Die Briefmarke 06/2020

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68. Jahrgang Juni 2020; Einzelpreis EUR 4,00 Sponsoring Post; Entgelt bezahlt; Verlagspostamt 1060 Wien, GZ: 02 Z 031235 S

Post und Philatelie in Österreich

DIE

BRIEFMARKE 6/2020

Österreichische Briefmarke & Deutsch-Österreichischer Postverein

170 Jahre


AKTUELLES

PHILATELIE ONLINE In Zeiten wie diesen hat man mehr Zeit, sich daheim der Philatelie zu widmen. Neben dem Organisieren der eigenen Sammelstücke kann man diese Zeit wunderbar dazu nutzen, im Internet nach philatelistischen „Schmankerln“ zu suchen, Zubehör aufzustocken und auf diversen philatelistisch interessanten Webseiten zu „surfen“ um sich umfassend zu informieren. Dazu möchten wir Ihnen Gusto machen und Sie inspirieren, und so haben wir für Sie als Kundenservice eine umfangreiche Zusammenstellung interessanter Webseiten und Kontakt-Emails gemacht – die allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Es würde uns freuen, wenn Sie uns wissen lassen, auf welchen Seiten SIE denn gerne philatelistisch unterwegs sind – und wir werden diese Daten gerne ergänzen. Übrigens finden Sie all diese Links auch auf unserer Homepage www.voeph.at unter „Nützliches / Links“ bequem zum Anklicken. Viel Spaß beim „Surfen im Netz“ – Ihr VÖPh

PHILATELISTISCHE INFORMATION UND BERATUNG Briefmarkensammler • Verband Österr. Philatelistenvereine (VÖPh) • VÖPh-Jugend Präsident: Mag. Helmut Kogler

www.voeph.at www.voeph-jugend.at president@voeph.at

Briefmarkenhändler • Österr. Briefmarkenhändlerverband (ÖBMHV) Präsident: Mario Stari

www.oebmhv.at/mitglieder.php office@briefmarken-stari.at

Briefmarkenprüfer • Österr. Briefmarkenprüferverband (VÖB) Präsident: Dr. Werner Glavanovitz

www.voeph.at/index.php?id=13#c17 werner.glavanovitz@chello.at

BRIEFMARKENZUBEHÖR • SAFE www.safe-album.at/briefmarken.html • Leuchtturm www.leuchtturm.de/briefmarken-sammeln/ • Lindner www.lindner-original.de/philatelie/

ONLINE MARKTPLÄTZE FÜR SAMMLER • • • • • •

www.eBay.at, Deutschland: www.eBay.de, International: www.eBay.com www.Delcampe.net/de – sehr großes Angebot an Sammlungsgegenständen www.hood.de – ähnlich wie eBay aber kein so großes Angebot www.catawiki.de – Auktionshaus – ACHTUNG: auch der Käufer hat zusätzliche Kosten www.philasearch.com – sehr übersichtliche Plattform der Auktionshäuser und deren Angebote www.willhaben.at – von privaten Anbietern – etwas unübersichtlich

Hinweis: Bitte beachten Sie ob das Angebot von einem gewerblichen oder von einem privaten Anbieter ist, bei Gewerblichen hat man automatisch ein Rückgaberecht innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen.

APPS • All about stamps (Österr. Post AG) www.allaboutstamps.at • MICHEL-App www.briefmarken.de/der-michel/michelapp 4

DIE BRIEFMARKE 6|2020


AKTUELLES

ÖSTERREICHISCHE AUKTIONSHÄUSER • • • • • •

Dorotheum ClassicPhil MerkurPhila HD Rauch Freimarke KG Weissenböck

www.dorotheum.com www.classicphil.com/de www.merkurphila.at www.hdrauch.com/site/de www.freimarke.com www.ansichtskarten-sammeln.de

Hinweis: Sie können über Kommissionäre steigern. Kontakte: KommR Johann Fürntratt (hfh-phil@hotmail.com), Dr. Werner Glavanovitz (werner.glavanovitz@chello.at).

