Chefredakteur Stefan Perey
Liebe Leserin, lieber Leser,
diese Zeilen entstanden Mitte August bei brütender Hitze. Während man gerne vom berühmt-berüchtigten „Sommerloch“ erzählt, ist in der Waffenwelt jede Menge los. Viele Freunde befi nden sich in Finnland, um bei der dritten IPSC-Weltmeisterschaft im dynamischen Gewehrschießen um Ruhm und Ehre zu kämpfen. Tagtäglich erhalten wir Nachrichten, wie es vor Ort für die deutschen Schützen läuft (Matchbericht in caliber 10/2024). Bei den olympischen Sommerspielen in Paris sorgte vor allem der türkische Luftpistolenschütze Yusuf Dikec, der mit seiner Partnerin Sevval Ilayda Tarhan die Silbermedaille im MixedFinale gewann, für Furore. Das 51-jährige Ausnahmetalent, das mit geöffnetem Augenpaar schießt, fi el weltweit auf, weil er auf jegliche Art von üblicher Schießsport-Spezialausrüstung wie beispielsweise Brille mit Filter- und Blendensystemen verzichtete und neben den komplett aufgerüsteten, roboterhaft wirkenden Schützen lässig im T-Shirt mit einer Hand in der Tasche seiner Jeans um die Punkte kämpfte.
Von wegen „Sommerloch“!
Über die für unsere Bürgerrechte wichtigen Aktivitäten des VDB haben wir in jüngster Vergangenheit schon oft berichtet. Vizepräsident Frank Satzinger und Michael May von Kuma Tactical zogen mit der FDPPolitikerin Kristine Lütke auf den Schießstand, wo die aufgeschlossene Bundestagsabgeordnete ihre eigenen Erfahrungen im abwechslungsreichen Schießsport mit Kurz- und Langwaffen sammeln konnten. Dies ist die beste und ganz nahe, persönliche Werbung für den Schießsport und den legalen Waffenbesitz. Auch wir haben es schon erlebt, dass man Politiker, Medienvertreter und Kritiker oftmals zum Nachdenken anregen oder gar Bekehren kann, wenn sie einmal selbst die Faszination und den Spaß beim Schießen erfahren haben. Vielleicht sollte man einmal ein großes Einladungsschießen für Politik und Medien veranstalten, um in dieser Hinsicht hautnahe Lobbyarbeit zu betreiben?
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In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen,
28 Weltbester Pistolenkarabiner? JP-5 in 9 mm Luger im Test.
Kompetenzzentrale: Besuch der Frankonia Academy.
14 Großkalibriges Geburtstagskind: 40 Jahre SIG Sauer P226.
6 TITELTHEMA
6 JP Enterprises JP-5
14 40 Jahre SIG Sauer P226
22 Messerschmitt MPR MUNITION & WIEDERLADEN
52 Hornady Bullet Puller
44 Smarte Taktik: Unity Tactical-Montagen.
Unity Tactical Montagen
Präzise Jagen Adapter
Garmin Xero C1 Pro
Frankonia Academy & Greyground
Portrait Alexander Fleischer
Target World
22 Günstig & gut? Messerschmitt MPR in 6,5 Creedmoor im Test.
40 Feuriges Festival: SIG Sauer-Neuheiten beim SIG Next-Event.
VERANSTALTUNGSBERICHT
58 Guns & Roses
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König der Karabiner?
Seit rund zwei Jahren sorgt der brandneue Pistolenkarabiner (PCC; Pistol Caliber Carbine) JP-5 der renommierten US-Firma JP Enterprises international für Furore. Warum? Weil er wie der SIG Sauer MPX zu den einzigen Karabinern auf dem Weltmarkt zählt, der nicht mit einem simplen Masseverschluss funktioniert und somit über ein ungemein weiches Schussverhalten verfügt. Wir hatten das seltene Privileg, den JP-5 schon intensiv erproben zu können.
Selten wurde eine neue Waffe mit so viel Spannung erwartet wie der neue JP-5. Als die ersten Berichte über einen neuen PCC aus dem Hause JP mit einem mit einem Rollenverschluss über den Ticker gingen, waren die Erwartungen riesig. Schließlich zählt das von John Paul gegründete Unternehmen JP Enterprises zu den innovativen Waffen- und Tuningteileherstellern, die auch hinsichtlich der Fertigungsqualität im Spitzensegment angesiedelt sind. Als dann Anfang 2022 die ersten Prototypen in den Händen namhafter US-Schützen wie Max Leograndis und Josh Froehlich auf den Matches auftauchten, füllten sich
umgehend seitenweise die Einträge zu diesem Thema in einschlägigen US-Foren. Bis ins kleinste Detail wurden Stage- und Matchresultate dieser Schützen besprochen, Videos analysiert, Splitzeiten verglichen und Waffenbewegungen studiert. Einen Dämpfer erhielt die Anfangseuphorie allerdings, als es wohl wegen technischer Probleme bei der Serienfertigung zuerst zu einer Verzögerung bei der Auslieferung der Serienwaffen kam. Mehrere Monate mussten die ersten Käufer warten, die bereits nach der Erstenankündigung Waffen bestellt hatten. Als dann aber endlich die lange erwartete, mehrfach verschobene
Auslieferung der Serienmodelle begann, waren diese Startschwierigkeiten schnell vergessen. Erste Berichte von Schützen, die den Karabiner bekommen hatten, lobten ihn und sein Schussverhalten über den grünen Klee. Nachträglich betrachtet, muss man JP einen professionellen Umgang mit den Startschwierigkeiten bescheinigen. Erste Testmuster in die Hände erfahrener Schützen zu geben, diese dann Erfahrungen mit dem neuen System sammeln zu lassen und auf möglicherweise auftauchende Probleme dann so konsequent zu reagieren, Auslieferungen so lange zurückzuhalten, bis alle Probleme vollständig beseitigt
sind, braucht unternehmerischen Mut und Konsequenz. Aber genauso erwartet man es schließlich auch von einem verantwortungsbewusten Premiumhersteller. Erst in der Serie die Kunden ein neues Konzept „testen“ zu lassen und dann mit hektischen Nachbesserungen zu reagieren ist hier der falsche, aber leider doch viel zu oft beschrittene Weg. Nachdem der Karabiner bereits in etlichen anderen europäischen Ländern erhältlich und auch schon sehr erfolgreich auf internationalen Matches eingesetzt wird, ist es nun auch endlich in Deutschland soweit.
Sven Schlegel von 3G Sports, der in den letzten Jahren bereits eigene, sehr hochwertige PCC-Modelle auf den Markt gebracht hat und auch JP Gewehre und Zubehör importiert, hat es geschafft, für die Waffe einen BKA-Feststellungsbescheid zu erhalten, der eine sportliche Verwendung ermöglicht. 3G Sports bietet auch das komplette Ersatzteile- und Zubehörprogramm rund um die neue JP-5 an, dabei nden eine Bevorratung und ein regelmäßiger Warenbezug von JP statt. Die ersten Waffen sind in Deutschland angekommen und auch schon auf den ersten Matches aufgetaucht.
