Frühjahresausgabe 2015 von ALLGÄU ALTERNATIV

Page 1

Ausgabe 1/2015

allgäu ALTERNATIV Regionale Berichte zu Energiezukunft und Klimaschutz

Biogasanlagen: Forderungen und Folgen Energie: Wasserkraft: Aus AbwasserSchneiteich als Stromlieferant Windräder: Ungewöhnliche Standorte Solar: Die Beobachter-Drohne Probefahrt: Mitsubishi Outlander



Auf ein Wort

Quo vadis, Energiewende? in zentrales Anliegen der Oberallgäuer Landkreispolitik ist es, das Zieldreieck der Energiepolitik mit seinen gleichen Schenkeln Versorgungssicherheit, günstiger Preis und Umweltfreundlichkeit nicht zu verfehlen. Allerdings geht es mit den Themen Netzausbau, Gaskraftwerke, Windkraft, Photovoltaik und Pumpspeicherkraftwerke nicht recht weiter. Klare Aussagen fehlen! Vom laufenden »Energiedialog« in Bayern erhoffen wir deshalb bei der Energiewende eine Abkehr vom bisherigen Schlingerkurs. Bei der Windkraft etwa muss eine ehrliche, aufrichtige Debatte geführt werden. Es ist schon bemerkenswert, wie die heute gültige 10-H-Regelung in verschiedene Richtungen interpretiert wird. Bei den Windkraftgegnern ist man bemüht, die Abschaffung der baurechtlichen Privilegierung zu betonen. Und bei den Befürwortern singt man das Loblied auf die Planungshoheit der Gemeinden. Was also jetzt? Entweder rückt man eindeutig von den ambitionierten Ausbauzielen des Energiekonzeptes 2011 ab. Oder aber man bestätigt die Ziele und sagt, dass man den Gemeinden mehr vertraut als den Regionalen Planungsverbänden. Für diesen Fall muss man den Kommunen aber exakt aufzeigen, wie sie zu rechtssicheren Bebauungsplänen kommen. Bei einer Klimaschutzkonferenz im Landkreis Oberallgäu haben sich die Beteiligten jüngst eindeutig dafür ausgesprochen, den Fokus über den Strom hinaus auf alle Energiesektoren zu richten. Die Hälfte des deutschen Endenergieverbrauchs entfällt auf die Wärme, nur etwa ein Fünftel auf den Strom. Im Landkreis Oberallgäu wollen wir daher unsere Städte und Gemeinden davon überzeugen, flächendeckend Energienutzungspläne aufzustellen. Die Kosten dafür wird der Landkreis übernehmen. Ausgehend von einer Bestandsanalyse von Energieverbrauch und -erzeugung, sollen in allen Gemeinden die Einspar- und Erzeugungspotenziale erhoben und dann ein Umsetzungsplan hin zur weitergehenden Umstellung des Energieverbrauchs auf erneuerbare Energien entwickelt werden.

Foto: Landkreis Oberallgäu

E

Anton Klotz – Landrat des Landkreises Oberallgäu

Wenn wir schon in der Erzeugung von regenerativen Energien kaum noch vorankommen, so müssen wir heute den Fokus verstärkt auf das Einsparen und den effektiven (intelligenten) Einsatz richten. Doch auch hier müssen Leitlinien von der Staatsregierung kommen: Wie soll das Verhältnis von energetischer Sanierung und Wärmeversorgung durch erneuerbare Energien austariert werden? Welche wirklich attraktiven Anreize wollen wir schaffen, damit die energetische Sanierung gerade im privaten Bereich spürbar vorankommt? Wie soll es gelingen, erneuerbare Energien weitaus mehr als bisher in die Wärmeversorgung einzubinden? Fragen, die uns noch lange beschäftigen werden!

Ihr Anton Klotz Landrat des Landkreises Oberallgäu

allgäu ALTERNATIV

3


Inhalt Gut aufgeladen in die Zukunft Seite 33 Der Lebensretter aus der Luft Seite 33 E-Mobil: Selbsttest am »Elektr-O-Mat« Seite 34 Unterallgäuer Mitfahrzentrale ist online Seite 34 Staatliche Zuschüsse für BHKW Seite 35 Unsere Heimat zwischen den Metropolen Seite 36 Digitale Agenten für das Stromnetz Seite 36 Landratsamt Ostallgäu testet »ewr-mobil« Seite 36 erdgas schwaben baut neue Betriebsstelle Seite 37

Impressum Verlag und Herstellung: Verlag HEPHAISTOS, EDITION ALLGÄU Lachener Weg 2, 87509 ImmenstadtWerdenstein Tel. 08379/728616

10

Fax 08379/728018 info@heimat-allgaeu.info www.allgaeu-alternativ.de

Energetische Sanierung Qualität und Regionalität

Seite 38

Vorwort

Seite 3

Energiesparen Heizen mit moderner Technik

Seite 40

Energiebericht Bei Windkraft verloren

Seite 6

Spar-Hilfe Mehr als Energieberatung

Seite 44

Herausgeber: Peter Elgaß

Redaktion: Viola Elgaß (v.i.S.d.P.), Thomas Niehörster, Annette Müller

Gekennzeichnete Beiträge

Unternehmen Allgäuer Leuchtturmprojekt

Seite 10

Auszeichnung Branchen-Oscar für Biohotel

Seite 46

Bauen Behaglich durch Lehmputz

Seite 12

Bauen Jobmotor in den Kommunen

Seite 47

Hochschule Biberach Große Exkursion Energy Sail

Seite 14

E-Mobil Outlander fürs Allgäu

Seite 48

Energie-Konzept Die Bedeutung der Regionen

Für Sie vorausgelesen

Seite 51

Seite 17 (Ab)wasserkraft Energie aus dem Kanal?

Seite 52

Wasserkraft Die Iller dreht große Räder

Seite 56

Klimaschutz Unterallgäu pflanzt Bäume

Seite 60

Biogas Energie aus Klärschlamm

Seite 62

Interview Unser Klima wird verhagelt

Seite 64

Klima Im Dornröschenschlaf

Seite 66

Renaturierung Einmalig in Deutschland

Seite 68

Biomasse Bunter Strauß für Biogas

Seite 70

stellen die Meinung des Verfassers, nicht aber des

Auszeichnung Überlandwerke als Vorbild

Seite 18

Verlages dar.

Ehrung Gewinner beim Energy Award

Layout: Bianca Elgaß, Ramona Klein,

Energie-Forschung Intelligente Netze im Fokus

Seite 20

Seite 22

Dominik Ultes

Photovoltaik Sonne im Westen und Osten Die Analyse im Überflug

Anzeigen:

Seite 24 Seite 26

Sven Abend (Ltg.), Tel. 08379/728616;

Aus der Nachbarschaft Photovoltaik im Vormarsch

Seite 28

gültige Anzeigenpreisliste:

Photovoltaik Licht für die Nebenstraße

1/2010

Bankverbindung Verlag: Raiffeisenbank OberallgäuSüd eG, IBAN: DE97733699200007126999 BIC: GENODEF1SFO

4

allgäu ALTERNATIV

Seite 30

Meldungen Allgäu – Bühne und Sprungbrett für Ideen Seite 31 Efeu schützt vor Lärm und betankt E-Mobil Seite 31 Abschlusstagung der grünen Alpen Seite 31 Mehr Pistenspaß mit Solarenergie Seite 32 Josef Geiger wirbt für Münchner TU Seite 32 Was kostet ein Blockheizkraftwerk? Seite 32

Redaktions- und Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe ist der 29. Mai 2015


48

14

68

56

52 allg채u ALTERNATIV

5


Energiebericht

Bei Windkraft verloren Freistaat im Ländervergleich nicht schlecht Während die Energiewende als gesamtdeutsches Großprojekt gilt, wird sie in den einzelnen Bundesländern mit vielfältigen Mitteln, Schwerpunkten und Intensitäten vorangetrieben. Zwischen Küste und Alpenrand herrschen verschiedenste geografische, politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zum Ausbau erneuerbarer Energien. Bayern hat im Vergleich die Nase vorn

6

allgäu ALTERNATIV


m diese heterogene Landschaft adäquat zu erfassen, hat die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung BadenWürttemberg (ZSW) mit der Bundesländer-Vergleichsstudie zu Erneuerbaren Energien 2014 beauftragt: Wer ist besonders erfolgreich beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und warum? Wo liegen die Hemmnisse? Wo liegen die Stärken und Schwächen der jeweiligen Länder? Was kann getan werden, um die föderale Energiewende zu verbessern? Die seit 2008 im zweijährigen Rhythmus aktualisierte Untersuchung liefert differenziert und vergleichbar den Status Quo des Entwicklungsstandes Erneuerbarer Energien in allen 16 Bundesländern. Bayern ist das flächengrößte Bundesland. Es hat die zweithöchste Einwohnerzahl und ist auch gemessen am Bruttoinlandsprodukt (jeweils nach Nordrhein-Westfalen) das zweitgrößte Bundesland. Energiewirtschaftlich hat hier die Kernenergie eine zwar abnehmende, aber weiterhin besonders hohe Bedeutung: Auf sie entfielen im Jahr 2011 rund 23 Prozent des Primärenergieverbrauchs bzw. im Jahr 2012 rund 47 Prozent der Stromerzeugung. Auch Erneuerbare Energien spielen in Bayern traditionell eine relativ große Rolle. Bis 2021 sollen sie dem Bayerischen Energiekonzept (2011) zufolge 20 Prozent am Endenergieverbrauch und 50 Prozent am Stromverbrauch erreichen. Im Strombereich soll vor allem der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft zur w Energiewende beitragen.

U

Info Die Agentur für Erneuerbare Energien e.V. (AEE) leistet Überzeugungsarbeit für die Energiewende. Ihre Aufgabe ist es, über die Chancen und Vorteile einer Energieversorgung auf Basis Erneuerbarer Energien aufzuklären – vom Klimaschutz über eine sichere Energieversorgung bis hin zur regionalen Wertschöpfung. Die AEE wird getragen von Unternehmen und Verbänden der Erneuerbaren Energien. Sie arbeitet partei- und gesell-

schaftsübergreifend. Mehrere ihrer Kommunikationsprojekte werden von den Bundesministerien für Wirtschaft und für Landwirtschaft gefördert. Originalpublikation: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) / Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) /Agentur für Erneuerbare Energien (AEE): »Vergleich der Bundesländer: Analyse der Einflussfaktoren für den Ausbau der Erneuerbaren Energien 2014 – Indikatoren und Ranking. Endbericht«

allgäu ALTERNATIV

7


Energiebericht Bei den Anstrengungen zur Nutzung Erneuerbarer Energien (1A) konnte Bayern hingegen nicht den ersten Platz aus dem Jahr 2012 halten und ist ins Mittelfeld abgerutscht (Platz acht). Zwar befindet sich Bayern bei der energiepolitischen Programmatik, bei Landesenergieagenturen und Statistiken nach wie vor in der Führungsgruppe und kann die höchste gesellschaftliche Akzeptanz Erneuerbarer Energien in der Nachbarschaft aufweisen (2012: Platz sieben). Bei der Bewertung der Landespolitik zu Erneuerbaren Energien im Allgemeinen sowie der Windenergie im Besonderen ist Bayern allerdings jeweils vom ersten Platz 2012 nun auf den letzten Platz gefallen. Auch die Indikatoren Hemmnisvermeidung und Bewertung der Landespolitik zur Bioenergie sind vom oberen Mittelfeld auf den vorletzten Platz gesunken. Bayern kann von allen Bundesländern die größten Erfolge bei der Nutzung Erneuerbarer Energien (2A) aufweisen. Es liegt hier – wie im Jahr 2012 – mit großem Abstand auf Platz eins. Der Freistaat konnte sowohl den Anteil Erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch als auch am Primärenergieverbrauch zwischen 2008 und 2011 stark steigern und belegt bei diesen dynamischen Indikatoren nun den ersten beziehungsweise fünften Platz (2012: Platz 15 bzw. Platz 11). Die Nutzung von Windenergie steht in Bayern nach wie vor noch am Anfang (Platz 15) und kann nur geringe Wachstumsraten in Höhe von 1,5 Prozentpunkten vorweisen (Platz 12). Bei der Photovoltaik zeigt Bayern (potenzialbezogen) sowohl die höchste Nutzung als auch das stärkste Wachstum. Bei der Verstromung von Biomasse bewegt sich Bayern im Mittelfeld (Platz acht) und bei der Zunahme der Kapazitäten zur Verstromung von Biogas auf Platz zehn. Aufgrund seiner topografischen Beschaffenheit hat das Land ein großes Potenzial zur Nutzung von Wasserkraft, das auch schon sehr stark genutzt wird (Platz drei). Bayern führt zudem deutlich beim Einsatz von Holz zur Wärmeerzeugung (Pellets, Hackschnitzel usw.). Ebenso sind die Nutzung von Solarkollektoren und deren Wachstum, bezogen auf das Potenzial in Bayern, weiterhin mit Abstand am größten. Außerdem ist die Zunahme an Wärmepumpen hier am höchsten. Aufgrund des starken Wachstums in den Bereichen Solarstrom, Solarwärme, Biowärme und Wärmepumpen erreicht Bayern in der speziellen Auswertung dynamischer Erfolgsindikatoren wieder mit Abstand den ersten Platz (vor Baden-Württemberg und Thüringen). Der bayerische energiebedingte CO2Ausstoß, bezogen auf den Primärenergieverbrauch, ist deutschlandweit am geringsten. Bei den Anstrengungen zum technologischen Wandel (1B) befindet sich Bayern im oberen Mittelfeld (Platz sechs) und konnte seine Position im Vergleich zu 2012 um fünf Plätze verbessern. Seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Bereich Erneuerbarer Energien hat der Freistaat erheblich gestei8

allgäu ALTERNATIV


gert (2014: Platz fünf; 2012: Platz 15). Die Forschungsausgaben zu Systemintegrationsaspekten sind, gemessen am BIP, nach Mecklenburg-Vorpommern die zweithöchsten in Deutschland. Es gibt in Bayern aber immer noch nur relativ wenige Studiengänge für Erneuerbare Energien (Platz 14). Das politische Engagement für die EE-Branche (Platz 10) hat sich gegenüber dem letzten Vergleich um fünf Ränge stark verschlechtert. Das Gleiche gilt für die Neuansiedlung, bei der das Land von Platz zwei auf Platz 13 gefallen ist. Seine industrie- und technologiepolitischen Erfolge (2B) konnte Bayern seit 2008 kontinuierlich verbessern und liegt nun im oberen Mittelfeld. Mit einer Steigerung um 2,2 Prozentpunkte nahm der Anteil klimaschutzbezogener Umsätze, bezogen auf das BIP, in Bayern nach dem Saarland am deutlichsten zu und weist nun nach Sachsen-Anhalt den zweithöchsten Wert aus. Die Zahl der Patentanmeldungen ist höher als im Bundesdurchschnitt. Mit dem Bayerischen Energiekonzept wurden 2011 die energiepolitischen Weichen für einen konsequenten Ausbau Erneuerbarer Energien gestellt: Unter anderem sollen nach diesem Programm bis 2021 etwa 1000 bis 1500 neue Windenergieanlagen (WEA) errichtet werden (2011: 486 WEA). Im Mai 2014 hat die bayerische Staatsregierung allerdings die sogenannte

10H-Regelung beschlossen. Demnach soll der Abstand zwischen Windenergieanlagen und Wohnsiedlungen künftig das Zehnfache der Bauhöhe betragen. Da die Windenergie eine wesentliche Säule der bayerischen Energiewende-Pläne ist, kann dieses Vorgehen die Realisierung der selbst gesteckten Ziele erheblich gefährden. Dies schlägt sich auch in schlechten Bewertungen der Landespolitik durch die Verbände nieder. Bayern sollte seine Anstrengungen sowohl zur Nutzung Erneuerbarer Energien als auch zum technologischen und wirtschaftlichen Wandel künftig weiter verstärken. Anzeige

allgäu ALTERNATIV

9


Unternehmen

Allgäuer Leuchtturmprojekt Ausbildungshalle von Green Factory Die weltweit erste energieautarke Produktions- und Ausbildungshalle der Müller Produktions GmbH in Ungerhausen, die sogenannte Green Factory Allgäu, ist in den Augen von Wissenschaftlern ein leuchtendes Beispiel für die gelebte Energiewende. Bei einer Fachveranstaltung zur Technischen Gebäude-Ausrüstung (TGA) lobten sämtliche Referenten den 2800 m2 großen Neubau als einzigartiges Modellprojekt mit Vorbildcharakter für ganz Europa

Das 8000 Meter lange System des Pufferspeichers »verschwindet« im Beton des Fußbodens

10

allgäu ALTERNATIV

it Ihrer Halle verwirklichen Sie bereits Forderungen, die wir unter dem Gesichtspunkt der Energieflexibilität an moderne Produktionsstätten stellen. Sie können sich mit Ihrem innovativen Konzept schnell und flexibel an kurzfristige Änderungen des Energiemarktes anpassen«, lobte Dipl.-Ing. Emin Genc, Gruppenleiter für Adaptive Produktionsorganisation beim Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU) in Augsburg, die neue Müller-Halle. Zur TGA-Fachveranstaltung der Müller Produktions GmbH waren über 100 Fachplaner und Bauexperten aus ganz Deutschland angereist, um sich über das nachhaltige Konzept der Green Factory Allgäu zu informieren. Mit dem 2,5 Millionen Euro teuren Neubau in Ungerhausen war es dem Unternehmen gelungen, die weltweit erste energieautarke Halle zu entwikkeln, bei der die 2800 m2 große Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 350 MWh nicht nur ganzjährig die Heizung und Kühlung der riesigen Halle übernimmt, sondern auch den Strom für den Betrieb der Produktionsmaschinen erzeugt. Die Energiekosten

M

und der CO2-Ausstoß sinken damit auf Null, außerhalb der Produktionszeiten wird die gewonnene Energie über ein 8000 Meter langes Rohrsystem in einem großen Pufferspeicher im Betonkern der Halle gespeichert oder ins allgemeine Stromnetz eingespeist und vergütet. »Wir mussten schon viel Durchsetzungsvermögen beweisen, zum Beispiel, als es um die Kühlung unseres Laserroboters ging. Der Hersteller wollte partout eine zusätzliche Kühlmaschine installieren, aber wir haben darauf bestanden, die dafür nötige Energie aus unserem Heiz- und Kühlkreislauf der Halle zu verwenden, also unser Wasser aus dem Tiefenbrunnen. Allein durch diese Maßnahme sparen wir beim Betrieb des Roboters auf einen Schlag 80 Prozent der üblichen Energiekosten ein«, sagte Andreas Müller, Geschäftsführer der Müller Produktions GmbH, als er den Gästen das Hallenkonzept vorstellte. Der Hallenneubau und der Betrieb der neuen Produktions- und Lagerhalle sind in ein innovatives Energiemanagementsystem und ein intelligentes Stromnetzsystem, ein sogenanntes Smart Grid, integriert. »Selbstverständlich setzen wir in Ungerhausen besonders energieeffiziente Anlagen ein und haben auch die Lagerlogistik so gewählt, dass über einen hohen Automatisierungsgrad alle Wege kurz gehalten werden, sodass hier keine Energieverluste entstehen. Die Abwärme der Maschinen und Anlagen wird entsprechend berücksichtigt«, sagt Produktionsleiter JanPeter Höhne. Das intelligente Stromnetz überwacht laufend den Stromverbrauch der Maschinen und steuert die Einschaltzeiten so intelligent, dass Belastungsspitzen vermieden werden können. Außerdem werden die in der Halle eingesetzten elektrisch angetriebenen Maschinen und Fahrzeuge wie Arbeitsbühnen, Stapler oder Baumaschinen über das System aufgeladen. »Was bei Ihnen in Ungerhausen stattfindet, ist Energiewende pur. Wir sind stolz, dass wir bei diesem Projekt dabei sein dürfen«, sagte Norbert Schürmann, Vorstandsmitglied des Energieversorgers Lech-Elektrizitäts-Werk (LEW) aus Augsburg. Wie Schürmann


Kurzinfo: Müller/Ungerhausen – Energie im Fokus Die Müller Produktions GmbH produziert in Ungerhausen in erster Linie versorgungstechnische Komponenten wie zum Beispiel PE-Bauteile für Geothermie wie Erdsondenanlagen oder Erdkollektoren, Rohrleitungssysteme aus Stahl und Edelstahl oder Gehäusekomponenten für Windkraftanlagen und Wärmepumpen. Im Bereich der Lüftungstechnik stellt Alois Müller unter anderem Lüftungskanäle, Luftauslasssysteme und Sonderkomponenten für Lüftungsanlagen her. Auch für die Kühlung von Werkzeugmaschinen bietet das Unternehmen aus Memmingen innovative Systeme an. Außerdem dient die Green Factory in Ungerhau-

sen als Ausbildungshalle für den Nachwuchs der Unternehmen in der Müller-Gruppe. Die Alois-Müller-Firmengruppe ist während der vergangenen 40 Jahre vom traditionellen Familienbetrieb zum mittelständischen Unternehmen mit über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gewachsen. Das Unternehmen durfte sein Know-how bereits bei vielen interessanten Projekten unter Beweis stellen. So waren die Spezialisten der Alois Müller GmbH unter anderem am Neubau der Allianz Arena in München sowie der SGL-Arena in Augsburg beteiligt. Weitere Informationen: Alois Müller GmbH, Schlachthofstraße 61, 87700 Memmingen, Telefon 08331/9448-0, Fax 08331/9448-99, info@alois-mueller.com, www.alois-mueller.com

duktionsstätten investiert, der kann mit einem sehr überschaubaren Aufwand diese Gebäude energetisch optimieren. Sobald Gebäude aus Beton gebaut werden, sollte man sich sofort fragen, ob man dieses Betonbauwerk nicht gleich als Beton-Energiespeicher verwenden will.«

Oben: Die Referenten (v.l.): Norbert Schürmann (LEW), Andreas Müller (Müller Produktions GmbH), Günther Huber (Siemens AG) und Emin Genc (Fraunhofer Institut). Links: Die Greeenfactory Allgäu eignet sich auch als Veranstaltungsort Die Rohre des Pufferspeichers sind gleichmäßig am Boden der Halle verlegt. Die Betonarbeiten werden vorbereitet

Fotos: Müller Produktions GmbH

erklärte, lag im Jahr 2013 in Bayern der Beitrag regenerativer Stromerzeugung bereits bei 34 Prozent, bis zum Jahr 2021 ist ein Anstieg auf 50 Prozent geplant. Die Region Bayerisch-Schwaben zähle mit zu den Vorreitern, denn das LEW liege bundesweit auf Platz 10, was die installierte Leistung aus erneuerbaren Energiequellen anbelangt. Wie wichtig die exakte Erfassung und Auswertung der Leistungsdaten beim Betrieb der Green Factory sind, das erklärte Günther Huber als Vertreter der Siemens AG. »Durch das Monitoring können die Produktionsabläufe in der Halle so optimiert werden, dass energieintensive Arbeiten eben dann erledigt werden, wenn ein Energieüberschuss ansteht, also beispielsweise an sonnenreichen Tagen. Über ein abgestimmtes Lastenmanagement lässt sich das problemlos steuern. Durch unsere Auswertung sieht man auch, dass die Halle in Ungerhausen im Jahr für Gebäude und Produktion ca. 200 MWh an Energie benötigt, im Gegenzug aber übers Jahr eine Energiemenge von 350 MWh produziert wird«, so der Experte. Andreas Müller freut sich indes über möglichst viele Nachahmer und appelliert an das Bewusstsein der Unternehmer: »Wer in neue Betriebs- und Pro-


Bauen

Behaglich durch Lehmputz Fertige Platten aus Nesselwang Umweltfreundlich, ideal für Allergiker und behaglich: Viele Bauherren würden sehr gerne in ihrer Wohnung Lehmputz aufbringen, scheuen jedoch die Trocknungszeit von bis zu sechs Wochen. Das Angenehme lässt sich mit dem Nützlichen verbinden: naturbo hießt die Innovation aus dem Allgäu. Die Lehmputzplatten der Firma Kirsch GmbH in Nesselwang benötigen verarbeitet und verputzt nur eine Trocknungszeit von etwa 48 Stunden Wer die Wahl hat, hat die Qual: Die Lehmputzplatten gibt es in verschiedenen Farbtönen

ehm als Putz weist eine Reihe genialer Eigenschaften auf. Er sorgt für eine konstante Luftfeuchtigkeit von rund 45 Prozent, die damit aus medizinischer Sicht im optimalen Bereich liegt. Allergiker atmen auf, da die Schleimhäute nicht mehr austrocknen und Hausstaub deutlich reduziert wird. Außerdem reduziert Lehm nachweisbar Elektrosmog. Als Raumluftreiniger bindet er Schadstoffe und Geruchspartikel. Da Lehm nicht gebrannt werden muss, frisst er bei der Herstellung weitaus weniger Energie und ist problemlos recyclingfähig. Die Lehmputzplatten naturbo aus Nesselwang sind so leicht wie Gipskartonplatten zu verarbeiten und müssen aufgrund des fertigen Oberputzes nur an den Plattenfugen verspachtelt werden.

L

Wandheizung in Modulbauweise

Kirsch GmbH, Hertinger Weg 3, 87484 Nessselwang, Tel. 08361-9252030, info@naturbo.de, www.naturbo.de

Unten: Ein Blick in die Produktionshalle. Daneben ist eine Putzplatte mit inliegenden roten Heizschleifen zu sehen

Fotos: Thomas Niehörster

Kurzinfo

Die Lehmputzplatten werden in einer Produktionsanlage in Wildpoldsried hergestellt, einem Standort, der für seine Innovationen bei regenerativen Energien vielfach, auch bundesweit, ausgezeichnet wurde. Lehm wird aus verschiedenen Gruben in Deutschland bezogen und auf einer Produktionsstraße in zahlreichen Schritten bis zum Endprodukt weiterverarbeitet. Die Lehmputzplatten sind aufgebaut aus einem Holzweichfaserkern aus hundertprozentigen Naturstoffen, einem Glasfasergewebe für die Steifigkeit und als letzter Schicht dem Lehmputz. Für angehende Bauherren hat die Kirsch GmbH im Verbund mit ihren Lehmputzplatten ein intelligentes Wandheizungssystem entwickelt, das europaweit patentiert wurde. Bei »naturbo therm« ist die Heizung gleich in die Platte integriert. Anders als bei den klassischen Heizsystemen wie Fußbodenheizung oder Heizkörpern

wird nicht die Luft aufgewärmt, wodurch ständig Staub aufgewirbelt wird. Bei »naturbo therm« wird gesunde, wohltuende Infrarot-Wärmestrahlung wie bei einem Kachelofen abgegeben. Durch die konstante Wärmestrahlung bleibt die Raumluft fast verwirbelungsfrei. Das sorgt nicht nur für weniger Arbeit beim Staubwischen, sondern wirbelt auch weniger Staub und Hausmilben auf – ein Plus für Allergiker. Über Heizschlaufen, die in der Lehmputzplatte integriert sind, zirkuliert warmes Wasser. Das System eignet sich für jede Zentralheizung. Verschieden große Zwischen- und Endplatten lassen sich individuell kombinieren, entsprechende Kupplungen verbinden Zu- und Ablauf des Heizsystems miteinander. »naturbo therm« bringt fast die gesamte Heizleistung in den Raum, ohne die Wand zu erwärmen. Sie ist die einzige Wandheizung mit Lehmputz, die in Sandwichbauweise erstellt ist. Zwei Faktoren führen zur hervorragenden Wärmenutzung: Die Trägerplatte besteht aus Holzweichfaser. Sie übernimmt die Isolation nach hinten zur Wand. Gleichzeitig wird das Heizrohr fast komplett von Lehmputz umschlossen. Der Lehmputz wiederum strahlt die Wärme nach vorn und gibt sie in den Raum ab.

