wandern & SchUtzgebühr 4€
W W W. e D i t i o n - A l l g A e U . D e
genießen
MAgA z i n z U M A l lg ä U e r WA n D e r S o M M e r 2 014
Die Wanderregion
S. 6
Urlaub genießen
S. 52
Allgäu erleben
S. 60
eine reise •
zu den Schätzen der natur
Editorial
Fotos: Tourismus Oberstdorf; Volker Wille
Die
Auszeit vom Alltag
am Wanderpfad
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In unserer Gesellscha, die mehr und mehr auf Leistung ausgerichtet ist, haben die für ein gesundes Leben so dringend notwendigen Gelegenheiten zum Abschalten immer weniger Chancen. Umso wertvoller wiegen daher die Möglichkeiten, dem Alltag wenigstens zeitweise zu entfliehen – sei es nur für ein Wochenende oder im Urlaub. Eine zunehmende Zahl der Deutschen nutzt diese freie Zeit mittlerweile, um in der Natur zu wandern. Die aktuelle Studie »Der deutsche Wandermarkt 2014« der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaen in Salzgitter hat sogar ergeben, dass das Begehen von Wandertouren nicht nur zunehmend betrieben wird, sondern inzwischen auch die mit Abstand beliebteste Outdoor-Aktivität der Deutschen ist.
Für zahlreiche Menschen werden hierbei nach innen gerichtete Motive wie »Stress abbauen« oder »zu sich selber finden« wichtiger, wie die Untersuchung aufzeigt. Diese Erkenntnisse belegen, dass es beim Wandern nicht mehr nur um gesunde Körperbetätigung geht oder die Möglichkeit, neue Ausflugsziele und kulwandern & genießen
turelle Schätze am Wegesrand zu entdecken. Der Studie zufolge bietet die bewusste Langsamkeit beim Wandern eine Gegenwelt zum hektischen Alltag, gewissermaßen einen Ausstieg auf Zeit. Das Allgäu, eine der gefragtesten und vor allem landschalich reizvollsten Wanderregionen in ganz Deutschland, lässt diese »Alltagsflüchtlinge« von nah und fern zur Ruhe kommen und bietet ihnen mit vielfältigen Wandernöglichkeiten sportliche Herausforderungen, kulturelle Entdeckungen und einmalige Erinnerungen. In diesem Jahr steht die Region ganz im Zeichen der »Wandertrilogie Allgäu«: Ein 876 Kilometer langes Weitwanderwegenetz verbindet dabei attraktive Tourenziele und Wandergebiete im gesamten Allgäu. Wir stellen das ambitionierte Großprojekt vor. Ebenso informieren wir über die Tätigkeit der ehrenamtlichen Helfer, die für den Deutschen Alpenverein Wanderwege in den Bergen instandhalten. Ein Abstecher ins Westallgäu stellt dagegen überaus attraktive Wanderrouten vor, die abseits von alpinen Herausforderungen liegen. Um Gutes für Körper und
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Geist geht es in unserer Betrachtung von Allgäuer Wellness-Angeboten, traditioneller Küche und regionalen Produkten. Neben einer Erinnerung an Allgäuer Alpin-Pioniere von einst geben wir Einblicke in den Alltag eines Försters und seine Arbeit. Ob die individuelle Art zu wandern nun tatsächlich als »Auszeit vom Alltag«, als Trainingsprogramm, Kulturerlebnis, Leistungssport oder Freizeitbeschäigung dienen soll, muss jeder Wanderer für sich selbst entscheiden. Wir möchten Sie einladen, in diesem Magazin zahlreiche Anregungen, Ideen und aktuelle emen rund ums Wandern im Allgäu zu entdecken und sich von diesen für Ihre nächste Tour inspirieren zu lassen. ç Ihr Marius Lechler, Chefredakteur
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Fotos: Allgäu GmbH; Oberstaufen Tourismus; Skywalk Allgäu
Inhalt
SeIte 6
Die Wanderregion 6 eine trilogie auf neuen Wegen Weitwanderwegenetz verbindet das gesamte Allgäu
SeIte 52
10 Mit Kompass und Logbuch Die Erlebnis-Tour »Expedition Nagelfluh«
12 ein Wimpel auf dem Weg zum Wandertag Ausdauernde Läufer bringen Vereinsfahnen von Oberstdorf zum Wanderfest nach Bad Harzburg
14 Wegbereiter zwischen Bergpfad und Gipfel Wie der Deutsche Alpenverein Wanderstrecken in den Bergen für Urlauber und Einheimische in Schuss hält
26 Gut ausgerüstet über Stock und Stein Was brauche ich für meine Tour?
30 »Chill-Out-Valley«, Adler und Naturgewalt Mit dem Bus zur Wandertour im Naturpark Nagelfluhkette
34 es muss nicht immer alpin sein Das Westallgäu lockt mit Wegen in idyllischer Umgebung
36 Mit zwei Stöcken der Natur auf der Spur Ein Paradies für Nordic Walker im Tannheimer Tal
48 Wandererlebnis unter fachkundiger Leitung Heimatbund Allgäu präsentiert Natur-Touren mit Experten
Impressum
Herausgeber: Peter Elgaß Verlagsleitung: Afra Elgaß Tel. +49 (0) 8379 / 728016 Fax +49 (0) 8379 / 728018
Urlaub so richtig genießen 38 Wohltat von der Wiese für Körper & Geist Wellness-Wunder Heu: Kuren mit Bergwiesenkräutern spenden Lebenskra
52 Vom »Arme-Leute-essen« zum Kult-Gericht Traditionelle Allgäuer Gerichte bereichern sogar Speisekarten gehobener Restaurants: An diesem authentischen Kässpatzenrezept können sich Gourmets selbst versuchen
54 Urlaub nach Maß bei Katz, Pferd und Kuh Die Sehnsucht nach einer Auszeit auf dem Land wächst. »Ferien auf dem Bauernhof« sind da genau das Richtige
56 Regionale Vielfalt als Stärke des Allgäus Hier gibt es noch viel mehr zu entdecken als nur Käse
74 Prämierte Schönheit am wilden Fluss Die Argen ist »Flusslandscha des Jahres 2014/2015«
Verlag: Verlag HEPHAISTOS EDITION ALLGÄU Lachener Weg 2 D-87509 Immenstadt-Werdenstein E-Mail: info@heimat-allgaeu.info www.edition-allgaeu.de
Redaktion: Marius Lechler (v.i.S.d.P.), Viola Elgaß, Cosima Holl, Thomas Niehörster Gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Verfassers, nicht aber des Verlages dar.
wandern & genießen
Foto: Museum der Bayerischen Könige Hohenschwangau/Marcus Ebener
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SeIte 60
SeIte 50
Service
Allgäu sehen, erleben, verstehen 18 Ferien ohne Abstriche auch mit Handicap Unterküne im Allgäu für Menschen mit Behinderung
22 »Waldmanager« und experte für Natur Wie ein Förster die Pflanzen und Tiere des Waldes schützt
25 Schätze suchen – Natur finden Was ist Geocaching und wie verhalte ich mich dabei schonend für die Umwelt?
28 Pioniere zwischen Felswand und Gipfel Allgäuer Alpinisten und ihre Berg-Eroberungen von einst
42 Übersichtskarte Allgäu Orientierung und Hilfestellung für die Tourenplanung
50 Und wenn’s mal regnet? Freizeitalternativen im Allgäu für schlechtes Wetter
64 MeLDUNGeN Was gibt es Neues in der Region?
78 Kinderseite Buchstabenrätsel zu Allgäuer Alpenblumen
80 Die schönsten Seiten Allgäu-Bücher für Sie vorausgelesen
82 Preisrätsel Attraktive Gewinne für aufmerksame Leser
44 Wo Wasser zu Stein wird Das Naturdenkmal Quelltuff bei Lingenau in Vorarlberg
Wandern & Genießen auf dem Smartphone lesen? Einfach QR-Code scannen!
58 Dramen und Heldenmut vor Naturkulissen Die Freilichtbühnen in Altusried und im Lechtal
60 Schwebender Weg in schwindelnder Höhe Der Baumwipfelpfad »Skywalk Allgäu« in Scheidegg
76 Scheue Baumeister am Wegesrand Der Biber kehrt allmählich ins Allgäu zurück
Alle Veranstaltungs- und Terminangaben ohne Gewähr. Layout: Bianca Elgaß, Ramona Klein, Dominik Ultes
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Titelfoto (Kleinwalsertal Tourismus eGen/Hans Wiesenhofer): Wanderer vor der imposanten Kulisse des Ifen im Kleinwalsertal Weitere Fotos auf dem Titel: Marc Oeder/Allgäu GmbH; Dominik Ultes; Skywalk Allgäu
Anzeigen: Sven Abend, Kathrin Geis Tel. +49 (0) 8379 / 728616 E-Mail: sven.abend@heimat-allgaeu.info
Bankverbindung: Deutschland: Raiffeisenbank Oberallgäu-Süd eG, IBAN: DE97733699200007126999, BIC: GENODEF1SFO
Es gilt die Anzeigenpreisliste 1/2014 vom 1. Dezember 2013.
Österreich: Raiffeisenzentralkasse Innsbruck, IBAN: AT223600000000643361, BIC: RZTIAT22
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Wa n d e r r e g i o n A l l g ä u
Eine Trilogie
auf neuen Wegen
Ein großes und hier bislang einzigartiges Projekt rund ums Wandern eröffnet Naturentdeckern und Geschichtsinteressierten in diesem Jahr das Urlaubsziel Allgäu auf neue Weise. Die Wandertrilogie Allgäu, ein Weitwanderwegenetz durch die gesamte Region, verbindet auf drei Routen die Vielfalt der Region von der Hügellandscha im Norden über das Voralpenland bis hin zum Hochgebirge im Süden.
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hrista Fredlmeier, die Projektleiterin des gigantischen Unterfangens Wandertrilogie, dem eine vierjährige Entwicklungsarbeit mit 33 Partnern vorausging, ist stolz auf das Erreichte: »Wir hatten im Allgäu noch nichts Vergleichbares«, sagt sie. In dem insgesamt 876 Kilometer langen Wegenetz, das 51 Etappen umfasst, könne sich der Wanderer individuell und flexibel seine eigene Tour zusammenstellen. Berücksichtigt werden dabei unterschiedliche »Wandertypen« – sowohl diejenigen, die sane Anhöhen bevorzugen, als auch die Eroberer steiler Bergwege. Dies werde auf drei Routen – Wiesengänger, Wassergänger und Himmelsstürmer genannt – verwirklicht, die jeweils für eine Höhenlage und ein besonderes Natur- und Landschaserlebnis stehen.
Geschichte »erwandern« Auf der Wiesengänger-Route mit ihren 388 Kilometern lässt sich unter anderem der Allgäuer Westen in der Hügellandscha um Wangen, Kißlegg oder Leutkirch erleben, im Osten die Region um Marktoberdorf und Kaueuren, im Norden die Gegend von Bad Wörishofen. Auf den Etappen müssen nur wenige Höhenmeter überwunden werden, die Länge variiert zwischen zwölf und 26 Kilometern. Die Allgäuer Wasserwege und Wasserfälle im Westen von Lindenberg bis Scheidegg sowie die Seen im Zentrum von Missen-Wilhams bis Oy-Mittelberg und im Osten bei Halblech stehen im Mittelpunkt der 374 Kilometer langen Wasserläufer-Route. Hier erstreckt sich schon die
Voralpenlandscha, die Etappen sind 13 bis 27 Kilometer lang und weisen einen mittleren Schwierigkeitsgrad auf. Wer jedoch lieber hoch hinaus will, fühlt sich auf der 333 Kilometer langen Himmelsstürmer-Route zwischen dem Hochgrat, den Orten Oberstaufen und Balderschwang im Westen, dem Nebelhorn, Oberstdorf und Fischen im Süden sowie Pfronten und – bei einem Abstecher über die Landesgrenze – auch im österreichischen Tannheimer Tal wohl. Die Etappen sind in höheren Lagen zwischen acht und 17 Kilometer lang, damit man sie auch mit Durchschnittskondition bewältigen kann. Teils verlaufen die Routen in den drei Trilogieräumen auf einzelnen Abschnitten auch parallel und nutzen, wo sie aneinander grenzen, dieselben Wege. wandern & genießen
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Linke Seite: Die Wiesengänger-Route im West-, Ost- und Unterallgäu (Foto: bei Bad Grönenbach) hat weite Ausblicke auf weniger anstrengende Routen zu bieten. Die entlang der Strecken installierten Themeninseln (wie oben bei Bad Wörishofen) dienen zur Erholung und informieren über Sehenswürdigkeiten
Am Start- und Willkommensplatz wie hier in Oberstdorf zeigt das Wahrzeichen den Trilogieraum und den Ort, an dem es steht. Info-Tafeln helfen beim Orientieren auf der folgenden Etappe
sönlichkeiten des Allgäus wie Sebastian Kneipp, König Ludwig II. oder Carl Hirnbein. Der Name der Trilogieräume verweist auf ihren Charakter wie zum Beispiel bei den »Gipfelwelten«, »Alpgärten«, »Panoramalogen« oder »Urkratälern«. In den Orten entlang der Strecken wurden emeninseln zum Rasten eingerichtet, um dort das Gesehene auf sich wirken lassen zu können. An bestimmten, ➤
Fotos: Klaus-Peter Kappest/Allgäu GmbH, Marc Oeder/Allgäu GmbH
Doch bei der Wandertrilogie geht es noch um mehr als nur die Schönheit der Natur, wie Christa Fredlmeier erklärt: »Das Alleinstellungsmerkmal der Wandertrilogie Allgäu sind die Geschichten, die wir erzählen.« Dies geschehe in neun sogenannten Erlebnisräumen, die Trilogieräume genannt werden. Wanderer erfahren hier etwas über die Historie der Orte, die sie »erwandern«, und Fakten zu Per-
Oben: Auf den Trilogienadeln werden bedeutende Orte wie zum Beispiel eine Kirche mit spezieller Geschichte oder ein Berggipfel näher erklärt. Die Texte erläutern ihre Besonderheiten in drei Teilen
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Wa n d e r r e g i o n A l l g ä u
Wander-Enthusiasten, die der Schönheit der Gipfel nahe sein wollen, finden auf der Himmelsstürmer-Route Touren im Oberallgäu, im Ostallgäu und im angrenzenden Tannheimer Tal. Hier lässt sich in aller Abgeschiedenheit die alpine Bergwelt erkunden – wie oben am Steineberg im Naturpark Nagelfluhkette
mit dem Namen Trilogieplätze versehenen Punkten markieren drei große Nadeln Orte von Bedeutung. Auf ihnen wird die Geschichte dieses Ortes in drei Teilen erzählt. An Schaupunkten lenken Stelen mit Fenstern (»Fokussierstelen«) den Blick auf Details wie zum Beispiel einen Kirchturm und seine Geschichte.
Große Erwartungen
Die Wasserläufer-Route erkundet Flüsse und Seen – hier in der Hausbachklamm bei Weiler-Simmerberg
In jedem Partnerort der Wandertrilogie begrüßt das Wahrzeichen des Projektes, das Steinmännchen, die Ankommenden. Als Fundament dient ein Findling aus der
Das Gepäck »wandert« voraus Ein nützlicher Service für mehrtägige Touren ist der zur Wandertrilogie Allgäu angebotene Gepäckservice »Allgäu Shuttle«. Für zehn Euro pro Etappe und Gepäckstück (maximal 20 Kilogramm) werden die schweren Stücke zum nächsten Etappenziel transportiert. Für die Buchung gibt es unter anderem auf www.wandertrilogie.de ein Formular. Die Anmeldung muss eine Woche vor Reiseantritt schrilich per Fax oder E-Mail erfolgen. Einzelheiten auch unter Tel. 08323/8025931 oder shuttle@allgaeu.de Informationen zur Wandertrilogie Allgäu: Allgäu GmbH, Gesellscha für Standort und Tourismus, Allgäuer Straße 1, 87435 Kempten/Allgäu, Tel. 08323/8025931, info@wandertrilogie-allgaeu.de, www.wandertrilogie-allgaeu.de
Nagelfluhkette. Das Wahrzeichen besteht aus dem blauen Allgäu-Würfel mit dem Signet der Wandertrilogie, einem Würfel mit den symbolha dargestellten emen des jeweiligen Trilogieraumes und einem Ortswürfel mit einer bildlich umgesetzten Darstellung der Ortsgeschichte. So verdeutlicht der Ortswürfel in Leutkirch das Handwerk der Glasmacher in einem Würfel aus Glas, dessen Pendant in Füssen zeigt die kulturelle Geschichte der Stadt anhand einer von Metallsaiten überspannten, stilisierten Rosette als Laute. Christa Fredlmeier, die die Wandertrilogie mit Allgäu-GmbH-Geschäsführer Bernhard Joachim auf der Internationalen Tourismusbörse Berlin (ITB) vorstellte, erwartet sich viel von dem Weitwanderwegenetz: »Das Ziel der Wandertrilogie Allgäu ist, neue Gäste in die Region zu holen und die Vielfalt der Wandermöglichkeiten, die wir hier haben, zu vermitteln«, sagt sie. Mit dem Angebot könne man sich von den touristischen Nachbarn absetzen. Die Infrastruktur des Tourennetzes ist bereits fertiggestellt, die Wege im ganzen Allgäu können schon jetzt »bewandert« werden. Am 24. Juli finden zum Auakt der Wandertrilogie drei Tage lang diverse Veranstaltungen statt. ç Marius Lechler wandern & genießen
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wandern & genieĂ&#x;en
10 Wa n d e r r e g i o n A l l g ä u
Mit Kompass und Logbuch
Fotos: Naturpark Nagelfluhkette, Friedrich Böhringer
auf Expedition î »Verschiedene Umstände zwingen mich, mein Notizbuch zu verstecken. Leider kann ich die von mir begonnene Expedition zu den schönsten Orten der Nagelfluhkette nicht mehr beenden. Sollten Sie mein Notizbuch finden, bitte ich Sie, die sechs letzten Stationen im Naturpark aufzusuchen und deren Rätsel zu entschlüsseln. Sie werden etwas Spannendes dafür erhalten…«
Lilli und Tim folgen den Kompassen entlang der Themenwege. Jeder erläutert eine neue Entdeckermission
11 Von links nach rechts: Ein Notizbuch führt auf die Spuren eines Unbekannten, der im Naturpark Nagelfluhkette nach dem »genagelten Stein« und dem schwarzen Alpensalamander suchte
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Mit diesen geheimnisvollen Worten beginnt die »Expedition Nagelfluh« durch den Naturpark Nagelfluhkette. Bei dem in Zusammenarbeit mit Allgäuer Bergbahnen entstandenen Projekt können Kinder, aber auch Erwachsene die Region und die Artenvielfalt des Naturparks (neu) entdecken. Sechs emenwege und insgesamt 32 unterschiedlichste Stationen können dabei erwandert und erlebt werden. Auänger der Geschichte sind die Ferien, die Tim und Lilli bei ihrem Großvater in den Allgäuer Alpen verbringen. Durch Zufall finden sie ein altes Buch, in dem sich ein Forscher lange vor ihrer Zeit Notizen über die Bergwelt gemacht hat. Seine Spuren, denen die beiden Kinder nachgehen, sind in einem »Entdeckerbuch« festgehalten. Ihnen folgen die Kinder in Form einer Schnitzeljagd über die Bergbahnstationen der Hörnerbahn, der Mittagbahn, der Hochgratbahn, der Imbergbahn, der Hündlebahn und der Alpsee Bergwelt. An jeder der sechs beteiligten Bergbahnen wurde ein kurzer emenweg angelegt, dem die jungen Forscher nachgehen sollen, um ein Lösungswort zu finden, das mit einem geschliffenen Anhänger aus dem Nagelfluh belohnt wird.
machen, so bekommt man häufig die Antwort: »Weil wir als Kinder mit den Eltern hier Urlaub gemacht haben, und an die Zeit haben wir viele gute Erinnerungen.« Heute, meint man, steht für die Kinder die Bergwelt in Konkurrenz zu Internet und Facebook. Bekommt man mit, wie gerade Stadtkinder sich die Bergwelt mit ihren Bächen und Flüssen in Erlebnisferien zu eigen machen, braucht es eigentlich gar kein Tourismus-Marketing für die Gäste von morgen. Die »Expedition Nagelfluh« schlägt genau in diese Kerbe. Unter der Gesamtkoordination des Landkreises Oberallgäu wurde ein auf vielen Schultern getragenes Projekt mit dem Ziel entwickelt, im Naturpark Nagelfluhkette und hier speziell im Umfeld der Bergbahnen ein attraktives Naturerlebnis anzubieten, um zugleich Kindern und Eltern, aber auch Einheimischen das Faszinosum dieses Naturparks zu vermitteln. Natur, Tiere, Geologie und die Entstehung der Nagelfluhkette sollen vor allem Kindern spielerisch nahegebracht werden. Wartet doch die Nagelfluhkette mit vielen Pflanzen und Tieren auf, die auf der Liste der bedrohten Arten stehen.
Der Riesenkompass weist den Weg Neuentdeckung der Heimat
Sechs Themenwege führen die großen und kleinen Forscher von den Bergbahnstationen zu den Naturschätzen und schönsten Aussichtspunkten des Naturparks
Fotos: Thomas Dietmann, Volker Wille
Neulich meinte ein Motorradfahrer mit Nummernschild aus dem Norden zu einem Allgäuer, den er nach dem Weg fragte: »Sie wissen ja gar nicht, in welch schöner Gegend Sie hier leben!« Damit ging er unbewusst mit einer nicht unähnlichen Meinung von Oberstaufens Bürgermeister Walter Grath konform, der bei der Vorstellung des Projektes äußerte, »dass die Gäste die Berge und die Wege o besser kennen als die Einheimischen«. Fragt man die Älteren unter den Gästen, warum sie Urlaub im Allgäu
Am Beginn jeder Tour steht ein überdimensionierter »Kompass« aus Cortenstahl, der die Stationen des emenweges anhand einer drehbaren Scheibe in Wort und Bild beschreibt. Dabei hat jede Bergstation ihr eigenes ema wie Tiere und Pflanzen, die Entstehung des Nagelfluh, Wasserkra, magische Orte oder die Eiszeit, die die Landscha prägte. So haben die Touren nicht nur einen hohen Freizeitwert, sondern vermitteln zugleich noch spielerisch Wissen. Die Texte und Informationen entwickelte der Immenstädter Diplom-Geograf omas Dietmann. Finanziert wurde das Projekt in Höhe von 330.000 Euro durch die Bergbahnen, die Naturpark-Gemeinden und den Landkreis Oberallgäu. Die Ausführung wurde ausgeschrieben und letztlich der Firma Verdandi in Salzburg erteilt. Das Entdeckerbuch ist für 4,50 Euro bei den Bergbahnen und in der Talstation der Alpsee Bergwelt erhältlich und seinen Preis allemal wert, da es ausgezeichnete Fotos und Zeichnungen, spannende Experimente und eine Fülle an Informationen enthält. Zudem gibt es bei Kauf oder Vorlage des Entdeckerbuches ermäßigte Preise bei den beteiligten Bergbahnen. ç Viola Elgaß/Annette Müller
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Die Gruppe fußstarker Allgäuer verlässt Oberstdorf in Richtung Bad Harzburg
Wimpel auf dem Weg zumWandertag
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Foto: Dominik Ultes
Ganz Oberstdorf stand 2013 im Zeichen des 113. Deutschen Wandertages. In diesem Jahr bringt eine Gruppe ausdauernder Allgäuer den Wandertags-Wimpel in fünf Abschnitten und 34 Tagesetappen vom letztjährigen Austragungsort auf einer fast 800 Kilometer langen Strecke zum Wandertag nach Bad Harzburg. Die Gruppe setzt damit eine lange Tradition fort.
