Rundreise in Nord-Tartumaa 2012

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www.visittartu.com 7 Im Dorf Peatskivi, das von Alatskivi 1,5 km nordwestlich liegt, hat der altertümliche riesenhafte Held der Esten – Kalevipoeg – durch seine Taten die Landschaft gestaltet. Einmal soll Kalevipoeg so tief eingeschlafen sein, dass Wölfe sein Pferd aufgefressen haben, nur der zu Stein gewordene Sattel Sadulakivi (Sattelstein) sei übriggeblieben. Der hohe Bergrücken, auf dem Kalevipoeg geschlafen haben soll, wird Kalevipoegs Bett genannt. Tatsächlich ist dies aber eine aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. stammende Burgstätte der altertümlichen Esten. Heutzutage wird hier Johannisfeuer gemacht und Dorffeste gefeiert.

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Die weitere Fahrt verläuft durch lebendige alte Naturwälder, über die Hügellandschaft Selgise nach Weste, in den südlichen Teil von Vooremaa. Vooremaa ist die repräsentativste Sammlung der durch die Eiszeit gestalteten Oberflächenformen in Estland, geradezu ein geologisches Freiluftmuseum.

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8 Saadjärv ist der südlichste, größte und fischreichste See in Vooremaa. An den schönen Ufern des Sees haben sich mehrere Gutshöfe deutschbaltischer Adliger befunden. Am Nordufer erhebt sich ein prächtiger Privatbesitz – der klassizistische Gutshof Saadjärve mit dem renovierten Hauptgebäude. Das Gutshofsensemble umfasst dazu noch mehrere Wirtschaftsgebäude: die Branntweinküche, die im 19. Jahrhundert den größten Teil der Einkünfte des Gutshofs einbrachte, den Ochsenstall, die SpeicherTrockenanlage und das hübsche Gärtnerhaus. 9 Am Südufer des Saadjärvs, im Dorf Äksi, befindet sich das Naturzentrum Saadjärv, wo man einen Überblick über die Entstehungsgeschichte der Natur von Vooremaa und deren Eigenart bekommt. Im Stubenmuseum für Estnische Freiwillige der finnischen Armee im selben Gebäude wird die Erinnerung an die während des II. Weltkriegs in Finnland und später in Estland kämpfenden Esten bewahrt. Seit Sommer 2012 ist in Äksi das Eiszeitzentrum geöffnet, wo man mit Hilfe von multifunktionalen Ton- und Lichtinstallationen und interessanten Exponaten die Eiszeit, wie sie in Vooremaa vor etwa 15.000 Jahren war, erleben und über den Klimawandel nachdenken kann. Man kann die Ausstellung sowohl selbst besichtigen als auch Lern- oder Unterhaltungsprogramme mit Anleitung buchen.

Tartu Visitor Centre Raekoda / Town Hall, Tartu ESTONIA Ph/fax +372 744 2111 info@visittartu.com www.visittartu.com

Hütte; schöne Aussicht

Natur-; Archäologische Sehenswürdigkeit

Hotel; andere Unterkünfte

Zelten; Lagerfeuerplatz

Museum; Gutshof

Tankstelle; Badeort

Wanderweg; Aussichtsturm

Kirche; Denkmal

Kampingplatz für Wohnwagen; internet

Reiten; Zentrum des Schutzgebietes

Historishe Sehenswürdigkeit

Touristeninformationszentrum; Informationsstelle Text: Annereet Paatsi Layout: Triinu Sarv Print: Paar Photoes: Tartu County public photostock

Mit dem heutigen Saadjärv kann man im Jachtclub Saadjärv zum Duzbruder werden. Von hier kann man mit einer Vergnügungsjacht oder einer Fähre auf den See fahren, baden gehen und die Sauna besuchen.

Reiserouten im Landkreis Tartumaa

10 Nach einer Fahrt auf der am See verlaufenden Straße in nördlicher Richtung erreichen wir die im neugotischen Stil erbaute Kirche Äksi, die einen schlanken Turm hat. Im Sommer ist die Kirche für Reisende geöffnet. In der estnischen Kulturgeschichte ist die Kirche Äksi dank dem Pfarrer und Literaten Otto Wilhelm Masing (1763-1832) tief verwurzelt, der den Buchstaben „õ“ in der estnischen Sprache einführte. 11 Von Äksi schlagen wir Richtung Süden ein. Zum letzten Zwischenstopp biegen wir vor der Ortschaft Lähte von der großen Straße nach links ab, zu dem schon von weitem auffallenden Aussichtsturm. Von dem etwa 15 m hohen Aussichtsturm sind die Streifenlandschaft Vooremaa im Norden und die höheren Gebäude der Stadt Tartu im Süden deutlich zu sehen. Noch 15 km über die Drumlins auf und ab und schon sind wir wieder zurück in Tartu!

