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Passion
Das Magazin von BerlinDruck
Wissen! Gruß aus der Küche Ranga Yogeshwar über Künstliche Intelligenz
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Wenn Dinge ganz einfach ganz anders funktionieren Katarina Schickling über nachhaltigen Konsum
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Spezial Typogra fie
Es gibt einen Trend zu geometrischen Schriften Typografie-Professor Jürgen Huber
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Einstieg
Drucker
Tobias Nowacki seit 2013 bei BerlinDruck Sein Motto: „Familie ist alles!“
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Das Magazin von BerlinDruck
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Einstieg
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„Du musst in der Lage sein, dich zu zentrieren, all deine Emotionen loszulassen. Vergiss nie, dass du mit deiner Seele genauso wie mit deinem Körper spielst.“ Kareem Abdul-Jabbar EHEMALIGER US-AMERIKANISCHER BASKETBALLSPIELER
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Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser, „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ ist ein geflügeltes Wort antiken Ursprungs. Es ist eine bekannte Aussage des griechischen Philosophen Sokrates. Wissen ist der Bauplan für alles Denken und Handeln. Aber was bringt uns umfangreiches Wissen, wenn der Plan nicht aufgeht und wenn ein „Stück schlechte Neuigkeiten, eingewickelt in Protein“ – das Coronavirus – all unser Denken lähmt. Lernen Sie alles, was Sie über Viren wissen müssen in unserem Gott-sei-Dank recht launigen Beitrag von Bill Bryson „Leblos wie Staubkörner“. Erfahren Sie vom Philosophen Ulrich Hoffman, wie Sie mit Pausen – auch den unfreiwilligen – richtig umgehen und von der Bestsellerautorin Katarina Schickling, wie Sie es schaffen, den Neustart so nachhaltig wie möglich zu gestalten. BerlinDruck hat die „unfreiwillige Pause“, die Coronazeit, sinnvoll genutzt. Mehr darüber auf Seite 17. Lesen Sie über die Erfahrungen von Typografie-Professor Huber mit der „neuen“ Online-Lehre und von den Einschätzungen von Ranga Yogeshwar, wie Künstliche Intelligenz unser Leben verändern wird. Im hinteren Teil des Heftes überfallen wir Sie mit interessanten Wissensthemen über Farbmanagement und Typografie. Und auch dieses Mal lernen Sie ein paar von uns näher kennen: den Drucker und Basketballspieler Tobias Nowacki und den Buchbinder Denny Quednau, der weiß, wo’s lang geht. Wir wünschen Ihnen eine unterhaltsame Lektüre und erholsame Sommertage. Bleiben Sie gesund! Ihr Frank Rüter Geschäftsführer BerlinDruck GmbH + Co KG
IMPRESSUM Passion – Das Kundenmagazin von BerlinDruck erscheint dreimal jährlich im Eigenverlag | Herausgeber BerlinDruck GmbH + Co KG | Oskar-Schulze-Straße 12 | 28832 Achim | Telefon: +49 (0) 421 43871 – 0 | Telefax: +49 (0) 421 43871 – 33 | E-Mail: info@berlindruck.de | www.berlindruck.de | Auflage 2.300 | Redaktion Presseinfos, Anregungen, Reaktionen bitte an: Passion c / o quintessense | Fritschestraße 27/28 | 10585 Berlin | Telefon: +49 (0) 30 80954609 | E-Mail: agentur@quintessense.de Verantwortlich für den Inhalt V. i. S. d. P. Frank Rüter | CD und Chefredakteur Eckard Christiani | Redaktionsbeirat Reinhard Berlin | Björn Gerlach | Autoren und Interviewpartner dieser Ausgabe Bill Bryson | Eckard Christiani | Prof. Jürgen Huber Ulrich Hoffmann | Mikael Krogerus | Norbert Möller | Michael Neuhauser | Katarina Schickling | Roman Tschäppeler | Jens Wünderlich | Ranga Yogeshwar | Fotografie Adobe Stock (8, 9, 32, 38, 46) | Buchstabenmuseum (13) | Ali Ghandtschi (22) | Michael Jungblut, fotoetage (Titel, 2 – 8, 10 – 12, 17 – 22, 30 – 34, 37 – 41, 44 – 46) | Peter Schmidt Group (8, 9) | shutterstock (43) | supertype (11 – 13) | David von Becker (22, 23) | Jan Windszus (23) | Illustration / Handlettering Petra Beiße (24 – 29) | Mikael Krogerius (47) | National Footprint Network (31) | Michael Neuhauser (38 – 41) | Julia Ochsenhirt (14 – 17, 34 – 37) | Roman Tschäppeler (47) | Schrift Carnas von Hoftype, Dieter Hofrichter | ITC Charter, Matthew Carter | Papier FocusArt Natural von Papyrus | Layout und Editorial Design quintessense | Fritschestraße 27/28 | 10585 Berlin | Telefon: +49 (0) 30 80954609 | E-Mail: agentur@quintessense.de
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Inhalt
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Inhalt Du musst in der Lage sein, dich zu zentrieren, all deine Emotionen loszulassen. Vergiss nie, dass du mit deiner Seele genauso wie mit deinem Körper spielst. Impressum Inhalt
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Menschen bei BerlinDruck Ich schwitze nicht 3 Stunden lang, nur um herauszufinden, wie es ist, zu schwitzen Tobias Nowacki – Der Basketballspieler Alles Möller oder was? – Design-Kolumne Wissen, wie es weitergeht Warum es gerade jetzt auf plakative Wissensvermittlung ankommt Typografie-Professor Jürgen Huber – Insidergespräch Es gibt einen Trend zu geometrischen Schriften Buchstäblich Berlin Das Buchstabenmuseum ist immer eine Reise wert Leblos wie Staubkörner Bill Bryson über „ein Stück schlechte Neuigkeiten, eingewickelt in Protein“ Gruß aus der Küche Gespräch mit dem Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar über Künstliche Intelligenz Auszeichnung für die Futurium-Ausstellung ADC Gold Interpretationen mit unendlichen Möglichkeiten Handlettering von Petra Beiße Wenn Dinge ganz einfach ganz anders funktionieren Katarina Schickling – Meinung: Opium fürs Volk Pause – Wie wir uns die Herrschaft über unser Leben zurückholen Ein Gespräch mit dem Philosophen Ulrich Hoffmann Farbmanagement – Wissen, wie’s geht Michael Neuhauser über den Umgang mit Farbprofilen Typografie Extra Download – Sinnvolles Tool: GREP Großer Wissenstest Blended Learning – Wie wir im digitalen Zeitalter lernen Ein Beitrag von Jens Wünderlich Menschen bei BerlinDruck Wissen, wo’s lang geht Denny Quednau – Der Motorradfahrer Drei Denkfiguren für die Post-Corona-Welt von Roman Tschäppeler und Mikael Krogerus
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Basketballspieler Tobias Nowacki
ICH SCHWITZE NICHT 3 STUNDEN LANG, NUR UM HERAUSZUFINDEN, WIE ES IST, ZU SCHWITZEN. Fotografie: Michael Jungblut, fotoetage
Was macht Basketball so besonders? Es ist ein körperloses, sehr faires und schnelles Spielen im Team, das Konzentration, Mitdenken und viel Training erfordert. Gute Spieler bringen Teamfähigkeit und Aufnahmebereitschaft mit. Das sind die Grundvoraussetzungen, um dribbeln, passen und treffen schnell zu erlernen. Dabei ist besonders wichtig, ein Auge für die Mitspieler zu haben. Ist Basketball nur was für große Männer? Eindeutig nein! Unser Kollege Tobias Nowacki spielt mit gerade einmal einem Meter und siebzig Zentimetern Körpergröße mehr als nur passabel.
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Menschen bei BerlinDruck
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Spaß im Spiel und den vollen Fokus auf Erfolg – das ist wie bei BerlinDruck
Tobias Nowacki 26 Jahre Der gebürtige Bremerhavener Tobias Nowacki lebt mit seiner Familie noch immer am gleichen Ort – seit zwei Jahren im eigenen Häuschen. Er arbeitet seit August 2013 als Drucker bei BerlinDruck.
Ursprünglich hat Tobias Nowacki mit vier Jahren mit Karate angefangen. Bis er zwölf war, hat er das durchgehalten und seinen braunen Gürtel, den 1. Kyu, und damit den letzten vor dem schwarzen Gürtel erreicht . „Da hieß es dann, die Prüfung für den 1. Dan könne man erst mit 16 ablegen. Bei einem jungen Mann wie mir, verging dann irgendwie die Lust am Karatesport“, erinnert sich Nowacki. Sein Bruder nahm ihn einmal mit zu einem Play-off der Eisbären Bremerhaven gegen die Köln 99ers. „Er meinte, vielleicht ist das ja was für dich.“ Nowacki hatte Feuer gefangen und war eine Woche später im Verein angemeldet. „Und seitdem spiele ich!“ Bei seinem Verein, den United Baskets, ging es ausschließlich um den Aufstieg – bis hoch in die 2. Regionalliga. Ihr Trainer war sehr erfolgsorientiert und hat seine Mannschaft in den Sommern, während alle anderen in den Ferien waren, entsprechend intensiv auf die neuen Ligen vorbereitet. Mit seinen 1,70 m ist Nowacki kein typischer Basketballer: „Ich bin halt nicht der, der immer zum Korb geht. Meine Aufgaben sind mehr der Spielaufbau und Würfe von außen.“ Vereinssport ist seit zwei Jahren, aufgrund familiärer Verpflichtungen, – Nowacki hat eine dreijährige Tochter
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und einen anderthalbjährigen Sohn – und seinem Schichtdienst, bei BerlinDruck zwar nicht mehr möglich, aber er nutzt jede sich bietende Gelegenheit, mit seinen Freunden in der Halle oder auf dem Freiplatz zu spielen. „Als wir uns vor Wer schaffen will, zwei Jahren unser Haus gekauft hamuss fröhlich sein. ben, waren meine ersten Investitionen Tapeten und ein Basketballkorb für den Garten. Den Traum hatte ich schon, als ich noch bei meinen Eltern gewohnt habe“, erinnert sich Nowacki. Um in Form zu bleiben, geht er zusätzlich ins Fitnessstudio, um seine Workouts zu absolvieren. „Aber meine Kinder halten mich auch auf Trab“, lacht Tobias Nowaki.
Warum es genau jetzt auf plakative Wissensvermittlung ankommt.
Was ihm bei BerlinDruck gefällt, ist die gute Stimmung unter den Kollegen. „Jeder ist mal für einen lockeren Spruch zu haben, und trotzdem wird konzentriert gearbeitet. Jeder ist auf seine Aufgabe fokussiert. Das bringe ich ein bisschen auch vom Basketball-Training mit.“ Außerdem ist er beeindruckt von dem Maschinenpark bei BerlinDruck, der seinesgleichen in Norddeutschland suchen müsse. „Die Technik, die wir haben, ist schon High End!“ D
Das Pandemic Design System illustriert mit 24 Piktogrammen die wichtigsten Hygieneregeln, um die Verbreitung des Corona-Virus zu verhindern.
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Designkolumne
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ALLES MÖLLER ODER WAS?
DIE DESIGN-KOLUMNE VON NORBERT MÖLLER
Wissen, wie es weitergeht Wir beschäftigen uns im Moment viel mit dem Thema Wissen: Die Corona-Krise verstärkt unseren Drang nach ständiger Information. Nach immer neuen Updates, die uns endlich Klarheit liefern, wie die Zukunft wohl aussehen wird. Ob wir gewohnte Freiheiten zurückgewinnen oder doch einen neuen Lockdown erleben werden. Interessant finde ich dabei, dass wir im Unwissen vereint sind: Es gibt keine Blaupause für die aktuelle Pandemie – und dementsprechend auch niemanden, der ernsthaft behaupten kann, die einfache Lösung zu kennen. Populistische Antworten entlarven sich als kurzsichtig; das Abwägende, Wissenschaftliche, das vermeintlich sperrige „Wir wissen es auch nicht genau“ hingegen erscheint uns glaubwürdig. Die Folge ist eine Renaissance des Diskurses. In allem Negativen ist dies eine Entwicklung, die uns Mut machen darf. Informationen sind wichtiger als kreative Spielereien Während sich die ganze Welt also fragt, wie die Zukunft „nach Corona“ aussehen wird und Zukunftsforscher hierzu fleißig Theorien aufstellen, ist es unsere Aufgabe als Designer, auch für das Hier und Jetzt schnelle und prägnante Antworten zu liefern. Dabei denke ich jedoch nicht an Spielereien wie das Auseinanderziehen von Logos als vermeintlich kreativen Beitrag auf das Thema „Social Distancing“. Vielmehr sollte es unser Bestreben sein, komplexe Themen zu vereinfachen, Wissen leichter vermittelbar zu machen und dadurch einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten. Unsere Arbeit als Gestalter besteht schließlich darin, Inhalte und Informationen auf den Punkt zu bringen und damit zugänglich zu machen. Visuell, sprachlich, akustisch, oder mit welchem Medium auch immer.
mir beim Betreten des Supermarkts sofort kommunizieren, ob ich einen Einkaufswagen mitnehmen muss oder nicht. Wir kennen auch die zahlreichen Aushänge: Wo muss ich mich anstellen, wenn ich Bestellungen aufgeben oder Essen abholen will? Und wie viele Leute dürfen gleichzeitig in die Bank, um am Automaten Geld abzuheben? Stellen Sie sich vor, Sie unternehmen bei schönstem Sommerwetter einen Ausflug ins Nachbarbundesland: Möglicherweise gelten in diesem andere Regelungen. In dem Fall werden Sie keine Lust haben, sich durch Rechtsverordnungen zu kämpfen, sondern verlassen sich beim Besuch des Cafés lieber auf Aushänge, die auf den ersten Blick selbsterklärend sind. Hier sind wir als Gestalter gefordert. Und müssen obendrein sicherstellen, dass die Hinweise schnell verändert und an neue Entwicklungen angepasst werden können. Wenn es uns gelingt, komplexe Lösungen zu vereinfachen, empfehlen wir uns als Partner für ein Zeitalter der Transformation – denn ich bin mir sicher, dass wir nach Corona einige Veränderungen in unserem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zusammenleben vollziehen werden. Gestalter, die sich hingegen in Effekthascherei verlieren, werden in diesem Prozess verzichtbar sein.
In Zeiten der Corona-Pandemie kann jeder einen Beitrag leisten, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern: Einfache Hygieneregeln zu befolgen und Abstand zueinander zu wahren, ist hierfür wesentlich.
Gestaltung als Leitfaden im Verordnungs-Wirrwarr Anlässe hierfür gibt es in Zeiten der Pandemie genug. Ein Beispiel sind veränderte Hygienebestimmungen beim Einkauf: Aufgeklebte Abstandshalter in der Kassenschlange oder einfache Piktogramme, die
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Feature Insidergespräch
Spezial Typogra fie
Spezial Typogra fie
Typografie-Professor Huber über die neue Lehre und neue Schriften
ES GIBT EINEN TREND ZU GEOMETRISCHEN SCHRIFTEN
Prof. Maren Urner über die digitale Vermüllung unserer Gehirne und Konstruktiven Journalismus
Fotografie: Michael Jungblut, fotoetage
Fotografie: Michael Jungblut Illustrationen: Julia Ochsenhirt
Fotografie: Thomas Duffé
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Das Magazinvon vonBerlinDruck BerlinDruck Das Magazin
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Insidergespräch
Welcher Ort eignet sich mehr für ein Interview mit Typografie-Professor Huber als das wunderbare Buchstabenmuseum in Berlin Tiergarten? Wir sprachen mit ihm über die sich verändernde Situation in der Lehre und darüber, warum wir immer wieder neue Schriften brauchen.