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Als starker Wimpelträger (zumindest in der Pause) und jüngster Wanderer auf der ersten Etappe von Oberstdorf nach Immenstadt dabei: der achtjährige Jakob Schwarzmann
Der Wandertags-Wimpel wird immer zum Beginn eines Deutschen Wandertages von einer Delegation aus dem Austragungsort des vorigen Jahres in den neuen Veranstaltungsort gebracht. Dabei verpflichtet sich jeweils der Ausrichter-Verein des letzten Wandertages, im kommenden Jahr den Wimpel zum neuen ausrichtenden Ort wandernderweise zu transportieren. Der Heimatbund Allgäu stellt 2014 das Kern-Team der Langdistanz-Wanderer, die in diesem Jahr fast 800 Kilometer auf einer Strecke bewältigen müssen, die sie durch die Bundesländer Bay-
ern, Baden-Württemberg, üringen, Hessen und Niedersachsen führt. »Wir haben für jeden der fünf Abschnitte auf der Wimpelwanderung vier bis fünf Wanderer, die fest zum Team gehören«, erklärt Christian Hajek. Er ist gemeinsam mit seiner Frau Gabriele für die Organisation der Allgäuer Wimpelwanderung zuständig, die am 1. März von Oberstdorf aus startete. Bei den zusätzlichen Begleitern auf den einzelnen Teilstrecken handelt es sich um Gastwanderer, hier kann man aber noch nicht sagen, wie viele dabei sein werden. Unter die Lauflustigen mischen sich auch immer wieder Würdenträger : So wanderte auf der sechsten Etappe von Altenstadt nach Senden der 2. Bürgermeister von Altenstadt, Ernst Wüst, einige Kilometer entlang der Iller mit. Das Projekt Wimpelwanderung ist in Abschnitte und Tagesetappen aufgeteilt: Die konditionsstarken Allgäuer haben seit Anfang März in sechs Tagesetappen an drei Wochenenden auf Schuswandern & genießen
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Fotos: Christian Hajek, Marius Lechler
Links: Die Wimpelwanderer bei der offiziellen Verabschiedung am 1. März 2014. Ganz links: Bernhard Joachim, Geschäftsführer der Allgäu GmbH, und Oberstdorfs 1. Bürgermeister Laurent Mies (mit dem Wandertags-Wimpel). Hinter dem Banner: die Wimpelwanderungs-Organisatoren Gabriele und Christian Hajek (Mitte), Gerlinde Hagelmüller, 2. Vorsitzende, und Karl Stiefenhofer, 1. Vorsitzender des Heimatbundes Allgäu (rechts)
ters Rappen eine Route bis nach Senden bewältigt. Nach diesen jeweils ein Wochenende dauernden Touren auf dem ersten zu erwandernden Abschnitt ging es wieder per Zug zurück zum Ausgangspunkt. Ab 17. Juli werden dann die übrigen vier Abschnitte ohne Unterbrechungen, aber in wechselnden Teams folgen, bis die Wimpelwandergruppe am 14. August um 17 Uhr das Haus des Gastes in Bad Harzburg erreichen und beim 114. Deutschen Wandertag ankommen wird. Der Wimpel, den die Gruppe quer durch Deutschland mit sich führt und der an den nächsten Austragungsort der Großveranstaltung Deutscher Wandertag weitergereicht wird, hat eine ähnliche Funktion wie die olympische Fackel. Entlang der Wanderetappen durch fünf Bundesländer wird die Allgäuer Delegation bei Wandergruppen der jeweiligen Region Station machen, bei
denen sie für Wanderurlaub im Oberallgäu werben können. Christian Hajek freut sich schon darauf: »Wir wissen aus den vergangenen Jahren, dass die Orte an der Strecke Veranstaltungen für die Wimpelwanderer organisieren. Es fanden bislang immer wieder Höhepunkte statt.« Das ergebe sich jedoch kurzfristig. Hajek dazu: »Wir lassen uns überraschen.« Seit dem Jahr 1883 veranstaltet der Deutsche Wanderverband den Deutschen Wandertag jährlich an einem anderen Austragungsort. Auch die Wimpelwanderungen haben im Umfeld des Wandertages bereits eine lange Tradition. Immer, wenn sie sich gerade auf einem neuen Abschnitt ihrer fast 800 Kilometer langen Tour nach Bad Harzburg befinden, stellen die Allgäuer Wimpelwanderer auf der Internetseite www.wimpelwanderung.de tagesaktuell Berichte und Fotos bereit. ç Marius Lechler
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Wegbereiter zwischen Bergpfad und Gipfel Das Hütten- und Wegenetz der Alpenvereine ist nicht nur die tragende Säule des Bergsports und des Sommertourismus in den Alpen: Gut erhaltene und vor allem gut markierte Wege erhöhen die Sicherheit der Bergsteiger und verringern die Zahl von Bergrettungseinsätzen. Die zum großen Teil ehrenamtlichen Helfer, die sich für den Deutschen Alpenverein (DAV) um die Wege in den alpinen Gebieten des Allgäus kümmern, sind dabei unverzichtbar.
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Der deutsche und österreichische Alpenraum ist fast flächendeckend in insgesamt 446 Arbeitsgebiete eingeteilt. Davon betreuen die Sektionen des Deutschen Alpenvereins (DAV) fast 100 Quadratkilometer Fläche in Bayern und im westlichen Österreich. Sie kümmern sich um ein Netz aus Bergwegen und alpinen Steigen von etwa 30.000 Kilometer Länge. Es werden Wegeabschnitte markiert, beschildert und repariert, wenn sie im Winter durch Lawinenabgänge zerstört worden sind. Wichtig ist auch die regelmäßige Kontrolle von Drahtseilversicherungen an exponierten Stellen oder einfach nur das Zurückschneiden von Sträuchern und Latschen. Viel Kra erfordert das Schlagen von Regenablässen, damit das Wasser ablaufen kann und keine größeren Ausschwemmungen verursacht. Diese Arbeiten werden traditionell bis heute zum großen Teil von ehrenamtlichen Wegmachern der Sektionen erledigt. Gemeinsam investieren sie mehr als 50.000 Arbeitsstunden im Jahr. Jedes Jahr fließt in das DAV-Wegenetz rund eine Million Euro.
Ohne die freiwillige Arbeit der Bergweg-Sanierer im Deutschen Alpenverein könnten Wandergruppen wie diese im Allgäu zahlreiche Touren nicht durchführen. Die Helfer kümmern sich um den Zustand leichter Wanderwege ebenso wie um Drahtseilversicherungen an Klettersteigen
cke getauscht. Mit Martin Berktold, Mitarbeiter der Sparkasse Allgäu und langjährigem DAV-Wegereferent der Sektion AllgäuImmenstadt, machten sich zwei Teams auf den Wegen zum Waltenberger Haus und zum Lauacher Eck an die Arbeit und beseitigten dort Winterschäden. Sie entfernten lose Steine und Geröll, schlugen neue Wasserablässe und machten Bachläufe durch das Einsetzen großer Steinbrocken wieder passierbar. Nach einem etwa zehnstündigen Einsatz, etlichen gewanderten Kilometern, körperlich anspruchsvoller Arbeit und einer von der Sparkasse spendierten Hüttenbrotzeit zogen die Helfer Bilanz: »Es war eine tolle Gelegenheit, einmal selbst mit anpacken zu können. Vor den Wegmachern des DAV, die Wanderpfade in Schuss halten, haben wir größten Respekt«, so die Sparkassen-Mitarbeiter.
Arbeit am Berg für Anzugträger DAV-Mitglieder haben Vorteile Bereits seit Jahren unterstützt die Sparkasse Allgäu die Allgäuer Sektionen des DAV finanziell bei der Sanierung der Bergwege. Im Jahr 2013 haben zehn Mitarbeiter der Sparkasse Allgäu selbst Hand angelegt und dafür an zwei Tagen Krawatte gegen Spitzhawandern & genießen
»Natürlich erhalten wir o Lob von den Bergwanderern, die uns bei unserer Arbeit begegnen«, meint Wegereferent Martin Berktold. »Aber das schönste Lob wäre eine Mitgliedscha ➤
16 Wa n d e r r e g i o n A l l g ä u im DAV.« Berktold zufolge werden mit dem günstigen Jahresbeitrag ab 48,- Euro nicht nur Wegebau und sonstige Belange des Alpenvereins unterstützt. Die Mitglieder genießen auch eine Reihe von Vorteilen – neben reduzierten Eintrittspreisen in vielen Kletteranlagen vor allem die vergünstigten Nächtigungsgebühren auf rund 3000 Hütten im Alpenraum und den zusätzlichen, umfassenden Versicherungsschutz ‚Alpiner Sicherheits-Service (ASS)‘.
Schwierigkeit nach Farben Für die Orientierung der Wanderer auf den Bergwegen hat der DAV mit dem Österreichischen Alpenverein gemeinsam das AV-Bergwegekonzept entwickelt, das sich größtenteils an dem schon bestehenden Tiroler Bergwegekonzept orientiert. Wie bei der Skipisteneinteilung werden für die Schwierigkeitsklassifizierung von Wegen die Farben blau für einfach, rot für mittelschwer und schwarz für schwierig verwendet. Diese Farben findet man als Punkte auf den neuen gelben Wegweisern im Gebirge. Zusätzlich gibt es mit der »Alpinen
Route« unmarkierte Etappen, die nicht gewartet werden. Doch der Alpenverein warnt: Auch ein blauer Bergweg kann steil und schmal sein. Die DAV-Wegekategorien lauten wie folgt:
Blauer Punkt: einfach (Einfache Bergwege sind überwiegend schmal, können steil angelegt sein und weisen keine absturzgefährlichen Passagen auf.) Roter Punkt: mittelschwer (Mittelschwere Bergwege sind überwiegend schmal, o steil angelegt und können absturzgefährliche Passagen aufweisen. Es können zudem kurze versicherte Passagen vorkommen.) Schwarzer Punkt: schwer (Schwere Bergwege sind schmal, o steil angelegt und absturzgefährlich. Es kommen zudem gehäu versicherte Gehpassagen und/oder einfache Kletterstellen vor, die den Gebrauch der Hände erfordern. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind unbedingt erforderlich.) Leider gilt dieses System jedoch nicht für den gesamten Alpenraum. In der Schweiz, im österreichischen Vorarlberg und
Links: Sanierung einer Wegtrasse vom Ehrenschwanger Tal bei Oberstaufen zum Hochgrat. Bei der Befestigung der Abschnitte, die instandgesetzt werden müssen, kommt unterschiedlichstes Gerät zum Einsatz
Fotos: Martin Berktold, Leo Finsterer, Volker Wille; Deutscher Alpenverein
Rechts: Manche Wegstrecken, die von den DAV-Helfern gesichert werden, müssen aus der Luft mit Werkzeug und Material versorgt werden. Unten die freiwilligen Helfer der Sparkasse beim Bergweg-Einsatz im Jahr 2013
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17 Achtung: In unseren Nachbarländern gelten andere Wegekategorien.
Schweiz
Vorarlberg (+ Allgäu)
Salzburger Land
DAV BergwanderCard
Land: Tirol
Hier zumVergleich die entsprechenden Einteilungen und die Zeichen.
Schwere Bergwege Mittelschwere Bergwege
Einfache Bergwege
Talwege
Oben: Zur Orientierung für Wanderer gelten im Allgäu, in unterschiedlichen Teilen Österreichs und in der Schweiz diverse Farbeinteilungen, die nicht übergreifend angewendet werden können
im direkt angrenzenden westlichsten Teil Bayerns existiert ein weiteres dreifarbiges Markierungssystem. Hier steht die Farbkombination weiß-blau-weiß für schwierige Wege mit sehr steilen, teilweise ausgesetzten Stellen oder auch Klettersteigpassagen. Weiß-rot-weiß ist für mittelschwere Wege vorgesehen, wobei leicht begehbare Spazierwege und Wanderwege im Tal mit weißgelb gekennzeichnet sind.
Orientierungshilfe BergwanderCard Eine einheitliche Bergwegeeinteilung ist zwar Zukunsmusik. Die Kategorisierung der vom DAV betreuten Bergwege ist aktuell im Gang, aber noch nicht abgeschlossen. Doch der Deutsche Alpenverein hat sich etwas einfallen lassen: Mit Hilfe der »DAV BergwanderCard«, eines Systems zum Einschätzen eigener Kondition und Trittsicherheit in sechs Schritten, kann das Wandern schon vor Tourenbeginn sicherer gemacht werden. Grundlage der BergwanderCard war eine Untersuchung von Bergwanderern im Jahr 2005 durch die Sicherheitsforschung des DAV. Das Ergebnis zeigte: Knapp zwei Drittel der beobachteten Bergwanderer hatten eine Tour gewählt, die sie angemessen bewältigten. Hingegen waren 39 Prozent der Untersuchten entweder konditionell und/oder bezüglich Trittsicherheit überfordert. Ein hoher Anteil, der durch die vorherige Selbstanalyse mithilfe der wandern & genießen
Die BergwanderCard des DAV (links) dient als Mittel zur SelbstEinschätzung der eigenen Kondition und Trittsicherheit auf alpinen Wanderwegen diverser Schwierigkeitsgrade
Karte gesenkt werden kann. Konsequente Anwendung hätte bei den 208 Beobachteten zu einer Reduktion der Fehleinschätzung von knapp 50 Prozent geführt. Die ebenfalls von der DAV-Sicherheitsforschung zusammengestellte Vergleichstabelle der Wanderwege von der Schweiz bis ins Salzburger Land, die in der Broschüre enthalten ist, hil dabei, die passende Bergwanderung auszusuchen. Zu den Vorteilen der BergwanderCard zählen bei konsequenter Anwendung: Der Anteil an Wanderern, die eine zu anspruchsvolle Tour auswählen, wird gesenkt. Außerdem zwingt sie zur Tourenplanung: Ist der Weg, den ich vorhabe, ein »schwerer« Weg? Wo kann ich das in Erfahrung bringen? Wie trittsicher bin ich? Wie viel Zeit muss ich für die Tour veranschlagen? Wie viel konditionelle Reserve habe ich noch bei der Tour? Die DAV-BergwanderCard gibt es in der Bundesgeschässtelle des Deutschen Alpenvereins, Von-Kahr-Straße 2-4, »BergwanderCard«, 80997 München (gegen Einsendung eines mit 0,60 Euro frankierten Rückumschlages). ç Martin Berktold/omas Niehörster
18 E r l e b n i s r e g i o n A l l g ä u
Ferien ohne Abstriche
auch mit Handicap
Ferien im Allgäu lassen sich mit Angeboten zur Unterkunft und zu Freizeitmöglichkeiten, auch mit Behinderung genießen
Die Betten im Hotel Viktoria bieten die Möglichkeit zum komfortablem Umsetzen vom Rollstuhl ins Bett
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Fotos: Haus Käser, Immenstadt-Stein; Hotel Viktoria, Oberstdorf-Rubi
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Für Urlauber mit Behinderung ist es nicht immer leicht, am Ferienort eine auf ihre Bedürfnisse eingerichtete Ferienwohnung oder ein entsprechendes Hotel zu finden. Das gilt auch für Ausflugsziele in der Umgebung und andere Freizeitangebote. Im Allgäu haben sich daher einige Unterküne auf Reisende mit Handicap spezialisiert
So legen zum Beispiel die Betreiber von Haus Käser im Immenstädter Stadtteil Stein besonderen Wert darauf, dass sich ihre Gäste in den rollstuhlgerechten Ferienwohnungen »Alpenrose« und »Edelweiß« sowie im rollstuhlgeeigneten Appartement »Enzian« möglichst uneingeschränkt erholen können. »Das Haus besteht seit 1985, die Vermietung an Gäste mit Mobilitätseinschränkung begann im Jahr 1986«, sagt Melitta Käser. Zunächst habe man dabei nur eine Erdgeschoss-Wohnung, die unter anderem bereits mit verbreiterten Türen ausgestattet worden sei, vermietet. Dass die Familie mit der Zeit immer mehr Anfragen von Interessenten erhalten hätte, die bei ihnen den Urlaub verbringen wollten, habe belegt, wie stark die Nachfrage nach geeigneten Unterkünen im Allgäu für Rollstuhlfahrer bzw. Gäste mit Handicap sei, führt sie aus. 2002 sei das Haus dann umfassend umgebaut und zum Beispiel ein Deckenli in der Ferienwohnung »Edelweiß« installiert worden. Melitta Käser über die Anforderungen, die beim Einrichten eines Urlaubsdomizils für Gäste mit Handicap vonnöten sind: »Barrierefrei bedeutet dabei mehr, als nur eine Tür zu verbreitern.« Man müsse auch auf Kleinigkeiten achten, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen – zum Beispiel eine Herdplatte so umbauen, dass die vier Kochstellen nebeneinander liegen.
Engagierter Familienbetrieb Neben Gastgeberin Melitta Käser und ihrem Mann Otto, der sich um die Instandhaltung kümmert, ist deren Sohn Michael Käser für die Verwaltung der Wohnungen zuständig. So bleibt die persönliche Betreuung der Reisenden, die ihren Allgäu-Urlaub bei der Familie verbringen wollen, erhalten. Neben Extras wie wandern & genießen
Fotos: Füssen Tourismus und Marketing/Andreas Hub
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Zu den Ausflügszielen, die im Allgäu problemlos im Rollstuhl erkundet werden können, gehört der Hopfensee bei Füssen im Allgäu (hier die Uferpromenade)
dem Swimmingpool im Garten und einem »Semmel-Lieferservice« fürs Frühstück bieten die Käsers ihren Gästen vor allem gemeinsame Erlebnisse. So kann zum Beispiel in der Gruppe gegrillt werden – und auch eine Silberhochzeit sei bei ihnen schon gefeiert worden, erzählt Melitta Käser. An professionellen Hilfsangeboten stünden Rollstühle im Haus zur Verfügung, bei Bedarf werden Hausarzt, Pfleger oder Zahnarzt aus der Umgebung vermittelt. Man lege im Haus Käser sehr viel Wert darauf, mit den Urlaubern Kontakt zu halten, sagt die Ferienwohnungs-Vermieterin. Rund 60 Prozent der Besucher seien Stammgäste, einige kämen bereits seit bis zu 20 Jahren.
Hotel mit Rundum-Service Ein Haus, in dem Gäste ebenfalls ein vielfältiges Angebot an Diensten und Zusatzangeboten speziell für Urlauber mit Handicap vorfinden, ist das Hotel Viktoria in Rubi bei Oberstdorf. Laut Seniorchefin Barbara Eß besteht das Haus als Pension Viktoria bereits seit 1932, im Jahr 1952 sei ein Gasthaus daraus geworden. Barbara Eß nennt als Beweggrund für die Einrichtung einer Unterkun, die sich für Reisende mit Behinderung eignet, dass es Standard-Zimmer mit Dusche und WC bereits wie Sand am Meer gegeben habe. 1990 seien in dem Haus sechs behindertengerechte Zimmer bzw. Appartements eingerichtet worden. Viele Gäste seien zu Beginn jedoch skeptisch gewesen, da ihnen in ihrer Unterkun an anderen Orten kein »komplettes Paket« geboten worden sei. Es sei ein Anliegen im Hotel Viktoria, dass hier die Möglichkeit bestehe, einen Pflegedienst sowie notwendige Ausrüstung zu vermitteln. Der Physiotherapeut komme zur Behandlung ins ➤ wandern & genießen
Im Haus Käser in Immenstadt-Stein leisten den Gästen die beiden zutraulichen Ziegen im Gehege Gesellschaft
Barrierefreies Hotel am Alpsee entsteht Auf dem Gelände der Alpseeklinik St. Michael bei Immenstadt soll ein barrierefreies Hotel unter Federführung der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. (KJF) Gestalt annehmen. Das Haus richtet sich an Familien, aber auch an Tagungsgäste. Geplant sind 120 Zimmer in diversen Kategorien, ebenso ein Veranstaltungs- und Seminarbereich. Bei allen Angeboten und Einrichtungen ist Barrierefreiheit das Ziel. Menschen mit und ohne Behinderung sollen das gleiche Zimmer ohne Einschränkung nutzen können. Es ist grundsätzlich vorgesehen, dass Menschen mit Behinderung in allen Arbeitsbereichen (zum Beispiel im Service, in der Küche oder beim Housekeeping) mitwirken können.
Viele Freizeitangebote im Allgäu sind für Rollstuhlfahrer geeignet. So können diese auch barrierefrei an Bord der Rundfahrtschiffe der Forggenseeschifffahrt Füssen gelangen
Haus. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Freizeitgestaltung: Gäste könnten an Touren teilnehmen, die im hoteleigenen Bus zu Allgäuer Ausflugszielen unternommen werden. Wer dagegen lieber eigenständig unterwegs ist, kann zum Beispiel die hoteleigene »Rolli-Wanderkarte« nutzen und die Umgebung erkunden. Nachdem Barbara Eß die Leitung des Hotel Viktoria 2008 an ihre Tochter Julia übergeben hat, ist Julia Eß-Meier nun bereits die vierte Generation der Familie, die an der Spitze des Hauses steht. »Es war eine richtige Entscheidung, sich in diesem Bereich zu engagieren«, sagt Barbara Eß. Die große Zahl an Gästen mit Handicap, die ins Allgäu reisen und sich für das Hotel in Oberstdorf-Rubi entscheiden, gibt ihr Recht. ç Marius Lechler
Unten: Gästen im Haus Käser in Immenstadt-Stein steht ein Swimmingpool zur Verfügung. Eine Hebevorrichtung hil beim Hinablassen ins Wasser
Fotos: Füssen Tourismus und Marketing/Andreas Hub; Skywalk Allgäu
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Auch auf dem Wipfelpfad »Skywalk Allgäu« bei Scheidegg im Westallgäu ist der Besuch im Rollstuhl einfach: Mit dem Aufzug geht es mühelos nach oben
Unterkünfte für Rollstuhlfahrer Für Rollstuhlfahrer und in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen präsentiert der Ratgeber »Handicapped-Reisen 2014« eine Vielzahl rollstuhlgerechter Hotels, Pensionen und Ferienhäuser in Deutschland und in einigen europäischen Ländern – darunter auch die beiden hier vorgestellten Häuser im Allgäu. Der Ratgeber enthält außerdem auch Hinweise auf Hilfs- und Pflegedienste am Urlaubsort und vieles mehr rund um das Reisen mit Behinderung: Handicapped-Reisen, Ausgabe 2014, 400 Seiten, 900 Fotos, Broschur, 16,80 Euro, ISBN 978-3-9813233-5-1, Escales-Verlag, Sasbachwalden, erhältlich im Buchhandel oder direkt beim Escales-Verlag, Tel. 07841/6841133, info@escales-verlag.de, www.escales-verlag
Das Haus Käser mit Blick auf die Terrasse
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»Waldmanager« und Experte
für Natur und Tierwelt
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Durch zahlreiche Klischees bestärkt, wird der Beruf des Försters o mit einem bestimmtem Bild verknüp: im grünen Loden gekleidet, den Hund an der Leine und das Gewehr geschultert – so zeigt sich der Jäger aus dem Märchen- und Kinderbuch. Die Begriffe »Jäger« und »Förster« muss man heute jedoch trennen, da die Jagd mittlerweile überwiegend in privater Hand liegt. Wer erfährt, was alles zu den zahlreichen Aufgaben der Förster gehört, sieht das in ganz neuem Licht.
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Der Förster ist für den Wald und dessen Pflege verantwortlich. Der Wald im Allgäu ist zu zwei Dritteln in Privat- und zu einem Drittel in Staatsbesitz. Nur noch wenig Wald gehört zudem der Kirche. Robert Baldauf, Förster aus Burgberg, ist verantwortlich für den Privat- und Gemeindewald in Burgberg und den Stadtwald Sonthofen. In erster Linie berät er die privaten Waldbesitzer bei der Nutzung und Pflege ihres Waldes. Robert Baldauf entschied sich nach einem längeren Aufenthalt in Kanada und Alaska zu einem Studium der Forstwirtscha. Der Vater von drei heute erwachsenen Kindern studierte zuerst an der Universität in Freiburg, später an der Hochschule Weihenstephan.