KATALOGE • •

ANK-Kataloge MICHEL-Kataloge

www.onlinekatalog.ank.at/de/profiles/cff685867095/editions www.briefmarken.de/michelshop/de/michel-online

LITERATUR • • •

VÖPh Online-Bibliothek (Fernleihe) Zentrales Verzeichnis antiquarischer Bücher Eurobuch – Bücher online suchen

www.librarything.de/catalog/voeph www.ZVAB.com www.eurobuch.com

Sonderpostamt mit Philatelietag im VÖPh Leider sind alle Veranstaltungen der Österreichischen Post AG bis Ende Juni abgesagt – so auch das für 17. Juni geplante Sonderpostamt mit Philatelietag im VÖPh. Wie bereits im Mai berichtet, wird die Philatelietagsreihe „Wiener Straßenbahnen“ dennoch ungehindert weitergeführt. So können Sie die „Philatelietagsmarke VÖPh Juni 2020“ – auch diesmal ausschließlich durch entsprechende schriftliche Bestellung – bei der Verkaufsstelle Ost erwerben. Bestellung an: Österreichische Post AG, Sammler-Service, Steinheilgasse 1, 1210 Wien oder sammler-service@post.at. Das passende Kuvert (PHT-6) ist wie gehabt im VÖPh-Büro erhältlich. Bestellung unter +43 1 5876469 oder per E-Mail an office.voeph@voeph.at.

Serie „Wiener Straßenbahnen“ - Ausgabe Juni 2020

„Philatelietage im VÖPh“

Alle Abb. Muster

Mittwoch, 17. Juni 2020 von 9-13 Uhr – ABGESAGT! Im VÖPh, Getreidemarkt 1, 1060 Wien

PHT- 6 / blanko, Preis: € 1,20

aus der aktuellen Serie „Wiener Straßenbahnen“ Blankokuvert passend zur 6. Ausgabe 2020

WICHTIGE HINWEISE für kommende Veranstaltungen: Veranstaltungen: Bitte beachten Sie, dass aufgrund der aktuellen Situation bei allen angekündigten Veranstaltungen vom Interessenten hinterfragt werden muss, ob sie wirklich stattfinden. Belege und Sonderstempel: Auch wenn Veranstaltungen verschoben oder abgesagt werden müssen, sind die Sonderstempel und die vorgesehenen Belege möglicherweise beim jeweiligen Veranstalter erhältlich – bitte unbedingt dort anfragen.

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POSTGESCHICHTE

170 Jahre

© Alle Abbildungen im Eigentum des Autors

Erste österreichische Briefmarkenausgabe Das 170-Jahr-Jubiläum ist eigentlich kein besonderer Anlass für eine „große“ JubiläumsBesprechung, aber – gerade in schwierigen Zeiten wie diesen – wohl wert, sich überschauartig mit dieser interessanten Freimarken-Ausgabe zu beschäftigen. Weltweit ist diese Ausgabe wohl jene, die mit Abstand die meisten Besonderheiten, Abarten und Zufälligkeiten aufweist und somit dem interessierten Sammler ein schier unerschöpfliches Betätigungsfeld bietet.

Die fünf verausgabten Werte auf Hand-Papier

Welche Einzelmarke (mit Ausnahme der „One Penny Black“ von Großbritannien aus dem Jahr 1840) war es wert, dass sich eine Reihe von namenhaften Philatelisten mit ihr jahreund jahrzehntelang beschäftigten und es ausschließlich über diese Marke sogar mehrere umfangreiche und detaillierte Publikationen gibt: wohl nur die 9-Kreuzer-Marke, Handpapier in Type I. Aber jetzt einmal der Reihe nach: Grundsätzlich wurde diese Ausgabe in zwei Währungen, nämlich in der Kreuzer C.M. (Conventions-Münze) für das Kaisertum Österreich einerseits und in Centesimi-Währung für das Königreich Lombardei-Venetien andererseits, verausgabt. Für beide Ausgaben – sie wurden beide in der Österreichischen Staatsdruckerei hergestellt – gelten fast idente Besonderheiten und Unterscheidungen.

maschiges Maschinenpapier andererseits. Bei manchen Werten dieser Ausgabe kommen gewisse Abarten überhaupt nicht vor, bei anderen sind sie sehr selten und bei manchen wiederum relativ häufig zu finden. Ein noch viel umfangreicheres und daher auch beliebteres Gebiet wie die oben angeführten Papier-Besonderheiten und -Abarten sind die Besonderheiten des Drucks: Sie werden deshalb besonders gerne gesammelt, weil sie schon bildseitig deutlich sichtbar sind und sich besonders für Ausstellungszwecke sehr viel besser eignen als die praktisch nicht darstellbaren Papier-Abarten.

