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museum Herausgegeben vom Vorarlberger Landesmuseumsverein
magazin
Lechquellengebirge: Schroffe SchĂśnheit als Motiv
Jahrgang 2 | Nummer 4
Alfons Kräutler (1907 - 1993) Rote Wand, 1959
Die vorliegende Ausgabe des Museumsmagazins gibt einen kleinen Überblick über den Ausstellungssommer in Vorarlberg und auch angrenzender Gebiete. Gerne machen wir auch auf Ausstellungen in St. Gallen, Vaduz, Innsbruck oder Salzburg aufmerksam – nicht zuletzt, weil diese Ausstellungen auch auf die Sammlungen des vorarlberg museums zurückgreifen. Das vorarlberg museum ist noch geschlossen, der Eröffnungstermin wurde aber inzwischen mit 21. Juni 2013 festgelegt … es können also von nun an die Tage bis zur Eröffnung heruntergezählt werden. Im Oktober ist die „Enthüllung“ des Museums geplant, dann wird die Architektur des neuen Museums am Kornmarktplatz zur Gänze sichtbar. Ab Jänner
Karst- und höhlenkundlicher Ausschuss
Neues zur Burgruine Neuburg
Im September 2011 fand bereits zum fünften Mal eine Forschungswoche im Gebiet der Sulzfluh beziehungsweise der Weißplatte im Rätikon statt. Als Stützpunkt diente einmal mehr die Tilisunahütte. Hauptziel war neuerlich die Weiterforschung im neu entdeckten Schacht (WP-Schacht-93) an der Weißplatte sowie die Aufarbeitung der unzähligen neu entdeckten Schächte. In diesem Schacht konnten, nachdem auf –200 ein großes Gangfenster technisch erklettert worden war, weitläufige horizontale Gänge entdeckt werden. Teile des Horizontalsystems nähern sich dabei der Mäanderhöhle bis auf weniger als zehn Meter. In beiden Höhlen befinden sich auf gleicher Seehöhe große Gänge mit Sedimentverfüllung und starker Wetterführung. Die zwei Hauptgänge des Schachts enden jeweils als stark bewetterten Engstellen, welche jedoch leicht auszuräumen sind. Zahlreiche weitere Fortsetzungen blieben aus Zeitmangel noch unerforscht. Ein auf –100 ansetzendes Schachtsystem wurde ebenfalls weiter erforscht, das jedoch in rund 180 Metern Tiefe an einem Sedimentverschluss endet. Insgesamt konnten in vier Touren rund 600 Meter in der Höhle vermessen werden. Die aktuelle Basisdaten lauten L: 1278 m, H: -287 m, HE: 309 m – damit ist dieser Schacht der zur Zeit zweitlängste und zweittiefste Höhle, welche zur Gänze in Vorarlberg liegt. Tipp: 6./7. September 2012: Begehung der Sulzfluhhöhlen (Abgrund-, Herren-, Kirch- und untere Seehöhle), Anreise auf die Tilisunahütte am Donnerstag, 6.9. mit abendlichem Vortrag, Freitag Begehung der Sulzfluhhöhlen – Anmeldung notwendig (nähere Info Emil Büchel, buechelem@tele2.at)
Wie so viele Burgen im Land ist auch die Neuburg in Koblach vom Verfall bedroht. Doch aktuelle Initiativen lassen für die Zukunft der verfallenden Gemäuer wieder Besserung erhoffen. Wer auf der Autobahn von Bregenz nach Feldkirch unterwegs ist, passiert bald nach dem Udelberg-Durchstich einen kleinen bewaldeten Inselberg. Besonders in den Wintermonaten kann man auf Grund fehlender Belaubung erkennen, dass zwischen den Bäumen noch hoch aufragende Mauerreste von der bedeutenden Burganlage der Neuburg künden. Die Neuburg prägte für viele Jahrhunderte die Geschichte des Vorarlberger Rheintals. Der aus dem sumpfigen Gelände emporragende Neuburghorst diente den Menschen seit altersher als Siedlungsplatz. Archäologische Funde belegen eine Nutzung schon in der Bronzezeit, die sich in der Eisenzeit und in der römischen Antike fortsetzte. Sogar die Alemannen im frühen Mittelalter hinterließen ihre Spuren, und im hohen Mittelalter entstand unter dem bedeutenden Adelsgeschlecht der Welfen eine Ritterburg. Während österreichischer Herrschaft wurde die Neuburg zur Festung und Garnison ausgebaut, endete aber nutzlos geworden zu Zeiten der Kaiserin Maria Theresia als Abbruchobjekt. Seitdem sind leider viele Spuren der alten Herrlichkeit verloren gegangen und der Zahn der Zeit nagt unablässig an den Mauern. In den 1980er- und 90er-Jahren hat die Gemeinde Koblach als Eigentümerin große Geldsummen in den Erhalt der Burganlage gesteckt, wobei die Sanierungen vom Vorarlberger Landesmuseumsverein mit Burgenauschussobmann Franz Josef Huber und zahlreichen freiwilligen Helfern aktiv unterstützt wurden. Dann ist es leider wieder einige Jahre lang still um die Burg geworden, besonders die Vegetation hat sich in kürzester Zeit von neuem breit gemacht und der Verfall schritt weiter fort. Glücklicherweise haben sich aber engagierte Bürger der Gemeindeinitiative „Natur z’Kobla“ wieder ihres bedeutendsten Kulturdenkmals erinnert und neue Aktivitäten gestartet. Als erstes wurden im Februar und März 2012 durch den Gemeindebauhof und mit freiwilligen Helfern störende Büsche und Bäume entfernt, damit ruinöse Mauern nicht weiter Schaden erleiden und die Besichtigung der Burg wieder zu einem Erlebnis werden kann. Weiters konnte der Burgenausschussobmann Harald Rhomberg in den Monaten April und Mai zwei gut besuchte Führungen auf der Neuburg durchführen. Die erste Führung bot über 80 Bewohnern aus Koblach erste Einblicke in die jüngst getroffenen Maßnahmen und die zweite Führung fand für die Teilnehmer der in Koblach abgehaltenen Jahreshauptversammlung des Vorarlberger Landesmuseumsvereins statt. Als nächstes steht nun die Fortführung der vor über zehn Jahren unterbrochenen Sanierungsarbeiten am noch vom Verfall bedrohten Mauerwerk an. Der Gemeinde Koblach liegt bereits ein Kostenvoranschlag für die Konservierung des großen Rondells, bekannt auch als „Gefängnisturm“, vor. Es besteht große Zuversicht, dass im kommenden Jahr die Arbeiten mit großer finanzieller Unterstützung des Landes und des Bundes im Rahmen der im letzten Museumsmagazin vorgestellten „Burgenaktion“ angegangen werden können. Harald Rhomberg
wird dann auch die Gestaltung des Kornmarkt-
Gesellschaft Vorarlberger Münzfreunde
platzes in Angriff genommen, und ab 29. Mai
Vorarlberger Träger der goldenen Tapferkeitsmedaille Vortrag von Rainer Rhomberg Dornbirn, Gasthaus Rose Mi 12. September 2012, 20:00h
macht das Vorarlberger Landestheater mit der Aufführung des Stückes von Peter Handke, „Die Stunde da wir nichts voneinander wußten“ auf
Generalversammlung in Koblach
die unmittelbar bevorstehende Eröffnung des
Der Vorarlberger Landesmuseumsverein trug seine heurige Generalversammlung am 5. Mai in Koblach aus. Im Rahmenprogramm wurden eine Besichtigung der Ruine Neuburg (siehe den Bericht von Harald Rhomberg in diesem Magazin) und ein Rundgang durch das Museum für Urgeschichte in Koblach durchgeführt. Eine filmische Dokumentation über die Koblacher „Schollastecher“ rundete die Informationen zur Gemeinde Koblach ab. Der Landesmuseumsverein bedankt sich im Besonderen bei Reinhard Sonderegger, Arnold Perfler und Altbürgermeister Werner Gächter für ihre Unterstützung.
Museums aufmerksam. Wir sind schon sehr gespannt und wünschen allen Mitgliedern noch einen schönen Sommer. Andreas Rudigier, Christof Thöny
Veranstaltung Die Welt der Kelten. Zentren der Macht – Kostbarkeiten der Kunst Exkursion mit Brigitte Truschnegg Sa 29. September 2012, ganztägig Stuttgart (Anmeldungen bei Brigitte Truschnegg, 0699/10981911 oder brigitte.truschnegg@vlmv.at)
Editorial Unter uns Interview G. Leipold-Schneider septimo Kauffmann Museum
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Kaplanhaus Hittisau Frauenmuseum Hittisau Lechquellengebirge Lech Museum Geschichtsverein Bludenz
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Stichwort Archive Panoptikum VLMV Logo Impressum
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R(h)ein-Schauen in Natur, Kultur & Technik am Rhein etwa aus dem Konzept Zukunft Alpenrhein der Internationalen Rheinregulierungskommission (IRKA).
Nach 15-jähriger Tätigkeit gibt Dr. Gerda LeipoldSchneider die Leitung des Museums "RheinSchauen" ab. Seit dem Jahr 1997 konnte sich die Institution – jeweils von Mai bis Oktober geöffnet – erfolgreich etablieren und bis zum Jahr 2011 besuchten 212.153 Personen die Ausstellung.
immer wieder neue Angebote zu kreieren. Programme für neue Zielgruppen, etwa Seniorinnen und Senioren sind angedacht.
mm: Wenn Sie die vergangenen Ausstellungen Revue passieren lassen – welche hat bei Ihnen am meisten Eindruck hinterlassen? Leipold: Es sind vor allem die Ausstellungen, die mit breiter Beteiligung oder interessanten Partnern gestaltet werden konnten. Etwa die Ausstellung "Lutra, lutra" zum Fischotter, die wir vom Naturmuseum Graubünden in Chur zeigen konnten oder die Ausstellung "Werdenberger Künstler zu Gast", die in Zusammenarbeit mit Künstlern entstanden. Insbesondere eingeprägt hat sich die
mm: Am 10. Juni diesen Jahres wurde die neue Ausstellung "Alpenrhein.Land" eröffnet. Welche Themenbereiche stehen hier im Mittelpunkt? Leipold: Zum 15-Jahr-Jubiläum des Vereins konnte der neue Dauerausstellungsteil zu den Themen Ökologie und Zukunft von mir konzipiert werden und architektonisch
„Die aktuell eröffnete Ausstellung Alpenrhein.Land möchte ich durchwegs als wegweisend bezeichnen.“ Gerda Leipold-Schneider, langjährige Leiterin der RheinSchauen
von Rinderer Architekten gestaltet werden. Er zeigt die Lebensräume am Alpenrhein, die in engerem Zusammenhang zum Rhein – der "Aorta des Tales" – stehen. Der Lebensraum "Ried" ist außerdem sehr eng mit der Identität des Rheintals verbunden. Die weiteren präsentierten Lebensräume sind der Auwald, wo wir enorme Verluste zu verzeichnen haben, ebenso wie bei den extensiv genutzten Feuchtgebieten.
mm: Kinder sind ein wichtiges Publikum – welche auf Kinder und Jugendliche abgestimmten Programme bieten Sie an?
Dies hat verschiedene Ursachen, steht aber auch in engem Zusammenhang mit der enormen siedlungs- und wirtschaftlichen Entwicklung – besonders im unteren Rheintal. Die kontroverse Thematik der Zersiedelung und der bedeutenden menschlichen Einflüsse auf die Naturlebensräume wird im eigenen Ausstellungsteil "Kulturland" thematisiert. Dem Rhein selbst ist ein wichtiger Ausstellungsteil gewidmet, in dem stets die neuesten flussbaulichen Überlegungen der Internationalen Rheinregulierung (IRR) gezeigt werden können, wie zum Beispiel das aktuelle Ausbauprojekt "Rhesi" – Rhein, Erholung und Sicherheit. Entsprechend dem neuen Museumskonzept berücksichtigt die Ausstellung das Alpenrheintal bis hinauf zum Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein bei Reichenau in Graubünden. Sie vermittelt Wissen nicht nur über die Vergangenheit, sondern zeigt gerade in diesem Ausstellungsteil stets Aktuelles und Überlegungen zur Zukunft,
Leipold: Seit den Anfangsjahren des Museums sind Kinder und Jugendliche wegen des Rheinbähnle und der bei uns präsentierten Themen ein wichtiges Zielpublikum, das rund 35% unserer Besucher ausmacht. Besondere Veranstaltungsprogramme für Kinder werden stets zu bestimmten Anlässen und Themen konzipiert. So gibt es die Workshopserie "School's out" in Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde Lustenau, das Museum beteiligt sich mit Familienangeboten an der "Langen Nacht der Museen" und am "Reiseziel Museum". Am wichtigsten sind jedoch die erlebnispädagogisch ausgerichteten Rheinexkursionen für Schulklassen, die wir im Auftrag der Internationalen Regierungskommission Alpenrhein bereits seit rund 10 Jahren durchführen (www.alpenrhein.net, www.alpenrheinschule.net). Seit 2009 gibt es einen eigenen Arbeitskreis "Kulturvermittlung", bei dem zahlreiche Pädagoginnen und Pädagogen konzeptionell mitarbeiten, um anlassbezogen
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www.rheinschauen.at
von mir kuratierte Ausstellung "Fisch.leben", die von 20.000 BesucherInnen gesehen wurde und für die dem Museum der Preis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst "Kommunikation mit Museen" zuerkannt wurde. Wegweisend ist aber die aktuell eröffnete Ausstellung "Alpenrhein.Land", die moderne Technik zum Einsatz bringt. Übrigens ist dies die erste klimatisierte Ausstel-
lungshalle, die multifunktional auch als Veranstaltungsraum genutzt werden kann. Interaktive Medien und Hands on-Stationen (Hörinsel, Memory, Kugellabyrinth) in der Ausstellung sind der Renner bei Kindern und Jugendlichen. mm: Wie sieht die Zukunft von "Rheinschauen" aus? Leipold: Es gibt ein Gesamtkonzept "Rhein-Schauen neu", deren zwei erste Etappen nun mit der neu eröffneten Dauerausstellung Alpenrhein.Land und der 2010 eröffneten Dauerausstellung Bau.Kraft realisiert sind. Für das Museum besteht bereits eine architektonische Studie von drei Varianten für die letzte große Etappe (Halle 1 und Außengelände), die noch diskutiert und mit dem Zukunftskonzept "Museumsbahn" abgestimmt werden muss. Susanne Emerich
Gerda Leipold-Schneider Schifffahrt am Bodensee 176 Seiten, Format 28 x 21 cm Gebundene Ausgabe Culturis Verlag ISBN-13: 978-3980977319
septimo – es tut sich was beim „September im Montafon“ Eine Fülle an Themen, Geschichten, Objekten und Informationen wurden in den vergangenen Jahren in den vier Montafoner Museen (Schruns, Bartholomäberg, Silbertal und Gaschurn) gesammelt und dokumentiert. Unzählige Ausstellungen, Publikationen und Projekte konnten organisiert werden, die in den jeweiligen Jahresberichten eindrucksvoll dargelegt sind. Andreas Rudigier, von 2000 bis 2011 Leiter der Montafoner Museen und Mitherausgeber des Museumsmagazins, und Bruno Winkler (Büro Rath & Winkler) beschlossen im vergangenen Jahr, mittels eines neues Kulturformats diese vielfältigen Aktivitäten in einer für die Talschaft und über die Region hinaus neuartigen Weise zu vermitteln: Die Veranstaltungs„So jung!“ reihe „septimo“ war Montafoner Tourismusmuseum geboren und bot im Gaschurn Frühherbst 2011 vielfältige Einblicke in die Kulturlandschaft und -geschichte des Montafons. Nunmehr geht septimo im nächsten Monat in seine zweite Saison. septimo als Kulturvermittlungsprojekt Die in den vergangenen zwölf Jahren geleisteten und durch den Heimatschutzverein Montafon betreuten beziehungsweise ins Leben gerufenen Forschungsarbeiten ermöglichten es, in einer bisher nie dagewesenen Intensität kulturelle Impulse im Montafon zu geben, welche eine kulturhistorische und touristische Nische zu fül-
len vermochten. Im Land Vorarlberg und darüber hinaus existierte bis dahin kein vergleichbares Angebot, das wissenschaftliche Forschung und Kulturvermittlung in derart enger und intensiver Art und Weise verbindet. Daher begründen die Initiatoren die berechtigte Hoffnung, septimo als Kulturvermittlungsprojekt auf Dauer im Süden Vorarlbergs etablieren zu können. Da die Aktivitäten im Vergleich zu anderen Kulturfestivals mit vergleichsweise geringem Budget auskommen, spricht vieles dafür, dass dieses Ansinnen erfolgreich sein wird. Die regionalen Museen des Tales signalisierten durch septimo nicht zuletzt eine besondere Offenheit, wurden die Forschungsergebnisse und Projekte doch in ausgesprochen besucherfreundlicher Atmosphäre vermittelt. Programm 2012: Grenzen und ihre Überschreitungen Im zweiten Jahr ihres Bestehens fokussiert die Veranstaltungsreihe septimo auf Grenzen und ihre Überschreitungen. Wiederum stehen wissenschaftliche Forschungsarbeiten mit ihren Schwerpunktthemen im Mittelpunkt, konkret werden etwa im Rahmen eines wissenschaftlichen Symposiums die bisherigen Erkenntnisse des Interreg-Projekts „Silvretta historica“ vorgestellt, das kulturhistorische Zugänge zur Grenzregion Silvretta liefern soll, welche zukünftig für den Kulturtourismus relevant sein werPirmin und Severin Hagen den. Ein neuer, wichMAP Kellergalerie Schruns tiger Schwerpunkt ist das Zusammenspiel von „Heimat“ und „Identität“ und in diesem Zusammenhang vor allem die Arbeit mit Jugendlichen, die mit einem Workshop zum Thema „Heimat bauen“ am 25. August die Veranstaltungsreihe eröffnen werden. Dabei werden spannende Fragestellungen wie „Heimat, was ist das?“ bzw. „Brauche ich Heimat?“ thematisiert. Die Ergebnisse des Workshops werden gegen Ende des septimo 2012 in Form eines Filmprojekts der Öffentlichkeit vorgestellt.
