BAND
ÖSTERREICH 2020
September 2009
ÖSTERREICH – autark Konzepte für eine rot-weiß-rote Energiezukunft
Schriftenreihe der Zukunftsakademie Österreich
www.zukunftsakademie-bzoe.at
Inhalt
Vorwort
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Österreich energieautark
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Präsident NAbg. Herbert Scheibner
Bündnisobmann KO NAbg. Josef Bucher
10-Punkte-Ökoresolution des BZÖ
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Wege zur Energieautarkie
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Energie und Zukunft in Österreich
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Autorenverzeichnis
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NAbg. Ing. Robert Lugar und NAbg. Mag. Rainer Widmann
Dr. Andreas Aschenbrenner
Band 1
September 2009 Seite 3
Vorwort Mit dem nun vorliegenden ersten Band „Österreich – energieautark“ startet die Publikation einer Schriftenreihe der Zukunftsakademie ÖsterNAbg. Herbert Scheibner reich, die unter Präsident der Zukunftsdem Übertitel akademie Österreich „Österreich 2020“ die politische Arbeit des BZÖ und deren Ergebnisse in den wesentlichen, zentralen Zukunftsfragen unser Heimat widerspiegelt und zusammenfasst. Abseits der vielfach engen Grenzen der Parteipolitik und der kurzfristigen, tagespolitischen Vorgaben widmet sich das Bündnis Zukunft Österreich hierbei schwerpunktmäßig insbesondere jenen Themenbereichen, die Österreichs Entwicklung in den kommenden Jahren massiv beeinflussen werden. Die Palette dabei reicht von energie- und umweltpolitischen Fragestellungen über sozialstaatliche Probleme und Herausforderungen wie etwa der Zukunft unseres Gesundheitswesens oder der Zukunft unseres Pensionssystems bis hin zur Neugestaltung eines
fairen und zukunftsfähigen Steuersystems. In all diesen Bereichen ist das Bündnis Zukunft Österreich als „Zukunftspartei“ nicht nur seinem Namen verpflichtet, sondern vor allem der politischen Verantwortung für unsere Heimat und die Österreicherinnen und Österreicher. Wir wollen – ob auf den verschiedenen Ebenen im BZÖ, im Parlamentsklub oder in unserer politischen Akademie, aber auch mit Unterstützung unabhängiger Experten, Österreich weiter denken, um für die anstehenden Herausforderungen bestmöglich gerüstet zu sein. Dabei genügt es nicht, kurzsichtige nur mit Blick auf die nächsten Wahlgänge ausgerichtete, populistische politische Programme zu formulieren, sondern wir müssen auf lange Sicht tragfähige Visionen und neue, durchgängige Konzepte entwickeln. Konzepte und Visionen, wie wir sie im vorliegenden Band mit unserem Eintreten für ein energieautarkes Österreich präsentieren: sachorientiert, im Interesse der Menschen, vernünftig, sinnvoll, machbar und finanzierbar – weil wir nur so den richtigen Weg in eine gute Zukunft für Österreich gehen können.
Österreich energieautark Rede anlässlich der Klausur des BZÖ-Parlamentsklubs im Juni 2009 auf dem Dachstein zum Thema „Österreich 2020 – energieautark“. Mit dem Vorstoß für ein energieautarkes Österreich präsentiert das BZÖ neue energiepolitische Visionen, Vorsätze und Konzepte, um die Energiesicherheit Österreichs für die Zukunft zu gewährleisten. Wir alle wissen, dass Energiesicherheit – ja, das Thema Energie überhaupt – eine der wesentlichsten Fragen der Zukunft darstellt. Viele Beispiele der jüngsten Geschichte haben uns vor Augen geführt, welche politischen bzw. geopolitischen Maßnahmen in Zusammenhang mit dem Thema Energie getroffen werden müssen. Daher ist es unumgänglich, dass sich gerade eine Zukunftspartei wie das BZÖ dem Thema Energie intensiv widmet, da es unerlässlich ist, für die Zukunft unseres Landes rechtzeitig Vorsorge zu treffen, damit unsere Energiesicherheit auch in Zukunft gegeben ist. Hier ist Österreich noch rückständig – und zwar in vielerlei Hinsicht. Wir haben enormen Aufholbedarf. Es gibt eine Reihe von Maßnahmen,
die jetzt und heute in Gang gesetzt werden müssen, damit s i c h e rg e s te l l t ist, dass unsere nachkommende Generation eine heile Umwelt, NAbg. Josef Bucher aber auch eine BZÖ-Bündnis- und sichere und vor Klubobmann allem leistbare Energie vorfindet. Es ist das wesentlichste Ziel des BZÖ, dafür Sorge zu tragen. Unsere Arbeit ist bestimmt von dem Gedanken und der Zielsetzung, diese wichtigen Maßnahmen, die nun auch von der Bundesregierung abgehandelt werden müssen, auf den Punkt zu bringen. Es ist uns ein besonderes Anliegen, dafür Sorge zu tragen, dass diese energiepolitischen Maßnahmen jetzt endlich in Gang gesetzt werden. Daher haben wir eine ÖkoResolution verfasst, die
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zehn Punkte beinhaltet. Diese zehn Punkte sind nicht nur ambitionierte Zielsetzungen, sondern sie sind unerlässlich, wenn wir in Österreich in energiepolitischer Hinsicht unabhängig werden wollen! Energieunabhängigkeit ist ein Gebot der Stunde! Wir haben gesehen, wohin Energieabhängigkeit führt. Wir haben gesehen, wie eng die Spielräume sind, wenn wir uns nicht alternative Gedanken darüber machen, wie wir im Energiebereich in Österreich Unabhängigkeit und eigenständige Versorgungssicherheit gewährleisten können. Daher ist es unerlässlich, dass wir Österreich in den nächsten 15 bis 20 Jahren energieautark gestalten. Das ist machbar, das ist möglich und auch finanzierbar, denn vernünftige Energiepolitik ist auch ein Jobmotor und damit auch in arbeitsmarktpolitischer Hinsicht ein sinnvoller Weg. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, ein neues Ökostromgesetz in Österreich zu verhandeln und auf die Reise zu schicken. Es ist notwendig, dass wir die neuen Energieformen forcieren, angefangen von Solarthermie, über Photovoltaik und Geothermie, Windenergie bis hin zur Biomas-
se, womit wir aus den Landwirten „Energiewirte“ machen wollen. Es ist daher auch notwendig, dass wir die Einspeisetarife so gestalten, dass diese erneuerbaren Energieformen auch finanzierbar sind. Ein zweiter sehr wichtiger Punkt, der mit der Installierung dieser erneuerbaren Energieformen im Einklang steht, ist das Erfordernis einer bundesweiten Vereinheitlichung der derzeit neun unterschiedlichen Bauordnungen. Damit könnten bundesweit einheitliche Fördermodelle sichergestellt sowie einheitliche Mindeststandards für Ökohäuser, energieautarke und energieschonende Häuser in Österreich geschaffen werden. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist es für uns, dass gerade in einer Phase, in der der Staat der Automobilindustrie zur Überwindung der derzeitigen Finanz- und Wirtschaftskrise Hilfen gewährt, dieser auch entsprechende Auflagen auferlegt werden. Es geht uns dabei insbesondere darum, dass die österreichische Automobilindustrie ihr Engagement verstärkt auf Forschung und Entwicklung im Bereich alternativer Mobilitätsmög-
lichkeiten, sprich: auf elektrisch betriebene Fahrzeuge, lenkt. Ziel muss es sein, dass elektrisch betriebene Fahrzeuge produziert werden, die auch den Praxistest bestehen und damit in Zukunft eine viel sauberere, viel günstigere und vor allem leisere Fortbewegung gewährleisten. Denn bisher haben wir elektrobetriebene Fahrzeuge, die zwar werbewirksam auf Messeständen herumfahren, aber in Wirklichkeit im Alltag versagen. Es ist in diesem Zusammenhang aber auch erforderlich, dass die Bundesregierung die Mittel dafür zur Verfügung stellt und klare umweltpolitische und energiepolitische Ziele absteckt und Forderungen formuliert. Wir stellen uns vor, dass es für die elektrobetriebenen Fahrzeuge auch einen Energiescheck geben könnte, damit ein Anreiz vorhanden ist, auf diese neue elektrische Mobilität umzusteigen. Es ist sehr wichtig und wesentlich, diese Anreize gerade für jene zu schaffen, die sich einer umweltfreundlichen Mobilität anschließen möchten. Darüber hinaus ist es uns ein großes Anliegen, im Bereich der
erneuerbaren Energie Kompetenzzentren in Österreich zu schaffen, Forschungseinrichtungen zu finanzieren sowie auch einen Lehrstuhl für erneuerbare Energien einzurichten, wo über erneuerbare Energie auf wissenschaftlicher Ebene intensiv nachgedacht wird und die entsprechenden technologischen Entwicklungen im Sinne der Umsetzung von erneuerbarer und umweltfreundlicher Energie auch für die Praxis und die Realwirtschaft abgeleitet werden können. Untrennbar mit Energiesicherheit für unsere aber auch für die nachfolgenden Generationen ist die Notwendigkeit des Energiesparens und die entsprechende Bewusstseinstärkung verbunden. Denn das Einsparungspotenzial ist enorm! Dieses auszuschöpfen ist ein Gebot der Stunde und dies ist auch machbar, wenn wir eine umfassende Aufklärung zustande bringen, wenn wir dafür sorgen, dass es eine österreichweite Energiesparoffensive gibt und dass Energieeffizienz im Vordergrund energiepolitischer Fragen steht. So könnten im Sinne von Energieeffizienz beispielsweise durch die Einführung des „Smart
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Metering“ die enormen Aufschläge der Stromschwankungen ausgeglichen werden. Wesentlich wäre auch die Umsetzung des „1-Watt-Standby“. Wir wissen, dass sehr viele Geräte im Standby-Betrieb enorm viel elektrische Energie verschlingen, und es nur an den Herstellern liegt, dieses Problem endlich abzustellen und dafür zu sorgen, dass elektrische Geräte, wo auch immer sie zum Einsatz kommen, stromsparend funktionieren. Eine weitere Kernforderung des BZÖ liegt darin, Stromrechnungen transparenter und nachvollziehbar zu gestalten. Viele Menschen in unserem Land, vor allem Pensionisten, können sich keinen Reim darauf machen, aus welchen Kostenpositionen sich die Stromrechnung zusammensetzt. Sie ist unübersichtlich, und das erschwert für viele den Zugang zu einer wirklichen Transparenz und zu einer vergleichbaren Energiekostensituation. Die Stromrechnungen müssen in Österreich endlich so vereinheitlicht werden, dass für jeden klar ist, was die einzelnen Kostenpositionen ausmachen, um so auch den Umstieg zu anderen Stromlieferanten zu erleichtern.
Einen für uns ebenso sehr wichtigen Punkt stellt der Bereich der thermischen Sanierung dar. Eine verantwortungsvolle Politik muss dafür sorgen, dass thermische Sanierung endlich flächendeckend durchgeführt wird, und zwar nicht nur im öffentlichen, sondern auch im privaten Bereich. Es ist daher notwendig, dass wir die Privatwirtschaft, vor allen Dingen aber die 1,5 Millionen privaten Häuselbauer und Einfamilienhausbesitzer in Österreich dafür gewinnen, ihr Haus thermisch zu sanieren und wir müssen hier entsprechende Fördermittel zur Verfügung stellen. Wir stellen uns vor, dass es einen zinsenlosen Kredit geben sollte, der es diesen Einfamilienhausbesitzern ermöglicht, ihre Häuser leistbar zu sanieren. Über den Hebel von 100 Millionen Euro an zur Verfügung gestelltem Förderkapital ist es möglich, ein Investitionsvolumen von 3,3 Milliarden Euro auszulösen. Das würde bedeuten, dass pro Milliarde Euro bis zu 11.000 neue Arbeitsplätze in Österreich geschaffen werden könnten. Das wären auf einen Schlag über 30.000 Arbeitsplätze in Österreich, die wir allein durch diese Initiative erhalten oder neu schaffen
könnten. Thermische Sanierung ist somit nicht nur eine umwelt- und energiepolitische Notwendigkeit, sondern auch ein Jobmotor, gerade in einer Zeit, wo wir mit enorm steigender Arbeitslosigkeit konfrontiert sind. Das alles zeigt jene Art von politischem Selbstverständnis, für das wir mit dem BZÖ stehen. Wir widmen uns jenen Themen, die die Zukunft und den Wohlstand der Menschen in unserem Land mitbestimmen. Daher müssen gerade im Energiebereich Entscheidungen getroffen werden, damit sich die Menschen darauf verlassen können, dass auch in Zukunft genügend Energie zur Verfügung steht. Wir wollen eine rot-weiß-rote Energiezukunft für Österreich einläuten und dafür sorgen, dass endlich von Seiten der Regierungsparteien im Bereich der Energieversorgung etwas getan wird, dass vor allem die Alternativenergie ins Zentrum unserer energiepolitischen Betrachtung gestellt und erkannt wird, dass Ökologie und Ökonomie zwei korrespondierende Gefäße sind. Denn man kann die Energiewirtschaft
nicht von der Wirtschaft trennen – sie bedingen einander, sie brauchen einander, sie sind aneinander gekettet. Wie bereits unter anderem am Beispiel der thermischen Sanierung ausgeführt hat der Energiebereich auch eine entscheidende arbeitsmarktpolitische Komponente. Daher muss uns gerade dieses Thema beschäftigen und wachrütteln. Wir müssen alternative Beschäftigungsprogramme andenken, diskutieren und entsprechend umsetzen, um Menschen in Beschäftigung zu halten und ihnen neue Beschäftigungsperspektiven zu geben. Hier trifft sich auch der arbeitsmarktpolitische Aspekt mit dem Aspekt des Klimawandels, mit dem Aspekt des Umweltschutzes. Einer Partei wie dem BZÖ, die sich immer den Zukunftsthemen zuwendet und auf Zukunftsthemen Rücksicht nimmt, müssen Umweltschutz und Klimawandel ein wichtiges Anliegen sein. Klimawandel geht uns alle an. Wir können uns aus dieser Verantwortung nicht
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davonstehlen – schon gar nicht mit Blickrichtung auf die nachkommenden Generationen. Denn es liegt an uns dafür zu sorgen, ihnen eine lebenswerte Umwelt zu erhalten. Energie ist also ein komplexes und vielschichtiges Thema, das in alle Arbeits- und Lebenslagen einfließt. Es ist damit auch ein äußerst politisches Thema – erst recht, wenn wir die geostrategischen und geopolitischen Zusammenhänge im Bereich der Energiepolitik betrachten. Erinnern wir uns zurück an den Beginn dieses Jahres, als Russland den Gashahn abgedreht hat und uns dadurch drastisch vor Augen geführt wurde, wie wichtig es doch ist, rechtzeitig erneuerbare Energien anzuwenden und sich nicht in Abhängigkeit anderer Ländern zu begeben. Es ist also klar, dass wir keine Alternative haben, als über andere, neue Energieformen nachzudenken. Dabei ist für Österreich ebenso klar, dass wir keinen Atomstrom in Österreich zulassen wollen. Es ist daher für uns unerlässlich, dass wir aus dem EURATOM-Vertrag aussteigen, weil wir die rund
40 Millionen Euro, die wir in diesen Vertrag investieren, dringend in Österreich benötigen. Es ist also rechnerisch und auch technisch machbar, Österreich energieautark zu gestalten. Die Investitionsschritte dorthin sind sehr große und sehr ambitionierte. Wir rechnen damit, dass in den nächsten 15 bis 20 Jahren etwa 200 Milliarden Euro aufzuwenden sein werden, um Österreich energieautark zu machen. Wir müssen daher ambitioniert und zielstrebig den ersten Schritt tun, damit wir nicht Gefahr laufen, uns in eine neuerliche Abhängigkeit zu begeben, wie sie unter anderem die neue Gasleitung „Nabucco“ repräsentiert. Unsere Aufgabe muss und kann es nur sein, alles Notwendige und Mögliche zu unternehmen, damit wir diese Autarkie im Energiebereich erreichen. Wir nehmen diese Verantwortung ernst: Mit dem vom BZÖ erstellten 10-Punkte-Programm unserer Ökoresolution haben wir dazu ein sinnvolles, vernünftiges und zukunftsweisendes Konzept präsentiert.
10-Punkte-Ökoresolution des BZÖ, mit dem Ziel, Österreich in der Zukunft energieautark zu machen. 1. Entwicklung eines neuen Ökostromgesetzes, das erneuerbare Energieformen für die Menschen wirtschaftlich macht.
len Einfamilienhausbesitzer dazu motiviert werden, ihre Häuser im Sinne der Energieeffizienz zu sanieren.
2. Vereinheitlichung der Bauordnungen, um österreichweit einheitliche Förderungen und Standards zu erreichen.
7. Ausstieg aus dem EuratomVertrag. Die Österreicher haben 1978 entschieden, dass das Land nicht an einer friedlichen Nutzung der Kernenergie teilnimmt. Daher keine jährliche 40 Millionen Euro teure Zwangsmitgliedschaft des atomfreien Österreichs.
3. Saubere, günstige und leise Elektrofahrzeuge forcieren. Dabei sollen Anreize geschaffen werden, um die Menschen zum Umstieg zu bewegen. 4. Schaffung eines Kompetenzzentrums für erneuerbare Energien, um wissenschaftliche Erkenntnisse auch in der Praxis umzusetzen. 5. Beginn einer Energieoffensive für Österreich, um mehr Energieeffizienz zu erreichen. Wichtig dabei ist eine Transparenz bei den Stromrechnungen. 6. Forcierung der thermischen Sanierung als Jobmotor. Durch ein zinsenloses Kreditmodell sol-
8. Nein zur Nabucco-Pipeline als Hebel für den EU-Beitritt der Türkei. Die EU ist gefordert, eine gesamteuropäische Gasversorgung sicherzustellen. 9. Eine einheitliche, transparente Stromtarifrichtlinie. Es muss eine transparente Stromtarifgestaltung hergestellt werden. 10. Eine EU-weite Vereinheitlichung der Akkus sowie eine Verstärkung des Netzausbaus unter Berücksichtigung der Interessen der Bevölkerung.
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Wege zur Energieautarkie Österreich energieautark zu machen, heißt, vorhandene Potentiale auszuschöpfen. Der Anspruch einer weitestgehenden Selbstversorgung mit Energie ist NAbg. Ing. Robert Lugar angesichts der unsicheren Situation bei Erdöl- und Erdgas, zweier Rohstoffe die immer knapper werden, zu einer Notwendigkeit geworden. Energieautarkie ist der ökologisch und ökonomisch sinnvollste Weg, die Versorgungssicherheit der österreichischen Bevölkerung mit leistbarer Energie zu gewährleisten. Davon abgesehen, gebietet es der gesunde Hausverstand, primär jene Möglichkeiten zu nutzen, die im eigenen Land vorhanden sind. Tatsache ist, dass Österreich nicht über Erdölvorkommen in einem Ausmaß verfügt, die es ermöglichen würden, genügend Treibstoff herzustellen um im Verkehrsbereich zum Selbstversorger zu werden. Ähnlich verhält es sich mit den Erdgasvorkommen
um Häuser und Wohnungen zu beheizen. Bei diesen beiden Energieformen fehlen die Potentiale. Stößt die Energieautarkie hier an ihre Grenzen? NAbg. Mag. Rainer Widmann Neue Lösungen sind gefragt. Österreich hat mit seinem Waldreichtum eine Quelle an erneuerbarer Energie, die gemeinsam mit anderen Energieformen in der Lage ist, Erdgas in der Raumwärme zu ersetzen. Auch im Bereich der Mobilität wurden Konzepte entwickelt, die der Vorherrschaft von Erdöl als alleiniger Triebfeder der Fortbewegung ein Ende setzen können. Der Grundstein für die Befreiung aus der Umklammerung von rasant steigenden Erdölpreisen und den damit verbundenen globalen Konflikten wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts an der Universität Graz gelegt. Der Student Nikola Tesla begann hier an seinem Konzept des Elektromotors zu arbeiten. Zweihun-
dert Jahre später kommt diese Erfindung über die USA, Israel und Dänemark als Grundlage einer weltweit Erfolg versprechenden Idee wieder zurück nach Österreich – die Elektromobilität läutet das Ende von Benzin und Diesel ein. Gegen ein Konzept der Energie-Unabhängigkeit wurde immer wieder ins Treffen geführt, dass eine eigenständige Versorgung wirtschaftlicher Nonsens sei.
Österreich soll zu 100 Prozent energieautark werden.