Bewirtschaftung und Bewahrung »Aufgabe des Försters ist, die Waldbesitzer bei der Pflanzung des Waldes sowie beim Holzeinschlag zu beraten«, erklärt Baldauf. »Der Wald im Allgäu befindet sich im Umbau. Aufgrund der Erfahrungen durch das Waldsterben, Lawinen und die Verluste durch Windbruch, die heute an manchen Stellen noch sehr deutlich zu sehen sind, wird der Nadelwald von Mischwald ersetzt, wenn er sich nicht gar von selber wieder als solcher bildet.« Die Diskussion um den Schutzwald wurde nach den Orkanen »Vivian« und »Wiebke« im Februar 1990 intensiviert. »Zur Holzwirtscha gehört unabdingbar die Walderschließung, das heißt, der Wegebau.« Baldauf weist darauf hin, dass der Wegebau notwendig ist, da aus Kosteneffizienzgründen heute mit schwerem Gerät im Wald gearbeitet werden muss. Besonders in der Bergregion soll der Wald mit naturnaher Bewirtschaung stabilisiert werden. »Der Wald dient nicht nur als Schutz vor Lawinen und Steinschlag, er ist auch für den Wasserschutz und Wasserrückhalt ganz wesentlich«, zeigt Baldauf einen weiteren Aspekt seiner Arbeit auf. »Die Wasserversorgung ist eine wichtige Einflussgröße für viele ökologische Prozesse im Wald. Die wiederum haben Auswirkung auf unser Klima.« Die Nachhaltigkeit des Waldes zu bewahren, ist eine weitere Aufgabe des Försters. Sie verpflichtet dazu, nur so viel Wald zu schlagen, wie zugleich wieder aufgeforstet wird. Der Begriff der Nachhaltigkeit entstand im 17. Jahrhundert vor dem Hintergrund einer zunehmenden überregionalen Holznot, was im Allgäu, bedingt durch das Schlagen von Gruben- und Bauholz und durch den Bedarf für die Köhlerei, besonders deutlich wurde. wandern & genießen
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Linke Seite: Robert Baldauf mitten in seinem »Freiluft-Büro«. Der Arbeitsplatz des Oberallgäuer Försters beinhaltet Waldgebiete bei Burgberg und Sonthofen. Oben: Baldauf erklärt, wie sich am Fuß des Grünten neuer Wald von selbst bildet. Rechts: der Wipfel einer Fichte, die mit dem Befall durch Borkenkäfer zu kämpfen hat. Unten rechts: Der Förster markiert vom Borkenkäfer befallene Bäume
Am Grünten, dem »Wächter des Allgäus«, zeigten sich die Folgen des Kahlschlags für den Bedarf des Erzabbaues und die darauffolgende Aufforstung mit der schnell wachsenden Fichte deutlich: Die heute vorherrschenden reinen Fichtenwälder weisen zahlreiche Schäden durch Sturm, Borkenkäferbefall und durch Schalenwild (Rotwild, Rehwild, Gamswild) auf. Außerdem wurde in vielen Waldflächen, vor allem in den sehr steilen und unzugänglichen Lagen, noch nie Forstwirtscha betrieben. Viele Bäume sind älter als 200 Jahre. Hier kommt kein junger Wald nach. Das Ergebnis sind zum Teil instabile Wälder, die nur schlecht auf die Herausforderungen des Klimawandels vorbereitet sind. Ein Mischwald hingegen besteht heute neben Tanne und Fichte auch aus Buche, Gebirgs-Ahorn sowie Esche und Ulme auf feuchten oder Kiefer, Lärche und Kirsche auf trockeneren Böden.
Der Förster ist nicht automatisch zugleich Jäger. Das Jagdrecht liegt bei den Jagdgenossenschaen. Diese beschließen unter anderem über die Art der Jagdnutzung oder Verpachtung. Dennoch ist der Förster mitverantwortlich dafür, dass sich der Wildbestand und die Waldentwicklung im Einklang befinden. Kopfzerbrechen macht ihm o, für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Rückzugs-, Äsungs- und Ruhezonen des Wildes einerseits und dem Freizeitbedarf der Waldbesucher zu sorgen. So werden zum Beispiel die streng begrenzten Schutzzonen für das Birkhuhn am Riedberger Horn besonders im Winter von Snowboardern immer ➤ wieder ignoriert. wandern & genießen
Fotos: Thomas Niehörster; Bärbel Jobst/pixelio.de
Verständnis für Tiere und Waldbesucher
24 E r l e b n i s r e g i o n A l l g ä u Immer öer – was leider auch als ema in der Tagespresse dient – werden Sperrungen von Waldwegen zu Holzfällerarbeiten angeprangert. Ein ema, das den Förster besonders beschäigt. Er erläutert: »Wir wollen Waldbesucher ja nicht verärgern. Die Fällarbeiten sind jedoch hochgefährlich, besonders, wenn zum Transport eine Seilbahn eingesetzt werden muss. Es kommt leider vor, das Wanderer sich neben einem Baum aualten, an den gerade die Axt gelegt werden soll.« ç omas Niehörster Zu den Tieren, die in ihrem Lebensraum von Wanderern nicht gestört werden sollten, gehören auch Gams oder Gamsbock (unten). Die Kampagne »Respektiere deine Grenzen« (Kasten) will Gäste in der Natur für die Rückzugsgebiete der Tiere sensibilisieren
Die Kampagne »Respektiere deine Grenzen« zum Schutz der Tierwelt hat ihren Ursprung im österreichischen Vorarlberg, wo sie 2003 von der Landesregierung gestartet wurde. Inzwischen beteiligen sich weitere österreichische Bundesländer sowie in Deutschland das Bundesland Bayern und in Italien die Provinz Südtirol. Das Motto, das plakatiert wird, lautet: »Wir bitten, als Freizeitnutzer Folgendes zu beherzigen: Respektiere deine Grenzen und die Besonderheiten der Natur. Bleibe, wenn möglich, auf den offiziellen Wegen und ausgewiesenen Routen. Beachte zeitliche Zutrittsbeschränkungen wie Wald-Wild-Schongebiete. Sie dienen dem Wild als Rückzugsgebiete im Winterhalbjahr. Meide die Dämmerstunden, bzw. verhalte dich in der Dämmerung besonders zurückhaltend«
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E r l e b n i s r e g i o n A l l g ä u 25 »Get some Stuff, leave some Stuff« – »Nimm Zeug raus und hinterlasse Zeug«, so lautet die goldene Regel für Tauschgegenstände beim Geocachen
Schätze suchen –
Natur finden
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Auch naturverträgliches Geocaching ist spannend und bringt Menschen, insbesondere Heranwachsende, in die Natur, die sonst nur schwer dafür zu begeistern sind. Der Deutsche Wanderverband (DWV) und die Firma Garmin, marktführender Hersteller von GPS-Outdoorgeräten, setzen sich schon seit längerer Zeit für ein umweltfreundliches Geocaching ein. DWV und Garmin haben gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) Informationen zusammengestellt, die sie in Broschüren, im Internet oder auf Veranstaltungen weitergeben. Konflikte zwischen Naturschützern und Geocachern sollen gar nicht erst entstehen. So erfahren angehende Schatzsucher, dass Lebensräume, insbesondere von bedrohten Pflanzen- und Tierarten, nicht durch das Geocaching gefährdet werden dürfen. Ausgehöhlte Bäume oder Höhlen sollte man nicht für Verstecke nutzen. Selbst wenn sie unbewohnt erscheinen, können sie doch ein lebenswichtiger Rückzugsraum für viele Tierarten sein. Auch sollten sich Geocacher gerade im Frühjahr und Frühsommer während der Brut- und Setzzeiten von Vögeln und Wildtieren mit wandern & genießen
Rücksicht durch Wald und Natur bewegen. Als praktisch erweist sich die Darstellung der Schutzgebiete bei der Kartenerstellung für die GPS-Geräte von Garmin, die in Abstimmung mit dem BfN erfolgt. So können die Schatzsuchenden gleich erkennen, ob sie sich auf ein Schutzgebiet zubewegen oder sich bereits darin befinden. Denn Geocaching ist auch dort möglich, solange man sich naturverträglich verhält und auf den Wegen bleibt. ç red Auch wenn's verlockend ist: Keine Caches in Höhlen oder hohlen Bäumen verstecken. Sie sind Rückzugsgebiete für zahlreiche – auch bedrohte – Tierarten
Was ist Geocaching? Hierbei handelt es sich um eine »GPS-Schatzsuche«. Aus Datenbanken im Internet holt man sich die Koordinaten für einen versteckten Schatz, den »Cache«. Meist handelt es sich dabei um eine Plastikdose, gefüllt mit einem Logbuch und meist wertlosen Tauschgegenständen. Mittels GPS-Gerät macht man sich auf die Suche. Wer den Schatz findet, trägt sich in das Logbuch ein, und tauscht eventuell die Gegenstände gegen andere Mitbringsel aus und trägt sich im Internet als Finder ein. Insgesamt gibt es in Deutschland schon mehr als 110.000 Caches. Infos zum naturverträglichen Geocaching geben auch die Internetseiten www.geocaching.de und www.bfn.de/natursport/info
Fotos: spotography/Benedikt Braun, Sebastian Abel
Das »Geocaching«, die Schatzsuche mittels GPS, findet von Tag zu Tag mehr Anhänger. Im gesamten Allgäu sind inzwischen unzählige Verstecke verzeichnet. Doch es gibt auch immer mehr Beschwerden. Trollblume und Knabenkraut können den Suchern zum Opfer fallen, Birkhuhn und Gams verschreckt werden. Das muss nicht sein
Fotos: Michael Schott, Peter Freitag/pixelio.de
26 Wa n d e r r e g i o n A l l g ä u
Gut ausgerüstet
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über Stock und Stein
Ob auf Spazierwegen in Talnähe, in Höhenlagen auf Pfaden oder auf Gipfeltouren – für eine erfolgreiche Wanderung ist nicht unbedingt viel Ausrüstung nötig. Man sollte jedoch einige grundlegende Verhaltensweisen und Tipps für richtige Bekleidung, Zubehör und Verpflegung beachten, um sicher und mit Genuss ans Ziel zu kommen.
Der gut passende Rucksack und Funktionskleidung sind essentielles Zubehör für die Wandertour im Gebirge
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Jede Tour sollte mit der Wahl der Wanderschuhe beginnen. Sie müssen passen und sich für die geplante Tour eignen. Wanderschuhe sind in der Regel »abwärtskompatibel«: Ein Schuh für extremere Touren kann auch bei einfachen Strecken zum Einsatz kommen, allerdings mit Komfortverzicht. Ein Schuh für einfaches Gelände ist aber ungeeignet bei anspruchsvollen Touren und stellt dort ein Sicherheitsrisiko dar. In den letzten Jahren hat sich eine Skala mit den Stufen A bis D durchgesetzt, wobei A für bequeme Schuhe auf guten Wegen sowie im Alltag und D für Schuhe mit absolut steifer Sohle auf Gletschertouren etc. steht (siehe Tabelle rechts). Eine echte Norm gibt es jedoch nicht. Halbschuhe (modern auch »Approach/Zustiegsschuh«) der Kategorie A/B sind geeignet für Touren auf guten Wegen und in Talnähe. Auf Pfaden oder in felsigem Gelände sollte stets in Schuhen mit einem Scha, der über den Knöchel reicht, gewandert werden (Kategorie B-C). Wer nur gelegentlich wandert, sollte eher Schuhe aus einer jeweils höheren Kategorie wählen: Die Wahrscheinlichkeit, umzuknicken oder auszurutschen, ist durch wandern & genießen
27 Bergführer Michael Schott von der Alpinschule Oberstdorf (links) kennt sich nicht nur im Gelände aus, er gibt auch wertvolle Tipps für Wanderer und Tourengänger
geringere Übung hoch. Die Trittsicherheit verbessert sich erst im Training. Wichtig: die Schuhe immer erst am eigenen Fuß anprobieren und die Passform beurteilen. Gerade bei Wanderungen im Frühjahr kann man auf Altschnee oder nach Regen auf sehr rutschigen Untergrund treffen. Auch deshalb empfiehlt sich o ein festerer und steiferer Schuh. Ob das Außenmaterial aus Leder oder einem Kunststoffgewebe besteht, ist nicht entscheidend. Eine eingearbeitete, wasserdichte Membran schützt vor feuchtem Gras, schlechtem Wetter usw. Um die Ausrüstung zu verstauen, wird ein gut passender Rucksack benötigt. Für eine Tagestour reicht ein Exemplar mit rund 20 bis 25 Litern Volumen, bei Mehrtagestouren (Wochenend- bis Wochentour mit Hütten-Benutzung) sind 35 bis 40 Liter Volumen zu empfehlen. Beim Wanderrucksack gilt: Weniger ist mehr. Aufwendige Tragesysteme sind in der Regel nicht nötig. Die richtige Passform ist entscheidend, sinnvolles Accessoire ist eine integrierte Regenhülle. Beim Wandern sollte die Bekleidung flexibel genutzt werden können, um dem Tagesverlauf gerecht zu werden. Es kann morgens kalt, beim Aufstieg warm, am Gipfel windig, beim Abstieg regnerisch und auf der Hütte klamm sein. Bedingungen im Sommer sind anders als im Winter. Um all dem gerecht zu werden, hat sich seit Jahren ein Schichtenauau (Zwiebelprinzip) bewährt. Je nach Tour, Witterung und vor allem persönlichem Empfinden werden passende Schichten aufeinander getragen oder der jeweiligen Situation angepasst. Folgende Kombination eignet sich für nahezu alle Wanderungen: Merino-Shirt (riecht auch nach mehreren Tagen kaum), Powerstretch-Pullover oder Jacke (Wärmeschicht), Soshell-Weste (Windschutz beim Aufstieg) und Hardshell-Jacke (Wind- und Nässeschutz). Außerdem eignet sich
Berg- und Wanderschuhkategorien Kategorie
Schuh
A
normaler Straßenschuh
B
bedingt bergtauglicher Bergschuh
B/C
leichter Bergschuh
C
fester Bergschuh
D
hochalpiner Bergschuh
bedingt tauglich
wandern & genießen
tauglich
steigeisentauglich
Wandern Kinder gemeinsam mit ihren Eltern, macht die Tour viel mehr Spaß, wenn es für sie unterwegs eine Menge zu erleben gibt
eine lange Wanderhose aus dünnem Soshell-Material (eventuell mit abnehmbaren »Zip-Off«-Beinen mit Reißverschluss, dann ist eine kurze Hose gleich integriert). Für den Sommer sind dünne, fein gewebte Trekkingsocken aus Merinowolle oder mit Merinowoll-Anteil die beste Wahl. Ein ausreichender Getränkevorrat ist beim Wandern stets sinnvoll. Als Richtlinie kann hier rund ein viertel Liter pro Stunde empfohlen werden. Für Wanderungen über drei Stunden etwas Verpflegung mitnehmen. Ein kleines Erste-Hilfe-Set, ein Taschenmessser sowie ein paar Kabelbinder sind nützliches Zubehör, das am besten immer im Rucksack »mitwandern« sollte. Bei Touren mit Kindern bringt den Wanderern vielfältige Abwechslung auf dem Weg den größten Spaß. So kann die Familie beispielsweise entlang von Bachläufen unterwegs sein oder abseits des Weges im Wald. Beim Beerensammeln kann hinterher Marmelade gekocht werden – oder sie werden gleich vor Ort genascht. Weitere Aktivitäten: Kräuter suchen und im Anschluss einen leckeren Tee kochen; eine Alphütte mit Rindern, Kühen, Schweinen, Hasen, Ziegen, Hühnern besuchen; oder andere Ideen realisieren, die das Wandern interessant gestalten. Auf jeden Fall sollte vermieden werden, dass bei der ausgewählten Wanderung die persönlichen Grenzen erreicht werden. Sonst wird aus der entspannenden Tour nämlich schnell eine Tortur. Wird dies beachtet und passt dann noch das Allgäuer Wetter, steht einer gelungenen Tour nichts mehr im Weg. ç Michael Schott/Marius Lechler
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Der über das Allgäu hinaus bekannte Bergsteiger Anderl Heckmair (o.). Rechts: historische Ausrüstung im Heimatmuseum Oberstdorf
Mutige Pioniere
Bergführer und Autor Willi Wechs aus Bad Hindelang (o.). Aus: Willi Wechs, Ein Leben am Berg, Kempten 1977
zwischen Felswand und Gipfel
Anderl Heckmair im Fels auf dem Weg zum Gipfel. Im Gegensatz zu heutigen KletterExpeditionen waren die Bergfexe damals weit weniger komfortabel ausgestattet
Fotos: Archiv Heckmair-Auffermann; Zeichnung: Willi Irlinger
Zu Zeiten, als Bergsteiger und Alpinisten noch ohne hochtechnisierte Materialien und vielfach getestetes Kletterzubehör auskommen mussten, wagten sich nur wenige in die Höhe, um zuvor unerreichte Gipfel zu erklimmen. Im Allgäu gab es eine ganze Reihe dieser Pioniere, die sich auf steile Routen wagten, die vor ihnen noch niemand bezwungen hatte.
Fotos: Thomas Niehörster; Verlag für Heimatpflege, Kempten
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Ganz links: Donatus Vogler im Fotostudio in alpiner Pose. Hermann von Barth schrieb auch über seine Allgäuer Gipfelbezwingungen (links). Oben: Ausstellungsstücke zu Allgäuer Bergsteigern im Heimatmuseum Oberstdorf
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Der römische Kaiser Hadrian soll im Jahr 125 n. Chr. den Ätna bezwungen haben. »Offiziell« ist die Geschichte des Bergsteigens rund 700 Jahre alt und begann mit der Besteigung des 1912 Meter hohen Mont Ventoux im Jahr 1336 durch den italienischen Dichter Francesco Petrarca (1304 bis 1375). Doch niemand weiß, ob nicht junge Menschen zuvor einen Berg erstiegen, der vor ihrer Hütte lag. Der Gipfel des 2592 Meter hohen Hochvogels soll bereits 1767 von einem Hirtenjungen erreicht worden sein. Zahlreiche berühmte – und zu ihrer Zeit berüchtigte – Gipfel wurden im 19. Jahrhundert zum ersten Mal bezwungen: Matterhorn (4478 Meter), Mont Blanc (4810 Meter) oder Kilimandscharo (5895 Meter). 1809 bestieg Marie Paradis als erste Frau den Mont Blanc, der Deutsche Alpenverein wurde 1869 gegründet. Hermann von Barth, Bergsteiger und Buchautor, erklomm im 19. Jahrhundert 88 Gipfel – 44 davon in den Allgäuer Kalkalpen. 1869 übernachtete er auf dem Gipfel des Hochvogels, den er von Hinterstein im Oberallgäuer Ostrachtal aus erstiegen hatte.
Erstbegeher in den Allgäuer Alpen Zu den Pionieren, die Erstbegehungen und Erstbesteigungen in den Allgäuer Bergen unternahmen, zählen Julius Bachschmid, Josef Enzensperger, Anderl Heckmair, Johann Baptist Schraudolph, Anton Waltenberger, Willi Wechs und andere. Viele Bergsteiger aus dem Allgäu haben zudem an Expeditionen in aller Welt teilgenommen. Andere waren auch Skilauf-Pioniere oder Bergführer wie Johann Schraudolph, der erste offizielle und autorisierte Bergführer in Oberstdorf. Nach vielen dieser mutigen Männer im Berg wurden später Klettersteige und Hütten benannt. Das Heimatmuseum in Oberstdorf hat seinen Bergführern einen Bergführer Johann Baptist separaten Raum gewidmet, in dem Schraudolph, gezeichnet von Willi Irlinger im Jahr 1887 historische Exponate an die tapferen wandern & genießen
Männer erinnern – unter anderem auch ein Stück vom OriginalSeil der Eiger-Nordwand-Besteigung sowie Rucksäcke, Bergschuhe oder Pickel. Fotos der ersten Allgäuer Bergsteiger, darunter Alois Braxmair, Donatus Vogler, Johann Rietzler, Franz Schraudolph und andere, zeigen, mit welch schlichten Mitteln im Vergleich zu heutigen Hightech-Ausrüstungen sich diese Männer in die Wand begaben.
Prominente, Erfinder und Bergretter Der Bergsteiger und Meteorologe Josef Enzensperger nahm an der Deutschen Südpolarexpedition von 1901 bis 1903 teil. Einer der über das Allgäu hinaus bekannten Bergsteiger ist Anderl Heckmair, der 1938 zusammen mit Ludwig Vörg, Fritz Kasparek und Heinrich Harrer Weltruhm mit der Erstdurchgehung der Eiger-Nordwand erlangte. Hermann Rädler bezwang 1910 im Alleingang den auch heute noch extrem schwierigen Südwestgrat der Schneck-Ostwand. Anton Waltenberger veranlasste den Bau eines Unterstandshauses an der Mädelegabel, das 1975 eröffnet und nach ihm benannt wurde. Etliche dieser Männer waren nicht nur Bergsteiger-Pioniere, sondern auch Schrittmacher des Skilaufs – wie Max Madlener, der als Erfinder des Ski-Steigfells gilt. Für seine Verdienste um das »Schneeschuhlaufen« wurde er zum Kemptener Ehrenbürger ernannt. Unter den Pionieren gab es viele begeisterte Winterbergsteiger wie Willi Wechs, der als Bergführer rund 2000 Gipfelführungen vom Watzmann bis zu den Westalpen unfallfrei absolvierte und sich zudem bei 160 Einsätzen als Bergretter auszeichnete. Wie Wechs publizierten einige der genannten Bergsteiger ihre Erlebnisse in Buchform und gaben ihre Erfahrungen in Vorträgen weiter. Viele haben gemeinsam, dass ihre alpinen Leistungen von den Zeitgenossen lange nicht geglaubt wurden. So auch die erste Begehung der Schneck-Ostwand 1922 durch Philipp Risch. Er soll mit nur drei Haken ausgekommen sein – eine unglaubliche Zahl, denn heute steckt ungefähr das Zehnfache in der Wand. Aufgrund ihrer kompromisslosen Freikletterstellen im nicht immer vollkommen festen Gestein blieb die Route bis in die 1970er-Jahre hinein gefürchtet. ç omas Niehörster
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»Chill-Out-Valley«,
Adler und Naturgewalt
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Das Angebot »Naturpark Nagelfluhkette Exklusive« ist nur auf den ersten Blick eine einfache Wandertour mit kombinierter Busfahrt. Auf der Rundfahrt mit einem Naturparkführer, die sechs verschiedene Touren an sechs Wochentagen bietet, lernen die Gäste in kleiner Gruppe den grenzüberschreitenden Naturpark Nagelfluhkette intensiv und authentisch kennen.
Unten: Die kleinen Gondeln der Hochgratbahn bringen Naturentdecker auf den Hochgrat, Hausberg von Oberstaufen und mit 1843 Metern höchste Erhebung der Nagelfluhkette. Links: Naturparkführer Wolfgang Zeller
Fotos: Hans Besler, Viola Elgaß, Wolfgang Lorenz/LBV, Michaela Schneider, Volker Wille; Tourismus Hörnerdörfer
Die Gemeinde Bolsterlang auf 892 Metern Höhe ist eine Etappe bei der Rundfahrt »Naturpark Nagelfluhkette Exklusive« zu den Höhepunkten dieser Landschaft
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Von Mai bis September gehört an Samstagen eine Sonnenaufgangstour zum Programm von »Naturpark Nagelfluhkette Exklusive«
Links: Wolfgang Zeller (Bildmitte) mit Tourenteilnehmern und dem Minibus. Oben: auf dem Quelltuff-Lehrpfad bei Lingenau
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Die fünf Gemeinden der »Hörnerdörfer« Balderschwang, Bolsterlang, Fischen, Obermaiselstein und Oerschwang im Oberallgäu haben im Jahr 2012 gemeinsam einen Kleinbus angescha, um den Naturpark Nagelfluhkette im Sommer auf ganz besondere Art erlebbar zu machen. An sechs Tagen in der Woche fahren ausgebildete Naturparkführer bei exklusiven Touren mit maximal sieben Gästen die versteckten »Perlen« des Naturparks an und erwandern diese. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, das Angebot soll den Charakter einer »Insidertour« mit dem Sinn haben, die Natur zwar zu nutzen, aber ihr durch eine vertretbare Größe der Gruppe nicht zu schaden. An diesem Dienstag auf dem Programm: die große Naturparkrundfahrt durchs südliche Allgäu und den Bregenzerwald.