Struktur und Farbe Zur Veredelung der Lehmputzwand steht neben körnigen oder glatten Verputzen eine Palette von 135 Farbtönen zur Verfügung. Die Finishputze sind alle wischfest, bestehen aus Naturmaterialien und sind optimal auf den Lehmputz abgestimmt. Die Lehmputze sorgen als Antikputz für eine belebte Wandoberfläche oder als Lehmglatt für eine fast spiegelnde Oberfläche. Thomas Niehörster



Hochschule Biberach

Große Exkursion Energy Sail Studenten segeln zu Kraftorten Barketine, Schonerbarke, Dreimaster: Die Crew von Energy Sail jongliert mit diesen Begriffen aus dem kleinen Segellatein mühelos. Denn seit ihrer einwöchigen großen Exkursion auf der Ostsee ist es ihre Welt: das Leben an Bord des Segelschiffes Thalassa. Studenten der Hochschule Biberach tauschten den Hörsaal mit den Schiffsplanke um dänische Energiesysteme in Betrieb zu erkunden Mit dem Segelschiff Thalassa fuhren die Studenten der Hochschule Biberach zu Energie-Zielen in der Ostsee

14

allgäu ALTERNATIV

ie 30‐köpfige Crew des Studienganges Energie‐Ingenieurwesen in Biberach war im Herbst mit einem Segelschiff eine Woche lang auf der Ostsee zur Erkundungs-Tour. Sie besuchten beispielsweise den größten Windpark in der Ostsee und die dänische Hauptstadt Kopenhagen, die als Vorreiter gilt für regenerative Energieversorgung und Energieeffizienz. Mit dem 48 Meter langen Dreimaster Thalassa waren die Studierenden, zwei betreuende Professoren und ein Forschungsmitarbeiter auf großer Fahrt. Das Schiff ist mit 16 Segeln und einer Segelfläche von rund 800 Quadratmetern ausgestattet und bewegt sich nahezu CO2‐neutral. Die Biberacher Mannschaft war an Bord untergebracht und legte selbst Hand an. Segel setzen, navigieren oder in der Bordkombüse kochen

D

– überall galt es für die Studierenden und ihre Betreuer, mit anzupacken. Prof. Dr.‐Ing. Martin Becker vom Studiengang Energie‐Ingenieurwesen: »Die Exkursion hatte ihren ganz besonderen Reiz und Anspruch: Mit und von einem Segelschiff die Ostsee zu erneuerbaren Energien und innovativen Gebäude‐ und Energiekonzepten zu erkunden, stellte allein durch den anderen Blickwinkel und die ungewöhnliche Reise zu den Exkursionszielen bereits einen spannenden Rahmen dar, der über die reinen Fachthemen hinaus prägend war.« Die Exkursion war also nicht nur ein spannendes Abenteuer, sondern verfolgte ein wissenschaftliches Ziel: Die Studenten sollten auf ihrer Reise die Möglichkeiten der Energieversorgung von morgen besser und in der Praxis kennenlernen.


Die »Grüne Hauptstadt«

Vor dem Aufbruch zur Kopenhagen-Energy-Tour gab es eine Einführung von Studenten aus der dänischen Hauptstadt

Kopenhagen beeindruckte die Teilnehmer als Hauptstadt mit hervorragenden Umwelt-Daten: • 36 Prozent der Pendler und 55 Prozent der Kopenhagener fahren mit dem Fahrrad zur Arbeit, zur Schule oder Universität. • 98 Prozent der Haushalte werden mit Fernwärme geheizt. • 90 Prozent der Bauabfälle werden wiederverwendet. • Zwischen 2005 und 2012 gingen die CO2‐Emissionen um 24 Prozent zurück. • 95 Prozent der Einwohner erreichen zu Fuß innerhalb von 15 Minuten ein Naherholungsgebiet. 2014 war Kopenhagen die »Grüne Hauptstadt Europas«. Mit diesem Titel werden Städte ausgezeichnet, die eine Vorreiterrolle beim umweltfreundlichen städtischen Leben einnehmen. Ein Gremium unabhängiger Experten beurteilt die Leistung der konkurrierenden Städte anhand von zwölf Umweltkriterien. Das Biberacher Exkursions‐Team hat in der Stadt der »Kleinen Meerjungfrau« die Lösungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung betrachtet.

Das Kraftwerk Avedore in Kopenhagen ist auch architektonisch faszinierend

Kopenhagen hat ein Wärmeund Kälte-Netzwerk. Die Studenten besichtigten die Anlage des Kommunalunternehmens HOFOR

Kraftwerk Avedore (Kopenhagen) Weiter ging es zum Kraftwerk Avedore bei Kopenhagen. Es gehört zu den effizientesten Kraftwerken der Welt und kann unter anderem mit Biomasse betrieben werden. Die Leistung wird vom Betreiber mit 810 MW elektrisch und 900 MW thermisch angegeben.

Offshore-Windpark von Nysted Eine ganz andere Art der Energieerzeugung findet sich auf dem Meer. Im Rahmen eines ehrgeizigen Projektes wurde 2003 einer der größten Offshore‐Windparks der Welt vor der dänischen Küste in Betrieb genommen. Die 72 Windkrafträder produzieren Strom für ca. 145.000 Haushalte.

Erläuterung zur Funktionsweise der Wellenkraftanlage Poseidon Floating Power

Das Wellenkraftwerk Nakskov Um die Fertigung von Wellenkraftwerken sowie um das Testmodell einer solchen Anlage geht es in Nakskov. Die Firma Poseidon Floating Power produziert dort Wellenkraftanlagen. Auf der Plattform der Wellenwandler befinden sich zudem drei Windturbinen. Laut Hersteller kann auf diese Weise eine elektrische Leistung von 3,9 bis 12 MW erzeugt werden.

Die Gruppe aus Biberach vor der Wellenkraftanlage Poseidon Floating Power

Nicht allein die Reise selbst war für die Biberacher Studierenden eine »energetische Erfahrung«, auch die Vorbereitung der Reise hatte es schon in sich. Prof. Dipl.‐Phys. Axel Bretzke vom Studiengang Energie‐Ingenieurwesen: »Die Studierenden erfuhren schon in der Vorbereitungszeit eine Vielzahl an Softs-

Fotos: Hochschule Biberach

Vorbereitung auf den Beruf

allgäu ALTERNATIV

15


Hochschule Biberach Langsam kommt das Segelschiff Thalassa dem Windpark Nysted näher

kills. Unter anderem von der Notwendigkeit einer verlässlichen und engagierten Zusammenarbeit in einem großen Team, was sie auf verantwortliche Aufgaben im Beruf vorbereitet.«

Auf »nachhaltigem Kurs«

An der Sicherheits-Einweisung auf dem Schiff kommt auch die Mannschaft aus Biberach nicht vorbei

Zwei Vertreter von Dong Energy, dem Betreiber des Windparks Nysted, kamen auf das Schiff, um ihre Anlagen vorzustellen

Die Hochschule Biberach bildet in diesen Studiengängen Ingenieurinnen und Ingenieure mit einem breiten Spektrum an Fachwissen in der Gebäude‐ und Energietechnik aus. Sie hat sich dem »nachhaltigen Kurs« verschrieben und ist für Bewerber aus dem Allgäu die nächstgelegene Möglichkeit, diese zukunftsfähigen Studiengänge zu belegen. Die Themenfelder reichen von der Gestaltung und dem Betrieb behaglicher und energieeffizienter Gebäude über die dafür notwendige Energiebereitstellung und ‐verteilung bis hin zu Fragen der Energieerzeugung mit dezentralen und erneuerbaren Formen im Kontext der Energiewende. Die Studierenden haben sich im Vorfeld gegenseitig fachlich auf die dänischen Exkursionsziele vorbereitet – mit Vorträgen, Präsentationen und jeder Menge fachlichem Hintergrund. Daneben gab es viel zu tun beim Ausarbeiten alternativer Segelrouten, bei der Sponsorenakquise und der Pressearbeit. Und auch nach Abschluss der Reise gab es noch einmal einen ausführlichen Nachbericht in der Hochschule. Die Exkursion hat verschiedene Aspekte verbunden: Abenteuer, Teamgeist, Fachwissen – und die Fortbewegung allein durch Windkraft bzw. die Kraft der Natur. So wurde aus einer spontanen Idee, die Initiator Peter Knoll beim Frühstück eingefallen war, eine runde Sache, die sicherlich »Nachfolger« finden wird.

Für viele Teilnehmer war der Törn in der Ostsee die erste mehrtägige Schiffsreise

16

allgäu ALTERNATIV


Energie-Konzept

Die Bedeutung der Regionen Internationale Konferenz in München

Fotos: Bayerisches Wirtschaftsministerium, Archiv allgäuALTERNATIV

Regionale Energiekonzepte bilden die Basis für den Erfolg der regionalen und kommunalen Energiepolitik – und dies nicht nur in Bayern. Im Rahmen des internationalen Projektes »Regionale Energiekonzepte«, das aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) im Programmraum Mitteleuropa gefördert wird, entwickelten neun Regionen in Mitteleuropa modellhafte Energiekonzepte. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden jetzt auf einer internationalen Konferenz in München vorgestellt und diskutiert

Martin Sambale vertrat das Energiezentrum Allgäu (eza!)

Im Rahmen der CEP REC Abschlusskonferenz zeichnete der Bayerische Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer (7. von rechts) die Sieger der Wettbewerbe für erneuerbare Energien in Europa aus. eza!-Geschäftsführer Martin Sambale (2. von rechts) und Dr. Bernd Diehl vom National Control Point für das Central Europe Programme (ganz rechts) waren unter den Gratulanten

er Bayerische Energie‐ und Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer betonte aus diesem Anlass die Bedeutung der Regionen Bayerns für den Erfolg der Energiewende und verwies auf die Förderung des Freistaats Bayern für regionale und kommunale Energiekonzepte und Energienutzungspläne. Pschierer: »Ziel des Projektes ist, den Modellregionen den Weg in eine sichere, bezahlbare und umweltfreundliche Energieversorgung aufzuzeigen. Energiekonzepte sind die Basis für den Erfolg der regionalen und kommunalen Energiepolitik in Bayern und Europa. Sie sind ein wichtiges Instrument, um Ausbaupotenziale in den Regionen zu erkennen und die Bürger zu beteiligen.« Für Bayern war das Energie‐ & Umweltzentrum Allgäu (eza!) Partner in dem internationalen Projekt. Geschäftsführer Martin Sambale stellte das in diesem Rahmen entstandene Energiekonzept für das Allgäu vor. Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle,

D

Vorsitzender von eza!, betonte in der Podiumsdiskussion die Bedeutung des Energiekonzeptes für die Region: »Durch dieses regionale Energiekonzept haben wir Daten über die heutige Energieversorgung unserer Region erarbeiten können. Diese sind jetzt eine wichtige Grundlage für politische Entscheidungen.« Diese Aussage unterstützte der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz, der meinte: »Wir können zwar im Landkreis Oberallgäu einiges für den Klimaschutz und die Energiewende bewegen, aber gemeinsam mit allen Landkreisen und kreisfreien Städten im gesamten Allgäu können wir manche Projekte deutlich besser und effizienter umsetzen.« Interessant waren auch die Fakten und Details aus den anderen am Projekt beteiligten Ländern. So wurde klar, dass auch in Österreich die Energiewende bereits sehr weit fortgeschritten ist, während in Ländern wie Polen oder Ungarn die erneuerbaren Energien noch vernachlässigbar gering sind.

Anton Klotz will den gemeinsamen Einsatz des ganzen Allgäus

eza!-Vorsitzender: Kemptens Bürgermeister Thomas Kiechle

Staatssekretär Franz Josef Pschierer

allgäu ALTERNATIV

17


Ehrung

Gewinner beim Energy Award für vorbildliche Klimaschutzpolitik

Gratulation von Umweltministerin Ulrike Scharf (unten) und (ganz unten) Grußworte von Gastgeber Bürgermeister Arno Zengerle (Wildpoldsried)

Fotos: allgäuALTERNATIV

Ulrike Scharf, Staatsministerin für Umwelt und Verbraucherschutz, hat in einer Feierstunde Ende letzten Jahres Bad Grönenbach, Buchenberg, Donauwörth, Pfronten und Sonthofen den European Energy Award überreicht. Für Wildpoldsried, Gastgeber der diesjährigen eea-Verleihung an bayerische Städte und Gemeinden, gab es die Auszeichnung sogar in Gold

Im Dorfsaal »Kultuviert« in Wildpoldsried: Preisträger-Energie-Teams beim Energy Award 2014 präsentieren die Ortsschilder

ayerns Umweltministerin Ulrike Scharf bezeichnete die Kommunen beim Thema Klimaschutz »als die Motoren vor Ort«. Vor allem die Energieteams der mit dem European Energy Award (eea) ausgezeichneten Städte und Gemeinden hätten eine hervorragende Arbeit geleistet. »Zeigen Sie sich mit Ihren Auszeichnungen«, empfahl die Staatsministerin den Bürgermeistern und Energieteammitgliedern. Das gilt insbesondere für das Energiedorf Wildpoldsried, das in der Vergangenheit schon mehrfach Preise für seine intensiven Klimaschutzbemühungen erhalten hat. Dass der Oberallgäuer Gemeinde jetzt auch der European Energy Award in Gold verliehen wurde, wertet Bürgermeister Arno Zengerle als besonderen Lohn für die großen Anstrengungen. »Darauf haben wir viele Jahre hingearbeitet«, so Zengerle. Mit Hilfe von Windkraft, Photovoltaik und Wasserkraft

B

18

allgäu ALTERNATIV

wird fünfmal mehr Strom erzeugt, als die 2500 Einwohner verbrauchen. Zudem beteiligt sich Wildpoldsried seit drei Jahren an Forschungsprojekten zum Thema »Smartgrid und Microgrid«. Unter anderem wurde mit einem Speichermanagement für stationäre Batteriespeicher und mit 30 Elektrofahrzeugen als mobilen Speichern im Forschungsprojekt IRENE die Alltagstauglichkeit solcher Systeme getestet. Der Markt Bad Grönenbach glänzt insbesondere durch den Ausbau von Solarstromanlagen auf dem Gemeindegebiet. Die installierte PV-Leistung beträgt 3460 kWp/1000 Einwohner. Damit ist Bad Grönenbach bereits sechsmal Sieger der Allgäuer Solarmeisterschaft geworden und konnte 2009 die Solarbundesliga in seiner Klasse gewinnen. Der Markt Buchenberg betreibt ein konsequentes kommunales Energiemanagement in den wichtig-


sten Liegenschaften und konnte damit bereits beachtliche Einsparungen erzielen. Die Verbrauchsdaten werden monatlich erfasst und ausgewertet. Bei regelmäßigen Gebäudebegehungen decken Experten von eza! Schwachstellen auf und optimieren die Einstellungen. Pfronten führt jährlich Energie-Bildungsprojekte in allen Schulen und Kindergärten durch. Referenten besuchen die Kindergärten und Grundschulen und führen mit den Kindern praktische Versuche durch. Auf diese Weise werden schon den jüngsten Bürgern das Thema Energie und der sparsame Umgang damit spielerisch näher gebracht. Die Sanierung des Gymnasiums auf PassivhausStandard ist das Highlight-Projekt in Sonthofen. Der Umbau des Gebäudes aus den 1970er-Jahren erfolgte im laufenden Schulbetrieb. Die Einsparerfolge werden durch ein Monitoring überwacht. Martin Sambale vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu, das alle sechs ausgezeichneten Kommunen im eea-Prozess betreute, gratulierte den Vertretern der ausgezeichneten Kommunen. Sambale bezeichnete ihr Engagement in puncto Klimaschutz als vorbildlich. »Es dient auch als Ansporn für andere Städte und Gemeinden.« Gleichzeitig lobte er den European Energy Award als »hervorragendes Werkzeug«

Begriffserklärungen Der European Energy Award bietet Begleitung und Beratung für Städte, Gemeinden und Landkreise bei der Planung und Realisierung von energie- und klimaschutzpolitischen Zielen und Maßnahmen. Er unterstützt Gemeinden bei einer langfristigen und umsetzungsorientier ten Klimaschutzarbeit in den Bereichen Energie & Mobilität. Kommunen, die durch den effizienten Umgang mit Energie und die Nutzung von erneuerbaren Energieträgern einen Beitrag zu einer zukunftsverträglichen Entwicklung unserer Gesellschaft leisten wollen, werden dabei qualifiziert und ausgezeichnet. Zentrales Werkzeug des European Energy Award ist ein Maßnahmenkatalog, der 90 Aktivitäten benennt, die in der Bewertung unterschiedlich gewichtet werden. Insgesamt sechs Handlungsfelder sind hierfür definiert.

Bei einer erfolgreichen Teilnahme winkt der Kommune die Auszeichnung mit dem European Energy Award (eea). Der Nutzen für die Bürger: Sicherung und Verbesserung der Lebensqualität in der Kommune; Sparsamer Umgang mit knappen Rohstoffen und Steuermitteln; Möglichkeit zur Mitgestaltung der kommunalen Entwicklung durch die Mitarbeit in einem Energie-Team und Er fahrungsaustauschtreffen mit Energie-Teams aus anderen teilnehmenden Kommunen. Ein Energie-Team wird von der Stadt- oder Gemeindevertretung mit der Umsetzung des eea in der Kommune beauftragt. Es ist quasi »Entwicklungszentrale« und »Motor« der energiepolitischen Programmarbeit in der Kommune.

für die Planung und Umsetzung energie- und klimaschutzpolitischer Ziele und Maßnahmen auf kommunaler Ebene.

Anzeigen

allgäu ALTERNATIV

19


Auszeichnung

Überlandwerke als Vorbild Michael Lucke ist Energiemanager 2014 »Ich habe mich über die Nachricht von ganzem Herzen gefreut«, so lautete die erste Reaktion von Michael Lucke, Geschäftsführer der Allgäuer Überlandwerk GmbH (AÜW) in Kempten, als er erfuhr, dass er Energiemanager des Jahres 2014 geworden war. Er erhält den Preis für sein überdurchschnittliches Engagement im Ausbau der Erneuerbaren Energien, seinen ausgeprägten Innovationsgeist und seine herausragende wirtschaftliche Unternehmensführung.

as Wort Energiewende gebrauchen im Moment viele Akteure in der Energiewirtschaft, es gibt aber nur wenige, die diese komplexe Herausforderung auch stringent und erfolgreich in die strategische Ausrichtung des Unternehmens integriert haben. Die Allgäuer Überlandwerke mit Michael Lucke an der Spitze haben in den vergangenen zehn Jahren gezeigt, dass es möglich ist«, so Helmut Sendner, Herausgeber der Zeitschrift Energie&Management. Im Gebiet der AllgäuNetz GmbH & Co. KG werden rund 35 Prozent der benötigten Energie aus erneuerbaren Energien gewonnen – das entspricht dem angestrebten Ziel der deutschen Bundesregierung für das Jahr 2020. Grundlage für diesen Erfolg sind Projekte wie die PEESA-Studie mit dem Fraunhofer-Institut im Jahr 2007, die die Potenziale der erneuerbaren Energien im Allgäu und ihre Anforderungen an das Stromnetz dargelegt hat. Einen besonderen Erfolg verzeichnete das AÜW jüngst im Bereich der Smartgrids. Auf Basis der Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt IRENE (Integration regenerativer

D

Manager des Jahres: AÜWGeschäftsführer Michael Lucke

Energien und Elektromobilität) wurde ein Konzept entwickelt, um die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien auf den jeweiligen Verbrauch abzustimmen. Mit dem Ziel, Photovoltaik-, Windkraft- und Biogasanlagen in Verbindung mit intelligenter Messtechnik effizient und wirtschaftlich zu betreiben, hat AÜW gemeinsam mit anderen Projektpartnern, z.B. der Hochschule Kempten, in Wildpoldsried ein intelligentes Stromnetz (Smartgrid) installiert und ausgewertet, und mit IREN2 wird das Projekt in Richtung Microgrids fortgesetzt. Fachjournalist Helmut Sendner stellte in seiner Laudatio fest, dass im Versorgungsgebiet der Allgäuer Überlandwerk GmbH durch die Optimierung der Verteilnetze in den vergangenen Jahren bereits über 600.000 Euro Kosten eingespart wurden.

Lucke: Dank an alle Mitarbeiter Weitere Faktoren für die Preisvergabe waren das Engagement im Bereich der Elektromobilität und die Forschung im Umgang mit Speichertechnologien. Auch der Ausbau eigener regenerativer Stromerzeugungsanlagen wurde konsequent verfolgt und Schritt für Schritt realisiert. »Ohne das Engagement des Teams und meiner Kollegen hätte ich diese Auszeichnung niemals erhalten. Daher gilt mein Dank der gesamten AÜW-Mannschaft, für die ich diesen Preis stellvertretend gerne entgegennehme«, betont Michael Lucke. Jury-Mitglied und Geschäftsführer der Energiemanagement-Beratungsfirma K.Group in München, Wolfgang Schmitz, stellte fest, dass den Überlandwerken die Ideen nicht auszugehen scheinen. Er bemerkte, dass die Überlandwerke derzeit in das Repowering ihrer Wasserkraftanlagen investieren, den Bau zweier Restwasserkraftwerke betreiben und viele weitere Vorhaben im Bereich der regenerativen Energieerzeugung hat (allgäuALTERNATIV berichtete).

Neue Wege bei der Wasserkraft »Unser jüngstes Projekt gemeinsam mit den Bayerischen Landeskraftwerken ist der Bau eines Wasserkraftwerks in Kempten an der Iller, in dem erstmals 20

allgäu ALTERNATIV


Fotos: AÜW

Michael Lucke (r.) bei der Preisverleihung mit den Kollegen der Stadtwerke Darmstadt und Rödental

in Deutschland die innovative Technik der VLH-Turbine zum Einsatz kommen soll. Zusammen mit der TU München haben wir eine Möglichkeit entwickelt, in einem alpinen Wildfluss mit niedriger Fallhöhe und hohem Treibholzanteil das Wasser zur Energiegewinnung effektiv zu nutzen. Sollten die Ergebnisse aus den Tests und Berechnungen im Realbetrieb erreicht werden, könnte diese Technologie an vielen Standorten in Süddeutschland und Österreich eingesetzt werden«, so Lucke. »Bei all den Projekten und der Innovationskraft darf man aber auch den Blick auf den wirtschaftlichen Erfolg nicht verlieren. In für die Energiewirtschaft schwierigen Zeiten hat Lucke diese Herausforderung mit viel Fingerspitzengefühl souverän gemeistert und die Erwartungen der kommunalen Gesellschafter jedes Jahr aufs Neue erfüllt«, so Jury-Mitglied Christian Held, Partner der Anwaltskanzlei Becker Büttner Held.

Ein weiterer Preis fürs AÜW Aber nicht nur der Chef der Allgäuer Überlandwerke, sondern auch die Überlandwerke als Unternehmen wurde im letzten Jahr ausgezeichnet. AÜW und egrid haben den Energy Award 2014 in der Kategorie »Stadtwerk des Jahres« erhalten. EineJury, besetzt mit Experten aus den Bereichen Energiewirtschaft, Medien und Politik, haben die Energy Awards in fünf Kategorien vergeben. Initiatoren sind das Handelsblatt und General Electric. Neben den Kemptener »Stromern« wurden auch die Stadtwerke Darmstadt (HSE) und die Stadtwerke Rödental geehrt. Die Jury wurde von dem strategischen Ansatz überzeugt, wie man im Allgäu der Herausforderung der Energiezukunft begegnet. Dabei nannte sie die Steigerung der Stromproduktion in den eigenen Wasserkraftwerken (von 10 Prozent 2004 auf 20 Prozent 2014), die vorausschauende Investition in Solarparks und die Vorbereitungen für die dezentrale Stromeinspeisung ins eigene Netz. Investitionen von 28 Millionen Euro seien hierzu bis 2022 vorgesehen. Die Hälfte dieser Summe sei bereits verbaut, so die Jury.

Das Pilotprojekt IRENE in Wildpoldsried brachte tiefe Einblicke in das Verteilernetz und zeigte den besten Weg zu seiner Aufrüstung im Zuge der Energiewende auf. Die Erkenntnisse waren so weitreichend, dass die Überlandwerke eine Beratungsfirma gründeten: Egrid (applications & consulting GmbH). Als Tochter des Allgäuer Überlandwerks bietet Egrid ein neues Dienstleistungsangebot zur Beratung beim intelligenten Netzausbau. Wertvolles Wissen um Lösungen für Verteilnetze steht dabei im Mittelpunkt, so die Jury. Das ist die Basis, mit der Egrid intelligente dezentrale Lösungen zur Einspeisung und Speicherung entwickelt, mit denen das Potenzial genutzt wird, die die Energiezukunft mit sich bringt, so die Jury weiter.

Kurzinfo Der von der Zeitung Energie&Management initiierte und von der Kanzlei Becker Büttner Held und der Unternehmensberatung K.Group mitgetragene Preis wird 2014 zum vierzehnten Mal vergeben. Bewertungskriterien sind allgemeine Führungsqualitäten, soziale und gesellschaftliche Kompetenz sowie nachhaltige Unternehmensentwicklung.

2010

Dr. Thorsten Radensleben, Vorstandsvorsitzender der badenova AG

2009

Dr. Kurt Mühlhäuser, damals Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke München GmbH

2008

Sven Becker, Sprecher der Geschäftsführung der Trianel GmbH

2007

Dr. Hans-Bernd Menzel, damals Vorstandsvorsitzender der EEX AG

Die bisherigen Preisträger: 2013 Heiko von Tschischwitz, Gründer und Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburger LichtBlick SE 2012 Johannes van Bergen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke Schwäbisch-Hall 2011 Bernd Wilmert, Geschäftsführer der Stadtwerke Bochum 2010 Dr. Constantin H. Alsheimer, Vorstandsvorsitzender der Mainova AG 2010 Herbert Dombrowsky, damals Vorsitzender der Geschäftsführung der N-Ergie AG 2010 Michael G. Feist, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Hannover AG

2006

Dr. Werner Brinker, Vorstandsvorsitzender der EWE AG

2005

Dr. Klaus Rauscher, damals Vorstandsvorsitzender der Vattenfall Europe AG

2004

Helmut Haumann, damals Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie AG

2003

Dr. Dieter Attig, damals Vorstandsvorsitzender der Stawag AG

2002

Dr. Dieter Nagel, damals Vorstandsvorsitzender der Thüga AG

2001

Roland Hartung, damals Sprecher des Vorstandes der MVV Energie AG

allgäu ALTERNATIV

21


Energie-Forschung

Intelligente Netze im Fokus Hochschule Kempten Partner bei IREN2

Fotos: Hochschule Kempten

Mit dem Projekt IREN2 (Zukunftsfähige Netze für die Integration Regenerativer Energiesysteme) geht die Forschung in dem Energiedorf Wildpoldsried weiter. Nach erfolgreichem Abschluss des Forschungsprojekts IRENE (Integration Regenerativer Energien und Elektromobilität) Ende 2013 haben die Partner Hochschule Kempten, Allgäuer Überlandwerk, Siemens, ID.KOM und RWTH Aachen Mitte 2014 das Folgeprojekt gestartet.

