Augen auf! (WS 16/17)

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AUGEN AUF



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WIR SIND WIEDER DA!

Anja Gehring

Natürlich geht auch dieses Semester nicht ohne eine tolle neue Ausgabe der VielSeitig zu Ende – Na, eigentlich kommt ja noch die Prüfungszeit vo? e B ra wenn man sich in dieser schnelllebigen Welt auch auf kaumol … ir, di w d Co r sin en y. We k ras s noch was verlassen kann, wir kommen immer wieder ;) den s m i le über inker

Mediapublishing

en st ihr malig 3 4 le r ehe S e i te t ihre i f m u t A „ S w if aylor Simon Kienzler y!“ von T Craz Beef e z :o m o G a n Wirtschaftsinformatik e S el BFF n. e i c he r t s e ich W ürd

Zw

etwas. So viel Zeit muss sein, auch in dieser schnelllebigen Welt…

Und selbstverständlich mit neuem Inhalt: Stolz präsentieren wir die neue Ausgabe unter dem Thema „Augen auf!“. Die Redakteure haben wieder nach interessanten Themen Ausschau gehalten, die Lektoren haben die eingeschlichenen Fehler natürlich entdeckt und die Layouter haben besonderes Augenmerk auf das gute Aussehen der Zeitschrift gelegt – und wie wir finden, ist sie wieder ein Erfolg geworden!

Anne-Katrin Brode Print-Media-

Oder auch nicht… lic h haben Selbstverständ

Management

wir das!

Korüfeen auf Wir sind alle rens. des Lektorie dem Gebiet

Zu unserem Leitthema gibt es viele interessante Artikel und auch wir möchten euch dazu etwas mit auf den Weg geben: Schaut hin, nicht weg!

Beobachtet Menschen genauer, die ihr euch normalerweise nie angeschaut hättet. Informiert euch über Themen, die bisher von euren Vorurteilen geprägt sind und helft denjenigen, die eure Hilfe brauchen können. Hebt den Blick von eurem Smartphone und seht euch die Welt an – vielleicht können wir sie gemeinsam ein bisschen besser machen. Optimis

tisc her

Oder die neue Ausgabe der VielSeitig!

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r gut! mir seh

Aber bevor sich euer Blick in neue Richtungen wendet – lest unsere Zeitung ;) Über Zwinkersmileys

Anja, Simon e nn &A

reden wir nochmal..

…und der Leserschaft, hihi. s t yp i

ch S

n imo

!


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Inhalt

Leitthema: Augen auf!

Campusleben

6

Gehen wir zu weit?

46

Von der Idee zur Zeitschrift

7

#schauhin - Alltagsrassismus ist nicht meine Sorge

48

Was bedeutet es, Regie zu führen?

10

Die Pink- und Blau-Falle

50

Was macht die VS eigentlich?

12

Augen auf zur Originalität

51

Internationale Studenten an der HdM: Sonne und Wind

14

Augen auf beim Einkauf

54

Jodel - Die bessere Klowand

16

Augen auf: Queere Begriffe und Probleme

20

Augen auf im S-Bahnverkehr

22

Bücher, die dir die Augen öffnen

25

Im Gedenken stolpern - ein Aufruf zum Hinsehen

28

Wie es der Zufall so will - Ein Reisebericht

32

Die Welt hinter Glas

36

Afghan Girl

38

Höre niemals auf zu lächeln!

40

Augen auf bei der Partnerwahl - Lovoo, Tinder und Co.

42

Big Talk


3

Lifestyle

Kunst & Kultur

58

Morgenstund‘ hat Gold im Mund

78

Fotowettbewerb „Perspektivwechsel“

62

Augen auf in der Küche: schnelle & gesunde Rezepte für den Studentenalltag

80

Ausnahmen bestätigen die Regel

82

Der beste Horror bleibt ungesehen

68

Augen auf bei der Ernährung! Mein veganer Selbstversuch

86

Die Stadt der Blinden eine Buchrezension

70

Augen zu!

88

Mit anderen Augen

72

Clown Under

89

74

Horoskop für 2017

Filmkritik: Die Unfassbaren now you see me

90

Die Schwaben - Zwischen Mythos und Marke

93

Ohren auf!

96

Handlettering

100

Große Augen

103

Ein Blick in Mythen und Legenden

108

The Scene of a Crime

110

Pizzaessen mit Picasso

114

In 5 Wimpernschlägen durch Tokio

118

Das Team

120

Impressum



Augen auf !


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Anja Gehring Mediapublishing

Gehen wir zu weit? Immer öfter wird den westlichen N ­ achrichtenagenturen subjektive Berichterstattung vorgeworfen. Es wird ­behauptet, für unsere Medien gäbe es nur schwarz und weiß: Nationalismus und Russland sind schwarz. ­Bekämpfung der Rechten und Obama weiß. Rechte Kräfte werfen vermehrt mit Begriffen wie „Lügenpresse“ um sich. ­Dabei sind die Beschwerden völlig legitim: Bei politischen Talkrunden, zu denen alle nennenswerten Parteien eingeladen wer­ den, sollte die AfD nicht ausgeschlossen werden. Aufgrund wachsender Stimm­ anteile gehört auch sie zur deutschen Politiklandschaft. In einer Demokratie muss jeder erlaubten Partei auch zugehört werden können – ansonsten wird zu Recht von Ungleichheit gesprochen und das ist gefährlich. Denn genau so konnte sich auch Donald Trump die Medien zunutze machen: In jeder seiner Reden fielen mindestens einmal Worte wie „dishonest media“ und „failing new york times“. Die Medien schlugen sich offen auf die Seite von Hillary Clinton, warnten sogar davor, Trump zu wählen. Und damit haben sie das Gegenteil bewirkt: Er wurde gewählt.

Natürlich ist auch die VielSeitig nur ein Medium von vielen. Seid also auch

Augen auf!

hier kritisch ;)

Von Medien wird Objektivität verlangt. Diese war zeitweise nicht vorhanden und damit beraubten sie sich ihrer eigenen Glaubwürdigkeit. Trump erkannte das und konnte es sich zunutze machen.

Man kann die Welt nur dann aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, wenn man sie auch aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen hat.

Das gilt eben auch für Journalisten. Die meisten westlichen Journalisten sind im Westen aufgewachsen, die meisten östli­ chen im Osten. Sie sind mit den jeweiligen Werten ihres Landes groß geworden und sehen es als ihre Aufgabe, diese Werte zu vertreten. Werden Minderheiten ­diskriminiert – egal ob Schwule, Auslän­ der oder Drogenabhängige – so ist das aus deutscher Sicht nicht richtig und darüber sollte auch nicht objektiv berichtet werden, denn: Medienunternehmen haben einen Sozialisierungsauftrag. Mediengüter sind unter anderem dafür verantwortlich, der Gesellschaft aufzuzeigen, was richtig und was falsch ist. Natürlich gibt es Grauzonen und wenn solche vorhanden sind, müs­ sen sie auch als solche betitelt werden.

Aber Krankenhäuser zu ­bombardieren ist keine Grauzone. Das ist falsch und muss verurteilt werden!


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#schauhin – ­Alltagsrassismus ist nicht meine Sorge „Wenn ich erfolglos eine WG suche und mir dann geraten wird, in E-Mails einen deutschen Namen statt den eigenen anzugeben. #schauhin“ – @baum_glueck Vor drei Jahren startete auf Twitter die Aktion #schauhin. Tausende User teilten unter dem Hashtag ihre alltäglichen Er­ fahrungen mit Rassismus und erreichten damit die Trending Topics in Deutschland. Daraufhin wurde das Thema Alltagsrassis­ mus von zahlreichen Medien aufgegriffen.

Situation der Aktion. #schauhin erging es ebenso wie dem Hashtag #Aufschrei gegen Alltagssexismus, der schon bald von anderen Usern zweckentfremdet und gekapert wurde. Der Sinn solcher Akti­ onen, Diskriminierung sichtbar zu ma­ chen, scheitert langfristig immer wieder.

Viele Menschen mit Diskriminierungs­ erfahrungen hatten plötzlich das Gefühl, nicht mehr allein zu sein und ohne Angst vor Diffamierung über Missstände spre­ chen zu können. Doch schon bald wurde der Zustand wieder kleingeredet: „Es ist doch schon einiges besser geworden.“ „Die könnten doch auch mal froh sein damit, wie es ist.“ „Alles dreht sich nur um die!“

Es gibt aber noch viel, das man offline tun kann und es gibt auch gute Gründe dafür, sich nicht einfach zurückzulehnen: Wir sind eine pluralistische Gesellschaft mit einer bewegten Vergangenheit, einer breiten Vielfalt der Kulturen, der Religi­ onen, der Lebensentwürfe, vermischten Lebensweisen und einer soliden Basis durch das Grundgesetz. So haben wir dieses Land geerbt und wir sollten Sorge dafür tragen, dass es noch lange so le­ benswert bleibt, wie es derzeit noch ist.

Diskriminierung läuft ­immer gleich ab Diese Aussagen habe ich einem Diagramm zur Gleichstellung der Frau entnommen. Man könnte sie unverändert auf jede andere Diskriminierungsform übertragen. Das sieht man auch an der derzeitigen

Was ist Rassismus eigentlich genau? In einer rassistischen Welt ist der Un­ terschied etwas Schlechtes. Es ist nicht die weiße Hautfarbe, die den ­Schwarzen

Merve Kayikci Crossmedia-Redaktion und Public Relations


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vom Weißen unterscheidet. Es ist die schwarze Hautfarbe, die den Schwar­ zen so verhängnisvoll zu etwas an­ derem als einem Weißen macht.

Der Unterschied ist endgültig. Der Jude war schon immer habgierig, der Schwarze unterlegen und Muslime sind barbarisch. Daraus folgt, dass sie immer so bleiben werden, ohne Hoffnung auf Änderung. Und jedes Individuum einer Gruppe, das das Gegenteil verkörpert, versteckt diese Eigenschaften nur gut genug oder ist eine Ausnahme. Es ist auch egal, ob diese Ausnahmen die absolute Mehr­ heit darstellen. Sie sind Ausnahmen!

Jeder wirkliche oder erfundene Mangel eines Individuums wird auf die ganze ihm verwandte Gruppe ausgedehnt und der Betroffene wird aufgrund des kollektiven Merkmals verurteilt. Der „nordafrikanisch aussehende“ Grabscher kann gar nicht anders. Seine dunklere Hautfarbe zeigt seinen Mangel an Res­ pekt gegenüber Frauen: „Meine Tochter soll keinen dunkelhäutigen Mann haben. Der wird sie sowieso nur schänden.“ Islam ist doch gar keine Rasse… „Der Islam passt nicht zu uns“ – Die Mitte-Studie der Uni Leipzig stellte in einer repräsentativen Umfrage von 2016 fest, dass 41 Prozent der Befragten die Einwanderung von Muslimen pauschal ablehnen würden. Schau doch mal bei www.primamuslima.de vorbei, wenn dich

Augen auf!

dieses Themengebiet interessiert.

Islamfeindlichkeit ist eine spezielle und wachsende Diskriminierungsform in Deutschland und drückt sich in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen aus: Im Bildungssystem, beim Zugang zum Arbeitsmarkt oder bei der Wohnungssuche. ­Brandanschläge auf islamische Gemeinden, Hate Speech

in digitalen Netzwerken und verbale sowie physische Attacken auf mus­ limische Menschen häufen sich.

Ein Amokläufer in München wird wegen eines muslimisch klingenden Zweit­ namens mit dem Islam assoziiert und ein in Deutschland lebendes musli­ misches Kollektiv muss den Kopf hin­ halten für das Chaos und die Gewalt, die er als Einzelperson anrichtet. Auch wenn weder die Tat noch der Täter in Wahrheit wirklich etwas mit Musli­ men in Deutschland zu tun haben.

Die aktuellen Debatten um den ­Islam und die Integrationsfähigkeit von ­Muslimen sind oft von Emotionen und Intoleranz geprägt. In der öffentlichen Diskussion wird ein antiislamischer Rassismus jedoch oft in den Deckman­ tel der Islamkritik verpackt. Dabei wird eher Volksverhetzung betrieben, statt sachlich Missstände zu analysieren.

„Das vornehme Wort Kultur tritt anstelle des verpönten Ausdrucks Rasse, bleibt aber ein bloßes Deckbild für den brutalen Herrschaftsanspruch.“ – Theodor Adorno (1903-1969)

Es ist gleichgültig, ob eine rassistische Anklage sich auf einen biologischen oder kulturellen Unterschied bezieht. Bei eth­nischem Rassismus geht es auch nicht wirklich um die Ausgrenzung ­einer biologischen Rasse, sondern um eine konstruierte Abgrenzung und die


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daraus folgende ­Abwertung eines Kol­ lektivs. Es gibt nämlich überhaupt gar keine menschlichen Rassen. Und so­ lange man als „anders“ identifizierbar bleibt, weil die Religionszugehörigkeit sichtbar ist, bewahrt einen auch gute Integration nicht vor Ausgrenzung.

nicht d ­ amit an, dass jemand auf einem Bahnhof verprügelt wird, weil er anders aussieht. Es fängt schon mit einfachen Gedanken an: „Meine Ärztin hat ja einen russischen Akzent. Ich geh‘ nächstes Mal zur Sicherheit zu einem anderen Arzt.“

Und was kann man tun? Der sogenannte „isla­ mistisch moti­vierte“ Terror bietet derzeit den perfekten Nährboden für rechten Popuismus und vermutlich wird die AfD demnächst mit menschenfeind­ lichen Parolen in den Bundestag einziehen. Demokratie ist keine Garantie für Gerech­ tigkeit und Rassismus gibt es in jedem Gesellschaftssystem. In vielen pri­vaten Kreisen sowie­so, aber auch im öffentlich-politischen Diskurs, auf institutioneller Ebene und sogar teilweise in den Medien wird Rassis­ mus immer offener und expliziter.

Nicht nur Diskriminie­rungs­opfer soll­ ten sich von diesem Problem betroffen füh­len. Jeder Mensch in Deutschland hat eine Rolle in rassistischen Struktu­ ren, die sich nicht auf Täter und Opfer beschränkt. Jeder muss sich fragen, ­welche Rolle er hat. Bin ich ein stum­ mer Z ­ uschauer oder ein blinder Unter­ stützer? ­Diskriminierung fängt auch

Unser Staatssystem funktioniert nur mit selbstständigen und mündigen Bürgern, die ihr Land mitgestalten und den medialen und politischen Mainstream auf­mischen. Wir müssen Themen in den Vordergrund rücken, die wirklich wichtig sind, bevor sich die Gesellschaft durch Diskussionen über ein ­Erdoğan-Schmähgedicht oder Burkinis immer weiter spaltet.

„Bei egal welcher Kritik, die ­Menschen mit Migrationshintergrund äußern: ‚Geh doch nach Hause, wenn es dir hier nicht passt!‘ #schauhin“ – @LilithMuc


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Anne Le Medienwirtschaft

Die Pink-und-Blau-Falle Von Geschlechterrollenklischees zum Alltagssexismus Es ist wieder Weihnachtszeit. Straßen und Einkaufsläden sind voller Menschen – viele von ihnen Eltern auf der Suche nach dem perfekten Geschenk für ihre Kinder. Als ich kürzlich an der Spielwarenabteilung eines Kaufhauses vorbeilief, fiel mir wieder auf, wie alles nach Geschlechtern geordnet ist. Für Mädchen ist natürlich alles rosa und es gibt eine ganze Palette von Püppchen und Feen mit verschiedenen Täschchen und Kleidchen. Jungen haben da mehr Auswahl: Traktoren, Flugzeuge, Autos, Fußbälle, Pistolen – alle in eher dunklen Farbtönen –, die das technische Denkvermögen und die physische Aggressivität der Kleinen anregen sollen. Tatsächlich nach Luft schnappen musste ich bei zwei Büchern für Kinder im Grundschulalter: das eine mit einem Jungen auf dem Cover und dem Titel „Wie man klug wird“ mit Tipps für bessere Noten und den Traumberuf, das andere für Mädchen „Wie man am schönsten wird“ mit Tipps für die perfekte Figur und die perfekten Haare für makelloses Aussehen.

21,9 Prozent der AbsolventInnen in Ingenieurswissenschaften sind Frauen, 4 Prozent der MitarbeiterInnen in Kindertagesstätten im pädagogischen Bereich sind Männer. Sexismus hat zu

Augen auf!

diesen Zahlen geführt.

Wie toxisch es ist, Kinder nach Geschlecht in Schubladen zu zwängen, diese Erziehungsform und diesen Kommerz zu unterstützen, merken viele Eltern nicht. Verhaltensforscher und Studien bestätigen aber: Geschlechterklischees wirken sich auf das spätere Leben der Kinder aus.

Mädchen haben z. B. keine geringere Begabung in Mathematik oder Technik, sondern lediglich stärkere Selbstzweifel. Sie werden von klein auf kaum in diese Bereiche eingeführt, wenn die Eltern sie nicht alles ausprobieren lassen. Mit wachsendem Alter zeigen sich die Folgen des Sexismus Wenn ich mir anhöre, wie sich einige 14jährige Jungen streiten, fallen oft Ausdrücke wie „du schlägst wie ein Mädchen“ oder „du Pussy“. Mit einem Mädchen assoziiert zu werden, ist für sie ein Zeichen von Schwäche und ihrer fehlenden Männlichkeit, denn Männer sind nach der gesellschaftlichen Definition stark und Frauen schwach. Schmerz und Trauer verarbeiten Männer oft mit Gewalt, denn der Sexismus hat ihnen die Möglichkeiten und den Mut, über ihre Probleme und Gefühle zu reden, zu einem großen Teil genommen.

Wie verbreitet Sexismus auch in sozialen Netzwerken ist, zeigt das Beispiel der kanadischen Fotografin und Künstlerin Petra Collins. Die 23-Jährige fotografiert u. a. für Cover von Magazinen auf der ganzen Welt, bekannt sind ihre Werke für ihre Natürlichkeit: Menschen, vor allem Frauen, unretouchiert. Auf Instagram


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postete sie einmal ein Bild eines weiblichen Unterkörpers in einer Unterhose, dabei schauten an den Seiten Schamhaare heraus. Eine kurze Zeit später nahm Instagram das Bild heraus. Es habe offenbar gegen die Richtlinien verstoßen. Nicht so ihre anderen Fotos, auf denen genauso viel Haut

eigentlich „nur als Kompliment“ gemeint sind. Ich habe es satt, nicht ernst genommen zu werden und als zickig oder dramatisch abgestempelt zu werden, wenn ich mich gegen etwas ausspreche, das ich für falsch halte.

Eine pinke Ente für die Mädchen und eine blaue für Jungs.

zu sehen ist. Dieser Vorfall zeigt, dass Mädchen und Frauen im Internet makellos, schön und sexy sein müssen, dass der weibliche Körper als Sexobjekt vollkommen akzeptiert, wenn nicht sogar erwünscht wird, jedoch Ekel und Empörung die Reaktion sind, wenn man etwas biologische Natürlichkeit zeigt.

Ich habe es satt, als Mädchen gesagt zu bekommen, dass meine Hose zu kurz oder mein Ausschnitt zu tief ist und ich Jungs möglicherweise auf „falsche Gedanken“ bringe. Ich habe es satt, Angst zu haben, wenn ich alleine im Dunkeln auf der Straße laufe. Ich habe es satt, sexuell anspielende Kommentare zu bekommen, die doch

Was nun? Diejenigen, die denken, dass Gleichheit schon erreicht ist, täuschen sich. Wir sollten und wir können mehr tun. Anfangen kann jeder von uns im Alltag, unabhängig vom Geschlecht. Wir können Marken boykottieren, die mit Sexismus werben, in Social Media ein Statement abgeben, unsere Mitmenschen auf das Thema aufmerksam machen – seien es Lehrer, die sexistische Witze reißen, oder Freunde und Verwandte, die beim gemeinsamen Essen darüber lachen. Wichtig ist auch, sexuelle Belästigung niemals zu verschweigen und unser eigenes Verhalten zu ändern. Alles, was wir von uns geben, macht einen Unterschied. Political Correctness ist hierbei das Stichwort.


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Maja Rubinstein

Augen auf zur Originalität

Werbung & Marktkommunikation

Ich war nicht auf vielen Hochzeiten, aber die Gothic- Hochzeit auf der ich neulich gewesen bin, wird mir bestimmt lange im Gedächtnis bleiben. Die nächtlichen Sing-Star- und Tanz-Sessions spielten sich zu ACDC, Rammstein und Dubstep ab und das angehende Ehepaar startete mit einer actionreichen Einlage zu „Küss mich“ von Betontod, sich gegenseitig zubrüllend: „OHNE DIIICH WÄR MEIN LEBEN GANZ SCHÖN SCHEISSEEE!“. Auf der Tanzfläche durfte die „Gabel“, das „Head-banging“ und das im schnellen Takt passende Gehüpfe nicht fehlen. Am Ende des Abends muss ich doch sagen, dass es mir sehr gefallen hat, wie es für die Getrauten nicht das Ziel war, es allen Recht zu machen. Vielmehr hatten sie die Hochzeit originell gestaltet und sich somit ehrlich und offen allen Gästen präsentiert: „So sind wir halt!“ Inspiriert von meinen Bekannten, die sich mit ihrer Hochzeit selbst treu geblieben sind, habe ich mich umgeschaut und weitere originelle Konzepte im alltäglichen Leben entdeckt. Oder wie wär‘s mit „Zum Troll“? In dieser Bar, welche sich in Stuttgart an der Schwabstraße befindet, wurde eine neue Art des sich Kennenlernens eingeführt: Punkt Null Uhr fängt eine besondere Art der Kommunikation

Augen auf!

an – „Der Erdnusskrieg“.

Warum normal ausgehen, wenn man auch das „Dans le Noir“ oder „Dinner in the Dark“ besuchen kann? Welches Gourmet-Restaurant kann sonst noch eine Schärfung der Sinne als Beilage servieren? Das Konzept dieser Restaurant-

kette besteht darin, dass man in ABSOLUTER DUNKELHEIT lecker essen geht. Die Idee dahinter ist, dass dadurch die anderen vier Sinne verschärft werden aufgrund des Ausfalls des Sehvermögens und das Essen somit viel intensiver schmeckt und auch das soziale Miteinander angekurbelt wird. Man muss nämlich hin und wieder zwangsläufig etwas sagen, damit die anderen sich im Klaren befinden, ob man noch anwesend ist. Bedient wird man von Blinden, somit verschafft diese Branche Sehbehinderten Festanstellungen und man kann sich als Gast vom „Sehvermögen“ seiner Kellner beeindrucken lassen während man zum Tisch geführt wird. Ich kann mir kaum ein originelleres Abendessen vorstellen, bei dem man sich seinen Sinnen so öffnet und seine Umgebung dermaßen intensiv wahrnimmt- ganz ohne Augen.


13 Warum normal reisen mit einem 08/15 Reisebus? … wenn man für weniger Geld in einem komfortablen Auto sitzen kann, schneller ans Ziel kommt und freundliche Leute von überall her kennenlernen kann? Viele kennen bestimmt die „Blablacar“- App schon. Ich persönlich besuche fast jedes Wochenende Freunde in Straßburg und hab durch die Mitfahrzentrale so etwas wie einen persönlichen Chauffeur/Freund gefunden, der mich mit einem freundlichen Lächeln empfängt, fragt wie meine Woche war und mit mir sogar mein Französisch verbessert. Zudem lernen wir immer noch eine dritte Person kennen, da wir selten nur zu zweit fahren. Letztens konnte mein Chauffer/Freund Paulino (34) nicht und ich war gezwungen, den Bus zu nehmen. Mich erwartete ein typisch pessimistischer Busfahrer, der nach einer bereits absolvierten langen Fahrt mein Ticket abstempelte und kaum Kraft hatte mein Lächeln zu erwidern. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch den odeurvollen Sitz gleich über der Toilette erwischt (Y). Also Augen auf für alternative Reisemöglichkeiten, die meistens doch um einiges interessanter und abenteuerlicher sind als Flix-Bus oder die einsame Fahrt im eigenen Auto. Abnormale Träume Bei all dem Streben nach Neuen und Originellem sollte man trotzdem nicht vergessen, dass anders nicht immer besser ist. Ken Justin zum Beispiel will nur noch „Anders“ sein - um genauer zu sein: Er will nicht mehr so sein wie wir Menschen, sondern voll und ganz zu einer anderen Spezies wechseln: - den Barbies. Um

täuschend echt wie Ken auszusehen, legte sich der Brite Rodrigo Alves(32) bereits schon 113-mal unter‘s Messer. Was nicht nur sehr kostspielig war (er hat bereits über 370 000 Euro investiert), es wurde auch noch zu einem lebensgefährlichen Verhängnis, nachdem eine missglückte Operation der Nase eine schwere Infektion mit sich brachte. „Life in plastic, it´s fantastic“ - Originell ja, aber „ fantastic“ wohl kaum. Originalität hat also immer ihre Grenzen und das eigenes Wohlergehen sollte immer im Vordergrund stehen. Trotzdem kann man nicht abstreiten, dass die Zielverfolgung und das Streben nach einem derart skurrilen Traum beeindruckend sind. Jeder sollte manchmal mehr

Mut fassen, um seine Ziele und Träume zu verfolgen, auch wenn das Andershandeln und Kreativität erfordert. Natürlich müssen keine extremen Maßnahmen getroffen werden, wie „Real-Ken“ es getan hat. Ideen, Originalität und Kreativität sind jedoch Basis ein jeder Entwicklung und jeden Fortschritts! Also habe Mut, die Augen zu dir selbst zu öffnen, auch wenn es heißt, etwas auf neue Weise und anders zu tun! Wir sind es dem Fortschritt – also unserer Zukunft - schuldig.


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Madeleine Fischer Crossmedia-Redation,

Schon gewusst? Teure Produkte werden im Supermarkt eher rechts platziert.

Mehr als die Hälfte der Kaufentscheidungen treffen wir spontan.

Im Supermarkt ist es immer 19°C warm,

Augen auf!

weil wir uns dann am wohlsten fühlen.

Augen auf beim Einkauf Bei der Kennzeichnung von Waren haben Hersteller jede Menge Tricks auf Lager, die uns zum Kauf verlocken sollen und uns dabei in die Irre führen. Ein paar dieser Fallen will ich euch vorstellen, damit ihr in Zukunft bewusster einkaufen gehen könnt. Zunächst möchte ich das Thema Energielabels auf Elektrogeräten genauer beleuchten. Sie sollen dem Verbraucher helfen, den Energieverbrauch der Geräte zu vergleichen und einfacher ein energieeffizientes Gerät zu finden. Doch kann man sich auf die Labels verlassen? Bei einem Verbrauchertest der ARD von Waschmaschinen stellte sich heraus, dass deren Energieverbrauch weit über dem auf dem Label angegebenen Verbrauch liegt. Beim genaueren Hinschauen kann man feststellen, dass die Energielabels nur für den Energiesparmodus gelten, dabei läuft das Gerät jedoch mit verringerter Leistung. Zudem werden die Geräte unter praxisfernen Bedingungen getestet, nämlich ohne Inhalt. Das, was auf dem Energielabel zu lesen ist, entspricht also nicht dem eigentlichen Energieverbrauch.

werden dabei eingesetzt. Wird mit natürlichem Aroma geworben, kann es aus pflanzlichen oder tierischen Stoffen oder aus Mikroorganismen wie Schimmelpilzen stammen. So wird Ananasaroma beispielsweise aus Weißkohl gewonnen. Bei dem Begriff „natürliches Fruchtaroma“ müssen immerhin 95 Prozent des Aromas aus dem Lebensmittel stammen. Man kann also nur von einem naturbelassenen Produkt ausgehen, wenn in der Zutatenliste keine Aromen genannt sind.

Als nächstes möchte ich einen Blick in die Lebensmittelindustrie werfen. Fruchtjoghurts sind ein beliebter Snack bei den Deutschen. Doch wie viel Frucht steckt in so einem Joghurt? Nicht besonders viel. Stattdessen werden die Produkte mit Aromen versetzt – fast 2700 verschiedene

Generell lohnt es sich, einen Blick ins Kleingedruckte zu werfen, bei Unsicher­heiten nachzufragen oder sich selber schlauzumachen. So könnt ihr einigen Verbraucherfallen entgehen und seid bestens für den nächsten Einkaufstrip gerüstet.


AUFBRUCHSTIMMUNG Wer die Welt der Medien von morgen und übermorgen mitgestalten will, findet heute bei Holtzbrinck spannende Herausforderungen. Starten Sie Ihre Karriere bei Holtzbrinck – als Student oder Absolvent! Wir bieten eine steile Lernkurve, Verantwortung und zahlreiche Karrieremöglichkeiten in einem innovativen und dynamischen Medienunternehmen. karriere.holtzbrinck.com Follow us on LinkedIn und XING


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Simon Robl Medieninformatik

Augen auf: Queere Begriffe und Probleme Traut ihr euch zu, einen Charakter mit anderer Kultur, anderem Geschlecht und anderer Sexualität darzustellen ohne auf Klischees oder Stereotypen zurück-zufallen? Unsere Hochschule beschreibt sich in ihrem Leitbild als „Bildungsanbieterin für Medienspezialisten” –  wir als Studierende werden später aus einer Vielzahl an Positionen Einfluss auf die Medienproduktion in Deutschland und im Ausland nehmen. Damit geht auch eine gewisse Verantwortung einher: Die Realität, die wir präsentieren, wird von Hunderten, Tausenden, vielleicht sogar Millionen von Menschen täglich konsumiert. Deshalb ist es wichtig, darauf zu achten, nicht nur uns und unser Umfeld, sondern auch andere Gruppen ausgewogen und fair darzustellen.

Das Projekt 100% Mensch bietet aktuelle Informationen, unter anderem auch über die Debatte der Begrifflichkeiten für Menschen

Augen auf!

mit transsexuellem Hintergrund.

