BärnLiebi Nr. 4, Winter 2018

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Bärn i e b i L

4/Winter 2018/CHF 14.–

Alles bleibt anders – Christine Lauterburg

Winterwanderung im Gantrischgebiet

Winterzeit ist Marktzeit

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DAS CHAOS

ERWARTET DICH! / VERNICHTET DICH!

Das Chaos erwatet dich! (Band 1)

Europa im Jahr 2050: Das Chaos erwartet dich! Diese spannende, futuristische Geschichte erzählt von einer abenteuerlichen Reise eines uralten Mannes durch ein gänzlich verändertes Europa. Dabei gerät er ins Visier sich bekämpfender Geheimdienste, brutaler Verbrecher, rücksichtsloser Ausbeuter, wahnsinniger Militäraktionen, modernster Medizin und wilder Medien auf einem geplünderten Planeten. Autor Fritz Kobi Umfang 494 Seiten, 13,5 × 20 cm, broschiert, Softcover Preis CHF 29.–

Das Chaos vernichtet dich! (Band 2)

Während im Band 1 (Das Chaos erwartet dich!) die vereinten skandinavischen Länder und Alpina sich bis 2050 mit nationalistischem Ethos zu hypertechnokratischen Republiken entwickelt haben, schildert der Band 2 den Zerfall der andere Teile Europas durch politisches, ökonomisches und soziales Chaos. Kleinkriege, Bandenterror, Ausbeutung, Massenzuwanderung und Umweltschäden führen zum Ende der Zivilisation. Autor Fritz Kobi Umfang 560 Seiten, 13,5 × 20 cm, broschiert, Softcover Preis CHF 29.–

Bestellung Bitte senden Sie mir ___ Ex. «Das Chaos erwatet dich! (Band 1)» und/oder ___ Ex. «Das Chaos vernichtet dich! (Band 2)» zum Preis von je CHF 29.– (inkl. MwSt. und Versandkosten). Band 1: ISBN 978-3-85932-945-4 Band 2: ISBN 978-3-85932-946-1

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Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Highlights:

Immer wenn ich aus der Ferne nach Bern zurückkehre, denke ich mir: «Hier ist es doch einfach am schönsten …» Es ist dieses Heimatgefühl, das ich bei meiner Rückkehr immer wie­ der empfinde, welches mich auch auf Reisen oft «Längizyt» haben lässt. Es verbindet mich immer und überall mit dieser wunderschönen Region. Die Stadt Bern liefert mit ihrer Schönheit eine beinahe un­ erreichbare Vorlage für andere Orte. Der Blick auf die blau-­ schimmernde Aare im Sonnenlicht oder auf die prägnante Silhouette des Münsters lässt die Ansprüche an andere Städte ins Unermessliche wachsen. Ob man sich nun im mediterranen Rom wiederfindet, im romantischen Paris oder im wilden Berlin – es ist «Bärn» welches wir lieben, das wir «gärn» haben. Doch warum weckt Bern in uns dieses Gefühl? Was macht seine Schönheit aus? Ob man auf dem Weg über die Nydeggbrücke bereits die imposante Ansicht der Altstadt erblickt oder im Rosengarten einen Moment verweilt – es ist eine Freude, unsere Bundesstadt in all ihrer Pracht zu betrachten. Falls man das Glück hat, die Stadt während der Abenddämmerung und dem Verschwinden der letzten Sonnenstrahlen zu erblicken, kann man sich ihrer Schönheit nicht mehr entziehen. Es ist in diesen Momenten, in denen einem wieder dieses Gefühl von Heimat erfasst. Wenn es nun bald richtig kalt wird und der erste Schnee nicht mehr weit ist, freuen wir uns wieder auf die sanfte Ruhe, die in der Bundesstadt einkehrt. Sei es beim Weihnachtsmarkt oder den vorweihnächtlichen Einkäufen, die Schneedecke lässt die Stadt in einem unver­ gleichlichen, romantischen Licht erscheinen. Die unzähligen Lichter der Stadt erhellen die langen Winternächte und wärmen auch in der kalten Jahreszeit die Strassen und G ­ ässchen.

