DIE
BRIEFMARKE
68. Jahrgang Februar 2020; Einzelpreis EUR 4,00 Sponsoring Post; Entgelt bezahlt; Verlagspostamt 1060 Wien, GZ: 02 Z 031235
Post und Philatelie in Österreich
2/2020
Fasching – Die närrischen Tage Sonderpostamt im VÖPh am 12. Februar 2020: „Laurin & Klement Typ A 1906“
AKTUELLES
Aus dem Vereinsrecht: Mitgliederversammlung: Haben abwesende Vereinsmitglieder trotzdem ein Stimmrecht? Sehen die Statuten die Möglichkeit einer Stimmrechtsübertragung vor, kann ein Vereinsmitglied sein Stimmrecht bei der Mitgliederversammlung wahrnehmen, auch wenn es an der Versammlung nicht selbst teilnimmt. Ob und in welcher Form eine Stimmrechtsübertragung zulässig ist, richtet sich in erster Linie nach den Vereinsstatuten – diese können eine Vertretung ausdrücklich zulassen (ggf. unter gewissen Bedingungen) oder auch zur Gänze ausschließen. Eine Übertragung des Stimmrechts ist aber auch dann zulässig, wenn die Statuten darüber nichts bestimmen (das ist der Regelfall). Das ist zwar nicht ausdrücklich im Vereinsgesetz geregelt, ergibt sich allerdings aus den allgemeinen zivil- und gesellschaftsrechtlichen Bestimmungen. In diesem Fall ist eine Bevollmächtigung erforderlich. Diese kann mündlich oder schriftlich erfolgen. Da der Nachweis einer nur mündlichen Bevollmächtigung schwierig sein wird, ist eine schriftliche Vollmacht jedenfalls zu empfehlen. Die schriftliche Vollmacht ist dem Sitzungsleiter am Beginn der Mitgliederversammlung bekanntzugeben und nachzuweisen. Die Vollmacht kann sich nur auf eine bestimmte Mitgliederversammlung oder auf die Vertretung in Mitgliederversammlungen schlechthin beziehen. Zusätzlich sollte sich die Vollmacht ausdrücklich auf die Vertretung in der Mitgliederversammlung einschließlich aller Abstimmungen und Wahlen beziehen, um hinsichtlich der Stimmrechtsübertragung Klarheit zu schaffen.
Wie sind Stimmenthaltungen bei einer Mitgliederversammlung zu werten? Sehen die Vereinsstatuten oder eine allfällige Geschäftsordnung Regelungen in diesem Zusammenhang vor, sind diese maßgebend. Schweigen Statuten oder Geschäftsordnung zu dieser Frage, sind Stimmenthaltungen weder den Pro- noch den KontraStimmen zuzurechnen (enthält man sich der Stimme, will man offenbar weder das eine noch das andere). Eröffnen Statuten oder Geschäftsordnung nicht die Möglichkeit, sich der Stimme zu enthalten, kann man dies natürlich dennoch tun (zum Abstimmen kann einen niemand zwingen). Solche Stimmen gelten dann als nicht gültig abgegeben und sind bei der Berechnung von Mehrheiten nicht zu berücksichtigen. Eröffnen die Statuten oder die Geschäftsordnung jedoch ausdrücklich die Möglichkeit, eine „Leerstimme“ abzugeben (d.h. sich der Stimme zu enthalten), ist diese Stimme bei der Berechnung von Mehrheiten zu berücksichtigen. So eine Stimme soll offenbar gültig sein und ist in die Grundmenge der gültig abgegebenen Stimmen einzubeziehen. Das kann folgenden Unterschied machen: Ist die absolute Mehrheit der gültig abgegebenen Stimmen erforderlich, ist diese leichter zu erreichen, wenn die Enthaltungsstimmen nicht mitgerechnet werden. Ungültige Stimmen sind jedenfalls nicht mitzuzählen. Diese sind daher nicht als Nein-Stimmen zu werten und somit auch nicht in die Grundmenge der abgegebenen Stimmen einzubeziehen.
