Als der Jubel vom Jahnplatz noch durch Holzminden hallte

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Als der Jubel vom Jahnplatz noch durch Holzminden hallte Holzmindens FuĂ&#x;ballgeschichte in Bildern zusammengestellt von Roland Thiel

Unter Verwendung des Archivs von Karl-Heinz Friedrich Verlag JĂśrg Mitzkat Holzminden 2017


Dieses Projekt wurde unterstützt von:

Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Zusammengestellt von Roland Thiel unter Verwendung der Sammlung von Karl-Heinz „Jonny“ Friedrich Redaktion: Jörg Mitzkat ISBN 978-3-95954-024-7 Verlag Jörg Mitzkat Holzminden, 2017


Inhaltsverzeichnis Prolog

Seite 5

Der Holzmindener Fußball – gestern und heute

Seite 6

Die Anfänge

Seite 9

Holzmindens Fußballvereine

Seite 21

VfB Holzminden (1913 - 1939) (Neugründung 1955 - 1972)

Seite 22

MTV Altendorf Fußballabteilung (1936 - 1962) | ASV Altendorf (1962 - 1972)

Seite 34

VfL Holzminden-Altendorf

Seite 44

(Zusammenschluss VfB Holzminden & ASV Altendorf 1972 - 1991) MTV Bevern

Seite 54

Tuspo Holzminden (1945 - 1991)

Seite 58

HSV Holzminden (1986 - 2006)

Seite 88

Al Yildiz (seit 1995)

Seite 92

Lions Holzminden

Seite 96

Sportfreunde Holzminden-Altendorf (1991 - 2006)

Seite 98

SV 06 Holzminden (seit 2006) Anhang Tuspo-Wiedersehen 2016

Seite 104

Roland Thiel

Seite 106


Fußball in Holzminden

Die Mannschaft von Tuspo Holzminden als Herbstmeister 1965/66 Betreuer Hesse, Kapitän Thiel, Dörrier, Ziebuhr, Schomburg, Bradler, Sommer, Sager, Dormann, Czech, Koss, Koch und R. Kreykenbohm

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Prolog

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as waren das für Zeiten, als die Zuschauer noch auf den Jahnplatz strömten. Der Leser möge mir verzeihen, wenn ich das Ganze aus der Perspektive eines Tusporaners sehe, der die glorreichen Zeiten des Kultvereins mitgestalten durfte, und zwar als Kapitän der Landesligamannschaft in der höchsten Amateurklasse Niedersachsens. Holzminden war am Brodeln, wenn am Sonntag der Tuspo Holzminden ein Heimspiel hatte. Es lag eine erwartungsvolle Atmosphäre über der Weserstadt, wenn die Anhänger des Vereins auf den Jahnplatz gingen. Da kannte man plötzlich die Kicker in ganz Niedersachsen und darüber hinaus. Studienrat Förster aus Emden, der seinerzeit am Gymnasium in Holzminden tätig war, formulierte es wie folgt: „Wer den Tuspo Holzminden nicht kennt, hat die schönste Zeit verpennt“. Wie Recht er doch hatte. Bedanken möchte ich mich bei allen Gönnern und Helfern, insbesondere bei Karl-Heinz Friedrich. Möge Ihnen dieses Buch viel Freude und Spaß vermitteln. Vielen, vielen Dank Roland Thiel

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Fußball in Holzminden

Der Holzmindener Fußball – gestern und heute Am 18. April 1913 wird der erste heimische Fußballverein „VfB Holzminden“ im ehemaligen Strandhotel gegründet. Zu den Gründern gehört der Lehrer Karl Schrader aus unserer Weserstadt. 1916 – 1918 Fußballverein „FC Solling Holzminden“ - geht später in den VfB über. 1927 bis 1933 bestand der „DJK Holzminden“ als Fußballverein. Er war auch im katholischen Glauben verankert, weshalb die Mannschaften ihre Heimspiele im katholisch geprägten Westfalen, nämlich in Höxter, austrugen. 1920 Gründung von „Wacker Holzminden“, der den Arbeitern nahestand und als sog. „Kommunistenklub“ galt. Der Verein wurde deshalb schon 1933 durch die Nationalsozialisten aufgelöst. 1925 Einweihung des Jahnplatzes. 1927 bis 1933 „Polizeisportverein Holzminden“ spielt auf dem Kasernengelände. 1927 bis 1933 „Holzmindener SV“ als Unterabteilung des Klubs „Deutsche Eiche“ 1936 bis 1939 „Militärsportverein Holzminden“ spielt auf dem Kasernengelände. 1936 Mitglieder des MTV Altendorf gründen die Sparte Fußball, die ab 1940 aus besonderen Gründen unter dem Namen „NS-Gemeinschaft Altendorf“ geführt wird. (vulg. „TG Altendorf“) Am 15. Juni 1939 erfolgt auch die Zwangsauflösung des 1913 gegründeten VfB und der Übergang in den neuen Verein „VfL von 1849 Holzminden“. (Er wurde dann nach 1945 durch die spätere Besatzungsmacht wieder gelöscht.) Nach 1933: Verbot weiterer Vereine (neben „Wacker“) wie „MTV Holzminden“ und „Box- und Tennisclub“. Zusammenführung und Umbenennung in „Turngemeinschaft Holzminden“. 20.12.1945 ergab sich aus der „Turngemeinschaft (TG)“ der Neustart des Fußballklubs als „TUSPO Holzminden von 1849“, der drei Jahre später sogar schon das 100-jährige Jubiläum feierte.

