Grohnde - 40 Jahre "Schlacht um Grohnde" 1977-2017

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Hessisch Oldendorf B 217 B 83

Coppenbrügge

HAMELN B1 Groß Berkel

Emmerthal

Salzhemmendorf

Kirchohsen Aerzen

B1

AKW Grohnde Grohnde Heyen

Bad Pyrmont Bodenwerder Lügde Ottenstein

B 83 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. ISBN 978-3-95954-038-4 © Bernhard Gelderblom Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung sowie Übersetzung. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung des Verlags und des Autors reproduziert oder

Druck: gutenberg beuys feindruckerei, Langenhagen

unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet,

Verlag Jörg Mitzkat, Holzminden 2017

vervielfältigt oder verbreitet werden.

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Vorwort Am 19. März 2017 jährte sich die „Schlacht um Grohnde“ zum vierzigsten Mal. Aus diesem Anlass hat die Regionalkonferenz „AKW Grohnde abschalten“ beschlossen, die Auseinandersetzungen in einer Ausstellung zu dokumentieren. Der Aufruf, Materialien zur Verfügung zu stellen, fand ein sehr starkes Echo. Einzelpersonen haben ganze Sammlungen an Dokumenten, Plakaten, Fotos u.a.m. zur Verfügung gestellt. Die Bitte, persönliche Erfahrungsberichte zu schreiben, fand ebenfalls reichen Widerhall. Die Berichte reflektieren das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Ausstellung ist ein erster, kein abschließender Versuch, das komplexe Geschehen des 19. März 1977 zu verstehen. Das hier vorgelegte Buch enthält die Texte und Bilder der Ausstellung. Es bietet darüberhinaus einige weitere Erfahrungsberichte und Dokumente und mündet in eine Reflexion. Bernhard Gelderblom


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Inhalt Vorwort 3 Zur Einführung 7 Kerne des Widerstands im Weserbergland 10 Die Bürgerinitiative Weserbergland 11 Die Gewaltfreie Aktion Umweltschutz (GAU) Grohnde 14 Bürgerinitiativen in Hameln 20 Bußgottesdienst Bewahrung der Schöpfung am 17. November 1976 24 Großkundgebung und Protestmarsch am 11. Dezember 1976 in Hameln 32 Symbolische Platzbesetzung am 19. Februar 1977 38 Der 19. März 1977 46 Die Vorbereitung 46 Eintreffende Demonstranten 51 Die Kundgebung in Kirchohsen 54 Die Schienenbesetzung 62 Schauplatz Polizeisperre am Ortsausgang von Kirchohsen 64 Schauplatz Bauplatz – Berichte von Demonstranten 74 Die „Schlacht um Grohnde“ aus der Sicht eines Demonstranten 84 Die Situation am Bauzaun aus Sicht der Polizei 96 Ein persönlicher Brief 108 Am Tag danach 112 Das Anti-Atom-Dorf Grohnde 120 Das rollende Anti-Atom-Dorf 140 Der Prozess gegen Linda Engelbart 144 Plakate der heimischen Bürgerinitiativen gegen das AKW Grohnde 152 Überregionale Plakate gegen Atomkraftwerke 158 Kunst gegen das AKW Grohnde 164 Walter Hedemann 164 Heinz-Jürgen Bredemeyer 168 Die Besetzung des Hamelner Münsters im November 1981 174 Strommastbesetzung und Demonstration im März 1983 182 VAU – Die Gründung des „Vereins für angewandten Umweltschutz“ im Juli 1984 190 Weitere Erfahrungsberichte 194 Zeittafel zum AKW Grohnde und zur Anti-AKW-Bewegung 1973-1984 202 Zeittafel zum AKW Grohnde und zur Anti-AKW-Bewegung 1985-2021 208 Das Geschichtsprojekt 40 Jahre „Schlacht um Grohnde“ 216 Die Ausstellungseröffnung 218 Der „Geschichtsmarkt“ 220 Der Schöpfungsgottesdienst 222 Die Reflexion 226 Quellen und Literatur 236 Dank 238