Vor Weihnachten zeigt sich Bern von seiner schönsten Seite – die Gassen und Lauben der Zähringerstadt sind mit unzähligen Lichtern festlich geschmückt. Das Stadtbild wird in der Vorweih­ nachtszeit auch durch drei verschiedene Weihnachtsmärkte geprägt. Aber wo wird was angeboten und vor allem – wer steht hinter den Marktständen?

Wir sind der Geschichte des Bieres auf den Grund gegangen und unser Weg hat uns schliesslich ins Herz der Berner Altstadt geführt, wo im Alten Tram­ depot die Bierkultur nun schon seit 20 Jahren zelebriert wird.

Geniessen wir unser Bern, besonders auch in der Winterzeit. Mit besten Grüssen

ieren!

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Auch am Kiosk!

Das Gantrischgebiet lockt mit einer einzigartigen Naturlandschaft aus Wäldern, Seen, Bergen und einer Moorlandschaft von nationaler Bedeutung. Wie wär’s zum Beispiel mit einer winterlichen Rundwanderung auf dem Gurnigel, inklusive fantastischem Ausblick auf die schneebedeckte Gantrischkette und die Berner Oberländer Alpen? 3


EINBLICK

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120 Bärn, mir hei di gärn.

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Winter 6 Winterzeit ist Marktzeit 18 Winterwanderung im Gantrischgebiet 26 Weihnachtliche Tischdekoration Tradition 32 «Mys Käthi schmöckt nach Schoggola, es isch my Toblerone … » 38 Auf dem Weg des Bieres Tierwelten 48 Von Amsel bis Zwergfledermaus Aare-Liebi 56 Geschichten aus der Matte 64 Winterschwimmen in Bern Bärn-Persönlichkeiten 72 Thomas Bornhauser – «Ich hatte im Leben immer Glück» Gourmet 80 Die besten Vermicelles – auf süsser Entdeckungsreise in Berns Confiserien

Welt der Gewürze

Kultur

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Naturapotheke

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Nach der Premiere ist vor der Premiere

Sport und Outdoor Wenn ein Berner der Schnellste und Erste ist… Mit der Weltmeisterin auf Augenhöhe

Musik 110 Christine Lauterburg – Begegnung mit Housi Wittlin 118 120

Basteln & Backen Mandeln in alten Zuckerdosen Papiersterne

Kolumne 124 Tina Müller: Warten mit System Literatur 126 Buchtipps 128 Fritz Kobi und sein kreatives Chaos Geschichte 134 Wie ein amerikanischer Meisterspion in Bern Weltgeschichte schrieb 141

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Kreuzworträtsel

Bärndütsch 142 «Vom Landei zum Stadtschminggu» – Winter-Erinnerige 144 Veranstaltungen 146 Ausblick & Impressum 5


Winter

Winterzeit ist Marktzeit Lisa Inauen

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Bern Welcome, Lisa Inauen, zvg


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Vor Weihnachten zeigt sich Bern von seiner schönsten Seite – die Gassen und Lauben der Zähringerstadt sind mit unzähligen Lichtern festlich geschmückt. Das Stadtbild wird in der Vorweihnachtszeit auch durch drei verschiedene Weihnachtsmärkte geprägt. Aber wo wird was angeboten und vor allem – wer steht hinter den Marktständen?

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m liebsten ist mir die Däm­ merung – die vielen Lichter an den Ständen werden langsam sichtbar, der Duft von Glühwein liegt in der kühler werdenden Luft und die Markt­ besucher sind in Feierabendlaune», sagt Pia Hess. Seit 35 Jahren verkauft sie am Weih­

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nachtsmarkt auf dem Münsterplatz ihre Naturkosmetikprodukte, den ganzen De­ zember lang, sechs Tage pro Woche. Am siebten hat sie eine Aushilfe, die am Stand verkauft. An diesem Tag produziert sie neue Cremes, Parfums und Badezusätze. «Es ist eine sehr anstrengende, aber gleich­ zeitig auch schöne Zeit», erzählt sie.


