DIE
BRIEFMARKE
64. Jahrgang Dezember 2015 Einzelpreis EUR 4,00 Sponsoring Post, Entgelt bezahlt, Verlagspostamt 1060 Wien, GZ: 02 Z 031235 S Foto: Reinhard Bรถttger
Post und Philatelie in ร sterreich
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Frohes Fest!
EDITORIAL
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser und Freunde der Philatelie! Das Jahr neigt sich seinem Ende zu. Mit dieser Ausgabe unserer Zeitschrift „Die Briefmarke“ bekommen Sie das letzte Exemplar in diesem Jahr. Wie immer ist dies ein Grund für uns nachzudenken, was positiv gewesen ist und wo wir Handlungsbedarf haben, um Ihnen wieder interessante Zeitschriften im nächsten Jahr zukommen zu lassen. Natürlich wissen wir, dass es vielen Vereinen am Herzen liegt, hier mit Ankündigungen für Veranstaltungen, egal welcher Art, einem möglichst breiten Publikum „Einladungen“ zu übersenden und das ist mitunter auch unsere Aufgabe, da gerade SIE die Philatelie bewerben und versuchen, neue Interessenten zu bekommen. Wichtig ist jedoch auch eine Weiterbildung, die Fachartikel in den verschiedenen Klassen bieten. Dieser Mix schwankt je nach Jahreszeit und Veranstaltungsintensität; wir wollen jedoch versuchen, dies in einem gewissen Gleichgewicht zu halten. In diesem Zusammenhang möchte ich auch SIE ermuntern, uns interessante Artikel über Ihr Sammelgebiet in Wort und Bild zu übermitteln, um damit den Inhalt der Zeitschrift vielfältiger zu gestalten. Wenn wir auf das vergangene philatelistische Jahr zurückblicken, können wir recht zufrieden sein. Viele Veranstaltungen haben gezeigt, dass das Briefmarkensammeln noch immer ein beliebtes und lehrreiches Hobby ist. 2015 war aber auch ein Jahr der Erinnerungen und Gedenken. Es begann bereits im März, wo in Ҫanakkale in der Westtürkei, südlich der Gallipoli Halbinsel am Bosporus gelegen, eine hervorragende Ausstellung anlässlich des Krieges 1915 zwischen der Entente und der Türkei gezeigt wurde. Die Auseinandersetzung dauerte zwar nur zirka 11 Monate, dabei sind jedoch weit über 100.000 Soldaten ums Leben gekommen. Der Grund war, wie in allen Kriegen, Gier nach Macht! In London wurde der Einführung der Briefmarke, der „One Penny Black“ im Jahr 1840, mit einer großartigen Veranstaltung gedacht, zu der unter anderen auch die Österreichische Post einen Briefmarkenblock verausgabte. Auf nationaler Ebene gab es natürlich viele weitere und interessante Veranstaltungen, wie die „Marke + Münze“ in Graz mit der Endrunde des Austria Cups, die „ÖVEBRIA“ in Tulln, „Gmunden 2015“ mit dem Besuch der noch aktiven Kosmonauten Roman Romanenko und Oleg Artemjev, die „Alpe Adria“ in Pöllau mit Beteiligung von sieben europäischen Staaten und noch viele kleinere, aber nicht weniger interessante Events quer durch ganz Österreich. Darüber hinaus gab es Gedenkfeiern anlässlich 70 Jahre Kriegsende und 60 Jahre Neutralität. Unser Verband zeigte dazu eine kleine Ausstellung und Frau Eleonore Dupuis – eine ehemalige Mitarbeiterin beim VÖPh – stellte das selbst geschriebene Buch „Befreiungskind“, das die Suche nach ihrem Vater erzählt, vor. Mag. Philipp Lesiak, ein Vertreter des LudwigBoltzmann-Instituts für Kriegsfolgen-Forschung, stellte während seines Vortrags die interessante Frage: „Wann ist ein Krieg zu Ende?“ Eine Frage der Sichtweise – für den Aggressor dann, wenn er sieht, dass es keine Chance mehr gibt, für „Befreiungskinder“, die nach ihren Wurzeln suchen, auch nach zig Jahren noch nicht. Dieser Gedankengang stellt für mich wieder die Brücke zur Philatelie her: Wann ist eine Sammlung vollständig? Meiner Meinung nach nie! Nach dem Motto „Die Geschichte lebt“ wird jeder Sammler in seinem Gebiet laufend neue Erkenntnisse und neues Material finden – der eigentliche Spaß am Sammeln. Zu mir hat einmal jemand gesagt: „Eine Sammlung ist ein Lebenswerk“, und da muss ich ihm recht geben. In unserer kurzlebigen Zeit glauben viele, sie beginnen eine Sammlung und müssen nach spätestens ein bis zwei Jahren „Groß Gold“ im Wettbewerb erzielen – Irrtum, so wird es nicht sein! D‘rum nutzen wir die ruhigere Zeit, die jetzt kommt, um uns wieder mit unseren Sammlungen zu beschäftigen, weiter zu forschen, geeignetes Material zu finden und auch richtig darzustellen und zu beschreiben. Der Erfolg wird uns sicher sein, egal, ob die Sammlung ausgestellt wird oder nicht.
