VISIER-SPECIAL 70

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Euro € 9,50 Schweiz CHF 14,80 Österreich: € 10,40 Niederlande: € 11,20 Luxemburg: € 11,20 Belgien: € 11,20

Ausgabe

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M 16 & AR -15 II

G42089

M 16 & AR -15

ii

www.visier.de

50 Jahre Black Rifle

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Schießen & Handling Technik & Entwicklung Sonderfälle & -kaliber Sport & Jagd

Riesigeicht: Übers ller te ✘ Hernsdler ✘ Hä er ✘ Tun

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INHALT

Ob Sportschießen (links) oder behördlicher Einsatz (rechts) – das AR hat sich längst weltweit etabliert und zig Versionen hervorgerufen. Durchgängig in diesem Heft erfahren Sie, wer alles an welchem Platz solche Waffen fertigt. ARs als KK-, Airsoft- oder Flintenvariante? Mehr dazu in den Berichten ab den Seiten 76 und 92. Und ab der Seite 98 wartet dann ein Artikel, der über das Thema „AR und Jagd“ informiert.

Oben: Beim Standard-AR wirkt der Gasdruck direkt auf den Verschlussträger. Aber wie man die Elemente ausbaut und worauf man dabei zu achten hat, das sehen Sie ab der Seite 14.

Kurzinformationen n Direct Impingement und Short Stroke Piston 9 n AR International I 13 n Glossar 17 n Definitionen 23 n Bildlegende Verschluss 25 n Phasenablauf 25 n BDS-Disziplinen fürs AR 33 n Interview mit Frank Schöneberger 34 n DSU-Disziplinen fürs AR 36

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n BDMP-Disziplinen fürs AR 37 n VdRBw-Disziplinen fürs AR 39 n AR International II 53 n Das IDC-AR 61 n Justierung AR-15-Korne 73 n Kleines Airsoft-ABC 79 n AR International III 89 n AR-Kaliber-Übersicht 91 n AR-Teile aus dem 3D-Drucker 96 n AR International IV 102

Rock ´n´ Roll: 50 Jahre M 16 ist ein Teil des Hefts – hier ein US-Soldat, gesehen im September 1967 in Vietnam. Was sein M 16  A1 von den späteren Versionen unterscheidet und wie sich der Markt dieses Waffentyps seitdem entwickelt hat, das alles erfahren Sie in der Einführungs-Story ab der Seite 6.

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INHALT

Einführung

AR-10 und neue Kaliber

Die Legende lebt

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50 Jahre und kein Ende. Das M 16 und seine zahllosen Abarten im Wandel der Zeit.

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Wie man ein AR-15 fachgerecht demontiert und wieder zusammensetzt.

Aus der ARt geschlagen

Gut gegen Zombies und Tontauben: Die etwas anderen ARs.

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Jagd

Technik & Verschluss Den Dreh raus

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Alte und neue Kaliber machen das AR zu einem Gewehr für wirklich alle Situationen.

AR-Sonderfälle

Zerlegen & Montieren Schritt für Schritt

Die Multitools

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Wer für das AR Pate stand und wie das mit dem Gasantrieb funktioniert.

Im Anlauf

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Nicht nur im Original-Kaliber eignet sich das AR auch für den Waidmann.

Praxistipps So klappt‘s auch mit...

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Wie man das beste AR für sich findet – und welche Disziplinen man dann schießen kann.

AR aus Deutschland Alles von hier

Namen & Adressen 40

Spät eingestiegen und trotzdem heiß begehrt: ARs aus der Bundesrepublik.

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Wie das AR auch nach 50 Jahren Militäreinsatz immer noch modern bleibt.

Visierungen & Optiken Was vors Auge AR-15 ist das eine, AR-10 das andere. Und größere. Ab der Seite 84 gibt es mehr zu Versionen wie dem OA-10 DMR und den ganzen Kalibern der AR-Waffenfamilie.

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Offen? Rotpunkt? ZF? Beim AR gibt es viele Möglichkeiten, ins Schwarze zu treffen.

Airsoft & KK Die kleinen Strolche

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Eine umfangreiche Sammlung von Firmen, die mit dem AR zu tun haben.

Besten Dank!

Militärausführungen Zu Hause bei Freunden

Anhang

76

Warum seit einiger Zeit der Markt für KKund Airsoft-ARs geradezu explodiert.

Kein Special ohne Mithilfe. Dieser Satz gilt besonders bei einem so weitläufigen Thema wie dem AR. Daher bedankt sich die VISIER-Redaktion für den Support bei: Peter Dannecker für die tieferen Einblicke in das AR-System, Hamza Malalla fürs Gegenlesen, Björn Pfizer für das bereitgestellte Material, Dieter Plößl und Jan-Phillipp Weisswange für ihre Texte und die umfangreichen Informationen zur AR-Szene, Christian Will für Tipps zur deutschen AR-Landschaft. Ihnen und allen nichtgenannten Helfern gilt ein herzlicher Dank! TQ

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EINFÜHRUNG: 50 JAHRE M 16

Die LegenDe Lebt A

lles nimmt ein gutes Ende für den, der warten kann – der kluge Spruch von Leo N. Tolstoi scheint in gewisser Weise für Eugene Stoners „Black Rifle“ zu gelten. Seit Beginn der militärischen Serienproduktion anno 1963 und damit vor genau 50 Jahren mauserte sich das AR-15/M 16 in einem halben Jahrhundert vom experimentellen und innovativen Waffenprojekt trotz zahlreicher Rückschläge zu einer veritablen Kultwaffe. Ob Sport, Jagd, Heimatverteidigung oder gar zur Abwehr Untoter im nicht auszuschließenden Fall der Zombie-Apokalypse – gerade in der Heimat der „Black Rifle“ greift man für diese Zwecke in erster Linie zum AR-15. Und

In Farbe und bunt: Ein ColtCarbine M 4 (= verkürzte Version des M 16) mit einem Granatwerfergerät Modell 203.

auch außerhalb des Landes der begrenzten Unmöglichkeiten setzte in den letzten Jahren ein regelrechter AR-15Boom ein. Ob man das alles geahnt hatte, als vor gut fünf Dekaden bei Colt die Serienfertigung der „Colt ArmaLite AR15“ für die militärische Nutzung anlief? Sicher erscheint jedenfalls, dass man in jenen Zeiten vielfacher Umbrüche glaubte, den Dingen weit voraus zu sein. Und das zu Recht.

