzenden Klassenräumen, die über Oberlichter zusätzlich belichtet werden

Info www.bine.info/publikationen/ projektinfos/publikation/ schulgebaeude-imlangzeitmonitoring/#sthash.I NdVxm2G.dpuf

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er Neubau der Gebhard-Müller-Schule in Biberach hat die Erwartungen erfüllt – über zehn Jahre weist das Gebäude einen durchgehend geringen Energieverbrauch auf. Mit der Inbetriebnahme des Gebäudes startete ein über drei Jahre andauerndes wissenschaftliches Intensivmonitoring. Die Ergebnisse führten zu Anpassungen im Betrieb der Gebäudetechnik. So konnte der Primärenergieverbrauch für Heizung, Kühlung und Lüftung um rund 30 Prozent reduziert werden. Dieses Niveau langfristig ohne wissenschaftliche Begleitung zu erhalten, soll ein Langzeitmonitoring gewährleisten.

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Was muss ein Langzeitmonitoring bieten, damit das Betriebspersonal die Ergebnisse im Alltag nutzen kann? Welche Datenströme sind zu erfassen, und welche technischen Voraussetzungen sind erforderlich? Diese Fragen am Beispiel der Gebhard-Müller-Schule (GMS) zu beantworten, war Ziel der Forschungsarbeiten. Steigt der Energieverbrauch des Gebäudes, soll dies zeitnah erkannt werden. Das Betriebspersonal benötigt schnell und anschaulich die notwendigen Informationen, um Anpassungen vorzunehmen und Optimierungsmaßnahmen vorzubereiten. Grafisch aufbereitete Daten bieten hier einen guten Überblick.


Begriffserklärungen Das A/V-Verhältnis ist die Kurzform für Verhältnis zwischen Hüllfläche A und Gebäudeinhalt V (1/m) und bezeichnet die Relation von Gebäudehüllfläche zu umschlossenem Volumen. Beschrieben wird die thermische Gebäudehülle, die beheizte Räume von Außenluft, Erdreich und unbeheizten Zonen trennt. Die thermische Gebäudehülle umfasst also im Wesentlichen Wände, Fenster, Dach/Decke und Boden. Von allen geometrischen Körpern hat die

Kugel das niedrigste A/V-Verhältnis für ein bestimmtes Volumen. Kompakte Baukörper haben geringere A/V-Werte als stark gegliederte. Gebäude mit niedrigem A/VVerhältnis haben pro Volumen weniger wärmeübertragende Flächen als Gebäude mit hohem A/V-Wert und damit geringeren Transmissionswärmebedarf. Dafür bieten Gebäude mit hohem A/V-Wert bessere Möglichkeiten der Belichtung.

Außenjalousien mit Lichtlenkfunktion schützen die Klassen- und Verwaltungsräume vor unerwünschten Wärmeeinträgen und sorgen für ein blendfreies Arbeiten. Kunstlicht wird vom Nutzer eingeschaltet und in Abhängigkeit vom vorhandenen Tageslichtangebot automatisch in einzelnen Reihen oder komplett abgeschaltet. Die Außenjalousien werden in Abhängigkeit vom Sonnenstand gesteuert, zum Teil auch abhängig von der Raumtemperatur. Eine manuelle Bedienung ist ebenfalls vorgesehen. Atrien versorgen die Flurbereiche mit Tageslicht und ergänzen über Oberlichter die natürliche Belichtung der Klassenzimmer.

Fotos: Nikolay Kazakov

Die Datenerfassung erfolgt in den meisten Fällen über die Gebäudeleittechnik (GLT). Wird der laufende Betrieb nicht überwacht, bleiben erhöhte Energieverbräuche häufig unbemerkt. Die Gebhard-Müller-Schule ist eine kaufmännische Schule im Kreis-Berufsschulzentrum Biberach. Mit dem Neubau von 2004 erhielt die Schule ein Gebäude, das sich an den ambitionierten Vorgaben des Bauherrn in Bezug auf Komfort, Flexibilität der Räumlichkeiten und Energieverbrauch orientiert. 2005 startete das Intensivmonitoring mit dem Ziel, das Gebäude im realen Betrieb zu überprüfen und zu optimieren. Anschließend begannen 2009 die Arbeiten zur Umsetzung des Langzeitmonitorings. Das dreigeschossige Schulgebäude aus Stahlbeton mit einer Hauptnutzfläche von 5542 Quadratmetern besteht aus einem Riegel entlang der Erschließungsstraße. Daran schließen sich zwei kubische Baukörper an, in denen sich die Unterrichtsräume befinden. Das günstige A/V-Verhältnis von 0,31 m-1 und der gute Wärmeschutz der Gebäudehülle sind Teil des effizienten Gebäudekonzeptes. Flexible Raumgrößen können durch ein neu entwickeltes Modulkonzept realisiert werden. Jedes Modul verfügt über eine identische technische Ausstattung (raumlufttechnische Versorgung, EDV etc.).

Beginn des Monitorings: Prof. Roland Königsdorff und sein Mitarbeiter Dr. Stefan Heinrich

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Fotos: RainerSturm/pixelio.de, Andreas Hermsdorf/pixelio.de

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Fotos: Thomas Niehörster

Holzorchester spielt weiter Erste Fachtagung des Holzforums Allgäu »Wichtig ist, dass wie die Instrumente bei einem Orchester die verschiedenen Branchen in der Holzverarbeitung zusammengebracht werden, damit es einen Wohlklang ergibt«, zog Hugo Wirthensohn Bilanz bei der ersten Fachtagung des Holzforums Allgäu. »Holz ist sexy und zukunftsfähig«, darüber lässt der Vorsitzende keine Zweifel aufkommen.

Die Akteure auf der Bühne (v.li.): Kemptens OB Thomas Kiechle, Referent Rüdiger Lex, Referent Prof. Hermann Kaufmann, der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz, Hugo Wirthensohn vom Holzforum und der Unterallgäuer Landrat HansJoachim Weirather. Die Zuhörer in der ersten Reihe (von vorne nach hinten): MdL Leopold Herz (Freie Wähler) , sein Kollege Eric Beißwänger (CSU), die Europaabgeordnete Ulrike Müller (Freie Wähler), Landrat Hans Joachim Weirather (FW) und MdL Eberhard Rotter (CSU)

Info: www.holzforum-allgaeu.de www.proholz-tirol.at www.proholztirol.at/facingwood.html

und 130 Besucher kamen im August ins Kornhaus nach Kempten, um an der Fachtagung »Leben und Arbeiten mit Holz« teilzunehmen. »Holz als Baumaterial begleitet uns das ganze Leben – von der Wiege bis zum Sarg.« Mit flotten Sprüchen moderierte Josef Bertl, Unternehmensberater aus Anzing, die Veranstaltung. Hugo Wirthensohn griff die lockere Stimmung auf und führte die Anwesenden in die Arbeit des Holzforums ein. Seit seiner Gründung im Jahr 2003 kann das Holzforum auf viele Erfolge zurückblicken. Darunter unter anderem der Allgäuer Holzbaupreis oder die Einführung des PEFC-Labels, das garantiert, dass Holz- und Papierprodukte aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen. Gewinnbringende Aktionen für die Region, die in Zukunft noch weiter ausgebaut werden sollen. Thomas Kiechle, Oberbürgermeister der Stadt Kempten, merkte dazu an, dass Holz nicht alles, aber sehr wichtig für das Allgäu sei und deswegen weiter positioniert werden müsse. Hierfür leiste das Holzforum eine wichtige Arbeit.

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Junge Menschen mit Holz begeistern. Gastredner Rüdiger Lex, Geschäftsführer von proHolz Tirol, zeigte auf, wie weit unsere direkten Nachbarn in Öster-

Holzforum Allgäu e.V. Der Verein Holzforum Allgäu ist die einzige Regional-Organisation in der Holzwirtschaft, in der alle Mitglieder der Wertschöpfungskette vertreten sind – vom Waldbesitzer über Holzbauunternehmer und Schreiner bis hin zum Architekten. Ziel des Vereins ist es, das

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heimische Holz und die daraus entstehenden Produkte in allen heimischen Holzarten zu fördern, durch die Kontakte zwischen den einzelnen Branchen neue Absatzmöglichkeiten zu erschließen und die Wertschöpfungskette Holz für die Bevölkerung transparent zu machen.

Randnotiz 84 Meter hoch: In Wien entsteht das weltweit höchste Hochhaus aus Holz. In der Wiener Seestadt Aspern entsteht das mit 24 Stockwerken höchste Holzhochhaus der Welt. 84 Meter ragt das Holzhaus in den Himmel. Ab 2018 sollen Büros, Restaurants und ein Hotel in das Haus einziehen. (Quelle: www.ingenieur.de)

reich bereits sind und was ein funktionierendes und etabliertes Netzwerk alles leisten kann. Große Hoffnung setzt Lex neben der Verbindung von der Regionalität zur Globalität, die bereits hervorragend funktioniere, auf die Nachwuchsförderung: »Arbeiten mit Holz muss vermittelt werden.« In Tirol sei das mit dem Projekt »facing:wood – Junge Menschen für Holz begeistern«, das von Jugendlichen mit großem Interesse angenommen wurde, bereits gelungen.

Renaissance im Holzbau In seinem Vortrag »Faszination moderne Holzarchitektur« machte Professor Hermann Kaufmann, Leiter des Fachgebietes Holzbau an der Technischen Universität München, deutlich, dass Holzbau heute keineswegs mehr den traditionellen Klischees entsprechen muss, sondern durch die Möglichkeit der umfassenden Vorfertigung zu einer revolutionären Baumethode geworden ist. »Holz, das wahrscheinlich älteste Baumaterial, kann eine Renaissance erleben, denn die ökologischen Eigenschaften sind kaum bei einem anderen Baustoff besser ausgeprägt.« Thomas Niehörster


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Meldungen Nachhaltigkeits-Preis für Kempten?

Die Allgäu-Metropole fördert das Radeln und plant sogar ein Parkhaus für Fahrräder

zählt die Allgäu-Metropole. Die Jury für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis hat sie in der Kategorie »Deutschlands nachhaltigste Stadt

Fotos: Volker Wille, Peter Elgaß

Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis ist die nationale Auszeichnung für Spitzenleistungen der Nachhaltigkeit in Wirtschaft, Kommunen und Forschung. Der Preis wird seit 2008 jährlich vergeben von der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung, kommunalen Spitzenverbänden, Wirtschaftsvereinigungen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Forschungseinrichtungen. »Deutschlands Vorbilder der Nachhaltigkeit nominiert« ist nun auf der Homepage der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis zu lesen. Zu den Nominierten und damit Vorbildern der Nachhaltigkeit

Kempten beeindruckt durch konsequente und nachhaltige Projekte – das erhöht die Attraktivität der Stadt für die Besucher

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mittlerer Größe« nominiert neben Delitzsch in Sachsen und Esslingen in Baden-Württemberg. Oberbürgermeister Thomas Kiechle sieht mit der Nominierung die vielfachen Anstrengungen der Stadt Kempten und ihrer Partner, nachhaltige Politik auch für die Generation der Enkel zu gestalten, bestätigt und anerkannt. »Kempten überzeugt mit einem partizipativen und kooperativen Nachhaltigkeitsmanagement und einer erfolgreichen Haushaltskonsolidierung«, so heißt es in der Begründung der Fachjury. Und weiter: »Dabei sind die umfangreichen Beteiligungsverfahren bei Stadtentwicklungsprozessen und Strategieentwicklungen bemerkenswert. Starke Vernetzungen in regionalen Zweckverbänden sowie erhebliche Erfolge im Schuldenabbau prägen die fortschrittliche nachhaltige Kommunalpolitik in Kempten. Auch im Klimaschutz hat die Stadt die Nase vorn und schaffte durch strenge CO2-Auflagen, u.a. bei der Beschaffung für den städtischen Fuhrpark, eine CO2-Einsparung von 60 Prozent innerhalb von 14 Jahren. Durchdachte Maßnahmen für Integration wie Integrationsführer und monitoring runden das Nachhaltigkeitsprofil ab.« Die Preisverleihung findet am 27. November in Düsseldorf statt. Erst dann wird bekannt gegeben, welche der drei nominierten Mittelstädte ausgezeichnet wird.


Meldungen

Selbst aktiv werden hieß es für die Schüler der 4. Klassen in den Grundschulen in Lindenberg und Nonnenhorn. Das Bildungsprojekt »Energiewerkstatt« von Bund Naturschutz und eza! war in diesem Schuljahr insgesamt drei Wochen in den Schulen vor Ort. Unter Anleitung von Umweltpädagogin Claudia Grießer vom Bund Naturschutz, Kreisgruppe Lindau, führten die Kinder spannende Experimente rund ums Thema Energie durch. Sie ergründeten spielerisch, was Energie bedeutet und wo sie herkommt oder wie man sogar aus eigener Muskelkraft Strom erzeugen kann. Besonders angetan hatte es den jungen Forschern ein Versuch mit einem sogenannten »Knatterboot«, der sehr anschaulich die Umwandlung der im Sonnnblumenöl gespeicherten Energie in Licht, Wärme und Bewegung demonstrierte. Kindgerecht wurde auch der komplizierte Zusammenhang zwischen Energieverbrauch, Luftverschmutzung und Treibhauseffekt sowie deren notwendige Eindämmung durch den Umstieg auf regenerative Energieformen erläutert.

Foto: Bund Naturschutz Lindau

Energie begreifen mit dem Knatterboot

Grundschülerinnen und -schüler bei spannenden Experimenten

Das eigene Verbrauchsverhalten sollten die Schüler natürlich im Zuge dessen ebenfalls hinterfragen. Ausgerüstet mit Messprotokollen und Strommessgeräten, setzten die Kinder das Gelernte direkt um und dokumentierten die häusliche Energiesituation. Hierbei wurde auch der Austausch mit Eltern, Geschwistern und Freunden über Energiesparpotenziale im Haushalt und bei der Freizeitgestaltung sowie über nachhaltige Energienutzung angeregt.

Zum Abschluss der Projektwochen verlieh Claudia Grießer den sichtlich stolzen Teilnehmern eine Urkunde für die erfolgreiche Teilnahme an der Energiewerkstatt. »Wir wollen mit diesem EnergieErlebnisprogramm bereits bei den Grundschülern das Bewusstsein für Energiesparen und Klimaschutz schärfen und hoffen, dass wir auch im kommenden Jahr wieder mit den Schulen im Landkreis zusammenarbeiten können«, so die Umweltpädagogin. Anzeige

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Meldungen

Foto: Landratsamt Ostallgäu

Ostallgäu: Masterplan auf den Prüfstand

Landrätin Maria Rita Zinnecker ist gespannt auf die Ergebnisse des EnergieZwischenberichtes

Der Landkreis Ostallgäu hat sich, wie andere Kreise auch, mit dem »Masterplan Energiezukunft 2020« ehrgeizige Klimaschutz-Ziele gesteckt – und stellt das bislang Erreichte nun selbst auf den Prüfstand. Die an das »Bifa Umweltinstitut« in Augsburg vergebene Evaluierung der im Jahr 2012 gesetzten Ziele ist nicht nur eine Zwischenbilanz, sondern wird auch der Weiterentwicklung des Masterplanes dienen. »Nach drei Jahren der tatkräftigen Arbeit ist es nun an der Zeit, ein erstes Resümee zu ziehen«, sagt Landrätin Maria Rita Zinnecker. Zahlreiche Klimaschutz-Projekte wurden inzwischen umgesetzt, beispielsweise Sanierung oder Neubau mehrerer Landkreisgebäude im Passivhausstandard, die Versor-

gung aller Landkreisgebäude mit Ökostrom, die Veranstaltung der Messe »Bau- & Energietage Ostallgäu«, die Beschaffung eines Elektroautos für den Landkreis-Fuhrpark oder das Projekt »allgäumobil im Schlosspark«, das den Gästen des Landkreises kostenlosen ÖPNV bietet. Dadurch wurden seit Projektstart im Dezember 2012 rund sieben Millionen Individualkilometer und damit rund 600 Tonnen CO2 eingespart. »Wir haben schon viel erreicht, doch wir wollen noch mehr. Wir brauchen die Evaluierung, um genau zu wissen, wo wir beim Klimaschutz gerade stehen und wo wir die Hebel ansetzen müssen«, sagt Zinnecker. Die Landrätin räumt bei allen Erfolgen aber auch ein, dass es noch »Baustellen« gibt: »Beispiels-

weise bestehen im Bereich der Wärmeerzeugung ebenso wie bei der Energievermeidung noch erhebliche Potenziale,« sagt die Landrätin. Zudem will der Landkreis Ostallgäu in Zukunft noch mehr Angebote zur Steigerung der Energieeffizienz an Unternehmen herantragen. In den kommenden Wochen und Monaten wird das »Bifa Umweltinstitut« die Evaluierung erstellen. Mittels Expertenbefragungen sowie Stärken-Schwächen-Analysen sollen mögliche Verbesserungspotenziale aufgedeckt und Gutes weiter etabliert werden. Zudem wird das Umweltinstitut Anregungen für künftige Projekte beziehungsweise konkrete Vorschläge für die Fortschreibung benennen. Erste Ergebnisse soll es Anfang Dezember geben.

