Die Brüder des Löwen

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Peter Schütze DIE BRÜDER DES LÖWEN

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-940751-84-3 © des Textes: Peter Schütze © der Grafiken: Brody Neuenschwander © der Fotografien: Jörg Mitzkat Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung sowie Übersetzung. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlags, des Autors und des Grafikers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden Umschlaggestaltung: Wolfgang Noltenhans Gestaltung des Inhalts: Verlag Jörg Mitzkat www.mitzkat.de

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Peter Schütze

DIE BRÜDER DES LÖWEN Eine westfälische Chronik aus dem 12. Jahrhundert

Verlag Jörg Mitzkat Holzminden 2014

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Inhalt LUTRUDIS Sühne und Segen. Marienfeld 1186 7 Erzählung beim Würzwein 14 Tagtraum, Alptraum 23 KURT VON STAPELLAGE Aus alter Chronik 31 Sachsen, Paderborn, Corvey 33 Die Schwalenberger 36 König Lothar 38 MARIENMÜNSTER Ein folgenreiches Gespräch 43 Jahre des Wechsels 49 Lutrudis reitet, oder: Der blasse Everwin 52 DER JUNGE LÖWE Sachsen leistet Widerstand 55 Wibald von Stablo 57 Eine Äbtissin verschwindet 62 FOLGE DEM KREUZ! Aufruf zum Kreuzzug 67 Von Wenden und Sachsen 73 Gepäck für die Heimkehr 85 GESCHICHTEN VON LEHEN UND EHEN Corveyer Kontroversen 91 Veitstanz 95 Unten und oben 99 ABSCHIED UND NEUBEGINN Ein König stirbt 109 Teilen und Regieren 116 Ein Ausritt 118 ERBEN, RECHTEN, STRAFEN Das Ende des Winzenburgers 131 Neues von den Schwalenbergern 135 Vom Landfrieden 139

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DIE BRÜDER DES LÖWEN Hochzeit in Braunschweig 149 Wie ein Märchen 156 Bernhard und Widukind 162 STADT, LAND, REICH Tribut der Treue 179 Und wieder ist Krieg in Sachsen 189 Gericht. Und der Krieg geht weiter 193 BLUTRAUSCH UND ERNÜCHTERUNG Lutrudis lauscht 205 1189. Widukinds Abschied 212 Bernhards Traum und Erwachen 217 EPILOG 223

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LUTRUDIS Sühne und Segen. Marienfeld 1186

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utrudis reitet. Eine Sänfte? Ph! eine Sänfte! Da sei Gott vor. Und wenn der Busenfreund ihres Sohnes, der große Held Bernhard, schon eine Sänfte braucht, weil der Herr im Himmel ihm auf die Beine geschlagen hat – wer weiß wofür alles, wir machen die Rechnung lieber nicht auf, wenn Bernd schon eine Sänfte braucht, Lutrudis reitet, dachte Lutrudis. Lutrudis stammt aus einem zähen Geschlecht, und manchen hat sie überlebt, man mag gar nicht zurückdenken, dachte Lutrudis, in dieser Zeit, da sie alle übereinander herfallen, ob weltlich oder kirchlich, ob Herr oder Lehnsmann, Bauer oder Pächter, ob sie nun Bischof oder Graf, Abt oder Vogt sein mögen. Wie viele haben die Stürme nicht überstanden, sind hinaus aus den Bahnen dieser Welt geschleudert worden, und wie oft wurden Frauen und Kinder nicht verschont. Und so manchen hat es erwischt, weil er nicht gewitzt genug war. Weil er Freund und Feind nicht auseinander zu halten vermochte; denn das konnte wie im Vogelfluge sich ändern. Ja, flüsterte Lutrudis in sich hinein, weißt du selbst denn heute schon, wessen Freund oder Feind du morgen sein wirst? Sogleich aber wurden ihre knittrigen Züge wieder hart und gespannt und trotzten dem pfeifenden Wetter, durch das hindurch sie mussten, um zur rechten Zeit das baufällige Kirchlein zu erreichen. Dort wollten die Patrones sich zusammenfinden, weitab vom Bischofssitz Münster, dort, wo das Kloster sich niederlassen würde, wo bald eine prächtige Abteikirche emporragen und monastisches Leben uns Segen spenden wird, zum Ruhme Gottes, zum eigenen und zum Schutze der wohltätigen Stifter. Ja, es war gut, in diesen Zeiten, sich des ewigen Beistandes zu vergewissern, dachte Lutrudis, und ihr Widukind und sein frommer, aber jähzorniger Kamerad Bernhard, die hatten nur allzu gute Gründe, Vorsorge zu treffen. Und so war auch für sie selber gesorgt, für Mutter Lutrudis. Ob die Schwalenberger Burschen sich einfinden würden? Die hatten nur knirschend eingewilligt, sich an der Stiftung zu beteiligen und Eigentum beizusteuern, wie es doch erforderlich ist,

