69. Jahrgang April 2021; Einzelpreis EUR 4,00 Sponsoring Post; Entgelt bezahlt; Verlagspostamt 1060 Wien, GZ: 02 Z 031235 S
Post und Philatelie in Österreich
DIE
BRIEFMARKE 4/2021
Klarinette „Musikland Österreich“
Sonderpostamt im VÖPh am 28. April 2021
AKTUELLES
MULTILATERALE vom 24.–26.9. im VAZ St. Pölten Nach aktuellem Stand werden 97 Aussteller aus 6 Nationen mit insgesamt 605 Rahmen Ende September ihre Sammlungen im Rang I präsentieren. Begleitet wird dies von einem umfangreichen Rahmenprogramm: bisher haben 27 Händler und Auktionshäuser fix zugesagt, ebenso die Postverwaltungen UNO Wien, Deutschland und Liechtenstein. Diese werden auch eigene Produkte zur Veranstaltung mitbringen. Die Österreichische Post wird neben drei Ersttagen eine Sonderpostbeförderung sowie weitere „Überraschungen“ präsentieren, außerdem werden erstmals Schätze aus dem Postarchiv gezeigt. Sonderschauen zu verschiedenen Themen wird es ebenso geben wie eine Verkostung des „100 Jahre VÖPh“-Weines. Wir alle hoffen, dass die Veranstaltung trotz Corona möglich sein wird.
ÖVEBRIA 2021 Parallel zur Multilaterale findet auch die Nationale Ausstellung ÖVEBRIA statt, die Teilnahme daran ist in allen drei Rängen möglich, derzeit sind 150 Rahmen angemeldet, eine Anmeldung ist noch bis 30. April möglich. Alle Hinweise zu Anmeldung und Veranstaltung finden Sie auf unserer Homepage bzw. in diesem Heft im Terminkalender auf Seite 44). Für Erstaussteller im Rang III gibt es Sonderkonditionen als Förderung.
Kartomanie Ansichtskartensammler aufgepasst: Die Kartomanie von Ulli Handerek-Saak hat ein neues Geschäftslokal in Wien (Rochusgasse 6, 1030 Wien). Öffnungszeiten Dienstag–Freitag von 10:00–12:00 Uhr. Erreichbar für Terminvereinbarungen: 0676 / 5631163 oder www.ansichtskarten-kartomanie.at
Schild-Bürgerstreich beim VÖPh Seit nunmehr 45 Jahren residiert der Verband am Getreidemarkt 1 in Wien, und seit dieser Zeit hat unser Hinweisschild beim Eingang nicht gestört. Vor einigen Tagen bekamen wir spezielle Post. Inhalt war eine Aufforderung zur Stellung eines Antrages zur Nutzung des öffentlichen Straßengrundes gemäß STVO. Auf telefonische Rückfrage erfuhren wir den Grund dafür: „Das Schild springt zwei Millimeter in den öffentlichen Raum hinein“, daher sei dieser Antrag zu stellen. Würde die Tafel um die Ecke montiert sein, wäre kein Antrag zu stellen, aber ein Fotobeweis vorzulegen … Die Kuriosität dabei: Die Anbringung des Schildes ist in Ordnung und auch kostenfrei, der Antrag aber wird vergebührt und dies kostet 24.- € Abgabe laut entsprechendem Gesetz. Nun, wir finden, dass die Dienstleistung für Lokalaugenschein, amtliche Bearbeitung, Formularwesen und mehrmaligem Briefverkehr sowie Telefongespräch eigentlich sehr günstig angeboten wurde. Man könnte es aber auch mit dem bekannten Slogan einer österreichischen Versicherung vergleichen: „Ihre Sorgen möchten wir haben …“
heko 4
DIE BRIEFMARKE 4|2021
AKTUELLES
Sonderpostamt im VÖPh
– mit Philatelietag
Mittwoch, 28. April 2021, 9–13 Uhr im VÖPh, 1060 Wien, Getreidemarkt 1 Fortsetzung der Serie „Musikland Österreich“ – diesmal mit der Klarinette. Die Markenkünstlerin Kirsten Lubach wird die Belege nach Möglichkeit von 10–11 Uhr vor Ort persönlich signieren.