In der Praxis scheitert dies allerdings häufig an mangelnder Diversität   – wenn wir niemanden kennen, der uns von seinem Leben berichten kann, wie wollen wir ihn dann darstellen? Nun, nur, weil etwas schwer sein mag, ist es nicht unmöglich! Informieren lautet die Devise. Und damit Euch das Ganze einfacher fällt, wird sich der Rest des Artikels damit beschäftigen, euch den oftmals verwirrenden Begriffsdschungel der queeren Community näherzubringen.

Queer – was ist das überhaupt? Der Begriff queer wurde ursprünglich als Schimpfwort für Andersartige benutzt. Besonders Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen wurden beschimpft. Dies ließen sich eben jene Menschen aber nicht lange gefallen und deuteten das Wort im Aktivismus der 80er und 90erJahre um. Heutzutage ist queer sowohl der Oberbegriff für Leute, die in ihrer Sexualität bzw. geschlechtlichen Orientierung einer Minderheit angehören, als auch eine Beschreibung für Leute, die sich keiner der etablierten Begriffe zugehörig fühlen. Welche Begriffe existieren für all diese Menschen? Die deutsche Sprache hängt mit ihren Begriffen leider dem aktuellen Stand weit hinterher. Dementsprechend fällt es leichter, das fehlende Vokabular durch die englischen Begriffe zu ersetzen. Vor allem, da diese häufig eins zu eins Eingang in das Deutsche finden.

Aber auch für diese Begriffe gilt, dass


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sie eher der Findung von eigener Identität und Gleichgesinnten dient als einer Kategorisierung. Ebenso wie Menschen nicht nur klein und groß sind, sondern auf dem Meterband verschiedene Werte annehmen können, existieren Geschlecht und Sexualität auch auf einem Spektrum.

Niemand muss sich auf einen Begriff dauerhaft festlegen, im Laufe eines Lebens kann sich vieles ändern. Es gibt Personen, deren Geschlecht oder Sexualität ständig im Fluss sind. Dies kann zyklisch oder ohne feststellbare wiederkehrende Elemente passieren.

Die Regenbogenflagge ist ein weltweit etabliertes Symbol der LGBTQ+-Bewegung.

Die Begriffsfindung wird zusätzlich dadurch erschwert, dass viele dieser Begriffe erst in den letzten zehn bis zwanzig Jahren aufgetaucht und deshalb noch immer Gegenstand diverser Diskurse sind – aus diesem Grund kann ich auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Schließlich lässt sich noch sagen, dass natürlich von niemandem erwartet wird, all diese Begriffe komplett auswendig zu kennen  –  allerdings zeugt es von Respekt, zumindest schon mal von ihnen gehört zu haben.

Für Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt, gibt es sehr viele Begriffe, da die Definition dieses Umstands komplex und sehr individuell ist. Der im Deutschen am meisten akzeptierte Begriff lautet Menschen mit transsexuellem Hintergrund. Denn englische Begriffe wie Transgender, trans man und trans woman könnten missverstanden werden. Dennoch gibt es auch viele Anhänger dieser Begriffe. Synonym wird auch der Begriff/die Bezeichnung

Die Videoreihe In the Closet von Buzzfeed beschäftigt sich ebenfalls mit vielen dieser Themen.


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Transidentität, also das Phänomen der von der Geschlechtsidentität abweichenden Körpermerkmale, verwendet. Menschen ohne transsexuellen Hintergrund können als Cisgender bezeichnet werden.

Sämtliche Geschlechteridentitäten außerhalb von Mann oder Frau (gender binary) werden als genderqueer oder non-binary bezeichnet. Beispielsweise sind Leute:

• Agender/Genderless - Personen ohne Geschlechtsidentität

• Intersex - Personen, die medizinisch (genetisch, anatomisch, hormonell) nicht eindeutig binär zugeordnet werden können

• Bigender - Personen mit zwei Geschlechtsidentitäten

• Trigender - Personen mit drei Geschlechtsidentitäten; es kommt das third gender dazu

• Pangender - Personen, die sich allen Geschlechtern angehörig fühlen

Eine Beziehung mit einem anderen Partner bezeichnet man als monogam, mit mehreren Partnern als polygam. Polygamie ist Teil der non-monogamy, also all denen Beziehungsformen, in denen keine romantische oder sexuelle Exklusivität besteht.

Eine Beziehung zwischen Partnern unterschiedlichen Geschlechts bezeichnet man häufig als heterosexuell. Bei Partnern gleichen Geschlechts häufig als homosexuell. Eine homosexuelle Frau ist lesbisch, ein homosexueller Mann ist schwul.

Das hauptsächliche Interesse an Frauen wird als Gynäkophilie bezeichnet, an Männern als Androphilie. Diese Begriffe sind geschlechtsunabhängig.

Eine Person, die sich zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlt, nennt man bisexuell. Dieser Begriff mag die höchste Sichtbarkeit haben, allerdings existieren auch noch weitere Begriffe:

• Polysexualität – um die Attraktion zu vielen Geschlechtern zu betonen

• Pansexualität – um die Attraktion zu allen Geschlechtern zu betonen

Das LGBT Video Game Archive stellt eine Datenbank für sämtliche queeren Charaktere in Videospielen

Augen auf!

zur Verfügung..

• Genderfluid - Personen, deren Geschlechtsidentität einem ständigen Wechsel unterworfen ist

Je nach Person können diese Begriffe dasselbe bedeuten oder es wird Wert auf ihre Unterscheidung gelegt.


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Eine Person, die keine sexuelle Anziehung oder kaum bis kein Verlangen nach Sex verspürt, ist asexuell. Dies bedeutet nicht unbedingt, dass diese Person keinen Sex hat oder keine Beziehungen eingeht. Viele Asexuelle fühlen trotzdem romantische Anziehung.

Die romantische Anziehung benutzt dieselben Präfixe wie die Sexualität. Personen, die erst eine starke emotionale oder romantische Anziehung zu einem Partner verspüren müssen, bevor sie für den Partner sexuelle Attraktion spüren können, sind demisexuell. Wie kann man queeren Menschen helfen? In Deutschland können queere Menschen nicht gleichgestellt heiraten und adoptieren. Ebenfalls können Personen in ihren Ausweisen das Geschlecht nur schwer ändern lassen, und dann auch nur zu anerkannten Geschlechtern.Bei intersexuellen Kindern wird häufig durch einen operativen Eingriff eine zwanghafte Festlegung des Geschlechts durchgenommen, die Betroffenen können dadurch schwere psychische Folgen erleiden.

Dass all diese Probleme schon so lange bestehen, liegt daran, dass viele Deutsche zwar nichts gegen diese Änderungen einzuwenden hätten, sich aber auch nicht aktiv dafür einsetzen. Als Minderheit können queere Menschen allein aber nur durch große Anstrengungen Gesetzesänderungen bewirken. Des-

halb sind queere Menschen besonders auf eure Unterstützung sowohl in der Politik als auch im Alltag angewiesen.

Der Webcomic ShootAround, der kostenlos über LineWebToon lesbar ist, enthält fast ausschließlich queere Charaktere.

Politik muss nicht bedeuten, dass ihr Protestmärsche organisiert, denn ihr bewirkt das meiste in der Politik alleine schon durch eure Entscheidungen. Wenn ihr Euch zum Beispiel dafür entscheidet, einer queeren Person in euren Medienproduktionen einen Platz und eine Stimme zu geben, oder wenn ihr dabei helft, Andere zu informieren. Selbst durch die Produkte, die ihr konsumiert, könnt ihr ein Zeichen setzen!

Ebenso wichtig wäre es aber auch, dass ihr an sämtliche Minderheiten denkt: Macht die HdM zu einem freundlichen und sozialen Platz, berücksichtigt alle bei wichtigen Entscheidungen, und am wichtigsten: Behandelt jeden mit dem gleichen Respekt!

Das Rainbow-Café informiert gerne weiter, fühlt Euch frei Kontakt aufzunehmen. An dieser Stelle auch einen großen Dank an die Mitglieder für die Hilfe an diesem Artikel!

Dieser Text wurde für die Druckversion gekürzt. Deshalb wird diese Version eher einer kurzen Einführung und Begriffskunde gerecht. Die ungekürzte Originalversion ist online unter https://goo.gl/HQaKJb verfügbar.

Das Reinbow-Café ist eine Initiative der Verfassten Studierendenschaft an der HdM. Sie bietet einen Treffpunkt für queere und LGBT Studierende.


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Manuela Kaczmarek Mediapublishing

Augen auf im S-Bahnverkehr S-Bahnfahren gehört bei den meisten zum Alltag. Aber wären wir jetzt noch in der Lage, zu sagen, wer uns heute Morgen gegenüber saß? Noch bevor sie kurz danach in die Station „Stadtmitte“ einfuhr, habe ich sie schon gehört: Die S-Bahn. Die Türen öffneten sich und ein Schwarm Menschen stieg aus. Nach dem höflichen Warten schwärmten wieder neue hinein. Ich fand einen letzten Sitzplatz in einem „Vierer“. Normalerweise hätte ich jetzt mein Handy herausgeholt und mich in den Tiefen von WhatsApp, Facebook und Co. verloren. Doch nicht dieses Mal.

2014 wurden 120.723.642 Fahrgäste in den Stuttgarter S-Bahnen gezählt. Wenn man alle Strecken jeder S-Bahn Linie einmal nimmt, dann wäre das eine Strecke von 376km. 2015 waren die S-Bahnen zu 80,8% pünktlich. Im selben Jahr sind die S-Bahnen schon 2.348 Mal komplett

Augen auf!

ausgefallen.

Mein Blick blieb an einem rothaarigen Mann Anfang 20 hängen. Er saß in einem Vierer auf der anderen Seite der Bahn. Seinen beigefarbenen Rucksack hatte er auf dem Schoß liegen, auf den er sich mit einem Buch in den Händen abstützte. Ich wurde neugierig. Es ist immer interessant zu wissen, was Leute in der Bahn lesen. Es war ein dickeres Taschenbuch mit rotem Einband. Es schien auch schon mehrmals gelesen worden zu sein, soweit ich das aus dieser Entfernung beurteilen konnte. Der Titel: „Warcraft“. „Das ist doch ein Online-Rollenspiel und kein Buch?“, war mein erster Gedanke. Jedenfalls fing damit mein „Kopfkino“ an: Typischer Nerd. Total klischeehaft von mir, könnte man jetzt sagen,

aber es waren ja nur meine Gedanken, die da ihren Lauf nahmen. Vor meinem inneren Auge bildete sich sofort ein Bild von acht Typen vor ihren Computern mit leistungsstarken Grafikkarten mit Chips und Energy-Drinks, die in einem dunklen Keller sitzen und World of Warcraft zocken. Wahrscheinlich studiert er auch noch Informatik oder sowas. Kann aber auch sein, dass ich mich komplett irre und ihm gefallen die geschriebenen Romane viel besser als die Videospiele von World of Warcraft.

Auf der nächsten Bahnfahrt fiel mir ein junges Mädchen auf. Sie sah noch sehr nach Schülerin aus und nach rebellierendem Teenager. Sie war stark geschminkt, trug eine Lederjacke, schwarze Doc Martens und die Hosenträger hingen ganz lässig in den Knie​kehlen. Nicht zu vergessen die Kopfhörer über der Mütze, unter der ein paar grün gefärbte Strähnen herausschauten. Doch was mich erst zu meinen Überleg­ ungen führte, waren ihre WhatsApp-­ Nachrichten. Ja, ich weiß, es ist sehr indiskret und unhöflich, anderen Leuten in ihre privaten Nachrichten zu schauen, aber die S-Bahnen sind morgens um halb acht einfach so unglaublich voll, dass man


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sich zwangsläufig auf die Pelle rückt. Mir fiel auf, dass es eine sehr sehr lange Nachricht war, mit vielen Herzchen und KussSmileys. Sie zauberte dem Mädchen nach dem Lesen ein Lächeln bis über beide Ohren ins Gesicht. Man könnte jetzt viel über den Absender der Nachricht spekulieren: ihr Freund, ihr bester Freund, ihre beste Freundin. Jedenfalls jemand, mit dem sie über alles reden kann, dem sie vermutlich alles anvertraut und bei dem sie sich sicher und wohl fühlt. Wer würde sich denn nicht über eine lange Nachricht am frühen Mor­ gen freuen, wenn sie von einem Menschen kommt, den man in sein Herz geschlossen hat? Das würde jedem den Morgen versüßen und alle Sorgen für einen Moment vergessen lassen. Ich muss zu­geben, bei diesem Gedanken musste ich selber lächeln, bis ich mir meiner Unhöflichkeit bewusst wurde und endlich wegschaute.

An einem anderen Nachmittag von der Uni nach Hause, wollte ich zum ersten Mal nicht wissen, wer jemand war und wohin er wollte. Als ich einstieg, fiel mir

der Mann sofort auf. Er war irgendwie gruselig. Er hatte eine leicht dunklere Hautfarbe, schwarze Haare und einen Bart. Sein Alter konnte ich nicht wirklich einschätzen. Er selbst war ziemlich unspektakulär, doch was er dabei hatte, ließ mich sofort im Türbereich stehen und dort die restliche Fahrt auch bleiben. Vor dem Mann stand ein alter, schon etwas schäbig aussehender, dunkelblauer Kinderwagen. In diesem befand sich ein Strohkorb. Und wiederum in diesem saß eine nackte Puppe. Sie war schon leicht dreckig und die blonden Haare waren schon sehr lange von keinem Mädchen mehr gekämmt worden. In dem Moment wollte ich gar nicht wissen, wohin dieser Mann mit dem Kinderwagen und der Puppe ging.

Ihr seht: S-Bahn- oder Busfahren ist gar nicht so langweilig, wenn man mal das Handy aus der Hand legt.

Also - Augen auf im S-Bahnverkehr!


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Annika Stanger Mediapublishing,

Bücher, die dir die Augen öffnen ...können, denn jeder von uns ist anders und das ist auch gut so. Zu Anfang sollte gesagt sein: Keine dieser Empfehlungen verspricht, dass dir dadurch ein Licht aufgehen wird. Der Geschmack eines jeden ist anders. Deswegen kann es natürlich sein, dass dir manche dieser Bücher überhaupt nicht gefallen – aber vielleicht wird auch das genaue Gegenteil der Fall sein. Außerdem ist es doch immer am Schönsten, wenn du ein Buch in die Hand nimmst und während dem Lesen plötzlich feststellst, dass dieses Buch gerade dein Leben verändert. Anmerkung zu „diverse books“ Ich möchte kurz erklären, warum es in diesem Artikel keinen Abschnitt zu „diverse books“ gibt (zu Deutsch: facettenreiche Bücher). Im Englischen beschreibt dieser Ausdruck Bücher, in denen es Charaktere aller Hautfarben, Religionen und sexuellen Orientierungen gibt, die mehr oder weni-

Das kleinste Buch der Welt ist mit 2,4 x 2,9 mm kleiner als ein Streichholzkopf und beinhaltet auf jeder Seite einen Buchstaben des Alphabets. Es ist nur

Augen auf!

durch eine Lupe lesbar.

ger friedlich miteinander leben. Auch ich finde es wichtig, dass solche Bücher existieren und einige sind in die einzelnen Abschnitte dieses Artikels mit eingeflossen.

Ich persönlich bin aber der Ansicht, dass es dies nicht als extra Genre geben sollte. Wir leben in einer Zeit, in der es als normal gelten sollte, jeden Menschen so zu respektieren, wie er ist. Depression, Selbstmord, Verdrängung, Angstzustände & Mobbing: Vielleicht lieber Morgen – Stephen Chbosky Stephen Chbosyks Buch beschäftigt sich mit Charlie, einem Außenseiter, dessen bester Freund sich das Leben genommen hat. Das Buch wird durch Briefe von Charlie erzählt, weswegen es zu Anfang schwierig zu erkennen ist, dass er unter Depressionen und vor allem Verdrängung leidet. Das Gefühl, dass etwas mit Charlie nicht stimmt, ist da, aber man muss zwischen den Zeilen lesen, bis man die tatsächliche Aufklärung am Ende


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erhält. Bei Menschen, die unter Ähnlichem leiden, muss man dies oft auch tun, um ihre wahren Gefühle zu erkennen.

ÄHNLICHE BÜCHER:

The Princess saves Herself in this one – Amanda Lovelace | All die verdammt perfekten Tage – Jennifer Niven | When We Collided – Emery Lord | Der Fänger im Roggen – J.D. Salinger | Tote Mädchen lügen nicht – Jay Asher | Schau mir in die Augen, Audrey – Sophie Kinsella

Sexualität: Will & Will – John Green & David Levithan Obwohl wir bereits im Jahr 2016 leben, werden immer noch viele Menschen für ihre Sexualität unterdrückt und gehasst. Menschen müssen auf die Straße gehen, um respektiert zu werden, müssen ihre Stimme erheben, um gehört zu werden. Viele Bücher beschäftigen sich mit diesem Thema und zeigen jungen Menschen, dass sie sich nicht zu verstecken brauchen.

Religion: Ich bin Malala – Malala Yousafzai Malalas Geschichte ist weltbekannt und doch wird einem erst klar, wie wenig man weiß, wenn man dieses Buch liest. Hier erzählt sie nicht nur von ihrem Kampf um das Recht für Bildung und wie sich ihr Leben nach dem Attentat verändert hat, sondern auch von ihrer Familie, ihrem Leben in Pakistan und von ihrer Religion. Es zeigt einem auf, wie wenig man über diese Kultur weiß und dass es am besten ist, mehr darüber von jemandem zu erfahren, der Teil davon ist. Malala hat nicht aufgegeben, hat sich ihre Worte nicht verbieten lassen und das ist genau das, was sie mit ihrem Buch vermittelt. Sie macht Mädchen und Jungen stark, für eine gute Zukunft zu kämpfen, bewaffnet mit Worten.

ÄHNLICHE BÜCHER:

Dalai Lama – Franz Binder | Was jeder vom Islam wissen muss – Gütersloher Verlagshaus | Das Judentum: Eine kleine Einführung – Norman Solomon

„Will & Will“ beschäftigt sich mit zwei Jungen, die den gleichen Namen tragen, aber von Grund auf verschieden sind. Mit viel Witz erzählen die Autoren von den Problemen, erwachsen zu werden und seine Sexualität zu finden – und dass deine Partnerwahl dich auf keine Weise zu einem schlechten Menschen macht und du genau so richtig bist, wie du bist!


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ÄHNLICHE BÜCHER:

Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universum – Benjamin Alire Saenz | When the Moon was Ours – Anna-Marie McLemore | Two Boys Kissing - Jede Sekunde zählt – David Levithan | The Miseducation of Cameron Post – Emily M. Danforth

festgehalten, die ihre Familie an diesem Tag an Familie und Freunde verschickt hat – mir kommen bei jedem Lesen dieser Nachricht die Tränen und es ist nicht die einzige Stelle im Buch. Ich habe Esther nie kennengelernt und trotzdem ist ihr Buch das, das mir am meisten die Augen geöffnet hat. Esther hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, das Leben zu genießen, immer das Positive zu sehen und dass man seine Träume niemals aufgeben sollte.

ÄHNLICHE BÜCHER:

Das Schicksal ist ein mieser Verräter – John Green | Club der roten Bänder – Albert Espinosa | Bevor ich sterbe – Jenny Downham | Holding Up The Universe – Jennifer Niven Magie: Harry Potter – Joanne K. Rowling

Tödliche & unheilbare Krankheiten: This Star Won’t Go Out – Esther Earl

„Von seinen Eltern lernt man lieben, lachen, und laufen. Doch erst wenn man mit Büchern in Berührung kommt, entdeckt man, dass man Flügel hat.“

Augen auf!

– Helen Hayes

Mit zwölf Jahren wird Schilddrüsenkrebs bei Esther diagnostiziert, aber sie bleibt ein fröhliches Kind, findet Freunde und lässt sich von ihrer Krankheit nicht unterkriegen. Es gibt auch schwere Zeiten, aber, wenn man Esthers Tagebucheinträge liest, sieht man vor allem Hoffnung darin. Nach vier Jahren Kampf gegen den Krebs stirbt sie. Im Buch ist eine Nachricht

Bücher, egal worum es darin geht, öffnen einem die Augen. Es ist egal, ob sich die Geschichte offensichtlich mit einem kontroversen Thema beschäftigt oder fantasievoll die Welt erklärt: Jedes Buch lehrt etwas. Die Harry Potter Bücher haben mich dazu gebracht, keinen Tag mehr ohne Lesen zu verbringen. Sie haben meine Augen für die Welt der Bücher geöffnet und mir gezeigt, wie viel Magie in unserer Welt steckt, wenn man sich nur traut, danach zu suchen. Zu diesem Abschnitt gibt es also keine Liste von ähnlichen Büchern, weil nur ihr selbst sagen könnt, welches Buch euch die Augen für die Welt geöffnet hat. Es kann jedes Buch sein, egal worum es darin geht – es ist nur wichtig, was es in euch auslöst.


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Im Gedenken stolpernd – ein Aufruf zum Hinsehen Ein kleiner Stein glänzt golden zwischen Asphalt und Beton. Passanten laufen eilig vorbei, treten auf das kleine Kunstwerk. Das Steinchen schreit nicht aus Protest, es bleibt still und stumm im Boden versunken und wartet geduldig darauf, dass jemand stehen bleibt. Immer mehr Schuhe treten das Steinchen, der goldene Glanz verfällt über die Jahre. In der eingemeißelten Inschrift stecken Schmutz und verwelkte Blätter, der Stein gerät in Vergessenheit. Ich möchte euch heute zum Stolpern bringen. 96 Millimeter breit, 96 Millimeter lang, 100 Millimeter hoch. In ganz Europa stolpern Menschen über die goldenen Steine, die an das Schicksal der Menschen erinnern, welche in der NS-Zeit unterdrückt, verfolgt und ermordet wurden.

Hier in Stuttgart warten rund 600 Stolper­ steine darauf, von euch entdeckt zu werden. Jeder Einzelne von ihnen mahnt zum Gedenken an einen Menschen. Man gedenkt nicht den Juden oder den Homosexuellen sondern Alfred Sax, Benjamin Helfer, Ella Bonnem. Jeder Stein steht für genau einen Menschen und das damit verbundene Schicksal, das uns bis heute bedrückt. Aus diesem Grund wird jeder Stein bis heute in Handar-

beit angefertigt und vom Künstler und Initiator des Projekts, Gunter Demnig, persönlich verlegt. Man will die Opfer des Holocausts nicht ein weiteres Mal als Massenware behandeln, sondern ihnen mit Respekt begegnen. Der persönliche Aspekt jedes einzelnen Steins macht betroffen. Sie waren Nachbarn, Freunde, Mütter, Väter, Söhne, Töchter und sie werden bis heute schmerzlich vermisst.

Die Erinnerung ist der größte Feind des Vergessens. Das muss sich Gunter Demnig 1993 gedacht haben, als er sein Konzept zu den Stolpersteinen erstellte. Er selbst zitiert gern einen wichtigen Satz aus dem Talmud, der die Idee hinter den Steinen treffend beschreibt: „Ein Mensch ist erst

Cosima Staneker Crossmedia-Redaktion/ Public Relations


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vergessen, wenn sein Name vergessen ist“. Jeder Stolperstein beginnt deswegen mit einem kleinen „Hier wohnte“ oder „Hier arbeitete“, gefolgt von einem großen und deutlichen Namen. Darunter steht das Geburts- und Sterbedatum, das oft nur geschätzt werden kann. Weiter unten lässt sich das Einzelschicksal nachlesen: deportiert, ermordet, erschossen, verlegt.

man ihn auf eine anstrengende Reise ins Ungewisse schickte. Er konnte sich nicht wehren, als man ihn nackt und vollkommen abgemagert in einen unschuldig aussehenden Raum schickte, in dem er qualvoll erstickte. Er konnte nicht eingreifen, als sein Körper verbrannt oder verscharrt wurde. Er konnte nie das Leben führen, das er wollte.

Gunter Demnig verlegt einen Stolperstein.

Augen auf!

Wer sich das Leben genommen hat, hat nicht Selbstmord begangen, sondern ist „in den Tod geflüchtet“. Die Ausweglosigkeit, beschrie‑ b ­ en in fünf, sechs kurzen Zeilen, lässt einen stocken. Wer über den Stein „stol­pert“, sich die Zeit nimmt, ihn zu lesen, denkt meist noch lange nach.

Eine Stolperstein-Patenschaft kostet nur 120 Euro – wer Interesse daran hat, schaut unter www.stolpersteine.eu nach.

In meinem Nachbarhaus hat ein Mensch gewohnt, der vor etwa siebzig, achtzig Jahren keine Wahl hatte. Er konnte nicht nein sagen, als man ihn aufforderte mitzukommen. Er konnte sich nicht von seinen Freunden verabschieden, als

In einer Zeit, in der sich Menschen freimütig diskreditieren; in der rechtsradikale Meinungen wieder salonfähig erscheinen und in der Öffentlichkeit ohne Scham geäußert werden können; in der Parteien den Unmut der Menschen auszunutzen wissen und sich Macht erschleichen; in der man eher darüber spricht, ob ein Kleid nun weiß-gold oder blau-schwarz ist, anstatt gegen öffentlichen Hass vorzugehen – in unserer Zeit scheint das Stolpern wieder an Bedeutung zu gewinnen. Wer über die Steine stolpert, erinnert sich an die Zeit, die niemand von uns ein weiteres Mal erleben möchte und die doch


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manchmal über uns zu schweben droht, nur auf eine deutlich subtilere und damit gefährlichere Art und Weise. Aus Liebe zu all den Menschen und Namen, die auf den Steinen prangen, sollten wir entschieden gegen diese Entwicklungen vorgehen.

Nicht nur „Augen auf“, sondern auch „Mund auf“, „Ohren auf“, „Hände auf“ für die Probleme und Ängste anderer.

Wer die Steine mit Füßen tritt, tritt auf eine Welt voller Hoffnung.

Manch einer mag es belustigend finden, doch genau aus diesem Grund springen viele über Stolpersteine oder machen einen kleinen Bogen um sie herum, aus Anstand, aus Respekt.

Ich lege euch ans Herz, euch aktiv umzuschauen – sicherlich entdeckt auch ihr einen Stolperstein auf dem Weg zur Hochschule – und für einen Moment stehenzubleiben.

Zehn Sekunden bedeuten nicht die Welt, sie können aber eure Welt verändern.


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Vanessa Schwab Mediapublishing

Wie es der Zufall so will – Ein Reisebericht

Augen auf!

decken, einfach mehr erleben! Ich denke, dass es viele Menschen auf der Welt gibt, die sich gefangen im Alltag sehen, während sie die Welt bereisen könnten. Wir sind unglaublich erpicht darauf, unser Leben so lebenswert wie möglich zu machen, weiter weg zu fliegen, andere zu übertreffen, dass wir vergessen, was direkt vor der Tür liegt, direkt vor unserer Nase.

Erst letztes Jahr habe ich etwas Neues über meinen Vater in Erfahrung gebracht. Der gute Mann sammelt Münzen. Da kennt man jemanden bereits seit etlichen Jahren und dann bekommt man einen ganz neuen Einblick in dessen Leben. Solche kleinen Details setzen sich zu einem großen Ganzen zusammen und erschaffen einen Menschen, den man über die Jahre hinweg kennenlernt und sich als Vorbild nimmt. Nicht unbedingt das Münzen sammeln, aber z. B. das Ziel einmal mindestens genau so viel von der Welt gesehen zu haben wie er. Seinem Beispiel folgend konnte ich bisher 19 Länder bereisen und Erfahrungen sammeln, die mich reicher machen als alles Geld der Welt. Ich sollte mich glücklich schätzen und trotz allem möchte ich mehr – mehr sehen, mehr ent-

Oft erkennen wir die schönen Dinge im Leben nicht auf Anhieb, weil wir zu beschäftigt damit sind, nach dem großen Ganzen Ausschau zu halten. Aber welche Möglichkeiten haben wir, wenn wir hoch hinauswollen und der Geldbeutel uns an unsere kleinen, viel zu teuren Wohnungen fesselt? Vor zwei Jahren hatte ich diesen Fall. Kein Geld, dafür aber einen Freund, der ein Jahr in Frankreich gelebt hat und das starke Verlangen hatte, seine damals gewonnenen Freunde einmal wieder zu sehen. Dabei war Frankreich für mich nie ein Land, in das ich einmal reisen wollte. Immerhin liegt es direkt nebenan. Mein Vater wohnt so nahe an Frankreich, dass man mit dem Fahrrad über eine Brücke fahren kann und plötzlich jeder französisch spricht. Irgendwie hat gerade diese Nähe Frankreich völlig uninteressant für mich gemacht. Letzt-


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endlich hat aber vor allem dieser Urlaub meinen Horizont erweitert und mich einsehen lassen, dass schöne Orte nicht unbedingt am anderen Ende der Welt liegen müssen, um sehenswert zu sein. Ausgrabungsstätte mitten im „Nirgendwo“ Ich gehöre zu den Menschen, die Burgen und Schlösser als absolutes Muss in jeder Reise miteinplanen. Diese Burg haben wir jedoch rein zufällig zwischen den Baumwipfeln entdeckt. Weder mein Freund noch ich können uns daran erinnern, in welchem Ort wir sie gesehen, noch warum wir dort überhaupt angehalten haben. Das alte Gebäude lag ganz versteckt in einem Wald. Wir mussten erst eine Weile herumirren, um die Ruinen zwischen den Bäumen überhaupt zu finden. Als wir sie dann entdeckt hatten, versperrte uns ein „Betreten verboten“-Schild den Weg. Nach dem ganzen Aufwand wollten wir uns jedoch

nicht davon abhalten lassen und haben das Gelände trotz allem betreten. Bei der Burg handelte es sich wirklich um eine Ruine. Bis auf ein paar Wände konnte man das

Gebäude kaum noch identifizieren. Wir schauten durch jedes Loch in der Wand und sprangen von einem Stein zum anderen, bis wir eine Art Ausgrabungsstätte entdeckten. Bei näherer Betrachtung fanden wir Behälter voller menschlicher Knochen und vereinzelt konnte man noch das Gebiss eines Menschen ausmachen. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend verfluchte ich meine Leidenschaft für Horrorfilme. Einstimmig beschlossen wir, zurück zum Auto zu gehen und unsere Erkundungstour damit zu beenden. Im Nachhinein war das für mich ein spannendes und sehr interessantes Erlebnis, auch wenn ich schon besser geschlafen habe als diese Nacht auf einem dunklen und verlassenen Campingplatz. Augen


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Augen auf!

offen halten und neugierig sein kann sich manchmal durchaus bezahlbar machen.