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Bild oben: Die ganze Stadt präsentiert sich im Dezember in weihnächtlichem Glanz. Bild oben rechts: An den Märkten werden ­verschiedenste Artikel angeboten.

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Bild rechts: Vor dem Berner Münster findet im Dezember einer von drei Weihnachts­ märkten in der Stadt Bern statt.

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Winter

Winterwanderung im Gantrischgebiet Laura Scheidegger

Bern Welcome, Werner Scheidegger

Das Gantrischgebiet lockt mit einer einzigartigen Naturlandschaft aus Wäldern, Seen, Bergen und einer Moorlandschaft von nationaler Bedeutung. Dank der Nähe zu Bern ist der Naturpark Gantrisch zu jeder Jahreszeit ein beliebter Ausflugsort mit einer Vielzahl an Wanderungen für Gross und Klein. Wie wär’s zum Beispiel mit einer winterlichen Rundwanderung auf dem Gurnigel, inklusive fantastischem Ausblick auf die schneebedeckte Gantrischkette und die Berner Oberländer Alpen?

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Winter

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er Gurnigel hat sich in letz­ ter Zeit vor allem sportlich einen Namen gemacht. So beheimatet er einen Kletter­ steig, ist Austragungsort des bekannten Gurnigel-Bergrennens und zieht im Winter viele Ski- und Langlauffans an. Doch auch für weniger schnelle und ad­ renalingeladene Aktivitäten wie Wandern oder Schneeschuhlaufen ist die Region ein idealer Ausgangsort, auch durch ihre Nähe zur Hauptstadt. Mit dem Auto ist das ­Gurnigel Berghaus – der Start- und Zielort unserer Rundwanderung – in unter einer Stunde erreichbar. Die rund zweistündige Anfahrt mit dem öffentlichen Verkehr führt entweder über Freiburg und Plaffeien, über Schwarzenburg oder über Belp und Riggis­ berg.

WINTERWUNDERLAND MIT FERNSICHT Der Ausgangspunkt unserer Winterwande­ rung ist das Restaurant Gurnigel Berghaus. Von hier aus folgen wir den Wegweisern auf einem Naturpfad in den Wald. Mit ­einem einmaligen Blick auf die Gantrisch­ kette wandern wir am Fuss des Selibüel-­ Hügels vorbei. Das Selibüel ist zu dieser Jahreszeit auch für Schneeschuh-Touren sehr beliebt, nicht zuletzt wegen des fan­ tastischen Panoramas von den Gipfeln des Ochsen bis hin zum Gantrisch. Wer die Wanderung ein wenig anspruchsvoller ge­ stalten will, hat hier die Möglichkeit, einen Abstecher auf den Gipfel des Selibüel zu unternehmen. Für diese zusätzliche An­ strengung wird man reichlich belohnt, mit einer 360-Grad-Rundsicht von den schnee­ bedeckten Alpen bis hin zum weissen Jura. Nach einem kurzen Abstieg erreichen wir die Wasserscheidi, den Übergang zum Gur­ nigelpass. Hier reicht die Sicht an schönen Tagen bis hin zum Thunersee und der im­ posanten Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau. Wir wandern weiter und genies­ sen das Knirschen des Schnees unter unse­ ren Schuhen und bestaunen die einzigarti­ gen Eiskristalle, die sich an den Ästen und Zweigen der Bäume entlang des Weges ge­ bildet haben. Wir überqueren die Strasse und gehen nun stetig abwärts, in Richtung