Prof. Jürgen Huber, 52, ist ein deutscher Kommunikationsdesigner und Mitgründer von supertype, die seit mehr als 20 Jahren Schriften entwerfen, die Unternehmenspersönlichkeiten repräsentieren. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin lehrt er Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Typografie und 2DDesign. Namhafte Referenzen und die wichtigsten typografischen Auszeichungen sprechen für den Erfolg seiner Arbeit. supertype.de
Jürgen, wie geht es dir mit der Coronakrise? Ach, mir geht’s eigentlich ganz gut. Ich muss fast sogar sagen, ich genieße es ein wenig. Als Typograf bist du ja von Hause aus einer, der viel sitzt. Da findet sehr viel im Stillen statt. Schriften ausbauen, Zeichensätze ausbauen. Das erfordert viel Konzentration. Es ist grad eine sehr ruhige Zeit. Diese sprichwörtlichen langen Winterabende haben wir jetzt andauernd. (lacht) Du lehrst an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin Kommunikationsdesign. Wie fühlt sich das zurzeit an? Gar nicht so komisch, wie ich erst dachte. Ich hatte zwei Wochen lang ordentlich Bammel, bevor das losging. Besonders, was die Technik anging. Wird alles klappen? Werden die Streams halten? Kann ich meinen Desktop ordentlich teilen? Kann ich mein Smartphone als Videokamera nutzen? Es hat alles ganz wunderbar funktioniert. Wie sieht Lehre heute aus? Wie muss man sich das vorstellen? Wir haben im Semester achtzig Studierende. Zwei Lehrende teilen sich den Unterricht auf in zwei Gruppen, die wiederum auf die Vormittage und die Nachmittage verteilt werden. Da hast Gruppen mit zwanzig Studierenden und in der Mittagszeit eine Vorlesung. Wir nutzen Zoom mit den Gruppen, was ziemlich gut geht – eine gute handhabbare Größe. Der große Unterschied liegt darin, dass ich wahnsinnig konzentriert sein muss. Das ist nochmal ein ganzer Zacken anstrengender als die Präsenzlehre, weil man die ganze Zeit fokussiert vor diesen zwanzig Zentimetern Monitor hockt. Aber ich lerne die Studierenden auch so ganz gut kennen – zwar nur die obere Hälfte, aber dafür sehe ich die Zimmer und sie sehen meins. Und
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das ist ja auch ganz schön. Es gibt Kollegen, die das Persönliche vermissen. Das finde ich nicht. Man ist überall zuhause. So gibt jeder ein Stück mehr preis von sich – ich auch! Ich hab mich zwar in eine Ecke gesetzt, die ein bisschen telegener ist, aber letztlich haben wir alle jetzt einen Eindruck voneinander. Was ich wirklich liebe ist, dass ich mein Lehrmaterial mit durchschieben kann, denn der gesamte Unterricht muss ja durch diesen elektronischen Kanal. Was ich natürlich nicht nutzen kann, ist meine Bilbiothek – kann nicht sagen: „Zu ihrem Thema, zu Ihrer Frage habe ich folgendes Buch.“
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Prof. Jürgen Huber im Gespräch mit Chefredakteur Eckard Christiani
Kann man sich vorstellen, zukünftig Präsenzlehre und Online-Lehrraum zu kombinieren? Ab solut ! Ma n merkt auch bei Kunden, dass die Videokonferenz funktioniert. Eine Technik, die seit Jahrzehnten brach lag , ist plötzlich Thema. Und anstatt herumzureisen, kann ich ganz entspannt eine Videokonferenz machen. Selbst Politiker haben dieses Medium entdeckt. Alle Achtung! (lacht) Wann hast du dein Faible für Typografie entdeckt? Bei mir hat’s angefangen, als ich in der Schule Plakate für Schulfeste gestaltet habe. Damals gab es keinerlei Zugang zu Schriften. In der Nachbarschaft gab es einen Schreibwarenhandel, der den Letraset-Katalog hatte. Und das war mein Erweckungserlebnis. Ich war völlig fasziniert von diesen Schriften, hatte aber keine Möglichkeit, diese zu reproduzieren. Selbst Kopieren war zu der Zeit noch schwierig. Du musstest irgendwo
Im Zuge der Erneuerung des CD der Bundesregierung entwickelte supertype Schriften, die für jegliche Kommunikation der Regierung und ihrer Ministerien, online wie offline, national und international Verwendung finden. Das Ergebnis ist eine Sans und Serif, die modern und menschlich anmutet und beste Lesbarkeit in den Vordergrund stellt.
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hinlaufen, sagen, was du wie groß kopiert haben wolltest und konntest das am nächsten Tag abholen. Das war zu kompliziert. Die ersten Plakate habe ich gestaltet, indem ich mit der Schieblehre die Lettern abgemessen und im richtigen Maßstab auf’s Papier übertragen habe. Später im Studium gab es dann ab dem 3. Semester das Fach Typografie. Ein Fach, von dem ich annahm, dass mich das irgendwie nerven würde. Dass das nicht so war, kann man sich vorstellen. Ich hab in Typografie nicht nur was über Schrift gelernt, sondern ganz vieles, das ich später im Bereich Corporate Design gebrauchen konnte. Da ging es um Konsistenz und Hierarchien und das Einhalten von einmal getroffenen Entscheidungen. Das waren letztlich die Parameter, die damals schon für ein Corporate Design Gültigkeit hatten. Schriftentwurf kam allerdings bei mir ganz am Ende des Studiums.
Die Schrift für den Deutschen Fußball Bund (DFB) ist eine Synthese aus der kantigen Form des Verbandslogos und des runden Sportgeräte.
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Woher nimmt man die Gewissheit, das Richtige zu tun? Ich muss sagen, dass, was das Bundespresseamt formuliert hat, und unsere eigene Vorstellung deckungsgleich war. Eine Schrift ist immer auch ein Instrument der Macht auf dem Markt. In diesem Zusammenhang sprechen wir immer auch von dem Begriff Exklusiv-Schrift, d. h. diese Schrift ist auf das Unternehmen zugeschnitten und nur von ihm nutzbar. Die Bundesregierung hat sich immer – und das fand ich sehr sympathisch – gegen den Begriff Exklusiv-Schrift gewehrt. „Wir wollen nicht exklusiv sein, wir wollen alle integrieren.” Da war von Anfang an klar, dass wir eine Zielgruppe von über achtzig Millionen haben, für die das alles funktionieren muss. Es war nie unser Ziel, eine markante Schrift zu entwerfen. Es ging uns darum, eine möglichst hohe Akzeptanz zu finden.
Du bist seit über 20 Jahren Font-Designer. Gibt es wirklich noch den Bedarf nach neuen Schriften? Wo siehst du Trends in Schriftgestaltung, Richtig brauaber auch im Corporate chen t u n w i r k e i n e Design? Ich benutze meine eigenen neuen Schriften. Wir Es gibt einen Schriften wahnsinnig unkönnten uns darauf Trend zu geometrischen verständigen, dass ab gerne. – Ich kann mir auch Schriften: Die neue morgen alles, was seriös Sachlichkeit. Das, was nicht vorstellen, dass Mick 1925/1930 anfing, das sein soll, in Arial gesetzt Jagger beim Autofahren wird. Fließtexte und haben wir heute wieder. Romane in der Minion, Schriften, die auf klaren immer die Rolling Stones als Überschrift wieder geometrischen Prinzipien hört. die Arial oder die Myberuhen, sich eher neutral riad. Einladungen zum gebärden, die eine ForKindergeburtstag, da nimmst du die Comic mensprache haben, die gar nicht viel wagt. sans. Und wenn die Queen einlädt, dann Daran wird sich auch so schnell nichts änkannst du die englische Schreibschrift nehdern, denn diese Schriften passen ganz hermen. Ich würde mal sagen, mit zehn Schrifvorragend zu unseren Wirtschaftssystemen. ten kommen wir doch irgendwie hin, oder? Parallel zu diesem Trend gibt es allerdings (lacht) ein anderes Phänomen: diese überbordenden Handschriftlichkeiten, das Handlettering, als Und warum kommen wir nicht hin? bildhaftes, illustratives Moment in der TypoDu versuchst als Schriftanwender grafie. immer den Font zu finden, der für dein jeweiliges Problem oder deinen kommunikativen Hast du Lieblingsschriften oder benutzt du Zweck am besten ist. Jede Schrift hat ihren eh nur deine eigenen? Charakter und Ihre Eigentümlichkeiten. Jede Ich benutze meine eigenen Schriften Typo erfüllt ja nicht nur einen Zweck, sonwahnsinnig ungerne. Ich kann mir auch nicht dern es schwingt immer auch ein sog. konno- vorstellen, dass Mick Jagger beim Autofahtativer Wert mit. Diese konnotative Aussage ren immer die Stones hört. Ich benutze am von Schrift ist für uns Schriftentwerfer der liebsten Schriften von anderen, hab da aber Anlass, immer wieder eine Neuinszenierung ehrlich gesagt keine Präferenzen. von einem relativ definierten Zeichensatz zu machen und dabei Grenzen auszutesten. Was wäre dein nächster Lieblingskunde? Außerdem ist es immer ein zeitgenössisches Wir haben was in der Pipeline, da Thema, Schriften neu zu interpretieren. warte ich noch auf die Email … (lacht) Wenn man, wie du, für die Bundesregierung oder den DFB Schriften entwerfen darf, geht man da anders an die Aufgabe heran, als bei ähnliche Projekten für Unternehmen?
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Doch, ja. Man hat schon Respekt vor der Aufgabe für die Bundesregierung zu arbeiten. Auf jeden Fall!
Jürgen, vielen Dank für das Gespräch!
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Buchstäblich Berlin Gebaute Buchstaben verschwinden aus dem Stadtbild. Durch Globalisierung und Standardisierung werden regionale, traditionelle Betriebe, Einzelhandelsgeschäfte und handwerklich hergestellte Schriftzüge verdrängt. Individuell und hochwertig gestaltete Ladeninschriften verschwinden aus unserem Blick und unserem Bewusstsein – wenn wir sie nicht bewahren. Diese Aufgabe übernimmt das Buchstabenmuseum. Das Buchstabenmuseum sammelt, bewahrt und dokumentiert die buchstäblichen Zeichen vergangener Epochen. Es schafft einen Ort der Erinnerung, aber auch der Impulse für aktuelle Diskussionen. So werden Anknüpfungspunkte für die Auseinandersetzung mit Handel, Werbung und Stadtgeschichte, mit Sprache und Schrift, Typografie, mit Design und Handwerk geboten.
Das Gewebe ist weltbekannt für seine funktionalen Eigenschaften. Die Type für GORE tut ihr Gleiches: Präzise Formen, vereint mit integrierten praktischen Funktionen.
Ein großer Teil der Arbeit ist die Dokumentation: Das Buchstabenmuseum bemüht sich, zu jedem Schriftzug, jedem Logo und jedem Buchstaben die Entstehungsgeschichte herauszufinden. Wer hat daran mitgearbeitet? Wie wurde das jeweilige Stück entworfen und gefertigt? Auch daraus erfahren wir Überraschendes und Interessantes für heute, nicht zuletzt über gestalterische Berufe. Basis für den riesigen Fundus des Buchstabenmuseums war die private Sammlung von Barbara Dechant, Gestalterin aus Wien. Hunderte von Buchstaben konnten sie und ihre Gleichgesinnten bereits vor der Verschrottung, dem Verschwinden, dem Verwerten als Dekorationsobjekte retten und im Buchstabenmuseum bergen. Verantwortung und Kostenbewusstsein der Badischen Beamtenbank spiegeln sich in der Gestaltung eines reduzierten Satzes von vier platzsparenden Schriften wider, die alle kommunikativen Aufgaben sowohl im Web als auch im Printbereich erfüllen können.
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Den umfangreichen Fundus kann man in S-Bahn-Bögen unter dem Bahnhof Bellevue, Hansaviertel, besichtigen: Stadtbahnbogen 424, Berlin Tiergarten. Geöffnet ist die wunderbare Sammlung donnerstags bis sonntags von 13.00 bis 17:00 Uhr.
Das Lager umfasst aktuell über 2.000 Objekte. Zum Teil können diese für Veranstaltungen oder Foto-Shootings entliehen werden. Sie lieben Buchstaben, Stadtgeschichte, urbane Kultur? Machen Sie mit und unterstützen Sie die Arbeit des Buchstabenmuseums. Der gemeinnützige Verein freut über neue Mitglieder und Spenden in jeder Höhe. Mehr dazu direkt vor Ort und auf der Website. buchstabenmuseum.de
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Illustration: Julia Ochsenhirt
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Ein Virus ist, wie der britische Nobelpreisträger Peter Medawar es mit seinen unsterblichen Worten formulierte, „ein Stück schlechte Neuigkeiten, eingewickelt in Protein“. Eigentlich sind viele Viren überhaupt keine schlechten Neuigkeiten, jedenfalls nicht für Menschen. Sie sind ein wenig seltsam – nicht ganz lebendig, aber auch keineswegs tot.
lichen Mikroskop nicht erkennen kann. Würde man ein Virus auf die Größe eines Tennisballs aufblasen, wäre ein Mensch im gleichen Maßstab rund 800 Kilometer groß. Und ein Bakterium hätte ungefähr die Größe eines Badeballs.
Außerhalb lebender Zellen sind sie Als moderne Bezeichnung für einen einfach untätige Gegenstände. Sie sehr kleinen Mikroorganismus geht fressen nicht, atmen nicht und tun der Begriff „Virus“ auf das Jahr 1900 auch sonst kaum etwas. Sie haben zurück. Damals stellte der niederkein Mittel, um sich fortzubewegen. ländische Botaniker Marinus BeijeSie bewegen sich nicht selbst vom rinck fest, dass die von ihm unterFleck, sondern reisen huckepack. suchten Tabakpflanzen anfällig für Wir müssen hinausgehen und sie einen rätselhaften, ansteckenden einsammeln Erreger waren, der – von Türklinviel kleiner war als ken oder ge- Würde man ein Virus auf Bakterien. Anfangs s c h ü t t e l t e n die Größe eines Tennisballs bezeichnete er Händen oder aufblasen, wäre ein Mensch den geheimnisaus der Luft, vollen Erreger als d i e w i r e i n - im gleichen Maßstab rund contagium vivum atmen. Meist 800 Kilometer groß. fluidum, aber späsind sie so ter wechselte er zu leblos wie virus, dem lateiniStaubkörner, aber wenn man sie in schen Wort für „Gift“. Damit wurde eine lebende Zelle bringt, brechen er zwar zum Vater der Virologie, sie in ein belebtes Dasein auf und aber die Bedeutung seiner Entdepflanzen sich ebenso heftig fort wie ckung wurde zu seinen Lebzeiten jedes Lebewesen. nicht richtig eingeschätzt, und deshalb wurde er auch nie mit dem Wie die Bakterien, so sind auch Nobelpreis geehrt, den er eigentlich Viren unglaublich erfolgreich. Das verdient hätte. Herpesvirus hat Hunderte von Jahrmillionen überdauert und inFrüher glaubte man, alle Viren würfiziert alle möglichen Tiere – sogar den Krankheiten verursachen – Austern. Außerdem sind Viren deshalb der Ausspruch von Peter entsetzlich klein – viel kleiner als Medawar –, aber heute wissen wir, Bakterien und so winzig, dass man dass die meisten Viren nur Baktesie selbst unter einem gewöhnrienzellen infizieren und auf uns keinerlei Auswirkungen haben. Unter den Hunderttausenden von Viren, die vernünftigen Annahmen zufolge existieren, infizieren nach heutiger Kenntnis nur 586 Typen
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William „Bill“ McGuire Bryson, geboren am 8. Dezember 1951 in Des Moines, Iowa, ist ein US-amerikanischer Journalist und Schriftsteller. Berühmt wurde er vor allem durch seine ebenso informativen wie humorvollen Reiseberichte aus Europa, den Vereinigten Staaten und Australien. Bryson war von 2005 bis Ende 2011 Chancellor der renommierten britischen University of Durham, die ihm die Ehrendoktorwürde verlieh.
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Wissen
Säugetiere, und von denen haben nur 263 eine Wirkung auf Menschen.