Ein Vorstandsmitglied möchte sein Amt niederlegen. Ist es verpflichtet, sein Amt so lange auszuüben, bis ein neues Mitglied bestellt ist? Wie ein Vereinsorgan sein Amt niederlegen und aus dem Vorstand ausscheiden kann, ergibt sich grundsätzlich aus den Statuten. Um beurteilen zu können, wie das Mitglied (rechts-)wirksam ausscheidet, empfiehlt sich daher ein Blick in die Statuten. Diese können etwa eine besondere Form der Rücktrittserklärung festlegen. Wenn die Statuten dazu schweigen, reicht die Erklärung des Rücktritts gegenüber den verbleibenden Vorstandsmitgliedern aus (eine schriftliche Erklärung empfiehlt sich zu Beweiszwecken). Häufig sehen die Statuten vor, dass Vorstandsmitglieder aus ihrem Amt nicht ausscheiden können bevor ein neues Mitglied im Amt ist. Auch gewisse Fristen legen die Statuten häufig fest. Diese Regelungen sind aber unbeachtlich, weil Vorstandsmitglieder ihr Amt grundsätzlich jederzeit niederlegen können. Die einzige Einschränkung ist, dass Vorstandsmitglieder den Verein durch ihren Austritt nicht schädigen dürfen, also nicht zur Unzeit kündigen dürfen. Das wäre der Fall, wenn dem Verein durch die plötzliche Kündigung ein Schaden entstünde. Das kommt jedoch nur in seltenen Ausnahmefällen vor (beispielsweise wenn ein Mitglied sein Amt während laufender Vertragsverhandlungen niederlegt und die Verhandlungen dadurch scheitern). In der Regel ist es ratsam, den anderen Vorstandsmitgliedern den geplanten Rücktritt anzukündigen und gleichzeitig anzubieten, für eine gewisse Zeit das Amt weiter auszuüben. Damit bleibt den übrigen Vorstandsmitgliedern genügend Zeit einen Ersatz zu finden und das neue Mitglied zu wählen. Eine Information der NÖ Landesregierung als Service der niederösterreichischen Vereine. Medieninhaber: Dr. Thomas Höhne, In der Maur & Partner Rechtsanwälte GmbH & Co KG, Mariahilfer Straße 20, A-1070 Wien / Telefon (43 - 1) 521 75 – 0 / www.h-i-p.at
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DIE BRIEFMARKE 2|2020
AKTUELLES
Sonderpostamt im VÖPh Mittwoch, 12.02.2020, 9–13 Uhr im VÖPh, 1060 Wien, Getreidemarkt 1 PROGRAMM 10 Uhr Markenpräsentation anschl. Sektbuffet und Signierstunde mit dem Markenkünstler David Gruber.
Sonderausstellung:
VÖPh-Belegprogramm: ERSTTAG „Laurin & Klement Typ A 1906“ (135c) Verband Österreichischer Philatelisten-Vereine
Verband Österreichischer Philatelisten-Vereine
A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
Alle Abb. Muster
„A day at the racetrack“ von R. Spieler
A-1060 Wien, Getreidemarkt 1
LAURIN & KLEMENT TYP A (D. Gruber 2020)
LAURIN & KLEMENT TYP A (D. Gruber 2020)
LK-1 ET-Beleg, Preis: € 2,60
LK-2 ET-Beleg, Preis: € 2,60
Signierstunde mit DAVID GRUBER
PHILATELIETAG im VÖPh
aus der neuen Serie
Abb. Muster
„Wiener Straßenbahnen“ Blankokuvert passend zur 2. Ausgabe 2020 exklusiv erhältlich beim Sonderpostamt oder auf Vorbestellung im VÖPh-Büro.