Briefmarken Auktion 15. Dezember Besichtigung ab 8. Dezember Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien Experten: Tel. +43-1-515 60-297, -299, -295, stamps@dorotheum.at Kataloge: Tel. +43-1-515 60-200, kataloge@dorotheum.at
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Ich persönlich wünsche Ihnen ein ruhiges Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Lieben sowie Glück, Erfolg, aber vor allem Gesundheit im Neuen Jahr, damit wir gemeinsam in Zukunft unserem schönen Hobby frönen können. Alles Gute
Alfred Kunz
Präsident-Stellvertreter VÖPh MS094_Briefmarke_18.11.indd 1
DIE BRIEFMARKE 12.15
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THEMATIK ZUR WEICHNACHTSZEIT
GOTTVATER IM ALBUM EINE GRUNDSÄTZLICHE FRAGE WAR ZUNÄCHST, WIE „GOTT“ ÜBERHAUPT IN DER KUNST ODER NACH AUSLEGUNG DES „ALTEN TESTAMENTS“ PORTRÄTIERT WERDEN SOLLTE. NACH EXODUS 20,4 HEISST ES BEKANNTLICH: „DU SOLLST DIR KEIN GOTTESBILD MACHEN UND KEINE DARSTELLUNG VON IRGENDETWAS AM HIMMEL DROBEN, AUF DER ERDE UNTEN ODER IM WASSER UNTER DER ERDE“. Noch deutlicher wird dies, wenn Gott zu Mose bei der Erneuerung des Bundes spricht: „Mein Angesicht kannst du nicht schauen, denn kein Mensch sieht mich und bleibt am Leben (Exodus 33,20)“. So wurde Jahrhunderte lang Gott(-Vater) als (menschlich-personales) Wesen überhaupt nicht abgebildet, was bei vielen biblischen Themen natürlich zu Darstellungsproblemen führte. Auch das Neue Testament entwarf kein Bild von Gott. Allein, dass Jesus sich „Sohn“ nennt, gibt einen Hinweis auf Gott als den Vater. Eine Lösung beispielsweise gab es durch die Worte von Christus: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen (Johannes 14,10)“. Man behalf sich nicht selten, „Christus als den Pantocrator“ zu zeigen, wovon dann auch die Philatelie etwa ab Mitte des 20. Jahrhunderts durch mannigfache „Pantocrator-Motive“ zeugt. Die spanische 3-Ptas-Marke von 1961 anlässlich der „Romanischen Kunst-Ausstellung des Europarates“ in Barcelona und Santiago de Compostela sowie die österreichische 2-Schilling-Emission von 1967 mit dem „Romanischen Fresko aus der Stiftskirche Lambach“ beweisen dies treffend (1 und 2). Wem das „Pantocrator-Bildnis“ auf Gemälden, Fresken, Mosaiken, Glasfenstern, Skulpturen und natürlich auch Postwertzeichen nicht zusagte, musste sich nach ande-
ren „Göttlichen Symbolen“ umschauen. Das hatte zur Folge, dass in frühchristlicher Zeit Gottvater nur sinnbildlich gezeichnet wurde, und zwar vor allem durch die „Hand Gottes“, aber auch beispielsweise im Bild des „Brennenden Dornbusches“. Andere, ähnliche Lösungen machte sich auch die Philatelie zunutze: Auf der DDR-Marke von 1986 (Stadttaler Erfurt 1633 / 50 Pfennig) umging man den traditionell-biblischen Brauch, indem man die hebräische Beschriftung „JEHOVA“ übernahm, und zwar genauso wie Österreich 1967 mit dem Wert zu S 3,50, wo unter anderem das „Auge Gottes“ zum „450. Jahrestag des Reformationsbeginns“ zu erkennen ist (3 und 4). Seit dem 14. Jahrhundert erschien in vielen Bildzusammenhängen Gottvater gerne als „Uralter Mann mit wallendem Bart“, oft mit der „Welt-Kugel“. Philatelistische Belege dazu sind die beiden Werte aus dem ehemaligen Jugoslawien von 1970 auf einer Gemälde-Serie mit der „Taufe im Jordan“ (3,25 Dinar eines unbekannten Künstlers) und „Krönung der Muttergottes“ (5,75 Dinar, nach Tripo Kokolja, 1661-1713) sowie die Sondermarke Panamas mit der „Marienkrönung“ des spanischen Malers Diego Velazquez (1599-1660) (5 bis 7).