Campusluft schnuppern in Biberach Der Info-Tag beginnt zentral um 14 Uhr im Audimax der Hochschule Biberach. Eine Anmeldung ist nicht not wendig. Internet: www.hochschule-biberach.de Studienberatung: Tel. 07351 582-151; Studium@hochschule-bc.de

Modernes Bauen, energetische Sanierung oder Projektmanagement – an der Hochschule in Biberach gibt es genug Gesprächsstoff

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Die Hochschule Biberach bietet vielseitige und an der Praxis orientierte Bachelor- und Masterstudiengänge an. Dafür wurde sie bereits mehrfach im bundesweiten Hochschulranking mit Bestnoten ausgezeichnet. Besonderer Vorteil für Studenten und Studienwillige aus der Region: Biberach ist nur einen Katzensprung weit entfernt. Brücken

bauen oder Tunnel planen? Wohnund Lebensräume schaffen – vom Zimmer bis zur Stadt? Erneuerbare Energien innovativ einsetzen? Neue Technologien entwickeln in der biotechnologischen Herstellung von Medikamenten oder von Wertstoffen und in der Energiezeugung? Als Betriebswirt Immobilien- oder Energiemärkte unter die Lupe neh-

Foto: HBC/Stefan Sättele

Kurzinfo

men? Wer sich für eine diese Aufgaben interessiert, der ist an der Hochschule Biberach mit ihrem Studienangebot richtig: Bauingenieurwesen und Projektmanagement, Architektur und Energie-Ingenieurwesen, pharmazeutische und industrielle Biotechnologie, BWL für Bau- und Immobilienwirtschaft oder Energiewirtschaft werden angeboten. Wer das Studienangebot der Hochschule Biberach konkret kennenlernen möchte, der kann am nächsten Info-Tag Campusluft schnuppern. Am 18. November stellen sich die Studiengänge der HBC mit Präsentationen, Schnuppervorlesungen und Praxisvorträgen von Studierenden vor. Angeboten werden auch Führungen durch die Labore, Werkstätten sowie durch Bibliothek und Rechenzentrum. Erstmals kann die HBC den Studieninteressierten an diesem Info-Tag den erweiterten StadtCampus zeigen, zu dem u.a. eine Mensa gehört.


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Bei den Kleinen groß anfangen Energiesparen fängt im Kleinen an oder besser: bei den Kleinen. Im Energiesparclub Ostallgäu werden ab sofort jährlich weit mehr als 1000 Ostallgäuer Drittklässler lernen, warum und wie man Energie spart. Landrätin Maria Rita Zinnecker: »Der Energiesparclub Ostallgäu ist eine der tragenden Säulen in unserem Masterplan

Energiezukunft 2020. Denn wir haben sehr viel gewonnen, wenn die neuen Generationen wissen, wie man Energie einspart. Das ist ein Grundstein der Umweltbildung.« Die Landrätin dankt an dieser Stelle den Sponsoren EWR, VWEW, Sparkasse Allgäu und Kreis- sowie Stadtsparkasse Kaufbeuren für die Unterstützung.

Neues Gesetz tangiert Firmen Seit April 2015 sind größere Unternehmen in Deutschland verpflichtet, die Energieeffizienz ihrer Produktion offiziell prüfen zu lassen. Das Gesetz sagt: Wer bis Ende 2015 kein Energieaudit nach DIN EN 16247-1 durchgeführt hat, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro rechnen. Gemeint sind Betriebe oder verbundene Unternehmen mit 250 und mehr Beschäftigten. Auch, wer einen Jahresumsatz über 50 Millionen

Euro bzw. eine Bilanzsumme über 43 Millionen Euro erreicht, ist zum Audit verpflichtet. Schätzungen zufolge sind in Deutschland über 50.000 Unternehmen betroffen. Das Audit muss alle vier Jahre wiederholt werden. Das Energieaudit setzt sich aus sieben aufeinanderfolgenden Phasen zusammen. Ziel des Audits ist es, die großen Betriebe auf den aktuell bestmöglichen Stand beim Energiesparen zu bringen.

Energiewende in klassischen Berufen Es gibt in Deutschland laut Bundesinstitut für Berufsbildung noch keinen Beruf »Erneuerbare Energien«, obwohl derzeit rund 1,35 Millionen Menschen in diesem Bereich tätig sind. Dass es bislang keinen dualen Ausbildungsgang für erneuerbare Energien gibt, liegt auch daran, dass die »Erneuerbaren« als Querschnittsthema viele Qualifikationen und Berufsbilder berühren. Allerdings finden in den klassischen Berufen Veränderungen in Richtung der »Erneuerbaren« statt. Seit 2014 müssen neu auszubildende Zweiradmechatroniker und -mechatronikerinnen auch in Sachen Hybrid- und Elektroantrieb versiert sein. Der Boom der Elektroräder war ein wichtiger Grund für die Neuordnung der Ausbil-

dung. Im zahlenmäßig noch beliebteren Beruf der Kraftfahrzeugmechatronik tauchen die alternativen Antriebe seit Kurzem ebenfalls in der Berufsausbildungsverordnung auf. Längere Tradition haben die erneuerbaren Energien im Wärmebereich: Kundenberatung zu den Nutzungsmöglichkeiten erneuerbarer Energien steht schon seit Langem in der Ausbildungsordnung der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.

Info Einblick in Ausbildungsberufe mit möglichen Fortbildungsberufen für erneuerbare Energien bietet der Wissenschaftsladen Bonn mit seinem Portal www.energiewende-schaffen.de

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Meldungen

Foto: Landratsamt Ostallgäu

Umweltbildung für ABC-Schützen

Brotzeitboxen in vielen Farben sollen im Ostallgäu die Erstklässler zur Abfallvermeidung anregen

Eine gesunde Ernährung ist wichtig für konzentriertes Lernen in der Schule. Um Abfälle zu vermeiden, sollte die Brotzeit aber nicht in Plastiktüten, Alufolie oder Papier verpackt werden. Besser eignet sich eine Brotzeitbox, die durch das ganze Schülerleben begleitet. Unter dem Motto »Abfälle vermeiden ist cool« sponsern auf Initiative der Kommunalen Abfallwirtschaft des Landkreises Ostallgäu die Sparkasse Allgäu

und die Kreis- und Stadtsparkasse Kaufbeuren in jedem Jahr Pausenbrotdosen für die Erstklässler im Ostallgäu. Stellvertretend für alle 1.158 Schulanfänger im Ostallgäu bekamen heuer die Erstklässler der Meinrad-Spieß-Grundschule Buchloe bunte Brotzeitboxen überreicht. Zu Gast bei der kleinen Feierstunde waren Ludwig Weihrather und Ulrike Linder von der Kreisund Stadtsparkasse Kaufbeuren, Susanne Baiz von der Sparkasse Allgäu sowie Schulamtsdirektorin Marina Elbert, Bürgermeister Josef Schweinberger und Johann Mooser von der Kommunalen Abfallwirtschaft im Landratsamt Ostallgäu. Schulamtsdirektorin Marina Elbert

und Rektorin Hermine Hölzle bedankten sich bei den Sponsoren und zeigten auf, welchen Beitrag die Brotzeitdosen für den Umweltschutz leisten. So konnten in den vergangenen 23 Jahren dank der Aktion im Landkreis Ostallgäu etwa 590 Tonnen Verpackungsmüll vermieden werden. Ludwig Weihrather überreichte gemeinsam mit seinen Kolleginnen den ABC-Schützen die Brotzeitdosen und wünschte den Kindern anschließend viel Spaß beim Lernen und einen guten Start in die Grundschulzeit. Umrahmt wurde die Veranstaltung von den Viertklässlern mit der Schulhymne »Gemeinsam leben, lachen, lernen« und einem extra dafür getexteten »Müll-Lied«.

Foto: TWS

Neue Stromtankstelle in Weingarten

Weingarten hat jetzt auch seine E-Mobil-Ladestation. Dr. Andreas ThielBöhm (Geschäftsführer TWS) und OB Markus Ewald (r.) bei der Premiere

Info zu den Ladestationen der TWS Standort: 88250 Weingarten, Gablerstraße 1 Ladepunkt 1: E-Mobility-Stecker Typ 2 400 V (32 A, 22 kW) Ladepunkt 2: Schuko 230 V (16 A, 3,7 kW) Anzahl E-Mobilitäts-Parkplätze: 2 Standort: 88212 Ravensburg, Marktstraße 30 Ladepunkt 1: E-Mobility-Stecker Typ 2 400 V (32 A, 22 kW) Ladepunkt 2: Schuko 230 V (16 A, 3,7 kW) Anzahl E-Mobilitäts-Parkplätze: 1 Standort: 88212 Ravensburg, Bahnhofplatz 14/1 Ladepunkt 1: E-Mobility-Stecker Typ 2 400 V (32 A, 22 kW)

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Es ist zwar keine Seltenheit mehr, aber immer noch halten wir es für berichtenswert, wenn neue Stromtankstellen das Allgäuer Netz bereichern. Insbesondere, wenn dies an Orten passiert, die bisher noch »weiße Flecken« auf der Landkarte waren, wie zum Beispiel Weingarten. Die Technische Werke Schussental GmbH & Co. KG (TWS) setzt nun auch auf Elektromobilität aus erneuerbaren Energien. Direkt neben dem Stadtgarten hat die TWS zentrumsnah die erste öffentliche Ladesäule für Elektroautos in Weingarten in Betrieb genommen. »EMobilität gehört zu einer modernen Infrastruktur und ist für uns als nachhaltige Stadt ein wichtiges Thema«, erklärte Oberbürgermeister Markus Ewald bei der Inbetriebnahme Ende August in der Gablerstraße. »Klima und Umwelt profitieren allerdings nur, wenn ein Elektrofahrzeug mit Ökostrom betrieben wird«, unterstreicht TWS-Geschäftsführer Dr. Andreas ThielBöhm und ergänzt: »Bei der TWS ist das der Fall, denn wir versorgen unsere Kunden nur mit Strom, der zu

100 Prozent aus regenerativen Quellen stammt.« Auch die beiden E-Ladesäulen der TWS, die im Frühjahr in Ravensburg am Bahnhof und in der oberen Marktstraße in Betrieb gegangen sind, werden ausschließlich mit Ökostrom betrieben. Die Ladesäulen der TWS sind in das Netzwerk von »ladenetz.de« eingebunden. Dabei handelt es sich um eine Kooperation von Stadtwerken. Ziel des Netzwerkes ist eine deutschlandweit flächendeckende Ladeinfrastruktur. Bundesweit gibt es bereits rund 500 Ladepunkte von ladenetz.de. Hinzu kommen circa 7000 weitere Ladepunkte, die dank Roaming-Abkommen auf nationaler sowie internationaler Ebene genutzt werden können. Das Besondere dabei: Egal, wo Stadtwerke-Kunden ihr Elektrofahrzeug mit Strom versorgen, Ansprechpartner und Stromlieferant bleibt immer das HeimatStadtwerk. Um die Ladestationen der TWS nutzen zu können, benötigen Interessierte eine ladenetz.detaugliche Ladekarte mit sogenanntem RFID-Chip (radio-frequency identification chip).


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Solardächer auch für Allgäuer Kunden Mittlerweile ist die Eigenstromgewinnung aus der eigenen Solaranlage ein wichtiges Standbein unserer Energiepolitik. Strom wird im Haus nahezu überall benötigt, ob im Haus, zur Wärmeerzeugung oder zur Elektromobilität. Eine Aktion des fränkischen Anbieters Ikratos findet auch in unserer Region großen Anklang: 9999 Solardächer will das Unternehmen bis Ende des Jahres mit Photovoltaikanlagen und Speicher fix und fertig installieren. Ikratos aus dem frän-

Info Interessierte Kunden, Einfamilienhausbesitzer und Installateure melden sich unter kontakt@ikratos.de

kischen Weißenohe installiert mit vielen Partnern bundesweit die Photovoltaik-Anlage mit Speicher zum Festpreis von 9999 Euro netto (die Mehrwertsteuer wird meist zurückerstattet). Photovoltaikinstallateure in Deutschland sind aufgerufen, an der Aktion teilzunehmen. Ikratos weist darauf hin, dass Lithium-Speicher und Photovoltaikanlagen für den Eigenbedarf in Einfamilien- oder Zweifamilienhäusern zusammengehören. Die angebotene Anlage hat eine Kapazität von 3000 kWh.

»Bauen und Sanieren« in Mindelheim Bereits zum zweiten Mal gehen die einstigen »Passivhaustage« unter anderem Titel und mit neuem Format als »Bauen und Sanieren im Allgäu« am 17. und 18. Oktober an den Start. Die Messebesucher erwartet im Forum in Mindelheim ein informatives und buntes Programm rund um die Themen

energetische Sanierung und energieeffizientes Bauen. Die Messe ist für alle Allgäuer Hausbesitzer längst ein wichtiges Informationsportal geworden. Das zeigen die Besucherzahlen. Veranstalter ist eza! Die Öffnungszeiten sind am Samstag und Sonntag jeweils von 9.30 bis 17 Uhr.

allgäuALTERNATIV bei eCar-Tech Zusammen mit der Schwesterzeitschrift oberlandALTERNATIV wird allgäuALTERNATIV dieses Jahr auf der Leitmesse für Elektro- und Hybridmobilität eCarTech auf dem Messegelände in München vertreten sein. Beide Zeitschriften treten als Medienpartner der Messe auf. Damit zeigen die beiden ALTERNATIV-Blätter erstmals Flagge bei der Münchner

Messe. allgäuALTERNATIV wird die druckfrische Herbstausgabe auf der Messe präsentieren. Die EDITION ALLGÄU lädt alle Freunde und Leser zwischen 20. und 22. Oktober an den Stand im Messegelände ein. Beide Redaktionen freuen sich auf Ihre Kommentare und Ideen für neue Themen. Sie finden uns in Halle A5, Stand 709.

