VISIER 01/2013 Leseprobe

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Österreich: Italien: Luxemburg: Niederlande: Belgien: Slowenien: Schweden: Dänemark: Ungarn:

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Tests: DTA SRS in .338 LM:

Bringt’s das BullpupGewehr für Sniper? Hauck & Weber Unterhebler:

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1/2013 www.visier.de € 5,50 € € € € € €

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G13142

Großer Vergleich: Die Top-Five der PolymerPistolen

Punktet die Edelbüchse beim deutschen Jäger? Selbstladeflinte Hatsan Escort MP-A:

Alternative für Sportschützen?

■ Walther PPQ ■ SIG Sauer P 250 FS ■ Heckler & Koch P 30 L ■ Caracal F ■ Glock 17 Gen 4

Gatto-Radschlosspistole:

So funkt’s richtig! Girardoni-Windbüchse M 1780:

Das Gewehr, das Amerika veränderte

LuxDefTec HSG 41 in .308 Win.

Für Sie im Test: Die neue Zivilversion des G 3


INHALT | In dieser Ausgabe

Schneller Hebel für die Drückjagd: Lever-Action-Umbau von Hauck & Weber Kai Hauck lieferte ein ungewöhnliches Jagdgewehr an die Redaktion: Kann sein modifizierter Unterhebel-Repetierer Marlin MX im Kaliber .308 Winchester bei der Drückjagd die etablierten Büchsen ausstechen? Lesen Sie‘s ab Seite

Fünf auf einen Streich Alles, was Rang und Namen auf deutschen Schießständen hat, trat zum großen Vergleichstest der Polymer-Pistolen in Neun-Para an: Ergebnisse ab Seite

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Do it yourself oder fertig kaufen? Die Gretchenfrage „Wie halten Sie‘s mit dem Munitionskauf?“ klärt sich nicht per Kosten-/ Nutzen-Rechnung: neue und alte Argumente ab Seite

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Auf einen Blick KURZWAFFEN: Caracal F, 9 mm Para

S. 12

Glock 17 Gen. 4, 9 mm Para

S. 12

Heckler & Koch P 30 L, 9 mm Para

S. 12

SIG Sauer P 250 FS, 9 mm Para

S. 12

Walther PPQ, 9 mm Para

S. 12

Gatto-Radschlosspistole, 16,5 mm S. 76

LANGWAFFEN: DTA SRS, .338 Lapua Magnum

S. 24

LuxDefTec HSG 41, .308 Win.

S. 32

Hatsan Escort MP-A, 12/76

S. 38 S. 44

Gutes Rad ist teuer

Wort-Gefechte

Hauck Marlin MX, .308 Win.

Schick ist der Radschlosspistolen-Nachbau von Osvaldo Gatto zweifellos. Was die Waffe so einzigartig macht? Ab Seite

Das „Foot Officer‘s Sword M 1850“, eher ein Degen als ein Säbel, und so verwirrend wie der Lebenslauf seines Besitzers. Seite

Wyss-Trainingseinsatz, 4,5 mm

S. 60

Girardoni M 1780, 11,75 mm

S. 76

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Beretta 692, Kaliber 12

S. 112 Januar 2013

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In dieser Ausgabe | INHALT

Test & Technik Fünfer-Kette

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Vergleichstest: Die fünf aktuellsten Gebrauchspistolen mit Polymer-Griffstück, alle in 9 mm Luger.

In aller Kürze

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Die US-Firma Desert Tactical Arms und ihr Bullpup-Gewehrbaukasten „Stealth Recon Scout“ (SRS) in .338 Lapua Magnum.

Out of Luxemburg

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LuxDefTecs Sportvariante des G 3 heißt HSG 41 – was kann der zivile Selbstlader?

Alles dran?

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Hatsan baut die Selbstladeflinte Escort MP-A mit allem, was man an sportlichen Details benötigt – und manches mehr.

Hebel zum Drücken

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Lohnt sich das Wiederladen von Patronen noch im Vergleich zu Fabrikmunition? Und wenn ja, für wen und wann eben nicht?

Zum Einführungspreis

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Mit dem Einstecksystem TE 31/57 von Waffen-Wyss kann man Schweizer Gewehre daheim im Zimmer schießen.

Wie gerädert

Schöner Trost

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Osvaldo Gattos Nachbau einer Radschlosspistole aus dem 30-jährigen Krieg im Test mit heutigen Methoden.

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Geschichte & Geschichten Von der Alten zur Neuen Welt

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Die geheimnisvolle Militär-Windbüchse des Bartolomeo Girardoni veränderte die Geschichte der USA.

VISIER vor Ort 112

VISIER war dabei, als Beretta in Sevilla die neue sportliche Bockdoppelflinte 692 erstmals vorstellte.

Kassel-Treiben

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WBK heißt in diesem Fall nicht Waffenbesitzkarte, sondern Waffenbörse Kassel: Impressionen vom Treff der Schützen, Sammler und Jäger.

Heute, im Wilden Westen

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Waffen- und Zubehör-Neuheiten, ganz neu und ganz frisch in der VISIER-Redaktion eingetroffen: Der monatliche Streifzug durch die Branche.

Januar 2013

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Regelüberprüfung: Zuverlässigkeit und persönliche Eignung.

Ständige Rubriken Startschuss

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Leser-Post

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VISIER-Service

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Die Anzeige des Monats

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Anzeigen-Coupon

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Impressum

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Termine

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VISIER-Shop-Bestellcoupon 109 Vorschau

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VISIER-Rätsel: Gewinner 102 Neue Regeln bei der ISSF 104

Wie macht man das Sportschießen attraktiver – und wie nicht?

Alle waren an der Sammlerbörse zufrieden

Wyss Phönix

Die Wandlung vom Karabiner 31 zum Standardgewehr

106 Mit allem, was in eine Trommel passt...

Im Fadenkreuz Ist neu stets besser?

Januar 1/2013

Jahresausklang in Lausanne

Namen & Nachrichten

Treffen bei Merkle

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Wie oft?

VISIER-Leser Jochen Reichl war beim Showdown in Bordertown bei Tombstone.

News Januar 2013

Schöne Aussichten

Die aktuelle Rechtsprechung zur virtuellen Mitgliederversammlung.

Das „Foot Officer‘s Sword M 1850“ des Amerikaners Charles C. Churchill.