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Seit 2012 ist das Gantrischgebiet als regio­ naler Naturpark ausgewiesen und stellt mit seiner zentralen Lage zwischen Bern, Thun und Freiburg ein beliebtes Naherholungs­ gebiet dar. Die Natur im Gantrisch- und Gurnigelgebiet ist gezeichnet von mehre­ ren Wasserscheiden zwischen den Flüssen Sense, Schwarzwasser und Gürbe sowie einigen, teils grossräumigen Hoch- und ­ Flachmooren. Hier findet sich eine der grössten zusammenhängenden Moorland­ schaften der nördlichen Alpen. Heute exis­ tieren in der Schweiz nur noch rund 10 % der ursprünglichen Moore und auch diese sind gefährdet. Daher sind Moorlandschaf­ ten, die von besonderer Schönheit und na­ tionaler Bedeutung sind, heutzutage auf ­Verfassungsebene geschützt.

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Die Sicht reicht an schönen Tagen bis hin zum Thunersee und der imposanten Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau.

EINE EINMALIGE MOORLANDSCHAFT

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Bild linke Seite oben: Der Aufstieg zum Gipfel des Selibüel lohnt sich.

Stiereberg. Von hier gelangen wir über eine leichte Steigung wieder zurück zum Gurni­ gel Berghaus. Die drei Kilometer lange Wanderung dauert bei gemütlichem Wan­ dertempo gute eineinhalb Stunden.

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Bild oben: An klaren Tagen reicht die Sicht bis zu den Oberländer Alpen.

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Tradition

Auf dem Weg des Bieres Iris Lengyel

Altes Tramdepot, Iris Lengyel, zvg

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Ob spritzig und fruchtig im Sommer oder etwas schwerer und währschafter im Winter – Bier kann man nicht nur zu jedem Anlass sondern auch zu jeder Jahreszeit trinken. Wir sind der Geschichte des Bieres auf den Grund gegangen und unser Weg hat uns schliesslich ins Herz der Berner Altstadt geführt, wo im Alten Tramdepot die Bierkultur nun schon seit 20 Jahren zelebriert wird.

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er Ursprung des Bieres geht zurück bis in die Zeit einer ersten Hochkultur und reicht räumlich bis ins ferne Mesopotamien. Das soge­ nannte «Blau Monument», ein Dioritrelief, welches auf 2700 v. Chr und 3100 v. Chr. datiert wird, belegt die Existenz von Bier schon zur Zeit der alten Sumerer. Auf ­diesem ältesten beschrifteten Kulturdenk­ mal sind nämlich zehn Mass Bier abgebil­ det. Um das Getreide damals haltbar zu ma­ chen, wurde es als Brei auf heissen Steinen

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zu einer Art Brot getrocknet. Um dieses harte Brot überhaupt essen zu können, wurde es in heissem Wasser aufgelöst und in Form einer Suppe getrunken. Die übrig gebliebene Flüssigkeit durchlief durch die vorhandenen Enzyme und die Hefe einen Gärprozess und so entstand aus der Suppe das erste Bier. Da vor allem Frauen für das Brotbacken verantwortlich waren, wurde die Braukunst derzeit meist von ihnen ver­ übt. Von den Sumerern zu den Akkadern: Unter dem akkadischen König Hammurabi wur­ den 1700 v. Chr. die ersten Gesetze zur


Tradition

Herstellung und zum Verkauf von Bier er­ lassen, auch Strafen für fehlbare Brauer: So wurde etwa wer sein Bier panschte in eben­ diesem Gebräu ertränkt. Vom Orient zum Okzident: Im Gegensatz zu den orientalischen Hochkulturen waren die Römer und Griechen Weintrinker. So gibt es eine Geschichte, wonach der Gott des Weines Dionysos aus den Ländern zwi­ schen den Flüssen Euphrat und Tigris geflo­ hen sei, weil die dortige Bevölkerung einem «Getreidegesöff» frönte. Da Bier auch als Mittel gegen Würmer verwendet wurde, galt es in jenen Kulturkreisen als Barbaren­ trank. Im angelsächsischen Raum dagegen wurde gerade hinter den Klosterwänden tüchtig Bier gebraut. Demnach g ­ ehörte es auch zum Alltag der Mönche, mindestens fünf Liter Bier zu trinken – alles andere als abstinent also. Und vom Altertum nun in die Neuzeit, ins Herz der Berner Altstadt: Wo früher ein ­Depot für das Tram vom Bärengraben zum

Bild linke Seite: Das Team der Brauerei: Mario Binggeli, Christian Stoiber und Matthias Koschahre (von links nach rechts).