Landschaft, aber auch als Denkraum ist ein wesentliches Ziel des Projekts septimo. Dass dies angesichts der Vielfalt der beteiligten Akteure (Stand Montafon, Montafoner Museen, Tourismusorganisationen, Vereine, Bergbahnen usw.) nicht ohne Konflikte verläuft, ist vorprogrammiert und einkalkuliert. Die Dimension der Kommunikation über die zukünftige Entwick- Montafoner Montagsgespräche lung der Kulturland- Malachat Abdulayeva schaft des Tales, die damit eröffnet wurde, ist jedoch ein unvergleichbar hoher Wert. In dieser Hinsicht könnte septimo auch Vorbild für andere Kulturfestivals in der Region sein, welche häufig auf der Ebene der Kulturveranstaltungen verbleiben und – aus welchen Gründen auch immer – die Interdisziplinarität zu kurz kommen lassen. Christof Thöny www.stand-montafon.at/montafoner-museen
Mehrwert für die Region Das Erfahrbarmachen der Region Montafon als Lebensraum, Kulturraum, Siedlungsraum und
Foto: Friedrich Juen
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Die Musik liebe ich ganz außerordentlich... "Angelika Kauffmann. Zwischen Musik und Malerei" – unter diesem Titel widmet sich die von Petra Zudrell kuratierte Sommerausstellung im Angelika Kauffmann Museum in Schwarzenberg bis zum 28. Oktober 2012 diesen beiden Bereichen, die die Künstlerin zeitlebens beschäftigten. Frühes künstlerisches Selbstbewusstsein Davon zeugt Angelika Kauffmanns Selbstbildnis, das die Künstlerin im Alter von 12 Jahren malte. Als "Sängerin mit Notenblatt" spricht dieses Bild – Leihgabe des Tiroler Ferdinandeums – von einem frühen künstlerischen Bewusstsein. Erst kürzlich entdeckte der Musikwissenschaftler Reinhard Strohm die Textvorlage für die Komposition: die junge Künstlerin verwendete Pietro Metastasios berühmte Kanzonetta „L’estate“ (Der Sommer) aus dem Jahr 1724. Konträr dazu stilisiert sich Kauffmann 14 Jahre später im Selbstbildnis "in der Tracht der Bregenzerwälderin mit Pinsel und Palette". Das Porträt, das in Schwarzenberg entstanden sein dürfte, zeugt von ihrer Entscheidung, sich zukünftig gänzlich der Malerei widmen zu wollen. Am Scheideweg "Am Scheideweg zwischen Musik und Malerei" – eines der Hauptwerke Angelika Kauffmanns verdeutlicht ihr Hin- und Hergerissen-Sein zwischen den beiden Kunstrichtungen – selbst im Alter von über 50 Jahren beschäftigt sich Kauffmann mit dieser Thematik. Dem Angelika Kauffmann Museum ist es gelungen, dieses Monumentalwerk als Leihgabe des National Trust in England für die Ausstellung zu gewinnen und so können Kunstinteressierte das Original, das noch nie in Vorarlberg gezeigt wurde, in seiner Bildgewaltigkeit auf sich wirken lassen. Beziehungen und Freundschaften Freundschaften und Beziehungen zu Kollegen, Musikern und Künstlern pflegte Angelika Kauffmann ihr Leben lang. Bekannt die Freundschaft mit Johann Wolfgang von Goethe, der ihr die vollendete neue Fassung der Iphigenie vorlas, worauf sie Illustrationen für das Schauspiel anfertigte. Diskussionen über die Farbenlehre zwischen Goethe und Kauffmann zeugen von ihrer
Experimentierfreudigkeit und einer gelungenen Zusammenarbeit, und als Goethe abreiste, schrieb Angelika Kauffmann: „Theürer Freünd! Ihr abschid von uns durchdrang mier Herz und Seele, der tag Ihrer abreis war einer der traurigen tagen meines Lebens.“ Bis dato einer breiten Öffentlichkeit eher unbekannt ist die Freundschaft zwischen Kauffmann und dem aus Mulhouse stammenden Flötisten Jean Gaspard Weiss, der – wie neueste Forschungen und autobiographische Aufzeichnungen belegen – sich gar Hoffnungen auf eine Heirat mit Angelika Kauffmann machte. Sie heiratete dann aber schließlich den venezianischen Maler Antonio Zucchi – nachdem ihre erste Ehe mit einem Heiratsschwindler unglücklich verlaufen war. Neben den monumentalen Gemälden runden Graphiken die Ausstellung ab. Dabei dreht sich alles um das Thema Musik und Malerei, beispielsweise Studien zu den Musen Kalliope, Klio und Erato, die Verherrlichung der ländlichen Schäferidylle und eine Darstellung der Hl. Cäcilia, der Schutzpatronin der Kirchenmusik, lassen erahnen, welchen Einfluss die Musik auf das Leben Angelika Kauffmanns hatte. Kooperation mit der Schubertiade Auch das Rahmenprogramm widmet sich der neu entdeckten musikalischen Beziehungsgeschichte zwischen der jungen Angelika Kauffmann und Jean Gaspard Weiss. Zwei Künstlergespräche mit Annette Dasch und Thomas Quasthoff unterstreichen die Kooperation mit der Schubertiade. Der krönende Abschluss der Ausstellung wird die Aufführung der im Jugendbildnis notierten Kanzonetta durch Schüler und Lehrer der Musikschule Bregenzerwald zur Finissage sein. Susanne Emerich
Angelika Kauffmann. Zwischen Musik und Malerei Öffnungszeiten: Di-So 10:00-17:00h, während der Schubertiade täglich Öffentliche Führungen: Di 16:00h, So 10:30h Kunstgenuss zu Mittag Fr, 31. August 2012 und Fr, 7. September 2012, jeweils 11:30-12:00h Euro 10,- / für Mitglieder kostenlos Musiksalon mit Annette Dasch Moderation: Katharina von Glasenapp Fr, 31. August 2012, 10:00h, Angelika Kauffmann Museum Euro 15,− / 10,− für Mitglieder / Karten nur mit Reservierung! Musiksalon mit Thomas Quasthoff Moderation: Katharina von Glasenapp So, 2. September 2012, 14:00h, Angelika Kauffmann Museum Euro 15,− / 10,− für Mitglieder / Karten nur mit Reservierung! Finissage mit der Musikschule Bregenzerwald So, 28. Oktober 2012, 16:00h, Angelika Kauffmann Museum Eintritt frei
Foto: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
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www.angelika-kauffmann.com
Gabriele Katz Angelika Kauffmann: Künstlerin und Geschäftsfrau 184 Seiten, Format 22,6 x 17,4 cm Gebundene Ausgabe Beiser Verlag ISBN-13: 978-3763026098
Weniger ist mehr – die Wiederauferstehung des alten Kaplanhauses in Hittisau Im der letzten Ausgabe des Museumsmagazins betonte Landeskonservatorin DI Eva Hody vom Bundesdenkmalamt, dass die Erhaltung und Pflege der Kulturlandschaft nur durch eine allgemeine und gesellschaftliche Sensibilisierung möglich ist. Der Denkmalschutz kann „nur“ die Erhaltung und Restaurierung einzelner historischer Objekte konkret unterstützen. Es gibt aber viel mehr zu tun, als von öffentlicher Hand gefördert werden kann, daher sind beispielgebende Eigeninitiativen sehr wichtig. Durch solche Projekte steigen das allgemeine Bewusstsein und die Wertschätzung für denkmalwürdige Bausubstanz und unseren Kulturraum insgesamt. So gesehen kommt den Besitzern von Objekten mit historischer Bausubstanz eine besondere Rolle zu. Sie sind sozusagen Kulturlandschaftserhalter. Ihr Umgang mit ihrem Besitz hat Vorbildwirkung. Das mag vielleicht manchen Besitzern eines alten Hauses zu moralisch überfrachtet klingen und auch Ängste in Bezug auf die Auflagen vom Denkmalschutz hervorrufen. Ein umfassendes Sanierungsprojekt kann aber eine sehr reizvolle Herausforderung sein und als besonderer Auftrag zur Erhaltung des gemeinsamen kulturellen Erbes verstanden werden. Ob dieser Auftrag eher eine Bürde oder Freude ist, wie viel persönlichen Einsatz er bedeutet und was am Ende eines solchen Bauabenteuers herauskommt, haben wir die Besitzer des 2010-2012 sanierten Kaplanhauses in Hittisau gefragt. Sie haben einer Pressemitteilung von Landesrätin Andrea Kauffmann folgend „mit größtem liebevollen persönlichen Einsatz und auch hohem finanziellen Aufwand" das Projekt umgesetzt. Das 1793/94 erbaute Kaplanhaus in Hittisau befindet sich in unmittelbarer Nähe des Pfarrhofes. Das große Haus mit Walmdach steht stattlich und gut sichtbar auf einem kleinen Hügel mitten im Ortszentrum. Sein neuer Schindelpanzer, die vor wenigen Tagen montierten weiß gestrichenen Fensterläden und das neue Dach weisen es eindeutig als kürzlich sanierte alte Bausubstanz aus.
kauft wurde, war die Enttäuschung groß. Aber irgendwie „muss man auf alte Häuser warten können“, meint Ida Bals und tatsächlich gab es 2010 eine neue Gelegenheit. Der Zwischenbesitzer wollte es doch nicht und so wurde das Kaplanhaus abermals verkauft, diesmal an die Familie Beer-Bals. Abenteuer Altbau Der große Vorteil war, dass das Haus nie im großen Stil umgebaut wurde, betont Walter Beer, selbst Architekt und Planer des Umbaus. Das Kaplanhaus stand vor dem Verkauf viele Jahre leer, die letzten eher provisorischen Einbauten stammten aus den 1960er Jahren.
Die Holztäfelung in den Wohnräumen, die alten
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Holzschiffböden und Fenster, alles war noch im Original vorhanden. Am Dachboden waren auch noch alte Originaltüren mit Beschlägen und der gesamte jetzt in der Wohnstube wieder aufgesetzte schöne Kachelofen der Bregenzerwälder Keramikwerkstatt Geser. Ein Vorteil war auch, dass beim Kauf bereits eine Baubewilligung vom Bundesdenkmalamt vorhanden war.
Sein erster Bewohner war laut der Turmurkunde der Pfarrkirche Hittisau Franz Xaver Rüscher aus Schnepfau, der zuerst Hilfspriester war und durch Pfarrer Franz Michael Feurstein als Kaplan nach Hittisau berufen wurde. In der Urkunde hat Ida Bals auch einen interessanten Hinweis auf das ursprüngliche Aussehen des Hauses gefunden: "Das Kaplaneyhaus ist in den Jahren 1793/94 nach neuerem Geschmack auch von Holz gebaut, von außen mit einem Kalkanwurf gegen Nässe und Kälte ziemlich geschützt."