Text aus William „Bill“ McGuire Brysons aktuellem Bestseller Eine kurze Geschichte des menschlichen Körpers, (2020), erschienen als Hardcover mit Schutzumschlag im Goldmann Verlag, 672 Seiten, 24,00 Euro ISBN 978 – 3 442 31398 3
unangenehmen Begegnungen mit Viren tritt die gewöhnliche Erkältung auf. Dass man leichter eine Erkältung bekommt, wenn man friert, Über die meisten anderen, nicht weiß jeder (schließlich ist das der pathogenen Viren wissen wir nur Grund, warum wir überhaupt von sehr wenig, denn nur diejenigen, einer Erkältung sprechen), aber die die Krankheiten verursachen, werWissenschaft konnte nie beweisen, den üblicherweise Gegenstand der warum das so ist oder ob es überForschung. Im Jahr 1986 entschloss haupt stimmt. Erkältungskranksich Lita Proctor, eine Studentin an heiten treten im Winter zweifellos der State University of New York in häufiger auf als im Sommer, aber Stony Brook, in Meerwasser nach das könnte auch einfach daran Viren zu suchen. Das galt als höchst liegen, dass wir dann mehr Zeit in exzentrisches Ansinnen, denn geschlossenen Räumen verbringen allgemein nahm man an, dass es dafür war Pithovirus sibericum, ein und den flüssigen und ausgeatmein den Ozeanen keine Viren gibt, bis dahin unbekanntes Virus, das ten Absonderungen anderer stärker abgesehen vielleicht von einigen eine französische Arbeitsgrupausgesetzt sind. Die gewöhnliche wenigen, die vorübergehend durch pe 2014 in Sibirien Erkältung ist Abwasserrohre und Ähnliches hinentdeckte. Es war keine einzeleingelangen. Deshalb löste Proctor 3 0 0 0 0 J a h r e i m Das Virus war 30000 Jahre ne Krankheit, ein gewisses Erstaunen aus, als sie Permafrost einge- im Permafrost eingeschlossondern feststellte, dass ein Liter Meerschlossen g e w e - sen gewesen, aber als vielmehr eine wasser im Durchschnitt bis zu 100 s e n , aber a l s d i e Familie von Milliarden Viren enthält. W i s s e n s c h a f t l e r Wissenschaftler es in eine Symptomen, es in eine Amöbe Amöbe spritzten, trat es sodie durch In jüngerer Zeit ging die Biologin sprit zten, trat es fort mit jugendlichem Elan zahlreiche Dana Willner von der San Diego sofort mit jugendViren hervorState University der Frage nach, lichem Elan in Ak- in Aktion. gerufen wie viele Viren in der Lunge eines tion. Glücklicherwerden; gesunden Menschen vorkommen – weise stellte sich heraus, dass P. am heimtückischsten sind dabei ein weiterer Ort, von dem man sibericum keine Menschen infiziert, die Rhinoviren. Allein von diesen glaubte, dort würden keine solaber wer weiß, was sonst noch irErregern gibt es Hunderte von chen Mikroben lauern. Willner gendwo auf seine Entdeckung warVarianten. Kurz gesagt kann man fand heraus, dass ein Mensch im tet? Einen viel weiter verbreiteten sich eine Erkältung auf viele Weisen Durchschnitt 174 Virentypen beAusdruck der Virusgeduld findet zuziehen, und deshalb entwickelt herbergt, 90 Prozent davon hatte man beim Varicella-Zoster-Virus. sich nie schnell genug eine allumman noch nie zuvor gesehen. Heute Dieser Erreger verursacht Windfassende Immunität, die uns vor wissen wir, dass es auf der Erde von pocken, wenn wir noch klein sind, der Ansteckung mit allen Erregern Viren wimmelt, und das in einem aber dann liegt er unter Umstänschützen würde. Umfang, den wir noch vor Kurzem den ein halbes Jahrhundert oder kaum für möglich gehalten hätten. mehr untätig in den Nervenzellen In der britischen Grafschaft WiltNach Angaben herum, bevor er shire arbeitete eine Forschungsder Virologin im höheren Alter einrichtung namens Common Cold Dorothy Craw- Heute wissen wir, dass in Form eines Unit jahrelang an der Erforschung f o rd wü rd e n es auf der Erde von Viren schrecklichen, der gewöhnlichen Erkältung, aber allein die Viren wimmelt, und das in einem schmerzhaften 1989 wurde sie geschlossen, ohne in den Ozeanen, Leidens ausbricht, dass man jemals eine Therapie h i n t e re i n a n - Umfang, den wir noch vor das wir als Gürtelgefunden hätte. Allerdings machte der aufgereiht, Kurzem kaum für möglich rose bezeichnen. man dort einige interessante Exeine Kette von gehalten hätten. Nach der üblichen perimente. Unter anderem stattete zehn Millionen Beschreibung man eine Versuchsperson mit Lichtjahren ist die Krankheit einem Gerät aus, das an den NasenLänge ergeben, eine Strecke, die ein schmerzhafter Ausschlag am löchern eine Flüssigkeit mit der sich wieder einmal der VorstelRumpf, in Wirklichkeit kann die gleichen Geschwindigkeit abgab, lungskraft entzieht. Gürtelrose aber nahezu an jeder mit der es auch eine laufende Nase Stelle der Körperoberfläche auftretun würde. Anschließend begab sich Etwas anderes können Viren gut: ten. Einer meiner Freunde hatte sie die Versuchsperson in die Gesellabwarten, bis ihre Zeit gekommen im linken Auge, und das war nach schaft anderer Freiwilliger, wie auf ist. Ein außergewöhnliches Beispiel seiner Schilderung das schlimmste einer Cocktailparty. Was keiner der Erlebnis in seinem Leben. (Übrigens Beteiligten wusste: Die Flüssigkeit trägt die Gürtelrose ihren Namen, enthielt einen Farbstoff, der nur weil der Ausschlag sich häufig wie ein Gürtel um den Körper zieht.) Am regelmäßigsten unter allen
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unter ultraviolettem Licht zu sehen war. Wenn die UV-Lampe eingeschaltet wurde, nachdem alle sich eine Zeit lang unterhalten hatten, stellten die Teilnehmer zu ihrem Erstaunen fest, dass der Farbstoff überall war–auf den Händen, dem Kopf und dem Oberkörper aller Teilnehmer, aber auch auf Gläsern, Türklinken, Sofakissen, Schalen mit Nüssen, einfach allem. Ein Erwachsener fasst sich im Durchschnitt 16-mal in der Stunde ins Gesicht, und bei jeder derartigen Berührung wurde der Pseudoerreger von der Nase über Schalen mit Knabbergebäck und ahnungslose Dritte auf Türklinken und von dort auf ahnungslose Vierte übertragen, bis praktisch alles und jeder von dem imaginären Nasenschleim eine Festbeleuchtung hatte. In einer ähnlichen Studie an der University of Arizona präparierten Wissenschaftler die metallene Türklinke eines Bürogebäudes, um dann festzustellen, dass es nur vier Stunden dauerte, bis das „Virus“ sich im gesamten Gebäude ausgebreitet hatte. Es hatte über die Hälfte der Mitarbeiter infiziert und tauchte auf praktisch allen gemeinsam genutzten Gerätschaften auf, so auf Kopierern und Kaffeemaschinen. In der Realität können solche Verseuchungen bis zu drei Tage anhalten und aktiv bleiben. Der am wenigsten effiziente Weg zur Verbreitung von Keimen ist (jedenfalls wiederum nach einer anderen Studie) erstaunlicherweise das Küssen. Aber das ist eine andere Geschichte. D
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„Wir haben die Coronazeit sinnvoll genutzt und geschaut, wo wir noch etwas optimieren können“, meint Frank Rüter, Geschäftsführer bei BerlinDruck. „Zum Beispiel arbeiten wir seit mehr als 20 Jahren mit der Heidelberger SignaStation, um Dokumente auszuschießen. Da war jetzt das Update 2020 fällig!“ Es gibt wohl kaum eine Aufgabe für angehende Mediengestalter, die mehr Kopfschmerzen bereitet als das Ausschießen. „Jawohl: Schießen!“ lacht Rüter. „Damit bezeichnet man das Anordnen der Seiten einer Druckform, damit der bedruckte und gefalzte Bogen die richtige Reihenfolge der Seitenzahlen ergibt. Regelmäßig rauchten die jungen Köpfe in der Berufsschule, wenn der Lehrer erklärte, dass bei einer 16seitigen Broschur neben der Seite 4 die 13 und nicht die 5 stehen muss. Und warum dann noch die Seite 8 auf dem Kopf steht, war die nächste Hürde.“ Aber natürlich haben Com-
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puter schon lange diese Aufgabe übernommen. Die Heidelberger SignaStation berechnet diese merkwürdigen Schemata und platziert die Seiten korrekt. „Wenn die Bedienungsanleitung mehrere 100 Seiten beinhaltet und allein für ein Update auf die neueste Programmversion VideoTutorials angesehen werden müssen, wird schnell klar: auch hier steckt der Teufel im Detail“, weiß Rüter. „Aber die Heidelberger haben wirklich sinnvolle Arbeit geleistet. Optimierung von Bogenund Sammelaufträgen, höhere Variabilität der Seitenplatzierung, erweiterte Möglichkeiten beim Unterdrücken von Schneidmarken im Bund oder eine Erweiterung der Geometrie-Parame-
und des Druckprozesses jetzt noch intelligenter verknüpft. „Gern zeigen wir Ihnen bei einem Besuch in unserem Hause, wie aus Ihren Einzel-PDFs mit Hilfe von einigen geschickten Kommandos ein fertiges Produkt wird“, lädt Frank Rüter ein. „Und noch etwas haben wir gelernt, nämlich dass die Arbeit vom Home Office aus funktioniert und dass man Meetings mit Kunden und Dienstleistern auch mal online per Zoom oder Skype gestalten kann. Unsere Software-Dienstleister von printplus aus der Schweiz beispielsweise hatten im Mai einiges zu bieten: neue Kalkulation mit grafischer Oberfläche, komplett neue Betriebsdatenerfassung
ter für Bogenbremsen sind nur einige der über hundert Neuerungen des Programms.“ Der Workflow von der Einzelseite bis zur fertigen Druckplatte wird mit den Bedingungen der Maschine
und vieles mehr. Die Schulung unserer Mitarbeiter hat wegen Corona als Video-Konferenz stattgefunden. Das hat ausgezeichnet geklappt“, freut sich Rüter. D
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Ranga Yogeshwar: „Wir ‚numerisieren‘ unser gesamtes Leben. Das ist wirklich ein echter Transformationsprozess.“
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Ranga Yogeshwar (geboren 18. Mai 1959 in Luxemburg) ist ein Wissenschaftsjournalist, Physiker und Fernsehmoderator. Neben einzelnen TV-Dokumentationen realisierte er auch Infotainment-Reihen wie beispielsweise Quarks und Co und W wie Wissen – oft verknüpft mit kritischen Analysen und Prognosen zu gesellschaftspolitischen Auswirkungen hinsichtlich der Chancen und Risiken der thematisierten Forschung.
Herr Yogeshwar, Künstliche Intelligenz beeinflusst spätestens seit Einführung der ersten Smartphones unser Leben gravierend. Welche Veränderungen kommen auf uns zu? Wenn wir uns vorstellen, Menschen gut sind, wie komplex wir wir würden in ein Restaurant gehen, sind. Ein einfaches Beispiel: Wenn erleben wir gerade den Gruß aus der ich an eine Kreuzung fahre und dort Küche. Das, was wir sehen, ist noch ein Mensch steht, erkenne ich am nicht die Vorspeise, geschweige denn Gesicht und der Körpersprache, ob er der Hauptgang. über die Straße gehen will oder nicht. Der Einsatz von Künstlicher IntelliJedes autonome Fahrzeug bleibt genz ist gepaart mit der Tatsache, einfach stehen, weil es keine Ahnung dass wir unsere Welt immer mehr in hat, was der Mensch machen wird. Zahlen abbilden, egal was wir tun. Bei der Entwicklung von autonomen Wir messen nicht Fahrzeugen hanur unseren Blut- Künstliche Intelligenz ist ben wir erkannt, druck, die Wegkomplex wir zuallererst ein Konstrukt in wie strecken, die wir als Menschen zurücklegen, zäh- einer idealisierten Welt, die arbeiten und len nicht nur die aber weit weg von dem ist, dass wir an vieTreppenstufen , len Stellen viel was in der Realität abläuft. die wir täglich mehr machen, steigen. Wir „nuals wir denken. merisieren“ unser gesamtes Leben. Insofern ist KI total spannend, weil Das ist wirklich ein echter Transforsie uns lehrt, wer wir wirklich sind. mationsprozess. Aus der Realität, die wir beide jetzt gerade sehen, in eine Was ist der Unterschied zwischen abstrakte Zahlenwelt. Die spannende Mensch und Maschine? Gibt es DinFrage ist, ob die Rückführung aus der ge, die so inhärent in uns verankert abstrakten Zahlenwelt in die Realität sind, dass eine Maschine das mögtatsächlich klappt. Innerhalb der licherweise niemals erlernen kann? abstrakten Welt funktioniert es ganz Die Welt der Maschinen ist gut. Das wissen wir alle: KI gewinnt immer eine explizite, eine berechenheute Schach oder Go gegen jeden bare. Ein Apparat muss unter denMenschen. Das sind abstrakte Welselben Rahmenbedingungen immer ten. Wenn ich aber den modernsten ähnlich funktionieren. Wenn er das KI-Roboter nehme und ich ihn bitte, nicht tut, ist er kaputt. den Esstisch abzuräumen, dann wird Menschen sind aber nicht so, sie er scheitern. Weil KI zuerst einmal verhalten sich anders. Manchmal beein Konstrukt in einer idealisierten zeichnen wir das dann als gutgelaunt Welt ist, die aber weit weg von dem oder als schlechtgelaunt. Wir haben ist, was in der Realität abläuft. Emotionen, können streiten und lachen, eine Maschine kann das nicht. Was kann denn Künstliche Intelligenz leisten? Aber vielleicht kann man ihr das KI verarbeitet unsere Daten beibringen? und fängt an, uns eine neue EinNein. Wir Menschen tragen sicht zu geben. Was wir da erleben ein Universum an Sinnlichkeit in uns. werden, kann man schon in Ansätzen Wenn eine Künstliche Intelligenz zu erahnen. Zum Beispiel in der Medizin mir sagt: ‚Morgen wird es regnen’, bekommen wir vollkommen neue dann hat sie keine Ahnung davon, Diagnose-Möglichkeiten, wo man wie Regen riecht oder wie er sich anhand der Vielzahl der Daten plötzanfühlt. Das sind also im wahrsten lich sagen kann, dass jemand ein Sinne hohle Worte. Sie sind nicht mit erhöhtes Risiko hat, an der oder der Krankheit zu sterben, wenn er nicht dies oder das ändert. Ein weiterer Punkt ist, dass die KI uns anschubst zu erkennen, wo wir
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Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar im Gespräch mit Chefredakteur Eckard Christiani
sinnlichen Erfahrungen oder Merkmalen befüllt. Wir Menschen wissen, wie sich Regen auf dem Asphalt anhört, wir wissen, dass er im Sommer anders riecht als im Winter. Das ist der große Unterschied. Durch das, was wir mit unseren Handys machen, was wir auf Google suchen und wie wir uns durch den Tag bewegen, schaffen die Algorithmen uns sog. Filterblasen, in denen wir uns „zuhause fühlen“. Wir lesen nur die Meinungen derer, die sich in eben unserer Blase befinden. Andere Perspektiven nehmen wir nicht mehr wahr. Eine Weltsicht mit Scheuklappen also. Wie wird KI die Medienlandschaft weiterhin verändern? Zunächst einmal muss man sagen, dass die neue Medienlandschaft im Wesentlichen ein ökonomisches Geschäftsmodell um Aufmerksamkeit ist. Ich spreche auch von Erregungsbewirtschaftung. Das bedeutet, Menschen, die sich in sozialen Netzwerken befinden, Werbung angezeigt bekommen. Das ist das Hauptziel von Facebook