Serie „Wiener Straßenbahnen“ - Ausgabe Februar 2020
„Philatelietage im VÖPh“
PHT- 2 / blanko, Preis: € 1,20
VERKAUF & BESTELLUNGEN: im VÖPh-Büro, +43 1 587 64 69 oder office.voeph@voeph.at. BESTELLSCHLUSS für Vorbestellungen: Montag, 10.02.2020
NEUES VOM PHILA-ABO
„AUF DEM WEG ZU 2021“ Das exklusive Phila-Abonnement geht in die 2. Runde: Teil II wird in den kommenden Tagen versandt. Sollten Sie noch kein Abo besitzen, rasch zugreifen – noch gibt es freie Bestände. Weitere Infos: www.voeph.at VÖPh / „Jubiläum 2021“
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AKTUELLES
Fasching – Die närrischen Tage Seinen Ursprung findet der Fasching in den Raunächten, also der Thomasnacht und Wintersonnenwende zwischen 21. und 22. Dezember, der Weihnacht zwischen 24. und 25. Dezember, der Sylvesternacht zwischen 31. Dezember und 1. Jänner und der Epiphanisnacht zwischen 5. und 6. Jänner. Diese Nächte, die an die 12 Monate des Mondkalenders angehängt waren, wurden seit jeher für Geisterbeschwörungen und die Winterauskehr genutzt, hier traten die Naturgesetze außer Kraft. Die Geister der Nacht stellte man mit grimmigen Masken dar. In diesen steckten oft junge Männer, die die Gelegenheit nutzten, in der Anonymität der Maske die „Sau rauszulassen“.
Passender OT zur Postkarte der Gebrüder Kohn auf 5 Heller vom 11.11.1911, 11:11 Uhr vom Postamt 1/1 Wien 11
Masken Das Wort „Maske“ kommt aus dem Arabischen „maskharat“ und bedeutet Narr, Posse, Scherz und bezeichnet eine Gesichtsbedeckung, die vor allem die Augen als besonderes Merkmal zur Erkennung verdeckt. Plastische Masken, die das gesamte Gesicht verdecken, nennt man auch Larven. Bereits im römischen Reich konnte an wenigen Tagen das eheliche Treuegelöbnis durch das Tragen von Masken außer Kraft gesetzt werden – ein Fruchtbarkeitsritus. Seit jeher dienen Masken daher zum Verstecken – in ihrer Anonymität fallen Schranken und Verhaltensregeln.
Beginn 11 ist eine närrische Zahl – sie lässt sich nicht teilen, ist eine Primzahl und man kann sie sowohl von vorne nach hinten als auch umgekehrt lesen. Daher beginnen pünktlichst am 11. 11. um 11:11 Uhr die Vorbereitungen für die Faschingssaison des nächsten Jahres. Der 11. 11. ist aber nicht nur ein närrisches Datum, sondern auch der Beginn des „Kleinen Karneval“, auf den mit dem ersten Adventsonntag die vorweihnachtliche Fastenzeit beginnt. Traditionell beginnt der Fasching dann am 7. Jänner, nach dem Festtag der Heiligen Drei Könige, und dauert bis zum Tag vor dem Aschermittwoch. Da sich dieser nach Ostern richtet, ist die Faschingszeit von Jahr zu Jahr unterschiedlich lang. Block Belgien 1995 – Masken aus dem Carnevalmuseum
Postkarte der Gebrüder Kohn, Wien 1, zum Gedenken an den 11.11.(19)11, 11:11 Uhr, Postamt 11
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Automatenmarke Spanien 2000 – Treffen der Europäischen Carnevalsstädte
AKTUELLES
Der österreichisch-bayrische Fasching Der Name Fasching hat seinen Ursprung vom „F(V)ASCHANC“ – dem Ausschank des Fastentrunks, des letzten Trunkes vor der langen österlichen Fastenzeit. Vorher begeht man aber noch die „Tollen Tage“, meist von Donnerstag bis Faschingsdienstag. In Bayern, Österreich und Sachsen ist dies die Zeit der Bälle, Kränzchen und Redouten.
aus Speyer aus dem Jahr 1612 mit Bezug auf das Jahr 1296! In Wittichen wird der Karneval 1706 erstmals erwähnt, in Köln 1822 und in Mainz 1838.
