VISCHER Steuer Update 2022

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stillen Sanierungen, soweit: bestehende Verluste

Im Ergebnis ist dem Entscheid beizupflichten, wenn-

beseitigt werden, und die Leistungen der Gesell-

gleich die umständliche Begründung nicht recht

schafter oder Genossenschafter gesamthaft 10 Mil-

überzeugen mag. Diese wurde vom Gericht wohl

lionen Franken nicht übersteigen».

gewählt, um seine frühere Rechtsprechung nicht als schlechterdings falsch bezeichnen zu müssen, da

Die Steuerpflichtige buchte die Verluste nicht gegen

die Frage, ob Verluste im Rahmen einer Sanierung

die Agioreserven aus, sondern liess diese in der

bilanziell ausgebucht werden müssen, um den

Bilanz stehen. Mit Formular 170 vom 3. Oktober 2017

­S anierungsfreibetrag bei der Emissionsabgabe be-

meldete sie diese sodann als Kapitaleinlagereserven.

anspruchen zu können, erst mit der Einführung des

Nach einer Buchprüfung stellte die ESTV fest, die

Kapitaleinlageprinzips verrechnungssteuerlich re-

Agioreserven aus der Kapitalerhöhung seien als

levant wurde. Das Gericht stellt somit die Korrektur

Kapitaleinlagereserven verbucht und nicht zur Aus-

seiner früheren Rechtsprechung als Präzisierung im

buchung von Verlusten verwendet worden, weshalb

Lichte des inzwischen eingeführten Kapitaleinlage-

auf deren Betrag die Emissionsabgabe geschuldet

prinzips dar. Nach diesem Entscheid sind sanie-

sei. Gegen die entsprechende Verfügung beschritt

rungsbedürftige Gesellschaften jedenfalls nicht mehr

die Steuerpflichtige den Rechtsweg. Sie machte

vor die Wahl gestellt, entweder den Sanierungsfrei-

geltend, dass die nach dem Gesetz für den Sanie-

betrag bei der Emissionsabgabe zu beanspruchen

rungsfreibeitrag verlangte Beseitigung der Verluste

oder die Sanierungszuschüsse als Kapitaleinlage-

nicht mit einer bilanziellen Ausbuchung von handels-

reserven zu verbuchen, was zu begrüssen ist.

rechtlichen Verlusten gleichzusetzen sei. Eventualiter machte sie geltend, die Verluste inzwischen ausgebucht zu haben. Die Vorinstanz hielt dagegen, dass die von der Steuerpflichtigen ergriffenen

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Interkantonale Verlustverrechnung bei einer Immobiliengesellschaft

­S anierungsmassnahmen als solche im stempelabsie die Verluste bilanziell ausgebucht hätte, was sie

Dem Entscheid 22 lag der Fall zugrunde, dass eine Immobiliengesellschaft mit Sitz im Kanton Bern und

aber nicht getan habe. Die später erfolgte Verlustaus-

Kapitalanlageliegenschaften in verschiedenen Kan-

buchung könne nicht mehr berücksichtigt werden.

tonen, darunter auch im Kanton Thurgau, im Jahr

gaberechtlichen Sinn hätten gelten können, sofern

2015 bei einem satzbestimmenden Reingewinn von Das Bundesverwaltungsgericht kommt in seinem

CHF  17 755 763 im Kanton Aargau einen Verlust von

Entscheid nach langwierigen Ausführungen zum

CHF  534 473.12 ausgewiesen hat. Der Kanton Thur-

Schluss, der Wortlaut von Art. 6 Abs. 1 lit. k StG sei

gau weigerte sich, den Verlust im Umfang von

mit Bezug auf die Frage, ob für die Inanspruch­nahme

CHF  33 007.63 anteilig zu übernehmen und setzte

des Freibetrags die Verluste bilanziell ausgebucht

den steuerbaren Reingewinn in der Veranlagungs-

werden müssen, nicht klar. Es müsse mithin durch

verfügung unter dem Hinweis «Verluste aus Spezial­

Auslegung bestimmt werden, ob für die Anwendung

steuerdomizilen sind durch den Sitzkanton zu

des Sanierungsfreibetrags die Verluste bilanziell

übernehmen» mit CHF  1 129 549.00 fest (anstatt

ausgebucht werden müssen oder ob es ausreiche,

CHF  1 096 542.90 gemäss Steuerausscheidung des

sie zu beseitigen. Die Gesetzesmaterialien und der

Sitzkantons). Die Steuerpflichtige beschritt gegen

Sinn und Zweck der Norm erweisen sich, so das

die Veranlagung den Rechtsweg und beantragte

Gericht, mit Bezug auf diese Frage als unergiebig.

deren Aufhebung unter Festsetzung eines im Kanton

Die systematische Auslegung führe hingegen zum

Thurgau steuerbaren Gewinns von CHF  1 096 542.90.

Schluss, dass die Frage, ob in einem bestimmten

Eventualiter sei die Veranlagung des Sitzkantons

Fall die Emissionsabgabe ausnahmsweise nicht er-

aufzuheben und habe dieser den auf den Kanton

hoben oder erlassen wird, ohne Auswirkung auf die

Thurgau ausgeschiedenen Verlust zu übernehmen.

Verrechnungssteuer bleiben müsse. Der Umstand,

Streitig vor dem BGer ist somit die Frage, inwieweit

dass die Sanierungsleistung ausnahmsweise von der

ein Kanton, auf dessen Gebiet eine Immobilien­

Stempelabgabe befreit bzw. diese erlassen wird,

gesellschaft ausschliesslich Kapitalanlageliegen-

dürfe nichts an der Möglichkeit der verrechnungs-

schaften hält, im Rahmen der interkantonalen Ge-

steuerfreien Rückzahlung von Kapitaleinlagereserven

winnausscheidung Verluste aus anderen Kantonen

ändern. Es könne nicht angehen, diese einzig deshalb

übernehmen muss. Die Steuerpflichtige erleidet im

nicht zuzulassen, weil die Stempelabgabe in einem

Umfang des vom Sitzkanton dem Kanton Thurgau

konkreten Fall nicht erhoben oder erlassen werde.

zugewiesenen Verlust aus dem Kanton Aargau von CHF  33 007.63, der dieser zu tragen ablehnt, einen Ausscheidungsverlust, auf dessen Beseitigung sie

22 BGer 2C 1039 / 2020 vom 6. Oktober 2021.

Steuer Update 2022     Unternehmenssteuerrecht  /  Verrechnungssteuer / Stempelabgaben

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