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um Gott gnädig zu stimmen; und die hatten es besonders nötig, die Schwalenberger Raufbolde und Heimtücker. Meine lieben Verwandten, meine Herren Neffen. Aber bei diesem herbstlichen Dreckwetter würden sich die verdrossenen Kerle wohl hüten, von ihren Stammsitzen aufzubrechen, und würden, dachte Lutrudis grimmig, Widukind in seiner neuen Residenz Waldeck, Heinrich auf der Schwalenburg kleben bleiben. Und Hermann – der musste jetzt doch auch über 20 sein, wo trieb sich der zurzeit herum? Und der junge Volkwin war auf dem Wege, Priester zu werden, und sicher nicht auf dem Wege nach Wadenhard zum Campus Sanctae Mariae, nach Marienfeld, wie der heilige Ort nun benannt ward, und war gewiss noch so ungeschickt, dass man sich vor Lachen nicht halten konnte, wenn der Lümmel versuchte, einen Segen zu erteilen. Der picklige Bursche, murmelte Lutrudis, der soll ruhig in Paderborn beim Bischof Siegfried seine Lektion lernen, den brauchen wir hier überhaupt nicht. Ebenso wenig wie meinen Bruder, den wüsten Widukind Zwei. Aber der geht ja ohnehin nur noch am Stock. Und Volkwin der Zweite ist schon vor ein paar Jahren gestorben, doch was der an Nachkommenschaft in die Welt gesetzt hat, taugt genauso wenig wie er selbst. Aber es werden schönere Zeiten kommen, und wir reiten auf ihren Anfang zu. Denn wie viel wohltuender ist doch dieser sappende Dreck einer sich im Regen suhlenden, atmenden und schmatzenden Schöpfernatur als die verbrannten Felder und schwarzen struppigen Gebüsche, die verkohlten blattlosen Baumstämme und Äste, der beißende Qualm und der giftige Feuerschein über den Dörfern, der Gestank der leichengedüngten Äcker, diese Krankheit der Erdkruste, die von Menschen verpestet war. Frieden, schrie die Welt Gottes, Frieden, seit einem halben Jahrzehnt. Vernarbte Wunden, neu überwuchert. Aber hoffentlich so bald nicht vergessen. Alles neu Gewachsene, nur da, um wieder geschlachtet zu werden? Ein mühsamer Ritt, aber ein Ritt, von keinen Wegelagerern überfallen, von keinen fehdeheischenden Nachbarn behindert, von keinen versprengten Marodeuren abgeschnitten. Wie eine Kerze gerade mühte sich Lutrudis den mürben Leib auf dem Braunen zu halten, eine teure Wachskerze, ihr Leib, versteht sich, nicht solch ein fettes, stinkendes und blakendes Ding aus Talg, aber es war eine Kerze, die vom vielen Entzünden schon eingesunken war,