Zuallererst ist grundsätzlich festzustellen, dass das für den Druck der ersten österreichischen Briefmarken-Ausgabe verwendete Papier in zwei Hauptarten vorkommt: Handpapier (mit der Hand geschöpft) und mittels PapierMaschinen hergestelltes Maschinenpapier. Da letzteres eine relativ glatte Oberfläche und eine ziemlich gleichmäßige Papierstruktur aufweist, ist das zuerst verwendete Handpapier körniger, in der Oberfläche rauer und darüber hinaus von sehr ungleichmäßiger Stärke: Wir unterscheiden normale Papierstärken, Seiden- und Kartonpapiere. Weitere PapierAbarten sind das sogenannte „gerippte“ Papier und sehr selten kommt bei einigen Werten auch „gestreiftes“ Papier vor, darüber hinaus zeigen Marken von der Druckbogenmitte auch Teil-Wasserzeichen.

Maschinen- und Bogen-Abklatsch

Balken oben

Papier-Falte

unterlegte Mitte

Neben dem Naht-Wasserzeichen (nach seinem Entdecker auch „Ladurner“ genannt), welches nur bei Maschinenpapier existiert, gibt es über die hier angeführten Papier-Abarten hinaus noch Unterscheidungen wie quadrilliertes und gestäbtes Handpapier einerseits sowie geriffeltes und

Die österreichische Postverwaltung hatte ursprünglich beabsichtigt, diese erste österreichische BriefmarkenAusgabe nur relativ kurze Zeit in Verwendung zu lassen, schließlich und endlich jedoch waren diese Marken dann 8½ Jahre in Gebrauch. Schon bald nach dem Erscheinen

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Plattenfehler


POSTGESCHICHTE

setzte das Bestreben ein, das ziemlich mangelhaft ausgefallene Markenbild zu verbessern: Die Stadien dieser Ausbesserungen, die vor allem die Stellung der Wertziffern und die Gravur des Wappenschildes betrafen, lassen 3 Haupt-Typen unterscheiden: Type I, Type II und Type III; diese Haupttypen lassen sich teilweise wieder in Untertypen spezifizieren, die nicht auf allen Werten und nicht bei allen Papierarten vorkommen.

komplett anhängende Andreas-Kreuze unten

Ein im wahrsten Sinne des Wortes „unerschöpfliches“ Sammelgebiet sind die stark unterschiedlichen FarbNuancen der einzelnen Werte, die seit Anbeginn der Philatelie penibel spezifiziert und sehr gern gesammelt werden und teilweise zu vielen Diskussionen Anlass gaben und geben. Hier hat sich – vor allem in den letzten Jahrzehnten – die Beliebtheit der dunklen und tiefen Farbnuancen manifestiert, obwohl oftmals die hellen Farbnuancen weitaus seltener, jedoch eben nicht so spektakulär sind. In der Vergangenheit wurde außerdem viel über die Einteilung der Marken dieser Ausgabe in die Stadien der einzelnen Druckplatten diskutiert: Vom Erst- bzw. Feinst-Druck bis zu völlig abgenutzten und unansehnlichen Druckbildern ist hier alles vorhanden und gerade in letzter Zeit feiern die „PlattenTheorien“ eine starke Wiederbelebung. Die VerwendungsZeiträume einzelner Druckplatten richten sich vorwiegend nach dem Druckzustand der Marken, ihre grundsätzliche Festlegung ist zumeist nur unter Zuhilfenahme von kompletten Briefen mit vorhandenen Datums-Angaben möglich. Schon immer beliebt, aber gerade in den letzten Jahren besonders stark gesammelt werden die sogenannten Plattenfehler: Sie kommen vor allem auf Handpapier gedruckten Marken vor und so können an sich billige Marken mit einem schönen, großen, deutlichen und seltenen Plattenfehler von mehreren 100 Euro bis weit über 1.000 Euro das Stück kosten. Karl Frey, Franz Magistris und Otto Vötter haben sich – aufbauend auf den Forschungen von S. Katscher, C. J. Robertson und P. Stritzl – einem einzigen Wert, nämlich der 9-Kreuzer-Marke auf Handpapier in Type I, gewidmet, sie plattiert, alle Plattenfehler aufgelistet, bewertet und so einer großen Sammlerschar zugänglich gemacht. Viele Plattenfehler der anderen Werte in beiden Währungen wurden zuletzt im Ferchenbauer Spezial-Katalog bildlich dargestellt und auch bewertet. Dennoch ist hier noch viel „Luft nach oben“ und dieses weite und interessante Sammelgebiet ist auch Philatelisten mit begrenzten finanziellen Mitteln durchaus zugänglich. Darüber hinaus werden gerne Stücke mit anderen deutlichen Besonderheiten – Andreaskreuz-Ansätze oder ganze anhängende Andreaskreuze, mit Rand- und Eckrandstücken mit und ohne Nadelpunkte, deutlich unterlegten Mitten sowie doppelseitig bedruckte Stücke, die es auch nur von einigen Werten gibt und die teilweise sehr selten sind – gerne gesammelt und entsprechend bewertet. Mehr oder weniger breite Papier-Falten ergänzen dieses Sammelgebiet.