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Nummerierung

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Zur Einführung

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Der Widerstand im Weserbergland wurde von einer teilweise konservativen Bevölkerung getragen. Einzelpersonen und Familien standen in den kleinen Orten unter massivem Druck. Es gab nicht wie in Hamburg, Hannover oder Göttingen den Resonanzraum einer stabilen linken Szene, sondern unterschiedliche Richtungen, die sich erst finden mussten. Die Auseinandersetzung mit Werner Schirr vom „Weltbund zum Schutze des Lebens“, der vom konservativen, ja faschistischen, Natur- und Heimatschutzgedanken her kam und die heimischen Initiativen einerseits ermutigte, andererseits aber auch bevormundete, kostete viel Kraft. Den örtlichen Politikern versprachen die Betreiber „blühende Landschaften“ in Form einer Umgehungsstraße, einem Rathausneubau und eines Hallenbades. Dafür räumten diese bereitwillig alle Widerstände beiseite. Der Widerstand im Weserbergland stand nach dem Motto „Kein AKW in Grohnde und auch nicht anderswo“ im solidarischen Zusammenhang mit dem bundesweiten Widerstand. Beispielhaft ist die friedliche Platzbesetzung in Grohnde am 19. Februar 1977. Initia­tiven aus ganz Deutschland bereiteten diese Demonstration vor. Sie waren entschlossen, es nicht zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kommen zu lassen, um die örtlichen Aktivisten nicht zu diskreditieren. Die Aktion lief komplett gewaltfrei ab. Leider hielt sich die Polizei nicht an die Abmachung, das Gelände zugleich mit den Demonstranten zu räumen. Und: Leider haben die überörtlichen Medien wegen der gleichzeitigen Brokdorf-Demonstration mit keinem Wort über die friedliche Platzbesetzung berichtet. Einen Monat später – am 19. März 1977 – die Betreiber hatten Grohnde inzwischen mit einem doppel-

u verstehen sind die 1970er Jahre aus heutiger Sicht nicht so einfach. Die Deutschen hatten gerade mit Mühe die Spielregeln der repräsentativen Demokratie gelernt, die sie alle vier Jahre an die Wahlurnen rief, aber in der Zwischenzeit die Parlamente entscheiden ließ. Dass nun kleinere Gruppen von Bürgerinnen und Bürger sich in „Bürgerinitiativen“ selbst ermächtigten, im Namen von ethischen oder religiösen Werten das Wort ergriffen und auf unterschiedlichste, z.T. sehr phantasievolle Weise Widerstand übten, war neu. Die 1970er Jahre waren eine Zeit voller Konflikte, scharfer Gegensätze und hochgehender Emotionen. Demonstrationen 1976 und 1977 in Wyhl, Brokdorf, Grohnde, Gorleben und Kalkar versammelten Zehntausende von Menschen. Kurze Zeit nach der Anti-AKW-Bewegung entstanden die Friedens-, Frauen- und Umweltbewegung. Die Anti-AKW-Bewegung, die für ihre Gewalttätigkeit bekannt, fast berüchtigt ist, entwickelte und praktizierte tatsächlich erstmalig die mannigfachen Formen des gewaltlosen Widerstands, die dann etwa in der Friedensbewegung genutzt wurden. Die Anti-AKW-Bewegung hatte zunächst gegen eine fast geschlossene Front von Politik, Industrie, Experten und Medien anzukämpfen. Der Atomkonflikt wirkte stark polarisierend. Es ging um einen Grundsatzstreit, in dem die einen den Rückfall in die Steinzeit, die anderen einen totalitären „Atomstaat“ (Robert Jungk 1977) an die Wand malten. Beobachter sahen das Land in einen „ökologischen Bürgerkrieg“ treiben. Gegenüber Wyhl und Brokdorf galt Grohnde als „Mauerblümchen“. Die überörtliche Presse berichtete kaum darüber. Wer wusste denn, wo Grohnde lag! Die Betreiber hatten den Standort geschickt gewählt.