Rundreise in Nord-Tartumaa


Reiserouten im Landkreis Tartumaa Von den 147.000 Einwohnern des heutigen Landkreises Tartumaa wohnen 2/3 in der Stadt Tartu, die anderen in den ländlichen Gebieten und Kleinstädten. Dies ist nicht immer so gewesen. Die Esten sind für eine lange Zeit ein Land- und Waldvolk gewesen. Um die Bevölkerung von Tartumaa besser kennenzulernen und die Ernsthaftigkeit und Seelentiefe der Esten mitzubekommen, muss man auch einen Blick auf die Landschaften, die Tartu umgeben, und auf die dortigen Einwohner werfen. Die verschiedenartigen Landschaften von Tartumaa bieten sowohl einem Naturliebhaber als auch einem Geschichtsinteressierten Möglichkeiten an. Hier kann man sich in der Stille von Sümpfen und Wäldern erholen, das Spiel der Sonne auf dem Seewasser genießen und Sehenswürdigkeiten aus den unterschiedlichen Etappen der komplizierten Geschichte Estlands an der Grenze von Ost und West aufsuchen.

Als Zeichen der altertümlichen Freiheitsepoche der Esten bestehen noch Burgberge, Grabhügel und heilige Haine sowie Legenden vom riesenhaften Helden Kalevipoeg. Als stumme Zeugen der langen Herrschaftszeit der Deutschen gibt es Steinfestungen und Wehrkirchen sowie die im Parkgrün versunkenen Gutshofkomplexe. Die Zeiten der russischen Zarenmacht werden durch orthodoxe Kirchen und die nach Musterprojekten gebauten Gemeindehäuser und Bahnhöfe charakterisiert. Auch die an der Westküste des Peipussees wohnenden Altgläubigen erinnern uns an ein Stückchen des Labyrinths der Geschichte des Zarenreichs. Die an die Regierungszeit der Sowjetunion erinnernden Kolchoszentren mit großen Wohnblöcken und die verlassen stehenden Großfarmen inmitten von Feldern können gegensätzliche Gefühle und Verwirrung hervorrufen. Auf den Rundreisen kann man sowohl im Schatten der kühlen Mauern der mittelalterlichen Kirchen als auch an den Raststätten der Wanderwege eine Pause einlegen und vielleicht besser begreifen, warum ein Teil der Esten immer noch zerstreut und weit voneinander entfernt inmitten von Wäldern und Feldern leben will. Der Fluss Emajõgi teilt Tartumaa in Nord- und SüdTartumaa, von der anderen Seite dient der in ost-westlicher Richtung fließende Fluss auch als ein wichtiger Verbindungsweg. Die ältesten Siedlungsstätten von Tartumaa haben am Fluss Emajõgi gelegen und im Mittelalter war der Fluss ein wichtiger Hansehandelsweg. Auch die Stadt Tartu selbst ist dank dem Fluss Emajõgi entstanden – als eine Handelsstätte an der Kreuzung von Wasser- und Landstraßen. An der Stelle des heutigen Tartu verengt sich die breite Talsohle des Emajõgi und ermöglicht eine einfachere Überquerung des Flusses. Der Emajõgi ist der Gestalter und das Symbol der Besiedlung von Tartumaa. Dank des Emajõgi können wir die den Landkreis vorstellende Vergnügungsreise in zwei unterteilen.

Rundreise in Nord-Tartumaa Tartu – Kõrveküla – Aovere – Vara – Koosa – Varnja – Kolkja – Nina – Alatskivi – Rupsi – Alatskivi – Kallaste – Peatskivi – Selgise – Välgi – Pataste – Igavere – Saadjärve – Äksi – Lähte – Tartu. Wir fahren von Tartu entlang der Narva-Straße (Landstraße Nr. 3).

1 Wir fahren durch die beackerte und streubesiedelte Kulturlandschaft, von Tartu in nordöstlicher Richtung, und kommen am Peipussee an, wo wir auf einen ganz andersartigen und den Esten uneigenen Kulturraum treffen. Auf dem schmalen Gebiet am See wohnen in Varnja, Kasepää und Kolkja die russischen Altgläubigen, die schon im 18. Jahrhundert vor den Repressionen der Zarenmacht hierher flohen. Im Laufe der Jahrhunderte haben sie ihre Religion und ihre archaische Traditionen beibehalten. Hier wohnt man eng nebeneinander in langen Straßendörfern. Zwischen den Häusern fallen Bethäuser und die sich bis an die Wassergrenze erstreckenden Friedhöfe auf. Durch die Zeiten hindurch haben die Altgläubigen ihren Lebensunterhalt durch Fischerei, Zwiebel- und Gemüseanbau bestritten. Im Herbst trocknen fast auf jedem Hof und unter jeder Überdachung goldene Zwiebeln, es werden Fisch- und Zwiebelfestivals durchgeführt. Die durch diese Gegend führende Straße wird Zwiebelstraße genannt. Beim Kennenlernen der Kultur der Altgläubigen sind das Besucherzentrum Peipsimaa, das Museum der Altgläubigen in Kolkja und das Museum für die lebendige Geschichte in Varnja behilflich.