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ANEKDOTE Anlässlich der Restaurierung der Pfarrkirche in Vaduz gab das Fürstentum Liechtenstein 1966 einen vierteiligen Satz heraus, dessen höchster Wert zu 1,70 Schweizer Franken „Gott Vater auf dem Thron“ nach einer Interieur-Figur zeigt (8). Nach dem Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle in Rom, das bekanntlich von Michelangelo Buonarroti (1475-1564) geschaffen wurde, versah das arabische Scheichtum Ajman 1970 mehrere Werte, auf denen z.B. der „Gottvater als Greis“ bei einigen seiner Werke zur Schöpfungsgeschichte dokumentiert wird – „Hand Gottes bei der Vertreibung aus dem Paradies“ und „Gottvater“ (9 und 10). „Die Hand Gottes“ des „Einherschwebenden Schöpfers“ unter dem Titel „Die Erschaffung des Adams“ nach Michelangelo nahmen, ohne Vollständigkeit zu beanspruchen, rund ein Dutzend weiterer Postverwaltungen als Markenvorlage zur Hand, wie Indien 1975 (Gott erschafft die Planeten) oder Ungarn 1975 (11 und 12). Eines der neuesten Produkte mit diesem Beispiel stammt aus dem Vatikan. Die am 19. Mai 2015 herausgegebene 2,15 EuroSondermarke würdigt das Jubiläum „150 Jahre Internationale Fernmeldeunion (ITU)“ – eine wahrlich originelle Idee, den „Großen Michelangelo“ und die „Modernen Medien“ entsprechend zu vereinen (13).
Armin Haug
BILDBESCHREIBUNGEN 1 Spanien, MiNr. 1263 2 Österreich, MiNr. 1246 3 DDR, MiNr. 3042 4 Österreich, MiNr. 1249 5 Jugoslawien, MiNr. 1404 6 Jugoslawien, MiNr. 1405 7 Panama, MiNr. 917 8 Liechtenstein, MiNr. 473 9 Ajman, MiNr. 516 10 Ajman, MiNr. 523 11 Indien, MiNr. 634 12 Ungarn, MiNr. 3038 13 Vatikan, MiNr. 1837
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ADALBERT STIFTER: „DAS WOLLEN IST DAS HIMMELREICH DER MENSCHEN, DAS VOLLBRINGEN DAS DER GÖTTER.“ Das Werk von Adalbert Stifter (1805-1868), ohne Zweifel einer der bedeutendsten heimischen Schriftsteller der Biedermeierzeit, wurde zu Lebzeiten ausgesprochen kontroversiell diskutiert – während Friedrich Hebbel und Hugo von Hofmannsthal Stifter scharf kritisierten, fand seine Dichtung bei Friedrich Nietzsche und Karl Kraus allerhöchste Verehrung. Wichtige Themen in seinen Arbeiten waren die Natur und die Sittlichkeit, wobei er eifernde Leidenschaft ablehnte, in der Detailliertheit seiner Naturbetrachtungen aber durchaus zum Exzessiven neigte. Heute besteht Einigkeit darin, dass Adalbert Stifter zu den historischen Größen der österreichischen Literatur zählt – und berücksichtigt man darüber hinaus die Übersetzungen seiner Texte in viele verschiedene Sprachen, kann man ihn ohne weiteres als Autor der Weltliteratur bezeichnen. Fest steht: Stifter wurde lange Zeit als böhmisch-österreichischer Heimatschriftsteller angesehen, als biedermeierlicher Naturschilderer und harmloser Idylliker, als Erbauungsschriftsteller und Harmonisierer abgetan. Erst spätere Generationen haben in ihm den vielschichtigen Künstler wahrgenommen, dem Kunst und Ästhetik nicht nur als wesentliche Bildungsmittel für die Humanisierung der Welt, sondern auch als Bewältigungsstrategien krisenhafter Existenzerfahrung dienten.