Grüße aus dem Schwarzwald
Die Modellbezeichnung JP-5 ist aus gutem Grund an den Maschinenpistolenklassiker Heckler & Koch MP5 angelehnt, der in die-
Technische Daten JP-5 Competition PCC-DE in 9 mm Luger
System: beweglich abgestützter Rollenverschluss nach HK MP5-Vorbild
Lauf: 14,5“/368 mm langer JP Supermatch Light Contour-Lauf mit 1-10“-Drall und JP Competition SeriesDrei-Kammer-Kompensator
Schaft: Hogue-Schulterstütze, freistehender Hogue-Pistolengriff und runder, geschlossener Smoke CompositeHandschutz aus Karbon
Magazin Glock-Magazine mit Kapazität für 10 Patronen
Abzug: JP-Matchabzug, gemessenes Abzugsgewicht: 1.517 Gramm
Sicherung: beidseitige Zwei-Positionen-Sicherung im AR-Stil, wirkt auf Abzug
Länge: 800 mm
Gewicht: 2.590 Gramm
Preis: 4.990 Euro
sem Jahr übrigens seinen 60sten Geburtstag feiert. Denn der beweglich abgestützte Rollenverschluss wurde in eine ergonomische und zeitgerechte Basis adaptiert, die optisch und haptisch dem AR-15 ähnelt und auch in eingeschränktem Umfang Kompatibilitäten ermöglicht, genauer betrachtet dann aber doch eine eigenständige, neue Plattform darstellt. Der Rollenverschluss besitzt, ähnlich wie ein klassisches AR-15 in .223 Remington, einen zweiteiligen Verschluss, bestehend aus einem Verschlusskopf und einem separaten Verschlussträger. Anders als beim AR-15 verriegelt der Kopf des Rollenverschlusses aber nicht durch Drehung mit Verriegelungswarzen im Lauffortsatz, sondern stützt sich durch seitlich im Kopf angeordnete, bewegliche Rollen in
einer stählernen Kulisse im Systemgehäuse hinter dem Patronenlager ab. Diese Rollen werden beim Schließen des Verschlusses durch den Federdruck einer Schließfeder über den Verschlussträger und ein im Verschlusskopf be ndliches Steuerstück mit einem entsprechenden Radius seitlich in die Verriegelungskulisse des Systemkastens gedrückt. Diese Abstützung und das zwangsgesteuerte Zurücklaufen der Rollen in den Kopf bewirken nach dem Schuss eine deutliche Verzögerung des Öffnens des Verschlusses und somit einen schon deutlich abgesunkenen Gasdruck im System, bis es zur Verschlussbewegung und eigentlichen Öffnung des Verschlusses mit Auszug der abgeschossenen Patronenhülse aus dem Lager kommt. Bedingt durch diese mecha-
Der hochmoderne, im Leerzustand nur 2,59 kg schwere High-Tech-Pistolenkarabiner JP-5 in 9 mm Luger in beiden Seitenansichten.
Im besten Alter
Vor vier Dekaden erblickte die ikonische SIG Sauer P226 das Licht der Welt. Ein Grund zum Feiern, weshalb wir uns neben der Geschichte der erfolgsverwöhnten Dienstpistole auch den aktuellen Modellen sowie der „Navy SEALs-Pistole“ MK 25 widmen wollen.
Die Amis haben das Marketing bekanntlich erfunden und so gab es zum 40-jährigen Geburtstag der P226 von SIG Sauer USA einen symbolträchtigen Webstore-Promotion-Preisnachlass von 226 $ beim Erwerb einer P226 in all ihren Varianten im Zeitraum vom 23. bis 26. Februar 2024. Darüber hinaus offeriert man ein P226 “40th Anniversary”-Sondermodell für Sammler, die dem Original der XM 9-Dienstpistolen-Ausschreibung der US Armee von 1984 bis ins Detail nachempfunden ist. Diese Pistole ist mit HogueAluminiumgriffschalen ausgerüstet und wird mit Extras wie authentischer Verpackung, Bedienungsanleitung sowie einem Büchlein zur P226-Geschichte ausgeliefert. Und die Legende lebt munter weiter: Denn erst anlässlich des riesigen „SIG Next“-Events an der Ostküste der USA, zu dem wir auch eingeladen waren, präsentierte SIG Sauer USA die brandneue P226 Reserve (siehe hierzu Seite 40). Die Geschichte der mit 40 Jahren noch recht jungen P226 ist untrennbar mit der Wegbereiterin in Form der SIG P220 verbunden. Ab etwa 1966 entwickelte man bei der SIG (Schweizerische Industrie Gesellschaft) eine Dienstpistole, die bei effizienteren Fertigungsmethoden mit geringerem Gewicht und günstigerem Preis die stählerne und in die Jahre gekommene P210 alias SP 47/8 ablösen sollte. Dabei hatte man auch den internationalen Markt wie die USA im Auge, den die Proportionen des Griffstückes wurden gleich für die dort sehr populäre .45 Auto oder die Powerpatrone jener Zeit in Form der .38 Super ausgelegt. Nach unzähligen Härtetest wurde die P220 als Pistole 75 in 9 mm Luger von der schweizerischen Armee angeschafft. Einige Konstruktionsmerkmale der P220 sollten sich wie der sprichwörtliche rote Faden durch die später folgenden P226/228/229Baureihen ziehen:
• Griffstück aus hoch abriebfesten Leichtmetall
• Blechprägeverschluss mit eingesetztem stählernen Stoßboden
• Browning-Petter-SIG-Verriegelungssystem mit eckigem Riegelblock/Patronenlager und offener Steuerkulisse
• Spannabzug in Kombination mit einem automatisch in seine Ausgangsposition zurückspringenden Entspannhebel
• über dem Abzug positionierter Demontagehebel für schnelles, simples Zerlegen in die Hautbaugruppen
Äußerlich markante Merkmale der P226 MK 25 sind das kleine Ankersymbol auf dem Verschluss sowie das UID (Unique Identification)-Label am Griffstück.
Ab etwa 1980/81 beschäftigte man sich bei SIG in Neuhausen am Rheinfall erstmals mit einem Aluminium-Griffstück für doppelreihige Magazine, angestoßen durch das XM-9 Projekt der US Army, die nach rund 70 Jahren eine neue Seitenwaffe suchte.
Verlierer und doch Gewinner Zwischen 1981 und 1982 wurden dann 35 Stück P226 mit der Bezeichnung „Evaluation USA“ in Neuhausen gefertigt, die für das prestigeträchtige und vor allen Dingen auch nanziell lohnende XM-9-Projekt gedacht waren. Zusammen mit der Beretta 92 FS, Colt SSP, FN Double Action High Power, Heckler & Koch P7 A10, Smith & Wesson 459, Steyr GB und Walther P88 mussten sich alle einem hartem Auswahl-
test stellen. Der Rest ist Geschichte, denn am 14. Januar 1985 wurde die Beretta 92 FS alias M9 of ziell als Dienstwaffe eingeführt. Bis heute halten sich hartnäckig die Gerüchte, dass Beretta den Zuschlag bekam, weil man bereitwillig auch in den USA fertigen lassen wollte. Die ab 1988 verfügbare, kompaktere SIG Sauer P228 wurde später als M11 für Teile der amerikanischen Streitkräfte angeschafft. Wie dem auch sei, dass US Army- Auswahlverfahren verhalf der P226 gewaltig an Reputation, so schafften damals viele namenhafte US-Behörden wie das Federal Bureau of Investigation (FBI), die Drug Enforcement Administration (DEA) oder auch die Texas Rangers die „Wondernine“ aus Deutschland mit einer Feuerkraft von 16 Patronen an. 1989 wurde die P226 in modi zierter
Preisbrecher mit Potential?
Die von Waffen Schumacher vertriebene Marke „Messerschmitt“ war bisher nur für preisgünstige 1911erPistolen bekannt – siehe Testbericht in caliber 5/2024. Nun mischt man aber auch auf dem Markt der sportlichen Präzisionsrepetiergewehre mit und offeriert für nur 1.499 Euro das Modell MPR mit voll verstellbarem Leichtmetallchassis. Was kann man für solch einen Niedrigpreis erwarten?
Das Krefelder Großhandelsunternehmen Waffen Schumacher führt mehrere Eigenmarken im Portfolio wie Brenner (Jagdbüchsen), Falke (Optiken) oder eben auch Messerschmitt (Pistolen, Sportbüchsen). Bekanntermaßen stammen die Langwaffen vom türkischen Hersteller ATA Arms. In caliber 1/2023 stellten wir das ebenfalls von Schumacher vertriebene Multikaliber-Scharfschützengewehr LuxDefTec (LDT) ASR in .308 Winchester, .300 Winchester Magnum und .338 Lapua Magnum vor, das auch von ATA Arms gefertigt wird.
MPR-Quartett
Die Messerschmitt Precision Rifle gibt es in .308 Winchester mit 20“/510-mmLauf und 6,5 mm Creedmoor mit
24“/610-mm-Lauf, wahlweise mit fester oder klappbarer Schulterstütze. Hinsichtlich des Preises machen weder die Kaliber noch die Lauflängen den Unterschied, sondern das Klappgelenk für die Schulterstütze. Die MPR mit Klappschaft kostet 1.749 Euro, die hier vorgestellte Ausführung mit Festschaft 1.499 Euro.