Druckbogen-Mitte seitliches komplett anhängendes Andreas-Kreuz

Bei den Werten der Ausgabe 1850/54 handelt es sich um einen normalen flachen Buchdruck, und nicht wie bei den späteren Ausgaben um teilweise geprägte Marken, dennoch kommen auch hier – jedoch außerordentlich selten – Stücke mit Doppeldruck, wobei einer im Blinddruck erscheint, vor. Obwohl die einzelnen Marken dieser Ausgabe ungezähnt verausgabt wurden, gibt es dabei zwei Ausnahmen: 1) Die Versuchszähnung des 1-Kreuzer-Wertes auf Maschinenpapier in Type III mit der spezifischen braungelben Farbe in BZ 18½: Diese Versuchszähnung wurde im März 1856 für Vorlagezwecke hergestellt; darüber hinaus wurden einige unbedruckte braungelbe Papierbogen in gleicher Weise durchgezähnt. Versuchs-Zähnung

2) Den sogenannten „Tokayer Durchstich“: Im Unterschied zu oben erwähnter amtlicher Versuchszähnung handelt es sich hier um einen privaten Versuch, das Abtrennen der Marken vom Bogen zu erleichtern. Es war ein Postbediensteter aus Homonna in Ungarn, der im Herbst 1852 nach Tokay übersiedelte und 1854 aus dem Postdienst ausschied. Er hatte diese Idee und setzte sie an beiden Dienstorten in die Tat um. Der Durchstich wurde zuerst in Homonna verwendet und dann im Postamt in Tokay; er existiert nicht von allen Werten. Ein sehr beliebtes, wenngleich nicht billiges Sammelgebiet. In den letzten Jahren etwas in den Hintergrund getreten ist das Sammeln von Einheiten, das heißt von Streifen

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POSTGESCHICHTE

Seit dem Erscheinen des genialen Abstempelungs-Kataloges von Ing. Edwin Müller im Jahr 1927 ist das Sammelgebiet der Entwertungen auf Marken und Briefen der 1. Ausgabe Österreichs und Lombardei-Venetiens ein immer größer und immer bedeutender werdender Teil des philatelistischen Geschehens. Das österreichische Kaiserreich umfasste zu diesem Zeitpunkt ein riesiges Gebiet mit über 3.300 Postämtern, darüber hinaus fast 300 Postämter im Königreich Lombardei-Venetien mit mannigfachen Stempelformen und Besonderheiten: Linien-Durchstich 14 (sogenannter „Tokayer Durchstich“)

und Blöcken; diese sollten aber in einer traditionellen AltÖsterreich-Sammlung vertreten sein. Bei gebrauchten Einheiten ist neben der guten Randerhaltung vor allem eine saubere Abstempelung wichtig, insbesondere sollten die Stempel nicht stark überschneidend angebracht sein (siehe folgende Abbildung ).

Mit dem in den letzten Jahrzehnten immer stärker werdenden Interesse an posthistorischen Zusammenhängen ist natürlich ein verstärktes Sammeln von Belegen mit interessanten Frankaturen und seltenen Destinationen zu beobachten. Dies ist gerade für die Jahre des Gebrauchs der Marken der 1. Ausgabe besonders spannend und interessant, da ja zu dieser Zeit noch sich oftmals ändernde Postverträge zwischen den einzelnen Staaten den Postverkehr regelten. Vor allem auf diesem Gebiet sind natürlich komplette Briefe mit Aufgabe-, Übergangs- und Ankunftsstempeln besonders interessant. Dieses Sammelgebiet ist schier unbegrenzt, reicht es doch von Bunt-Frankaturen sowie MehrfachBuntfrankaturen und Mehrfach-Frankaturen, von einfachen Briefen über Reko-Briefe, von Drucksachen bis zu schweren, großformatigen Gerichtsbriefen, von Inlandsfrankaturen bis zu solchen in entfernte überseeische Gebiete. Hier tritt das Wissen um die einzelne Marke etwas in den Hintergrund, vielmehr ist die Kenntnis von Postverträgen und postalischen Bestimmungen aus dieser Zeit wichtig und notwendig, insbesondere dann, wenn ein Brief und seine Frankatur nicht leicht erklärbar sind (die Behauptung: „Der Postbeamte hat sich geirrt“ stimmt in 98 % der Fälle nicht!). Posthistorisch fordernd aber sind speziell Belege mit nicht portogerechten Frankaturen und dementsprechenden Nachtaxierungen. Besonders selten und außerordentlich beliebt sind portogerechte Halbierungen, die weitaus überwiegende Anzahl kommt in ungarischen Postorten verwendet vor und zumeist handelt es sich um diagonal halbierte Marken. 10