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Bild rechte Seite oben: Christian Stoiber nimmt im Keller unter dem Klösterli Weincafe eine Whisky-Probe.

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Bild rechte Seite unten: Aussenansicht vom Restaurant Altes Tramdepot.

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Tierwelten

Von Amsel bis Zwergfledermaus Lisa Inauen

Lisa Inauen, zvg

Oft sieht man sie nur im Dunkel der Nacht oder sie bleiben ganz unbemerkt. Teilweise kann man sie aber auch tagsüber in Bern erspähen: Wildtiere. Mauern, Dächer, Hinterhöfe, Parks, Gärten oder Flussufer bieten verschiedenste Lebensräume für Tauben, Füchse, ­M arder, Fledermäuse oder Biber. Doch wie gestaltet sich dieses Zusammenleben zwischen Mensch und Tier im urbanen Raum?

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und 20 Tauben picken eifrig das Futter auf, das Christoph Zurbuchen auf der Kleinen Schanze ausgestreut hat. «Das ist einer der Problem­ plätze, da es hier in der Nähe keinen Tau­ benschlag gibt. Die meisten Tauben, die man hier sieht, wohnen in den Dächern der umliegenden Häuser», erläutert Christoph Zurbuchen. Der Tierpfleger ist wöchentlich auf «Taubentour» – nur eine von vielen ­Aufgaben, für die er im Tierpark Bern zu­ ständig ist. Mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Dählhölzlis sind mit der Taubenkontrolle der Stadt Bern beschäf­ tigt, die etwa einer Vollzeitstelle entspricht. Die Stadt erarbeitete 2010 ein Tauben­ konzept, um die Zahl der Tauben in der ­Innenstadt zu reduzieren, denn die Stadt­ tauben kennen im urbanen Raum kaum ­natürliche Feinde und können sich durch Littering, Fast-Food-Abfälle und Fütterung

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durch Stadtbewohner in wilden Tauben­ schlägen unkontrolliert vermehren. Vor 20 Jahren lebten noch 10 000 Tiere in der Stadt, heute sind es zwischen 1000 und 1500. «Die Kontrolle der Taubenpopulation schützt die historischen Gebäude in der ­A ltstadt, da Taubenkot grosse Schäden und damit hohe Kosten verursachen kann», so Zurbuchen.

ZNÜNI AUF DEM ZYTGLOGGE In den letzten Jahren wurden an ver­ schiedenen Standorten Taubenschläge ein­ gerichtet: In der Heiliggeistkirche, im Müns­ter, im Zytglogge, im Tierpark sowie beim Zentrum Paul Klee. In den meist hoch gelegenen Taubenschlägen werden die Tauben dreimal wöchentlich mit einer ­Körner- und Samenmischung gefüttert, zu­ dem können sie dort nisten und über­ nachten. «Mit der Fütterung wird für die Tauben ein Anreiz geschaffen, die Schläge aufzusuchen. Dort können sie einfach ein­


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Bild rechts: Auf der kleinen Schanze, einem der Problemplätze, füttert Christoph Zurbuchen die Stadttauben.

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Christoph Zurbuchen putzt die Tauben­ schläge gründlich, entfernt Kot aus den Nestern, die sich in Kästen an der Wand be­ finden. Die meisten Tauben haben den Schlag verlassen, die brütenden Tauben

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Bild links: Christoph Zurbuchen geniesst die Aussicht vom Zytglogge-­Turm, in dem sich ein Taubenschlag befindet.