Drunter und drüber

Kai Hauck baute diesen ungewöhnlichen Unterhebel-Repetierer auf Basis des Marlin .308 MX – und zwar speziell für Jäger.

Im Dutzend billiger?

Recht & Ordnung

Faszination Waffen

Barbara-Revolverschiessen 2012

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Außerhalb der Schweiz gibt es das in VISIER beigefügte Supplement des Schweizer Waffen-Magazins nicht am Kiosk, sondern nur im XXLAbo vom Verlag. Näheres auf Seite 110. V ISIER. de

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LESERBRIEFE | Ihre Meinung zählt

Leser-Post e-mail: visier@vsmedien.de oder: visier@visier.de Brief: VS Medien GmbH, Redaktion VISIER, Wipsch 1, 56130 Bad Ems

Neues MG HK 121 VISIER 11/2012 Nach bewährter Sitte habe ich eine Nacht darüber geschlafen, aber mein Zorn ist trotzdem nicht verraucht: Heckler und Koch übernimmt keine Funktionsgarantie für sein nagelneues (!) MG, wenn der bisherige MG 3-Patronengurt verwendet wird. Von Marketingsprech („für Zerfallgurt optimiert“) in offene Soldatensprache übersetzt, heißt das: Was seit den dreißiger Jahren für deutsche MG selbstverständlich ist, liegt

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heute anscheinend jenseits der Fähigkeiten von Heckler und Koch. Was für ein unglaubliches Armutszeugnis. Die Truppe darf sich darauf freuen, künftig zwei Arten gegurteter Munition bereitzuhalten: eine für das MG 3 und eine weitere für das in dieser Hinsicht selbst nach Einschätzung des Herstellers zickige HK 121. Das hat der Truppe gerade noch gefehlt. Bei allen auch guten Eigenschaften des HK 121 ist die praktisch halbierte Feuer-

geschwindigkeit gegenüber dem MG 3 leider der falsche Weg. Herrn Roths Ausführungen über bessere Präzision bei langsamer Schussfolge sind richtig, gehen aber an der Rolle des Maschinengewehrs im Gefecht vorbei. In der enormen Schützenstreuung unter Kampfstress geht die Waffenstreuung völlig unter. Was allein zählt, ist in den extrem kurzen Bekämpfungszeiten die möglichst hohe Anzahl Schüsse auf das Ziel.

Die langsame Schussfolge des HK 121 wird zu mehr Treffern auf dem Schießstand führen, aber zu weniger Treffern unter Gefechtsbedingungen als beim MG 3. Wir brauchen kein langsam schießendes Maschinengewehr, sondern die Selbstüberwindung, wirksames Feuer diszipliniert an den Gegner zu bringen, auch wenn die Versuchung zum innerlich befreienden aber wirkungslosen Herumknallen noch so groß ist. Jochem Peelen, München Januar 2013

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Ihre Meinung zählt | LESERBRIEFE

„Infanterie heute und morgen“ VISIER-Special 67 Vielen herzlichen Dank für das aktuelle Special! Ich bin von der Ausgabe restlos begeistert! Auch wenn ich einige Fotos bereits aus anderen Publikationen kenne, so ist doch der Themenbereich brandaktuell und mit neuem Bildmaterial versehen worden. Michael Kraft, Uslar

Editorial „Einmal so, einmal so“ VISIER 12/2012 Herr Dr. Müller, ich möchte Ihnen hier nur sagen, dass Sie mir aus der Seele sprechen! (Kultur-)Politiker sollten sich darüber Gedanken machen, Morde und Tötungsdelikte jeglicher Art in Film und Fernsehen einer Steuer zu unterwerfen. Das würde nicht nur Geld ins Land bringen, man würde damit auch der sehr geschundenen (Fernseh-) Kultur viel Gutes tun. Werner Mehl, Diebach

Hülsenpoliergeräte VISIER 12/2012 An dem Test und auch am Ergebnis gibt es nichts zu mäkeln, allerdings wird letzteres etwas verfälscht. Der genannte Preis von € 229.für den Dillon CV-750 ist jenseits der Realität und dürfte Interessenten eher abschrecken. Dies ist kein aktueller Marktpreis. Ich habe den Vertrieb von Dillon seit beinahe 15 Jahren und habe hier auch ein ansehnliches Warenlager. Bei uns kostet der CV-750 159 Euro, und sogar der größere CV-2001 kostet nur 209 Januar 2013

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Euro. Die Firma Stopper bietet den CV-750 für € 208,- an. Überzogene Preise beim Unternehmen Johannsen sind ja bekannt, sollten aber solche Testergebnisse im PreisLeistungs-Verhältnis nicht beeinflussen. Waffen-Munition-Wiederladen-Vorderlader Eugen Zeller, Albershausen Eben weil die „Straßenpreise“ oft stark schwanken, gibt VISIER generell stets die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers oder Importeurs an, der auch das Gerät geliefert hat. Das erscheint uns die fairste Lösung zu sein und schließt auch Schwankungen aus, die durch die lange Vorproduktionszeit (bis zu sechs Wochen) entstehen können. Die Redaktion.

Heftgestaltung und Themenmischung Ich finde, VISIER hat sehr viel ausprobiert, z. B. das Coverlayout, die Schrift, das Papier

usw. Man hat eben neues versucht. Nicht alles war glücklich gelöst, aber VISIER reagierte immer sehr schnell auf Feedbacks bzw. Verbesserungsvorschläge, was bestimmt nicht immer leicht war, so dass aus meiner Sicht die Gestaltung des Heftes jetzt sehr gut gelungen ist. Die Papierqualität gefällt mir sehr, die Lesbarkeit der Schrift ist ebenfalls super, und auch das Coverlayout ist sehr ansprechend. In den vergangenen VISIER-Ausgaben vermisste ich Beiträge von Schwarzpulver und Westernwaffen. Aber auch das hat sich in den vorangegangenen beiden Ausgaben geändert. Es gab mal eine Zeit, da hatte ich die VISIER von hinten angefangen zu lesen (Vorschau auf das nächste Heft), weil ich wusste, dass die aktuellen Themen nicht meinem Interessengebiet entsprachen. Mittlerweile gefällt mir VISIER aber wieder sehr gut. Und in der nächsten Ausgabe gibt es Berichte vom Wieder-

laden und die Radschlosspistole. Darauf freue ich mich schon. „Texan“ über Waffen-Online. de Ich finde die jetzige Ausgabe von der Mischung her gelungen. Ich will doch nicht immer lesen, was ich sowieso schon wusste. Der Artikel zur Remington 700 R5 war für mich das Highlight. Aber auch wieder die Rubriken, der Beitrag zum BMI und das Editorial geben mir völlig den Abowert zurück. Das Colt LE fand ich von der Technik interessant, genauso wie die kleinen Pistolen, auch wenn die für mich nicht auf der Einkaufsliste stehen. Flugschau, BW, Koppel: Hm, mal sehen und wahrscheinlich nur 1x lesen. Wieso aber sollte ich mich deswegen aufregen? Nächstes Mal kommt Radschlosspistole (auch weit weg von mir), DTA-Gewehr (Highlight) und wieder das „Übliche“. Bin gespannt. Tyr 13, ebenfalls über Waffen-Online.de

