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Die Hauptstadt Tórshavn und Streymoy Südteil

Städte, Dörfer und Infrastruktur s. Karte

S. 10

Foto: Sansir

Tinganes, das alte Viertel in Tórshavn, der Hauptstadt der Färöer

Thingplatz seit der Wikingerzeit, später Handelsplatz, dann eine blühende Stadt – eine der kleinsten und angenehmsten Hauptstädte der Welt.

HISTORISCHES ■ In der Wikingerzeit (etwa 800 bis 1050) gegründet erhielt die im Mittelpunkt der Färöer gelegene jetzige Hauptstadt ihren Namen nach dem germanischen Kriegsgott Donar, der im Norden Thor heißt. Jahrhundertelang war sie auf die kleine Landzunge Tinganes beschränkt, die die alte Hafenbucht – heute der innere Hafen – in ein West- und Ostbecken teilt. Hier lagen die Anfänge des Lögtings (‘Gesetzesthing’), wie das färöische Parlament heißt, hier war lange der Handel konzentriert. Vorn an der Ostseite der Bucht sollte die sternförmige Hafenfestung Skansin, auf der jetzt der Leuchtturm steht, den Stapelplatz und kleinen Ort mit damals nur wenigen hundert Einwohnern vor den zahlreichen Piratenüberfällen schützen, was leider nicht immer gelang. Ab dem 18. Jahrhundert breitete sich die Siedlung nach Norden und später nach Osten und Westen hin aus, und es entstand allmählich die heutige liebenswerte Kleinform einer modernen Hauptstadt, deren besonderer Vorzug es ist, dass alles so dicht bei einander liegt: verlockende Einkaufsmöglichkeiten, Sehenswertes und zahlreiche angesagte Cafés, Bars und Restaurants.

ZWISCHEN ALT UND NEU ■ Die engen Gassen von Tinganes mit den alten Verwaltungs- und ehemaligen Lagergebäuden sowie den geteerten oder rot gestrichenen kleinen Holzhäusern mit Grasdach und weißen Sprossenfenstern gehen hinter Havnar Kirkja, der aus Holz erbauten Stadt- und jetzigen Bischofskirche aus dem 18. Jahrhun-

Foto: Ólavur Frederiksen

Tróndargöta in Tórshavn

dert, in die neuere Stadt über. In dieser Grenzzone liegen zwei bemerkenswerte Plätze: Vágsbotnur mit der Marina unten am Ende des Westhafens und einige Schritte höher hinauf Vaglið. In Vágsbotnur mit seinen bildgerechten alten Speichern in leuchtend-frohen Farben findet man eine abwechslungsreiche, einladende Gastronomie. Bei Sonnenschein gibt es keinen besseren Platz, als mit Blick über den Hafen hier im Freien die dampfende Tasse Lieblingskaffee oder ein bis zwei Smörrebröd zu genießen – und sollte es kühler werden, gibt einem eine wärmende Decke auf dem Schoß ein echtes Gefühl von „Hygge“. Meldet sich der Hunger, ist die Auswahl groß: In einem kleinen Umkreis gibt es alles, von zarten Steaks und frisch zubereitetem japanischem Sushi bis zu leckeren Gourmetgerichten mit färöischen Zutaten und dem denkbar frischsten Fisch. Wer aber vielleicht seinen Fisch selbst zubereiten möchte, kann ihn hier unten am Hafen frisch gefangenen direkt beim Boot kaufen. Vaglið ist das Zentrum von Tórshavn. Hier liegen Parlament und Rathaus und eines der ältesten Geschäfte der Stadt, H.N. Jacobsens bókahandil, eine Buchhandlung mit echt historischer Atmosphäre. Von Vaglið führt der schmale Gang Amtmannabrekka hinauf zum gemütlichen Sträßchen Undir Ryggi, wo sich in einem älteren Wohnviertel unter Bäumen kleine Häuser mit Grasdächern aneinander drängen.

NORDWÄRTS HINAUF ■ Von Vaglið nordwärts erstreckt sich die Haupteinkaufsstraße Nils Finsens göta – teilweise Fußgängerzone – mit Cafés, Bank, Stadtbibliothek, Boutiquen und Geschäften für fast jeden Bedarf. Hier findet man so manches interessante Souvenir, die neuesten Kreationen aufstrebender färöischer Designer, modische Allwetterkleidung und natürlich die für ihre hübschen, fröhlichen Muster berühmten einheimischen Strickwaren. Weiter die Straße hinauf gelangt man zum munteren Bach Havnará und dem hübschen, von diesem durchflossenen Stadtpark, in dem die sehenswerte färöische Nationalgalerie liegt. Wer an Shopping interessiert ist, biegt kurz vor dem Ende von Niels Finsens göta nach rechts ab und gelangt alsbald zu SMS, einem ganz modernen Einkaufs-

KARTE VON TÓRSHAVN

Zeichenerklärung s. S. 4

Stadtzentrum

Restaurant Café Souvenirs

Über Restaurants, Cafés und Bars in Tórshavn orientiert auch “DINING & NIGHTLIFE”, erhältlich bei Visit Tórshavn.

