caliber 01/2024 Leseprobe

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€ 6,50

Österreich € 7,20 I Luxemburg € 7,70 I Schweiz CHF 10,90 I Belgien € 7,70

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100 Jahre Frankfurter Überfallkommando

Canik Rival-S Günstiger Ganzstahl Patriot mit Reichweite Mossberg Patriot LR Tactical Im Vergleich: AR-Matchabzüge

Bolide aus Bonn HPS 2011 Limited OPR

40 Seiten

Tests!

Hammerstarker Halbautomat

Albert Arms ALR in .300 PRC c_01_001-001_TITEL.indd 1

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Anz PDP F-Series DE 210x280mm 2023-02-24 PRINT.indd 1 c_01_US02-US04_UMSCHLAG.indd 2

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EDITORIAL

Aus der Redaktion

SHOOTING STARS TARGET SERIES & Chefredakteur Stefan Perey

Liebe Leserin, lieber Leser, viele Menschen haben ein großes Interesse daran, Waffen zu besitzen und sie sicher und gekonnt handzuhaben. Dafür sprechen die Fakten wie beispielsweise der Boom bei den Jungjägern oder dass der Bund Deutscher Sportschützen 1975 e.V. (BDS) mit Stolz verkünden kann, nun die Mitgliederzahl von 100.000 erreicht zu haben.

Chancen nutzen! In Deutschland werden diese Begehrlichkeiten aber bei vielen Interessenten durch immer restriktivere, kompliziertere Waffengesetze, eine überbordende Bürokratie sowie das durch die Medien mit zu verantwortende Negativimage in der Öffentlichkeit nahezu im Keim erstickt. Es grenzt fast an ein Wunder, dass es immer noch unerschütterliche Enthusiasten gibt, die sich das alles für die Ausübung ihres Hobbys antuen. Würde es der deutschen Waffenwelt mit konzertierten Aktionen gelingen, das Waffenrecht ein wenig liberaler zu gestalten, eine bessere Schießstand-Infrastruktur zu schaffen und unsere Öffentlichkeitswahrnehmung zu verbessern, dann könnten wir uns vor Novizen kaum noch retten. Hier ist der Verband Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler e.V. (VDB) sehr rührig und stellt im Rahmen des Projekts „Next Guneration – Operation Reset“ praxisorientierte Forderungen auf wie beispielsweise: • Nachtzieltechnik raus aus dem WaffG; • Standardmagazine mit mehr als 20 Patronen für Kurz- und 10 Patronen für Langwaffen erwerbbar machen; • Schalldämpfer erlaubnisfrei stellen. Natürlich werden diese und viele weiteren Forderungen des VDB auch mit Argumenten untermauert, die wir hier nicht ausführlich abhandeln können (siehe hierzu: www.next-guneration.de).

Die neue GECO TARGET HP Produktlinie garantiert eine hervorragende Präzision und ist auf weiteren Distanzen eine graziöse Begleiterin. Sie ist somit bestens für Wettkampf und Training geeignet. Das GECO Target FMJ eignet sich besonders für die Verwendung aus halbautomaischen Waffen mit hohen Schussfolgen. Höchste Präzision garantiert. Besonders für IPSC SHOOTING geeignet. Die GECO DTX Linie zielt auf die Bedürfnisse von Schützen mit hohem Munitionsverbrauch ab. Das Preis-Leistungsverhältnis macht die GECO DTX in den populären Kalibern .223 Rem. und .308 Win. zu einer ausbalancierten Trainingspatrone – selbstverständlich in bewährter GECO Qualität. .308 Win. ist auch als bleifreie Alternative erhältlich.

VEFÜGBAR IN: DTX .223 REM. .308 WIN. .308 WIN.

TARGET FMJ 4,6 X 30 7,62 X 39 .223 REM, .308 WIN.

TARGET HP 6,5 CREEDMOOR 6,5 X 55 SE .308 WIN.

Neues Jahr, neues Heft: caliber, mittlerweile seit nicht weniger als 37 Jahren auf dem Markt vertreten, hat ein „Facelifting“ erhalten und erstrahlt in neuem Glanz. Nach unserem Geschmack wirkt das neue Layout aufgeräumter und klarer. Dabei sind wir dezent vorgegangen, um nach dem Motto „never change a winning system“ nicht zu viele Veränderungen vorzunehmen. Sollten Sie inhaltliche Anmerkungen, Kritik, Wünsche haben, bitte zögern Sie nicht, sich direkt an mich persönlich zu wenden: stefan.perey@vsmedien.de In diesem Sinne wünsche ich Ihnen trotz weltweit schwierigen Zeiten eine besinnliche Weihnachtszeit, einen guten Rutsch ins neue Jahr und vor allem nur das Allerbeste für 2024!

WHERE EXCITEMENT STARTS geco-ammunition.com GECO®, GECO bullet names or logos are registered trademarks. Abgabe nur an Erwerbsberechtigte.

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INHALT

01/2024

6 Günstiger Ganzstahl:

Canik Rival-S in 9 mm Luger.

20 100-jähriges Jubiläum:

Frankfurter Überfallkommando.

34

12 Hammerstarker Halbautomat:

28 Bolide aus Bonn:

40

Albert Arms ALR im Long-Range-Kaliber .300 PRC. TITELTHEMA

6 Canik Rival-S KURZWAFFEN

4 caliber 01/2024

28 HPS 2011 Custom Limited OPR

HPS Custom 2011 Limited OPR. MILITÄR & POLIZEI

20 100 Jahre Frankfurter Überfallkommando 52 Enforce Tac-Interview 60 OMI Tactical Range Day

LANGWAFFEN

OPTIK

12 Albert Arms ALR 34 Mossberg Patriot LR Tactical

56 Professor Optiken SCHIESSPRAXIS

WAFFENTECHNIK

48 25 Jahre Frankonia IPSC TopShot Team

40 AR-Matchabzüge im Vergleich

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Mo

AR-


34 Patriot mit Reichweite:

Mossberg Patriot Long Range Tactical in .308 Winchester.

40 Zauberzungen:

AR-Matchabzüge im Vergleich.

48 25-jähriges Jubiläum:

Frankonia IPSC TopShot Team.

AUSRÜSTUNG

70 5.11 Tactical Skyweight Rucksäcke WET TKAMPFBERICHT

68 Deutsche Meisterschaft BDS 3-Gun DIES & DAS

62 Bestellservice 63 Kleinanzeigen

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74 Magazin 82 Impressum

Hier geht‘s zu all4shooters:

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TITELTHEMA

Canik Arms TP9 SFx Rival-S in 9 mm Luger

Stahlharter Rivale!