VÖPh-BELEGPROGRAMM ERSTTAG „Klarinette“ (100c) aus der Serie „Musikland Österreich“
PHILATELIETAG April 2021 Ankeruhr, Hoher Markt Nur mehr blanko erhältlich, die fertigen Serien sind ausverkauft! blanko je € 1,20
Beleg „Klarinette-1“, Preis € 2,20
PhT-04-A
Alle Abb. auf dieser Seite Muster
Jugendstil-SK „Klarinette-3“, Preis € 3,-
10–11 Uhr: SIGNIERSTUNDE mit Beleg „Klarinette-2“, Preis € 2,20
KIRSTEN LUBACH PhT-04-B
VERKAUF & BESTELLUNGEN: Direkt beim Sonderpostamt sowie im VÖPh-Büro, +43 1 587 64 69 oder per E-Mail: office.voeph@voeph.at. BESTELLSCHLUSS für Vorbestellungen: Montag, 26.04.2021
WICHTIGER HINWEIS: Bitte beachten Sie, dass es wegen COVID-19 zu kurzfristigen Änderungen kommen kann. Informieren Sie sich daher bitte vor Ihrem Besuch telefonisch oder auf unserer Homepage über Ort und Ablauf des Sonderpostamtes. Telefonische oder schriftliche Bestellungen beim VÖPh sind ungeachtet dessen jederzeit möglich.
DIE BRIEFMARKE 4|2021
5
AKTUELLES
Die Klarinette
Blasinstrumente, bei denen die Schwingungen zur Erzeugung des Tones durch das Anblasen eines Schilfrohrblattes erzeugt wurden, kannten schon die alten Ägypter. Auch heute spielen solche Instrumente in der Volksmusik im Nahen und Abb. 1: Kroatien, Mai 2014 Mittleren Osten durchaus eine wichtige Rolle. Die Musikwissenschaft tut sich aber schwer, diese Instrumente als Vorläufer der Klarinette zu bezeichnen, denn sie haben nur einen begrenzten Tonumfang und es fehlt ihnen eine entscheidende Fähigkeit: sie können keine volle Folge von Tonleitern über mehrere Oktaven spielen. Dazu braucht man nämlich nicht nur 7 Tonlöcher wie bei einer Blockflöte, sondern 11. Da wir aber nur 10 Finger haben und einer davon (der rechte Daumen) das Instrument halten muss, braucht man eine andere Möglichkeit, mit der die zusätzlichen Tonlöcher abgedeckt bzw. geöffnet werden können. Nach zahlreichen Experimenten mit dem damals sehr beliebten Chalumeau (Abb. 1) fand der Nürnberger Instrumentenbauer Johann Christoph Denner (1655–1707) um 1700 mit der Verwendung von Klappen eine erste brauchbare Lösung für dieses Problem. Denner gilt daher als der Erfinder der Klarinette. Sein Instrument (Abb. 2+3) besaß neben der Überblasklappe an der Rückseite lediglich eine weitere Klappe zur Erweiterung der Tonlöcher. Obwohl Abb. 2: BRD, Mai 2014 der Tonvorrat zunächst also noch begrenzt war, fand das Instrument wegen seiner Klangfarbe sehr schnell den Weg in die Hofkapellen der Fürstenhöfe. Da man mit dem neuen Instrument verhältnismäßig laut spielen konnte, ersetzte man im Orchester damit oft die „Clarini“ genannten hohen Barocktrompeten. Von dieser Praxis dürfte sich auch der Name „Clarinett“ ableiten. Zu den Komponisten, die in dieser Anfangszeit Klarinetten in ihren Werken berücksichtigten, gehören unter anderem Antonio Vivaldi, Georg Philipp Telemann, Georg Friedrich Händel und Johann Stamitz. 8
DIE BRIEFMARKE 4|2021
© Österr. Post AG © www.die-klarinetten.de
„Was du mit deinem Instrument beginnst, das hört' ich noch nie. …. hat es doch einen Ton so weich, so lieblich, dass ihm niemand widerstehen kann, der ein Herz hat.“ Diese Worte schrieb ein anonymer Musikkritiker 1785 nach dem Besuch eines Klarinettenkonzerts. Auch der Dichter, Komponist und Journalist Christian Daniel Schubart (1739–1791) meinte 1784 über das damals noch relativ neue Instrument: „Wer die Klarinette seelenvoll bläst, scheint der ganzen Welt … eine Liebeserklärung zu machen.“