Reise durch die Erdgeschichte Wolfgang Zeller, Naturparkführer aus Leidenscha, kennt jede Pflanze und jedes Vogelzwitschern und weiß ganz genau, wo die letzten Enziane der Saison oder aromatischer wilder Schnittlauch wachsen. Mit seinen Gästen unternimmt er eine Führung durch Millionen von Jahren Erdgeschichte bis in die Gegenwart, um die Entstehung der Natur- und Kulturlandscha im Naturpark zu erklären. Als ehrenamtlicher Naturschutzwächter weiß er um die Gefahren, die Tieren und Pflanzen durch die Einflüsse des Menschen drohen. Nur ein paar Fahrminuten dauert die erste Busstrecke von Fischen nach Grasgehren mit Blick auf die »Bugwelle der Afrikanischen Platte«. Verkürzt gesagt: Durch den Druck der afrikanischen Platte auf die eurasische Platte wurden die Gesteinsschichten angehoben, gefaltet, horizontal transportiert und teilwandern & genießen
weise übereinander geschoben – und so entstanden die Alpen. Hier oben ist der optimale Ort, um auf die erdgeschichtliche Entstehung des Naturparks zu blicken – auf eine Zeit vor zig Millionen von Jahren, als ein warmes, subtropisches Meer zwischen Schwäbischer Alb und dem Alpenrand brandete, sich Muschelablagerungen und Sandstein, vom afrikanischen Kontinent bedrängt, zu Felsen verdichteten und auf engstem Raum verschiedene Landschasformen entstanden. Das Gebiet des Naturparks Nagelfluhkette wurde – auch unter den Kultureinflüssen des Menschen – zur artenreichsten Region Deutschlands. Im Bus geht es weiter über Deutschlands höchste Passstraße ins Balderschwanger »Chill-Out-Valley«, wie Wolfgang Zeller die 261-Seelen-Gemeinde oben auf dem Berg liebevoll nennt. Ehe der Riedbergpass gebaut wurde, war Balderschwang nur von Österreich aus zu erreichen. Das Nachbarland ist gerade einmal einen Steinwurf entfernt. Und weil Natur bekanntlich keine Grenzen kennt, reicht die einzigartige Landscha weit in den Bregenzerwald hinein. Tatsächlich handelt es sich beim Naturpark Nagelfluhkette um den ersten grenzüberschreitenden alpinen Naturpark überhaupt. Nach der Grenze wird die Landscha saner und die Architektur noch ursprünglicher. Zwischen den alten Bauernhäusern tauchen allerdings hier und da sehr modern anmutende Holzbauten auf. Diese seien aus Weißtanne, weiß der Naturparkführer. Im Bregenzerwald fördere man schon seit mehr als 20 Jahren ganz bewusst die Vermarktung und Verwertung hiesiger Hölzer. Die Nachfrage steigt, für die Bauern wächst dadurch der Anreiz, das heimische Gehölz zu pflanzen. »Energieoptimiert bedeutet auch, Fahrtwege zu sparen – das lebt man hier vor«, erklärt Wolfgang Zeller seinen Tourteilnehmern. ➤
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Auf ihrer Wanderung werden die Urlauber einen Teil des Weges von zwei Steinadlern begleitet. Rechts: Wolfgang Zeller erklärt die Entstehung von Natur- und Kulturlandschaft und erforscht sie mit seinen Gästen
Naturschauspiel am Felsrand In Lingenau stoppt der Minibus für einen einstündigen Spaziergang. Vorbei an urtümlichen Schachtelhalmen aus Dinosauriers Zeiten führt ein Hang hinab zu einem gut versteckten Naturschauspiel: dem Quelltuff-Lehrpfad. In kleinen Quellrinnen stürzt das Wasser mal auf 30 Metern Breite in die Schlucht, mal fließt es in kleinen Rinnsalen steil über die Felsen ins Bachbett des Subersbaches. Fleischfressende Pflanzen wachsen am Fels, der Kalktuff in seinen Beige- und Braunschattierungen wirkt bei richtigem Sonneneinfall wie mit abertausend Diamanten durchsetzt. Auf dem Rückweg kreist ein Steinadlerpärchen minutenlang über den Baumwipfeln, als wolle es die Urlaubergruppe von oben persönlich grüßen. Durch die Idylle kleiner Dörfer fährt der Bus zum Hochgrat, mit 1843 Metern der höchste Berg im Naturpark Nagelfluhkette. Mit nostalgisch anmutenden Gondeln geht es auf den Berg. Bei frischem Kaiserschmarren und Brotzeitplatte eröffnet sich den Rastenden ein atemberaubendes Panorama über den Naturpark
mit so markanten Punkten wie dem »schlafenden Drachen« und den Siplinger Nadeln über den Bodensee hinaus bis in die Schweiz. Als die Truppe wieder in dem kleinen Naturparkbus sitzt, sind schwere Wolken aufgezogen. Doch ein echter Allgäuer weiß, wann und wo es gewittert, eine halbe Stunde bleibe noch, zerstreut der Naturparkführer alle Bedenken. Beim Ostertal-Tobelweg im Gunzesrieder Tal verabschiedet er seine Urlauber zur 30-Minuten-Tour durch die Nahtstelle zwischen Klamm und wildem Tobel. Ein Spaziergang, der sich lohnt. In der rauen Schönheit der Schlucht mit mehreren kleinen Wasserfällen und Gumpen sehen Wanderer hautnah, wie sich das Wasser durchs Nagelfluhgestein frisst. Es zischt, gurgelt und rauscht, dazwischen mischt sich Donnergrollen. Gerade noch rechtzeitig erreichen die Urlauber wieder ihren »Hörnerdörfer-Exklusive-Bus«. Auf der Rückfahrt nach Fischen mit Einkaufsabstecher in eine Sennerei öffnet der Himmel alle Schleusen, als wolle die Natur bestätigen: Die Naturgewalt ist stärker – der Mensch ist eigentlich sehr klein. ç omas Niehörster
Naturpark Nagelfluhkette Exklusive Touren und Termine 2014 im Überblick • Montag: Ausflug zum Kräuterlandhof Wolf (12./26. Mai, 23. Juni, 7./21. Juli, 4./18. August, 1./15./29. September, 9.30 bis 12.30 Uhr) • Dienstag: Perlen der Natur – Naturparkrundfahrt (6. Mai bis 30. September) • Mittwoch: Bregenzerwaldtour (7. Mai bis 17. September) • Donnerstag: Wanderung zum Scheuenwasserfall im Naturpark (19. Juni, 3./17./31. Juli, 7./14./28. August, 11. September) • Freitag: Mit dem Ranger auf »Natur-Genießer-Tour« (2. Mai bis 5. September) • Samstag: Sonnenaufgangstour Riedberger Horn (3. Mai bis 20. September)
Unten: Maximal sieben Tourteilnehmer haben Platz im Bus, der im Jahr 2014 an sechs Wochentagen von Montag bis Samstag zu zahlreichen Fahrten startet. Naturparkführer Wolfgang Zeller steht dabei mit umfangreichem Wissen zur Seite
Anmeldung und weitere Informationen: Gästeinformation Fischen im Kurhaus Fiskina, Am Anger 15, 87538 Fischen im Allgäu, Tel. 08326/36460, info@hoernerdoerfer.de, www.hoernerdoerfer.de/naturpark-nagelfluhkette-exklusive wandern & genießen
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Es muss
nicht immer alpin sein
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Pure Naturerlebnisse: die Hausbachklamm bei WeilerSimmerberg (oben) und das idyllische Taufach-FetzachMoos bei Isny (rechts)
Fotos: Thomas Gretler; Carmen Notz; Isny Marketing GmbH; Landratsamt Lindau (Bodensee)/Rolf Brenner
Wanderhochburg Allgäu – da denkt man an Nebelhorn, Hochgrat, Säuling und andere alpine Herausforderungen im Ober- und Ostallgäu. Dabei muss man nicht immer hoch hinaus, um die Wandervielfalt der Region zu genießen. Auch die Hügellandscha des Westallgäus hält so einige Höhepunkte – vor allem für Wandereinsteiger – bereit.
Beim »Samstagspilgern« rund um Wangen (oben) können Wanderer auf einer spirituellen Suche wieder mehr zu sich selbst finden
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Trollblumen, Orchideen, Mooreidechsen und Braunkehlchen – seltene Pflanzen, Insekten, Amphibien und Vögel kann man auf der »Spurensuche« in den Isnyer Moorlandschaen entdecken. Torfige Wege, verschlungene Wald- und schmale Bodenpfade führen von einem der bedeutendsten Niedermoorlandschaen, dem Naturschutzgebiet Bodenmöser, zum Taufach-Fetzach-Moos. Die offenen Bergkiefer- und Fichtenwälder des Hochmoors bieten etlichen vom Aussterben bedrohten Tierarten noch einen intakten Lebensraum. Beim Exkursionsprogramm »Isnyer NaturSommer« können Naturliebhaber noch bis September auf geführte Entdeckungstour in urweltlichen Moor- und beeindruckenden Wasserlandschaen wie dem Eistobel gehen. Feinschmecker können das Naturschutzgebiet auch von seiner kulinarischen Seite kennenlernen: Bei der »Isnyer GourmetWanderung« an jedem zweiten Samstag im Monat servieren vier Isnyer Gastronomen verschiedene Gänge eines Menüs, die von den Teilnehmern über eine Strecke von acht Kilometern »erwandert« werden.
Zu Kraftorten pilgern
Fotos: Jutta Nichter-Reich/Isny Marketing GmbH
Auf Spurensuche kann man sich auch in Wangen begeben – allerdings mehr auf spiritueller Ebene. Beim »Samstagspilgern« erleben Gäste und Einheimische meditative Impulse, um Kra zu schöpfen und Negatives hinter sich zu lassen. Gewandert wird auf unterschiedlich langen Pilgerwegen zu wichtigen Allgäuer Kraorten wie Kirchen, Kapellen und Wegkreuzen – immer in
Wandern und genießen: Bei der »Isnyer GourmetWanderung« werden Gäste nicht nur mit einer schönen Aussicht, sondern auch mit den Gaumenfreuden der Allgäuer Küche belohnt
der Gruppe und doch jeder für sich selbst. Bis Ende Oktober können sich Interessierte jeden Samstag gemeinsam auf die Suche nach dem Wesentlichen machen.
Durch die Vergangenheit wandern Ein ganz besonderer Wanderpfad führt in Leutkirch durch die lange Geschichte der Berglandscha Adelegg. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde das wirtschaliche Leben in der waldreichen Region knapp 200 Jahre lang von Glas bestimmt. Auf dem 20 Kilometer langen »Glasmacherweg« quer durch die Wälder und Hügel der Adelegg finden Wanderer die Reste der einstigen Produktionsstandorte. Im Glasmacherdorf Schmidsfelden dreht sich alles um den transparenten Werkstoff aus den Quarzen der Adelegg. Glasbläser, Glasmuseum und Köhlerei – in Schmidsfelden lebt die Geschichte der gläsernen Handwerkskunst wieder auf.
Auf Wasserwegen durch Weiler
Das Ziel des 20 Kilometer langen »Glasmacherweges«: Im Glasmacherdorf Schmidsfelden findet man den transparenten Werkstoff in allen Formen
Abenteuerlich wird es für Wanderer bei Weiler-Simmerberg. Hier zeigt sich die Natur von ihrer wilden Seite. Drei verschiedene Wandertouren führen durch die Wasserlandschaen der Hausbachklamm und des Wildrosenmooses. Acht Stunden wandert man auf der großen Runde durch Gebirgsbäche, tiefe Schluchten, Feuchtwiesen und Moore. Wer es dagegen lieber etwas ruhiger angehen lassen möchte, kann sich hier auch bei Halbtagestouren oder kürzeren Wanderungen auf Entdeckungsreise durch das abwechslungsreiche Wildrosenmoos und Teile der Hausbachklamm begeben. ç Cosima Holl
Wer mehr wissen möchte, wird hier fündig Wanderangebote rund um Isny Büro für Tourismus Isny, Tel. 07562/975630, info@isny-tourismus.de, www.isny.de Samstagspilgern Tourist Information Wangen, Tel. 07522/74211, tourist@wangen.de, www.wangen.de
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Glasmacherweg Touristinfo Leutkirch, Tel. 07561/87154, touristinfo@leutkirch.de, www.leutkirch.de Wandertouren um Weiler-Simmerberg Tourist-Information Weiler im Allgäu, Tel. 08387/39150, info@weiler-tourismus.de, www.westallgaeuer-wasserwege.de
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Mit zwei Stöcken der Natur auf der Spur Der Reiseschristeller Ludwig Steub nannte das Tannheimer Tal schon 1846 »das schönste Hochtal Europas«. Hier liegt im Gebiet zwischen den Orten Jungholz und Nesselwängle ein Wegenetz für Wanderer, die ihre Touren am liebsten mit zwei Stöcken oder als Walker und Läufer absolvieren – die größte Lauf- und NordicWalking-Arena in Tirol.
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Auf einer Strecke von insgesamt 186 Kilometern können in der an das Ostallgäu angrenzenden Region sowohl Anfänger als auch durchtrainierte Bergsportler auf 26 Strecken die Natur mit und ohne Unterstützung durch zwei Nordic-Walking-Stöcke erwandern und erlaufen. Hier kommen alle auf ihre Kosten, die sich an frischer Lu bewegen und die umgebenden Berge zu Fuß entdecken möchten. Dabei haben alle Aktiven vom Hobbysportler bis zum Profi Tag für Tag die Qual der Wahl: Auf den gekennzeichneten Routen sind in der Lauf- und Nordic-Walking-Arena im Tannheimer Tal Anfängerschleifen ebenso »im Angebot« wie anspruchsvolle Bergläufe. Und damit die Gäste wissen, welcher Weg ihrer Kondition und ihren Ansprüchen entspricht, informieren eine eigens ausgearbeitete Karte und kleine Tafeln über Höhenprofil, Schwierigkeitsgrad und Länge der jeweiligen Strecke.
Fotos: Tourismusverband Tannheimer Tal
Kompetenz für Läufer
Auch für Läufer bietet sich in der Lauf- und Nordic-Walking-Arena des Tannheimer Tals wie hier am Ufer des Vilsalpsees ein idyllisches Panorama
Über Wiesen und grüne Almen, entlang glitzernder Bergseen – Walken und Laufen im Tannheimer Tal ist nicht nur bestes Training für den Körper, sondern vor allem Balsam für die Seele. Als Startpunkte für die landschalich reizvollen Touren lassen sich gleich sechs Orte im Tal auswählen: Ausgangspunkte für alle Bewegungshungrigen liegen in Tannheim, Grän-Haldensee, Nesselwängle-Haller, Zöblen, Schattwald und Jungholz. Von hier aus folgen Spaziergänger, Nordic Walker und Läufer den Wegweisern, die charakteristisch gestaltet und leicht an den Männchen mit den Stöcken zu erkennen sind. Zudem sind alle wandern & genießen
37 Abwechslung ist Trumpf: Auf insgesamt 26 Touren können Wanderer Entdeckungsreisen durch die Tiroler Landschaft unternehmen – darunter sind Strecken für Anfänger genauso wie anspruchsvolle Bergausflüge
Strecken, angelehnt an die bekannte Skipisten-Kennzeichnung, mit den Farben Schwarz, Rot und Blau versehen und somit in die Kategorien schwer, mittelschwer und »für Anfänger geeignet« eingeteilt. Eine optimale Kennzeichnung, die unter anderem dazu beitrug, dass sich das Tannheimer Tal seit 2005 offiziell Lauf- und Walking-Kompetenzzentrum nennen darf.
Strecken für Anfänger und Profis Wer es hier beim Zurücklegen der Kilometer ein bisschen gemütlicher angehen möchte, für den ist die Route zum Vilsalpsee, die rot und damit als mittelschwer gekennzeichnet ist, geeignet. Sie führt die Läufer und Nordic Walker durch das unberührte Naturschutzgebiet mit seiner einzigartigen Flora und Fauna. Die See-Umrundung ist jedoch nach einem Felssturz bis auf Weiteres nicht mehr möglich, da die Ostseite des Vilsalpsees gesperrt ist. Daher führt die Tour derzeit nur an der Westseite entlang, bis sie fast die Vilsalpe erreicht und die Wanderer, Nordic Walker und Läufer dort wieder umkehren. Eine Route der schwarzen – und damit anspruchsvollsten – Kategorie führt vom Kirchplatz in Grän bis auf das Füssener Jöchle. Fast 750 Höhenmeter gilt es auf den knapp 4,5 Kilometern zu überwinden. Zur Belohnung bietet sich oben ein herrlicher Blick über das gesamte Tal. Neben diesen Möglichkeiten, die Natur auf eigene Faust zu erkunden, bietet der Tourismusverband auch Kurse rund um das ema »Nordic Walking« an. Mit der Gästekarte Tannheimer Tal, die jeder Urlauber, der hier einen Aufenthalt im Hotel oder in wandern & genießen
einer Pension bucht, bei Ankun von seinem Gastgeber erhält, sind sie gratis. So lernen zum Beispiel die Teilnehmer im Nordic-Walking-Schnupperkurs alles über die Technik, die richtige Stocklänge und Effektivität. Er wird den ganzen Sommer hindurch angeboten. Teststöcke und -schuhe namhaer Hersteller können in den Sportgeschäen vor Ort gegen eine kleine Gebühr ausgeliehen werden. ç omas Niehörster
Zum Nachschlagen: Das vielfältige Wegenetz ist auf einer interaktiven Karte im Internet unter der Adresse www.tannheimertal.com zu finden sowie in einer eigens ausgearbeiteten Lauf- und Nordic-Walking-Karte mit detaillierten Infos zu Höhenprofilen, Schwierigkeitsgraden mit Länge und Dauer der Strecken. Sie liegt in allen Informationsbüros des Tannheimer Tals aus und kostet 3,90 Euro. Kontaktdaten: Tourismusverband Tannheimer Tal, Vilsalpseestraße 1, A-6675 Tannheim/Tirol, Tel. +43 (0)5675/ 6220-0, info@tannheimertal.com, www.tannheimertal.com
Wohltat von der Wiese für Körper und Geist =
Foto: BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH
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Fotos: Pfronten Tourismus/Erwin Reiter, Allgäu GmbH
Die Allgäuer Bergbauern schätzten die wohltuende Wirkung ihres würzigen Heus schon vor Jahrhunderten. Inzwischen werden die heilenden Gewächse von den noch in Handarbeit abgeernteten Hängen für zahlreiche Wellness-Anwendungen genutzt. Von der Kur mit Wickeln und Bädern bis zum kulinarischen Erlebnis »Kochen mit Heu« reicht die Palette.
Im Burghotel auf dem Falkenstein in Pfronten können sich die Gäste in der hauseigenen Heusauna entspannen
Für Heuwickel werden Leinensäcke mit Heu befüllt (o. in Pfronten). Diese werden erwärmt, so öffnen sich die Poren der Haut bei der Anwendung
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39 Linke Seite: Eine der beliebtesten Anwendungen, die unter dem Namen »Alpenwellness Allgäu« in der Urlaubsregion angeboten wird, ist das Heubad. Rechts: Die Bergwiesenkräuter von Allgäuer Hängen dienen mit kraftvollen Inhaltsstoffen für als Basis das Therapiemittel Heu
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Seit jeher pflegen die Allgäuer den Umgang mit der Natur und ihrer Heilkra. Deshalb hat sich hier eine über Jahrhunderte gewachsene und gelebte Heiltradition herauskristallisiert. So schnell die medizinische Forschung mit ihrem technologischen Fortschritt auch voranschreitet – o sind es einfache und über Generationen überlieferte Dinge, die große Wirkung auf das Wohlbefinden haben. Die Region Allgäu verfügt dabei über ideale Voraussetzungen. Direkt vor der Haustür findet sich ein reicher Schatz an Heilmitteln und traditionsreichen erapien. Zu den Anwendungen, die Einheimischen und Gästen helfen, zählen Bäder oder Packungen mit Heu und Moor, der therapeutische Einsatz von Wasser sowie die moderne Interpretation der Lehren von Pfarrer Sebastian Kneipp oder Johannes Schroth.
Traditions-Heilmittel neu entdeckt Mit den Wirkstoffen der Alpenkräuter von den Allgäuer Bergwiesen lassen sich wohltuende Behandlungsergebnisse erzielen. Nach getaner Arbeit setzten sich die Bauern bereits in früheren Zeiten zur Erholung vor eine Heukraxe an den warmen Ofen und ließen sich vom heißen, duenden Lustrom des Heus ihre Glieder wärmen. Die ätherischen Öle im würzigen Kräuterdampf lindern nicht nur Gelenkschmerzen und Muskelkater, sie regen auch den Stoffwechsel und das Immunsystem an, erleichtern Atemwegsprobleme und sind garantiert pollenfrei. Die Urlaubsregion bietet unter dem Namen »Alpenwellness Allgäu« zahlreiche Anwendungen, die die Kra der alpinen Natur
Im »Pfrontner Wiesheustadel«, einem Heu-Museum, können die Besucher Interessantes über das Wiesengewächs erfahren
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mit altbewährten, heimischen Heilmethoden kombinieren. Bei den Partnern des Zusammenschlusses finden Erholungssuchende eine ganze Angebotspalette, um sich mit Heu Gutes zu tun.
Kuren, Bäder und ein Museum So hat sich zum Beispiel Pfronten, ein Partnerort der »Alpenwellness Allgäu«, dank ausgezeichneter Lage am Alpenrand ganz der heilenden Wirkung der Bergkräuter verschrieben. Auf einer Höhe von 900 bis 1000 Metern ernten die Bauern einmal jährlich das Bergwiesenheu auf Hängen, die weder beweidet noch gedüngt werden. Hohe Qualität und beste Heilwirkung aus cirka 70 verschiedenen Kräutern, Gräsern und Heilpflanzen werden garantiert. Unter der Marke »HeuVital« vereint die Gemeinde die unterschiedlichsten Aktivitäten rund um die wirkstoffreichen Pflanzen. Das reicht von der klassischen Heukur mit Massagen, Wickeln und Bädern über eine romantische Nacht im Heu bis zur lehrreichen Wanderung auf dem »Pfrontner Bergwiesenpfad«. Sogar ein kleines Heu-Museum mit dem Namen »Pfrontner Wiesheustadel« gibt es hier, in dem man noch mehr erfahren kann. Eingewickelt in Naturleinen für Stempelmassagen und Wickel, im Bad oder über dem Kraxenofen können Gäste die Heilkra des Heus in zahlreichen Betrieben der »Alpenwellness Allgäu« auf sich wirken lassen. Beim Heubad wird der Körper in frisch aufgedampes Heu eingepackt, wobei sich durch die Wärme und die anregenden ätherischen Öle des Heus die gesundheitsfördernde Wirkung voll entfalten kann. In der feuchten Hitze ➤
40 G e n u s s r e g i o n A l l g ä u Nachspeisekreationen aus den Töpfen von Christian Berwanger im Hotel Berwanger Hof in Obermaiselstein. Wer Heu in flüssiger Form probieren möchte: Die Brauerei Zötler in Rettenberg bietet mit der Berg-Limonade »Heugäuer« eine Neuheit in zwei Geschmacksrichtungen, die mit einem Extrakt aus Allgäuer Bergwiesenheu verfeinert ist und so ihre eigene Note erhält. Als Absacker nach dem Essen bietet bei Vorliebe für »geistige Genüsse« ein Allgäuer Heuschnaps Abwechslung im Glas.