Reihe anderer Tüftler und Investoren um sich. Sullivans Team atmete den damaligen erfinderischen Zeitgeist. So wollte die damals zum Flugzeughersteller Fairchild gehörige Firma neue leichtgewichtige und dabei stabile Werkstoffe sowie innovative Technologien und Designelemente für den Handwaffenbau nutzbar machen. Aus diesem Ansinnen leitete sich auch der Name des Unternehmens ab: ArmaLite.

Ein Kind seiner Zeit: Die Wurzeln des

Während eines Schießstandbesuchs 1954 fiel Sullivan und seinem Geschäftspartner und Schwager Charles H. Dorchester ein junger Ingenieur auf, der dort mit selbst konstruierten Gewehren schoss: Eugene „Gene“ Stoner. Er avancierte zum Chefkonstrukteur des jungen Unternehmens, dessen Logo einen Pegasus vor einem Fadenkreuz zeigte. Ihn verstärkten L. James „Jim“ Sullivan (nicht verwandt oder verschwägert mit dem Firmengründer) sowie Robert Fremont und John Peck. Basierend auf Stoners 1955 geschaffenem Selbstladegewehr mit dem Namen M 8 im Kaliber .30-06 entstand schließlich die ArmaLite Rifle 10 (kurz: AR-10) in .308 Winchester. Der zweite Prototyp dieser Waffe bildete später das Vorbild für jenes Selbstladesystem im älteren NATO-Kaliber 7,62 x 51 mm, das – wie später zu zeigen sein wird – heute im militärischen Bereich wieder höhere Bedeutung erlangt. Schon seinerzeit fiel das AR-10 deutlich leichter als vergleichbare Sturmgewehre gleichen Kalibers aus. Ein weiterer Vorteil lag in der geradlinigen Konstruktion ohne Schaftneigung. So überträgt sich der Rückstoß direkt in die Schulter, wobei das direkt hinter dem Verschluss in der Schulterstütze liegende Puffersystem einen Großteil der Energie auffängt.

M 16 reichen sogar noch weiter zurück. In den 1950er Jahren zeichnete sich spätestens mit dem Korea-Krieg eine neue bipolare Weltordnung ab. Die Atom-Supermächte USA und UdSSR wetteiferten um Rüstungstechnologien. Und die ersten in die Erdumlaufbahn geschossenen Satelliten leiteten den Wettlauf ins Weltall ein. In diesen bewegten Zeiten sammelte der Patentanwalt George Sullivan eine

Natürlich weckte Stoners Konstruktion das militärische Interesse, denn im von 1950 bis 1953 dauernden Korea-Krieg

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EINFÜHRUNG: 50 JAHRE M 16

1959 erwarb Colt die Lizenzrechte für das neue Gewehr. Bis Dezember 1959 fertigten die Hartforder Handwaffenbauer die ersten 300 Exemplare der „Colt ArmaLite

Nur echt mit Text: Neben dem Colt-Logo die gefederte Halteklaue des Magazins, darüber der Verschlussfanghebel. Hinter dem Abzug die Drei-Stellungs-Sicherung.

Rifle AR-15“, die erst unter der Colt-Modellbezeichnung 601 liefen. Nach diversen Testreihen lieferte Colt 1962 seinen Vollautomaten 604 als M 16 „Model 01“ zunächst an die US Air Force. Ende November 1963 erteilte dann der damalige Verteidigungsminister Robert McNamara den ersten Großauftrag über 85  000 Stück. Diese sollten vor allem den im

Auslöser: SHOT Show 2013, Media Day on the Range: Dieses Plakat am Stand der Firma Colt gab den Ausschlag für das Heft, das Sie jetzt gerade in den Händen halten... VISIER | SPECIAL 70-2013

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Dschungelkrieg Vietnams eingesetzten Truppen zugute kommen. Doch das neue, wegen seiner Kunstoffteile gern als Mattel-Rifle bespöttelte Gewehr erfüllte zunächst keineswegs die Erwartungen im Kampfeinsatz. Hülsenklemmer, verschmutzungsbedingte Störungen, klapprige Handschutze, im

Schwarzweiß: Ein US-Sergeant bei der Funktionsüberprüfung seines M 16 in Vietnam. Das 20-Schuss-Magazin liegt wohlweislich nicht in der Pfütze ... V ISIER. de

Fotos: Michael Schippers, Dr. Jan-Phillipp Weisswange, Gary Paul Johnston, Matthias S. Recktenwald, MOD USA, VISIER-Archiv

hatte sich deutlicher Modernisierungsbedarf bei den westlichen Armeen gezeigt. Zwar führten die US-Streitkräfte 1957 das M 14 in 7,62 x 51 mm als neue Standardwaffe ein. Und in Europa setzten die NATO-Partner auf das FN-FAL respektive das G 3 von Heckler & Koch im gleichen Kaliber. Aber gerade die USStreitkräfte suchten nach Lösungen, um das Gewicht der Standardsturmgewehre weiter zu verringern. Dabei führte kein Weg an einer neuen Patrone vorbei. Die fand sich mit der aus der RaubzeugJagdlaborierung .222 Remington entstandenen .223 Remington alias 5,56 x 45 mm. Die ArmaLite-Konstrukteure verkleinerten das AR-10 dann bis Ende der 1950er Jahre auf das neue Kaliber. Dieses fertige Produkt hieß AR-15. Hierfür zeichneten übrigens weniger Eugene Stoner, sondern eher Sullivan und Peck verantwortlich. Ihr Chef hingegen blieb Zeit seines Lebens Anhänger der größeren 30er-Kaliber.

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ZERLEGEN

Schritt für

Schritt

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as AR-15 lässt sich nicht ganz so einfach zerlegen wie ein AK 47, trotzdem geht es schnell und unkompliziert. Hersteller wie Oberland Arms weisen darauf hin, dass man die vollständige Demontage dem Büchsenmacher oder Waffenmeister überlassen sollte – diese besitzen besonderes Werkzeug, außerdem hängen davon die Gewährleistungsansprüche ab. Dieser Halbautomat der Firma Niedermeier entspricht weitgehend einem klassischen M 16. Moderne Modelle verfügen oft über einen verschraubten Handschutz.