Warum Geld in die Hand nehmen und in eine neue Energie-Infrastruktur investieren, wenn doch die vergleichsweise billige Möglichkeit besteht, den Bedarf mit Importen zu decken? „Zu teuer“, heißt es, man wolle eine „veraltete Isolationspolitik“ betreiben. Keiner dieser Einwände ist stichhaltig. Die Wertschöpfung, wenn möglich, im Land zu halten ist ein volkswirtschaftlicher Grundsatz. Nachhalti-
ge Investitionen in Österreich sind punktuellen Ausgaben gegenüber immer im Vorteil. Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien, Umweltschutz, und die Verantwortung für kommende Generationen rechtfertigen die Kraftanstrengung für eine neue rot-weiß-rote Energiezukunft. Anstatt auf Lösungen der EU zu warten, muss Österreich selbst neue Lösungen entwickeln. Gerade im Bereich der Energiepolitik kann dennoch keineswegs ein Interesse an Isolation bestehen. Nur durch den globalen Transfer von Technologien und Know-how ist die Vision einer regionalen und umweltfreundlichen Versorgung mit Elektrizität, Mobilität und Wärme realisierbar. Hier Verantwortung zu übernehmen, schafft auch ein Mehr an Gerechtigkeit in den Staaten der Dritten Welt und den Schwellenländern. Dazu gehört auch ein sparsamer Umgang mit Energie. Der vorliegende Beitrag versteht sich als Versuch, die vorhandenen Potenziale in
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Österreich sichtbar zu machen und konkrete Vorschläge zu liefern, wie der Fahrplan in ein energieautarkes Österreich aussehen kann. Vor allem ist es aber ein klares Bekenntnis zu einer neuen Energiepolitik, die das Machbare auch verwirklicht. Das Ziel ist klar definiert: Österreich soll zu 100 Prozent energieautark werden. Das BZÖ wird diesen Weg konsequent verfolgen – weil wir die österreichische Energiezukunft gestalten wollen.
Umstellung auf Elektromobilität „In den nächsten Jahren kommen wir nicht am Benzin- und Dieselmotor vorbei, aber die Zukunft gehört dem Elektroauto – mit Strom aus der Steckdose“, eine Einschätzung, die nicht von einem Elektroauto-Lobbyisten stammt, sondern von VW-Chef Martin Winterkorn. Daimler, BMW, Ford, General Motors, PSA Peugeot Citroën, Fiat, Toyota und Mitsubishi sind nur einige der großen Autohersteller, die sich ebenfalls intensiv mit der Zukunft der Elektromobilität auseinandersetzen. Dort wo man den größten Widerstand gegen eine
Umstellung von Erdöl auf Elektrizität vermuten würde, nämlich bei den Herstellern der bislang gängigen Pkw, hat man bereits begonnen, sich auf die Trendwende einzustellen. Der Grund liegt auf der Hand: Kein Unternehmen mit Weitblick kann es sich leisten, eine Technologie abzulehnen, deren Siegeszug nicht aufzuhalten ist. Aus rein wirtschaftlicher Sicht ist der wichtigste Grund für diese positive Haltung der Automobilindustrie wohl jener, der auch für die politischen Entscheidungsträger maßgeblich sein sollte. Erdöl ist ein Treibstoff, der zum einen teuer ist, und zum anderen immer knapper wird. Die Abhängigkeit von den wenigen Erdöl exportierenden Ländern ist ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor. Elektrizität hingegen kann unmittelbar in dem Land hergestellt werden, in dem sie verbraucht wird. Das Auto ist für viele Menschen nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern auch ein Symbol für Freiheit. Die Möglichkeit unabhängig zu entscheiden, welchen Bestimmungsort man wann erreichen möchte, ist zu einem wesentlichen Bestandteil unserer Lebensqualität geworden.
Gleichzeitig ist diese Individualität jedoch auch mit erheblichen Nachteilen verknüpft. Der Verkehr ist in Österreich der größte Verursacher von CO2-Emissionen. Laut Klimaschutzbericht weist der Bereich Verkehr auch das größte Defizit zum sektoralen Ziel der CO2-Reduktion auf.1 Die Belastungen durch Feinstaub und nicht zuletzt die Lärmbelastung tun ihr übriges – in Österreich leiden tausende Menschen direkt unter den Auswirkungen von Straßenlärm.
suche für die Elektromobilität gestartet. Das Konzept der Elektromobilität ist jedoch schon weit über den Stand vergleichsweise kleiner Testgebiete hinausgewachsen. Hinter den strombetriebenen Pkw steht mittlerweile ein Konzept, das Mobilitätslösungen nicht nur für einzelne Regionen, sondern für ganze Staaten bietet.
Dabei ist diese Belastung in Österreich noch vergleichsweise gering. In vielen europäischen Großstädten hat der Individualverkehr derart überhand genommen, dass die politisch Verantwortlichen zu einschneidenden Maßnahmen gezwungen waren. Das prominenteste Beispiel hierfür ist London. Seit 2003 wird eine Citymaut eingehoben um den Verkehr in der Stadt einzudämmen.
Israel hat in diesem Bereich die Vorreiterrolle übernommen. Bis zum Jahr 2020 sollen Elektroautos das israelische Straßenbild dominieren. Umgesetzt wird diese Vision von Shai Agassi, seines Zeichens ehemaliger SAP-Technologievorstand, der seine Funktion jedoch zurückgelegt hat um seine Idee der Elektromobilität mit seinem Unternehmen „Better Place“ zu verwirklichen. Bislang waren Elektroautos vor allem durch ihr Herzstück angreifbar. Die Akkus seien zu teuer und nicht leistungsfähig genug.
Eine Gruppe von Pkw ist von dieser Regelung jedoch ausgenommen und wird sogar mit Vergünstigungen bedacht: Elektroautos. Emissionsfrei, leise und sicher sind die Autos der Zukunft unterwegs. Großstädte wie London oder Berlin haben Feldver-
Agassi hat dieses Problem weitgehend beseitigt. Sein Konzept sieht zum einen ein flächendeckendes Netz von Ladestationen vor, an denen die Autos für kurze Strecken aufgeladen werden können. Zum
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Umweltbundesamt, Klimaschutzbericht 2008
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anderen wird das Problem der geringen Reichweite so gelöst, wie wir es bislang schon von erdölbetriebenen Pkw gewohnt waren: Wenn der Treibstoff nicht mehr reicht, fährt man zur Tankstelle und tankt dort voll.
vorgang fließt nur ein kleiner Anteil des tatsächlichen Anschaffungspreises an den Dienstleister. Zudem wird laufend an einer Weiterentwicklung der Akku-Leistungsfähigkeit gearbeitet.
Bei der bisherigen Ladedauer eines Akkus würde dieser Vorgang etwa sieben Stunden an einer handelsüblichen Steckdose in Anspruch nehmen.2 Bei Agassis Modell dauert das gesamte Prozedere nur etwa drei Minuten.
Um eine entsprechende Infrastruktur auch am Fahrzeugsektor zu gewährleisten hat „Better Place“ eine Kooperation mit dem Autohersteller Renault/Nissan geschlossen, die bereits im Jahr 2012 Elektroautos in Massenproduktion herstellen wollen. Nach Angaben von „Better Place“ sind allein in Israel bereits 20.000 Bestellungen für Elektroautos eingegangen. In Europa wurden bislang in Dänemark die größten Anstrengungen unternommen, um im Bereich der Elektromobilität vorn dabei zu sein. Dänemark hat im Bereich der erneuerbaren Energien europaweit eine Spitzenposition inne und erzeugt fast 20 Prozent seines Strombedarfs aus Windenergie.
Die Zukunft der Elektromobilität.
Der Akku wird einfach in einer speziell dafür konzipierten Ladestation nicht etwa aufgeladen, sondern gegen einen vollen Akku ausgetauscht. Das zweite Argument gegen Elektroautos lautete bislang meist, dass der Akku zu teuer sei. Auch für dieses Problem hat Agassi eine Lösung parat. Der Akku wird nicht gekauft, sondern nur geleast, bei jedem Lade-
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Bislang entstand dabei das Problem, dass der aus Windenergie erzeugte Strom in den Nachtstunden kaum genutzt werden konnte, weil ein Speichermedium fehlte. Auch hier können die Elektroautos einen
PWC STUDIE, Auswirkungen von Elektrofahrzeugen auf die Stromwirtschaft, 2009
wertvollen Beitrag leisten, indem sie als Speicher fungieren. Diese Möglichkeit kann auch für Österreich bei einem intensiven Ausbau der Windenergie interessant werden. Auch Deutschland hat die Zeichen der Zeit erkannt und einen „Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität“ erstellt, der den Rahmen für künftige Technologieentwicklungen und die Markteinführung in Deutschland darstellen soll.3 Bis zum Jahr 2015 sollen eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Die deutsche Bundesregierung hat allein zur Erforschung neuer Batterietechnologien bereits 60 Millionen Euro bereitgestellt, ein Konsortium privater Unternehmen investiert weitere 360 Millionen Euro. Einzelne Bundesländer wie NordrheinWestfalen unterstützen diese Bemühungen zusätzlich mit regionalen Förderungsplänen. Studien deutscher Wissenschafter haben ergeben, dass die Auslastung der Netze durch eine schrittweise Umstellung auf Elektromobilität ohne große Probleme bewältigbar ist. Schlüssel dazu sind die richtigen Ladestrategien. Entsprechende ers-
te Untersuchungen liegen auch für Österreich vor. Sie liefern ähnliche Ergebnisse. Es wurden bereits einheitliche Standards vereinbart, mit denen die Elektromobilität in Europa umgesetzt werden soll. „Wir haben uns bereits im Vorfeld mit den 20 größten europäischen Automobilherstellern und Energieversorgern auf diesen Standard geeinigt“, so Carolin Reichert, Leiterin für neue Geschäfte bei RWE.4
Bei vollem Akku ca. 200 km Reichweite.
In diesem Zusammenhang wird in Deutschland auch ein großes Pilotprojekt zur Elektromobilität vorgestellt. 500 Ladestationen und 100 Autos werden in Berlin unterwegs sein, um einen Feldversuch im Bereich der städtischen Elektromobilität zu starten. Die Kilometeranzahl, die in Österreich durchschnittlich pro Tag zurückgelegt wird, kann auch
http://www.bmv.de/Anlage/original_1059231/Sachstand-und-Eckpunkte-zum-Nationalen-Entwicklungsplan-Elektromobilitaet.pdf 4 http://www.atzonline.de/Aktuell/Nachrichten/1/9617/Hannover-Messe-Normstecker-ist-wichtigesSymbol-fuer-den-Ausbau-der-Elektromobilitaet.html 3
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von Elektroautos bewältigt werden.5 Die Reichweite der Fahrzeuge, die im Moment von Renault entwickelt werden, liegt bei vollem Akku bei ca. 200 Kilometern. Für den Benutzer liegen die Vorteile auf der Hand. In einem durchaus realistischen Zukunftsszenario kann man sowohl von einem steigenden Strompreis, als auch von einem um ein vielfaches höheren Benzinpreis ausgehen.
tät bedeutet Entscheidungsfreiheit. Diese Entscheidungsfreiheit möglichst vielen Menschen zu einem erschwinglichen Preis zur Verfügung stellen zu können, sollte ein vorrangiges Anliegen der Politik sein. Besonders in ländlichen Regionen ist das Auto nicht bloß eine von vielen Möglichkeiten, die täglich anfallenden Wege zurückzulegen, sondern oft die einzige Möglichkeit, um von A nach B zu gelangen.
Die Kosten für eine Kilowattstunde Strom lägen dann bei ca. 0,22 Cent, ein Liter Benzin würde hingegen 1,80 Euro kosten. Ein Elektroauto verbraucht auf 100 Kilometern durchschnittlich 15 Kilowattstunden, während ein vergleichbares Fahrzeug das mit Benzin betrieben wird, umgerechnet sieben Liter verbraucht. 100 Kilometer mit einem Elektroauto kosten dann 3,30 Euro – der Benziner hingegen 12,60 Euro.
Der zusätzliche Stromverbrauch für eine Million Elektrofahrzeuge entspricht in etwa dem Jahresenergiebedarf aller Wäschetrockner in Deutschland.7 Im Jahr 2007 waren in Österreich 4.284.919 Pkw zugelassen. Würde man eine Million Fahrzeuge auf Elektromobilität umrüsten, ergäbe das einen zusätzlichen Energiebedarf von nur ca. zwei Terawattstunden.
Als Faustregel kann gelten: Elektroautos sind im Verbrauch etwa vier Mal effizienter und billiger als erdölbetriebene Fahrzeuge.6 Die Umstellung auf elektrische Mobilität ist also nicht nur eine technische, sondern auch eine soziale Veränderung zum Positiven. Mobili-
Es wäre nicht nötig, mit zusätzlichen Kraftwerken ans Netz zu gehen, 2 Millionen Tonnen CO2 und umgerechnet 8,4 Terawattstunden Energie könnten eingespart werden. Bei einer Umstellung von vier Millionen Fahrzeugen und einem daraus entstehenden Energiebedarf
LEITINGER, Energie- und Leistungsbereitstellung für Elektrofahrzeuge in dezentralen Netzen, 2009 Ebd. 7 LINSEN, BIRNBAUM et al., Potentialabschätzung zum Einsatz von Elektrofahrzeugen in Deutschland, 2009 5 6
von ca. acht Terawattstunden könnten umgerechnet Erdölimporte im Ausmaß von 33,6 Terawattstunden eingespart und die CO2-Emissionen um acht Millionen Tonnen gesenkt werden.8 Österreich muss mit der internationalen Entwicklung Schritt halten und eine Strategie zu einer Umstellung auf Elektromobilität entwickeln. Darin muss ein Netz von Lade- und Wechselstationen, entsprechende Einrichtungen zur technischen Wartung, sowie die optimalen Rahmenbedingungen für eine schrittweise Umstellung erdölbetriebener Fahrzeuge, insbesondere des Pkw-Bestands, auf Elektroautos vorgesehen werden. Zudem ist eine aktive Beteiligung an der Erstellung von einheitlichen EUNormen für die Elektromobilität und die intensive Förderung der Entwicklung neuer Akku-Technologien erforderlich. Das Ziel der deutschen Bundesregierung, bis 2015 eine Million Elektroautos auf die Straßen zu bringen, sollte dabei als Vorgabe herangezogen werden. Um die Belastungen, die bis zu einer Umstellung des Lkw-
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Verkehrs auf Elektromobilität entstehen zu reduzieren, sind die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass der Lkw-Transit in möglichst großem Umfang auf die Schiene verlagert werden kann. Diese Vorgehensweise ist insbesondere auf EU-Ebene zu forcieren. Der Sektor Verkehr ist in Österreich der größte Verursacher von CO2-Emissionen und ist am weitesten vom sektoralen Ziel der CO2-Reduktionen entfernt. Hier muss gegengesteuert werden. Eine Neustaffelung der Normverbrauchsabgabe NOVA bietet hierfür eine Grundlage: Beim Kauf von spritsparenden Pkw könnte eine „NegativNOVA“ von 20 Prozent schlagend werden, bei der Anschaffung von treibstoffintensiven Fahrzeugen könnte eine erhöhte NOVA eingehoben werden. Die Staffelung der NOVA würde dabei gemäß des jeweiligen Treibstoffverbrauchs der Fahrzeuge gefächert zu werden. Der Kauf von Elektroautos wäre hingegen von der NOVA befreit und mit zusätzlichen Prämien gefördert.
vgl. PWC STUDIE
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Biomasse Biomasse ist eine erneuerbare, aber keine neue Energieform. Die Nutzung von Holz zur Wärmegewinnung und später auch in der Mobilität kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Energiepflanzen, Holz und andere im wahrsten Sinne des Wortes nachwachsende Rohstoffe in den Dienst einer modernen Energieversorgung zu stellen, ist angesichts des Waldreichtums und der vorhandenen Flächen zur agrarischen Nutzung besonders in Österreich nahe liegend. Eine interessante Perspektive ergibt sich dabei nicht nur aus dem bislang nicht ausgenutzten rein energetischen Potential, sondern auch aus den Chancen, die sich speziell für die heimischen Bauern ergeben. Die Landwirtschaft hat in Österreich mit massiven Problemen zu kämpfen. Vonseiten der EU wird, so empfinden es viele der Betroffenen, zu wenig getan, um den Bauern und Bäuerinnen die dringend benötigte Unterstützung zukommen zu lassen. Umso mehr ist die österreichische Politik gefordert, im Inland alles da-
für zu unternehmen, um die Lage der Landwirte zu verbessern.
Biomasse ist keine neue Energieform.
Das Projekt Energieautarkie könnte den Landwirten die Energiewirtschaft als zusätzliche Einkommensmöglichkeit anbieten, die immer mehr an Bedeutung gewinnt. Auf beinahe der Hälfte des österreichischen Staatsgebietes, etwa 3,9 Millionen Hektar, wächst Wald. Der jährliche Waldzuwachs in Österreich beläuft sich laut der aktuellen Waldinventur aus dem Jahr 2000/2002 auf 31,3 Millionen Festmeter.9 Dieser Zuwachs bleibt jedoch zu über einem Drittel ungenutzt. Nur 18,8 Millionen Festmeter werden pro Jahr tatsächlich dem Wald entnommen. Berücksichtigt man den zusätzlichen Holzeinschlag der vergangenen Jahre, der rund drei Millionen Festmeter über den 18,8 Millionen der Jahre 2000/2002 lag, werden aktuell an
KRANZL, KALT et al., Studie: Strategien zur optimalen Erschließung der Biomassepotenziale in Österreich bis zum Jahr 2050 mit dem Ziel einer maximalen Reduktion an Treibhausgasemissionen, 2008
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die 21,6 Millionen Festmeter jährlich genutzt.10 Bringt man die nicht bewirtschaftbaren Hanglagen und die Schutzwälder in Abzug, dann könnten immer noch 85 Prozent des jährlichen Zuwachses anstatt der bisherigen 69,6 Prozent genutzt werden.11 Die Tatsache, dass der Bedarf an Biomasse als wichtiger Bestandteil der in Aussicht genommenen Energieautarkie stark ansteigen wird, legt nahe, dass die momentan nicht genutzten Reserven einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden. Dieses Potenzial muss jedoch erst mobilisiert werden. Während der letzten 15 Jahre blieb trotz der Verringerung der verfügbaren Flächen der Ertrag aus agrarischer Biomasse bei 14 Millionen Tonnen fast unverändert. Laut einer aktuellen Studie liegt das Potenzial, dass in der landwirtschaftlichen Produktion von Energieträgern steckt, bei 75 Terawattstunden.12 In dieser Rechnung sind die stillgelegten Agrarflächen im Umfang von ca. 100.000 Hektar noch nicht berücksichtigt. Insgesamt ergibt sich ein vorläufiges Potenzial von 82,5
Terawattstunden im landwirtschaftlichen Biomassebereich.13
Windenergie In einzelnen Regionen leistet die Windenergie bereits einen substantiellen Beitrag zur Energieversorgung. Insbesondere im Burgenland kommt diese Form der Energiegewinnung den geographischen Gegebenheiten besonders entgegen. Durch den wichtigen Windkraft-Beitrag kann das Burgenland mittlerweile 60 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen decken.14 Die Windkraft ist aber nicht nur im Flachland ein ernstzunehmender Stromlieferant. Auch im hochalpinen Bereich, auf 1835 Metern Seehöhe, wird in den Niederen Tauern Strom mit Windrädern produziert. Insgesamt sind in Österreich 618 Windräder in Betrieb, die jährlich an die zwei Terawattstunden erzeugen und über eine halbe Million Haushalte mit Strom versorgen.15 Die Bundesländer mit den besten Lagen für den weiteren Ausbau
Ebd. / 11 Ebd. http://oega.boku.ac.at/fileadmin/user_upload/Tagung/2008/Short_Paper_2008/Sinabell_Biomasse_OEGA2008_Tagungsband.pdf 13 Eigene Berechnungen 14 http://www.bewag.at/fileadmin/pdf/kundenmagazin/2009/EnergieBurgenland_2009_1_web.pdf 15 Factsheet IG Windkraft, Windkraft in Österreich – Zahlen und Fakten auf einen Blick, 2009 10 12
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von Windrädern sind Niederösterreich gefolgt von Oberösterreich und der Steiermark. Ein weiterer Vorteil der Windenergie ergibt sich aus dem Zusammenspiel mit der Wasserkraft, da sich im Winter die Stromproduktion aus der Wasserkraft reduziert, die Windkraft jedoch weiterhin zu rund zwei Dritteln zur Verfügung steht. Um diese positive Wechselwirkung auch tatsächlich nutzbar machen zu können, müssten die vorhandenen Potenziale der Windkraft weit stärker als bisher ausgenutzt werden.
In Österreich sind 618 Windräder in Betrieb.
Die Einschätzung des ausbaufähigen Potenzials der Windkraft wird von der IG Wind bis 2020 mit zusätzlichen rund fünf Terawattstunden angegeben.16 So könnten rund 3,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Aufgrund der technischen Verbesserungen bei
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Windkraftanlagen müssten dafür nur ca. 500 neue Windräder errichtet werden. Mit einer Verdoppelung der Anlagen ließe sich also beinahe eine Verdreifachung der Stromproduktion erreichen. Diese Effizienzsteigerung ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die Windenergie 2007 europaweit den ersten Platz beim Ausbau neuer Kraftwerkskapazitäten einnehmen konnte. Eine Entwicklung, die auch für das in Österreich realisierbare Potenzial nach höherem Streben lässt.