Von Kneipp bis Kräuter
Im Hotel Berwanger Hof im Oberallgäuer Ort Obermaiselstein stellt Christian Berwanger in seiner Küche mit Heu ungewöhnliche Gaumenschmeichler und neuartige Köstlichkeiten zusammen
zwischen 40 und 42 Grad Celsius lösen sich sogenannte Cumarine aus den Pflanzen. Diese Stoffe haben eine muskellockernde, entzündungshemmende und entschlackende Wirkung.
Heu im Kochtopf und im Glas Findige Allgäuer haben jedoch noch weit mehr Anwendungsgebiete fürs Heu gefunden, als es nur bei Gesundheitsbehandlungen einzusetzen. Schließlich gehören gutes Essen und Trinken genauso zum Wohlbefinden. Dank einfallsreicher Küchenchefs wird Heu als Zutat in Gerichten sogar zum Gaumenschmaus. Seine würzigen Aromen veredeln viele Speisen und regionale Lebensmittel – Beispiele sind die Heusuppe mit Champagner und Blüten, Gemüse im Heusud oder fruchtig-würzige
Inzwischen haben sich 40 Betriebe dem Programm »Alpenwellness Allgäu« angeschlossen, darunter sind Hotels, die Allgäuer Alpenwellnesshöfe sowie zehn Kur- und Heilbäder. Die Betriebe in naturverbundener Lage haben ihre Räumlichkeiten mit regionstypischen Materialien wie Holz, Stein oder Kristall gestaltet. Kulinarisch werden die Gäste zum Beispiel mit Allgäuer Milchprodukten und weiteren Spezialitäten aus der Umgebung verwöhnt. Über das wohltuende Heu hinaus steht noch ein ganzes Portfolio an Wellness-Angboten zur Verfügung: Kräuteranwendungen oder Moorbäder stellen traditionelle Behandlungsmethoden von Kneipp bis Schroth sowie das Einbinden von alpinen Produkten in den Mittelpunkt. Als weiterer Baustein dient die sane Bewegung in der Natur. Die Region bietet Möglichkeiten für Meditationsspaziergänge im Naturschutzgebiet, einfache Wanderungen in den Alpen oder Radtouren über die Hügellandschaen sowie entlang idyllischer Flüsse und Seen. ç Marius Lechler
KONTAKTDATEN: Allgäu GmbH, Gesellscha für Standort und Tourismus, Allgäuer Straße 1, 87435 Kempten, Tel. 08323/8025931, info@allgaeu.de, www.alpenwellness.de
Dass die Gräser und Kräuter, nach denen auch das Allgäuer Braunvieh ganz wild ist, noch viel mehr Potenzial haben, als nur als Viehfutter zu dienen, beweisen die zahleichen Anwendungsgebiete innerhalb der »Alpenwellness Allgäu«
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Wo
Wasser zu Stein wird Der uelltuff bei ingenau
An die 250 Kubikmeter Kalktuffgestein wurden für den Bau der Kapelle St. Anna in Lingenau verwendet. Heute käme wohl ein anderes Baumaterial zum Einsatz
Fotos: Bianca Elgaß, Peter Elgaß
Im Jahr 1998 wurde der Lingenauer Quelltuang in unserer Vorarlberger Nachbarregion zum Naturdenkmal erklärt. Er ist eine der großartigsten Kalksinterbildungen nördlich der Alpen und in Wanderstiefeln problemlos zu erreichen. Blättern und toten Insekten kann man in seinen Becken beim »Versteinern« zusehen.
45 Der Quelltuff in Lingenau zählt zu den ernannten Naturjuwelen im Naturpark Nagelfluhkette. Eine Wanderausstellung zu diesen Juwelen zieht derzeit durch die Naturparkgemeinden, ihren aktuellen Standort erfährt man direkt bei der Naturparkverwaltung in Immenstadt (Tel. 08379/9988750)
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Der Quelltuang liegt am Westende der in mehrere Zungen aufgelösten, spätzeitlichen Lingenauer Schotterterrasse. Darunter bilden Sandsteine und Nagelfluhgestein einen Steilabfall von etwa 40 Höhenmetern bis zum Fluss Subersach. Für die Entstehung des Kalkgesteins im Quelltuang sind zwei Prozesse verantwortlich: die Kalksinterbildung und die Bildung echter Quelltuffe. Das Wasser nimmt auf seinem Weg durch den mächtigen Schotterkörper Kalk auf. Diese kalkübersättigten Quellwässer fließen aus den Enden der Schottergasse. Bei Lukontakt scheiden sie Kalksinter ab. Spezielle Moose, Algen und Bakterien entziehen an den Quellwasseraustritten dem Wasser Kohlendioxid – das führt zu vermehrtem Ausfallen von Kalk und dessen Ablagerung als echtem Quelltuff. Durch Verunreinigungen von Eisendioxiden ist das Kalkgestein anfangs honiggelb bis rostrot. Nadeln und Blätter, die in die Sinterbecken fallen, werden langsam, aber sicher von einer Kalkschicht umfangen (inkrustiert) und so zu filigranen Kunstwerken.
Nicht viele Tiere und Pflanzen können in Kalkquellfluren überleben. Vor allem Moose und Algen kommen in diesen Bedingungen zurecht. Im kalkreichen Wasser tummeln sich kleine Flohkrebse – sie sind Garant für eine gute Wasserqualität. Einen besonderen Trick hat sich das Gewöhnliche Fettkraut einfallen lassen: Die fleischfressende Pflanze fängt mit ihren klebrigen Blattoberseiten Insekten und wertet so ihren kargen Speisezettel auf. Kalktuff hat sich in der Vergangenheit als leichtes, poröses Gestein für Baumaterial geeignet. Die nahegelegene barocke St.-Anna-Kapelle aus dem Jahr 1722 ist neben der Pfarrkirche das bedeutendste Gebäude in Lingenau, für dessen Bau Kalktuff verwendet wurde. Ab den 1950er-Jahren machten modernere, billigere Werkstoffe den Tuffabbau unrentabel. Der Quelltuang rückte mehr und mehr aus dem Blickpunkt des wirtschalichen Interesses. Heute ist er dafür umso interessanter für Wanderer und Naturwissenschaler. ç Viola Elgaß
Das im Quelltuff enstehende poröse Gestein wird als Kalktuff, das dichte Gestein als Travertin bezeichnet. Darin kann man oft fossilienartige Abdrücke erkennen
TIPP Aufgrund der geologischen und botanischen Bedeutung des Quelltuffs wurde eigens ein Lehrpfad durch das Naturdenkmal errichtet. Zwischen tualtigen Rinnsalen verläu der Pfad auf Holzstegen und Treppen durch den Steilhang über der Schlucht der Subersach. Die rund einstündige Rundwanderung beginnt bei der St.-Anna-Kapelle und führt rechts auf dem Güterweg entlang der Beschilderung Quelltuff. Infos gibt es beim Gemeindeamt Lingenau.
Kontakt Gemeinde Lingenau, Hof 258, A-6951 Lingenau Tel. +43 5513 6464, Fax +43 5513 6464-31 E-Mail: gemeinde@lingenau.at, www.lingenau.at
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Advertorial
Das schönste Hochtal Europas - Tannheimer Tal Wandern auf drei Ebenen Das Tannheimer Tal ist mehrfach ausgezeichnet als beliebteste Wanderdestination Österreichs. Kein Wunder, marschiert man dort auf drei verschiedenen Ebenen: Von leichten Spaziergängen im Tal über mittelschwere Touren auf Höhenwegen bis hin zu alpinen Gipfelerlebnissen rund um mehrere Zweitausender. Das Tiroler Hochtal bietet Wanderungen für jedes Alter, jeden Geschmack und jeden Anspruch. Höhenluft im Tal Schon Spaziergänge im 1.100 Meter hochgelegenen Tannheimer Tal sind Höhentraining. Wem dies an sportlicher Herausforderung reicht, macht einen Ausflug zum tiefblauen Vilsalpsee. Von Tannheim aus sind es vier Kilometer bis in das Naturschutzgebiet. Die breite Straße ist gut begehbar und eignet sich auch für wenig geübte Wanderer oder Familien mit kleinen Kindern oder Kinderwagen. Zur Einkehr empfehlen sich die beiden Gasthäuser Fischerstube und Vilsalpsee, auf deren Terrassen die fangfrischen Forellen oder das Tiroler Gröstl mit Blick in die intakte Bergwelt gleich doppelt so gut schmecken. Frisch gestärkt geht es entweder zurück nach Tannheim oder weiter zur Vilsalpe die eine weitere Einkehrmöglichkeit bietet. Auf alle, die nach dem etwa einstündigen Spaziergang zum See ermüdet sind, warten das kleine Bimmelbähnchen Alpenexpress, eine Pferdekutsche oder ein Bus, um sie zurück nach Tannheim zu bringen.
Eine Etage höher Die Höhenwege sind eine gute Möglichkeit für ausgedehnte Spaziergänge mit Einblicke in das weitläufige Tannheimer Tal. Wer die Bewegung an der frischen Luft mit einem kulinarischen Highlight verbinden möchte, nimmt den Höhenweg Lohmoos von Tannheim zum Gasthof Zugspitzblick. Dort wartet nach eineinhalb Stunden Gehzeit auf der gut begehbaren Strecke (kinderwagengeeignet) einer der besten Kaiserschmarrn im Tiroler Hochtal. Bei guter Sicht sieht man von der herrlichen Sonnenterrasse sogar Deutschlands höchsten Berg. Für alle, die das gesamte Tannheimer Tal einmal durchwandern möchten, bietet sich der Tannheimer Rundwanderweg an: In zehn Stunden durchqueren geübte Geher das Tal von Nesselwängle bis Schattwald und wieder zurück. Das Gute daran: Durch das Tal fährt der Wanderbus, kostenfrei mit Gästekarte, der müde Wanderer ganz bequem nach Hause bringt.
Von oben herab – Perspektivenwechsel Eine ganz andere Sicht auf das Tannheimer Tal haben Alpinisten von einer der zahlreichen Bergtouren aus. Getestet und für gut befunden ist die Drei-SeenTour, Österreichs beliebteste Wandertour 2009 (gewählt von Lesern deutscher Fachmedien wie DAV Panorama, Outdoor, Bergsteiger). Sie startet an der Talstation der Neunerköpflebahn in Tannheim und führt über den Gipfel des 1.862 Meter hohen Neunerköpfle auf dem Saalfelder Höhenweg zur Strindenscharte. Der Aufstieg zur 2.069 Meter hohen Schochenspitze lohnt allemal: Auf einem Felsband thront die Landsberger Hütte inmitten der Allgäuer Alpen mit Blick auf den klaren Gebirgssee Lache. Ein Stückchen weiter unten erblicken Wanderer den Traualpsee und ganz unten im Tannheimer Tal strahlt tiefblau der Vilsalpsee.
Dabei sollte man sich nicht „in die Karten schauen lassen“, denn je weniger Leute wissen, ob man geheime Waren im Rucksack hat, desto mehr Spaß macht die Jagd. Am Ende des Weges erhalten alle Teilnehmer, egal ob „gut“ oder „schlecht“, einen Schmugglerpass, der sie lange an das Abenteuer im Tannheimer Tal erinnern wird. Die Gehzeit beträgt rund dreieinhalb Stunden.
Dieser Weg führt rund ums Neunerköpfle und vermittelt Informationen über Natur, Berge und Tiere im Tannheimer Tal. Die unterschiedlichsten Themen sind in elf liebevoll gestalteten Stationen spielerisch aufbereitet, so dass Kinder (und Erwachsene) mit viel Spaß und Eifer Neues lernen. Der 9erlebnisweg startet bei der Bergstation der Neunerköpflebahn und dauert je nach Geh-Geschwindigkeit und Aufenthaltsdauer bei den Stationen ungefähr eineinhalb Stunden. Wer dann noch Puste hat, macht einen
kurzen Abstecher auf den Gipfel des Neunerköpfles: Dort wartet Sommer wie Winter der Eintrag in das größte Gipfelbuch der Alpen.
Vater unser Weg
Schmuggler oder Zöllner? Auf dem Themenweg im Tannheimer Tal schlüpfen Wanderer für einen Tag in die Rolle von Gejagtem oder Jäger. Der Schmugglersteig hat seinen Namen nicht von ungefähr: Der Pfad vom Tiroler Wannenjoch zum Allgäuer Iseler war früher ein beliebter Schleichweg für Schmuggler, die Salz und andere Waren von Österreich nach Deutschland gebracht haben. Wer den Schmugglersteig geht, lässt Geschichte wieder aufleben. Ein Schicksalsrad entscheidet an der Talstation „Wannenjochbahn“, wer Schmuggler und wer Zöllner ist.
Gehen ist für viele eine Art Meditation. Der „Vater unser Weg“ im Tannheimer Tal verbindet diese innere Einkehr auf besondere Weise mit Kunst, Religion und Natur. Entlang der 1 km langen Strecke laden acht Stationen mit Darstellungen christlicher Symbole zum Beten, Betrachten und Meditieren ein. Die Bilder sind in mannshohe Granitblöcke eingelassen.
Gamskopf
9erlebnisweg
Schmugglersteig
Lohnende Ziele - die müssen Sie gesehen haben
Zugspitze, Ortler, Piz Buin – bekannte Berge, die sich im Tannheimer Tal mit einem Blick erfassen lassen. Dank Panorama-Informator. Dieser steht neben dem Gipfelkreuz auf dem 1.890 Meter hohen Gamskopf und bietet bei gutem Wetter über 100 Kilometer Fernsicht in die umliegende Bergwelt. Der Weg zum überdimensional großen Fernglas fällt in die Kategorie leichte
Wanderung und ist auch für Kinder oder ältere Menschen gut zu meistern. Von der Bergstation der Füssener Jöchle Gondelbahn geht‘s in 20 Minuten auf den Gipfel des Gamskopfs.
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Wandererlebnis
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unter fachkundiger Leitung Der Heimatbund Allgäu hat seit Mitte März ein neues Wanderangebot in Gesellscha von Experten: 50 eigens ausgebildete Wanderführer bringen den Tourenteilnehmern Allgäuer Natur und Kultur in der Gruppe näher. Die unten vorgestellten Wanderungen stellen dabei nur einen kleinen Teil des vielfältigen Programms in der gesamten Region dar
Durch den Kalbsangsttobel zur Panoramaaussicht auf die Alpenkette zum Mariaberg bei Kempten vorgestellt von Kai Bressel, Kempten
Fotos: Kai Bressel, Irmela Fischer, Volker Wille
Ganz links: Landschaftlich reizvolle WanderAbschnitte durch den Wald bietet die Tour zum Mariaberg bei Kempten. Links: der zertifizierte Wanderführer Kai Bressel
Vom Treffpunkt in Kempten an der Bushaltestelle Parkhaus Krankenhaus führt die Strecke vom Reichelsberg hinab über die Rottach auf dem Staudacherweg zum Kalbsangsttobel. Hier geht es den Tobel bergauf zur uralten Linde von Prestlings und zur Mulzer Föhre. An einer Bergtafel auf dem Mariaberg bietet sich ein herrliches Panorama auf die Bergkette von der Zugspitze bis zu den Allgäuer Alpen. Als Möglichkeit zur Einkehr empfiehlt sich der Landgasthof Mariaberg mit seiner schönen Aussicht. Nachdem der Blick von eindrucksvollen Aussichtspunkten auf Kempten neue Perspektiven auf die Stadt eröffnet hat, geht es über den Staudacherweg wieder bergab zum Reichelsberg.
- Art der Route: Rundwanderung - Route zum Mariaberg Kempten und zurück: Reichelsberg, Rottach, Staudacherweg, Kalbsangsttobel, uralte Linde bei Prestlings, Mulzer Föhre, Bergtafel Panoramaaussicht auf den Allgäuer Hauptkamm, Landgasthof Mariaberg, Staudacherweg, Reichelsberg - Tourentermine: April bis November - Treffpunkt in Kempten: Bushaltestelle Robert-Weixler-Straße, Parkhaus Krankenhaus, Kempten Buslinie 7 - Uhrzeit: 9 Uhr oder nach Vereinbarung - Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittel - Dauer: ca. 2,5 Std. - Teilnehmerzahl (max.): 16 Personen - Tourenlänge: ca. 7 Kilometer - Verpflegung: Rucksackverpflegung - Einkehrmöglichkeit: PanoramaLandgasthof am Mariaberg
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Allgäunah schauen, riechen, fühlen, kosten, lauschen vorgestellt von Irmela Fischer, Oberstdorf
Hier geht es darum, die Allgäuer Landscha und Kultur mit allen Sinnen zu erleben: Bei der geologisch-botanischen Entdeckungsreise begegnen den Wanderern am Söllereck bei Oberstdorf verschiedenste alpine Lebensbereiche auf engstem Raum. Neben dem Blick in die Waldapotheke gibt es atemberaubende Ausblicke auf die Berglandscha des Allgäus. Aber auch ganz nah betrachtet zeigen sich verblüffende Natureinsichten. Es geht um Schauen, Riechen, Fühlen, Kosten und Lauschen – und ums Staunen über die Dinge, die einem auf der Wanderung begegnen. Es werden sowohl Ganz- als auch Halbtagestouren angeboten.
- Art der Route: Rundwanderung, geologisch-botanische Wanderung - Wanderung auf das Söllereck bei Oberstdorf und zurück - Tourentermine: Juni bis Oktober - Treffpunkt: Talstation der Söllereckbahn bei Oberstdorf - Uhrzeit: 9.30 Uhr - Schwierigkeitsgrad: leichte Bergwanderung mit Anstiegen, nicht kinderwagentauglich - Dauer: ca. 2,5 Std. - Teilnehmerzahl (max.): 20 Personen - Tourenlänge: ca. 6 Kilometer - Kosten: Bergfahrt (und evtl. Talfahrt) mit der Söllereckbahn - Verpflegung: Rucksackverpflegung - Einkehrmöglichkeit: zum Beispiel Söller Alpe oder Gasthaus Schönblick
Oben: Die zertifizierte Wanderführerin Irmela Fischer zeigt, was die Natur am Wegesrand alles offenbart. Unten: Gipfelaussicht am Söllereck
Gratis-Infosammlung zum Wanderangebot Eine 64-seitige Broschüre mit den gesammelten AllgäuExkursionen unter Leitung der vom Deutschen Wanderverband zertifizierten Wanderführer des Heimatbundes Allgäu ist unter dem Titel »Wandern als Erlebnis« in der Heimatbund-Geschässtelle in Kempten kostenlos erhältlich. Nähere Informationen zu Tourenangebot, Preisen, Terminen und Hinweise zu Buchung und Anmeldung gibt es bei Ansprechpartnerin Sofie Moor. Kontakt: Geschässtelle Heimatbund Allgäu e.V., Westendstraße 21, 87439 Kempten/Allgäu, Tel. 0831/26775, Fax 0831/15108, info@heimatbund-allgaeu.de, www.wandermarkt-allgaeu.de
wandern & genießen
50 S e r v i c e
Und wenn’s
mal regnet?
Falls einem das Wetter mal wieder einen Strich durch die Rechnung macht: Der Urlaub muss deswegen nicht ins Wasser fallen. Ob sportlich oder kulturell – hier im Allgäu kommt man auch an trüben Tagen auf seine Kosten.
W
Fotos: Viola Elgaß; Erzgruben Erlebniswelt; Stadt Kempten (Allgäu)
Wie wäre es zum Beispiel mit einer Zeitreise in die Vergangenheit? Auf sechs Etagen kann man im Allgäu Museum im Kemptener Kornhaus in die Kultur und Geschichte der Region eintauchen und der Vielfalt der Allgäuer Mundart lauschen. Einen geradezu königlichen Einblick in die Zeit der Wittelsbacher von ihren Anfängen bis in die Gegenwart vermittelt das Museum der bayerischen Könige in Hohenschwangau. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf König Maximilian II. und seinem Sohn Ludwig II., der sich im 19. Jahrhundert mit dem Bau von Schloss Neuschwanstein ein Denkmal setzte. Wer erst einmal genug hat von der Vergangen-
heit, der kann sich in die Allgäuer Bergwelt vertiefen. Das Alpinmuseum in Kempten bringt das weite Feld des Alpinismus unter Dach und Fach – von berühmten Bergsteigerpionieren bis zum Murmeltier. Und wen dabei selbst das Höhenfieber packt, dem sei das Kletterzentrum des Deutschen Alpenvereins in Sonthofen empfohlen. Hier können sich kleine und große Bergfexen auf 800 Quadratmetern Fläche beim Klettern und Bouldern unter Beweis stellen. Aber nicht nur in der Höhe, auch in der Tiefe hat das Allgäu einiges zu bieten. In der Erzgruben-Erlebniswelt kann man sich in drei Grubenanlagen über den Eisenerz-Bergbau am Grünten, der erst vor
150 Jahren eingestellt wurde, informieren. Noch mehr in die Tiefe – genauer gesagt: 300 Meter – geht es in der 120 Millionen Jahre alten Sturmannshöhle bei Obermaiselstein. 180 Treppenstufen führen am Höhlenbach vorbei ins Erdinnere. Was sich in solchen Höhlen alles an besonderem Gestein finden lässt, kann man in der Allgäuer Kristallwelt in Pfronten-Kappel begutachten. Rund 2400 Exponate von Kristallen und geschliffenen Mineralien aus ganz Europa sind dort ausgestellt. Und wem das noch nicht genug ist, für den haben wir hier noch weitere Ausflugsziele in der Region zusammengestellt. ç Cosima Holl
Allgäu Museum Kornhaus
Allgäuer Schmetterling-Erlebniswelt
Großer Kornhausplatz 1 87439 Kempten im Allgäu Tel. 0831/5402120 E-Mail: museen@kempten.de Ganzjährig geöffnet. Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr
Gernweg 5 87459 Pfonten-Weißbach Tel. 08363/393 Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16.30 Uhr
Alpinmuseum im Marstall Landwehrstraße 4 87435 Kempten Tel. 0831/2525740 Ab März bis Mitte November täglich geöffnet (außer montags) von 10 bis 16 Uhr
Allgäuer Kristallwelt Kreuzleweg 18 87459 Pfronten-Kappel Tel. 08363/926612 Geöffnet montags, mittwochs und freitags von 15.30 bis 18.30 Uhr oder nach Vereinbarung
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Erzgruben-Erlebniswelt am Grünten Grüntenstraße 2 87545 Burgberg Tel. 08321/7884646 E-Mail: info@erzgruben.de Geöffnet von April bis Ende Oktober täglich von 10.30 bis 17 Uhr
AlpSeeHaus Bühl am Alpsee Seestraße 10 87509 Immenstadt Tel. 08323/998877 E-Mail: info@immenstadt.de Geöffnet von Montag bis Freitag 10 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen 13 bis 17 Uhr. Gruppenanmeldungen unter 08323/9988750
Skimuseum Fischen
Brauerei-Museum Postbrauerei Nesselwang Hauptstraße 25 87484 Nesselwang Tel. 08361/30910 Führungen jeden Dienstag um 11 Uhr und Freitag um 18 Uhr oder nach Vereinbarung
Oststraße 13 87561 Oberstdorf Tel. 08322/5470 E-Mail: info@heimatmuseum-oberstdorf.de Geöffnet von Dienstag bis Samstag von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr. An Sonn- und Feiertagen nur bei Regenwetter geöffnet
Fotos: Thomas Niehörster, Dominik Ultes, Volker Wille; Obermaiselstein Tourismus
Heimatmuseum Oberstdorf
Am Anger 15 87538 Fischen Tel. 08326/3646-0 E-Mail: info@skimuseum-fischen.de Geöffnet von Dienstag bis Donnerstag von 15 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung
Enzian-Brennerei Turra in Sonthofen Hochstraße 10 87527 Sonthofen Tel. 08321/3346 E-Mail: turra-enzian@freenet.de Geöffnet von Montag bis Donnerstag von 9.30 bis 12.30 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr, Freitag von 9.30 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 13 Uhr. Besichtigungen nach Absprache
Sturmannshöhle Obermaiselstein DAV Kletterzentrum Sonthofen Stadionweg 12 87527 Sonthofen Tel. 08321/6076015 Geöffnet von Montag bis Freitag von 14 bis 23 Uhr. Samstag und an Feiertagen von 10 bis 23 Uhr, Sonntag von 10 bis 21 Uhr
Am Scheid 18 87538 Obermaiselstein Tel. 08326/277 E-Mail: info@obermaiselstein.de Ab Mai täglich geöffnet von 9.30 bis 16.30 Uhr. Führungen finden stündlich statt
erme Bad Wörishofen Museum der bayerischen Könige Erasmuskapelle St.-Mang-Platz 87435 Kempten Tel. 0831/9602202 Ab März täglich geöffnet (außer mittwochs) von 11 bis 17 Uhr (letzter Einlass)
wandern & genießen
Alpseestraße 27 87645 Hohenschwangau Tel. 08362/9264640 E-Mail: museum@hohenschwangau.de Geöffnet von April bis September täglich von 9 bis 19 Uhr
Thermenallee 1 86825 Bad Wörishofen Tel. 08247/399300 E-Mail: info@therme-badwoerishofen.de Geöffnet von Montag bis Freitag von 11 bis 20 Uhr. Samstag von 9 bis 18 Uhr, Sonntag und an Feiertagen von 9 bis 20 Uhr
Foto: Studio Toelle
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C »Arme-Leute-Essen« Vom
zum Kult-Gericht
D Die kulinarischen Einflüsse der typisch regionalen Küche im Allgäu reichen zurück in eine Zeit, in der die Menschen tagtäglich darum rangen, dass etwas zu essen auf den Tisch kam. Diese traditionellen Gerichte der armen Bevölkerung werden bis heute im Allgäu zubereitet und hoch geschätzt – o gehören sie sogar zum Angebot gehobener Restaurants.