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Vom Sammeln einzelner Gebiete, wie beispielsweise einzelner Kronländer oder von Heimat-Belegen, farbigen Abstempelungen und besonderer Stempelformen bis zu Früh- bzw. Spätverwendungen, speziell aber auch von Ersttags-Entwertungen, sind dem Sammlertrieb hier keine Grenzen gesetzt. Auch handschriftliche Entwertungen oder Vorausentwertungen, bahnamtliche Entwertungen und solche mittels Abstempelungen von fahrenden Postämtern bis zu Reko-Entwertungen werden hier gerne gesammelt und teilweise sehr hoch bewertet. Selbstverständlich existieren auch von den klassischen Ausgaben anderer Länder hervorragende Kataloge mit Bewertungen der jeweils verwendeten Entwertungen, aber ehrlich gesagt: die zahllosen offenen oder geschlossenen Mühlradstempel von Bayern oder die 4-Ring-Nummern-


POSTGESCHICHTE

Stempel von Preußen etwa lösen – dank ihrer Gleichförmigkeit – vermutlich weniger Begeisterung zum Sammeln aus.

Die spezielle Ausnahmesituation, in der sich die gesamte Welt derzeit befindet, ist vielleicht eine sehr gute Gelegenheit, diese Vielfalt der Ausgabe 1850/54 zu reflektieren, vorhandene Sammelgebiete zu vertiefen oder neue ins Auge zu fassen. In den vergangenen Wochen hat der Autor in Gesprächen des Öfteren gehört, dass sich der Gesprächspartner glücklich schätzt, dem spannenden Hobby der Philatelie zu frönen, gibt doch die zwangsweise Isolation verstärkt Gelegenheit sich mit seiner Sammlung zu beschäftigen, sich mit Fragen der Philatelie auseinanderzusetzen und sein Wissen zu vertiefen. Darüber hinaus ist aber gerade jetzt vermehrt Zeit vorhanden, da und dort ein „Schnäppchen zu machen“ und ein wichtiges Stück oder einen interessanten Beleg über das Internet (wo ja derzeit auch alle Auktionen ihr Material anbieten) „zu ergattern“.

Brief vom 1. Juni 1850 (Ersttags-Brief) von FIUME nach GRAZ. Die Marke ist vorschriftsgemäß oben in der Mitte des Briefes angebracht.

Wir sehen, dass gerade die Freimarken-Ausgabe 1850/54, die wie erwähnt heuer im Juni 170 Jahre alt wird, unendliche Möglichkeiten nicht nur für Briefmarkensammler, sondern darüber hinaus auch für postgeschichtlich Interessierte bietet: Keine andere klassische Briefmarken-Ausgabe auf der Welt kann mit einem auch nur einigermaßen ähnlichen umfangreichen Betätigungsfeld aufwarten. Abschließend sollen auch noch einige kleinere, jedoch gerade deswegen besonders interessante Gebiete dieser wunderbaren Ausgabe kurz aufgezeigt werden: Die nur in der Lombardei und in Venetien hergestellten und verwendeten Postfälschungen, die wenigen und seltenen Probedrucke bzw. Essays und zuletzt die amtlich hergestellten Neudrucke:

Mailänder Postfälschung

Veroneser Postfälschung

Veroneser Postfälschung

Auch das Vereinsleben muss derzeit leider ruhen, es fehlt die freundschaftliche Begegnung, der fachliche MeinungsAustausch, der Erwerb zusätzlichen Wissens und das Kennenlernen interessanter Stücke bei Vorlagen und Vorträgen. In dieser „klubabendlosen“ Zeit dachte sich der Vorstand des (ältesten österreichischen) Philatelisten-Clubs – der VINDOBONA – unter Beihilfe vieler Mitglieder: was die Schulen können sollten auch wir schaffen. Wöchentliche philatelistische Vorlagen über das Internet und auf WhatsApp wurden ins Leben gerufen! Der Zuspruch (auch bei den älteren Mitgliedern) ist enorm und diese Neuerung wird sicher auch zukünftig eine wertvolle Ergänzung des Vereinslebens darstellen: Nachahmung wird dringend empfohlen!