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Meldungen Unterallgäu: Frischer Wind eingeschlafen Fünf Standorte für Windkraftanlagen, sogenannte Vorranggebiete, hat der Regionalverband DonauIller für den Landkreis Unterallgäu ausgewiesen. Windräder werden dort derzeit aber keine gebaut, bedauert Landrat Hans-Joachim Weirather. »Aktuell ist der Bau von wirtschaftlich arbeitenden Windkraftanlagen an keinem der Standorte möglich.« Die Aktivitäten der dortigen Projektentwicklungsgesellschaft wurden deshalb auf ein Minimum reduziert. Die »Projektentwicklung Windkraft Unterallgäu GmbH & Co. KG« wurde im Jahr 2013 gegründet (wir berichteten), um die Energiewende aktiv mitzugestalten und die Wertschöpfung aus der Windkraft in der Region zu halten. Das Konzept dafür wurde von Vertretern des

Landkreises, der Sparkasse und der Volks- und Raiffeisenbanken erarbeitet. Ziel war es, die Gemeinden und Bürger einzubinden und diese als Investoren von den Windkraftanlagen profitieren zu lassen. »Wenn sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern sollten, werden wir wieder versuchen, unser Geschäftsziel, die Entwicklung von Windkraftanlagen mit dem Bürger, erreichen zu können«, sagen die Vertreter der Banken, Albert Egg und Hermann Kerler. Gesetzlicher Hintergrund ist die in Bayern geltende sogenannte 10H-Regelung. Diese besagt, dass der Abstand zwischen Windrad und Wohnbebauung mindestens zehnmal so groß sein muss wie die Höhe des Windrades. Da die Wirtschaftlichkeit von Windkraftanlagen maß-

geblich von deren Höhe abhängt, werde in der Regel eine Gesamthöhe von 200 Metern angestrebt, erläutern die Bankenvertreter. Damit ergibt sich ein Mindestabstand von zwei Kilometern. Dieser könne aber an keinem der fünf Unterallgäuer Standorte eingehalten werden. Im Frühjahr dieses Jahres hat der Regionalverband Donau-Iller im Verbandsgebiet 37 Vorranggebiete für Windkraftanlagen beschlossen. Im Unterallgäu sind dies Standorte bei Mindelheim, Breitenbrunn, zwischen Tussenhausen und Mattsies, im Wertachtal bei Amberg und bei Ottobeuren. Außerhalb dieser Gebiete sind Windräder mit einer Nabenhöhe über 50 Meter gar nicht zulässig. Ursprünglich waren zehn bis zwölf Vorranggebiete mit bis zu 50 Windkraftanlagen im Gespräch.

Kleinwind-Energie: Effizienz gesteigert Im Durchschnitt setzen Kleinwindenergieanlagen (KWEA) rund 30 Prozent der anströmenden Windenergie in Strom um. Dass der Wert auch deutlich erhöht werden kann auf 45 Prozent, bewiesen nach dreijähriger Projektlaufzeit Prof. Walter Baur und Dipl-Ing. Stefan Frosch im Rahmen ihrer Forschung »Optimierte langsam laufende Windturbine »OptiBine«. Die beiden arbeiten im Studiengang Kunststoff- und Elastomertechnik an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt. Zusammen mit zwölf Studierenden konzipierten und konstru-

ierten die beiden bayerischen Forscher einen sogenannten »Langsamläufer«: Hierfür werden mit faserverstärkten Kunststoffen moderne Werkstoffe eingesetzt, parallel werden Computersimulationen angewendet, um die Aerodynamik sowie die Festigkeit des Rotors zu optimieren. Vorteile sind u.a. die niedrige Rotordrehzahl ohne laute Begleitgeräusche, der geringe Materialverschleiß und die Selbstabschaltung im Schadensfall. Der fertiggestellte Rotor der Windanlage wurde anschließend auf einen Eisenbahn-Waggon der Main-

Foto: HS Würzburg-Schweinfurt

Die Kleinwind-Anlage auf dem fahrbaren Prüfstand auf Eisenbahn-Schienen

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schleifenbahn in Ersatz eines sehr kostenintensiven Windkanals montiert. Die Fahrtgeschwindigkeit simuliert den anströmenden Wind (»fahrender Windkanal«). Die daraus resultierenden realitätsnahen Ergebnisse, so das Projektteam, wurden mit den Ergebnissen eines ebenfalls entwickelten »Schnellläufers« verglichen: Das Forschungsziel sei erreicht worden. Nach Angaben des Bundesverbandes WindEnergie standen in Deutschland Ende 2014 insgesamt 24.867 Windenergieanlagen. Das Interesse an Kleinwindenergieanlagen wachse stetig. Der Langsamläufer aus der nordbayerischen Hochschule – der wie ein Windrad in alten Western aussieht – könnte bald auch in windreicheren Gegenden im Allgäu zum Einsatz kommen. Bekanntlich gibt es für Windräder, die niedriger sind als 50 Meter, keine so rigorosen Einschränkungen wie bei großen Anlagen.


Fotos: Volker Wille

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Die umstrittene Eisenbreche im Spätherbst. Der Landrat räumt hier der Energiegewinnung den Vorrang gegenüber dem Naturschutz ein

Landrat weist Vorwürfe zurück Der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz hat Anschuldigungen des Bund Naturschutz rund um das geplante Wasserkraftwerk an der Eisenbreche im Hintersteiner Tal zurückgewiesen. Bei Radio AllgäuHIT sagte er in einem Interview: »Ich sehe mich da eindeutig im Recht, da ich hier einen Bescheid unterzeichnet habe, der im Hinblick darauf, dass wir die Energiewende voranbringen müssen, vertretbar ist.« Tatsache sei, dass das Gebiet in den Allgäuer Hochalpen Naturschutzgebiet und mehrfach geschützt ist. Daher gehe der Bund Naturschutz davon aus, dass ein solches Vorhaben auf keinen Fall genehmigungsfähig sei. Daher habe der Bund Naturschutz Klage beim Verwaltungsgericht eingereicht, so Klotz weiter. Es gehe indessen darum, durch den Bau die Energiewende voranzubringen. Durch das Wasserkraftwerk Älpele könnten etwa 2700 Haushalte für ein Jahr mit Strom versorgt werden. »Das ist doch eine ganze Menge. Insofern glaube ich schon, dass wir mit der Wasserkraft die Energiewende voranbringen können«, so Klotz. Klotz sieht gute Gründe, dass das Verwaltungsgericht zugunsten des Landkreises und damit für den Kraftwerksbau entscheidet. Dies

könne es zum Beispiel dann, wenn öffentliche Belange im Raum stehen. Diese stünden dann über dem Naturschutzgesetz, so stehe es in den Paragrafen, meint der Oberallgäuer Landrat. Voraussetzung sei ein entsprechender Abwägungsprozess. Bei zukünftigen Treffen mit den »Damen und Herren des Bund Naturschutz« habe er keine Probleme, so Landrat Anton Klotz.

Hinweisschild zum Naturschutz in den Allgäuer Hochalpen: Die Schutzwürdigkeit der Eisenbreche wird hervorgehoben

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Photovoltaik

Von der Nuss zur Sonne Hermann Staudinger – Mächlar mit Visionen Seit über 15 Jahren befasst sich Hermann Staudingers Firma i-Punkt-Design mit der Herstellung von hochwertigen Geschenkartikeln und Wohnaccessoires. Unter dem Motto »Design muss nicht teuer sign!« entwickelt die Firma innovative Produkte, die mit vielen Patenten und Gebrauchsmustern glänzen. Die Design-Firma ist jedoch nur eines von Staudingers Standbeinen. Unser Mitarbeiter Thomas Niehörster hat den Betrieb in Bad Grönenbach besucht.

it einem kurzen Schlenker aus dem Handgelenk ist die Nuss geknackt. Ein Kolben, der in einem Rohr läuft, hat die Nuss geöffnet. Die Schale sprotzt nicht durch die Gegend, sondern wird fein eingesammelt. Hermann Staudinger, Erfinder dieses ungewöhnlichen Nussknackers, ist ein Tüftler und Mächler par excellence. Allerdings sind solche »Kleinigkeiten« nicht der Haupterwerbszweig des Grönenbachers. Die Staudinger GmbH wurde vom Vater Fritz Staudinger 1949 in der Ortsmitte von Bad Grönenbach gegründet. Aus der ehemaligen Landmaschinenwerkstätte entwickelte sich 1970 nach Einführung der CNC-Technik ein Unternehmen mit dem Schwerpunkt Dreh- und Frästechnik. Bedingt durch einen schnell wachsenden Kundenkreis – Staudinger

produziert u.a. Testteile für die Autoindustrie – wird 1991 der komplette Betrieb in das neu geschaffene Industriegebiet an der A7 im Ortsteil Thal verlegt. Auf 1200 Quadratmetern Fertigungsfläche und 400 Quadratmetern Büro- und Sozialräumen führt Hermann Staudinger in zweiter Generation das Unternehmen in eine neue Dimension. Durch den neu gewonnen Platz an Fläche kann fortan ständig in moderne Dreh-, Fräsund Bearbeitungszentren investiert werden. Die Kunden kommen überwiegend aus dem Maschinen- und Dentalmaschinenbau. Mit der Einführung eines Mehrschichtbetriebes werden die Kapazitäten noch einmal enorm erweitert. Seit der Firmengründung haben die Staudingers bis heute 60 Lehrlinge ausgebildet.

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Vom Putzteufel zum Sonnengott Ein befreundeter Landwirt brachte den Stein ins Rollen: Er kannte Hermann Staudinger als »Mächlar« und fragte bei ihm nach, ob er nicht eine Maschine entwickeln könnte, die seine 4000 Quadratmeter große Photovoltaikanlage reinigen würde. Was vorher mit »Wassereimer und Besen« erheblichen Personalaufwand erforderte, müsse doch auch eine Maschine zustande bringen. Ammoniak aus Düngemitteln, Feinstaub und einfach aller Schmutz, der in einem landwirtschaftlichen Betrieb entsteht, machen großen Flächen zu schaffen. Werden die nicht mindestens alle zwei Jahre gereinigt, kann das zum Ausfall von bis zu 20 Prozent Energieausbeute führen. Zwar gab es bereits mechanische »Schrubber«, die mussten aber umständlich an einer Gelenkstange geführt werden.

Eine Ideenschmiede ist die Firma Staudinger in Bad Grönenbach

Hermann Staudinger hat die Reinigung von Solarflächen perfektioniert

Fotos: Thomas Niehörster

Bis in die letzte Ritze

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Innerhalb von zwei Jahren entwickelte Staudinger mithilfe eines Ingenieurbüros einen Reinigungsroboter, der nach dem griechischen Sonnengott »Helios« getauft wurde. Der Reinigungsroboter ist in der Lage, durch eine patentgeschützte Unterdrucktechnik selbst steilste Dachneigungen problemlos zu säubern. Dabei ist er dank vier Abstandssensoren vor Absturz


perfekt gesichert. Was selbst mancher Hausfrau schwerfällt: Durch eine spezielle Bürstentechnik ist Helios in der Lage, auch in den Ecken und Ritzen von Paneelrahmen bis zu vier Zentimeter tief zu reinigen. Gerade dort sammelt sich der Schmutz, und dort siedeln sich Moose an. Beim Helios werden die kratzfreien Nylonbürsten durch ein spezielles Gelenk nicht rund, sondern linear zur Laufrichtung des Reinigungsroboters geführt. Bei Bedarf kann zusätzlich mithilfe einer Wärmebildkamera und einer WLANVerbindung zu einem PC die Photovoltaik-Anlage nach sogenannten »Hotspots« – nicht mehr funktionierenden Dioden – abgescannt werden.

Geheimtipp: kaltes Wasser Bei der Reinigung schwört Hermann Staudinger – was er gerne als »Geheimtipp« an alle Hausfrauen weitergibt – auf kaltes Wasser. Warmes Wasser löst nur den Staub, nimmt ihn aber nicht auf. Deshalb wird bei Staudinger ausschließlich kaltes Wasser eingesetzt, das darüber hinaus entmineralisiert wurde.

Staudingers Zukunftsvisionen Dank seiner patentgeschützten Unterdrucktechnik kann Helios nicht nur Wände senkrecht hinaufsteigen, sondern auch über Kopf an Decken arbeiten. Durch entsprechende Zusatzaggregate ließe sich der Reinigungsroboter auch in Problembauten einsetzen.»Alles, was groß, unzugänglich oder zudem gefährlich ist«, hat Hermann Staudinger im Sinn: »Das können Öltanks sein oder sogar Atomkraftwerke.« Denn bei der Dekontamination von Flächen eines Kernkraftwerkes müssen diese gesondert gereinigt werden, bevor der Baukern entsorgt werden kann.

Einsatz auch in der Wüste Als Vision hat Hermann Staudinger jene »endlosen« PV-Anlagen von 100.000 Quadratmetern und mehr vor Augen, die in den Wüsten der Arabischen Staaten, Südamerikas oder Ägyptens errichtet wurden: »Diese enormen Flächen müssen permanent vom Wüstensand gereinigt werden. Das geschieht bis heute leider durch Menschen, die unter für mich nicht akzeptablen Arbeitslöhnen und -bedingungen eingesetzt werden.« Auf der Intersolar Europe, der weltweit führenden Fachmesse für die Solarwirtschaft, kommen bereits rund 50 Prozent seiner Besucher und Interessenten aus dem Ausland.

Info Hermann Staudinger GmbH Hinter den Gärten 6, 87730 Bad Grönenbach Tel. 08334/98470 www.staudinger-gmbh-mechanik.com www.pv-putzfix.de www.i-punkt-design.com

Der Roboter aus Gad Grönenbach kann selbständig auch die steilsten Flächen ausschließlich mit kalten Wasser reinigen


Biogas

Fachtagung im Allgäu renergie-Fachleute informieren Wie geht es weiter mit Biogas? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Süddeutschen Fachtagung am Mittwoch, 11. November, in der Festhalle Westerheim. Fachleute des veranstaltenden Vereins renergie Allgäu und Experten aus den Bereichen Recht, Politik und Forschung wollen von 9 bis 16.30 Uhr Perspektiven und Möglichkeiten für die Branche aufzeigen. n den aktuellen Debatten um das Erneuerbare Energie Gesetz (EEG) 2016 werden derzeit im Bundestag die Weichen für die Biogasbranche gestellt. »In Berlin wird entschieden, ob diese Technologie eine Zukunft hat«, weiß renergie-Vorsitzender

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Richard Mair. Er und sein Team wollen entscheidende Argumente in die politische Diskussion einbringen: Biogas gehört zu den unverzichtbaren Säulen der angestrebten Energiewende, ist nachhaltig, besticht durch eine positive Umweltbilanz und überzeugt

Grafik: Statista

Diese Grafik macht deutlich: Bayern hat die Nase bei den Biogasanlagen in Deutschland vorne. Eine Tagung zu diesem Thema in südlichsten Bundesland macht also absolut Sinn

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durch enormes volkswirtschaftliches Potenzial. Die Anlagen und ihre Betreiber arbeiten inzwischen auf höchstem technischem Niveau und sind mittels neuester Entwicklungen in der Lage, mit Biogas den idealen, weil flexiblen Ausgleich zur Energiegewinnung aus Sonne und Wind zu bieten. Darüber informieren zu Beginn des Fachtages die renergie-Fachleute Florian Weh und Thomas Hartmann.