Wir hatten vor, zwei Wochen in Frankreich zu verbringen. Von Rastatt aus wollten wir über Colmar Richtung Montpellier, um das Meer noch „mitzunehmen“. Von dort aus wollten wir über Toulouse nach Bordeaux, um dort die Freunde meines Freundes zu treffen. Auf dem Rückweg hatten wir uns noch mit einer gemeinsamen Freundin in Lyon verabredet. Wir hatten also ein paar feste Orte eingeplant, alles andere wollten wir uns jedoch offenlassen. Hätten wir bereits von vornherein alles fest geplant, hätten wir wahrscheinlich vieles verpasst, was wir letztendlich erlebt haben. Und wie es der Zufall so will, hatten wir eine unglaublich tolle Zeit in einem Land, das ich ursprünglich nicht vorhatte, zu bereisen.

Caracassonne Frankreich ist eigentlich wie geeignet dafür neue Orte zu entdecken. Die Autobahn ist bestückt mit Schildern, die einem den Weg zu der nächstgelegenen Sehenswürdigkeit weisen. Eines Nachmittags entdeckte ich ein Schild, das mich stutzig machte. „Carcassone“ hatte ich schon einmal irgendwo gelesen und eine Stimme im Hinterkopf schrie mir fast schon zu, dass wir die Abzweigung nehmen sollten. Wie sich herausstellte, handelt es sich dabei um eine auf einem Hügel gelegene Festungsstadt, die mittlerweile zum UNESCO Weltkulturerbe zählte. Es war bereits ziemlich spät, aber wir wollten uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen und die Altstadt erkunden. Wir haben die Festungsanlage nur durch puren Zufall entdeckt und überhaupt nicht vorgehabt, dort zu landen. Dann passierte etwas, das ich bis heute nicht so ganz begreifen kann.


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Mein Freund und ich haben uns beide in Australien kennen gelernt. Wir haben in einer Weinbar in Sydney gearbeitet und unser ehemaliger Chef kommt ursprünglich aus Frankreich, wohnt aber bereits seit ein paar Jahren in Australien. Laut google maps liegen zwischen Sydney und Carcassonne 16.907,27 km. Aber wie es der Zufall so wollte, trafen wir besagten Chef an diesem Tag, genau zu der Zeit an diesem Ort, den wir ursprünglich eigentlich gar nicht vorgehabt hatten zu besuchen. Wir hatten nicht einmal gewusst, dass er sich zu der Zeit in Frankreich befand. Und laut seiner Aussage hatte er eigentlich vorgehabt, an dem Tag nach Toulouse zu gehen, und sich spontan für die Festungsanlage entschieden. Ein Beweis dafür, wie klein die Welt manchmal sein kann.

und wie eine Reise in die Vergangenheit. Wir haben uns rund eineinhalb Stunden dort aufgehalten und sind fast keiner Menschenseele begegnet. Mit kleinen, instandgehaltenen Häusern, Cafés und Restaurantanlagen war es der perfekte Ort, um dem Trubel der Welt für einen Moment zu entkommen. Auch wenn wir

Le Poët-Laval Zwischen Juni und August blüht in Frankreich der Lavendel. Ganze Felder erstrahlen lila und ziehen Touristen aus der ganzen Welt magisch an. Wir waren Anfang September in Frankreich, aber die leise Hoffnung, doch noch irgendwo einen Hauch von Lavendel zu entdecken, hatte ich nie ganz aufgegeben. Auf einem Campingplatz habe ich dann eine Infobroschüre zu einem kleinen Dorf in Frankreich entdeckt: „Le Poët-Laval“. In den Hang eines Berges eingebettet ist das kleine Dorf in Sommermonaten umringt von Lavendelfeldern. Das Dorf lag nicht wirklich auf unserer Reiseroute, aber der Name und die Aussicht auf etwas Lavendel waren für mich Grund genug, es wenigstens zu ver suchen. Mit seinen 927 Einwohnern wirkt es geradezu verlassen

auf keinen Lavendel gestoßen sind, hatten wir fernab des Weges ein klitzekleines und einfach wunderbares Dorf entdeckt, das wir unter normalen Umständen wahrscheinlich nie besucht hätten.

Manchmal muss man nur die Augen offenhalten und stolpert über Orte, mit denen man nicht gerechnet hat. Und ab und zu können sich selbst die bekanntesten Sehenswürdigkeiten als reiner Schatz erweisen, wenn man sie auf eine ganz neue Art und Weise kennen lernt.

Im September 2010 wurde dem Ort „Le Poët-Laval“ die Auszeichnung „Les plus beaux villages de France“ verliehen - die schönste Stadt Frankreichs.


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Jasmin Krieg Mediapublishing

Die Welt hinter Glas Der Brille ist ein Kunststück gelungen, welches viele andere bereits erfolglos versucht haben. Vom unliebsamen Störenfried hat sie sich zum angesagten Trendsetter gemausert. Vor einiger Zeit war ich, wie schon so oft, gemeinsam mit meiner Schwester einkaufen. Wir standen vor einem Regal voller Accessoires und mittendrin war sie. Der Rahmen unten schwarz und am oberen Rand in Hornoptik, groß und auffällig mit runden Gläsern – die Brille. Zu meinem Erstaunen kaufte meine Schwester das extravagante Modell. Als ich sie letztens sah, blickte ich in zwei hinter großen Gläsern hindurchblitzende Augen. Da kam in mir die Frage auf: Seit wann gilt es eigentlich als angesagt, die Welt durch die Gläser einer Brille zu sehen? Wieso kauft sich heute jemand, der einwandfrei sieht, trotzdem eine Brille und schiebt sie sich stolz auf seinen Nasenrücken? Wie alles begann

„Das Leben ist bezaubernd, man muss es nur durch die richtige Brille sehen.“

Augen auf!

Alexandre Dumas der Jüngere

Den Ursprung nahm die Geschichte dieser zwei tragbaren, geschliffenen Gläser ver­mutlich Ende des 13. Jahrhunderts in Italien, als ein Mönch die erste Sehhilfe anfertigte. Allerdings hatte diese noch nichts mit den modischen Brillen von heute zu tun. Man musste die Brille immer mit den Händen halten, da sie noch keine Fixierung am Kopf des Trägers mittels Ohrbügeln besaß. Krämpfe in den Händen waren an kalten

Tagen, die man sich mit Tee und einem guten Buch um die Ohren schlagen wollte, vorprogrammiert. Mit den Jahren entwickelte sich schließlich die Bügelbrille, bei der die Gläser über einen Bügel miteinander verbunden waren. Doch auch diese Entwicklung ersetzte nicht das lästige Halten des Gestells und so war die Brille bis dato ein unliebsamer Weg­gefährte, der für das fortschreitende Alter und Gebrech­ lichkeit stand. Lediglich in Spanien galt die Brille im 16. und 17. Jahr­hundert als ange­ sehen, dort galt: Je größer die Gläser, desto teurer die Brille und desto angesehener ihr Besitzer. In Spanien wurde dann auch, wie könnte es anders sein, die erste Halterung der Brille an den Ohren entwickelt. Bis zur heute angenehm tragbaren Brille war es allerdings noch ein langer Weg. So war eine Zeit lang die Mützenbrille im Trend, bei welcher es sich um eine Mütze mit befestigter Brille handelte, oder auch die Stirnreifenbrille. Beide Modelle erinnern eher an die Utensilien eines verrückten Professors als an Modeaccessoires. Erst in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts bekam die Brille das für uns gewohnte Aussehen. Doch das bedeutete keinesfalls, dass sie auch das selbe Image wie heute genoss.


33 Todesurteil Brillenschlange Früher war es das ultimative Todesurteil für jedes Kind. Der Augenarzt verkündete: „Du wirst wohl eine Brille tragen müssen.“ Mit diesem einen Satz wurde besiegelt, dass man von nun an die Brillenschlange der Klasse sein würde. Der Gang zum Optiker, um sich ein Exemplar dieser verfluchten Sehhilfen auszusuchen, war eher provisorisch. Schließlich gab es nur so wenig verschiedene Modelle, dass man genauso gut blind hätte wählen können: Das Ergebnis wäre dasselbe gewesen.

Beim Sport rutschte die Brille beinahe von der Nase und bei Regen sah man nach wenigen Sekunden nichts mehr. Im Sommer hatte man einen angesagten weißen Rand rings um die Augen, während der Rest des Gesichts von der Sonne ge­ bräunt war. Im Winter beschlugen jedes Mal, wenn man ein Haus betrat, die Gläser und wollte man ein kleines Nickerchen machen, drückte die Brille unangenehm im Gesicht. All diese Nachteile, welche das Tragen einer Brille mit sich brachte, wurden bis heute durch keine revolutionäre Erfindung aus der Welt geschafft und trotz­ dem hat sich die Sicht der Menschen auf die Brille maßgeblich verändert. Das ultimative Kauferlebnis Geht man heute zum Optiker, wird man geradezu erschlagen von der enormen Auswahl an verschiedenen Modellen: Rund, eckig, oval mit schwarzem Rand, mit braunem Rand, ohne Rand. Teuer, günstig, klein, groß. Die Brille wird heute auf Haut-, Augen- und Haarfarbe sowie

die Gesichtsform abgestimmt. Man besitzt auch nicht nur eine Brille, oh nein, für jeden Anlass muss ein passendes Modell gefunden werden. Für alle sehbehinderten Menschen zweifellos ein Fortschritt. Die Notwendigkeit, eine Brille zu tragen, ist heute kaum noch vorhanden. Man kann die Augen lasern lassen oder Kontaktlinsen tragen. Trotz, oder gerade wegen ihrer ab­kömmliche Natur, erfährt die Brille heute eine nie geahnte Beliebtheit.


34 Smart mit Charakter

Augen auf!

Zu Discounter-Preisen stellt sich der Kauf einer Brille, auch für alle MöchtegernBrillenträger, plötzlich als Leichtes dar. Modeseiten geben Tipps für die ideale Brille, denn eine Brille gibt dem Gesicht Charakter. Fehlenden Charakter mit einer Brille wett zu machen, scheint zumindest ein neuer Denkansatz in der Modewelt zu sein. Doch eine Brille verleiht nicht nur Charisma, sie wirkt auch smart, so die Modegurus dieser Welt. Schließlich entsteht Kurzsichtigkeit auch häufig durch zu nahes Lesen, wer also eine Brille trägt, wirkt damit intelligenter, ja geradezu intellektuell. Man kauft sich somit nicht nur eine Brille, sondern auch bessere Chancen auf Erfolg im Leben. Die Alternative, nämlich in den eigenen Charakter, die Ausstrahlung oder Bildung zu investieren, um tatsächlich smarter zu sein, ist ja auch erheblich anstrengender. Natürlich muss es nicht die billige Brille

von der Stange sein, was früher teure Taschen für das Image einer Frau und teure Schuhe für das eines Mannes waren, sind heute teure Designerbrillen. So kann der gutbetuchte Kunde mit der Nase nach oben durch die Welt stolzieren und balanciert dabei ein unverschämt teures Brillengestell auf eben jener. Man könnte also durchaus sagen, dass wir heute im Spanien des 16. und 17. Jahr­hunderts zu leben scheinen und das An­sehen eines Menschen durch das Tragen der passenden Brille aufpoliert werden kann.

„Nur Mut zur Brille!“, lautet also die Devise und so wird man wohl auch in Zukunft auf der Straße immer mehr smarte, charakterstarke Menschen mit Brille durch die Gegend stolzieren sehen – einige, weil sie sie tragen müssen, andere, weil sie es eben wollen.


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Annika Fix Mediapublishing

Afghan Girl 1985 geht ein Foto um die Welt. Es zeigt ein Mädchen mit stechend grünen Augen. Hinter dem Symbol für das Flüchtlingsschicksal von Millionen Afghanen steckt eine beeindruckende Geschichte. Der richtige Augenblick

„Most of my images are grounded in people. I look for the unguarded moment, the essential soul peeking out, experience etched on a person’s face.“ -

Augen auf!

Steve McCurry.

Ein Paar grüne Augen blickt ängstlich in die Kamera des Fotografen Steve McCurry, der 1984 im Flüchtlingslager Nasir Bagh in Pakistan unterwegs ist, um das Leid der Vertriebenen zu dokumentieren. Er drückt den Auslöser und schießt ein Foto, das kurze Zeit später um die Welt gehen wird. Das Mädchen auf dem Foto ist die damals ungefähr zwölfjährige Sharbat Gula. Sie verlor ihre Familie durch die sowjetische Bombardierung Afghanistans und landete als Vollwaise schließlich in Nasir Bagh. Der Bürgerkrieg, der seit 1979 in Afghanistan wütet, hat Spuren hinterlassen, von dem sich das Land auch während der sowjetischen Invasion ab 1989 nicht erholen kann. Das Porträt, das McCurry von Sharba Gula schoss, zierte 1985 das Cover der Juni-Ausgabe der National Geographic. Diese Ausgabe wurde zu einer der erfolgreichsten in der Geschichte des Magazins. Aufgrund der Intensität, die das Bild ausstrahlt, wurde Sharbats Bild zu einem Symbol. Das Mädchen blickt ängstlich und vom Schicksal gezeichnet. Trotzdem strahlen diese markanten grünen Augen stark und durchdringend in die Kamera.

Niemand kannte ihren Namen - so wurde sie zum„Afghan Girl“. Und das „Afghan Girl“ wurde zum Gesicht der afghanischen Flüchtlingsschicksale. Fünf Millionen Afghanen verloren wie Sharbat ihre Heimat und Familie. Dieses Symbol kursierte allerdings nur in der westlichen Welt. Das Bild des „Afghan Girls“ war in Afghanistan und Pakistan völlig unbekannt. Auch sie selbst ahnte 17 Jahre nichts von der Rolle, die sie aufgrund ihres intensiven Blicks in diesem Krieg spielte. Mittlerweile war sie nach Afghanistan zurückgekehrt, hatte geheiratet, Kinder bekommen und lebte ein ruhiges Leben in den Bergen. Ein Fotograf auf der Suche nach seinem besten Motiv Das Bild war das erste, das jemals von ihr gemacht wurde und für die nächsten 17 Jahre sollte es auch das einzige bleiben. Doch Steve McCurry konnte das unsichere Mädchen aus dem pakistanischen Flüchtlingslager nicht vergessen. Sie war ihm damals sofort aufgefallen. Als er sie foto-


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Spur gefolgt war, fanden sie Gula mit Hilfe eines Freundes aus dem gleichen Flüchtlingscamp. Ein Iris Scan bestätigte schließlich die Identität von Sharbat Gula, die sich auch daran erinnern konnte, damals fotografiert worden zu sein.

Das Bild von Sharbat Gula, das damals um die Welt ging.

Sharbat Gulas Geschichte ist noch nicht zu Ende

grafieren wollte, sträubte sie sich erst, war sehr scheu. Damals konnte sich McCurry nicht ausmalen welche Auswirkungen sein Foto haben würden. Erst 2002 trafen der Fotograf und Sharbat Gula erneut aufeinander. Obwohl der Krieg Millionen Menschen die Heimat oder das Leben gekostet hatte, war McCurry davon überzeugt sie wiederfinden zu können. Obwohl er nicht einmal ihren Namen kannte. Zusammen mit National Geographic startete er eine große Suchaktion. Er reiste zurückan den Ort, an dem alles begonnen hatte - das Flüchtlingscamp in Pakistan. Er zeigte ihr Foto den Anwohnern und tatsächlich konnten sich einige an das Mädchen mit den grünen Augen erinnern. Nachdem das Team erst einer falschen

Im Oktober letzten Jahres tauchte Gula erneut in den Medien auf. 2014 hatte sie pakistanische Papiere beantragt und war in das Land eingereist. Die pakistanische Regierungsbehörde Nadra hat mittlerweile im Zuge einer großangelegten Kampagne 91 Millionen Ausweise überprüft und dabei 60.000 von Ausländern gefälschte Ausweise entdeckt. Auch Sharbat Gula wurde vorgeworfen, mit falschen Papieren in Pakistan gelebt zu haben, woraufhin ihr eine Haftstrafe von 14 Jahren und eine Geldstrafe von 5000€ drohten. Zu 15 Tagen Haft verurteilt, saß sie 11 davon im Gefängnis ab, wurde dann zusammen mit ihren Kindern nach Afghanistan abgeschoben. Auch wenn Sharbat Gulas Augen den Krieg damals natürlich nicht beendet haben, so konnte ihr Bild ein Zeichen setzen und die Augen der westlichen Welt für das tragische Schicksal so vieler unschuldiger Menschen öffnen.


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Tabea Günzler Crossmedia-Redaktion/ Public Relations

Höre niemals auf zu lächeln! Bei Menschen mit Behinderung verschließen viele die Augen vor dem Menschen, der hinter der Einschränkung steckt. Wisam begegnet dem auf seine ganz eigene Art.

„Ich bin wirklich kein besonderer Mensch, aber ich bin jemand, der den Pessimismus abgelegt hat und nun nach vorne schaut“, antwortet mir Wisam auf die Frage, wie es dazu kommt, dass seine Facebook-Pinnwand mit vielen positiven Nachrichten bespikt ist. „Meine Behinderung ist zwar sichtbar, aber ich habe diese Behinderung ein Stück weit auch überwunden, denn ich nehme am Leben teil“, fügt er hinzu. Die Botschaften sind seine Art des Ansporns an sich selbst zu glauben und sich von Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen. „Laufen zu können, das würde ich mir beispielsweise nicht wünschen, denn mir etwas zu wünschen, was ich nie konnte und nicht kenne, ist mir fremd“, entgegnet er. „Ich bin glücklich mit dem,

Augen auf!

was ich habe.“

Wisam ist 24, hat kurze schwarze Haare und ägyptische Wurzeln. Metallstäbe, die zur Stabilisierung an seiner Wirbelsäule angebracht sind, helfen ihm beim aufrechten Sitzen. Im Rollstuhl ist er seit seiner Geburt. Arthrogryposis Multiplex Conge-

nita (AMC) nennt sich die Gelenkversteifung, die er hat. Er kennt es nicht anders. Zahlreiche Operationen hatte er im Laufe seines Lebens – der letzte Eingriff nur wenige Tage vor unserem Treffen. Er kann zwar stehen, aber nicht laufen. „Laufen zu können, das würde ich mir beispielsweise nicht wünschen, denn mir etwas zu wünschen, was ich nie konnte und nicht kenne, ist mir fremd“, entgegnet er. „Ich bin glücklich mit dem, was ich habe.“ Humor verbindet „Ja, in der Schule kam Neid von Mitschülern auf, als ich nicht am Sportunterricht teilnehmen musste oder die Erlaubnis bekam, später am Unterricht teilzunehmen“. Ausgrenzungen und Diskriminierung hat er früher oft erlebt und zweifelte an sich selbst. „Warum ausgerechnet ich?


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Wieso hat es mich getroffen?“. Wisam aber entwickelte Selbstakzeptanz: „Ich habe irgendwann begriffen, dass ich eine Behinderung habe und es etwas ganz Normales ist“, denn „ich bin glimpflich davongekommen. Es hätte anders kommen können. Eine Lähmung von dem Kopf abwärts wäre schlimm für mich“. Wisam setzt sich Ziele: „Selbst, wenn ich nur 10 % selbstständig tun kann, so bedeuten diese für mich Freiheit“. Mittlerweile hat er eine abgeschlossene kaufmännische Berufsausbildung und arbeitet in der Hotelverwaltung in seiner Heimatstadt. Optimismus bedeutet für ihn auch humorvoll zu sein, denn Humor verbindet, sagt er lächelnd.

nen darauf bestätigen ihm, dass er das Richtige tut. Am Ende sind es genau diese Freunde, die seinen Rollstuhl nicht mehr sehen, wenn sie ihm begegnen. „Selbst, wenn ich eingeschränkt bin, kann ich für meine Freunde da sein und ihnen sogar helfen“, sagt er und erzählt, wie er Rat und Unterstützung in Lebenskrisen gibt. Wisam erinnert mich ein wenig an einen Motivationscoach, der nie aufgibt und immer weitermacht, egal was kommt.

Augen auf im Alltag Wisam gibt zu verstehen, dass eine Behinderung nicht negativ ist, sondern eine Bereicherung für die Gesellschaft. Die Augen öffnen beim Umgang mit Menschen mit Behinderungen bedeutet für ihn, dass wir viel früher den Austausch mit diesen Menschen fördern müssen. Ein wichtiger Ansatz bei der Inklusion, stelle ich fest, denn Teilhabe bedeutet auch die Selbstständigkeit von Menschen mit jeglicher Behinderung zu unterstützen, auszubauen und nicht zu benachteiligen. Motivation ist sein Antrieb Wisam hat es sich zur Aufgabe gemacht, Freunden und Familie immer wieder aufzuzeigen, wie wertvoll jeder Einzelne von ihnen ist, und dass sie eine Bereicherung für ihn sind. „Freunde erhalten von mir Briefe und kleine Aufmerksamkeiten zum Geburtstag“. Die positiven Reaktio-

Er möchte auch Freunden Mut machen, die sich vom Mut verlassen fühlen. „Ich habe diese Stärke von meiner Mutter geschenkt bekommen und warum sollte ich diese nicht nutzen?“ ergänzt er und spricht darüber, dass er ihr sehr dankbar ist für dieses Geschenk. Seine Mutter war trotz schwerer Erkrankung immer für ihn da und hat sich jahrelang um ihn gekümmert und ihn gepflegt. „Höre niemals auf zu lächeln“, sagte sie ihm einst und er betont, dass er diese Botschaft immer bei sich trage, jeden Tag.


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Julia Mähl Crossmedia-Redaktion

Augen auf bei der Partnerwahl – Lovoo, Tinder und Co. Technik macht‘s möglich: Wir können per App Essen bestellen, Klamotten shoppen, alte Freunde wiederfinden und … die große Liebe kennenlernen? Ist das wirklich so einfach, wie es uns Lovoo, Tinder und Co. immer versprechen?

Augen auf!

Wir melden uns an, stellen ein paar Fotos auf unser Profil, geben unsere Interessen an und schwupp, meldet sich jemand, mit dem wir dann nicht nur einen Abend, sondern gleich unser ganzes Leben verbringen wollen. Klingt doch verlockend, oder? Michael, 24 Jahre, studiert BWL in Karlsruhe: „Neulich auf Lovoo wurde mir ein Mädchen vorgeschlagen. Ich fand sie ganz süß und wollte sie anschreiben. Weil ich das immer so mache, habe ich mir zuerst die Fotos angeschaut, damit ich irgendwas zu ihren Bildern schreiben konnte. Meiner Meinung nach hat man nur dann Erfolg in Dating-Apps, wenn man einen Bezug zu den Bildern herstellt. Dieses Mädchen hatte zu meiner Überraschung Tattoos von Anime-Charakteren auf dem Unterarm. Weil das so untypisch ist, habe ich sie direkt darauf angesprochen und wir kamen ins Gespräch. Kurz darauf haben wir uns bei ihr getroffen, waren spazieren, haben uns danach eine Folge „Dragonball Z“ angeschaut und schließlich währenddessen miteinander rumgemacht.“

Sabrina, 20 Jahre, studiert Finanzwesen in Ludwigsburg: „Mein jetziger Freund und ich haben uns auf Lovoo kennengelernt. Ursprünglich habe ich mir die App nur aus Langeweile runtergeladen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass man auf diese Weise ernsthaft jemanden kennenlernt. Und ehrlich gesagt waren, bis Yannic mich anschrieb, auch einige Frösche dabei. Bei ihm war es dann aber ganz anders. Es hat von Anfang an gepasst und wir sind jetzt seit anderthalb Jahren ein Paar und vor kurzem zusammengezogen. Dass wir uns auf Lovoo kennengelernt haben, verschweigen wir aber ganz gerne mal.“ Daniel, 22 Jahre, studiert Umweltnaturwissenschaften in Freiburg: „Ich habe meine Freundin damals über Lovoo kennengelernt. Ihr Name war Annie-May, sie war 17 und ihre Familie war besser als jede RTL-Nachmittagsserie. Eine Anekdote aus dem Alltag: Wir saßen alle am Tisch und haben zu Abend gegessen. Annie-Mays kleiner Bruder (Kevin) hatte damals seine Freundin bei sich und die beiden hatten im


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Obergeschoss hörbar Sex. Plötzlich stoppten sie, Schritte waren zu hören und Kevin rief laut nach unten: „Mama! Was mache ich, wenn das Kondom reißt?“ Seine Mutter, selbst mit 16 schwanger geworden, fragte ganz cool: „Wann hat sie denn ihre Tage?“ Erneut hörte man Schritte, es folgte eine gemurmelte Unterhaltung, dann rief Kevin: „In drei bis vier Tagen.“ Die Mutter überlegte kurz, meinte dann aber: „Ach, das wird schon klappen. Macht einfach weiter.“ Gespräche wie dieses gab es nicht nur einmal. Und da sag nochmal einer, man lerne keine interessanten Menschen mit Dating-Apps kennen.“

mein Exfreund dort entdeckt und mir prompt einen „Superlike“ verpasst. Am nächsten Tag fand mich noch einer meiner Exfreunde. Soviel zu dem Thema …“

Madita, 24 Jahre, studiert Crossmedia-Redaktion an der Hochschule der Medien: „Meine Freundinnen haben mich nach einer gefühlten Ewigkeit dazu überreden können, mich auf Tinder anzumelden. Meine Bedenken waren dabei, dass ich dort auf jemanden stoßen könnte, den ich kenne. Nachdem sie mir allerdings versicherten, das geschehe in einer so großen Stadt wie Stuttgart nur selten, willigte ich ein. Nach nur zwei Stunden hatte mich

es sei denn, Sie antworten auf diese Nachricht mit Ihrem Namen, Ihrer Handynummer, Ihrer Lieblingsblume, der Anzahl an Marshmallows, die Sie gleichzeitig im Mund behalten können und ob Sie lieber Burger oder Pizza essen gehen!“

Zum Schluss habe ich noch einen sehr kreativen Spruch von Phillipp, 23 Jahre, studiert Politikwissenschaften in Konstanz: „Es tut mir äußerst leid, dass ich Sie darüber informieren muss, dass Sie die Maximalstandards für Tinder sprengen. Sie sind eine 8,5/10. Nein halt. Ich habe gelogen. Eindeutig eine 9/10 und hier auf Tinder gestatten wir nur ein Maximum von 6,5/10. Ihr Account wird GESCHLOSSEN,


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Sabine Watke Informationsdesign

BIG TALK Skip the small talk, make more meaningful conversation.

Wofür hättest du gern mehr Zeit?

Wen möchtest du wieder kontaktieren, weil es schon zu lange her ist, dass ihr zuletzt miteinander gesprochen habt?

Wodurch fühlst du dich lebendig?

Augen auf!

Fragen, die man nicht schnell und einfach beantwortet. Das ist der Sinn hinter „Big Talk“. Den Smalltalk überspringen und stattdessen ein persönliches, intimes Ge‑ spräch führen. Seinen Ursprung hat „Big Talk“ im Jahr 2014. Kalina Silverman startete damals zu ihrer Collegezeit „Big Talk“ als Sozial‑0 experiment und Forschungsprojekt. Sie ging auf fremde Leute zu und stellte ihnen die Fragen „Was möchtest Du machen, bevor du stirbst?“ und „Was wäre, wenn Du her­ausfinden würdest, dass Du mor‑ gen stirbst?“ Die Leute erzählten ihr nicht nur von ihren Wünschen. Sie bekam viele bewegende Lebensgeschichten zu hören. Mit ein paar dieser willkürlich ausgewähl‑ ten Leuten entstanden Freundschaften.

Was bedeutet zu Hause für dich?

Worauf bist du stolz?

Inspiriert von diesen Geschichten, wollte Kalina die Ergebnisse teilen. So hielt sie die Antworten in einem Video fest, wel‑ ches sie auf ihrer Facebookseite und auf Youtube stellte. Die Resonanz war im‑ mens. Das Video verbreitete sich in kür‑ zester Zeit. Sogar die Huffington Post und die USA Today schrieben darüber. Kalina wurde überhäuft mit Nachrichten aus aller Welt. Leute bedankten sich bei ihr für diesen Augenöffner oder stimmten ihr zu, dass man sich zu selten über bedeutungs‑ volle Themen austausche. Aufgrund dieser positiven Reaktionen wollte Kalina „Big Talk“ keine einmalige Sache sein lassen und hat aus ihrem Projekt eine Aktion gemacht, die weltweit Leute dazu anregt, sich auf einer tieferen und per‑ sönlicheren Ebene auszutauschen.