Dr. Ulrich Ferchenbauer

noch nicht endgültige Zeichnung

nicht verausgabter Endgültige Zeichung in Type Ib Wert zu 12 Kreuzer

Eisenhammer Briefmarkenauktionen Lina-Hähnle-Straße 1 • 80997 München • Tel. 089 – 59 89 08 • Fax 089 – 550 12 72 147. Auktion 148. Auktion

19. Juni 24. Juli

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In jeder Auktion ca. 1200 Gebotslose ab 6,– € und über 1000 Lose ab 20,– € Ausruf mit Sammlungen und Posten

Ankauf und Einlieferung jederzeit möglich! Gerne schicken wir Ihnen unseren Katalog zu!

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ALBUM

Dauermarken-Ausgaben Tracht, Briefmarken und Tradition Diese drei Begriffe gehören in der Kultur unseres Landes untrennbar zusammen. Denn nicht nur Trachtenkleidung hat in Österreich eine lange Tradition, sondern auch Tracht auf Briefmarken. Der Formenreichtum, die Farbenvielfalt und die spezifischen regionalen Unterschiede österreichischer Trachten wurden bereits vor vielen Jahrzehnten auf Briefmarken präsentiert – in zwei Dauermarkenserien, die als Erste und Zweite Trachtenserie in die Postgeschichte eingingen. Die Erste Trachtenserie wurde von 1934 bis 1936 verausgabt. Sie besteht aus insgesamt 21 Motiven, die eine österreichische Volkstracht und im Hintergrund teilweise eine Landschaft oder ein Bauwerk zeigen. Das Bundesland ist jeweils unter der Abbildung angeführt. Die Nominalwerte reichen von 1 Groschen bis 5 Schilling, frankaturgültig waren sie bis 30. September 1938. Gestaltet wurde diese Serie vom Salzburger Maler Georg Jung (1899–1957). Im Laufe der Zeit änderten sich das Format und die Typografie der Marken, und auch die Motive wurden modifiziert. So zeigen die vier Schillingwerte eine bürgerliche Wiener Familie sowie die Tiroler Kaiserjäger und die beiden letzten Marken aus dem Jahr 1936 die Themen „ländliche Arbeit“ und „städtische Arbeit“ mit Darstellungen von Schnittern und Garbenbinderinnen bzw. Bauarbeiterinnen und Bauarbeitern. Nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs mit seinen weitreichenden Folgen war die Zweite Trachtenserie gewissermaßen ein sichtbarer Beitrag zum Zusammenhalt und zur neuen Identitätsfindung der österreichischen Bevölkerung. Diese Serie erschien von 1948 bis 1958 und war bis 1964 frankaturgültig. Insgesamt 37 Werte von 3 Groschen bis zu 10 Schilling zeigen ausschließlich Frauen in historischen Volkstrachten aus unterschiedlichen Regionen Österreichs. Auf dem unteren Bildrand ist die Region, manchmal auch das Bundesland oder auch eine Jahreszahl vermerkt. Der 10-Schilling-Wert hat ein größeres Format und wurde als einziger im Stichtiefdruckverfahren und nicht wie die anderen im Rastertiefdruckverfahren produziert. Einige Werte gibt es in mehreren Farbvarianten, die für die verschiedenen Portostufen (Postkarte, Inlandsbrief und Auslandsbrief) stehen. Die Entwürfe der Serie stammen von Prof. Josef Seger – auf einigen Marken ist ein kleines „S“ zu sehen.

Georg Jung gestaltete die „Markenzeichen“ des Ständestaats

Die Freimarken von Josef Seger waren ein Statement der Nachkriegszeit

Entwurfszeichnungen der 1-Groschenund 20-Groschen-Marken von Georg Jung, die Motive der Kropfkette und der Astrachankappe wurden auch in der aktuellen Dauermarkenserie verwendet

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Änderungen und Druckfehler vorbehalten

Übrigens: Dass das Tragen von Tracht auch in der Gegenwart ein aktuelles Thema ist, belegt nicht nur die Sondermarkenserie „Klassische Trachten“, in der seit 2014 Alltagstrachten aus verschiedenen Regionen unseres Landes vorgestellt werden, sondern auch die neue Dauermarkenserie „Trachten – Beiwerk und Auszier“. Mehr dazu finden Sie im nebenstehenden Artikel.