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Die in den USA sehr erfolgreichen Pistolen des türkischen Herstellers Canik gelten als preislich besonders attraktiv und finden auch bei uns immer mehr Anhänger. Wir konnten als erste deutsche Waffenfachzeitschrift die brandneue Ganzstahlpistole Rival-S ausführlich erproben.

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Neue S-Klasse In caliber 6/2022 stellten wir mit der Rival SFx die erste Canik-Pistole vor, die wir erprobten. Diese attraktive Polymerpistole überzeugte durch ordentliche Qualität und ein üppiges Zubehörpaket, sodass sie mit einem Preis von 1.150 Euro in einem soliden Preis-/Leistungsverhältnis steht. In Zeiten steigender Energiekosten und Inflation verwundert es schon nahezu, dass die ebenfalls mit reichlich Zubehör ausgelieferte Ganzstahlpistole Rival-S schon ab 1.499 Euro den Besitzer wechselt. Die Rival-S wirft satte 1.200 Gramm in die Waagschale, das sind rund 400 Gramm mehr Gewicht als bei der Polymerpistole, die sich signifikant im Rückstoß- und Hochschlagverhalten bemerkbar machen. Ob man dabei die hartverchromte Ausführung für 1.549 Euro oder die schlichtere, schwarze Variante mit Tenifer-Beschichtung für 1.499 Euro bevorzugt, ist dabei mehr eine Geschmacks- denn Preissache. Das markante Erscheinungsbild erhält die Rival-S durch die Fenster in den Schlittenflanken sowie viele kosmetische Zierfräsungen an Verschluss und Lauf. Solcherart kunstvolles Pis-

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tolendesign kennt man vor allem von US-amerikanischen „tacticoolen“ GlockKlones von Firmen wie Shadow Systems oder ZEV Technologies, um nur zwei Beispiele zu nennen. Die Montageschiene am Dust Cover des Griffstücks kann man beispielsweise für die Fixierung der hauseigenen Brückenmontage aus Aluminium nutzen. Die Montage in Blau oder Rot wechselt für gerade einmal 69 Euro den Besitzer. Im ansehnlichen Zubehörprogramm entdeckt man beispielsweise auch eine optional erhältliche Daumenauflage für 69 Euro, die für mehr Rückstoßkontrolle sorgt. Im Hartschalenkoffer der Rival-S befindet sich reichlich standardmäßig im Lieferumfang enthaltenes Zubehör. Dazu gehören ein Holster, ein Reservemagazin, Magazintrichter, zusätzliche Magazinböden, zwei leicht wechselbare Griffrücken in unterschiedlichen Größen, Ladehilfe sowie je ein Werkzeug- und Reinigungsset. Damit nicht genug, liegen auch sechs Adapterplatten bei, mit denen sich alle gängigen Minileuchtpunktvisiere auf der Schnittstelle im Verschluss montieren lassen. Da sparen andere Hersteller mittlerweile. Allerdings sind die Platten aus einer leichtgewichtigen Aluminiumlegierung mit einem Gewindeeinsatz aus Stahl versehen. Wie sich das bei häufigem Auf- und Abnehmen bewährt, muss die Zeit zeigen. Die Mikrometerkimme wird durch ein feines 3-mm-Korn mit roter Fiberstabeinlage ergänzt. Den permanenten Single-Action-Abzug des Schlagbolzenschlosses ohne außenliegendem Schlagstück maßen wir im Mittel mit rund 1.700 Gramm, wobei 950 Gramm schon auf den Vorzug entfallen. Dass er sich subjektiv leichter anfühlt, dürfte dem Umstand geschuldet sein, dass die flache Abzugszunge mit rund 8 mm Breite viel Auflagefläche für den Finger bietet. Da werden Erinnerungen an alte KK-Sportpistolen wach. Der Rückstellweg (Reset) des Abzuges – also diejenige Strecke, die nötig ist, um den nächsten Schuss abzugeben – fällt mit rund einem Millimeter erfreulich kurz und gut wahrnehmbar aus. Etwas ungewohnt zeigt sich die Zerlegung der Pistole in ihre Hauptbestandteile. Die beidseitig am Verschluss angrenzenden Schieber sind zuerst nach unten zu ziehen, danach braucht man den Verschluss nur wenige Millimeter nach vorne zu schieben und nach oben abzunehmen. Dann offenbart sich das saubere Innenleben. Das Griffstück mit seiner feinporigen Oberfläche entsteht im Feinguss-

Das markante Erscheinungsbild der Rival-S wird hauptsächlich durch die Zierfräsungen an Verschluss und Lauf bestimmt.

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as Unternehmen Canik Arms gehört zum Samsun Yurt Savunma Sanayi and Ticaret A.S. (SYS)-Konzern. Seit 1998 ist der Rüstungshersteller auch im Bereich der Faustfeuerwaffen tätig. Die 850 Mitarbeiter fertigen rund 450.000 Pistolen im Jahr, die in 68 Ländern der Welt exportiert werden, hauptsächlich in die USA. Als Behördenausrüster fertigt man jährlich auch 2.500 M2-Maschinengewehre im Kaliber .50 BMG (12,7x99 mm). Nach Herstellerangaben haben mittlerweile mehr als drei Millionen Pistolen die Produktionshallen verlassen. Aktuell besteht das Kurzwaffenprogramm ausschließlich aus Polymerrahmenpistolen mit Schlagbolzenschlössern (Striker Fire Action) in allen Formaten. Doch das war nicht immer so. Der Hersteller, der in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum der Kurzwaffenproduktion feiert, startete vor einem Vierteljahrhundert mit den P100- und P120-Modellen. Die P120 basierte dabei auf der bewährten Technik es tschechischen Klassikers CZ 75 und verfügte somit über einen Stahlrahmen. Jetzt schließt sich der Kreis wieder, denn auf der IWA 2023 präsentierte Canik die moderne Ganzstahlpistole Rival-S.

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LANGWAFFEN

Albert Arms Automatic Long Range (ALR) in .300 PRC

Elitärer Energielieferant! Wir schrieben das Jahr 2013 als der deutsche Kleinserienhersteller Albert Arms erstmals seinen extrem leistungsstarken Halbautomaten „Made in Germany“ im Kaliber .338 Lapua Magnum auf der europäischen Sicherheitsfachmesse Enforce Tac präsentierte und damit für viel Aufsehen sorgte. Zum zehnjährigen Jubiläum haben wir erneut ein im Detail verbessertes ALR im jungen Hammerkaliber .300 Precision Rifle Cartridge (PRC) erprobt.