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Heute gibt Kalina Workshops dazu, wie man „Big Talk“ führt, und hält Vorträge zu diesem Thema. Auf ihrem Blog und ihrer Homepage makebigtalk.com, inspiriert sie ihre Leser, selber Teil der Bewegung zu werden und „Big Talk“ zu betreiben. Es tauchen immer mehr Videos auf, in denen Leute auf Fremde zugehen, ihnen persönliche Fragen stellen und sich ihre Geschichte erzählen lassen. Ganze „Big Talk“ Meet-Up Events werden abgehalten. Viele nutzen „Big Talk“-Fragen als Eisbre‑ cher bei Corporate-Networking Events, in den ersten Kennenlerntagen an neuen Schulen oder bei privaten Feiern. Auch beim Tagebuchschreiben kann man „Big Talk“-Fragen verwenden und so seine eigenen Wünsche und Lebensphilosophien reflektieren. Folgende Kriterien machen die Fragen des „Big Talk“ aus: Universell – Jeder Mensch soll sie beantworten können, unabhängig von äußeren Faktoren, durch die er eingeschränkt sein könnte. Offen endend – Die Frage erfordert mehr als nur eine Ant‑ wort mit „Ja“ oder „Nein“. So besteht die Möglichkeit, eine Geschichte zu hören. Bedeutend – Auf Smalltalk wird verzichtet. Mit den Fragen solll man über unverfängliche Themen hinausgehen und von intimen Ereignissen und Sichtweisen hören.

Heißt nun „Big Talk“, dass im Alltag auf Smalltalk verzichtet werden sollte und dieser weniger wert ist? Ich würde diese

Frage mit einem klaren „Nein“ beantwor‑ ten. Smalltalk ist eine unverfängliche Möglich‑ keit, miteinander ins Gespräch zu kom‑ men. Viele fühlen sich sicherlich unwohl dabei, von einem völlig Unbekannten intime Fragen gestellt zu bekommen. Ich denke, „Big Talk“ ist ein Prozess, dem Smalltalk vorausgeht. Kalinas „Big Talk“ trägt aber auf jeden Fall dazu bei, Empathie auf dem ganzen Globus zu verbreiten. Mittlerweile wurden Hunderte von Geschichten gesammelt, die über Erfahrungen, Lebensziele und -phi‑ losophien von verschiedenen Menschen erzählen. „Big Talk“ kann ein Augenöffner dafür sein, dass es ruhig über Smalltalk hinausgehen darf, dass man seine Sichtweisen, Wünsche und Ziele nicht für sich behalten muss. Dass, ganz im Gegenteil, „Big Talk“ kein Tabuthema ist.

So gebe ich eine Frage weiter:

Was möchtest du schön länger jemanden fragen, hast dich aber bisher noch nicht getraut?



Campusleben


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Anne-Katrin Brode Print-MediaManagement

Von der Idee zur Zeitschrift Jedes Semester erscheint eine neue Ausgabe der Studierendenzeitschrift VielSeitig. Jedes Semester in einem komplett neuen Gewand. Stolz wird sie auf der MediaNight präsentiert, aber, wie viel Arbeit hinter so einer Ausgabe steckt, wissen viele nicht. So viele Möglichkeiten Das Semester beginnt mit einer neuen Redaktion und vielen organisatorischen Redaktionssitzungen. Unsere Redaktion setzt sich aus Studierenden jeglicher Semester und Studiengänge zusammen, sodass eine bunte Mischung entsteht. Neben den Absprachen der Termine und Deadlines werden in den ersten Redaktionssitzungen das Leitthema der neuen Ausgabe sowie das Format und die Bindungsart besprochen. Hier kann jeder seine Ideen einbringen, um eine einzigartige neue Ausgabe zu gestalten. Aller Anfang ist schwer

Habt ihr nun Lust bekommen uns bei der nächsten Ausgabe der VielSeitig zu unterstützen? Dann folgt uns auf facebook.de/ wirsindvielseitig oder schreibt uns unter

Campusleben

vielseitig.hdm-stuttgart.de.

Ist das Leitthema einmal gefunden, beginnt die Arbeit in den einzelnen Gruppen. Die Redaktion trifft sich, um Artikelideen zu diskutieren, während die Akquise unsere Sponsorenliste abtelefoniert und so unsere Zeitschrift mitfinanziert. Auch das Layout beginnt nun bereits die gesammelten Ideen in einer Musterseite umzusetzen. Auf der Musterseite werden später alle Artikel der Ausgabe basieren. Für die Autoren ist die Zeichenzahl der Musterseite wichtig, um so die Länge ihrer Artikel einschätzen

zu können. Die Seitenzahl der Artikel ist wichtig um die Dicke der Zeitschrift einschätzen zu können. Davon hängt auch die zu bestellende Papiermenge ab. Sind die Artikel fertig geschrieben, werden sie an das Lektorat und parallel an das Layout weitergereicht. In unserem zweistufigen Lektorat werden die Artikel auf Rechtschreibfehler und Syntaxfehler geprüft. Gleichzeitig beginnt das Layout bereits die noch nicht korrigierten Texte und mitgelieferten Bilder zu setzen. Dieses erste Layout wird dem Autor zur Ansicht geschickt und anschließend, nachdem der Autor die Anmerkungen der Lektoren umgearbeitet hat, vom Layouter finalisiert. Sind alle Texte gesetzt, werden auch das Inhaltsverzeichnis und die Aufmacherseiten der einzelnen Themenrubriken gestaltet. Letzte Feinschliffe Kurz vor der Druckdatenabgabe werden die einzelnen Seiten zu einer Zeitschrift zusammengefügt. Hierfür wird kurz vor Start des Layouts ein Seitenplan erstellt, in dem alle Artikel und Anzeigen sowie Inhaltsverzeichnis, Impressum etc. vermerkt sind. Jetzt werden auch die Anzeigen der


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Unternehmen eingefügt und alle Texte nochmals korrekturgelesen. Auch die korrekten Formatierungen der Bilder, Quellennachweise und das Impressum werden hier nochmals geprüft, bevor die Druckdaten finalisiert und dem Druck übergeben werden. Aus Daten werden Druckbögen

In diesem Semester wurde die VielSeitig klebegebunden. Dazu wird der Klebebinder mit Inhalt und Umschlag gefüttert und mit Hilfe eines Klebers miteinander verbunden. Nun ist die Zeitschrift fast fertig, allerdings kann man sie noch nicht durchblättern. Dazu muss sie noch durch den Drei-Seiten-Beschnitt. Hier werden die noch geschlossenen Falzbögen aufgeschnitten.

Sind die Daten vom Druck überprüft und ausgeschossen, können die Druckplatten von uns belichtet werden. Für jeden Druckbogen werden 8 Platten, für jede Seite des Bogens je einmal Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz, entwickelt. So wurden für diese Ausgabe 125 Druckplatten belichtet. Anschließend gehen die belichteten Platten zum Druck. Die VielSeitig wird im Offset mit der Unterstützung von Herrn Gatawis gedruckt. Dabei werden wir sowohl in der Planung und Organisation als auch in der Umsetzung von ihm unterstützt. Endspurt Sind alle Bögen gedruckt, geht es für uns in die Druckweiterverarbeitung, wo uns Herr Paul tatkräftig unterstützt. Die gedruckten Bögen müssen als nächstes gefalzt werden. Ist die Maschine einmal eingerichtet, geht diese Arbeit relativ zügig voran. Nachdem alle Bögen gefalzt wurden, müssen nun alle Teammitglieder der VielSeitig ran und die Druckbögen in liebevoller Handarbeit zusammentragen. Das kann je nach Menge der Druckbögen eine Stunde oder einen Tag dauern. Natürlich ist das auch abhängig von der Anzahl der Teammitglieder, die mithelfen. Sind die Bögen zusammen getragen, müssen sie noch gebunden werden.

Fertig zusammengetragene Zeitschriftenstapel.

Ist die Zeitschrift fertig, wird sie entweder bis zur MediaNight in Kartons verpackt oder aber wie dieses Semester mit einem kleinen Give-away versehen. Auch dieser Schritt passiert manuell und erst wenn alle 1500 Exemplare fertig bestückt sind, kann die VielSeitig auf der MediaNight verteilt werden.


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Sandra Dettki Audiovisuelle Medien

Was bedeutet es, Regie zu führen? Ein Interview mit Florian Seeg, dem Regisseur der Studioproduktion Film „Aloha“ Worum geht es bei ALOHA? Es geht um einen Einzelgänger (Norbert), der um die 30 Jahre alt und ein Routinemensch ist. Er trifft in seiner neuen Wohnung auf einen älteren Herrn (Alfred), der ebenfalls einsam ist, aber auf eine andere Art. Er versucht nämlich, auf ungeschickte Weise, immer wieder auf Leute zuzugehen. Die beiden treffen aufeinander und das wird unsere Hauptfigur verändern. Hattest Du zuerst die Idee für Norbert oder Alfred?

Dein Lieblingsfilm?

Das ist schwierig. Film ist so subjektiv wie jeder Mensch und ich würde gar nicht sagen, dass es einen perfekten Film gibt, sondern vielleicht einen perfekten Film

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für dich. Ich habe das für mich so ein bisschen darauf reduziert: Ein Film ist dann gut, wenn er mich emotional packt. Darum war unser Anspruch bei ALOHA auch, etwas Kleines zu machen und trotzdem nah an den Zuschauer ranzukommen, ihn zu berühren.

Alfred war zuerst da. Die erste Idee war die Frage: „Was denke ich dann, wenn ich mal alt bin? Was habe ich mit meinem Leben gemacht?“ Darum fand ich einen älteren Herrn einfach aufgrund der vielen Lebenserfahrung als Figur interessant. Und dann dachte ich mir: Was wäre, wenn der alte Mann einen Hund hat? Seine größte Sorge ist eigentlich, wer sich um den Hund kümmert, wenn er nicht mehr ist. Und das hat sich dann leicht verändert, über ein Jahr weiterentwickelt und sich auf eine andere Figur konzentriert.

Du hast nicht alleine am Drehbuch geschrieben, sondern zusammen mit Miguel Vaca Stark. Wie funktioniert das, wenn zwei Leute an einem Buch schreiben? Da muss schon die Chemie stimmen. Wir hatten am Anfang ein noch größeres Team und daraus hat sich dann aus Zeitgründen ein Zweierteam herauskristallisiert. Wir haben gemerkt, dass wir zu zweit gut vorwärts kommen. Ich bin so jemand, der immer sehr genau in die Details geht und Miguel ist eher der, der mal was runterschreiben kann. Darum hat sich das eigentlich recht gut ergänzt. Ich fand das ziemlich fruchtbar, weil gerade von Miguel einfach ganz viel Verrücktes kommt und wenn man davon 90% wieder wegnimmt, dann bleibt der richtige Betrag übrig. Das war so unsere Vorgehensweise. Du hast davor bei einer anderen StuPro als Regieassistent mitgearbeitet. Hattest Du da schon das Ziel dann das nächste Mal selbst Regie zu führen? Als ich die Assistenz gemacht habe, hatte ich das schon im Hinterkopf. Trotzdem habe ich


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auch gesehen, wie hart der Job ist und habe mir ganz gut überlegt, ob ich das wirklich machen will. Es geht eben ein Jahr drauf, in dem man nicht viel anderes machen kann. Aber ich dachte mir, ich hätte mich dann im Nachhinein geärgert, wenn ich die Herausforderung nicht angenommen hätte.

bei einer StuPro bin ich immer ein bisschen zwischen den Stühlen. Ich kann nicht einfach sagen „Mach das für mich“, weil wir das ja zusammen machen wollen. Es hinzubekommen, dass am Schluss alle noch befreundet sind, sehe ich als die größte Herausforderung. Vor allem mit dem großen Druck, der dann auf den Verantwortlichen liegt. Da merkt man einfach, dass alle an ihre Grenzen kommen.

Was sind die größten Schwierigkeiten, mit denen Du gekämpft hast?

Gleichzeitig gibt es aber auch Aspekte, die Dir beim Film Spaß machen.

Ein Film ist einfach sehr komplex, weil es viele Departments sind und es kommt einiges zusammen. Es dann hinzukriegen, dass am Schluss bis ins Detail alles in sich stimmig ist – das ist die Kunst. Und dann kommt auch vor allem diese soziale Komponente, ein Team führen zu können, noch zu dem Künstlerischen dazu. Es hat Vorteile mit Studenten zu arbeiten, aber es hat auch Nachteile. Nämlich? Wenn ich jemanden bezahle, dann kann ich auch zu ihm sagen: „Mach das.“ Als Student

Es ist schön zu sehen, wenn das Set und die Figuren lebendig werden. Die Treffen mit den Schauspielern fand ich jedes Mal unglaublich motivierend. Die bringen da noch Sachen mit rein, die wir uns gar nicht ausdenken konnten. Das ist dann auch ein bisschen magisch. Beim Film arbeitet man lange auf diesen Moment hin, dass am Schluss etwas funktioniert, das man sich über Monate oder Jahre erarbeitet hat.


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Carolina-Michelle Phillips

Was macht die VS eigentlich?

Crossmedia Publishing & Management

“Study without desire spoils the memory,

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and it retains nothing that it takes in.”

Alles, was euch als Studierende interessiert, euren Alltag an der HdM beeinflusst, wird mit der VS besprochen, geplant und bestimmt! Da wir idealerweise während unserer Zeit an der HdM nicht nur Fachkompetenzen erlangen, sondern uns auch persönlich weiterentwickeln werden, sollte sich jeder das Angebot der VS einmal anschauen. Hier habt ihr die Möglichkeit, auch abseits eures Studiengangs Studierende kennenzulernen und eure geheimen Talente sowie Interessen zu fördern! Die VS bietet nicht nur Freizeitgestaltung an, sie hilft euch auch bei Rechtsthemen weiter oder ermöglicht euch den Zugang zu einem 3D-Drucker. Habt ihr eine kreative Idee für ein Projekt, dass allen Studierenden zu Gute kommen würde, euch fehlt aber Geld? Du wirst mittels der Initiative für Projektförderung mit bis zu 1000€ unterstützt! Es werden über 20 breitgefächerte Initiativen angeboten, die koordiniert und gesteuert werden müssen. Das Team der VS setzt sich aus 30 Mitgliedern des VS Rats zusammen. Es ist dabei wichtig, dass Studierende aus verschiedenen Positionen vertreten werden. Zur Organisation zwischen den Vertretern der Initiativen und des Senats gibt es monatliche Ratssitzungen. Hier werden Fragen geklärt: Klappt die Budgetierung? Gibt es Entscheidungen aus der Politik, die unser Hochschulleben beeinflussen? Was könnte besser laufen?

Ein großes Thema ist – und wird es gefühlt auch immer bleiben – die Wohnsituation in Stuttgart. Das Studierendenwerk hat für Wohnraum inzwischen immense Wartelisten. Neuer Wohnraum in Uni-Nähe soll zwar geschaffen werden, dafür müssen jedoch im Gegenzug Parkplätze abgebaut werden. Ein anderes Problem stellt unser sauteures VVS Ticket dar. Um hier aber wirklich einen Wandel zu vollziehen, z. B. für ein Landessemesterticket, muss es in Stuttgart und Umgebung eine Urabstimmung der verschiedenen VS stattfinden, die allerdings nicht jede Uni hat! Für mich ist es unschwer zu erkennen, dass es bei der Hochschulpolitik nicht nur um Engagement und Eigeninitiative geht, sondern auch um Unterstützung der Länder, der Hochschule und letztendlich auch der Studierenden. Ich, die mit Hochschulpolitik so überhaupt nichts am Hut hat, fand es spannend zu sehen, wie viel Organisation und Abstimmung im Hintergrund laufen. Alles, um im Endeffekt die Qualität des Studiums zu verbessern. Ich finde, dass es sich lohnt, mehr aus unserem Studium herauszuholen als nur den Abschluss.

Kontakt: vs@hdm-stuttgart.de vs.hdm-stuttgart.de facebook.com/VerfassteStudierendenschaftHdM


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Internationale Studenten an der HdM: Sonne und Wind Weit entfernt von ihrer Heimat begeben sich diese Studierende in eine neue Kultur des Studiums und einen neuen Lebensstil. Diese Fotoserie wurde auf dem HdM-Campus aufgenommen. Fotografin Damaris Riedinger porträtierte sechs internationale Studenten der Hochschule.

Far away from their home country, those students immerse themselves to a new culture of study and a new way of living. This photo series was taken on campus. Photographer Damaris Riedinger portrayed six students from across the globe.

Freitagmorgen, windiges und regnerisches Wetter auf unserem Campus. Studierende wärmen ihre Hände an Kaffeebechern, während sie schnell über den nassen Asphalt zwischen dem Hauptgebäude und der Bibliothek huschen. Für einen kurzen Moment, während ich Agatha für unsere kleine Fotosession treffe, bricht die Sonne durch die Wolkendecke.

Friday morning, windy and rainy weather on campus. Students try to warm their hands on coffee cups as they quickly walk between the main building and the library. In just a brief moment, as I meet Agatha for our photo session, the sun breaks through the clouds.

Eine milde Novembersonne scheint auf die Wiese neben der Bibliothek. “Hier ist es genauso windig wie in Schottland”, lacht Agatha, während der Wind durch ihre Haare fährt. Sonne und Wind -Zwei Worte, die für das Leben eines internationalen Studierenden an der HdM stehen. Wind, wegen den Veränderungen und Herausforderungen, denen man begegnet, und Sonne, weil es jeder einzelne Sonnenstrahl, den man als Ausgleich bekommt, diese Anstrengung wert ist.

We catch a glimpse on the mild November sun as we stand on the grass next to the library. “It’s as windy as in Scotland here”, Agatha smiles as the wind brushes through her hair. Sun and wind: Two words to describe the life of an international student at HdM. The Wind because of the change and challenges you might face and the sun because it’s worth every warm ray you get in return.

Damaris Riedinger Werbung & Marktkommunikation


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Agatha aus Schottland

Noch mehr Bilder von Damaris gibt es auf ihrer Internetseite www.damarisriedinger.com und auf ihrem instagram Profil.

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Abonniert einfach @damarisriedinger.

Carmen aus Spanien

Frederik aus Schweden


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IĂąigo aus Spanien

Sagal aus den USA

Autumn aus den USA


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Lea Weinmann Crossmedia-Redaktion und Public Relations

Jodel – Die bessere Klowand Über eine Social-Media-App, die gerne mit einer Klowand verglichen wird und dabei eine Prise Lebenseinstellung, einen Schuss studentische Philosophie und ganz viel Alltagswitz mitbringt.

„Früher kritzelten Studenten ihre Sprüche an die Klowand, heute benutzen sie eine App namens Jodel“. So beschreibt Spiegel Online (Artikel vom 17.04.2015) das neue deutsche Social-Media-Phänomen. Dabei ist die bunte App mehr als die Wand einer schlecht beleuchteten Toilette, auf der mit schmieriger Filzstiftfarbe der Trash-Talk der Uni prangt.

Die Macher von Jodel arbeiten nicht nur im gleichen Start-up, sondern wohnen auch zusammen – ihre Unterkunft nennen

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sie die „Alpen-WG“.

Als sich die App vor wenigen Wochen zum ersten Mal auf meinem Smartphone öffnet, werde ich von einem grell orangefarbenen Bildschirm begrüßt: „Willkommen bei Jodel!“ Bisher hatte ich den Begriff Jodel ja immer mit einer Gruppe korpulenter österreichischer Trachtenträger in den Bergen verbunden. Aber gut, ich tippe weiter und erwarte die typischen Abfragen zu meiner Person. Doch ich werde nur nach meinem Standort gefragt. Denn Jodel ist vor allem eines: anonym. Jodler haben kein eigenes Profil, müssen keinerlei persönliche Angaben machen. Die typischen Social-Media-Hierarchien, gemessen an Followern, Likes und der Größe der Freundesliste, fallen dadurch automatisch weg.

#karma – Das Prinzip Nach der Anmeldung wird mir eine bunte Timeline angezeigt, mit Postings, die im Umkreis von zehn Kilometern veröffentlicht wurden. Die Namensgebung wird jetzt schnell klar: Jeder Nutzer kann etwas in die Welt jodeln. Und was er jodelt, wird in einem gewissen Umkreis gehört.


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Der Unterschied zum Wanderer in den Alpen besteht allein darin, dass Jodel-Nutzer Feedback von der Community bekommen, die einen Jodel down- oder upvoten kann. Durch diese Votes sammelt oder verliert der Jodler Karma. Karma ist das einzige, womit man bei dieser App angeben kann. Allerdings tut das keiner, zumindest nicht öffentlich, denn es gilt als ungeschriebenes Gesetz: „Über Karma spricht man nicht!“. Mit den Votes kann die Community den Inhalt der Plattform auch selbst regulieren: Wird ein Jodel auf den Wert -5 gevoted, verschwindet er automatisch. #gadse – Die Insider Die kommenden Tage bin ich damit beschäftigt, die Abkürzungen und Insider zu verstehen. Denn die Jodel-Gemeinde verfügt über einen ganzen Wortschatz an sonderbaren Ausdrücken. Wer ist dieser Lörres, der da überall auftaucht, und was hat er mit diesem Möppes zu tun? Und was soll jetzt bitteschön #gadse sein?

Kommt Zeit, kommt Erleuchtung: Frauen und Männer sind Möppes und Lörres. Eine G’schichte aus dem Paulaner Garten, oder kurz Paulaner, wird demjenigen unterstellt, dessen Storys man keinen Glauben schenken will. Besonders beliebt sind – wie überall sonst auch – Bilder von Katzen. Dementsprechend häufig tauchen sie unter dem Hashtag #gadse auf. Hunde wurden kurzerhand zu #bellgadsen umbenannt. Weiterer Insider sind Verkehrsverbunde, die gemeinhin als „Racing-Teams“ bezeichnet werden. Besonders Busfahrer werden gerne mit Rennfahrern verglichen,

die ständig ihre „Rundenzeit“ verbessern wollen. Häufig sind auch die Hashtags #jhj („Jodler helfen Jodlern“) und #infojodel. Hier geben die Nutzer einander Tipps über Bafög, Rezepte, kostenlose Parkplätze oder die besten Hotspots der Stadt. Einige Jodler haben es sich zur Aufgabe gemacht, die anderen täglich über das Wetter, verspätete Bahnen, den Mensaplan oder die Fülle der Hörsäle zu informieren. #kik – Die Partnerbörse Und man mag es kaum glauben, aber sogar als „Verkuppler“ scheint Jodel öfter mal zu funktionieren. Der Anonymität aller Beteiligten zum Trotz schaffen es die jeweiligen Möppes und Lörres doch immer, irgendwie zueinander zu finden, um dann beispielsweise bei Kik weiterzuflirten. Oder auch die ein oder andere Affäre aufzudecken – natürlich immer mit voller Unterstützung aller anderen Jodler. Kürzlich crashte die Community sogar ein RTL-Experiment. Das Kamera­ team lockte ahnungslose Männer über einen Fake-Account auf Tinder in ein Restaurant. Eines der Opfer jodelte über die RTL-Falle. Kurze Zeit später standen zahlreiche Studenten am Drehort, um sich das Spektakel anzuschauen.

Ob Info- oder Partnerbörse, Plattform für Insider oder Sprücheklopfer – ­eigentlich ist Jodel ja doch ein bisschen wie eine digitale Klowand für Studenten. Nur besser. Und bunter.



Lifestyle


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Cosima Sophie Staneker Crossmedia-Redaktion

Morgenstund‘ hat Gold im Mund So gelingt euch der perfekte Start in den Tag!

Lifestyle

6:30. Aus der Ferne dringt ein schrilles, undefinierbares Geräusch zu euren Ohren. „Ist es schon wieder so weit?“ Eure Träume verschwimmen langsam, ein grauer Brei taucht vor eurem inneren Auge auf. Unsicher tastet ihr euch hindurch, verzweifelt, voller Angst. Eure zittrigen Finger erreichen den Störenfried, wischen schnell

nach rechts, bis die erhoffte Ruhe einkehrt. Endlich. Weiterschlafen… Ein einzelner Sonnenstrahl hat sich durch die Wolkendecke gekämpft und kitzelt an eurer Nasenspitze. Erschöpft dreht ihr euch auf die Seite. „Wieso gibt es

überhaupt Licht“, fragt ihr euch genervt. „Wieso gibt es ein Leben außerhalb des Bettes?“ Ihr zwingt euch weiterzuschlafen, doch eure Bemühungen scheitern kläglich. Euch wird zu warm, die Bettdecke juckt auf einmal, die Heizung gluckert und ihr habt Hunger. Aufs Klo zu gehen, wäre auch eine gute Idee. Aber euer Körper streikt – die Beine bewegen sich kein Stück, die Finger umklammern verzweifelt das Bettlaken und eure Augenlider bleiben stur aufeinander kleben. Augen auf? Augen zu – das ist euer Motto.

Wer sich hier wiedererkennt, sollte nun aufpassen, denn ich erkläre euch heute ganz genau, wie ihr die Evolution vom Morgenmuffel zum Sonnenschein vollziehen könnt! Wenn ihr wüsstet, wie viel Potential ihr durch eine schlechte Morgenroutine verschenkt, würdet ihr eurem Körper sicherlich mehr Ruhe und Entspannung gönnen. Wer ausgeruht und fit in den Morgen startet, ist geistig wacher, fühlt sich besser und begegnet täglichen Herausforderungen deutlich positiver. Gute Gründe, sich die folgenden Tipps zu Herzen zu nehmen.


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Jeder Morgen beginnt am Abend. Vorbereitung ist hier nämlich die halbe Miete. Auf was müsst ihr abends also achten? Zuerst bestimmt ihr den Zeitpunkt, an dem ihr einschlafen möchtet – idealerweise liegt der etwa acht Stunden vor dem Zeitpunkt, an dem ihr aufstehen möchtet. Nun müsst ihr euch genug Zeit nehmen, euch auf euren Schlaf vorzubereiten. Dafür braucht ihr etwa eine Stunde. Hier möchte ich anmerken, dass jeder seinen eigenen Rhythmus hat und explizite Zeitangaben für viele nicht funktionieren. Die Länge des Schlafs ist jedoch selten wirklich subjektiv – euer Körper gewöhnt sich nur netterweise an die Missstände, die ihr ihm antut.

Beginnt eure Abendroutine damit, aufzuräumen. Klingt demotivierend, hat aber einen wichtigen Sinn. Niemand wacht gern inmitten von Wäsche, Zetteln und Tellern auf. Fällt der erste Blick des Tages auf Arbeit und Dreck, ist Morgenmuffelei vorprogrammiert. Also nehmt euch fünf bis zehn Minuten dafür Zeit. Ihr solltet außerdem weder mit Hunger noch mit vollem Bauch ins Bett gehen. Esst deswegen nicht zu früh und nicht zu spät und gönnt euch zwischen Abendessen und Schlaf nur noch kleine, gesunde Snacks.

Nach dem Aufräumen legt ihr euch eure Klamotten für morgen bereit. Klingt konservativ, doch auch dieser Schritt ist eine wichtige Maßnahme Richtung Traummorgen. Morgens haben viele nicht die Nerven, um über Trivialitäten nachzudenken. Gerade beim Auswählen der Kleidung

kommt Stress auf. Was abends erledigt ist, raubt einem morgens keinen Gedanken mehr. Eine dreiviertel Stunde vor dem Schlafen solltet ihr ein letztes Mal aufs Klo gehen, eure Zähne putzen, die Haare kämmen und – wichtig! – abschminken. Wer sich abends nicht abschminkt, ist müder und schadet seiner Haut gewaltig.

Das Schlafzimmer sollte, wenn möglich, abgedunkelt sein. Ihr könnt auch eine Schlafmaske benutzen. Das Zimmer sollte eine gute Luftfeuchtigkeit haben und nicht zu warm sein. Über Nacht kühlt der Körper stark ab, eine zu starke Heizung kann diesen wichtigen Schlafprozess stören. Aus diesem Grund raten viele Schlafberater auch zu unbekleidetem Schlafen. Wem das unangenehm ist, sollte dennoch auf eine leichte Schlafkleidung setzen und vor allem die Socken ausziehen. Wer morgens mit trockener Haut und einem gereiztem Hals zu kämpfen hat, sollte zudem eine Schale mit Wasser auf die Heizung stellen und das Gesicht gut eincremen.


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Vor dem Schlafen solltet ihr mindestens eine halbe Stunde zur Ruhe kommen. Die erste Viertelstunde füllt eine beruhigende Aktivität, die zweite ist voll und ganz dem Schließen der Augen gewidmet. Einschlafen ist unkontrollierbar – wer Probleme damit hat, denkt sich meist: „Ich gehe nicht ins Bett, ich kann ja eh nicht schlafen. Da liege ich nur mit offenen Augen rum.“ Leider ist das falsch. Wer Probleme beim Einschlafen hat, sollte sich eine gute Abendroutine aneignen und vor allem nicht in Stress verfallen, wenn das Einschlafen nicht klappt. Mit offenen Augen zwei Stunden im Bett zu liegen ist ernüchternd, gewöhnt den Körper jedoch eher an den nahenden Schlaf als zerstreutes Umherwandern.

immer lauter wird. So schreckt ihr nicht panisch aus eurem Schlaf, wacht aber auf alle Fälle auf. Und nun, gute Nacht…

Lifestyle

Wenn alles geklappt hat, sollte euch der erste Wecker entspannt aus dem Schlaf holen. Lasst eure Augen zu. Dieser Moment gehört ganz allein euch. Zehn Minuten lang konzentriert ihr euch ganz allein auf euch selbst. Das angenehme, warme Gefühl der Decke, die vertraute Dunkelheit des Zimmers… Wer jetzt noch einmal einschläft, braucht keine Angst zu haben. Der zweite Wecker wird euch ans Aufstehen erinnern. Nutzt diesen Puffer, atmet ruhig ein und aus und denkt vor allem noch nicht an die Aufgaben des bevorstehenden Tages.