Einkaufszonen

Hoydalar

1 Haus des Nordens 2 Aussichtspunkt 3 Alte Hafenfestung Skansin 4 Färöische Nationalgelerie 5 Stadtpark Viðarlundin 6 Tinganes mit

Regierungssitz

Hoyvíksvegur

Eyst a r i R i n gve gur Smyrilsvegur

S t ar ave gur Falkavegur T j al d u r sveg u r

Heykavegur

1

Fúta l ág Stoffalág

Tj arnar l ág HOYVÍKSTJØRN

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4 5

Vestari Ringvegur

Yviri við Strond Yviri við Strond

Dajóna í Geilagøta Djón í Geil gøt Krossgøta Bókb i nd aragøta Klokkaragøta Krossgøta Bókb i nd aragøta Klokkaragøta Djóna í Geil gøta Djóna í Geil gøta SKANSINSKANSIN3

E s s a l ág E s s a l ág Lützenstrøð Lützenstrøð

G ri psve gur Hoyvíksvegur G ri psve gur Hoyvíksvegur 2

R. C. Effersøes gøta R. C. Effersøes gøta Bøk j arab r . Bøk j arab r .

J. Broncks gøta Kongabrúgvin Havnarg ø ta Steinatún Niels Winthers gøta Niels Finsens gøta Tróndargøta J. C. Svabos gøta

Eystara Bryggja S jú rð ar gøta Lucas Debesar g. Villumsgøta Áarvegur B n g s na gøt undir Glaðsheyggi i Bryggjubakki Vágsbotnur Dr . Jak ob sens gøta Bøgøta Tórsgøta Niels Finsens g.Tinghúsvegur G r . K amb ans g ø ta Reyngøta Skálatrøð

Frúutrøð

J. H. Schrøters gøta Bursatangi C. Pløyens gøta OLD TOWN TINGANES Sigmundargøta

J. Broncks gøta Kongabrúgvin Havnarg ø ta EYSTARAVÁG

VESTARAVÁG

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Frúutrøð

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EYSTARAVÁG

6

VESTARAVÁG

(150 m)(150 m)

HornagøtaHornagøta (900 m)(900 m)

aVarðagøta Pevddi a við Stein gø Dungagøta

tVarðagøta ð Stein gøta Laur itsargøta Pedda Dalatún Lagatrøð Dungagøta Laur itsargøta Dalatún Lagatrøð

Dalavegur Dalavegur

Peturst røð Peturst røð r Jóannesar Paturssonar gøta L and a e gu V . U. Hammersh. gøta handan Á v Jóannesar Paturssonar gøta L and ave gur V . U. Hammersh. gøta handan Á Grønlandsvegur Tor finsgøta Grønlandsvegur Tor finsgøta

Sk rivaragøta V lalíð Slættalíð Eiriksgøta Grønlandsvegur Mikkjalstrøð Ják u ps N ol s øes gøta líð ønalíð Grønlandsvegur

Krosslíð a Svalbardsvegur Hvarvið

Sk rivaragøta Vallalíð Slættalíð Eiriksgøta Grønlandsvegur Mikkjalstrøð Ják u ps N ol s øes gøta líð ønalíð Grønlandsvegur

Krosslíð Hvarvið Íslandsvegu Íslandsvegu Landavegur Kirkjubøur (9,5 km)Landavegur Kirkjubøur (9,5 km) á Frælsinumá Frælsinum J. C. Svabos gøtaJ. C. Svabos gøta

Foto: Alessio Mesiano

Mitternachtssingen an Ólavsöka

zentrum, wo fast alles, was das Herz begehrt, zu finden ist. Hinter dem Park beginnen die Sport- und Fußballplätze, und hier ist auch das familienfreundliche Hallenbad mit Wasserrutsche, Sauna und Whirlpool. Noch etwas weiter nördlich, jenseits der Ringstraße, liegt schließlich das große, elegante, sowohl außen wie innen architektonisch hochinteressante Kulturhaus Norðurlandahúsið (‘Haus des Nordens’), das sich mit seinem riesigen Grasdach wie ein Feenhügel erhebt und Raum bietet für Tagungen, Konzerte, Ausstellungen, Theater und dergleichen.

