Visavis Economy 0414

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www.visavis.de · Dezember 2014

ECONOMY Lebensversicherungsreform

Augen zu und durch Trotz niedriger Renditen ist die Lebensversicherung ein wichtiges Standbein der Altersvorsorge

Leitmesse für Office & Object

Wohnliche Arbeitsatmosphäre

Eine Sonderveröffentlichung der visAvis Verlagsgesellschaft mbH im Handelsblatt

Bildquelle: © Markus Heinen

Der international bedeutendste Branchentreff für Büro- und Arbeitswelten bildet eindrucksvoll die neuesten Trends ab

Produktdesign

Design ist Kult Eine klare Strategie in der Formgebung und -gestaltung bestimmt wesentlich den unternehmerischen Erfolg

Energie

Unternehmen Effizienz Wie Firmen Ihre Energiebilanz verbessern können


editorial

Ihr Walter Metzinger

Inhalt

Energieeffizienz

Sparsamer und flexibler

Wenden betreffen immer alle Bereiche des Lebens, so auch in der Energiefrage. Vor allem Unternehmen haben einige Stellschrauben, über die sich die Energiebilanz verbessern lässt. Diese muss man aber auch kennen und vor allem wissen, wie man sie einstellen muss. Experten können mit Know-how und innovativen Lösungen helfen, die Effizienz von Firmen zu verbessern und Strom zu sparen. Seite 6

Neue Medien

Bewegte Bilder rechnen sich

Arbeitswelten

Impulsgeber Messe

Die alle zwei Jahre stattfindende Weltleitmesse für Office & Object öffnete auch 2014 wieder ihre Pforten einem interessierten Fachpublikum. Neben neuen Trends standen diesmal auch Themen wie der demographisch Wandel im Büro oder Change Management im Vordergrund. Einen Rückblick gibt der Messenachbericht. Seite 10

Informationen jederzeit abrufen zu können, ist längst zum Standard geworden. Visuelle Inhalte haben daran einen immer größeren Anteil. Um die Kundenzufrieden­ heit zu gewährleisten, müssen Online-Videos auf allen gängigen Endgeräten lauffähig sein – egal ob Computer, Laptop, Tablet oder Smartphone. Seite 3

Bildquelle: © Silvia_Koerner - pixelio.de

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euerungen und Wendungen sind Gegebenheiten, auf die wir uns im täglichen Leben – beruflich wie privat – immer wieder einlassen müssen. Veränderungen stellen uns vor Herausforderungen, die uns anspornen das Beste herauszuholen, vorausgesetzt wir wissen die Umstände positiv zu nutzen. Die Energiewende ist bereits seit ein paar Jahren ein wichtiges Thema, welches alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens berührt: Ob die Sanierung von Gebäuden, der Anstieg Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung oder intelligente Effizienztechnologien. Umso mehr verwundert es, dass noch immer zu wenige Unternehmen umdenken und die Potentiale eben nicht ausschöpfen, die sich ihnen zur Effizienzverbesserung bieten. Unser Autor Bernward Janzing gibt in unserer Titelreportage einen Überblick über Möglichkeiten der Einsparung und Flexibilisierung. In ihrem Beitrag über Online-Videos gibt Sandra Löffler einen Einblick in die Chancen und Anforderungen effektiver Video-Werbung, die sich durch moderne Kommunikationstechnologien am Arbeitsplatz und zu Hause ergeben. Ein technisch reibungsloser Ablauf sorgt hier für ungetrübtes Sehvergnügen und erhöht die Kundenzufriedenheit. Gesetzliche Reformen sind selten eine einmalige Sache, weiß unser neuer Fachautor Dietmar Braun. Oft genug wird hier mehrfach nachgebessert, so zuletzt gravierend im Altersvorsorgegeschäft. Das neue Lebensversicherungsreformgesetz hat sowohl für Verbraucher als auch für Makler und Vermittler weitreichende Auswirkungen. Vor allem aber stärkt es den Lebensversicherern wirtschaftlich wie politisch den Rücken. Moderne Trends in der Kommunikations- und Arbeitswelt modifizieren auch den Arbeitsplatz immer wieder von neuem. Das wurde deutlich auf der Orgatec, der Leitmesse für Office & Object in Köln, wo sich vor kurzem die Branche traf, um die Arbeitsplätze der Zukunft zu präsentieren. Die Redaktion fasst die Stimmung und Eindrücke in einem Messebericht zusammen. Nichts ist weniger vergänglich als ein gutes Design, weiß unsere neue Autorin Yvonne Brombach. Dieses entscheidet maßgeblich über den Erfolg eines Produktes und kann dessen Zeitlosigkeit weitreichend beeinflussen. Eine strategisch intelligente Designausrichtung bestimmt nicht zuletzt auch den Wettbewerbsvorsprung und damit die Zukunft des Unternehmens. Auch im eigenen Hause hat es einige Änderungen gegeben: So darf ich Sie an dieser Stelle als neuer Geschäftsführer begrüßen und freue mich auf ein erfolgreiches Jahr 2015 mit Ihnen und der VISAVIS ECONOMY. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit sowie einen guten Start ins neue Jahr.

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Bildquelle: ©©Raphael -Reischuck pixelio.de Bildquelle: Tomasz Zajda - -fotolia.com

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Bildquelle: © Thorben Wengert - pixelio.de

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Lebensversicherung

Reform der Reform

Das Lebensversicherungsreformgesetz bringt Änderungen im Altersvorsorgegeschäft mit sich. Es soll die Versicherer in der anhaltenden Niedrigzinsphase stärken, was für Kunden wie für Vermittler nicht ohne Auswirkungen bleibt. Die private Vorsorge ist dennoch wichtig im Kampf gegen Altersarmut. Seite 4

Design

Mit Stil, Charme und Methode

Gutes Design ist oft maßgebend für den Erfolg eines Produktes. Dabei darf es aber niemals nur Selbstzweck sein, sondern sollte immer im Einklang mit dem Produkt stehen. Unsere Reportage gibt einen Einblick in die Welt der Marke. Seite 13

Ver­lag: visAvis Ver­lags GmbH; Endenicher Straße 282, 53121 Bonn; Tel.: 0228 / 33 88 34- 0, Fax: 02 28 / 33 88 34 - 10, Va­nity: 07000 / visavis, E-Mail: visavis@visavis.de, www.visavis.de; Ge­­schäfts­füh­rer: Walter Metzinger; Verlagsleiter: Stefan Jendrusch von Schnakenburg; Schlussredaktion: Britta Müller und Markus Heinen; V.i.S.d.P. redaktionelle Inhalte: Britta Müller, redaktion@visavis.de; Themen- und Projektleitung: Markus Heinen, Katrin Limani, Britta Müller, Stefan Pechfelder, Stefan Jendrusch von Schnakenburg, Meline Stemmler; Art-Director: Markus Heinen; Layout: Rolf Claus; Bildmaterial: pixelio.de, fotolia.com und nach Angabe; Druckauflage: 120.000 Exemplare, Vollbelegung im Handelsblatt; ISSN: 0942-8615

impressum

Inhalte von Unternehmens- und Produktporträts, Interviews, Gastbeiträgen sowie Advertorials und Anzeigen geben die Meinung der beteiligten Unternehmen wieder. Die Redaktion ist für die Richtigkeit der Beiträge nicht verantwortlich. Die rechtliche Haftung liegt bei den jeweiligen Unternehmen.


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neue medien

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von Sandra Löffler

Bewegte Bilder rechnen sich Verantwortung „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“ – die alte Binsenweisheit gilt heute mehr denn je, auch für die neuen Medien. Mit einem stark zunehmenden Datenaustausch sowohl im privaten, als auch geschäftlichen Bereich wollen Konsumenten ein Maximum an Informationen mit einem Minimum an Aufwand gewinnen. Voraussetzung zur Kundenzufriedenheit ist jedoch, dass die technische Infrastruktur stimmt: Wiedergabequalität, kurze Ladeund Startzeiten sowie flexible Netzwerkkapazitäten. Denn die Geduld von Usern ist schnell erschöpft.

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er Abruf von Online-Videos ist für Konsumenten an ihren Desktops, Smartphones und Tablets mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden – hierzu haben die hohen verfügbaren Bandbreiten, die Datenflatrates und die technologische Weiterentwicklung der Endgeräte vornehmlich im Mobilbereich einen grundsätzlichen Beitrag geleistet. Daher ist es kaum nachvollziehbar, dass etliche Unternehmen diesem mächtigen Marketingwerkzeug nur eine Nebenrolle zubilligen oder sogar ganz auf seinen Einsatz verzichten. Videos sind das Medium, das mit einem Minimum an Zeitaufwand ein Maximum an Information transportiert. Werbung per Online-Video wird zudem gänzlich anders wahrgenommen als etwa klassische TV-Spots. Die Konsumenten haben das Gefühl, interaktiv eingebunden zu sein und sind daher deutlich engagierter. Nicht zuletzt deshalb sind Geschichten, die mit ungefähr 24 Bildern pro Sekunde erzählt werden, zu einem der effektivsten Instrumente für Marken geworden, um mit ihren Kunden in Kontakt zu treten. Diese Effizienz lässt sich klar belegen: Eine von der Aberdeen Group im Auftrag von Brightcove erstellte Studie zum Return on Investments (ROI) des Video-Marketings zeigt, dass die durchschnittliche Konversionsrate bei videoaffinen Unternehmen weltweit bei 4,8 % liegt. Zum Vergleich: Unternehmen, die keinen Video-Content nutzen, kommen nur auf 2,9 %. In der Praxis bedeutet dies für Unternehmen, die Video-Inhalte einsetzen, dass sie mit ihren Websites bei 100.000 einzelnen Besuchern ebenso viele qualifizierte Kontakte generieren wie Websites ohne VideoContent bei 137.000 Besuchern.

Führende Unternehmen sind gut genug aufgestellt, um die Konsequenzen aus diesen Zahlen zu ziehen. So belegt die Aberdeen-Studie, dass von den erfolgreichsten 20 % einer Branche rund 95 % Video-Content nutzen.

Video-Werbung Technische Fortschritte ermöglichen heute Videos, die mit minimalem Aufwand ein Maximum an Information transportieren, so Sandra Löffler, Vice President Account Management, Digital Marketing, EMEA. Technologie kein Hindernisgrund Der Verzicht des Einsatzes von Videos zu Marketingzwecken wird vielerorts mit dem hierfür erforderlichen hohen Technologieaufwand und den daraus resultierenden Kostenbelastungen begründet. Doch dieses Argument ist heute überholt. Dank des technologischen Fortschritts benötigt heute niemand mehr eine Hightech-Kamera und eine teure SoundAusrüstung, um qualitativ hochwertige Videos zu produzieren.

Mehr Aufmerksamkeit bedarf allerdings die Bereitstellungsinfrastruktur von Videos, um Konsumenten nicht zu enttäuschen. Denn diese sind, ausgerüstet mit hochwertigem Equipment wie dem neusten Smartphone-Modell, durchaus anspruchsvoll, wie eine Feldstudie von Vanson Bourne zeigt: Auf die Frage, wie das Videoerlebnis einer Marke weiter verbessert werden könne, bezogen sich drei der vier häufigsten Antworten der Verbraucher auf die Videowiedergabe – Streaming mit besserer Qualität (32 %), schnellere Startzeiten (31 %) und weniger Pufferung (31 %). Im Umkehrschluss wird klar: Technologische Defizite können rasch dazu führen, dass der Abruf von Marketing- oder Werbevideos der Reputation eines Unternehmens nicht nutzt, sondern sie beschädigt. Schon bei den Antwortzeiten ist die Geduld von Verbrauchern schnell endlich. Nur wenige Sekunden Wartezeit aufgrund von Netzwerklatenzen beim Laden eines Videos können ebenso zum Verlassen der Site führen wie eine stockende Wiedergabe. Laut Amazon führen 100 ms Latenz zu einem Umsatzverlust von 1 % (zum Vergleich: Ein Lidschlag dauert 300 bis 400 ms). Google hat ermittelt, dass eine halbe Sekunde Latenz den Umsatz um 20 % reduziert. Wer Online-Videos als zentrales Element der Marketingstrategie und maßgebliches Instrument für eine hohe Kundenbindung begreift, wird auf Tools, wie optimierte Player und Bereitstellungsoptionen mit den für Anforderungsspitzen wichtigen flexiblen Bandbreiten nicht verzichten können. Spezialisierte Videohosting- und Veröffentlichungsplattformen wie beispielsweise die Brightcove Video Cloud bieten im Gegensatz zu den Free-touse-Plattformen wie etwa Youtube solche Tools an.