Das Handy solltet ihr vor dem Schlafen eigentlich nur noch zur Hand nehmen, um euren Wecker zu stellen. Ein erster Wecker wird auf den Aufwachzeitpunkt gestellt, ein zweiter zehn Minuten davor. Für einen schönen Morgen wählt ihr am besten einen Wecker, der leise beginnt und

Wenn der zweite Wecker klingelt, setzt ihr euch langsam aufrecht hin und öffnet die Augen. Überhaupt ist Geruhsamkeit eine wichtige Morgenregel – wer aus dem Bett springt, bereut es wenig später mit Schwindel und Stress. Nehmt euch deshalb morgens genug Zeit und wacht


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nicht erst fünfzehn Minuten, bevor ihr aus dem Haus müsst, auf. Nachdem ihr euch aufgesetzt habt, dürft ihr auch das erste Mal zum Handy greifen. Lest die Nachrichten des Tages, beantwortet die ersten Whatsapps, bleibt aber nicht zu lange am Apparat hängen. Steht nach einer kurzen Zeit aus dem Bett auf und räumt die Decken auf. Das verhilft euch nicht nur zu einer geordneten Morgenroutine, sondern bewahrt euch ebenfalls davor, ins kuschlige Deckenmeer zurückspringen zu wollen. Als nächstes öffnet ihr die Vorhänge. Wenn es draußen grau und trist ist, könnt ihr einfach das Zimmerlicht anschalten. Hauptsache, es ist hell. Wer mag, kann nun ein wenig Yoga machen, leichte Dehnübungen reichen ebenfalls vollkommen aus.

zum Schluss – ihr solltet jeden Tag zur etwa selben Zeit aufstehen, unabhängig davon, wann die Hochschule beginnt. Ein unregelmäßiger Schlafrhythmus bringt euren Körper durcheinander, zudem habt ihr an manchen Tagen Zeit, bereits morgens erste Aufgaben zu erledigen.

Im Bad könnt ihr vorgehen, wie ihr wollt. Sich kaltes Wasser ins Gesicht zu werfen oder sich lauwarm bis kalt abzuduschen, hilft, das Immunsystem zu aktivieren. Wer sich schminken möchte, sollte das Auftragen der Wimperntusche so gut es geht hinauszögern. Wimperntusche beschwert die Augen, macht sie träge und müde. Besonders für jene, die morgens noch müde sind, ist dies eine ernste Einschlafgefahr.

Am Frühstückstisch sollte auf jeden Fall Obst, Wasser und/ oder Tee warten. Während des Essens kann Musik gehört werden, das bringt Schwung in den Morgen. Für Morgenmuffel eher nix: Mit dem Mitbewohner oder Partner sprechen. Für alle anderen ein schöner Start in den sozialen Alltag. Ein gut gemeinter Ratschlag

Wenn ihr euch an meine Tipps haltet, sollte das beschriebene Szenario am Anfang des Textes bald Geschichte sein. Ihr werdet fitter, besser gelaunt und vor allem ein echter Morgenmensch. Nehmt es als Challenge, nehmt es als guten Vorsatz mit ins neue Jahr, aber versucht wirklich, den Morgen zu eurem Morgen zu machen. Eure morgendlichen Mitmenschen werden es euch danken. Also: Augen auf!

Erfolg nach durchzechten Nächten nicht garantiert.


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Augen auf in der Küche: schnelle & gesunde Rezepte für den Studentenalltag

Geheimtipp: Wer einen intensiveren Limettengeschmack möchte, kann über das fertige Gericht etwas Limettenabrieb geben. Dazu die Limettenschale mit einer Reibe

Lifestyle

vorsichtig abreiben.

Als Student fehlt es einem oft an der Zeit und Motivation, um frisch und vor allem gesund zu kochen. Doch ab und an wünscht sich jeder Student eine Abwechslung zum oft eher mäßigen Mensaessen. Wenn man sich dann tatsächlich einmal dazu durchringt, selbst zu kochen, gibt es in den meisten Fällen Pasta mit Tomatensoße. Auch als vielbeschäftigter Student macht es Sinn, beim Schlendern durch die vollen Regale im Supermarkt die Augen offen zu halten. Mit wenigen, vielleicht nicht gerade alltäglichen Zutaten, die so gut wie überall erhältlich sind, lassen sich

mit etwas Kreativität einfache, aber leckere Gerichte zubereiten. Die folgenden drei Gerichte passen vom Zeitaufwand, Schwierigkeit und Kosten optimal in einen Studentenhaushalt, der Neues ausprobieren und frisch kochen will. Alles, was man für die Gerichte braucht, ist neben den Zutaten: eine Herdplatte, eine Pfanne, ein Messer und das Interesse, kulinarisch etwas Neues zu entdecken.

Viel Spaß beim Nachkochen!


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Gegrillte Avocado mit Mangosalsa Infos und Küchentipps: Zutaten: 2 Avocados 120g Mango 1 Limette Salz Pfeffer 2 Frühlingszwiebeln 3 TL Sesam 1 Chili 1 El Sesamöl 1 große Tomate 1 Handvoll Koriander circa 2 TL Olivenöl

Rezept: 1. Mango, Tomate, Frühlingszwiebel in feine Würfel schneiden und in eine Schüssel geben. Der Saft einer ½ Limette, Sesamöl, feingehackte Chili und Sesam dazu mischen. Anschließend die Salsa mit Salz und Pfeffer abschmecken. 2. Die Avocado oben am Stiel einschneiden, in 2 Hälften teilen und den Kern entfernen. Auf die Hälften Salz, Pfeffer, den Saft einer ½ Limette und etwas Olivenöl geben. Die Avocado in einer heißen Pfanne circa 2 Minuten anbraten und zum Schluss mit der Mangosalsa und etwas Koriander anrichten.

Die Avocado ist ein echtes Superfood. Sie steckt voller gesunder, essentieller Fettsäuren und ist ein hervorragender Lieferant für hochwertige Kalorien. Perfekt harmoniert sie mit Säure, wie zum Beispiel frisch gepressten Limettensaft. Als weitere Rezeptidee kann man die weiche Avocado mit einer Gabel zerdrücken, frische Kräuter hinzuzugeben und als Brotaufstrich servieren. Aber Achtung!!! Mit 30 Gramm Fett pro Avocado sollte sie nur in Maßen verzehrt werden. Der Koriander gehört zu den elementaren Kräutern in der asiatischen Küche. Egal ob Thai Curry, Sashimi Tatar oder Suppe – fast überall wird er verarbeitet. Frischer Koriander ist vor allem in den wärmeren Jahreszeiten in vielen Supermärkten verfügbar und macht mit seinem außergewöhnlichen Geschmack aus einem eher mäßigen Mahl ein echtes Geschmackserlebnis. Ebenfalls unverzichtbar für die asiatische Küche ist das Sesamöl. Sein unverwechselbares Aroma eignet sich hervorragend zum Anmachen von Salaten oder Abschmecken von kalten Speisen. Als einfache Beilage eine Handvoll Feldsalat mit einigen kleingeschnittenen Tomaten in eine Schüssel geben und mit Salz, Pfeffer, Balsamessig, Sesamöl und gerösteten Cashewkernen vermengen.

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Raphael Hertkorn Medienwirtschaft


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Geheimtipp: Um die Guacamole etwas aufzupeppen, eine Handvoll Koriander kleinhacken

Lifestyle

und daruntermischen.


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Rindfleischburger mit Guacamole Zutaten (4 Burger): 400g mageres Rindfleisch 1 1/2 Zwiebeln 1 EL Senf 1/2 Handvoll Petersilienstängel 1 Knoblauchzehe 1 Avocado 1/2 Chili 1/2 Handvoll Koriander Saft einer Limette 2 große Tomaten 1/2 Kopf Mini-Romanesco 4 Vollkornbrötchen Salz Pfeffer 2 Eier

Rezept: 1. Zwiebel, Knoblauch und Petersilienstängel fein hacken und in einer Schüssel mit dem Rinderhack, 2 rohen Eiern, Salz, Pfeffer und dem Senf vermischen. Aus der Masse 4 gleichgroße Burger formen und diese, wenn möglich für eine Stunde in den Kühlschrank legen. 2. In dieser Zeit für die Guacamole eine Avocado mit einer Gabel zerdrücken und mit einer halben feingehackten Zwiebel, Chili, Salz, Pfeffer und dem Saft einer Limette vermengen. 3. In die Burger dünn Öl einmassieren und in einer heißen Pfanne mit etwas Öl circa 5 Minuten auf jeder Seite anbraten. Die

Brötchen halbieren und in einer Pfanne 2 Minuten lang bei starker Hitze anrösten. 4. Zum Anrichten die Unterseite des Brötchens mit Guacamole bestreichen. Dann ein Blatt Romanesco, 2 Tomatenscheiben und je einen Burger auf das Brötchen legen. Infos & Küchentipps : Wir verwenden für die Burger Vollkornbrötchen, anstatt den normalerweise üblichen weißen Weizenbrötchen, da diese zum einen im Geschmack intensiver sind und zum anderen voller komplexer Kohlenhydrate stecken. Diese werden durch ihre hohe Dichte an Ballaststoffen langsamer verdaut, halten uns länger satt und geben uns mehr Energie für den Hochschulalltag. Mageres Rindfleisch ist eine qualitativ hochwertige Proteinquelle, da es im Gegensatz zu dem in Burgern oft verwendeten Schweinefleisch deutlich fettarmer ist und als Hack verarbeitet mit seinen bis zu 20 Gramm Eiweiß pro 100 Gramm bereits einen hohen Anteil des täglichen Proteinbedarfs abdeckt. Was viele nicht wissen, ist, dass der meiste Geschmack der Petersilie in den Stielen steckt. Sie eignen sich ausgezeichnet als Basis für Suppen, Fonds oder als knusprige Einlage in Nudelgerichten und Salaten.


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Rührei auf geröstetem Vollkornbrot mit mariniertem Tomatensalat

Zutaten:

Lifestyle

8 Eier 100g Speck 2 Zwiebeln 1 Knoblauchzehe 4 Tomaten 2 Frühlingszwiebeln 2 EL Essig 1 EL Olivenöl 1 Handvoll Basilikum Salz Pfeffer 8 bis 10 Scheiben Vollkornbrot 80g Pinienkerne


67 Rezept: 1. Zwiebeln und Knoblauch feinhacken und zusammen mit dem Speck in einer heißen Pfanne mit Öl und etwas Salz circa 2 Minuten anbraten. Parallel dazu die Eier zerschlagen, in eine Schüssel geben und verrühren. Nach den 2 Minuten die Eier in die Pfanne dazugeben. Anschließend das Rührei fertigbraten und mit Salz und Pfeffer abschmecken. 2. Für den marinierten TomatensalatTomaten und Frühlingszwiebeln in feine Würfel schneiden und in eine Schüssel geben. Salz, Pfeffer, Olivenöl, Essig und kleingeschnittenen Basilikum dazugeben und alles miteinander vermengen. 3. Pinienkerne in einer heißen Pfanne ohne Olivenöl circa 2-3 Minuten lang goldbraun anrösten. 4. Das Vollkornbrot dünn mit Öl bestreichen und 2-3 Minuten lang auf jeder Seite in einer Pfanne anrösten. Anschließend das geröstete Brot mit dem Rührei, den Pinienkernen und dem Tomatensalat anrichten.

pochiertes Ei zu besonderen Anlässen . Wer selbst einmal ein Ei pochieren will, nimmt einen Topf mit Wasser, bringt dieses zum Kochen und reduziert anschließend die Hitze, bis das Wasser nur noch leicht simmert. Anschließend etwas Essig in das heiße Wasser geben und vorsichtig ein zuvor aufgeschlagenes Ei in das Wasser gleiten lassen. Nach circa 3 Minuten kann das Ei mit dem nun geronnenen Eiweiß aus dem Wasser genommen werden. Wenn alles funktioniert hat, sollte beim Anschneiden das Eigelb wachsweich aus dem Ei herauslaufen. Pinienkerne entfalten ihren intensiven Geschmack am besten, wenn sie in einer Pfanne ohne Fett goldbraun angeröstet werden. Mit ihrem hohen Anteil an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind sie ein leckerer und vor allem gesunder Fettlieferant. Sie eignen sich hervorragend zum Verfeinern von Salaten, Pastagerichten oder zum Herstellen eines leckeren Pestos. Für ein Pesto Pinienkerne, Olivenöl, Salz, Pfeffer, etwas Parmesan und einige Blätter Basilikum in einen Mörser geben und zerkleinern. Anschließend das Pesto mit frischer Pasta vermengen.

Infos & Küchentipps: Eier werden oft unterschätzt. Sie gehören zu den wohl vielfältigsten und nahrhaftesten Lebensmitteln, die es überhaupt gibt. Zudem sind sie mit je 5g pro Ei ein optimaler Proteinlieferant. Verschiedene Zubereitungsmöglichkeiten sind zum Beispiel das jedem bekannte Spiegelei, ein locker gebratenes Rührei, ein gekochtes Ei mit wachsweichem Kern oder auch ein

Geheimtipp: Wem ein gewöhnliches Rührei zu langweilig ist, kann das Gericht noch zusätzlich mit frischem Schnittlauch oder etwas Limettensaft verfeinern.


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Elena Zigelli Audiovisuelle Medien

Augen auf bei der Ernährung! - Mein veganer Selbstversuch Clean Eating, Low-Carb, Vegan. Ernährung wird immer mehr zum Lifestyle. Vor allem die nicht-tierische Ernährung, der Veganismus, bekommt immer mehr Anhänger. Aber wie realisierbar ist Veganismus wirklich für Studenten?

Das Wort vegan wurde 1944 von Donald Watson, Gründer der Vegan Society, erfunden, indem er den Anfang und das Ende des Wortes „veg-atari-an“

Lifestyle

zusammennahm.

Der vegane Trend ist ein Lebensstil, der hauptsächlich von jungen Bevölkerungsschichten gelebt wird. Mittlerweile ist es kaum möglich, sich gänzlich vor dieser Ernährungsweise zu verschließen. Ehe man sich versieht, hat man selbst mehrere Veganer in seinem Freundeskreis. Somit kennt wahrscheinlich jeder die ewigen Diskussionen: Veganismus, ist das wirklich eine sinnvolle und gesunde Ernährung? Aber was bedeutet vegan sein eigentlich? Der Veganismus entstand aus dem Vegetarismus, ist allerdings um einiges strenger. Veganer verzichten nicht nur auf Fleisch, sondern komplett auf alle tierischen Produkte – das schließt beispielsweise auch Eier, Milchprodukte und Honig mit ein! Bei unserer, auf tierische Produkte ausgelegte Gesellschaft, verlangt das nach einem hohen Maß an Disziplin und Planung: Keine Backwaren vom Bäcker, keine Schokolade oder Gummibärchen, selbst geklärte Weine oder Apfelsaft sind ein tabu.

Der vegane Selbstversuch Ich selbst habe mich schon immer für veganes Leben interessiert, hielt es allerdings nie für die richtige Ernährungsweise, da tierische Produkte für mich Teil einer natürlichen und ausgewogenen Ernährung sind. Außerdem würde ich zu einem saftigen Burger niemals „Nein“ sagen. Mich tatsächlich komplett vegan zu ernähren, das konnte ich mir nicht vorstellen. Allerdings bin ich der Meinung, dass man etwas nicht veurteilen sollte, wenn man sich selbst nicht ausgiebig damit auseinandergesetzt oder es ausprobiert hat. Also wagte ich den Selbstversuch. Vegan sein – einfacher als gedacht Eine Sache war schnell klar: Vegan sein ist nicht so schwer, wie man denkt, zumindest was die Mahlzeiten angeht. Die meisten Menschen denken, dass man als Veganer quasi auf alles außer Grünzeug verzichten muss. Das stimmt absolut nicht. Es gibt unglaublich viele Lebensmittel, die vegan sind. Außerdem gibt es


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heutzutage sowieso für alles eine vegane Alternative! Anstatt Milch kann man zwischen Soja-, Mandel- oder Haferdrink wählen, Fleischersatz wird aus Hülsenfrüchten hergestellt und auch Eier lassen sich durch Sojamehl, Bananen oder Apfelmus ersetzen. Selbst ohne alternative Produkte stehen einem Veganer eine Vielzahl an Lebensmitteln zur Verfügung. Dennoch muss man sich deutlich länger mit den Lebensmitteln auseinandersetzen, die man kaufen will. Aber auch das nimmt mit der Zeit ab, sobald man sich besser auskennt. Außerdem gibt es Hilfsmittel, wie zum Beispiel die „Codecheck“-App, welche mit einem kurzen Scan sofort weiß, ob das Produkt vegan ist, oder der vegane Einkaufsguide von PETA, der auch unerwartet vegane Lebensmittel auflistet. So muss der vegane Einkauf gar nicht teuer sein: Wenn man sich mit den Produkten auskennt und sich nicht ausschließlich für teuren Alternativprodukte entscheidet, ist die vegane Ernährung für einen Studenten durchaus finanzierbar. Vegan sein ist zeitaufwändig Immer frisch zu kochen und immer eine vegane Zwischenmahlzeit in der Tasche zu haben, um in der Pause nicht den Snackautomaten zu plündern, wird mit der Zeit immer anstrengender. Spontan außerhalb von zuhause essen zu gehen wird zum Abenteuer. Und zu guter Letzt ist das vegane Essen in der Mensa nicht unbedingt das Appetitlichste. Gerade Faulenzer wie ich werden hier Probleme bekommen: Jeden Abend Essen vorzubereiten ist zu aufwendig, morgens hat man aber natürlich verschlafen… Und

jetzt? Wenn man nicht vollkommen hinter der Ernährung steht, ist die Motivation schnell dahin. So ging es jedenfalls mir: Ohne überbackenes Essen leben? Unmöglich. Nach zwei Wochen habe ich überglücklich in ein Stück Pizza gebissen. Fazit Im Nachhinein kann ich auf jeden Fall guten Gewissens sagen, dass eine vegane Ernährung für mich nicht in Frage kommt. Und damit will ich nicht sagen,

dass der Veganismus nicht gut ist! Ganz im Gegenteil. Ich habe schon lange nicht mehr so bewusst gegessen und mich wirklich damit auseinandergesetzt, was ich zu mir nehme. Es hat wirklich Spaß gemacht, denn man kostet die Vielfalt an pflanzlichen Nahrungsmitteln viel mehr aus: Dazu habe ich nicht nur neue Produkte, sondern auch leckere Rezepte kennengelernt. Dennoch wurde es mit der Zeit anstrengend. Wenn man nicht vollkommen davon überzeugt ist, dann kann Veganismus schnell zu einer Qual werden. Vor allem, wenn alle Kommilitonen am Teriyaki Tag zu Subway rennen!

Pflanzenfresser? Ja, bitte! Aber nicht nur: Veganer ernähren sich nicht ausschließlich von Obst und Gemüse.


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Jennifer Kemler Medienwirtschaft

Wusstet ihr, dass ihr nur von Gesichtern träumen könnt, die ihr schon mal im realen Leben gesehen habt? Gesichter, die euch unbekannt vorkommen, habt ihr oft nur für eine kurze Sekunde in der Bahn oder im Fernsehen gesehen.

Augen zu! Verschiedene Arten des Träumens und Bedeutungen von Träumen Oh nein! Die BWL-Prüfung fängt in wenigen Minuten an und ich habe nicht gelernt: Gar nichts, um genau zu sein! Panik kommt auf. Ich will meine Freundin anrufen, aber egal welche Ziffer ich auf meinem Smartphone drücke, es ist nie die Nummer, die ich eintippen will! ... Mein kleiner, roter Wecker klingelt schrill neben mir. Es dauert einige Sekunden, bis ich kapiere, dass ich in meinem Straussi III Zimmer bin. Es war nur ein Traum und ich habe noch genug Zeit zum Lernen. Der Traum wirkte dennoch erschreckend echt.

mir überlege, was ich jetzt schon wieder für verquere Dinge geträumt habe. In meinen Träumen bewahren meine Freundinnen und ich als Sailor-Kriegerinnen gerne mal die Stadt vor dem Bösen. Wenn ich das meinem Freund erzähle, hält der mich für vollkommen bekloppt. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er sich nie an seine Träume erinnern kann oder erst gar nicht träumt. Dabei haben Forscher herausgefunden, dass jeder Mensch träumt, wenn er schläft. Allerdings erinnern sich nur etwa 80% der Menschen an ihre Träume.

Der ein oder andere kennt das bestimmt. Träumen ist entweder sehr angenehm oder total sinnlos. Ich habe, wie ich finde, das Glück, jede Nacht etwas zu träumen. Egal ob es ein langer Traum ist oder mehrere einzelne Träume, die unabhängig voneinander sind.

Manchmal kann ich mich auch nur an Bruchstücke erinnern oder ich komme tagsüber mit jemandem oder etwas in Berührung, von dem ich vorab geträumt habe. Dann kann ich mich schlagartig wieder erinnern. So richtig spooky wird es, wenn ich von Personen träume, die ich ewig nicht gesehen habe und dann laufen sie mir am nächsten Tag direkt über den Weg.

Lifestyle

Ich träume, seitdem ich ein kleines Mädchen war. So kann ich mich noch flüchtig an den ältesten Traum erinnern, den ich mit fünf Jahren hatte. Während einer Übernachtung bei meiner Tante träumte ich, dass aus einem Poster mit einer Frau, diese als Monster herauskam. Träumen ist für mich so selbstverständlich, dass ich oft morgens aufwache und

Ich hatte schon oft eindrückliche, starke Träume. In der Nacht zum 2. Weihnachtstag 2004, als ich mich noch in der Ausbildung zur Krankenschwester befand, träumte ich von einem Strand. Entlang des Strandes befand sich eine hohe Mauer, die die Stadt und das Meer voneinander


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trennte. So ging ich am Strand entlang bis plötzliche eine riesige Welle aufkam. In letzter Sekunde konnte ich mich noch hinter die Mauer retten. Diese konnte das Wasser größtenteils davon abhalten, in die Stadt zu gelangen. Als ich an diesem Tag arbeiten ging und mir ein Patient im Krankenhaus mitteilte, dass eine riesige Tsunamiwelle über Thailand stürmte, war ich geschockt. Ich hatte exakt dasselbe in der Nacht geträumt. Wenn ich nicht gerade als Sailor-Kriegerin oder Bibi Blocksberg die Welt rette, träume ich seltsamerweise sehr häufig von meinen Zähnen. Wie oft sie mir schon herausgefallen sind und ich sie einfach ausspucken konnte. Diese Träume sind darüber hinaus mit einem nicht aufhören wollenden Schmerz verknüpft. Dieser Schmerz fühlt sich fast schlimmer an als Zahnschmerzen im realen Leben.

Hier einige Beispiele: • Lockere, ausfallende Zähne: Schlechte Nachrichten, erdrückende Belastung • Erfolg: Erfolg im realen Leben • Museumsbesuch: Glück • Unruhiges Meer: Geschäftliche Probleme • Regenbogen: Etwas Außergewöhnli- ches und Abenteuerliches wird passieren • Tod: Probleme werden sich auflö- sen • Clown: Dein Verhalten wird miss- deutet • Eigene Frisur anhimmeln: Gesund- heit und Zufriedenheit • Messer: Konflikt und Zwiespalt

Hin und wieder habe ich auch die Möglichkeit, bewusst zu träumen. Diese Form des Träumens nennt man luzid. „Klarträume“ dieser Art ermöglichen es dem Schlafenden, aktiv das Geträumte zu beeinflussen, also den Traum regelrecht zu steuern. Um die Frequenz dieser „Klarträume“ zu steigern, kann man ein „Traumtagebuch“ führen. Außerdem kann ein Traumtagebuch genutzt werden, um Träume zu deuten. Aus Interesse habe ich mir ein Traumdeutungsbuch (Fortune-Telling: Book of Dreams) gekauft, welches geträumte Motive interpretiert und erklärt.

Studien belegen, dass die Inhalte von Träumen mit den erlebten Dingen im echten Leben zusammenhängen. Deshalb wird es in den nächsten Wochen wieder heißen: Prüfungen verpasst, nicht gelungene Bachelorarbeiten und herausfallende Zähne.

Indianer hängen Traumfänger auf, um ihren Schlaf zu verbessern. Traumfänger sollen nämlich böse Geister abwehren.


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Maike Richter Audiovisuelle Medien

Clown Under Kaum hat Andreas Schaible 2012 sein Abschlusszeugnis in der Hand, reist er alleine ans andere Ende der Welt – nach Australien! Nach dem Abi ein Jahr Work and Travel in Down Under zu machen ist ja quasi schon zum Trend geworden. Ich bezeichne Australien gerne mal spaßeshalber als das „Mallorca der Abiturienten“. Doch Andreas‘ Abenteuer ist etwas anders.

Wusstet ihr, dass es in Australien seit 1979 keinen Todesfall als Folge

Lifestyle

eines Spinnenbisses gegeben hat?

Im Buch erzählt er von seinen persönlichen Erfahrungen während seiner sechsmonatigen Arbeit beim Zirkus „Silvers“. Er fängt als unscheinbare Aushilfe hinter den Kulissen an und arbeitet sich über die Monate hinweg immer weiter hoch, bis er schließlich selbst in der Manege steht. Der Leser bekommt einen äußerst interessanten Einblick hinter die Kulissen, hinter die bunte, vorgespielte Glitzerwelt eines großen Zirkus. Man wird dabei mitgenommen auf eine Reise voller Höhen und Tiefen. Andreas erzählt von seinen Wegbegleitern, die ihm im Laufe seiner Zeit beim Zirkus immer wichtiger werden. Des Weiteren erfahren wir auch sehr persönliche Dinge über die Familie des Autors und seine Gefühle in Bezug auf den Verlust eines geliebten Menschen. Andreas lässt den Leser an seinem Leben teilhaben und so fühlt man mit ihm und feuert ihn an, wenn es darum geht, wieder einmal eine große Herausforderung zu meistern.

Die Geschichte hat mich ziemlich schnell gefesselt, sodass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Und das, obwohl es sich hierbei nicht um eine Fiktion handelt, sondern um wirklich geschehene Ereignisse. Für mich war Andreas‘ „Bucket List“ das Highlight: Hier sind Dinge aufgelistet, welche man laut Andreas Schaible im Leben mal gemacht haben sollte. Mein Favorit ist hier eindeutig: „In einen Juwelierladen gehen, einen Ring anstarren und ‚meeein Schatz‘ zischen.“ Weiterhin findet man im Buch einige Fotos vom Zirkus „Silvers“ und am Ende jedes Kapitels ist ein QR-Code aufgedruckt, den man mit dem Handy oder dem Tablet einscannen kann und so auf Videomaterial des Zirkus geführt wird. Der Schreibstil des Autors hat mir persönlich sehr gefallen. Ich konnte mich beim Lesen nicht nur super entspannen, sondern war auch beeindruckt, wie gut die Beschreibungen des Umfelds gelungen sind.

Mein Fazit: Auch wenn man, wie ich, kein großer Zirkusfan ist, lohnt es sich „Clown Under“ zu lesen. Da ich 2014 selbst ein halbes Jahr durch Australien gereist bin, wurde ich beim Lesen auch nostalgisch und bekam Fernweh. Für Reise- oder Australien-Fans ist „Clown Under“ besonders zu empfehlen!


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Carolina Phlipps

Horoskop für 2017

Crossmedia Publishing & Management

21.01.-19.02.2017: Wassermann, du Gender diskriminierende Amphibie! Was für ein Jahr. Herz gebrochen, in der Uni versagt und in der Wohnung war Schimmel. All das wurde mit den Feuerwerkskörpern der Silvesternacht weggeballert und du bist voller Euphorie bereit für neue Herausforderungen. Pass auf, dass dir deine rebellische Art, die deine Freunde so an dir schätzen, nicht in die Quere kommt! Wassermänner klammern in Beziehungen. Lass das sein, es nervt. 20.02.-20.03.2017: Fisch, du feuchtes Filetstück. Du glänzt mit dem Elan einer gehbehinderten Galapagos Schildkröte und bist äußerst harmoniebedürftig. Zwei Tage für die Abgabe deiner Hausarbeit sind für dich massig Zeit. Trotz dessen, dass bei dir alles auf den letzten Drücker passiert, kommst du wunderbar entspannt durchs Studium. Chapeau!

