VISIER 11/2024 Leseprobe

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Beretta SL2: Brandneue

PremiumFlinte

Typhoon Sierra 12: Halbautomatische Flinte im Bullpup-Design

Beretta BRX1 Wood: Geradezug-Repetierer in der Jagdpraxis

URNA: Tschechiens „GSG 9“

Greener-Martini: Sondergewehre für Leinen und Harpunen

Kalibervergleich: 9 mm, .45 ACP und 10 mm Auto

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Thema verfehlt!

Zum Digitalabo:

Wer auch nur ab und zu im Schützenhaus sportelt oder sich nach dem Ansitz mit Jagdkameraden trifft, wird mitbekommen haben, was aktuell in der Politik läuft: Nichts weniger als der Versuch, wider besseres Wissen Verbote durchzudrücken und einmal mehr das Waffengesetz zu verschärfen. Mein Kernargument gegen dieses Ansinnen: Der im Zuge der islamistisch motivierten Messerstechereien von Mannheim und Solingen erfolgte öffentliche Aufschrei sorgte in der Politik für Handlungsdruck. Statt sich nun zu fragen, welche in den zuständigen Ministerien zu treffenden Maßnahmen konkret gegen Terror helfen, wird im Rahmen eines „Sicherheitspakets“ auch an neuen Waffengesetzeinschränkungen geschraubt. Es ist aber abzusehen, dass die gegen terroristische Übergriffe gar nichts nutzen werden. Der Beweis: Die in Solingen und Mannheim benutzten Messer unterlagen schon jetzt dem im Waffengesetz verankerten Führverbot, da ihre Klingenlängen über 12 Zentimeter lagen. Nun aber allen Ernstes nur noch kürzere Klingenlängen zum Mitführen zu gestatten und über Waffenverbotszonen nachzusinnen, wird nur den treffen, der sich an solche Vorgaben hält, nicht aber den Terroristen. Damit ist das völlig am Thema vorbei, zumal verbotener als verboten nicht geht. Hinzu kommen Ideen, Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmungen ohne richterlichen Beschluss auf Basis diffuser Verdachtsmomente zu ermöglichen. Ein Ansinnen, angesichts dessen es einem den Atem verschlägt: „Grundgesetz? Recht am Eigentum? Unverletzlichkeit der Wohnung? – Sch... drauf!“ Ich entschuldige die derbe Wortwahl nicht. Anders lässt sich dieses Ansinnen nicht mehr interpretieren: Politiker, die dauernd das Wort „Demokratie“ im Munde führen, aber alles tun, um die damit verbundene Rechtstaatlichkeit dort auszuhebeln, wo sie ihnen nicht in den ideologischen Kram passt. Dass ihr Vorhaben völlig zu Recht auf breiten Widerspruch stößt, zeigt die rege Beteiligung an diversen Unterschriftenaktionen, etwa der vom Bundesverband zivile Legalwaffen (BZL) initiierten Petition „Waffengesetzverschärfungen zu Lasten rechtstreuer Bürger jetzt stoppen“. Auch sind offene Briefe an diverse Politiker in Entscheidungspositionen gegangen. Die Briefgenerator-Aktion des Verbandes Deutscher Büchsenmacher und Waffenfachhändler e.V. (VDB) hat über 270 000 Briefe gezeitigt. Kein zuständiger Politiker kann folglich sagen, nicht zu wissen, über was er da entscheidet. Die Frage ist, ob das nun im Sinne des Grundgesetzes geschieht. Und ob dann endlich auch einmal Regelungen kommen, die tatsächlich gegen Terroristen helfen.

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durch:

Beretta BRX1 Wood:

Gegen Aufpreis bekommt man den Geradezügler auch mit Holzschäftung.

Beretta SL2:

Neu für die Bundeswehr:

Beim Hersteller Heckler & Koch heißt das Gewehr in 7,62 x 51 mm HK MR308 A6, bei der Truppe ist es unter der Bezeichnung G210 im Zulauf.

18

URNA – Tschechiens „GSG-9“: VISIER war beim Training der PolizeiSpezialeinheit dabei. 10

Hinter der nüchternen Modellbezeichnung verbirgt sich Berettas neues Flaggschiff unter den Wettkampf-Flinten.

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Greener-Sonderwaffen:

Waffen zum Verschießen von Leinen und Harpunen, ja sogar Mörtel bilden heute ein eigenes Sammelfeld. Die ganze Geschichte dazu lesen Sie ab Seite 106.

Vergleich 9 mm, .45 und 10 mm:

Nun sind die praktischen HandhabungsEigenschaften dran: die drei Kaliber im direkten Vergleich aus der SIG Sauer P 320.

Bullpup-Selbstlade inte Typhoon Sierra 12 Black S: Der 12/76er Gasdrucklader mit hinter den Pistolengriff verlegtem Magazin und Verschluss im Praxis-Check. 106

Test & Technik

Kalibervergleich – 9 mm Luger, .45 ACP und 10 mm Auto: 10

So schießen sich die drei Pistolenkaliber im direkten Vergleich.

Beretta SL2 18

Die neue Wettkampf-Flinte der Premium-Klasse im Test.

.375 Swiss P: 24

Neue Laborierungen, in den Alpenauf 1100 Meter erprobt.

Typhoon Sierra 12 Black S30

Der türkische Bullpup-Selbstlader im Kaliber 12/76.

Chiappa 1892 36

Unterhebelrepetierer im Look der Winchester M 1892, aber in .44 Magnum.

Beretta BRX1 Wood 44

Das leistet der in Holz geschäftete Geradezügler im der Praxis.

Chiappa Little Sharps 50

Fallblockbüchse mit verkleinertem Sharps-System in .357 Magnum.

Heckler & Koch HK MR308 A6 56

Bald als G210 bei der Bundeswehr, VISIER konnte das Gewehr bereits schießen.