ALBUM

Neue Dauermarkenserie: Trachten – Beiwerk und Auszier Seit 1. April werden sie nun ausgegeben, die neuen Dauermarken. Aufgrund von Covid-19 konnten die attraktiven Motive leider nicht dem Anlass entsprechend präsentiert werden, die wichtigsten Informationen zur Serie erhalten Sie daher auf dieser Seite. Beiwerk und Auszier: Die Begriffe sind sprichwörtlich und unmissverständlich. Das Beiwerk meint die schöne Nebensache, in Auszier steckt die Zier, das Schmückende. Früher nannte man diese aufputzenden Dinge auch Galanterie- oder Putzwaren. In Österreich gibt es nicht nur eine große Anzahl unterschiedlicher Trachten, sondern auch eine ebenso große Fülle an schmückenden Elementen und Accessoires. Sie sind essenzieller Teil jeder Tracht, sie stehen für höchste Handwerkskunst und geben mit ihren Details der jeweiligen Tracht ihre ganz spezielle Ausprägung. Die neue Dauermarkenserie rückt nun das Beiwerk und die Auszier in den Fokus – auch weil diesen das kleine Format der Dauermarken sehr entgegenkommt. Die Herausforderung bei der Konzeption der Serie und der Gestaltung bestand in der Motivwahl – Talschaften und Regionen aus jedem der neun Bundesländer sollten adäquat vertreten, die Motive selbst für die Dauermarkenserie geeignet sein. Insgesamt wurden 18 Motive (16 Dauermarken, 2 Ganzsachen) von der Grafikdesignerin und Kulturwissenschaftlerin Anita Kern konzipiert und grafisch umgesetzt.

Änderungen und Druckfehler vorbehalten

Die Illustrationen dafür wurden anhand der Objekte vom Illustrator Denis Mujakovic im Holzschnittstil teils händisch, teils digital gefertigt. Dieser Bezug zum Handwerklichen soll auch darauf verweisen, dass Tracht und insbesondere Beiwerk und Auszier überliefertes Handwerk sind. Beim Farbkonzept achtete Anita Kern auf eine harmonische Optik, die durch monochrom Ton in Ton gehaltene Hintergründe und Motive gewährleistet wird. Wenn die Marken in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet sind, ergeben sie die Spektralfarben des Lichts, einen Regenbogen sozusagen, was eine sehr moderne Anmutung hat und einen interessanten Kontrast zu den traditionsreichen Sujets ergibt. Die Motive selbst zeigen u. a. Kopfbedeckungen wie den bunten Entwürfe zu den Markenillustrationen „Gurktaler Bänderhut“, „Innviertler Kropfkette“ und „Stinatzer Stinatzer Festtagskranz, der auch heute noch bei klassischen Festtagskranz“ burgenlandkroatischen Hochzeiten von der sogenannten Kränzlerin getragen wird, die goldene Bodensee-Radhaube, deren prächtiges Ornament in Laméspitze gefertigt wird, den Tiroler Schützenhut, der je nach Schützenverein unterschiedlich befedert ist, oder den beeindruckenden Gurktaler Bänderhut, der auch als Kärntner „Krone“ bekannt ist. Die Motive präsentieren auch Beiwerk wie die Gailtaler Schnürstiefel, den durch Erzherzog Johann weithin bekannt gewordenen Ausseer Hut mit Gamsradl, den Ybbstaler Taschenfeitl als Produkt der Eisenstraße, die Köchertasche mit kunstfertiger Federkielstickerei oder die Fiaker-Melone, die eigentlich britischer Herkunft ist, aber schon lange zur Berufskleidung der Wiener Fiaker gehört. Auch Schmückendes wie die Ennstaler Modelstutzen, die Geschichten erzählen, die Innviertler Kropfkette oder der Gürtel mit Koppelschloss und die Schuberkette zieren die 16 Dauermarken und 2 Ganzsachen. Die Motive führen quer durch Österreich und geben einen Einblick in die enorme Trachtenvielfalt des Landes. Die neue Dauermarkenserie spiegelt aber nicht nur diese Vielfalt wider, sondern verbindet – wie die Trachtenkleidung selbst – Tradition und Moderne.

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ALBUM

Sonderpostämter

Änderungen und Druckfehler vorbehalten. Stand: 18.05.2020.