Wissenschaftliche Mitarbeiter bei der Arbeit im Institut für Elektrische Energiesysteme (IEES), das von Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Helmuth Biechl geleitet wird

Die Forschungsziele Microgrids können eine zukunftsweisende Innovation darstellen und durch ihren dezentralen Ansatz – trotz hohem Anteil erneuerbarer Stromerzeugung – helfen die Versorgungssicherheit kosteneffizient sicherzustellen. Neuartige Systemdienstleistungen, die künftig aus den topologischen Kraftwerken geliefert werden können, sollen den Übertragungsnetzbetreiber in die Lage versetzen, zeitweise auf konventionelle Warmreserve (thermische Kraftwerke) zu verzichten. Im Einzelnen wird das IEES der Hochschule Kempten Folgendes untersuchen: 1) Neue und nachhaltige Infrastrukturlösungen, insbesondere intelligente Netze

22

allgäu ALTERNATIV

unter Einbindung von Informations- und Kommunikationstechnologien 2) Mathematische Modelle und Algorithmen zur Netzplanung 3) Netzregelungsverfahren und Netzanschlussregelung für Microgrids 4) Analyse kritischer Netzbetriebszustände im Inselnetzbetrieb 5) Dezentrale Automatisierungskonzepte und intelligente Subsysteme 6) Netzleittechnik unter Einbeziehung von Microgrids 7) Topologische Kraftwerke als Schnittstelle zwischen Übertragungs- und Verteilnetz 8) Systemverhalten und Systemsicherheit von Microgrids

n der Pilotinstallation in Wildpoldsried werden verschiedene Konzepte realisiert und von der Hochschule Kempten wissenschaftlich simuliert und bewertet. Das Teilnetzgebiet der Allgäuer Überlandwerk GmbH in Wildpoldsried ist durch die vorhandene Infrastruktur aus dem Projekt IRENE für weitere grundlegende Untersuchungen zum sicheren und stabilen Betrieb von inselnetzfähigen Microgrids und topologischen Kraftwerken bestens geeignet. Als Microgrids werden intelligente Netze mit hohem Anteil regenerativer Energien bezeichnet, die sich bei Bedarf autark versorgen können. Topologische Kraftwerke beschreiben Netzabschnitte, deren Erzeuger und Verbraucher gemeinsam wie ein konventionelles Kraftwerk gesteuert werden können. In Wildpoldsried ist bereits heute die Stromerzeugung aus regenerativen Energien fünfmal höher als der Eigenbedarf. Durch das zurückliegende Projekt IRENE wurde ein intelligentes Netz mit entsprechen-

I


Der Blick in das Heiligtum des Institutes für Elektrische Energiesysteme (IEES) an der Hochschule Kempten beeindruckt den Besucher

der Messtechnik und einem stationären Batteriespeicher aufgebaut. Damit wurden wesentliche Voraussetzungen geschaffen, die beim Folgeprojekt sowohl unter wissenschaftlichen Aspekten als auch für praktische Erprobungen notwendig sind.

Rolle der Hochschule Die Hochschule Kempten wird im Projekt IREN2 vertreten durch das Institut für Elektrische Energiesysteme (IEES), das von Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Helmuth Biechl geleitet wird. Das IEES betreibt anwendungsorientierte Forschung auf dem Gebiet der elektrischen Energietechnik und versteht sich als Forschungs- und Beratungseinrichtung in diesem Bereich. Schwerpunkte der Forschung sind Systeme mit Energiespeichern, elektrischen Antrieben und elektrischen Stromversorgungsnetzen. Die Betrachtung des Gesamtsystems, d. h. die Interaktion der einzelnen Betriebsmittel einschließlich der Regelung, steht dabei im Vordergrund. Beispiele hierfür sind batteriebetriebene Elektrofahrzeuge, regenerative Energien sowie Microgrids mit leistungselektronischen Anlagen. Die Untersuchungen beinhalten mathematische Modelle, Simulation und Optimierung der Systeme sowie Messungen im Labor wie auch im realen Betrieb. Das Institut verfügt über ein sehr umfangreich und modern ausgestattetes Labor für elektrische Energietechnik und angewandte Batterieforschung.

Vom Detail zum Ganzen Die Hochschule Kempten beschäftigt sich hierfür zuerst mit solchen Verfahren, danach mit der Simulation einzelner Komponenten und dem gesamten Teilnetz. Schlussendlich werden die theoretischen Ergebnisse im Untersuchungsnetz in Wildpoldsried mit realen Komponenten wie Batteriespeicher, Dieselgeneratoren mit Pflanzenölbetrieb sowie einer hohen Anzahl verteilter Photovoltaikanlagen praktisch erprobt, verifiziert und optimiert. Das Forschungsvorhaben IREN2 läuft bis Juni 2017 und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.

Der Batteriespeicher, der für das Projekt IRENE in Wildpoldsried aufgestellt wurde, ist jetzt auch beim Fortsetzungsprojekt IREN2 im Dauereinsatz

Begriffserklärungen Microgrids sind regionale, in sich geschlossene intelligente Stromverteilnetze. Funktional entsprechen sie den Smart Grids, mit denen sie verbunden sind. An die Micro-Grids sind lokale Energieerzeuger, Energiespeicher und die Energieverbraucher direkt angeschlossen. Bei den Energieerzeugern handelt es sich um kleinere Stadtwerke, Photovoltaikanlagen, Windkrafträder oder Biogasanlagen, deren Energie direkt vom Verbraucher genutzt oder in kleineren Energiespeichern gespeichert wird. Ein Algorithmus ist eine Handlungsvorschrift, deren einzelnen Schritte und ihre Abfolge unmissverständlich festgelegt sind. Es wird nicht nur ein Problem allgemein beschrieben, sondern eine ganze Klasse von Problemen ge-

löst. Algorithmen können von Maschinen abgearbeitet werden. Ein Prozessor kann die Einzelschritte selbstständig abarbeiten. Der Text hat eine endliche Länge. ID.KOM ist eine Kemptener IT-Firma, die seit über 25 Jahren in der Informations- und Telekommunikationstechnik tätig ist. Die Firma plant, baut und steuert moderne EDVSysteme, Netzwerke sowie Internet- und Rechenzentrumslösungen. Seit 2008 gibt es eine Filiale in Ulm und seit 2014 auch eine in Augsburg. ID.KOM war bereits Partner bei IRENE und ist neben der Hochschule Kempten und den Allgäuer Überlandwerken und der Gemeinde Wildpoldsried einer von vier einheimischen Partnern im Projekt IREN2.

allgäu ALTERNATIV

23


Photovoltaik

Sonne im Westen und Osten Pfronten und Lindenberg im Solarkataster

Fotos: eza!

Ist mein Dach für eine Photovoltaik-Anlage geeignet? Wenn ja, mit welchen Erträgen kann ich rechnen? Antworten darauf, aber auch Auskünfte über Amortisationszeiten bekommen seit Dezember vergangenen Jahres Hausbesitzer in Pfronten per Mausklick. Pfronten ist damit nach Lindenberg die zweite Allgäuer Kommune, die ihren Bürgern im Internet kostenlos ein Solarpotenzialkataster zur Verfügung stellt.

Die Kraft der Sonne mit Hilfe von Photovoltaikanlagen nutzen – das Solarpotenzialkataster zeigt an, welche Standorte besonders geeignet sind und mit welchen Erträgen gerechnet werden kann

24

allgäu ALTERNATIV

as Solarpotenzialkataster zeigt Hausbesitzern per Mausklick, ob ihre Dächer für die Nutzung der Sonnenenergie geeignet sind. Lindenberg und Pfronten bieten den Bürgern den Service im Internet bereits an. Weitere Gemeinden werden folgen, hofft Martin Sambale, Geschäftsführer des Energie- und Umweltzentrums Allgäu (eza!), das das Modell und dessen Vorzüge in Gemeinden vorstellt. Das Solarpotenzialkataster, das eza! zusammen mit einer darauf spezialisierten Firma anbietet, gibt für jedes Hausdach im Gemeindegebiet an, welcher Stromertrag dort mit welcher Zahl, Art und Platzierung von Modulen erzielt werden kann. Wurde in früheren Tagen angesichts großzügiger Einspeisevergütung möglichst die gesamte Dachfläche mit PV-Modulen bestückt, sollten heute angesichts geänderter Rahmenbedingungen Photovoltaikanlagen in ihrer Größe an das Eigenverbrauchspotenzial angepasst werden, damit eine hohe Wirtschaftlichkeit erreicht wird. Letzteres wird durch die Eingabe der Haushaltsgröße, des Strombedarfs und der Strombezugskosten in das Programm erreicht. »Eine super Sache«, findet nicht nur Alexander Hörmann, der im Pfrontener Rathaus für die gemeindeeigenen Liegenschaften zuständig ist und gleichzeitig dem örtlichen Energieteam angehört. Auch die ande-

D

ren Mitglieder des Gremiums – darunter Pfrontens 1. Bürgermeisterin Michaela Waldmann – waren nach der Vorstellung des Systems durch eza! sofort davon überzeugt. Für Michaela Waldmann ist vor allem die kostenlose und unabhängige Informationsmöglichkeit ein großer Vorteil. Denn damit biete die Gemeinde Pfronten ihren Bürgern »eine Möglichkeit, sich über konkrete Möglichkeiten der Nutzung der eigenen Immobilie individuell und kostenfrei zu informieren. Die Schaffung solcher Informations- und Beratungsangebote ist auch eine der Aufgaben der Gemeinde, die wir uns mit dem Klimaschutzkonzept 2021 gesetzt haben«. Bereits in den ersten beiden Wochen nach der Freischaltung haben 154 Hausbesitzer in Pfronten den Service genutzt. Auch Alexander Hörmann gehört dazu – obwohl er schon eine Photovoltaikanlage auf dem Dach hat. Aber Hörmann wollte herausfinden, welche Erträge das System für sein Objekt ausspuckt. Das Resultat war fast deckungsgleich mit den realen Ergebnissen. »Wobei in der Realität der Ertrag noch ein bisschen höher ist«, fügt Hörmann hinzu. Daran lasse sich ablesen, dass den Nutzern des Solarpotenzialkatasters keine geschönten Zahlen serviert werden, die sich hinterher als unrealistisch herausstellen und für Frustration sorgen.


Anzeigen

allgäu ALTERNATIV Reservieren Sie jetzt Ihren Werbeauftritt für die Sommerausgabe 2015! Redaktions- und Anzeigenschluss ist der 29.05.2015 Anzeigen-Kontakt: Sven Abend, Tel. +49 (0)8379 728616 Einfach auf das gewünschte Gebäude klicken, und schon erscheinen alle wichtigen Solarenergie-Informationen, wie hier am Beispiel der Schule in Pfronten. Seit Dezember ist das Solarpotenzialkataster in Pfronten online verfügbar

»Von einem sehr sinnvollen Angebot« spricht Angelika Dautzenberg, die für eza! zuständige Energieberaterin in Pfronten. »Zumal in Pfronten die Nutzung der Sonnenenergie noch ein riesiges Potenzial hat – im privaten, aber auch im kommunalen Bereich.« Als Beispiel nennt die Ingenieurin die Dachflächen des Eisstadions, die für die Solarstromgewinnung prädestiniert wären. Pfrontens Energieteamleiter Richard Nöß hält es für möglich, dass schon bald auf dem Bauhofgebäude neben dem Rathaus, das im Solarpotenzialkataster als sehr günstiger Standort ausgewiesen ist, eine neue Photovoltaikanlage installiert werden könnte. Das Online-Kataster-Angebot basiert auf Laserscannerdaten, die von einem Flugzeug aus gewonnen werden. Daraus entstehen interaktive Karten für das Internet, auf denen für jedes Gebäude einer Kommune verzeichnet ist, wie geeignet es zur Gewinnung von Solarenergie ist. Solarpotenzialkataster werden auf Anfrage für kleinere oder größere Gemeinden und Städte, aber auch für ganze Landkreise oder Regionen erstellt. Die nutzbare Sonneneinstrahlung und die individuelle Verschattungssituation werden zu einer Einschätzung über die Eignung von Dachflächen kombiniert. Zudem wird die Verschattung durch Bäume und Sträucher, aber auch durch Nachbargebäude und das Gelände berücksichtigt. Für jedes Objekt liegen damit Einstrahlungswerte bei freiem Himmel vor. Um das an die örtlichen Wetterbedingungen anzupassen, werden die Werte anschließend mit empirischen Daten aus einer Einstrahlungsdatenbank abgeglichen. Die Lizenzkosten des Programms – 4000 Euro – haben im Falle von Pfronten die Elektrizitätswerke Reutte (EWR) als Sponsor übernommen. Die Gemeinde selbst trägt nur die Kosten für die Bereitstellung der Internetseite, die bei 500 Euro liegen. »So ein Sponsorenmodell ist natürlich der Idealfall«, findet eza!-Geschäftsführer Martin Sambale und hofft, dass diese Lösung in anderen Gemeinden Nachahmer findet.

allgäu ALTERNATIV

25


Photovoltaik

Die Analyse im Überflug Thermografie mit einer Flugdrohne Es kommt nicht selten vor, dass Photovoltaik-Module bereits bei Lieferung durch unsachgemäßen Transport beschädigt sind oder beim Einbau kleinste unentdeckte Mikrorisse bekommen. Werden die nicht innerhalb der Garantiezeit entdeckt und behoben, ist der Betreiber der Leidtragende. Wie man mit moderner Technik Problemstellen aufdeckt, weiß Andreas Aufmuth von der Firma Primara in Kaufbeuren. Er analysiert Wärmebildaufnahmen von Photovoltaik Dächern.

ffensichtliche Mängel wie verbogene Rahmen oder Glasbruch sind in Solarmodulen leicht zu erkennen. Häufig auftretende Mikrorisse in einzelnen Zellen der Module sind durch bloße Sichtprüfung nicht zu erkennen. Vor Ort prüfen durch eine Leistungsmessung, Thermografie (Wärmebildkamera) oder Elektrolumineszenz wäre denkbar, wird aber selten vorgenommen, weil die Elemente schnell verbaut werden. Zeit ist Geld. Eine Messung vor Ort geschieht aber in der Praxis höchs-

O

So sieht ein thermografiertes Dach aus, wenn ein Strang von Elementen ausgefallen ist. Das Foto wurde mit einer Drohne gemacht

26

allgäu ALTERNATIV


Fotos: Primara

tens durch Stichproben – wenn überhaupt. Vor allem in den Boom-Jahren zwischen 2009 und 2012 wurden die Module oft im Eiltempo zum jeweiligen Quartals-Ende installiert, bevor die Einspeisevergütung wieder gesenkt wurde. Mikroschäden blieben unentdeckt. Auch »gesunde« Photovoltaik-Module verlieren technologiebedingt bereits in den ersten Monaten bis zu drei Prozent ihrer Nennleistung. Dünnschichtmodule sind anfälliger und verlieren manchmal bis zu einem Zehntel ihrer Leistung in den ersten Monaten. Kristalline Module sind dagegen weniger anfällig. Der Leistungsabfall hängt von mehreren Faktoren ab und muss individuell für jede Anlage festgestellt werden. Im Fachjargon nennt man das Nachlassen der Leistung Performance Ratio (PR). Damit beschreibt man das Verhältnis zwischen dem tatsächlichen Nutzertrag und dem Sollertrag. Eine gute PVAnlage erreicht eine PR von ca. 90 Prozent. Wenn also jemand Module mit einer Leistung von 10 kWp auf dem Dach hat, wird er diese 10 kW nie unten auf seinem Wechselrichter ablesen können, sondern maximal ca. 9 kW. Die PR ändert sich im Laufe der Zeit zum Beispiel durch Verschattung von Bäumen oder Verschmutzung. Fast jede Anlage, die der Kaufbeurer Fachbetrieb thermografiert, zeigt Auffälligkeiten. In Sachen Thermografie kooperieren die Mitarbeiter von Primara mit der mit der HaWe Engineering GmbH (ehemals Solarschmiede), einem Vorreiter in der PV-Thermogra-

fie mit über 1000 Megawatt begutachteter Anlagenleistung. Zum Vergleich: Im gesamten Ostallgäu sind gerade mal 200 Megawatt installiert. Das Auffinden von Fehlern mit der hochauflösenden Infrarotkamera der PV-Drohne ist daher eine effiziente und kostensparende Lösung, um nachhaltig den Ertrag einer Photovoltaik-Anlage zu sichern. Die Thermografie eignet sich gut für die Inspektion von Photovoltaik-Anlagen. Dabei stellt eine Infrarotkamera in der Drohne Temperaturunterschiede in oder auf einem PV-Modul fest und visualisiert sie in einem Wärmebild. Im Normalbetrieb eines fehlerfreien Photovoltaik-Moduls zeigt das Wärmebild eine homogene Temperaturverteilung im Modul. An einem fehlerhaften Modul werden dagegen signifikante Temperaturdifferenzen in einzelnen oder auch in allen Zellen des Moduls nachgewiesen. Das Feststellen von thermischen Anomalien an Solarflächen sollte in einem Winkel zwischen 70 und 90 Grad zur Modulebene erfolgen. Dieser Untersuchungswinkel ist oft mit herkömmlichen Verfahren schwer und nur mit hohem Zeitaufwand mit einer normalen Handkamera zu erreichen. Mit der Drohne ist es deutlich einfacher und schneller zu bewerkstelligen und wird damit auch für den Anlagenbetreiber günstiger.

Die häufigsten Fehler

Materialfehler an der Generatorfläche in den gelieferten PV-Modulen kommen nicht selten vor. Es können entweder Mikrorisse in den Zellen sein oder defekte Bypass-Dioden in der Modulanschlussdose. Beides führt zur Überhitzung und Brandgefahr durch Lichtbögen. Ist die elektrische Kontaktierung lose, führt das zu Lichtbögen. Im PV-Generator ist diese Lichtbogenbildung besonders gefährlich, da es sich um Gleichstrom handelt. GleichstromLichtbögen haben die Eigenschaft, dass sie nicht selbstständig erlöschen, sondern so lange auftreten, wie die Sonne scheint. Die Temperaturen in diesen Lichtbögen betragen bis zu 6000 Grad Celsius. Die häufigsten Fehler bei der Installation sind gebrochene Dachziegel, da die Tragprofile nicht korrekt montiert sind.

Info Dipl.-Ing. (FH) Andreas Aufmuth Primara Testund Zertifizier-GmbH Gewerbestraße 28 87600 Kaufbeuren www.primara.net E-Mail: andreas.aufmuth@primara.net

seite unter dem Vordach, staut sich dort die Hitze. Bei Temperaturen ab 40 Grad Celsius schalten die Wechselrichter ab. Egal, wie viel Sonne dann noch scheint: Der Wechselrichter nimmt die Leistung nicht ab. Wechselrichter müssen auch grundsätzlich auf nichtbrennbarem Untergrund montiert sein, was häufig nicht der Fall ist. Marderbiss ist vor allem bei landwirtschaftlichen Feldstadeln (Solarstadel) ein Problem. Oft liegt die Ursache für Minderertrag auch in der Verschattung. Einen PV-Strang kann man sich vorstellen wie eine Kette. Das schwächste Glied bestimmt die Leistung des ganzen Stranges. Als Faustregel gilt: Zehn Prozent Anlagen-Verschattung führen zu 50 Prozent Ertragsausfall. Hinzu kommt, dass bei einer systematischen Verschattung z.B. durch einen Kamin oder einer Gaube der Schattenverlauf jeden Tag gleich über die Modulfläche wandert. Daher sind immer die gleichen Zellen auf den Modulen betroffen, was langfristig zum erhöhten Ausfallrisiko dieser Zellen/Module führt.

Wechselrichter werden oft im Außenbereich montiert – was an sich noch kein Problem darstellt. Ist die Montage jedoch auf der Süd-

allgäu ALTERNATIV

27


Aus der Nachbarschaft

Photovoltaik im Vormarsch Vorarlberger investierten drei Millionen Euro

Fotos: Energieinstitut Vorarlberg und Viola Elgaß

Im Zuge der e5-PV-Aktion wurden im vergangenen Jahr in Vorarlberg PhotovoltaikAnlagen mit einer Gesamtleistung von 1,2 Megawatt installiert. 200 Haushalte produzieren damit ihren Strom selbst, immerhin 1,2 Millionen Kilowattstunden im Jahr. Vorarlberger Fachbetriebe erzielten dabei Aufträge im Wert von drei Millionen Euro.

Einheimische Firmen installier ten 200 Solardächer im Gesamt volumen von drei Millionen Euro

E

Bilanz der PV-Aktion Es gab Kunden in 32 Gemeinden: Bregenz, Frastanz, Gaißau, Höchst, Lustenau, Nenzing, Satteins und die Gemeinden in den Regionen »Am Kumma«, Leiblachtal, Klostertal und Vorderland. Beteiligt waren 26 regional ansässige Betriebe, die sich 25 Leistungs- und Qualitätskriterien unterzogen. Über 700 Besucher wurden bei sieben Infoveranstaltungen gezählt. Daraus resultierten

28

allgäu ALTERNATIV

ine eigene Photovoltaikanlage zu installieren und sich damit selbst zu versorgen, reizt viele Hausbesitzer in der Allgäuer Nachbarschaft in

letztlich 200 neue Anlagen. Weitere Kenndaten: Die durchschnittliche bestellte Anlagengröße liegt bei rund 6 kWp. Das Auftragsvolumen beträgt rund drei Millionen Euro in den Gemeinden. Jährlich werden von den Anlagen circa 1.200.000 kWh Ökostrom erzeugt- Dadurch werden jährlich 180.000 kg CO2 eingespart. Über die Laufzeit der Anlagen sind das 4500 Tonnen. Die Anlagen amortisieren sich für die Errichter über die Lebensdauer durch erhöhten Einspeisetarif der VKW Ökostrom GmbH und den Eigenverbrauch.

Vorarlberg. Doch die Umsetzung ist nicht immer einfach: Viele Anbieter, verschiedene Ansprechpartner vom Angebot bis zum Förderantrag und viele Produkteigenschaften überfordern manchen Interessierten. An diesem Punkt hakte die Photovoltaik-Aktion vom Energieinstitut Vorarlberg und den teilnehmenden Gemeinden ein. »Wer im Rahmen der Aktion ein 5-kWp-Aktionspaket bestellt hat, bekam eine betriebsbereite, ans Netz angeschlossene Anlage. 25 Qualitätskriterien wurden vom Energieinstitut Vorarlberg mit den teilnehmenden Betrieben ausgearbeitet«, erklärt e5-Programmleiter Karl-Heinz Kaspar. Das Photovoltaikpaket beinhaltete Kriterien wie: • Mindestgarantien auf Lebenszeit und Ertrag • Fertigung der Module in der EU


Anzeigen

Energieinstitut Vorarlberg Das Energieinstitut Vorarlberg bildet, berät und forscht seit 1985 für sinnvollen Energieeinsatz und erneuerbare Energieträger. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigen sich am Standort Dornbirn in einem breiten Themenspektrum mit Lösungen für Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft, Profis aus Planung und Handwerk sowie für engagierte Bürgerinnen und Bürger. Weitere Auskünfte: Karl-Heinz Kaspar, Energieinstitut Vorarlberg, Stadtstraße 33/CCD, A-6850 Dornbirn, www.energieinstitut.at E-Mail: karl-heinz.kaspar@energieinstitut.at

»Der Energie neue Kleider« wirbt ein Solarelemente-Turm in der Vorderwalder Gemeinde Langenegg

• •

Ertragsüberwachung ein Ansprechpartner vom Angebot bis zur Fertigstellung • stichprobenartige Qualitätskontrollen Stichprobenartig wurde bei rund zehn Prozent der über die Aktion errichteten Photovoltaikanlagen eine Qualitätsüberprüfung durchgeführt. »Alle von uns überprüften Anlagen wurden in der geforderten Qualität umgesetzt«, stellt Wilhelm Schlader vom Energieinstitut Vorarlberg den einheimischen Betrieben ein gutes Zeugnis aus. 200 private Photovoltaikanlagen entstanden über die Photovoltaik-Aktionen in den Gemeinden/Regionen. Die Aktion 2014 ist abgeschlossen. Es gibt für das Jahr 2015 eine neue PV-Aktion, die in den Hofsteig-Gemeinden und in der Stadt Dornbirn durchgeführt wird.

allgäu ALTERNATIV

29


Photovoltaik

Licht für Nebenstraßen Buchenberger beleuchten Fuß- und Radwege Es ist das bisher umfangreichste Solarleuchtenprojekt in Schwaben. Der drei Kilometer lange Radweg zwischen der Stadt Gersthofen und dem Stadtteil Rettenbergen ist künftig auch am Abend und in der Nacht für Fußgänger und Radfahrer beleuchtet. Eine Allgäuer Firma aus Buchenberg hat dafür gesorgt, dass 64 Straßenleuchten des österreichischen Herstellers photinus aufgestellt wurden

ie Buchenberger Firma Olaf Hoyer ist wegen eines anderen Firmenzweiges kürzlich in die Schlagzeilen gekommen: Sie sprengte die alte Papierfabrik in Haindl in Hegge. Die Buchenberger können aber nicht nur fachgerecht Gebäude sprengen. Sie sind auch auf dem Gebiet der Solar-Lichttechnik aktiv. Das haben sie bei Gersthofen unter Beweis gestellt. Die dort installierten Leuchten verfügen über je acht Photovoltaikmodule, die tagsüber die integrierte Batterie laden. Das Besondere: Die Module sind senkrecht angeordnet, sodass Schnee die Stromerzeugung nicht beeinträchtigen kann. Das österreichische Leuchtenmodell »aron« basiert auf einem einzigartigen Energiemanagement. Verschiedene Steuerungsvarianten ermöglichen den Einsatz auch in Regionen nördlich des 48. Breitengrades. Die Verlässlichkeit während Schlechtwetter-Phasen (Schnee, Nebel) zeigt sich beeindruckend in einer Autonomiezeit von 64 Stunden. Für den Vertrieb der Solarleuchten im Allgäu ist seit

D

Montage der Solarlampe Seit über vierzig Jahren ist der Name Olaf Hoyer ein Begriff für Bohr- und Sprengarbeiten sowie Kernbohr- und Sägearbeiten. Solares Straßenlicht ist seit 2012 ein neues Arbeitsgebiet des Allgäuer Unternehmens. Mit dem Unternehmen photinus lighting wurde ein technologischer Marktführer als Partner gewählt. Mit der photinus-Technologie werden nicht nur Lösungen für Kommunen umgesetzt. Auch private Haushalte können diese Technik einsetzen. Olaf Hoyer ist auch im Bereich der Fundamenttechnik tätig. Sie bietet Schraubfundamente an, die ohne Graben oder Betonieren eingesetzt werden können. Kontakt: Olaf Hoyer GmbH, Bohr- und Sprengtechnik, Ludwig-GeigerStraße 24, 87474 Buchenberg, www.olafhoyer.de

30

allgäu ALTERNATIV

Foto: Lechwerke AG

Info

2012 die Olaf Hoyer GmbH aus Buchenberg zuständig. Michael Wörle, Erster Bürgermeister der Stadt Gersthofen, ist laut Pressemitteilung der Lechwerke AG Augsburg, die die Leuchten kaufte, vom Nutzen der Investition überzeugt: »Unsere Bürger haben eine Beleuchtung des Weges gewünscht. Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Anliegen jetzt mit effizienter und umweltschonender Technologie realisieren konnten.«


Meldungen Allgäu – Bühne und Sprungbrett für Ideen

Sieben Tage, mehr als 20 Veranstaltungen und rund 250 Besucher sind die Bilanz der Gründerwoche Allgäu. Unter dem Motto »Viele Ideen, verschiedene Orte und ein starkes Netzwerk« rückte die Aktionswo-

Kurzinfo Allgäu GmbH Allgäuer Straße 1 87435 Kempten im Allgäu Sabine Berthele Tel. 0831/5753716 E-Mail: berthele@allgaeu.de www.allgaeu.info/ gruenderwoche

Fotos: Allgäu GmbH

Der »Kubi«, ein mobiler Garten, hat die Fachjury bei der Gründerwoche überzeugt. Durch ein integriertes Kompostiersystem ist kein Erdaustausch nötig

che die Allgäuer Gründerszene und das innovative Potenzial in den Mittelpunkt. Die Ideen reichten von einem Allgäuer Alpenhostel über eine ökologische Gebäudereinigung und einer Infoplattform für Rücken-Patienten bis hin zu einer Einkaufsplattform für Allgäuer Lifestyle-Produkte. Die Ostallgäuerin Sibylle Maag überzeugte die Fachjury schließlich mit dem Designhochbeet Kubi, einem Blumenbeet auf einem Kubikmeter, und erhielt dafür den ersten Allgäuer Gründerpreis. Vom 16. bis 22. November 2015 will die Gründerwoche Allgäu auch heuer Aushängeschild für Gründerinitiativen in Deutschland sein.