Rückschau und Ausblick Im weiteren Verlauf des Tages referiert Fachanwalt Dr. Helmut Loibl über die Lücken des aktuellen EEG 2014. Hans Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group, wagt einen Ausblick auf die Zeit nach dem EEG 2014. Martin Strobl von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft zeichnet betriebswirtschaftliche Perspektiven für die Biogasbranche. Detlef Fischer, Ge-

Das Programm 9 Uhr Entwicklungstand des Ausbaus Biomasse – Rückblick & Vorschau Richard Mair, 1. Vorsitzender renergie Allgäu e.V, Kempten Flexible Stromlieferung, Florian Weh, Projektleiter renergie Allgäu e.V., Kempten Bedarfsorientierte Wärme- und Stromerzeugung mit Biogas Thomas Hartmann, Energieberater renergie Allgäu e.V., Kempten 10.30 Uhr EEG 2014: Lücken und neue Reformen Dr. Helmut Loibl, Rechtsanwalt, Paluka, Sobola, Loibl & Partner, Regensburg

schäftsführer des VBEW München, spricht über die Bedeutung der Biogas-Energie für die sichere Stromversorgung in Bayern, und Kerstin Ikenmeyer vom bayerischen Wirtschaftsministerium stellt ein »Ausschreibungsmodell als Möglichkeit für Bayern« vor. Mit einem Appell für einen Schulterschluss endet die diesjährige Fachtagung in Westerheim: Martin Lohrmann, Projektleiter für nachhaltige Energie aus Bad Säckingen, stellt seine Initiative vor, gemeinsam für ein brauchbares EEG 2016 zu kämpfen. An seinem Positionspapier arbeiten auch die Fachleute von renergie Allgäu mit. Weitere Informationen und Anmeldung zur Süddeutschen Biogasfachtagung am Mittwoch, 11. November 2015, 9 bis 16.30 Uhr, in der Festhalle Westerheim (Bahnhofstraße 2, 87784 Westerheim) unter www.renergie-allgaeu.de

11.15 Uhr Was kommt nach dem EEG 2014? Hans-Josef Fell, Präsident Energy Watch Group und Autor des EEG 13 Uhr Betriebswirtschaftliche Perspektive, Martin Strobl, Bay. Landesanstalt für Landwirtschaft, München 13.45 Uhr Wer übernimmt die sichere Stromversorgung in Bayern? Detlef Fischer, Geschäftsführer des VBEW, München 14.30 Uhr Ausschreibungsmodell als Möglichkeit für Bayern, Kerstin Ikenmeyer, Wirtschaftsministerium, München (angefragt) 15.30 Uhr Gemeinsam für ein brauchbares EEG 2016 kämpfen, Martin Lohrmann, Projektleiter nachhaltige Energie, Bad Säckingen 16 Uhr Diskussion mit den Referenten

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Studium

Datenbank für Studenten Ferchau unterstützt die Hochschule Die Ferchau Engineering GmbH hat der Hochschule Kempten beim Erstellen der neuen Plattform »Wissensmanagement-Portal Informatikstudenten Kempten« geholfen. »Das Forum funktioniert nach dem Vorbild Wikipedia. Die Studenten registrieren sich und haben Zugriff auf das gesammelte Wissen«, erklärt der Initiator und Fachschaftssprecher Andreas Peter. amit die angehenden Informatiker möglichst viele Artikel in der Datenbank generieren, hat die Ferchau-Niederlassung Kempten einen Anreiz geschaffen und eine Sony SmartWatch 3 gesponsert. Die »smarte« Uhr wurde unter den Verfassern der Datenbank-Beiträge verlost. Ferchau Kempten arbeitet schon seit längerer Zeit mit der Hochschule zusammen und fördert Projekte der Hochschulgruppe Gesellschaft für Informatik. Die Aktion war ein großer Erfolg, weiß Ferchau-Personalreferent Rene Kieninger: »Mit der Verlosung konnten wir dazu beitragen, die Situation für die Studierenden hier in Kempten zu verbessern. Das freut uns sehr!« Die Preisverleihung fand in feierlichem Rahmen in der Niederlassung Kempten statt. Personalreferent Rene Kieninger überreichte der Gewinnerin Alexandra Dinh die Sony SmartWatch 3. Die Siegerin hat ihre neue »smarte« Uhr direkt ausprobiert. »Ich habe die SmartWatch 3 gewonnen, die Hauptgewinner sind aber eigentlich alle aktiven Nutzer, die zum Aufbau

So vielseitig wie die Wirtschaft im Allgäu In und um Kempten sind nicht nur große Automobilzulieferer und Nutzfahrzeughersteller angesiedelt, auch viele leistungsstarke und innovative Mittelständler finden sich hier, etwa aus dem Sondermaschinen-, Verpackungsmaschinen- und Werkzeugmaschinenbau oder der Automatisierungstechnik. Entsprechend breit aufgestellt ist auch Ferchau Kempten. Die Kemptener Niederlassung steht ihren Kunden in den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, IT, Werksplanung und Konstruktion zur Seite. Von automatischen Portalanlagen für komplexe Produktionsprozesse über große Werkzeugmaschinen bis zu hydraulischen, mechanischen oder elektrischen Konstruktionsanpassungen für Sondermaschinen: Die Expertise der Konstrukteure, Ingenieure, Techniker, Software-Entwick-

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ler, SPS-Programmierer und Werksplaner ist in vielen Bereichen gefragt. Dabei sind sie entweder vor Ort im Team beim Kunden oder als Outsourcing-Dienstleister im eigens eingerichteten Technischen Büro bei Ferchau in Kempten im Einsatz. Für die Zukunft sieht Ferchau Kempten in der Region ein besonderes Potenzial im Bereich Automatisierungstechnik und Sondermaschinenbau: Effizienzgewinne und Individualisierung sind industrielle Megatrends, für die die Niederlassung bestens gerüstet ist. Derzeit arbeiten bei der Ferchau Engineering GmbH mehr als 6100 Ingenieure, IT-Consultants, Techniker und Technische Zeichner in über 70 Niederlassungen und Standorten sowie in mehr als 70 Technischen Büros (Stand 31. Dezember 2014). Weitere Informationen: www.ferchau.de

Fotos: Hochschule/Ferchau

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Kemptens Ferchau-Personalreferent Rene Kieninger bei der Überreichung des Siegerpreises in der Hochschule Kempten

der neuen Plattform beigetragen haben«, bedankt sie sich bei Deutschlands Marktführer im Bereich Engineering-Dienstleistungen und bei Projektleiter Andreas Peter. Zum Abschluss des Semesters ist aus dem System eine vernetzte Wissensdatenbank für Informatiker geworden, die durch neue Beiträge, Dokumente und Informationen immer weiter wächst.

Gewinnerin Alexandra Dinh mit ihrer Sony SmartWatch 3


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Die nächste Ausgabe erscheint am 6. April 2016. Redaktions- und Anzeigenschluss ist am 4. März. Sprechen Sie uns jetzt für Ihre individuelles Porträt an! Wir beraten Sie gerne: Sven Abend, Tel. +49 (0)8379/728616, Fax +49 (0)8379/728018, E-Mail: sven.abend@heimat-allgaeu.info

allgäu ALTERNATIV Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz


Rund ums Brennholz

Foto: Rainer Sturm/pixelio.de

Brennholz

Selber machen oder fertig kaufen? Das knisternde Flammenspiel im Kaminofen ist für viele Deutsche der Inbegriff purer Gemütlichkeit. Wie kommt man aber zum Brennholz für den eigenen Ofen? Selbst im Wald holen, Meterware kaufen und selber herrichten oder fertiges Holz besorgen? Dann stellt sich noch die Frage: abholen oder liefern lassen?

Die Motorsäge ist des Holzmachers wichtigster Begleiter. Zu Hause das Brennholz selbst aufbereiten wird auch im Allgäu immer pupulärer

us Freude am flackernden Feuer und aus Spaß an der Bewegung in der frischen Luft machen viele Hobby-Waldarbeiter ihr Brennholz im Forst selbst, anstatt es sich ofenfertig geschnitten ins Haus liefern zu lassen. Im Allgäu ist das aber aufgrund der großen Nachfrage nicht mehr

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so einfach. Zwei Forstbetriebsstellen sind in der Region zuständig für die Vergabe von Flächenlosen zur Selbstversorgung. In Sonthofen und Ottobeuren können sich die Interessenten melden. Die jeweiligen Revierleiter entscheiden dann, ob und wer unter welchen Bedingungen mit der Motorsäge »ausrücken«


Fotos: djd/Stihl; EDITION ALLGÄU; Biomassehof Allgäu; Volker Wille

Brennholz beim Biohof Allgäu in Kempten abholen kann eine Beschäftigung für die ganze Familie sein

darf. Beide Dienststellen berichten aber, dass es weit mehr Nachfrage gibt, als Holz zur Verfügung steht. Das gelte sowohl für den Staatsforst als auch für die Forstbetriebsgemeinschaften und den Privatwald. Über Meterscheite frei ab Waldweg wissen ebenfalls die Forstbetriebsstellen Bescheid. Ihnen ist meist gemeldet, wo welche Angebote verfügbar sind. Vielfach kennen auch die Forstbetriebsgemeinschaften und Revierförster aktuelle Angebote. Sinnvoll ist es auf jeden Fall auch, im Bekanntenkreis abzufragen, wo Privatwaldbesitzer aktuelle Angebote machen können. Auf jeden Fall sollte man als Interessent erfragen, wie lange der Einschlag der Meterware her ist und welche Lagerzeit nach der Verarbeitung zu ofenfertigem

Meterscheite sind zur »Weiterverarbeitung« vorbereitet

Selbst ausrücken – was muss man beachten? Wer die ursprünglichste Form der »Holzgewinnung« im Wald versuchen will, mit einem Outdoor-Erlebnis zu seinem Brennholz zu kommen, für den hat Mario Wistuba, Forstwirtschaftsmeister und Produkttrainer beim Waiblinger Motorgerätehersteller Stihl, einige Tipps parat. Wann ist der beste Zeitpunkt für den Brennholzeinschlag? Die Monate November bis März sind ideal, denn in der kalten Jahreszeit ist der Wassergehalt der Bäume am geringsten. Als Faustregel gilt, dass der nachwachsende Brennstoff nach dem Einschlag noch rund zwei Jahre trocknen muss, bis seine Restfeuchte unter 20 Prozent gesunken ist. Liegt der Wert höher, geht beim Heizen zu viel Energie verloren, der Schadstoffausstoß steigt und der Kaminofen kann Schaden erleiden.

Forstwirtschaftsmeister Mario Wistuba weiß, worauf es beim Brennholzmachen ankommt

Wer kann im Forst selbst aktiv werden? Mit einem sogenannten Flächenlos erwerben Privatpersonen bei Landesforstbehörden oder kommunalen und privaten Forstbetrieben kostengünstig das Recht, bei Forstarbeiten übriggebliebenes Kronenholz bereits gefällter Bäume weiter zu bearbeiten oder selbst Bäume zu fällen. Die Teilnahme an einem Motorsägekurs ist in der Regel Grundvoraussetzung. Hier machen Fachleute die Teilnehmer in Theorie und Praxis mit Arbeitstechniken, Sicherheitsaspekten sowie mit Funktionen und Wartung einer Motorsäge vertraut. Neben der praktischen Anwendung stehen Spaß und gute Tipps auf dem Programm. Welche Hilfsmittel sind nützlich? Flexibilität bietet eine Motorsäge mit Benzin- oder mit leisem, abgasfreiem Akku-Antrieb. Wer das Holz direkt am Haus zurechtschneidet, für den eignet sich ein Modell mit Elektro-Antrieb. Der eigenen Sicherheit dient passende Schutzkleidung. Beim Fachhändler können Hobbywaldarbeiter verschiedene Modelle ausprobieren und das für ihre Zwecke Passende finden. (djd/red)

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Brennholz/Biomasse

Holz ist nicht gleich Holz: Verschiedene Arten weisen unterschiedliche Heizwerte und Brenndauern auf. Nadelhölzer brennen schneller als Laubhölzer

und Hänger zu erreichen ist. Wer sich die Abholung ersparen will und nur noch Meterware in die ofenfertige Länge selbst verarbeiten will, der hat die Wahl, die Scheite bei den Anbietern mit dem eigenen Fahrzeug abzuholen oder sich das Holz bequem frei Haus liefern zu lassen. Üblicherweise werden die Scheite bei den Anbietern als Bunde zu einem Ster verkauft. Am bequemsten ist es natürlich, gleich auf ofenfertiges Scheitholz zurückzugreifen. Hier gibt es eine ganze Reihe von regionalen Anbietern. Und auch die Auswahl ist vielfältig. Je nach Brennraum des Ofens gibt es Längen von 25, 33 und 50 Zentimetern. Gängige Holzarten sind Fichte, Kiefer, Buche, Birke, Esche und Eiche. Fichte und Kiefer sind preislich günstiger als die Laubhölzer. Wer sich dazu durchgerungen hat, fertig zu kaufen, sollte sich nicht nur mit den unterschiedlichen Preisen befassen, sondern auch die verschiedenen Angebotsformen kennen. Es gibt einige Internet-Portale, die regionale Anbieter vergleichend zusammenfassen oder sogar als Vermittler direkt zum Kauf anbieten. Zu beachten ist, dass recht unterschiedliche Kosten z.B. für Beladung und Lieferung (größtenteils Entfernungspauschalen) anfallen.

Holz zu Hause noch erforderlich ist. Für das Bestimmen des Feuchtigkeitsgehaltes ist ein Holzfeuchtemesser hilfreich. Er ist für wenig Geld im Handel erhältlich. Darüber hinaus sollte man den Lagerort genau erfragen und feststellen, ob und unter welchen Bedingungen der mit dem zur Verfügung stehenden Auto

Mustergültig informiert Ministerium würdigt Biomassehof Allgäu Wie können mittelständische Betriebe ihr Engagement für die Umwelt besser nach außen tragen? Der Biomassehof Allgäu macht es vor. Sein Internetauftritt wird im neuen Themenportal »Marketing mit Umweltthemen – Tipps für Ihren Betrieb« des Bayerischen Landesamts für Umwelt online als Musterbeispiel genannt. er Biomassehof Allgäu versorgt nicht nur über 10.000 Kunden mit Holzbrennstoffen aus der Region. »Auf der Internetseite des Biomassehofes erfahren die Kunden unter dem Menüpunkt ‚Nachhaltigkeit‘ überzeugend, welchen Stellenwert eine nachhaltige Holznutzung für den Biomassehof Allgäu hat und wie der Kunde durch die Nutzung von heimischem Holz einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann«, so Kristin Petersen von der B.A.U.M. Consult GmbH, die im Auftrag des bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz bayernweit nach Musterbeispielen recherchierte. Folgende Kapitel führen den interessierten Online-Nutzer tiefer in die Materie ein: - So bleibt Ihr Geld in der Region - Nachhaltige Wald- und sinnvolle Holznutzung

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Fotos: Biomassehof Allgäu

Nicht nur der Internet-Auftritt des Biomassehofes Allgäu ist ausgezeichnet – auch die Anlagen sind vorzeigbar


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Die Maßeinheiten und Preise Der Raummeter (rm) oder Ster ist ein Raummaß für Holz und die gebräuchlichste Maßeinheit beim Handel mit Brennholz. Ein Raummeter (ein Ster) entspricht einem Würfel von einem Meter Seitenlänge, also einem Rauminhalt von einem Kubikmeter geschichteter Holzmasse einschließlich der Zwischenräume in der Schichtung. Der Schüttraummeter (srm) entspricht einer lose geschütteten Holzmenge von einem Kubikmeter. Ein Kubikmeter Holz ohne Zwischenräume ist der Festmeter (fm). Der Verband für Holzwirtschaft gibt folgende Umrechnung bekannt: 1,0 Festmeter (fm) = 1,4 Raummeter/Ster (rm) = 2,5 Schüttraummeter (srm) 0,7 Festmeter (fm) = 1,0 Raummeter/Ster (rm) = 1,8 Schüttraummeter (srm) 0,4 Festmeter (fm) = 0,56 Raummeter/Ster (rm) = 1,0 Schüttraummeter (srm) Die Holzpreise sind je nach Jahreszeit und Ver fügbarkeit recht unterschiedlich. Im Internet lassen sich die Preise tagesaktuell vergleichen.

allgäu ALTERNATIV Mobiles Handbuch Mit der praktischen App »Handbuch Brennholz machen« kann der Hobbywaldarbeiter auf dem iPhone oder dem iPad sogar noch im Wald die richtigen Schritte im Umgang mit der Motorsäge nachschlagen. Der digitale Ratgeber bietet nicht nur einen Einblick in die zehn Regeln zum Holzmachen, sondern stellt auch die unterschiedlichen Werkzeuge für die Arbeit im Forst vor. Zudem gibt es Hinweise für die passende Schutzkleidung und die richtige Lagerung des Brennholzes.

jetzt auch online lesen! www.allgaeu-alternativ.de

- Bewirtschaftete Wälder – gut für den Klimaschutz - Im Allgäu wächst genug Holz nach! - Holz verbrennt CO2-neutral - Energiewende im Allgäu!