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und Google usw. Man versucht, den Nutzer möglichst lange im Netz zu halten. Und das erreicht man dadurch, dass man ihm Dinge zeigt, die ihn besonders erregen. Der Algorithmus ist so programmiert, dass er in der Priorität genau die Sachen „nach oben schiebt“, die uns erregen, um noch mehr Daten von uns herunterladen und uns noch länger Werbung zeigen zu können. Das hat einen Pferdefuß. Warum? Weil wir uns von den Informationen, die nicht korrekt sind oder irgendwie schräg sind, besonders angezogen fühlen. Da gucken wir unweigerlich hin. Eine Untersuchung des MIT (Massachusetts Institute of Technology ANM. D. RED.) für Twitter hat ergeben, dass sich Fake News sechsmal schneller verbreiten als korrekte Nachrichten. Das hat in der Folge natürlich katastrophale Auswirkungen. Da das Geschäftsmodell von Facebook und Co. nur auf Erregung und Aufmerksamkeit guckt, erhalten Fake News eine größere Bühne. Der wichtige Punkt dabei Der eindeutige Trend ist Targeting, die Fokussierung ist – und den begreifen wir auf Zielgruppen, die Fokus- allmählich –, sierung auf jeden einzelnen dass Medien in der Demokratie und damit die Spezifität eine besondere und Selektivität der WerFunktion innehaben: Sie sind bung Grundlage des demokratischen Diskurses, der Kompromisse, des Auslotens. Wenn dieser Dialog gestört wird, hat es zur Folge, dass die Demokratie gestört wird. Wir erleben gerade eine destabilisierende Wirkung dieser auf Erregungswirtschaft basierender Medien. Die klassischen Medien – Zeitungen, Zeitschriften usw. – hingegen verlieren ihre auf Werbeeinschaltungen basierenden Geschäftsmodelle und 20 | |2121 20
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können kaum noch überleben. Meine These ist, dass wir, wenn wir nicht aufpassen, in spätestens sieben Jahren die großen Player der klassischen Medien verloren haben. Es gibt kein probates, echt tragfähiges Businessmodell für guten Journalismus – auch online. Die Menschen sind nicht mehr bereit, Geld für Informationen zu bezahlen, wie sie es vor 30 Jahren noch getan haben. Das Internet hat seine Nutzer dahingehend sozialisiert, dass Informationen kostenfrei zu haben sind. Nochmal zurück zur Filterblase und den Algorithmen. Filterblase 1.0 ist, du suchst bei Google ein Schlauchboot, und dir werden fortan in Werbebannern Schlauchboote gezeigt. 2.0 Der Algorithmus weiß, dass ich Schlauchboote suche, also zeigt er mir Ferienhäuser am Meer. 3.0 Der Algorithmus weiß inzwischen, dass ich seit Jahren ans Meer fahre und bietet mir Alternativen an: Bergwandern und Werbebanner mit Rucksäcken. Wird das so sein? Dann rede ich von 4.0. Die KI fängt da an wirklich spannend zu werden, wo die Algorithmen berechnen: ‚Was muss ich dir zeigen, um deine Meinung so zu beeinflussen, dass du das Gefühl hast, du musst jetzt in die Berge fahren?‘ Oder: ‚Was muss ich dir zeigen, damit du Partei XYZ wählst?‘ Das ist gefährlich, weil es der Angriff auf deinen freien Willen ist. Wir wissen, dass es funktioniert – Facebook hat entspechende Experimente gemacht. Das bedeutet, dass wir nicht mehr in der Lage sind zu unterscheiden, ob die Entscheidung unser freier Wille, unser Bedürfnis war oder ob wir von jemand anderem dahin beeinflusst wurden. Und das ist hochbrisant, weil es etwas sehr Fundamentales angeht, und das ist die Basis jeder Demokratie: unsere Freiheit. Ist KI auch in der Lage, uns in Zukunft aus der Filterblase wieder zu befreien? Hat irgendjemand überhaupt Interesse daran? Die Gesellschaft? KI wird in den Dienst eines ökonomischen Geschäftsmodells gestellt. Facebook ist nicht an Wahrheit, Aufklärung oder fairer Berichterstattung interessiert. Facebook ist nicht journalistisch und will nichts anderes als Werbung verkaufen. Es ist immens wichtig, die Entkoppelung hinzubekommen, d. h. in den nächsten Jahren zu erkennen, dass Das Magazin von BerlinDruck
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es in einer funktionierenden Gesellschaft ein paar Bereiche geben muss, die nicht dem ökonomischen Diktat unterliegen dürfen. Und das sind unter anderem die Medien. Sie sind essentiell für eine funktionierende Demokratie. Welche Bedeutung kommt den Marketing-Abteilungen und Werbeagenturen in Zukunft zu, wenn Algorithmen „wissen“, was wir Verbraucher wollen und wünschen? Der eindeutige Trend ist Targeting, die Fokussierung auf Zielgruppen, die Fokussierung auf jeden Einzelnen und damit die Spezifität und Selektivität der Werbung. Sie wird komplexer, weil sie manchmal nicht als Werbung erkennbar ist. Die diffuse Grenze zwischen gesuchter Information und subkutan eingespielter Werbung verschwimmt. Wenn es um Politik oder beispielsweise um Gesundheit geht, wird es gefährlich. Wenn wir uns einmal klar machen, dass der Brexit ohne soziale Netzwerke nicht stattgefunden hätte, dann spüren wir die Brisanz. Das klang alles gut – connecting the world – aber wir merken so langsam, dass wir da ein paar gelbe Linien einziehen müssen. An der Stelle bin ich altmodisch, aber auch konsequent: Das Hauptziel muss die Stabilität einer Gesellschaft sein. Je größer die Datenmenge, desto zielgenauer können zukünftig Konsumenten erreicht werden. Wo bleiben aber die impliziten Markenwerte? Wo bleibt da die Kreativität in der Werbung – die Bedeutung von Kreativität? Der Mensch hat offenbar Qualitäten, die die Maschine nicht abdeckt. Wenn es darum geht, out of the box zu denken, dann haben wir Menschen einen Vorteil. Maschinen scheitern immer dann, wenn außerhalb ihres Datenraums gedacht werden soll. Der Moment der Singularität, also der Moment, wo die Maschine tatsächlich autonom und aktiv neue Gedanken umsetzt, wäre
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Leseempfehlungen zum Thema:
Ranga Yogeshwars Bestseller Nächste Ausfahrt Zukunft (2017), erschienen im Verlag Kiepenheuer&Witsch, 22,– Euro ISBN 978 – 3462051131
ein solcher, wo Kreativität entstünde. Die spannende Frage dahinter ist die nach dem Motiv: Warum sollte die Maschine das tun? Wir Menschen haben ein biologisch sehr verankertes sinnliches Motiv für kreative Leistungen. Wir leben mehr und mehr in einer digitalen Welt, wo reales Erleben und das Begreifen von impliziten Werten in den Hintergrund geraten. Dem haptischen Erleben, ein Magazin, eine hochwertige Broschüre oder einen Bildband in der Hand zu halten, wird aktuell weniger Wert zugemessen. Meine Großmutter hatte eine Druckerei in Luxemburg. Dort habe ich als Jugendlicher gern gearbeitet. Was für eine Entwicklung vom Bleisatz, von Linotypes und von Typen, die man fühlen konnte und wo man noch wusste, wie ein Durchschuss klingt: das war ein besonderes
Katharina Zweig, Ein Algorithmus hat kein Taktgefühl Wo künstliche Intelligenz sich irrt, warum uns das betrifft und was wir dagegen tun können. Erschienen 2019 im Heyne Verlag, 19,– Euro ISBN 978 – 3453207301
Futurium: Haus der Zukünfte Im Futurium dreht sich alles um die Frage: Wie wollen wir in Zukunft leben? Schon heute wissen wir: In der Zukunft müssen wir große Herausforderungen bewältigen. Erschienen 2019 im Verlag Sandstein Kommunikation, 15,– Euro
Moment meinen, dass wir nur noch in die Welt eines flachen Bildschirms gehen müssten. Wir haben VR-Brillen, mit denen wir Schein-Haptiken haben. So toll diese Technik ist – ich möchte sie nicht missen –, sie kann die Realität nicht eins zu eins ersetzen. Da bleibt immer ein Rest. Darauf müssen wir aufpassen.
Oder ist das die Angst, in der ich bin? Oder wie es Rilke einmal ausgedrückt hat: ‚Die tiefe Angst der übergroßen Städte, in die du mich gestellt hast bis ans Kinn?‘ Wunderbar! Besser kann man es nicht ausdrücken! Diese Welt, die oft so laut und dicht ist, führt dazu, dass wir flüchten in diese idealisierte geschönte Welt von irrealen Bildern und Szenen oder in Kommunikation. Ich frage mich manchmal in der UBahn: „Wo sind die alle? Sind die in Ihrem Chat bei Freunden und körperlich werden sie nur von A nach B transportiert. Oder sind sie in ihrer Situation?“ Das ist auch eine Wechselwirkung: Wenn es draußen schön ist, lege ich mein Handy zur Seite. Toll. Wenn es aber bedrückend ist, verziehen sich die Menschen in dieses Fluchtfenster.
Wie lautet Ihr Rezept für den richtigen Umgang mit den Möglichkeiten von KI? Geräusch, wenn man die kleinen Platten reingeworfen hat. Vom haptischen Fühlen, vom Satzbild, vom Druck im wahrsten Sinne hin zu einer Welt, die heute digital abläuft und deren Freiheitsgrad nur noch die Mausbewegung ist. Den Heidelberger Tiegel kann ich bedienen, ich weiß wie’s geht. Ich weiß, was HKS 42 ist. All diese Schönheit einer Zunft – der Geruch der Farben, der Klang des Papiers – ist eine Welt, die sehr viel Intelligenz beinhaltet. Und nur weil das auf den ersten Blick auch digital funktioniert, fehlt doch etwas. Herr Yogeshwar, vielen Dank für dieses Gespräch. D
Ausstellung: Denkraum Technik
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Pepper begrüßt die Besucher der Ausstellung
ADC Gold für die Futurium Ausstellung Das Futurium – als Haus der Zukünfte – hat ein neues Format in die deutsche Ausstellungslandschaft gebracht. Das Haus hat die Jury durch seine große Diversität in der Kreation überzeugt.
„Hinter unserer Ausstellung stecken viele Menschen mit ihren persönlichen Kompetenzen: Mit Herzblut, Kreativität, aber auch Durchhaltevermögen hat jede*r Einzelne zu dem Erfolg beigetragen. Dafür möchten wir uns bei allen Beteiligten bedanken. Wir freuen uns und sind stolz auf die Auszeichnung“, so Dr. Gabriele Zipf, Leiterin der Ausstellungen im Futurium. Auf 3.000 qm können Besucher*innen im Futurium eine umfassende Ausstellung erkunden, die in drei Denkräumen zur Auseinandersetzung mit Zukunftsentwürfen einlädt. Wie wollen wir leben? Komplexes Wissen und vielfältige Lösungsansätze für die Herausforderungen der Zukunft werden über einen Mix aus analogen und digitalen Medien leicht zugänglich gemacht.
Das Futurium, Vorplatz Süd, am Alexanderufer in Berlin mit Blick ins Regierungsviertel
Die drei Denkräume und der auf sie einstimmende Ausstellungsauftakt unterscheiden sich gestalterisch und atmosphärisch stark voneinander: Wie ein Wirbelsturm dreht sich eine raumgreifende Installation über der Treppe zur Ausstellung nach oben, die die exponentielle Entwicklung globaler Prozesse veranschaulicht. Während im Denkraum Natur eine organisch wirkende Raumarchitektur aus Holz aus dem Boden zu wachsen scheint, setzt sich der Denkraum Technik mit einer sachlichen Ästhetik von hinterleuchteten weißen Wänden und Medienstationen ab. Hier geben Medieninstallationen und Augmented Reality Angebote Einblicke in vielfältige Zukunftsszenarien. Der Denkraum Mensch bietet den Besucher*innen mit seinen Häusern und partizipativen Angeboten die Gelegenheit zum gemeinsamen Ausprobieren. Besucher*innen können mit einem TokenArmband an zahlreichen Stationen der Ausstellung Zukunftsentwürfe bewerten
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und Wissenswertes zu einzelnen Themen sammeln, das sie später durch Web-Inhalte vertiefen. Übrigens: Auch im Futurium sind einige Exponate zum Thema Künstliche Intelligenz zu finden. Etwa eine intelligente Wahlkabine des Künstlers Alexander Peterhaensel, die für jede*n eine Partei wählt, sobald er oder sie die Kabine betritt. Oder ein Computerprogramm, das ein Bild von jedem Protagonisten live in den Stil eines bekannten Gemäldes umwandelt. Die Bildumwandlung in Echtzeit hat der Künstler Gene Kogan programmiert. Er nutzte dafür Daten, die für alle frei zugänglich im Internet stehen, sogenannte „Open Source“-Inhalte. Die mit ADC-Gold ausgezeichnete Ausstellung ist nach der vorübergehenden Schließung aufgrund der Corona-Lage seit dem 13. Mai 2020 wieder mit Einschränkungen zugänglich und kann kostenfrei besucht werden. Berlin ist eben immer eine Reise wert! D www.futurium.de
oben: Interaktive Installationen im Futurium Lab Showcase unten: Ausstellung Denkraum Natur
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Petra Beiße
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Spezial Typogra fie
INTERPRETATIONEN MIT UNENDLICHEN MÖGLICHKEITEN
Als Diplomdesignerin und Kalligrafin hat sich Petra Beiße auf die Symbiose von Handlettering und hochwertigen Designlösungen spezialisiert. Mit viel Liebe zum Detail und einem hohen Anspruch an die eigene Arbeit gestaltet und schreibt sie für Werbe- und Designagenturen, Verlage und Unternehmen – schwerpunktmäßig in den Bereichen Corporate Design, Mailing, Packungsdesign und Event.
Streetlettering – 2012 Schriftcollage. Ein Mix aus Kalligrafie und Handlettering. Die Freie Arbeit entstand im Zuge eines Kunstprojekts am Bodensee.
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Playboy Titel / Sonderausgabe „Das ABC der erotischen Fotografie“ Kalligrafische Schriftcollage aus 50 Fotografennamen
HandletteringPostkarte, Original 2020 Im Zuge eines Experten-Tests hat Petra Beiße eine Pelikan EF-Feder in den Bereichen Handschrift und Lettering getestet.
Lutherportrait zum Reformationsjubiläum Schriftcollage / ein Mix aus Kalligrafie und Handlettering Petra Beiße hat dieses Motiv 2012 auf dem Kirchentag in Hamburg auf einer 4 × 4 m Leinwand „live“ vor Ort umgesetzt.
Papiermusterbuch zum Mozartjahr, entworfen für die Büttenpapierfabrik Gmund
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Petra, du machst schon seit Jahrzehnten Handlettering. Ist der Bedarf danach trendabhängig? Da werde ich unser Gespräch gleich mal mit einem klaren Jein starten. Im Bereich Handlettering gibt es unübersehbar eine gewisse Trendabhängigkeit. Man braucht nur einmal in die sozialen Netzwerke zu schauen – sicher weiß dann jeder sofort, welchen Trend ich meine. Der Bereich Kalligrafie und Handschrift hingegen, auf den ich mich ebenso vor Jahrzehnten spezialisiert habe, ist aus meiner langjährigen Erfahrung nicht trendabhängig. Auch wenn über gewisse Zeiträume in den Medien kaum Handschriftliches zu sehen war, gibt es doch einige Anwendungsbereiche, in denen die Symbiose aus Handschrift und Design sehr gefragt ist. Gerade im Premiumsegment, in dem der wertschöpfende Aspekt im Vordergrund steht, gibt es viele trendunabhängige Beispiele in einer zeitlosen Gestaltung. Worin liegt der Reiz – gerade auch für größere Unternehmen – im Handlettering? Handschrift ist für uns ein fester Bestandteil unseres Alltagslebens. Da aber das „mit-der-Handschreiben“ im persönlichen Alltag immer weniger wird – nicht zuletzt durch die Digitalisierung – wächst mehr und mehr die Sehnsucht nach Handgeschriebenem, nach „lesbarer“ Individualität und Authentizität. Somit kann die handgeschriebene nicht perfekte Schrift für Unternehmen ein Mittel sein, um ein Markenversprechen zu unterstützen. Nicht ohne Grund sind mit der Hand geschriebene Lettern mittlerweile ein werbewirksamer Bestandteil in vielen Unternehmensauftritten.
Signets und Schriftzüge Ein Mix aus Handlettering und Kalligrafie
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An welche Projekte denkst Du gern zurück? Eigentlich denke ich an fast alle Projekte gern zurück. Obwohl ich mich spezialisiert habe, sind die Projekte von sehr unterschiedlicher Natur, und jedes hatte seine ganz eigene, individuelle Herausforderung. Ob es das Lutherportrait war, welches ich „live“ auf einer 4 × 4 m großen Leinwand umgesetzt habe, ein Signet für einen Winzer, Streetlettering für eine öffentliche Einrichtung oder ein exklusives, handversiegeltes Mailing für einen Unternehmensbe-
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rater – in allen Arbeiten steckt mein ganzes Herzblut. Auch an die Menschen, mit denen ich zusammengearbeitet habe, denke ich gern zurück. Zu den meisten habe ich bis heute noch guten Kontakt, oder sie sind sogar meine Freunde geworden.