Der stärkste bauliche Eingriff wurde an der Westseite des Hauses im Bereich des ehemaligen Schopfes vorgenommen. Dort wurde im ersten Stock die alte Flurküche aufgelöst und eine große Wohnküche eingebaut, die Fassade wurde geöffnet und eine kleine Terrasse mit Gartenabgang geschaffen. Ein weiterer Eingriff war die Neuerrichtung der Stiege, deren ursprüngliche Lage im Haus auch nicht mehr ganz rekonstruierbar war. Trotz der beiden Maßnahmen ist der ursprüngliche Raumplan auf den 160 m2 Wohnfläche genau erkennbar. Zu jeder Altbausanierung zählt auch die energietechnische Erneuerung – in diesem Fall wurde eine Zentralheizung eingebaut, das Gebäude an das Biomasseheizwerk Hittisau angeschlossen und der Geser-Kachelofen wieder in Betrieb genommen. Zusätzlich wurden die Fassade und das Dach gedämmt. Die alten Innenfenster waren zum Glück weitestgehend intakt und konnten repariert werden, die Außenfenster sind neu. Auch wenn sie im Gebrauch vielleicht nicht ganz so praktisch sind wie vollkommen neue Fenster – für die Hausherrin ist die Raumatmosphäre durch die Kastenfenster einmalig (im Gegensatz zu machen neuen topisolierten Häusern). Die Sanierung der Elektro- und Wasserinstallationen war eine weitere Grundlage, um das Haus überhaupt bewohnbar zu machen. Der gesamte Umbau ist von den Kosten her mit einem Neubau eines Einfamilienhauses zu vergleichen, wobei der Kaufpreis noch hinzukam. Ideal war beim Kaplanhaus aber, dass die Planung durch den Besitzer selbst gemacht werden konnte. Das fertige Haus hatte kürzlich auch seinen ersten öffentlichen „Auftritt“ im Rahmen einer vorarlbergweiten Veranstaltung des Netzwerkes vorarlberger holzbaukunst unter dem Motto „Kumm ga luaga“. Über 40 Bauten konnten besichtigt werden und Holzbauexperten, Architekten, Planer und Bauherren berichteten den Besuchern von ihrem Projekt. Walter Beer und Ida Bals waren überrascht über das sehr große Interesse und äußerst motivierte Publikum aus ganz Vorarlberg, der Schweiz und Deutschland. Aus dem Kaplanhaus konnte
Die Besitzer DI Walter Beer und Ida Bals haben das Kaplanhaus 2010 erworben. Sie waren bereits mehrere Jahre in Hittisau und Umgebung auf der Suche nach einem besonderen alten Haus. Bald fiel ihnen das damals noch verwachsene, leerstehende Haus auf. Vom ursprüngliche Besitzer, der Katholische Kirche, kam damals die Information, dass es unverkäuflich sei. Als es dann plötzlich doch an einen anderen Interessenten verFotonachweis: Walter Beer
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Die Auflagen waren für die neuen Besitzer mehr als annehmbar. Da ihnen der behutsame Umgang mit alten Materialien und Hausstrukturen ohnehin ein persönliches Anliegen war, gab es keine Widersprüche. Von Bundesseite wurden alle denkmalrelevanten Maßnahmen im Haus (Sanierung der historischen Wohnräume im ersten und zweiten Stock sowie Fenster, Fassade und Dach) mit 10 Prozent der Baukosten gefördert, von Landesseite wurden 15 Prozent übernommen. (Das Bundesdenkmalamt bietet nicht nur finanzielle Unterstützung an, sondern auch eine Bauberatung, bei der Umsetzung der einzelnen Maßnahmen. Es gibt dort auch eine Liste mit Handwerksbetrieben, die sich auch die Sanierung alter Bausubstanz spezialisiert haben). Beim Kaplanhaus konnte Walter Beer als ein im Bregenzerwald tätiger Architekt selbst auf ein Netzwerk von Profis zurückgreifen. Die verantwortlichen Holzbauer bei der Sanierung – Martin und Hermann Nenning, sind sogar die unmittelbaren Nachbarn im Dorf.
sicher viele wertvolle Anregungen für die Sanierung eigener alter Bausubstanz mitgenommen werden. Ausdauer und persönlicher Einsatz Wer ein altes Haus erneuern will, muss Ausdauer haben, viel persönliche Zeit einsetzen und er muss „dazuschauen“. Das wird klar, wenn man den Erzählungen der Besitzer folgt. Sie wohnten in der Nähe der Baustelle und vor allem Ida Bals war stets präsent. Wer einmal im eigenen Haus einen Umbau hatte, weiß, wie viele Missverständnisse es mit Handwerkern geben kann. Gerade bei einem zurückhaltenden Umgang mit alter Bausubstanz, wie das beim Kaplanhaus der Fall war, ist viel Kommunikation nötig. Nicht jeder Handwerker versteht, dass dem Auftraggeber das Beibehalten eines schiefen Fensters oder eines rohen, nicht geschliffenen Bodens ein Anliegen ist, wo doch bei Neubauten die Perfektion wichtig ist und verlangt wird. Im Kaplanhaus ist überall die Liebe zum Detail sichtbar, alte Türbeschläge oder Ofentüren wurden nicht durch neue ersetzt, auch wenn das sogar manchmal die fachkundigen Profis empfohlen haben. Ida Bals blieb nach
eigener Schilderung „dran“ und brachte diese Details auch mit Unterstützung ihrer Mutter wortwörtlich zum Glänzen. Es wäre zum Teil sogar wirtschaftlicher gewesen, alte Bauelemente zu entfernen. Waren vor fünfzig
bewundern gibt, lieber gewesen. Sie ließen sich aber bald von der Freude der Eltern anstecken und unterstützten das Projekt zusammen mit Opa Hans auch tatkräftig. Mit der Geschichte leben
Jahren die Materialkosten der größere Anteil der Baukosten, so sind es heute die Arbeitsstunden für Qualitätsarbeit, die ins Gewicht fallen. Ohne einen großen Anteil an Eigenleistung wären im Kaplanhaus einige schöne Details einfach verschwunden, wie zum Beispiel die leicht beschädigte Original-Sandsteinplatte des Kachelofens, die noch repariert werden konnte. Auch die Familie muss so ein Bauprojekt gemeinsam wollen – die beiden Kinder von Walter Beer und Ida Bals waren anfänglich von dem fast verfallenen Haus nicht gerade begeistert. Vermutlich wäre ihnen ein neu gebautes Haus, wie es viele davon in Hittisau, als ein Zentrum der neuen Vorarlberger Holzbaukunst, zu
Die Dokumentation der Baugeschichte und der Hausgeschichte ist den Besitzern ein weiteres wichtiges Anliegen. So wurden zum Beispiel die Schichten von alten, zum Teil historischen, aus dem 19. Jahrhundert stammenden Tapeten in den Wohnräumen nicht einfach heruntergerissen, sondern Muster fürs „Hausarchiv“ sichergestellt. Auch die neu gestrichenen Einbauschränke und die Stuckdecke im früheren Gästeschlafzimmer und jetzigen Kinderzimmer blieben durch diese Sorgfalt erhalten und zeugen heute noch von einem gewissen Wohlstand im Kaplanhaus im Gegensatz zu einfachen Bauernhäusern der Region. Durch das sorgsame Vorgehen wurden im Holzkeller auch Inschriften an der Wand entdeckt. Die Darstellung eines Segelschiffs und verschiedene Zeichen stammen vermutlich von Pilgern, die immer wieder im Kaplanhaus Station machten. Nur von wann und warum…? Ein altes Haus, in dem viele verschiedene Menschen gelebt haben, birgt immer viele Geschichten, manchmal sind sie sogar geheimnisvoll, wie das Schiff im Keller des Kaplanhauses. Barbara Motter
Manege frei für die tollkühnen Frauen Das Frauenmuseum in Hittisau widmet sich bis zum 13. Jänner 2013 mit einer Eigenproduktion – gestaltet von Raja Schwah-Reichmann, kuratiert von Brigitte Felderer und Stefania Pitscheider Soraperra – den abenteuerlichen Lebensgeschichten zahlreicher Frauen aus der Zirkus- und Varietéwelt, die als Artistinnen, Muskelfrauen, Dompteusen, Zirkusdirektorinnen zu Vorbildern weiblicher Emanzipation wurden. Abseits vom damals vorherrschenden Frauenbild – Kinder, Küche, Familie – erzählen ihre Biographien von Selbstbestimmtheit und Anerkennung, veranschaulichen aber auch die Kehrseite des Erfolgs: so litten manche Artistinnen unter Ausgrenzung, Ausbeutung und unzureichender Altersabsicherung. Überraschenderweise sind unter den vielseitigen Lebensgeschichten auch Zirkuskarrieren von Vorarlbergerinnen zu entdecken. Ohne Beine auf die Zirkusbühne Antonia Matt-Günther wurde 1878 in Ludesch geboren – ohne Beine. Durch ihre schwere Behinderung vorerst auf Almosen angewiesen, begann ihre Karriere, als französische Kurgäste auf dem Weg nach Bad Rothenbrunn auf sie aufmerksam wurden. Von einem Schausteller in Innsbruck aus eroberte sie die große weite Welt und konnte durch ihre Auftritte besonders in Amerika große Erfolge feiern und beachtliche Summen verdienen. Abseits vom damals üblichen voyeuristischen Zurschaustellen von Menschen mit normabweichenden Körpermerkmalen wurde Antonia Matt durch ihre Zirkuskarriere Selbstständigkeit und Wohlstand ermöglicht, zweimal war sie verheiratet. Weniger Glück hatten sogenannte "Freaks" (Menschen mit außergewöhnlichen körperlichen Eigenschaften) wie beispielsweise Julia Pastrana, die unter Hypertrichose – extremer Körperbehaarung – litt
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und von ihrem Ehemann als "hässlichste Frau der Welt" den Blicken der neugierigen BesucherInnen ausgesetzt wurde. Die 2,27 Meter große Südtiroler „Riesin von Ridnaun“ wurde ebenso auf Schaubühnen vorgeführt und durfte außerhalb der Aufführungen nicht an die Öffentlichkeit. Verhängnisvolle Aussage Als Kind einer Beamtenfamilie 1905 in Feldkirch geboren, entschloss sich Therese Zauser zu einer künstlerischen Karriere und trat unter dem Pseudonym Judith Jessie Zauser als orientalische Tänzerin in Varietétheatern auf – vor allem in Nordafrika und dem Nahen Osten erreichte sie große Popularität. Ihre Karriere fand durch nationalsozialistische Willkür ein jähes Ende: Die Aussage "in eine Rüstungsfabrik bringt mich niemand" besiegelte Therese Zausers Schicksal. 1941 verhaftet, wurde sie im Februar 1942 im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück ermordet. Zirkuskarriere heute Mariza Üstün lebt in Klaus und wurde 1966 in eine Zirkusfamilie hineingeboren – der Vater war Clown, die Mutter Seiltänzerin. Ihre Karriere führte sie durch Arabien, Japan,
Begleitprogramm Lesung und Gespräch Freitag, 19. Oktober 2012, 20:00h „Ich kann mich gut in deine Lage finden, nachdem Du so lange in Afrika geweilt hast ...“ Brigitte Walk liest aus den Briefen der Familie Zauser. Es folgt ein Gespräch mit Reinhard Häfele und Sophia Bischof. Moderation: Stefania Pitscheider Soraperra Eintritt: Euro 10.- (mit Führung durch die Ausstellung, 19 Uhr) Lesung Donnerstag, 13. Dezember 2012, 20:00h Susanne Alge liest aus ihrem Roman „Robiane Sisters“ Kinderprogramm bis 6. September 2012, jeden Donnerstag von 10:00-12:00 2 Stunden kreatives Programm mit Kinderbetreuung (ab 5 Jahre) Preis pro Kind: € 4.- inkl. Material Anmeldung (bis zum Vortag): Hittisau Tourismus, +43 (0)5513 6209 50; tourismus@hittisau.at Reiseziel Museum an den Sonntagen den 5. August und den 2. September 2012, jeweils um 10:00h, 12:00h, 14:00h und 16:00h
Korea und fast ganz Europa – im Rahmen der Ausstellung berichtet die Künstlerin in einem Videointerview über dieses abenteuerliche Leben als Artistin und betont dabei besonders die Funktion des Zirkus als Lebensschule, in dem Gemeinschaftssinn, Toleranz und Weltoffenheit eine große Rolle spielen. Susanne Emerich
Workshops für Schulen ab Herbst 2012 www.frauenmuseum.at .
Wer kennt das Lechquellengebirge?
Edward Theodore Compton: Der ZĂźrsersee gegen die Wildgruppe
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Sie kennen es nicht? Und wollen es nicht kennen lernen, weil sie nicht schwindelfrei sind? Halt, ein Besuch im Klostertal Museum setzt keine Schwindelfreiheit voraus und ist von ganz Vorarlberg aus leicht machbar. Die Sommerausstellung trägt den Übertitel „Von schroffen Bergen eingeschlossen“ und meint damit nicht den Standort des Klostertal Museums, sondern ein Zitat von John Sholto Douglass anlässlich seiner Beschreibung des Ausblicks von der Roten Wand im Jahr 1867. Anlass für die Ausstellung im Klostertal Museum ist das 100-jährige Bestandsjubiläum der neuen Freiburger Hütte am Rauhen Joch und der Ravensburger Hütte beim Spullersee. Das Eröffnungsjahr 1912 dieser beiden Hütten verweist schon auf die etwas späte Erschließung des Lechquellengebirges. Gut, die Freiburger Hütte war bereits in ihrer ersten Fassung 1894 beim Formarinsee errichtet worden, aber im Verhältnis zur Silvretta und dem Rätikon erscheint die Erschließung dieser Bergwelt um die Jahrhundertwende als etwas spät. Kein Geringerer als John Sholto Douglass hatte bereits 1867 die Rote Wand bestiegen und damit den wohl bekanntesten Gipfel des Lechquellengebirges erstmals bezwungen. Es sollte aber Karl Blodig vorbehalten sein, die Region des Lechquellengebirges den alpinistisch interessierten Menschen näher zu bringen.