Abb. 3: Grifftabelle einer frühen Klarinette, Holzschnitt um 1740
Wolfgang Amadeus Mozart, der 1778 in Mannheim wohl auch eines der Klarinettenkonzerte von Stamitz’s Sohn Carl Philipp (1745–1801) hörte, schrieb in einem Brief an seinen Vater: „Ach, wenn wir nur clarinetti hätten! - Sie glauben nicht was eine Sinfonie mit flauten, oboen und clarinetti einen herrlichen Effect macht!“. Mozarts Klarinettenquintett A-Dur KV 581 (1789) und sein Klarinettenkonzert A-Dur KV 622 aus dem Jahr 1791 (Abb. 4) gehören heute zu den bekanntesten Stücken für die Klarinette.
© Kirsten Lubach
© Alle Markenabb. im Eigentum des Autors
„Ein Ton so weich, dass ihm niemand widerstehen kann….“
Abb. 4: Auszug aus Mozarts Klarinettenkonzert A-Dur KV 622
AKTUELLES
Vermutlich arbeitete Mozart bei diesen Werken mit dem Klarinettenvirtuosen Anton Stadler (1753–1812) zusammen, dem das Konzert KV 622 gewidmet ist. Stadler, der stets bemüht war, sein Instrument technisch weiterzuentwickeln und dabei vor allem den Tonumfang nach unten erweitern wollte, ist ein gutes Beispiel für die steigenden Anforderungen an das neue Instrument, das dadurch nach und nach größer wurde und zahlreiche weitere Klappen erhielt (Abb. 5). 1812 entwarf der in Reval geborene Klarinettist, Komponist und Instrumentenbauer Iwan Müller (1786–1854) ein Instrument mit 13 Klappen. Durch die Umgestaltung der Tonlöcher und die Verwendung von Klappenpolstern erreichte er auch einen besseren und reineren Klang. Obwohl dieses Modell zunächst abgelehnt wurde, bildete es die Basis für weitere Entwicklungen wie z.B. für die von Oskar Oehler (1858–1936) 1905 verbesserte Müller-Klarinette, die oft auch als „Deutsche Klarinette“ bezeichnet wird. Abb. 5: DDR, Juni 1977
Das heutige Aussehen der Klarinette verdanken wir vor allem dem französischen Klarinettisten Hyacinthe Eléonore Klosé (1808–1880). Der spätere Professor am „Conservatoire de Paris“ errechnete 1839 die optimale Position und Größe für die Tonlöcher, unabhängig davon, ob man sie mit den Fingern abdecken kann. Für jene Tonlöcher, die mit den Fingern nicht erreicht werden können, schlug er die Verwendung sogenannter Ringklappen vor, die Theobald Boehm (1794–1881) 1832 für die Querflöte entwickelt hatte (Abb. 6). Nach den Vorgaben von Klosé baute der Pariser Instrumentenbauer Louis Auguste Buffet (1789– 1864) 1843 die erste BoehmKlarinette, die heute weltweit verbreitet ist. Abb. 6: UNO Genf, April 2014
Der zylindrische Korpus einer Klarinette besteht aus fünf Teilen: dem Schnabelmundstück, auf den das Rohrblatt gebunden oder geschraubt wird (Abb. 7), der Birne, dem Ober- und dem Unterstück und einem kegelförmigen Schallbecher. Die Birne ist leicht bauchig und verbindet das Mundstück mit dem Oberstück. Ober- und Unterstück enthalten die 24 Tonlöcher und tragen die Mechanik für die 17 Klappen und 6 Ringe. Dabei wird die Mechanik am Oberstück überwiegend mit der linken Hand und die am Unterstück mit der rechten Hand bedient (Abb. 8).
