VISIER 02/2025 Leseprobe

Page 1


Von Z-62 bis Z-84

Ein spezieller 9 mm-Vergleich: Canik-Pistole mit Anschlagschaft vs. GSG-Pistolenkarabiner Marlin Lever Action: Model 1895 Trapper in .45-70 Government

jetzt bei FRANKONIA und im gut sortierten Fachhandel

STILL MAKING HISTORY.

Zum Digitalabo:

Wahlkampf und Waffenrecht:

Direkt in medias res: Der Wahlkampf hat an Fahrt aufgenommen. Dies sind die aktuellen Waffenrechts-Positionen zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses Mitte Januar. Die möchten wir Ihnen, lieber Leser, nicht vorenthalten – urteilen Sie selbst.

AFD (Themen und Positionen, Innere Sicherheit):

„Betroffen von der Verschärfung eines ohnehin schon restriktiven Waffenrechts sind vor allem legale Waffenbesitzer, Sportschützen, Jäger und Waffensammler. Die illegalen Waffen, die für terroristische Anschläge benutzt werden, werden davon nicht erfasst. Die Umsetzung der EU-Feuerwaffenrichtlinie lehnen wir deshalb ab. Der Erwerb des Waffenscheins für gesetzestreue Bürger ist zu erleichtern.“

BSW (Wahlprogramm 2025, Entwurf):

Unter dem Abschnitt „ 5. Sicherheit gewährleisten, Freiheit schützen “ nden sich keine Aussagen zum Themenbereich Waffenrecht.

CDU/CSU (Wahlprogramm 2025):

„Bei Extremisten und Straftätern Waffenrecht konsequent anwenden. Die Feinde unseres Staates gehören entwaffnet. Gleichzeitig stellen wir sicher, dass Legalwaffenbesitzer, Jäger, Sammler und Schützen nicht drangsaliert oder kriminalisiert werden.“

FDP (Wahlprgramm 2025):

„Das deutsche Waffenrecht muss mit Augenmaß gestaltet sein. Sportschützen und Jäger dürfen nicht unnötig belastet werden. Stattdessen sollte der Fokus auf Gefährdern und Extremisten durch eine verbesserte Kommunikation der Behörden und der Bekämpfung des illegalen Waffenhandels liegen.“

Die Grünen (Regierungsprogramm 2025):

„Wir haben dafür gesorgt, dass es für Extremist*innen in Zukunft schwieriger wird, legal in den Besitz von Waffen zu kommen. Die Anzahl an legalen und illegalen Schusswaffen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Noch immer werden zu viele Gewalttaten mit Schusswaffen begangen, gerade im häuslichen Bereich. Daher werden wir die Verfügbarkeit von tödlichen Schusswaffen und anderer gefährlicher Waffen weiter einschränken.“

SPD (Regierungsprogramm 2025):

„Hierzu werden wir auch weiterhin prüfen, wie wir den Zugang zu Waffen noch besser kontrollieren und Extremisten noch schneller entwaffnen können. Personen mit psychischen Vorbelastungen dürfen keinen Zugriff auf Waffen haben.“

1.749,–

16

Ruger Mk. IV Lite:

Zwei Modellvarianten von Ruger leichter KK-Pistole im Überblick.

100

García Reynoso ...

Nein, nicht aus dem US-Bürgerkrieg stammten diese und einige andere Henrys M 1860, sie gingen nach ... aber das lesen Sie ab Seite 106.

86

Pistole mit Anschlagschaft vs. Pistolenkarabiner:

Ein Vergleichs-Schießen von etwas spezieller Natur: So schlägt sich eine Canik-Pistole mit Schulterstütze gegenüber einem Pistolenkarabiner GSG-9.

32

Steyr AUG A3 SA M II:

Die neueste Version des Armee Universal Gewehrs erhält die Zusatzbezeichnng „M II“ - hier erfahren Sie alles zu den Modi kationen der Modellvariante.

44

Star-Maschinenpistolen:

Star-Echeverría hieß der Hersteller, der im 20. Jahrhundert den MPi-Markt Spaniens bestimmte – hier geht es um die nach dem Zweiten Weltkrieg gebauten Modelle.

Beretta 688 Performance Trap:

Brandneu auf dem deutschen Markt: So bewährt sich das Wettkampfmodell mit Schichtholzschaft in der Praxis.

Test & Technik

Walther PDP Compact

AKAH-Sondermodell: 10

AKAH offeriert eine Sonderedition der PDP speziell für die Jagd.

Ruger Mk. IV Lite 16

Zwei neue Versionen der 22er Pistolen von Ruger im Testbericht.

Mit Schulterstütze 24

Zwei Konzepte im Vergleich:

Wie schlägt sich eine Canik-Pistole gegenüber einem GSG-Pistolenkarabiner?

Steyr AUG A3 SA M II 32

Mit der aktuellen Zivilversion des AUG auf dem Schießstand.

Marlin M 1895 Trapper Series 38

Die führige 45-70er Lever Action im Praxis-Check.

Beretta 688 Performance: 44

Die neue Sport inte von Beretta, hier in der Trap-Variante.

Webley & Scott 900XS 50

Das leistet die sportliche Bock inte von Webley & Scott auf dem Trap-Stand.

Vectronix Vector X 56

Weit mehr als nur ein Fernglas: der neue Range Finder von Vectronix.