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as halbautomatische Scharfschützengewehr ALR-338 in .338 Lapua Magnum konnten wir bereits vor einer Dekade auf dem MSZU-Schießstand in Ulm auf der 300-Meter-IndoorSchießbahn im Feuer erproben, wobei es uns beispielsweise gelang, innerhalb

von 9,8 Sekunden fünf Schuss abzugeben, die auf einer Trefferfläche von 70 mm zusammenlagen. Leider wurde es recht schnell behördlicherseits als eine dem Kriegswaffenkontrollgesetz (KWKG) unterliegende Waffe klassifiziert. Das von Waffenfachhändler und

Schießstandbetreiber Anton Albert sowie dem Büchsenmachermeister Vitali Grauer konzipierte ALR-338 war von der Bundeswehrausschreibung G29 konstruktionsbedingt von vornherein ausgeschlossen, wurde aber von vielen in- und ausländischen Militär/Polizei-Behörden

Zwei, die gut zusammenpassen: Das monumentale, halbautomatische Scharfschützengewehr ALR des deutschen Herstellers Albert Arms gibt es nun auch im jungen Kaliber .300 PRC. Wir konnten es erproben.

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wird von einem formschönen Leichtmetallhandschutz umkleidet. Aufgrund der AR-Kompatibilität kann der Gasdrucklader-Gigant mit typischen Bauteilen aufund umgerüstet werden, wie im Fall der Testwaffe mit einer justierbaren Magpul PRS Gen-3-Schulterstütze und einem freistehenden HERA Arms-Pistolengriff.

Aktuelles ALR in .300 PRC

Weniger Warzen

Die hohe Verarbeitungsgüte dieses Selbstladegewehres mit AR-Architektur ist beeindruckend. Griffstück und Systemgehäuse mit integraler MIL-STD1913-Optikmontageschiene bestehen aus 7075er Aluminium und werden in Deutschland auf modernen CNC-Mehrachsen-Fräszentren blitzsauber herausgearbeitet. Trotz der gigantischen Dimensionen von „Lower“ und „Upper“ weist der Halbautomat absolute Minimaltoleranzen auf. Diese Spielfreiheit der Hauptbauteile wird durch Stahleinsätze, in denen die Steckbolzen (Pivot Pin und Take Down Pins) geführt werden, sowie durch einen im Griffstück gelagerten, justierbaren Toleranzausgleich realisiert. Der 650 mm lange Lothar-WaltherMatchlauf mit 1-9“-Drall und M18x1Mündungsgewinde mit darauf sitzendem, hocheffektivem Dreikammerkompensator

Das ALR arbeitet mit einem indirekten Kurzhubgaskolben-Gasdruckladesystem („Short Stroke Piston System“), bei dem sich der Gaskolben separat vom Verschluss bewegt und einer über dem Lauf angeordneten Antriebsstange einen Impuls erteilt, die auf den Verschlussträger wirkt und den Repetiermechanismus einleitet. Im Laufe der Jahre hat Albert Arms das ALR im Detail stets weiterentwickelt, modifiziert und verbessert. Beim Urmodell verriegelte der Drehkopfverschluss mit 16 Warzen (8 Warzen aus zwei Ebenen) in der korrespondierenden Verriegelungskulisse des Lauffortsatzes. Eine Reihe lag mit zwei Warzen auf dem Auszieher, sodass diese beiden Riegelelemente nicht wirklich im Gegenlager eingriffen. Um soviel Verriegelungsfläche wie möglich zu erhalten, wurde eine Ausnehmung in

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den Auszieher gefräst, in der sich eine Riegelwarze befindet, sodass korrekt gezählt insgesamt 15 Verriegelungswarzen ihre Arbeit verrichteten. Das aktuelle ALR besitzt hingegen nur noch eine Reihe mit 8 üppig und robust dimensionierten Riegelwarzen. Der Verschlusskopf beherbergt zwei Ausstoßer und der Verschlussträger besitzt eine automatische Schlagbolzensicherung und eine Schlagbolzenrückholfeder, was beim Schließen des Systems das Risiko eines Kontaktes zwischen Zündstift und Zündhütchen und somit des sogenannten „Slamfire“ wesentlich reduziert beziehungsweise eliminiert. „Slamfire“ bedeutet, dass die Patrone mit solch einer Wucht vom Verschluss ins Patronenlager befördert wird, dass der frei fliegende Zündstift des klassischen AR-Systems eine unbeabsichtigte Schussauslösung (AD; accidental discharge) provoziert, der Schuss also bricht, ohne dass der Schütze den Abzug betätigte. Die Gasentnahmeeinheit an der Handschutzfront besitzt eine in einer Buchse vibrationsarm positionierte Gasdüse, die ohne Handschutzdemontage und Werkzeug simpel und schnell ausgebaut werden kann. Das verstellbare Gassystem weist drei Einstellungsstufen sowie eine Sperrstel-

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für eigene Erprobungen und Dauertests bei Waffen Albert in Schweinfurt geordert. Es folgten auch auf dem kommerziellen Zivilmarkt erhältliche Albert Arms ALR-Varianten in Kalibern wie .300 Winchester Magnum (Test in caliber 10/2015), .300 Norma Magnum und .338 Norma Magnum.

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Militär & Polizei

100 Jahre Überfallkommando der Polizei Frankfurt am Main

10 dynamische Dekaden! Seit 1921 ist das Überfallkommando (ÜKDO oder umgangssprachlich Üfa) der Frankfurter Polizei rund um die Uhr im Einsatz für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger in der Mainmetropole.

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as Überfallkommando feierte am 18.07.2022 im Frankfurter Polizeipräsidium seinen 100. Geburtstag. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die Feierlichkeiten um ein Jahr verschoben werden. Es gehört damit zu den ältesten, ersten spezialisierten polizeilichen Einheiten Deutschlands, wie auch der Staatsschutz (ehemalige „politische Polizei“) oder die Mordkommission (ehemals „Mordbereitschaftsdienst“). Andere, heute bekannte Einheiten mit teilweise ähnlichen Aufgabengebieten, wie das SEK (Spezialeinsatzkommando), MEK (Mobiles Einsatzkommando) oder die BFE (Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit), folgten erst viele Jahrzehnte später.