VISIER-Service

Hotline: (02603) 5060-201 Zweimal in der Woche, dienstags und donnerstags jeweils von 14 bis 15 Uhr, stehen Ihnen die Fachleute von VISIER Rede und Antwort. Wenn Sie also Fragen zu älteren Artikeln haben, Angaben zu bestimmten Waffen brauchen oder eine Adresse benötigen – rufen Sie an! Aus Platzgründen können wir nicht alle eingesandten Briefe abdrucken. Solange Sie in Ihren Briefen nichts anderes vermerken, gehen wir davon aus, dass Sie mit einem Abdruck oder einer eventuell nötigen Kürzung einverstanden sind. Leider können wir keine Einzelrecherchen anstellen oder Waffen beurteilen, die nicht von uns getestet wurden. Aus juristischen Gründen dürfen wir keine Rechtsberatung durchführen. Dafür bitten wir Sie um Verständnis.

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TEST & TECHNIK | DTA SRS in .338 Lapua Magnum

In aller Kürze

Von der Firma DTA in Utah kommt ein Präzisionswaffen-System, das durch seine kompakten, führigen Abmessungen besticht. VISIER überprüfte anhand des Modells DTA SRS im Kaliber .338 Lapua Magnum, was das Gewehr aus der amerikanischen Wüste noch alles zu leisten imstande ist.

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or allem anderen geht es bei Scharfschützengewehren um einen Aspekt: Sie müssen absolut präzise mit gewünschter Wirkung treffen. Und das auf Distanzen von 600 Metern und mehr. Doch führen die taktischen Anforderungen an solche Waffen oft zu einem anderen Handikap – zur Länge der Büchsen. Maße ab 1100 Millimeter sind normal, solche im Bereich von 1200 Millimetern und darüber nicht selten. Also stellte sich eine Frage: Geht

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das nicht kürzer? Genau mit dem Problem beschäftigte sich auch eine US-Firma. Dieser Artikel beschreibt das, was dabei herauskam.

Die Firma: Ihr Name Desert Tactical Arms verweist auf ihre Herkunft − das „Desert“ (= Wüste) bezieht sich auf die einst von den Mormonen urbar gemachten Trockengebiete des heutigen USBundesstaates Utah. Ein Landstrich, den die Siedler wegen seiner Kargheit

anfangs „Deseret“ (mit zusätzlichem „e“) genannt hatten, ehe sich der Name Utah durchsetzte. In der Hauptstadt Salt Lake City gründete der Amerikaner Nick Young im Mai 2007 sein Werk. Das Motto: „Die Firma wurde gegründet, um die Freiheit für alle Nationen und alle Menschen zu gewähren durch Bereitstellung der kompaktesten, akkuratesten und zuverlässigsten Präzisionswaffensysteme in der Welt.“ Bereits zur SHOT Show 2008 stellte er das erste nach dieser PhilosoJanuar 2013

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DTA SRS in .338 Lapua Magnum | TEST & TECHNIK

handlichen Bullpup-Design. Letzteres bedeutet auf Deutsch und vereinfacht ausgedrückt: Zugunsten einer verkürzten Gesamtlänge wandert der Verschluss vom Mittelschaft nach hinten in den Kolben, so dass das Patronenlager ebenfalls nach hinten rutscht und üblicherweise auf Ohrhöhe des Schützen zu liegen kommt. Durch diese Anordnung verkürzt sich die Waffe, ohne dabei an Lauflänge einzubüßen. Damit nicht genug: DTA liefert neben der Standard-SRS auch eine noch kürzere Version namens Covert (= verdeckt) – sozusagen ein subkompaktes Bullpup-Gewehr. Zudem baute DTA seine SRS modular auf. Es gibt: - sieben Kaliber (6,5 x 47 bis .338 Lapua Magnum), - Lauflängen von 16 bis 26 Zoll (40,6 bis 66,0 cm) je nach Kaliber, - zwei Handschutzlängen (SRS und SRS Covert), - drei Schaftfarben und - drei Systemträgerfarben, frei kombinierbar aus derselben Grundwaffe. So stehen dem potentiellen Käufer im Kaliber .308 Winchester zum Beispiel in der kurzen SRS Covert ein 16, 22 und 26 Zoll langer Lauf zur Auswahl. Damit ergibt sich eine Waffenlänge von 70, 86 respektive 97 cm. Natürlich existiert auch eine lange Schaftversion der SRS, aber die sollte nur mit mindestens 22 Zoll langem Lauf geschossen werden. Sonst lägen hier die Mündungen des 16-Zoll-Laufes in .308 Winchester und der 18 Zoll langen Variante in .338 Lapua Magnum noch im Handschutz. phie entwickelte Gewehr vor, das Modell Stealth Recon Scout (SRS). Das hat sich inzwischen zu einer kleinen Waffenfamilie weiterentwickelt.

Die Waffen: Ihr Zweck ergibt sich aus dem Namen. Stealth heißt „Heimlichkeit“, „Scout“ steht für Kundschafter und „Recon“ für „Reconnaissance“, also die Tätigkeit des Kundschafters. Und für diese Klientel entwickelte Youngs Team einen Zylinderverschluss-Repetierer im Januar 2013

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Das Kaliber lässt sich bei der SRS problemlos wechseln. Dazu benötigt man ein sogenanntes Conversion Kit. Dieser Satz besteht aus Lauf, Verschluss und Magazin. Alle weiteren Teile an der Waffe bleiben unverändert. Somit kann man zum Beispiel in knapp einer Minute von .308 Winchester auf .338 Lapua Magnum umsteigen. Der Schütze muss sich somit nur an den veränderten Schwerpunkt und Rückstoßimpuls anpassen, Schaft

und Abzug bleiben unverändert. Die Kosten für ein Conversion Kit liegen je nach Kaliber bei zirka 1500 bis 2000 Euro, abhängig vom Dollarkurs.