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schräg und vertropft, und jeder Schritt des leichten Zelters, so behutsam er auch im Tölt sich voran bewegte, schmerzte ihren ausgemergelten Körper. Aber sie hatte es sich nicht nehmen lassen, dem eigenen Reitpferd aufzusitzen und es empört abgelehnt, sich zwischen zwei Tieren durch Sand und Morast schaukeln zu lassen. Über den Büschen und den welkbunten oder bereits entlaubten Bäumen, über den mageren Stoppelfeldern hing der Himmel schlaff und grau wie ein leerer Sack, in den der Bauer nichts mehr zu schaufeln hatte, grau wie die Wolle der Zisterziensermönche, und aus den runzligen Wolken troff schmutziges Wasser auf die kleine Schar, die heute Morgen fröhlich gelaunt und Gottes Gnade im Herzen von der neuen Burg Rheda aufgebrochen war. Schweigend bewegte der Zug sich über Land, das Knirschen der Räder, das Schnalzen der Hufe, wenn sie den weichen Grund, den Matsch aus Kot und glitschigem Laub durchtrabten, das Sappen und Schmatzen der nachgiebigen Erde spielten dem 1. November eine öde Melodie auf. Der Regen ließ nach, und unter dem trüben Gewölk tauchte jetzt das schäbige Gotteshaus auf. Doch im Hintergrund ragten schon neue Mauern empor. Und strahlend wie die Sonne, die sich nicht blicken ließ, trat aus dem Portal der Katzenelnbogen heraus, begrüßte die Stiftergesellschaft mit ausgebreiteten Armen und segnendem Gruß, Hermann II., vierundzwanzigster Bischof, erster Fürstbischof von Münster, Landgraf von Hessen, der Freund des Kaisers, ein fröhlicher, weitblickender Fünfziger, ein Schlichter und Versöhner nach den blutigen Bruderkriegen im Sachsenland, ein Mann des Aufbaus und der Gründungen, trotz seines Alters, so schien es, ein Kopf neuer Zeit. Widukind von Rheda sprang vom Pferd, Bernhard kletterte seufzend aus seiner Sänfte – mein Gott, ein Kerl Mitte Vierzig, dachte Lutrudis, da half ihr Sohn ihr vom Zelter und ging darauf demütig auf den Bischof zu. Der reichte ihm nachlässig die Hand zum Kusse und ließ sogleich alle Förmlichkeit fahren. Er fasste Bernhard unter: „Ihr tragt diese Kirche, warum soll Euch die Kirche nicht stützen, wenn die Beine knicken unter der Last. Bald wieder, mein Freund, springt Ihr mit Gottes Hilfe wie neugeboren gegen die Heiden vor, ich bin sicher.“ – „Sie werden schon wieder mitmachen, die Beine“, war Bernhards Antwort, „ich hab noch viel vor, und der Herr wird mein Hirte sein. Danke, es geht schon.“ In der Türe empfing Ludger von Waldenburg seinen Oheim Bernhard mit einem starken Tatzendruck, und