sein, auch in alpiner Hinsicht und sah da für lange Jahre hinaus ein reiches Arbeitsfeld vor mir ausgebreitet.“ Künstlerische Positionen zum Lechquellengebirge gibt es viele, keine sind aber mit einem solch klingenden Namen unter den Bergsteiger-Malern verbunden, wie mit jenem von Edward Theodore Compton (1849-1921). Blodig hoffte vor allem auf die Werbewirksamkeit des Werks von Compton, um das alpinistische und touristische Interesse an diesem Gebirgszug wecken zu lassen: „Der Bericht über diese schöne Unternehmung in den ‚Mitteilungen’, und auch der ebenso eingehende als verlockend geschriebene Tourenbericht Viktor Sohms in der Österreichischen Alpenzeitung 1902 vermochten die Aufmerksamkeit der Touristenwelt nicht in ausgedehnterem Maße auf diese Berge zu lenken. Vielleicht gelingt dies der begnadeten Hand unseres Compton, der durch seine Meisterwerke schon so oft manchem bis dahin öden Alpentale das Interesse der weitesten Kreise zu gewinnen verstand.“ Compton malte Bilder, die in ihrer malerischen Ausführung beeindruckend sind und gleichzeitig fotografisch genau auf die Details der abgebildeten Berge eingehen und damit auch jeder potenziellen Berggeherin bezie-
öffentlichte mehrere Beiträge über die Römerzeit in Vorarlberg – galt sein besonderes Interesse der Natur und den Bergen. An der Gründung des DeutschÖsterreichischen Alpenvereins war Douglass maßgeblich beteiligt, von 1871 bis 1874 war er deren Vorstand. Sein vielseitiges Engagement fand jedoch durch seinen frühen Tod ein jähes Ende: Am 15. September 1874 stürzte John Sholto Douglass bei der Gämsenjagd im Radonatobel in Wald am Arlberg in den Tod. Die Douglasshütte beim Lünersee erinnert an den Alpinpionier. „Es war herrlich oben. Warm und sonnig, dabei fast ganz windstill; im Schatten zeigte das Thermometer + 7° R. Unser Erstes war eine halbe Stunde auszuruhen, nachdem die Instrumente aufgehängt waren, und uns Speise und Trank recht tüchtig schmecken zu lassen. Dann wurden Karten, Compass und Fernrohr hervorgeholt, und die prachtvolle weite Rundschau gemustert. Zunächst, im Süden, wie zu unsern Füssen, lag das kleine dunkelgrüne Becken des Formarinsees, ringsum von schroffen Bergen eingeschlossen; während zwischen uns und seinem nördlichen Ufer sich eine grausige zerklüftete vergetationslose Felsenwildnis erstreckte, bis zu welcher hinab, wie wir wussten, die Foto: Friedrich Böhringer
Karl Blodig und Edward Theodore Compton Der Vorarlberger Alpinpionier Karl Blodig – ja, wir wollen ihn als Vorarlberger bezeichnen, auch wenn er sich erst mit 26 Jahren in Bregenz niederließ – hat sich um die Erschließung des Lechquellengebirges verdient gemacht. Es war „Liebe auf den ersten Blick“, die Blodig in Vorarlberg und in seinen Bergen heimisch werden ließ, und es war das Lechquellengebirge, das ihn zum dauernden Aufenthalt in Vorarlberg bewegen sollte. Ein Zitat von Karl Blodig knapp vor seinem Tod belegt diesen Umstand: „ich war im Spätherbst 1885 nach Vorarlberg gekommen und hatte die Rundschau vom Hohen Frassen allseitig so sehr rühmen hören, daß ich bei metertiefem Schnee am 29. November von Bludenz über die Alpe Muttersberg zu seinem breiten Rücken hinanstieg. [...] Ich segnete nun meinen Entschluß, nach Vorarlberg gekommen zu
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hungsweise jedem potenziellen Berggeher eine Hilfe sind. Die Darstellung der Unteren Wildgrubenspitze vom Spullersalpkopf mit der benachbarten Rogelsspitze ist ein Beispiel für die Kunst Comptons, die sich durch die aufkommende Alpinfotografie zunehmend in ihrer Existenz gefährdet sah. Ausstellung im Klostertal Museum Das Klostertal Museum zeigt im heurigen Sommer eine Ausstellung zur Kulturlandschaft des Lechquellengebirges und seiner Erschließung. Neben der Geologie, der Namenslandschaft und der alpinistischen Erschließungsgeschichte stehen die Geschichte der Hütten und auch die Kunst im Lechquellengebirge im Mittelpunkt. So werden zahlreiche Werke bedeutender Künstlerinnen und Künstler wie auch Exponate aus der Geschichte der Hütten gezeigt. Außerdem werden die Geschichten von Pionieren des Alpinismus in Form von Zeitzeugeninterviews miteinbezogen. Bis 31. Oktober 2012, Öffnungszeiten: Mi u. So, 14:00-17:00h Informationen: www.museumsverein-klostertal.at Andreas Rudigier
John Sholto Douglass (1838-1874) Douglass zählt zu den wichtigsten Alpinpionieren Vorarlbergs. Der 1838 in Thüringen geborene Sohn einer aus Schottland stammenden Adelsfamilie übernahm bereits 1863 die Baumwollspinnerei und den Familiensitz Falkenhorst in Thüringen. Neben der Altertumskunde – er ver-
Dieter Seibert Bregenzerwald- und Lechquellengebirge alpin. 240 Seiten, Format 16 x 12 cm Bergverlag Rother ISBN-13: 978-3763310951
gewaltige Rothe Wand selbst, die wir aber nicht sehen konnten, ihre 1000 bis 1500 Fuss senkrecht abfällt.“ John Sholto Douglass, 1868 „Die ganze Gruppe zwischen Flexenpass, Faschinajoch und Hochtannbergpass umfasst die Lechquellen in Hufeisenform. Wenn eine Berggruppe daher nach diesem Fluß benannt zu werden verdient, dann ist es diese! Ich prägte und gebrauche daher für diese Gruppe der westlichsten Lechtaler Alpen den Namen Lechquellengebirge, der auch dem Ortsfremden die sofortige lagemäßige Ortung erlaubt.“ Walther Flaig, 1971 Vorträge (alle im Klostertal Museum) Martin „Martl“ Berthold – Pionier des Lechquellengebirges im Gespräch mit Markus Thöny So, 26.8., 11 Uhr Bergnamen rund um den Spullersee Vortrag von Peter Bußjäger Do, 6.9., 20 Uhr Das Lechquellengebirge und seine Erschließung Vortrag von Christof Thöny Do, 13.9., 20 Uhr Künstlerische Positionen zum Lechquellengebirge Vortrag von Andreas Rudigier Do, 4.10., 20 Uhr
Vom Walsermuseum Lech-Tannberg zum neuen Lech-Museum Wer heute das „Walsermuseum Lech-Tannberg“ betritt, erlebt Museumsgeschichte hautnah. Neben einer Fülle an Objekten erwarten die Besucherinnen und Besucher liebevoll mit Filzstift geschriebene Objektbeschreibungen, die schon beinahe verblassen, oder etwas aus der Waage geratene Bilder. Man merkt schnell, dass sich hier schon seit längerem nichts mehr bewegt hat. Im Jahr 1984 als „Historische Heimatschau Lech-Tannberg“ gegründet umfasst das Museum die Bereiche bergbäuerliche Landwirtschaft, bäuerliches Handwerk, Wintersport, Tracht, textiles Schaffen und religiöse Volkskunst. Zunächst in einem Privathaus untergebracht, wanderte die Ausstellung 1990 an den heutigen Standort, in das Haus der Feuerwehr, ein für ein Heimatkundliches Museum etwas eigenartig anmutender Standort. Die Anregung zur Gründung eines „Talschaftsmuseums“ kam vom damaligen Direktor des Vorarlberger Landesmuseums Elmar Vonbank, der bei der Einrichtung des Museums von der ersten Stunde an hilfreich zur Seite stand. Er war es auch, der die Themenbereiche Wintersport und bergbäuerliche Landwirtschaft als Schwerpunkte für das neu zu errichtende Tannberg-Museum definierte. Seiner Idee zufolge sollte sich in jeder Talschaft ein Museum mit inhaltlicher Schwerpunktsetzung befinden, so auch in Lech. Unter der fachkundigen Anleitung der Mitarbeiter des Vorarlberger Landesmuseums wurde schließlich das Museum eingerichtet. Seither führen ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Museum und übernehmen die Aufsicht während der Öffnungszeiten. Gleichzeitig wurde die Sammlung durch die Übernahme neuer Objekte stetig ausgebaut. Nach dem Motto „wenn ich ablehne, vergräme ich Leihgeber und bekomme womöglich nichts mehr“, wurde auch alles angenommen, was angeboten wurde und schließlich erreichte das Museum jenen Punkt, an dem wir uns heute befinden, eine Fülle an Objekten, ohne erkennbaren Schwerpunkt. Unter den rund 1.500 Objekten befinden sich wie in vielen Ortssammlungen „die zehn Spinnräder und fünf Heugabeln“, neben diesen aber auch einige ganz besondere und außergewöhnliche Objekte. Diese nicht vorhandene Sammlungspolitik bedingt auch, dass das Museum heute über eine große Menge an Objekten ohne Geschichte verfügt. So ist jener in einer Vitrine ausgestellte Stein, den einer der Museumsgründer von einer Brasilien-Reise mitbrachte, weil er wohl schön aussah und seinem Empfinden nach gut ins Museum passen würde, ein Objekt, dass viel über die Geschichte des Museums erzählt. Es mangelte schließlich am Handwerkszeug, einem Museumsleitbild und Sammlungskonzept. Vor die Aufgabe gestellt, in naher Zukunft das seit 2005 bestehende Museum Huber-Hus und das Walsermuseum Lech-Tannberg unter ein Dach zu bringen, war es allen Beteiligten von Anfang an klar, dass es sich dabei nicht rein um die Einrichtung eines Depots zur Unterbringung der zahlreichen Objekte handeln könnte. Mit Unterstützung des Ausstellungsbüros Rath&Winkler begann 2011 die Arbeit an einem neuen häuserübergreifenden Konzept. Zu Beginn standen unzählige Gespräche mit ver-
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schiedenen Interessensgruppen und es galt neue Schwerpunkte für das künftige Haus zu definieren. Bei allen Runden kam immer wieder der Walser Dialekt zur Sprache, so dass wir uns schließlich die Frage stellten, wieso nicht die Sprache, den Dialekt als Schwerpunktsetzung für das neue Lech-Museum zu definieren. Der Tannberg als Schnittstelle zwischen sprachlichen Wurzeln (Walser Dialekt) und globalem Sprachgebrauch (bedingt durch den Tourismus) stellt schließlich den idealen Ort dar, um sich mit Sprache und Dialekt auseinanderzusetzen. Wohl steht
Interregionale Alpgespräche Die ersten Alpgespräche fanden im Jahr 1999 im Zuge der Bewahrung der alten Sennalp Batzen in Schröcken am Tannberg statt. Sie sind Forum sowohl für interdisziplinäre Fachgespräche als auch Austausch für alle Bürgerinnen und Bürger, die am Kultur- und Lebensraum Alpenbogen interessiert sind. Ziel der Alpgespräche ist es das Kulturgut in unserer Alpenregion zu erhalten und wertzuschätzen – „alte“ Wege zu pflegen und „neue“ Wege des Denkens und Handelns zu entwickeln und zu initiieren. Nach mehreren Jahren am Schröcken wurden die Alpgespräche auf „Wanderschaft“ geschickt, um die Vernetzung von regionalen Initiativen zu fördern, sodass die Alpgespräche mittlerweile in Guscha in der Schweiz, in Immenstadt im Allgäu, im vorarlbergischen Montafon und im schweizerischen St. Martin im Calfeisental zu Gast waren. Programm
Wenn ich ablehne, vergräme ich Leihgeber und bekomme womöglich nichts mehr. Elmar Vonbank
Freitag, 7. September 2012 „Kommunikationsformen“ im hochalpinen Raum mit Bergjause auf Pazüel Treffpunkt Talstation Rüfikopf-Seilbahn, 10 Uhr Nach der Auffahrt mit der Seilbahn auf den Rüfikopf führt eine leichte Wanderung ins Pazüel (ca. eine Stunde Gehzeit). Auf dem Weg dorthin erzählt der Schlinser Gerold Amann von einfachen „Kommunikationsformen“ im Alpenraum (Alpsegen, alte Kinderreime, das Echo in alpiner Landschaft, Juchzen und Jodeln) und bereichert seine Ausführungen mit musikalischen Kostproben. Im Pazüel erwartet die Teilnehmer eine Bergjause mit regionalen Spezialitäten. Vom Pazüel führt die Wanderung weiter nach Zürs (ca. eine Stunde Gehzeit), von dort Rückkehr mit dem Postbus nach Lech. Die Rückkehr nach Lech ist gegen 15 Uhr geplant. 17.00 Uhr Begrüßungs-Aperitiv im Museum Huber-Hus 18.00 Uhr Film Alpsegen, Schweiz 2012, 85 Minuten (sport.park.lech) 19.30 Uhr Abendessen im sport.park.lech Samstag, 8. September 2012 09.30 Uhr bis 12.30 Uhr Impulsreferate (sport.park.lech)
dem neuen Lech-Museum noch ein langer Weg bevor, um dieses Ziel zu erreichen. Den Auftakt unter dem neuen Schwerpunkt Sprache/Dialekt veranstalten Museum Huber-Hus und Museumsverein Lech am 7./8. September im Rahmen der 14. Interregionalen Alpgespräche in Lech am Arlberg. Birgit Ortner
Ernst Steinicke, Institut für Geographie, Universität Innsbruck, Petra Pfefferkorn-Walser, Lech Gerhard Rampl, Institut für Sprachen und Literaturen, Universität Innsbruck, Yvonne Kathrein, Institut für Germanistik, Universität Innsbruck, Heidemarie Anderlik, Städtisches Museum Braunschweig 12.30 Uhr bis 15.00 Uhr Mittagessen, Bodenalpe
14. Interregionale Alpgespräche Lech am Arlberg, 7.-8. September 2012 Sprache im Alpenraum Im Alpenraum herrscht eine sprachliche Vielfalt vor, die durch das Zusammenspiel von kultureller Regionalität und Dialektsprachlichkeit bereichert wird. Im Rahmen der 14. Interregionalen Alpgespräche widmen wir uns dem Thema „Sprache im Alpenraum“ und nähern uns diesem sprachlich-kulturellem Phänomen aus der Sicht verschiedener Fachgebiete.
15.00 Uhr Exkursion zur laufenden Grabung bei der Hofwüstung Schöneberg 2/4 mit Claus-Stephan Holdermann, Firma Context OG. Archäologie-Bauforschung-Kulturraumanalysen Nähere Informationen zu den Alpgesprächen (Anmeldung, detailliertes Programm etc.) erhalten Sie unter: www.alpmuseum.at
Eine Plattform für die Geschichte des Vorarlberger Oberlandes – 25 Jahre Geschichtsverein Region Bludenz Der wissenschaftliche Bearbeitung und Vermittlung der Geschichte der Stadt Bludenz und ihrer Umgebung eine Plattform zu bieten – dies war das Ziel jener Damen und Herren, die vor 25 Jahren die Gründung des Geschichtsvereins Region Bludenz angeregt hatten. Dafür wurde ein eigenes Publikationsorgan geschaffen: Insgesamt 102 Nummern der Bludenzer Geschichtsblätter sind seither erschienen, wobei die Themenpalette breit angelegt ist. In Form von Veranstaltungen und Ausstellungen trug der Verein dazu bei, die Geschichte als Teil der regionalen Identität zu begreifen und auch kritische Themen zur Sprache zu bringen. Angesichts dieser nunmehr ein Vierteljahrhundert dauernden Bemühungen um die Regionalgeschichte von Bludenz stellt sich auch die Frage, wie es denn um den Umgang des „offiziellen“ Bludenz mit der eigenen Vergangenheit steht. Heimatkunde und Wissenschaft Am Beginn standen die Bemühungen, einen heimatkundlichen Verein in der Tradition der Heimatschutzbewegung entstehen zu lassen, die bereits im Montafon und im Großen Walsertal die Einrichtung von Heimatmuseen gefördert hatte und in deren Zusammenhang nicht zuletzt die Eröffnung eines Stadtmuseums in Bludenz 1922 zu sehen ist. Maßgeblichen Anteil an der Gründung hatte der aus Bludenz stammende Gendarm Walter Vaplon, der – bedingt durch sein großes heimatkundliches Interesse – nach Mitstreitern für die Gründung eines Vereines suchte. Mit den beiden am Gymnasium Bludenz lehrenden Professoren Otto Schwald und Manfred Tschaikner gesellten sich auch wissenschaftlich ausgebildete Historiker hinzu, wobei die Auseinandersetzungen „Heimatkunde versus Wissenschaft“ nicht immer ganz konfliktfrei verliefen. Mit der Bestellung von Manfred Tschaikner zum Schriftleiter der Bludenzer Geschichtsblätter wurde schließlich ein Garant für die wissenschaftliche Qualität dieses Publikationsmediums gefunden, das sich unter seiner Federführung zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Vorarlberger Geschichtsschreibung entwickelt hat. Während der Obmannschaft von Walter Vaplon etablierte sich der Geschichtsverein Region Bludenz als bedeutender Kulturträger der Region. Otto Schwald, Gründungsmitglied und nunmehriger Obmann des Vereins, erinnert sich an äußerst gut besuchte Exkursionen und Veranstaltungen in den ersten Vereinsjahren. Einige Schwerpunktveranstaltungen verdienen dabei besondere Beachtung. Thema Migration Bis in die 1980er Jahre war die Vorarlberger Geschichtsschreibung von Ideologien dominiert, welche das Landesbewusstsein und die Abgrenzung von „den Anderen“ in den Mittelpunkt stellte. Höhepunkt dieser aus heutiger
Ankündigung: Neue Broschüre „Museum und Recht“ Die demnächst erscheinende Broschüre „Museum und Recht“ soll vor allem kleineren Museen den Arbeitsalltag erleichtern. Die Anforderungen an die Verwaltung und Dokumentation der eigenen Arbeit sind in den letzten Jahren durch die Professionalisierung unserer Museen gestiegen. Gerade rechtliche Fragen führen aber immer wieder zu
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Sicht bisweilen skurril anmutenden Betrachtungsweise war das 1986 – also ein Jahr vor der Gründung des Geschichtsvereins – erschienene Buch „Vorarlberger Geschichte“ des ehemaligen Landesamtsdirektors Elmar Grabher. Für eine kritische Untersuchung der Migration, insbesondere der Zuwanderung, die Vorarlberg seit mehr als einem Jahrhundert geprägt hatten, blieb in dieser Ideologie kein Platz. Umso bemerkenswerter ist daher die bahnbrechende Veranstaltung „Bludenz grüßt Valsugana – Valsugana saluta Bludenz“ im Dezember 1988, die der Geschichtsverein Region Bludenz gemeinsam mit dem Kulturverein allerArt initiiert hatte. Erstmals befassten sich die Nachfahren der trentinischen (italienischen) Zuwanderer, die Ende des 19. und am Beginn des 20. Jahrhunderts nach Vorarlberg gekommen waren, öffentlich mit ihrer Geschichte und setzten sich auch kritisch mit dem „Italienerbild“ in der Vorarlberger Geschichtsschreibung auseinander. Die Bludenzer Initiative zog in der Folge weite Kreise, wurden doch schließlich in einem groß angelegten Forschungsprojekt die historischen Quellen zur Auswanderung aus dem Trentino und der Einwanderung nach Vorarlberg ausgewertet, nachdem bereits zwei Doppelnummern der Bludenzer Geschichtsblätter zum Thema erschienen waren. In eine ähnliche thematische Richtung verwies die Aufarbeitung der Geschichte der Südtirolersiedlung in Bludenz. Stadtmuseum Bludenz als Dauerbrenner Die Geschichte der Stadt vor dem Vergessenwerden zu schützen war das erklärte Ziel des Stadtmuseums Bludenz, das am 30. Juli 1922 eröffnet wurde. Nach einem kurzen Intermezzo in den 1960er Jahren wurde das Museum 1971 im an das Obere Tor angrenzenden Ehrenbrandt´schen Haus wieder eröffnet. Die Gestaltung der Ausstellung entspricht bis heute im Wesentlichen den Konzepten Alfons Leuprechts aus den Gründungsjahren des Museums. Der Umstand, dass das Stadtmuseum in eine Art „Dornröschenschlaf“ verfallen war (zumindest die Besucherzahlen wiesen darauf hin), veranlasste den Geschichtsverein, im Oktober 2002 eine mehrtätige Veranstaltung zu organisieren, bei der auf den Ist-Zustand hingewiesen und Perspektiven für die Zukunft aufgezeigt wurden. Die vom Geschichtsverein initiierte, erstmalige Teilnahme des Stadtmuseums Bludenz an der Langen Nacht der Museum stieß auf großen Publikumszuspruch (rund 300 Besucherinnen und Besucher konnten
Unsicherheiten. Als Partner der Vorarlberger Museen möchte die Kulturabteilung des Landes Vorarlberg darauf reagieren und hat als Auftraggeber mit der neuen Broschüre dieses Thema herausgegriffen. Wie die Autoren Dr. Erika Pieler, Dr. Leonhard Reis und Dr. Peter Strasser betonen, ist das kleine Handbuch nicht als wissenschaftliche Abhandlung oder umfangreiches Nachschlagewerk gedacht, sondern als eine brauchbare Orientierung für die tägliche Museumspraxis. Sobald die Broschüre verfügbar ist, werden alle Museen per Rundschreiben informiert
verzeichnet werden), was als Indikator dafür gewertet werden konnte, dass das Thema „Stadtmuseum“ durchaus ein Anliegen war. Bereits zuvor war in einer Diskussionsveranstaltung mit Vertretern der Stadt und des Landes die Zukunft des Stadtmuseums diskutiert worden. Die Erkenntnisse der Veranstaltung wurden im Band 70 der Bludenzer Geschichtsblätter 2003 veröffentlicht. Einige Anzeichen wiesen in den Folgejahren darauf hin, dass etwas Bewegung in die Sache kommen könnte – immerhin wurde die Inventarisierung der Museumsobjekte in Auftrag gegeben, in mehreren Ausstellungen im Rathaus auf Aspekte der Stadtgeschichte und des Stadtmuseums aufmerksam gemacht und insbesondere ein Museumskonzept beim Büro Rath & Winkler in Auftrag gegeben, das spannende Ideen für die zukünftige Umsetzung eines neuen Stadtmuseums enthält. Fast zehn Jahre nach der Veranstaltung „80 Jahre Stadtmuseum Bludenz“ fällt der Befund dennoch ernüchternd aus: Die Ausstellungsräume beim Oberen Tor präsentieren sich unverändert, das Museumskonzept scheint in der Schublade verschwunden zu sein und die Hoffnung, ein lebendiges Stadtmuseum als Kulturzentrum und Impuls für die Belebung der historischen Bludenzer Altstadt eines Tages eröffnen zu können, ist in weite Ferne gerückt. Die Bemühungen des Geschichtsvereins, der Stadtgeschichte den ihr gebührenden Raum zu geben, gehen nichtsdestotrotz weiter. Immerhin sind derzeit Gespräche im Gange, ein Turmmuseum in der St. Laurentiuskirche einzurichten, wo sakrale Kunstgegenstände und gleichzeitig ein außerordentlicher Ausblick auf die Stadt Bludenz präsentiert werden könnten.