VISIER vor Ort

DEPRA 62

Die neue Long Range-Organisation im Bund Deutscher Sportschützen (BDS).

Inside Glock 66

Zu Besuch in Deutsch-Wagram: alle neuen Glock-Produkte des Frühjahrs.

Geschichte & Geschichten

Star-Maschinenpistolen ... 86 ... und zwar diejenigen seit 1945: Es geht um die spanischen MPis der Modellreihen Z-62 bis Z-84.

Sammeln & Selbermachen

Colt-Pistole M 1903 ... 94

... hier: die an die Briten gelieferten Stücke, zudem der Blick auf die Produktionszahlen.

García Reynoso-Revolver ... 100 ... ein technisch ausgefallener Entwurf, der heute zu den größten Waffenraritäten zählt.

Henry-Unterhebler M 1860 ...106

... eine Lever Gun auf Abwegen in der Alten Welt: der Blick auf ein Sammelfeld de Luxe. News

6 Spring eld Echelon 4.0C 8

Swarovski EL Range 12 x 42 8

Ruger Red Barn Street Edition 1911er 9

Namen & Nachrichten

Neue Messe „Wild & Fang“ 80

Verband für urbanes Wildtiermanagement e.V. (VFUW) 81

Landrat bei Sammlerkreis 82

Rock Island Auction mit Rekordversteigerung 85

Ständige Rubriken Startschuss 3 Marktseiten 68 Leserbriefe / Service 76

VISIER Leser werben Leser 83 Termine 78 Impressum 85 Vorschau 114

Kompakte taktische EDC Lampe mit 1300 Lumen Weißlicht und 150 Lumen Rotlicht

AKAH-Sondermodell

Walther PDP Kaliber

9 mm im Test:

Ein guter Mix

Manchmal sind es nur

Kleinigkeiten, die eine Sache rund machen. Und manchmal fallen Verbesserungen als solche nicht sofort ins Auge, wirken aber um so mehr. Was bei dieser Kompakten wirkt und vor allem wie, steht hier:

Erst einmal schien das Konzept reichlich widersinnig: Man nehme eine kompakte Walther PDP und verlängere dann deren Griffstück? Aber dann leuchtet die Sache bei näherer Betrachtung durchaus ein. Denn diese nicht mehr völlig kompakte PDP ist eher für offenes Tragen im Holster denn für das verdeckte Führen unter einem Sakko gedacht. Also für solche Zielgruppen wie berufsmäßige Waffenträger im Objektschutz oder für Jäger, welche ebenfalls nicht unbedingt darauf bedacht sein müssen, ihre zugriffsbereite Kurzwaffe vor neugierigen Blicken zu verbergen. Und da Kurzwaffen nicht nur an sich kurz sind, sondern meist auch auf sehr kurze Distanzen eingesetzt werden, ist in diesen Situationen ein fester und vor allem während der Schussabgabe immer gleichmäßiger Griff essenziell, was die Treffpunktlage angeht. Mit anderen Worten gesagt: Nur wer seine Kurzwaffe tatsächlich stets „ im Griff “ hat, schießt sowohl schneller als auch präziser. „ Ganz gut “, aber eben nicht professionell ausgebildete Schützen, vor allem Jäger, haben mehr Vorteile von einem etwas längeren, aber dadurch ergonomisch günstigeren Griffstück. Denn solch ein Element wird sich während rascher Schussfrequenzen weitaus weniger in der Hand verwinden und damit auch eine raschere Wiedererfassung des Ziels ermöglichen. Die dann etwas schnelleren Schussfolgen mit höherer Trefferwahrscheinlichkeit unterstützen damit den Abwehrerfolg, zum Beispiel bei

Fotos: Marcus Heilscher

Zwei Ruger KK-Pistolen Mk. IV Lite im Test:

Zwei Spaßbringer

Dynamisches Sportschießen mit Kleinkaliber-Pistolen ndet in fast allen Dachverbänden statt. Wird unter Zeitdruck geschossen, zählen andere Qualitäten als im statischen Bereich. Was die beiden RugerPistolen können und was sie unterscheidet, steht hier:

Ruger Mk. IV Kleinkaliber-Pistolen im
Fotos: Marcus Heilscher

Zwei unterschiedliche Ansätze zur Rei

Geht’s noc

Vergleichsschießen Pistole mit Anschlagschaft und Pistolenkarabiner |

h? chweitensteigerung der 9 mm Luger.

Schon Colt hat es getan. Die Mauserwerke auch. Und neben anderen noch Bergmann, Star, FN. In den letzten Jahrzehnten waren es Firmen wie Heckler & Koch oder Steyr. Anschlagschäfte zu

Kurzwaffen, heute meist für Pistolen im Kaliber 9 mm Luger, werden oft als Relikt belächelt. Ob zu Recht oder Unrecht, lesen Sie hier:

Fotos: Markus Heilscher, ViISIER Archiv, Dr. Peter Soneson, Robert Riegel

Die neue Zivilversion des AUG bietet kleine, aber feine Upgrades für das Automatische Universal Gewehr. VISIER zog mit der neuen Spielart A3 SA M II auf den Schießstand.