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Immer dasselbe: Ohne Sicherheitsüberprüfung vor dem Zerlegen geht‘s nicht. Dafür zunächst die Waffe sichern (1) – der Daumen der Schießhand erreicht den Sicherungshebel auf der linken Waffenseite problemlos. Dann den Magazinlöser drücken und das Magazin entnehmen (2). Zum Schluss nicht den Blick in das Auswurffenster vergessen, nachdem man den Spannschieber ganz nach hinten gezogen hat.

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ZERLEGEN

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Den hinteren Zerlegebolzen etwas herausdrücken (3), Waffe drehen und den Bolzen bis zum Anschlag herausziehen (4). Das untere Gehäuseteil lässt sich nun abklappen (5). Ober- und Unterteil sind aber noch durch den vorderen Zerlegebolzen verbunden.

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Den Spannschieber zurückziehen (6) und den kompletten Verschluss aus dem Gehäuseoberteil entnehmen (7).

Jetzt den Spannschieber nach unten abklappen und aus dem Gehäuse nehmen (8).

8 Fotos: Michael Schippers, VISIER-Archiv

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TECHNIK & VERSCHLUSS

Fotos: Peter Dannecker, Dieter Plößl, Sören Sünkler, Michael Schippers, VISIER-Archiv

Den Dreh R

ückstoß oder Gasdruck – für eine dieser beiden Varianten muss sich jeder Konstrukteur entscheiden, wenn er einen Halb- oder Vollautomaten bauen will. Das zweite Bauprinzip machte seit dem Zweiten Weltkrieg eine steile Karriere: Das deutsche Sturmgewehr 44, das russische AK 47 und das amerikanische AR-15 – alle drei Sturmgewehre arbeiten als Gasdrucklader. Die einfach anmutenden Verschlusssysteme sind heute Inbegriff moderner Waffentechnik. Sie erscheinen als ein logischer Entwicklungsschritt und ein Triumph der Ingenieurskunst im 20. Jahrhundert. Doch das stimmt so nicht.

Europäische Wurzeln: Denn genau wie Michail Kalaschnikow konnte sich auch Eugene Stoner an zahlreichen Vorläufern und technischen Lösungen orientieren. Die Geschichte des Gasdruckladers begann schon im ausgehenden 19. Jahrhundert: Die Pioniere auf dem Gebiet der formschlüssig verriegelnden Gasdrucklader mit einen Verschlussantrieb über den angebohrten Lauf waren die Brüder Victor und Benoit Clair aus St. Etienne. Bereits 1889 ließen sie sich ihre Idee patentrechtlich schützen.

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TECHNIK & VERSCHLUSS

raus

Links Eugene Stoner , dahinter sein US-Patent 2951424 von 1956/1960 zugunsten der Fairchild Engine and Airplane Corporation. Diese Basispatentzeichnung zeigt die Ur-Variante des Röhrchenprinzips zur Gaseinleitung in den Verschlussträger. Die M 16-Schnittzeichnung aus dem Field Manual 23 vom 9. Juni 1974 verdeutlicht den Gasfluss im Sturmgewehr.

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PRAXISTIPPS

So klappt‘s auch mit... 28 |

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PRAXISTIPPS

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ie Wahl des richtigen Gewehres war noch nie einfach. Viele ältere Selbstlader-Schützen können sich noch an die Zeit in Deutschland erinnern, als ihnen die Entscheidung quasi abgenommen wurde. Sie durften damals zwischen SL 6, SL 7, Ruger Mini und M 1 Garand wählen. Alle anderen zeitweise verfügbaren Gewehrmodelle verschwanden so schnell vom Markt, wie sie aufgetaucht waren. Das machte die Auswahl zwar ausgesprochen übersichtlich und einfach, aber selten stand dabei am Ende das optimale Sportgerät bereit. Wer heute sein erstes Selbstladegewehr erwerben will, der steht vor einer noch nie dagewesenen Modellvielfalt. Klar, die Sportschützen greifen bei ihren Halbautomaten nicht nur auf Modelle aus der AR-15-Baureihe zurück, je nach Disziplin geht das ja auch nicht. Dennoch, die meisten Schützen wählen früher oder später ein „Black Rifle“, sei es eines nach klassischem Stoner-Prinzip oder eines mit Piston-System. Letztere baute Colt zwar bereits 1968, aber erst in jüngster Zeit finden diese Varianten auch immer mehr Befürworter.

auch längst nicht alle, so frönen die meisten Aktiven mit Gewehren auf ARBasis ihrem Hobby in den Schießsportverbänden BDS, BDMP, DSU oder im VdRBw. Ihre Wettbewerbe (s. Kästen) werden bundesweit ausgetragen. Zwar hat der Deutsche Schützenbund e.V. (DSB) auf Bundesebene keine Disziplin für Selbstladebüchsen im Programm, aber die Hälfte seiner 20 Landesverbände bieten inzwischen zumindest KK-Disziplinen, teilweise auch Großkaliber-Wettkämpfe, für die Halbautomaten an. Bei einigen davon sind auch Waffen auf AR-Basis zulässig. Welche Disziplinen es hier im Einzelnen gibt, spiegelt die vom BVA genehmigte „Liste B“ der Landesverbände des DSB wider. Zu finden ist dieses Disziplinen-Verzeichnis auf der Internetseite des Bundesverwaltungsamts (www.bva.de), wenn man sich dort VISIER | SPECIAL 70-2013

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Fotos: Dieter Plößl, Michael Schippers, VISIER-Archiv, Firmenfotos

Wohin mit dem Black Rifle: Wenn

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AR AUS DEUTSCHLAND

Alles von hier

Drei Modelle von Oberland Arms (v.l.): OA-15 DMR (Behördenversion), OA-15 M1 (24 Zoll, gefluteteter Bull Barrel), OA-15 Black Label Gen. 3 (14,5-Zoll-Lauf).

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it dem AR-15 geht es den Amerikanern wie mit dem PeacemakerColt, der Government-Pistole oder dem Unterhebel-Repetierer – längst ist das eine weltweite und damit auch deutsche Sache. Aber das heißt nicht, dass die Europäer jede einzelne Fertigungsstufe sklavisch kopieren. Statt dessen werden sie kreativ. Fragt sich, warum. Man könnte doch annehmen, es sei viel einfacher, aus dem riesigen Füllhorn des US-Sortiments zu importieren und nicht zu variieren oder optimieren.