Historischer Rückblick Das ÜKDO kann auf eine lange, bewegte und von vielen Veränderungen gepräg-

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te, erfolgreiche Vergangenheit zurückblicken. Es blieb jedoch, abgesehen von einigen Anpassungen in der personellen Stärke und im Bereich der Aufgabenzuweisung, bis heute immer ein fester Bestandteil in der Organisationsstruktur der Frankfurter Polizei. Nach WWI wurde die Sicherheit Frankfurts zu Beginn der Weimarer Republik (1918-1933) zunächst durch ein mehr oder weniger willkürlich zusammengestelltes, 1.800 Mann starkes Hilfspolizeikorps und einen aus Matrosen bestehenden MarineSicherungsdienst, angeführt durch den Revolutionär Hermann Stickelmann (1893-1949), aufrechterhalten. Ein Arbeiter- und Soldatenrat hatte das Sagen und organisierte die Schutztruppen. Die allgemeine Polizei war in dieser Zeit bedeutungslos und konnte die Sicherheit in der Stadt nicht gewährleisten. Chaos, Plünderungen und Gewalttaten

waren an der Tagesordnung. Im August 1919 wurde in Frankfurt schließlich eine Sicherheitspolizei eingerichtet, die sich hauptsächlich aus ehemaligen Frontsoldaten zusammensetzte. Diese wurde jedoch kurz darauf von den Entente-Mächten wegen ihrer militärischen Struktur wieder aufgelöst. Im Rahmen einer abermaligen Neuordnung des Polizeiapparates wurde Ende des Jahres 1920 in Frankfurt die Schutzund Kriminalpolizei aufgestellt. Das Jahr 1921 war die Geburtsstunde des Überfallkommandos. Es wurde gegründet für den schnellen, effizienten Einsatz bei Großlagen wie Schlägereien, Einbrüchen und Überfällen. Bestehend aus fünf Schutzpolizisten, war es in der Gutleutkaserne untergebracht und wurde von Anfang an motorisiert eingerichtet, damals noch in offenen Mannschaftkraftfahrzeugen. Dort gab es

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Allzeit bereit: Das Frankfurter Überfallkommando feiert seinen 100-jährigen Geburtstag.

Frankfurts wilde 50er In den 1950er Jahren hielten sich noch viele Verbrecher des WWII in Frankfurt auf, von Deserteuren bis hin zu dem angeblichen „Stellvertreter Al Capones aus Chicago“, der sein Unwesen in dem Wirtschaftswunder und mit den „Damen der gehobenen Gesellschaft“ trieb. Die ersten Nachtclubs öffneten, die damals verbotene Prostitution blühte, Betrug in verrufenen Lokalitäten gab es im Minutentakt. All dies wurde in der Tagespresse als „Frankfurts wilde Jahre“ bezeichnet. Soldaten – hauptsächlich der US-Armee –

konnten manchmal mit dem Alkohol nicht umgehen, wenn sie nach Wochen der Kasernierung in die Vergnügungsviertel zogen. Diese Menschen dann zu besänftigen, teilweise auch festzunehmen, war nicht immer einfach und erfolgte häufig auch zusammen mit der US-Militärpolizei. Ab 1960 wurde das ÜKDO im fertiggestellten Erweiterungsbau des alten Polizeipräsidiums an der Friedrich-Ebert-Anlage untergebracht. Von hier aus starteten sie erste Einsätze im neu organisierten Vergnügungsviertel des Bahnhofsgebietes, in dem die Nachkriegszuhälter ihr Unwesen trieben. Erzwungene Prostitu-

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bereits eine erste telefonische Notrufeinrichtung, die eine schnelle Alarmierung ermöglichte, zu einer Zeit in der das Telefonhäuschen mit Münzfernsprecher noch nicht lange zum vertrauten Bild in der Öffentlichkeit gehörte und Funkgeräte bei der Polizei unbekannt waren. Im Stadtgebiet verteilt waren Telefonkästen, zu der ausgewählte Beamte (auch der Post, Bahn, etc.) einen Schlüssel hatten und so mit der Wache kommunizieren konnten. Im selben Jahr wurde neben dem Überfallkommando aufgrund der ständigen Zunahme des Straßenverkehrs auch ein erstes Verkehrskommando eingerichtet, welches ebenfalls motorisiert war. Zu dieser Zeit gab es in Frankfurt noch 22 Polizeireviere, heute sind es 15. Auch die Folgejahre waren weiterhin geprägt von Unruhen und heftigen Auseinandersetzungen, bedingt durch die Hyperinflation mit dem Verfall der Reichsmark und der im Jahr 1929 folgenden Weltwirtschaftskrise mit einem Heer von Arbeitslosen. Ende der 1920er und Anfang der 1930er Jahre waren auch in Frankfurt Straßenschlachten mit Toten und Schwerverletzten zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten an der Tagesordnung. Ab Anfang der 1930er Jahre wurden mehr und mehr Überfall- und Einbruchsmeldeanlagen an die Polizeizentrale angeschlossen, wodurch auch die Arbeitsintensität des Überfallkommandos wuchs. Die Motorisierung in allen deutschen Großstädten stieg sprunghaft an; viele Straftaten, wie großangelegte Kapitalbetrügereien und Schwarzmarkgeschäfte, beschäftigten auch das ÜKDO. Auch während den Jahren des Dritten Reiches, in denen es den neuen Machthabern darum ging, die Polizeiorganisation schnell unter ihre Kontrolle zu bekommen, hatten die Aufgabengebiete des Überfallkommandos weiterhin bestand und das ÜKDO existierte unverändert fort. Im Chaos der Nachkriegsjahre waren die Polizisten des ÜKDO eine der wenigen städtischen Bediensteten, die überhaupt mit einem Fahrzeug ausgestattet waren. Dem Überfallkommando wurde ein altes, weiß lackiertes Wehrmachtsfahrzeug zur Verfügung gestellt, welches daher umgangssprachlich in Gaunerkreisen auch unter dem Spitznamen „Der Weiße Traum“ Bekanntheit erlangte. Aus alten Kriegsbeständen des Deutschen Afrika-Korps war das Überfallkommando zu dieser Zeit mit beigen Tropenhelmen ausgerüstet.

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KURZWAFFEN

HPS Custom Guns Limited Optical Ready (OPR) in 9 mm Luger

Punktjäger!

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Die HPS Limited OPR entstand für eine zukünftige Waffenklasse in Gestalt der IPSC Standard Optics Division nach Vorbild der bereits auf der anderen Seite des großen Teiches probeweise eingeführten USPSA Limited Optics Division. Diese Träume zerplatzten jedoch anlässlich der IPSC-Europameisterschaft, als bei der Generalversammlung die neue Klasse vorerst abgelehnt wurde. Aus der Traum? Mitnichten! Denn die 2011er-Pistole hat auch außerhalb des IPSC-Sports für viele Disziplinen jede Menge zu bieten.