Publibel Nr. 316 mit Werbung für Schinkenaufschnitt
Postkarte zum Hausball der Kronenzeitung mit
Sonderstempel vom 26.11.1938
Numisbrief „Ganz Deutschland ist ein Narrenschiff“
Einladungskarte zum Ball in Herzogenburg aus dem Jahr 1874
Die alemannische Fastnacht Als Fastnacht oder Karneval bezeichnet man vor allem im alemannischen Raum die Zeit der ausgelassenen Feste vor der Fastenzeit. Die Herkunft des Namens „Karneval“ lässt mehrere Interpretationen zu: die Deutung „carne vale“ – „Fleisch ade“ vom letzten Schlemmen vor der Fastenzeit, „carre navalis“ von der Bezeichnung für ein Schiff an Land, das nur von Narren bei den Umzügen gesteuert wird und schließlich „carnevalerce“ – ungestüm seine Freude ausleben. Die Bezeichnung „Fastnacht“, ursprünglich die Nacht vor dem Aschermittwoch, wird heute auf die gesamten närrischen Tage ausgedehnt. Der älteste Nachweis stammt
Privatpostkarte mit dem Text der Lehmann-Chronik 1612
Detail aus der Privatpostkarte Speyer
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AKTUELLES
Sonderstempel 275 Jahre Karneval Wittichen
Cachetstempel „Mardi Gras 1934“
Figuren des Faschings Viele ursprünglich heidnische Figuren finden Eingang in den Fasching. So in Rottweil der Federhannes, der den Teufel symbolisiert, der Harlekin als Spaßmacher und Possenreißer, das Funkenmariechen, das ursprünglich eine Marketenderin der Kölner Funken, der Kölner Stadtsoldaten, darstellte.
Privatpostkarte Kölner Karneval 1939 Werbestempel 100 Jahre Mainzer Karneval aus dem Jahr 1938
Die tollen Tage Die da wären: der schmutzige Donnerstag (letzter Schlachttag, schmotz = Fett) auch Weiberfastnacht genannt, Nelkensamstag, Tulpensonntag, Rosenmontag und schließlich der Veilchendienstag, im französischen der „Fette Dienstag“ – Mardi Gras. In vielen Ländern werden diese Tage mit ausgelassenen Umzügen gefeiert. Abschluss finden diese Tage mit dem Faschingsbegraben.
Freistempel zur Weiberfastnacht in Beuel (Bonn) „Maximumkarte“ zur Schwäbisch-Alemannischen Fastnacht mit dem Federhannes Kölner Funken – Kleinbogenteil anl. 175 Jahre Kölner Karneval Freistempel mit Hinweis auf den Nelkensamstagszug aus Moers
Freistempel New Orleans „Komm zu Mardi Gras 21. – 25. Februar 1936“
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BM Wohlfahrtspflege „Harlekin“
AKTUELLES
Was man als Narr so braucht
Wo man den Fasching intensiv feiert
Vor allem braucht es einen Faschingsgruß, so ist „HELAU“ in den deutschen Karnevalshochburgen verbreitet, im Rheinland gibt es auch noch das „ALAAF“. In Österreich hat jede Gilde ihren eigenen Gruß, „LEI-LEI“ ist wohl der bekannteste aus Villach. OHEOHE, OGRA-OGRA, MÖ-MÖ oder BA-HA wären weitere, bei denen sich der Leser wohl seine Gedanken machen kann.
Köln und Mainz als Hochburgen des Karnevals wurden schon genannt, Villach ist wohl die Hochburg in Österreich. Die Baseler Fastnacht (Schweiz) endet erst am Donnerstag früh, was sicher noch ein Überbleibsel der Regelung der „alten“ Fastenzeit ist.
Die Narrenkappe geht auf die Gugel zurück, eine runde Mütze oder Kapuze, die als Zeichen der Narren mit Hahnenkamm und Eselsohren versehen wurde, wie sie übrigens auch Till Eulenspiegel trägt. Im Spiegel, der ursprünglichen Keule als Antithese zum königlichen Szepter, kann sich der Narr selbstverliebt betrachten.