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Zur Einführung Mitglieder hätten sich als „brutale Verbrecher“ dekuvriert (Die Zeit vom 25. März 1977). Wenn es im lokalen Bereich noch Unklarheiten in der Haltung zur Gewalt gegeben haben sollte, so stellte der 19. März 1977 jedenfalls eine Zäsur dar. In den Jahren bis 1984/85, als Grohnde ans Netz ging, erlahmte der örtliche Widerstand nicht. Er war nun aber genötigt, sich auf seine eigenen Kräfte zu besinnen. Mit großer Beharrlichkeit organisierten lokale Gruppen Demonstrationen gegen die Grohnde-Prozesse, Vorträge, verwaltungsgerichtliche Klagen und Aktionen zivilen Ungehorsams. Mit der Inbetriebnahme 1985 schien der regionale Widerstand erloschen. Die lange Zwischenzeit bis zur Wiederaufnahme des Widerstands im Zusammenhang mit den Castor-Transporten seit den 1990er Jahren überbrückte der 1984 gegründete „Verein für angewandten Umweltschutz“ (VAU). Seit Gründung des örtlichen „Anti-Atom-Forums“ 2009 und der Regionalkonferenz „AKW Grohnde abschalten“ Anfang 2011 sorgen wieder Initiativen für anhaltende Wachsamkeit. Die Darstellung will die Ereignisse nicht aus der Distanz einordnen, analysieren und bewerten. Sie betrachtet den Widerstand gegen Grohnde vielmehr mit grundsätzlicher Sympathie, wenn auch aus gehörigem zeitlichem Abstand. Die Geschichtswissenschaftler und Soziologen haben sich mit dem Thema bisher wenig beschäftigt. Eine Ausnahme ist der Aufsatz von Dieter Rucht „Anti-Atomkraftbewegung“ aus dem Jahre 2008, der die Auseinandersetzung um Grohnde aber nur am Rande streift. Im Zentrum der Ausstellung und des Buches stehen Erfahrungsberichte, die meisten geschrieben aus einem Abstand von 40 Jahren, verfasst von mehr als 25 Personen, zwei auch von der „Gegenseite“, der Polizei. Die Erfahrungsberichte belegen, dass für viele Menschen Grohnde 1977 ein zentraler Punkt ihrer Biographie war und bis heute ist. Ein Zitat aus dem Bericht eines damals 14-Jährigen:

ten Zaun zur Festung ausgebaut – waren es dann Brokdorf-erfahrene Gruppen aus den norddeutschen Großstädten, die in Grohnde eine gewaltsame Platzbesetzung planten. Dem Prinzip der Gewaltfreiheit verpflichtete Gruppen wurden zwischen den Fronten von Polizei und militanten Atomkraftgegnern aufgerieben. Das, was sich an diesem Tage in Grohnde so überaus gewaltsam entlud, hatte sich vor allem in Brokdorf vorbereitet, wo die Polizei überhart agierte. Gewalt wurde auf beiden Seiten geübt; die Fotos zeigen sie in ihrer ganzen Hässlichkeit. Es ist nur glücklichen Zufällen zu verdanken, dass es nicht zu Toten kam. Der Verfasser vermeidet es, die Gewalt zu bewerten und vom weichen Sessel aus zu verurteilen. Das leisten – so oder so – die Erfahrungsberichte. In der blutigen Auseinandersetzung behielt letztlich die Polizei die Oberhand. Mit Gewalt war der Kampf gegen das AKW nicht zu gewinnen, aber – auch das ist eine Erfahrung aus dem Geschehen – über gewaltlosen Widerstand berichtete die Presse nicht. Es ist bemerkenswert, in welch hohem Maße sich der Staat von der damaligen Anti-AKW-Bewegung herausgefordert sah. Deutlich wird das in der Kriegsrhetorik, welche die Politik übte und welche die Medien bereitwillig aufgriffen. Die Bild-Zeitung titelte: „Die Chaoten hatten Waffen für Millionen.“ Der niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht (CDU), der die Konfrontation am Baugelände aus einem Hubschrauber des Bundesgrenzschutzes heraus verfolgt hatte, sprach anschließend von „nackter Gewalt und gewollter Brutalität“. Das Geschehen sei „militärisch geplant“ und lasse auf einen „geplanten Umsturz“ schließen (Süddeutsche Zeitung vom 21. März 1977). Albrecht sah im 19. März „den Wendepunkt der Auseinandersetzungen um die Kernenergie“. Die brutale Schlacht am Weserufer soll nach dem Willen des Regierungschefs aber nicht beendet sein. Er werde den zurückgeworfenen Angreifern nachsetzen, sie endgültig zerschlagen. Der KBW (= Kommunistischer Bund Westdeutschlands) sei zu verbieten, denn seine