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gefangen werden. Wir beringen, impfen, chippen, endoskopieren und sterilisieren die männlichen Tauben», erzählt Zurbu­ chen. Die Tauben erhalten artgerechtes und gesundes Futter: «Leider gibt es noch immer Stadtbewohnerinnen und Stadt­ bewohner, die glauben, die Tauben füttern zu müssen und ihnen damit etwas Gutes zu tun – ein Irrglaube!» An Problemplätzen werden Tauben gefüttert und wilde Exemp­ lare – erkennbar an fehlender Beringung am Fuss – eingefangen. «Wir bringen die eingefangenen Tauben ins Dählhölzli, wo unser Tierarzt sie untersucht. Danach wer­ den sie wieder freigelassen.» Die Gesund­ heit der Tiere verringert das Risiko der Übertragung von Krankheiten.

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Tierwelten

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Aare-Liebi

Winterschwimmen in Bern Iris Lengyel

Es gibt sie tatsächlich, Menschen die sogar bei Temperaturen um den Nullpunkt im See oder Fluss schwimmen und dabei von Glücksgefühlen überschwemmt werden. Angeblich schlafen sie auch besser, werden kaum krank und haben generell weniger kalt. Es gibt sie auch in Bern, wo sie sich während den Wintermonaten zweimal wöchentlich zum gemeinsamen Aareschwumm treffen.

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Sport und Outdoor

Wenn ein Berner der Schnellste und Erste ist ‌ Thomas Bornhauser

erfolgswelle AG

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Sport und Outdoor

Es gibt Menschen, die lernt man wohl deshalb nur bei aussergewöhnlichen Situationen kennen, weil sie … aussergewöhnlich sind. Mit Marc Hauser war das nicht anders. Er ist letztes Jahr als erster Mensch überhaupt in den Jetstream gesprungen, in Australien. Zum ersten Mal sind wir beide uns auf zwei nebeneinanderstehenden Crosstrainern begegnet – aber nicht etwa in einem hochmodernen Fitnesszentrum, sondern in einem zum Fitnessraum umgebauten ehemaligen Kuhstall in Wohlen. Bild linke Seite: Noch ganz entspannt im Training in Spanien. Bild rechte Seite: Höchste Konzentration vor dem Abheben in den Jetstream.

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Wie merkt der sympathische und beschei­ dene Berner, ob er schnell unterwegs ist? «Während eines Fluges spüre ich am Körper einen starken Luftstrom, der am Ober­ körper beginnt und sich Richtung meiner Beine bewegt.» Verlässt dieser Luftstrom

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Nun aber zum Skydiving: Beim «Speed ­Tracking» springt man aus einem Flugzeug oder einem Ballon. Danach gilt es, Horizon­ talgeschwindigkeit aufzunehmen, indem

OPTIMAL VORBEREITET

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Weshalb denn überhaupt Fliegen? «Weil es seit meiner Kindheit ein Traum war», sagt Marc Hauser, «mit 18 begann ich mit dem Segelfliegen, bald darauf mit dem Fall­ schirmspringen. Danach folgten Motorflug und Akrobatik. Hauptsache Fliegen!» Das Erstaunliche: Der Mann leidet seit jeher unter Höhenangst.

Die normale Fallgeschwindigkeit beim Menschen liegt des Luftwiderstandes we­ gen bei ungefähr 200 km/h. Marc Hauser aber schafft über 300 km/h im Vorwärts­ flug, er hält auch den Weltrekord mit 304 km/h. Wie geht das genau? «Mit ge­ streckten Armen und Beinen versuche ich, ein möglichst hohes Tempo über Grund zu erreichen, ich mache also meinen eigenen Körper zum Fluggerät.» Anders als beim Wingsuit-Fliegen verwendet Hauser keine Zusatzflügel, er springt in einem normalen Kombi.