»Anfassbare« Zahlen Dabei werden auch Zusammenhänge erläutert, die nicht allgemein bekannt sind. »Wer weiß schon, warum es sinnvoll für den Umweltschutz ist, Wälder aktiv zu bewirtschaften? Nur nachwachsendes Holz entzieht der Atmosphäre CO2. Mit zunehmendem Baumalter nimmt diese Fähigkeit immer mehr ab«, so Gerald Härtlein. Der Diplomvolkswirt und Texter legt großen Wert darauf Zahlen anschaulich aufzubereiten: »Allein das Duracher Forstrevier um Kempten entzieht der Atmosphäre 78.000 Tonnen CO2. Das ist dreimal so viel, wie alle Berufsein- und -auspendler der Stadt Kempten mit ihrem Auto ausstoßen. So kann sich jeder vorstellen, wie wichtig bewirtschaftete Wälder sind.«

Infos: Portal: www.izu.bayern.de/marketing_kmu/ Biomassehof Allgäu eG Riederau 1

87437 Kempten Tel. 0831/540 273-0 Fax 0831/540 273-120 info@biomassehof.de www.biomassehof.de

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Medien

Wie wir morgen leben Geschichten vom Umgang mit der Welt Lassen die täglichen Horrormeldungen eigentlich noch Hoffnung auf ein Morgen zu? Und wenn ja, wie können wir die gewaltigen Herausforderungen hinsichtlich der ökologischen, sozialen und ökonomischen Probleme lösen? Die Zukunft heißt: Ein jeder muss erst einmal vor der eigenen Haustür kehren! »Geschichten vom guten Umgang mit der Welt« ist der Untertitel von »Futurzwei«, einem vom Umfang wie vom Inhalt her gewichtigen Buch. In 82 Geschichten gelungener Praxis, in denen nicht mehr über die Verhältnisse gelebt wird, präsentiert Futurzwei Handlungsoptionen und Vorbilder für eine gerechte Zukunft und eine enkeltaugliche Gesellschaft, fernab von Katastrophen und wirtschaftlichen Wachstumsraten. Harald Welzer berichtet von Menschen, die einfach begonnen haben, anders zu handeln als gewohnt. Menschen, die ihr Hirnkastl in Bewegung gesetzt haben, um aus den gewohnten Gleisen herauszutreten. Da stellt eine Firma aus Gras Kunststoff her. In Neuburg an der Donau soll die Abwärme aus dem Indus-

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triegebiet künftig die gesamte Stadt heizen. Auch Abwasser kann Wärme liefern. Es geht zugleich im kleinen Rahmen. Das Veränderungsatelier »Bis es mir vom Leibe fällt« veredelt Kleider und rettet als Attacke auf die Verschwendung Kleider vor der Vergessenheit. Künstler errichteten in einem leerstehenden Gebäude in Augsburg das »Grandhotel Cosmopolis«. Flüchtlinge, Künstler und Reisende leben dort unter einem Dach. Welzer berichtet ebenso über Wildpoldsried, um vor der eigenen Haustür zu bleiben – das Dorf im Oberallgäu, das längst energetisch autark ist. Dass sich selbst im Sport Wege auftun, um es besser als andere zu machen, zeigen die Spieler des 1. FC Mainz 05 den Anhängern. Mit technischen Einsparungen, CO²-Kompensation und Anstachelung von Fans und Spielern hat es Mainz zum ersten klimaneutralen Fußballbundesligaverein gebracht. Jeder, der will, kann auch etwas tun. Das zeigen die Beispiele in Futurzwei, einem Almanach des Erfolgs, der keineswegs mit mahnend erhobenem Finger daherkommt, sondern sich richtig spannend und amüsant lesen lässt. Welzer setzt auf die Kraft der vielen, größtenteils gänzlich unrevolutionären Beispiele, von denen man immer wieder erzählen muss, bis sie in den Köpfen der Menschen eine eigene Aha!-Idee zünden. Warum sollte heute nicht mehr gelingen, was einst als »Allmende« begann? Land, das weder öffentliches noch privates Eigentum war, wurde von der Gemeinschaft gemeindlich genutzt. Warum nicht heute? Die Wirtschafts-Nobelpreisträgerin Elinor Ostrom wies

nach, wie natürliche Ressourcen nachhaltig und friedlich genutzt werden können. Inzwischen beschäftigen sich zahlreiche Universitäten mit dem Thema »Urban Mining«. Mit steigenden Rohstoffpreisen werden abgelegte Konsum- und Produktionsgüter oder Industrieabfälle zu neuen Rohstoff-Stätten. Gleiches trifft auch auf »Landfill-Mining« zu – die gezielte Suche nach brauchbaren Materialien in längst vergrabenen Mülldeponien. Der Autor Harald Welzer (57) ist Mitbegründer und Direktor der gemeinnützigen Stiftung »Futurzwei«. Er studierte Soziologie, Politische Wissenschaft und Literatur an der Universität Hannover, wurde dort 1988 in Soziologie promoviert und habilitierte sich 1993 in Sozialpsychologie sowie 2001 in Soziologie. Die Co-Autorinnen haben mit ausgezeichneten Artikeln zum Thema um die »Materialschlacht« und Zukunftsstrategien »Wie es werden könnte« zu diesem höchst informativen ZukunftsAlmanach beigetragen. Thomas Niehörster

wasser in Folge von Trockenperioden, Hitzeinseln in Städten bei anhaltend hohen Temperaturen oder Gebäudeschäden durch Hagel oder Stürme. Die Aufzählung ließe sich fortführen. Allen Beispielen ist gemein, dass sie das Leben der Menschen beeinflussen und zum Teil mit enormen Schäden verbunden sind. Doch unabhängig davon, ob Wetterextreme plötzlich auftreten oder sich Klimafaktoren langsam verändern, lautet die Frage: Wie können wir unsere Städte und Regionen auf die sich wandelnden Rahmenbedingungen vorbereiten? Dieser Band zeigt Instrumente und Maßnahmen, die in der Stadt- und Regionalentwicklung dazu beitragen können, den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen. Innovative Ansätze für die Zukunft und Überlegungen zu grundlegenden Paradigmenwechseln ergänzen das Spektrum der Beiträge. Neben theoretischen Grundlagen und Forschungsansätzen illustrieren Beispiele aus der Praxis mögliche Maßnahmen zur Klimaanpassung in Städten und Regionen.

Harald Welzer, Dana Giesecke, Luise Tremel (Hrsg.), FUTURZWEI Zukunftsalmanach 2015/16, Geschichten vom guten Umgang mit der Welt, 544 Seiten, Fischer Taschenbuch 03049, 16,99 Euro, ISBN 978-3-596-03049-1

Klimaanpassung im Detail Strategien in Stadt- und Regionalentwicklung Die Folgen des Klimawandels sind unübersehbar: Hochwasser an Flüssen nach plötzlichen Starkregen, Niedrig-

Jörg Knieling leitet das Fachgebiet Stadtplanung und Regionalentwicklung der HafenCity Universität Hamburg.


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Er forscht nach Leitbildern und Strategien in Stadt- und Regionalplanung, Klimawandel und Raumentwicklung. Bernhard Müller ist Raumplaner und Geograf. Er ist Direktor des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung. An der TU Dresden hat er einen Lehrstuhl für Raumentwicklung. J.Knieling und B.Müller (Hrsg.), Klimaanpassung in der Stadt- und Regionalentwicklung, Ansätze, Instrumente, Maßnahmen und Beispiele, 462 Seiten Ökom Verlag München, 39,95 Euro, ISBN 9783-86581-703-7

Wasserland Bayern Nachhaltige Wasserwirtschaft in Bayern Bayern ist ein »Wasserland«. Mehr als 100.000 Kilometer Bäche und Flüsse durchziehen das Land. Zusammen mit der Natur an ihren Ufern bilden sie ein Netzwerk von Lebensräumen für viele Tier- und Pflanzenarten. Für die Gewässer als Lebensraum setzt die EG-Wasserrahmenricht-

linie neue Maßstäbe. In Bayern werden viele Gewässer renaturiert, auch die Energiegewinnung aus Wasserkraft, die im Zuge der Energiewende natürlich im Fokus steht, wird Stück für Stück umweltverträglicher gestaltet. Die Broschüre zeigt Beispiele dafür – zur Nachahmung empfohlen! Jeder Einzelne ist gefordert, mit unserem flüssigen Schatz verantwortungsvoll umzugehen. Die Broschüre des bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Gesundheit will das nötige Wissen hierfür vermitteln. Wasserland Bayern; Broschüre des Umweltministeriums Bayern; www.wasser.bayern.de; 6. Auflage; 124 Seiten; kostenlos zu bestellen: Tel. 089 122220, E-Mail: direkt@bayern.de

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Bauen

Ein Haus ganz aus Holz Regionales Wohnkonzept für die Zukunft Ist es möglich, mit ökologischen Materialien ein modernes und energieeffizientes Haus zu bauen? Ja! Den Beweis erbringt ein KfW-Effizienzhaus in Aichstetten. Dass der Neubau fast komplett aus Holz erstellt wurde, ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Die Bauherren setzten von der Tragkonstruktion bis zur Wärmedämmung in Dach, Wand und Boden konsequent auf den natürlichen und nachwachsenden Rohstoff Holz. ie junge Bauherrschaft aus Aichstetten bei Memmingen wünschte sich ein umweltfreundliches Eigenheim mit gesunden und hellen Innenräumen. Als die Planung im Jahr 2014 endlich beginnen konnte, war deshalb schnell klar, dass sie hauptsächlich auf den Rohstoff Holz setzen werden. Sie entschieden sich für die Massivholzbauweise, gedämmt mit Holzfaserdämmstoffen von der Firma Pavatex, einer Schweizer Weltfirma mit einer deutschen Vertretung in Leutkirch. Die gewählte Konstruktion erfüllt die Anforderungen der KfW und erreicht den Standard KfW-Effizienzhaus 55. Die Bauherren konnte deshalb von einem zinsverbilligten Darlehen in Höhe von 50.000 Euro und 2500 Euro Tilgungszuschuss profitieren.

D Auf den ersten Blick erkennt man kaum, dass das neue Haus in Aichstetten »aus einem Guss« in Holz hergestellt und gebaut wurde

Ökologie von Anfang bis Ende Bei der ökologischen Beurteilung von Baustoffen ist es wichtig, dass der gesamte Lebenszyklus betrachtet wird: von der Rohstoffgewinnung über die Produktion, die Nutzung im Bauwerk bis zur Entsorgung, die spätere Generationen einmal erledigen müssen. Mit Holz erbaute und gedämmte Häuser schneiden in vieler Hinsicht im Vergleich zu anderen Baumaterialien sehr gut ab und leisten auf vielfältige Weise einen Beitrag zum Klimaschutz. So bestehen die Holzfaserdämmplatten von Pavatex genauso wie die Massivholzwände aus dem natürlichen Rohstoff Holz. Sie werden aus Resthölzern hergestellt, die in Sägewerken 58

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als Nebenprodukt anfallen. Verbautes Holz trägt dazu bei, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu senken, da es während seines Wachstums CO2 aufgenommen und gebunden hat. Verbaute Dämmstoffe bewirken, dass der Heizenergiebedarf von Gebäuden markant sinkt. Und am Ende ihrer Lebensdauer können die Holzfaserdämmstoffe sogar kompostiert oder thermisch verwertet werden, künstliche Dämmstoffe hingegen werden meist zu Sondermüll. Der renommierte internationale Verein natureplus bestätigt die Umweltfreundlichkeit der Pavatex-Holzfaserplatten: Er verlieh den Dämmstoffen nach strengen Prüfungen sein Gütesiegel.

Wohnkomfort in allen Jahreszeiten Die Umweltfreundlichkeit der Bauweise bedeutet nicht, dass die Bewohner Einbußen beim Komfort in Kauf nehmen müssten. Ganz im Gegenteil: Dank des hohen Flächengewichtes und der porösen Struktur der Massivholzwände und der Dämmstoffe sind die Innenräume sehr gut vor Kälte, Hitze und Lärm geschützt. Die Holzfaserplatten sind in der Lage, anfallende Wärme zu speichern und erst mit einer großen Verzögerung wieder nach außen abzugeben. Dadurch bleiben die Innenräume in der Sommerhitze angenehm kühl. Auch um die Gesundheit müssen sich die Bewohner keine Sorgen machen: Die Dämmstoffe beinhalten keinerlei Schadstoffe und sorgen für ein gesundes Innenraumklima.


Fotos: Pavatex

Atmungsaktive Außenwände Das Einfamilienhaus in Aichstetten profitiert von der Diffusionsoffenheit der Konstruktion: Wasserdampfmoleküle können durch die natürliche Holzfaserstruktur nach außen gelangen. Die Wirkungsweise lässt sich mit der von atmungsaktiver Sportbekleidung vergleichen und bietet auch dieselben Vorteile: Durch den Wasserdampftransport können Feuchtespitzen im Innenraum ausgeglichen werden. Zusätzlich verhindern die Dämmstoffe im Gegensatz etwa zu geschlossenporigen Materialien größere Tauwasseransammlungen in der Konstruktion und daraus resultierende Schimmelbildungen.

Putz auf der Holzfaserplatte Die Massivholzkonstruktion des Einfamilienhauses ist nicht auf den ersten Blick erkennbar, denn die Fassade ist zum Teil verputzt. Als Putzträgerplatte kam der Holzfaserdämmstoff Pavawall-Bloc in einer Dicke von 20 Zentimetern zum Einsatz. Die Dämmplatten wurden mit speziellen Dämmstoffdübeln auf dem Massivholz-Untergrund befestigt und anschließend mit einem mineralischen System verputzt. Ein solches Wärmedämmverbundsystem hat eine Lebensdauer von mehr als 50 Jahren, das haben Untersuchungen des Fraunhofer-Institutes ergeben. Die Holzfaserplatten verfügen über eine hohe Druckfestigkeit und sind deshalb sehr stabil. Abgestellte Fahrräder oder spielende Kinder können der Putzoberfläche nichts anhaben. Sogar kleinere Lasten wie Briefkästen und Außenbeleuchtungen können mit handelsüblichen Dübeln direkt in der Dämmplatte befestigt werden. Zudem ist auch die Gefahr von Algen- und Pilzbefall an der Putzfassade deutlich geringer als bei herkömmlichen Dämmstoffen.