Die Testwaffe: Sie kam vom DTA-Importeur Georg Holthaus von der in Bad Münder ansässigen Firma Waffen Holthaus. Bei diesem Exemplar handelt es sich um eine DTA SRS im Kaliber .338 Lapua Magnum. Zu ihrem Äußeren: Die beiden Schafthalbschalen, der Handschutz und der Systemträger sind einheitlich in sandfarbenem Ton des Typs Flat Dark Earth gehalten. Wer will, erhält das Ganze alternativ auch in Schwarz und in Grün. Zum nächsten unverzichtbaren Kriterium eines Scharfschützengewehrs – Montage und Optik: Auf einer ERA-TAC-Blockmontage mit Schnellspannverschluss und einer Vorneigung von 20 MOA saß ein Premier Reticles-Zielfernrohr des Modells Heritage 5-25 x 56 mit Gen 2 XR Leuchtabsehen. Als Zweibein lieferte Holthaus ein B & T Industries BT10-LW17-Atlas mit einer American Defense Schnellspannmontage für Picatinny-Schienen mit. Der Lauf: Der 2260 Gramm schwere Lothar-Walther-Lauf der Testwaffe hatte eine Gesamtlänge von 725 Millimetern. Rechnet man Mündungsbremse und Verschlusshülse weg, so verbleiben von Patronenboden bis zur Mündung noch 665 Millimeter. Am patronenlagerseitigen Ende ist eine Verschlusshülse mit dem Lauf verschraubt und verklebt; sie nimmt die Gegenstücke für die Verriegelungswarzen auf. Davor zeigt sich die Laufwurzel exakt zylindrisch auf einer Länge von zirka 110 Millimetern auf einen Außendurchmesser von 31,8 Millimetern abgedreht. Diese sogenannte Fügefläche sitzt in der geschlitzten Systemhülse im Systemträger. Durch Anziehen von vier Inbusschrauben wird diese geschlitzte Partie gleichmäßig und wiederholgenau um die Fügefläche gelegt und zentriert somit den Lauf. Daher dreht DTA die Verschlusshülse bei der Fertigung auf 31,6 mm ab, so dass mit V ISIER. de

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TEST & TECHNIK | LuxDefTec-Selbstlader HSG 41

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LuxDefTec-Selbstlader HSG 41 | TEST & TECHNIK

Bei hohem sportlichen Nutzen so nahe am Original wie möglich − so lautete der Auftrag aus Deutschland, mit dem sich die Firma LuxDefTec an ihre Version des Heckler & Koch G 3 machte. Heraus kam das Modell HSG 41 – VISIER prüfte, was es kann.

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ut sechs Jahre ist es her, dass LuxDefTec mit dem Modell HSG 1 eine auf Hochleistung gezüchtete Matchversion auf technischer Basis des altvertrauten HK G 3 auf den Markt brachte. Eine schlichtere halbautomatische Variante, die sich stärker an einem einfachen G 3 orientiert, hatten die Luxemburger bislang aber nicht im Programm. Das ist jetzt anders: Das Krefelder Unternehmen Waffen Schumacher GmbH verkauft inzwischen mit dem LuxDefTec-Modell HSG 41 einen zivilen Selbstlader, welcher einem normalen G 3 so nahe kommt, wie es die rechtliche Lage zulässt.

Alles neu: Laut Thomas Hoff, einem der beiden Geschäftsführer von Waffen Schumacher, werden für das HSG 41 ausschließlich fabrikfrische Neuteile verwendet, die von HK-lizenzierten Vorlieferanten stammen. Puristen dürften sich über die Befestigung des Stahlgriffstücks freuen. Letzteres wird wie bei den Militärwaffen nicht nur hinten, sondern auch vorn von einem Druckbolzen im Gehäuse gehalten. Die klassische Form der Griffstückbefestigung gab es zwar bereits beim HSG 1, ansonsten war dies aber bei G 3-Ablegern bislang leider unüblich. Damit man nicht einfach ein militärisches Vollauto-Unterteil an dem HSG 41 befestigen kann, verfügt dessen Gehäuse unter anderem als Modifikation über eine unauffällige Nase, die in eine korrespondierende Aussparung im Griffstück eingreift. Das Rohr mit konventionellem Feld/Zug-Profil besitzt ab dem Patronenlager bis etwa auf Höhe des Spannhebels eine gegenüber dem militärischen Vorbild verstärkte Kontur. Der Außendurchmesser beträgt hier 17 mm, danach verjüngt sich die Kontur bis vor den Kornsockel auf 15 mm. Der freiliegende Rest vor dem Kornsockel bis zum Mündungsgewinde läuft wie beim Original leicht konisch zu. Thomas Hoff sagte über dieses Projekt: „Unsere einzige Vorgabe gegenüber LuxDefTec war, dass es sich um einen Lauf mit Semi-Bull-Kontur handeln müsse. Die verwendete Kontur ist Januar 2013

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TEST & TECHNIK | Marlin .308 MX von Hauck & Weber

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elten trifft man in deutschen Jagdrevieren Büchsen US-amerikanischer Herkunft an. Hin und wieder sieht man eines der Remington 700er Modelle, mal einen Savage- oder einen Winchester-Zylinderverschlussrepetierer, aber einem Unterhebelrepetierer begegnet man – wenn überhaupt – höchstens einmal im Kaliber .45-70 auf einer Drückjagd. Aber das ist die absolute Ausnahme. Eigentlich nie zu sehen sind Unterhebler im Bereich der 30er Kaliber. Das liegt wohl daran, dass die hintereinander in das Röhrenmagazin geladenen Patronen keine spitzen Geschosse haben durften.