Detailarbeit Neue AUG-Variante von Steyr Arms

Kaum zu glauben, dass sich Österreichs Sturmgewehr unauffällig seinem 50. Geburtstag nähert. Das Bullpup-Design von Steyr Arms wirkt schon rein optisch auch heute noch alles andere als altbacken. Technisch war das Sturmgewehr des Bundesheeres bereits zu Zeiten seiner Einführung 1977 auf einem Stand, der heute als der gängige Standard für ein Militärgewehr gilt: Ein verstellbares, gasgetriebenes System mit Kurzhub-Gaskolben im Kaliber 5,56 x 45 mm. Die Kombination der handlichen Waffe mit einem 1,5-fach vergrößernden Zielfernrohr als Primärvisier war damals wegweisend, in den meisten anderen westlichen Nationen hielten Zieloptiken als ächendeckend verwendete Visierung für Infanteriekarabiner erst lange Jahre später ihren Einzug. Die neue Variante des Bullpups von Steyr Arms hört auf eine lange Aneinanderkettung von Ziffern und Buchstaben, die sich aber leicht aufschlüsseln lassen. „AUG“ steht heute wie vor (fast) einem halben Jahrhundert für „Armee Universal Gewehr“ „A3“ kenn-

zeichnet die neue, modellgep egte Baureihe, „SA“ steht für die rein halbautomatische Zivilversionen, und auf „M II“ hört der neueste Ableger der AUG-Baureihe A3.

Römisch Zwei:

Steyr Arms spendiert der aktuellen Variante M II einige moderne Zutaten, die in erster Linie einer verbesserten Ergonomie und Nutzbarkeit mit zusätzlichen Anbauteilen dienen, die für den reinen „Freizeit“ -Gebrauch eines AUG zugegebenermaßen nicht schrecklich viel an Mehrwert bringen, wohl aber für den „ Dienstgebrauch “. Neu konzipiert wurden für das M II in erster Linie die Picatinny-Montageschiene auf 12 Uhr sowie der Leichtmetall-Handschutz. Dazu gesellt sich noch ein klappbarer Durchladehebel. Das vorliegende Testmuster kam mit einem 417 Millimeter langen, kaltgehämmerten und innen hartverchromten Rohr, alternativ ist die neue Zivilversion aber auch mit der klassischen StG 77-Lau änge von 508 Millimetern zu haben.

Die Schiene:

Die neu designte Montageschiene ver-

zichtet auf jegliche Art von mechanischer Visierung, wie sich etwa noch bei der AUG-Variante A3 SA „ SWAT “ ndet. Im vorderen Bereich ist die neue, einteilige 12-Uhr-Montageschiene deutlich niedriger gehalten als hinten. Das hat schon seinen Sinn, denn wenn hier bei einem kompakten Gewehr wie dem AUG Zubehör befestigt wird, dann typischerweise taktische Leuchten oder am besten gleich ein Laser-/Lichtmodul. Und die müssen nicht „ meterhoch “ über dem Handschutz thronen, wo sie eventuell auch einen negativen Ein uss auf die Montagehöhe der Zieloptiken haben können. Vielmehr sollen sie (beziehungsweise ihr Schalter) griffgünstig für die unterstützende Hand in Reichweite bleiben, ohne das Visierbild zu stören. Alle AUG A3 haben zwar auch eine kurze Picatinny-Schiene rechts oberhalb des Abzugs am Gehäuse. Das ist aber für Sturmgewehre nicht der gängigste Platz zur Befestigung von taktischen Lichtquellen.

Der Vorderschaft:

Das augenfälligste neue Bauteil der M II-Version ist der neue Handschutz aus Leichtmetall. Der oben offene, in der Form eines Oktagons ausgeführte Schaft bietet zahlreiche Schnittstellen nach Magpuls M-Lok-Prinzip. Aufgrund seiner geringen Breite lässt er sich auch gut umfassen und bietet somit für die unterstützende Hand die Möglichkeit des Klammergriffs, wie er beim Handling mit einem Gewehr im AR-Stil üblich ist. Ein Sturmgriff lässt sich freilich dennoch nachträglich montieren. Aber dann wird es mit der Option, je nach Anschlag sowohl den Sturmgriff

Fotos: Marcus Heilscher, RTobert Riegel

Marlin M 1895 Trapper Series: „Lang lebe die Lever Gun“ ...

U... unter dem Motto stehen die beim amerikanischen Traditionshersteller Ruger unter dem Namen Marlin Firearms produzierten Unterhebelrepetierer. Eine dieser mehrschüssigen Röhrenmagazin-Büchsen durchlief den VISIER-Test. Was dabei herauskam? Lesen Sie bitte weiter!

nterhebelrepetierbüchsen – unweigerlich kommen einem da der Wilde Westen, Cowboys und Indianer in den Sinn. In Deutschland ndet man Lever-Action-Büchsen meist beim sportlichen Cowboy Action Shooting. Im Ursprungsland USA ist derlei jedoch beliebte Jagd- und Universalwaffe, so auch die Modelle von Marlin – oder halt, nun doch Ruger? Des Rätsels Lösung: Als 2020 die US-Firma Remington Arms in Konkurs ging, deutete alles daraufhin, dass die zum selben Firmenkomplex gehörenden Marlin-Werke denselben Weg gehen würden. Doch dann fand sich mit Sturm, Ruger & Co. ein US-Unternehmen, das Marlin für 30 Millionen Dollar übernahm. Somit läuft die Fertigung von Marlins Lever Guns weiter. Als erste Ruger-Marlin-Variante kam 2021 die M 1895 SBL in .45-70 Government. Und seit dem Neustart seiner Fertigung gab das inzwischen in Ma-