Rechtliches: Ein Ursachenbündel dafür liegt im deutschen Waffengesetz, genauer: in der dazugehörigen Verordnung, Paragraph 6 „Vom Schießport ausgeschlossene Schusswaffen“. Für die AR15-Franktion interessant ist da (1) 2. Demnach sind für Schießsportler tabu „halbautomatische Schusswaffen, die in ihrer äußeren Form nach den Anschein einer vollautomatischen Kriegswaffe hervorrufen, die Kriegswaffe im Sinne des Gesetzes über die Kontrolle von Kriegswaffen ist, wenn a) die Lauflänge weniger als 42 cm beträgt, b) das Magazin sich hinter der Abzugseinheit befindet (so genannte Bull-Pup-Waffen) oder c) die Hülsenlänge der verwendeten Munition bei Langwaffen weniger als 40 mm beträgt“. Während Punkt c) vor allem deutschen KK-Semiauto-Fans das Leben sauer macht, trifft bei Anhängern „normalkalibriger“ AR-15er Punkt a) den empfindlichen Nerv. Denn eins der AR-Standardlaufmaße liegt bei 16 Zoll. Umgerechnet ergibt das 406,4 mm – also zu kurz. Daher erhalten deutsche Kunden ihre „Mattel“-Waffen gängigerweise mit ei-

ner in den USA unüblichen Rohrlänge von 16 3/4 Zoll, damit sie die von der Legislative geforderten Bedingungen erfüllen. Typisch deutsch auch die Problematik rund um den Auto Sear Cut: Diese im Upper zu findende Aussparung für den Schlagstollen vollautomatischer Versionen ist laut Ansicht des dafür zuständigen Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden ein Verbotsmerkmal. Hm. Nun weiß jeder, der mal bei InternetVerkaufsplattformen wie eGun stöbert, dass in den Anfangsjahren der deutschen AR-15-Zeit einige Selbstlade-Stücke ohne verschlossenen Sear Cut in den Handel kamen – seinerzeit völlig legal, aber heute nicht mehr. Am besten also, wenn diese Partie heute unlösbar verschlossen würde oder erst gar nicht vorhanden wäre. Büchsenmachermeister Robert Schuhbauer-Struck aus Grünstadt verschließt diese Partie in Absprache mit dem BKA irreversibel durch ein entsprechendes Füllmittel. AR-Spezialisten wie Jürgen Stahl aus Weinstadt oder Matthias Horner von Horner Arms bieten eigene „Sear Cut Spacer“ an. Bei Horner liest sich das so: „Dieses kleine Bauteil aus Aluminium kann den Sear Cut an AR-15-Uppern (fast alle Import-Upper sowie die älteren XR 15 und OA 15 haben diesen!!) verschließen. Fest eingebaut, z.B. mit 2-Komponenten Metallkleber, ist das mögliche Problem Sear Cut und die möglichen Folgen dauerhaft beseitigt!“

Übrigens, bei einzelnen Bauteilen wie ganzen Waffen kommt auch etwas ins Spiel, was gerade bei AR-15 & Co. den Unterschied zwischen Alter und Neuer Welt beschreibt: die ITAR. Das Kürzel steht für „International Traffic Arms Regulation“ und beschreibt ein von den Amerikanern dominiertes Bündel von Regelungen zum weltweiten Waffenhandel. Beim Thema AR-15 bedeutet das, dass manches US-Teil den Weg in die Region zwischen Madrid und Moskau nur schwer oder gar nicht findet. Und dass manches reglementiert ist, dessen Erwerb in Deutschland überhaupt kein Problem darstellt. Das aber macht die US-Grenze zum Nadelöhr. Mancher kommt nun auf den Gedanken, es per Eigenimport zu probieren. Das spart Geld, die Wege sind kürzer, und man hat, was man will, oder? Bad Idea – allein schon mit dem Blick darauf, dass mancher USHersteller zivile wie Kriegswaffen fertigt und die von ihm verwendeten Läufe somit in Deutschland als wesentliches Waffenteil einer Kriegswaffe eingestuft werden. Die Einstufungsmerkmale, was eine Kriegswaffe ist, sind in den USA und in Deutschland völlig unterschiedlich. Wer hier keinen Ärger mit dem Zoll samt dem folgenden juristischen Rattenschwanz haben will, kaufe bei deut-

OA-15 Black Label-Modelle A4, M5, M4 und 10,5“ (je 1380 Euro). Die längeren mit Läufen von 20 und 16 3/4 Zoll (Drall 1 : 8“) voll sporttauglich, die zwei kurzen mit Rohren von 14 1/2 und 10 1/2 Zoll (Drall 1 : 7“) nicht für den Schießsport zulässig. VISIER | SPECIAL 70-2013

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Fotos: Michael Schippers, Oberland Arms, Waffen Schumacher GmbH, Hera Arms, Dynamic Arms Research, Waffen Stahl, SIG Sauer, Dieter Plößl, Andreas Skrobanek, Andreas Wilhelmus, VISIER-Archiv

AR AUS DEUTSCHLAND

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MILITÄRAUSFÜHRUNGEN

Zu Hause bei Freunden

US- und afghanische Spezialkräfte dringen in ein Haus ein. Der afghanische Kommando führt ein M 4 mit Rail Interface System (RIS)-Handschutz, auf dem oben ein AN/PEQ-2-Lasermodul sitzt. Auf dem Gehäuse thront eine AimpointComp-M 4-Visierung. Im Gegensatz zu seinem US-Kameraden in Multicam trägt der zweite Mann eine neu entwickelte afghanische Tarnuniform.