Wasserkraft Wasserkraft kann ohne Übertreibung als der Motor der österreichischen Elektrizitätsversorgung bezeichnet werden. Dieser Motor, der mit erneuerbarer Energie gespeist wird, ist auch durch seinen Symbolgehalt das Herzstück der Vision eines energieautarken Österreich. Die bestmögliche Nutzung der zur Verfügung stehenden heimischen Ressourcen wurde durch den weit fortgeschrittenen Ausbau beispielhaft verwirklicht. Was diese Form der Energiegewinnung für Österreich leis-
HANTSCH, MOIDL, Kurzstudie: Das realisierbare Windkraftpotential in Österreich bis 2020, 2007
tet, macht die Energiebilanz für das Jahr 2007 deutlich: 38,2 Terawattstunden Elektrizität, das entspricht 59,4 Prozent der heimischen Stromerzeugung, konnten durch Wasserkraft gedeckt werden. 17
TWh könnten in diesem Bereich gewonnen werden.19 Eine aktuelle Meinungsumfrage des Focus-Institutes zeigt deutlich, welch hohen Stellenwert die Bevölkerung der Wasserkraft und einer eigenständigen Energieversorgung beimisst. Die Frage ob das österreichische Wasserkraftpotenzial ausgebaut werden sollte, um die Importabhängigkeit Österreichs bei der Stromversorgung einzudämmen wird von 76 Prozent der Befragten bejaht.20
Die sympathischste Form der Stromerzeugung.
Den Menschen ist dieser Zusammenhang bewusst und sie stehen deshalb der Wasserkraft ausgesprochen positiv gegenüber – für die Mehrheit der Österreicher ist sie die „sympathischste Form der Stromerzeugung“.18 Zusätzlich zu den bereits ausgebauten 38 Terawattstunden könnten in Österreich noch Wasserkraftwerke im Umfang von 13 Terawattstunden ausgebaut werden, ohne dass umweltpolitisch sensible Regionen betroffen wären. Auch bei den bereits bestehenden Anlagen gibt es noch Optimierungspotential: Etwa 1,5
Diesem klaren Votum sollte sich die Politik nicht verschließen. Sieben Terawattstunden sollen nach den Plänen der Elektrizitätswirtschaft bis 2020 ausgebaut werden. Dieses Ziel ist im „Masterplan Wasserkraft“ vorgesehen. Die Ziele im Bereich der Wasserkraft könnten aber noch ambitionierter sein: Es gilt, die vorhandenen Potenziale auch wirklich umzusetzen. Die Kleinwasserkraft kann hier einen wertvollen Beitrag leisten. Nach Schätzungen von Vertretern der österreichischen Kleinwasserkrafterzeuger stecken noch mindestens
VEÖ-Broschüre, Strom in Österreich, 2007 http://www.veoe.at/index.php?id=25 19 VEÖ, Initiative Wasserkraft, Masterplan zum Ausbau der Wasserkraftpotenzials 20 http://www.veoe.at/index.php?id=25 17 18
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zwei Terawattstunden in kleinen Kraftwerken, die sich besonders harmonisch in die Natur einfügen.21 16,5 Terawattstunden sind also machbar und sollten deshalb auch realisiert werden. Insgesamt könnten so an die 80 Prozent des heimischen Strombedarfs durch Wasserkraft gedeckt werden, 7,3 Millionen Tonnen CO2 ließen sich einsparen.
50 Quadratkilometern an Fassaden ausgegangen werden.22 Wenn nur ein Viertel dieser Flächen für Photovoltaik verwendet würden, könnten bis 2020 bereits fünf bis sechs Terrawattstunden aus Sonnenstrom gedeckt werden – das entspricht fünf bis acht Prozent des heimischen Strombedarfs.
Solarthermie und Photovoltaik Mithilfe der Solarthermie und der Photovoltaik könnte das Modell der Energieautarkie in jedem Haus Realität werden. Die Erzeugung von Wärme aus Sonnenenergie, die Solarthermie, und die Umwandlung von Sonnenenergie in Elektrizität, die Photovoltaik, bieten die Möglichkeit einer umfassenden Energieversorgung für alle. Besonders gut geeignet sind Flächen mit Südlage und einer ganzjährig günstigen Sonneneinstrahlung. In Österreich kann von einem vorhandenen Potenzial an derartigen günstig gelegenen Flächen von etwa 140 Quadratkilometern auf Dächern und
Möglichkeit zur Energieversorgung für alle.
Die Nutzung dieser vorhandenen Flächen könnte sowohl mit einem Schwerpunkt auf der Erzeugung von Raumwärme als auch mit einem Fokus auf der Elektrizität erfolgen. Nachdem von einer substantiellen Reduktion des Bedarfs in der Raumwärme durch die thermische Sanierung und energetisch generell vorteilhafterer Bauweisen ausgegangen werden kann, besteht die Möglichkeit, der Photovoltaik entsprechende Kapazitäten zur Verfügung zu stellen.
http://www.biomasseverband.at/static/mediendatenbank/root01/3.%20Veranstaltungen/3.2%20Tagung/EU-Richtlinie%20 fuer%20Erneuerbare%20Energien/Vortraege/Prechtl_abstract.pdfhttp://www.kleinwasserkraft.at/index.php?option=com_con tent&task=blogcategory&id=41&Itemid=88&limit=6&limitstart=6 22 FECHNER et al., BMVIT: Technologie-Roadmap für Photovoltaik in Österreich, 2007 21
Zusammen könnte auf den günstig gelegenen Flächen bei photovoltaischer Nutzung unter der Annahme einer weitern Leistungsverbesserung der verwendeten Kollektorflächen elektrische Energie im Umfang von ca. 33 Terawattstunden erzeugt werden. Zurzeit sind in Österreich Solarthermieanlagen installiert, die etwa 1,2 Terawattstunden produzieren.23 Aus Photovoltaikanlagen werden rund 25 Gigawattstunden elektrischer Energie gewonnen.24 In beiden Bereichen ist der Handlungsbedarf also evident. Das gemeinsame Potenzial von Photovoltaik und Solarthermie beläuft sich auf ca. 175 Terawattstunden. Eine Gesamtleistung von etwa 60 Terawattstunden bei entsprechenden Rahmenbedingungen könnte also durchaus in Aussicht genommen werden.
bislang aufgrund der vergleichsweise hohen Kosten bei der Erschließung in größerem Umfang eher stiefmütterlich behandelt wurde. Doch eine Neuorientierung ist im Entstehen. Verstärkte Bemühungen, die Geothermie in Österreich zu forcieren, sind insofern wünschenswert, als der „Rohstoff“ Erdwärme in unbegrenztem Ausmaß zur Verfügung steht und zudem bei der Geothermie eine weit reichende Konstanz des zu erwartenden Energieertrages garantiert ist. In Österreich sind etwa 15 Geothermieanlagen in Betrieb, die eine geschätzte Wärme-Gesamtleistung von 93 Megawatt erbringen.25
Geothermie ist noch das Schlusslicht in Österreich.
Geothermie Die Geothermie ist in Österreich momentan noch das Schlusslicht bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Dieser Umstand ist auch darauf zurückzuführen, dass diese Technologie
Laut einer Studie des Österreichischen Instituts für Raumplanung liegt das vorhandene Potenzial der so genannten „tiefen“ Geothermie bei über sechs Terawattstunden. Nachdem für die Zukunft mit einer
http://www.regioenergy.at/solarthermie/reduziertes-technisches-potenzial http://www.regioenergy.at/photovoltaik/reduziertes-technisches-potenzial 25 http://www.regioenergy.at/node/7 23 24
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wieder rasanten Preisentwicklung bei Erdöl und Erdgas zu rechnen ist, verändern sich auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Nutzung der Geothermie zum Positiven. Eine Anhebung des Geothermie-Anteils an der österreichischen Energieversorgung ist daher eine bedeutende zusätzliche Alternative im österreichischen Energiemix.
richtigen Schlüsse aus diesem Votum zu ziehen und sind mit ihrer Energiepolitik scheinbar immer noch dem vergangenen Jahrhundert verhaftet. Wie sonst lässt es sich erklären, dass Österreich immer noch Atomenergie finanziert? Immerhin werden jährlich für die Kernkraftforschungseinrichtung EURATOM rund 40 Millionen Euro nach Brüssel überwiesen.
Nein zu EURATOM Es ist kein Zufall, dass gerade in Österreich die Nutzung der Atomenergie am Widerstand der Bevölkerung scheitert. Es zeigte sich deutlich, dass die Bürger mit ihrem unmittelbaren Gespür für die richtigen und zukunftsweisenden Entscheidungen eine Technologie ablehnen, deren Risiken den Nutzen bei weitem überschreiten. Hätte die Politik schon vor Baubeginn des Atomkraftwerks Zwentendorf den Wählerwillen ernst genommen, hätte man sich Investitionen von mehr als fünf Milliarden Schilling sparen können. Doch SPÖ und ÖVP weigern sich hartnäckig, die
Die Mitgliedschaft muss beendet werden.
Anstatt den Willen der Bevölkerung ernst zu nehmen und der Förderung der Atomenergie ein Ende zu setzen, zahlen die Regierungsparteien wie vor 30 Jahren weiter für eine Technologie, die von den Österreichern abgelehnt wird. Die Mitgliedschaft Österreichs bei EURATOM muss so rasch wie möglich beendet werden. Die bislang jährlich an EURATOM fließenden Zahlungen sollen zweckgewidmet in den
Ausbau erneuerbarer Energien in Österreich investiert werden.
Bildungsoffensive für erneuerbare Energien Die Umsetzung der Idee eines energieautarken Österreich ausschließlich auf die vorhandenen technischen Potenziale zu reduzieren, greift zu kurz. Mindestens ebenso wichtig ist das Potenzial an verfügbarem Knowhow, um dieses ambitionierte Projekt umsetzen zu können.
Die Umsetzung eines energieautarken Österreich.
Ein Blick nach Deutschland zeigt, dass hier auch im Bildungsbereich eine Grundlage geschaffen wurde, die den Ausbau der erneuerbaren Energien erst möglich macht. Die technischen Entwicklungen in diesem Bereich verlangen eine breite Basis an Bildungsangeboten und be-
rufsbegleitenden Fortbildungsmaßnahmen. Im Jahr 2002 arbeiteten in Deutschland 120.000 Menschen im Bereich erneuerbare Energien. Im Jahr 2007 waren es bereits 250.000. Eine Vielzahl von Studiengängen ist entstanden, um die Nachfrage der Industrie nach gut qualifizierten Mitarbeitern in diesem Zukunftssektor zu befriedigen. Doch mit Lehrangeboten an Universitäten und Fachhochschulen ist der Bedarf an Wissensvermittlung nicht gedeckt. Entsprechende Spezialisierungsmöglichkeiten sollten bereits an den Schulen, und vor allem an den Höheren Technischen Lehranstalten geboten werden. Auch in der Erwachsenenbildung muss Menschen die bereits im Erwerbsleben stehen die Chance einer Fortbildung im Bereich der erneuerbaren Energien geboten werden. Nicht zuletzt sollten auch beim AMS Kurse erarbeitet werden, die Kenntnisse in den Bereichen thermische Sanierung, Biomasse oder Photovoltaik vermitteln, um die Menschen für die Zukunft berufsfit zu machen.
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Thermische Sanierung Thermische Sanierung ist der Schlüssel, um Erdgas und Erdöl in der Raumwärme zu ersetzen. In keinem anderen Bereich sind die Einsparungsmöglichkeiten so groß wie bei der Sanierung der Bausubstanz in Österreich. Besonders bei den rund 1,5 Millionen Einfamilienhäusern die zwischen 1945 und 1980 errichtet wurden, ist eine entsprechende Wärmedämmung kaum vorhanden, auch im Wohnungsbereich sind gewaltige Potenziale vorhanden: Die thermische Sanierung von 360.000 Einfamilienhäusern, 315.000 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, 5.400 Wohnbauten und 4.500 Bürobauten würde eine Ersparnis von 14,4 Terawattstunden in der Raumwärme und von 4,17 Terawattstunden elektrischer Energie bei Wärme und Kühlung ergeben. In weiterer Folge ließen sich durch diese Maßnahme rund sieben Millionen Tonnen CO2 einsparen.26 Bei Passivhaus-Bauweise kann sogar von einer Energieersparnis von bis zu 90 Prozent ausgegangen werden. Mit
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einer bundesweiten Sanierung ließe sich somit der Verbrauch von Erdöl und Erdgas auf ein Minimum reduzieren. Die Erreichung der Kyoto-Ziele wäre bei flächendeckender thermischer Sanierung ebenso problemlos umsetzbar. Die Energiekosten bei einem thermisch sanierten Einfamilienhaus könnten um 1.000 bis 3.000 Euro gesenkt werden. Österreichweit hängen über eine Million Arbeitsplätze an der Bauwirtschaft- und dem Baunebengewerbe. In den letzten Monaten hatte die Bauwirtschaft mit enormen Umsatzeinbußen aufgrund der internationalen Wirtschaftskrise zu kämpfen, wobei die Zurückhaltung privater Auftraggeber, sowie das zu geringe Volumen öffentlicher Aufträge maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung haben. Investitionen von einer Milliarde Euro schaffen etwa 11.000 Arbeitsplätze in der thermischen Sanierung – diese Chance für ein energieautarkes Österreich und eine wirksame Bekämpfung der Wirtschaftskrise muss daher dringend genutzt werden.
http://www.igpassivhaus.at/Ober%C3%B6sterreich/tabid/56/Announcement1249/98/language/de-DE/Default.aspx
Schlusswort Um die Energieautarkie in Österreich tatsächlich Realität werden zu lassen, ist in allen Bereichen eine enorme Kraftanstrengung notwendig. Die Gestaltung dieser Vision ist die Aufgabe der Politik, doch ohne die Unterstützung der österreichischen Bevölkerung kann dieses Ziel nicht erreicht werden. Die Menschen in diesem Land haben bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass sie offen für energiepolitische Veränderungen sind, aber auch bereit sind, sich persönlich zu engagieren, wenn sie eine Fehlentwicklung verhindern wollen. Zwentendorf und Hainburg sind die besten Beispiele dafür. Die aktuelle Wirtschaftskrise zeigt deutlich, wie unverzichtbar es ist, im eigenen Land einen Schutzschirm über jene sensiblen Felder unseres Gemeinwesens zu spannen, die lebensnotwendig sind. Ein Rettungspaket für die österreichischen Banken wurde geschnürt, ohne dass sich bislang die Rahmenbedingungen verändert hätten,
die zu der gegenwärtigen katastrophalen Situation geführt haben. So kann ein Schutzschirm nicht wirksam sein. Aus diesen Fehlern sollten die richtigen Schlüsse gezogen werden. Um Österreich vor einer weiteren drohenden Öl- oder Gaskrise zu schützen müssen jetzt die richtigen Investitionen getätigt werden. Die Energieautarkie ist ein Garant für neue Arbeitsplätze, eine sichere Energieversorgung und wirkungsvollen Umweltschutz. So ließen sich auch Milliardenbeträge für Energieimporte einsparen. Energie sparen und neue Energie gewinnen. Das sind die Wegweiser in eine selbstbestimmte Zukunft. 100 Milliarden wurden im Nationalrat binnen kürzester Zeit für die österreichischen Banken in Bewegung gebracht. Energieautarkie würde in etwa 200 Milliarden Euro kosten und die Energiewirtschaft wäre bereit, einen großen Teil dieser Kosten zu tragen. Jetzt muss die Politik den Mut aufbringen, die Weichen zu stellen.
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Energie und Zukunft in Österreich Dieser Beitrag stellt die Kurzfassung einer im Auftrag der Zukunftsakademie Österreich im April 2009 erarbeiteten Studie zur Lage und Zukunft von Österreichs Energieversorgung, deren Ergebnisse im Rahmen der Klubklausur des BZÖ-Parlamentsklubs im Juni 2009 in Ramsau am Dachstein präsentiert wurden. Einleitung Ist Österreich eine „Insel der Seligen“ im internationalen Energiewirtschaftsreigen? Man kann diese Frage geDr. Andreas trost verneinen. Aschenbrenner SGI Ltd. Die Apologeten der österreichischen Energieunabhängigkeit haben längst ihren Boden verloren. Österreich muss wie alle Industriestaaten und alle Schwellenländer den nicht mehr zu verwischenden Zeichen des zu Ende gehenden Ölund Atomzeitalters Tribut zollen und sich mit aller Kraft den neuen Herausforderungen einer neuen Energiewirtschaft, Energieentwicklung und -planung stellen. Die positiven Voraussetzungen dafür sind
beachtlich. Der vorliegende Beitrag soll einen Überblick über den Status quo in Österreich, die energiehistorische Entwicklungsgeschichte und Chancen wie Risiken, denen wir gegenüberstehen und auf deren Basis die richtigen, zukunftsweisenden Schritte getan werden müssen sowie Ansätze zur Lösung dieser vordringlichen Probleme in weitem Bogen beleuchten. Dabei muss an alle verantwortlichen Entscheidungsträger appelliert werden, sich von kurzsichtigen Befindlichkeiten zu lösen und – vielleicht als Vorreiter in Europa – gemeinschaftliche Lösungen im Sinne und zum Wohle aller Österreicher zu kreieren und diese im Hinblick einer nachhaltigen Energiesicherung für alle durchzusetzen. Was Österreich dazu benötigt, ist vorhanden. Es ist nur eine Frage der Courage, einen gemeinsamen (!) Weg zu beschreiten.
Energiewirtschaft in Österreich Ein kurzer Überblick über die aktuelle energiewirtschaftliche Situation in Österreich stellt sich wie folgt dar: Im Vergleich mit anderen EU-Ländern kann man Österreich in Bezug auf seine Energieeffizienz ein durchaus gutes Zeugnis ausstellen. Die entsprechenden Kennzahlen liegen in fast allen Bereichen im guten Mittel oder besser. Nur für den Bereich der Endenergieintensität (Endenergieverbrauch bezogen auf die Wirtschaftsleistung) liegt Österreich (2001) auf nahezu dem gleichen Niveau wie im Jahr 1990. Der Bruttoenergieverbrauch in Österreich stieg in den vergangen Jahren konstant an. Konkret stieg der Energieverbrauch im Zeitraum von 1970 bis 2004 um 75 Prozent. Die größten Steigerungsraten konnte man im Gassektor beobachten. Hier sprechen wir von einer Steigerung um 209,83 Prozent zwischen 1970 und 2004! Dass dieser Schwerpunkt sich in der vergangenen Gaskrise (2008/2009) zu einem volkswirtschaftlichen Problem gestaltet hat, war eigentlich vorauszusehen.
Positiv zu vermerken ist der im gleichen Zeitraum – wenngleich mit anderer zeitlicher Gewichtung – ebenfalls relativ stark gestiegene Anteil erneuerbarer Energieträger um 142,25 Prozent. Ebenso positiv kann man den im o. a. Zeitraum zu beobachtenden Rückgang von Kohle als Energieträger um immerhin 17,53 Prozent einschätzen. Der Bruttoinlandsverbrauch der Gesamtenergie in Österreich hat sich in der Zeit von 1970 bis 2007 fast verdreifacht. Die Gesamtenergieimporte haben sich im selben Zeitraum fast vereinskommafünffacht. Der Bruttoinlandsverbrauch bei Erdgas hat sich in der Zeit von 1970 bis 2007 fast verdreifacht. Die Importe von Gas im selben Zeitraum haben sich fast verzehnfacht. Man sieht, dass die Anteile der jeweiligen Energieträger am Energiemix in Österreich permanenten Veränderungen unterworfen sind. Interessant ist auch, dass der Anteil des fossilen Energieträgers Öl sowie jener der erneuerbaren Energien seit längerem konstant verläuft. Viele Zukunftsprognosen der Veränderung des weltweiten Energiemixes zeigen
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einen überproportionalen Anteil der Solarenergie sowie einen ebenso starken Anteil anderer erneuerbaren Energieträger. Interessant ist, dass trotz der aktuell sehr intensiv betriebenen internationalen Lobbyarbeit der Atomindustrie nur die wenigsten Prognosen dieser Form der Energiegewinnung eine Zukunft attestieren. Doch nach wie vor findet eine der einfachsten Formen der nachhaltigen Energiesicherung nur eine vergleichsweise bescheidene Bühne: die Frage des Energiesparens.
Gemeinsam Energiesparen.