ÖSTLICH AN DER KÜSTE ENTLANG ■ Am Osthafen gegenüber Tinganes befindet sich der Kai, von wo die Fähren zu den Inseln Suðuroy – etwa zwei Fahrstunden entfernt – und Nólsoy verkehren und wo die Autofähre auf der Route zwischen Island und Dänemark sowie die Tender von Kreuzfahrtschiffen anlegen. Auf der schon erwähnten alten Hafenfestung findet man neben historischen Bronzekanonen auch zwei ausgebaute Schiffsgeschütze, die der englischen Besatzungsmacht während des 2. Weltkriegs helfen sollten, eine etwaige deutsche Invasion der Färöer zu verhindern. Folgt man der Küste, kommt man zu dem hübschen Tal Hoydalar. Jenseits des dahinter ansteigenden Hügels findet man den alten Hof Hoyvík, jetzt Freilichtmuseum. Es gehört zum nur einige hundert Meter oberhalb liegenden Kultur-historischen Museum mit hochinteressanten Objekten seit der Wikingerzeit, darunter 16 Gestühls- und Pultwangen aus Kirkjuböur, bedeutendster Kulturschatz der Färöer. Sie stammen vom Anfang des 15. Jahrhunderts und zeigen, erstaunlich gut erhalten, die fein ausgeschnitzten Bilder u. a. von zehn Aposteln.

WESTLICH DES HAFENS ■ Am Westhafen liegen gegenüber Tinganes die erste färöische Fabrik, Öströms ehemaliges Fischölwerk, sowie Müllers Speicher und der Schiefe Speicher mit kürzlich eröffnetem Restaurant. Die Fabrik beherbergt heute u. a. Steinprent, eine grafische Werkstatt, die in wechselnden Ausstellungen ihre neuesten Werke zeigt, sowie das Geschäft Öström mit modernen färöischen Designartikeln. Auf der Werft werden kleinere Schiffe in Stand gesetzt. In einer der Werfthallen haben einige Künstler der Stadt gemeinsame Ateliers. Weiter draußen liegt das Landeskrankenhaus, vor dem sich die kleine Bucht Sandagerðsvík mit ihrem Sandstrand ausbreitet, wo man selbst im Winterhalbjahr Badende sieht. An der Mündung des Baches Sandá in die Bucht träumt idyllisch das ehemalige Pastorat. Etwas höher am Bach stehen die alte Wollspinnerei sowie das interessant besetzte Färöische Meerwasseraquarium.

KOSTENLOSE FREUDEN ■ Die reine Luft und das frische Wasser gibt es umsonst. Die Fitnesswelle hat aber auch die Färöer erreicht, und jeden Tag sieht man Groß und Klein im Leichtathletikstadion oder auf den Pfaden im angrenzenden hübschen Tal Hoydalar joggen. Wie anderswo in der Stadt sind auch hier im Freien Apparate zum Muskeltraining aufgestellt. Kunstinteressierte erhalten beim Verkehrsbüro eine Karte mit den Standorten der vielen städtischen Denkmäler, die meisten von einheimischen Künstlern gestaltet. Und nicht zu vergessen: die uralte Sonnenuhr an der äußersten Spitze von Tinganes, eingemeißelt in die Felsen direkt vor dem Sitz des färöischen Regierungschefs. Wer ganz für sich sein möchte, kann den alten Friedhof oberhalb des Westhafens besuchen oder im Stadtpark ein ruhiges Plätzchen finden und dem Vogelsang und Plätschern des Baches lauschen.

DAS NATIONALFEST ÓLAVSÖKA ■ Am 28. und 29. Juli findet das färöische Nationalfest zu Ehren König Olavs d. Hl. statt, unter dem sich das ums Jahr 1000 auf den Färöern eingeführte Christentum festigte. Es ist jedes Jahr das größte Ereignis auf den Inseln, wo Tausende aus dem ganzen Land zum Feiern in der Hauptstadt zusammenströmen. Mehr s. S.59.

DIE MUSIKSZENE ■ Trotz der geringen Bevölkerungszahl ist die Musikszene unglaublich vielseitig, von Folk und Rock bis

Visit the farmers in their home, for first-hand experience of faroese culture, food and rich conversation

heimablidni.fo

National Gallery of the Faroe Islands

Art, Culture, Park and Café → Listasavn Føroya Gundadalsvegur 9, Tórshavn www.art.fo

zu Oper und traditonellen Kettentanzliedern. So gut wie jeden Tag sind einheimische Musiker hier und da in Bars und Restaurants live zu hören, oder sie befeuern das Nachtleben in den Klubs der Hauptstadt, wo es hoch hergeht und man bis ins Morgengrauen tanzen kann. Während des Sommers wird in der Fußgängerzone fleißig musiziert. Beim Verkehrsbüro erfährt man, wo überall in der Stadt kleinere, intime Sommerkonzerte stattfinden sowie die größeren mit international bekannten Färingern wie Eivør und Teitur und ausländischen Gastmusikern.