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Ruf nach Differenzierung 2 2017 Freie schriftkünstlerische Arbeit. Tusche, Gouache, Büttenpapier 70 × 100 cm
Und nun meine letzte Frage: Für wen oder für welches Unternehmen würdest Du gern einmal tätig werden? Oh, bekannte oder große Namen stehen nicht auf meiner Wunschliste. Viel wichtiger ist für mich eine gute Zusammenarbeit sowie ein Resultat, welches zum Kunden passt und mit dem beide Seiten zufrieden sind. Auf meiner Wunsch- und Ideenliste stehen deshalb eher andere Projekte. Eine Realisierung für und ein Austausch mit Unternehmen oder unterstützenden Menschen ist natürlich immer toll. Es gibt da eine Idee, Details werden aber an dieser Stelle noch nicht verraten. Es geht um Umweltschutz, Motivation, Streetlettering, Handschrift sowie eine Einjahresweihnachtskarte, die nicht weggeworfen wird. D www.handlettering.de
Walnuss #1 2010 Original 70 × 100 cm Schreibwerkzeug: Wallnuss-Schale und Füllfederhalter. Im Besitz der Anadolu Universität Art Collection, Türkei Novum Titel Gestaltung der Titelseite und eines „neuen“ Novumschriftzugs für die Oktoberausgabe 2012 Akronyme des Chats wurden in einem Mix aus Kalligrafie und Handlettering umgesetzt. Gedruckt wurde das Motiv im klassischen Buchdruck
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Nachhaltigkeit
Katarina Schickling: „Ich glaube, dass es total wichtig ist, bewusster zu konsumieren, und dass es ganz viele Dinge gibt, wo man mit kleinen Veränderungen tatsächlich einen Unterschied macht, ohne dass man sich da schrecklich einschränkt.“
WENN DINGE GANZ EINFACH GANZ ANDERS FUNKTIONIEREN
Fotografie: Michael Jungblut, fotoetage
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Nachhaltigkeit
Ein wissenschaftlicher Indikator, mit dem sich messen lässt, wie sich das Leben, das ein jeder Mensch führt, auf den Planeten Erde auswirkt, ist der ökologische Fußabdruck. Er rechnet in Hektar um, was ein Mensch an Natur verkonsumiert und vergleicht dies mit der Fläche, welche die Natur zur Verfügung hat, um diesen Konsum wieder auszugleichen. Dann kann nachwachsen, was geerntet wurde, oder sich die Natur einfach erholen. Der ökologische Fußabdruck wendet diese Regel, erweitert um jene Faktoren, die unsere Welt komplexer machen, auf den kompletten Planeten und die Menscheit als Ganzes an. Seit Mitte der Siebzigerjahre liegt der ökologische Fußabdruck der Menschheit außerhalb dessen, was die Erde hergibt. Jedes Jahr wandert der Tag, an dem wir bereits verbraucht haben, was für das ganze Jahr reichen sollte,
Katarina Schickling ist Dokumentarfilmerin, Ernährungsexpertin und Bestsellerautorin mit dem Schwerpunkt Nahrungsmittel und der dazugehörigen Industrie. Als Expertin wird sie von ARD, ZDF und vielen weiteren Medien immer wieder zurate gezogen, wenn’s ums Essen und um umweltbewusstes Leben geht. meinkonsumkompass.de
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Eckard Christiani im Gespräch mit Katarina Schickling Overshoot days nach Ländern 2020 Quelle: Global Footprint Network, National Footprint and Biocapacity Accounts 2019
im Kalender weiter nach vorn. Für Deutschland allein lag der sog. Overshoot Day, der Übernutzungstag, 2020 schon beim 3. Mai.
der Lockdown auf die Gesellschaft hat und ob nicht gerade jetzt die Chance auf ein nachhaltigeres Leben wächst.
Die Klimakrise und die Coronakrise zeigen dem Mensch seine Grenzen auf. Das Bedürfnis nach Antworten auf Fragen zu nachhaltigem Konsum wächst – man will wissen, wie’s geht. Wir haben uns mit der Autorin des gerade erschienenen „Konsumkompass“, Katarina Schickling, darüber unterhalten, welche Auswirkungen
Frau Schickling, haben Sie den Eindruck, dass die Coronakrise nachhaltiges Neudenken aus dem Fokus genommen hat? Das dachte ich zuerst auch. Inzwischen glaube ich aber, dass die Krise vielleicht sogar eine Chance ist – und das aus verschiedenen Gründen. Erstens, weil wir alle gerade gelernt haben, wie stark wir unser Leben verändern können, wenn wir uns nur vor einer Sache genug fürchten. Unzweifelhaft ist der Klimawandel eine viel, viel größere Bedrohung für uns als die COVID-19-Pandemie. Das
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Nachhaltigkeit
Virus ist dann doch irgendwie nicht so tödlich, wie es der Klimawandel sein wird, wenn er ungebremst auf unseren Planeten trifft und wir nichts dagegen unternehmen. Ich glaube, dass diese Erfahrung, dass wir ganz vieles ganz anders machen können, etwas ist, was uns in Zukunft tragen kann und was uns dabei helfen kann, Sachen besser zu machen. Und zweitens? Zweitens nehmen wir gerade sehr viel Geld in die Hand, um unsere Wirtschaft wieder auf die Füße zu stellen. Es ist ein ermutigendes Signal, dass das Konjunkturpaket der Bundesregierung kein Revival der Abwrackprämie enthält. Wenn unser Staat so einmalig viel Geld in die Hand nimmt, dann sollte dieses Geld auch dazu beitragen, uns in Sachen Nachhaltigkeit zukunftsfähig zu machen. Sicher wäre da an manchen Stellen noch mehr drin
„Kaufe ich lieber den Bioapfel aus Neuseeland oder den konventionell angebauten vom Bodensee? Packe ich die Äpfel anschließend in eine Papieroder Plastiktüte?“ Katarina Schickling will es genau wissen und klärt diese und andere Fragen zu nachhaltigem Konsum.
gewesen. Aber das ist auf jeden Fall ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, und eine klare Abkehr von der bisherigen Politik, wo es starken Lobbygruppen immer wieder gelungen ist, sterbende Geschäftsmodelle wie den Kohlebergbau oder eben auch den Verbrennermotor mit staatlichen Subventionen am Leben zu halten. Das freut mich. Müssen wir nicht, wie die Ökonomin Maja Göpel es kürzlich in ihrem Buch formuliert hat, die Welt gänzlich neu denken? Wir haben an vielen Stellen schon jetzt gelernt, dass man vieles plötzlich auch ganz anders machen kann – und da sehe ich die eigentliche Chance. Beim Thema Home Office haben die Arbeitgeber immer die Angst gehabt, dass ihre Leute zuhause nicht arbeiten. Jetzt haben sie gelernt, das machen
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die doch! Natürlich bleiben ab jetzt nicht immerzu alle im Home Office, aber das muss auch nicht sein. Wenn aber zumindest die, bei denen es funktioniert, einen oder zwei Tage nicht mehr zur Arbeit fahren, wieviel weniger Abgase haben wir dann, wie entspannter wird unser öffentliches Nahverkehrssystem, wieviel Büroraum gewinnen wir zusätzlich – zum Beispiel für Wohnraum? In solchen Bereichen kann das, was wir gerade aus der Krise lernen, zum Umdenken führen. Ich glaube, dass das Thema Dienstreisen ganz anders gedacht werden wird, weil es eben nicht viele Anlässe gibt, an denen ein persönlicher direkter Austausch notwendig ist. Wenn Dinge ganz einfach ganz anders funktionieren, dann liegt in der Krise eine Chance. Sie suchen genau nach solchen Antworten. Wenn man aber Ihr Buch liest, weiß man hinterher ganz genau, dass es keine einfachen Antworten gibt. Mir ist es wichtig, dass die Sachen, die ich erzähle, stimmen. Deswegen der Abgleich mit vielen seriösen Studien. Ich finde aber gleichzeitig die Tatsache, dass es so kompliziert ist, wiederum entspannend. Ich glaube, dass es total wichtig ist, bewusster zu konsumieren und dass es ganz viele Dinge gibt, wo man mit kleinen Veränderungen tatsächlich einen Unterschied macht, ohne dass man sich da schrecklich einschränkt. Alle diese Dinge kann man einfach schon mal tun. Wenn man damit angefangen hat, dann ändern sich in der Wahrnehmung ganz automatisch die Dinge. Dann denkt man sich, jetzt mach ich das schon, dann kann ich das auch noch machen. Es ist illusorisch zu denken, dass jeder alles perfekt machen kann. Ich glaube auch gar nicht, dass das nötig ist. Was mir aber ganz wichtig ist, dass man an den Stellen, an denen man sich ganz bewusst entscheidet, etwas Unökologisches zu tun, dann sollte man das auch mit Freude tun.
Schicklings zehn goldene Regeln für ein nachhaltiges Leben: Energie sparen Strom ist nie völlig sauber. Deshalb immer und überall so wenig Strom verbrauchen, wie es nur geht
Müll vermeiden Der beste Abfall ist immer der, der gar nicht erst entsteht. Ansonsten Müll getrennt sammeln und einem geregelten Recycling zuführen
Verwerten statt entsorgen Was für Sie überflüssiger Ballast ist, ist vielleicht genau das, was ein anderer gerade sucht
Gebraucht kaufen Alles, was nicht neu für Sie erzeugt wurde, sondern ein zweites oder drittes Mal genutzt wird, verbessert sofort Ihre persönliche Energiebilanz
Bewusst reisen Flüge auf ein Minimum beschränken. Und möglichst oft öffentliche Verkehrsmittel nutzen statt das eigene Auto
Weniger Fleisch Fleisch, besonders Rindfleisch, ist das klimaschädlichste Lebensmittel und sollte deshalb eine Delikatesse sein. Und immer aus tiergerechter Haltung stammen.
Lieber bio Die ökologische Landwirtschaft geht, trotz höheren Landverbrauchs, schonender mit unseren natürlichen Ressourcen um. Das gilt nicht nur für Lebensmittel, sondern beispielsweise auch für Baumwolle.
Fair einkaufen Viele Waren sind nur deshalb so billig, weil sie unter für andere unzumutbaren Bedigungen erzeugt werden.
Konsum mit Augenmaß Alles, was Sie nicht kaufen, ist ein Gewinn in Sachen CO2-Ausstoß.
Seien Sie anstrengend Gehen Sie Handel, Herstellern und Erzeugern auf die Nerven. Fragen Sie nach nachhaltig erzeugten Produkten. Zeigen Sie Interesse daran, wie Ihre Ware produziert wird. Wir Kunden haben mit unseren Kaufentscheidungen viel mehr Macht, als uns oft bewusst ist. Diese Macht sollten wir nutzen!
Frau Schickling, vielen Dank für dieses Gespräch D
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Meinung
Bücher schreiben hilft der Umwelt. Also zumindest bei mir zu Hause. Während ich an diesem Buch geschrieben habe, sind mein Sohn und ich sehr versierte Mülltrenner geworden. Ich war etliche Male mit dem Zug unterwegs, statt mit dem Auto oder dem Flieger und kann jetzt endlich mitreden, wenn es um geänderte Wagenreihung und ausgefallene Heizungen bei der Deutschen Bahn geht. Den Orangensaft zum Frühstück gibt es bei uns nur noch im Winter, wenn wenigstens europäische Zitrusfrüchte verfügbar sind.
Opium fürs Volk Besser konsumieren – und alles wird gut?
Katarina Schickling klärt in ihrem neuen Bestseller etliche Fragen zum nachhaltigen Konsum. Nicht mit gefühlten Wahrheiten, sondern mit Fakten. Fundierte Untersuchungen und seriöse Studien wurden neu bewertet, auf den Prüfstand gestellt und Ökomythen entlarvt. „Der Konsumkompass“ ist bei mosaik erschienen (2020) und kostet 20,– Euro. ISBN 978 – 3442178667
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Und doch habe ich zunehmend das Gefühl, dass wir Bürger an der Nase herumgeführt werden. Das Bundesumweltministerium schätzt in seinem Klimaschutzbericht für das Jahr 2017, dass damals in Deutschland 905 Millionen Tonnen sogenannter CO2-Äquivalente ausgestoßen wurden. Ein Drittel dieser 905 Millionen Tonnen stammt von der Energiewirtschaft, allen voran der Stromriese RWE, der vor allem durch seine Kohlekraftwerke für stolze 217 Millionen Tonnen verantwortlich ist. Im gleichen Jahr veröffentlichte eine britische Umweltorganisation einen Report: Demnach gehen 71 Prozent der weltweit ausgestoßenen Treibhausgase auf das Konto von 100 Industrieunternehmen. Ein, zwei Kohlekraftwerke abgeschaltet, und meine Flug- und Autoscham wäre millionenfach kompensiert. Je länger ich Studien dazu wälze, welche Einkaufstüte die richtige ist, desto verärgerter bin ich. Ein bisschen ist es mit all diesen kleinen Maßnahmen, wie mit dem guten alten „Opium fürs Volk“. Wir sind alle so damit beschäftigt, den Klimawandel zu bekämpfen und uns gegenseitig zu übertreffen, mit noch ökologischeren Verhaltensweisen, dass dabei in Vergessenheit gerät, wo die richtig großen Aufgaben liegen. Aufgaben, die so groß sind, dass wir Bürger sie nicht alleine schultern können. Dafür aber sehr wohl die Politik. Zum Beispiel beim Thema Verkehr, laut den Zahlen des Bundesumweltministeriums 2017 nach Energie und Industrie auf Platz 3 der Verursacher von Treibhausgasen. Warum komme ich mit meinem Auto doppelt so schnell zum Münchner Flughafen wie mit der S-Bahn, selbst wenn ich etwas im Stau stehe? Warum gibt es in vielen Orten überhaupt keinen öffentlichen Personennahverkehr, oder einen so ausgedünnten Fahrplan, dass Busse keine Alternative zum privaten PKW sind? Warum sind deutsche Züge zuweilen rollende Schrotthaufen, mit überfordertem Personal, das der verärgerten Kundschaft erklären muss, warum die Anschlusszüge im nächsten Bahnhof schon wieder nicht erreicht werden? Warum gibt es kein vernünftiges Schnellzugnetz und warum wird bei uns der Löwenanteil der Güter noch immer auf der Straße transportiert, wo ausgebeutete, übernächtigte Fahrer aus Osteuropa mit ihren schweren Sattelschleppern einen großen Teil der Straßeninstandhaltungskosten verursachen? Warum haben wir keine nutzungsabhängige Maut für PKW, auf Autobahnen, und am besten auch in verstopften Städten?
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Diese Liste an Fragen ließe sich endlos fortsetzen. Manchmal scheint mir, dass wir ruhiggestellt werden sollen, mit einer Strategie, die Versprechen und Drohung zugleich ist: Wenn ich mich richtig verhalte – richtig esse, einkaufe, reise – dann lässt sich das Klima retten. Während wir eifrig mit Hilfe des CO2-Rechners auf der Seite des Umweltbundesamtes ermitteln, wie sehr wir zum Klimawandel beitragen, mit unserem Konsumverhalten, und uns permanent ein schlechtes Gewissen umweht, weil irgendwie alles, was Spaß macht, unsere Bilanz versaut, während wir zu verzichten lernen und im Schwarzwald urlauben, statt in New York (oder wenigstens nur mit ultraschlechtem Gewissen zu unserem Langstreckenflug starten), genießen im Autoland Deutschland die Hersteller immer noch weitgehend Narrenfreiheit, wird die Energiewende eher zögerlich vorangetrieben, hat die Politik bis heute keine wirkliche Antwort darauf, wie wir denn nun die vielen Klimaziele erreichen wollen, die auf irgendwelchen Gipfeln regelmäßig verabschiedet werden. Wer keine Antwort weiß, fragt gerne zurück: Im oben genannten Klimarechner gibt es den Unterpunkt „Mein CO2-Szenario“ zum Beispiel folgende Frage: „Sind Sie zukünftig bereit Ihre Wohnfläche zu verkleinern, beheizte Wohnfläche zu reduzieren oder Ihre Wohnraumtemperatur um ein Grad zu senken?“ Frieren für die Klimarettung? Ernsthaft? Ich finde es fast schon frech, wenn eine der Bundesregierung unterstellte Behörde mir solche Fragen stellt. Mit großem Getöse hat die Bundesregierung im September 2019 ihr „Klimaschutzprogramm 2030“ vorgelegt – ein Paket, bei dem sich alle Experten einig sind, dass die Maßnahmen nicht annähernd ausreichen, um den Klimawandel zu stoppen. Gerade beim Thema Verkehr sind wir auch mit den beschlossenen Maßnahmen weit davon entfernt, die im Pariser Weltklimavertrag längst beschlossenen Ziele zu schaffen. Der „European Green Deal“ der neuen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist deutlich ambitionierter – doch wieviel davon übrigbleibt, wenn der Klimaschutzplan durch die Gremien der Union gegangen ist, wissen die Götter. Ich werde trotzdem weiter meinen Müll trennen. Ohne Zweifel nutzt es etwas, wenn jeder bei sich im Kleinen ein paar Dinge besser macht. Aber gleichzeitig sollten wir alle uns immer wieder klar machen, dass die großen Fragen die viel relevanteren sind. Dass große Veränderungen notwendig sind, bei der Energieerzeugung, bei der Herstellung von Lebensmitteln, beim Warentransport, beim Verkehr. Wir sollten unseren Politikern damit so oft wie möglich auf die Nerven fallen und deutlich machen, dass uns bewusst ist, wo die wirklich wirksamen Entscheidungen getroffen werden, die den Klimawandel stoppen können. Dass wir einerseits verstanden haben, dass zur Rettung der Erde auch Verzicht gehören wird und dass wir bereit sind, diesen Beitrag zu leisten. Aber dass wir von unseren gewählten Volksvertretern im Gegenzug erwarten, dass sie die drängenden Probleme angehen. Jetzt.