Efeu schützt vor Lärm und tankt E-Fahrzeug auf E-Fahrzeug ab sofort auch an Lärmschutzwänden tanken, die mit Efeu bepflanzt sind. Genial dabei ist

Foto: Rau Geosystem Süd GbmH

Die ökologische Lärmschutzwand Rau R3 aus dem Allgäu macht es möglich: Autofahrer können ihr

die neue Technologie des Allgäuer Spezialanbieters Rau Geosystem Süd GmbH aus Kaufbeuren, der seine ökologisch begrünbare Lärmschutzwand Rau R3 künftig auch mit Photovoltaik-Anlage, Energiespeicher und Tanksäule für ElektroFahrzeuge anbietet. »Wir warten nicht auf die Politik, sondern geben selbst Gas und treiben die Energiewende auf unsere Art voran«, sagt Rau-Geschäftsführer Erwin Königsberger, für den die Entwicklung der Lärmschutz-E-Tankstelle die konsequente Weiterführung eines erfolgreichen Konzeptes ist. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Lärmschutz und Energiegewinn

Abschlusstagung der grünen Alpen Vom 20. bis 21. Mai findet in Sonthofen die Abschlusstagung des Projektes recharge.green statt. Thema s sind die Alpen als großes Potenzial für die Nutzung erneuerbarer Energien und die Frage, welches Ausmaß dieser Nutzung vertretbar ist.

16 Partner – darunter die Internationale Alpenschutzkommission CIPRA und die Bayerischen Elektrizitätswerke – entwickeln Strategien und Werkzeuge, die auf solche Fragen Antwort geben. Die internationale Tagung richtet sich an Ent-

scheidungsträger und Vertreter von Verwaltungen und Behörden, aus Energieunternehmen sowie an andere Interessierte. Das Tagungsprogramm wird im Februar auf www.recharge-green.eu veröffentlicht.

allgäu ALTERNATIV

31


Meldungen

Kurzinfo Fellhornbahn GmbH Faistenoy 10 87561 Oberstdorf Tel. 08322/9600-0 Fax 08322/9600-3001 E-Mail: info@das-hoechste.com www.das-hoechste.com

Die Sonne heizt Skifahrern nicht nur auf der Piste ein. Sie sorgt im Skigebiet Fellhorn/Kanzelwand in Oberstdorf und im Kleinwalsertal auch für den heißen Tee und Apfelstrudel beim Einkehrschwung. Energiemanagement, wie es von den örtlichen Bergbahnen betrieben wird, bedeutet: Die Beschneiungsanlage produziert Strom, die beim Antrieb einer Seilbahn entstehende Wärme wird ebenso genutzt wie die Abluft einer Lüftungsanlage, die nun eine Garage für Pistenraupen erwärmt. Bisher haben die Bergbahnen in ihr Bemühen, Strom einzusparen und selbst zu erzeugen, über eine Million Euro investiert. So wurde am Fellhorn eine 300 Quadratmeter große Photovoltaik-Anlage installiert, die gerade im Winter dank ih-

Foto: Das Höchste

Mehr Pistenspaß mit Solarenergie

Bei Sonderführungen können die Wintersportler auf Anfrage auch einen Blick hinter die Kulissen der Bahn werfen

rer Lage wertvolle Energie liefert. Insgesamt produzieren die Bergbahnen an Fellhorn/Kanzelwand, Nebelhorn, Söllereck, Ifen und

Walmendingerhorn mit rund 850.000 Kilowattstunden pro Jahr bereits fast ein Zehntel ihres Strombedarfs selbst.

Josef Geiger wirbt für die Münchner TU

Foto: BBIV

Seit Anfang des Jahres ist Dipl.Ing. Josef Geiger (Foto), Präsident des Bayerischen Bauindustrieverbandes (BBIV), neues Mitglied im Kuratorium der Technischen Universität München (TUM). Das Kuratorium unterstützt die Interessen der TU in der Öffentlichkeit und fungiert als ihr Botschafter. Es berät die TUM und fördert die Aufgabenerfüllung durch die Hochschule. Die Tätigkeit im Kuratorium ist ehrenamtlich. »Ich freue mich, dass ich als Kurator

mit dem Hintergrund der Bauwirtschaft zur Weiterentwicklung der TUM einen positiven Beitrag leisten kann«, sagt BBIV-Präsident Josef Geiger zu seinem neuen Amt für die nächsten vier Jahre. Josef Geiger ist seit April 2013 Präsident des Bayerischen Bauindustrieverbandes. Daheim in Oberstdorf leitet der 53-Jährige als geschäftsführender Gesellschafter die Unternehmensgruppe Geiger, ein international tätiges mittelständisches Familienunternehmen mit

den Geschäftsbereichen Bau, Steine-Erden und Umwelttechnik. Das Rüstzeug für sein Berufsleben hat er sich in einem Bauingenieur-Studium an der Technischen Universität in München erworben. Dem Kuratorium der TUM gehören bis zu 25 Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur, Bildung und Politik an. Den Vorsitz hat Hildegund Holzheid inne, viele Jahre Präsidentin des Bayerischen Verfassungsgerichtshofes.

Was kostet ein Blockheizkraftwerk (BHKW)? Was kostet ein Blockheizkraftwerk (BHKW) und wie viel muss ein Betreiber für die Wartung und Instandsetzung bezahlen? Wie effizient ist ein BHKW in der jeweiligen Leistungsklasse? Wer liefert welche BHKW-Anlagen? Das sind alles Fragen, die in der neuen Bro32

allgäu ALTERNATIV

schüre »BHKW-Kenndaten 2014/2015« der Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch (ASUE) und des BHKW-Infozentrums beantwortet werden. An der Erhebung zu den aktuellen technischen Daten und Richtpreisen von

Blockheizkraftwerken haben sich 66 BHKW-Anbieter mit Angaben zu mehr als 1200 auf dem Markt verfügbaren BHKW-Anlagen beteiligt. Die Broschüre kann versandkostenfrei bei Amazon oder (gegen Versandkosten) bei der ASUE bestellt werden.


Fotos: BirgitH/pixelio.de

Gut aufgeladen in die Zukunft Vom 10. bis 12. Juni öffnet in München die ees Europe 2015, internationale Fachmesse für Batterien, Energiespeichersysteme und innovative Fertigung, zum zweiten Mal ihre Pforten. Sie findet in Verbindung mit der Intersolar Europe statt, der weltweit führenden Fachmesse für die Solarwirtschaft und ihre Partner. Eine begleitende Fachkonferenz vertieft die Themen der beiden Energiemessen. Neben dem Wissensaustausch zwischen Bran-

chenvertretern fördert die ees Europe die Innovationskraft der Branche. Dazu vergibt die Fachmesse am 10. Juni zum zweiten Mal den ees AWARD. Mit dem Preis werden herausragenden Produkte und Lösungen aus den Bereichen Material, Fertigung, Systemtechnik, Anwendungen, Zweitverwertung und Recycling ausgezeichnet. Unternehmen können sich noch bis 27. März für den ees AWARD bewerben.

Kurzinfo Solar Promotion GmbH Postfach 100 170 75101 Pforzheim Horst Dufner Tel. 07231/58598-0 Fax 07231/58598-28 E-Mail: dufner@solarpromotion.com www.ees-europe.com

Die ees Europe 2015, Fachmesse für Batterien, Energiespeichersysteme und innovative Fertigung, findet vom 10. bis 12. Juni parallel zur Intersolar Europe in der Messe München statt

Gute Ideen kommen nicht immer aus dem Allgäu: Der niederländische Student Alec Momont hat den Prototypen einer Rettungsdrohne mit fliegendem Defibrillator entwickelt, der Opfer von Herzattacken innerhalb der lebensrettenden Zeitphase erreichen kann. Das fliegende Gefährt erreicht dabei Geschwindigkeiten bis zu 100 Stundenkilometern. Die Drohne wird angetrieben von sechs Propellern, zeichnet Notrufe auf und verwendet GPS zur Navigation. Per Echt-

zeitkamera können Sanitäter den Passanten Anweisungen geben. Für Momont ist das nur der erste Schritt. Er will, dass seine Drohne ein fliegender Medizinkoffer wird, der Sauerstoffmasken zu Personen, die im Feuer gefangen sind, transportiert oder Insulininjektionen für Diabetes-Patienten liefert. Jede Drohne soll rund 15.000 Euro kosten. Ist die Finanzierung für die Serienproduktion gesichert, könnte die Drohne künftig auch im Allgäu Leben retten.

Foto: Technische Universität Delft

Der Lebensretter aus der Luft

Die ambulante Drohne soll die Reaktionszeit von Rettungseinsätzen im Umkreis von durchschnittlich zwölf Quadratkilometern von zehn auf eine Minute reduzieren. Ein Bild aus der Testphase

Anzeige

allgäu ALTERNATIV

33


Meldungen E-Mobil: Selbsttest am »Elektr-O-Mat« Elektroauto, E-Bike oder doch eher ein Pedelec? Die Elektromobilität ist vielfältig, und immer neue Angebote kommen hinzu. Das Online-Spiel »Elektr-O-Mat« hilft den Bürgern, einen Überblick zu bekommen und das passende Angebot für ihr individuelles Mobilitätsverhalten zu bestimmen. Welches Mobilitätsangebot passt zu wem, und wer ist überhaupt der Typ für Elektrofahrzeuge? Der Elektr-O-Mat will diese Unsicherheiten überbrücken und hilft mit 15 einfachen Fragen am Bildschirm, die Mensch zur Elektromobilitätslösung zu führen, die am besten zu

ihnen passt. Der Elektr-O-Mat will dabei zugleich über die Vielfalt der elektrischen Fahrzeuge aufklären. Der Elektr-O-Mat fragt nur ab, was Menschen über die Bedingungen und Einstellungen der Mobilität wirklich wissen und beantworten können. Aus den 15 Fragen und Antworten errechnet der Elektr-OMat eine Reihenfolge, die anzeigt, welches elektrische Fahrzeug bzw. Angebot am besten zum individuellen Spieler passt. Sieben Mobilitätsformen werden am Computer angeboten: Elektroauto, Hybridauto, Pedelec, E-Bike, ÖPNV, E-Car-Sharing und Pedelec-Sharing. Der

Elektr-O-Mat ist in der App »elektromobil-dabei« enthalten oder kann direkt über das Internet unter www.elektr-o-mat.de benutzt werden. Die Nutzer, die tiefer in die Hintergründe des Elektr-O-Mat eintauchen möchten, finden auf der Homepage ein Erklär-Dokument. Hier können sie nachlesen, wie das Ergebnis des Elektr-O-Mat zustande kommt. Dabei werden die Punktevergabe und die Rangfolgen der einzelnen Fragen und Antworten dargestellt und die Modellannahmen transparent beschrieben. http://www.elektr-o-mat.de

Kurzinfo Die Mitfahrzentrale findet man im Internet unter www.unterallgaeu.de/mifaz oder in Kürze über die neue Unterallgäu-App, die kostenlos für alle Smartphones erhältlich ist.

34

allgäu ALTERNATIV

Fast 60.000 Menschen fahren täglich zur Arbeit im, aus oder in den Landkreis Unterallgäu und zurück. Das sind insgesamt fast 120.000 Autofahrten – pro Tag. Viele Pendler sitzen allein in ihrem Auto. Das soll sich nun ändern: Die neue Unterallgäuer Mitfahrzentrale ist jetzt offiziell online. Auf den Internetseiten des Landratsamtes und auch über die Landkreis-App kann man nun nach Mitfahrern suchen oder sich eine Mitfahrgelegenheit organisieren. Etliche Unterallgäuer Gemeinden bieten die Mitfahrzentrale ebenfalls bereits auf ihren Internetseiten an, und in den kommenden Monaten werden weitere folgen, wie Landrat Hans-Joachim Weirather sagt. Der Landkreis bietet diesen Service nicht nur zum Klimaschutz an, sondern auch zum Geldsparen. Denn das Angebot ist für die Nutzer völlig kostenlos. Mitfahr-Angebote oder Suchanzeigen können ohne Gebühren aufgegeben werden. Teure Telefongebühren oder versteckte Kosten fallen nicht an. Wie viel eine Fahrt von A nach B je-

Foto: Hubertus Schott/pixelio.de

Zusammen gewinnen – Unterallgäuer Mitfahrzentrale ist online

den Mitfahrer kostet, schlägt das Programm vor. Durch eine Umkreissuche werden die passenden Angebote vom Abfahrtsort aus dargestellt. Zudem werden auch kürzere Strecken angeboten. Und: Als Start- oder Zielort sind nicht nur größere Städte möglich, sondern selbst jeder kleine Weiler im Landkreis. Die Mitfahrzentrale wurde auf einen Vorschlag des Unterallgäuer ÖPNV-Beirates eingerichtet. Der Landkreis übernimmt die jährlichen Kosten in Höhe von rund 3800 Euro. »Mit der Mitfahrzentra-

le will der Landkreis einen weiteren Beitrag zum Klimaschutz leisten«, betont Landrat Weirather. »Durch die Bildung von Fahrgemeinschaften sind weniger Fahrzeuge auf der Straße. So wird der Schadstoffausstoß verringert.« Zusätzlich könne die Mitfahrzentrale in Zeiten steigender Spritkosten dazu beitragen, Fahrtkosten zu senken, wenn diese unter den Mitfahrern aufgeteilt werden. Darüber hinaus soll die Mitfahrzentrale das Angebot des öffentlichen Personen-Nahverkehrs (kurz ÖPNV) ergänzen, sagt Weirather.


Meldungen Staatliche Zuschüsse für Blockheizkraftwerke Im vergangenen Jahr hat das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) Zuschüsse in Höhe von insgesamt 4,53 Millionen Euro für 2057 Mini-Kraft-WärmeKopplungsanlagen ausgezahlt. Fast zwei Drittel davon entfallen auf die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg. Das Förderprogramm soll in Ergänzung zum Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz zusätzliche Impulse für den breiten Einsatz auch von kleinen KWKAnlagen geben. Daher fördert das BAFA die Errichtung neuer Blockheizkraftwerke bis 20 Kilowatt elektrischer Leistung mit einem einmaligen Investitionszuschuss. Die dem Programm zugrunde liegende Förderrichtlinie wurde zum Jahreswechsel novelliert.

Grafik: BAFA

Mehr Informationen unter www.mini-kwk-impulsprogramm. de/aktuelles/foerderbericht2014.html#sthash.tvPp4jUI.dpuf Auch 2015 fördert das BAFA Blockheizkraftwerke. Diese Karte zeigt, wie viele Anlagen in den einzelnen Bundesländern bereits gefördert wurden

Anzeige

allgäu ALTERNATIV

35


Meldungen Unsere Heimat zwischen den Metropolen Zwischen München und Stuttgart gelegen, Zürich in Reichweite: Was für den Allgäuer Tourismus von Vorteil ist, ist für viele Unternehmen ein Nachteil. Denn im Wett-

bewerb um neue Unternehmen und Facharbeiter haben ländlich geprägte Regionen oft das Nachsehen. Das soll sich mit der neuen Kampagne »Allgäu. Mehr Frei-

Foto: Jonathan Besler/Allgäu GmbH

Die Kampagne »Allgäu. Mehr Freiraum« ist langfristig angelegt und hat das Ziel, Menschen fürs Leben und Arbeiten im Allgäu zu begeistern

raum« der Allgäu GmbH ändern: Das Allgäu ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort im ländlichen Raum und bietet hervorragende Lebensbedingungen. Sechs verschiedene Videoclips sollen genau das bewerben. Pünktlich zum Start der Standortkampagne ging auch die Internetseite www.standort.allgaeu.de online. Hier wird der Lebens- und Wirtschaftsraum beschrieben, Projekte werden aufgezeigt wie »Beste Arbeitgeber Allgäu«, aber auch Stellenangebote sind einsehbar. Interessenten können die Filme über youtube in eigene Website und soziale Netzwerke einbinden.

Foto: Fraunhofer ISE

Digitale Agenten für das Stromnetz

Blick ins SmartEnergyLab des Fraunhofer ISE: Die gelben Kästen beherbergen die dezentralen Agenten

Forscher des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) haben mit dem »Hybriden Speicher« erfolgreich ein neues Konzept getestet, bei dem ein agenten-basiertes Betriebsführungssystem Tausende kleiner Batterien und Wärmespeicher zu einem virtuellen Speicher zusammenfasst. Intelligente dezentrale Systeme erschließen ohne Beeinträchtigung der Verbraucher deren lokales Speicherpotenzial und stellen es gebündelt auf der Verteilnetzebene zur Verfügung. Das Leitsystem vernetzt die verteilten Speicherkomponen-

ten in der Leitwarte zu einem dezentralen virtuellen Kraftwerk. Das »Regenerative Energien Modell – Deutschland« des Fraunhofer ISE errechnet für das deutsche Energiesystem im Jahr 2050, dass allein für netzdienliche kleine Batterie- und Wärmespeicher rund 340 Gigawattstunden bereitgestellt werden könnten. Das ist mehr als das Fünffache der für den gleichen Zeitpunkt angenommenen Kapazität aller Pumpspeicherwerke von 60 Gigawattstunden. Das SmartEnergyLab des Fraunhofer ISE kann beliebige Komponen-

ten zur Energiewandlung und -speicherung testen und für die Einbindung in das Smart Grid optimieren. Es kann außerdem verteilte Komponenten in einem realen Verteilnetz bewirtschaften. Zum Beispiel steuern agenten-basierte Controller im SmartEnergyLab ein Blockheizkraftwerk mit einem Wasserspeicher, einer Wärmepumpe mit Phasenwechselspeicher sowie ein Lithium-Ionen-Batteriesystem. Dabei sind alle Einheiten in einer Verteilnetzsimulation zusammengefasst und kommunizieren mit einer Vielzahl weiterer Einheiten.

Foto: allgäuALTERNATIV

Landratsamt Ostallgäu testet »ewr-mobil«

Vertreter der Elektrizitätswerke Reutte übergaben den Zoe an Landrätin Rita Zinnecker

36

allgäu ALTERNATIV

»Wir fahren mit 100 Prozent Wasserkraft!« betonten die Vertreter der Elektrizitätswerke Reutte (ewr) bei der Übergabe des E-Mobils an die Ostallgäuer Landrätin Rita Maria Zinnecker. Im Rahmen der Aktion »RE:load« ist dieser Renault Zoe bereits durch viele Hände gegangen. 25 Unternehmen, Firmen und Privatleute durften den Wagen bereits für zwei Wochen testen. Nun auch

die Mitarbeiter des Landratsamtes Ostallgäu. Da das Fahrzeug von ewr zur Verfügung gestellt wurde, stimmt die Aussage mit den 100 Prozent Wasserkraft. Denn die ewr setzen voll auf Wasserkraft. Ein Teil des Landkreises wird von den Nachbarn aus Tirol mit Strom versorgt. Solange das Auto an den Ladestationen in Füssen oder Hohenschwangau geladen wird, stammt der Strom aus dem Nachbarland

und erzeugt weder direkt noch indirekt Kohlendioxyd (CO2). Die Elektriztätswerke Reutte verfolgen zwei Ziele mit der Aktion »RE:load«: Einerseits will das innovative Unternehmen Erfahrungen mit der E-Mobilität sammeln, andererseits aber auch den Testfahrern in Unternehmen und Behörden die Möglichkeit geben, eigene Erfahrungen mit der E-Mobilität zu sammeln.


Meldungen erdgas schwaben baut neue Betriebsstelle bei der Vorstellung des Projektes kräftig vor: Es sei zwar vertraut, aber auch sympathisch, modern und klimaschonend. Die neue Betriebsstelle sorgt für die Energieversorgung der Zukunft. In der Mindelheimer Straße 6 entsteht

ein großzügiger Servicebereich für Kunden mit kostenlosen Kundenparkplätzen und modernen Büround Schulungsräumen, Lager und Werkstätten. Auch eine Sammlung für historische Gasgeräte wird hier ihren Platz finden. Service für die Kunden wird in der neuen Betriebsstelle in Kaufbeuren großgeschrieben. Unser Foto zeigt das Modell des Betriebsstellen-Neubaues

Foto: allgäuALTERNATIV

Wer heute in Kaufbeuren nach der Betriebsstelle von erdgas schwaben fragt, bekommt eine klare Wegbeschreibung »zu unserem Gaswerk«. 1863 baute die Stadt Kaufbeuren ihr erstes Gaswerk, um den wachsenden Energiebedarf ihrer aufstrebenden Industrie zu decken. Seit dieser Zeit ist das Gaswerk untrennbar mit der Stadt Kaufbeuren verbunden. Seit über 60 Jahren findet sich an dieser Stelle in der Mindelheimer Straße die Erdgas-Schwaben-Betriebsstelle Kaufbeuren. Ende letzten Jahres begann Erdgas Schwaben, auf dem Gelände des alten Gaswerkes eine neue Betriebsstelle zu bauen. Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse und KlausPeter Dietmayer, der Geschäftsführer von Erdgas Schwaben, legten

Anzeige

allgäu ALTERNATIV

37


Energetische Sanierung

Qualität und Regionalität Das Oberallgäu fördert Baubegleitung Die Premiere im vergangenen Jahr war ein Erfolg. Deshalb hat der Kreistag Oberallgäu beschlossen, auch 2015 wieder die professionelle Baubegleitung von energetischen Sanierungsmaßnahmen mit insgesamt 50.000 Euro zu fördern. Davon profitieren Bauherren im Oberallgäu ebenso wie heimische Planer, Handwerksbetriebe und Baustoffproduzenten. Neben der Qualität wird großer Wert auf Regionalität gelegt.

38

allgäu ALTERNATIV

aximal 4000 Euro pro Projekt stellte der Landkreis Oberallgäu für die Baubegleitung bei energetischen Sanierungen zur Verfügung, wenn regionale Firmen und Baumaterialien aus der Region zum Einsatz kommen. Je mehr heimische Fachleute und Produkte zum Zuge kommen, desto höher ist die Förderung, erklärt Christian Wörz vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu, das mit der Antragsprüfung beauftragt ist. Die Gewichtung ist in einem Punktekatalog festgelegt. Pro Punkt gibt es 100 Euro. Wer beispielsweise einen Baubegleiter aus der Region Allgäu/Oberschwaben beauftragt, bekommt schon mal acht Punkte gutgeschrieben. Führen Firmen aus dem Oberallgäu oder der nahen Umgebung (maximale Entfernung zum Gebäude 40 Kilometer) die Arbeiten aus, gibt es für die einzelnen Teilbereiche (Dach, Fassade, Fenster/Türen und Heizung/Lüftung) jeweils weitere vier Punkte. Positiv zu Buche schlagen auch der Einsatz heimischer, nachwachsender Baustoffe sowie die Nutzung erneuerbarer Energien bei der Heizung. Ab 40 von 76 Punkten wird der Höchstförderbetrag ausbezahlt. Im vergangenen Jahr war das bei zehn Anträgen der Fall. Meist handelte es sich um Komplettsanierungen. Aber auch Einzelmaßnahmen wurden bezu-

M

Fotos: allgäuALTERNATIV, eza!

Wer bei der Haussanierung heimische Handwerker engagiert, bekommt vom Landkreis Oberallgäu einen höheren Zuschuss

schusst. Am Ende war bis auf einen minimalen Restbetrag der Fördertopf ausgeschöpft, so Wörz. Er rechnet damit, dass dieses Jahr der Andrang größer sein wird. »Es braucht etwas Zeit, bis sich herumspricht, was für ein attraktives Förderprogramm der Landkreis da gestartet hat. Im vergangenen Jahr wussten wohl viele Bauherren noch nichts davon.« Bei der 3. Oberallgäuer Klimaschutzkonferenz im Dezember hatten zwei Bauherren, die die Förderung in Anspruch genommen hatten, von ihren positiven Erfahrungen berichtet. »Im Internet findet man so viele Informationen, die man alleine nicht mehr überblicken kann«, beschrieb einer der beiden das Dilemma. Ganz wesentlich sei es deshalb für ihn gewesen, neben der Beratung über die verschiedenen Fördermöglichkeiten ein Gesamtkonzept für die Sanierung seines Hauses und eine gewerkeübergreifende Baubegleitung zu erhalten. Wie schon 2014 soll auch dieses Jahr wieder die Landkreisförderung an den KfW-Zuschuss gekoppelt sein. Sprich: Es sind nur Oberallgäuer Hausbesitzer zuschussberechtigt, die die Baubegleitung eines qualifizierten Sachverständigen gemäß den Vorgaben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Anspruch nehmen. Da die KfW-Förderung ebenfalls bis zu 4000 Euro beträgt, können Bauherren im Oberallgäu mit maximal 8000 Euro Zuschuss für die qualifizierte Baubegleitung rechnen.


Anzeigen

Für das Gelingen einer Generalsanierung ist eine detaillierte Planung sehr wichtig. Der Landkreis Oberallgäu fördert daher die qualifizierte Baubegleitung

Ein äußerst attraktives Angebot, das man sich nicht entgehen lassen sollte, findet nicht nur eza!-Geschäftsführer Martin Sambale. »Die Forderung nach einer Baubegleitung bedeutet nicht, dass den Handwerksfirmen die für das Gelingen eines Projektes nötige Kompetenz abgesprochen wird«, betont Sambale gleichzeitig. »Es geht vor allem um die Planung und Koordination der einzelnen Schritte einer energetischen Sanierung. Das ist sehr wichtig, damit am Ende das gewünschte Ergebnis herauskommt.« Ein weiterer Vorteil für den Bauherren: »Dadurch, dass man einen Fachmann an seiner Seite hat, wird einem als Bauherrn viel Arbeit abgenommen, und der Stresspegel sinkt deutlich.« Ähnlich sieht es Hugo Wirthensohn, der erste Vorsitzende des Holzforums Allgäu, das die Förderung initiiert und die Kriterien des Punktekataloges festlegt hat. Auch er kann Haubesitzern, die sich für eine energetische Sanierung entschieden haben, nur dringend empfehlen, auf eine Baubegleitung durch einen neutralen Sachverständigen zu setzen. »Angesichts der KfW-Förderung und des Landkreiszuschusses gibt es für Hausbesitzer im Oberallgäu die Baubegleitung fast zum Nulltarif«, so Wirthensohn. »Wer da nicht zugreift, ist selbst schuld.« Angesichts der guten Erfahrungen im Oberallgäu hofft Wirthensohn, dass die anderen Landkreise und die kreisfreien Städte im Allgäu nachziehen und ihren Bürgern ein solches Förderprogramm anbieten werden. »Wir haben uns im Allgäu ehrgeizige Klimaschutzziele gesetzt. Die lassen sich nur erreichen, wenn die Sanierungsquote deutlich erhöht wird. Wir dürfen dabei nicht allein auf bundespolitische Signale hoffen, sondern müssen auch auf kommunaler Ebene etwas dafür tun.« Bei der Oberallgäuer Energiekonferenz wurden zwei Beispiele mustergültiger Sanierung vorgestellt. Beide Projekte erhielten Landkreis-Förderung

Kurzinfo Mehr Informationen zur Förderung des Landkreises Oberallgäu und staatliche Förderprogramme unter www.eza.eu

allgäu ALTERNATIV

39


Energiesparen

Heizen mit moderner Technik Viele Lösungen helfen beim Sparen Richtig geplant und durchgeführt, zählt der Austausch der alten Heizung zu den effektivsten Sanierungsmaßnahmen überhaupt. Ob Brennwertkessel, Pellets- und Hackschnitzelheizung oder Wärmepumpe – zur Auswahl stehen die verschiedensten Möglichkeiten. Welche die passende ist, hängt von den jeweiligen Rahmenbedingungen ab. om Konstant-Temperatur- zum Niedertemperatur-Kessel und schließlich zur BrennwertTechnik – auch vor den Heizungssystemen hat der technische Fortschritt nicht haltgemacht. Auf der Suche nach neuen Lösungen ging es dabei immer um eine bessere Regulierbarkeit und höhere Energieeffizienz. Während museumsreife KonstanttemperaturKessel kaum noch in Kellern deutscher Häuser anzufinden sind, tun vielerorts nach wie vor 30 Jahre alte Niedertemperatur-Kessel ihren Dienst. Fast zwei Drittel aller in Deutschland betriebenen Heizkessel arbeiten noch mit diesen technisch veralteten Anlagen. Zwar ist deren Betrieb gesetzlich zulässig, dennoch empfehlen Experten wie Steffen Riedel vom Energieund Umweltzentrum (eza!), die Anlage gegen einen energiesparenden Brennwertkessel auszutauschen – oder gleich eine Holzpelletheizung einzubauen, falls man von Öl oder Gas auf einen regenerativen Brennstoff wechseln will. Anders als ein Niedertemperatur-Kessel entzieht der Brennwertkessel dem Abgas, das bei der Verbren-

V

Fotos: eza!