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Bernhard nahm ihn und küsste ihm beide Wangen ab: „Schön, dass du hergefunden hast und hilfst, das Werk zu verrichten. Wir alle werden für unsere Gaben belohnt sein, und du hast es noch nötiger als ich!“ War da ein verlegenes Grinsen in Ludgers Miene? Wer fehlte? Keiner von den Schwalenbergern war zu sehen. „Aber“, sagte der Bischof, „sie haben ihre Beiträge zugesichert. Die Verträge sind seit einem Jahr unterschrieben. Alles ist festgehalten, meine Juristen und Schreiber waren fleißig. Die Urkunde ist ausgefertigt, artig kalligraphiert, und dem Einzug der Mönche steht nichts mehr im Wege. Die Zisterzienser haben sich zwar lang und ausgiebig geziert und alles auf Herz und Nieren geprüft, aber das gehört nun einmal zu ihrem Gehabe. Sie müssen überzeugt sein vom reinen Sinn der Geber, wenn sie Gaben annehmen wollen.“ Die Mönche, dachte Lutrudis, die Mönche nutzen es aus. Sie sacken unsern Besitz ein, und wir müssen uns bei ihnen auch noch bedanken. Aber sei es wie es will, dachte sie, das irdische Leben ist schwer zu vereinbaren mit den frommen Geboten. Da muss unsereins halt manches geben, damit beides unter ein Hütlein kommt. Wir tun es für uns, und über die Schwelle dieses Kirchleins treten wir hinein ins ewige Leben. Drinnen beugte sie ihre Knie, soweit die von Arthrose geplagten Gelenke es zuließen. „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, brummelte sie und schlug das Zeichen über Stirn und Brust. Aufschauend sah sie im diffusen Licht der Kerzen, gehüllt in den penetrant riechenden Dunst der Weihrauchschwaden, die würdenreiche und verehrliche Versammlung, die Amtsinhaber der Münsteraner Diözese, Äbte, Pröpste, Dekane, Grafen, Vögte und Ministeriale, und auch den abweisend blickenden Eggehardus, die knotige Hand um den Hirtenstab geballt, inmitten seiner zwölf finstergrauen Mönche. Blinzelnd schürzte sie mit der Linken den Umhang über ihrem Bauch, und mit den Fingern der Rechten zwirbelte sie den dünnen geflochtenen Zopf, der unter Schleier und Haube ihr, ein Restchen verschwundener Pracht, über die Schulter hing. So, voll Unruhe im Innern, aber doch aufmerksam lauschend, folgte sie den Worten des Bischofs, der, umrahmt von seinem vollzählig angetretenen Domkapitel, alle noch einmal auf das Herzlichste willkommen hieß. Zum Jahrtag der Grundsteinlegung, zum Eintritt der Mönche, zur Weihe des neuen

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Konvents und zur Feier des Tages aller Heiligen dürfe er mit Vergnügen so viele Herren begrüßen, die den Weg in die westfälische Wildnis nicht gescheut hätten, begann er launig, nannte unter den Vielen zuallererst die anwesenden Stifter, allen voran wurde „quidam nobilis de nostra diocesi Widekindus aduocatus“ – Lutrudis hielt das Haupt schief – hervorgehoben: „ein gewisser Edelherr unserer Diözese, der Vogt Widukind“ – aha! – „der gemeinsam mit seiner Mutter“ – Lutrudis nickte – „von sich aus den Rat des Himmels angenommen hat im Wunsche, schon in der Zeit seines Erdenwallens dem Herrn einen Baum zu pflanzen.“ Heimlich haben die beiden begonnen, den Grund und Boden für das Kloster vom Stift Freckenhorst einzutauschen und erst, nachdem die anfänglichen Schritte geglückt waren, sich des Beistandes und der Schenkungen anderer Spender versichert, so des Waffenbruders Bernhard zur Lippe und des Neffen Ludger von Waldenburg, der ein übler Streiter gewesen gegen den Kaiser. Ein Treffen in Paderborn bald nach dem berühmten Hoftag im pfingstlichen Mainz anno 84 habe für alle nötigen ferneren Schritte die Bahn bereitet. Allem sei im Jahre darauf rechtlich Hand und Fuß gewachsen, bestätigt im Freigericht Harsewinkel, unter Königsbann, und folglich, höret auf mich, unverbrüchlich auf ewige Zeit. Auf ewige Zeit! Hermann wiederholte nun in den wichtigsten Zügen das, was da im Jahre zuvor festgeschrieben, verlesen, bezeugt und besiegelt worden war, wobei er die gelehrte lateinische Sprache des bedeutsamen Dokumentes ohne Stocken ins verständliche Deutsch übertrug. Lutrudis hörte angestrengt zu, und beifällig ihre Lippen schürzend nahm sie alles noch einmal auf, was sie schon wusste. Ihr Kopf begleitete die Rede des Bischofs mit immerwährendem Nicken, doch war das eher eine Alterserscheinung als das sichtbare Zeichen ihrer Zustimmung. Von größter Wichtigkeit für den Klosterbau sei gewesen, so Hermann, dass Widukind der künftigen Abtei seine Eigenkirche in Harsewinkel nebst Haupthof und zwei Mansen in der Bauernschaft Rheda übertragen habe. Er nannte die Schenkungen Bernhards und der andern Beteiligten, auch die Kirche von Stapellage als Gabe der Schwalenberger, und abweichend vom Dokument erwähnte der Bischof auch, was er selbst der Stiftung beigesteuert habe. Diese sei dem Bistum Münster aufgetragen worden: „Es schenkten die Gründer ihre neue Pflanzung