Freistempel der Stadtverwaltung Mainz mit der Narrenkappe
Schließlich brauchen die Narren auch eine Führung – das Prinzenpaar. Der Prinz, der im Fasching die Regentschaft über die Stadt übernimmt, ist die ordnende Kraft, die beim Faschingstreiben mit seiner Garde (Mädchengarde) für Ordnung sorgen soll. Bogenteil einer PM „Landesherzogspaar – Landesnarrenhauptstadt Herzogenburg 2008“
Und schließlich tragen Narren allerlei Schmuck, vor allem stehen sie auf Orden. Das geht auf die preußische Besatzung von Köln zurück. Als Persiflage auf die Odensverliebtheit der Preußen begannen die Faschingsnarren Orden zu sammeln.
Hausorden der Oberndorfer Faschingsgilde Herzogenburg
Berühmte Karnevalsaktivitäten sind noch der „Karneval in Venedig“, die Karnevalsumzüge in Binche (Belgien) und Nizza (Frankreich), der Karneval von Rio (Brasilien), die äußerst bunten Veranstaltungen in der Karabik, der Karneval in Quebec (Kanada), der seit 1894 besteht und viele mehr. Wohl aufgrund des schlechten englischen Wetters findet der Karneval in Notting Hill im Sommer statt.
Karibik Karneval
Karneval in Notting Hill
Brauchtum bewahren Vereine bewahren ihr Brauchtum in den Chroniken, Museen bewahren das Erbe und sind öffentlich zugänglich. So das „Deutsche Fastnachtmuseum“ in Kitzingen, das offizielle Museum des BDK (Bundes Deutscher Karneval) oder das „Alois Penz Faschingsmuseum des Bundes Österreichischer Faschingsgilden“ in Knittelfeld.
Freistempel Deutsches Fastnacht-Museum Kitzingen
OStR Mag. Erich Böck Hinweis: Die gesamte Sammlung wird präsentiert unter: https://www.boef.at/faschingsbriefmarken
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THEMATIK
„merkwürdig.“
Ein Exponat gegen Philatelie-Phobie „Merkwürdig“ ist etwas, das vom Üblichen, Normalen abweicht, bedeutet aber auch: würdig sich zu merken. „Merkwürdige“ Briefe und Briefmarken sind manchmal speziell von oder für Sammler „gemacht“, oft im Spannungsfeld zwischen Kommerz und Philatelie … Philatelisten sind Individualisten und bestimmen selbst, was für ihre Sammlung wertvoll ist. Ausschlaggebend für die Objekte der Begierde ist nicht der Wert oder die Seltenheit, sondern die Motive, Kreativität und das Design. Auch für Sammler ohne große Brieftasche kann die Philatelie im 21. Jahrhundert modern und vielfältig sein und bei Ausstellungen gute Erfolge erzielen. Neue Wege zu suchen – abseits von konservativen Pfaden – ist spannend. Das Exponat „merkwürdig.“ soll Freude, Begeisterung und Interesse auch bei Amateuren erwecken und das verstaubte Image von Briefmarkensammlern „aufpolieren“. Das Publikum dankt es! Sechs merkwürdige Kapitel stellen das Grundkonzept dieses Exponats dar: 1. Immer nur 4 Ecken sind langweilig! Kreative Formen bringen Bewegung in die Philatelie. Attraktive Rundungen lassen Sammlerherzen höher schlagen und Originelles eckt an. Die ersten Briefmarken sind bekanntlich rechteckig. Heute gibt es runde oder herzförmige Ausgaben und sogar Bananen. Rauten, Dreiund Vielecke faszinieren Liebhaber der Geometrie auch philatelistisch schon lange.