Nach einem etwas turbulenten Obmannwechsel übernahm Andreas Rudigier vor zehn Jahren die Führung des Geschichtsvereins aus den Händen von Franz Fröwis, der in dieser Funktion dem Gründungsobmann Walter Vaplon gefolgt war. Im Vereinsvorstand sind heute Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen vertreten, wobei in der Obmannschaft ein Rotationsprinzip eingeführt wurde, das jeweils für neue Impulse sorgt. Zum 25jährigen Jubiläum wurde das Design der Bludenzer Geschichtsblätter – anlässlich der im vergangenen Jahr als Nr. 100 erschienenen Geschichte des Dorfes Brunnenfeld – völlig neu gestaltet. Zu diesem Anlass wird im November auch ein Veranstaltungsschwerpunkt zum Thema „Schwabenkinder“ gestaltet. Christof Thöny
InsMuseum.com – eine virtuelle Reise durch ausgewählte österreichische Museen Zu einer virtuellen, 100 Tage dauernden, Reise durch die österreichische Museumslandschaft laden der Österreichische Museumsbund und der Internationale Museumsrat (ICOM) seit 1. Mai diesen Jahres ein. 100 Museen präsentieren sich und jeweils ein ausgewähltes Objekt ihrer Sammlung auf einer Onlineplattform. Aufgezeigt werden soll damit die Vielfalt der Museen des Landes. Der Präsident des Österreichischen Museumsbundes, Peter Assmann, betonte bei der Präsentation die „österreichische Perspektive auf die Museumslandschaft“. Ein gleichzeitig erschienenes, von Österreichischem Museumsbund und ICOM Österreich herausgegebenes Positionspapier präsentiert unter dem Titel „Museum selbstbewusst“ Aspekte der Gegenwart und Zukunft der Museen Österreichs. 100 Objekte in 100 Tagen Aus 185 mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel ausgezeichneten Museen wurden 100 Häuser ausgewählt, die sich auf der Onlineplattform insMuseum.com vorstellen und jeweils ein Objekt aus ihrer Sammlung detailliert beschreiben. Die Bandbreite reicht dabei von kleinen Heimatmuseen bis zum Kunsthistorischen Museum, das die Saliera vorstellt. Die Reihenfolge der im stetig wachsenden Blog präsentierten Objekte zeigt bewusst einen Sprung durch die teilnehmenden Häuser des Landes. Die grafische Umsetzung der Kampagne wählt mit einem Herzlogo mit verschiedenen Silhouetten bewusst
die Spannbreite zwischen Volkskultur, Kunst, Archäologie sowie Architektur. Gleichzeitig wird versucht, die Museen und ihre Objekte über Facebook und Twitter vor allen jungen Menschen schmackhaft zu machen. Beteiligung aus Vorarlberg Aus Vorarlberg beteiligen sich das Angelika Kaufmann Museum in Schwarzenberg, das Frauenmuseum in Hittisau, die Inatura, das Jüdische Museum Hohenems, das Klostertal Museum in Wald am Arlberg, das Stadtmuseum Dornbirn und das vorarlberg museum an der virtuellen Museumsreise. Allein schon die Auswahl dieser Museen veranschaulicht die Diversität der Museumslandschaft des Landes. Für das Klostertal Museum wurde beispielsweise der historische Kinderwagen des Thöny-Hofes in Wald am Arlberg ausgewählt, der exemplarisch für das reichhaltige Inventar des Anwesens und die Geschichte des Hauses steht. Die Tatsache, dass der schmucke Kinderwagen im Besitz der Familie des heutigen Hausbesitzers Pfarrer Valentin Thöny war, schafft gleichzeitig eine emotionale Ebene, von der Museumsbesucherinnen und -besucher besonders angesprochen werden.
Museum selbstbewusst – ein Positionspapier von Österreichischem Museumsbund und ICOM Österreich Gleichzeitig mit der Präsentation der Internet-Kampagne wurde im April das Positionspapier „Museum selbstbewusst“ vorgestellt, das Antworten auf die Frage „Was ist ein Museum heute – am Beginn des 21. Jahrhunderts?“ geben soll. Laut ICOM Österreich Präsident Wilfried Seipel habe man versucht, eine Definition zu erstellen, die „allen gefällt“ – was natürlich hinterfragt werden kann. Selbstbewusst werden – ganz dem Titel des Positionspapiers entsprechend – die österreichischen Museen präsentiert, die „zu den bedeutendsten weltweit“ zählen. Als wesentliche Merkmale der Museumsarbeit im 21. Jahrhundert werden Bildung, Vermittlung und Vernetzung definiert. Gleichzeitig wird die Bedeutung der Museen als Wirtschaftsfaktor unterstrichen, besuchen doch jährlich Millionen von Menschen die österreichischen Museen. Nicht vergessen wird auf das immense ehrenamtliche Engagement, ohne das zahlreiche Institutionen nicht geführt werden könnten. Die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Museen übersteigt bei Weitem jene der Angestellten. Die Tatsache, dass viele der Häuser ausschließlich ehrenamtlich geführt werden – und das vielfach mit großer fachlicher Kompetenz (auch in Vorarlberg!) – sollte auch zum Nachdenken anregen, ob dieser Zustand auch auf Dauer so bleiben kann und soll. Christof Thöny
S TAD TM U S EU M D OR N B IR N
Aus dem Archiv Von nun an sollen regelmäßig kurze Berichte über Dokumente aus dem VLM-Archiv bestimmte Facetten der Geschichte von Verein und Museum schildern Angelegenheit mit Hild Das Archiv des vorarlberg museums enthält zahlreiche wichtige Dokumente, die unerlässlich sind für die Geschichte sowohl des Landesmuseumsvereines als auch des Museums. Neben Rechnungsbelegen, Korrespondenzen, Mitgliederlisten enthält es auch Protokolle der Sitzungen, die die wichtigsten Ereignisse dokumentieren. Die Protokolle zeigen neben vielem anderen, dass es im Museumsverein immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen etwa über die Ausrichtung der Vereinstätigkeit kam. Ein merkwürdiger Konflikt, der sowohl den Verein als auch das Museum berührte, ereignete sich in den Jahren 1930 und 1931. Im Mittelpunkt der Ereignisse stand der langjährige Leiter des Museums, Adolf Hild (1883-1954), dem das Museum höchst sehenswerte und nützliche Inventare verdankt. Er war von 1907 bis Ende 1938 Angestellter des Museumsvereines und wurde in den Sitzungsberichten um 1930 stets als „Verwalter“ tituliert. Er unterstand den jeweiligen Vereinsvorsitzenden (Carl von Schwerzenbach, Vereinsvorsitz 1901-1921; Franz Lukesch 1921-1924, Oskar Baldauf 1925-1930 und Viktor Kleiner 1931-1938). Dr. Oskar Baldauf, Professor für Geographie und Geschichte am Gymnasium Bregenz, fühlte sich während seiner Periode als Vereinsvorsitzender durch eine für das Jahr 1929 durchgeführte Rechnungsprüfung angegriffen und warf auf einer Ausschusssitzung im April 1930, die – so berichtet das Protokoll – einen „spektakulösen Verlauf“ nahm, dem „Verwalter Hild“ vor, ihn wegen Kleinigkeiten bei den Rechnungsprüfern angeschwärzt zu haben. Damit sei das letzte Vertrauen, das ein Vorgesetzter in einen Beamten haben müsse, verloren. Er forderte nun ein vom Ausschussmit-
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glied Landeshauptmann Dr. Otto Ender angeregtes Disziplinarverfahren. Hild allerdings bestritt die Vorwürfe und fragte, worin seine Dienstverletzung zu sehen sei. Der Ausschuss erklärte jedoch, Hild sei mitschuldig am Vorgehen der Rechnungsprüfer und man fasste einen Beschluss zur Eröffnung eines Disziplinarverfahrens. Nicht ganz unproblematisch war, dass Hild selbst während der Sitzung gewohntermaßen die Funktion des Schriftführers innehatte. In der „Verhandlungsschrift der 67. ordentlichen Hauptversammlung“ vom 22. November 1930 wurde eigens das „gehässige und unwürdige Benehmen des Museumsbeamten Hild“ vermerkt. In einer Ausschusssitzung des Vereins vom 4. Dezember 1930 wurde endlich die „Vorstandschaft“ beauftragt, „die Durchführung des Verfahrens mit aller Schärfe und sofort mit einem zur Verfügung stehenden Rechtsanwalt bzw. Richter zu betreiben. Am 2. Juli 1931 wurde Adolf Hild schließlich ein Disziplinarerkenntnis zugestellt. Die Angelegenheit wurde schon zwei Tage vorher auf einer Ausschusssitzung des VLMV ausführlich behandelt und die Ansicht geäußert, „dass Hild berechtigt ist, das Erkenntnis des Disziplinarsenates anzufechten, weil nicht alle gesetzlichen Bestimmungen beachtet wurden, trotzdem drei Juristen mitwirkten.“ Am 1. Oktober 1931 richtete schließlich Adolf Hild an die „Vorstandschaft des Landesmuseums Vereines für Vorarlberg“ ein Schreiben, in dem er auf das „Disciplinarerkenntnis“ reagierte. Hild weist darauf hin, dass dabei die Vorschriften der Dienstpragmatik „nicht berücksichtigt“ worden seien: „Mir wurde keine Gelegenheit gegeben, mich zu verantworten oder zu verteidigen. Ich wurde zur Verhandlung nicht einmal vorgeladen.“ Und er fügt – nicht ohne Ironie – hinzu: „Das Disciplinarerkenntnis ist auch deswegen ungiltig, weil ich kein öffentlicher Beamter, sondern privatrechtlicher Dienstnehmer bin und die öffentlich-rechtlichen Bestimmungen des Disciplinarverfahrens niemals im Vereinbarungswege auf ein privatrechtliches Dienstverhältnis angewendet werden können.“ Dem Bericht über die Ausschusssitzung vom 3. Oktober 1931 kann man eine interessante Wendung entnehmen: Es wurde der Rücktritt des Vereinsvorstandes Prof. Dr.