Österreichische Briefmarken zu Ehren von Adalbert Stifter aus den Jahren 1931 (MiNr. 527), 1948 (MiNr. 856) und 2005 (MiNr. 2550).
Ursache für das biedere Image Stifters war nicht zuletzt freilich er selbst und sein eigener an den Tag gelegter Lebensstil. Er führte gewissermaßen ein beschaulich-spießiges Leben, aß und trank gerne und viel, malte und schrieb, ohne den Wert seines Tuns jedoch allzu hoch einzuschätzen. Sein Brot verdiente er sich mit Privatstunden als Lehrer, eine Zeitlang war er sogar als Hauslehrer in der Familie des Fürsten Metternich beschäftigt. Dabei ergab sich folgende, bis heute überlieferte nette Schnurre: Eines Nachmittags sollte der Sohn eine Rechenaufgabe lösen. Gefragt war, wie viele zwölfkarätige Silberlöffel sich aus sechs Dutzend dreizehnkarätigen herstellen ließen, wenn die einen ein Lot schwerer wiegen sollten als die anderen. Während der junge Metternich vergeblich rechnete und rechnete, kam die Fürstin hinzu und meinte in ruhigem Ton: „Lieber Herr Stifter, das ist doch nicht so wichtig. Wenn so etwas bei uns vorkommt, schickt uns der Silberschmied die Rechnung und wir bezahlen.“ Adalbert Stifter, von Natur aus sehr bescheiden und überaus zurückgezogen, lebte zwanzig Jahre lang still und unauffällig in einem Haus in Linz an der Donaulände, das der Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft gehörte. Dort schrieb und malte er, versorgte seine Kakteen, restaurierte und polierte Möbel, aß, wie gesagt, und trank. Als Diener beschäftigte er ein echtes Wiener Original mit urwüchsig-bildhafter Ausdrucksweise. Wenn Stifter ihn am Morgen nach dem Wetter fragte, konnte er beispielsweise hören: „Euer Gnaden, ein Nebel heut‘, dass man ihn aufs Brot streichen könnt‘, und dazu so eine scharfe Luft, dass sich eine Sau dran reiben möcht‘!“ rie DIE BRIEFMARKE 12.15
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THEMATIK ZUR WEIHNACHTSZEIT
SEIT ÜBER 125 JAHREN IM DIENSTE DER MENSCHHEIT:
DIE BRIEFMARKENSTELLE IN BETHEL
Fotos: v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel
ALS VOR 175 JAHREN IN ENGLAND MIT DER BERÜHMTEN „PENNY BLACK“ DIE BRIEFMARKE DAS LICHT DER WELT ERBLICKTE, AHNTE NOCH NIEMAND, DASS DIE KLEINEN BUNTEN BILDCHEN DAS INTERESSE VIELER MENSCHEN WECKEN WÜRDEN. DIE DARAUS RESULTIERENDE SAMMELLEIDENSCHAFT LEGTE DEN GRUNDSTEIN FÜR DIE ERRICHTUNG EINER BRIEFMARKENSTELLE IN BETHEL.
WO ODER WAS IST BETHEL?
Die „v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel“ mit Hauptsitz in Bielefeld-Gadderbaum sind eine diakonische Einrichtung, in der Menschen mit geistiger Behinderung, Alte und Pflegebedürftige, Kranke, aber auch Jugendliche mit sozialen Problemen und wohnungslose Menschen betreut werden. Unter dem Stichwort „Briefmarken für Bethel – Arbeit für behinderte Menschen“ können Briefmarkensammlungen, gefüllte Alben und auch lose Briefmarken an die Briefmarkenstelle geschickt werden. Von Behinderten werden die Marken gesichtet, geschnitten, teilweise abgelöst, getrocknet, sortiert und für den Wiederverkauf an Sammler und Briefmarkenhändler vorbereitet.