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Bolide aus Bonn: Die neueste Kreation von HPS Custom Guns hört auf den Namen Limited OPR und bietet die Möglichkeit, zwischen mechanischem und optoelektronischem Visier ohne erneute Treffpunktlageüberprüfung zu wechseln. Mit dem attraktivem Allrounder in 9x19 kann eine Vielzahl an Disziplinen abgedeckt werden.

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Wertung, sodass die preisgünstige und angenehm zu schießende 9 mm Luger nicht zu Wettbewerbsnachteilen führt. Auch das macht wiederum Sinn, denn die in den IPSC-Anfängen von Jeff Cooper eingeführte Major/Minor Power Factor-Wertung dürfte heutzutage ein Anachronismus sein. Die Teilnehmerzahlen in der neuen Klasse bei USPSAMatches werden wohl darüber entscheiden, ob sie sich auf Dauer durchsetzen wird. Einige Schützen hatten wohl gehofft, dass diese Klasse auch die anderen 104 Länder der IPSC-Welt erreichen würde. Doch wie erwähnt, wurde sie auf der „General Assembly“ der Regionaldirektoren bei der EM in Griechenland vorerst abgelehnt (siehe caliber Matchbericht in caliber 11-12/2023). Vielleicht kommt das Thema erneut auf die Agenda der Funktionäre, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Auch wenn die uns vorliegende Testwaffe wie geschaffen wäre für diese neue Klasse, kann sie auch durchaus alternativ genutzt werden.

HPS Limited OPR im Detail Das weit über die Landesgrenzen hinaus renommierte Unternehmen HPS Custom Guns von Hans-Peter Schäfer aus Bonn offeriert in den vier Baureihen „Target“, „2011 Limites“, „2011 Open“ sowie „2011 Range“ ein breit aufgestelltes Portfolio an 1911/2011er-Pistolen in allen gängigen Kalibern mit ein- und doppelreihigen Magazinen sowie 5“/127mm- und 6“/152-mm-Lauflängen mit Präzisionsgarantie. Hierunter entdeckt man Spezialitäten wie die Limited XS mit Laufgewicht/Kornträger (siehe Test

Zur Person Hans-Peter Schäfer begann 1992 mit dem Schießsport und ab 1993 mit dem in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckenden IPSC-Schießen. Damals schwor er auf Les-BaerPistolen, wobei er von dem US-Edelhersteller auch gesponsert wurde. 1996 begann er mit dem Waffenhandel und erlernte bei Les Baer vor Ort die Feinheiten der Handpassungen der Hauptbaugruppen von 1911/2011-Pistoleb. Les Baer hatte kein Interesse, den deutschen Markt mit der waffenrechtlichen Eigenheit von Wechselsystemen zu bedienen, und so sprang HansPeter Schäfer in die Bresche und wurde im gleichen Jahr neben AKAH der Generalimporteur. 1998 stellte Les Baer die Fertigung von HighCap-Pistolen ein und so deckte „H.P.“ auch dieses Marktsegment in Eigenregie ab. Für seine IPSC Standard- und Open-Pistolen verwendete er anfänglich noch Les-Baer-Rohteile, wechselte aber später auf STI-Komponenten um. 2003 begann er mit der Produktion von LongslidePistolen, nachdem er einen Hersteller fand, der ihm geschmiedete Griffstücke und Verschlüsse anbot. Seitdem fertigt er eigene CAD-Zeichnungen für die übermaßigen Bauteile, die später von Hand eingepasst werden.

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uch auf die Gefahr hin, dass wir uns wiederholen, die Implementierung von Minileuchtpunktvisieren in den Verschluss von Pistolen stellt wohl den größten Fortschritt in der Pistolentechnik der letzten Jahrzehnte dar. Die United States Practical Shooting Association (USPSA) erkannte rasch das Potential und schuf vor bald einer Dekade im Jahre 2015 die Carry Optics Division. Zwei Jahre später folgte der Rest der IPSC-Welt mit Production Optics, die sich stark an diese Klasse anlehnt. Die probeweise in Deutschland eingeführte Production Optics Light-Waffenklasse für leichtgewichtige Polymerpistolen wurde bereits wieder abgeschafft. Schließlich führte die USPSA im Mai 2023 probeweise die Limited Optics Division ein. Die USPSA Limited Division entspricht unserer IPSC Standardklasse, in der 2011er- oder auch CZ TS-Modelle mit Hi-Cap-Rahmen, Single-Action-Abzug und mechanischer Visierung den Ton angeben. Die feuerstarken Pistolen in 9 mm Luger oder .40 S&W müssen im Leerzustand mit eingeführtem Magazin sowie gespannt und gesichert in den Kasten mit den Maßen 225x150x45 mm passen. Aufgrund der demographischen Entwicklung mit immer stärker werdenden Senior- und Super-Senior-Kategorien macht es durchaus Sinn, analog zu Production Optics auch eine Standard Optics-Klasse einzuführen. Denn wer die mechanische Visierung nicht mehr scharf sieht, kann durch die Aufrüstung mit einem Leuchtpunktvisier weiterhin dem dynamischen Schießsport frönen. In der USPSA Limited Optics Division existiert nur die einheitliche Minor-

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LANGWAFFEN

Mossberg Patriot Long Range (LR) Tactical in .308 Winchester

Patriot mit Reichweite O.F. Mossberg & Sons aus North Haven, Connecticut, feierte bereits vor fünf Jahren das 100-jährige Firmenbestehen und zählt zu den traditionsreichsten, größten US-Waffenherstellern. Wir erprobten die ebenso junge wie adrette Mehrlader-Repetierbüchse Mossberg Patriot LR Tactical im Standardkaliber .308 Winchester.