MPR im Detail
Das Herzstück der MPR ist der grundsolide Stahlsystemkasten mit planer Unterseite/Schaftauflagefläche und langer Einschraubtiefe für den Lauf, was positive Auswirkungen auf das Schwingungsverhalten zu haben scheint. Im System verrichtet ein Zylinderverschluss, der mit drei Warzen in der vorderen Systemkastenbrücke verriegelt, seinen Dienst.
Das großzügig dimensionierte Rückstoßgegenlager wird auf Druck und nicht auf Zug beansprucht, was die Belastungen auf den Systemkasten noch einmal positiv beeinflusst. Auch die BrennerJagdbüchsen sind mit diesem System ausgestattet. Mit einer frühen Brenner BR18 in .308 Win. mit Holzschaft und 24“/610 mm langem Lauf gelangen uns Streukreise von 17 mm (GECO 165 Grains Express), 18 mm (Hornady 168 Grains BTHP Match) und 19 mm (RWS 168 Grains Target Elite Plus), was auch angesichts des Preises von rund 800 Euro als sehr gut bezeichnet werden kann (siehe Test in caliber 9/2019). Zwei Jahre später folgte in caliber 3/2021 ein Test mit dem Nachfolgermodell Brenner BR20 Polymer im identischen Kaliber mit ver-
Reiseziel Rottendorf
Im unterfränkischen Rottendorf bei Würzburg hat Frankonia vor einem Jahr nicht nur seinen beeindruckenden Flagship-Store, sondern zeitgleich im hauseigenen Schießstand auch die Frankonia Academy eröffnet. Hier können Jäger und Sportschützen in einem ansprechenden, stilvollen Ambiente unterschiedlichste Praxisseminare erleben, die eine Reise wert sind. Wir begleiteten einen Kurs „Dynamisches Pistolenschießen“.
Geleitet wurde dieses Seminar von den routinierten Schützen und Ausbildern Tom Nitsche und Andreas Dauphin (letzterer ist unter anderem Deutscher IPSC-Meister 2023/24 mit dem Pistolenkarabiner, siehe Portrait in caliber 6/2024) von Greyground.
Greyground ist ein junges Schießausbildungsunternehmen von David Müller und Tom Nitsche, das erst seit zwei Jahren Kurse offeriert und aufgrund der fundierten Lehrmethoden äußerst gefragt ist (www.greyground.de).
Zehn Kursteilnehmer waren für den Anfängerkurs im dynamischen Pistolenschießen angereist. Zu Beginn stellte sich jeder Schüler kurz vor, was es den Instruktoren leichter machte, die Erfahrung und Schießfertigkeiten jedes Teilnehmers von vornherein besser einschätzen zu können. Das Spektrum reichte hier vom absoluten Greenhorn bis zum Routinier mit 15 Jahren IPSC-Erfahrung. Hier liegt die Heraus-
forderung für die Lehrer darin, jeden einzelnen Schützen seinem Leistungsstand entsprechend auszubilden und abzuholen, sodass er nach dem Kurs mit einem Gefühl der Zufriedenheit (und einer Menge „Hausaufgaben“) die Heimreise antritt. Die Schüler brachten ihr eigenes Equipment (Waffe, Munition, Holster, Magazintaschen) mit, konnten bei Bedarf die Ausrüstung aber auch vor Ort leihen. Zudem bestand für sie die Möglichkeit, eintausend 9x19-Patronen Sellier & Bellot oder Magtech 124 Grains Vollmantel zu besonders günstigen Konditionen zu erwerben. Fundament bauen
Der didaktisch sinnvoll aufgegliederte Praxiskurs begann mit den essentiellen Basics des sauberen Schießens und Treffens mit der Pistole. So ging es zu allererst um den korrekten, stabilen Stand als Plattform für alle folgenden Tätigkeiten. Bei etwa schulterbreitem Stand mit nicht durchgestreck-
ten, lockeren Knien und leicht nach hinten versetztem Fuß (ähnlich einem Boxer) ist eine möglichst aufrechte, unverkrampfte Körperhaltung ohne hochgezogene Schultern im beidhändigen Anschlag ideal. Hierbei richtet sich nicht der Kopf nach der Visierung aus, sondern die Waffe wird bei aufrechter, gerader Kopfposition in die visuelle Linie der Augen geführt. Die Stabilität des Standes wurde höchst einfach überprüft, indem die Auszubildenden eine „Dummy Gun“ im Anschlag hielten und die Coaches durch einen leichten Stoß gegen die Mündung derselben die Standfestigkeit austesteten. Selbst bei leichter Krafteinwirkung kann man hier bei instabilem Stand aus dem Gleichgewicht gebracht werden. Jeder vermittelte Lehrinhalt wurde anschließend gleich im scharfen Schuss trainiert, wofür die Schützen in zwei Gruppen eingeteilt wurden. Besonders intensiv abgehandelt wurden die Themen Griffund Abzugstechnik. Viele Schützen bau-
en mit der Schusshand zu viel Kraft auf, sodass gerade über längere Schussserien aufgrund eines dadurch in Mitleidenschaft gezogenen Abzugs ngers die Trefferquote zusehends schlechter wird. Besser wäre es, mehr Kontrolle mit der stark angewinkelten Unterstützungshand aufzubauen, um die Schusshand zu entlasten, damit der Abzugs nger entspannter agieren kann. Die saubere Grifftechnik wurde über mehrere Runden im scharfen Schuss eingeübt. Bei der idealen Abzugsbetätigung ging es um die Vorbereitung des Schusses bei möglichst zügiger Überwindung des Vorzugweges und sensibler Auslösung am Druckpunkt. Hierbei wurde natürlich auch das Thema „Reset“, also der Rückstellweg des Abzuges, abgehandelt. Man muss nach der Schussabgabe den Abzug nicht in seine vollends vorderste Position zurückgleiten lassen, sondern kann den nächsten Schuss bereits auslösen, wenn die mechanische Verbindung zwischen Abzugszunge und Abzugsstollen/Hammer wieder hergestellt ist. Dies spart Millisekunden bei schnellen Folgeschüssen und dieser Zeitvorteil summiert sich natürlich über den Verlauf eines langen Wettkampfes. Interessant zu beobachten war es, dass die Teilnehmer bessere Treffer auf die Scheibe brachten, wenn sie auf das Kommando der Trainer („Ziehen, Ziehen, Ziehen – ab!“) den Abzug präparierten und den Schuss auslösten. Schon zu diesem Zeitpunkt konnte man von einem Schüler vernehmen: „Mann, da gibt’s aber eine Menge zu
Innerhalb des beeindruckenden Frankonia Flagship-Stores betreibt man auf dem angeschlossenen Schießstand samt Schulungsräumen und allem was dazu gehört, die ebenso stilvoll eingerichtete Frankonia Academy.
Kompaktes Radar-Geschwindigkeitsmessgerät Garmin Xero C1
High Tech im Hosentaschenformat!
Radargeräte zur Geschwindigkeitsmessung sind in der Verkehrsüberwachung bekannt und gefürchtet. In der ballistischen Messtechnik wurden sie im professionellen Bereich seit langem verwendet, waren jedoch bis zur Markteinführung des Labradar im Jahr 2016 für den privaten Anwender unerschwinglich. Nun sind innerhalb der letzten eineinhalb Jahre drei kleine, leicht zu bedienende Geräte auf den Markt gekommen. Eines davon ist das Garmin Xero C1 Pro, das wir intensiv getestet haben.