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Teilmantelgeschosse mit flachen Köpfen weisen jedoch ungünstigere ballistische Eigenschaften auf. Dagegen könnten die spitzen Projektile im ungünstigsten Fall durch den Rückstoß das Zündhütchen der davor liegenden Patrone im Magazin zünden und so zu Unfällen führen. Dieses Problem löste US-Munitions- und Waffenhersteller Marlin erst 2007 mit seiner speziell für Unterhebler entwickeleten LeverEvolution-Munition. In der Hohlspitze dieser Geschosse sitzt ein so genanntes Flex Tip, also eine rote Gummispitze. Die absorbiert die beim Rückstoß auftreten Kräfte und verhindert die ungewollten Zündungen in der Magazinröhre. Aber, obwohl die Patrone

.308 Marlin Express der auch bei deutschen Grünröcken beliebten Patrone .308 Winchester in Sachen ballistischer Leistung nur wenig nachsteht (siehe VISIER 12/2009), setzten sich die dafür eingerichteten Lever Actions hierzulande nicht weiter durch. Dem will der Pfälzer Waffenbauer Kai Hauck mit einer speziell für den deutschen Jägersmann umgebauten Variante auf Basis des Modells Marlin .308 MX abhelfen.

Zur Person: Kai Hauck wuchs in einer passionierten Jägerfamilie auf und interessierte sich bereits früh für Sportwaffen. Er durchlief in der österreichischen Waffenbau-Hochburg Ferlach Januar 2013

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Marlin .308 MX von Hauck & Weber | TEST & TECHNIK

Hebel zum Drücken Der Büchsenmacher Kai Hauck nahm sich eine Marlin Lever Action Rifle und rüstete den US-Repetierer für den deutschen Jägersmann um. Die VISIER-Redaktion durfte bei dem eingedeutschten Prototypen den „Beta-Tester“ spielen.

seine Ausbildung zum Büchsenmacher und Schäfter. 2002 legte er dort an der damaligen HTBLA (Höhere Technischen Bundeslehranstalt) die Diplomprüfung zum Waffenbau-Ingenieur ab und machte im gleichen Jahr seine Meisterprüfung als Büchsenmacher in Ulm. Hauck ist unter Westernschützen kein Unbekannter und gründete zusammen mit seinem Freund Karl Weber das Waffenhandelsunternehmen Hauck & Weber GbR (www.wildwest-guns.de). Parallel dazu betreibt er die Firma Hauck Waffenbau (www.hauck-waffenbau.net).

Testwaffe: Hauck stellte „seine“ Marlin .308 MX erstmals auf der IWA 2012 in Januar 2013

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Nürnberg vor. Anschließend folgten noch einige Detailverbesserungen an der Büchse. Schließlich schickte er die Waffe zum ausführlichen Test an die VISIER-Redaktion. Seine Bitte dabei: „Schaut bitte genauer hin und sagt mir, ob man noch was ändern muss.“ Unter dieser Prämisse nahmen die Tester die Marlin dann auch unter die Lupe und traten mit dem Büchsenmacher in den Dialog.

dessen MAKuick-Schnellspannmontage außerhäusig eine chemische Bunthärtung erfahren hatten. Allen übrigen von außen sichtbaren Stahlteilen verpasste Hauck eine komplette Neu-Brünierung. Er erneuerte die Schrauben an der Lever-Achse und der Abzugsplatte. Sie bekamen auch eine zusätzliche Sicherungsschraube. Marlin-Schützen wissen dies zu schätzen: Diese Schrauben lösen sich im Schießbetrieb oft von alleine.

Zunächst verriet Hauck, dass Systemkasten, Lever (Unterhebel), Vorderschaftabschlusskappe, Hahn, Sicherungsknopf sowie die verwendete Montageschiene von Michael Ali Kilic für

Auch die originale Buckhorn-Kimme und das werksseitig montierte Perlkorn mussten weichen. An deren Stellen traten ein Zwei-Klappen-Express-Visier und ein rotes Lichtsammelkorn. Die V ISIER. de

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TEST & TECHNIK | Wiederladen vs. Fabrikmunition

Im Dutzend

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Wiederladen vs. Fabrikmunition | TEST & TECHNIK

d billiger? Schießen Sie schon, oder laden Sie noch wieder? Die „IkeaFrage“ zielt weniger auf Schnelligkeit als auf die Kosten-/ Nutzen-Relation – die aber bestimmt jeder Waffenbesitzer selber. Hier gibt‘s einige DiskussionsKomponenten zum Abwägen.

E

s gibt Dinge, die sollte man von Zeit zu Zeit überdenken. Vielleicht haben sich im Laufe der Jahre die Grundvoraussetzungen für eine damalige Entscheidung geändert, vielleicht existiert technisch ein neuer Weg, der sich bisher einfach nicht lohnte. Das Wiederladen von Munition gehört in die-

Januar 2013

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se Kategorie – und mancher stellt sich die Frage, ob es nicht in dem einen oder anderen Kaliber günstiger und zeitsparender sein könnte, die benötigten Patronen gleich „fertig“ zu kaufen. Andere scheuen den hohen Kosten- und Zeitaufwand beim Einstieg, von der notwendigen Prüfung nach Paragraph 27 Spreng-

stoffgesetz bis zur Anschaffung der Ausrüstung und dem „Hobbyraum“. Wird sich das jemals amortisieren? Es ist nicht einfach nur eine Frage des Preises, sondern der Umstände. So mussten deutsche Sportschützen und Jäger in den vergangenen Jahren erV ISIER. de

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TEST & TECHNIK | Gatto-Radschlosspistole

Wie ger채dert

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Gatto-Radschlosspistole | TEST & TECHNIK

Es heißt, die Vorderlader mit solchen per Reibrad und Stein zündenden Schlossen hätten extrem schnell gearbeitet. Mangels Realstück war das kaum zu überprüfen – doch jetzt kommt Nachschub von Osvaldo Gatto aus Argentinien. Und VISIER drehte am Rad ...

E

s zündete sehr rasch. Es funktionierte sicher, ließ sich einfach bedienen, war stets parat, da wetterunempfindlich. Es verriet sich nicht durch helles Glimmen. Und es erforderte nicht, stets auf den Zustand der Zündvorrichtung zu achten: das Radschloss, einst ein Meilenstein im Waffenbau, heute eine Rarität. Umso erfreuter griff VISIER zu, als George Grella von Artax Germany fragte: „Osvaldo Gatto aus Argentinien baut die Replika einer deutschen Radschlosspistole. Wäre das mal etwas für einen Test?“ Aber sicher. Allein schon, um einmal selbst das der Sage nach schnelle Schloss auszuprobieren.

