BärnLiebi Nr. 2 Sommer 2019

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Bärn i e b i L

2/Sommer 2019/CHF 14.–

Dänu Wisler  – ­Musiker, Autor, Illustrator

Über den Dächern von Bern

Der Sommer im Botanischen Garten 3


MENSCH, TIER!

Tierschutz und Rechte für Tiere sind in aller Munde. Vermutlich wurde niemals zuvor so viel, so eingehend, so schnell, demokratisch und dogmatisch über Tierschutz diskutiert wie heute. Einerseits ist der moralisch integre Tierschutzgedanke heute Allgemeingut. Anderseits brauchen wir aber eine niemals dagewesene Zahl von Tieren für unsere Zwecke. Haben wir uns den Tieren entfremdet? Ist unsere Tierliebe eine Projektion unserer Vorstellungen eines humanen Lebens auf die Tiere? Die einzelnen Geschichten um Tiere in diesem Buch versuchen, Annäherungen an diese Fragen zu sein. Prof. Dr. Bernd Schildger, *1956 in Frankfurt am Main, war als Zootierarzt in Frankfurt tätig und amtet seit 1997 als Tierparkdirektor in Bern. Er hat zahlreiche wissenschaftliche Publikationen verfasst und ist seit 2017 auch als Vorstandsmitglied von Zooschweiz tätig. Von 2009 bis 2017 war er Präsident des Kompetenzzentrums Wildtierhaltung. 2011 wurden ihm die burgerliche Medaille Bern und im Jahr 2012 den Berner Kommunikationspreis verliehen. Im Rahmen seiner Professur an der Universität Giessen hält der habilitierte Tiermediziner seit fast 20 Jahren Vorlesungen über die Krankheiten der Zootiere.

Autor: Bernd Schildger Format 16 × 23 cm, gebunden, Hardcover, 216 Seiten mit 44 Bildern ISBN 978-3-85932-878-5

CHF 39.–

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Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser Highlights: Der Sommer zieht wieder in die Stadt und das Wetter lädt zum Verweilen im Freien ein. Wenn die Blumen ihre Blüten zum Himmel emporrecken, möchte man selbst auch gleich die Sonne geniessen. Für schöne Sommermomente muss man gar nicht weit reisen – unsere Stadt Bern hält einiges für ihre sommerlichen Besucher bereit. Ob man sich an der Aare ein erfrischendes Bad gönnt oder in der Stadt die Wärme geniesst, im Sommer findet das Leben grösstenteils draussen statt. Die Strassen sind belebter und locken ins Freie. Einer, der jeden Sommer wieder für einen Besuch gut ist, ist Peter Flamingo. Auch dieses Jahr breitet er auf der Grossen Schanze die Flügel aus und lädt zu einem Filme-­ Abend oder einer Yogastunde ein. Gleichzeitig befindet man sich hier an einem guten Ausgangspunkt, um in das sommerliche Treiben der Stadt einzutauchen. Von Peter Flamingo aus ist es nicht mehr weit bis an die Aare, an deren Ufer entlang man bei einem Spaziergang schlendernd die schönsten Stellen der Stadt entdecken kann. Der Weg führt vorbei am Botanischen Garten, welcher diesen Sommer ein spezielles Programm bereithält, weiter zum Marzilibad, dessen Geschichte wir Ihnen ebenfalls vorstellen. Wer danach nach einer Abkühlung sucht, für den halten verschiedene Gelaterias und Glace-Anbieter interessante Coupe-­Kreationen bereit. Wir haben eine Selektion der besten für Sie zusammengestellt. Trotz der vielen Sonnenstunden im Sommer vergeht der Tag wie im Flug – der Abend lässt sich dafür umso länger geniessen. Um einen idealen Blick auf die Stadt in der Dämmerung zu erhaschen, bieten sich hierbei die Dachterrassen hoch über den Dächern von Bern an. Bei einem kühlen Getränk kann man hier den Tag ausklingen und die Erlebnisse Revue passieren lassen.

Brigitte Witschi setzt sich mit der Frage auseinander, wie Bern riecht. Mit offener Nase durch die Stadt gehen, Stadtluft schnuppern – dieser Ansatz ist faszinierend. Doch: «Bernduft» als Erinnerung zum Mitnehmen – geht das überhaupt?

Damit die Berner Bienen fröhlich von Stadtblume zu Stadtblume ziehen können, leisten die Imker und Imkerinnen in und um Bern einiges an Arbeit. Die kleinen Bienen sind nämlich durchaus anspruchsvolle «Haustiere».

Wir wünschen auch Ihnen einen erlebnisreichen Sommer und viel Freude beim Entdecken unserer Tipps und Geschichten rund um Bern.

ieren!

Jetzt abonn Carmen Frei Redaktorin BärnLiebi Werd & Weber Verlag AG, Thun / Gwatt

-liebi.ch mail@baern 336 55 55 33 oder Tel. 0

Auch am Kiosk!

Mit einem erfrischenden Getränk in der Hand, der Sonne im Gesicht und einer Aussicht bis hin zu den Berner Alpen – Berns Dachterrassen sind perfekte kleine Oasen, um den Sommer so richtig zu geniessen.


EINBLICK

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134 Ab id Aare!


Sommer 6 Mehr als nur Berns feinster Haussirup 14 Ein Paradies­vogel belebt die Grosse Schanze Aare-Liebi 22 Auf Biberspur am Wohlensee Tierwelten 28 Der Sommer mit Bienen – Imkern in der Stadt 34 Berns Zufluchtsort für ungewollte Haustiere Bärn-Persönlichkeiten 42 Sabrina Bühlmann: Ein Bärner Meitschi als Cyberpunk 50 Thomas Wälti: Orgelbauer, S­ eeretter und Künstler Kunst & Handwerk 56 Bern ist die einzige ­S chweizer Stadt mit eigener Parfümkollektion 62 Kunst zum Anfassen Naturapotheke 68 Alte Hausmittel wiederentdeckt

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Architektur 74 Über den Dächern von Bern Gourmet 80 Auf Coupe-­Suche in Bern 84 Restaurant-Report Café du Commerce: Gäng wie Gäng Natur & Outdoor 90 Der Sommer im Botanischen Garten Stadtrundgang 98 Immer der Aare nach Kultur 106 «Ihr habt mir das Leben gerettet!» Musik 112 «Die Lehrer haben sich die Ohren zu­gehalten …» Literatur 118 Dänu Wisler – Musiker, Autor, Illustrator