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Philosoph Ulrich Hoffmann im Gespräch: Wie wir uns die Herrschaft über unser Leben zurückholen
PAUSE Illustration: Julia Ochsenhirt
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In Zeiten voller Unsicherheit braucht der Mensch Momente, die ihn zwischendurch erden. Wir alle spüren eine neue Nachdenklichkeit. Sich jedoch der täglichen Informationsflut zu ergeben und allzu sehr zu grübeln, hilft da nur wenig. Der Philosoph Ulrich Hoffmann rät, sich die Herrschaft über unsere Zeit und unser Leben zurückzuholen. Eckard Christiani hat mit Ulrich Hoffmann über sein Buch „Pause“ gesprochen – ein beinahe universeller Ratgeber mit etlichen Inspirationen, wie wir auch mit der Coronakrise umgehen könnten. Herr Hoffmann, wie haben Sie die letzten Monate erlebt? Ich hatte eigentlich großes Glück: Vor zwei Jahren habe ich meinen ersten Krimi geschrieben, der dann nochmal aus dem Lektorat zurückkam. Im letzten Sommer gab es eine Besprechung darüber, was noch gemacht werden muss, und im Dezember haben wir dann die Fäden festgezurrt. Ich habe das für den April eingeplant. Und so kam es letztlich auch: Ich bin jeden Tag zu mir ins Büro gegangen und habe an meinem Krimi weitergearbeitet. Corona hat mir eine unglaubliche Alltagsruhe in diese Zeit gebracht, in der es alle anderen aus der Kurve getragen hat. Dann waren Sie auch nicht abgelenkt? Naja, ich bin im Herzen Journalist. Insofern war ich schon ab und zu abgelenkt, weil ich immer drei Nachrichtenseiten offen hatte und schon verdammt aufpassen musste, dass ich auch mal etwas an meiner Überarbeitung mache und mich nicht immerzu festlese. Meine Erfahrung ist aber, dass man nicht acht Stunden an der Überarbei-
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tung arbeiten kann. Man hat sowieso Pausen, man muss mit denen nur einigermaßen ok umgehen. In Ihrem Buch stehen ja ganz gute Tipps, wie man das macht. (lacht) Stimmt! Wie lief es in der Familie? Mit unseren Töchtern – 16 und 18 Jahre alt – hatten wir auch großes Glück. Solange der Kühlschrank gefüllt ist und die Eltern nicht allzu panisch sind, geht das erstmal. Das ist ganz was anderes, wenn man ein Kita- oder Grundschulkind hat. Unsere Große hat nur noch eine Prüfung und die Kleine kommt sehr gut mit der Online-Schule klar und organisiert das alles selber. Sie arbeitet tatsächlich besser mit, als in der Schule und ist ganz stolz, wenn sie überall Häkchen machen kann. Für mich hat diese Situation klar gemacht, was Präsenzschule leisten kann und sollte: z. B. Schulung in sozialer Kompetenz. Auf der anderen Seite haben wir gemerkt, dass es manchmal gut und sinnvoll ist, wenn du als Schulkind genügend Zeit hast, deine Aufgaben zu machen.
Eckard Christiani im Gespräch per Skype mit Bestsellerautor und Philosoph Ulrich Hoffmann
Sie haben ein Buch geschrieben, das ganz zufällig genau in unsere Zeit passt. Das Buch heißt „Pause“ und ist ein universeller Ratgeber dafür, wie man sich und sein Leben anders und neu organisiert. Im März und April dieses Jahres hatten sehr viele von uns unfreiwillig eine Pause. Ist es jetzt nicht genau der richtige Zeitpunkt, seine Zukunft zu überdenken? Ich habe das Buch geschrieben in einer Zeit, wo es um freiwillige Pausen ging. Es gibt einige Autoren, die diese Zwangspause als wahnsinnig große Chance ansehen. Ich reihe mich da ehrlich gesagt nicht ein. Mir ging es mit dem Buch darum zu gucken, wie man – wenn einem sein Leben im Großen und Ganzen gefällt – an kleinen Stellschrauben absichtsvoll selber etwas verändern kann. Ein Beispiel: Eine praktische
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Übung für Burnout-Patienten ist, spazieren zu gehen und dabei auf Geräusche, auf den Straßenlärm oder das Vogelgezwitscher zu achten. Das hat man vorher ausgeblendet. Wenn man das freiwillig macht, weil man das möchte, dann – glaube ich – ist das eine tolle Sache. Im Moment gibt es eine Grundstimmung von Unsicherheit um einen herum. Wir alle wissen nicht, wie es weitergeht. Wie geht Schule weiter, wie geht Arbeit weiter? Wir leben also in einer Unsicherheit, die wir – ich zumindest – noch nicht richtig erfasst und verstanden haben. Selbst wenn es einem selber aus unterschiedlichen Gründen gar nicht so schlecht geht, weil man beispielsweise ein gesichertes Gehalt hat, so ist man doch umgeben von Menschen, die einen im Supermarkt anherrschen: „Zwei Meter Abstand!“ Und schon ist man selber wieder in dieser Unruhe. Und dann zu kommen und gute Ratschläge zu geben „Du entspann dich doch mal ein bisschen – mach mal Pause!“ – so ist das Buch nicht gedacht. Natürlich sag’ ich mit einem gewissen Augenzwinkern, ich habe das Buch zur rechten Zeit geschrieben. Aber das Augenzwinkern ist eben ganz wichtig. Wenn man in der Situation ist, die lang erhoffte, ersehnte oder benötigte Pause zu machen und sagen zu können, ich renoviere jetzt mal meine Garage oder bastele an meinem Oldtimer, weil sowieso keiner etwas von mir will – und das tut mir auch total gut –, dann ist das schön, wenn man jetzt so eine Anregung aus diesem Buch zieht. Aber die meisten Leute haben im Moment andere Probleme, die wirklich einer Lösung bedürfen. Natürlich hilft auch dann, eine Pause zu machen, aber das ist Schritt zwei. Ihr Buch bietet ja noch viel mehr Inspirationen für ein Leben mit weniger Stress und Hektik, wie es hinten auf dem Buchdeckel steht. „Pause“ ist mehr Lebenshilfe als nur die Hilfe für eine richtige Pause. Das Buch bezieht einen großen Reiz aus den Gruppierungen. Abschalten vs. Anlassen, Rausgehen vs. Drinbleiben, Offenheit vs. Abgrenzung usw. Am Ende geht es um so etwas wie einen mittleren Weg. Ein
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Beispiel: Ich arbeite total gerne. Ich finde, etwas geschafft zu haben, ist ein ein tolles Gefühl. Ich habe letzten Winter bei uns im Haus Klick-Vinyl verlegt. Das ist wirklich eine blöde Arbeit. Da tun einem die Knie und die Finger weh. Und ehrlich gesagt, kann ich es nicht besonders gut. Hätte das ein Profi gemacht, würde das jetzt besser ausgesehen. Aber trotzdem bin ich total stolz. Pause heißt nicht, auf dem Sofa zu sitzen, nichts zu tun, abzuschalten. Pause – so wie ich es verstehe – ist ein Ausgleich zu etwas, was mich sonst mit Haut und Haaren frisst – in einem Maße, das mir nicht guttut. Pause ist eine Abgrenzung gegen ein „Zuviel“. Und in erster Linie eine Abgrenzung gegen diese furchtbare Verdichtung. Ich erwische mich ja auch selber dabei, dass, wenn ich in der Kassenschlange im Supermarkt stehe – drei Leute vor mir –, ich meine E-Mails checke. Anstatt so wie früher einfach nur rumzustehen, als es noch keine Smartphones gab. Es gibt eine neue Nachdenklichkeit. Ist die Art zu leben und zu arbeiten überhaupt die richtige? Wir suchen allerdings nach Lösungen mit einer Denkweise von früher. Eigentlich müssten wir schon seit der Klimakrise die alten Denkmuster überprüfen. Moderner Fortschritt bedeutet ein Mehr-mehr-mehr, Wachstum auf Teufel komm raus. Solange wenig Menschen einem Planeten
Erde gegenüberstehen, funktioniert das ganz gut. Das klappt jetzt nicht mehr. Haben Sie den Eindruck, dass die Menschheit als Ganzes diesen erzwungenen Neustart wahrnimmt und sinnvoll nutzt? Ich hoffe das natürlich! Man kann ja gut begründen, dass ein Wirtschaften überhaupt nur in irgendeinem Zusammenspiel mit der Natur möglich ist. Wenn ich Umwelt ausbeute, egal ob es die Natur ist oder die Menschen, dann verbrenne ich, was mich anfeuert, und dann ist es hinterher weg. Das haut eben nicht mehr hin. Momentan ist mein Eindruck, dass wir alle – und da schließe ich mich ausdrücklich ein – unbewusst hoffen, dass es wieder wird wie vorher. Mich erinnert diese ganze Situation sehr an Tschernobyl. Damals war ich noch in der Schule. Mich hat am meisten verunsichert, dass „die Großen“, die Erwachsenen, auch nicht mehr weiterwussten. Und mir scheint, wir sind nach Tschernobyl und nach der Finanzkrise 2008/2009 jetzt in einer Situation, wo gar keiner mehr weiß, wie’s weitergeht. Weil die Pause heißt nicht, auf dem AlternativSofa zu sitzen, nichts zu tun, modelle, die ich kenne, abzuschalten. zwar alle tolle Ansätze haben, aber keiner genau weiß, wie das jetzt funktionieren soll. Wer genau soll das kontrollieren? Klar, fänd’ ich es toll, wenn wir eine gütige Weltregierung hätten, die dafür sorgt, dass alle das Richtige tun. In Wahrheit wäre es aber eine Diktatur. Auf der anderen Seite kann man ganz offensichtlich nicht darauf bauen, dass der Markt oder der shareholder value es richten werden. Ehrlich gesagt, hätte ich gern mehr Hoffnung, als ich habe. In einem offenen Brief zeigen 200 Prominente und Wissenschaftler*innen Wege auf, die jetzt zu denken sind. Die Pandemie sei eine Tragödie, aber zugleich auch eine Chance für die Menschheit, zu überprüfen, was wirklich wichtig
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sei: Ein Ende des wirtschaftlichen Wachstumszwangs, Umverteilung von Wohlstand, ökologisches und nachhaltiges Landwirtschaften, weniger Konsum und Reisen sowie Schuldenerlässe. Sehen Sie Beispiele, wo versucht wird, eine neue Welt zu denken? Ich hab’ vor über zehn Jahren ein Buch geschrieben: 1000 Ideen, täglich die Welt zu verbessern. Das Buch war seinerzeit ein ziemlich kapitaler Flop, wahrscheinlich seiner Zeit weit voraus. Klar, jeder von uns kann was tun. Es gibt Öko-Banken, es gibt Öko-Strom. Wir essen zuhause weniger Fleisch – und wenn, dann nur Bio-Fleisch. Das kann und sollte man sich als Elfenbeinturmautor leisten. Mit individuellen Entscheidungen, so sehr ich sie begrüße, ist es nicht möglich, den notwendigen Turnaround zu schaffen – und zwar an keinem Ende. Nicht bei der Klimakrise, nicht in der Wirtschaft – da kann man jedes der großen Probleme anfassen. All das, was wir leisten können, ist gut und schön, aber trotzdem glaube ich, eine echte Lösung kann nur auf politischer Ebene passieren. Allerdings kenne ich keine politische Konstellation, die ernsthaft etwas durchsetzen könnte. Insofern ist Pause natürlich auch gewissermaßen eine Flucht ins Persönliche, ins Individuelle. Da draußen ist irgendwie alles total anstrengend – davor muss ich mich schützen und auf mich achten. Die Coronakrise hilft uns aber auch, einige Schritte schneller zu gehen als gedacht. Stichworte: Home office und home schooling befeuert die Digitalisierung. Die Art, wie wir kommunizieren, hat sich geändert. Wir sitzen uns nicht gegenüber, sondern sprechen über Skype miteinander. Worauf müssen wir bei dieser Entwicklung achten? Im Augenblick geht uns das unmittelbare menschliche Berührtwerden aus gut nachvollziehbaren wissenschaftlichen Gründen total verloren. Aber da bin ich eindeutig auf der Seite der Wissenschaft. Wissenschaft ist immer schwierig, dauert manchmal lange und hat auch manchmal nicht Recht. Und trotzdem kann man nicht einfach sagen,
alternative Fakten seien doch auch ganz schön und die Wahrheit läge immer irgendwo in der Mitte. Das ist wirklicher Blödsinn. Draußen in der Welt sind die Dinge irgendwie. Wir wissen vielleicht nicht, wie sie sind. Sie sind aber faktisch genau so und nicht anders. Und es kann nicht sein, dass sie gleichzeitig ein bisschen so und ein bisschen so und ein bisschen so sind. Das ist einfach unmöglich. Es gibt eine Welt, und die ist genau in einer Art. Aber zurück zu Ihrer Frage: Warum finden wir beide das Skypen jetzt ein bisschen komisch? Würden wir über andere Dinge reden, wenn wir uns gegenübersäßen? Glaube ich nicht, weiß man nicht. Es wäre aber als Erlebnis menschlicher. Dieses Erleben verlieren wir jeden Tag ein bisschen mehr. Nicht in Echtzeit zu kommunizieren – z. B. über Mails – finde ich im Alltag echt praktisch. Trotzdem muss man gerade jetzt darauf achten, dass man diese menschlichen Berührungspunkte nicht aus den Augen verliert. Wir haben in der Zeit, als wir auf die biologische Kernfamilie reduziert waren, gemerkt, dass uns doch was Entscheidendes fehlt und wir eine Sehnsucht nach Ich glaube, dass im Rahmen mehr Nähe der Digitalisierung viel davon haben. Ich glaube, dass verloren geht, was subtil im im Rahmen direkten Gespräch vermittelt der Digitaliwird. sierung viel davon verloren geht, was subtil im direkten Gespräch vermittelt wird. Auf der anderen Seite werden wir durch Videochat alle viel menschlicher. Plötzlich laufen Kinder im Hintergrund herum. Man sieht, wie es bei Leuten im Wohnzimmer aussieht. Oder irgendwas klappt nicht und man lacht gemeinsam darüber. Das finde ich auch wieder charmant. Ihr Buch „Pause“ hätten Sie in der jetzigen Situation nicht oder zumindest anders geschrieben. Welche Lebenshilfe können Sie Ihren Lesern jetzt mitgeben? Ich glaube, dass die Idee
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des Buches, nämlich zu sagen, dass Pausen gut sind, trotzdem noch trägt. Gerade in einer Zeit, wo so ein Gefühl der Machtlosigkeit und Unsicherheit herrscht. Im Grunde ist Unsicherheit ja sowieso immer gegeben. Auch davor, dass z. B. die jetzige Situation eintreten könnte, wurde schon vor einigen Jahren gewarnt. Wir haben alle – und da schließe ich mich ausdrücklich mit ein – verlernt, mit Frustrationen umzugehen. Wenn irgendetwas nicht klappt, na, dann lass dir einfach ein Schaumbad ein, trink einen Rotwein oder geh ins Fitnessstudio, und pump bis du umfällst. Also mach, dass der Schmerz weggeht. Solche Pausen sind aber auch trojanische Pferde. Manchmal muss man sein Unterbewusstsein auch seine Arbeit machen lassen. Wenn ich mich immer nur ablenke, beschäftige und zumache, dann bleiben Reste. Wenn man aber seine Pause richtig gestaltet und eine Stunde spazieren geht und dabei nicht zwei Podcasts hört, sondern einfach mal so für sich ist, dann ist das die ersten Male ein bisschen befremdlich. Nach einer Weile aber kommen einem Gedanken, und dann gehen die auch wieder. Das ist so schön zu lernen: „Ach, die gehen auch wieder!“ Herr Hoffmann, vielen Dank für dieses Gespräch. D
Aktueller Bestseller von Ulrich Hoffmann: Pause (2019), erschienen im mosaik Verlag, 176 S., 12,– Euro ISBN 978 – 3442393497
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Produktionswissen
Michael Neuhauser
FARBMANAGEMENT – WISSEN, WIE’S GEHT!
