Verborgene Schätze zwischen Egge und Weser
Für meinen Vater, den großen Pflanzenfreund Burkhard Beinlich
Für Bina, Maria und Johanna Frank Grawe
Der Druck dieses Buches wurde gefördert durch folgende Institutionen:
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten. Verlag Jörg Mitzkat Holzminden, 2008 / 2015 2. korrigierte Auflage © für die Texte: Burkhard Beinlich © für die Fotos: Frank Grawe Druck: Gutenberg Beuys Feindruckerei Hannover ISBN 978-3-940751-07-2
Verborgene Schätze zwischen Egge und Weser Die Vielfalt der Natur im Kulturland Kreis Höxter
Fotos: Frank Grawe Texte: Burkhard Beinlich
Herausgegeben von der Landschaftsstation im Kreis Höxter e.V. Verlag Jörg Mitzkat
Inhalt Vorwort Einleitung
5 9
Naturlandschaft – Kulturlandschaft Die Wurzeln der Vielfalt reichen ins Erdmittelalter Wer suchet, der findet – der Naturlandschaft auf der Spur Quell des Lebens – Quellen und Quellbäche Leben im Fluss – naturnahe Fließgewässer Im Reich der Libellen – natürliche Stillgewässer Wälder mit nassen Füßen – Auen- und Bruchwälder Buchen sollst Du suchen! – Buchenwälder als Naturerbe Buchenwälder auf Kalk Orchideenbuchenwälder Buchenwälder auf Sandstein Steinerne Zinnen im grünen Wald – natürliche Felsen
11 18 22 23 26 30 32 34 38 40 44 48
Die Vielfalt der bäuerlichen Kulturlandschaft Von der Sonne verwöhnt – im Reich der Enziane und Orchideen Die Kalktriften bei Willebadessen – die Wiedergeburt einer historischen Kulturlandschaft Wo die Heide blüht ... – Hochheiden Blumen bestimmen das Bild – Wiesen und Weiden, Streuobst Das Schwein – ein Weidetier? Trollblume und Wachtelkönig – die Brücher im Kreis Höxter Von Bäumen, Hecken und lebenden Zäunen Der Mantel des Waldes Brennholz- und Weidewälder – urige Zeugen längst vergangener Zeiten? Lebensadern der Landschaft Zeugen einer feurigen Vergangenheit
52 56
92 94 100
Lebensräume aus zweiter Hand Weiher, Teiche, Baggerseen Schotter, Mergel, Ton und Kies Leben im Untergrund – Stollen und Höhlen Wildkrautreiche Äcker Leben in Dorf und Stadt Naturfern – doch voller Leben
102 103 106 110 112 114 118
Autor und Fotograf
64 66 68 74 76 82 90
120
Vorwort
Liebe Leserinnen und Leser, die landschaftliche Vielfalt und Schönheit im Kulturland Kreis Höxter ist einzigartig. Mit brillanten Naturfotografien präsentiert dieser prächtige Bildband die faszinierende Tier- und Pflanzenwelt der Region. Eindrucksvolle Nahaufnahmen von Schwarzstörchen, Uhus, Wildkatzen, Kammmolchen und wilden Orchideen gewähren uns Einblicke in Lebensräume, die wir bei Wanderungen durch die Natur nur selten zu sehen bekommen. Der neu aufgelegte Bildband „Verborgene Schätze zwischen Egge und Weser“ wurde aktualisiert und erweitert durch eine informative Broschüre zu den Erlebnisgebieten der „Erlesenen Natur“. Die Tourenbeschreibungen in dem beigefügten Wanderführer laden dazu ein, in geschützten Naturräumen auf Entdeckungsreise zu gehen. Denn heute wissen wir, dass Naturschutz, Erholung und Tourismus sich nicht ausschließen. Im Gegenteil, ihr Zusammenspiel erhöht das Verständnis für den außerordentlichen Wert unseres Naturerbes. Die Erlebnisgebiete der „Erlesenen Natur“ führen in die schönsten Ecken unseres Kulturlands. Dazu gehören orchideenreiche Buchenwälder, bizarre Felsen, blütenbunte Magerrasen, naturnahe Bäche und sonnendurchflutete Wacholderheiden – und Besuchermagneten wie der Weser-Skywalk. Dieser wunderschöne Bildband mit exzellenten Fotografien des Naturfotografen Frank Grawe und höchst informativen Erläuterungen des langjährigen wissenschaftlichen Leiters der Landschaftsstation im Kreis Höxter, Dr. Burkhard Beinlich, nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine naturkundlichen Reise durch das Kulturland. Exkursionen in die Vergangenheit verdeutlichen die erdgeschichtlichen Wurzeln der heutigen Vielfalt. Dieser Reichtum an Lebensräumen und Tier- und Pflanzenarten in unserem Kulturland ist ein Geschenk der Natur. Zugleich ist die Vielfalt Zeugnis einer bewegten Geschichte der Landnutzung, die wiederum eine Fülle neuer Lebensräume geschaffen hat. Besonders bedanken möchte ich mich bei der Nordrhein-WestfalenStiftung für Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege und der Sparkasse Höxter, die mit ihrer großzügigen Förderung zur Realisierung dieses Buchs beigetragen haben. Möge dieser wunderschöne Bildband dazu anregen, die Schatzkammern der Natur im Kulturland Kreis Höxter zu erkunden. Denn nur wer die Natur kennt, weiß sie auch zu schätzen und zu schützen.