Obwohl dieses Thema seit vielen Jahren in der breiten Öffentlichkeit und auch auf Expertenebene diskutiert wird, steht in den zentralen Bereichen „Haushalte und Industrie“ sowie „Mobilität“ die triste Realität allen Lippenbekenntnissen der Entscheidungsträger entgegen. Zwar gibt es merkbare Ansätze im kommunalen Wohnbau und auch im industriel-
len Sektor. Doch all diese Aktivitäten sind auf lokale Bereiche begrenzt. Tatsächlich ist bis heute kein wirklich ernsthafter und vor der Umsetzung stehender gesamteuropäischer oder gesamtösterreichischer Ansatz zu erkennen. Im Bereich der erneuerbaren Energie möchte Österreich bis 2016 ein Investitionsvolumen von insgesamt rund vier Mrd. Euro für den Neubau, die Sanierung oder den Ausbau von Kraftwerken realisieren. Die derzeit installierte Leistung von 19 Gigawattstunden (GWh) wird so um 40 Prozent auf knapp 27 GWh steigen. Vorgesehen ist die Errichtung von 23 Kraftwerksprojekten mit einer Gesamtkapazität von 7,8 GWh. In ihrer Versorgungsstudie vom November 2007 hat die Regulierungsbehörde E-Control die Notwendigkeit von weiteren Kraftwerksinvestitionen nach 2016 als nötig erachtet, um die Versorgungssicherheit bei wachsendem Stromverbrauch zu gewährleisten. Dies wird Österreich dazu zwingen, sehr schnell die Energieversorgung, neue Technologien sowie deren Marktentwicklung als TopThema zu behandeln und die darauf abzuzielenden Entscheidungen als
eine der vorrangigsten Positionen zu beachten. Im Folgenden werden daher zuerst die einzelnen Energieträger und deren politisch-strategische Bedeutung unter anderem für Österreich analysiert.
Abhängigkeit von russischem Gas Wie ersichtlich, ist der Anteil von Gas am österreichischen Energiemix groß. Die daraus resultierende Abhängigkeit von Russland wurde den Österreichern spätestens Ende 2008 mit der Gaskrise schmerzlich bewusst: Die russische Energiepolitik beeinflusst direkt die Versorgungssicherheit in Österreich. So wurde bereits im August 2008 in kleinem Kreis berichtet, die russische Regierung hätte ihre Energiefirmen informiert, sich auf einen Lieferstopp von Öl bzw. Gas nach Europa vorzubereiten. Hintergründe seien die europäischen Sanktionen. Obwohl sich LUKOIL (die größte sich noch im „Privateigentum“ befindliche Ölgesellschaft in Russland) damals beeilte, dies zu dementieren bzw. massiv abzuschwächen, ist dies nur der Auf-
takt zum großen Energie-Gerangel gewesen, das in den Monaten Oktober 2008 bis Februar 2009 seinen bisherigen Höhepunkt erreicht hat. Russlands Energieminister sagte damals, er werde alles daran setzen, um die wichtigen Pipeline-Verbindungen stabil und damit die Versorgung der EU aufrecht zu erhalten. Europa hängt nämlich am Infusionstropf der russischen Energieträger – und dies wird sich auch in Bälde nicht ändern. Doch Russland hatte Europa gezeigt, wie – nach heutigen Maßstäben – geopolitische Kämpfe ganz ohne militärische Truppenbewegungen ausgefochten werden können. Russland ließ es sich nicht gefallen, von einer in sich uneins agierenden Europäischen Union in seinen geostrategischen Entscheidungen kritisiert zu werden. Bereits die neue Regierung nach Jelzin hat sehr effizient und schnell erkannt, welches die wirksamsten Waffen in modernen internationalen Auseinandersetzungen darstellen können. Und auch Ministerpräsident Wladimir Putin hat in den vergangenen zehn Jahren alles daran gesetzt, Russlands
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strategische Vormachtstellung in Europa und seine persönliche innerrussische Machtposition auszubauen. Russland verfügt aber für diese investitionsträchtigen Aktivitäten nicht über die nötigen Geldreserven. Russland kooperierte daher mit China. Dass Putin sich damit auch innerhalb seines Landes in die Abhängigkeit der Chinesen begeben hat, wird von der breiten Öffentlichkeit schlicht übersehen. Die neuen Explorationen in Sibirien zur Erschließung neuer Gasfelder waren und sind ohne chinesisches Kapital nicht zu realisieren. Aus dieser Sicht ist Europa nicht nur von Russland, sondern über diesen Umweg auch von China abhängig. Denn: Ohne diese in den letzten Jahren erschlossenen Lagerstätten wären die Exportverträge Russlands quantitativ nicht mehr zu erfüllen gewesen. Um diese Schritte und die weitergehenden Aktivitäten der EU und Russlands zu verstehen, ist es notwendig, noch einen Blick auf die neuere Geschichte der GUS zu werfen. Die orange Revolution des Jahres 2004 hat in der Ukraine ein russlandfeindliches Regime an die Regierung gebracht. Der ukrainische Präsident Victor Yuschenko möchte die Ukraine nach
Europa und in die NATO bringen. Für Russland ist dies völlig inakzeptabel. Russland und die Ukraine sind tief miteinander verflochten (Infrastruktur, Bahn, Pipelines, Energie). Die Ost-Ukraine beheimatet die weltweit größte russische Population außerhalb Russlands. Der Heimathafen der russischen Schwarzmeerflotte liegt in Sewastopol, diese ist auf der Halbinsel Krim (Ukraine) stationiert. All dies zeigt, dass eine Ukraine außerhalb des Einflussbereichs des Kremls Russland in eine strategische Verteidigungsposition drängen würde. Aber eine Ukraine im Machtkreis der Russen positioniert Russland als mächtigen regionalen und internationalen Spieler. Nur mit der Ukraine hat Russland die absolute Kontrolle über die Energieströme nach Europa. Wie schon im Georgien-Konflikt 2008 versucht Russland auch 2009 seine neue militärische Stärke und seine ökonomische Machtposition zu nutzen, um seinen Einfluss in seiner Peripherie zu konsolidieren. Russland wird mit allen Mitteln versuchen, die Energieflüsse nach Europa zu kontrollieren und jedes GUS-Land,
das sich dem widersetzen möchte, wird dies überkurz oder lang wohl mit einem „Hieb“ der russischen „Bärentatze“ büßen. All dies konzentriert den Blick aus Sicht der Europäer – und mit einem notwendigen Interesse an einer stabilen Erdgasbelieferung aus Russland – auf die Ukraine. Die Ukraine okkupiert ein Areal, welches zu 100 Prozent in das russische Agrar-, Industrie- sowie Energie- und Transportnetzwerk integriert ist. Die Ukraine schränkt Russlands Machtposition im Kaukasus und daraus resultierend seine Macht Richtung Europa bedeutend ein. Es kann jedoch nicht im Interesse Russlands sein, dies zu tolerieren. Eine aufsässige Ukraine nötigt Russland zur Verteidigung und macht sein eigenes Territorium vom Westen und Süden her verwundbar, da keine natürlichen Grenzlinien existieren. Andererseits würde eine fügsame und kooperative Ukraine Russlands Energiedistributions-Kontrolle in Richtung Europa verbessern und gleichzeitig einen verbesserten Zugang zum Schwarzen Meer, zum Mittelmeer und, darüber hinaus, in die
ganze Welt erlauben. Aufgrund seiner Lage und vor allem als Endpunkt der geplanten Nabucco-Pipeline ist Österreich unmittelbar in den öffentlichen Fokus der strategischen Betrachtungen Europas geraten. Österreich war schon immer ein nach Osten gerichteter Wirtschaftsraum. Die österreichische OMV ist ein starker Partner im Geschäft mit der Energie und vertritt natürlich ihre eigenen Shareholder-Interessen, die sich nicht unbedingt mit denen einer weitsichtigen Politik mit Russland vertragen, aber aus kurzfristiger, wirtschaftlicher Betrachtung legitim erscheinen (siehe den mittlerweile beendeten Konflikt mit der ungarischen MOL).
Abhängigkeit vom Russischen Gas.
Politisch erfährt Österreich durch Nabucco eine innereuropäischstrategische Aufwertung, die aber auf der anderen Seite ein erhöhtes Sicherheitsrisiko und ein entsprechend
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vorsichtiges Agieren der Verantwortlichen verlangt. Es ist sicher opportun, dass in der aktuellen Situation die politische Verantwortung angesichts der aktuellen schwierigen wirtschaftlichen Lage – und vor allem im Kontext der Energieversorgung – auch dahin gehend getragen wird, wo vordergründig rein wirtschaftliche Interessen agieren. Natürlich versteht Europa Russlands Taktik und versucht mehr schlecht als recht, dieser entgegenzuwirken. Europas Bemühungen um Diversifizierung der Energieeinfuhren – Öl und Erdgas gleichermaßen – wurzeln in der ukrainischen Energiekrise des Jahres 2006, als der Kreml die Ukraine (und damit Teile der EU) von seinen Erdgaslieferungen abschnitt. Russland hat hier zum ersten Mal ganz offensichtlich seine (Energie-) Macht für seine ureigensten politischen Zwecke ge- und missbraucht. Seit 2006 hat Russland immer wieder (nur) bestimmte Staaten mit dem Abschneiden ihrer Energieversorgung bedroht. Bis zum Ende hat Russland diese Vorgehensweise zwar noch nicht durchgezogen, doch der Wille des Kreml,
mithilfe seiner Vormachtstellung internationale Energiepolitik zu betreiben und damit direkt mit den politischen Situationen in Staaten wie der Ukraine, den baltischen Staaten sowie der Tschechischen Republik zu „spielen“, ist stark ausgeprägt. Und jeder einzelne Fall hat Europa daran erinnert, wie einfach es für Russland ist, diese Art von (Energie-)Politik zu betreiben. Russland ist ein mächtiger Produzent und Exporteur von Rohöl und Erdgas. Öl kann auf unterschiedlichste Weise transportiert werden und die Gesetze von Angebot und Nachfrage diktieren den Ölpreis auf sehr viel deutlichere Weise als jenen von Erdgas. Denn der Erdgas-Preis verhält sich anders. Gas kann nämlich auf einfache und günstige Weise ausschließlich in Pipelines transportiert werden. Daraus ergibt sich, dass der Preis sich auf sehr komplexe Weise mit den unilateralen politischen Interessen von verschiedensten Staaten auseinandersetzen muss. Dies gilt in gleicher Weise für die Beziehungen der betroffenen Staaten untereinander. Alle Beziehungen zwischen Produzenten und Konsumen-
ten werden dadurch hochpolitisch. Als Ergebnis werden den Europäern die Preise vom Kreml aufgrund einer Liste von „Gut oder Böse“ diktiert. Diese ökonomische Realität ist Ländern wie der Ukraine, Litauen oder Tschechien nur allzu bekannt: Sie haben den Zorn Moskaus schon fühlen müssen – entweder in Form von harten Preisbindungen oder durch Lieferstopps, sobald einer der Staaten entgegen den geopolitischen Interessen Moskaus agiert hat. Russland ist Hauptlieferant für Erdgas für die meisten der ehemaligen Sowjetstaaten wie auch für die Türkei und für Europa, wobei Europa etwa 25 Prozent seiner Energie aus Russland bezieht. Diese substantielle ökonomische Abhängigkeit der Europäer erlaubt Russland weitgehende Freiheiten. Dazu kommt, dass die möglichen Einnahmeausfälle Russlands durch unmittelbar auf eine Einigung folgende Preiserhöhungen mehr als kompensiert würden. Dennoch ist Moskau nicht verborgen geblieben, dass Europa mit aller Macht versucht, die Abhängigkeit vom russischen Gas durch Gegenstrategien und neue internationale
Allianzen sowie stark verbesserte Technologien und neue, innovative Entwicklungen zu minimieren. Damit würde Russland „im Regen stehen“, denn dies wäre mittelfristig nicht kompensierbar. Seit dem Winter 2006 ist bei jedem EU-Treffen das Thema Energiesicherheit dominant. Mit starker Rückendeckung durch die USA hat Europa seine Bemühungen, die Abhängigkeit von Russlands Gasmonopol zu brechen, beschleunigt. Dieses leicht chaotisch wirkende Bemühen mündet seither in so unsinnigen Plänen wie dem Bau neuer Atomkraftwerke aber auch neuer Pipelines, neuer Tankerterminals (Import) für das teurere Flüssiggas und in der Promotion alternativer Energieformen und innovativer Energiespeicherung. Der europäische Masterplan sieht vor, den Gesamtenergieverbrauch in der EU bis zum Jahr 2020 um 20 Prozent zu senken. Weitere 20 Prozent sollen durch Kompensation, in Form von erneuerbaren Energien, gedeckt werden. Diese Pläne beunruhigen und verärgern Russland zusehends. Europa ist gezwungen, sich noch wesentlich rascher aus der
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Abhängigkeit zu befreien und seine Energieprobleme in einem gemeinschaftlichen Akt zu lösen. Freilich: Europa wird mitnichten eine vollständige Unabhängigkeit vom russischen Gas erreichen, aber es muss darauf achten, den Bogen nicht zu überspannen. Die Nabucco-Pipeline ist ein Nadelstich in den empfindlichen Körper der russischen Wirtschaft. Und Europa hat nicht mehr allzu viel Zeit, das Projekt zu realisieren. Denn mittels eines ambitionierten Pipeline-Projekts möchte auch Putin Russlands Energiemachtposition fixieren. Die beiden gegenwärtig geplanten „NGPipelines“ – die „North Stream“, welche unter der Baltischen See von St. Petersburg direkt nach Deutschland führen soll, sowie die „South Stream“, welche unter dem Schwarzen Meer von nahe Noworossijsk nach Bulgarien führen soll – würden die Abhängigkeit Europas von Russlands Gas von derzeit 25 Prozent auf 35 Prozent erhöhen. All dies hat die europäischen Entscheidungen der jüngeren Vergangenheit stark beeinflusst und eine wichtige Wende in der Haltung der
Europäischen Union zum Thema alternative und regenerative Energieträger bewirkt. Dennoch stellt sich die Frage, wie lang es noch dauert, bis Russland verstanden haben wird, dass seine „Energiewaffe“ nicht mehr „scharf“ ist. Die Antwort darauf heißt: Es wird wahrscheinlich länger dauern, als die strategischen Experten meinen. Die Gefahr für Europa besteht darin, sich in zwischenstaatlichen und politischen Grabenkämpfen zu verzetteln – und es scheint nicht unwahrscheinlich, dass die Falken der europäischen Außen- und Wirtschaftspolitik die russische Seite zu einem (möglicherweise lang anhaltenden) Absperren der Energieversorgung provozieren; und dies lange bevor Europa soweit ist, sich über alternative Distributionskanäle und alternativen Energiekonzeptionen mehr oder weniger selbst und autark zu versorgen. Dies wäre ein herber Rückschlag für Europa im Allgemeinen und für die europäische Energiedebatte im Besonderen. Ebenso ist die geopolitische Krise völlig unvorhersagbar und es gibt sehr viele Unbekannte in den Kalkulationen der westlichen Strategen. Die Fakten sprechen zur-
zeit mehrheitlich für Russlands Politik. Die Uneinigkeit der EU sowie die politische Instabilität der KaukasusStaaten tun das Ihrige. Gepaart mit der – mit Sicherheit länger anhaltenden – weltweiten Finanzkrise sitzen wir auf einem dünnen Seil fiktiver Sicherheit.
Die Nabucco-Pipeline und Europa Die als Alternative zur russischen Versorgung geplante Pipeline „Nabucco“ wird etwa 25 bis 30 Mrd. Kubikmeter Erdgas über eine Strecke von etwa 3.000 Kilometer, ausgehend von der Türkei über Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Österreich (Baumgarten) führen.
Alternative zur russichen Versorgung, Nabucco-Pipeline?
Doch während Europa verzweifelt auf der Suche nach echten Alternativen zu russischen Lieferungen ist, fehlen
dem Nabucco-Projekt nach wie zwei der wichtigsten Säulen eines solchen Unterfangens, nämlich Erdgas und eine gesicherte Finanzierung. Die involvierten Staaten und Firmen haben bis heute keinen eigenen Zugang zu den geplanten Mengen an Erdgas. Als Beispiel: Die Türkei hat 2004 Erdgasmengen von 22,4 Mrd. Kubikmetern verbraucht; im Vergleich zur Eigenproduktion von nur 0,68 Mrd. Kubikmetern. Was das bedeutet, ist klar: Ohne gesicherte alternative Versorgung mit Erdgas wird kein einziger Kubikmeter Gas durch das Nabucco-Projekt transportiert werden. Ebenso wenig ist die Gesamtfinanzierung des Projekts geklärt. Warum Nabucco trotzdem Chancen hat, erklärt sich möglicherweise folgendermaßen: Am 5. Februar 2008 hat Ägypten öffentlich erklärt, seine Pipeline-Kapazitäten durch Syrien und Jordanien in die Türkei massiv zu erweitern. Das würde zum einen eine Liefermenge von etwa zwei bis vier Mrd. Kubikmetern jährlich in die Türkei, zum anderen eine Liefermenge von etwa zwei bis sechs Mrd. Kubik-
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metern in Richtung Europa bedeuten. Obwohl die kolportierten ägyptischen Mengen nur einen geringen Prozentsatz der benötigten 25 Mrd. Kubikmeter Erdgas bedeuten, wäre dies immerhin ein Anfang. Konkret würden 2011 etwa 4,4 Mrd. Kubikmeter Erdgas durch Nabucco transportiert werden. All das wäre im Interesse Ägyptens, das seine Erdgasexporte von 2006 bis 2010/2011 verdoppeln möchte – und Nabucco wäre kein „Luft-Transport-Grab“ mehr.
Österreich und seine Interessen Die oben durchgeführte Analyse zeigt klar die geopolitischen und damit verbundenen militärischen Konfliktpotentiale auf. Österreich ist aufgrund seiner geographischen Lage sowie seiner engen wirtschaftlichen Verknüpfungen mit den neuen GUSStaaten und mit Russland in einer heiklen politischen Lage. Da Österreich als Vollmitglied der EU deren Vorgaben nicht allzu forsch verlassen darf, gleichzeitig aber ein nicht unerheblicher Teil seiner Wirtschaftsleistung sich unmittelbar aus den Beziehungen zu Russland und
den GUS-Staaten speist, ist hier ein vorsichtiges Agieren nötig. Österreich und viele seiner mittelständischen Betriebe können es sich nicht leisten, die östlichen Wirtschaftspartner zu verärgern. Bisher ist es Österreich ganz gut gelungen, einen Mittelweg zu beschreiten. Aber: dieser Pfad ist erheblich schmaler und unbequemer geworden. Die Gaskrise hat mittlerweile auch in Österreich den letzten Schläfer aufgerüttelt und die Bedrohung aufgezeigt. Auch wenn die seriösen Medien und der Boulevard sich bisher mehr um die Versorgungssicherheit der Privathaushalte gekümmert haben – eine länger andauernde Gaskrise von ähnlichem Zuschnitt wie jene Ende 2008 könnte, insbesondere im Zusammenspiel mit der aktuellen ökonomischen Krise, massive gesamtwirtschaftliche Einbrüche zur Folge haben. Österreich könnte sich aber aufgrund seiner bevorzugten Situation im Energiebereich in den nächsten Jahren – in einer sicherlich neuen, überparteilichen Gemeinschaftlichkeit - völlig neu positionieren, zumindest aber die Richtung hin zu einer konso-
lidierten Energie-Autarkie festlegen. Zumindest ist es nötig, Österreichs Energiesicherheit auf viele und möglichst unabhängige alternative Säulen zu stellen. Wie stellen sich Österreichs Hauptenergieträger nun dar?
Wasserkraft am Energiemix von ursprünglich 70 Prozent auf derzeit 58 Prozent verringert.
Aus aktuellen Berechnungen ergibt sich für Österreich ein technisch-wirtschaftliches Gesamtpotenzial von 56.000 Gigawattstunden (GWh) bis 58.000 GWh. Unter Abzug der bereits genutzten Potenziale verbleibt ein Restpotenzial in der Größenordnung von 18.000 GWh bis 20.000 GWh, wobei nur ein kleiner Teil dieses Restpotenzials durch Anlagenoptimierung bei den großen Kraftwerken erzielt werden kann.
Das technisch-wirtschaftliche Wasserkraftpotenzial in Österreich beträgt 18 Terawattstunden (TWh) bzw. 13 TWh unter Berücksichtigung von Nationalparks und UNESCO-Weltkulturerbestätten. Bis zum Jahr 2020 wären 7 TWh ausbaubar, die einen wesentlichen Beitrag zur Zielerreichung der Vorgaben aus dem Energie- und Klimapaket der EU leisten würden. Die Nutzung der Wasserkraft soll durch die Umsetzung des im Mai 2008 präsentierten „Masterplans Wasserkraft“ der E-Wirtschaft erleichtert werden – und die E-Wirtschaft fordert, dass dies nicht durch neue Belastungen erschwert werden soll.