Wichtiger Bestandteil der Heizungserneuerung ist der Einbau einer Hocheffizienzpumpe, mit deren Hilfe Energiekosten spürbar gesenkt werden

40

allgäu ALTERNATIV

nung von Öl oder Gas entsteht, neben der fühlbaren Wärme zum großen Teil die im Wasserdampf des Abgases enthaltene Verdampfungswärme und führt diese dem Heizungssystem wieder zu. Das macht das System so effizient, wie Riedel aus eigener Erfahrung weiß. So sank der Heizenergieverbrauch in seinem Einfamilienhaus durch die Umstellung von einem Niedertemperatur- auf einen Gasbrennwertkessel um sage und schreibe 20 Prozent. Dieser Spitzenwert ist aber laut Riedel nur möglich, weil die Gebäudehülle ein paar Jahre zuvor schon gut gedämmt worden war und die Heizungsanlage daher mit niedrigen Vor- und Rücklauftemperaturen (55 bzw. 45 Grad Celsius) betrieben werden kann. Ein Bereich, in dem die Brennwerttechnik besonders effizient arbeitet, weil dann den Abgasen durch Kondensation mehr Wärme entzogen wird. Durch die Nutzung der Verdampfungsenergie des kondensierenden Wasserdampfes, der bei der Verbrennung von Öl und Gas und auch Holzpellets entsteht, erreichen Brennwertkessel einen Wirkungsgrad von 98 Prozent, während Niedertemperatur-Kessel mit einem Wirkungsgrad von nur 60 bis 80 Prozent regelrechte Energieschleudern sind. Dabei spielt es keine wesentliche Rolle, wie alt die Anlage ist, betont der gelernte Heizungsbauer, der auch als Dozent an der Hochschule Kempten sein Wissen weitergibt. »Es kommt auf die Technik an.« Brennwertkessel, die sowohl als Gas- als auch als etwas teurere Öl-Variante angeboten werden, sind seit knapp 20 Jahren auf dem Markt, »aber immer noch Stand der Technik« (Riedel). Aussagen, dass nach 15 Jahren generell über den Kesselaustausch nachgedacht werden sollte, auch, wenn es sich um einen Typ mit Brennwerttechnik handelt, hält Riedel deshalb für fragwürdig. »Wird ein Brennwertkessel regelmäßig alle zwei Jahre von einem Fachmann gewartet, arbeitet er über sehr lange Zeiträume zuverlässig und effizient.« Auskunft, ob eine Heizungserneuerung nötig ist, kann insbesondere der Kaminkehrer geben, so Riedel. »Der kommt regelmäßig ins Haus und kontrolliert die Verbrennungswerte. Und wenn die nicht mehr stimmen, spricht vieles für einen Heizungsaustausch.« Dabei


sollte der Grenzwert für die Abgasverluste nach der ersten Bundesimmissionsschutzverordnung beachtet werden: Für Kessel mit weniger als 50 kW Nennwärmeleistung sind es neun Prozent. Wenn der Kessel diesen Grenzwert erreicht oder knapp unterschreitet und die Verordnung also gerade noch erfüllt, sollte er dennoch ausgetauscht werden. Kommt die Leistungsfähigkeit der Brennwerttechnik vor allem bei möglichst niedrigen Rücklauftemperaturen zum Tragen, sind auch bei den üblichen Auslegungstemperaturen von (75°C Vor- und 60°C Rücklauftemperatur) aufgrund der gleitenden Betriebsweise der Kesselwassertemperatur hohe Nutzungsgrade zu erwarten. »Vorausgesetzt, der Installateur regelt das Heizungssystem richtig ein«, fügt Steffen Riedel hinzu. Dazu zähle insbesondere der hydraulische Abgleich. »Der ist für den effizienten Betrieb einer Anlage von sehr großer Bedeutung.« Der hydraulische Abgleich sorge dafür, dass innerhalb eines Heizungssystems jeder Heizkörper nur die gerade nötige Wassermenge aus dem Heizungsnetz entnimmt. Der Heizkörper kann dann die zugeführte Wärmemenge an den Raum abgeben, und das Heizungswasser kühlt sich deutlich ab. Diese kühlere Heizungsrücklauftemperatur führt zu Wirkungsgradsteigerungen an der gesamten Heizungsanlage. Fehlt der hydraulische Abgleich, werden Heizkörper, die nahe zur Heizungspumpe stehen, überversorgt. Weiter entfernt liegende Heizkörper – beispielsweise in oberen Stockwerken – werden dagegen verzögert warm. Wer seine Heizung erneuern und gleichzeitig auf nachwachsende Rohstoffe zur Wärmeerzeugung umsteigen will, findet in der Holzpellet-Heizung eine interessante und wirtschaftliche Lösung – ganz abgesehen von den ökologischen Aspekten. Holz ist ein erneuerbarer Brennstoff aus der Region und kann als CO2-neutraler Energieträger genutzt werden. Zwar lässt sich nach Auskunft von Steffen Riedel mit dem Austausch eines Niedertemperaturkessels durch eine neue Pelletsheizung der Energieverbrauch im Regelfall nicht spürbar senken. »Aber die Brennstoffpreise sind niedriger«, erklärt der eza!-Experte. Liegt der Preis für eine Kilowattstunde bei Gas oder Heizöl derzeit bei sieben bis acht Cent, sind es bei Pellets fünf Cent. Holzpellet-Heizungen laufen vollautomatisch über eine Fördereinrichtung und sind genauso komfortabel wie eine Gas- oder Ölheizung. Mit Holzpellets können Zentralheizungen, aber auch Einzelöfen im Wohnraum betrieben werden. Der Staub- und Feinstaubausstoß ist im Vergleich zu anderen Holzfeuerungsanlagen sehr gering. »Es gibt auch mindestens ein Holzpelletbrennwertkessel-Modell auf dem Markt«, berichtet Riedel. Dieser Kessel der Firma Ökofen erreicht nach Aussage des Herstellers einem perfekten Wirkungsgrad. Eine Alternative, die sich vor allem dann anbietet, wenn der Rohstoff Holz bereits vorhanden ist (wie

Förderung für den Heizungsaustausch Je nach Art der neuen Heizung gibt es Fördermittel von unterschiedlichen Stellen: Von der staatlichen KfW-Bank gibt es Zuschüsse für Heizungen mit fossilen Brennstoffen (Gas- und Ölbrennerkessel, Blockheizkraft werke und Fernwärmeanschlüsse). Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, BAFA, fördert dagegen mit regenerativen Energiequellen betriebene Heizungen (Holzheizungen, Solarthermie und Wärmepumpen). Normalerweise kann man nur von einer der beiden Stellen eine Förderung bekommen. Einzige Ausnahme: Sie sanieren das komplette Haus zum Effizienzhaus. Dann darf bei der KfW und beim BAFA Geld beantragt werden.

Die KfW fördert nicht nur die neue Heizung selbst, sondern auch eine Vielzahl von Nebenarbeiten. Darunter sind etwa die Erneuerung des Schornsteins und die Entsorgung des alten Öltanks. Zuschüsse für Gasbrennwertkessel, Öl- und Gas-Blockheizkraftwerke oder Fernwärmeanschlüsse beantragt ein Energieberater für den Hausbesitzer bei der KfW. Die Obergrenze für den Zuschuss je Wohneinheit liegt bei 3750 Euro (7,5 Prozent der Investition), sofern der Bauherr die Investitionskosten selbst aufbringt. Zuschüsse für Heizungen mit regenerativer Energie und WärmepumpenHeizungen beantragt der Hausherr direkt bei der BAFA, und zwar nach Einbau der Heizanlage. Die Zuschüsse liegen im Bereich von 1000 bis 2500 Euro je Anlage plus Sonderboni.

zum Beispiel in landwirtschaftlichen Betrieben), stellt die Hackschnitzel-Heizung dar. Hackschnitzel gelten derzeit nach Expertenmeinung als günstigster Brennstoff auf dem Markt. Zwar ist die Anlagentechnik teurer als bei herkömmlichen Heizungen. Durch die Heizkostenersparnis rechnen sich die Mehrkosten in der Regel erst bei Anlagen ab einer Größe von ungefähr 30 kW. Für eine emissionsarme Verbrennung einer Hackschnitzel-Heizung ist es wichtig, das richtige Holz zu verwenden und der Anlage kein verschmutztes, morsches oder nasses Material zuzuführen. Die Brennstoffnachlieferung bei der Feuerung geschieht vollmechanisiert. Die Hackschnitzel dem Brennofen werden über Förderschnecken zugeführt. Gute Anlagen übernehmen einen Teil der Wartungsarbeiten wie die Reinigung der Heißluftkanäle bereits selbst. Die anfallende Asche wird in einer Box gelagert, die immer wieder geleert werden muss. Es gibt mittlerweile auch Heizkessel, die wahlweise mit Holzpellets oder mit sehr hochwertigen, trockenen Hackschnitzeln betrieben werden können. Auch Scheitholz-Zentralheizungen erreichen mittlerweile hervorragende Wirkungsgrade und erfordern je nach Auslegung des Pufferspeichers eine manuelle Beladung des Kessels nur noch alle ein bis drei Tage. Beim Kauf sollte auf einen modernen »Holzvergaserkessel« mit Leistungs- und Feuerungsregelung geachtet werden. Unumgänglich sind bei ScheitholzZentralheizungen Pufferspeicher. Aber auch Holzpellet- und Hackschnitzelheizungen sollten mit Pufferspeicher betrieben werden, da die Anlagen wegen der dann reduzierten Zünd- und Ausglimmphasen wesentlich effizienter und sauberer betrieben werden können. Ein neuer Scheitholzkessel sollte nach Möglichkeit schon jetzt die besseren Grenzwerte nach der

allgäu ALTERNATIV

41


Energiesparen

Die Arbeit eines Profis sieht anders aus. Der Einbau des Heizkessels gehört in die Hände eines Fachmanns

Bundesimmissionsschutzverordnung erfüllen, die erst ab 2017 Pflicht werden. Gänzlich ohne Brennstoff kommen Wärmepumpen als Heizquellen aus. Allerdings müssen dafür bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, schränkt Riedel ein. So sind zur Wärmeabgabe für eine Wärmepumpe Fußboden- oder Wandflächenheizung geeignet, da bei diesen Systemen die Wärmeabgabe auf einem sehr niedrigen Temperaturniveau erfolgt – anders als konventionelle Heizkörper, die auf 50 oder gar 70 Grad Celsius ausgelegt sind, weshalb der Einbau einer Wärmepumpe in diesen Fällen wenig Sinn macht. Auch eine gut gedämmte Gebäudehülle mit geringen Wärmeverlusten ist von großem Vorteil. Wärmepumpen nutzen die Umgebungswärme zum Heizen. Dabei wird eine Wärmequelle wie beispielsweise das Erdreich oder das Grundwasser abgekühlt, die dabei gewonnene Energie wird über die Wärmepumpe auf ein höheres Temperaturniveau transferiert und für die Heizung eingesetzt – vergleichbar einem Kühlschrank, nur, dass hier die warme Seite genutzt wird. Angesichts der klimatischen Bedingungen sind Luftwärmepumpen für das Allgäu nicht empfehlenswert und würden nur zu hohen Stromkosten führen. Ausgenommen davon sind Passivhäuser, für die es sehr gute Kompaktgeräte für die Heizung und die Lüftung gibt, in denen eine Kleinstwärmepumpe die Abluft noch weiter herunterkühlt und damit die Wärme und Warmwasser erzeugt. Elektrisch angetriebene Wärmepumpen liefern – bei gut geplanten Anlagen – bis zu viermal mehr Wärme als sie an Strom verbrauchen. In der Gesamtbilanz muss allerdings berücksichtigt werden, dass bei der Strom-

Tipps vom Experten Sparsam heizen mit moderner Technologie Die Heizkörper alter Heizungsanlagen sind in der Regel großzügig bemessen und daher oft auch für den Betrieb einer Brennwertheizung oder sogar einer Wärmepumpe geeignet, wenn eine Wärmedämmung der Gebäudehülle erfolgt ist. Bei falschem Rohrquerschnitt, mangelhaften Rohrdurchführungen oder falsch dimensionierten Pumpen kann es zu störenden Geräuschen und überflüssigem Stromverbrauch kommen. Die Umwälzpumpe läuft während der gesamten Heizperiode und verursacht Stromkosten von ca. 100 Euro im Jahr. Mit einer angepassten, drehzahlgeregelten Hocheffizienzpumpe lässt sich der Betrag halbieren oder dritteln. Die Wärmedämmung von Heizungsrohren und Armaturen darf an Übergängen, Bögen und Verzweigungen keine Lücken aufweisen. Der hydraulische Abgleich, dies ist die Einre-

42

allgäu ALTERNATIV

gulierung von Heizsträngen und Heizkörpern, ist Voraussetzung für die Versorgung der Heizkörper mit der richtigen Heizwassermenge und wird auch für Förderprogramme gefordert. Um die Vorzüge der neuen Heizung vollständig zu nutzen, muss die Regelung sachgerecht eingestellt sein. Bei der Übergabe der Heizung durch den Fachbetrieb sollten Sie sich in die Bedienung einführen lassen. Eine regelmäßige Wartung verlängert die Lebensdauer und sorgt für einen störungsfreien Betrieb. Die Wahl der Heizflächen kann Auswirkungen auf die Art der Heiztechnik haben. Neben konventionellen Heizkörpern sind Wand- oder Fußbodenheizungen möglich. Durch die großen Abstrahlflächen verbreiten sie schon bei verhältnismäßig geringen Heiztemperaturen eine behagliche Wärme. Deshalb lassen sie sich hervorragend mit Brennwertkesseln, Solaranlagen und Wärmepumpen kombinieren.

erzeugung in Kraftwerken im Winter fast drei Teile Energie in Form von Kohle benötigt werden, um einen Teil Strom zu erzeugen. Ein weiterer Schritt Richtung Energieeffizienz ist die brennstoffbetriebene Wärmepumpe. Für den Einfamilienhausbereich brachte beispielsweise die Firma Viessmann im vergangenen Jahr die gas- oder ölbetriebene Zeolith-Adsorptionswärmepumpe Vitolasorp 200-F auf den Markt. Gegenüber der Brennwerttechnik liefert sie einen Effizienzsprung von bis zu 25 Prozent. Die Vitolasorp-200-F-Wärmepumpe ist eine Kombination aus Gas- oder Öl-Brennwertkessel und Adsorptionswärmepumpe in einem Gehäuse. Durch die Einkopplung von Wärme aus dem Erdreich oder von Solarenergie über das Wärmepumpenmodul können noch höhere Norm-Nutzungsgrade erreicht werden. Damit ist nach Riedels Ansicht »bei der brennstoffbetriebenen Wärmeerzeugung in Sachen Effizienz das Ende der Fahnenstange erreicht«. Ganz neu auf dem Markt sind sogenannte Brennstoffzellen-Heizgeräte, die im Vergleich zu Brennwertkesseln zusätzlich zur Wärme Strom produzieren. Allerdings sind die Anschaffungskosten mit 30.000 bis 35.000 Euro – inklusive Montage – noch sehr hoch, auch, wenn der Staat Brennstoffzellen-Heizgeräte als besonders energieeffiziente Zukunftstechnologie fördert. So erhalten Betreiber nach dem Kraft-WärmeRückkoppelungs-Gesetz für jede erzeugte Kilowattstunde Strom 5,41 Cent. Zudem wird am Jahresende die Energiesteuer auf den Gasverbrauch der Brennstoffzelle erstattet. Gerade bei den vielen Sonnenstunden und den niedrigen Temperaturen in der Übergangszeit macht es im Allgäu Sinn, eine Solaranlage neben der Brauchwassererwärmung auch zur Heizungsunterstützung einzusetzen. Die Solartherme bringt viele Vorteile: So spart man nicht nur die Energie, die sonst für die Wärmeversorgung aufgebracht werden musste. Im Sommer kann der Heizkessel oder der elektrische Durchlauferhitzer abgeschaltet werden. Damit verringert sich deren Verschleiß erheblich. Eine Solaranlage bietet auch ein Stück Unabhängigkeit gegenüber Preissteigerungen und ist ein sichtbarer Beitrag zu Klimaschutz und Energieeinsparung. So liefern Sonnenkollektoren pro Jahr und Quadratmeter eine Energiemenge von etwa 300 bis 450 kWh, was umgerechnet 30 bis 45 Litern Heizöl entspricht. Und die Technik ist bewährt – man kann mit einer Lebensdauer von mehr als 20 Jahren rechnen. Wichtig sei es, so Steffen Riedel, sämtliche Rahmenbedingungen – wie konventionelle Heizkörper oder Flächenheizung, Zustand der Gebäudehülle – bei der Entscheidung über eine neue Heizung ins Kalkül zu ziehen. »Und auf jeden Fall an den hydraulischen Abgleich denken und die neue Heizung von einem Fachmann sachgerecht einstellen lassen«, rät der eza!Fachmann.


Anzeige

DER PLUG-IN

HYBRID OUTLANDER

Bis zu 52 km elektrisch – bis zu 800 km gesamt.

PLUG-IN HYBRID OUTLANDER 2.0 MIVEC 4WD **

34.790 EUR Abb. zeigt Ausstattungsvariante TOP

Er fährt mit Strom und Benzin, rein elektrisch bis zu 52 km und kombiniert bis zu 800 km. Der Plugin Hybrid Outlander, ein echter SUV mit großem Innen- und Laderaum, dazu überaus komfortabel und gerade im rein elektrischen Fahrbetrieb – ganz ohne Motorgeräusch – auch beeindruckend leise. Und der Strom? Den kann man u. a. bequem zu Hause aufladen. * 5 Jahre Herstellergarantie bis 100.000 km und zusätzlich 5 Jahre Mobilitätsgarantie gem. der Allianz Global Assistance. Details unter www.mitsubishi-motors.de/garantie

** NEFZ (Neuer Europäischer Fahrzyklus) Messverfahren ECE R101, Gesamtverbrauch Plug-in Hybrid Outlander: Stromverbrauch (kombiniert) 13,4 kWh/100 km; Kraftstoffverbrauch (kombiniert) 1,9 l/100 km; CO2-Emission (kombiniert) 44 g/km; Effizienzklasse A+. Die tatsächlichen Werte zum Verbrauch elektrischer Energie / Kraftstoff bzw. zur Reichweite hängen ab von individueller Fahrweise, Straßen- und Verkehrsbedingungen, Außentemperatur, Klimaanlageneinsatz etc., dadurch kann sich die Reichweite reduzieren.

Autohaus Sirch GmbH Dr.-Karl-Lenz-Str. 27 87700 Memmingen Telefon 08331/96840


Spar-Hilfe

Mehr als Energieberatung Energy Consulting Allgäu erweitert Angebot Seit 2006 gibt es die Firma Energy Consulting Allgäu mit Sitz in Kempten. Was als Kernteam mit drei Personen begann, hat sich zu einer Unternehmensberatung mit über 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemausert. Zum Jahresbeginn 2015 ist die Firma vom Cometa-Gründerzentrum in die Messerschmittstraße 5 umgezogen.

Bereits gut eingespielt am neuen Arbeitsplatz

Im Schulungsraum stehen alle notwendigen Medien zur Verfügung

n fast zehn Jahren hat die Energy Consulting Allgäu GmbH über 500 Firmen in Sachen Energieeffizienz beraten. Für die Unternehmen hat sich daraus ein wirtschaftlich sinnvolles Einsparpotenzial von mehreren Millionen Euro ergeben. Zu Beginn ihrer Arbeit mussten die Fachleute von Energy Consulting Allgäu oftmals Aufklärungsarbeit leisten. »Viele Unternehmer verstanden unter Energieeffizienz die Tatsache, dass sie eine Solaranlage auf dem Dach installiert hatten«, erinnert sich Ge-

I

schäftsführer und Firmengründer Matthias Voigtmann. Mittlerweile ist das Thema Energieeffizienz in den meisten Firmen angekommen – nicht zuletzt durch gezielte Fördermaßnahmen der Bundesregierung. Energieberatungen und die Einführung von Energiemanagementsystemen werden finanziell oder durch Steuerermäßigungen unterstützt. »Jeder Euro, der an Kosten eingespart wird, erhöht den Gewinn eines Unternehmens um genau diesen Euro«: Diese Botschaft ist es, mit der die Energy


Fotos: Dominik Ultes, Energy Consulting Allgäu

Anzeige

Willkommen bei Energy Consulting Allgäu in der Messerschmittstraße 5 in Kempten

Consulting Allgäu den unternehmerischen Erfolg ihrer Kunden positiv mitgestalten und sichern hilft. Hierzu entwickelt man gemeinsam und vor Ort Strategien, die Prozesse optimieren, Kosten senken und nachhaltiges Wachstum ermöglichen. Inzwischen geht es im Beratungsgespräch mit den Fachleuten von Energy Consulting Allgäu nicht mehr nur um Energie-, sondern auch um Ressourceneffizienz: »Durch sorgsamen Umgang mit den Produktionsstoffen kann ein Unternehmen seine Effizienz erheblich steigern«, so Voigtmann. »Wir treten grundsätzlich nur im Team auf«, stellt Matthias Voigtmann klar. Das gehört zur Methode der Unternehmensberatung in Energiefragen. Die Spezialisten aus Kempten analysieren den Produktionsprozess mitsamt Querschnittstechnologien und stellen anhand weniger Daten wie beispielsweise Temperaturen oder Produktionsmengen fest, wo die »Verschwender« zu finden sind. »Unsere Fachleute verfügen über eine breite Wissensbasis und Erfahrung in der Beratung, Planung und Projektierung sowie der Implementierung von Energie- und Umweltmanagementsystemen«, so der Geschäftsführer. Beispiele für die erfolgreiche Arbeit von Energy Consulting Allgäu gibt es mittlerweile zuhauf, vom Allgäu bis nach Ostwestfalen, vom Ruhrgebiet bis nach Berlin, und sogar in Ägypten, Thailand und Kenia. Jede Beratung, ganz egal, wo sie stattfindet, steht und fällt mit soliden Wirtschaftlichkeitsberechnungen der Effizienzmaßnahmen: »Wir wissen, dass ein Unternehmer wirtschaftlich belastbare Entscheidungskriterien in der Hand haben muss, bevor er sein Geld ausgibt«, betont Matthias Voigtmann.

allgäu ALTERNATIV

45


Auszeichnung

Branchen-Oscar für Biohotel Eggensberger hat die Nase vorn Mit der Wellness Aphrodite werden die besten Wellnesshotels im deutschsprachigen Europa ausgezeichnet. Der renommierte Preis gilt als Oscar der Branche. Groß war die Freude bei Heike und Andreas Eggensberger vom Biohotel Eggensberger in Hopfen am See, als sie im österreichischen Telfs die goldene Siegertrophäe in der Kategorie Ökologie und Nachhaltigkeit entgegennehmen konnten.

instimmig würdigte die Jury das Viersternehotel als Vorzeigebetrieb in Sachen Ökologie und Nachhaltigkeit. »Die Inhaber stehen voll hinter ihrem Konzept, das von den elektrosmogreduzierten Zimmern über die Bio-Küche bis hin zu E-Mobilität und der modernen Speicheranlage für Solarenergie reicht«, heißt es zur Begründung. Seit über zehn Jahren Mitglied der Bio-Hotels, biete das Hotel Entspannung auf natürliche Art mit einem Umweltkonzept, das nicht nur vorbildlich umgesetzt, sondern auch ohne erhobenen Zeigefinger gegenüber den Gästen kommuniziert werde. Die Jury gratulierte der Inhaberfamilie zu diesem konsequenten Engagement für die Umwelt. »Wir freuen uns natürlich sehr, dass unser Einsatz mit so einem renommierten Preis gewürdigt wird«, so Hotelchef Andreas Eggensberger. Täglich neu lebe man das Selbstverständnis und die Verant-

E

Andreas und Heike Eggensberger freuen sich über den Gewinn der Wellness Aphrodite 2014 in Telfs

Fotos: Hotel Eggensberger

Ein Gemeinschaftserfolg: Das gesamte Team des Biohotels Eggensberger freut sich über den Gewinn der Wellness Aphrodite 2014

46

allgäu ALTERNATIV

wortung als Biohotel und Gesundheitszentrum. Ihr persönliches Engagement beruhe schlichtweg auf der Liebe zur Heimat und der Verbundenheit mit der Natur. Dabei schaffe das über Jahre entwickelte und immer weiter verbesserte Umweltkonzept eine Win-winSituation: weniger Belastung für die Natur bei gleichem Komfort für die Gäste und zusätzlichem Mehrwert, etwa in Form von klimaschonender Mobilität am Urlaubsort oder der geförderten Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Im letzten Jahr nahm das Hotel die größte Speicheranlage für Solarstrom in der Hotellerie in Betrieb. Dadurch tanken nicht nur die Elektro-Autos und -Fahrräder 100 Prozent hoteleigenen Sonnenstrom. Knapp 40 Prozent des gesamten Strombedarfs deckt das Hotel mit Sonnenenergie dank des intelligenten Energiekonzeptes. Jährlich wird die WellnessAphrodite in acht Kategorien verliehen – darunter Wellness-Küche, SpaDesign, Ökologie und Nachhaltigkeit sowie Gesamtkonzept. Den Preis einer Kategorie erhält eines von vier nominierten Hotels.