Svemko-Mündungsbremse 60

So schlug sich die Atlas-Mündungsbremse bei einem Long Range-Wettkampf.

Puma Ri eman 64

Neue Messer aus Solingen als Hommage an berühmte britische Scharfschützen.

Vor Ort

URNA: Tschechiens „GSG-9“ 68

VISIER war beim Training mit dabei, und das auch im freien Fall.

Recht & Ordnung

Debatte um die Verschärfung des Waffenrechts 76

Aktuelle Pläne der Bundesregierung und des Bundesrats.

Die luxuriösen Flinten von H & H und Westley-Richards, eingerichtet für Patronen mit Einzelgeschoss.

Geschichte & Geschichten

Greener-Sonderwaffen 106

Statt Jagdbüchsen Waffen zum Verschießen von Leinen, Harpunen und Mörtel: Sonderwaffen vom Nobel-Hersteller.

6

Golden Boy-Revolver 8 Haenel Jaeger NXT 8

Big Horn Armory Model 89 TD 9

Namen & Nachrichten

37. DEVA-Jagdparcours 92

Tagung: DSB und DJV 93

Webley & Scott bei Leader 93

Knappworst: neuer Standort 94

FACE-Generalversammlung 95

Buchbesprechungen 96

Waimex-Katalog 2025 99

Ständige Rubriken

Startschuss 3

Leserbriefe / Service 80 VISIER Leser werben Leser 81

82

90

99

SIG Sauer P320 in 9 mm Luger, 10 mm Auto und .45 ACP

Fullsize- und kompakte Pistolen der Baureihe SIG Sauer P320 in 9 mm Luger, 10 mm Auto und .45 ACP im Praxistest:

Passt – oder passt nicht?

Bei jedem PKW-Kauf fragt es sich, welcher Motor am besten zum Fahrer und dem Einsatzvorhaben passt. Beim Golf reicht die Spannweite von 116 bis über 330 PS. Bei SIG Sauer-Pistolen der Baureihe P 320 reicht die „Motorisierung“ von rund 430 bis 900 Joule. Ob und was sinnvoll ist, und was sich welcher Nutzer zumuten kann, hat ein Profi-Schütze und Schießausbilder für VISIER getestet, David Müller:

Erfreut habe ich vor einigen Wochen den Auftrag zu diesem Artikel von der VISIER-Redaktion entgegennehmen dürfen. Als Schießausbilder und langjähriger Schütze konnte ich in meinem Leben schon viele verschiedene Waffen, unterschiedliche Kaliber und auch außergewöhnliche Systeme ausprobieren. Allerdings muss ich zugeben, dass es dabei oft über den berühmten ersten Eindruck nicht hinausreicht. Meist kommt jemand mit einem interessanten Kaliber oder einer besonderen Waffe zum Seminar oder man trifft sich zufällig beim Training. Nach etwas Plausch über die Waffe kommt oft die berühmte Frage: „ Darf ich mal ein Magazin schießen?“. Nachdem das Magazin leer ist, endet der „Test “ mit einem zustimmenden Nicken oder einem etwas

Das Test-Trio: Oben die potente Variante der P 320 in 10 mm Auto, rechts die kompakte P 320 in .45 ACP, links die 9 mm Luger mit Rotpunktvisier. Die unterschiedlichen Kaliber wurden im Praxistest auf Herz und Nieren geprüft.

Fotos: David Müller, Marcus Heilscher

Das neue Premium-Modell von Beretta:

Sportliches Flaggschiff

Pietro Beretta lanciert mit der neuen Modellreihe SL2 eine Wettkampfwaffe für höchste Ansprüche. VISIERAutor Thomas Höfs fühlte der brandneuen HightechFlinte in der Variante „Sporting“ auf den Zahn.

EEin großartiges Gerät:

in paar Tage ist es her, dass ich die neue SL2 von Beretta testen durfte. Ein paar Mal konnte ich sie schon auf Schießständen außerhalb Deutschlands erblicken, jedoch selbst damit zu schießen war bisher nicht möglich. Dementsprechend groß war die Vorfreude auf den Test auf dem Stand im niedersächsischen Garlstorf. Ich mache das in diesem Test einmal anders und nehme meine persönliche Einschätzung zum Anlass, den Bericht zu eröffnen.

An einem schönen Herbsttag im September hatte ich genau das richtige Wetter erwischt, die Beretta SL2 auf Herz und Nieren zu testen. Schnell noch den Schaft auf meine Maße eingestellt, die Extendend Chokes mit 3/4 und 1/1 für sportliches Trap-Schießen eingeschraubt und es konnte losgehen. Bei den ersten Scheiben Stand nehme

konnte ich sofort den deutlichen Unterschied im Gewicht zu meiner WettkampfFlinte spüren, einer Beretta DT11. Ein ganz tolles Schwungverhalten und ein wirklich merklich verringerter Rückstoß waren die Folge. Selten habe ich ein derart ruhiges Verhalten einer Bock inte bei der Schussabgabe erleben können. Einzig eine noch schwerere Krieghoff K80 Trap konnte eine ähnliche Performance an den Tag legen. Dieser Umstand befähigt den Schützen, eine gute Trefferausbeute im ersten Schuss zu erzielen. Auch für den Fall, dass man den zweiten Schuss benötigt, bleibt die Waffe solide in der Spur und der Treffer ist gesetzt. An diesem Tag in Garlstorf habe ich zirka 125 Scheiben beschossen, keinerlei Spuren auf dem Wangenknochen oder der Schulter in Form von geröteten Stellen oder gar Hämatomen waren die Folge. Ich denke, auch das spricht für die Ausgewogenheit dieser Waffe.

Fotos: Marcus Heilscher, Thomas Höfs

Zu Besuch bei SwissP Defence in Thun:

Unter freiem Himmel

Für die Beschussversuche und die Präzisionsermittlung wurde eine Sako M10 im Kaliber .375 Swiss P verwendet.