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Historischer Überblick

Der Holzmindener Fußball – gestern und heute Im Mai 1947 wird auf Initiative des Studienrats Volker der „GSV Holzminden von 1947“ gegründet. Im Fußballbereich werden vor allem Jugendmannschaften beschäftigt. 29.04.1955 – zehn Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs wird der VfB Holzminden wieder gegründet – mit dem historischen Anspruch, der älteste Fußballverein von Holzminden zu sein. 1955 bis 1960 macht auch der Klub „Grün-Weiß Holzminden“ auf sich aufmerksam. Er besteht aus Beamten des Bundesgrenzschutzes, trägt seine Heimspiele auf dem Kasernengelände aus. 1962 erfolgt die Selbstauflösung der Sparte Fußball des MTV Altendorf. Noch im gleichen Jahr wird der „ASV Altendorf von 1962“ aus der Taufe gehoben. Am 23. Juli 1971 fusionieren die beiden Holzmindener Vereine VfB und ASV und geben sich den Klubnamen „VfL Holzminden/Altendorf e.V.“ 1979 Einweihung des Stadions an der Liebigstraße. Zu den „Kuriositäten“ des Fußballgeschehens in Holzminden zählt sicherlich auch der „Postsportverein/PSV“, der von 1971 bis 1994 besteht. Er nimmt nicht am Punktspielprogramm teil, setzt sich aus Spielern der umliegenden Vereine zusammen. 1986 meldet sich der „Holzmindener SV von 1986“ als zweiter Verein im hiesigen Fußballsport zu Wort. Im Sommer 1991 schließt sich der bis dahin noch selbstständige TUSPO dem Fusionsverein „VfL Holzminden/Altendorf e.V.“ an. Daraus ergibt sich am 21.06.1991 der Start der „Sportfreunde Holzminden“ Im Juli 2005 erfolgt die Umbenennung in „SC Weser/Solling Holzminden e.V.“ und die Übernahme der Verantwortung durch einen neuen Vorstand. Anspruchsvolle Konzepte sollen den Fußball in Holzminden wieder beleben. Im April 2006 fusionieren die Vereine „SC Weser/Solling“ und „HSV“ zum „SV 06 Holzminden e.V.“. Er nimmt am 1. Juli 2006 seinen Spielbetrieb auf. 7


Fußball in Holzminden

Die erste reguläre Fußballmannschaft Holzmindens: Der VfB Holzminden im Jahre 1913

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Die Anfänge

Die Anfänge und die Fußballplätze

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m 1900 erfasste auch die jungen sportinteressierten Männer in Holzminden die Begeisterung für den Fußballsport. Am 15. April 1913 erschien im Täglichen Anzeiger Holzminden folgendes Inserat: „Junge Leute, die Interesse am Fußballsport haben, werden gebeten, sich am 18. d. Mts. abends 8.30 Uhr zwecks Gründung eines Sportvereins im Strand-Hotel einzufinden.“ An diesem Abend wurde der Vorstand gewählt und der Verein erhielt den Namen „Verein für Bewegungsspiele von 1913 Holzminden“. Das war die Geburtsstunde des Fußballvereinssports in Holzminden. Während heute jedes kleine Dorf über einen Fußballplatz verfügt, gab es derartige Plätze damals nicht. Die Turnvereine hatten zwar Plätze, aber die Abmessungen passten selten zum Fußballsport und Tore waren völlig neu. Die Fußballvereine mussten sich also zunächst um die Infrastruktur kümmern und konkurrierten mit den alteingesessenen Turnvereinen. In den Vorkriegsjahren durfte der VfB Holzminden zunächst auf dem Sportplatz des Landschulheims spielen. Nach dem Ersten Weltkrieg nutzte der neu gegründete SV Wacker den Sportplatz an der Steinbreite. Der VfB konnte seinerzeit auf dem Gelände der Kaserne am Grimmenstein spielen. Dieses Gelände wurde jedoch 1923 in Gartenland umgewandelt. Als Ausweichspielstätte kann der VFB die Hellersche Wiese pachten – ein Platz auf dem heutigen Betriebgelände von Symrise – die Einweihung erfolgte im September 1923. Schon 1910 beantragte das Gymnasium an der Wilhelmstraße die Umwandlung des Gartenlandes an den Teichanlagen zu einem Sportplatz. Bis in die ersten Nachkriegsjahre war dieses Ansinnen erfolglos. In den 1920er Jahren wuchs allerdings die Bedeutung der Sportvereine – so hatte der VfB 1924 185 Mitglieder und der SV Wacker zählte 200 Mitglieder (neben den ebenfalls mitgliederstarken traditionellen Turnvereinen). Im Oktober 1924 konnte den Gartenlandbesitzern endlich Tauschland angeboten werden und die Erdarbeiten begannen unter Beteiligung zahlreicher freiwilliger Helfer. Im Juni 1925 konnte der Jahnplatz im Herzen der Stadt Holzminden offiziell eingeweiht werden. Der Jahnplatz wurde von allen Sportvereinen Holzmindens rege benutzt, wurde aber vor allem in den 1950er und 1960er Jahren zu einer legendä­ ren Spielstätte für die überregional erfolgreiche Fußballmannschaft des Tuspo Holzminden. 9