ALLE ANFÄNGE SIND SCHWER
Die Idee der Briefmarkenstelle geht auf Friedrich von Bodelschwingh zurück. Auch wenn die Informationen über die Anfangszeit spärlich sind, kann davon ausgegangen werden, dass bereits vor 1888 Postwertzeichen in Bethel gesammelt wurden. Das erste erhaltene Dokument über die Briefmarkenstelle stammt aber aus dem genannten Jahr. In diesem Schreiben hieß es, dass sich Oscar Boljahn, der neue Leiter der Einrichtung, über den traurigen Zustand der Briefmarkenstelle beklagte. Des Weiteren stellte er fest, dass die Aufträge von seinem Vorgänger unbearbeitet geblieben waren und der Vorrat an Marken zu klein sei, um die hohe Nachfrage zu decken. Boljahn war keineswegs ein Charakter, der sich schnell entmutigen ließ. Im Gegenteil: Er bewies Geschäftstüchtigkeit und erhielt durch Bittbriefe und Inserate sowohl Markenspender als auch Kunden. Im zweiten Halbjahr 1888 wurden über 18.000 Briefmarken an 232 Personen und fast 150 Kilogramm Postwertzeichen an sechs Sammler verkauft.
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DIE BRIEFMARKE 12.15
THEMATIK ZUR WEIHNACHTSZEIT
NACHFOLGE MIT HINDERNISSEN Vier Jahre später übernahm Missionskaufmann Johannes Krapf die Leitung der Briefmarkenstelle von Oscar Boljahn. Im 1895 bezogenen „Markenhaus“ gab es bereits 20 Menschen mit Behinderung, die eine sinnvolle Beschäftigung fanden. Sie zählten, sortierten, wuschen, wogen und versandten die kleinen Werte an Sammler. Schon im Folgejahr geriet das „Markenhaus“ unter starke Kritik. In einem Brief an den Vorstand schrieb Johannes Krapf: „Es werden mir seit zwei Jahren von verschiedenen Seiten Vorwürfe gemacht, dass ich ein Kapital von 20.000 bis 25.000 Mark in leichtsinniger Weise in Briefmarken begraben und dadurch der Anstalt entzogen habe. Da leider außer mir sonst niemand eine genaue Einsicht in das Geschäft haben kann [...], so wird mir die moralische Verantwortung unerträglich“. Ferner schlug Krapf vor, die Rechte am „Markenhaus“ zu kaufen. Dazu kam es zwei Jahre später.
An Bethel gespendete Postwertzeichen wurden nun in der „Brockensammlung Bethel“, die Sachspenden veräußerte, geordnet und nach wie vor von Menschen mit Behinderung aufbereitet. Von dort bezog Krapf die bunten Bildchen und verkaufte sie an Sammler. In Bethel selbst wuchs jedoch der Wunsch nach einer eigenen Briefmarkenstelle, sodass 1909 ein neues „Markenhaus“ öffnete. Über dessen Standort ist leider nichts bekannt; auch wurde die Briefmarkenstelle spätestens während des Ersten Weltkriegs wieder aufgelöst.
EINE MÜTZE VOLL BRIEFMARKEN FÜR 50 PFENNIG
Sehr lange wurden die gespendeten Marken in einer Kiste in der Brockensammlung aufbewahrt. Niemand war da, der die kleinen Werte sortierte und reinigte. Herausgenommen wurden die bunten Bildchen zum Detailverkauf: Eine Handvoll kostete 20, eine Mütze voll 50 Pfennig. In den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts war es Pastor Curt Ronicke, der die unbearbeiteten Briefmarken holte. Ein Bewohner des „Hauses Libanon“ in Bethel sichtete und verkaufte sie in jener Zeit.
NEUE AUFARBEITUNGSPHASE BIS HEUTE
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte endlich wieder mit der Aufarbeitung der Postwertzeichen begonnen werden. Menschen mit Behinderung bearbeiteten die eingelangten Marken in der Briefmarkenstelle hinter dem Pförtnerhäuschen mit viel Liebe zum Detail und äußerster Sorgfalt. So war es Hermann Haugk, der neue Leiter der Briefmarkenstelle, der zusammen mit Bewohnern des „Hauses Tabor“ mit dem Sortieren und Vorbereiten für den Verkauf begann. Haugk hatte die Stelle bis 1962 inne; als sein Nachfolger war Robert Westerheider bis 1990 im Einsatz. Vor einem Vierteljahrhundert übernahm dann Diakon Karl-Heinz Demuth die verantwortungsvolle Leitung der Briefmarkenstelle, und seit 2001 ist Diakon Hans-Werner Mohrmann mit größtem Einsatz mit dabei.