Der angegebene Wert von 1.400 GWh setzt sich zu jeweils rund 50 Prozent aus Beiträgen von Kleinwasserkraft und Anlagen in einer Größenordnung von mehr als 10 Megawatt zusammen. Die bisher für Österreich bedeutendste erneuerbare Energiequelle stellt mit einem Anteil von 11,7 Prozent die Wasserkraft dar. Generell aber hat sich der Anteil der
Die Nutzung der Wasserkraft erfolgt mit Hilfe bewährter und ausgereifter Technologien (Österreich ist auf diesem Gebiet weltweit führend) und ist bereits seit vielen Jahren gegenüber anderen kommerziellen Energieträgern wettbewerbsfähig. Das bestehende technische und wirtschaftliche Potential für große
Wasserkraft in Österreich
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Wasserkraftwerke ist jedoch entweder bereits erschlossen, oder aus Umweltschutzgründen nicht verfügbar. Demgegenüber werden bisher nur etwa 20 Prozent des wirtschaftlichen Potenzials für kleine Wasserkraftwerke tatsächlich genutzt. Hinzu kommen viele kleine Wasserkraftwerke, die – oft in Ermangelung spezifischer Anreize hinsichtlich der Wartungs- und sonstigen Kosten sowie infolge der allgemeinen Tarifgestaltung für die Abgabe von Elektrizität in das Netz – stillgelegt worden sind, die aber unter relativ geringem Kostenaufwand wieder instand gesetzt werden können. Dies gilt ganz besonders für kleine, typisch ländliche, und relativ isolierte Anlagen. Im Anlagenbau für kleine Wasserkraftwerke sind die Staaten der Europäischen Union weltweit marktführend. Österreich erzeugte im Jahr 2006 37,3 Terawattstunden Strom aus Wasserkraft und 5,1 TWh Strom aus sonstigen erneuerbaren Energien. Mit einem Anteil von 67 Prozent erneuerbarer Energien an der heimischen Stromerzeugung bzw. mit einem Anteil von 60 Prozent erneuerbarer Energien am Stromver-
brauch ist Österreich Spitze in der EU. Das Rückgrat des österreichischen Stromversorgungsnetzwerks bildet ein 380 kV-Übertragungsnetz. Um die Wasserkraft in Österreich weiter auszubauen, müsste auch dieses Netz weiter ausgebaut werden (Ringschluss). Wasserkraft-Potenzial in Österreich
Bereits ausgebautes Potenzial in TWh (Terawattstunden) 38 Geschätztes Erweiterungspotenzial (ohne Verbauung von 7,9 9,9 Nationalparks und Weltkulturerbe) 0,6 0,8 Wien/NÖ 13 OÖ 5,8 5,3 3,4 1,6 3,3 2,1 2,71,2 Sbg 5,2 Stmk Vbg Tirol 1,1 Österreich Ktn gesamt
Wasserkraft-Potenzial in Österreich.
Zukünftig werden durch dezentrale Erzeugungsformen und Innovationen, wie intelligente Zähler und Netze neue Anforderungen an die Infrastruktur gestellt werden. Es muss sichergestellt sein, dass die Netzgesellschaften nicht geschwächt werden und verlässliche regulatorische Rahmenbedingungen vorliegen, die Investitions- und Planungssicherheit bieten. Ebenso sichergestellt werden muss freilich, dass diese Anliegen die Weiterentwicklung von auf erneuerbaren Energieträgern basierenden unabhängigen und
dezentralen Versorgungssystemen nicht be- oder verhindern. Österreich hat sich zu einem Anteil erneuerbarer Energie von 34 Prozent bis 2020 verpflichtet. Die Erreichung dieses Zieles ist nach Meinung der Ökoenergieverbände zwar realistisch zu erreichen, jedoch bedarf es dazu einer Doppelstrategie: So muss mehr Augenmerk auf Energieeffizienz und Energiesparen gerichtet werden, gleichzeitig muss das gleiche Augenmerk dem rascheren Ausbau aller erneuerbaren Energieformen zukommen. Österreich ist mit Wasser und seinen daraus resultierenden Möglichkeiten der Energiegewinnung reich beschenkt. Die Wahrscheinlichkeit eines dauerhaften Engpasses bei der Versorgung der Kraftwerke mit Wasser ist gering. Die geographische Lage Österreichs garantiert bis auf weiteres die Beschickung unserer Seen, Bäche und Flüsse mit Wasser und unserer Berge (im Winter) mit meist ausreichend Schnee. Angesichts all dieser günstigen Vorgaben sollte jedoch gerade im Bereich der Ausbau der Wasserkraft ein besonderes Augenmerk auf den Schutz und die Erhaltung der bestehenden Flora und
Fauna in den exponierten Gebieten gelegt werden. Und: Auch wenn sich die Wasserkraft-Nutzung anbietet – man sollte dennoch die Möglichkeiten der alternativen Stromerzeugung dem extensiven Ausbau der Wasserkraft in Österreich entgegenstellen.
Energieträger Biomasse Österreich hat alle Zukunftsenergien mehr oder weniger in Hülle und Fülle im eigenen Land verfügbar: Sonne, Wind, Biomasse, Biogas, Wasserkraft und Erdwärme. Biomasse ist dabei ein weit verbreiteter Energieträger. Neben Biomasse aus Holz und den Abfällen der holzverarbeitenden Industrie werden ihr auch Energiepflanzen zugerechnet. Gleiches gilt für landwirtschaftliche Abfälle, Abwässer aus der Nahrungsmittelindustrie, Dung, die organischen Bestandteile fester oder flüssiger Siedlungsabfälle, getrennte Haushaltsabfälle sowie Klärschlamm. Diese Stoffe stellen einen hervorragenden Energiespeicher dar und stehen mittlerweile an vierter Stelle der weltweit genutzten
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Energiequellen (mit einem Anteil von rund 14 Prozent des Energieverbrauchs). In der europäischen Bilanz hingegen fällt die Biomasse mit einem Gesamtanteil von gerade nur zwei Prozent nach wie vor kaum ins Gewicht. Hier ragen nur drei Länder mit einem erheblich bedeutenderen Anteil an der Energiegewinnung durch die Biomasse-Nutzung hervor, nämlich Österreich, Finnland und Schweden. Unter den regenerativen Energien ist die Biomasse damit ein schlafender Riese. Schon im Jahr 2020 könnten zehn Prozent (bisher nur zwei Prozent) des europäischen Energieverbrauchs durch Biomasse abgedeckt werden. Potenzial hierfür bieten insbesondere die Holz- und Agrarwirtschaft, die Biogasnutzung von Müllanlagen sowie die Wasserstoffproduktion aus Biomasse. So wächst beispielsweise allein in deutschen Wäldern 40 Prozent mehr Holz nach, als zurzeit genutzt wird. Schwachholz und Restholz verrotten bisher ungenutzt. Biomasse hat gegenüber konventionellen Energien, aber auch gegenüber anderen erneuerbaren Energien wie Wind und Sonne überdies den Vorteil, dass sie
nicht von Wetterschwankungen abhängig ist, sondern stets dann verfügbar ist, wenn sie gebraucht wird. Darüber hinaus ist die energetische Nutzung von Biomasse CO2-neutral. Leider sind bisher nur wenige handfeste Handlungen zur verstärkten Biomasse-Nutzung erkennbar. Als ersten Schritt hat die EU-Kommission den „Aktionsplan Biomasse“ ins Leben gerufen: Die EU will zukünftig die Nutzung von regenerativen Energien, etwa Holzpellets zum Heizen oder Biogas zur Stromerzeugung, entsprechend unterstützen. Die Biomasse, als richtige Industrie verstanden, könnte ein bedeutender Teil der gemeinschaftlichen europäischen Landwirtschaftspolitik sein. Österreich hat gemeinsam mit Finnland und Schweden die Möglichkeit, entsprechende Erfahrungen und damit Entscheidungshilfen in die EU einzubringen. Österreich zählt mit einem Waldanteil von mehr als 46 Prozent zu den am dichtesten bewaldeten Gegenden Europas. Dementsprechend hat in Österreich der Einsatz von Biomasse eine lange Tradition. Aktuell beträgt der Anteil der Biomasse am öster-
reichischen Primärenergieverbauch etwa zehn Prozent (manche Schätzungen sprechen von zwölf Prozent). In den städtischen Bereichen ist dieser Anteil zugunsten fossiler Energieträger (Öl/Gas/Fernwärme) vernachlässigbar. Der Gesamtverbrauch von Biomasse beläuft sich dabei jährlich auf rund 120 Petajoule (PJ). Mehr als zwei Drittel der Biomasse werden im Niedertemperaturbereich genutzt. Dies zum einen bei Kleinverbrauchern durch die Verbrennung von Holz, Hackschnitzeln oder Pellets in Einzelöfen bzw. Zentralheizungskesseln, zum anderen in Biomasse-Nahwärmeanlagen durch die Verbrennung von biogenen Brennstoffen (Rinde, Sägenebenprodukte, Hackschnitzel, Stroh). Es ist nicht einfach, anhand von Schätzungen vorauszusagen, in welchem Umfang die Biomasse und ihre Verteilerinfrastruktur künftig expandieren werden. Man schätzt, dass eine Verdreifachung der gegenwärtigen Menge von 44,8 Mio. Tonnen RöE (Rohöleinheit bzw. Öl-Äquivalent) bis zum Jahre 2010 möglich ist, vorausgesetzt, dass tatsächlich wirksame Maßnah-
men eingeleitet werden. Dies würde mehr als 90 Mio. Tonnen RöE zusätzlicher Biomasse in der EU entsprechen, das wären 8,5 Prozent des für jenes Jahr prognostizierten Gesamtenergieverbrauchs. Aus Biomasse gewonnene Energie ist flexibel, denn sie kann je nach Bedarf zur Erzeugung von Elektrizität, Wärme oder Kraftstoffen eingesetzt werden. Im Gegensatz zur Elektrizität vermag sie auch – einfach und zumeist kostengünstig – gelagert werden. Hinzu kommt, dass Energie aus Biomasse sowohl in sehr kleinen als auch in Multi-Megawatt-Anlagen erzeugt werden kann. In Österreich werden gegenwärtig knapp eine Million Haushalte mit Biomasse beheizt. Durch die anspruchsvollen Auflagen wurden seit den 1980er Jahren in der technologischen Entwicklung der Stückholzöfen für Kleinfeuerungsanlagen erhebliche Fortschritte bei der Verbrennungs- und Regelungstechnik erzielt, die sich auf den Einsatz und Absatz dieser Feuerungsanlagen positiv ausgewirkt haben. So konnten in Österreich die Emissionen von organisch
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gebundenem Kohlenstoff und von Kohlenmonoxid sowohl bei manuell beschickten Feuerungen wie auch bei automatischen Anlagen auf ein Zehntel bis ein Hundertstel verringert werden. Im Gegenzug ist der Wirkungsgrad in den letzten Jahren von durchschnittlich 60 Prozent auf 80 bis 90 Prozent angestiegen. Schon Mitte der 1980er Jahre wurde in den ländlichen Regionen damit begonnen, Biomasse-Nahwärmenetze zu entwickeln und zu bauen. Diese Anlagen wurden und werden von Bund und Ländern mit Erfolg finanziell gefördert. Dies bedingte, dass in den letzten Jahren knapp 50 Anlagen jährlich errichtet wurden. Ende 2001 waren in Österreich fast 700 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 822 MW im Betrieb. In Österreich werden starke Anstrengungen unternommen, den Wirkungsgrad dieser Anlagen weiter zu erhöhen. Ebenso sollte der Schadstoffausstoß weiter verringert werden. Ein Problem stellt nach wie vor die Verwertung der Biomasse als Energieform dar. Die logistischen Probleme beim Erhalt ausreichender und
vor allem wirtschaftlich rentabler Energiequellen stecken nach wie vor in den Kinderschuhen. Entsprechende Forschungsprojekte (Konventionstechnologien, biologische, thermische, chemische Verfahren, Pyrolysetechnologien, Biokraftstoffe, etc.) geben einen Ausblick auf die Möglichkeiten diversifizierter Anwendungen zur Biomasse-Nutzung als Wärme- oder Elektrizitätsquelle. Den aschebedingten Problemen wie Depositionen, Verschlackung und Aerosolemissionen kontert man mit verstärktem Forschungs- und Entwicklungsaufwand. Gleiches gilt für die Optimierung von Prozesssteuerungen. Daneben gerät auch die Nutzung von Stroh immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses. Da die klassischen BiomasseNahwärmenetze zurzeit nur im Winter in Betrieb sind, wurde vor einigen Jahren damit begonnen, diese mit solaren Warmwasseraufbereitungsanlagen zu kombinieren. Auf diese Weise kann man eine ganzjährige Wärme- und Warmwasserversorgung der angeschlossenen Haushalte auf Basis erneuerbarer Energieträger ermöglichen. Damit
Biomasse einen signifikanten Anteil an der Sicherung der künftigen Energieversorgung erreichen kann, ist ein verstärkter Anteil dieser Energie bei der Stromgewinnung nötig. Um dafür gerüstet zu sein, wurden bereits intensive Vorarbeiten zur Entwicklung entsprechender Technologien geleistet. Mit dem Ökostromgesetz und den seit 1. Jänner 2003 gültigen Einspeisevergütungen (immer wieder angepasst) wurden nun auch die nötigen rechtlichen Rahmenbedingungen für eine verstärkte Erzeugung von Strom auf Basis erneuerbarer Energieträger geschaffen. Österreich nimmt mit seinem Ökostromstromgesetz auch in Bezug auf die Forcierung der Kraft-WärmeKopplung (KWK) europaweit eine Vorreiterrolle ein und ist damit auch für die derzeit in Verhandlung stehende EU-Richtlinie „über die Förderung einer am Nutzwärmebedarf orientierten Kraft-Wärme-Kopplung im Energiebinnenmarkt“ sehr gut präpariert. Bezüglich der Erreichung der österreichischen Ökostrom-Zielwerte muss dem Ausbau mittlerer und großer
Biomasse-Kraftwerksanlagen mehr Bedeutung zugemessen werden. Aktuelle Untersuchungen über alternative Erzeugungspotentiale weisen darauf hin, dass zusätzlich zu den heutigen Produktionskapazitäten die Erzeugung von jeweils 500 GWh in der holzverarbeitenden und in der Papierindustrie, 150 GWh in der chemischen Industrie sowie 50 bis maximal 100 GWh in anderen Branchen und durch Umstellung von Biomasse-Heizwerken wirtschaftlich machbar wären.
Ein Biomassekraftwerk mit einer Leistung von 20 MWh.
Durch die Zufeuerung von Biomasse bei bestehenden kalorischen Kraftwerken könnten zusätzlich weitere Potenziale im Ausmaß von 200 bis 600 GWh ausgeschöpft werden. Durch die Erzeugung von Strom aus Biomasse können die CO2Emissionen in Österreich um rund 820.000 Tonnen je Terawattstunde reduziert
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werden. Dazu kämen weitere 100.000 Tonnen CO2 pro TWh, die außerhalb Österreichs eingespart würden. Berücksichtigt man die übrigen im Kyoto-Protokoll erfassten Treibhausgase, so belaufen sich die entsprechenden Reduktionspotenziale je Terawattstunde Strom auf insgesamt 850.000 Tonnen CO2-Äquivalent innerhalb Österreichs und 180.000 Tonnen CO2-Äquivalent an vorgelagerten Emissionen jenseits der Landesgrenzen. Abgesehen vom Erreichen wesentlicher Zielsetzungen der österreichischen Energie- und Umweltpolitik sind noch weitere positive Effekte mit der forcierten Erzeugung von Ökostrom aus Biomasse verbunden: Für die Errichtung von Erzeugungskapazitäten für 1.000 GWh werden Investitionen in der Höhe von etwa 396 Mio. Euro erforderlich sein. Durch diese Investitionen können – verteilt über einen Zeitraum von fünf Jahren – rund 1.300 Arbeitsplätze gesichert bzw. neu geschaffen werden. Weitere positive Beschäftigungseffekte sind durch den unmittelbaren Betrieb, durch Wartung und
Instandhaltung der Anlagen sowie durch die Erzeugung und Bereitstellung des Brennstoffs zu erwarten.
Windkraft Windkraftanlagen wandeln die Strömungsenergie der Luft (des Windes) mittels eines Generators in elektrische Energie um. Die Menschheit nutzt die Windkraft schon seit der frühesten Antike auf unterschiedlichste Weise, vom Antrieb der Segelschiffe bis hin zum Antrieb von Windmühlen. Nach einer Einschätzung der World Wind Organisation wird die weltweite Windkraftanlagenkapazität im Jahr 2010 einen Energieausstoß von 160 Gigawatt (GW) erreichen. Dazu kommt: 70 Prozent der allein im Jahr 2006 entstandenen Anlagen der global genutzten Windkraft waren auf fünf Staaten konzentriert: die USA (mit 2,5 GW), Deutschland (2,2 GW), Indien (1,8 GW), Spanien (1,6 GW) und China (1,4 GW). In den Entwicklungsländern wurden verstärkte Anstrengungen unternommen, Windkraft zu nutzen: So erweiterten etwa Brasilien und Mexiko ihre Anlagen allein im Jahr 2006 um den
Faktor 10 (auf 300 MW). Ende 2007 betrug die weltweite Windkraftkapazität 95 Gigawatt. Obwohl die Windkraft weltweit nur etwa ein Prozent der Elektrizität liefert, sehen die Zahlen für die einzelnen Länder sehr unterschiedlich aus. Zum Beispiel bedeutet dies, dass in Dänemark 19 Prozent, in Spanien und Portugal neun Prozent und in Deutschland und Irland etwa sechs Prozent des elektrischen Stroms aus Windenergie stammen (Daten aus 2007). Weltweit stieg der Windkraftanteil zwischen den Jahren 2000 und 2007 um den Faktor 5. In Österreich ergaben erste Berechnungen auf Basis vorliegender Windmessdaten der meteorologischen Stationen Anfang der 1980er Jahre ein technisch nutzbares Windenergiepotential von jährlich etwa 6.600 bis 10.000 GWh. Wenn nur ein Teil dieses Potentials wirtschaftlich und mit Rücksicht auf den Landschaftsschutz und auf Umweltaspekte nutzbar ist, dann zeigt dieser Sektor eine bemerkenswerte Kapazität. Waren die ersten Windkraftanlagen noch extrem störanfällig und laut, so konnte man in den letzten Jahren signifikan-
te Verbesserungen erreichen. Technologisch gesehen werden in relativ kurzen Abschnitten Innovationen auf den Markt gebracht, welche die Effizienz solcher Anlagen entsprechend verbessern und günstiger machen. Die Probleme liegen aber anderswo. Eine direkte Bürgerbeteiligung an den jeweiligen Anlagen und an deren Gewinn verringert die Hürden der geringen sozialen Akzeptanz von Windkraftanlagen. In den Jahren 1995 und 1996 wurden solche Modelle in Österreich erstmals realisiert: In Michelbach (NÖ) und Eberschwang (OÖ) beteiligten sich rechtlich und finanziell fast 400 Personen am Bau einer Windkraftanlage. Als Gesellschafter sind sie natürlich auch am Gewinn aus den Einspeisevergütungen beteiligt. Das bislang Aufsehen erregendste Projekt, das in diesem Bereich umgesetzt werden konnte, ist der Tauernwindpark in der Gemeinde Oberzeiring: Inmitten der österreichischen Alpen wurden elf Windräder mit einer Leistung von je 1,75 Megawatt installiert und damit der höchstgelegene Windpark der Welt geschaffen.
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Windenergieanlagen führen allein schon wegen ihrer Größe zu einer Veränderung des Landschaftsbildes. Je nach Gestaltung der Landschaft können Windräder landschaftliche Merkmale in ihrer „hohen Eigenart und Schönheit“ stören. Somit stellt sich die Frage nach der gesellschaftlichen Akzeptanz von Windrädern. Nach der deutschen FORSA-Studie 2004 zu urteilen, ist zwar die Mehrheit der deutschen Bevölkerung (66 Prozent) für einen weiteren Ausbau der Windenergie. Aber gerade in Gegenden wo eine starke Abhängigkeit von Tourismus besteht, werden Windräder als störend empfunden. Dies gilt im besonderen Maße für Küstenregionen und alpine Gegenden. Doch sind gerade diese Standorte für die Windenergie interessant, weil günstige Bedingungen für Windkraftanlagen gegeben sind. In Österreich werden Windkraftanlagen meist als wenig störend empfunden. Für die Tierwelt ergeben sich hingegen negative Umweltauswirkungen. In einer vom Naturschutzbund Deutschland durchgeführten Studie wurden die Auswirkungen der Nutzung der Windenergie auf Vögel und
Fledermäuse untersucht. Gerade Watvögel werden negativ beeinflusst und im Brutverhalten gestört. Noch gravierender sind die Auswirkungen auf Rastvögel. Hier zeigen sich einige Vogelarten als außerordentlich empfindlich.
Die Montage einer Windkraftanlage.