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leine Geschenke erhalten die Freundschaft: „Als ich die Verpackung öffnete und dann die neue Waffe in den Händen hielt, fühlte ich mich glücklich. Jetzt bin ich bereit, nach draußen zu gehen und zu kämpfen!“ So beschrieb der irakische Rekrut Safa Hussein dem BBC-Korrespondenten James Shaw den Moment, als er 2007 im Camp Taji sein M 16 erhielt. Etwa zeitgleich mit der Neubewaffnung der irakischen Streitkräfte kam das M 16 in großem Umfang auch nach Afghanistan. So erhielt die Afghan National Army (ANA) allein zwischen 2007 und 2009 104 000 Exemplare als Starthilfe. Doch hier fiel die Begeisterung nicht grenzenlos aus. Die US-Soldaten rückten den Aufständischen am Hindukusch mit

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M 4-Karabinern zu Leibe. Und auch die in der Ausstattungshilfe klar bevorzugten ANA-Kommandos bekamen zwischen 2008 und 2009 im Rahmen zweier Foreign Military Sales Packages 42 189 Stück der M 4-Reihe. Deshalb galten die längeren, teilweise aus Depotbeständen stammenden M 16 einigen ANA-Soldaten als veraltet. Berichte über Störungen taten ein Übriges. Folglich fühlten sich viele afghanische Kämpfer in der Ehre gekränkt. „Ich ziehe meine Kalaschnikow dem staubanfälligen M 16 vor“, so ein Soldat zur InternetZeitung Huffington Post. „Die Amerikaner geben uns alte Waffen, die dank Politur und Farbe neu aussehen. Wir brauchen hier keinen amerikanischen Abfall.“ Die oben geschilderten Episoden zeigen dreierlei. Erstens, dass die Frage der Be-

waffnung durchaus strategische Bedeutung entfalten kann. Zweitens, dass der weltweite Erfolg des M 16 und seiner Derivate eng mit dem sicherheitspolitischen Engagement der Vereinigten Staaten in Verbindung steht. Und drittens, dass die Geschichte des AR-15-Systems in militärischen Diensten bis heute eine äußerst kontroverse Sache darstellt. Als kleinster gemeinsamer Nenner gilt: Die Waffe ist leicht, präzise und zuverlässig – sofern der Nutzer sie gut gereinigt hält. Trotz dieser Unzulänglichkeiten nutzen derzeit rund 80 Staaten die „Black Rifle“ oder deren Abwandlungen als Standard- oder Sonderbewaffnung. Lässt sich ein baldiges Ende absehen? VISIER | SPECIAL 70-2013

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MILITÄRAUSFÜHRUNGEN

M 4/M 4 A1, Länge max. 840 mm, Lauflänge: 370 mm, Gewicht 2880 g leer, effektive Reichweite: bis 300 Meter, Magazinkapazität: 30 Patronen. Der M 4 schießt wahlweise Einzelfeuer oder Drei-Schuss-Feuerstöße („Burst“), der M 4 A1 statt „Burst“ Dauerfeuer („Auto“). Über den Rail-Interface-System-Handschutz lassen sich viele Anbauteile wie links der M 320-Granatwerfer zurüsten. Inzwischen bieten viele Firmen vermehrt Waffen mit „monolithic upper“ an: Hier bilden Gehäuseoberteil und Handschutz ein Bauteil.

Rüstungshilfe: Seine weltweite militärische Nutzung war dem AR-15-System schon mit in die Wiege gelegt worden. Denn nahezu von Beginn an statteten die USA ihre Verbündeten mit dem M 16 aus. Das hatte und hat durchaus psychologische Gründe. Schließlich unterstreicht eine gleichwertige Neubewaffnung der Verbündeten, wie etwa im Vietnamkrieg, dass es einem mit der Unterstützung ernst ist. Auch der Wechsel zu einem neuen Waffensystem markiert VISIER | SPECIAL 70-2013

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einen Neuanfang, also wie im Irak oder in Afghanistan vom KalaschnikowSturmgewehr auf das westliche Gegenstück. Doch mindestens ebenso wichtig sind strategische, operative, taktische und nicht zuletzt industriepolitische Gründe. Denn durch die gleichartige Bewaffnung bindet man die Verbündeten enger an sich. Weiterhin lassen sich auf diese Art und Weise Logistik und Ausbildung stark vereinfachen. So kann im Prinzip jeder am M 16 ausgebildete Sol-

dat die neuen Verbündeten an ihrer neuen Standardwaffe unterweisen. Im Feuergefecht lassen sich aufmunitionierte Magazine schnell weiterreichen. Und schließlich helfen die militärischen Hardware-Lieferungen auch der einheimischen Rüstungsindustrie. Und wie der eingangs zitierte irakische Soldat Safa Hussein mögen sich bereits gut 40 Jahre zuvor andere gefreut und (und später geärgert?) haben – etwa die V ISIER. de

Fotos: Jan-Phillipp Weisswange, MOD‘s Australien, Dänemark, Israel, Kanada, Norwegen, Vietnam, USA, Colt, FN, HK,

VISIER-Archiv

Zum Special Operations Peculiar Modification Kit Block II gehören unter anderem Handschutze des Typs Rail Interface Systems (RIS) von Daniel Defense, AN/PEQ-15-Lasermodule, Insight-MX 3-Leuchten sowie Aimpoint M 4 (CCO). Im Magazinschacht des rechten Mannes steckt zudem ein PMag-Kunststoffmagazin der Marke Magpul mit Sichtfenster.

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VISIERUNGEN & OPTIKEN

Was vors Auge

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ass das AR-15 schlechtweg eines der, wenn nicht sogar das präziseste Selbstladegewehr ist, steht heute bei Sportschützen außer Zweifel. Genauso unstrittig ist der Umstand, dass die Präzision allein den Schützen ohne die entsprechende Visierung nicht weiter bringt. Die Auswahl an mechanischen und optischen Zielhilfen erscheint beim AR-15 nicht nur einfach immens, man kann wohl sagen, dass es für alle anderen Selbstlader zusammen sicherlich nicht mehr mechanische Visierungen gibt als für die AR-15-Familie. Da wundert es nicht, dass man die

eigentlich eigens für dieses Gewehr entwickelten Visierungen häufig auch auf anderen Modellen antrifft. Bereits die standardmäßige M 16 A2- oder A3-Visierung ist ungeschlagen. Sie wird sportlich nur noch von der Visiereinrichtung des M1 Garand oder des M 14 überboten. Und auch dem immer wieder gelobten Visier des Schweizer StGw 90 mangelt es hier im Vergleich am Verstellweg und an der einfachen, werkzeuglosen Justiermöglichkeit. Welcher Schütze benötigt nun was? Diese Frage lässt sich leider nicht allge-

meingültig beantworten. Aber: Grundsätzlich stellt auch bei montiertem Zielfernrohr oder Reflexvisier eine zusätzliche mechanische Visierung keinen Fehler dar. Die mechanische (auch offene) Visierung dient als Notvisier, falls Zielfernrohr oder Rotpunktvisier aus irgendwelchen Gründen wie etwa durch starkes Beschlagen oder Zerstörung einmal ausfallen sollten. VISIER-Tipp: Lässt sich die offene Visierung parallel zur optischen nutzen, hilft sie dabei, die Justierung des Zielfernrohrs zu überprüfen oder eine Vorjustierung vorzunehmen. Für IPSC-Schützen bildet die mechanische Zielhilfe eine schnelle Möglichkeit, um die Visierung für den Kurzbereich einzustellen. Dabei sei angemerkt: Viele