ARBEITSALLTAG IN BETHEL
Bundesrepublik Deutschland, 1. Juli 1967: „100 Jahre Krankenanstalten Bethel“, Porträt von Friedrich von Bodelschwingh dem Jüngeren (MiNr. 537)
Bundesrepublik Deutschland, 10. November 1988: „100 Jahre Briefmarkenspendenaktion für Bethel“ (MiNr. 1395)
Kamen zu früheren Zeiten im Schnitt 20 bis 30 Pakete pro Tag an und waren 35 Menschen in Bethel beschäftigt, so wurden es bald immer mehr. Allerdings muss man sagen, dass ein großer Teil der Einsendungen auch weiterverschickt wurde, sodass noch mehr schwerbehinderte Menschen eine nützliche Arbeit fanden. Wenn wir den gegenwärtigen Stand betrachten, so sehen wir, dass 125 Menschen mit der Aufarbeitung von Marken beschäftigt sind. Jeden Werktag kommen mehr als 400 Pakete, Päckchen oder Briefe mit Marken in der Briefmarkenstelle an. Diakon Hans-Werner Mohrmann betont, dass es pro Jahr fast 30 Tonnen sind, die Bethel erreichen. Zudem erklärt er mit etwas Stolz, dass die Marken aus Bethel einen sehr guten Ruf haben.
BRIEFMARKEN VERBINDEN
Wie erwähnt, kommen tagaus, tagein unzählige Postwertzeichen in Bethel zusammen. Alle werden fein säuberlich mit der Pinzette fachmännisch bearbeitet und für den Verkauf für viele Sammlerherzen aufbereitet. Das schier einfache Credo der Briefmarkenstelle „Briefmarken verbinden“ ist treffend gewählt. Und die vielen fleißigen Hände sind dankbar für die Beschäftigung und die gute Erwerbstätigkeit, die ihnen Gemeinden, Unternehmen und Einzelspender gewähren. Nicht zu vergessen sind die Sammler, die oft über viele Jahre oder Jahrzehnte hinweg ihre kleinen Werte in der Briefmarkenstelle bestellen und somit sich und den oft sozial Benachteiligten in unserer Gesellschaft Gutes tun. Vielleicht erwärmt diese kleine Abhandlung das Herz einer Leserin oder eines Lesers der „Briefmarke“, und der Verfasser hat den Gedanken an ein passendes philatelistisches Weihnachtsgeschenk ausgelöst. Andreas Raffeiner DIE BRIEFMARKE 12.15
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Eine besuchenswerte Homepage: www.briefmarken-fuer-bethel.de
EIN NEUES „MARKENHAUS“ VON KURZER DAUER ENTSTEHT
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ALBUM
DEZEMBER 2015
SONDERSTEMPEL Datum Zeit
Anlass
Standort
Veranstalter
Entwerfer Darstellung
Gefälligkeitsabstempelung *) Rückfragen
Nachtrag Eröffnung Philatelie Shop Philatelie Shop, Österreichische Post AG, David Gruber 10.11.2015 9010 Klagenfurt Dr.-Herrmann-Gasse 4, Philatelie, 1030 Wien 40 mm 9010 Klagenfurt Lindwurm
24.11.2015
Philatelie Region Süd Peter Mayer Tel. 057767 21630
4.12.2015
Numiphil 2015
10-18 Uhr
**) MM-Mobil
5.12.2015
Numiphil 2015
9-15 Uhr
**) MM-Mobil
5.12.2015
Christkindlpost aus Villach
14-18 Uhr
5.12.2015
Advent der Kulturen
14-18 Uhr
6.12.2015 11-12 und 13-16 Uhr
6.12.2015
Kursalon Hübner (Stadtpark), Johannesgasse 33, 1010 Wien
ÖBMHV (Österr. Briefmarken- Prof. Adolf Tuma u. Münzhändlerverband) in 40 mm Kooperation mit Fa. Westermayr, Helmut Zodl, Wiese- Zahl 30 auf nerstraße 6, 2003 Leitzers- Lorbeerkranz dorf, Tel. 02266 / 628 71