KULTURNACHT ■ Immer am ersten Freitag im Juni gibt es die Kulturnacht – zweifelsohne ein guter Zeitpunkt für einen Aufenthalt in Tórshavn. Der Ort sprüht von Leben mit Ausstellungen und Veranstaltungen aller Art, die die kulturelle Breite der Hauptstadt spiegeln. Die Kulturnacht ist ein Familienereignis mit einer Menge Aktivitäten für Kinder und Erwachsene jeden Alters. Betriebe und öffentliche Einrichtungen öffnen ihre sonst verschlossenen Türen weit. Es gibt Musik und andere kulturelle Darbietungen; Museen und Geschäfte haben bis lange in den Abend geöffnet, Restaurants und Cafés natürlich ebenso. Aber einen Tisch sollte man vorbestellen, denn die Kulturnacht ist die Nacht, wo jeder ausgeht.

TÓRSHAVN-MARATHON ■ Der Atlantic Airways Tórshavn-Marathon findet am 4. Juni 2023 vor einem landschaftlichen Hintergrund statt, wie er bei einem internationalen Lauf eindrucksvoller kaum sein kann. Außer der vollen gibt es die halbe Strecke sowie einen Spaßlauf. Für Jung und Alt, geübt oder nicht, ist also etwas dabei.

#føroyar

Foto: Sunva Eysturoy Lassen

Die färöische Tracht in verschiedenen Varianten

Das Nationalfest Ólavsöka

Ólavsöka ist der färöische Nationalfeiertag, ein Fest zu Ehren König Olavs des Heiligen, der am 29. Juli 1030 in Norwegen in der Schlacht von Stiklestad in der Nähe von Trondheim fiel.

NATIONALFEST ■ Jedes Jahr am 28. und 29. Juli wird das färöische Nationalfest Ólavsöka gefeiert. Es sind der Vorabend und der eigentliche Gedenktag Olafs d. Hl., jenes norwegischen Königs (1015-1030) und Nationalheiligen, unter dem sich das ums Jahr 1000 auf den Färöern eingeführte Christentum festigte. Am 29. eröffnet das rund 1000 Jahre alte färöische Parlament nach der Sommerpause ein neues Arbeitsjahr. Zu Ólavsöka mit einer Vielzahl Veranstaltungen trifft man sich, meist in Tracht, von nah und fern in Tórshavn.

UMZUG UND WETTRUDERN ■ Die Festlichkeiten beginnen am 28. Juli mit einem Umzug durch die Stadt und dem anschließenden Wettrudern, wo die Landesmeisterschaften in diesem Nationalsport auf der Kurzstrecke im Hafenbecken ausgetragen werden. Dicht an dicht drängen sich die Zuschauer am Kai, und jeder feuert die Mannschaft seines Heimatortes an, wenn die charakteristischen färöischen Holzboote wetteifernd der Ziellinie zujagen.

STRASSENBILD ■ In der Stadt gehen zahllose, festlich gekleidete Menschen, oft in der farbenprächtigen Volkstracht, umher, plauschen angeregt mit Bekannten, Freunden und Verwandten und tauschen die letzten Neuigkeiten aus. Rund um die Uhr sind die Straßen so voll, dass es nicht geringe Mühe macht, sich durch die Menge voranzuarbeiten. Die Tracht ist heutzutage übrigens fast eine Modesache geworden, bei der man, was Farben und Stil betrifft, im Vergleich zu Überliefertem an die Grenzen geht.

PARLAMENTSERÖFFNUNG ■ Am 29. Juli, vor der Parlamentseröffnung, gibt es in der Stadtkirche einen Gottesdienst, zu dem sich die Parlaments- und Regierungsmitglieder, Pfarrer und höheren Beamten vom Parlament aus in Prozession hin- und danach ebenso wieder zurückbegeben. Es folgt Chorgesang auf dem Rasenplatz vor dem Gebäude, und dann eröffnet der Lögmaður, der Regierungschef, mit einer Rede das neue Sitzungsjahr.

SINGEN UND KETTENTANZ ■ Am Abend versammeln sich Tausende im Stadtzentrum zum gemeinsamen Singen in der hellen Sommernacht – stimmungsvoll für Auge und Ohr. Danach tanzt man den landestypischen Kettentanz zu den alten Helden- und Sagenliedern. Der Tanz ist einfach, alle können daran teilnehmen. Außer Singen und Tanz gibt es Gutes zu essen und ein reiches Programm mit Unterhaltung für Kinder, Sportveranstaltungen, Musik und Kunstaustellungen. Frohe Stimmung kennzeichnet das Volksfest – und man hofft natürlich auf gutes Wetter.