Diese dreidimensionalen Abbildungen zeigen, welche Farben mit dem Farbprofil ISO Coated v2 dargestellt werden können.
Fotografie: Michael Jungblut
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Jeder, der Entwürfe für Print erstellt, kennt das Problem: Am Bildschirm sehen die Farben in der Druckvorlagendatei meist anders aus als im späteren Druckergebnis. Die Farbdarstellung hängt natürlich in erster Linie vom gewählten Material und dessen Eigenschaften ab. Beim Druck von Geschäftsausstattungen und Prospekten auf ungestrichenem Offsetpapier wirken Farben meist stumpfer und weniger kräftig als auf gestrichenen Bilderdruckpapieren eines Hochglanzmagazins. Damit man zumindest eine Ahnung davon bekommt, wie Farben später im Druckergebnis aussehen werden, hat die Druckindustrie schon vor knapp 30 Jahren das ICC (International Color Consortium) ins Leben gerufen. Die Gesellschaft definiert standardisierte Farbprofile für verschiedene Druckverfahren, damit Farbmanagement möglich wird.
Ungestrichenes Papier: Altes Profil: PSO Uncoated ISO 12647 (Fogra 47) Neues aktuelles Profil: PSO uncoated_v3 (Fogra52) Hier hat sich das neue Profil durchgesetzt und ist zu 95 Prozent bei BerlinDruck im Einsatz. Alle diese Profile können unter www.berlindruck.de/ service/downloads herunterladen werden. Download und Installation Nachdem die Farbprofile ordnungsgemäß abgelegt wurden, geht es an die Farbeinstellungen von InDesign. Dazu werden die Farbeinstellungen geöffnet (Menü > Bearbeiten > Farbeinstellungen) und wie folgt konfiguriert:
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Michael Neuhauser, gelernter Mediengestalter, arbeitet seit 2007 selbstständig in den Bereichen Konzeption, Gestaltung, Bildbearbeitung und Reinzeichnung. Sein Buch „Reinzeichnung und Druckvorstufe mit InDesign“ ist ein verlässlicher Begleiter bei der täglichen Arbeit.
Was aber sind Farbprofile, was Farbmanagement? Ziel des Farbmanagements ist es, Eingabegeräte wie Scanner und Digitalkameras sowie Ausgabegeräte wie Monitore und Drucker so aufeinander abzustimmen, dass eine konsistente Farbdarstellung der Bilder gewährleistet ist. Im Optimalfall sieht ein Bild im Druck genauso aus, wie wir es am Monitor gesehen haben. Ein Farbprofil beschreibt dabei das individuelle Farbverhalten eines Gerätes. So ist bei einem Druckerprofil unter anderem der druckbare Farbraum, die Tonwertzunahme, der Weißpunkt und der maximale Farbauftrag hinterlegt. Wenn in InDesign beim PDF-Export ein Bild von einem RGB-Farbraum in einen CMYK-Farbraum umgewandelt wird, bestimmen die hinterlegten Farbprofile, wie die Farben umgerechnet werden. Welche Farbprofile sollten verwendet werden? Da die Farbprofile zum späteren Papiertyp und Workflow der Druckerei passen müssen, erkundigt man sich am besten dort direkt nach dem passenden Farbprofil. BerlinDruck beispielsweise setzt für jedes Papier entsprechend der Klassifizierung Farbprofile für gestrichenes und ungestrichenes Papier ein. Das sind derzeit vier Profile – die alte Norm und die neue / aktuelle Norm. Für gestrichenes Papier: altes Profil: ISO coated_v2 (Fogra39) neues aktuelles Profil: PSO coated_v3 (Fogra51) Bei den gestrichenen Papieren findet die neue Norm Fogra 51 derzeit noch wenig Anwendung. Derzeit werden vielleicht 10 Prozent der Aufträge an BerlinDruck mit diesem Profil geliefert.
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Farbeinstellungen in InDesign
Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Farbmanagement-Richtlinie von CMYK auf Werte beibehalten (Profile in Verknüpfungen ignorieren) steht. Sonst werden beim PDF-Export auch CMYK-Bilder erneut nach CMYK gewandelt. Warum sRGB als Arbeitsfarbraum? Werden in InDesign RGB-Bilder ohne eingebettetes Farbprofil platziert, weist InDesign diesen automatisch den RGB-Arbeitsfarbraum zu. Bilder werden also entsprechend dieses Farbraums dargestellt.
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Produktionswissen
Leseempfehlung zum Thema:
Michael Neuhauser, Reinzeichnung und Druckvorstufe mit InDesign, Selbstverlag, 34,90 Euro
Häufig handelt es sich jedoch bei Bildmaterial ohne eingebettetem Farbprofil um Bildmaterial aus semiprofessionellem Umfeld mit kleinerem Farbraum (sRGB). Würde InDesign diesen Bildern ein Farbprofil mit größerem Farbraum (Adobe RGB oder ECI-RGB) zuweisen, würden die Bilder zu gesättigt dargestellt. Das kann sich beispielsweise bei Hauttönen äußerst negativ bemerkbar machen.
Farben konvertieren beim PDF-Export RGB-Bildmaterial kann vorab in Photoshop in das passende CMYK-Profil oder erst beim PDF-Export aus InDesign konvertiert werden. Zweiteres ist ein praktikabler Standard für medienneutrales Arbeiten. So kann beispielsweise eine Anzeige mit nur wenigen Klicks für unterschiedliche Medien / Papiertypen exportiert werden.
Profilwarnungen beim Öffnen von Dokumenten Wurde InDesign wie auf der vorherigen Seite konfiguriert, erscheint bei Dokumenten, welche mit einer abweichenden Farbeinstellung erstellt wurden, jeweils eine Warnmeldung für RGB- sowie CMYK-Einstellungen. Die Einstellungen sollten wie folgt vorgenommen werden:
PDF-Exporteinstellungen für BerlinDruck Je nach Druckerei und Workflow können sich die folgenden Einstellungen unterscheiden. Für Aufträge an BerlinDruck gilt: Das Dokument als PDF exportieren und im sich öffnenden Fenster unter Standard die Einstellung Ohne wählen.
RGB-Einstellungen 1. Dokument an die aktuellen Farbeinstellungen anpassen anklicken. 2. Unter Profil zuweisen das Profil sRGB auswählen 3. Unter Platzierter Inhalt > Alle Profile aktivieren auswählen. So wird vermieden, dass RGB-Bildern mit eingebettetem Profil ungewollt der RGB-Arbeitsfarbraum des Dokumentes zugewiesen wird, obwohl dieser für das Bild gegebenenfalls unpassend wäre.
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CMYK-Einstellungen 1. Dokument an die aktuellen Farbeinstellungen anpassen anklicken. 2. Unter Profil zuweisen ein zum Druckverfahren und Papiertyp passendes Farbprofil auswählen. 3. Im Gegensatz zu den RGB-Einstellungen wird unter Platzierter Inhalt > Alle Profile deaktivieren ausgewählt. Konvertieren Sie beim PDF-Export das Bildmaterial in ein CMYK-Farbprofil (siehe rechte Spalte), bleiben mit dieser Einstellung Bilder, welche bereits einen CMYKFarbraum haben, unangetastet und werden nicht erneut konvertiert.
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Mit den Einstellungen im Unterpunkt Ausgabe kann Bildmaterial, welches nicht in CMYK vorliegt, beim PDF-Export in das passende CMYK-Farbprofil konvertiert werden. Wird auf gestrichenem Papier im Bogenoffset gedruckt: – Farbkonvertierung: In Zielprofil konvertieren (Werte behalten) – Ziel: ISOcoated_v2 (Fogra39) – Berücksichtigung der Profile: Profile nicht einschließen
Wird auf ungestrichenem Papier im Bogenoffset gedruckt: – Farbkonvertierung: In Zielprofil konvertieren (Werte behalten) – Ziel: PSOuncoated_v3 (Fogra52) – Berücksichtigung der Profile: Profile nicht einschließen Liegt das Bildmaterial bereits im korrekten Farbprofil vor, und enthält das Dokument keine RGB-Farben mehr, wird unter Farbkonvertierung die Einstellung Keine Farbkonvertierung und unter Berücksichtigung der Profile die Einstellung Profile nicht einschließen gewählt. Druckergebnis am Bildschirm simulieren Unter Menü > Ansicht > Proof einrichten > Benutzerdefiniert wird das passende Farbprofil zum späteren Druckauftrag ausgewählt. Anschließend simuliert InDesign das Druckergebnis. Ob Papierfarbe simulieren oder Schwarze Druckfarbe simulieren ausgewählt werden sollte, hängt davon ab, wie Ihr Monitor kalibriert wurde. Für eine möglichst verbindliche Darstellung ist jedoch ein professioneller Monitor sowie ein Colorimeter zur Kalibrierung des Monitors unerlässlich. Abschließend sei gesagt: Auch wenn einen das Thema Farbmanagement ganz schön ins Schwitzen bringen kann – mit den hier beschriebenen Einstellungen wird RGB-Bildmaterial von InDesign automatisch in das korrekte Farbprofil gewandelt und kann von der Druckerei sauber verarbeitet werden. Damit ist schon viel gewonnen! D
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Produktionswissen
Typografische Fehler mit GREP in InDesign korrigieren
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Spezial Typogra fie DOWNL
OAD
Bei der Arbeit in InDesign kommt man oft mit der Suchen / Ersetzen-Funktion in Berührung. Viele Anwender beschränken sich auf die Suche nach bestimmten Texten, die gegebenenfalls durch andere Texte ersetzt werden. Dies ist allerdings nur das kleinste und einfachste Werkzeug aus dem großen Suchen / Ersetzen-Werkzeugkasten. InDesign bietet neben der normalen Suchfunktion die Suche mit GREP. Hier haben Sie die Möglichkeit, nach Textmustern (z. B. Zahlen, Leerräumen, Großbuchstaben etc.) zu suchen.
GREP-Funktionen zum Download Falsch gesetzte Divise und Gedankenstriche sind ein häufiger typografischer Fehler. Mit drei GREP-Funktionen können diese schnell gefunden und korrigiert werden. Unter www.michael-neuhauser.de/grep können die Funktionen heruntergeladen und entsprechend der beigefügten Anleitung installiert werden. GREP: Gedankenstrich im Text Befindet sich vor und nach einem Bindestrich ein Leerzeichen, und grenzt an das Leerzeichen ein Buchstabe, sollte es sich in den meisten Fällen um einen Gedankenstrich handeln. Diese GREP-Funktion findet den Bindestrich und ersetzt ihn mit einem Gedankenstrich.
Suchen und Ersetzen mit GREP 1. Nachdem die GREP-Funktionen entsprechend der beigefügten Anleitung abgelegt wurden, können diese mit dem mitgelieferten InDesign-Dokument getestet werden. 2. Fenster Suchen/ Ersetzen mit der Tastenkombination cmd + f (MAC) bzw. Strg + f (Windows) öffnen. 3. Unter dem Punkt Abfrage die gewünschte Suchfunktion auswählen. 4. Anschließend Suchen klicken und entscheiden, ob der gefundene Fall korrigiert werden muss. Falls ja, auf Ändern klicken. Diesen Vorgang fortführen, bis nichts mehr gefunden wird.
GREP: Gedankenstrich als Bisstrich/Streckenstrich Bei Bindestrichen, die von Ziffern umgeben sind, muss es sich meistens um einen Gedankenstrich handeln. Diese GREP-Funktion findet und ersetzt sie mit einem Gedankenstrich. Eventuelle Leerzeichen vor und nach dem Bindestrich werden entfernt. Vor und nach dem Gedankenstrich wird ein ½4-Geviert gesetzt.
GREP: Trennstrich im Text Hat der Setzer mit manuellen Trennstrichen gearbeitet, können diese bei verändertem Umbruch versehentlich in der Textmitte landen. Diese GREP-Funktion findet manuell gesetzte Trennstriche im Text und löscht diese.
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Wichtiger Hinweis: Die GREP-Funktionen dürfen auf keinen Fall ungeprüft mit dem Button Alle ändern auf das gesamte Dokument angewendet werden. Es ist auch mit GREP nicht möglich alle Eventualitäten abzudecken. So ist beispielsweise ein kurzes Divis vor einer Telefondurchwahl durchaus korrekt, zwischen zwei Zeitangaben jedoch falsch.
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Wissenstest
GUILLEMENTS UND FRONTISPIZ
DER GROSSE WISSENSTEST
Auf den letzten Seiten genug gelernt? Jetzt können Sie unter Beweis stellen, was in Ihnen steckt. Wir haben aus den Bereichen Typografie, Druckvorlagenherstellung, Farbe, Papier und Druck acht Fragen an Sie. Wer mitmacht, kann eins von vier Fachbüchern, allesamt von Autor*innen und Interviewpartner*innen aus dieser Passion, gewinnen. Wenn Sie alle Fragen richtig beantworten, ergibt sich aus den vorangestellten Buchstaben ein Lösungswort. Teilen Sie uns dieses Lösungswort bis zum 20. Juli 2020 per Mail mit und benennen Sie, welches der unten gezeigten Bücher Sie gewinnen wollen: info@berlindruck.de
1. Welcher Begriff ist keine Bezeichnung für ein Satzzeichen? U F A P
Ellipse Guillemets Moiré Apostroph
2
A
ein anderer Bergiff für Breitbahn die Richtung, in der das Papier auf die Palette abgelegt wird die Richtung, in der die Zellstofffasern im Papier bevorzugt ausgerichtet sind die Richtung, in der das Papier bei einem Windstoß „läuft“
B
L
Was bedeutet der Begriff der „Satinage“ in der Papierherstellung?
Q A I
ganzseitige grafische Abbildung auf der zweiten Seite eines Buches ein anderer Begriff für Vakat ein Schmutztitel, der außschließlich Schriftzeichen enthält ein schmaler Buchrücken, der höchstens 4 mm dick ist
U A P T
im Tausendstel-Millimeter-Bereich im Hundertstel-Millimeter-Bereich im Zehntel-Millimeter-Bereich im Millimeter-Bereich
4. Wie legt man für den Offsetdruck das Mischungsverhältnis von CMYK für ein sog. „Tiefschwarz“ an? W H N E 3
M E
2. Was bezeichnet man in der Typografie als „Frontispiz“?
3. Aussparen ist eine Technik, um Gestaltungselemente übereinanderlegen zu können, ohne dass sich die Farben mischen. Um Blitzer zu vermeiden, wird eine Fläche etwas in die andere hinein ausgedehnt. In welchem Bereich bewegt sich die Stärke dieses Trappings?
1
Was ist die Laufrichtung von Papier?
100 | 100 | 100 | 100 70 | 0 | 0 | 100 30 | 70 | 60 | 90 0 | 100 | 0 | 100
E T D B
eine matte Cellophanierung ein anderer Begriff für Walzenspalt Beschichtung der Papieroberfläche mit Satin Glättung der Oberfläche von gestrichenen Papieren
Wenn die Buchdicke bei 100 Blatt mit 1,0fachem Volumen und einem Papiergewicht von 100 g/qm = 10 mm ist, wieviele Millimeter dick ist ein Buch bei 100 Blatt mit 1,8fachem Volumen und einem Papiergewicht von 135 g/qm? O E S R
17,6 24,3 25,5 37,5
Wie könnte man die Farbe Pantone 7548 C sinnbildlich nennen? D H T Z
Apfelgrün Beerenrot Orangengelb Traubenblau
4 Und das sind die Gewinne:
Lösungswort
1 Michael Neuhauser, Reinzeichung 2 Ranga Yogeshwar, Nächste Ausfahrt Zukunft 3 Bill Bryson, Eine kurze Gechichte des menschlichen Körpers 4 Katarina Schickling Der Konsumkompass
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Teilnahmeberechtigt sind Personen über 18 Jahre mit Wohnsitz in Deutschland. Mitarbeiter*innen der BerlinDruck GmbH + Co. KG und deren Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Die Gewinner*innen werden unter Ausschluss der Öffentlichkeit gezogen und kontaktiert. Die Gewinner werden von BerlinDruck per Mail verständigt. Der Gewinn wird per Post zugesendet. Er kann nicht in bar abgelöst werden. Die von den Teilnehmer*innen zur Teilnahme am Gewinnspiel angegebenen personenbezogenen Daten (wie z.B. Name, Anrede, E-Mail-Adresse, gegebene Antworten etc.) werden von uns lediglich für die Durchführung des Gewinnspiels verarbeitet. Die Löschung der Daten der Teilnehmer*innen erfolgt grundsätzlich drei Monate nach der Gewinnspielteilnahme. – Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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Wissensvermittlung
Blended Learning
Wie wir im digitalen Zeitalter lernen
Die vergangenen Monate und die damit einhergehende Situation rund um die COVID-19 Pandemie haben Unternehmen vor vielfältige Herausforderungen gestellt und in vielerlei Hinsicht die Not zur Tugend gemacht. Vor einigen Wochen noch undenkbar, gehören Home Office und digitale Meetings in vielen Unternehmen inzwischen zum Alltag. Neben dem Geschäftsbetrieb als solches erfordert die aktuelle Lage auch ein Umdenken in Sachen Weiterbildung und Qualifizierung von Mitarbeitern und beschleunigt Change-Prozesse in vielen Unternehmen. Bereits seit Jahren gilt E-Learning als großer Trend im Bereich Mitarbeiterbildung. Bedingt durch die aktuelle Krise entdecken neben den etablierten Konzernen auch kleine und mittelständische Unternehmen die vielseitigen Vorteile. E-Learning erlebt aufgrund der aktuellen Kontaktbeschränkungen momentan eine kleine Revolution, ermöglicht diese Form des Lernens den Abstand zu Mitmenschen einzuhalten. Unter E-Learning versteht man kleine webbasierte Trainingseinheiten, die einem Lernenden zur Verfügung gestellt werden. Diese werden oft über klassische Lernplattformen an die Mitarbeiter verteilt. Die Lerninhalte können so ohne großen Aufwand zielgruppenspezifisch bereitgestellt werden. Insbesondere Themen wie Complianceoder Produktschulungen lassen sich über die im E-Learning zur Verfügung stehenden Medien veranschaulichen.