Schutz vor allen Wettern Für die Dämmung des Daches kam ein Aufsparrendämmsystem ebenfalls aus dem Hause Pavatex zum Einsatz. Direkt auf die Schalung über den Sparren wurde die Dachschalungsbahn DSB2 verlegt. Diese

übernimmt die wichtige Funktion der Luftdichtigkeitsschicht. Darüber wurden zwei Lagen der Dämmplatte Pavatherm mit einer Stärke von 100 Millimetern angebracht, und den äußeren Abschluss bildet die Unterdeckplatte Isolair 35. Sämtliche Dämm- und Dichtsysteme sind vom Schweizer Hersteller optimal aufeinander abgestimmt. Sie stellen die Luftdichtigkeit der Gebäudehülle sicher, sind aber gleichzeitig diffusionsoffen. Der Wasserdampfdiffusions-Widerstand der verwendeten Systeme nimmt stets von innen gegen außen ab. Das erforderliche Austrocknungspotenzial ist also jederzeit gegeben, und die Bauteile sind damit optimal geschützt. Der Hersteller gibt darauf sogar eine Systemgarantie. Die Unterdeckplatte ist als Bauzeitabdichtung drei Monate dicht und hält auch stärksten Unwettern und Hagelschlägen stand.

In der Bauphase konnte man zeitweise noch genau die verwendeten Massivholzkonstruktionen und die Dämmstoffe aus Holzprodukten erkennen

Angenehme Innenräume dank Holz Auch im Innenraum wurde das Holz-Konzept konsequent weiterverfolgt. Die Installationsebene an der Außenwand wurde mit der Dämmplatte Pavatherm-Profil mit einer Stärke von 60 Millimetern ausgebildet. Für eine gute Wärme- und Trittschalldämmung unter dem Nassestrich mit Fussbodenheizung sorgen zwei Lagen Pavaboard mit ebenfalls 60 Millimetern Stärke. Die Trennwände wurden in einer Holzständer-Konstruktion erstellt, die mit 80-MillimeterPlatten gedämmt und mit einer Innenausbauplatte vom gleichen Hersteller verkleidet sind. Das Aichstetter Einfamilienhaus ist sozusagen aus »einer Hand« errichtet worden. Das ist ein Wunschtraum vieler Bauherren. Denn oft werden die verschiedensten Werkstoffe unterschiedlicher Hersteller kombiniert. Verwendet man Baumaterial unterschiedlicher Hersteller, kann es passieren, dass die Dimensionen und die Anschlüsse nicht zusammenpassen oder die Materialien nicht aufeinander abgestimmt sind. Diese Schwierigkeiten vermeidet man, wenn man einen Spezialisten mit einem breiten, modernen und ökologisch orientierten Portfolio in der Planungsphase rechtzeitig mit einbindet.

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Bauen und Sanieren

Ohne Energieverlust lüften Moderne Anlagen sinnvoll einsetzen Noch immer wird im Neubau-Bereich, vor allem aber bei Altbausanierungen das Thema Wohnraumlüftung zu oft vernachlässigt. Dabei sind die Gebäudehüllen mit den steigenden Energieeffizienz-Anforderungen deutlich dichter geworden. Wer nicht alle zwei Stunden seine Fenster aufreißen und sich kalte Luft im Winter oder Hitze im Sommer in die Wohnräume holen will, setzt auf eine moderne Lüftungsanlage. Zentral oder dezentral? Das ist die Frage, vor der insbesondere Besitzer von Altbauten bei der Sanierung ihrer Gebäude stehen.

r. Ulrich Werkmeister und seine Frau MarieLuise kennen das Vorurteil und können darüber jetzt nur lachen: Wer eine Lüftungsanlage in seinem Haus hat, darf die Fenster nicht mehr öffnen, glauben nach wie vor viele Menschen. »So ein Quatsch«, meint Marie-Luise Werkmeister. »Ich kann das Fenster öffnen, aber ich muss es nicht – das ist der feine Unterschied.« Als die Werkmeisters vor ein paar Jahren ihr Haus in Isny sanierten, war ihnen schnell klar, dass der Einbau einer Lüftungsanlage wesentlicher Bestandteil der Generalsanierung sein muss. »Wir haben die Entscheidung noch keinen Tag bereut«, betont Marie-Luise Werkmeister – wegen des besseren Raumklimas, aber auch wegen der Energieeinsparung. »Wer im Winter über die Fenster lüftet, jagt die ganze Energie, die er sich durch die Dämmung spart, gleich wieder zum Fenster hinaus.«

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Fenster als Energieschleudern In alten Häusern besteht oft ein permanenter Luftaustausch durch undichte Fenster. Diese unkontrollierte Lüftung führt aber auch zu unnötig hohen Energieverlusten, vor allem bei windigem Wetter, wenn es richtig zieht. Mit dem Einbau neuer Fenster, wie sie die Energieeinsparverordnung vorgibt, oder bei einem Neubau reduziert sich der Wärmeverlust, aber auch der Luftaustausch. Dann ist eine ausreichende Lüftung für den Wohnkomfort unverzichtbar – hy60

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gienisch notwendig und auch wichtig, um Bauschäden wegen einer zu hohen Luftfeuchtigkeit zu vermeiden. Lüftungsanlagen sind daher in gut gedämmten Neubauten und energetisch sanierten Altbauten eine sinnvolle – und komfortable – Alternative zur klassischen Fensterlüftung. Die Anlagen sorgen zuverlässig für eine gleichbleibend hohe Raumluftqualität bei einem geringen Energieverbrauch. Dabei werden Luftschadstoffe und hohe Kohlendioxyd-Konzentrationen sicher abgeführt und die Luftfeuchtigkeit auf ein unschädliches Maß begrenzt.

Die Allergiker atmen auf Die Fenster müssen in der Heizperiode nicht mehr geöffnet werden, Außenlärm und Außenluftschadstoffe bleiben ausgesperrt. Durch Filter kann zudem die einströmende Luft von Staub und Pollen gereinigt werden – Allergiker atmen auf. Und es gibt noch weitere Vorteile: Auch bei Abwesenheit der Bewohner oder unter ungünstigen Wetterverhältnissen sorgen Lüftungsanlagen für die notwendige Mindestlüftung. Dadurch wird die Restfeuchte des morgendlichen Duschens sicher abgeführt, ohne das Einbruchrisiko durch geöffnete Fenster zu erhöhen. Die einfachste Form der kontrollierten Wohnungslüftung sind einfache Abluftsysteme. Ein zentraler Ventilator saugt die Luft aus Bad, Küche und WC ab. Gleichzeitig strömt frische Luft über Zuluft-Öffnungen in den


Fotos: Eza!, Angelina S./Pixelio

Die Aus- und Eintrittsöffnungen der hauseigenen Lüftungsanlage fallen am Bau kaum auf

Wänden oder Fensterrahmen in die Wohn- und Schlafräume. Der große Nachteile dieser Lösungen: Die Wärme der verbrauchten Luft wird nicht genutzt.

saugen. Möglichst leise sollten die Geräte arbeiten, eine ausreichende Luftaustauschquote garantieren und eine hohe Wärmerückgewinnung aufweisen – darauf sollte man laut Riedel bei der Entscheidung für eines der angebotenen Systeme achten. Als Alternative dazu gibt es eine Mischung zwischen dezentralen und zentralen Lüftungsanlagen. Beispielsweise lassen sich mit den Lüftungsgeräten von Blumartin und Melten mit vergleichsweise geringem Aufwand mehrere Räume anschließen. Daher eignet sich das System auch für die Altbausanierung. Nebenbei erfüllt das Blumartin-Gerät die strengen Kriterien des Passivhaus-Instituts Darmstadt – insbesondere in puncto Wärmerückgewinnung – und sorgt mit acht integrierten Sensoren, die unter anderem den CO2-Gehalt und die Luftfeuchtigkeit messen, für eine bedarfsgerechte Wohnraumlüftung. Letzteres ist ein wichtiger Aspekt, denn eine zu hohe Luftaustauschquote kann im Winter eine sehr niedrige Luftfeuchtigkeit zur Folge haben, was als unangenehm empfunden wird und zu Reizungen der Schleimhäute führen kann.

Die Wärme doppelt nutzen Ganz anders bei einer zentralen Komfortlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Das Gerät wird an einem zentralen Ort, zum Beispiel im Keller, im Speicher oder im Hauswirtschaftsraum aufgestellt. Die verbrauchte Raumluft wird dabei kontinuierlich über Rohrleitungen und Abluftöffnungen in Bad, WC und Küche abgesaugt. Diese warme, verbrauchte Luft dient dann zur Vorwärmung der frischen Luft, die ganz langsam über Zuluftventile in die Wohn- und Schlafräume eingelassen wird. Bei diesem System können zum Teil über 90 Prozent der in der verbrauchten Luft enthaltenen Wärme mithilfe von Wärmetauschern zurückgewonnen werden. Der Energieverbrauch der in der Anlage eingebauten Ventilatoren ist dabei äußerst gering. Die Vorteile einer Lüftungsanlage liegen also auf der Hand. Und wie sieht es mit lästigen Nebengeräuschen und unangenehmen Zuglufterscheinungen aus? Bei gut geplanten und fachgerecht eingebauten zentralen Lüftungsanlage ist vom laufenden Betrieb so gut wie nichts zu hören, betont Steffen Riedel vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu. An den richtigen Stellen im Rohrleitungssystem platzierte Schalldämpfer sorgen laut Riedel für eine ungetrübte Frischluftzufuhr. Ist die Anlage richtig eingestellt, sind auch die Luftströme nicht zu spüren, fügt der eza!-Experte hinzu.

Dieses Altbau-Fenster wirkt auf den ersten Blick sehr romantisch, rein energetisch gesehen ist es jedoch eine Energieschleuder

Während sich im Neubaubereich der Einbau einer zentralen Komfortlüftungsanlage anbietet, ist bei der Altbausanierung eine nachträgliche Verlegung von Rohrleitungen oft mit hohem Aufwand verbunden. Hier bietet sich als Alternative der Einbau kleiner, dezentraler Lüftungsgeräte in einzelnen Räumen an – am besten auch mit einer Wärmerückgewinnung, die jedoch in der Regel nicht den Effizienzgrad zentraler Lüftungsanlagen erreicht. Inzwischen sind zahlreiche Fabrikate auf dem Markt wie zum Beispiel »die Pendellüfter« (Riedel) von Inventer oder LTM, die abwechselnd und paarweise die vorgewärmte Außenluft in die Wohnräume blasen und die Abluft wieder ab-

Fotos: Angelina S./pixelio.de

Was passiert im Altbau?

…und noch ein Tipp Eza!-Berater Steffen Riedel empfiehlt: »Wie jedes andere technische Gerät sollte auch eine Lüftungsanlage regelmäßig gewartet werden – am besten alle ein bis zwei Jahre. Dazu zäh-

len der Filterwechsel und die Reinigung der Luftkanäle. Dann«, so der eza!-Experte, »kann man sich stets an der frischen Luft in den Räumen erfreuen.« Weitere Infos unter Telefon 0831/960286-50 oder www.eza.eu

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Klimawandel

Starkregen ließ in Fischen 2006 die Iller über die Ufer treten

Immer mehr Starkregenfälle Auswirkungen auch im Allgäu spürbar Weltweit haben extreme Regenfälle in den vergangenen 30 Jahren zu immer neuen Rekorden geführt. Auch bei uns im Allgäu stellen wir eine deutliche Zunahme solcher Starkregen fest, die bei uns häufig mit Vb-Wetterlagen und im Zusammenhang mit Schneeschmelze vorkommen. Die Starkregen sind oft begleitet von heftigen Blitzeinschlägen. Aber auch vermehrte Hitzeperioden wie dieses Jahr im Juli/August werden uns zunehmend zu schaffen machen. Wir stellen Ergebnisse des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung vor.

Land unter in TiefenbachWasach, verursacht durch von der Breitach

is 1980 lassen sich Schwankungen in der Häufigkeit von Starkregen mit natürlichen Faktoren erklären, für die jüngste Zeit aber

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haben Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung einen klaren Aufwärtstrend bei solchen zuvor nie dagewesenen Wetter-Ereignissen ausgemacht. Diese Zunahme passt zum Anstieg der globalen Mitteltemperatur, die verursacht wird von Treibhausgasen aus dem Verbrennen von Kohle und Öl. Sturzbachartige Regenfälle können zu folgenschweren Überschwemmungen führen.

Schlimme Hochwasser im Allgäu Seit 1997 haben sich in Deutschland nicht weniger als drei sogenannte Jahrhundertfluten ereignet, also innerhalb von nur wenigen Jahren. In allen betroffenen Regionen hat die Regenmenge, die an einem Tag zu Boden stürzte, örtliche Rekorde gebrochen, erklärt Jascha Lehmann vom Potsdam-Institut. Wir erinnern uns im Allgäu an die Hochwässer von 1999, den Bergsturz an der Starzlach, bei dem seinerzeit Teile von Tiefenbach bei Oberstdorf überschwemmt wurden, und an die Illerhochwasser z.B. 2005, die Sonthofen und das Seifener Becken fluteten und Kempten an den Rand ei-


Fotos: Volker Wille, Wolfgang Rausch, Viola Elgaß, Markt Oberstdorf, Archiv EDITION ALLGÄU

Wie hier in Sonthofen schluckte die Kanalisation die massiven Regenfälle 2006 nicht mehr

ner Katastrophe brachen. Auch der große Bergrutsch am Immenstädter Horn 2006 und die Schlammlawine in Oberstdorf in diesem Jahr, die Schaden in Millionenhöhe anrichtete, wurden durch starke Regenfälle verursacht. Jedes dieser Ereignisse hat eine ganze Reihe von verschiedenen Auslösern, aber insgesamt sehen wir bei diesen so nie dagewesenen Unwettern einen klaren Trend: Sie nehmen zu.

Zunahme um zwölf Prozent Eine statistische Analyse von Regendaten aus den Jahren 1901 bis 2010, gewonnen aus Tausenden von Wetterstationen weltweit, zeigt für den Zeitraum seit 1980 einen Anstieg solcher Ereignisse um zwölf Prozent, verglichen mit einem Szenario ohne Klimawandel. Weil der Trend nach oben weist, beträgt die Zunahme von Rekord-Regenfällen im letzten der untersuchten Jahre sogar 26 Prozent, so Lehmann. Diese Rekorde brechende Abnormität ist auf den Kontinenten der Erde unterschiedlich ausgeprägt; feuchte Regionen wie unser Allgäu erleben eine stärkere Zunahme, trockene eine weniger starke. In den Ländern Südost-Asiens wurde eine Zunahme von Rekord-Regenfällen um volle 56 Prozent verzeichnet, in Europa um 31 Prozent. Andere Regionen hingegen beobachten eine Abnahme von Rekord-Regen. Im Mittelmeer-Raum beträgt diese Abnahme 27 Prozent, im Westen der USA 21 Prozent. Beide Regionen sind von Trockenheit bedroht.