Foto: Saviour Mifsud

Kirkjuböur

Die Ruine, auch „das Gemäuer“ genannt, der Kathedrale in Kirkjuböur

Während des Mittelalters war Kirkjuböur das kirchliche und kulturelle Zentrum der Färöer. Es war Bischofssitz, bis man das Bistum in der Reformationszeit aufhob, aber die eindrucksvolle Ruine des St.-Magnus-Doms beherrscht noch immer den Ort.

ZU FUSS NACH KIRKJUBÖUR ■ Der schönste Weg von Tórshavn nach Kirkjuböur dauert zwei Stunden und ist ein verhältnismäßig bequemer Wanderpfad über die Berge. Anhand der längs des Weges aufgeschichteten Steinpyramiden ist die Orientierung leicht. Schön ist in der großen Stille die Aussicht auf Sandoy, Hestur, Koltur und Vágar. Ja, bei gutem Wetter kann man sogar bis Skúvoy und Suðuroy sehen. Unterwegs kommt man an Reynsmúlalág vorbei, einer Stelle, in der Landschaft gelegen wie ein natürliches Amphitheater. Die Akustik ist besonders gut, weshalb hier seit 1850 die sog. Volksversammlungen abgehalten wurden.

KIRCHLICHES ZENTRUM ■ In Kirkjuböur, am Sitz des Bischofs, war vor der Reformation das geistliche und kulturelle Zentrum der Färöer. Immer noch beherrschen drei Gebäude aus dieser Zeit den Ort: die Ruine der St.-Magnus-Kathedrale, die Dorfkirche St. Olaf und der färöerweit größte Erbpachthof, ein sog. Königsbauernhof. Der Bischofssitz wurde nämlich im Zuge der Reformation um 1560 abgeschafft und alles Kirchenland vom dänischen König eingezogen und dann weiterverpachtet. Das Dorf soll sich ursprünglich auf einer niedrigen Verbindungsfläche zwischen dem jetzigen Bauernhof und dem heutigen vorgelagerten Inselchen befunden haben. Der größte Teil der Verbindung ging der Überlieferung nach bei einer Sturmflut unter. Nun finden sich nur noch ein paar Ruinen auf der Insel. Die schwarz geteerten Häuser mit ihren roten Fensterrahmen liegen heute alle sicher am Fuß des Berghangs.

DIE DOMRUINE ■ Von der gotischen St.-MagnusKathedrale, die dem hl. Magnus von den Orkneyinseln geweiht war, heißt es, sie sei nach ihrer Fertigstellung zwischen 1330 und 1340 eine der schönsten Kirchen in den Nordischen Ländern gewesen. Die neuesten Untersuchungen legen teilweisen Abbruch in Verbindung mit der Aufgabe des Bischofssitzes nahe.

Im Kulturhistorischen Museum in Tórshavn stehen die wunderschön geschnitzten Wangen des Chorgestühls. Sie sollen im 15. Jahrhundert aus Bergen in Norwegen gekommen sein. Im Museum befinden sich auch eine hübsche, ursprünglich bemalte, sitzende Madonna aus Holz und eine Christusfigur aus der Zeit vor dem 12. Jahrhundert, eine der ältesten im Norden, beide ehemals in Kirkjuböur.

DIE ST.-OLAFS-KIRCHE ■ Die jetzige, dem hl. Olav von Norwegen 1111 geweihte Dorfkirche ist die einzige fortwährend benutzte mittelalterliche Kirche auf den Färöern. Inmitten der Ostmauer sieht man noch das Loch, vor dem sich außerhalb der Kirche die Leprakranken, die in Argir jenseits des Bergrückens wohnen mussten, zur Verfolgung des Gottesdienstes versammelten. Heute zeigt sich die orgellose Kirche mit ihren anderthalb Meter dicken Mauern innen als eine harmonische Mischung aus Alt und Neu mit dem expressiven Altarbild des färöischen Malers Samuel Joensen-Mikines als farblichem Einschlag im weiß gekalkten Kirchenschiff. Die Kirche ist täglich 8-20 Uhr geöffnet. Gottesdienst wird an jedem ersten Sonntag im Monat gehalten.