Heute sind die Klarinetten üblicherweise in B oder A gestimmt. In einem Sinfonieorchester haben die Klarinettisten manchmal sogar beide Instrumente auf dem Podium und wechseln das Instrument den Stücken entsprechend. Vor allem in Kompositionen aus der Romantik sind gelegentlich auch C-Klarinetten, Bassklarinetten oder die kleineren Es-Klarinetten vorgeschrieben. In einem Blasorchester übernehmen die Klarinetten die Funktion der Geigen und spielen oft die Melodiestimmen. Meistens gibt es dann Stimmen für 1., 2. und 3. Klarinette, die jeweils von mehreren Musikern gespielt werden. Die Klarinette kommt aber auch in kleineren Besetzungen zum Einsatz wie zum Beispiel im klassischen Bläserquintett mit Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott (Abb. 9). In verschiedenen Kulturkreisen ist die Klarinette auch in der Volksmusik vertreten. Man findet sie beispielsweise im alpenländischen „Ländler“, in der ungarischen „Zigeunermusik“, im brasilianischen „Choro“ oder in der „KlezmerMusik“ (Abb. 10), die bei traditionellen jüdischen Hochzeitsfeiern gespielt wird. Nicht unerwähnt bleiben darf die Verwendung der Klarinette im Jazz, wo der Klarinettist oft über der Melodiestimme improvisiert. In der Swing-Ära der 1920er- bis 1930er-Jahre waren zahlreiche Bandleader wie Artie Shaw, Woody Hermann und Benny Goodman Klarinettisten (Abb. 11) und auch das berühmte „Glissando“ zum Auftakt von Gershwins „Rhapsody in Blue“ hat wohl jeder schon einmal gehört (Noten auf Abb. 12).
Peter Lang, Motivgruppe Musik e.V.
Abb. 9: Berlin West, April 1988
Abb. 10: Israel, Sept. 1997
Abb. 11: USA, Sept. 1996
Abb. 7: Dominica, Juli 1996
Abb. 12: Monaco, August 1998 Quellen:
Abb. 8: Moderne Privatpost / Allgäu Mail 2009
l K . Lubach: Erläuterungen zu „Musikland Österreich: Klarinette“ l D. Ecklebe / P. Lang: Bildung & Briefmarke – Thema Musikinstrumente l A. Buchner: Handbuch der Musikinstrumente l Internet: schott-music.com, junge-klassik.de, Wikipedia
DIE BRIEFMARKE 4|2021
9
POSTGESCHICHTE
Alte Briefe erzählen Geschichte(n) Twitter-Nachrichten aus dem Jahr 1664
Heutzutage vergisst man leicht die enorme Bedeutung der Post in früheren Zeiten. Wir unterhalten uns mit Freunden via Telefon, SMS oder E-Mail, erhalten unsere Nachrichten via Radio, Fernsehen, Internet oder über die Sozialen Medien. Sogar Präsidenten regierten bis vor Kurzem mittels Twitter. Aber wir Menschen waren schon immer neugierig und die Gelegenheit, als Erster Neuigkeiten aus der Welt zu bekommen, war oft ausschlaggebend für Investitionen, die Entscheidung ob Krieg oder Frieden und für den Kampf gegen Krankheiten. Nicht nur Kaiser, sondern auch adelige Grundherren hielten sich daher sogenannte „Agenten“ in den wichtigsten Städten. Von ihnen wurden sie über Vorgänge informiert, die man in diesen Zentren zuerst erfahren konnte. © Alle Abb. (soweit nicht anders vermerkt) im Eigentum des Autors