Mit dem Namen Garmin verbindet man eigentlich GPS Geräte für die Navigation oder Smartwatches für Sport und Freizeit. Im Kern wird also eher die eigene Bewegung oder Position bestimmt als die von anderen Objekten. Umso mehr überrascht es, dass Garmin den Bereich der Ballistik mit dem Xero C1 Pro zum Messen von Projektilgeschwindigkeiten für sich entdeckt hat. Wir haben das Gerät auf Herz und Nieren geprüft. Als das Gerät zum Test eintraf, fiel als erstes die kompakte Bauweise ins Auge. Mit gerade 8 x 6 cm und einer Tiefe von rund 3,5 cm passt der Xero C1 Pro bequem in jede Hosentasche. Zum Aufstellen wird ein kleines,
dreibeiniges Stativ mitgeliefert, das über ein 1/4“-20 UN Gewinde am Gehäuse befestigt werden kann. So lässt sich das Messgerät in Sekundenschnelle auf dem Schießtisch aufstellen. Mit etwas Geschick bleibt es auch auf einem Spektiv stehen. Hier sorgen die kleinen Rippen an den Innenseiten der Beine für entsprechenden Halt. Eine Bereitschaftstasche zum Schutz des Gerätes sucht man jedoch vergebens. Allerdings werden die bereits in einschlägigen Internetportalen angeboten. Der fest eingebaute Akku war bereits gut geladen, so dass wir das Gerät gleich in Betrieb nehmen konnten. Die Bedienung erfolgt über vier gut zu erreichenden Tasten an
der Oberseite. Hier merkt man sofort Garmins Professionalität in der Benutzerführung. Mit den Tasten OK, Zurück (Ein/Aus), Rauf und Runter kommt man problemlos durch die Menüführung. Und das auch ohne die Bedienungsanleitung auswendig zu kennen. Angezeigt werden die Menüs und auch die Messergebnisse auf dem gut ablesbaren Display auf der Rückseite. Nach dem ersten Start führt die Software zunächst durch die Geräteeinstellungen, in denen die Sprache und die Einheiten für die Geschwindigkeit ausgewählt werden. Das Gerät spricht dann Deutsch und misst die Geschwindigkeit in Metern pro Sekunde, auch wenn die Abkürzung
MPS hierfür etwas ungewöhnlich ist. In diesem Menü lässt sich der Xero C1 Pro mit einem Smartphone über Bluetooth verbinden. Die hierfür erforderliche App findet man über einen bereitgestellten QR-Code im Google- oder Apple AppStore. Auch diese Installation funktionierte mit unserem Android Smartphone reibungslos. Nach dem Verbinden fand zunächst automatisch ein Update statt. Wir können das nur dringend empfehlen, da nach dem Auspacken zunächst teilweise seltsame Zeichen auf dem Display erschienen, die nach dem Update aber alle verschwunden waren.
Nach Installation auf den Schießstand
Nach der Auswahl einer neuen Messung wählt man zwischen Gewehr, Pistole, Bogen, Luftgewehr oder sonstigem. Je nach Waffenart wird dann im nächsten Schritt der erwartete Geschwindigkeitsbereich selektiert. Bei Kurz- und Langwaffen geht er von 180-520 m/s oder dann von 520-1.520 m/s. Für Luftdruckwaffen und Bogen gibt es ob der geringen Geschwindigkeiten keine Auswahl. Und die allgemeine Messung hat neben den oben genannten Werten für Kurzund Langwaffen noch zusätzlich den Bereich von 30-180 m/s. In der Summe betrachtet, geht der Messbereich des Xero C1 Pro von 30-1.520 m/s, was sicher für jedwedes Schießgerät ausreicht. Nach der Eingabe des Geschossgewichtes, die ausschließlich in Grains erfolgt, wird angezeigt in welchem Abstand sich das Messgerät von der Mündung befinden soll. Mit Ausnahme von Kurzwaffen werden 15 - 35 cm seitlich vom Lauf und hinter der Mündung angegeben. Das Gerät soll also nicht vor der Mündung stehen. Mit einem weiteren Tastendruck auf o. k. ist es bereit zur Messung und wartet auf die fliegenden Geschosse. Natürlich haben wir das Xero C1 Pro auch auf seine Genauigkeit geprüft. Dieser Test erstreckte sich von den langsamen Rundkugeln einer SoftAir-Pistole, den Diabolos aus einem Luftgewehr und dann der Geschwindigkeitspalette aus Waffen in den Kalibern .22 Long Rifle, 9 mm Luger, .38 Special, .223 Remington und .308 Winchester. Als Referenzgerät diente wieder unsere Labormessanlage BMC 21 der Firma Mehl mit einer Messbasis von 1 m. Nach der Auswertung unserer Vergleichsmessung war das Erstaunen zunächst groß. Das Xero C1 Pro zeigte erkennbar schnellere Messwerte als unsere Labormessanlage
Mit etwas Kreativität hilft das kleine Stativ auch in schwierigen Lagen. Ansonsten ist durch den ¼“-20 UN-Anschluss jedes Fotostativ verwendbar.
Erlebe die Zukunft!
Der US-Riese SIG Sauer lud vom 24. bis zum 27. Juni dieses Jahres ausgewählte Gäste ein, um abseits der üblichen Waffenfachmessen in einem neuen Format mit wegweisendem Pilotcharakter seine Neuheiten zu präsentieren. Wir waren mit von der Partie.
Diese dreitägige Hausmesse der besonderen Art ereignete sich in Portsmouth, New Hampshire und rund 100 geladene Gäste, bestehend aus Händlern, Medienvertretern und In uencern, erhielten die Möglichkeit, aktuellste Waffen, Munitionssorten, Schalldämpfer und Optiken anlässlich des „Hands-on Range Day“ in der legendären SIG Sauer Academy selbst zu testen. Hierbei stellte sich die SIG SAUER Inc. als selbstbewusste, stolze Marke mit großer Offenheit sowie umfangreichen Einblicken hinter ihre Kulissen eindrucksvoll dar. Die Firmenzentrale und das Produktionswerk in Newington wie auch der Entwicklungsstandort Exeter, wie die Academy ebenfalls im Bundesstaat New Hampshire angesiedelt, wurden den Gästen in Kleingruppenführungen präsentiert. SIG Sauer Academy & Experience Center: Auf einem rund 57 Hektar großen Gelände in Epping, New Hampshire, betreibt SIG Sauer die hauseigene Schießakademie. Hier können Schützen jedes
Erfahrungsniveaus Schießfertigkeiten erlernen, erweitern oder vertiefen. Dafür stehen 16 Schießstände mit Distanzen von 15 bis 1.000 Yards zur Verfügung. Davon zwei in klimatisierten Hallen mit moderner Ausstattung für variable Situationssimulation, 25 Yards für Pistolen und 50 Yards für Gewehre. Bis zu 13.000 Schüler besuchen jährlich die Schießschule, darunter auch Behörden für das Training von urbanen Einsatzszenarien in der Tactical Training Area (TTA). Seit Juli 2022 beheimatet das Gelände der SIG Academy im Einfahrtsbereich auch das SIG Experience Center (SEC). Auf 3700 m2 Fläche ndet der Besucher einen Flagship Store mit umfassendem, zivilem Produktsortiment. Ein eigener 25 YardsSchießstand dient dem direkten Probeschießen ohne das Gebäude verlassen zu müssen. Zudem ist dort ein öffentliches SIG Museum zur Firmenhistorie mit Exponaten untergebracht. Konferenzräume mit moderner Medientechnik runden das Angebot ab.
Investition & Expansion
Seit 2018 hat sich die Belegschaft auf rund 3.500 Mitarbeiter mehr als verdoppelt. Wenig verwunderlich bei den zwei wesentlichen US-Streitkräfte-Ausschreibungserfolgen von SIG Sauer: 2017 gewann man das Modular Handgun System (MHS)- und im Folgejahr das Next Generation Squad Weapon (NGSW)-Programm. Für letzteres hat SIG Sauer in ein zusätzliches, hochmodernes 19.000 m2 „Next-Gen Manufacturing Center“ in Rochester, New Hampshire, als primäre Fertigungsstätte des neuen U.S. Militär Sturmgewehrs XM7 und des leichten MG XM250 investiert. Auch am Hauptstandort Newington, der die zentrale Endmontage und Qualitätskontrolle für alle SIG Sauer-Waffen leistet, sind die Investitionen sichtbar: fortschreitende Automatisierung von Fertigungszellen, Erweiterung des gebäudeintegrierten, gekapselten Raumschießstandes mit zwei weiteren 100m- Schießröhren zum Probebeschuss mit digitaler Dokumentation
Die SIG Sauer-Firmenzentrale in Newington, New Hampshire, an der Ostküste der USA. Das Firmenmotto „never settle“ („niemals ausruhen“) demonstrierte das stets im Wachstum befindliche Unternehmen beim „SIG NEXT“-Event.
von Gewehren, wie auch die Duplikation von Montagelinien zur Erweiterung der Kapazitäten. Die Summe aller Maßnahmen soll aktuell einer Ausbringung von bis zu 1,9 Millionen Handfeuerwaffen pro Jahr (Pistolen und Gewehre) dienen.