Zentrale Komponente für eine optimierte Bereitstellung von Videos ist hierbei die Cloud, die hochgradig skalierbar ist und es erlaubt, durch den Abruf zusätzlicher Rechenleistung und Bandbreiten schnell auf Spitzenbelastungen reagieren zu können. Auch bietet die Cloud den direkten Zugang zu zahlreichen ergänzenden Services von Technologie-Providern und Content-Anbietern nach dem „Pay-per-use“-Prinzip. Messbare Ergebnisse Marketingabteilungen sehen sich häufig kontinuierlich mit der Forderung konfrontiert, den Wert ihrer Maßnahmen zu belegen. Insbesondere die eingangs erwähnte Konversionsrate, bei der Videos gegenüber anderen Online-Darreichungsformen die sprichwörtliche Nase vorne haben, steht dabei weit oben auf der Prioritätenliste. Neben den reinen Zugriffszahlen bieten Videos aber aufgrund ihrer Laufzeiten gegenüber statischen Inhalten die Basis für zusätzliche Metriken. So lässt sich nicht nur feststellen, wie oft ein Video angesehen wurde, sondern auch wie lange. Kommt es beispielsweise nach der Hälfte der Abspielzeit zu Abbrüchen durch den Konsumenten, lässt dies Rückschlüsse auf die aufgegriffene Thematik oder die bereits oben aufgeführten technologischen Unzulänglichkeiten zu. Nicht zu vergessen ist: Videos haben den Vorteil, für verschiedene Bereiche – stationär und mobil – einsetzbar zu sein. Ihre Zugriffszahlen lassen sich also für diese Kanäle getrennt messen und auswerten, wodurch sich die Zielgruppen konkret erfassen lassen. Unternehmen sollten daher sicherstellen, dass ihre Bewegtbildinhalte nicht nur auf dem PC, sondern auch auf Smartphones und Tablets einwandfrei laufen. Infos unter: www.brightcove.com


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lebensversicherung

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Handlungsbedarf Der Abbau der Staatsschulden zu Lasten der Vorsorgesparer ist auf Dauer eine Gefahr für die Assekuranz und ihre Kunden. Nach einer aktuellen Einschätzung der europäischen Aufsichtsbehörde EIOPA können dauerhafte Niedrigzinsen die Lebensversicherer in große Schwierigkeiten bringen. „In acht bis elf Jahren können viele Versicherer Probleme haben, ihre Verpflichtungen gegenüber den Versicherungsnehmern zu erfüllen“, warnte EIOPA-Chef Gabriel Bernadino Anfang Dezember 2014 in Frankfurt am Main. Die Aufsichtsbehörde hatte einen aktuellen Stresstest für die europäische Assekuranz veröffentlicht. Im Ergebnis sei zu befürchten, war da zu lesen, dass bei mittelfristig anhaltenden Niedrigzinsen 225 der untersuchten Lebensversicherer, also jeder vierte Versicherer, die Eigenmittelanforderungen nicht erreichen könnten. Die Eigenmittel müssen die

siken und Nebenwirkungen. Dauerhaft niedrige Zinsen schrecken Sparer und Vorsorgesparer ab. Die Lebensversicherer verloren zusätzlich Kunden, weil der Verbraucherschutz zur Kündigung der Policen riet, die zukünftig nicht mehr rentabel seien. Lebensversicherungen sind sicher durch ihre biometischen Leistungen (lebenslange private Rente), ihre Kollektive und den Ausgleich von Marktrisiken (Zinsen, Aktienkurse) über die Vertragslaufzeit. Letzteres wird über stille Reserven und Zinszusatzrückstellungen mittel- und langfristig gemanagt. Diese wurden aber durch hohe Zahlungen an vorzeitig kündigende Kunden zu Lasten der verbleibenden Altersvorsorge-Kunden abgebaut. Der Staat half hier mit dem Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG). Nach der Reform ist immer vor der Reform, denn jede Reform schafft neue Herausforderungen.

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er demografische Wandel und die Entwicklungen an den Finanzmärkten sind wohl die größten Herausforderungen dieses Jahrhunderts. Dass es immer mehr Ältere als Jüngere gibt ist bekannt. Das zu ändern vermag die Politik kaum, da sich Änderungen in der Geburtenrate erst ab dem Heranwachsen eines kompletten Jahrgangs zu Beitragszahlern auswirken. Was den Politikern bleibt, ist durch Reformen eine politische Handlungsfähigkeit zu zeigen. Neben der Altersstruktur ist die hohe Staatsverschuldung ein Kernproblem und Auslöser von Reformen über Reformen in den Themenfeldern Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung. Die meisten Menschen unterschätzen das Thema Altersarmut. Dabei sind immer mehr Menschen von Altersarmut betroffen. Die steigende Tendenz ist schon heute erschreckend. Immer mehr Menschen benötigen die Grundsicherung im Alter – und das, obwohl sie 30 Jahre lang gearbeitet und Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung eingezahlt haben. Den meisten ist nicht bewusst, welche Bedeutung die private Altersvorsorge heute und in Zukunft hat. „Es ist unerlässlich, privat für das Alter vorzusorgen, weil die gesetzlichen Renten immer geringer ausfallen werden. Private Rentenversicherungen bieten auf unkomplizierte Weise einen Ausweg. Viele Produkte sind dabei auch mit einer staatlichen Förderung verbunden. Im Gegensatz zu Aussagen mancher Verbraucherschützer, die Kunden immer wieder verunsichern, können nur diese Produkte eine lebenslange Rente garantieren“, resümiert Uwe Laue, Vorstandschef der Debeka Lebensversicherung.

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von Dietmar Braun

Reform der Reform Handlungsfähig Demografie und Niedrigzinsen hinterlassen Spuren. Die Politik reagiert mit Reformen und die deutsche Assekuranz passt ihre Angebote für die Altersvorsorge an. Versicherer für die langfristigen Versprechen an ihre Kunden als Sicherheit vorhalten, um eine Kapitaldeckung für die garantierte Verzinsung zu haben. In einer lang anhaltenden Phase von Niedrigzinsen bedeutet dies eine sehr große Herausforderung für

die Assekuranz, die garantierten Zinsen über die Kapitalanlage des versicherungstechnischen Fremdkapitals nachhaltig zu erwirtschaften. Die europäische Idee, Staatsschulden über die Zinspolitik der Zentralbank zu steuern, hat folglich ihre Ri-

Das Reformgesetz Über das im Schatten der Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer 2014 neu eingeführte LVRG wurde viel zu viel auf einmal reformiert. Die deutschen Versicherer dürfen ihren weit vor Ende der vereinbarten Laufzeit kündigenden Kunden weniger aus den Gewinnen und stillen Reserven mitgeben. Das ist im Interesse der Gemeinschaft der Versicherten, also der Kollektive, richtig, weil es die private Altersvorsorge sichert. Gleichzeitig hat die Politik im Gesetz verankert, wieviel ein Versicherer zukünftig an Vertriebskosten bilanzieren darf. Das stellt die deutsche Assekuranz vor neue Aufgaben, da die Vergütungsmodelle völlig verschiedener Vertriebskanäle gleichgestellt wurden, obwohl diese Strukturen in der Vergütung völlig unterschiedlich sind. Die Erweiterungen und Nachbesserungen des LVRG wirken ab dem 1. Januar 2015 gemeinsam mit der Absenkung des Garantiezinses in der Lebensversicherung. Bei neu abgeschlossenen Verträgen wird die garantierte Verzinsung auf den Sparanteil, der nach Abzug aller Kosten und Gebühren übrigbleibt, in Höhe von 1,25 % geleistet. In 2014 waren dies noch 1,75 Prozentpunkte. Die Altverträge sind von dieser Änderung nicht betroffen, da der Garantiezins über die gesamte Laufzeit gilt. Für Alt- und Neukunden haben die Reformen und Gesetzesänderungen dennoch Auswirkungen. Die Altkunden dürfen sich freuen eine private Altersvorsorge zu haben, die noch eine hohe laufende Verzinsung garantiert hat, und bei vor 2005 vereinbarten Altverträgen ist sogar die gesamte zukünftige Auszahlung steuerfrei. Für Neukunden wird es schwieriger: Hier wird es ohne eine qualifizierte und indivi-


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lebensversicherung

duelle Beratung kaum möglich sein, sich für das Richtige zu entscheiden. Viel wichtiger als der Garantiezins sind für die Versicherten die laufende Überschussbeteiligung und der am Ende der Laufzeit gewährte Schlussüberschussanteil. Wieviel es am Ende über die Garantien hinaus an Leistungen gibt, ist der entscheidende Mehrwert und Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Versicherungsunternehmen. Die Ablaufrenditen setzen sich unterschiedlich zusammen (siehe Grafik). In der jetzigen Periode sinken sie seit vielen Jahren. Auswirkungen und Reaktionen Für die Versicherungsvermittler ist die Reform der Reformen ebenso wie für ihre Kunden eine riesige Herausforderung zum Jahreswechsel. Der Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute e. V. (BVK), Michael H. Heinz, beantwortet die Frage nach den Konsequenzen des LVRG für Kunden und Vermittler: „Das Lebensversicherungsreformgesetz hat weitreichende Auswirkungen. Negativ für die Kunden ist, dass für ab dem 1.1.2015 abgeschlossene Verträge ein Garantiezins von nur noch 1,25 % gilt. Auf der anderen

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Es ist unerlässlich, privat für das Alter vorzusorgen, weil die gesetzlichen Renten immer geringer ausfallen werden.

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Seite steigt die Beteiligung der Kunden an den Risikoüberschüssen von 75 auf 90 %, und durch die Absenkung des höchsten Zillmer-Satzes entstehen bei Verträgen, die vorzeitig gekündigt werden, höhere Rückkaufswerte. Für die Vermittler ist es aufgrund der Garantiezinssenkung natürlich noch schwieriger, Lebensversicherungen zu vermitteln. Hinzu kommt, dass in der Bevölkerung der Konsum einen höheren Stellenwert hat als die Altersvorsorge. Darüber hinaus versuchen viele Unternehmen unter Berufung auf die Absenkung des Zillmer-Satzes Provisionen bzw. Courtagen zu senken, obwohl das LVRG nichts dafür hergibt. Sie wälzen die sich

Jubiläum

Die Gesamtverzinsung einer Lebensversicherung ... setzt sich zusammen aus Garantien und Überschüssen. Zusammensetzung der Gesamtverzinsung

Marktdurchschnittliche Gesamtverzinsung*

5% Schlussüberschuss

4%

laufende Überschussbeteiligung

3%

Höchstrechnungszins (Garantiezins)

Schlussleistungen Laufende Verzinsung Zinsniveau 10-jähr. Bundesanleihen (Jahresdurchschnittswerte)

5,10 5,00 5,10 5,00 4,90 5,00 4,80 4,70 4,66

4,24

2% 1% 0%

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 *) Die Höhe der laufenden Verzinsung ist als Durchschnitt aller bestehenden Verträge dargestellt. Der Höchstrechnungszins variiert in den einzelnen Vertragsgenerationen. Für Neuverträge liegt er aktuell bei 1,75 %, ab 01.01.2015 bei 1,25 %.