Historisches: Ob nun das italienische Allround-Genie Leonardo da Vinci oder ein unbekannter Nürnberger das Schloss mit dem auf Federdruck rotierenden Zündrad ersonnen hatte, das änderte nichts an seiner Rolle. Diese revolutionäre Waffe passte perfekt in eine von Umwälzungen geprägte Zeit: Zu Anfang des 16. Jahrhunderts machte sich Europa ans Entdecken der Welt. Neue philosophische, theologische, medizinische und technische Erkenntnisse überschlugen sich. Manchen ging das viel zu fix. Etwa Kaiser Maximilian I., den die Welt als „der letzte Ritter“ kennt. Er hielt die „selbstschlagenden hanndtpuchsen die sich selb zundten“ für so heimtückisch, dass er sie verbieten wollte. Es nutzte nichts. Innovativer Hightech hat sich noch stets durchgesetzt. 1886 las sich das in „Die geschichtliche Entwicklung der Handfeuerwaffen“ des Autors Moritz Thierbach so: „Mit der ErfinJanuar 2013

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dung des selbstthätig Funken erzeugenden Gewehrschlosses fanden die Gewehre bald einen umfassenderen Gebrauch im öffentlichen Leben. Die Bürger in den Städten, die Ritter und Fürsten auf ihren Schlössern nahmen sie schnell und mit Vorliebe beim Scheibenschießen in Gebrauch; auch findet erst mit der Erfindung des Radschlosses die Einführung der Feuerwaffen zum Jagdgebrauche statt.“ Aber ob Jagdgewehr, Scheibenbüchse, lange Reiterpistole oder kurzer „Puffer“ zur Reise, Radschlosswaffen waren kein Massenartikel. Dafür geriet ihre Mechanik zu filigran, zu aufwändig. Das Gros des mit Feuerwaffen gerüsteten Fußvolkes führte bis weit ins 17. Jahrhundert die einfacheren Luntenschlossmusketen, ehe sich das Steinschloss durchsetzte. Bei betuchten Privatleuten hingegen hielten sich feine Radschlosswaffen noch bis ins 18. Jahrhundert.

Die Testwaffe: So neu war ihr Vorbild nicht. Bei der Gatto handelt es sich um die stilechte Kopie einer militärischen Radschlosswaffe aus dem 30-jährigen Krieg (1618-48). „Stilecht“ ist wörtlich zu nehmen. Der argentinische Hersteller Gatto (Heft 10/2012) achtet laut Importeur Grella peinlich darauf, seine Waffen so genau wie möglich zu kopieren – mit allen Stärken und Schwächen. So ist der Griff aus gutem Nussholz, außen hübsch geschliffen und geölt, ohne Mängel. Innen zeigen sich rustikale Werkspuren in der Aussparung fürs Schloss und im Laufbett. Die Passungen von Metall und Holz sind gut (Stahlring am Kolbenende, Abzugsblech), mittelmäßig (Laufbett), schlecht (Schloss). V ISIER. de

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FASZINATION WAFFEN | Seltener US-Präsentationsdegen

Schöner Trost Ein großer Reiz beim Waffensammeln besteht darin, auf ein prachtvolles Einzelstück mit gut dokumentierter Geschichte zu stoßen. Solch ein edles Exemplar stellt auch der Offiziersdegen des Amerikaners Charles C. Churchill dar. Was heute aber vielen Blankwaffenfans als Highlight jeder Sammlung gilt, war seinem Besitzer nur ein schöner Trost – lesen Sie, warum sich das so verhielt.

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er hat‘s erfunden? Nee, nicht die Schweizer. Das waren die Franzosen. Sie hatten den Infanterie-Offiziersdegen Mle 1845. Und von dem kupferten die Amerikaner ihr „Foot Officer‘s Sword Modell 1850“ ab – wie schon bei etlichen weiteren Blankwaffen-Modellen, darunter auch die Kavallerie-Säbel im Land von Stars und Stripes. Genehmigt wurde das Muster des Foot Officer‘s Sword M  1850 am 9. April 1850 vom US-Kriegsministerium. Ehe das kostbare Stück des späteren Majors Charles C. Churchill näher beschrieben wird, muss man die Blankwaffen-Gemeinde um Gnade bitten: Die Amerikaner gehen arg salopp mit den Fachbegriffen bei dieser Materie um, während es der deutsche Sammler da gern genau hat. „Sword“, wörtlich: Schwert, ist in Übersee zunächst der Sammelbegriff für alle „langen Messer“.

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Soll es genauer sein, bezeichnen die Amerikaner damit den Degen. Davon zu unterscheiden ist der „Saber“, also der Säbel. Macht aber nix: Gelegentlich geht’s in der US-Literatur auch kunterbunt durcheinander. Das „Foot Officer‘s Sword M 1850“, eher ein Degen als ein Säbel, hat jedoch keine gerade Klinge, sondern weist die sanfte Krümmung der Muster-Banane nach EU-Norm auf. Damit hat’s sich aber in Sachen Norm. Denn dieses Modell bietet viele Varianten. Das fängt bei der Klingen- bzw. Gesamtlänge an: Die lange Version hat eine Klinge von 32 Inches (= Zoll), die kürzere von 29 Zoll (Abweichungen um ein halbes Zoll waren durchaus üblich). Hersteller waren vor allem die Ames Mfg. Company (Chicopee, Massachusetts), dann Horstmann & Sons (Philadelphia, Pennslyvania), H. Sauerbier Newark (New York) sowie deutsche Firmen wie E. & F. Hörster oder Peter Daniel

Lüneschloss (Solingen, good old Germany). Aber mehr noch bestimmte der Geldbeutel die Unterschiede bei den Mustern dieses Waffentyps, also bei der Gestaltung des Gefäßes und im Ausmaß der Gravuren und sonstiger Ornamente. Das Officer’s Sword von Charles C. Churchill ist das typische Exemplar eines wohlsituierten, aber nicht steinreichen Offiziers. Denn was dem heutigen Auge wie der pure Luxus vorkommt, das nahm sich seinerzeit geradezu bescheiden aus – gemessen an den Präsentationsdegen für Generäle. Der Degen gehört zu der längeren Version mit einer 32 Zoll langen Klinge. Die Klinge selbst hat auf etwa Vierfünftel ihrer Länge eine Hohlbahn, der Rücken ist gerundet. Beidseitige Hochätzungen zieren die Klinge. Auffällig sind neben floralen Motiven die Darstellungen der Kanonen, was bei einem Artillerie-Offizier niemanden Januar 2013

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GESCHICHTE & GESCHICHTEN | Girardoni-Windbüchsen

Bei der obigen GirardoniWindbüchse handelt es sich um die Seriennummer 636, die aber später um Ersatzteile und einen Futterlauf ergänzt wurde. Die beiden Girardoni-Windpistolen im Kaliber 9,5 mm fassen je 13 Kugeln. Unten: „Pump-Action“ zweier österreichischer Soldaten, zeitgenössisch nachempfunden.