Großes Publikumsinteresse bei der Weltausstellung PRAGA 2018 vor dem Exponat „merkwürdig.“
2. Nur Papier, oder? Außergewöhnliche Materialien und ungewohnte „Druckträger“ eröffnen neue Wege. Ist Papier nur noch für Langweiler? Österreichsammler kennen Porzellan-, Glas-, Leder- und Stoffbriefmarken sehr gut. Aber auch Metall und Fischhaut eignen sich gut zum Bedrucken. Übrigens durchaus eine neue Herausforderung für die Aufbewahrung der Objekte. 3. Moderne Technologien:
2013, Herzliche Grüße aus Frankreich Tonga, die kleinste selbstklebende Marke der Welt (stark vergrößert, Originalgröße: 22 x 6 mm)
Färöer, Fischleder-Briefmarke. Jede Marke wird mit gegerbter Kabeljauhaut ergänzt
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DIE BRIEFMARKE 2|2020
Was die alles können! Eyecatcher aus der Druckmaschine, also technisch und handwerklich hoch innovative Briefmarken, haben trotzdem manchmal noch traditionelle Motive. Buch-, Tief- und Offsetdruck sind ergänzt mit Gold- und Silberprägungen. Swarovski- und Edelsteine werden angebracht, Beflockung und Laser werten Marken optisch auf. Hologramme und Lenticulardruck ermöglichen die dritte Dimension. Mit der ersten österreichischen „Crypto Stamp“ betreten wir die neue, digitale Bühne 4.0 des Briefmarkensammelns mit virtuellen Werten. Der Besitz eines Smartphones und/oder Laptops ist allerdings dringend notwendig.
Crypto Stamp mit rotem Ersttagsstempel
THEMATIK
6. Kuriositätenkabinett
Ungarn, Aluminium-Marke Kongresses 1955 in Budapest
anlässlich
des
Aluminium
Seltsames und Erstaunliches wertet jede Sammlung auf, so z.B. kuriose Postbeförderungen – Blechdosentransport, Zeppelinfallschirmpost oder Spreewaldkahnzustellung. Es stellt sich oft die Frage: Sind das auch Briefmarken? Russische und lettische Geldbriefmarken, Asiatische Sänfte als Bastelbogen, Post-Paket-Falt-Block und abspielbare CDund Schallplatten Blocks mit exotischer Musik. Man findet stinkende Poststempel sowie Emojis mit QR-Code und Videozugang. Agatha Christies Verbrechen auf Briefmarken können mit Hilfe von UV-Licht gelöst werden. Düfte von Erdöl, Schokolade oder Bratwurst entwickeln sich beim Untersuchen der Schätze im Sammlertusculum. So entsteht ein kleines High-Tech-Philatelie-Labor bei der Beschäftigung mit Merkwürdigem.
4. Nicht alles steht im „Guinness-Buch der Rekorde“ „recordari“ (lat.) = sich erinnern, merken – ist also merkwürdig. Spitzenleistungen bei der Produktion von Briefmarken, Briefen und Stempeln animieren zum Sammeln von außergewöhnlichen Exemplaren. Die ersten, kleinsten, größten oder längsten Marken finden sich hier ebenso ein, wie der erste Postkrieg, Aufdrucksrekorde oder Poststempel mit den kürzesten und längsten Ortsnamen der Welt.
Spanien, 2016: 75 Jahre Zerstörung durch Brand der Stadt Santander. Sonderluftpost „Nordposta“, Briefmarke mit „angebrannter“ Seite
Multilaterale 2019 in Luxemburg Die luxemburgische Tageszeitung „Tageblatt“ schreibt: 1857, Braunschweig, Brief mit ¾ Verklebung der „Gutegroschen Freimarke – Vier Kronen“, eine der kleinsten Marken der Welt
5. Irren ist menschlich Und es „menschelt“ überall. Fehler sind das Salz in der Philatelie. Ein unendliches Sammelgebiet für akribische Menschen, die das Haar in der Suppe finden wollen. Trotz sorgfältiger Prüfung rutschen den Postverwaltungen immer wieder kleine Fehler, Vertauschungen oder Wissenslücken bei der Gestaltung und Produktion durch. BRD, 1991: 200 Pfennig Bertha von Suttner – seltener Fehldruck ohne Farbe „Braunlila“ Briefausschnitt 1902, Germania mit „DFUTSCHES REICH“
„Die Multilaterale 2019 begeistert mit Raritäten und Kuriositäten! Die thematische Philatelie dürfte auch das Interesse des einen oder anderen Nicht-Philatelisten geweckt haben. Peter Kugler aus Österreich stellte „merkwürdige Briefe und Postwertzeichen“ aus. Darunter Raritäten wie thailändische Briefmarken mit integriertem Reissamen unter dem Titel „Vorsicht nicht Gießen“. Oder wie wäre es mit etwas ungarischer Schärfe? Auch kein Problem, die ungarische Post brachte dank Nanotechnologie in den Druckverfahren Briefmarken mit ungarischer Paprika auf den Markt – Geschmack und Geruch inklusive. Die Philatelie scheint auch in Zukunft salonfähig zu bleiben. Der Besuch dieses einzigartigen philatelistischen Ereignisses hat sich auf jeden Fall gelohnt. Wo sonst kann man in drei Tagen Welt- und Wirtschaftsgeschichte sowie Kultur kurz und kompakt an einem Ort kennenlernen?“
Peter Kugler Hinweise: Anregungen per E-Mail an: peter.kugler@gmx.at Web-Site (RUHRVIA 2017 – Exponate-Online): https://www.exponate-online.de/e_exponat.asp?a=100&e=19
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ALBUM
Philatelietage
Änderungen und Druckfehler vorbehalten.