yodan im US-Bundesstaat North Carolina ansässige Marlin-Werk Gas: Das zeigen die fünf Lever-Action-Reihen SBL Series, Dark Series, Classic Series, Guide Guns Series und Trappers Series, die sich durch ihre jeweilige Ausstattung de nieren. Und diese lässt Marlin jeweils den Modellen 1895 in .45-70, 1894 in .44 Magnum und .357 Magnum sowie 336 in .3030 Winchester angedeihen. Insgesamt führte das zu 19 Varianten, mit fünf gibt es die meisten bei der Trapper Series. Eine davon kam über den Importeur AKAH in den VISIER-Test, dabei ging es auch um die Verwendungsmöglichkeiten solch einer Büchse in good old Germany.

Die Lever Gun:

Rostfrei, mit 870 mm Länge sehr handlich, 5 + 1 Patronen mit viel Bumms in .45-70: Das wäre die kurze Umschreibung der Marlin 1895 Trapper Series. Dabei ist

das Öffnen des Kartons schon eine Überraschung. Im schwarzen Schaumstoff liegt eine ansprechende Kombi von hellem Stainless Steel des bewährten und gut zu bearbeitenden rostfreien Edelstahls der Sorte 416 in überwiegend mattem Finish und dunkel gebeiztem Schichtholzschaft, seitens Marlin als “Black Laminate“ bezeichnet. Nach der Entnahme geht die Hand intuitiv zum großzügig, weil Handschuh-gerecht dimensionierten Unterhebel. Beim Betätigen tritt das typische Merkmal der 1895 aus dem System nach hinten aus – der zylindrische Verschlusskörper und damit das Indiz dafür, wo die 1895er Marlin im Lauf ihrer genau 130-jährigen Karriere entscheidend

überarbeitet wurde: Bis 1948 werkelte in den Lever Guns dieser Marke ein rechteckiger Verschluss, der bündig mit der Systemgehäusewand rechts abschloss. Zwecks Produktionsvereinfachung ersetzte Marlin-Konstrukteur Thomas R. Robinson jr. diesen durch ein rundes Element. So entstand die in einer Stückzahl von über vier Millionen Exemplaren gefertigte Marlin Model 336, zu haben in elf Kalibern, Standardkaliber war und ist .3030 Winchester. Dieses Modell wurde zur technischen Vorlage der 1972 eingeführten Marlin New Model 1895. Der Verschluss der Testwaffe hat spiralförmige Flächen, dies verhindert ein Klemmen bei Verschmutzung, verringert aber auch die

Der Lauf der Waffe trägt linksseitig die Modell- und Kaliberbezeichnung.
Fotos: Michael Hammer

Mit neuer Nummer Neues Wettkampfmodell von Beretta:

Die neue Sportwaffe von Pietro Beretta zeichnet sich rein optisch durch ihren Schaft aus laminiertem Holz aus. Und sie bietet auch zusätzliche kleine, aber feine Ausstattungsneuerungen.

Als letzten Test im vergangenen Jahr habe ich die Beretta 688 Performance zur Verfügung gestellt bekommen. Durch eine gut platzierte Werbekampagne war mir die Neuerscheinung der italienischen Waffenschmiede nicht ganz fremd, dementsprechend aufgeklärt konnte der Test beginnen. In Gardone hat man mit der 688 eine neue Plattform geschaffen, deren weiterentwickelte Technik nach und nach Einzug halten wird in andere Modelle aus dem Hause Beretta. Mit der neuen Flinte möchte das Unternehmen speziell Einsteiger in den Flintensport, aber auch ambitionierte Schützen ansprechen. Die Preisgestaltung ist moderat und bringt den geneigten Interessenten dazu, sich das neue Modell genauer anzusehen.

Beretta bietet die neue Bock inte als Sporting und als Trap-Variante an, um für die verschiedenen Disziplinen bestens ausgestattet zu sein. Für Damen und kleiner geratene Männer gibt es die 688 als Vittoria Sporting, dann hat die Waffe einen kürzeren Hinterschaft,

statt 376 mm misst dieser 359 mm vom Abzug bis zur Schaftkappe. Wie bei der Trap-Variante sind die Lau ängen in 81 und 76 cm erhältlich. Für den Test wurde die 688 in der Variante Trap zur Verfügung gestellt. Dieses Modell hat im Gegensatz zur Sporting-Variante Läufe mit integrierten, nicht auswechselbaren Chokes und der Vorderschaft wird in der Beavertail-Spielart gefertigt.

Schicht-Betrieb:

Was an der 688 sofort ins Auge sticht, ist der schwarz-graue Schichtholz-Schaft. Das Schichtholz sieht nicht nur modern aus, sondern ist auch besonders langlebig und resistent gegen Risse, Verformungen und Witterungsein üsse. Als Schichtholz bezeichnet man bei einer Flinte eine spezielle Bauweise des Schaftes, bei dem mehrere Schichten Holz übereinander laminiert und miteinander verbunden werden. Oft wird bei der Herstellung von Schichtholz mit unterschiedlichen Holzarten oder mit speziellen Furnieren gearbeitet. Durch diese Technik wird die Stabilität und Festigkeit des Schaftes erhöht. Die

Fotos: Marcus Heilscher, Thomas Höfs

Trap-Flinte von Webley & Scott: Ein Name von

Die Firma Webley wurde Ende des 18. Jahrhunderts gegründet und fertigte in den Anfangsjahren Perkussionsgewehre und Revolver. Berühmt wurde die Firma jedoch erst durch die Produktion von Revolvern.