18.12.2015
Philatelie Region Ost Martin Luksch Tel. 057767 33600
Kursalon Hübner (Stadtpark), Johannesgasse 33, 1010 Wien
ÖBMHV (Österr. Briefmarken- Prof. Adolf Tuma u. Münzhändlerverband) in 40 x 33 mm Kooperation mit Fa. Westermayr, Helmut Zodl, Wiese- Schweizer Wappen, nerstraße 6, 2003 Leitzers- Logo UNO dorf, Tel. 02266 / 628 71
19.12.2015
Philatelie Region Ost Martin Luksch Tel. 057767 33600
Hotel Post, Hauptplatz 26, 9500 Villach
BSV donau, TS 430 Villach, Johann Funk, Norwegengasse 5, 9500 Villach, Tel. 0664 / 306 92 29
19.12.2015
Philatelie Region Süd Peter Mayer Tel. 057767 21630
19.12.2015
Philatelie Region West Renate Rebhandl Tel. 0664 6241798
Innviertler Herbert Gruber 20.12.2015 Briefmarkensammlerverein 40 x 31 mm Ried im Innkreis, Nikolaus hoch zu Ross Irmgard Emprechtinger, Wiesenberg 18, 4742 Pram, Tel. 07736 / 70 03
Philatelie Region West Renate Rebhandl Tel. 0664 6241798
K.H. Waggerl-Museum, Tourismusverband K.H. Waggerl-Straße 1, Wagrain-Kleinarl 5602 Wagrain und Kulturverein „Blaues Fenster“, Konsul Bertl Emberger, 5602 Wagrain
43. NikolausKultursaal der Sonderpostamt des IBSV Marktgemeinde Pram, Marktstraße 26, 4742 Pram
49 x 29 mm Postillion und Christkind
Redfloor-Design 40 mm Schriftzug
Volksschule St. Nikola, Strudengau Philatelisten, 4360 Grein Erwin Uhrmann, Markt 27, 4391 Waldhausen, Tel. 07260 / 42 31
Maria Rumetshofer
Bruckmann-Haus (Heimatmuseum), Stille-Nacht-Platz 7, 5110 Oberndorf bei Salzburg
Stadtgemeinde Oberndorf bei Salzburg, Untersbergstraße 25, 5110 Oberndorf bei Salzburg
Atelier Veichtlbauer
11.12.2015 Die WIPA erinnert sich 10-14 Uhr an den „Tag der Briefmarke“ 1952 und 1953
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien
OK WIPA, Horst Horin, Getreidemarkt 1, 1060 Wien, Tel. 0664 / 150 57 68
Erich Jung
12.12.2015 Weihnachten in 13-17 Uhr Klosterneuburg
Foyer der Babenbergerhalle, Rathausplatz 25, 3400 Klosterneuburg
BSV donau, TS 3400 Klosterneuburg, Gerhard Papp, Doppelngasse 30e, 3400 Klosterneuburg, Tel. 0660 / 536 36 52
Gerhard Papp
9-13 Uhr
42. Sonderpostamt Hl. Nikolaus
Johann Funk
8. bis Stille Nacht, Heilige Nacht 23.12.2015 täglich 10-16 Uhr 24.12.2015 9-12 Uhr
20.12.2015
Philatelie Region West Renate Rebhandl Tel. 0664 6241798
7.1.2016
Philatelie Region Süd Peter Mayer Tel. 057767 21630
25.12.2015
Philatelie Region Ost Martin Luksch Tel. 057767 33600
26.12.2015
Philatelie Region Ost Martin Luksch Tel. 057767 33600
49 x 28 mm Nikolausstatue
40 mm Stille Nacht Kapelle, Friedenstaube
45 x 33 mm Symbolischer Brief
50 x 30 mm Chorherrenstift Klosterneuburg
Abbildung
ALBUM
DEZEMBER 2015
Datum Zeit
Anlass
Entwerfer Darstellung
Gefälligkeitsabstempelung *) Rückfragen
Standort
Veranstalter
12.12.2015 Advent in Oberndorf 13-17 Uhr an der Melk 2015
Gemeindeamt Oberndorf, Hauptstraße 9, 3281 Oberndorf an der Melk
ARGE Grafik Brandl Weihnachtssonderpostamt Oberndorf an der Melk, Martin Gassner, Weissee 7, 3281 Oberndorf an der Melk, Tel. 0664 / 390 84 87
26.12.2015