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Kolumne 124 Tina Müller: Mit dem roten T­ elefon ins Glück Literatur 126 Buchtipps Backen & Basteln 128 Himbeerkuchen 130 Piñatas: Prallvoller Spass Bärndütsch 132 Ds wältsche Fernseh

Geschichte 134 Baden ohne Ende 142 143 144 146

Gute Adressen Kreuzworträtsel Veranstaltungen Ausblick & Impressum


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Sommer

Mehr als nur Berns feinster Haussirup Rahel Weingart

Eveline Wermelinger,

Mathias Wirth, Marco Zanoni

Die mit süssem Genuss gefüllten, farbenfrohen Sirupflaschen von «Le Sirupier de Berne» erkennt man sofort, wenn man einen Laden betritt und die Getränkeauslage betrachtet. Mit schlichtem Design stehen sie da, unaufgeregt, und trotz­ dem – oder gerade deswegen – fallen sie auf. Wir treffen Mathias Wirth Junior, heutiger Sirupier-Patron, und tauchen ein in die Geschichte des erfolgreichen Berner Familien­ unternehmens mit einzigartiger Philosophie.

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s isch nidemau blöffet, es isch di eigeti Er­ fahrig, i ha langsam viu Sirup trunke rund um d Wäut: I finge üse im­ merno dr best», erklärt Mathias Wirth, als wir ihn in seiner Sirup­ küche im Breitsch besuchen. Dem stimmen wir absolut zu. Vor uns ste­ hen einige der beliebtesten Sorten: Blüemli, Besser aus Ystee, Ingwer-­ Apfel und die neuste Kreation, ­Traube. Während der Sirupier uns von seinem Vater, Mathias Wirth

Senior, dem Gründer von «Le Siru­ pier de Berne», und von der Erfolgs­ geschichte einer ersten Idee erzählt, trinken wir genüsslich Glas um Glas und finden nach jeder Sorte, dass diese nun eigentlich noch besser als jene zuvor schmecke. Früher, in den 50er-Jahren, sei Mat­ hias Wirth Senior oft in den Ferien nach Frankreich gefahren und habe dort den französischen Grenadine-­ Sirup entdeckt. Später, als Gärtner, Förster und leidenschaftlicher Bee­


Sommer

Bild unten: Mathias Wirth Junior in der Produktionsstätte im Breitsch. Bild rechte Seite: Jede Flasche wird sorgfältig von Hand abgefüllt.

ren- und Kräutersammler, kamen die Erin­ nerungen an den Grenadine-­ Genuss zu­ rück. Mit der Idee zum eigenen Sirup, ungefähr um 1980, stand der Firmenname also fest: Le Sirupier de Berne. «So hat er mir das jedenfalls erzählt – ich war ja noch nicht dabei!», erklärt Mathias Wirth und lacht. Obwohl einige Tapeten bei den ersten Massenproduktionen ihr Leben lassen muss­ ten und auch die eine oder andere Küche in eine Tropfsteinhöhle verwandelt wurde, hat Mathias Wirth Senior die ersten Flaschen bald auf dem Berner Münstergass-Märit ver­ kauft. Es dauerte nicht lange und der feine, aus 100 Prozent natürlichen Zutaten herge­ stellte Sirup war stadtbekannt. Mathias Wirth Junior hat seinen «Père» von Beginn an unterstützt. So ging er auf Fla­ schensuche, hat diese gewaschen und hat

auf dem Märit ausgeholfen. «Wenn du fünf­ zehn Harassen zusammen hattest, konntest du eine Produktion starten.» Damals wurde alles selbst und von Hand gemacht, auch die Etiketten: Sie wurden in die Schreibma­ schine eingespannt und beschriftet. Das Logo zeichnete der heutige Patron von Hand und aus alten Bern-Büchern pauste er verschiedene Bilder durch, die die ersten Etiketten zierten. Bald wurde aber ein ein­ heitliches Design angestrebt, erzählt der Junior, und so entstand die bis heute auf­ fallend schlichte Gestaltung.

EIN FAMILIENUNTERNEHMEN MIT VORBILDLICHER PHILOSOPHIE Seit 1980 ist «Le Sirupier de Berne» stetig gewachsen. Im Jahr 2002 entschied Mathias Wirth Junior, ausgebildeter Werklehrer, richtig ins Geschäft einzusteigen. Nach ei­ ner dreijährigen «Stifti», in welcher er sich von Grund auf mit den Herstellungsprozes­ sen und Sirup-Rezepten beschäftigte und das breite Wissen seines Vaters übernahm, wurde er der neue Geschäftsführer. Eine richtige «Sirup-Stifti» gäbe es natürlich nicht, erklärt Mathias Wirth, Sirupier kön­ ne eigentlich jeder werden. Was man brau­ che, sei eine gewisse Affinität zu verschie­ denen Geschmacksrichtungen, also eine gute Nase, «und wenn du das mitbringst, dann kannst du zu uns Sirup machen kom­ men, wenn eine Stelle frei ist.» Eine Stelle ist im Moment keine frei. Was schade ist, denn die Unternehmensphiloso­ phie vom «Sirupier der Berne» ist vorbild­ lich. Der Sirup-Gourmet erklärt, dass es keine speziellen Anforderungen braucht, um bei ihm zu arbeiten. «Vielleicht habe ich ein gutes Gspüri für Menschen.» Meistens ist es so, dass ihn jemand auf eine Person aufmerksam macht, welche gerade Arbeit sucht. «Ich lade diese Person ein und lasse sie arbeiten. Wenn ich sehe, dass ein grund­ sätzliches Interesse besteht und auch ein bisschen Talent vorhanden ist, beginne ich, sie in die Kunst des Sirupmachens einzu­ führen. Wichtig ist, dass wir alle ein Team sind.» Als Leiter eines Familienbetriebs ist dem Patron auch die familiäre Situation seiner Angestellten wichtig. Flexibilität


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Rubriktitel

Tierwelten

Berns Zufluchtsort fĂźr ungewollte Haustiere Laura Scheidegger

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Seit über 150 Jahren setzt sich der Berner Tierschutz für das Wohl von Tieren ein, die im Kontakt zum Menschen stehen. Für jene Tiere, die am nächsten mit uns zusammenleben, betreibt der Tierschutz in Ober­ bottigen ein Tierheim. Dieses nimmt neben Hunden und Katzen auch Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen oder Kanarienvögel auf.