Oskar Baldauf verkündet und damit begründet, dass Prof. Baldauf ein Jahr Studienurlaub erhalten habe und beabsichtige längere Auslandsreisen zu unternehmen. Als Nachfolger wurde nun der Landesarchivar Viktor Kleiner in Vorschlag gebracht und auch – mit der Unterstützung des anwesenden Landeshauptmannes Ender – gewählt. Letzterer wird mit den Worten zitiert: „Landeshauptmann Ender mahnte ernstlich, es sollte eine einige Wahl erfolgen, damit man in Freude zusammen schaffen könne. Die Angelegenheit Hild brauche keine Sorge zu machen; er müsse eben mit Grobheit und mit Klugheit in der richtigen Abwechslung behandelt werden.“ Der Vorsitzende des Disziplinargerichtes, Regierungsrat Josef Blumrich, berichtete über die „Angelegenheit mit Hild“: „Es standen uns drei rechtskundige Männer zur Seite, aber trotzdem war das Verfahren ungesetzlich und es blieb daher auch das Erkenntnis wirkungslos. Wir waren von unserem Rechtsanwalt schlecht beraten und hatten ausser der Aufregung noch Kosten von 317 S.“ Auf Anregung des Bundeskanzlers a. D. und Landeshauptmannes Dr. Otto Ender wurde der Konflikt dann auf folgende Weise zu Grabe getragen: „Der Ausschuss nimmt das Erkenntnis des Disziplinargerichtes nicht zur Kenntnis und zieht daraus keine Folgerungen. Bei der schriftlichen Uebermittlung dieses Beschlusses soll der neue Vorstand dem Beamten Hild gegenüber mündlich erklären, dass das Verfahren nicht richtig war, dass aber der Ausschuss anlässlich des Wechsels in der Vorstandschaft darauf verzichte, das Verfahren neuerdings einzuleiten, da anzunehmen sei, dass die persönlichen Spannungen in Zukunft wegfallen.“ Adolf Hild, gelernter Photograph, leistete übrigens neben seiner eigentlichen Museumsarbeit wichtige archäologische Arbeiten, war seit 1924 Konservator des Bundesdenkmalamtes und Mitglied mehrerer archäologischer Gesellschaften, wurde übrigens nach dem „Anschluss“ an das nationalsozialistische Deutsche Reich vom Reichsgau Tirol-Vorarlberg als öffentlich Bediensteter übernommen, 1945 wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft von der Leitung des Museums enthoben. Er wurde 1948 wegen der Erreichung der Altersgrenze pensioniert und starb 1954. Peter Melichar
Das Archiv 2.0. – Der Arbeitskreis Vorarlberger Kommunalarchive begleitet vermeintlich verstaubte Institutionen ins 21. Jahrhundert Die zahlreichen Kommunalarchive Vorarlbergs sammeln historische Dokumente, Bilder und andere Überlieferungen, machen diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich und ermöglichen damit die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte. Vorarlberg hat eine lange Tradition der kommunalen Selbstverwaltung. Die Gemeinde- und Stadtarchive sind lebendige Zeugen dieses Selbstverständnisses. Da mehr und mehr Menschen die Regionalgeschichte für sich entdecken, werden auch die Anforderungen an die Kommunalarchive größer. Aus diesem Grund haben sich zahlreiche Kommunalarchive zu einem Arbeitskreis als Interessengemeinschaft der KommunalarchivarInnen und
sam der fachliche Austausch untereinander ist und diesen wollen wir weiter fortsetzen. Netter: 2011 wurde auf einer langen Zugfahrt zum Kommunalarchivtag nach Waidhofen/Ybbs die Idee geboren, die lose Interessensgemeinschaft in einen Arbeitskreis zu verwandeln, der organisatorisch unter dem Dach des Österreichischen Städtebundes verankert ist. Der Arbeitskreis Vorarlberger Kommunalarchive war geboren. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, in einer breiten Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Bedeutung der Kommunalarchive als Wissensspeicher für Städte und Gemeinden stärker zu verankern. mm: Wie ist der AVK bisher aktiv in Erscheinung getreten? Netter: Wichtig sind uns Aktivitäten, die den fachlichen Austausch fördern. Die meisten Kommunalarchive in Vorarlberg sind ja entweder nur mit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin beziehungsweise einem hauptamtlichen Mitarbeiter besetzt oder werden überhaupt ehrenamtlich geführt. Letztes Jahr – 2011 – haben wir mit einer Fotoausstellung [„Stadt und Land – Vorarlberger Lebenswelten“, Anm.] erstmals bei der Langen Nacht der Museen teilgenommen. Neun Archive – Bildstein, Bregenzerwald, Dornbirn, Feldkirch, Hard, Lauterach, Nenzing, Rankweil und Montafon – haben in der Aula der Volksschule Markt
Kommunalarchive Vorarlberg (AVK) zusammengeschlossen. Dieser stellt einen landesweiten Arbeitskreis dar, der überdies im Rahmen des Österreichischen Kommunalarchivverbandes organisiert ist. Eines seiner vorrangigen Ziele ist es, einer breiten Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Bedeutung der lokalen und regionalen Archive als Wissens- und Gedächtnisspeicher zu verdeutlichen. Katrin Netter, Leiterin des Bregenzerwaldarchivs, und Nicole Ohneberg, Leiterin des Gemeindearchivs und des Textildruckmuseum Hard, erläutern im Interview die Hintergründe der Arbeitskreis-Aktivitäten. mm: Ihr habt gemeinsam mit kommunalen Archivarinnen und Archivaren aus ganz Vorarlberg den Arbeitskreis ins Leben gerufen. Wie ist es dazu gekommen und was waren die Motive für diesen Schritt? Netter: Nicole Ohneberg vom Gemeindearchiv Hard und ich sind 2008 ungefähr zur gleichen Zeit als Kommunalarchivarinnen bestellt worden. Am Anfang der Tätigkeit standen wir beide vor der Frage, welche Datenbank wir zukünftig zum Verzeichnen unserer Archivalien verwenden wollen. Bei gemeinsamen Gesprächen haben wir rasch bemerkt, dass wir diesbezüglich die gleichen Ansprüche und Bedürfnisse haben und dass gemeinsam vieles leichter ist. Bald waren dann andere Kommunalarchive mit im Boot, alle mit dem Wunsch, die Anschaffung einer gemeinsamen, vernetzten Datenbank voran zu treiben. Das mit einer vernetzten Datenbank haben wir uns aber leichter vorgestellt, als es tatsächlich ist. Sowohl zeitlich als auch organisatorisch. Ohneberg: Soll es eine zukunftsweisende Lösung sein, müssen zahlreiche Partner ins Netzwerk eingebunden werden: Gemeindeinformatik, Vorarlberger Landesarchiv, Landesinformatik und andere. Lange Rede, kurzer Sinn: Nach einer längeren Konzeptphase haben die beteiligten Archive Ende 2010 das Projekt zunächst einmal gestoppt. Der AVK erhofft sich aber durch die Anstellung eines neuen IT-Archivars im Vorarlberger Landesarchiv Impulse in die Richtung einer landesweiten Lösung. Diese Phase war für die beteiligten KommunalarchivarInnen nichts desto trotz sehr wichtig. Es hat uns gezeigt, wie bedeut-
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in Hard Fotos aus ihren Beständen präsentiert. Diese Ausstellung wurde in der Folge noch im Landhaus, in der RAIKA Egg und im Montafoner Heimatmuseum Schruns gezeigt. Damit verfolgen wir einen doppelten Zweck: die Zusammenarbeit untereinander zu stärken und gleichzeitig die Arbeit der Kommunalarchive in der Öffentlichkeit präsenter zu machen. Ohneberg: 2012 werden wir im Palais Liechtenstein Nachlässe aus den Archiven präsentieren. Es freut uns natürlich sehr, dass heuer schon 13 Kommunalarchive mitmachen werden. Daneben gibt es interne Schulungen. Im April haben wir gemeinsam mit dem Vorarlberger Landesarchiv ein Seminar zur sachgerechten Erfassung von Archivalien nach internationalen Standards durchgeführt. Im Spätherbst werden wir gemeinsam mit dem Landesarchiv den Vorarlberger Archivtag umsetzen. Durch gemeinsame Projekte werden Wissensaustausch und Kommunikation zwischen den Beteiligten erleichtert. Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer in kleinen Archiven bekommen Rückhalt und können somit von größeren Institutionen profitieren. mm: Gibt es konkrete Pläne für die weitere Vorgangsweise? Welche Anliegen habt ihr in nächster Zeit und welche Aktivitäten sind geplant? Netter: Über die Abwicklung der kommenden Langen Nacht und des Vorarlberger Archivtags hinaus, gibt es natürlich weitere Pläne. Es wäre schön, wenn wir den AVK
dazu nutzen könnten, inhaltlich noch stärker zusammenzuarbeiten. Wir könnten uns vorstellen, dass der AVK eine Klammer für regionale, historische Forschungsprojekte werden könnte, ein Forschungsträger für die Archive. Inhaltliche Ideen gäbe es genug. Im Moment sind wir intern aber noch in der Phase der Vorgespräche. mm: Welche Mittel stehen dem AVK für seine Arbeit zur Verfügung? Wie ist die Trägerschaft des Arbeitskreises geregelt? Wie steht es um die Kooperation mit größeren Institutionen wie etwa dem Vorarlberger Landesarchiv? Ohneberg: Die Mittel des AVK sind bescheiden. Jedes Archiv bringt bei einem gemeinsamen Projekt wie etwa der Langen Nacht die für seinen Part benötigten Budgetmittel ein. Gerade wenn es darum geht, den AVK in Zukunft weiterzuentwickeln, könnte natürlich ebenso die Gründung eines Vereins denkbar sein. Netter: Erster Ansprechpartner für eine Kooperation mit größeren Institutionen ist natürlich das Vorarlberger Landesarchiv. Die Kernarbeit der Archive ist die Erfassung und Aufarbeitung von Archivalien. Wenn wir in diesem Bereich gemeinsame Standards in Vorarlberg verwirklichen wollen, wäre es absurd, dies nur auf der Ebene der Kommunalarchive zu tun. Der AVK hat sehr rasch die Kooperation mit dem Landesarchiv gesucht und arbeitet nun eng mit diesem zusammen. Die bereits erwähnten, heuer stattfindenden Veranstaltungen sind Ausdruck dieser Zusammenarbeit. Michael Kasper Vorabinformation: Lange Nacht der Museen 2012 Ort: Palais Liechtenstein, 1. Obergeschoss Datum: 06. Oktober 2012, ab 18:00h „Nachlässe: aus privater Hand in kommunale Archive“ Teilnehmende Archive: GA Hard, StA Dornbirn, StA Bregenz, StA Feldkirch, GA Bildstein, GA Lech, Montafon Archiv, Klostertal Museum (Archiv), GA Rankweil, GA Nenzing, Bregenzerwald Archiv, GA Wolfurt, Wirtschaftsarchiv
Biographisches: Mag. Katrin Netter, MA: Geb. 1974 in Krems/Donau, 19952000 Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an der Universität Wien, 2004-2007 Postgraduales Studium Digitales Sammlungsmanagement und Bildwissenschaften Donauuniversität Krems, seit Ende 2008 Leiterin des Bregenzerwald Archivs. Dr. Nicole Ohneberg: Geb. 1977 in Bregenz, 1996-2000 Studium der Geschichte und Kunstgeschichte an der Leopold-Franzens-Universität in Innsbruck, 2001-2003 Doktorat, seit Ende 2008 Leiterin des Gemeindearchivs und des Textildruckmuseum Hard. Als zusätzlicher Aufgabenbereich kam im Jänner 2012 das Kulturreferat hinzu.
Gauertaler AlpkulTour „Eine Kulturlandschaft auf anderen Wegen erleben!“ lautet das Motto der Gauertaler AlpkulTour, die zu Sommerbeginn eröffnet worden ist. Das Gauertal müsste eigentlich gar nicht beworben werden, ist es doch – und nicht nur durch die subjektive Brille des Montafoner Verfassers gesehen – eines der schönsten Täler dieses Landes. Die Projektleiterin Marion Ebster nennt das Gauertal ein schönes Beispiel für die Montafoner Alp- und Maisäßkultur. Klingende Namen wie Plazadels oder Wachters Dieja – die richtige Aussprache letzteren Wortes lässt wohl die oder den Eingeborene(n) erkennen – verweisen auf solche Maisäße beinahe in Rufweite der Sulzfluh und der Drei Türme. Die Gauertaler AlpkulTour führt von der Bergstation Grüneck (Golmerbahn) über die obere Latschätzalpe zur oberen Sporaalpe und Lindauer Hütte, dann weiter talauswärts zur unteren Sporaalpe und unteren Latschätzalpe, ehe der Weg bald danach bergauf zu den angesprochenen Maisäßen abzweigt, über welche die Bezwingerin beziehungsweise der Bezwinger der Hauptroute nach rund vier Stunden und fast 13 Kilometern wohl schon etwas müde zur Mittelstation Matschwitz gelangt. „13“ ist auch das Stichwort für die Stationen am Weg: Mit Ausnahme der oberen Latschätzalpe und der Lindauer Hütte sind an den Aufmerksamkeit erheischenden Punkten – in Wirklichkeit ist das ohnehin jeder Punkt dieser Route – insgesamt elf künstlerische Interventionen anzutreffen, die aus der Hand des Montafoner Künstlers Roland Haas stammen. Gegenstand der künstlerischen Betrachtungen sind die historische Baukultur, die Hinweise auf abergläubische Lebenswelten, auf Quellen, auf die Menschen, die sich hier neuesten Forschungen zufolge über Jahrtausende aufgehalten haben, auf die Berge, die Naturgefahren, auf mysteriöse kriegerische Auseinandersetzungen, auf den hier produzierten Käse, auf die Jagd und letztlich auch auf den Wald, der bei fehlender Bewirtschaftung zunehmend Besitz früherer Kulturlandschaften ergreift. Eine Broschüre informiert auf 37 Seiten über diesen neuesten Themenweg in Vorarlberg Info: www.alpkultour.com Neues zur Bergbaugeschichte der Ostalpen Seit 2007 wird an der Universität Innsbruck im Rahmen eines Spezialforschungsbereichs SFB HiMAT („History of Mining Activities in the Tyrol and Adjacent Areas. Impact on Environment and Human Societies“) die Geschichte des Bergbaus in Tirol und seinen angrenzenden Gebieten mit Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft erforscht. Zentrales Thema dieses Spezialforschungsbereichs ist die Rekonstruktion der Technik-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Montanwesens im alpinen Raum von der Urgeschichte bis in die Neuzeit. Im Mittelpunkt stehen die Gewinnung und Verarbeitung mineralischer Rohstoffe und Metalle sowie deren Distribution im lokalen, regionalen und überregionalen Umfeld, wobei soziale, kulturelle sowie naturräumliche Aspekte ebenso berücksichtigt werden. Hierbei gilt es, eine Brücke zu schlagen zwischen der überwiegend auf archäologischen Quellen basierenden frühen (prähistorischen) Bergbaugeschichte und dem schriftlich überlieferten Montanwesen des Spätmittelalters und der Neuzeit Dies erfolgt in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen geistes-, natur- und ingenieurswissenschaftlichen Projektpartnern. An dem Forschungsprogramm sind zwölf Institute beteiligt, fünf davon aus dem Ausland (Universitäten Basel, Bochum, Frankfurt, Tübingen/Mannheim und das Deutsche Bergbaumuseum in Bochum). Der Spezialforschungsbereich wird vom Wissenschaftsfonds, der Universität Innsbruck und den Bundesländern Tirol, Salzburg und Vorarlberg sowie von der Autonomen Provinz Bozen, der Stadt Schwaz, den Gemeinden Bartholomäberg und Silbertal, dem Stand Montafon, der Industriellenvereinigung Tirol, dem transidee Transferzentrum der Universität Innsbruck und der WilhelmMommerts-Stiftung finanziell unterstützt. Im Juni 2012 sind nun im Rahmen der Reihe „Archäologie Österreichs Spezial“ die interdisziplinären und internationalen Forschungsaktivitäten der ersten drei Projektjahre ver-