Quelle: Assekurata © GDV – Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft

für sie daraus ergebenden Nachteile auf die Vermittler ab, die somit doppelt belastet sind. Einmal durch die sinkende Anzahl an Verträgen und zum anderen durch gesenkte Provisionen.“ Auf Seiten der Versicherungsunternehmen war die Reaktion bis Anfang Dezember 2014 nicht sicher. Jetzt haben aber doch die ersten Versicherer offiziell Stellung bezogen. Der Marktführer Allianz senkt demnach die laufende Verzinsung (inklusive der Überschussbeteiligung) ab dem Jahr 2015 auf 3,4 Prozentpunkte. Im laufenden Jahr 2014 sind es noch 3,6 %. Die gesamte Verzinsung, zu der am Ende der Vertragslaufzeit noch der SchlussüberschussAnteil hinzukommt, liegt ab 2015 bei 4,0 %. Im laufenden Jahr 2014 sind es noch 4,2 %. Die Allianz Lebensversicherung betonte, dass sie die Anteile am Schlussüberschuss stabil gehalten habe, um die Vertragstreuen angemessen an den Gewinnen zu beteiligen. „Die Vier vor dem Komma für die Verzinsung der Verträge unserer Kunden steht. Damit setzen wir ein Zeichen. Eine Rentenversicherung der Allianz lohnt sich“, sagt Dr. Markus Faulhaber, Vorstandsvorsitzender der Allianz Lebensversicherung AG. Der Hintergrund für die Absenkung der laufenden Verzinsung um 0,2 Prozentpunkte sei dem Marktführer nicht leicht gefallen, aber ein Lebensversicherer müsse auf die lang anhaltenden Niedrigzinsen im Markt verantwortlich reagieren. Das Zinsniveau von Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren habe sich nahezu halbiert und sei von Jahresbeginn 2014 bis Ende November 2014 von 1,95 auf 0,77 Prozentpunkte gesunken. Das Engagement in Rentenpapiere sei für deutsche Lebensversicherer ein Pflichtpro-

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gramm. In der Kür werden Versicherer wie die Allianz und andere Marktteilnehmer sich zukünftig wieder stärker in Aktien engagieren, um mittel- und langfristig für die Kunden von steigenden Kursen profitieren zu können. Zukunft der Lebensversicherung Die deutsche Assekuranz hat schon schlimmere Herausforderungen, wie Währungsreformen und Krisen an den Finanzmärkten, erfolgreich bewältigt. Das muss die Branche jetzt wieder leisten, denn zur Bekämpfung der Altersarmut gibt es zur Lebensversicherung keine biometrische Alternative. „Wenn etwas 125 Jahre währt und sich während dieser langen Zeit bewährt, dann kann es sich im Großen und Ganzen nur um eine Erfolgsgeschichte handeln“, betonte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel in ihrer Rede zum 125-jährigen Jubiläum der Deutschen Rentenversicherung Anfang Dezember 2014. Sie stellte aber auch klar: „Ohne ergänzende private und betriebliche Altersvorsorge wird es zukünftig wohl nicht gehen.“ Fazit: Nach der Reform ist vor der Reform. d.braun@visavis.de

Der Autor Dietmar Braun ist Spezialist für Assekuranz und Banken. Nach mehrjähriger Berufspraxis in der Versicherungswirtschaft lehrt er heute als Hochschuldozent an der Hochschule Heilbronn (HHN) und an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), Stuttgart. Als Fachjournalist machte sich Braun unter anderem in Print- und Onlinemedien wie Versicherungsmagazin und Finanzwelt einen Namen.

Seit 125 Jahren gibt es nunmehr die Gesetzliche Rentenversicherung – ein stolzes Jubiläum. Ihre Gründung im Jahr 1889 markiert einen Epochenwechsel der sozialen Sicherung, an den es zu erinnern lohnt: Mit dem „Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz“, das neben der bestehenden gesetzliche Kranken- und Unfallversicherung einen weiteren wichtigen Baustein in der Geschichte der Deutschen Sozialversicherung bildete, wurde damals eine richtungsweisende Entscheidung getroffen, die das System der Alterssicherung bis heute prägt. In der Anfangszeit der gesetzlichen Rente verhinderten hohe Hürden die Rentenleistung. Vorrang hatten zunächst die Invalidenrenten. Die Altersrente wurde erst ab dem 70. Lebensjahr gewährt – bei einer damaligen Lebenserwartung, die weit darunter lag. So hatte die gesetzliche Rente eher eine Ergänzungsfunktion, im Alter zum Lebensunterhalt beizutragen. Erst mit der ersten Rentenreform 1957 wurde der Weg freigemacht, die Renten als Lebensstandard sichernde Leistungen mit Lohnersatzfunktion fortzuentwickeln. Mittlerweile haben die betriebliche Altersversorgung und die private Vorsorge aus Lebensversicherungen in dem heutigen Drei-Säulen-System die bisherige Ergänzungsfunktion übernommen. Mit der Änderung der Formel zur Rentenanpassung (Demografiefaktor) und der Einführung einer staatlichen Förderung der kapitalgedeckten Zusatzvorsorge (RiesterRente) wurden zuletzt die Weichen der Gesetzlichen Rentenversicherung neu gestellt. Die Entwicklung der Renten blieb fortan hinter der Lohnentwicklung zurück. Zum Ausgleich des sinkenden Rentenniveaus wurde daraufhin beschlossen, die kapitalgedeckte Altersvorsorge zu stärken. Spätestens seit Umsetzung dieser Reformen sind umlagefinanzierte und kapitalgedeckte Vorsorge eng verbunden. Und es ist klar geworden: Damit die Rentenpolitik zukunftsfähig bleibt, bedarf sie einer ausgewogenen Balance zwischen Solidarität und Eigenverantwortung.


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energieeffizienz

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von Bernward Janzing

Sparsamer und flexibler

Optimierung Deutschland hat sich vorgenommen, die Treibhaus­ gasemissionen bis 2020 um 40 % zu mindern – auch im Koalitionsvertrag ist diese Zahl verankert. Bislang sind erst 24 % erreicht, und wenn Politik und Wirtschaft nicht noch deutlich aktiver werden, wird 2020 eine Lücke von mindestens acht Pro­ zentpunkten verbleiben.

Bildquelle: © Markus Heinen

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uch Unternehmen haben noch viel Potenzial, ihren Energieverbrauch zu senken. Einer Studie des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe zufolge, ließe sich der Energieverbrauch im Gewerbe bis 2020 um rund 290 Petajoule senken. Einsparpotenziale gebe es in 50.000 Unternehmen. Damit ließe sich Deutschlands jährlicher CO2-Ausstoß um 23 Millionen Ton-

nen verringern. Und natürlich lässt sich mit weniger Energieverbrauch auch Geld sparen. Professionelle Energiedienstleister Ein Problem sind jedoch oft fehlende Informationen über die bestehenden Möglichkeiten. Der TÜV SÜD hat daher jetzt zusammen mit ILF Beratende Ingenieure GmbH die Online-Plattform „Energieeffizienz-Check!“ gestartet. Dort können sich Unternehmen


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aus der Industrie schnell und unkompliziert einen Überblick über die eigene Situation verschaffen, Optimierungspotenziale identifizieren und Informationslücken schließen. „Trotz Förderprogrammen und Steuervergünstigungen besteht bei der Umsetzung von Energieeffizienz-Maßnahmen in der Industrie vielfach noch Nachholbedarf“, sagt Gerd Streubel vom TÜV SÜD. Hat sich ein Unternehmen dazu entschlossen, sich eingehender mit dem Thema Energieffizienz zu beschäftigen, gibt es am Markt bereits entsprechende Dienstleister. Ein solcher ist zum Beispiel die Bosch Energy and Building Solutions GmbH, die eine ganzheitliche Betrachtung der Gebäude propagiert, also Wärme, Kälte, Lüftung, Beleuchtung, Druckluft und Dampf zusammen. An solcher ganzheitlicher Sicht fehlt es in Unternehmen oft, gerade wenn die Gebäudetechnik nach und nach gewachsen ist. „Effizienztechnologien machen die Energiewende erst möglich“, so Christian Noll von der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF) „Es geht darum, den Verbrauch so weit zu senken, dass am Ende Erneuerbare Energien dafür ausreichen. Unternehmen wie Verbraucher sollten sich darum zwar gerne von

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einzelnen Lösungen begeistern, dann aber möglichst ganzheitlich von Profis beraten lassen, was für sie wirtschaftlich und technisch zielführend ist.“

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Nicht nur der sparsamere, sondern auch der intelligentere Einsatz von Strom wird zunehmend zum Thema.

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Förderprogramme Als nächstes stellt sich die Frage der Förderung. Die KfW bietet gleich mehrere Programme an, die auf Unternehmen zugeschnitten sind und die Energieeffizienz betreffen. Zum Beispiel die „KfW-Finanzierungsinitiative Energiewende“, die größere Unternehmensvorhaben in Deutschland im Zusammenhang mit der Energiewende finanziert. Schwerpunkte liegen auf

Maßnahmen zur Steigerung der betrieblichen Energieeffizienz, Innovationsvorhaben (FuE) in den Bereichen Energieeinsparung, -erzeugung, -speicherung und -übertragung sowie der Nutzung Erneuerbarer Energien. Förderfähig sind neue Anlagen, die mindestens 15 % weniger Energie verbrauchen als vergleichbare Anlagen im Branchendurchschnitt, oder solche, die mindestens 20 % weniger Energie verbrauchen als die alten Anlagen im Durchschnitt der letzten drei Jahre. Ähnliches gilt auch für das „KfWEnergieeffizienzprogramm“. Dieses fördert Investitionen in Energieeffizienz in Deutschland und im Ausland etwa in elektrische Antriebe, Druckluft, Vakuum und Pumpen, in Anlagentechnik inklusive Heizung, Kühlung, Beleuchtung, Lüftung und Warmwasser oder auch Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und Blockheizkraftwerke. Auch Mess-, Regel- und Steuerungstechnik sowie Informationsund Kommunikationstechnik sind förderfähig. Und das BMUB-Umwelt­ innovationsprogramm unterstützt Vorhaben in großtechnischem Maßstab, die – so heißt es in der Ausschreibung – „erstmalig fortschrittliche technologische Verfahren und Verfahrenskombinationen zur Vermei-

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Branchentermine Bau München 19. – 24. Januar 2015 in München www.bau-muenchen.com Die Energiemesse 24. – 25. Januar 2015 in Simbach www.die-energiemesse.org enertec 27. – 29. Januar 2015 in Leipzig www.enertec-leipzig.de E-World Energy & Water 10. – 12 Februar 2015 in Essen www.e-world-essen.de Fachmesse Gebäudewirtschaft – Facility + Power 25. – 26 Februar 2015 in Halle www.gebaeudewirtschaft.eu

PLANUNGSSICHERHEIT | Energetische Optimierungsmaßnahmen bei Unternehmen

ENERGIEEFFIZIENZ ALS THEMA FÜR DAS TOP-MANAGEMENT „Heutzutage muss man ja froh sein, wenn es mit uns bergab geht. Das spart Energie und Energiekosten“, mit diesem Satz malt der österreichische Dichter und Aphoristiker Ernst Ferstl ein düsteres Szenario. Doch erfolgreiche Unternehmen haben längst erkannt, dass das Thema Energie zu einem der wichtigsten Wettbe­ werbsfaktoren im globalen Streben nach Kostenvorteilen und Marktanteilen wird. Produzierende Unternehmen stehen bei dem Thema Energie tagtäglich vor großen Herausforderungen. Denn die sichere und bezahlbare Energieversorgung ist eine wichtige Vorausetzung, um den eigenen Standort dauerhaft zu sichern. Michael Blichmann, Geschäftsführer der Bosch Energy and Building Solutions GmbH, plädiert für einen ganzheitlichen Ansatz: „Um wirklich alle Potenziale zu heben, müssen technologische und prozessuale Verbesserungen mit Zielen und Strategien des Unternehmens einhergehen und kon­ sequent umgesetzt werden. Erst dann ist

es möglich, das Thema ‚Energieeffizienz’ dauerhaft als Wettbewerbsvorteil zu nut­ zen.“ Entscheidend hierbei seien die Mit­ arbeiter auf allen Hierarchie­Ebenen. „Bei unseren Projekten dreht sich alles um die Frage, was getan werden muss, um das Thema Energie dauerhaft als Wettbe­ werbsvorteil auszurichten“, so Blichmann weiter. Vier Kernaspekte stehen dabei im Vordergrund: a) die Umwandlung fixer in variable Energiekosten, b) die Reduktion großer Energiekostenblöcke c) die Erhö­ hung der Versorgungssicherheit und d) die Steigerung des Green Image. Um die Potenziale für das Unternehmen aufzuzeigen, wird Transparenz über die aktuelle energetische Situation geschaf­ fen und mit den Zielen, energiebezoge­ nen Rahmenbedingungen und Trends des Unternehmens abgeglichen. Aus den identifizierten Potenzialen werden Umsetzungsvorschläge mit Wirtschaft­ lichkeitsberechnungen aufgezeigt und im Masterplan Energie verankert. „Der

zeitliche Fokus liegt auf kurz­, mittel­ und langfristigen Maßnahmen, die zu ökono­ mischen und ökologischen Vorteilen und zu einer langfristigen Versorgungs­ und Planungssicherheit führen“, so Blichmann.