D

ie Tiere kommen aus den unterschiedlichsten Gründen zu uns ins Tierheim», erklärt Zoologe und Heimleiter Lu­ kas Bircher vor dem grossen Aussengehege mit Meerschweinchen und Häschen. Dieses wurde vor einiger Zeit um­ gebaut, sodass die nicht selten scheuen Tie­ re mehr Rückzugsmöglichkeiten haben. «Oft geben Besitzer ihre Tiere ab, weil sich ihre Lebensumstände ändern. Dies bei­ spielsweise, wenn es Familienzuwachs gibt oder jemand eine Allergie entwickelt. Auch ein Umzug kann dazu führen, dass ein Tier nicht mehr gehalten werden kann.»

Im Inneren des Tierheims ist aus dem klei­ nen Raum, der dem Team als Aufenthaltsund Besprechungsraum dient, aufgeregtes Gebell zu hören. Zwei kleine, unglaublich süsse Mastiff-Welpen tollen rund um den Tisch, werfen Körbe mit frisch gewasche­ ner Wäsche um und knurren sich spiele­ risch an. Sie sind ein Beispiel für einen ­weiteren Grund, warum die Tiere in Ober­ bottigen landen. «Die zwei kommen aus ei­ ner Beschlagnahmung», berichtet Bircher. «Sie sind erst ein paar Wochen alt und ei­ gentlich viel zu jung, um schon von ihrer Mutter getrennt zu sein.» Doch in Oberbot­ tigen sind sie im Moment gut aufgehoben.


Tierwelten

VERMITTLUNGEN ZWISCHEN TIER UND MENSCH

Bild oben: Auch ausgefallene Nager wie dieses Chinchilla kommen im Tierheim unter.

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Bei den Hunden ist das Tierheim besonders bemüht, dass die Tiere vor dem Einzug in ein neues Zuhause so gut wie möglich sozi­ alisiert und erzogen werden. Das Tierheim wird bei der sehr aufwendigen Hundebe­ treuung ausserdem von vielen ehrenamtli­ chen Hundespaziergängern und -spazier­ gängerinnen unterstützt. «Es gibt viele Leute, die sehr regelmässig vorbeikommen, um mit den Hunden spazieren zu gehen. Manche kommen sogar täglich. Ich würde sagen, dass die Hunde hier sogar mehr Aus­ lauf und Beschäftigung erhalten, als man­ che Hunde bei privaten Haltern», bemerkt Lukas Bircher zufrieden.

Das Tierheim ist sieben Tage die Woche und rund um die Uhr für die Tiere da. Vor dem Haus stehen speziell eingerichtete Boxen

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VERMEINTLICH NICHTS ZU VERZOLLEN

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Jedes Tier, das nach Oberbottigen kommt, wird kompetent gepflegt und betreut. Die anschliessende Vermittlung an ein neues Zuhause läuft sehr sorgfältig ab. Interes­ sierte können so einen Hund nicht am glei­ chen Tag mit nach Hause nehmen, sondern sollen ihn zuerst auf einem Spaziergang kennenlernen und noch eine Nacht über die wichtige Entscheidung einer Adoption schlafen. Zwischen dem Tier und den neu­ en Besitzern soll eine lange, gute und vor allem tiergerechte Bindung entstehen, dar­ auf legt das Team um Bircher grossen Wert. Daher verfährt das Tierheim bei der Suche nach einem neuen Zuhause nach dem Grundsatz, dass das geeignete Tier zum ge­ eignetsten neuen Herrchen oder Frauchen kommt. «Wenn sich mehrere Parteien für ein Tier interessieren, sind natürlich schlussendlich alle bis auf eine enttäuscht», erzählt Lukas Bircher. «Viele Leute denken

Bild links: Die Katzen haben die Möglichkeit, draussen die Sonne zu geniessen.

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EINE LANGE, GUTE UND TIERGERECHTE BINDUNG

dann, dass sie nicht gut genug waren. Das stimmt aber nicht, es heisst einfach, dass wir jemanden gefunden haben, der für das Tier noch geeigneter ist.»

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Egal ob Abgabe, Tierschutzfall oder eben Beschlagnahmung, in allen Fällen versucht das Tierheim, soweit wie möglich durch Vermittlungen ein neues, passendes Zu­ hause für die Heimbewohner zu finden. Auf der Website des Tierheimes sind alle abzugebenden Hunde, Katzen und Klein­ tiere mit einem Foto und Beschrieb auf­ geführt. Das Tierheim vermittelt auch direkt ­ ­ z wischen Personen, die ein Tier ­abzugeben haben und jenen, die ein neues Familienmitglied suchen. So wird den ­Tieren der Zwischenhalt im Tierheim er­ spart. Doch bei der Vermittlungsarbeit hin­ terlässt die Technologie je länger je mehr ihre Spuren, wie Lukas Bircher über die Jahre beobachtet hat: «Wir haben heut­ zutage bedeutend weniger Vermittlungen, da im Zeitalter des Internets und der sozia­ len Medien viele Leute direkt ein neues ­Zuhause für ihre Tiere suchen und finden», erklärt er. «Das ist natürlich sehr gut und freut uns, es bedeutet aber auch, dass die Vermittlungen, die wir noch haben, oftmals die wirklich schwierigen Fälle ­ sind.»

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Bärn-Persönlichkeiten

Orgelbauer, ­Seeretter und Künstler Thomas Bornhauser

Thomas Bornhauser, Thomas Wälti

Der Mann weiss, wie man komplizierte Kirchenorgeln baut und ­restauriert, wie man einen Gleitschirmpiloten rettet, der unfreiwillig im Thunersee landet und um sein Leben kämpft, und wie man atem­ beraubende Bilder und kleine Plastiken kreiert. Über Thomas Wälti könnte man locker drei einzelne Beiträge für dieses Magazin schreiben. Die Herausforderung also: Aus drei mach eins, bringe alles unter den berühmten Hut. Der Versuch sei gewagt.

E

s sind zehn Leute, die bei Or­ gelbauer Thomas Wälti am Turbenweg 14 in Gümligen arbeiten, unmittelbar neben Migros und Coop. Die meisten haben – nebst zum Teil früher erlernten Be­ rufen in anderen Sparten – eine Ausbildung als Orgelbauer absolviert, ein Beruf, den man im Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg im Thurgau erlernen kann.

DAS GRAS WACHSEN HÖREN Als wir Thomas Wälti treffen, stehen ver­ schiedene Projekte an: Beispielsweise die Renovation der Orgel in der Schlosskirche Inter­laken oder der Bau eines neuen Spiel­ tisches, dem Teil der Orgel, an dem der Orga­ nist sitzt, in der Kirche St. Peter in ­Zürich, dies innerhalb der gesamten Orgelrenovation.