Wmen zum ersten Mal gehört habe, dachte ich, mich erwartet eine dieser handgefertigten englischen HighEnd-Waffen jenseits der Marke von 100 000 Euro. Ein kurzer Check zeigte dann, das Testobjekt, die Webley & Scott in der Version 900XS, hat einen Preis von 1500 Euro und ist dann doch weitaus schlichter als zuvor vermutet. Das soll

test keinen Abbruch leisten und wie immer habe ich vollkommen unvoreingenommen diesen Test durchgeführt.

Wie die Reaktionen auf dem Schießstand bewiesen haben – kaum jemand kennt die Firma Webley & Scott als Flintenhersteller. Vereinzelt wurde die Marke in Zusammenhang mit Handfeuerwaffen und Druckluftwaffen gebracht. Grund genug, sich die Geschichte näher anzuschauen und letztendlich zu klären, wo werden die Flinten eigentlich aktuell produziert?

Die Firma Webley wurde Ende des 18. Jahrhunderts gegründet und fertigte in den Anfangsjahren Perkussionsgewehre und Revolver. Berühmt wurde die Firma

Rang

jedoch erst durch die Produktion von Revolvern. Schlechte Verkaufszahlen zwangen die Firma zur Fusion mit dem Unternehmen W. & C. Scott and Sons und so entstand die Firma Webley & Scott mit ihrem Hauptsitz in Birmingham. Webley & Scott produzierte von 1834 bis 1979 Handfeuerwaffen, stellte Webley & Scott-Schrot inten und -Revolver für den privaten Gebrauch sowie Seitenwaffen für Militär und Polizei her. 1979 stellte das Unternehmen die Produktion von scharfen Schusswaffen für Patronen ein und konzentrierte sich auf die Produktion von Druckluftwaffen. Im

Modell 900XS:

Jahr 2010 nahm Webley & Scott die Produktion von Schrot inten wieder auf und lässt diese nun in der Türkei und zum Teil in Italien fertigen.

Da liegt sie nun auf meinem Schreibtisch, die Webley & Scott 900XS, und macht auf den ersten Blick einen soliden Eindruck. Was aber ohne Umschweife auffällt: Es ist eine Waffe für den Einsteiger in den Flintensport. Schlichtes Holz, trotz ihrer Herkunft aus der Türkei, und eine minimalistisch verzierte Basküle fallen als erstes ins Auge. Was

ich persönlich als schade emp nde,wenn Waffen ohne eigenen Koffer geliefert werden. Mag die Flinte auch noch so günstig sein, ein simpler Koffer zum Transport und zum Schutz der Waffe gehören für mich dazu. So wird die 900XS in einem wenn auch zugegeben formschönen Pappkarton geliefert. Mit enthalten in der Verpackung zwei kleine Plastiketuis, in einem davon be nden sich die mitgelieferten Wechsel-Chokes inklusive Einsteckschlüssel zum Austausch der Chokes und ein Inbusschlüssel, um den Schaftrücken verstellen zu können. Und in der anderen Box

Fotos: Marcus Heilscher, Thomas Höfs

Die neue Long RangeOrganisation im BDS:

Long

Moritz Mayr beim schnellen Repetieren vor dem nächsten Schuss.

Range-Sport

DDas Akronym: Der Begriff DEPRA setzt sich aus zwei Abkürzungen zusammen: Das „DE“ steht für die Länderbezeichnung Deutschland und die drei Buchstaben „PRA“ kennen alle Fans des Long Range-Schießens als Abkürzung für „Precision Rifle Association“. Ähnlich funktioniert es beispielsweise in Frankreich (FRPRA), bei dem Tschechischen Ableger (CZPRA) und bei weiteren Organisationen. Damit wären wir auch schon mitten im Thema: Was ist das und wo gliedert es sich organisatorisch ein, dieses DEPRA?

ie DEPRA als nationaler Ableger der IPRF, der weltweiten Dachorganisation für dynamisches Long Range-Schießen, ist organisatorisch und rechtlich in den Bund Deutscher Sportschützen (BDS) eingegliedert und übernimmt damit alle mit dieser neuen Sportart verbundenen Aufgaben wie die Repräsentanz, die Wettkampforganisation, die qualitative Zulassung für Wettkämpfe der Level 4 und Level 5 und weitere organisatorische Themen. Ähnlich verhält es sich bei den anderen nationalen Ablegern der IPRF (CZPRA, FRAPRA, AUTPRA, und den weiteren nationalen Organisationen, insgesamt 25 an der Zahl) in den jeweiligen Länderorganisationen. Die IPRF hat zudem ein übergeordnetes Regelwerk, welches in die jeweiligen nationalen Organisationen übernommen wird oder bereits übernommen wurde, mit eventuellen Anpassungen an die jeweilige Rechtslage. Die DEPRA ist derzeit über einen Link zur BDS-Seite zu nden. Diese InternetDarstellung wird in Zukunft noch weiter ausgearbeitet und entsprechend medial präsentiert. Alle wesentlichen Informationen sind dort zu nden.