Das Allgäu war, bevor der Tourismus um 1900 einsetzte, eine arme Region. Außer der Leinenweberei gab es keine Industrie. Die Menschen arbeiteten im Holz, als Weber oder Nagelschmied – keine Berufe, in denen man Reichtümer anhäufen konnte. Die im Vergleich zu heute längeren und härteren Winter, ließen zudem nur einen eher kümmerlichen Anbau von Getreide zu. Es wurde Roggen oder Dinkel angebaut. Das reichte zumeist nur für das, was man im eigenen Haushalt benötigte. Niemanden wird es daher verwundern, dass es nur ganz wenige klassische Allgäuer Fleischgerichte gibt. Und auch diese sind nicht echt allgäuerisch, sondern bedingt durch die regionale Lage bayerisch und schwäbisch eingefärbt.
Gehaltvolles für schwere Arbeit Die Rezepte für Brenntar (angebräuntes Hafermusmehl mit Käse), Käsraller bzw. Schlettra (ein Käse-Teig-Gemisch), g’schupfte Krutnudla (Krautschupfnudeln, Foto oben) und andere »echte« wandern & genießen
Das Kässpatzenrezept vum Sunnewirt z’Hindelông (auch für Nicht-Dialektkundige) Zu nar Môhlzit fir 4 Lit, tüet ba in a Schissl üngfähr a Pfünd Meahl inge, a ghörege Pris Sôlz ünd a Ei – oder it. Dös riehrt ba mit am kôlte Wasser zu nam zähflissege Taig. Der sidat hôt ba in am grössre Hafe a Wasser ibertông, ünd bringt dösseal güet g’sôlzet zum Koche, dur an Spätzlar riehrt ba iezt de Taig is sprudleg Wasser inge, güet üf g’koched tüet ba d’Spatze mit am Sieblöffl üsse in die voarg’wärmed Kässpatzeschissl. Und zwar allemôl a Lag Spätzle, nôcha an g’riebene, möglenescht güete riefe Beargkäs (200 g) und a kleis Bröckle Wiesslaggar d’rzüe weages am G’schmack. Also nôcha wieder a Lag Spätzle, nôcha Käs ünd so witer und als oberste Lag die letschte Spatze. Wischbadur hôt ba in am Schmôlzpfänndle a Bolle Butter vergông lông, fein g’schnittene Ziebele ingetông, und wenn d’r Ziebele licht brüng ischt, guisst ba dös heiss Schmôlz ib’r die Spatze. D’r Käs müess verlöüfe, dearf kui Bolle gi, und sot küi Fäde zieche, denn dös wär a Zaiche, dass a z’jüng, dös heisst it rief, od’r z’wenegt Fett hôt. Nôch Gusto tüet ba’s no g’höreg pfeaffre ünd umriehre. Nôcha sot bas glei easse. Güet derzüe ischt a Kafee, oder a Wing, und hindanôche a Enzionar. Ünd ietz löü ber am schriebe s’Wasser im Mül z’emet, so güet miesset se sing.
Für vier Personen: In eine Schüssel ca. 500 Gramm Mehl, eine gute Prise Salz sowie ein Ei (optional). Die Mischung mit etwas kaltem Wasser zu einem zähflüssigen Teig rühren. In einem größeren Topf Wasser (gut gesalzen) zum Kochen bringen, den Teig durch eine Spätzlereibe in das sprudelnde Salzwasser hobeln. Wenn die Spätzle auochen, mit einem Sieblöffel aus dem Wasser entnehmen. In eine vorgewärmte Kässpatzenschüssel abwechselnd in mehreren Lagen Spatzen sowie geriebenen, reifen Allgäuer Bergkäse (200 g) und ein kleines Stück gebröselten Weißlacker einfüllen, zuerst eine Lage Spätzle, dann Käse usw. Als oberste Lage die letzten Spatzen dazugeben. Zuvor in einer Pfanne ein Stück Butter schmelzen und fein geschnittene Zwiebeln dazugeben. Sind sie leicht braun, die heiße Butter über die Kässpatzen gießen. Der Käse muss auseinanderlaufen, darf keine Klumpen bilden und soll keine Fäden ziehen, das wäre ein Zeichen dafür, dass der Käse zu jung, d.h. nicht reif genug ist oder zu wenig Fett hat. Je nach Geschmack noch gut pfeffern und umrühren. Sofort essen. Dazu passt Kaffee oder Wein und danach ein Enzian. Und jetzt läu mir beim Schreiben das Wasser im Mund zusammen, so gut müssen sie sein.
Foto: Marianne J./pixelio.de
Fotos: Fotosammlung Erika Groth-Schmachtenberger, Universitätsbibliothek Augsburg; Oberstaufen Tourismus
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Allgäuer Rezepte beruhen denn auch auf den Komponenten Mehl, Kartoffeln, Gries, Schmalz, Käse, Salz, Eier und den einen oder anderen Kräutern. Nur selten kamen Speck oder Wammerl hinzu. Die Allgäuer mussten sich mit Suppen als Grundlage zufriedengeben: Außer den Alltagssuppen kreierten die Hausfrauen hier verschiedene Fest-, Kra- und Krankensuppen. Neben der Milchsuppe mit Mehl-Bröseln und den Brennsuppen aus Weizen- oder Hafermehl als Grundlage gab es eine Knöpflessuppe und die Kriesber-, die Kirschensuppe. Nur an Feiertagen kamen Brät oder Fleischknöpfle hinzu. Fleisch und Fisch wurden nur an den höchsten drei Festtagen Kirchweih, Ostern und Weihnachten gegessen. Es gab zu essen, was Feld und Garten hergaben. Dafür wurde öer am Tag gegessen, wie nach der Stallarbeit am Morgen das »Voarhipfel« vor dem Frühstück oder der »Nohhuder« am Nachmittag, um die Heuer und Holzer bei Kräen zu halten. Brenntar (Schwarz-Mus) war eine der Speisen, die satt machen sollte: Gerösteter Haferschrot wurde mit Wasser aufgegossen, darüber kamen heißes Butterschmalz und Käse. Brenntar wurde wandern & genießen
Zutaten wie Mehl, Salz, ein Ei, und Bergkäse und Weißlacker gehören in die Allgäuer Kässpatzen (o.l.). Früher wurde das Gericht geschätzt, weil es nach schwerer Arbeit sättigte (o.). Auch heute noch ist es ein Favorit der Allgäuer
direkt aus der Pfanne gegessen, wobei jedem Esser sein eigener Abschnitt zugeteilt wurde.
Allgäuer Favorit: Kässpatzen Früher wie heute sind aber die Kässpatzen das Lieblingsessen der Allgäuer und inzwischen auch ihrer Gäste. Das Ur-Rezept besteht aus feinem, gesottenem Weißmehl, mit Käsbröckchen und Schmalz völlig durchmischt. Die Kässpatzen waren erst dann gut, wenn sie vor Schmalz trieen und sich die Käsfäden so richtig ziehen ließen. Um das gut verdauen zu können, ist hinterher ein Enzian obligatorisch. ç omas Niehörster
Foto: Landhaus Waibelhof, Blaichach
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Urlaub nach Maß bei Katz, Pferd und Kuh Für eine entspannte Auszeit muss man nicht immer weit wegfliegen. Ein Stück Idylle findet man auch vor der Haustüre, zum Beispiel hier im Allgäu. Den Lärm der Großstadt gegen das Gackern der Hühner eintauschen – Urlaub auf dem Bauernhof liegt im Trend. Der Verein »Mir Allgäuer« aus Kempten reagiert auf die »Stadtflucht« und stellt ein vielfältiges Angebot an ländlichen Urlaubsdomizilen bereit.
Foto: Ferienhof Hirsch, Rückholz
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Das Motto ist bei »Mir Allgäuer« Programm: »Auf Du und Du mit Katz, Pferd und Kuh«. Einen authentischen Einblick in die Arbeit der Bauern- und Landhöfe bieten, vielleicht auch noch ein bisschen »heile Welt«, das ist das Ziel des Vereins. Vor zehn Jahren haben sich die vier Allgäuer Anbietergemeinschaen von Urlaub auf dem Bauernhof zusammengeschlossen – in erster Linie, um ihr Angebot übersichtlicher für die Gäste in spe zu machen. Mittlerweile umfasst »Mir Allgäuer« über 500 Betriebe, die sich ganz dem Landtourismus verschrieben haben. Wichtig ist dem Verein, dass auf den qualitätsgeprüen Ferienhöfen Landwirtscha auch wirklich »gelebt« wird. Alle drei Jahre kontrolliert der Deutsche Tourismusverband deshalb den Service, die Ausstattung und die Erlebnisqualität der Gastgeber.
Zu zweit oder mit der ganzen Familie Immer mehr Menschen wollen im Urlaub Landlu schnuppern, aber trotzdem nicht auf den gewohnten Komfort verzichten. Viele der »Mir Allgäuer«-Betriebe haben sich deshalb auf die Bedürfnisse ihrer Gäste spezialisiert. In den »Kräuterlandhöfen«, wandern & genießen
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Wer will, kann selbst mit anpacken Landwirtschaliche Abläufe direkt und mit vollem Körpereinsatz erleben können Urlauber vor allem auf den aktiv bewirtschaeten Bauernhöfen. Melken, Stall misten, Feldarbeit – da merkt man schnell, dass auch das Landleben kein Honigschlecken ist. Dabei ist es genau diese Erlebnisqualität, die den Urlaub auf dem Bauernhof von anderen Angeboten in der Region unterscheidet und dem Gast einen authentischen Eindruck vom Leben auf dem Land vermittelt. Im »Mir Allgäuer«-Katalog und auf der Website des Vereins sind alle Mitglieder-Höfe mit ihren Schwerpunkten und Spezialisierungen aufgelistet – so kann sich jeder Gast genau den Landurlaub aussuchen, der zu seinen ganz persönlichen Bedürfnissen passt. ç Cosima Holl
Foto: Ferienhof Baur, Stiefenhofen
die über einen reichen Kräutergarten verfügen, kann man alles über die Zubereitung und den Gebrauch von heimischen Pflanzen in der Küche oder als Naturheilmittel erfahren. Das Angebot der »Kinderbauernhöfe« richtet sich speziell an kleine Gäste, die beim Ponyreiten oder beim Toben auf dem Heuboden ihre Kinderträume ausleben können. Aber nicht nur Familien kommen bei »Mir Allgäuer« auf ihre Kosten. Auch Paare, die dem Alltagsstress entfliehen wollen, finden bei den »Alpenwellnesshöfen« Entspannung. Hier verbindet sich die Atmosphäre eines ländlichen Betriebes mit den Vorzügen eines Wellnesshotels. Wer lieber aktiv unterwegs ist, dem bieten »Natur- und Aktivhöfe« jede Menge Geheimtipps für Wanderungen in allen Schwierigkeits- und Höhengraden.
Fotos: Bichlerhof, Wertach; Ferienhof Kinker, Rosshaupten
Fotos: Ferienhof Amberg, Unterthingau; Hof Alpenseeblick, Attlesee
URLAUB AUF DEM BAUERNHOF Nicht nur im Allgäu kann man Landlu schnuppern, auch Bauernhöfe in anderen Regionen sind einen Besuch wert. »Urlaub auf dem Bauernhof 2014« stellt auf 416 Seiten Bauernhöfe, Landhäuser, Landhotels sowie Winzer-, Reiter- und Biohöfe in ganz Deutschland vor – sortiert nach Bundesländern und Ferienregionen. Alle Hoypen und Unterkunsarten werden genau und übersichtlich beschrieben. Zusätzlich gibt der Katalog Tipps und Infos zum jeweiligen Urlaubsort. Eine herausnehmbare Landkarte sorgt dafür, dass man in der Fülle des Angebotes den Überblick behält. 416 Seiten, ISBN 978-3-7690-0824-1, Socover, mit Landkarte, Preis: 7,90 Euro, DLG-Verlag, Frankfurt 2013
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Regionale Vielfalt als Stärke des Allgäus
Foto: Daniel Mock
Natürlich wird das Allgäu gern unmittelbar mit den zahlreichen Käsespezialitäten, die hier entstehen, in Verbindung gebracht. Doch die Region hat neben den traditionellen Produkten, die von hier kommen, noch viel mehr zu bieten. Hier warten noch zahlreiche weitere Entdeckungen.
Die kunstvoll bemalten Schüsseln und anderen irdenen Erzeugnisse aus der Allgäuer Keramik-Manufaktur entstehen dort bereits seit 1923
Foto: Thomas Niehörster
Klaus Bensmann achtet bei seinen Lederhosen darauf, dass die Stücke aus seiner Werkstatt zu Belegen echter Allgäuer Tradition werden
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Im Allgäu wird nicht nur Käse produziert, hier entstehen auch einige der besten Biere Deutschlands. Die Region verfügt über die älteste Privatbrauerei, hat mit der »Oberstdorfer Dampierbrauerei« zudem die südlichste Gasthausbrauerei und dank Daniel Schweglers BrauEule in der Enzianhütte auch die höchste in Deutschland auf 1800 Metern. Quer durch das Oberallgäu findet sich in vielen Orten eine Sennerei oder Käserei. Auf den Sennalpen wird Käse nicht nur hergestellt, man kann ihn bei einer deigen Brotzeit auch gleich an der frischen Lu mit Bergblick verkosten. In einer der Schaukäsereien lässt sich bei der Herstellung von Käse zusehen. Der »Allgäuer Bergkäse« ist übrigens eine EU-geschützte Ursprungsbezeichnung. Zahlreich sind die Läden, die eine Bandbreite hervorragender Naturprodukte anbieten. Beim Besuch von Dorf- oder Bauernmärkten kann man die gesamte Vielfalt hochwertiger Allgäuer Produkte entdecken: Heukissen für ruhigen Schlaf, Salben und Öle, die aus der Latschenkiefer gewonnen werden, Honig von den Blumen der Bergwiesen oder aus dem Tannenwald, Murmeltierfett für Muskeln und Gelenke, Obstler, Liköre und der berühmte Enzian – all das aus überwiegend unbehandelten Beständen. In Oberstaufen-Lamprechts lässt sich sogar »Alpenkaffee« in der Oberallgäuer Kaffeerösterei kaufen und in der angeschlossenen Konditorei zugleich genießen. wandern & genießen
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In den Allgäuer Handwebereien Thalkirchdorf entstehen unter anderem Läufer und Teppiche mit typischen Allgäuer Mustern
Die musikalische Familie Kerber, deren Spezialität die Hausmusik ist, besitzt dank ihrer Konzerte einen hohen Bekanntheitsgrad über das Allgäu hinaus
Fotos: Allgäuer Handwebereien Thalkirchdorf, Manuel Geimer, Christian Heumader, Volker Wille
Etliche Geschäe bieten traditionelle Lederhosen an. Die »Krachledernen« findet man überall um die Ecke. Für die echten, in der Historie vom Prinzregenten Luitpold als Geschenk an seine Jäger und Jagdgehilfen im Allgäu eingeführten Lederhosen muss man schon ein wenig auf die Suche gehen. Klaus Bensmann in Bad Oberdorf ist hier eine der ersten Adresse in der Region für ein authentisches Stück. Die Töpfer im Hörmannhaus in Immenstadt und in der Allgäuer Keramik-Manufaktur in Altstädten, einer der ältesten und größten Keramik-Manufakturen Deutschlands, legen für feine Allgäuer Keramik wie die echten Kässpatzen-Schüsseln selber Hand an. Der Wagner Rudolf Finkel in Bad Oberdorf ist einer der Letzten, die noch echte, handgemachte Hornerschlitten herstellen. Holzspielzeug und etliche nützliche Dinge, die Finkel selber drechselt, verkau er in seinem »Holzlädle«. Aus raren Berghölzern drechselt auch Willibald Rapp Schalen und Kunstobjekte, die er in seiner »Kleinen Galerie« in Imberg bei Sonthofen ausstellt und verkau. »Minekussar’s Schóflädele« in Bad Hindelang will nach eigenen Angaben »die größte Auswahl reiner Naturtextilien im gesamten süddeutschen Raum« führen. Die von den Inhabern gehaltenen Schafe sind neben den Kühen und den Geißen (Ziegen) die Pfleger und damit Bewahrer der Allgäuer Kulturlandscha, weil sie hartes Gestrüpp niederhalten. Die über die Region hinaus bekannten Allgäuer Flickenteppiche mit ihren charakteristischen »Zöpfchen« in den Läufern sind sowohl dort als auch bei der Handweberei Hechenberger in Pfronten, die seit über 20 Jahren Läufer fertigt, oder beim großen Familienunternehmen Allgäuer Handwebereien alkirchdorf (AHT), das seit 1927 besteht, erhältlich. Handarbeit steht in diesen drei Betrieben im Vordergrund und bildet die Grundlage für die Einzigartigkeit der Allgäuer Teppiche. Nicht zuletzt sei auf die regionalen Buchverlage hingewiesen, die Literatur zur Geschichte des Allgäus, Allgäuer Sagen, historische Kriminalromane, ausgezeichnete Bildbände und eine bunte Vielfalt von Kalendern herausgeben. Ihre Titel bekommt man im Buchhandel und manchen Dorfläden, die auch die Musik-CDs Allgäuer Gruppen und der Stubenmusik verkaufen. Eine informative Seite im Internet zu Allgäuer Produkten lässt sich unter www.dein-allgaeu.de aufrufen. ç omas Niehörster
Ein spannendes Erlebnis für kleine (und große) Besucher ist eine Tour durch die Schaukäserei – wie hier in der »Sellthürner Käskuche« bei Obergünzburg
Wagnermeister Rudolf Finkel stellt in Bad Oberdorf Original-Hornerschlitten her, mit denen früher Heu oder Holz vom Berg heruntertransportiert wurde
wandern & genießen
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Dramen und Heldenmut
Foto: Peter Ulbrich
vor Naturkulissen
Die Zahl der Mitwirkenden bei »Don Quijote« im Jahr 2013 auf der Freilichtbühne Altusried zeigt die schiere Größe der Produktionen, die hier gespielt werden
Oben: Der Open-Air-Aufführungsort in Altusried beeindruckt durch seine architektonische Kühnheit. Unten: eine Szene aus dem Stück »Die Geierwally«, das 2013 in Elbigenalp inszeniert wurde
Fotos: Geierwally-Freilichtbühne; Semmel Concerts/Kees van Surksum; Kulturamt Altusried
Die Ferienregion Allgäu bietet bei Kempten sowie im Lechtal zwei außergewöhnliche Orte für Kulturgenuss: Die Freilichtbühne Altusried ist eine der schönsten Open-Air-Bühnen Deutschlands. In Elbigenalp bei Reutte/Tirol hinter der Grenze zu Österreich steht dagegen die Geierwally-Freilichtbühne, deren Kulissen direkt in den Fels am Eingang der Bernhardstalschlucht hineingebaut wurden.
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Oben: Angeschmiegt an die Felsen verschmelzen Bühne und Szenenbild der Geierwally-Freilichtbühne mit dem Berg. Rechts: buntes Dorfleben bei einer Massenszene aus der Altusrieder »Aschenputtel«-Produktion von 2010
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In Altusried haben die Freilichtspiele seit 1879 ihren festen Platz. Dort hat man sich von Beginn an bis heute immer wieder den traditionellen Freiheitshelden verschrieben. Das erste Stück, das im Jahr 1879 aufgeführt wurde, war »Der bayerische Hiasl«, die Geschichte des Wilderers, Räubers und Volkshelden Matthias Klostermayr. Die 1999 neu gebaute Festspielbühne in Holzbauweise mit ihrem geschwungenen Holzdach stellt nicht nur eine architektonische Meisterleistung dar, sondern ist in dieser Form auch einzigartig in Europa. Unter dem Tribünendach geschützt finden 2500 Zuschauer Platz. Auch die Bühnentechnik ist dem Aufwand der aufgeführten Stücke angemessen: So galt die Altusrieder Produktion von 2013 Don Quijote und seinem treuen Diener Sancho Pansa. Rund 500 Mitwirkende, mitreißende Musik, farbenprächtige Kostüme und imposante Kulissen ließen dieses Stück Weltliteratur im Allgäu lebendig werden. 2014 sind hier im weitläufigen Bühnenareal wiederum zwei große Aufführungen geplant: die Altusrieder Märchenproduktion »Dornröschen« vom 27. Juni bis 20. Juli sowie die Operette »Im weißen Rössl« vom 31. Juli bis 17. August. Vor allem »Dornröschen« wird dabei wohl auch die jungen Zuschauer besonders begeistern.