Thomas Wälti und sein Team kennen drei Haupttätigkeitsfelder: Orgelbau von Grund auf, Restaurationen und Unterhaltsarbei­ ten. Für alle gilt ein überdurchschnittlicher Qualitätsstandard, der dazu führt, dass das Unternehmen in vielen Fällen von Kirch­ gemeinden oder Organisten direkt an­ gefragt wird. Thomas Wälti schmunzelt: «Das heisst natürlich nicht, dass wir nur auf Anrufe zu warten brauchen und die Beine hochlagern können, man muss das Gras wachsen hören.» Will heissen: Die Ohren offenhalten, wo sich etwas tut – oder sich daran erinnern, wo eine Renovation «in den nächsten Jahren» anstehen wird. Eine unglaublich lange Liste von Kirchen, in denen er bereits tätig war, zeugt vom Professionalismus, mit der Thomas Wälti zu Werk geht.


Bärn-Persönlichkeiten

Titelbild: Orgel in der Schlosskirche Interlaken. Bild links: Restaurierte Orgel aus dem Jahr 1763 in Graglia, Piemont. Bild Mitte: Pfeifen in jeder Variante. Bild rechts: Kurz nach dieser Aufnahme in seinem Atelier kommt es zum Notfall.

Wichtig ist es, Wünsche und Vorstellungen zu verstehen und diese im Detail umzuset­ zen, unter Berücksichtigung aller Kriteri­ en: Orgelwerk, Gestaltung, Standort und Wirkung im Raum. Auch die Zugänglich­ keit für die Wartung, sowie ein sinnvoller Standort im Hinblick auf Klangabstrahlung und Temperatureinflüsse müssen berück­ sichtigt werden. Für den Bau neuer Orgeln werden nur erstklassige Materialien einge­ setzt, die sich seit langem im Orgelbau be­ währt haben. Besonderen Wert legt Tho­ mas Wälti auf die sorgfältige Auswahl von einheimischen Massivhölzern: «Möglichst viele Teile werden in der eigenen Werkstatt hergestellt, damit eine lückenlose Quali­ tätssicherung gewährleistet ist.»

ELFENBEIN ODER KUNSTSTOFF? Was aber, wenn bei einer Orgelrenovation der ganze Spieltisch – wie jener der Kirche St. Peter aus den Siebziger-Jahren – neu ge­ baut werden muss und die bisherige Tasta­ tur aus Elfenbein besteht? «Es gibt die Mög­ lichkeit von Kunststoff, von Rinderknochen oder von Mammutstosszähnen – wenn der Permafrost so ein Tier freigibt.» Thomas Wälti hat sich allerdings für einen anderen

Weg entschieden, nämlich die vorhande­ nen Tasten aus Elfenbein zu restaurieren, weil diese sich auf Jahre hinaus als das bes­ te Material erweisen. Apropos Spieltisch: Früher gab es nur die Möglichkeit der «One-Man-Show»: Der Organist brachte sein Instrument live auf drei Tastaturen zum Klingen. Heute wer­ den die Spieler durchaus von der Technik unterstützt, die es erlaubt, beinahe unzäh­ lige Register einzuprogrammieren und für ein unvergleichliches Klangerlebnis zu ­sorgen. Zurück aber ins Bärnbiet, genauer gesagt in die Schlosskirche Interlaken, deren Orgel sowohl vor Ort als auch in Gümligen wie­ der instand gestellt wird. Auf dem Bild oben rechts sehen Sie Thomas Wälti mit vielen Schachteln um ihn herum: Darin be­ finden sich über 2500 Pfeifen, die im Ber­ ner Vorort wieder auf Vordermann gebracht werden. Das Besondere an der Foto: Darauf ist auch ein Glockenspiel zu sehen, das in die Orgel eingebaut wird, «eine Selten­ heit», wie der Orgelbauer feststellt. Orgel­ pfeifen werden übrigens aus einer Zinn-


Kleine Ursache, grosse Wirkung Hat Thomas Wälti auch nette Ge­ schichten rund um Orgeln zu er­ zählen? Hat er. Eine bekomme ich spontan zu hören: Thomas Wälti muss in eine Kirche, weil eine Or­ ganistin die Funktion einer Pfeife bemängelt. Zuerst spielt sie dem Fachmann gegenüber die Ah­ nungslose, was der Grund für die Störung sein könnte. Erst im Lau­ fe der Arbeit erzählt sie davon, dass ihr der Stiel eines Apfels zwi­ schen die Tasten gefallen sei. Die Suche erweist sich danach als ziemlich umständlich, weil sich der Stiel an einer ziemlich unzu­ gänglichen Stelle befindet, aber immerhin weiss Thomas Wälti, wonach er suchen muss.

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Aus Platzgründen – wie erwähnt müsste man eigentlich eine dreitei­ lige Serie veröffentlichen können – verabschieden wir uns bereits vom Orgelbauer Thomas Wälti. E ­inige zusätzliche Informationen zum ­T hema erhalten Sie durch die ab­ gebildeten Fotos.

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Und gleich bekommt Thomas Wälti die nächste Frage eines Laien ge­ stellt: «Wie funktioniert eigentlich eine Orgel, mit Luft?» – «Ja, nur re­

gespielt. Mit ungeahnten Folgen: «Am nächsten Tag hatte ich echt Muskelkater.»

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TECHNIK ERSETZT … BALGTRETER

Man stelle sich dazu einen grossen Blasbalg bei einem Schmied vor – oder einen kleinen, wie er bei ­Cheminées noch zu sehen ist. «Ähn­ lich war das seinerzeit bei den Orgeln. Es gab neben der Orgel ­ meistens zwei Blasbalge. Grosse, die abwechslungsweise von soge­ nannten Balgtretern bedient wur­ den, damit der Organist spielen konnte. Im Berner Münster bei dieser riesigen Orgel sicher fünf ­ oder sechs.» Einmal, so Thomas Wälti, habe er mit einer Mitarbei­ tenden bei der Renovation der Kir­ che Würzbrunnen selber Balgtreter

«Möglichst viele Teile werden in der eigenen Werkstatt her­ gestellt, damit eine lückenlose Qualitätssicherung gewährleistet ist.»