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dem Bistum zur frei und uneingeschränkten Nutzung, mit der Bedingung, dass dieser Ort, wie er hinsichtlich Gehorsams und Eigentums zur Münsterschen Kirche gehöre, von dieser wiederum das immerwährende Schutzpatronat zu erwarten habe. So haben wir denn, damit die Saat aufgehe und ewiges Leben aus ihrem Acker sprieße, im Vertrauen auf die gnädige Zustimmung der ehrwürdigen Väter des Generalkapitels der Zisterzienser am gedachten und bereiteten Platze ihren Ordenssöhnen die Freiheit gewährt, nach den Regeln des Heiligen Benedikt dort zu wirken und zu leben. Und weil alle Kirchen unter der Unverschämtheit der Vögte leiden – unsern Freund Widukind freilich muss ich lobend davon ausnehmen, so gewähren wir den Ordensbrüdern, was sie sich ausbaten, die freie Wahl ihrer Vögte. Sie mögen zum Advokaten bestimmen, wen immer sie wünschen. Und dieser möge sich mit geringem Lohn zufrieden geben, möge genügsam und wohlwollend im Kloster alles zum Besten wenden und sich dadurch als wahrer Erbe Jesu Christi erweisen, den wir als unsern gnädigen Vogt an der Seite des Vaters wissen.“ Hermann lächelte Widukind etwas gequält, wie Lutrudis zu erkennen meinte, zu und fuhr dann mit ernster Miene fort: „Ein jeglicher sei exkommuniziert, ich wiederhole, jeder sei aus der Kirche gestoßen, der es etwa wagen sollte, Marienfeld die Besitztümer streitig zu machen oder in seinen Rechten zu stören.“ Ja, die Schwalenberger, dachte Lutrudis, und ihre Gedanken schweiften hinüber zu ihrer alten Familie. Dann lauschte sie wieder den Worten des Bischofs. Der ging soeben zur Bedeutung des heutigen Tages über und hob von Neuem an: „Im Namen der Heiligen und ungeteilten Dreieinigkeit: Unsere erste und größte Aufgabe ist, allen Gläubigen beizustehen in dem, wessen sie bedürfen, doch kommt es uns nicht minder zu, den Dienern Gottes und Mittlern der Heiligen Hilfe zukommen zu lassen. Wir haben ihr Werk für die Zeit ihres irdischen Daseins fleißig zu fördern, denn mit ihrer Hilfe, durch ihre Fürsprache erlangen wir gewöhnlichen Sterblichen im himmlischen Vaterland mit ihnen gemeinsam ewiges Heil. So übertragen wir nun dies Kirchlein zu Wadenhard mit aller Ausstattung durch freie Schenkung dem Kloster Marienfeld und das mit dieser Kapelle verbundene Pfarrecht der Kirche in Harsewinkel. So möge dem Klosterleben vom ersten Tage an Gottes Stern leuchten. Denn heute, nun wird der offizielle Einzug der fratres erfolgen. Ich

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