Ein solches Zentrum war im deutschsprachigen Raum die Reichsstadt Nürnberg. Dort tummelten sich Händler, Handwerker und Adelige aus aller Herren Länder. In Nürnberg saß mit Johann Waldmann ein Agent von Adam Matthias von Trauttmansdorff (* 1617; † 1684), Marschall und königlicher Statthalter in Böhmen, Herr von Bischofteinitz, der sich 1664 umfassend informieren ließ. Der Empfänger des rechts abbgebildeten Briefes (Abb. 1) war der Secretarius des Grafen Trauttmannsdorff. In absoluter Kurztextform, ganz ähnlich dem heutigen Twitter, werden in diesem Brief die wichtigsten Neuigkeiten zusammengefasst, die auch aus heutiger Sicht hochinteressant sind. „Man schreibt, dass England und Holland wieder einander fast im öffentlichen Krieg gesetzt werden“, ist eine dieser Nachrichten. Sie nimmt den Zweiten Englisch-Niederländischen Krieg vorweg. Der Krieg brach 1665 los und endete mit der Vernichtung der englischen Flotte auf der Themse. Im Frieden von Breda 1667 räumten die Engländer Surinam in Südamerika sowie ihre Besitzungen in Indonesien zugunsten der Niederländer. Diese wiederum überließen England ihre nordamerikanischen Besitzungen rund um Neu Amsterdam. Was die Niederländer damals hergaben, nannten die Engländer New York und bauten es weiter aus. Der Friede von Breda war sozusagen der Grundstein für die heutige Weltstadt an der Ostküste der Vereinigten Staaten.
Abb. 1: Mit diesem Brief gingen die Informationen aus dem mondänen Nürnberg ins böhmische Bischofteinitz. „Franco“, also bezahlt, über Rötz und die Böhmerwaldroute.
Die zweite Kurznachricht (Abb. 2) betrifft ein Naturphänomen: „Von Hamburg ersenden andere, wan ein Cometstern so sie gesehen.“ Bei dem „Cometstern“ handelt es sich um einen der zehn hellsten Kometen, die jemals gesehen wurden. Astronomisch erhielt er den Namen C1664/W1 – und auch er hatte nachhaltige Folgen für die Welt. Denn Isaac Newton war in Cambridge so fasziniert von dem Kometen, dass er sich von Jus abwandte und Naturwissenschaften studierte. Ohne C1664/W1 wäre er vielleicht ein erfolg Abb. 2: Dieser Brief aus Köln nach Wien aus 1638 ist der bisher reicher Anwalt geworden, die Newton´schen Gesetze hätte frühest bekannte mit dem Vermerk „frco per Rez“ – also „bezahlt bis Rötz“. Der Empfänger hatte 3 Kreuzer zu bezahlen. er wohl eher nicht entdeckt.
DIE BRIEFMARKE 4|2021
13
POSTGESCHICHTE
Das hat wohl auch mit der dritten Geschichte in diesem Brief zu tun: Hier schreibt er, dass es „Krankheiten viel geben mag“ und vor allem „in der Pfalz viel Leit krank sein“. Es handelt sich um den Beginn der letzten großen Pestepidemie der Kurpfalz. Schulen und Universitäten wurden geschlossen und das öffentliche Leben weitgehend eingeschränkt. Dennoch soll die Krankheit annähernd 14.000 Menschen alleine in der Pfalz das Leben gekostet haben.
Wie damals üblich, stand es aber nicht immer zum Besten mit der Erhaltung des Postkurses. Beschwerden über die langsame Beförderung, über faule Postboten und schlechte Pferde auf dem Kurs häuften sich seitens der damali14
DIE BRIEFMARKE 4|2021
Abb. 3+4: Zeitgenössische Abbildungen des Kometen, der nach damaligen Vor stellungen Krieg und Krankheit brachte © Abb. aus: Helbig: Die Postverhältnisse Bayern-Österreich
Welche Bedeutung diesem Postkurs zukam, zeigt schon seine Entstehungsgeschichte. Lamoral von Taxis setzte 1615 durch, dass sein Amt des Reichsgeneralpostmeisters erblich wurde. Im Gegenzug verlangte der Kaiser einen Postkurs von Nürnberg über Rötz, Waldmünchen und das böhmische Klentsch an den Kaiserhof in Prag. Dann kam aber der Dreißigjährige Krieg dazwischen. Erst um 1630 wurde der Postkurs tatsächlich installiert. Eine Abzweigung gab es zum neu eingerichteten Reichspostamt in Regensburg. Selbst Briefe nach Wien passierten nun diesen Weg. Er wurde so bedeutend, dass er Einzug in internationale Postverträge des 17. Jahrhunderts fand.