Die IPRF:

Die (I)nternational (P)ractical (R)i e (F)ederation ist eine Organisation mit Sitz in der Republik Irland und wird aktuell von Marcus Olsson als Generalsekretär repräsentiert. Sie kümmert sich um die Ausrichtung der Kontinentalund Weltmeisterschafts-Wettkämpfe, nimmt neue Mitglieder auf und sorgt für einen Kommunikationszyklus über soziale Medien. Zu nden ist der Zugang zur der IPRF unter https://precisionri e. org/. Auf der Seite ndet man die wichtigsten Informationen und Kontaktmöglichkeiten sowie das aktuelle IPRFRegelwerk. Die IPRF ist auch aus besonderem Grund entstanden. Man wollte diese Sportart, nennen wir sie hier „ Long-Range Schießen mit dynamischen Elementen “, nicht nur privaten Organisationen überlassen, sondern über einen Weltverband weitgehend als Non Pro t-Veranstaltungen etablieren.

Die PRS-Organisation mit Sitz in den Vereinigten Staaten vergibt dagegen auf kommerzieller Basis Lizenzen für die PRS-Wettkämpfe. In ihrer Ausprägung unterscheiden sich die von der

IPRF und die von der PRS-Organisation ausgetragenen Wettkämpfe nur marginal. Die Precision Ri e-Weltmeisterschaft in den USA im September des vergangenen Jahres wurde von der IPRF als of zielle Organisation veranstaltet. Hier gibt es oft Verwechslungen, denn inzwischen hat sich der Begriff „ PRSSchießen “ etabliert, der eben dieses dynamische Long Range-Schießen adressiert. Aber man darf nicht vergessen, die PRS als Organisation ist eine eigenständige private Struktur, im Gegensatz zur IPRF, auf die der Autor sich hier bezieht. Die DEPRA als der deutsche Ableger der IPRF ist somit eine Organisation, die Precision Ri e-Wettkämpfe unter dem Schirm und den national angepassten Regeln der IPRF organisieren und abhalten wird.

Die Entstehung der DEPRA: Wie kam nun der BDS dazu, die DEPRA zu gründen und damit dieser neuen Sportart einen nationalen Hafen zu geben? Von alleine passiert das nicht, es war ein Produkt des Zufalls, da sich die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt trafen. Über eine externe Quelle kam

Fotos: IPRF (Gregory Bell)

Die Star Z-62 löste beim spanischen Militär die alte Z-45 ab, wie hier bei der Marine zu sehen.

Dieser Polizist nutzt für seine Z-70 eine spezielle Klammer zum Zusammenhalten von zwei Magazinen.

Star-Maschinenpistolen seit 1945: Zweite Runde

Die Firma Bonifacio Echeverría S.A. in Eibar um 1960.

Star-Maschinenpistolen seit dem Zweiten Weltkrieg | GESCHICHTE

Kampfschwimmer der Unidad Especial de Buceadores de Combate (UEBC). Die Z-84 kam gut mit Sand, Wasser und Schlamm klar.

Seit den 1930er Jahren baute die baskische Firma Bonifacio Echeverría (Markenname „Star“) auch Maschinenpistolen. Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten

Soldaten und Polizisten Spaniens die Star Z-45. Als Anfang der 1960er Jahre Forderungen nach einer zeitgemäßen

MPi-Alternative laut wurden, legte die Firma Bonifacio Echeverría mit neuen

EModellen nach – um diese geht es jetzt.

ibar und Guernica im Baskenland – das ist das Herzland einer Waffenindustrie, die sich im 19. Jahrhundert zu entfalten begann und die im 20. Jahrhundert ihre Blüte erreichte: Ob nun in vielfältiger Variation hergestellte Kurzwaffen nach eigenem Design oder in Abwandlung eines bekannten Vorbildes, ob in Millionen von Exemplaren gebaute Unterhebelrepetierer nach Vorbild der Winchester M 1892, ob Sturmgewehre wie das auch fürs deutsche G3 richtungweisende CETME-58 – es gab im Lande des Dichterfürsten Miguel

Bereits 1919 wurde der Stern zum geschützten Zeichen der Marke Star.

Das Unternehmen:

Dessen Geschichte reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück, als sich José

de Cervantes Saavedra alles nur Denkbare an Schusswaffen. Natürlich galt das auch für Maschinenpistolen: Zu den frühen spanischen „subfusils ametrallador “ gehörte die Ende der 1930er vorgestellte Labora Fontbernat M-1938, die noch in der Endzeit des Spanischen Bürgerkriegs zum Einsatz kam. Die DUX-53 war von der nnischen M/44 abgeleitet und wurde auch vom deutschen Bundesgrenzschutz (BGS) benutzt; diesem Modell folgte die in Zusammenarbeit mit der deutschen Firma Anschütz entwickelte DUX-59. Ungefähr zur selben Zeit entstanden auch die MPis Parinco mod. 3R und CB-64 alias CETME C2. Doch hatte bei dieser Waffenart in Spanien eine andere Firma bis zum Ende des 20. Jahrhunderts die dominierende Position inne – Bonifacio Echeverría S.A.

Fotos: Michael Heidler, Rock Island Auction, National Firearms Center Leeds, Marc Bauer

Colt M 1903 für Großbritannien:

Aus der neuen Welt

Die 1903 Colt Hammerless Pocket Model, Kaliber: .32 ACP, Kapazität: 8 + 1 Patronen, Länge: 180 mm, Lauflänge 95 mm, Laufprofil: 6 Züge links, Gewicht: 680 g. Die Bedienelemente sind aufs Minimum reduziert, um die Führigkeit zu erhöhen.