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as weltweit bekannte Unternehmen besitzt skandinavische Wurzeln, denn Oscar Frederick Mossberg wanderte 1886 von Schweden nach Nordamerika aus und startete 1919 mit seinen beiden Söhnen Iver und Harold das Familiengeschäft an der Ostküste. Selbst in den wirtschaftlich unsicheren Zeiten in den späten 1930ern konnte sich die Firma Mossberg aufgrund von mechanischem Erfindergeist und Innovationsreichtum behaupten. 1940 erlangte man Regierungsaufträge für die amerikanischen Streitkräfte mit Maßlehren und Waffenteilen für schwere .50-BMG-Maschinengewehre sowie Unterverträge für britische Lee-Enfield-Ordonnanzgewehre. Mossberg produzierte auch die Kleinkaliber-Trainingsgewehre 42MB für englische Soldaten und 44US Target Trainer für US Army und Air Force. 1962 war dann schließlich eines der bemerkenswertesten Jahre in der langen Firmengeschichte, denn die legendäre Pump-Action-Flinte Modell 500 erblickte das Licht der Welt. Die Vorderschaftrepetierflinte ist die erfolgreichste Mossberg-Waffe überhaupt und hat längst die Produktionszahl von 10 Millionen überschritten. Seit 1979 sind die militärischen Mossberg 500/590A1-Ausführungen die einzigen Pump-Action-Flinten, die die harten US Mil-Spec 3443-Anforderungen erfüllt haben. Hierzu gehört die komplette Teileaustauschbarkeit im Feld oder Tests mit 3.000 Schuss hartgeladener Buckshot-Munition. Mossberg kann auf über 100 Patente für innovative Konstruktionsdetails in der Waffenwelt stolz sein.

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Patriot LR Tactical im Detail Wie es sich für einen der ganz großen US-Hersteller geziemt, ist die Patriot-Familie der Mehrlader-Zylinderverschlussbüchsen in 16 Kalibern von .22-250 Remington bis .375 Ruger sowie unterschiedlichen Lauflängen/konturen, Schaft- und Finishvarianten mit 92 Modellkonfigurationen geradezu gigantisch. Den Protagonisten unseres Beitrages gibt es in den drei Kalibern 6,5 Creedmoor und .308 Winchester (22“/560 mm Lauflänge, Magazinkapazität 10 Patronen) und 6,5 PRC (24“/610 mm Lauflänge, Magazinkapazität 7 Patronen). Geprägt wird das Gesicht des Patriot LR Tactical durch den modernen, justierbaren Kunststoffschaft mit innerer V-Block-Bettung aus Leichtmetall sowie Handschutzpartie mit M-LOKSchnittstellen, der wie so oft bei USSeriengewehren vom marktführenden Spezialisten Modular Driven Technologies aus Kanada stammt.

Kanadische Kooperation In der Werkstatt wurde der Repetierer komplett zerlegt, um sich ein Bild von der Gesamtverarbeitung machen zu können. Nach klassischer Manier schraubt man zwei Systemschrauben an der Schaftunterseite heraus, wobei sich die hintere Schraube unter dem Magazinhebel versteckt, den man für die Demontagetätigkeit nach vorne drücken und halten muss. Die runde Systemhülse mit kanneliertem Zwei-Warzen-Zylinderverschluss und aufgeschraubter MIL-STD1913-Optikmontageschiene mit 20 MOA

Vorneigung wird auf der Aluminiumeinlage im Schaft gebettet. Das System liegt auf einem V-Profil auf, womit die Position in der Längsachse gesichert ist. Das Rückstoßgegenlager positioniert sich weiter vorne ebenfalls sauber im Schaft, womit das System nur minimales Spiel in Torsionsrichtung aufwies. Bei Bedarf könnte man hier durch das nachträgliche Einbringen von Bettungsmasse für Nulltoleranzen sorgen. Insgesamt zeigte sich aber das Verarbeitungsniveau ohne Fehl und Tadel. Der MDT-Schaft gefällt in der Praxis durch den steilen, voluminösen Pistolengriff mit rauer Oberflächenstruktur, der dem Schützen viel Kontrolle im Schuss beschert. Das gilt auch für die großzügig dimensionierte, in der Höhe um bis zu 51 mm verstellbare Schaftbacke, die eine stabile Auflagefläche bot. Der Abstand zwischen Schaftkappe und Abzug (Length of Pull, LOP) kann durch drei im Lieferumfang ent-

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Patriot mit Reichweite: Die neue Mossberg Patriot LR Tactical in .308 Winchester mit justierbarem MDT-Kunststoffschaft, kanneliertem Verschluss, 560 mm langem Medium Bull-Barrel-Lauf und AICS-Kastenmagazin.

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WAFFENTECHNIK

AR-Matchabzüge im Vergleich

Zauberzungen? Der originale, militärisch-harte Mil-Spec-Abzug mit einem Abzugsgewicht von locker 2,5 bis 3,0 kg hat in einem modernen AR15-Selbstladegewehr für den Sport längst ausgedient. Vor einigen Jahren war die Auswahl an Matchabzügen für die beliebte Waffenplattform noch sehr überschaubar. Das hat sich radikal geändert, was unser kleiner Vergleichstest mit neun Abzügen von sechs Herstellern deutlich macht.

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enn heutzutage erschlägt einen fast das kaum noch zu durchschauende Angebot an AR-Matchabzügen. Der Markt ist breit aufgestellt mit Direkt- und Druckpunktabzügen (Single-Stage- und Two-Stage-Triggers) oder speziellen Abzugseinheiten für die immer populärer werdenden 9x19Pistolenkarabiner auf AR-Basis (PCC; Pistol Caliber Carbines) in unterschiedlichsten Ausführungen. Viele Hersteller – wie beispielsweise JP Enterprises, Timney oder Triggertech – offerieren besonders einfach zu wechselnde „Drop In“-Abzüge, also in einem Gehäuse gekapselte Abzugseinheiten, die teilweise beim aufgeklappten AR auch von außen justierbar sind. Andere Tuningabzüge, wie beispielsweise von Geissele oder Hiperfire, werden in Einzelkomponenten ausgeliefert – hier erfordert der Einbau schon mehr Geschick. Alle Matchabzüge reduzieren das Abzugsgewicht signifikant, und aufgrund der deutlich besseren Abzugscharakteristik wird die Produktion kleiner Streukreise erleichtert. Die Matchabzüge weisen meist eine geringere Schlagkraft auf, was teilweise vor allem in Kleinkaliber-Systemen zu Funktionsproblemen führen kann.

rungen gemacht, dass diese Maßnahme nicht die erforderliche Dauerhaltbarkeit aufweist, weil die Abzugsteile nicht hart genug sind. Ein vernünftiger Tuningabzug reißt zwar ein vergleichsweise größeres Loch in den Geldbeutel, ist aber sehr gut investiertes Geld. Vor allem bei den „Drop In“-Abzügen ist zudem der Einbau von sogenannten „Anti Walk“-Bolzen empfehlenswert. Die originalen, nicht zusätzlich gesicherten Fixierpins der Abzugseinheit können im Dauergebrauch aus dem Griffstück rauswandern, was zu Funktionsstörungen führen kann. So etwas ereignet sich nach Murphys Gesetz natürlich im Wettkampf. Die „Anti Walk“-Bolzen von Firmen wie J.P. Enterprises oder CMC werden meistens geschraubt und behalten ihre Position dauerhaft bei. Der Hersteller Strike Industries bietet eine Variante an, bei der die Bolzen mit Halteblechen gesichert werden (Preis um die 24 Euro). Doch nach unserem Gusto war hier das Bolzenspiel zu groß, sodass bei der Abzugsbetätigung die komplette Abzugseinheit minimales, spürbares Spiel aufwies.