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In welchem Hörbereich klingen eigentlich Orgelpfeifen? Thomas ­ Wälti nimmt auf diese eher unpro­ fessionelle Fragestellung des Unmu­ sikalischen Rücksicht: «Eine Pfeife von ungefähr zehn Meter Höhe kann einen derart tiefen Ton produ­ zieren, dass dieser fast nach Lärm tönt – aber nur fast. Und gegen oben gibt es durchaus Töne, die vom menschlichen Ohr nicht mehr wahr­ genommen und nur in Zusammen­ spiel mit anderen Tonlagen gespielt werden.»

den wir von Wind, nicht von Luft. Sie können es mit einem grossen Föhn vergleichen.» Anhand eines Modells erklärt er die Funktion des Hohlraums, in welchem der Wind gestaut und durch das Drücken der Tasten vom Organisten wie ge­ wünscht entweichen kann. Ge­ schieht heute mit moderner Technik als Elektro­ gebläse. Wie aber war das früher?

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Blei Legierung gefertigt, was dazu führte, dass Orgelbauer in Brüssel eine Ausnahmebewilligung einho­ len mussten, um mit diesem Werk­ stoff nach ganz genauen Vorgaben arbeiten zu können, da Blei gesund­ heitsschädigend sein kann.

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Architektur

Ăœber den Dächern von Bern Nina Richard

Bern Welcome, David Biedert, Nina Richard, zvg

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Architektur

Die Sonne scheint, der Himmel erstrahlt in Blau und die Aussicht hoch über den Dächern der Altstadt reicht bis hin zum Berner Alpen­ panorama. Am besten hat man gleich noch einen kühlen Drink in der Hand und ein nettes Apéroplättli dazu, oder gar etwas Leckeres vom Grill. Das Privileg einer Dachterrasse in Bern bleibt vielen verwehrt und so ist es noch immer ein spezieller Moment, wenn man in eine dieser Oasen eintritt und sich eine Pause vom Alltag gönnt.

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er Sommer in Bern öffnet die Türen zu den Dachterrassen und verspricht eine sonnige Auszeit von der Hektik des Alltags. Einmal oben ange­ kommen scheint es, als könne der Stress einen auf dieser Höhe gar nicht mehr er­ reichen. Die Stadt Bern wimmelt zwar nicht von öffentlichen Dachterrassen – oder «rooftop» Terrassen, wie man es im moder­ nen Sprachgebrauch auch hört – aber die

Rarität der kleinen (oder teilweise auch grösseren), sommerlichen Refugien macht die Momente, die man dort verbringt, umso spezieller. Wir haben Ihnen die schönsten Orte herausgesucht, um über den Dächern Berns romantische, stimmungsvolle und kulinarische Momente zu erleben. Es er­ wartet Sie eine abwechslungsreiche Selek­ tion von Restaurants und Cafés, die für je­ den Geschmack (und Gaumen!) etwas bereithalten.

Ron Orp «Rooftop Day» Ron Orp ist eine unabhängige soziale Plattform und Online Community, die in mehreren grösseren Städten die Men­ schen miteinander verbindet und über lo­ kale, kulturelle und soziale Veranstaltun­ gen und Neuheiten in den Bereichen Musik, Theater, Gourmet, usw. infor­ miert. 2013 resultierte der «Rooftop Day» aus dem Bedürfnis, dass alle «Stadtkin­ der» zumindest für einen Tag in den Ge­ nuss der schönen Stadtoasen und exklusi­ ven Dachterrassen der Stadt kommen. «Ausserdem bin ich davon überzeugt, dass Teilen glücklich macht», ergänzt Ron. Der erste Dachterrassentag war so erfolgreich, dass er zu einem jährlichen Ereignis in mehreren Schweizer Städten wurde.

wird. «Für mich ist es zentral, dass alle Stadtkinder ihre eigene ‹Bubble› immer mal wieder verlassen, neue Menschen kennenlernen und selber aktiv werden», erklärt Ron. Der Kreativität wird freien Lauf gelassen und so entstanden bereits tolle und einmalige Ereignisse wie etwa Yoga auf dem Dach des Museums für Kommunikation, eine Balkon-Literatur-­ ­ Lesung, ein Ping-Pong-Turnier, Balkon-­ Konzerte und vieles mehr. Alles unter dem Motto «Bärn, i ha di gärn!» Der Rooftop Day ist für alle Teilnehmer kostenlos und wird mit Sponsoren­ geldern ermöglicht.

SAMSTAG, 29. JUNI 2019 Das Wichtigste beim «Rooftop Day» ist für Ron, dass die Organisation und Events Sache der Stadtkinder bleiben. Sie sind die Gastgeber und es wird ihnen überlas­ sen, was, wie und wo etwas angeboten

in Bern, Basel, und Zürich

SAMSTAG, 30. JULI 2019 in St. Gallen

W WW.ROOFTOPDAY.NET


Architektur

SKYTERRACE – HOTEL SCHWEIZERHOF Inmitten der Berner Altstadt findet man in exklusiver Lage die wohl be­ kannteste (öffentlich zugängliche) Berner Dachterrasse. Das ganze Jahr über geöffnet, stockt aber der Schweizerhof für den Sommer im Angebot und im Ambiente auf. Ab Juni bis in den Herbst hinein kann man sich auf dem sonnigen Dach zum Frühstück, Mittag- und Abend­ essen oder einfach mit einem klei­ nen Snack verwöhnen lassen. Das Menü glänzt mit internationalen Gerichten, die eine freudige Ab­ wechslung für den Gaumen verspre­ chen. Die freundliche und kompe­ tente Bedienung berät gerne bei der kleinen, aber feinen Selektion an Zigarren und tollen Auswahl an Cocktails, die das kulinarische An­ gebot ergänzen. Für den Komfort sorgen Lounge-Bestuhlung und

Bartische, von denen man eine ungestörte 360°-Aussicht auf das ­ Alpenpanorama und die Stadt Bern geniesst.

Kontakt HOTEL SCHWEIZERHOF BERN & THE SPA Bahnhofplatz 11 3001 Bern Telefon 031 326 80 80 E-Mail info@schweizerhof-bern.ch

ÖFFNUNGSZEITEN Juni – August: Mo – Fr 11.00 – 23.00 Uhr Sa – So 9.00 – 23.00 Uhr

WWW.SCHWEIZERHOF-BERN.CH


Kontakt KAWEDE BEIZLI Jubiläumsstrasse 101 3005 Bern Telefon 031 552 08 21 E-Mail reservation@kawede beizli.ch

ÖFFNUNGSZEITEN Eröffnung am 5. Juni Mi – Sa ab 18.00 Uhr

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ners. Das genaue Programm finden Sie auf der Website des Beizli. Die Sonnenterrasse kann exklusiv für Privatevents gemietet werden.