Warme Luft – mehr Regen Eine statistische Analyse kann keine direkte physikalische Ursache-Wirkung-Beziehung liefern. Deshalb haben die Wissenschaftler ihre Ergebnisse mit dem bereits vorhandenen Wissen verglichen, wie viel mehr an Wasser eine wärmere Atmosphäre speichern kann; erfasst wird dies mit der Clausius-ClapeyronGleichung. Das Mehr an Feuchtigkeit in der Luft kann

bei kurzfristigen Regenfällen freigesetzt werden. Die Forscher zeigen, dass die beobachtete Zunahme von nie dagewesenem Starkregen tatsächlich zu dem passt, was man durch den Einfluss der globalen Erwärmung rein thermodynamisch erwarten würde. Hier tut sich wieder eine Gefahr speziell für unser Allgäu auf: Die

Vb-Wetterlagen Im Falle einer Vb-Wetterlage (Klassifikation nach van Bebber, 1891) liegt in höheren Luftschichten ein sogenannter Tiefdrucktrog über West- und Mitteleuropa, d.h., die Höhenströmung verläuft in einer langgestreckten engen Kurve (Mäander) vom Nordatlantik kommend zunächst südwärts, um dann über Südeuropa scharf nach Norden umzubiegen und schließlich über Mitteleuropa nordwärts auszugreifen. Die Entstehung und Verlagerung von Hoch- und Tiefdruckgebieten im Bodenniveau wird von

dem Strömungsverlauf in den höheren Atmosphärenschichten verursacht und gesteuert. Eine ausgeprägte spätsommerliche Vb-Lage führte zum Elbehochwasser 2002 mit einer 24-stündigen Regensumme von 312 Millimetern. Vb-Lagen entwickeln sich bevorzugt im Frühling und Herbst, wenn es zu einem intensiven Luftmassenaustausch zwischen den kalten nördlichen und warmen südlichen Breiten kommt. Sie können prinzipiell jedoch zu allen Jahreszeiten auftreten und gehören zu den eher seltenen Wetterlagen.

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Klimawandel

Feuerwehr errichtet 2005 eine Sandsacksperre in Sonthofen

Erhöhung der Durchschnittstemperaturen wirkt sich auf die typische Allgäuer Landwirtschaft aus – auf die Grünland-Wirtschaft. Nicht nur, dass, wie sich in diesem Sommer zeigte, das Wachstum des Grases unterbrochen wurde: Es gibt langfristig auch Auswirkungen auf die Rinderhaltung.

Probleme für die Rinderhaltung

Die letzte Umweltkatastrophe betraf 2015 den Oberstdorfer Ortsteil Dummelsmoos

Ähnlich Menschen atmen und schwitzen Kühe stärker und nehmen mehr Wasser auf als bei ihrer Wohlfühltemperatur, die bei etwa 4 bis 15 Grad Celsius liegt. Der Hitzestress wirkt sich unmittelbar auf

Millionen wurden in den letzten Jahren in die Hochwasser freilegung investiert

die Leistung milchgebender Kühe aus, beispielsweise durch weniger Milchinhaltsstoffe und eine verringerte Milchabgabe. Bei hohen Temperaturen nehmen Kühe auch weniger Futter auf, um eine weiteres Aufheizen ihrer ohnehin gestiegenen Körpertemperatur zu verhindern. Anerkannte Klimamodelle gehen davon aus, dass sich die mittlere Temperatur bis zum Jahr 2050


um 1,5 bis 2 Grad Celsius erwärmen und die Häufigkeit extremer Wetterlagen zunehmen wird. Klar ist: Tiere leiden genau wie Menschen unter Hitze. Schon seit einigen Jahren forschen Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie Dummerstorf (FBN) an den Auswirkungen zunehmender Hitzeperioden auf den Stoffwechsel und die Fruchtbarkeit von Milchkühen.

Abhilfe: Treibhausgase reduzieren Der Trend zu vermehrten Rekord-Regenfällen ist beunruhigend. Weil dieser Trend mit der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung übereinstimmt, kann er auch vom Menschen wieder gedreht werden – nämlich, wenn sie den Ausstoß von Treibhausgasen aus fossilen Brennstoffen rasch reduzieren.

Das Machbare und die Grenzen der Vorsorge Armin Schaupp, Bürgermeister der Stadt Immenstadt und Fachmann für Wetter- und Katastrophenschutz, beurteilt die Lage bei uns im Allgäu:

Immenstadts Bürgermeister Armin Schaupp

»Sollten die Klimaforscher Recht behalten, haben wir uns auf eine höhere Wahrscheinlichkeit von extremen Niederschlagsereignissen einzustellen mit den entsprechenden Auswirkungen. Das sind Erdrutsche, Muren und Überschwemmungen. Wie kann Vorsorge getroffen werden?

Selbst kleine Bäche wie der Fleschermühlbach bei Werdenstein werden bei Hochwasser zur Gefahr für Gebäude

schaffen können. Besonders kritisch wird es immer dann, wenn die Überlastung eines technischen Schutzsystems zu dessen Zerstörung führt. Um diesem Risiko entgegenzuwirken, wurden zum Beispiel die Hochwasserschutzdeiche der Iller im Seifener Becken mit einer Innensperre versehen. Eine Wirkung, die daraus resultiert, ist, dass die Deiche in einem Überlastungsfall eine wesentlich längere Standsicherheit aufweisen, weil sie nicht ausgespült werden können. Ferner ist zu beachten, welche Vorwarnzeiten realistisch sind. Besonders risikoreich sind Bereiche neben Bergen oder Geländeausschnitten. Gewitterzellen oder auch Niederschlagsschwerpunkte innerhalb einer GenuaTieflage sind detailörtlich nicht prognostizierbar, und hier gibt es im Prinzip keine Vorwarnzeit. Die öffentliche Hand kann hier kaum Schutz schaffen, da dies weder technisch noch finanziell zu leisten wäre – das kleinste Rinnsal entwickelt sich bei diesen Wetterlagen innerhalb kürzester Zeit zu einem reißenden Sturzbach.

Dies soll aus zwei verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden. Einmal von der Seite einer Kommune und zum anderen von privater Seite her. Zunächst müssen wir uns im Klaren sein, dass es absolut sichere Standorte für Gebäude nicht gibt, sondern nur risikoärmere und risikoreichere. Daher sollten Kommunen die Ergebnisse der Hochwasser- und BergrutschGefahrenanalyse in ihrer Bauleitplanung berücksichtigen und bei Ausweisung neuer Baugebiete die risikoreichen Zonen von Bebauung oder anderer hochwertiger Nutzung freihalten.

Hier helfen nur kluge, vorausschauende private Vorsorgemaßnahmen. Das kann bedeuten, dass man beim Bau auf Kellerfenster verzichtet oder Erdgeschoss-Eingangsbereiche hochzieht, sodass Schlamm und Wasser um das Haus schadlos herumgeführt werden können. Darüber hinaus kann ich nur zum Abschluss einer Gebäudeversicherung raten, um ein verbleibendes Restrisiko aufzufangen.

Ein Problem ist, dass in der Vergangenheit darauf aber weniger geachtet wurde und viele Gebäude in diesen höheren Risikozonen stehen. Darüber hinaus wurden Siedlungsgebiete in höheren Risikozonen erst möglich gemacht durch technische Schutzmaßnahmen, die aber ebenfalls nur einen relativen Schutz

Über eines müssen wir uns wirklich bewusst sein: Öffentliche Schutzbauten werden darauf ausgelegt, dass sie im Schnitt einmal in hundert Jahren überlastet werden. Dieser statistische Wert wurde aber aus der Rückwärtsbetrachtung ermittelt. Sollten die Prognosen der Klimaforscher eintreffen, dann wird sich die Eintreff-Wahrscheinlichkeit erheblich erhöhen.«


Natur

Hans Geiger aus Leuten bei Waltenhofen hat sich auf seltene Schafarten spezialisiert und bietet ihnen eine neue Heimat

Schaf ist nicht gleich Schaf Heimische und fremde Rassen auf dem Geigerhof Ein Schaf? »Das ist weiß, frisst viel und schaut dumm.« Dass es außer diesen Klischees, die er selbst humorvoll zitiert, noch viel mehr mit den Fellträgern zu erleben gibt, zeigt Hans Geiger auf seinem Hof in Leuten bei Waltenhofen. Faszinierend, welcher Reichtum an Rassen sich über Jahrtausende im Zusammenspiel von Tier und Mensch entwickelt hat, genau angepasst an bestimmte Umgebungen und Lebensbedingungen. n einer Welt, die immer digitaler und abstrakter wird, suchen Menschen gerne nach den Ursprüngen, nach den Quellen des Lebens. Besonders Kinder lassen sich von der »Wirklichkeit« faszinieren. Lebendige Tiere, insbesondere auch solche, die unser Allgäu über Jahrhunderte »bevölkert« haben, findet man auf dem Geigerhof, und beim Hoffest können sie hautnah erlebt werden. Der Streichelzoo für Kinder war ein riesiger Erfolg. Sage und schreibe 30 alte Schaf-Rassen waren zu sehen, darunter 13, die auf der roten Liste der GEH (Gesellschaft der Erhaltung aussterbender Haustierrassen) stehen. Vom »Scottish Blackface« bis zum Jakobsschaf mit seinen vier Hörnern, vom kleinen Ouessantschaf aus Frankreich bis

zum rumänischen Wallachenschaf. Auch die dazugehörigen Hütehunde waren dabei. 18 Wollsorten gab es zu sehen und anzufassen in verschiedenen Arbeitsschritten: von roh bis gekämmt, gesponnen und gefilzt. Beim Fest wurde der Hof von 3000 Besuchern regelrecht überrannt. Uff. Das war, bei aller Freude über dieses geballte Interesse, ein bisschen viel für Mensch und vor allem Tier. Drum wird das erst mal eine einmalige Veranstaltung bleiben. Dem Hof seiner Familie, auf dem er aufgewachsen ist, eine ehemalige klassische Kuhhaltung, hat Geiger ein neues Gesicht gegeben. In Zukunft wird er sich auf wenige Schaf-Rassen konzentrieren, sagt er. Das ist als Basis das Bergschaf, lange im Alpenraum heimisch,

Wahrlich ein »dickes Fell« haben die freilaufenden Vierbeiner auf dem Hof (Foto unten). Weniger dick ist das Federkleid der gerade geschlüpften Enten (Foto unten rechts)

Fotos: Markus Noichl

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Ein typischer Allgäuer Bauernhof in der Nähe von Waltenhofen fand eine neue Bestimmung

inzwischen aber vom Aussterben bedroht. Sein langes Fell gibt es in braun, schwarz, weiß und gescheckt. Diese Vielfalt wurde gezüchtet, um verschiedene Wollfarben zur Herstellung von Loden zu bekommen. Ein dickes Fell hat auch das Walliser Schwarznasenschaf. Diese trittsicheren Tiere, rund um das Matterhorn verbreitet, haben noch mehr zu bieten: Hier tragen auch die weiblichen Tiere einen stattlichen Kopfschmuck. Weit ausladend ragen ihre gedrehten Hörner wehrhaft zur Seite, während die kräftigen Schnecken der Widder mehr am Kopf sitzen. Das sei eine »zufriedene Rasse«, die auch Tiere anderer Herkunft bei sich dulden, beschreibt sie Geiger. Faszinierend sei, dass jede Rasse ihren eigenen Charakter mitbringt. Das »Scottish Blackface« etwa sei »platzbeherrschend« und dominant bis rabiat. Wenn andere Rassen ihm nicht ausweichen können, etwa im Winter im Stall, gebe es Probleme und sogar Verletzungen. Geiger hat beobachtet, dass manche Rassen als Einzelgänger unter »Fremden« zurechtkommen, manche

aber nicht und dann »seelisch leiden«. Überfremdung wird ganz unterschiedlich empfunden. Eine Beobachtung, die man ja auch bei Menschen machen kann. Behalten möchte Geiger das quirlige Ouessantschaf. Ein kleines Kraftpaket. »Das war der geilste Widder, den ich je erlebt habe«, erzählt er grinsend von diesem Bock. Spezialisten wie das »Shropshire« knabbern keine Bäume an. Aus dem neugeborenen Nachwuchs des persischen Karakulschafs, makaber, werden die Persianermäntel gefertigt. Fettschwanz-Schafe haben unter dem Schwanz einen Höcker aus Fett, von dem sie in kargen Zeiten zehren. Im Orient wird dieser wabbelnde Fettschwamm als Delikatesse aufgetischt. Nicht nur Schafe gibt es auf dem Hof, sondern auch zwei Esel, Lara und Oktavia, und Federvieh, nämlich bayerische Landgänse, Laufenten und Hühner. Auch hier haben alte Rassen Vorrang. Eine steirische Sulmtaler Henne brütet gerade auf 13 Eiern. Die Stadt Kempten hat für nächstes Weihnachten zur lebenden Krippe schon Interesse angemeldet. Markus Noichl

Beim Hoffest waren Besucher herzlich willkommen. Der Andrang war überwältigend

Kontakt hof.geiger@t-online.de

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Pioniere/Mächler

Nicht einfach nur Plastik Vom Segelflugzeug zum Spritzguss Aus einer 1903 gegründeten Schreinerei, die in den 1950er-Jahren »nebenher« Segelflugzeuge namens »Geier« baute, entwickelte sich in Nesselwang-Wank ein hochmodernes Werk für die Verarbeitung von Kunststoffen. Die Firma Allgaier Kunststoffverarbeitung GmbH & Co. KG ist ein mittelständisches, von der Inhaberfamilie in dritter Generation geführtes Unternehmen.

erschiedene Bauphasen kennzeichnen die Firmengeschichte der Allgaiers. Mehrfach wurde erweitert, wurden neue Produktionsstätten in Wank errichtet. Nach der Fertigung von technischen Produkten aus Holz begann für Allgaier 1969 das »Kunststoff-Zeitalter« mit der Verarbeitung

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von Polyurethan. Die erste Produktionshalle entstand 1976. Nach erstem Einsatz von Spritzguss begann 1980 der Sandwichspritzguss. 1993 und 1998 erfolgten Erweiterungsbauten, u.a. entstand das Verwaltungsgebäude. Und heute drehen sich wieder die Baukräne über dem Ortsteil an der B309.


Fotos: Archiv Fa. Allgäier

Hochmotivierte Mitarbeiter Die namhaften Kunden kommen aus dem Bereich Haushaltsgeräte, aus dem Reha- und Medizinbereich, dem Sport und der Fahrzeugausstattung. In Nesselwang wird zudem für die Sparten Bürozubehör und den Maschinenbau produziert. Rund 90 top qualifizierte und hochmotivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter garantieren durch ihr Engagement und ihr technisches Know-how die hohe Qualität der von Allgaier hergestellten Produkte. Von der ersten Idee des Kunden unterstützt Allgaier die Entwicklung Schritt für Schritt bis zu Fertigung, Montage und Versand des Produktes. Unter Einsatz modernster Methoden sowie der CAD/ CAM- und Simulationstechniken können nicht nur die entsprechenden Werkzeuge entwickelt werden. Vorbeugend wird vorab nach eventuellen Problemstellen geforscht, um spätere kostenintensive Änderungen zu verhindern. Um das Optimum eines Produktes zu erreichen, wird bei Allgaier nicht nur das bestgeeignete, kostengünstigste Material vorgeschlagen, es muss auch nach Gesichtspunkten hinsichtlich der Optik, Haptik und der Mechanik vorausgedacht werden.

Kernkompetenz Spritzguss Allgaier tätigt große Investitionen, um den Werkzeugbau auf dem aktuellsten Stand zu halten. Was immer ein Kunde für die Herstellung seines Produktes benötigt, wird bei Allgaier entwickelt und konstruiert. Damit behält das Unternehmen die Kontrolle von der Entwicklung bis zum fertigen Produkt in eigener Hand, und es wird die gleichbleibende Qualität eines

Formteils auch über lange Produktionszyklen garantiert. Die zentrale Aufgabe von Allgaier ist primär die Herstellung von technischen Kunststoffen in kleinen bis großen Serien. Automatisierte Prozessabläufe erfüllen höchste Ansprüche an die Qualität. Eine zentrale Materialtrocknungs- und Förderungsanlage, hochmoderne Spritzgießmaschinen mit automatisierten Handling-Systemen zählen zu den Stärken der Fertigung. Dank des gut ausgerüsteten Maschinenparks ist es für das Unternehmen möglich, die passende Lösung auch für spezielle Wünsche zu realisieren. Qualität bedeutet für Allgaier, dass die Kunden zurückkommen und nicht die Ware.