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Girardoni-Windbüchsen | GESCHICHTE & GESCHICHTEN

Dr. Robert Beeman (l.), amerikanischer Wissenschaftler, Autor und Besitzer der wohl weltgrößten DruckluftwaffenSammlung, reiste 2011 nach Österreich, um Peter Girardoni (r.), das aktuelle Familienoberhaupt, zu treffen und „vor Ort“ weiterzuforschen.

Eine Wiener Windbüchse machte Anfang des 19. Jahrhunderts Karriere in den USA – wie immer sie auch dort hinkam. Aber rund um den Erfinder Bartolomeo Girardoni und seine einzigartigen Waffen gibt es noch mehr Geheimnisse. Januar 2013

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as bisher geschah: Im Jahr 1803 erwarb der amerikanische Präsident Thomas Jefferson das „Louisiana Territory“, mit mehr als zwei Millionen Quadratkilometern sozusagen das Kernstück oder ein gutes Viertel der heutigen Vereinigten Staaten. Jefferson wollte eigentlich nur New Orleans kaufen, um den Zugang zum Meer und fl ussaufwärts zum Mississippi zu sichern. Vorbesitzer Napoleon I. (Bonaparte) hatte das Gebiet um die Hafenstadt erst 1800 von den Spaniern zurückgekauft, musste sich nun aber aus finanzieller Not vom gesamten Loui-

siana Territory trennen. Der Kaufpreis betrug 15 Millionen Dollar, was damals sieben Dollar pro Quadratkilometer entsprach oder einer heutigen Gesamtsumme von 250 Millionen Dollar. Jefferson sah die Chance, mit dem riesigen Gebiet die Grundfl äche seiner noch jungen Nation zu vergrößern und von dort aus westwärts weitere Gebiete zu erobern, bis hin zum Pazifischen Ozean. Flugs beauftragte er noch 1803 seinen früheren Generalsekretär Captain Meriwether Lewis mit der Aufstellung eines Expeditionsteams. Dieser zog William Clark als gleichberechtigten Leiter hinzu, wozu V ISIER. de

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VOR ORT | Präsentation Beretta 692

Beretta rangiert sein erfolgreiches Bockflintenmodell 682 aus und ersetzt es durch die 692. Die Vorstellung der neuen Flinte fand Ende November im spanischen Sevilla statt – VISIER war dabei und konnte mit den neuen Trap- und Sportingmodellen schießen.

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ver and Under heißt im Englischen das, was im deutschen Sprachraum landläufig als Bock(doppel)flinte bezeichnet wird. Mit „drüber und drunter“ vertauschen die Briten zwar die Reihenfolge der Wörter in der deutschen Phrase, charakterisieren aber dennoch klar die Bauart der Flinten mit den zwei übereinander „gebockten“ Läufen. Aber was soll‘s, auf der Insel fährt man ja auch noch links und schießt sowieso lieber Querflinte. Alles andere als drunter und drüber ging es allerdings bei der Präsentation des neuen Beretta-Bockflintenmodells 692. Die italienische Waffenbauerdynastie (www.beretta.de) lud ihre Gebietsvertreter aus allen Teilen der Welt mit je einer kleinen Delegation ausgewählter Journalisten ins spanische Sevilla. Mit der Wahl des im südlichen Andalusien gelegenen Ortes wollten die Italiener eigentlich garantierten Sonnenschein buchen ... aber dazu später mehr – denn vor dem Spaß auf dem Schießstand hatten die Veranstalter die Vorstellung der Flinte samt Pressekonferenz gesetzt.

Auftakt: Rund 55 Premierengäste verteilen sich in dem lang gestreckten Se-

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Pr채sentation Beretta 692 | VOR ORT

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VOR ORT | Westernstadt Bordertown

Heute, im wilden Westen VISIER-Leser Jochen Reichl schoss in Tombstone nach Western-Art – hier seine Reportage.

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m Februar 2012 fragten mich ein paar meiner Freizeitcowboy-Freunde, ob ich nicht Lust hätte, mit ihnen zusammen an einem Wettkampf in den USA teilzunehmen. Sie sprachen über „Bordertown“, die Landesmeisterschaft von Arizona, die seit 1999 jährlich in Tombstone stattfindet. Tombstone, da war doch was ... richtig, die berühmte Schießerei am O.K.-Corral, bei der Wyatt Earp und Doc Holliday es anno 1881 mit einer als „Cowboys“ bekannten Gesetzlosen-Bande zu tun bekamen. Für einen Western-Fan war das natürlich keine schwere Entscheidung. Wer bereits an deutschen Western-Matches teilgenommen hat, wird sich auch in den Staaten gut zurecht finden. Die grundsätzlichen Abläufe sind gleich, es gibt jedoch einige bedeutende Unterschiede in den Details. So gilt in Deutschland ein Schießstand als offen, wenn man bei Regen nass wird, obwohl man den Himmel nicht sehen kann. In Arizona dagegen reichen einfache Erd-

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wälle zwischen den Schießbahnen aus. Es versteht sich von selbst, dass niemand darüber hinweg schießt (die Stadt Tombstone lag etwa in Schussrichtung). Auch die Stage-Deko und die Stahlziele würden jeden deutschen Amtmann in den Wahnsinn treiben. Trotzdem gilt auch dort: „safety first“, so dass die schwerste Verletzung ein unschöner Sonnenbrand war. Während des Wettkampfes fiel sofort die perfekte Organisation auf. Alle 310 Teilnehmer wurden an nur zwei halben Tagen (eine Vor- und eine Nachmittagsschicht zu je vier Stunden) durch zwölf Stages geschleust. Perfekt lief auch der „reset“ der Stages, also das Aufstellen der Klappziele und Entfernen leerer Hülsen. Das dauerte nicht länger als der Durchgang selbst, so dass am Ladetisch stets Eile geboten war. Für mich begann das Match am Donnerstag, den 25. Oktober, mit dem „Bordertown Blast“, einem kleinen Aufwärmwettkampf. Da ich nicht mit eigenen Waffen anreiste, lieferte das eine will-