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HAUPTSACHE FLIEGEN

man sich nicht einfach wie ein Fallschirm­ springer nach unten fallen lässt, sondern bewegt sich in einem ungefähr 45-Grad-­ Winkel vorwärts und gleitet sozusagen auf einem Luftteppich dahin. Also «Grings vo­ raa», wie bei einem Seemanns-Kopfsprung.

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arc Hauser ist Skydiver. Zu sehen auf www.speed-­ tracking.com. Ihnen sagt der Begriff nichts? Keine Angst, ich hatte bei unse­ rer ersten Begegnung auch keine Ahnung davon. Hier deshalb der Versuch einer ­äusseren Annäherung: 47 Jahre alt, zwei Meter gross, 110 kg schwer, Modellathlet (jaja, dazu reicht ein umgebauter Kuhstall), Vater von zwei erwachsenen Töchtern, ­Unternehmer, Abenteurer, Vortragsredner (www.erfolgswelle.ch).

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AUSBLICK FRÜHLINGSERWACHEN IN BERN – VON RAUPEN ZU SCHMETTERLINGEN

IMPRESSUM

Sommervögel künden die warmen Temperaturen an und verzaubern unsere Gärten. Welche einheimische Arten gibt es in der Region Bern? Wie sieht der Prozess vom Ei zur Raupe über die Puppe bis hin zum Falter aus? Wie können wir den schönen Schmetterlingen einen Lebensraum schaffen, ohne dass die Raupen unseren Gärten schaden?

HERAUSGEBER: Werd & Weber Verlag AG KONZEPT, REALISATION, COPYRIGHT: Werd & Weber Verlag AG Gwattstrasse 144, 3645 Thun Tel. 033 336 55 55, Fax 033 336 55 56 www.baern-liebi.ch mail@baern-liebi.ch LEITUNG: Annette Weber, a.weber@ weberag.ch AUTOREN: Thomas Bornhauser, Robert Bösiger, Peter Brechbühl, Alain Diezig, Lisa Inauen, Iris Lengyel, Hanspeter Möri, Tina Müller, Laura Scheidegger, Peter Schibli, Regula Tanner, Hans Markus Tschirren

MIT DEM VELO FÜNFMAL UM DIE ERDE

MENSCH, TIER! Tierschutz und Rechte für Tiere sind in aller Munde. Vermutlich wurde niemals zuvor so viel, so eingehend, so schnell, demokratisch und dogmatisch über Tierschutz diskutiert wie heute. Einer­ seits ist der moralisch integre Tierschutz­ gedanke heute Allgemeingut. Anderseits brauchen wir aber eine niemals dagewe­ sene Zahl von Tieren für unsere Zwecke. Haben wir uns den Tieren entfremdet? Ist unsere Tierliebe eine Projektion unserer Vorstellungen eines humanen Lebens auf die Tiere? Diesen Fragen geht Bernd Schildger, Direktor des Tierparks Dählhölzli, auf den Grund.

Wie man im Berndeutschen zu sagen pflegt: «Es isch e verruckte Cheib». Gemeint ist Sergio De-­ Maddalena aus Wabern. Jedes Jahr bricht er zu einer grossen Velotour auf. Und bei ihm heisst gross: Mehrere Tausend Kilometer. Heuer feiert er sozusagen sein 50. Velo-­ Jahr. Ganz so nebenbei hat er kürzlich die zehnte CD mit seiner Flamenco-­Rockband Band ­«Melrose» veröffentlicht, zudem ist er Spezialist für Grossveran­ staltungen. Portrait eines «very special one».