Militär & Polizei
Der Erfolgskurs von SIG Sauer USA in der Behördenwelt ist kein großes Geheimnis. Über den größten Dienstpistolendeal der Geschichte in Form der US Army-MHSAusschreibung und den Gewinnerpistolen M17 Full Size und M18 Compact haben wir in der Vergangenheit mehrfach berichtet. Die authentische Zivilausführung P320M17 konten wir darüber hinaus bereits erproben und in caliber 5/2019 vorstellen. Auch das NGSW-Programm wurde schon von uns thematisiert. Hierbei handelt es sich um ein weiterentwickeltes Sturmgewehrkonzept auf M16/AR-15-Basis, gepaart mit dem neuen Mittelkaliber 6,8x51
(zivil: .277 Fury) mit Hybridhülse und innovative Hochdruckpatronen Technologie für Gasdrücke bis 5.500 bar. Bestandteile des NGSW-Projektes sind das Sturmgewehr XM7 und das leichte Maschinengewehr XM250. Zudem kann man mit dem mittelschweren Maschinengewehr MG338 im Long Range-fähigen Kaliber .338 Norma Magnum aufwarten. Mit der Eigenentwicklung eines Remote Weapon Systems (RWS) demonstrierte uns SIG Sauer vor Ort die Tablet-ferngesteuerte High-Tech-Integration des MG338 auf einem teilgepanzerten Geländefahrzeug im scharfen Schuss. News, News, News
Im Rahmen der Veranstaltung wurde ein wahres Feuerwerk von rund zehn Neuheiten angezündet, die wir hier im Telegrammstil im Überblick abhandeln:
• P226-XFive Reserve
Single Action-Ganzstahlpistole in 9 mm Luger mit 4,4“/112 mm-Lauf und ver-
schlussintegriertem Kompensator, dreifach verstellbarer Abzug, edle DLC-Hartstoffbeschichtung. Die 1.364 Gramm schwere P226-XFive Reserve inklusive des Magazins mit Kapazität für 20 Patronen ist das Premiere-Modell der neuen ReserveLuxuskollektion in limitierter Au age.
• P320-XFive SXG (Steel X-Series Grip)
Striker Fire Action-Ganzstahlpistole in 9 mm Luger mit 5“/127 mm-Lauf, geradem Matchabzug, 1911-Schließfeder-Kompatibiliät und LOK-G-10-Griffschalen. Üppige 1.403 Gramm Waffengesamtgewicht inklusive des Magazins mit Kapazität für 20 Patronen.
• P226 40th Anniversary
Jubiläumsmodell in 9x19 im puristischen Retrostil (siehe 40 Jahre P226 auf Seite 14)
• P365 Fuse
Weitere Variante der ursprünglichen Striker Fire Action-Polymerrahmen-Subkompaktpistole in 9x19 mit schmalem Verschluss, 4,3“/109 mm-Lauf, grif ger
Zubehör
Hoch hinaus!
Die junge US-Firma Unity Tactical hat sich durch praxisorientierte Montagelösungen für halbauto matische Waffen, allen voran die FAST Montageserie, einen Namen gemacht. Mittlerweile deckt diese Serie eine ganze Reihe von Leuchtpunktvisieren sowie Vergrößerungsmodulen ab und auch LPVO-Anhänger (Low Power Variable Optic) werden hier fündig.
Markantes Merkmal der Unity Tactical FAST Montagereihe ist das ungewöhnlich hohe Baumaß, durch das bei Leuchtpunktvisieren eine Achsenhöhe von 2.26“ (57,4 mm) erreicht wird. Zum Vergleich kommen die meisten Montagen anderer Hersteller auf Höhen von 1.42“ (36 mm) respektive 1.57“ (39,8 mm). Und selbst bei Scalarworks, Arisaka oder Reptilia ist bei 1.93“ (49 mm) Schluss. Doch was verbirgt sich eigentlich genau hinter diesen Zahlen? Im Grunde genommen ist das Zahlenspiel schnell erklärt. Die eben genannten Angaben beziehen sich auf den Abstand zwischen der Oberseite der Picatinny-Schiene und der optischen Achse des Visiers. Kompliziert wird es jedoch, wenn die Achshöhen im Zusammenhang mit den Begrif ichkeiten „Absolute Co-Witness“ und „Lower 1/3 Co-Witness“ fallen. Hierbei geht es darum, die Achsenhöhe so mit einer mechanischen Visierung (als Rückfallebene, BUIS = Back Up Iron Sights)
abzustimmen, dass diese entweder auf der gleichen Höhe wie das Absehen liegt oder lediglich im unteren Drittel zu sehen ist und die Bemaßung basiert grundsätzlich auf der Höhe des standardmäßigen AR-15Kornträgers mit seinem Abstand von 2.6“ (66 mm) zur Laufseelenachse. Zieht man hiervon nun den Abstand zwischen Laufseelenachse und Oberseite der Picatinnyschiene ab, der bei einem AR-15 Flattop Receiver 1.215“ (30,86 mm) beträgt, ergibt sich eine „Absolute Co-Witness“-Höhe von 1.385“ (35,17 mm). Man kann also nicht per se davon sprechen, dass diese oder jene Montagehöhe immer zu dem gewünschten Co-Witness führt. Dies gilt vielmehr nur für AR-15 Selbstladebüchsen. Bei anderen Langwaffen - vor allen Dingen solche mit fest verbauten Kornträgern - muss hingegen nachgemessen werden. Nachdem damit etwas Licht in das Zahlenwirrwarr gebracht wäre, bliebe die Frage zu klären, welche Achsenhöhe denn nun die richti-
ge ist. Hier spielen eine ganze Reihe von Faktoren eine Rolle: Welche Plattform wird verwendet? Welche Optik wird in Betracht gezogen? Wie liegt der Schaft im Verhältnis zum Verschlussgehäuse? Wieviel Wangenau age im Anschlag ist gewünscht? Wird eine eher aufrechte Schießhaltung bevorzugt? Was soll der Hauptanwendungszweck der Waffen-Optik-Kombination sein? Die weitaus gängigste Achsenhöhe für Leuchtpunktvisiere dürfte bei rund 1.5“-1.57“ liegen. So offeriert der schwedische Leuchtpunktvisier-Pionier Aimpoint seine für die Verwendung auf modernen Selbstladegewehren gedachten Modelle Comp4s, Comp5s, Micro H-2/ T-2, Duty RDS und PRO (Patrol Ri e Optic) grundsätzlich mit einer Höhe der optischen Achse von 1.5“/ 39 mm. Das Vortex UH-1 ist ebenfalls auf ein 1/3 Co-Witness ausgelegt. Und auch das EOTech Holographic Weapon Sight (HWS) ist herstellerseitig entweder als Absolute (XPS) oder Co-Witness (EXPS) Vari-
Nomen est omen!
Warum hat eigentlich noch niemand eine robuste, wiederholgenaue Lösung für die Adaption von Vorsatzgeräten auf Zielfernrohren entwickelt? Ein findiger Entwickler namens Reimund Walter aus der Region Donaumoos, nähe Ingolstadt, dachte sich genau das und machte es einfach. Natürlich ist der Gedanke schnell auf einem Bierdeckel skizziert. Um ein solch variantenreiches Produkt in die Marktreife zu bringen, dazu bedarf es dann doch ein „bisschen“ mehr...