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zu empfehlen ist der Falafel-Burger mit Pommes Frites, die Curry-Ma­ yonnaise dazu ist ein Muss. Für je­ den Geschmack gibt es auch das passende Getränk dazu. Von Mitt­ woch bis Samstag geöffnet, bietet die Sonnenterrasse einen tollen Ausblick auf die Aare, den Gurten und das Bundeshaus. Das KaWeDe Beizli plant auch für diesen Sommer tolle Events wie Grill’n’Chill, Mor­ ning Glory Yoga und Sunset-Din­

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Inmitten unserer Empfehlungen sticht das KaWeDe Beizli wahr­ scheinlich am ehesten heraus. Die Badi-Beiz hat sich aber unter den neuen Pächtern zu einem Geheim­ tipp entwickelt. Passend zu einem erfrischenden Bad im kühlen Nass bietet das KaWeDe Beizli in der Badi KaWeDe im Kirchenfeldquartier ein kleines, aber feines Menü für die lauen Sommerabende. Besonders

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KAWEDE BEIZLI

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WWW.KAWEDEBEIZLI.CH

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Stadtrundgang

Immer der Aare nach Karin Büchler

Bern Welcome, zvg

Die Aare formt die Stadt Bern auf unverkennbare Weise. Auf dem Sommerspaziergang weist sie uns den Weg als bedeutende Mitgestalterin. Wir folgen ihrem Lauf strom­ aufwärts, tauchen in die Berner Stadtgeschichte ein und treffen auf pflanzliche und tierische Schönheiten im ­u rbanen Umfeld.

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er Fluss führt uns vor Augen, dass die Ge­ genwart ein bestän­ diger Übergang aus der Vergangenheit in die Zukunft ist. So hat es auch L eonardo da Vinci ausgedrückt: ­ «Das Flusswasser, das du berührst, ist das letzte von dem, was weg­ geflossen ist, und das erste von dem, das heranfliesst. So ist die Ge­ genwart.» Die Gegenwart gerät je­ doch allzu schnell aus dem Blick­ feld, da der Geist oft in Vergangenes oder Zukünftiges entgleitet. Das be­ wusste innere und äussere Erleben

findet aber im Hier und Jetzt statt. Der Fluss ist Sinnbild für Vergäng­ lichkeit und stetige Veränderung und lehrt als meditatives Element, sich wieder in der Gegenwart zu verankern. Das Kommen und Ge­ hen des Wassers ist vergleichbar mit dem Kommen und Gehen der Ge­ danken. Im Kommen-und-Gehen-­ Lassen der Gedanken und der Fo­ kussierung auf das Wasser, das jederzeit heran- und wieder weg­ fliesst, lösen wir uns von Vergange­ nem oder Zukünftigem und finden wieder zurück zum gegenwärtigen Moment.


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Stadtrundgang

BELIEBTE AARESCHLAUFE Für die Stadtberner ist die Aare – neben dem BärenPark oder dem Zytglogge ein weiteres, erlebbares Wahrzeichen – aus der Stadt nicht wegzudenken. Wer könnte sich einen Sommer in Bern ohne Aare vorstel­ len?! Ein Schwumm in ihrer kühlen ­Strömung hat Kultstatus. Aber auch sonst ist sie ein beliebter Ort für verschiedene Aktivitäten. Zum Joggen bietet sie viel­ fältige Etappen, an naturbelassenen Ufer­ plätzen lässt sich entspannt verweilen oder in den beiden Flussbädern Marzili und L orraine Sonne tanken. Symbolträchtig ­ wie sie ist, wird sie auch von mehr oder weniger prominenten Stadtmusikern be­ ­ sungen.

BOTANISCHE HÖHEPUNKTE NEBEN DER LORRAINEBRÜCKE

Bild oben: Blick von der Lorrainebrücke. Bild rechte Seite oben: Unesco-Weltkulturerbe Untere Altstadt mit Nydegg- und Untertorbrücke. Bild rechte Seite unten: Die Bären im BärenPark mögen das Wasser.

WOHER DIE AARE KOMMT, WOHIN SIE GEHT Die Aare als längster Fluss, der innerhalb der Schweiz fliesst, entspringt in den bei­ den Aargletschern am Finsteraarhorn. Im Tal angekommen, zwängt sie sich bei Mei­ ringen durch die Aare-Schlucht und mün­ det dann in den Brienzer- und den Thuner­ see. Auf einer langen Strecke fliesst sie kanalisiert weiter zur Stadt Bern und mä­ andert durch unberührtes Auengebiet zum Bielersee, um entweder durch den Bieler­ see geführt oder als Alte Aare wieder nach rechts abzubiegen und den Kanton Bern in Richtung Solothurn und Aarau zu verlassen.

Wir machen es wie in Stiller Has’ AareSong und gehen auf unserem Spaziergang «Dr Aare na». Und zwar starten wir im ­ A ltenbergquartier beim Botanischen ­Garten. Hierher gelangt man vom Bahnhof mit dem Bus 21 und steigt an der Bus­ haltestelle Gewerbeschule aus. Noch besser geht man aber zu Fuss über die Lorraine­ brücke, von wo aus man eine faszinierende Sicht zu den Alpen und hinunter auf die Aare hat. Bevor wir zum Fluss hinunter­ gehen, machen wir einen kleinen Rund­ gang durch den Botanischen Garten. In diesen gelangen wir durch ein Tor auf ­ der rechten Seite der Brücke. Vorbei an den oberen Schauhäusern – dazwischen blüht ein hübscher Bauerngarten – geht’s durch das Alpinum hinunter zum Heil­ pflanzengarten. Wir begutachten die zahl­ reichen internationalen und heimischen ­Gewächse. Wer sich für deren chemische Botschaft interessiert, findet in ihrer A nordnung eine anschauliche Antwort: ­ Die Pflanzen sind nach ihren Hauptwirk­ stoffen in Gruppen eingeteilt. Nach der kleinen Pflanzenkunde bewundern wir die Zeder neben dem Teich in der Mitte des Gartens. Mit einem stolzen Alter von 150 Jahren g ­ edeiht sie prächtig und in un­ gebändigtem Wuchs. Eindrücklich ist auch das terrassierte Gelände des Botanischen Gartens.