Generell gelangt diese Studie zu der Erkenntnis, dass vom „Windschlag“ alle Vogelarten betroffen sind. Nach bisherigen Erkenntnissen scheinen in Österreich aber keine der hier beheimateten Vögel- oder Fledermausarten durch Windschlag in ihren Bestand gefährdet zu sein. Hingegen stehen im Offshore-Bereich zusätzlich weitere umweltrelevante Aspekte zur Diskussion. Durch Schallabstrahlung der Windenergieanlagen ins Wasser kann es zu einer Lärmbelästigung der Tiere kommen, mit Auswirkungen auf Lebensgemeinschaften des Meeresbodens
und der Fischfauna. Dazu existieren aber zurzeit noch zu wenig gesicherte Erkenntnisse, es besteht also weiterer Forschungsbedarf. Unter Betrachtung der derzeitigen Stromgestehungskosten sind die Wasserkraft, die Windkraft und Teile der biogenen Energieträger zum heutigen Zeitpunkt die kostengünstigsten Varianten, um Strom aus erneuerbaren Energien bereitzustellen. Freilich zeigt sich, dass bei den meisten Technologien unter Beibehaltung hoher Wachstumsraten die Möglichkeit besteht, dass die Stromgestehungskosten bis zum Jahr 2020 auf ein Niveau zwischen 30 und 60 Prozent, nach dem Jahr 2040 sogar auf bis unter 20 bis 50 Prozent der heutigen Kosten sinken können. Das gesamte Potenzial der erneuerbaren Energien reicht selbst im ungünstigsten Fall aus, um 60 Prozent der Stromerzeugung, bezogen auf das Jahr 2003, in Österreich decken zu können. Im günstigsten Fall wäre genug Potential vorhanden, um die Stromerzeugung der Zukunft, wenn sie der des Jahres 2003 entspricht, vollständig mit erneuerbaren Energien zu betreiben. Trotz technologischen Fortschritts in der Herstel-
lung wird die Photovoltaik auch in Zukunft noch den höchsten Primärenergieverbrauch und die meisten Treibhausgasemissionen verursachen (Produktionsemissionen). Die Wasser- und Windenergie hingegen haben gegenwärtig und zukünftig den geringsten Primärenergiebedarf und auch die geringsten umweltschädigenden Emissionen aller erneuerbaren Energien.
Sonnenenergie: Photovoltaik und Photothermie Fakt ist: Die Sonne produziert für uns in jedem Augenblick 15.000mal mehr Energie als zurzeit alle Menschen verbrauchen. In den Anfangsjahren der Photovoltaik war die Produktion von Solarzellen so aufwendig, dass mehr Energie eingesetzt werden musste, als tatsächlich daraus erzielt werden konnte. Dies hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Österreich hat zwar mitnichten das hohe Sonnenlicht-Einstrahlpotenzial wie zum Beispiel Italien, Spanien oder Griechenland. Dennoch
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sind die Gegebenheiten für die Nutzung von Solarenergie recht gut. Und Österreich nutzt sein Potenzial. Mit Innovationen und konzeptionellen Ideen steht Österreich an vorderster Front in Europa. Vor kurzem haben Forscher am Fraunhofer-Institut für Solarenergiesysteme (ISE) bei der Umwandlung von Sonnenlicht in elektrischen Strom erstmals einen Wirkungsgrad von 41,1 Prozent erzielt. Solch positiven Nachrichten werden noch viele weitere folgen und Europa wird sich diesen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte stellen können. < 1.100 kWh/m2 1.100 - 1.200 kWh/m2 1.200 - 1.400 kWh/m2 > 1.400 kWh/m2
Linz
Wien
St. Pölten Salzburg
Eisenstadt
Bregenz Innsbruck Klagenfurt
Graz
Globalstrahlung in Österreich.
In einer gemeinsamen Studie der Europäischen Photovoltaik-Vereinigung (EPIA) und der Umweltorganisation Greenpeace wurde dargestellt, dass bis 2020 rund eine Milliarde Menschen weltweit mit Solarstrom versorgt werden könnten. Ein Anstieg
der Zahl der in diesem Bereich geschaffenen Arbeitsplätze auf 2,3 Millionen sei durchaus realistisch. EPIA repräsentiert über 50 europäische Hersteller von Solaranlagen. Gemäß der EPIA-Prognose ist ein Wachstum von jährlich 27 Prozent bis 2009 zu erwarten, in den Jahren von 2010 bis 2020 eines von jährlich 34 Prozent. Dazu kommt: Durch die enorme Steigerung der Produktionskapazitäten werden sich möglicherweise die Preise für die Endverbraucher spürbar verringern. In Deutschland, dem Vorreiter im Rahmen der Förderung von solaren Energiesystemen, könnte die installierte PV-Leistung bis 2010 auf 15.000 Megawatt steigen. Innerhalb der nächsten 20 Jahre würden dadurch rund 80.000 neue Arbeitsplätze allein in Deutschland entstehen. Grundvoraussetzung, um diese Ziele zu erreichen, werden aber auch weiterhin stabile Rahmenbedingungen sein. Nach wie vor stören sich Kritiker etwa an den Kosten: Der Preis für jede Kilowattstunde Solarstrom liegt derzeit zwischen 35,49 Cent und 51,75 Cent. Dabei wird aber übersehen: Jede neue Technologie braucht Förderung. So wurde und wird die
Kernenergie massiv unterstützt, doch wird dies über Steuern finanziert und ist nach wie vor wenig transparent. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hingegen ist eine konsequente Umsetzung des Verursacherprinzips: Die Stromverbraucher finanzieren die neue Technik. Wer viel verbraucht, fördert entsprechend mehr. Der Erfolg gibt dem EEG Recht.
zugenommen. Bis 2010 wird die Solarindustrie jedes Jahr um etwa 50 Prozent wachsen. Experten erwarten, dass der Photovoltaik-Markt in einigen Jahren den klassischen Halbeitermarkt und selbst die Autoindustrie überholen wird.
Inzwischen gibt es in über 35 Ländern weltweit Einspeisevergütungen. Die Schere zwischen sinkenden Kosten der Photovoltaik und steigenden Preisen fossiler Energie wird sich zugunsten der Photovoltaik schließen. Bereits in zehn bis 15 Jahren wird Solarstrom zu konkurrenzfähigen Preisen produziert werden können.
Strom lässt sich aber nicht nur aus PV-Anlagen, sondern auch aus solarthermischen Kraftwerken gewinnen. Hierbei wird die Sonnenenergie mittels riesiger Parabolrinnen konzentriert. In der Brennlinie erhitzt sich in einem Absorber Wasser oder ein Thermoöl. Es speist einen Dampferzeuger (eine Dampfturbine) und erzeugt daraus Strom. Parabolrinnen generieren Temperaturen von 500 Grad Celsius.
Ein Großteil der Wertschöpfung bleibt im Land und kommt der eigenen Volkswirtschaft zugute. Die erneuerbaren Energien werden zunehmend zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor – sie beschäftigen allein in Deutschland bereits 230.000 Menschen. Seit Inkrafttreten des EEG ist die installierte Photovoltaikleistung von 62 auf über 3.400 Megawatt gestiegen. 2007 hat die weltweite Solarzellenproduktion um 44 Prozent
Weit über 1.000 Grad Celsius erzielen so genannte Turmkraftwerke, bei denen ein Spiegelfeld das Licht punktgenau konzentriert. Die Anforderungen an die Nachführtechnik sind entsprechend aufwendig. Der aktuelle Wirkungsgrad solcher solarthermischer Kraftwerke liegt bei etwa 20 Prozent; sinnvoll ist ein Bau gegenwärtig daher nur in Gegenden mit intensiver direkter Son-
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neneinstrahlung (etwa Spanien). All diese Technologien erhöhen und bedingen neue Chancen. Neue Arbeitsmärkte werden entstehen und ein völlig neues Verständnis im Umgang mit Energie. Doch um all diese Chancen auch nützen zu können, braucht es weitsichtige Politiker, die in der Lage sind, weitsichtige Forschungs-, Industrie- und Energiepolitik mit Mut und ohne Zaudern zu vertreten und die auch die notwendigen Schritte einleiten, erklären und umsetzen.
Besonderheiten eine Ausnahme dar). So wird etwa in der Schweiz praktisch kein Neubau mehr ohne die Nutzung von Erdwärme errichtet. In Köln wurde kürzlich eine Solarsiedlung eingeweiht, die Strom und Wärme komplett über erneuerbare Energiequellen gewinnt. Kassel und Nürnberg sind die ersten deutschen Großstädte, die zu 100 Prozent (!) mit Ökostrom versorgt werden (teilweise geothermisch erzeugt).
Geothermie Der Ursprung des Wortes „geothermisch“ liegt in den griechischen Wörtern Geo (Erde) und Therme (Wärme) und bedeutet „die Wärme der Erde“. Die Geothermie ist die im zugänglichen Teil der Erdkruste gespeicherte Wärme. Island ist zurzeit der größte Verbraucher geothermischer Energie (89 Prozent aller Haushalte nutzen diese Art von Heizung). Trotzdem ist Erdwärme in Europa noch weitgehend ungenutzt. Als Vorbilder agieren Italien, die Schweiz und Deutschland (Island stellt aufgrund seiner geologischen
Schemazeichnung für die Stromgewinnung.
Und in der Stadt Freiburg stehen allein 50 Häuser, die bereits mehr Energie über die Sonne erzeugen, als in ihnen verbraucht wird. Letztes Beispiel: Die fünfhunderttausend Bürger Ostfrieslands gewinnen seit Anfang 2009 bereits 96 Prozent ihres Stromverbrauchs mittels erneuerbarer Energien. Die erste größere Geothermie-Nutzung in Österreich war auf einen
Misserfolg zurückzuführen: 1978 bohrte man im oststeirischen Bad Waltersdorf nach Erdöl. Anstelle des Öls stieß man auf eine heiße Quelle. Man suchte sofort nach entsprechenden Nutzungsmöglichkeiten für dieses Heißwasser und entschloss sich im Jahre 1981, die örtliche Schule, einen Kindergarten und ein Freibad mittels dieser unerwarteten Wärme aus der Tiefe zu beheizen. In weiterer Folge wurde ein Thermalbad errichtet und die geothermische Energie zu dessen Wärmeversorgung genutzt. Trotz der relativ geringen Leistung der Thermalquelle – aus 1.400 Metern Tiefe sprudeln pro Sekunde nur 17 Liter 61 Grad warmen Wassers – ist den Verantwortlichen eine außerordentliche Leistung gelungen. Heute beheizt die Quelle Fremdenverkehrsbetriebe mit insgesamt 1.000 Betten, zwei Schulen und ein Thermalbad inklusive Therapiezentrum. Danach hat das Wasser immer noch eine Temperatur von 55 Grad, so dass es für die Brauchwasseraufbereitung und das Lüftungssystem des Kurzentrums genutzt wird. Erst im Anschluss wird das heilkräftige
Wasser für den Badebetrieb eingesetzt. Bevor das Heilwasser – entsprechend den gesetzlichen Auflagen in Österreich – am Ende wieder in die ursprünglichen geologischen Schichten zurückgepumpt wird, nutzt man es noch zur Beheizung der gemeindeeigenen Gärtnerei. Unter den derzeitigen wirtschaftlichen und geologischen Rahmenbedingungen liegt das geschätzte Geothermie-Potenzial in Österreich bei insgesamt etwa 2.000 Megawatt thermischer Energie und bei rund sieben Megawatt Strom. Auf Basis dieser Daten wird die Möglichkeit der Errichtung von 20 bis 40 Anlagen theoretisiert. Die geologisch günstigsten Lagen sind die steirische Thermenregion, das ober- und niederösterreichische Molassebecken und das Wiener Becken. Bislang wurden in Österreich zwölf geothermische Anlagen mit einer thermischen Leistung von ca. 41,5 Megawatt errichtet. Die derzeit größte auf Geothermie basierende Nahwärmesystemanlage mit einer Leistung von zehn Megawatt, die rund 650 Haushalte mit
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Wärme versorgt, liegt im oberösterreichischen Altheim. In zwei Anlagen werden die Thermalwässer auch zur Stromerzeugung genutzt. Dass das Prinzip der Geothermie unter bestimmten geologischen Voraussetzungen ein hohes Nutzungspotenzial besitzt, ist unbestritten. Erdwärme kann, neben dem Einsatz von Biogas, Wind- und Solarenergie sowie der Wasserstofftechnik (in der Zukunft), ein wichtiges Standbein der künftigen Energieversorgung sein.
Wasserstofftechnologie Wasserstoff (Hydrogenium) ist etwa 15mal leichter als Luft, er ist das leichteste Element. Er ist ein hoch reaktives, farb-, geruch- und geschmackloses Gas. Wie die meisten gasförmigen Elemente hat der Wasserstoff zweiatomige Moleküle (H2), welche bei hohen Temperaturen in ihre Atome zerfallen. Was macht Wasserstoff so reizvoll? H2 ist eines der aussichtsreichsten Medien für die Energiespeicherung und den Energietransport der Zu-
kunft. Der Grund: In Zukunft werden die erneuerbaren Energiequellen wie Sonnenenergie, Wasserkraft, Windenergie, etc. stark an Bedeutung gewinnen. Da diese Energiequellen sehr unregelmäßig Strom produzieren, braucht es ein entsprechendes Speichermedium, das diese Energie „zwischenlagert“. Bei Energieüberschuss könnte Energie in Form von Wasserstoff gespeichert und bei Energiemangel wieder freigesetzt werden. So könnte ein Kreislauf aufgebaut werden, der eine saubere Bewirtschaftung der Energie ermöglicht. Die Verbrennung von Wasserstoff vereint zwei Vorteile: Zum einen den sehr hohen Wirkungsgrad, zum anderen einen verhältnismäßig geringen Schadstoffausstoß. Darüber hinaus kann vom Wasserstoff mittels Brennstoffzelle direkt Strom gewonnen werden und er kann ebenfalls wie konventioneller Brennstoff im Explosionsmotor eingesetzt werden. Im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen kann Wasserstoff nicht in reiner Form gefunden und abgebaut werden, er ist in der Natur nicht in reiner Form vorhanden. Die häufigste
Wasserstoffverbindung ist Wasser, wo er einen Gewichtsanteil von 11,2 Prozent hat. Der Wasserstoff ist somit kein primärer Energieträger. Er muss zuerst von einem anderen Element abgespalten werden. Leider benötigt diese Reaktion sehr viel Energie. Genauer gesagt: Die Energie, die man vom Wasserstoff bei seiner Verbrennung erhalten will, muss man zuerst anwenden, um ihn in ungebundener Form zu erhalten. Dies ist gegenüber fossilen Brennstoffen ein gewaltiger Nachteil. Dazu kommt, dass der Wasserstoff bei Zimmertemperatur eine sehr geringe Dichte hat, d. h. er braucht ein sehr großes Speichervolumen. Um dieses Volumen zu verringern, muss der Wasserstoff in flüssiger Form vorliegen. Der Siedepunkt von H2 liegt bei minus 253 Grad Celsius. Um diese Temperatur zu erhalten, wird wiederum viel Energie benötigt. Die Handhabung von Wasserstoff ist auch bedeutend komplizierter als beispielsweise die von Benzin. Um Wasserstoff industriell nutzbar zu machen, gibt es demnach noch viel zu tun. Technisch ist der Aufbau einer Wasserstoffenergiewirtschaft jedoch
möglich. Der Wasserstoff stammt heute weitgehend aus der chemischen Industrie, die große Mengen davon erzeugt und verbraucht. Ein Teil dieser Produktion fällt als Nebenprodukt bei anderen Prozessen an. Die gezielte Herstellung von Wasserstoff geschieht gewöhnlich durch die Dampfreformierung von Erdgas. Elektrolyse, Biomassevergasung und andere Verfahren spielen nur eine unbedeutende Rolle.
Mit Methanol betriebene Brennstoffzelle.
Unter dem Gesichtspunkt des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung kann die Verarbeitung von Erdgas keine langfristige Lösung sein, um Wasserstoff zu gewinnen. Denn die Dampfreformierung von Erdgas ist abhängig von einem primären Energieträger und ist mit Schadstoff-Emissionen verbunden. In Zukunft wird viel mehr das Verfahren der Wasserelektrolyse aufkommen.
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Eine wichtige Rolle dürfte auch die Vergasung von Biomasse spielen. Grundsätzlich hätte die Wasserstofftechnologie ein nicht unerhebliches Potenzial in der Reihe der erneuerbaren Energien. Die Problematik besteht nach wie vor in der Gewinnung und der nachhaltigen Nutzung des Wasserstoffs ohne signifikanten Energieverlust und ohne den Einsatz teurer und sehr schwerer Speichermedien.
reproduzieren. Seit fast vier Jahrzehnten betreibt Europa dazu einen erheblichen Forschungsaufwand, um der schweren Hypothek der allmählichen Verknappung der fossilen Ressourcen entgegen wirken zu können und dabei weder Schadstoffemissionen noch radioaktive Abfälle zu erzeugen.
Trotzdem: Wird Wasserstoff der erneuerbare und unerschöpfliche Kraftstoff der Zukunft? Die Wissenschaftler untersuchen dazu zwei verschiedene Wege: Der eine, bereits weit fortgeschrittene und in der Entwicklungsphase befindliche, ist der Weg der Brennstoffzelle.
Die Fusionsforschung ist derzeit Gegenstand eines weit gefassten weltweiten Kooperationsprojekts (ITER) mit dem Ziel, einen ersten Versuchsreaktor zu realisieren. Doch noch sind zu viele Fragen offen, als dass dieser Technik eine gesicherte Zukunft vorhergesagt werden kann. Auch bei der Idee, Wasserstoff als Speichermedium zu nutzen, muss noch viel Geld in die Forschung gesteckt werden.
Der andere, wesentlich weiter vom Ziel entfernte, ist der Weg der Fusion von Wasserstoffkernen. Diese viel versprechende Art der nachhaltigen Energieerzeugung dürfte in rund 20 Jahren ernsthaft auf den Markt kommen. Der Ehrgeiz der Fusionsforschung ist darauf ausgerichtet, den gigantischen Prozess der Energieerzeugung, der im Universum durch die Fusion von Wasserstoffkernen zu schwereren Heliumkernen abläuft, kontrolliert zu
Dabei stehen die Verbesserung der Wirkungsgrade bei der Nutzung sowie die kostengünstige, praktische Speicherung im Vordergrund. Es wäre revolutionär für die Wasserstofftechnologie, wenn etwa die Grafit-Nano-Faserspeicherung dem Versuchsstadium entwachsen würde. Wasserstofftechnologie ist auf alle Fälle ein wesentlicher Bestandteil einer sinnvollen, zukunftsgerichteten und ökologischen Energiewirtschaft.
Internationale Energiepolitik Die Problematik der EU in dieser Frage kann kurz auf die mangelnde Transparenz innerhalb der europäischen Energieversorgung sowie auf den andauernden Streit zwischen einzelnen oder allen Mietgliedstaaten darüber, wer, wann, wofür und wie viel zu zahlen hat beziehungsweise bereit ist, dies zu tun, zurückgeführt werden. Obwohl Europa in der kurzen Zeit nach 1945 schier Unglaubliches gelungen ist, scheint es dem Außenstehenden recht aussichtslos, dass es Europa gelingen kann, eine einheitliche Linie und ein gemeinsames Interesse und eine ebenso geartete zukunftsweisende und nachhaltige Energiepolitik, nach Innen und Außen zu vertreten. Wieder steht hier an erster Stelle die mit Bedacht gewählte Sicht auf Russland und die, zurzeit und in naher Zukunft, auch weiterhin untrennbar verbundene Abhängigkeit von Energielieferungen unter der Kontrolle Moskaus. Die Ideen der EU, sich aus diesen Abhängigkeiten zu lösen,
zwingt Russland zu für das Land unbedingt notwendigen Gegenaktivitäten. Es mangelt Russland dabei nicht an anwendbaren Instrumentarien politischer, wirtschaftlicher und militärischer Natur, um diese bei seinem dringlichsten außenpolitischen Problem, der Ukraine, anzuwenden. Russland liefert zwei Drittel des benötigten ukrainischen Erdgas und vier Fünftel der ukrainischen Gesamtenergie! Und Russland zögert nicht, diese Macht zu nützen, um der Regierung der Ukraine zu schaden. Darüber hinaus kontrollieren russische Firmen direkt oder indirekt den Großteil der ukrainischen Metallindustrie. Auch die Verknüpfung der russischen Machtpolitik mit den ukrainischen Oligarchen und damit direkt oder indirekt mit der organisierten Kriminalität ist mittlerweile unbestritten. Nur die USA können hier politisch mitmischen. Aufgrund der ungleichen verfügbaren Mittel ist es den Europäern verwehrt, einen mehr oder weniger direkten Einfluss auszuüben. Dass für Europa hier die TürkeiFrage aufs Tapet gelangt,
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ist naheliegend. Zurzeit ist die Türkei innen- wie außenpolitisch in einer relativ komfortablen Lage. Das gilt auch für die Energiepolitik: Die NabuccoPipeline wird es nur mit der Türkei als strategischem Partner geben. Daraus folgt, dass die Türkei ihre internationalen diplomatischen Bemühungen in alle Richtungen ebenso massiv verstärken wird.
Erdölreserven zum Jahrenende 07, 180 Mrd. Tonnen.