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bei eine untergeordnete Rolle. Viel entscheidender ist die Auswahl der Medienelemente und die Aufbereitung der Materialien, damit das Lernen abwechslungsreich und die Aufmerksamkeit des Lernenden erhalten bleibt. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Es können leicht bereits vorhandene Informationsdokumente, aber auch Animationen, Präsentationen, Testaufgaben, klassische sowie interaktive Videos, in denen der weitere Verlauf des Videos von den Teilnehmern bestimmt wird, integriert werden. Die unterschiedlichen Formate ergeben, miteinander kombiniert, Lernketten, die einen in sich geschlossenen Kurs abbilden. Weitere Vorteile liegen insbesondere in einem nachhaltigeren Lernprozess und in Kostenvorteilen. Beim E-Learning und Blended Learning werden im Gegensatz zum klassischen Präsenztraining immer wieder neue Lernimpulse gesetzt, wodurch der Vergessenskurve aktiv entgegengewirkt wird. Auf lange Sicht sind digitale Lernmaßnahmen so wesentlich nachhaltiger. Auch die Kostenvorteile sind unter anderem durch wegfallende Reisekosten deutlich spürbar. Erwiesen ist auch, dass kurze Lernimpulse deutlich effektiver sind als lange Trainingseinheiten, da die Aufmerksamkeit bei kürzeren Sequenzen erhalten bleibt.
Lernen von morgen mit den bereits heute zur Verfügung stehenden Techniken – kurzweilig zusammengestellt
Jens Wünderlich, 56, hat zusammen mit Rainer Bielinski und Dirk H. Janssen vom Institut für Wirtschaftspädagogik, die IWP Factory GmbH gegründet. Er hat zuvor 30 Jahre lang das Bremer Software-Unternehmen engram geleitet, welches mehrfach für ELearning-Verfahren und -Produkte ausgezeichnet wurde.
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So richtig effizient wird es aber erst, wenn E-Learnings zusammen mit Webinaren und klassischen Präsenztrainings zum sogenannten Blended Learning kombiniert werden. Vor einem Präsenz- und Webinar-Training erhalten die Teilnehmer bereits Materialien zur Vorbereitung. So werden zum Beispiel Grundlagen aufgefrischt, auf die der Trainer in dem anschließenden Online-Seminar aufsetzen kann. Die Teilnehmergröße spielt da-
Insbesondere Blended Learnings sind der Fokus der IWP Factory GmbH aus dem Bremer Europahafen. Das betrifft sowohl fertige Vertriebs- und Kommunikationstrainings, in denen 40 Jahre Präsenztraining- mit 30 Jahren E-Learning-Erfahrung verbunden werden, als auch Produkttrainings, die individuell auf die Bedürfnisse der Kunden abgestimmt werden. Auch die Bereitstellung von entsprechenden Lerninfrastrukturen bietet die IWP Factory an. Lernen im Zeitalter von Corona und nach Corona bietet definitiv neue Chancen in der Entwicklung der betrieblichen Aus- und Weiterbildung. D
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Seit seinem 16. Lebensjahr frönt Denny Quednau seiner großen Leidenschaft: dem Motorradfahren
WISSEN, WO’S LANGGEHT Fotografie: Michael Jungblut, fotoetage
Das Top-Of-The-Range Modell, die S-Version der Ducati XDiavel unterscheidet sich in der Elektronik, DLC-beschichteten Gabel und den mächtigen M50 Brembo Bremszangen vom Basismodell. Die gefrästen und polierten 8“-Felgen und zahlreiche weitere Details machen die XDiavel S zum echten Hingucker.
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Denny Quednau mit seiner Ducati XDiavel S: Lang, niedrig, muskulös, moderne Formen und Spitzentechnologie. Aber vor allem sexy.
Manchmal wird Hand angelegt, wenn es um kleinere Reparaturen, Ölwechsel oder Reifenwechsel geht.
„Mal ein halbes Jahr aussteigen und mit dem Motorrad um die Welt.“
Von seinem ersten verdienten Geld kaufte sich Denny Quednau mit 16 Jahren sein erstes kleines Motorrad. Seitdem hat ihn diese Leidenschaft nicht mehr losgelassen. Sieben Jahre lang fuhr er eine Kawasaki ZX10R Ninja, ein echtes Superbike! In diesem Rennmotorrad steckt immenses Potenzial für schnelle Rundenzeiten. Aber das sei ihm auf Dauer zu gefährlich, erzählt Quednau: „Da sind mir meine Knochen zu wichtig!“ Heute lässt er es etwas ruhiger angehen und liebt es, Touren mit seinem Ducati Sport-Chopper beispielsweise durch’s Weserbergland mit Nachbarn und Kumpels zu unternehmen.
Denny Quednau 44 Jahre Geboren in Bremerhaven, hat Quednau zuerst eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker gemacht, bevor er vor 22 Jahren auf Industriebuchbinder umsattelte. Seit 2004 arbeitet er bei BerlinDruck in Achim.
„Das war ein schöner Ausflug. Übernachtet haben wir hinter Höxter in der urigen Villa Löwenherz, einem Biker-Hotel in Lauenförde. Das kann ich jedem empfehlen“, erinnert sich Quednau. „Ich denke auch gern an die Tour nach Hvide Sande in Dänemark zurück. Meine nächsten Ziele sind der Harz oder mal eine längere Tour durch Schweden.“ Mal ein halbes Jahr aussteigen und mit dem Motorrad um die Welt – das sei sein großer Traum. Seine Freundin hat er auch schon angefixt – sie fährt seit sieben Jahren mit ihm überallhin. Im Team unterwegs zu sein, füreinander einzustehen – das mache den Reiz aus. Und das schätzt Denny
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Projekte Quednau auch bei BerlinDruck. Beeindruckend findet er überdies das Komplettangebot der Druckerei: „Von der Kundenberatung bis hin zum Versand oder zur Auslieferung können wir alles im Haus erledigen.“ Das funktioniere nur, weil Teamarbeit bei BerlinDruck groß geschrieben werde. „Jeder hat mit jedem Kontakt, kann sich bei Kolleginnen und Kollegen schlau machen und so zusammen für ein sehr gutes Ergebnis arbeiten.“
Viermal im Jahr erscheint STARK, das 48-seitige Magazin der Wirtschaftsregion Rotenburg-Verden. Unternehmen aus der Region nutzen STARK als hochwertige Plattform für Ihre
Quednau liebt die Herausforderungen in seinem Job als Buchbinder. So erinnerte er sich an ein Projekt, bei dem ein mit der Hand gerissener Bogen maschinell gefalzt werden sollte. „Normalerweise hat
Leistungsfähigkeit der Region“, meint Bernd Braumüller (re.), Herausgeber des Heftes. „Meine Idee, mit STARK ein Magazin auf den Markt zu bringen, was die Besonderheiten und positiven Aspekte unserer facettenreichen Region in hochwertiger Art und Weise darstellt, ist uns gelungen.“ Stark! Made in Achim. Printed by Berlin. D
Ihre Ansprechpartner bei BerlinDruck Hedda Berlin Telefon +49 (0) 421 43871 - 0 hedda@berlin.sc Reinhard Berlin Telefon +49 (0) 421 43871 - 0 reinhard@berlin.sc Sonja Cordes Kalkulation und Auftragsmanagement Telefon +49 (0) 421 43871-21 sonja.cordes@berlindruck.de Björn Gerlach Kundenberatung Telefon +49 (0) 421 43871-24 Mobil +49 (0) 172 9438717 bjoern.gerlach@berlindruck.de Nele Gores Mediengestalterin Telefon +49 (0) 421 43871-22 nele.gores@berlindruck.de Katrin Harjes Kalkulation und Auftragsmanagement Telefon +49 (0) 421 43871-30 katrin.harjes@berlindruck.de Stephan John Kalkulation und Auftragsmanagement Telefon +49 (0) 421 43871-25 stephan.john@berlindruck.de Ilka König Mediengestalterin Telefon +49 (0) 421 43871-50 ilka.koenig@berlindruck.de
PR. Die Form des Advertorials bietet hier eine besonders starke kommunikative Form. „Wir stellen die Menschen hinter den Unternehmen, Vereinen und Institutionen vor, machen ihre Visionen sichtbar, erzählen Geschichten und dokumentieren die ja jeder Papierbogen vier glatt beschnittene Kanten. Wir haben uns dann im Team zusammengesetzt und eine Lösung entwickelt, bei der einige Komponenten der Maschine umgebaut werden mussten. Da ist man natürlich stolz, wenn man daran mitgearbeitet hat und das perfekte Ergebnis irgendwann in den Händen hält.“ Das Arbeitsklima bei BerlinDruck sei locker und man sei auf die Projekte fokussiert. Mit guter Laune funktioniere das. Quednaus Lebensmotto: Lächle, und die Welt verändert sich. D
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dietmar.kollosche@berlindruck.de
Dirk Lellinger Leitung Druckvorstufe Telefon +49 (0) 421 43871-23 Mobil +49 (0) 172 8843717 dirk.lellinger@berlindruck.de Katja Lindemann Leitung Buchbinderei Telefon +49 (0) 421 43871-38 katja.lindemann@berlindruck.de
Rolf Mammen Buchhaltung, EDV Telefon +49 (0) 421 43871-20 rolf.mammen@berlindruck.de
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Alexandra Reimers Kundenberatung Telefon +49 (0) 421 43871-40 Mobil +49 (0) 172 8438716
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Thomas Robel Kundenberatung Telefon +49 (0) 421 43871-18 Mobil +49 (0) 172 8438715 thomas.robel@berlindruck.de Marvin Rönisch Digitalisierung, Projektmanagement Telefon +49 (0) 421 43871-27
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Vorschau #7 Unsere Herbst-Ausgabe #7 hat das Thema „Meinung“. Die Philosophie sagt, das Meinen ist ein Fürwahrhalten, dem sowohl subjektiv als auch objektiv eine hinreichende Begründung fehlt. Dadurch unterscheidet sich das Meinen vom Glauben und vom Wissen – eine sehr spannende Fortführung zu dieser Ausgabe! Meinungen werden gemacht – von den Medien, von der Politik, von Unternehmen. Wie es um unsere Meinungsfreiheit bestellt ist, erfahren Sie von FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube und vom Kanzlermacher Albrecht Müller. Sie erfahren in unserem Special „Bildwelten“, wie Bilder manipuliert und bearbeitet werden. Freuen Sie sich auf weitere namhafte Autoren und inspirierende Interviewpartner in Heft #7. Wir freuen uns auf Ihre Anregungen und Ihr Feedback – gern an: passion@quintessense.de
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Dietmar Kollosché Kundenberatung Büro Hamburg Telefon +49 (0) 40 5714-6486 Mobil +49 (0) 172 8438714
Frank Rüter Geschäftsführer Telefon +49 (0) 421 43871-15 frank.rueter@berlindruck.de
Albrecht Müller, deutscher Volkswirt und Publizist im Insidergespräch in der nächsten Ausgabe der Passion. Müller war Planungschef im Bundeskanzleramt unter den Bundeskanzlern Willy Brandt und Helmut Schmidt und ist seit 2003 als Autor und Mitherausgeber der NachDenkSeiten tätig.
Walter Schwenn Betriebsleiter Telefon +49 (0) 421 43871-31 walter.schwenn@berlindruck.de
Michaela von Bremen Sekretariat, Zentrale Telefon +49 (0) 421 43871-0 zentrale@berlindruck.de
BerlinDruck GmbH + Co KG Oskar-Schulze-Straße 12 28832 Achim info@berlindruck.de Telefon +49 (0) 421 43871-0
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Denkfiguren
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Drei Denkfiguren, die in einer Post-Corona-Welt von Nutzen sein könnten 1. Ockhams Rasiermesser Sie bemerken plötzlich, dass Sie Ihren Schlüssel nicht bei sich tragen. Was ist geschehen? a) Außerirdische haben Ihren Schlüssel in ein Paralleluniversum gebeamt. b) Ihr Hund hat ihn gefressen. c) Sie haben ihn im Büro vergessen. a) ist absurd; b) ist denkbar, aber unwahrscheinlich; c) ist vermutlich richtig. Dies ist „Ockhams Rasiermesser“. Natürlich handelt es sich nicht um ein echtes Rasiermesser. Gemeint ist eine dem Franziskanerpater William Ockham (1285–1347) zugeschriebene Denkfigur, die uns hilft, Wahres von Falschem haarscharf, wie mit einem Rasiermesser, zu trennen. Ockhams Lehrsatz: Bei mehreren möglichen Erklärungen ist meist die am wenigsten komplizierte die richtige. 2. Hanlons Rasiermesser Wir Menschen beziehen alles auf uns. Wir verdächtigen Unternehmen („APPLE PRODUZIERT ABSICHTLICH IMMER NEUE ANSCHLÜSSE“), Institutionen („DIE BUNDESREGIERUNG LÄSST ABSICHTLICH KLEINUNTERNEHMER VERHUNGERN“), ganze Länder („CHINA HAT DAS VIRUS ABSICHTLICH ENTWICKELT“). Die Lösung ist eine Denkfigur namens „Hanlons Rasiermesser“: Schreibe nicht der Böswilligkeit zu, was ausreichend durch Dummheit erklärt werden kann. Der Satz bedeutet nicht, dass es keine bösen Absichten gibt. Die gibt es. Aber häufiger als böse sind Menschen müde, gestresst, unsicher – und deshalb unfreundlich.
Roman Tschäppeler ist Kreativproduzent. Mikael Krogerus ist Reporter. Die beiden Absolventen der Kaospiloten Schule in Århus, Dänemark, sind Autoren einer Reihe von internationalen Bestsellern. In ihren Keynotes erklären sie die komplexe Welt der Entscheidungsfindung geistreich mit wenigen Strichen – an einer Kreidetafel. Ihr Buch 50 Erfolgsmodelle – Kleines Handbuch für strategische Entscheidungen ist im Verlag Kein & Aber erschienen, hat 176 Seiten und kostet 20,00 €. ISBN 978 – 3036957616
3. Circle of Control Zeichnen Sie auf ein Blatt Papier drei konzentrische Kreise. Der äußere ist Ihr Kreis der Sorge. Schreiben Sie hier Themen auf, die Sie belasten, auf die Sie aber keinen Einfluss haben. Der innere Kreis ist Ihr Kreis der Kontrolle: Was in Ihrem Leben können Sie kontrollieren? Notieren Sie Stichworte. Zwischen den beiden Kreisen ist Ihr Kreis der Einflussnahme. Notieren Sie hier Themen, die Sie beeinflussen können. Und jetzt? Je mehr wir uns auf Dinge konzentrieren, auf die wir keinen Einfluss haben, desto fremdgesteuerter fühlen wir uns. Je mehr wir uns auf Dinge konzentrieren, die wir in der Hand haben, desto selbstsicherer und ruhiger werden wir. D
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