Bauen

Jobmotor in den Kommunen Sanieren als lokale Wertschöpfung

Foto: IÖW

Die energetische Sanierung von Gebäuden ist zu einem wichtigen Faktor für die regionale Wirtschaft geworden. So führt das Dämmen von Außenwänden und Dächern oder das Sanieren von Heizungsanlagen nicht nur zum Energiesparen und leistet dadurch einen Beitrag zum Klimaschutz, sondern schafft zudem vor Ort Jobs und Einkommen. Die Studie »Kommunale Wertschöpfungseffekte durch energetische Gebäudesanierung« berechnete diese Effekte nun erstmals für Deutschland Die Leiterin des IÖW-Projektes, Dr. Julika Weiß

isher gab es nur wenige Erkenntnisse zu den regionalökonomischen Effekten der Gebäudeenergieeffizienz«, sagt Dr. Julika Weiß, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und Leiterin des Projektes. »Die Studie zeigt, dass viele Kommunen wirtschaftlich stark von der energetischen Sanierung des Gebäudebestandes profitieren können. Gerade diese positiven Effekte für die regionale Ökonomie können Akteure und Kommunen motivieren, sich für die Energiewende vor Ort einzusetzen.« Das Ergebnis der Studie ist beeindruckend: Rund 14 Milliarden Euro Wertschöpfung und etwa 278.000 Vollzeitarbeitsplätze, bezogen auf das Jahr 2011, wurden darin erfasst. Der Bericht enthält Abschätzungen für vier fiktive Beispielkommunen, die verschiedene Größen und geografische Lagen in Deutschland repräsentieren. Der Anteil der energetischen Gebäudesanierung an ihren Steuereinnahmen erreicht bis zu 1,9 Prozent. Julika Weiß: »Diese Einnahmen kommen Kommunen zugute, die Gebäudesanierung fördern, zum Beispiel mit Beratungsmaßnahmen und Infokampagnen. Im Idealfall refinanzieren sich die Kosten solcher Maßnahmen für die Kommune durch die wirtschaftlichen Effekte der angestoßenen Investitionen. Wenn Kommunen sich dies vor Augen führen, sehen sie womöglich neuen Spielraum, Klimaschutz vor Ort voranzubringen.« Voraussetzung für das Gelingen der Energiewende und für das Entstehen von kommunaler Wertschöpfung ist allerdings, dass ausreichend viele Unternehmen in der Region ansässig sind, um die Nachfrage nach energetischer Gebäudesanierung zu dekken. Das Allgäu hat in dieser Hinsicht nicht zuletzt

B

wegen der Pionierarbeit der eza! die Nase weit vorne. »Gerade für hochwertige Sanierungsmaßnahmen ist es von Bedeutung, ob die Handwerksbetriebe und Architektur- und Planungsbüros Kenntnisse zu Sanierungen auf Passivhausniveau oder zum Einbau von erneuerbaren Energien in die Heizungsanlagen von Bestandsgebäuden haben. Hier handelt es sich oft um anspruchsvolle und qualifizierte Arbeitsplätze«, so Julika Weiß. »Neben fehlender Spezialisierung kann auch eine hohe Auslastung des lokalen Handwerks ein Hemmschuh sein.« Dies ist im Allgäu allerdings weniger zu befürchten, da die Architekturbüros und die Handwerksbetriebe sich sehr früh mit der Gesamtthematik beschäftigt und entsprechende Kapazitäten aufgebaut haben. Es macht sich eher die »politische Konjunkturbremse« von Bund und Land in Bezug auf die Energiewende bemerkbar. Es ist in der Region Allgäu eine gewisse Orientierungslosigkeit für die Zukunftsplanung festzustellen. Und gerade bei kleineren Betrieben führt das bereits zum Abbau von Sanierungs-Kapazitäten.

Kurzinfo Die Studie »Kommunale Wertschöpfungseffekte durch energetische Gebäudesanierung« (KoWeG) hat das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung mit der Ecofys Germany GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit im Rahmen seiner Nationalen Klimaschutzinitiative durchgeführt. Ziel der Studie war es, durch die Berechnung der kommunalen Wertschöpfungseffekte die

Akzeptanz für die energetische Gebäudesanierung bei den Akteuren vor Ort (Politik, Hauseigentümer, Mieter, Unternehmen etc.) zu steigern und damit zu einer Erhöhung der Sanierungsraten beizutragen. Der Bericht »Kommunale Wertschöpfungseffekte durch energetische Gebäudesanierung« steht zum Download bereit unter: https://www.klimaschutz.de/sites/default/ files/article/141028%20Endbericht_KoWe G_final_0.pdf

allgäu ALTERNATIV

47


E-Mobil

Outlander fürs Allgäu Hybrid-Mitsubishi im Alltagstest Wo testet man einen SUV (Sport Utility Vehicle) am besten? Auf der Autobahn? Im Stadtverkehr? Nicht nur – sondern auch auf Waldwegen und im Gelände. Das Autohaus Sirch in Kempten stellte uns testweise einen Mitsubishi Outlander mit Plug-in-Hybridtechnik zur Verfügung. Wir haben Mitarbeiter der Waldbesitzervereinigung gebeten, mit diesem Fahrzeug ihren »normalen Aufgaben« nachzukommen

itsubishi brachte bereits 2009 das erste alltagstaugliche Elektroauto auf den Markt und wirbt, damit noch heute führend in diesem Marktsegment zu sein. Der neue Plugin-Hybrid Outlander ist eine konsequente Fortsetzung dieser Entwicklung. Er vereint alle Vorzüge eines Elektroautos mit denen eines SUV. Mit diesem Auto kann der Käufer alltägliche Fahrten ganz ohne Benzin und ohne C02-Ausstoß bewältigen. Dabei muss er nicht auf den Allradantrieb, reichlich Platzangebot und auf den üblichen Komfort verzichten. Der Outlander ist derzeit der einzige Plug-in-Hybrid-SUV der Welt. Dieses Fahrzeug sollten Bernhard Vollmar (Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Kempten) und Julia Beyrer für allgäuALTERNATIV erproben, den Test führte letztlich die Diplom-Ingenieurin Bey-

M

48

allgäu ALTERNATIV

rer durch. Vom Markenverantwortlichen des Autohauses Sirch in Kempten, Johann Martschini, bekamen die beiden Forstleute eine Einweisung in die »Geheimnisse« des Outlander, der mit einer vollgeladenen Batterie bis zu 52 Kilometer rein elektrisch fahren kann (ihren Eindruck vom Fahrzeug lesen sie im Interview auf der nächsten Seite).

Die »Qual der Wahl« Mit den beiden Elektromotoren sind die üblichen täglichen Fahrten zur Arbeit, zur Schule oder zum Einkaufen in der Regel ohne Benzin, ohne störende Motorgeräusche und ohne C02-Emission möglich. Sollte es einmal mehr sein, kommt der zusätzliche Benzinmotor zum Einsatz. Denn der SUV von Mitsubishi verfügt über einen konventionellen und spar-


Praxistest: Der Outlander im Forstbetrieb Diplom-Ingenieurin Julia Beyrer von der Forstbetriebsgemeinschaft Kempten, Land und Stadt e.V. hat den Plug-in-Hybrid Outlander von Mitsubishi privat und bei der Arbeit ausprobiert. Sie beantwortete anschließend die Fragen von allgäuALTERNATIV.

Fotos: Sven Abend, WBV Kempten, Dominik Ultes

Johann Martschini vom Autohaus Sirch zeigt, wo herkömmlicher Sprit getankt wird

Die Forstleute Bernhard Vollmer und Julia Beyrer stellen fest: genug Platz im Kofferraum für die Dienstausrüstung

samen 2.0-Liter-Benzin-Motor. Dabei kommt eine ausgeklügelte Kombination zum Einsatz: Im rein elektrischen EV-Modus fährt der Kunde ohne Benzin und damit völlig emissionsfrei. Der serielle Hybrid-Modus, bei dem der vom Benzinmotor angetriebene Generator die Fahrbatterie mit ausreichend Energie versorgt, wird dann aktiviert, wenn der Fahrer mal kraftvoll beschleunigt. Für längere Fahrten ist der parallele Hybrid-Modus perfekt. Dabei fährt der Outlander mit dem Benzinmotor und zusätzlich mit dem hinteren Elektromotor. Doch egal, welcher Fahrmodus gerade in Aktion tritt: Der Fahrer merkt so gut wie nichts davon, denn die Abstimmung läuft vollautomatisch.

Schnellladung in 30 Minuten Beim Aufladen der Batterie haben die Nutzer zwei Möglichkeiten. Normalerweise wird es genügen, den Outlander über Nacht an eine haushaltsübliche Steckdose anzuschließen. Wenn es allerdings schneller gehen soll, genügen 30 Minuten an einer speziellen Schnellladestation, und die Batterie ist schon wieder zu 80 Prozent aufgeladen. Außerdem lädt sich die Batterie im Hybrid-Modus auch während der Fahrt über den Benzinmotor wieder auf. Mitsubishi versichert, dass man im Hybrid-Betrieb bei optimaler Fahrweise mit einer Tankfüllung bis zu 800 Kilometer weit kommt. Schnell, einfach, übersichtlich und fortlaufend wird der Fahrer über die Kapazitäten der Batterie und den aktuellen Fahrmodus informiert.

Sie haben ein Fahrzeug testen können, das derzeit Julia Beyrer vom WBV Kempten war noch einzigartig ist. Konnten Sie sich schnell an den mit dem Outlander unterwegs Outlander gewöhnen? Ja, die Eingewöhnung ging schnell, guter Überblick im Straßenverkehr. Der Aufbau der Bedienelemente und Armaturen dieses Fahrzeugtyps war mir bekannt, deshalb einfache Bedienung. Für Nicht-Kenner ist das Auto vielleicht anfangs etwas unübersichtlich. Welche Strecken fahren Sie im beruflichen Einsatz? Mehr Kurzstrecken oder mehr Langstrecken? Zwischen 40 und 100 Kilometer am Tag, je nach Terminlage. Etwa zweimal pro Monat auch Langstrecken. Wir haben Sie als Tester ausgewählt, weil Sie als Vertreter der Waldbesitzervereinigung öfter als die meisten SUV-Nutzer auf ein geländegängiges Fahrzeug angewiesen sind. Wo waren Sie damit unterwegs? Von meinem Zuhause ins Büro Teilstrecke über Land und Autobahn. Eine Langstrecke etwa 160 Kilometer. Gut ausgebaute Forststraßen im Wald. Hat sich der Outlander Ihrer Meinung nach abseits der gepflegten Straßen bewährt? Ja, allerdings würde man aufgrund der Fahrzeuglänge bei schmalen Forstwegen oder Sackgassen Probleme beim Wenden bekommen. Konnten Sie die Sonderausstattungen des Outlander (Auffahrwarnsystem, Spurhaltesystem und die Adaptive Tempoautomatik) testen? Auffahrwarnsystem und Spurhaltesystem wurden nicht getestet. Die Adaptive Tempoautomatik hat funktioniert und ist sehr komfortabel. Der Outlander fährt mit E-Antrieb und mit Benzinmotor. Haben Sie gravierende Unterschiede feststellen können? Im E-Antrieb beschleunigt das Fahrzeug nicht so schnell beziehungsweise. schaltet dann kurzfristig auf Benzin um (kann aber auch an der Automatik liegen). Natürlich ist auch der EVerbrauch auf der Autobahn erhöht. Das Fahrzeug scheint bei Kurzstrecken oder in der Stadt die in der Broschüre angegebenen 52 Kilometer elektrisch bei voller Ladung zu schaffen (mit Aufladung während der Fahrt). Bei Umschaltung auf Benzin ist meinem Gefühl nach der Verbrauch auch etwas höher als beispielsweise bei einem VW Golf, im Vergleich zu meinem Dienstfahrzeug Suzuki Grand Vitara (Allrad) ist er jedoch etwas ökonomischer. Mal abgesehen von den Anschaffungskosten: Könnten Sie sich vorstellen, den SUV von Mitsubishi als Dienstfahrzeug im täglichen Gebrauch zu nutzen? Prinzipiell ja. Aufgrund komfortabler Fahrweise, ökologischem Aspekt. Der SUV bietet ausreichend Platz für alle Forstutensilien. Wegen der Fahrzeuggröße ist er eventuell etwas unpraktisch auf schlechten, schmalen Forstwegen. Der Allrad konnte nicht in Extremsituationen (Schnee, Steilhang) getestet werden, daher kann dieses Kriterium nicht bewertet werden. Wie fällt Ihr Gesamturteil aus? Aufgrund des Preises käme dieses Fahrzeug für uns nicht infrage. Da bei uns viele Forstwege sehr unwegsam sind und häufig als Sackgasse enden, verliert das Fahrzeug an Pluspunkten, da es insgesamt zu groß dimensioniert ist. Wer aber nur auf Straßen und guten Forstwegen unterwegs ist, viel Platz benötigt und ein Zugfahrzeug möchte, und das alles noch mit ökologischem Faktor, wird sicher Freude an diesem Fahrzeug finden. Positiv zu bewerten ist auch die Lademöglichkeit zu Hause. Natürlich optimal in Verbindung mit einem PV-Modul auf dem Carport.


E-Mobil

Modernste Hybrid-Technik unterwegs auf Allgäuer Feldwegen und Forststraßen

Mit serienmäßigem Allradantrieb, Automatikgetriebe und der erhöhten Sitzposition ist der Outlander gerade auf den Landstraßen im hügeligen Voralpenraum und im bergigen Allgäu auf unebenen Strecken eine gute Alternative zu herkömmlichen SUVs. Zudem kann er als Zugfahrzeug eine Anhängelast von bis zu 1500 Kilo bewegen

Blick auf die »Inneren Werte« Damit sind die »äußeren Werte« des Outlander gut beschrieben. Wie aber sieht es bei der Ausstattung für Fahrer und Beifahrer aus? Da gibt es beispielsweise die getrennt regelbare Klimaautomatik, die Bluetooth-Freisprecheinrichtung mit Audioschnittstelle, den Lichtund Regensensor sowie das »Rockford Fosgate Premium Sound System« mit neun Lautsprechern. Die Rückbank ist im Verhältnis 60:40 teil- und flexibel umklappbar. So werden aus dem regulären 463-Liter-Kofferraum mit wenigen Handgriffen bis zu 1472 Liter Volumen. Das Auffahrwarnsystem erkennt Hindernisse vor dem Fahrzeug und aktiviert bei Bedarf die Bremsen selbsttätig. Dank des Spurhalteassistenten wird der Lenker akustisch und optisch über das Display gewarnt, sobald er unbeabsichtigt die Fahrspur verlässt. Fast schon selbstverständlich ist ein Tempomat. Außerdem passt das Auto sich der Geschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeuges an – der gewünschte Abstand wird beibehalten. Sieben Airbags sorgen zudem für die Sicherheit der Insassen.

50

allgäu ALTERNATIV


Medien BHKW-Kenndaten 2014/2015 Module, Anbieter, Kosten Die 68 Seiten umfassende Broschüre mit Stand vom Herbst 2014 listet die Kenndaten der mehr als 1200 derzeit erhältlichen Blockheizkraftwerke (BHKW) von 66 BHKW-Anbietern auf. Der Leistungsbereich der in der Modulübersicht aufgelisteten BHKW-Aggregate erstreckt sich von der stromerzeugenden Heizung (Mikro-BHKW) für den Einfamilienhausbereich bis zum Großmotor mit mehreren Megawatt Leistung, der in großen Fernwärmenetzen oder Industriearealen zum Einsatz kommt. Die Daten werden aufgeteilt nach eingesetzten Brennstoffen (Erdgas, Flüssiggas, Heizöl, Biogas, Klärgas) und nach vier Leistungsklassen. Im Tabellenteil werden die Module mit allen wichtigen Daten wie Leistungswerten, Abmessungen und Gewicht aufgeführt. Außerdem werden alle BHKW-Hersteller mit Kontaktdaten aufgelistet. Die Broschüre kann bei Amazon oder bei der Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e.V. für 19,90 Euro unter www.asue.de/themen/blockheizkraftwerke/broschueren/bhkw_kenndaten_2014.html bestellt werden

Deutschland – Erneuerbare Energien erleben Baedeker Reiseführer Zwischen Deutschlands Küste und Alpen gibt es viele attraktive Reiseziele, die sich auf unterschiedliche Weise dem Thema Erneuerbare Energien widmen. Vom Offshore-Wind-Park an der Küste bis zur regenerativ versorgten Wander-

hütte im Karwendel, auch die ökologische Brauerei in Leutkirch und die Energiegemeinde Wildpoldsried dürfen in dem neuartigen Reiseführer natürlich nicht fehlen. Alle 190 Reiseziele sind ausführlich beschrieben. Das Spezial »Die Technologien« bietet Wissenswertes, kompakt geschrieben und leicht zu verstehen. Von Martin Frey in Kooperation mit Agentur für Erneuerbare Energien e.V., 195 Seiten, illustriert, Preis: 16,99 Euro, ISBN 978-3-8297-1495-2, Verlag Karl Baedeker, Ostfildern 2014

Wind: Strom für Haus und Hof Bauanleitung mit Konstruktionszeichnungen Eine Bauanleitung mit komplettem Zeichnungssatz für eine kleine Windkraftanlage mit 2,2 Metern Rotordurchmesser. Die Anlage ist leicht und preiswert nachzubauen und liefert bei gutem Wind etwa 200 bis 500 Watt elektrische Leistung, ideal für die Stromversorgung von Garten- und Wochenendhäusern oder als Ergänzung zu Solarstromanlagen. Eine ausführliche und gut bebilderte Bauanleitung auch für Einsteiger, die mit einer nützlichen Kleinanlage beginnen wollen. Von Uwe Hallenga, 94 Seiten, zahreiche

Brennholz Technik & Ästhetik In dem Buch findet der Leser großformatige Fotos und Beschreibungen von ganz besonderen Brennholzstapeln – die es mittlerweile schon nicht mehr gibt, da sie den Weg allen Brennholzes gegangen sind. Der Autor besuchte zahlreiche Holzmacher und fotografierte ihre kreativsten Werke: Brennholz als CarportBegrenzung, als Blickfang im Luxusrestaurant, als Werbeträger, Baustoff und gestalterisches Element in der Kunst, als Sichtschutz, zu Figuren aufgeschichtet oder als neun Meter hoher Turm. Von der Axt über den Spalthammer bis hin zur vollautomatischen Brennholzfabrik beschreibt der Autor außerdem die vielfältige Technik, die beim Holzmachen genutzt wird. Ein Abriss über historisches Waldarbeiterwerkzeug komplettiert das Buch. Von Dieter Biernath, 160 Seiten, 218 Fotos, gebunden, Preis: 24 Euro,

Abb. und Zeichnungen, broschiert, Preis: 9,95 Euro, ISBN 978-3-93689612-1, ökobuch Verlag, Staufen 2012

Energiewende von A-Z Die wichtigsten Begriffe auf einen Blick Die Energiewende ist in aller Munde und mit ihr eine schier unüberschaubare Vielfalt von Begriffen, die in den Erörterungen der einzelnen Themenbereiche Verwendung finden. Hier gibt das Glossar »Energiewende A-Z« Hilfestellung. Ausgewählte Fachvokabel, von A wie Abstandsfläche bis Z wie Zweirichtungszähler werden kurz definiert und in ihren jeweiligen Kontext eingeordnet. Somit hilft das Glossar, im Dschungel der Begrifflichkeiten zur Energiewende die Orientierung zu behalten, und stellt ein nützliches Nachschlagewerk für den energiewirtschaftlichen Tagesgebrauch dar. Das Glossar kann unter www.carmenev.de abgerufen oder als Druckversion kostenfrei bestellt werden. Außerdem steht die Broschüre im Internet auf der Seite des Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie zum Download zur Verfügung (http://www.stmwi.bayern.de/

ISBN 978-3-9805121-3-8,

fileadmin/user_upload/stmwivt/Publik

Forstfachverlag, Scheeßel 2014

ationen/2014/Energiewende_A-Z.pdf)

allgäu ALTERNATIV

51


(Ab)wasserkraft

Energie aus dem Kanal? Sauberer Strom aus schmutzigem Wasser Dem Abwasser unter den Städten und Dörfern Gutes abgewinnen? Dass dies möglich ist, beweist »Blue Synergy« aus Lindau. Sie holt Strom und Wärme aus dem Kanal. Mit inzwischen vierzig Projekten von den Alpen bis zur Waterkant. Wir stellen diese Allgäuer Innovation vor

Die Abwasserturbine von »Blue Synergy« ist überall einsetzbar wo genug Strömung, Gefälle un und eine ausreichende Wassermenge da ist

52

allgäu ALTERNATIV

lue Synergy« entwickelt zum einen eine neue Art von Turbine, die in Kanälen funktioniert – sich dreht und Strom produziert, egal, was kommt. Zweitens baut sie Wärmetauscher-Systeme für Kanäle. Unser Abwasser wandert zwischen 15 und 20 Grad Celsius warm in die Kanalisation, was man an den im Winter dampfenden Kanaldeckeln erkennt. Traumhafte Verhältnisse, wenn man bedenkt, dass sogar schon mit Erdwärme um die fünf Grad Celsius zunehmend Häuser geheizt werden. Mit dieser Nutzung der Abwasser-Wärme begann der Gründer im Jahre 2000. Egal, ob das Klär-

B

werk in Lindau, der Abwasserverband der Stadt Mannheim, die Sparkasse Göppingen oder die Verwaltung des Abwasserzweckverbandes Merseburg: Dort laufen erfolgreich Systeme von »Blue Synergie«. Nach einer 2004 in der Schweiz vorgelegten Studie lassen sich fünf bis zehn Prozent der Heizenergie für alle Gebäude aus dem Abwasser gewinnen. Die Technik über Wärmetauscher (Wasser als Zwischenmedium in einem Metallrohr nimmt die Wärme des außen vorbeifließenden Abwassers auf) ist nichts Neues. Sie wurde schon 1920 entwickelt für Betriebe wie Wäschereien mit richtig heißem Abwasser. Inzwischen kann


Firmenchef Tobias Bergmann (Mitte) bei Übergabe des Gründerpreises 2014 der Schwäbischen Zeitung

Wärmetauscher werden in einen Abwasserkanal eingebaut

Schematische Darstellung einer Abwasserturbine mit Revisionsschacht im Kanalnetz einer Stadt

man über Wärmepumpen geringe Temperatur-Unterschiede nutzen. Limitierend ist allein die Tatsache, dass sich diese Technik zurzeit nur für Fußbodenheizung eignet. Über 50 Grad Celsius« »hochgepumpt« für normale Heizkörper, frisst sie zu viel Strom und rechnet sich nicht mehr. Gegenwind überstehen musste das Lindauer Unternehmen nach einem Anfangs-Hype, weil nach diesem schnellen Aufschwung auch Scharlatane unterwegs waren, die blauäugigen Murks fabrizierten. Von diesem »happy engineering« muss sich die Branche erst wieder erholen.

Firmengründer Tobias Bergmann weiß, dass es Zeit braucht, bis sich die Spreu vom Weizen trennt. Aber er hat noch ein anderes heißes Eisen im Feuer: die patentierte Abwasser-Turbine. Sieben Projekte sind bereits in der Umsetzung. »Außenläufer« heißt das Zauberwort: In der Mitte ist gar nichts. Die AntriebsSegmente, eine Mischung aus Turbine und Wasserrad, sind nur außen am Rand, wo das Drehmoment ohnehin am höchsten ist. Ab durch die Mitte heißt es mit einer Art Spoiler für groben Dreck und Steine. Das größte Problem waren mikroskopisch kleine Papierschnipsel im Abwasser, die »festbacken« können und

Probeaufbau mit einer Abwasserturbine von »Blue Synergy« in einem Abwasserlauf

allgäu ALTERNATIV

53


(Ab)wasserkraft

Fotos: Blue Synergy

Langzeitaufnahme einer offenen Turbine im laufenden Betrieb

Handwerkliche Herstellung des Turbinenkranzes in der Werkstatt

Kurzinfo Blue Synergy GmbH, Tobias Bergmann, Robert-BoschStr. 29, 88131 Lindau a. Bodensee, Tel. 08382/943 38-0, E-Mail: zentrale@bluesynergy.de. Internet: www.blue-synergy.de

54

allgäu ALTERNATIV

Tobias Bergmann (links) erklärt Details seiner Abwasserturbine

dann hart werden wie Beton. Aber Abwasser wirbelt, hat Selbstreinigungskraft, und so bekam man auch das in den Griff. Bei so einer Pioniertechnik lässt sich natürlich immer noch was verbessern. »Beobachten« heißt das Zauberwort. Bergmann: »Wie das Wasser läuft, wohin es spritzt ... da ist man mit Zahlen und Computer irgendwann am Ende, muss man raus, weg vom Schreibtisch.« Mit einem selbstentwickelten mobilen Prüfschrank kann »Blue Synergy« jedem Produkt bei der Arbeit genau auf den Zahn fühlen. Und wie entstand die Firma? Bergmann studierte Innovationsmanagement in Coburg. Er hat also gelernt, Kreativität zu steuern. Aber dann braucht es noch den günstigen Zeitpunkt, den »kairos«, wie die alten Griechen ihn nannten. Im Fall der Turbine war es ein Kunde, der bereits Wärmetauscher hatte, auf seine Kanäle deutete und wissen wollte, ob man dieses Gefälle nicht nutzen kann. Bis es dann 2014 zum mittelständischen Inno-

vationspreis Baden-Württemberg kam und zum Gründerpreis des Schwäbischen Medienhauses, war noch vieles zu leisten. »Entwicklung kostet Geld«, weiß Bergmann. »Eigentlich hätten wir das allein nicht stemmen können.« Aber die Zeit war günstig. Energie soll sich wenden. Es gab Zuschüsse vom Staat, schon nach einer Woche und bei einem Pilotkunden. Der offene Umgang mit Kunden ist Bergmanns Stärke. Er kann nicht nur tüfteln, sondern auch erklären. Was seine Systeme leisten und wo noch Fragezeichen sind. Mit im Boot sitzen können bei dieser neuen Technik, die die Menschheit einen Schritt voranbringen wird, übrigens nicht nur Großkunden: Schon im vierstelligen Bereich kann man Anleihen der Firma erwerben. 500.000 Kilometer Kanäle gibt es in Deutschland. Da ist noch viel zu tun. Mit vier festangestellten und sieben freien Mitarbeitern sowie einem externen Fertigungspartner wird »Blue Synergy« wohl nicht mehr lang auskommen. Markus Noichl



Wasserkraft

Die Iller dreht große Räder Neues Laufwasserkraftwerk bei Sulzberg Das Allgäuer Überlandwerk und die Bayerischen Landeskraftwerke bauen seit Ende letzten Jahres ein Laufwasserkraftwerk an der Iller unter Einsatz einer innovativen Technologie. Erstmals wird in Deutschland eine »Very Low Head«-Turbine (VLH) in Kombination mit einer variablen Stauzielregelung durch ein wassergefülltes Schlauchwehr eingesetzt.

m Juni 2013 haben die Allgäuer Überlandwerk GmbH (AÜW) und die Bayerische Landeskraftwerke GmbH die Illerkraftwerk Au GmbH (IKA) gegründet. In den kommenden Monaten wird die IKA an der Iller auf Höhe von Sulzberg/Au ein innovatives Wasserkraftwerk errichten. Beim Spatenstich im November 2014 versammelte sich einige Prominenz an der Iller, um wieder einen Meilenstein auf dem Weg zur Energiezukunft Allgäu zu setzen. allgäuALTERNATIV stellte die VLH-Technologie, die in Südfrankreich erstmals eingesetzt wurde, in der Ausgabe 2/2013 ausführlich vor.

die Gewässerökologie. Die Anlage wird deshalb auch im staatlichen Interesse gebaut, betrieben und auch gefördert. Über ein staatlich finanziertes Monitoring soll der Nachweis der Fischverträglichkeit geführt werden. »Es freut uns, dass hier das bayernweit erste naturverträgliche Vorzeigeprojekt errichtet wird. Sollte die Fischverträglichkeit über das umfangreiche Monitoring durch die TU München bestätigt werden, wäre dies der Beleg, dass sich Ökonomie und Ökologie im Bereich der Wasserkraftnutzung verbinden lassen«, sagte Michael Lucke, Geschäftsführer der Allgäuer Überlandwerk GmbH. Franz Josef Pschierer, Staatssekretär im bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie, betonte in seiner Ansprache die Bedeutung der Wasserkraft für den Freistaat Bayern, aber auch das Bestreben, die Anlagen fischverträglicher zu gestalten. »Über das Förderprogramm Bayinfent unterstützen wir dieses innovative Projekt mit rund 1,3 Millionen Euro mit dem Ziel, unser Wissen in diesem Bereich zu erweitern und die Erkenntnisse auf andere geeignete Standorte in Bayern übertragen zu können. Das Vorhaben verspricht eine neue Dimension in der wirtschaftlichen und zugleich umweltverträglichen Nutzung der Wasserkraft«, so Pschierer in seiner Rede.