Übertrieben: Ganz so viel Krimskrams wie an diesem von zwei Seiten fotografierten AR-15 packt sich natürlich keiner an die Waffe. Die Bilder geben aber einen ersten Eindruck davon, welche Spannweite die AR-Plattform an optischem und anderem Zubehör zu bieten hat.

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VISIERUNGEN & OPTIKEN

Schützen lieben es, in Disziplinen anzutreten, in denen kein Glas die Sehleistung aufmotzt, in denen das Ergebnis dem entspricht, was das eigene Auge hergibt. Eine mechanische Visierung ist robust, bietet ein großes Sehfeld, beschlägt nicht und erlaubt eine kompakte und leichte Bauweise der Waffe. Sitzt die Visierung auf einer Picatinny-Basis – das gilt sowohl für Kimme wie auch Korn – kann man sie sehr einfach austauschen. Für den Fall, dass sie in bestimmten Situationen stört, lässt sie sich zudem sehr einfach demontieren und anschließend auch wieder montieren. Eine fest mit der Waffe verbundene Variante mag authentischer und stabiler sein, und zudem bietet sie etwa in Form eines A2-Tragebügels eine größere Höhenverstellung.

Die exakte Höhenjustierung erfolgt über das Korn. Diese Visierung reicht für einfache Ansprüche und ist natürlich auf dem klassischen Colt AR-15 Sporter zu finden. Mit der Nachfolgevariante geht sportlich deutlich mehr. Die Visierung des M 16 A2 war das Wunschvisier der US-Marines. Es bildet eine Kombination aus dem alten M 14-Visier und dem des ursprünglichen M 16. Die Marines wollten damit die Option, das Gewehr auch auf weite Distanzen einsetzen zu können, sicherstellen. Dazu kann man die Entfernungsschritte für den präzisen Schuss von 300 bis 800 Meter werkzeuglos einstellen und den Wind über die Visierung korrigieren. Das funktioniert dann selbst mit der kleinen und schnellen .223 Remington bei der richtigen Geschosswahl recht gut. Das Zielen erfolgt über eine etwa 1,8 bis (bei man-

chen Herstellern) 2 Millimeter große Diopterbohrung. Dazu kommt meist ein recht grober Ghost Ring mit einem Lochdurchmesser von um die fünf Millimeter für das Schießen bei schlechten Lichtverhältnissen. Dieser lässt sich im kurzen Entfernungsbereich bis etwa 200 Meter einsetzen und kann bei Bedarf einfach umgeklappt werden. Den Entfernungsbereich bis 800 Meter braucht der durchschnittliche Infanterist nicht, ihm reichen 200 bis 400 Meter. Deshalb verzichten die Kanadier bis heute auf eine aufwändigere und damit teurere Visierung – sie halten an der alten M 16-Visierung fest. Diese militärischen Abwägungen müssen den Sportschützen aber nicht kümmern. Im sportlichen Bereich wissen die Athleten die Vorzüge des A2Visiers zu schätzen und zu nutzen. Wenn auch mangels „langer“ Schießbahnen

Fotos: Dieter Plößl, Michael Schippers, Firmenfotos

Die Ur-Form einer AR-15-Visierung bildet diejenige des M 16 und M 16 A1: einfach aufgebaut, nur in zwei Stufen schnell an der Lochkimme in der Höhe verstellbar, Seitenverstellung mittels Werkzeug oder einer Geschossspitze.

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Die kleinen Strolche

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chon die vorherigen Kapitel machen eines deutlich: Der AR-Markt ist riesig. Das gilt nicht nur für die Großkaliber-Varianten, sondern auch für die wohl zivilsten aller ARs im Airsoft- und Kleinkaliberbereich. Begonnen hat der 6 mm-Trend in Japan. Das

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Land hat eines der restriktivsten Waffengesetze der Welt. Scharfe Waffen schießen – für Otto Normaljapaner fast ein Ding der Unmöglichkeit. Das Gesetz deckt allerdings nicht die realistisch wirkenden Nachbauten von echten Waffen ab, die kleine Kunststoffkugeln

verschießen. Mittlerweile sind die Ostasiaten wahre Meister in Sachen Airsoft. Solche Waffen tat man in Deutschland vor zehn Jahren noch als Spielzeug ab. Heute kann sich diese Aussage abseits vom Stammtisch eigentlich kaum einer mehr leisten. Denn Airsoft stellt

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Oben: Schmeisser / GSG AR-15 Rifle, S-AEG, 6 mm BB, € 249,-. Nachbau des M 16 A4 mit abnehmbarem Tragegriff, wird ohne Akku ausgeliefert. Vollmetall.

Mitte: Umarex / HK 416 C, GBB. 6 mm BB, € 465,-. Klappkimme und -Korn. Vollmetall-Ausführung. Links: ARES / GSG SR-25 SASS, S-AEG. 6 mm BB, € 539,-. Klappvisier, Rail-Cover, 30 mmZF-Montage und verstellbarer Hinterschaft. Vollmetall.