kommene Gelegenheit, um mich an die Leihwaffen zu gewöhnen. Über den Tag verteilt fanden auch die verschiedenen Sidematches statt. Am nächsten Morgen trafen sich alle Schützen im Hauptzelt, um von den Veranstaltern begrüßt und an die Regeln erinnert zu werden: 1. Sicherheit, 2. Spaß, 3. Wettbewerb. Außerdem wurde der „Pledge of Allegiance“, der Treueschwur auf die amerikanische Fahne, abgelegt. Anschließend begab ich mich mit der Vormittagsschicht direkt zu den Schießbahnen. Bordertown genießt den Ruf, das schnellste Cowboy-Match der Welt zu sein. Die Stahlziele waren riesig, die Entfernungen gering. Trotzdem wurde mein eigenes Rennen um eine Platzierung nach mehreren Hülsenklemmern aussichtslos. Ich hatte dadurch den Kopf frei, um das höchst spannende Rennen zwischen dem Deutschen „Joe Dakota“ und „Wily Yankee“ zu verfolgen. Auch der dritte deutsche Teilnehmer „Shotgun Boogie“ legte ein enormes Tempo vor. Und ich versuchte, mir von ihm das ein oder andere abzuschauen. Der zweite Tag begann früh mit dem Kauf eines „screwknife“ bei „Mernickle Januar 2013

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Westernstadt Bordertown | VOR ORT

Gruppenbild der Sieger aller Kategorien. Vorn links im roten Kleid sitzt „SASS kicker“, die Gesamtsiegerin bei den Damen wurde, und das mit gerade mal 17 Jahren. In Deutschland wäre das altersmäßig undenkbar − das Waffenrecht steht dagegen.

Autor Jochen Reichl alias „Badenian John“ mit geliehenen Waffen, einer Winchester 66 und dem Peacemaker.

In den USA wachsen seltsame Kakteen, die dann als Zielsilhouetten dienen.

Miethütten auf der „Tombstone Livery“, dem privaten Schieß- und Reitplatz, auf dem das Bordertown-Match stattfand, ganz im Stil des alten Westens.

custom holsters“. Das ist ein Schraubendreher in Messeroptik, der sich ohne Stilbruch am Western-Kostüm tragen lässt. Es dient dazu, im Patronenlager festsitzende Hülsen zu entfernen – ein Werkzeug, das ich am ersten Tag schmerzlich vermisst hatte. Der kleine Privatwettkampf zwischen „Joe Dakota“ und „Wily Yankee“ erlebte durch kleinere Patzer beider Parteien noch einige Höhepunkte. Und auch am Ende des zweiten Tages trennten lediglich wenige Sekunden die beiden Kontrahenten.

Am Abend schmissen sich die Cowboys und -girls dann für das berühmte „Chuckwagon dinner“ mächtig in Schale. Hier sorgten „Shotgun Boogie“ und „Joe Dakota“ für einige Lacher, als sie versuchten, jedes deutsche Klischee zu erfüllen. Das Bild der beiden in Lederhosen und mit angeklebten Schnauzern wird allen Teilnehmern noch lange in Erinnerung bleiben. Für musikalische Unterhaltung sorgte „Frederick Jackson Turner“, der es in einzigartiger Weise schaffte, die geheimen Gedanken der Western-Schützen in Lieder zu ver-

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packen. Ohrenbetäubendes Gelächter brach aus, als er über billige Entschuldigungen für schlechte Leistung sang, zum Beispiel von einer „plötzlichen Böe Gravitation“, oder dass er sein „Gehirn im Guncart vergessen“ hatte. Am Sonntag fanden noch ein paar SpaßVeranstaltungen statt. Zum einen war das der sogenannte „Topgun-shoot“, eine einzige richtig schnelle Stage. Zum anderen das „couples-shoot“, an dem man nur als gemischtgeschlechtliches Paar teilnehmen durfte. Beide TeilnehV ISIER. de

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VORSCHAU | In der nächsten Ausgabe

ab 30. Januar 2013 im Handel

Entschuldigung, können Sie wechseln?

Die Formel 1 der junggebliebenen Schützen

Der Vergleichstest der Umbausätze von Groß- auf Kleinkaliber verrät Ihnen im Februar-Heft, für welche Pistole es welche 22er Wechselsysteme gibt, was sie kosten und vor allem, was sie in der Praxis leisten.

Die Aufgelegt-Welle rollt. Jahr für Jahr begeistern sich mehr Männer und Frauen ab 46 für das Schießen „vom Bock“. VISIER testet und bewertet im nächsten Monat die aktuellen Aufgelegt-Luftgewehre von Anschütz, Feinwerkbau, Steyr, TESRO und Walther – dazu alle Infos zum veränderten Regelwerk.

Mit dem allerletzten Aufgebot

Ist das denn eigentlich dicht?

Als gegen Ende des II. Weltkriegs der Volkssturm aufgestellt wurde, erhielt er auch Waffen aller Art - der große Geschichtsartikel im Februar befasst sich mit den dafür gebauten MPis.

Dieser Frage geht in der kommenden Ausgabe ein großer Artikel nach, in dem es um einen originalen Sharps-Karabiner M 1863 und die daraus verschossenen Papierpatronen geht.

Aktuelle SWM-Ausgabe

VISIER-Service Hier erreichen Sie uns:

Leser der VISIER-XXL-Ausgabe mit dem 24-seitigen SWM wissen mehr: Die Carroballista war eine auf einen Karren montierte Armbrust, mit welcher die Römer nicht nur weit, sondern auch relativ schnell schießen konnten. Januar 2013

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Postanschrift: VISIER, Postfach 13 51, D-56120 Bad Ems Redaktion: Telefon: +49 (0)2603/5060-201 Hotline: Dienstag & Donnerstag von 14 bis 15 Uhr Fax: +49 (0)2603/5060-202 E-Mail: visier@vsmedien.de Anzeigen: Telefon: +49 (0)2603/5060-106 Fax: +49 (0)2603/5060-107 E-Mail: anzeigen@vsmedien.de Leserservice: Nachbestellung alter Ausgaben und Abo-Betreuung: Tel.: +49 (0)2603/5060-101 oder -102 Fax: +49 (0)2603/5060-103 E-Mail: vertrieb@vsmedien.de

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