GANZHEITLICH Um ökonomische und ökologische Vorteile zu generieren, gilt es den gesamten Wertschöpfungsprozess zu berücksichtigen.

Als einer der wenigen Energiepartner integriert Bosch den gesamten Wert­ schöpfungsprozess von der Strategie bis in den Energieverbrauch einzelner Pro­ duktionsschritte. An eigenen Standorten deckt Bosch systematisch Energiever­ schwendung in Infrastruktur, Produktion und Logistik auf und realisiert hierdurch hohe Energieeinsparungen – immer unter Beibehaltung der Qualität. „Von diesem langjährigen Know­how profitieren unsere Kunden.“ So berge laut Blichmann unter anderem die energetische Opti­ mierung von Bestandsanlagen enorme Kostenpotenziale. Und auch durch das zielgerichtete und bedarfsorientierte Abschalten von Produktionsmaschinen ist eine Reduktion des Grundlastverbrauchs von 50 bis 75 % möglich. Praxisexperten aus den Bosch­Werken identifizieren die Potenziale bei den Kunden und entwi­ ckeln konkrete Maßnahmen. Weitere Informationen unter: www.bosch­energy.de


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energieeffizienz

Onlinecheck

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Energieffizienz für die Industrie. TÜV SÜD hat zusammen mit der ILF Beratende Ingenieure GmbH die Online-Plattform „EnergieeffizienzCheck!“ gestartet. Dort können sich Unternehmen aus der Industrie schnell und unkompliziert einen Überblick über die eigene Situation verschaffen und Optimierungs­ potenziale identifizieren. Die Software für das webbasierte Tool wurde in Kooperation mit den Nachhaltigkeitsexperten der PE INTERNATIONAL AG entwickelt.

„Trotz Förderprogrammen und Steuervergünstigungen besteht bei der Umsetzung von Energieeffizienz-Maßnahmen in der Industrie vielfach noch Nachholbedarf“, sagt Dr. Gerd Streubel, Business Line Manager Industrielle Energieeffizienz bei TÜV SÜD. „Das kann mit daran liegen, dass kostenlose Informationen zum Thema meistens nur allgemein gehalten sind. Wer konkrete Planungshilfen für seine Produktion sucht, was Punkte wie Prozesswärme, Druckluftsysteme oder Beleuchtungslösungen betrifft, wird selten fündig oder muss gleich Geld investieren.“ Interessierte Unternehmen können sich über den Link www.tuev-sued.de/is/ee-check anmelden. Das Benutzerkonto wird innerhalb von 24 Stunden freigeschaltet und der Nutzer bekommt die Zugangsdaten für den Account mitgeteilt.

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dung oder Verminderung von Umweltbelastungen verwirklichen“. Diese erhalten zinsverbilligte Darlehen oder Investitionszuschüsse. Politische Bemühungen Mit dieser Förderung durch die staatliche KfW hofft die Bundesregierung, ihrem Ziel, die CO2-Emissionen zu senken, ein Stück näher zu kommen. Aber es gibt auch auf Regierungsebene noch einige Baustellen, die für Unternehmen ganz entscheidend sind. Eine davon ist die Novelle des Kraft-WärmeKopplungs-Gesetzes (KWKG), die im Sommer 2015 abgeschlossen werden soll. Denn die Bundesregierung will den KWK-Anteil an der Stromerzeugung auf 25 % bis 2020 ausbauen. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg: Bei nur 16,2 % lag der Wert im vergangenen Jahr; und 2014 wird er vermutlich eher sinken als steigen, weil die Gaskraftwerke – und diese sind oft KWK-Anlagen – durch die derzeit starke Kohleverstromung häufig aus dem Markt gedrängt werden. Die aus KWK-Anlagen erzeugte Strommenge könnte 2014 also auf rund 91 Terawattstunden sinken, nachdem sie 2013 noch bei 96 Terawattstunden lag. In ihrem „Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz“ (NAPE) definiert die Bundesregierung die weiteren Schritte. Unterdessen verweist der Bund für Umwelt und Naturschutz darauf, dass „Energieeffizienz ein Jobmotor“ ist: Bereits 800.000 Menschen arbeiteten in diesem Sektor und weitere Jobs könnten je nach politischen Rahmenbedingungen neu geschaffen werden. Und

Nachholbedarf Dr. Gerd Streubel vom TÜV SÜD sieht bei der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen noch viel Potenzial. auch andere positive Aspekte ergäben sich: Innerhalb von zehn Jahren könne die Importabhängigkeit von russischem Gas halbiert werden, Verbraucher könnten alleine bis 2020 um 3,8 Milliarden Euro entlastet werden. Mehr

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Energie und Kosten sparen in Industrie und Gewerbe Energieeffizienzpotentiale bei branchenübergreifenden Querschnittstechnologien in Prozent

Weitere Informationen unter: www.industrie-energieeffizenz.de Quelle: Initiative Energieeffizienz, DENA, Stand 06/2014

als andere Mittelständler bewegt das Thema Energieeffizienz die Handwerksbetriebe, wie eine Studie der KfW und des Handwerksverbandes (ZDH) zeigt. So würde das Thema „Einsparung von Energiekosten“ von 61 % der Handwerksunternehmen als wichtig eingestuft, im gesamten Mittelstand seien es nur 45 % der Betriebe. Das dürfte auch mit dem oft höheren Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten im Handwerk zusammen hängen. Denn in 49 % aller Handwerksbetriebe machen die Energiekosten mehr als 5 % der Gesamtkosten aus, im gesamten Mittelstand erreichen nur 43 % der Betriebe diesen Wert. Unterdessen beschäftigt sich auch die EU mit dem Thema Energieeffizienz: Die Energieeffizienz-Richtlinie mit dem Kürzel 2012/27/EU verlangt von den Ländern, dass sie nationale Energieeffizienzziele für 2020 festlegen. Zudem fordert sie von den Staaten jährliche Energieeinsparungen in Höhe von 1,5 %. Das hört sich im Moment allerdings ambitionierter an als es tatsächlich ist, weil die Staaten sich punktuelle Einsparungen auch dann noch zugute halten können, wenn diese an anderer Stelle wieder durch Mehrverbräuche zunichte gemacht werden. Aber es ist immerhin ein Anfang. Intelligente Energielösungen Nicht nur der sparsamere, sondern auch der intelligentere Einsatz von Strom wird zunehmend zum Thema. Denn er kann erstens Kosten senken und unterstützt zweitens die Stabilität des Stromnetzes. Das kann über ein ausgeklügeltes Lastmanagement geschehen: In einem Pilotprojekt unterstützen die Deutsche Energie-Agentur (DENA) und das baden-württembergische Umweltministerium Unternehmen ab sofort dabei, ihre Stromnachfrage zu flexibilisieren, um sie an das aktuelle Angebot im Stromsystem anpassen zu können. Denn durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien müssen neue Wege gefunden werden, um Stromangebot und -nachfrage aufeinander abzustimmen: Wenn Sonne

und Wind gerade viel Energie liefern, sollen – soweit möglich – verbrauchsintensive Prozesse vorgezogen werden, damit die Firmen bei Flaute und Wolken sparsamer wirtschaften können. Dieses sogenannte Demand Side Management (DSM) stabilisiert das Stromnetz. Zur kostenlosen Teilnahme an dem Pilotversuch können sich nun baden-württembergische Unternehmen aller Größen und Branchen bewerben. Das Projekt soll herausfinden, welche Erlöse Betriebe mit DSM erwirtschaften können – beispielsweise, indem sie den Netzbetreibern gegen Entgelt den zeitweisen Zugriff auf ihre Anlagen ermöglichen. Mehr Flexibilität bei der Stromabnahme hilft, Schwankungen im Netz auszugleichen und vorzuhaltende konventionelle Kraftwerkskapazitäten zu reduzieren. „Das trägt zur Integration Erneuerbarer Energien in das Stromsystem bei und ist ein wichtiger Baustein für den Erfolg der Energiewende“, sagt Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller. Bislang sei der Einsatz von Demand Side Management „noch relativ unerprobt“, heißt es bei der DENA. Bisher nähmen nur einzelne Betriebe mit flexiblen Lasten an Auktionen teil. Das Pilotprojekt in Baden-Württemberg werde nun wichtige Erkenntnisse liefern: Bis Ende 2015 sollen die DSM-Potenziale von rund 100 Unternehmen für eine Vermarktung analysiert werden. Dabei wird insbesondere der Einsatz flexibler Lasten als Regelleistung untersucht. Das Potenzial für die Verlagerung gewerblicher Stromnachfrage jedenfalls ist enorm. Zahlreiche industrielle Prozesse und Anwendungen eignen sich dafür, zum Beispiel thermische Prozesse, die mit Strom gespeist werden. So können moderne Kühlhäuser ihr Kühlaggregat immer wieder für mehrere Tage außer Betrieb nehmen, weil das Gebäude die Kälte sehr gut speichert. Gekühlt wird dann jeweils, wenn es dem Netz dienlich ist. Auch chemische und metallurgische Prozesse sind oft für das Lastmanagement


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geeignet. Die DENA benennt zum Beispiel die Papierbranche, die Aluminium-, Kupfer- und Zinkelektrolyse, die Chlorelektrolyse, die Herstellung von Elektrostahl oder Zement. Branchenkenner sprechen seit einigen Jahren von einem Paradigmenwechsel – vom Prinzip „Erzeugung folgt Verbrauch“ hin zu „Verbrauch folgt Erzeugung“. Vor allem in Süddeutschland erfordert die Abschaltung der Atomkraftwerke in den nächsten Jahren entsprechende Schritte, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Das Fraunhofer ISE und die Münchener Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft (FfE) haben das Potenzial nun errechnet: Industriebetriebe in Baden-Württemberg und Bayern können mehr als 850 Megawatt Stromverbrauch zwei Stunden lang abschalten und auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Bei einem kürzeren Bedarfsfall von nur 30 Minuten seien es sogar 1,2 Gigawatt – das ist so viel, wie ein großes Atomkraftwerk liefert. Flexibilisierung und Sparsamkeit Firmen sind also heute gut beraten, sich einerseits mit einer Flexibilisierung des Verbrauchs zu beschäftigen, denn Strom wird zunehmend zu einem Gut werden, dessen Preis zeitabhängig ist, je nach aktuellem Angebot. Und gleichzeitig dürfte auch das Thema Energieeffizienz weiter an Bedeutung gewinnen. Denn langfristig steigt der Ölpreis weiter. Zwar gibt es immer wieder Schwankungen, doch der große Trend ist seit Jahrzehnten klar. Im Jahr 2011 lag der Ölpreis erstmals im Jahresmittel oberhalb von 100 Dollar pro Barrel. Das schlägt natürlich auch auf den Endkundenpreis des Heizöls durch. Gerade 15 Jahre ist es her, da war der Liter Heizöl noch für 30 Cent zu haben, im Sommer 2008 jedoch kratzte der Heizölpreis zeitweilig fast an der Ein-Euro-Marke, der Erdgaspreis zog nach. Zwischenzeitlich haben die Preise zwar wieder etwas nachgegeben, doch in den letzten zwei Jahren lagen sie zumeist noch immer zwischen 80 und 90 Cent. Je nach Entwicklung der Weltkonjunktur schwanken die Preise von Rohöl und Heizöl zwar (und auch die Preise von Erdgas), doch die niedrigen Preise der Vergangenheit dürften für alle Zeiten Geschichte sein. Und neben dem Druck, der von steigenden Marktpreisen der Energieträger ausgeht, sollte auch der Einfluss politischer Entscheidungen nicht unterschätzt werden. Denn angesichts der Dringlichkeit des Klimaschutzes wird man in den nächsten Jahren weitere politische Vorstöße erleben, deren Ziel eine Senkung des Verbrauchs fossiler Energie ist. b.janzing@visavis.de

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E N E R G I E W E N D E | I nt e l l i g e nt e Te c h n o l o g i e n f ü r m e h r Eff i z i e n z