2 Während der Fahrt auf der Küstenstraße in nördlicher Richtung kann ein naturinteressierter Wanderer am See Lahepera anhalten und die hier nistenden unterschiedlichen Brutvögel (Höckerschwan, Haubentaucher, Teichhuhn usw.) beobachten. Während des Herbst- und Frühjahrszugs der Vögel machen aber Tausende Pfeifschwäne, Hunderte Reiherenten, Schellenten und Zwergsäger auf dem See einen Zwischenstopp. Die Aussichtsplattform am Nordufer des Flusses ist auch für im Rollstuhl sitzende Naturinteressierte zugänglich, um die Seeansichten zu genießen. 3 Ein Abstecher von der Hauptstraße führt in das Dorf Nina, wo sich am hohen Ufer des Peipussees die mächtige orthodoxe Kirche „Schutz der Gottesmutter“ erhebt, die über den Kampf der Staatsreligion gegen die Altgläubigen berichtet. Am Ufer und im See gibt es viele große Findlinge, die aus der Zeit hier zurückgeblieben sein sollen, als der estnische Riesenheld Kalevipoeg eine Brücke über den See nach Russland habe bauen wollen. Am anderen Rand des Dorfes befindet sich im früheren Grenzschutzkordon ein Ferienhaus, wo man neben der gemütlichen Übernachtung im Sommer mit einem Boot auf den See fahren oder im Winter auf das Eis des Sees Fisch fangen gehen oder hübsche ausgefallene antike Möbel kaufen kann.

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Von Nina in Richtung Inland eilend erreichen wir Alatskivi. Hier befindet sich der prächtigste Architekturwert der Region – das im Jahr 1885 fertig gestellte Herrenhaus des Gutshofs Alatskivi. Dies ist ein vom Gutsherrn Arved von Nolcken selbst projektiertes stolzes Schloss im neugotischen Stil. Das strahlend weiße Hauptgebäude des Gutshofs, das mit Türmen und Türmchen und einer gegliederten Fassade ausgestattet ist, steht wie ein weißer Schwan am Rande des Urstromtals Alatskivi. Das restaurierte und in Nachahmung der Eleganz der früheren Zeiten eingerichtete Schloss ist als Museum für Besucher geöffnet. Im ehemaligen Speisesaal des Gutsherren kann man auch eine Mahlzeit zu sich nehmen. Im Gutsgebäude kann man Konzerten zuhören und sich Ausstellungen ansehen, als eine romantische und stilvolle Stätte fesselt das Schloss Organisatoren von Hochzeitsfesten. In Alatskivi gibt es auch anderes zu besichtigen – die kleine Dorfkirche im Kiefernwäldchen und der Friedhof, an dessen Pforte ein Denkmal für die im Freiheitskrieg gefallenen Bewohner von Alatskivi steht. Wegen Hunger braucht man sich hier keine Sorgen zu machen – in der Gegend gibt es mehrere Stellen, an denen man essen kann.

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Es empfiehlt sich, von Alatskivi für eine Weile in Richtung Süden abzubiegen und das Liivi-Museum zu besuchen. Hier wird das materielle und geistige Erbe des beliebtesten estnischen Dichters Juhan Liiv (1864–1913) aufbewahrt und wiederbelebt. Die Bauwerke und Aus-stattung des Freilichtmuseums gewähren wiederum die Möglichkeit, einen Blick in das Leben der estnischen Bauern um die Wende des 19. und 20. Jahrhunderts zu gewinnen. Wem nur knappe Zeit zur Verfügung steht, kann von hier wieder die Richtung zurück nach Tartu einschlagen. Diejenigen, die Interesse an einer längeren Rundreise haben, setzen die Fahrt durch Alatskivi nach Kallaste fort.

6 Kallaste befindet sich direkt am Peipussee. Mit ihren etwa Tausend Einwohnern ist sie eine der kleinsten Städte in Estland. Hier ist der etwa ein Kilometer lange und 8 Meter hohe Aufschluss des roten Sandsteins des Horizonts des mittleren Devons Aruküla, der im südlichen Teil der Stadt liegt, eine Besichtigung wert. Auch ein Vogelfreund wird im Sommer nicht enttäuscht. Er ist in ein Paradies für Uferschwalben geraten, wo sich über Tausend Vögel im Sandaufschluss am See eine Nisthöhle ausgehöhlt haben. In der Stadt herrscht Ruhe und Stille, die Menschen hier haben es nicht eilig, jedoch können Sie dessen ungeachtet auch hier mitten in einen Trubel geraten. Im Herbst findet in Kallaste ein Honig- und Zwiebeljahrmarkt und im Winter der Wettbewerb und die Ausstellung mit eigentümlichen selbstgebauten großrädrigen Eisfahrzeugen Karakatitsa statt. Auch während der religiösen Feiertage der Altgläubigen kann man in der Stadt mehr Bewegung als gewöhnlich wahrnehmen. Kallaste ist der nördlichste Punkt der Rundreise. Nun muss man sich auf denselben Weg wieder zurück nach Süden begeben und einen Kilometer vor Alatskivi rechts in Richtung Westen abbiegen, um durch Peatskivi, Välgi, Pataste und Igavere zum Saadjärv zu fahren.


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