Im April 2021 stellte der Schweizer Munitionshersteller RUAG Ammotec AG aus Thun im Berner Oberland seine Neuentwicklung, das Kaliber .375 Swiss P, der Öffentlichkeit vor. Die VISIER-Tester hatten dabei die exklusive Möglichkeit, als erstes Fachmagazin über das neue Long Range-Kaliber zu berichten. Mittlerweile zur BDT-Gruppe gehörend und unter SwissP Defence AG firmierend, luden die Thuner Munitionsspezialisten das VISIER-Team zu einem Erprobungsschießen mit der neu entwickelten .375 Swiss P AP ein. Dabei handelt es sich um ein Hochleistungs-Hartkern-Geschoss. An zwei Tagen mit perfektem Wetter konnten die Autoren auf einem Schießplatz in den Schweizer Alpen bis 1100 Meter Ziele beschießen und den Ingenieuren aus der Entwicklungsabteilung über die Schulter schauen.

Am Standort Thun werden seit 1863 Munition und deren Komponenten gefertigt. Neben der Fertigung nden hier auch die Entwicklung und die Erprobung statt. Zur dortigen Ausstattung gehören zahlreiche Indoor-Schießstände bis 300 Meter Länge. Hier können mittels Radar die Geschoss ugbahn respektive die Verzögerung der Geschossgeschwindigkeit pro Wegstrecke hochgenau bis ins Ziel gemessen werden. Um zielballistische Untersuchungen durchzuführen, können die Schießkanäle mit High Speed-Kameras hinter Panzerglas bestückt werden. Für die Ermittlung der optimalen Laborierung verfügen die Munitionsspezialisten

über ballistische Messlabors. Hier wird für die jeweilige Laborierung das ideale p-v-Verhältnis ermittelt. Darunter versteht man, durch die Variation von Hülseninnengeometrie, Anzündhütchen, Treibladungspulver und Treibladungsmenge sowie Setztiefe und eventuelle Crimpung des Geschosses bei möglichst niedrigem Gasdruck die maximale Mündungsgeschwindigkeit zu erzielen. Im Endeffekt das, was ein erfahrener Wiederlader unter Zuhilfenahme von Berechnungsprogrammen wie QuickLoad für seine eigene Waffe macht. Die ballistischen Labors erlauben jedoch eine sofortige Messung des Gasdruckes aus entsprechenden Gasdruckmessläufen.

Fotos: Christopher Hocke

Bullpup-Gasdrucklader in 12/76:

Just for Fun?

Der innovative Hersteller Typhoon überrascht immer wieder mit unkonventionellen Flinten-Modellen. Importeur Paco Guns aus Trappenkamp stellte jetzt mit der Typhoon Sierra 12 eine Selbst ladeflinte in Bullpup-Bauweise vor. Aber was kann die Sierra 12? VISIER fühlte der ungewöhnlichen Flinte auf den Zahn.

Es ist schon merkwürdig dieses Jahr. Lange Zeit schien es auf dem deutschen Flinten-Markt so gut wie keine Bewegung zu geben. Soll heißen: Es gab einfach nichts wirklich Neues. Und dann geht es plötzlich wieder Schlag auf Schlag und die Neuheiten überschlagen sich fast schon. Besonders aktiv bei neuen FlintenModellen ist derzeit das Unternehmen Typhoon aus der Türkei. Als dessen neueste Kreation zeigt sich die BullpupFlinte Sierra 12, welche es in mehreren Ausführungen sowie in verschiedenen Designs und Farben gibt. Laut Hersteller handelt es sich sowohl beim Design als auch beim Gasdruck-System um echte Eigenentwicklungen. In den Test ging das Modell Sierra 12 Black S. Dabei weist Black logischerweise auf die schwarze Farbgebung hin und das S steht für Suppressor. Verfügt diese Flinte tatsächlich über einen Schalldämpfer? Nein, leider nicht. Das ist dann auch schon die erste Enttäuschung und die zweite folgt sogleich. Wer sich als Sportschütze in das ungewöhnliche Design verliebt hat, der muss jetzt stark sein, denn die Sierra wird in Deutschland nur für Jäger und Sammler erhältlich sein. Das liegt wieder mal am deutschen Waffengesetz. Laut Importeur Paco Guns dürfte es eigentlich kein Problem sein, für die Bullpup-Flinte einen BKA-Bescheid zu erlangen. Aber leider stellt sich ein gewaltiges Hindernis für einen möglichen BKA-Bescheid in den Weg. Denn den entstehenden Kosten steht ein verhältnismäßig kleiner Markt gegenüber, weshalb sich der Aufwand für Hersteller und Importeur nicht lohnt. Schade!

Aber nun zurück zur Flinte selbst. Der Selbstlader kommt in einem stabilen Kunststoff-Koffer. Im Lieferumfang enthalten: je ein 5er und ein 10-SchussMagazin, ein Set Wechsel-Chokes mit Schlüssel, Werkzeug, Riemenbügel, Trageriemen, Waffen-Öl, Reinigungstuch, eine Sicherheitsfahne und eine Laufhülse in Form eines „ Fake “-Supressors. Ein DIN A5-Flyer mit QR-Code bildet die „ Bedienungsanleitung “, diese ist sehr

Fotos: Marcus Heilscher, Frank Flumm

Chiappas Unterhebler im starken Revolverkaliber:

WesternMagnum

GSeit einigen Jahren stellt die Industrie zunehmend Versionen der Winchester M 1892 vor, welche die klassische Unterhebel- und Riegelblock-Technik mit modernem Äußeren kombinieren. Dass man das auch anders machen kann, zeigt dieser Neo-Classiker, der ein traditionelles Äußeres mit dem leistungsstarken Kaliber .44 Magnum verbindet. VISIER hat das ausprobiert.