FÖRDERN UND FORDERN Christian Noll, Geschäftsführender Vorstand der Deutsche Unternehmensinitiative Ener­ gieeffizienz e.V. (DENEFF) im Gespräch mit der VISAVIS­Redaktion. Wie sollte die Politik den Prozess der Energiewende begleiten? In der Vergangenheit hat sich die Politik zu einseitig auf die Stromversorgung konzent­ riert. Das Thema Wärme und Energieeffizi­ enz in Haushalten, Unternehmen und Ver­ kehr wurde hingegen stiefmütterlich be­ handelt. Die Energiewende droht nun in eine Schieflage zu geraten, da der politisch forcierte Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht mit der Einsparung von Strom und Wärme einhergegangen ist. Das bedeutet: Mehr Kraftwerke, Netze und Energieimporte als nötig und damit unnötig hohe Kosten. Was jetzt erst recht zählt, ist vor allem mehr Planungssicherheit für Investitionen in Energieeffizienz. Die Politik kann das unterstützen, indem sie die Ziele für Ener­ gieeffizienz endlich auf Augenhöhe mit der Versorgung verfolgt und in einem eigenen Gesetz festschreibt. Damit müssen natürlich auch die ver­ schiedenen politischen Rahmensetzungen strategischer aufeinander abgestimmt werden: Worauf kommt es bei Mietrecht, EEG, Energiebesteuerung & Co. an, damit die Ziele erreicht werden können? Wie sehen Informations­ und Beratungsange­ bote aus, die Unternehmer und Hausbe­ sitzer wirklich erreichen? Auch muss der Förderrahmen zuverlässiger werden als bislang und Anreize noch besser den Nerv der Menschen treffen. Den einen über­ zeugt ein Zuschuss, den anderen ein Ab­ zug von der Steuerlast. Insgesamt kann die Politik viel tun, damit lebendige Märk­ te für Energieeffizienz­Dienstleistungen entstehen. Dann könnte Energiesparen bald genauso einfach und attraktiv wer­ den, wie das Buchen einer Urlaubsreise. Der Nationale Aktionsplan Energieeffizi­ enz (NAPE) liefert bereits einige vielver­ sprechende Aussichten. Die Idee, die Einsparung von Kilowattstunden wettbe­ werblich auszuschreiben, ist eine davon und funktioniert in Ländern wie der Schweiz und einigen US­Staaten schon recht gut. Wichtig wird in den kommen­ den Monaten die konkrete Ausgestaltung sein. Daran arbeiten wir mit. Wo sehen Sie zurzeit Deutschlands Stellung beim Netzausbau? Haben wir den Anschluss schon geschafft oder hinken wir noch hinterher? Ein Riesenteil der Probleme und Kosten beim Netzausbau ließe sich leicht vermei­ den. Der Ausbaubedarf im Übertragungs­ netz ließe sich von 8.500 km auf unter

hanDlUnGSBeDarF „Eine weitere Herausforderung ist es, im Netz Stromangebot und Nachfrage im Tagesverlauf künftig intelligenter und flexibler aufeinander abzustimmen“ weiß Christian Noll.

2.000 km senken, wenn brachliegende Effizienzpotenziale genutzt würden, wie eine Prognos­Studie für die Agora Ener­ giewende gezeigt hat. Das würde nicht nur viel Ärger mit Anwohnern und Land­ schaftsschützern vermeiden, sondern auch 9 Milliarden Euro Kosten im Jahr einsparen. Insgesamt ließen sich die Kos­ ten des Stromsystems, also Netze und Kraftwerke, um 28 Milliarden im Jahr sen­ ken, wenn die Menge des erzeugten und transportieren Stroms durch weniger Energieverschwendung gesenkt würde. Eine weitere Herausforderung ist es, im Netz Stromangebot und Nachfrage im Ta­ gesverlauf künftig intelligenter und flexib­ ler aufeinander abzustimmen. Auch in der aktuellen Diskussion über das zukünftige Strommarktdesign darf nicht nur die Er­ zeugungsseite betrachtet werden. Ener­ gieeffizienz und Lastmanagement müssen eine Schlüsselrolle spielen. Welche Rolle messen Sie „intelligenten“ Effizienztechnologien bei? Auf welche innovativen Technologien und Maßnahmen können Unternehmen schon heute zurückgreifen und was erwarten Sie für die Zukunft?

Effizienztechnologien machen die Energie­ wende erst möglich. Es geht darum, den Verbrauch so weit zu senken, dass am Ende Erneuerbare Energien dafür ausreichen. Die technischen Möglichkeiten dafür sind längst vorhanden: von supereffizienten Antrieben, wie sie überall in der Wirtschaft oder in Hausgeräten zum Einsatz kom­ men, über Passiv­ oder Plusenergiehäuser, Leichtbautechnologien, intelligente Steue­ rungen, energiesparende Beleuchtung, ef­ fiziente Erzeugung und Nutzung von Wär­ me bzw. Kälte bis hin zu vielen anderen Energiedienstleistungen. Unternehmen wie Verbraucher sollten sich darum zwar gerne von einzelnen Lösungen begeistern, dann aber möglichst ganzheitlich von Pro­ fis beraten lassen, was für sie wirtschaft­ lich und technisch zielführend ist. Und schließlich: Die Erfindung des Rades als Ur­Energieeffizienztechnologie ebenso wie alle anderen technologischen Fortschritte, die unser Leben heute mobiler, leichter und komfortabler machen, zeigen, dass die Entwicklung immer weitergehen wird – auch was Kosten und die Anwender­ freundlichkeit angeht. Infos unter: www.deneff.org


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von Stefan Pechfelder

Impulsgeber Messe

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it einem sehr guten Ergebnis endete der diesjährige Branchentreff der Büro- und Einrichtungsbranche vom 21. bis 25. Oktober 2014 in der Domstadt am Rhein. Veranstalter wie Aussteller zeigten sich überaus zufrieden mit den Messeergebnissen und auch die Fachbesucher zogen ein positives Gesamtfazit. Das Stimmungsbarometer zeigte insgesamt deutlich nach oben: Stark zulegen konnte die Weltleitmesse für Office & Object besonders in den Bereichen Internationalität, Qualität sowie bei Produkt- und Angebotsvielfalt. Mit mehr als 50.000 Besuchern aus über 120 Ländern verzeichnete die ORGATEC einen leichten Zuwachs im Vergleich zu 2012. Zurückzuführen ist dieser vor allem auf das deutliche Wachstum auf internationaler Seite um mehr als 7 %. Insbesondere bei Besuchern aus dem Nahen Osten, aus Nordamerika, Afrika und China registrierte die Fachmesse ein starkes Plus in zweistelliger Höhe. Ähnliche Zahlen wurden auch für das europäische Ausland verzeichnet, wobei besonders Vertreter aus der Türkei, Italien und Spanien hohe Zuwächse aufwiesen.

ErfolgsBilanz Ein starker internationaler Zuwachs auf Besucherund Ausstellerseite kennzeichnete die diesjährige ORGATEC. Die traditionelle Leitmesse für Office & Object überzeugt vor allem durch die Präsenz der wichtigsten Entscheider und Fachhändler aus dem In- und Ausland in Köln. Die Weltleitmesse unterstrich mit 624 Anbietern aus 41 Ländern und einem Auslandsanteil von beachtlichen 66 % auch ausstellerseitig ihre stetig wachsende internationale Bedeutung. „Annähernd 2.000 Fachbesucher aus Italien, ein hohes Wachstum aus den USA und Kanada sowie dem Nahen Osten bestätigen die weltweit führende Rolle der ORGATEC im Büro- und Objektbereich“, betonte etwa Katha-

rina C. Hamma, Geschäftsführerin der Koelnmesse GmbH. „Auch auf deutscher Seite waren die wichtigen Entscheider und Fachhändler vor Ort, womit die ORGATEC ihre hochgesteckten Erwartungen durchweg erfüllte.“ Ähnlich zufrieden äußerte sich auch Hendrik Hund, Vorsitzender des bso, Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel e.V., der dazu resümierte: „Mit einem facettenreichen Mix aus Konzepten und Produktinnovationen wurde die Büroarbeit der Zukunft auf der ORGATEC 2014 konkret erlebbar. Dazu passt, dass in diesem Jahr auffällig viele junge Besucher nach Köln gekommen sind, um sich über die neuesten Trends zu informieren. Wir freuen uns über eine gelungene Messe.“ Hervorragend angenommen wurde bei Besuchern und Ausstellern auch das neue Hallenbelegungskonzept. Ermöglicht wurde dadurch eine verbesserte Wegeführung durch die mit einer Ausstellungsfläche von mehr als 105.000 Quadratmetern ausgebuchte Fachmesse. Gelungener Messeverlauf In den insgesamt sechs Messehallen präsentierten national und international führende Hersteller aus den Bereichen Einrichtung, Boden, Akustik,

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Licht, Medien- und Konferenztechnik den Branchenteilnehmern aus aller Welt ihre Produktneuheiten. Gegliedert in die vier Angebotsbereiche Office, Contract, Space sowie Mobile wurden den Fachbesuchern ganzheitliche Lösungen und Gesamtkonzepte rund um den Arbeits- und Lebensraum Büro präsentiert. Das Fachbesucherspektrum erstreckte sich dabei vom Start-Up-Gründer, über Händler und Entscheider aus dem Mittelstand bis hin zu Führungskräften aus den Bereichen Einkauf und Personal von internationalen Großkonzernen. Die Präsenz nahezu aller marktführenden Unternehmen sowie das qualitativ äußerst hochwertige Angebot in den geschilderten Bereichen sorgte für großes Interesse unter den Besuchern. Diese Tatsache schlug sich auch in der Besucherfrequenz an den Ständen der Unternehmen nieder, wo über den gesamten Messezeitraum hinweg großer Andrang herrschte. Folglich dominierten in der Rückschau der Verantwortlichen vor allem positive Kommentare über Verlauf und Charakter der diesjährigen Fachmesse. So berichtete beispielsweise Susanna Kindler, Prokuristin und Vice President / COO der aeris GmbH über den erfolgreichen Auftritt Ihres Unternehmens: „Die ORGATEC ist für uns eine gute Plattform, um Neuheiten zu präsentieren und um die spontanen Reaktionen darauf zu erleben. Auch das Treffen mit Kunden, anderen Herstellern, Verbrauchern und Mitarbeitern, denen man im daily business nicht so oft begegnet, ist sehr inspirierend. Wir beziehen aus den Tagen in Köln jedes Mal wichtige Impulse für Marketing, Design und Vertrieb.“ Auch für den Büromöbelhersteller Sedus Stoll stellt die Leitmesse für Office und Object den „unbestritten wichtigsten Treffpunkt und Marktplatz der

Branchenkenner Hendrik Hund, Vorsitzender des bso-Verbandes und selbst Büromöbelhersteller, lobte den Erlebnischarakter der Fachmesse.


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Branche dar“. Holger Jahnke, Vorstand Marketing und Vertrieb: „Die Stimmung auf unserem Stand war sehr gut und wir konnten neben unserem Fachhandel viele Endkunden mit aktuellen Projektvorhaben sowie Architekten begrüßen. Aufgefallen ist uns vor allem ein gestiegenes internationales Interesse und darunter gehäuft Anfragen von US-amerikanischen Herstellern nach Lizenzherstellung unserer Produkte. In der Entscheidung, als Themenschwerpunkt auf unserem Messestand Kommunikationslösungen zu zeigen, fühlen wir uns bestätigt. Während die klassischen Arbeitsplätze Standard sind, in den die Arbeitgeber immer weniger investieren, besteht im Bereich der Lounge-, Team-, und Meetinglösungen eine höhere Investitionsbereitschaft.“

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Angesichts der insgesamt positiven Erfahrungen, welche sich auch aus zahlreichen weiteren Statements heraushören ließen, verwundert es kaum, dass die Vielzahl der diesjährigen Aussteller auch im Rahmen des nächsten Branchentreffs in gut zwei Jahren wieder in Köln vertreten sein werden. Zufriedene Besucher Ein ähnlich positives Bild zeigte sich auch auf Seiten der großen Mehrheit der Besucher. So ergab die an allen fünf Veranstaltungstagen durchgeführte Messebefragung, dass 84 % der Befragten mit dem Erreichen ihrer in die Messe gesetzten Erwartungen und Ziele sehr zufrieden waren. Das umfassende Produktspektrum sorgte da-

für, dass 86 % das Ausstellungsangebot mit sehr gut bewerteten. Insgesamt würden 94 % der befragten Besucher Geschäftspartnern den Besuch der ORGATEC empfehlen. Abgerundet wurde dieses positive Feedback aus Sicht der Veranstalter durch das hohe Niveau des Fachpublikums. Trends 2014 Wohlfühlangebote, Kommunikationsmöglichkeiten und -technik sowie mehr Bewegung: Die diesjährige Leitmesse beschäftigte sich intensiv mit den spürbaren Veränderungen der modernen Arbeitswelt. Ein zentrales Thema war die Gestaltung von kommunikationsfreundlichen Arbeitsplatzkonzepten, die gleichzeitig auch Rückzugsorte zum konzentrierten Arbeiten bieten und eine

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Studienergebnisse Köln. Das Trendforum der ORGATEC wartete auch in diesem Jahr wieder mit spannenden Inhalten in zahlreichen Diskussionsrunden auf. Einen der Höhepunkte bildete dabei unzweifelhaft die Vorstellung der neuesten Ergebnisse der vom bso Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel initiierten Studie „New Work Order – Organisation im Wandel“.