Bitte nicht auswandern!

Der Direktabzug steht trocken ohne Vorweg mit dem ganzen Gewicht an. Diese Abzugsart ist unserer Meinung nach die erste Wahl für dynamische Disziplinen, in denen schnelle, präzise Schussfolgen gefragt sind. Wer statische Präzisionsdisziplinen abdeckt, kann sich auch mal mit den Druckpunktabzügen beschäf tigen. Bei dieser Abzugsart wird in der ersten Stufe auf ein paar Millimeter Vorweg ein Teil des Abzugsgewichts bereits aufgebraucht, um dann in der zweiten Stufe den Rest des Abzugsgewichtes bis zur Auslösung zu überwinden.

Der wohl preisgünstigste Einstieg in das Abzugstuning ist die Anschaffung und Installation eines „AR-15 Reduced Power Spring Kit“-Federsatzes für 25,90 Euro des US-Spezialisten JP Enterprises, der auch exzellente Komplettwaffen und viele weitere Tuningteile herstellt. Der Satz reduziert das Abzugsgewicht eines Standardabzuges signifikant auf etwa 1.600 Gramm. Zusätzlich kann man zur Verbesserung der Charakteristik die Klinken noch etwas polieren. Wir haben aber die Erfah-

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Direkt versus Druckpunkt

Beim JP Fire Control Module-Abzug – hier eine Ausführung mit gerader Zunge – kann die Abzugszunge getauscht werden.

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Die Abzugszungen der drei Timney Drop-In-Abzugseinheiten. Die Zunge des schwarzen günstigen Modells Impact in der Mitte ist nach unserem Geschmack zu schmal und kantig.

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Eine Palette von AR Drop-In-Abzügen des US-Pioniers Timney. Die PCC-Abzugseinheit für 9x19-Pistolenkarabiner (unten) wird mit einer Stahlplatte ausgeliefert, die unter dem Abzug montiert wird und verhindert, dass sich die Schraubenköpfe im Inneren des Griffstücks abdrücken.

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SCHIESSPRAXIS

25 Jahre Frankonia IPSC TopShot Team - Teil 1 - Portrait Arne Lentz

Jäger durch und durch!

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Kinder, wie die Zeit vergeht! Das 1999 ins Leben gerufene Frankonia IPSC TopShot Team existiert nun ein Vierteljahrhundert und zum runden Jubiläum präsentieren wir die aktuellen Mannschaftsmitglieder im Detail. Den Anfang macht Arne Lentz; der amtierende Vizeeuropameister in der IPSC Production Optics Senior Category ist seit 2021 auch der ungeschlagene Deutsche Meister in der Production/Production Optics-Waffendivision in seiner Altersklasse.

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er 1970 geborene, heute in Fellbach, Baden-Württemberg, lebende Schwabe kam das erste Mal mit Schusswaffen während seiner Jungjägerausbildung 1997 in Berührung. Seine allererste eigene Pistole war eine Heckler & Koch P7M13 in 9x19, die er ein Jahr später in der Stuttgarter Frankonia-Filiale erwarb. Die Jagd im In- und Ausland war seine größte Passion, bis er Ende 2002 seinen Sicherheits- und Regeltest (SuRT) für das IPSCSchießen mit Kurzwaffen absolvierte und gemeinsam mit seiner Frau in diesem dynamischen Sport durchstartete. Übrigens, Claudia Remek-Lentz ist ebenso erfolgreich wie ihr Gatte, kann sie sich doch amtierende Europameisterin in der Production Optics Lady Senior Category nennen. Für das IPSCSchießen legte sich Arne, der als Verkaufsleiter bei einem Mercedes-Benz-Händler tätig ist, im Jahr 2003 eine CZ 75B zu. Der Frischling im IPSC-Schießsport machte durch seine Schießkünste schnell auf sich aufmerksam, sodass er drei Jahre später Mitglied des Frankonia TopShot Competition Teams wurde. Heutzutage teilt sich Arne sein Jahr in eine IPSC- und Jagdsaison (in den Wintermonaten) ein, sodass er als sportlicher Alpha-Jäger auf den Schießständen ebenso wie als Grünrock in den heimischen Revieren unterwegs ist. Zuerst war seine primäre Waffenklasse die Production Division (9x19-„Dienstpistolen“ mit mechanischer Visierung), in der er vier Deutsche Meistertitel in der Gesamtwertung/Schützenklasse errang. Heute bevorzugt er die Production Optics-Klasse (identischer Waffentyp mit Minileuchtpunktvisier), wobei ihm letztes Jahr der Doppelerfolg gelang, in dem er Deutscher Meister in der Schützen- und Seniorenklasse wurde. Seit vier Jahren kooperiert das Frankonia TopShot Team mit dem deutschen Hersteller Haenel und mischt mit dem Selbstladegewehr CR223 auch auf IPSC Rifle-Wettkämpfen mit. Bei der DM 2022 gewann man beispielsweise in der dominierenden Open Division die Silbermedaille in der Mannschaftswertung.

Der athletische Topschütze schwört auf seine CZ Shadow 2 mit Trijicon SRO-Minileuchtpunktvisier, das sich aufgrund der großen Linse einer großen Beliebtheit im IPSC/Action-Sport erfreut.

Arne hat als Nationalmannschaftsmitglied bisher an zehn Europa- oder Weltmeisterschaften teilgenommen. Zu den Erfolgen als Kaderschütze zählen: Mit der deutschen Mannschaft wurde er Vizeeuropameister bei der EM 2013 in Portugal in der Classic Division (1911er-Pistolen). Ebenfalls in der Teamwertung errang er einen dritten Platz bei der EM 2019 in Serbien in der Production OpticsWaffenklasse. Auf der Weltmeisterschaft 2022 in Thailand erkämpfte er sich einen vierten Platz in der Einzelwertung in Produc-

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25 Jahre dynamische Dominanz: Das Frankonia IPSC TopShot Team kann auf unzählige internationale und nationale Titel in der Einzel- und Mannschaftswertung stolz sein. Es besteht aus (von links): Jörg Haben, Steven Kummer, Büchsenmachermeister und Tuningspezialist Herbert Sutton, Nils Nothnagel, Friedrich Schmickler und Arne Lentz.