laubt man Hollywood, dann können auch Gegenstände durch die Zeit reisen: Nur so ist es zu erklären, dass der Western „Die Comancheros“ mit John Wayne, Stuart Whitman und Lee Marvin zwar im Jahr 1843 spielt, dass darin aber Schusswaffen vorkommen, die tatsächlich erst Jahrzehnte später eingeführt wurden – der Colt M 1873 drei Dekaden und die Winchester M 1892 gar ein halbes Jahrhundert nach Handlungszeit des Films. Als der zu Beginn der 1960er Jahre gedreht wurde, hatte sich diese von 1892 bis 1941 in einer Stückzahl von über einer Million Exemplare gebaute Winchester-Reihe längst zu dem Repetierermodell der Western-Filme gemausert. Darüber hinaus galt diese wegen ihrer Funktionalität und Führigkeit geschätzte Lever Gun als universell nutzbar, wurde von Jägern, Polizisten und Sicherheitsdiensten geführt – nicht nur in den USA, sondern auch in Lateinamerika, Australien und Fernost. All das begann als Schnellschuss: Um 1890 wollte Winchesters Chef-Etage das in die Jahre gekommene Modell 1873 durch etwas Moderneres ersetzen und fragte bei John Moses Browning an. Das Konstruktions-Genie aus Ogden in Utah legte binnen drei Wochen einen Entwurf vor, auf dessen Grundlage seither so einiges entstand: Bei Winchester die

Fotos: Marcus Heilscher, Dieter Metz

Geradezugrepetierer in .308 Winchester:

Klassik trifft

Moderne

Beretta erweitert die Baureihe BRX1 um eine klassische Version, hier tritt Nussbaum an die Stelle von Kunstsstoff. Wie sich der moderne

Geradezügler im klassischen Gewand auf dem Stand und auf der Jagd schlägt, steht hier:

Jeder kennt Beretta. Aber wussten Sie auch, dass das Unternehmen seit 14 Generationen in Familienhand ist? Ich nde das außergewöhnlich. Es zeugt von Beständigkeit, von dem Streben nach Weiterentwicklung und von dem Können, zur rechten Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen. Mittlerweile ist die Waffenschmiede zu einer Holding geworden, mit einem Umsatz von etwa 1,5 Milliarden Euro und mehr als 6000 Mitarbeitern. Zur Beretta-Gruppe gehören unter anderem Steiner, Sako, Tikka, RWS, Franchi, Benelli und Burris. Der italienische Waffenhersteller ist bekannt für Flinten und Pistolen jedweder Couleur, für automatische Waffen für den Behördenbereich und inzwischen auch für einen jagdlichen Geradezugrepetierer, die BRX1. Derzeit ist die BRX1 wie im Fall der vorliegenden Testwaffe im Kaliber .308 Winchester erhältlich, weiterhin in .30-06 Spring eld und 6,5 Creedmoor. Als Magnum-Kaliber steht derzeit nur die .300 Winchester Magnum zur Verfügung, weitere Kaliber sollen aber in Vorbereitung sein. Nachdem die Waffe vor gut zwei Jahren vorgestellt wurde und in diesem Jahr auf der IWA zwei neue Kunststoffschaft-Varianten, eine davon sogar mit Kohlefaserlauf für den Launch ab etwa Oktober 2024 angepriesen wurden,

durften wir die Modellvariante mit einem Holzschaft auf Herz und Nieren prüfen. Auf den ersten Blick ähnelt das Design des Verschlusses und des Spanners etwas dem eines Mitbewerbers aus Isny, auf dem zweiten Blick entpuppt sich der Spanner jedoch als Sicherung und auch der Verschluss verriegelt auf andere Art. Aber fangen wir einfach mal von vorn an.

Das System:

Der Dreh- und Angelpunkt im wahrsten Sinne des Wortes ist der Verschluss der BRX1. Der Drehkopfverschluss hat in Standardkalibern acht Verriegelungsnasen, 16 an der Zahl sind es bei Magnum-Kalibern. Das Geradezug-System lässt sich schnell und intuitiv bewegen. Der Verschlussgang ist leichtgängig. Der eher grob wirkende Kammerstängel erfüllt seinen Zweck, denn zum Öffnen und Schließen der Waffe bedarf es ein klein wenig „ Schmiss “. Ein ligranes Stängelchen wäre dafür sicher ungeeignet. Zum Entnehmen des Verschlusses muss eine Raste auf der linken Seite nach oben gedrückt werden. Ein weiterer Clou, der Kammerstängel kann im Nu von rechts auf links umgebaut werden. Damit einhergehend kann auch der Patronen- und Hülsenauswurf auf die „ richtige “ Seite verlegt werden. Sie wollen die Waffe „ mit

Fotos: Carola Rathjens

Verkleinerte Sharps-Ausführung in .357 Magnum:

En Miniature

Spätestens seit dem Film „Quigley der Australier“ genießen Fallblockbüchsen à la Sharps M 1874 Kultstatus. Wem derlei aber zu schwer ist, wer nicht die starken und teuren Patronen wie .45-70 oder .45-110 verschießen will, für den gibt es maßstäblich verkleinerte Sharps-Repliken in anderen Kalibern, etwa die Chiappa Little Sharps.