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Am Wasser angekommen, nehmen wir den Weg flussaufwärts. Wir sind hier auf der nördlichen Seite der Altstadt. Trotzdem scheint uns an diesem Morgen die Sonne direkt ins Gesicht. Mit Blick auf die Altstadt geht’s los Richtung BärenPark. Die Strö­ mung der Aare ist hier gemächlich, deshalb ist dieser Abschnitt sehr beliebt für unge­ übte Schwimmer oder solche, die es gerne gemütlich nehmen. Langsam nähern wir uns der Unteren Altstadt. Auf halbem Weg zum BärenPark passieren wir ein Gebäude, das uns ins Auge sticht – das Stürler-Haus. Das ehemalige Spital wurde 1659 von ­Niklaus Stürler gebaut und war von 1895 bis 2001 in den Händen der Stiftung Diako­ nissenhaus, die in dem Gebäude eine Ein­ richtung für Nervenkranke betrieb. Im Jahr 2001 hat die Genossenschaft «Andere Wohnformen im Stürlerhaus am Alten­

tik ie de n el i m ko m He p f t ! l e t te n

EIN INNOVATIVES HAUS MIT GESCHICHTE

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Juni bis August 2019

Veranstaltungen von der Redaktion empfohlen

JUNI 5.6.

18.00 Uhr

BERGE ANSINGEN – JODEL-SPAZIERGANG DURCH BERN, Alpines Museum der Schweiz, Bern

6.6

12.15 Uhr

FÜHRUNG HINTER DIE KULISSEN – MODERN TIMES, Naturhistorisches Museum Bern

11.6

12.30 Uhr

DIE ÜBERSCHWEMMUNGEN VON 1868 (VORTRAG), Bibliothek Münstergasse, Bern

14.6  – 16.6

8. STREETFOOD FESTIVAL BERN, BERNEXPO-AREAL, B ern

15.6

ZAPF! – CRAFT BEER FESTIVAL BERN, W armbächli Brache, Holligen

16.6

11.00 Uhr

AUS TSCHECHIEN – 9. MATINEEKONZERT, K onservatorium Bern

17.6

20.30 Uhr

MONDAY BLUES DANCE, M ahagony Hall, Bern

20.6

20.00 Uhr

PHILIP MALONEY: NEUE HAARSTRÄUBENDE FÄLLE, La Capella, Bern

27.6.

20.00 Uhr

TÜÜFELSKREIS, FREILICHTTHEATER IM WEISSENSTEINQUARTIER, EBG Bern

3.7

18.00 Uhr

STADTRUNDGANG: BERN MATTE, T reffpunkt am Läuferplatz

4.7

20.00 Uhr

KLASSIK: ENSEMBLE LUMINO, Kulturlokal ONO, Bern

5.7

18.30 Uhr

ERÖFFNUNG: ARS VIVA 2019, Kunstmuseum Bern

JULI


8.7

20.00 Uhr

STOMPIN’ AT MAHAGONY HALL, M ahagony Hall, Bern

10.7

14.00 Uhr

AUF DEN SPUREN DER BIBER, Infozentrum Eichholz, Wabern

16.7

19.30 Uhr

ABENDFÜHRUNG BEI VOLLMOND, T ierpark Bern

17. – 20.7

36. GURTENFESTIVAL, G urten

AUGUST 1.8

1. AUGUST-BRUNCH AUF DEM BAUERNHOF, B auernhöfe rund um Bern

8. – 10.8

BUSKERS BERN, STRASSENMUSIK-FESTIVAL, Untere Altstadt, Bern

9.8

19.30 Uhr

CIRCUS KNIE – MIT GIACOBBO / MÜLLER, A llmend, Bern

16.8

10.00 Uhr

SKULPTURAUSSTELLUNG «KUNST ZUM ANFASSEN», Mettlenpark, Muri

18.8

9.00 Uhr

«HALLO VELO!», BERNER VELOFESTIVAL, S treckenplan auf Schweizmobil

23.8 – 25.8

ASIA FESTIVAL BERN, BERNEXPO-Areal, Bern

25.8

11.00 Uhr

JAZZ BRUNCH IM KLEE, Z entrum Paul Klee, Bern

29.8

18.30

ERÖFFNUNG: JOHANNES ITTEN. BAUHAUSUTOPIEN UND DOKUMENTE DER WIRKLICHKEIT, Kunstmuseum Bern

DAUERAUSSTELLUNGEN / -VERANSTALTUNGEN Jeden zweiten Mittwoch und Sonntag

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN, B OGA, Bern

Bis 7.7.2019

PUBLIZIEREN ALS KÜNSTLERISCHE PRAXIS – KONZEPTUELLE LITERATUREN UND VERLAGE IN DER UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK BERN, Ausstellung, Bibliothek Münstergasse, Bern

Bis 4.8.2019

KARLHEINZ WEINBERGER – RETROSPEKTIVE FOTOAUSSTELLUNG, ­K ornhausforum, Bern

Bis 4.8. 2019

EKSTASE, Z entrum Paul Klee, Bern

Bis 1.9.2019

INTERAKTIVE AUSSTELLUNG: 5 FREUNDE, K indermuseum Creaviva, ­Zentrum Paul Klee, Bern

Bis 15.9.2019

ELFENAU KULTURSOMMER 2019, Veranstaltungsreihe, Grosse Orangerie, Elfenau

Bis 20.10.2019

CLAIR DE LUNE. MONDBILDER DER GRAPHISCHEN SAMMLUNG, ­K unstmuseum Bern

Bis 10.11.2019

LUXUS AM NIL – SPÄTANTIKE KLEIDUNG AUS ÄGYPTEN, Abegg-Stiftung, Riggisberg


AUSBLICK

IMPRESSUM HERAUSGEBER: Werd & Weber Verlag AG KONZEPT, REALISATION, COPYRIGHT: Werd & Weber Verlag AG Gwattstrasse 144, 3645 Thun Tel. 033 336 55 55, Fax 033 336 55 56 www.baern-liebi.ch mail@baern-liebi.ch

«HESCH MER CHLY MÜNZ?» Zugegeben, diese Frage wird oftmals von Leuten gestellt, die nicht im Scheinwerferlicht des Lebens stehen. Woher aber kommt dieses «Münz»? Wir ermöglichen Ihnen einen Blick hinter die Kulissen der «Münz», der Swiss­ mint, wie die Institution im Berner Kirchenfeldquartier heisst. Und eine Frage sei bereits beantwortet: Nein, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen keine Arbeit mit nach Hause …

