Titelthema Modernisierungsstau

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Titelthema

WOHIN

SOLL ICH GEHEN?

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit Heizungsmodernisierung Der Gebäudesektor erfüllt die energetischen Vorgaben der Politik noch lange nicht. Die hochgesteckten Ziele – den Wärmebedarf um 20 Prozent, CO2-Emissionen um 40 Prozent zu senken – scheinen nach wie vor in weiter Ferne. Ein möglicher Ansatzpunkt ist der Heizungskeller. Doch hier stockt die Modernisierung. Politik, Energiewirtschaft und Handwerk suchen nach Ursachen und Lösungsansätzen.

Text Dieter Hermann, freier Journalist

D

ie nackten Zahlen sind ernüchternd: Nur 12 Prozent der deutschen Heizungsanlagen sind auf dem aktuellen Stand der Technik, 20 Prozent sind dagegen älter als 20 Jahre. Das zumindest geht aus einer Erhebung des Bundesindustrieverbandes Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik (BDH) hervor. Weil die alten Kessel zu viel Energie verbrauchen – geschätzt werden zwischen 30 und 50 Prozent Mehrverbrauch gegenüber modernen Anlagen – will die Bundesregierung sie aus den deutschen Heizungskellern verbannen. Und das möglichst schnell. Die politische Vision: Rund zehn Prozent des deutschen Energieverbrauches könnten in den nächsten Jahren durch neue Anlagen eingespart werden. Da verwundert es nicht, dass Bundesumweltminister Peter Altmaier im Spätsommer dieses Jahres mit der Idee einer Abwrackprämie für alte Öl- und Gaskessel aufhorchen ließ. Die Pläne wären zwar noch unkonkret und nur eine Option unter vielen. Allerdings hoffte man im Bundesumweltministerium wohl, dass der Einmalzuschuss die Kesseltauschraten erhöhen könnte. Immerhin: Das populäre Vorbild aus dem Jahr 2009 hatte erfolgreich viele Besitzer von Altautos dazu bewogen, 10

ihre Fahrzeuge zu verschrotten und einen Neuwagen zu kaufen. Der Ansatz von Altmaier, mit einem Bonussystem neue Impulse gegen den Modernisierungsstau zu geben, fand durchaus Zuspruch unter Branchenverbänden und Fachleuten. Allerdings war sich ein Großteil der Experten einig, dass eine Abwrackprämie mittels einer Umlage zu Lasten der Händler und damit zu Lasten der Öl- und Gaskunden nicht finanziert werden dürfe. Außerdem, so der Branchentenor, könne eine Abwrackprämie nur ein Schritt sein, der aber vor allem durch eine Ausweitung des Marktanreizprogrammes, zinsgünstiger Kredite und ein Gesetz zur steuerlichen Absetzbarkeit von Modernisierungskosten nachhaltig untersetzt werden müsse. Gerade diese steuerliche Absetzbarkeit wurde bisher nicht beschlossen, die Gesetzesvorlage hängt seit Herbst 2011 im Vermittlungsverfahren zwischen Bundestag und Bundesrat fest. Der Ausgang ist derzeit weiterhin offen. Geplant ist unter anderem, dass Eigentümer zehn Prozent der Sanierungskosten – dazu zählen auch die Kosten für eine Heizungsmodernisierung – über einen Zeitraum von zehn Jahren steuerlich absetzen können. Wie wichtig Fördermechanismen als Impulsgeber für die Modernisierung sind, hat das VdZ – Forum für Energieeffizienz in der Gebäudetechnik in einer Umfrage ermitteln lassen. Demnach


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