Theater über Grenzen hinweg Der zweite große Aufführungsort unter freiem Himmel, der im ans östliche Allgäu angrenzenden Lechtal steht, kann mit einer ganz besonderen Eigenscha aufwarten: Er steht am Original-Schauplatz des Stückes, der diesem Open-Air-eater auch seinen Namen gab – die »Geierwally-Freilichtbühne« in Elbigenalp im Lechtal. Hier wurde 1841 Anna Stainer-Knittel geboren, deren Leben als Vorlage für den Roman »Die Geierwally« diente. Am Fuß einer gewaltig aufragenden Felswand befindet sich die Bühne, auf der auch wiederholt das gleichnamige Bergdrama aufgeführt wurde – zuletzt im Jahr 2013. Die Zuschauerplätze der Bühne in Elbigenalp, nur wenige Kilometer hinter der deutsch-österreichischen Landesgrenze, sind nach einem Umbau von 2011 bis 2012 inzwischen komplett überdacht. wandern & genießen
Sommerfrischler als Bühnenthema 2014 kommt hier ein thematisch hochaktuelles Stück zur Aufführung: »Bergfuir« (Bergfeuer). Hier geht es unter anderem um Heldenmut, Leichtsinn und vor allem um die Liebe zu den Bergen. Außerkrottenberg, eine kleine Gemeinde in den Tiroler Bergen, entspricht so ganz dem Klischee eines Bergbauerndorfes, das im Jahr 1972 den Höhepunkt seiner touristischen Bemühungen erlebt. Die Gästeströme nehmen kein Ende, die Lust am Berg ist entfacht, doch mit diesem gesteigerten Interesse an den heimischen Gipfeln steigt natürlich auch das Risiko, in Bergnot zu geraten. Die letzte Rettung ist omals eine Bergung, die nicht selten mit immensen Gefahren für die Bergretter verbunden ist. »Bergfuir« unter der Regie von Bernhard Wolf wird in Elbigenalp vom 5. Juli bis 29. August gespielt. ç omas Niehörster
Aufführungen »Dornröschen«: 27. Juni bis 20. Juli, Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils um 17 Uhr, Ende ca. 19 Uhr. Es wird eine Pause geben. »Im weißen Rössl«: 31. Juli bis 17. August, Spieltermine am 31. Juli/1. August (20 Uhr), 2. August (15/20 Uhr), 3. August (17 Uhr), 7./8. August (20 Uhr), 9. August (15/20 Uhr), 10. August (17 Uhr), 14./15. August (20 Uhr), 16. August (15/20 Uhr), 17. August (17 Uhr) Kontakt: Kartenbüro Freilichtbühne Altusried, Hauptstraße 18, 87452 Altusried, Tel. 08373/92200, kartenbuero@altusried.de, www.altusried.de »Bergfuir«: 5. Juli bis 29. August, Spieltermine am 5. Juli, 11./12. Juli, 18./19. Juli, 25./26. Juli, 1./2. August, 8./9. August, 15./16. August, 22./23. August, 29. August, Spielbeginn jeweils 20.30 Uhr Kontakt: Tourismusverband Lechtal, Untergiblen 23, A-6652 Elbigenalp, Tel. +43 (0)5634/5315-12, geierwally@lechtal.at, www.geierwally.at
60 E r l e b n i s r e g i o n A l l g ä u Bessere Aussichten haben nur noch die Vögel: Der Skywalk Allgäu bietet Besuchern dank zahlreicher 40 Meter hoher Plattformen auf einer Länge von 540 Metern Spaziererlebnisse ohne Bodenhaftung
Der schwebende Wanderweg
ñ in schwindelnder Höhe Der Ort Scheidegg im Westallgäu beherbergt seit 2010 ein ungewöhnliches Tourenziel für Wanderurlauber und Tagesausflügler. Der Skywalk Allgäu, ein 540 Meter langer Panoramapfad in den Baumkronen, bietet einmalige Blickwinkel in bis zu 40 Metern Höhe über dem Boden. Interaktive Wege in der Lu und auf dem Grund sorgen für Abwechslung bei großen und kleinen Besuchern.
Unten: Nicht nur Eltern finden auf dem Skywalk ihr Lieblings-Panorama. Auch den Kleinen wird auf dem Abenteuer-Spielplatz nicht langweilig
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Das 360-Grad-Panorama aus der Vogelperspektive hat es vielen Erwachsenen angetan, die in Scheidegg den Weg in die Höhe – ob über die leicht ansteigende Treppenkonstruktion oder den komfortablen Aufzug im Aussichtsturm – auf den Baumwipfelpfad antreten. Von hier oben lässt sich ein Gebiet vom Bodensee über das Allgäu bis zur Nagelfluhkette, zum Bregenzerwald und zur Silvretta-Gruppe aus ganz neuer Perspektive und mit einzigartigen Aussichten betrachten. Der luige Weg führt teilweise am Waldrand entlang und bietet somit beste Fernsicht ins Allgäu. Auch der sichere Spa-
ziergang in der Hängekonstruktion des Pfades zwischen den Wipfeln, der als barrierefreier Weg auch für Familien mit Kinderwagen oder für Rollstuhlfahrer geeignet ist, wird für viele eine ganz neue Erfahrung sein. Hier oben können zahlreiche Beobachtungsplätze gefunden werden, von denen aus sich immer wieder etwas Neues entdecken lässt. Da der Skywalk, für den 500 Tonnen Stahl, 80 Kubikmeter Holz, 70.000 Schrauben und 3000 Meter Seile verbaut wurden, aus zahlreichen aufeinanderfolgenden Hängebrücken besteht, kann die Begehung zum kleinen Schaukelerlebnis werden.
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Abenteuer Wackelbrücke Wo die großen »Höhenkundler« auf dem Skywalk Allgäu eher auf der Suche nach schönen Blickwinkeln (und Fotomotiven) sein werden, wird es kleine Abenteurer wohl eher zu den aufregenderen Abschnitten des Baumwipfelpfades ziehen: Sie können in den Baumspitzen auf dem interaktiven Pfad mit Wackelbrücke, Dschungelbrücke und Abenteuerbrücke Spaß haben, bevor sie den Pfad nicht über Aufzug oder Treppen, sondern durch die Röhrenrutsche in 15 Metern Höhe verlassen. Natürlich gibt es bestimmt auch genügend erwachsene Skywalk-Entdecker,
die diese Route zurück auf den Boden bevorzugen. Zurück auf Augenhöhe mit dem Rest der Welt lässt sich die Umgebung rund um den Baumwipfelpfad auf dem Gelände des sechs Hektar umfassenden Naturerlebnisparks gleich zweifach erkunden: Der »Naturerlebnispfad für Entdecker« mit verschiedenen Aktionsstationen steht unter dem Motto »Den Wald als Abenteuer erleben«. Hier gibt es unter anderem Brücken, Knüppelstufen, einen Stammaufstieg, diverse Spielstationen und eine Tierfütterungs-Station. Der flache, 190 Meter lange Naturerlebnispfad ist mit einer natürlich befes- ➤
Links: Die Abenteuer auf dem interaktiven Pfad mit Wackel- und Dschungelbrücke sind für Kinder und Jugendliche auf dem Steg in den Wipfeln das spannendste Erlebnis. Unten: zwei Wanderer auf dem »schwebenden Spazierweg«
Fotos: Volker Wille; Skywalk Allgäu
Zur beeindruckenden Konstruktion des Erholungs- und Erlebnisangebotes für Ausflügler im Westallgäu gehören 14 Stahlmasten mit bis zu 45 Metern Höhe, 30 bis 40 Meter lange, einzelne Brückenabschnitte, aus denen der Weg zusammengesetzt ist, und 100 Treppenstufen am Saumpfad (dem Aufstieg für Fußgänger)
Oben: Inzwischen hat sich das Allgäuer Braunvieh an das futuristische Bauwerk des Skywalk Allgäu gewöhnt. Vom gemütlichen Grasen vor der Kulisse des Wipfelpfades lassen sie sich nicht abbringen
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Neben Tier- und Naturbeobachtungen erlaubt der Wanderweg auf 40 Metern über dem Boden auch Blicke ins benachbarte Österreich, zum Bodensee und zu den Bergketten der Allgäuer Alpen. Die Stege sind dabei breit genug für Familien mit Kinderwagen sowie Rollstuhlfahrer
Kontaktdaten: Skywalk Allgäu Oberschwenden 25 88175 Scheidegg Tel. 08381/896-1800 info@skywalk-allgaeu.de www.skywalk-allgaeu.de
Der 50 Meter hohe Aussichtsturm besitzt eine 36 Meter hohe Plattform für »Weitblicker«
tigten Schicht ausgebaut und dadurch auch mit Kinderwagen und Rollstuhl befahrbar. Hier sind die Höhepunkte unter anderem Spielstationen wie das Tannenzapfen-Zielwerfen, der Waldtierbeobachtungs-Standort, ein Schaukelbett oder das Hängenetz. Zusätzlich bietet der Barfußpfad das Erlebnis, unterschiedliche Untergründe mit den Füßen erforschen zu können. Nicht zu vergessen: der große Abenteuerspielplatz zum Spielen und Toben, der Stelzenweg und der Geschicklichkeitsparcours für Jugendliche und Erwachsene.
Im Team gemeinsam stark Gruppen können den südlichen Teil des Areals auf dem Wander- und Erlebnisgelände für Aktivitäten zur Teambildung nutzen. Hier werden diverse Elemente angeboten wie zum Beispiel der »Mohawk Spaß im Freien bietet das Spiel- und Entdeckergelände am Fuß des Skywalk Allgäu – unter anderem mit Erlebnispfaden und Geschicklichkeitsparcours
Walk«, ein Parcours aus Seilen, die zwischen den Bäumen gespannt sind. Das Team soll dabei auf den Seilen balancieren, ohne den Boden zu berühren. Wenn ein Teammitglied den Boden berührt, muss die ganze Gruppe von vorne anfangen. Der Vertrauensbildung im Team dienen auch Konstruktionen wie die Kletterplatte auf dem Skywalk-Gelände. Die Mitglieder sichern hier gegenseitig beim Erklimmen der bis in zehn Meter Höhe freischwingenden Kletterplatten, die mit Stahlseilen verbunden sind. Der Kletternde ist dabei mit Sicherheitsgurt und Helm gesichert. Die Angebote werden gern von Gruppen, Vereinen oder Schulen gebucht, bei denen Herausforderung und Spaß an erster Stelle stehen. Speziell ausgebildete Trainer führen sie durch. Buchen kann man die Gruppenangebote im Skywalk Allgäu gegen Aufpreis. ç Marius Lechler
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In Deutschland beim Wandern an der Spitze Westküste in Heide/Schleswig-Holstein. Untersucht wurde, wie im Internet nach Urlaubsgebieten suchende Deutsche 137 nationale und 33 internationale Reiseziele wahrnehmen und
Foto: Allgäu GmbH
Kempten: Wer ans Wandern denkt, der denkt ans Allgäu – zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Studie des Instituts für Management und Tourismus der Fachhochschule
mit welchen Urlaubsthemen und -aktivitäten sie die Regionen verbinden. Dabei erreichte das Allgäu mit einem klaren Vorsprung den ersten Platz im Bereich Wandern. Aber auch in einer klassischen Studie, in der 14- bis 74-jährige Deutsche nach den bekanntesten Wanderregionen befragt wurden, landete das Allgäu nach dem Schwarzwald, dem Harz, dem bayerischen Wald und Bayern auf Platz fünf aller deutschen Wanderregionen.
Wandern kann man am besten im Allgäu – das denken zumindest die Teilnehmer einer Studie der Fachhochschule Westküste in Schleswig-Holstein
Stadtgeschichten aus dem Allgäu Fotos: Allgäu GmbH, Kaufbeuren Marketing/Harald Langer
Kempten: Alte Mauern und Wehrtürme, Stadtschlösser und Patrizierbauten – ein historisches Stadtbild prägt viele Allgäuer Orte. Auf vier emenrouten können Besucher nun in die Geschichte der Städte Memmingen, Mindelheim, Kaueuren, Marktoberdorf, Füssen, Kempten, Immenstadt, Isny, Wangen und Leutkirch eintauchen. Die Wanderroute »Zwischen Historie und Moderne« vereint die Kunst aller Epochen – ob nun Gotik, Renaissance oder Barock. »Auf speziellen Wegen« finden sich traditionelles Handwerk und Spezialmuseen, »Auf religiös geprägten Pfaden« liegen Kirchen, Klöster und spirituelle Orte des Die ganz besonderen Seiten der Allgäuer Städte kennenlernen – das ist mit der Faltkarte »Stadtgeschichten Allgäu« auf neue Weise möglich
Allgäus, und »Auf den Spuren der Römer« kann man sich auf Entdeckungsreise zu den alten Stätten der Hochkultur begeben. Die Karte mit den Tourenvorschlägen kann kostenlos auf www. allgaeu.de heruntergeladen sowie bei der Allgäu GmbH unter Tel. 08323/8025931 oder info@allgaeu.de bestellt werden.
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Ein Dorf voll Leidenscha für Kräuter
Foto: Gästeinformation Blaichach
Gunzesried: Vom 1. Juli bis 30. September bietet der Gunzesrieder Käse-Kräuter-Sommer ein abwechslungsreiches Programm mit geführten Wanderungen, Koch- und Kreativworkshops, Wellness- und Kneippangeboten und vielem mehr. Jedes Jahr dreht sich hier alles rund um die emen Käse, Kräuter und Natur. So zeigen zum Beispiel Natur- und Landschasführerinnen sowie qualifizierte Kräuterfrauen die umliegende Natur- und Bergwelt. Pflanzen entdecken kann man hier im Kräutergarten und auf den zahlreichen Sennalpen bis hinauf zur Nagelfluhkette. Den Höhepunkt des Käse-Kräuter-Sommers bildet am 20. Juli das Kräutergartenfest auf dem Gunzesrieder Kappelbichl. Ein Kreativmarkt, fachkundige Führungen durch den Kräutergarten, Köstlichkeiten aus der Kräuterküche und ein umfangreiches Kinderprogramm erwarten die Besucher.
Der Käse-Kräuter-Sommer in Gunzesried befasst sich mit diversen Kräutern und ihrer Verwendung
Im Naturpark auf Entdeckungstour
Grafik: Lidija Reitter/Berg 8
Immenstadt: Die Natur aktiv erleben – das kann man im AlpSeePark und selbstverständlich auch im AlpSeeHaus in Bühl bei Immenstadt. Naturliebhaber, Sportler, Abenteurer und Erholungssuchende kommen hier auf ihre Kosten. An Erlebnisstationen oder im Geschicklichkeitsparcours lernen große und kleine Naturfreunde die Landscha der Region und den Naturpark Nagelfluhkette spielerisch kennen. Und wer die Gegend gleich erkunden möchte, der bekommt im AlpSeeHaus alle wichtigen Informationen rund um Urlaubsgestaltung, Tourenplanung und buchbare Erlebnisprogramme für die ganze Familie. In der multimedialen Ausstellung »Expedition Nagelfluh – Natur mit anderen Augen sehen« lassen sich die Juwelen des Naturparks Nagelfluhkette hautnah erleben. Nach der Entdeckungstour geht’s zur Erfrischung ins kühle Nass des Großen Alpsees – des größten Natursees im Allgäu. Dort kann man auf der Seebühne an lauen Aben-
den auch den Klängen eines Strandkonzertes lauschen. Diese und weitere Erlebnisse rund um den Naturpark Nagelfluhkette finden Besucher in der neuen AlpSeePark-Karte, die ab Mai im AlpSeeHaus erhältlich ist.
Zahlreiche Aktivitäten warten auf naturbegeisterte Besucher im AlpSeePark in Immenstadt
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Buxheim: Gegründet im Jahr 1402, ist die Kartause Buxheim eine der bedeutendsten Niederlassungen des Kartäuserordens. Berühmt ist sie nicht nur durch ihre Größe, sondern vor allem wegen ihrer kostbaren Kunstschätze wie den Stuckarbeiten der Gebrüder Zimmermann und dem eindrucksvollen Chorgestühl des Tiroler Holzschnitzers Ignaz Waibl. Von 1. April bis 31. Oktober können Besucher jeden Sonntag um 14 Uhr die Werke in einer Gästeführung besichtigen. Zusätzlich sind Kinderführungen für kleine Kulturinteressierte zwischen sechs und zwölf Jahren beim Heimatdienst Buxheim buchbar (Tel. 08331/61804). In der eineinhalbstündigen Besichtigung können die Kinder das besondere Leben und die Kunstschätze des Schweigeordens der Kartäuser kennenlernen.
Fotos: Landratsamt Unterallgäu; Volker Wille
Ordenskloster mit besonderem Kunstschatz
Eindrucksvolle Schnitz-Kunst: das Chorgestühl des Tiroler Holzbildhauers Ignaz Waibl
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Pilgern mit Begleitung Kaueuren: Natur und Gemeinscha intensiv erfahren – das können Gläubige und Wanderer auf der Suche nach Besinnung auf dem 85 Kilometer langen Crescentia-Pilgerweg, der durch die hügelige Voralpenlandscha des Ost- und Unterallgäus führt. Er verbindet Kaueuren, Irsee, Mindelheim und Ottobeuren – Orte, die im Leben der im Jahr 2001 heiliggesprochenen Kaueurer Franziskanerin Crescentia eine wichtige Rolle gespielt haben. Geschulte Pilgerwegbegleiter unterstützen Pilgernde dabei auf dem Weg zu mehr Spiritualität. Die Wanderungen mit maximal 20 Teilnehmern finden bei jedem Wetter statt. Anmelden können sich Interessierte in der Tourist Information Kaueuren unter Tel. 08341/ 437850 oder tourist-info@kaueuren.de
Termine der begleiteten Pilgerwanderungen 2014 Vier Etappen in vier Tagen Etappe 1: 29. Mai, von Kaueuren nach Oberegg Etappe 2: 30. Mai, von Oberegg nach Ottobeuren Etappe 3: 31. Mai, von Ottobeuren nach Mindelheim Etappe 4: 1. Juni, von Mindelheim nach Kaueuren Einzeletappen an Samstagen Etappe 1: 12. April, von Kaueuren nach Oberegg (bereits abgeschlossen) Etappe 2: 14. Juni, von Oberegg nach Ottobeuren Etappe 3: 6. September, von Ottobeuren nach Mindelheim Etappe 4: 11. Oktober, von Mindelheim nach Kaueuren
Fotos: Kaufbeuren Marketing
Alle Etappen sind auch einzeln buchbar.
Der Crescentia-Pilgerweg führt in der zweiten Etappe auch zur Basilika in Ottobeuren
Aromaküche am Seeufer 100 Prozent aus Bio-Qualität. Jeden Sonntag (außer im Zeitraum vom 1. Juli bis 27. September) verwöhnt das Küchenteam von 10.30 bis 14 Uhr seine Gäste mit vitalen Köstlichkeiten aus saisonal vorhandenen Lebensmitteln. Reservierungen sind unter Tel. 08362/91030 oder info@eggensberger.de möglich.
Foto: Kurklinik Eggensberger OHG
Hopfen am See: Erdbeer-Prosecco mit ein paar Tropfen Minzöl, Naturjoghurt mit Kurkuma und feinem Orangenöl – Hubert Maucher, Küchenchef des Biohotels Eggensberger in Hopfen am See hat sich auf die duende Aromaküche spezialisiert. Seit rund neun Jahren verfeinert er seine Gerichte mit naturreinen ätherischen Ölen und Essenzen. Wer sich seine Geschmackskreationen selbst auf der Zunge zergehen lassen möchte, dem sei das BioBrunch-Büfett in dem Vier-Sterne-Hotel empfohlen. Vom Begrüßungs-Prosecco über das kalt-warme Büfett bis hin zu den Dessertspezialitäten sind alle Speisen und Getränke zu
Er gibt seinen Speisen seit einigen Jahren mit Hilfe naturreiner ätherischer Öle und Essenzen eine besondere Note: Hubert Maucher, Küchenchef des Biohotels Eggensberger in Hopfen am See
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Foto: Gastfreu nd
Kempten: Digitale Hotelmappe und mobiler Reiseführer – das ist die Anwendung »Gastfreund«. Jederzeit auf dem Smartphone abrufbar, bietet die Tourismus-App neue Informationsmöglichkeiten für Urlauber, Tages- und Geschäsreisende. Wo beginnt der nächste Wanderweg? Welche Einkehrmöglichkeiten gibt es in der Nähe? Was ist heute Abend geboten? »Gastfreund« weiß, was, wer, wann, wie und wo. Hier finden Smartphone-Nutzer alle Informationen über Sehenswürdigkeiten, Events, Aktivitäten und Wetter am Urlaubsort. Und das nicht nur im Allgäu. Obwohl erst seit 2014 auf dem Markt, bietet das kostenlose Programm inzwischen bereits Informationen über 800 Unterküne, mehr als 30 Orte und Regionen mit 500 Sehenswürdigkeiten. Der intelligente Reisebegleiter für unterwegs wurde von vier Jungunternehmern entwickelt, die ihre »Gastfreund GmbH« in Kempten angesiedelt haben. Im März 2014 haben sie dafür den Innovationspreis IT der Initiative Mittelstand
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Immer informiert mit der »Allgäu-App«
Was ist alles los im Allgäu? Darüber informiert die neue App »Gastfreund«
für das Bundesland Bayern gewonnen. Erhältlich ist das Programm online unter anderem für iPhone und iPad im App Store von Apple und als Android App im Google Play Store.
Viel erleben mit der VIELcard
Kostenlosen Eintritt bei fast 70 Attraktionen im Allgäu sowie im Kleinwalsertal ermöglicht die VIELcard
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Eine mitgelieferte Faltkarte bietet eine Übersicht aller enthaltenen Angebote. Die VIELcard ist vier, sieben oder 14 Tage gültig und ab 49,90 Euro (vier Tage Gültigkeitsdauer) bei den Allgäuer Gastgebern und den Tourist-Informationen erhältlich.
Foto: Oberallgäu Tourismus Service
Allgäu: Ermäßigter Eintritt zu 103 Freizeiteinrichtungen und Veranstaltungen, vergünstigtes Parken und kostenlose Teilnahme an geführten Wanderungen – mit der Allgäu-Walser-Card haben Gäste zahlreiche Vorteile in der Region. Ganz aktuell gibt es hierzu noch ein neues Zusatzangebot: Die VIELcard eröffnet kostenlosen Zugang zu nahezu 70 Attraktionen im Allgäu und Kleinwalsertal. Dazu gehören unter anderem Erlebnisbäder wie das Cambomare in Kempten oder das Wonnemar in Sonthofen, die Bergbahnen an Fellhorn und Kanzelwand oder die Alpspitzbahn sowie zahlreiche Museen, Brauereien und Sommer-Rodelbahnen.
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Illerbeuren: Wer im Allgäu nicht nur wandern, sondern auch die Traditionen und Geschichte der Region kennenlernen will, dem sei ein Besuch in Bayerns ältestem Freilichtmuseum empfohlen. 300 Jahre zurück in die Vergangenheit führen die historischen Bauernhäuser und Werkstätten auf dem großen Museumsgelände. Das umfangreiche Jahresprogramm bietet für interessierte Besucher auch dieses Jahr wieder abwechslungsreiche Veranstaltungen, Führungen und Kurse. Einen Höhepunkt bildet die Sonderausstellung »Mensch und Moor – Zur Geschichte der Moornutzung«, die noch bis 19. Oktober zu sehen ist und über die einzigartigen Moorlandschaen in Schwaben informiert. Soziale Lebensumstände, industrielle Errungenschaften, die heilende Wirkung der Moorbäder und
Fotos: Tanja Kutter/Bauernhofmuseum Illerbeuren
Altes Handwerk und das Leben im Moor
Wie man seine Sense für die »Hoibat« dengelt, kann man in den Kursen des Bauernhofmuseums Illerbeuren lernen
die ökologische Bedeutung der Moore werden darin thematisch aufgearbeitet. Aber auch die Praxis kommt im Bauernhofmuseum nicht zu kurz: Handwerkliche und handarbeitliche
300 Jahre zurück in die Vergangenheit führt einen der Besuch in Bayerns ältestem Freilichtmuseum in Illerbeuren
Fähigkeiten werden im breiten Kursangebot vermittelt. Ob Seifensieden, Kräuter sammeln, das Erlernen von alten Handarbeitstechniken oder Sensendengeln – in Illerbeuren kann man traditionelles Handwerk hautnah miterleben. Anmeldungen für alle Kurse sind direkt beim Schwäbischen Bauernhofmuseum Illerbeuren möglich. Dort ist auch das gesamte Jahresprogramm in gedruckter Form erhältlich.