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öffentlicht werden. Den prähistorischen Siedlungen und dem mittelalterlichen Bergbau im Montafon ist ein eigenes Kapitel gewidmet (S. 147-166). An dieser Stelle sei auch festgehalten, dass die Forschungsergebnisse in eine große Sonderausstellung (Arbeitstitel „Schätze der Berge. 10 000 Jahre Bergbaugeschichte in den Ostalpen“) münden sollen, die ab 2013 in Hallein und im Winter 2015/16 auch im vorarlberg museum gezeigt werden soll. Info: www.uibk.ac.at/himat/
Erzbischof Marcus Sitticus von Hohenems 1612-1619 Die 38. Sonderausstellung des Dommuseums zu Salzburg widmet sich der kurzen Regierungszeit des aus Hohenems stammenden Salzburger Erzbischofs Marcus Sitticus, deren Beginn sich heuer zum 400. Mal jährt (bis 28. Oktober 2012). Direktor Peter Keller fasst im Vorwort des Begleitkatalogs zusammen: „Marcus Sitticus trug durch den Bau des Doms, des Schlosses Hellbrunn und dreier Stadttore, durch die Gründung der Universität sowie die Ordnung des Salzhandels maßgeblich zur Entwicklung von Stadt und Land Salzburg bei. Dennoch flocht ihm die Nachwelt keine Kränze. Das Urteil fiel umso negativer aus, je größer der zeitliche Abstand war.“ Die heurige Sommerausstellung und eine wissenschaftliche Tagung (die im Juni stattfand) bemühen sich um ein neues Bild des Nachfolgers des Erzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau. Die Ausstellung im Dommuseum gliedert sich in drei Teile und präsentiert die Familie, die Zeit als Landesherr und die Zeit als Erzbischofs. Marcus Sitticus wurde 1574 als Kind der Grafen von Hohenems in Hohenems geboren. Er schlug die geistliche Laufbahn ein und wurde Domherr in Konstanz, Salzburg und Augsburg sowie 1604 Dompropst in Konstanz. Nach dem erzwungenen Amtsverzicht Wolf Dietrichs wählte das Salzburger Domkapitel Marcus Sitticus 1612 zum Fürsterzbischof, also zum geistlichen und weltlichen Herrn des Landes. Die Ausstellung zeigt u.a. Ansichten von Hohenems und Szenen aus dem Leben der Hohenemser Grafen aus dem späten 16. Jahrhundert, die etwa auf den Antwerpener Maler Anton Boys zurückgehen. Darüber hinaus ist auch ein schönes Exemplar des ersten im heutigen Vorarlberg gedruckten Buches, der Emser Chronik des Bartholomäus Schnell (1616), zu sehen. Aus dem vorarlberg museum werden eine Auswahl an Tellern (durchbrochene Fayencen) aus der Zeit um 1585 gezeigt, die das Hohenemser Wappen tragen. Ein kleiner, gut 100 Seiten starker Katalog informiert über die Ausstellung; 2013 erscheint noch ein Folgeband, der die Ergebnisse der wissenschaftlichen Tagung publizieren wird. Verliebt, verlobt, verheiratet ... Ein volkskundlicher Blick auf Geschichte(n) rund ums Heiraten Sonderausstellung im Stadtmuseum Dornbirn (bis 9. September) Eheschließung und Hochzeit als zentrale Ereignisse im Leben der Menschen gehen mit zahlreichen Bräuchen und Traditionen einher und unterliegen einem steten Wandel. Von der Wahl der Ehepartner bis zu den Motiven der Eheschließung ist heute nichts mehr so, wie es vor einigen hundert Jahren der Fall war. Die romantische Liebe und Gefühle spielen erst seit dem 19. Jahrhundert eine Rolle, der „schönste Tag“ war früher oft nicht mehr als eine kurze Unterbrechung des bäuerlichen Alltagslebens. Ein kleiner Exkurs durch die Geschichte der Brautmoden darf im Dornbirner Stadtmuseum natürlich nicht fehlen: war das schwarze Brautkleid, das auch nach der Hochzeit noch als Sonntagskleid genutzt werden konnte, in Dornbirn bis in die 1930er Jahre gang und gäbe, konnte die modische Braut 30 Jahre später schon im kurzen weißen Brautkleid vor den Traualtar schreiten. Die Zeit vor der Eheschließung, die sogenannte Stubaten, auf denen sich junge Leute in geschütztem Rahmen kennen lernen konnten, das Sparen für
die Aussteuer, die Zeit der Verlobung runden die Sonderausstellung im Dornbirner Stadtmuseum ab. Öffnungszeiten: Di-So, 10:00-12:00h, 14:00-17:00h Info: www.dornbirn.at/stadtmuseum/ Der heilige Gallus 612/2012: Leben – Legende – Kult Vor 1400 Jahren, wahrscheinlich im Jahr 612, ließ Gallus sich im Steinachtal nieder. Aus diesem Anlass zeigt die Stiftsbibliothek St. Gallen in einer erweiterten Jubiläumsausstellung Zeugnisse zum Leben, Umfeld, Nachwirken und Kult des Heiligen. Sie präsentiert aus ihrem reichen Schatz an Handschriften und Drucken die schönsten und wertvollsten Stücke mit Bezug zum hl. Gallus. Dazu kommen kostbare Leihgaben aus dem Domschatz von St. Gallen, dem Stiftsarchiv, dem Stadtarchiv und der Vadianischen Sammlung St. Gallen, der Stiftsbibliothek Einsiedeln, den Bibliotheken in München, Stuttgart und Wolfenbüttel sowie der Biblioteca Ambrosiana in Mailand. Unter den Exponaten befinden sich u.a. Werke von Zeitgenossen des Gallus, Texte, die noch zu seinen Lebzeiten geschrieben wurden, irische Handschriften, darunter das berühmte Antiphonar von Bangor (nur bis Juli), die einzigen Textzeugen der beiden ältesten Fassungen der GallusVita, Werke der liturgischen Dichtung und der Literatur, Zeugnisse der Kunst, Kultgegenstände sowie Münzen. Im Lapidarium ist eine Galerie mit Gallus-Bildnissen vom 9. bis zum 20. Jahrhundert zu bewundern. Bis Oktober ist außerdem die Galluskapelle mit ihrem barocken Gemäldezyklus zum Leben des Gallus geöffnet. Öffnungszeiten (bis 11. November 2012): Mo-Sa, 10:00h17:00h, So und Feiertage 10:00h-16:00h Info: www.stiftsbibliothek.ch Johannes E.Trojer. Dorferhebung – Eine Ausstellung zu innovativen Kulturprojekten im ländlichen Raum Heutige Vorstellungen des Regionalen verdanken sich der Entgrenzung, sei es durch den Verkehr, die globale Marktwirtschaft oder neue Kommunikationstechnologien. Regionen erfinden sich neu im Zuge der Etablierung „totaler Landschaften“, die sich dadurch charakterisieren lassen, dass es zunehmend gleichgültiger wird, wo man sich gerade befindet: überall dasselbe Essen, dieselbe Architektur, dieselben Einkaufszentren, dieselben Programme. Im Kulturbereich müsste man diskutieren, in welche Richtung es sich zu arbeiten lohnt. Manche Engagements müssten zur Disposition gestellt werden. Dies gilt etwa für Heimat- und Ortsmuseen, die zumeist vom Geist vergangener Jahrzehnte geprägt sind. Manche dieser Museen versuchen der drohenden Sinnentleerung mit regionaler Kunst zu begegnen. Das überzeugt nur selten. Welchen Sinn macht es, ein ländliches Publikum in einem ehemaligen bäuerlichen Objekt mit zumeist zweitklassiger Kunst zu bedienen, hat man heute doch dank Mobilität keine Mühe mehr, im Umkreis von einer Stunde sehr gute Kunst zu sehen? Es macht keinen Sinn, größere Museen oder gar Kunsthallen zu kopieren, mangelt es doch an Geld, an Infrastruktur, an geeigneten Räumen und so fort. Das Potenzial von Kunstobjekten im ländlichen Raum, und dieses ist zweifellos vorhanden, ist an anderer Stelle zu suchen. Wenn jemand zu nennen ist, der sich bereits früh mit diesbezüglichen Fragen beschäftigt hat, dann Johannes E. Trojer, der im abgelegenen Osttiroler Villgratental über lange Jahre so etwas wie ein kulturelles Regionalprojekt betrieben hat, freilich ohne seine Arbeit als solches zu bezeichnen. Deshalb widmete das Hidden Museum ihm bis 5. August die diesjährige Sommerausstellung. Das Hidden Museum befindet sich in den Alpen. Nur die wenigsten wissen, wo es sich befindet. Info: www.hiddenmuseum.net; Tel 0664/5514528, 0664/1574856
Blickwechsel. Landschaft zwischen Bedrohung & Idylle. Von der Neuen Sachlichkeit bis heute Die Sonderausstellung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (bis 28. Oktober 2012) zeigt Landschaftsbilder ausgehend von den Niederländern bis heute und geht den Veränderungen in ihrer Wahrnehmung nach. Mit Franz Radziwill, Rudolf Wacker und Franz Sedlacek werden drei der herausragenden internationalen Positionen aus der Periode der Neuen Sachlichkeit präsentiert. Nach 1945 findet die bei diesen drei Künstlern zwischen magisch-phantastisch bis sachlich-kritisch angelegte Sicht der Welt ihre Fortsetzung bei Anton Lehmden und Max Peintner. Dies zeigt sich auch in der Malerei der aktuellen Gegenwartskunst, so u.a. bei den Vertretern der „Neuen Leipziger Schule“, deren Werke oftmals von einer Stimmung der Irrealität getragen sind. Zur Ausstellung ist ein Katalog mit Textbeiträgen von Mathias Boeckl, Günther Dankl, Birgit Denizel, Silvia Höller, Alexandra Kuttler, Claudia Mark, Clemens Krümmel, Günther Moschig, Rudolf Sagmeister, Kathleen Sagmeister-Fox und Gabriele Spindler erschienen. Info: www.tiroler-landesmuseen.at
KUB Sammlungsschaufenster: Architekturmodelle Peter Zumthor Mit der Präsentation der Architekturmodelle von Peter Zumthor (bis 28. Oktober 2012 im Postgebäude neben dem Kunsthaus) ermöglicht das Kunsthaus Bregenz erstmals einen Einblick in einen Teil seiner einer breiten Öffentlichkeit bisher unbekannten Sammlung. Nur wenige wissen, dass bereits vor der Eröffnung des Hauses 1997 Ankäufe von Arbeiten österreichischer zeitgenössischer Künstler sowie von Werken internationaler Künstler am Schnittpunkt von Kunst und Architektur getätigt wurden. Wichtige Schenkungen unter anderem von Donald Judd und Per Kirkeby anlässlich von Ausstellungen und Publikationen in Zusammenarbeit mit dem KUB erweiterten die Sammlung. In den letzten drei Jahren wurden zudem konsequent Werke aus den großen Einzelausstellungen angekauft oder als Gegenleistung für die Produktion der Institution von den Künstlerinnen und Künstlern überlassen. Eines der größten Konvolute der Sammlung bilden über 300 Architekturmodelle von Peter Zumthor. Ein Teil dieser Exponate wurde seit der Einzelausstellung des Architekten 2007 vom KUB archiviert, hinzu kamen und kommen regelmäßig weitere Modelle, die sich ebenfalls als Dauerleihgaben in der Sammlung befinden. Unmittelbar neben dem Kunsthaus Bregenz wird in den 200 Quadratmeter großen Räumlichkeiten im ersten Stockwerk des Bregenzer Postgebäudes ab Juni 2012 eine Auswahl dieser Modelle von Peter Zumthor gezeigt. Die Konzeption und Gestaltung dieses Schaulagers erfolgt in enger Absprache mit Peter Zumthor und wird von Thomas Durisch kuratiert. Vorgestellt werden sowohl realisierte Bauten als auch im Entwurf gebliebene Projekte. Die Präsentation zeigt in ihrer Vielfalt die überragende Rolle, die das Arbeiten mit Modellen und Materialien wie Holz, Metall oder Lehm im Schaffen des Ateliers Peter Zumthor spielt. Neben dem Großteil der Exponate, die chronologisch in einem eigens vom Architekten entwickelten Regalsystem als Schaulager präsentiert sind, gibt es drei Projekte, die exemplarisch gesondert vorgestellt werden. Bei diesen handelt es sich um Kulturräume im weitesten Sinne, deren Konzeption zeitlich jüngeren Datums ist. Die drei beispielhaft herausgegebenen Bauten dienen jeweils auf unterschiedliche Art als Versammlungsorte der Präsentation kultureller Produktion wie Handwerk und Musik oder gelten als Beispiel der Revitalisierung eines Industriekultur-Erbes (Redevelopment of De Meelfabriek, Leiden). Darüber hinaus zeichnen sich zwei der Projekte durch ihre geografische Nähe zu Bregenz aus (Werkraumhaus, Andelsbuch, und Neues Stadttor, Isny). Im Anschluss an die aktuelle Präsentation ist für 2013 im KUB Sammlungsschaufenster eine Ausstellung mit Modellen von Peter Zumthor zum Thema „Architektur und Landschaft“ geplant.