Unten: Schmeisser / GSG AR-15 Rifle Expert Series, S-AEG, 6 mm BB, € 199,-. Mit Akku.

nicht nur für eine große Anzahl von Jugendlichen den Erstkontakt mit unserem Hobby dar, sondern entwickelte sich zu einem ganz eigenständigen Sport von internationalem Rang. Was die Japaner in den letzten Jahrzehnten an Vorarbeitet leisteten, kam Anfang des Jahrtausends den Deutschen zugute: Kaum eine Branche hierzulande profi tierte so sehr vom Wegfall des Anscheinswaffenparagraphen im Jahre 2003, wie die Airsoft-Industrie. Mit dem neuen Waffengesetz standen den Herstellern nun gewaltige Möglichkeiten offen. Die deutschen Airsofter wollten Nachbauten von allen möglichen Waffen. Anfangs ging es vor allem darum, den Markt mit den Standard AR15, AK 47 und so weiter zu sättigen. Jetzt, zehn Jahre später, zeigt sich das Angebot an Airsoft-ARs genau so umfangreich wie die „Real Steel“, also wie die Echtwaffen-Sparte.

6 mm total: Die beliebte PicatinnyRail nach MIL-STD-1913 machte aus dem AR-Gewehr eine modulare PlattVISIER | SPECIAL 70-2013

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form, die sich sekundenschnell für alle Szenarien umrüsten lässt. Davon profitierten auch die Zivilbesitzer der ARs. Gleichzeitig ging auch das Angebot an AR-Gewehren und Zubehör für die Airsoft-Gemeinde durch die Decke. Hier bietet sich für die Hersteller ein riesiges Betätigungsfeld. Das liegt an den geringeren Herstellungskosten und den in vielen Ländern niedrigeren gesetzlichen Schwellen. Das erlaubt es, von nahezu jedem AR einen AirsoftNachbau anzubieten. Glaubt man Branchen-Insidern, taucht zu jedem scharfen AR-Modell, und sei es nur ein Prototyp, früher oder später eine Airsoft-Variante auf. Ob ultrakurze Nahkampf- (CQB) Varianten, Standard M 4 und M 16, oder lange DMR und Sniper-Gewehre wie SR 25 und Co., den Airsoft-AR-Markt aufzulisten, käme dem Versuch gleich, die Gezeitenfl ut mit einem Besen einzudämmen. Von allen Militärwaffen dürfte das AR15 jenes mit den meisten AirsoftVarianten dastellen. Wer sich heute ein V ISIER. de

Fotos: Michael Schippers VISIER-Archiv

Rechts: Walther / Colt M 4 OPS, Kaliber .22 l.r., € 678,-. Das Rotpunkt-ACOG ist aufpreispflichtig.

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AR-10 UND NEUE KALIBER

Die Multitools

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er erste Versuch ist selten der erfolgreichste, manchmal bedarf es aber auch nur ein wenig Zeit, wie bei einem guten Scotch. Das zeigt sich gerade bei Eugene Stoners Erstlingswerk bei ArmaLite, dem AR-10. Dieser Waffe im Kaliber 7,62 x 51 mm war in ihren ersten 45 Lebensjahren kein großer Erfolg gegen die Platzhirsche FN FAL, G3 und M 14 beschieden. Vor zirka zehn, fünfzehn Jahren allerdings begann sich das Blatt zu wenden. Heute lässt sich die Urkonstruktion des Ingenieurs aus Indiana aus kaum einem westlichen Armee-Arsenal mehr wegdenken. Auch die Bundeswehr führt mittlerweile mit dem G 28 ein Designated Marksman Rifle (DMR), das seine Anlehnung ans AR-10 nicht verleugnen kann. Einen ähnlichen „Kavaliersstart“ legten die AR-Varianten in Sonderkalibern hin. Bis in die 1990er Jahre gab es das AR-15 serienmäßig nur in einem Kaliber. Als Alternativen standen höchstens MPi-Varianten in .45 ACP und 9 mm Para zur Verfügung. Und heute? Da könnte man am Stammtisch stundenlang darüber debattieren, ob nun die .300 Blackout, 6,8 mm SPC oder doch der

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Russen-Klassiker 7,62 x 39 mm das letzte Quentchen Power aus dem Gasdrucklader herausholen. Ganz hartgesottene Gemüter könnten sich auch einen Upper im „Gnadenhammer“-Kaliber .458 SOCOM zulegen. Eine Liste aller serienmäßigen Kaliber, in denen das AR-15 weltweit hergestellt wird, finden Sie auf Seite 91 – allein die schiere Anzahl überraschte auch die VISIER-Redaktion.

Einmal ist keinmal: Wie schon in der Einführung beschrieben, wies Eugene Stoners erste Konstruktion einige einschneidende Neuerungen auf, die in den 50er Jahren so in keiner anderen Waffe zu finden waren. Freilich versuchte er aber auch nicht, das Rad neu zu erfinden, nachdem er bei ArmaLite angeheuert hatte. Das AR-10 (ArmaLite Rifle) war zu seiner Zeit eine griffige Mischung aus Bewährtem und Neuem. Natürlich versuchte ArmaLite, aus dieser Idee Kapital zu schlagen: Als Stoner die ersten Probeschüsse aus seinem Selbstlader abgab, hielt die US-Armee zeitgleich einen Wettbewerb um die Nachfolge des in die Jahre gekommenen M 1  Garand ab.

Allerdings lautete eine der Forderungen, dass die neue Waffe auch das neue Kaliber 7,62 x 51 mm verschießen sollte. Stoner konstruierte eilends das Gewehr auf die Patrone um und konnte so mit zwei handgefertigten Prototypen spät in das Auswahlverfahren der Army einsteigen. Das knapp drei Kilogramm schwere Gewehr wusste die Tester zu begeistern. Leider hatte sich bei der Auswahl des Lauf-Materials Stoners Kollege Sullivan gegen Stoners massive Gegenwehr durchgesetzt. So traten die beiden Testwaffen mit einem Komposit-Lauf aus einem stählernen Innenrohr mit Aluminium-Laufmantel an. Leicht zwar, aber auch nicht so stabil wie ein reiner Stahllauf. Diese Materialwahl wurde dem AR-10 bei den Tests zum Verhängnis, als einer der Läufe bei einem Belastungstest an der Seite aufriss und den Schützen an der Hand verletzte. ArmaLite lieferte eilends einen stählernen Lauf nach, doch der Image-Schaden war irreparabel: Der Abschlussbericht der Tests bestätigte die Vorteile der Waffe, hob aber gleichsam hervor, dass es weitere fünf Jahre benötige, um das AR-10 VISIER | SPECIAL 70-2013

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AR-10 UND NEUE KALIBER

Über ein halbes Jahrhundert AR-Entwicklung. Oben das originale AR10, allerdings schon mit einem späteren Mündungsfeuerdämpfer, der Ladehebel befindet sich im Tragegriff. In der Mitte das Bundeswehr G 28 von Heckler & Koch mit Nachtsichtgerät vor dem ZF. Ganz unten zeigt sich die Zukunft: Das Colt LE 901-16S mit Austausch-Upper und passendem Magazinschacht-Einsatz ist das wohl universellste AR.

frontverwendungsreif zu machen. So lange wollte die Army nicht warten und entschied sich mit dem M 14 für einen direkten Ableger des M 1 Garand.