Oberstdorf: Internationale und nationale Persönlichkeiten der Fotoszene kommen im Sommer in der südlichsten Gemeinde Deutschlands zusammen. Unter dem Motto »Heimat« findet in Oberstdorf vom 8. bis 14. Juni Europas höchste Fotoausstellung statt. Neben Outdoor-Installationen, Fotoausstellungen und geführten Fotowanderungen bietet der »2. Oberstdorfer Fotogipfel« verschiedene Seminare unter der Leitung renommierter Dozenten wie dem weltweit führenden Modeund Lifestylefotografen Steve ornton aus den USA oder dem Stern-Fotografen Jürgen Burkhard. Das Kursangebot deckt sämtliche Aspekte des Fotografierens ab. Hier lernen ambitionierte Hobby- und erfahrene Profifotografen gleichermaßen, wie außergewöhnliche Aufnahmen entstehen und digital bearbeitet wer-
Foto: Tourismus Oberstdorf
Die Heimat im Fokus
»Oberstdorfer Gesichter« von Christian Popkes vom »1. Oberstdorfer Fotogipfel« 2013
den können. Fotowanderungen unter der Leitung des Fotografen (und Extremkletterers) Heinz Zak eröffnen den Teilnehmern neue Blickwinkel auf die Oberstdorfer Naturschön-
heiten. Unter der Überschri »Zeit« findet in Zusammenarbeit mit dem »Fotomagazin« auch ein Wettbewerb statt. Weitere Informationen unter www.fotogipfel-oberstdorf.de
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Fotos: Verein Werbegemeinschaft Lech-Wege/Gerhard Eisenschink
Auf dem letzten Abschnitt des Lechweges
Am Ende des Lechweges zeigt sich der Lechfall in Füssen den Wanderern in seiner vollen Wucht
Blick vom Schlosskopf auf den Lech bei Reutte
Füssen: Vom Hochgebirge bis ins Alpenvorland – auf dem Lechweg geht es auf leichten Wanderwegen durch eine der letzten Wildflusslandschaen Europas. Drei Regionen und zwei Länder mit ihren Traditionen und Geschichten werden durch die leichte Weitwanderroute miteinander verbunden. Der letzte Abschnitt des 125 Kilometer langen Lechweges, der seinen Ausgangspunkt am Formarin-
Lechweges, reicht die Sicht über die Dächer von Füssen weit ins Alpenvorland mit seinen zahlreichen Seen. Den beeindruckenden Endpunkt des Weges bildet schließlich der Lechfall in Füssen, an dem der Fluss sieben Meter in die Tiefe stürzt. Wer den gesamten Lechweg entlang wandern will, kann sich im Internet unter www.lechweg.com über den genauen Wegeverlauf informieren.
see im österreichischen Vorarlberg hat, führt von Pflach in Tirol nach Füssen im Allgäu. Rund fünf Stunden kann hier gemütlich auf den Spuren König Ludwigs II. gewandert werden. Wald- und Forstwege führen bei Unterpinswang zum Gasthof Schluxen und über den Alpsee-Rundweg zu den Märchenschlössern Hohenschwangau und Neuschwanstein. Auf dem Kalvarienberg, dem letzten Anstieg des
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Foto: DAS HÖCHSTE/Bastian Morell
Sechs Gipfel für Wanderer und Alpinisten
Flott ins Tal geht’s mit dem Söllereck-Rodel
der-Klettersteig an der Kanzelwand auf ihre Kosten. Noch alpiner wird’s auf dem Ifen. Hier können ambitionierte Bergsteiger in ausgedehnten Tagestouren die eindrucksvollen Felsenformationen des Karstplateaus erkunden. Wer es lieber ruhig angehen lassen will, der findet auf dem Panoramaweg genügend Aussichtspunkte, die zu längerem Verweilen einladen. Freie Sicht auf gleich 400 Gipfel haben Wanderer auf dem Nebelhorn. Neben Klettersteigen für Adrenalin-Junkies bietet der hochalpine Berg auch rollstuhl- und kinderwagengeeignete Wander- und Spazierwege. Familientauglich ist auch das Söllereck: erst gemütlich
wandern auf dem Naturerlebnisweg, dann kraxeln im Kletterwald, und ins Tal geht’s mit dem Söllereck- Rodel. Und wer das Alpenpanorama ganz ohne Wandern genießen will, der kann es sich in den Liegestühlen der Sonnenterrasse auf dem Walmendingerhorn gemütlich machen. Bei dieser Auswahl an alpinen Freizeitmöglichkeiten findet jeder seine individuelle Lieblingstour. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre in Begleitung eines Elternteils fahren im Sommer 2014 an Fellhorn-, Kanzelwand-, Walmendingerhorn-, Söllereck- und Ifenbahn zum Nulltarif. Am Nebelhorn gibt’s ab dem zweiten Kind ebenfalls eine Fahrkarte gratis. Auf dem Hohen Ifen den Panoramablick und die Alpenflora genießen
Foto: DAS HÖCHSTE/Frank Drechsel
Oberstdorf: Gemütliche Wanderungen mit dem Kinderwagen oder anspruchsvolle Klettertouren – in Oberstdorf und im Kleinwalsertal ist beides möglich. Fellhorn, Kanzelwand, Ifen, Nebelhorn, Söllereck und Walmendingerhorn: Sechs Berge bieten Touren für alle Ansprüche, vom Spaziergänger bis zum Alpinisten. Viel entdecken können kleine Bergfexen im Gebiet Fellhorn/Kanzelwand. Ob Wasser-Erlebnisweg oder Blumenlehrpfad – die abwechslungsreichen und leichten Wanderwege eignen sich für Ausflüge mit der ganzen Familie. Aber auch geübte Kletterer kommen am Zwei-Län-
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Foto: Stadt Kempten (Allgäu)
Auf den Spuren der Römer
»Römer« und »Römerinnen« erzählen im APC von ihrer Hochkultur
Kempten: Im Allgäu haben sich bereits die Römer wohlgefühlt: Auf dem rechten Hochufer der Iller entstand im zweiten Jahrzehnt n.Chr. die römische Siedlung Cambodunum – das heutige Kempten. Historisch Interessierte können sich im Archäologischen Park Cambodunum (APC) auf die Spuren der Römer und ihrer einzigartigen Kultur begeben. Von Anfang Mai bis Ende September gibt es dort Führungen der ganz besonderen Art: Statt mit einem »normalen« Führer, der die Geschichte der einstigen Römerstadt erklärt, über das Forum oder den Tempelbezirk zu gehen, bietet sich für die Besucher an jedem letzten Sonntag im Monat die Möglichkeit, sich von einer römischen eatergruppe leiten zu lassen. Diese »entführt« die heutigen Besuchergruppen in voller »Römermontur« mit Spielszenen an verschiedenen Stationen im Archäologischen Park in den Alltag vor 2000 Jahren. Außerdem wird geschichtsbegeisterten Gruppen an jedem zweiten Sonntag im Monat eine »Römerin« oder ein »Römer« als Begleitung zur Seite gestellt. Die kostenlosen Führungen beginnen jeweils um 11 Uhr. Geöffnet hat der APC von Mai bis Oktober täglich außer Montag von 10 bis 17 Uhr.
Auflösung des Kinderrätsels (Seite 78) A
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74 G e n u s s r e g i o n A l l g ä u Die Argenregion ist für Wanderer und Ausflügler im Allgäu das ganze Jahr über ein attraktives Ziel, wie die hier eingefangene Herbststimmung am Fluss zeigt
Prämierte Schönheit am »wilden voralpinen Fluss«
Nicht nur als Orte der Erholung werden Flüsse und Seen im Allgäu gern genutzt. Ein Gewässer der Region, das von seinem Ursprung bis zum Bodensee eine Reise von 117 Kilometern zurücklegt, wurde aktuell sogar preisgekrönt: Die Argen darf sich derzeit mit der Auszeichnung »Flusslandscha der Jahre 2014/2015« schmücken.
Fotos Mitte links und rechts: Das Gewässer zeigt sich dem Betrachter manchmal von der temperamentvollen, manchmal von der friedlichen Seite. Oben eine Sommerlandschaft im Argengebiet
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Fotos: Wolfram Gimple
Links: Frühlingshochwasser an der Argen. Unten links: Stromschnellen am prämierten Fluss
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Alle zwei Jahre wird vom Gemeinsamen Gewässerbeirat der NaturFreunde Deutschlands (NFD) und des Deutschen Angelfischerverbandes (DAFV) die »Flusslandscha des Jahres« ausgezeichnet. Am 16. September vergangenen Jahres war nun die bei Oberstaufen sowie bei Missen im Oberallgäu aus den beiden Quellflüssen Obere und Untere Argen entspringende Argen zur »Flusslandscha der Jahre 2014/2015« gekürt worden. Vorgeschlagen worden war sie von der baden-württembergischen NaturFreunde-Ortsgruppe Ulm sowie der Stiung Wilde Argen als Mitinitiator, unterstützt vom Fischereiverein Wangen im Allgäu. Der Titel »Flusslandscha des Jahres« soll auf die ökologische, ökonomische und soziokulturelle Bedeutung der Flüsse und der sie umgebenden Landscha aufmerksam machen. Außerdem sollen mithilfe des Titels Maßnahmen zur Erhaltung, zum Schutz und zur Renaturierung der Flusslandschaen und ihrer Lebensgemeinschaen initiiert werden. Weitere Ziele sind das Wiedererreichen einer hohen Durchgängigkeit und die Förderung naturnaher Wander- und Erholungsgebiete. Die Argen, deren Quellflüsse Obere Argen und Untere Argen sich südwestlich von Wangen im württembergischen Allgäu vereinigen, durchfließt auf ihrer langen Reise in Richtung Bodensee eine Strecke von 117 Kilometern. Dabei formt der Fluss unterschiedlichste Landschaen: In den Tälern der Oberen und Unteren Argen können an zahlreichen Prallhängen heute noch Ablagerungen der jüngsten Eiszeit entdeckt werden, darunter immer wieder auch der »Gottesbeton«, wie die Nagelfluhschicht hier im Volksmund genannt wird. Tiefe Einschnitte wie der Eistobel mit klaren Grenzschichten der jüngeren Erdgeschichte zeigen ebenfalls den historischen geologischen Charakter des voralpinen Gebirgsflusses auf. Auf
engem Raum findet man in den Flusstälern eine große Zahl von Trocken- und Feuchtlebensräumen mit einem entsprechenden Reichtum an o seltenen Pflanzen und Tieren. Eisvogel und Bekassine, der gefährdete Gelbringfalter, Amphibien wie Laubfrosch und Gelbbauchunke, die Kreuzotter, seltene Orchideen und viele andere vom Aussterben bedrohte Tiere und Pflanzen gehören hierzu. In den Hangquellmooren, die sich an zahlreichen Quellen auf den Terrassen aus Kalk-Tuffgestein gebildet haben, explodiert die Artenvielfalt und bildet einen starken Kontrast zu den umliegenden, intensiv genutzten Grünlandwiesen der Allgäuer Milchviehwirtscha. Mit ihrem natürlichen Biotopverbund zwischen dem voralpinen Allgäu und dem o schon maritimen Klima und Flair des Bodensees stellen die Argenflüsse einen einzigartigen Lebensraum dar, den es für zukünige Generationen zu erhalten gilt. Die Proklamation zur Flusslandscha des Jahres soll nicht nur auf die noch vorhandene Schönheit und Wildheit der Argenquellflüsse hinweisen, sondern gerade auch auf deren Gefährdung und den dringlichen Handlungsbedarf der Politik zum Schutz des natürlichen Biotopverbundes. Die Argen wird nun als »Flusslandscha der Jahre 2014/2015« dem Bundesumweltminister für die »Liste der offiziellen Jahresverkündigungen umweltpolitisch relevanter Aktionen« vorgeschlagen, auch bekannt als »Natur des Jahres«. Zu den bei der Aktion »Flusslandscha des Jahres«, die im Jahr 2000 von den NaturFreunden Deutschlands (NFD) und Deutschem Angelfischerverband (DAFV) ins Leben gerufen wurde, in vergangenen Jahren prämierten Flüssen gehören unter anderem die Helme in Sachsen-Anhalt, die Havel in Brandenburg, die Emscher in Nordrhein-Westfalen und die Ilz in Bayern. ç Marius Lechler
KONTAKTDATEN: NaturFreunde Deutschlands e.V., Warschauer Straße 58a/59a, 10243 Berlin, Tel. 07563/180733, info@naturfreunde.de, www.flusslandscha.naturfreunde.de Deutscher Angelfischerverband e.V., Tel. 030/97104379, t.meinelt@dafv.de, www.dafv.de Stiung Wilde Argen, Oberrot 5, 88353 Kißlegg, Tel. 07563/180733, wilde-argen@t-online.de, www.wilde-argen.de wandern & genießen
76 E r l e b n i s r e g i o n A l l g ä u Der Biber besiedelt inzwischen wieder seine Reviere in den Allgäuer Landkreisen und ist hier nun auch in bislang biberfreien Regionen zu finden
Scheue Baumeister am Wegesrand Wer sich im Allgäu auf Wandertouren entlang von Bächen und Seen begibt, kann dort mit viel Glück einem sehr zurückhaltenden vierbeinigen Architekten kunstvoller Konstruktionen am Ufer begegnen. Der Biber, ein seltsamer Wasserbaumeister und ein »Urallgäuer«, der in der Region lange verschwunden war, kehrt in den vergangenen Jahren wieder hierher zurück. Oben: Im Wasser verschmilzt der Biber dank seiner stromlinienförmigen Form fast mit seiner Umgebung und ist so ideal getarnt. Unten: Das typische Merkmal der Tiere – ein Biberbau bei Attenhausen im Unterallgäu
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Wie keine zweite Tierart gestaltet der Biber seinen Lebensraum selbst. Berühmt sind seine Burgen und Dämme. Mit Letzteren fördert er die Artenvielfalt und trägt effektiv zum Hochwasserschutz bei. Der Ureinwohner des Allgäus war in Bayern über 130 Jahre vom Menschen ausgerottet, ehe er sich in den letzten Jahren wieder verbreitet hat. Nun ist er auch im Landkreis Lindau angekommen, einem der letzten bisher noch biberlosen Landkreise. In der biberfreien Zeit haben die Menschen das Zusammenleben mit dem Biber verlernt. Überschwemmungsgebiete wurden in Nutzung genommen, Landwirtscha wird bis an die Bachufer betrieben, ohne Uferrandstreifen freizulassen. So entstehen Konflikte mit dem Biber. »Auch der Mensch muss sich wieder dem Biber anpassen, indem er Uferrandstreifen scha und dem Biber in Feuchtgebieten Lebensräume zur Verfügung stellt. Eine Abschwächung des Schutzstatus und pauschale Bibertötungen sind nicht der richtige Weg«, so Gerhard Schwab, Biberberater für Südbayern beim Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN). wandern & genießen
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Werkzeuge der tierischen Baumeister: das imposante Bibergebiss
Im Unterallgäu wird der Bestand auf 300 Reviere (mit etwa 1000 Tieren) geschätzt, hier ist er flächendeckend verbreitet. Seit 2012 wurden dort über 100 Biber abgeschossen. Der Abschuss der Tiere sollte bei Konflikten nur letztes Mittel sein. Kreative Vorsorgemaßnahmen sind gefragt, wie die von Landwirt und BN-Vorstandsmitglied Andreas Blank: Er verhinderte eine Überschwemmung seiner Felder dadurch, dass er eine Umgehungsrinne schuf, die das Wasser von den landwirtschalichen Flächen abfließen ließ, aber den Biberbau und den Staudamm erhalten hat. Lindau war bisher noch einer der wenigen biberfreien Landkreise. Nun ist das fleißige Nagetier auch dort angekommen. Es wurde erstmals am Schwarzenbach in der Gemeinde Hergatz gesichtet. Am Bodensee ist der Biber schon länger verbreitet, etwa an der württembergischen Argenmündung oder im Rheindelta. Vom bayerischen Bodenseeufer hat er sich aber bisher ferngehalten. Im Oberallgäu ist der Biber mit etwa 50 Revieren (rund 180 Tiere) noch mit Lücken präsent. So haben die Illerrenaturierungen und Flussaufweitungen der letzten Jahre dem Biber gute und konfliktfreie Lebensräume in den Illerauen geschaffen. Der Biber konnte sich zum Beispiel in den Illerauwäldern bei Altstädten ansiedeln. Die Stadt Sonthofen hat dort eine Umweltbildungsstation mit dem Namen »Biberhof« eingerichtet. Im Ostallgäu ist der Biber mit etwa 180 Revieren (etwa 500 bis 600 Tiere) im ganzen Landkreis gut vertreten. Auch hier gibt es vor allem in naturnahen Landschaen konfliktfreie Lebensräume, wo der Mensch die Flächennutzung nicht maximiert hat und an den Gewässern Lebensräume für Tiere und Pflanzen bewahrt wurden. Ist ihm das Wasser stellenweise zu flach, baut der Biber einen Damm und staut das Wasser an. So scha er ein neues Feuchtbiotop für selten gewordene Tiere und Pflanzen. Fischotter, Schwarzstorch, Frösche und Molche, viele Fischarten und Libellen fühlen sich im Biberrevier wohl. »Hand in Pfote« mit der Wasserwirtscha renaturiert der Biber begradigte Flüsse und Bäche. Der Erfolg: Die Artenzahl steigt sprungha an, darunter auch einstige Allerweltsarten wie der Laubfrosch, die heute immer seltener werden. Dieser nutzt im Biberrevier die flachen, von der Sonne aufgewärmten Uferzonen, während er sich am Tag in der neu entstandenen Schilfzone versteckt. Auch Fische profitieren wandern & genießen
Dank der Anstauungen durch die Biber entstehen neue Feuchtbiotope, in denen zum Beispiel Fische, Insekten und Amphibien (oben) einen Lebensraum finden
enorm: Reste einer Bibermahlzeit wie abgenagte Weidenäste bieten der Fischbrut Versteckmöglichkeiten. Im Dschungel von Biberburgen können die Fischdichten achtzigmal höher sein als in biberfreien Gewässern. Der Biber scha mit seinen Dämmen und Burgen neue Strukturen im Wasser, die von den Fischen dankend angenommen werden. Auf der Rückseite des Dammes ist das Wasser klar gefiltert und die Bachsohle kiesiger. Forellen und Äschen finden ideale Laichplätze. Selbst liegen gebliebene Bäume sind ein Segen für die Flussökologie. Sie verwirbeln in der Strömung das Wasser, reichern es mit Sauerstoff an und bieten mit ihrem Astgewirr den Fischen exzellenten Unterschlupf und Brutstätte. Nicht umsonst bringen auch Fischereivereine künstlich Baumstämme ins Wasser ein – der Biber erledigt das völlig kostenlos. ç red
Fotos: Dominik Ultes; Bund Naturschutz in Bayern e.V.
Der vierbeinige Holzfäller hinterlässt eindrucksvolle Spuren an den Bäumen des Waldes, dem Material für seine Dämme
Seine mit Schwimmhäuten versehenen Hinterpfoten passen den Biber perfekt an die Lebensbedingungen im Wasser an
Kontaktdaten: Gerhard Schwab, Biberberater für Südbayern beim Bund Naturschutz, Hundldorf, Deggendorfer Straße 27, 94553 Mariaposching, Tel. 0172/6826653, gerhard.schwab@biber.info, www.bund-naturschutz.de
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Sag mir, wo die Blumen sind... M
Moritz und Lena machen mit ihren Eltern Urlaub im Allgäu. Während einer Wanderung durch die heimische Bergwelt machen sie an einer farbenprächtigen Blumenwiese halt. Staunend betrachten sie die vielen Farben und Formen der Blüten und die vielen kleinen Tiere, die sich hier tummeln. Da hat der Vater eine Idee. Wenn die Geschwister folgende zehn Pflanzen auf der Buchstaben-Wiese entdecken, spendiert er ihnen ein Eis! Alpenrose Arnika Edelweiss Enzian Glockenblume Klee Mehlprimel Silberdistel ymian Vergissmeinnicht
Lena und Moritz sind etwas blass. Möchtest du sie ausmalen, damit sie etwas Farbe bekommen?
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Illustration: Bianca Elgaß
Sofort beginnen die Kinder zu suchen. Kannst du ihnen helfen, die Pflanzen zu finden? Sie verstecken sich senk recht, waagerecht und diagonal. Die Lösung findest du auf Seite 68 in diesem He.
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Das Allgäu von seinen schönsten Seiten Sehnsucht nach dem Allgäu? Mit unseren Wanderführer-Tipps können Sie sich auf Ihren nächsten Urlaub in der Region einstimmen und zum Beispiel das kleine Bergtagebuch einpacken, um Ihre zukünigen Gipfeleroberungen für die Nachwelt festzuhalten
Wandertagebücher
Kleinwalsertal
Für Gipfelstürmer und Bergfexen
Die schönsten Talund Bergwanderungen
Warum nicht die eigenen Wandererlebnisse in einem persönlichen Gipfelbuch festhalten? Die beiden Tagebücher aus dem Bruckmann Verlag bieten auf 168 Blankoseiten genügend Platz für Lieblingstouren, gemütliche Hütten, kleine Skizzen, Fotos und andere Bergerlebnisse. Wichtige Internetadressen und Telefonnummern sowie Erste-Hilfe-Tipps und ein viersprachiges Wörterbuch rüsten Wanderer für den Notfall. Mit Lesebändchen und Stiehalter passt das Büchlein dank seines handlichen Formates, in jeden Rucksack und ist somit ein ideales Geschenk für alle Bergfexen und Gipfelstürmer.
Kraorte im Allgäu 25 inspirierende Touren
Tagebuch für Gipfelstürmer und Mein Wanderbuch, 168 Seiten, Flexcover, Preis: 9,99 Euro, ISBN 978-3-7654-6067-8 (Mein Wanderbuch), ISBN 978-3-7654-6125-5 (Tagebuch für Gipfelstürmer), Bruckmann Verlag, München 2013
Der Wanderführer von Doris Iding und Karl Traubel führt mit 25 Wandertouren zu ganz besonderen Energiequellen der Allgäuer Natur. An sogenannten »Kraorten« wie dem sagenumwobenen Alatsee, dem Hinanger Wasserfall oder der wildromantischen Starzachklamm können Wanderer die Region aus einer ganz anderen, spirituellen Perspektive kennenlernen. Mit wichtigen Hintergrundinformationen und Detailkarten machen sich die Autoren auf die Suche nach inspirierenden und vitalisierenden Flecken des Allgäus.
Als drittgrößtes Touristenziel Österreichs lockt das Kleinwalsertal immer mehr Wanderer in seine faszinierende Bergwelt. Der Allgäuer Autor und Naturfotograf Gerald Schwabe stellt in seinem Wanderführer die 32 schönsten Tal- und Bergwanderungen in der Region vor – und das für alle Ansprüche: knifflige Gipfelbesteigungen, alpine Höhenwege oder familientaugliche Bergtouren und gemütliche Talwanderungen. Dabei strei er natürlich auch Allgäuer Wanderhöhepunkte wie das Gottesackerplateau des Hohen Ifen oder die Breitachklamm. Die Tourenvorschläge verfügen über genaue Wegbeschreibungen, aussagekräige Höhenprofile und Kartenausschnitte mit eingezeichnetem Wegverlauf. Ein praktischer Tourensteckbrief informiert über Anforderungen, Einkehrmöglichkeiten und Schwierigkeitsgrade. Von Gerald Schwabe, 136 Seiten, 60 Farbabbildungen, 32 Höhenprofile, 32 Wanderkärtchen und eine Übersichtskarte, kartoniert, Preis: 12,90 Euro, ISBN 978-37633-4455-0, Bergverlag Rother, München 2014
Von Doris Iding und Karl Traubel, 96 Seiten, 100 Abbildungen, Fadenheung, Preis: 14,99 Euro, ISBN 978-3-86246-109-7, J. Berg Verlag, München 2014, ab 19. Mai 2014 erhältlich
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