Im Krieg nimmt man erst mal alles – auch eigentlich für den Zivilmarkt bestimmte Taschenwaffen. Das belegt das Beispiel eines amerikanischen Modells, das auch ans britische Militär geliefert wurde.

Am 3. April 1902 reichte John M. Browning seinen US-Patentantrag ein, er wurde am 22. Dezember 1903 unter No. 747 585 bewilligt. Die Zeichnungen zeigen auch die Funktion des Schlosses mit dem verdeckten Hahn.

Ist von einer Colt Automatic die Rede, denkt man gleich an die Modelle 1911 und 1911 A1 in .45 ACP. Doch natürlich hat das Werk aus Hartford im USStaat Connecticut auch Pistolen kleinerer Kaliber und in geringeren Ausmaßen gebaut. Dazu gehörte ein Waffentyp, der sich je nach Interpretation als ein Modell oder zwei verschiedene darstellen lässt. Baulich waren diese Pistolen im Wesentlichen identisch, sie unterschieden sich durch ihre Kaliber: Die M 1903 kam in 7,65 mm Browning (= .32 ACP), die als M 1908 bekannte Variante in 9 mm kurz

(=.380 ACP). Jedoch fasst die Sammlerwelt sie gern unter „Colt Hammerless Pocket Pistol“ zusammen, wie auch Colt schon. Die Titulierung stimmt freilich nicht: Diese „1903/1908 Colt Hammerless Pocket Model“ genannten Waffen hatten ja einen Hahn, der aber war vom Schlitten verdeckt, so dass man ihn nicht à la M 1911 von außen händisch aufziehen konnte. Der Grund für den so klangvollen wie falschen Beinamen: Colt baute damals auch eine Taschenpistole mit außenliegendem Hahn, mit „Hammerless “ wollte man davon das hier beschriebene

Modell abgrenzen . Es handelte sich um eine (gemessen an den 1911ern) kleine Pistole, gedacht als zivile Selbstverteidigungswaffe zum verdeckten Tragen. Folglich fand der Löwenanteil des Verkaufs auf dem Zivilmarkt statt: Im Vergleich zu den vielen Taschen- und Westentaschenpistolen im Gefolge der FN 1906 in 6,35 mm Browning (= .25 ACP) bot die Colt Hammerless mehr Power, war aber nicht zu sperrig, um dauerhaft mitgeführt zu werden. Und in Relation zu anderen Waffentypen ihrer Kalibergruppen kamen M 1903/1908 schlank und

Fotos: Armin Spickermann, Gra ken und historische Aufnahme: Archiv

Revolver nach García Reynoso:

Stetiger Nachschub

Wilhelm Busch kannte die Menschen: „Ach, Freundchen, rede nicht so wild, bezähme deine Zunge! Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge.“ Genau das lässt sich auch mit Blick auf den Revolver und seine Kapazität sagen. Also: Vor dessen Durchbruch im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts hieß es, mit ein- bis zweischüssigen Pistolen zurechtzukommen, mit Waffen, die oft arg klobig gerieten, allen Bemühungen um schlank-elegante Führigkeit zum Trotz. Dann legten Er nder und Fabrikanten wie Elisha Collier, Ethan Allen, Benjamin und Barton Darling, Samuel Colt und Robert Adams mit Bündellauf- und Trommelrevolvern die Basis für etwas, das sich im 19. Jahrhundert als Renner entpuppen sollte. Denn gerade das Prinzip der drehbaren Trommel ließ sich bei Taschenwaffen ebenso anwenden

für sechs, bei kleineren Stü-

wie bei großen Sattelholster-Versionen. Zudem sorgte die von Colt und Allen begründete günstige Massenproduktion dafür, dass sich Revolverwaffen auf breiter Ebene durchsetzen konnten. Nun hatte der jeweilige „User“ mehr Schüsse zur Verfügung als noch eine oder zwei Generationen zuvor – und es reichte immer noch nicht, ganz nach dem Motto: ist gut, noch mehr ist besser“ dard waren Revolvertrommeln für sechs, bei kleineren Stücken auch nur für vier oder fünf Patronen. Dem Wunsch nach erhöhter Schusszahl begegnete man mit Trommeln für sieben oder acht Schuss, gelegentlich auch noch mehr. Das machte die Waffen aber unhandlich. Zwar tauchten gegen Ende des 19. Jahrhunderts Revolversysteme

Ein Revolver, der sich selbst aufmunitioniert? Geht nicht, hieß es dort, wo Revolver üblicherweise gebaut wurden, also in Europa und Nordamerika. Aber es gibt ja noch andere Ecken in der Welt – etwa Argentinien. Genau dort, im Land der Gauchos und des Tangos, ersann ein junger Offizier einen Revolver, der ... aber das lesen Sie im folgenden Artikel.

Der García Reynoso im Kaliber 8 x 30 mm Pieper/Reynoso hat einen Ringabzug, hinter der Trommel ein angeschraubtes Magazin und dahinter einen Schieber zum Zu-/Abschalten der Blockierfunktion.

Am 5. April 1894 erhielt Pieper unter Nr. 109384 in Belgien ein Patent auf die Waffenkonstruktion.