Abb. 3
© Wikipedia / gemeinfrei
Soweit zur Geschichte. Der Brief hat aber auch postgeschichtlich viel zu bieten. Denn zu Beginn klagt der Absender, dass der Nürnberger Postmeister seine Briefe immer ins falsche Briefpaket legt. Nämlich jenes, das aus Köln kommt und nach Prag weitergeleitet wird. Dort wird es umpaketiert und geht wieder zurück nach Bischofteinitz. Dadurch entstünden unnötige Verzögerungen. Die Route, die dieser Brief genommen hat, war damals noch relativ jung, aber schon von großer internationaler Bedeutung. Wir kennen sie als die „Böhmerwald-Route“ (vgl. Abb. 5). Sie führte von Nürnberg bzw. von Regensburg nach Rötz/Bayern und weiter über Klentsch in Böhmen nach Prag. Auch dieser Brief nahm mit Sicherheit diese Route. Der FrancoVermerk deutet darauf hin, dass die Gebühr bis Rötz bezahlt war. Trautt mansdorff als Statthalter von Böhmen hatte in Österreich wohl nichts zu bezahlen.
gen Postkunden. Wie das die Postboten sahen, zeigt ein Brief zweier Postschreiber aus Regensburg an den Grafen Trauttmannsdorff aus dem Jahr 1659 (Abb. 6). Der Graf residierte als mächtiger Herr u.a. in Bischofteinitz, unweit der bayerischen Grenze. Die beiden beschweren sich bei ihm bitterlich, dass sie schon ewig keinen Sold mehr erhalten und fragen ihn, wie sie unter diesen Umständen ihren Dienst ordentlich verrichten sollen. Um wenigstens den Winter zu überstehen, bitten die beiden den Grafen, ihnen eine „Weihnachtsremuneration“ zukommen zu lassen.
© Wikipedia / gemeinfrei
Wie damals üblich, betrachtete man den Wandelstern als böses Omen. So schreibt der Verfasser des Briefes zu den Folgen dieser Sichtung: „Gute Zeit darf man sich gewiss nit einbilden.“
Abb. 5: Auf dieser zeitgenössischen Karte ist der Postkurs von Nürnberg bzw. Regensburg über Rötz, Waldmünchen und Klentsch schön zu sehen
POSTGESCHICHTE
Noch bis ins 18. Jahrhundert hinein gibt es immer wieder diese Form gegenseitiger Beschwerden: Die Kunden beklagen den schlechten Service der Post und die Postler die schlechte Zahlungsmoral ihrer Arbeitgeber. In Österreich änderte sich dies mit der Verstaatlichung der Post 1722 durch Kaiser Karl VI. Von da an erhielten die Postmeister ihren Sold regelmäßig und mussten sich nicht mehr beschweren. Die Kundschaft aber wurde deswegen offenbar nicht viel besser bedient als vorher – denn ihre Klagsschriften gibt es noch lange danach.