DAS ALTE WOHNHAUS ■ Das heutige Pachthofhaus, das nun schon in der 17. Generation die Familie Patursson bewohnt, ruht auf den bis zu zwei Meter dicken Fundamenten des ursprünglichen, unvollendeten oder zerstörten Bischofshauses und gehört zu den ältesten noch bewohnten Holzhäusern Europas. Der früheste Teil, die aneinander gebauten Stokkastovur (‘Blockhäuser’), insbesondere Roykstovan (‘die Rauchstube’), stammt aus der Zeit vor 1350. Der Überlieferung nach kam Roykstovan fertig aus Norwegen, was wohl so zu deuten ist, dass sie dort abgebrochen, in Einzelteilen verschifft und dann auf dem – nicht ganz passenden – alten Fundament wieder zusammengesetzt wurde. Das abgeschlossene Zimmer im Obergeschoss hinter der Stiege war einst Arbeitszimmer der Bischöfe. Die Schnitzarbeiten sind aus neuer Zeit. Roykstovan ist für Besucher täglich geöffnet.

Der Sage nach soll König Sverre von Norwegen (König 1177-1202) nach der Flucht seiner Mutter Gunnhild aus Norwegen in Kirkjuböur geboren worden sein. Gunnhild fand Beschäftigung am Bischofssitz und versteckte ihr kleines Kind in einer Höhlung am Hang, die heute mit einem roten Kreuz gekennzeichnet ist. Sicher ist jedenfalls, dass Sverre auf den Färöern aufwuchs.

Foto: Klara Johannesen

Nólsoy

Auf Nólsoy gibt es mehrmals wöchentlich gemeinsames Seebaden - ganzjährig!

Nólsoy liegt wie ein schützender, langer Wellenbrecher östlich vor Tórshavn.

FRIEDLICHE INSEL ■ So nah und doch solch himmelweiter Unterschied! Das ist die übliche Reaktion, wenn man nach kurzer Fährfahrt von Tórshavn die der Hauptstadt direkt gegenüberliegende Insel Nólsoy erreicht. Hier scheint die Zeit stillgestanden zu sein: Größere Straßen gibt es so gut wie keine; beherrschend ist die gewaltige Natur. Nólsoy ist klein genug für eine konzentrierte Erlebnistour von wenigen Stunden als Ergänzung zu Tórshavn, aber auch interessant genug für einen mehrtägigen Erkundungsaufenthalt. Hos turistinformationen, Visit Nólsoy, kan man wo man geführte Wanderungen auf der Insel buchen kann oder sich die Erlaubnis zum Besuch der alten Holzkirche oder des Dorfmuseums Við Brunn holt. Du har også mulighed for at se das kleine Holzboot Diana Victoria, mit dem Ove Joensen, der Held der Insel, 1986 ganz allein in 41 Tagen die 900 Seemeilen (knapp 1700 km) von Nólsoy zum Langeliniekai in Kopenhagen ruderte, um dort die Kleine Seejungfrau zu küssen. Auf dem Weg ins Gebirge sieht man die Ruinen des alten, im 17. Jahrhundert aufgegeben Dorfes. Der Sage nach hatte sich hier eine auf die Färöer geflohene schottische Prinzessin niedergelassen. GEMÜTLICHE ATMOSPHÄRE ■ Das farbenfrohe Dorf macht einen reizenden Eindruck mit seinem kurzen Sandstrand Malarendi und den kleinen Kunstwerken an den Türen der Bootshäuser unten am Wasser. Wenn man die Insel Mitte August besucht, kommt man recht zum Dorffest Ovastevna mit munteren Aktivitäten für Kinder, einem gemeinsamen Kurzbad im Meer, Musikdarbietungen, Tanz, Regatta und gutem Essen. Wenn sich der Hunger meldet, gibt es in dem gemütlichen Dorf gibt es mehrere Möglichkeiten: An der Hauptsraße liegt der Kaufmannsladen mit Poststelle und gleich daneben Heimavirki, wo man während der Sommermonate handgestrickte Pullover vom Ort, Engelwurz- und Rhabarbermarmelade und andere lokale Produkte zum Mitnehmen und Verschenken erstehen kann. Möglich ist auch, sich für einen Besuch und zum Essen bei einer färöischen Familie anzumelden.

WELTWEIT GRÖSSTE STURMSCHWALBENKOLONIE ■ Eine der bei Inselbesuchern gefragtesten Personen ist der ortsansässige Präparator und Ornithologe Jens Kjeld Jensen. Außer ausgestopften Papageientauchern, Basstölpeln und

Hasen entdeckt man bei einem Besuch in seiner Werkstatt auch eine der in Europa umfassendsten Privatsammlungen von – Vogelläusen. In Ihrer Unterkunft können Sie von Juni bis August nächtliche Exkursionen zur Ostküste der Insel buchen, wo sich die weltweit größte Sturmschwalbenkolonie befindet. Hier wird man im Dämmerlicht Zeuge, wie die kleinen Vögel nach ihrer Nahrungssuche tagsüber auf See während der dunklen Stunden vor Feinden sicher ihre Brut an Land versorgen.