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Öffnungszeiten: Di-So, 10:00h-18:00h (bis 2.9. 10:00h20:00h); Do, 10:00h-21:00h (Eintrittskarten gibt es nur im Kunsthaus!) Info: www.kunsthaus-bregenz.at 1712. Das Werden eines Landes 2012 feiert das Fürstentum Liechtenstein den 300. Jahrestag des Kaufs der Grafschaft Vaduz durch Fürst Johann Adam I. Andreas von Liechtenstein. Dieser Kauf war ein Meilenstein im Werden des Landes Liechtenstein. Bereits 1699 hatte Fürst Johann Adam I. Andreas die Herrschaft Schellenberg (das heutige Liechtensteiner Unterland) gekauft. Verkäufer war für beide Herrschaften Graf Jakob Hannibal III. von Hohenems, weil das Haus Hohenems nur so seine drückende Schuldenlast begleichen konnte. Das Haus Liechtenstein erwarb mit Vaduz und Schellenberg reichsunmittelbare Territorien. Mit dem Kauf konnten die Fürsten Sitz und Stimme im Reichstag des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation erlangen. Damit war der Grundstein für das spätere souveräne Land Liechtenstein gelegt. Das Liechtensteinische Landesmuseum in Vaduz zeigt bis 14. Oktober eine Sonderausstellung zu diesem Thema. Die dramatische Vorgeschichte, die faszinierende Geschichte des Kaufs und die Hauptakteure – die Grafen von Hohenems, die Fürsten von Liechtenstein, der Fürstabt von Kempten und die Kaiser in Wien – illustrieren neben Dokumenten unter anderem zeitgenössische Gemälde und wertvolle Gegenstände. Zu diesen gehören Elfenbeinarbeiten und ein Deckelpokal aus der kaiserlichen Kunstkammer in Wien und ein Kabinettschrank, eine Standuhr mit ausgefallenen Verzierungen sowie eine mit wertvollen Einlegearbeiten versehene Radschlossbüchse des berühmten Büchsenmachers Johann Michael Maucher aus den fürstlichen Sammlungen. Und die originalen Kaufverträge aus den Jahren 1699 und 1712 werden erstmals zusammen der Öffentlichkeit präsentiert. Öffnungszeiten: Di, Do-So 10:00h-17:00h, Mi 10:00h-20:00h Info: www.landesmuseum.li Alle Wege führen nach Bregenz. Eine Ausstellung über die Bregenzer Verkehrsgeschichte im Martinsturm Bregenz (bis 31. Oktober) Pfänderstock und Bodensee berühren einander an der Klause. Die Klause, diese Engstelle, begründete die strategische Bedeutung von Bregenz, war aber gleichzeitig auch ein Verkehrshindernis ersten Ranges. Zur Römerzeit war Bregenz ein Verkehrsknotenpunkt, wie die Tabula Peutingeriana, eine antike Straßenkarte, eindrucksvoll darlegt. Drei wichtige Straßen kamen in Bregenz zusammen. Oder: Alle Wege führen nach Bregenz. Im Mittelalter und Neuzeit lief der lukrative Italienhandel an Bregenz vorbei. Man wählte, wann immer es ging, den Wasserweg, und so wurden die Waren von Lindau über den Bodensee nach Fußach transportiert, und dann weiter über Feldkirch nach Chur. Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) gelang es Bregenz, den Kornhandel zwischen Südschwaben und dem Vorarlberger und Ostschweizer Raum mit obrigkeitlicher Unterstützung nach Bregenz zu ziehen, was eine 200-jährige Phase der wirtschaftlichen Prosperität eingeleitet hat. Das Eisenbahnzeitalter brachte Probleme und eröffnete neue Möglichkeiten. Nach dem Bau der Eisenbahn (1870-1884) kam der Bregenzer Kornmarkt zum Erliegen. Doch die Eisenbahn brachte auch wohlhabende Fremde nach Bregenz und war Voraussetzung für die Industrialisierung des Stadtteils Vorkloster. Das erste Auto der Monarchie fuhr 1893 durch Bregenz. Damals konnte noch niemand ahnen, in welchem Ausmaß der Straßenverkehr im 20. Jahrhundert zunehmen würde. In den 1960er und 1970er Jahren beherrschte die Idee der autogerechten Stadt die Planungen und Überlegungen: Durchbruch Leutbühel, City-Tunnel, Pfänder-Tunnel. Heute
stellt sich – angesichts des regelmäßigen Verkehrsinfarkts – die Frage nach einer bürgergerechten Stadt, in der neue Verkehrslösungen Mobilität und Ruhe gleichzeitig bringen sollen. Öffnungszeiten: Di-So, 10:00h-17:00h Info: www.martinsturmbregenz.at Weitere Ausstellungen Im Auftrag der Schrift. Die Sammlung Hartmann Eine Ausstellung im Kuppelsaal der Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz (bis 17. August) Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 9-17 Uhr; Mi 9-18.30 Uhr, Sa 9-13 Uhr 34.699 Tage Gottfried Honegger Eine Ausstellung anlässlich des 95. Geburtstags des Künstlers im Otten Kunstraum, Hohenems (bis 30. November) Öffnungszeiten: jeder 1. Do im Monat, 16-20 Uhr zBreagaz. Werke von Bregenzerwälder Künstlerinnen und Künstlern Eine Ausstellung im Palais Thurn & Taxis in Bregenz (bis 19. August) Öffnungszeiten: Di-So, 14-18 Uhr www.zbreagaz.at Garten Nutzen Ziehen Eine Ausstellung in der Artenne in Nenzing (bis 6. Oktober) Öffnungszeiten: Do, Fr u. So, 16-19 Uhr www.artenne.at
Vorträge Auf der Suche nach Vorarlberg – Vorträge in der Studiensammlung Di, 11.9., 18:00h Münzen, Münzen, Münzen – Der Schatz vom Schlösschen Sonderberg (Vortrag von Anja Rhomberg) Zum 150-jährigen Jubiläum 2007 machte der Landesmuseumsverein dem Vorarlberger Landesmuseum den größten Münzschatz auf Vorarlberger Boden zum Geschenk. Alle 1267 Silbermünzen der Jahre 1545 bis 1681 aus halb Europa wurden inventarisiert und ausgewertet. Münzstätten, Prägeherren, Inschriften und Münzbilder, ihre Geschichte und Geschichten lassen die Numismatik auch für Laien interessant und spannend werden. Di, 25.9., 18:00h Alltag im Dasein eines Museumsarchäologen. Museale Archäologie: Konservierung, Klassifizierung und Auswertung von Fundobjekten (Vortrag von Gerhard Grabher) Anhand eines Fundkomplexes, dem so genannten Kellerfund von 1878 mit über 110 südgallischen Sigillatagefäßen, soll der Weg von der Ausgrabung in die Schausammlung etwas genauer beleuchtet werden: vom Moment des Findens über Reinigung, Konservierung-Restaurierung hin zur Inventarisierung und Präsentation. Der Kellerfund von 1878 bietet darüber hinaus, weil er seit seiner Auffindung immer wieder einmal bearbeitet wurde, die Möglichkeit, archäologische Wissenschafts- und Museumsgeschichte im Kleinen zu betreiben. Di, 9.10., 18:00h Zwischen Kuhglocken und Grabkreuzen – Ein Einblick in den Bestand des vorarlberg museums (Vortrag von Johanna Kreis) Der historisch gewachsene Bestand des vorarlberg museums unterscheidet die einzelnen Sammlungsbereiche größtenteils nach den verarbeiteten Materialien. Kuhglocken und Grabkreuze fallen deshalb in die Inventare „F“ für Eisen und „G“ für Metalllegierungen. Der Vortrag wird vielen Fragen nachgehen: Wie kamen die Objekte ans Museum? Wie werden sie gelagert? Was kam bei der Restaurierung zum Vorschein? Und welche Geschichten erzählen sie im neuen Museum? Reiseziel Museum nicht vergessen!!! Nächster Termin: Sonntag, 2. September 2012 – 10:00h-17:00h
Pallas Athene und der Vorarlberger Landesmuseumsverein
Darstellung der Eule) der griechischen Athene gleichgestellt wurde, schafft indirekt durchaus auch eine Verbindung zur römischen Antike.
Ein Logo ist ein Symbol, eine Art Code, das der Wiedererkennung und Identifizierung dient und einen unverwechselbaren Auftritt gewährleisten soll. Während der Begriff „Logo“ ursprünglich aus dem Bereich der Wirtschaft stammt und sich primär auf die grafische Gestaltung von Schriftzügen bezog, hat der Begriff in der jüngeren Vergangenheit eine Bedeutungserweiterung erfahren und inkludiert im heutigen Sprachgebrauch häufig auch symbolische bildliche Darstellungen. Das trifft auch auf das gegenwärtige ‚Vereinslogo‘ des Vorarlberger Landesmuseumsvereins zu.
Die Darstellung als solche erweckt auf den ersten Blick den Eindruck, eine Umzeichnung einer antiken Münze vor sich zu haben. Bei einer näheren Betrachtung weist das Logo aber auffällige Unterschiede zu den bekannten Münzdarstellungen auf. Der Bildtypus der sitzenden Athene ist ein geläufiges Bildmotiv auf antiken Münzen. In den meisten Fällen wird Pallas Athene als so genannte Athene Nikephoros, eine Nike (Göttin des Sieges) tragend dargestellt. Auf den bekannten Münzdarstellungen der griechischen Antike sind Position und Blick der Pallas Athene fast ausnahmslos nach links gerichtet und der ihr zu Füßen gestellte Schild lehnt an ihrer linken Seite, sodass sie den Schild mit der linken Hand ergreifen könnte, um sich zu schützen. Auf dem Logo des Vorarlberger Landesmuseumsverein blickt die Göttin nach rechts und der Medusaschild ist – wohl aus Gründen der Sichtbarkeit – an ihre rechte Seite gestellt, was nicht nur den Gebrauch des Schildes unmöglich macht, zumal ihre rechte Hand einen Speer umschließt, sondern untypisch für eine antike Darstellung ist. Die Pallas Athene des Vorarlberger Landesmuseumsvereins trägt außerdem keine Nike, die Göttin des Sieges, sondern ihre linke Hand weist frei nach rechts, und zu ihrer Rechten sitzt eine Eule mit ausgebreiteten Flügeln, die das Symbol der Athene und der Stadt Athen darstellt. Eine derartige Darstellung einer sitzenden Athene mit einer ‚flatternden‘ Eule findet laut Auskunft von Dieter Feil (Universität Innsbruck) keine Beispiele in den antiken Münzdarstellungen. Die Summe der Abweichungen von bekannten antiken Originalen (Blickrichtung, Schildpositionierung und Eule zu Füßen) sprechen dafür, dass kein antikes Original Pate für das erste Vereinslogo stand, sondern dass die Gestaltung möglicherweise auf den Entwurf eines antikisierenden Emblems (in der Bedeutung eines Sinnbildes) zurückgeht, wie sie im 19. Jahrhundert vielfach anzutreffen sind. Gerade Vereine, die sich mit der antiken Vergangenheit beschäftigen, greifen auf solche Signets (‚bildliches Zeichen‘) zurück, um eine allgemeine Verbundenheit mit der Antike zu symbolisieren, wie das Beispiel des Vereinslogos der Antiquarischen Gesellschaft Zürich aus dem Jahre 1832 sehr schön dokumentiert. Das Signet des Vorarlberger Landesmuseumsvereins geht also mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf eine antike Darstellung zurück.
Spätestens seit dem bekannten Roman von Dan Brown (Sakrileg / The Da Vinci Code) ist die Bedeutung von Symbolen und Codes in das Blickfeld einer breiteren Öffentlichkeit gerückt. Was hat es mit Symbolen auf sich, welchen Code wollen sie vermitteln? Zwar weniger mysteriös, aber durchaus mit ‚Hintergedanken‘ kam es im Jahr 2007 zur ‚Revitalisierung‘ des derzeitigen Vereinslogos. Nach Auskunft des damaligen Geschäftsführers Marko Freek war dem Vorstand zum 150-jährigen Bestehen des Vereins daran gelegen, die Vereinsagenden zur Gründerzeit (Schutz und Erhaltung von Kulturgütern) wieder verstärkt in den Vordergrund zu rücken. Deshalb wurde jenes Logo aus den Gründungsjahren des Vereins mit kleinen Modifikationen sozusagen wiederbelebt. Die Darstellung der wehrhaften griechischen Göttin Athene hatte bereits in den ersten Jahren des Bestehens des Vorarlberger Landesmuseumsvereins als Prägedruck die Aufnahmeurkunden der Mitglieder sowie die ausgehende Korrespondenz gekennzeichnet. Eine der ältesten dem Verein erhaltenen Aufnahmeurkunden mit Prägedruck stammt aus dem Jahre 1860 und wurde von der Buchdruckerei Teutsch in Bregenz hergestellt. Was genau die Gründerväter des ursprünglich als „Vorarlberger Museumsvereins“ betitelten Vereins inspirierte, auf die antike Darstellung der griechischen Göttin zurückzugreifen, hat sich in den Vereinsakten leider nicht überliefert. Weder in den Sitzungsprotokollen der ersten Jahre noch in den Protokollen der Jahreshauptversammlungen finden sich Hinweise auf die Auswahl des Logos. Da Athene nicht nur als Göttin des Krieges, der Handwerks und der weiblichen Arbeit, sondern auch als Göttin der Weisheit angesehen wurde, mag dies durchaus vor allem in letzterem begründet sein. Die Initiative zur Bildung des landeskundlichen Vereins im Jahre 1857 ist ohne Zweifel von der Antike beziehungsweise ihren sichtbaren materiellen Resten beeinflusst worden. Waren es doch vor allem die zunehmend zu Tage getretenen Funde des römischen Brigantium, welche nach Bewahrung und Unterbringung verlangten. Dass die römische Göttin Minerva nicht nur in ihren Funktionen, sondern auch in ihren bildlichen Darstellungen (mit Ausnahme der
Im Verlauf seiner 155jährigen Geschichte hat der Verein mehrere Male sein Vereinslogo den zeithistorischen Bedingungen sowie seinem jeweiligen Selbstverständnis beziehungsweise seiner Selbstwahrnehmung gemäß verändert. Einige Beispiele, die große Zäsuren im Vereinsleben oder im historischen
Prozess symbolisieren, seien hier kurz angeführt, eine detaillierte und umfassende Untersuchung des Archivmaterials steht noch aus: So spiegelt sich auf dem Briefkopf des Jahres 1905 das Selbstverständnis und der Anspruch als ein Vorarlberg weit agierender Verein sowie die Freude und der Stolz über die Errichtung eines eigenen Museumsbaus wider: Aus dem 1863 von Josef von Bergmann entworfenen Landeswappen erwächst ein kräftiger Baum, dessen Frucht das neu errichtete Museum darstellt. Rund 20 Jahre später wurde für die 1920er und die 1930er Jahre das Logo in seiner Darstellungsform stark reduziert beziehungsweise ‚modernisiert‘ und inhaltlich den geänderten politischen Verhältnissen des seit 1919 selbstständigen Landes Vorarlberg angepasst. Nun umschloss ein Schriftzug in gleich großen Lettern das neue Vorarlberger Landeswappen. Ende der 1980er Jahre wurde nach Auskunft des damaligen Vereinsvorsitzenden Edwin Oberhauser und dem Geschäftsführer Walter Krieg ein weiteres Mal ein neues Vereinssymbol konzipiert und umgesetzt mit der Intention, dem Verein ein modernes optisches Erscheinungsbild zu geben. Im 150. Jahr seines Bestehens wurde im Jahre 2007 – wie bereits ausgeführt – auf der Basis des ersten Vereinslogos der Pallas Athene von der Buchdruckerei Bernhard Sanders in Innsbruck eine Umzeichnung mit wiederum zeitgenössischen Modifikationen angefertigt. Der die Athene überwölbende Schriftzug trug einst den Vereinsnamen und Vereinssitz der Gründerjahre: So sind auf dem Logo von 1860 am oberen Bildrand die Umschrift: Vorarlberger Museumsverein und am unteren Bildrand der Vereinssitz sowie Gründungsort und Gründungsjahr Bregenz 1857 zu lesen. Bei der Reaktivierung des Logos 2007 wurde der Schriftzug dem aktuellen Namen des Vereins und seiner landesweiten Ausrichtung angepasst und in Vorarlberger Landesmuseumsverein, gegründet 1857 umbenannt: Die jüngste Änderung erfuhr das Vereinslogo bei der abgestimmten grafischen Gestaltung des Museumsmagazins sowie des Jahrbuchs im Jahre 2011. Um dem räumlichen Charakter des ursprünglichen Reliefdrucks Rechnung zu tragen, wurde durch eine entsprechende farbliche Gestaltung der Umzeichnung mehr Tiefe verliehen (Grafik Frank Mätzler) und das Logo auf den Publikationen des Vereins und den Mitgliederausweisen prominent platziert. Erstmals in der Vereinsgeschichte kennzeichnet das Logo des Vereins gleichermaßen sowohl alle Vereinsagenden als auch alle Vereinsmedien. In naher Zukunft könnte das Logo noch einmal eine Modifikation erfahren, wenn die kommende räumliche Einbindung des Vorarlberger Landesmuseumsvereins an das neue vorarlberg museum und die angestrebte intensivere Vernetzung von Verein und vorarlberg museum auch auf dieser Ebene seinen Ausdruck finden soll. Brigitte Truschnegg
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Herausgeber: Vorarlberger Landesmuseumsverein Römerstraße 24 A-6900 Bregenz Für den Inhalt sind die angeführten Autorinnen und Autoren verantwortlich. Idee und inhaltliches Konzept: Andreas Rudigier, Christof Thöny Redaktion und Beiträge: Susanne Emerich, Michael Kasper, Peter Melichar, Barbara Motter, Birgit Ortner, Harald Rhomberg, Andreas Rudigier, Christoph Thöny, Brigitte Truschnegg Produktion: Frank Mätzler Druck: Vorarlberger Verlagsanstalt, Dornbirn Auflage: 2500 Fotonachweis: Die Fotos stammen, wenn nicht anders ausgewiesen, von den jeweiligen Institutionen. Gedruckt mit Unterstützung des Amtes der Vorarlberger Landesregierung und des vorarlberg museum
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Vorarlberger Landesmuseumsverein Präsident: Andreas Rudigier Vizepräsident: Thomas Klagian Geschäftsführerin: Brigitte Truschnegg Kassierin: Karin Tagwerker-Wehinger