BEWEGUNGSFREIHEIT | Eine neue Dimension der Ergonomie

EIN INTAKTER ARBEITSPLATZ BEWEGT Wir arbeiten viel. Nicht nur die Lebensarbeitszeit steigt, sondern auch die Zeit, die wir jeden Tag mit der Arbeit verbringen. Nahezu die Hälfte aller Arbeitnehmer arbeitet länger als 40 Stunden pro Woche. Und die Aussichten? Der wachsende Anteil der älteren Bevölkerung bei gleichzeitig rückläufiger Bevölkerungszahl bedeutet:

sich weniger als eine Stunde am Tag. Jeder Zweite weiß, dass mehr Bewegung seinem Körper gut tun würde und 60 % derer, denen es nach eigener Einschätzung schlecht geht, erklären das mit ihrer mangelnden Bewegung. Trotzdem fehlt der Antrieb. Als Hauptgründe werden mangelnde Motivation und Zeitmangel angegeben.

direkt am Bürostuhl, auf dem man oft bis zu 10 Stunden täglich sitzt. Aber: Mit herkömmlichen Bürostühlen geht das nicht, im Gegenteil. Während man auf einer harten Bierbank automatisch häufig seine Sitzposition verändert, trägt die „klassische Ergonomie“ mit ihren Polstern, Rollen, Armlehnen, Kopfstützen und DIN-gefassten Normmaßen eine Mitverantwortung für die Bewegungslosigkeit in den Büros. Dieser vordergründige Komfort schadet mehr, als dass er hilft. Verabschieden wir also die herkömmliche Ergonomie zugunsten eines neuen Arbeitsplatzes, der Sitzen und Stehen in Bewegung erlaubt, sogar fordert und fördert. Und der damit dem Wunsch von 90 % der Berufstätigen nach mehr Bewegungsangeboten in ihrem Betrieb entgegen kommt. Diese neue Dimension der Ergonomie gibt es bereits.

3D-ERGONOMIE Die neue Generation der Büromöbel entspricht dem intuitiven Bewegungsdrang des Menschen und fördert Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz.

Wir werden nie weniger arbeiten als heute. Ganz im Gegenteil: Unser Arbeitsplatz bestimmt einen Großteil unseres Lebens. Bereits heute führt die Unvereinbarkeit von „viel Arbeit“ und „Zeit für alles andere“ zu Problemen, gerade in Bezug auf die Gesundheit: Die aktuelle Bewegungsstudie „Beweg Dich, Deutschland!“ der Techniker Krankenkasse zeigt: Mehr als zwei Drittel der Arbeitnehmer bewegen

Die Folgen: ein unbewegter Sitzalltag am Arbeitsplatz inklusive der Aussicht auf Rückenschmerzen, Diabetes, Übergewicht, Herz-Kreislaufproblemen, Asthma etc. Was kann ein Bürostuhl-Hersteller dazu beitragen, dem entgegen zu wirken? Eine Menge, zum Beispiel für kontinuierliche, sinnvolle Bewegung während der Arbeit sorgen, für Bewegung „ganz nebenbei“: Und zwar dort, wo das Problem entsteht:

Das Konzept der 3D-Ergonomie der aeris GmbH ist jüngst mit der Auszeichnung „besonders bewegend“ der Bundesarbeitsgemeinschaft für Haltungs- und Bewegungsförderung e. V. (BAG) prämiert worden. Die nach diesem Ansatz entwickelten 3D-Aktiv-Stühle unterstützen die natürliche und selbstorganisierte Bewegung beim Sitzen. Diese Art der Mobilität entspricht dem intuitiven Bewegungsdrang des Menschen: spontan und uneingeschränkt frei in jeder Richtung. Das Ende der klassischen Büro-Ergonomie kann der Anfang einer intakten Arbeitswelt sein. Mit mehr Bewegung und deutlich mehr Gesundheit und Wohlbefinden. Weitere Informationen unter: www.aeris.de.

Trendforscherin Birgit Gebhardt meint dazu: „Nie zuvor mussten Unternehmen einen Strukturwandel, ein neues Medienverhalten und eine Überalterung gleichzeitig meistern.“ Mit welchen Mitteln einzelne Pioniere oder ganze Branchen versuchen können, sich auf diese Herausforderungen einzustellen, wurde in der Präsentation der Trend­ expertin aus Hamburg mehr als deutlich. In der ersten, im Jahr 2012 realisierten Stufe des „New Work Order“-Projekts hatten Gebhardt und ihre Koautoren beschrieben, wie neue Kommunikationstechnologien und die Netzwerke der Generation Y die berufliche Zusammenarbeit verändern. Kurz zusammengefasst lautete ihre diesbezügliche Botschaft, dass Bewegung in den Köpfen auch Bewegungsfreiheit in und zwischen den Räumen voraussetzt. Weitere Informationen sowie die Ergebnisse der Studie selbst sind abrufbar unter: www.buero-forum.de


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wohnliche Atmosphäre schaffen. Neben der Einrichtung wurden dafür auch innovative Akustiklösungen und Beleuchtungskonzepte vorgestellt. Darüber hinaus spielte die Technikintegration sowie die Möglichkeit, Wissen und Informationen mittels moderner Technik zu teilen, weiterzugeben und gemeinsam zu bearbeiten, eine wichtige Rolle. Die Idee dahinter: Indem Unternehmen eine besondere Wohlfühlatmosphäre im Büro schaffen sowie für mehr Bewegung sorgen, können sie erreichen, dass die Gesundheit und damit die Motivation und Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter länger erhalten bleibt. Inhaltliche Ausrichtung Im diesjährigen Rahmenprogramm diskutierten an allen fünf Messetagen hochkarätige Experten über aktuelle Trends und präsentierten vielfältige Best-Practice-Beispiele. Unter anderem standen dabei Themen wie der Demografische Wandel im Büro, Change Management oder Gamification zum Teil erstmals auf der Tagesordnung. Dicht gedrängt verfolgte das Publikum beispielsweise die Präsentation der neuesten Ergebnisse der New Work Order Studie zur Zukunft der Arbeit, an der seit 2012 im Auftrag des bso Verbands Büro-, Sitz- und Objektmö-

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bel gearbeitet wird. In zwei zuvor mit Spannung erwarteten Vorträgen präsentierte die Trendexpertin Birgit Gebhardt Antworten auf die Frage, welche neuen Unternehmens- und Führungskulturen die digitale Wertschöpfung verlangt. Vorgestellt wurden zudem Praxisbeispiele und Erkenntnisse aus internationalen Studien, die ebenfalls großen Anklang fanden. Erstmalig wurde im Rahmen der Messe auch ein Thementag „Zukunft in Arbeit“ organisiert – ein Gemeinschaftsprojekt vom DGB-Bildungswerk NRW, dem Deutschen Netzwerk Büro, der Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, der Technologieberatungsstelle NRW sowie der Koelnmesse GmbH. Etwa 100 Teilnehmer, darunter Betriebsund Personalräte sowie Schwerbehindertenbeauftragte, verfolgten ein breitgefächertes Vortragsangebot rund um das Thema Büroarbeit und traten in den Dialog mit Herstellern aus diesem Bereich. „Mit diesem Thema hat sich die ORGATEC erfolgreich neuen Zielgruppen geöffnet und gezeigt, dass sie die richtige Plattform dafür ist“, so Manfred Fischer, 1. Vorsitzender des Deutschen Netzwerk Büro. „Auf der nächsten ORGATEC werden wir dieses zukunftsträchtige Themenspektrum wei-

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Die Orgatec in Zahlen

2008

2010

2012

2014

112.800

105.000

106.900

105.000

Aussteller

615

590

586

624

Inland

229

227

226

212

Ausland

386

363

360

412

52.699

50.237

48.437

Brutto-Ausstellungsfläche (m²)

Besucherzahlen

> 50.000*

Quelle: Gesellschaft zur Freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM). * Die genaue Besucherzahl lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor.

ter ausbauen und der Zielgruppe neue und innovative Impulse vermitteln.“ Eine gleichermaßen erfolgreiche Premiere feierte der Workplace-Kongress für Facility Manager. Rund 140 Teilnehmer informierten sich über die Themen Raumkonzepte, Flächeneffizienz, Licht, Akustik sowie Raumklima und beteiligten sich an fachkundigen Diskussionsrunden. Fazit Die ORGATEC 2014 konnte in nahezu allen Bereichen an die erfolgreichen Messeveranstaltungen der vergange-

nen Jahre anknüpfen und ihre Stellung als weltweit führende Leitmesse der Büro- und Einrichtungsbranche weiter festigen. Auch die beteiligten Branchen selbst befinden sich auf Wachstumskurs und zahlreiche Produktinnovationen sind ‚in der Pipeline‘ oder befinden sich im Stadium unmittelbar vor der Markteinführung. Man darf daher gespannt sein, was in gut zwei Jahren, zwischen dem 25. und 29. Oktober 2016, auf dem Messegelände in Köln-Deutz präsentiert werden wird. s.pechfelder@visavis.de

RÜCKSCHAU | Kölner Leitmesse überzeugte Besucher und Aussteller

AUFWÄRTSTREND SETZT SICH FORT Die ORGATEC 2014 ist vor wenigen Wochen zu Ende gegangen. Wie fällt Ihr Gesamtfazit aus? Die Messe ist und bleibt stets im Wandel. Entsprechend positiv war auch die Stimmung in der Branche in diesem Jahr. Stark zulegen konnten wir besonders in den Bereichen Internationalität, Qualität sowie Produkt- und Angebotsvielfalt. Sehr positive Resonanz haben wir auch auf die inhaltliche Ausrichtung der Messe erhalten. Im Rahmenprogramm diskutierten hochkarätige Experten über aktuelle Trends, zusätzlich wurden BestPractice-Beispiele sowie die neuesten Ergebnisse der „New Work Order“-Studie zur Zukunft der Arbeit präsentiert. Deutliches Plus bei Ausstellern und Besuchern aus dem Ausland. Inwieweit festigt diese Entwicklung den Status der ORGATEC als internationale Leitmesse? Mit Ihrer Angebotsvielfalt sowie dem umfangreichen Rahmenprogramm ist die ORGATEC in ihrer Ausrichtung weltweit einzigartig und unverzichtbar für die

Branche. Wie keine andere Messe bildet sie die ganze Welt der Arbeit komplett ab und stellt als Plattform für Trends und Konzepte die Weichen für das vernetzte mobile Büro von Morgen. Gestiegene Besucherzahlen aus Europa, ein hohes Wachstum aus Nordamerika sowie im Nahen Osten bestätigten 2014 die weltweit führende Rolle der Messe im Büro- und Objektbereich. Gleichwohl waren auch

FAZIT Katharina C. Hamma, Geschäftsführerin der Koelnmesse GmbH, sieht die ORGATEC auf einem guten Weg.