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Ohne Fleiß kein Preis

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MESSEVORBERICHT

Exklusivinterview mit der Enforce Tac Veranstaltungsleiterin Isabelle Teufert

Innovationsreiche Verlängerung Erstmalig wird die europäische Sicherheitsfachmesse an drei anstatt wie bisher zwei Tagen stattfinden. Zudem gibt es vom 26. bis 28. Februar 2024 vielversprechende Premieren wie das „Enforce Tac Village“. Grund genug, um mit Veranstaltungsleiterin Isabelle Teufert von der NürnbergMesse GmbH erneut ein exklusives Interview zu führen.

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caliber: Warum war die Verlängerung der Enforce Tac von zwei auf drei Tage notwendig und wird dadurch die anschließende IWA 2024 um einen Tag kürzer ausfallen? Teufert: Wir freuen uns über das beeindruckende Flächenwachstum, das unsere letzten drei Veranstaltungen verzeichneten, mit einer Steigerung von fast 150%. 2023 allein konnten wir zudem einen Anstieg von fast 80% bei den Besuchern verzeichnen. Damit war uns klar: Zwei Tage Enforce Tac reichen einfach nicht

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mehr aus. Wir haben die Entscheidung dennoch nicht allein getroffen, sondern reagieren damit auf die Wüsche unserer Aussteller und Besucher, die sich mehrheitlich einen dritten Veranstaltungstag gewünscht haben. Die IWA wird allerdings weiterhin an vier Tagen stattfinden. caliber: Um einmal auf die nüchternen Zahlen zu sprechen zu kommen. Um wie viel Aussteller wird die Enforce Tac 2024 wachsen und um wie viele Quadratmeter wird die Ausstellungsfläche im Vergleich zum Vorjahr erweitert?

Teufert: Bereits für 2022 haben wir die Hallen gewechselt und mussten feststellen, dass die Kapazitäten für die nächsten Jahre nicht ausreichen werden. Brutto stellen wir unseren Ausstellern 2024 29.940 m² Fläche zur Verfügung. Das sind 7.740 m² mehr als im Jahr 2023. Wie viel wir genau wachsen, kann ich natürlich noch nicht sagen. Wir planen derzeit mit einem Ausstellerwachstum von mindestens 11% und einem Flächenwachstum von mindestens 28%. Da bereits über 90% unserer Fläche gebucht wurde, ist der limitierende Faktor hier aber eher die Fläche.

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OPTIK

Professor Optiken Staffelsee 3-18x56, Müritz 5-30x56, Königssee 1x25

Sächsische Spezialitäten Sich in einem hart umkämpften Markt mit großen, etablierten Namen zu behaupten, ist für einen vergleichsweise kleinen Neueinsteiger sicherlich nicht die leichteste Aufgabe. Dem erst 2020 gegründeten Unternehmen Professor Optiken aus Chemnitz scheint es ganz gut zu gelingen. Wir schauten uns zwei Zielfernrohre sowie ein Leuchtpunktvisier genauer an.

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rofessor Optiken startete als Spezialist für Wärmebildoptiken und dazugehörige Akkus/Batterien. In der Folgezeit stellte man sich durch eine Erweiterung des Portfolios mit aus Asien stammenden Ferngläsern, Spektiven, Leuchtpunktvisieren und Zielfernrohren deutlich breiter auf. Der Mitgründer und technische Leiter des Unternehmens, Prof. Dr. Markus Michael, ist der Grund für den ungewöhnlichen Firmennamen. Derzeit forscht Professor Optiken in Kooperation mit

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der TU Chemnitz an innovativen Optiken. Die aus China, Japan oder den Philippinen stammenden Optiken, die man aktuell im Programm findet, zeichnen sich durch niedrige Anschaffungspreise aus. Vor Ort überprüft Professor Optiken die Qualität und auch in Chemnitz durchläuft jedes einzelne Optikgerät eine umfassende Qualitätskontrolle. Darum gibt man zum einen eine zehnjährige Garantie und liefert zum anderen alle Optiken kostenfrei für eine Probe.

Staffelsee 3-18x56 LD Das von Professor Optiken für den Jagdeinsatz angepriesene Zielfernrohr besitzt eine LD (Low Dispersion)-Vergütung der Linsen, was die Verfärbung am Rand von Objekten reduziert. Durch die leistungsstarke, kontrastreiche und farbgetreue Bildwiedergabe eignet es sich auch für die Dämmerungsjagd. Unserer Meinung nach handelt es sich um ein „Dual Use“-Glas, denn durch

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Das auf einer Haenel HLR Basic in 6,5 Creedmoor angebrachte Long-Range-Zielfernrohr Müritz 5-30x56. den Vergrößerungsbereich ist es auch für Sportschützen durchaus interessant, zumal die Vergrößerung oftmals auf 12fach reglementiert ist. Der freistehende Punkt im Zentrum des Absehens Nr. 4 erleichtert die Erfassung von Ringscheiben. Das einfach aufgebaute, nicht überfrachtete Absehen ohne störende Zusatzlinien ist für die reine Scheibenjagd auf 100 m und 300 m bestens ge-eignet. Preis: 499 Euro.

Müritz 5-30x56 HD

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In den Dimensionen unterscheiden sich beide Zielfernrohre mit 30 mm-Mittelrohrdurchmesser nur unwesentlich voneinander. Das für die Jagd konzipierte Staffelsee 3-18x56 besitzt eine feine ¼ MOA (7,3 mm)-, das sportliche Müritz 5-30x56 eine 1/10 MRAD (1 cm)-Klickverstellung.

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Deutlich weiter kann man mit diesem leistungsstarken Zielfernrohr hinauslangen. Im Gegensatz zu vielen anderen Long-Range-Optiken ist das Absehen nicht in der ersten sondern in der zweiten Bildebene angeordnet. Das im militärischen Scharfschützenwesen etablierte Absehen in der ersten Bildebene weist bei allen Vergrößerungen die exakt gleichen Linienabstände auf und ermöglicht somit die Entfernungs- und Zielgrößeneinschätzung. Beim Absehen in der zweiten Bildebene kann man zwar eine Situation bei hoher Vergrößerung beobachten, zum Entfernungsschätzen muss man dann allerdings wieder auf den „Eich-Wert“ zurückstellen. Bei den Snipern hatte das oft zu Verwechslungen und somit Fehlschüssen geführt, weshalb sich das Absehen in der ersten

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