Büchsen im Stil der Sharps M 1874 kommen meist mächtig wuchtig daher – muss das eigentlich so sein? Weder schießt man damit heute noch über weite Distanz auf Bisons noch hat jeder einen entsprechend groß dimensionierten, Mid- und Long-Rangetauglichen Schießstand zur Verfügung, von den Kosten für Patronen respektive Wiederladekomponenten in Kalibern von .45-70 aufwärts ganz zu schweigen. Unter dem Motto „Das geht auch kleiner“ gründeten Ronald Otto und Aaron „Duke“ Pursley 1996 in Big Sandy (Montana) die Firma Little Sharps Ri e Manufacturing Company. Dort erstellen sie seitdem in Handarbeit ihre als „Li’l Reliable“ bekannten Miniatur-Ausgaben der Büffelbüchsen nach Vorbild des per Abzugsbügel-Unterhebel zu betätigenden Fallblockhinterladers Sharps M 1874. Zu haben ist derlei in Kalibern von .22 l.r. bis .38-55 und nach Wunsch auch graviert und / oder goldtauschiert. Das Konzept griffen dann auch Hersteller aus Italien auf, dem Herzland der modernen Neo-Classiker-Nachbauten. Das belegten Modelle wie „Small Game“ und „Little Betsy“ von Pedersoli (letztere von VISIER in 11/2016 getestet) und die von Chiappa (damals noch unter der Firmierung Armi Sport) gefertigten „Mini

Fotos: Marcus Heilscher, Wolfgang Finze, Archiv

Das neue Scharfschützengewehr der Bundeswehr (G210) im Kaliber 7,62 mm NATO im Test:

Neues Präzisionsgewehr

Die

Bundeswehr-Spezialkräfte erhalten ab 2025 die neue „Scharfschützenwaffe kurze Reichweite“ mit der BundeswehrKatalogisierungsnummer G210. VISIER wirft einen ersten Blick auf die Waffe.

Mit dem G210 sollen die Spezialkräfte eine halbautomatische Scharfschützenwaffe erhalten, die hohe Präzision und vergleichbar geringes Gewicht in einem System vereint. Die Waffe im Kaliber 7,62 NATO lässt sich zwischen Sturmgewehr und halbautomatischem Scharfschützengewehr einordnen. Das G210 basiert auf dem bewährten HK MR308, einem halbautomatischen Gasdrucklader mit KurzhubGaskolbensystem und Drehkopfverschluss, in der vom US-amerikanischen Sturmgewehr bekannten AR-Architektur. Diese Waffe bildet auch die Ausgangsbasis für das halbautomatische Scharfschützengewehr G28 der Bundeswehr und die M110A1 Squad Designated Marksman Ri e (SDMR) der U.S. Army. Heckler & Koch hat sein MR308 in den letzten Jahren weiterentwickelt und die Familie weiter ausgebaut. Zuletzt kamen die Versionen A5 und A6. Letztere entstand eigens für die Bundeswehr-Ausschreibung. Die beiden sonst baugleichen Versionen unterscheiden sich wesentlich hinsichtlich der Konstruk tion des Durchladehebels. Beim MR 308 A5 sitzt er wie bei der ARArchitektur üblich hinten am Gehäuse, beim MR 308 A6 be ndet er sich auf der linken Waffenseite am Gehäuseoberteil. Diese ergonomische Verbesserung ermöglicht beispielsweise ein Fertigladen bei angeschlagener Waffe.

Sicherung, Verschlussfanghebel und Magazinhalteknopf lassen sich beidseitig bedienen, der Handschutz verfügt über M-Lok-Schnitt stellen. Der Durchladehebel liegt beim MR308 A6 auf der linken Waffenseite.

Das HK MR308 A6 im scharfen Schuss, hier mit einem Schmidt & Bender 3-12 x 50 PMII des G28.

Test

einer Svemko-Mündungsbremse

für das Kaliber 6,5 Creedmoor:

Ausgebremst

Je weiter ein Gewehr schießt, umso stärker muss die Patrone sein. Naturgemäß steigt dadurch auch der Rückstoß. Diesem kann mit Mündungsbremsen entgegengewirkt werden. VISIER-Autor Erwin Hendel hat sich die Svemko Atlas-Mündungsbremse genauer angesehen.

Die Svemko AS ist eine norwegische Firma mit dem Sitz in Lonevåg, nördlich von Bergen. Bekannt wurde sie durch ihre Produktreihe diverser Schalldämpfer für die Jagd und für den Sport. Ebenso nden sich in ihrem Produktportfolio kombinierte Schalldämpfer mit Mündungsbremsen, die Svemko Flex-Serie. Neu im Portfolio sind jetzt reine Mündungsbremsen aufgenommen worden. Diese rund 300 Euro teure Nachrüstbremse gibt es für die Kaliber 6,5 CM, 8 mm und .375; Svemko fertigt sie mit unterschiedlichen Gewinden: 5/8 x 24, M 14 x 1, M 15 x1, M 16 x 1, M17 x 1, und M 18 x 1. Gefertigt werden die Bremsen aus Ti5, also einer Titanlegierung namens „Titan Grade 5 “. Sie haben ein Gewicht von nur 66 Gramm, was dem leichten Material geschuldet ist.

der Rückstoß nach AngaMündungsgase in le

Die Ober ächenvergütung besteht aus Medthin 36 MeDLC. Diese Vergütung wird zum Beispiel auch bei Instrumenten in der Chirurgie verwendet. Die AtlasMündungsbremse hat eine Länge von 81 Millimetern. Das Design einer FünfKammer-Bremse soll dafür sorgen, dass der Rückstoß nach Angaben des Herstellers um bis zu 60 Prozent reduziert wird. Die fünf Öffnungen auf jeder Seite leiten die Mündungsgase in zwei schräge Richtungen ab, um eine optimale Leistung zu ermöglichen.

Die Teilemenge ist überschaubar, die Montage der Atlas-Mündungsbremse von Svemko unkompliziert.

Fotos: Erwin Hendel

Neue Puma-Messerreihe Ri eman:

Stay Sharpe

Die zwei neuen Puma-Messer Rifleman und Rifleman II zeichnen sich durch Griffschalen aus grünem Jute-Micarta aus – dies als Hommage an eine historische ScharfschützenEinheit. Die abgebildete Scheide ist noch ein Provisorium.