I

Eine neue Kombination

Eine illustre Gäste-Runde fand sich zum Spatenstich in Sulzberg/Au ein

Fotos: Bianca Elgaß

AÜW-Geschäftsführer Michael Lucke, Landrat Toni Klotz und Staatssekretär Franz-Josef Pschierer (von oben). Unten: die schematische Darstellung des Wehrs und der Turbine

Das Besondere an dem Wasserkraftwerk ist die erstmals in Deutschland eingesetzte Technologie der »Very Low Head«-Turbine (VLH), die in der Kombination mit einer variablen Stauzielregelung durch ein wassergefülltes Schlauchwehr eine weltweite Neuheit ist. Sie eignet sich vor allem für den Einsatz in Flüssen mit niedriger Fallhöhe. Ein Novum und zugleich besonderes Charakteristikum dieser Turbinenart ist ihre Fischverträglichkeit. Die Fische sollen möglichst unbehelligt durch die extrem langsam drehende Turbine flussabwärts schwimmen können. So entsteht eine Win-Win-Situation für die Wasserkraftnutzung und


Kritik vom Landrat Landrat Anton Klotz setzte seinen Schwerpunkt im Grußwort auf die Klimaziele des Landkreises Oberallgäu. So sollen bis zum Jahr 2022 im Oberallgäu 70 Prozent des benötigten Energiebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen stammen. »Ich gebe zu, das Ziel ist sehr ambitioniert. Dennoch werden wir von dem Beschluss nicht abweichen und das Ziel trotz aller politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen mit aller Kraft weiter verfolgen«, so Landrat Anton Klotz. Er sparte dabei nicht mit Kritik an der derzeitigen Politik, die wenig Orientierung für Kreise, Kommunen und Unternehmen der Energiebranche biete. Kemptens Oberbürgermeister Thomas Kiechle erinnerte an die Bedeutung des Standortes für das neue Wasserkraftwerk. Auf dem AÜW-Betriebsgelände in Sulzberg/Au befindet sich das Geburtshaus von Karl Böhm, dem Gründer des Allgäuer Überlandwerks. Dessen Vater Adolf Böhm war es, der an dieser Wehranlage bereits im Jahr 1907 die Wasserkraft zur Energiegewinnung nutzte.

Intensive Modellversuche In Au bei Sulzberg kommt die Technologie der VLH-Turbine erstmals in einem alpinen Wildfluss mit hohem Geschiebe- und Treibholzanteil zum Einsatz. Es wurde in umfangreichen Tests und Simulationen über einen Zeitraum von knapp acht Monaten zusammen mit der TU München in einem Modell mit einem Maßstab von 1:20 das Kraftwerk nachgebaut. In den Versuchen wurden die Kraftwerksanströmungen, die Geschiebespülung, die Schwemmholzabfuhr sowie die Überprüfung der Abflussleistung im Hochwasserfall so weit optimiert, dass die Kombination aus VLH-Turbine mit einem Schlauchwehr für alpine Wildflüsse geeignet ist. Diese Ergebnisse gaben den Startschuss für die Projektrealisierung. In einer davon unabhängigen Studie untersucht der Lehrstuhl für Aquatische Systembiologie der TU München im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) bis zum Jahr 2016 die Fischverträg-

Bayern muss die Chancen voll nutzen »Bayern muss die großen Potenziale der bayerischen Wasserkraft zur Energieerzeugung umfassend nutzen! Auf keinen Fall dürfen die Ausbauziele halbiert werden«, so Thomas Schmid(Foto), Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Bauindustrieverbandes (BBIV), zur Absicht der bayerischen Staatsregierung, die Stromerzeugung durch Wasserkraft in Bayern bis 2021 nur noch um acht statt vorher 16 Prozent zu steigern. Dabei weise die Wasserkraft gerade für Bayern ein enormes Potenzial zur Stromerzeugung auf. Schmid: »Die Wasserkraft ist grundlastfähig und eine bayernweit verfügbare Energiequelle.« Nur mit dem massiven Ausbau der Wasserkraft erscheint es überhaupt realistisch, dass Bayern auch künftig seinen Energieverbrauch aus bayerischen Energiequellen decken kann, so Schmid: »Es ist daher im bayerischen Interesse, die Wasserkraft vollumfänglich zu nutzen. Konkret bedeutet das, bestehende Anlagen zu modernisieren und zu erweitern sowie neue Anlagen zu

bauen und dabei neueste Technologien zur Stromerzeugung einzusetzen.« Schmid erinnerte an die Bedeutung des bayerischen Bauingenieurs Oskar von Miller, der als Wasserkraftpionier die Grundlage für die Elektrifizierung des Freistaats gelegt habe. Die Tradition dieses Erfindergeistes gelte es fortzusetzen – nicht zuletzt im Sinne der ökologischen Belange. »Hier können bayerische Bauingenieure moderne Lösungen, zum Beispiel Bypässe für die Fischaufstiege, anbieten. Gleichzeitig lässt sich der Ausbau der Wasserkraft mit Maßnahmen des Hochwasserschutzes verknüpfen. Solche Synergieeffekte darf man nicht verschenken«, unterstrich Schmid. Der Geschäftsführer des BBIV kritisiert in seinem Statement die Staatsregierung wegen der Reduzierung der Ausbauziele: »Die Ankündigung, die Ausbauziele zurückzunehmen, widerspricht den Aussagen des Staatssekretärs Franz-Josef Pschierer in seiner Rede zum Spatenstich in Sulzberg und bestätigt, was der Oberallgäuer Landrat dort kritisiert hatte: Die Staatsregierung gibt keine energiepolitischen Leitplanken vor.«

lichkeit der VLH-Turbine sowie die ökologischen Auswirkungen der Wasserkraftanlage auf die umliegenden Habitate. Untersuchungen zur Fischverträglichkeit verliefen in Frankreich – bei dem gleichen Turbinentyp – bereits sehr erfolgreich. 


Wasserkraft

Spatenstich zum neuen VLHWasserkraftwerk in Sulzberg (v.l.): Oliver Kainz (AÜW), Josef Keckl (Bayerische Landeskraft werke), Franz Josef Pschierer (Staatssekretär Bayr. Wirtschaftsministerium), Anton Klotz (Landrat Oberallgäu), Thomas Kiechle (Oberbürgermeister Stadt Kempten), Thomas Hartmann (Bürgermeister Sulzberg), Michael Lucke (Geschäftsführer AÜW) und Volker Wiegand (AÜW)

Das Investitionsvolumen für das neue Wasserkraftwerk beläuft sich auf insgesamt 8,7 Mio. Euro. Die Bauarbeiten begannen Anfang November 2014. Ende 2015 soll die Wasserkraftanlage ans Netz gehen.

Technische Daten Zum Einsatz kommen zwei baugleiche Maschinensätze: Turbine VLH (Very Low Head) Turbinenleistung: 450 kW Nenndurchfluss: 27 m³/s Laufraddurchmesser: 5000 mm Nettofallhöhe maximal: 2,32 m (minimal 1,40 m) Turbinendrehzahl: 19,5 ... 32,7 U/min Generatortyp: Permanentmagnet-Generator Drehzahl: wie Turbine (direktgekoppelt) Spannung: 500 V Nennleistung: 450 kW Kühlung: Wasserkühlung Erzeugte Jahresarbeit: 3,9 Mio. kWh = 3900 MWh ca. 1100 Haushalte (3500 kWh/a) Fischaufstiegshilfe Bauart: Vertical-Slot-Pass Nenndurchfluss: 0,5 m³/s

Neue Spaten und Helme warten auf die Ehrengäste zum Baubeginn der Kraftwerksanlage

58

allgäu ALTERNATIV

Wehranlage zweifeldrige Schlauchwehranlage Länge / Höhe: 15/4 Meter und 62,4/2,55 Meter


Verpassen Sie nicht die nächste Ausgabe! Die Sommerausgabe von allgäuALTERNATIV erscheint am 4. Juli 2015 bei unseren Leserinnen und Lesern. Eine Themenvorschau finden Sie auf Seite 74 in diesem Heft.

Fotos: RainerSturm/pixelio.de, Andreas Hermsdorf/pixelio.de

Anzeigen

✁ Sie möchten die nächste Ausgabe von

allgäu ALTERNATIV kostenfrei zugeschickt bekommen?

Dann füllen Sie diesen Coupon aus und faxen Sie ihn an die Nummer +49 (0)8379/728018, oder schicken Sie ihn per Post an die EDITION ALLGÄU, Lachener Weg 2, D-87509 Immenstadt-Werdenstein. ❑ Ja, ich möchte die nächste Ausgabe allgäuALTERNATIV kostenfrei zugeschickt bekommen. Name Vorname

Ausgabe 1/2015

Straße/Nr. PLZ/Ort Telefon Unterschrift

allgäu ALTERNATIV

59


Klimaschutz

Unterallgäu pflanzt Bäume Die Fachstelle für Klimaschutz berichtet

60

allgäu ALTERNATIV

Fotos: Sylvia Rustler und Stefanie Vögele/Landratsamt UA

In Mindelheim halfen vergangenes Jahr Kinder der Grundschule bei der Pflanzung einer TraubenEiche tatkräftig mit. Andrea Ruprecht und Markus Orf vom Landratsamt, Landrat Hans-Joachim Weirather und Mindelheims Bürgermeister Dr. Stephan Winter (hinten von links) freuten sich über so viel Unterstützung

Susanne Ruf (links) und Andrea Ruprecht bei einer Lehrer fortbildung

ank des Projektes »Mehr Bäume für den Klimaschutz« ist das Unterallgäu im vergangenen Jahr um 22 Bäume reicher geworden. »Wir wollen das Projekt auch 2015 fortführen«, so Andrea Ruprecht. Dann sei der Feld-Ahorn »Baum des Jahres«. Die Klimaschutzbeauftragte zählte noch weitere Aktionen des vergangenen Jahres auf, beispielsweise gab es eine Lehrerfortbildung und die Ausstellung »Klima-Faktor Mensch«. Um die Klimaschützer von morgen zu erreichen, werde in diesem Jahr zusammen mit dem Bund Naturschutz ein Konzept für eine landkreisweite Bildungsinitiative »PrimaKlimaKids« ausgearbeitet, so Ruprecht. Das erlebnispädagogische Programm soll Schüler über erneuerbare Energien informieren und zum Energiesparen animieren. Angedacht sei außerdem eine Info-Mappe für Gemeinden zu »Klimaschutzziele in der Bauleitplanung«. Was den Energieverbrauch landkreiseigener Gebäude angeht, konnte Ruprecht Erfolge vermelden. Zum Beispiel wird sich die Kohlendioxid-Emission der Berufsschule Mindelheim nach der Sanierung um 22 Tonnen pro Jahr reduzieren, nämlich von 46 auf 24 Tonnen. Landrat Hans-Joachim Weirather ergänzte, dass das Dach der Berufsschule im Zuge der Gebäudeaufstockung bereits 2006 erneuert wurde. Insgesamt falle die Verbesserung also noch deutlicher aus. Die CO2-Bilanz des Joseph-Bernhart-Gymnasiums in Türkheim wird sich nach der Sanierung ebenfalls deutlich verbessern: Die Emission reduziert sich laut Ruprecht von 200 Tonnen pro Jahr auf voraussichtlich 30 Tonnen. Landrat Weirather betonte, diese Werte seien beeindruckend. Heuer wird der Landkreis Unterallgäu sich außerdem in Zusammenarbeit mit dem Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza!) um eine Teilnahme am »European Energy Award« (eea) bemühen. Der eea ist ein Instrument zur Steuerung, Kontrolle und Zertifizierung klimabedingter Aufgaben auf kommunaler Ebene. »Es dokumentiert, macht Fortschritte im Klimaschutz sichtbar und unterstützt Kommunen und Landkreise auf dem Weg zu einer erfolgreichen Energie- und Klimaschutzpolitik«, erklärte Ruprecht. Mittlerweile liege auch die Förderzusage vor. Die Klimaschutzbeauftragte informierte die Kreisräte noch über viele weitere Projekte und Ideen der Klimaschutzstelle, die sie zusammen mit ihrer Kollegin Susanne Ruf dieses Jahr in Angriff nehmen wird.

D

Die Kohlendioxid-Emissionen eines Gebäudes reduzieren, Kindern den Klimaschutz nahebringen, kommunale Energieteams beraten, Gemeinden dazu animieren, Bäume zu pflanzen – die Arbeit der Fachstelle für Klimaschutz am Landratsamt Unterallgäu ist vielfältig. Das wurde in der Sitzung des Umweltausschusses im Kreistag deutlich, als Klimaschutzbeauftragte Andrea Ruprecht über die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes referierte.


Anzeigen

allg채u ALTERNATIV

61


Biogas

Energie aus Klärschlamm Aus Gärresten Rohstoffe gewinnen Klärschlamm, Grünabfälle, Produktionsreste aus der Lebensmittelindustrie, Stroh oder Tierexkremente – mit dem modularen Konzept der »Biobatterie« lässt sich eine erheblich größere Bandbreite von Biomasse energetisch verwerten als bisher. Forscher zeigen, dass sie mit diesem Verfahren organische Reststoffe in Strom, Wärme, gereinigtes Gas, motorentaugliches Öl und hochwertige Biokohle verwandeln können.

iogasanlagen sind ein wichtiger Baustein für die dezentrale Energieversorgung. In Deutschland sind bereits 8000 Anlagen mit einer elektrischen Leistung von insgesamt 3,75 Megawatt in Betrieb – das entspricht etwa drei Kernkraftwerken. Aber die Anlagen haben auch einige Nachteile: Sie verarbeiten nur ein eingeschränktes Spektrum organischer Stoffe und stehen in Konkurrenz mit dem Anbau von Nahrungsmitteln. Nun ist es Wissenschaftlern vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) gelungen, die Effizienz der Biogasanlagen erheblich zu steigern. Das von ihnen entwickelte Biobatterie-Verfahren liefert nicht nur Strom und Wärme, sondern auch hochwertige Produkte wie Gas, Öl und Pflanzenkohle. Diese können zur Stromerzeugung, als Schiffs- oder Flugzeugkraftstoff, als Beimischung zu Kraftstoffen oder als Düngemittel verwendet werden. Die Biobatterie ist modular aufgebaut aus einem Pool umweltfreundlicher Technologien wie Biogasanlagen, thermischen Speichern, Vergasern und Motoren zur Stromerzeugung. Herzstück des Konzeptes ist das thermo-katalytische Reforming (TCR). Da-

B

Grafik: Fraunhofer UMSICHT

Mit dem modularen Konzept der »Biobatterie« lässt sich eine erheblich größere Bandbreite von Biomasse energetisch verwerten als bisher. Mit diesem Ver fahren werden organische Reststoffe in Strom, Wärme, gereinigtes Gas, motorentaugliches Öl und Biokohle verwandelt

62

mit bauen die Experten Kohlenstoffe aus organischem Material wie beispielsweise Gärresten aus Biogasanlagen und der Bioethanolproduktion, industriellen Biomasseabfällen, KlärschlämmeN, Stroh, HolzresteN oder TierexkrementeN um. Das Ergebnis: Öl, Gas und Biokoks. »Der besondere Vorteil der Biobatterie ist, dass wir eine Vielzahl von Ausgangsstoffen verwerten können«, erklärt Professor Andreas Hornung, Leiter des UMSICHT am Institutsteil Sulzbach-Rosenberg. Dass dies auch in der Praxis funktioniert, zeigen die Forscherinnen und Forscher an einer Pilotanlage, die etwa 30 Kilogramm Gärreste in der Stunde verwertet. Die Ausgangsstoffe wandern zunächst durch eine Schleuse unter Sauerstoffausschluss in eine sich kontinuierlich drehende Schnecke. Dort wird das Material erhitzt und in Biokohle sowie flüchtige Dämpfe zerlegt. Die Dämpfe werden weiter erhitzt und dann wieder abgekühlt. Dabei kondensiert eine Flüssigkeit, die Bioöl und Prozesswasser enthält. Die Forscher trennen das hochwertige Öl ab, um es weiter zu nutzen. Das entstandene Gas wird gereinigt und aufgefangen. Die flüssigen, gasförmigen und festen Produkte lassen sich vielfältig weiterverwerten. Das abgetrennte Prozesswasser enthält zahlreiche kurzkettige, biologisch abbaubare Kohlenstoffverbindungen. Es kann wieder in die Biogasanlage zurückgeführt werden und so die Methanausbeute steigern. Die Biokohle eignet sich als Bodenverbesserer. »Die Anlage wandelt in einem kontinuierlichen Prozess über 75 Prozent des Energieeinsatzes in qualitativ hochwertige Energieträger um. Der Wirkungsgrad lässt sich noch weiter steigern, wenn man mobile Latentwärmespeicher einsetzt«, erklärt Hornung. Ein besonderer Vorteil der Biobatterie ist, dass sich das System stufenweise ausbauen lässt. »Das ist für die Betreiber finanziell sehr interessant. Denn für den Start sind keine hohen Investitionen notwendig, wie unsere Wirtschaftlichkeitsanalysen belegen«, führt Hornung aus. Die Susteen Technologies GmbH, eine Ausgründung von UMSICHT, setzt das Konzept Biobatterie bereits gemeinsam mit Kooperationspartnern im In- und Ausland in großen Pilotanlagen in die Praxis um.


Anzeigen

allg채u ALTERNATIV

63


Interview

Unser Klima wird verhagelt Forscher Peter Lemke im Gespräch Einer, der es wissen muss, spricht über milde Winter, extreme Hagelstürme – und neue Baumarten für Europa: Der Professor für Physik von Atmosphäre und Ozean an der Universität Bremen, Peter Lemke, sagt nicht nur, was an der Küste zu erwarten ist. Er kann auch die Klima-Veränderungen bei uns im Allgäu einschätzen. Wir danken der Helmholtz-Gesellschaft für die Genehmigung zum Nachdruck des Interviews Herr Lemke, in Modellrechnungen prognostizieren Sie das Klima der Zukunft. Wie sieht es denn Ende des Jahrhunderts aus in Deutschland? Das hängt davon ab, ob wir weiter so viel C02 in die Atmosphäre abgeben wie bisher. Wenn wir das tun, dann müssen wir mit einem etwa einen Meter höheren Meeresspiegel rechnen. Die Temperatur wird im Mittel um drei bis vier Grad Celsius steigen. Sehr heiße und trockene Sommer wie der von 2003 werden schon 2040 die Regel sein. Die Winter werden milder und reicher an Niederschlägen. Was bedeutet das für einzelne Regionen in Deutschland? 64

allgäu ALTERNATIV

An den Küsten ist ein heißer Sommer erträglicher, da es dort mehr Wind gibt. In einer Stadt wie Stuttgart dagegen, die in einem Talkessel liegt, wird es Probleme etwa mit dem Luftaustausch geben. Im Alpenvorland ist mit mehr Steigungsregen zu rechnen. Von den großen Alpengletschern wird nicht viel übrig bleiben. In einer Region wie Brandenburg, wo es schon heute im Sommer trockener ist als anderswo in Deutschland, wird es dann noch extremer. Welche Auswirkungen haben der steigende Meeresspiegel und höhere Temperaturen? Wir werden die Deiche um einen Meter erhöhen müssen. Das ist sicher machbar, kostet aber natürlich


Woher kommt das? Hagel entsteht in Gewitterwolken. Das sind hohe Wolken, in denen eine starke Aufwärtsströmung herrscht, die Wassertropfen nach oben zieht. Ist die Wolke hoch genug und der Auftrieb stark genug, werden die Wassertropfen zu Eis. Je höher die Wolke und je stärker der Auftrieb, desto größer werden die Eiskörner. Sind sie groß und schwer genug, fallen sie als Hagel nach unten. Wie stark die aufwärts gerichtete Strömung ist, hängt von der Heizung am Erdboden ab. Und die wird durch die globale Erwärmung größer.

Geld. Und Raum, denn ein höherer Deich braucht einen breiteren Sockel. In anderen Regionen der Welt, beispielsweise in einem flachen und verzweigten Flussdelta, ist das nicht möglich. Dort müssen zahlreiche Menschen umgesiedelt werden. Aber die heißen Sommer werden auch hierzulande zu Problemen führen: Zum einen für die Landwirtschaft, die ohne Bewässerung nicht mehr auskommen wird. Auch das ist vermutlich machbar, da es im Winter mehr Niederschläge geben wird, die das Grundwasserreservoir wieder auffüllen. Und zum anderen für die Menschen: Im heißen Sommer von 2003 hat es europaweit etwa 20.000 Hitzetote gegeben – und solche Sommer werden ja ab 2040 normal sein. Werden wir auch andere Pflanzen anbauen müssen als heute? Ja, schon heute fragen uns Forstwirte, welche Bäume sie anpflanzen sollen. Geerntet wird so ein Baum ja erst 50 Jahre später. Für einige einheimische Bäume wie die Fichte wird die Trockenheit vermutlich schwierig. Dagegen käme zum Beispiel die Douglasie, ein Nadelbaum aus Nordamerika, mit einem wärmeren und trockeneren Klima gut zurecht. Sie ist aber kein einheimischer Baum und passt so gesehen nicht in unser Ökosystem.

Mal angenommen, wir reißen das Ruder noch herum und reduzieren unseren CO,-Ausstoß. Was wäre dann zu erwarten? Wenn das wirklich gelänge, wäre es wohl möglich, die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu beschränken. Grundbedingung dafür ist, dass wir ab 2070 praktisch überhaupt kein C02 mehr produzieren. Dieses Zwei-Grad-Ziel steht bei den Klimaverhandlungen der Staats- und Regierungschefs im Raum. Um es zu erreichen, müssen sich die Staaten bald auf rechtlich verbindliche Ziele zur Verringerung des CO,-Ausstoßes einigen. Interview: Martin Trinkaus

Info Peter Lemke ist Professor für Physik von Atmosphäre und Ozean an der Universität Bremen und leitete bis zu seiner Emeritierung am 30.9.2014 den Fachbereich Klimawissenschaften am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Seit 2009 ist er wissenschaftlicher Koordinator der Helmholtz-Klimainitiative

Fotos: Joergens.mi/Wikipedia, Fotolia

Wird es mehr extreme Wetterereignisse geben? Das ist immer noch schwierig vorherzusagen, denn extreme Wetterereignisse sind selten, so dass wir nur wenige Daten aus der Vergangenheit haben, die wir für Prognosen verwenden können. Klar ist, dass in einer wärmeren Welt mehr Wasserdampf in der Luft ist, der das Potenzial für Niederschläge erhöht. Wir beobachten schon jetzt, dass besonders in Süddeutschland die Hagelstürme zwischen 1970 und 2000 zugenommen haben.

Der uns so vertraute Nadelwald wird sich mit der Zeit verändern

Reklim – Regionale Klimaänderungen; Geschäftsführer ist Klaus Grosfeld. Im Verbund Reklim arbeiten neun Forschungszentren der Helmholtz-Gemeinschaft zusammen daran, mithilfe von Messungen auf dem Land, in der Luft und im Meer sowie von Satellitenbeobachtungen in Kombination mit Computersimulationen immer genauere regionale und globale Klimamodelle zu erstellen (www.reklim.de). Darüber hinaus unterstützen die Regionalen Klimabüros der HelmholtzGemeinschaft und das Climate Service Center Entscheidungsträger dabei, Risiken und Chancen von Klimaänderungen zu beurteilen sowie Vermeidungs- und Anpassungsstrategien zu entwickeln. Mehr über Reklim und über Hagelforschung gibt es in zwei Beiträgen des Forschungspodcasts Resonator unter: https://resonator-podcast.cie/

allgäu ALTERNATIV

65


Klima

So wie auf dem Foto rechts kennen viele die Europäische Trollblume. Ihren Fruchtstand (Foto oben) erkennen eigentlich nur die Fachleute. Auf dem Foto rechts oben ist die Gewöhnliche Alpenscharte abgebildet. Auch sie gehört zu den eingelagerten gefährdeten Pflanzen

Dornröschen-Schlaf Allgäuer Pflanzen in der Gen-Datenbank Der weiße Mauerpfeffer, auch weiße Fetthenne genannt und Leibspeise der Raupen des überaus seltenen Apollofalters, ist den meisten pflanzenkundigen Allgäuern ein Begriff. Doch wer kennt noch die eng verwandte Alpen-Fetthenne? Kaum jemand, denn dieses unscheinbare Gewächs kommt nur noch an kaum begangenen Stellen der Allgäuer Berge vor. Um es vor dem stillen Aussterben zu bewahren, haben Wissenschaftler seine Samen eingesammelt und sie gemeinsam mit 499 weiteren Pflanzenarten in einen genetischen Dornröschenschlaf versetzt. Im Tiefkühlfach. rgendwo in Bayern gibt es ein winziges Plätzchen, nur drei mal drei Meter groß, an dem das Ackerwildkraut Orlaya grandiflora wächst. Es ist die einzige Stelle in ganz Bayern, wo diese Pflanze, zu Deutsch Strahlen-Breitsamen, noch vorkommt. Um sie vor dem Aussterben zu retten, haben Wissenschaftler ihre Samen gesammelt, getrocknet und bei minus 18 Grad Celsius eingefroren. Im Frühjahr sollen daraus neue Pflanzen gezogen, vermehrt und wieder ausgesät werden.

I

Mit den Samen des Strahlen-Breitsamens wurde die 500. Pflanzenart in der »Genbank Bayern Arche« eingelagert. Ziel des Projektes ist der Schutz seltener und gefährdeter Wildpflanzenarten in Bayern. Mit dem neuesten Erfolg sind mehr als ein Drittel der in Bayern auf der Roten Liste als »gefährdet«, »stark gefährdet« oder »vom Aussterben bedroht« gekennzeichneten Arten mit mindestens einer Samenaufsammlung gesichert. Zusammen mit weiteren lokalen Seltenheiten finden sich damit etwa 20 Prozent der in Bayern heimischen Gefäßpflanzen in der Genbank.