Unter dem Markennamen „Präzise Jagen“ wurde 2020 eine innovative Adapterlösung für jagdliche Vorsatzgeräte entwickelt und zum Patent angemeldet, die seit Januar 2021 von der Präzise Jagen GmbH selbst und über ihre Vertriebspartner vermarktet wird. Die vier wesentlichen Aspekte dieser Lösung sind: einfach in der Handhabung, präzise Ausrichtung, absolut wiederholgenau sowie exibel auf mehreren Waffen nutzbar. Die Präzise-JagenAdapterlösung stellt eine zweiteilige Schnittstelle zwischen der dauerhaft auf dem Zielfernrohr verbleibenden Klemmhülse und dem Duo-Verbinder dar. Letzterer trägt eine Stirnverzahnung mit fünf Verriegelungswarzen und ndet nach initialer Feinausrichtung zum Zielfernrohr direkte Gewindeklemmung am
Vorsatzgerät und verbleibt dann permanent dort. Das erforderliche Know-how für Präzisionsmetallbearbeitung bringt die Firma Weigl Metall GmbH ein, mit der Reimund Walter als Konstrukteur und Rechteinhaber partnerschaftlich agiert. Ein tabellarischer Konzeptvergleich auf Seite 49 stellt die Unterschiede der verschiedenen Systeme übersichtlich dar. Die Kernkomponenten Klemmhülse und Duo-Verbinder des „Präzise Jagen“Systems sind zwischenzeitlich für rund 44 Zielfernrohrdurchmesser verfügbar. Beim Duo-Verbinder zählt die aktuell bestellbare Variantenvielfalt 11 Gewindespezi kationen. Hinzu kommt ein stattliches Zubehörprogramm als funktionale Ergänzung des Systems mit folgenden Komponenten: • Staubschutzstöpsel zum Abschluss des
Duo-Verbinders am Vorsatzgerät
• Kontrast-Booster zum Einstecken in den Duo-Verbinder (mindert Helligkeit und steigert Kontrast)
• Objektivkappe aus Aluminium auf die Klemmhülse
• Objektivkappe mit parallaxenfreiem Kristallglaseinsatz auf die Klemmhülse (Objektivschutz ohne optische Beeinträchtigung der Tageslichtoptik)
• Streulichtblende aus Aluminium für die Klemmhülse (wie bei Kameraobjektiven)
• Okular mit dreifacher Vergrößerung (zur Verwendung des VSG als Handgerät)
• Flip Cover für alle Klemmhülsen
Trefferkontrolle
Neben der Hardware offeriert man aber auch Software in Gestalt der „Impact Control App“, die als Foto oder Video zu-
Typische Lackstiftmarkierungen am Objektivgehäuse des Zielfernrohrs als Referenzmarken für die axiale/radiale Ausrichtung eines standardmäßigen Vorsatzgerät-Klemmadapters.
verlässig anzeigt, wo sich das Absehen im Moment der Schussauslösung befand. Eine freie Zoomfunktion unterstützt hierbei die Analyse. Somit erhält man beispielsweise auch Information darüber, wo das Stück Schwarzwild getroffen wurde und kann weitere Schritte für eine gezielte Nachsuche einleiten.
Marktvergleich
Etablierter Status quo zur Montage von Vorsatzgeräten auf Zielfernrohren sind Klemmhülsenadapter. Hierbei werden Aluminium-Klemmhülsen über das Objektivgehäuse des Zielfernrohrs gestülpt und radial geklemmt. Am anderen Ende des Adapters be ndet sich meist ein Feingewinde M52x0,75 mm. Falls das Vorsatzge-
Anzahl Komponenten
Beispiel eines radial verdrehten, geklemmten Vorsatzgerätes mit Blick durch das Zielfernrohr. Das Absehen in Relation zum Tabellenmenü des Vorsatzgerätes ist verdreht.
rät dieses Gehäusegewinde aufweist, wird der Klemmadapter aufgeschraubt und mit einem Konterring xiert. Bei kleineren Gerätegewinden sind Reduziergewinderinge zur Zwischenmontage erforderlich, um die Differenz der verschiedenen Gewinde zu überbrücken. Hierbei verdoppeln sich die Gewindetoleranzen im System, was einer robusten und wiederholgenauen, konzentrischen Ausrichtung immer abträglich ist. Die übliche Gewinde xierung zwischen Adapter und Vorsatzgerät mittels Konterring, ist unpräzise und neigt zum „Überdrehen“ der Ausrichtung beim Festziehen. Zielfernrohre sind per De nition nicht zur Aufnahme von Vorsatzgeräten bestimmt, jedoch werden sie mittlerweile auf breiter Linie zur Nachtjagd auf Schwarzwild als
Konzeptvergleich Vorsatzgeräteadapter
Klemmhülse
1 Teil (ggf. 2 erforderlich)
Montageprinzip Adapter am Gewinde des VSG Fixierung über Konterring, (ggf. weiterer Reduziergewindering erforderlich, um auf das VSG-Gewinde zu adaptieren)
Klemmhülsendurchmesser
Anschlussprinzip Adapter
Im Übermaß ausgelegt (erfordert einziehen zur Klemmung auf ZF)
Undefinierter Kraftschluss
Folienstärke in der Klemmhülse ca. 1 mm, komprimierbar zum Toleranzausgleich
Anzugsmoment Klemmhülse
Radiale Ausrichtung des VSG am ZF
Wiederholgenaue Multi-ZF Adaptierbarkeit (erfordert immer eine passende Klemmhülse pro ZF-Objektiv)
Wiederholbare, präzise Ausrichtung des VSG
Intuitive und präzise Ausrichtung im Dunklen möglich
i i i i ff
(VSG = Vorsatzgerät; ZF = Zielfernrohr)
2
Nicht spezifiziert
Undefiniert, „freie“ Zylinderklemmung ohne Anschlag zur Ausrichtung
Nein
Nur mühsam und ungenau mittels händischer Referenzmarkierungen am ZF-Objektiv, sowie Abgleich von ZF-Absehen/VSG Menülinien
Nein
Ja (aufgrund Adapterwechsel)
Vorsatzgeräteträger verwendet. Größte Herausforderungen dabei stellt : 1.der rein kraftschlüssige Anpressdruck der Klemmhülse sowie 2.die Ausrichtungen (radial, axial, Winkelfehler) des Vorsatzgerät/AdapterDuos auf dem Rundkörper des Zielfernrohrobjektives dar.
Ist ersteres durch unsachgemäßes Schraubendrehmoment zu hoch, ndet das Objektivgehäuse des Zielfernrohrs bleibende Beschädigung.
Ist das System um den Abstand von 1/3 des Durchmessers eines menschlichen Haares (0,025 mm) im Winkel zur optischen Achse montiert, resultiert daraus auf 100 m eine Treffpunktabweichung von 5 cm. In Kombination mit einer um 4 cm hoch auf
2 Teile
Direkte Klemmung auf das VSG-Gewinde („Duo-Verbinder“ für alle gängigen Gewindegrößen und Sonderlösungen verfügbar)
Auf Nennmaß ausgelegt (für optimale Passform, erfordert aufspreizen bei der Montage auf ZF)
Definierter Kraftschluss/Formschluss
0,2 mm, nicht komprimierbar
3
ZF-sichere 0,8 N/m (damit Haltekraft >250 kg, sogar bei nur 30 mm Objektivdurchmesser gem. Hersteller)
Definiert, Stirnverzahnung mit 5 Verriegelungswarzen mit 30°-Schwenkwinkel und wiederholgenauem Anschlag
Ja
Ja
Ja
Nein (Duo-Verbinder verbleibt am VSG)
Berliner Senkrechtstarter
Der 35-jährige Mechatroniker Alexander Fleischer räumt gerade in jüngster Vergangenheit eine Medaille nach der anderen ab. Wir stellen den Nationalkaderschützen und Deutscher Meister in der IPSC Production-Klasse 2023 vor.
Sdem Schießsport, trainiert er doch nahezu jeden Tag in der Woche und reist an den Wochenenden von Wettkampf zu Wettkampf im In- und Ausland. Dieser respektable Trainings eiß, gepaart mit Leidenschaft und Durchsetzungswillen trägt die daraus resultierenden Früchte, sodass er wie ein Hamster mittlerweile 55 Präsidentenmedaillen für den Gewinn von anspruchsvollen Level-3-Matches gesammelt hat.