Ein neues Messer zu entwickeln, ist nicht nur eine Frage von Materialien und Design, sondern auch von Inspiration. Genauso verhielt es sich mit dem neuen Klappmesser „Ri eman“, das die Firma Puma im Sommer vorstellte. Denn in diesem Namen spiegelte sich das wider, dem das Werk damit seine Reverenz erwies – das in den Napoleonischen Kriegen zu Ruhm gekommene 95th Ri e Regiment, das durch die seit 1981 veröffentlichten Romane um Richard Sharpe wieder in den Fokus rückte (siehe Kasten Seite 71). So lässt sich das neue Messer auch per Wortspiel mit „Stay Sharpe“ beschreiben. Und nicht nur dieses Modell. Als VISIER nämlich das Päckchen mit dem zu Test- und Fotozwecken erbetenen Ri eman-Muster erhielt, gab es eine Überraschung. Lag doch darin ein zweites Messer (samt einer als provisorisch gekennzeichneten Lederscheide), nun feststehend und beschriftet mit „Ri eman II“.

Das Wortspiel in der Überschrift bezieht sich nicht nur auf den Zustand der Schneiden, sondern auch darauf, was dem Puma-Team als Inspiration für ihre neuen Messer gedient hat: Mehr dazu lesen Sie im Artikel.

Passend zur Namensinspiration zeigen sich die Schriftzüge beider Stücke in altenglischer Schrift ausgeführt, ergänzt um den Hinweis daraus, dass es sich um handgefertigte Messer handelt. Beide mit je einer Drop-Point-Klinge aus Sandvik-Stahl 14C28N und beide auch – viel auffälliger – mit Griffschalen aus grün gefärbtem JuteMicarta, dies als Reverenz an die grünen Uniformjacken der 95er. Blickt man nun genauer hin, erkennt man zwischen den Schalen und den Stahlplatinen aus schwarzer Fiber gefertigte Zwischenlagen. Auch das ein Indiz dafür, dass das Puma-Team seine Hausaufgaben gemacht hatte: Abweichend von der Norm der britischen Infanterie erhielten die 95er kein weißes, son-

Fotos: Marcus Heilscher, Archiv

Besuch bei der tschechischen Spezialeinheit der Polizei:

Tür auf … … und raus

4000 Meter über dem Erdboden öffnet sich die Flugzeugtür. 170 km/h Wind. Ein kurzes Lächeln, ein Nicken und schon springt der Polizist, beladen mit Waffen und Ausrüstung, hinaus. Was sich für normale Menschen wie ein Albtraum anhört, ist für die Mitglieder der tschechischen Anti-Terror Einheit URNA Alltag. VISIER war im freien Fall mehr als nur dabei.

Nicht immer nähert sich eine Sondereinheit mit gepanzerten Fahrzeugen in voller Fahrt dem Einsatzort. Es gibt auch andere Wege. Einsatzabhängig kann dies unter Wasser oder auch aus der Luft erfolgen. Und in letzterem Falle muss es nicht zwangsläu g mit dem Hubschrauber geschehen. Wenn es unauffällig und lautlos von statten gehen soll, ist ein Absprung per Flächenschirm ein probates Mittel, um sich dem Einsatzort zu nähern. Nur

wenigen hochspezialisierten polizeilichen Spezialeinheiten wie der deutschen GSG9 oder die tschechische URNA praktiziert dieses Verfahren.

Szenenwechsel:

Ein Schießstand südlich von Pilsen in der Tschechischen Republik. Das Trainingsgelände von URNA, der polizeilichen Anti-Terror-Einheit. URNA steht dabei für „ Útvar rychlého nasazení Policie “, zu Deutsch „ Schnelle Eingreiftruppe

der Polizei “. Der Tag beginnt mit „Aufwärmtraining“. So wie selbst ein Weltklassemusiker immer wieder die Tonleiter rauf und runter übt, so üben die Beamten von URNA regelmäßig die Grundlagen des Schießens. Präzision, Abzugskontrolle, Anschlag rechts und links. Ohne Zeitdruck, mit Sturmgewehr und Pistole. „ Nur wer seine Waffe perfekt beherrscht“, so der Ausbilder, „wird auch unter dem Stress eines realen Einsatzes damit erfolgreich sein.“ Die Ergebnisse

Das Abzeichen der tschechischen Spezialeinheit der Polizei.

sind eindeutig. Die Männer der Einheit beherrschen ihre Waffen hervorragend. Das gilt nicht nur für die engen Schussgruppen auf den Zielscheiben, sondern auch für das Handling der Waffen. Mündungs- und Fingerdisziplin in Perfektion. Somit dauert es nicht lange, bis der Ausbilder die Übungen eskaliert. Ein einfaches Fass als Deckung, an dem rechts und links im Knien vorbeigeschossen werden muss. Aber auf der „ schwachen Seite “, ohne die Deckung zu die

verlassen. Somit muss das Sturmgewehr sowohl von der rechten wie von der linken Schulter aus geschossen werden. Die ewig diskutierte Frage, ob dabei nur die Schulter gewechselt wird (die starke Hand bleibt dabei am Abzug, die schwache am Vorderschaft), oder ob man den Anschlag komplett wechselt, also vom Rechts- zum Linksschützen wird (beziehungsweise umgekehrt), stellt sich für die Beamten erst gar nicht. Die Einsatzbeamten von URNA müssen beide An-

Für den Einsatzfall greift URNA auf Luftfahrzeuge der Armee zurück, trainiert wird aber aus einer Antonow An-2, dem größten einmotorigen Doppeldecker der Welt.

schlagsarten für die „ schwache Seite “ beherrschen und üben diese daher auch abwechselnd. Je nach Situation kann man somit auf den einen oder anderen „ Linksanschlag “ zurückgreifen, da beide Methoden Vor- und Nachteile haben.