Die Purpur-Grasnelke (Armeria maritima subsp. Purpurea) ist stark vom Aussterben bedroht: Weltweit kommt sie nur im Naturschutzgebiet Benninger Ried bei Memmingen vor. Dort ist sie vor allem als Riednelke bekannt

Lebensversicherung für Wildpflanzen Durch die Zerstörung ganzer Ökosysteme ist seit Jahrzehnten eine weltweite Abnahme der Biodiversität


Fotos: Thomas Meyer, Wikipedia; Lizenz: CC-BY-SA-3.0

Die Samen werden auf Filterpapier in Petrischalen gegeben, gewässert und der Keimerfolg in regelmäßigen Abständen kontrolliert

beziehungsweise der Artenvielfalt zu verzeichnen. Die größten Bedrohungen für die Artenvielfalt in Mitteleuropa sind Veränderungen des Lebensraumes – u.a. durch Landnutzungswandel oder Zersiedelung – sowie zunehmende Schadstoffbelastungen und die schwer absehbaren Auswirkungen des Klimawandels. Aufgrund der Gefahren für die bayerische Flora wurde im Oktober 2009 das Projekt »Genbank Bayern Arche« vom bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit ins Leben gerufen. Solche Exsitu-Sammlungen stellen für die betroffenen Pflanzenarten eine »Lebensversicherung« dar. Durch die Sicherung von Saatgut in einer Genbank kann der Verlust von genetischer Vielfalt vermieden werden. Bei der Genbank Bayern Arche werden dabei auch Pflanzenarten berücksichtigt, für die Bayern aufgrund seiner naturräumlichen Gegebenheiten innerhalb Deutschlands besondere Verantwortung trägt. Die Betreuung des Projektes durch Prof. Dr. Peter Poschlod, Prof. Dr. Christoph Reisch, Diplombiologe Martin Leipold und Diplombiologe Simone Tausch vom Institut für Pflanzenwissenschaften der Universität Regensburg ermöglicht es zudem, die vielfach noch unerforschte Keimungsbiologie und -ökologie der Arten genau zu untersuchen. Untersuchungen zur Ökologie von Samen, Röntgenanalysen zur Erfassung der Samenqualität und molekulare Untersuchungen

der genetischen Vielfalt von Saatgut sind Arbeitsschwerpunkte des Regensburger Teams.

Das fast vergessene Vergissmeinnicht

Kurzinfo Weitere Informationen zur »Genbank Bayern Arche« gibt es im Internet: www.genbank.ur.de www.facebook.de/ GenbankBayernArche www.google.de/+Genbank BayernArcheRegensburg

Fotos: Martin Leipold, Genbank Bayern Arche, Volker Wille

Manchmal gelingt den Wissenschaftlern eine Rettung in letzter Sekunde: Das blaue Bodensee-Vergissmeinnicht mit den zierlichen blauen Blüten wuchs ähnlich wie der Strahlen-Breitsamen an genau einer winzigen Stelle zwischen Steinen am Ufer des Bodensees – sonst nirgendwo in Bayern. Eines Tages waren die Blumen weg. Begraben unter einem Haufen Treibholz, das das Wasser ans Ufer getragen hatte. Das zuständige Umweltamt rief die Botaniker der Genbank an, die Wissenschaftler kamen innerhalb kürzester Zeit aus Regensburg. Sie durchgruben den Uferboden und suchten nach verbliebenen, lebensfähigen Samen des Vergissmeinnichts. Bei 17 davon gelang es ihnen, sie zum Keimen zu bringen und das Blümchen so zu vermehren. Nun wächst es an geeigneter Stelle im botanischen Garten in Regensburg. Auch am Ufer des Bodensees säten die Botaniker die seltene Pflanze wieder aus. Alexander Schlaak, Universität Regensburg/ve

In den markierten Gebieten der Allgäukarte wurden Samen seltener Pflanzen eingesammelt. Die Zahl im grünen Feld gibt an, wie viele unterschiedliche bedrohte Arten dort gefunden wurden. Markant: Die meisten stammen aus den Allgäuer Hochalpen

Keimfähig und feinsäuberlich beschriftet werden die Samen in solchen Gläsern in Regensburg eingelagert

In den bereits geöffneten Früchten der Alpen-Fetthenne (Sedum alpestre) sind schwarz die reifen Samen zu erkennen. Die seltene Pflanze wächst nur in den Allgäuer Alpen

allgäu ALTERNATIV

67


Renaturierung

Einmalig in Deutschland Die Moorallianz kann Erfolge vorweisen Maria Rita Zinnecker, Ostallgäuer Landrätin und neue Vorsitzende des Zweckverbandes Allgäuer Moorallianz, hat bei der jährlichen Sitzung der Arbeitsgruppe dieses Bundesprojektes positive Bilanz für das zweite Jahr der Umsetzungsphase gezogen. In der Sitzung begrüßte sie Vertreter von Land- und Forstwirtschaft, Gemeinden, Fachbehörden und Verbänden im Landratsamt in Marktoberdorf. innecker versicherte als neue Vorsitzende, dass auch für sie der Moorschutz weiterhin höchste Priorität genießt. Die Realisierung der Projektziele sei 2014 auf Volllast hochgefahren worden, was auch aus dem Umfang der Mittelverwendung deutlich würde. Es habe sich gezeigt, dass der Flächenankauf in den ersten Jahren eine sehr hohe Bedeutung

für die Umsetzbarkeit der Maßnahmenplanung gehabt habe. Bisher seien die Arbeiten im Pilotvorhaben Seemoos (Oy-Mittelberg im Oberallgäu) auf Flächen des Freistaats forciert und weitere Renaturierungsvorhaben auf Staatsflächen angegangen worden. Aber auch auf neu angekauften Flächen seien bereits Maßnahmen umgesetzt worden.

Z

80-mal dreht sich alles um die Allgäuer Moore Wer Mystisches, Magisches und Mooriges erleben will, ist in den Allgäuer Mooren genau richtig: Das neue Programm »Moor-Erlebnis Allgäu« für 2015 ist da und eröffnet einzigartige Möglichkeiten, die fantastischen Allgäuer Moore und ihre Flora und Fauna mit allen Sinnen kennenzulernen. Das vielfältige Programm läuft ganzjährig, denn auch in den Wintermonaten ist das Moor einen Besuch wert. Schauerlichen Gestalten wie Irrlichtern oder Mooskatzen kann man beispielsweise bei den Erzählabenden mit Sagenexpertin Ulrike Aicher be-

68

allgäu ALTERNATIV

gegnen. Dass man sich aber eigentlich vor dem Moor gar nicht fürchten muss, beweist Moor-Erlebnisführer Walter Sirch bei seiner Veranstaltung »Keine Angst vor dem Moor«, die am 19. Mai zum ersten Mal stattfindet. Den Frühling im Moor mit all seiner Pflanzenund Tiervielfalt läutet Silvia Beyer bei ihrer Moorwanderung »Können Sie die Stille hören?« am 6. April ein. Insgesamt über 80 Veranstaltungen bieten Gelegenheit für zahllose spannende und interessante Erlebnisse in den Allgäuer Mooren. Das Programm ist bei den örtlichen Gästeämtern oder unter www.moorallianz.de zu erhalten.

Fotos: Archiv EDITION ALLGÄU, Volker Wille

Ein häufiger Moorbewohner in allen Allgäuer Feuchtgebieten: die Libelle mit dem markanten Namen Vierfleck

Ziemlich unzugänglich zeigt sich dieses Moor im Oberallgäu. Teichlinsen malen Figuren auf die dunkle Wasserfläche


Die Vertreter der Förderstellen, Gerd Woithe vom Bundesamt für Naturschutz und Wolfram Güthler vom bayerischen Umweltministerium, drückten ihren Respekt gegenüber dem Projektteam aus. Gerd Woithe betonte, dass die konstruktive Zusammenarbeit mit den Landnutzern und Eigentümern beispielhaft für andere Bundesprojekte sei: »Wir schauen mit Bundesbrille auf Sie.« Er nannte die Allgäuer Moorallianz »ein Vorzeigeprojekt«, auch, weil die Kombination des Naturschutzes mit der ländlichen Entwicklung vorbildlich sei. Dies bekräftigte auch Wolfram Güthler als Vertreter des Landes, der Moor- und Klimaschutz sogar auf EU-Ebene als zentrales Thema etablieren will. Dr. Ulrich Weiland, Projektleiter der Moorallianz, gab einen Überblick über den Stand der Maßnahmenumsetzung sowie den Flächenankauf. Lag der Umsetzungsgrad aller Vorhaben in der Anlaufphase 2013 noch bei 67 Prozent des geplanten Budgets, lag die Prognose für Ende 2014 bei rund 95 Prozent. Die Hauptausgabe sei dabei zunächst der Grunderwerb. Denn ohne gesicherte Verfügbarkeit von Flächen, die zudem möglichst zu größeren Einheiten arrondiert werden, könnten keine dauerhaft wirksamen Maßnahmen realisiert werden, so Dr. Weiland. Ankaufsschwerpunkte lagen in den moorreichen Gemeinden Stötten, Seeg, Halblech, Oy-Mittelberg und Weitnau. Bisher haben die Landkreise für die Moorallianz rund 83 Hektar Moorflächen in den Gebieten vom Bannwaldsee über Sulzschneider und Kemptener Wald bis ins westlichste Kerngebiet im Wirlinger Wald mit Fördermitteln erworben. Einen Einblick in die laufenden Untersuchungen zur Evaluierung von umgesetzten Renaturierungsmaßnahmen vermittelte Zoologe Andreas Nunner vom Planungsbüro »Bioplan« aus Tübingen. Gwendolin Dettweiler, Regionalmanagerin der Moorallianz, berichtete von den laufenden Aktivitäten im Bereich ländliche Entwicklung: Der Schwerpunkt habe 2014 auf der Umsetzung der Projekte in Tourismus und Naherholung gelegen. Diese Projekte dienten dazu, den Menschen die empfindliche Natur näher zu bringen und spielerischen Erlebniswert im Moor zu bieten, so Dettweiler. In Missen-Wilhams (Oberallgäu) wurde der Erlebnispfad »Tuffenmoos – auf gelben Flügeln kleine Wunder erleben« eröffnet, in Seeg das »Moorigami – Naturvielfalt in Seeg«. Die Erlebnisorte seien als Origami-Objekte in die Natur »gefaltet« worden. Auch in Oy-Mittelberg, Durach und Pfronten seien Moor-Erlebnisgebiete am Entstehen. Der Teilbereich ländliche Entwicklung der Allgäuer Moorallianz wird im Rahmen des Bundesprojektes »chance.natur« mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten gefördert.

Das Farbenspiel in den heimischen Mooren ändert sich im Spätherbst. Grün sind nur noch die Pflanzen im Wasser. Alles, was über dem Wasser steht, wechselt in ein sattes Braun

Die Renaturierung vieler Moorflächen in den Landkreisen Oberallgäu und Ostallgäu ist in vollem Gange. Dabei werden auch sichere Besucherpfade angelegt

Froschlaich ist bereits im März und April in in den meisten Moortümpeln zu finden

Info: Torffrei gärtnern Die hohe Nachfrage nach der Allgäuer torffreien Blumen- und Pflanzerde der Allgäuer Moorallianz ist ungebrochen. Jetzt gibt es diese Erde neben dem bisherigen 45Liter-Sack auch im praktischen 20-Liter-Sack.

Die Allgäuer torffreie Blumen- und Pflanzerde ist in den Kaufmärkten der Firma Feneberg, in den V-Märkten, in den Wertstoffhöfen des ZAK sowie in einigen Gärtnereien und Gartencentern in der Region erhältlich. Die ständig aktualisierte Liste der Verkaufsstellen und weitere Informationen sind unter www.moorallianz.de zu finden.

allgäu ALTERNATIV

69


Biomasse

Bunter Strauß für Biogas Die Alternative zu Mais sind Wildpflanzen Auf jedem fünften Hektar der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland werden inzwischen nachwachsende Rohstoffe angebaut – hauptsächlich zur Energieproduktion in Biogasanlagen. Bei uns im Allgäu wird dafür fast ausschließlich Mais angebaut, immer weiter rücken die Plantagen in den Süden unserer Region vor. Dabei gibt es Alternativen zu dieser Monokultur. ie Maisplantagen führen zu einer Verengung der Fruchtfolge und zu massiven Nachteilen für die Artenvielfalt in der Region. Das Netzwerk »Lebensraum Feldflur« hat sich auf die Fahnen geschrieben, diese Eintönigkeit zu brechen, ohne dabei die Energiegewinnung in Biogasanlagen zu verhindern. Das Netzwerk ist ein Zusammenschluss von 24 Akteuren der Jagd, des Naturschutzes und der Energiewirtschaft. Auch im Westallgäu hat das Netzwerk bereits Fuß gefasst. Die Pioniere dort sind Michael Fick, der Initiator der Wildpflanzen-Arbeitsgemeinschaft in Kißlegg, der Landwirt Markus Frick aus Oberhaid und der Nebenerwerbslandwirt, Förster und Imker Gebhard Pfender. 2012 kamen sie mit der Idee am Bodensee in Berührung. Schon wenig später starteten sie zu Hause in und um Kißlegg mit dem Projekt »Energie aus Wildpflanzen«. Das Netzwerk »Lebensraum Feldflur« will die Biogaserzeugung aus Biomasse enger mit den Zielen des Arten-, Natur- und Umweltschutzes verknüpfen

D

Nur durch einen Feldweg getrennt: Mais-Tristesse und bunte Wildpflanzen-Vielfalt

70

allgäu ALTERNATIV

und Mischungen aus heimischen Wildpflanzenarten als eine ökologisch notwendige und ökonomisch tragfähige Ergänzung zu konventionellen Energiepflanzen in der landwirtschaftlichen Praxis etablieren. Untersuchungen haben ergeben, dass Wildpflanzenmischungen zwischen 30 und 50 Prozent des Gasertrages von Mais erbringen. Trotzdem ist der Anbau sinnvoll. Denn im Gegensatz zu Mais müssen mehrjährige Wildpflanzen nicht jedes Jahr neu angesät werden. In der Bewirtschaftung sind sie also »pflegeleichter«. Durch die nationale und internationale Energiepolitik ist es für Landwirte derzeit attraktiv, Biomasse für die Energieerzeugung anzubauen. Das Netzwerk beschreibt seine Ziele selbst: »Durch das Projekt ‚Energie aus Wildpflanzen‘ sollen bis Ende dieses Jahres in verschiedenen Bundesländern modellhaft Wildpflanzenmischungen zur Energiegewinnung angebaut werden. Die teilnehmenden Landwirte und die Betreiber der Biogasanlagen werden dabei intensiv durch die Projekt-


partner betreut. Dadurch werden die Ertragspotenziale unter Praxisbedingungen ermittelt und mittelfristig Anbau- und Verarbeitungsempfehlungen zur Erhöhung des Ertrages erarbeitet. Das Projekt setzt auf gezielte Öffentlichkeitsarbeit und politisches Engagement, um Wildpflanzen als Alternative zu konventionellen Energiepflanzen in der landwirtschaftlichen Praxis zu etablieren. Das Projekt wird aus Mitteln der Projektpartner finanziert.« Anders als bei der Nahrungs- und Futtermittelproduktion eröffnet die Biogasproduktion die Möglichkeit, unterschiedlichste Pflanzenarten und -sorten in Reinsaat und in Mischung anzubauen und den gesamten Aufwuchs zur Methangewinnung zu nutzen. Es stehen drei verschiedene Wildpflanzenmischungen zur Verfügung: Mischung BG 70 (»Biogas 1«): eine Mischung aus einjährigen, überjährigen und mehrjährigen Arten, die vom Ansaatjahr bis zum letzten Erntejahr eine ökologische Möglichkeit zur Biogasproduktion bietet. Der Schwerpunkt dieser Mischung liegt neben einem ordentlichen Ertrag auf ökologischen Gesichtspunkten. Diese Mischung ist insbesondere zur Frühjahrsansaat geeignet. Mischung BG 80: Diese Mischung ist eine rein einjährige Blühmischung, die in ihrer Bewirtschaftung dem Mais ähnelt (Aussaatzeitpunkt, Erntezeitpunkt). Besonders geeignet ist diese Mischung zur Umrahmung großer oder auch kleinerer Maisschläge. Von einem flächigen Anbau rät das Netzwerk aufgrund der erschwerten Erntearbeit und des geringeren Masseertrages ab. Mischung BG 90: Bei dieser Mischung steht der Ertrag im Vordergrund. Es werden ausschließlich überjäh-

Kurzinfo Ansprechpartner für landwirtschaftliche Beratung ist in Bayern Werner Kuhn, Hubertushof 9, 97261 Güntersleben, Mobil: 0170 7326673, Kuhn.Hubertushof@googlemail.com Saatgutbezug: Saaten Zeller GmbH & Co. KG, Erftalstr. 6, 63928 Riedern, Telefon: 09378 530, Fax: 09378 699, info@saaten-zeller.de, www.saaten-zeller.de

Feldsaaten Freudenberger GmbH & Co. KG, Magdeburger Straße 2, 47800 Krefeld, Telefon: 02151 4417666, Fax: 02151 4417291, r.kindel@freudenberger.net, www.freudenberger.net Die Arbeitsgemeinschaft Wildpflanzen Kißlegg ist zu erreichen unter wildpflanzenbiogas@gmail.com, Gebhard Pfender steht für Auskünfte unter Telefon 07563 2090 zur Verfügung.

rige und mehrjährige Stauden verwendet. Die Aussaat dieser Mischung findet entweder nach frühräumenden Kulturen wie beispielsweise Sommergerste statt. Dies hat den Vorteil, dass die Stauden im Etablierungsjahr nicht von anderen Pflanzen beschattet werden, sondern ohne Beeinträchtigung die Vegetationszeit für die Jugendentwicklung nutzen können. Dieses Anbausystem sichert dem Landwirt den Ertrag seiner Vorfrucht und im Folgejahr den Ertrag der Wildpflanzen. Für das Allgäu – das sich ja in Gänze als Urlaubsund Tourismusregion präsentiert – bietet sich mit dem Projekt eine große Chance: einerseits weiterhin Biomasse für die Energiegewinnung ernten zu können, andererseits aber die Mais-Monokulturen aufzulockern durch Pflanzenmischungen, die auch fürs Auge des Urlaubers und die Vielfalt der Fauna etwas zu bieten haben. Mitte letzten Jahres trafen sich Experten und Mandatsträger von Landratsamt und Landwirtschaftsamt

Bunte mehrjährige Pflanzen sind Versteck und Nahrungsquelle für Vögel, Schmetterlinge und Insekten


Biomasse

Fotos: Hagen Görlich/pixelio.de, Volker Wille,

Hier dominieren im Herbst Sonnenblumen. Im nächsten Jahr können es ganz andere Arten sein

Ravensburg, vom Landwirtschaftszentrum (LAZBW) Aulendorf , der Uni Hohenheim, von ProRegio, vom Bauernverband, Biogas-Fachverband, BUND und verschiedenen Kommunen zur Fachtagung »Energie aus Wildpflanzen« im Kisslegger Neuen Schloss. Werner Kuhn, seit über zehn Jahren Ideengeber und Entwickler des Systems, zeigte in einem Vortrag, warum gerade Biogas die besondere Chance birgt, mit intelligenten Mischkulturen die Biodiversität und Artenvielfalt zu steigern. Der für das Netzwerk Lebensraum Feldflur deutschlandweit beratende Experte stellte aber auch fest, dass diese ökologische Aufwertung nicht zum Nulltarif möglich ist. Der Ertrag pro Hektar ist bei Mais eben deutlich höher. Es müssten also Wege gefunden werden, wie dem Landwirt sein »Produkt Artenvielfalt« vergütet werden kann. Werner Kuhn bezeichnet die Wildpflanzenflächen nicht nur als Biotope, sondern auch als »Psychotope«. Man sieht die Farben, riecht die Blüten, hört die Insekten, fühlt viele unterschiedliche Pflanzen, und schmecken kann man die meisten Blumen auch noch. Doch diese Eigenschaften haben ihren Preis: weniger Ertrag.

72

allgäu ALTERNATIV

Michael Fick, Vertreter der Arbeitsgemeinschaft (AG) Wildpflanzen-Biogas Kißlegg, betont, es sei der AG von Anfang an wichtig gewesen, zu zeigen, dass man die Veränderungen gemeinsam anpacken kann und die Anstrengungen der Landwirte von vielen anderen Landnutzern unterstützt werden. Er konnte darlegen, dass in vielen Gemeinden Landwirte durch den Anbau der Wildpflanzenmischung ihre Bereitschaft gezeigt haben, neue Wege zu gehen. Markus Frick und Gebhard Pfender tragen das Projekt auch in die Öffentlichkeit. Zum Beispiel bei einer gut besuchten Veranstaltung im Bürgerbahnhof in Leutkirch im letzten Sommer. Dort führten sie unter anderem aus, dass die Flächen mehr Schutz für Wildtiere bieten und Bodenbrüter sowie Jungtiere nicht so oft durch Mähwerke verletzt oder getötet werden. Darüber hinaus bieten die Blütenäcker ein reichhaltigeres Nahrungsangebot für Insekten und Vögel. Damit werden diese Flächen auch für »Nichtlandwirte« interessanter. Naturbeobachter und Naturschützer begrüßen diese Alternative, denn wenn die Äcker nicht mehr jährlich intensiv als Mais-Monokultur bestellt werden, kann auch auf Pflanzenschutzmittel und Dünger verzichtet werden – die Humusbildung wird besser unterstützt. Das Projekt der Arbeitsgemeinschaft wird auch dieses Jahr fortgesetzt mit der Akquise von Flächen und der Suche nach Paten, die die Kosten für Saatgut übernehmen (ca. 350 Euro pro Hektar). Im Raum Kißlegg beteiligten sich im letzten Jahr acht Landwirte mit einer Fläche von rund 13 Hektar Acker. Die AG hat inzwischen mit dem NABU, der Gemeinde Kißlegg, dem Ortsverein der SPD Kißlegg, einigen Firmen, Vereinigungen und Privatpersonen eine breite Basis von Unterstützern gefunden. 2015 soll weiter am Aufbau des Netzwerks von Landwirten, Verwaltung, Politik, Wissenschaft und Stromanbietern gearbeitet werden. Der CDU-Landtagsabgeordnete Paul Locherer hat mit einer Kleinen Anfrage im Landtag von BadenWürttemberg erfahren wollen, welche Chancen die Regierung in Stuttgart der Blüh-Alternative zum Mais zumisst. Dort sieht man eine Chance auf Flächen mit niedrigen Pachtpreisen, weist aber darauf hin, dass nur 30 bis 50 Prozent des Biogasertrages im Vergleich zum Mais zu erzielen sind. Der Minister für Ländlichen Raum, Alexander Bonde, erkennt aber die Vorteile des Wildpflanzenanbaues an und weist darauf hin, dass im Landwirtschaftlichen Energiezentrum Augustenberg in Karlsruhe und in Aulendorf ebenfalls mehrjährige Energiepflanzen getestet werden. Allerdings seien Wildpflanzenprojekte derzeit noch nicht in das Greening-Agrarprogramm der Europäischen Union aufgenommen worden. Das bedeutet letztlich, dass derzeit noch keine EU-Förderungen möglich sind. Man prüfe aber, ob das nachträglich noch aufgenommen werden kann. Inzwischen mischt sich bei den Vertretern der Arbeitsgemeinschaft Wildpflanzen-Biogas Kißlegg in


Im Frühjahr setzen die Rehe ihren Nachwuchs in die Felder. Bei der Intensiv-Landwirtschaft wird genau zu dieser Zeit gemäht. Wildpflanzenfelder hingegen nicht. Sie bieten also den Jungtieren und Bodenbrütern ideale Deckung. Bild links: ein Wildpflanzenfeld nach einem Jahr

Ökologische Vorteile • Abwechslungsreiches Bild der Landschaft. • Deckung für Wildtiere im Sommer und Winter. • Deutlich verbessertes Nahrungsangebot für Tiere. • Keine Verletzung von Bodenbrütern und Wildtieren, da außerhalb der Setzzeit gemäht wird. • Höherer Erholungswert – touristisch nutzbar. • Keine eintönige Flora, wenn einheimische Wildpflanzen genutzt werden. • Keine Düngung und keine Spritzmittel nötig. • Bodenverbesserung und stärkere Humusbildung.

Ökonomische Vorteile •Keine Bodenerosion und keine Nährstoffauswaschungen. •Keine jährliche Bodenbearbeitung (mehrjährige Pflanzen).

die Anfangs-Euphorie auch eine gewisse Ungeduld. Sie haben vorgemacht, dass ihr Projekt sinnvoll und naturnah ist. Trotzdem erhalten sie noch keinerlei Förderung. »Die Politik und die Ämter und Verwaltungen bestärken uns in unserem Vorhaben – aber es bewegt sich auf dem Zuschuss-Sektor gar nichts. Bauern müssen auch ökonomisch denken. Sie sind doch auch Unternehmer!« sagt Gebhard Pfender. »Wir können aus den Spenden für unserere AG nicht auch noch Zuschüsse für die Bauern bezahlen, damit sie auf ihre Flächen Wildpflanzen anbauen.« Einen Lichtblick gibt es allerdings: Pfender kennt einen Fall, wo ökologische Ausgleichsflächen für eine Baumaßnahme mit Wildpflanzen besetzt wurden. Wenn das gängige Praxis werden könnte, wäre ein Durchbruch gelungen. Allerdings müsste dann dauerhaft gesichert sein, dass die Ausgleichsflächen für Wildpflanzen reserviert bleiben.

Ein Preis für die Vielfalt Bienenfreundliche Energiepflanzen ausgezeichnet Das Netzwerk »Lebensraum Feldflur« hat eine Sonderauszeichnung des »European Bee Award« verliehen bekommen. Von 24 eingereichten Projekten konnte das Projekt »Energie aus Wildpflanzen« des Netzwerkes Lebensraum Feldflur den zweiten Platz belegen und wurde von der Fachjury mit einer Sonderauszeichnung geehrt. Mit dem Award werden europäische Projekte ausgezeichnet, die sich mit bienenfreundlicher Landwirtschaft befassen. »Die Qualität der eingereichten Projekte war sehr hoch«, betont Walter Haefeker, Präsident des Europäischen Erwerbsimkerbundes und Mitglied der Fachjury. »Das vom Netzwerk Lebensraum Feldflur eingereichte Projekt erarbeitet praxisnahe und innovative Ansätze für eine bestäuberfreundliche Landwirtschaft und bietet dem Landwirt dabei genügend Freiraum für wirtschaftliches Handeln«, so Haefeker weiter. Neben Wildbienen, Schmetterlingen und Käfern profitieren von dem vielfältigen Angebot der Wildpflanzenmischungen auch viele andere Arten von der Eule bis zum Feldhamster. Der Award wird von der Organisation europäischer Landbesitzer (ELO) und dem europäischen Landtechnikverband (CEMA) vergeben. »Wir sind sehr stolz, die Sonderauszeichnung des European Bee Award erhalten zu haben«, sagt Kristin Drenckhahn (Deutsche Wildtier Stiftung), Koordinatorin des Netzwerks Lebensraum Feldflur. »Der Preis bestärkt uns auf dem Weg, die Energieerzeugung aus Biomasse enger mit den Zielen des Arten-, Natur und Umweltschutzes zu verknüpfen.« Weitere Informationen erhalten Sie unter www.Lebensraum-feldflur.de

allgäu ALTERNATIV

73


Anzeigen

Foto: allgäuALTERNATIV

Themenvorschau

allgäu ALTERNATIV

Naturbaustoffe im Vergleich Kurze Lieferwege und regionale Verfügbarkeit sind die Vorteile von einheimischen Naturbaustoffen. Aber halten sie, was Bauherren sich von ihnen versprechen?

jetzt auch online lesen!

Foto: allgäuALTERNATIV

www.allgaeu-alternativ.de

Zeit der Messen mit Bauherrnberatung

Foto: Movelo

Unsere Redaktion schaut für Sie, wo die interessantesten Anbieter von Energie, Solar, Biomasse, Strom und Wasser auf den regionalen Messen ausstellen.

Tipps: Allgäu-Touren mit dem E-Bike Das Allgäu ist die schönste Region für Touren mit E-Hilfs-Fahrrädern. Wir stellen Etappen mit Verleihunternehmen, Lade- und Servicestationen vor. 74

allgäu ALTERNATIV




Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.