Herzlichst Ihr
Friedhelm Spieker Landrat des Kreises Höxter
Corvey, ehemalige Benediktinerabtei und heutiges Schloss. Das Westwerk der Klosterkirche wurde zwischen 873 und 885 errichtet. Es stellt nicht nur das älteste westfälische Baudenkmal dar, sondern ist auch das älteste erhaltene Westwerk überhaupt. Seit 2014 gehört es zum Weltkulturerbe der Menschheit.
6
Eingebettet in eine reichhaltig gegliederte Kulturlandschaft liegt bei VĂśrden die ehemalige Benediktiner-Abtei MarienmĂźnster.
7
In idyllischer Lage oberhalb der Diemel gelegen entführt die verträumte Altstadt von Warburg mit ihren Winkeln und Gassen, Treppen und Mauern den Besucher in längst vergangene Zeiten.
8
Das Wasserschloss Heerse, erbaut im Jahre 1599
Einleitung m östlichsten Zipfel von Nordrhein-Westfalen liegt der Kreis Höxter, der sich mit gutem Recht selbst das Prädikat „Kulturland Kreis Höxter“ verliehen hat - ist er doch mit prächtigen Klosteranlagen, idyllische Fachwerkstädtchen und Dörfern, imposanten Gutshöfen und schmucken Schlössern reichlich gesegnet. All diese Kleinodien machen aber nur einen Teil der vielfältigen Kulturlandschaft aus - genauso bedeutend und wichtig ist die Land-
I
Prächtige Klosteranlagen, idyllische Fachwerkstädtchen und Dörfer schaft selbst, in die die kulturellen Güter eingebettet sind. Dessen ist man sich oft kaum bewusst - die Landschaft wird als Kulisse wahrgenommen, ihr eigenständiger Wert tritt in den Hintergrund. Der vorliegende Bildband hat deshalb die Landschaft zwischen Egge und Weser, Emmer und Diemel im Fokus, oder genauer, im Objektiv und soll die Augen öffnen für die vielen, häufig verborgenen Naturschönheiten, die das „Kulturland Kreis Höxter“ genauso kennzeichnen wie die Kirchen und Klöster, die Fachwerkstädte oder die Schlösser und Gutshöfe.
9
Umgeben von ausgedehnten Wäldern markiert der Köterberg, mit 496 m eine der höchsten Erhebungen des Weserberglandes, die nördliche Grenze des Kreises Höxter.
10
Weser-Hochwasser bei Lüchtringen. Im Hintergrund erhebt sich die von ausgedehnten Wäldern bedeckte Buntsandsteinplatte des Sollings.
Naturlandschaft – Kulturlandschaft ie Landschaft Mitteleuropas, so wie sie sich heute darstellt, ist das Ergebnis eines komplizierten Wechselspiels von unbelebter und belebter Natur sowie der jahrtausendewährenden Einflussnahme des Menschen. Auch wenn der Mensch seine Umwelt stark nach seinen Bedürfnissen gestaltet hat, werden die Möglichkeiten und Grenzen der Landschaftsentwicklung im Wesentlichen von den natürlichen Faktoren vorgegeben. Es sind letztendlich die Gesteine, die sich aus ihnen entwickelnden Böden, das Klima und das Wasser, die über das Vorkommen von Arten entscheiden und die Zusammensetzung der Tier- und Pflanzengesellschaften bedingen. Eine besondere gestalterische Kraft kommt dem Wasser zu, es hat unsere Landschaft über Jahrmillionen modelliert und die sanften Hügel und Kuppen oder die steil abfallenden Berge, z.B. des Wesertals, entstehen lassen. Die vom Menschen zumeist als zerstörerisch empfundene Kraft eines Hochwassers ist für die Natur von gegenteiliger Bedeutung: Sie wirkt schöpferisch, schafft neue Lebensräume und ist somit Quell neuen Lebens. In der Naturlandschaft beeinflußten aber auch Sturm und Feuer die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften.
D
In der Vergangenheit häufig unterschätzt wurde das gestalterische Potential der Tiere, die als Pflanzenfresser die Vegetation ganz maßgeblich beeinflussten. Jeder kennt die Hiobsbotschaften aus der Presse, wenn Eichenspanner oder Maikäfer ganze Wälder kahl fressen. Wir materiell denkenden Menschen empfinden dies als Katastrophe; für die Artenvielfalt sind derartige Ereignisse
11
Kyrill, ein Orkan, der am 18. Januar 2007 über weite Teile Europas hinwegtobte, hinterließ auch im Kreis Höxter eine Schneise der Verwüstung.
An altehrwßrdige Kathedralen erinnern die Buchenhallenwälder des Weserberglandes.
12