„Wer die Sterne fragt, was er tun soll, ist gewiss nicht klar über das, was zu tun ist.“

Lifestyle

Johann Wolfgang von Goethe

21.03-20.04.2017: Du wildes Weidentier, du! Deine cholerische Art ist ein Segen für jeden Nymphomanen und ein Albtraum für jede schwäbische Schwiegermutter. In Gruppenarbeiten bist du gerne dabei, nicht wegen deiner absolut unrealistischen Ideen, sondern weil du präsentierst wie kein Zweiter. Du bist eine Rampensau und

kannst deinen Freundeskreis auch dienstagsabends noch kurz zu einem Bier motivieren. Anstrengend, aber authentisch! 21.04.-20.05.2017: Stier, mein störrisches Studentenfutter. Du bist ein richtiger Genießer-Typ, du kleiner Möchtegern Tim Mälzer. Es wird monologierst über turkmenische Food Trends und Soßen-Ablösch-Methoden. Auch einen ordnungsgemäßen Cappuccino findet man hier nicht. Den gab es nur in dem toskanischen Dorf, welches du bei deinem transformativen Wine Tasting erkundet hast. Bist aber sehr hilfreich bei Formatierungen. Dann muss sich derjenige aber einen Vortrag über den Ursprung von „Kommata“ anhören. 21.05.-21.06.2017: Zwilling, du zungengespaltener, Zottelkopf! Du bist JEDEM gegenüber sehr kommunikativ. Die Inhalte sind dabei eher Nebensache. Übertreibungen nutzen schließlich der Dramaturgie! Auch in ausweglosen Situation bist du lösungsorientiert. Nach dem Motto „Geteilter Spaß ist doppeltes Vergnügen“ entflieht keiner deinen flachen Jodelwitzen. Du bist wichtig. Super, Zwilling! 22.06.-22.07.2017: Krebs, du Krustentier! Hättest du einen Patronus, wärst du ein


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Rehkitz. Nach dem Studium wird endlich ordentlich geschafft und auf ein schwäbisches Eigenheim gespart. Aber nicht in Stuttgart direkt, wer will denn den Trubel dieses verrückten Großstadtdschungels? Auf dem Land gibt es bessere Schulen für deine Zwillinge. Medusine und Felicitas. Du bist die Mutti deiner Gruppe, immer Kopfschmerztabletten, Tampons und ein HDMI-Adapterkabel am Start. 23.07.-23.08.2017: Löwe, mein Goldlöckchen! Als Savannentier ist der Winter nichts für dich. Du fährst im Sommer mit deinen Freunden in einem VW-Bulli an den Timmendorfer Strand, um am Lagerfeuer Silbermond zu trällern. Du bist herzlich, die Runde Wulle geht auf dich. 24.08.-23.09.2017: Jungfrau, du Grundschulflachwitzvorlage. Du bist der Jackpot in jeder Gruppenarbeit: Planung, Systematik und Ordnung! Nach dem Studium hast du noch die 14 Textmarker die du dir zu Vorbereitung auf das Abi mal bei TEDi gekauft hast. All deine Skripte mit äußerster Sorgfalt alphabetisch in farblich passenden Schnellheftern abgeheftet. Wir sehen die irgendwann auf dem Cover des Business Punks wieder. 24.09.-23.10.2017: Waage, du welterfahrener Wackeldackel. Neben dem obligatorischen Jahr Australien hast du in einer Kommune in Berlin gelebt, machst Backpacking durch die Anden und planst für den Sommer schon das Pilgern auf dem Jakobsweg. Du gehst gerne zum Poetry-Slam

um endlich mit einem Club Mate auf dem Boden zu sitzen und melancholisch über dein Dasein nachzudenken. Restaurants, die nicht mit vegan-koscheren Bioprodukten für Frutarier in der Sinnkrise kochen, sind für dich keinen Besuch wert. 24.10.-22.11.2017: Skorpion, du satanisches Sahneschnittchen! Du hast Durchhaltevermögen! Auch bei den furchtbarsten Gruppenarbeiten mit den anstrengendsten Egomanen bist du noch geduldig. Bist sehr solidarisch Outsidern gegenüber, zeigst Härte wenn es darum geht dein extrem individuelles Facharbeitsthema beim Prof durchzusetzen. 23.11.-21.12.2017: Schütze, du schlagfertiges Schlitzohr! Du hast deine Prüfungen gerockt und kommst deinem Abschluss immer näher. Für dich wäre ein Schreibtischjob der Hölle Vorhof. Du hoffst deine idealistischen Werte auch in deinem kreativen Arbeitsleben weiterzuführen. Nach dem Studium gründest du ein Start Up mit Harvard manager Leitartikel Potential.

22.12.-20.01.2018: Steinbock, du stilsicherer Semmelknödel. Du bist der ewige Ruhepol. Keine Deadline lässt dich in Panik ausbrechen. Insgeheim hast du bei Pinterest ein Motivationsboard mit deinen Karrierezielen erstellt. Du wohnst später in Hamburg Eppendorf in einem weißen Altbaupalast, und liest die New York Times, während dein Pudel Daisy im Garten spielt.



Kunst & Kultur


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Siyan Zhou Druck- und Medientechnologie

Jennifer Kemler Medienwirtschaft

1. Platz »Perspektive eines Insektes« Rebecca Beiter Crossmedia-Redaktion,

Kunst & Kultur

8. Semester

Fotowettbewerb »Perspektivwechsel« Unter dem Motto „Sieh es mal anders“ hat die Fotoinitiative unterbelichtet alle Fotobegeisterten aufgefordert, ihre Bilder, die einen besonderen Blickwinkel zeigen sollten, einzusenden. Auch dieses Semester geschah dies in Zusammenarbeit mit der VielSeitig, weshalb das Thema auch passend zum Leitthema »Augen auf« ausgewählt wurde. Wieder gab es eine rege Beteiligung, wofür wir uns an dieser Stelle herzlichst bei allen Teilnehmern bedanken möchten. Die Wahl der Gewinner ist uns schwergefallen, gerade weil diesmal eine besonders große Vielfalt dabei war. Wir gratulieren allen platzierten Teilneh-

mern und wünschen euch viel Spaß mit den Preisen! Unterbelichtet wird euch diesbezüglich noch kontaktieren. Für alle anderen hoffen wir, dass selbst die Teilnahme bereits Spaß gemacht hat und dass euch die Freude am Fotografieren erhalten bleibt. Frohes Fotografieren wünschen euch die Unterbelichtet-Hauptverantwortliche. Jenny und Siyan Kontakt: unterbelichtet@hdm-stuttgart.de


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2. Platz »Laredo Sunset« Cathrin Minuth Werbung und Marktkommunikation, 3. Semester

Wusstet ihr, dass unterbelichtet eine Ausstellung an der Wand neben Raum 043 hat?

3. Platz »Kleine Momente« Jonas Wurster Medienwirtschaft, 3. Semester


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Aaron Weißler-Krux Online-MedienManagement

Ausnahmen bestätigen die Regel In der Redaktion schien mir das Thema Deutschrap ja nicht allzu beliebt. Das kann ich ihnen bei den meisten Rappern auch nicht wirklich verübeln. Bei zurzeit knapp 289 Releases im Jahr sind aber auch einige interessante Künstler dabei. Zumindest einen davon möchte ich euch hier vorstellen.

„Rap ist egal ob sein Album floppt. Und wenn’s passiert, geht er zurück zu seinem alten Job: Ahzumjot“ – 3Pluss in Ich Habe Rap Verstanden

Ahzumjot muss sich nach seiner Entscheidung, wieder im Café statt als Musiker für Universal zu arbeiten, wohl von Einigen kleine Sticheleien wie diese gefallen lassen, musikalisch war es aber wohl das Beste, das er machen konnte. Musik ist für ihn nun mehr ein „extended Hobby“ als ein Job und das hat ihm auch die Begeisterung für Musik zurückgebracht. Zugegeben, sein erstes Werk, das mich im letzten Jahr beeindruckt hat, kam eigentlich bereits 2015 auf den Markt, ich habe es allerdings erst Anfang 2016 für mich entdeckt – die Minus EP. Minus beginnt mit dem Track Tag Zwei und ist für Ahzumjot der Neuanfang nach dem gefloppten Major-Album Nix Mehr Egal, das damals noch mit Tag Eins endete.

Kunst & Kultur

„Und wenn alles nicht geklappt hat, stehst du an dem Anfang Ist auch gut ‘nen Satz zurückzumachen, wenn es nicht geklappt hat, heut‘ ist Tag Zwei“ – Ahzumjot in Tag Zwei

Niemand redet ihm jetzt noch in seine Musik rein, sowohl das Produzieren der Instrumentals als auch das Mischen der Tracks übernimmt er selbst. An Stelle von

epischen, mit Background-Chören, Klavier, Gitarren usw. gespickten und dadurch etwas generisch und auch überfüllt klingenden Beats treten Instrumentals, die deutlich mehr auf elektronischen Sounds statt auf gewöhnlichen Instrumenten beruhen, die wesentlich weniger hektisch sind und die um einiges minimalistischer klingen: reduziert ganz im Sinne des Titels Minus. Ähnlich verhält es sich mit den Texten. Die Konzentration liegt jetzt rein auf Ahzumjot selbst und dabei auch nur auf dem Jetzt statt auf Vergangenheit oder Zukunft. Nur Platz/Angst sticht dabei heraus, da er hier schon die Abrechnung mit der Deutschrap-Szene andeutet, die er im Laufe des Jahres noch gemeinsam mit Lance Butters in Form der Die Welle EP umsetzt. Zwischenzeitlich releast er außerdem noch die Tracks der Minus EP plus sieben weitere unter dem Namen 16QT02: Tag


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Ahzumjot (rechts im Bild) und Lance Butters (links) beim Fotoshooting für die auf ihre gemeinsame EP „Die Welle“ folgende „Lassensedis“-Tour.

Drei als Free-EP. Bis auf Mein Bruh, eine Liebeserklärung an seine Bruhs und damit gleichzeitig eine Absage an alle anderen, konnte mich von den zusätzlichen Liedern allerdings leider keines überzeugen. Ganz im Gegensatz zu Die Welle, für mich zusammen mit Aurora von LGoony& Crack Ignaz die beste Free-EP des letzten Jahres, was unter anderem sicherlich auch an meinem Faible für Rap-Duos liegt. Die Instrumentals hat erneut Ahzumjot produziert und bleibt seinem neugefundenen Stil treu: die Beats sind sehr minimalistisch–nur mit Schlagzeug und maximal zwei weiteren melodischen Stimmen– die Sounds klingen meist elektronisch und etwas verzerrt. Die Welle klingt der Minus EP musikalisch also sehr ähnlich, während sie sich textlich deutlich von ihr abgrenzt. Vor allem Lance Butters war schon immer dafür bekannt, dass er die Rap-Szene nicht wirklich leiden kann und eigentlich nur als Job rappt, und auch Ahzumjot hat nach Nix Mehr Egal betont, dass er auf das ge-

spielte Kumpel-Sein anderer Rapper keine Lust mehr hat und lieber mit seinen Bruhs abhängt. Deshalb ist die in den Texten deutlich werdende Abneigung gegenüber anderen Rappern nicht verwunderlich. Jeder bekommt in dieser „Bibel, die schon viel zu lang‘ im Schrank ist“ sein Fett weg. Sei es die „alte Garde“, die im Zuge des Deutschrap-Erfolgs wieder zurückkehrt, ohne Wichtiges zu sagen zu haben. Seien es die, die sich ihren Fans gegenüber als Freunde verkaufen, um Verkaufszahlen zu steigern. Seien es die, die mit Deluxe-Boxen versuchen, Umsätze und Chartplatzierungen zu verbessern. Oder seien es die, die sich immer wieder den neuesten Trends, wie z.B. Trap und Cloud-Rap, anpassen, statt ihren eigenen Stil zu finden. Die Rap-Szene ist die Welle, auf der alle zu reiten versuchen und dabei dem Mainstream verfallen. Aus dieser Masse herauszustechen, schaffen derzeit nur Wenige. Ahzumjot und Lance Butters sind zumindest mal zwei davon.

„Denn Alan hat‘s gesagt, es zählen nur die Bruhs, man Businesskontakte sind keine Bruhs, man Hunderte gesehen, die nicht loyal war‘n Hunderte gesehen, die dann später nicht mehr da war‘n Nada.“ - Lance Butters in Many Men von 50

„Die fünf Elemente des Hip-Hop: YouTube-Ansagen, tumblr-Blog, Instagram, Facebook und Twitter“ - Prezident in Fressfeind


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Simon Robl Medieninformatik

Der beste Horror bleibt ungesehen Was ist Angst? Geht man mit dieser Frage an die Horrorfilme der letzten Jahre heran, erhält man vieles – außer einer befriedigenden Antwort. Regisseure scheinen sich lieber auf Ausreden zu versteifen, um sich vor der Antwort zu drücken. Spielen bei Saw wirklich Ängste eine Rolle oder sind es nicht viel mehr der pure Ekel und Gewaltexzesse, die uns zum Wegschauen zwingen? Die in doppelter Hinsicht blutleeren Charaktere schaffen es, weder Mitleid noch besonderes Interesse zu wecken; Das Endergebnis solcher Werke ist pure Abstumpfung. Auch die Jumpscares, inzwischen zu dem bekanntesten Klischee des Horror-Genres verkommen, scheinen in modernen Werken eher unbedacht eingesetzt zu werden. Ähnlich einer Achterbahn war der ursprüngliche Sinn eines Jumpscares, einen Thrill auszulösen. Ein kurzer Kick kann aber niemals als Ersatz für eine ausgearbeitete Spannungskurve hinhalten, egal wie oft man ihn wiederholt.

Von Stephen King ist Carrie, sein erster veröffentlichter Roman, sehr zu empfehlen. Obwohl die Namensgeberin Carrie selbst über monströse Kräfte verfügen mag, fürchtet man sich

Kunst & Kultur

hauptsächlich vor ihrer fanatischen Mutter. Auch die Angst vor Abweisung wird durch die Außenseiterrolle Carries spürbar. King zeigt, dass wir uns mehr vor unseren Mitmenschen fürchten sollten als vor dem Übernatürlichen.

Echter Horror, das ist dieses wunderbar unangenehme Gefühl in der Bauchgegend, die spürbare Weitung der eigenen Pupillen, die zu Berge stehenden Haare. Kurz: Die Kapitulation des Körpers vor der

Illusion des Films! Guter Horror erlaubt uns keine Gedanken an das Ich mehr, wir werden zum passiven Spielball unserer Ängste, ein instinktgesteuertes Tier. Denn wenn uns die Rationalität überzeugend genommen wird, haben wir keine Waffe mehr, um uns vor dem Unbekannten zu verteidigen. Der menschliche Körper verarbeitet Angst auf zwei Wegen: Während wir uns nach einem entsprechenden Reiz schon bereit machen zu kämpfen oder zu fliehen, analysiert ein anderer Teil unseres Gehirns fleißig weiter die Situation und gibt nach entsprechender Bedenkzeit eventuell Entwarnung. Lieber falsch als unter der Erde liegen, so lautet die Devise der Evolution.

Genau deshalb gilt: Je länger wir dem Horror direkt ins Gesicht blicken können, umso mehr Zeit hat unser Gehirn zu entscheiden, dass es die gezeigten Szenen doch nicht so gruselig findet. Mit jedem Hinweis, jeder Information, wird der Spielraum unserer Vorstellung weiter eingeschränkt. Dabei entstehen in unserer Fantasie häufig die grauenhaftesten Gestalten und Szenarien.


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Die Fantasie komplett alleine zu lassen, kann jedoch auch ein Fehler sein; so lösen beispielsweise Blair Witch Project oder Paranormal Activity mit ihren vagen Andeutungen und subtilem Spuk bei Vielen nur ein müdes Gähnen aus. Um den Grad zwischen zu viel und zu wenig Horror zu beurteilen, muss auch die psychologische Seite betrachtet werden: Wir fürchten uns nicht nur vor dem Verlust unseres Lebens und von Körperteilen, sondern auch vor Isolation und mangelnder Glaubwürdigkeit. In Gruppen können

Auch hier trifft es uns umso härter, je länger die wahren Intentionen der Charaktere ein Geheimnis bleiben. Denn auch andere Menschen könnten natürlich zur Gefahr werden, besonders, wenn deren Motive komplexer sind als wir vermuten. Unter diesen Kriterien wäre Stanley Kubricks Shining das Paradebeispiel. Die Verfilmung des Romans von Stephen King erzählt die Geschichte der Familie Torrance, die einen Winter allein in einem abgelegenen Hotel verbringt. Erstaunlich ist, wie früh sich der Plot schon erahnen lässt.

Jack arbeitet im Film an einem Manuskript - wer dessen 500 Seiten wirklich abgetippt hat ist unklar.

wir uns dem Schutz des Kollektivs anvertrauen, sind wir alleine, wird uns dieser Komfort genommen. Ein guter Horrorfilm ist meist auch ein gutes Drama, zeigt, wie langjährige Beziehungen und Freundschaften an der Realität der Situation zerschellen. Wer emotional aufgewühlt ist, wird umso schneller in den Bann des Grauens gezogen werden, da man in diesem Zustand viel sensibler reagiert.

Wenn der Besitzer des Hotels erzählt, wie der vorherige Hausmeister seine Familie auf grausame Art und Weise mit einer Axt getötet hat, und Vater Jack (Jack Nicholson in Hochform) glaubhaft versichern will, dass dies mit ihm bestimmt nicht nochmal geschehen wird, scheint der Verlauf der Ereignisse vorherbestimmt. Auch das Geständnis der Mutter Wendy (Shelley Durval in ihrer wohl bekanntesten Rolle), Jack hätte den gemeinsamen Sohn Danny


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Mit Ausnahme der beiden Außenaufnahmen wurde der Film komplett in einem Studio gedreht.

im Suff versehentlich verletzt, wirkt sehr transparent. Doch was Kubrick nicht verraten will, ist, wann der brüchige Hausfrieden in sich zusammenbrechen und die Situation eskalieren wird. Die Zeit selbst wird nämlich zum Stilmittel gemacht und in Form von kurzen Titelkarten eingesetzt. Sie verraten uns, wie viel Zeit vergangen ist, und diese Abstände werden gegen Ende des Films immer kürzer. Jeder Tag, an dem Jack sich mehr von seiner Familie entfremdet, könnte der letzte sein; wie eine Katze mit einer Maus, spielt Kubrick mit den Erwartungen des Publikums.

Ebenfalls zu empfehlen sind die Geschichten von H. P. Lovecraft. Die mächtigen Alten sind für Menschen weder greifbar, noch verständlich. Ihr bloßer Anblick macht Leute verrückt.

Kunst & Kultur

Die Idee des unbesiegbaren Übels ist Kern dieser Erzählungen.

An den Nerven zerrt dabei die ganze Zeit die musikalische Untermalung; selbst in Szenen, die für den Plot nicht direkt relevant sind, braut sich häufig ein regelrechter Sturm an Instrumenten auf.

Der wahre Geniestreich Kubricks ist jedoch, wie er mit den übernatürlichen Elementen des Romans umgegangen ist. Der wahre Antagonist ist nämlich das Overlook-Hotel selbst, das Danny und besonders Jack durch Visionen in den Wahnsinn treibt.

Shining beschreibt die Gabe von Menschen, Gedanken und Erinnerungen Anderer wahrzunehmen. Dannys seltsame Begabung wird ihm sehr schnell erklärt, die Konsequenzen zeigen sich jedoch erst am Ende. Denn auch das Hotel „scheint“, es hat genau geplant, was es mit der Familie Torrance anstellen wird. Doch erst am Ende des Films tritt das Hotel in Aktion und durchkreuzt die Pläne Wendys, mit ihrem Sohn dem Schicksal zu entfliehen. Das Böse kann nicht gestoppt, nur temporär in Schach gehalten werden. Und so geht es schließlich doch nur noch um das nackte Überleben:

„Here‘s Johnny!“


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Cosima Staneker Crossmedia-Redaktion /Public Relations

Die Stadt der Blinden – eine Buchrezension Stell dir vor, du sitzt in deinem Auto und wartest darauf, dass die Ampel auf Grün springt. Ungeduldig schließt du für einen kurzen Moment die Augen und stockst verwundert, als du sie wieder öffnest. Du siehst nichts mehr. Um genau zu sein, siehst du nur noch eine endlose, weiße Fläche. Keine Schatten, keine Umrisse, nichts. Nervös schließt du deine Augen wieder, vielleicht geht es ja weg, vielleicht hast du nur etwas im Auge. Doch es ändert sich nichts. Der weiße Raum strahlt dich weiterhin an. Hinter dir beginnen mehrere Menschen, nervös zu hupen, doch deine Gedanken kreisen um einen einzigen, panischen Gedanken: Ich bin blind!

José Saramago war der erste portugiesische Nobelpreisträger

Kunst & Kultur

für Literatur (1996).

So widerfährt es der ersten Person, die in José Saramagos Roman „Die Stadt der Blinden“ vorgestellt wird. Ohne einen er­kennbaren Grund erblindet ein Mann am hellichten Tag mitten auf der Straße. Zuerst geht man von einem Einzelfall aus, doch wenig später erblindet seine Freundin auf die gleiche Weise. Auch die Personen, die ihm auf der Straße geholfen haben, Pas­santen, die an ihm vorbeigegan­ gen sind, jeder von ihnen erblindet. Die Blindheit verbreitet sich rasant, die Regie­ rung hat scheinbar keine andere Wahl, als die Blinden unter Quarantäne zu setzen.

Dafür werden sie in ein altes Irrenhaus ab­­ geschoben, in dem kein Wasser mehr läuft und die Tapeten von den Wänden blättern. Keiner hilft ihnen, sie sind ganz auf sich allein gestellt – nur eine von ihnen kann sehen. Aus Liebe zu ihrem erblindeten Mann gibt sie vor, ebenfalls nichts sehen zu können. Durch ihre Augen erhält der Leser wichtige Ein­blicke in das Geschehen. Nach und nach füllt sich das Irrenhaus, das Essen wird knapp und eine kleine Gruppe Blinder ergreift auf grau­same Art und Weise die Macht über den Rest, mor­ det und ver­gewaltigt ohne Gnade. Wie der Roman weitergeht und schließlich endet, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten – ich würde euch eines absolut faszinierenden Leseerlebnisses berauben. Saramago hat 1995 mit „Die Stadt der ­Blinden“ ein ebenso berührendes wie ver­ störendes Buch veröffentlicht. Bis heute hat es kein Stück an Aktualität verloren. Der Roman selbst ist unvergleichbar. Auf­ bau, Erzählstruktur und Metaphern ent­ springen einer völlig anderen liter­arischen Welt. So hat das Buch beispielweise kaum Absätze, sondern fließt in einer Tour am Leser vorbei. Zusätzlich verzichtet Sara­ mago darauf, die direkte Rede zu kenn­


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zeichnen. Er baut gesprochene Sätze ohne Kennzeichnung in den Text ein, wodurch ein Satz oft mehr­ere Male gelesen werden muss, bis man versteht, wer überhaupt gerade spricht.Die Orientierungslosig­ keit des Lesers spiegelt die Hilflosigkeit der blinden Protagonisten wider, welche vollkommen unvorbereitet in diese neue, weiße Welt geworfen wurden. Saramago unterstützt ­dieses Lesegefühl dadurch, dass er stets in eine neue Rolle schlüpft: Mal erzählt er aus der Sicht der ­sehenden Frau, plötzlich spricht er direkt zum Leser aus der „Ich“-Perspektive oder stellt sich mit ihm auf eine Stufe, spricht vom „wir“. Jede Figur, in die er schlüpft, bleibt dabei anonym - nichts im Buch hat einen Na­

men. Es ist „das Land“, „die Regierung“, „die Frau mit der dunklen Brille“, „der Arzt“, „der Wachmann“. Wofür Namen, wenn man sich eh nicht sieht, sondern nur an der Stimme erkennt? Das Leitmotiv der blinden Anonymität ist bis heute aktuell. Hilflose Regierungen, herzensblinde Menschen, beziehungs­ weise Menschen, die sich nur noch an­ schauen, aber nicht mehr wirklich sehen – „Blinde die sehend nicht sehen“ – gibt es bis heute. Das Buch trifft den Leser in seiner tiefsten Schutzlosigkeit und ist gerade aus diesem Grund ein philosophi­ scher Ausflug ins e­ igene Ich. Ein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen will.

„Ich glaube nicht, dass wir erblindet sind, ich glaube, wir sind blind, Blinde, die sehen, Blinde, die sehend nicht sehen.“ - José Saramago


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David Michalik Crossmedia Publishing

Mit anderen Augen­ Filmrezension Julia‘s Eyes­

and Management.

Milchglasfarbene Augen starren ins Halbdunkel. Ängstlich und verwirrt redet die Frau in den Raum hinein, doch niemand erwidert ihre Worte. Unbeholfen tasten sich zittrige Hände zur Kellertür. Nackte Füße fühlen den rauen Betonboden ab und finden einen Schemel. Ein Strick legt sich um ihren Hals. Wieder spricht die Frau, wieder erhält sie keine Antwort. Jemand tritt mit Wucht gegen den Schemel. Zuerst ein Blitz. Dann Dunkelheit.

Die Krankheit, unter der Julia und Sara leiden, ist vermutlich die erblich bedingte Netzhautdegeneration Retinopathiapigmentosa. Sie kann sich über Jahrzehnte entwickeln und führt bei ca. 50% der Patienten zu grauem Star (getrübte Linse). In der Regel kommt es dann zur Erblindung. Weltweit sind ca. drei Mio.

Kunst & Kultur

Menschen davon betroffen.

Julias Zwillingsschwester Sara wird erhängt in ihrem Keller aufgefunden. Genau wie Julia (Belen Rueda) litt sie an einem fortschreitenden Verlust ihrer Sehkraft, der sie vor einem Jahr vollständig erblinden ließ. Julia glaubt nicht an einen Selbstmord. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Isaac (Lluís Homar) geht sie der Sache auf den Grund. Doch schon bald wird sie von einem Mann verfolgt, den scheinbar niemand wahrnimmt. Als Isaac schließlich verschwindet und Julia ihr Augenlicht ganz verliert, ist sie dem mysteriösen Unsichtbaren schutzlos ausgeliefert.

„Julia‘s Eyes“ wurde von Guillermo del Toro („Pan‘s Labyrinth“) produziert und ist nach „The Others“ (Alejandro Amenábar)

und „REC“ (Jaume Balaguéro) eine weitere Bereicherung für das spanische Horrorkino. Regie führte Guillem Morales.

Morales bedient sich verschiedener Stilmittel, um Julias Seherlebnis auch für den Zuschauer begreifbar zu machen. Ihre „Blindheitsattacken“ werden durch verschwimmende Bilder bis hin zu abgedunkelten Ausschnitten visualisiert. Zudem verlieren die anderen Akteure zunehmend ihr Gesicht: man sieht sie nur noch von hinten oder ihr Kopf ist im Bildausschnitt gar nicht zu sehen; das wirkt sehr beklemmend und illustriert Julias Hilflosigkeit.

Der Genremix entwickelt sich von der anfänglichen Detektivgeschichte zu einem klaustrophobischen Mystery-Thriller mit deutlichen Horrorelementen und endet in einem würdigen Finale. Trotz bekannter Muster – die Heldin, die vom Bösen verfolgt wird, Figuren, die sich aus Verzweiflung umbringen – überzeugt der Film durch seine originelle Story und spannende Wendungen.


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Filmkritik: Die Unfassbaren – now you see me

Anja Gehring Mediapublishing

Ein Jahr lang leben vier talentierte Zauberkünstler zusammen, verstecken sich vor Interpol und dem FBI – warum? Sie wollen zum Auge gehören. Die vier Reiter starten in Las Vegas ihren ersten Coup: vor den Augen der Zuschauer rauben sie in Paris eine Bank aus – und verteilen das Geld danach. Anschließend beginnt ein aufregendes Abenteuer. Trotz der Jagd auf sich, machen sie immer weiter mit ihren kriminellen

Machenschaften, trauen blind den Anweisungen vom Auge. Sie stehlen, täuschen und betrügen – angeblich für den guten Zweck. Doch wem vertrauen sie wirklich, wer steckt hinter dem Auge? Eine Frage, die erst ganz am Ende geklärt wird.

Allein in den USA spielte der Film über 111 Millionen Dollar ein.

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Bei uns ist Ihre Blutspende nicht umsonst.


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Celine Eckl Crossmedia-Redaktion

Die Schwaben. Zwischen Mythos und Marke „Schaffe, schaffe, Häusle baue“ – „Linse, Spätzle, Saitenwürstle“ –„ Kehrwoche“ – „Äffle ond Pferdle“ – all das verbindet man automatisch mit den Schwaben. Genau diesen widmet das Landesmuseum diesen Winter eine komplette Sonderausstellung.

Äffle: Du, die einzige Bilder, die i mir in dr Ausstellung anschaua koa, sin deine. Pferdle: Des isch aber ne Ehre! Äffle: Ha ja, vor de andre

Kunst & Kultur

standet immer so viel Leut.

Durch die HdM kommen junge Leute von überall aus Deutschland nach Stuttgart. Eines der ersten Dinge, mit denen sie konfrontiert werden, ist der Dialekt hier. Beim Bäcker gibt’s Weckle und Brezeln und an Weihnachten gibt’s Guatsle. Ein LKW fährt nicht auf der Autobahn, sondern wird in der Mittagspause gveschpert. Und nach der Uhrzeit zu fragen braucht man sowieso nicht, denn Uhrzeiten wie dreiviertel Vier oder viertel Zwei sagen einem Nichtschwaben eh nichts.

Gegenüber springen Schwäbisch-Sprecher von der Ortsmundart in Regionalsprache oder gar ins Hochdeutsche. Es ist also für Ostfriesen, Sachsen oder Hessen, die zum Studieren nach Stuttgart kommen, nicht unbedingt nötig, sich mit dem Dialekt der Hauptstadt Schwabens auseinanderzusetzten. Wer aber wissen möchte, was es denn, abgesehen vom Dialekt, überhaupt bedeutet Schwabe zu sein, der sollte in die Ausstellung über die Schwaben im Württembergischen Landesmuseum gehen.

Heutzutage spricht jedoch die jüngere Generation nicht mehr allzu oft schwäbisch. Nur an wenigen Floskeln, ein paar veränderten Lauten und einer etwas falschen anderen Grammatik erkennt man die schwäbische Herkunft noch. Dies variiert natürlich vom Land zur Stadt, jedoch ließ sich in den letzten fünfzig Jahren ein klarer Rückgang des schwäbischen Dialekts feststellen. Je nach Situation und

Es gibt allerlei Mythen und Vorurteile gegenüber den Schwaben. Das Bekannteste ist wohl die Sparsamkeit. Einem Schwaben verkauft man nicht gerne etwas, denn der handelt einen selbst beim reduzierten Preis noch weiter runter. Aber soll das bedeuten, dass sämtlich Menschen, die in dieser Region aufgewachsen sind, immer nur ans Sparen denken und sich nie etwas leisten?


Die Sparsamkeit ist natürlich nicht das einzige Klischee über die Schwaben. Sie sollen auch besonders erfinderisch und eigenbrötlerisch sein, einen Putzfimmel haben und besonders diszipliniert sein, wenn es ums Arbeiten geht. Aber kann so etwas wirklich auf eine gesamte Bevölkerungsgruppe zutreffen?