Um diese noch intensiver zu üben, stecken die Ausbilder jeweils zwei Beamte in einen Kleinwagen und positionieren im 270-Grad-Winkel um das Auto herum Täterscheiben. Während es mit dem

Fotos:
Peter Schall

Doppellauf inte mit Paradox-Läufen nach Fosbery-Patent:

Widersprüchlich

Eine Flinte mit glatten Läufen, aber zur Mündung hin mit Feldern und Zügen? Klingt paradox und heißt auch so, aber es funktioniert. Die vorliegende Flinte mag ein Youngtimer sein, doch ihr Laufprofil ist rund 150 Jahre alt.

Im Leben gesammelte Erfahrungen führen oft dazu, dass man bei vielen Dingen eine vorgefasste Meinung hat. Es muss so und kann nicht anders sein. Schließlich hat man es ja selbst erlebt. Und dann stolpert man plötzlich über etwas, was dieser Erkenntnis widerspricht und trotzdem funktioniert. Das ist paradox, womit wir bei einer waffentechnischen Er ndung aus den 1880er Jahren wären. Der Name ist hier Programm: „ Paradox “, ein Laufsystem, das es erlaubte, aus einer der damals gängigen Doppel inten ein Bleigeschoss mit guter Präzision bis auf zirka 100 Meter zu verschießen. Bis dahin musste man das Laufpaar wechseln, um aus der Flinte eine Büchse zu machen. Umständlich und im entscheidenden Moment vielleicht sogar lebensgefährlich. Angreifendes wehrhaftes Wild wartet in der Regel nicht ab, bis der Jäger sich auf diese, meist plötzlich auftauchende, Situation einge -

stellt hat. Also ein echter Fortschritt und gerade in Ländern mit Kolonien in Afrika oder Asien angebracht. So erstaunt es auch nicht, dass diese Idee von einem Engländer kam.

Der Mann:

George Vincent Fosbery wurde am 11. April 1832 in eine wohlhabende Familie in Stert, Wiltshire geboren. Nach Abschluss der Schule in Eton besuchte Fosbery Addiscombe, die Militärakademie der „ Honorable East India Company “. Dann begann er im Januar 1852 seinen Dienst als Ensign (Fähnrich) in der bengalischen Armee. Später wurde Fosbery zum Stab der Indian Army abkommandiert und 1858 zum neu gegründeten 4. bengalischen Europäer-Regiment versetzt. Mit diesem Regiment nahm er am UmbeylaFeldzug von 1863 an der Nordwestgrenze Indiens (heute Pakistan) teil. Und hier erwarb er sich am 30.Oktober 1863 die

höchste britische Tapferkeitsauszeichnung, das Victoria-Kreuz. Beförderungen folgten, und 1877, nach 25 Jahren Dienst in Indien, gab er sein Of zierspatent als Oberstleutnant zurück.

George Vincent Fosbery hatte sich schon als junger Mann für die Verbesserung von Waffen interessiert. Bereits 1868 hatte er sich an der Auswahl des neuen britischen Armeegewehrs beteiligt. Seine Konstruktion nach den Patenten GB 1417/68, 2293/68 und 3512/68 vom 19.11.1868 für einen Hinterlader mit Klappenverschluss wurden zwar positiv beurteilt, letztlich aber das Snider angenommen. Nach seiner Rückkehr aus Indien zog Fosbery nach Weston-super-Mare. Aus diesem Ferienort südwestlich von Bristol meldete er ein neues Patent an. Erhalten geblieben ist seine deutsche Version, Nr. 1423 Klasse 72, vom 11. Dezember 1877. Mit ihm ließ er sich Verbes-

serungen am damals neu eingeführten Martini-Henry-Gewehr der britischen Armee schützen. Der für uns wichtigste Punkt ist dabei sein neuartiges Laufsystem, das man als Vorläufer seiner acht Jahre später folgenden Paradox-Er ndung sehen kann.

Am 20. Juni 1885 erhielt Fosbery das britische Patent 7568/85 für einen im Mündungsbereich mit Zügen versehenen Flintenlauf, der es ermöglichen sollte, solch eine Waffe für Schrot- und Büchsenschuss erfolgreich einzusetzen. Anscheinend traf er damit genau den Nerv der geneigten Kundschaft. Großwildjagd war überaus angesagt, so man sie sich leisten konnte, und ein dafür geeignetes Gewehr, welches auch noch anderweitig eingesetzt werden konnte, gern genommen. Fosbery verkaufte sein Patent an die renommierte Londoner Firma Holland & Holland. Von 1886 bis 1899, da lief das

Das US-Patent zu Fosberys Paradox-System mit der Nummer US329303 vom 27. Oktober 1885.

Die Züge der H & H-Flinte entsprechen Fosberys Patentanspruch. Die Verarbeitung ist diskussionswürdig, auch hier hat nach dem Hersteller selbst eventuell noch jemand anderes Hand angelegt.

Patent aus, fertigte man dort entsprechende Gewehre nach den hohen Standards von „ Best English Make “.

So erfolgreich war das neue System, dass sich sofort nach Ablauf der Schutzfrist weitere britische Büchsenmacher darauf

Fotos: Andrew Orr, Holts Auctions

Eine Greener Police Gun MK III, deren Vorderschaft um einen taktisch wirkenden Handgriff ergänzt wurde.