13.12.2015 Wiener Adventzauber 14-18 Uhr im Rathauspark 2015
Rathauspark, Wolkenpostamt, 1010 Wien
Kreitner & Partner Ges.m.b.H, Breitenfurterstraße 513, 1230 Wien
Maria Schulz
27.12.2015
Philatelie Region Ost Martin Luksch Tel. 057767 33600
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien
Gmünder Weltraumfreunde, Miri Matejka, Laxenburgerstraße 87, 1100 Wien, Tel. 0664 / 332 69 80
Alfred Gugerell
29.12.2015
Philatelie Region Ost Martin Luksch Tel. 057767 33600
19.12.2015 Adventfahrt mit Straßenbahnmuseum historischem Tramwayzug Wien, 9-13 Uhr Ludwig Koeßler Platz, 1030 Wien
BSV Favoriten, Robert Czompo-Felsberger, Theodor Kramer Straße 7-9/2/31, 1220 Wien Tel. 0699 / 111 244 83
Hannes Margreiter
2.1.2016
Philatelie Region Ost Martin Luksch Tel. 057767 33600
20.12.2015 Fertigstellung der S10
Tunnelportal Unterweitersdorf, 4213 Unterweitersdorf
Postwertzeichen Sammlerring Bezirk Freistadt, Wolfgang Spitzer, Untere Hafnerzeile 18, 4240 Freistadt, Tel. 0664 / 380 97 31
Prof. Herbert Wagner
3.1.2016
Philatelie Region West Renate Rebhandl Tel. 0664 6241798
Postamt Christkindl, Christkindlweg 6, 4411 Christkindl
Österreichische Post AG, Prof. Adolf Tuma Philatelie, 1030 Wien Hl. drei Könige nach einem Holzschnitt von Prof. Franz Weiss
20.1.2016 Nur mit Christkindlzusatzmarke möglich. Postamt Christkindl Christkindlweg 6 4411 Christkindl
Philatelie Region West Renate Rebhandl Tel. 0664 6241798
15.12.2015 1. Amerikanisches 14-16 Uhr Weltraumrendezvous
10-14 Uhr
27.12.2015 Postamt Christkindl 10-17 Uhr 31.12.2015 9-12 Uhr 6.1.2016 10-16
41 x 39 mm Weihnachtskrippe
40 mm Gemini 7, von Gemini 6 aus gesehen, Logo
44 x 36 mm Triebwagen D der Wiener Straßenbahn um 1900, Logo BSV Favoriten 45 x 30 mm Tunnelportal Unterweitersdorf
40 x 32,5 mm
Philatelie Region West Renate Rebhandl Tel. 0664 6241798
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Abbildung
Abbildung lag bei Druckbeginn noch nicht vor
*) Gefälligkeitsabstempelungen – wenn nicht anders angegeben – nur bei der Zentralen Stempelstelle-Philatelie, Steinheilgasse 1, 1210 Wien. **) Besondere Attraktion: Meine Marke Mobil. Nützen Sie die Gelegenheit! Lassen Sie sich vor Ort von uns fotografieren und nehmen Sie Ihre persönliche Briefmarke gleich mit nach Hause.
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Es enthält außer allen Marken-Neuerscheinungen des Jahres wieder besondere philatelistische Raritäten. Fünf Buntdrucke und ausführliche Dokumentationen aus vier Themenkreisen mit vielen Abbildungen heben wichtige Briefmarken hervor und machen das Buch zu einem Lesegenuss der besonderen Art. (EUR 79,–) Bestell-Nr. 115300
JAHRESZUSAMMENSTELLUNG 2015
Der Schwarzdruck der Weihnachtsmarke 2015 ist wie immer die besondere Beigabe zur praktischen Jahreszusammenstellung mit allen Ausgaben des Jahres. (EUR 74,–) Bestell-Nr. 115100
AWZ Anlass
Standort
von
bis
Motiv
Eindruck
Motivwechsel
Kursalon Hübner (Stadtpark), 1010 Wien, Johannesgasse 33
4.12.2015
5.12.2015
Gabentisch / Lebkuchen
NUMIPHIL 2015