Genau mit diesem Thema der Mythen um die Schwaben beschäftigt sich die Sonderausstellung „Die Schwaben. Zwischen Mythos und Marke“ im Alten Schloss in Stuttgart. Vom 22. Oktober 2016 bis zum 23. April 2017 können Besucher dort den Klischees rund um die Schwaben auf den Grund gehen. Zum relativ stattlichen Preis von 13€ (für Studenten 10€) bekommt man Zugang zur Sonderausstellung und einen Audioguide, der an vielen Stationen in der Ausstellung genutzt werden kann. Allerdings wird dabei das Verständnis der schwäbischen Sprache vorausgesetzt, denn der Audioguide wird vom schwäbischen Comedian Dodokay komplett auf Schwäbisch gesprochen. Wer damit nicht klar kommt, muss sich eben mit der englischen Version begnügen. Die Ausstellung ist ein Rundgang, verschiedene Bereiche sind dabei farblich unterschiedlich gestaltet. Wanddurchbrüche, Vitrinen

und halbtransparente Textilflächen lassen immer wieder Blicke in andere Räume zu. Zuerst sieht man einige Ausschnitte aus schwäbischen Filmen und Serien. Die Übergänge gestalten „s’Äffle ond s’Pferdle“ mit ihren berühmten Kurzspots. Daraufhin startet die Ausstellung mit einem Einstieg in die Geschichte. Man erfährt, was überhaupt alles Schwaben war und heutzutage auch noch ist (nämlich nicht nur Baden-Württemberg) und wie der Name „Schwabe“ entstanden ist. Zwei Schwabenmetropolen, die dabei im Mittelpunkt stehen, sind Ulm und Augsburg. Von diesen Städten ausgehend werden berühmte schwäbische Persönlichkeiten vorund ausgestellt, die mit der schwäbischen Geschichte verwoben oder von Schwaben erschaffen wurden. Mit der Aussage über das Schwabenland, „das Land der Dichter, Denker und Erfinder“ zu sein, geht die Ausstellung eher kritisch um. Dabei rückt immer der Begriff „Marke“ in den Fokus. Den vielen Erfindungen und Marken, die aus Schwaben stammen oder stammen sollen, wird auf den Grund gegangen. Dass Schwabe zu sein manchmal auch als eine Art Marke verwendet wird, war mir selbst auch schon aufgefallen. Der Begriff wurde mir deutlich, als ich mehr über die schwäbische Kehrwoche erfuhr. Schwaben werden dazu aufgezogen,


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dass die Kehrwoche ein wichtiger Bestandteil einer Hausgemeinschaft ist.

Äffle ond Pferdle sitzad oderm Baum. Äffle: „Was die Buche wohl saga däd wenn se schwätza kend?“

Kunst & Kultur

Pferdle: „I ben a Eiche, du Bachel.“

Andere Bevölkerungsgruppen belächeln sie zwar dafür, aber eigentlich ist die Kehrwoche ein Aushängeschild für die Schwaben. Es geht nicht darum, dass die Schwaben einen Putzwahn haben, es geht um Gerechtigkeit. Die Kehrwoche ist nichts anderes als die gerechte Einteilung des Putzdienstes zwischen den verschiedenen Parteien in einem Mietshaus, ohne dabei Kosten für Personal zu erzeugen. Die Kehrwoche ist also, genau wie das Häusle bauen und viele weitere Eigenarten der Schwaben, eine Art Marke. Des Weiteren geht die Ausstellung ausführlich auf die schwäbische Küche ein. Um die Herkunft von Spätzle, Brezel, Maultasche & Co. ranken sich viele Gerüchte, die in der Ausstellung genauer betrachtet werden.

Mir hat besonders der Teil der Ausstellung gefallen, der sich intensiv mit den paradoxen Klischees beschäftigt. Ob die Schwaben nun furchtlos oder ängstlich, fleißig oder faul, weltoffen oder eigenbrötlerisch sind, kann auch die Ausstellung nicht beantworten, aber sie stellt die Ereignisse, die zu den Klischees führten, einander geschickt gegenüber.

Was für uns Medienstudenten interessant sein könnte, ist der eigene Hashtag (#lmwschwaben), der speziell für die Ausstellung für Facebook, Twitter & Co. erstellt wurde und unter dem gepostet werden darf. Interessant ist auch die dreiteilige Videoreihe, die unter dem Motto „Typisch Schwäbisch?!“ Tutorials zum Brezeln backen, Spätzle schaben und Maultaschen füllen liefert und an den derzeitigen DIY-Trend anknüpfen will.


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Ohren auf!

Jennifer Kemler

Gute Musik aus Stuttgart „Die beste Musik kommt aus England oder den USA. Eventuell gibt es die eine oder andere gute Band aus Deutschland, dann aber nur aus Berlin.“ Genau das habe ich auch immer gedacht. Aber da hatte ich mich gewaltig getäuscht. Ich bin ein Kind der 90er, Popmusik muss es sein: so richtig bunt und Bubble-Gum-mäßig und dann bitte noch aus England. Genau das habe ich auch beim Vorstellungsgespräch für mein Praxissemester gesagt und danach gedacht, dass ich für diese Stelle sowieso nicht angenommen werde. Aber ich habe sie doch bekommen, weil ich endlich über den Tellerrand schauen wollte. Sechs Monate arbeitete ich im Popbüro Region Stuttgart in Bad Cannstatt. Das Popbüro Region Stuttgart fördert junge Bands aus dem Raum Stuttgart und Baden-Württemberg. Leider keine Bubble-Gum-Pop-Gruppen, dafür gibt es aber gute selbstgetextete und gespielte Musik. Um ehrlich zu sein, taten sich mir da ganz neue Wege auf. Auf das Popbüro Region Stuttgart bin ich durch das Studentische Projekt „Music Business Insights“ aufmerksam geworden, das unregelmäßig im Studiengang Medienwirtschaft angeboten wird (für

Medienwirtschaft

alle Musikfans nur zu empfehlen!). Dort sprach der Leiter des Popbüro Peter James über die Musikwirtschaft und gab einen Einblick in diesen Bereich. Mein Bild von Bands aus Stuttgart war eher negativ behaftet, obwohl ich keine Bands kannte. Im Praktikum lernte ich aber sehr schnell, dass es sehr viele super Bands aus Stuttgart gibt, die qualitativ locker mit größeren Bands mithalten können. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich auf Konzerten von regionalen Bands wiederfinde. Aber das tue ich, und zwar sehr gerne. Um Euch die heißesten Newcomer nicht vorzuenthalten, habe ich hier ein paar Portraits von hörenswerten Stuttgarter Bands.

The Andean Wolf Ein Sänger mit Gitarre und ein Pianist. Mehr brauchen The Andean Wolf nicht. 2015 waren sie einer der vier Finalisten des Nachwuchspreises PLAY LIVE. Und das zurecht. Hagen, der Frontsänger, hat eine super Stimme und nutzt sie häufig für langsame Songs. Unterstützt wird er vom Produzenten und Pianisten Julian. Ich hatte das Glück und konnte sie als Vorband live sehen. Seinen Soundcheck machte Hagen auf dem Sofa im Backstagebereich und das nur mit einer Akustik-


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gitarre und seiner Background-Sängerin. Am liebsten hätte ich mich dazu gesetzt und den beiden den ganzen Abend zuhört. Eine ältere EP „The Storm“ und die Singles „Drama Tale“ und „To Be We“ gibt es in allen gängigen Online-Music-Stores.

Favourites: Of All, The Burden Of Beauty Webseite: fb.com/eaurougemusic

Rikas Favourites: To Be We, The Lighter Webseite: fb.com/theandeanwolf

Kunst & Kultur

Eau Rouge Formel 1 Fans kennen Eau Rouge als Kurvenkombination der Rennstrecke Spa-Francorchamps. Die macht allerdings keine Musik, dafür aber drei Stuttgarter Jungs. Auf die Frage, in welche Musikrichtung ihre Musik geht, bekam ich die Antwort „New Pop“. Und das ist es auch: eine neue Art der Musik, die man so noch nie gehört hat und die live einfach nur genial ist. Das Trio besteht aus Jonas (Vocals, Bass), Bo (Bass, Vocals) und Magnus (Drums). Ihre Debüt-EP kam bereits 2014 raus und sie begaben sich anschließend auf Schweden-Tour. Im September 2016 brachten sie endlich das lang erwartete Album „Nocturnal Rapture“ heraus. Dieses kann ich nur empfehlen und wenn ihr die Möglichkeit habt sie live zu sehen, nichts wie hin! Es gibt bereits einige Tourdaten für 2017.

Mitten im Unistress braucht ihr ein wenig Ablenkung und Urlaubsfeeling? Dann sind die RIKAS und ihre Musik genau das Richtige für euch. Die Mischung aus kalifornischer Strandmusik, britischer Beatmusik und New Yorker Rock überzeugen. Die Songs, die meist aufgrund der Titel hungrig machen, bringen einen sofort in Gute-Laune-Stimmung. Die EP „Tortellini Tuesday“ gibt es in allen gängigen Online-Music-Stores. Auch bei dieser Band lohnt es, sich ein Konzert zu besuchen. Aber Achtung: Groupie-Gefahr!

Favourites: Lisa, Tequila Shots Webseite: fb.com/rikasband


Flowers in Syrup Hinter dem außergewöhnlichen Namen „Flowers in Syrup“ stecken drei Musiker aus Nürtingen. Ihre Musik benennen sie selbst als „Demon Pop“. Das bedeutet so viel wie „dunkel angehauchter Rock, der einen live umhaut“. Die EP „Getting Closer“ ist seit letztem Jahr auf dem Markt und beinhaltet fünf rockige Tracks. Ihre Songs zeichnen sich vor allem durch sanfte, aber auch kraftvollen Vocals mit harmonischen und eingängigen Rhythmen aus. Die Flowers, die aus Costantino (Vocals, Guitar), Nico (Drums) und Tobias (Bass) bestehen, sind häufiger auf Konzerten in der Region Stuttgart anzutreffen. Unbedingt mal reinhören und live ansehen.

Favourites: Gravity Attraction, Bartender Webseite: fb.com/FlowersinSyrup


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Jennifer Kemler Medienwirtschaft

Handlettering Die Kunst der schönen Buchstaben und Wörter Hand...was? Kalligrafie? Nein, es geht nicht um Kalligrafie, was viele Menschen fälschlicherweise denken. Bei dieser neuen Art Buchstaben zu gestalten geht es darum, aus Buchstaben und Wörtern schöne, neue Schriftzüge zu entwerfen.

Schilder und Logos aus Brighton, England

Wer Lust hat, Handlettering zu üben, sollte

Kunst & Kultur

einmal umblättern.

Zur Abgrenzung: Kalligrafie befasst sich mit der Kunst des „Schönschreibens“. Dabei werden bestimmte Schriftstile immer wieder benutzt. Anders beim Handlettering, denn da wird jedes Wort individuell gestaltet. Nochmals davon abzugrenzen ist die Typografie. Hier wird jeder Buchstabe

des Alphabets entworfen und am Ende als Font beispielsweise für den Computer gespeichert. Auf Instagram oder Pinterest gibt es zurzeit sehr viele Bilder verschiedenster Handletterings. Handletterer machen Fotos von ihren Werken oder zeigen in einem kurzen Video, wie das Lettering entstanden ist. Beliebte Hashtags auf Instagram sind #handlettering, #brushlettering oder mittlerweile auch #ipadlettering. Es gibt eine Vielzahl von Apps, die mit einem drucksensitiven Touchpen dieselben Ergebnisse erzielen wie mit Stift und Papier. Für das Handlettering können alle möglichen Stifte benutzt werden. Egal ob Pinselstift, Fineliner, Filzstift oder Kreide - die Möglichkeiten sind grenzenlos. Der einfachste Start mit Handlettering ist wohl das Lettern mit Pinselstiften, auch Brush Pens genannt. Diese Art des Letterings wird „Brushlettering“ genannt. Deshalb haben die Stifte auch eine Spitze, die wie ein Pinsel aussieht und auch so funktioniert. Das Brushlettering ist geprägt von dünnen Aufstrichen und dicken Abstrichen. Beispielsweise würde man bei einem „A“ den linken aufsteigenden Strich dünn und den rechten absteigenden dick schreiben. Dies wird erreicht, indem der


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Druck auf den Stift gezielt gesteuert wird. Umso stärker der Druck, desto breiter der Strich – und umgekehrt. Zum Brushlettering kann man aber auch einen normalen Pinsel und Wasserfarbe benutzen.

einer deutschen Handletterin, gemacht, es gibt aber noch viele andere auf Instagram. Außerdem gibt es #HPLettering (Harry Potter) oder #30daysofBiblelettering.

Über Handlettering werden ganze Bücher verfasst! Wer Interesse am Lettering hat, kann sich noch diese Tipps zu Herzen nehmen:

- Habt Spaß! Spaß und Freude sind das Wichtigste am Handlettering, denn nur so seid ihr kreativ und erzielt wunderschöne Ergebnisse.

- Übung macht den Meister! Das gilt auch beim Handlettering. Wer täglich übt, kann schon schnell gute Resultate erzielen.

- Zum Üben erstmal kopieren – Nutzt zum Üben die Handletterings von Instagram! Am Anfang ist es schwer eigene Stile und Schriftzüge zu entwerfen. Deshalb ist als Einstieg das Kopieren von vorhandenen Letterings erlaubt, solange ihr immer die entsprechende Quelle angebt.

- Augen auf! Letterings gibt es überall – man sieht sie auf Reklamen an Kaufhäusern, Restaurants oder auf Postern und Flyern. Lasst euch inspirieren und schaut euch diese Schriften mal ganz genau an (s. Foto links).

- #Letterattackchallenge: Macht bei Lettering Challenges mit. Hierbei werden jeden Tag Wörter oder Sprüche vorgegeben, die ihr dann am entsprechenden Tag lettern könnt. Das ist super, wenn ihr nicht wisst, was ihr handlettern sollt. Die #Letterattackchallenge wird von Frau Hölle,

Schilder einer Fotoaktion der Initiative „Unterbelichtet“


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Tipp für das Brushlettering: Dünne Aufstriche und dicke Abstriche!


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Jasmin Krieg Mediapublishing

Große Augen Ein Malwettbewerb in einem Gerichtssaal, ein absolut unwahrscheinliches Ereignis - außer man trägt den Namen Keane. Ein Gerichtssaal, weißes Papier und zwei Künstler. Einst ein Liebespaar, jetzt Gegner, die beide ihre Version der Wahrheit zu erzählen versuchen. Es geht darum, wer sie erschaffen hat, die Kinder mit den großen Augen, die in den 50er Jahren zur Goldgrube für ihren umstrittenen Urheber wurden.

Alles beginnt im Jahre 1927, als Margaret Keane, damals noch Peggy Doris Hawkins, geboren wird. Bereits als Kind malt sie ihre ersten Bilder und mit zehn Jahren schließlich das erste Ölgemälde eines Kindes mit den, für ihre Kunst typischen, übergroßen Augen. Die großen Augen gefallen ihr, so Margaret Keane später in einem Interview. Darin könne sie ihre gesamten Gefühle zum Ausdruck bringen. Margaret studiert Kunst, heiratet und bekommt eine Tochter. Es scheint, als würden die großen Augen für immer vor der Welt verschlossen bleiben - vorerst.

Kunst & Kultur

Die großen Augen in der großen Welt Denn mit der Trennung von ihrem Ehemann beginnt die Geschichte der „Großen Augen“, ihren Lauf zu nehmen. Margaret lernt auf einer Künstlermesse in San

Francisco den Künstler Walter Stanley Keane kennen und schon bald heiraten die Beiden. Es scheint die perfekte Verbindung zu sein. Walter sorgt dafür, dass die Gemälde seiner Frau, sowie seine eigenen Werke, in einem Club in San Francisco ausgestellt werden. Schon bald kommt es dort aufgrund von Walters aufbrausendem Temperament zum großen Streit mit dem Besitzer. Dieser lautstarke Zwist schafft die nötige Aufmerksamkeit, um die Augen der Gäste endlich für die ausgestellten Gemälde zu öffnen. Das Interesse an Margarets Bildern nimmt zu und Walter gibt sich kurzerhand als deren Urheber aus, da die Kunst eines Mannes zur damaligen Zeit erheblich leichter verkäuflich ist, als die einer Frau. Einer der größten Betrugsfälle der Kunstgeschichte ist geboren. In den folgenden Jahren malt Margaret Keane stundenlang heimlich Bilder, damit diese unter dem Namen ihres Mannes zu Geld gemacht werden können. Wie sich herausstellt, ist dies keineswegs das erste Mal, dass Walter Keane sich der Gemälde eines anderen Künstlers bedient, um seinen eigenen Namen darunter zu setzen. Der Öffentlichkeit gegenüber erklärt er die Entstehung der „Großen Augen“ als Folge seiner Beobachtung von verwahrlosten, hungrigen Kindern in den Nachkriegsjahren und ist sich damit der Sympathie der


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Allgemeinheit sicher. Margaret unterstützt jahrelang den Schwindel, wohl auch da ihr Mann ihr mehrmals Gewalt androht, falls die Wahrheit ans Licht käme. Der nach außen hin charmante Künstler entpuppt sich für Margaret als Psychopath.

Seinen Höhepunkt findet die künstlerische Karriere der Keanes 1964, als Walter erreicht, dass ein besonders großes Gemälde der „Großen Augen“ in der Weltausstellung in New York ausgestellt wird. Das Gemälde trägt den Titel „Tomorrow Forever“. Zahlreiche Kinder marschieren dabei auf den Betrachter des Werkes zu. Jedes der Kinder scheint eine andere Nationalität zu repräsentieren und weist natürlich die charakteristischen großen Augen der Keane-Gemälde auf. Die Reihen der marschierenden Kinder reichen bis an den Horizont. Dieser ist dunkel gehalten, lediglich der Mond in der rechten, oberen Bildhälfte spendet Licht.

Das gesamte Gemälde wirkt auf den Betrachter düster und die Blicke der Kinder beinahe anklagend. Es handelt sich auch bei diesem Werk um ein Ölgemälde, es stellt das größte und aufwendigste Werk Margaret Keanes dar. Es findet jedoch nie die gewünschte und wohl auch erwartete Resonanz, da der Kunstkritiker John Canaday es in seinem Artikel in der New York Times als geschmacklos deklariert. So wird das Gemälde in der Ausstellungshalle wieder abgehängt und markiert damit die Wende im Leben der Keanes. Die Wahrheit im Auge des Betrachters 1965 kommt es zur Scheidung des Künstlerehepaares und Margaret zieht nach Hawaii. Fünf Jahre später platzt die Bombe schließlich, als sie in einem Radiointerview öffentlich erklärt, die Gemälde der Kinder mit den großen Augen stammen von ihr und nicht von ihrem Exmann. Es kommt

Margaret Keane, Tomorrow Forever


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„Die Augen sind ein Spiegel der Seele“ (Sprichwort)

zum Gerichtsverfahren, bei welchem der urteilende Richter die beiden zu einer Demonstration ihres Könnens als Beweis ihrer Urheberschaft, auffordert. Margaret Keane bewältigt die Aufgabe in weniger als einer Stunde. Walter Keane dagegen klagt über Rückenschmerzen, statt sein Können unter Beweis zu stellten. Es kommt zur Verurteilung auf Schadensersatz, der jedoch nie ausgezahlt wird. Walter Keane besteht bis zu seinem Tod im Jahr 2000 darauf, der Urheber der Gemälde zu sein.

„Die Augen sind der Spiegel der Seele“, sagt ein Sprichwort. Sie sollen uns die wahren Gefühle des Gegenübers offenbaren. Welch Ironie, dass ausgerechnet die großen Augen der Kinder, die doch eigentlich laut Margaret Keane unschuldig und ehrlich fragend in die Welt blicken sollten, einer großen Lüge den Nährboden lieferten und die Wahrheit verschleierten.


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Ein Blick in Mythen und Legenden „Wendet ihr eure Augen NICHT ab, erfahrt ihr die gefährlichsten und fesselndsten Stories über Augen, die die Mythologie der Menschheit zu bieten hat. Also: Sonnenbrillen aufsetzen und Schild bereitlegen!“

,,Sie hätten gerne ein umfangreiches Allgemeinwissen? Das macht dann ein Auge, bitte.“ Weisheit und Wissen fallen nicht einfach vom Himmel, so wird es einem zumindest eingebläut. Wärt ihr Teil der nordischen Sagenwelt, müsstet ihr nicht euer Leben lang büffeln, ihr könntet eine Abkürzung nehmen. Aber der kürzere Weg fordert immer einen Preis. Das musste auch Odin (der ,,Allvater“, zuständig für Wissen und Magie, Oberhaupt der nordischen Götter) lernen. Von seinen Raben Hugin und Munin bekam er zwar immer die aktuellen Nachrichten aus allen neun Welten mitgeteilt und auch sonst bemühte er sich, ständig neue Fähigkeiten zu erlernen. Doch war es nie genug. Des Öfteren durchlebte er unruhige Nächte, es quälten ihn etwa Fragen zum Erdmagnetfeld. Sein Wissensdurst drängte danach, gestillt zu werden. Zum Glück wusste Odin von einer Quelle der Weisheit. Der einzige Haken an der Sache war, dass

sie bewacht wurde – von einem Kopf. Er hieß Mimir und war Hüter der Quelle, gab Ratschläge und bestimmte die Preise für einen Schluck IQ-reichen Wassers.

Als Odin zur Quelle kam, um Weisheit zu erlangen, forderte Mimir ein Auge als Gegenleistung. Odin überlegte laut:,, Ist mir das Wissen über das Magnetfeld wirklich so wichtig? Wer würde mit mir über subatomare Strukturen sprechen? Und brauche ich Wahrscheinlichkeit so dringend?“. „Brauchen tust du das eher weniger, außer du willst Gäste beim Tischgespräch langweilen, äh, beein­drucken. Was aber ganz nützlich sein kann, ist Wissen über deine Feinde und Rezepte. Und es gibt eine stylische Augenklappe aus feinstem Ziegenleder gratis dazu. Ein einmaliges Angebot!“, erklärte Mimir. Da konnte Odin nur zustimmen, gab sein Auge auf und warf es in die Quelle. Nachdem er seinen Wissensdurst gestillt hatte, gab er Seminare

Julia Kamm Mediapublishing


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zu allen möglichen Themenbereichen. Des Weiteren hängte er sich für neun Tage an einen Ast des Weltenbaums Yggdrasil, damit er Meister im Umgang mit Runenmagie wurde (Runen sind Symbole, die zur Weissagung der Zukunft dienen und eingeweihten Göttern sogar das Ändern der Realität ermöglichen). Außerdem stellte er sich sechs Tage lang in einen Hurrikan, um die Mysterien des Smartphones zu lüften. Allerdings funktioniert das nur bei Gottheiten, also hängt euch nicht an den nächstbesten Baum, falls ihr Statistik nicht versteht und seid froh, dass Universitäten als Studiengebühr keine Körperteile verlangen.

den Tod, sondern ebenso für die Wiedergeburt. Zu ihren Aufgaben in der Unterwelt zählt es, die frisch Verstorbenen mit dem ,,Auge des Todes“ anzustarren, um deren anzuschauen und auszuwerten.

Unsere liebe Resh ist aber nicht die Einzige mit seltsamen Blicken. Ihre Schwester Inanna, der wortwörtliche Sonnenschein der Familie, hat mit ihrem umwerfenden Blick ihren eigenen Freund umgebracht. Wie es dazu kam, fragt ihr? Inanna ist die Himmels-, Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin, Herrscherin über die Welt der Lebenden. Und auf wen hatte sie aus­gerechnet ihr Auge geworfen? Auf einen Hirten namens Dumuzi (meine Theorie dazu ist, dass sie den Namen unglaublich süß fand und sein Schafsfell einfach zum Knuddeln).

Wenn Blicke töten können

Kunst & Kultur

Von Augen ist auf verschiedene Art die Rede. Wenn es um den ,,bösen Blick“ geht, bedeutet das etwas ­äußerst Schlechtes für die Gesundheit desjenigen, auf den er gerichtet ist.

Das war zum Beispiel bei (Vorsicht Zungenbrecher) Ereshkigal, einer sume­rischen und akkadischen Göttin, der Fall. Ein Wun­der, dass sich jemand den Namen merken und überliefern konnte. Ich nenne sie mal Resh. Resh war die Göttin der Unterwelt, welche sie am Anfang der Zeit geschenkt bekommen hatte (das muss ein grandioser Geburtstag gewesen sein). Andere Quellen behaupten, dass sie das Universum geschaffen hat. Das würde Sinn machen, denn sie steht nicht nur für

Das Problem war nur, dass auch Resh ihn mochte. Diese lockte ihn in die Unterwelt und Inanna machte sich auf, ihn zu retten. Anderen Legenden zufolge ist sie nicht aus Liebe in die Unterwelt ­gestürmt, sondern aus Ehrgeiz. Sie wollte wohl auch das Totenreich an sich reißen. Als Resh erfahren hatte, weshalb ihre Schwester gekommen war (wegen dem Kerl oder der Unterwelt, vielleicht auch wegen beidem), war sie ganz schön sauer. So sauer, dass sie Inanna nicht weniger als 60 Krankheiten anhängte (was ohne Frage äußerst gesundheitsschädlich ist). Durch die Erkrankung Inannas wurde die Erde unfruchtbar. Schließlich war sie ja die Fruchtbarkeitsgöttin. Nichts gedieh oder gebar mehr. Wahrscheinlich kam da der erste Krisengipfel zusammen.


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Inanna musste sich eingestehen, dass ihre Aktion ein totaler Reinfall und ihre Schwester eindeutig zu mächtig war. Trotz ihres Eingeständnisses zeigte Resh kein Erbarmen und brachte die habgierige Inanna um. Was sie mit der Leiche gemacht hat? (Achtung! Für diese Enthüllung bitte hinsetzen und ja nicht essen!) Letztendlich hat sie dann doch Mitleid bekommen (oder das Gejammer der Krisengipfel-Abgesandten wurde unerträglich) und sie erweckte ihre Schwester wieder zum Leben, als Wiedergeburtsgöttin dürfte das kein Problem gewesen sein. Inanna durfte sich auf den Rückweg nach oben machen, unter der Bedingung einen

in ihren Palast zurück und überlegte, Dumuzi als Nachfolger zu erwählen. Doch als sie vor ihren Thron trat, fielen ihr fast die Augen aus dem Kopf. Denn wer hatte es sich da bequem gemacht? Niemand anderes als Dumuzi, der es irgendwie aus der Unterwelt geschafft haben musste. Es hatte nicht einmal den Anschein, dass er um sie geweint hatte! Seinen Namen fand Inanna schlagartig dämlich, knuddeln wollte sie ihn auch nicht mehr (es sei denn man würde eine Faust im Gesicht als knuddeln bezeichnen). Außer sich vor Wut stürmte sie auf ihn zu, ihre Augen blitzten. Dumuzi hatte nur noch Gelegenheit die Augen vor Schreck aufzureißen, als

Nachfolger zu ernennen. Mit der Auswahl hatte sie es schwer, denn wie es schien, trauerten alle um sie. Kinder, Tanten, Onkel, Angestellte, Bauern, Fischer, Finanzbeamte (ok, die vielleicht nicht ganz so arg), einfach jeder. Gerührt kehrte sie

ihn auch schon Inannas Superman-Blick in tausend Aschefünkchen aufstieben ließ. Man könnte zu dem Ergebnis kommen, dass weder Habgier noch wütende, göttliche Ex-Freundinnen sich positiv auf die Lebensdauer auswirken.

…Seid ihr bereit? Nun ja, sie hat die Leiche an einem Fleischhaken aufgehängt und drei Tage lang baumeln lassen.


106 Von Bodyguards und Stalkern

Kunst & Kultur

Kennt ihr die Redewendung „jemanden mit Argusaugen beobachten“? Argus ist ein Riese der griechischen Mythologie. Das Besondere an ihm: sein Körper ist über und über mit Augen bedeckt, Rücken, Ellenbogen, Zunge – Augen überall. Damit war er der perfekte Wächter. Man würde meinen, jemand so Besonderes würde etwas ganz Herausragendes bewachen, ein Diamantendiadem, ein mystisches Zepter oder einen goldenen Apfel. Tatsächlich bewachte er eine Kuh. Ja, ihr habt richtig gelesen. Wie es dazu kam? Der Obergott, Herrscher des Himmels

und Riesenego Zeus hatte mal wieder sein Auge auf eine hübsche Sterbliche namens Io geworfen (ich weiß auch nicht, was sich die Eltern bei der Namensgebung gedacht haben). Als Io endlich nachgab und sich mit Zeus auf einer Lichtung traf, hatte seine unsterbliche Gemahlin Hera bereits Wind davon bekommen. Ganz die

eifersüchtige Ehegattin (und nebenbei ironischerweise Göttin der Ehe) stürmte sie durch den Wald und rief wütend nach Zeus. Dieser verfiel in Panik und verwandelte seine Geliebte in das Erste was ihm einfiel - eine Kuh. Sehr originell. Andererseits dachte er möglicherweise an Hera, deren heiliges Tier nun mal die Kuh ist.