Dies könnte Einmischungen im Libanon, in den israelisch-syrischen Gesprächen und in der Palästinenserfrage zur Folge haben. Und es wird direkten Einfluss auf die europäischen Anstrengungen im Bereich der Unabhängigkeit von russischen Erdgaslieferungen haben. Nicht zu vergessen: Die Türkei wird sich auch in die US-iranischen Verhandlungen einmischen. Die Entwicklung in der Ukraine wird mit Argusaugen beobachtet. All dies stellt
einen Versuch dar, sich langfristig als neue Gegenkraft zu Russland zu engagieren. Europas Politik und Energiepolitik ist daher ohne Verständnis und genauer Beobachtung des ukrainisch-russischen Konflikts sowie der US-strategischen Interessen nicht zu gestalten. Russland hat unterschiedlichste politische und wirtschaftliche Ziele in Hinblick auf Europa. Als Folge ist zu sehen, dass beispielsweise Deutschland versucht, eine Lösung des Konflikts auf Basis bilateraler Abkommen zu erreichen. Auch Russland ist daran stark interessiert. Die Uneinigkeit der Europäer ist für Moskau ein Glücksfall. Aufgrund der Vetomöglichkeit jedes einzelnen EUMitglieds und den daraus resultierenden politischen Machtpositionierungen der Mitglieder, ist Russland in der Lage, die einzelnen Staaten in seinem Interesse gegeneinander auszuspielen. Russland ist ebenso an einer Zerstörung des US-Einflusses und an einer Verringerung der militärischen Präsenz innerhalb der Europäischen Union interessiert. Welches sind aber die US-Interessen? Ein Blick auf die weltweite militärische Präsenz der USA zeigt, dass
ihre energiestrategischen Interessen in vielen Bereichen unmittelbar mit geostrategischen Interessen koalieren. Betrachtet man dies zusammen mit den strategischen Allianzen der USA und den geographischen Lagen der US-Militärpräsenz, dann wird verständlich, warum die USA ein für viele schwer akzeptierbares Interesse an der Kontrolle der zentralasiatischen und südasiatischen Regionen haben und dieses auch durchsetzen. Kurz: Für die USA spielen der Preis und der Zugriff auf Öl eine besondere Rolle. Die gesicherten Welt-Erdölreserven betrugen zum Jahresende 2007 180,7 Mrd. Tonnen. Im Vergleich zu 2006 (178,7 Mrd. Tonnen) erhöhten sie sich um 1,1 Prozent. Der Anteil der OPEC liegt bei den weltweiten Reserven bei etwa 70 Prozent. Und: Unter den zehn Staaten mit den höchsten Ölvorräten befinden sich mit Kanada und Russland nur zwei Länder, die nicht der OPEC angehören. Die „Ölreichweite“, eine Stichtagsbetrachtung, die das Verhältnis der bestätigten weltweiten Reserven zum weltweiten Verbrauch des jeweiligen Jahres darstellt, beträgt rund 46 Jah-
re. Aber: Zwischen den Reservestatistiken für Öl gibt es beträchtliche Diskrepanzen. Mindestens ebenso wichtig ist die Methodenkritik an der Bestimmung der Reichweite dieser Reserven: Bei der Ermittlung der statischen Reichweite wird die Menge der Ölreserven durch die derzeitige Jahresproduktion geteilt, wodurch sich eine Anzahl von Jahren ergibt, für die die Reserven bei gleich bleibender Förderung ausreichen. Diese Betrachtung unterstellt, dass jedes Barrel Öl unabhängig vom Erschöpfungsgrad des Ölfelds mit dem gleichen technischen und ökonomischen Aufwand gefördert werden kann. Der Aufwand steigt jedoch mit dem Ausschöpfungsgrad des Feldes. Wesentlich für wirtschaftliche Entscheidungen und Umbrüche ist daher der Zeitpunkt, ab dem mit den bisherigen Fördermethoden die Ölproduktion nicht mehr erhöht werden kann. Experten-Untersuchungen zufolge wurde der Zeitpunkt des Fördermaximums für die Nicht-OPEC-Länder bereits zwischen den Jahren 2000 und 2005 erreicht, für die OPEC-Länder zwischen
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den Jahren 2005 und 2010, spätestens jedoch bis zum Jahr 2020. Das heißt, der Zeitpunkt, an dem große wirtschaftliche Umbrüche auf Grund der Ölversorgungssituation zu erwarten sind, ist erheblich näher, als die Betrachtung der statischen Reichweite suggeriert. Damit ergeben sich natürlich auch andere Zukunftsprognosen. Die Hauptlagerorte von Erdgas decken sich nicht mit den Hauptlagerorten des Erdöls. 72 Prozent der derzeit bekannten Erdgasreserven sind in der Nähe Europas konzentriert. Die größten Einzelreserven liegen mit 30,7 Prozent der Weltreserve in Russland. Der südkaspische Raum und der Mittlere Osten haben beim Erdgas eine statische Reichweite von 200 Jahren, da dort ein großes, bisher noch nicht genutztes Produktionspotenzial besteht. Wie erwähnt spielt – im Unterschied zum Erdöl – die Entfernung der Erdgasvorkommen zum Verbraucher eine große Rolle, da Erdgas zurzeit wirtschaftlich nur über Leitungen transportiert werden kann. Der Einsatz von Erdgas erfordert eine gut ausgebildete Infrastruktur, wie sie
derzeit fast nur die westlichen Industrieländer aufweisen. Inwieweit sich die strategischen Ausrichtungen der USA unter Präsident Barack Obama verändern werden, ist noch nicht abzusehen. Zumindest aber gibt es nun Signale dafür, dass die neue USRegierung es mit dem Klimaschutz möglicherweise endlich ernst meint. In den Verhandlungen zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen wollen die USA eine Führungsrolle übernehmen. Dabei ist nicht nur die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern ein wichtiges Kriterium für sofortige Investitionen. Denn: Dies ist auch viel Kosten sparender als die dann anfallenden Reparaturen. Studien – darunter der viel beachtete Report von Nicholas Stern – haben errechnet, dass eine Wende hin zu einer klimafreundlichen Weltwirtschaft pro Jahr zwischen 150 und 400 Mrd. Euro kosten würde. Dies stellt weniger als ein Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts dar und bedeutet, dass für jede durch Menschen erzeugte Tonne Kohlendioxid Zusatzkosten von vier bis zehn Euro entstehen würden. Diese Mehrkosten sind erheblich geringer
als erwartet. Viel wichtiger: Sie lägen ebenso erheblich niedriger als die Kosten eines ungebremsten Klimawandels. Viele Studien (von Versicherern, vom WWF und von Wirtschaftsinstituten) sprechen davon, dass die volkswirtschaftlichen Schäden eines ungebremsten Klimawandels langfristig fünf bis 20 Prozent des globalen Bruttoinlandsproduktes aufzehren würden.
Nachdenken über Alternativen Die EU hat im Dezember 2008 mit der Bestätigung der neuen Energierichtlinie für den Einsatz erneuerbarer Energien einen richtigen Entschluss gefasst. Das Ziel eines 20-prozentigen Anteils der erneuerbaren Energien am Gesamtumsatz ist ein richtiger, wenn auch kein mutiger, Kompromiss. Er ermöglicht den europäischen Staaten die daraus resultierenden wirtschaftlichen Vorteile zu erkennen und zu verifizieren sowie auch unmittelbare und positive Wechselwirkungen mit der Umwelt zu erkennen und im europäischen Bewusstsein zu verankern. Gleichzeitig wurde aber auch klar, dass das geeinte Europa
nach wie vor eine Utopie darstellt. Die einzelstaatlichen Interessen überwiegen vor den gemeinsamen. Es wird nicht ausbleiben, dass die einzelnen EU-Staaten, unabhängig von den letzten Beschlüssen innerhalb der EU, im Inneren den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv vorantreiben (müssen), sofern in diesen Bereichen eine stärkere Autarkie von Energieimporten oder von Ländern mit vorhandenen fossilen Energieträgern angestrebt wird. Vor allem die Osterweiterung der EU und die damit aufgenommenen neuen Mitgliedstaaten werden hierbei große Unterstützung durch die Kernländer der EU benötigen. An dieser Stelle sei ein kurzer Blick auf die Energienutzung in den Industriestaaten im Vergleich mit jener der Entwicklungsländer gestattet: Die reichsten 20 Prozent der Weltbevölkerung nutzen 55 Prozent der globalen Gesamtenergie, die reichsten 20 Prozent der Weltbevölkerung nutzen 75 Prozent der Elektrizität! Die unmittelbaren und nicht dividierbaren Zusammenhänge und direkten und indirekten Abhängigkeiten aller Staaten von einer nachhalti-
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gen Energie- und Klimapolitik sind den meisten Entscheidungsträgern sehr wohl bewusst. Dass die EU sich wider besseres Wissens als Zauderer bei wichtigen zukunftsorientierten Fragen und Entscheidungen darstellt, ist ein Armutszeugnis für die Union. Dabei ist allen klar, dass die Weichen schon gestellt sein müssten, um eine nachhaltige, unabhängige, sichere und umweltfreundliche Energiepolitik auf den Weg zu bringen.
Nachdenken über Alternativenergie.
Nicholas Stern hat dargelegt, dass die Kosten für effektiven Klimaschutz mit etwa einem Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung zu beziffern sind. Dem gegenüber stehen Kosten eines (aktuell) nicht verhinderten Klimawandels von bis zu 20 Prozent am globalen BIP – umgerechnet knapp 5,5 Billionen Euro pro Jahr bis 2100. Zu den genannten Zahlen kommt Stern, indem er unter anderem mit den folgenden Faktoren der glo-
balen Erwärmung rechnet: Bis zum Jahr 2100 könnte die globale Durchschnittstemperatur um bis zu sechs Grad Celsius steigen, wenn keinerlei Maßnahmen zur Emissionsvermeidung durchgeführt werden. Die Zahl der von Malaria betroffenen Afrikaner wird um 60 Millionen anwachsen. Etwa vier Millionen Quadratkilometer Küstenfläche sind von Überflutungen durch einen steigenden Meeresspiegel bedroht, das ist die Heimat von fast einem Zwanzigstel der Erdbevölkerung. Die landwirtschaftlichen Erträge in Afrika und Arabien können um bis zu 35 Prozent sinken, wenn sich die Temperaturen um drei Grad Celsius erhöhen. Das erhöht das Risiko schwerer Hungersnöte für 550 Millionen Menschen; bei einem Anstieg um nur zwei Grad wäre dies noch immer für etwa 200 Millionen Menschen der Fall. Die Antworten auf diese gewaltigen Herausforderungen könnten unter anderem sein: Eine weltweite Ausweitung und Vernetzung der wachsenden Zahl von Emissionshandelssystemen. Diese stellen einen sehr guten Weg dar, um kosteneffektive Emissionsminderungen zu fördern
und Maßnahmen der Entwicklungsländer zeitlich signifikant vorzuziehen: Strenge Ziele (die auch umgesetzt werden) in den reichen Ländern würden mit hoher Wahrscheinlichkeit Investitionsströme im Wert von jährlich vielen Milliarden Dollar in Gang bringen, die den Übergang zu einer klimafreundlichen Entwicklung begünstigen würden. Auch muss die Effektivität technologischer Investitionen weltweit verbessert werden. Global gesehen sollte die Unterstützung für R&D (Forschung und Entwicklung) im Bereich der Energie zumindest verdoppelt werden, während die Förderung des Einsatzes neuer, kohlenstoffarmer Technologien möglichst auf das Fünffache aufgestockt werden sollte. Die internationale Zusammenarbeit bei Produktstandards ist ein gutes Instrument zur Förderung der Energieeffizienz. Weit mehr als der Verkehrssektor trägt der Verlust natürlicher Wälder auf der Erde zu den jährlichen globalen Emissionen bei. Die massive Einschränkung der Abholzung ist ein sehr Kosten sparender Weg zur Emissionsreduzierung. Hier müssten
groß angelegte und internationale Pilotprogramme sehr rasch eingeleitet werden. Es liegt dabei in der Natur der Sache, dass die ärmsten Länder im Rahmen des Klimawandels am verwundbarsten sind. Daher müsste der Klimaschutz voll in die Entwicklungspolitik integriert werden, und die reichen Staaten müssen endlich auch ihre Zusagen einlösen, mehr Unterstützung in Form von Entwicklungshilfe zu leisten, auch ohne wirtschaftliche Abhängigkeiten zu schaffen. Mit Hilfe internationaler Gelder müsste auch die regionale Aufklärung über die Folgen des Klimawandels verbessert und die Forschung über neue Pflanzensorten, die besser an Dürren oder Überschwemmungen angepasst sind, gefördert werden. Die Investitionen der nächsten zehn bis 20 Jahre werden jedenfalls tief greifende Auswirkungen auf das Klima in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts und im nächsten Jahrhundert haben. Unser Handeln jetzt und in den kommenden Jahrzehnten könnte Störungen unseres wirtschaftlichen und
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gesellschaftlichen Lebens in einem Ausmaß verursachen, wie wir es mit den beiden Weltkriegen und der wirtschaftlichen Depression in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Verbindung bringen. Und es wäre schwierig oder unmöglich, eine solche Entwicklung rückgängig zu machen. Die Gefahr, dass die schlimmsten Folgen des Klimawandels eintreten, lässt sich deutlich mindern, wenn die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre zwischen 450 und 550 ppm (parts per million, Teile pro Million) CO2-Äquivalente (CO2e) stabilisiert wird. Die jetzige Konzentration liegt bei 430 ppm CO2e und sie steigt jährlich um über zwei ppm. Bei einer Stabilisierung in diesem Bereich müssten die Emissionen bis 2050 um mindestens 25 Prozent – wenn nicht um einen noch viel höheren Prozentsatz – unter den heutigen Stand gebracht werden. Dies ist eine große Herausforderung, doch durch nachhaltige und langfristige Maßnahmen könnte eine Stabilisierung dennoch zu Kosten erreicht werden, die im Vergleich zu den Risiken des Nichthandelns gering sind. Noch einmal: Die jährlichen
Kosten einer Stabilisierung zwischen 500 und 550 ppm CO2e werden auf rund ein Prozent des globalen BIP geschätzt; vorausgesetzt, dass wir heute damit beginnen entschieden vorzugehen. Die Kosten könnten sogar noch niedriger sein, wenn sich größere Effizienzeinsparungen erreichen ließen oder wenn die zusätzlichen Vorteile etwa durch verringerte Luftverschmutzung mitgerechnet werden. Die Kosten wären höher, wenn die Innovationen in kohlenstoffarme Technologien langsamer als erwartet realisiert würden, oder wenn die politischen Entscheidungsträger es verabsäumen, die wirtschaftlichen Instrumente, aufgrund derer Emissionen reduziert werden können, nutzbringend einzusetzen. Europa hängt am Tropf des russischen Gases, des saudischen Öls und des australischen Urans. Wie bei einem Drogenkranken wird der Entzug schmerzhaft und nur unter Aufbereitung aller gemeinsamen Kräfte möglich sein. Die EU muss über alle Interessen der Einzelstaaten hinweg einen über den aktuellen Kompromiss weit hinausgehenden Kurs vorgeben. Die
jeweiligen Bevölkerungen und Regierenden müssen die absolute Notwendigkeit des gemeinsamen globalen Ziels erkennen und umsetzen. Europa hat die Chance und das demokratische, wissenschaftliche und wirtschaftliche Potential, um dies zu tun.
Energiepolitik in Österreich Österreich ist in der europäischen Debatte keine Ausnahmeerscheinung. Die unterschiedlichen Interessen verhalten sich wie eine Zwiebel; jede Schale hat Ihr eigenes Kontinuum, das es zu erhalten gilt. Nur: Für die Entscheidungsfindung und deren Exekution in den Ländern auf Basis eines nachhaltigen, gesamtösterreichischen Energiesicherungskonzepts stellt der österreichische Föderalismus eine schier unüberbrückbare Hürde (mit ihren durchaus positiven Seiten) dar. Notwendige Zukunftsentscheidungen, die im Interesse aller Österreicher dringend nötig wären, werden dem Altar des lokalen Machterhalts der jeweils regierenden Parteien ohne Zögern geopfert. Kurzsichtige, nur auf das nächste Plebiszit
zugeschnittene politische Aktionen und Entscheidungen sind Methode. Auch die Oppositionsparteien – vor allem jene, die sich Ökologie und Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben haben und von denen man eigentlich anderes erwarten sollte – ordnen sich dieser unausgesprochenen politischen Doktrin unter. Eine längst überfällige Basis, auf der sich alle Parteien (damit sind auch die Interessenvertretungen der Wirtschaft angesprochen) bar jeglicher parteilicher, lokalpolitischer oder wirtschaftlicher Interessen treffen um die nötigen Entscheidungen für Österreich in einer gemeinschaftlichen Aktion für die Zukunft der Energieversorgung zu treffen und die damit verbundene Signalwirkung an die Nachfolgegeneration sowie an alle anderen Mietgliedstaaten der EU zu setzen, ist nach wie vor nicht in Sicht. Andererseits bietet aber eben dieser Föderalismus in den Bundesländern neuen und hochinnovativen Energiekonzepten die Möglichkeit, rasch und ohne allzu große Verzögerung die Chance auf Verwirklichung. Dies ist mitunter ein Vorteil, und
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die damit verbundenen Möglichkeiten der regionalen finanziellen Förderungen neuer Entwicklungen und neuer Energiekonzeptionen kleinerer Betriebe oder einzelner Individuen sollen nicht unerwähnt bleiben. Waren doch sie es, die bisher den in Österreich durchaus reichlich vorhandenen und sehr guten Ideen und Konzepten den Weg ebneten.
Das Thema Energie stellt sich mit Dringlichkeit.
Man kann getrost davon ausgehen, dass solche (zur Zeit utopischen) Meilensteine in der Politik für alle Parteien mit ausnahmslos positivem Feedback von der wählenden (nicht nur) Bevölkerung goutiert würde. Alle vorangegangenen Zeilen zeigen sehr klar die zum Teil sehr komplexe Vernetzung der Interessen und Tatsachen in unserer globalen Welt(-wirtschaft). Doch wie soll ein rechtzeitiger Wendepunkt erreicht werden, wenn die dafür notwendigen Entscheidungen
von oben nach unten und damit mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner, anstelle von unten nach oben mit dem größten gemeinsamen Vielfachen realisiert werden? Die EU hat noch lange nicht die Macht, wirklich fundamentale Veränderungen rasch umzusetzen. Das Thema Energie stellt sich mit solcher unbarmherziger Dringlichkeit, dass es ebenso dringlich an der Zeit ist, die alten Wege zu verlassen und einen völlig neuen Pfad der gemeinsamen Lösungen zu beschreiten. Österreich ist es – Stichwort Atomkraft – schon einmal gelungen, anders zu handeln als der Rest Europas.