ZUM LEUCHTFEUER

BORÐAN ■ Die Wanderung vom Dorf hinaus zum Leuchtturm Borðan am Südostende der Insel ist verhältnismäßig leicht und dauert insgesamt 5-6 Stunden. Der Blick auf eine großartige Küstenszenerie und ein Gewimmel von Seevögeln ist der Lohn. Der Leuchtturm und das Wärterhaus aus behauenen färöischen Feldsteinen wurden 1893 fertig. Die Linse, deren Licht 16 Seemeilen (rund 30 km) wiet trägt, wiegt 4 t, hat einen Durchmesser von 2,82 m und ruht auf einem Quecksilberlager. Es war damals der größte Linsenapparat der Welt. Vor der Automatisierung wohnten hier draußen über 30 Personen, darunter bis zu zehn Kinder. Von Tórshavn aus ist der Leuchtturm nicht zu sehen, nur das kleine Leitfeuer an der äußersten Südspitze von Nólsoy.

DAS FINDEN SIE VOR:

Kaldbak 256 Einw. Hoyvík 4.554 Einw.

Tórshavn 13.892 Einw. Gríms Kambans göta 13, Tórshavn, Tel. 319091

sansir.fo

• Live Musik jeweils Freitag und Samstag Nacht • Restaurant mit maßvollem Preisniveau • Pub Quiz jeden Freitag 22 Uhr

Argir 2.472 Einw.

Kirkjuböur 84 Einw. Nólsoy 230 Einw.

Hestur 17 Einw. Koltur 0 Einw. Kollafjörður 833 Einw.

Färöisches Aquarium

Färöische Fische, Rochen, Tintenfische, Seesterne, Muscheln und andere Arten aus dem Seegebiet der Inseln

Öffnungszeiten 2022: Bitte ersehen bei www.sjosavn.net

sansir.fo

Rættargöta 8 · 160-Argir · Tel. +298 505120 sjosavn@gmail.com · www.sjosavn.net Facebook: foroya.sjosavn

Hestur und Koltur

Foto: Ólavur Frederiksen

Der kleine Sandstrand auf Koltur und die historische Siedlung Heimi í Húsi

Konzerte in riesigen Meeresgrotten und färöisches Kulturerbe zum Anfassen.

HESTUR ■ Mitten auf der Ostseite dieser Insel liegt das friedvolle Dorf gleichen Namens. Hier kann man sozusagen aussteigen und ein ursprünglicheres Leben wiederentdecken. Vom Dorf führen zwei Pfade auf den Inselrücken hinauf, wo sich eine für färöische Verhältnisse ungewöhnlich gleichmäßige Ebene mit mehreren kleinen Seen erstreckt. Von hier aus sieht man in die spektakuläre Schlucht Álvagjógv (‘Elfenkluft’) hinunter, die tief in die Insel einschneidet. Auch hat man von oben einen eindrucksvollen Blick auf die steilen Vogelkliffe an der Westseite. Wenn man eine Tour zu Eggjarók oder Múlin, den beiden höchsten Punkten der Insel mit einem wunderbaren Blick über die Nachbarinsel Koltur, vorhat, ist es empfehlenswert, sich vom nächsten Verkehrsbüro beraten zu lassen.

MEERESGROTTENKONZERTE ■ Im Gegensatz zur grünen Ostküste von Hestur ist die Westküste wild und rau mit geradezu unglaublichen Felsformationen und staunenswerten Riesenhallen, die sich tief in die himmelhoch aus dem Meer aufragenden Steilwände, wo Tausende von Seevögeln nisten, erstrecken. In den Sommermonaten werden von Tórshavn aus Fahrten zu Konzerten veranstaltet, die in einer dieser zauberischen und akustisch unvergleichlichen Grotten gegeben werden – ein Musikerlebnis der anderen Art.

KOLTUR ■ Am weißen Sandstrand ein Bad im Meer nehmen? Vielleicht eher nicht bei dieser Wassertemperatur! Es genügt ja auch, sich vom Strand aus durch die gegenüber aufragende Westseite von Streymoy beeindrucken zu lassen. Weit größere Energie braucht es, den steilen Inselberg Kolturshamar, der sich 478 m hoch über dem einzigen bewohnten Hof erhebt, über die grasbewachsene Südflanke zu besteigen. Von der kleinen Plattform auf dem Gipfel hat man eine sehr schöne Aussicht auf die umliegenden Inseln. Übrigens ist Koltur mit seiner charakteristischen Silhouette ein beliebtes und leicht identifizierbares Motiv der färöischen Landschaftsmalerei.