Doch der Reihe nach: Seine Eltern Thomas und Claudia Fleischer frönen seit den 1990er Jahren dem Schießsport, damals in erster Linie in den statischen 25-Meter-Präzisionsdisziplinen. Alex war damals als heranwachsender Zuschauer schon oft mit von der Partie und im Alter von 14 Jahren mischte er schon aktiv in den BDS Standarddisziplinen in allen Klassen und Kalibern mit. In den guten, alten Zeiten anno 2003 durfte man in
Landen Großkaliber schießen. Seine erste eigene Waffe war eine Browning BuckMark-Kleinkaliberpistole. Während eines klassischen BDS-Matches auf dem wunderschönen DEVA-Schießstand in BerlinWannsee, wo auch viele deutsche IPSCMeisterschaften ausgetragen wurden, sah Familie Fleischer erstmals ein parallel statt ndendes Turnier im dynamischen Pistolenschießen nach Regeln des Weltdachverbandes International Practical Shooting Confederation (IPSC).
Seit 17 Jahren im IPSC-Zirkus
Sofort waren die Fleischers höchst interessiert und meldeten sich voller Begeisterung zum nächstmöglichen SuRT (Sicherheits- und Regeltest) in BerlinRudow bei Florian Schwarz und Wolfgang Kunzig an. Im Familienverbund besuchte man die ersten IPSC-Matches und Alex’ erster Wettkampf war 2007 die Güstrow Open auf dem ebenfalls sehr idyllischen
Vorpommern. Er erreichte rund die Hälfte der Leistung des damals Erstplatzierten, was für einen 17-jährigen Neueinsteiger bei seiner Premiere in einem hochanspruchsvollen, komplexen Sport ein durchaus respektables Ergebnis ist. In seinen Anfangszeiten schoss Alex eine Tanfoglio Stock 2 in .40 S&W und wechselte später auf eine Glock. Schließlich lernte er auf einem Match das hochdekorierte IPSC-Urgestein Heribert Bettermann vom SIG-Sauer-Team kennen und „Betze“ nahm sich als Mentor seiner an. Alex lernte viel von ihm und von seinem Vater Thomas Fleischer, der das Talent hat, die Topschützen alleine durch Beobachtung gut zu analysieren. Alex’ Leistungen verbesserten sich Schritt für Schritt und er erreichte zu jener Zeit 50 bis 60 Prozent der Matchgewinner. Damals war die gesamte IPSC-Infrastruktur bei weitem nicht so gut aufgebaut wie heute, sodass kaum jemand zum Beispiel
kompetente Schießkurse für die Weiterentwicklung anbot.
Von 2009 bis 2014 war Alexander Fleischer Mitglied des ruhmreichen SIGSauer-Teams und bestritt seine Wettkämpfe mit seiner „Full House Race Gun“ auf SIG Sauer X-Five-Basis in erster Linie in der IPSC Open Division.
Ohne Sponsoring wechselte Alex 2015 zur damals brandneuen CZ Shadow 2 und erlangte bei der Europameisterschaft 2016 in Ungarn 72 Prozent Overall in der Production-Klasse.
Seit dem Vorjahr ist er nun Mitglied des KMR Shooting Team Germany und weil seine aktuellen KMR L-02 Spectra-Pistolen ergonomisch und technisch eng verwandt mit der CZ Shadow 2 sind, el ihm die Umgewöhnung dementsprechend leicht.
Kleine Randnotiz: Alex ist kurzsichtig und nutzte früher entweder Kontaktlinsen oder in Schießsport-Brillenrahmen eingesetzte Korrekturgläser. Vor fünf Jahren stieß er aber auf die Berliner Optikerspezialisten „ic! berlin Eyewear“, die hochmoderne, superstabile Brillen mit gebogener Form sowie fotochromatischer Funktion anfertigen, sodass er im Alltag und Schießsport weder drinnen noch draußen Brillen wechseln muss (siehe auch: www.ic-berlin.com).
Und da wir schon beim essentiellen Sicherheitsthema „Augen- und Ohrenschutz“ sind: Auch hier geht Alexander Fleischer andere Wege und trägt anstatt eines konventionellen Kapselgehörschutzes hauptsächlich die individuell anatomisch angepassten, aktiven „In Ear“-Gehörschützer HA Active Pro 10 des deutschen Hörsystem-Otoplastikenexperten Hörluchs Hearing GmbH & Co. KG aus Hersbruck (www.hoerluchs.com).
Mittlerweile ist Alexander Fleischer neben seinem Hauptberuf auch als Waffenhändler und Schießtrainer tätig. Alex reist zu nahezu jedem Match mit seinen Teammitgliedern, Schülern und Freunden Alexander und Ekaterina Burkatovski.
Ohne Fleiß kein Preis
Im Anschluss an die Arbeit trainiert Alex in kurzen Sessions vier bis sechs Mal wöchentlich im Landesleistungszentrum Spandau. Sein Training teilt er sinnvoll in Einzelübungen, Drills und komplette Stages auf. Nach Abschluss seines individuellen Trainings gibt er als Ausbilder meistens noch Unterrichtsstunden, sodass sich sein prallgefüllter Tag schnell gen Ende neigt. Für die Analyse und Feinabstimmung seiner Trainingseinheiten nutzt er übrigens
Seit etwa drei Jahren gibt Alexander Fleischer richtig Gas und gewinnt einen großen Wettkampf nach dem anderen im In- und Ausland.
Alexander Fleischer – Ausrüstung vom Scheitel bis zur Sohle
ff KMR L-02 Spectra in 9x19 (IPSC Production und Standard Division)
i i 9x19 mit Vihtavuori N320, AlsaPro FMJ RN 124-grs.-Geschossen, GECO-Hülsen und Fiocchi
SP-Zündern
i Armeria Patria Giorgio (A.P.G.)-Holster, Double Alpha Academy (DAA) Alpha-Xi-Magazintaschen und Magnete, DAA Lynx-Gürtel
Hörluchs HA Active Pro 10 Ohrstöpsel
i i ic! berlin
i Under-Armour-Shirt (bei Kälte), KMR-Teamshirt, lange 5.11 Tactical Tac-Lite-Hose und kurze Flex-Fit-Shorts (im Sommer), Salomon Alpha Cross 5
Alexander betreibt einen enormen Trainingsaufwand und kommt auf bis zu 100.000 Schuss pro Jahr.
gerne die Videoaufzeichnungsfunktion gekoppelt mit dem Smart Shot Timer von Shooters Global (Test in caliber 3/2024). Seit 2021 betreibt er diesen Maximalaufwand, sodass er pro Woche bis zu 2.000
Patronen verfeuert und schätzungsweise im Jahr auf 70.000 bis 100.000 Schuss kommt. Nach eigenen Aussagen möchte er dieses imposante Pensum in diesem Jahr sogar noch steigern. Die ungeheuren Men-
Ladies First!
Auf der Schießanlage Philippsburg fand Mitte Juli erstmalig das Guns and Roses Match statt. Wer jetzt allerdings an einen Motto-Event zu Ehren der weltberühmten Hard-Rock-Band denkt – weit gefehlt. Der Name soll vielmehr die Vision von Veranstalterin Stephanie Kieninger versinnbildlichen: „Frauen können schießen – hier zeigen wir‘s!“.
Als bei der passionierten Schweizer IPSC-Schützin und weitgereisten IROA-Range Of cerin Stephanie Kieninger der Wunsch erwuchs, ein eigenes Level III IPSC Match zu veranstalten, stand von Beginn an fest, dass es nicht bloß ein weiterer Wettkampf unter vielen sein sollte. Stattdessen war die Idee hinter „Guns and Roses“ schnell umrissen: Es sollen möglichst viele Frauen für das Match begeistert und irgendwann eine im IPSC-Schießsport noch nie dagewesene weibliche Beteiligungsquote von 50 % erreicht werden. Um dieses ehrgeizige Ziel Wirklichkeit werden zu lassen, versammelte Kieninger nicht nur eine Heer-
schar von Sponsoren um sich, sondern lud getreu dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ neben der caliber-Redaktion auch die ebenfalls aus der Schweiz stammende Kommunikationsexpertin Noemi Muhr ein, die das Ressort Kommunikation im Schweizer Verband für dynamisches Schiessen (SDVS) betreut und obendrein regelmäßig für das of zielle Magazin des Schweizer Schießsportverbandes (Schiessen Schweiz) schreibt. Wir ließen uns natürlich nicht zwei Mal bitten und so hieß es dann auch für uns am zweiten Juliwochenende bei bestem Sommerwetter „Load and make ready“ beim ersten Guns and Roses Match.