auf deutscher Seite die wichtigsten Entscheider und Fachhändler vor Ort. Mit 624 Anbietern aus 41 Ländern hat die ORGATEC mit einem Auslandsanteil von 66 % auch ausstellerseitig ihre internationale Führungsrolle deutlich unterstrichen. Als Leitmesse hat die ORGATEC in der Vergangenheit immer auch Trends geschaffen oder diesen zum Durchbruch verholfen. Welche Trends haben in diesem Jahr besonders dominiert? Die Messe beschäftigte sich in diesem Jahr intensiv mit den spürbaren Veränderungen der modernen Arbeitswelt. Der Fokus lag vor allem darauf, wie in Büros eine wohnliche Atmosphäre geschaffen und gleichzeitig mehr Bewegung ermöglicht werden kann, um die Gesundheit und damit die Motivation sowie die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter zu fördern. Ein weiteres zentrales Thema war die Gestaltung von kommunikationsfreundlichen Arbeitsplatzkonzepten, die gleichzeitig auch Rückzugsorte zum konzentrierten Arbeiten bieten. Darüber

hinaus spielte die Technikintegration eine wichtige Rolle, ebenso wie die Möglichkeit, Wissen mittels moderner Technik zu teilen, weiterzugeben und gemeinsam zu bearbeiten. Wie gut sind die Unternehmen der Branche aktuell aufgestellt und was erwarten Sie für den nächsten Branchentreff im Jahr 2016? Die diesjährige ORGATEC konnte wieder viele positive Impulse setzen, die sich in den kommenden Monaten bei den Unternehmen bemerkbar machen werden. Der demographische Wandel in den Büros stellt Firmen aktuell vor Herausforderungen. Das macht die Leitmesse in Köln unverzichtbar für alle Unternehmen, die sich auch zukünftig als attraktive Arbeitgeber positionieren wollen. Für uns heißt es jetzt wieder, die Zeit bis zur nächsten Veranstaltung zu nutzen und die Messe im Dialog mit der Branche richtungsweisend weiterzuentwickeln. Weitere Informationen unter: www.orgatec.de


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Bildquelle: © Rainer_Sturm pixelio.de/Markus Heinen

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von Yvonne Brombach

Mit Stil, Charme und Methode

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ie Möglichkeiten für Innovation sind längst nicht ausgeschöpft“, erklärt Dieter Rams, seines Zeichens Industriedesigner der Moderne. Er lehrte als Professor für Industriedesign an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, war Präsident des Rates für Formgebung und ist weltweit für seine Entwürfe bekannt. Klar in der Form, materialgerecht und einfach in der Bedienbarkeit heißen seine Maxime. Mehr braucht es nicht, um Neues zu schaffen: „Die technologische Entwicklung bietet immer wieder Ausgangspunkte für zukunftsfähige Gestaltungskonzepte, die den Gebrauchswert eines Produktes optimieren. Dabei entsteht innovatives Design stets im Zusammenschluss mit innovativer Technik und ist niemals Selbstzweck.“ Ein klares Statement. Ob Regalsysteme, Tische oder HiFi-Geräte – die radikal reduzierten Formen zeichnen seine Entwürfe aus und stehen heute zum Teil im Museum of Modern Art in New York. „Die Firmen, die Design wirklich ernst nehmen, können Sie an zehn Fingern abzählen. Apple gehört dazu“, erklärte er 2010 in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Auch wenn die DesignIkone noch konsequent nach der Vor-

HÜLLEN-ZAUBER Design ist mehr als nur die Gestaltung von Produkten: Es steht für Story-Telling, Image-Transport und Trends. Weckt Begehrlichkeiten, bestimmt den Lifestyle und avanciert zum wichtigsten Marketing-Instrument unserer Zeit.

gabe „Stil statt stylisch“ lebt, hat sich das Motto heute vielerorts deutlich verändert. Das gilt auch für den Soft- und Hardware-Hersteller Apple, der es schaffte, Technik zum Kultobjekt zu erheben. „Der Konzern vermarktet seine Produkte nicht als Gebrauchsgegenstände, sondern als lebensnotwendige Trend-Artikel: sinnlich, schön, begehrenswert“, schrieb das Magazin „Der Spiegel“ in einer Reportage über das US-Hightech-Label. Denn modernes Design hat heutzutage fast immer auch mit Marketing zu tun. Es geht darum, Lust auf ein Produkt zu machen. So avancierte 1998 triste Computer-Hardware vom beigen PC zum iMac mit runden Formen und bunten Farben. Schick, trendy und sexy. Eben ein „must have“Produkt. „Apple produziert kein ‘Made to Break’. Es wird vielmehr ver-

sucht, den Konsumenten über das Design im weiteren Sinne dazu zu bringen, freiwillig das Neue besitzen zu wollen, weil er selbst das bisherige Produkt als veraltet empfindet“, heißt es in der Reportage. Ein Konzept, das aufgeht. So kommt z. B. die Studie „Die Schönheit des Mehrwertes – So bewerten erfolgreiche Unternehmen die Wirkung von Design“ zu eindeutigen Ergebnissen. Deutschlands größte Unternehmensbefragung zu diesem Thema, die vom Rat für Formgebung, dem Markenverband und Scholz & Friends durchgeführt wurde, belegt: Design ist für Deutschlands Industrie ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Ergebnisse basieren auf Angaben der Mitgliedsunternehmen des Markenverbandes, die insgesamt einen Umsatz von über 500 Mrd. Euro repräsentieren. Fazit: Mehr als 80 %

der befragten Firmen begreifen Formgebung und -gestaltung als Treiber für die erfolgreiche Implementierung von aktuellen Produkten in neuen Märkten. Im Frühjahr 2015 gibt der Rat für Formgebung, als eines der international führenden Kompetenzzentren für Design, den aktuellen „Deutschen Markenmonitor 2015“ heraus, der diesen Trend ebenfalls bestätigt: „Erste Ergebnisse dieser Studie liegen uns bereits vor und ich kann sagen, dass es

Experte Andrej Kupetz, Hauptgeschäftsführer des Rat für Formgebung, sieht Zusammenhänge zwischen konsequentem Design und unternehmerischem Erfolg.


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German Design Award 2015 Mehr als 2.250 Einreichungen aus aller Welt und insgesamt 20 Gold-Preisträger – das ist die Bilanz der Jurysitzung zum German Design Award 2015, dem internationalen Premiumpreis des Rat für Formgebung. In jeweils 10 Wettbewerbskategorien zeichnete die Fachjury nationale und internationale Spitzenleistungen aus dem Produkt- und Kommunikationsdesign aus. Im Februar 2015 wird der Gewinner der Kategorie „Newcomer“ für den German Design Award 2015 verkündet.

www.german-design-council.de

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einen ganz offensichtlichen Zusammenhang zwischen einer konsequenten Designausrichtung und dem unternehmerischen Erfolg gibt“, macht Hauptgeschäftsführer Andrej Kupetz neugierig und unterstreicht: „Design nicht strategisch, das heißt fokussiert, einzusetzen, verschwendet Ressourcen. Umso deutlicher ist der Erfolg dort verortet, wo Strategie und Design Hand in Hand gehen. Auch die „neue“ Interaktion zwischen Mensch und Maschine verändert das Bewusstsein für die Form: „Die Gestaltung von Benutzeroberflächen ist technologisch längst einem Interactive Design gewichen, das Software- und Hardware-Funktionalitäten im Raum ineinandergreifen lässt. Hier verschmilzt der einstige Pioniergeist einer ‘Nerdkultur’ mit den Vorstellungen einer ‘Konsumkultur’“, so Kupetz. Begehrte Extras Ob Computer, Möbel, Fashion oder sogar Luxus-Liner – ohne das gewisse Extra kommt kaum noch ein Produkt aus. Deshalb hat das Traditionsunternehmen Blohm + Voss, das Anfang 2012 von ThyssenKrupp an den britischen Finanzinvestor Star Capital Partners verkauft wurde, jetzt ei-

nen neuen Weg eingeschlagen. Die Hamburger wollen das Yacht-Geschäft mit Aufsehen erregenden Formen pushen. „Die irakische Architektin und Designerin Zaha Hadid

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Innovatives Design entsteht stets im Zusammenschluss mit innovativer Technik und ist niemals Selbstzweck.

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hat für uns ein spektakuläres YachtDesign entworfen“, erklärt Firmenchef Herbert Aly. Unter dem Label „Unique Circle Yachts“ gestaltete die Architektin fünf 90 Meter lange Ozean-Riesen. „Das Medieninteresse war nach der Veröffentlichung der Entwürfe in London weltweit gigantisch“, freut sich Michael von der Heide, Director Project Development.

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Auch in der Automobilbranche sind neue Formen und Designtitel hoch begehrt. So ist Mazda stolz über einen weiteren renommierten Eintrag für das unternehmenseigene Design „KODO – Soul of Motion“: Der neue „Mazda3“, erhielt den „Red Dot Award“ 2014 für gelungene Produktgestaltung. Eine 40-köpfige Jury aus unabhängigen Experten lobte die innovative Formensprache sowie Funktionalität und Ergonomie. Damit tritt der Kompaktwagen in die Fußstapfen des „Mazda6“, der die Trophäe bereits im vergangenen Jahr erhalten hatte. Der 1955 vom Design Zentrum Nordrhein Westfalen ins Leben gerufene „Red Dot Award“ wird in den drei Kategorien „Designkonzept“, „Produktdesign“ und „Kommunikationsdesign“ vergeben. Mit wachsendem Interesse von Seiten der Industrie: In diesem Jahr bewertete die Jury 4.815 Vorschläge von 1.816 Herstellern, Designern und Architekten aus 53 Ländern. Die Siegerprodukte werden in den Red Dot Design Museen, in der Online-Präsentation und im Yearbook vorgestellt. Außerdem sind sie wichtiger Teil der Pressearbeit. Auch in der firmeninternen Kommunikation und im Marketing eignen sich die prägnanten Signets

INDIVIDUELL | Designsprache „KODO – Soul of Motion“

FORM UND FUNKTION IM EINKLANG Mazda hat das Thema Bewegung in den vergangenen 50 Jahren auf vielfältige Weise und in unterschiedlicher Form umgesetzt. In jüngerer Vergangenheit nutzte der Automobilhersteller dabei die eigene Designsprache „KODO – Soul of Motion“, um u.a. beim renommierten Red Dot Award zu punkten. Der Mazda3 tritt damit in die Fußstapfen seines Vorgängers Mazda6, der bereits 2013 den begehrten Design-Preis erhielt. Dabei gliedert sich auch das neueste Modell des japanischen Herstellers, der Mazda2, mit neuen Varianten des Design-Themas in die Reihe ein, bleibt aber der Linie durch bekannte Elemente treu. Die aktuelle Designsprache verkörpert durch ihr spannungsgeladenes Zusammenspiel aus Kraft und Geschwindigkeit das Wesen der Bewegung. Mit dieser Idee begann vor fünf Jahren, eine Erfolgsgeschichte, als Ikuo Maeda 2009 Chefdesigner des Autokonzerns wurde. Er wollte die Marke wieder stärker mit Emotionen aufladen und ihr eine neue Präsenz und Zielgerichtetheit verleihen. Bei „KODO – Sould of Motion“ geht

es um äußere Schärfe. Die Oberflächen stehen unter Spannung und vermitteln Geschwindigkeit, während das verführerische Innere wie handgemacht wirkt,“ so Ikuo Maeda. 2010 feierte die Designsprache dann ihre Weltpremiere mit dem Mazda Shinari in Los Angeles. Als erstes Serienmodell ist der Mazda CX-5 in der neunen KODO-Formsprache gezeichnet, gefolgt vom Mazda6, Mazda3 und ganz aktuell dem neuen Mazda2 sowie dem im Juni 2015 erhältlichen Mazda CX-3. Das KODO Thema soll den Designern

dabei genügend Raum geben, jedem Modell eine eigenständige Persönlichkeit zu verleihen. Zugleich teilen sich die Modelle der neuen Generation eine Reihe von charakteristischen Design-Elementen, die eine einheitliche Linie und Wiedererkennungsmerkmale bilden. So soll die gesamte Erscheinung der kraftvollen Statur eines Raubtiers, das zum Sprung ansetzt, gleichen. Weitere typische Merkmale sind die weit nach hinten versetzte Fahrgastzelle mit

ANSPRUCHSVOLL Inspiriert von der explosiven Bewegung von Tieren, strotzen die Modelle der neuen Generation vor Vitalität, Stärke und Tiefe.

schräg stehenden A-Säulen, große Räder in selbstbewusst geformten Radhäusern, eine breite Spur sowie ein langer Radstand mit kurzen Karosserieüberhängen. Dabei ist die Designsprache weit mehr als die Schönheit von Formen, Details und Ober flächen. Sie weist zugleich eine herausragende Funktionalität auf. Die Formen sind auf minimalen Luftwiderstand ausgelegt und sollen eine perfekte Aerodynamik gewährleisten – ein wichtiger Beitrag zur Senkung des Kraftstoffverbrauchs, der heutzutage nicht mehr hinter der Form zurückstehen darf. Die breite Haltung und der lange Radstand sollen mehr Platz und eine bessere Ergonomie im Innenraum garantieren. Zudem erweitert sich das Sichtfeld des Fahrers und erhöht damit die Sicherheit. Durch diese immer wiederkehrenden Elemente behauptet sich Mazda erfolgreich am Markt und auch in Zukunft präsentiert sich der Automobilhersteller mit den neuen Modellen Mazda2, Mazda CX-3 und Mazda MX-5 in der eigenen Designsprache. Infos unter: www.mazda.de


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Bildquelle: © Sandra Kühnapfel

der Awards hervorragend, um sich mit den verdienten Auszeichnungen von der Konkurrenz abzuheben. Es lohnt sich also dabei zu sein.