Die Sonder(baren) Gewehre von W. W. Greener:

Lauter Sond

Eins vorweg: Greener ist ein Name mit angelsächsischen Wurzeln und hat nichts mit der Farbe Grün zu tun. Jäger kennen die Greener-Nase vielleicht noch aus dem grünen Abitur, haben sich später mitunter sogar eine so bestückte Waffe zugelegt. Damit kamen sie freilich dem Ökosystem nicht näher, denn das so bezeichnete Element ist der entscheidende Teil eines ganz bestimmten robusten Waffenverschlusses. Den ließ sich William Wellington Greener (1834-1921) im Jahr 1865 patentieren, um ihn 1874 erstmals und 1895 erneut zu verbessern. Unter seiner Ägide erreichte die von seinem Vater William (1806-69) anno 1829 in Newcastle gegründete Firma ihre Blütezeit und hatte Vertretungen in Birmingham, London, Hull, Montreal und New York City. Dabei lief es anfangs nicht immer glatt. Der alte Greener hatte beim berühmten Büchsenmacher Joseph Manton in London gelernt. Dessen überragende Qualitätsstandards nahm er sich zum Vorbild und wurde Hofbüchsenmacher von Prince Albert, dem aus Coburg

Schusswaffen gibt es für jeden erdenklichen zivilen und behördlichen Zweck –aber solche zum Verschießen von Mörtel, Wur einen oder Harpunen? Hier der Blick auf einige waffentechnische Sonderfälle, an denen der Name eines der berühmtesten britischen Hersteller hängt und die heute ein eigenes Sammelfeld bilden.

stammenden Gatten von Queen Victoria. Für seine Waffen erhielt Greener senior Medaillen auf der Weltausstellung 1851 in London, 1853 in New York und 1855 in Paris, um nur einige zu nennen. Bis zu seinem Tod 1869 glaubte er nicht an den Hinterlader. Er blieb ein überzeugter Vorderlader-Freund. Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, dass in den damaligen Tests die von vorn zu ladende Variante meist besser in der Präzision abschnitt. Um eigene Ideen umzusetzen, gründete sein Sohn William Wellington daher 1864 eine eigene Firma, die er nach dem Tod des Vaters mit dessen Betrieb zu W. W. Greener verschmolz. Das daraus erwachsene Unternehmen hat heute mit Graham Greener in fünfter Generation ein Familienmitglied im Direktorium.

er den Ehrenrettung

Die Greener Cement Gun hat statt eines Kolbens einen Messing-Greifring, der Laufstummel hat Bajonettaufnahmen für diverse Rohr-Aufsätze.

schmolz. Das daraus erwachsene UnterW.

Nun kennt die Fachwelt die britische Firma W. W. Greener vor allem für exquisite, typisch britische Kipplauf-Jagdwaffen sowie für den im eigenen Haus gebauten Blockverschluss à la Martini, der auch bei luxuri-

Frühe MK I-Versionen der Police Gun verraten sich äußerlich dadurch, dass ihrem Vorderschaft ein Metallabschluss fehlt.

erfälle

Die Greener Cement Gun:

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts setzte sich Gas als Energieträger im gewerblichen und, sofern man es sich leisten konnte, auch privaten Bereich durch. Das Leucht- oder Stadtgas genannte Medium wurde in der Regel durch Entgasung von Steinkohle in Kammeröfen gewonnen. Diese Öfen bestanden meist aus Ziegeln. Durch die regelmäßig anfallende große Hitze bildeten sich darin Risse, mitunter brachen auch Teile der gebrannten Ziegel aus. Das erhöhte die Gefahr von Explosionen oder Vergiftungen und wurde deshalb sorgfältig beobachtet, um betreffende Stellen schnellstmöglich ausbessern zu können. Um dazu nicht immer den Ofen herunterfahren zu müssen, entwickelte man Geräte, mit denen sich Zement schnell unter hohem Druck in die schadhafte Stelle einbringen ließen. Dazu diente in Großbritannien auch ein speziell gebautes Gewehr. Die Idee dazu hatten Harry Pardoe und Alfred Benjamin Britton aus Birmingham und West Bromwich. Am 6. März 1930 erhielten sie das britische Patent Nr. 326 002. Gebaut wurde das laut Zeichnung mit Martini-Henry-Verschluss auszurüstende Gerät wohl von W. W. Greener in Birmingham. Sicher ist das nicht, denn dazu hat Greener heute keine Unterlagen mehr. Zumindest wurde das Greener-Martini-System benutzt und auf der linken Kastenseite mit „W. W. GREENER MAKER BIRMINGHAM“ be-

standen meist aus Ziegeln. Durch die re-

Das eine bislang bekannte Gerät – von „Waffe“ zu sprechen, fällt schwer – hat keine Seriennummer, taucht nicht in der vorbildlichen Greener-Produktionsübersicht auf, die online einsehbar ist. (Nebenbei bemerkt, könnten sich davon die meisten Waffenhersteller eine Scheibe abschneiden.) Es be ndet sich im Koffer mit Zubehör. Nur bei Waffen mit abnehmbarem Lauf gibt es vorn links den Verriegelungshebel. Eine sonst bei Greener-Martini zu ndende Sicherung ent el. Das deutet alles auf Fertigung bei Greener. Auffällig der bis auf einen Stummel gekürzte Schaft mit dem großen Messingring – der diente als Griff, wenn man die Cement Gun in einen Kammerofen einführte. Der Verschluss hat einen sehr kurzen, nicht gezogenen Laufansatz. Der el bei diesem Stück in jüngeren Jahren britischer Deaktivierungswut zum Opfer. Daran kann man per Bajonettverschluss diverse Messingrohre anschließen, für die es, je nach zu füllender Öffnung oder Riss, unterschiedliche (auch gebogene) Aufsätze gibt. Laut Patentanspruch wird der Aufsatz mit Mörtel gefüllt. In den Verschluss legt man eine Platzpatrone in .38 Special ein und löst aus. Durch den Gasdruck wird der Mörtel sicher in den Riss gedrückt. Dazu ist die Patrone mit 14,5 Grains Cordite No. 5 geladen. Das Ganze wirkt vertrauenerweckend und hat sich wohl bewährt. Es wäre interessant zu erfahren, wie in Deutschland auftretende Probleme bei der Herstellung von Stadtgas gelöst

Das 1933 eingereichte Patent 421 578 von Charles E. und Harry L. Greener bezog sich auf die Wurfpfeile ihrer Light Harpoon Gun.

Fotos: Holts, Archiv, Hermann Historica

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