Oben links im Rahmen sitzt die Auszieherkralle des Stoßbodens, darunter der Hülsenauswerfer.Unter dem Hahn am Rahmen fi ndet sich der Ablenknocken. In der Trommel sieht man die Stiffte der Deaktivierung.

Fotos: Rock Island Auction, Alain Daubresse, Archiv, Marc Bauer

Die Henry M 1860 der Sonderserie hat einen runden Lauf, an dem die Magazinröhre per Schiene montiert ist. Diese trägt linksseitig die zwei Pfeifen für den Entlade-/Putzstock.

Im Unterschied dazu die Henry M 1860 in Standardausführung: Lauf und Magazin in kantigem Design. Hier mit links montiertem Gurt, vorn mit Ring und Karabinerhaken, hinten mit Bügelöse.

Amerikaner in Pre

Und dann sind da die Waffen, die es eigentlich nicht geben dürfte, weil die Akten- und Datenlage dazu gar nichts oder kaum etwas hergibt. Was nichts daran ändert, dass solches Schießgeschirr in der Welt ist. Um eine Gruppe solcher Gewehre geht es in diesem Artikel: Das ist der Versuch einer Annäherung.

Bekanntlich bildete der US-Bürgerkrieg (1861-65) eine Wende bei der Armeebewaffnung, weg von einschüssigen Perkussionsvorderladern hin zu Hinterladern und Repetierern, allen voran solchen nach Design der Konstrukteure Christopher Miner Spencer und Benjamin Tyler Henry. Zwar erkannten die amerikanischen wie auch die aus dem Ausland angereisten Militärbeobachter und in ihrem Gefolge viele fortschrittliche Of ziere, dass die Zukunft dem Repetierer gehörte. Aber das sahen die meisten Generalstäbler anders. Das Gespenst der Munitionsverschwendung zog durch die herrschaftlichen Flure. So dodie

minierten in Ländern wie Preußen und Frankreich auch in den 1860er Jahren noch Zündnadelgewehre nach Johann Nikolaus Dreyse respektive Antoine Alphonse Chassepot. 1866, im „Deutschen Krieg“, schlug sich das Zündnadelgewehr noch wacker gegen bayerische, österreichische und sächsische Vorderlader. 1870-71 gegen Frankreich kam es an seine Grenzen. Und der Wandel ließ sich nicht aufhalten: In Frankreich wie in Großbritannien aptierte man Vorderlader auf Basis des Tabatière- respektive Snider-Systems auf Hinterladung für Patronen. Nach der Niederlage gegen Preußen führte Österreich 1866/67 ugs Um-

bauten nach Design des Wiener Büchsenmachers Johann Wänzl ein. In der Schweiz liefen Experimente mit Blick auf den weltweit ersten Ordonnanzrepetierer. Deutschland mochte es sich im Hochgefühl seiner Siege nur zögerlich eingestehen, dass die Zeit der Gewehre für die per heißer Nadel zu zündenden Papierpatronen abgelaufen war. Dabei waren die zuständigen Techniker und Ofziere nicht blind gegen die Entwicklungen aus dem Ausland. Das zeigt ein Repetierer, den wohl Mitte der 1860er Jahre ein deutscher Staat erworben hatte. Ein Mehrlader nach US-Konzept, eine modi zierte Variante der Henry M 1860.

ußen?

Soweit klar – es fragt sich dabei nur, wie solch ein amerikanischer Röhrenmagazin-Unterhebler ins Land der Dichter und Denker kam und wie die Geschichte dazu aussah. Das aber erwies sich als die sprichwörtlich harte Nuss, die sich auch für diesen Artikel nicht völlig knacken ließ. Doch nun eins nach dem anderen.

Das Rätsel:

Das US-Patent

30 446 für B. T. Henry vom 16. Oktober 1860 zeigt die Funktion von Lever, Kniegelenkverschluss, Lifter-Block, Magazin und Kolbenfach, dies für den zerlegbaren Entlade-/Putzstock.

Beim Thema Henry Ri e M 1860 sprudelt es aus Unterhebel-Liebhabern hervor – klar, dieses aus den älteren Volcanic-Gewehren entwickelte Modell mit seinem Kniegelenkverschluss avancierte seinerseits zum Ahnherren der Lever Action Repeater von Winchester. Und zur Historie drängen sich Anekdoten aus dem US-Bürgerkrieg auf, Geschichten, in denen man dieses Gewehr wie auch den Spencer-Mehrlader so beschrieb: „Man lädt es am Sonntag und schießt die ganze Woche damit.“ Auch verortet man solche Lever Guns im Wilden Westen der 1860er und 1870er Jahre, etwa beim Verweis auf damit bewaff-

nete Indianer bei der Schlacht vom Little Bighorn im Juni 1876. Filmfans mögen an Neo-Classiker-Kopien der Henry M 1860 in Streifen wie „Silverado“, „Der Ruf des Adlers“, „Der mit dem Wolf tanzt“ oder „Letztes Gefecht am Saber River“ denken. Das heißt nicht, dass sich die Karriere solcher US-Mehrlader nur auf ihr Herkunftsland beschränkt hätte. Ein Posten von gut

Fotos: Hermann Historica, Holts Auctioneers, Toit ū Otago Settlers Museum, M.S. Recktenwald, Archiv

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.