Ausgezeichnet Der „Bundespreis Ecodesign“ wurde dieses Jahr zum dritten Mal von Bundesumwelt­ ministerin Barbara Hendricks vergeben. Stardesigner auf Abwegen Aber nicht nur die Label und Preise schmücken Produkte und Firmen, auch Star-Designer haben Hochkonjunktur. Als Garant für Presse- und Medienaufmerksamkeit oder als allseits bekannte Gesichter bei den Endverbrauchern. Quer durch alle Produkte. So stehen bunte Paradiesvögel aus der Gestalterszene beispielsweise immer öfter Pate bei Tapetenlabeln. Designer Luigi Colani entwickelte ebenso wie Glitterstar Harald Glööckler Wandschmuck für die Marburger Tapetenfabrik. Barbara Becker sorgt bei Rasch für Eyecatcher und Dieter Bohlen wechselt für PS-Tapeten kurzerhand das Genre und avanciert vom Poptitan zum Papiertiger. Die Fashionwelt macht es schon lange vor: Karl Lagerfeld propagiert Diäten und kooperiert mit der schwedischen Billig-Modekette H&M. Und Wolfgang Joop, Jean Paul Gaultier oder Giorgio Armani designen auch Möbel. Dabei wagten sich die Designer zuerst in den Bereich der Heimtextilien. Statt Cocktailkleider und Blusen wurden Gardinen, Vorhänge und Teppiche entworfen. Heute gibt es ganze Wohnwelten von Versace & Co. Ein lohnendes Zusatzgeschäft für alle Beteiligten. Auch umgekehrt wird ein Schuh daraus: Mittlerweile betreiben etliche Modelabels eine eigene Home-Kollektion. Auch hier halten wieder Marketing- und PR-Strategen das Zepter in der Hand: Designer wie Hersteller reizen die Reichweite ihrer Marken aus.

design

Öko ist „in“ Je nach Ausrichtung steht Gestaltung aber auch zunehmend für Authentizität und Nachhaltigkeit. „Das Thema ist von essentieller Bedeutung“, ist sich Andrej Kupetz sicher. „Was ein Design nachhaltig macht, kann von vielen Faktoren abhängen: der Auswahl ökologischer Materialien, einer ressourcenschonenden Produktion oder von seiner umweltfreundlichen Anwendung im Alltag“, betont der Hauptgeschäftsführer vom Rat für Formgebung. „Früher war die Nachhaltigkeit von Produkten noch ein Alleinstellungsmerkmal – heute geht es nicht mehr ohne.“ Unter dem Motto „Grüne Innovation kommt weiter“ werden z.B. auch für den „Bundespreis Ecodesign“ jährlich Produkte, Konzepte und Dienstleistungen gesucht, die durch ihre ökologische und gestalterische Qualität überzeugen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, zeichneten am 14. November in Berlin die Gewinner 2014 aus. Insgesamt wurden 13 Projekte in den Wettbewerbskategorien „Produkt“, „Konzept“, „Service“ und „Nachwuchs“ prämiert. Dazu gehören energiesparende und reparaturfähige elektronische Produkte, innovative Transportsysteme für den Stadtverkehr, eine nachhaltige Modekollektion, umweltverträgliche Produktionsverfahren in der Leder-, Brillenglas- und Textilherstellung sowie ein Online-Spiel zur CO2-Reduzierung im Alltag. „Zukunftsfähige Produkte sind eine wichtige Voraussetzung für einen umweltverträglichen Konsum. Dafür brauchen wir Menschen mit Ideenreichtum, Phantasie und unternehmerischem Mut“, so Bundesumweltministerin Hendricks. „Der Bundespreis Ecodesign unterstützt und anerkennt ein solches Engagement.“ Auch in Hamburg gibt es eine Reihe von Designern, die mit großem Engagement gute Form und ökologisches Gewissen vereinbaren: Am 30. Oktober 2014 fand z. B. im Hotel Scandic Emporio eine außergewöhnliche Fashion Show rund um „grüne“ Mode statt. Unter dem Motto „nachhaltig anziehend“ präsentierten u.a. trendige Modelabels wie Julia Starp, Good Society (Öko-Jeans), Marlowe nature, Lanius, Skrabak, mutare design, Maja Daphne Holzborn kreative Green-Fashion. Denn Öko hat einen Imagewechsel vollzogen: Grün ist hip, nachhaltiges Design schick und Bio schon lange nicht mehr nur Selbstgestricktes. „Vor fünf Jahren hatten wir noch große Mühe, nur einen einzigen Anbieter zu finden, der nachhaltig produzierte Jeans vertreibt“, sagt Uli Ott vom Hambur-

ger Concept Store Marlowe Nature gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“. „Jetzt haben wir sogar fünf verschiedene Jeansmarken im Sortiment.“ Denn in diesem Thema steckt echtes Öko-Potential: Die Jeans ist das Kleidungsstück, das der Umwelt am meisten abverlangt. „Rund 7.000 Liter Wasser werden für die Produktion einer Hose benötigt, hinzu kommen ätzende Chemikalien wie Chlor, um den Stoff zu bleichen, und giftiges Kaliumpermanganat, mit dem künstliche Altersspuren erzeugt werden“, schreibt das Blatt. Eine Herausforderung für jeden Designer und eine große Umsatz-Chance: Immerhin gehen in Deutschland pro Jahr rund 100 Millionen Jeanshosen über den Ladentisch. y.brombach@visavis.de

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Plagiarius 2015 Immer wieder sind Unternehmen von Nachahmungen ihrer Produkte betroffen, verbunden mit Imageschaden und wirtschaftlichen Verlusten. Der vom Industrie­ designer Rido Busse 1977 erstmals ausgelobte Negativpreis „Plagiarius“ zeichnet dreiste Nachahmungen aus und verleiht dem Thema eine große Medienwirksamkeit. Am 13. Februar 2015 werden die Ergebnisse auf der Frankfurter „Ambiente“, der weltweit größten Konsumgütermesse, präsentiert. Infos unter: www.plagiarius.de

B E G E I STE R U N G | D e r Ku n d e a l s M a r ke n b o t s c h a ft e r

CUSTOMER EXPERIENCE DESIGN In gesättigten Märkten und in Branchen mit starkem Wettbewerb ist die Markendifferenzierung eine große Herausforderung für Unternehmen. Da sich Anbieter immer seltener über den Preis oder Alleinstellungsmerkmale differenzieren können und Produkte in vielen Branchen austauschbar sind, wird die Customer Experience bzw. das Kundenerlebnis zu einem der wichtigsten Wettbewerbsfaktoren. Customer Experience Design bezeichnet die Schaffung und Steuerung positiver Kundenerfahrungen zum geplanten Aufbau einer emotionalen Bindung zwischen Kunden und Anbietern. Aus zufriedenen Kunden sollen begeisterte Kunden gemacht werden, die als „Markenbotschafter“ Produkte und Dienstleistungen weiterempfehlen – idealerweise im direkten sozialen Umfeld oder in sozialen Medien. Diese Begeisterung wird erreicht durch die Übererfüllung von

Kundenerwartungen und eine Ansprache, die perfekt auf die Zielgruppe abgestimmt ist. Kern dieser Kompetenz ist das tiefe Verständnis der Kundenperspektive: An allen Touchpoints (Markenwahrnehmungspunkte) wie z. B. Website, App, Messe, POS oder Handel, aber auch im Vertrieb und im Kundendienst entstehen neue Möglichkeiten mithilfe digitaler Tools in einen Dialog mit Kunden zu treten, der beiden Seiten einen klaren Mehrwert beschert: Der Kunde profitiert von einer zeitsparenden, individuellen Ansprache und passgenauer Information, während unternehmensseitig Bedarfe, Online-Verhalten und Nutzerwünsche in Echtzeit analysiert werden können – der Anbieter kann somit in kürzester Zeit Kommunikation sowie Angebot anpassen, um die Kundenzufriedenheit zu maximieren. Infos unter: www.syneo-tools.com

inDiViDuell Touchpoints als interaktive Schnittstelle helfen, mit dem Kunden in einen Dialog zu treten und seinen Bedarf zu analysieren.


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in eigener sache

Luisa, 5 Jahre

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Julia, 8 Jahre

Ellen, 3 Jahre

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Jan, 8 Jahre

Liebe Leserinnen und Leser, während sich das Jahr 2014 allmählich dem Ende zuneigt, schaut ein Teil von uns noch einmal zurück auf Vergangenes und Vorhandenes, während der andere Teil bereits erwartungsvoll nach vorne blickt und schon Pläne für 2015 schmiedet.

Juli, 6 Jahre

Kinder haben uns voraus, dass sie mehr als Erwachsene im Hier und Jetzt leben. Ihre gemalten Bilder zeigen uns, was sie in der Vorweihnachtszeit gedanklich beschäftigt: worauf sie sich freuen, welche Wünsche sie haben und was sie schön finden. Nehmen wir uns an ihnen ein Beispiel, indem wir unseren Alltag in Zukunft etwas entschleunigen und die Welt um uns herum aus ihrem unvoreingenommenen Blickwinkel betrachten.

Erik, 12 Jahre

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine besinnlich-schöne Weihnachtszeit, einen guten Start ins neue Jahr und vor allem: Gesundheit und Frieden für Groß & Klein! Felicitas, 8 Jahre

Rosa, 5 Jahre

Ihr Walter Metzinger und Redaktion

Fee, 6 Jahre

Kira, 12 Jahre

Maia, 10 Jahre

Valentina, 5 Jahre

BILDUNG | Spenden Sie gebrauchte Kommunikationstechnologien für Kinder und Jugendliche in aller Welt

VISAVIS MACHT MIT Das gemeinnützige Hilfsprojekt Labdoo.org e. V. ist bereits in 103 Ländern der Welt aktiv und unterstützt über 84.000 Kinder und Jugendliche in über 360 Schulen, Waisenhäusern und Kinder-/Jugendprojekten im In- und Ausland kostenlos mit gespendeten Laptops, eBook Readern, Tablet-PCs u. a. Labdoo.org möchte mit den gespendeten Geräten die „digitale Kluft“ weltweit auf ökologisch verantwortungsvolle Weise verringern. Gesucht werden alte, aber funktionstüchtige Laptops, eBook Reader, Tablet-PCs u.a. – kompakte Geräte, die für eine Entsorgung eigentlich zu schade sind, aber so nicht mehr genutzt werden.

Spender erhalten einen Link und können verfolgen, wo ihr Computer eingesetzt wird (bitte E-Mail-Adresse aufkleben). Die gespendeten Geräte werden aufgearbeitet, alle Daten sicher gelöscht (3-faches

Überschreiben der Festplatte) und mit Linux wieder fit gemacht inklusiv kindgerechter Lernsoftware und -inhalten mit Offline-Lexika, Englischkurs und eBooks (falls vor Ort kein Onlinezugang möglich ist) – und alles in Landesprache(n). Freiwillige Flug- oder Transportpaten nehmen die Laptops u. a. sicher verpackt und CO2-neutral mit auf Reisen und übergeben sie am Zielort den Schulen. Defekte Computer werden kostenlos ersetzt und für ein sicheres Recycling zurückgeholt. Eine klassische Win-Win-Situation: - Elektroschrott wird vermieden, - Kinder erhalten Zugang zu Bildung,

zur IT und ggf. zum Internet - Hilfsprojekte werden unterstützt - der Transport erfolgt CO2-neutral durch Mitnahme durch Flugpaten oder Transportpaten Für Firmen erstellt der Labdoo.org e.V. auf Wunsch auch Löschungs- und Verwendungsnachweise (über einen Partner auch mit TÜV-/Dekra-Testat bei hohen Compliance Auflagen) sowie Spendenquittungen. Weitere Infos unter:


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