Doppelter Spaß
Beim Erstlingswerk von Rangemaster Stephanie Kieninger und Matchdirector Michael Lohmann warteten insgesamt 13 Stages mit 244 Wertungsschüssen (1.220 Matchpunkte) auf die Schützen und grundsätzlich war das Match an einem Tag zu absolvieren. Da man aber ein Herz für die VielschießerFraktion hat, bestand die Möglichkeit, das Match an einem Tag mit der Kurzwaffe und am anderen Tag mit dem PCC (Pistol Caliber Carbine) zu schießen. Ein Blick in die jeweiligen Ergebnislisten verrät, dass diese Möglichkeit recht rege genutzt wurde. Hoffentlich macht das Schule und an-
Das Ziel hinter dem Guns and Roses Matchkonzept ist es, möglichst viele Schützinnen an den Start zu bringen.
dere Matchveranstalter greifen diese Idee ebenfalls auf. Zumal sich mit nur wenigen, schnell rückbaubaren Veränderungen beim Stage-Aufbau für beide Waffen anspruchsvolle Übungen gestalten lassen. Apropos Stage-Design: das war beim Guns and Roses Match wirklich erstklassig. Die Stages waren allesamt abwechslungsreich gestaltet und wiesen einen guten Mix aus Präzision und Geschwindigkeit auf. Zwar gab es nur wenige bewegte Ziele wie etwa Pendel oder Hubscheiben, aber dafür trieben knif ige Zielaufbauten mit jeder Menge No Shoot Scheiben und unzählige kleine 15 cm x 15 cm Stahlfallscheiben die Fehlschuss-Quote nach oben. Wenn man dann noch, wie auf den Stages 6 und 7, nur mit der schussstarken beziehungsweise schussschwachen Hand schießen darf, ist Potential für reichlich Drama vorhanden. Vielfach wiesen die Übungen unterschiedliche Lösungswege auf, so dass richtiges Taktieren und Risikomanagement gefragt war. Oftmals waren die Ziele aus mehreren Positionen zu beschiessen, wodurch sich Laufwege minimieren ließen, gleichwohl stieg das Risiko von Fehlschüssen aufgrund schwieriger Winkel
Eine große Bandbreite an Schießfertigkeiten wurde gefordert. So auch das einhändige Schießen mit der schussstarken Hand.
oder größerer Entfernungen. Interessant wurde es auch auf Stage 12, einem Short Course mit 4 Papierzielen und 4 Stahlzielen. Die Crux an der Geschichte war, dass zum einen nur von einer sehr schmalen Plattform aus geschossen werden durfte, auf der nahezu keine Bewegung möglich war. Und zum anderen ragte mittig ein Vierkantbalken in die Höhe, der das in den Anschlag gehen zusätzlich erschwerte. Da bekanntlich viele Wege nach Rom führen, konnte man auf dieser Stage die aberwitzigsten Verrenkungen und Anschläge sehen, um mit dem Balken beim Schießen klar zu kommen. Manche umarmten den Balken, damit sie möglichst beidhändig schießen konnten. Während andere einfach einhändig schossen. Oftmals wurde dabei noch für mehr Stabilität ein Bein um den Balken geschlungen. In jedem Fall eine ausgefallene Stage und für die meisten Teilnehmer sicherlich eine besondere Erfahrung. Im Gedächtnis vieler dürfte darüber hinaus die Stage 4 geblieben sein. Bei diesem Medium Course mit 24 Schuss waren in einigen Positionen die Ziele nur durch Soft Cover hindurch zu beschießen. Alle Stages waren
Das mach ich doch mit links: Entgegen der Redewendung trieb Stage 6 vielen Schützen Angstschweiß auf die Stirn.
mit viel Liebe zum Detail aufgebaut, machten gehörig viel Spaß und Langeweile war ein Fremdwort. Überall hat man nur in zufriedene Gesichter geblickt. Sei es bei den Of ziellen, sei es bei den Teilnehmern. So bereitet ein Schießtag gute Laune!
Damen haben Vortritt
Normalerweise richten wir bei den Ergebnissen unseren Fokus auf die Gesamtwertung. Doch dieses Mal wollen wir ganz der Leitidee des Matches folgend mit den Ladies Categories in den verschiedenen Waffenklassen beginnen. In Summe waren in der Handgun Edition 297 Starts und in der PCC Edition 84 zu verzeichnen, wovon satte 32 respektive 7 Schützinnen waren, was einer Quote von 10,77 % sowie 8,33 % entspricht. Zwar ist man damit zugegebener Maßen noch ein gutes Stück von den angestrebten 50 % entfernt, aber bewegt sich direkt beim ersten Mal auf dem Niveau der prestigeträchtigen In nity Open und deutlich über dem bei vergleichbaren Level III Matches in Deutschland, liegt die Beteiligung bei den Ladies doch meist nur zwischen 7-8 %. Insoweit kann man dem Team hinter dem Guns
Das Match konnte mit Kurzwaffe und Pistolenkarabiner bestritten werden. Um die Stages hierfür anspruchsvoller zu gestalten, wurde oftmals der Schießbereich durch zusätzliche Fault Lines nach hinten verschoben.
Aller guten Dinge sind Drei!
Insgesamt vierzehn Aussteller präsentierten ihre Exponate rund um Schießsport, Jagd, Outdoor, 4x4 Offroad und Lifestyle, die von den rund 1.000 Besuchern an den zwei Messetagen begutachtet wurden. Der Gastgeber selbst konnte pünktlich zur Hausmesse mit interessanten Neuheiten aufwarten. In caliber 5/2024 hatten die jungen Flaggschiffe des Hauses in Gestalt der Oberland Arms-Selbstladegewehre G96c und G96k in .223 Remington mit 12,5“/317mm und 14,5“/368 mm langem Lothar Walther LW50-Stainless Steel-Matchlauf mit 5,56er-Patronenlager, 1-7“-Drall sowie 1/2“-28-Mündungsgewinde mit im Kupferfarbton hartstoffbeschichteten KDA-Mündungsfeuerdämpfer ihre hohe Verarbeitungsgüte und Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt.
OA G97 in .308 Win.
Nun präsentierte man mit Stolz das neue G97 im Kaliber .308 Winchester mit 13“/330 mm langem Lauf, das im Leerzustand ohne Zusatzausrüstung nur 3,5 kg auf die Waage bringt, was in dieser Kalibergruppe eine Hausnummer ist. OA stellte auch die Kompaktmodelle der Black Label-Baureihe in .223 Remington aus, für die jetzt in den Lauflängen 10,5“/267 mm, 12,5“/317 mm und 14,5“/368 mm ein positiver Feststellungsbescheid des Bundeskriminalamtes (BKA) und somit die Zulassung für das sportliche Schießen vorliegt - inklusive Mündungsfeuerdämpfer, Zweibein und Schubschaft! Auch das OA-Zubehörprogramm wird Schritt für Schritt weiter ausgebaut. Die hauseigene Optiklinie mit dem OA Sharp LPVO-Zielfernrohr 1-8x24i oder OA Sharp Sight-Leuchtpunktvisier mit zusätzlichem 3-fachen Vergrößerungsmodul OA Sharp Mag 3 haben wir ebenso wie die OA Sharp-Zielfernrohrmontage in der Vergangenheit ausführlich erprobt (siehe beispielsweise caliber 2/2023). Nun gibt es für die letztgenannte, perfekt für das OA Sharp LPVO-Zielfernrohr 1-8x24i geeignete Montage eine Schnittstelle für die zusätzliche Anbringung einer Sekundäroptik in Form eines Minileuchtpunktvisiers in Huckepack-oder seitlich angewinkelter Anordnung. Die neue OA Top Mount- oder Side Mount-Montage für Minileuchtpunktvisiere mit Shield RMS- oder Holosun EPS Carry-Fußabdruck kostet 89 Euro. Der Vorteil der Seitenmontage: durch leichtes Verkanten der Waffe kann bei gleichem Abstand zur Laufseele zwischen Primärund Sekundäroptik gewechselt werden.
Im Oberland Arms Custom Shop entstehen Einzelanfertigungen mit besonderen Cerakote-Finishs, Hartstoffbeschichtungen und Lasergravuren ganz nach Kundenwunsch.