KULTURGESCHICHTLICHES KLEINOD ■ Koltur, die drittkleinste Insel der Färöer, bietet ein konzentriertes natur- und kulturgeschichtliches Erlebnis. Ihre Abgeschiedenheit hat sie in vieler Hinsicht vor den wechselnden Einwirkungen der Zivilisation bewahrt. Kaum anderswo auf den Färöern findet sich eine von unten bis oben hin so ursprüngliche und reiche Kulturlandschaft wie hier. Innerhalb der Steinzäune erstreckt sich eine größere kultivierte Fläche, von der ein bedeutender Teil ehemaliger Getreideacker ist. U. a. durch Stiftungsmittel der dänischen Reederei Mærsk wurde in dem verlassenen Hof Heimi í Húsi ein Teil der alten Wohn- und Wirtschaftsgebäude restauriert. Ein Besuch Kolturs ist eine Art Zeitreise in die Vergangenheit zu Lebensumständen am Rande der bewohnten Welt. Das Verkehrsbüro in Tórshavn gibt Auskunft, wann Tagesausflüge nach Koltur angeboten werden, denn Wind und Wetter bestimmen, ob auf der Insel angelegt werden kann.

Foto: Ólavur Frederiksen

Weihnachten in Tórshavn Weihnachtsstimmung im Zentrum von Tórshavn

Wer ein etwas anderes Ferienerlebnis sucht, für den ist Weihnachten in Tórshavn ideal. Die Stadt schmückt sich mit Tausenden Lichtern, hat eine Schlittschuhbahn und ein kleines Weihnachtsdorf.

VAGLIÐ ■ In Tórshavn fängt es am Sonnabend vor dem 1. Advent ernsthaft an zu weihnachten. An diesem Tag beginnen wir in der ganzen Stadt mit der Weihnachtsbeleuchtung. Der Weihnachtsmann kommt höchstpersönlich und zündet den großen Baum an, der auf Vaglið in der Stadtmitte steht. Hunderte sind in der Dämmerung zusammengeströmt, um dem Ereignis beizuwohnen. Wenn auch nicht immer Schnee liegt, kann es doch recht kalt sein, und die Erwachsenen wärmen sich mit Kakao vom Weihnachtsmarkt nebenan auf, während die Kinder gespannt auf das Sirenengeheul des glänzend roten Feuerwehrautos warten, mit dem der Weihnachtsmann angefahren kommt. Ist er endlich da, klettert er die Drehleiter hoch, und die Kinder rufen die magischen Worte, die den Baum und die Stadt erstrahlen lassen.

WEIHNACHTSMARKT ■ Nachdem der Weihnachtsbaum angezündet ist, können wir guten Gewissens mit dem Feiern beginnen. Es gibt Musikanten, einen Weihnachtsmarkt voller interessanter Handwerkserzeugnisse und Buden mit Naschkram. Unsere Schlittschuhbahn unter freiem Himmel ist mit bunten Lichtern geschmückt. Und dann: die Eröffnung des niedlichen Weihnachtsdorfs, das für Groß und Klein stets eine Überraschung bietet. Es wird jedes Jahr außen und innen festlich hergerichtet. Offene Türen laden zum Eintreten in die Häuschen ein, die zwischen geschmückten Weihnachtsbäumen in anheimelnder Umgebung stehen.

VÁGSBOTNUR ■ Am letzten Sonnabend vor Weihnachten kommt ein Telegramm vom Weihnachtsschiff, dass die Weihnachtsmänner auf dem Weg nach Tórshavn sind. Das Schiff, einer unserer schönen, um die 100 Jahre alten Schoner, legt langsam am lichter- und flaggengeschmückten Kai in Vágsbotnur im Westhafen an. Ein Blasorchester hat Aufstellung genommen und spielt Weihnachtsmusik. Viele Dutzend Kinder sind zusammengekommen, um unter gegensetigen Zurufen die an Bord befindlichen Weihnachtsmänner zu empfangen, und selbstverständlich haben die für alle Kinder Bonbons dabei.

SHOPPING ■ Die eigentliche Weihnachtswoche schließlich ist ein besonders guter Zeitpunkt für einen Besuch in Tórshavn: die Fußgängerzone durchstreifen, den Weihnachtsmarkt besuchen und vielleicht die letzten Geschenke besorgen oder einem im Freien Weihnachtslieder singenden Chor zuhören. Auch die Kirche steht offen und lädt uns jeden Tag zu Darbietungen der begabten Schüler von der örtlichen Musikschule ein. In dieser letzten Woche haben die Geschäfte etwas länger als gewöhnlich geöffnet, und weil die Färöer nicht in der EU sind, kann der auswärtige Besucher seine Weihnachtsgeschenke mehrwertsteuerfrei einkaufen.

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