Österreich und die Atomkraft Die Atomlobby hat die Zeichen der Zeit erkannt und für ihre Zwecke genutzt. Es scheint eine Renaissance der Atomkraft zu geben. Die Europäer reagieren panisch, anstatt sich zu besinnen. Die Politik spricht hingegen von der nötigen Unabhängigkeit von Energieimporten (vor allem aus Russland). Europa zählt aktuell 197 Atomkraftwerke (in Betrieb), die
knapp 35 Prozent der europäischen Strom-Gesamtenergie produzieren. Laut letzten Informationen werden in Europa Dutzende neuer Atomkraftwerke geplant. Der Löwenanteil liegt im Osten, allein Russland scheint 42 neue Anlagen zu planen. Die andere Seite: Schweden hatte einen Totalausstieg bis 2010 geplant. Ebenso war die Atomdiskussion in Deutschland mit dem Ausstiegsbeschluss an ein vorläufiges Ende gelangt. Damit ist es schlagartig vorbei und auch Schweden rückt mittlerweile weit von seinen Ausstiegsplänen ab. Dass die Atomkraft eine der umstrittensten Energieerzeugungsmaßnahmen der Menschheit darstellt, wird auch der glühendste Apologet anerkennen. Auch, dass wir die Technik bis heute nicht perfekt beherrschen, ist unbestritten. Abgesehen davon, dass es immer notwendig ist, an Tschernobyl zu erinnern, muss auch der Blick auf die sehr vielen Störfälle in vordergründig technisch sicheren, weil „westlichen“, Anlagen gerichtet werden. Doch selbst eine technisch beherrschte Energienutzung löst bis heute nicht die dringlichere Frage der Endlage-
rung der ausgebrannten Brennstäbe. Die wirren Ideen deutscher Atomingenieure, den Abfall einfach in alte Salzstöcke zu kippen, sollten jedem normal und analytisch denkenden Bürger den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Die ebenso irrsinnige Idee der Endlagerung in den Tiefen der Meere muss man in der gleichen Kategorie ablegen. Keine dieser technischen Ideen ist auf eine nachhaltige Machbarkeit geprüft – einfach weil es nicht testbar und nicht berechenbar ist. Die technisch-physikalischen Unbekannten in den vorgelegten Gleichungen sind ein Damoklesschwert für unsere Nachkommen. Kurz: Es scheint klar, dass Investitionen in fortschrittliche, erneuerbare Energien bei weitem lukrativer und sicherer für unsere Zukunft und die unserer Kinder und Kindeskinder sind. Wie bekannt, hat sich Österreich in einer Volksabstimmung am 5. November 1978 mit einem negativen Votum gegen die Inbetriebnahme des Atomkraftwerk Zwentendorf (NÖ) gestellt. Heute kann man sagen, dass die Causa
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Zwentendorf nicht nur aus demokratiepolitischer Sicht vorbildlich und erfolgreich war. Österreichs Ambitionen sich einer erneuten Diskussion des Themas Atomkraft zu stellen, haben sich angesichts der aktuell in Europa stattfindenden Pro-Atom-Politik im Bereich der politischen Diskussion zwar verdichtet. Doch ist es absolut unnötig, sich mit der Thematik im Sinn einer ernsthaften Erwägung der Wiederbelebung des Themas österreichisches Atomkraftwerk zu befassen. Denn Österreich ist in der glücklichen Lage, über ein ausreichendes Potential verschiedenster Energieträger zu verfügen. Die möglichen Ausbauvarianten der Wasserkraft in Österreich wurden schon behandelt. Die weiteren Potentiale sind der Ausbau neuer Energieverbünde sowie die innovative Förderung erneuerbarer Energien mit besonderer Betrachtung der österreichischen Gegebenheiten. Österreich ist einer der waldreichsten EU-Staaten; die Biomasse bzw. Hackschnitzeltechnologie sind eine der attraktivsten Ausbaumöglichkeiten. Mit dem Einzug stark verbesserter
Wirkungsgrade von PhotovoltaikModulen in die kommerziellen Ebenen ist der geförderten und vor allem innovativ eingesetzten Technik dieses Energieträgers eine wichtige und tragende Zukunft vorherzusagen. Der Ausbau der Windenergie ist sicher noch potenzialträchtig, wiewohl sich Österreich aufgrund seiner touristisch-geographischen Lage nicht für einen exzessiven Ausbau eignet. Auch die Geothermie ist als Teil des Energiemixes zumindest an bestimmten geographischen Lagen Österreichs eine beachtenswerte Technologie. Die immer mitschwingenden Kostenfragen werden sich im Kontext der starken Verteuerung von Primär- und Sekundärenergie stark relativieren und als zweitrangig erweisen.
Sicherheit der Energieversorgung Die Sicherung der Energieversorgung aller Haushalte und der österreichischen Industrie ist ein aktuelles und vorrangiges Thema. Innerhalb der EU wurden zwar endlich die Weichen in die richtige Richtung gestellt, näm-
lich erneuerbare Energien in großem Ausmaß zu fördern und entsprechende neue Technologien zu entwickeln. Trotzdem wird die Notwendigkeit, Gas zu importieren, nicht von heute auf morgen verschwinden. Russland wird sich seine Einflussmöglichkeiten nicht nehmen lassen und es kann jederzeit wieder zu einer ähnlichen oder gravierenderen Krise wie zuletzt kommen. Trotzdem: Die Alternativen sind da und es erfordert politischen Mut, sie zu realisieren. Eine weitere Alternative ist die verstärkte Förderung und Exploration eigener Gasressourcen innerhalb der EU. Sie wird aber erhebliche Kosten verursachen. Am Ende des Tages bedeutet dies für alle unangenehm spürbare Preiserhöhungen. Das heißt: Möchte Europa seine Abhängigkeit reduzieren, muss den Europäern klar gemacht werden, dass dies nicht billig sein kann und die Menschen werden akzeptieren müssen, dass Energie auf Basis der alten Systeme sehr viel Geld kosten wird. Gleichzeitig wird Europa gezwungen sein, sich viel klarer und als eine starke Einheit weltpolitisch zu positionieren. Energiepolitik ist seit längerem eine neue (innenpolitische) Form
der Sozial- und Wirtschaftspolitik. Die EU hat dies natürlich schon lange erkannt. Schon vor Jahrzehnten haben EU-Länder Erdölnotvorräte angelegt. Nun möchte die EU-Kommission den Zugriff auf diese Vorräte vereinfachen und klären, wann und wie er erfolgen kann. Im Energiemix der EU steht Gas auf der Liste der wichtigsten Brennstoffe gleich hinter Öl. Obwohl 60 Prozent der Lieferungen aus Nicht-EU-Ländern stammen, verfügt die EU immer noch über keinen Notfallplan, der im Falle einer Versorgungsstörung zum Einsatz kommen könnte. Im Rahmen ihrer Energiestrategie konsultiert die Kommission nun die Mitgliedstaaten zur Erstellung eines solchen Notfallplans. Eine weitere Top-Priorität ist die Einrichtung eines südlichen Gaskorridors, eines Pipelinenetzes für die Versorgung mit Gas aus dem Kaspischen Meer über die Türkei. Die Arbeiten hierfür sollen 2010 beginnen. Ferner ist die EU entschlossen, ihre Energienetze – die Stromleitungen und Pipelines, die Häuser und Unternehmen mit Elektrizität, Gas und Öl versorgen – zu stärken und diese so
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umzurüsten, dass sie auch für erneuerbare Energien wie Windenergie genutzt werden können. Auch die Kernenergie wird thematisiert. Dabei geht es insbesondere um die Sicherheit und Bewirtschaftung nuklearer Abfälle. Derzeit produzieren Kernkraftwerke ungefähr ein Drittel der Elektrizität in Europa, über ein Dutzend EU-Länder planen den Bau neuer Kernkraftwerke.
Sicherheit der Energieversorgung.
Doch eine Konzentration auf die Weiterentwicklung und Implementierung erneuerbarer Energien wird sich als einzig reale und globale Lösung darstellen. Auch der Ausbau der transeuropäischen Versorgungsnetze und der Zugang aller zu den vorhandenen Netzen stellt eine unabdingbare Voraussetzung für einen entflochtenen und transparenten Energiemarkt dar. Denn damit Kraftwerksbetreiber und Hausbesitzer, Bauern und Handwerker europaweit in Sonnen- und
Windkraftwerke, in Biogasanlagen und Geothermie investieren, sind transeuropäische Hochleistungsnetze für elektrische Energie nötig. Mit der heutigen Netzstruktur und den heutigen Bauordnungen ist die solare Energiewende unmöglich. Die alten, zentralistischen Energieversorger haben bisher den Ausbau der Netze in dezentralen Strukturen verweigert. Als Beispiel ist Deutschland anzuführen: Mit dem derzeitigen deutschen Stromnetz ist es nicht einmal möglich, den Windstrom von der Nordseeküste ausreichend ins Binnenland zu bringen. Damit die großen und mittleren Unternehmen tatsächlich und ernsthaft in neue transeuropäische Netzstrukturen investieren (können), braucht es Einspeise-Gesetze, die auch im Ausland produzierten Ökostrom im Land vergüten. Die Kapitalmärkte sind seit längerem bereit, eine großflächige europäische Stromversorgung zu finanzieren. Voraussetzung aber sind stabile politische Rahmenbedingungen. Diese sind bis dato nicht vorhanden. Zum Beispiel könnte Spanien (theoretisch) ein Drittel des gesamten europäischen Strom-
bedarfs über Sonnen- und Windkraft sowie Meeresenergie erzeugen. Ohne eine entsprechende Netzstruktur ist das in der Praxis unmöglich. Europa steht jedenfalls vor den größten Herausforderungen seit seiner Entstehung und es wird schwer werden, die „richtigen“ Entscheidungen zu treffen.
ten und Regionen sind bereits aktiv. Die UN-Rahmenkonvention über Klimawandel und das Kyoto-Protokoll bieten neben verschiedenen anderen Partnerschaften und Konzepten eine Grundlage für die internationale Zusammenarbeit. Jetzt muss überall auf der Welt noch mehr getan werden.
Die Welt muss sich nicht zwischen der Verhinderung des Klimawandels und der Förderung von Wachstum und Entwicklung entscheiden. Dank innovativer Energietechnologien und veränderter volkwirtschaftlicher Strukturen ist es jetzt möglich, das Wirtschaftswachstum von den Treibhausgasemissionen abzukoppeln. Wenn wir den Klimawandel ignorieren, schaden wir letztlich dem Wirtschaftwachstum.
Zukunft der Energieversorgung
Die Bekämpfung des Klimawandels ist eine wachstumsfreundliche Strategie für die langfristige Zukunft, und sie lässt sich realisieren, ohne die Wachstumserwartungen der reichen und der armen Länder dämpfen zu müssen. Es gibt viele Optionen der Emissionsverringerung; ein bewusstes politisches Handeln muss dazu motivieren, sie zu nutzen. Viele Staa-
Wir kommen nicht umhin zu erkennen, dass das Energiesparen die einfachste Methode zur Erhöhung jedweder Energieeffizienz darstellt. Wenn nur ein kleiner Anteil in allen Haushalten dauerhaft eingespart würde, könnte man bis zu 17 Prozent an der in Österreich genutzten elektrischen und fossilen Energie einsparen. Ein Umdenken beim Verhalten ist nicht einfach, aber es muss passieren. Es sollten in der Übergangsphase klare Bonus- und Malus-Systeme mit Berücksichtigung der sozialen Komponente implementiert werden. Dies würde vielen Menschen das Problem bewusster machen und
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den Umstieg erleichtern. Energiesparen sollte angesichts der globalen Krise und angesichts des Klimawandels nicht allein politisches Marketing sein, sondern ein ursprüngliches und gemeinsames Anliegen darstellen. Alle müssen daran arbeiten. Insbesondere im kommunalen Bereich sind einige interessante Ansätze zu verzeichnen: Etwa lässt sich ein Großteil der Heizkosten durch gute Wärmedämmung und eine moderne Heizung einsparen. Sinnvoll ist darüber hinaus die Nutzung von erneuerbaren Energien zum Heizen, Kühlen, zur Warmwasserbereitung und zur Stromerzeugung. Moderne Solaranlagen, Pellets-Heizungen und Wärmepumpen steigern die Unabhängigkeit von Öl und Gas. Der Wechsel von einer alten Heizung zu einem modernen Gas- oder Öl-Brennwertkessel bringt eine Einsparung von rund 25 Prozent. Eine Holzpellets-Heizung spart im Vergleich zu einer herkömmlichen Heizung rund 35 Prozent Brennstoffkosten. In der Umweltbilanz schlägt diese Heizmethode nicht zu Buche, da nur das Kohlendioxid verbrannt wird, das beim Aufwachsen der Pflanze gebunden wurde. Gespeicherte
Sonnenwärme aus dem Erdreich, dem Grundwasser oder der Außenluft transportiert eine Wärmepumpenheizung ins Haus. Besonders gut passen diese Systeme zu Fußboden- oder Wandheizungen, da deren große Heizflächen keine hohen Temperaturen benötigen. Diese beiden Systeme werden neben einem sehr guten Wärmedämmstandard von Experten unbedingt empfohlen. Nur dann ist eine Wärmepumpe sinnvoll. Eine gut geplante und vor allem gut eingestellte Wärmepumpe kann aus einer Kilowattstunde Strom zum Antrieb der Pumpe bis zu drei Kilowatt Wärme produzieren. Dazu werden in Zukunft Energiekonzepte für alle neuen Baugebiete in einem möglichst frühen Stadium erstellt und in den Planungsprozess einbezogen. Die Energiekonzepte untersuchen unterschiedliche Versorgungsvarianten und berücksichtigen dabei vor allem auch Lösungen mit zentraler (Nahwärme-) Versorgung des jeweiligen Gebiets. Dazu zählen auch Varianten mit KraftWärme-Kopplung und erneuerbaren Energien. Hier werden in Österreich mittlerweile in unterschiedlichen
städtischen Bereichen positive Zeichen gesetzt. Das Einsparpotenzial ist immens – zum Wohl der Umwelt und der Geldtasche der Bewohner. Der Einsatz von moderner Wärmedämmung, innovativer und nachhaltiger Energiekonzepte (Kombinationstechnologien) sowie der Nutzung von Erdwärme in Verbindung mit modernsten Kraft-Wärme-Pumpen und Wärmetauschersystemen auch in Kommunalbauten, beinhaltet ebenfalls ein immenses Sparpotenzial. Der Energieverbrauch im privaten und im Dienstleistungssektor lässt sich durch eine Verbesserung des Energiewirkungsgrades insgesamt und durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energieträger, beispielsweise der Sonnenenergie, sowohl bei der Nachrüstung bestehender Gebäude als auch bei Neubauten erheblich reduzieren. Es ist wichtig, ein globales Konzept vorzulegen und Maßnahmen der rationellen Energienutzung (für die Gebäudehülle, Heizung, Beleuchtung, Belüftung und Kühlung) mit dem Einsatz von Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energieträger zu verbinden. Der EU-Gesamtenergieverbrauch in diesem Sektor könnte bis zum Jahre
2010 um 50 Prozent reduziert werden; die Hälfte dieser Einsparungen ließe sich durch die Einführung passiver und aktiver Solartechnologien in Gebäuden erzielen; diesbezüglich sind konkrete Fördermaßnahmen erforderlich. Dies könnte durch eine entsprechende Änderung der geltenden Richtlinien zur Verbesserung der Energieeffizienz in Gebäuden und über Bauprodukte erleichtert werden, damit auch innovative Bauprodukte zur Verbesserung der Solareffizienz in die Normenspezifikationen Eingang finden. Der notwendige verbesserte Ausbau der erneuerbaren Energie ist unbestritten. Trotzdem werden im Verhältnis immer noch mehr öffentliche und private Mittel für Forschung, Entwicklung, Förderung fossiler und nuklearer Energiequellen (inzwischen auch in deren Rückbau) ausgegeben, anstatt sie in regenerative Energieträger zu lenken. Darüber hinaus gibt es immer noch viel zu wenig Aufklärungsarbeit in Richtung nachhaltiger, erneuerbarer Energiesysteme, von der Sensibilisierung von Jugendlichen zum bewussten Umgang mit Energie bis hinein in die Hochschulen,
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die noch zu wenige entsprechende Studiengänge anbieten. Erneuerbare Energiesysteme haben neben der CO2-Neutralität den großen Vorteil der vielfältigsten Gestaltungsmöglichkeiten – insbesondere dezentralisiert, in der Nähe der benötigten Ressourcen und ebenso nahe an der Nutzung, vernetzt, zum Ausgleich unterschiedlicher Lagen: Gewinne werden in der Region erwirtschaftet und ebenso regional wieder reinvestiert. Erneuerbare Energien implementieren ein sehr viel geringeres globales Konfliktpotential als die, im Vergleich sehr ungleich verteilten, fossilen Ressourcen mit ihren langen Transportwegen oder gar die Atomenergie mit ihren hohen Sicherheitsrisiken. Forst- und Landwirte könnten sich so beispielsweise zu „Energiewirten“ entwickeln.
zeit dafür vorhandenen Budgets der einzelnen Staaten. Einzig die neuen Solarthermie-Technologien werden sich in den nächsten Jahren auf dem Markt etablieren und in Kombination mit Photovoltaik-Systemen die Investitionskosten bei gleichzeitig steigendem Wirkungsgrad solcher Kombinationsanlagen drastisch senken. Alle sind gefordert, sich mit aller Macht und ununterbrochener Anstrengung an der Förderung von Innovationen und der Beseitigung jedweder Hemmnisse in der Entwicklung nachhaltiger und erneuerbarer Energiesystemen zu beteiligen.
Bilanz und Ausblick
Die EU steht in den Bereichen Energieversorgungssicherheit, Klimawandel und Wettbewerbsfähigkeit einer dreiNach wie vor stecken einige der inte- fachen Herausforderung gegenüber. ressanten und vor einiger Zeit noch Diese Herausforderung lässt sich nur viel versprechenden Technologien in meistern, wenn die verfügbaren Resden Kinderschuhen. Die kalte Kern- sourcen in größerem Maße genutzt fusion ist noch Lichtjahre von einer und besser koordiniert werden. Dann kommerziellen Nutzung entfernt. Ma- können Energietechnologien entwignetkraft-Technologien überfordern ckelt werden, die den Bürgern Euround übersteigen in ihrem Forschungs- pas eine hohe Lebensqualität auch und Entwicklungsaufwand die der- in der Zukunft garantieren, wenn die
CO2-Emissionen verringert werden müssen. Alleingänge auf einzelstaatlicher Ebene sind zum Misserfolg verdammt und führen zu Ressourcenverschwendung. Gemeinsame Strategien zur Risikoteilung und -streuung sowie der optimale Einsatz des gemeinsamen Gewichts aller EU-Staaten in globalen Fragen können wirksamer sein als isolierte nationale Aktionen. Dank der Zusammenarbeit wird Europa auf dem Weg in ein neues Energiezeitalter das Steuer in der Hand halten können. Global betrachtet müssen wir verstehen, dass die Kosten des Nichtstuns erheblich höher als die Kosten aktiven Handelns sind und sein werden. Aktuell werden die Kosten des Nichtstuns mit etwa fünf bis 20 Prozent des BIP zu beziffern sein: für jeden Staat und jedes Jahr! Zum Vergleich: Die Kosten des aktuell beschlossenen Klima-Energie-Pakets werden 2020 nur 0,45 Prozent des BIP betragen. Und zwischen jetzt und dann wird ein Anstieg des BIP um 38 Prozent gegenüber dem heutigen Niveau prognostiziert. Selbst bei geringerem Wirtschaftswachstum sprechen wir immer noch von einem sehr geringen Anteil der Kosten der Umsetzung aller Pläne und
Maßnahmen am BIP. Das ist ein geringer Preis, den wir für die Verhinderung ernsthafter und nachhaltiger Schäden bezahlen würden. Er sollte es wert sein, allen Protagonisten den Weg zu ebnen und über alle eigenen Befindlichkeiten hinweg als Gemeinschaft zusammenzufinden und eine gemeinschaftliche Lösung und einen gemeinschaftlichen Weg einzuschlagen.
Es ist Zeit, schlimme Auswirkungen zu verhindern.
Es ist nach wie vor Zeit, die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern, wenn wir jetzt wirksame Handlungen setzen. Es ist unabdingbar, dass Europa sich für eine internationale Vereinbarung stark macht. Klimawandel und Energiekrise sind ein globales Problem. Und es erfordert globales Handeln. Mit globalen Antworten auf dieselben, dringenden Fragen. Es liegt an uns, an jedem einzelnen und an jeder Gesellschaft, den Wandel zu erreichen.
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Autorenverzeichnis Josef Bucher
Ing. Robert Lugar
Geb. 1965, Touristikkaufmann (Mitglied des Fachgruppenausschusses Gastronomie in der Wirtschaftskammer Kärnten 1997 bis 2002, Kammerrat der Wirtschaftskammer Kärnten 1999 bis 2002, Mitglied der Sektionsleitung Tourismus Wirtschaftskammer Kärnten 1999 bis 2003, Vorstandsmitglied der Volkswirtschaftlichen Gesellschaft Kärnten seit 2001, Mitglied des Präsidiums der Österreich Werbung 2000 bis 2006, Mitglied des Aufsichtsrates der Kärnten Werbung seit 2002, Mitglied des Aufsichtsrates der Tourismus Holding Kärnten seit 2002, Aufsichtsratsvorsitzender der Kärnten Werbung und der Tourismus Holding Kärnten seit 2005, Landestourismusdirektor des Landes Kärnten 2005 bis 2006), Finanz- und Budgetsprecher sowie Tourismussprecher und Rechnungshofsprecher des BZÖ seit 2005, Obmann des Tourismusausschusses, Klubobmann des BZÖ seit 22. Oktober 2008, Bündnisobmann des BZÖ seit 26. April 2009.
Geb. 1970, Unternehmer, Eigentümer der „Aquanorm Wasseraufbereitung“, BZÖ-Abgeordneter zum Nationalrat seit 28. Oktober 2008, Bereichssprecher für Umwelt und Wirtschaft.
Mag. Rainer Widmann Geb. 1967, Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Johannes Kepler Universität Linz 1986 bis 1994, Leitender Beamter Abteilung Umweltschutz/Land Oberösterreich seit 2003, Hofrat seit 2005, BZÖ-Abgeordneter zum Nationalrat seit 28. Oktober 2008, Bereichssprecher für Energie, Forschung, Vertriebene und Wissenschaft.
Dr. Andreas Aschenbrenner Geb. 1965, Wissenschaflter und Energiemanagement-Experte, Unternehmer, Eigentümer der „Sourcerers Group International Ltd.“, Studium der Biochemie, Technische Universität Wien, Universität Leiden (NL), Universität Düsseldorf.
Impressum Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Zukunftsakademie Österreich – politische Akademie des BZÖ, 1010 Wien, Volksgartenstraße 3, www.zukunftsakademie-bzoe.at; Fotos: iStockphoto.com(20), BZÖ(5), Privat(3) Gesamtherstellung: Zukunftsakademie Österreich, Wien, September 2009.
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