Die Anfänge

Der SV Wacker Holzminden im Jahre 1922 auf dem damaligen Sportplatz an der Steinbreite.

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SV Wacker Holzminden

Ein Höhepunkt der Vereinsgeschichte: Der SV Wacker Holzminden hat eine Mannschaft des Hamburger Sportvereins zu Gast. Gespielt wurde im Jahre 1929 auf dem Jahnplatz.

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er SV Wacker Holzminden wurde wahrscheinlich schon im Jahre 1920 als Arbeitersportverein gegründet, 1922 wurde er ins Vereinsregister eingetragen. Vereinslokal war die Gastwirtschaft „Zur Goldenen Kugel“ in der Weberstraße 9 in Holzminden. 1924 hatte der Vereins bereits 200 Mitglieder und stellte in der Vereins­ szene von Holzminden einen gewichtigen Faktor dar. Über die sportlichen Erfolge im Fußball ist jedoch wenig bekannt. 1933 wurde der Verein von den nationalsozialistischen Machthabern aufgelöst – auch die Vereinskneipe wurde im selben Jahr geschlossen, da die Gastwirtschaft „hauptsächlich von Personen aus Arbeiterkreisen besucht“ und dort auch „Versammlungen politischer und gewerkschaftlicher Vereinigungen und Verbände“ stattgefunden haben.

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Die Anfänge

Zweite Jugendmannschaft des VfB Holzminden auf dem Sportplatz am Wiesenweg im Jahre 1924

Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es auch im Bereich Sollingstraße/Wiesenweg einen Fußballplatz – hier ein Bild von der Platzeinweihung im Jahre 1923 mit dem VfB Holzminden und der Spielvereinigung Göttingen.

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VfB Holzminden

Die Mannschaft des VfB Holzminden bei einem Spiel in Bad Karlshafen im Jahre 1925

Der VfB Holzminden 1931 auf dem Jahnplatz

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Die Anfänge

Jugendmannschaft des VfB Holzminden kurz vor der Auflösung des Vereins 1937/38

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VfB Holzminden | Polizeisportverein

Der Polizeisportverein Holzminden bei einem Spiel auf dem Jahnplatz

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er Polizeisportverein wurde 1927 gegründet – ein Jahr nach der Verlegung der Polizeischule Braunschweig in die ehemalige Holzmindener Kaserne. Der Verein nahm teilweise mit Erfolg am Spielbetrieb teil. 1933 wurde der Verein aufgelöst. Nachdem die Polizeischule wieder verlegt und die Kaserne wieder militärisch genutzt wurde, kamen auch einige gute Fußballer nach Holzminden. Allerdings gingen diese Spieler den Holzmindener Vereinen wieder verloren, als 1936 der „Militärsportverein Holzminden“ geründet wurde. Über den Verein ist allerdings wenig bekannt, mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er aufgelöst. Diese beiden Vereine stehen beispielhaft für zahlreiche andere Sportvereine, in denen zeitweise Fußball gespielt wurde, die aber nur kurze Zeit einen regulären Spielbetrieb aufrechterhalten konnten. In diesem Zusammenhang sind noch der FC Solling, der SV Grün-Weiß Holzminden (Bundesgrenzschutz-Fußballer in den 1950er Jahren), der katholische DJK Holzminden, die Fußballabteilung von „Deutsche Eiche“ Holzminden, die Fußballer des Postsportvereins und die Jugendfußballabteilung des GSV Holzminden zu nennen. 15


Die Anfänge

„Abfahrt zum Spiel“ (Foto um 1939/1940) – in den Kriegsjahren waren Fahrzeuge und Benzin knapp – also fuhren die Fußballer des VfL Holzminden auch schon mal auf einem offenen Anhänger zum Auswärtsspiel

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