Die Flugzeug-Schreinerei Allgaier in Nesselwang-Wank hat sich heute zu einem modernen Kunststoff-Formenhersteller weiterentwickelt

Kurzinfo Allgaier Kunststoffverarbeitung GmbH & Co. KG Wank 2, 87484 Nesselwang Gesellschafter: Max Allgaier, Bernhard Allgaier, Christoph Allgaier, Thomas Allgaier

Verantwortung für die Zukunft Mit der Einführung des Energiemanagementsystems wollen wir den Umgang mit Energie optimieren und die Energieeffizienz unserer Unternehmensprozesse verbessern. Gegenüber Kunden, Mitarbeitern, Lieferanten und der Gesellschaft bekennen wir uns zu unserer Verantwortung im Umwelt- und Klimaschutz.

Kontinuierliche Verbesserung des spezifischen Energieverbrauchs, die Verpflichtung, den Verbrauch von Energieressourcen so gering wie möglich zu halten und mit den Ressourcen so effizient wie möglich umzugehen, definiert unsere gemeinsame Grundphilosophie. Aus diesem Grund sehen wir die Einführung des Energiemanagements als eine Investition für die Zukunft.

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Pioniere/Mächler

Geier mit nassen Flügeln Die »Wiederansiedlung« ist geglückt Im Mai trafen sich stolze Geier-Besitzer in Durach. Sie kamen jedoch nicht mit jenen lebendigen Geiern, die man am nackten Hals erkennt, sondern mit Oldtimer-Segelflugzeugen. Die Allgäuer »Geier« wurden in den 1950erJahren in Nesselwang von der Firma Allgaier gebaut. Den Ursprüngen des Vogels ist unser Mitarbeiter Thomas Niehörster nachgegangen.

Oben: historische Aufnahme eines Geier-Segelflugzeugs bei der Erprobung in den 1950erJahren auf dem Flugplatz in Memmingen

osef Allgaier, ein Schreinergeselle und Mächlar aus Nesselwang-Wank im Allgäu, konstruierte Anfang 1950 ein Segelflugzeug. Obschon durch die Alliierten das Fliegen noch verboten war, beschloss Allgaier, ein streckentaugliches Flugzeug zu bauen. Die Rumpflänge sollte acht Meter, die Flügelspannweite rund 18 Meter betragen – ungewöhnlich große Maße für die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Kenntnisse vom Segelflugzeugbau hatte Allgaier als Zulieferer und bei der Teilfertigung des Segelflugzeuges »Grunau-Baby« erlangt, das heute noch bei vielen Oldtimerveranstaltungen anzutreffen und eines der weltweit am häufigsten gebauten Segelflugzeuge ist. Wenn auch selten, gibt es noch fünf flugtaugliche Geier, die sich in diesem Jahr in der alten Heimat versammelt haben.

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Geier sind anmutige Flieger Die heutigen Besitzer eines Geier-Segelflugzeugs sind begeistert von den angenehmen Flugeigenschaften, der herausragend guten Sicht und dem bequemen Cockpit. Zur damaligen Zeit war das nicht selbstverständlich für ein Holzflugzeug. Der Erstflug mit dem 70

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ehemaligen Jagdflieger und Testpiloten Alois Obermeier im Cockpit fand im Februar 1955 auf dem Flugplatz in Memmingen statt. Er lobte das leicht zu fliegende Hochleistungsflugzeug, das auf Wettbewerben keine Konkurrenz zu fürchten brauchte. Leider war die Vermarktung des Geiers ein großes Problem. Allgaier war es nicht gelungen, für die Segelflug-Weltmeisterschaft 1958 einen Top-Piloten der Segelfliegerei als Werbeträger zu gewinnen, da sie alle schon unter Vertrag standen.

Ein preiswerter Bausatz Josef Allgaier musste sich in der Folge auf den Bau weniger Exemplare beschränken und fertigte Bausätze seines Flugzeuges. In diese Bausatzproduktion war auch die Westallgäuer Luftsportgruppe in Lindenberg einbezogen. Einen dieser Gesamt-Bausätze erwarb auch die Luftsportgruppe Kempten für seinerzeit 5000 DM. Die 8500 DM für einen flugfertigen Geier waren dem Verein zu viel. Heinz Thalhammer hatte die Leitung des Zusammenbaus im Verein übernommen, und so konnten nach kurzer Bauzeit die Vereinspiloten Englisch, Lausmann und Rauh das Segelflug-


Fotos: Thomas Niehörster, Archiv Fa. Allgaier, LSG Kempten-Durach

Beim ersten Treffen der historischen Geier-Segler auf dem Flugplatz in Durach: ein Geier im Flugzeugschlepp (Foto oben) und drei gut erhaltene, flugfähige Geier der 1950er-Jahre aus der Produktion des Nesselwanger Allgaier-Werkes

zeug zu vielen Wettbewerben mitnehmen. Diese Piloten begründeten damit die erfolgreiche sportliche Vergangenheit der Luftsportgruppe Kempten, die sich seit zwei Jahren Luftsportgruppe Kempten-Durach nennt.

Entdeckung in Südengland Fast 55 Jahre später, im Jahr 2009, entdeckte der heutige Vorsitzende der Luftsportgruppe, Erwin Seibold, zusammen mit seinem Enkel David auf einer Reise in Südengland genau jenen Geier, der von der Luftsportgruppe gebaut wurde. Mit Unterstützung der Familie Allgaier kam das Flugzeug noch im selben Jahr wieder in sein altes Nest zurück. Gerührt konnten sich Josef Allgaier, seine Frau Sina und viele alte Vereinsmitglieder über das heimkehrende Flugzeug freuen. Der Vorbesitzer, der Engländer Rick Fretwell, hatte den Segler nie geflogen, weil er mit seinen zwei Metern Körperlänge zu groß für das Cockpit war… Der wirtschaftliche Druck des Segelflugzeugbaus lastete in den 1950er-Jahren zu groß auf der Familie Allgaier, sodass sie die Fertigung aufgeben musste. Insgesamt wurden vom Geier 1 und dem Nachfolger Geier 2 insgesamt rund 20 Stück gefertigt, die meisten

jedoch von einer Firma, die von Allgaier die Lizenz dazu erhalten hatte.

Ein Geier als Denkmal Dr. Claudia Gallikowski, promovierte Biologin im hessischen Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Forsten, ist begeisterte Besitzerin und Pilotin eines der alten Geier-Segelflugzeuge. Sie kam auf die Idee, alle noch fünf existierenden Geier-Segelflugzeuge zum 1. Mai 2015 nach Kempten-Durach kommen zu lassen. Gastgeber wurde die dortige Luftsportgruppe. An diesem 1. Mai konnten nicht nur die Geier-Segelflugzeuge besichtigt werden. Auch der riesige Kranich und der kleine Spatz, beides SegelflugOldtimer, sind hier dauerhaft ausgestellt. Die LSG ist bemüht, den Geier beim Bayerischen Denkmalschutzamt als »bewegliches Kulturgut« anerkennen zu lassen, was ihm den Status eines Denkmals gewähren würde. Leider machte dauerhafter Starkregen im Mai einen Strich durch die Rechnung für die angesagten Streckenflüge und Kunstflugvorführungen. Wenigstens konnte Dr. Claudia Gallikowski ihren Vortrag über die gefiederten einheimischen Geier halten.

Gast beim ersten Geier-Treffen in Durach war Bernhard Allgaier, der Sohn des GeierErbauers Josef A. Allgaier (Foto ganz oben) Darunter Dr. Claudia Gallikowski mit ihrem Geier. Sie hatte die Idee, alle noch existierenden Geier nach Durach einzuladen

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Mächler-Story

Glockengeläut und Särge Trotz guter Ideen gescheitert Das Allgäu war auch schon in früheren Zeiten Mächler- und Pionierland. allgäuALTERNATIV blättert immer wieder in Gemeindearchiven auf der Suche nach Persönlichkeiten und Produkten, die damals Aufsehen erregt haben. In Hegge fand der Ortschronist Manfred Böck Aufzeichnungen den Fall des Erfinders und Elektrotechnikers Fritz Höltl (1876 – 1938).

n die Schlagzeilen geraten war Fritz Höltl mit einer Erfindung, die gleichzeitig das Ende seiner Laufbahn als Geschäftsmann bedeutete: Bei der Premiere seines Begräbniswagens mit Sargversenkung ging alles schief, was schiefgehen konnte. Auf dem evangelischen Friedhof unter der Burghalde in Kempten sollte der angesehene Kraftwerksbesitzer Adolf Böhm im Beisein von viel Prominenz beerdigt werden. Die Erfindung von Fritz Höltl war ein Begräbnis-

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Fotos: Gemeindearchiv Hegge

Rechts: Fritz Höltl mit Frau und Tochter Frieda. Unten: der Begräbniswagen von Fritz Höltl beim Test

wagen, der mit dem Sarg über das offene Grab gefahren wurde und dann an Gurten langsam abgesenkt werden konnte. Nun befand sich die Grabstätte aber direkt an der Friedhofsmauer. Der Wagen wurde über die Grube gefahren, beim Absenken musste Höltl einem Mauervorsprung ausweichen, der Sarg kam aus dem Gleichgewicht und polterte samt Inhalt kopfüber nach unten. Nach diesem Eklat war der Begräbniswagen nicht mehr zu vermarkten und der Erfinder blamiert und am Ende. Dabei hatte Fritz Höltl seine Karriere als Erfinder und Geschäftsmann in Hegge so hoffnungsvoll begonnen. Er setzte auf die damals noch junge Elektrifizierung und entdeckte eine Marktlücke, die er erfolgreich ausfüllte: Er konstruierte eine elektrische Kirchenglocken-Läutemaschine mit automatischem Klöppelfänger. Für diese Erfindung bekam er Gebrauchsmusterschutz und das Deutsche Reichspatent. 1912 eröffnete Fritz Höltl ein Geschäft in Hegge. Bereits 1915 baute er an der Fischener Straße in Hegge ein imposantes Gebäude, in dem er die Läutwerke baute. Die Geschäfte gingen gut. 1918 und 1923 wurden die Fabrikationsgebäude erweitert und neue Maschinen angeschafft. 1926 beschäftigte Höltl schon 20 Arbeiter, einen Ingenieur, einen Buchhalter und eine Sekretärin. Er selbst reiste viel, um Kirchenämter von seiner Erfindung zu überzeugen und seine Läutwerke in den Kirchen einzubauen. In den Akten in Hegge befinden sich Aufzeichnungen über Läutwerke in der Basilika St. Matthias in Trier, in den Stadtpfarrkirchen in Wangen, Calw, Partenkirchen, Saaburg, Esslingen, Oberlenningen, St. Rupertus in München und St. Ludwig in Ludwigshafen. Es gab aber wohl noch viele Kirchengemeinden mehr, die auf der Kundenliste des Werkes in Hegge standen. 1929 ereignete sich der Börsenkrach in New York, und die Weltwirtschaftskrise begann. Für den Unternehmer aus Hegge hatte das zur Folge, dass immer weniger Kirchengemeinden Geld für die Umrüstung auf die Höltlschen Läutwerke hatten. Es gab sogar Kunden, die ihr Läutwerk nicht mehr bezahlen


Ein Werbefoto für die elektrische Kirchenglocken-Läutemaschine mit automatischem Klöppelfänger, konstruiert von Fritz Höltl

konnten. Zeitgleich traten mehrere Konkurrenten auf. Ihre Konstruktionen waren nicht so aufwendig gebaut wie die aus Hegge und deshalb deutlich billiger. Fritz Höltl erkannte das schnell und machte sich an die Konstruktion einfacherer Läutwerke. In dieser Zeit aber konnte er keine Geschäfte machen. Die Schulden häuften sich, eine Lösung musste her. Zusammen mit seinen Schwiegersöhnen aus Werdenstein und Niedersonthofen und mit dem Glockengießermeister Andreas Hirt aus Hegge gründete er 1930 das Bavaria-Werk. Die neuen Läutwerke sollten dort gebaut werden und eben auch der anfangs beschriebene Begräbniswagen mit Sargversenkung. Der neue Partner Hirt hatte zuvor die Glockengießerei am Ostbahnhof in Kempten geleitet. Allerdings stand der Start des Bavaria-Werkes unter keinem guten Stern. Fünf Arbeiter und der eigene Ingenieur beantragen bereits am 12. Oktober 1931 den Konkurs der Bavaria-Werke. In den Konkursakten ist zu lesen: Die Kirchen verzeichneten aufgrund der Wirtschaftskrise schlechte Steuereingänge und konnten keine Läutwerke mehr kaufen. Dazu kamen noch verschiedene Unstimmigkeiten durch unbrauchbare Motorenlieferungen. Zu diesem Zeitpunkt standen fünf Läutwerke im Wert von rund 10.000 Reichsmark fast auslieferungsreif in den Fabrikationsräumen. Aufgrund des Konkurses konnten sie nicht mehr montiert werden. Sie wurden später wohl verschrottet. Fritz Höltl und seine beiden Partner wurden sogar wegen Betruges angezeigt, allerdings 1933 vom Landgericht in Kempten freigesprochen. Der vierte im Bunde, Andreas Hirt, versuchte noch, die Firma weiterzuführen – gab aber bald auf. Auch er verschuldete sich erheblich. Fritz Höltl hatte zwar die Zeichen der Zeit richtig erkannt, scheiterte aber trotzdem. In den Akten der Staatsanwaltschaft findet sich eine Aufzählung der Gründe: Der Bau von Glockenläutmaschinen benötigt fortwährend Neukonstruktionen und Abänderungen, sogenannte Einführungsanlagen zu geringen Preisen, laut Garantie kostenlos vorzunehmende Reparaturen

Rohbau des repräsentativen Geschäftsgebäudes in Hegge

Das Gebäude nach der Fertigstellung. Dahinter die erste Werkstatt. Unten: ein Foto der Belegschaft aus dem Jahre 1926

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Mächler-Story

Werbeauftritte für das Läut werk: rechts eine Zeitungsanzeige mit Hinweis »früher und heute«. Unten der Messestand mit Fritz Höltl und Tochter Frieda

und Behebung von Betriebsstörungen bei den nach allen Teilen Deutschlands gelieferten Anlagen sowie hohe Werbungs- und Reisekosten. Teuer war die Beschickung von Ausstellungen und Messen, dazu kamen die Einstellung unbrauchbarer Arbeitskräfte, Veruntreuung durch diese, unbelehrbare Vertrauensseligkeit allen Fremden gegenüber, Erfindungen und Fabrikation von Begräbniswagen mit Sargversenkung, die dann nichts einbrachten, und anderes mehr. So verbrauchte Höltl nicht nur das eigene, nicht geringe Vermögen, sondern sah sich gezwungen immer wieder fremde Gelder zu beanspruchen. In seinem unverrückbar feststehenden Optimismus hinsichtlich des nun kommenden großen Geschäftes und Gewinnes glaubte er, dies unbedenklich tun zu können. Der Enkel von Fritz Höltl beschrieb später seinen Großvater so: »Er war ständig mit neuen Erfindungen und Tüfteleien an neuen Geräten beschäftigt. Für die Geschäftsführung hatte er zu wenig Zeit. Viele seiner Erfindungen waren nicht zu vermarkten, weil sie teils nicht ausgefeilt und teils nicht abzusetzen waren.« Für den Begräbniswagen hatte Höltl beispielsweise bereits ein Patent beantragt, bevor die Generalprobe so grandios schiefging, wie eingangs beschrieben. Seine letzten Jahre verbrachte Fritz Höltl in Friedrichshafen und München, wo er 1938 auch verstarb.




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