WEITERE THEMEN Heitere Fahne – Das etwas andere Kulturlokal Fitness im Kuhstall Berner Fundbüros Alexandra Hertig Tina Müllers Kolumne Naturapotheke

Die nächste BärnLiebi erscheint Anfang März 2019. 100

FOTOS: Altes Tramdepot, Bern Welcome, bildfabrik.ch, Thomas Bornhauser, Alain Diezig, erfolgswelle AG, Familienalben Lauterburg, Alexandra Hertig, Lisa Inauen, Fritz Kobi, Iris Lengyel, Hanspeter Möri, Christian Roth, Nina Ruosch, Peter Schibli, Laura Scheidegger, Werner Scheidegger LAYOUT / GRAFIK: Milena Portenier BILDBEARBEITUNG: Adrian Aellig LEKTORAT: Lisa Inauen, Iris Lengyel, Laura Scheidegger KORREKTORAT: Lars Wyss INSERATE: Iris Lengyel, i.lengyel@ weberag.ch AUFLAGE: 10 000 Exemplare ERSCHEINUNGSWEISE: 4× jährlich, jeweils Ende März, Juni, September und Dezember VERTEILUNG: Abonnenten, Kioskbesucher, Anwohner entlang der Aare, VIPs ABONNEMENTSPREISE: 1 Jahr mit 4 Ausgaben CHF 48.– (inkl. 2,5 % MwSt.) 2 Jahre mit 8 Ausgaben CHF 89.– (inkl. 2,5 % MwSt.) ISSN-NUMMER: 2571-8126 Der Nachdruck sämtlicher Artikel und Illustrationen ist verboten. KONTAKT / ABOSERVICE: Telefon 033 336 55 55, Fax 033 336 55 56 oder mail@baern-liebi.ch, www.baern-liebi.ch


ALLES BLEIBT ANDERS CHRISTINE LAUTERBURG

Für viele war und ist die Berner Schauspielerin, Musikerin und Jodlerin Christine Lauterburg ein Paradiesvogel sondergleichen. Ihre Musik vereinigt Elemente von Volksmusik, Folk, Pop, Techno, Chanson und Worldmusik. Christine Lauterburgs Schaffen, ihre Originalität, ihr Talent, ihre Authentizität polarisieren. Im Zentrum des Buchs stehen Begegnungen von Christine Lauterburg mit 25 ehemaligen und aktuellen Weggefährten; das Spektrum reicht von ihrer Mutter über ihren ersten Ehemann, den Schauspieler Max Rüdlinger, und weitere Persönlichkeiten aus der Welt der Unterhaltung und der Musik bis hin zu prägenden Politikern. Daneben werden Lauterburgs Leben, ihre Stationen, ihre Erfolge und Schicksalsschläge beleuchtet. Autor Robert Bösiger Fotograf Christian Roth Umfang 336 Seiten, 16,4 × 23,5 cm gebunden, Hardcover Mit 119 Abbildungen, inkl. Musik-CD, ISBN 978-3-85932-936-2 CHF 39.–

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GESCHICHTEN AUS DER

MATTE

Vier Wirtshäuser, drei Bäckereien, zwei Metzger und einen Schmied gab es in der Mitte des letzten Jahrhunderts in der Matte. In diesem einzigartigen Stadtteil der Stadt Bern lebten die Mätteler ihr eigenes Leben: Die Matte war ein Dorf in der Stadt – geprägt von der Aare, oftmals vom Kampf gegen die Armut – und doch ein Ort mit einem grossen Zusammenhalt. Alte Mattebewohner erinnern sich in kurzen Alltagsgeschichten an diese Zeit und erzählen von ihren ersten Zigaretten, Streichen mit Schwarzpulver und Mutproben mit den «Gröpple», den kleinen Fischen aus dem Mattebach. Fotos aus jener Zeit und Impressionen von heute bebildern diese reizvollen Geschichten. Sie sind kurzweilig, amüsant und werden bei vielen Lesern Erinnerungen an die eigene Kindheit wecken. Autor Hans Markus Tschirren Umfang 176 Seiten, 16,4 × 23,5 cm, gebunden Hardcover Mit 92 Abbildungen CHF 29.– Preis

Bestellung Bitte senden Sie mir ___ Ex. «GESCHICHTEN AUS DER MATTE» zum Preis von je CHF 29.– (inkl. MwSt. und Versandkosten). ISBN 978-3-03818-182-8

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