LEITUNG: Annette Weber, a.weber@weberag.ch AUTOREN: Thomas Bornhauser, Peter Brechbühl, Karin Büchler, Carmen Frei, Martin Jenni, Tina Müller, Nina Richard, Laura Scheidegger, Regula Tanner, Ruth Tannheimer, Rahel Weingart, Erika Wiedmer-Mani FOTOS: Bern Welcome, Bernisches Historisches Museum, David Biedert, BOGA, Thomas Bornhauser, Peter Burri (vistaplus), Sabrina Bühlmann, Michèle Büschi, E-Periodica (ETH), Rita Frick, Pino Gomes, Hochbau Stadtarchiv Bern, Rolf Hürlimann, Fred Leiser, Nina Richard, Ruedi Ritter, Dominic Siegrist, Roland Stutz, Gallus Tannheimer, Thomas Wälti, Rahel Weingart, Eveline Wermelinger, Erika Widmer-­ Mani, Mathias Wirth, Marco Zanoni, zvg LAYOUT / GRAFIK: Milena Portenier BILDBEARBEITUNG: Adrian Aellig LEKTORAT: Karin Büchler, Carmen Frei, Nina Richard, Laura Scheidegger KORREKTORAT: Laura Scheidegger

ZÜNFTE-SERIE: TEIL 1 Was macht die Gesellschaft zu Kaufleuten seit ihren Anfängen im 14. Jahr­ hundert aus? Wie setzt sie sich zusam­ men und was sind ihre Aufgaben im modernen Bern? Finden Sie heraus, wie eine Gesellschaft, die ihren Ursprung im Mittelalter nahm, sich über die Jahr­ hunderte verändert hat und bis heute eine wichtige soziale Rolle einnimmt.

AUFLAGE: 10 000 Exemplare ERSCHEINUNGSWEISE: 4× jährlich, jeweils Anfang März, Juni, September und Dezember VERTEILUNG: Abonnenten, Kioskbesucher, Anwohner entlang der Aare, VIPs ABONNEMENTSPREISE: 1 Jahr mit 4 Ausgaben CHF 48.– (inkl. 2,5 % MwSt.) 2 Jahre mit 8 Ausgaben CHF 89.– (inkl. 2,5 % MwSt.)

«IL EST CINQ HEURES … … Paris s’éveille». Ein Chanson von Jacques Dutronc aus dem Jahr 1968. Weiter im Text zu hören: «Les stripteaseu­ ses sont rhabillées.» Wie sieht es aber in Bern aus, wenn die Stadt gegen 5.00 Uhr erwacht? Lassen Sie sich überraschen, wir haben uns für Sie auf die Socken gemacht. Ob wir dann auch Damen sehen werden, die sich wieder angezogen haben? «On verra», würde Jacques Dutronc dazu wohl mit einem Schmunzeln sagen …

INSERATE: Rahel Weingart, r.weingart@weberag.ch

WEITERE THEMEN Kurzfilmfestival shnit Flachsanbau in der Region Bern Porträt: Jan Zychlinski Die Kunstsammlung des Bundes Entspannen in Bern Otter-Euphorie Hallo Pilzsaison!

Die nächste BärnLiebi erscheint Anfang September 2019.

ISSN-NUMMER: 2571-8126 Der Nachdruck sämtlicher Artikel und Illustrationen ist verboten. KONTAKT / ABOSERVICE: Telefon 033 336 55 55, Fax 033 336 55 56 oder mail@baern-liebi.ch, www.baern-liebi.ch Der Verlag Werd & Weber wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2016 – 2020 unterstützt.


Skulpturen-Ausstellung «Kunst zum Anfassen 2019» 16. August bis 15. September 2019 Im Park der Villa Mettlen, Pourtalèsstrasse 35, Muri bei Bern Der Park ist täglich von 9.00 – 20.00 Uhr geöffnet. Freier Eintritt Vernissage Freitag, 16. August 2019, 17.00 Uhr Finissage Sonntag, 15. September 2019, 16.00 Uhr Tag der Holzbildhauerei Samstag, 31. August 2019, 11.00 – 17.00 Uhr Eisbkelelr Geöffnet jeweils Fr / Sa / So, 12.00 – 20.00 Uhr Meditiation durch den Künstler an den Wochenenden vom 24. / 25. August 2019 und 7. / 6. September 2019

Sind Sie interessiert an Kunst? Werden Sie Mitglied von unserem Verein «Kunst zum Anfassen» oder machen Sie mit in unserem Vorstand. Wir suchen Kulturinteressierte, die sich bei der Organisation unserer vielseitigen Veranstaltungen engagieren möchten. Weitere Informationen finden Sie unter www.kunstzumanfassen.ch oder ueli.thomet@kunstzumanfassen.ch

Wir danken unseren Unterstützern:

Medienpartner:


GESCHICHTEN AUS DER

MATTE

Vier Wirtshäuser, drei Bäckereien, zwei Metzger und einen Schmied gab es in der Mitte des letzten Jahrhunderts in der Matte. In diesem einzigartigen Stadtteil der Stadt Bern lebten die Mätteler ihr eigenes Leben: Die Matte war ein Dorf in der Stadt – geprägt von der Aare, oftmals vom Kampf gegen die Armut – und doch ein Ort mit einem grossen Zusammenhalt. Alte Mattebewohner erinnern sich in kurzen Alltagsgeschichten an diese Zeit und erzählen von ihren ersten Zigaretten, Streichen mit Schwarzpulver und Mutproben mit den «Gröpple», den kleinen Fischen aus dem Mattebach. Fotos aus jener Zeit und Impressionen von heute bebildern diese reizvollen Geschichten. Sie sind kurzweilig, amüsant und werden bei vielen Lesern Erinnerungen an die eigene Kindheit wecken. Autor Hans Markus Tschirren Umfang 176 Seiten, 16,4 × 23,5 cm, gebunden Hardcover Mit 92 Abbildungen CHF 29.– Preis

Bestellung Bitte senden Sie mir ___ Ex. «GESCHICHTEN AUS DER MATTE» zum Preis von je CHF 29.– (inkl. MwSt. und Versandkosten). ISBN 978-3-03818-182-8

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Talon einsenden / faxen an: Werd & Weber Verlag AG, Gwattstrasse 144, 3645 Thun / Gwatt, Fax 033 336 55 56 oder bestellen Sie online oder per Mail: www.werdverlag.ch, mail@weberag.ch

Datum

Unterschrift


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