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40 Jahre Widerstand sorgfältig unterschieden und vermerkt, wer sie jeweils gemacht hat: Die Polizei, die Presse, die Demonstranten. Eingang fand auch der Widerstand, der sich in Plakaten, Liedern und gemalten Bildern niedergeschlagen hat. Darin wird sinnenfällig, wie tief und breit der Widerstand in der Gesellschaft verankert war. Die Darstellung konzentriert sich auf die dreizehn Jahre vom Beginn des Widerstands 1973 hin zu seinem Höhepunkt 1976/77 bis zu seinem vorläufigen Erlöschen 1984/85. Die lange Zeit von 1985 bis zur Gegenwart findet sich in Form einer Zeittafel wieder. Zu danken ist allen, die zum Gelingen sowohl der Ausstellung wie des Buches beigetragen haben. Hier seien stellvertretend für viele andere genannt Eckard Bretzke, Barsinghausen, Peter Dickel, Braunschweig, Erwin Hartmann, Finnenberghof, Dieter Kölkebeck, Hameln, Uwe Kurzbein, Olgashof, Reinhard Maack, München, Walter Meutzner, Detmold, Karsten Schmeißner, Detmold, Helmut Sobottka, Esperde, und Matthias Waldeck, Hameln. Ein besonderer Dank geht an die Deister- und Weserzeitung, die ihr Fotoarchiv bereitwillig geöffnet hat.

„Wir, das war eine kleine Gruppe Schüler am dritten Gymnasium (= in Hameln), glaubten fest an die Möglichkeit einer atomenergiefreien Zukunft durch Aufklärung und Bildung demokratischer Mehrheiten. Utopien, Träume von einer gerechten Gesellschaft, waren instrumental in unserer politischen Begeisterung und Motivation. Die Möglichkeit einer basisdemokratischen oder sogar herrschaftsfreien Gesellschaft schien uns real.“ Einzelne Berichte sind nostalgisch, andere nachdenklich, reflektierend, selbstkritisch, um Verständnis bittend. Ich habe es vermieden, die Schreiberinnen und Schreiber zu kategorisieren etwa in gewalttätige, gewaltbereite, mehr oder minder friedliche. Um einige Berichte, wie den einer Demonstrantin aus der Hamburger Szene, habe ich sehr geworben. Ich wollte gerade auch eine Stimme aus diesem Kreis. Die einzelnen Erfahrungsberichte habe ich zu den verschiedenen Schauplätzen gestellt, an denen das damalige Geschehen spielte, etwa der Kundgebung im Dorf Kirchohsen, der Polizeisperre in Kirchohsen, dem Geschehen rund um den Bauplatz, dem Prozess gegen Linda vor dem Amtsgericht in Hameln oder der Besetzung des Hamelner Münsters einige Jahre später. Der Bericht eines Hundertschaftführers der Polizei, dessen Männer die Demonstranten in allergrößte Bedrängnis gebracht hatten (er stand an der Stelle, wo den Demonstranten ein Durchbruch durch den doppelten Zaun gelungen war), hat breiten Raum erhalten. Dazugestellt sind die Fotos, welche die Polizei damals aus dem Inneren des Geländes oder vom Hubschrauber oder von Beobachtungsplattformen aus machte. So mag sich dem Leser aus den unterschiedlichen Berichten und Fotos allmählich ein Bild des unglaublich komplexen Geschehens in Form einer Collage zusammensetzen. So wie Darstellung der Ereignisse des 19. März 1977 versucht, unterschiedliche Sichtweisen – der Demonstranten, der Polizei, der Presse, der Obrigkeit – einzunehmen, wurde auch bei den Fotos wurde

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Nummerierung

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Kerne des Widerstands im Weserbergland Die Bürgerinitiative Weserbergland

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1976 gründete sie Arbeitsgruppen in weiteren sechs Orten des Weserberglands und intensivierte damit den lokalen Widerstand.

ie verschiedenen Kerne des Widerstands im Weserbergland einigermaßen vollständig und differenziert wiederzugeben und zu würdigen, hätte intensive Forschungsarbeit gefordert. Dies war im Vorfeld der Ausstellung nicht zu leisten. Deswegen werden nur einige wenige Beispiele exemplarisch vorgestellt.