Gerald Heschl Literaturhinweise:
Abb. 6: Beschwerde- und Bittbrief der Regensburger Postschreiber 1659 an Reichsgraf Adam Matthias von Trauttmansdorff. Die untertänige Adresse soll den Grafen wohlwollend stimmen und ein möglichst hohes Weihnachtsgeld bescheren.
l J ames van der Linden: Die Böhmerwaldroute. In: Postgeschichte 60/1994 l Joachim Helbig: Die Postverhältnisse Bayern-Österreich. In: Postbeziehungen Bayern-Österreich, Schriftenreihe des Münchner Briefmarken-Club 4 l Martin Dallmaeier: Quellen zur Geschichte des europäischen Postwesens 1501–1806
Hodam`s
38.Versteigerung am 24.04.2021
Ein Los dieser Versteigerung: Österreich WIPA-Block 1933 **
Los 1610 mit Nagelkopfprägung ‒ Ausruf € 400
Alle Lose mit Bild ab Anfang April bei www.philasearch.com
Katalog gratis bei: Hodam´s Versandservice Würselener Str. 16 98646 Hildburghausen
www.hodam-online.de E-Mail: peter.hodam@t-online.de
DIE BRIEFMARKE 4|2021
15
ALBUM
Klarinette Serie: Nennwert: Ausgabetag / erhältlich ab: Ersttag: Markengröße: Grafikentwurf: Druck: Druckart: Auflage:
Musikland Österreich 1 Euro 28.04.2021 im VÖPh, Wien 31,80 x 50,00 mm Kirsten Lubach Joh. Enschedé Stamps B. V. Offsetdruck 340.000 Marken in Kleinbögen zu 10 Stück Bestell-Nr.: 221110, Bestell-Nr. Kleinbogen: 221730
Im Jahr 2020 wurde die neue Serie „Musikland Österreich“ mit dem Kontrabass gestartet. Ein wunderbarer klanglicher Gegensatz dazu ist das Motiv der Serie für 2021: die Klarinette. © DrKssn / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0
Die Klarinette ist ein Holzblasinstrument. Ihr Tonumfang reicht über vier Oktaven und ist damit größer als bei anderen Blasinstrumenten. Das ist einer der Gründe für die große Vielseitigkeit der Klarinette – sie wird in der klassischen Musik ebenso eingesetzt wie in der volkstümlichen Musik, in Militärkapellen oder im Jazz.
Eine zerlegte Klarinette in ihrer Box
Das Instrument besteht aus fünf Teilen, die zusammengesteckt werden, so lässt es sich im zerlegten Zustand einfach transportieren. Gefertigt werden die hochwertigen Klarinetten aus dem dunklen Grenadillholz, auch Afrikanisches Ebenholz oder Afrikanisches Schwarzholz genannt, die Klappenmechanik ist meist aus einer versilberten Kupferlegierung. Die am weitesten verbreitete Klarinette ist die B-Klarinette, auch die A-Klarinette wird oft verwendet. Gespielt werden die Tonlöcher und Klappen in unterschiedlichen Griffsystemen, vor allem im verbreiteten französischen oder Böhm-System und im deutschen System. Eine Besonderheit ist die Wiener Klarinette, die durch eine spezielle Bauweise einen weicheren Klang hat und im Orchester zum besonderen „Wiener Klangstil“ beiträgt.
Änderungen und Druckfehler vorbehalten
Vermutlich das letzte Porträt Mozarts vom Künstler Johann Georg Edlinger, 1790
Besonderes Interesse fand Mozart auch am Bassetthorn und an der Bassettklarinette, für die er 1791 sein berühmtes Klarinettenkonzert KV 622 komponierte – eine seiner letzten Kompositionen und wohl auch eines der berühmtesten Werke für dieses Instrument. Er widmete das Konzert dem Klarinettisten Anton Paul Stadler.
Die Briefmarke zeigt hinter einer B-Klarinette mit Böhm-System eine wertvolle Rarität: ein Autograph eines Entwurfs für Mozarts Klarinettenkonzert. Das Fragment stammt aus den Winterthurer Bibliotheken, Depositum der RychenbergStiftung in der Schweiz. Der bekannte Schweizer Industrielle und Musikmäzen Werner Reinhart, der 1949 die Rychenberg-Stiftung gründete, hatte es erworben und nach Winterthur gebracht – als Klarinettenspieler war er natürlich von diesem Paradestück für Klarinette begeistert. Noten aus diesem Klarinettenkonzert sowie die Illustration einer A-Klarinette mit französischem System zieren auch den Rand des Kleinbogens.