Nun stand also Zeus mit einer Kuh auf der Lichtung. Ganz schön verdächtig. Vor allem, da Götter ständig irgendwelche armen Opfer in Tiere verwandeln. Auf Heras Frage ,,Was machst du hier mit

einer Kuh?“ konnte er demnach kaum ,,Nichts, Schatz.“ antworten. Also sagte er: ,,Ich habe dir schon lange nichts mehr geschenkt. Deswegen habe ich dir eine Kuh besorgt. Da du Kühe ja so sehr magst.“ Hera war immer noch misstrauisch, spielte aber mit. „Das ist aber aufmerksam von dir. Dann bringe ich sie ma zu


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den anderen Kühen. Komm mit, meine Hübsche.“ „Muuuh!“, protestierte die Kuh. Damit hatte Zeus nicht gerechnet und überlegte angestrengt, was er denn nun unternehmen könnte. Da fiel ihm ein, dass Hermes (Gott der Diebe, Reisenden und Postboten) ihm weiterhelfen könnte. Der hatte schließlich schon, als er noch in Windeln herumlief, das heilige Vieh des Apollo gestohlen. Blöderweise hatte Hera einen Bodyguard beauftragt, Io nicht aus den Augen zu lassen – Argus. Hermes sah kein Hindernis darin, begab sich verkleidet als Hirte in den Hain und begann mit Argus zu plaudern. Während Hermes Argus zutextete, ließ er seinen Caduceus (eine Art Zauberstab in Form eines Hirtenstabes) „Schlafwellen“ aussenden. Argus hielt ihn für einen sehr geschwätzi-

gen Sterblichen und ließ sich von seinen spannenden Geschichten einlullen. Stab und Geschichten müssen richtig gute Arbeit geleistet haben, denn langsam fielen seine Augen zu. Nachdem sich auch das letzte Auge geschlossen hatte, enthauptete Hermes ohne Zögern den schnarchenden Argus und brachte Io zu Zeus. Der hatte seinen Spaß mit ihr. Nach einiger Zeit verlor er aber den Gefallen an Io und verwandelte sie wieder in eine Kuh.

Da merkt man mal, dass Götter untreue Liebhaber sind, und dass auch jemand mit tausend Augen genug Schlaf braucht.

Wir sind VielSeitig! Du auch? Sei dabei! facebook.com/wirsindvielseitig vielseitig.vs.hdm-stuttgart.de


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Sandra Dettki Audiovisuelle Medien

Obwohl der Film 1960 gedreht wurde und es schon Farbfilme gab, entschied Hitchcock sich bewusst

Kunst & Kultur

für einen Schwarz-Weiß-Film.

The Scene of a Crime Die Sekretärin Marion Crane klaut 40.000$ von ihrem Chef. Auf der Flucht kommt sie in einem abgelegenen Motel unter, das von einem jungen Mann und seiner Mutter betrieben wird. Ein Film von Alfred Hitchcock und ein Meisterwerk der Filmgeschichte: Psycho. Wenn über diesen Film geredet wird, erinnern sich die meisten Zuschauer vor allem an den Mord in der Dusche. Die Musik zerreißt mit den schrillen Tönen das gleichmäßig plätschernde Geräusch der Dusche. Die verschiedenen Kameraeinstellungen folgen so schnell aufeinander, dass sie den Messerstichen gleichkommen, die das Publikum sehen soll, aber nie explizit gezeigt werden. Als Zuschauer fühlt man sich selbst in den Mittelpunkt des Geschehens gerückt, hilflos der Attacke ausgesetzt. Was über all die Jahre immer noch fasziniert, ist der perfekte Einsatz der Montage. Obwohl man das Gefühl hat, einen grauenvollen Mord beobachtet zu haben, hat man eigentlich fast gar nichts gesehen – außer ein paar Bilder von einem Duschkopf, einer erhobenen Hand,

einem Messer, einem Bauchnabel. Besonders im Vergleich zu all den hochauflösenden, expliziten Aufnahmen von Gewalt in heutigen Filmen, bei denen das (Kunst-) Blut nur so durch die Gegend spritzt, ist es beeindruckend, wie Hitchcock trotz der Zensurauflagen dennoch ein Gefühl vermitteln kann, das den Zuschauer zum Voyeur macht, der etwas Verbotenes sieht. Er möchte sich am liebsten vom Bildschirm abwenden, aber mindestens genauso gerne will er hinsehen und erfahren, was als nächstes passiert.

Aber nicht nur die Bilder des Mordes selbst sind gestalterisch interessant. Es folgt eine plötzliche Ruhe, die einen fast erdrückt. Immer noch ist das Geräusch des fließenden Wassers zu hö-


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ren, als wäre nichts Wichtiges vorgefallen. Die Kamera folgt dem dunkel gefärbten Wasser durch die Badewanne, zoomt in den Abfluss hinein, bis das große schwarze Loch das Bild ausfüllt. Der Sog macht aus dem Wasser einen Strudel, der sich gegen den Uhrzeigersinn dreht. Das Bild bleibt stehen und wird mit dem nächsten überblendet: eine Detailaufnahme von Marions aufgerissenem Auge. Für einen kurzen Moment sind beide Bilder gleichzeitig zu sehen. Die Leere des schwarzen Lochs im Abfluss spiegelt die Leere in Marions Augen wider. Die Kamera beginnt sich im Uhrzeigersinn zu drehen und zoomt langsam heraus aus dem kleinen Bildausschnitt.

Hat das Auge vorher noch die komplette Bildfläche ausgefüllt, ist nun Marions Augenbraue mit zu sehen. Die Kamera hört auf, sich zu drehen, vergrößert aber

weiter den Bildausschnitt. Wir erkennen Marions Haare, ihre Nase und ihr Gesicht, das gegen die Fliesen am Boden gedrückt ist. Der Mund steht offen, die toten Augen scheinen knapp an der Kamera vorbei ins Nichts zu schauen. Je weiter die Kamera – und auch der Zuschauer – sich entfernt, desto mehr realisieren wir, dass Marion tot ist. Die Protagonistin, der wir 45 Minuten lang dabei zugesehen haben, wie sie das Geld ihres Chefs klaut und sich damit aus dem Staub machen will, rückt immer weiter von uns weg, bis wir sie nur noch als toten Körper auf dem Boden im

Badezimmer wahrnehmen. Das ist das letzte Mal, dass der Zuschauer Marion sieht. Von hier an bleiben wir ganz nah bei Norman Bates als Identifikationsfigur, der die eben stattgefundene Gewalttat vertuschen will. Marion wird in den Duschvorhang gewickelt und die Leiche beseitigt.


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Svenja Reichardt Mediapublishing

Pizzaessen mit Picasso

Oder wie sich ein Pizzakarton am besten recyceln lässt

Virtual Reality (VR)-Brillen sind in aller Munde. Unternehmen bedienen sich ihrer zunehmend in der Fernsehwerbung, um junges Publikum zu gewinnen. Insbesondere in der Gaming-Welt wird die Innovation der Virtual Reality mit Kusshand begrüßt. Brille auf. Drück „Play“. Tauch ab. In eine Welt, die der eigenen entweder völlig fremd ist, oder die bis ins kleinste Detail so aussehen soll, wie die eigene. Nur bist du nicht mehr unbedingt du. Doch VR Technologien bedürfen meist kostspieligen Equipments. Aber wie so oft hat Google mit dem Open Source-Konzept eine Kompromisslösung für Studenten – oder für alle anderen mit kleinem Budget, die auch einmal VR-Luft schnuppern möchten: Google Cardboard.

Kunst & Kultur

Jeder ist Kunst, gezeichnet vom Leben.

Im Jahr 2014 stellt Google seine „Google Cardboard“-Brille vor. Mit einfachsten Mitteln und kostenlosen Applikationen für das Smartphone soll jedem das VirtualReality-Feeling zugänglich gemacht werden. Egal wo man ist, „Cardboard“ vor die Augen und mit einem Klick ist man woan-

ders. Plötzlich ist man auf einem Konzert, taucht inmitten des Ozeans neben Walen her, oder sitzt am eigenen Küchentisch Flüchtlingskindern gegenüber, die einem ihre Geschichte erzählen. Hautnah! Die Idee von Google ist, die Welt noch stärker zu vernetzen. Diesmal überwiegend visuell, mit den Vorteilen der Bildgewalt von virtueller Realität. Diese Weltenreise praktisch kostenlos jedem zur Verfügung zu stellen, braucht Unterstützung. Von Partnern wie Museen, Medienhäusern, aber auch von Usern der VR-Brillen. Auf der offiziellen Website der „Google Cardboard“ findet sich unter anderem die Anleitung, selbst ein VR Format zu entwickeln. Die Hardware, eine Brille aus Pappkarton, Gummibändern, Linsen und Klettverschluss erinnert da sehr an das Laternebasteln im Kindergarten und ist auch ähnlich simpel herzustellen. Die Schablone zum Aufzeichnen findet man im Netz und spielt dem umweltbewussten Studenten in die Karten: Der Family Pizza-Karton der letzten Fete eignet sich wunderbar als Ausgangsmaterial. Wen die Käsereste eher


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stören, der findet sicher ein brauchbareres Stück Altpapier. Alle Materialien lassen sich überwiegend im Haushalt finden, ausgenommen der bikonvexen Linsen. Diese sind aber leicht und zum niedrigen Preis erhältlich. Ein Glück! – Denn die Sehhilfen machen es uns erst möglich, mit der VR Brille dreidimensional sehen zu können.

Unsere grauen Zellen verrechnen dort beide Informationen miteinander. Wir sehen räumlich und können auch Aufgaben meistern, die feinmotorische Abläufe erfordern. Dabei spielt einerseits der Krümmungsgrad unserer Linsen im Auge eine Rolle, gleichzeitig findet auch ein „Datenabgleich“ mit dem bisher Wahrgenommenen aus unserem Erfahrungsschatz statt.

Screenshot der VR App „Within“ aus dem Format: „Valen’s Reef“, from Conservation International, Ansicht ohne Brille. Simulation unserer leicht verschobenen Blickwinkel (rechtes und linkes Auge) beim Sehen.

Das räumliche Sehen funktioniert bei einem Menschen mit zwei gesunden Augen stereoskopisch, oder binokular. Jedes unserer Augen nimmt das, was wir sehen, aus unterschiedlichen Winkeln wahr. Je näher uns der Gegenstand ist, desto größer ist der Unterschied zwischen den beiden Blickwinkeln unserer Augen. Ein Muskel stellt die Linsenkrümmung unseres Sehorgans je nach Entfernung des Gesehenen ein und hilft uns in der Regel so, Objekte jeglicher Entfernung scharf sehen zu können. Die aus zwei Winkeln aufgenommenen Eindrücke beider Augen werden dann an das Gehirn gesendet.

Da bei VR-Brillen das Bild nur knapp 10 cm vom Auge entfernt ist, helfen die bikonvexen Linsen der Brille, die zwei Bilder von Virtual Reality-Formaten zu verarbeiten und so das Video dreidimensional zu sehen. Durch den Blick durch die „Black Box“ der Brille auf dem Smartphone, blenden wir die Welt um uns herum aus. Das audiovisuelle Medium schluckt uns ganz und spricht automatisch auch unsere anderen Sinne an. Mit der VR-Brille geben wir vor, aufbereitete Erlebnisse anderer unmittelbar mit Ihnen zu erleben. Wir scheinen eigene Erfahrungen zu machen. Wir hören und sehen


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Google Cardboard: Schnittbogen

das in 360° gedrehte Video, können uns in jede Himmelrichtung drehen und wenden, etwas erkennen, oder entdecken.

Kunst & Kultur

Wer keine Lust hat, sich seine Brille zu basteln und 15€ oder mehr ausgeben kann, der hat die Möglichkeit eine schon fertige Brille über diverse Anbieter zu erstehen.

Eine der VR- Applikationen ist Google „Arts & Culture“. Unter dem Leitsatz „Geschichten und Sammlungen aus aller Welt entdecken“ ist es nun möglich, kulturellen Schätzen aus allen Winkeln der Erde näher zu kommen und etwas darüber zu lernen. In Kooperation mit Museen und Fachleuten weltweit werden Kunst, Kultur und Geschichte jedem, der Interesse hat, kostenfrei zugänglich gemacht. Die App beinhaltet neben einer täglich (!) wechselnden Übersicht der im Fokus stehenden Geschichten, Persönlichkeiten und Künste, auch Virtuelle Touren in VR-Formaten. Bequem von zu Hause - ohne Flugticket, oder Eintrittskarte, kann man durch die verschiedensten Museen, Theater und Galerien „gehen“.

Auf der Frankfurter Buchmesse 2016 präsentierte sich Google „Arts & Culture“ mit dem Schwerpunkt Bildende Kunst. Im Wohnzimmer und mit der VR-Brille auf der Nase sieht man so zum Beispiel berühmte Werke wie die Mona Lisa im Louvre. Man betrachtet das Gemälde im Ambiente und in der vom Museum gewählten Raumkomposition. Man sieht den Rahmen, das Material. Hört gleichzeitig Informationen zu Da Vinci und der Entstehung des Bildes. Zoomt man näher heran, lässt sich manchmal die Textur und der Farbauftrag erkennen. Die Museen arbeiten mit allem, was die Technik zu bieten hat. Spezielle Nahaufnahmen der Werke lassen Hintergrundgeschehnisse erkennbar werden, die man nicht einmal dann erkennen würde, stünde man wirklich unmittelbar vor dem Gemälde! Dazu kommen die erklärenden Kommentare von Kunsthistorikern und anderen Fachleuten.

Wer eher nach aktuellen Geschehnissen in der Welt sucht, wird auch fündig: unter der Rubrik „Projekte“ werden für die App kulturelles Erbe und aktuelle Begebenheiten aufbereitet und in Zusammenhang gesetzt. Beispielsweise kann man mit


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Frankfurter Buchmesse 2016:, Google Cardboard präsentiert sich mit der App „Arts&Culture“

„Curio-cité: Your city, your playground.“, in die „Lost Places“ der Pariser Stadt abtauchen...Die Ressourcen sind unsere Weltgeschichte. Unerschöpflich. Die Applikation ist eine Chance, das kulturelle Erbe nicht nur aus der Vergangenheit zu holen, sondern es durch neue Technologien und Ideen wie der VRBrille neu zu beleben und aufzubereiten. Momentan ist durch die internationale Kooperation ein Großteil der Informationen auf Englisch, was den Einsatz im Schulwesen erschwert. Trotzdem kommt einem der Gedanke von Schulklassen, die „Exkursionen“ in der 3./4. Stunde in das Naturkundemuseum New York machen, allein über die Möglichkeiten der cardboard- Brille. Aber auch uns Studenten an der Hochschule der Medien bietet sie ungeahnte Möglichkeiten:

Die kostenlose Quelle, die uns eine preiswerte Cardboard-Brille eröffnet, umfasst noch viele weitere Applikationen, reicht in viele verschiedene Themen- und Interessensbereiche und ist eine neue coole Methode der Recherche. Nie war lernen so weit von trockener Theorie entfernt! Auch wird an die Kreativität und an Entwicklungsideen der User appelliert: Bringt den Bildern nicht mehr nur das Laufen bei - haucht ihnen ein Stück Realität ein. Und seien wir einmal ehrlich: Gemütliches Pizzaessen auf dem Sofa ist beinahe unschlagbar, aber wer kann schon behaupten Pizza mit Picasso gegessen zu haben?


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Vanessa Voge Audiovisuelle Medien

In 5 Wimpernschlägen durch Tokio Und plötzlich fühlt es sich wieder so an, als wäre ich im organisierten Chaos der Großstadt...

Ich öffne die Augen. Es nieselt. Fahrig knöpfe ich meinen Cardigan zu, mein Blick auf die neonfarbenen Schilder gerichtet, die störrisch dem Dunkel entgegenleuchten. Ich gehe an diversen Bars, Restaurants und Kombinis vorbei. Auch unter der Woche ist während der Abendstunden in Akasaka viel los. Ich biege nach rechts ab, laufe dabei halb in ein Taxi hinein, das im Begriff war, meinen Weg zu kreuzen. Verlegen nicke ich dem Fahrer zu und ermahne mich noch im selben Moment, mich nicht zu sehr von allem ablenken zu lassen.

Ein kurzer Seitenblick verrät mir, wie mühelos der Großteil der Passanten die Straße überquert. Ich fühle mich ungeschickt – als wäre ich ein Huhn in einem dieser rätselhaft

Kunst & Kultur

harmonischen Starenschwärme.

Dennoch fällt es mir schwer zu entscheiden, wo ich meine Augen als nächstes hinrichten soll. Ich bin gefesselt wie ein Reh von den Lichtkegeln eines Autos. Hypnotisiert vom Lichterrausch – es blendet, blinkt und pulsiert. Tokio. Akasaka in der Abenddämmerung


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Ich atme tief durch. Es riecht nach nassem Asphalt. Meine Lippen wölben sich zu einem Lächeln, meine Augen sind geschlossen.

Diffuse Stimmen und die Klänge des geschäftigen Treibens dringen an meine Ohren, eine Schulter streift die meine. Ich schlage meine Lider auf. Überall Menschen, die an mir vorbeiströmen. Ich erblicke die bronzene Statue eines Hundes: Er sitzt aufrecht. Ein Ohr ist aufgestellt, das andere hängt schlapp nach unten. Hallo, Hachiko. Unwillkürlich muss ich an den gleichnamigen Film denken, der mich als Kind sogar zum Weinen gebracht hat.

Hachiko Denkmal vor dem Bahnhof

Nachdem ich einige Sekunden vor dem Denkmal innegehalten habe, setzte ich meinen Weg fort. Jäh erheben sich Plakate, Schriftzüge und großflächige Bildschirme in die Höhe, über die unablässig Werbeclips flimmern. Ich stocke jedoch spätestens, als ich am Straßenrand angekommen weiter nach unten sehe. So viele Menschen. Von allen Seiten. Lediglich der rege Verkehr auf der mehrspurigen Straße verhindert eine gewaltige Kollision. Noch. Die Ampel schaltet auf Orange. Ich umfasse die Trageriemen meines Rucksackes fester. Die Autos bleiben stehen. Es ist rot. Zahllose Beine setzen sich nun in Bewegung, so auch meine. Habe ich bislang nur Bilder oder Videos aus luftigen Höhen vom Shibuya Crossing gesehen, schwimme ich nun inmitten dieser riesigen Menschentraube, bemüht, mich möglichst geschickt an den Entgegenkommenden vorbeizuschlängeln. Ein kurzer Seitenblick verrät mir, wie mühelos der Großteil der Passanten die Straße überquert. Ich fühle mich ungeschickt – als wäre ich ein Huhn in einem dieser rätselhaft harmonischen Starenschwärme.

Endlich habe ich es auf die andere Seite geschafft. Ich bin fast schon ein bisschen stolz auf mich, dass ich entgegen aller Erwartungen mit niemandem zusammengestoßen bin. Immerhin.


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Den Kopf in den Nacken gelegt, stechen mir die großen roten Ziffern „109“ besonders in die Augen, als ich dem Ungetüm von Einkaufzentrum, das ein Mekka für stilbewusste, junge Frauen ist, näher komme. Ich flaniere über eine breite Gasse. Musik empfängt mich, die aus Lautsprechern ertönt. Sie ist erfrischend, verspielt – gute Laune für die Ohren. Verträumt wippe ich meinen Kopf zum Takt. Ich schließe die Augen.

Die Musik hat sich verändert – ich schaue auf. Sie ist weit lauter, der Bass wummert mir im ganzen Leib. Stimmen aller Art und Tonlagen stimmen in die Verse des R&B Klassikers ein. Erhobene Gläser blitzen in den farbigen Lichtkegeln, die wild über die Menge schwenken. Roppongi.

Dieser Ort ist magisch. Geheimnisvoll.

Kunst & Kultur

Wie aus einer anderen Zeit.

In diesem Ausgehviertel feiern viele Internationals mit Einheimischen und umgekehrt. Die Sprachbarriere ist hier vergleichsweise klein. Zugegeben, der Weg in die Bar oder den Club – hier werden keine Wünsche offen gelassen – kann zuweilen etwas lästig sein. Auf den Straßen wird man schon mal ganz schön aggressiv beworben, unabhängig davon, ob es jetzt um eine Shisha Bar oder eine Dönerbude geht. Dies stellt aber in der Regel kein Problem dar, solange man sich davon nicht allzu sehr beeindrucken lässt und einfach weiterläuft. Ich werde angestupst. Ein ertapptes Grinsen schleicht sich auf

meine Lippen, als ich endlich wieder beginne zu tanzen. Ich muss wohl schon ein Weilchen wie angewurzelt herumgestanden sein. Es ist heiß. Mehr und mehr Jacken werden im Sekundentakt abgestreift, Hemdärmel hochgekrempelt. Der Club ist rappelvoll, Gänge zur Bar oder Toilette gestalten sich allmählich zu einem Hindernislauf, bei dem die Geduld mächtig auf die Probe gestellt wird. Wie soll es auch anders sein?

Ich drehe meinen Kopf über die Schulter, bemüht, den inzwischen Vermissten aus unserer Gruppe auszumachen. Ein weißer Lichtstrahl fällt genau auf mein Gesicht, im Reflex kneife ich die Augen zusammen.

Die Musik ist erstorben, es ist fast schon still. Mir kommen nur wenige Passanten entgegen. Ich stehe in einer sehr schmalen Gasse, über mir verläuft ein gebündelter Strang von schwarzen Kabeln, der von Metallkonstruktionen fixiert ist. An jeder sind Zweige mit rosaroten Blüten befestigt, die zum Berühren nahe über meinem Kopf baumeln. Auch die hölzernen Häuserfassaden sind mit Kirschblüten geschmückt. Die Sakura-Zeit ist vorbei, jedoch sind auch jene Plastik-Imitate schön anzusehen.

Omoide-Yokocho ist wie eine kleine Welt für sich im urbanen Irrgarten Tokios. Größer könnte der Kontrast zu riesigen Wolkenkratzern und unüberschaubaren


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Menschenmassen kaum sein. Die traditionell bescheidenen Holzhäuschen beinhalten Bars und winzige Grillgeschäfte. Dieser Ort ist magisch. Geheimnisvoll. Wie aus einer anderen Zeit.

Papierlaternen leuchten im Dunkeln, der Duft von gegrilltem Gemüse und Fleisch liegt mir in der Nase. Geleitet vom Hunger, setze ich mich an einen Tresen zu meiner Linken.

Die meisten Geschäfte sind nicht im klassischen Sinne geschlossen, sondern primär überdacht.

Nichtsdestotrotz bin ich heilfroh, diesen Ort gefunden zu haben.

Zufrieden knabbere ich an meinem Fleischspieß, während ich die Vorbeiziehenden beobachte.

Wenig später schlendere auch ich wieder die Gassen entlang, es ist schon spät.

Müdigkeit macht meine Glieder schwer. Gähnend reibe ich mir die Augen.

Sitze für mehr als fünf oder sechs Personen gibt es hier drinnen (oder draußen?) gar nicht.

Zubereitet werden die gewünschten Spieße direkt vor meinen Augen und sie schmecken so gut, wie sie riechen. Sie haben aber auch ihren Preis.

Man könnte meinen, ein kleiner Schuppen wie dieser kann gar nicht so teuer sein, die anschließende Rechnung liefert mir jedoch den Gegenbeweis.

Grundsätzlich lässt sich vergleichsweise billig Essen gehen in Tokio. Möchte man also Geld sparen, sollte man es hier eher bei einem Snack belassen.

Omoide Yokocho

Den vollständigen Artikel mit allen 5 Wimperschlägen findet ihr bald auf dem VielSeitig-Blog unter: vielseitig.vs.hdm-stuttgart.de


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Das Team: Initiativleitung Anja Gehring, Simon Kienzler, Anne-Katrin Brode

Redaktion Sandra Dettki, Damaris Riedinger, Lea Weinmann, Carolina-Michelle Philips, Anne-Katrin Brode, Celine Eckl, Vanessa Voge, Anja Gehring, David Michalik, Siyan Zhou, Svenja Karen Reichardt, Jasmin Krieg, Jennifer Kemler, Maike Richter, Simon Robl, Julia Kamm, Manuela Kaczmarek, Maja Rubinstein, Sabine Watke, Madeleine Fischer, Raphael Hertkorn, Elena Zigelli, Anne Le, Tabea Günzler, AnnikaFix, Vanessa Schwab, Merve Kayikci, Julia Mähl, Cosima Sophie Staneker, Annika Stanger, Aaron Weißler-Krux

Lektorat Julia Ruppert, Alisa Annese, Alina Martin, Vanessa Schwab, Aaron Weißler-Krux, Christian Huttel, Sabrina Pfeifer, David Michalik, Svenja Fischer, Julia Kamm, Maike Richter, Stella Carlsen, Simon Kienzler, Luisa Marie Klose, Felix Melzer, Stephanie Jauss, Svenja Dohl, Laura Messerer, Cosima Sophie Staneker, Laura Cüppers, Sandra Dettki, Lisa Stelzenmüller, Lea Weinmann, Jessica D‘Arnese


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Akquise Annika Fix, Chiara M체ller, Stella Carlsen

Layout Franziska Buck, Friederike Glaubitz, Stephanie Jauss, Siyan Zhou, Anne-Katrin Brode, Magdalena Uelner, Jana St채bener, Jennifer Kemler, Marlene Dank, Anne Swodenk, Julia Anastasia Schumacher, Ann-Christin Kulick, Sabine Watke, Svenja Fischer, Jennifer Str체bel

PR Annalena Gaege, Helen Zattler, Julia M채hl, Felix Melzer, Kimberly Nicolaus, Anja Gehring, Merve Kayikci

Blog Miriam Karcher, Annalena Gaege, Eileen Breuer, Philipp Singer


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Impressum VielSeitig Die Studierendenzeitschrift an der Hochschule der Medien

BILDQUELLEN Seite 9 http://bit.ly/2gmNTck Seite 11 http://bit.ly/2hjmsCE Seite 12 http://bit.ly/2hA8YB9 Seite 13 http://bit. ly/2his9mw http://bit.ly/2hioEdb Seite 14 http://bit. ly/2gpVJXB http://bit.ly/2hgT0Q9 Seite 17 http://bit. ly/2hg16p7 Seite 21 http://bit.ly/2haBBbg Seite 22 http:// bit.ly/2hy4P0C Seite 23 http://bit.ly/2hy4P0C Seite 24

eMail: vielseitig@hdm-stuttgart.de

http://bit.ly/2hy4YkG Seite 26 & 27: mit Erlaubnis von Karin

facebook: www.facebook.com/wirsindvielseitig

Richert Seite 29 & 31 Bilder von Vanessa Schwab Seite

blog: vielseitig.vs.hdm-stuttgart.de

30 http://bit.ly/2hjmdY8 Seite 33 & 34 Bilder von Jasmin Krieg Seite 37 http://bit.ly/2hjhaXD Seite 38 & 39 Bilder

Verfasste Studierendenschaft der Hochschule der Medien

von Tabea Günzler Seite 41 http://bit.ly/2hqhnLN Seite 47: Bilder von Anne-Katrin Brode Seite 49 Bilder von Jonathan Roth Seite 52 & 53 Bilder von Damaris Riedinger Seite 54

Nobelstraße 10, 70569 Stuttgart

Bild von Lea Weinmann Seite 58 http://bit.ly/2hlA9ki Seite

Tel.: 0711/8923-2631

59 http://bit.ly/2gsuKdW Seite 60 http://bit.ly/2hlAgMK

Fax: 0711/8923-2632

http://bit.ly/2hlAzHn Seite 61 http://bit.ly/2hlBjfK Seite 62,

eMail: vs@hdm-stuttgart.de

64 & 66 Bilder von Larissa Hertkorn Seite 68 http://shutr. bz/2gx4VIs Seite 69 http://bit.ly/2gmOKtX Seite 71 http://

Druck- und Weiterverarbeitung: Hochschule der Medien Auflage: 1500 Exemplare

bit.ly/2hqgvqd Seite 72 http://bit.ly/2hgawkA Seite 74 & 75 Illustration von Ann-Christin Kulick Seite 81 http://bit.ly/2hqarxU Seite 82 http://bit.ly/2hg4HUh Seite 83 http://bit. ly/2gmI5Q6 Seite 84 http://bit.ly/2gMUL3R Seite 87 http://

Unser besonderer Dank gilt HEIKO GATAWIS;

bit.ly/2hg8a5h Seite 91 & 92 ©Landesmuseum Württem-

BERNHARD MICHL, SEBASTIAN PAUL und MARKUS

berg, Stuttgart; Fotos: Franziska Schneider Seite 94 http://

MEIDER, ohne die es keine gedruckte VielSeitig gäbe.

bit.ly/2hyh3GL http://bit.ly/2gxamqR http://bit.ly/2hjnZsa

Des Weiteren danken wir JENNIFER KEMLER für

Seite 95 http://bit.ly/2goJCFp Seite 96-99 Bilder und Illust-

ihre Zeit und Mühe die sie in alle Autorenaugenfotos

ration von Jennifer Kemler Seite 101 http://bit.ly/2gpU30g

gesteckt hat. Außerdem danken wir allen fleißigen

Seite 103 http://bit.ly/2hjjRsj Seite 104 http://bit.ly/2gx3byA

Händen der VielSeitig die jede einzelne Lupe liebevoll

Seite 105 Seite 106 http://bit.ly/2cLpRXH Seite 105 http://

mit einem Sticker versehen, Druckplatten belichtet,

bit.ly/2hqh2sg 107 http://bit.ly/2gmGtGi Seite 108 http://

den Umschlag veredelt und in der Weiterverarbeitung

bit.ly/2gs9IfS http://bit.ly/2gmT9wN Seite 109 http://bit.

geholfen haben! Vielen Dank auch an die VS und un-

ly/2hgeWYO Seite 111 & 113 Bilder von Svenja Reichardt

sere Sponsoren, die uns finanziell unterstützt haben.

Seite 112 http://bit.ly/2gpOJdn Seite 114-117 Bilder von

Ohne alle unsere Unterstützer wäre die VielSeitig nicht

Vanessa Voge Seite 118 & 119 Bilder von Annalena Gaege

das, was sie in erster Linie ist und auch immer bleiben

Autorenaugen auf allen Seiten Bilder von Jennifer Kemler

wird: ein Printprodukt, das durch besondere Kreativi-

Titelfoto Jennifer Kemler, Auge von Carina Kreidler

tät, hohe Individualität, gut recherchierte Inhalte und den Teamgeiste aller Mitglieder besticht und lebt.

Letzter Zugriff auf Online-Bilder: 10.12.2016


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