Zu neuen Ufern: Nach dem geschei-

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Fotos: Michael Schippers, VISIER-Archiv

terten Test widmeten sich die ArmaLiteIngenieure einer verkleinerten Version des AR-10. Gleichzeitig schaute man sich auf dem Weltmarkt nach anderen Abnehmern für die 7,62 mm-Waffe um. 1957 schloss das Werk einen FünfJahres-Vertrag mit dem holländischen Rüstungsunternehmen „Artillerie Inrichtingen“ (AI). Dies geschah in der Hoffnung, dass die großen Produktionskapazitäten für die erwarteten Bestellungen ausreichten. Im gleichen Jahr sicherte man sich einen Vertrag für knapp 10 000 Gewehre, die an Nicaragua gehen sollten. Beim vom nicaraguanischen Oberbefehlshaber persönlich durchgeführten Dauertest scherte eine Verriegelungswarze ab und traf den General fast am Kopf. Wütend stornierte er die gesamte Bestellung. Auch mit anderen Abnehmern sah es düster aus. Schließlich führten nur Guatemala, Burma, Italien, Kuba, Sudan und Portugal das Gewehr in sehr kleinen Stückzahlen ein. 1959 verkaufte ArmaLite die Vermarktungsrechte von AR-10 und -15 an Colt. V ISIER. de

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AR-SONDERFÄLLE

Aus der ARt gesch l

Die bunte Welt der Sonderfälle: Oben die Mündungsansicht der Silver Shadow Gilboa Snake. Was darunter wie ein ganz normales M 16 A2 aussieht, ist ein TG 14 von Safir Arms aus der Türkei und verschießt 410er Schrotpatronen. Das AR (u.r.) donnert mit Kaliber .50 BMG als Gradzugrepetierer: Cobb FA 50. Der Spannhebel liegt günstig auf der linken Seite, das Zweibein ähnelt dem des M 60-MG.

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h lagen Hat nicht sollen sein: Das AR-10 LMG (o.) mit Zweibein und Schnellwechsellauf. Der ließ sich allerdings in der Realität nicht so schnell wechseln wie geplant. Zudem funktionierte das Zufuhrsystem des LMGs höchst unzuverlässig. Obwohl eine extrem vielseitige Plattform, blieb dem Stoner 63 ein kommerzieller Erfolg verwehrt. Hier die LMG-Version, der Gurt findet in der Trommel Platz. Zusätzlich führt der Navy Seal weitere Gurte (ungeschützt) um den Oberkörper geschlungen.

Entwicklung sind halbautomatische Flinten im Stoner-Design. Die haben zwar meist außer ihrem Äußeren nicht viel mit dem Ur-AR gemein, gehören jedoch ebenso zur weitgefächerten Entwicklung, welche die Waffe in ihrer mehr als 50jährigen Geschichte durchlief. Heutzutage redet die Fachwelt viel über die Modularität von modernen ARs und anderen Waffen dieser Klasse. Dabei ist das durchaus kein Phänomen der letzten Jahre. Vielmehr dachte schon Eugene Stoner an ganze Waffenfamilien, die sich durch werkzeuglosen Austausch von einzelnen Teilen vom Sturmgewehr zum LMG oder zur MPi umrüsten lassen. Sein Meisterstück in dieser Sparte war das Stoner 63. Der Modularwaffe blieb allerdings nur eine bescheidene Karriere in kleinen Stückzahlen bei den Navy SEALS beschieden. Die triphibischen Elitesoldaten setzten es in Vietnam ein.

Erst gurten... Schon während der AR10 Entwicklung hatte Stoner die Idee von einer gurtgefütterten Variante. Dieses VISIER | SPECIAL 70-2013

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Fotos: Michael Schippers / VISIER-Archiv

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ie die vorausgegangenen Kapitel zeigen, geben schon die verschiedensten Entwicklungen dem modernen AR einen durchaus exotischen Touch. Doch ob im Mittelkaliber oder als weitreichendes ZF-Gewehr, das Grundprinzip dieser Waffen bleibt immer dasselbe: Es handelt sich um magazingefütterte Selbstladebüchsen. Die rasante AR-Entwicklung der letzten Jahre machte allerdings auch vor diesem Grundprinzip keineswegs Halt. Dabei ging zum Teil schon in den frühen Jahren des ARs zumindest das Magazin als Munitionstank verloren. Doch dazu später mehr. Ein weiterer Trend der AR-

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ernter“ verschrieenen Selbstlader zu einer Gesellschaftsjagd traute, ebneten Modelle wie die HK SLB 2000, Merkel SR1 und Sauer S 303 hier inzwischen den Semiautos den Weg. Sicher hat auch das Renommee der beiden letztgenannten Hersteller unter den Hubertusjüngern dazu beigetragen, dass die jagdlichen Selbstlader in deutschen Revieren an Boden gewonnen haben. Ganz anders sieht es da aber vielerorts noch mit Gewehren auf AR-Basis aus. Hier hilft es auch

Fotos: Michael Schippers, VISIER-Archiv, Firmenfotos

on „Anlauf“ spricht der Waidmann, wenn sich das Wild bei Drückjagden seinem Stand nähert, wenn es also auf ihn zukommt. Seit ein paar Jahren bewegt sich aber noch etwas ganz anderes auf den deutschen Jägersmann zu – klar, die Rede ist hier von halbautomatischen Büchsen. Diese finden insbesondere bei der oben angesprochenen Form der Treibjagd immer mehr Liebhaber. Während sich vor gerade mal einer Dekade noch kaum ein Jäger mit einem der als nicht waidgerechten „Voll-

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