[Umrisse] 2-3/2020

Page 73

Strahlenrisiko durch Wasserstraßenbau Studienergebnis von Zoologischer Gesellschaft und ACRO

[Nachrichten

Pripyat mit Überflutungsflächen und Altarmen © Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt

Die Regierungen von Belarus, Polen und der Ukraine riskieren die Gesundheit von Millionen Menschen, wenn sie die Errichtung einer 2.000 km langen Wasserstraße (E 40) von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer weiterverfolgen, denn ihr Bau erfordert das Ausbaggern der Flüsse Pripyat und Dnjepr innerhalb der Sperrzone von Tschernobyl. Radioaktiv kontaminierte Sedimente aus der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl könnten so erneut aufgewühlt werden – und das heißt: Sedimente, die nach Empfehlung der Internationalen Atomenergiebehörde besser ungestört bleiben sollten. Zu diesem Schluss kommt die Studie »Chernobyl heritage and the E40 trans-

»Herz« von Europas größtem Wildnisgebiet © Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt

Europe waterway«, die von der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt bei der französischen Nichtregierungsorganisation Association pour le Contrôle de la Radioactivité dans l‘Ouest (ACRO) in Auftrag gegeben worden war. Millionen Menschen würden in jenem Fall potentiell durch radioaktiv verseuchtes Wasser einem erhöhten Strahlenrisiko und die Bauarbeiter des »E 40 Waterway« sogar gefährlichen -belastungen ausgesetzt, mehrere sogenannte Strahlungs-Hotspots würden zudem erheblich gestört werden. Trotz solcher Risiken schreiten die Planungen in der Ukraine und in Belarus voran. Und: Der Bau der E40-Wasserstraße würde nicht nur die Gesundheit von Menschen

gefährden, sondern zugleich das Herz von Europas größtem Wildnisgebiet zerschneiden, der Polesie. Sie erstreckt sich im Grenzgebiet von Belarus, Polen, Russland und der Ukraine und wird als »Amazonas Europas« bezeichnet. Ihre unberührten Flüsse, darunter der mehr als 750 km lange Pripyat, sowie riesige Überschwemmungsund Feuchtgebiete beherbergen einige der arten- und kulturreichsten Regionen Europas. Eine riesige Vielfalt an Wildtieren, großen Säugetieren wie Wisente, Braunbären und Luchse sind hier ebenso zu Hause wie zahlreiche Vogelarten, wie unter anderem der weltweit bedrohte Seggenrohrsänger. Außerdem ist die Polesie ein wichtiges Rastgebiet für Millionen Zugvögel. www.savepolesia.org www.fzs.org

BaumCloud als harmonisiertes Gesamtkataster Angebot des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung Kommunale Baumkataster sind äußerst heterogen in Datenformat und -struktur, basieren sie doch auf verschiedenen botanischen Nomenklaturen oder liegen in unterschiedlichen Koordinatensystemen vor. Und selbst Angaben zum Kronendurchmesser oder zur Höhe von Bäumen sind manchmal in Metern, manchmal in Zentimetern angegeben. Fehlt aber ein einheitlicher Standard, ist die Einbindung der Daten in Web-Applikationen kaum realisierbar, auch sind großflächige Auswertungen von Stadtbaumdaten für vergleichende Studien so nicht möglich.

[Umrisse]

Mit Hilfe eines neuen Tools lassen sich diese Mankos nun beseitigen. Die sogenannte BaumCloud hilft dabei, unterschiedliche Baumkatasterdaten zu vereinheitlichen und damit besser nutzbar zu machen. Das heißt, hier können Kommunen und Gemeinden ihre Stadtbaumdaten einpflegen, um zu einer homogenisierten Stadtbaumdatenbank beizutragen. Die hochzuladenden Datensätze müssen dabei einige Kriterien erfüllen, zum Beispiel ein bestimmtes Format aufweisen oder als offene Daten hochgeladen werden. Derzeit bietet die neue Anwendung Informationen zu 1,60 Mio. Bäumen aus 16 kommunalen Baumkataster-Datensätzen in harmonisierter Form als Open Data an.

Interessierte können sämtliche Angaben ab sofort zentral über einen internetgestützten Zugriff (wfs-Link) und in einem einheitlichen Format beziehen. Selbiges Angebot kommt jedoch nicht allein der Wissenschaft zugute, denn es steht ebenso der Allgemeinheit zur Verfügung – was nicht zuletzt den Datenaustausch zwischen Ämtern, mit Planern und in der interkommunalen Zusammenarbeit zu vereinfachen hilft. Download-Link und Metadaten sind via mCloud-Plattform des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) erhältlich. www.baumcloud.org www.ioer.de

[73


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.