Datum Zeit

EntwerferIn DesignerIn

Gefälligkeits­ abstempelung

Österreichische Post AG

Regina Simon 30 x 43 mm

Region Ost 25.09.2020 Ersttagzusatzstempel 0664 624 2164 ist in der Zentralen Stempelstelle und in der VKS Ost erhältlich

keine Veranstaltung

Österreichische Post AG Philatelie Lounge, Rochusmarkt 1, 1030 Wien

David Gruber rund: 38 mm

25.09.2020 Stempel ist in der Zentralen Stempelstelle und in der VKS Ost erhältlich

Region Ost 0664 624 2164

Erstverwendungstag der Crypto stamp 2.0

keine Veranstaltung

Österreichische Post AG Verkaufsstelle Ost, Steinheilgasse 1, 1210 Wien

David Gruber rund: 38 mm

25.09.2020 Stempel ist in der Zentralen Stempelstelle und in der VKS Ost erhältlich

Region Ost 0664 624 2164

25.06.2020

Erstverwendungstag der Crypto stamp 2.0

keine Veranstaltung

Österreichische Post AG Verkaufsstelle Mitte/West, Gleinker Hauptstraße 1, 4407 Steyr-Gleink

David Gruber rund: 38 mm

25.09.2020 Stempel ist in der Zentralen Stempelstelle und in der VKS Mitte/West erhältlich

Region Mitte/West 0664 624 1798

25.06.2020

Erstverwendungstag der Crypto stamp 2.0

keine Veranstaltung

Österreichische Post AG Verkaufsstelle Mitte/West, Bahnhofsgürtel 48-50, 8020 Graz

David Gruber rund: 38 mm

25.09.2020 Stempel ist in der Zentralen Stempelstelle und in der VKS Mitte/West erhältlich

Region Mitte/West 0664 624 1691

29.06.2020

Ersttag der Sondermarke Wallfahrtskirche Götzens

keine Veranstaltung

Österreichischer Philatelistenverein St. Gabriel LGW Günter Mair Unterdorf 19, 6280 Zell am Ziller Tel.: 0664/ 9336699 E-Mail: guenter@mair-zillertal.at

Kirsten Lubach 34 x 36 mm

29.09.2020 Stempel ist in der Zentralen Stempelstelle und in der VKS Mitte/West erhältlich

Region Mitte/West 0664 624 1691

Anlass

Standort

Veranstalter

25.06.2020

Ersttag der Sondermarke Moderne Kunst in Österreich Herbert Brandl

keine Veranstaltung

25.06.2020

Erstverwendungstag der Crypto stamp 2.0

25.06.2020

Rückfragen

Abbildung

Die Zentrale Stempelstelle im Philatelieshop Post am Rochus sowie die Verkaufsstellen sind wieder wie gewohnt für Sie geöffnet. Stempelungen können somit vor Ort vorgenommen werden, die Stempel sind aber weiterhin auch per Einsendung erhältlich.

Änderungen und Druckfehler vorbehalten. Stand: 18.05.2020.

Philatelietage Datum

Standort

03.06.2020

Philateliefrühstück l Steinheilgasse 1 l Region Ost

1210 Wien

Veranstaltung findet nicht statt, Marke bei der VKS Ost erhältlich

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09.06.2020

Philateliefrühstück l Gleinker Hauptstraße 1 l Region Mitte/West

4407 Steyr-Gleink

Veranstaltung findet nicht statt, Marke bei der VKS Mitte/West erhältlich

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09.06.2020

Postfiliale | Gumpendorfer Straße 83-85 | Region Ost

1060 Wien

Veranstaltung findet nicht statt, Marke bei der VKS Ost erhältlich

3

16.06.2020

Philateliefrühstück l Jakob-Haringer-Straße 4 l Region Mitte/West

5020 Salzburg

Veranstaltung findet nicht statt, Marke bei der VKS Mitte/West erhältlich

4

17.06.2020

VÖPh | Getreidemarkt 1 | Region Ost

1060 Wien

Veranstaltung findet nicht statt, Marke bei der VKS Ost erhältlich

5

26.06.2020

Philateliefrühstück l Bahnhofgürtel 48-50 l Region Mitte/West

8020 Graz

Veranstaltung findet nicht statt, Marke bei der VKS Mitte/West erhältlich

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26.06.2020

Postpartner | Thannstraße 2 | Region Mitte/West

4492 Hofkirchen im Traunkreis

Veranstaltung findet nicht statt, Marke bei der VKS Mitte/West erhältlich

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Beim Kauf von Philatelie-Produkten in den jeweiligen Verkaufsstellen ab einem Einkaufswert von 25 Euro erhalten Sie eine personalisierte Briefmarke geschenkt (limitierte Auflage, Abgabe solange der Vorrat reicht). Die Philatelietags-Marken sind nicht bestellbar!

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