Datum
Uhrzeit
Standort
02.02.2020
08:00-12:00
Phönixsaal | Marktstraße 6-8 | Region Mitte/West
4800 Attnang-Puchheim
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04.02.2020
09:00-12:00
Postfiliale | Marktstraße 13 | Region Mitte/West
6230 Brixlegg
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05.02.2020
09:00-13:00
Philateliefrühstück l Jakob-Haringer-Straße 4 l Region Mitte/West *) MM Mobil
5020 Salzburg
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05.02.2020
09:00-13:00
Philateliefrühstück l Steinheilgasse 1 l Region Ost *) MM Mobil
1210 Wien
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05.02.2020
08:30-12:30
Postpartner | Dechantskirchen 28 | Region Mitte/West
8241 Dechantskirchen
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06.02.2020
09:00-13:00
Philateliefrühstück l Gleinker Hauptstraße 1 l Region Mitte/West *) MM Mobil
4407 Steyr-Gleink
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12.02.2020
09:00-13:00
VÖPh | Getreidemarkt 1 | Region Ost
1060 Wien
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12.02.2020
09:00-12:00, 14:00-16:00
Postfiliale | Hauptplatz 5 | Region Mitte/West
8793 Trofaiach
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13.02.2020
09:00-13:00
inatura | Jahngasse 9 | Region Mitte/West
6850 Dornbirn
9
14.02.2020
09:00-13:00
Philateliefrühstück l Bahnhofgürtel 48-50 l Region Mitte/West *) MM Mobil
8020 Graz
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14.02.2020
08:00-12:00, 14:00-16:00
Postfiliale | Westbahnstraße 27 | Region Mitte/West
4300 St. Valentin
11
18.02.2020
09:00-12:00
Postfiliale | Walserfeldstraße 45 | Region Mitte/West
5071 Wals
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18.02.2020
09:00-15:00
Postfiliale | Weintraubengasse 22 | Region Ost
1020 Wien
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19.02.2020
09:00-15:00
Postfiliale | Ossiacher Straße 6 | Region Mitte/West
9300 St. Veit an der Glan
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20.02.2020
10:00-14:00
Heimatmuseum | Linzerstraße 16 | Region Mitte/West
4690 Schwanenstadt
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23.02.2020
08:00-12:00
BSV Favoriten | Zur Spinnerin 37 | Region Ost
1100 Wien
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27.02.2020
08:30-12:00
Postfiliale | Attergaustraße 61a | Region Mitte/West
4880 St. Georgen im Attergau
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*) Meine Marke Mobil: Sie können sich vor Ort fotografieren lassen und das Bild als persönliche Briefmarke mit nach Hause nehmen.
Beim Kauf von Philatelie-Produkten ab einem Einkaufswert von 25,– Euro erhalten Sie – wie immer – eine personalisierte Briefmarke geschenkt (limitierte Auflage, Abgabe solange der Vorrat reicht). Die Philatelietagsmarken sind nicht bestellbar!
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