© Österreichische Post AG
© gemeinfrei / Wikimedia
Der deutsche Instrumentenbauer Johann Christoph Denner entwickelte die Klarinette um 1700 aus einem einfachen Hirteninstrument, dem Chalumeau. Wolfgang Amadeus Mozart hörte 1778 in Mannheim Sinfonien von Carl Stamitz und schrieb an den Vater: „Ach, wenn wir nur clarinetti hätten! - sie glauben nicht was eine sinfonie mit flauten, oboen und clarinetti einen herrlichen Effect macht!“
Der Kleinbogen aus der Serie „Musikland Österreich“
DIE BRIEFMARKE 4|2021
21
ALBUM
Änderungen und Druckfehler vorbehalten. Stand: 17.03.2021
Sonderpostämter Datum Zeit
Anlass
Standort
Veranstalter
Entwurf Design
Gefälligkeits abstempelung
Rückfragen
09.04.2021 14:00-18:00
Ersttag der Sondermarke Postzelt neben STAUD'S 50 Jahre STAUD’S Wien am Brunnenmarkt, Ecke Brunnengasse/ Schellhammergasse, 1160 Wien
Österreichische Post AG
Marion Füllerer 30 x 38 mm
23.04.2021 Ersttagszusatzstempel
Region Ost 0664 624 2164
17.04.2021 10:00-15:00
Ersttag der Sondermarke Post- und Murbodner Tracht Telegraphenmuseum, *) MM Mobil Schulstraße 1, 8790 Eisenerz
Österreichische Post AG
Anita Kern rund: 40 mm
03.05.2021 Ersttagszusatzstempel
Region Mitte/West 0664 624 1691
28.04.2021 09:00-13:00
Ersttag der Sondermarke Verband Klarinette Österreichischer Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien
Verband Österreichischer Philatelistenvereine, Getreidemarkt 1, 1060 Wien
Kirsten Lubach 42 x 25 mm
12.05.2021 Ersttagszusatzstempel
Region Ost 0664 624 2164
Abbildung
*) Besondere Attraktion: Meine Marke Mobil. Nutzen Sie die Gelegenheit, lassen Sie sich vor Ort von uns fotografieren und nehmen Sie Ihre persönliche Briefmarke gleich mit nach Hause.
Sämtliche Veranstaltungen unterliegen dem aktuell geltenden Veranstaltungsgesetz (www.ris.bka.gv.at) und werden zum Schutz der Teilnehmenden ausgerichtet. Aufgrund der aktuellen Situation kann es kurzfristig zu Absagen oder Terminverschiebungen kommen, wir ersuchen um Ihr Verständnis.
" Es gelten die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Philatelie in der zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses geltenden Fassung, abrufbar auf post.at/agb. Ich erteile meine ausdrückliche Einwilligung zur Verwendung meiner personenbezogenen Kontaktdaten (Namen, Anschrift, Telefon, E-Mail) zum Zweck der Werbung und zur Information über Produkte und Dienstleistungen der Post, auch mittels Telefon oder E-Mail; diese Einwilligung kann ich jederzeit widerrufen. Bei Einzelbestellungen unter 20 Euro Bestellwert kommen Versandkosten für Österreich in Höhe von 4,95 Euro, Europa in Höhe von 9,95 Euro und weltweit in Höhe von 14,95 Euro hinzu. Knd.Nr.
Bestellschein bitte in ein Kuvert geben, ausreichend frankieren und schicken an:
Österreichische Post AG Sammler-Service Steinheilgasse 1 1210 Wien Österreich
Bestellungen können auch weiterhin telefonisch sowie per E-Mail aufgegeben werden.
Tel.: +43 (0) 577 67 – 95095 Hotline: 0800 100 197 (in Österreich gratis) E-Mail: sammler-service@post.at
Bestellungen können Sie übrigens auch bequem unter post.at/onlineshop tätigen.
28
DIE BRIEFMARKE 4|2021