Die „Bürgerinitiative Weserbergland“ im „Weltbund zum Schutze des Lebens“ hat sich große Verdienste um die Mobilisierung des Widerstands im Weserbergland erworben.

Die Bedingungen für die Entstehung von Widerstandsgruppen in einem ländlichen Raum wie dem Weserbergland sind grundsätzlich schwierig. Als Kerne des Widerstands bildeten sich mehrere örtliche Initiativen. Die mit Abstand älteste war die „Bürgerinitiative Weserbergland“ im „Weltbund zum Schutze des Lebens“ mit Sitz in Bad Pyrmont. Ihr Vorsitzender war der Garten- und Landschaftsarchitekt Werner Schirr.

Nach dem 19. März 1977 haben sich die heimischen Bürgerinitiativen von der Pyrmonter Initiative um Werner Schirr distanziert. Sie warfen ihr Bevormundung und mangelnde Solidarität vor. Die Führungspersonen des „Weltbundes zum Schutze des Lebens“ hatten außerdem ungeklärte Verbindungen zu rechtsradikalen Organisationen wie dem „Deutschen Kulturwerk des europäischen Geistes“ in Vlotho.

Die „Bürgerinitiative Weserbergland“ wurde 1968 gegen das AKW Würgassen gegründet. Seit Herbst 1973 konzentrierte sich die Arbeit auf das AKW Grohnde. Die Bürgerinitiative veranstaltete Kundgebungen, Diskussionsabende und Unterschriftensammlungen. Zusammen mit einigen Gemeinden und Städten strengte sie eine Klage gegen das AKW und die damit verbundene Wärmebelastung der Weser an.

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Anfänge

Aufruf des Weltbundes zum Schutz des Lebens, Arbeitskreis Bad Pyrmont (Werner Schirr), aus dem Jahre 1973 – eines der frühesten Flugblätter gegen das AKW Grohnde

Der „Weser-Notruf“ der Bürgerinitiative Weserbergland im Weltbund zum Schutz des Lebens, Bad Pyrmont, vom 22.10.1976 mit einem Aufruf zu einer Großkundgebung in der Weserberglandfesthalle in Hameln

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Kerne des Widerstands ECKARD BRETZKE, TÜNDERN Vom Atomkraft­befürworter zum Atomkraftgegner Gegen die Atombombe („Kampf dem Atomtod“) war ich schon immer. Beim Atomkraftwerk war es anders. Als 1967 in Stade, der Stadt, in der ich aufwuchs, das erste Atomkraftwerk in der Bundesrepublik zu bauen begonnen wurde, gab es keine Bedenken und Proteste. Auch ich empfand die sogenannte friedliche Nutzung der Atomkraft als positiv. Noch 1970 habe ich in einer Predigt die Freiheit des Menschen, sich für das Gute oder Böse entscheiden zu können, am Beispiel der Atomkraft erläutert: Er kann sie missbrauchen, indem er Atombomben zur Bedrohung und Vernichtung der Menschen baut, oder er kann sie friedlich zur Erzeugung von Strom zum Vorteil der Menschen nutzen. Erst 1972 mit den „Grenzen des Wachstums“ und 1973 mit einem Informationsblatt des „Weltbundes zum Schutze des Lebens“ über Risiken und Nebenwirkungen des in Grohnde geplanten Kernkraftwerks begann ich mich über Atomkraft grundsätzlich zu informieren. 1974 bildeten wir unter den Pastoren die „Arbeitsgemeinschaft Grohnde“ und verfolgten den Fortgang der Planung des AKW kritisch. 1976 entstand die „Arbeitsgruppe der Bürgerinitiative Weserbergland“ in der Kirchengemeinde Tündern. Zum Bußtag 1976 gestalteten vier Hamelner Pastoren einen Gottesdienst am Zaun des Atomkraftwerks.

Zwei frühe Plakate der Emmerthaler Bürgerinitiative Weserbergland, undatiert

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